Frankfurter Zeitung(Gazette de Francfort).Fondateur M.L. Sonnemann.Journal politique, financier,commercial et littéraire.Paraissant trois fois par jour.Paris, 15. Juni.Bureau à Paris10 Rue de la
Bourse.Mein lieber Freund,Ich wollte Dir immerfortschonschreiben; aber ich habe wiederso hunderterlei zu
thun gehabt, und von Tag zu Tage mußte ich das Project verschieben, bis endlich Dein
Brief kam.
In der ersten Zeit nach Deiner Abreise hast Du mir an allen Ecken und Enden gefehlt.
Nurschwer habe ich mich wieder an das Alleinsein mit fremde all’ den fremden Menschen gewöhnen können.
Gestern habe ich endlich auch eine halbe Stunde Zeit
gefunden, um zu Madame Marni zu gehen. Siesprachsehr warm von Dir und hat Dich offenbar sehr gut
verstandenSchnitzler hatte Jeanne Marni gemeinsam mit ihrer Tochter Emmy Fournier und Goldmann am getroffen. Im Tagebuch
notierte Schnitzler einen äußerst positiven
Eindruck von ihr. Am war er ihr mit Goldmann und Paul Hermann noch
einmal begegnet.. Deine Rosen habensiesehr entzückt. Sie hätte Dir gern gedankt,
wennsie Deine Adresse gewußt hätte.
Daß ich Ende Juli nicht fortkann, istso gut wiesicher.
Ich muß jetzt auch mit der russischen Reise des PräsidentenNachdem Nikolaus II.Frankreich im Vorjahr besucht hatte, reiste
der französische Präsident
Félix Faure auf Einladung des Zaren im August 1897 nach Russland. rechnen, während deren ich in Paris bleiben muß wegen möglicher Zwischenfälle. Könntest Du Dir es nichtso
einrichten, daß Du MitteAugust auf 8 bis 10 Tage nach IschlSchnitzler war vom bis zum in Bad Ischl. Goldmann war zu dieser Zeit auch dort. kommst? Wenn nicht,so
werde ich wohl kaum mich dorthin begeben. Immerhin ist das Alles noch nicht
endgiltig. Meine definitiven Dispositionen hängen vom Gang der Ereignisse ab.
An meine Mutter habe ich mindestens dreimal geschrieben, daßsie Dir den NansenschenArtikel.
schicken möge. Hoffentlich hast Du ihn jetzt endlich erhalten.
Daß Frau Olga dieschwere OperationOlga Waissnix wurde im Mai 1897 zweimal im Sanatorium Loew
in der Mariannengasse operiert. Die erste
Operation, bei der womöglich eine Krebserkrankung festgestellt wurde, fand am
16. 5. 1897 statt, die zweite am 25. 5. 1897. Ihr wurden die Gebärmutter sowie die
Eierstöcke entfernt. Vgl. Arthur Schnitzler, Olga Waissnix. Liebe, die starb vor der
Zeit. Ein Briefwechsel. Mit einem Vorwort von Hans Weigel. Herausgegeben von
Therese Nickl und Heinrich Schnitzler. Wien,
München, Zürich: Fritz
Molden1970, S. 322 u. 324; Elisabeth-Joe
Harriet: Die unvollendete Geliebte. Olga Waissnix Arthur Schnitzler.
Wien: Almathea2015, S. 369–371 [E-Book]. glücklich überstanden hat, freut mich von Herzen. Es istschön, daßsiesich
meiner noch erinnertIm Brief von Olga Waissnix an Schnitzler vom 13. 5. 1897 bat sie ihn,
Goldmann zu grüßen. Vgl. Arthur Schnitzler, Olga Waissnix. Liebe, die starb vor der Zeit.
Ein Briefwechsel. Mit einem Vorwort von Hans Weigel. Herausgegeben von Therese
Nickl und Heinrich Schnitzler. Wien,
München, Zürich: Fritz
Molden1970, S. 322.. Empfiehl’ mich ihr,
bitte, undsag’ ihr,siesolle e eine ReconvalescenzGenesung-Reise nach Paris machen.
Die Klatscherei von M. B.Schnitzler hatte am erfahren, dass Minnie Benedict in Anwesenheit verschiedener
anderer Leute »erzählte, dass ich mit einem Vorstadtmädel, wegen Kind etc. nach Paris gereist
«. ist widerwärtig. Oh diese
israelitischen Jungfrauen!
Ichschlafeschlecht, bin unzufrieden und mißmuthig
Könntest Du nicht am 9. oder 11. August zum Parsifal nach BayreuthDazu kam es nicht. Die Bayreuther Festspiele wurden 1897
von Cosima Wagner geleitet.
kommen?
Grüße Deine Freundin
recht herzlich undsei Duselbst vielmals gegrüßt von
Deinem treuen Paul
Goldm