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Auch heute noch ist das behäbige Bernerdorf, das seine grossdachigen Häuser
stattlich über den saftiggrünen Grund eines Wiesentales ausbreitet, seiner
Gärten wegen bekannt und vielgepriesen. Diese zeigen nicht etwa bäurischen
Charakter, vielmehr erscheinen sie vornehm abgemessen und haben einen
herrschaftlichen Anstrich, der überall das Wirken des Berufsgärtners verrät. Das
war jedoch nicht immer so. Es gab eine Zeit, wo das Dorf noch keinen Gärtner
besass, wo man noch nichts wusste von englischem Rasen, blendenden Kieswegen und
Wasserkünsten, wo die Gärten zwar minder elegant und kühl ausgezirkelt
erschienen, aber doch nicht von geringerer Schönheit; denn damals nahm ihr
rühmlicher Ruf seinen Ursprung. Bäurisch heimelig, von einem wundersamen
Reichtum der Farben und Düfte waren sie damals, und von den letzten sonnigen
Märztagen bis zu den ersten Herbststürmen gab es darin des Summens und
Zwitscherns kein Ende. Diese innige Pracht aber war einem alten Weibe zu
verdanken — heute ist es tot, und seine Arbeit ist in kalte Berufshand
übergegangen — dem Jätvreni. Das war ein sonderbarer Mensch, dem von der Anmut
seiner Gärten wenig genug anzuhaften schien. Eine starre verschlossene Frau, in
sich gekehrt und ohne Freundlichkeit, mit einem Gemüt, in dem Hass und Liebe
gleich üppig wucherten. Um die Menschen kümmerte sie sich kaum; aber für eines
jeden Garten hatte sie ein wachsames Auge und ein mütterliches Herz. Sie
erschien ungerufen, wo ihre Arbeit
Eigentlich hätte man also das Jätvreni ebensogut Gärtnervreni nennen können, da ihm jegliche Pflege des Blumengartens anvertraut war; aber beim Jäten kam seine Besonderheit am stärksten zum Ausdruck. Das hatte ihm den Übernamen eingebracht, und es trug ihn auch mit einem gewissen Stolz als einen Ehrentitel, da er denjenigen Teil seiner Arbeit nannte, dem es seine grösste Liebe und Kunst widmete.
Es war etwas gar Eigenes, dem Jätvreni zuzusehen, wenn es seinem Lieblingswerk
oblag, und nie konnte einem die Nichtigkeit jener Rede von der Niedertracht
gewisser Arbeit besser zum Bewusstsein kommen und die Wahrheit, dass es beim
Menschen allein liegt, ein Werk zu adeln oder herabzuziehen, als wenn man sah,
wie diese alte Frau mit Leidenschaft und Kraft und mit einem gewissen
grossartigen Pathos ihre Jätarbeit verrichtete. Freilich auch etwas
Geheimnisvolles und Unheimliches war an ihr, wenn sie, die gekrümmte schwere
Gestalt langsam auf ihren Knieen vorwärtsschiebend, mit starken Händen dem
Unkraut zu Leibe ging und wenn dann die grauen Augen unter den wild
zusammengewachsenen Brauen funkelten und der eingezogene Mund dumpfe Worte
murmelte. Fast beängstigend aber war es, wenn man die dunkeln Reden belauschte
und vernahm, wie die Alte mit Unkraut und Blumen Zwiesprache hielt, nicht
Aber diese grossen Hände konnten auch zart und behutsam tun, und die Stimme konnte weich sein, mit einem tröstlichen und mütterlichen Klang, so besonders, wenn unter dem Jätkraut der feine Erdrauch sich fand: „Verzeih’s Gott, du armes Kindlein, dass ich dich nehmen muss! Bist schön und zart wie ein Seelchen. Deine Blätter sind fein wie Eisblumen und die Blümchen wie ein Räuchlein im Morgenrot. Du bist schön, an dir ist kein Arg; leicht könntest du unter den fürnehmen Blumen stehen und wärst der Schönsten eine, wenn-du einen stolzen Namen und noble Herkunft hättest; aber so bist auf dem Wege erwachsen und darum verachtet und ausgeschieden. Aber wart, mein Erdräuchlein, arms Kindlein, wie steht da geschrieben? Die Ersten sollen die Letzten sein, und die Letzten sollen die Ersten sein, und du wirst bald eingehen in den Ort, wo ist Seligkeit und Friede, und wirst dich freuen und lobsingen!“
Dieser Ort der Seligkeit aber war Jätvrenis Heimen. Ein winziges Häuschen an der
Waldecke, braun und geduckt, mit klaren Scheiben, mit einem Ziegenstall
hinterwärts nach dem magern Baumgarten und dem
Allein, nicht einem jeden erlaubte das Jätvreni, solches zu tun; denn seinen
Glockenkaktus hütete es eifersüchtig wie einen Schatz, und wenn man ihn
bewundernd lobte, kam jedesmal ein triumphierendes Lachen in das alte Gesicht,
und sie sagte mit feierlichem Worte: „Ja, ja, der Stein, den die Bauleute
verworfen, ist zum Eckstein geworden!“ Das aber war eine Anspielung auf die
Herkunft des Stockes. Aus einem armseligen Pflänzlein, das eine der undankbaren
Pflege überdrüssige Hausfrau von ihrem Blumensteg verbannt und dem Jätvreni um
einen halben Taglohn zugeschoben hatte, war der glänzende Glockenkaktus
Ja, mehr als des Jätvrenis seltsames Wesen, mehr gar als sein Unkrautgarten war
es die übermässige, eifersüchtige Liebe zu dem Jungen, welche die Leute zu der
Meinung brachte, dass es nicht ganz richtig sei bei der Alten. Indessen trug ihr
keiner ihre Narrheit nach, und keiner hatte einen Spott für sie, dieweil sie
ihre Arbeit tüchtig und billig verrichtete, sich und den Jungen ohne Schulden
durchbrachte und die unpassend wackern Kleider des Knaben, der einherging wie
ein richtiger Bauernsohn, dem eigenen Munde absparte. Und dann konnte man die
hülfreiche Frau gar zu gut brauchen, als dass man es mit ihr hätte verderben
wollen. Die braunen, samtnen Wege der Gärten, die köstlich entwickelte, von
keinem Unkraut belästigte Blumenpracht, schliesslich auch die gut instand
gehaltenen Rohrsessel und Körbe und die herrlich warmen Endefinken, in denen der
Fuss so wohlig versank, dass man die Behaglichkeit des Daseins doppelt innig
empfand, das alles redete laut und eindringlich genug von Jätvrenis
segensreichem Wirken im Sommer und Winter. Dann aber war da noch etwas
Besonderes, ein gewisses ehrfürchtiges Gefühl, was dazu beitrug,
Zwar vom Glück hatte das Jätvreni Zeit seines Lebens nie viel zu spüren bekommen.
Vom Augenblicke an, da sich der Barthlome Marbot, sein Mann, im eiskalten Wasser
der Kanalbaute den Bluthusten geholt, hatte sich die Sorge im Waldhäuschen breit
niedergelassen und für bleibend eingerichtet. Denn als der Mann sein noch junges
Leben ausgehustet hatte, hinterliess er seinem Weibe nichts als ein
verschuldetes Heimen und ein kaum jähriges Mägdlein, das so schwach und
hinfällig war, dass niemand an sein Aufkommen glaubte. Nur das Jätvreni hatte
daran geglaubt und das zarte Pflänzlein mit der ganzen Hingabe und angstvollen
Liebe, der ihr heisses Herz fähig war, gepflegt. Und ihr guter Glaube und ihre
glückliche Hand behielten recht. Das kleine Vreneli blieb am Leben und wuchs
auf, und wenn es auch immer zart und durchsichtig blieb wie ein Erdräuchlein, so
erreichte es doch sein achtzehntes Jahr ohne Störung und ohne dass das Erbe
seines armen Vaters sich an ihm gezeigt hätte. Und was ihm an Kraft abging, das
ersetzte ihm seine Schönheit, die von einer stillen und innigen Art war, und
seine Reinheit und Herzensgüte, die vernehmbar aus den grossen grauen Augen
sprachen. Damals erlebte das Waldhäuschen seine holden Zeiten; denn wenn das
Jätvreni tagsüber seiner Arbeit nachging, so schaltete derweilen das blonde
Vreneli im kleinen Haus und Garten, brachte zu der gewohnten Reinlichkeit die
Schönheit und setzte der Sehnsucht
Es kam ein Tag, wo das Vreneli mit verwirrtem und freudig erregtem Herzen sich dessen bewusst war, wo es entdeckte, dass der junge Sonnmattbauer nicht nur der Blumen wegen täglich am Gärtchen sich aufhielt, und wo ihm aus den strahlenden blauen Augen des Jünglings ein Wissen kam, das ihm die ganze Welt zum Paradiese umschuf. Und der Tag kam auch, wo andere dies bemerkten, und ganz zuletzt entdeckte es auch das Jätvreni. Aber da waren die Paradiesespforten schon zugefallen, und der armen Mutter gingen die Augen über ein zerstörtes Glück und ein zerstörtes Leben auf. Was half es, dass sie mit ihrer ganzen Kraft um dieses Glück und dieses Leben kämpfte — ein schlimmes Wort des alten Sonnmattbauers und die Hochzeit des jungen mit einer reichen Bauerntochter waren die Antwort auf alle Bitten, Drohungen und Erniedrigungen.
Daraufhin ward es still im Waldhäuschen. Der Garten verwucherte, die Fenstersimse
wurden kahl,
Von da her hatte das Jätvreni sein starres, geheim nisvolles Wesen, und der
kleine Hans Barthlome konnte zusehen, wie nach und nach im Gärtchen die
farbenfrohen Blumen dem schlichten Unkraut Platz machten. Indessen kümmerte ihn
dies wenig; sein Sinn war nach der andern Seite des Häuschens gerichtet,
dorthin, wo die fruchttragenden Obstbäume standen und die Ziege kauend zwischen
den Stämmen hin und wieder ging, und weiter hinauf, nach der Waldlücke am
Eichenberg, wo die wuchtigen Schläge der Holzhauer so lustigen Klang gaben und
wo der Blick rings über die herrlich gebreiteten Felder frei war und man auf
braunem Acker den Pflug wandern sah. Er wuchs auf wie eine junge Eiche, stetig
und stark, und was der Sonnmattbauer so starr geleugnet hatte, das war bald an
des Buben blondem Kraushaar und den strahlenden blauen Augen offenbar geworden.
Sonst wäre der alte Bauer wohl kaum eines Abends ins Waldhäuschen gegangen mit
einem Anerbieten, das weniger seiner Zusammenhäbigkeit als der Angst vor dem
kleinen Krauskopf entsprach, für dessen Wegzug aus dem Dorfe ihm kein Preis zu
hoch war. Aber da musste er es erleben, dass ein armes Weib für seinen Stolz und
seine Rache noch mehr wagt als ein reicher Bauer für seinen guten Namen, und als
er verdutzt und geschmäht wie ein‘ geschlagener Hund das arme Häuschen verliess,
wusste er, dass er dieses Ärgernis Zeit seines Lebens nicht loswerden würde,
An der Grossmutter Handwerk zeigte der Hans Barthlome wenig Freude, und selten hielt er es lange neben ihr aus in den engen Gartenwegen; wenn aber irgendwo ein Pflug die dunkle Erde durchwühlte oder eine Sense im morgenfeuchten Grase rauschte, da war der Kleine dabei, und hinter jedem Pferd und jedem Rind lief er her, kaum dass er recht auf den eigenen Füssen stehen konnte. Die Grossmuiter liess ihn gewähren und gönnte ihm seine Bauernlust; nur als sie ihn einmal über den Wiesensteg nach dem grossen Kornfeld hinüberlaufen sah, wo des Sonnmattbauern Knechte eben beim Garbenbinden waren, rief sie ihn mit barschen Worten zurück und nahm ihm das heilige Versprechen ab, nie mehr das Brückchen zu überschreiten, das die Waldmatte mit der Sonnmattwiese verband.
Von da her blieb dem Knaben eine Sehnsucht im Herzen zurück, und alle seine
kindlichen Wünsche schwärmten um die verbotene Herrlichkeit des stolzen Hofes,
dessen entlegenste Wiese nur durch einen kleinen Bach von der Grossmutter
Bohnenplätz getrennt war. Und einmal im Frühjahr, als er einen ganzen Tag allein
zu Hause bleiben musste, wurde die Versuchung übermächtig, und weil er nicht
über die Brücke gehen durfte, lief er dem Bächlein nach, bis er zu einer
seichten Stelle kam, wo er durchwaten konnte. Einmal drüben, ging es vorwärts
mit leichten Füssen über saftgrüne Wässermatten, in denen die
Mit bangem Herzklopfen drückte sich der Knabe hinter den granitenen Brunnenstock,
sodass die weissen Pfauentauben, die sich radschlagend darauf niedergelassen
hatten, erschreckt davonflogen. Aber die Knechte nahmen seiner nicht wahr, und
als sie aus dem Stall zwei Pferde herausholten und sie an den Wagen spannten,
schlich er sich unbemerkt zu den Stalltüren und blickte hinein. Da standen die
glänzenden Pferde Seite an Seite in langer Reihe, warfen die Köpfe hoch und
schlugen mit den Schwänzen, dass es knisterte und dem Buben vor Lust ein
Jauchzer in den Hals stieg, den er nur mit Mühe unterdrücken konnte. Auf der
andern Seite aber waren die Kühe fast so sauber und glänzend wie die Pferde, sie
frassen aus blanker Krippe das reichliche Heu, dass ihnen links und rechts das
Wasser von den Lefzen tropfte, und weiter hinten standen neue und immer wieder
andere, dass dem Hans Barthlome das Zählen verging und er meinte, gewiss seien
da soviel Rinder beisammen wie am heiligen Sonntag Leute in der Kirche. Dann
aber
Hans Barthlome wollte sich ihr zutraulich nähern, um ihr bei der seltsamen Arbeit zuzusehen; wie aber die Frau ihn erblickte, fuhr ihr ein arger Schreck übers Gesicht: „Um Gottes willen, Bub, was tust du da! Gleich machst, dass du fortkommst; das fehlte noch, dass der alte Bauer dich sähe!“ Gleichzeitig tönte von der Scheune her eine strenge Befehlsstimme, und die Glocke im Türmchen gab hellen Laut, um von fernher die Knechte zum Mittagessen herbeizurufen. Da stieg die heisse Angst in dem Buben auf, und er rannte davon, dass ihm die Sohlen brannten; aber schneller noch als die Füsse jagte das bange Herz, sodass dem Kleinen die Augen flimmerten und die Ohren rauschten, als ob sich die rauhe Stimme des Bauern darin verfangen hätte.
Wie unendlich weit schien der Weg bis zum Bach, und war es denn möglich, dass er
diese ungeheure Strecke kurz zuvor so leichtsinnig zurückgelegt hatte? Und kamen
sie nicht alle hinter ihm drein, der Bauer und die Knechte und die alte Magd?
Und war da nicht eine Hand, die ihn packen wollte? Aber schliesslich war doch
der Bach erreicht, und als Hans Barthlome über die Brücke zurückblickte, sah er
hinter sich still und wohlgemut die grüne Wiese liegen, und die helle Sonne war
darüber. Vor ihm aber stand das Waldhäuschen, und die kleinen dürftigen Fenster
sahen
Von da an war die Sonnmatt vor den Füssen des kleinen Hans Barthlome sicher, nicht aber vor seinen Gedanken. Die kreisten nach wie vor um das verbotene Land, und wenn sie früher Neugier geleitet hatte, so wurden sie jetzt von banger Angst und wilden Fragen getrieben. Das herrliche Bild von dem stolzen Hofe jedoch blieb tief in der kindlichen Seele eingebrannt, und die Farben wurden nicht blasser mit der Zeit, sondern gewannen noch an Helligkeit und Pracht.
Von alledem ahnte das Jätvreni nichts. Der Junge wusste zu schweigen, und das war
nicht schwer neben der Alten, die sich lieber in dunkeln Reden als in lebendiger
Zwiesprache erging. Wohl war Hans Barthlome das Ziel all ihrer stillen und
lauten Gedanken, aber diese gruben nicht in der Seele des Knaben. Als heisse
Wünsche taumelten sie um ihn und trieben an seiner Kraft wie der glühende Atem
des Föhn an der jungen Saat. Seitdem sie des alten Sonnmattbauern Furcht vor dem
Jungen erkannt hatte, war ihr klar geworden; dass der Bub auserwählt sei, um
alle Schmach und alles Elend, das die Sonnmatt über das Waldhäuschen gebracht,
zu rächen. Nicht durch eigene Taten — soviel hatte das Jätvreni in seinem
zerdrückten Leben gelernt, dass kein Armer sich an einem Reichen rächen kann —
sondern in einem höhern Sinn. Die Marbotin war immer eine eifrige Bibelleserın
Hans Barthlome aber entwickelte sich wie ein Baum auf Freiland, ward stark und
klug und eilte seinen Altersgenossen voran wie der Edelhengst den Ackergäulen,
und als er im Konfirmandenzug zur Kirche ging, zeigte es sich, dass er nicht nur
der Grösste, sondern auch der Schönste unter der jungen Schar war. An diesem
Charfreitag hatten Jätvrenis Wünsche ihr erstes Ziel erreicht; denn lebendiger
als alle bewundernden Worte, die da und dort in der neugierigen Menge über den
flotten Burschen laut wurden, war ihr der Blick des Sonnmattbauers ins Herz
gegangen, den er dem jungen Hans Barthlome nachsandte, als dieser breitschultrig
und hoch die Stufen zum Taufstein emporstieg, um seinen Spruch entgegenzunehmen.
Alle nagende Reue und alles heisse Verlangen, die das Jätvreni seinem
Widersacher ins Herz
Dies nahm seinen Anfang, während das Jätvreni ahnungslos unter den alten breitästigen Kastanienbäumen des Kirchhofes sass und auf seinen Buben wartete, der drinnen in der Kirche zum erstenmal an den Tisch des Herrn trat. Ganz still sass die Alte auf der breiten Steinbank und horchte auf die verlorenen Orgeltöne, die zu ihr herausdrangen. Um sie her lag die helle Frühlingssonne und zog aus Jätvrenis verlegenem schwarzem Kleid, das alt und modrig roch, die schäbigrötlichen Stellen hervor. Die Alte sog den müden Geruch des Kleides ein, strich mit der grossen Hand über die abgetragenen Stellen und dachte an alles Leid, das sie in diesem Kleide erlebt, und wie es nun doch noch einen frohen Tag sehen durfte. Sie dachte auch daran, dass dies einst ihr Nachtmahlkleid gewesen und dass sie seit Vrenelis Tod nie mehr den Weg zum Tisch des Herrn gefunden hatte, seit die Worte von Verzeihung und Versöhnung für das Jätvreni keinen Sinn mehr hatten.
Auch heute war sie nach der Predigt hinausgegangen;
Derweil sass Hans Barthlome drinnen in der Kirche allein auf seinem Plätzchen,
von den andern getrennt, wie einer, den man aus einer Gemeinschaft
ausgeschlossen hat; denn als die Grossmutter mit den übrigen Predigtgängern die
Kirche verlassen hatte und die jungen Kommunikanten von ihren Angehörigen nach
vorn geführt worden waren, wo der Abendmahlstisch stand, war er sitzen
geblieben, halb aus Scheu — denn die Heiligkeit der Stunde lastete auf ihm —
halb aus Trotz, da niemand sich um ihn kümmerte und er sich keinem aufdrängen
wollte. Nun sass er da, trübsinnig, und starrte auf die leeren Bankreihen, die
ihn von der feierlichen Gemeinde trennten, und da war es, dass ein Gedanke über
ihn kam, grausam und übermächtig, dass es ihm den Atem verschlug und das Wasser
in die Augen trieb, der
Da plötzlich war es still. Die Orgel schwieg, und eine ruhige kühle Stimme hub
an. Das war wie frischer Luftstrom und tiefes Atemholen. Der Knabe richtete sich
auf. War das nicht die Kirche, in der er
Die Orgel setzte wieder ein, diesmal zart und geheimnisvoll wie Engelstimmen, und
Hans Barthlome
Mit vor Andacht scheuen Blicken folgte er den Mannen. Soeben schritt ein alter
Bauer die Stufen empor, und es war ehrfürchtig zu sehen, wie die Sonne auf dem
weissen Scheitel glänzte. Nun trat er an den heiligen Tisch, nun musste das
Grosse geschehen. Kaum wagte der Knabe die Augen zu heben; denn ihm bangte fast
vor dem Wunder dieser in göttliche Geheimnisse gehüllten Handlung. Unsicher, wie
verschleiert gingen die Blicke dorthin, wo die Keichhalter standen. Aber,
Herrgott, was war das! Ein Stich fuhr ihm durch die Brust, dass er sich
zusammenkrümmen musste — der dort stand und den heiligen Becher dem Alten bot,
das war ja der Sonnmattbauer, war der Mensch, der seine Mutter ins Grab gebracht
und ihn verleugnet und verstossen hatte. So war denn alles Trug und Falschheit
und das heilige Abendmahl selbst ein Gaukelspiel; denn wie könnte es sonst
geschehen, dass der dort das geweihte Gefäss halten konnte, ohne dass es ihm zu
Feuer wurde zwischen den schändlichen Händen, und
Aber was war das, dass plötzlich ein Schauer über ihn ging, dass sich die
geballte Hand ihm löste und zitternd nach dem Kelch griff? War ein göttliches
Wunder an ihm geschehen oder hatte die Kraft allein in dem stillen, festen
Blicke gelegen, der dem seinen entgegenkam und ihn umfasste wie eine starke
gütige Hand? War es die himmlische Liebe, die mit der heiligen Speise in ihn
drang und ihm alles in neuen Farben zeigte, oder war, es ein menschliches
Gefühl, von menschlicher Kraft erweckt, das ihn plötzlich erfüllte und ihm eine
Welt zeigen wollte, wo Güte und
Als die Kirchentüre sich öffnete und das harrende Jätvreni unter den schwarzgekleideten Menschen seinen Buben über die breite Kirchentreppe herunterkommen sah, da klopfte der Alten das Herz vor Freude. Gerade so, wie sie ihn erwartet, trat er ihr entgegen, stark und stolz, und es war, als ob die Sonne, die durch sein Kraushaar blitzte, auch in seinen Augen sich verfangen hätte. Und als sie sah, wie die Leute ihm nachschauten und zusammen flüsterten, wiegte sie bedeutsam den Kopf hin und her, und die eingezogenen Lippen murmelten ein übers andere Mal: „Der Stein, den die Bauleute verworfen, ist zum Eckstein geworden.“
War ein göttliches Wunder an ihm geschehen oder hatte er etwas Menschliches
erlebt? Hans Barthlome staunte und staunte, wie er. am Nachmittag einsam zur
Waldlücke am Eichenberg hinaufstieg und ihm alles neu und anders vorkam, und war
doch die alte
Der Bauer tat den Hut vom Kopf und trat fest auf, dass die Diele knarrte: „Guten Abend geb Euch Gott! Ich hab mit Euch zu reden, Frau Marbot, mit Euch und dem Buben!“
Das Jätvreni hatte zuerst entsetzt mit den Händen in die Luft gegriffen wie abwehrend; dann aber erhob es sich und stellte sich breit vor den Mann hin, mit harten Fäusten, als ob es ihm nachträglich noch den Eintritt verwehren wollte, und die beiden Gesichter standen sich nahe gegenüber, Auge in Auge, das ernste geschlossene des Mannes und das zerrissene, flackernde der alten Frau.
„Ich hab heute dem Hans Barthlome den Nachtmahlskelch gereicht. Glaubt, ich hätte es nicht getan, wenn ich nicht vorher mit mir ins reine gekommen wäre. Ich will gutmachen. Ich will mich zu dem Buben bekennen und ihn zu mir nehmen.“
Streng, fast rauh ‚hatten die Worte geklungen, als
Das Jätvreni bäumte sich auf wie unter einem Peitschenhieb ; dann tat es zwei grosse Schritte nach der Ecke, wo das breite Bett stand, und riss mit fester Hand den rotgewürfelten Vorhang zurück, dass die Bettstange stöhnte: „Da, schau her, Sonnmattbauer! Hier hat das Vreneli gelegen in seinem Elend. Drei Tage lang hat’s geschrieen und sich gewälzt in seinen Schmerzen, hat hundertmal nach Einem gerufen; aber der ist nicht gekommen. Und wiederum drei Tage lag’s da, still und weiss wie ein Engel, und das Würmchen hat geschrieen neben ihm; aber sein Vater ist nicht gekommen. Da hab ich’s aufgezogen, hab geschafft und gehungert für den Buben, und jetzt, da er gross ist und stark, jetzt kommt Ihr wie der Dieb in der Nacht und wollt ihn mir stehlen und in Euer gottverfluchtes Haus schleppen, weil der Herr es gebrandmarkt hat und gezeichnet mit Unfruchtbarkeit! Aber wartet, Sonnmattbauer, das Jätvreni kennt Ihr noch nicht und den Hans Barthlome auch nicht, und die göttliche Gerechtigkeit habt Ihr so lang verspottet, dass Ihr auch nicht mehr daran glaubt; aber Ihr sollet daran glauben lernen, Ihr werdet daran glauben lernen!“
Wie ein Sturm waren Jätvrenis Worte über den Bauer dahingegangen, dass er nun
grau aussah im Gesicht und verwüstet, und die Stimme tönte belegt und unsicher
zurück: „Ihr wisst wohl, dass ich damals nicht handeln konnte, wie ich wollte,
Frau Marbot,
Die Alte lachte grell: „Waret wohl noch ein kleiner Bub, der dem Alten am Kuttenfecken hing! Habt ihn auch nicht gefragt, als Ihr kamt und das Vreneli ins Unglück brachtet! Dazu hattet Ihr den Mut, um ein armes ehrliches Kind zu verführen; aber um es wieder zu Ehren zu bringen, dazu fehlte er. Habt es 'in Elend und Verzweiflung vergehen lassen und den Geldsack heimgenommen, den gelben!“
Der Bauer brauste auf: „Lasst die Frau aus dem Spiel, Marbotin; ist ein braves Weib und ein unglückliches. Ohne Freud ist sie zu mir gekommen und ohne Glück bei mir gewesen, all die Zeit, und ist doch eine Gute; denn den Buben will sie aufnehmen und für ihn sein wie eine Mutter, sie hat mir’s versprochen, und auch an Euch hat sie gedacht, Marbotin; im Stock sollt Ihr wohnen und Euch pflegen können auf die alten Tage. Das hat meine Frau so bestimmt, die Gute.“
Da zog das Jätvreni die Brauen zusammen, dass sie sich schwarz über der Nasenwurzel buschten, und legte die Faust auf den Tisch wie zum Schwur: „So wahr ich dastehe, soll mich der Herrgott verdammen in die unterste Höll, wenn ich einmal den sündigen Boden betreie, wo der Sonnmättler Meister ist, ich oder der Bub!“
Über des Bauern Gesicht flammte es: „Und an das Glück des Knaben denkt Ihr nicht? Habt Ihr denn eigentlich keine Liebe zu dem Buben? Denkt, was ich aus ihm machen kann und was Ihr!“
Wieder tönte das grelle Lachen der Alten: „Hörst’s, Jätvreni, der Sonnmattbauer
muss kommen, um dir Liebe zu predigen für Vrenelis Bub!“
„Bei dem!“ Der Bauer schlug die Hand auf den Tisch, dass es krachte. „Bei dem schlechten Hund, dem niederträchtigen Schelm?“
„So sagt Ihr, weil Ihr einen Span mit ihm habt; aber grad darum ist er mir wert. Auf dem Hubel ist der Bub sicher vor dem Versucher. Dorthin hat sich noch kein Sonnmättler verirrt!“
„Verrückt seid Ihr, Jätvreni,“ schrie der Bauer; „aber seht zu, dass Ihr den Buben nicht ins Unglück bringt mit Euerm Unverstand und wilden Wesen. Ein Glück, dass Ihr nicht allein Meister seid. Der Bub hat wohl auch noch etwas zu sagen, denk ich.“ Und mit ruhigen Worten wandte er sich an jenen: „Was meinst du zur Sache, Hans Barthlome?“
Der Bursche stand noch immer in der Ofenecke. Wie ein Feuerregen waren die Worte
der beiden auf ihn niedergeprasselt, und es brannte ihn, als ob er wund gewesen
wäre an Leib und Seele. Das glückselige Land, das heute in der Ostersonne
lockend und fern erglänzte, war ihm entgegengekommen, greifbar nahe war es
gewesen, und nun musste er entdecken, dass eine Kluft ihn davon trennte, die
Da raffte er sich auf; tonlos und zitternd kamen ihm die Worte vom Munde: „Zu meiner armen Mutter gehör ich, und bei der Grossmutter will ich bleiben.“
Der Bauer sah ihn an, ernst und väterlich wie am Morgen in der Kirche: „Das ist nicht dein letztes Wort, Hans Barthlome; wenn du ein Mann geworden bist, reden wir wieder zusammen!‘
Dann nahm er seinen Hut und ging ohne Gruss aus der Stube.
Das Jätvreni aber riegelte die Türe zu; dann stürzte es ans Fenster, und erst als es die breite Gestalt des Bauern, um die der Mond einen hellen Rand legte, im schwarzen Waldschatten verschwinden sah, wandte es sich aufatmend in die Stube zurück. Da sah es, dass der Bub verschwunden war, und hörte das Stöhnen der Holztreppe, die in Hans Barthlomes Gaden führte.
Dann sass die Alte lange noch über ihrer Bibel. Aber die Augen starrten ins
Leere; denn die Ohren
Als am andern Morgen Hans Barthlome in die Stube herunterkam, mit verschleierten Augen und einem übernächtigen Gesicht, fand er die Grossmutter im Sonntagskleid. Sie band sich eine neu gewächste flächserne Schürze um, die in stattlichen Falten um die breiten Hüften stand und die glänzte wie Glas, und langte das bessere Kopftuch vom Wandbänklein herunter, das schwarze mit den grünen Borden.
„Mach dich zuweg, Hans Barthlome; wir gehen zum Hubelbauer!“
Der Knabe schrak zusammen: „Aber dein Äckerlein wollte ich doch noch bestellen, Grossmutter, und dann . . .- der Hubelpeter hat mich mehr als einmal verhöhnt und geplagt!“
„Die paar Erdäpfel werde ich wohl noch selbst pflanzen können und die Bohnen, und was den Hubelpeter beirifft, der ist jetzt im Welschen, und wenn er zurückkommt, er wird wohl nicht allein Meister sein dort oben.“
Da erwiderte der Knabe nichts mehr. Langsam machte er sich zum Gehen bereit, und
etwas Müdes und Freudloses war an ihm, das schlecht zu seinen festen Gliedern
passte. Das Jätvreni sah es, und es hätte den Burschen anschreien und ihn
aufrütteln mögen aus seiner Trübheit; aber es schwieg. Ihm hockte der Abschied
auf der Brust und der Gedanke, dass es nun seinen Buben von sich geben müsse.
Der Hubel lag auf der andern Seite des Eichenberges gegen Norden, und bis am spätern Nachmittag legte der Wald seinen breiten Schatten über den Hof. Das machte wohl, dass das sauber gehaltene Haus so kalt erschien, so unfroh; man fühlte, dass hier die Sonne fehlte. Vielleicht kam es auch von der Hubelbäuerin her, die ein rässes, hageres Weib war und eine harte Hand hatte. Hans Barthlome fühlte das alles, und ihn fröstelte. Der Bauer hatte mehr Worte als sein Weib und war nicht ungut gegen die beiden; er hatte etwas Schleichendes, eine verschlagene Freundlichkeit an sich, und als er den Burschen musterte, seinen starken Wuchs und das helle Gesicht mit dem Kraushaar, kam ein Lächeln in seine listigen Äuglein, das Hans Barthlome das Blut in die Wangen trieb, und auch die Grossmutter schob die Augen fester zusammen, als er ihr zublinzelte: „Der kann auch nicht verbergen, woher er kommt!“
Man war bald einig. Hans Barthlome sollte sich noch seine Sachen daheim holen und am Nachmittag schon eintreten. So wanderten die beiden nach einer halben Stunde wiederum ihren Weg zurück, wiederum stumm; denn die Hubelluft hatte ihnen den Atem nicht leichter gemacht.
Als sie zur Waldlücke kamen, blieb Hans Barthlome einen Augenblick stehen. Die
Frühnebel hatten sich gelöst, die Sonne war da und erfüllte das weite Land mit
weissem Glanze. Ein breites Licht lag über dem mächtig geschwungenen Dach der
Sonnmatt, von
Die Zeiten, die nun kamen, waren auch für das Jätvreni keine glücklichen. Zum
erstenmal war es allein in seinem Häuschen, und da in der einsamen Stube die
Worte des Sonnmattbauers umgingen, kam die Angst, die sich seit dem Osterabend
in das alte Herz gesetzt, niemals zur Ruhe, sondern griff um sich und wuchs und
stellte vor jede stolze Hoffnung ein schwarzes Gespenst. Hans Barthlome kam nur
hie und da an einem Sonntag zur Grossmutter; dann sass er trübsinnig neben der
Alten, erzählte manches von der Arbeit, die er liebte, obschon der Hubelbauer
sie ihm haufenweise vorlegte, aber wenig von dem Bauer selbst, und es waren
keine freundlichen Worte, die er für ihn hatte. Das tat der Grossmutter wohl
leid; aber der Gedanke, dass der Bub auf dem Hubel vor der Sonnmatte sicher war,
blieb doch Sieger. Dann einmal im Herbst, mitten in der Woche, als der Abend
hereindämmerte, erschien Hans Barthlome plötzlich im Waldhaus, legte sein Bündel
vor die Grossmutter
Das Jätvreni fuhr auf; denn dass der Bub die Worte des Sonnmatibauers gebrauchte, hatte es wie ein Stachel getroffen, und es zankte, ob er wohl anfangen wolle zu vagieren oder was er denn meine, ob man ein in Schanden fortgelaufenes Knechtlein an einem braven Ort noch aufnehmen werde. Er sei nicht in Schanden gegangen, erwiderte der Bub; bei dem Bauer sei die Schande, der habe ihn zwingen wollen, Hand zu reichen bei seinen Betrügereien, drum sei er gegangen; was aber das andere betreffe, so sei es überhaupt aus, er wolle kein Bauernknecht mehr sein. Wieder war es ein Stich für die Alte; denn es entging ihr nicht, dass Hans Barthlome einen höhnischen Ton auf das Wort Knecht legte. Aber als er ihr erklärte, dass er mit dem Schmied schon einig sei und dass dieser ihn gegen das Geringe, was er beim Hubelbauer verdient, und auf spätern Abzug von seinem Gesellenlohn hin in die Lehre nehmen wolle, beschwichtigte sie sich nach und nach. Dass der Bub aus freien Stücken vom Bauern wegkam, war ihr schliesslich nicht so unrecht, war dies doch ein Weg, der eher von der Sonnmatt abführte.
So kam denn Hans Barthlome in die Schmiede, und das Jätvreni hatte seinen Buben
wieder bei sich; deshalb war es aber doch nicht froher geworden im Waldhaus. Mit
dem Burschen war eine Veränderung vor sich gegangen. War das rauhe Handwerk, das
die Haut schwärzte und die Muskeln mächtig hervortrieb, schuld daran, dass nach
und nach etwas Düsteres und Wildes aus ihm herauskam, das früher
Mit dem Frühling kam eine grosse Unrast über Hans Barthlome, sodass es ihn früh morgens vor der Arbeit und oft noch spät am Abend in den Wald hinaustrieb. Und Jätvrenis Angst wanderte mit ihm und forschte, ob seine Unruhe ihn auf Wege brachte, die dem Willen des Sonnmattbauern zuführten oder von ihm weg. Der Schmied aber meinte: „Das ist der Bauernkolder, der über einen kommt, wenn der Pflug herauswill; das musst du verwerken, wenn du ein rechter Schmied werden sollst!“
Und Hans Barthlome schaffte und arbeitete in seiner dunkeln Schmiede, und wenn vom Feld die hellen Rufe der Pflüger herüberkamen, wenn Heufuder und Erntewagen an der offenen Schmiede vorbeischwankten, dann rührte er mit doppelter Kraft den Hammer, dass die Funken jagten und der Schmied lachend sprach: „Wenn es so weitergeht, bist übers Jahr Geselle!“
Es ging wirklich so weiter, und als die Schneeschmelze wiederkam, wurde der wackere Jungschmied aus der Lehre entlassen.
„Du könntest nun Geselle bei mir werden,“ meinte der Schmied; „aber besser ist's für dich, du gehst vorher noch ein wenig auf die Wanderschaft. Es ist nicht gut, immer bei der Alten zu hocken. Schau dir ein wenig die Welt an und komm mir mit hellen Augen wieder, dann will ich dich einstellen.“
Hans Barthlome dankte für den Rat; aber ihm lag noch ein anderer Plan am Herzen,
der der Wanderschaft vorging. Ein Unternehmer aus der Stadt wollte auf dem
Eichenberg hinter der Waldlücke ein Kurhaus errichten, und damit man den Bau im
Frühling beginnen könnte, sollte jetzt trotz der ungünstigen Jahreszeit im
Eichwald ein grosser unzeitiger Holzschlag getan werden. Hans Barthlome wollte
beim Fällen mitmachen. Wie mit hundert Pferden zog es ihn in den Wald hinaus,
und die Lust prickelte in ihm, wieder einmal die Glieder in freier Luft zu
rühren. Was half da das Kopfschütteln des Schmiedes, dem solche Unterbrechung
der Arbeit nicht vom Guten schien, was das Zanken der Grossmutter, die ihm
vorhielt, es habe keine Art, von einem zum andern zu laufen wie ein junger
meisterloser Hund? Der Bursche setzte seinen Willen durch, und von den ersten
Märztagen an zog er mit jedem jungen Morgen, die Axt über der Schulter, in den
Wald hinauf, und an jedem Morgen stand die Grossmutter unter der Tür und folgte
ihm mit ihren Blicken, bis er zwischen den Stämmen verschwand, und Angst und
Misstrauen lag in ihren Augen; denn als sie am ersten Morgen den jungen
Holzhauer betrachtet und gesehen hatte, wie kräftig die Muskeln an den nackten
Armen hervorsprangen und wie leicht die schwere Axt auf der breiten Schulter
lag, war es
Indessen brachte Hans Barthlome jeden Abend mit der frischen Waldluft eine frohere Stimmung in die kleine Stube, und das Jätvreni bemerkte mit Staunen, wie nach und nach aus dem schwarzen Schmied wieder der alte frische Junge herauswuchs. Und doch nicht ganz der alte. Eine Lebendigkeit kam in ihn, eine Freudigkeit und ein Übermut, die der Knabe nie besessen hatte, und zum erstenmal gewahrte das Jätvreni an ihm eine Ähnlichkeit mit seiner Mutter. So innig, so leuchtend und wie von innerm Feuer erhellt hatten Vrenelis Augen geschaut, damals, bevor das Unglück geschah ... Herrgott! Der Alten kam die Angst: ob da nicht etwas ging, hinter ihrem Rücken, auf Schleichwegen, wie damals? Aber Hans Barthlome hatte für ihre lauernden Fragen nur ausweichende Worte und leichtsinniges Lachen. Da fing sie an, den Buben zu verfolgen, und unversehens erschien sie hie und da im Holzschlag; aber da gab es ein Gelächter und Spötteln unter den Holzknechten: ob der Hans Barthlome immer noch dem Grossmüeti am Schürzenbändel hange? Und der Bursche, dem der Spott zu Kopfe stieg, hatte barsche Worte für die Alte.
Von da an wagte sie es nicht mehr, sich auf dem Arbeitsplatz zu zeigen, und da
nun allmählich die Arbeit in den Gärten begann, wurden ihre Gedanken
Eines Morgens hörte es den Hans Barthlome früher als gewöhnlich vom Gaden heruntersteigen und hörte, wie er Scheiter von der Beige draussen hereintrug und Feuer machte. Als es in die Küche trat, bot ihm der Bub einen hellen Guten Tag; er kauerte vor dem Herd, und während die Flammen rote Lichter in sein Gesicht warfen, erzählte er, dass es nun zu Ende gehe mit dem Holzen. Nur heute hätten sie noch eine alte Eiche zu fällen, ein Riesenstück ; dann gebe es noch etwas Kleinwerk und in wenigen Tagen seien sie fertig. Was aber die Eiche betreffe, so werde das eine harte Arbeit und die Grossmutter solle sich nicht wundern, wenn er heute etwas später heimkomme; denn nach dem schweren Werk wollten die Holzer einen Feierabend machen, wie das so Brauch, und da wäre er doch auch einmal gern dabei.
Die freundlich gesprochenen Worte gingen der Alten tröstlich zu Herzen; sie hörte
nur eines daraus,
Da sprang der Bursche auf: „Bist halt doch ein gutes Grossmüeti; aber du musst dir auch eine Freude machen heut abend, ein Semmelbrötlein und einen Schluck Roten,“ und er drückte ihr ein Silberstückchen in die Hand. Aber die Alte schüttelte bedenklich und abwehrend den Kopf: „Behüt mich Gott, dass ich unter die Schlemmer gehe und die Verschwender!“ Und sorgsam legte sie das Geldstück ins Glasschränkchen unter eine umgestülpte Tasse zu zwei Briefmarken, die seit Jahr und Tag unbenützt dort lagen.
Aber des Buben Freundlichkeit hatte ihr doch wohlgetan, und als sie dem Davongehenden nachblickte, konnte sie es seit Wochen zum erstenmal wieder mit ruhigem Herzen tun, und sie meinte, die Worte des Buben wieder zu hören, diesmal aber mit zuversichtlichem und festem Ton: „Zu meiner armen Mutter gehöre ich, und bei der Grossmutter will ich bleiben !“
Fast freudig ging heute das Jätvreni an seine vernachlässigte Arbeit im
Kronengarten. Mutig griff es an, und es ging ihm auch an diesem hellen Morgen
fast so leicht von Händen wie früher. Aber nach und nach kamen doch wieder die
Angstgespenster. Am
„Was! Sagt das nicht noch einmal!“ schrie das Jätvreni, und die Augen funkelten, und die geballten Hände streckten sich vor, dass der Wirt einen Schritt zurücktun musste.
„Tut doch nicht so, als ob Ihr nicht wüsstet, was das ganze Dorf weiss, dass der Sonnmattbauer den Hans Barthlome an Kindesstatt annehmen will! Ja, ja, Ihr habt ein Glück zusammen, Ihr und der Hans Barthlome!“
„Verdamm mich Gott in die unterste Höll, wenn eins von uns beiden seinen Fuss in das Satansnest setzt!“
„Eh aber, verflucht Euch nicht, Jätvreni; das wäre auch, wenn Ihr das Glück mit
Füssen treten wolltet! Denkt doch auch an den Buben; der wird’s schon anders
sinnen und hat allweg nichts dagegen. Man hat ihn gesehen mit dem Sonnmattbauer,
und ich wüsste nicht, dass er ihn gerade angespieen!“
Bis zum Wald war der Weg lang. Die Dämmerung stieg schon feucht aus der Erde, und von der Kirche kam das Vesperläuten. Das war das Zeichen zum Feierabend. Nun stellten auch die Holzhauer ihre Arbeit ein; bis sie oben sein konnte, war der Platz vielleicht schon geräumt. Das durfte nicht sein! Die Alte fing an zu rennen, dass es ihr schwand vor den Augenund dass sie beim Waldhäuschen einen Augenblick stillstehen musste — denn das Herz wollte nicht mehr.
Sie hielt sich an der Scheiterbeige und schöpfte Atem. Da fiel ihr Blick auf ein zusammengerolltes Papierchen, das an der Stelle lag, wo der Bub am dunkeln Morgen die Scheiter geholt hatte. Sie nahm es auf, die zitternden Hände rissen es auseinander. „Morgen abend ohne anders kommst du. Ich will nicht länger blangen. Kannst ihr sagen, es gelte einen Feierabend mit den Holzern der grossen Eiche wegen. Wann es gemacht ist, wird sie’s auch nicht mehr anders wollen. Gott segne deinen Eintritt.“
Mit einem heiseren Schrei warf die Alte das Blatt von sich. Und nun konnte sie auf einmal wieder laufen. Es war, als ob die Füsse sich von selbst bewegten und als ob der Atem, der scharf und pfeifend ging, neue Wege gefunden hätte. Mit gesenktem Kopf stürmte sie vorwärts, den Wald hinauf.
An einer Wegkante fuhr sie hart mit einem Mann zusammen. Er fasste sie beim Arm und wollte sie aufhalten; aber die Alte befreite sich mit einem Fluch: „Herrgott, lasst mich, ich muss den Buben suchen!“ Und erst als der andere mit ernster Stimme sprach: „Den braucht Ihr nicht mehr zu suchen, dort bringen sie ihn Euch,“ blieb sie stehen, und da hörte sie auch das andere Wort: „Es hat ein Unglück gegeben, Marbotin!“
Sie sah auf. Durch den Hohlweg herab, in den die Nacht schon ihre ersten Schatten gelegt hatte, kam langsam ein Zug dunkler Gestalten, und ihre schweren, behutsamen Schritte verrieten, dass sie keine leichte Last zu tragen hatten. Zwei Männer schritten voran; sie liessen die Köpfe hangen und hielten ihre Kappen in der Hand. Da wusste das Jätvreni, dass sein Bub tot war ..
Sie lehnte sich an einen Baum und sah den Nahenden enigegen, und ihr war, als ob sie den kleinen Zug aus weiter, weiter Ferne her, stundenlang auf sich zukommen sähe, und sie fühlte, wie die heisse Angst langsam von ihr niederglitt und einer grossen kühlen Stille Raum gab. Da brachten sie ihr ja den Buben zurück, ihr allein, und keine Macht der Welt konnte ihn ihr mehr entreissen. Nun brauchte sie nie mehr Angst um ihn zu haben, nie mehr; denn keiner hatte Gewalt über ihn, und dem Sonnmattbauer war er entrissen für ewig!
Eine warme Welle fühlte sie in sich aufsteigen, und als sie den Toten vor ihr
niederlegten und sie niederknieend unter blutdurchtränkten Tüchern das weisse
stille Gesicht erblickte, lief es ihr warm und lösend über die Wangen. Sie
ergriff die kalte Hand
Die Männer hatten einen leidenschaftlichen Ausbruch der wilden Alten erwartet; nun, da sie so still und ruhig erschien, wurden sie mitteilsam und fingen an, den Hergang zu erzählen:
„Weiss der Himmel, wie es gekommen ist; sonderbar ist's zugegangen auf alle Fäll. Er war sonst immer der Flinksten und Stärksten einer; aber den ganzen Tag her war er aufgeregt und lustiger als sonst, und da hat er wohl nicht gut aufgepasst. Vielleicht auch war sein Seil zu kurz, dass ihn beim Fall ein Ast erreichen konnte. Keiner sah, wie’s zugegangen ist. Als wir ihn liegen sahen mit der Wunde am Hinterkopf, meinten wir, es sei nur eine leichte Verletzung, und da war es schon aus mit ihm. Es ist nicht zu begreifen, wenn man das Ästchen sieht an der äussersten Krone, lützel und dünn, fast nur ein Zweig, und der starke Bursch... Nicht zu begreifen!“
Da stand das Jätvreni auf, beugte sich vor gegen die Männer, und in den Augen funkelte es geheimnisvoll, als sie mit heiserer Stimme flüsterte: „Glaub’s schon, dass ihr’s nicht begreifen könnt; ein Wunder ist geschehen, ein grosses, herrliches Wunder von Gott!“
Die Männer sahen einander verdutzt an; dann griffen sie stumm nach der aus rauhen
Ästen gefügten Bahre, hoben sie auf und schritten weiter mit ihrer Last. Das
Jätvreni ging neben ihnen her, hielt die
Auf das breite Bett hinter den rotgewürfelten Vorhang legten sie den Hans Barthlome. So befahl es das Jätvreni; dann schickte es sie hinaus und riegelte die Türe hinter ihnen zu. Die Männer blieben einen Augenblick unschlüssig vor dem Häuschen stehen: „Fast sollte einer in der Nähe bleiben diese Nacht; bei der ist's nicht mehr richtig; leicht könnte etwas Ungeschicktes geschehen!“ Und dann gingen sie doch. Was konnte schliesslich für ein grosses Unglück passieren, wo in einem baufälligen Hüttlein weit draussen vor dem Dorf ein Totes zusammen war mit einem alten Weib?
Am andern Morgen kamen Frauen aus dem Dorf, hilfbereit, mit Kränzen und Klagen. Die Kränze nahm das Jätvreni mit freudigem Dank, die Hilfe und die Klagen brauchte es nicht. Im Sonntagsstaat, gepflegt und friedlich, lag Hans Barthlome auf dem frisch bezogenen Bett, und von den Blutspuren war nichts mehr zu sehen. Neben ihm sass das Jätvreni, ebenfalls sonntäglich angetan, und redete mit dem Buben wie mit einem Lebendigen, dass es fast grausig anzuhören war. Ein paar Blumenstöckchen umrahmten das Lager, und zu Füssen auf einem Schemel stand breitspurig in seiner grünen Pracht Jätvrenis Glockenkaktus.
Die Frauen verliessen scheu und beklommen das sonderbare Sterbezimmer, in dem
keine Klage und kein Seufzer laut wurde und das ein schier festliches Aussehen
hatte. Dann blickten sie einander bedeutsam an: „Nun muss man es wohl versorgen,
das Jätvreni,“
Eine stattliche Menschenmenge kam zum Begräbnis zusammen; denn die Teilnahme ist grösser, wo der Tod gewaltsam unzeitige Ernte hält, und dann war auch die Neugier am Werk. Ob der Sonnmattbauer am Leichengang sei, wollte man sehen; denn es war ruchbar geworden, dass ihm der Tod des Hans Barthlome gewaltig zusetzte. Laut geschluchzt habe er an jenem Abend, wie verzweifelt, und seither studiere er und sehe aus wie ein schwer Kranker. Und dann wollte man auch sehen, wie das Jätvreni sich aufführte, wenn man ihm den Buben wegnahm; denn dass der natürliche Schmerz endlich das sonderbare Wesen durchbrechen müsse, daran zweifelte keiner. Aber die Neugier kam nicht auf ihre Rechnung. Der Sonnmattbauer erschien nicht, und das Jätvreni behielt seine seltsame Ruhe. Als man den Deckel auf den Sarg legen wollte, streichelte es noch einmal das tote Gesicht seines Buben; dann drückte es ihm die starren Hände, und es lag fast etwas Heiteres in seiner Stimme, als es mit zärtlichem Tone sprach: „Nun behüt dich Gott, mein Bub, grüss mir das Vreneli und sag ihm, dass ich bald zu euch komme!“
Im Leichenzug ging die Alte gleich hinter dem Sarg. Das war ungewöhnlich; denn die leidtragenden Frauen kamen sonst zuletzt, hinter dem Weiberzug, mit der Leichenbitterin. Aber auch diesmal liess man das Jätvreni gewähren, es war ja schliesslich kein Leidtragender da ausser ihr.
So schritt die Alte an der Spitze der Männer durch das Dorf, fest aufgerichtet in
ihrem abgetragenen
Der Umschlag in Jätvrenis Wesen, den alle erwarteten, trat nicht ein. Am andern Morgen schon ging sie an ihre Arbeit, fleissig und ausdauernd; denn sie hatte viel nachzuholen, und der Saft kam schon mächtig ins Schiessen und drückte da und dort an den Zweigen die ersten hellgrünen Knospen hervor. Fast wie in seinen besten Jahren arbeitete das Jätvreni, nur ruhiger und stiller; denn sein Reden ging nicht mehr so aufgeregt. Aber hie und da musste es innehalten in der strengen Arbeit, weil ihm das Herz vor den Atem kam. Dann setzte es sich wohl einen Augenblick hin, und es trat ein seltsames Licht in die alten Augen, ein Schimmer heiterer Verklärtheit, wenn es lächelnd vor sich hinsprach: „Brauchst nicht mehr lang zu warten, Jätvreni!“
Einmal im Herbst — es war schon kalt, und der erste Frost war über die Bäume gegangen, dass nun ein reichlicher Goldregen von toten Blättern durch die blaue Luft rieselte — trat das Jätvreni unvermutet in die grosse Stube, wo der Kronenwirt mit den Seinen zusammensass. Erstaunt blickten alle auf; denn es war sonst nicht der Alten Art, so zu den Leuten zu gehen. Sie stellte sich breit vor den Tisch:
„So, Kronenwirt, nun bin ich doch zum letztenmal in Eurem Garten gewesen. Ich will verreisen!“
„Das wird doch nicht sein, Jätvreni; wo in aller Welt wolltet Ihr auch hingehen?“
Da kam ein fast schalkhaftes Lachen in das alte Gesicht: „Nach Engelland, Kronenwirt, nach Engelland!“
Der Mann aber schüttelte den Kopf: „Woher solltet Ihr das wissen, Frau Marbot,“ und dann versuchte er zu scherzen: „Hat Euch der Petrus ein Billet geschickt?“
Das Jätvreni wurde ernst: „Nein, aber mein Herz sagt mir’s und die Waldwiggle. Seit drei Tagen sitzt sie auf meinem Haus und schreit die halbe Nacht, und die weiss es. Als es mit meinem Mann selig zum Sterben ging, ist sie gekommen und auch beim Vreneli.“
„Und bei dem Buben, dem Hans Barthlome?“
Da faltete die Alte die Hände, und ihre Stimme wurde leise und dumpf, und fast listig blickten die Augen, als sie sprach: „Das war kein gewöhnlicher Tod, das war ein Wunder!“
Einen Augenblick blieb es still im Zimmer, und beklommen sahen alle in das alte Gesicht, das mit den flackernden Augen unter den immer noch schwarzen Brauen und den dunkelblauen Lippen im fahlen Dämmerschein der Stube unheimlich aussah, und die Kinder pressten sich ängstlich aneinander.
Da erhob sich die Kronenwirtin, reichte der Alten ihre feste weisse Hand und sprach mit heiterer Stimme: „So denn in Gottes Namen auf ein seliges End und ein frohes Wiedersehen mit den Euren! Uns freilich wird es leid tun um Euch, Jätvreni, uns und unsern Gärten!“
Die Alte drückte die dargebotene Rechte mit beiden Händen: „Vergelts Euch Gott,
Kronenwirtin, Ihr findet immer das rechte Wort!“ Dann ging sie; aber unter der
Türe wandte sie sich noch einmal an die Frau: „Den grossen weissen Rosenstock
solltet Ihr dann selbst aus dem Boden nehmen im Frühling und
* * *
Die Waldwiggle behielt recht. Lange, bevor das erste Grün in den Bäumen war, trat die Alte ihre letzte Reise an. Als es bekannt wurde, dass das Jätvreni tot sei, gingen ein paar Frauen ins Waldhaus, um nach dem Rechten zu sehen und sich nebenbei auch um den Glockenkaktus zu bemühen, der nun meisterlos geworden war. Aber der Vielbegehrte war nirgends zu finden, wie genau sie auch suchten. Endlich entdeckten sie hinter dem Ziegenstall den grossen, grünbemoosten Topf; er war leer, die Pflanze spurlos verschwunden. Da kam ein Ärger über die Weiber: „Zerstört hat sie ihn, weil sie ihn keinem gönnen mochte; so war sie immer, so eine Vergünstige!“ Und entrüstet gaben sie dem wertlosen Topf einen Tritt, dass er die Böschung hinunterrollte und im Bache liegen blieb.
Dort fanden ihn später einmal ein paar Kinder. Sie zogen den halb zerbrochenen
Topf ans Land und erkannten ihn, und während sie ihn ehrfürchtig betrachteten,
erzählten sie sich, was für eine Wunderpflanze einst darin gewachsen; gross und
grün sei sie gewesen, im Sommer und Winter, und richtige grüne Arme hätte sie
gehabt mit stachligen Fingern daran, und Blumen seien daraus hervorgeschlüpft,
so