Deine lieben Briefe treffen mich in einer Zeit größter Arbeit. Ich kann Dir einstweilen nur mit flüchtigen Wortensagen, wiesehr ich mich freue, daß der große Tagdie Uraufführung von Freiwild am am Deutschen Theater in Berlinso nahe ist. Ich heiße Dich willkommen in BerlinSchnitzler hielt sich vom bis zum in Berlin auf. und wünsche Dir einen frohen und glücklichen Aufenthalt. Nächstens antworte ich Dir ausführlicher auf Deinen letzten längeren Brief, der michsehr erfreut hat. Warte jedenfalls nicht auf meine Antwort undschreibe mir gleich ein kurzes Wort über Deine Berliner E Eindrücke und insbesondere aber darüber, wie Dein Stück Dir auf den Proben gefälltSchnitzler notierte im Tagebuch zunächst äußerst negative (), später aber auch positivere () Eindrücke von den Freiwild-Proben.. Einen Rath nur in Kürze: Ganz Deutschlandsteht unter dem Banne des Eindruckes, den die Affaire Bruesewitz. gemacht hat. Man lechzt nach einem Wort, das dieseschurkischen Officiers-Feiglinge geißelt. Keiner kann besser dieses Wort aussprechen, als Du. Leg’ es Deinem anständigen Officier in den Mund, in der Scene, wo ersagt: Solche Leute haben im Frieden eigentlich gar keine Existenz-BerechtigungAussage des Offiziers Rohnstedt am Ende des ersten Akts. Laß ihn noch etwas Allgemeines, Kräftiges, Erlösendessagen. Dieses Wort allein kann den Erfolg des Sückes entscheiden. Nimm’ meinen RathÜber eine Einarbeitung des Vorschlags ist nichts bekannt. Zumindest der Bezug zu der Affäre wurde noch Jahre später hergestellt, beispielsweise: »The most celebrated of these was ›Freiwild‹, an attack on the duel, that received enormous advertizing from the strange coincidence that, while the play was in rehearsal, Lieut. von Brüsewitz, by the brutal killing of a civilian in a Carlsruherestaurant, vindicated his ›military honor‹ exactly as the play had foretold an officer would be obliged to do. The excitement over the Carlsruhe incident rushed the play to such a huge popularity that one of the German comic papers showed a cartoon of Manager Brahm, of the Deutsches Theater, paying out royalties to the leading playwrights of the season, when Lieut. Brüsewitz enters saying: ›I’ve come for my share of the royalties on ›Freiwild‹!« ([O. V.]: Arthur Schnitzler. Dramatist of the Twilight Soul. In: Current Literature, Bd. 51, H. 6, Dezember 1911, S. 670–672, hier: S. 671.) an, ich glaube, ich habe Dirseltenso gut gerathen! 

Auf ein Telegramm am Tage nach der Premièrerechne ich mit Sicherheit.

Viele treue Grüße!

Und ein inniges Glückauf!