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Ed. H. Die christliche Theologie nennt „Todsünden“ (im
Gegensatze zu „läßlichen“) diejenigen, welche den geistigen Tod,
das heißt den Verlust des Gnadenstandes, nach sich ziehen,
und verzeichnet deren bekanntlich sieben: Hochmuth, Geiz,
Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Trägheit des Herzens.
Die Darstellung dieser Todsünden hat der Dichter Robert
Hamerling in Folge Aufforderung des Herrn Adalbert
Hoffart und der Spiegel
ichsüchtigen Trieb,Entselbstet nun segn’ ich und preise die Liebe.ersterb’ ich.“
(Ihr Edlen mögt aus diesen Worten lesen, wie
ling
keit ohnegleichen macht die „
das Glück“. Nach dem
einen „
und Tyrannen, was ihm eine Revolution zuzieht, aus der er
zwar siegreich, aber vorgemerkt für die Höllenstrafen hervor
geht. Es kommt an die Reihe „die Habsucht“, dieser
(Der echt
apart patriotisches Geschmäckchen.)
Sobald die Bauchsänger hinreichend begeistert sind, um „aus
dem Stiefel zu saufen“, tritt die „
Dieser Dämon hat sich bereits im Vorspiel folgenderweise
selbst charakterisirt: „Ich mische das Gift, das sickernd die
Säfte durchseucht mit Sünde. Ewig unselig, weil nimmer
befriedigt, wälzt sich im Wüsten weichlich der Lichtsohn.“
O Wagner, der du nicht blos die Componisten, sondern
selbst eine poetische Kraft wie
hafte Verse verirrt! Der „Lichtsohn“ unterliegt natürlich
sofort der Menge „wonniger Weiber verlockender Leiber“;
es kann jetzt nur noch der letzte Dämon folgen, Todsünde
Nr. 7, der Zorn. Er hetzt die Völker zuerst gegen ihre
Bilder in der zweiten und mancher vornehmerer Gedanken
in der dritten Abtheilung ein gar unerfreulicher, philo
sophisch-allegorischer Zwitter ohne Blut und Leben. Zum
Glück sitzt der Ruhmeskranz viel zu fest auf dem Haupte
des Dichters von „
ernstlich lockern könnten. Unsere Bedenken gegen die Wahl
dieses Stoffes richten sich überdies weit mehr gegen den
Musiker, welcher ihn zu componiren unternahm, ja ihn
eigens bestellte, als gegen den Dichter. Die Poesie beherrscht
ein viel größeres Reich als die Musik und gebietet über un
gleich reichere Mittel, wo es gilt, gerade die Nachtseiten der
Menschheit, die Sünde, das Laster, überhaupt das Häßliche
und Böse darzustellen. Es ist ein Mangel, ich glaube ein
schöner, segensvoller Mangel der Tonkunst, daß sie das nicht
kann, oder doch nur andeutungsweise und vorübergehend. Wie die
Musik und die Architektur unter allen Künsten am wenigsten be
fähigt sind, komisch zu wirken, so sind sie ihrer ganzen Natur
nach auch am beschränktesten in der Darstellung des Bösen
und Häßlichen. Wie vermag die Musik den Neid, den Geiz,
die Habsucht auszudrücken? Offenbar nur durch musikalisch
Häßliches und Verzerrtes — inhaltlos, allgemein, ohne unter
scheidende Charakteristik jeder einzelnen dieser „Todsünden“.
Zorn und Wollust werden durch das Plus von leidenschaft
licher Bewegung, das ihnen innewohnt, der Musik leichter
zugänglich sein, jedoch immer nur als vereinzelte Schlag
schatten, welche die lichten Partien des Gemäldes in doppelter
Reinheit und Schönheit hervorheben. So und nur so haben
alle großen Tondichter das moralisch Häßliche behandelt.
Eine Oper, zusammengesetzt aus lauter
herausfordernde Verkehrtheit, genau so wie
menschlicher Laster und Verbrechen darzustellen unternimmt.
Denn mit dem Schlusse der zweiten Abtheilung — darüber
täuscht sich Niemand — ist dies musikalische Todsünden-
Gemälde eigentlich fertig und erschöpft, wie dessen colo
ristisches Vorbild von Makart. Der versöhnende Epilog
Textbuch bestellt, wird uns von vornherein verdächtig als eine
unmusikalische Natur, als ein Speculant mit falschen
Effecten. Im Mittelalter hießen schon diejenigen Mysterien,
in denen vier Teufel spielten, „grande diablerie“; welcher
Componist dürfte aber heutzutage mit sieben ernsthaften
Teufeln anbinden? Wenn’s noch ein Beethoven wäre,
Ueber die Musik des neuen Oratoriums wollen und
dürfen wir uns kurz fassen: sie erschien uns durchweg als
eine unselbstständige, unschöne und übertriebene Nachahmung
Richard Wagner’s. Originalität der Erfindung und
sondern höchstens dessen Zerrbild. Wir haben niemals im
Laufe eines Abends so viel gräuliche Dissonanzen, so viel
widerhaarige, unsangbare Melodien, plumpe Rhythmen und
geschmacklose Orchester-Effecte gehört, wie in diesen „
sünden
der Harfe, der Posaunen, der melodieführenden Pistontrom
peten; dazu das wilde Gesäusel der tremolirenden Violini
divisi, die vielen Pizzicatos, die tiefsten Lagen der Holzbläser,
gar nicht zu reden von der aufdringlichen Thätigkeit der
Triangel, Becken, großen Trommel und gestimmten Glöck
chen. Diesen an rechter Stelle so wirksamen Reizmitteln ist
nirgends der rechte Platz bereitet und aufgespart, vor lauter
Effect macht nichts Effect. Der charakteristische Ausdruck war
im Großen und Ganzen nicht fehlzugreifen: Häßliches und
Schauerliches wird immer auf irgend ein Laster passen. Mit
hunderttausend Tonsünden stellt Herr
„
greifen in manchen Einzelheiten. Die Dämonen, die sich
schadenfroh ihres Sieges rühmen („Wir haben bekämpft
das feindliche Licht etc.“) singen langsam und traurig wie
nach einer Niederlage; der
wenn er den Dämon der
Weichheit, und dieser Dämon selbst, anstatt die Pilger ver
führerisch zum Ausruhen zu locken, thut dies mit einem be
ängstigenden Gewinsel. Einen nicht üblen melodiösen Ansatz
bringt der „Chor der Festgenossen“, aber er ist in seiner
Sentimentalität ganz unpassend für den „feurigen Hymnus“
fröhlicher Gäste. Der Chor der Zecher: „O Bauch, Bauch!“
klingt bei Herrn
Scene der „Völlerei“ sammt der sich anschließenden Schil
derung der „bösen Lust“ gehört poetisch und mehr noch
musikalisch zu dem Widerwärtigsten, was wir kennen. Der
schwere Irrthum in der Wahl des Stoffes, einer Tragödie
der „
als das Habituellwerden eines auf Genuß gerichteten Triebes,
läßt sich in der Kunst nur komisch behandeln. Unfreiwillig
komisch wird Herr
sowol durch musikalisches Gesichterschneiden, als durch falsche
Text-Auffassung. Den Chor des empörten Volkes: „Rache,
Rache!“ würde ohne Einblick ins Textbuch Jeder für ein
reuiges Gebet halten. Im Tone mitleidigster Trauer, anstatt
mit jubelnder Schadenfreude, melden am Schluß der zweiten
Abtheilung die Dämonen, daß nun „zur Stätte des Elends
geworden der Erdkreis“ — genau so wie eine Weile darauf
der „Chor der Menschen“ seine entgegengesetzte Empfindung
über diesen Untergang ausdrückt. Doch wozu sich noch an
Einzelheiten stoßen, wo das Ganze so absolut unerquicklich,
so einheitlich verfehlt ist? Wir sind sogar in Verlegenheit,
ob Herrn
den kann — nach seinen „
ein äußerliches Talent des Aneignens und Nachahmens.
Was die Aufnahme des Werkes betrifft, so war sie
nach der ersten Abtheilung eine lautlos stille. In den beiden
folgenden Abtheilungen wurden das Duett zwischen Frau
Wilt und Herrn
Nachschrift. Nachdem obiger Aufsatz bereits der
Druckerei überantwortet war, erhielten wir von Robert
Hamerling in
„Herr
meiner Dichtung nur einen Auszug, man kann sagen heraus
gerissen und in einen notdürftigen Zusammenhang gebrachte
Verse componirt. Ich weiß sehr wohl, daß mein Gedicht den
Maßstab einer höheren, insbesondere der dramatischen Gattung
nicht verträgt. Als „Oratorium-Text“, als Allegorie, was
sie durchaus ist, konnte diese Schilderei nicht auf lebendig
individuelle Gestaltung ausgehen, sondern mußte sich be
gnügen, poetische Anregungen für die Tongemälde zu liefern.
Die sehr verschiedene Wesenheit der Todsünden gestattete,
die mannichfaltigsten Töne anzuschlagen, und in einer
Schilderung, die mit der „
großartigsten Bildern des „
an der Steigerung nicht fehlen. Von der Grundidee
und den allgemeinen Umrissen der Dichtung abgesehen, die
dem Componisten angehören, hat dieser auch die Form
insofern beeinflußt, als er dieselbe ausdrücklich der Wagner’