Frankfurter Zeitung.(Gazette de Francfort.)DirecteurM. L. Sonnemann.Journal politique, financier,Paris, 5. December.commercial et litteraire.Paraissant trois fois par jourBureaux à Paris:rue Richelieu 75.Mein lieber Freund!Nachdem ich bisher vergeblich auf die versprochenen Kritiken oder wenigstens auf eine
briefliche Mittheilung über die Premièren-Eindrücke
gewartet, habe ich mir das Nöthige von Frankfurt
kommen lassen und bitte Dich, Dich nun nicht mehr zu bemühen.
Wenn ich aus der Sammlung der Kritiken, die mir vorliegt, die dummen Jungen weglasse
– Neue Freie Presse,[Friedrich Schütz]: Theater- und Kunstnachrichten. In: Neue Freie Presse, Jg. 30, Nr. 10.518, 2. 12. 1893, S. 7.Neues Wiener Tagblattl. h. [ = Ludwig Held]: Theater, Kunst und Literatur. In: Neues Wiener Tagblatt, Jg. 27, Nr. 333, 2. 12. 1893, S. 8., VolksblattH. P.: Theater, Kunst und Literatur. In: Deutsches Volksblatt, Jg. 5, Nr. 1768, 2. 12. 1893, S. 6–7., Vaterland–r–: Theater und Kunst. In: Das
Vaterland, Jg. 34, Nr. 333, 2. 12. 1893,
S. 7.etc. – und mich nur an die Zurechnungsfähigen halte, wie Uhl[Friedrich Uhl]: Feuilleton. Theater. In: Wiener Abendpost. Beilage zur Wiener Zeitung,
Jg. 190, Nr. 276, 2. 12. 1893,
S. 1–2., BahrHermann Bahr: Das Märchen (Schauspiel in drei Aufzügen von Arthur
Schnitzler. Zum ersten Male aufgeführt am Deutschen Volkstheater den 1.
December). In: Deutsche
Zeitung, Jg. 23, Nr. 7879, 2. 12. 1893,
Morgen-Ausgabe, S. 1–3. und BrocinerMarco Brociner: »Das Märchen.« (Schauspiel in 3 Aufzügen von Arthur
Schnitzler. Zum erstenmale im Deutschen Volkstheater aufgeführt am 1.
Dezember.) In: Wiener Tagblatt,
Jg. 43, Nr. 333, 2. 12. 1893,
S. 1–2.,so finde ich, daß man Dich hier auch mehrfach mißversteht,
daß man Dir aber auch vielerlei Richtiges und Beherzigenswerthessagt. Besonders Uhl halte ich für im Wesentlichen richtig urtheilend. Du erinnerst Dich, wir haben
oft im Streit gelegen, Du und ich, und ich meine noch heute, heute erst recht, daß
Deinem glänzenden Talent beim Produciren die Disciplin fehlt. Auch beim Produciren
denkst Du ein wenig zusehr an Dich und zu wenig an das Andere, an die Forderungen
der Kunstform. Duschreibst Deinem Herzeleid zuliebe und nicht dem Drama zuliebe. Das ist falsch. Ich komme immer
mehr dahinter, daß das Produciren ein Streben nach möglichster Objectivirungsein
muß, am allermeisten aber das dramatische Produciren. Ich habe das in Parisnoch mehr gelernt, habe daraufhin das »Märchen« nochmals gelesen und meine Ausstellungen von früher
noch mehr bestätigt gefunden. Erinnere Dich auch, was ich Dirstets über den dritten Act und .
gesagt! Im Allgemeinen aber denke ich, daß Du mit Deinem Debüt nicht unzufriedensein darfst. Du
bist den Kennernsignalisirt; alle Leute, die es verstehen, haben Dein großes Talent erkannt; die dumme Bande Publicum wirst Du
jetzt rasch gewinnen. Aber jetztsofort weiterschreiben! Vieles lernen aus den drei
zurechnungsfähigen Kritiken! Und ein Drama machen, keine
Beichte, kein Tagebuch! Das kostet nur eine Willensanstrengung. Denn Du bist, ich
weiß es genau, ein Dramatiker allerersten Ranges. Mach’ auch einen neuen Versuch mit dem Alkandi und .
, nachdem Du vorher den Schluß verstärktend umgearbeitet hast. An Uhl hatte ich geschrieben, damit er Dich nicht in der Frkf. Ztg.[Friedrich Uhl]: Wiener Brief. In: Frankfurter Zeitung, Jg. 38, Nr. 336, 4. 12. 1893,
Abendblatt, S. 1. Uhl lobt das
Stück als
Habilitationsschrift, kritisiert aber den dritten Akt, der nicht gefallen habe.
etwaschlecht behandle. Ich glaube, er wer ganz anständig?
Treue Grüße! Dein P. G.