Frankfurter Zeitung(Gazette de Francfort).Fondateur M.L. Sonnemann.Journal politique, financier,commercial et littéraire.Paraissant trois fois par jour.Paris, 9. Februar.Bureau à Paris24. Rue Feydeau.Mein lieber Freund,Dein lieber Brief, den ich mit Ungeduld e erwartet habe, hat mich ein wenig erregt und beunruhigt. In einem Augenblick,
woso wichtige Dinge in Deinem Leben vorgehen, bist Du gar wortkarg; und Du ahnst
nicht, wiesehr diese allgemeinen Andeutungen, die man zu errathen versuchen muß,
denjenigen quälen können, der in der Ferne liebevollen Antheil an Dir nimmt und nicht
weiß, was vorgeht. Was gibts eigentlich? Sags doch heraus mit drei klaren Worten!
Worin liegt vor allen Dingen der »Ernst« der
Verhältnisse, von dem Dusprichst? Bist Du bedroht in irgend einer Weise? Du wirst
Dich doch nicht etwa mit Jemandemschlagen müssen? Dannsetze ich mich in den Zug und komme nach Wien. Und wassoll diese »FluchtBereits am hatte Schnitzler im Tagebuch von einem »Reiseplan
« geschrieben, den er für
eine geheime Entbindung »[g]anz ernstlich mit Mz. Rh.
« erwog. Es wurden verschiedene Orte in Betracht gezogen. Spätestens am
siedelte Marie Reinhard in den Wiener Vorort Mauer, wo das gemeinsame Kind tot auf die Welt kam.«? Wohin willst Du gehen?
Komm’ wenigstens nach ParisSchnitzler reiste im Frühjahr 1897 gemeinsam mit Marie
Reinhard nach Paris. Am kamen sie
dort an. Schnitzler blieb bis zum und reiste
dann weiter nach London., Liebster, –
hier kannst Du in irgend einem Vorort wunderschön und billig wohnen, ohne daß ein
Mensch von Deiner Anwesenheit etwas zu ahnen braucht. Und wirsollen uns im SommerZwischen und sahen sich Schnitzler und Goldmann mehrmals
in Bad Ischl. nicht wiedersehen? Ja,
liebes Kind, willst Du denn nach Australien
gehen? Und Du glaubst, daß ich nachsolchen
Vorgängen auf eine Aussprache mit Dir verzichten werde, nachdem ich Dich bisher in
jedem gleichgiltigen Sommer anzutreffen gesucht? Wo immer und mit wem immer Du bist,
– ich komme hin. Und wenn Du mir dieses Freundschafts-Recht versagen wolltest, würde
ich dassehr bitter empfinden. Und die äußeren Unannehmlichkeiten, von denen Dusprichst, – kann ich Dir da nicht wenigstens etwas tragen helfen? Kannst Du nicht
irgend etwas auf michschieben? Ich habe einen breiten Rücken.
Den Anlaß zu allen diesen Vorgängen verstehe ich
natürlich; von dem Übrigen habe ich keine Ahnung, da ich die Verhältnisse nicht
kenne. Ich bitte dringend um zwei Zeilen Aufklärung.
Ichsende Dir anbei einen Brief von Thorel, den ich auf eine Anfrage bei diesem bekam.
Hast Du noch ein Exemplar von »Mourir«? Bitte,sende es,mit an Madame J. Marnière, 68. rue Jouffroy, Paris. Schreibe hinein: À Madame J. MarMarni, hommage respectueuxAn Frau J. Marni, respektvolle Anerkennung, und Deinen Namen. Es ist eine
geistvolle und liebenswürdige femme de lettresfranzösisch: Literatin (E. VoilàPseudonym der »Vie Parisienne«), der ich von Dir gesprochen habe.
Tausend Grüße! Dein
Paul Goldm
12 rue de MilanCher monsieur Goldmann.Non, rien de nouveau. Il fallait
laisser à Carré quelques
semaines. Je les lui ai laissées. Maintenant, je vais le
relancer assez souvent. J’ai commencé vendredi dernier. Et je
continuerai, en rapprochant de plus en plus les distances. Il faut traquer les
directeurs de théâtre, comme on traque les cerfs à la chasse.französisch: Nein, nichts Neues. Es war nötig, Carré ein paar Wochen Zeit zu geben. Ich
habe sie ihm gegeben. Jetzt werde ich es immer wieder ansprechen. Ich habe
letzten Freitag damit angefangen. Und ich werde weitermachen,
indem ich die Abstände immer kleiner lassen werde. Man muss Theaterdirektoren
aufspüren, wie man Hirsche auf der Jagd aufspürt.
Signalez donc à Schnitzler, l’article de WyzewaThéodore de Wyzewa: Un vaudevilliste viennois. In: Le Temps, Jg. 37, Nr. 13.023, 27. 1. 1897, S. 2. dans le Temps du 27 janvier. J’avais dit à Wyzewa
que je traduisais du
Schnitzler, et il a ainsi cherché à me rendre service
par les quelques lignes
extrêmement flatteuses, qu’il a consacrées à Schnitzler –französisch: Bitte weisen Sie Schnitzler auf WyzewasArtikel in Le Temps vom 27. Januar
hin. Ich hatte Wyzewa gesagt, dass ich Schnitzlerübersetze, und so versuchte
er, mir mit ein paar äußerst schmeichelhaften Zeilen über Schnitzler einen Gefallen zu tun.
Je vous tiendrai au courant.französisch: Ich werde Sie auf dem
Laufenden halten.
Votre bien devoué
Jean Thorel