Dessauerstrasse 19Berlin, 13. Dezember.Mein lieber Freund,Ich habe michsehr gefreut, wieder einmal einen Brief von Dir zu erhalten. Auch die
guten Nachrichten über Deine »engste Familie« haben mir viel Freude bereitet.
Daß ich fürFräulein Popper.
, nachdemsie mir von Dir und Deiner Mutter empfohlen worden, Alles that, was in meiner Machtstand, istselbstverständlich. Wenn Dusiesiehst,sosage ihr, daß der Referent der »Nationalzeitung«, an den ichsie empfohlen,sehr freundlich
übersie geschriebenHöchstwahrscheinlich Bezug auf folgende
Meldung über ein
Konzert von Dora Popper: [O. V.]: Theater- und Kunstnachrichten. [Man schreibt uns aus Berlin]. In: Neue Freie Presse, Nr. 14.093, 20. 11. 1903, Morgenblatt, S. 9.
hat.
Am SemmeringArthur und Olga Schnitzler waren zwischen und am Semmering gewesen. muß es im Spätherbstsehrschön gewesensein.
Hast Du weitere Winter-Reisepläne? Über die Vorlesung Deines Stückes durch Ludwig Bauer habe ichselbstverständlich ein TelegrammLudwig Bauers Vorlesung von Die Gouvernante hatte am 2. 12. 1903 in Berlin stattgefunden
und war vom Verein zur Förderung der Künste
veranstaltet worden. Siehe auch . Goldmanns
Telegramm dürfte tatsächlich nicht veröffentlicht worden sein. gesandt. Es
ist nicht erschienen (odersollte es mir entgangensein?). Dieses Nichterscheinen
richtetsich abersicherlich gegen Bauer und nicht gegen Dich. Mein Telegramm[Paul Goldmann]: [Aus Berlin wird uns gemeldet: »Der einsame Weg«]. In:
Neue Freie Presse, Nr. 14.115, 12. 12. 1903, Morgenblatt, S. 10.
über das Bevorstehen Deiner Première ist ja erschienen.
Zum Lesen komme ich gar nicht mehr,seit die furchtbare Reichstagsarbeit begonnen hat. VehseWerk nicht ermittelt habe ich
habe ich mir gekauft (für 67 MK; was hast Du gezahlt?).
Hast Du das gegenwärtige deutsche Modebuch »Briefe, die ihn nicht erreichten«Schnitzler hatte den Briefroman nicht gelesen. Siehe auch
.schon gelesen? Es ist
zu empfehlen.
Meine Freundin in Frankfurt war krank. Lungenentzündung oderso
etwas. Ich binsehr besorgt. Aus ihren Briefen werde ich nicht recht klug inbezug auf
ihre Krankheit. Die Ärztesagen ihr auch offenbar nicht die Wahrheit; aber aus dem
Umstande, daß die Ärzte einesofortige Reise nach dem Süden, womöglich Egypten, empfehlen, folgere ich allerlei
Schlimmes.
Als ich das letzte Mal in Wienim September
1903, . mit Dir und Deiner Frau über diese Angelegenheitsprach,sagtest Du, daß ich eigentlich nunmehr
gegen die meine Freundinsei, indem ichsie in der Illusion.
ließe, ich würde sie
heirathen. Ich habe über diese Deine Worte oft nachgedacht. D Du hast im Wesentlichen Recht; und da mich der Vorwurf der Unwahrheitsehr
bedrückt, bin ichseit Wochen bemüht, in meinen Briefen allmälig zur Wahrheit
einzulenken. Sie weiß heut, daß ichsie, fürs Erste wenigstens, nicht heirathen kann;
abersie klammertsich trotzdem an mich, als ihren denjenigen, dersie, wiesieschreibt, »vom Abgrund zurückgerissen hat« und
als ihren einzigen Halt.
Was aus Alledem werdensoll, weiß der liebe Gott allein.
Das Unglück wollte es, daß daß ich Bahr, nachdem ich das Glück gehabt hatte, wahrse währendseines Berliner AufenthaltsBahr war vom 3. 12. 1903 bis zum 14. 12. 1903 in Berlin gewesen, um der Uraufführung seiner
Komödie Der Meister am Deutschen Theater beizuwohnen. nigends mit ihm
zusammenzukommen, gestern auf der Straße traf. Ich bliebstehen, und wir geriethen in ein längeres
Gespräch. Dieser alberne, dünkelhafte und verlogene Mensch hat mich mich immer heftig gereizt. Diesmal war dies ganz besonders der Fall,
und erschien es auch darauf angelegt zu haben, mich zu provoziren. So theilte er mir
Äußerungen mit, die Du und Beer-Hofmann gethan habensollen. Ich gerieth in Hitze und antwortete demgemäß. Hinterher wurde es mir klar, daß Deine und
Richards Äußerungen offenbar entstellt
wiedergegeben waren. Ich vermuthe, daß er Dir jetzt auch meine Äußerungen entstellt berichtenSchnitzler und Bahr sprachen jedenfalls kurz darauf über Goldmann, und . wird, und bitte Dich, falls dies geschehensollte,
nicht darauf zu achten.
Wenn Du nächstens einmal wieder Zeit findest, mir zuschreiben, wirst Du mir eine
große Freude machen. Weihnachten gehe ich
wahrscheinlich nach Frankfurt.
Viele herzliche Grüße an Dich und Deine Frau von Deinem getreuen
Paul Goldmann.