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Maschinenlesbares Transkript der Kritiken von Eduard Hanslick.
Ed. H. Das Textbuch zum „
E.
andern Dame, Caroline
rung für die „Meisterschaft der Frau
dem belebenden Hauche echter Begeisterung durchdrungenen,
für alle Zeiten bleibenden Romane“. „Der Leser,“ heißt es
weiter, „fühlt sich durch den trefflichen, von echt nationalem
Hauche durchwehten Styl und meisterhafte Erzählungskunst
mächtig angeregt.“ Ich bin dieser Leser nicht. Mich hat die
geschwätzige Breite, mit der eine winzige Begebenheit hier
behandelt ist, weniger „mächtig angezogen“ als sachte ge
langweilt. Von speciell
kaum die Rede sein in einer Begebenheit, die ausdrücklich
an der
Bevölkerung Nord
Localität gar nicht näher bezeichnet, konnte also glücklicher
weise den Erfolg der Oper in
Die ganze Handlung dreht sich lediglich um einen verweigerten
Kuß und könnte zur Noth von den beiden Hauptpersonen,
Uebrigen haben mit der Handlung so gut wie nichts zu schaffen.
Der junge Bauer
freit um seine frühere Geliebte
seine Einwilligung, meint aber, die Beiden werden nicht gut
zusammenpassen, da der eine Theil genau so eigensinnig sei
wie der andere. Das zeigt sich nur allzu schnell.
weigert ihrem Verlobten einen Kuß. Sein Bitten, Ueber
reden, Zürnen — und ihr standhaftes Zurückweisen zieht
sich durch die ganze Oper, von der ersten bis zur letzten
Scene.
gewissenhaft, hängt fest an dem Volksglauben, daß es
die Grabesruhe der verstorbenen Frau störe, wenn der
Witwer seine neue Braut vor der Trauung küßt.
zornig und rächt sich an
Fenster Musikanten aufspielen läßt, mit lustigen Mädchen
tanzt und schäkert. Durch diesen Hohn aufs tiefste gekränkt,
flüchtet
die (wie alle alten Muhmen, Ammen, Beschließerinnen im
Schauspiel)
Schmugglerbande ist. Es scheint, daß so ziemlich die ge
sammte ehrenwerthe Einwohnerschaft vom Schleichhandel
lebt. „Die Alte,“ heißt es in der Erzählung, „sah in ihrem
Gewerbe durchaus nichts Anstößiges, und so wie sie denken
und urtheilen die Leute in unseren Bergen alle.“ Das
Haupt der Schmuggler, der alte
charakterisirt: „Er steht an Sonn- und Feiertagen
immer unter der Kanzel. Kirche und Predigt — das
ist sein Element, er ist sehr gottesfürchtig. Deßhalb betreibt
er auch sein Geschäft nicht in der Fastenzeit und entsagt
dem Rauchen, damit der Himmel dafür wieder ihn schirme
und schütze.“ Auf Zureden
in Sturm und dunkler Nacht in den Wald. Dort übernimmt
einer ungefährlichen Begegnung mit einem
sammt ihrer geängstigten Begleiterin heil nach Hause. Dort
hat inzwischen
ganze Nachbarschaft zusammengerufen, um
lich Abbitte zu thun und sein Unrecht einzugestehen. Das
geschieht, und nachdem zur Abwechslung nun auch einmal
der Zwist zur allgemeinen Zufriedenheit. In der
Erzählung
Feststimmung und heiratet seine Verbündete
gibt also eine Doppelhochzeit, um die wir leider in der Oper
verkürzt werden.
Ohne Zweifel bietet diese Dorfgeschichte günstige
Motive und Situationen für musikalische Behandlung.
Schlichte, durchwegs sympathische Charaktere, volksthümliche
Färbung, einfache, wahre Empfindungen. Hätte der Librettist
die ungebührlich ausgedehnten Dialoge entschlossen gekürzt
und die Scenen enger aneinander gerückt, so konnte „
Kuß
auch von der Composition sagen. Sie ist zwar in ihrer
jetzigen Ausdehnung überall gute Musik geblieben, mitunter
vortreffliche, reizende Musik, aber durch knappere Fassung
und sparsamere Wiederholungen würde sie noch erheblich ge
wonnen haben. Man wird wol zunächst fragen, wie sich
„
an Werth und Wirkung höher, zunächst schon durch ihr leb
hafteres, farbenreicheres Textbuch. Die Handlung der „
kauften Braut
ermüdend durch endlose Wiederholungen derselben Situation,
derselben Reden und Gegenreden. Sie hat eine recht gut
geschürzte Intrigue, die mit Hilfe zweier wirksamer komischer
Figuren — des Baßbuffo
wird. Wirksame Contraste, komische Rollen fehlen im
„Rollen haben überhaupt nur
hier beiweitem nicht so gut vorgesorgt, wie in der „
Braut
als „
aber keineswegs den Grund in verminderter Schaffenskraft
des Componisten, sondern hauptsächlich in den Mängeln des
Libretto suchen. Der Styl ist derselbe wie in der „
kauften Braut
Arie, Duette und Terzette, überall schön geformte, absolut
verständliche und einprägliche Melodien. Diese gesunde,
fast möchte ich sagen musikalische Musik verfällt weder in
das Extrem pathetischer Ueberschwänglichkeit, noch in jenes
possenhafter Trivialität. Die Begleitung maßt sich nirgends
die Oberherrschaft und das Commando über den Gesang
an, und doch verräth sie überall den gewiegten Harmoniker
und Contrapunktisten.
der es verschmäht, mit Absicht „geistreich“ zu reden. In
ihrem Charakter erinnert die Musik häufig an
im zweiten Act auch an
durchweht ein starker
Deutsch-Nationalen dünkt dies ein Verbrechen; mir scheint
es eher ein Vorzug. Welch schöne Plastik der Melodie, welch
reine, unverstörte Empfindung! Es wäre unseren
Operncomponisten recht sehr zu wünschen, daß sie manchmal
zu der klaren Quelle
man es auch den Italienern rathen müssen.
„
Beweis, daß auch in unserer Zeit Musik dramatisch sein
kann, ohne ihr selbstständiges Recht, ihr Vorrecht aufzu
geben. Und ferner: daß auch in einfachster Form, in naivstem
Ausdruck Genialität sich äußern kann. Die Genialität
sch
himmelstürmerisch, exaltirt, phantastisch, schrankenlos und
trunken vorstellen; ein starker Beisatz von Solidität, von
ernster Zucht fehlt ihr niemals; sogar mit einem leichten,
schulmeisterlichen Geschmäckchen verträgt sie sich sehr gut.
von steifen Rosalienfolgen, gewisse contrapunktische
Künsteleien u. dgl. Es genirt ihn gar nicht, durch
viele Wiederholungen desselben Motivs oder durch langes
Festsitzen auf einem Grundaccord ein bischen philister
haft zu erscheinen und uns ungeduldig zu machen. Ein
großer, heute seltener Vorzug ist der einheitliche Styl
in
Lügen straft, kein Zug, der eigenmächtig aus dem Rahmen
des Ganzen herausspringt. Ebenso ist die musikalische
Charakteristik der einzelnen Personen durch keinerlei raffinirtes
Zuviel auf die Spitze getrieben. Die Empfindungen des
Liebespaares steigern sich nur auf den Höhepunkten — zuerst
des Streites, dann der reuigen Verzweiflung — zu heftig
leidenschaftlichem Ausdruck. Die übrigen Personen bewegen
sich alle auf dem Niveau schlichter, etwas hausbackener Be
häbigkeit. Die einzelnen Musikstücke im „
von gleichem Werth; in manchen läßt sich der Componist
bequem gehen und begnügt sich, dem Text gemäß, mit
dem Passenden, Zweckmäßigen, ohne viel nach Bedeuten
dem und Originellem zu suchen. Als schönste Nummer
der Oper erscheint mir das Wiegenlied der
insbesondere vom Eintritt der A-dur-Melodie „Wie hell
am Himmel die Sterne auch steh’n“. Kräftige Fröh
lichkeit belebt das Trinklied des
der Humor im Geschmack der älteren komischen Oper
die Arie
stischen Septimensprüngen. Echt dramatisch wirkt das erste
Finale durch den Contrast zwischen der Seelenqual der ge
kränkten
offenen Fenster. Im zweiten Act erfreut uns das auch in
der Ouvertüre anklingende Duett zwischen
begegnen wir mit geringer Abweichung auch in
„
aller Selbstständigkeit, aus derselben Urquelle: dem Volks
gesang. Auch das Frauenduett im Wald „Kind, was die
Lieb’ verlangt“ wirkt ansprechend in seiner altmodischen
Treuherzigkeit. Bedeutend im Sinne origineller Erfindung
oder technischer Meisterschaft wird Niemand diese und ähn
liche Stücke im „
sich Jemand dem wohlthuenden Eindrucke dieser naiven,
frischen und ehrlichen Musik entziehen. Was zu den gegen
wärtigen, mitunter bis zur Ueberschätzung getriebenen Er
folgen von
hat, braucht wol nicht ausdrücklich gesagt zu werden: es ist
die Uebermüdung nach der
kaufte Braut
auf unsere durch
Im „ Jahn’s Dirigentenstab die