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Ed. H. Die Dornen um
getragen — für seinen Nachfolger. Franz Jauner über
Seiten auf
Musiker!“ hört man oft einwenden. Musiker von Fach aller
dings nicht, aber so recht was man einen „geschmackvollen
Kenner und Liebhaber“ zu nennen pflegte, von Hause aus
musikalisch, von Jugend auf Sänger und Pianist, seit De
cennien endlich Vertrauter des Opernlebens und Opernwesens
unserer Zeit. Daß ein Hofopern-Director Musiker von Fach
sein müsse, daß vielleicht gar hierin seine nothwendigste Qua
lität bestehe, gehört zu den dilettantischen Vorurtheilen. Die
fachmäßige Musikkenntniß im Operntheater repräsentiren die
Capellmeister, nicht der Director. Lieben und schützen soll er
die Tonkunst, er braucht nicht mit ihr verheiratet zu sein.
Die Fähigkeit, ein Theater gut zu leiten, steht unabhängig
von eigenen musikalischen Leistungen, ist ein Talent, eine
Wissenschaft, eine Kunst für sich.
Theater gezeigt, wie man als Director ein großes Per
sonal streng und doch liebenswürdig in Zucht halten, tüch
tige Kräfte gewinnen, ein anziehendes Repertoire gestalten
und beleben kann; er hat als Regisseur gezeigt, wie
ein Stück glänzend in Scene zu setzen und selbst gering
fügigen Novitäten durch ein musterhaftes Zusammenspiel
Wirkung abzuzwingen sei. Mit lebhaftem Interesse sah ich ihn
manchmal bei Proben jedem Einzelnen nicht blos erklären,
sondern selber zeigen, wie dies und jenes zu machen war.
Hier half dem Director der eigene Schauspielerberuf. Und
von diesem hoffen wir eine günstige und erhebliche Einwir
kung auf die Vorstellungen im Opernhause, eine Einwirkung,
wie sie bisher von keinem Director dieses Theaters ausge
gangen ist, noch ausgehen konnte. Es nahm uns Wunder,
in den zahlreichen Journal-Artikeln, welche
Operndirector begrüßten, diese seine Eigenschaft als Schau
spieler so gut wie gar nicht betont zu finden. Sie ist ein
völlig Neues in dem gegenwärtigen Verhältniß und mit das
Interessanteste. Ich gestehe gern meine Vorliebe für
ner
Bildung geschärftes Talent für charakteristische Darstellung
waltete bald gemüthvoll durchwärmt, bald übermüthig be
lebt in seinen größeren Rollen. Wie oft sah man ihn nicht
mit einer virtuosen Charakterfigur den Preis des Abends
davontragen und Tags darauf in einer bescheidenen Neben
rolle mit gleichem Eifer für das Ganze mitwirken. Was es
einen solchen, in voller Frische wirkenden Schauspieler kosten
mag, auf die Freude des Selbstschaffens und Selbstspielens,
auf die liebgewohnte Musik des Händeklatschens und Bravo
rufens mit Einemmale zu verzichten, das dürften viele von
selbst und uns ein Ersatz werden in der neuen Verwerthung
seines Darstellertalentes zum Frommen unserer Opernsänger.
Diese waren bisher sich so gut wie selbst überlassen in Bezug
auf dramatische Charakteristik, Declamation und Mimik,
sogar in Bezug auf die Maske. Freilich wird keine Unter
weisung im Stande sein, das mangelnde dramatische Talent
zu ersetzen und den Opernsänger zugleich zum Charakter
spieler umzuschaffen. Das Publicum stellt auch thatsächlich
mäßige Anforderungen nach dieser Richtung und wird bei
vortrefflichem Gesang sich wol jederzeit mit einer bescheide
nen Ausfüllung der dramatischen Contouren begnügen.
Aber die Contouren selbst sollen richtig sein. In vielen
Leistungen am Hofoperntheater sind sie das schlechterdings
nicht, vielleicht blos darum, weil dem Darsteller die wün
schenswerthe Führung fehlte.
Um eine der bekanntesten Vorstellungen als Beispiel zu
wählen — was wird Herr
„ Faust“ zu corrigiren haben, falls er die Aufführung mit
dies fast demonstrativ, er unterläßt sogar jede Andeutung
des Hinkens und legt in den drei letzten Acten auch das
nothdürftig schützende Mäntelchen ab, damit nur die Figur
noch derber und landsknechtmäßiger erscheine. Ein erster
Opernsänger könnte sich doch leicht einmal ansehen, wie
Lewinsky und
Eine Albernheit, welche dem
zur Last fällt, ist es, daß
vor der Kreuzform ihm vorgehaltener Schwertgriffe fürchtet.
der als der weltläufigste und weltmännischeste unter seinen
Collegen zur Versuchung
Krämpfe verfallen bei dem Anblick eines Schwertgriffes!
Da hätte ja der Herr statt eines Teufels einen Esel auf die
Erde entsendet. Die Scene kann man nicht füglich
streichen, wol aber durch die Darstellung sehr mildern,
indem
passiv an sich vorübergehen läßt und sich dann nicht
viel unglücklicher abschüttelt, als ein begossener Pudel.
Wollen doch die frommen Bürger mittelst der Kreuze
nur sich selbst schützen vor dem Bösen. Herr
letzthin seine krampfhaften Zuckungen sogar durch einen
Schrei. Eine andere ganz leicht zu beseitigende Ungereimt
heit verstimmt uns regelmäßig am Schlusse der Domscene:
Ausrufe: Sei verflucht! Mag der Componist die Worte,
mit denen bei
Verzweiflung ängstigt, immerhin von einer Baßstimme, der
des unsichtbar muß dessen Ge
stalt jedenfalls bleiben, auch bei den letzten Worten; denn
wenn
wird dies ihren Schmerz schwerlich bis zum Wahnsinn steigern.
In der
einer Andeutung suchen, daß
„
treten soll. In
reimtheiten und Mißhandlungen des „
ärgerlicher als in
Recht und Pflicht unserer Theater-Directoren, das leicht zu
Aendernde mit einem Machtwort auch wirklich zu ändern.
Es bedarf wol kaum der Versicherung, daß ich es in diesem
Zusammenhange nicht auf einen Tadel des Herrn
gemünzt hatte, den ich ob mancher gelungenen Leistung —
den prächtigen Falstaff vor Allem — oft und gerne ge
Die ersten Wochen der neuen Direction waren, wie
gesagt, ein bloßes Präludium, und konnten mehr nicht sein.
Trotzdem hat es Herr
Clausurarbeiten nicht an Rührigkeit fehlen lassen; ich erinnere
an die Vorführung des
der elften Stunde den Händen unserer „Gesellschaft der
Musikfreunde“ entwand, und an die trefflichen „
führungen in Verdi’s Leitung.
freundlich ansprechendes, blühendes Aeußere. Ihre musika
lische Technik ist nicht fertig, nicht vollkommen sicher; der
musikalischen Phrase fehlt die scharfe Plastik, es kommt Vie
les verschwommen oder verwischt zum Vorschein, der Ansatz
häufig tremolirend, die Intonation mitunter schwankend.
Der dramatische Ausdruck traf überall das Angemessene, doch
ohne Eigenthümlichkeit, ohne reiches inneres Leben. Das
selbe gilt von dem Spiel der Frau
anständig und keineswegs ohne Lebendigkeit, doch mehr
äußerlich angepaßt war, als aus dem Innern quellend. Wir
möchten Frau
auf die Quantität kommt es nicht an, und schon das „viel“
ist meistens vom Uebel. Wer von Haus aus alles Darzu
stellende gleich dramatisch anschaut und tief empfindet, der
wirkt mit einem Blick, einem Ton überzeugender, rührender,
als der gewandteste Vielspieler mit einem ganzen Arsenal
von Gesten. Aber jene Gabe ist nicht weniger ein Geschenk
des Himmels, als eine schöne Stimme, und wol ein noch
selteneres. In dem spärlichen Beete nachwachsender
Primadonnen gehört Frau
volleren Pflanzen, wenigstens ist sie in der Blüthe.
Eine von Herrn
wir mit besonderem Dank begrüßen, ist die Tieferlegung
des Orchesters — eine Wohlthat für die Stimme des
Sängers, wie für das Auge des Zuschauers. Hingegen läßt
man leider den kaum erst beseitigten Mißbrauch des Hervor
rufes bei offener Scene wieder lustig ins Kraut schießen.
Vielleicht ein Rückschlag gegen die Pedanterie, welche noch
vor Kurzem den Ballet-Tänzerinnen bei Strafe untersagte,
nach einem applaudirten Bravoursolo mit einem Knix zu
danken. Keine Pedanterie ist’s hingegen, sondern einfach eine
Forderung des ästhetischen Anstandes, wenn wir den drama
tischen Zusammenhang in der Oper uns nicht jeden Augen
blick durch eine Unsitte wollen zerreißen lassen, welche auf
den angesehensten Bühnen niemals geduldet war und jetzt
allmälig von den meisten großen Theatern verbannt wird.
Interessant bleibt es immerhin, zu beobachten, wie unendlich
schwer ein anerkannt nothwendiges und wiederholt sanctio
nirtes Verbot aufrechtzuerhalten ist, wenn auf der einen
Seite die Eitelkeit zahlreicher Sänger agitirt und auf der
andern nichts als — die gesunde Vernunft.