Die Seuche von Charpella: ELTeC Ausgabe Wolfensberger, William (1889-1918) ELTeC conversion Automatic Script 31 7510

2021-12-14

Transcription UB Basel Scan UB Basel Die Seuche von Charpella Wolfensberger, William Schweizerisches Jugendschriftenwerk Zürich 1963

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Die Seuche von Charpella

Die Seuche von Charpella William Wolfensberger Umschlagbild und Zeichnungen Albert Saner CD Pädagogiscl C& g0gi che NA Dokumentationsstelle Erziehungsdepartement V J des Kantons Basel-Stadt .Padagogische €N okun enelonsstelle X DD <SW Schweizerisches Jugendschriftenwerk Zürich Nr. 803 \ 1,© 1963 Schweizerisches Jugendschriftenwerk Zürich Nach Charpella führt ein fast verwachsener Weg. Er geht von Pranöv aus eine starke Stunde dem Hang entlang, bald ein wenig hinauf,bald geradeaus, hinunter nie, und man muss unterwegs über man-ches Wasser springen, weil ja die Bäche in Hunderten zu Tale schäu-men, die Bäche, welche in der Nacht mit den Fichten und Föhren,den Arven und den endlosen Lärchenwäldern zusammen jenen selt-samen tiefen Gesang singen, dass es einem manchmal scheint, als bete die Erde den flimmernden Himmel an, oder als singe das flim-mernde Firmament des Hochgebirges, welches sich in heller Klar-heit ob den schattenschweren Niederungen des Tales wölbt, im Wandel seiner Lichter kalt und fremd ein märchentiefes Lied.

Der Weg, der hoch ob dem Tal an der Höhe von Pranöv nach Charpella führt und schon nach den ersten Schneefällen im Okto-ber oder November unfindbar und ungangbar wird, ist auch im Sommer so mühsam zu begehen, dass er eigentlich eher den Namen Pfad als Weg verdiente. Denn es fällt natürlich keinem ein, ihn irgendwie ein wenig instand zu halten. Er wird auch selten mehr begangen. Früher hatten die Bewohner von Charpella auf ihm ihre Kühe nach Pranöv getrieben, wenn sie dieselben zum Stiere brach-ten. Oder sie waren im Juli mit den Tieren hinübergekommen, um sie gemeinsam mit denen von Pranöv auf denselben Alpen zu söm-mern.

Doch pflegte dies nur dann der Fall zu sein, wenn die von Pranöv und Charpella nicht im Streit hintereinander waren. Das aber ge-schah seit Menschengedenken regelmässig alle vier bis fünf Jahre.Offenbar hatte sich während dieser Zeit unter dem einsilbigen Berg-volk so viel verhockter Kolder angesammelt, dass sie es wie eine Art guter, rasch verlaufender Blutreinigung empfanden, diesen Groll in einem rechten Streite loszuwerden, um dann nach dieser wirk-samen Purganz* leicht- und freigewordenen Sinnes ohne Beschwer wiederum einige Jährlein in Bruderschaft und Minne durch dieses holperige Dasein zu kutschieren.

1 Blutreinigung.Von den vier Höfen auf Charpella, darin das unruhige Völklein wohnte, waren dann freilich vor Jahren durch eine tückische Brunst zwei eingeäschert worden. Sie konnten nicht wiederaufgebaut wer-den, und so blieben nur die beiden einzigen Häuser übrig, deren Be-sitzer das Land der anderen zwei, welche sich unten im Tale nieder-liessen, so wohlfeil wie möglich an sich gerissen hatten.

Simmi Pazeller und Matthias Burtel, so hiessen die beiden Bauern,waren damals einmütigen Sinnes tapfer zusammengestanden, und sie hatten bei der Sache auch ein nettes Händelchen gemacht in aller Einigkeit und Verschwiegenheit, wie sie es gehofft hatten, und die billigen Fettwiesen, welche sie auf solche Art ergatterten, hatten ihrem hungrigen Bauernmagen wohlgetan, wie ein Möcklein durch-zogener Speck einem wohltut um die Neunuhrzeit.

Aber wie es dann unter den lieben Menschenkindern so oft geht:Die Einigkeit, welche um des Gewinnes und der verborgenen Inter-essen willen damals so fest gewesen war, hatte dann bald einen Riss bekommen.

Denn nun erwachte unter ihnen selber der Neid. Wie zwischen zwei Füchsen, die auf einsamer, schneebedeckter Höhe ein ange-schossenes Schneehuhn verenden sahen und mit gewandter Kraft ge-meinsam das hungrige Rabenpack von dem leckeren Frasse scheuch-ten; aber dann in Gier und Neid sich selber hinterher zerfetzen und als fauchende Feinde ineinander verbissen sich wild verknäuelt bal-gen, dass der pulverige Schnee aufstäubt und sich rötet; bis beide zuletzt ohne Gewinn vor dem gemeinsamen Jäger, welcher seiner Beute nachstrich, fliehen müssen.

Zudem machte die Weltabgeschiedenheit und Einsamkeit, in der die beiden Familien auf Charpella wohnten, ihren Gesichtskreis noch viel enger, so dass der Neid dermassen gross wurde, dass er die Wur-zel alles Bösen ward und sie in lauter Ungemach und Not bringen musste.

Der Anstoss, der die angesammelte Masse von Neid in Bewegung und Tätigkeit brachte, wurde durch eine scheinbar geringfügige Ursache hervorgerufen.

Matthias Burtel hatte nämlich eine Frau, die eine besondere Vor-liebe für bunte Farben hatte. Und da sie nun in den Jahren ziemlich habliche Bauern geworden waren und auch mit ihren fetten Alpwie-sen schön vorwärtskamen bei den hohen Viehpreisen, schien es der Frau, sie sollten das doch auch in irgendeiner Weise zeigen können.

Die Frage war nur, wie dies am wirksamsten geschehen. könnte.Wenn sie zum Exempel beim Peter Höfler in Valdür einen Hut kau-fen würde, einen besseren natürlich, mit Rosen oder Blauveilchen darauf? Aber sie dachte wieder, dass sie dabei nicht so leichten Kau-fes davonkommen würde. Unter vier, fünf, ja vielleicht sogar sechs Franken war diese Sache nicht zu machen, und da fragte es sich halt doch sehr, was der Matthias dazu sagen würde. Er war eher nüchter-ner Art und hatte nicht grosses Interesse an derlei, und es wäre wohl schwer, ihm die Notwendigkeit einer solch aussergewöhnlichen An-schaffung darzulegen. So liess sie dieses Projekt bald wieder fallen,namentlich auch aus der Erwägung, dass sie selber ja nur selten in das Tal hinunter könnte, um den Hut zu zeigen, und somit wäre eigent-lich der zutiefst liegende Wunsch, warum Frau Burtel diese persön-liche Verschönerung vornehmen wollte, unerfüllt geblieben, und die Sache wäre wieder gewesen wie vorher: Kein Mensch hätte eine Ahnung, ja nicht einmal den Schimmer einer Ahnung davon gehabt,dass man in Charpella Fortschritte mache und es mit den Burtels auf-wärtsgehe.

Weil nun aber die Frau des Matthias Burtel von ziemlich zäher Ge-mütsbeschaffenheit war, gab sie nicht so schnell nach mit ihren Ge-danken. Und wie es bei so gearteten Menschen ist: Sie fand einen Weg, der ihr zusagte, weil er geradewegs auf ihr Ziel zuführte, und der ihr auch gangbar schien im Hinblick auf ihren Mann.

Als sie nämlich das letzte Mal nach Ursulinendorf in das Tal hin-untergegangen war, hatte sie gesehen, wie man den Gartenzaun um des Herrn Lehrers Haus herum neu bestrich, so dass er wahrhaft vor-nehm ausgesehen hatte, wunderschön blau.

Das war jetzt der Zapfen, der auf ihre Flasche passte! Zwar hatten sie keinen Zaun um ihren Pflanzplätz, aber ihre findige Natur hatte bald den rechten Seitenweg gefunden.

Schon am Morgen nach der Nacht, in welcher sie auf den Gedan-ken geraten war, begann sie ihm den Boden vorzubereiten.

Der Wind hatte über Nacht die Fensterläden von den Haken ge-löst. Sie stand während des Morgenessens auf und hakte sie fest. Da-bei machte sie ihren Matthias aufmerksam, dass das Ladenholz ganz brüchig und zerrissen worden sei.

«He nun», sagte er, «was willst du anderes, wo wir so in der Sonne sitzen?»

6 Just auf diese Antwort hatte sie gewartet.

Man könnte eigentlich, meinte sie bedächtig, mit wenig Rappen die Läden vor weitergehendem Schaden bewahren: Mit ein bisschen Farbentinte einölen, das sei doch immer noch das beste gewesen ge-gen Sonne und Wetter.

Matthias schaute ganz erstaunt von seiner Kaffeeschüssel nach sei-ner klugen Frau hin.

«Wahr ist es», sagte er.

Die Frau verlor kein Wort mehr über die Sache.

«Zu viele Worte schaden nur», dachte sie. «Und einer Schraube,die gut sitzen soll, darf man nicht zu tief vorbohren.»

Als sie jedoch am nächsten Sonntag in das Tal hinunter zur Predigt ging, kehrte sie auf dem Heimweg bei Peter Höfler in der Handlung ein und kaufte um ein billiges Geld einen Topf roter Farbe, von der hellsten, die sie hatten, samt einem währschaften Pinsel.

Sie trug das Paket vergnügt unter dem Arm nach Charpella hin-auf und lächelte zufrieden vor sich hin.

«Vorher hat sich kein Hund zu uns hinauf verirrt», dachte sie. «Das wird jetzt anders werden. Die roten Fensterläden werden denen un-ten schon einleuchten.»

Ja ihre Gedanken liefen noch weiter und gingen ihr ungeduldig voraus:

«Was wohl der Nachbar Simmi für ein Gesicht schneiden wird?Viel will er ja nicht mit uns zu tun haben, und manchmal tut er, wie wenn unsereins räudig wäre. Dem wird es nun zünden!»

Die gute Frau vergass dabei, dass an dem zurückgezogenen Still-schweigen des Nachbars eigentlich sie selber ein gut Teil schuldig war, hatte sie doch nie genug sticheln können auf dies und das, wenn sie mit Simmi Pazellers Frau am Brunnen zusammentraf. Bald be-dauerte sie lebhaft und voller Mitleid, dass Simmis Kühe so elend aussähen, gewiss sei ihnen das Heu wieder einmal ein wenig brandig geworden im Stock? Und dann hätten sie halt auch ein wenig zu früh mit Heuen begonnen letztes Jahr und seien eben just in den ersten acht Tagen in den Regen geraten, es sei wirklich schad. Sie selber,Burtels, hätten es doch bedeutend besser getroffen; sie hätten zu-gewartet und das Dreinfahren anderen Leuten überlassen, damit seien sie gut gefahren.

Oder sie putzte, wenn Simmi Pazellers Frau am Brunnen ge-waschen hatte, nachher so übereifrig den Wassertrog aus, als sei weiss Gott was für ein Dreck hineingekommen.

Dass Simmi Pazellers Frau, welche halt in Gottes Namen auch kein Heiligenbildchen war, sondern aus Weiberblut und Frauenart be-stand, dann hinwiederum die Antworten nicht schuldig blieb und wacker herausgab, soviel sie konnte, ja auch ein rechtes Zustüpflein gerne obendrein gab, erschien Burtels Frau als Unrecht und Verfeh-lung, und darum freute es sie nun, den Nachbarn zeigen zu können,dass sie es vermöchten, die Fensterläden rot zu bemalen.

Am darauffolgenden Sonntag war der Kirchgang an Simmi Pa-zeller. Er ging auch samt seiner ganzen Familie.

Man muss nämlich wissen, dass die Einwohner von Charpella nie zusammen in die Predigt gingen, wegen der ihnen innewohnen-den eigentümlichen Gemütsart, welche ihnen nicht gestattete, ihr Christentum in übertriebener Weise zu bestätigen und sich mit einem unzweifelhaft minderwertigen Nachbarn in die gleiche Kirchenbank zu setzen. So hatte sich im Laufe der Jahre eine stillschweigende Re-gel herausgebildet: An dem einen Sonntage gingen die Burtels, am anderen die Pazeller.

Kaum waren sie unter der Wegkehre verschwunden, kam es in Matthias Burtels Frau wie Feuer und Begeisterung. Sie holte den Farbkübel hervor und fing ohne Verzug an zu rühren und zu mi-schen. Und als es in Ursulinendorf zum drittenmal zu läuten begann,zum Zeichen, dass jetzt der Pfarrer den Gottesdienst alsobald begin-nen werde, hatte sie vom ersten Laden schon dieInnenseite bestrichen.

Die Buben mussten ihr einen Laden nach dem andern aus den ver-rosteten Angeln herausheben. Mit einer weiten Schürze umgetan,vollzog sie an einem jeden ihr Kunstwerk. Und richtig brachte sie es fertig, dass schon beim Ausläuten alle sechs Läden der Vorderseite und die vier der Seitenfenster eingehängt waren und mit feuerroten Bak-ken in das Tal hinunterprangten.

Das war nun in der Tat eine respektable Leistung, denn mehr als eine halbe Stunde dauerte die Predigt des Pfarrers von Ursulinen-dorf nie; ja die Ursulinendörfler pflegten mit einem Seitenblick auf seine Pfeiferbacken zu spotten: der Atem gehe ihrem Pfarrer schnel-ler aus beim Predigen als bei den Taufmählern, an welchen er mit grosser Vorliebe teilnahm und sich zum Ärger seiner Schäfchen nie-mals entschuldigte.

C Zufrieden wischte sich die Burtlin in der Küche das verschwitzte Gesicht ab. Umsonst wusch sie sich die Hände.

«Das verteufelte Rot ist nicht wegzubringen, eine gute Farbe ist es», knurrte sie in zufriedenem Unmut.

Dann stand sie samt den Buben seitwärts hinter dem Stubenfenster und wartete ab, bis der Simmi Pazeller mit seiner Familie herauf-käme. Sie musste vor Aufregung den Kopf doch ein wenig vorstrek-ken, als der kleinste Bub, der offenbar die Grösse des Augenblickes gut erfasst hatte, vom Fenster in die Stube brüllte:

«Sie kommen, ich sehesie!»

Richtig, da waren sie alle. Die Burtels sahen auch deutlich, wie das ältere Mädchen des Nachbars den Vater, der in sich gekehrt ein-herging, am Arme zupfte und auf die roten Läden deutete. Der tat einen Blick und einen längeren zu seiner Frau hinüber und ging dann,ohne ein Wort mit ihr zu wechseln, in sein Haus hinein.

«Hast du gesehen?» flismete die Frau zu Matthias, «die werden jetzt reden drüben!»

Matthias Burtel antwortete nichts. Er sah jetzt schon deutlich, wo hinaus sie gewollt hatte mit dem Verbessern der Fensterläden.

Obwohl ihn die Sache halb freute, war ihm doch nur halb wohl dabei.

Es war eine Weibergeschichte und blieb es vorerst noch. Das sah man am Tage darauf.

Der helle Morgen lag klar und rein über dem Tal, und die stolzen,scharfen Linien der schneebedeckten Kuppen hoben sich weiss von dem tief blauen Himmel des erwachten Tages ab.

Die Frau des Matthias sah die Nachbarin zum Brunnen gehen. Da hielt sie es im Hause nicht mehr aus. Eilig raffte sie einen Blecheimer voll schmutziger Lappen zusammen und ging auch waschen. Nicht zwei Minuten waren vorüber, so war das Gespräch schon im Gange:

«Nachbarin, waren gestern viel Leute in der Kirche?»

«Ja, ziemlich viel, aber die fürnehmsten haben halt doch gefehlt!»

LO «Nun», entschuldigte die Burtlin flink, «sie werden es eben nicht so nötig gehabt haben hinzugehen. Man wäscht sich schliesslich nur,wenn man es nötig hat.»

Die Simmin richtete sich auf, nahm ihr Wäschebündel zusammen und sagte, im Gehen einen flüchtigen Blick auf die rotgestrichenen Läden des Nachbars hinüberwerfend:

«Ihr habt gestern eure Sau gemetzget? Es ist nicht gut, solches an einem heiligen Sonntage zu tun, Nachbarin. Oder dann hättet Ihr wenigstens das Blut von den Fensterläden abwaschen können!»

Sprach’s und ging.

Die Burtlin stand da wie auf das Maul geschlagen. So dick hatte sie es doch nicht erwartet. Aber sie fasste sich rasch, und ihre gesamte Redekunst zu bestmöglichem Schlage zusammenraffend, brüllte sie der enteilenden Nachbarin nach:

«Es ist nur der Neid, selb weiss man schon! Halt weil Euere Bude daneben ausschaut wie eine geräucherte Speckseite!»

Zornwütigen Sinnes flotschte sie noch eine Weile am Brunnen und koselte die Socken ihres Mannes aus. Dann ging sie in das Haus und schüttete vor ihrem Matthias brühwarm ihren Zorn und Miss-mut aus. Denn sie war unbefriedigt über ihre Antwort. Sie war nicht rasch genug und zu wenig räss gewesen.

Auch den Matthias würgte es natürlich. Er hatte solchen Respekt vor seinem Weibe, dass es ihn von vornherein mit Bangen erfüllte,auch nur zu hören, dass ihr eine andere über sei.

Kurz und gut, auf ihre Schadenfreude, über der sie beide wie über einer guten Schüssel gesessen, hatten beide nun hinterher zur Ver-dauung der Kost ein Glöschen Wermut bekommen.

Matthias hatte in jener Woche kein gutes Leben. Wie eine wilde Katze schnäuzte sein Weib im Hause umher. Er war sonst nicht leicht aus der Fassung zu bringen, denn er gehörte zu jenen ruhigen, schwer beweglichen Naturen, an denen man zehnmal stossen muss, ehe sie ins Rollen kommen. Er war schweren Felsklötzen an. den Stein-wänden von Charpella gleich, welche scheinbar losgelöst sind von 11 den Rotzen und die doch jahrelang in der Höhe hangen. Schlägt aber einmal in einer Wetternacht ein recht Gewitter los und werden sie frei, dann bellern sie zu Tal und zerschlagen in blindem Gang Stadel und Brücke, die im Wege stehen.

Losgelöst hatte sich der Klotz Matthias Burtel noch nicht. Seiner innersten Anlage nach hatte er einen natürlichen Hang zur Fried-fertigkeit. Seine Art war: Nimm die Dinge ruhig, Matthias Burtel,hastige Bewegungen schaffen zuviel Hitze. Aber, Matthias, profi-tiere von allem das Beste. Er war an Verschlagenheit dem Nachbar und den meisten im Tale über, und das wollte etwas heissen!

Das Gekär und die Graulerei seiner Frau waren dem Matthias zu-wider. Zwar sagte er nichts, er kannte sie. Und obschon er nicht un-bedingt auf der Seite seiner Frau stand, da sie ihn diesmal, seiner eige-nen Schläue zum Trotz, mit der roten Farbe eigentlich doch über-listet hatte und er auch sonst eher geneigt war, wieder einzulenken da man doch wirklich nicht wissen konnte, ob man den Nachbar nicht einmal wieder nötig habe für irgendeine Sache, begann ernun dennoch dem Nachbar ernsthaft zu zürnen. Nicht etwa wegen des bösen Wortes von der Metzg am Sonntag, sondern einfach aus Un-zufriedenheit darüber, dass er jetzt ein böses Weib hatte, das zornig den ganzen Tag im Haus umherfuhrwerkte, als wenn im Stall der einjährige Stier von der Kette losgekommen wäre.

Da er aber, wie jeder Mann, natürlicherweise mit einem Bein im-mer auf dem Land seiner Frau stand, zog er nun langsam und be-dächtig das andere zurück, das auf des Nachbars Grund war, und stellte sich innerlich ganz auf die Seite seiner Frau, wie es nun einmal menschliche Eigenheit ist, dass man den Acker bestellt, von dem man die grössten Kartoffeln erwartet.

So ungefähr stand die Sache am Sonntag darauf, als die Burtels,der Regel gemäss, hinunter nach Ursulinendorf zur Kirche pilgerten.

Als nun aber auch die von Ursulinendorf über die roten Läden spöttelten und der versoffene Josias sogar den Mut hatte, zu fragen,ob sie jetzt in Charpella die roten Bettanzüge den ganzen Tag zum {2 Auslüften draussen hängen hätten, da fuhr der Matthias zum ersten-mal in Sachen dieser Geschichte aus seiner Ruhe auf und sagte be-dächtig und bissig: Nein, sie hätten eben die Fensterläden gestrichen,aber leider sei die Farbe nicht so gut ausgefallen wie diejenige, welche er, der Josias, für seine Nase verwendet habe.

Diesmal hatte er die Lacher auf seiner Seite.

Ein paar Wochen war es still.

An einem Sonntagmorgen aber, es ging gegen Ende Juni man dachte schon an das Heuen, und bereits hatte Matthias die alten,schadhaften Gabeln und Rechen zurechtgeflickt , geschah das, was den Haken noch ganz bog.

Die Frau des Matthias stand ganz starr am Zimmerfenster: An Simmi Pazellers Haus waren alle Läden geschlossen und leuchteten im schönsten Dunkelgrün!

Nicht wenig verdutzt sassen sie und Matthias am Morgenessen und sagten nicht viel, so sehr würgte es sie. Erst als sie von ihren Kaf-feekacheln aufstanden, seufzte sie ganz geknickt zu ihrem Manne hinüber: «Was werden die unten im Tal sagen?»

Wieder trat sie zum Fenster und schaute hinüber. Wie gestochen fuhr sie diesmal zurück und setzte sich laut weinend auf die Ofen-bank.

«So sag, was ist denn?» murrte Matthias und trat ans Fenster.

Simmi Pazellers Fenster standen nun weit geöffnet und leuchteten von der Innenseite im hellsten Blau in das Grün der saftigen Wiese hinaus!

Sie sahen, dass sie übertrumpft waren. Diese doppelfarbigen Läden schlugen sie ganz zu Boden. Zum erstenmal seit Jahren mieden sie den Gang zur Kirche. So fassungslos waren sie!

Matthias Burtel hätte gerne Nadeln abgebissen vor Zorn. Tag und Nacht liess es ihm keine Ruhe mehr. Selbstverständlich liess er Simmi Pazeller nichts davon merken. Je zorniger es in ihm kochte, ein um so glatteres Gesicht konnte er machen. Das hatte er so gelernt im Laufe der Jahre und gefunden, dass man gut dabei fahre.

I?Nun aber stand es dennoch ganz fest für ihn: Diesen Schlag wollte er zurückgeben. Er war es sich und seiner armen Frauschuldig! Denn sie jammerte Tag um Tag: Sie getraue sich nicht mehr nach Ursu-linendorf hinunter, man dürfe sich ja nirgends mehr zeigen wegen der Schande. Gewiss rede das ganze Tal davon.

Das war nun soweit ganz richtig gedacht. Wer den Nachteil hat,braucht für den Spott nie zu sorgen. Kam sie einmal in das Dorf hin-unter, war auch gleich einer zur Seite: «Wollt Ihr Farbe einkaufen gehen, Gevatterin? Gibt es wieder etwas anzustreichen ?»

War das zu ertragen? Konnten sie eine solch unerträgliche Last herumschleppen? Waren sie nicht gezwungen, etwas zu tun, damit die Leute denn doch merkten, dass die Burtels nicht im Wacholder geboren waren?

Wenn der Teufel einmal den Haken gemacht hat, findet er immer auch das Löchlein, um ihn einzuhängen.

Matthias und Simmi mieden sich. Beide wussten, dass es nun bei der ersten Gelegenheit Ernst gelte.

Hatten die Frauen das lustige Vorspiel gemacht, so traten jetzt die Männer auf den Plan, um mit harten Fäusten die Sache gründlicher zu regeln.

Noch gingen sie einander aus dem Wege, wo sie konnten, und begegneten sie sich einmal, gingen sie mit kurzem Gruss aneinander vorbei. Aber sie waren sich abhold wie zwei Schwarzspechte, die an demselben Stamme hämmern.

Wie wenn auf einer Alpweide hoch in den Bergen unter dem Galt-vich ein Stier abseits ruhig zuschaut, wie die Tiere mit harten Stirnen sich stossen. Der Mittag liegt heiss über den Matten, und der starke Odem der duftenden Kräuter steigt empor. Da kommt von der an-grenzenden Alp ein zweiter Stier, der den Zaun durchbrach, und schreitet mitten in die Herde. Da steht er gelassen auf in der Fülle der Kraft und geht dem Rivalen entgegen, und schnaubend stehen sie eine Weile mit gesenkten Häuptern hart voreinander, ehe der zähe Kampf zwischen ihnen beginnt.

LA Matthias Burtel tat den ersten Stoss bei dem Kampfe, der nun anhob.

Der Brunnen nämlich, der zwischen ihren Häusern stand, und aus welchem sie gemeinsam ihre Viehhabe tränkten, bekam sein Wasser von einer Quelle, die auf einem Acker Burtels entsprang, etwa eine gute halbe Stunde ob den Häusern. Diese Quelle leitete er nun ohne viel Schwierigkeit so ab, dass sie in das Bett eines der zahlreichen Rinnsale floss, die nur anfangs Sommer Wasser bringen, wenn der Schnee der Höhen schmilzt, und dann den ganzen Rest des Jahres über trocken daliegen. Eines derselben ging hart an der Hinterseite von Burtels Haus vorüber.

Damit hatte er nun erreicht, dass der alte Brunnen schon am Abend ohne Wasser stand, und Simmi Pazeller musste zum Tränken mit seinem Vieh um Matthias Burtels Haus herum, wenn er seinen Tieren das Wasser nicht in den Stall tragen wollte.

Lächelnd, die Hände im Hosensack, stand Matthias am Abend neben seinem Haus, wo der Simmi aus dem neuen Brunnentrog seines feindlichen Nachbars tränken musste.

Simmi rief ihm nach dem Tränken mit bleichem Gesicht zu:

«Einmal hast du mir das Wasser abgegraben. Jetzt schau nur zu, ob du es mir nicht wieder zuleitest!»

«So sorget es, Nachbar», rief Burtel, «aber schaffet es gut!»

Damit war nun die Ursache geschaffen, an die sich eine unabseh-bare Kette der folgenschwersten Ereignisse knüpfte, die für beide Teile eitel Leid und Not bedeuteten.

Simmi Pazeller, welcher sich in dieser Wasserfrage mit sicherem Instinkte im Rechte wähnte, gedachte in der Sache nicht lange hin-und herzufackeln. Darum machte er sie alsbald vor Gericht anhängig.

Die beiden Widersacher hatten nun, wie es Brauch und Sitte ist,zuerst vor dem sogenannten Vermittler zu erscheinen, ehe sie den eigentlichen Prozessweg begehen konnten. Dieser Friedensrichter hatte die Aufgabe, zu versuchen, die streitenden Parteien zu einer

1%freiwilligen Regelung des Zwistes zu bewegen und die ganze Sache gütlich und verständig beizulegen.

Aber es war schwer, hier zu Vernunft und Entgegenkommen zu mahnen. Der Zorn hatte die beiden Köpfe so gehärtet, dass bei jedem Annäherungsversuch nur Funken springen konnten. Simmi Pazeller beharrte darauf, dass niemand in der Welt das Recht habe, ihm das Wasser in ein anderes Bett abzuleiten, welches seit Menschengeden-ken so und so geflossen sei und woraus er und sein Vieh seit ihrer Geburt immer gesoffen hätten. Matthias Burtel jedoch erklärte kur-zerhand, er könne mit der Quelle, die auf seinem Grund und nicht auf des Nachbars Boden entspringe, machen, was ihm beliebe, und niemand in der Welt habe ihm dareinzureden, kein Nachbar und kein Bundesrat.

Ja, als der Friedensrichter ruhig einwarf, vielleicht sei eben die Sache doch nicht ganz so einfach, wie er meine, fuhr er auf wie ein bissiger Hund, den man zwickt: Er wolle dann doch sehen, ob er nicht recht bekomme, und wenn er bis vor das Bundesgericht gehen müsse, das sage er jetzt schon!

Und dann leerte er seinen ganzen Giftsack jählings aus in einer wahren Flut von Verwünschungen gegen den neidischen Nachbar,welcher stumm zuhörte, und dessen Gesicht sich zu einem spötti-schen Lächeln verzog, als Matthias Burtel zuletzt noch wütend her-ausplatzte: «Und Euere zweifarbenen Fensterläden schauen auch aus wie eine Sau mit einem Sattel, das sehen sie, wie eine Sau mit einem Sattel!»

Obwohl auf diese Weise unerwartet und in geradezu grotesker Art der eigentliche Grund der Zuleidewerkerei an das Licht sprang und es dem Friedensrichter ganz klar war, dass alles im Grunde ge-nommen nur eine hämische Sache der Eifersucht sei, in der beide Teile wechselweise gefehlt, wie es in dem engen Tal von Ursulinen-dorf bis Surom häufig genug war, gelang es ihm trotz des redlichsten Bemühens doch nicht, die beiden törichten Menschen zusammenzu-bringen. So musste er dem Verfahren den Lauf lassen.

I6 vr A Nun aber war gar nicht zu erwarten, dass diese leide Sache vor Gericht so rasch entschieden werden würde. Denn die Gerichts-barkeit geht in Ursulinendorf, dem ganzen Leben des Tales und der schwerfälligen Art seiner Einwohner entsprechend, auf lang-samen Füssen.

Beide Gegner wussten auch recht wohl, dass ihre Sache nun erst zwei oder drei Jahre liegenbleiben würde, bevor es zu einem Urteil kommen konnte.

Angesichts dieser langen Wartezeit, welche vor ihnen lag, benah-men sich die beiden Männer grundverschieden.

Simmi Pazeller, welcher ohne Zweifel die gröbere, ungeschlach-tere, aber im Grunde doch die kräftigere und ehrlichere Natur war,übergab seine ganze Angelegenheit in der darauffolgenden Woche einfach dem Advokaten Mohr, der ihm mit vergnügtem Augen-zwinkern zuhörte und ihm sagte, die Sache sei ja sonnenklar: Sein böser Nachbar könne sein altes Wasserrecht nicht einfach beiseite schieben.

Mit dieser Auskunft war Simmi Pazeller vollkommen beruhigt und stieg wieder nach Charpella hinauf. Wie gewohnt war er von früh bis spät hinter seiner Arbeit her.

Matthias Burtels gänzlich verschiedene Art zeigte sich auch in dieser Sache.

Er verschmähte es, zu einem Rechtsanwalt zu gehen. Die Sache sei ja mehr als sternenklar für einen, der gesunden Menschenverstand besitze. Darum führe er seinen Prozess selber, und am Fertigwerden zweifle er nicht.

Immerhin war es bedeutungsvoll, dass er von nun an‘mehr als früher nach Ursulinendorf hinunterging, um sich mit diesem oder jenem wegen seiner Sache zu bereden und die Meinung anderer zu hören. Ja, was die anderen zu der Sache sagten und werweissten, ge-wann für ihn immer grösseres Gewicht, so dass es ihm von höchster Wichtigkeit erschien, ihre Auffassung in allen Stücken genau ken-nenzulernen.

IS Er begann an den Wirtstischen das grosse Wort zu führen und ge-riet in die Hände der Hocker und Faulenzer, die bei Tabak und Schnaps die Welt verbessern. Der krummbeinige Jonin war darunter,von dem es nicht zu Unrecht hiess, er habe das wüsteste Maul im Tal. Sieben Lügen gingen bei ihm auf eine halbe Wahrheit. Er hatte darum alljahr sein Prozesschen und wegen der Langsamkeit des Verfahrens bei dem Gericht stets mehrere Eisen zugleich im Feuer.

Desgleichen war der Bastian Pitschen. Pott da, der sich an den Wirtstischen wie ein Gessler gebärdete und tat, als ob er das ganze Tal im Sacke hätte, und von dem doch jedes Kind wusste, dass er daheim in seiner Burg der Sklave von zwei Weibern war: seiner gelben Schwiegermutter, unter deren Bettlade die Geldkiste, das Heiligtum des Hauses, geborgen war, und der eigenen Frau. Keines dieser beiden holden Wesen gab dem andern etwas nach an Zungen-fertigkeit, und vermöge ihrer robusten Entschlossenheit lenkten sie den Karren, an welchem Bastian Pitschen Pott die Deichsel war,stets nach ihrem Belieben.

Auch ein paar pfiffige Winkeladvokaten, wie es in Ursulinendorf einige hatte, setzten sich hie und da zu ihnen und redeten Matthias Burtel mit gesetzeskundigen Worten zu best. Wussten sie doch, dass er zuletzt dann die Zeche bezahlte, bevor er mit heissem Kopf den steilen Weg nach Charpella wieder unter die Füsse nahm.

Da war einmal der glatzköpfige Barba Rudolf Grass, der in jungen Jahren versucht hatte, die heilige Gottesgelehrsamkeit zu studieren, dann aber früh zu der Einsicht gekommen war, dass sei-nem Heimattale Advokaten nötiger als Gottesmänner seien, und der nun als Redaktor des «Talboten» (welcher jeden Samstag in der Woche die weltumstürzenden Lokalgeschehnisse buchte) und als Bauer und Rechtskundiger ein nicht so übles Dasein fristete. Kam er während der Unterhaltung einmal in Verlegenheit, oder hatte ihn einer der pfiffigen Bauern bei seinen großsprecherischen Be-hauptungen in die Enge getrieben, pflegte er sich auf sein Bäuchlein

)IC zu schlagen und zu rufen: «Sancta simplicitas!* Das versteht Ihr nicht, nein, meiner Treu! Ihr sitzet zuviel in der Kirche, Gevatter,aber die Kinder der Welt sind klüger als die Kinder des Lichtes!»Gewöhnlich fand sich in dieser erlesenen Gesellschaft auch der hagere Johann Nursett von Pralöng ein, der am Tage über seine

Krampfadern ächzte und an den Wirtstischen beim Schnaps hoch 1 Heilige Einfalt!

0 und heilig versicherte, ein schlimmeres Übel als seiniges habe beim heiligsten Eid dann schon keiner. Er würde gerne arbeiten, Arbeit sei ihm das Liebste vom Leben, es gebe nichts Schöneres als getane Arbeit; aber nun müsse er einfach seines Leidens wegen sitzen oder liegen. Es sei nun bald so weit, dass er jede Woche zweimal zu der alten Anetta gehen müsse, um sich zur Ader zu lassen, trotzdem ihn das über alle Massen schwäche; aber wenn er diese Wunderdoktorin nicht hätte, wüsste er nicht was anfangen mit seinen Krampfadern.

Er hatte daheim zwei greise Eltern, welche die verlotterte und verschuldete Landwirtschaft so lange über Wasser hielten, als sie konnten. Bastian Pitschen Pott spannte schon lange auf das Haus,welches ihm für seine benachbarten Güter als Pächtersgaden nicht übel gepasst hätte. Darum war er auch unermüdlich daran, seinen «lieben Nachbarn» stets von neuem in die tabakdunstige Luft des «Steinbocks» oder des «Adlers» zu locken, denn jeder verspielte Tag seines Opfers bedeutete für ihn einen Gewinn und einen kleinen,aber in seiner Bedeutungslosigkeit doch sicheren Fortschritt zur Ver-wirklichung seines gaunerhaften Vorhabens.

Derweilen Matthias Burtel auf solchen Wegen trieb, blieb daheim manches liegen, was besser getan worden wäre. Infolgedessen gab es manchmal zwischen ihm und seiner Frau böse Worte, und weil er es nicht an der Rede haben wollte, dass es durch seine Schuld in einem-fort rückwärtsgehe und er alles schlitten lasse, wie es wolle, machten ihm die bösen Worte seiner Frau böses Blut, und binnen wenig Mo-naten war die leide Sache in seinem Hause so weit gediehen, dass kein Tag verging, ohne dass sie sich um einer nichtigen Angelegen-heit willen oder auch nur wegen einer Kärerei in den Haaren lagen.

Dies wiederum war der Grund, dass Matthias immer häufiger das Bedürfnis empfand, nach Ursulinendorf hinunterzugehen, um Aussprache mit verständigeren Leuten, als seine Frau war, zu pflegen,und immer bessere Freundschaft mit seinen Wirtshausbrüdernschloss.

Nur in einer Sache waren Matthias Burtel und Simmi Pazeller trotz aller sonstigen Verschiedenheiten durchaus einig und glichen

2.1 sich darin wie zwei Tannzapfen: in der Überzeugung, dass sie ein-ander nun zuleidwerken müssten, wo und wie sie konnten.

Ja, wenn einer es fertigbrachte, dem anderen beim Heuen durch eine zu spät geräumte, noch ungemähte Fettwiese zu fahren, so hatte er eine Galgenfreude.und schlief gewiss in jener Nacht besser als sonst irgendeinmal.

Das ging so Jahr und Tag, und die Gehässigkeit der beiden Char-peller wurde fast sprichwörtlich. im Tal. In jener Zeit war es wohl,dass jenes gemünzte Wort geprägt wurde, welches man wohlmei-nend zweien entgegenhielt, wenn sie um einer lumpigen Sache willen in Händel geraten wollten: «Besinn dich zweimal, bevor du die Fensterläden anstreichst!»

In die ganze Sachlage kam keine nennenswerte Veränderung, bis im Winter des zweiten Jahres etwas geschah, was den beiden Fein-den die ganze Geschichte grell beleuchtete, als wenn das Geschick ihnen nochmals hätte zeigen wollen, was sie zusammen angerichtet hatten, um dann nachher die ganze Sache jäh zu einem unerwarteten Ende zu führen.

Gegen Herbst hin, zur Zeit der ersten starken Nachtfröste, begann Simmi Pazellers Frau zu kränkeln. Sie trieb es zuerst noch einige Wochen mit Grochsen und Hüsteln, drosch trotz Kreuzschmerzen und Fieber mit Simmi noch die ganze Gerste im zügigen Tenn; aber in den ersten Tagen des Novembers musste sie sich zu Bett legen.

Simmi Pazeller erschrak nicht wenig darob. Es musste schon bös mit seinem Weibe bestellt sein, ehe dieses sich niederlegte. Seit der letzten Kindbette war das nicht mehr vorgekommen.

Er vergass den Groll gegen seinen Nachbar mehr und mehr, wel-cher monatelang in ihm obenan gewesen war. Es ist kein Spass, eine kranke Frau zu haben in der Winterzeit, wo die Ställe voll Vieh stehen, wo bis zur Weihnachtszeit eine Kuh nach der anderen zum Kalbern kommt und eine Menge Milch verbuttert und verkäst wer-den sollte.

7 Er besann sich nicht lange und holte von Valdür den alten Doktor Hitz. Der untersuchte und klopfte an ihr herum und sagte dann sehr ernst zu Simmi:

«Pazeller, habt Eurer Frau Sorge, es ist not!»

Begreif licherweise geriet Simmi noch mehr in Unruhe.

Es ist eine alte Sache: Wenn ein schwerer Klotz in das Wanken gerät, kommt er schnell in das Kollern. Simmi Pazeller war uner-müdlich um seine Frau, wusste er doch nur zu gut, was er an ihr hatte. Gab es überhaupt noch eine, die so schaffen konnte wie sie?Die Treuherzigkeit in ihm kam wieder obenauf und schien hell durch seine äussere grobe Art.

Es rückte gegen Ende November, und der Schnee war zwei Tage und zwei Nächte gefallen. Am zweiten Tag, um die Einnachtzeit herum, kam vom Tirol her ein hinkendes Weiblein halbverfroren vor Simmis Haus und bat um Gottes willen um ein barmherzig Obdach; sie sei von ihrem Hof im Tirol drüben am Morgen fort und möchte am andern Tag nach Valdür hinunter zum Doktor Hitz wegen ihres kranken Kindes.

Simmi Pazeller sah sie an in ihrem Elend. Er traute sonst solchen Nächtigern nicht. Wäre er nicht in den letzten Wochen überhaupt weicher gestimmt gewesen, hätte er die Frau vielleicht mit barschem Wort weggeschickt.

Nun aber brachte er es nicht über sich und wies das Weiblein in die Scheune.

Er selber ging in den Stall hinunter und warf den Mist aus der Öffnung auf den Stock hinaus.

Als er fertiggemolken hatte, kam ihm das Weiblein wieder in den Sinn. Das mochte heute doch einen weiten Weg gehabt haben durch diesen Neuschnee stundenlang unterwegs in dem elenden Wetter.Vielleicht nähme es gerne eine Schüssel Milch.

Er rüstete den mittleren Holznapf und wollte ihn in die Scheune hinübertragen. Beim Verlassen des Stalles schlug ihm die rauhe Schneeluft schon im Heugang entgegen.

2? Er dachte: «Ich kann sie nicht draussen liegen lassen die ganze Nacht. Wer weiss, vielleicht ist sie auch nicht recht daran, wie meine.»

Er rief in die dunkle Scheune hinaus, indem er die Laterne hoch-hielt:

«He, kommet, Ihr könnet da im Stall schlafen, Ihr bleibet besser im Stall, es wird eine kalte Nacht, wenn es aufhört mit Schneien.,Und da wäre auch eine Milch, wenn Ihr zulangen möget.»

Sie rutschte vom Heustock hinunter, in welchem sie sich schon eingegraben hatte, und hinkte mühsam in den Stall hinein, mit einem leisen Vergeltsgott.

Als er am frühen Morgen in den Stall kam, war sie schon davon-geschlüpft. Er sah ihre Spur draussen im Schnee, sie wies gegen Vadür hin.

Drei Tage nach dieser Begebenheit geschah es, dass das jüngste der Kälber mitten im Wiederkäuen aufsprang, an der Kette zerrte und dann zusammenbrach. Bis Mitternacht lagen drei der schönsten Kälber verendet.

Nun wusste Simmi Pazeller, dass er die Seuche im Stalle habe.Er untersuchte das Grossvieh. Er sah, dass da nichts mehr helfen würde. Der Stall war durchseucht.

Er stiess einen halblauten Fluch aus und ging in die Stube hinauf an das Bett seiner Frau:

«Die Tirolerin hat uns die Seuche gebracht.»

«So helf uns Gott, dann wird es ein schlimmer Winter. Zeige es gerade an, geh lieber schon heute hinunter als erst morgen; mit dem Heimlichhalten gewinnt man nichts als Unmuss.»

An jenem Abend dachte Simmi Pazeller seit Wochen wieder zum erstenmal so recht an den alten Hass. «Nun wird der da drüben lachen», dachte er. Eine ohnmächtige Wut schäumte in ihm auf,denn es tut nichts so weh wie die Schadenfreude eines bösen Nach-bars.

Aber nein! Noch sollte der nicht lachen! Noch war es nicht daran!2%Mit schlauer List spann sich ein Gedanke an den andern: Wenn er nur zwei Tage mit der Anzeige zuwarten würde, und wenn er nur in diesen zwei Tagen es so einrichten könnte, dass er jeweils zuerst am Brunnen war beim Tränken, so war es so gut wie sicher, dass der Matthias Burtel auch in seinem Stalle die Bescherung hatte.

In Simmi Pazeller stieg eine wohlige Freude auf. Eigentlich war sie ganz gut gekommen, diese Seuche. Nun konnte er dem drüben doch das antun, was einem rechten Bauer am wehesten tut: ihm in den Stall greifen, ohne dass er sich wehren konnte!

Die Unzufriedenheit der vergangenen Monate und Jahre, der Hass und die Schadenfreude des Schädigers stiegen in ihm auf und durchklopften ihn wild. Aus diesem verhassten Satansbrunnen sollte sich der da drüben die Pest holen! Wie würde der fluchen, wenn er dahinterkam, dass sein Vieh aus dem eigenen Brunnen, auf den er sich soviel zugute tat, sich die Krankheit gesoffen hatte! Herrgott noch einmal! In allem Unglück drin-war es doch ein rarer Spass!

Simmi Pazeller hatte eine unruhige Nacht.

Denn die ganze Leidwerkerei, die sie seit Jahren gegenseitig be-trieben hatten, mit Eifer und bösem Bedacht, und die er in den letzten Wochen in Sorgen um seine Frau etwas vergessen hatte, kam nun deutlich bis auf das kleinste Pünktlein wieder vor sein Auge.Aber mag es nun sein, dass der bessere Teil in ihm wach geworden war durch die schwere Erkrankung seiner Frau, oder dass sich in ihm der Mannesstolz auflehnte, dem im Kampf der Hakenschlag von hinten feige und verächtlich erschien; oder fühlte er sich in der Wassergeschichte so sicher im Recht, dass er auch den Rechtsspruch ruhig abwarten konnte; kurzum, das eine merkte Simmi Pazeller deutlich: Es war ihm nicht wohl bei der Sache, die er nun mit schlauen, aber unsauberen Händen angattigen wollte. Was war denn die Folge? Was hatten sie beide eigentlich zuletzt stets gehabt von ihren Neideleien?

Es stieg in ihm ein Gefühl der Beschimung auf. Zwar rechtfertigte er sich rasch selber. Mit dem Brunnen da war er im Recht, das

26 Wasser musste sich niemand abgraben lassen. Aber der Brunnen plagte ihn nicht. Die Kögeleien, der Unfriede, der da in den beiden einzigen Häusern von Charpella herrschte, plagten ihn.

Mit einemmal fiel es Simmi Pazeller auch schwer auf die Seele,dass sie nicht nur untereinander Streit hatten, sondern dass die Bur-tels drüben im eigenen Hause in Zwietracht waren, seitdem die beiden Familien in Hader lebten. War er nicht mit schuld daran,dass sie drüben rückwärtsgingen und alles zu lottern anfing, weil des Matthias Hand lieber nach dem Schnapsglas denn nach Hammer,Zange und Werkzeug griff?

Es begann Simmi Pazeller nun geradezu zu quälen mit grausigen Bildern. Er sah, wie in Matthias Burtels Haus alles noch liederlicher werden musste, wenn er ihnen das antun wollte, was er vorhatte.Er sah Matthias noch mehr im Trunk versinken und hörte das zän-kische Gekeif seines hilflosen Weibes.

Früh am Morgen stand Simmi Pazeller am Fenster. Er schaute zum Haus des Nachbars hinüber.

Als er sah, dass die Stubenfenster hell wurden, hepte und schrie er hinaus.

Der struppige Kopf Burtels erschien.

«Ich wollte Euch nur sagen, tränkt heute nicht am Brunnen,sondern oberhalb am Bachbett, oder traget es den Tieren in den Stall. In meinem Stall ist die Krankheit ausgebrochen.»

Ohne ein Wort der Erwiderung hatte ihn der Matthias Burtel angestarrt, als hätte er ihn nur halb verstanden. Simmi schloss das Fenster und sah, wie der Nachbar in der Morgendämmerung die Tiere durch den hohen Schnee auf weitem Umweg nach dem obe-ren Bach hinauftrieb.

Eine Stunde nachher war er schon auf dem Wege nach Ursulinen-dorf, um die Klauenseuche anzuzeigen und von dort zugleich den Doktor Hitz zu benachrichtigen, er möge doch bald wieder hin-auf kommen, um nach seiner Frau zu sehen, mit der es keinen Weg vorwärtsgehen wolle.

27 Matthias Burtel hatte indes keinen leichten Tag. Dass ihn der feindliche, todverhasste Nachbar vor der Seuche gewarnt hatte,hatte ihn mehr getroffen als alles Böse, das er ihm angetan. Gegen die kleinen und grossen Feindseligkeiten hatte er sich schützen kön-nen, und durch alle Feindseligkeiten hatte er immer wieder das Recht bekommen, wacker und mit einem rechten Zins obendrein zu vergelten, mit harter Bauernfaust.

Nun aber lag die Sache anders. Es war schwer, auf diesen Spruch des Nachbars die rechte Antwort zu finden. Die Vergeltungsart der letzten Jahre, an welche er sich innerlich ganz und gar gewöhnt hatte,versagte hier. Auch seine Frau, die sonst nicht so schnell verlegen war,schwieg den ganzen Tag.

Matthias Burtel kam ungewollt in das Denken hinein.

Die ganze Hassgeschichte zog an ihm vorbei; er sah nun deutlich,wie er und der Pazeller sich willig von ihren Weibern hatten in den Sumpf hineinreiten lassen, und wie es nun schwer war, aus all dem Dreck herauszukommen.

Denn in der Sache mit dem Brunnen konnte er doch nicht mehr zurückkrebsen. Das ganze Tal würde ja spötteln. Seiner Lebtag wäre ihm allenthalben dieses Brunnenwasser aufgetischt worden,und er wäre dagestanden als einer, der die Flinte mit Geschick zu laden versteht, aber aus Furcht vor der Zeigerkelle sich nicht getraut,den Schuss zu tun. Ein verlorener Prozess kann eine Ehre sein für Sieger und Besiegten. Aber eine aufgegebene Streitsache erschien lächerlich und feige zugleich.

Er konnte aus seinem engen Gedankennetz, in welchem er ge-fangen wie eine bissige Forelle nach Luft schnappte, nicht mehr herauskommen und geriet in schlechte Laune.

Er hätte lieber gewollt, der Pazeller hätte ihm etwas Schlim-mes angetan. Da wäre die Verhaltungsfrage bedeutend einfacher gewesen. So aber wusste einer nicht was tun. Es war Matthias Burtel geradezu, wie wenn ihm die Hände gefesselt worden wä-Ion.2 „8 Trotz des hohen Schnees ging er am Abend nach Ursulinendorf hinunter. Im «Steinbock» traf er seine Runde. Schweigsam und ver-bitterter als je hockte er hinter seinem Kranenbitter* und hörte nur mit halbem Ohr zu, als seine Gesellen ihn warnten, er solle aufpas-sen, der Pazeller habe die Seuche im Stalle.

Er zuckte mit keiner Miene und schwieg.

Aber zum erstenmal stieg eine leise Verachtung für diese Genossen und seiner selbst in ihm auf. Und der Zorn, den er vorhin gegen seinen Nachbar empfunden hatte, wandte sich innerlich gegen seine Kumpanen.

Gegen elf Uhr stand er auf.

Die Nacht war klar und hellgestirnt, und der Wind klagte wie ein wildes Tier, das von einer Falle verletzt wurde und die Nacht durch-irrt. Er stapfte das enge Weglein bergauf.

An der Wegkehre traf er Simmi Pazeller. Er wollte mit einem kurzen Gutenabend vorbei. Aber unwillkürlich verlangsamte er seinen Schritt und sagte, halb über die Achsel weg, zu ihm:

«Auch noch unterwegs?» und blieb dann stehen.

«Wie geht es mit Eurer Frau?»

Simmi Pazeller war offenbar müde. Er sei am Morgen nach Ur-sulinendorf gegangen, um die Seuche anzuzeigen, und dann habe er von Valdür gleich den Doktor Hitz zur Frau hinaufgenommen,sie habe ihm gar nicht gefallen, offenbar habe ihr die Nachricht von der Seuche letz getan. Es stehe schlecht mit ihr, habe der Doktor ge-sagt. Schon morgen müsse er mit ihr in das Tal hinunter, damit sie mit der Morgenpost über den Pass in das Kreisspital geschafft werden könne.

Simmi Pazeller atmete schwer.

Aber, fuhr er fort, der Mensch sei und bleibe schlecht. Nun sei er mit dem Arzt heute mittag sogleich nach Ursulinendorf hinunter-gegangen, um zwei Männer zu finden, die ihm am Morgen bei der bösen Fuhr von Charpella bis Ursulinendorf helfen sollten. Aber

1 Schnaps.

20 alle hätten jetzt Angst vor der Seuche. Bloss der versoffene Nottal,der kein Stücklein Vieh mehr im Stalle habe, hätte ihm versprochen hinaufzukommen. «Aber das ist schwerer Verlass. Mich hat es heuer hart getroffen», schloss er grollend.

Sie sprachen nichts mehr. Fünf Minuten von ihren Häusern ent-fernt, ging jeder mit einem kurzen Gutenacht auf seinem eigenen Weglein heim.

Am andern Morgen, vor Tag schon, hörte Simmi Pazeller einen die Schuhe vor seiner Türe abklopfen. Der Nottal kam doch zur Zeit! Er atmete auf.

30 Es war aber nicht Nottal. Matthias Burtel erschien unter der Stubentüre.

Sie gaben sich die Hand.

«Nachbar», sagte Matthias, «was wir zusammen haben, ist eine Sache für sich, und die wird sich entscheiden. Aber ich meine, wir wollen anfangen, einander das Gute zu tun und nicht das Leide. Ihr habt begonnen, ich fahre fort. Wartet nicht auf den Nottal! Gestern sagtet Ihr selber, das sei ein schlimmer Verlass, Wir schaffen Eure Frau selbzweit zu Tal, damit Ihr mit ihr auf die Morgenpost könnet.»

Sie sahen einander an, die alten Feinde. Simmi Pazeller war bleich geworden.

Er sagte nur: «Nachbar, ich danke Euch für diesen Spruch und für Euere Hand.»

Eine gute Stunde später schafften sie auf dem Holzschlitten Simmi Pazellers Frau hinunter. Einer sperrte vorn, der andere hielt hinten.

Drei Tage lang besorgte Burtel seinem abwesenden Nachbar den verseuchten Stall und betreute die Tiere. Am vierten Tage kam Simmi heim mit guter Hoffnung.

Acht Tage später brach auch in Matthias Burtels Stall die Seuche aus, wie er es erwartet hatte.

«Lasst nur das Klagen, Nachbar», sagte er fast wohlgemut zu Simmi Pazeller, «ich habe nun wohl gleich Euch diese Pest im Haus.Aber ich meine, wir sind zusammen doch eine schlimmere Seuche losgeworden.»

Im Mai, als die Hänge fast aper waren und nur noch auf den Tal-flächen Schnee war, holte Simmi Pazeller seine Frau heim.

Wenige Wochen später fand der Wasserprozess statt. Es gab kein langes Hin und Her. Matthias Burtel verlor ihn.

Für das schadenfrohe Völklein des Tales hatte der Prozess jedoch das Interesse fast gänzlich verloren. Die Gerichtsgegnerschaft der Bauern von Charpella hatte nur solange Wert und Sinn für das neuigkeitslüsterne Völklein gehabt, solange damit Hass und Tod-feindschaft verbunden gewesen war.

31 Als Matthias Burtel und Simmi Pazeller die Gerichtsstube ver-lassen hatten, gingen sie zusammen heim. Auf dem Wege nach Charpella machten sie miteinander aus, dass der versetzte Brunnen nach freiem Übereinkommen an seinem jetzigen Standorte ver-bleiben sollte.

In jenem Jahr kamen sie sich wieder näher. Sie halfen einander aus, wo sie konnten, lernten sich wieder‘achten und Freude am Er-folge des andern haben.

Und nachdem die beiden harten Menschen so die alte Seuche des Hasses in Not, Bedrängnis und viel nutzlosem Kummer losgeworden waren und in ihnen wieder das starke Vertrauen der Menschlichkeit wach geworden war und sie wie die gesunde Kraft eines neuen ver-jüngten Blutes durchrann und durchpulste, ging es ihnen in den kommenden Jahren des Zusammenarbeitens und der Freundschaft auf als die tiefste Wahrheit des Lebens: Dass nicht allein der Hass um sich greift wie eine verseuchende Krankheit, sondern dass noch viel mehr in der Liebe eine ansteckende Kraft wohnt, der sich keiner ganz entziehen kann, welcher von ihr berührt wurde.

Ja, dass die Liebe von allem Besitz ergreift, darauf sie einmal ihre lebenswarme, gesunde Hand legte.