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10244/745
Unter den mit Bericht vom 28. Juni l. J. Z.
418 dargestellten Umständen nimmt man keinen
Anstand, die Habilitirung des Doctors der Rechte und
Conceptsadjunkten im k. k. Ministerium für Kultus
und Unterricht Eduard
ten an der k. k.
ge über Geschichte und Ästhetik der Tonkunst zu ge
nehmigen und schließt dem philosophischen Professoren
kollegium in der Anlage die Beilagen des Be
richtes zurück.
F[???]
An das philosophische Professorenkollegium der
k. k.
Hochlöbliches Professorencollegium der
philosophischen Facultät!
Seit früher Jugend habe ich der Tonkunst u. ihrer Wissenschaft meine
beste Kraft u. Muße so beharrlich gewidmet, daß ich gegenwärtig
hoffen darf und wünschen muß, mit den Resultaten dieses
Studiums nun auch Andern nützlich zu werden. Ich wage es daher,
mich an das verehrliche ProfessorenCollegium, welches noch keiner
Belebung u. Erweiterung des wissenschaftlichen Verkehrs seinen
Schutz versagt hat, mit der Bitte zu wenden, meine Habilitation
als Privatdozent für Geschichte u. Aesthetik der Tonkunst
bewilligen zu wollen.
Rücksichtlich I.) der Eignung des Gegenstandes und II.) meiner
persönlichen Befähigung erlaube ich mir, Nachstehendes anzuführen:
ad I. den Nutzen einer systematischen Behandlung der Geschichte u.
Aesthetik der Tonkunst zu beweisen, dürfte heutzutage selbst in
jener Beschränkung unnöthig sein, innerhalb welcher überhaupt
über den Nutzen einer Wissenschaft diskutirt werden kann.
Die Musik, weder an Alter u. Ruhm noch an großen Genien u.
monumentalen Werken einer andern Kunst nachstehend,
in’s Leben der Völker einflußreich wie keine zweite dringend,
u. gegenwärtig die gepflegteste von allen, – die Tonkunst drängt,
wie jede jahrhundertlang bethätigte Kraft des Menschengeistes
über die empirische Ausübung u. den momentanen Genuß
hinaus zur Ergründung ihrer geschichtlichen Entwicklung u. ihrer
philosophischen Grundlage. Für die Gründung von Vorträgen
über Geschichte u. Aesthetik der Musik sprechen ganz dieselben Gründe
welche die Geschichte u. Aesthetik der bildenden Kunst unterstützen,
eine Wissenschaft, welche bekanntlich an der
auf das Erfolgreichste vertreten ist. – Das Bedürfniß
nach einem wissenschaftlichen Studium der Tonkunst, u. die diesem
Bedürfniß entsprechende Pflicht wurde auch längst an vielen
Universitätsprofessoren der Musik ( – nicht bloß Lehrer oder Musikdirectoren – )
bestehen in Berlin (Prof. A. B.
Doppelt gewichtig wird jeder Grund, der im Allgemeinen
für die Errichtung solcher Lehrkanzeln geltend gemacht wird,
wenn man die speziellen Verhältnisse Wiens ins Auge
Wien ist unbestritten die erste Musikstadt
lebten u. wirkten in Wien, vieler bedeutender Tonsetzer 2ten Ranges
Die
kalischesten Nationen der Welt u. besitzt in dem ton
künstlerischen Talent derselben, in dem Schatz von Volksliedern,
endlich in dem fortwährend regen Musikleben der Städte
eine musikalische Grundmacht, wie sie kein
Staat sein nennen kann. Aus allen diesen Nationalitäten
strömen die befähigtesten Musiker in Wien zusammen.
Für die höhere Ausbildung in den Künsten ist somit in
welches doch immer vorzugsweise Musikstadt war u. ist, –
sehr ungleich vorgesorgt. Die Tonkunst hätte wenigstens
einen gleichen Anspruch wie die Malerei, auch von ihrer
wissenschaftlichen Seite hier gepflegt zu werden. – Der günstige
Einfluß musikwissenschaftlicher Vorträge dürfte, zwar nicht
augenblicklich, gewiß aber allmälig sich in der höheren Bildung
der Musiker u. Musiklehrer, in dem bessern Geschmack des
Publikums, in der größeren Tüchtigkeit der Kritik
kundgeben.
Für die abgetrennte Behandlung des Gegenstandes als „Geschichte
u. Aesthetik der Tonkunst“, im Gegensatz zu der einst gewöhnlichen
Unterordnung unter die Rubriken der „allgem. Aesthetik“
braucht es wohl kaum erst der Begründung. Niemand zweifelt
mehr, daß die historische u. aesthetische Erforschung Einer
Kunst die Kräfte eines Mannes vollständig in Anspruch
nimmt. Auch die Kunstjünger fassen in unserer Zeit ihr
Studium viel tiefer u. erwarten eine fruchtbringende
Belehrung nur von einem vollkommen Fachkundigen.
Die Aesthetiken der einzlen Künste, die doch eben nur aus
dem spezifischen Wesen dieser Künste entwickelt werden
können, scheiden sich demnach in enger Verbindung mit
der Kunstgeschichte immer mehr aus dem alten Complex
aus, u. lassen die „allgemeine Aesthetik“ eigentlich nur
als einen Theil der Metaphysik selbstständig gelten.
Daß aber von allen Künsten die Musik die speziellsten
Kenntnisse voraussetzt, ist bekannt. In sämtlichen Lehr
büchern der „Aesthetik“ ist das Capitel über Musik
weitaus das mangelhafteste u. pflegt mit der
Entschuldigung des Verfassers anzuheben, daß
ihm die musikalischen Fachkenntnisse fehlen.
II. Uiber meine persönliche Befähigung kann ich zwar
gegenwärtig nur geringe Beweise beibringen u. muß
hoffen, daß das hochlöbl. Professorencollegium in Erwägung
der Neuheit des Gegenstandes einen billigen Maßstab
daranlegen werde. – Der formellen Bedingungen ent
sprechend, erlaube ich mir gehorsamst vorzulegen:
(Beilagen:)
1.) Einen biographischen Abriß (Curriculum vitae.) ./1.
2.) Das Absolutorium der philosophischen Studien. ./2.
3.)
}
4.) Die Prüfungszeugnisse aus der Geschichte. ./3. ./4.
5.) Das Absolutorium der juridischen Studien. ./5.
6.) Das Doctordiplom in vidim. Abschrift. ./6.
7.) und 8.) Zwei Zeugniße des anerkannt vortrefflichen
Theoretikers u. Componisten W. J. Tomaschek in Prag
9. u. 10.) Zwei Dekrete der h. Statthalterei in
Beweis des ehrenden Vertrauens, welches die Behörden
in meine musikalische Spruchfähigkeit setzen,
obgleich ich keinerlei musikalische Stellung bekleide.
Auch das kk Unterrichtsministerium fand sich wiederholt
bewogen, musikalische Gutachten mir abzuverlangen. ./9. ./10.
11.) Meine bei R.
„ Vom Musikalisch-Schönen.“ ./11.
In dieser Schrift versuchte ich die Unhaltbarkeit der
bisherigen aesthetischen Behandlungsweise der Musik
kritisch nachzuweisen u. die Grundzüge festzustellen, nach
welchen eine wahrhaft wissenschaftliche Aesthetik der
Tonkunst zu gewinnen wäre. –
Vor der Unvollkommenheit dieser Arbeit ist niemand tiefer
überzeugt, als der Verfasser selbst, dem das Geleistete
mit jedem Tage fortschreitenden Lernens ungenügender
erscheint. Indeß hat die Schrift eine so überaus günstige
Aufnahme gefunden, daß ich wenigstens auf diesen
Erfolg mir hinzuweisen erlauben darf. In den
vorzüglichsten in- u. ausländischen Blättern wurde die Ab
handlung sowohl von musikalischen als von philosophischen
Fachmännern eingehend und lobend besprochen, u. in
allen seither erschienenen bedeutendern Werken dieses
Fachs zitirt. So berufen sich Prof. Zamminer in
Schon jetzt wird die 2te vermehrte u. verbesserte Auflage
meiner
dem hochlöbl. Professorencollegium ein Exemplar dieser neuen
Bearbeitung sogleich nach deren Erscheinen, als Nachtrag zu dieser
Eingabe gehorsamst überreichen zu dürfen.
Aus innigster Uiberzeugung dem historischen Prinzip zugethan,
würde ich im ersten Jahre nur Geschichte der Musik
vortragen. Nachdem diese ihrem materiellen Inhalt u. der
äußeren Anordnung nach in Uibereinstimmung mit den
bewährtesten Handbüchern bleibt, glaube ich ein eigenes
Programm über diese Vorträge nicht beilegen zu müssen. –
Mein Prinzip, die aesthetischen Grundsätze einer Kunst aus deren
eigenster, spezifischer Natur zu gewinnen, hält mich von
rein metaphysischen Erörterungen fast gänzlich fern. Am
nächsten stehe ich jedoch dem philosophischen System Herbarts,
Durch die Gnade Sr Exzellenz des Herrn
ist mir zur Vollendung u. Sichtung der mir gegenwärtig obliegenden
histor. Studien über Musik ein Urlaub für die Sommermonate
bewilligt worden. Da ich auf dringendes ärztliches Geheiß diesen
Urlaub leider zugleich zu einer Brunnen- u. Wasserkur benutzen muß,
welche mich von
Colloquiums u. einer Probevorlesung sehr mühsam fallen.
Ich wage es daher, die ergebenste Bitte zu stellen: das hochlöbliche
Professoren Collegium wolle mich als Privatdozenten der Geschichte u.
Aesthetik der Tonkunst mit Nachsicht des Colloquiums u. der
Probevorlesung zulassen, respective dieses Ansuchen dem
hohen Unterrichts Ministerium zur günstigen Entscheidung
vorlegen.
Den Bescheid über dieses Gesuch bitte ich ergebenst, mir durch das
h. Präsidium des kk Unterrichts Ministeriums zustellen lassen zu
wollen, wo der Präsidialconzipist H. Vincenz von
sogleiche Weiterbeförderung an mich gefälligst übernehmen wird.
Des hochlöbl. Professorencollegiums
ehrfurchtsvoll ergebener Diener
Dr Eduard