Sie dürfen: Teilen — das Material in jedwedem Format oder Medium vervielfältigen und weiterverbreiten
Bearbeiten — das Material remixen, verändern und darauf aufbauen und zwar für beliebige Zwecke, sogar kommerziell.
Der Lizenzgeber kann diese Freiheiten nicht widerrufen solange Sie sich an die Lizenzbedingungen halten. Unter folgenden Bedingungen:
Namensnennung — Sie müssen angemessene Urheber- und Rechteangaben machen, einen Link zur Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden. Diese Angaben dürfen in jeder angemessenen Art und Weise gemacht werden, allerdings nicht so, dass der Eindruck entsteht, der Lizenzgeber unterstütze gerade Sie oder Ihre Nutzung besonders.
Keine weiteren Einschränkungen — Sie dürfen keine zusätzlichen Klauseln oder technische Verfahren einsetzen, die anderen rechtlich irgendetwas untersagen, was die Lizenz erlaubt.
Hinweise:
Sie müssen sich nicht an diese Lizenz halten hinsichtlich solcher Teile des Materials, die gemeinfrei sind, oder soweit Ihre Nutzungshandlungen durch Ausnahmen und Schranken des Urheberrechts gedeckt sind.
Es werden keine Garantien gegeben und auch keine Gewähr geleistet. Die Lizenz verschafft Ihnen möglicherweise nicht alle Erlaubnisse, die Sie für die jeweilige Nutzung brauchen. Es können beispielsweise andere Rechte wie Persönlichkeits- undDatenschutzrechte zu beachten sein, die Ihre Nutzung des Materials entsprechend beschränken.
Ed. H. Das Hofoperntheater gab gestern unter großem
Andrange von Besuchern R. Wagner’s „
fesselung der Begierden, wie sie hier in den Massen-Evolu
tionen grinsender und ächzender Liebespaare sich producirt,
dürfte selbst für den liberalsten Geschmack zu weit gehen.
Sie ist geradezu unästhetisch. Während dieses getanzten oder
gerasten Wollusttaumels sind natürlich alle Instrumente in
Aufruhr, selbst Castagnetten klappern drein. Einige in den
Tanz eingefügte allegorische Velleitäten dünken uns keine
glückliche Zugabe; theils sind sie nicht hinreichend verständ
lich, theils sind sie es zu sehr. Zur ersten Kategorie gehören
drei mit den Beinen telegraphirende, dann aber das Gesicht
schamhaft verhüllende Solotänzerinnen, unter welchen „die
drei Grazien“ verstanden sein sollen. Zur zweiten: die Er
scheinung des gewaltigen Schwanes mit beweglichem Hals
und Fittig, welcher eine schmachtend hingegossene
dringender umschnäbelt. Es wäre an den menschlichen Cour
machern, zu welchen wir die vier im Vordergrunde cancani
renden Faune mit Bocksfüßen nur ungern zählen, wahrlich
genug gewesen.
Nicht blos die Tänze im Venusberg, auch die gesun
genen Scenen zwischen
lich erweitert. Voll feiner, geistreicher Züge, interessiren alle
diese Zuthaten den Musiker noch speciell durch den neuen,
ganz dem „
den Styl, dessen unendliche Melodie hier in die einfachere,
ältere Ausdrucksweise
sich recht organisch damit zu verbinden. Ob die gegenwär
tige weitere Ausführung und Individualisirung der
Rolle dramatisch nothwendig war, scheint uns fraglich. Frau
skizzenhaften Behandlung
trat, während sie jetzt, abwechselnd bittend, flehend, drohend,
bereuend, allzu menschlich sentimental wird, mehr eine trost
lose
geliebten, als eine dämonische Allerwelts-Verführerin. Zahl
reiche kleine Abänderungen des früheren Materials wecken
in dieser Scene die vergleichende Aufmerksamkeit des Mu
sikers, so zum Beispiel die Herabsetzung des
Liedes von Des-dur nach D, das Accompagnement seiner
dritten Strophe durch nervöse Synkopen, statt der früheren
gleichen Achtelnoten, die Aenderung des Tactes in
„Naht euch dem Lande!“, dann in der Melodie
der
vier Viertel), welche jetzt schmeichelnde Flöten-Arpeggien
umspielen u. s. w. Mit dieser ganz umgearbeiteten, zu mehr
als doppeltem Umfange erweiterten Scene im Venusberg ist
das „Neue“ der jetzigen Bearbeitung beschlossen. Nur einige
wenige kleine, meist glücklich erdachte Details sind neu im
weiteren Verlauf der Oper, wie das verlängerte Vor- und
Zwischenspiel des Englischhorns zu dem Hirtenlied und die
scharf einschneidende Violinfigur nach
„Nach
in der jüngsten „
hörten, ist nicht neu componirt, sondern aus der ursprüng
lichen Partitur durch Tilgung der üblichen, damals von
hin gehört im ersten Acte die zweite Strophe des
häuser
gesungen wurden, dann beim Abzug der Jagd im Finale
ein kurzes, lebhaftes Nachspiel mit zwölf Waldhörnern auf
der Bühne. Im zweiten Act erscheint das Liebesduett
zwischen
ansehnlich verlängert durch Wiederaufnahme einer Stelle bei
deutender sind die Restitutionen im Finale dieses Actes.
gen zu führen“, jedoch Solo, ohne die abgerissenen Da
zwischenreden der Ritter. Auf diese schwierig auszuführende
und leicht störende Art von Chorbegleitung verzichtet der
Componist jetzt auch weislich bei der zweiten hier wieder
aufgenommenen Stelle, dem H-dur-Satz
hin zu dir ihn wallen.“ Im dritten Act ist das bisher ge
kürzte Gebet der
hergestellt und die Schlußscene durch einen nachträglich ein
gefügten Chor der jüngeren Pilger (Sopran- und Alt
stimmen) erheblich verlängert.
Richard
sammelten Schriften
deutung dieser gestrichenen Stellen, deren unverkürzte Wieder
aufnahme er nun „streng fordert“. Die eine Scene habe er
dazumal in
der
schen Talents seines ersten „
nun jene Ursachen entfallen seien, hätten auch die Kürzungen
keinen Sinn und keine Berechtigung mehr. Unseres Wissens
haben jene Ursachen in
haupt nicht gewaltet, und der einzige Grund der Kürzungen
war die übermäßige Länge der Oper. Dieser Grund ist
aber nicht hinweggefallen. Wir begreifen den Verdruß,
welchen ein Autor über die Kürzungen seines Werkes empfin
det — er will seine Ideen vollständig realisirt sehen und
nicht so und so viel Seiten Partitur umsonst geschrieben
haben. Aber verdient nicht auch der Verdruß der Theater-
Directoren einiges Mitgefühl? „Streicht nicht!“ rufen die
Opern-Componisten. „Setzt uns nicht in die fatale Noth
wendigkeit, streichen zu müssen!“ erwidern die Directoren. In
der That bleibt es schwer begreiflich, wie selbst die gewitzigtesten
Componisten durch übermäßige Ausdehnung ihrer Opern
immer wieder gegen ihr eigenes Fleisch wüthen. Wird denn
irgend eine der großen Opern von
man doch an viel längere Theater-Abende als bei uns ge
wöhnt ist.
(nach dem „
und zur dreiactigen zurückkehrte. Aber diese drei Acte dehnt
auch er über die normale Empfänglichkeitsgrenze selbst des
theilnehmendsten Publicums aus. Zwang ihn nicht die
Riesenlänge seines „
um ein gutes Drittheil zu kürzen? Nützt es dem Eindruck
der „
Zuhörer, todmüde, den schönsten Theil des Werkes (die
zweite Hälfte des letzten Actes) nicht mehr zu verfolgen und
zu genießen im Stande sind? Und haben wir nicht erst
gestern im „
gemacht, daß ein ansehnlicher Theil des Publicums sich um
zehn Uhr entfernte, trotz des Respectes vor dem anwesenden
Meister?
Was die restituirten Partien des „
trifft, so will uns ihre vom Componisten verfochtene Unent
behrlichkeit nicht überall gleichmäßig einleuchten. Sei es um
das wenige Secunden dauernde lebhafte Nachspiel zum ersten
Finale, sei es um die dramatisch motivirten und musikalisch
wirksamen Stellen
des zweiten Actes. Wenn aber
von den drei Strophen des
Act so sinnlos findet, daß er „weit eher dazu rathen möchte,
die Aufführung der ganzen Oper aufzugeben“, so kann
wol Niemand dieser starken Uebertreibung beipflichten. Wir
haben uns bisher, ohne das geringste Mißverständniß dieser
Scene, vollkommen damit begnügt, das
(wol die banalste Melodie, welche
statt dreimal nur zweimal zu hören. Ebenso zweifelhaft
erscheint der Gewinn, den
längerung von
monotone Rhythmik und feierlich schleppende Melodie
dieses Gesanges wirkt, auf das Doppelte ihrer früheren
Länge ausgedehnt, ungemein ermüdend. „Die todesduf
tige Blume“, wie
nennt, entfaltet sich hier zur todesduftigen Langweile. Man
darf nicht vergessen, daß diesem langen Adagio lauter lang
same, schwermüthige Musikstücke vorangehen und nachfolgen.
Unter diesen Umständen scheint uns dem Eindruck des dritten
Actes besser gedient durch eine bescheidene Kürzung, als durch
das Hinzufügen noch eines Pilgerchors, der, nach der eigent
lichen Schlußscene, auf keine Aufmerksamkeit mehr zählen
kann. Die Vorstellung des neu bearbeiteten „
währte volle vier Stunden. Wir konnten, ganz objectiv ge
sprochen, nicht wahrnehmen, daß die neuen oder wiederher
gestellten Zusätze einen bedeutenden Eindruck auf die Zu
hörer gemacht und diese ihre Lieblings-Oper dadurch wesent
lich verschönert gefunden hätten. Uebrigens betont in
Wagner selbst, daß „bei Wiederholungen sich niemals
mit ausdrücklicher Beziehung auf diese „
träge, „setzt sich für das Publicum wie für den Darsteller
als etwas Gegebenes, Bestimmtes fest, an dem jede Aende
rung, selbst zum Besseren, in der Folge immer als Störung
erscheint.“ Die Mehrzahl des Publicums schien nach dem
„verneuerten“ „
Meister zusammenzutreffen. Dieser hat übrigens selbst eine
bisher immer und überall gesungene Stelle im Sängerkrieg
gestrichen: die Replik
bleibt seit gestern weg, und statt an
den Worten: „O Wolfram, der du also sangest, du hast
Die Aufführung der Oper glänzte durch Präcision und
Correctheit der Darstellung, wie durch außerordentlichen
scenischen Effect. Wagner’s persönliche Einwirkung ist
niß und durch freigebigste Anschaffung neuer Costüme und Deco
rationen dem Autor meisterlich in die Hände gearbeitet. Der Ve
nusberg, die Wartburg-Decoration, die Erscheinung der
im dritten Acte und Anderes sind an sich schon Sehenswürdig
keiten. Und in dieser würdigen decorativen Umgebung entfaltet
sich jetzt eine Fülle glänzenden Lebens. Die Besetzung der Oper
zeugte von besonderer Sorgfalt: Herr Adams, Herr