Frankfurter Zeitung(Gazette de
Francfort).Paris, 21. September.Fondateur M. L. Sonnemann.Journal politique, financier,commercial et littéraire.Paraissant trois fois par jour.Bureaux à Paris:24. Rue Feydeau.Mein lieber Freund,Ich bin dieser Tage nach Paris zurückgekehrt. Die Frankfurter Zeit war
auch rechtschön. Die Meinigen haben gewetteifert, mir den Aufenthalt angenehm zu
machen, und mich
mir das Heimathsgefühl zu geben. Sie lassen Dich Alle vielmals grüßen. Mein Onkel ist dieser Tage auf
Urlaub gegangen. Wenn er zurückkommt, wirst Du die ersten Bücher zur Besprechung.
erhalten. Thu’ mir den einzigen Gefallen undstell’ Dir die Sache nicht soschwer vor. Was Dich erschreckt, ist lediglich
eine mechanische Schwierigkeit. Man trainirtsich zum Bücherbesprechen, wie zu jedem
andern Ding. Es handelt sich nur darum,sich mit der nöthigen Sicherheit zum
Schreibtisch zusetzen und anzufangen. Der Stoff erscheint Anfangs nicht zu
bewältigen, aber im Schreiben tritt das Wesentliche klarklar hervor und das übrigesällt ab. Dusollst ja auch nur d über die Bücher referiren und nicht ein
gerichtsordnungsmäßiges Protocoll davon geben.
Deine Pseudonymitäts-WünscheObzwar nicht undenkbar, wurden bislang
keine Hinweise gefunden, dass Schnitzler auf
diese Weise Texte unter Pseudonym veröffentlicht hätte. Vor allem geht auch die
Korrespondenz mit Goldmann nicht auf solche
Texte ein. wirst Du meinem Onkel bei Übersendung des ersten Feuilletons mittheilen.
Ich habesie ihm bisher m verschwiegen, weil ich nicht wollte, daß er Dich jetztschon zögernsehe.
Die 20 fl. haben bei der Einwechselung 40 fr. 40 ct ergeben. Das Abonnement auf das »Journal« hat 10 fr. gekostet. Du hast also 30 fr. 40 ct. bei mir gut, und ichsehe Deinen Aufträgen
entgegen. Dein Abonnement läuft vom 1. Oct. Ich habe aber gebeten, daß Du das Blatt bereits von Montag ab erhältst. Theile Theile mir mit, ob die Zusendung regelmäßig erfolgt.
Gestern ist HerzlzurückgekommenTheodor Herzl war auch in Ischl gewesen, .. Er war bei mir und hat mir erzählt, er
habesich insbesondere mit Burckhardt angefreundet. Diesen habe er vor Allem auf Dich aufmerksam gemacht. B.scheinesehr geneigt, Dich zu spielenDiese Aussage ist bedeutsam,
da sie besagt, dass Burckhard bereits
Willens war, Schnitzler aufzuführen, noch
bevor er Liebelei kannte.,sobald
Du nur irgend etwas Burgtheatermäßiges hättest.
Inzwischen habe Herzl gerathen, Dir Bearbeitungen aus dem FranzösischenDer Plan bestand länger, und . Schnitzler hat keine
Übersetzungen und Bühnenbearbeitungen fremder Stücke erstellt. zu
übertragen. B. werde Dich vielleicht den Marivaux übersetzen lassen etc.Herzlselbst will ein dreiaktiges LustspielDas Lustspiel konnte nicht identifiziert werden. Eventuell könnte
das 1898 fertiggestellte Lustspiel Unser Käthchen gemeint gewesen sein, an dem Herzl1891 zu arbeiten begonnen hatteschreiben, von dem er bereits
zwei Akte liegen hat.
Und was machst Du? Geht das Stück vorwärts? Fühlst Du Dich wohl in Wien? Ist Richard abgereist und wohin? Was hört man von der neuen Revue?
Ich freue mich darauf, bald einen Brief von Dir zu
erhalten. Binsonst recht lebensmüde. Ichsehe, daß ich auf einem falschen Wege bin,
daß ich nicht mehr hierher zurückkehren durste. Die Arbeit ist mir zuwider. Ich
möchte gern nachkommen und kann keinen Schritt thun. Sosühle ich mich zurückbeiben.
Und da mir dies das Herz zerreißt,so glaube ich, daß das unmöglich ein normales Ende
nehmen kann.
Sei von Herzen gegrüßt, mein lieber Arthur. Es warsoschön bei Euchim Urlaub in Bad Ischl, und es ist garschwer, nach alledem wieder in Paris zu leben.
In Treue
Dein
Paul Goldmann.Bitte, empfiehl’ mich dem Fräulein Sandrock, wenn Du dazu einmal Gelegenheit hast, und zwar zwar recht herzlich.