22. Juli 95.Lieber Freund! Das war sehr lieb von Ihnen, dass Sie
mir mittheilten, ich werde oft gelobt, es hat mich sehr gefreut, denn ich begreife
immer mehr, dass der Hugo recht hat, wenn er
sagt: »Ich möcht mehr g’lobt werd’n.« Sie können sich vorstellen, welches Gewicht ich
auf das Urtheil von Neumann lege. Jetzt erst
glaube ich, dass ich doch etwas kann. Ich habe mir jetzt meine FeuilletonsEr dürfte sich im Besonderen auf die
aktuellen Texte über Münchener
Kunstausstellungen im Glaspalast beziehen: f. s.: Münchener Brief. (Orig.-Corr. der »Wiener Allg. Ztg.«). In: Wiener Allgemeine Zeitung, Nr. 5200,
6. 7. 1895, S. 8. Felix Salten: Die Münchener Kunstausstellungen. I. Im königl.
Glaspalast. In: Wiener Allgemeine
Zeitung, Nr. 5215, 24. 7. 1895,
S. 2. Felix Salten: Die Münchener Kunstausstellungen. II. Im
königl. Glaspalast. In: Wiener
Allgemeine Zeitung, Nr. 5216, 25. 7. 1895, S. 2–3. Die Zusammenstellung für Goldmann dürfte erfolgt sein, weil dieser als
Korrespondent für die Frankfurter Zeitung in
Paris tätig war. zusammenstellen
laßen, und schicke sie Ihnen morgen. Wählen Sie davon
welche aus, und senden Sie das an Goldmann
weiter, ja? Dass ich Beer Hofmann nichts geschriebenDer Versand des Zeitungsabdrucks Quer durch den Wurstelprater () war also ohne
Begleitschreiben erfolgt. habe, soll nicht missdeutet werden. Zu einem
Brief lag rein äußerlich nichts vor, und ihm auf den Wurstelprater eine Widmung schreiben, mochte ich nicht, weil ich ja nicht
wusste, wie ihm der Wurstelprater gefallen
werde, und weil, – nun Sie wissen ja dass ich da vielleicht ein bisschen zu sehr
empfindlich bin. Ich weiss ja auch heute nicht, ob er
was davon hält, und so konnte ich ihm bis heute nichts schreiben. Übrigens vermuthe ich, dass er
ihm nicht gefallen hat, weil Sie mir das sonst sicher geschrieben hätten. Dabei kann
ich aber nicht begreifen, seit wann wir uns das nicht mittheilen. Das Sie
einen kleinen NeffenHans Schnitzler, der gemeinsame Sohn von
Julius und Helene Schnitzler, war am 11. 7. 1895 geboren worden. haben, wusste ich, aber das kann mir
doch nicht imponiren, da ich doch zwei Töchter habe! Übrigens habe ich jetzt wieder acht
Schreckenstage mitgemacht. Ich bin nämlich einmal doch erlegen, und so kamen dann die
acht langen Tage. Endlich erschien die Gefahr doch beseitigt und ich atmete auf. Es
wäre wirklich zu schrecklich gewesen. Übrigens verbringe ich nach dieser Seite hin
arge Tage. Scenen, Scenen, Scenen. Wie einem da zu
Muthe wird, können nicht einmal Sie recht wissen. Es gibt gegenwärtig, besonders aber
heute, keine Frau, die mir unausstehlicher wäre als
meine Geliebtewohl Charlotte Glas. Sie hat übrigens gestern, als wir eine Stunde
lang wortlos und wüthend nebeneinander saßen, plötzlich gesagt: »Uns sollte man mit
Knütteln auseinander jagen.« O, wie recht! Wir sind übrigens in ein Stadium getreten,
in welchem jeder Streit sofort ausartet und nicht wieder gutzumachende gegenseitige
Beschimpfungen hervorruft, ich thue nichts, um das zu mildern,und könnte es auch nicht.
Intensiv denke ich ans Fortreisen, wo ich denn durch Ruhe und lieberen Umgang mich zu
erholen, und ihr durch Briefe unsere Nichtzusammengehörigkeit eindringlich vorzustellen
beabsichtige. Dass B.-H. erst Anfangs September fahrenZu
Schnitzlers erster Skandinavienreise kam es erst ein Jahr später, im August 1896, aber ohne Salten, dafür mit Paul Goldmann
und Richard Beer-Hofmann. . will ist
fatal, aber da er den »Götterliebling« fertig
macht, läßt sich nichts thun, das ist jedenfalls wichtiger, und wenn er im Herbste
erscheinen will soll er doch dazu schauen, noch diesen Monat (August) fertig zu werden. Mit mir steht die Sache so: Ich kann den 13. od. 14. August fort;
muss aber jedesfalls den 1. September zurück sein. Wenn wir zusammen reisen, dann müssten Sie sich
längstens bis 1. Aug. entschloßen haben, damit ich mich danach einrichten kann. Für
diesen Fall käme ich nicht nach Ischl, sondern wir träfen uns entweder in Wien, oder inam16. Aug. in Stettin, da ich auf 1 Tag nach der Insel Rügen muss. Nun aber folgendes: Moriz
Rosenthal, den ich heute sprach, sagte mir, er
könne nicht dringend genug vor Kopenhagen warnen. Es sei weder schön noch gut dort, ferner
theuer, schlechte Bäder ec. Er räth Rügen an,
oder Sylt, gewiss
nichtKopenhagen. Geht es noch, dass daran gerüttelt
wird? Ferner: Wenn Sie nicht sehr gerne von IschlSchnitzler war, abgesehen von einer kurzen
Unterbrechung, zwischen und in Ischl. Danach
machte er mit Salten eine Radtour nach München, wo er bis
blieb. früher weggingen, als bis BH.
fährt, oder auch die AnderenDazu gehört jedenfalls Paul Goldmann.
in Kphg. eintreffen, bin ich auch
bereit auf die Reise zu verzichten. Für diesen Fall könntekäme ich dann am 13. oder 14. Aug. einfach nach Ischl, ginge zum
Leopold, nähme mein Bicycle mit, und bliebe
ruhig bis 1. September dort. Wie es Ihnen angenehmer
ist, mögen Sie nun entscheiden. Ich muß gestehen, dass es mir im Grunde gleich ist,
wie u. wo ich die 14 Tage verbringe, ich möchte nur gerne rechtzeitig wissen, (also bis 1. Aug.) was
geschieht. Mir kommt es in meiner momentanen Verfassung lediglich darauf an überhaupt
nur fort zu kofahren, und ein bischen Ruhe zu haben.
Schreiben sich gSie bald und leben Sie recht wol. Ich grüße Beer Hofmann und Sie
herzlichst Ihr
Salten