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Ed. H. „Am leichtesten gelingt die Wirkung eines
(wie so oft bei ihm) eine aus mehreren Stoffen zusammen
gesetzte ist. Die „
sicherste
ser Ausspruch Laube’s (aus dessen neuestem Aufsatz:
Lücken und neutralen Stellen, in welche der Componist mit
der Vollkraft seines Talentes eintreten muß.
Und die Musik der neuen Oper? Sie ist nicht leicht
mit wenigen Worten zu charakterisiren. Von Anfang bis zu
Ende bietet sie dem Hörer erfreuliche Anregung und entläßt
ihn mit jenem reinen, harmonischen Total-Eindruck, welchen
nur künstlerische Sittlichkeit und künstlerische Bildung sich
erzwingen. Die Novität erregt ein ungewöhnliches Interesse,
mehr noch, möchte ich sagen, für den Autor, als für das
Werk selbst. Denn mit vielen Seiten dieser Composition
kann man nicht einverstanden sein, muß sich aber sagen: der
sie gemacht hat, ist ein gewissenhafter Künstler und ein fei
ner, vornehmer Geist. Um es gleich kurz zu bezeichnen, was
dem Werke fehlt: der echte Lustspielton, die melodiöse Frische,
das leichte Blut. Zu viel künstliche und schwere Musik, über
haupt zu viel Musik. Welcher Antheil davon auf das Na
turell des Componisten fällt, und welcher auf die von ihm
gewählte Methode, das läßt sich kaum entscheiden, bevor
nicht ein zweites Werk von Götz zur Vergleichung vor
schlechtweg undramatisch sei, ist ein böser Irrthum. Nichts
Beschränkteres, ja Komischeres als das principielle Miß
trauen dieser Schule in die dramatische Kraft der Gesangs
melodie! Ertönen im „
köstlichsten Melodien, sondern wissen zugleich unfehlbar, welche
den frechen Wüstling und den zärtlichen Liebhaber, welche
das schwärmerische und welche das heitere Mädchen schil
dert. In dem heutigen „Musikdrama“ wird blos dem Or
chester diese dramatische Kraft zugetraut, die Instrumente
allein müßten uns da den Charakter und die Empfindungen
der vier Hauptpersonen schildern, diese würden nur dazu
declamiren, und wahrscheinlich eine so ziemlich wie die
andere. Am ungeeignetsten scheint uns dieser Styl für die
komische Oper. Sie erzielt ihre schönste und natürlichste
Wirkung, wenn die Melodien wie leichte Barken behend
über den sanft bewegten Spiegel des Orchesters gleiten,
während in Opern wie die „
auch die „
beweglich zu schaukeln scheint inmitten der von allen Seiten
einstürmenden Winde und Wogen der Orchesterbeglei
tung. Den Vorwurf absoluter Melodielosigkeit — sie ist
nahezu ein Unding — machen wir der „
spenstigen
wenigen selbstständigen Gesangsmelodien in letzteren (
Preislied,
des dritten Finales) prangen bekanntlich in außerordent
licher Schönheit. Mit ihnen kann sich nichts in der „
spenstigen
von
ahmung zu sein. Hätte
Ehrgeiz zuliebe sich
durch das Bestreben verriethe, den Meister noch zu über
Tagesordnung schreiten. Aber die „
alle Zeichen sowol der ehrlichen Ueberzeugung, als der künst
lerischen Reife. Sie ist unter dem Einfluß der „
singer
gepinselt.
keit vielfach von
sogenannten Erinnerungs- oder Leitmotive, wofür allein er
schon einen musikalischen Orden verdient, denn über die
„
Consequenz fortgesetzt, führt diese Methode zum reinen
Schwindel, zum mechanischen Handgriff, dessen Reiz mit
jeder neuen Anwendung verblaßt und dessen lästige Bevor
mundung immer langweiliger wird.
Recht, man solle den
erkennen, was sie selbst singen, ohne daß das Orchester-Leit
motiv jedesmal wie ein Thürsteher annoncirt. Fräulein
mit der Tendenz eines Citats bringt der Componist nur
zweimal und jedesmal mit gutem Grund; das G-moll-
Motiv, mit dem
wider beim Einzug in sein Haus, und
möcht’ ihn fassen“ bei ihrer Versöhnung mit dem
Ferner benimmt sich
der Verwendung aller Mittel. Er liebt zwar ein com
plicirtes und reichcolorirtes Orchesterspiel, aber keinen Orchester
lärm. Weder große noch kleine Trommel, weder Becken noch
Triangel, ja ursprünglich nicht einmal Posaunen! Erst
nachträglich hat der Componist (wahrscheinlich mit Rücksicht
auf unser Opernhaus) Posaunen zugesetzt in der Ouvertüre
und den drei letzten Finalen. Fast möchten wir dies be
dauern, blos weil es eine That von seltenem Muthe war,
heutzutage eine Oper ohne Posaunen zu schreiben. Auch läßt
sich
nung der einzelnen Musikstücke verführen. Die Musik zur
„
mit nobler Gelassenheit, fest in den Contouren, überaus sorg
fältig in der Ausmalung, überall gewählt, oft geistreich, nir
gends trivial. Das ist kein geringes Lob, und soweit wäre der
neuen Oper nur Gutes nachgesagt. Was ihr abgeht, wurde
bereits angedeutet: der frische, flotte Lustspielton, der uns
niemals vergessen läßt, daß es sich hier um ein heiteres
Spiel handle. Die fröhliche Laune, der ungesuchte Humor,
diese beneidenswertheste Mitgift fürs Leben, ist zugleich die
unentbehrlichste für die komische Oper. Mit ihrer patheti
schen Declamation und ihrem ewig aufgeregten Orchester
spiel drückt
wie ein leicht einströmendes Gas sie in die Höhe zu tragen.
Weder das laute herzliche Lachen
zaubernde Geplauder
Ernst ist pathetisch, ihre Heftigkeit tragisch, selbst ihr Scherz
hat etwas Nachdenkliches, beinahe Feierliches. Schauten wir
nicht mit Augen, was auf der Bühne vorgeht, wir ver
mutheten kaum, daß wir in derselben lustigen Comödie sind,
welche im Original, ohne Musik, uns unaufhörlich das herz
lichste Lachen entlockt. Allzusehr herrschen die langsamen
Tempi, die Mollton-Arten und die gleichmäßigen Rhythmen
vor. Da ja
so möchten wir keineswegs diese oder jene Nummer schlechtweg
aus der Oper verbannt wissen, aber es müßte ihr eine
frischere vorangehen und eine lustigere nachfolgen. Mit all
ihren Vorzügen leidet die komische Oper von
Werfen wir einen raschen Blick auf die Höhepunkte
unserer Novität. Nach einer Ouvertüre, deren schwere und
wirre Leidenschaftlichkeit die unpassendste Ankündigung für
ein Lustspiel abgibt, folgt eine der melodiösesten Nummern,
Lärm des revoltirenden Hausgesindes, welches von
beschimpft, von ihrem
mit sehr geschickter Hand gemacht, aber theils zu trist, theils
zu heroisch. Das Liebesduett zwischen
beginnt mit einem zart empfundenen und in dem E-dur-
Satz („O strahlend Himmelslicht“) auch eigenthümlichen
Gesang, geräth aber bald vollständig unter
mäßigkeit. Die Serenade
Ton, gehören auch zu den wenigen Stücken mit selbststän
diger Gesangsmelodie. Diese verräth in ihrem nüchternen
Rococoschritt bereits, daß die melodische Erfindung nicht
Scene ein zweiter Mangel an, der Mangel an rhythmischer
Abwechslung. Wie in dem Duettsatze „Ha, was euch so fröh
lich macht“ der gleiche Rhythmus von vier Viertelnoten fort
pendelt, so geschieht es noch unzähligemal im Verlauf der
Oper.
hat der Componist offenbar mit besonderer Sorgfalt ausge
führt, und wäre
er zu spielen sich vornimmt, so fänden wir die Charakteristik
auch gelungen. Seine D-dur-Arie „Sie ist ein Weib“ stellt
sich an wie zum Sängerkampf in der Wartburg, schwillt
unter anhaltenden Paukendonner zu einem furchtbaren Herois
mus auf und beendet ihren Flug schließlich auf die kühnen Worte:
„Besser brechen als sich biegen“ mit gänzlich geknickten Flügeln
in lauter gleichmäßigen Viertelnoten. Der zweite Act
beginnt mit der Zankscene zwischen
Gegen die Musik wäre nichts einzuwenden, wenn
ihrer
die Zwischenactmusik schien wirklich auf einen Todesfall vor
zubereiten — aber für den nichtigen Zank einer Gewohn
heitskeiferin klingt das doch gar zu tragisch.
mit den beiden
Orchester beherrscht die Scene, welche nebst dem folgenden
Gespräch („Wir sind allein“) zu den gelungensten, freund
lichsten der Oper gehört und, bis auf vereinzelte
Anfälle, den Conversationston am besten trifft. Die Scene
zwischen
von unvergleichlichem und unangreifbarem Effect, ist auch
bei
leitender Monolog „Jetzt gilt’s“ mit seinen schneidenden
Dissonanzen und wüthenden Orchesterstürmen ebenso über
trieben im Ausdruck ist, wie viele seiner noch folgenden
Reden. Aus diesem Dialog hebt sich der mehr liedmäßig ge
formte Es-moll-Satz
sehr ausdrucksvoll heraus. Nach diesem schönen, aber tief
ernsten Satz müßte nothwendig ein recht heiterer den Act
schließen: aber Vater
in Moll auf und gibt seinen Segen in wahren Klagetönen;
eine Stelle, welche doch entschieden zum Humor heraus
fordert, wo solcher vorhanden. In gefälligster Weise kündigt
sich der dritte Act an, mit einem wohlklingenden, fließen
den Ensemblesatz. Es folgt eine der hübschesten Scenen der
Oper:
eben bedeutend nennen, aber sie athmet Grazie und
Geist, wohlgemerkt hier den richtigen Geist. Alles
Uebrige im dritten Acte behandelt die Vorbereitungen
zur Hochzeit und diese selbst — eine Aufgabe, die musikalisch
jedenfalls mit größerer Lebendigkeit und Frische zu lösen
war. Selbst der harmlose Chor der Dienstleute: „Heute
heißt’s die Arme rühren!“ geht aus E-moll und fletscht be
drohlich die Zähne. Das Finale enthält sehr geistreiche
Einzelheiten, bei übertrieben heroischer Haltung im Ganzen.
Ein ungemein schöner Moment in diesem Finale ist
rine
wohlthuend wirkt hier der frische, beherzte Aufschwung in
die Sexte, von b nach gis; wir hören endlich aus voller
Brust singen! Der vierte und letzte Act beginnt mit
einem aufgeregten Moll-Chor der Dienstleute. Dem Text
buche zufolge erwarten sie ihre Herrschaft, nach der Musik
zu schließen, den Weltuntergang. Den folgenden Scenen
zwischen
der Humor; die Singstimmen springen nach „
Art declamirend in den entlegensten Intervallen; das
schmerzlich aufgewühlte Orchester läßt uns ernstlich für
bis auf den Monolog
Frau, deren Trotz gebrochen ist, während ihre Liebe zu
heiten der Oper ganz obenan. Freilich ist auch hier die
Begleitungsfigur („Es schweigt die Klage!“) schöner und
seelenvoller als der Gesang, aber das Ganze klingt so wahr
und rührend, daß es den dramatischen Beruf des Compo
nisten laut verkündet. Ob den Beruf zur komischen
Oper, ist eine andere Frage. Es ist bezeichnend, daß in
dieser Scene, wo der bittere Ernst des Lebens, der Auf
schrei eines wunden Herzens in die Handlung eintritt, der
Componist zuerst seine volle Kraft findet. Mit dem günstigen
Eindrucke dieser Scene wollen wir von einem Werke schei
den, dem wir die Bekanntschaft eines neuen, vielversprechen
den und hochachtbaren Tondichters verdanken.
Die Aufführung der „
theater verdient das Prädicat musterhaft. Frau Ehnn,