Arthur Schnitzler: Briefwechsel mit Autorinnen und Autoren1894-06-01Paul Goldmann an Arthur Schnitzler, 1. 6. [1894]Goldmann, PaulMüller, Martin AntonUntner, LauraÖsterreichischer Wissenschaftsfonds FWFGeorg-Coch-Platz 21010 WienAWienschnitzler-briefeTranskription und KommentierungMüller, Martin AntonUntner, LauraAustrian Centre for Digital Humanities Vienna2023
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https://hdl.handle.net/21.11115/0000-0012-CE40-C
Machine-Readable Transcriptions of the Correspondences of Arthur Schnitzler
DMarbach am NeckarDeutsches LiteraturarchivA:Schnitzler, HS.NZ85.1.3164auf dem ersten Blatt die Jahreszahl »94« vermerktvier UnterstreichungenGermanGoldmann, Paul1. 6. [1894]ParisSchnitzler, Arthur[2. 6. 1894
– 6. 6. 1894?]WienGoldmann, PaulSchnitzler an Beer-Hofmann, 31. 5. 1894Beer-Hofmann, Schnitzler an Hofmannsthal, [5. 6. 1894]Goldmann an Schnitzler, 29. 5. [1894]Goldmann an Schnitzler, 15. 6. [1894]AngelegtDurchsichtDurchsichtIndex check
Frankfurter ZeitungParis, 1. Juni.(Gazette de
Francfort).Fondateur M. L. Sonnemann.Journal politique, financier,commercial et littéraire.Paraissant trois fois par jour.Bureau à Paris:24. Rue Feydeau.Mein lieber Freund,
Hermann Bahr ist also doch bei mir gewesen; aber ich wünschte, es wäre lieber nicht
geschehen. Er hat mir einen abscheulichen Eindruck gemacht, – ein Intriguant, ein
Jesuit – und wenn, wie dies wahrscheinlich,seine Gesinnung der meinigen gleicht,sosind wir, mit einem herzlichen Händedruck, als erklärte Feinde geschieden. Der Mann hat mir in der kurzen
Zeitseines Hier-Seins mehr Stänkereien angerichtet, alssonst irgend Einer, hat mich
aus meiner Sicherheit gebracht und mich durch
allerlei Perfidie erregt und verstimmt. Es wäre zu weitläufig, das hier zu erzählen;
der Mensch, der hier mit
einem infamen Pack von Reportern niedrigster Sorte verkehrt, hatsich dort allerlei
Verleumdungen über mich geholt, die er mir, mit liebenswürdigem Wohlwollen, wieder
erzählt hat. Ich berühre das nur, um Dich davor zu warnen, irgendwelchen
freundschaftlichen Referaten aus dieser Quelle Glauben zuschenken. Der Grund,
weshalb ich mich heut an Dich wende, ist ein b
anderer. Er liegt in Einigem, was mir der Herr über Euch gesagt hat. Zunächstselbstverständlichspielt
ersich als den eigentlichen Förderer und Inspirator der Wiener Literatur-StrömungBei »Jung Wien« handelte es sich um eine losen Verbund von
Autoren ohne gemeinsames Programm. Unter diesem Namen agierte kurze Zeit ein
Verein, der sich zumindest zwischen und wöchentlich traf. Einen Anspruch auf
Popularisierung der neuen Strömung und damit auch auf eine Rolle als ihr Ausformer
konnte Bahr damit begründen, dass er in
einem dreiteiligen Feuilleton, Das junge
Österreich, das zuerst am 20. 9. 1893, am
27. 9. 1893 und am 7. 10. 1893 in der Deutschen Zeitung erschienen war, erstmals eine gemeinsame
Sichtung unternommen hatte (Jg. 23, Nr. 7806, Morgen-Ausgabe, S. 1–2; Nr. 7813,
Morgen-Ausgabe, S. 1–3; Nr. 7823, Morgen-Ausgabe, S. 1–3). Im Folgejahr
nahm er es in die Zusammenstellung von Texten Studien zur Kritik der Moderne (Frankfurt am Main: Literarische Anstalt Rütten Loening) auf. Das »Euch« dürfte dabei auf die bleibendsten dieser Autoren gemünzt
sein, die privat in regelmäßigem Umgang mit Schnitzler standen, vor allem Richard
Beer-Hofmann, Hugo von Hofmannsthal
und Felix Salten. auf. Zu gleicher
Zeit hat er über jeden von Euch bei allerscheinbaren Anerkennung irgend ein
herabsetzendes Wort,so daß von der Wiener
Literatur eigentlich als vollgiltig nur Hermann Bahr übrig bleibt. Selbst die Leuteseiner eigenen Revüe drückt er herunter. Kannerist wirdsich nachseiner Darstellung mit der
Administration befassen; und wenn n man Kanner nur ausseinen Reden kennt,so muß man ihn für nichts als für einen Kassier
halten, während doch in Wahrheit Kanner der Ein Einzige ist, der für die Revue Zukunfts-Hoffnungen rechtfertigt. Nun aber zu Euch zurück. Ich möchte Dich
bitten, mir mit ein paar Worten etwas über das Verhältniß von Hermann Bahr zu Eurem Kreise zusagen. Insbesondere möchte ich wissen, ob zwischen ihm und
Loris wirklich jene intime FreundschaftOhne Schnitzlers Antwort zu kennen, finden
sich in seinem Tagebuch doch mehrfach
Aussagen, die die bestehende Nähe zwischen Bahr und Hofmannsthal kritisch
beurteilen, beispielsweise ,
aber auch Goldmann beschäftigte das Thema
länger, .
besteht, die wie er vorgibt; ob er wirklich
berechtigt ist,sich als den »Erzieher« von Loris aufzuspielen, wie er das thut etc. Bitte,schreib’
mir bald; denn das Alles quält michsehrseit gestern. Ich will Dir nichtsagen, warum,sondern Deine Antwort
abwarten.
Herzlichst und in Treue Dein Paul Goldmann.
Jaso, entschuldige, in meiner Erregung hätte ich
beinahe Deine Angelegenheiten vergessen. Der Verleger Albert Langen ist ein reicher junger Mensch, dersich zum Verleger gemacht hat, um mit
Literatur protzen zu können. Der Mensch ist idiotisch urtheilslos, und verlogen und betrügerisch. Er ist von dem halb wahnsinnigen Gretor beeinflußt, von dem ich Dir im vorigen Sommer erzählt. Ich rathe Dir
dringend, Dich mit dem Burschen in
nichts einzulassenIn LangensSimplicissimus erschien nur knapp zwei
Jahre später, am 18. 4. 1896, Schnitzlers Einakter Die überspannte Person..
Deine NovelleEs dürfte sich um die Buchausgabe von
Sterben handeln. Fedor Mamroth hatte im Vorjahr den Abdruck abgelehnt,
. Am
4. 12. 1894 wurde die Novelle in der Frankfurter Zeitungrezensiert, .sollst Du
natürlichsofort der Frankf. Ztg.schicken.
Wenn Du nur eine Ahnung hättest, wie mich alle »äußeren Umstände Deiner Existenz«
interessieren. Vor Allem: hast Du materielle Sorgen?
Glückliche Reise und frohe Stimmung für die Reise! Such’ Dir in MuenchenVom bis hielt
sich Schnitzler in München auf. in
einem der kleinen Seiten-Cabinete der Pinakothek den kleinen Altdorferde auf, welcher einen grünen, grünen Wald
darstellt, worin ein putziger kleiner Ritter einen Drachen bekämpft! Das ist eines
meiner Lieblingsbilder: Deutsch und märchenhaft.