19. 3. 1923.Liebe und verehrte Frau Hofrätin.Um zuerst einmal Ihre Frage betreffs England zu
beantworten: »Liebelei« ist dort im Jahre 1907Die Theaterpremiere von Light o’ Love
fand nicht 1907, sondern am 14. 5. 1909 am Royal Court Theatre
statt. aufgeführt worden, der
»Grüne Kakadu« 1909Zwar lässt sich eine Ankündigung nachweisen, dass Cyril Maude das Stück am Haymarket Theatre inszenieren wollte (The Daily Express, Nr. 2990,
10. 11. 1909, S. 7.), aber keine tatsächliche
Aufführung vor 1913. , das »Märchen« 1911
Die Nur eine einmalige Vorführung von Das Märchen. English version (Übersetzung von Harley Granville-Barker und Charles Edwin Wheeler)
ist bislang belegt, diese fand am 28. 1. 1912 durch die Adelphi Play Society statt.
, der »Anatol« 1911. Ja sogar eine Anatol-OperetteHarley Granville-Barker fragte
1912 bei Schnitzler an, ob
er seine (stark bearbeitete) Übersetzung von Anatol für eine Operette verwenden könne. Schnitzler empfand das als Übergriff. Ob es trotzdem zu
einer Aufführung kam, ist ungewiss. (Nicole Robertson: Arthur Schnitzler in Great Britain. An Examination of Power and Translation. London: Institute of Modern Languages Research2022, S. 112.) , über die mir nichts Näheres bekannt ist im Jahre
1912. Der »Anatol«-Zyklus ist in festen Händen, »Liebelei«, »Märchen« und »Der grüne Kakadu« sind aber meiner Auffassung nach wieder
ganz zu meiner freien Verfügung, da ja die Autorisationen abgelaufen und jene alten
Uebersetzungen – ich habe keine Ahnung, wer sie gemacht hat – längst nirgendmehr
gespielt werden. Immerhin müsste man die Herren Brown Co. auf dxxx
die Tatsachen aufmerksam machen. Vor einigen Jahren wurde durch Fischer über »Bernhardi«
und auch über »Liebelei« vor einigen Monaten
auch von Karczag über »Liebelei« verhandelt, ohne dass Resultate erzielt wurden.
Unter diesen Umständen würde also ein Verleger in England
ein reiches Feld finden. Was die Bedingungen anbelangt, so werden hier wohl Besnard und Geraldy am besten raten können. Wegen »Zwischenspiel« bewirbt sich eben Spachner, Frau Kalisch, die diex vorläufig nur die Rechte für Amerika erworben hat. Ich würde das »Weite Land«, »Komödie der Worte«, »Bernhardi«, »Lebendige Stunden«, »Liebelei« zur
Erwägung geben.
Für Ihre bisherigen Bemühungen, verehrteste Frau Hofrätin, mit Mme. Cabir und M. Hella
sage ich Ihnen vielen Dank. Ich freue mich, dass Sie bald wiederkommen werden. Sie
haben hier allerlei mehr oder weniger interessante Thaterereignisse versäumt, über
die Sie wohl schon Bericht haben werden. »Der
Unbestechliche« war ein grosser Erfolg für Pallenberg und ein ganz guter für Hugo. In meinen Angelegenheiten gibt es nicht
viel Neues, an die geschäftlichen Aergerlichkeiten gewöhnt man sich, wie an
chronische Uebel. Ein paar neue, nicht uninteressante Amerikaner habe ich kennen gelernt, von denen ich Ihnen
mündlich mehr erzähle, ein paar Mal war ich bei Alma, so gestern Mittag mit Hofmannsthal, Saltens, Molls, Pallenberg mit der Massari, die beide ich erst bei dieser Gelegenheit kennen lernte. Es war
sehr anregend. Nach Tisch aber kamen so viele Leute, dass das Zimmer überquoll. Ich
war unter den Ueberquellenden.
Uebermorgen kommt Olga und wird
bei Alma wohnen, wie Sie ja wissen. Ich denke
wohl, dass sie über Ostern bleiben wird. – Meine Nordlandsreise ist noch unsicher, vielleicht begnüge ich mich
mit Dänemark allein.
Darf ich Sie bitten mich Ihrer Frau Schwester bestens zu empfehlen. Sie aber, liebe und
verehrte Freundin,seien aufs Herzlichste gegrüsst von
Ihrem dankbar
ergebenen