Arthur Schnitzler: Briefwechsel mit Autorinnen und Autoren1907-08-15Felix Salten an Arthur Schnitzler, 15. 8. 1907Salten, FelixMüller, Martin AntonUntner, LauraÖsterreichischer Wissenschaftsfonds FWFGeorg-Coch-Platz 21010 WienAWienschnitzler-briefeTranskription und KommentierungMüller, Martin AntonUntner, LauraAustrian Centre for Digital Humanities Vienna2023
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https://hdl.handle.net/21.11115/0000-0012-D1B5-3
Machine-Readable Transcriptions of the Correspondences of Arthur Schnitzler
GBCambridgeUniversity LibrarySchnitzler, B 89, B 1von unbekannter Hand nummeriert: »233«GermanSalten, Felix15. 8. 1907MarienbadSchnitzler, Arthur[16. 8. 1907
– 20. 8. 1907?]Welsberg-TaistenSalten, FelixSchnitzler, Schnitzler an Beer-Hofmann, 13. 8. 1907Goldmann an Schnitzler, 16. 8. 1907Schnitzler an Salten, 5. 8. 1907Salten an Schnitzler, 5. 9. 1907Export aus TranskribusDurchsichtIndex checkDurchsicht
Marienbad, 15. August 07Haus Quisisana.
Lieber, wir sind jetzt bald eine Woche da. Otti braucht die Kur. Kreuzbrunnen und Ferdinandsquelle,
Moorbäder und Kohlensäure; sie befindet sich dabei sehr wol, und ihre Genesung macht
sichtlich Fortschritte. Ich habe auch mit einer Kur begonnen, aber nur einen Tag
ausgehalten. Um aufstehen und um erst frühstücken
könnte ich nur dann vertragen, wenn ich von hier aus erst noch auf vier Wochen
anderswohin zu Erholung ginge. Da ich mich aber ausruhen muss, hat es keinen Sinn,
wenn ich mich jetzt quäle, und dann vielleicht noch matter und noch nervöser nach Wien zurückkomme. Den Kindern tut Mbd. unglaublich gut. Sie essen hier, dass wir eine Freude
haben. Und sie lernen endlich weite Spaziergänge machen, was man an der See weniger
übt, und wozu sie – durch unseren Garten – in Wien
nie gelangt sind. Hier sind die Wälder herrlich, und die vielen Jausenorte, die
überall auf den kleinen Berggipfeln und Hochplateaus liegen, sind wirklich famos. Wir
wohnen ganz ausserhalb von Marienbad in einer
Straße, die nur auf der einen Seite Häuser, auf der anderen den Wald hat, zahlen für
zwei hübsche Zimmer 25fl die Woche, was sehr billig ist, haben das Mittagessen – und
was für ein Mittagessen! – für 60 Kreuzer die Person auf dem Zimmer. Das Frühstück
macht das
Fräulein, gejaust wird
irgendwo auf einem Berg. (Rübezahl,Forstwarte, Nimrod, Egerländer u. s. w.) Und
Nachtmahl holt man sich in der
Delikatessenhandlung, die hier alle
Begriffe, die man sich in einer Delikatessenhandlung macht hoch
übertrifft. Ich verstehe, warum Elias von Marienbad so begeistert ist. Die Tennisplätze sind die
schönsten, die ich kenne. Man spielt eine halbe Stunde nach dem Regen. Wir haben eine
ganz gute Partie, ein taubstummes junges
Mädchen, die sehr nett
ist und sehr scharf spielt. Morgen kommt Siegfried Jacobsohnhier an, von den Kindern Onkel Japottsohn genannt. Er bleibt bis Mittwoch und geht dann nach Wien. Hier sind natürlich eine Menge Menschen, denen man nicht immer
ausweichen kann. Wir waren denn auch die ersten Tage in einem Gebrodel von Berliner, Lemberger, Wiener, Münchener und Mannheimer
Leuten, von Wagenfahrten, Automobilpartien, u. s. w. Aber wir haben schnell gebremst
und leben jetzt ruhig. Wenn Otti nicht früh
und Abend zum Brunnen müßte, würden wir noch weniger Verkehr haben. Die Kinder trinken Ambrosiusquelle (Eisen),
was immer ein großer Spass ist. Dann fahren sie Eselwagen, und da sie jetzt nacheinander GeburtstagPaul war am 11. 8. 1907 vier Jahre alt geworden. Annerls dritter Geburtstag stand am 18. 8. 1907 bevor. feiern, ist ihr Jubel groß. Annerl hat fabelhafte Erfolge, während die tieferen Naturen
Pauli schätzen. Neulich haben die Kinder im Wald
Theater gespielt und Rothkäppchen aufgeführt.
Sie waren förmlich betrunken davon, dass da ein wirklicher Wald war, und man kann
sagen, dass es auch sonst eine vortreffliche Aufführung gewesen ist. – Wir haben
manchmal auch schon Schlenther gesehen. Er
sieht aus, als ob er heimliche Balggeschwülste und Drüsen hätte.
Hier arbeite ich nur
Kleinigkeiten, die von der Redaction verlangt werden, sonst nichts. Ich habe in Wien allerlei gemacht. Darunter die drei kleinen StückeAuferstehung, Der Graf und Ernst des
Lebens, versammelt in Vom andern Ufer, die nun in Maschinschrift vorliegen. Wenn ich sie im Herbst noch erträglich
finde, les’ ich sie vielleicht vorSchnitzler bekam sie nicht vorgelesen, sondern las sie am .. Im September schreibe ich den »Hund v. Florenz«. Er ist jetzt ganz fertig dazu
und vielfach verändert. Könnte ich die Zeitung los sein, wäre ich froh und vermöchte
vielleicht einiges Gute zustande zu bringen. Mir wird die Zeitungschreiberei immer
leerer und leerer. Bin ich wirklich im September mit dem
»Hund« fertig, dann mache ich die Seereise.
Der Gardasee genügt mir davor wirklich nicht.
Im Übrigen wissen Sie ja, wie es mit meinen Plänen geht. Von zwanzig projektirten
Reisen werden zwei verwirklicht. Am 1. Septbr. bin ich
jedenfalls in Wien. Vorher zwei, drei, Tage Semmering oder Schneeberg.
Auf Wiedersehen, und viele herzliche Grüße von uns zu Ihnen. Schreiben Sie mir bald
wieder. Aufrichtig Ihr Salten
Hier das Feuill.Felix Salten: Der Wiener Korrespondent. In: Der Morgen, Jg. 1, H. 4, 5. 7. 1907, S. 113–116. . aus dem »Morgen« das Sie wünschten. Die »engl. Reise«Nicht ermittelt; womöglich handelt es sich um einen Teil der in Schnitzlers Brief vom erwähnten
Feuilletonsammlung? suche ich selbst schon seit
Monaten vergebens. Sonst hätten Sie sie schon. Pötzl habe ich nicht zur Hand.