Dessauerstrasse 19Berlin, 16. Juni.Mein lieber Freund,Ich habe michsehr gefreut, wieder von Dir zu hören. Die Budapester ReiseAuf Otto Brahms
Einladung hin war Schnitzler am und in Budapest gewesen, wo im Lustspielhaus die Lebendigen Stunden gegeben wurden. Vgl. Der
Briefwechsel Arthur Schnitzler – Otto Brahm. Vollständige Ausgabe.
Herausgegeben, eingeleitet und erläutert von Oskar Seidlin.
Tübingen: Niemeyer1975, S. 123. muß recht interessant
gewesensein. Hatsich Brahm über die »Beatrice« entschiedenDer Schleier der Beatrice wurde von Otto Brahm für das Deutsche Theater Berlin angenommen und feierte dort am
Premiere.? Wenn er die »Monna Vanna« von Maeterlinck gibtMaurice MaeterlincksMonna Vanna. Pièce en trois actes in der Übersetzung von
Friedrich von Oppeln-Bronikowski
wurde ab dem 12. 10. 1902 über hundertmal im Deutschen
Theater Berlin aufgeführt. Das Stück und Der Schleier der Beatrice haben offensichtliche Parallelen, vor allem
im Ort der Handlung und in der zentralen Figur einer Frau zwischen zwei Männern.
Obzwar SchnitzlersStück früher erschienen war, dauerte es
Monate, bis man sich einig war, ob es auch am Deutschen Theater gegeben werden sollte, nachdem dort Maurice MaeterlincksStück am Spielplan
gestanden hatte. Schnitzler besuchte die
Inszenierung am .
, muß er auch die »Beatrice« geben können. Dein StückSchnitzler hatte die Konzeption für Der einsame Weg am
abgeschlossen und begann es am zu schreiben. laß’ nur ruhig noch warten, bis Du
ordentlich Lust bekommst, es zuschreiben. Daß Du kurze GeschichtenBezug auf Die griechische Tänzerin und Die Weissagung, die Schnitzler am neu begonnen hatteschreibst, gefällt mirsehr.
Ich glaube, auf diesem Gebiete ist viel für Dich zu holen.
Daßsich der Vater der MädelsverheirathetAmalia Gussmann, die Mutter von Olga und Elisabeth, war am 14. 11. 1899 nach
achtzehnjähriger Ehe verstorben. Rudolf
Gussmanns zweite Frau war Johanna
Steiner. Die beiden heirateten am 8. 4. 1902 in Wien. Die Ehe endete bald durch ihren Tod am
30. 6. 1905. hat, ist zugleich komisch und gemein. Dieser
Hundsfott! Wie hatsich die Geschichte
mit dem AdvokatenWomöglich handelte es
sich um eine Erbschaftsangelegenheit, die durch die Eheschließung des Vaters dringlich wurde.
Jedenfalls wurden die beiden Schwestern am kurzfristig verhaftet. abgewickelt?
Was Liesl anlangt,so bitte ich Dich, einmal mit einem Donnerwetter dazwischenzufahren.
Den an mich gerichteten Brief von LöwenfeldHeute findet sich dieser in der Korrespondenz zwischen Goldmann und Elisabeth
Gussmann verwahrt: DLA, HS.1985.1.5246. Elisabeth Gussmann schloss am 2. 8. 1902 einen Vertrag mit dem Schiller-Theater ab. Das Beschäftigungsverhältnis dauerte
von 1. 9. 1902 bis 30. 6. 1907. hast Du wohl gelesen? Ichschließe daraus, daß eine
Möglichkeit des Engagements am Schillertheater
besteht, wenn man nur ein wenig nachhilft. Ich bin gern bereit, nachzuhelfen, und den persönlichen Besuch zu machen, zu dem er mich
auffordert. Aber vorher muß ich wissen, ob Liesl ihm geschrieben hat, nachdemsie mir bereits einmal ges vorgeschwindelt hat,sie habe ihm
geschrieben, ohne es gethan zu haben. Ich warte also auf Antwort und bekomme keine.
Veranlasse doch, daß die junge DameDamesich aufrafft und zur Feder greift, undsage ihr, bitte, in meinem Namen, daß ich wüthend bin und daß man mitsolch’ einer
verfluchten Schlamperei keine Engagements bekommt!
Grüße Olga recht herzlich. Ich hoffe,sie übt die Löwe’schen Balladen (Tom der Reimer, Heinrich der Vogler). Wenn ich nach Wien komme, will ichsie vorgesungen haben.
Meine Pläne bleiben einstweilen die alten: Zwischen 20.
u. 25. JuliWien, dann TrafoiDazu kam es nicht, .
. Von Fräulein F.womöglich Goldmanns nachmalige Ehefrau Eva Marie Fränkel, die aber in der Zeit bis zur
Eheschließung 1908 noch mit einem Herrn Kobler verheiratet war. erhalte ich hier und da
einen Brief. Aber das Schreiben ist eine dumme Sache. Die Fädensind abgerissen. Sieschreibt mir übrigens, daßsie öfter mit Salten zusammen ist.
Schreib’ mir bald wieder undsei vielmals und von Herzen gegrüßt!
Dein
Paul Goldmnn