Concerte.
Ed. H. Der große Anschlagzettel des letzten „Gesell
schafts-Concerts“ versprach Alles in Allem eine
Tondichtung von Händel und drei von Mozart. Bei
der Aufführung wurde eine der letzteren (Concert für Flöte
und Harfe) durch ein Bach’sches Violin-Concert ersetzt, die
zweite („Misericordias“) ganz weggelassen. Entscheidend
wirkte wol zunächst die Erwägung, es möchte die dreifache
Vertretung Mozart’s in einem Concerte von nur vier Nummern
doch unverhältnißmäßig erscheinen, sodann der bei der Gene
ral-Probe gewonnene Eindruck von der zu langen Dauer der
Aufführung. Beide Gründe sind stichhältig, und wie wir das
Gesellschafts-Concert am letzten Sonntag zu hören bekamen,
war es nach Dauer und Zusammenstellung unanfechtbar.
Eine vorläufige gründliche Erwägung aller Umstände
empfiehlt sich allerdings besser als eine nachträgliche; im
vorliegenden Falle jedoch hat Herbeck, gerade so wie jüngst
Hanns Richter, mit der späteren Abänderung des Pro
gramms weise gehandelt. Auf die beiden genannten Mozart-
Stücke können wir uns wie auf zwei aufgesparte gute Bissen
für das nächste Concert freuen. Die G-moll-Symphonie
machte den Anfang. Von Mozart’s neunundvierzig Sympho
nien (!) behaupten leider nur noch die drei letzten (G-moll,
Es-dur, C-dur) ungeschmälert ihren festen Platz in den Con
cert-Repertoires. Diese drei aber verfehlen niemals ihre Wir
kung, am wenigsten die in G-moll, das populärste und
zugleich genialste von Mozart’s symphonischen Werken. Die
bezauberndste Lieblichkeit verbindet sich hier mit einer voll
endeten Meisterschaft, und diese wieder mit einer Anspruchs
losigkeit, wie sie nur dem wahren Genie eigen. Die Aufführung
gelang unter Herbeck’s Leitung vorzüglich, nur das Scherzo
hätten wir etwas langsamer gewünscht. In den gestochenen
Partituren führt dieser Satz regelmäßig die Tempobezeich
nung „Allegro“, während in Mozart’s Autograph (im Be
sitze von Brahms) „Allegretto“ steht. Mit Recht hielt
sich Herbeck an diese authentische Bezeichnung gegenüber der
vulgären, näherte sie jedoch bereits dem Andantino. Es
folgte ein Bach’sches Violin-Concert (A-moll), das wir vor
Jahren von Hellmesberger in einem Gesellschafts-
Concert gehört. Diesmal spielte es eine seiner Schülerinnen,
Fräulein Theresia Seydel, deren jugendliche Anmuth und
bescheidene Haltung das Publicum sofort günstig zu stimmen
schien. Ihre Leistung fand großen und wohlverdienten Bei
fall. Glockenhelle Reinheit der Intonation — diese erste
und doch selbst bei Koryphäen nicht immer vorhandene
Grundbedingung schönen Violinspieles — bildet die vor
nehmste Tugend dieser jungen Virtuosin. Dazu gesellt sich
ein durchaus musikalischer, ruhiger, unaffectirter Vortrag
und eine sehr respectable Geläufigkeit, die namentlich in den
Trillern und rapiden Scalenläufen der Cadenz, auch in
einigen Proben mehrstimmigen Spieles fleckenlos hervortrat.
Daß Hellmesberger in der von ihm componirten Cadenz die
Polyphonie sehr mäßig verwendet, hat unseren vollen Bei
fall; das anhaltende Accordenspiel, zu welchem wol Bach’s
„Chaconne“ so Manchen verleitet, ist gegen die Natur der
Geige, bleibt immer dürftig und geht selbst bei den kühnsten
Virtuosen ohne Reißen und Quetschen nicht ab. Fräulein
Seydel unternahm auf ihrem Instrumente nichts, was sie
nicht vollkommen gut und sicher herausbrachte; das allein
spricht schon für sie und ihren Meister.
Einen würdigen Abschluß machte Händel’s „Cäcilien-
Ode“, die wir zuerst (unter Herbeck) im Jahre 1863 und
seither nicht wieder gehört. Der Dichter Dryden schildert
darin den Einfluß der Musik auf das Gemüth des Men
schen, ein Stoff, den bekanntlich auch Händel’s „Timotheus“
behandelt. Ein Lieblingsthema früherer Musik-Epochen, ist
jetzt die directe Verherrlichung der Musik durch die Musik
selbst dem modernen Kunstgeschmacke entfremdet. Den Com
ponisten unserer Zeit muß ein solches Unterfangen theils kindlich,
theils vermessen erscheinen. Wir überlassen es lieber den an
deren Künsten, einen Orpheus, Arion, eine heilige Cäcilia zu
illustriren, als daß wir deren mythische Zauberwirkungen durch
Compositionen versinnlichen, welchen ein ebenbürtiger Effect
vielleicht ausbleibt. Einer naiver zugreifenden Zeit blieben
solche ästhetische Bedenken fremd — glücklicherweise, müssen
wir beifügen, indem wir an Händel und Gluck denken.
Händel knüpft in der Cäcilien-Ode die verschiedenen Arten
der durch Musik erregten Gemüthszustände an bestimmte
charakteristische Instrumente. Bei den Klängen der Laute
„hebt und senkt sich der Seele Flug“, die helle Geige tönt
„Eifersucht und Verzweiflung“ u. s. w. Ueber alle Instrumente,
die Orgel mit inbegriffen, siegt jedoch die menschliche Stimme
„durch heiliger Lieder Macht“. Indem Händel jede dieser
Schilderungen mit unvergleichlicher Charakteristik von dem betref
fenden Solo-Instrument begleiten läßt, liefert er gleichsam eine
ideale Abhandlung über Instrumentirung. Die Cäcilien-Ode
gehört, von einigen schwächeren, ihrer Zeit stark tributpflich
tigen Momenten abgesehen, zu den frischesten und farbenreichsten
Schöpfungen des Meisters. Zuhöchst möchten wir die „Schlacht-
Arie“ setzen, deren rhythmische Kraft und wie aus Stein
gehauene Melodik hinreißend wirken. Durch Zartheit der
Empfindung bezaubert die erste Sopran-Arie mit Cello
begleitung. (Im Original ist das Accompagnement wirklich
der Laute — „Liuto“ — zugewiesen, welches außer Gebrauch
gekommene Instrument jetzt recht wirksam durch das Violon
cell ersetzt ist.) Der zweiten Sopran-Arie, welche den „Jam
mer hoffnungsloser Liebe“ schildert, gibt Händel eine Flöten
begleitung; war doch im classischen Alterthum, wie bei den
meisten vorhellenischen Culturvölkern, die Flöte vorzugsweise
das Instrument der Trauer und Klage. Die Verzweiflungs-
Arie des Tenors mit Violinsolo erscheint uns heute kalt und
formalistisch, mitunter sogar verzweifelt lustig — für der
„Sehnsucht tiefste Qual“ fehlten dem Meister die entsprechen
den Töne. Ebenso klingt uns die Sopran-Arie: „Orpheus
bezwang die wilde Brut“, mit ihren Rococoschnörkeln con
ventionell und äußerlich. Aber Händel läßt uns keine Zeit
zur Ernüchterung: die Orgel erbraust in mächtigen Accorden,
der ganze Chor, einer Vorsängerin folgend, fällt kraftvoll
ein und bringt das Werk feierlich, in begeistertem Schwung
zum Abschlusse. Die Cantate machte große Wirkung, die paar
befremdend altmodischen Stellen verschwanden in der genialen
Kraft des Ganzen. Wesentliches Verdienst an diesem Erfolg
hat die von Director Herbeck mit Energie und eingehend
stem Verständniß geleitete Aufführung. Wie jubelten die fri
schen Stimmen des „Singvereins“ in diesen markigen, so
unübertrefflich stimm- und chorgemäß gesetzten Chören! Die
Solopartien sangen Frau Wilt und Herr Walter. Letz
terer fand keine seiner Individualität angemessene Aufgabe
vor, war auch nicht bei Stimme. Schnorr v. Carolsfeld
wußte, 1863, mit der „Trompeten-Arie“ ganz anders drein
zuschmettern. Dafür schlug Frau Wilt nicht nur ihre Vor
gängerin von damals, sondern alle nur denkbaren Riva
linnen. Wirklich erinnern wir uns keiner Leistung im Ora
torienfache, welche an imposanter Wirkung mit jener der
Frau Wilt in der Cäcilien-Ode zu vergleichen wäre. Nebst
einer ungewöhnlichen Kraft und Ausdehnung der Stimme
fordert diese Partie vollkommene Meisterschaft auf zwei selten
vereinigten Gebieten: im breit aushallenden, getragenen Ge
sang und in virtuoser Coloratur. Beide Ansprüche erfüllte
Frau Wilt in eminenter Weise. Geradezu hinreißend war
der Glanz und die Kraft ihrer Stimme in dem letzten, mit
Chor und Orgel wetteifernden Solo. Als sie die Stelle
sang: „Doch wess’ Stimme gleicht, o welche Kunst erreicht
der Orgel Klang?“ da drängte sich Manchem die improvisirte
Antwort auf die Lippen: Die Ihre, Frau Wilt, die Ihre! —
Die Sängerin Frau Martha Prochazka aus Prag
gab — von ihrem Gatten auf dem Piano begleitet — ein
äußerst beifällig aufgenommenes Concert. Ihr Organ und
Vortrag, die jüngst im großen Musikvereinssaale nicht recht
ausreichen wollten für die heroische Aufgabe der „Ocean“-
Arie, machten sich in kleinerem Raum und einem durchwegs
aus Liedern zusammengesetzten Programm sehr vortheilhaft
geltend. Herr Anton Door, dem wir schon so manche inter
essante Bekanntschaft verdanken, spielte (mit seiner Schülerin
Fräulein Gröber) eine Novität: „Variationen zu vier
Händen“, op. 10, von Robert Fuchs. Das anmuthige und
solide Talent des jungen Componisten erreicht in diesem
Werke abermals eine höhere Stufe künstlerischer Entfaltung.
Seine Variationen bewegen sich klar und ungezwungen in
einem durchaus musikalischen, vornehmen Ideenkreise. Der
Virtuosität bieten sie keine Aufgaben, sie sind leicht zu spie
len und deßhalb recht eigentlich Hausmusik bester Art.
Hellmesberger’s zweite Quartett-Soirée begann
mit dem bereits bekannten A-moll-Quintett von Gold
mark; der Componist der „Königin von Saba“ hatte an
diesem Abende die schwere Wahl, sich entweder im Opern
hause oder im Concertsaale applaudiren zu hören. Die bei
den anderen Nummern waren Beethoven’sG-dur-
Quartett (aus op. 18) und ein neues Clavier-Quartett
(B-dur, op. 41) von Saint-Saëns. Lebhaft und geist
reich, eine Composition von feinem Geschmack und vollendeter
Geschicklichkeit, fand dieses Clavier-Quartett allgemeinen Bei
fall und hatte ihn verdient, woher und von wem immer es
stammen mochte. Als das Werk eines Franzosen ist es uns
aber doppelt interessant. Die Kammermusik war bis heute
Monopol der deutschen Tonkunst geblieben. Seit Cherubini
ausnahmsweise einige Streichquartette geschrieben, folgte in
dieser Gattung kein Italiener nach. Unter den Franzosen
ist Camille Saint-Saëns der Einzige, der seinen daheim
gefeierten, in Deutschland bereits geachteten Namen aus
schließlich der Kammermusik verdankt. Seine Compositionen
lassen uns schauen, wie sich der Geist deutscher Meister in dem
Kopfe eines talentvollen Franzosen spiegelt. Pariser von Geburt
und in seinem ganzen Wesen, steht doch Saint-Saëns unter dem
directen Einflusse deutscher Musik. Beethoven und Mendelssohn,
Schumann und Brahms, sogar Bach und Händel (wie
das einen Choral contrapunktirende Adagio seines Quartetts
beweist) klingen in seinen Werken an, nicht nachgeahmt, son
dern ausgesogen von dem selbstständig producirenden Talente
einer beweglicheren Nation und eines südlicheren Himmels
striches. Als wesentlichster Vorzug ist ihm nachzurühmen, daß
seine Themen von Haus aus instrumental gedacht und quar
tettmäßig durchgeführt sind, während ähnliche Versuche von
Franzosen und Italienern nur zu oft wie arrangirter Ge
sang oder Claviersatz klingen. Mit dem ganzen Rüstzeuge
harmonischer und contrapunktischer Kenntnisse ausgestattet,
producirt Saint-Saëns dieselben doch niemals auf Kosten
der Anmuth und des Geschmackes. Die alte französische
Sprachregel: „Was nicht klar ist, ist nicht gut französisch,“
leitet ihn auch in seiner Musik. Er fliegt nicht (um ein
Schumann’sches Gleichniß zu brauchen) so hoch in den Aether,
daß uns der Athem ausgeht, noch steigt er in Tiefen hinab,
wo jedes Grubenlicht verlischt. Ist aber Saint-Saëns’ Cla
vier-Quartett auch nicht erfüllt von starker und tiefer Leiden
schaft, so reicht es doch weit hinaus über das blos Gefällige
und gewährt eine durchaus ernsthafte, geistreich anregende
Beschäftigung. Die drei ersten Sätze sind theoretisch glücklich
erfunden und in ihrem ausgeprägten Charakter consequent
festgehalten. Das Finale spinnt ein nicht bedeutendes
Thema allzu redselig aus und ist eben auf dem Punkt, den
Hörer durch imitatorische Nothhelfer zu ermüden, als der
Componist es durch einen glücklichen Einfall rettet. Er leitet
unvermuthet das Thema des ersten Satzes wie einen frischen
Quell auf die etwas ausgetrocknete Wiese und benützt hierauf
die früheren Motive zu einem artigen Kunststück. Das zweite
Thema des ersten Satzes und der Choral aus dem Adagio
(verkleinert, alla breve) vereinigen sich nämlich zu einer freien
Doppelfuge, welche, weder aufdringlich noch ausgedehnt, das
Stück als geistreiches Aperçu beschließt. Das Quartett wurde
vortrefflich gespielt und namentlich in seinem schwierigen
Clavierpart von Herrn Door frisch und energisch aus
geführt.
Wenn die Schneeverwehungen der letzten Tage einen
Concertgeber, Herrn Jean Becker, von seinen Hörern ab
sperren konnten, warum sollte nicht auch das Umgekehrte sich
ereignen? In der That hat die „Force majeure“ hoher
Schneebarricaden den freiwilligen wie den obligatorischen
Besuch eines Abendconcertes von Herrn J. H. Bonawitz
in bedauerlicher Weise verringert. Aus schuldiger Rücksicht
für den vielgereisten Concertgeber wendete ich mich um
Auskunft an einen Collegen, der nebst dem unerbittlichsten
Pflichtgefühl auch die stärksten Juchtenstiefel besitzt, und er
fuhr glücklich, daß Herr Bonawitz als virtuoser Pianist und
gediegener Compositeur, ferner seine Frau als feingebildete
Sängerin lebhafte Anerkennung gefunden haben.
Am 8. d. M. gab die „Wiener Sing-Akademie“
im kleinen Musikvereinssaale ihr erstes Concert. Herr Direc
tor Weinwurm, dessen eifrige und erfolgreiche Bemühung
um diesen alljährlich sich erneuernden Chor wir wiederholt
hervorgehoben, hatte auch diesmal ein anziehendes Programm
zusammengestellt. Wir hörten zuerst einen aus fünf Sätzen
bestehenden Chor von Giovanni Clari (geboren 1669):
„De profundis“, welcher sich aus dem conventionellen Kirchen
styl des früheren achtzehnten Jahrhunderts einigemal zu indi
viduellerem Ausdruck erhebt. Sodann ein wohlgesetztes „Salve
Regina“ von G. Nottebohm, dessen überaus einfache
Erfindung dem Auditorium wenig Eindruck, aber wahrschein
lich auch dem Componisten keine Kopfschmerzen gemacht hat.
Auf einen unbedeutenden Vocalchor von Fr. Lachner
(„Um Mitternacht“) folgten zwei schottische Volkslieder, von
Weinwurm für gemischten Chor gesetzt, deren zweites
„Der Pfeifer von Dundee“, durch seine volksthümliche Frische
außerordentlich gefiel und zur Wiederholung verlangt wurde.
Zwei größere Chornummern: Händel’s „O preist den
Herrn“ und F. Hiller’s „O weint um sie“, bewährten
abermals ihren erprobten Effect. Zwischen diesen Gesang
stücken producirte sich die Pianistin Fräulein Monica
Terminsky (die Russinnen nehmen stark überhand),
die wol demnächst ihr eigenes Concert geben wird
und von der wir vorläufig blos melden wollen,
daß sie einen schönen, kräftigen Anschlag besitzt.
Beethoven’s Es-dur-Sonate (aus der Salieri gewidmeten
Trias op. 12), welche Fräulein Terminsky mit Herrn Hell
mesberger vortrug, ist heute keine passende Wahl mehr
für den Concertvortrag; sie gehört durch ihre Einfachheit
und Leichtigkeit längst der häuslichen Erbauung. Die be
deutendste Novität, deren Bekanntschaft wir Herrn Wein
wurm verdanken, war die neue Folge der „Liebes
lieder“ für vier Solostimmen mit vierhändiger Clavier
begleitung von Johannes Brahms (op. 65). Sie zählen
mit zu dem Schönsten, was wir von Brahms kennen. Welche
Fülle von wechselnden Stimmungen, Bildern, Scenen,
welche Mannichfaltigkeit musikalischen Ausdrucks hat er in diesen
engen Rahmen gebannt! Die Liebe kann nicht zarter singen,
als in dem Sopransolo „Rosen“, nicht ungestümer, als in
dem Quartett „Vom Gebirge“, nicht sinnlich verlangender,
als in dem Frauen-Duo „Flammenauge, dunkles Haar!“
Als Ganzes ist dieser Cyklus das würdigste Nach- und
Seitenstück zu Schumann’s in gleicher Form gefaßtem
„Spanischen Liederspiel“. Jedes dieser kleinen, anscheinend so
leicht skizzirten Bildchen verräth den großen Meister.
Ihr feines Geäder durchschaut man freilich nicht auf
den ersten Blick, so genußreich dieser auch sei. Darum wäre
die Wiederholung der „Neuen Liebeslieder“ in einer nächsten
Production der Sing-Akademie sehr zu empfehlen; auch die
Ausführung würde dann noch besser gelingen. Sie entbehrte
diesmal des echt quartettmäßigen Charakters, so redliche Mühe
sich auch die Solosänger einzeln gaben. Es waren die Fräu
lein Marie Leeder und Anna Riegel, die Herren
Deckner und Buchholz; die beiden jungen Damen
(Schülerinnen der Frau Marchesi) mußten ihr Duett
wiederholen. Von Brahms existirt eine Anzahl schöner
und dankbarer Chor-Compositionen früheren Datums, welche,
hier noch unaufgeführt, den Singvereinen auf das wärmste
zu empfehlen wären. Vor Allem „der dreiundzwanzigste Psalm“
mit Orchester (op. 27), ein „Ave Maria“ für Frauenstimmen
a capella (op. 12), Gesänge für Frauenchor mit Begleitung
von Harfe und Waldhorn (op. 17), Romanzen für Frauen
chor mit Clavierbegleitung (op. 44). Wir hatten jüngst
Gelegenheit, uns von der Wirkung dieser Tondichtungen zu
überzeugen — freilich nicht im Concertsaal, aber in einer un
vergleichlichen musikalischen Hausandacht, zu welcher die besten
Künstler und Kunstfreunde pilgern und die schon mit manchem
kleinen Wunder unserer officiellen Hierarchie zuvorge
kommen ist.