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Maschinenlesbares Transkript der Kritiken von Eduard Hanslick.
Ed. H. Recht und wohlgethan war’s von unserem
Musikverein, die Erinnerung an Dittersdorf wachzu
und Begehr entsprach eine sich stetig erneuernde Production.
schen Anregung und brauchten für ein Orchester, für ein Publi
cum, für einen Verleger trotzdem nicht zu sorgen. Hingegen
mußten sie, zu Viel- und Schnellschreiben genöthigt, einem
enormen Hör- und Spielbedürfnisse begegnen und folgten
in der Regel weniger ihrer Inspiration als den Aufträgen
ihres „Herrn“. Man bestellte und schrieb immer gleich sechs
Symphonien, zwölf Trios, zwölf Quartette u. s. w. Dem
entsprach das lange und bunte Musiciren bei den großen
Herren.
Violinconcerte. In
tage des
Cantate
obligaten Blasinstrumenten
Einen Abend! So massenhafte Production hinderte die Ver
tiefung und hat verschuldet, daß zahlreiche Instrumentalwerke
— vom Strome der Zeit rettungslos weggespült sind. Die
persönliche Stellung dieser Componisten zu ihren hoch
geborenen Herren kommt uns heute recht unwürdig vor.
Das „Patriarchalische“ hat eben zwei Seiten: die gemüth
liche einer väterlichen Fürsorge und die verletzende eigen
mächtiger Bevormundung.
wie selbst nichtsouveräne Herren eine selbstständige Gerichts
barkeit über ihre Kammer-Virtuosen übten. Der Feldmar
schall-Lieutenant
Palais (dem jetzt Fürst Auersperg’schen) am
Glacis dem hohen Adel allwöchentlich Akademien. Da fehlte
einmal sein Kammermusikus Dittersdorf. Er ließ den
sind Verhältnisse, in die wir heute nur mit einiger An
strengung uns zurückdenken können. Dazu die moralische
Unbefangenheit, mit der hochgeborene Herren Aemter und
Würden verliehen, blos um die musikalischen Talente des
Angestellten sich nutzbar zu machen. Der
Breslau
ihn als Virtuosen und guten Gesellschafter nicht entbehren,
ihn in dieser Eigenschaft aber auch nicht theuer bezahlen. Er
gab ihm also erst die Stelle eines Forstmeisters, dann die eines
Amtshauptmannes und Regierungsrathes in
er „Politica, Publica et Judicialia“ zu amtiren hatte.
worden war, verschaffte der
Amtshauptmann auch noch den Adel, und aus dem bürger
lichen Ditters entpuppte sich der Herr v.
schaftlich zum Theater. Sowol beim
als beim
eingerichtet und Opern und Oratorien (wie damals üblich,
im Costüm) aufgeführt. Dieses Vergnügen mußten er und
sein Herr einmal empfindlich büßen. Der Kaiserin
Theresia
Großwardein
Folge dieser Denunciation war, daß der
Capelle sammt seinem Capellmeister
mußte.
In der Erinnerung älterer Musikfreunde lebt
dorf
insbesondere durch den „
nymus Knicker
beide Stücke durch ihre äußerst derbe Komik, ungeschlachte
Prosa und ihre dürftige Instrumentierung. Sie wachsen
mit großen Blättern geradezu aus der Posse heraus. Hin
gegen hätte es freundlich geklungen, wäre eine unserer
Operettenbühnen des
wesen. Das Carl-Theater hat in den Sechziger-Jahren mit
der Wiederholung von „
fordert. So leicht er seine Opern componirt hat, so be
forderte. So leicht er seine Opern componirt hat, so be
scheiden dachte
gewidmet, fertigt er seine zahlreichen späteren Stücke mit
der kurzen Bemerkung ab: „Während dieser Epoche stop
pelte ich noch mehrere Opern zusammen, wovon viele auf
so mancher Bühne
den von
Opern befindet sich auch eine, „
Windsor
selben Stoffes durch Otto Nicolai und
Opernmusik, komische zumal, ist durch ihre Gebunden
heit an den Text und an einen bestimmten Gesangsstyl
schnellerem Verwelken ausgesetzt, als reine Instrumental
musik. So dürfte sich denn leichter aus letzterer, ins
besondere aus den Streichquartetten
dorf
glücklichen Anfang hatte im Jahre Heckmann in
strumente auf den tiefsten Saiten einen schnurrenden Baß
fest, welcher aufs täuschendste den Dudelsack imitirt. Wir
freuen uns, dieses Werk in der ersten Quartett-Production
von Rosé wieder zu hören.
Oratorien componirt:
Tonkünstler-Societät eine hervorragende Stelle behaupteten.
Auch seine Symphonien wurden in den Concerten häufig ge
spielt. Die merkwürdigsten darunter sind wol „
phosen
Die ersten sechs gab
unter Kaiser
Welt; die anderen sechs (an einem Abend) acht Tage später
im Theater. Im ersten Satz der Symphonie „
die Jagd
im Menuett überrascht sie
die Hunde. Auch als Violinspieler huldigte
der realistischen Tonmalerei; er suchte zum Beispiel in einer
Akademie im
Geige nachzuahmen. „Programm-Symphonien“, die man
seit
zusehen pflegt, sind eigentlich ein alter Einfall, Rococomusik.
den Sturz
Zeitalter: in einer anderen Symphonie den Kampf der
menschlichen Leidenschaften.
Dieses Stück ist es, womit Sonntag das Gesellschafts
concert eröffnet wurde. Eine Orchester-Suite von acht Sätzen
folgenden Inhalts: der Stolze, der Demüthige, der Narr,
der Sanfte, der Zufriedene, der Standhafte, der Schwer
müthige, der Lebhafte. Von einem „Combattimento
dell’ umane Passioni“, wie es der Titel verheißt, ist
übrigens in der Composition selbst keine Rede. Die verschie
denen menschlichen Leidenschaften gerathen mit einander nicht
in den mindesten Streit; sie marschiren ganz selbstständig
und unbeirrt eine nach der andern auf. Von jeher haben
derlei poetische Programme und Ueberschriften mit einem
gewissen Reiz der Neugierde auf die Hörer gewirkt; bei
Interesse dazu. Beides mochte in dem „Streit der Leiden
schaften“ seine Rechnung zu finden; eine tiefere musikalische
Befriedigung blieb jedoch aus. Solche Programm-Musik be
darf einer schärferen Charakteristik und originelleren Ton
malerei, um den beabsichtigten Eindruck zu machen. Viel
mehr als eben unsere Neugierde hat die ehrwürdige Rarität
nicht befriedigt; am lebendigsten wirkte noch die breiter aus
geführte Schlußnummer „il Vivace“. In anderen Com
positionen von größerer Form und selbstständigerem Inhalt
tritt übrigens
mäßig divertirenden „Divertimento“.
Das sonntägige Programm bot außer der
dorf
jahrelang nicht gehört und hätten es schöner nicht hören
können als von Fräulein Clotilde Kleeberg. Diese vor