Der wandernde See. Roman aus den Unterwaldner Bergen: ELTeC Ausgabe Kaiser, Isabelle (1866-1925) ELTeC conversion Automatic Script 318 52966

2021-12-14

Transcription UB Basel Scan UB Basel Der wandernde See. Roman aus den Unterwaldner Bergen Kaise, Isabelle J.P. Bachem, Cologne Köln 1910

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Dorspiel 1795.

Dorspiel 1795.

Nochwürden Beat Zumstein bestieg die Kanzel. NHachdem er gebetet hatte,rãusperte er sich laut und sprach:

„VDernehmet das heutige sonntãgliche kvangelium, welches geschrieben steht sohannes »Spricht er wieder zum andernmal zu ihm: Simon sona, hast du mich lieb? Er spricht zu ihm: Jja,herr, du weißt, daß ich dich lieb habe. FSpricht er zu ihm: WDeide meine Schafe!«“

Ecin ö6eräusch ging durch die Reihen der versammelten 6emeinde von cespan!), als raschelten dürre ste unter einem Windstoß. Beim famen Jjesu beugten sich alle Knie mit linkischer fast.Dorn am Muttergottesaltar hing die iplerfahne, in den Dorderbänken standen die fjirten mit

J Der Hame wird auf der endsilbe betont.dem grũnen Maien auf der Brust. Der herbkeusche seruch des Rosmarins permengte sich mit dem WDeihrauchduft. Die kleinen Mädchen mit den dünnen Zöpfchen und den beweglichen händen sahen derstohlen nach den Burschen im keiertagsgewande. Die Buben reckten sich, als wollten sie wachsen. Die jungfrauen hielten ihre Hugen auf das 6ebetbuch in ihren handen; aber sie lasen nicht, was da geschrieben stand vom Meiden der weltlichen Freuden und don der dual der berlorenen Seelen. Unter dem gestickten Mieder schlugen die hierzen den frohen Tagen entgegen:es war nur einmal im jahre FHlplerkirchweih in kspan.

Die manner mit dem ungebeugten, wetterfesten sacken und den knorrigen händen, denen man es ansah, daß sie gewohnt waren, kFelsen und Baume, WDild und dieh keck anzupacken, blickten mit den furchtlosen Hugen geradeaus zum Pfarrer hinauf, die einen in trotziger Wehr, die anderen in vertrauensbollem Zuwarten, alle in gemein-samer großer Spannung.

Die Zeiten waren ernst, und 6dttes Wort fällt schwer in die Dagschale, wenn die Menschen uneinig sind ũüber die Werke der Zukunft.

Und der Pfarrer sprach:

„Mmeine geliebten Pfarrkinder! Von jeher waren die hirten die Auserwählten 6ottes. Freuet euch und frohlocket, daß ihr seid vom Stamme Abels, des ersten hirten, dessen dpfer sdtt angenehm war, weil die Fünde nicht unter seinem Zeite wohnte. Aber lasset den Zank nicht unter euch kommen wie unter die hirten um Abrahams und Cots dieh! Casset lieber den einen zur Rechten und den andern zur Cinken gehen.“

„dho!l pPfeift es aus diesem Coch?“ sprach zu sich der Labbas im Chorstuhl und spitzte das dhr.

„Soll das Huswandern aus dem Tal damit gemeint sein? kehlgeraten! Wir ẽspaner kleben an der Scholle, wie die Scholle an unseren Lohlen klebt, wenn wir mit der egge dreinfahren,“murmelte der Kasparemigi.

Der Pfarrer fuhr fort: „lsaak nahm ein Weib vom hirtenstamme Cabans, und Rebekka 20g ihren Sohn jakob vor, weil er in den ütten blieb und die sprenklichten und einfarbigen Böcke sonderte, wãhrend Esau der jagd frönte.“

Der Matte Mathus rũckte unruhig auf seinem Stuhi. Wenn man nur vom jagen sprach, prickelte es ihm durch alle Slieder, und die Knochen seiner verschlungenen kinger knackten, als spanne er einen hahn. Beim heiligen h̃ubertus: Der ecsau hatte recht! Und er schielte nach dem Wuyler fjorn, das seinen großen Schatten durch die Butzen-scheiben der Bogenfenster warf.

„la, meine geliebten Brüder, Dadid war es,der die Schafe seines Daters hũtete zu Bethlehem,der mit seinem Schleuder den 6oliath traf, weicher eherne Beinharnische an seinen Schenkeln hatte und einen ehernen Schild trug. 61aubt aber darum nicht, daß ihr euren See, den blauen Turannen,wie ihr ihn zu nennen pflegt, bezwingen werdet!Denn er ist größer als der Philisterriese, der sechs kllen und eine hand breit hoch war, und mãchtiger als das heer der Hmalekiter, weil unbekannte seister in seiner Tiefe schlafen. Feht ab von einem fremden Tagewerk und weidet eure Schafe. Den hirten, die auf dem kelde schliefen, ward die erste kKunde von der großen Freude, die der Menschheit widerfahren sollte, und die kKoönige erfuhren erst später das FJahen des Erlösers. Den firten galt die Botschaft der Eengel: »rkürchtet euch nicht !«“

„lein, fürchtet euch nicht, ihr lpier ins-gesamt, und sorget nicht für euer Ceben, was ihr essen und trinken werdet, und fahret nicht zu hoch hinaus, ihr kKleingläubigen. Rur vor ihm fürchtet euch, der da im köhnsturm über eure abschüssigen halden rast, daß eure Kühe mit hochgestrecktem Schwanze und geblähten Nüstern nach Schutz brüllen. sslur vor ihm, dem sotte des Amos und des Caban, der 2zu euch spricht aus dem Hbgrunde der Zeiten, beuget das hjaupt. Er ist in dem Schonwind, der euch die fruchtbaren jahre ankündigt, in dem köhn,der das soch der starren öletscher bricht, in der Fonne, die das 6ras der flühen zum Blühen zwingt, in dem SIchnee, der die müde Erde deckt.Er allein kann euch Schutz gewähren dvor unseren WDildbãchen und den erdrutschen, vor Detterschlag und diehseuchen, vor keuer und Krankheit. Er hat die fjöhe des Schunberges und die riefe des kspaner Sees gemessen. Caßt euch nicht verlocken durch die Stimme derer, die aus den Städten kommen und da rufen: »Euer Lee ist zu hoch,wir wollen ihn tiefer legen!«“

„Do ein See blaut, da gehören auch die kischer hin, und unter den kischern fand der ̃eiland seine ersten Jjünger. Sie folgten seinen fußßstapfen. Er sprach zu ihnen: »sch bin der gute Hirte«, und er ließ sein Ceben für die scchafe, wie jeder echte ipler tut, wenn seine kKũhe sich versteigen. Ja, ein hiirte war er und er nahm nicht die Berghacke zur fjand, um kronarbeit an einem Stollen zu verrichten. ẽr nahm sein Kreuz auf die Schultern und sprach: »Cernet von mir, denn ich bin sanftmütig und von erzen demũtig.« Casßt euch nicht verleiten bon denen,die euch nach dem Cande Kanaan fũhren wollen!Denn der See wird sich nicht wie weiland das Rote Meer dor euch teilen.“

Don der Eempore der orgel tõönte ein quietschender Caut herab, als ob man einen hund auf die pfote trãte. Ddiele kKöpfe wandten sich hinauf.Der junge drganist hatte aus Zerstreutheit die hand auf die Tasten fallen lassen, so daß ein greller Flötendiskant die Predigt unterbrach. Das gab seinem Zorn etwas Luft.

Der Markus Amgarten stiefz mit dem Ellbogen dem Meich Dönni in die Rippen.

„Beim Nikodem, dort oben, pfeift's aus einem anderen Coch!“„Absichtlich hat er's getan, der Narr!“

Die Madchen kicherten. Der Pfarrer hielt ein paar Sekunden inne, sein Schweigen gebot kStille.Sein gutmütiges Sesicht hatte sich um einen Schein röter gefärbt. Er fühlte es deutlich, daß er heute seinen Pfarrkindern nicht aus dem herzen sprach; aber er sprach, wie sein s6ewissen es ihm gebot, und das allein frommte ihm. Er wußte es: hätte er diese Rede nächsten Lonntag in der Bürgergemeinde statt als Ehrenpredigt für die ipler gehalten, es wäre nicht ohne das pfeifen der einen Partei und das fußtrampein der anderen gegangen. So weit war es schon ges kommen mit seiner 6emeinde.

NUis wieder andächtige Ltille herrschte, sprach er mit der ihm eigenen 6ebärde, die einen unsichtbaren Feind don sich abzuwehren schien:

„Cafßt ab dvom wahnwitzigen Unterfangen.Steigt auf die Berge und zwingt den klühen das WDildheu ab fũr euer dieh; aber ringt nicht mit dem See um jeden Zoll mageren Candes, das er euch hartnãckig weigert, weil es nun einmal seine Bestimmung ist, nach 6ottes Rat Wasser zu spenden und nicht Korn zu erzeugen. Warum seid ihr auch nicht auf den 6edanken gekommen,den Schunberg mit einem Schubkarren abzus tragen, well er euch im Dinter die Sonne stiehlt 7 hinter den Pfeilern der Empore erscholl ein rauhes hjusten. Hus der Reihe der Buben kam rasch eine hũsteinde Antwort, und wie eine Unsteckung verbreitete sich die hustenseuche, weil sich der alte Staldermathis aus rger verschluckt hatte.

Der Pfarrer wußte, woher der Wind blies, der dort unten so viele Kehlen rauh anwehte. Iin der kastnacht hustete kein Espaner, wenn die chederkündigungen auf der Kanzel verlesen wurden.er hielt nicht inne; denn die Ruhe ging mit seinem heiligen Eeifer durch, und seine Stimme verstieg sich zu einem höhern SFchwung, um den Cãrm 2zu ũbertõnen.

„MDelch ein hochmutsteufel ist in euch gefahren,daß ihr glaubt, ein See, dem von öott der Platz gewiesen wurde, lasse sich auf eine andere Weide lenken, wie ein Rudel zahmer 6eißen? Denn sdtt sprach: »ẽs sammle sich das WDasser unter dem himmel an besondere orter«, und Espan ist der kleinste dieser örter. Erwartet ihr, daß die Berge hüpfen wie die Läammer und das Wasser dor euch weiche?“

Da wurde es auf einmal still. Die drastische Rede packte. Das verstanden sie besser als ders gleiche aus der hjeiligen Schrift. Die Geißen waren ihnen näher als die FHmalekiter.

„cin derständiger ist er einewãg, der herr pfarrer“, raunte der Castelifranz dem Pfeifferhatz zu.

Der hob die spitzen Schultern hoch und flüsterte phlegmatisch: „ich pfeif drauf.“ dben schlug der Pfarrer mit der flachen hand auf den Harmorrand der Kanzel, daß es klatschte:

„ich sage euch: laßt ab von dem sündigen Begehren. ihr seid arm, aber im See sind keine Schätze verborgen. hütet euch vor dem Seemuggi und vor dem Kiedroß, das in seinem Schlamme schlummert.“Auf der Orgeltreppe erklang ein schwerer Schritt. Der junge schlanke Schullehrer, der Nikodem 3niderist, trat aus der engen Pforte, die zur Empore führte, ging hocherhobenen jauptes durch die Reihen der Bauern, die sich im hinterschiff stauten, öffnete geräuschlos die Tür und trat aus der kirche in die freie Cuft hinaus.cine Bewegung z0g durch die Menge. Der Pfarrer stockte und blickte dem enteilenden nach.Das war die offene kehde: der 3niderist war der Anfũhrer der fortschrittlichen Partei.

Die FfFrauen tuschelten erregt untereinander.Dielen Mãnnern gefiel der beherzte Protest. Andere empfanden ihn wie eine Beleidigung; denn es war noch nie vorgekommen, daß ein cspaner mitten im Söottesdienst die kirche verließ. Bei den frauen mochte so etwas geschehen, wenn eine plötzlich vom Unwohlsein erfaßt wurde.

Das Söesicht des alten Pfarrers nahm einen dergrämten Zug an. Seine Stimme wurde wieder ruhiger, und vaãterliche FSorge durchbebte die Mahnung:

„fallt nicht ab, meine geliebten Kinder, von dem fjirtenstamme, dem ihr entsprossen seid, und haltet treu zu dem heiligen Wendelin, eurem Schutzpatron in der Bruderschaft!“

„dergeßt eure Armut in der 6enũgsamkeit bei Ziegenmolken und Magerkãs. Casßßt nicht fremde Hoffart, Zwietracht und Derderbnis in euer Tal dringen. Wehrt den neumddischen sdeen und den neumodischen Cappen den éeingang. Cafßt die Stãdter sich herrisch kleiden mit hinderfürkappen!)von Samt und Rahmenschuhen, hũtet die kinfalt eures hierzens unter den kitteln don Barchent und Kattun.“„Bleibt frei vom verderblichen einfluß der außeren Welt; denn hirten waren es, die die fremde herrschaft von den LCchultern schüttelten wie ein Bũndel morschen Reisigholzes und den Nacken frei erhoben in der Rütlinacht.“

„Die nordischen Auswanderer, die dieses Cand zur Stätte wahlten, schlugen ihre Zelte hier auf,weil sie der Lee wie ein großer fjumpen für den verkehrt sitzende hüte.4*

Durst der Menschen und wie eine große Tränke für die herden lockte und die Berge sjolz für die üütten und kutter für die Kühe versprachen.Steigt zu den Bergen, wenn es wieder mild wird auf den WDeiden, und laßt die altehrwürdige Wahrheit zu euch niedersteigen im Zitterglanz der Sterne, und die Hugen der lieblichen Mutter,Marias Hugen, werden auf euch ruhen mit Wohlgefallen. Und wenn die Schatten in die Täler II unseres Candes im Sonnentod erglühen, bringt dem serrn aus zufriedenem herzen den Dank der firten dar, hebt den Trichter zu euren Cippen,daß der 6ebetsruf in die siederungen steige und kündet don der Hip Wirzwele, oon der sjohlichtfluh aus die Botschaft der ersten 6ͤaubensboten:

Bhũet sdtt alles in ũsem Ring,

Die liab heilig Mueter 6ottes mit ihrem Ching (Kind)

B'hũet 6ott alles in ũsem Tal

Alihie und ũberall.

Iin cewigkeit. Amen!“

Fue standen auf und bekreuzten sich. Der Bann des Schweigens war gebrochen. Räuspern und fjusten ertönte unter den fjallen, als wollten sich die Bauern entschädigen für den langen Zwang,den sie sich seit dem Deggang des sikodem angetan hatten, um durch verdoppelte Andacht gleichsam stumme éeinsprache zu erheben gegen die Unschicklichkeit des einen und dem Pfarrer zu beweisen, daß sie in der kKirche nicht an den Ranken seiner 6egner teilnahmen.

Aber erlöst atmeten alle auf, als die Predigt zu Ende war; denn manche Worte darin hatten wie mit kingern nach den unausgesprochenen sefühlen und Bedenken gegriffen, die sich unter den kitteln von Barchent und von Kattun verschãmt verkrochen.

Alle drängten dem Husgange 2zu. Die kleinen Buben und Maãdchen, von den Cehrschwestern im Zaume gehalten, gingen paarweise, aber die fAugen funkelten vor Ungeduld. Da draußen standen schon die „Dildmänner“ und trieben ihr loses Fpiel, und kaum war die Schwelle überschritten,so stob die Schar auscinander wie die sprühenden Tropfen des Wildwassers über einen engen Damm.

Das goldene Cicht des herbstlichen Mittags flutete über den dorplatz der kirche, die auf einer grünen Anhöhe das Dorf beherrschte. Man erzãhlte, daß die Espaner ebenso uneinig waren wegen der Erbauung ihres 6otteshauses wie J heute wegen der rieferlegung ihres Sees. Die einen wollten es hart am Strande, die anderen im Schatten der Wälder errichten. Nis der Streit die Brüder zu entzweien drohte, gab ihnen ein weiser Mann den Rat, sie sollten einen dochsen als Schiedsrichter nehmen und ihm die WDahl des Standortes überlassen. Sie beluden das lier mit dem ersten Bauhdiz und hießen es in die WDeite gehen. Seinem gewohnten Drange nach einem mũhseligen Tagewerk folgend, schritt es gemächlich bergauf. An dem Hügelrain hielt es Rast im wohlriechenden eidegras und feierte so,wie es die Menschen am Sonntag tun sollen. Hlso wurde dort die kKirche gebaut. So geschah es vor unzãhligen jJahren.

Jetzt tritt der Zug der iplier mit klingendem Spiel aus der kirche. Doran der fjauptmann, der Ftatthaiter, der pfleger, hohe baumstarke ö6estalten.ẽs folgen die jeiligendögte mit der bekränzten FSammelkasse des heiligen Wendelin. inmitten der Reihen schwebt die rote nlpierfahne mit dem Bilde des Schutzheiligen.

Doraus schreitet mit sejohle und 6ejauchze das Dildieutepaar. „umpenmann und Cumpenweib mit dem Cumpenkind!“ rufen die Buben und zerren an ihren 6ewãndern von Tannenbart.kKaiser. Der wandernde See.5 sber die Wildieute grunzen wie gestochene kber und treiben mit ihren entwurzelten jungen Tannen die kinderschar in die klucht. Sie halten die Bahn frei für die Fahnenschwinger. Cautlos,mit stiuem Ernst zeigen diese ihre Kunst. Lie stemmen die eine hiand auf die hüste und schwingen mit der anderen die rote kahne, die wehend und klatschend in hundert küũnstlichen DBindungen über ihren hjäuptern flattert, vor ihren Beinen kreist und wieder hoch in die LCuft fliegt, bis sie am Fchafte aufgefangen wird.fs der Matte RMathus sah, daß der junge Basili Andacher an die Reihe kam, die kahne zu schwingen, faßte er sein Deib beim handgelenk und sagte: „Komm, NHmili, das 6affen ist mir derleidet. 6ehen wir in den 6oldenen sC6wen!“

Fimons IAmmili folgte ihm.

„'s ist halt einer von der AndachersSippschast,seines daters Sohn, gelt?“

„Red nicht von denen, 's ist mir grad immer,als bisse ich in einen 6allapfel. Aber geschenkt hab' ich ihm den WDuserloner Tag noch lange nicht. Dem tränk' ich's noch ein.“

„Sei kein Wilder, Matte! LSiehst ja wie der leibhaftige Bohlibãutsch aus, wenn du so redest,“sagte das Amili beschwichtigend und ahmte seine finstere Miene nach, die ihrem Madonnengesicht drollig stand. Da lachte er und sie schritten selbander dem Dorfe 2zu.im Gasthause zum 6oldenen sõwen war schon halb span dersammelt. Denn am lplerfest galt es, sich zwei Tage und zwei Nächte lang bei Speise, Unterhaltung und Tanz zu freuen, nach einem jahr gefahrooller Arbeit und schmaler kost.fHuf der S6eigerbank stand der Jan jöri, der Fpielmann von Ballnut, und stimmte seine kiedel.fn langen lischen saßen die Espaner. dben die sjondratioren: Sabbas, der 6Gemeindeammann don Büren, dann Remigius Christen, der Säckels meister, sedeon zur Tannen, der Rat, und Andacher,der korstwart.

Erregte Reden liefen hin und her. NIlles drehte sich um den Lee, um die Predigt und um den Nikodem 3niderist. Bis in die niedere, rauchgefüllte FLtube des 6oldenen (6wen schlich sich,dräuend oder mahnend, das blaue Bild des Sees zwischen die versammelten Söenossen.

„Eh, der Pfarrer hat's euch gesagt!“ schrie der alte Melkseligen. „Christenleute sollen sich nicht anmaßen, in die kügungen öottes frech einzugreifen.“

„Bah! Eein See ist keine kügung 6ottes, ein See ist eine Haturerscheinung, und gegen Haturerscheinungen setzt man sich zur Wehr, wenn sie einem im Wege sind,“ erklärte der Schullehrer,der ehen eintrat.„Das WDeiden der Schafe lasss ich mir schon gefallen,“ warf der fjubelmattpeter ein. „Aber Matten must man haben zum WDeiden, sonst vers recken die Schafe!“

„Selb ist wahr. FHber es ist bis heutigestags gegangen, es kann noch weiter gehen. Schmale Kost ist noch kein fjunger.“

„Du, Cali, die Espaner mehren sich von Jahr zu jahr und die Wiesen nicht. Vor hundert Jjahren hatte dein 6roßdater kein Rind im Stall und jetzt hast deren vier Stück!“

„Ja, und vor 2zehn jahren hatte ich keine Buben, und jetzt habe ich eine Stube voll. Selb ist wahr.“Der 3niderist erklärte: „Politik und Religion soll man nicht durcheinanderrühren. im Gemeinderat und nicht auf der Kanzel werden wir die krage zum NHustrag bringen. Der pPfarrer soll nicht von oben dem dolke 2ulieb oder zuleid reden. es blast schon genug 6egenwind aus allen aberglãubischen Schlupfwinkein des Tales.

Der Dönni Baschi macht Schule mit seinen Sagen.Darum bin ich aus der kirche gegangen, als der Pfarrer selhst mit dem Riedroßgespenst und dem LSeemuggi aufrückte.“

„Der Pfarrer hat doch recht,“ versetzte der kischertoni mit der roten NHase eigensinnig. Die ich neulich abends durch die WDeiden ruderte,beim Dundelbach, habe ich den SLeemuggi wiehern hören. 6spürt habe ich seinen Atem über dem Kopf ... beim ecid!“

„e! Der Deinteufel nimmt noch andere 6stalten an. Was meinst, Pfeifferbatz?“

Der 6efragte, der kaum das struppige haupt bewegte, nahm die pPfeife aus der Zahnlücke und pfiff verãchtlich: „ich pfeif drauf.“

NAlle lachten und hoben die 6laser: „foch, der pfeifferbatz!“

Der cspaner Philosoph, wie jener genannt wurde, scherte sich nicht vdiel um himmel und Eerde; aber er wußte stets, woher der Wind blies, denn bei ihm pfiff es immer aus demselben Coch.

Bald nahm die kestfreude die dberhand und derdrãngte alle Streitigkeiten.

Der Pfarrer Zumstein kam und setzte sich dben an den rTisch. ks war heute feier und kFriedens tag. Die 6läser klangen. Witze und Scherze sprühten. Beim Nachtische holten die nipler ihre Madchen ab, um deren Sunst sie in den nächt-lichen Besuchen heimlich geworben hatten.slach altem Brauch stellte nun der Frauene pogt, der das ganze Jjahr ein wachsames NAuge auf das junge dolsk hält, einen Kläger auf, der in halb launiger, halb ernster AHrt die Streiche und allerhand Schabernack der fipler aufzählte und rügte. Darauf antwortete der Verteidiger,und die Kichter legten unter Jjauchzen und Zus rufen eine geringfügige Buße auf.

An einem Londertische saß der Ratte Mathus mit seinem Amili und dem kahrlilukas. Sie wechselten nur kurze Worte.

„MmMorgen geht's zum fjolzen im Cachenwald . .. Kommst mit, Cukas?“ Die frage klang wie ein trockener Befehl.

Der Bursche nahm sein Mostglas zur hand.„DWarum nicht? Bin dabei, Mathus.“

Und sie blinzelten einander an, aber dann wandte sich der kFahrlilukas ab und sprach von etwas anderem.„Der Frauendogt versteht sein Anklägeramt.So einen wie den Tomlibatz gibt's nicht wieder.“Da lachten alle ũber einen éinfall des Batz.

„Dui, die Andacher hocken auch dort unten.“„Caß sie hocken!“„s gibt mir doch alleweil wie einen Schlag vor die Brust, wenn ich die Gesichter seh.“

„Bist eine furchtbare Mmemme,“ höhnte der Matte. „Mir juckt's durch alle kinger, wie wenn ein kuchskopf aus seinem hiöhlenloch guckt.“inzwischen hatte der 6emeindeammann die ũbliche Rede gehalten und hob nun sein 6las auf die brũderliche cintracht der senossen einer kleinen auf sich selbst angewiesenen Berggemeinde.ctũhle wurden gerückt; alle standen auf, gingen von einem rische zum anderen und stießen hier mit einem Freunde, dort mit einem 6egner an.eute waren sie einig auf der kreistätte der Freude, morgen wũrde jeder mit dem Arbeitskittel wieder seine eigenen Nnsichten annehmen.

„Prost, Bah!“

„LSoll gelten.“

Die filplier wandten sich zu ihren Madchen:„Tu mir Bescheid, Meitlil

Der joseph Maria IAndacher kam dabei in die Nähe des mathus und des rahrlilukas zu stehen, so daß er die beiden nicht übersehen konnte. in der gutmũtigen WDeinlaune, die einen verschönenden Schimmer auf die dergangenheit T warf, folgte er dem Drange des Hugenblicks und hielt sein 6ias dem Fahrlilukas hin, der verschüchtert, mit abgewandten Hugen, linkisch anstiefß.

Dann kehrte sich der Wildhüter etwas scheu dem Mathus zu: „ĩe, Mathus, wollen wir zwei nicht anstoßen?“ Eeine leichte Unsicherheit klang durch die Derbheit der Stimme.

Die zunãchst stehenden blickten erstaunt auf die beiden. Der Andacher und der Mathus! es war seit jahren ein Suchen und Meiden zwischen dem Wildhüter und dem als Wilderer derrufensten Burschen der ganzen Umgegend, und seit der letzten Derhaftung saß der 6roll wie eine eiternde Beule an Mattes herz. Der haß, der in ihm gãrte, raubte ihm auch jetzt alle Selbstbeherrschung,so daß er es nicht über sich brachte, die fiamme,die in ihm aufloderte, zu derbergen. Sie schlug wie eine feuerwelle über ihn, und als sie zurũckflutete, sprang er auf mit blutlosem Gesicht, blickte den keind von unten herauf mit heimtückischer Unversoöhnlichkeit an und schlug mit dem ers hobenen Glase so hart auf den Tisch, statt an den hingehaltenen Becher, daß es zerschellte. „Wir stofen schon noch zusammen, wir zwei! Iber nicht hier!“

Die Worte fielen wie Schüsse.

Der Wildhüter ließ sein 61as sinken und hob die Schulter. éin betroffenes Cäãcheln huschte über seine Züge.

„je nun, wie du willst ... Wir treffen uns schon im Banngebirg', he!“

Der Bursche vernahm die heimliche Drohung.im Banngebirge war er vor jahren gefangen worden.

„Sicher!“ antwortete er keck. „Wir treffen einander schon, aber auf einem anderen Tanzboden

Merk dir's, Andacher!“

Dann rifz er seinen kilzhut von der Wand,faßte seine Frau am fjandgelenk und sagte: „söehn wir heim, das Saufen ist mir verleidet ... in solcher Kumpanei.“

Das HAmili warf hastig ein Tuch über das buntgestickte Mieder mit den Silherketten, und ohne 6ruß dverließ das Paar den Saal und trat in die stille Bergnacht hinaus.

Dortlos stiegen sie haldan, ihrem Bauerngut zu, am Rohnlimoos. Unten lag der Lee, sternbesãt,in heiliger Unwissenheit all der Ceidenschaft und der Zwistigkeiten, die um seinetwillen entstanden.

Die Dut des Burschen brach noch in unterdrũückten Derwũnschungen los.

„Dem hab' ich's gisagt ... dem frechen Cuder!“„Brausest auch gleich auf, Matte,“ warf das Amili mild ein. „Solltest dem Andacher die alte seschicht' nicht ewig nachtragen.“

„Das Stehen auf dem LCasterstein in Wuserlon trag' ich ihm noch in der hölle nach ... dem khrschãnder!“

„Eh, er ist doch halt der Wildhüter!“

„Die man die Schwein' auf einem Ceiterwagen zum Stechen führt, so hat er mich nach dem sericht geschleppt!

„Darum bist auch so einer, der nur gerne jagt, wo es verboten ist?“

Er lachte verwegen. „Deil 6efahr dabei ist,FHmili ... weil ich jagen will, wo es mir gefällt,und nicht, wo es den herren vom Wuserloner Rat beliebt. Und daß du mich genommen hast,trotz alledem, mein lieb's fjudeli, dui, das vergeß ich dir nicht mein Ceben lang!“er kũßte sie herzhaft und in einem nnfall von Fröhlichkeit faßte er seine Frau um die Schulter, wie Schulkinder tun. Dabei sang er im ũbermut:„Komm, wir wollen wandern,Ddon einer Stadt zur andern“,und das Cied ging jãh in einen sodler über, in den das Hmili mit seinem Silberklang so rein einstimmte, daß es vom Wuler horn zum Schunberge widerhallte.

Nur das Brausen der Cop begleitete den 6esang mit dem dumpfen 6srundton ihrer stürmenden 5ewalt.Nis sie in das fjäauschen am WDaldrand eintraten,tönte ihnen das Seschrei eines Kindes entgegen.

„'s Mareiti ist schon wieder wach!“ IAmili eilte auf die buntbemalte Wiege zu und nahm den leise in halbwachem Zustand wimmernden Sãuglingꝗ heraus.

„Und d ühnimueter ist eingeschlafen,“ lachte der Matte, als er seine Mutter mit dem Rosen-kranz in der hand mit vornũbergebeugtem haupte am Bettrande fand.

„Es ist halt spat geworden.“ Das kind im fArme wiegend, ging das Amili in der Stube auf und ab und sang mit halblauter Stimme und schleppendem Tonfall:kitä, ritã Rosseli,

30 Badã stat as Schlõsseli,3 Rom ist as goldigs Huis,s luegid dru Marie druis,Die eine...

Der Matte unterbrach sie. „Cos, Frau, der Schlierhuwel ruft wieder, das vermalideite Tier.“Dom Sakramentswald tönte die schluchzende Klage der Nachteule und plötzlich schlug sie in ein höhnendes 6elächter um.Die eine spinned Lidai),Die andere schnätzed Chrudä?) ...„Denn ich sie schießen könnt'! Im Tag ist sie nirgend zu finden, und des Nachts heult sie überall. Das ist die, die man seibst mit scharfer Cadung don Malefizpulper nicht treffen kann.“

„u! hjul ßu!“ klang wieder die schaurige Mahnung des Totenoogels.

Der Matte zog seine Sonntagsjoppe aus, und als Amili an ihm vorũberging, riß er sie mitsamt dem kinde enger an seine Brust und sagte: „Gelt,bist ein treues Blut?“

Sie lãchelte ihn unerschrocken an. „Bist ein Spaßiger heut! s ist etwas in der Cuft ..gelt? 's ist mir eng ... s kind schläft ..komm“ ... Sie trällert noch:Die dritt tuet's Tor uif,Und lat die heilig Lunne uis ...

1) Leide.2) Ichnitzelt Kreide.

8

Espan ist ein abgelegenes Dorf in einem jochtal, schier am Ende der Welt. Die höchsten Berge sperren es eifersüchtig von allem Derkehr ab.Nur im Osten löst sich ein wenig der kelsenring,der es umgürtet. Durch dieses hohe kenster,das sich auf ungeahnte kernsichten öffnet, sahen die Bewohner des rTales jenseit der Wälle, die sie umschlossen hielten, helle 6egenden und lichte jdrizonte sich dehnen, wo die Menschen nicht so enge hausten und ihr Ceben nicht so karg fristen mußten.Das cespaner Tal liegt siebenhundert fuß hoch über der weiten Ebene von Wuserlon. Hus dieser erhebt sich, quer durch das lTal laufend, der steile Bergrücken des Kaiserstuhls, der gleichsam die höhe des Wasserspiegels bestimmt.

Das Tal ist nichts als ein langes Seebecken.Dort, wo der Kranz der Berge sich öffnet, stürzt der Abfluß des Wassers über die hohe Bergstufe des Kaisergrats in schwindelnd hohen Fällen zum Duserloner Ried hinab und eilt dann rastlos dem fernen dierländer See zu.im Tale von cespan sind die Menschen nur geduidete Untertanen. Der herrscher ist der See.

Er beansprucht das ganze Cand für sich. Seine Ufer umgrünt nur sparsam flaches Wiesengelãnde.überali, wo die relsen aufhören, fangen die Fluten an. Ringsum ragen, hochaufgetũrmt, die WDände mit wilden Klüften, steilen Wäldern,schmalen Bergweiden und jaähen Abhängen.

NAls wäre des Wassersegens noch nicht genug,stürzen aus allen Ritzen und Spalten WDildbäche herab und entrichten in sprudelndem übermut dem blauen Turannen, der sich meilenlang reckt und streckt, den schäumenden Tribut.

Der See ist das smaragdene Becken, in das die Berge zum Bade niedersteigen. Er ist der Spiegel, in den sie ihre riesigen Schatten werfen,kristallhell gibt er den Abglanz der beeisten Wetterhörner zurũck.

NAm sũdlichen Eende des Sees, wo einige Matten an einem sanften ARbhange grünen, haben die cspaner hirten ihre hjütten und Speicher zusammengerũckt.

Da hausen sie, nach der Irt ihrer Dorfahren,genũgsam bei einfacher Kost von Kasemilch und Kartoffeln, sittenrein und taätig und treiben emsig ihr 6eschäft, die diehzucht.fles dien, das in éespan gewintert wird,kann unenggeltlich auf den FHipen gesömmert werden; deshalb ist der diehstand bedeutend.fjeu und Wiesenland steigen auf einen hohen Preis.

Das Hckerland wurde immer spärlicher. Die sich mehrende Beoölkerung und der keldbau standen in keinem Derhältnis, der Mangel an Cand wurde immer empfindlicher.

Die espaner waren arm, aber sie empfanden es nicht. Die Bedürfnisse der Welt blieben ihnen unbekannt, sie trugen ihr sos mit Zufriedenheit. Sie hatten weder Bäume noch Korn, weder Faaten noch 6semüse. Sie hatten nur Sras.dhne Heid, aber mit wachsender Derwunderung blickten sie don ihrer hohen Terrasse auf die in reichen setreidefeldern und blühenden Obstbãäumen prangenden Tãler des flachlandes don Wuserlon und Richwul hinab.

Und meilenweit breitete sich der See in seiner selbstherrlichen nutzlosen Schönheit aus.

Lie standen in seiner harten Fron, und nach und nach empfanden die einen seine anspruchsvolle slãhe als die eines lästigen Tyrannen. Zur Zeit der Schneeschmelze stieg der Lee dem Berg entgegen, und zur Winterszeit kam der Berg durch den Weg der Cawinen zum See herab.für die Menschen aber war kein Raum frei zwischen den beiden kolossen.

Ddon der Erkenntnis dieser Sachlage zu dem heimlich keimenden entschlußßz, dagegen anzus kãmpfen, war für den Schlag Menschen, dem die Espaner angehören, der übergang leicht und undermeidlich.Nies, was an Turannei grenzte, war ihnen derhaßt. Sie ertrugen mit Sleichmut gefahrvolle Arbeit, Armut und Tod; aber was einem sJoch ahnlich sah, das mußte gesprengt werden,koste es, was es wolle. Immer waren sie in Reih' und Slied dabei gewesen, wo es galt,mit Bauernkraft in den drückenden Ring der knechtschaft eine 6asse zu brechen.

So empfanden sie bald ihre NAbhaãngigkeit vom See als eine Erblast, und der eine oder andere sann auf erlösung.

Da rang sich auf einmal bei einem Bauern der sedanke durch: wenn man auf dem See heuen könnte!Das zündete wie der Blitz in einem ausgedörrten Schober. Ja, könnte dieses überflüssige Wasser in schönes Mattland derwandelt werden,wie wäre ihnen geholfen!

Die HusUwanderung des Jungbolkes aus dem bedrãngten Tal war undermeidlich. Sie forderte immer neue dpfer; denn wenn die Burschen daheim darben, verdingen sie sich leichter in die fremde.NAber die Espaner hingen an ihrem Boden wie die Kletten an ihren Zwilchhosen, wenn sie das 6rummet auf der Baschifluh heimsten.

Ja, wenn die kluten dichtgedrängte Ahren wãren! Wenn der Wind, der kräuselnd übher die blaue kläche 70g, durch halme und Spitzengräser führe!

WDelich wogende Pracht! VWo die kischerbodte lässig fuhren, da sollten neue heuboden stehen,deren Balken unter der Cast der Ernte ächzten.WDo die WDellen am Ufer wühlend weitergriffen,würden sich nahrhafte Dolden wiegen. Und wo die glotzaugigen kische schwänzelten, sollten junge kRinder bis an den Ceib im Grase stapfen.hei! War das ein Zukunftsbild für die Hugen eines ẽspaners!srdße sjoffnungen zeitigen große Entschlüsse.Diese wurden am Sennenfeuer in den Sommeralpen und im Dinter am Virtstisch zuerst klein-laut und verzagt, dann kecker und zudersichtlicher in der semeindestube verhandelt.

Die Aussichten wurden erörtert, hier durch die Unwissenheit und den Dünkel bis ins unmögliche gesteigert, dort blindlings verworfen aus aberglãubischer kurcht.xaiser, Der wandernde See.

Dom ersten Tag an entstand eine Spaltung in der 6emeinde. Zuerst unmerklich, wuchs sie bon Tag zu Tag und sonderte nach und nach das Dorf in zwei Parteien, die einander schroff gegenũberstanden. jie die „Trockenen“, hie die „Nassen“.ie espaner empfanden wohl das Bedürfnis nach frischem Mattland. Aber sie scheuten sich,es zu befriedigen, weil sie sonst in 6Gottes Rat-schlüsse hätten eingreifen müssen.

Denn es stehet geschrieben: „Da machte 6ott die kFeste und schied das Wasser unter der keste don dem Wasser über der keste. Und es geschah also.“

ẽks schlen den Menschen ein frebentliches Unterfangen, nach eigenem 5utdũnken das Trockene vom Wasser scheiden zu wollen, nachdem es Sott,so wie es war, gut und recht befunden hatte.

Der 6edanke, einen großen Teil des LSees in urbaren Boden zu derwandeln, hatte sich jedoch in einigen führenden öseistern der Semeinde festgeankert.

Doran beim Nikodem 3niderist.

Keiner machte sich einen klaren Begriff ũber die Ausführbarkeit oder den Nutzen eines solchen Unternehmens; aber gerade das Ungewisse, Aben teuerliche der LSache lockte sie, statt sie abzuschrecken.ks lohnte sich kaum, für eine im voraus gewonnene Sache zu kämpfen. Hber wenn der Stier sich breitbeinig wehrt, unter das joch zu gehen, da fühlen die Alpler, wie ihre Sehnen sich spannen und ihre Kräfte wachsen, sobald es gilt, sich mit der brutalen Kraft zu messen und ihren störrischen Widerstand zu brechen.

WDie alle hjirtenoõölker, waren auch die ẽspaner in stillen gesegneten Zeiten schlaff und friedlich.fAber wo es sich um die Derteidigung eines 6utes,um die Ausführung eines Planes, um den Triumph einer ldee handelte, da legten sie eine Underzagtheit und einen Mut an den Tag, die bei den Menschen des flachlandes nur selten anzutreffen sind. Mit zäher Husdauer führen sie Arbeiten zu Ende, vor denen die Bewohner der cbene entmutigt die hjände sinken lassen würden.

Die wilde fjochlandswelt zwingt sie zu unerschrockenem Widerstand oder verdammt sie zum Unterliegen.Der Kampf mit den Elementen ist gleichsam die Würze ihres täglichen Brotes. Hlles, was sie erwerben, müssen sie der satur abringen, manchmal im Spiel, öfters im Kampfe, nie mühelos.

Die Bãume lassen die ũberreife krucht nicht in ihren Schoßß fallen wie in den 6ärten der Täler.ihre Bäume wollen gefällt werden und reißen sie oft in ihrem Falle tückisch mit.ihre Wiesen entrollen sich nicht wie Teppiche unter der Lonne. In abschüssigen halden sammeln sie ihr kFutter, zwischen ũüberhängenden relse massen sprießen die Wildgräser auf, am Rande des AHbgrundes weiden ihre öeißen, und durch relsschluchten flößen sie das Holz herunter,wenn der Winter in die hütten bläst.

Ubher ihnen türmen sich bröckeinde Felsen,droht die Cawine, tost der Waldstrom und rast das Ungewitter. überali 6efahren und Wagnisse,die einen Mut erfordern, der an Todesverachtung grenzt.So wurden die ẽspaner don dem kühnen Plane,dem LSee Cand und Brot abzuringen, rasch eingenommen.

Wäre ein weiser Mann gekommen und hätte ihnen als dringendstes Werk die eindämmung ihrer Disdbäche empfohlen oder zum gewinnbringenden derkehr mit der Hußenwelt den Bau einer Fahrstraßße angepriesen, so würde sein Rat keinen Widerhall gefunden haben; das wären ganz gewöhnliche Werke, die auch nur gewöhnliche

Mittel erforderten. Aber der 6edanke, den „blauen Turannen“ aus ihrem Bergqtale spazieren zu führen, ihm die Kehle auszutrocknen und dann mit schweren jolzschuhen über seinen gedemütigten Ceichnam 2u schreiten, das lockte sie. Cange genug hatten sie sich seine nasse herrschaft gefallen lassen. jedes jahr stieg der ehrgeizige öeselle eine Stufe höher hinan. Wenn sie ihn nicht niederzwangen, würde er sie kühl ũüberschwemmen.

Hilf dir seibst, daß 6ott dir helfe!

„Rühret den See nicht an!“ sprachen die segner. „NAile geheimen 6ewalten, die in ihm schlummern, werden sich empören und über uns und unsere Kinder hereinbrechen. Unsere AHhnen fanden ihn schön mit dem grünen Huge, von Tannenreis bewimpert, und dem lockenden Schimmer seiner Schãtze.“

„So laßt uns ihn heben, den Schatz, den unsere dãter nur schimmern sahen!“ entgegneten die kühnen Neuerer. „LSie haben auch ein mühsames Tagewerk vollbracht, als sie die mit Schutt und Dald bedeckte Düstenei, die dieses Cand einst war, in eine wohnliche 6egend umschufen. Wir wollen ihnen nicht nachstehen.“

„Fie haben uns eine heimat geschaffen, laßßt sie uns für unsere Söhne erhalten. Was nützt uns die Schönheit, wenn wir einsam am herde sitzen und unsere Kinder in die Fremde ziehen?“

„Schön finden wir ẽspaner eine üppige Wiese,einen vollen Speicher, wohlgenährtes dieh, wetterfeste Dächer und gefüllte Truhen. NHlles andere ist Fniegelung und Wind!“

„MDenn der keind in unser abgelegenes Hhochtal eindringen und uns den Boden streitig machen wollte, wũrden wir alle einmütig, mit Lense,Speer und Morgenstern bewaffnet, ihm entgegenstürmen und jeden Zoll Erde mit Blut zurück-erobern.“„Der See ist unser keind geworden, er hat unseren ganzen Talgrund mit seiner Wassermiliz überschwemmt. Er hat Canderraub an uns begangen.Wir wollen seine räuberische 6ewalt brechen und seiner unrechtmäßigen derbreitung wehren. Dir wollen ihn seines herrscheramtes entsetzen. Er soll vor uns weichen, so weit, wie es uns beliebt,damit wir auch noch leben können neben ihm!“

Die praktischen 6ründe siegten.

Fo geschah es, daß die 6emeinde don X an einem denkwürdigen Hobembertage den ein-mũtigen Beschluß faßte, den Sec abzuleiten.

Da sie unwissend waren und nur ihre kühe zu melken, ihren Kase zu formen und ihre Tannen zu fällen verstanden, ahnten sie nicht, mit welchen Mitteln man einem solchen 6egner auf den LCeib rũcken mußte. Ja, wenn er österreichische Panzerhemden oder burgundische selme trüge, wie vor alten Zeiten ihre fFeinde auf den kFeldern von Lempach und 6randson!

Aber hier hieße es wahrlich mit dem Schwert ins Dasser schlagen.

FSie beschlossen also, sachkundige Männer nach ẽspan 2zu berufen.

Ffile Winkel und liefen des Sees wurden ausgemessen, die Kosten auf die eine und der zu hoffende 6ewinn auf die andere Wagschale gelegt.und die Schale sank zugunsten des Unternehmens.Eẽs ergab sich, daß der größte Teil des Sees nicht ũber hundert Fuß tief war, und daß mittels eines hundert kuß tiefer liegenden Ablaufes dem rcee fünshundert Morgen Cand entzogen werden könnten.rkũnfhundert Morgen sCand! Wie eine Zauberformel ging das Wort durch das Tal und riß die Unschlüssigen mit. Das wehte die letzten Bedenken weg, entflammte den Mut aller und zwang sie zum endgũltigen FHngriff.rũnfhundert Morgen urbares

Fandl!

Die 6eldbeträge wurden aus den wollenen Ftrümpfen und aus den Truhen hervorgezogen und 6oldstück um 6oldstück ausbezahlt.fber fünfhundert Morgen sand denkt euch nur!So nahmen die hjirten klößerhacke und pickel zur hand.

Fie verliefen ihre Ringspiele, um sie in einem ernsteren Kampfe zu messen, und an einem Wintertage, wo der Rosenlauigletscher staunend in das ungewohnte laute Treiben des Tales niederschaute,ertönten die ersten kräftigen hiebe gegen den uralten feind.Das weißzgewordene haupt der Cum schaute mit fragender Sorge vaterlich herab, aber über das finstere Antlitz des unheiligen Fracmont 9 z0g ezine dräͤuende Wolke.

9 ks tagte kaum hinter der s chiltfluh, als Matte Mathus aus seiner fjütte am Rohnlimdos trat.flles schlief. IJur das Amili war aufgestanden und hatte ihm ein Stück Käse und etwas Brot in seinen schafledernen Rucksack gesteckt.) Alter ssame des Pilatus (fractus mons).

„Paß gut auf, Matte, daß dir keiner in die Quere kommt, du Rascher, du!“kr lachte kurz.

„Der sollte auch! ich geh nur mit dem fahrlilukas ins fjolz im Margelwald.“

„So! Brauchst das zum holzen?“ Mit diesen Worten wies sie auf den Doppelstutzen, der, in zwei Stücke zerlegt, mit hohlen Augen aus dem Rucksacke heroorguckte.

„Das ist mein Kamerad, Amili! dhne den fehlt mir ũberall was ... das ist ein 6uter. Und nun ade!“Er drückte mit einem kaustschlage seinen weichen kilz tief über das krause hjaar, warf mit einem Ruck Sack und holzaxt ũber die linke Schulter, nahm den Bergstock und verließ die hütte.

AIV das nasse 6ras und vermied die betretenen Pfade.nies an ihm zeugte von der verhaltenen kraft,die den Bergen anhaftet. Er schien gleichsam der wachsen mit dem Boden, auf dem sein kuß stand,und die derben Züge seines Söesichtes lebten auf mit der Natur, die um ihn her geheimnisvoll webte und trieb.uUnter dem formlosen kilz quoll das haar wie die abgeschorene Wolle eines Schafes. Unter der runden Stirn mit den flachen Schläfen lauerten die tiefliegenden Braunaugen eines jungen Wolfes,der beutegierig umherblickt und nicht recht weiß,wo hinaus mit seinen diebischen 6elüsten.

Die flügel der plumpen slase waren von seltsamer Beweglichkeit, als witterten sie den Wind.Der spãrliche rotblonde Bart strãubte sich ũber den vollen, aufgeworfenen Cippen und ließ die kleinen scharfen Zähne sehen, die mit grausam gesundem 6lanz wie unter den geschürzten sefzen eines fuchshundes durchschimmerten.

Der Nebel ging mit ihm, ein unbeständiger Nebel, der sich manchmal so rasch senkte, daß er nur die halde freiließz, auf der der Matte rüstig ausschritt. Plötzlich stieg die graue Flut und hüllte ihn so dicht ein, daß er minutenlang still stand und wartete, bis der LCchleier riß und er in südlicher Kichtung wieder die bleichen sipfel der WDetterhörner oder eine Cawinenbahn der Rudenzberge erblickte. Dann eilte er bergan.

„Es wird kein ergiebiger Tag, wenn der verdammte Nebel nicht weicht,“ murmeite er mißs mutiqꝗ.Durch die ébereschen des Daldes rauschte es;ein Raubpogel flatterte auf und flog quer ũber die baumlose WDeide, die der Matte Mathus durchschritt.*9 *dhne jeglichẽs Besinnen riß er die Waffe aus der sedertasche, machte sie rasch zurecht, spannte den fjahn und rielte.

Der VDogel zeichnete langsame, immer enger werdende Kreise hoch im blauen üther über dem leichten sebelrauch, der wie von einer Brandstätte aus dem Tal aufstieg.cine Sekunde stutzte der Jjäger. Er war noch nicht weit entfernt, ein Schuß konnte bis zum Schorenegg dringen und den Indacher alar-mieren; dann machte sich der vermaledeite füter auf den Weg und verdarb ihm am kende das Spiel des Tages.

Der 6edanke war noch nicht ausgedacht,da krachte schon der Schußß und dröhnte lange nach durch die Klüfte der nahen Dundelschlucht.kin Schein von Enttãuschung glitt über das erhobene sesicht des klugjägers. Er hatte es doch in den kingerspitzen gespürt, dafß der Schuß getroffen. Der Deih kreiste nicht mehr hoch in der Cuft. Mit mãchtigem, gleichmãßigem rlũgelschlage flog er geradeaus, einer hochragenden einzeln stehenden kichte zu und krallte sich auf dem höchsten 6ipfel fest, so daß sein Kopf nach unten baumelte und die kHũgel wie hilfesuchend schwer und schwerer um sich schlugen. cin höhnisches Cächeln schürzte die Cippen des WDilderers. Mit raschen füßen eilte er auf den Baum 2u und beobachtete den Kampf des setroffenen. Er wartete, daß das erschöpfte tier von seiner Schwere niedergezwungen tot zur Eerde falle. Minute um Minute verrann.Das Schlagen der klügel wurde matter, der herabhäãngende Körper zuckte nicht mehr in krampfhaften Anstrengungen, sondern schaukelte leise hin und her, und man wußjte nicht, ob es nur der Wind war oder das Ceben, das ihn bewegte.

Der ungeduldige Jjäger wollte schon den Stamm erfklettern, um sich die Beute zu holen,da raffte sich der Weih auf, als hätte er die Hähe des kFeindes am Beben des Baumes gespürt, sein Kopf reckte sich gleichzeitig mit den mãchtigen Schwingen und mit gleichmäßigem Rudern durchschwamm er die Luft, doch nicht mehr aufwarts, sondern in unmerklich sinkender Richtung.cr fiel nicht, er schwebte herab, wie unwiderstehlich angezogen don der Erde, und als er sie berũhrte, war er eine dunkle Masse, die sich, flach hingestreckt mit weit ausgebreiteten Flügein, an die Scholle schmiegte.

9fAuf den kußspitzen, als könne das leiseste serãusch den Dogel noch einmal aufscheuchen,schlich der Matte hinterrücks heran, bückte sich jäh, krallte seine beiden hände um den schmalen hals und würgte ihn. ein heiseres kKrãchzen durchzog sekundenlang die LCuft.

Dann sank wieder die lautlose Stille des Hebels herab. Der Matte band das lier an einen aken fest, warf es gleichgültig über die fHAchsel und schritt wieder bergauf.

Am Fukenloch wartete der Fahrlilukas auf ihn.

„Gut, daß du da bist!“ sagte der Mathus herrisch. „jab gemeint, du würdest zu guter Cetzt noch ausreißen.“

Das biöde Gesicht des Cukas verriet deutliches Unbehagen.

„Lelb ist wahr. Es war mir nicht sehr drum ...ist dir keiner begegnet unterwegs, dui?“

„Und wenn auch!“ warf der Matte leicht hin.„Doch, der Niederholzbur, schau, da hangt er.“kr wies auf den toten Deih, der hierzulande so genannt wurde, weil er seit undenklichen Zeiten mit seinesgleichen in den kelsen des Niederholzes ansãssig war.

„Beim Eẽid!“ rief der Cukas aus. „Ein Prachtkerl! So hast du geschossen? ich hab's hier widerhallen gehört ... Wenn die anderen uns auf der Spur wären, he?“

„LSie sollen nur kommen!“ warf der Mathus trotzig hin.

Er war nur verwegener geworden, seit man ihm in der 6emeinde das Jagdpatent verweigert hatte, weil er schon oftmals während der 6emsjagd, nach der erlaubten Zeit, die sich vom Mutters gottestag im AHugust bis zu St. Michaelis dehnte,im Banngebirge auf frischem kredel ertappt worden war. NHber erwischen konnte ihn keiner mehr seit der unseligen derhaftung, die ihn vor einigen Jjahren in die hände des Andacher fallen ließ.er kũmmerte sich keinen pfifferling um die Fatzungen der Menschen und ihr Jagdrecht.Schon bhei dem bloßen 6edanken, daß irgendwo ein Rudel 6rattiere unbeheiligt ãsend weilte, daß kũchse, hasen und Marder durch die Ichneefelder zogen und auf Beute ausgingen, daß die Seier aufflogen und die jungen Adler im forste groß wurden, überkam ihn eine unbezãhmbare Cust:die Cust am Zerstören, die Cust an seiner Treffsicherheit. Fie lag ihm im Blute, sie packte ihn wie ein kieber und trieb ihn von der sjobelbank und von FNmilis Leite hinaus, wie es andere zum

Dirtshaus oder zum politissieren am 6emeindetisch trieb, mit unheimlicher 6ewalt.

Der Berg war seine kreistätte, wo alles, was unten im Tale zwischen den anderen wie eine Cast auf ihm lag, von ihm abfiel wie ein schlecht passendes 6ewand, und er war nichts mehr als ein Mensch, den es trieb, sich mit seinesgleichen zu messen und gegen alles, was da kreucht und fleucht, den Kampf aufzunehmen, um seine selbstherrliche 6ewalt zu behaupten.

Der Cukas schritt kleinlaut weiter. Er war kein solch unerschrockener öeselle; hier und da spähte er nach allen Richtungen aus, wenn sich der Nebel lichtete, ob kein verdächtiger Mensch auf den halden sichtbar wurde.dben auf dem kreiberg hielten sie kurze Rast und zogen ihren Mundvorrat aus dem Ledersack.Lie aßen schweigend.

Nnis sie nachher das sjochwildschongebiet hetraten, fanden sie auf dem über Jacht frisch gefallenen Schnee die Spuren von 6emsen.

Wie durch einen Schleier sahen sie plötzlich auf einem relsgrat die schattenhaften Umrisse odrũberhuschender liere. dhne ein Wort zu wechseiln, schulterten die beiden Wilderer ihre klinten, zielten sekundenlang und ließen die fhnungslosen naher herantrippein. Sobald diese mit bebenden Nüstern, als witterten sie den nahen feind, jählings stillstanden, da krachten rasch hintereinander zwei Schũsse.

Der fFahrlilukas hatte den 6emsbock getroffen,der in die Knie brach, sich aufbäumte und zuckend auf die Seite fiel. Der Matte erlegte mit zwei Cchüssen die beiden kitzen, die sich eng zusammendrängten, dann aufsprangen, vorwärts rannten und blutend mit kläglichem Meckern langsam derendeten.Die zwei Männer waren schon über sie her,und die noch lebenswarmen liere wurden mit raschen Messern und kundigen kingern ausgeweidet.Das blutige handwerk nahm sie so sehr in finspruch, daß sie, vom Nebel eingehüllt, nicht mehr NHuslug hielten. NHls der Fahrlilukas, der auf den Knien lag, hinunter schaute, ließ er einen warnenden pPfiff hören. Ein heißer Schreck durch-rieselte ihn.„Dui, dort unten kommen z7we

Der Mathus sprang auf und spähte mit den weitsichtigen Raubbogelaugen talab, wo 2wei bestalten durch das vom Steingeschiebe des Baches derschüttete Land aufwärts strebten.

„Sakrement! Sakrement!“ fluchte er zwischen den Zähnen. er rieb sich die blutigen hände an der blauen Biuse ab, rückte die entstellende Dildererbinde enger um das öesicht und machte seine Waffe schußbereit.

„Jetzt wollen wir noch nicht ver ...,“ murrte er. Er hatte die sahenden erkannt. Er hätte vielleicht noch den Dossen hinanfliehen und sich in einer Rinne verbergen können, aber er erwog nicht einmal den 6edanken an eine Flucht. Der grimme Haß bannte jede Vvorsicht um der LCust willen, den keind endlich zu stellen und an ihm Rache zu nehmen. Denn einfangen ließ er sich don ihnen nicht. cinmal und nie wieder. Cieber würde er sich gerade auf der Stelle eine Kugel durch den Schäãdel jagen! Aber diesmal war die Reihe nicht an ihm, diesmal sollte es den anderen gelten.

Er hatte einen guten Stand; er konnte angreifen, ehe die anderen nur die Hotwendigkeit der Derteidigung inne wurden.

Das sollte benutzt werden. cin IHVarr, wer sich solche Jagd und solches Wild entgehen ließ!

„Cukas,“ zischte er befehlend, „nimm die riere und trag sie aufs Gratti ) ... rasch!“ Mit F Berograt.Kaiser, Der wandernde See. herrischer 6ebãrde zeigte er ihm den Weg und wies ihn fort.

Der IHngeredete gehorchte schweigend. Er warf den ausgeweideten Bock über die Schulter und strebte mit schlaffen 6liedern empor. keine unsinnige Angst hatte ihn befallen. Waren es die Wildhüter, die dort nahten, so waren sie vers loren.

Kaum hatte er sich einen Steinwurf weit entfernt, da sank der Nebel hinter ihm und sonderte ihn von den Seschehnissen auf der Fluhalp ab.Schon hörte er Schüsse krachen. Er klomm rasch empor, als hätten sie ihm gegolten.

Matte war mittlerweile hinter einen Stollen getreten, der sich wie ein steinerner Schild schũtzend zwischen ihm und den Hahenden emporreckte.

Mit wilder Entschlossenheit zielte er nach ihnen.nis sie innerhalb Schußweite waren, feuerte er ab.

Die Wildhüter, Andacher dDater und Lohn,stutzten. Die Kugel war dem alten Manne ins rechte Schulterblatt gedrungen. Er hob wie abwehrend die hjand gegen den unsichtharen Lchützen.

Ko rasch, daß der Pulbergeruch ihm in die ssase stieg und er in seiner hjast die abgeschossenen fjülsen mit dem Mund herausriß, seuerte der Mathus neue Schüsse ab, einer durchbohrte die erhobene hand des 6egners. Da rief der 6etroffene: „jjol Matte Mathus, jetzt tut's es.6ib abl!“Der Wilderer antwortete mit einem neuen sIchuß, der dem NUiten über dem linken dhr in den Kopf drang. rTaumeind drehte sich der Diidhũter und glitt wie eine leblose Masse auf den Rasen.fus der Lohn den dater fallen sah, schoß er in der RKichtung gegen den keisblock, an dem die Kugel abprallte. NAis er wiederum ꝛielte, krachte ein neuer Schuß, der seine rechte hand traf und ihn kampfunfähig machte.

WDehrlos ergab er sich in sein Schicksal. Er legte klinte und Bergstock auf einen nahen Stein quer ũbereinander, so daß sie ein Kreuz bildeten,als stummes Zeichen der 6nade, die er sich vom segner erbat.Aber 6nade hatte keinen Raum in der von unerbittlichem hjaß durchwühlten Brust des Dũterichs. Er sah in dem wehrlosen jüngling,der ihm gegenüberstand, nichts als den einzigen Zeugen seiner Bluttat, und der mußte unschadlich gemacht werden.

Was lag ihm daran, den Mord zu verdoppein,zwei Menschenleben statt des einen zu zerstören,wenn nur kein menschliches Fuge die Tat erspähte und kein Mund ihn mehr anklagen konnte.Sprungbereit schlich der Wilderer aus seinem Dersteck. Die leichenblassen Züge und die durstig geöffneten Cippen verzerrte eine solche Blutgier,daß der junge HAndacher den Todeshauch verspürte, noch bebor er mit durchbohrtem Schädel rücklings niederstürzte. Hus nächster Hähe gab Mathus den reinden den Rest, indem er den einen durch den Ceib, den anderen durch die Brust schoß. Dann warf er die Waffe über die soppe und ging bergauf, dem kahrlilukas nach.

Der kam ihm auf halbem Deg mit schlotternden Knien entgegen. Er hatte nur die Schüsse gehört, die von verschiedenen Daffen herzurüũhren schienen; das Drama selbst blieb geheimnispoll in Nebel gehülit.

Er wagte nicht den Blick auf den Kameraden zu richten, weil er etwas entsetzliches in seinen Mienen zu lesen fürchtete. Er stotterte nur: „Der Bock ist am 6rãtli abgelagert, aber ich trau mich nicht, die Kitzen zu holen ... wegen den verdammten fütern.“52*

„hol' sie nur,“ entgegnete der Matte. „Die tun dir nichts zuleid ... sie sind durch ab.“„FSo!“Da ging der Cukas, lud die kitzen über den hals und schritt mit seinem 6enossen dem sochgrätli zu. Keiner sprach.

Ddben nahm jeder seine Beute über den Rücken, und sie stiegen über den jenseitigen Ab-hang des Berges ins Tal hinunter.

Der Cukas vermied jede kirage; er lullte sich in eine halbe Ungewißheit ein und bangte vor einem Nufschluß. Nur einmal warf er fragend hin: „Dui, wenn es aber Cãrm gibt wegen den zwei Dildhütern?“Ruhig entgegnete der Matte: „Die werden nicht mehr viel reden!“

Ffis gerade in dem NHugenblick die Mittags-sonne die slebelwand durchbrach, blickte der Cukas derstohlen in das IUntlitz seines Kameraden. Und es erfaßte ihn ein Schauder vor diesem, wie wenn der leibhaftige Böse an seiner Leite schritte. Während der Matte in befehlendem tone fortfuhr: „Dir wollen dann angeben,wir seien am Otmarstag im sjolz gewesen. Derstanden?“ neigte er nur bejahend den Kopf und schwieg.

Sobald es dämmerte, bargen sie das erlegte WDild in die gewohnte höhle und verscharrten dann ihre FHlinten unter einer jungen, mit einem kreuze bezeichneten Tanne.

Nachts kehrten beide nach ẽsnpan zurũck, wo sie sich stillschweigend trennten.

NAls der kFahrlilukas daheim einsilbig und verwirrt die Mehlsuppe löffelte, fragte ihn seine alte Mutter: „Das hast?“

„lch möcht' halt, ich wär' nicht ins holz gegangen heut““ ...

„So ... Warum?“

„ich glaub ...'s ist was gegangen.“

Weiter war nichts an diesem Abend aus ihm herauszubringen.

Der Matte Mathus kehrte heim wie nach einem ergiebigen jagdtag, mit der unheimlichen Ruhe eines schwer vollbrachten Tagewerkes.

„Kannst anderthalbe Taglohn einschreiben,“sagte er zum Fmili. „ich habe dem Riedwandier sein holz geschafft.“

WDeil sein Huge es vermied, sie anzublicken,faßte sie ihn an der Schulter und sagte leise:„Dui, hast gewildert ?“er zuckte die Hchsel. „ch, einen von den Niederholzburen, einen prachtkerl, den Weih, hab ich erlegt . .. und ... und sonst noch anderes Diid,“ fügte er lachend hinzu. „Was mir halt in den Weg kommt ... weißt!“und nachher sprach er nicht weiter und ging noch abends aus, in die Wirtsstube, wo er einer der Cautesten war.

ʒ lmDiidhüterhaus am S Schorenegg schlief keiner:der joseph Maria und der Basili waren nicht heimgekehrt. Sie waren am Norgen aufgebrochen,weil sie in der Kichtung vom sachenwald her cchüsse vernommen hatten und die sähe von Dilderern ahnten.slachmittags hatte die krau Andacher, als sie draußen Wäsche aufhãngte, in der höhe des freiberghezirkes in rascher rolge mehr als zehn x5chũsse fallen hören, die in den kelswänden lange widerhallten und in ihr schmerziich nachs tönten. ẽs gab so verwegene Diiderer hierzulande, und der Andacher war in seinem Amte zu pflichtgetreu und gewissenhaft, um nicht von der ganzen Bande gehaßt zu sein.geit der Mathus von ihrem Manne gefesselt nach Duserlon geführt worden, war es ihr immer bange, wenn er den Wilderern nachspürte. Der derschlagene 6eselle war wohl fahig, ihn hinterrũcks anzugreifen.heute war noch der Basili mitgegangen, der älteste Bub, der dem dater im Amte nachfolgen sollte.IAm lrisch in der Stube saß der dital, ihr jüngster Lohn, ein fünfzehnjähriger, kaum der Schule entwachsener Junge, und betrachtete eine Candkarte, wo der espaner Sece mit blauen Konturen gezeichnet war und der Bergbaudirektor das Projekt der lieferlegung mit roten Strichen angemerkt hatte. Das interessierte ihn mehr als die Jjagd und mehr als das Wildern.

Die haãlfte des Tages verbrachte dital bei den kronarbeiterni), die unten an der Durchbohrung des Stollens zu tun hatten. Und er wurde nicht mũde, ũber das wunderbare Derk, das die kühnen Marchen seiner Schulbũcher noch übertraf, nachzudenken. Ekinen See auf die Danderschaft zu führen! Er konnte es nicht fassen. Welch ein mãchtiger Zauberstab mußte dabei tätig sein!Er sah den Plan wie ein erstaunliches Abenteuer an und wäre am liebsten mit Fxt und Spaten

) Die im 6emeindetagwerk rbeitenden.gselbst dabeigewesen, wie ein hjäuptling der Rot-hãute, der mit gezücktem Tomahawk auf einen derhaßten Eeindringling losstürmt.

„Mutter, meinst, wir erleben's noch?“

„fjeute wohl nicht mehr,“ antwortete die Mutter und schaute nach der Uhr. „Es ist schon spãt.“

Der Bub blickte erstaunt auf.

„ssein! ich spreche doch vom See.“

„Eh, dummer Bub, den können sie meinetwegen tiefer legen ... Venn nur dem Ddater nichts begegnet ist ...“

„Fie werden halt übermachtet sein in einer FfAiphütten. Wenn's tagt, mach ich mich auf die Beine und geh' ihnen nach, bis in den jägerliwald, gelt 7?“

„tu das, Bub. Und jetzt beten wir den Rosen-kranz: 26egrüßet seist du, Maria, voll der snaden, bitt für uns arme Lünder jetzt und in der Stunde..“uh! fjuehuhuhu! tonte es plõtzlich schaurig durch die Stille der NHacht, wie eine höhnische kKlage.„Die Schlierhuwel schreit schon wieder, der Unglückspogel,“ unterbrach sich die Andacher Beth und bekreuzte sich. „Dderschone uns, o fjerr .. horch, dital! hjat nicht einer gerufen? Es war wie dem Basili seine Stimme ...“

Sie sprang auf und öffnete die haustũr. Fber man vernahm nichts als das Kettenklirren des WDachthundes und das schluchzende Cachen der kule im nahen Walde.

„Es gibt ein Unglück ... Bub, 's hat sich eine arme Seele gemeldet. Schon all die Tage hat der Totenwurm im Setãfel der Bettwand gepocht.So war es, als der NHehnivater selig im holz erschlagen wurde.“

Dem Bub behagte das aberglãubische 6erede nicht. Er blickte zweifelnd empor. in der Schule sprach der Nikodem 3niderist anders darüber. Und in den Hugen des dital blitzte ein klarer öeist.

„Du bist gebenedeit unter den Deibern ...“

Und sie beteten beide mit lauter Stimme weiter.

Der Bub nickte langsam ein auf der vIchieferplatte des stisches.

Nis es kaum tagte, da rüttelte ihn die Mutter wach und blickte ihn mit rotgeweinten, übernächtigen Fugen an. „FSie sind noch immer nicht heim ... so geh in 6ott's Jamen ...“

Der bital streckte sich, warf den blauen cittel ũber das innenhemd und ging hinaus in der Richtung nach dem Bannberg. kurcht war ihm fremd. Kannte er ja Weg und Steg und seine Kindheit sang noch mit frischem Sinn, wie die Amsel auf dem Wipfel der Carchen, ehe der Tag anbricht. oben in der Brentlisbodenhütte hoffte er dDater und Bruder anzutreffen.

Schon auf halber höhe kam ihm der Ieuschnee der dorletzten Hacht zu Hilfe und ließ ihn Spuren erkennen. er folgte ihnen. Sie begannen oberhalb des Cachenwaldes und führten über eine Raststelle hinaus, wo noch Kãserinden und Brosamen sichtbar waren, gegen Rotisand in der Richtung nach dem kreiberg.

Nach den kufspuren zu urteilen, die von zwei Mannern herrührten, mußte der eine schwere chuhe mit dreistolligen Eisen auf dem Absatz, der andere leichte spitzige, doppelreihig beschlagene Schuhe getragen haben.

Das waren nicht die Spuren des Daters; der trug gleiches Schuhwerk wie er. Aber wo die Wilderer gingen, da waren wohl auch die hüter gegangen.

Er eilte weiter.

Bald verlor er die kußtapfen im steinlosen srunde des Wildbaches; aber er fand sie wieder,sobald er die 6renze des kreibergbezirkes, das Schongebiet des Wides, überschritten hatte. fjinter einem borsprunge fand er Reste ausgeweideter 6emsen und bald darauf die ausgeworfenen Metallhütssen einer großkalibrigen Drdonnanzmunition.Die rührten wiederum nicht don seinem dater her, der nur ein cinzelladerKadettengewehr mit sich trug.

Da waren kfreoler vorbeigezogen.kinige Schritte weiter las er wieder eine ausgeworfene Patrone auf und hinter einem keisenpfahl fand er auf demselben kFlecke deren sieben.ker bückte sich, um sie zu betrachten, schnellte aber jãhlings auf: bei einem flũchtigen Kundblick hatte er einen dunkein am Boden liegenden kKörper entdeckt.

Er sprang hin. ein heiserer Schrei entrang sich seiner Kehle, und das Blut stockte ihm sekundenlang in den Hdern.

Das war ... ja ... der dater..

Mit sonnwãrts gekehrtem Intlitz und durchschossenem h̃aupte lag er da. Die Starrheit des Todes war lãngst über ihn ausgebreitet. Nächtlicher Reif deckte haar und Bart, so daß er greisenhast aussah.

Neben ihm lag sein ssewehr mit 2urückgezogenem derschluß, und in der ausgespreizten hand gãhnte ein schwarzes Schußmal.6*

Wie ein NHotruf entrang es sich dem Munde des bestürzten Ddital: „Basili! Basili, wo bist?“

Ihm war, der Bruder müßte ihm in dieser entsetzlichen xStunde zu ßilfe eilen.fber dem Ruf antwortete nur der WDiderhall in der Runde.NAls er wie sinnlos umherlief, stieß er hinter dem nächsten kelsen auf den ermordeten Bruder,der, gleich einem Schlafenden auf der FSeite liegend, mit starren Armen die Erde zu umfassen schien.fuch ũber sein blondes haunt und den klaum auf der dberlippe war der Keif der herbstnacht gefallen, und er sah ganz alt aus. NUber unter der Morgensonne, die jetzt mit scheuer siebkosung über ihn hinglitt, löste sich der Reif, so daß sein lichtes haar doller Dassertropfen hing, als stiege er aus einem VDerjüngungsbade.

Heben ihm lagen, kreuzweise hingelegt, auf einem flachen Stein seine Flinte und sein Berg-stock.

Da hielt es den dital nicht länger. Er rannte den Pfad talab, als folgte der Tod ihm auf den kersen.kine namenlose furcht, die er früher nie gekannt, trieb ihn vorwärts mit itternden sliedern, denn er hatte dem Mord und der Wildheit der Menschen zum erstenmal ins Untiitz geschaut, und die frohe Sorglosigkeit des Knaben war von ihm gewichen.er eilte talwãrts mit der jast der schweren Kunde, und ihm war, auch seine kindheit liege erschlagen zwischen dem dater und dem Bruder droben auf der wilden Fluh.X Der Matte Mathus wurde verhaftet. Huf der kahrt zum Vuserloner sefängnis entwich er, und seither wurde von ihm im ganzen Cande keine Spur mehr ausfindig gemacht.slur einer hãtte der serichtsbarkeit eine sichere NfAuskunft geben können, aber er tat es nicht;denn seine Sprache war Gebet und richtete sich an Goft.Die hüutte im Sakramentswalde war durch die eiligkeit seines cCremiten gleichsam eine Freistätte, wo der Missetäter eine dreitägige krist dor seinen fFeinden und vor der dbrigkeit genoß.

„Denn 6ott hat den Tod nicht gemacht und hat nicht sust an dem derderben der Cebendigen,“so dachte Pater Frowin.in einer dunkeln Hovembernacht, als kein fHuge die einsamen Stege der Bergtäler bewachte,X entfloh der Mörder bis an das große Dasser und schiffte sich ein.

Der Matte Mathus war der weitlichen tigkeit entrückt.

Der hubelmattpeter, ein INitglied des Rates pon cespan, der Pater kFrowin besuchte, um ihn auszuforschen, konnte nichts 6enaues erfahren,und doch war keine Cũge ũbae die CLippen des alten Deisen gekommen.

„Man sagt, Ihr habt den Mathus beherbergt,pater fFrowin?“serech

„Mag sein, verfolgte Menschen, gehetztes Wild flüchten zu mir.“

„WDußtet lhr, daß er der Mörder der Wildhüter war?“„ich frage nicht nach Schuid und Hamen.“

„Aber Mathus ist schuldig!“

„lch richte nicht, ich helfe nur.“

„Dußtet ihr, daß das 6ericht von Wuserlon ihn zum Tode verurteilt hat, in contumaciam?“

„WDir sind nicht hier, um Werke des sodes zu derrichten.“

„Aber er ist dem Arm der SGerechtigkeit entwichen.“„Soll ich meinen Bruder ausliefern? Der höhern ö6erechtigkeit entgeht keiner.“

„Aber wir haben doch die Todesstrafe hierzulande.“

„Ceider! Ceider! Unweise Menschen! Der Tod ist keine langsame Strafe, aber die Strafe ist ein langsamer Tod.“

„Aber ein Mörder!“

„*Du sollist nicht töten!« spricht der fjerr.“

„Aber der yhus hat doch angefangen.“

„Fährt man fört, wenn einer eine schlechte Tat begeht?“„Der doch die Deisheit besäße, Pater Frowin!t“seufzte der Rat.

„seh heim ... sie wacht vor deiner Tür,wenn du dich aufgemacht hast, um sie zu suchen ...“Die Wellen des Dzeans trugen den Matte Nathus fort, während die Wellen des cespaner Sees weiterrauschten und blauten in ihrer selbsts herrlichen Schönheit. Jahre und jahrelang.

* S**Erster Teil. 1810.

U er Cenz ging um und ründete die hellgrünen Kerzen auf den dunklen fisten der Tannen im Sakraments-

Bwald an. hinter ihm her lief ein

Mädchen auf bloßen küßen und blickte groß

äugig auf die knospenden Dunder, die allseits prangten. und hob mit gläubigen kingern die wie ein Schleier niederhãängenden Zweige der kichten,die ihr im Vorũbergehen schmeichelnd über die losen Cocken fuhren.

Manchmal, wenn sie in ihrer Scheu stillstand,häãtte man glauben können, der schmale LCeib,der auch in Knospen stand wie die Baumkronen,sei selber nur ein junger Stamm und fasse Durzel im feuchten Erdreich, breite die iste aus und wiege seine Blãtter hin und her nach des Windes Wunsch.Kaiser, Der wandernde Lee.

Denn sie sah halb wie ein kind, halb wie ein Waldwesen aus. Die wilden Haarsträhnen waren ooll von Mooshãaimchen und fahlen Blãttern.An ihrem Kattunhemd, das wie mit Tannen-nadeln genaht schien und nur mit einem groben Seil um ihre Cenden gebunden war, hingen Biätter und kKlettenranken. lhre nackten Beine und Arme waren von Dornen geritzt und vom Detter gebrãunt.Sie umkreiste ein Birkenbäumchen mit ausgebreiteten Armen, als hielite sie den krühling bei den händen, und trällerte wie die kinder beim KRingelreihen.Ahnige, bahnige, Pumpertee,Tifi. Tafa, Inna Deh.Die sonnige heiterkeit, die sich dabei über ihr besicht ausbreitete, deutete auf ein schulde und harmloses kKind, das seine Freude nahm, wo sie ihm blühte.Dann rannte sie der lichtung zu, wo drei Quellen aus dem Boden sprangen und eine kKapelle stand. Eein heiliger Schauer durchrieselte das kind, als das Dasser durch ihre kinger glitt. hier hatten einst frepelhafte Menschen die geweihten hostien, die sie mit anderen Kostbarkeiten aus dem Tabernakel der espaner kirche nächtlicher- weise entwendeten, auf ihrer Flucht verloren, und seitdem hieß der drt Sakramentswald.

So erzãhlte pater Frowin, und Pater Frowin wußte ja alles und vielleicht noch etwas darũber,was sonst andere Menschen nicht einmal ahnten;denn er hauste in övottes slähe und hörte auf keine andere Stimme.

Die Kleine sann einen Hugenblick nach. Da dernahm sie ein Schwirren und Surren um ihr fjaupt. Mit flinken händen haschte sie nach dem Länger und fing einen großen Käfer ein.

So war es schon Maimond und der grause WDinter zu Ende. Der Käfer, den sie neugierig betrachtete, schien mit dem schmalen Strich, der sich zwischen seinen Fühlhörnern hinzog, zu lachen.ker freute sich wohl, daß es Mai war, und daß er flügge geworden. Sie setzte ihn auf ihren Zeigefinger und sang:sieb Fraueschũeli, fliig hoch uf, hoch uf,Uf de Wuylerhornberg uf, Berg uf!

Mit einem surrenden Caute wiegte sich das tierchen. hoch uf! dhne hjast, als genieße es den klug. Und sie schaute ihm nach, bis sie nur noch die Wolken sah, die auch Berg uf! Berg uf!trieben mit leisem kFlug und sich in der lauen Cuft auflõsten.

Im Wiesengrunde, wo die kleinen Dasser von allen Seiten her dem Con Leurieselten, prangte das satte grüne Blattwerk der Knollenblumen.Das kind stürzte mit einem jubellaut auf die leuchtende 6oldranunkel: „muttergotteskerzen für die Kapelle!“

Sie pflückte sie, ohne auf den moorigen 6rund zu achten, wo ihre nackten füße wie in einem Bade plãtscherten. Sie empfand die Berũhrungꝗ wie eine Ciebkosung der Mutter Erde ... eine andere hatte sie nie gekannt. Sie hob einen Zipfel ihres 6ewandes auf, um die Blumengarbe in ihrem Schoß zu bergen, und dabei wurden ihre bloßen Knie sichtbar. Sie wäre wohl mit derselben lachenden Einfalt gewandlos weitergeschritten, in der unbewußten Unschuld eines flaumlosen, dem Nest entfallenen hogels. So derwachsen schien sie mit der Natur, die sie umgab,und so unkundig war sie der FSatzungen der Menschen!nn dem großen kelsenstein, der mitten auf der Deide lag, als hätte ihn eine Cawine der Cop dor Urzeiten hier sanft niedergelegt, kauerte sie nieder und legte das dhr aufhorchend an die steinerne Dand. Dabei nahmen ihre Zũge einen gespannten, rasch enttäuschten Husdruck an.

Hein, kein Dimmern, kein lockender Ruf nach seben drang aus der mit frauenhaar ũberwucherten jöhlung des Rohnisteines. Und doch kam die weise fFrau don Espan oft herauf und holte sich die Reugeborenen, die sie dann in die hütten der fjirten brachte. Sie selbst jedoch stammte nicht vom Rohnistein, das wußte sie. Sie war wohl fremden Ursprungs. Der Pater FfFrowin sagte, er hätte sie in einem morschen Baumstrunk aufgefunden, an einem Lonntagmorgen.

Die Erdleute hatten sie vielleicht auf der WDanderschaft verloren. Aber die Erdleute waren zwerghaft, und für ein Erdleutekind war sie zu schlank gewachsen. Sinnend legte sie den kinger an die Cippen und schien einem 6eheimnis nachs zugrübeln. FRlles war 6eheimnis und Dunder in ihr selbst und um sie her, daß sie vor lauter Wundernehmen aufjauchzte. Da antwortete ihr aus der slähe der tiefe singende Caut eines Aip-horns „d loba! ijd loba!“ und das schrille Tuten einer SCchierlingsflöte.

Sie schnellte auf und sprang nach der Wiese,wo der alte Dönni Baschi hirtete.cer legte sein altes ausgebröckeltes forn von den Cippen, das horn, dem er so wunderbare Töne entlockte, dafß alle Kühe der umliegenden fpen ihm nachltiefen, wenn er abends bei Betglockenzeit zum Heimgang blies.

NAis er das WDeidstrudeli erblickte, grinste er so freundlich, daß sein sesicht doller Runzeln und kinnen stand. Heben ihm hockte der Seißbub,der Obflũher kFlori, mit seinem undermeidlichen ksel, dem Koli, auf den er sehr stolz war. Wenn er in der Sonntagsmesse dem Pfarrer als Chor-knabe diente, sah man es seinen vorstehenden beweglichen dhren deutlich an, daß er in 6edanken bei seinem koli war und auf ihn einsprach,wãhrend er behutsam das Deihrauchfaß schwang und zugleich das Responsorium „Eet cum spiritu tuo“ ausrief.

Lie lachten beide.

„Das Strudeli! Das Strudeli!“

„lch heiße doch nicht sol“ rief das Kind mutwillig.

„Mag sein, aber bist doch eins,“ entgegnete der alte Baschi trocken.

„So erzaãhle mir lieber von den erdieuten,wenn ich zu ihnen gehöre.“

Fie legte sich ihm zu küßen, mitten unter die Schar der Schafe, und ihr braunes hemdchen bermengte sich mit den braunen kellen. daß ihr wilder Kopf wie der eines ungeschorenen Cammes aussah.

Der Nite streichelte sie mit der schwieligen hand.

„ßehehe! Das Strudeli, mein ämmli! Was willst von den Erdieuten? Sind dir welche begegnet unterwegs?“„Nein, aber sie kommen jeden Abend und leeren den Milchnapf, den ich ihnen hinter der Kapelle zur Zehrung in die kuttertenne lege.“

„ßehe! hänge ihnen auch mal ein rotes Röcklein und ein Mäntelchen auf.“

„Kann ich nicht. hab ich keins und spinne nicht.“

„Dann koch ihnen einen Ziberlisturmbrei ).Den essen sie fürs Ceben gern.“

„dersteh ich nicht.“

„Caßß sein, sonst begehrt dich noch so ein herdmandii ) zur Braut.“

Fie lachte.

„Cach nicht. So erging es der Bauerntochter bom Sparenhof, die gezwungen werden sollte,sich mit solch einem Mannchen trauen zu lassen,wenn sie nicht dessen Iamen erraten könne. Da eilte sie zu einem 6ottesmann und bat um Rat.FSie solle abends vor der sjöhle der Zwerge lauschen.9 zwiedelbrei.2) Erdmannchen.

Da sah sie, wie das Männchen am dVorabende der hochzeit halbnarrisch ein Tannengrotzli umtanzte und dabei sang:heute koch ich ein kraut,

Morgen hol ich mir die Braut,

Die schöne, blonde, weifje,

Weiß nicht, daß ich Lenfkorn heiße!Und am Morgen lachte sie ihm ins öesicht und rief ihm das befreiende »Senfkorn« zu.“

Das Madchen blickte erschrocken auf. Der klori sprang von einem Bein aufs andere und hüpfte und trällerte: „Deiß nicht, daß ich Senfkorn heife!“ Und lachte noch lauter, als der Koli mit einem schmetternden lah dreinfuhr und auch zu hüpfen begann.

Das Weidstrudeli blieb ernst.

„Dönni, woher stammen die Ceutchen? Man sieht sie nirgends und spürt sie doch siberall.“

„ja. Strudeli, ich hörte von meinem ihnivater, der unter den »schamlosen Scclen« wandelt,daß der herrgott, als er die gefallenen öeister in die hölle verwies, eine krist festsetzte, bis zu welcher alle in dem heißen drt angelangt sein sollten. Aber ihre Zahl war so groß, daß sie wie ein dichter Ichneefall vom fjimmel kollerten und gleich klocken schneller dder langsamer, früher oder später auf den flammenboden der föölle fielen. Und als die Frist ablief, waren noch viele Fpaãtlinge im fallen begriffen, zwischen himmel und iölle. Die blieben an der Erde hangen und wurden Erdleute, halb Engelchen, weil sie aus dem himmel stammen, halb Teufelchen, weil sie in die jölle gehörten. Don den Menschen hängt es nun ab, ob sie sie durch 6üte sich dienstbar machen oder durch härte erzürnen.“

„Denn ich nun auch so ein gefallener Engel wãre,“ sagte das Strudeli sinnend, „zwischen jimmel und hölle hangengeblieben!“

„ñßehe! Bist eben ein kronfastenkind, zu einer gewissen Stunde in den »zahlten Tagen« ges boren, und deine Mutter ist im Wochenbett gestorben, und sie ist als seist sechs Dochen lang gekommen, dich 2u pflegen, sonst wärest du unter die »ungefreuten kindli« im kriedhof gekommen.“

„Nein, Dönni, eine Mutter habe ich nie gehabt. ich sei ein FSonntagskind von 6ottes snaden«, sagt Pater frowin.“

„So kannst du auch den Wind bestellen!“

„dh, das möchte ich wohl erfahren! Wie weißtt du das alles, alter Baschi? Hugen machst du, als sähest du immer öeister.“

„Die seh ich auch, weil ich am kFronfastenmittwoch zur Deit kam. Sovbiel Seister umringen mich in der kFronfasten, daß ich ein offenes Messer vor mich herhalten mußß, um mich zu wehren. Aber wenn ich mein horn blase, dann zerstiebt die ganze Bande ... ich kenn sie alle,den Türstjäger und seine hjunde, den“ Kornel am kracmontsee, den Doggeli, das Riedroß und den kibst, den Drapoling, den Tanzlaubenhund, den weißen Schimmel, das sopmumeli und das Fronfastenmueterli. Das ist meine Sippschaft, die gehen bei mir ein und aus, und ein Spektakel ist es,wenn sie untereinander heulen und bellen und niesen und fluchen und wiehern und tuten, daß ich davon laufen muß.“

Die Kleine hörte ihm zu mit großen NHugen,darin alle Nixen wie in einem durchsichtigen Wassergrunde spielten. Ihre Nasenflũgel bebten,als witterten sie das Rahen der höllischen Jãger,und ihre Cippen verzogen sich wie die eines kindes, das nicht weinen will, als der FRute don dem Copmumeli sprach.

„lch höre es oft heulen und wehklagen, wenn sich das Wetter ändert und es bachab schwimmen muß dem Mühlenrade zu, wo sein kKind mit zermalmten Sliedern jenseit der Kämme im Ltrudel derschwindet. Und aus der kriedhöflerhöhle tönt es immer: »Tropf! Tropf! Tropfl« wenn ich vorbeihusche, und ich fürcht mich so, der Berggeist könnte das Dasser senden, um mich zu holen.“

„Ctrudeli, mußt ihn mir nicht herausfordern,wie das alte Zigeunerweib, das in die offnung hineinschrie:

Wasser, Wasser, komm heran!Denn dein Arm mich packen kann.Ditl mit dem Kopf ich zahlen!sutwillig sind die Seister für gutwillige MNenschen.“

„Ppater Frowin spricht nie von öeistern, nur von einem öeist, und der sei heilig und schwebe herab wie eine Flamme, wenn die pfingstkönigs-rose in Pfarrers 6arten blüht.“

„ehe! Pater krowin ist ein seltsamer Kauz.“

Das kKind fuhr beleidigt auf. „Oh, Dönni!“

„Deißz schon! Weiß schon! Wir beide sehen die Weit mit verschiedenen Hugen an. ich sehe sie don unten an und er von oben. ich sehe die seister, die aus der Tiefe der Erde steigen, und er den öseist, der auf dem Wasser schwebt. sich hause in einer hiöhle und er in einer Kanpelle.fehe!“

Nls er sah, daß das Mädchen sich zum 6ehen anschickte, sagte er: „Gib acht, Strudeli! Der schwarze Doif geht wieder im sande um ...er hat mir schon zwei sammer geschossen.“

„SGeschossen? Der WDolf hat doch hackzähne und kein 6ewehr.“

„Hhehe! Die Dölfe gehen in mancherlei öestalten um. FHiles ist geheimnisboll...“

„ich mußt heim. Denn die franz Sepp Babe mit der Milch kommt, soll ich da sein, sonst knurrt sie.“

„Die kFranz Sepp Babe, des hubelmattpeter Weib?“ rief der Baschi. „Traägt die jetzt die Milch aus, die reiche Bãuerin don espan?“

„Jal Sie klagt es oft dem pPater krowin,der fjubelmatter halte sie wie eine Magd.“

„ßehe! und hält die Mãgde wie serrinnen,wenn sie jung und willig sind... wie der Teufel in der Dalpurgisnacht. Das schönste Weib war die fFranz Sepp Babe noch vor fünfrehn lJahren, als man dem See mit dem ersten Ftoße zu Ceibe rüũckte. An dem können die ẽspaner noch etwas erleben, wenn alle WDassergeister noch nicht tot sind . ..“

Das WDeidstrudeli hörte nicht mehr zu; es sammelte wieder seine Dotterblumen und eilte dann leichtfüßig feldab dem WDalde zu. Die Betzeit nahte, es mußte die 6locke in der Sakraments-kapelle läuten.

Als das Mädchen sich aus dem Dorngebüsch wie aus den hjänden von Wegelagerern befreit hatte und in die Cichtung trat, erblickte es die hütte des Eremiten, seine, Strudelis, feimstätte.Der Einsiedler saß unter der großen cberesche auf der Moosbank, hielt ein ledernes Buch über die Knie ausgebreitet und las die Weissagungen des seligen sikolaus von der flüe den knospenden Baumen vor, als wären sie eine andächtige 6emeinde.„Deil nun meine grauen fjaare an Tag geben,daß ich nicht mehr lange leben werde, so will ich euch das traurige Schicksal, welches eure slachkommen treffen wird, erzählen.“

„kKinder, nehmet wahr das erste Zeichen des künftigen Elends! eErstens wenn die Zeit kommen wird, da die herren sich 68tter der Erde nennen;wenn die soffart in Leinen und Stroh am großten ist; wenn Treue und 61auben wenig mehr geachtet werden; wenn die Göerichtsdäter mit glattem kinn erscheinen; wenn die Bauern Spitz-hosen tragen und mit hohlen Kappen prangen;wenn die Priester Metzger sind und die Metzger

Priesterkleider tragen; wenn auslãndischer Same hier im Cande gesãt wird; wenn das öeld Rechtshändel gewinnt: so ist dies der dorbote.“jJetzt hob der Eremit das hjaupt und lehnte es an den knorrigen Stamm. Dann schaute er mit den kinderhaft hellen Rugen nach dem Blätterdach, wo eine Hmsel ihr Cied in den leuchtenden Abend hinausschmetterte, und sprach ganz laut vor sich hin:

„Ja, ja ... du hast recht, junger Freund, das ist auch eine Weissagung, daß es wieder mait dort unten, und daß uns wieder ein jahr der sbnade blũht.“Das Strudeli, das beim ersten Klang der Cesung im Dickicht der Deißtannen stillstand, hörte mit gespannter Miene auf die Kunde künftigen Cends.Aber die Worte tönten bald wie eine taube Schelle an sein dhr.Die Kleine schaute auf das SGesicht des Paters krowin. WDie ganz anders war es doch als das fintiitz des alten hüters Dönni, das sich noch vor einigen Minuten ũber sie gebeugt hatte. Dort zuckte es immer unter den buschigen Brauen, als rollte der Donner am Schwarzhorn. Die Runzein glichen den Rinnsalen eines Wildwassers in einem steinfreien 6rund, und aus dem zahmosen Munde F sprangen Elfen und Teufelchen in buntem Durchs einander, wenn ihn die sust anpackte, seinen slãchsten zu perschũchtern. Sein struppiges 6rauhaar schien immer von einem köohnhauche durchweht, so wild und zerzaust sah es aus. Und plötzlich dachte das Strudeli, das öesicht des alten Dönni gleiche einer kronfastennacht, wo alle 6eister und anderes belichter ihr Wesen treiben; aber das Intlitz des Paters Frowin sei ein Sonntagmorgen im Mai, wenn der Schnee noch auf den hÿöhen jeuchtet und die Bienen im rale schon Honig sammeln.

Und sie wußte nicht, was sie mehr lockte,die geheimnisoolle Nacht oder der durchsichtige Morgen.

Inn pater kFrowins nIntlitz war alles seliges fusruhen in einer tiefen Wonne. Die fjäaßlichkeit der Züge war von solch innerem kFeuer durchleuchtet, daß sie wie bei heiligen, denen in jhrer Derzückung das himmlische kind erscheint,alle Schõönheit der Erde aufwog.

Die Hugen waren so tief und rein und vers rieten in seltener Mischung die Einfalt der Unschuid und die Weisheit des Sehers. Der weiße haarkranz um sein geschorenes haupt schimmerte im sfjalbdunkel des Waldes wie ein blasser flammen schein, der sich in dem langen Barte bis über die Brust ergost und ihn ganz in eine LCichtflut tauchte.Daraus hob sich sein lohfarbiges 6esicht mit der hochgewölbten Stirn, der plattgedrũckten sase und dem breiten Munde, wo der Zug der 6üte mit kräftigem Strich eingemodelt war.

Fie sprang rasch zu dem AIlten, der für sie alles war: heim und kamilie, ösdtt und heimat,weil er alle diese Begriffe in seiner Person dereinigte.

„Ddater, was liesest du da?“

„Fh! Da bist du, Hugentrost!“

Sie blickte erstaunt auf und sagte wiederum wie vorhin beim alten hjirten: „ich heiß doch nicht so!“ Seit man ihr überall einen anderen samen beilegte, fühlte sie es mehr als je, wie namenlos sie war.

„Fein, aber du bist einer!“

„So! Der Dönni meinte, ich sei ein WDeid-strudeli.“

„Iein, das ist ein heidnischer Iame für Datd-frauen.“„ich hin doch eine.“„Nein, du bist ein christliches Kind. cines Morgens wãhrend einer stillen Messe bist du dor der Kapellentür niedergelegt worden. Beim xXx*

»Goldria«“ hörte ich dich schreien, und 6ott zu chren habe ich dich 6loria getauft.“

„ich glaube, dVater Frowin, die Hheimatlosen haben mich zurũckgelassen. Mein Vater war gewiß ein wilder Mann, so einer wie der Türst, der seine dreibeinigen hunde vor sich her treibt und das dieh verwirrt, und meine Mutter ist vielleicht das Copmumeli, das in der Caui stöhnt, wenn es thjochwasser gibt, und mich immer bis unter die Mũhlenrãder sucht und vor LCeid längst gestorben ist ... und immer noch lebt.“

„kKind, das sind deine Jollheiten! Caß sie fahren. Komm heim, der Talwind bläst.“

NAls ein Windstoß sausend über die Baumkronen fuhr, hob das kind rasch die Arme, drehte sich im Kreise um und sang:sligg, gligg, Wind,sch bin ein Lonntagskind!Es sah wie ein Spiel aus und kiang doch wie eine heimliche Beschwörung.

„MDas soll das, Kind?“

„ch bestelle den Wind ab,“ rief sie lachend.„Dönni Baschi sagt, es läge in der Macht der Sonntaꝗskinder. Sieh doch!“Sobaid sie die Arme sinken ließ, war es ihr,als hielte der Wind die Flügel über ihrer Stirn Kaiser, Der wandernde See. und das Rascheln und Raunen im Sebüsche schliefe ein. Sie lachte glãubig.

Pater fᷣrowin stutzte und sprach: „Der Dönni ist ein seltsamer Kauz!“

Betroffen blickte sie auf. Dasselbe hatte der alte hirt von pater fFrowin behauptet, und doch waren die beiden grundverschieden.

Und während sie so dastand, benierkte der alte cinsiedler, daß ihr Röckchen kurz geworden war und ihre Slieder schlank, daß sie aufblühte wie der rosig angehauchte Augentrost in den Felsschründen und sich reckte wie eine wilde Bergraute.jJa, ja, fünfrehn Jjahre war es bereits, da hatte dieser Menschenschößling, wie vom Dinde hergeweht, in seinem Erdreich zu sprießen begonnen und bald so zähe Wurzel gefaßt, daß er ihn nicht mehr verpflanzen konnte. hätte er es überhaupt tun dürfen?Und doch, welche Cast bedeutete ihm anfänglich das winzige WDesen, das seine unkundigen hände nicht zu berühren wagten! Er wollte den kindling nach espan tragen; dort ware dieser als mitteljose Waise auf Kosten der 6emeinde von einem Bauern aufgenommen worden. IAber das kKind trug nebst einer Muttergottesmũnze um den fjals gebunden einen Zettel, auf dem mit linkischen Zũgen gekritzelt stand:Pater frowin, nehmt das Chindli auf, um

Christi wiilen, und behaltet es, daß es von ödtt nicht gestraft werde, daft es fern von allen Menschen in der Muttergotteskapelle aufwachse. Der herr wird es kuch lohnen, in wigkeit, Amen!

Der Eremit durfte diesem letzten Willen nicht zuwiderhandeln; denn als Wunsch einer ders scheidenden war es wohl 6ottes Wille. Deshalb hatte Pater Frowin das kind nicht unter die Menschen getragen. er ließ es in seiner hjũtte aufwachsen: zuerst wie ein junges lier, das mit Milch gesãäugt wird und in einem weichen WDinkel schläft; spaäter wie eine junge Pflanze, der man mit weiser dorsicht Schatten und Cicht spendet,und die dann in der frischen Cuft, in Regen und Fonne frei gedeiht.

Das kKind wuchs empor nach Baumesart mit gradem Wuchs und singender Krone. NHis das sefühl! in dem knospenden Wesen erwachte, da trug er Lorge, daß es sich entfaltete wie eine junge FSeele, die fest am Irdischen hängt und unbewußt nach fjimmlischem strebt, eine Leele, die sich über alle 6eheimnisse staunend beugt, die Cust der Erde ersehnt, in bebender borahnung die Wunder des Cebens errãt und ihnen jauchzend entgegeneilt, als handle es sich um einen Flug in blaue Unendlichkeit.

Und so war das Kind geworden, was es heute war: halb WValdgazelle und halb Bergraute, eine schlummernde Seele, die jeder Windhauch wachrufen konnte, und Pater Frowin bebte davor ...

WDas barg sich im Grunde dieses rätselhaften Desens! Das trug das kind nicht alles in seinem Blute von seinen unbekannten Eltern! War es nicht eine verborgene fjeidin, die am Marienaltar kniete und gläubig auf alle Stimmen der Natur horchte, die ẽengel im Sakramentswald und die Unholde in der Caui singen hörte, die heiligen und die Erdmannsleute verehrte? Sie glaubte an dater frowins Deissagungen und vertraute auf Dönni Baschis Prophezeiungen. Sie sah den himmel ũber ihrem haupte offen, sie spürte unter ihren küßen die Bewegung der hölle und sah bei hochgewittern den Teufel auf den Dolken mit flammender peitsche umherkutschieren. Sie kannte auch alle derderblichen cigenschaften der Wolfsmilch und schãtzte die heilende Dirkung des Bergwohloerieihs.

Da kam die alte Franz Sepp Babe des Deges herauf, gebũckt unter der Cast der Milchbutte,mit gekreuzten sermen und wiegenden Hüften,laut redend, als hadere sie mit sich selber.F 7

*

Sloria holte eine irdene Schüssel aus der hiütte,nahm einige Maß Milch und goß davon etwas in einen kleinen slsapf. Mit diesem eilte sie bis zur Kapelle und stellte ihn in einen Baumstumpf,daßßz er wie ein Deihwasserbecken aussah. Zuerst hatte sie einen leeren sapf herausgenommen, der,wie es schien, von gieriger Zunge ausgeleckt worden war.„So, Wildleutchen, das ist das Dpfer. Schlaft wohl!“ Dabei trällerte sie:A WDeiße Schafe, kleine,Und Wuodtan, Herrehurt!Rasche Speere, harte!Daß ein geheimnisvolles Erdmännchen alle Tage die Milch austrank, darüber freute sich die Kleine unbaãndig; das bedeute 6lũck, wie der alte füter sagte. Aber Pater Frowin meinte, es sei bloft ein umherirrendes Tier, eine Schlange viesßs leicht, dder ein hungriger Candstreicher. Sie sollte doch einmal aufpassen.

Unterdessen hatte die fFranz Sepp Babe ihre Butte auf der Moosbank aufgesetzt und stemmte sich, AItem schöpfend, gegen die Wand. lhr vergrämtes öesicht, in dem die Spuren einstiger Schönheit nur noch wie glimmende funken auf einem herde voller Asche aufsprühten, wandte sie dem weisen Manne 2zu.

„Sẽs geht nimmer, guter Ddater! heut hat er wieder zugeschlagen.“

„IDas hat er denn gegen cuch, Franz Sepp Babe?“

„sichts, als daß ich noch lebe. derenden sollt ich, daß er eine Jüngere freien könne.“

„Seid geduldig, Babe, hetzt ihn nicht auf.“

„hie, kann ich's? Die verdammte ös“eschichte mit dem LSee geht wieder im Dorf um. Vor fünfzehn jahren hat der hjubelmattpeter mit den ersten sein wollen; aber jetzt ist er wie besessen dagegen, weil ich eben dafũr hin ... aus purem kigensinn. sch kann mich doch nicht darin ertrãnken. dem alten 6alantili zu Gefallen!“

„Babe! Babe! Dersündiget kuch nicht mit den unheiligen Reden.“

„Hie, wie sollte ich heilig reden vom unheiligen Cebenswandel meines NAiten, der jeder hübschen Carve im hause nachlãuft!“

„Darum habt lhr ihn geheiratet? WDaret ihr doch damals das schönste Mädchen im Dorfe.“

Sie hob die Schulter hochmũtig und sagte mit seringschãtzung: „Er ist mir immer nachgegangen.Da habe ich mir gedacht: Nimm ihn, so wirst du ihn los.“

7

„Das ist unchristlich! Huf diese Deise seid ihr ihn auch los geworden.“

„Aber mich wird er nicht los ... bei allen teufeln nicht!“ entfuhr es ihr leidenschaftlich.

Bei der abwehrenden 6ebärde Pater krowins bekreuzte sie sich rasch, und eine Röte flog über ihr welkes Intlitz.

„Sendet die 6loria morgen hinunter! sch gebe ihr ein hjuhn und ein junges Camm, die ich schlachten werde.“

„inr seibst, Babe ... tötet!“

„ab ich noch ein herz? WDie ein Steinklumpen hockt es da drinnen und rührt sich nicht.“

„Behütet cuer Herz, kranz Sepp Babe, mit allem kleiß; denn daraus gehet das Ceben. Tut von cuch den verkehrten Mund und laßt das Cãstermaui ferne von cuch sein. Caßt cure fRugen stracks vor sich sehen ...“

„ich seh nichts Rechtes,“ knurrte die Babe.

„Kommt nicht auf der öottlosen Pfad; denn ihr Weg ist wie Dunkel, wissen nicht, wo sie fallen werden ...“

„Darauf warte ich!“ murmelte sie. „Dann will ich ihm heimleuchten.“

Sie rückte die Butte zurecht und ging. „In sottes Aamen!“ seufzte sie. Aber der weise Mann fühlte, daß ein anderer über diese verhärtete Seele zu herrschen begann.

„Caßt cure füße gleich dor sich gehen, so gehet ihr gewiß!“

„Ruhsame Nacht, Pater äFrowin!“

Fie ging hinkend bergab und sprach vor sich her, als halte sie wieder Zwiesprach mit einem hadernden 6egner.

Das Weidstrudeli kehrte zurück.

„Dater, die Schwalben kreisen um die Kapelle herum.“

„LSie suchen nach einer Stätte, ihr Nest zu bauen, kKind.“

„Sin Hest! ja, ja. Fber warum?“

Eẽr blickte auf. Ja, eine Mutter allein hãtte da richtig antworten können. Denn er sah in ihren Hugen das große Fragezeichen des Cebens und ein heißes Staunen, als ahne sie, daß die Ciebeszeit anbricht, wenn die Dögel nisten wollen.

„Ecs ist Betzeit, Kind,“ wehrte er sanft ab.

Da kniete sie zu seinen küßen und sprach:„segrüßt seist du, Maria, voll der 6nade! Der herr ist mit dir. Du bist gebenedeit. .“

7

Iach fünfrehn Jahren war der „blaue Turann von seinem uranfanglichen Standort im Talbecken von ẽespan nicht um einen Zoll gewichen, so sehr die Menschen sich auch bemũht hatten, ihn von hinnen zu treiben und seine Cage gleichsam unhalthar zu machen.Eer lachte sein kindlich blaues Cachen, und die hartnãckigen Axtschlãge, die jahrelang in der Tiefe des Stollens dumpf und dumpfer erklangen, vers mochten nicht eine einzige Unmutsfurche auf seine regungslose kᷣlache zu graben. Eẽs war, als lasse ihn das winzige Treiben der zwerghaften Nenschen kũhl bis ans herz hinan, und als beherberge er einen steinernen öast in seinem 6runde, der, aller Regung bar und seiner Macht bewußt, dem gesamten Wasserreich den Befehl zu ruhigem derhalten erteilt hãtte.

Nur hie und da, wenn die wassertragenden WDolken über den LSee 2ogen, kräuselte sich die verdũsterte rläͤche wie eine zornige Stirn, und das Riedrofß stampfte schnaubend aus dem Wasserstall und trabte im Erlengebũsch am Strande auf und ab.

Ja, der See hatte sich nicht einmal blutig gefärbt, als der Krieg über das Tal hereinbrach.diel Dasser war seit fünfrehn Jahren aus dem See geflossen, aber immer noch durch die ihm jahrhundertelang zugewiesenen Stufen der Wasserfälle, die sich ins Wuserloner Ried ergossen.

Wãhrend der See unberũhrt und frei geblieben war, hatten seine Widersacher wie seine 6önner den Dandel der Zeit an sich zur 6enüge erfahren.Die einen waren gestorben mit der hoffnung, daß ihre Kinder den Schatz, nach dem sie zu graben angefangen, heben würden, andere mit der hãmischen senugtuung, daß das unfromme Werk sich selbst verdammte und stockte.cin junges öeschlecht war aufgewachsen und verteilte sich wiederum ehrlich in die heiden Cager der Bekämpfer und der förderer der FSeefrage.Andere hatten, unterwegs den Ilut verlierend,sich der 6egnerschaft angeschlossen.

Nur wenige Underzagte waren dem in der ersten Begeisterung gefaßten Entschlusse treu geblieben. Unter ihnen stand mit obenan der Schulmeister Nikodem Iniderist.cinige ẽsnaner, Männer und fFrauen, waren für immer aus den Reihen geschieden. Mit hirtenkraft traten sie auf die Schanze, als es galt, sich 1J in den Septembertagen gegen die fremden cindringlinge zu wehren, die wie eine verheerende Cawine ũber die ganze SGegend hereinbrachen und Not und Trümmer zurückließen.

Der alteste Sohn des 6emeindeammanns Sabbas von Büren, der als Anführer am ö6roßächerli kampfte, fiel als letzter seiner kleinen Kompagnie,wo er stehend verblutete, an einer Tanne lehnend,von Lãbelhieben bedeckt.reitdem war die Thaddãa, seine einzige Tochter,des Ammanns größter Stolz.

Der Pfeifferbatz hatte am Copperberg so viele frãnkische Kugeln um sich pfeifen hören,daß er bereits auf sein eigenes Ceben pfiff wie auf alles vordem; aber er kam mit einem durchschossenen Bein und einer pfeifenden Cunge daoon.Der josias Mathus, Mattes Bruder, der als 6eistlicher in der Kirche amtete, als der keind eindrang,wurde an der rechten FRchsel don einer Kugel getroffen; aber er ließ die erhobene MNonstranz nicht sinken, sondern nahm sie in die linke hjand und zelebrierte weiter.Der Geiger jIöri hatte gar oft geglaubt, der Tod spiele ihm nun auf der kiedel das letzte Ciedlein oor; aber der stramm gespannte Bogen brach nicht, und er geigte weiter, wenn die Espaner tanzen wollten.

im 6oldenen sCõwen fand heute die 6emeinderatsbersammlung statt. Dor der Tũr stand breitspurig Tomasens Frau, die Plodergert, wie man sie nannte. Sie sah so wichtig aus wie die Reuig-keiten, die sie austrug, und ihre Zunge war unter der sprudelnden Macht ihres Redestromes flinker als die Radschaufeln der Dundelmũhle. Sie wußte alles, was in espan geschehen war, geschah und geschehen sollte. Sie sah so manches voraus, was sich niemals ereignete, so daß sie nie aus dem Zustande der HRufregung herauskam. Sie entschied selbstherrlich über Menschen und Schicksale, löste Derhaältnisse auf und schmiedete problematische Ehen. Sie brachte den einen durch lobenden Nfusspruch zu höherem Unsehen und schnitt dem anderen mit verdeckten Worten die chre ab.

Fie wußte alles und fügte mit der ihrer Hatur eignen Uebertreibungssucht noch manches hinzu,dichtete um, was ihr nicht interessant genug vorkam. Sie setzte jedem 6ast, der im 6oldenen sõwen eintrat, mit dem Schoppen Most eine Neuigkeit vor, und beide sollten ihm schmecken,wenn sie ihm auch oft einen bittern Nachgeschmack zurückliefzen. Sie flüsterte vieles im Dertrauen, was die größte derbreitung erheischte, und posaunte manches Seheimnis aus, das noch in keinem Winkel des Jlales bekannt war.jhre Rede war bald leise wie das öeriesel der unterirdischen Lumpfwãsserlein und bald laut wie der Schall der großen 6locke, der in jede hütte drang.feute lud sie alle Dorübergehenden ein, im sdidenen Cõwen einzukehren, heute sei die Zeche D setzung der Secarbeiten zu stimmen, das bringe Ceben nach ẽespan, Wohlfahrt ins sand ...und, so dachte sie bei sich, sãste in den söwen,was die fjauptsache war für die allernächste Zußkunft.dben im großfen Saal unter den rauchgeschwärzten Balken, im glutenden Nachmittags-sonnenschein, saßen die 6enossen an dem langen derhandlungstisch und hörten dem Redner zu.

Die einen Zeigten verschlossene Sesichter, weil sie sich dorgenommen hatten, den 6eldbeutel nicht mehr 2u öoffnen, die anderen begierige Mienen, als solle ihnen Manna zuströmen. dielen sah man die Cangweile an; die hande auf den Knien,feierten sie mit Behagen den Sonn- und Ruhetag.

Am oberen ende des lisches lehnte sich der 6emeindeporsteher hochmütig in einen Cehnstuhl zurück.cr sah mit selbstgefälliger Miene und ablehnender fjaltung nach dem Redner hin und zuckte die FHAchsein, wenn die 6ründe ihm 2u phantastisch dorkamen.

Aber das beirrte den 3niderist keineswegs.

Dor fünfzehn Jahren, als er noch der feurige zwanzigjãhrige Jjũngling war, hatten sich fast alle ausnahmslos zu ihm gesellt; denn die Begeisterung für das waghalsige Derk war damals jung und frisch.

NAber seither hatten sie sich an manchem hindernis wund gestoßen; sie waren nicht mehr so widerstandsfähig, auch die hoffnung war träge geworden, und der frühere einträchtige 6eist war erlahmt. Das spürte der Cehrer sikodem; aber das stählte nur seinen Mut, und er schwamm gegen die Strömung. Er war seiner LSache gewiß und glaubte an einen Sieg, weil er der Klügste war.

Dar nicht auch seine CLiebe im Spiel?cer hob wieder seine hjand wie beschwörend empor, und das scharf geschnittene Hpostelgesicht mit der kühn gebogenen Hase flammte auf:*

5

„Und ich sage euch, eine Schande ware es für das gesamte Tal, wenn wir die Arbeit nicht mehr aufnãhmen und der Nuxt den Stiel nachwürfen.Pfui über die Kleinmütigen, die bei den ersten Schwierigkeiten verzagen! Acht jJjahre lang habt ihr unverdrossen gearbeitet, fast Tag und NHacht in harter Fronarbeit, keine Kosten scheuend, die NAugen auf ein herrliches Ziel gerichtet. Ihr habt schon hundertachtzig Klafter durch einen trotzenden kelsen gesprengt. Und jetzt, nach weiteren sieben,in Unentschlossenheit hingebrachten Jjahren wolltet ihr ganz zurũcktreten und verrichten, jetzt, da wir schon vor den Toren des keindes stehen und es nur eines kräftigen Ansturmes bedarf, um ihn zu verdrängen. WDie, ihr könnt noch zaudern?ist das Schweizer Frt?“

Da unterbrach ihn der Sabbas von Büren mit ruhig ũberlegener Sachlichkeit: „Ja, wir zaudern,weil wir nicht blindlings weiter ins Unglũck rennen wollen. Große 6elder sind zusammengeflossen, betrãchtliche Frummen sind angelegt worden. jeder hat für das allgemeine 6ut sein eignes Wohl vergessen und für das gemeinsame Werk seine eigenen Arbeiten aufgeopfert. Und was ist bis jetzt der Cohn gewesen?“kin Murren lief durch den Laal.

„Es ist beim ckid wahr, wir könnten verenden das bei, es kommt doch nichts heraus,“ sprach ein Bauer.

„Nichts ist herausgekommen als enttãuschungen und kehigriffe.“

„Das?“ rief der 6edeon Zurtannen. „Ist der sechs Fuß hohe und fünf kuß breite Kanal nicht schon siebenhundert fuß im harten, zerklüfteten kalk getrieben worden? Die Hauptarbeit liegt weit hinter uns. Darum vorwärts!“

„Schon wahr!“ warf der Wolf dbersteg spöttisch ein. „Aber nach fünfhundert fFuß seid ihr, aus Mangel an einem ordentlichen Plan, von der geraden Cinie nach allen Seiten abgeirrt, so daß sich in dieser Dinkelhöhle niemand 2eurechtfindet.Und die IArbeiter fallen wie die Mücken dahin,weil keine frische suft mehr Zutritt hat. Ees ist eine FSünde, noch mehr Batzen in das derdammte soch zu werfen ... Das ist meine Meinung!“

„Do sollten wir es auch hernehmen, das 6eld?“warf der Sãckelmeister mit flötender Stimme ein.„Die Hilfsmittel sind erschöpft, wir sind noch in den letzten Jahren durch die Einäscherung zweier achbardörfer und eine diehseuche heimgesucht worden. Die 6emeinde ist verarmt, und es hieße sdtt versuchen, wenn wir uns in neue Kosten stürzten, ehe noch die alte Schuld getilgt ist.“

Der junge pfarrhelfer, der Josias Mathus, der lang und hager aufstand, im schwarzen Rocke,sprach: „Und doch wäre es ewig schade, underantwortlich dor 60tt und Menschen, wenn dieses so weit vorgerückte, vielversprechende Werk der slachwelt aufgespart werden sollte. Bedauernswürdig wäre es, wenn die jetzigen öeschlechter,ihren nachkommenden Sprößlingen den Deg zum slũcke bahnend, dabei zusammengebrochen wãren und keiner von den süßen krüchten der sauern firbeit gekostet hätte!“

Der alte Pfarrer, fjsochwürden Beat Zumstein,schüttelte das greise fjaupt, wendete aber nichts ein. Er war nicht einer Meinung mit seinem jungen felfer; die ganze 6emeinde wußte es, daß er seit fünfrehn Jahren an der Ueberzeugung fest-hielt, der Mensch solle an 6ottes Haturfügungen nicht rütteln.slikodem Z3niderist fuhr fort: „LSo ist's! Sollen die zweiundzwanzigtausend franken, die wir schon geopfert haben, im dunkeln Schlund vergraben bleiben? Cãngerer Stilistand hãuft nur die Schuldenlast des ausgeliehenen 6eldes höher. Drum wollen wir diesen Schatz wieder heben und tausendfach anlegen in fruchtbarem Cande. Soll der See noch anschwellen vom Schweiß unserer Arbeit?“

Laiser, Der wandernde See.

Ein Bauer rief: „Der See ist doch kein dieh,das man vor sich hintreiben kann mit einem ẽtachel!“

„Dir sind nicht die ersten, die sich an ein solches Uunternehmen wagen. Bei Rom liegt der kucinosee“ ...„lch pfeif auf den kutschisee und auf das,was die Römischen tun,“ rief der Pfeifferbatz. Und alle lachten.„Das Cachen allein tut's nicht,“ fuhr der Iikodem fort. „mit dem nutzlosen Schlamm eines nutzlosen Sees werden wir die sahrung vieler fjunderte von Menschen und nützlichen Tieren aufwiegen können.Unũberwindlich ist keine Schwierigkeit. Ermannt euch! Caßt uns den Lee gleichsam abschöpfen, ehe er uns üũüberschwemmt, und ihn aus dem Tal treiben, ehe der hunger unsere Kinder aus den hütten treibt; wenn einer aus span auswandern soll, dann mag es der LSee sein!“

„Es ist bei 6ott wahr!“ schrie der Zurtannen und schlug auf den risch, daß es dröhnte, und einige andere, durch den kraäftigen Zuspruch ermuntert, pflichteten ihm bei.

Dies waren der Schneiderfranz, der Kasparremigi, der Trollischmied, der Steinsepp, die unter die begütertsten 6enossen zählten.ve

Am unteren Ende des rTisches brummte der Streuetoni: „Mir lockt man keinen Batzen mehr ab für den Schwindel! sch hol mir lieber das Dildheu auf dem Berge drüben als im Seegrund.Mmeinetwegen können unsere kindeskinder den See abgrasen: meine öeißen brauchen ein anderes kutter. Beim cid!“

Der dorsitzende hub wieder an: „ich beantrage einen Beschluß, der dahin geht, das Unternehmen aufzugeben, weil die hjilfsquellen erschöpft sind.“

„Dir protestieren!“ riefen einige Espaner, zum Diderspruche gereizt.

„ch,“ fuhr der von Büren sort, „sollen wir weiter ins Ungewisse tappen, wenn heute die Berge und Wasserkundigen in ihren Ansichten ũüber die Möglichkeit das Derk zu vollenden abweichen,ja, sogar einander widersprechen? Lollen wir unerfahrene fjirten und Bauern uns vermessen,ũber eine Sache zu urteilen, die weit über unseren derstand geht?“

Der Zniderist fing den Ball wieder auf und warf ihn, daß er über die Köpfe der Versammlung flog.

„Wohl sind die Ansichten ũüber die Mittel und Dege zur bollendung noch verschieden. ks handelt sich nur noch um die Weise, wie der Stollen am sichersten in das Leebecken hineingetrieben werden könnte. Dir haben alle Bergleute unseres Daters landes, jeden Freund des 6emeinwohles um Vorschlãge gebeten.“„Und wie war das Ergebnis?“ riefen die Bauern.„Erfreulich, bei sott! Der herr 6emeindeammann weiß wie ich, daß mehrere 6utachten eingegangen sind. sch beantrage, daß kein Plan ungeprüũft bleibe und der beste ausgeführt werde.“

„ich bin dagegen!“ rief der Vorsitzende.

„Denn der Hans hü und der hjeiri hott ruft,wohin soll dann der dochse ziehen?“

Unter dem Cachen und CLärmen, das dem wunderlichen cinfalle des kischerbuzi folgte, ging die Tür auf, und Tomasens Frau trat in ihrer zwanglosen firt herein und ging auf den Sabbas don Büren 2u.„fjerr Präsident, Cuer Madchen, die Thaddaa,ist unten und soll Cuch eine Botschaft ũberbringen.ẽs handie sich um eine dringende Gemeindeangelegenheit.“„Fie soll herauffommen.“

Bei dem samen Thaddäa schaute Nikodem Zniderist nach der Tür hin. Ein Madchen trat mit halb scheuer, halb freier Art ein. hre NAugen senkten sich nicht, aber die Wangen erglũhten rosig unter der allgemeinen Hufmerksamkeit, die ihr Erscheinen in der Ratsstube auf sie lenkte. 6roß gewachsen, mit dem ooalen, feinzũgigen Sesicht,dem bachklaren geraden Blick und dem lichten,gewellten Scheitel, den die mit roten Bändern durchflochtenen Zöpfe wie mit einem keuerschein am hinterhaupt umwoben, stellte sie den reinen Tupus einer krãftigen, anmutigen spanerin dar.

Die schmucke sandestracht, in die sie als reiches Mãdchen gekleidet war, erhöhte noch den frischen Reiz ihrer Persönlichkeit. Sie trug einen halblangen Rock aus langgestreiftem braunen Kattun mit selbstgesponnenen schlohweißen, bauschigen Cinnenãrmein, die am Ecllenbogen mit einem schwarzen Samtbund eingefaßt waren, und eine seidene Schüũrze. Das reichgestickte Mieder war mit 6ollerketten behängt, über dem schwarzen Brusttuche spannte sich eine filigranhalskette.

„Dater,“ sprach sie mit klarer, fast befehlender Stimme, „der Bub vom Schorenegg brachte dieses Schreiben. Es sei dringend und solle noch in der 6emeinde besprochen werden.“

„Ddon wem?“

„Dom Dital Andacher,“ sprach das Mädchen.Der Name stockte leicht, als liebkosten ihn die Cippen, ehe sie ihn freigaben.

„Gsib her! Und jetzt kannst wieder heimgehen.“ihr Blick flog noch zum anderen Eende des Tisches, und ihr CLächeln grüßte den geliebten Cehrer ihrer Kindheit in sonniger kreundlichkeit.Mit einem kurzen Nicken nach allen LSeiten verließ sie die Stube.

Nikodem Z3niderists 6edanken wandten sich wieder dem Lee zu.

Der Vorsitzende erbrach stirnrunzelnd das Dachssiegel und reichte den Bogen dem 6emeindewaibel Wolf dbersteg zum dorlesen hin.

Die Uberschrift lautete: „Dorschlag zur X dung der rieferlegung des Espaner Sees von WDerkmeister Dital Andacher.“

Dann hieß es weiter: „fFuf cuern Uoruf hin entbiete ich hier der löhlichen senossenschaft einen Plan. Man setze den Stollen fort, bis man nur noch zwanzig kuß vom See entfernt ist, und gebe dann dem Stollen eine Abweichung von neun Prozent rechts dder links, führe ihn so fünfzehn kuß fort, weiche dort wieder neun Prozent ab und treihe ihn bis auf fünf kuß an die Cettenschicht im Seegrund. jier bringt man eine Pulperkammer an und verschafft durch Lprengung dem Wasser des LSees Zutritt in den Stollen.“

Daran reihte sich eine Ingabe der mutmaslichen Kosten mit freiwilliger Arbeit. Das Schreiben schloß mit den Worten:

„ich weiß, daß unsere bedrängte Cage keine reiche Belohnung gestattet. Mehr aber als totes Metall wird das öefühl der Dankbarkeit unseres Bergodlkes und das eigene jochgefühl den lohnen,der das wichtige Werk zum erwünschten Ziele führt. Die Hachwelt wird sein Andenken im Segen halten; denn jeder 6rashalm, jede volle nñhre, die einst aus dem erdfleck, weicher jetzt mit Wasser angeföüllt ist, herdorsprießen wird,soln ein redender Zeuge des gestifteten Wohles sein.“Unterzeichnet war: „dital Andacher von espan,Derkmeister im Bleibergwerk, im dberberg, Amt freiberg des sauterbrunnentales.“

Ein halb betroffenes, halb ũberraschtes Schweigen herrschte sekundenlang im Saal, und alle blickten einander in fragendem Erstaunen an. Die Nusrufe der NHeugier kreurten sich: „Der dital!jJoseph Marias Sohn! ... Vie, ist er wieder heimgekehrt? ... Der Bub des erschlagenen Wildhũters!“

X

Das Gespenst des ungesühnten Mordes, das einst seinen grausen Schatten ũber das Tal ver breitet hatte, stieg inmitten der dersammtung wieder drohend auf.

Der Kaplan Mathus, der sich damals dem Dienste des herrn geweiht hatte, um den Schandfleck, welcher dem Hamen der LSeinen anhaftete,durch das tägliche meßopfer zu reinigen, erhob die Stirn und sprach, so ernst, als lese er einen bischöflichen Erlaßßz vor:

„Der Plan des Dital Andacher verdient besondere Beachtung. Die 6emeinde ist ihm 6enugtuung schuldig. Er ist ein Espaner Kind. Wir alle haben es damals nicht verhũten koönnen, daß einer der Unseren mit tödlicher 6ewait in das Ceben D daß durch das einstehen aller einem der Unseren zu einem edlen Cebenswerk verhoifen werde.“

Sabbas von Büren rausperte sich. „Das alles ist gut und schön gedacht, aber das Wohl der semeinde geht dem Wohl eines einzeinen vor.ich stelle den Antrag, diesen Plan ebensdo wie die anderen, die bereits eingegangen sind, nicht zu beachten, sondern das begonnene unglückselige Derk noch sieben Jjahre ruhen zu lassen oder endgültig aufrugeben.“

Beifall folgte diesen Dorten: nur die Widersacher murrten. Erregte Worte flogen hin und her.

35

Der Zniderist allein hatte der Dorlesung mit offenkundiger kFreude gelauscht, und ein Strahlen ging über seine Züge, als der same verkündet wurde, den er ahnte und erhoffte, der slsame seines ehemaligen Cieblingsschũlers.

„Mmein Schüler ist's, und er derdient 6ehõör. Sein Plan ist klar und sachlich, und er hat das Rechte getroffen. Die anderen Pläne scheinen mir entweder 2zu gefährlich, wie der von Peuer, oder zu kostspielig und ungenũügend. HAber den Kanal durch eine Mine in den See zu öoffnen, das leuchtet mir ein.“

„Unsinn!“ rief einer, den die Worte von der pulderkammer und von der Sprengung scheu gemacht hatten. „Caßßt euch in die Cuft sprengen mitsamt dem See, wenn es euch beliebt. Wir anderen retten unsere hjaut.“

„Was weiß so ein studierter Bub aus dem Schorenegg!“

„ich pfeif auf den Dorschlag.“

Der Umstand, daß Vital aus der 6emeinde stammte, gereichte ihm eher zum NJiachteil.Die Pläne der fremden ingenieure aus den österreichischen Bergwerken flößten den hirten mehr dertrauen ein, wie der Stoff, den sie in der Stadt kauften, ihnen glänzender vorkam als der daheim gewobene, wenn er sich auch im bebrauch als minderwertig erwies.

„Caßßt uns den Beschluß fassen, den Felsen bis zum Durchschlag zu sprengen,“ rief hans Tomasen,der WDirt.„Der Antrag ist zu bverwerfen. Caßt uns abtreten und weitere derhandlungen als unstatt-haft erklären.“kcin heiliger zorniger cifer flammte in Iniderist auf, als er sah, daß seines Cebens WDunsch an dem Starrsinn einiger Bauern 2u scheitern drohte.

„pest und hölle! Lollen jahrelange Bemũhungen einer ganzen 6emeinde durch den Unverstand einzelner Bürger untergehen? Wenn mir hier nicht 6ehör geschenkt wird, werde ich die Lache vor den sandrat und die Candsgemeinde bringen.Schon träumten alle wachend und schlafend von der glänzenden Krönung ihrer Frbeiten! Schon zeigte der arme ktti seinem enkel, die Mutter dem darbenden kind in Begeisterung die Stelle,wo ihnen einst Brot wachsen würde! Lollen wir ihnen zurufen: Wir haben euch bvetrogen, euer seld, eure Ffubeit ist hin? Sollen wir die schon gegrabene kurche unbesät lassen? herr Präsident..“ in seinem eifer fühlte er sich hingerissen, einen persömichen Angriff gegen den vorsitzenden zu wagen und dessen Kleinmut 2zu geißeln. Hber er lenkte ein, als hätte eine unsichtbare hand die zornigen Falten seiner Stirn sanft geglättet.Thaddãas dater wollte er sich nicht zum keinde machen, wenn er ihm auch in der Seefrage als unerbittlicher 6egner gegenüũberstand.

„Herr Prasident, lastt uns abstimmen!“

Fabbas von Büren wandte sich zum Waibel.Die Klingel ertönte, Schweigen herrschte.fjans Tomasens krau steckte den Kopf durch die lautlos geöffnete Tür. hiier gab's etwas Neues zu hören.

„Der dafür stimmt, daß auf das Unternehmen zu vderrzichten sei, erhebe die hand.“sautlos erhob sich eine große Zahl brauner runzliger haãnde.

Der Daibel zählte sie: „Icht ...fünfrehn ... 7weiundzwanzig.“

„WDer für die Fortsetzung des Unternehmens stimmt, erhebe die hand.“

Cautlos erhob sich eine große Zahl schwieliger,kräftiger hände.

Der Waibel zählte: „seun... vierzehn zwanzig... zweiundzwanzig.“

2

Und es ergab sich, daß in der Dersammlung ebenso viele ẽspaner für als wider die Vollendung des Werkes gestimmt hatten.cine Pause entstand, als sollte nun eine höhere Macht entscheiden.

„fkragt den Deisen im Sakramentswald!“ riet ein krommer.

„ODder den Dönni Baschi am Rabenschnabel oben!“ warf ein Aberglãubischer hin.

„Das Cos ... das Cos soll entscheiden!“

„Ja, das sos aus einer unschuldigen kKinderhand! Das wollen wir als 6ottesspruch anerkennen.“

Lo gingen sie auscinander.

2

Pater Frowin erhob sich bon der Bank vor seiner lause, als er an einem Maisonntag von der Cichtung des Daldes her die 6esandten des Dorfes auf sich zukommen sah.

6roßgewachsen stand er in seiner braunen Kutte.Nur sein weißes, lockiges haupt sah wie ein alter,spät blühender Baum aus, der sich im himmeis-blau sonnt.er wußte es schon, was sie von ihm wollten,und er war auch willens, ihnen nach Kraäften zu

39 helfen. Die Kunde von der letzten stürmischen semeindesitzung war zu ihm gedrungen; denn die Franz Sepp Babe brachte mit ihrer Milch manche Neuigkeit.

Er hatte sich mit nächtiichem Wachen vorbereitet und des himmels Erleuchtung für seine ẽrwãgungen erfleht.fis aber der dorsteher, der Schullehrer, der Daibel und der junge Seistliche Josias Mathus,den hjut in der hand, sich vor ihm ausstellten und sprachen: „Pater kFrowin, heift uns!“ da fühlte er, daß nicht er entscheiden dürfe, daß dielmehr ein höherer Wille sich ihnen und ihren Begleitern offenbaren müßte.

WDie es Brauch ist, wenn im Dorf etwas Hb-sonderliches geschieht, war mit den 6emeinderãten diel Dolk gekommen, krauen und kinder,sreise und jünglinge, die aus der kirche nachpilgerten, als es hieß, jene gingen nach dem Sakramentswald, um sich in der Leeangelegenheit die Entscheidung zu holen.

ẽs sah beinahe aus wie eine außerordentliche Candsgemeinde, als sich unter den hohen Pfeilern des grünen Domes, wo der Talwind wie mit leisen kingern auf unsichtbaren Oorgein spielte und der See im fjintergrunde gleich einem schimmernden ftar im Lonnenglast glitzerte, die ganze dersammlung im Kreise aufstellte.

„Das wollt ihr von mir, Talleute von Espan.“

„WDir sind uneinig... Ekure Weisheit soll ausraten.“hjãtte pPater Frowin nach seinem herzen und seinem Derstand reden mögen, dann würde er gesagt haben: Unser Wille ist mit 6ott, der hjimmel und Erde erschuf. Was ihr begonnen,suchet zu vollenden. Der mutlos verzagt, ver-sündigt sich am Dertrauen auf Sott.

Aber die seute sprachen: „Das Cos entscheide,das sos aus einer unschuldigen Kinderhand!“

Cãchelnd ũber das Begehren der einfältigen Menschen, rief der Cremit: „WDollt ihr wieder wie beim kirchenbau euch von Unverständigen Derstand erbitten, dann höret meinen KRKat!kragt ein Taubenpaar, das das Reich der Cũfte beherrscht, fragt ein dchsenpaar, das am festen Boden klebt, und fragt eine kKindesseele, die noch zwischen himmel und Erde schwebt! Wenn alle drei sich mit Flug, Stapfen und Rede dem See zuwenden, dann ehrt den See, den diese seschöpfe ehren, und laßt ihn ruhen. Denn aber die Taube dem korst zufliegt, die dchsen hin zur Weide strehen und das kind den See preisgibt, dann soll dieser gerichtet sein, und der Kampf mit ihm wird wieder aufgenommen!“

Die fünf dvorstandsmitglieder sahen einander an und neigten zustimmend das haupt. Das seheimnisvolle der kommenden entscheidung hielt sie alle im Bann, und keiner wagte etwas einzuwenden.

Das ernste Spiel mit dem großen öeinsatz lockte sie.„ẽs soll sein!“ sprach der Labbas von Büren und deutete damit feierlich an, daß der 6emeinderat den Spruch, wie er auch falle, als gültig anerkennen würde.

Nur in den Hugen des dital AHndacher zuckte es wie Detterleuchten, und der sikodemus 3niderist hob die Schultern und sah dem FSpiele halb belustigt und halb gleichgültig entgegen, als fühlte er, daß zu guter Cetzt noch andere Faktoren mitreden würden.

„sloria,“ rief Pater Frowin, „bring dein Taubenpaar!

Das Deidstrudeli kam aus dem kleinen Anbau der Zelle, den die 6emeinde für den kindling des Ekremiten hatte errichten lassen. Um ihr langes Linnenhemd war ein weißer 6ürtel geschlungen, und das braune Köckchen, das sie

ũber diesem 6ewande trug, ließ ihre nackten Beine halb frei.in den erhobenen hjanden trug sie einen selbstgeflochtenen Weidenkäfsig, und aus dem wilden Cockengeringel, das über slacken und Schultern flutete, lachten ihre Hugen die Tauben an.

FSie ging leichten Schrittes doraus. pater krowin und die übrigen folgten ihr bis zur sichtung des Waldes.

„kKind, öffne den Käfig.“

Sie schob den kleinen WDeidenriegel zurüũck und nahm die Tauben heraus. Die riere kreisten zunãchst unschlüssig umher, ihrer Botschaft unkundig. Doch plötzlich, mit der Zielsicher heit eines Pfeiles, flog der Tauberich geradeaus dem See zu und wiegte sich schwebend über diesem hin wie Schaum des Wassers am kamme der Wellen. Und die Taube folgte ihm nach.

Die Menge verharrte schweigsam. Nur ein kurzes Cachen erscholl aus spöttischen Cippen.jJetzt wandte sich pPater Frowin dem Sabbas von Bũren zu, dessen hjeimwesen am Fattelbatz in nächster Fähe aus den Bäumen hervorschimmerte.

„seht und öffnet die Ftalltür vor curen lTieren und laßt sie frei hinaus!“

Der 6emeindeammann rief seine Tochter.„Sseh, laß die Bruni und den Scheck vom halfter.“

Thaddãa, die hochmũtig in den Vorderreihen der kFrauengruppe stand und aus deren herbe stolzem sesichte der Unwille glühte, machte sich an die NHusführung des Befehls. sber man merkte es an ihrem 6ange, wie einfältig ihr das alles vorkam.

Und manches Mãnnerauge hing an ihr mit Dohlgefallen. Sie trat in die Stallung. Nis sie nach einigen Minuten die zwei dchsen vor sich hertrieb, sah man es ihren gerunzelten Hugen-hrauen an, daß sie diese am liebsten bei den hõrnern gefaßt und mit 6ewalt in die Bergweiden gejagt hãtte.

Die rTiere strebten hinaus, beschnopperten durstig die Cuft des Maimorgens und schritten mit aufgeblãhten sũstern aus dem jof. Angesichts der gaffenden Ceute stutzten beide zuerst.

Dann ging der eine gemächlich dem Wehre zu, wo das kischerbodt im Sande lag. Der andere derharrte unschlüssig und wũühlte wählerisch im Diesengrase, bis er ein wohlriechendes Kraut abrifß und kaute.NAls er aber das Plätschern des Wassers unter den fFüßen des Kameraden vernahm, kam es Kaiser, Der wandernde See. wie Durst über ihn. Mit der Zunge die feuchten Nũstern leckend, wandte er sich der großen Trãnke zu.

Er trat in den LSee, dessen kühle klut ihm bis an den LCeib reichte, und trank lässig, mit geschlossenen Augen. Fis er aufatmend das haupt hob, flofß das Wasser von seinen Cefzen herab in siibernen Tropfen, die sich King an Ring auf der blauen Fläche reihten.

Da lachte wieder ein höhnischer Mund: „Bei sdtt, kein Wunder ist's... es war Trankezeit .ein Brunnentrog hätte es auch getant“fber die Bauern neigten gravbitätisch den Kopf, und die frauen stimmten bei. „LSeht her,“so riefen sie, „der liebe 6ott steht auf unserer Seite!“Die herren vom Rat nahmen wichtige Mienen an, aber den meisten leuchtete es schadenfroh aus den Hugen. „LFSeltsam ist es doch, höchst seltsam, diese Ubereinstimmung der unvernünftigen Kreaturen mit der gemäßigten konserdativen Partei.“„fje, der fortschrittliche 6eist gibt sich nicht durch ein Rindvieh kund!“ rief der spaßige Schneidermeister Tomlibatz, aber kein Cachen antwortete. Die Stimmung war 2u feierlich, um Scherze aufkommen ꝛ2u lassen.1*5

5

„Die dritte Prũfung!“ riefen die Räte. „Casft ein kKindeswort ertönen!“

„Das Strudeli mag reden. Zwar Schulweis-heit ist ihm verborgen; aber was die Sterne predigen und die Baume rauschen, das kennt es.

.„Geh, kind, sag' uns, was dir die Dellen des Sees zuflũstern, wenn du ihnen stundenlang lauschest.“sloria blickte scheu umher, ohne ein Wort zu reden. Das Blut schoß ihr in die Wangen, so dafß sie abwechseind rot und blaß wurde. Sie schaute wie hilfesuchend nach allen Seiten.

Da bemerkte sie in der Männerschar das durchfurchte Antlitz ihres alten Cehrmeisters, des hirten Dônni Baschi von der Rabenschnabelhöhle. Der sah sie durch seine buschigen Brauen scharf an und wies mit der Knochenhand zum Berge kracmont hin, dessen wild zerklüftete Spitzen don einer weißen Wolke verschleiert waren.

Da kam der Kleinen die Lage von dem ges heimnisvollen See dort oben wieder in den Sinn,und sie sprach langsam, als trüge sie eine auss wendig gelernte Cektion vor: „Ein verbannter seist schlummert in jedem FHlpensee... Iur einmal im Jahreslaufe darf er aus der liefe steigen,wenn in der kirche die Passion gesungen wird ...

WDer ihn aber sieht, ũberlebt das Jahr nicht mehr

Der öeist verhãlt sich ruhig, wenn er nicht unheiligerweise gereizt wird ... Seschieht aber solches, so braust er auf mit aller Macht und rächt sich mit Sturm, Unwetter und überschwemmungen ... hütet euch vor dem öeiste,der im Espaner See schlummert ...“

Sie stockte verwirrt und wußte nicht weiter.Denn der weise Eremit legte ihr die hand aufs faupt und sagte mit leiser Mahnung:

„Das ist die heidnische Cehre der satur, mein kKind. Der 6laube spricht anders als der Hber-glaube ... Der öeist 6dttes schwebt auf den Wassern.ẽr kann uns 2zur dorsicht mahnen, er soll uns nicht zur kFlucht vor finsteren Mãchten verleiten!“

Der Sabbas don Bũren sprach: „Die dem auch sei, wir haben gelobt, uns dem Spruche der uns vernünftigen Kreaturen zu fügen. Es ist ein Fpruch von wunderbarem öinklang in seiner Dreistimmigkeiti kũgen wir uns in Demut und ohne kũckhalt nach dem langen hjin und hjerzaudern. sch, der s6emeindeammann von ẽespan,erkläre die Secangelegenheit für erledigt. Wir wollen von der aussichtslosen Airbeit absehen,weil wir alle an der Husführbarkeit des Derkes zweifeln.“

Peinliches Stillschweigen lastete auf der Ders sammlung. LSelbst die 6egner des Unternehmens konnten sich nicht recht freuen. Sie hatten im geheimen gehofft, eines Bessern belehrt zu werden;denn jeder hatte für den möglichen ARbzug des Sees Pläne geschmiedet. INun sollte alles scheitern.

Da erhob sich eine Stimme: „cine Schande ist's, daß Männer sich von vernunftlosen Tieren und einem unmündigen kinde belehren lassen und dor S6espenstern weichen, wo es sich um die Wohlfahrt einer ganzen 6emeinde handelt. eine Schande ist's! Das sage ich, die Thaddäa vom ssemeindeammann.“

„Schweig!“ rief ihr der Labbas von Büren zu, doller Zorn darüber, daß der Widerspruch sich in seinem hjause erhob und von dem eigenen kinde kam. „Seh lieber heim und spinne Cinnen für dein Brautfuder!“

„Damit hat's Zeit, dater,“ entgegnete sie uns erschrocken. „heiraten tu ich doch nicht eher,als bis das Korn reift auf dem Seegrunde ... daß ihr es wißt!“

„fie, dann kannst du dir die Fitjungfernhaube bestellen!“ höhnte der dater.

„Und wenn dem so wäre ... besser ledig bleiben, wenn es in span keine Manner mehr gibt!“

„Hollal Wir haben auch noch ein Wort mitzureden. Wenn die Kleinmütigen ihre Sache erledigt haben, so fangen wir mit der unsrigen an!erst wird die Spreu abgesondert, dann erst wird das Korn gemahlen. sch verlange das Wort!“rief der Dital Andacher.

„lch habe auch noch etwas zu sagen,“ sprach der Zniderist, „doch rede du zuvpor!“

„Dird nicht erteilt,“ entschied der 6emeindeammann. „Ich habe die Beratung für geschlossen erklärt und dabei bleibts!“

„MDir wollen nicht ewig dasselbe fjeu wiederkãuen!“ rief ein Bauer.

„Eh, wenn ihr keine Wiederkäuer seid, so nehmet auch keine Ochsen als Cchiedsrichter!Derstanden?“ rief der Nikodem Z3niderist, dessen fHugen aufstrahlten, als Thaddäa don Büren so energisch für die gefährdete Sache eintrat. Sie war nicht umsonst jahrelang seine Schũlerin gegewesen. „ich verlange auch das Wort!“

„Gbenug, genug! Das Cos ist gefallen!“ riefen die 6egner.

„Er rede, der Z3niderist!“

„Nein!“„Denn ihr mir das Wort nicht gebt, jerr ssemeindeammann, so nehme ich's!“ rief flammend der Andacher. „ich füge mich nicht dem Beschluß,der heute gefaßßzt wurde.“

„ich auch nicht, bei 6ott!“ stimmte der Zniderist bei.und hier und da erklang aus den dichten Reihen ein grollendes „lch auch nicht!“

ẽes war, als hatte der Kampfruf der tapfern shaddãa die Manner aus ihrem ̃albschlafe wachgerufen und als schãmten sie sich ihres Stumpfsinnes.

Das geopferte Unternehmen erschien ihnen wieder kostbarer. Nle blickten neugierig nach dem Indacher hin. Durch die lange fAbwesenheit war er ihnen fremd geworden. diele kannten ihn nicht mehr.

„Der ist das?“

„Der Schorenegghube!“

„Was, der Sohn des Ermordeten ?

Er fing an zu reden, und seine ctimme bebte vor Erregung und Entschlossenheit.

„rünfzehn jahre bin ich in der kremde ges wesen und habe auf das große Werk hingearbeitet.Nis ich fortging, hattet ihr es mutig begonnen.Nie habe ich es aus den fugen derloren. NHlis ihr euern Aufruf nach planen ausschicktet, habe ich aul meine erfahrung, die ich in den Berge werken desterreichs gesammelt, und all mein

Wissen zusammengenommen und den Kat der fachkundigen Ceute sowie das Gutachten meiner Meister eingehoit. Der Plan, den ich der 6emeinde unterbreitet, ist gut und auch leicht zu verwirk-tichen; er wird und muß ausgeführt werden.lch verlange keinen klingenden Cohn. ich biete mich mit allen meinen Kraften an; nur gelingen soll mir das Unternehmen!“

Die Rede gefiel, weil sie nach dem Sottesurteil wie klares Wasser wirkte.

„iebt doch eure Hugen, Mitbürger,“ fuhr er sort, „schauet die kraftstrotzende Ratur an und schãmt euch, so schwachmũtig zu sein! Seht diesen Maimorgen, wo jeder 6Grashalm das »Derde«verkũndigt!“Sie hoben die Hugen empor; aber sie sahen nicht alles, was er ihnen gezeigt hatte, weil sie es nicht verstanden. Doch die hoheit der Berge,an deren kuße schon die verheißungsvolle Pracht des Wiesenschaumkrautes glänzte, während die weißen firne noch des Dinters Krone trugen,redete eine Sprache, die manche wie eine Ermahnung zur fHusdauer und 2u kräftiger Wehr dernahmen.„senug!“ rief der ßemeindeammann, der den Wind verspürte, der über viele Köpfe blies, und 1*

71 richtig ahnte, was dieser alles darin wachrief.„benug! die Entscheidung der ö6emeinde ist gefallen und wird in keinem kalle rückgängig gemacht!“Da brauste der Dital wieder auf und warf den Kopf zurũck, daß ihm die langen haarsträhnen don der Stirn glitten und seine Stimme anschwoll.„Mit eurer 6emeinde,“ sprach er, „hört die Welt nicht auf! Sie fängt erst eigentlich an, wo eure Berge und euer kurzer Sinn aufhören. Dort weitet sich der fjorizont, dort wohnen Menschen mit einsichtsklaren Blicken. Unser begonnenes WDerk ist schon viel besprochen worden draußen in den fremden Canden, und mit interesse sind die Fugen auf uns gerichtet, teils aus Achtung für uns Bergbhewohner, teils zum Frommen der Dissenschaft. Wehe uns, wenn wir uns kleiner erweisen als das Dertrauen, das die Hußenwelt in uns setzt.“

„Das die fjilfsmittel betrifft, so werden wir einen Hufruf an alle Schweizer ergehen lassen.Der nationale Sinn der Zusammengehõrigkeit in Prũfungszeiten ist nicht erloschen im weitern Daterland, wenn wir ihn in der eignen sjeimat nicht mehr verspüren können.“

„lch würde von Tür 2zu Tür betteln gehen,weil ich einer von denen bin, die keuer und Wasser nicht fürchten, und weil die Derwirklichung dieses Traumes mir zur sebensaufgabe geworden ist. sch werde alle fjebel in Bewegung setzen.um das Unternehmen rasch zum Ziele zu fördern.Und daß ich nicht allein bin, beweist mir mein früherer Cehrer, der Iniderist. Huch lese ich auf manchen öesichtern, daß ihr mit mir seid... allen und allem zum Trotz!“

Das grollende öesicht Thaddãas hellte sich auf bei dieser Rede und es sah hoffnungsooll aus wie der Maimorgen, der voll Kraft und Anmut schimmerte.

Bei 6ott, er war zur rechten Stunde heimgekehrt, der Schuls und Spielkamerad von der Schorenegghũtte. Seine Art gefiel ihr. Mit offenkundiger Cust hingen ihre HAugen an ihm.

Das sah der Nikodem Z3niderist, und es mißfiel ihm. 3war die Rede seines Schülers war ganz nach seinem Sinn, und sie konnte den Plan nur mächtig fördern; aber daß sie so sehr nach dem jerzen der Thaddaa schien und auf ihre herausfordernde Erklärung, es gãbe keine Männer mehr in Espan, wie eine Antwort klang, das traf den empfindlichsten Punkt in seinem Innern.

Die sehr das Secunternehmen dital ans herz gewachsen war, wußten die hirten von Espan und zwitscherten die Spatzen auf den Schindeldächern.fber das wußten sie nicht, daß ein Lee oft nicht tief genug ist, um das ganze herz eines Mannes auszufũllen.feute war es Zniderist klar geworden, wenn er es nicht etwa schon geahnt hatte, daß die Thaddãa pon Büren, die erst dann zum NIltare schreiten woilte, wenn der Talwind über die kKornfelder des Seegrundes wehte, nur jenem Manne die fjand reichen würde, der mit seinen Krãften am meisten zum Selingen des Werkes beitrüge.ihm allein gebührte das Verdienst, die Anregung zur rieferlegung des Sees gegeben 2zu haben, und niemand in espan machte ihm das streitig. Ebenso war es sein Derdienst, daß der ctollen schon soweit gediehen war.

Rasch entschlossen, wollte er sich die dberherrschaft nicht entreißen lassen, und wäre es auch von der hjand seines liebsten Schũlers. Wer an seinen Einfluß rũhrte, traf seinen Stolz, und wer die Bewunderung eines stolzen Hugenpaares zu erwecken wußte, traf noch tiefer.

Da ließz er sich von keinem den Rang ablaufen. lber das Derk ging ihm nur eins, und darũber ging ihm nichts. chrgeiz, 6lauben und 6lück waren für ihn in die blonden Zöpfe eines Weibes verflochten.WDie ein peitschenhieb spornte ihn jetzt der jäh aufsteigende 6edanke, der ihn seit einigen Rugen-blicken quãlend beherrschte, daß vielleicht dieses Madchen ebenfalls für einen andern Mann alles galt.Da trat er in den Ring und zwang mit einer sebãrde alle Zuhõorer, ihm ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden.

„ckin Weib hat in der rechten Stunde das rechte Dort gefunden! Das soll uns Schweizer nicht wundern. Das ist Staufacherinnenart! Aber daßß Schweizer Männer ein solches Wort nicht beherzigten, das wãre neu. Und ihr seid ja samt und sonders nicht für Reuerungen. Die 6emeinde hat durch Underständige ein understãndiges Urteil gefällt. Wir fügen uns nicht ihrem Machtspruch.ich frage ẽuch zum letztenmal, 6emeindeammann:Dderweigert Ihr fernerhin dem Unternehmen die Hilfe der 6emeinde?“cin lautes „Ja!“ erscholl. „Dir brauchen das seld zu nũtzlicheren Dingen.“

„Nun dann stelle ich, Rikodem Z3niderist, den Antrag: NUie Mmänner, die guten Willens sind,dereinigen sich“.1*22

Zustimmungsrufe erschollen so lebhaft aus dem Kreise der Anwesenden, daß der Redner mit eindringlicher Därme fortfuhr: „Und sie geloben sich gegenseitig, zur dDollendung des Derkes öeld und Seldeswert darzureichen, oder, in ermangelung dessen, selbst zu arbeiten.“

„ja, ja, das wollen wir!“ erscholl es von vers schiedenen Leiten.

AV0 Dersammeiten und warb mit heilklingendem Rufe:

„So tretet zu mir, die ihr gewillt seid, den Bund 2zu gründen.“

Ruhig ohne Zaudern löste sich einer nach dem anderen von dem dichten Menschenknäuel und trat in den Ring an die Seite des Schullehrers,und mit diesem Entschlusse war es ihnen so ernst,daß sie wie beim éeintritt in die Kirche den hut vom Kopfe nahmen.

Ungefãhr fünfrig Mann standen nun hocherhobenen hauptes, wie erlöst aus langem Bann und entschlossen, mit allen Kräften ihre Sache zu vertreten.

„seh du auch!“ raunte der Castellfranz dem pfeifferbatz zu. Dieser hob zuerst die fichsein und rischte: „Ich pfeif doch drauf!“ Dann aber trat er, wenn auch zögernd und mit bitterbösem öesicht,in den RKing.

Die hjaltung des hubelmattpeter, der zum dorsitzenden hielt, wurde sehr bemerkt. Die Franz Sepp Babe suchte ihn mit entrüsteten Worten anzueifern; doch das bestärkte ihn nur in seinem Widerspruche, denn er tat ihr alles zuleide.

„Denn es sich um ein Weibsbild handelte, wäre er schon längst dabei!“ warf ein Spötter leicht hin. Die andern lachten. Wohlgelaunt lachte der fubelmattpeter mit.fuch einige frauen und Mädchen traten, von Thaddaa geleitet, in den Ring. Sie alle boten sich bereitwillig an, soweit es in ihren Kraften läge,Dienste zu verrichten.slikodem 3niderist nahm ihr NUnerbieten an und drückte dabei die hjand der kührerin. His er aber sah, daß diese sich auch erglühend dem Dital Andacher zuwandte und ihn bewillkommte,da schoß ein heißer Schreck durch seine Slieder,und er sprach mit rauher Stimme:

„Don haus zu haus werden wir noch um senossen und hilfe werben, und wir werden über hundert Manner sein. in unserer ersten Dersammlung wird alles besprochen. TVur sobiel noch, daß ich das AHnerbieten dital Andachers herzlich begrüße, wenn ich auch seinem plane noch nicht pollkommen zustimmen kann, da mir eine Sprengꝗg1*

27 mine gefährlich vorkommt, sie im Fall eines Miß-lingens leicht auch die frühere Arbeit gefährden könnte. ich neige eher zum LSalzberger-Plan der horizontalen Bohrlöcher. Doch werden wir dieses alles durch cxperten prũüfen lassen und danach entscheiden.“Befremdet wandte sich der Vital mit erdlaßtem Antlitze seinem früheren Cehrer zu. er wollte reden, aber der Schulmeister gebot ihm Ruhe.Dieser hatte somit dem dital Andacher von dornherein eine ihm untergeordnete Stellung angewiesen. hjalb aus überzeugung hatte er gesprochen, und halb aus trüberen, nicht uneigennũtzigen Beweggründen, die er sich selbst noch nicht eingestehen mochte, die aber nichts mit der Sache an sich und alles mit dem Menschen zu tun hatten.

„So erklãre ich die Leegesellschaft für gegründet, nachdem wir noch den Beschluß gefafßt haben, daß der zu gewinnende Seegrund 6emeingut bleibe und auch denen, die nicht Mitglieder der öesellschaft sind, gegen ein bestimmtes Entgelt jederzeit dessen Benutzung gestattet werde. Hochwũrden Mathus, spenden Sie unserem Werke den FSegen!“

Der junge Pfarrheifer, der zu ihnen getreten war, während der alte Pfarrer der 6„sruppe der segner treu blieb, sprach:

„Unsere Hilfe stehet im Hamen des serrn,der himmel und Erde gemacht hat. Ist 6ott für uns, wer mag wider uns sein? Iin nomine patris et filii et spiritus sancti!“

Und er Zeichnete mit der hjand ein großes kKreuz nach der Richtung des Sees, wie man einen zum Tode derurteilten noch segnet.

Mittlerweile war das Strudeli verschüchtert zu pPater Frowin geflüchtet, der mit leuchtenden fHugen den öeschehnissen zusah.

Das war das wirkliche öottesgericht, der heilige funke, der dem Geiste gutgesinnter Männer entsprang.

Die dchsen des Labbas von Büren waren von selbst in die warme Stallung zurũckgekehrt, und auch die Tauben hatten den sichern Weidenkäfig wieder aufgesucht. liemand kümmerte sich mehr um sie.

9 Der schwarze Dolf gehe wieder im Cande um,so hieß es in der segend, und viele bekreuzten sich, wenn man nur seinen NHamen aussprach.1*

209

Aber gesehen hatte ihn niemand; auch wußte keiner zu sagen, in welcher 6estalt er diesmal erschien. AHlle zehn Jahre nämlich, wenn Miß-wachs eintrat oder der Tod reiche Ernte halten sollte, kam das geheimnisbolle saturwesen, das in der Dolksphantasie überall dabei war, wo etwas Ungewöhnliches geschah.in früheren Zeiten sind es Drachen gewesen.jeute war es entweder ein Bär, der schwerfällig über die Wiesen lief, daß das G6ras verdorrte,oder ein kuchs, der nachts in den hühnerhöfen Umschau hielt, oder ein Cammergeier, der über die Erde herfiel, dder eine grunzende Sau, die mit ihren jungen kleine kKinder fraß. WDelche sestalt das unheimliche Wesen auch annehmen mochte, man nannte es den schwarzen Wolf.

NAlle wußten etwas von seinen räuberischen Untaten zu erzählen. Eines Morgens war in einem Gehõöft ein Tier erlegen oder verschwunden,und diesmal neigte man zu der Insicht, es sei der wilde Jjäger; denn die furchtsamen seute wurden oft in Sternennãchten durch Schüsse aufgeschreckt.Die Aberglãubischen liefzen die Scheunentore sperrangelweit offen, damit der „Türst“ ungehindert passieren konne.xKaiser, Der wandernde See.

9

War dann bei einem solchen Besuch ein Bündel hjeu oder ein Zicklein abhanden gekommen, so staunten sie nicht allzusehr, zufrieden, wenn die Balken und Schindeln vom Stampfen seiner Pferde nicht aus den fugen sprangen und die Luftreise mit ihm antraten.

Die aufgeklärten ö6eister der 6emeinde, der Schullehrer voran, spotteten über den Unfug und erklärten, der schwarze Wolf sei entweder ein wirklicher ausgehungerter Wolf oder ein heimatloser, der mit Wildern sein Ceben friste. Denn oft zogen Zigeunerbanden auf der kahrt nach sbersau, wo sie alljährlich ihre Kirchweih feierten,durch die Wälder, und der eine oder andere verwegene Bursche benutzte die günstige 6elegenheit zu stehlen und zu plündern. HAber das gemeine Dolk hielt an der alten überlieferung vom schwarzen Wolf fest, wenn es sich auch mächtig vor ihm fürchtete und alles aufbot, um seiner habhaft zu werden.

Niemand beschäftigte sich so sehr mit dem schwarzen Wolf wie die Phantasie des Weidstrudeli,seitdem das täãgliche Wildleutchenopfer hinter der kKapelle von einem unsichtbaren Wesen verzehrt wurde. Das konnte nur der schwarze Wolf sein.Aber in welcher ö6estalt erschien er? Sie lauerte ihm auf morgens und abends; aber sie kam immer, wenn die Schüssel schon leer war oder noch unberũhrt stand. Einmal hatte sie noch die crlenbũsche rauschen gehört, wie von einem entweichenden Wild, und auch etwas schimmern gesehen, das entweder ein Schweif oder eine WDaffe war.

Die Neugier war bei ihr größer als die kurcht,denn alles 6eheimnisvolle und ARbenteuerliche zog sie an.Ffis sie an einem Sommerabend durch den sachenwald zog und den Spuren zertretener karne,die bei der Kapelle endeten, nachging, stieß sie auf einen Mann, der leise, vor sich trällernd, mit der Flinte über der Schulter aus dem Dunkel der Buchenstãmme trat.

Lie war von dem 6sedanken an den schwarzen Wolf so sehr erfüllt, daß sie erschreckt stillstand und den kremden anstaunte. Dieser mußte sie fast beiseite schieben, wollte er nicht einen Umweg machen.

„Das gaffst mich an, Meitti?“

Da lachte sie leise. ẽs klang wie der gurrende Caut einer Taube.Nein, das war nicht der schwarze Wolf! Der Schorenegghub wars, der damals am Géottes urteilsonntag so höhnisch auflachte, als sie vom Leegeist sprach.

Er hatte auch sofort das Kind mit dem Taubenpaar und mit der abergläubischen LSeele erkannt.

„Dem g'hörst ?“

„Deiß nicht! Den erdleutchen.“

Da lachte er kurz auf. „Unsinn! Hast du denn nie lesen gelernt?“

„Doch!“ nickte sie.

„Delche Bücher?7“

„Keine. Da drinnen ...“ Und sie wies auf den Wald, den LSee, den hiimmel.

„Da steht doch nichts geschrieben! Die Bücher der Menschen muß man kennen.“

„Ecs tut nicht not, sagt Pater äFrowin.“

„So, so ... Pater äFrowin!“kr hatte cile, und was ihn trieb, duldete keinen Hufschub. Iindem er weiterschritt, hörte er, daß sie hinter ihm herlief. ẽs kümmerte ihn ebensowenig, wie wenn ein Wiesel seinen Weg kreuzte. Er drehte sich nicht mehr um.

Doch als er an der Kapelle vorbeikam, hörte er einen wilden Schrei, der wie ein sjilferuf klang.Waährend er sich umwandte, flog das Strudeli auf ihn zu und krampfte sich an seinen Arm, die zeine fjand wie abwehrend nach einem Dornen gebüsch ausgestreckt und mit angstentstellten Zügen.

„Das ist?“

Lie sprach nicht, sondern neigte sich nur vor.Dort im Dickicht in der slähe des Milchnapfes hatte sie zwei glühende Hugen erblickt, die lauernd aus einem struppigen Kopf auf sie gerichtet waren.

„Der ... der schwarze Wolf!“ stotterte sie, und alles bebte an ihr, als saähe sie ein wildes rTier zum Sprunge bereit.

Rasch riß der Vital die klinte von der Achsel.„Do? ... WDo?“ raunte er.fAber sie ließ jäh ihre hand, die nach der Richtung wies, herabsinken; denn der lauernde Kopf hatte plötzlich seben bekommen, und eine drohende 6ebãrde befahl ihr Schweigen. Dann verschwand alles hinter dem grünen Schleier der Aste.Sie wurde ruhiger. Das war kein lier, sondern ein Erdmann oder ein verfolgter Wegelagerer.Und als der dital, der ihren Husruf wörtlich genommen hatte, in sie drang, schüttelte sie den Kopf und sprach: „Nichts! slichts! Es war nicht der schwarze Wolf, der im s(Cande umgeht!“sachend strich er mit der hjand ũber ihr erregtes Köpfchen, daß sie voller Staunen über diese I

Ciebkosung zu ihm aufschaute. „cinfãltiges Kind,das am hellen Tage ssespenster sieht!“ Und er schritt eilig weiter.

Aber sie folgte ihm wieder wie ein Schatten, als fkühle sie sich nur in seiner slähe sicher vor dem Ungeheuer, das vor ihr aufgetaucht war. erst als er am FSattelbatz in das haus der fFamilie von Büren trat, blieb sie am 6artenhag stehen. Dort zupfte sie die wilden Schößlinge des Schlehdornes ab und schaute nach den kreisenden Schwalben hin, die, am 6iebel des hauses ihre sester bauend,ein und aus flogen.

NAls der dital nach einiger Zeit herauskam,trällerte er nicht mehr wie vorhin. Seine Hugen leuchteten, und sein ganzes öesicht strahlte wider don einer heimlichen f᷑Freude, die auf die ganze segend um ihn her überging. Er achtete nicht einmal auf das Strudeli, so versunken schien er in seine eigene West, und eilte dem Dorfe zu.

Fie stieg wieder empor. Hn der Kapelle stand der Milchnapf halb leer, als wäre der heimliche sast mitten in seiner Mahlzeit derscheucht worden.sloria erzãhlte pater äFrowin nichts von ihrem Daldabenteuer, weder von ihrer Begegnung mit Dital Andacher, weil etwas 6eheimnisvoolles in ihr davor bangte, als stehe sie vor einem Wunder,13*

4 an das niemand rühren durfte, noch von der Erscheinung des schwarzen Wolfes, weil der wilde Mensch ihr Schweigen geboten und sie von den alten föhren, die so vieles wissen und in ihrem Rauschen nichts derraten, schweigen gelernt hatte.ber von diesem Tage paßte sie noch schärfer auf, und eines Abends blieb sie auf ihrem Posten,bis die Hacht hereinbrach.

Da raschelte es plõötzlich durch das dürre holz,mit einem Latze löste sich eine geduckte öestalt vom Waldgrund ab und trank die Milch mit einer solchen sier aus, daß Sloria sich gelobte,morgen einen größeren Napf hinzustellen.

Nns der kremde sich umwandte und sie ansah,stiefz sie einen leichten Schrei aus und wollte ents fliehen; aber mit einem Sprunge war er ihr nahe und haschte mit rauhem öriffe nach ihrem handgelenk.

„Still stehst, Meitii...bist 7

„Das Weidstrudeli.“

„Sag keinem Menschen etwas von mir! Derstehst? Sonst wehe dir! Siehst die klinte? Die würde dir das Plaudern austreiben ... die erste wãrst nicht!

„lch red nicht,“ sagte sie trotzig.

„Und laufst doch um den Buben herum ...WDer war der mit dem Doppeistutzen?“

Seine Worte klangen wie das Krächzen einer kKehle, die des Sprechens entwöhnt ist, und seine NArt war trotz der drohenden haltung wie die eines Menschen, der sich des Tageslichtes nicht freut.

„Der? Der bital Hndacher war's!“

Der Mann stieß einen dumpfen kluch aus.„Sakrament! Was hat der im Wald aufzupassen?“

„Er ist halt Forsthũüter, wie sein Dater war.“

„Daß der mir nicht ũüber den Weg kommt,sonst gibt's was!“Jetzt war es an ihr, zusammenzufahren. FSie blickte auf. Das derwahrloste G6esicht mit der schmalen Stirn und den buschigen Hugenbrauen,darunter lauernde Biitze schossen, hatte etwas Dolfartiges. Die farblosen h̃aare standen dicht wie schmutzige Schafwolle. hinter dem struppigen Schnurrbart schimmerten die scharfen Zahne.

über der Cchulter trug er an einem eisernen haken ein geköpftes fjuhn und einen blutenden RKaben.fn der Beute erkannte man den schwarzen Dolf. Doch mußte etwas an ihm sein, was eher auf einen wilden saturmenschen als auf einen entarteten Bösewicht deutete. Das schien Sloria mit ihrem kindlich underdorbenen sefühl herauszuspüren. Huch das war ihr klar: Wenn dieser Mensch in seiner Freiheit oder in seinem vermeintlichen Rechte behelligt wird, dann gelten ihm alle hindernisse nicht mehr als das Ceben der Tiere, die er ermordet und lässig über seine chulter wirft.und sie bangte für den dital, der sie neulich beschützt hatte.

Der wilde Mensch ließ ihre hand los, als er aus der kerne Schritte zu vernehmen glaubte.ker duckte sich und rief ihr noch die Worte zu:„Daß du schweigst, Meitli ... oder ...“ Damit verschwand er so rasch, daß 6loria meinte, der Boden habe sich aufgetan, um ihn zu verbergen.

Aber er eilte weiter auf verborgenen Pfaden durch den Cachenwald und die Cawinenschrũnde der zerklüũfteten höllenzabnet zu. Dort war in einem überhängenden kelsen eine öhle, deren cingang ein WDacholderstrauch gãnzlich verdeckte.

Da hauste er. Zuerst kam ein enger 6ang,durch den er schlüpfte, dann weitete sich der Raum, von dessen Decke Tuffsteinbildungen wie kiszapfen herabhingen.im hintergrunde war eine kleine Wasserlache,in die von den Tuffsteinen die Tropfen nieder plãtscherten. Die Cache bildete sein Wasserbecken und seinen Spiegel, wenn er des einen oder des anderen bedurft hãtte, und die gleichmãßig herabfallenden Tropfen ersetzten ihm den Pendelschlag der fehlenden Wanduhr in seinem steinernen Palast.in einer cche lag ein hjaufen dürrer Blätter,die mit Schaffellen überdeckt waren. Das war sein Cager.Das Cicht kam von oben durch eine kelsenluke, die zugleich als natürlicher Kamin diente.FfHuf dem Boden war aus Ziegeln und Steinen ein kleiner fjerd kunstlos aufgebaut. Am kelsen hingen an einem sjaken ein paar tote Dögel und ein Stück gedörrtes hammeifleisch. Das war seine Dorratskammer.jJjetzt warf er die Beute von den Schultern.Dann rupfte er den Raben so hastig, daß der schwarze k̃laum umherflog, und spießte ihn an einem ẽcisenstab auf, um das fieisch ũber dem keuer, das zu knistern begann, zu braten. LSein ganzes öeschirr bestand aus sieben Tassen, die ihm in seiner Einöde zugleich als Kalender dienten.Die eine, beinahe undersehrte irdene Schüssel nahm er nur Zzur fjand, wenn die Slocken frühmorgens mit feiertäãglichem Klange vom Dorfe herauftonten. Dann wußte er, daß es unter den Menschen, die in ösesetz und Sitte lebten, Sonntag war.kür ihn gab es keinen Lonntag mehr, seit er sich gegen Gottes 6ebote schwer dergangen hatte.fAber es war immerhin gut, von diesem Tage kKenntnis zu nehmen; denn da kamen weder die holzer in den Cachenwaib, noch auch zogen die hũter durch das Redier, da war es Derktag für ihn.

Den Montag 2eigte ihm eine schartige Tasse an, den Dienstag ein halbzerbrochener Napf, den er in einem Kehrichthaufen aufgelesen hatte, den Mittwoch ein henkelloser Krug, den Donnerstag eine verrostete Kaffeekanne, den kFreitag ein zersprungenes 6las und den Samstag ein Zinnbecher.Diese 6efäße standen an der keiswand in Reih und Slied wie die Tage der Woche im Kalender der Menschen unten im Tale.Mit der Hahrung hatte er sich seit den Monaten,wo er wieder hierzulande weilte, immer zu helfen gewußt; seine Flinte verstand gar gut das fjandwerk.in die Rolle des schwarzen Wolfes lebte er sich rasch hinein. Dabei leistete ihm der Dolks-aberglaube, den er selber als Knabe gehegt, großen ssutzen.

Die der Talwind jetzt den Rauch zurückblies,daß die jöhle davon ganz erfüllt wurde, hustete der Wilddieb und fluchte.jJja, dort am itlantischen dzean hatte er es besser gehabt. Er wohnte wie die anderen Menschen in einem schmucken fjause. Er war als tüchtiger jandwerker geachtet, wurde von niemand verfolgt, und keiner fragte ihn nach RJamen und Stand. Er war der Schweizer Balz Dogler, weiter nichts. Er hatte keine Dergangenheit. Er konnte jagen und fischen, ligerkatzen und Wildschweine erlegen, und kein öesetz wehrte ihm. Das einzige,was ihm den Nufenthalt dort verleidete, war,daß das Cand, wo er unbehelligt das Ceben fristen Anden am Ca Plata ihm nicht Unterwaldens sochgebirge ersetzten.rũnfzehn jahre hatte er es ertragen. Da packte ihn das fjeimweh. Der Drang nach der Erde, wo die einzige Frau, die er lieb hatte, und die seine Art erkannt und geduldet, mit dem kinde schlief, der Drang nach dem Boden, den seine Untat mit Blut getrãnßkt, der Drang nach den Fipen, wo die 6emsrudel strichen und die Adler aufflogen, wo man sich sein Recht ertrotzen mußte, der Drang nach dem Lee, den die Menschen wie ihn selber zum Tode verurteilt hatten, war mãchtiger als die fFurcht vor der Strafe und der WDeltgerechtigkeit.

Er hoffte nicht auf die s6üte der Menschen,aber auf ihre dergeßlichkeit. Keine Welle des Fees schwatzte wohl mehr von den öeschehnissen,die sich vor anderthalb jahrzehnten auf hoher Nlp abgespielt hatten. Und wenn ein Wolf mehr oder weniger in den höhlen der rauhen höllen-zabnet hauste und sein CLeben nach Wolfsart fristete,wer scherte sich darum?

So kehrte er aus den Pampas von Uruguaiy in die fjeimat zurück.hier mangelte es ihm nicht an siahrung;seine Waffe und seine Treffsicherheit sorgten schon dafür. Die Dundel, die nie trocken lag, lieferte ihm das WDasser, und in den FLommernächten stillte er oft seinen Durst an dem Euter einer wilden Geiß auf ceinsamen Triften, bis das horn des alten Dönni Baschi ihn ausschreckte und verscheuchte.

Dieses fjorn weckte immer etwas in ihm, was er lieber in Schlaf gelullt hätte. Denn der alte hirt hatte von seiner hohen Darte am Rabenschnabel, dicht ob der wilden Fluh, geblasen, als er nach vollbrachter Tat floh und der Iebel sich wie ein derräterischer Schleier teilte. Zwar trat kein Zeuge wider ihn auf. Aber das Horn tönte,das hatte er deutlich gehört, und seither war es ihm oft gewesen, wenn er in den Anden jagte,als vernãhme er noch dessen Klang. Darum vers mied er auch die Deiden, wo der Baschi hirtete.cines Nachts, da er an der Sakramentskapelle des Pater Frowin vorbeistrich, erblickte er den Milchnapf. hinfort begab er sich tãglich zu dieser Ftelle und eignete sich den Tribut der Erdleute an.Daß ihn heute das Meitli, das Strudeli erwischt hatte, kümmerte ihn wenig. Die würde nichts ausplaudern; der traute er, als trüge sie das Zeichen des Schweigens auf der Stirn. Ein schwarzer Dolf und so ein weißes samm! Da brauchte sich keins vor dem anderen zu fürchten. Aber Mut hat sie, eineweg.er lachte kurz auf, als er sich wieder die Augen des kindes vergegenwärtigte. eine Falte grub sich senkrecht zwischen die Fugen.fiber er brach sein FSuchen jäh ab, und sein besicht verdũsterte sich, indem er des jungen Jägers aus der perhaßten Lippschaft gedachte.

Nls jetzt das horn von den fernen höhen die Kühe zusammenrief, da verzehrte der WDalddieb sein Ftück angebranntes Fleisch. Dann kroch er unter dem kelsen auf sein Streulager und schlief bald, wie einer, dessen Kopf schon langst nicht mehr dem öbalgen verfallen war.

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Fis der dital Andacher in das fjaus am LSattelbatz eintrat, hatte er das Strudeli bereits vergessen. HAll sein Linnen und Trachten war auf ein Ziel gespannt.Mit dem 6edanken an die Sespielin seiner kKindheit war er heimgekehrt; denn während seines Aufenthalts in der Fremde hatte er erfahren,daß kein anderes Mädchen ihr gleichtkam. Nlis sie am Tage des öottesurteils für das arg gefährdete Werk, das ihn heimgetrieben hatte, so tapfer eintrat, da flammte es warm in seinem fjerzen auf. Und so eng waren die zwei Dinge miteinander verwoben, daß er nicht recht wußte,ob die Begeisterung für das Derk oder die Ciebe zu dem Maädchen mãchtiger in ihm war, als er,von hoffnungen geschwellt, dem Fattelbatz zustrebte.Feit seiner heimkehr begegnete er öfter der Thaddãa, wenn sie am keldhag vor ihrem hjause den 6arten besorgte und er sich wie zufällig, die fFlinte im HArm, ins Revier begab. Hbends ging er mit den anderen Burschen zu ihr „D Cicht“und warb vor ihrem kenster um ihre 6sunst. Aber das hochfahrende, schnippische 6ebaren Thaddãas bei den nächtlichen Zusammenkünften, die hierzulande Brauch sind, ließ keine dertraulichkeiten der Burschen auffommen. Sie wies sie immer mit scharfer Zunge und witziger 6egenrede zurũck.Und ließ sie ihn „' Stubeten“ kommen, so traf er dort immer mit dem 3niderist zusammen,der fast täglicher 6ast am FSattelbatz war und dem dorsteher als partner im Kartenspiele diente.kr fand auch den Castellfranz und den Zurtannen.Dar doch die Thaddaäa weit und breit das begehrteste Mädchen im Cande, nicht so sehr als Tochter des 6emeindeammanns, als vielmehr um ihrer Tüchtigkeit und Unbescholtenheit willen.Der Zniderist und der Andacher fühtten es bald heraus, daß sie einander als ernste Rebenbuhler gegenüberstanden; aber sie hatten noch sodiel gegenseitige Achtung, daß eine feindselige 6esinnung nicht auffommen konnte. Der Zniderist pochte auf sein gutes dorrecht, das bekanntlich wenig genug in der Ciebe wiegt, der Andacher auf seine selbstherrliche Jjugend. Der eine hoffte langsam vorzudringen bis zum serzen der kestung,der andere sie im Sturm einzunehmen. sener baute auf seine Ausdauer, dieser auf seine Ceidenschaft.

Doch das war beiden klar, daß der hinter den kenstern des Lattelbatz schlummernde „blaue Turann“ zwischen sie als endgültiger Schiedsrichter treten würde, wenn seine und ihre Zeit gekommen war.

Aber diese lange krist behagte dem jugend-lichen Feuerkopf des Ddital nicht. Er handelte nach eignem 6utdünken. Fis er einst bei seinem Nahen in dem hochmütigen 6esichte Thaddaas eine Purpurwelle fluten sah und ihr Cãchein für ihn gewinnender wurde, wie wenn in ihrem Wesen etwas unter seinen Blicken schmölze, da ging er mutig 2u ihr hin.in der nächsten Sitzung der FSecegesellschaft würde ja über die Wahl des Planes, nach dem die Arbeit fortgeführt werden sollte, beschlossen werden.

Daß das Strudeli ihm an diesem Morgen in den Weg lief, sah er als eine günstige dorbedeutung an; denn es schien mit den Elfen und den Erdmännern im Bunde zu stehen. Wahrhaftig, die CLiebe stimmte ihn noch abergläubisch!indem er sich dem hause näherte, staunte er über dessen Staatlichkeit, als hätte er es zuvor nie kaiser, Der wandernde See.

10 erblickt. Wahrlich, wie die Thaddãa die Madchenschar im Dorfe, so ũüberragte das hjaus die 6emeinde, in der es mit seinem reinen Obderhaldener Ftil eine Londerstellung einnahm.

Der 6iebel war der Talseite zugekehrt. Zu beiden Seiten ragten unter dem weit vorspringenden Dache die dDorlauben hinaus, unter denen das hjdiz aufgeschichtet lag. Das obere Stockwerk war etwas breiter. Statt des flachen Schindeldaches,wie es hierzulande üblich ist, trug das haus ein spitzgiebeliges Ziegeldach.

Nfis der Dital zu ungewohnter Stunde eintrat,seine klinte in der dfenecke aufstellte, den rilz-hut vom kopfe riß, daß die Cocken über die fugen fielen, und wortlos zu ihr hinũberschaute,da wußte die Thaddãa schon alles.fber sie ließ keine Derwirrung auffommen,obgleich sie unter dem Mieder ein Schlagen und Beben merkte, als wolle eine ganze Brut flũgge gewordener Vögel auffliegen. ihr langjähriger Entschluß durfte nicht in einer unbedachten HFuf-wallung des ösefühls umgestoßen werden.

„Nun, Thaddäa?“ sprach der Bub, als begehre er eine Ermutigung.

Fie wehrte ab. „Kedet lieber heute noch nicht dadon, IHudacher. Es ist nicht an der Zeit.“

„Dann wär's an der Zeit, wenn nicht jetzt,“rief er aus. Mit seiner Rede ging auch sein 6efühl wie eine klut über ihn, und er näherte sich dem Madchen mit dem kreimute der LCeidenschaft.

„Das sollten wir abwarten? Sind wir nicht einig, wir 2wei, ohne daß ein Wort es dem anderen sagt?“

„cinig? ja ... vielleicht ... innerlich,“ sprach eine Stimme in ihr, „aber mit dem Schicksale noch nicht.“ Und laut sagte sie: „Das ich im Sakramentswald am Softesurteilmorgen gesagt, das gilt noch heute, Andacher. ich werde den Mann heiraten,der zur dollendung des Secewerkes am meisten beitrãgt. ich werde hochzeit halten, wenn das bras auf dem Seegrunde wächst ... nicht eher!“

„Dann du heiratest, ist mir vorläufig noch gleich. Aber wen du heiratest, das will ich wissen.Denn daß ein anderer neben dir gehen könnte,das ertrũge ich nicht, dder es gäbe ein Unglũck!“

„So sorge, daß du das Unternehmen leiten kannst! Ees soll mir dann recht sein, Andacher.“

„Und wenn der Z3niderist mir zuwiderhandelt...wenn er mir den Rang abläuft dort unten ..was dann?“ẽs war etwas cigenes um den UWilien des Mädchens, das sich da gleichsam als Preis für einen seltenen Kampf einsetzte und sein slũck don der Wohlfahrt der ganzen Berggemeinde abhangig machte.

„Dann“„MDürdest du den auch heiraten?“ stief er rauh herdor.

„Mie ich's gesagt habe,“ antwortete sie einfach.

Er blickte sie derwundert an. Vie siess gesagt hat, so wird sie handein. Keine Wimper zuckte an ihr. Und doch, das fühlte er aus der trotzigen Kãlte heraus, ihr hierz schlug ihm entgegen.

„Und wenn sie den Plan des Salzberger aus-führten?“ fragte er höhnisch. „Dürdest den Tiroler auch nehmen?“

Fie lachte. „er hat schon Weih und kinder im öosterreichischen draußßen. Rein! Ein espaner soll es sein.“„Dann gilt's z2wischen dem 3niderist und mir.fber der wird schon sorgen, daß er die Kirche im Dorfe behalt.“

Da riet sie leichthin: „Denn er der leitende sbeist bleibt, sei du die pollbringende hand.“

„Bei Sdtt, das will ich! Und es kann nicht fehlen. Mein plan ist gut, er ist auch der einzig richtige. Sie werden das Derk nicht vollbringen können, ohne auf diesen Plan einzugehen.“

„Ddha! jeder lobt seine eigne Ware,“ rief der don Büren, der bei den letzten Worten in die Stube getreten war. An der überraschten Miene der beiden sah er, daß er zur rechten Zeit kam.

Das waäre ihm just der rechte Freier gewesen,der Schoreneggbhub, der aus der fremde heimkehrte, die Taschen voller Pläne, und der keine sũülten) besaß und auch kein heimwesen als die fjütte am Schorenegg!

Da waren der Zurtannen oder der Castellfranz ihm schon lieber gewesen, Burschen mit hjof und dieh und harten 6ulden in der Truhe.

Da ware es fast noch besser, Thaddäa bliebe eine alte jungfer, statt solch einen habenichts wie den Andacher zu heiraten. Dazu wũrde es kommen,wenn sie auf ihrer tollen ldee verharrte. Und dessen war sie fähig! Einen starren Nacken hatte sie. Hicht umsonst war sie seines Blutes und seiner Art.So starr, wie sie aus 6emeinsinn auf der Derlegung des Sees beharrte, so starr beharrte er in der überlieferten funschauung auf der kfortdauer der jetzigen Derhältnisse. Sie waren gũnstig für ihn; die ssot der anderen ging ihm nicht ans

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Dertpapiere. herz, und er scheute alle dpfer in seinem behaglichen cigennutz.

„Der Salzberger sagt dasselbe wie ihr, Andacher,und jeder hergelaufene fjudelingenieur sagt es don seinem Plan und alle Pläne laufen schnurstracks auseinander. Da werde einer klug aus dem Schwindel!“ rief der Vorsteher.

„Na, fjerr 6emeindeammann, Sie werden es noch erleben, daß wir recht behalten.“

„sott hehüte mich dador! Die Zeit ist mir so gut genug.“

„Es kommit besser, und fFrãulein Thaddaa kann sich den kreier holen.“

„Die kann sich der heiligen Katharina fehlen!“

„Das wollen wir sehen!“ sprach der Bub wie im Trotze.

Da brauste der NAlte auf, als er die geheime Zuversicht herausspürte.

„Nicht ihr, Andacher, und keiner von den Seebuben soll sie haben!“

„Das ist meine Sache!“ rief da die Thaddaa ruhig.

Da schoß ihm das helle Blut zum Kopfe.

„Narreteien! Beim Pontius und Pilatus ...der Schorenegghub! WDenn ich mit einem kuder fjeu über den Seegrund fahre, dann ... ja,dann ..““Er lachte spöttisch, als spreche er vom Nieders gange der Welt.

„Das könnten wir noch erleben,“ entgegnete der dital ruhig. Denn die Thaddäa, durch den Widerspruch gereizt, lachte ihn so zukunftsfroh an,daß ihm auf einmal alles leicht und rosig vorkam.

„Darten wir's ab ... und jetzt adieu, Andacher!Nichts für ungut! Aber merkt's Euch: Mit einem kuder jeu über den Seegrund!“

Dabei lachte er grob, um ihm noch einmal die Ungeheuerlichkeit seines Ansinnens recht deutlich vor Hugen zu führen. Dann nahm er die rür und schlug sie hinter sich zu, zur Bekräftigung seines Protestes.

Der dital hatte verstanden. Er nahm seinen fjut, warf die Flinte über die Schulter und reichte dem Mädchen die Rechte.

Und als sie kraftootl, wie zu einem Bündnis,einschlug und den Blick vertrauend und mahnend auf ihn richtete, sprach er nichts als: „Es ist gut,Thaddãa!“ und ging dadon, getragen von der Zuversicht der Jjugend. Der höhnische Ruf: „Mit einem kuder heu über den Seegrund!“ peitschte ihm den Mut, statt ihn irre zu machen.

Und als er an dem heuschuppen des von Bũren vorũberschritt, lachte er den Schober an.Da war noch pPlatz für das 6rummet dom Feegrund.

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In seiner Arbeitsstube in dem stattlichen jause,das am Dorfplatze lag, und in dessen erdgeschoß Schule gehalten wurde, saß der Iniderist, prũfend ũber die Plãne zur Dollendung des Seewerks gebeugt.Doch waren nicht alle seine 6edanken bei der Sache; sie irrten zum Lattelbatz und zum Schorenegg empor, und eine kalte grub sich 2wischen seine Hugen, als er fast ohne es 2u wissen Andachers Plan wie eine erledigte Lache beiseite schob.„Zu gefährlich für die Fusführung ... viel zu gefährlich,“ murmelte er, als brauche er eine Entschuldigung. „jJa, gefährlich in jeder Beziehung.Scheitert das Werk, so ist die langjährige Frbeit am Stollen dergebens gewesen, und glückt es,so ..“Er mochte den 6edanken nicht weiterspinnen.Die Werbung am Sattelbatz war ihm nicht lange unbekannt geblieben. Was kam in Ekspan nicht an den Tag, wo die Plodergred umherging und der Dundelbach dem See alle Bergneuigkeiten zuraunte!fuch der Sabbas hatte am UWirtstische mit seiner Antwort vom „fuder jeu“ geprahlt, gleichsam zur Warnung für alle, die um seine Tochter zu werben gedachten und nur offnungen, aber keine Obderhaldener sũlten aufweisen konnten.Der fHusspruch kam unter die Ceute, und Thaddaas kentschluß, den zum Manne zu wählen, der an der Husführung das größte Derdienst hätte, wurde don den einen, den „Trockenen“, als eine Schrulle,don den anderen, den „Nassen“, als eine tapfere ̃altung lebhaft besprochen. Und das wußte der Zniderist, dafß daran nicht zu rütteln war; sie würde so handeln, koste es, was es wolle.

„Iein, der Plan des Dital Andacher ist zu gewagt! Klug, keck, fast genial durchdacht ...aber eben gewagt!“

Dann musterte er wieder mit Wohlgefallen die Eingabe des Salzberger. Das war der gemãßigte Mann, der alle Meinungen vereinigte.für dessen Plan wollte er stimmen, und alle würden ihm fsolgen, das wußte er.

Den dritten pPlan des Escher von der Cinth legte er als zu kostspielig auch beiseite.

Und jetzt hieß es, vorwärtsschreiten, unbekümmert um alle hindernisse, und sich von keinen 6sefühlsregungen überrumpein lassen. Die FSache ging da vor der Person.

Er stand auf, so groß in seinem langschoßigen Braunrdock, daß sein Kopf fast an die Balkendecke stieß. Er reckte sich noch.

IIID segneten Tätigfeit an. Das soch der Unwissenheit und des FAberglaubens würde bald bom FIacken dieses Dölkleins genommen werden, Wohlfahrt und Uberfluß würden in das Bbergtal und ein junges WDeib in sein fjaus einziehen!

Und welch ein Weib! Er hatte Thaddäa auf-wachsen sehen und ihren Seist gebildet; seine (iebe zu ihr war gleichsam mit ihr großgeworden.Fie zu besitzen, wog alle Mühseligkeiten auf. Und immer fester wurde sein Entschluß, wenn er daran dachte, daß ein anderer sie ihm streitig machen könnte.So geschah es, daß in der Sitzung der Präsident der Seegesellschaft, ikodem 3niderist, den Salz-bergerplan warm befürwortete.cin Aufruf im ganzen Schweizerlande brachte große Fummen ein; denn Volk und Vissenschaft hatten interesse für das kühne Unterfangen der mutigen Bergbewohner.

Der Antrag des Zniderist war niederschmetternd für Dital Andacher, der mit eindringlicher überzeugung seinen Plan dem Salzbergers gegenũberstellte und sachmannisch auscinandersetzte. Aber er sah bald, daß er auf Doreingenommene vers geblich einreden würde. Der Wind blies nicht auf seine Mühle.

Der Plan, vermittels horizontaler, durch die relsbrust getriebener Bohrlöcher den See 2zu entieeren, fand die meiste Zustimmung, weil er den Umständen angemessen erschien. Felbst die fremden Ingenieure, der Pestalutz und der Konrad escher von der Cinth, kamen 2zu der kinsicht, daß ihr eigner Plan, dom Seegrund aus einen Schacht in den Stollen zu schlagen, wegen der zu großen Kosten unausführbar war, und stimmten dem Salzberger zu. Das fiel entscheidend in die Wage der kspaner.

Wie konnte der Schoreneggbub, den sie in kurzen fjosen barfüßig am Dorfbrunnen hatten SFchabernack treiben sehen, dagegen auffommen,wenn ihn sogar der sSchulmeister, der früher für ihn war, offenkundig fallen ließ. Ja, daher blies der Wind, das fühlte der Dital. Und warum er so blies, das fing in der Seele des Burschen lang-sam zu dãmmern an.er wetterte und schrie: „ich warne euch,ẽspaner! lhr schlagt fehl mit dem Sustem der Bohrlöcher. Erstens, sie werden nie imstande sein, in jeder Zeitsekunde dem See dreihundert Kubikfuß WDasser zu entziehen. kolglich könnte der See nie bedeutend unter seinen jetzigen Wasserspiegel sinken.“

„Diese Bedenken hat auch eEscher ausge-sprochen. Aber da bei etwaigem Mißlingen immer noch das eine oder andere Mittel angewendet werden kann, so ließen wir sie unbeachtet,“ ers klärte der 3niderist mit gemessener Ruhe, die don dem durchgehenden keuereifer des Jüngeren seltsam abstach und auf die Bedächtigen einen guten Ecindruck machte.

„Zweitens,“ rief der dital, der sich nicht beirren ließt, „sie rechnen nicht mit den örtlichen Derhaltnissen. ich habe diese Derhältnisse ers gründet. Brüchiger FkFelsen, dicker Lehm und mãchtige Sandlager, wie sie im Stollen vorhanden sind, machen es geradezu unmöglich, den LSee durch Bohrlöcher abzulassen. sch rede nicht aus kigennutz. Waäre mein Plan der meines erbitterten ssegners, ich würde ihn denndoch der Semeinde empfehlen, weil er alle Schwierigkeiten in Rechnung zieht. Das würde mir hier kein 2zweiter nachmachen!“Er maß dabei den 3niderist dom Kopf bis zu den küßen in solch offenkundiger kehde, daß der Ichulmeister den geheimen Stachel in der Rede seines einstigen Schülers herausfühlte. Er sprang auf. Sie standen einander gegenũber wie zwei Berge, zwischen denen sich ein Abgrund auftat,den eine kleine fFrauenhand gegraben hatte, so tief, daß ihnen innerlich davor graute, wenn sie hinabblickten. Zniderist dermochte jedoch mit gewohnter Selbstbeherrschung seine Erregung ãaußerlich zu zügein, als berühre ihn ein pers sönlicher Angriff nicht. Er blieb ganz bei der Sache und erledigte sie mit dem Husspruch, der bei allen anderen den nusschlag gab, als sie Andachers Plan verwarfen.

„Ekreifert kuch nicht, Andacher, es ist dergebens!Ihr wißt wohl, daß wir uns nach sorgfältigster pPrũfung für Salzbergers Plan entschlossen haben,weil die Dirkung einer Mine, wie ihr sie empfehlet,nicht innerhalb menschlicher kinsicht und Berechnung liegt, und weil wir damit den Weg der wissenschaftlichen AInnahmen verlassen und uns dem fückischen Zufall übergeben würden.“

FfAus Andachers Hugen flammte die edelste Uneigennũtzigkeit; denn ihm galt das 6elingen des Derkes noch höher als die iebe. Wenn er sich den gleichgültigen Espanern gegenüber so heißblütig gebärdete, handelte er nur aus ehrlicher ẽmnörung über seine Mitbürger, die sich in einem aussichtslosen Unternehmen verfingen,und nicht aus Dut über getäuschte, selbstsüchtige foffnungen.

„ihr schlagt den falschen DWeg ein, und wenn ihr es einsehen werdet, kann es 2zu spät sein!jJja, es wird so weit kommen, daß ihr noch einmal bittet und fleht um das, was ich euch jetzt anbiete, meine Erfahrung, meine ortskenntnis. HRber dann werdet ihr mich nicht mehr daheim finden. Bin ich euch nicht gut genug,das Werk in ö6ang 2u setzen, so werde ich auch nicht dafür zu haben sein, euch aus der Patsche zu helfen, in die ihr trotz meiner Darnungen blindlings hineinrennt.“

„Der fjochmutsnarr!“ flüsterte der Zurtannen hãmisch dem Castellfranz zu. „Dir werden ohne den auch noch fertig werden.“kKeine Erwiderung erfolgte auf ditals Drohung,als wäre sie wie ein Stein in den See gefallen.Und als er seinen fjut nahm und die Tür der

Dersammlungsstube hinter sich zuzog, ließen sie ihn gehen. kKeiner rief ihn zurück oder sprach ihm ein tröstendes Wort zu.fnuie ziehen ihn der Uberschätzung. Hiemand hatte den 60idkern der Wahrheit aus seiner Rede blitzen sehen.ihm war 2zumute, als stürzten alle Brücken hinter ihm zusammen, als gäbe es keinen Weg mehr 2zu seinen Mitbürgern.

Erst als er, ins Freie tretend, mit wilden Schritten bergan strebte und die offenen kenster des Sattelbatz wie hungrige NHugen auf sich gerichtet sah,wurde er mit kochendem ingrimm sich der ganzen Tragweite seiner siederlage bewußt. Denn im cifer des Kampfes hatte er nur an die Wohle fahrt der Candsleute gedacht; jetzt spitzte sich alles auf sein persönliches Erlebnis zu. Wie ein Cchuß durchdrang ihn die Erkenntnis, daß Thaddãa nun für ihn verloren war.

Aber treibt nicht ein dom Blitz getroffener Baum neue FSyprossen aus tiefen, unversehrten Durzeln?in der darauffolgenden Zeit übertrug der G6emeinderat von Espan dem Undacher, den er für die erlittene Schlappe entschädigen wollte,das Wildhüteramt des Vaters. dital, der diesen posten seit seiner Rückkehr schon versah, betrachtete das Angebot als etwas Seibstoerstãndliches, indem er sich sagte, daß die Bewachung des Reviers, wo dater und Bruder ihrer Pflicht erlegen waren, ihm mit Recht gebühre.cr nahm es an, stillschweigend, um in der jeimat bleiben zu können. Wenn ihm auch hier Unrecht widerfahren war, so 2z0g es ihn doch nicht mehr nach der kremde, seitdem er die köhren des Cachenwaldes im Sturm und die Dangen seines Madchens in siebe hatte erschauern sehen.fester als alles hielt ihn dielleicht der noch uneingestandene Wunsch, daß sich das Unheil erfülle, das er verkündet, und er den Tag erlebe,wo seine Saat, wenn nicht auf dem 6runde des Lees, so doch in der Erkenntnis der Menschen aufgehen würde.

Während er oben im Waide seinem Berufe nachging, wurde unten am Lee fleißig an der Derlãngerung des Stollens gearbeitet. Bergknappen und kFronleute bohrten und sprengten und niemals stockten Pickel und Hxt.Lelbst die 6egner kamen täglich auf den Platz.Sie schauten den Schaffenden mit haämischen Blicken zu oder stachelten sie durch WDitzreden auf, nahmen aber doch leidenschaftlich teil an den kortschritten des Stollens. Wie auch das WDerk ausfallen mochte, etwas Spannendes, Erregendes lag in diesem Treiben und beschäftigte alle 6emũter.

Nur einer, der Dital, der kraft seines Wissens und der Cauterkeit seiner sesinnung der Hn-führer der unerschrockenen Mannschaft hätte sein muũssen, schien jedes Interesse an den Arbeiten verloren zu haben und ging, abseits von den Menschen,seine eigenen pfade. Wenn das grüne Huge des Sees zu ihm hinauf schillerte, wandte er miß-mutig den Kopf ab, als ob ein verräterischer kreund ihn lockte.kast tãglich lief ihm das Weidstrudeli in den Weg. éines Tages, da er einem Keh auf der Spur war, kam sie aus dem öebüsch auf ihn zu,trat dicht vor sein geladenes 6ewehr und lachte ihn an. NHls er die kFährte des „schwarzen Wolfes“derfolgte, dessen Kaubzũge immer hãufiger wurden und in den umliegenden Sehöften viel firgernis verursachten, fiel es ihm auf, daß das Madchen mit traumschweren Hugen, Tannennadeln und welke Blãtter im losen fjaar, aus der höhle, die er beobachtete, hervorkroch und ihn mit kosenden Worten von dort wegzulocken suchte. Dabei sprach

Kaiser, Der wandernde See. 11

62 sie vom „schwarzen Wolf“, als hätte sie ihn gesehen, und führte ihn in eine falsche Richtung, so daß die Beute ihm entging.

Und das Strudeli staunte, daß er so unfroh und einsilbig einherging, als wäre er angeschossen und schämte sich seiner Wunde.kin Eerbarmen stahl sich in ihre Leele.3Wweiter Teil.

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tjänyrlich in der neunten Doche nach christi hjimmelfahrt kamen die fahJ renden Ceute durch ẽspan, wenn sie nach der Fecker Kilbi don 6ersau am dierlãnder See zogen. Das bedeutete immer ein Ereignis für die jugend und eine Lorge für die ganze 6emeinde, denn die feimatlosen waren eine gefürchtete Bande. Ihre Madchen hatten zu große Fugen, die Burschen zu heiße hjerzen, die alten Weiber zu lange fkinger und die Männer zu harte Fäuste.

Nach der Chronik von espan war ihr Hufenthalt auf der Paßhöhe immer von unliebsamen kFolgen begleitet; entweder verschwand etwas srosses aus dem Dorfe, oder es blieb etwas kKleines zurũck. Sie waren ein herrisches Dolk und npochten auf ihren nur von Mutter auf Tochter dererbenden 6eburtsadel. Nis vor vielen jahren

ein Bauer einer solchen Bettlerfürstin rohen Speck derweigerte, setzten sie ihm den roten Hahn aufs Dach, so daß ganz Eéspan bis auf die kKapelle in flammen aufging. Entweder sprũhten die funken auf den Dächern doder in den Blicken und richteten Unheil an. Die Bãuerinnen sperrten ihre Mädchen und ihre hühner ein. Manchmal blieb ein braunlockiger Bursch zurüũck und ders dingte sich als Knecht; aber es währte nicht lange, und er verschwand ũüber Hacht, wie vom WDind entführt, über alle Berge.

Dieses jahr blieb ein junges Mädchen zurück,in dessen rote Fähnchen der hubelmattpeter sich dergafft hatte. His die Zigeuner beim kKlang einer 6eige ihren Tanz auf der Freiweide aufführten und die Maruscha, die ihm unter den halbgeschlossenen sidern einen heißen Blick zugeworfen hatte, sich mit herausfordernder Rede ihm näherte, wünschte er sie im hause zu behalten.kr ließ sie als Magd für den fjubelhof anwerben.WDeil sie der hohe sohn lockte und sie gleich erkannte, wes ö6eistes Kind der alte Mann war,der mit z7winkernden Fugen und schmunzelnden Cippen sie zu ũüberreden suchte, ging sie auf das fAngebot ein, um so mehr, als sie sehr bald merkte,welch ein Hutzen ihr aus solchem Boden ent springen könnte, wenn sie ihre Saat mit teuflischer Kunst dareinstreute. Die Stammesgenossen widersetzten sich diesem Dorhaben keineswegs, obgleich sie die Reize des Madchens nicht gern entbehren mochten; wußten sie doch, daß die Maruscha ihrem alten bäurischen 6önner, sobald dessen Truhen leer waren, entfliehen und übers jJahr am Krönungsfest mit klingenden Dukaten um den NHacken wieder tanzen würde.

Nur der schwarze fjatto, der Bärenbändiger der Truppe, gebärdete sich wie rasend, als die Maruscha Abschied nahm, und wollte sie mit 6ewalt zum Deiterziehen 7wingen. Sie lachte nur über die heftigen Drohungen, die er ausstieß,und versprach ihm eine baldige Wiederkehr und goldenen überflufß. Mit Zähneknirschen fügte sich ßatto; aber er rief ihr noch zu, er werde wiederkommen, um sie abrzuholen, falls sie zu lange saãumte.

SFo blieb die Maruscha zurück und 20g als treue Dienerin des herrn in den hubelhof ein.Die ranz Sepp Babe hatte schon manche verkappte Dirne neben sich dulden müssen; aber so eine, der der öseist des Bösen offenkundig aus den fAugen fprühte, war noch nie über die Schwelle gezogen. obgleich sie eine ehrliche duderhaldener kleidung trug, die der fjubelmattler ihr geschenkt hatte, sah sie doch immer wie eine verkleidete Straßenprinzessin aus, mit ihrem Kraushaar, das sich gegen jeden Zwang auflehnte und widerIIVVVV Nüstern, die alles witterten, mit den sündigroten aufgeworfenen Cippen und dem huũftenwiegenden 6ang, der immer uber Dolche und zuckende herzen zu schweben schien. Und erst die Augen!

Die fFranz Sepp Babe weigerte sich heftig und wollte ihr den Eintritt wehren; aber der hubelmattler warf sie beiseite wie ein verbrauchtes Scheit und führte die neue Magd in die sfjaus-ordnung ein. Und als die Maruscha in den nächsten Tagen herrisch erklärte, mit so einer Walpurgis-hexe wolle sie nicht hausen, da wies er der alten frau die Tür.„Mach dich fort! 6eh auf die Hipweide, in die Fluhhütte. Kannst meinetwegen VWVildgras heuen ... nur mach, daß du wegkommst.“

Sie kannte den Peter. Wenn einmal seine Ceidenschaft im Spiele war, half keine Widerrede,kein Bitten und kein Drohen.

„kKönnte man die doch zu Tode beten lassen!“murrte er.

Da wurde sie ganz mürbe und demütig. Alles wollte sie ertragen ... NHur nicht verjagt werden,damit sie wenigstens das hjaus und ihren Peter erblicken könnte; denn die Hnhänglichkeit eines bissigen fjundes beseelte sie noch.

Fie bat, man solle sie doch im Stalle beim dieh schlafen lassen; sie wolle gern eines Knechtes Arbeit verrichten.

„Mmira,“ schrie der Bauer, „wenn du mir nur aus dem WDege kommst und nicht mehr unter die NAugen trittst!“

Weil der Knecht jung und sauber war, so entschied die Dirne, daß er ihr im hjeimwesen beistände; sie allein könne nicht alles besorgen.

Der jubelmattier war schon zufrieden, wenn die Naruscha ihn anlachte. Er trug ihr das Wasser vom Brunnen hinauf, hackte ihr das holz zurecht und vertraute ihr den vollen Speicher und die Cinnentruhen an. Wenn sie dann eins ihrer fremdlãndischen Zauberliedchen trãllerte, da stopfte er seine Porzellanpfeife, und sein Blick wandte sich ab von dem blauen faltengewande des Sees,der sich vor seinem Garten entrollte, und haftete an dem rotgestreiften Röckchen des Mädchens.Dann 2uckte er derãchtlich die Schulter ũber die Menschen, die sich dort unten um die kühle

Dassernixe bemüũhten und Netze nach eingebildeten Schätzen warfen, während er hier im Banne des schönsten Schatzes behaglich dahinlebte.

Er fühlte es nicht, wie sich die Schlingen eines anderen Hetzes nach und nach immer enger um ihn zogen, und wie er, während die Espaner ein ernstes Spiel mit der Wassernixe trieben, zum Fpielball eines gefahrlichen irdischen Wesens wurde.

Nur eine sann und sann aus dem dunkelsten Winkel ihrer Erniedrigung darüber, ihn zu erlösen,ihn mit einem 6egenzauber, und ware er teuflischen Ursprungs, aus dem Banne der Zigeunerdiebin zu befreien.

Die k᷑ranz Sepp Babe trat ihrem Manne nicht mehr unter die Hugen, weil sie fürchtete, in die füphütte hoch in den Steinloren verbannt zu werden.

Fie hauste in einer écke des Stalles, hinter einem Bretterderschlag, wo die Kalher und die Schafe großgezogen wurden. Sie verrichtete alle frbeiten des Knechtes, seitdem sie durch den Befehl des fjerrn ans fjaus gefesselt war, und lebte AIVD hühner und von den krüchten, die die Bäume mitleidig abwarfen, wenn sie in ihren zerfetzten Kleidern vorbeihumpelte. Sie sprach mit keinem Menschen, aber mit dem dieh hielt sie seltsame

Zwiesprache, oder sie kauerte auf dem heuschober und blickte durch die Luke auf den See hinab,als könne er ihr in ihrer großen Not Hilfe leisten.ja, der See! Wenn er weichen wollte, würde auch der böse keind von ihres Mannes Seele weichen. dor acht jahren, da er sich von dem plane des Unternehmens so leidenschaftlich einnehmen ließ, hatte sie mit ihm die stillste Zeit durchlebt, und kein anderes Deib machte ihn ihr streitig. Ms aber der Ersolg ausblieb und die Schwierigkeiten sich türmten, erkaltete sein cifer. Er war keine hartnãckige siatur, die durch den WDiderstand angeregt wird. Ja, wenn eine Cust in ihm wach werden könnte, die mächtiger wãre als seine Weibertäãndelei! Die alte Ceidenschaft konnte nur durch eine neue verdrängt werden, denn er war ein hitzkopf. Rasch für eine Sache entflammt und ganz in ihr aufgehend,solange sie seinen Erwartungen entsprach, ließ er dabon ab und wandte sich einer anderen Ciebhaberei zu, wenn er enttäuscht wurde.

Feit die Arbeiten so rüstig dorwärtsschritten, daß man tãglich im h̊ubelhofe den sãrm der Sprengschũsse vernahm, erwachte die hoffnung des verdrãngten Deibes auf die hilfe des Lees. Denn es doch gelãnge, daß der sjubelmattler sich bis in den 6srund hinein schamen müßzte, in der ersten Reihe unter den „assen“ zu stehen, insbesondere da sein hjaus hart an den See grenzte und durch die sandgewinnung so sehr im UWerte steigen würde!Aber man munkelte schon wieder von neuen,unerwarteten Schwierigkeiten. Deshalb trug sie sich mit dem 6edanken, den alten Dönni Baschi am Rabenschnabel um Rat anzugehen, wie es mit Teufels filfe möglich ware, wenn göttliche Macht versagte.

Bei diesem Srübein spann sie sich in ihre dunklen Phantastereien ein und wurde immer scheuer und verbissener.

NHs das Weidstrudeli sich wieder einmal im ubelhof einstellte, um für Pater Frowin Hach-richten von der kranz Sepp Babe 2u holen, die seit vbielen Wochen nicht mehr im Sakraments-walde gesehen wurde, weil der Knecht jetzt die Miich austrug, traf sie in der Küche die Maruscha mit dem Knechte beim Kartoffelschälen. Nls sie nach der fFranz Sepp Babe versangte, lachten beide und zeigten nach dem Stalle. Das Zigeuner-maãdchen sah das Strudeli wie ihresgleichen an und sprach zu ihr in einem gemischten Kauder4“9 welsch, das diese nicht verstand oder aus XRX vor dem falschen Blicke der Maruscha nicht verstehen konnte.

Wohi hãtte 6loria ihrer armlichen 6ewandung nach dem fahrenden dolk angehören können.Aber ihr Nntlitz strafte alle abenteuerlichen bders mutungen Cũgen, denn in ihren Hugen paarte sich die Einfalt der Taube mit der Unerschrocken heit der Unschuld.

Wahrend sie so dastand, verschüchtert durch die neue Umgebung, trat der hjubelmattpeter ein. Da stoben die beiden auscinander. écine heiße Röte stieg dem alten Bauern in die Schlãfen, indem er dem jungen Knechte nachsah,der sich beschämt dadon machte. NHber die Maruscha knickste so neckisch vor dem hubel-mattler und fuhr ihm mit der hand sanft durch das struppige hjaupthaar, daß seine Röte verflog und ein Schmunzein die breiten Cippen öffnete.Wie ein gebandigter Bär ließ er sich schwer auf die dfenbank nieder und 7og das willige mãdchen an sich.Das Strudeli war hinausgegangen und strebte dem Stalle zu, als könne es durch sein Kommen der kFranz Sepp Babe einen widrigen Inblick ersparen. Aber diese begrüßte sie mit den Worten:

„jast das Satansweib gesehen mit dem alten salantili? Und sie haben dir nichts gegeben für pater Frowin? Brauchen den Speck selber, die Schlemmer! Mag das Schiff versaufen, dann wird die Ratte schon dabvonlaufen.“

6loria ging auf das õespräch, das ihr underständlich war, nicht ein. Pater Frowin lasse grüßen, sagte sie, und er wolle eine Wallfahrt nach dem Selobten Cand antreten, als ein 6ott wohlgefãtliges dpfer fũt das gute 6elingen des Feeunternehmens.

Da glanzten die halberloschenen Hugen der franz Sepp Babe wieder auf. „tu er das ...tu er das ... und was sagt er ... und was meint der Dönni Baschi?“

„Pater Frowin meint, sie hãtten den Plan des findacher ausfũhren sollen, und der Baschi sagt,kein Plan werde ũberhaupt gelingen, solange den Dassergeistern, dem Riedroß und dem Elbst, kein schuldiges Dpfer gebracht werde. diel rotes Blut mũsse sich noch mit der blauen Wasserfarbe mengen,sonst würde es sich nie dem Willen der Menschen fügen und durch den Stollen talab wandern.“

Das gefiel der fFranz Sepp Babe.

DD zeigen. Sie schob den Melkschemel in die Streu und begann mit knochigen händen eine Kuh zu melken, bis die Milch im braunen Tonkrug ũberschãumte.

„nimm, Strudeli, das kann ich noch verschenken; sonst haben sie mir alles genommen.pater kFrowin soll nur wallfahren, und der Baschi soll den seistern opfern, daß wir ein Ende sehen ...ein Ende der Sauwirtschaft!“

Gloria trug den Milchtopf sorgsam heim. Der schwarze Wolf begehrte täglich mehr Milch, der Napf stand immer leer, wie oft sie ihn auch füllte.

Nachdem ein paar Monde verstrichen waren,ging der alte hjubelmattler eines Abends am Stalle vorüber. Er trat ein und musterte die Tiere. NAis er in der Schafecke die Franz Sepp Babe zusammengekauert sand, blieb er stehen und sprach zu ihr, weil ein heftiger frger ihn würgte. Er hatte mit der Maruscha einen Streit gehabt, und seitdem wurde er von ihr doffenkundig verhöhnt.und er mochte diesmal nicht nachgeben, weil sie es zu weit getrieben hatte.

„jat die Bruni gekalbert?“ er redete vom dieh, als hãtte er mit ihr erst gestern gesprochen, und als waäre 2wischen ihnen nichts NAußergewönhnliches vorgefallen.

Sie antwortete lakonisch, von weither, als ers innere sie sich kaum der Dinge, von denen er sprach.

„Gefällst dir hier ?“

„muß wohl.“

„Darm ist's äneweg bim dah!“

„Därmoer als bei den Menschen.“

„Drinnen ist's auch nicht immer gemütlich,“warf er hin.

„Es wird noch besser kommen ... geschieht dir schon recht,“ grollte sie.

Da sah er sie wütend an, spuckte auf den Boden und ging wieder, dem hause zu, wo ihn schmeicheinde Cũge und weicher Betrug empfingen.

Doch nach und nach, je mehr die kurzen ltage dem herbste zustrebten und sonnenlose Wochen verstrichen, flelen die Schmeicheleien und die heuchlerische Art wie wesenlose Ichleier weg,und Cũge, Betrug und Schlemmerei in nackter haßlichkeit blickten ũberall in hhaus und hof den Bbauern drohend an.

Die Dirne wurde dreister und der Knecht frecher. doffene Empörung schlug ihm entgegen, wenn er versuchte, einen Befehl zu geben. ordnung und pũnktlichkeit wurden bald E unbekannte Begriffe auf dem hubelhofe, die Kũche mit den geschwärzten Balken sah oft dem verlassenen kᷣeldlager einer fahrenden Bande ahnlich.Die harten Taler in den wollenen Strümpfen schmolzen, und es wurde dem Bauer immer schwerer, sie aus der hand zu geben. Wohin sie flogen, das wußzte der Wind. Denn Waren und neue cinkãufe kamen nie ins haus. Der Vorrat im Speicher schwand, Kartoffelkeller und Rauch-fleischkammer leerten sich, als holten sich die eimatlosen ihre Marschreehrung aus hubelmattpeters dollen Truhen.

NfHuf seine Bemerkungen hin lachte ihn die Maruscha aus, die sich auch gar keine Mühe gab,ihre wahren 6efühle zu verbergen. Sie war seiner sicher; er war ihre Beute, solange diese Beute noch lohnte. Wenn ihn eine AInwandlung zum selbständigen handeln überkam, so lenkte sie wohl auf kurze Zeit ein, um ihn im Wahne zu bestärken, er sei noch der herr im hause.Aber bald darauf baumte sie sich, des Zwanges ũberdrũssig, wieder auf und verhöhnte seine Dderliebtheit, bis er, gleich einem Kinde, in Trãnen ausbrach.Dann kũßte sie den Knecht vor seinen Hugen und schickte den Mten zu seinem Weibe heim, und wenn er wütend ging, schloß sie die Tür und schob den KRiegel vor.

Da wandte er sich dem Stalle zu und nahm seine Zuflucht zu seiner kFrau. Vor ihr schüttete er seine ohnmächtige Dut aus und versetzte sich dadurch porũubergehend in eine Stimmung, wo er Rache schwur und auch versprach, die Dirne aus dem fjause zu peitschen.

Die r᷑ranz Sepp Babe grinste nur still dor sich hin. Sie wußte längst, wie es einem solchen Weibsbild gegenüber mit dem Mut ihres Niten stand. Denn sein Wille war gebrochen und seine Kraft mürbe, er schwankte hin und her wie eine WDeidengerte im Winde.

Die Hhilfe des Candjãgers anzurufen, dador scheute er sich, und freiwillig ging die Maruscha nicht; sie wollte solange bleiben, bis der fjubelhof abgegrast war. Und jagte er sie fort, so wãre sie imstande, ihn dor der ganzen semeinde bloßzustellen und als Klägerin gegen ihn aufzutreten.Das wollte er derhũten.in seinem Elend, in all diesen söten vermied er das haus, das zum Zigeunerquartier herabsank. wo zweifelhafte Menschen aus und ein gingen, wo der schwarze jatto schon zweimal in drohender hjaltung erschienen war. Denn er dann unter dem Birnbaume saß, dessen fahle Blatter langsam in den See fielen, und seine pfeife, die ihm nicht mehr schmeckte, griesgrämig rauchte, da kam ihm manchmal ein derlangen nach der kühlen Dassernixe, die dort unten die Menschen narrte, und ein stilles Dundern erfaßte ihn, ob diese sie endlich meistern würden, oder ob sie in den grünen liefen weiter ihr Wesen treiben würde wie in seinem hjause der Unhold,dessen er sich nicht mehr erwehren konnte.WDenn das schrille Cachen der Maruscha aus der Küche ertönte, schrak er zusammen, und wenn das Muhen der Kühe aus dem Stalle drang,reckte er sich, als riefe das Dien nach dem Meister.ja, zWei Kũhe hatte er auch schon verãußern mũssen, und die f̃ranz Sepp Babe hatte sich wie ein Teufel gewehrt.ha! Sie hatte bei s6ott recht, die Franz Sepp Babe ... aber haßlich war sie, häßlich. Und die Maruscha, die hexe ... na, drall und schmuck.kr schmunzelte und ließ die Pfeife fallen.slachts, wenn die Dirne vor ihm wieder die rür derriegelte, flüchtete er zur Babe. Die rũckte auf der Streu ein wenig beiseite und ließ ihn sitzen. Wenn er dann aus erschöpfung und infolge des WDeingenusses in einen unruhigen Kaiser, Der wandernde See. 12

Fchlummer fiel, da wachte sie, die hände um ihre Knie geschlungen, und sann auf Rache.n 5 Die Zeit fließt durch das Ceben einer 6emeinde wie das Wasser über die Schaufein der alten Mmühle am Dundelbache. Bei der einen springt es hoch auf, und alles verflattert in leerem Schaum;hei der andern verfängt sich ein Lonnenstrahl in einem Tropfen, der die Welt bespiegelt und die ganze karbenherrlichkeit auf einen HAugenblick in sich einschließzt. hier mahlt die Mühle der Zeit nur leere Spreu, dort reiben zwei harte Steine aneinander und mahlen sich selbst dabei. Nur in wenigen Mühlen wird schweres vollgültiges Korn gemahlen, das durch auserwählte Siebe rinnt als duftendes Mehl, daraus Brot für den ewigen fjunger geknetet wird.

Dahrend im fjubelhofe das Derhãngnis langsam wie gewitterschwere Wolken aufzog, spielte sich manch anderes Stücklein Ceben, heimlich oder auf offenem Felde, in Espan ab.

NHeben den Leearbeiten, die das hauptinteresse der Beoslkerung bildeten, erregte um diese Zeit die Nachricht, Pater Frowin, der Eremit vom Sakramentswalde, habe den entschluß gefaßt, eine

Wallfahrt nach dem sjeiligen Cande anzutreten,das größte FHufsehen. Denn es geschah für das Wohl der semeinde.

Man erzãhlte sich, wãhrend einer nãchtlichen fndacht habe er unter seinem Hhorn eine helle gesehen, die wie ein weißer Stern durch das Blätter-werk zu ihm gedrungen sei, und dann habe er in den Verkündigungen alter Meister wie mit flammenden Buchstaben die Worte gelesen:„Wandre, wenn euer See wandern soll!“

Pater f᷑ᷣrowin hatte dies als eine Rufmunterung genommen, sich aus seinem schlummernden krieden aufzuraffen, wo er 7wischen einem lieblichen kKinde und freundlichen Bauern in wohliger 6ottesbetrachtung hindãmmerte. Und als die NMorgenrõte am k᷑racmont aufglũhte, war sein Entschluß gefaßt.

Er deutete sich den visionären Traum, als ob die gelesenen Worte sagen wollten: Wandre,dann wird auch der See wandern, und es klang fast wie eine göttliche Bedingung, don der das Wohl der 6emeinde abhing. Da fiel sein eignes gar leicht in die Wagschale. kFreilich, freilich ...das kKind, die 6lorias Haria! Dar ihre Seele nicht kostbharer als eine Wassertiefe? FRber da kam ihm ein 6edanke, der bald keine KRatlosigkeit mehr aufkommen liesßz. Ja, das war das beste: er würde das kKind den Schwestern im Mloster der ewigen Nnnbetung auf der ARp Sankt Niklausen anvertrauen.

Dort oben, hoch ũber den Tãlern, in denen die Fünde einhergeht, hinter den Mauern, wo nur auserwãhlte Seelen wohnten und heilige Ornas mente mit bunter Leide stickten, würde das Kind gut aufgehoben sein und dem herrn blühen. dob es sich jenem Ceben auch anpassen würde, daran dachte er in seiner heiligen cEinfalt kaum. Der Mensch muß sich ja in die derhältnisse fügen,wenn sie „sott wohlgefällig sind.

Eẽs war wohl an der Zeit, daß er sich von sloria trennte. Sie verwilderte ganz in der cinsamkeit, die ihn umgab. dder ging eine andere geheime Umwandliung mit ihr vor? Das kKind von ehemals war sie nicht mehr. Sie strich immer umher und blieb selten im hause, wie pon innerer Unruhe getrieben. Sie lauerte dem schwarzen Wolf auf und eilte oft Zum Dönni Baschi hin. An den Regentagen saß sie sinnend am serd oder stellte seltsame kragen, die er nicht recht zu beantworten wußte, weil er im unklaren darũüber war, ob sie auch verstand,worum sie fragte, oder ob sie nur aufs 6eratewohl plauderte, um die Stille zu unterbrechen.

Manchmal nahte sie sich ein neues Röckchen,und es fiel länger und faltiger aus als die früheren. Es geschah auch, daß sie um ihr loses haar, das ihr bis auf die hjüften fiel, ein Seidenbãndchen flocht. ũber ihrer ganzen sestalt schwebte wie ein verschleierter Zauber die Hhnung erwachender weiblicher Anmut.pater frowin bangte vor dem Erwachen der Ciebe in diesem unberũhrten herzen, seitdem das kKind das nNisten der Vögel, das Wandern der Dolken, das Treiben der Knospen im Buchen-holz mit andãchtigen Hugen beobachtete oder die Bilder in der sjeiligen Schrift betrachtete und stundenlang nach einer Daldeslichtung blickte,als sollte jemand des Weges kommen.

Stammte sie wirklich aus der kFamilie, der sie Pater kFrowin immer in heiliger Ahnung zusprach,dann wehe, wenn die Ciebe von diesem aus seltsamer Mischung entsprungenen Wesen Besitz ergriff!

Sie würde mit Demut und Unbandigkeit, mit hingebung und Wildheit blühen und wuchern wie eine zaãhe Raute, die sich den Weg durch kelsensprünge und Mauerritzen erzwang!

WDäre sie aber ein kind der Ciebe, war sie dann nicht der Ciebe verfallen? rTrug sie nicht schon das Zeichen der Auserwählten des heiligen seidens auf der Stirn, da sie im Waldesdunkel oft wie feuerumwoben leuchtete?

Dder war das Unglück schon da? in der letzten Zeit wurde sie, abwechselnd, so starr und so schmiegsam, so fremd und so Lrutraulich. Die Deränderung war seit dem Neubeginn der Arbeiten am See fast jählings eingetreten. Hatte sich vielleicht einer der Welschen des Salzbergers ihr mit schönen Reden genaht?

Er erinnerte sich auch, daß sie von ihrem Besuch auf dem hubelhof erschreckt und blaß zurũckgekehrt war und ihm von einer seltsamen,wilden Magd und von der armen franz Sepp Babe, die verwahrilost und verlassen auf der Streu hockte, erzãhlt hatte. Dar ihr dort vielleicht einer aus der gefãhrlichen LSippschaft der Maruscha in den WDeg gelaufen und hatte sie behext?in seiner heiligen Weisheit glaubte pater Frowin nicht an Zauberkũnste. Hber aus seiner jugend in südlichen 6egenden wußte er es: die Ciebe war ein Zauber, der Linne und Seele gefangennahm und in unberechenbarer Trunkens heit zu solchen Taten derleiten konnte, daß lebenslustige Burschen aus Reue und zur Bußze weltberlodrene Cremiten wurden und sich mit Durzeln nährten, um den honig liebkosender

Cippen zu vergessen und die Begierde nach der Cust des Cebens 2zu ertöten.

Pater krowin bekreuzte sich lãchelnd. Daß er dies alles heraufbeschwor um des kindes willen, nachdem alles gesühnt, erloschen und geheiligt war!

Er wußte nichts mehr von der Sünde. Hber wenn er an die L„iebe dachte, die eine für ihn empfunden hatte, so heiß, daß sie daran vers blutete, da hob sich seine hand unwillkürlich und machte eine segnende sebarde.

Ein Schreck durchlief ihn. ẽs war hohe Zeit, daß er ging, damit das kind aus seiner dereinsamenden slähe kam und als Mensch unter Menschen wandelte. Vorerst doch nur als Seele unter Seelen, im kKloster bei den Benediktine-rinnen; die wũrden die kittiche ihrer weißen hauben schützend über das unruhige Köpfchen ausbreiten.dielleicht würde sie dann selber RJonne, wenn der Friede sie umwehte.dielleicht aber würde der scheue dogel den Kaãfig nicht ertragen, sich an den Stäben wund reiben und entfliehen. 6ott behũte sie dabdor und lasse das Schãflein in der fjerde weiden und tränke es an den sanft sprudelnden 6ewäãssern, wo keine Wölfe ihren Durst stillen.

NAls pater Frowin G6loria die Mitteilung machte,sie solle ins Kloster gehen und während seiner Pilgerfahrt nach dem gelobten Cande dort bleiben,da erblaßte sie so sehr, daß er erschrak.

„Caß mich hier bleiben, dater,“ bat sie.

Fie sprach nicht: simm mich mit, wie er gehofft hatte.

„Du kannst nicht einsam hausen.“

„lich will nicht vom See fort ... ich will nicht aus dem WDalde gehen ... ich muß hier bleiben!“„Du mußztt folgen, 6lorial Wer sich im Ceben nicht einem anderen Willen unterordnen kann,wenn es geboten wird, der ist nicht frei.“

„So laßß mich dienen! sich möchte jemand dienen.“ Sie blickte in die Ferne. Aber wem I

„Du bist zu unerfahren dazu, Kind. Die guten IFchwestern werden dich manches lehren.“

„lich gehe nicht aus dem Cachenwald.“

„Der Sankt-liklausenBerg ist auch nicht am Eende der Welt, kKind.“

„Nnber ein tiefes Tal und hohe Berge trennen ihn von kspan. ich bliebe nicht dort oben.“pater krowin, der ein weiser Menschenkenner war, aber kein korscher junger Mädchenseelen,188x darin sich die verwirrendsten Rãätsel bergen, glaubte,daß er mit dem Trotz eines Kindes zu rechnen habe. uUnd der mußzte gebändigt werden.

Eẽs war aber der selbstbewußte Wille eines erwachenden WDeibes.

Nls sie die Nutzlosigkeit ihrer Bitten einsah,ging 6loria in den Waid. Sie irrte nicht planlos wie einst, von jedem Falter, der vorüũberflog, aufgehalten, von jeder Beere im S6ebũsche gelockt,von jedem Rauschen in Trãumereien gewiegt; sie ging in der Richtung nach der Schorenegghöhe,mo der schmale Waldweg sich aus dem korstgebiete schlãngelte.Sie setzte sich auf einen Baumstrunk und verharrte in lauschender Spannung, bis die früũhe Dammerung des sjerbsttages ihre grauen klügel ũbher das Tal spann, während die Sletscher des Dberlandes auflohten. FHis endlich der Wildhüter auf dem WDeg erschien und, von seinem Phulax begleitet, rüstig dem Tale zuschritt, jauchrte ihm etwas aus dem herzen des jungen Mädchens entgegen, aber kein Husruf wurde laut. éein Beben erfaßßte sie, als rauschte eine innere Musik durch ihre 6lieder, als rührten unsichtbare hande die tiefsten Laiten an. Der Vital!

„Grüß' dich 6dtt, Weidstrudeli!“ sagte er und blieb stehen. Aber das verdüsterte öesicht, das er seit Monaten umhertrug, hellte sich nicht auf.

WDas war ihm das WDeidstrudeli! eine öespielin,wenn er noch ein kKind wäre, ein zahmes Reh für den Jjäger, der er war, und der nur gern dem enteilenden Dilde nachstrebte, eine wilde Raute,die ihm am Wege blühte. Er war nicht blind genug, um nicht das dertrauen und das anhangliche Wohlgefallen zu merken, das ihm die Kleine entgegenbrachte, seit dem Morgen, da er sie gegen das Gespenst des schwarzen Wolfes beschützt hatte.Und seither war sie ihm auf seinem Pfade fast tãglich begegnet, hatte ihn oft auf den forstgängen begleitet und sich von ihm über Pflanzen und riere belehren lassen. Er sprach nie mit ihr vom Fee, wenn er auch stets an ihn dachte, und bei seiner Lehnsucht nach einer anderen beachtete er kaum das kind, das ihm andächtig zur Leite ging.

Nis sie ihm nun klagte: „ich muß fortgehen...ins Kloster!“ entgegnete er lachend: „Also Honne wilist du werden, Weidstrudeli?“

„d nein! ich bleibe auch nicht droben ..ich laufe davon.“

„fber, Kind, sei doch vernünftig! Du mußt doch etwas lernen.“J

Cernen! lhr war es, als wußte sie schon alles,was ihr not tat, wenn sie so neben ihm herging.

Cernen! Sie wußte doch, wann die Buchen sich rdt färbten, wann die Wetterherren Peter und paul herrschten, wann die Beeren reif waren, wo die hellenden Kräuter wuchsen, was in der alten Bibel Pater kFrowins stand, wie weit die Dolken wandern, und wie tief der See war. Das brauchte sie mehr zum Ceben!

Und sie fing auch an zu ahnen, was sich im himmel und in der hölle eines Menschenherzens an hoffnung und an Ceid offenbaren kann, als der dital mit leichtem Grußje von ihr ging und sie daran denken mußztte, daß sie ihn vielleicht morgen nicht wiedersehen würde, wenn sie über den LIchinberg gehen sollte.

24

Dahrend sie unten am See mit den Bohrlöchern tiefer und tiefer in den Stollen drangen,trieb es die Maruscha im hubelhof immer toller.Sie machte aus ihrer Abneigung gegen den alten jubelmattpeter kein hehl mehr. Sie empfing im hause jeden, der ihr behagte. lhre fahrenden sãste kamen mit dem NHachtwind und verschwanden mit der Morgenröte ũber die Berge des dierländer Sees.

Der alte Mann, durch den erlittenen Schaden don seiner Ceidenschaft geheilt, wußte nicht mehr,wie er sich aus der Schlinge ziehen könne. Lein Rücken krümmte sich unter dem kuße, der ihm unerbittlich auf dem Nacken saßz. Dor dem Cãstermund der Dirne, die ihn öffentlich zu brandmarken gedroht hatte, wenn er die hjilfe des sesetzes gegen sie anriefe, fürchtete er sich so sehr,daßß er Tag um Tag seine dual weiterschleppte und auf Eerlösung sann.kines sachts, als der köhn wie des wilden Jjägers horde durch den Schinberg heulend dahers gesaust kam, fand der hjubelmattpeter, der leicht angetrunken nach hause taumelte, die Tür vers schlossen. 6Gereizt durch die Stachelreden der 6enossen, hatte er im öwen dem fremden Weine zu lange zugesprochen. fus kurcht vor dem cmnpfange, der im Zigeunerlager seiner harrte, ging er den längsten Weg nach hjause. Dabei stieß er an alle sfjecken, prallte gegen die Mauern und wãre beinahe in den See geraten, wenn der Föhn ihn nicht mit rauher hilfreicher fjand vorwärts-getrieben hätte, dem hubelhofe zu aus instinktiver sßewohnheit.

Nfber die Tür war verschlossen. Hls er mit den fãusten daran pochte und in seinem Taumel die Franz Sepp Babe rief und sie beschimpfte,da öffnete sich endlich ein Fenster in der Schlafse kammer des hjubelmattler, und der wirre Kopf der Maruscha, eng an einen anderen Kopf geschmiegt, beugte sich heraus. Iin ihrer eigenen,mit fremdlãndischen Worten gewürzten Sprache und girrender Stimme spottete sie des alten Mannes und hieß ihn im Stalle schlafen, da heute hier oben kein Platz für ihn frei sei. Dazwischen lachte sie, und der Mann an ihrer Seite lachte mit und rief dem wehrslosen Söreis entehrende Hamen 2zu.Der köhn heulte, und man wußte nicht recht,ob er den seprellten höhnte, oder ob er in seinem richtenden cifer dem schamlosen Paare drohte.

Das ernũchterte den Aiten jahlings. infolge der heftigen Hufregung fiel sein Clend so zermalmend auf ihn, daß seine Beine schlotternd unter ihm wankten und er auf der Steinschwelle zusammenbrach. Der Schãferhund beschnopperte ihn winselnd und strich mit seiner Zunge ũber das bãrtige, von Trãnen benetzte sesicht des sefallenen.

Endlich raffte er sich auf. sein! So weit war es mit ihm noch nicht gekommen, daß er neben dem hunde vor der Tür schlief, während die Dirne und ihr Buhle es sich dben im Zimmer bequem machten.

ẽer hörte noch, wie ũüber seinem Kopfe die Laden heftig zugeschlossen wurden. Hur ein schwacher Cichtschimmer stahl sich noch durch den herzförmigen Husschnitt der tannenen Bretter.

Dann schleppte er sich langsam über den fjof und durch die windbewegte Wiese dem Stalle zu,wo die an der niederen Balkendecke hängende Caterne ein dũsteres Cicht in dem dumpfen Raume spärlich verbreitete.

Aber es roch nach tierischer Behaglichkeit und nach warmem krieden. Iin der ccke lag die franz Sepp Babe hingestreckt mit verschränkten frmen. ihr braunes 6ewand hob sich nicht ab don der dunklen Wolle der Schafe, die um sie her kauerten und zutraulich die Köpfe in ihren Schoß legten. Beim NHahen der Schritte öffnete sie die ugen. Als sie den Mann im Felbstgespräche daherschwanken sah, setzte sie sich auf und rückte zur Leite, damit er auf dem heulager Platz habe.Schwerfällig ließ er sich darauf nieder.„jetzt istss genug! Wie einen hjund ... wie einen fjund! Und drinnen in der guten Stube *71 liegt sie mit ihrem Buhlen ... Derstehst du, Babe,in der guten Stube ... und mich sperrt sie aus wie einen h̃und!“cin Blitz flammte unter den buschigen Brauen der Frau, sie sah ihn durchdringend an. er hatte getrunken! er, der nüchterne hubelmattler. So weit hatte ihn die Dirne auch noch gebracht!Das kam da abgebrochen von seinen Cippen!in der guten Stube, wo sie als blühendes Weib neben dem 6atten geruht ... wo das Annemarili Sott hab' sie selig geboren und gestorben war, da schlafe die Zigeunerin mit ihrem Buhlen!

Fie sprang auf. Das würde sie schon noch zu derhindern wissen, die Franz Sepp Babe, des jubels mattpeters angetrautes Weib, wenn er ein solcher Daschlappen geworden war, der sich von den fjãnden eines schmutzigen Deibes auswringen und am fjeiligsten beschimpfen ließ!

Wie sie aufrecht stand, als hatte ein plötzlicher Entschluß ihre 6estalt gereckt, sah sie, daß der aste Mann nach hinten zurückgelehnt mit dem cchlafe kãmpfte, der ihn ũbermannte. Seine grauen xtrãhnen strãubten sich über das verwũstete Aintlitz, die Tränen rollten noch die Wangen herab.Wie derwahriost und hinfãllig er aussah, der einst so schmucke, saubere Mann!

Seine Cippen lallten noch bei jedem Atemzuge:„n hjund ...'n hjund“ ... und plötzlich schlug sein Kopf seitwärts auf die Streu, sein schlaffer Körper krümmte sich, er lag wie erschlagen von Wein und Hot und Scham.

Feine Hilflosigkeit wirkte mehr auf das Weib,als sein Zorn und seine harte. NAls sie ihn zusammenbrechen sah, fühlte sie sich wieder völlig als zu ihm gehsörig, und der Dille, das zu tun,was er unterließ, gab ihr den Ansporn. Wie die Cop zur Zeit der Ribenen alles auf ihrem Wege verheert, um freie Bahn zu erzwingen, so wollte sie sich freie Bahn schaffen, für ihn, ihren Meister und herrn. Er hatte sie straflos mißhandein können.Ihn durfte niemand mißhandeln. Sie war vom Stamme derer, die am Rotzloch kFelsen auf den eindringenden Fremdling geworfen hatten. Der keind war in ihr fjaus eingedrungen, er mußte vertrieben werden, koste es, was es wolle, und wãre es ihr Seelenheil. Was lag ihr daran, wenn er nur nicht das seine verspielte.

Lie überlegte nicht lange, die Franz Sepp Babe;sie handelte, getrieben von dunklen Mächten wie eine ssaturgewast. Den Kopf pornübergebeugt,als gelte es eine Dand einzurennen, ging sie ũber den hof. Der Föhn selber trieb sie vorwärts, wie wenn zwei rächende hände sie an den Schultern faßten.Sie stiefz an die derschlossene Tür die gab nicht nach. Da sah sie neben der hjausbank den großen cichenpflock und nicht weit dadon die scharfe jolzaxt.

Fie ergriff diese und hieb mit ihr wie wahnsinnig gegen die Tür. Dabei heulte der Wind so laut, daß das Krachen im Cãrm seiner Drommeten unterging. Doch wurde auf dem obern Boden ein hastiges Treiben laut.

Ecin kFenster wurde aufgerissen. Der hjund schlug laut bellend an. Die fFranz Sepp Babe hörte es nicht. Durch das aufgesprengte Tor stürmte sie,wie don kfurien getrieben, vorwärts die kleine fjolztreppe hinan zu der Schlaffkammer und schlug mit der Hxt die unverschlossene Tür auf. Sie trat ein und sah oder glaubte wenigstens gesehen zu haben, daß ein halb angekleideter Mann mit einem küũhnen FSatze durchs kenster auf einen holzhaufen sprang und rasch in der stürmenden Nacht perschwand.Mit bewußten Linnen sah sie es nicht; sie sah nur mit starren Augen auf das chebett, wo die Dirne halb aufgerichtet, mit nackten Armen und aufgelösten haaren sich zur Flucht anschickte.

Kaiser, Der wandernde See.

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Nis diese die Hite mit der erhobenen NHxt erblickte,schrie sse auf, sank aufs Bett zurück und hielt in bebender Abwehr die Arme vor das öesicht.

Und wie die kranz Sepp Babe auf zwei hindernisse blind und ohne Dorbedacht losgeschlagen hatte,so schlug sie auch das letzte mit wuchtigem Arme nieder und traf die Dirne mitten durch den Kopf.

Der Schrei verstummte, bom Vinde verschlungen.Der rot karrierte Kattunũberzug schien nicht röter.

Die kKraft des sjandelns erlahmte noch nicht in dem alten Weibe. Das Zimmer sollte gesäubert werden, ehe der Mann dort drüben erwachte.

Morgen sollte er wieder hier schlafen können,hier wo die Annemarili gestorben war... wo die Dirne... Es wallte in ihr auf vor Ekel und lang zurüũckgedämmter Empörung.

Da vernahm sie aus der NHähe die windgepeitschten Wellen, die klatschend an die 6artenmauer schlugen und wie hungrige Stimmen riefen:W Beute vom Hufruhr des Sturmes.

Da blitzte es durch die Nacht ihres wirren Bewußtseins wie Erleuchtung. Der See, der See sollte ihr heifer sein Und wie aus fern aufdämmernden Weiten tönten die Worte des alten slaturweisen dom Rabenschnabel: „kin schuldiges dpfer für die Wassergeister!“ Denen dort unten konnte sie zu hjilfe kommen ... Ja, ja, das schuldige dpfer.

Mit ihren durch die HFufregung aufs höchste gesteigerten Kräften faßte sie den noch warmen Körper der Maruscha, hüllte ihn in das grobe selbstgessonnene Cinnentuch und warf ihn über die Schulter wie eine Wildheubürde in den klühen.Fie war nicht schwer, die Dirne, die sich an ihrer Schmach geweidet und sich an ihrem WDohlstande genãhrt hatte. Kaum vornũbergebeugt schritt die Nte durch die weit offen gebliebene Tür, wo nur der Dind der stumme Zeuge ihrer Tat gewesen, ging durch den S6arten, wo die letzten IHstern nichts bom Morde wusßßten, und wo die nackten Kohlstöcke und die Beerensträucher unter der rohen Umschlingung des köhns ächzten.

Die Hacht war so dunkel, daß die franz Sepp Babe unter ihrer Cast oft ũber einen Stein, ũber eine Treppenstufe stolperte.fin der 6artenmauer setzte sie ihre Bürde ab nahm, als verrichte sie ein alltägliches Geschäft,II müsebeete, beschwerte den Körper damit und knüpfte das Cinnentuch an allen vier ccken.

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Dann hob sie das Bündel an einem ende auf die niedere Mauerbrüstung, 7zog es am anderen kende empor und schob dann mit beiden händen das 6anze dem See zu.cin schweres 6lucksen und Nnufspritzen des Dassers die eine Welle raunte es der zweiten zu, bis die dritte alles mit ihrem krohlocken übertönte und der köhn über das Wassergrab strich, heulend und geheimnisdoll, als hätte er nichts bernommen oder freue sich der dollbrachten Untat; denn zürnend und richtend streicht er über die Menschentäler und will nichts wissen don der Cangmut, die im obern Keiche herrscht.

Die Franz Sepp Babe verharrte am Ufer und starrte in den schäumenden öischt, der in einem slu ihre Tat derschlungen hatte, als wäre sie nie geschehen, und das Wasser wusch das Blut, und der See würde sich dem Willen der Menschen fortan fügen, denn er war jetzt entheiligt, und die Geister waren gestillt. Das Blut! Das alte Deib wischte sich die hande instinktid an der Schürze ab, und da kam ihr die Erinnerung an den Tatort wieder, an die verräterische Unordnung dort oben in der guten Stube, wo sie in jungen Jahren an der Seite Peters geschlafen hatte.

Da ging sie langsam zurück durch den windgepeitschten 6arten, wo die 6ebüsche ihr ins sesicht schlugen, ohne daß sie es gewahr wurde,trat in das gesäuberte fjaus durch die offene pforte, wo ihr niemand mehr den Eingang wehrte.Fie stieg die holztreppe hinan, deren Stufen ihr schlüpfrig vorkamen, und gelangte in die Kammer.ẽs frostelte sie. In der Stallung drüben beim dieh war es wärmer.

Mit geschäftigen händen riß sie das Bettzeug ab und suchte am aitgewohnten Platze nach frischen Cinnen. Wie leer und unordentlich waren die Schrãnke, als wenn sie jemand geplündert hätte.ẽs schnitt ihr ins fjerz. Das schöne, selbstgewobene sinnen, wohin war es gekommen? Welche heidenhaãnde hatten hier gehaust? NHur der öes danke, daß sie nun keinen Schaden mehr anrichten wüũrden, erfũllte sie mit freudiger 6enugtuung.

Ns ordne sie das Bett für einen 6ast, so ũber-209 sie die Kissen und die schwere Flaumdecke mit frischem Cinnen und rüttelte die knirschende Seegrasmatratze auf.plõtzlich erschauerte sie. Waren nicht Lchritte hörbar? Kief nicht eine Stimme? Sie hielt inne

Der WDind wars, der Dimmers-föhn, der durch den Kamin fuhr.RB

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Drüben im windgeschützten Stalle war es heimeliger. Sie sehnte sich dorthin. ier war sie doch fremd geworden. Die viele hatten hier gehaust, seit sie fortgezogen! So viele, daß sie nicht mehr einziehen mochte. Aber ein anderer öast gehörte hierher. kür den hatte sie den Platz ge-reinigt. Der Peter, der herr im sjause, jetzt konnte er wieder einkehren und brauchte nicht wie ein und vor der Tür zu liegen!

Ja, der Peter!

Nachdem sie alles wieder in Ordnung gebracht,als wãre in die kleine Stube unter dem niederen Dache weder Sünde noch Nord jemals eingedrungen,ging sie langsam hinunter. IHchselzuckend überblickte sie die Küche, die wie ein rasch abgebrochenes keidlager aussah; aber sie fühlte keine Kraft mehr, noch weiter aufrurãumen. lhre ölieder waren starr und bleiern, und wie eine NHacht-wandlerin schleppte sie sich durch den hof. Dann trat sie in den Stall, wo die kühe sich geregt hatten; nur die eine muhte schlaftrunken und warf sich auf die Leite nieder. in der Schafecke lag der alte fjubelmattler wie erschlagen und atmete schwer.Sie sah auf ihn nieder, als besinne sie sich nicht mehr, was sie ihm 2u sagen habe, riß ihre

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Cumpen vom Leibe und schleuderte sie in den offenen Jauchetrog hinter dem Stall. Dann nahm sie die alte Joppe des Knechtes über die Schulter,hockte an ihrem altgewohnten Platze nieder, vers schränkte die Arme um ihre Knie, bis der wirre sraukopf immer tiefer sank und sie vom Schlafe ũbermannt wurde wie nach schwer vollbrachtem Tagewerke, wenn sie auf den Wildflühen oben auf steilem kels eine für ihre Kräfte ũübergroße Bürde geschleppt hatte und, unter der LCast schier in die Knie brechend, schwer aufstöhnte.

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ß Fis der hubelmattier aus dem schweren, trunkenen Schlummer auf der Streu erwachte, war der Föhn ũber alle Berge gezogen. Er hatte sein scheimnis mit sich fortgetragen und die Spuren des Mordes auf kKies und Sand weggewischt. Er rauschte die Kunde nur dem Wildbach 2u, dieser brachte sie wohl zu Tal, aber die Menschen vernahmen sie nicht, weil sie nicht mehr auf solche ewigen Schwätzer hörten.

Die Franz Sepp Babe hantierte schon im Stalle herum. Sie gab den rieren frisches Futter in die Raufe, dann schob sie den Mist der 6rube zu und warf dem dieh Streu unter die kfüße. Dabei sprach sie leise dor sich hin, als verhandle sie mit dem inneren Feind; aber ihre Züge waren verwirrt und ihre Hugen erloschen.

Der peter reckte sich und blickte erstaunt um sich. Die langen, grauen Strähne voller Spreu klebten ihm an den Schläfen. er war ganz matt und fühlte sich wie zerschlagen. Nur langsam und stückweise dämmerte die krinnerung an den gestrigen Abend in ihm auf. ihm graute davor,wieder heimzukehren und der wilden Zigeuner-katze zu begegnen.

Da kam die franz Sepp Babe mit der Dreispitzgabel auf ihn zu und sagte rauh: „Kannst nun wieder heim, hubeimattler, 's ist im hause wieder sauber!“

Nfuf seinen angstooll fragenden Blick antwortete sie: „Der Teufel hat sie geholt, die bermaledeite Dirn! Bist wieder der ferr ... und bleib's!“cr stand schwerfällig auf und ging ungläubig und derschüchtert dem hofe zu. Die hühner gackerten ihm entgegen. Eein Bild des kriedens,lag der 6arten da mit den letzten purpurnen seorginen und den steifen 60lddahlien. Kein Kreischen und Cachen klang aus dem hause. Aber indem er sich näherte, erblickte er die eingeschlagene Tür.

War das des Bösen IArt, in die häuser der Menschen einzudringen? So pflegte der Föhn sonst nicht zu hausen. Der Teufel hatte wohl Zigeunergestalt angenommen.in der Küche lag alles still und verlassen. Diese Ruhe mutete ihn an wie OArgelklang, wenn er in die kirche trat, und stimmte ihn so feiertãglich, daß er das Schweigen mit keinem 6erãusche stören mochte.

Dben in der guten Kammer war das Bett frisch und unberührt. So viel IAnstand hatte sie doch noch gehabt, dachte der Bauer. Hber das kenster stand offen. Da war sie wohl entflohen,von Fngst getrieben oder von ihresgleichen ents führt. Von dem Holzschober waren viele Scheite herabgefallen. Der schwarze hatto hatte endlich seine Drohungen in Taten umgesetzt. Der hubel-mattler hätte ihm danken mögen für die saubere Arbeit, die er selbst in seiner Schwachheit nicht zu oollbringen vermocht hatte.

Und so nahm er wieder Besitz von seinem heim.fber als ihm niemand die hausdienste besorgte - der knecht war wohl der Dirne nachgegangen holte er in seiner kFreude die Franz Sepp Babe und wollte sie wieder in 66aden aufnehmen. ihre stumme haßlichkeit wãre ihm sabsal gewesen nach der keifenden Cieblichkeit der Maruscha.

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Die f᷑ranz Sepp Babe jedoch verharrte in trotziger Abwehr und schien das Begehren des Mannes nicht zu verstehen. „es ist wärmer beim dieh,“ sagte sie und blieb dabei. Sie fröstelte und war nicht zu bewegen, aus dem Stalle zu gehen.

Die Tiere wußten nichts von Menschentaten,sie sprachen nicht, ihr Brüllen übertönte die erstickten Schreie, die aus der riefe stiegen.

Das alte sloggeli von Melkseligen kam und führte die haushaltung des fjubeihofes. Sie war noch runzliger als die Babe. Der Peter schielte nicht nach ihr. hatte sie den lebendigen Zauber in ihren Hugen gehabt, und ware sie so jung gewesen wie eine Apfelblüte und so beweglich wie ein Wasserlein, er hatte für eine Zeit genug vom Weiblichen. Denn das NHter meldete sich, und der Schnee war ihm über sIacht aufs haupt gefallen.

Die Nachricht, daß die Maruscha den fjubelhof derlassen hatte, erregte auch im Dorfe nur geringes Hufsehen. Riemand kümmerte sich weiter darum. Die Zigeunerin war eben ein fahrendes Ding gewesen. Sie war gekommen, und sie war wieder gegangen, wie so manche vor ihr. Das war das Cos aller aus der rastlosen Lippschaft.Der schwarze fjatto, der fhjauptmann der Bande,hatte sich seine Bettelprinzessin wieder geholt, und sie waren über die Berge gefahren zum Krönungs-fest. siemand ahnte, daß das Königreich der fjeimatlosen sich tief unten im See ausdehnte,und daß sie niemals mehr wandern würde, auch nicht, wenn sie ihren See zum WDandern bringen sollten.jetzt standen sie alle mitten in der siebernden fnufregung. Das ging sie eine Zigeunerin an,wo es sich um das Wohl und Wehe der kommenden seschlechter von span handelte.

Das interesse für die Durchführung des Seewerks steigerte sich immer mehr. Der fremde ingenieur Salzberger und der LCehrer Z3niderist waren die Männer des Tages. Thaddäa von Bũren, die unermüdlich durch die Reihen der fronarbeiter ging, als handle es sich darum, die kreiwilligen zu einem letzten Ainsturm anzuspornen,galt bereits öffentlich als die Braut des Nikodem Zniderist, der allabendlicher sast am Lattelbatz war. Wenn sie auch seit der Werbung Andachers und seit dem Beschlusse der Leegesellschaft sich bezwingen mußte, ihre grollende Eenttaãuschung zu derbergen, so war sie doch zu tapfer, um nicht auf ihrem gegebenen Worte 2zu bestehen.selang das Unternehmen nach dem jetzigen plane, so wũrde sie eben kFrau 3niderist, und alles

4 andere würde mit dem jungfräulichen Kranze nach dem Hochzeitstag unter Slas gestellt und vergraben wie die Reliquien der Mutter und des erschossenen Bruders.

Und was halfen ihr die brennenden Blütendolden im 6arten, wenn sie abends beim Spinnen das Dolkslied sang:in meinem öãrtlein lachet Manch Blũmelein blau und rot,Dor allem aber machet

Die brennende Ciebe mir Not.Wohin ich mich auch wende,Fteht auch die rote Blum',kẽs glühet dhne Ende

Die brennende Ciebe ringsum.Brauch' ihrer nicht zu warten,Lie sprießet Tag und Nacht.WDer hat mir doch zum 6arten Die brennende Ciebe gebracht?Die bösen Nachbarinnen,

Die bleiben neidooll stehn

Und flüstern: »Ach da drinnen Blũht brennende siebe so schon!«

Ja, sie blieben neidooll stehen, die bösen Nach-barinnen, und eine, die es von der Plodergred,die ja alles wußte und noch vieles darüber, erfahren hatte, sagte ihr eines Abends so nebenher, daß der Andacher dital aus lauter rger ũber die Zurückweisung seines Planes mit dem halbwilden Weidstrudeli stundenlang verkehre und eine Ciebelei angebãndelt habe. Man sei ihnen schon oft zusammen begegnet, und als der Castellfranz neulich durch den Cachenwald ging, habe er sie beide auf einem Baumstrunke sitzen gesehen.Und der Pater Frowin wolle das sittenlose Kind in ein Kloster einsperren lassen.

Da hatte die Thaddãa den Kopf in den Hacken geworfen und ihre hochmütigste Miene aufgesetzt.Der Andacher sei frei, sie gehe sein Tun und Cassen gar nichts an. Und sie wandte sich wieder dem Spinnrocken 2zu.

Doch durch das kenster glühten die roten Doiden, und die brennende Ciebe wucherte weiter im 6arten und im hjerzen. UHber es hatte sich etwas anderes darugesellt.

FAis der Dital wieder des Weges kam, lauerte sie ihm auf und warf ihm über den Wilddornhag aufstachelnde Worte zu, die bald wie Pfeile hin und her flogen; denn an Stolz gab der Andacher der Thaddãa nichts nach, und seit seiner doppelten Enttãuschung war er wie ein angeschossener kber,der bei jeder Berührung der wunden Stelle wild aufzuckt.„man sieht dich ja nicht mehr 7 stubeten!sehst anderswo 2 Cicht?“

„Und wenn dem so wär', was soll ich hier bei euch? Ees sitzen mir zu viele herum?“

„Ja, am höllenzabnet tanzt nur einer mit den hexen.“

Da sah der Vital plötzlich das taufrische Intlitz der öloria im öeiste vor sich auftauchen.

„Cadest mich zur hjochzeit in der Quatembernacht?“

„Denn du mich einladest zu deiner in der fastnacht,“ erwiderte er dreist.

„im NHustagen erst heirate ich.“

„Den Z3niderist 7“

„Den Mann, der den See bezwingt.“

„WDird auch dich bezwingen ...“ flüsterte er heiß und mit raschen Schritten sich ihr nähernd,riß er sie mit sester hand so nahe an die hiecke,daß ihre hande wie in Dornen gebettet lagen.

Sie wollte sich freimachen, vom Schreck durchrzittert; denn der Scherz war vorüber, und die Ceidenschaft stand zwischen ihnen.

Da ritzte sie sich an den Dornen, daß ein roter Ftreifen ũber ihre haut ging. er achtete es kaum.Mit häãmischem Cachen sagte er: „im fHustagen!Da wird noch viel Dasser aus dem See fließen.“

Sie hatte ihren Arm an die Cippen geführt und saugte die Blutstropfen ein. ihre Hugen blickten fast feindselig nach ihm, und weil sie sich ihm gegenüber als Besiegte fühlte, spielte sie die Liegesgewisse.„lim januar wird der FStollen durchbohrt.“

„Mit dem Bohren ist's noch lange nicht getan.Da schlũpft kein Kamel durch ein sadelöhr. Denn einer die Leefrage löst, wenn einer dir die Zöpfe löst in der Brautnacht, so bin ich's, weil ich mein seben daran gesetzt habe. Und wird nichts daraus,so kannst du dir die weißen 36pfe der alten jungfer flechten, Thaddäa. LSo stehst!“

„Das werden wir schon sehen! Der Z3niderist hat mein Wort.“

Das war ihm wie ein Schlag ins öesicht.

„So halt's, hochmũtigs Meitli!“ Und er stürmte dapon, bergauf.

FSie wandte sich kurz um, xknickte achtlos im Dorũbergehen einen Stengel der brennenden Dolden, warf ihn vor sich hin und schritt darüber hinweg.

Der Andacher stapfte mit wũtenden Schritten haldan.

Mit jäher DWendung zwang er seine 6edanken von der verlorenen öeliebten, die ihm trotzte, zu dem heimlichen Feinde, der ihn überall narrte,dem schwarzen Wolf, dem er seit Wochen auf der B

Spur war, ohne seinen Schlupfwinkel ausfindig zu machen.Er hatte in den letzten Tagen im Schongebiete der AHp Schüsse fallen gehört. Aber wie er auch suchen und fahnden mochte sobald er erschien,war der geheimnisvolle Dilderer wie Nebeldunst derschwunden.

Nur das WDeidstrudeli tauchte dann irgendwo auf mit seinem unschuldigen sesicht, und wenn er bei ihm nach der Spur des wilden jägers forschte, schien es seine fFreude daran zu haben,ihn auf lrrwege zu locken und die beiden grimmigen 6egner auseinanderzutreiben. Sloria wußte selber nicht recht, ob sie so handelte, um den Mann, der kraft seiner jugend und seiner düsteren Augen für sie gleichsam zum Mittelpunkte der Deit geworden, vor einem überfall zu bewahren, oder ob sie es tat aus kurcht vor dem schwarzen Wolf, der oft Prohungen gegen sie ausgestoßen hatte, oder aus dem instinktiven, ihrem Dolk eignen Drang, den bedrängten UWilderer,dessen sagenumwobene Sestalt dem gleichgeAeinflößte, vor der Strafe des öesetzes zu sichern.Leit sie den Sefürchteten hungrig und von ihrer 6roßmut abhangig gesehen hatte, fühlte

7 sie sich gleichsam zum Schutze gegen ihn verpflichtet.

WDeil es den Dital Andacher an diesem Abend in seiner anhaltenden Wut drängte, endlich den schwarzen Wolf in seiner Falle zu fangen, ging er behutsam wie ein Mann, der bei jedem Schritt einen unsichtbaren Feind niedertreten möchte,durch den jerrgottswald. Da war es ihm, als huschte ein Schatten ũber seine Pfade. irger-lich blickte er sich um, konnte aber niemand sehen. Zwischen den Stämmen der öcbereschen und der Hhorne trieb das Cicht des Dollmonds sein Wechselspiel mit der Dunkelheit, sodaß es dem jJãager vorkam, als tanzten die Elfen mit den fjeinzelmãnnchen einen Reigen um ihn.und durch die iste des Waldes glitzerte es manchmal wie leuchtendes Wasser, und es rieselte herab wie von einem Silberregen in lautlosem Schweigen.

Mit einem Male kam düsteres Ceben in den verzauberten Dald, als der Jjäger sich der kelsenhöhle näherte. Ecin kienspan, zwischen 2zwei Tuffsteine gesteckt, warf einen gespenstischen Lchein auf den Rasen, wo ein Mann, dessen übergroßer Schatten sich hin und her bewegte, ein Tier ausweidete. Er sah selber wie ein Rotwild aus Kaiser, Der wandernde LSee.

24 mit seinem fFell und dem ruppigen haare und Bartwuchs.

Doch kaum hatte er mit dem Spürsinn des WDilden die Hähe des Feindes geahnt, so sprang er auf, ehe noch der hjund sich knurrend näherte.WDie ein erlöschender Blitz flog der kienspan in die Tiefe der Schlucht ein Schuß krachte.kin leichter, rasch erstickter Fchrei folgte, dann hörte man das Rascheln der 6ebüsche, das Kollern der Steine die abschüssige halde hinab, und der schwarze Wolf war verschwunden.

Dies alles spielte sich so rasch ab, daß der fIUndacher nicht Zeit fand, von seiner Daffe 6ebrauch zu machen. Der kleine Schatten, der ihm überall üher den Weg lief, vertrat ihm den Pfad. es war zu dunkel, um etwas zu sehen; aber bevor der dital 6loria erkannte, hatte er ihre NHahe empfunden. Sie krampfte sich an seinen frm und riß ihn von der Richtung hinweg, die der wiide Mann eingeschlagen hatte.

„Komm, bditat! Caß den Wolf laufen! sch glaube, der Türst war's mit den dreibeinigen hunden ... einer hat mich gebissen ...“ Sie wimmerte leise.Dital wollte sich abwenden, um den Wilderer zu derfolgen; aber bei ihrer Klage stockte er und z0g sie an die Cichtung, wo der Mond seine Ampel hochhielt.Totenblaß war das Sesicht und wie irr der Blick. Alis er sie am Ffime fahßte, um sie zu halten, zuckte sie. Er fühlte das Blut, das herabe floß. Nachdem er keuer geschlagen hatte, sah er eine offene Streifwunde. 6loria war von dem Schusse, der ihm gegolten, getroffen worden ...der kleine, schüthende Schatten. Etwas WDeiches,Brũderliches stieg ihm zu Ferzen.

„Deidftrudeli... armes Ding!“

Eẽr ⁊dog sie nãher. Sie lãchelte, und ihr sãchein schien zu sagen: sch leide, aber ich bin so glück-lich, für dich leiden zu dürfen.er derstand es nicht recht, weil es ihn nicht gelüstete, tiefer in das Huge dieses kKindes zu blicken. Aber er dachte unwillkürlich an die sebãrde einer anderen frau, die sich heute morgen,um sich seiner 6ewalt zu entziehen, an einem Schwarzdornhag blutig riß und ihn dabei so trotzig anblickte. Und hier warf sich das kind einer tödlichen Waffe entgegen, ihn zu schützen, und hob noch demütig die Fugen zu ihm empor wie um Dderzeihung bittend, daß es für ihn leiden durfte.

Er wollte ihr die Wunde verbinden; aber sie wehrte ihm und ruckte unter seiner Berührung so scheu zusammen, daß er glaubte, ihr wehe zu tun.

„NTein! Pater FFrowin kennt fjeilmittel für alle Dunden, und ũübermorgen muß ich ins Nũnalptal zu den Benediktinerinnen gehen. dben bleiben werde ich nicht. Was sollte ich machen ohne den See, dhne den Wald, ohne ...“

Fie fügte das kleine Wort nicht bei, aber Ddital vernahm es.

„Nein! Du gehörst nicht in die fFremde, Strudeli.“

„Der See wandert“ auch nicht. Söelt, dital?Denn du ihn einmal dazu bringst, dann ...wandre ich auch aus ... vorher nicht.“fiber sie schwieg, denn ditals Fintlitz hatte sich derdüstert. Der See und die Ecrinnerung an Thaddaãa, das schmerzte. Doch Sloria wußte nichts dadon.

Beflügelten Schrittes eilte sie heim. Sie hatte hital beschützen können, und der schwarze Woilf war entflohen. Darũber dergaß sie das Brennen der eigenen Wunde, die sie am Brunnen kühlte,und statt sie Pater Frowin zu Zeigen, verband sie sie selbst mit heilblättern, deren wundersame Kraäfte der alte Dönni Baschi sie gelehrt hatte.

Das mit Vital im Zusammenhange stand,E VD mit Dönni Baschi noch mit der großen Ulme an der Caui; denn kein Segen und keine Zaubers formel, kein Schatten und keine Kühlung konnte dieses geheimnisdolle Ceiden heilen.

ẽs war wohl das heilige Weh, das man wie einen dopferkelch vor sich trug, behutsam und unsichtbar, daß niemand daran rũhre mit freoein hãnden.

Am folgenden Morgen führte pater Fkrowin seinen Pflegling nach Sankt Niklausen. Sie folgte ihm, aber die küße schienen nur zaudernd vorwãrts zu schreiten, als es ũber den Lattel ging.Lie wandte sich immer um, als sollte sie etwas zurũckrufen oder jemand sie einholen. NHis der espaner See hinter den keisen derschwand und die Candschaft immer verschlossener wurde wie ein 6sesicht, wenn ihm die NHugen rufallen, da weinte 6loria laut auf.

Sie legte ihr rotes Bündel nieder und eilte auf einen Vorsprung zurück, um dem grünen Wasserblick ihrer heimat noch einmal zu begegnen. Und ploötzlich, als hieße es, ein Ratsel ergründen, fragte sie den Pater Frowin, der, den Rosenkranz in den fjänden, langsam weiterschritt:„Pater Frowin, was ist die Ciebe?“

Er murmeite noch sein: „Ora pro nobis peccatoribus, nunc et in hora mortis nostrae“und schaute lächeind auf das weinende Mädchen hinab.„kind, kind! Ciebe ist 6ott. LCiebe ist das söttliche im Menschen. Sie ist so tausendfältig gestaltet wie das Weltall, das ohne sie nicht bestehen würde. Sie hetzt die wilden Tiere aus ihren hiöhlen und weist den Planeten ihre Bahn.Lie führt die Menschen zueinander zur Dollendung ihres Zweckes und baut die Iester der Vögel.Fie treibt die sonnen dort oben zur IHnbetung.Fie schöpft Leen aus und versetzt Berge. Sie brachte selbst 6ottes FLohn auf die Erde herab.Sie zwingt auch dir Tränen in die Hugen, ö6loria,weil du die hjeimat liebst, und sie geleitet mich morgen aus dem lal und aus dem krieden, weil ich die Menschen, die dort wohnen, liebe.“

„Und was ist denn Lünde?“ fragte die kKleine bebend.

„Sünde heißt, wider die Liebe handeln.weiter nichts.“Und sie sprachen nichts mehr.

An jedem Stationskreuz verrichtete der öreis seine kurze Andacht und sprach: „d crux ade,spes unica!“

Dom öipfel drangen 6lockentöne. Sie glitten dahin wie die Kugeln eines kristallenen Rosen-kranzes. Aber der Klang befremdete 6loria; denn es war die Betglocke einer gefangenen Menschheit,und sie war eine kreiluftpflanze. Die Frauen,die dort oben läuteten, hatten 6elübde abgelegt,und ihre hande streckten sich nicht mehr verlangend der Ciehe entgegen.

Das Kloster stand wie ein Ruhealtar, hoch in den Wolken. Nis 6loria in die Vorhalle schritt,war es ihr, als trete sie eine 6efangenschaft an,und sie dachte nur ans Entweichen.

Pater Frowin aber war es, als stehe er an der örenze des Jenseits, höher als das Ceben,und als brauche er nur eine Bewegung zu machen,um fortzufliegen und die Schwelle der Unendlichkeit zu überschreiten. Er freute sich, daß sein Schũtzling wãhrend der pilgerfahrt hier im Kloster weilen werde; zwischen gottgeweihten Ppflanzen, hinter den hecken von Rosmarin und Nachtpiolen werde sie gedeihen und beim Sticken der Stolen und Reßgewänder nichts als das eintfönige Ticktack ihres fjerzens hören.

Eer ahnte nicht, daß sie keine der Huserwählten war, die vor dem Ceben zurückbeben,ehe sie den Kelch an die lLippen führen, und *214 daßz sie schon zu den Erkorenen der irdischen siebe gehörte, die durch Lturm und Hot wandern mũssen, statt in der stillen hürde unter dem Stabe des guten hjirten zu ruhen und arm, keusch und gehorsam zu bleiben.

NAls sie in das Kloster eintraten, wurden sie von einer Nonne, der die weiße Ordenshaube zwei klũgel an die Schläafen wand, empfangen.in der kleinen liliengeschmückten Kapelle sangen die Schwestern mit ihren reinen kindlichen Stimmen, aus denen ihre underdorbenen Seelen klangen. hiier würde so glaubte Pater Frowin,indem er den geistlichen 6esängen lauschte sloria beten für alle, die draußen in der Cust des Cebens schwelgten, arbeiten für jene, die hungerten und darbten, sich demütigen für die bewalttãtigen und 6otteslãsterer und bũßen für die Sünder.

Neben ihm kniete die Kleine und schaute lãcheind nach den holzgeschnitzten Engeln, die an dem im krausesten Barockstil gehaltenen Atar Hlotria trieben und in Schaumwölkchen herumpurzelten,als wäre dort oben die kreude ein Befehl und freies, ungebundenes Ceben himmlische Regel.Dahrend die Ronnen sangen:

215

Aoe maris stella,Dei mater alma Nntque semner virgo,felix cdeli porta,hörte sie kKindheit:immer das alte, kecke Ciedchen der d du lieber 6ott!d du lieber 6ott!

TDie singid d' ngeli so schön!Zeallerobrist ufem Postamãnteli Streckid's defüesseli ind' jöh!chunnti der lieb sdtt

Mit dem Prũgeli,hHaut den singen kis uf dfũesseli!d du lieber 6ott!d du lieber 6dtt!

Die singid d' ingeli so schön!Wahrend sie so die Bardckengel singen hörte,sah sie in der Ferne einen Dald dämmern und den Vital mit der klinte bergauf kommen. „d du lieber 6ott, wie singid d' Angeli so schön dort unten im Eespaner Tal ..“

Mit ruhigen Schritten trat Pater Frowin, als es tagte, seine Pilgersahrt nach den fremden CLandern an.3 X

Sie nannten sie dort oben 6loria Maria, und sie blieb doch vor allem nur ein Weidstrudeli.flies beengte sie: die knappe Kleidung der Klosterschülerinnen, die hohen Mauern des 6artens, die schmalen Fenster der Zellen, die fFrömmigkeit der sonnen.flies wurde ihr schwer: das Sithzen in der Schule, wo sie sticken lernen sollte und sich unter ihren unkundigen kingern, die nur mit öräsern,Blumen und rieren umzugehen verstanden, die fäden verwirrten; das Beten in der kirche, kniend,mit Rosenkranz und Litaneien, da sie früher im MDaldesdom stehend mit erhobenen FArmen ihre Andacht der Sonne, den Sternen zugejubelt hatte;das Singen der Despern und der Responsorien,nachdem sie nur gesungen hatte, wann die Cust sie ankam und das Herz ihr die Cippen öffnete.

Nichts gefiel ihr hier. Alle Cieblichkeit der Schwestern, die himmlische Ruhe, die dem klösterlichen Schweigen entströmte, und all der kriede,der das hjaus durchwehte, prallten an ihr ab,weil sie nur gezwungen nach St. slikolaus ges kommen war und den heimlichen Vorsatz gefaßt hatte, zu entfliehen, sobald sich ihr eine 6elegenheit darbieten würde.

Das sie in ihrem Eentschlußß hãtte wankelmũtigꝗ machen können, wurde mit wilder Voreinge-nommenheit als schlecht und unbrauchbar verworfen, weil es ihren unbändigen Drang nach freiheit hemmen wollte. Was sollte sie in dem heiligen hjause, über dessen Pforte der Spruch „Ddenite, adoremus Dominum“ in goldenen Cettern geschrieben stand? Statt „zu kommen und ödtt anzubeten“, trieb ihr fjerz sie mächtig fort auf den Waldboden, den ein Mensch täglich beschritt,dielleicht nach ihr ausspãhend, wenn ein Wild im Caub vorũberhuschte. Und der See blaute zwischen den zitternden sten. kurcht schüttelte sie oft wie Sturmwind, wenn sie daran dachte, man könnte,wãhrend sie dort oben gefangen war, dem See dort unten die kreiheit geben und ihn auf die WDanderschaft treiben, wie man sie fortgetrieben hatte. Und dabei wurde der Drang zu entweichen in ihr noch ungestümer. hier war das Tal von dem Schattenberg und der Nũnalp so umschlossen,daß man nicht nach den Seen der ébene hinunterschauen konnte. Nur die Meich rauschte im wilden srund, und eine schmale Cũcke im kelsenkranze bildete den Pafj nach den 6auen Unterwaldens, nach denen es sie nicht gelüstete; ihr bedeuteten sie die Fremde.

Selbst der schwarze Wolf flößte ihr aus der kerne keine kFurcht mehr ein, nur Mitleid für seine Derlassenheit und scheuen Ileid für seine ungebundene Irt. Seine fjöhle im fjerzen des Waldes schien ihr ein lieblicher fHufenthalt, seitdem sie zwischen kKlostermauern siechte und sich nur so karg bewegen konnte, als hatte man sie in Banden geschlagen. d, könnte sie doch wie er den Deih fliegen sehen und die Raben krächzen hören, wenn ein treffsicherer Fchußß des wilden Jägers in die dunkle Schar fuhr, statt hier in der weihrauchduftenden Kapelle die eEngelein, die „2 allerobrist ufem Postamanteli“ im leblosen Spiel die starren klũgel spreizten, und die Nonnen, die Citaneien mit dem schleppenden Tonfall sangen, als ware es Grabgesang, der alles Cebendige in ihnen ersticken sollte!Die Dunde an ihrem Frm war längst geheilt;aber sie strich oft sanft über die Harbe hin, als wãre diese ein Ciebesmal und als sei sie damit vom Schicksale gezeichnet worden und haãtte sich mit ihrem Blute ihm verschrieben.

Nur in den Ftunden, wo sie der Schwester perpetua im 6arten beim Begießen der Pflanzen helfen konnte, atmete sie freier. Dort reifte auch ihr Plan der Ddollendung entgegen; denn da leuchteten die frischen Schneeflächen der Winterfelder herab, von den hjängen der Stockalp glühten 6dldfarben der cichen und der sußbäaume. che es winterte, wollte sie heimwarts. Lo trieben es auch die Stare in ẽespan.

Da man das Strudeli nicht im Sticksaal verwenden konnte, weil sie ungelenke kinger hatte und überall, wo es sich um Beschäftigungen in einem geschlossenen Raume handelte, widerspenstig war, hatte man den Wildling unter die besondere dbhut der Schwester sãrtnerin gestellt. Die großen õldckenblumen, mit denen die Altãre geschmückt wurden, brachten 6loria der Schwester Perpetua dertrauensooll nãher. Eine fFrau, die solche Blumen züchten konnte, mußte manches verstehen und uber den Freiluftdrang der menschlichen Pflanze,die zu verkümmern drohte, milder richten.

Der sarten von St. Nliklausen war ein blühendes Coblied, das mit den duftschweren satten Kelchen wie ein Magnifikat himmelwãrts strebte. 6loria vernahm die singende Pracht; aber die hohe Mauer, die diese Wunder von der NVußenwelt trennte, zerstörte auch für das Kind den Zauber des 6enusses. ssur was jenseits der Mauer lag, das lockte sie noch. ARber so hoch war doch die Mauer nicht, daß sie für ein Waldeichhorn unũbersteiglich gewesen wäre; hier und da bröckelten die Steine ab und bildeten Stufen.Bald hatte sie sich in das Dertrauen Perpetuas eingeschmeichelt. Es wurde ihr das Amt ũübertragen, jeden Ahend die 6emüses und Blumenbeete zu tränken. Sie dehnte dann ihre Fibeit so lange aus, daß sie oft die Andacht verpaßte.Und da der Dorfphusikus für das unbändige Kind,das kaum essen wollte, möglichst viel Hufenthalt in freier Cuft verordnet hatte, so legte man ihr kein hindernis in den Weg.kines Nachts, als die Zöglinge ihre Schlafstellen aufsuchten und die mit der NHufsicht betrauten Schwestern die Runde durch haus und hjdf machten, da geschah es, daß ö6loria sich nicht einfand, der 5arten unbegossen war und ihr schmales Bett leer blieb. Sie hatte die Kloster-tracht abgelegt man fand diese in ein Bündel gebunden bei der Pforte und war mit der armlichen 6ewandung, die sie bei ihrem öcintritt auf dem Ceibe trug, verschwunden. Hls Weid-strudeli, nur mit dem Cinnenhemd und dem Miederröckchen aus Mazzolatuch bekleidet, war sie entflohen.7*7

3

Großze Aufregung herrschte dardb in dem friedlichen hause der Benediktinerinnen. Der klosters diener wurde ausgesandt, den klüchtling zu suchen,in der Kapelle beteten die Schwestern für das jrrende Cäammilein. Hber um sie einzuholen, hätte man die rlũgel des Sperbers mit der Behendigkeit der Nünalpgemse vereinigen müssen. Niemand kannte die derschwiegenen Pfade der Berge, die sCũcken der Scharrhãge, die 6eheimnisse der klũfte und die ijöhlen der Wildbäche besser als das Deidstrudeli. Kaum war sie mit kühnem Satz aber die Klostermauer gesprungen, so konnte ihr Drang, heimzukehren, von keinem indernis mehr aufgehalten werden. Denn, was den anderen cchwierigkeiten bereitet hätte, das war für sie Cust und FSpiel.Nuf ungebahnten Pfaden eilte sie talwarts, blieb jedoch immer auf halber höhe mit dem Wuser-gehenden Sonne hin zu dem kegel der 6um.Denn wo die 6um ragte, da lag Eespan gebettet.

Die Nacht brach herein. Unheimlich lau und schwer strich die Cuft ũber die sattgefärbten halden der Rudenzberge, wo der herbstliche Tod in Purpur umherging. IHn den zerrissenen häangen des fracmont ballten sich dräuende Wolken, hier und da huschte über den unheimlichen Kessel wie der Schein eines unterirdischen kFeuers ein fahles Detterleuchten hin.sloria kannte diese Anzeichen. Die 6ewitter,die der seit Jesu Tod der Sage nach dort hausende pilatus braute, waren die gefürchtetsten im sande.cs war, als blitzten die römischen Speere noch einmal auf, als sausten die Canzen der öaliläer,die dem Candpfleger damals zu seinem meuchel-mõrderischen Derke halfen, durch die zürnenden Cũfte.Gldria floh vor dem Unwetter. Don den Vuserloner Türmen schwangen sich schon über die Taler hin die mahnenden 6lockenklänge. Vereinzelte sichter glũhten auf. In der Dunkelheit eilte das flũchtige Kind die Candstraße entlang, nach Richwul und durch den Ried. Nls sie über den Berggrat die drei Engelhörner des Oberlandes im Blitze leuchten sah, da wallte ihr hjerz auf dor Freude ũber die glückliche heimkehr.plötzlich stockte ihr Schritt. Hus der riefe des Kaiserstuhles drangen dumpfe Schläge, als hãmmerten und bohrten unterirdische Zwerge an einem geheimnisvollen Werk. Die Bergleute! Sie arbeiteten wahrlich Tag und Nacht, denn die Zeit rückte. Sie kam zur rechten Stunde, des Sees

Widerstand war noch nicht gebrochen. Man wollte ihn aus dem Wege schaffen er blieb. Huch sie hatte man weggeschickt und sie kehrte zurück.

Dann ging sie weiter bergauf an den halden der Rudenzberge, an deren kuß tief unten der Lee lag, unberũhrt.fAber je näher 6loria dem Tale kam, um so schwerer lastete auf ihr das öefühl, eine fjeimatlose zu sein. Wohin gehörte sie eigentlich? Bei wem sollte sie bleiben, wenn sie nicht hier eine Stätte fand? öinge sie in Pater Frowins fjütte,so würden die häscher kommen, die das Kloster gewiß nach dem klüchtling ausgesandt hatte, und sie dort wieder abliefern. sein! FJein!... Zu Dönni Baschi? Ja, was sollte sie in seinem Schlupfwinkel am Rabenschnabel? ... Zum schwarzen WDolf? ihr schauderte... ODder zu Ddital? ja ...der war ihr Anfang und ihr Ende. Wenn sie bei ihm bleiben könnte! kreilich, in haus und hof war sie ganz unerfahren; aber dienen wollte sie ihm, wenn er nur einwilligte, mit dem Diensteifer des erblühenden Weibes. kast instinktiv suchte sie waährend ihrer eiligen Wanderung alle pfade auf, die er zu gehen pflegte, wenn er seinem Beruf oblag.Kaiser, Der wandernde See.

15

Doch die Wolken wanderten mit ihr. Unter der bleiernen Kuppel, die sich über das Tal spannte,wurde es so finster, daß 6ldria nur tappend im Scheine der aufflamenden Blitze dorwãrts konnte.Lie befand sich jetzt im Schongebiet und wollte nicht weitergehen, weil sie hier dem Ddital zu begegnen hoffte. Bei drohendem 6ewitter mußte der Forstwart das Revier durchstreifen; denn die wilde Cop, die rasch anschwoll, richtete oft Derheerungen an, wenn die kronarbeiter nicht rasch genug mit picke und Schaufel herbeigerufen wurden.fus aber der Regen wie aus aufgerissenen Schleusen in Strömen niederfiel und klatschend auf die enteilende öestalt schlug, flüchtete sie schier ohne Besinnung ins 6ehölz und kauerte im Schutz einer Dettertanne nieder.

Sekundenlang flammte die ganze Candschaft gespenstisch auf, so greil, daß 61oria die Hugen schloß und den Hacken beugte. Da krachte es,als zerrissen die Felsen und kollerten die Berge stürzend übereinander, der Boden des brodelnden Daldes bebte. Der Regen stockte. Durch den WDald ging ein Stöhnen und Blätterraschein. eine kiche, bdon der blitzenden Hxt der Cãnge nach getroffen, zersplitterte und riß die ste der nahen Baume tosend im Sturze mit sich. sloria schrie auf und eilte blindlings vorwärts. FSie liebte die 6ewitter; aber heute wütete es, als ginge die Welt unter. Sie wollte über das Bett der sop setzen und dann nach dem Tale zu fliehen. Weil aber die rasch anschwellende klut bereits ihre Knöchel umspülte und aus den XDD sie entsetzt zurück. „Das (opmumeii holt mich!Das Copmumeli ruft nach mir! Die kKibenen!Die Ribenen!“ schrie sie auf.plötzlich vernahm sie aus dem Brüllen des Fturmes und dem Rauschen der anschwellenden Dasser hundegebell, wie neubelebt lief sie vors wãrts. Sie wußte es wohl, daß dital des Weges kommen mußzte, da die Pflicht ihn rief. Der phulax sprang ihm voraus. kilenden Schrittes kam der Indacher die sjalde herunter, barhaupt,als waãre er beim Hahen des Unwetters aus dem Schorenegg gesprungen. Eẽs war auch seine IHbsicht, über die Cop zu setzen; denn er hatte die ssefahr erkannt und wollte im Dorfe hilfe holen.

Da kam ihm das Strudeli entgegen und klammerte sich so wild an seinen Arm, daß er im ersten Antrieb sich von ihr losreißten wollte.Aber ihre Stimme klang ihm so vertraut und mahnend aus der hellen Angst und der bebenden Ffreude, daß er es ruhig geschehen ließ.

„Die Ribenen ... die Ribenen) kommen!sehst nicht mehr hinüber, ich leid's nicht!“

Beim NHufzucken der Blitze sah er ihr süßes Gesicht und die geheimnisdollen Hugen, in denen sich der stürmische Wald abspiegelte. Er staunte vdrerst gar nicht darüber, daß sie zur IHachtzeit mitten im NHufruhr der clemente hier weilte. Sie gehörte dazu wie das Mumeli in der schluchzenden Cop, wie der Wind im 6eãste und die fFlammen im 6ewsölk. er fragte nicht lange danach, warum sie das Kloster verlassen hatte, oder wohin sie nun wollte. Ihr Anschmiegen war ihm Aintwort genug,und das Sefühl, wenigstens einer Kreatur alles zu bedeuten und nach Belieben über ihr 6lück und Unglück durch ein Wort, durch eine sebärde entscheiden zu können, wie andere dort unten über sein Wohl und WDehe entschieden hatten,empfand er in seiner Dereinsamung als eine Wohltat.

Er sprach nicht, denn die Zeit heischte entschlossenes handeln.

Die Cop kam!FSie kam mit rasender kile den Berg herab,getrieben durch die RKibenen, die in den Dildenen Y FSteingersöll der Wildbäche im Sturme. oben in ihr Bett stürzten und ihr den Weg versperrten, so daß sie in wildem Sprung über die fjindernisse hinwegsetzte, den steinigen Boden der jalde mit sich riß und die Landlager fortschwemmte.Fie entwurzelte die Baume, die sich mit ihren Asten in ihre kluten verfingen. Sie stürmte voran mit unbãndiger Cust am Zerstören und bahnte sich gewalttätig den Deg, wohin es sie auch trieb.im Nu stand das Paar wie auf einer insel inmitten der Schlammwellen, die sich seitwärts ergossen und sie mitzureißen drohten. hinũber zu kommen und das Dorf zu erreichen, daran war nicht mehr zu denken; nur eine klucht haldan konnte noch vor dem Untergange retten. Der kluge Phulax, der doraussprang, wies ihnen mit heiserm 6ebell den Deg. in der undurchdring-lichen kinsternis zauderte Dital. FRber als ein Blitz ihm die egend jah beleuchtete, fand er sich wieder zurecht und riß das Madchen mit sich aufwãrts, wãhrend die krlut sie lange noch wie eine zu erhaschende Beute verfolgte. Sie flohen unter den Ruten des peitschenden Unwetters. Nach einer kurzen Dindstille wurden die Tropfen hãrter,schwerer, steinicht, und sie hagelten wie Schläge auf die krHlũchtlinge nieder.

Gloria, die barhaupt ging, fing an zu wimmern.Ddital warf die schwere schafwollene Kapuze über sie, legte den Arm um ihre hüften und trug sie fast.inn leitete nur sein Jägerinstinkt. er erinnerte sich einer Fchirmhütte im Copgebiet, wo er oft sein Wid niederlegte. Die hoffte er zu finden,falis sie noch nicht fortgeschwemmt war. WDenn sie nur erst unter Dach wären! So ein ö6ewitter hatte er, seit er denken konnte, nicht erlebt. Nur hier nicht verenden, wie ein getroffenes Reh, mit diesem Kind im Arme, von den kiskörnern gesteinigt dder vom himmelsseuer erschlagen! hjier und dort krachte ein Stamm entzwei, und ein V korst, der sich aufstshpnend bäumte und wand.fis Andacher die Schirmhũtte erreichte, waren seine Kräfte erschöpft. Er ließ seine Bürde auf die Streu don welken Blättern sinken und fiel selber neben dem Madchen nieder. Seine Brust ging schwer, und so hestig war der übergang dom tödlichen Schrecken zur Freude über die krrettung, daß er nicht widerstrebte, als das Madchen im Taumel wirrer Freude seinen kKopf in ihren Schoß bettete. Tief und langsam schöpfte er Atem.

Sie sprachen nicht. Hber 6loria, die mit geschlossenen Augen dalag, den Kopf an die Wand gelehnt, strich traumperloren und doch bewußt mit ihren hjänden ũber das sjaupt des dital und liebkoste es zärtlich.

Ein Schauer zog ũber seinen Nacken, er horchte auf. Ein neuer Ton ging durch das grollende Brausen des aus Rand und Band geratenen Dildbdaches, ein eherner rufender Ton.

Die 610cken von ẽespan läuteten Sturm. Sie klangen hier oben in der entlegenen einöde, wie aus einem versunkenen kiland, dital vernahm sie,als wäre er gestorben, ihre mahnende Botschaft erreichte nicht sein herr. Da war nichts mehr zu helfen. Die clemente mußten austoben. Dort unten waren die Manner, die ihn fortgewiesen,dort unten wohnte das Deib, das sich einem anderen angelobt und das er begehrt hatte. Ob sie ihn je geliebt? db er nicht der Fpielball ihrer herrischen saunen gewesen? Dazu war er doch zu gut.

NAls er den Kopf unwillkürlich aufwarf, fühlte er, wie 6lorias kinger, über sein Intlitz tastend,sich hinter seinem Hacken ineinanderschlangen und ihre weichen Cippen mit scheuer keierlichkeit ihm ũber Stirn und socken, Augen und Wangen strichen.

Er wehrte es ihr nicht. Durch seine Bitterkeit zog eine wonnige warme klut, die gleich honig zu seinen Cippen stieg. Die war ihm ganz ergeben, das kleine Waldmädchen. Die verstand zu trösten, wie die Wälder ihn 2u trösten ders suchten. Die sah ihn an wie ein angeschossenes Reh und schmiegte sich an ihn wie der köhn, der die starre Brust der 6letscher zum Tauen brachte.

„WDeidstrudeli ... Weidstrudeli,“ flüsterte er mahnend.Da kam's von ihren Cippen: „Dir will ich dienen, dital ... nur dir, nicht dem Kloster!Dich habe ich lieb ... dich!“

Und als ihre suchenden Cippen, die bis dahin nur im Sefieder der Tauben, im Felle der Lämmer,im Keiche der Anemonen geruht hatten, den CLippen des Mannes begegneten und der tiefe Schreck der Ciebe durch ihre 6lieder fuhr da bebte sie in jaher Erkenntnis, als schüttle sie der Sturm,der vor der hütte toste, der Sturm, der sie zusammengetrieben hatte.

Lie hörte nicht die Glocken aus dem Tale, die zum 6ebete mahnten. Sie ijörte nur wie aus weiter Ferne Pater Frowins Stimme: „Die Ciebe hetzt die wilden Tiere aus ihren hiöhlen, sie führt die Menschen zueinander zur Vollendung.“

Da kuũßte sie ihn.

„Lünde heißt, wider die Ciebe handein ...weiter nichts ... weiter nichts“ ... So sprach pater frowin ũber das Weltmeer noch zu ihr.In ditals hjerzen ruhen, das hieß nicht, wider die Ciebe handeln. hier war Schirm und Schutz,eimat und himmel.

Und er ließ sie an seinem herzen ruhen.cspans 6locken lãuteten Sturm in der wilden Nacht.

„d du lieber 6ott! d du lieber 6ott! Wie singid d' ngeli so schön!“ klang es 6loria aus den 6locken, wie dort oben in Lankt sIiklausen vor dem UHltar ...Und so schliefen sie ein, eng aneinander geschmiegt während draußen der Sturm allgemach auch einschlief, die Dinde mit zerbrochenen SIchwingen in ihre höhlen zurückkehrten, die blauen Blitze ihre Cichter auslöschten und nur noch der Wildbach seine trotzige, gegen die Werke der Menschenhand sich auflehnende 6ewalt durch die sacht donnern ließ.

Nis hinter den Rudenzbergen der Tag erwachte,trat das Paar aus der Schirmhũtte.

Die Erde lag wie neugeboren.X

Der See schaute fragenden AHuges aus dem Talgrunde zu ihnen empor. Nber dital vermied den blauen Blick.

Drüben lugte die haslijungfrau mit dem leuchtenden Hngesicht über die dunkle Schulter der sjoltschiberge.fber 6loria sah zu dital auf. Sie blühte für ihn in ihrer Ciebe.

A haus am Schorenegg und vertraute sie dort der alten diktorli, damit sie von ihr in den häuslichen Derrichtungen unterwiesen würde.

Lie wollte ihm ja dienen.cr nahm sie als Dienerin auf denn er fühlte sich ihr gegenüber nicht mehr ganz frei.

7 Der NApril zog ins Cand.

Im Bergtal bedeutete er noch lange nicht das flufblühen aller schlummernden Kräfte in korst und Feld. Hber er rief alle hoffnungen wach,und das verheißungsbpolle „Derde“ des herrn,das alljährlich im Sturz der sawinen durch die schneebefreiten halden klingt, zog mit dem milden ßauch des Erwachens ũber das Werk der Menschen,das seiner bollendung entgegenging.

Und alle Herzen erbebten bei dieser Dderkündigung, und keins wohl so stark und nachhaitig wie das hierz des slikodem Z3niderist.

Denn er stand schier am dorabende seines so lang ersehnten Zieles. Seine Brust weitete sich und seine Arme reckten sich, als sollte er die ganze Candschaft umfassen. Und die Thaddaa lãcheste ihm in seliger 6ewãhrung zu. Die frische chõnheit des strahlenden Tages umschloß wie ein Rahmen den blauen See und das blonde XX die beide in ihrem hartnäckigen Stolz bald bezwungen sein würden, kraft seiner Husdauer und LCiebe.don den kenstern seines Arbeitszimmers, im dobern Stockwerk des Schulhauses, überblickte er den LSee. Einige Boote fuhren bereits auf ihm.Die Barke des kischers Cuzi durchzog die Fluten des „6wunder“ halber, obgleich er immer noch behauptete: „ich pfeif drauf!“

Die anderen aber suchten zu ermitteln, ob der Bohrer wirklich dom Stollen aus in das Feebecken hinausreichte und nicht etwa nur eine mit dem See verbundene Felsspalte geöffnet hatte.

Dom kirchturme klangen die 6locken und riefen Dankgebete wach. Die Buben jodelten schon dem

Liege zu.

Man hatte monatelang unter Salzbergers Ceitung die Sprenge und Bohrarbeiten fortgesetzt,die immer beschwerlicher wurden. Bald gebrach es den Bergleuten an gesunder Cuft, bald mußte das Kluftwasser entfernt werden, bald hielt das feste 6estein die mühevolle Arbeit auf. Aber am ersten April, nachdem die Stollenlänge dreizehn-hundert Pariser fuß erreicht hatte, stieß die Bohrstange auf weiches öestein und erregte beim Anschlagen einen ungewohnten hellen Klang.

Und gestern, am Aend des vierzehnten Hpril,geschah es, daß die Bergknappen, die schon die notwendigen Licherheitsmaßregeln getroffen hatten,mit kräftigem Schwunge den Bohrer zwölf Fuß weit in das Seebecken hineintrieben.

Zuerst quoll dünner Cehm hervor. Iach wenigen Hugenblicken kam klares WDasser, im Anfange z8gernd, wie von einem letzten Zaudern zurũckgehalten, als wollte es sich dem Willen der Menschen nicht fügen. Dann aber schleuderte es unter dem gewaltigen Drucke durch alle kugen des dersicherungsgebãlks ringsum dreißig kuß lange Strahlen, wie um seinen Zorn an den Menschen auszulassen.

Das tat's! War doch jetzt die derbindung mit dem See, der sich so lange den Annäherungs- versuchen der Menschen widersetzt hatte, für alle Zeiten bewerkstelligt.

Nun galt es nur noch ein vorsichtiges Dor-dringen, um nicht vom LSee überschwemmt zu werden.

Die erste tiefe DBunde, an der der Sece zus grunde gehen sollte, war geschlagen. Fus ihr quoll das frische Wasser gleich dem Cebens safte, daran ein bezwungener keind verbluten sollte.ns die Kunde von dem Ecreignisse, das ohne Schaden für die Bergleute und Fronarbeiter vorübergegangen war, im Dorf eintraf, strich maße lose kreude wie ein Föhnwirbel uber die Dächer und köpfe hinweg. Die 6locken im kirchturme fingen an zu klingen, die hirten, die ihre 6eißen auf den Weiden trieben, jodelten, die Mörser der Burschen knallten in den felssprũngen, die 6lãser im v6oldenen owen schlugen hell aneinander und die Rosenkranzkügelchen rollten durch zerarbeitete, bebende kinger.fjoch oben am Rabenschnabel stieß der Dönni Baschi in sein schwarzes Fiphorn, als gelte es,dem See, der wie ein Edelwild von den hetzenden fjunden in die letzten Derschanzungen getrieben wurde, ein Halali zu blasen.

Und die Coben, die noch in den warmen WDinterstãllen lagen, muhten nach den vereinsamten Deiden, auf denen es kaum aberte'!). Aber jetzt hieß es, eine andere fjerde weißer Schaumlämmer aus einem blauen feld zu treiben, wo derecinst sräser für die Coben der Löhne und enkel sprießen sollten.

Der jubelmattler, der fast täglich die kronarbeiten am Stollen beobachtete, seitdem anderes mit der Maruscha aus seinem Ceben verschwunden waren, trat an diesem HAbend zum erstenmal wieder in die Wirtsstube, wo die Plodergred den sãsten ihre erdichteten kabeln über die große Neuigkeit mit dem Mostglase auftischte.

Die fFranz Sepp Babe, die gleich den WDiederkãuern, welche ihre einzige öesellschaft bildeten, ihre rTage im halbschlummer hindãmmerte, schũttelte nur ihr graues fjaupt, als der Peter ihr in der Deinlaune die Nachricht dom ersten Bohrloch mitteilte. Sie wußßte es ja laãngst, daß der Zorn des Wassers durch das blutige dpfer gebrochen war. Warum sollte sie sich darüber freuen? Das oollendete Werk würde ja ihre Tat an den Tag bringen; denn der LSee konnte vertrieben werden,nicht aber die Bäume und die Toten, die er in i) Es abert: der ẽIchnee schmiset. seinem Schlamme barg. Und was sie noch bezweckt hatte, erfüllte sich: ihr Mann, der Peter,der Mädchenjãger, hatte sich nun für eine Zeit in die blaue Wassernixe vergafft. Für den war ihr nicht hange; denn diese Dirne hielt alle fest,die in ihren Bann gerieten.Hur im Schorenegghaus verlief das creignis,ohne sichtbare Freude zu erregen. Denn der Dital Andacher war trotz aller Bitterkeit, die ihn seit Monden dem Derke dort unten entfremdete,hellsehend genug, um die wunde LStelle im Panzer seiner 6egner zu kennen.

Bis dahin konnte das Werk gelingen ...weiter nicht! So hatte er es damals vorausgesagt!fs der jubel bis zum Schorenegg drang,erweckte er keinen Widerhall. Der Hndacher nahm seine Flinte und zog bergan, um dem aufdringlichen Trubel zu entgehen.sloria, die in der Stube klachs spann, den die alte Ddiktorli neben ihr zum festen hauslinnen wob, ahnte, was ihn bewegte, ohne daß er ein WDort sprach. Sie deutete sich jede Derdüsterung im Nntlitz ihres fjerrn, wie die Dolken, die, aus der riefe am kkracmont emporkriechend, sich auf dessen Spitze niederließen und dem Tale Sturm oder Schönwetter brachten. lihr fjerz war so ein tiefes Tal, in dem die Caunen des herrn Lonne und Regen erzeugten.

Und wie sie den Dital uneigennützig liebte, so liebte sie auch den Sec. Iicht wie die Dorfbhewohner seit Jjahrzehnten taten um des Iutzens willen, den sie ihm abringen konnten. Sie liebte ihn um seiner Schönheit willen, weil er gleichsam die LSeele der Candschaft war, und alles,was gegen ihn ging, verletzte sie.

Die Spuie rascher drehend, sang sie halblaut die Strophe:

Wart es bitzeli, beiti) es bitzeli,

Litz es bitzeli nieder.

Und wenn d'es bitjzeli g'sesse bist,

8o chum und säg mer's wieder deren Kehrreim das Viktorli mit ihrer zitterigen gtimme wiederholte.

Durch das Fenster verfolgte das WDeidstrudeli den auf und nieder wogenden fFlug des 6rünspechtes über die Schwarzdornhecken der kelder,die „ihm“ gehörten, und über die sie niemals als fjerrin schreiten würde. Denn er liebte sie wohl nicht, wie sie ihn liebte, wenn sie ihm auch angehörte. Und trauriger klang es von ihren Cippen:

WDart es bitzeli, beit es bitzeli

V

Beiten: sich gedulden.

Der Nikodem Z3niderist aber war zum Strand hinabgeeilt, wo die Thaddãa wie eine kührerin unter den Deibern umherging und mit den Mãnnern ũber den erfolg verhandelte. sachdem der Bergmann im Stollen den hammerstreich auf die Bohrstange geführt hatte, was man auf der doberflãche des Wassers deutlich dernehmen konnte,wurde zwischen 7zwei voneinander getrennten Bodten ein mit Steinen beschwertes veil ausgespannt, dann unterhalb der Stelle, wo der Bohrer hervortreten sollte, in den Lee hinabgelassen und gegen das Ufer hingeschleppt. Vorerst IID Baumstãmme. NHis aber zu einer verabredeten Minute das Seil in den Booten mit allen Kräften angezogen wurde, da merkte man im Stollen das Danken des Bohrers, und die Sicherheit des Durchstiches war außer 3weifel.

Wie erfaßte da die hjand der Thaddäa offen und ehrlich die des sikodem, und wie bebte sie heimlich unter dem kraäftigen Drucke der finger, die sie umklammerten! Der Stolz üher das selingen des Werkes hatte sie so herauscht, daß sie nicht mehr wußste, was sie zu dieser 6ebãrde antrieb, die gleichsam ein 6elöbnis war.Kaiser, Der wandernde See.

16

Abends wurde im haus am Fattelbatz nach Thaddãäas Dunsch die derlobung auf den ersten Fonntag im Mai festgesetzt.fAber alle Fluten der Cop waren noch nicht dem See zugeflossen.cines Morgens, als der 3niderist aus der Schule kam, trat der Ingenieur Salzberger vom dberbergamt zu kreiberg in seine Studierstube ein. Er machte ein sehr ernstes öesicht, so daß der Cehrer Unheilt witterte. Leit Wochen wurde nämlich an einer Sicherungsschleuse gearbeitet,durch die die untere Talgegend vor undvorhers gesehenen Zufällen geschützt werden sollte. Huch wurde ein Leitenschacht gesprengt. dielleicht war dort ein Unglück geschehen.

„Was ist's, Salzberger ?“

„ich bin am Eende meines UVissens, Herr Zniderist, oder besser gesagt, ich sehe hell. So geht's nicht weiter. Bei der herstellung der Bohrjöcher haben sich die örtlichen Derhältnisse ganz anders erwiesen, als allgemein erwartet wurde.ich habe mich nun überzeugt, daß ... nerr Zniderist, es fällt mir ebenso schwer, die Wahrheit zu gestehen, wie ihnen, sie anzuhören ... der Ablauf des Sees durch Bohrlöcher als unauss führbar zu betrachten ist.“

Zniderist erblaßte, ein Ruck ging durch seine hohe Sestalt, als hätte ihn ein Schlag vor die Brust getroffen.

Dies am bdorabende seiner Dderlobung.

„Darum?“ stotterte er.

„unmöglich ... unmöglich! Wegen der Brũchigkeit des kFelsens und wegen des bors handenseins dicken Cettens und großer Sandlager.Diese werden stets die Bohrlöcher zuschlammen.“

„ja, was bleibt dann zu tun?“ stammelte Z3niderist.

„Nur eins,“ sprach der Lalzberger fest, mit der Entschiedenheit eines Menschen, der sich zum ußersten entschlossen hat, „eine senkrecht in den relsen hinabgetriebene Kammer, in der eine mine gelegt wird, um die kelsbrust in den See zu sprengen!“„Das,“ schrie der Iniderist, „AIndachers Plan?“

„Derselbe! Der Mensch kannte wohl die Beschaffenheit des Bodens hier besser. Bei uns in Ttiroi wãre so etwas nicht passiert. Dort wãre unser pPlan gut gewesen. Hier ist er don nun an unausfũhrbar. Casßt die cxperten kommen. ich kann nicht weiter.“

Der Bergwerkführer verabschiedete sich.

Der Z3niderist kämpfte seinen Kampf die ganze slacht und den folgenden Tag.fUls der Abend anbrach, begab er sich nach dem HFaus am FSattelbatz. Das lockige Hpostelhaupt reckte sich nicht mehr so siegreich, er ging etwas vornübergebeugt. Mit Willensstãrke suchte er die widerstreitenden 6edanken niederzukãmpfen.krft unter dem Blick des Mädchens, das er liebte,dergaß er sie.

An diesem Abende sprach man am FSattelbatz auch vom dital Andacher. Iim Dorfe ging das serücht um, er hause mit dem Daldmädchen,dem Strudeli, nachdem er es aus dem Kkloster gelockt hätte. Dabei schürzte die Thaddaäa ihre Cippen so geringschätzig, daß eine 6lutwelle, die ihm zum herzen schoß, in Nikodem die Hoffnung neu aufflammen ließ. jier hatte der AIndacher wohl ausgespielt ...

Dar sie erst seine Braut, dann würde er sie sich schon zu erobern wissen. Und welcher Plan auch immer zur Husführung kam, der geistige Urheber des Unternehmens blieb doch er, Rikodem Z3niderist.

Da ließ er das Mädchen sich ihm angeloben.Fie sprach fest: „Du hast mein Wort, Z3niderist,wenn das Werk gelingt.“**

Der Sabbas von Büren neckte das Paar: „sje!Eks wird noch lange kein kuder hjeu dom Seegrunde nach meinem Schober fahren.“

Der Nikodem küßte sie.

Und in der festen Zuversicht, die ihn während der Rückkehr durch die stille Bergwelt erfüllte,zu der das Rauschen des Sees heraufklang wie das dumpfe S6rollen eines eingefangenen sowen,kam der kriede eines entschlusses über ihn, und er kämpfte seinen Kampf in der NHacht zu ende.nm Morgen biickte er dem didenhorn wieder underzagt ins leuchtende 6letscherauge. er hatte das Wort des WDeibes, nun sollte das Schicksal entscheiden; mochten die cxperten kommen!Dritter Teil.

1*

)ie Experten kamen.d in der Tat waren die Bodenoerhaltnisse ganz anders als man erwartet hatte, und A der Iblauf des LSees durch Bohrlöcher erwies sich als unausführbar. Ees blieb also, wenn man von dem zwar sichern, aber allzu kostspieligen Plane eschers absah, nur noch der schon früher vom dberbergamt kreiberg gebilligte Plan des dital Andacher ũbrig: offnung des Stollens durch eine Mine.

Die Einstimmigkeit des unumstößlichen Urteils brachte die Leegesellschaft in große Derwirrung.Salzberger erklärte sich bereit, dem Andacher die Ceitung der Dorarbeiten anzuvertrauen. Einen anderen Husweg gab es nicht, wollte man das Derk nicht am dorabende des Sieges aufgeben.Dem nikodem Z3niderist standen die hellen Schweißtropfen auf der Stirn, aber er erhob keinen

7

Diderspruch. Es mußte wohl sein, ob man sich auch sperren und winden mochte. Eer bestellte die Deputation der senossen und Experten, die dem Schoreneggler das Ergebnis mitteilen sollte;sich selbst ersparte er diese Demütigung.

NHls der dital die Männer in seine Stube treten sah, wußte er, daß sein äkag gekommen war. NUber die Erbitterung über die erlittene unbili stieg aufs neue in seinem herzen auf und zugleich hochmut und TIrotz.

„Das geht mich die ganze Sache noch an,nachdem ihr mich ausgeschlossen habt?“ entgegnete er auf die erste Eröffnung. Aber er fühlte in seinem Innersten, daß er ebensogut hätte sagen können: Was geht mich mein Ceben an?

Gededon Zurtannen und die iteren der 6emeinde,die ihn hatten aufwachsen sehen, sprachen päterlich auf ihn ein: „Steig nicht aufs hohe Koß,Dital! Es soll nicht gesagt werden, daß das Derk eines G6eschlechtes an dem Starrsinn eines cinigen scheiterte.“

WDolf dbersteg bekannte freimũtig: „Dir haben uns geirrt, das ist Menschenart. Du hast heller gesehen.“cSalzberger sagte: „ich habe dis jetzt das Derk zum suten geführt. Caßßt es uns einträchtig zusammen vollenden. Ees gilt noch den letzten kühnen Sriff. Dazu brauchen wir curen Beistand,fAndacher. lhr könnt Euch der Pfilicht nicht entziehen.“

Die freimũtige, biedere Art der Abgesandten besanftigte den Dital. Tachdem sie ihm alles, wie er es dorausgesehen, mitgeteilt hatten, stieg in ihm doch eine Welle der senugtuung aus den Tiefen auf.

„Lelbst der cscher von der CLinth hat dem plane die Zustimmung gegeben.“

„Der escher von der Cinth!“ rief der Andacher frohlockend. „Der größte ingenieur unserer Zeit ...freilich, wenn der zustimmte ...“

Da schämte er sich seines Trotzes, und der gerechte Stolz siegte über den hochmut.

„Nun wohl, ihr Männer,“ sprach er frei, „ich bin bereit. Es soll mein Bestreben sein, das Derk zum guten Ende zu führen.“

Die Spannung löste sich, alle reichten ihm die jand. Mit den Worten: „Es soll gelten!“ wurde dem bital feierlich im Ramen der sesellschaft die oberleitung ũbertragen. er bat Salæberger, bis ans Ende des Derkes bei ihm auszuharren, was dieser auch willig versprach.

Der Tomlibatz, der noch keinen Scherz hatte anbringen können, solange die rechte Stimmung fehlte, klopfte ihm nun auf die Schulter: „he!Dirst noch den Zniderist aus dem Lattel heben und die hand der Thaddaa erringen. Nuch nicht zu verschmãhen!

Nis der Ddital betroffen schwieg, gewahrten die Manner die zwei frauen, die in der kensternische der guten Stube am Webstuhl saßen und das Treten unterbrachen, solange die Unterredung wãhrte.

Den händen der Jjungen war die Schere entglitten und klirrend zu Boden gefallen.dha! dachte der Tomlibatz, habe daneben getappt.

6loria erhob den Blick und richtete ihn wie in Furcht auf VDital. Dieser wandte sich leicht ab und ging nicht auf den Scherz des Tomlibatz ein. „ich habe da fFrauen genug, die mir den haushalt fũhren.“

Felb schon ... dachte der Batz. Aber die Thaddaãa, das war doch was anderes als so ein kindelmädchen, wenn die auch Hugen im Kopfe hatte, daß einem dabei ganz feiertäglich zumute ward.

Die Manner blickten nach ihr mit Wohl-gefallen.Man munkelte vieles im Dorf, aber der Vital war den Cästerzungen zudorgekommen. Er hatte nach der 6ewitternacht dem WDaisendogt 6lorias klucht aus dem Kloster gemeldet und ihm mitgeteilt, daß sie bei ihm Schutz gesucht und er sie als Dienerin unter der Oobhut der alten Base diktorli geworben habe. FRis der Waisenvogt das Bedenken aussprach, ob dies auch nach Pater Frowins Wünschen wäre, da warf der bital leicht hin, er werde das Mädchen heiraten, wenn es sich gut halte.

Den NHonnen, die bei der Lbrigkeit Hachforschungen anstellen ließen, wurde geantwortet,der klüchtiing sei gut aufgehoben und weigere sich, ins Kloster zurückzukehren.

5o verblieb 6loria in der Schorenegghütte.

Nachdem die Männer sich verabschiedet hatten,erheiterte sich das 6emũt ditals, als fiele die Erbitterung der letzten Monate wie eine Cast von ihm und als sei er von dem wahren Leben,das allein ihm frommte, wieder in 6naden aufgenommen worden.

Er lachte vor sich hin. Wie er aber hörte,daß die 6loria aus ihrem Dersteck mitlachte,wurde er ernster.

„WDas lachst, Strudeli ?“

„Du mußzt also doch den armen See vertreiben,Ddital.“**

871

„Die FkFreiheit gebe ich ihm, aus dem engen Tal auszuwandern.“

WDas bedeutete dieser Frauenname, den die Maãnner wie einen sockdogel hinwarfen: Thaddaa!WDar nicht der dital, als sie ihm zum erstenmal im korst begegnete, aus dem Bürenschen hause so strahlenden Antlitzes herausgekommen? Sie erschauerte.

Aber sie war ja sein! Und da sie ihn so froh bewegt sah und sein ganzes Sein dem Derk entgegenzujauchzen schien, freute sie sich; denn seine Freude ging ihr doch über alles.

Der dital aber ging zum See, um nach all den Monden gezwungener entfremdung neue freundschaft mit ihm ꝛu schließen.

Und er gab sich seiner Arbeit ganz zu eigen.Denn dorthin gehörte er mit seiner frischen Kraft.Da konnte er seinen Mann stehen und vielleicht derwerten, was er in der kremde gesehen und gelernt hatte.

Der forst lag derlassen, die Büchse hing am slagel hinter dem dfen.

Die Plãne wurden wieder herporgezogen. Das kende des Stollens wurde zu einer Kammer erweitert und in die Decke ein sechs kuß tiefer senkrecht aufsteigender Schacht gesprengt, der sich bis auf vier fuß dem Seeboden von unten näherte und zur AHufnahme des Pulbers bestimmt war.in dieser Zeit ereignete sich ein Vorfall, der noch vieles dazu beitrug, die Espaner in dem 6slauben zu bestärken, daß der himmel mit Wohlgefallen auf ihr Derk und dessen kührer herabschaute.

Bei der ersten Sprengung in der Kammer hatte der dital selber den Schwefelfaden angezündet,worauf er sich entfernte. Da kein Schuß ertönte,glaubte er, der fFaden sei erloschen, er ging zurück, um einen neuen ins Sprengloch zu legen.plötzlich ging unter fürchterlichem Krachen der Schuß los. SGroße und kleine Felsstücke flogen umher. bdital aber, der unmittelbar davorstand,blieb unversehrt.

X Andachers IAnsehen in der semeinde. Ale wußten ihm Dank dafür, daß er das fkühreramt angenommen hatte und seinen Didersachern nichts nachzutragen schien. kreilich, mit dem 3niderist war es zu keiner Versöhnung gekommen. Eciner ging dem anderen aus dem Dege, weil ihm der 6egner in der Sonne stand.Ffls der Vital am Abende nach der Kammersprengung heimwärts ging, erwartete ihn die 2**

Thaddaãa an der fjecke des 6artens, wo die Dolden der brennenden siebe dem Sommer entgegenwuchsen.

Aber er blieb nicht stehen, obgleich er an ihrer haltung eine stumme FHufforderung zu bemerken glaubte.

„suten Abend!“ sagte er nur kurz.

„hast heute 6lũck gehabt mit der Sprengung,Andacher! s hätte fehlen können. Den Schuß haben wir bis hier oben verspürt.“

„'s war nicht so arg,“ meinte er leichthin und ging seines Weges.

Sie schaute ihm unter den halbgesenkten blonden Wimpern unauffällig nach. db er's nicht wußte, daß sie die Derlobung, die auf den LSonntag jubilate fallen sollte, bis nach der Stollensprengung oerschoben hatte? Aber das Waldmädchen hauste dort oben ... ẽes mochte wohl etwas Wahres an den Serüchten sein, die umgingen, und die sie von sich zu schüttein suchte.

Das Strudeli erwartete ihn, auf die Türschwelle gekauert. Sie sprang empor. Ddon dem kreignisse des Tages wußte sie nichts.

„Das treibst?“ fragte er kurz angebunden.

„Du warst fort ... du bist wieder da ...und dazwischen..“

„Do warst?“

„Iim Sakramentswald ... in der Kapelle.“

„ab's gespürt. Wäre in der Mine fast in die Cuft gesprengt worden?“

Sie riß die FHugen auf wie eine, die den Tod auf sich zukommen sieht.

Da lachte er kurz: „Bist dem schwarzen Wolf begegnet, daß so staunst ?“

„Ja,“ entgegnete sie wie abwesend.

Er glaubte, daß sie im Scherze sprach.

„Der hat's jetzt gut ... der kann wildern.“

„Ja, dem einen tut dein kernsein wohl.“

Und sie sprachen nicht mehr darüber.

6loria war dem schwarzen Wolf schon oft begegnet. Sie hielt es jedoch geheim, um die beiden voneinander fernzuhalten; denn sie verspürte etwas von dem geheimen haß, der sie bei der ersten selegenheit aufeinander hetzen würde.jeden Tag begab sie sich in den Wald; das war ihr der frische ,Trank zum täglichen Brote.Fie ging bis zur hüütte des Eremiten mit der leisen hoffnung, Pater Frowin möchte über NHacht zurũckgekehrt sein. Aber die fjütte blieb leer ...und leer die Bank unter der cberesche.

Do hielt er wohl jetzt Abendandacht?

Dann trug sie den Milchnanf zur gewohnten Ftelle, und oft traf sie dort den schwarzen Wolf,der darauf harrte. Sie fürchtete ihn nicht mehr,und er drohte ihr auch nicht wieder, seit sie ihm nach dem nächtlichen überfalle den Rat gegeben hatte, sich für eine Zeit einen andern Schlupfwinkel zu suchen. Stilischweigend hatte er Folge geleistet.

Jetzt war es für ihn eine Art von Waffenstillstand,denn der dital amtete nicht mehr als korstwart.sloria hatte es dem schwarzen Manne mitgeteilt,und der war wieder in seine höhle eingezogen,wo sich's behaglicher lebte als in den Wildflühen.Er sprach fast nichts zu ihr; alles Reden fiel ihm schtber. Aber das wußte sie doch, daß er dem sesetze derfallen war und sich deshalb vor den Menschen verbarg. Darum, das verriet er nicht.doftmals musterte er sie scharf unter seinen buschigen Brauen, wãhrend er die Milch trank.A muũnee, die sie stets am fjalse trug, gegriffen, daß sie erschrak.

„Doher hast s7“„Pater Frowin sagt, ich hätt's um den hals getragen, als die Wildleute mich an der kirchentür aussetzten.“

ẽr betrachtete die Münze. So eine, grad so eine, trug das Amili auf der Brust, als sie hoch-zeit hielten.

NAls der schwarze Dolf an diesem Abend auf die Streu kroch, ging es ihm wieder wie so oft schon, durch den Sinn: „SFakrament ... Sakras ment! ẽces ist am Ende doch unser Mareili!“

10 Das Derk unten am See rückt der bollendung zu.

Die massive Schleuse, die senkrecht auf und ab gezogen werden kann, um das Tal vor überschwemmungen 2u schützen, ist erbaut. Die Minenkammer steht bereit. Rus es in cspan wieder winterte, da hielt nur noch eine vier bis sechs kuß dicke kelsenschicht die Dasser des Sees zurück. Sie mußte nun gesprengt werden, weil der See nur durch diese kelsentürt auswandern konnte. Aber mit der Sprengung war die höchste Cebensgefahr verbunden. Denn mitten durch die Mine wurde die von einem Cederschlauch umhülite Zündröhre geleitet, die durch Fchwamm in Brand gesetzt werden sollte.

Der Mann, der den Zunder ansteckte, mußte sich beeilen, durch den langen Stollen zu ent fliehen, ehe die Mine explodierte, sonst war er unrettbar verloren.

Das sagten sich die Ceute in cspan, die einen mit banger kurcht, die anderen mit ahnungs-voller Sorge, besonders die frauen, deren Männer doder Söhne das Cos treffen konnte.

„Denkt euch nur,“ sprach Tomasens Fkᷣrau vor der haustũr des Cöwen, „fast tausend Pfund werden in die Kammer gesteckt! Wenn wir nur nicht alle mit in die Cuft springen!“

Die alte haushãlterin vom fjubeihof bekreurte sich. „jerelis! Jjerelis! Und der hjubelmattler sagt,das Pulber sei von der Regierung zu Bern geschenkt.“ Dabei machte sie ein öesicht, als müßte der Sprengschuß jetzt erst recht seinen Mann treffen. „Don der Regierung!“

„Und die Irtilleristen sind gefommen, um das Pulder auf seine Dirksamkeit zu prüfen. Das ganze Dorf mitsamt allen fjudeln könnte man das mit in die hjöhe jagen, sagen die herren. Wäre es doch schon Jänner und der Schreck vorbei! ...Da schneit's auch schon!“

Fie hoben die köpfe.

Graue Wolken rolsten wie schwerbeladene fuder den hängen der 6um und des Schunberges entlang. WDenn der Wind vorbeistrich, so riß er an xaiser, Der wandernde See. 17 den schwachen hüllen, daß die kFracht Flaum an flaum hinunterflockte.

Und wo sie liegen blieb, da wurden die Schindeldãcher, der Kirchturm, die Wiesen und die Schürzen der schwathjenden Frauen welß. och über der Cuftbahn lagen die Berge schon in frischen, welligen flaum gebettet.NAls am vierten Lonntag im NHdvent die Ceute von span zur kirche waliten, da flimmerte und glitzerte es allenthalben. Unter den holzschuhen knirschte der hartgefrdrene Schnee. Die Männer bargen die hände in den hosentaschen. Die Buben hauchten ihre roten finger an. Die Mädchen gingen sittig, als trügen sie den krühling mit sich.Die ganze kleine Welt lag im weißen Bann.

Sogar ũber den LSee hatte der Winter seine Decke ausgebreitet; aber unter dem kispanzer sprudelte und lebte die ewige Flut. Im öotteshause herrscht eine Andacht, die eine große Erwartung in sich schloß. Denn ein NHufgebot sollte don der Kanzel bekannt gemacht werden, daß sich Freiwillige melden sollen für den ODpferdienst am Sprengungstage. Das wirkte mehr als die Derlesung eines bischöflichen hirtenbriefes. Denn diesmal hieß es nicht nur solgen, sondern sich selbst bezwingen. Sollte doch einer aus den

Reihen der Männer treten und sich anbieten.Welcher?Der Pfarrheifer Mathus verlas das Hufgebot mit lauter Stimme.

„Bürger von Espan! es ist der Beschluß gefafft und don der hohen dbrigkeit genehmigt worden: wer immer sich meldet zum freiwilligen Dienst, die Mine anzuzünden, dem soll für diese Tat ein vollkommener Ablaß gewährt sein. Was er auch verschuldet haben mag, Brandstiftung,Diebstahl oder Mord, er erlangt durch die gefahroolle, opferwillige Tat die erlassung seiner Strafen. Ees wird nicht nach same und AIrt gefragt. 6eht der Mann am WDerke 2zugrunde,so ist er gerichtet, und seine Taten folgen ihm.kKehrt er heil zurück aus dem Wagnis, so ist er gerechtfertigt vor der WDeit; denn er hat ein gut Teil beigetragen zur Hufhebung der Leefron, die auf unserer 6emeinde lastet“.

„Und nun, laßt uns beten drei Vaterunser und drei AbeHaria zu gedeihlicher bDollführung! Im Namen des daters und des Sohnes und des Heiligen seistes. Amen.“kin Rauschen ging durch die hallen, wie wenn die fsiste sich im Wald unter dem daherfahrenden himmelswind in Demut beugten.

Als sie wieder hinausstapften in den klaren Wintertag, hingen alle ihren eignen 6edanken nach und suchten nach den geheimen Taten, die ihre sewissen belasteten. Der alte Jan söri, der sich entsann, am Wisiberg, hinter einer fjecke vers borgen, so manchen kranzmann heruntergeschossen zu haben, erwog die Möglichkeit, sich von dieser ihm lästigen ECrinnerung an die jugendzeit zu befreien. Aber es war doch damals Krieg und Dehrpflicht ... und eine Zündschnur ... Bei St. Dendelin! Das ist kein kiedelbogen. sa,wenn er dem See eins vorspielen könnte, so einen Marsch zur Auswanderung, dann wäre er schon dabei.Die alte franz Sepp Babe sprach laut vor sich hin und wandte sich an die Umstehenden. „Bei meiner Seel! sch kann doch nicht die Mine anzünden ... so ein Deibsbild ... so eine Trottel.Das ist doch Hännersach'. Der fjubelmattler kann gehen ... der kann's büßen!“

Niemand hörte ihr zu, oder man lachte über sie. Die war schon lange wie querköpfig, und die Ceute sagten, sie hätte sich „pintersinnet“ wegen der Untreue ihres Mannes und der Maruscha.slein, der fjubelmattler, der war zu feist und zu schwer.*61

Die Mãnner, die sich zusammenscharten, sprachen ũber das Hufgebot. Der 6edeon Zurtannen meinte:„Der Andacher Dital wollte selber gehen. ẽs wäre nicht das erstemal. in dem Bleiwerk im östers reichischen draußen hätten sie es alle tun müssen.Aber die Leegesellschaft hat's nicht geduldet. Das sei knechtische und gefahroolle Hrbeit, da solle man keinen der aligemeinen Wohlfahrt nötigen Menschen hinstellen.“„Es gibt noch genug andere, selb ist wahr,“stimmte der Castellfranz bei.

NAber keiner mochte vorerst unter diesen anderen sein. Denn die Unbescholtenen, die keine schwere Schuld als unsichtbare Cast mit sich trugen,schlossen sich von vornherein aus.

„Wenn ich's tät,“ sagte der Castellfranz, „würde man glauben, ich hätte was abzubüßen. Selb tu ich schon lieber mit dem Pfarrhelfer abmachen.Und denkt euch nur: Tausend Pfund Pulver! für einen einzigen Mann!“

Nis 6loria die Kunde des Hufgebotes vernahm,die an allen Straßenpfählen angeschlagen wurde,eilte ihr erster ßedanke dem schwarzen Dolf zu.fus zwei fũr ihre Einfalt scwerwiegenden srũnden:Der Mann war ja der einzige, der im Bann einer schweren Schuld jenseits des Göesetzes zu stehen schien, und dital brauchte nicht die Mine anzünden, wenn ein anderer es tat, einer, der nieniand etwas anging.

FSie wartete auf ihn im weißen kForst, wo alles Ceben erstarrt war und nur die Spuren des eilenden Wildes sich auf dem Schnee zeichneten. hier und da flog ein Vogel durch das Seäste, es rieselte weiß herab, als schüttle er den klaum von seinem sefieder.Nls sie den Mann durch das sebũsch kriechen sah,derspürte sie nichts mehr don der früheren kurcht.Er sah so abgezehrt und erfroren aus in der Zwilchhose und der kelljoppe, die in ketzen herunterhing, und es mußte so bitter kalt sein in seiner höhle am sjsllenzabnet. Das bestãrkte sie in ihrem Entschluß, ihm von dem Hufgebote 2zu erzählen.

Er unterbrach sie aber bei den ersten Worten und griff nach der Milchschüssel. In abgebrochenen Cauten kam es von seinen sippen: „Deiß schon...habs gelesen am Marterhölzli droben ... es steht angeschlagen.“

„FSolitet Cuch anmelden, dann könntet ihr wieder in einer warmen Stube sein den Winter über. Was meint lhr, soll ich beim IAndacher Dital den Balz dogler anmelden?“7*

2*

Er schaute sie durchdringend an unter den Brauen, die ihm die NHugen fsast verschleierten. Er hatte schon die ganze Nacht darüber nachgedacht.„Sakrament! Es war höllisch kalt! Drüben in Sũdamerika ist es besser gewesen.“

Und als er wieder den schelmischen Zug, der ihn immer an das Amili erinnerte, um ihre Cippen huschen sah, sagte er halblaut: „Denn du mis Meitli wãrst, dilieht tãt ichs!“rie schaute ihn groß an, und schüttelte lachend den Kopf. Sein Meitli, nein! Sie war doch ein WDildieutekind.

„ja, Amilis Meitli, so gelacht hat sie wie du,und so mögig) war sie. Wie alt bist?“

„ich geh ins neunzehnte jahr seit dem krüh-jahr, sagt Pater Frowin.“

„So alt wär mis Meitli. Ppater Frowin, ja,der hat mir damals geholfen, als sie mich faßten und ich ausrißß nach Amerika. Und's Fmili ist gestorben. Pater Frowin wird alles wissen. Wo bist jetzt derheime ?“

Ach diene im Schorenegghaus.“

Da verfinsterte sich sein Intlitz.

„Daß du mit dem Bub nicht anbandelst, Meitli!sagte er drohend.1) Appetitlich. sern hatte sie ihm ein 6eheimnis mitgeteilt,aber sie schwieg, derschüchtert, da sie sich vor seinem Zorn fürchtete.

Nachdenklich ging sie heim. Wenn der ihr Dater wäãre ... Uilde Ceute seien ihre Eitern,sagten die Espaner. Das war ein wilder Mann.kãme doch Pater Frowin bald zurũck! Ein heftiger Schreck durchfuhr sie jäah. Rur von einem einzigen Morde, don der doppelten Bluttat auf dem wilden Fluh, der Ditals Dater und Bruder zum dpfer fielen, sprach man noch hierzulande. Um 5oft!Sie beschleunigte ihre Schritte, als könnte sie dieser Möglichkeit entrinnen. Fast scheu begegnete sie dem Ddital. Wenn er es je erfahren sollte sie, die Tochter eines Mörders, des Mannes, der die Seinen erschlagen hatte! Konnte so diel haß durch ihre siebe aufgewogen werden? Sie ließ sich am Abend von der alten Base diktorli die seschichte des Doppelmordes wiedererzahlen, und je grausiger ihr die Tat vorkam, um so größer wurden ihre 3weifel. Rein! Rein! Das war nicht möglich. Aber eine Bangigkeit blieb doch in ihr wie ein Dorn im kleische.

Der dital merkte nichts. Das Reich, in dem die Träume des Strudeli sich gewöhmich bewegten,*6 war ihm fremd, und er hatte jetzt anderes zu erforschen als den Sinn eines Mädchens.

Unten am See hatten die Arbeiter die größten Schwierigkeiten, den ledernen FSack,der mit tausend Pfund Pulder gefüllt war und in einem wasserdichten eichenen Faß ruhte,durch den Stollen zu schleifen und in den Schacht zu heben. Die Cuft im Stollen wurde immer stickiger, und die Lichter wollten nicht mehr brennen.sloria legte dem dital die Kleider zurecht, denn er war vom durchsickernden Wasser im Stollen ganz durchnaßzt worden. Dann setzte er sich zum Despermahl. Während sie ihn bediente, glitten seine Blicke zerstreut ũber ihre 6estalt, und da entdeckte er eine seltsame Wandlung. ein Schatten don Lorge 2dog über seine Stirn.

„Deidstrudeli,“ sprach er zu ihr, „nach der Sprengung, im jänner, gibt's fjochzeit mit uns zweien!“

„Dital!“

„Sonst wird im Dorfe wieder was über uns geschwatzt.“

Fie schwieg. Wie ernst er das gesagt hatte!

„Es hat Zeit,“ entgegnete sie sanft, „bis Pater frowin heimkommt.“*66 dorerst musßte sie doch ũber ihre herkunft bewißheit haben. Und noch ein anderes quãlte sie, seit diese Männer am Werbetage den Hamen der Thaddaa von Bũren wie eine Angel nach ihm geworfen hatten. Wenn er eine andere liebte,was dann?

Sie naherte sich ihm. Er wehrte jedoch ab und leerte sein Mostglas.

„Caß sein! Mir ist der Kopf voll Sorgen. FSeit vielen Tagen arbeiten wir unten im kinstern. 6ott weiß, wo das alles noch hinaus will. Aber nach der Sprengung, wenn's gelingt ... und es muß gelingen!“kreilich so dachte er, als er sich ermüdet auf sein Cager warf einstmals trug er sich mit anderen pPlänen. Da schwebte ihm nach der Sprengung die Thaddäa als des Werkes Krone oor.ẽs war aber nicht so gekommen. Sein verwundeter Stolz, des Mädchens hochmut und des kindes hingebende, schutzsuchende Ciebe hatten ihn auf eine andere Bahn gelenkt. Darauf hieß es nun geradeaus vorwãrts schreiten. Mit der Pflicht hatten sie nie tändein gelernt, die Burschen, die bon der Andacher Sippschaft stammten.

7

20 NHuf der Bergstraße, die sich vom kKichwyler Tal in sanften DBindungen längs der Rudenzberge schlängelte, ging ein greiser Pilger. Iur der Schnee war weißer als sein flockiger Bart, nur die schweren Dolken waren wegmüder als er, aber der See war nicht tiefer als seine fFreude und die Candschaft nicht reiner als sein herz. Wie ein Ceuchten ging es von ihm aus trotz der strahlenden Dinters pracht rings um ihn herum.cin abgenutzter Pilgermantel derhũlite seine braune Kutte, sein Schuhwerk war zerrissen und sein fjut verwittert.ẽs war Pater k᷑rowin. Er hielt inne und atmete die rauhe Berglust ein. ihm war, als stählte neue Kraft seine 6lieder. Der Zauber der heimat wirkte. Nur noch einige Schritte aufwärts, am S chneckenschloß vorbei, dann konnte er dort, an den schneeverwehten haiden, den Sec und Eshans erste hãuser erblicken. Eine jugendliche Ungeduld beflügelte seine küße. Der Danderstab hob und senkte sich gleichmäßig und zeichnete runde Cõcher im Neuschnee der Böschungen.sloch eine Biegung. Nun weitet sich die Candschaft, und das Bergtal öffnet seine Tore. Die kengelhörner blinken. Die haslijungfrau winkt mit silherner hand. Die 6um, die holtschiberge tauchen auf. Da fãhrt ihm etwas in die kKnie,daß er sie beugt im weichen Schnee. So war er niedergesunken, als er Jerusalem „glasten und scheinen sah wie ein lieblicher Morgenstern“.

Espan! Da lag es, das friedliche Dorf, das er nicht mehr zu erreichen glaubte. Wie grüßend hob er die Arme und rief: „Calbe! Salve! heimat,meine heimat!“ und die Tränen liefen ihm die Dangen herab. Ingesichts des lieblichen Bildes,das er in stiller Andacht betrachtete, gelobte er,hier auf dieser Stätte eine Kapelle zur hre 6ödttes zu errichten. „ich danke dir, d Sott, daß ich die Erde der heimat wieder betreten darf, nachdem ich auf den Pfaden des fjeilandes habe wandeln können.“Da, neigten sich nicht grüßend die kichtenkronen des sachenwaldes? dder erfaßte ihn der Schwindel der übermächtigen Empfindungen? Das war der Psalm der Wildbäche, der Lop und der Dundel, die er auf dem Berge Zion noch bernahm,als die Barfüßer das Magnifikat sangen. Das waren die Tannen, die er in 6aliläa noch wie in den WDetternächten daheim rauschen zu hören wähnte. Eks war ihm, als hebe ein Klingen und

Fingen an von winterreiner Schaffensruhe. dder waren es die 6locken Espans, die zu läuten anfingen? Es nahte ja bald die Wende des sjahres.

Da war der See. WDie ausgewandert lag er da, so bleich mit dem geschlossenen Huge. Da war das weiße keld, wo vielleicht schon im krũhling die Saaten spriefjen würden, wenn der Segen 6ottes auf seiner pilgerfahrt geruht hatte.ssiemand wußte um seine ßeimkehr, er selber hatte sie nicht voraussagen können; denn er wanderte Tag für Tag, seit Monaten, und benutzte die rahrgelegenheiten, die sich ihm unterwegs boten.Er wallfahrtete nicht wie ein pilger, sondern wie ein Bũfer hatte er ja die Sünden seiner ganzen semeinde mit sich genommen und er sühlte,wie nach und nach die Cast leichter wurde, als fiele jedesmal, wenn er sich einer neuen kKasteiung unterwarf, etwas don ihm ab. Und es waren ihrer viele gewesen.nis er die heimat wiedersah, war er fast ledig und frei. Es mußte wohl manches durch seine kürbitte gesühnt worden sein! Und der Lee,sag er wohl da zum Wandern bereit? Es bangte hm davor, den ersten, mit dem er zusammentreffen würde, danach zu fragen.

Durch den Cachenwald schreitend, begegnete er dem Trollisepp, der die gefällten Buchenstämme am Seil durch die Runsen schleifte. Der stemmte sich, um seine kuhre aufzuhalten, und riß die Wollmũtze vom Kopfe.

„Jeses Maria! 6 seht men ckuch au wieder 7 kspan obe?

„la, ja, Sepp! Gelobt sei Jesus Christus!“

„in cwigkeit. Amen!“

„Und wie steht's im Dorf 7“

„jJa, man lebt auch, schlecht und recht. Wir sind amel zufrieden. diel Nües hät's au nit gäh.“„Und da unten ... am Sece?“ fragte er stockend.

„ja, der! Da rũckt's. Ubernächste Woch“', am neunten jJãnner, soll g'sprengt wãrde. ist recht g'fürchig mit dem viele Malefizpulber.“

„Darũber waltet der Allmachtige, Trollisepp.“Seine Stimme bebte vor freudiger erregung.

Vor der Sprengung standen sie also ... am Dorabend der Vollendung! hjatte denn Söottes kinger den Zeiger der Zeit weitergerückt, daß er zur fesigesetzten Ltunde heimkehrte?nis pater Frowin vor seiner im Schnee gebetteten fjũtte anlangte, fielen ihm die heimischen saute wieder don den Cippen: „sIIis heimeli!Mis eimeli!kin Stieglitz flog auf im Forst. Um die Kapelle herum bemerkte er frische fußtapfen. Die rũhrten wohl von einem seiner setreuen her, der gekommen war, nach ihm zu sehen. lihn hungerte und dürstete. kreilich, das Kind war nicht mehr da, um den haushalt zu besorgen. Wie innig er seiner gedachte! Das mochte dort oben aus dem Wildling geworden sein? Eine angehende Novize oder ein gesittetes frommes MRadchen? Er wollte sie bald heimholen, vorausgesetzt, daß sie nicht etwa slsonne geworden war.

Aber er brauchte ja nur die kleine Sölocke der Sakramenitskanelle zu schwingen, dann wũrden sie das wußte er aus dem lale herauf pilgern, die guten Ceute von espan, die Plodergred, die kFranz Sepp Babe, die stolze Thaddaa,das Almnoggeli und wie sie sonst noch hießen,und würden 6aben bringen, runde kKase und Rauchfleisch und Trank zur guten sabung, und allerorts die Kunde verbreiten: „Pater Frowin ist heimgekehrt, unser Pater Frowin!“ Da hatte er nicht nötig, ums tägliche Brot zu sorgen. War er nicht wie die kiche des korstes oder wie die Raben des keldes, die nicht spinnen und weben und doch herrlich gewandet und genährt sind?

NUber Ruhe brauchte er vorerst, nur Ruhe Er sehnte sich nach dem Seegraslager in der niedern Zelle, wo am Balken ein Krurifix hing und darüber der Spruch des seligen Nikolaus von der Flüe zu lesen war:d mein sjerr und ödtt, nimm alles von mir, was mich hindert zu dir!d mein sjerr und öodtt, gib alles mir, was mich fürderet zu dir!d mein herr und 6ott, nimm mich und gib mich ganm eigen dir!Während er einschlief, war es ihm, als breite die heimat ihre weichen SIchwingen über ihn aus und nehme ihn wieder in 6naden auf.

Am folgenden Morgen stand das WDeidstrudeli vor des Paters Tũr. Er erschrax. Die kam sie daher von dem weit entfernten Kloster? ARber ein Blick in ihr 6sesicht, das mit gespannten Zügen und heißen Hugen nach ihm schaute, ein Blick nach der Cockenfülle, die unter dem kürtuch ũppig hervorquoll, belehrte ihn eines Bessern.Das war keine Klosterschũlerin mehr, keine öodtt zugewandte Seele, sondern ein warmblütiges,leidoolles Kind. indem er ihre Sestalt, die mit dem haumwollenen Röckchen der Mägde bekleidet war, aufmerksam musterte, schoß jãhlings eine Blutwelle durch sein bleiches 6esicht. Und ein schmerzliches Eerkennen z20g durch den Sinn des keuschen Büßers. Dahin ... war es gewallfahrtet, das Kind ... in seiner Abwesenheit ...dahin! Und dador hatte er es beschützen wollen ...Unwillkürlich mußte er an die Jungfrau Maria und an die mit Marmor eingefaßte Krippe denken,wo er für die Zurückgebliebene so flehentlich gebetet ... Warum hatte sie ihm nicht diese jungfrau beschützt?

„Pater fFrowin?“ jubelte 6loria und kũßte ihm beide hände. Er hob diese segnend über ihren Kopf und sprach: „Kind! kKind ödttes!“

Sie erwiderte nur: „ich diene jetzt dem Vital Andacher im Schorenegg...“ Damit hatte sie alles gesagt, wie sie meinte.

Und er wußte auch alles.

„Und in Sankt sliklausen?“

Fie besann sich wie auf etwas, das ihrem sesichtskreis lãngst entschwunden war.

.Dd Pater fFrowin, ich bin bald davongelaufen ... wie ich es gesagt hab'. ich haätt' es doch nicht ausgehaiten, so eingesperrt 2u sein.seflohen bin ich in der acht, wo der fürchterxaiser, Der wandernde Lee. *8 liche Sturm kam, und ich bin zum Indacher gegangen und hab' ihn gebeten, mich zu behalten.“

„Ciebst ihn ?“ fragte er ernst.cin Cicht derklãrte das IAngesicht /6lorias.

„lich weiß von nichts als don Ciebe,“ sprach sie und hob den Blick frei zu ihm.

„Und liebt er dich?“

Das Cicht erlosch, aber der verklãrte Husssdruck hielt an.

„lich weiß von nichts als don 6üte,“ sprach sie und senkte die Cider.

Da wußte er auch: das Weib war hier die WDerbende gewesen.

Und plötzlich sah er sich wieder in 6edanken ins Gelobte sand versetzt, wo er in einem Kloster der Karmeliter wohnte, die ihm nach dem Abendgebet die füße mit Rosmarinwasser wuschen und küßten. Zu derselben Zeit küßte vielleicht ein Mann das kKind im dunkeln forst ... und er hatte sie vor der siebe, die da kommt „wie ein Dieb in der Hacht“, nicht behüten können.cin andermal stimmten auf dem Berge Zion die Mönche alle das Magnifikat an. Die Piiger weinten, und er tat dasselbe. Nuch jetzt fühlte er die Hugen voll Tränen stehen, aber diesmal war es bittere Flut.27*

„Die Sünde ... öloria!“

Da sagte das Kind mit dem treuen öedächtnis:„ihr sagtet doch, FSünde sei ein dergehen gegen die Ciebe ... ich weiß nichts von Sünde!“

„NAber die Satzungen der Menschen... Sitten und Anstand!

„Die kenne ich nicht. ihr habt mich nur sdttes 6ebote gelehrt ... und ich habe nicht getötet ... nicht gestohlen ... nicht meines Nächsten 6ut begehrt ... ich weiß nur von Ciebe!“

Darũber hinaus war sie nicht zu bringen.

Wie von etwas NHebensächlichem sprechend,fügte sie hinzu: „Dital sagt, wir sollen heiraten nach der Stollensprengung.“

Da raffte sich Pater Frowin auf. „Ja, du sollst heiraten ... es wird meine Sorge sein!“

„fber ... aber,“ entgegnete sie, „der schwarze Wolf meint, ich sei sein Madchen.“

„Der schwarze Wolf?“

„ja, der wilde Mann, der das erdleuteopfer,die Miichschũssel bei der Kapelle, immer austrank ... tin Mörder soll er sein ... und als Freiwilliger will er sich melden am Stollen.“ Sie sprach in der Erregung, alles sprudelte von ihren Cippen durcheinander.

Der 6reis war ganz verwirrt und wurde aus den Reden des kindes nicht recht klug. Das aber wußte er: die Zeit hatte nicht stillgestanden.Wãhrend seiner Reise waren viele Schicksale durch kspan gewandert.

Der schwarze Dolf kam zu Pater Frowin und suchte wie vor jahren Rat und Hilfe. Jetzt durfte er's, da ihm seit dem Hufgebote die Straflosig-keit des Freiwilligen zugesichert war. Er wollte von dem Ekremiten hören, was dieser über seinen pflegling zu sagen wußte. Der heilige Mann gab ihm den kleinen vergilbten Zettel, der an den Dindeln des kindes angeheftet war und auf dem geschrieben stand:

Pater frowin, nehmt das Chindli auf, um Christi willen, und behaltet es, dafß es von Söott nicht gestraft werde, daff es fern bon allen Menschen in der Mutter gotteskanelle aufwachse. Der herr wird es kuch lohnen in cwigkeit. Amen!

Der Wilderer las langsam, in heftiger Bewegung hob und senkte sich seine halbnackte Brust.Etwas Menschliches zuckte unter der tierischen Maske. „Sakrament ... Sakrament! Das war Amilis Schrift, die hätte er unter hunderten erkannt. So hatte sie ihm geschrieben, als sie den Tod nahe fühlte und die kKräste zur Reise nach AImerika nicht mehr reichten. Und da hatte sie das kind 1*5*6 2 dem Schutze der 6ottesmutter und des cremiten anvertraut, damit es nicht mit dem Makel eines Mörderkindes unter den Menschen aufwachse.pater fkrowin betrachtete den schwarzen Wolf,wãhrend dieser las, und seine langjährige Ahnung wurde ihm zur 6ewißheit. Das kind war nicht aus der IHrt geschlagen: das kKind der zutulichen Amili und des unbãndigen Matte. Mit der sanften Ergebenheit der Mutter und dem zãhen Unabhangigkeitstrieb des Daters hatte es im Bann-gebiet der Ciebe gewildert. Wie er vor Jahren nicht ũber den dater gerichtet, so richtete er jetzt nicht über das Kind. Das kam einem anderen zu. Solche Schuld trägt ja ihre Vergeltung in sich; da ziemt es den Menschen nicht, die Strafe durch ihren Ekingriff zu verschaärfen.

Der schwarze Wolf erklärte sich bereit, die Mine anzuzünden, damit er die kreisprechung erlange. Pater Frowin billigte den Entschlußß und dermittelte alles mit der Seegesellschaft. Am festgesetzten Tage würde sich der Mann einstellen.Da dieser bereits in den Silberminen der Neuen Welt tätig war, so könne man auf seinen Dienst vertrauen.

Die ein Cauffeuer verbreitete sich nun die doppelte frohe Kunde durch Espan: „Pater krowin ist aus dem 6elobten Cande zurũckgekehrt, und ein kFreiwilliger hat sich gemeldet!“ Wer dieser war, das wußte niemand; aber es sei ein ẽspaner.

7

Der Sprengungstag! Das ist der Tag, von dem die kommenden Sceschlechter nach lange erzãhlen werden.im Kalender stand der neunte Januar verzeichnet. Der Nebel, der seit längerer Zeit das Tal verdũsterte, teilte sich wie der Dorhang einer Riesenbühne, auf der sich im Rahmen der Berglandschaft der letzte Aket eines hehren Dramas abspielen sollte, jenes Dramas, in dem der Mensch im Wagemut an die heilige Fatur fjand anlegte und perwegenen LSinnes in den Plan der Schöpfung eingriff.heute sollte der letzte Streich in dem langen Zweikampfe 2wischen den schwachen Menschen und den mächtigen NHaturgewalten fallen und die Nliederlage der Besiegten verkündet werden.sleich zürnenden 6eistern reckten im hjintergrund die Riesengestalten der Schreckhörner ihre hãupter empor, als woliten sie gegen die Eintagskreatur zeugen, die sich bermaß, ihre ewigen sesetze umzustũrzen.259

Die faslijungfrau in ihrer keuschen Pracht schien dem zum Tode verurteilten See einen letzten srufß zuzuwinken. Schunberg und 6um trotzten in stummer Wehr, denn das Srollen ihrer Wildbãche war erstarrt. AUNies lag in Frost gebannt.Die Talleute hatten diese Zeit zum letzten Angriffe gewãhlt, weil dann die Wasser ũüberall den tiefsten Stand hatten.

Das gesamte cspaner dDolk war auf den kũßen.NAlenthalben herrschie die tiefe Stille einer groffen crwartung. Der stets heitere Linn war einem feierlichen Ernst gewichen. Denn es war ein schwerer Tag nach schweren Wochen. IHur halblaut sprachen die einen, wie in der Stube eines Todkranken, von den unsäglichen Mühen der letzten Tage und Hächte, wo fjunderte von händen abwechselnd tãtig waren, in ãußerster kinsternis und stickiger Cuft das Pulderfaß; auf die erforderliche hõhe des Schachtes zu heben und dort zu verkeilen.

Dital Andachers ssame schwebte auf allen Cippen.selang das Werk, so konnte man ihm die dickste Kerze weihen.

NAber was konnte in dem dunkein Schacht wãhrend der nachsten Stunden nicht alles noch geschehen! WDar vielleicht das Pulver der Zündröhre naßß geworden? oder würden nach der x*

Sprengung die kelsenstücke durch die 6ewalt des hereinbrechenden Wassers den Stollen verstopfen?Bange Ungewißheit überall!NAuf den Anhöhen oberhalb des Stollens stand die Menge. Spinnrocken und Webstuhl waren verlassen, vereinsamt WDirtstisch und Stallungen.slur in den kirchen saßen noch die bresthaften WDeiblein beisammen, die nicht mehr weiter konnten, als bis zur Muttergottes, zu der sie beteten: „heilige Maria, bitt füt uns!“in der großen Stille, die sich über alle harren-den breitete, war auch ein großes Beten.

WDie ein Toter lag der See unter dem weißen Bahrtuch; aber er schlummerte nur. WDas stand ihnen bei seinem Erwachen noch bedor? WDürde er wie ein Widder mit tollen Sprüngen aus dem tale hũpfen oder die angestammte hjerrschaft zu behaupten wissen?

Der alte Melkseligen 6asser lief wie besessen im Dorf umher und ermahnte die Ceute: „Betet betet ... der Jjüngste Tag kommt... ganz Obderhalden geht unter!“fkrauen und Männer hoben die frme, und man wußztte nicht, geschah es aus Freude oder aus Ffugst, um 6ott zu preisen oder um alle fjeiligen anzurufen.

4 hart am Stolleneingang stand die Thaddäa wie eine kührerin in den dorderreihen, wenn es zum HAnsturme geht. etwas Starres lag ũber ihren Zügen. hing doch für sie so bieles bon der nächsten Ftunde ab. Sie blickte underwandt nach der dunkein offnung des Stollens.

Dort war eben der dital mit dem kreiwilligen und zwei Bergknappen verschwunden, um die letzten Weisungen zu geben und alles zu überwachen. Er hatte ihr nur kurz zugenickt. Die kntfremdung der beiden, die sich seit ihrer letzten Begegnung noch vertieft hatte, lastete schwer auf Thaddãa.

WDenn auch hiimmel und See ihren Wünschen gefügig wären, würden es ebenso die Menschen sein? Cag der Vital nicht im Bann eines anderen Mädchens? Allerhand 6erüchte gingen um, sie mochte nicht darauf achten.

Den Mann, dem das größte Dderdienst in dem Seccunternehmen zukam, wollte sie heiraten. Das war dem 3niderist, der nicht weit don ihr inmitten einer Kommission obrigkeitlicher Chrendeputierter stand, wohlbekannt. FHber er wagte sich nicht heran, um sie anzureden. Jetzt war Schweigen 6ebot. Das Schicksal wird sprechen aus dem felsenmund. Seitdem die Thaddäa, als der Umschwung zugunsten Andachers eintrat,die Derlobung aufgeschoben hatte, wußte er, daß es mit seiner Lache schlecht stand. Er harrte der kommenden Ereignisse.

Der hjubelmattler, der auch zugegen war,sprach mit wichtiger Miene, als hätte er zur körderung des Werkes all die zwanzig jJahre hindurch den Pickel in der hand gehabt, auf die hondratioren ein.

Drinnen in dem dunkeln Stollen, der nur von einer Brandrõöhre beleuchtet war, gab der dital fndacher ruhig dem namenlosen kreiwilligen die letzten Befehle.

Der Mann hatte sich pünktlich eingestellt.sliemand kannte ihn. Er sah zwar wild und abstoffsend aus, schien aber guten Willen zu haben und war in der hjandhabung von Pulver und WDerkzeug augenscheinlich erfahren.

Andacher zeigte ihm, wie er sich zu verhalten habe. Zuerst solle er das Ende des mit Pulver gefũllten Schlauches, der in einer mit hjarz ũberstrichenen holzhũlse verwahrt war, aufschneiden,es dann mit Pulpermehl bestreuen, und eine Brandröhre daran befestigen. Diese habe er anzuzũnden,sie werde einige Minuten brennen, inzwischen gewinne er Zeit zur Flucht. Sonst gnade ihm Södtt.

8 BZ

Der Mann grunzte eine Zustimmung und blieb auf seinem Posten, wahrend der Anführer und die Bergknappen sich langsam aus dem Stollen entfernten.

Ans Tageslicht hinaustretend, sah der Andacher sorschenden Blickes über die sonnige Winter-landschaft mit der auf der Paßthöhe lautlos harrenden Menge und den schneebedeckten Bergen im hintergrunde. Dabei hastete sein Huge sekundenlang an Thaddãas gespannten Zũgen. Ees schwebte etwas Geistiges zwischen ihnen, das sie verband.Dann hob er den Arm wie ein Befehlshaber, der das Zeichen zum Ingriffe gibt.

Da ertönten von den hügeln des Kaiserstuhles mehrere Bdollerschũsse: das pderabredete Warnungssignal. cine Kanone auf dem Candenberg 2zu WDuserion, deren Donner in tausendfachem Wider hall durch die bene rollte, trug es fort bis an den dierländer See und versetzte ganz Obe und Nidderhalden in Harm. Und wiederum war der unheilberkündende Ruf zu hören: „Betet! Betet!Der Jũngste Tag ist gekommen! 6anz dobderhalden geht unter!“

Der Pazweg war gesperrt. Mehrere Hauser,die hart am See standen, waren aus kurcht vor Erdrutschungen gerãumt worden. 6inge der Lee, dann würde er wohl seinen Tribut fordern und etwas mit sich reißen. „Betet! Betet!“dben im Schorenegghaus kauerte das Deid-strudeli, als es den Donner pernahm, bebend und wimmernd am herde nieder. in Sorge und NfAufs regung wurde sie von den ersten Dehen des zum Cichte treibenden Cebens heimgesucht. Unten standen ihr Ciebster und ihr dater in höchster öefahr.Kalte Schweißtropfen perlten von der Stirn des geängstigten Kindes, das hilflos zur alten Base Diktorli aufsah.Iin der Sakramentskapelle amtete Pater Frowin,den Segen und Schutz des allmächtigen und barmherzigen sottes auf das gefährliche Derk herabflehend: „Benedicat et custodiat nos omnipotens et misericors dominus, pater, et filius, et spiritus sanctus. FRmen.“

Unten aber in den Eingeweiden der Erde vollführte der kreiwillige seinen Huftrag mit finsterer Ruhe und peinlicher Sorgfalt. Er zündete die Brandröhre an. Dann 2og er sich durch den langen Stollen zurück, rasch aber vorsichtig, um nicht etwa zu fallen. hinter ihm lauerte der Tod oor ihm standen Cossprechung und kreiheit.in den wenigen Minuten schaute er sein ganzes wildes Ceben wie im Schein eines Blitzstrahles:

*

Amili, z2wei pPaar brechende Hugen, eine Pampas-landschaft, 6lorias 6esicht, einen auffliegenden Weih und Dönni Baschis horn. Er hob den Kopf,eine fjelle dämmerte auf das war die Stollenmũndung. Er trat ans Tageslicht und gab durch einen Pistolenschußß das Zeichen von seiner Rück-kehr.cin Raunen zog durch die harrende Menge:der Freiwillige war gerettet. Dieser blieb am Ftolleneingang stehen und horchte.

Kein Caut aus dem Iinneren der erde.slur die Klage des dVerstörten ging durch die Reihen: „Betet! Betet! Der jüngste Tag bricht an!“

Die Uhren zitterten in den händen. WDie lang-sam rückt der Zeiger ... eine ... 2zwei..drei ... fünf Minuten!

Totenstille ringsum, Totenstille in den unterirdischen Hallen.

Lechs ... sieben ... acht Minuten!

Die jerzen sinken. Wie schlaffe Segel, wenn der Wind versagt, so hängen die Köpfe.cin Klagen hebt an, Rufe werden laut: „Die Mine hat versagt!“

Sollte all das tote Metall, all die schͤne lebendige Menschenkraft im tiefen Coche vergraben bleiben?

Da horch! Nlles reckt sich. Zwei dumpfe Töne,rasch aufeinanderfolgend, dringen aus der liefe,aber der Boden zittert kaum.

Segen oder Enttäuschung? Nlle blicken nach dem See. Kein Riß in der weißen Fläche! Uns berührt, unnahbar liegt der „blaue Tyrann“ da.

Und wieder geht die seufrende Wehmut durch die Reihen: „Nles ist fehlgegangen! NHles ist dahin!“

Die fFrauen weinen. Den Mannern würgt es an der Kehle.

Da, was ist das? Freudengeschrei antwortet aus der Tiefe, und in dem jubelschrei „selungen!gelungen!“ löst sich die martervolle Spannung auf. Mit der Felswand zwischen See und Stollen springt auch die Scheidewand zwischen kurcht und ßoffnung.

Im kflug eilen sie alle den jaähen HAHbgrund hinunter zum Stollen. Da steht der kreiwillige gehüllt in Rualm und Rauch, gleich einem Daãmon,der eine gemeinnũtzige Tat vollbracht hat. Mãchtigꝗ arbeitet seine Brust, die Wolfszãhne blitzen.

„cẽr chunnt! Er chunnt!“ schreit er.

Der dital Andacher springt aufgeregt mit erhobenen Aarmen den Ceuten entgegen. „Zurück!Zurüũück... Der See kommt! Der See kommt!“ uUnd er kam ... er kam wirklich. Vorerst eine wũste Masse von fjolzklöhen und Land, dann ein schwarzer Schlammstrom, als speie der See im letzten Hufruhr seine Empörung, seinen unbezäãähmbaren Söroll den Menschen ins öesicht.

Anfangs verstummten die Zuschauer, als könnten sie den Vorgang nicht fassen. Hls aber plõtzlich das reine schäaumende Eclement, wie toll im übermut des Wanderns aus dem Schlunde sprang, da sprudelte die kreude hoch wie die Wasserstrahlen. Die lange Spannung brach sich gewaltsam Bahn. diele weinten noch, aber es ging ein Ton aufschluchrender Freude durch die Bewegung.

Der jubel steigt hinauf zum Dorfe. Die slocken in den Türmen fangen an zu läuten. Die Kühe in den Ställen antworten brütlend auf den Ruf der irten, ais sei es Mai geworden, als grünten die Wiesen zwischen den Grenzhecken.cinige Frauen fallen auf die Knie, als ob sdtt unter ihnen wandelte. Der Plodergred ist nach dem beklommenen Schweigen die Zunge wieder gelöst. Die „lassen“ und die „Trockenen“drũcken einander wortlos die hände. NHile gehören jetzt zu einer Partei. hader und Trotz der einzelnen gehen unter im aufschãäumenden õ6efühle des Selingens.

Der Jan jori hat seine fiedel unter der Joppe hervorgezogen und geigt und dreht sich wie naärrisch im Kreise, und die Kinder juchheien um ihn herum.

Der Pfeifferbatz steht betroffen da. „Jetzt ders geht mir doch das Pfeifen,“ murmelt er, und ein zischender, verwunderter Caut zieht durch seine Zähne, als er wie gewöhnlich die LCippen spitzt.„jJa, ja, es hat schon manches kinklein gepfiffen und hat den krühling doch nicht gemeint.“

Nfus eignem Intriebe naht der Zniderist dem fAndacher und hält ihm die fjand hin. Beider Nfugen stehen voll Tränen des Stolzes. Wie kleinlich erscheint ihnen nun jeder persönliche Zwist, jeder eigennützige Wunsch angesichts dieses WDunders! Der See auf Wanderschaft weil sie ihn gehen geheißen! ferzlich, dhne Worte zu wechseln, reichen sie einander die hände.

Thaddäa, die am WDasser steht und die reine klut wie zur Taufe über ihre kinger spritzen läßt,sieht dem ARkt der dersöhnung zu. lhre Züge leuchten, indem sie Vitals sestalt betrachtet. Der hatte gesiegt, dem gehörte sie an! Sie will auf ihn zugehen. Da bemerkt sie, daß sein öesicht nicht mehr so heiter blickt und er sich abwendet,als ob er sie fürchte dder verschmähe. Hber ihre fHugen hatten sich rasch und tief gegrüßt.

22

Ja, wenn er jetzt hier vor allen Nenschen das Weib seiner Wahl, das willige stolze Mädchen als das ihm zugedachte cigentum an sein fjerz reißen könnte!WDenn er mit ihr unter den Wässerstrahl des bezwungenen Sees treten dürfte, um sich von der frischen Flut segnen zu lassen! Ja, das wäre die Krone,das wãre seliger Cohn aller Mühen. Aber aus dem sprühenden Wasser sehen ihn zwei flehende Hugen in tiefgründiger Derehrung an. Dort war die siebe,die nicht auf die Sonne des Erfolges gewartet hatte,um sich ihm in keuscher Pracht zu erschließen.

Dital ging auf den kreiwilligen zu, der wie ein gefangener kuchs nach einer sCũcke im kKinge spähte und den Blicken der Umstehenden zu entgehen suchte. Mit den Worten: „Das war wackere firbeit! Bei 6dtt!“ wollte er ihm die sjand reichen.

Nber dieser schlug nicht ein, sondern entgegnete:„fei will i!“„Do seid ihr daheim?“

Der Mann zeigte nach dem Berge. Die Vertreter der Behörden umringten ihn.

„ihr habt cuch den Dank der ganzen S6emeinde verdient,“ sprach der Labbas von Büren.„Wer seid ihr?“

„Das geht keinen Menschen was an!“gab er 2zur AUntwort und suchte nach einem saiser, Der wandernde Lee. 10 fuswege. Die heile Hngst sah ihm dabei aus den fHugen.

Da sprach der sedeon Zurtannen: „WDer lhr auch seid, und was ihr auch verbrochen habt, ihr seid jetzt ledig und frei aller Strafe und könnt ungehindert gehen, wohin lhr wollt, sobald lhr kuern Hamen gesagt habt.“

Da er zauderte und in Schweigen verharrte,wurde der Pfarrhelfer Nathus herbeigeholt.

„hochwürden,“ sprach 6ededn zu dem öeistlichen, „wenn der Mann uns nicht traut, so erteilt ihm doch die Freisprechung, wie es im fHufgebot versprochen war.“

Da legte der Priester die Stola um und nahm sein Brevier in die hand.cin Erkenntnisblitz huschte ũber das Sesicht des schwarzen Wolfes. „Nei, der sosias!“ rief er.

Dieser hörte jedoch nicht auf den wilden Mann,sondern hielt die hand segnend über ihn. Bei den Worten „Benedicat te omnipotens deus, pater,et filius, et spiritus sanctus. Amen“ bekreuzten sich die Anwesenden. Nur der kreigesprochene nicht, der es längst verlernt hatte. Und wie der x tier mit den hörnern dreinschlägt, um sich eine Bahn 2u öffnen, so fuhr er die Ceute mit rauher Stimme an: „Der ... der Matte Mathus bin ij dä ... der Dilderer ... daß lhr's nun wisset ...und jetzt ... lönd mi furt!“

Das wirkte doch wie ein Schuß in die Menge.Mathus! Der vor zwanzig Jahren zum Tode Derurteilte! An den hatte keiner gedacht.

Der Dital wich zurüũck, bis an die Cippen erblaßt. Und dem hatte er fast die hand gereicht!Deh und Haß zuckten in seinen Zügen.

Mathus, der ihn lauernd beobachtete, entfernte sich, und als er bei ihm vorbei kam, sagte er,halb aus fjaß und halb zur Warnung: „Und das WDeidstrudeli ... das ist mis und Hmilis Chind ...daß duss weißt! jetzt lönd mi los ... Sakrement!“

WDährend die Menschen vor dem wild dorwãrts Drãngenden scheu zurũckwichen, ging dieser,weder links noch rechts blickend, geradeaus mit langen Schritten den Abhang der Rudenzberge empor in die ijöllenzabnet. Und sie ließen ihn ziehen. Er war ja frei und ledig.

Tobend schoß aus der Stollenmündung ein kristallheller, in der Tiefe grünlich gefärbter Bergstrom, der hochaufsprudelnd an die kelsen schlug.Der in der kalten Cuft aufsteigende Dunst des aus der liefe des Sees abfließenden warmen Wassers ũberzog als cisduft in seltsamen 6ebilden die Bãume und Sträucher der Ufer. Da das

4

Schleusentor infolge der heftig brausenden klut nicht sogleich heruntergelassen werden konnte, so ergoß sich das überströmende Wasser auf das Harried und bildete dort bald einen See, aus dem die Ruinen der dlen von hjunwul und die kirche don kRichwul wie ein käiland ragten. Und die blocken lãuteten Sturm.

NfAber lauter klang das Te Deum in ẽéspan,das 6loria tibi domine des hjirtenbolkes. Huf dem See riß sich die Eisdecke krachend von den Ufern los. Ees klang, als börste ein kristallenes herz dor Deh ob der Undankbarkeit der Menschen.hoch schlugen die Wogen der kreude. Der junge kähnrich der üpler brachte unter felerlichem Trommelwirbel und Pfeifen das Banner mit dem obderhaldner Dappen, das 2wei auf-rechte silberne Schlüssei im roten keide führt,und pflanzte es, wie zu Kriegszeiten auf den Mauern einer eroberten festung, am Stollenein-gang auf, daß es im frischen Winde der stürzenden Wasserfälle triumphierend wehe.

Das Banner hatten sich die Talbewohner vor uralten Zeiten, als sie Kom aus den fjänden der Barbaren erretteten, dom Papst Anastasius J. zum fndenken erbeten. Aber es gereute den Papst,und er schickte ihnen eilends seine Boten nach, die das Banner zurückbringen soliten. Fis diese auf der hjöhe der Hlpen anlangten und die Rauheit des Candes, wo jene Ceute wohnten, aus eigner Anschauung kennen lernten, da sprach der fnführer, indem er ein Kreuz schlug, zu den Seinen: „Ecs ist dielleicht der Wille 6dttes, daß sie das Banner behalten sollen. Darum wollen wir ihnen auch nicht weiter nachsetzen.“ Und die Boten kehrten um. Der Papst aber sagte:„jJa, es ist der Wille sdttes, daß diese seute das Banner behalten. Denn es sind auf ihm des Petrus Schlũssel, die da õöffnen all denen, die reines ferzens sind.“Und es war wohl der Wille ödttes, daßß das Banner heute im Stromwinde des talwärts enteilenden „blauen Turannen“ flatterte.

23

Jeden Taꝗ sank der See um drei fuß. Aber was der Rachsüchtige an neuen Candstrecken hergab, das nahm er wieder anderswo auf ssimmer-wiedersehen.Je tiefer der Wasserspiegel stand, desto mehr riß die Erde rings am Ufer, und schon manches Stũck Uferland war in den LSee gestürzt.

Jjäher Schreck bemächtigte sich der Espaner,als unmittelbar beim Dorfe sich eine Spalte zeigte,die mehrere Morgen Candes einschloß, das mit Dohnhãusern, Speichern und obstbãumen besetzt war.So perschwand eines Hachts der 6arten des fubelmattier im See. FRIs man den Speicher abtragen wollte, fand man die fᷣranz Sepp Babe auf der Streu, dom Schlage getroffen, mit entsetzten offenen Hugen. Die Ceute glaubten, der Schreck ũber die Rutschung habe sie getötet.

Doch nicht das, was der See mit sich riß, sondern das, was er bloßlegen könnte, hatte sie niedergeworfen. Hur der See wußte es, und er trug sein seheimnis mit sich fort.in der Hacht nach der Stollensprengung, da der Jjubel vom Tal aufstieg und kreudenfeuer auf den fjöhen glühten, hatte 6loria in der Schorenegghütte unter namenloser Qual das kind ihrer Ciebe geboren. NHur das alte Diktorli wachte bei ihr.Man holte nicht einmal das ARimnoggeli; denn die 6eburt sollte vorderhand geheim bleiben, bis der dital die uötigen Schritte zur gesetzlichen Drdnung der derhältnisse getan haben würde.

NAHls er beim Morgengrauen vom festlichen 6elage mit den öendssen, die ihn als den felden

5 2 des Tages im Triumphe durch das Dorf geleiteten,nach fjause kam, bekundete er keine laute ffreude.thaddãas Blick und Mathus“ fussage lagen ihm noch in den Sliedern. Sein Weidstrudeli die Tochter des Mannes, der ihm Vater und Bruder ermordet hatte ... sein Kind ein Zweiglein aus dem verabscheuten Stamm ...kcines Tages, als Gloria schon auf dem Vege der senesung war, fragte sie dDital, der ihr immer gleich liebreich und gut begegnete, nach den ereignissen des Sprengungstages und nach dem kreiwilligen: „ßiat er's gut gemacht?“

„Ja, Strudeli, er hat seine Pflicht getan.“

„Der ist's? Kennt man ihn?“

„Der Matte Mathus ist's ... und dein dater,sloria.“

„Der Matte Mathus,“ schrie sie auf, „der damals ...*„la, öloria, derselbe.“

„Heilige Mutter ottes !

„Kennst ihn? Hast ihn gesehen?“ forschte er.

„Ja,“ gestand sie totenblaß, „'s ist der schwarze Dolif.“„FAuch das noch!“ entfuhr es fast wie ein fkluch dem dital. Er ging mit verschränkten frmen und verdüsterten Hugen in der Stube auf und ab. kreilich, nach ihm fahnden durfte er nicht mehr, der hatte jetzt eine kreistätte im 6ebirge.„Das hast?“ fragte sie angstooll.kr wich aus.„Es ist alles wieder in 6ãrung im Dorfe,“ gab er ausweichend zur Antwort. „Täglich stürzen neue Candstreifen in den See. ieute hat man die 6locken aus dem kirchturme herunternehmen mũssen und den Sottesdienst nach der Kapelle in doberseewis derlegt. Und den alten kranken Pfarrer Zumstein haben sie aus dem fjause getragen.“

Beim Vesperbrot fragte die alte Base den Dital, was mit der Thaddaa sei. Im Dorfe sagten die Ceute, sie hätte erklärt, daß sie nur den Andacher heirate, und das 6elöbnis mit dem Zniderist sei ganz aufgehoben.

Da gebot er ihr Schweigen und warf einen scheuen Blick nach der Küche, wo die Sloria hantierte. Eine helle Röte war ihm ins Sesicht gestiegen, als er sagte: „Geschwätz, Base Diktorli!Soll das Durm da keinen dater haben? Red' mir nicht mehr dadon!“Das Weidstrudeli, dem kein Wort entging, das aus dem Munde des herrn kam, hatte das 6espräch vernommen. Im Caufe des Abends sagte sie mit lãchelnder sippe: „ich werde morgen mit

dem kinde 2zu Pater Frowin gehen. ées ist vielleicht besser, wegen der Feute. Denn du es wünschest, Ddital, bin ich dann gleich wieder da.“

Ecr stimmte ihr Zu. „Morgen geh ich zum Pfarrer, wenn's keine neuen Rutschungen gibt. Am Sonntag Cichtmeß kann er uns verküũnden lassen.Deidstrudeli, dann hole ich dich ganz heim.“

„ja, heim,“ sprach sie leise, und ihre weltfernen Augen blickten wie nach etwas Unerreichbarem hin.in der Nacht, als der Dital in tiefem Schlafe lag, stieg das Deidstrudeli von ihrer Kammer herab, barfüßig, wie sie es oft tat, um ihn zu sehen.

Da gehörte er ihr an. Keine machte ihn ihr streitig, wenn er unter ihrem Blick, in Träumen befangen, ruhte. Sie beugte sich über seinen Mund, um seinen hjauch einzuatmen, den leisen hauch seiner Seele, der ihre beiden Ceben vers mischte. Da ging vielleicht war es die unbewußte Rũckwirkung der leisen Berührung ein Zucken über das nntlitz des Schlafenden, die Cippen regten sich. Ein Name rang sich halb in Stöhnen, halb in verhaltenem jubel los:„Thaddãa ... Thaddaa“, und verging im klüstertone. Was er weiter sprach, klang wirr und undeutlich.

Das kleine dllicht zitterte in 6lorias hand.cin heißes Deh fuhr bilitzähnlich durch ihren Körper: der same der anderen, der stolzen Prä-sidententochter, um die er damals geworben hatte!WDas er im WDachen tapfer niederzuzwingen suchte,drang im Traumzustande siegreich durch und rächte sich an ihm. So kam jetzt unten im FSee alles zum vdorschein, was so lange im tiefsten 6runde geborgen lag: stolze Baumstämme und eßles Cchlammgetier.sloria fröstelte. Der Dital! hr dital! FSie stand ihm nur im Dege. Sie sollte doch gehen,lieber heute als morgen. Etwas Unnennbares,ein sefühl, das sie in seiner Jaähe noch nie emp-funden hatte, trieb sie fort. Zum ersten Male kroch etwas wie Scham, mit dem Söefühle, nicht geliebt zu sein, über ihre junge Leele, die von nichts als von Ciebe gewußt, und aufblühte, ohne zu fragen, ob der Strahl, der sie berührte, auch ihr zukam.ihr Entschluß war gefaßt. Sie ging in ihre Kammer, wickelte das kKind in eine warme hjüille,nahm ein Tuch über den Kopf und trat vorsichtig aus dem Hhause. Der Phulax bellte nicht auf, als sie vorüberging. So arm, wie sie eingetreten war,ging sie wieder.

Durch die fahle Winterdämmerung schritt sie dem Sakramentswalde zu. Der war ihr hjaus.Zwei dunkle Tannen standen an der Cichtung wie sastgeber auf der Schwelle, um sie zu bewillkommnen. ssur ein paar schüchterne Stimmen drangen aus der verschneiten Stille; sie kamen don Vögein, die hungerten und kein IHest hatten.

ẽs war bitter kalt, aber 6loria spũrte es kaum.Lie fleberte leicht, aus Erregung und SIchwãche.

Bei der hütte des Eremiten angelangt, trat sie in das offene sebengemach ein, das stets ihre Wohnung gebildet hatte.

LFie bettete das Kind warm auf ihrem früheren Madchenlager und ging wieder hinaus.

ẽs graute ihr dador, mit ihren edanken allein zu sein. Pater Frowin schlief noch. Sie mochte ihn nicht wecken; er hatte die großze Mũdigkeit der Fahrt noch nicht überwunden und alterte.Aber der Tag dämmerte im dsten. In einer Stunde wüũrde er zur Kapelle gehen. Dann war sie wieder da und konnte mit ihm beraten, was geschehen sollte. Dielleicht kam Vital, ihr ditat, und suchte nach ihr. Und wenn er mit dem Pfarrer gesprochen hatte, führte er sie heim, wieder heim.Doch baumte sich etwas Dunkles in ihr, als ware die fFrauenwürde in dem NHaturkind erwacht. sloria ging langsam aus dem WDald in der Richtung, wo die Morgenhelle aufstieg. Starr und verschneit standen die Berge wie Dächter an den lToren der Unendlichkeit. Espan schlummerte noch unter der weißen flaumdecke; nur wenige Rauchwolken stiegen von den Dächern empor. Da trat unten auch schon der 6edeon Zurtannen aus der Stallung mit einer kleinen Caterne, die er aus-öschte.Fie schritt feildab, um wieder einmal den LSee zu schauen. Was hatte man ihm nicht alles zuleide getan, seit sie darniederlag! Ees regte sich wie Mitleid in ihr. dielleicht mutete sie sein Schicksal wie etwas ihr dDerwandtes an. FHber dabei schwellte doch ein frohes sefühl ihr fjerz. Dar es ja der bdital, der das kühne Derk vollbracht und den Sec bezwungen hatte.FSie lächelte traumberloren und blickte um sich mit den Hugen, die nichts vom WDerktage wußten.

Da betrat sie das Mattland.sefãhrdetes sand! Spalten und Risse durchsurchten den Schnee, als wäre ein Wagen darüber gefahren.

Sie achtete es nicht. Das neue unbekannte Bild hielt sie gefangen.

Wie fremd war die sandschaft vor ihrem Blicke!Die schwarz und häßlich die klaffende Wunde des Sees! Ein Pfuhl, auf dem die Kaben sich gierig niederließen.

Eẽs schwindelte 6loria. Dar es die Schwäche,oder schwankte der Boden unter ihr?

Da geschah es, daß die Candstrecke, auf der sie sich befand, vielleicht durch ihr 6ewicht in Bewegung gebracht, langsam in den See hinabglitt.

Nur der 6edeon Zurtannen, der nicht weit hinter ihr durch die kelder schritt, sah es. Er wolite dem Mãdchen zu hülfe eilen; aber eine sich zusehends vergrößernde, unübersteigliche Kluft trennte ihn von dem dahintreibenden äiland.

6loria stand wie auf einem kiloßz, das dem Abgrunde zustrebte. Sie hob die FArme, als sie des Ungeheuerlichen gewahr wurde. Kein hilseruf kam von ihren Cippen. Die fjände ũber das sesicht haltend, glitt sie lautlos in die Tiefe ..und der Lee schloß sich.

Der Zurtannen erzählte den Ceuten: „Kein Schrei ertönte. Mir war's, als hätte die Seemuggi das Weidstrudeli geholt. So rasch verschwand es.“Die ceẽspaner sagten spãter: „Cie war das einzige opfer an Menschenleben, das der See sorderte.“

Don dem anderen dpfer der saruscha hat keiner etwas gewußt. Der See, der seine Ceichen unter Schutt und Schlamm geborgen hatte, deckte sie nicht auf, als er sortzog, und aus ihnen sollten einst die blühenden Saaten sprießen.

Don dem Tage an, da Sloria versank, blieb das Uferland verschont, als wäre der See gestillt.Dessen achteten die Espaner.

So lebte das Freiluftkind, das als schuldloses Dpfer in den Tod gehen mußte, weiter im Gedenken der 6emeinde.

Der alte Pfarrer Zumstein, der stets gegen das vermessene Unterfangen seiner Pfarrkinder, in sottes Derke störend einzugreifen, so mutig geeifert hatte, verließz auch bald seine semeinde,nicht talab wie der LSee, sondern bergan, jenseits der Sterne. Daß er als siecher 6reis aus seinem pfarrhaus ausziehen mußte und dieses von dem See, den er immer geliebt und verteidigt hatte,als eins der ersten mitgerissen wurde, gab ihm den Todesstoß. Sein letztes Dort gait den kspanern:„kKinder, Kinder, weidet eure Schafe! ...“ns pater frowin eine Stunde nach ölorias Deggang zur Kapelle schritt und die krũhmesse las, vernahm er, während er das „Benedictus“sprach, lautes kindergeschrei. cr stutzte. bor achtzehn jahren hatte auch so ein Caut die Stille der AIndacht unterbrochen.

Nach dem letzten 6dangelium ging er hinaus und sah unwillkürlich auf die Schwelle hin, wo er einst das Weidstrudeli gefunden hatte. Fber das Wimmern drang aus der hjütte. Da klärte sich sein Antlitz auf. 6loria war gekommen so dachte er sich damit er ihr kind taufe und diesem zu einem ehrlichen Hamen verheife.

Pater Frowin fand aber nur das kind.

Wäãhrend er es auf den Knien wiegte, kam ein Bote, der ihm die Trauerkunde von dem Unglüũck brachte. Mit zitternden hãnden schlug er ein Kreuz über die Stirn des Kindes und sprach die Worte der Sündenvergebung, als wäre es die Tote.Spãter taufte er das Kind auf den slamen Benedikta.

Ddital Andacher vernahm Weidstrudelis Untergang auf dem Wege zum Pfarramt, wo er das Aufgebot bestellen wollte.

Er kehrte um ein stiller, gereifter Mann.

Unten dehnte sich das entbliößte Seebett in nackter sjãßlichkeit, ein wüstes sand von Tonerde, sehm und feinem Sand zerriebener kelsen,aus dem kreuz und quer liegende, von den

Cawinen herabgeschleuderte Bäume mit ihren Asten wie mit hilfeheischenden Armen emporragten.Scharen von Raben und habichten zogen aus dem düstern Pfuhle mit wilder sier Würmer, Fas und Muscheltiere hervor.

23 Im juli ũbers jJahr.

Die Thaddaa tritt im Sonnenschein aus dem fjaus am Fattelbatz. Sie schirmt die Hugen mit der ausgespreizten hjand und schaut ins Tal hin-aus. Das herz hüpft ihr vor kreude. Deich ein IUnblick!kine Welle von Stolz hebt ihre Brust.

Tausend und abertausend Mannerhãnde hatten dies zustande gebracht, aber etwas von der weiblichen Energie eines starkmütigen Deibes hatte doch die Ffibeit beseelt... und damals, am sottesurteilstag, wãre es wahrhaftig ohne ihr Dazwischenkommen Kklaãglich gescheitert.

WDeich ein Jammer um all diese wogende Pracht,auf die sie nun staunenden Blickes hinsah! Wo früher unter einer tiefen Dassermasse nutzlose 6eschöpfe im Schlamme wühlten, da suchten und fanden jetzt hunderte don Menschen und nützlichen lieren ihre HJahrung.N5

Ddon den dreihundert Tagwerk, die der See früher bedeckte, waren beinahe zweihundert urbar gemacht worden. Und da wogten jetzt im Talwinde die schmiegsamen ñhren, eng aneinandergedrãngt, und trugen Brot und Wohlfahrt in das Csand.

Sinnend überdachte Thaddäa das letzte Jahr.kreilich, es waren noch viele schwere Tage gekommen, ehe sie diesen IAnblick erleben durfte.fAber schon im ersten Lommer hatte das der NHatur ũberlassene Seeland einen Pflanzenwuchs hervorgebracht, der die Erwartung der Naturforscher bei weitem übertraf. Wo irgend der Wind ein Samens körnchen hinwarf, da entsproßten dem Boden dicke srasbũschel mit zahlreichen fjalmen. Und Tannen, Ahorne und Hußbaäume keimten kräftig empor.

Die hirten hatten sich Ackergerãte angeschafft und unter der LCeitung eines erfahrenen Candwirtes den Seeboden mit 6etreide, den Uferrand mit Esparsette und kKlee besat. in der aus Hipenkalkstein und Mergelschiefer gebildeten Erdkrume gediehen Kartoffeln, Cömenzahn, Bohnen, öerste,WDeizen, fjanf und Flachs, die sich heute wie eine blonde klut ũber den sanft muldenförmigen Seegrund ergossen.kKaiser, Der wandernde See.

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Wahrend Thaddãa, in den Anblick der prächtigen sandschaft versunken, der bergangenen Zeiten gedachte, kam der Gemeindeammann in seiner schmunzeinden Behaglichkeit, die hände in den jdsentaschen und die Pfeife mit dem Porzellankopf im Mund, aus dem Haus und stellte sich neben sie. Fein Blick flog prüfend von dem kFruchtgefilde zu ihr hin, und dabei wußte man nicht,was ihm mehr kreude bereitete, das blũhende Mãdchen an seiner Seite oder die reife Saat zu seinen küßen.

Er war einer der erbittertsten 6egner der Seefrage gewesen, aber bei solchem Legen weitete sich das fjerz des Bauern. Das G6elände des Sattelbatzhofes hatte seinen Dert und Umsang derdoppelt.

WDo früher die nutzlosen kluten an die kelder schlugen, dehnte sich jetzt sprießende Herrlichkeit auf dem errungenen 6runde. Jedem Mitgliede der Seegeselischaft wurden siebenundzwanzig NAr sand unentgeltlich ũberlassen, wãhrend die anderen, die „Nassen“, je fünf Ar gegen einen Batzen Pachtgeld erhielten.kein Tor, der soiche dorteile nicht einsieht und nicht zu schätzen weiß!in seiner frohen Caune fühlte er sich zum ssecken aufgelegt. „Der WDinterdinkel macht sich gut. qe, Thaddäaa? Und der Lommerroggen ...'s ist eine AHugenweide! WDer hätte sich das vor zwei jahren träumen lassen! hße? Und dabei bleibst du immer noch Jjungfer und wirst bald ins Kraut wachsen wie unsere Rüben.“Fie hoblãcheind die fichseln. „Das derschlãgt s 70

„und jetzt nimmst gar noch ein fremdes kindelkind ins hjaus ... Den 3niderist hast du richtig berloren. Den sieht man nicht mehr im FSattels batz, der hockt daheim beim kraueli. Den Castells franz und den imfeld hast du mit deinem kigensinn auch vertrieben. Huf was wartest du denn?“ LCãchelnd erwiderte sie: „Fuf meinen Schatz!“ja, der slikodem 3niderist! FHis sie ihn ende gültig abgewiesen hatte, da war er in den letzten osterferien dem See nach in die Talebene von slidderhalden gegangen, weil es ihm daheim nicht mehr behagte. cin sjahr darauf hatte er ein IEVV heimgeführt.

Und Thaddaãa, die ihrem einstigen Cehrer und kreund warm 2zugetan blieb, freute sich seiner kinkehr.Die anderen waren wohl in ihren öesichtskreis,doch nie in ihr Ceben getreten.

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„Lind die Knechte schon vom kelde heimgefahren, Dater?“ fragte sie, um dem ö6espräch eine andere Dendung zu geben. „Es tönt schon die Betzeitglocke.“

„Und der hjubelmattler strebt auch heim. Der hat's eilig, seit ihn ein junges Blut wieder anlacht,“ spottete der Amman.

Seitdem die launige Leejungfer sich gefügt hatte und die häßlichkeit der Franz Sepp Babe ihm nicht mehr im Wege stand, hatte der alte hjubelmaitier wieder ein junges Deib gefreit, aber keine aus der fahrenden Lippe.fis der Vital Andacher an diesem Abende vom Forstdienste heimkehrte und, wie es zwischen ihnen Brauch geworden, am Wilddornhag grüßend hielt,da ging die Thaddãa mit ruhiger entschlossenheit auf ihn zu.

„Gsrüß' dich sdtt, Dital! Willst nicht eintreten?sch habe mit dir was zu reden.“

Da ging's wie eine Purpurwelle über das sesicht des Mannes. IHber er Zeigte keine fjast und schien nur widerstrebend der Hufforderung FFolge zu leisten.Mit seibstherrlicher Ruhe schritt sie ihm voran.AD in der Stube hob sie den rotkarierten dVorhang,der vor einem Bettchen hing. Darin schlief ein kKind.Dital stutzte und sah sie verwundert an.

Da warb sie um ihn in ihrer selbständigen freien Irt. Wie sie damals für die Sache geworben hatte, so warb sie jetzt um ihr ölück,das an der Verzagtheit des Menschen zu verkũümmern drohte. Denn der Mann verharrte in scheuer Abwehr.

„Liehst, dital, pater Frowin ist alt und gebrechlich. sch bin jung und habe Zeit und Kraft.Da habe ich ihn gebeten, mir das Kind zu geben.“

Sie zauderte, von innerer Bewegung ergriffen.

„Er hat zuerst nicht darauf eingehen wollen.er meinte, es hätte Zeit, wenn er einmal heim-ginge zu sott, und er müsse jemand um erlaubnis bitten. Da sagte ich ihm halt ...“lihre Stimme sank zum kFlüsterton, denn die weibliche Scheu vor dem Heiligsten ũberkam sie wieder, als sie sich ihm anbot. „Denk nicht schlecht don mir, Dital ... ich hab' gesagt, der dater des kindes, der Vital Andacher werde sich auch dazu einfinden, daß wir es zusammen großriehen xonnen ... ist's nicht so, dDital? fjab ich mich in deiner ösesinnung geirrt?“

Da sprang doch in seinem herzen die heimliche Tür wieder auf, die der Trotz und die treue khrung einer Toten verschlossen hielten.

Das tiefe, starke 6efühl, das er so lange zus rückgedämmt, flutete wieder warm durch seine blieder. Die verhaltener Jjubel kam es von seinen Cippen: „mãdchen, mein Mãdchen, tapferes Weib!“kr zog die Willige an sich mit starkem Arm und hielt sie hochatmend fest, als wolle er sie nie mehr lassen.

Und er fühlte, daß seine Leele wieder lebendig ward.sangsam fũhrte er sie vor die Tür, als wollte er die ganze, in der Dollkraft der Reife prangende Candschaft zur Zeugin seiner Ciebe machen.

„Dies alles habe ich für dich geschaffen,Thaddãa!“ihr fjerz wallte auf vor 6lück.

Da ertönte mehrstimmiges jodeln und juchschreien. ẽs war kFeierabend, die Knechte und Mägde des Sattelbatz kamen vom kelde heim.

Dom Seerain her fuhr der schwerbeladene,ochsenbespannte heuwagen die Rasenhalde zum Fchober hinauf.cin sonniges Frohlocken ging durch Thaddãas fintlitz. Den dital an der fjand führend, ging sie auf den dater zu, der stirnrunzeind dem Paar entgegensah.

„So, dater,“ sagte sie mit unerschütterlicher Ruhe, „da fährt wieder ein Fuder heu vom Seegrund in deine Scheune ... und ich heirate den dital Andacher. Meinetwegen kann die heilige atharina einer anderen die haube aufssetzen.“

Dahrend der Sabbas von Büren noch vers blũfft und blöde dastand, trat der Andacher im sefũhl seines Rechtes vor ihn.

„jJa, semeindeammann,“ sprach er, „das waren cure Worte: »Beim Pontius und Pilatus! Wenn ich mit einem Fuder heu ũber den Leegrund fahre,dann kann sie den Schoreneggbub nehmen«.“

Der ũberfũhrte lachte sich aus der derlegenheit heraus und entgegnete: „Beim Pontius und pilatus, das habe ich gesagt. Und was der Fabbas oon Bũren sagt, das hãlt er!“

Die Dinge lagen jetzt auch ganz anders. Der cSchoreneggbub war der angesehene Bergingenieur Andacher, und Cand besaß er da unten, soviel er nur wollte.Da schlug er in die dargebotene hand herzhaft ein.im Dorfe lauteten die 6iocken den englischen sruß. hoch am himmel, wo rosige Wolken wie eine Schafherde um die kelsen des fracmont umherirrten, erschien die Sichel des NHeumondes.inter dem didenhorn und der haslijungfrau flammte das ARbendglühen, als hätten unsichtbare hande Freudenfeuer angefacht. Diese spiegelten sich in dem noch übriggebliebenen Teil des Sees, der sich scheu gegen den kKaiserstuhl drängte. IAn den seichten Ufern blühten Lumpfgewächse.

Der alte hirt, der Dönni Baschi, fühlte die pracht des Abends. Don der Stabneter Fluh erklang jetzt deutlich seine Stimme, die, durch die „dolle“ des Holztrichters verstärkt, den Alpsegen in die Hiederungen sandte:hjd soba, zue soba! In 6ottes Name, ho Coba!in 6ottes FJamen und unserer lieben frau Namen!õdtt und die heiligen, Lankt Antonien und Lankt Wendel Und der pielselige Candesbater Bruder klaus,

Die mögen heut nacht in der NAp serberg halten.hier ũber dieser Rip steht ein goldener Thron,

Darin wohnt 6dtt und Maria mit ihrem allerliebsten Lohn Und ist mit vielen 6naden ũbergossen

Und hat die heilige Dreifaltigkeit unter ihrem herzen Das eine ist 6ott der dater, lverschlossen.Das andere ist 6dtt der Lohn,

Das dritt ist 6dtt der lieb' heilig vbeist. lesus! Jesus! Und Herr jesu (yrist,

Der du für unsere Lünden einst gestorben dist.Behüt 6ott Seel, cehr, seib und sut

Und alles, was auf diese Hlp gehören tut.hjo sobha, zue sCoba!

Nll Schritt und Tritt in 6dttes Ramen, ho soba!foe! Hoe! Hoe Maria!

4

Der Matte Mathus vernahm die Klänge des Betrufes, als er in die sternenhelle sacht hinein den 6ang zum UVidderstock antrat.

Eer hatte sich vorgenommen, die Nacht zu durchwandern, um bei Tagesanbruch die hohfluh zu erreichen. Dort wollte er den Husflug des Steinadlers abwarten, dann die steile Wand erjunge Brut rauben.

Seit seiner Freisprechung hauste er nicht mehr in einer höhle, sondern in einer Mphütte; aber er ging ebenso selten unter die Menschen wie zupor. Er hatte ihnen nichts zu sagen.

Durch die dermittlung des Dönni Baschi hatte er im Tal guten Absatz für seine Jagdbeute gefunden.im übrigen lebte er so wild und ungebunden weiter wie bisher und wilderte auch, wenn es ihm darauf ankam. Der forstwart trat ihm nie hinderlich in den Weg. Die zwei Männer vermieden einander so beharrlich, dasj es zu keiner Begegnung kam.

Nun hatte man ihm für das äkinfangen des jungen Steinadlers einen guten Preis geboten.Das war fũr ihn eine willkommene, altgewohnte Arbeit.So stapfte er bergauf durch die schlummernden Dildenen der Stabneter Hip, wo die Kühe in den aromatischen Kräutern der Weide lagerten. Nur das Bimmein der ölocken klang am halfter eines tieres, wenn es sich im Schlafe regte.in der kelseneinsde am kußße der Widderwand hielt er Rast.Nis der 601dsaum des jungen Tages hinter den WDaldern aufglühte, lauerte er mit der Büchse in der hand, den Blick auf den kelsenturm gerichtet, wo sich im Schutz eines überhaängenden Ddorsprungs der orst befand.

Die Adlermutter flog auf. Sie schwang sich in die fjöhe und war bald, hinter einem kelsen kegel verschwindend, außerhalb des Bereiches seiner Büchse.

Da rũstete sich der Wilderer, die Wand zu ersteigen. Die Flinte ließ er unten liegen; sie konnte ihm nicht von Nutzen sein. IUHber sein scharfes Messer steckte er in die füfttasche.fjalb rutschend, halb kletternd steigt er unter einem hjagel niederfahrender Steine den steilen Weꝗ der 6rashalden und Seröllfurchen hinan.

Die Muskeln spannen sich. kᷣurchtlos geht er nun an die jãhe kelswand, wo er sich mit hãnden und küßen an Ritzen und Spalten anklammern muß.

Unten gähnt die schaurige liefe. IAn jeder scharfen Kante, in jedem lockeren Stein, der mit dumpfem Krachen hinabfãällt, lauert der Tod. Der Waghaisige spottet aller 6efahren. Mit besonnener 6ewandtheit strebt er empor und erreicht ein schmales durchquerendes kelsband am nNbsturz des Stockes, wo ein schwindelfreier Kletterer fuß fassen kann.in der Nische des gewölbten Absatzes lag der aus groben Tannenreisern gebaute hjorst, wo der augenrollende junge Adler, auskreischend, im wirr durchschlungenen 6eãste mit den klügeln um sich schlug.

Don seinem Schlupfwinkel aus konnte Mathus den Frm frei bewegen.

Mit raschem õriffe faßte er das schreiende rier um den hjals und wollte es lebendig in seinen Rkucksack stecken.Da schoft wie ein Blitz aus blauem himmel die Adlermutter mit dumpfem rlũgelrauschen durch die Schlucht und umkreiste mit mißtönendem Schrei den Vilderer.

Dieser riß das Messer aus dem 6ürtel und schwang es, dhne das Junge preiszugeben, gegen die ihn immer enger umkreisende Hdlerin. Er zielte nach dem Halse und traf ihn auch.cin erbitterter Zweikampf solgte.

Jjäh zerrifß ein Schnabelhieb Mathus hemd pom shalse bis zu den Cenden. Beim 7weiten Angriff krallte sich das wütende Tier an die Brust des Nestrãubers fest und schlug ihn mit den kãngen.

NAug' in Huge sehen sich die 6egner. Ekciner pon beiden muß dem anderen weichen.

Mathus“ finger wũrgen den hals des jungen Adlers, und mit der Cinken stößt er die scharfe Klinge zweimal ins weiche öefieder der Hdler-muftter.Schwerer lastet das lier auf seiner Brust,wilder bewegt sich der offene SFchnabel und hackt nach ihm. Da ... ein scharfer hiieb, daß dem Mann ein Dutschrei entfährt, der von den kelsenwanden widerhallt.

Darme klut rieselt ihm über die Dangen ...wie ein Schleier fällt es auf ihn herab ... er sieht den Adier, die Wand, den Tag nicht mehr ...

Tiefe Dunkelheit.

Eer tastet in der Luft ... taumelt unter der Cast ... und rũcklings, mit der Beute in der hjand und dem keinde auf der Brust, stürzt er in die riefe der Schlucht. Er schlägt auf. Mit zerschmetterter fjirnschale stirbt er den Tod des Wilderers ...sMNit machtigem rlügeischlag hat sich die Adlermutter im Sturze von ihrem dypfer losgehakt.in Todesbangen segelt sie noch einmal mit könig-lichem kluge durch den anbrechenden Morgen.Ceise schwankend schwebt sie ũber die Rudenze berge und den Sakramentswald, wo Pater Frowin sich in seiner Klause anschickt, eine neue WDall-fahrt anzutreten, die kFahrt auf Niimmerwiederkehr in jenes Cand, das denen verheißen ist, die da sind einfältig wie die Kinder und demütigen ferzens.Mit zuckenden Schwingen fliegt die Adlerin ũber das erwachende Dorf Espan und die im NHorgene winde wogenden ührenfelder des Seebodens.limmer matter werden die Ruderschläge. Noch einmal mit verzweifeltem Nufflug sucht sie sich zur Sonne emporzuschwingen; aber die Erde zieht sie nieder, mit ausgespreizten klügein sinkt sie sterbend auf die kluten des bezwungenen Fees.

: derlag von J. P. Bachem, Köln::

Die friedensucherin koman aus dem Ceben einer frau von lsabelle Kaiser Drittes und viertes Tausend seheftet M. 3. 2 · 6ebunden M. 4. -„Das ist mehr als krzeugnis der Phantasie, das ist erlebte Mahrheit und verklärende Dichtung, was uns hier im glänzenden 6ewande einer wunderbar schönen sprachlichen Darstellung geboten wird. feinfühlig und tiefsinnig, wie wir es bei J. Kaiser gewohnt sind, schidert sie die siebe, die begehrt und sich härmt,die leidet und verzeiht, die voll Sehnsucht harrt und schlieftlich entsagt,weil sie sjöheres gefunden hat. Der koman ist ein 6enußz für feinsinnige Ceser.“ (Citerarischer sjandweiser.) Durch jede Buchhandlung :: derlag von J. P. Bachem, Köln::Dater unser.don Isabelle Kaiser Drittes und viertes Tausend beheftet M. 3.2 . 56ebunden M. 4.

„Der Roman der berühmten Schweizer Dichterin ist ein hohes Cied der Nächstenliebe. Die sozialen Zustände der modernen 6rofistadt entrollen sich in tragischen Bildern, denen jedoch der versöhnende IHbschlufz nicht fehlt, vor unseren fHugen. NHile Details sind künst-lerisch ausgearbeitet und abgetönt.»tTante Sabine« und sazare Sapille sind kiguren, die RKespekt für sich und für die Kunst der Ekrzählerin heischen.“

(Dichterstimmen der cegenwart.)Durch jede Buchhandlung *Zzentralbibliothek Solothurn 2233750201 J