Hanslick Edition: Hanslick in Neue Freie Presse Nr. 9074. Wien, Mittwoch, den 27. November 1889 Hanslick, Eduard Wilfing, Alexander FWF Der Wissenschaftsfond.
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Hanslick Edition: Hanslick in Neue Freie Presse Herausgegeben von Wilfing, Alexander Projektmitarbeiterinnen Bamer, Katharina Pfiel, Anna-Maria Elsner, Daniel Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage Wien 2024

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Maschinenlesbares Transkript der Kritiken von Eduard Hanslick.

Nr. 9074. Wien, Mittwoch, den 27. November 1889 Hanslick, Eduard Neue Freie Presse Morgenblatt Herausgegeben von Etienne, Michael Friedländer, Max Wien 27.11.1889
font-style:italic; font-weight:bold; Deutsch Transkribus OCR und Lektorat. Transformierung der Daten des Transkribus TEI-Export mit "editions.xsl". Formatierung und Referenzen eingefügt. Letztkorrektur für Zwischenrelease.
Concerte.

Ed H. Die „Philharmoniker“, welche oft um gute Ouvertüren verlegen sind, haben in ihrem letzten Concert deren zwei gebracht: die „Akademische Ouvertüre“ von Brahms und die zum „Barbier von Bagdad“ von Cor nelius. Letztere ist eine richtige Theater-Ouvertüre, mit der wir im Concertsaale nicht viel anfangen können. Hier macht sie den Eindruck eines witzigen Potpourris, das uns durch seine Klangeffecte und originellen Wendun gen unterhalten kann, aber einen reinen musikalischen Genuß nicht gewährt. Die Oper selbst ist jedenfalls besser als ihre Ouvertüre und wäre unserem novitätenbedürftigen Hofoperntheater recht sehr zu empfehlen. Den Philharmoni kern verdanken wir auch die Bekanntschaft eines im Aus lande gefeierten Violin-Virtuosen, des Herrn Ysaye aus Brüssel. Der Vortrag des schwächlichen D-moll-Concerts von Wieniawski bedeutete für Herrn Ysaye einen großen Erfolg, denn unser Publicum, das ihn ohne das geringste Zeichen von Theilnahme auftreten ließ, zollte ihm lauten Beifall gleich nach dem ersten Solo und folgte seinem Spiele mit immer wachsender Aufmerksamkeit, bis es ihn zum Schlusse gar nicht oft genug herausrufen konnte. In seinem eigenen Abendconcert bei Bösendorfer konnten wir diesen Künstler genauer studiren. Herr Ysaye ist ein Virtuose ersten Ranges und eine durchaus musikalische Natur. Sein Ton ist nicht groß (immerhin größer als Sarasate’s), aber von tadelloser Reinheit und Schönheit. Die Technik seines In struments beherrscht Ysaye mit vollkommener Leichtigkeit und Sicherheit. Gleich in der recitativischen Einleitung des D-moll- Concerts von Vieuxtemps gewann er uns durch die vollendete Plastik seines immer ruhigen und doch ausdrucks vollen Vortrages. Im ganzen Verlaufe des Concerts blieb Ysaye derselbe echt musikalische und geschmackvolle Künstler. Er übertreibt kein Tempo, Lyrisches macht er nicht weichlich, Leidenschaftliches nicht wild. Vieuxtemps selbst gab dem Finale eine graziöse, leicht humoristische Färbung, die man bei Ysaye, seinem Lieblingsschüler, vermißt haben mag. Vieuxtemps war eben beweglicher, heiterer von Temperament; Ysaye ist ernster, ruhiger. Den reich figurirten gebundenen Styl eines Bach’schen Solostückes (Präludium und Fuge in G-moll) traf Ysaye ebenso sicher und charakteristisch, wie die

schlichte, edle Cantilene der F-dur-Romanze von Beethoven. Bewunderungswürdig war sein Vortrag zweier Etuden für die Violine allein von Paganini. Die abenteuerliche Phantastik, davon mehr oder weniger in jeder Paganini’schen Composition steckt, verführt die meisten Virtuosen, in excentrischem Vortrag noch ein Uebriges zu thun, auch äußerlich in genialen Unarten. Bei Ysaye nichts dergleichen. Er bewahrt auch gegen den Hexenmeister Pa ganini seinen feinen Geschmack und vornehmen Anstand. Der glänzende Erfolg Ysaye’s bereitete der in seinem Concert mit wirkenden Pianistin Frau Hobekirk aus Edinburgh eine schwierige Stellung, trotzdem hat sie dieselbe siegreich be hauptet. Frau Hobekirk spielte eine Gavotte von d’Albert, das Fis-dur-Notturno und das H-moll-Scherzo von Chopin mit schönem, tonvollem Anschlag und sicherer Bravour. Zum Herzen drang uns ihr Spiel nicht, obwol es nach frauen zimmerlicher Art sehr gefühlvoll war, d. h. voll gefühlvoller Accente auf den einzelnen Noten.

Miss Nikita, die den Wienern wohlbekannte junge Coloratur-Sängerin, hat in einem sehr besuchten Concerte viel Beifall geerntet. Ihre Stimme schien uns seit ihrem ersten Besuche etwas kräftiger geworden, hat aber im Forte der hohen Töne noch immer einen scharfen Beiklang, der sich in dem leidenschaftlichen Allegro der Ernani-Arie am meisten bemerkbar machte. Ihr Tonansatz ist musterhaft, ihre Coloratur sehr flüssig, doch nicht überall gleichmäßig sicher, der Triller immer etwas zu tief. Wunderschön klingen ihre Kopftöne, und wo sie ihr flötenartiges Piano und Pianissimo walten lassen kann, wie in Fischhof’s Lied „Die Nachtigall“, da wirkt sie allerliebst. Neben der Nikita hörten wir den Pianisten Herrn Arthur Friedheim, von dessen Erfolgen auswärtige Zeitungen viel zu berichten wußten. Er spielte Liszt’sSpanische Rhapsodie“ und drei Stücke von Chopin — Alles mit tobendem Vortrage und unter tobendem Applaus. Ich vermag beiden nicht zuzustimmen. Seine virtuose Technik unterliegt keinem Zweifel; Herr Friedheim ist, was man ehe dem einen „Starkspieler“ nannte, ein Starkspieler von stärkster, aber nicht reinlichster Sorte. Mit seiner verblüffenden, aber seelenlosen Bravour erstrebt er nur materielle Wirkungen, wenigstens erreicht er blos solche. Sein Spiel, häufig unrein, macht durch Uebertreibung des Tempos, der Tonstärke, des Pedalgebrauchs mitunter einen chaotischen Eindruck. Als Liszt-Schüler besitzt er höchstens die Bravour, aber nicht den Esprit, die Anmuth, die Empfindung seines großen Meisters.

Wenn Liszt seine „Spanische Rhapsodie“ spielte, welche Fülle zauberisch wechselnder Lichter flog da über das bizarre Stück, das wie eine übermüthige Improvisation wirkte! Unter Herrn Friedheim’s Händen klang sie reizlos, trocken. Chopin’sAs-dur-Polonaise, ein Glanzstück aller ausge zeichneten Pianisten, erledigte Herr Friedheim wie ein lästi ges Pensum, mit dem man möglichst schnell und couragirt fertig zu werden sucht. Die „Polonaise-Fantaisie“, op. 61, von Chopin, ein krankhaftes, unheimliches und unmusikalisches Stück, scheint mir für öffentlichen Vortrag gar nicht geeig net; geschieht es dennoch, so muß es nicht blos mit den Fingern gespielt werden, sondern mit der ganzen Seele eines mitfühlenden Menschen. Wer das Stück im vorigen Winter von Stavenhagen gehört hat und jetzt von Fried heim, der weiß, wie tief selbst in rein technischer Hinsicht der Vortrag des Letzteren gegen die Leistung des Ersteren zurücksteht. Ich bin kein Freund der allzeit correcten Spiel dosen-Pianisten; überschäumende Verwegenheit ist mir will kommen, wenn sie die natürliche Aeußerung eines mit den Schwierigkeiten freudig spielenden Kraftgefühls ist. Auch Liszt hat im Feuer der Begeisterung mitunter daneben geschlagen. Wohlgemerkt, im Feuer der Begeisterung. Aber gerade dieses vermissen wir an Herrn Friedheim; er spielt nüchtern, un bewegt, mit einer Art gelangweilter Gleichgiltigkeit. Seit sei nem ersten Auftreten in Wien hat er sich seine genialen langen Haare stutzen lassen und sieht mit seinem glattrasir ten Gesichte und der silbernen Brille gar nicht mehr himmel stürmerisch aus. Steif, kühl und förmlich wie ein englischer Reverend setzt er sich an sein Instrument, das ihn in einen Robespierre und das er in eine Guillotine verwandelt.

Zwei der letzten Concerte boten Gelegenheit, einige neue Compositionen einheimischer Tonkünstler kennen zu lernen. Herr Rosé spielte in seiner ersten Quartett Soirée eine Sonate für Violine und Clavier (A-moll) von Ignaz Brüll mit dem Componisten. Das Werk und die Aufführung fan den lebhaften Anklang. Man weiß, daß uns Brüll nicht durch geniale Offenbarungen überrascht, nicht in Tiefen hinabführt, in welchen uns, nach Schumann’s Ausdruck, „das Grubenlicht ausgeht“, daß er hingegen einen offenen Sinn für Form und Wohlklang sich bewahrt hat, den wir heute nicht gering achten dürfen. In schwachen Stunden läßt er sich allerdings mit einem naiven Selbstgenügen gehen, das an Nachlässigkeit streift; wo er sich aber energischer zu sammenfaßt und die Qual der Selbstkritik nicht scheut, da

zeitigt sein anmuthiges Talent manche schmackhafte Frucht. Dazu zählen wir das Andante der neuen Sonate, ein sanft hinfließendes Arioso in D-dur, welches jeder gefühlvolle Geiger zärtlich an sein Herz drücken wird. Die anderen drei Sätze sind minder ansprechend. Das erste setzt mit einem sehr verwendbaren Motiv (einem jähen Sprung in die übermäßige Quint) ein, läßt es aber so gut wie un benützt. Scherzo und Finale begnügen sich mit einer er staunlichen Einfachheit der Erfindung, über die nur ein sehr brillanter, rascher Vortrag beim ersten Hören täuschen kann. Das Uebel, an welchem Brüll’s Muse leidet, würden die Engländer kurz mit „Truismus“ bezeichnen. Das Wort (von true, wahr) bedeutet eine Wahrheit, die zu wahr ist, als daß man sie auszusprechen brauchte. Dichter und Com ponisten müssen sich gleichmäßig davor hüten, mit Pathos „Truismen“ zu sprechen. Am liebsten begegnen wir Brüll in seinen kurzen Clavierstücken, da greift der eminente Virtuose dem Componisten kräftig unter den Arm, und seine Vertrautheit mit dem Clavier-Effect verhilft manchem an sich unbedeutenden Gedanken zu glänzender Wirksamkeit. Gewandte Pianisten werden in Brüll’s neuer „Suite“ (op. 38) und seinen „fünf Clavierstücken“ (op. 35) — sämmtlich bei Siegel in Leipzig erschienen — manchen willkommenen Fund thun für ihr Repertoire.

Ein von Brüll ganz verschiedener Charakter begegnet uns in Anton Rückauf. Er ist eine aristokratische und träumerische Natur. Schumann und Brahms sind seine Vor bilder. Allem scheu ausweichend, was banal klingt, sucht Rückauf als Liedercomponist von den Gedichten gleichsam nur den feinsten Duft einzufangen. Dem Dichter spürt er in jede Falte seiner Empfindungen nach, trachtet jede Nüance seiner Stimmung wiederzugeben; poetische Auffassung wird man demnach an keinem seiner Lieder vermissen, das Musi kalische kommt jedoch dabei oft zu kurz. Das haben auch die drei Rückauf’schen Lieder dargethan, welche der treffliche Gesangskünstler Herr Felice Mancio in seinem Concerte vortrug. Es liegt in der musikalischen Richtung der Zeit, daß unsere Componisten das Lied, diesen einfachsten Ausdruck der Empfindung, vor Allem so „distinguirt“ als möglich zu machen suchen. Das führt zur Ueberkünstelung, auch schon in der Wahl der Texte. Die bei Kistner in Leipzig neu erschienenen „fünf Lieder“ von Rückauf (op. 9) sind der Daumer’schen Hafis-Uebersetzung entnommen, deren oft schwerfälliger, unklare Wortfügung im Gesang

doppelt fühlbar wird. Die Ghaselenform des ersten Gedichtes („Wie Melodien“) nöthigt den Componisten, in dem sehr kurzen Lied fünfmal den 4/4-Tact mit dem 5/4-Tact zu wechseln. Das zweite Lied, „Ich dachte dein“, welches aufhört, kaum daß es angefangen, ist mehr eine Declamation über einigen liegenden Accorden. Schade, daß Herr Mancio das reizende kleine Lied „Mein süßer Schatzsich entgehen ließ; es ist das einfachste und beste der ganzen Sammlung. So viel Interessantes diese auch enthält, Rückauf’s vortrefflichen „Russischen Volkspoesien“ für ge mischten Chor können wir sie nicht gleichstellen. Hingegen zeigen uns die bei Kistner eben erschienenen „Sechs Stücke für Pianoforte“ (op. 10) Rückauf’s Talent von erfreulichster Seite. Es sind abgeschlossene Charakterstücke, theils leiden schaftlich, theils anmuthig, nicht eben leicht zu spielen, aber effectvoll bei tüchtigem Vortrage.

Unter den jüngeren Wiener Pianisten beginnt Herr Theodor Pollak sich vortheilhaft bemerkbar zu machen. In seinem letzten Concert hat er an Kraftproben wie Liszt’sDon-Juan-Phantasie seine Bravour, an Poesien von Chopin und Schumann seine zarte Empfindung bewährt. Ein Zug von unruhiger Nervosität, welcher das Spiel des jungen Mannes derzeit noch beeinträchtigt, wird sich mit der Zeit gewiß beruhigen. Auch als Componist hat Herr Pollak sich mit zwei Charakterstücken recht günstig ein geführt. Erwähnen wir noch das sehr besuchte Concert der Brüder Thern, deren mit Recht bewundertes Zusammen spiel auf zwei Clavieren das Publicum jedesmal entzückt, so hätten wir den musikalischen „Einlauf“ der letzten vierzehn Tage wenigstens zum Theil erledigt.

Einmal im Leben muß man doch auch ein Nachmittags- Promenade-Concert besucht haben. Ein dichter Menschen knäuel drängt sich da im großen Musikvereinssaal, halb verschmachtend und doch ganz vergnügt. Inmitten des ge wöhnlichen Stammpublicums erblicken wir auch verschiedene Musikfreunde von sonst unerbittlicher Classicität, die einander mit großen Augen anstaunen. Was führt sie hieher? Ja, heute soll Johann Strauß zum erstenmale seine „Kaiser- Walzer“ dirigiren, für welche bereits ganz Berlin schwärmt. Also ein neuer Walzer! Durch dreißig Jahre hat Strauß, bevor er sich der Operette gewidmet, alljährlich drei bis vier der reizendsten Tanzcompositionen geliefert, ohne daß man großes Aufhebens davon gemacht hätte. Es würde damals mehr Aufsehen erregt haben, wenn Strauß einmal ohne

einen neuen Walzer erschienen wäre. Seitdem er aber den Ballsaal mit dem Theater vertauscht hat, betritt er nur selten als Gast sein früheres Gebiet. Diese Seltenheit, zugleich der höhere Maßstab, den wir jetzt an den Componisten des „Zigeunerbarons“ legen, macht einen neuen Strauß’schen Walzer zu einem kleinen Ereigniß. Man erwartet jetzt von Strauß auch in der anspruchslosen Walzerform mehr und Anderes, als früher. Diese Erwartung wird durch die „Kaiser-Walzer“ nicht getäuscht. Neu und in teressant ist schon die Einleitung: ein pianissimo erklingender Marsch von etwas alterthümlich militärischer Grandezza. Er wächst bis zum Fortissimo an, entfernt sich, allmälig ver klingend, wieder und führt durch einige Modulationen zum ersten Walzer. Dieser schaukelt lieblich auf einer gebundenen Melodie der tieferen Violinsaiten, welcher sich die Bässe in Terzen und Sexten anschmiegen. Neu ist diese wiegende Be gleitung anstatt des üblichen „Estamtam“, wie die Wiener den gleichmäßig aufschlagenden Rhythmus der Walzerbässe nennen. Neu ist auch die Einleitung durch einen ziemlich aus gedehnten Marsch, welcher nach einer Idee des Componisten von den tanzenden Paaren zu einer tactmäßigen Promenade, nach Art der früheren Polonaise, benützt und womöglich mit feinen Liebeserklärungen ausgefüllt werden soll. Neu ist endlich der immer schwächer und zögernder verathmende Schluß des Finales, welcher das Thema des ersten Walzers in sinn reicher Umbildung noch einmal citirt. Aus der Reihe dieser einzelnen Walzer leuchtet besonders der vierte hervor mit seinem in stakkirten Accorden herabhüpfenden Motiv; ferner der zweite Theil des dritten Walzers, worin Hörner und Posaunen die langgestreckte Melodie mit imposanter Wirkung im Baß führen. Instrumentirt ist das Ganze mit einer aus gesuchten Feinheit und Klangschönheit. Die „Kaiser-Walzersind echter Strauß, das genügt. Daß nicht Ein Tact darin uns an bereits Bekanntes erinnere, wird kein Vernünftiger erwartet haben. Man werfe nur einen Blick auf die Opus zahl 437 (!), dann wird man sich des Staunens nicht er wehren über so unversiegbaren Melodienquell. Nicht weniger Freude als an den neuen Walzern hatten wir letzten Sonn tag an dem jubelnden Publicum und an dessen Liebling selbst. Wer diesen beobachtet hat, wie er leichten Schrittes und in strammer Haltung das Dirigentenpult anstieg und mit jugendlichem Feuer seine „Kaiser-Walzer“ dreimal hinter einander commandirte, der sagte sich vergnügt: Wir haben von Johann Strauß noch vieles Schöne zu hoffen.