Hanslick Edition: Hanslick in Neue Freie Presse Nr. 9432. Wien, Donnerstag, den 27. November 1890 Hanslick, Eduard Wilfing, Alexander FWF Der Wissenschaftsfond.
Georg-Coch-Platz 2 1010 Wien Österreich Wien
Hanslick Edition: Hanslick in Neue Freie Presse Herausgegeben von Wilfing, Alexander Projektmitarbeiterinnen Bamer, Katharina Pfiel, Anna-Maria Elsner, Daniel Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage Wien 2024

Sie dürfen: Teilen — das Material in jedwedem Format oder Medium vervielfältigen und weiterverbreiten

Bearbeiten — das Material remixen, verändern und darauf aufbauen und zwar für beliebige Zwecke, sogar kommerziell.

Der Lizenzgeber kann diese Freiheiten nicht widerrufen solange Sie sich an die Lizenzbedingungen halten. Unter folgenden Bedingungen:

Namensnennung — Sie müssen angemessene Urheber- und Rechteangaben machen, einen Link zur Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden. Diese Angaben dürfen in jeder angemessenen Art und Weise gemacht werden, allerdings nicht so, dass der Eindruck entsteht, der Lizenzgeber unterstütze gerade Sie oder Ihre Nutzung besonders.

Keine weiteren Einschränkungen — Sie dürfen keine zusätzlichen Klauseln oder technische Verfahren einsetzen, die anderen rechtlich irgendetwas untersagen, was die Lizenz erlaubt.

Hinweise:

Sie müssen sich nicht an diese Lizenz halten hinsichtlich solcher Teile des Materials, die gemeinfrei sind, oder soweit Ihre Nutzungshandlungen durch Ausnahmen und Schranken des Urheberrechts gedeckt sind.

Es werden keine Garantien gegeben und auch keine Gewähr geleistet. Die Lizenz verschafft Ihnen möglicherweise nicht alle Erlaubnisse, die Sie für die jeweilige Nutzung brauchen. Es können beispielsweise andere Rechte wie Persönlichkeits- undDatenschutzrechte zu beachten sein, die Ihre Nutzung des Materials entsprechend beschränken.

Maschinenlesbares Transkript der Kritiken von Eduard Hanslick.

Nr. 9432. Wien, Donnerstag, den 27. November 1890 Hanslick, Eduard Neue Freie Presse Morgenblatt Herausgegeben von Etienne, Michael Friedländer, Max Wien 27.11.1890
font-style:italic; font-weight:bold; Deutsch Transkribus OCR und Lektorat. Transformierung der Daten des Transkribus TEI-Export mit "editions.xsl". Formatierung und Referenzen eingefügt. Letztkorrektur für Zwischenrelease.
Concerte.

Ed. H. In dem ersten Gesellschaftsconcert wurde Händel’s Oratorium „Israel in Egypten“ von dem Wiener Singverein“, den Solosängerinnen Fräulein v. Art ner, Fräulein Standthartner und Frau Körner, den Herren Neidl, Grengg und Erxleben mit Sorgfalt und lohnendem Erfolge aufgeführt. Ueber das oft gehörte und oft beschriebene Meisterwerk Händel’s wüßte ich Neues nicht zu sagen. Eines in diesem Concert war aber doch neu, eigentlich eine Halbnovität, die mit anhaltend lautem Beifall begrüßt wurde: Herr Wilhelm Gericke als Dirigent. Nach fünfjährigem Aufenthalt in Amerika ist er wieder nach Wien und in seine frühere Stellung als artistischer Director der „Gesellschaft der Musikfreunde“ zurückgekehrt. Aus seiner rastlos bewegten Thätigkeit in der neuen Welt hat Gericke einen Reichthum von Erfahrungen und Anschauungen mitgebracht. Eine neue Welt fürwahr, zumal in Musiksachen! Wie schnell und großartig hat sich aus unscheinbaren, nicht weit zurückreichenden An fängen das Concertwesen in Boston und Newyork entwickelt! Boston, das jetzt als Concertstadt den ersten Rang in der Union behauptet, erreichte dies durch die Gunst außergewöhn licher Verhältnisse. Ganz nebenbei wol auch durch den Um stand, daß diese Stadt keine eigene Oper besitzt, somit die ganze enthusiastische Musikliebe der Einwohner sich auf die großen Concerte wirft. Von dem, was Gericke über Bostons Musikleben berichtet, mag Manches unsere Verwunderung, Einiges auch unseren Neid erwecken. Haben wir etwa einen vielfachen Millionär, der wie Mr. Higginson aus freiem Antrieb und reiner Kunstliebe Hundert tausende hergibt für den Concertcultus in seiner Vater stadt? Er allein hat im Jahre 1881 das gegenwärtige Bostoner Symphonie-Orchester gegründet und dessen Concerte allen Ständen leicht zugänglich gemacht. Diese Concerte, 24 in jeder Saison, finden stets an Samstagen um 8 Uhr Abends statt; am Freitag um halb 3 Uhr Nachmittags geht eine öffentliche Generalprobe voraus. Der Saal mit seinen zwei Galerien hat 2400 Sitzplätze und faßt im Ganzen 3000 Personen. Die Eintrittspreise sind nach amerikanischem Maß stab spottbillig: ein Sitz im Parterre oder auf der ersten Galerie kostet nach österreichischem Gelde beiläufig andert halb Gulden, das Entrée einen Gulden; der Sitz auf der

zweiten Galerie einen Gulden, der Eintritt 50 Kreuzer. Die Preise sind dieselben für das Concert wie für die Generalprobe. Das scheint auf den ersten Blick befremdend. Aber diese „public rehearsals“ sind thatsächlich gut vorbereitete, vollständige Aufführungen, denen drei bis vier Proben vorausgegangen sind. Der Besuch der General proben ist außerordentlich; wenn eine Beethoven’sche Sym phonie oder ein berühmter Gast auf dem Programm steht, müssen Hunderte von Besuchern fortgeschickt werden, weil keine Billette mehr vorhanden sind. Dieser Andrang gerade zu den Proben erklärt sich daraus, daß sie Matinée-Concerte sind. Die Zuhörer, welche 20 bis 30 Meilen weit vom Lande oder aus benachbarten Städten nach Boston kommen, haben eine bequeme Rückreise, wäh rend sie nach dem eigentlichen „Concert“ bei Nacht heimfahren müßten. In diese Nachmittags-Aufführungen kommen Töchter aus den besten Familien ohne jedwede Be gleitung. Sehr bald zeigte sich das allgemeine Interesse an den Symphonie-Concerten in lebhafter Zunahme; es schlich sich ein Zwischenhandel mit Agiotage ein, welcher die Er langung gewisser Sitzplätze erschwerte. Mr. Higginson verfiel auf ein praktisches Gegenmittel: vor Beginn der Saison werden die Sitze im Concertsaal versteigert — ein Verfahren, das sich bewährt hat und bis heute besteht. Zwei solche Auctionstage genügen jedesmal, um sämmtliche Sitze an die Abonnenten abzusetzen. In den ersten drei Jahren des In stituts leitete der bekannte treffliche Sänger Georg Henschel die Concerte. Im vierten Jahre reiste Mr. Higginson nach Europa, um in verschiedenen Hauptstädten Umschau zu halten nach einem neuen Dirigenten. Er besuchte auch in Wien Opern und Concerte und fand hier, was er wünschte. Ohne Zaudern schloß er den Contract mit Gericke, welcher in Boston gleich seine erste Saison, 1884/85, zu allge meiner Zufriedenheit absolvirte. Als einen hemmenden Uebel stand empfand es Gericke, daß das Orchester zum Beginn jeder Saison stets viele neue Mitglieder bekam. Um so häufigen Personenwechsel zu vermeiden und ein ständiges Orchester zu erlangen, beantragte er mit Erfolg eine Verlängerung der Saison und die Unternehmung einiger weiterer Tournées mit seinem Orchester. Auch ersetzte er viele ältere Musiker durch jüngere, holte einzelne tüchtige aus Europa herüber, kurz er unternahm eine förmliche Reorganisirung, die durch drei Jahre fortgesetzt wurde, bis das Orchester seine jetzige Gestalt erhielt. Es besteht

größtentheils aus Deutschen, worunter viele Oesterreicher; außerdem Amerikaner, Franzosen, Engländer, Holländer — kurz, ein richtiges Weltorchester. Gericke’s Reformen verur sachten natürlich neue große Auslagen. Das gewöhnliche Deficit (das Mr. Higginson allein deckte) betrug nach Ab lauf Einer Saison in den ersten Jahren etwa 20,000 Dollars; nach dem zweiten Jahre soll es sogar auf 40.000 Dollars gestiegen sein. Da mußten nun besondere An strengungen gemacht werden, vor Allem der kühne Versuch, mit dem Orchester nicht blos in kleineren Städten, sondern auch in Newyork zu concertiren. Obwol Newyork selbst vor treffliche Orchester besitzt, hatten die Bostoner Concerte unter Gericke’s Leitung dort so großen Erfolg, daß sie sich bald ein bürgerten und seither alljährlich (vier bis fünf in der Saison) wiederholen. Philadelphia, Baltimore, Washington und noch einige Städte setzen sich stets in Verbindung, sobald eine solche kleinere Tournée der Bostoner im Werk ist, wozu in der Regel, vom December ab, eine Woche in jedem Monat verwendet wird. In diesen Reisewochen entbehrt natürlich Boston sein Con cert. Allein es geht den Abonnenten kein Concerttag verloren, derselbe wird nur herausgeschoben durch Verlängerung der Saison. Das erste Concert findet immer um die Mitte October statt, das letzte Ende April. Die Bemühungen Gericke’s trugen reichlich Früchte. Die Saison 1888/89 brachte in Boston ein Erträgniß von nahezu 100,000 Dollars. Als Beweis für die ungemeine Anziehungskraft dieser Symphonie-Concerte sei erwähnt, daß in Boston an keinem Samstag in irgend einem Hause eine Abendgesellschaft statt findet. Man weiß, daß Jedermann ins Concert geht. Das Interesse für Musik ist dort nicht nur groß, sondern echt und aufrichtig. Abgesehen von dem regelmäßigen Concert besuch, macht man auch zu Hause schrecklich viel Musik; die jungen Leute arbeiten die ganze Woche hindurch am Clavier das Programm des nächsten Concertes durch und kommen wohl vorbereitet zur Aufführung. So ruhig, ja andächtig das Publicum sich während der Musik verhält, ebenso stürmisch lärmend äußert es seinen Beifall, wenn ihm ein Stück gefallen hat. Namentlich die Fünfte und die Siebente Symphonie von Beethoven entfesseln jederzeit einen wilden Enthusiasmus. In ihren Programmen, sowie in der Dauer der Auffüh rungen sind die Bostoner Concerte ganz analog unseren Philharmonischen. Vier bis fünf Beethoven’sche Symphonien dürfen in keiner Saison fehlen. Neben dem classischen Reper toire brachte Gericke sehr viele Novitäten, wie dies eine so

große Anzahl von Concerten erfordert. Früher bestand die Sitte, in jedem Concert einen Solisten auftreten zu lassen, und dieser galt für die stärkste „attraction“. Aber die ersten Versuche zeigten bald, daß die Anziehungskraft keineswegs von den Solisten ausging. Gericke wagte es, anfangs zwei Concerte in jeder Saison ohne Virtuosen und Gesangskünstler zu geben, und steigerte alljährlich die Zahl dieser blos orchestralen Aufführungen. Schließlich fand man letztere noch schöner und interessanter. Einen eigenen Chor, wie in Wien, hatte Gericke nicht zur Ver fügung. Wenn ein solcher nothwendig war, erzielte man seine Mitwirkung durch besondere Einladungen. Boston besitzt vier Chorvereine: drei gemischte (deren größter die „Händel and Haydn-Society“ mit 500 Mitgliedern ist) und Einen Männergesang-Verein. Ein Chor von 300 Sängern war eingeladen zu Aufführungen der Neunten Symphonie, zur Bach-Feier in Jahre 1885, zu Schumann’s „Manfredund zu den zwei Aufführungen des Mozart’schen Requiems, die zum Besten des Mozart-Denkmals in Wien stattgefunden haben. Gericke, der sich um die musi kalische Cultur Bostons große Verdienste erwarb, ist, mit Ehren überhäuft, unter allgemeinem Bedauern von dort geschieden. So erfolgreiche Thätigkeit in Amerika hat aber auch ihre Schattenseiten: die erbarmungslose, über mäßige Anstrengung von Körper und Geist. Gericke hat bei spielsweise in der Saison 1887/88 einhundertundvier Con certe dirigirt und in einer fünfwöchentlichen Tournée 3400 Meilen zurückgelegt. In der letzten Saison 1888/89 dirigirte er nicht weniger als einhundertundacht Concerte. Im Ganzen hatte er während der 5 Saisons 457 Concerte und wöchentlich drei, auch vier Orchesterproben zu leiten. Einer solchen Anstrengung und Unruhe wird auch der nor malste Dirigent nach einigen Jahren müde; zumal einer, der in allen Dingen so accurat und gewissenhaft ist, wie Gericke. So war es ihm denn erwünscht, nach fünf ameri kanischen Arbeitsjahren seine Kräfte wieder in dem Allegretto non troppodeutschen Concertlebens erproben zu dürfen. Er freut sich seiner Rückkehr nach Wien, wo wir, nicht weniger erfreut, ihn herzlich willkommen heißen.

Die „Philharmoniker“ machten uns mit einer neuen Orchester-Suite (Nr. 2 in G-moll) von Moriz Mosz kowski bekannt. Für diese Wahl entschied wol weniger der Werth der Composition, als der Erfolg der erstenMosz kowski’schen Suite, welche hier vor drei Jahren so stürmi

schen Applaus entfesselt hat. Diese war ein flott erfundenes, brillant instrumentirtes Stück, das trotz der geringen Tiefe und Originalität seiner Gedanken Effect machen mußte. Nicht ebenso die neue Suite. Zwar marschirt auch hier ein ganzes Elitecorps von Orchester-Effecten gegen den Zuhörer los, sogar unter Mithilfe der Orgel; trotz dem fühlt man sich schließlich ermüdet, ja gelang weilt von dieser breit ausgelegten bunten Scenenreihe. An gefälligen, pikanten Stücken und Stückchen fehlt es natürlich bei Moszkowski nicht; wo er sich begnügt, in knapperen Formen Esprit und Grazie walten zu lassen, wie in dem „Scherzo“ und „Intermezzo“, da ist er aufrichtigen Beifalls sicher. Die beiden langsamen Sätze: „Präludium“ und „Larghetto“, dehnen sich in einer Art unendlicher Melodie und steigern dieselbe mit Wagner’schen Mitteln bis zur „höchsten Entrücktheit“. Am Schluß des ersten Satzes er eignet sich etwas Ungeahntes: die Harfe beginnt plötzlich ganz allein sich in langer virtuoser Cadenz zu ergehen. Schon fürchten wir nach diesem Harfenconcert, Lucia von Lammermoor heraustreten zu sehen; es kommt aber etwas noch Wunderbareres: ein Orgel-Solo von acht Tacten. Daran schließt sich eine elegante Orchesterfuge, deren langes, in Sechzehnteln rasch hingleitendes Thema zu effectvollen Verflechtungen der Saiten- und Blasinstrumente geeigneten Stoff gibt. Die Orgel hat nach ihren paar präludirenden Accorden bis ganz zum Schlusse der Fuge geschwiegen, hier fällt sie, hauptsächlich wegen Herstellung eines langen Orgelpunktes auf dem Contra-D, wieder ein und hat fortan in der ganzen Suite weiter nichts zu thun. Es scheint mir doch etwas respectlos, einen großen Herrn wie die Orgel zu solcher winzigen Nebenrolle zu in commodiren. Immerhin sind die fünf ersten Sätze weit inter essanter, als der sechste und letzte, ein „Marsch“, der mit fettem Getöse die klägliche Magerkeit der Erfindung zu ver hüllen bemüht ist. Unter das Finale seiner ersten Suite, jenes hagelartig niederprasselnde Perpetuum mobile aller Violinen, konnte Moszkowski ein „finis coronat opus“ schreiben; der Schlußsatz der neuen Suite ist kein krönender und kein Krönungsmarsch, eher eine feierliche Abdication mit Trom peten und Pauken. Wahrscheinlich um die beiden für Mosz kowski beigestellten Harfen noch einmal zu benützen, wählte Herr Hanns RichterMendelssohn’s Ouvertüre zu Athalia“, eine Composition, welche uns die schwache, weich liche und conventionelle Seite dieses Meisters zukehrt und jeder seiner übrigen Ouvertüren nachsteht. Die zweite Sym

phonie von Brahms wurde musterhaft gespielt und nach jedem Satze mit Beifall überhäuft. Es war sehr wohlgethan, die Symphonie — dem ursprünglichen Programm entgegen — als mittlere, nicht als Schlußnummer aufzuführen. So konnte man, noch unermüdet und ungeblendet von Mosz kowski’s „Fontaine lumineuse“, die solidere Schönheit der Brahms’schen Musik mit klaren Sinnen genießen.

Franz Ondriček hat zwei sehr erfolgreiche Concerte gegeben und bereits ein drittes angekündigt. Es läßt sich über diesen Künstler kaum mehr ein Neues vorbringen; es wäre denn, daß er uns mit jedem Jahr noch glänzender und reifer vorkommt... Sich in der nächsten Nachbarschaft Ondriček’s ehrenvoll behaupten, ist nichts Leichtes, zumal für eine sehr junge Violinspielerin. Fräulein Irene v. Brennerberg hat sich in ihrem eigenen Concert diese Anerkennung redlich errungen und die Lobsprüche ihrer Pariser Kritiker durchaus gerechtfertigt. Das Mendels sohn’sche Concert gab ihr Gelegenheit, durch schönen Ton und zarte Empfindung zu wirken; Bravourstücke von Wieniawski und Sarasate erprobten ihre Gewandt heit in Ausführung der modernsten Virtuosenkünste. Es gab für Fräulein v. Brennerberg Applaus und Blumen in Fülle.

Bei Rosé wurde ein neues Clavier-Trio in H-moll von Frederic Lamond gespielt und sehr freundlich aufgenom men. Der noch junge Componist, der selbst den Clavierpart mit großer Kraft ausführte, ist in Schottland geboren, in Deutschland musikalisch ausgebildet. Er hat augenscheinlich viel und intensiv studirt; sein Trio, als Opus 2 bezeichnet, verräth einen ernsten Sinn, eine ansehnliche Sicher heit und Freiheit in der Formgebung, wie in der Aus nützung harmonischer und contrapunktischer Hilfsquellen. Eine originelle schöpferische Kraft wird man darin kaum ent decken. Herr Lamond gilt für einen der wärmsten Verehrer von Brahms. Dagegen ist gewiß nichts einzuwenden, so lange das Vorbild nicht die eigene Erfindung unverhält nißmäßig beeinflußt. Das Lamond’sche Trio ist Wein, eigent lich gährender Most, aus Brahms’schen Trauben. Das Finale insbesondere frappirt durch seine allzu nahe Ver wandtschaft mit Brahms’schen Ideen, rhythmischen und modulatorischen Wendungen. Herr Lamond wird sicherlich seine eigenste Individualität bald entdecken und heraus arbeiten; dann erst werden sein Brahms-Studium und seine solide Technik ihm zum rechten Vortheil gedeihen.