Arthur Schnitzler: Briefwechsel mit Autorinnen und Autoren1893-08-18Felix Salten an Arthur Schnitzler, 18. 8. 1893Salten, FelixMüller, Martin AntonUntner, LauraÖsterreichischer Wissenschaftsfonds FWFGeorg-Coch-Platz 21010 WienAWienschnitzler-briefeTranskription und KommentierungMüller, Martin AntonUntner, LauraAustrian Centre for Digital Humanities Vienna2023
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https://hdl.handle.net/21.11115/0000-0012-D037-3
Machine-Readable Transcriptions of the Correspondences of Arthur Schnitzler
GBCambridgeUniversity LibrarySchnitzler, B 89, A 1von unbekannter Hand nummeriert: »31«GermanSalten, Felix18. 8. 1893IselsbergSchnitzler, Arthur[19. 8. 1893
– 23. 8. 1893?]WienSalten, FelixGoldmann an Schnitzler, 18. 8. [1893]Beer-Hofmann an Schnitzler, [19. 8. 1893?]Salten an Schnitzler, 17. 8. 1893Salten an Schnitzler, [20. 9. 1893]Export aus TranskribusDurchsichtIndex checkDurchsichtDurchsicht
Iselsberg, 18. VIII. 93.
Lieber Freund!heute sandte ich Ihnen ein Telegrammnicht
erhalten und habe Ihnen noch die Leidensgeschichte meines Rades zu
erzählen. Mein Rad kam schon vom Eisenbahntransporte nicht ganz
wol an, die Glocke war abgeschraubt, ein Pedal verbogen. Zudem hat es der Schnellzug
nicht mitgenommen, es wurde mir von Wien per
Postzug nachgeschickt, und man hatte überdies vergessen, es in Dölsach auszuladen, es fuhr bis München, stand da einen Tag, und wer weiß, wer sich dort mit ihm spielte.
Allein die Tour von Toblach nach Cortina ging recht gut vor sich, auch zurück. Da ich noch
wieder aus Cortina in
Toblach ankam, und bis auf
den Zug nach Dölsach hätte warten müssen, und mir
überdies die Straße von Toblach hinunter nach Lienz als vortrefflich geschildert wurde,
entschloß ich mich weiterzufahren. Nun war es hier,wie überall, mit den
Schilderungen der Leute schlecht bestellt. Ich fand wol stetes, oft scharfes Bergab,
aber eine verwahrloste Straße, voll Schotter, theilweise mit Gras bewachsen, und
überall faßt fußhoher Staub. Doch ging’s die ganze Strecke noch leidlich, nur eine
auffallend leichte Lenkbarkeit des GouvernalsFahrradlenker, die
ich mir nicht erklären konnte, bis zwischen MittewaldLienz mein Rad einfach zu taumeln begann, und die
Kugellagerung im Gouvernal bei jeder Schwenkung knackte. Bei näherer Besichtigung,
ergab sich das der Conuskegelförmiges Bauteil ganz gelockert
war, offenbar war einer der Stifte, die ihn halten gebrochen. In Lienz fand ich am selben Tag
keine Hilfe, es war |:Dienstag:| FeiertagMariä Himmelfahrt und alles geschloßen. Mittwoch ging ich hinein, und erhielt die Auskunft, man
müße erst untersuchen, und würde mir die Post sagen laßen. Gestern vom Glockner zurückgekehrt,
fand ich die Nachricht, dass einige Kugeln, und (wie ich vermuthet hatte) die Stifte
gebrochen seien, und dass mein Rad nicht, wie ich verlangt hatte bis Sonntag, sondern erst Ende der nächsten Woche fertig
werden könne. Was jetzt zu thun ist, weiss ich nicht. Abgesehen davon, dass ich nun
die Aussicht habe hier sitzen zu bleiben, und mich unbeschreiblich zu langweilen, ist
mir die Sache mit Rücksicht auf
SieSie hatten eine gemeinsame Radtour
geplant, . sehr
unangenehm. Wie ich mich auf diese Tour gefreut habe, kann ich Ihnen nicht sagen, ich
habe am ganzen Weg nach Ampezzo daran gedacht,
wie schön es sein wird, hier mit Ihnen nochmals hereinzufahren. Die Parthie nach Heiligenblut und von da auf die Franz-Josefshöhe zur Pasterze war zwar sehr schön, aber sie hat mich furchtbar
übermüdet, so dass ich heute nicht aus dem Hause gehe.
Ich habe sie auch nur meinem Bruder zuliebe gemacht, weil ich von Ampezzo noch müde war, u. dann dachte ich mir, vielleicht
wird das Rad bis Sonntag od. Montag doch fertig, dann kommen Sie, und ich kann nicht mehr nach Heiligenblut. Ich bin so von der Sonne
verbrannt, dass mir das ganze Gesicht weh thut, und sich mir die Haut vom Halse
schält. –
Schreiben Sie mir, bitte,
wozu Sie sich entschließen. Wenn Sie hier herum eine Tour machen, dann könnten wir
uns Sonntag doch vielleicht in Toblach treffen, um die Tour nach Cortina wenigstens gemeinschaftlich zu machen.
Ampezzo sollen Sie sich unter keiner Bedingung
entgehen laßen. Man findet nirgends so eine schöne Straße, und so eine Gegend.
Jedenfalls wird mir bis auf weiteres nichts übrig bleiben, als versuchen zu
schreiben um mir »den Tach um die Ohren zu schlagen.«
Noch Eins. Wollen Sie nicht zu meinem
Papa gehennicht nachweisbar, und ihm sagen, er
soll mir mehr Geld geben? Er stellt sich vor, man bekommt hier Alles geschenkt. Sie
könnten ihm ordentlich zureden, er hört auf Sie, und es würde mir jetzt
nützen.
Jedenfalls bitte ich Sie um baldige Nachricht. Mir träumte heute Frl. FifiJosefine Lydia von Weisswasser, mit der Schnitzler ein Verhältnis hatte käme
zu mir, und sagte mir, sie habe erfahren, Sie betrügen sie mit Frl. G. ich solle ihr helfen. Frl. G. saß gerade bei mir und ich wollte sie auf ihre Bitten elektrisiren, denn
sie behauptete, dann würden Sie sie heirathen. Mein Bruder schrie zur Thür
herein, Minnie B. wolle mich erschlagen, wenn
ich so was thäte, und ich wusste mir nicht zu helfen und verwünschte Sie mit
Ihren 3 Frauenzimmern.