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Maschinenlesbares Transkript der Kritiken von Eduard Hanslick.
Ed. H.
Die erste Aufführung der „
günstigsten Erfolge vor sich. Die treffliche Scenirung und die vorzüg
lichen Leistungen von Frl. Murska (
Die Handlung der Oper ist in Kurzem folgende: Di
und ihr Bräutigam
Hexenmeister des Dorfes die Möglichkeit, einen großen, von
Kobolden und Zwergen bewachten Schatz zu heben, so plausibel
als möglich gemacht wird. Um für diese That gefeit zu sein,
muß er zuvor, fern von jeder menschlichen Berührung, ein
volles Jahr in einer unbekannten Schlucht zubringen! Darob
wird die treulos verlassene
und Nacht mit ihrer Ziege Bella durch die Wälder, um den
Bräutigam zu suchen. Dieser kehrt nach abgelaufenem Probe
jahr zurück, und zwar, da jener Hexenmeister bereits gestorben,
als alleiniger Besitzer des Schatzgeheimnisses. Dies Alles er
fahren wir durch — die Ouverture, oder vielmehr durch das
ihr vorgedruckte Programm, welches die Vorhandlung des
Stückes erzählt.
Die Oper selbst (welche in drei Acte, „der Abend,“ „die
Nacht“ und „der Morgen“, zerfällt) führt uns gleich anfangs
die wahnsinnige
umherschweifende Braut mit ihrem Schatten, mit Bella, dann
mit Corentin geräth, bil
Sturz erweist sich aber im dritten Act als ein absolut glück
licher. Nicht nur wird
rissen und ein Leben gerettet, der außerordentliche Schreck
bringt ihr auch wieder die Besinnung. Sie denkt, einen schwe
ren Traum überstanden zu haben, und sieht ihre vor Jahres
frist so plötzlich gestörten Wünsche aufs neue erfüllt.
der schon früher seine Ersparnisse geopfert, um die zerstörte
Maierei
zweifelhafte Glück, durch Zauberei noch reicher zu werden, als
er es schon an ihrer Seite ist. „Und der Schatz?“ fragt drin
gend
Gerade als die Procession am Tage des feierlichen Ablasses zu
Ploërmel wieder nach der Marienkapelle zieht, feiern nun
Diese kurze, aber vollständige Erzählung dürfte Jedermann
ohneweiters mit den gerechtesten Bedenken gegen das Libretto,
zugleich mit dem lebhaftesten Bedauern erfüllen, daß ein Künst
ler von der eminenten Begabung und dem unberechenbaren
Einfluß
verstehen konnte. Vergebens suchen wir in diesen Charakteren
und Begebenheiten nach der Spur einer sittlichen Idee. Nicht
blos jeder ethische, auch der logische Zusammenhang fehlt der
Handlung und wird durch die rohe Maschinerie des Zufalls
ersetzt. Die Heldin des Stückes ist eine arme, geisteskranke
Person, die uns höchstens ein widerwilliges Mitleid einflößt.
Wer kann tieferes Interesse an einer verrückten Hirtin nehmen,
die, von jedem geistigen Zusammenhang mit der Außenwelt ab
geschnitten kein anderes Pathos hat, als ihrer Ziege nachzu
laufen, mit ihrem Schatten zu spielen und sich beim Dudel
sack halbtodt zu walzen? Der Wahnsinn, sonst oft der leidige
Nothhelfer im letzten Acte tragischer Opern, erscheint hier in
gemüthlicher Permanenz und tritt gleich anfangs als regelmä
ßiger Zustand auf. Welch tiefe Verirrung eines Künstlers ge
hört dazu, den Wahnsinn, diesen schlimmeren Wandnachbar
des Todes, blos als effectvollen Aufputz einer Viehmagd, als
ein neues Reizmittel für die komische Oper zu verwenden?
Gerade wie ein Flügelhorn oder eine Baß-Clarinette, die
beer
zu machen, gebraucht er hier die Geistesstörung als psychologi
schen Klangeffect. Der Wahnsinn und — die Ziege, das sind
die beiden saubern Attribute, durch welche „
blicum pikant und originell erscheinen soll. Droht die Hand
lung zu stocken, so läßt
laufen und ihr Glöcklein erklingen — man kann es nach Be
lieben das Ziegen- oder das Zügenglöckchen der dramatischen
Musik heißen. Die beiden Männer, welche neben
ganze Personal der Handlung bilden, befinden sich gleichfalls
in der tiefsten Diätenclasse der Menschheit. Der herzlose
verläßt seine Braut am Hochzeitstage, um auf eine abergläu
bische Vorspiegelung hin für ein volles Jahr zu verschwinden.
Er denkt nur an Gold, das er aber nicht erwerben, sondern
finden will, und wenn er beiläufig versichert, er wolle den
Schatz eigentlich um
so gutmüthig, ihm das zu glauben. Dieser habsüchtige Pa
tron, der seine Braut der Noth und Verzweiflung überläßt,
ist auch schlecht genug, einen schwachsinnigen armen Teufel für
seine Zwecke zu opfern. Corentin soll sich den Tod holen,
Man nenne unsere Verurtheilung des „
nicht zu hart: kaum wäre sie es gegenüber einem rathlosen
Anfänger, geschweige denn gegen den Meister, dem jederzeit
Hunderte von Stoffen sammt den dazu gehörigen Poeten zu
Füßen lagen. Es ist ein unverlierbarer Fortschritt und ein
Axiom des heutigen ästhetischen Bewußtseins, daß der Opern-
Componist für die von ihm gewählte Dichtung verantwortlich
sei; er steht ein, nicht für ihre technischen Eigenschaften, aber
für ihren sittlichen und künstlerischen Kern.
Was konnte aber
Oper, verleiten, sich nach seinen grandiösen, historischen Schau
spielen plötzlich auf die einfältigen Ziegenhirten der
zu werfen? Für dies seltsame Umschlagen bietet sich eine
psychologische Erklärung, sie liegt in dem Reiz des Con
trastes. Das scheinbar Naturzuständliche, Idyllische dieses
lich ein von Heroismus, Verbrechen und Wahnsinn triefendes
Stück, das aber kein Ballet enthielt, gesprochenen Dialog ver
wendete und auf der Bühne der Opéra Comique zur
Vorstellung kam. Weder dramatisch noch musikalisch — man
denke an die grandiösen Finale und die drei Militärbanden
auf der Bühne — gehörte der „
mischen Genre an. In der „
beer
tung zu bringen. Decorationen und Costüm von schlichter
Ländlichkeit, keine großen Ensembles oder Finale, nur drei
handelnde Personen, und hinter diesen statt des historischen
Hintergrundes und der
eine Ziege!
Meyerbeer kommt uns in seiner „