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Ed. H. Wer sich je tiefer mit
hat, dem mußte das besonders innige Verhältniß des Dichters
zur Musik auffallen. Dieses Verhältniß, das heißt die Musik
als wichtiger Factor in
Musik als ein Gebiet seiner geistigen Kraft, scheint mir den
Versuch einer zusammenfassenden Darstellung zu verdienen.
Es gibt keinen zweiten großen Dichter, der sich so liebevoll
und ernstlich mit der Musik befaßt, so tiefe Blicke in ihr
Wesen gethan hätte, wie Rousseau, dessen fleißige Musik-Schriftstellerei übrigens
concret Künstlerische und keineswegs auf poetische Allgemein
heiten gerichtet ist.
Das unterscheidet
und Schilderungen von jenen der meisten Dichter, insbeson
dere von jenen
biographischen
ter auch als ein musikalisches Phänomen darzustellen; ich
entsinne mich sogar einer eigenen Monographie, welche mit
Bienenfleiß den musikalischen Honig aus
lichen Werken, Briefen und Gesprächen zusammentrug, um
dem ungläubigen Leser zu offenbaren, was
und was er ihr gewesen. In Wahrheit liefert aber solche
Anstrengung durch ihr ungemein spärliches Resultat nur den
Beweis, welch verhältnißmäßig schwache Rolle die Musik in
Eine so allumfassende Natur wie
nicht unberührt bleiben von der Musik. Es ist aber bezeich
nend, daß
späterem Alter auftaucht und weit mehr in theoretischer
und naturwissenschaftlicher Richtung hin, als in eigentlicher
Musikliebe. Er correspondirt
den „Mollbegriff“ und die kleine Terz, die für ihn ein
ähnliches Interesse hatte, wie der Zwischenknochen oder irgend
ein Beweisstück für seine Farbenlehre. Biographisch bleibt
es hochwichtig und bewunderungswerth, daß der Vierund
siebzigjährige noch das Bedürfniß empfand, sich „theoretisch
dem Harmonischen zu nähern“ und sich selbst ein tabellarisches
Schema zur Tonlehre zu entwerfen. Außer diesem physi
kalisch-theoretischen hatte
esse an der Tonkunst und benützte den sporadischen Verkehr
mit Fachmusikern, wie
um sich über musikhistorische Entwicklung belehren zu lassen.
Alles das ist aber weit verschieden von einem lebendigen Ge
nießen und Betreiben der Musik als Kunst. Dem unmittel
baren Eindruck der Musik stand
günstiger Stimmung und Gelegenheit, zumal in höherem
Alter, wo ihn weiche Rührung leicht übermannte. (
Aber es blieb doch meistens nur der allgemeine Stimmungs
eindruck, also das Elementarische der Musik, was ihn be
wegte, nicht der künstlerische Charakter der bestimmten Com
position, über den wir bei
Urtheile über einzelne Tondichter oder Compositionen finden
wir in dem ganzen großen Bereich von
höchst selten; nicht einmal eingehendere Bemerkungen über
die unter seiner eigenen Leitung in
Opern.
tigkeit Mozart’s und
tung in D-dur, recht einfach und würdig durchcomponirt.
Am Schlusse steht: „F.
für sich in der Dämmerung am Clavier. Das zweite Lied
ist
weise im Vierviertel-Tact, für Bariton), durchcomponirt ohne
Vor- und Nachspiel, von anspruchsloser Melodie und streng
symmetrischem Periodenbau, an
mahnend. Heinrich Heine, componirt von
zur Durchsicht und theilweisen Benützung mitgetheilt.
Sie ergänzen und beleuchten das Bild
Musikers. Man wird aus den folgenden Blättern ersehen,
daß, was immer
Musik äußerte, nicht isolirt abspringende Geistesfunken sind
(wie wir sie brillant genug sogar bei dem nichtmusikalischen
rückbaren Kunstanschauung.
er, der Mann der Einsamkeit und des strengen Ernstes,
vom
am Musiciren. „Meine
herzensgute Frau und lebte und webte in der Musik, die sie
mit Leidenschaft liebte und trieb.“ Sie ertheilte
den ersten Clavier-Unterricht gewiß mit bestem Willen, aber
ohne Einsicht und mit ungeduldiger Heftigkeit. Ehe er noch
„den vollkommenen Gebrauch seiner Gliedmaßen hatte“,
mußte der kleine
bei jedem verfehlten Ton die Hand von den Tasten riß, so
duldete er Höllenqualen. Es ist dies einer von den unzähli
gen Fällen, wo durch verfrühten und überstrengen Clavier-
Unterricht selbst musikalisch begabten Kindern ein wahrer Haß
gegen das Instrument, oft für Jahre, eingeimpft wird. Auf den
mütterlichen Unterricht während der Sommerfrische folgte in der
Stadt ein eigener Claviermeister für Mederitsch, genannt
tasten auf den jungen
gewirkt hat, mehr als er selbst vermuthete. Es hat ohne
Zweifel
tasiren gezeitigt. Seine Abneigung gegen das Clavierspiel
nahm, in Folge dieser verrückten Unterrichts-Methoden, von
Jahr zu Jahr zu, ohne deßhalb eine Abneigung gegen die
Musik zu sein. Denn als sein zweiter
dem verhaßten Clavierspiel zu entziehen, Lust zur Violine
vorgab, auch einen Geigenmeister erhielt, nahm
jeder Gelegenheit die Violine zur Hand, übte Scalen und
Beispiele und spielte endlich mit dem Meister leichte Duetten,
ohne je die geringste Anweisung erhalten zu haben. Der
alte Violinlehrer erkannte in
beschwor die Eltern, ihn fortfahren zu lassen. Allein man
nahm dem Knaben die Geige aus der Hand und entließ den
Meister. Die verweigerte Violine machte dem jungen
parzer
Gästen sich auf dem Clavier produciren.
der,
selbst war nirgends zu finden. Er hatte sich in das Bett des
Bedienten verkrochen und kam erst nach beendigter Soirée
aus seinem Verstecke wieder hervor. Der
heftigen Zorn aus und machte den Musik-Lectionen für
immer ein rasches Ende.
durch sieben oder acht Jahre mit keinem Finger das Clavier
berührt.
Was trieb ihn, dem man die Musik so gründlich ver
leidet hatte, dennoch wieder freiwillig in ihre Arme?
parzer
nehmende Krankheit seines
mögensverhältnisse u. s. w. — ihn eine Ableitung in der
Musik suchen ließ. „Das Clavier war geöffnet, aber ich
hatte Alles vergessen, selbst die Noten waren mir fremd ge
worden. Da kam mir zu statten, daß mein erster Clavier
meister
zifferten Baß spielen ließ, mir eine Kenntniß der Grund-
Accorde beigebracht hatte. Ich ergötzte mich an dem Zu
sammenklang der Töne, die Accorde lösten sich in Be
wegungen auf, und diese bildeten sich zu einfachen Melodien.“
erlangte darin eine solche Fertigkeit, daß er stundenlang
phantasiren konnte. In jener Zeit (es war in
siebzehntem oder achtzehntem Lebensjahr) setzte er auch Lieder;
eines darunter,
seinem
parzer
Zeit. „Die Entwicklungen und Fortschreitungen (bemerkt er
darüber) wurden nun richtiger, aber das Inspirirte ging
mir verloren.“
Die Liebe zur Geige, zu der „verweigerten Geige“, der
verhaßte Clavier-Unterricht, die eigenthümlich formlos-
poetische Gestalt, in welcher die lange vernachlässigte Musik
ihn wieder gewann, als Improvisation und Phantasie —
das Alles höre ich deutlich nachklingen in
säglich rührender Erzählung: „ Der arme Spielmann“.
Klang, wie ein stilles Weinen, ausgehalten, verhallend, dann
in wirbelnder Schnelligkeit ewig wiederholt, immer diese sel
ben Verhältnisse, die nämlichen Töne. Und das nannte der
alte Mann Phantasiren!“ Wie ist das Alles gehört, musi
kalisch gehört und empfunden! Ebenso dünkt mich die fol
gende Schilderung aus dem „
wunderungswürdig, nicht blos als Leistung des Poeten
sondern zugleich des Musikers.
traulich gewordenen alten
spielen den Wolfgang Amadeus
that und Gnade des Tones und Klanges, seine wunderthä
tige Uebereinstimmung mit dem durstigen, zerlechzenden Ohr,
daß — fuhr er leiser und schamroth fort — der dritte Ton
zusammenstimmt mit dem ersten und der fünfte desgleichen,
und die Nota sensibilis hinaufsteigt wie eine erfüllte Hoff
nung, die Dissonanz herabgebeugt wird als wissentliche Bos
heit oder vermessener Stolz und die Wunder der Bindung
und Umkehrung, wodurch auch die Secunde zur Gnade ge
langt in den Schoß des Wohlklanges. Mir hat das Alles
obwol viel später, ein Musiker erklärt. Und, wovon ich aber
nichts verstehe, die fuga und das punctum contra punctum
und der canon a duo, a tre und so fort, ein ganzes Him
melsgebäude, eines ins andere greifend, ohne Mörtel ver
bunden und gehalten von
mand etwas wissen bis auf Wenige. Vielmehr stören sie
dieses Ein- und Ausathmen der Seelen durch Hinzufügung
allenfalls auch zu sprechender Worte, wie die Kinder
sich verbanden mit den Töchtern der Erde; daß es hübsch
angreife und eingreife in ein schwieliges Gemüth. Herr,“
schloß er endlich, halb erschöpft, „die Rede ist dem Menschen
nothwendig wie Speise, man sollte aber auch den Trank rein
erhalten, der da kommt von
in die Sprache des armen
schauung als
in seinen Aphorismen und Tageblättern dieselbe Melodie
singen, die er hier einem geringeren Instrumente in den
Mund legt.