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Ed. H. Es war in einer Aufführung der „
Schützen
saßen wir vor der Bühne und wärmten uns an dem be
scheidenen gesunden Humor der Handlung, an dem gemüth
vollen Frohsinne der Musik. Das ist so recht das Genre,
das für unsere Komische Oper paßt und mit ihren Kräf
ten befriedigend gegeben werden kann. Die Herren waren
vortrefflich, über die Schwächen des schwachen Geschlechtes
sah man willig hinweg, und Alles unterhielt sich bei dem
alten Singspiele, das im großen Opernhause wahrscheinlich
als eine beleidigende Kinderei aufgenommen und todtgegähnt
worden wäre. Die „
uns den Wunsch, es möchte dies schmucke Haus für
erhalten bleiben — wohlgemerkt als ein Hort der wirklichen
komischen Oper, nicht als ein Durchhaus für alle erdenkli
chen Sehenswürdigkeiten oder als ein Treibhaus für Kraut
und Rüben. Mit welcher Freude hatten wir die Gründung
dieses Theaters begrüßt und aus seinen ersten glücklichen
Anfängen eine zukünftige Opéra Comique
herausgelesen oder doch herausgehofft! Diese Illusion hat
uns treulos verlassen: die Komische Oper hält nicht, was sie
versprach, steht nicht auf der Höhe der
ansprüche, sie ist eine anständige Provinzbühne, ohne den
Vortheil des sicheren, stabilen Publicums einer solchen. Alle
Ehren der rastlosen Thätigkeit Hasemann’s — aber die
Die Komische Oper steckt zwischen einem bösen Di
lemma. Entweder sie engagirt ein ausgezeichnetes, das
Publicum fesselndes Personal: dann findet sie im uner
schwinglichen Gagen-Etat ihren sicheren Ruin, oder sie spielt
mit größtmöglicher Sparsamkeit („ganz einfach und beschei
den“, wie
Haus. Bei den hohen künstlerischen Ansprüchen des
Publicums und bei den enormen Gagen der ersten Sänger
und Sängerinnen — sie werden von ihrer Schwindelhöhe
gerade so herabsteigen müssen wie unsere Wohnungszinse —
kann ein gutes Operntheater ohne Subvention schlechterdings
nicht bestehen. Selbst in
komischen Oper sich auf die ältesten Traditionen und die
lebhaftesten Sympathien der Bevölkerung stützt, vermöchte
die Opéra Comique nicht ohne Zuschuß zu existiren; die
Regierung gewährt ihr bekanntlich eine hohe Subvention,
wie auch der Großen Oper und dem Théâtre Lyrique. Eine
vorzügliche Oper ist ein theures Ding und kostet mehr, als
sie einträgt. Es verlautete auch schon in
nach einer Subventionirung der Komischen Oper, und gewiß
nicht ohne Berechtigung; aber man weiß, daß er bei den
Mächten des Hof-Aerars auf unüberwindlichen Widerstand
stößt. „Wie?“ heißt es dort, „wir sollten, selbst schwer
bedrückt von dem Deficit des Hofoperntheaters, auch noch
einen Rivalen desselben unterstützen, einen Concurrenten
prämiiren?“ Nun, eine starke Concurrenz macht euch die
Komische Oper nicht, bemerkte ich mit einem bedauernden
Blick auf die halbleeren Bänke zu einer Hofopern-Autorität,
die sich neben mir in den „
„Doch, doch!“ seufzte die Autorität. „Solcher Theaterbesuch
hilft der Komischen Oper nicht auf und uns schadet er.
Angenommen, daß die „Komische“ auch nur dreihundert
Zuschauer allabendlich anlockt, so entzieht sie diese Dreihun
dert dem Hofoperntheater. Macht aber eine Vorstellung
oder eine Serie von Vorstellungen volle Häuser, wie das
Gastspiel der Lucca oder voraussichtlich das bevorstehende
Als eine Zweigstiftung, eine Dependance des Hofopern
theaters könnte die Komische Oper — in Privathänden ein
fressendes Kapital — zur ergiebigen Einnahmsquelle werden.
Sie würde allmälig einen Theil der Auslagen der großen
Oper decken, welche sonst an ihrem Deficit zu ersticken droht.
Die Komische Oper braucht, um ein zahlreiches Publicum
anhaltend zu fesseln, mehrere Kräfte ersten Ranges, deren
Engagement eben das Budget eines Privatdirectors über
steigt. Das Hofoperntheater besoldet ein so zahlreiches Per
sonal, daß ein Theil davon, der sonst unbeschäftigt spazieren
geht, leicht an einigen Abenden in der Komischen Oper
singen könnte, bei zweckmäßiger Verminderung der Vorstel
lungen. Auch jetzt schon sind die so hoch bezahlten Kräfte
der großen Oper nicht hinreichend benützt; so z. B. unsere
vier ersten Tenoristen, deren jedem ein achtmaliges Auftreten
im Monat garantirt und bezahlt wird, obgleich die wirkliche
Erfüllung dieser Contractspflicht eine Unmöglichkeit ist. Denn
damit jeder dieser vier Tenoristen achtmal im Monat sänge,
müßte der Monat 32 Tage haben und nie ein Ballet ge
geben werden. Es sind das thörichte Contracte, gewiß, aber
man hat sie einmal gemacht und macht sie noch immer.
Könnte nicht Herr Walter in einer seiner unbeschäftigten
Zwei Sätze stehen bei jedem Theaterkenner längst außer
Frage. Erstens, daß unser Hofoperntheater sich vollständig
nur für große Opern und Ballete eignet; zweitens, daß das
tägliche Spielen daselbst vom Nachtheil ist. Die erste Wahr
heit erprobt sich an jedem Versuch aufs neue; sie war auch
bereits officiell durch die Thatsache anerkannt, daß
anfangs die Spielopern im alten Kärntnerthor-Theater gab,
bis dieses der Vernichtung anheimfiel. Wenn das ganze Re
pertoire des musikalischen Lustspiels, mit den Kräften des
Hofoperntheaters besetzt, in die Komische Oper übersiedelte,
so würden diese Opern nicht nur ungleich günstiger wirken,
sie würden auch mehr eintragen. Der weit bessere Effect eines
„
und der Trieb nach Abwechslung müßten diesen Opern am
Besetzung thatsächlich im Hofoperntheater vorfinden.
Um das Alterniren den Hofopernsängern auf zwei Büh
nen zu erleichtern, müßte die Zahl der Vorstellungen in der
großen Oper reducirt werden. Ueber das Unzweckmäßige
täglicher Opernvorstellungen herrscht kaum mehr eine Mei
nungsverschiedenheit; die Große Oper in
ein nachahmenswerthes Beispiel, und thatsächlich kommt es
auf dasselbe heraus, wenn die Hofbühnen von
einräumen. Das Publicum strömt dann mit verdoppeltem
Eifer hinein, die Vorstellungen sind besser vorbereitet, die
Sänger frischer an Geist und Körper. Wie schlaff und
nachlässig hat übermäßige Abnützung bei uns die
Aufführungen von „
„ Wagner hat in
ter Theil dieser Calamitäten verschwinden würde, wenn diese
Vorstellungen etwa um die Hälfte vermindert
würden. Wenn in
erträglich und ohne zu stark ersichtlichen Schaden für ihre
Leistungen nachkommen können, so liegt der Grund hievon
darin, daß erstens dem recitirenden Drama eine unendlich
größere Anzahl von Stücken, selbst von guten und vorzüg
lichsten Stücken, zu Gebote steht, als einem Operntheater;
daß zweitens diese Stücke in genau geschiedene Genres sich
theilen, und daß drittens die Leistungen eines Schauspiel
personals zum großen Theil auf dem Privatstudium der
Einzelnen beruhen, der einfachere Hergang einer Schauspiel
vorstellung aber verhältnißmäßig weniger Ensemble-Proben
benöthigt. Ganz anders aber verhält es sich bei einem Opern
theater, namentlich wenn es das sogenannte große Genre
repräsentiren soll; und ganz richtig hat dagegen die Große
Oper in
die Woche zu spielen, wobei das Gesangspersonal immer noch
mit dem Balletpersonal für ganze Vorstellungen abwechselt.“
Das Hofoperntheater thäte wohl daran, nach diesem
Beispiel auch nur vier, höchstens fünf Vorstellungen (worunter
zwei Ballete) wöchentlich zu geben. Der voraussichtlich
viel größere Besuch bei verminderten Tageskosten würde
kaum einen finanziellen Nachtheil aufkommen lassen, denn
leere Häuser, wie wir sie jetzt so oft erleben, bringen der
Kasse keinen Segen. Die trefflichen Vorschläge R.
unterschreiben wir vollständig, nur mit dem Hintergedanken,
daß die Sänger die dadurch reichlich gewonnene freie Zeit
nicht blos zum Studium
zur Mitwirkung in der Komischen Oper zu verwenden hätten.
Wir denken uns die Vorstellungen in der großen und in
der Komischen Oper alternirend; nur an den erfahrungs
mäßig einträglichsten Theatertagen (Sonntag, Samstag,
allenfalls auch Donnerstag) könnte auf beiden Bühnen zu
gleich gespielt werden, was bei dem großen Personal und
mit Hilfe der Balletvorstellungen erreichbar ist.
Und die Kosten? Ein so schwacher Rechenkünstler wie
ich vermag die finanzielle Seite dieses Vorschlages aller
dings nicht hinreichend zu beleuchten; auch berührt nur die
künstlerische die Tendenz dieser Zeiten. Ueber die Haupt
sache wird glücklicherweise kein Streit möglich sein: daß zu
keiner Zeit ein neues, schönes und wohleingerichtetes Theater
mit so geringen Opfern zu erwerben war, als gegenwärtig
die durch die Zeitverhältnisse hartbedrängte Komische Oper.
Wird diese vom Hof-Aerar übernommen und mit dem Hof
operntheater unter gemeinsame Oberleitung gestellt (
Energie und Arbeitskraft reicht wol für beide aus), so kann
der Vortheil einer viel besseren Verwerthung der engagirten
Künstler bei nur unbedeutend vermehrten Directionskosten
nicht ausbleiben. Was ich hier den Freunden der
Oper in Kürze vorgetragen, ist kein fertiger Plan,
sondern nur eine Anregung, welche von praktischen Theater-
und Finanzmännern in Erwägung gezogen und weiter aus
geführt werden möge. In engeren Kreisen hat der Ge
danke eine überraschend beifällige Zustimmung gefunden.
Wir wollen nicht verschweigen, daß ein in allerjüngster Zeit
aufgetauchtes Gerücht unseren Vorschlag zu durchkreuzen
scheint: die Nachricht, es sei die Komische Oper zur pro
visorischen Stätte des Hofschauspieles ausersehen, bis zur
Vollendung des neuen Burgtheaters. Dem
Publicum wäre allerdings auch mit dieser Uebersiedlung ein
erfreuliches Geschenk dargebracht, denn der Gedanke, noch
einige Jahre an das finstere, enge und feuergefährliche Ver
ließ am
Vom Standpunkte des Hof-Aerars mag es sich empfehlen,
durch diesen Ankauf unter allen Umständen Ein Theater
außer Concurrenz zu stellen. Aber die Benützung der
Komischen Oper für das Schauspiel wäre doch nur eine
vorübergehende und kann unser im Interesse der Oper ge
hegtes Project nur aufschieben, nicht aufheben. Mit dem
Eröffnungsabend des neuen Burgtheaters stünde das Haus
der Komischen Oper wieder frei, und dann wüßten wir
demselben keine schönere Bestimmung, keinen besseren Wunsch,
als daß es unter gemeinsamer Leitung mit dem Hofopern
theater seiner ursprünglichen Mission zurückgegeben und
wieder das werde, was es von Anfang gewesen: die Ko
mische Oper.