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Maschinenlesbares Transkript der Kritiken von Eduard Hanslick.
Ed. H. Genau vor einem Jahre hat uns Hanns
Richard Strauß
muß das wirklich sein? Nachdem die Bilder seines freudlos
kämpfenden Lebens an dem Sterbenden vorübergezogen, er
schallt die Todtenglocke. Wir hören das schauerliche Anschlagen
des Tamtams durch vierzig Tacte, dann ein langes
Arpeggiren zweier Harfen gegen einander über geheimniß
vollem Erzittern der Geigen, endlich ein ausklingendes
Pianissimo. Der arme Junge ist von seinen Qualen erlöst, was
das Programm mit dem verschönernden Titel „Welt-
Erlösung, Welt-Verklärung“ bezeichnet.
Wie
Verklärung
unserer Musik. Alle im Gedicht geschilderten Vorgänge sind,
wie gesagt, mit blendender Bravour nachgemalt, stellenweise
mit wirklich neuen Farbenmischungen; dadurch erklärt sich
auch die starke sinnlich-pathologische Wirkung, welche ein so
unbarmherziges Nachtgemälde auf die Zuhörer ausübt. Es
fehlt dieser realistischen Anschaulichkeit nur der letzte ent
scheidende Schritt: die matterleuchtete Krankenstube mit dem
Verscheidenden auf wirklicher Bühne; sein Todeskampf,
seine Visionen, sein Sterben — Alles pantomimisch — und
dazu die
consequent und dürfte auch mit der Zeit ernstlich versucht
werden. Die Art seines Talentes weist den Componisten
eigentlich auf den Weg zum Musikdrama; wir trauen ihm
ohneweiters auch jene „edle Verachtung des Gesanges“ zu,
welche, vor dreihundert Jahren von Caccini gepredigt,
gänzlich zu kurz kommt, allerdings nur eine Entwicklungs
krankheit unserer Zeit. Dergleichen Erscheinungen darf eine
weise ästhetische Pathologie so wenig unterdrücken wollen, wie
die rationelle physische Hygiene die Reinigungsprocesse in
einem menschlichen Körper hemmen darf, wenn sie recht
kräftig auf die Haut schlagen. Es ist wahrscheinlich, daß wir
mit unserer schulgerechten Aesthetik nachgerade aufs Trockene
gekommen wären ohne diese gewaltsame Reaction. Ich habe
viele „Richtungen“, die sich für die allein wahren ausgaben,
im Sande verlaufen und neuen, noch „wahreren“ Platz
machen sehen, so daß ich mit einiger Ruhe zuschauen
kann, wenn heutzutage Alles als akademischer Zopf ver
schrien wird, was einen Gemüthswerth beansprucht oder
durch Reiz und Adel der Form entzücken will.“ ...
„
Publicums rauschenden Beifall, dem von anderer Seite ver
nehmliches Zischen antwortete. Alle dürften es jedoch wie
einen himmlischen Balsam empfunden haben, als unmittelbar
darauf die ersten Accorde von
erklangen. Mit Unrecht hat man lange Jahre hindurch dieses
lichem Reiz und edler Form so schön verbindet. Auch
Schlummer jetzt wieder einmal erweckt werden. Man hat
uns in vormärzlicher Zeit damit überfüttert; jetzt regt sich
wieder der Appetit nach diesem den jüngeren Concertbesuchern
unbekannten Leckerbissen. Fräulein Ilona Eibenschütz
Für eine kräftige Auffrischung unseres Musiklebens
sorgen jetzt slavische Gäste:
Musikvereinssaal,
Wer erinnert sich nicht — drei Jahre zurück — an den
prächtigen Anblick und den eigenartig reizvollen Gesang von
Herrn Slaviansky’s Vocalcapelle? Diesmal ist es seine
sie steht in prachtvollem Nationalcostüm an der Spitze ihrer
Sänger, gibt mit leiser Handbewegung den Tact und singt
die Soli, welche in den
Chor abwechseln. Ihre kleinen und großen Sänger sind
trefflich eingeübt; mit voller Sicherheit singen sie auswendig
das ganze lange Programm und bewahren die schönste Ueber
einstimmung in dem häufigen Tempowechsel, wie in allen
Schattirungen der Tonstärke. Ueberraschend ist besonders ihr
zartes, echoartig ausklingendes Pianissimo. Die Tenor
stimmen sind nicht klangvoll, desto imposanter die berühmten
abgrundtiefen
es einige Unreinheiten in den Sopranstimmen; wahrschein
lich in Folge der klimatischen Unbilden und arger
Reisemüdigkeit. Dieser schreibt man auch den Weg
fall mehrerer Programm-Nummern zu und die allzu
langen Pausen zwischen den Abtheilungen des Concertes.
Die vorgetragenen Nationallieder (fast alle in Moll, die meisten
in zweitheiligem Tact) sind durchwegs originell in Melodie und
Rhythmus, auch interessant harmonisirt; echte Beweisstücke
für das intensive musikalische Talent des
Wie poetisch in Wort und Musik ist nicht gleich der erste
Chor „
Tanzlied „
immer schnelleren Drehungen sich abwickelnde „
Merkwürdige Gegenstücke dazu bilden zwei sehr langsam ge
sungene schwermüthige Klagelieder: „
Grashalmchen
mußte) frappirte ein von Frau
und lange ausgehaltenes hohes C; es klang wie der feinste
Ton einer Glasharmonika. Auch zwei
bekamen wir zu hören, die — ohne Begleitung des Harmo
niums — sehr präcis zusammenklangen. Die endlose Litanei
des zweiten sündigte übrigens auf die Geduld unseres Publi
cums, das solchen Vorträgen nur ein musikalisches Interesse
und kein liturgisches entgegenbringt. Dem zweiten Concerte
der
besten Erfolg. Es wirkt immer erfrischend, wenn über die
alte Civilisation unserer Concerte sich einmal unvermuthet
ein Strom ursprünglicher Volksmusik ergießt.
Gleichzeitig mit der Production der
gab bei Bösendorfer Fräulein Agnes Pyllemann ein
Sängerin zu hoher Ehre gereichte. Fräulein
aus ihrem ohnehin überreichen Programm mehrere Lieder
wiederholen und noch andere zugeben müssen. Ich habe
Fräulein
häuslichen Kreise gehört und mich an dem eigenthümlichen
Klangzauber ihrer zarten Stimme ebenso sehr erfreut, wie
an ihrem feinen, seelenvollen Vortrag.
An zwei Abenden hat das „Böhmische Quartett“
sich mit außerordentlichem Erfolge hören lassen. Schmeichel
hafter noch als der brausende Beifall mag ihm die Theil
nahme der Zuhörer gewesen sein, die durch volle dritthalb
Stunden andächtig lauschend auf ihren Plätzen verharrten.
Die Quartett-Gesellschaft besteht aus vier jungen Leuten
von neunzehn bis zwanzig Jahren, die erst im letzten
Herbst das
Primgeiger Karl Hoffmann wirkt durch auffallend
jeder Satz in G-moll. Der erste, von der Violine allein
mit einem pathetischen Recitativ eröffnet, athmet düstere
Leidenschaftlichkeit. Anmuthig hebt sich davon die volksthüm
lich anklingende Melodie des zweiten Satzes ab; er ist durch
zwei Intermezzi auseinander geschnitten, von denen das
zweite, ein Maëstoso in C-moll, nicht recht zum Ganzen
passen will. Noch zerrissener durch wechselnde Tempi, Ton-
und Tactarten ist das Finale, ein Presto im Sechs-Achtel-
Tact, dessen geistreiches, leise hämmerndes Thema eine gleich
mäßigere Verarbeitung erwarten ließ. Das
Quartett
Stellen. Den Clavierpart spielte Herr Joseph Jiranek,
Am zweiten Abend bekamen wir
quartett
etwas trockenem, aber in der Durchführung geistreich ver
arbeitetem Thema; ein schwermüthiges Andante im Charakter
der südslavischen Dumkas; hierauf ein reizendes Scherzo
(das Thema leicht anklingend an das Finale von
mann
Leben und Feuer. Das
von
combinatorische Kunst. Der exclusiv nationale Charakter
tritt in dem späteren
und erscheint nur wie ein Dialekt, leicht abfärbend auf
unserer allgemeinen verständlichen, im Grunde
schen Musiksprache. Eine kräftige und sympathische
Individualität spricht aus dem dreisätzigen
quartett Fibich. Man stützte ein