Hanslick Edition: Hanslick in Neue Freie Presse Nr. 13274. Wien, Freitag, den 9. August 1901 Hanslick, Eduard Wilfing, Alexander FWF Der Wissenschaftsfond.
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Hanslick Edition: Hanslick in Neue Freie Presse Herausgegeben von Wilfing, Alexander Projektmitarbeiterinnen Bamer, Katharina Pfiel, Anna-Maria Elsner, Daniel Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage Wien 2023

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Maschinenlesbares Transkript der Kritiken von Eduard Hanslick.

Nr. 13274. Wien, Freitag, den 9. August 1901 Hanslick, Eduard Neue Freie Presse Morgenblatt Herausgegeben von Etienne, Michael Friedländer, Max Wien 09.08.1901
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Das Salzburger Musikfest. Salzburg , im August

Ed. H. Ein Musikfest in Salzburg wird jederzeit von selbst zum Mozart-Fest. Ein Vorrecht, das Mozart’s Geburtsstadt immer ausgeübt, eine Pflicht, die sie aus nahmslos erfüllt hat. Die Musikfeste, welche Salzburg zeitweilig zum Ruhme der Einheimischen und zur Freude zahlreicher Fremder veranstaltet, sind im Laufe der Jahre gewachsen, nicht blos an Zahl und Bedeutung der Mit wirkenden, sondern auch an künstlerischem Geist und Gehalt. Aeltere Musikfreunde erinnern sich wol des Musikfestes, das 1856 zur Centenarfeier von Mozart’s Geburt in Salzburg stattfand. Nach Tag und Ort das kunsthistorisch wichtigste aller Mozartfeste, hat es doch in der Ausführung nicht zu den besten gehört. In der Bevölkerung wollte kein volles Verständniß, kein lebhafter Antheil aufblitzen; obendrein lag die musikalische Führung und Ausführung ganz überwiegend in den Händen der Münchener Künstler. Franz Lachner , von dem auch die Festcantate stammte, dirigirte; erste Sänger der Münchener Hofoper, Frau Dietz , Frau Mangstl , Frau Behrend , die Herrn Kindermann und Hartinger sangen die Soli. Es war mehr ein bayrisches als ein österreichisches Musikfest. Auch das Monument selbst stammt bekanntlich aus Bayern; ein Werk Schwanthaler’s, in Erz gegossen von Stigel maier in München. Bevor es nach Salzburg abging, wurde es in München vor dem König Ludwig in glänzender Beleuchtung aufgestellt, während bayrische Gesangvereine einen Festchor zu Ehren Mozart’s vortrugen.

Zu einer Opernvorstellung ist es im Jahre 1856 gar nicht gekommen wegen der Enge und Dürftigkeit des alten Theaters. Der Fackelzug mit der musikalischen Huldigung vor dem Mozart-Standbild ließ kalt; es schien der dicht gedrängten Volksmenge jedes theilnehmende Verständniß zu fehlen. Kein freudiger Ausruf, der nicht blos dem

rothen Bengalfeuer gegolten hätte. Die drei von den Sängern ausgebrachten „Hoch!“ verpufften schmählich wie feuchte Raketen; das Volk wartete ein Weilchen, ob vielleicht noch etwas los wäre, dann verlief es sich. Der populärste aller großen Tondichter, Mozart, stand unter der seine Statue neugierig umringenden Menge wie der steinerne Gast hoch zu Roß unter den niederen Grabsteinen. Auch die Wohnung Mozart’s in der Getreidegasse, zu der damals Alles andächtig pilgerte, erweckte trübe Gedanken. Sie war nur provisorisch mit allen theuren Reliquien ge schmückt; ein Kaufmann bewohnte das Jahr hindurch diese Zimmer und hatte sie blos für die Festtage dem Besuch der Mozart-Pilger geöffnet. In Flur und Hofraum stauten sich Kisten, Fässer und andere Zeichen mercantiler Thätigkeit.

Auch Wien , so viel reicher ausgestaltet mit allen musikalischen Mitteln, war 1856 mit seinem Festconcert im Redoutensaal stark zurückgeblieben hinter seiner rühmlichen Aufgabe. Das bestechende Motiv, Mozart’s wunderbare Vielseitigkeit in dem engen Rahmen Eines Concertes ab zuspiegeln, mußte in der Ausführung verkümmern. Aus Don Juan“, der aufs Theater gehört, wurde das hoch dramatische erste Finale in Concert-Toilette aus dem Noten blatt abgesungen; aus dem Requiem, das in die Kirche gehört, war das „Dies irae“ einzeln herausgerissen. Dabei fühlte man sich von der Masse Musik erdrückt, anstatt er hoben. Wien hätte damals ein Mozartfest nach allen vier Weltgegenden des musikalischen Reiches feiern können und sollen: in der Kirche, im Concertssaal, in der Kammer und im Theater. Statt einer Mustervorstellung des „Don Juanbrachte aber das Hofoperntheater an Mozart’s hundertstem Geburtstag die Operette „Gute Nacht, Herr Pantalon“!

Gegen diese vor 45 Jahren gefeierten ersten Mozart- Feste zeigten die späteren, von Dessoff , H. Richter und W. Jahn dirigirten Festconcerte in Salzburg einen höchst erfreulichen großen Fortschritt. Ins besondere das Musikfest von 1891. Es galt der hundertsten Wiederkehr von Mozart’s Todestag. Wir standen also im Schatten jenes Glücksgefühls, das bei jener Geburts tagsfeier (1856) unsere Herzen sonnig durchströmte. Jetzt suchte die Nachwelt an Mozart’s Werken gutzumachen, was seine Zeitgenossen an ihm selbst gesündigt. Ein Fest wie

die in ganz Europa begangene Centenarfeier der ersten Don Juan“-Aufführung (1887) steht in der gesammten Musikgeschichte ohne Beispiel.

Diese Mozart-Feste von 1891 leben in kräftiger Er innerung unserer Leser. Wir wenden uns zur Gegenwart, zu dem Salzburger Mozart-Feste von heute. Glänzend in seinem Programm und seiner Ausführung, imponirt es allein schon durch seinen Umfang: Drei große Concerte und zwei Opernvorstellungen! Einer geselligen Vor- und Nachfeier nicht zu gedenken.

Das erste Festconcert brachte ausschließlich, das zweite zur guten Hälfte Mozart ’sche Musik. So haben wir hier in wenigen Tagen mehr Mozart gehört, als sonst in zwei oder drei Jahren. Es ist uns nicht zu viel geworden. Man vergleiche die Programme unserer Gesell schafts- und Philharmonie-Concerte aus den letzten Jahren; selten und immer seltener erblicken wir da ein Stück, namentlich ein weniger bekanntes, von Mozart! Die Musik hat seit Mozart große Evolutionen durch gemacht und mit hochgesteigerten Mitteln neue Gebiete erobert. Der Umschwung des Lebens hat uns andere, früher ungekannte Bedürfnisse eingeimpft, zu deren Be friedigung der klare Quell Mozart’schen Gesanges nicht ausreicht. Wir können die Meister, die auf Mozart folgen, nicht entbehren; sie sind gegenwärtig unser tägliches Musikbrot. Mozart erscheint heute fast nur noch als Feiertagsgericht. Dagegen mag eifern, wer das Naturgesetz, welches auch in der Entwicklung der Künste waltet, nicht begreift. Beklagen jedoch, als einen Verarmten beklagen, müssen wir Jeden, den zeitweise Rückkehr zu Mozart nicht beglückt, wie ein Gruß aus dem verlorenen Paradies, und der beim Anhören der G-moll-Symphonie, des G-moll- Quartetts, der „Zauberflöte“ oder des „Don Juan“ nicht Alles zu vergessen vermag, was eine neue, leidenschaftlichere Zeit Bestrickendes geschaffen.

Wir betreten die festlich geschmückte „Aula academica“. Zu beiden Seiten des herrlichen Saales Wandgemälde aus der biblischen Geschichte, dazwischen die Namen und Wappen aller einst regierenden Erzbischöfe von Salzburg. Leider hat der sehr große Saal nur einen einzigen Aus gang — ein qualvoller Uebelstand, dem wol abzuhelfen wäre. Das Concert beginnt um 11 Uhr Vormittags. Die

Wiener Philharmoniker unter der Leitung ihres neuen Dirigenten Hofcapellmeisters Hellmesberger eröffnen das Concert mit der Ouvertüre zur „Zauberflöte“. Hierauf spielt der treffliche Geiger Alexander Petschnikow das Violinconcert in A-dur, das in den beiden ersten Sätzen überwiegend formalistisch, im Finale zu überraschend rhyth mischem Leben erwacht. Leider bekommt man nur mehr selten ein Mozart’sches Violin- oder Clavierconcert zu hören. Es muß dafür immer erst ein Jubiläum kommen. Die modernen Virtuosen verschmähen Mozart; denn er hilft ihnen nicht, die Hörer zu verblüffen. Aber Mozart spielen, wie er gespielt sein will, ist eine tapfere Kunst für sich, die neben anderen Tugenden auch noch die seltenste verlangt: künstlerische Bescheidenheit. Ein „Adagio und Fuge“ für Streichorchester wurden sehr exact gespielt und dürften den meisten Zuhörern neu gewesen sein. Die könig lich sächsische Kammersängerin Erika Wedekind erfreute die Hörer mit der virtuos gesungenen Concert-Arie „No che non sei capace“ von Mozart. Ein Zopf, wenngleich mit einigen Goldfäden durchflochten.

Den Beschluß machte die große C-dur-Symphonie, „von der wir nicht wiederholen wollen, was Alle wissen“. Mit diesem Wort pflegte Schumann , der, wenn irgend Einer, im Stande gewesen, seiner Bewunderung für Mozart’s „Jupiter-Symphonie“ Ausdruck zu leihen, an diesen und ähnlichen allbekannten Meisterwerken tief grüßend vorbeizugehen.

„Und der Regen, der regnet jeglichen Tag.“ Er war die einzige, aber sehr empfindliche Störung dieses drei tägigen Salzburger Musikfestes. Kein Gartenfest im Mirabellgarten, kein Spaziergang und dazu meistens — kein Wagen! Man that am besten, an diesen Regentagen das Mozarteum zu besuchen, wohlgemerkt, an der Hand des lehrreichen Katalogs, den wir dem vielverdienten Archivar Joh. Ev. Engl verdanken.

Das zweite Festconcert (Mittwoch Vormittags) bot abwechselnd Kammermusik, Clavier- und Gesangstücke. Mozart’s selten gehörtes Quintett in Es für vier Blas instrumente und Clavier wirkte durch die Schönheit der Composition und das exacte Zusammenspiel der Herren Wunderer , Nowak , Schmidl , Wesser und R. Baß . Es interessirt uns auch speciell als das unver

kennbare Vorbild von Beethoven ’s Quintett für Cla vier und Blasinstrumente, op. 16. Das Mozart’sche Quintett ist zweifellos genialer, bedeutender; es steckt eben der vollkommene, ganze Mozart darin, in der Nach bildung nur der beginnende Beethoven. Und doch standen beide Meister genau im selben Alter: Mozart schrieb sein Quintett (1784) mit 28 Jahren, Beethoven das seinige (1798) ebenfalls. Welchen enormen Unterschied begründete aber die ungewöhnlich frühzeitige Entwicklung Mozart’s; er stand mit 28 Jahren auf der Höhe seiner Kunst und seines Genies, leider auch tief am Abhang seines Lebens. Beethoven war als angehender Dreißiger noch nicht einmal Er selbst.

Emil Sauer , herzlich begrüßt und gefeiert wie überall, hatte sich eine Mozart’sche Sonate (C-dur Nr. 12 mit dem Rondo „alla Turca“) ausgesucht. Ein Clavier concert wäre uns willkommener gewesen. Von Mo zart’s Clavier-Compositionen sind unzählige rettungslos vom Zeitstrom fortgeschwemmt; höchstens der Clavierlehrer und der Geschichtsforscher kümmern sich noch darum. An ders verhält es sich mit den (Wiener) Concerten Mozart’s; sie bezeichnen den Höhepunkt seines Clavierstyls und über treffen weit seine übrigen Solostücke, mit einziger Aus nahme der wundervollen C-moll-Phantasie. Mit gutem Recht kann Mozart der Schöpfer der modernen Clavier concerte heißen, wie ja das Fortepiano selbst erst unter ihm zum concertfähigen Instrument wurde. — Gar seltsam klang unmittelbar auf die Mozart’sche Sonate eine Chopin’sche Ballade und das erste Intermezzo aus op. 117 von Brahms . Die „Drei Intermezzi“ wie die „Sieben Phan tasien“, op. 116, aus Brahms’ letzter Periode tragen ein wild leidenschaftliches oder schmerzlich resignirtes Gepräge. Eine stolze, kraftvolle Natur spricht theils schroff, theils tieftraurig (Nr. 1 mit dem Motto) aus ihnen. E. Sauer spielte alle diese so grundverschiedenen Stücke mit wunder voller Technik und eindringendem Verständniß. Er ent fesselte einen unbeschreiblichen Jubel. Mit lebhafter Be friedigung vernehmen wir, daß dieser ausgezeichnete Künstler von Neujahr an seinen festen Wohnsitz in Wien nehmen und eine „Meisterschule“ der Clavier-Virtuosität an unserem Conservatorium gründen wird. Sauer’s Anschlag sollte vor Allem Herr Roderich Baß studiren.

Reichliche Vertretung ward dem Gesang. Am glän zendsten durch die gefeierte große Gesangskünstlerin Frau Lili Lehmann . Mozart’s „Abendempfindung“ und Beethoven’s „Adelaide“, kann Niemand vollendeter, dabei einfacher, schmuckloser singen. Nach wiederholtem stür mischen Hervorruf überraschte sie noch durch den neckischen Vortrag eines wenig bekannten Mozart’schen Scherzliedes Warnung“. Großen Erfolg hatte auch Frau Erika Wedekind mit zwei Mozart’schen Liedern und der von Jenny Lind eingeführten „Nachtigall“ von Alabieff. Hier auf erfreute man sich an der klangvollen Baßstimme des Herrn Klöpfer aus München und ließ ihn die un glückliche Wahl der drei „Landsknechtlieder“ von Leopold Lenz nicht entgelten.

Ein gewähltes — aber aus lauter oft gehörten Stücken gewähltes — Programm, das nicht zu eingehender Besprechung auffordert, brachte das dritte Festconcert. (Wagner’s „Tannhäuser“-Ouvertüre, Beethoven’s Achte Symphonie, Arie aus Haydn’s „Jahreszeiten“, Arie aus Titus“.) E. Sauer , Fräulein Walker und Herr Klöpfer waren die mit Beifall überhäuften Aus führenden.

Der Abend des ersten Festtages (Dienstag) bescheerte uns eine wohlgelungene Aufführung des „ Don Juan “. Das neue schmucke Theater ist nach den Plänen von Fellner und Helmer unter der Leitung des trefflichen Architekten Professor Demel erbaut, dem wir auch die glückliche Durchführung der Mozart-Feste von 1891 und 1901 verdanken. Das neue Theater wurde im October 1893 eröffnet. Es steht auf der Stelle des alten k. k. Theaters, das noch zu Lebzeiten Mozart’s aus einem fürsterzbischöflichen „Ballhaus“ entstanden war und trotz vielfacher Adaptirungen immer ein höchst primitives Theaterchen blieb und den Andrang bei festlichen Gelegen heiten (1887, 1891) nur ächzend aushielt. Das neue, von der Stadtgemeinde errichtete Haus ist einfach und nicht sehr ansehnlich, da es unter der Ungunst der Lage — an der tiefsten Stelle des abfallenden Makartplatzes — leidet. Das Innere jedoch ist vortrefflich, namentlich der Zu schauerraum sehr schmuck und behaglich. Von elektrischem Licht glänzend erhellt, in allen Räumen von geputzten Damen gefüllt, bietet dieses Theater einen entzückenden

Anblick. Nach dem langen Mittagsconcerte eine große Oper — das hätte einige Anstrengung bedeutet, galt es nicht gerade „Don Juan“, der uns so wohl vertraut und zugleich so neu und reizvoll ansprach durch das schmucke Local und das künstlerische Ensemble. Unter den Sängern fast lauter gute liebe Bekannte: Ritter , bekanntlich ein geborener Salzburger (Don Juan), Hesch (Leporello), Lili Lehmann (Donna Anna), Fräulein Walker (Elvira) und Frau Wedekind (Zerline). Die Herren Klöpfer (Gouverneur), Aranyi (Ottavio) und Schaetzle (Masetto) standen dieser Künstler-Elite würdig und erfolgreich zur Seite. Frau Lehmann kennen wir längst als eine der allerbedeutendsten Darstellerinnen der Donna Anna; Frau Wedekind ist heute unbestritten die allerbeste deutsche Zerline.

Den Chor hatten das Mozarteum und die Salz burger Liedertafel beigestellt, das Orchester der Dom- Musikverein und das Mozarteum. Die sehr schwierige Aufgabe, all diese zum Theil ungeübten und verschieden artigen Kräfte zu einem so großen, neuen Unternehmen zusammenzufassen und zu leiten, wurde von dem ausge zeichneten Director des Mozarteums, Herrn J. F. Hummel , glänzend gelöst. Es war ein schöner, berechtigter Ehrgeiz der Salzburger Musik, Orchester und Chor aus eigenen Kräften beizustellen. Junge Damen aus den besten Familien betheiligten sich mit leuchtendem Eifer an den Chören, als „Dilettanten“ im besten, ursprünglichen Sinn. Die schwache Besetzung des Orchesters (nur zwei Contrabässe) empfanden wir, und noch mehr die Sänger, fast wie eine Wohlthat. Wie mühelos und deutlich floß jeder Ton, jedes Wort von ihren Lippen! Mit großem Vergnügen mußte ich abermals daran denken, daß im Jahre 1791 von der Münchener Censurbehörde Mozart’s Don Juanals ärgerlich für alle Zeiten verboten“ wurde! Erst auf allergnädigsten Specialbefehl des Kurfürsten Karl Theodor ist dieses allzu weise Verbot aufgehoben und die Aufführung dieses „ärgerlichen“ Don Juan erlaubt worden. Wir hatten heute wieder unsere Freude daran und werden es weiter, so lange wir leben.

Nachschrift. Es regnet fort.