Hanslick Edition: Hanslick in Neue Freie Presse Nr. 12012. Wien, Dienstag, den 1. Februar 1898 Hanslick, Eduard Wilfing, Alexander FWF Der Wissenschaftsfond.
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Hanslick Edition: Hanslick in Neue Freie Presse Herausgegeben von Wilfing, Alexander Projektmitarbeiterinnen Bamer, Katharina Pfiel, Anna-Maria Elsner, Daniel Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage Wien 2024

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Maschinenlesbares Transkript der Kritiken von Eduard Hanslick.

Nr. 12012. Wien, Dienstag, den 1. Februar 1898 Hanslick, Eduard Neue Freie Presse Morgenblatt Herausgegeben von Etienne, Michael Friedländer, Max Wien 01.02.1898
font-style:italic; font-weight:bold; Deutsch Transkribus OCR und Lektorat. Transformierung der Daten des Transkribus TEI-Export mit "editions.xsl". Formatierung und Referenzen eingefügt. Letztkorrektur für Zwischenrelease.
Denkmäler der Tonkunst in Oesterreich.

Der fünfte Jahrgang (1898) dieser unter der Patronanz des Unterrichtsministeriums veranstalteten, von Professor Guido Adler geleiteten Unternehmung liegt nunmehr vor. Er enthält zwei Foliobände. Der eine Halbband bringt das erste Buch des soge nannten „Choralis Constantinus“ von Heinrich Isaak, dem Hofcomponisten Kaiser Maximilian’s I., welcher den Künstler auch für diplomatische Missionen am Hofe der Medicäer in Florenz verwendete. Isaak gilt in der Kunstgeschichte als ein Epochen mann, der die strenge, herbe polyphone Schreibweise des fünf zehnten Jahrhunderts zu dem schönen Style der A-Capellisten des sechzehnten Jahrhunderts mit überleitete. Das erste Buch dieses die Liturgie des ganzen Kirchenjahres umfassenden Werkes enthält das Graduale in mehrstimmiger Bearbeitung für unbegleiteten Gesang. In Partitur erscheint es zum erstenmale in den „Oester reichischen Denkmälern“. Es ist ein Werk von eminenter kunst historischer Bedeutung, dem aus der Epoche seines Entstehens kein zweites zur Seite zu stellen ist. Isaak, ein geborener Niederländer, beherrschte die Kunstmittel seiner Zeit mit souveräner Macht und vermochte durch seine Beziehungen zur deutschen, italienischen und französischen Kunst eine Universalität zu erreichen, in der nieder ländische Satzkunst, italienische Anmuth und deutsche Gemüthstiefe glücklich vereinigt sind. Die Neu-Edition wurde bearbeitet im musikwissenschaftlichen Seminar der deutschen Universität in Prag von den Herrn Professor Emil Bezecny und Dr. Walter Rabl, bietet also alle Garantien wissenschaftlicher Genauigkeit.

Der zweite Halbband bringt Sonaten für Violine von Franz Heinrich Biber, die 1681 in Kupfer gestochen erschienen. Biber, ein gebürtiger Deutschböhme (geboren 1644 in Wartenberg, ge storben 1701), stand 34 Jahre in Diensten des fürsterzbischöflichen Hofes in Salzburg, vorerst als Musiker und Kammerdiener, dann als Capellmeister und Truchseß. Vom Kaiser Leopold I. wurde er mit dem Reichsadel ausgezeichnet; sein Wappen ist geziert mit einem Biber, welcher in den Tatzen ein zusammengerolltes Partitur buch hält. Die von Professor Dr. Guido Adler verfaßte Ein leitung zur Ausgabe der Sonaten bietet eine auf neuen Quellen forschungen basirte Monographie über Leben und Wirken dieses großen Künstlers, der als erster Deutscher neben den auf dem Ge biete der Violin-Composition damals herrschenden Franzosen und Italienern die Anerkennung und Bewunderung der gebildeten Kunstwelt sich errang. Professor Adler behandelt in eingehen der Weise die kunsthistorische und technische Würdigung der So naten und kommt zu dem Schlusse, daß dieselben in heutiger Zeit als ein Reinigungsbad für die Componisten von Werken für Solovioline dienen könnten. Sie werden Freunden gediegener Kammermusik eine willkommene Bereicherung des Programms bieten. Da der bezifferte Baß von Herrn Joseph Labor in dessen bewährter feiner Stylempfindung ausgearbeitet ist, dürften die Sonaten bald zum Hausschatze der Violinspieler gehören. Der von der Verlagsfirma Artaria & Comp. beigegebenen Ueber sicht über die bisherigen Publicationen der Denkmäler ist zu ent nehmen, daß einzelne Bände zu einem gegenüber dem Subscriptions- Betrage erhöhten Preise auch einzeln abgegeben werden. Mit gerechtem Stolz können wir auf die „Oesterreichischen Denkmäler“ der Tonkunst, die bisher in elf Foliobänden vorliegen, blicken und uns der Anerkennung freuen, die denselben von reichsdeutscher Seite zu Theil wird, umsomehr, da auf diesem Gebiete der Kunstwissen schaft die vaterländische Arbeit in siegreiche Concurrenz getreten ist. Die Förderung seitens des österreichischen Unterrichtsmini steriums trägt hier reiche Früchte. Ed. H.