Hanslick Edition: Hanslick in Neue Freie Presse Nr. 9920. Wien, Mittwoch, den 6. April 1892 Hanslick, Eduard Wilfing, Alexander FWF Der Wissenschaftsfond.
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Hanslick Edition: Hanslick in Neue Freie Presse Herausgegeben von Wilfing, Alexander Projektmitarbeiterinnen Bamer, Katharina Pfiel, Anna-Maria Elsner, Daniel Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage Wien 2024

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Maschinenlesbares Transkript der Kritiken von Eduard Hanslick.

Nr. 9920. Wien, Mittwoch, den 6. April 1892 Hanslick, Eduard Neue Freie Presse Morgenblatt Herausgegeben von Etienne, Michael Friedländer, Max Wien 06.04.1892
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Concerte.

Ed. H. Die Anziehungskraft der alljährlichen Concerte des „Schubertbundes“ und des „Akademischen Gesangvereins“ beruht auf ihren zahlreichen Novitäten wie auf dem stimmkräftigen, tüchtigen Vortrag ihrer Sänger schaar. In den jüngsten, knapp aufeinanderfolgenden Con certen dieser beiden beliebten Vereine war die Ausführung besser, als die neuen Compositionen. Der „Schubertbund“, welcher in dem Chormeister Herrn Adolph Kirchl eine strebsame junge Kraft erworben, begann, seiner lobenswerthen Observanz getreu, mit einer Composition seines Namens patrons Franz Schubert. Viel mehr als eben Schubert’sche Klangschönheit und Empfindung läßt sich dem Chore „Weh muth“ kaum nachrühmen. Das Gedicht (von Heinrich Hütten berger) ist nicht das erste poetische Machwerk, das Schubert mit seinen Tönen vergoldet hat. „Seit sie mir entschwunden,“ klagt der Sänger, „ist Athmen ein Verlust!“ Mit viel Auf wand besingt Hermann Mohrdie Macht der Poesie“, in dem er fünf Strophen lang den ganzen Chor mit Vocalquartett und Bariton-Solos abwechseln läßt, ohne uns von dieser „Macht“ zu überzeugen. In DeboisWaldnachtzauberläßt das von Herrn Lewinger brillant vorgetragene große Violin-Solo auf die eigentliche Hauptsache, den Chor, gänz lich vergessen. Von Eusebius Mandyczewski, einem unserer besten, gründlichst gebildeten Musiker, hörten wir einen ernsten, kunstvoll gesetzten Chor: „Erinnerung“. Der vom Dichter (Bodenstedt) hingestellte Gegensatz: Die Er innerung, welche ein Glück, aber auch ein Fluch sein kann, läßt sich in so sehr gedrängter Fassung musikalisch schwer bemeistern. Der Componist kann weder bei dem Glück noch bei dem Fluch verweilen und wird nothgedrungen trocken. Waldharfen“, ein sehr umständlicher Chor von Edwin Schultz, mehr anspruchsvoll als ansprechend, verräth eine effectkundige, geschickte Hand, wird aber durch seine endlosen Textwiederholungen lästig. Ein Chor mit Clavier- und Harfenbegleitung, „Am See“ von Franz Mair, gefiel durch gute Klangwirkung. Das Gedicht ist ein Beispiel mehr von der sinnlosen Ueberschwänglichkeit, welche sich so gern in unsere Liedertafel-Programme einnistet. Der Dichter besingt den grünen See und möchte sich „kühl und wonnig in seinen Wassergründen laben“. Offenbar, um sich von der Hitze des

Tages abzukühlen? O nein. Er will den See blos „früh und spät um seinen Kummer fragen“! „Denn,“ so behauptet er, „nur des Sängers Brust versteht des Sees geheime Klagen.“ Nach dergleichen verstiegenen Empfindun gen erschien uns Wilhelm Handwerg’sHeimwerk“ in seiner melodiösen Einfachheit recht wohlthuend. Noch mehr Engelsberg’s bekannter reizender Chor „Am ober’n Lang bathsee“, dessen Wirkung nur durch die vielen übertriebenen Tempowechsel in der Ausführung beeinträchtigt wurde. Herr Julius Chmel bewährte sich als verständiger, tüchtig ge schulter Sänger in einem Schubert’schen Lied und einer Arie von Händel. Nachdem man aber in einem Männerchor- Concert genug schwarzbefrackte Herren vor Augen hat, wäre für die Liedervorträge der Anblick einer Dame erfreulicher.

Als erste Nummer des „Akademischen Gesang vereins“ hörten wir eine angeblich Beethoven’sche Hymne an die Nacht Im Beethoven-Katalog gibt es weder einen Chor noch ein Lied: „Hymne an die Nacht“, mit den Anfangsworten „Heil’ge Nacht, o gieße du Himmelsfrieden in dies Herz!“ und Schubert’sPilgrim“ in der Heuberger’schen Chorbearbeitung. Die unmittelbare Auf einanderfolge dieser beiden Chöre von langsamer Bewegung und sehr einförmiger Rhythmik war besser zu vermeiden. Richard Wagner’s Männerchor „An Weber’s Grabe“, eine Gelegenheits-Composition zur Feier der Uebertragung von Weber’s Leiche von London nach Dresden (1844), hat mehr biographisches Interesse als musikalische Bedeutung. Nach Bruckner’s bekanntem „Ave Maria“, einem in Klang und Form schönen Gesangstück, wurde ein Chor von Grieg gesungen: „Landkennung“, dessen Text zu dem Un verständlichsten gehört, was uns seit Langem vorgekommen. Das Stück ist, wie ich glaube, einem größeren Werke Grieg’s (op. 50) entnommen, das Scenen aus Björnson’s un vollendetem Drama „Olaf Trygvason“ für Chor, Soli und Orchester zusammenstellt. Dort mag auch vielleicht die — musikalisch recht effectvolle — „Landkennung“ dem nichtskandi navischen Publicum etwas klarer werden. Sämmtliche Chöre der ersten Abtheilung dirigirte der für den Verein eifrigst thätige und tüchtige Chormeister Herr Raoul Mader. Die zweite bestand aus einigen von Fräulein Standthartner und Herrn Neidl sehr beifällig vorgetragenen Liedern. Die Sänger und Sängerinnen, welche uns immer und immer wieder Von ewiger Liebe“ singen, möchten wir doch erinnern, daß in Brahms Liederheften noch gar viele ungehobene Schätze

liegen. Von der Ewigkeit der Liebe bereits sattsam durch drungen und seit Jahren in genauester Kenntniß dessen, was „das Mägdelein sprach“, wären wir jetzt nicht unempfäng lich für einige Abwechslung. Die ganze dritte Abtheilung des Concerts war Compositionen des Grafen Geza Zichy ge widmet. In schier überschwänglicher Weise haben die Herren Akademiker sich für die freundliche Mitwirkung des Grafen dankbar gezeigt, denn nicht weniger als elf Stücke seiner Composition (die letzten sieben in ein umfangreiches „Lieder spiel“ zusammengefaßt) wurden gespielt und gesungen. Zuerst drei Orchesterstücke: „Hunnenzug“, „Der Minnesänger“ und Das graue Männchen“, von denen das letztgenannte stürmisch da capo verlangt wurde. Sodann eine „Abschieds- Serenade“ für Chor, Orchester und Clavier; endlich das erwähnte Liederspiel „Die Musik“. Alle diese Erzeugnisse eines mehr anempfindenden als schöpferischen Talents wur den von dem nicht allzu strengen Auditorium des Akademi schen Gesangvereins mit lebhaftestem Beifalle aufgenommen. Die recht poetischen Texte sind durchaus vom Grafen Zichy selbst gedichtet, die Musik von ihm componirt, die Auf führung von ihm persönlich dirigirt. Man sieht, an Viel seitigkeit der Begabung läßt es der liebenswürdige General- Intendant des ungarischen National-Theaters nicht fehlen.

Die uns so plötzlich warm umfangende Lenzluft beginnt dem Besuch der Concerte merklich zu schaden, was uns keines wegs veranlaßt, gehässig gegen den Frühling aufzutreten. Nur Gustav Walter und Alice Barbi hatten sich nicht zu beklagen. Hingegen sah es in dem Concert des Ehepaares Breitner recht schütter aus. Und doch steht Herr Ludwig Breitner seit dem Jahre 1872 als virtuoser Pianist hier in gutem Andenken, desgleichen seine Frau (geborene Bertha Hafft) als graziöse Violinspielerin. Seit etwa 15 Jahren in Paris ansässig, erfreuen sich die Beiden dort einer großen und vornehmen Schüler-Clientel. Ob nicht gerade diese unausgesetzte Unterweisung Anderer ihnen selbst etwas von ihrer Virtuosität abgestohlen hat, möchte ich nicht ent scheiden; oft genug kommt das vor. Das Breitner’sche Concert enthielt fast lauter Kammermusik. Für uns Zuhörer war das sehr vortheilhaft; weniger für Frau Breitner, deren Geigenton nicht stark genug ist, um die anderen Saiten- Instrumente und das von ihrem Gemal mit nervöser Energie behandelte Clavier zu beherrschen. Die Wahl von Brahms C-moll-Trio (op. 101) zeigt von ernstem Geschmack; dank bar für Spieler und Hörer sind wol nur die beiden mittleren

Sätze, insbesondere das Andante grazioso; erster Satz und Finale haben zu wenig melodischen Reiz und faßliche Rhyth mik, um zündend zu wirken. Ueberdies schien das technisch schwierige Stück nicht hinreichend im Zusammenspiel studirt. Die D-moll-Sonate (Clavier und Violine) von Saint- Saëns ist flach und verzwickt zugleich; erst das lebendig fortprickelnde Finale rüttelt den Hörer aus langer Gleich giltigkeit. Mit desto größerem Genuß hörten wir Dvořak’s Clavierquintett op. 81, eine der frischesten, erquickendsten Blüthen moderner Kammermusik. Ohne Herrn und Frau Breitner, denen das Publicum dankbarsten Beifall zollte, würden wir vielleicht jahrelang darauf gewartet haben.

Auch die letzte Production des Quartetts Hellmes berger vermochte gegen das schöne Wetter nicht recht auf zukommen. Mozart’sSextett mit zwei Waldhörnern wurde vortrefflich gespielt und behaglich genossen, wenngleich unse rem nervös gewordenen Geschlecht ein kleines Donnerwetter an diesem ewig blauen Himmel nicht unerwünscht gekommen wäre. Auch an dem melodienreichen Octett von Schubert kann man jedesmal die Wahrnehmung machen, wie es im Verlauf der sechs Sätze dem Hörer zu lang wird. Als ein aparter Leckerbissen wurde Herr Winkelmann servirt, welcher die Pylades-Arie von Gluck unter enormem Bei fall sang — ein zartes Stück, das unser gefeierter Sieg fried mit Vorliebe in Concerten vorträgt, obgleich es weder dem Charakter seines Organs noch seiner Gesangsweise be sonders entspricht. Brillant und musikalisch gediegen spielte Frau Frankl-Joël den Clavierpart von Rubinstein’s C-dur-Quartett. Ein minder bekanntes oder ein älteres werthvolles Stück wäre uns willkommener gewesen. Der Anfang mit seinem üppigen, groß aufblühenden Thema ist freilich bestechend, aber wie schnell geht es von da abwärts! Ein wahres Prototyp fast aller mehrsätzigen Compositionen von Rubinstein: Erster Satz frisch, spontan, vielverspre chend; Scherzo nur noch rhythmisch pikant; Adagio trostlos langweilig; Finale roh und ideenlos. Das C-Quartett stammt aus Rubinstein’s bester Periode: in seinen späteren Werken pflegt auch schon der erste Satz nicht viel zu taugen.

Die Philharmoniker eröffneten ihr Abschiedsconcert mit Schumann’s selten gehörter Ouvertüre zu Schiller’s Braut von Messina“. Aus des Meisters letzter Periode stammend, verräth sie trotz alles äußerlichen Kraftaufwandes eine ermüdete Phantasie, ein weiches trauriges Gemüth, das sich zu heroischen Aeußerungen zwingt. Ein Seitenstück zu

Schumann’s Julius Cäsar-Ouvertüre, erinnert sie in ihrer schweren, schmerzlich düsteren Stimmung auch an die Faust- Ouvertüre und die (ungleich bedeutendere) Genofeva. Im Vergleich zu diesen, wie licht- und klangvoll sind die Ouvertüren, welche Beethoven zu Tragödien wie Egmont und Coriolan geschrieben! Wir sind Herrn Hanns Richter dankbar für jedes Werk von Schumann, das er längerer Vergessenheit entzieht. Die schwächere Arbeit eines Meisters, eines echten Poeten bleibt doch hundertmal werthvoller, als das Beste, was unreifer Größenwahn oder trockene Capell meister-Routine hervorbringt. Auf dem mir vorliegenden Original-Manuscript der Ouvertüre zur „Braut von Messina“ stehen folgende rührende Zeilen von Schumann’s Hand an Brahms: „Willkommen zum ersten Mai, Johannes, nimm sie liebend an, die Partitur. Bist du ein Maikind? Dein Robert.“

Es fügte sich schön, daß auf Schumann’s Werk eines von seinem Liebling folgte, die A-dur-Serenade, welche manchen Schumann’schen Zug aufweist. Brahms hat sich seit den dreißig Jahren, die ihn von seinen beiden Sere naden (op. 11 und 16) trennen, mächtig entwickelt. Aber so hoch er auch emporgewachsen ist aus diesen Nachtmusiken, sie behaupten noch immer einen vornehmen Platz in der modernen Orchester-Literatur. Es sind anmuthige, im un getrübten Glück der Jugend athmende Garten-Phantasien voll Mondschein und Fliederduft. Für denjenigen, der zu lauschen versteht, klingen darin feine liebliche Stimmen und erzählen von glücklichen Stunden. Fast zu fein sind diese Stimmen für weitläufige Concerthallen. Unser großer Musik vereinssaal und die Nachbarschaft vollinstrumentirter Orchester werke, wie die Schumann’sche Ouvertüre und die „Eroica“, beeinträchtigen die Wirkung der A-dur-Serenade, welche nicht blos auf Trompeten und Posaunen, sondern seltsamer weise auch auf Violinen verzichtet und nur die drei tieferen Arten des Geigengeschlechtes verwendet. Offenbar hat Brahms sie nicht für große Orchester-Concerte bestimmt, wie seine voll stimmige größere Serenade in D-dur. Könnte man nicht einmal die A-dur-Serenade am Ende eines der Kammermusik-Abende hören, die man jetzt gern mit Beethoven’s Septett oder dem Schubert’schen Octett schließt? Eine kleine Besetzung, viel leicht fünfzehn Mann, würde genügen, um die eigenartigen Reize dieser für einen intimen Hörerkreis gedachten Sere nade zu entfalten. Als Schlußnummer triumphirte die Heroische Symphonie“. Beethoven hat vor die Ori

ginal-Ausgabe (1805) folgendes Vorwort gesetzt: „Diese absichtlich länger als gebräuchlich geschriebene Symphonie ist näher zum Anfang als zum Schluß einer Akademie, bald nach einer Ouvertüre, einer Arie oder einem Concert, aus zuführen, damit sie nicht, zu spät gehört, für den durch die vorhergehenden Stücke bereits ermüdeten Zuhörer ihre be sondere, beabsichtigte Wirkung verliere.“ Heute, da nahezu neunzig Jahre seit jener Mahnung verflossen sind, braucht sich gewiß kein Dirigent mehr daran zu halten. Die Sin fonia eroica ist dem gesammten musikalischen Publicum so sehr, fast bis zum Auswendigkennen vertraut, daß von an gestrengtem Folgen und von der Bedingung einer durch nichts abgeschwächten Empfänglichkeit kaum mehr die Rede sein kann. Weder Schumann’s Ouvertüre noch die Serenade von Brahms haben der „Eroica“ im mindesten wehgethan. Sie siegte, wie immer, ohne nachträglich von Hanns Richter berednert und „umgewidmet“ zu werden. Die jüngste Concertrede Bülow’s mit der überraschenden Proclamation Bismarck’s zum eigentlichen Helden der Beethoven’schen Symphonie hat begreifliches Aufsehen gemacht. Man darf Bülow, dessen enthusiastischer Geist leicht überschäumt und in der Begeisterung für irgend ein Ideal zugleich allerhand Seitenhiebe austheilt, nicht kleinlich, nicht lieblos beurtheilen. Sein heißes, nervöses Temperament, seine fleckenlose Ehrlich keit und seine großen künstlerischen Verdienste haben ihm längst eine Art Privilegium gesichert für Extravaganzen, mit und ohne Rücksichtslosigkeit. „Wär’ ich besonnen, hieß’ ich nicht der Tell.“ Bülow, der in den letzten Jahren für den Concertaufschwung in Berlin und Hamburg so Außerordent liches geleistet, ist für das deutsche Musikleben ein treibendes, belebendes Element, wie wir kein zweites besitzen. Er wird dereinst eine schmerzliche Lücke hinter sich zurücklassen.

Die größte Begeisterung, den lautesten Jubel hat in letzter Zeit unser Johann Strauß heraufbeschworen mit seiner neuesten Walzerpartie: „Seid umschlungen Millionen!In Wahrheit werden bald Millionen sich umschlungen fühlen von den verführerischen Rhythmen dieses Walzerhymnus „an die Freude“. Die Composition ist Brahms gewidmet, dem Verehrer der Blauen Donau und intimen Freunde der Fledermaus. Geniale Naturen erkennen einander auch auf den verschiedensten Gebieten. Brahms und Straußes ist doch Jeder von ihnen der Erste in seinem Fach. Brahms repräsentirt die Pairskammer, Strauß das Abge ordnetenhaus in der Musik.