1. 2. 1911.Gewiss, lieber Freund, schon in Deinen BriefenAm hatte SchnitzlerGoldmanns Brief vom erhalten. Am
Folgetag, dem , hatte er begonnen, Notizen für seine Antwort anzulegen.
Der Sonderstatus, den für Schnitzler sein
Zerwürfnis mit Goldmann eingenommen hat, drückt
sich in Abweichungen beim Verwahren der Korrespondenzstücke auf. So stellen Goldmanns Briefe mit Schnitzler die umfangreichste berufliche Korrespondenz dar,
die sich nicht in der Cambridge University Library (CUL) aufbewahrt findet. Schnitzler ließ
auch keine Abschrift der an ihn gesandten Schreiben herstellen. Und der
Verwahrort des vorliegenden Antwortschreibens ist ungewöhnlich. Es wird nicht bei
den Briefdurchschlägen im Deutschen Literaturarchiv Marbach aufbewahrt, sondern findet sich im literarischen Nachlass in der CUL. hattest Du allerlei Bedenken gegen die »Beatrice« ausgesprochen; und in Deinem Feuilleton über dasselbe Stück war manches Lob enthalten.
Nichtsdestoweniger wird jeder objektiv Urteilende von Deinen Briefen über die »Beatrice« den Eindruck empfangen: Freudige
Begrüssung des Werks nicht
ohne Einwendungen; – von Deinem Feuilleton: Ablehnung mit
ZibebenZibebe, österr.: Rosine. Die
Phrase ist abseits dieses Briefes nicht belegt.; – so verschieden ist der
Grundton Deiner Privatäusserungen gegenüber dem Deines Zeitungsartikels. Wenn ich also schon
keinen Grund sehe, dass Dich die Lektüre der Briefkopien vor Erstaunen starr gemacht
hat, so begreife ich noch weniger Deine Behauptung, dass die Briefkopien von mir als
Dokumente gegen Deine Ehre gedacht waren. Sie waren und sind nichts anderes als
Beweise, dass Deine Ansichten über ein Stück im Laufe von zwei Jahren erheblich gewechselt haben;
und als solche bleiben sie bestehen.
Zu dem Fall der »Lebendigen Stunden« übergehend
möchte ich vor allem erklären, dass ich die Dir gesprächsweise zugeschriebene
Aeusserung: »Du möchtest Dich erschiessen, weil Du so etwas nicht leisten
könntest«, in diesem Wortlaut nicht aufrecht zu erhalten
vermag; dass hier möglicherweise eine Erinnerungstäuschung meinerseits vorliegt und
Du Dich wirklich nicht – um Dein Wort zu gebrauchen – mit so »weibischem
Schwulst« ausgedrückt hast – eine Bemerkung übrigens, durch die sich im weitesten Umkreis niemand
getroffen fühlt. Es ist ferner festzustellen, dass Du tatsächlich schon nach jener
Vorlesung im Walde (wie auch in unserem
letzten Gespräch ausdrücklich vermerkt wurde) gewisse Einwendungen erhoben hast; –
sie richteten sich ausschliesslich gegen die »Literatur«, also gegen dasjenige Stück, das Du als einziges von den vieren nach der Aufführung hast gelten
lassen. (»Die letzten Masken«, die Du erst von
der Bühne herab kennen lerntest,
fallen aus dem Bereich dieser Erörterungen). »Lebendige Stunden« und »Die Frau mit dem
Dolch«, besonders letztere erkanntest Du nach jener Vorlesung im Walde rückhaltlos ja enthusiastisch an und
liessest sie fallen, sobald sie auf der Bühne erschienen waren. Deine Bemerkung,
dass der geringe Erfolg der vier Stücke Dein in der Zeitung ausgesprochenes Urteil bestätige, ist aus
mannigfachen Gründen nicht ernst zu nehmen. In dem Bühnenschicksal eines Stückes kann
der Kritiker niemals die Bestätigung und niemals die Widerlegung seiner Ansichten
(höchstens einer Vorhersage) ausgedrückt sehen; es sei denn, dass er sich
bedingungslos mit dem Publikum solidarisch erklärte. Das aber ist bei Dir gewiss
nicht der Fall; denn Du hast Dich (mit vollem Recht) noch nie darum für geschlagen
erachtet, weil ein von Dir verworfenes Stück dem Publikum
behagt und eine lange Reihe von Aufführungen erlebt hat. Also selbst wenn die »Lebendigen Stunden« missfallen und sich nicht auf
der Bühne erhalten hätten, wäre damit keineswege die Treffsicherheit Deiner Zeitungskritik erwiesen. Nun
kommt aber noch dazu, dass Deine Behauptung von dem geringen Erfolg der vier Einakter den Tatsachen
durchaus widerspricht. Nicht als Beweis für die Vortrefflichheit der Stücke, sondern eben nur als Tatsache führe
ich an, dass die »Lebendigen Stunden« nach der
»Liebelei« bisher meinen stärksten
Theatererfolg bedeutet haben. So ist bei Brahm der ganze Zyklus über
vierzig Mal aufgeführt worden. »Letzte Masken«
und »Literatur« im Zyklus am Münchner ResidenztheaterDie Premiere von Lebendige Stunden am Residenztheater München hatte am 6. 3. 1902 stattgefunden. oft gespielt, habe ich neulich
anlässlich ihrer 16. Aufführung im Schauspielhaus.
derselben Stadt bei
total ausverkauftem Hause zu sehen Gelegenheit gehabt. »Die Frau mit dem Dolch« brachte mir erst kürzlich aus SchwedenGustaf Linden hatte bereits einige Stücke
Schnitzlers übersetzt. Die schwedische Premiere von
Comtesse Mizzi (Komtesse Mizzi), Damen
med dolken (Die Frau mit dem Dolche)
und Den gröna papegojan (Der grüne Kakadu) hatte am 30. 3. 1910 im Kungliga Dramatiska
Teatern (Königlich Dramatisches
Theater) stattgefunden. Tantiemen. »Die letzten Masken« wurden in
EnglandIn London hatte die Premiere von In the
Hospital am 28. 2. 1905 am Court Theatre stattgefunden. Die Übersetzung stammte von Christopher Horne. Es handelte sich um die
erste englische Schnitzler-Aufführung
überhaupt. und in ItalienAm Teatro Alfieri in Turin war Le ultime maschere gemeinsam mit Cena d’addio (Abschiedssouper) in der Übersetzung von Cesare Levi aufgeführt worden. Dazu war der Einakter Monsignore in vacanza von Jules Claretie, übersetzt von Ugo Piperno, gegeben worden. gegeben und »Literatur« hat schon eine kleine Reise um die
Welt gemacht.
Wenn Du es weiters als eine Lächerlichheit erklärst »gegen das öffentlich abgegebene
Urteil eines Kritikers,
das er genau und sachlich begründet habe, Aeusserungen ausspielen zu wollen, die er
nach einer Vorlesung im Walde getan«, so dürfte ich Dir
mit demselben Recht entgegnen, es sei lächerlich, ein
gedrucktes, für die Oeffentlichkeit bestimmtes Feuilleton gegen die rückhaltlos anerkennenden Worte
auszuspielen, die man sechs Monate vorher als Freund zum Freunde gesprochen. Ob aber
Aeusserungen in einem Walde oder in einem geschlossenen Raum gefallen sind, das kann
wohl für deren Wertung unter ernsthaften Leuten nicht in Betracht kommen.
Nun könnte Einer, der nur Deinen Brief und nicht auch meine Erwiderung zu lesen
bekäme, leicht zu der irrigen Meinung verleitet werden als
hätte ich jemals gewünscht oder gar von Dir verlangt, dass Du über meine Werke keine
abfälligen Kritiken veröffentlichen oder dass Du solche
wenigstens nicht in Deine Bücher aufnehmen solltest. Dass mir
dies jederzeit so ferne lag wie nur möglich sei hier nur der Vollständigkeit wegen
ausgesprochen. Du selbst hast allerdings nun schon wiederholt den Wunsch ausgesprochengeäußert über mich nicht mehr schreiben zu müssen. Da dieser Wunsch entweder Deiner
Meinung entspringt, ich würde niemals etwas Deinem Geschmack nach Gutes zu
produzieren imstande sein oder Deinem Gefühl, Du würdest niemals zu einer meiner
Arbeiten ein Verhältnis finden können, so schiene es mir ja allerdings angemessen,
dass Du Dich Deiner Verpflichtung über mich zu schreiben auf
irgend eine Weise zu entledigen suchtest. Doch das ist eine Sache, die Du
mit Dir selber auszumachen hast. Was ich konstatieren wollte ist einfach, dass Deine
kritischen Ueberzeugungen nicht sonderlich stark fundiert sind, dass in den zur
Diskussion stehenden Fällen jedesmal das Publikum es war und nicht ich, das von Deinen beiden Urteilen das
ungünstigere zu hören resp. zu lesen bekam, und ich füge heute noch hinzu, dass es sich beide Male, ganz
besonders im Fall der »Lebendigen
Stunden«, nicht um Differenzen der Ausdrucksnuance, wie
Du es nun darstellen möchtest, sondern um solche des Grundtons gehandelt hat.
Warum Du Dich gegen diese Feststellung so heftig zur Wehre setzst, ist umso
unverständlicher als Du ja selbst noch vor Nachprüfungkorrigiert aus »Nachrpüfung
« Deiner Briefkopien und Deines
Feuilletons das Bestehen
solcher Widersprüche zwischen Deinen privaten und öffentlichen Aeusserungen
ohneweiters zugabst und um Erklärungen dafür keineswegs verlegen warst. Du sprachst
die Meinung aus, dass man im privaten Verkehr einem Freunde nicht gern wehe tun wolle
und daher zuweilen Rücksichten nehme, die man bei Besprechung seiner Leistungen vor
der Oeffentlichkeit ausser Acht lassen könne, ja sogar müsse. Du gabst ferner zu,
dass die Aufführung eines Werkes Dich manchmal Schwächen erkennen liesse (warum
niemals Vorzüge?), die Dir bei Lektüre oder Vorlesung desselben Werkes nicht
aufgefallen wären. Ob diese Erklärungsversuche nun stimmen oder nicht, mir sind und
bleiben sie Beweise, dass wir sowohl über das Wesen freundschaftlicher Beziehungen
als über die Vorbedingungen eines kritischen Richteramts recht verschieden denken.von der Schreibkraft am rechten Rand normal zum TextMeine Ansicht geht dahin, dass man
einem Freund im Privatverkehr seine Meinung mindestens so aufrichtig zu sagen hätte wiehabe als in einem Feuilleton und dass ein Rezensent – besonders einer, der sich
nebstbei auch zum Theaterdirektor berufen fühlt – sich von dem Wesen eines
Theaterstücks, von dessen innerem Wert, nicht von dessen Erfolgschancen meine ich,
auch schon aus dem Buch eine bestimmte Vorstellung müsse bilden können. Habe ich in
unserem letzten Gespräch diese Ansichten dahin formuliert, dass Du gerade durch Deine
Erklärungsversuche sowohl als Freund wie als Kritiker Selbstmord begangen hättest, so
war dies möglicherweise in etwas zu temperamentvoll
vorgebracht, immerhin aber in harmloseren Ton gehalten als Deine briefliche Replik,
in der Du mir – wörtlich – vorwirfst, ich sei über Dich hergefallen wie über einen
charakterlosen Lumpen und mir mitteilst, dass Du an diese Unterredung mit einer
Mischung von Scham, Widerwillen und Empörung zurückdenkst. Ohne die subjektive
Echtheit Deiner Empfindung anzweifeln zu wollen, stelle ich es Dir anheim, ob Du
Deine Ausdrucksweise als männlichen, weiblichen oder sächlichen Schwulst bezeichnen
willst.
Dass dieses Gespräch im Hause meiner Mutter stattfand, worauf Du
besonderes Gewicht zu legen scheinst, ist für meine Auffassung
so belanglos als es in jenem früheren Fall die Welsberger Waldlandschaft gewesen ist. Und wenn ich mir die ruhige, fast
herzliche Art in Erinnerung zurückrufe, in der wir uns im Vorzimmer meiner Muttervon einander verabschiedet haben, so scheint mir Deine
Betonung des verletzten Gastrechtes viel eher feuilletonistisch-polemischen Erwägungen ihre Entstehung zu verdanken als spontaner
Ueberzeugung. Jedenfalls aber möchte ich nochmals bemerken, dass jene oben zitierten
Versuche, die Widersprüche zwischen Deinen privaten und
öffentlichen Aeusserungen aufzuklären, von Dir herrühren und nicht
von mir und überdies betonen, dass ich selbst den Grund dieser Widersprüche stets
viel weniger in etwaigen Mängeln Deines menschlichen Wesens als in solchen Deiner
kritischen Begabung erblickt habe. Es ist mir nicht unangenehm, dass ich bescheidenen
Zweifeln in dieser Richtung schon vor vielen Jahren, lang ehe Du zu öffentlichen
Aeusserungen über mich Gelegenheit hattest, aus Anlass eines Deiner ersten HauptmannsBezugnahme auf Paul Goldmann: »Michael Kramer«. In: Neue Freie Presse, Nr. 13.055, 28. 12. 1900, Morgenblatt, S. 1–3, bzw. auf darauffolgende
Feuilletons und damit einhergehende Auseinandersetzungen, , und ; siehe auch .
brieflichen Ausdruck gab. Und so darf mir wohl gestattet sein, freilich nicht aus
diesem Grunde allein, Deinen Versuch, mich als einen »durch Grössengefühl und Selbstgefällikeit jeden Urteils
beraubten Autor«.
hinzustellen, mit jener Gleichgültigkeit aufzunehmen, die mir so bedenklicher
Polemik gegenüber am Platze scheint. Doch möchte ich in diesem Zusammenhang, wie
gleichfalls schon mündlich geschehen, betonen, dass ich Deiner öffentlichen
kritischen Tätigkeit wie der Durchschnittskritik überhaupt, keineswegs jene
Wichtigkeit beimesse, die die Ausführlichheit dieses Schreibens Uneingeweihte könnte
vermuten lassen. Was Du auf journalistischem Gebiete insbesondere als politischer Korrespondent und
ReiseschildererNeben seiner
Tätigkeit als Theater- und Kulturjournalist war Goldmann bei der Frankfurter Zeitung
politischer Korrespondent in Paris gewesen.
Sein ausführlichster Reisebericht, Ein Sommer in
China (1899), erschien auch in Buchform.
geleistet hast, soll nach wie vor anerkannt werden, was Du als Kritiker zu wirken
vermochtest sei hier in kurzen Worten zusammengefasst: Es ist Dir manchmal gelungen
einem Autor auf ein paar Stunden die Stimmung zu verderben. F; ferner mag es manchmal vorgekommen sein, dass Deine Feuilletons, dadurch, dass
sie in einem weit verbreiteten Blatt erschienen sind, manchen Stücken höheren Ranges in Wien ein ungünstiges Vorurteil bereitet und sie dadurch
geschäftlich geschädigt haben. Aber damit sind die Grenzen Deines Einflusses aufs Weiteste umrissen. Unbeirrt geht die
deutsche Literatur ihren Weg, die Dichter schreiben nach wie vor was sie wollen und
nicht was Dir manchmal beliebt ihnen vorzuschlagenAnspielung auf Goldmanns wiederholte Forderungen, was Schnitzler schreiben solle – etwa ein
Lustspiel (, , , , und ) oder ein
historisches Wiener Stück ( und ).. An den
Urteilen selbständig denkender Leute hast Du niemals das Geringste zu ändern
vermocht; – wenn Du also auch ein oder das andere Mal im Einzelnen das Richtige zu
treffen, öfter noch irrtümliche und voreingenommene Ansichten mit Witz und
Geschicklichkeit zur Geltung zu bringen imstande warst – Dein Gesamtwirken hat bisher
niemanden dauernd geschadet als Dir selbst, dessen Bild schon heute eines
Ehrenplatzes in der Galerie jener berühmten Missversteher gewiss ist, die zu jeder
Zeit die Schaffensfreude gerade der Besten mit ihrem unerfreulichen Spott und Warnungsrufenrespekt- u ahnungslosen Geschwätz begleitet haben. Schade. Denn einmal sah es aus, wie wenn Du im Geistesleben
unserer Zeit zu anderem berufen wärest, als
dazu, der Kunst mit jener
Fremdheit, ja mit jenem halb unbewussten Groll gegenüberzustehen, zu dem der
unproduktive Mensch (nicht der Kritiker sage ich, denn es gibt auch produktive
Kritik) dem produktiven Menschen gegenüber nun einmal verdammt zu sein scheint.
Du magst es Dir weiter in dem Wahne wohl sein lassen, dass aus all dem, was ich hier
gesagt habe, am Ende doch nichts anderes spräche als die verletzte Empfindlichkeit
des getadelten oder des nicht genügend gelobten dramatischen Autors. So frei ich mich
von solcher Empfindlichkeit weiss, ganz besonders Dir gegenüber,
so lässt sich hier eine allgemeinere, gewissermassen
abschliessende Bemerkung, nicht wohl vermeiden. Es ist nicht zu bestreiten, dass wir
mit der Mehrzahl der Menschen ganz ungestört weiter verkehren können und dürfen, auch
dann, wenn wir uns gedrungennötigt sehen, ihre beruflichen Leistungen gering zu schätzen. Ein
Schuhfabrikant, auch wenn er das miserabelste Zeug liefert
(besonders, wenn Du Deine Stiefel anderswo beziehst), ein schlechterkorrigiert aus »scglechter
« Jurist, ein untüchtiger Arzt,
ein mässiger Klavierspieler und selbst ein Schriftsteller, der ohne innere
Beteiligung, vielleicht fürs tägliche Brot und nur dafür seine sogenannten Novellen
und Stücke verfasst – sie alle können Deinem Herzen nahe bleiben, wenn sie nur sonst
redliche, nette und verträgliche Leute vorstellen. Der Einzige, mit dem es Dir nicht
gelingen wird,und darffreundschaftlicheinnereBeziehungen aufrecht zu erhalten,
wenn Du sein Wirken missbilligst, ist der Dichter. Es wird Dir umso weniger gelingen
je öfter Du dich gedrungen fühlst nicht nur die eine oder
andere seiner Leistungen, sondern das Wesentliche seiner Produktion und überdies die
ganze Richtung, der er als einer der vornehmstenbekanntesten Vertreter angehört, als eine unfruchtbare verderbliche und im Niedergang
befindliche abzulehnsten. Denn der Beruf des Dichters stellt ja nicht wie der so vieler anderer Leute
eine zufällige Lebensäusserung dar, die am Ende auch gegen eine andere vertauscht
werden könnte, nein, sein Beruf ist – je ehrlicher er es mit seiner Kunst meint
umsomehr – der tiefste Ausdruck seines Wesens, ja seine Seele selbst. Und wer sich
von dem Gesat-Werk eines
Dichters ohne Anteil abkehrt oder es gar verdammt, der hat ihmdamit auch schon persönlichseiner Person den Rücken gewendet. Und da ich nun einmal zu der Art von Dichtern gehöre,
die in ihren Werken sich selbst zu geben suchen,
jedenfalls durchaus aus ihrer Persönlichkeit heraus schaffen und Du dem, was
ich schaffe, wenigstens seit geraumer Zeit so gegenüberstehst, wie wir ja wissen, so
ist es nur natürlich und konnte gar nicht anders kommen, als dass zwichen Dir und mir
allmählich jene Entfremdung eintreten
musste, deren wir uns ja längst bewusst sind und unbedingt stimme ich Deinerkein vernünftiger Mensch wird Deiner Behauptung beiwidersprechen, dass Deine und meine Entwicklung seit lange eine gänzlich verschiedene
Richtung eingeschlagen haben. Es frägt sich eben nur, welche von diesen Richtungen am
Ende zu einem besseren Ziele führt und das werden Andere zu entscheiden haben als Du
und ich.
Mit bestem Gruß
Dein
A. S.