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Ed. H.
Durch Zufall verspätet. D. Red.
rakter der
es mir eben die geistige und physische Bedrängniß dieses
reuth
drückenden Wucht des kaum Ueberstandenen muß der Be
richterstatter heute von der Totalwirkung des ganzen Fest
spiels erzählen. Für ein abschließendes letztes Wort wird eine
größere zeitliche und räumliche Entfernung abzuwarten sein.
Der Eindruck von
Publicum ward nicht vorwiegend von der Musik bestimmt,
sonst hätte er schon nach den beiden ersten Abenden ein
total niederdrückender heißen müssen.
ohne Frage die glänzendste Seite seiner Begabung, läßt ihn
zugleich mit dem Special-Talent des Musikers, des Malers,
des Textdichters und des Regisseurs arbeiten und erzielt
häufig durch die drei Letzteren, was der Erste allein nicht
bewirkt hätte. Insbesondere die malerische Phantasie
scheint der erste Anstoß ausgegangen zu mancher Scene. Be
trachtet man die Photographien der von Joseph Hoff
so poesievoll erfundenen Decorationen, so geräth
die Empfänglichkeit des durch nahezu drei Stunden ohne
Unterbrechung festgehaltenen Hörers versiegt, so scheidet man
mit dem Eindruck tödtlicher Monotonie.
Eine ausführliche
der
dieses „
mus, theils vom geheuchelten. Ungemein stimmungsvoll be
ginnt das zweite Drama, die „ Walküre“, mit dem Ein
wieder zu bedeutenderer Kraft und Fülle. Zunächst durch
die Walküren, deren allerdings wüstes Miteinander- und
Durcheinandersingen die Scene wohlthätig belebt. Der
Walkürenritt und der Feuerzauber sind als
zwei Prachtstücke kühner Tonmalerei aus Concert-Auffüh
rungen männiglich bekannt. In meinen Berichten über diese
Concert-Aufführungen hatte ich, auf den dramatischen Zu
sammenhang rechnend, diesen beiden Stücken einen noch viel
größeren Effect auf der Bühne prophezeit, als sie in
reuth
erklären: einmal hat der „mystische Abgrund“ des
reuth
Schwung eines freistehenden Concert-Orchesters, sodann be
kommt der Hörer diese beiden Effectstücke erst gegen den
Schluß der Oper, also von dem Vorhergehenden bereits er
mattet und abgestumpft, zu hören. — Wagner’schen Opern
Leben sauer zu machen. Im ersten Act der „
rung
die Bühne zu bringen, da muß eine überflüssige neue Person,
von dem schlechten Befinden und der traurigen Stimmung
„
hier ist die Stimmung des „Waldwebens“ (
Morgenfrühe unter einem Baume dem Vogelgesang lauschend)
am innigsten empfunden, am überzeugendsten wiedergegeben.
Triumph, weil sie mit natürlicheren Mitteln arbeitet
und von rein menschlicher Empfindung getränkt ist.
Wäre nicht die barock-lächerliche Scene mit dem singenden
mental wird und gleichsam aus Erkenntlichkeit für den Stich
ihm seine Biographie erzählt — man könnte diesen Act mit
reiner Freude genießen. Im dritten haben wir abermals
ein langes Gespräch
dieser spaltet glücklicherweise den schlafbringenden Speer des
göttlichen Nachtwächters und dringt in die „wabernde Lohe“.
Für
Töne; auch die folgende Liebesscene blüht anfangs hold und
duftig auf, so weit sie dies unter der Tyrannei des „Systems“
darf. Leider verstimmt uns der Schluß dieses Zwiegesanges
durch seine rauchende Hitze, es ist die Hitze eines überheizten
Dampfkessels. Man kennt das exaltirte Stöhnen, Stammeln
und Schreien der neuesten
brünstigen Scenen, nach welchen der Vorhang „sehr
schnell“ fällt.
Die „
lungenste von allen vier Stücken; hier wandeln wir wieder
auf unserer Erde, unter Menschen von Fleisch und Blut.
Es entwickelt sich vor uns eine wirkliche Handlung, in welcher
allerdings die schon bei der Lectüre so peinlich berührende
Einschiebung des „Vergessenheitstrankes“ noch abstoßender
und unbegreiflicher erscheint. Mit wahrem Bienenfleiße aus
geführt, noch sorgsamer als die vorhergehenden Dramen,
fällt die Musik zur „
merklich ab. Erschienen uns die drei ersten Dramen steril
und unnatürlich in ihrer musikalischen Methode, zum Teile
gewaltsam und abstrus, so durchströmte sie doch, auf frühere
Entstehungszeit zurückdeutend, ein rascheres, wärmeres Blut,
eine ursprünglichere Erfindung. Auf der „
hingegen drückt eine eigenthümliche Müdigkeit und Ermattung
etwas wie das nahende Mühsal des Alters. Da will nichts
von selbst wachsen und blühen, die neuen Motive sind ganz gering
fügig, der musikalische Bedarf wird größtentheils mosaikartig aus
den früheren Leitmotiven bestritten. Der erste Act, zwei volle
Stunden spielend, übersteigt alle Grenzen der Geduld, und
was nachfolgt, läßt uns nur die Erinnerung an zwei her
vorragende Musikstücke: den charakteristischen Trauermarsch
an
ser musikalischen Rettungsengel im „
scheint mir kein Zweifel möglich, daß
findung, jene schöpferische Kraft, welche durch keine Virtuo
sität ersetzt werden kann, stark im Niedergang begriffen ist;
das geflügelte Wort von der „
hier von Mund zu Mund flatterte, birgt eine traurige
Wahrheit.
Nur angedeutet mit flüchtigen Strichen ist hier der Eindruck
der vier
dieser viertheiligen Riesenoper kann ja in so engem Rahmen
keine Rede sein. An einen rein musikalischen Eindruck darf
man, wie gesagt, nicht denken.
Genuß des Hörens, dieses Hörens, für so lange Theater
haft unzureichend wäre, er gibt daher dem Publicum gar
Vielerlei zu sehen. Niemals zuvor ist in einer Oper solche Häu
fung scenischer Wunder vorgekommen. Kunststücke, welche man
bisher für unmöglich gehalten oder richtiger, an die man
überhaupt gar nicht gedacht, folgen einander Schlag auf
Schlag: die tief im Wasser schwimmenden
über einen Regenbogen spazierenden Götter, die Verwand
lungen
der feuerspeiende singende Drache, der Feuerzauber, die Götter
dämmerung u. s. w. Damit hat der Dichter dem Componi
sten den weitesten Spielraum für dessen glänzendste Vir
tuosität, die Tonmalerei, eröffnet. Sollte es aber wirk
lich der höchste Ehrgeiz des dramatischen Componisten
sein, zu einer Reihe von Zaubermaschinerien Musik zu
machen? Ein erklärter Anhänger Lemcke,
„
zum „Zauberpossen-Cultus“ führen. In der That
hat
dem Genre der Zauberstücke und „Feerien“. Zu der reinen
Idealität, welche
diese sehr materiellen Effecte in seltsamem Widerspruch.
hin, und das mit allen Mitteln. Noch ehe der Vorhang
aufgeht, soll das geheimnißvolle Wogen und Klingen des
unsichtbaren Orchesters den Hörer in einen leisen Opium
rausch versetzen — noch bevor, bei aufgezogenem Vorhang,
eine der handelnden Personen den Mund öffnet, werden wir
dem anhaltenden Eindruck einer magisch beleuchteten Märchen-
Decoration hingegeben; in den zahlreichen Nachtscenen be
leuchtet grelles elektrisches Licht die Gestalt der Hauptperson,
und farbige Dämpfe wallen ab und zu, jetzt zusammen
geballt, dann sich theilend über die Bühne. Diese Dämpfe,
die im „
vertreten, bilden eine Hauptmacht in
tischen Arsenal. Als formlos phantastisches, sinnlich berücken
des Element entspricht der aufquellende Dampf ganz beson
ders dem musikalischen Principe
doch selbst die aus seinem unsichtbaren Orchester erklingende
Musik den „unter dem Sitz der Pythia entsteigenden
Dämpfen“, welche den Hörer „in einen begeisterten Zu
stand des Hellsehens versetzen“! Von da ist nur noch Ein
Schritt zur künstlerischen Einführung bestimmter Düfte und
Gerüche auf die Scene — sind sie ja von der Psychologie
als besonders stimmungserregend und -verstärkend anerkannt.
Wir sprechen im vollen Ernste. Wer wüßte nicht aus
den Kindermärchen, daß Feen ein süßer Rosenduft
umgibt und der
gestank abzieht? Das Princip, in der Oper alle
stimmungsvoll wirkenden Reize zur Verstärkung bestimmter
Empfindungen und Vorstellungen zusammenwirken zu lassen,
sollte auch die Geruchsnerven zu Mitleid und Mitfreude
heranziehen. Alle modernen Fortschritte angewandter Natur
wissenschaft hat sich
haben wir die riesige Maschinerie, die Gas-Apparate, die
Dampfmaschinen auf und unter der Bereiche Bühne ge
sehen. Vor Erfindung des elektrischen Lichtes konnten
„
Harfe und Baßtuba. So ist es das Colorit im weitesten
Sinne, das in
nung verdeckt und eine unerhörte Selbständigkeit usurpirt.
Die Analogie des Musikers Wagner mit dem Maler
Mit welchen Hoffnungen oder Befürchtungen man nun
immer nach
sich die Ueberzeugung Aller, daß wir ein außerordentliches
theatralisches Ereigniß erleben würden. Aber auch diese
Erwartung ist nur sehr unvollständig in Erfüllung gegangen.
Die sinnreichen Neuerungen
des Theaters haben wir gebührend anerkannt, bezüglich der
Maschinerie auch die Scene der schwimmenden
im Vorspiel. Von da an ging es jedoch allmälig abwärts.
Daß gleich die erste Verwandlung versagte und von allen
Seiten ins Stocken gerieth, wollen wir nicht hoch anschlagen,
das kann jedem Theater passiren, wenn es auch gerade dieser seit
Jahr und Tag vorbereiteten und ausposaunten
„Mustervorstellung“ hätte lieber nicht passiren sollen. Allein
Beispiele von geradezu unrichtiger und mangelhafter Sceni
rung gab es, und auf den entscheidensten Stellen. Der Re
genbogen, über welchen die Götter nach Walhalla promenir
ten, stand so niedrig, daß man ihn für eine bemalte Garten
brücke nahm. Der Zweikampf
die Einmischung
in solcher Dunkelheit vor sich, daß kein Zuschauer von diesem
entscheidenden Vorgang eine Ahnung bekam. Die Walkü
ren erschienen keineswegs zu Pferde, sondern zogen in sehr
mißlungenen, undeutlichen Dissolving-views (ähnlich der
wilden Jagd im „
hatte man junge Stallknechte, als Walküren gekleidet, über
dicke Teppiche hin- und zurücksprengen lassen; ihr Ritt, ge
spenstisch schnell und lautlos, war von unbezahlbarer Wir
kung. Was so ein schnödes Hoftheater zuwege bringt, das
sollte die Musterbühne von
Feuerwand, welche ringsum einschließen soll,
loderte in hinter ihr auf, von drei Seiten
lag die Schlafende vollkommen frei und zugänglich da. Auch
wie das gemacht werden soll, hat die
Jahr und Tag gezeigt. Wir übergehen das lächerliche Widder
gespann der Göttin
einer Schnur unter dem Podium festgehalten wurde, desgleichen die
zahlreichen mißlungenen Beleuchtungs-Effecte, und erwähnen
blos die Schlußscene der „
scenische Kunst des
und wollte. Wer hätte sich nicht auf den Augenblick gefreut,
wo
buches „sich stürmisch auf das Roß schwingt und mit Einem
Satze in den brennenden Scheiterhaufen springt“? Statt
dessen führt
zwischen die Coulissen und denkt nicht daran, weder sich zu
„schwingen“, noch zu „springen“. Auch der kühne
sich „wie wahnsinnig in die Fluth stürzen“ soll, schreitet zur
rechten Coulisse heraus und erscheint erst einige Augenblicke
nachher mitten im Rhein. Dieser Rhein endlich, der, „mäch
tig angeschwollen, seine Fluthen bis in die Halle wälzt“,
wackelte mit seinen schlecht gepinselten und sichtbar oben an
genähten Wellen wie das
stellung von
scenen die Aufführung nicht vermag, nicht leistet, was
schauer verspricht, dann läßt sich von einer „Mustervorstel
lung“ nimmermehr sprechen. Weitaus das Gelungenste waren
die ebenso malerischen wie originellen Decorationen von Jo
seph Hoffmann; sie hätten bei ganz getreuer Ausführung
der Beleuchtung, sie gleicht der Instrumentirung eines musi
kalischen Gedankens. Diese zweite Hälfte war in
nicht voll, und
graphien melodischer gedacht, als sie in dem Festspielhaus
geklungen haben.
Um die musikalische Ausführung hatten das
größte Verdienst der Dirigent Hanns Richter und die
Daß die große Majorität der
nach jedem der vier Dramen in jubelnden Applaus aus
brach, ist selbstverständlich, sie war ja mit diesem Vorsatze
hergekommen. Meine im ersten Bericht ausgesprochene Ueber
zeugung, daß
und seine Wirkung auf das Publicum erst auf anderen
Bühnen werde erproben müssen, bleibt aufrecht. Ein Zweifel
kann jetzt nur darüber obwalten, ob nach dem Eindruck des
ders lebhaftes Verlangen äußern werden, die Mühe und Ge
fahr dieser Goldprobe auf sich zu nehmen.