Arthur Schnitzler: Briefwechsel mit Autorinnen und Autoren1904-08-05Arthur Schnitzler an Hugo von Hofmannsthal, 5. – 6. 8. 1904Schnitzler, ArthurMüller, Martin AntonSusen, Gerd-HermannÖsterreichischer Wissenschaftsfonds FWFGeorg-Coch-Platz 21010 WienAWienschnitzler-briefeTranskription und KommentierungMüller, Martin AntonSusen, Gerd-HermannAustrian Centre for Digital Humanities Vienna2023
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https://hdl.handle.net/21.11115/0000-000E-70AE-0
Machine-Readable Transcriptions of the Correspondences of Arthur Schnitzler
DFrankfurt am MainFreies Deutsches HochstiftHs-30885,110von Schnitzler mutmaßlich bei der Durchsicht der
Korrespondenz 1929 das zweite Blatt nummeriert:
»II« und datiert: »5/8 904«Hofmannsthal, Hugo vonSchnitzler, ArthurBriefwechselNickl, ThereseSchnitzler, HeinrichFrankfurt am MainS. Fischer1964192–193GermanSchnitzler, Arthur5. – 6. 8. 1904WienHofmannsthal, Hugo von[7. 8. 1904
– 11. 8. 1904?]Bad FuschHofmannsthal, Hugo vonGoldmann an Schnitzler, 4. 8. [1904]Bahr an Schnitzler, 5. 8. [1904]Hofmannsthal an Schnitzler, [24./25.?] 7. 1904Hofmannsthal an Schnitzler, 8. 8. 1904Angelegt aus Buchausgabeüberprüft am FaksimileIndex checkDurchsicht
Wien, 5. 8. 904
lieber Hugo, Ihr Brief aus der Fusch hat michsehr erfreut und ich bin begierig was Sie nun eigentlich
alles außer dem geretteten Venedig von diesem
Soer nach Hause bringen werden. In der Wärme die uns
umfließt, in der Besotheit der ganzen Atmosphäre muss
doch etwasseltsam befruchtendes liegen, denn auch mir geht esso gut wie lange
nicht. Es hat begonnen an einem der ersten Tage.
, da ich von meinem Unwohlsein wieder aufgestanden war – wo ich eine ganze Novellette
niederschrieb, die mir (der Einfall bestandschonseit lange) auf einem Spaziergang aufgegangen war. Dann
arbeitete ich an dem Roman
weiter, dessen Fülle ich nur mehr möchte beherrschen können. Vom
12.–24 (ungefähr) waren wir in Reichenau, wo ich auch in guter Stiung weiterschrieb. Ausflüge Naßwald, Rax. Rad beinah gar nicht – die vielen mühelosen
Dahinraser im Automobil verderben einem die naive Freude. Aber es wirdschon
wiederkoen, in fremdem Gegenden.
Nunsind wirseit etwa 12 Tagen wieder in Wien und
in unserer angenehmen Wohnung gefällt es unssehr gut
und wir finden uns alle Vater, Mutter und Kind
behaglich. Seit der Julius auf Ferien iststeht unssein Fiaker zur Verfügung ist, undso fahr
ich mit Olga jeden Abend aufs Land, immer aufs
neue u immer mehr entzückt von diesen Wiener
Wald Landschaften – die mich beinah immerso ergreifen als käme ich nach
langen Jahren von irgendwoher in diese heimatliche Wundersamkeit zurück. Gestern
Abend fuhren wir an dem verwaisten Rodaun ganz nah vorüber, von Mauer über Kalksburg (eine
Waldstraße, Klausenstraße glaub ich, die ich
noch gar nicht kannte) nach dem rothen Stadel,
und haben Ihrer und Richards herzlich gedacht.
(Es warsozusagen eine ungeschriebene Ansichtskarte, diesich abspielte) –
Vor ein paar Tagen.
, in Mauerbach, entwickeltesich plötzlich
aus einer kleinen Notiz, die ich in mein Büchel eingetragen hatte, im Gespräch mit
Olga, ein völliges Lustspielsujet, am nächsten Tag entwarf ich das Scenarium, am
übernächstenstanden die Gestaltenschonso klar vor mir, dass ich mich berechtigt
fühlte, die ersteschlamperte Niederschrift zu beginnen, die mich wohl nicht lange in
Anspruch nehmen wird. Es ka, we die Laune bleibt, ein graziöses Ding werden. Ein
andres Stück, eine 5aktige
Komödie, von der in Taormina 3 Akte ganz
flüchtig und zum Theil blödsinnig hingeschmissen wurden, diesich aber hier,
wenigstens im Plan, zu etwassehr möglichem entwickelte, bleibt nun bis auf weiteres liegen. Von dem phantastisch historischen Stück und manchem andern, das
in zweiter Reihe und drittersteht, will ich vorläufig nicht reden; ich möchte nur
dasstrategische Talent haben, die Truppen, die ich vorläufig nicht brauche, mit der
nöthigen Autorität in die Reserve oder wenigstens hinter die Schlachtlinie zu
verweisen (Hören Sie den ehemaligen k. u. k. Oberarzt aus diesen Worten trompeten?)
Außerdem möcht ich allerdings noch manches andre: vor
allem mehr Fleiss
6. 8
wurde gestern unterbrochen und will heute nur noch vieleschöne Grüße hinzusetzen.
Heute (es ist ) waren wirschon am auf
der Sophienalpe, und das ist die Gegend, wo ich
von den Gestalten des Romans
am härtesten bedrängt werde. –
Wir bleiben nun denk ich bis Anfang September hier in Wien, und dann möchten wir, auf etwa 14 Tage nicht allzu weit,
Ischl etwa. Es wäre nicht undenkbar, dass die Fanny Mütter
mitkommt; aber ich halt es für unwahrscheinlich. Kämen Sie da event. auch mit Gerty,so könnten wir zwei ein paar unsrerschönen Radtouren vollführen? – Jedenfalls
treffen wir uns im Herbst, nicht wahr? –
Grüßen Sie was Sie in Aussee von erfreulichen
Menschensehen und antworten mir rascher als ich Ihnen diesmal geantwortet habe.