Hanslick Edition: Hanslick in Neue Freie Presse No. 311. Wien, Mittwoch den 12. Juli 1865 Hanslick, Eduard Wilfing, Alexander FWF Der Wissenschaftsfond.
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Hanslick Edition: Hanslick in Neue Freie Presse Herausgegeben von Wilfing, Alexander Projektmitarbeiterinnen Bamer, Katharina Pfiel, Anna-Maria Elsner, Daniel Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage Wien 2023

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Maschinenlesbares Transkript der Kritiken von Eduard Hanslick.

No. 311. Wien, Mittwoch den 12. Juli 1865 Hanslick, Eduard Neue Freie Presse Morgenblatt Herausgegeben von Etienne, Michael Friedländer, Max Wien 12.07.1865
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Französische Schriftsteller über Meyerbeer.

Ed. H. Unter den vielen Talenten, welche die Fran zosen besitzen, erfreut eines sich einer ganz eminenten Aus bildung und Verwerthung: das Talent der Charlatanerie. Wir wollen das Wort nicht in dem plumpen und grellen Sinne nehmen, den man in Deutschland gewöhnlich damit verbindet. Der feine und vornehme „Charlatan“ braucht nicht in rothem Rock auf dem Dulcamara-Karren einherzufahren, einen trompe tenden Mohren an der Seite und betrügerische Placate auf der Stange. Ein literarischer Charlatan ist, wer über einen Gegenstand schreibt, den er nicht versteht, wer uns bogen lang mit eifriger Miene vorschwatzt, ohne daß er uns etwas zu sagen hat, wer ganze Bücher aus einem Sümmchen von Ideen und Thatsachen macht, das zur Noth für ein Feuilleton ausreicht. Auch dazu gehört Talent, das ganz specifische Talent der Charlatanerie, wie es vor Allen die Franzosen besitzen. Sie haben als Schriftsteller die ihrer Nation eigen thümliche Gabe der „Causerie“, des leichten Geplauders, zur förmlichen Methode ausgebildet und allen, auch wissenschaft lichen Gegenständen angepaßt. Auf musikalischem Gebiet grassirt dieses französische Talent seit Jahren mit erschreckender Ungenirtheit. Proben davon haben wir unseren Lesern in der Anzeige von Scudo’sChevalier Sarti“, Escudier’s Souvenirs“ u. a. geliefert. Das neueste Kind dieser Methode heißt „ Meyerbeer und seine Zeit “ und stammt aus der Feder des Herrn Henri Blaze de Bury Meyerbeer et son temps“ de Henry Blaze de Bury . (Paris, Michel Lévy, 1865.) .

Seit längerer Zeit als wichtiges Ereigniß annoncirt, er freut sich dieses Buch der ausgiebigsten Reclamen in franzö sischen und deutschen Blättern. Es hat auch uns die größte Bewunderung abgenöthigt. Denn bewunderungswürdig finden wir, wie ein Autor, der außer einigen unerheblichen Anekdo ten auch nicht ein neues oder treffendes Wort über Meyer beer und seine Musik vorzubringen weiß, ein Buch von bei nahe 400 Seiten über diesen Componisten zu Stande bringt. Diese paar Anekdoten, Aeußerungen und Charakterzüge, die der Verfasser recht lebhaft erzählt, sind bequem in einem Feuilleton unterzubringen.

Mr. Blaze de Bury ist der Sohn des bekannten Musikschriftstellers Castil-Blaze , der durch eine Reihe von Werken über französische Musik sich unleugbare Verdienste erworben hat. Er hatte die seltene Eigenschaft, musikalische Kenntnisse zu besitzen und nur dann ein Buch zu schreiben, wenn er uns irgend etwas zu sagen wußte. Sein Sohn Henri — als Gesandtschafts-Attaché decorirt und mit dem Prädicat de Bury geadelt — hat von seinem Vater keine dieser bei den Eigenschaften, sondern blos die musikalische Passion ge erbt. Gründliche Kenntnisse in diesem Fach fehlen ihm durch aus; er schreibt und urtheilt mit der Zuversicht und Ober flächlichkeit eines Dilettanten, dessen ernsthafteste Beschäftigung mit der Musik in häufigem Besuch der Oper besteht. Ueber Herrn v. Blaze als Lyriker, Novellist, Theaterdichter, Literar historiker, Goethe-Uebersetzer u. s. w. — Herr v. Blaze ver steht Alles und schreibt über Alles — maßen wir uns kein Urtheil an. Einen Umstand müssen wir jedoch hervorheben, der Herrn v. Blaze eine Art Uebergewicht über andere, mit unter viel geistreichere und unterrichtetere Collegen verleiht und dem französischen Publicum unfehlbar imponirt. Herr v. Blaze versteht nämlich Deutsch. Die deutsche Literatur und ein längerer Aufenhalt in Deutschland haben diesem Feuille tonisten ein sehr einträgliches Stoffgebiet eröffnet, das den meisten seiner Collegen verschlossen ist. Nichts Beneidenswer theres als ein halbwegs talentvoller Franzose, der Deutsch ver steht! Bei der enormen Unkenntniß der Franzosen im Fache der deutschen Literatur, insbesondere der philosophischen und kunstgeschichtlichen, kann man ihnen noch immer mit einigem davon abgeschöpften Schaum imponiren und Einfälle oder Urtheile, die in Deutschland längst geistige Scheidemünze ge worden sind, ihnen für neue, eigenthümliche Gedanken auf tischen.

Diese Quelle kann nicht versiegen, wenn der französische Causeur sich auch nur an das Auffallendste und Zugänglichste der deutschen Literatur hält. Auf Schritt und Tritt begegnen wir bei Herrn v. Blaze den Namen Goethe, Hegel, Hum boldt, Beethoven, Kaulbach etc. Hier prunkt eine Hegel ’sche Rhapsodie über die „Idee“, die allein das Kunstwerk hervor bringe und seine Bedeutung entscheide, dort eine Riehl ’sche Reminiscenz von dem Zusammenhang der Musik mit der Politik, mit der Philosophie und was noch sonst Allem, bald klingt eine schwärmerische Metapher Heine’s, bald ein Witz

wort von Börne an — und dies Alles so funkelnagelneu und originell für die Leser des Herrn v. Blaze!

Das Buch beginnt mit einer Einleitung über den „Geist der Zeit“, d. h. mit einigen ästhetisirenden Phrasen über Musik, Mozart, Beethoven, Michel-Angelo, Rafael, Franz I., Leonardo da Vinci u. s. w. In diese illustre Gesellschaft fällt nun plötzlich Meyerbeer , von dessen Jugend und Studien zeit uns die altbekannten Dinge erzählt werden, hie und da von einem kleinen Feuerwerk des Gefühls oder der Geistreich heit unterbrochen. Der Aufenthalt bei Abbé Vogler wird ge schildert und dabei Karl Maria Weber für einen Bruder des Theoretikers Gottfried Weber gehalten. Von einer strengeren chronologischen Anordnung, von logischem Zusam menhang des Stoffes ist bei Herrn v. Blaze kaum die Rede, Früheres oder Späteres wird fortwährend durcheinanderge mischt und bei jedem lockenden Stichwort das Entlegenste her beigeholt. So müssen wir bei Gelegenheit des „Robert“ die Biographie („la légende“) von Nourrit und der Mali bran hören, das Stichwort „Berlin“ zieht einen langen Excurs über Jenny Lind nach sich, welche nach Herrn v. Blaze als Gesangskünstlerin von Fräulein Lucca übertroffen wird! Und so ins Unabsehbare weiter.

Herrn v. Blaze’s Urtheil über Meyerbeer ist einfach und consequent, es besteht in enthusiastischer Vergötterung. Wie kritiklos unser Meyerbeer-Priester selbst innerhalb dieses Tempelbaues vorgeht, beweist er, indem er den „ Propheten für Meyerbeer’s bestes Werk erklärt! Daneben hat er natürlich auch für „Dinorah“ und den „Nordstern“ nur die ungemessenste Bewunderung, erklärt den „ Schillermarsch für ein unsterbliches Meisterwerk und setzt die Struensee-Ouver ture an die Seite der Fresken von Cornelius im Campo santo zu Berlin. In seinem Urtheil über Meyerbeer ist Herr v. Blaze gänzlich unzurechnungsfähig, es ist als hörte man einen Theater-Enthusiasten gewöhnlichster Sorte reden.

Wir verzichten demnach auf jede weitere Bemerkung über den musikalisch kritischen Theil des Buches, wenn man eine Anhäufung verhimmelnder Superlative und Metaphern so nennen darf.

Einigermaßen versöhnt uns mit dieser kritischen Unmün digkeit des Verfassers seine warme, freundschaftliche Hingebung an die Person Meyerbeer’s. Er spricht mit der größten Ver ehrung von Meyerbeer’s Charakter und darf hierin auf die

Zustimmung Aller zählen, die den Meister persönlich kannten. Manche Mittheilung des Verfassers aus seinem persönlichen Verkehr mit dem berühmten Componisten ist recht anziehend. Meyerbeer , höchst bescheiden bezüglich seiner eigenen Lei stungen, ließ auch jedes andere Talent gelten, war voll war mer, werkthätiger Anerkennung, selbst solcher Componisten, die ihm stets feindselig gesinnt waren. Einer dieser heimlichen Neider und Gegner Meyerbeer’s begegnet einmal Herrn v. Blaze auf dem Boulevard, hält ihn fest und äußert in den überschwenglichsten Phrasen seine Bewunderung für Meyer beer’s Genie. Herr v. Blaze erzählt bei Tische diese Aeuße rungen Meyerbeer wieder, der freudig lauscht und ganz stolz darüber aussieht. „Ja, glauben Sie denn wirklich,“ frägt ihn Blaze erstaunt, „daß dies Alles auch aufrichtig gemeint sei?“ „Gewiß nicht,“ erwidert Meyerbeer gutmüthig; „von all’ diesem Lob glaubt unser Ehrenmann kein Wort, er wollte nur, daß Sie mir es wiedersagen, und diese gute Absicht ist es, wofür ich ihm dankbar bin.“

Ein einziger Name hatte das Privilegium, Meyerbeer zu reizen: der Name Richard Wagner’s. Er konnte ihn nicht aussprechen hören, ohne für einen Augenblick eine unan genehme Erregung zu empfinden, etwas wie eine Dissonanz. Wir können diese von Blaze treffend ausgedrückte Wahrneh mung aus eigener Erfahrung bestätigen; Meyerbeer pflegte dann das Gespräch sofort abzulenken, da sein vornehmes, zart fühlendes Wesen sich dagegen sträubte, Nachtheiliges über den Mann zu äußern, dessen künstlerische Richtung ihm in der Seele verhaßt war, und der überdies in so heftiger Weise gegen Meyerbeer geschrieben hatte.

Meyerbeer war unermüdlich im Arbeiten, Nachdenken, Lesen. Mehrere Dichtungen ergriffen ihn so mächtig bei der Lectüre, daß er gleich an eine musikalische Bearbeitung der selben dachte. Freilich ist im Strudel seiner übrigen Arbeiten manches dieser Projecte zu Wasser geworden. So wollte er die Sage von Hero und Leander nach Art eines Zwischen spiels für zwei Personen componiren; er dachte dabei an die Grisi und Mario . Längere Zeit trug sich Meyerbeer mit dem Gedanken einer Composition des „Zauberlehrlings“ von Goethe . Blaze sollte mit einigen Aenderungen der Fabel das Gedicht als einactige Oper behandeln. Eine noch wunder lichere Idee dünkt uns die Composition von Molière’s Tartüffe“, welche Meyerbeer beabsichtigte; die Zeichnung der Charaktere reizte ihn. Meyerbeer’s Freunde sprachen ihm oft von Goethe’sFaust“ als Opernstoff. Gewissermaßen war er authentisch dazu berechtigt, da Goethe bekanntlich geäußert hatte, die vollkommenste musikalische Behandlung seines „Faust

würde Mozart geliefert haben; da dieser todt sei, wäre auf Meyerbeer das meiste Vertrauen zu setzen. Herr v. Blaze findet noch einen dritten Componisten in gleichem Maße wie Mozart und Meyerbeer zur Composition des Faust“ berufen, und dies ist — Rossini ! Rossini hätte, nach Blaze’s Meinung, das Goethe ’sche Gedicht von der meist vernach lässigten Seite, nämlich vom Geiste aus (par l’esprit) gefaßt, und vor Allem aus dem Mephisto (!) eine, selbst von Mozart und Meyerbeer unerreichbare Schöpfung gemacht! Wir trauten unsern Augen kaum, als wir die Stelle (p. 261) zum zweiten- und drittenmal lasen.

So mächtig sich Meyerbeer von diesem Ausspruch und vom Stoffe selbst zum „Faust“ hingedrängt fühlte, so hielt ihn doch stets eine heilige Scheu zurück. Die großen Mei sterwerke, dachte er mit Recht, sollen unverändert so bleiben, wie sie geschaffen wurden. Dazu kam noch, daß er Spohr , den er hochschätzte, und später Gounod , dem er sehr be freundet war, nicht als Rival entgegentreten wollte. Dennoch bewog Herr Blaze Meyerbeer dazu, einzelne Scenen aus Goethe’s „Faust“ in kleinerem Rahmen als dem einer Oper zu componiren. Der Hergang, dessen Erzählung bei Blaze einen großen Raum einnimmt, war folgender: Herr v. Blaze hatte ein Schauspiel, „Goethe’s Jugend“, geschrieben, dessen Aufführung am Odeon-Theater in Paris vorbereitet wurde. Meyerbeer wollte eine Zwischenact-Musik und „Mignon’s Lied“ dafür componiren. Dichter und Theater-Director kamen aber auf den Gedanken, ob nicht Meyerbeer noch mehr für das Werk zu interessiren und zu einer größeren, selbstständigern Illustration zu bewegen wäre. Herr v. Blaze dichtete ein zwischen den vierten und fünften Art einzuschiebendes musi kalisches Intermezzo, eine Art überirdischer Phantasmagorie, welcher Goethe’s poetische Gestalten, „Mignon“, „Gret chen“, „Erlkönig“ u. s. w. geisterhaft erscheinen. Mehrere Scenen aus „Faust“ unter andern „Gretchen im Dom“, sind eingefügt. Meyerbeer , der die Composition dieses Inter mezzo mit großer Liebe erfaßt haben soll, beendigte sie im Jahre 1860, wo er in Ems dem Dichter die vollständige Partitur zeigte. Aeußere Hindernisse verzögerten bis heute die Aufführung der „Jeunesse de Goethe“ am Odeon- Theater. Ein interessantes Werk des Meisters soll also der musikalischen Welt noch bekannt werden.

Ein anderer Plan Meyerbeer’s, der aber nicht zur Aus führung kam, war die Vollendung einer von C. M. Weber begonnenen komischen Oper. Der erste Act, von Weber vollständig componirt, soll von dessen Witwe an Meyerbeer mit der Bitte gesendet worden sein, den zweiten Act hinzu zucomponiren. Die inneren Schwierigkeiten, sowie die äuße ren Inconvenienzen einer solchen Mit- und Nacharbeiter

schaft trugen jedoch über Meyerbeer’s guten Willen den Sieg davon. Die Angabe des Herrn v. Blaze rücksichtlich der Weber schen Oper ist nicht ganz richtig. Es kann nur die von Th. Hell gedichtete komische Oper: „Die drei Pintos“ gemeint sein, deren Com position Weber vom Jahre 1820 bis an sein Lebensende beschäf tigte. In Weber’s Kopf war die Oper beinahe fertig, aber die von ihm hinterlassenen Skizzen waren so fragmentarisch, daß sowol Meyerbeer als Marschner , welche doch Beide das Meiste aus der Oper von Weber selbst hatten vortragen hören, es für unmög lich erklärten, das Werk Weber’s, oder vielmehr die skizzierten Theile, herzustellen und aufzuschreiben. Von einem Meyerbeer überreichten „fertigen ersten Act“ konnte also unmöglich die Rede sein. (Vergl. Weber’s Biographie von Max M. v. Weber , II. p. 242, 459.)

Auch an eine Oper „ Karl V. “ dachte Meyerbeer. Er malte sich in Gedanken den pompösen fünften Act aus, wie der Kaiser, dessen Scheinbegräbniß man feiert, einem Ge spenste gleich sich vor der entsetzten Versammlung aufrichtet. Auch eine „Orestie“ soll Meyerbeer nicht blos projectirt, sondern wirklich componirt haben — der Verfasser vergißt in seiner liebenswürdigen Zerstreutheit, uns irgend etwas Näheres darüber zu sagen. Meyerbeer’s letzter Plan war, eine leichte komische Oper eigens für Adelina Patti zu schreiben, von der er nie ohne den größten Enthusiasmus sprechen konnte. Schon in dem projectirten „Zauberlehrlingwar die weibliche Hauptrolle „à cette jolie petite mer veille“, nämlich der Patti zugedacht.

Den Schluß des Buches bildet eine ausführliche Ge schichte und Kritik der „ Afrikanerin “. Herr v. Blaze sieht in letzterer Oper die „Hugenotten“ noch übertroffen und windet sich förmlich in Anbetung.

Es freut uns, diese Zeilen mit der Anerkennung einer andern französischen Meyerbeer-Abhandlung schließen zu kön nen, die uns soeben zu Handen kommt. Sie ist von Joseph d’Ortigues und findet sich im zweiten Heft der in Paris erscheinenden Zeitschrift Le Correspondant unter dem Titel: La vérité sur Meyerbeer à propos de l’Africaine .“ Der Titel ist etwas auffallend, der Aufsatz selbst aber gehört zu dem Gründlichsten, Unbefangensten und Besonnensten, was wir bisher von einem französischen Autor über Meyer beer gelesen. So wird die Ehre der französischen Musik kritik, die — rücksichtlich Meyerbeer’s von jeher unzurech nungsfähig — durch das Buch des Herrn v. Blaze eine neueste Schlappe erlitten hat, wenigstens einigermaßen von einem Autor wieder gerettet, der etwas von der Sache ver steht, über die er schreibt, und der ein Urtheil versucht, wo seine Collegen sich mit der Plauderei begnügen.