2010-02-26

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Albrecht Bibel 1926 1926 - Ludwig Albrecht H.J.H. ZefToOsis 1.0.0 NT 2009-01-20 Neues Testament FREE BIBLE SOFTWARE GROUP Bible Albrecht1926 xxx de provide the bible to the world © Ludwig Albrecht Bible
Die Frohe Botschaft nach Matthäus I. Einleitung: Jesu Stammbaum, Geburt und früheste Kindheit: Kap. 1 und 2. Dies ist das Buch der Geschichte Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams Dies ist die Überschrift des ganzen Buches. Matthäus will darin die Geschichte Jesu so darstellen, daß ihn die Juden erkennen als den Christus oder Messias, als den verheißenen Gesalbten Gottes, der die dem Abraham und seinen Nachkommen gegebenen Verheißungen erfüllt hat. Darum beginnt Matthäus seine Geschichte Jesu mit einem kurzen Überblick über die Geschichte Israels, indem er in V. 2-17 einen Stammbaum gibt, der "an Abraham seine Wurzel, an Jesus, dem Messias, seinen Wipfel hat".. Abraham war der Vater Isaaks. Isaak war der Vater Jakobs. Jakob war der Vater Judas und seiner Brüder. Juda war - durch Thamar - der Vater des Perez und Serah 1. Mose 38, 29-30. Perez war der Vater Hezrons. Hezron war der Vater Rams. Ram war der Vater Aminadabs. Aminadab war der Vater Nahessons. Nahesson war der Vater Salmas. Salma war - durch Rahab - der Vater des Boas. Boas war - durch Ruth - der Vater Obeds. Obed war der Vater Isais. Isai war der Vater des Königs David Ruth 4,18-22;. David war - durch Urias Witwe Bathseba (2. Sam. 11) - der Vater Salomos. Salomo war der Vater Rehabeams. Rehabeam war der Vater Abias. Abia war der Vater Asas. Asa war der Vater Josafats. Josafat war der Vater Jorams. Joram war der Vater Usias Zwischen Joram und Usia sind ausgefallen: Ahasja, Joas und Amazja (2. Chron. Kap. 22-25). Usia war der Vater Jotams. Jotam war der Vater des Ahas. Ahas war der Vater Hiskias. Hiskia war der Vater Manasses. Manasse war der Vater Amons. Amon war der Vater Josias. Josia wurde der Vater Jechonjas und seiner Brüder zur Zeit der Wegführung nach Babylon Zu V.7-11 vgl. 1. Chron. 3,10-16 - Asarja in 1. Chron. 3,12 ist derselbe wie Usia. - Zwischen Josia und Jechonja fehlt in V.11 Jojakim (1. Chron. 3,15-16). Von Brüdern Jechonjas (V.11) sagt übrigens das Alte Testament nichts; wohl aber redet es von Brüdern Jojakims (1. Chron. 3,15). Vielleicht hat Matthäus in seinem aramäischen Evangelium hier in V.11 auch Jojakim geschrieben, wofür dann der griechische Übersetzer Jechonja gesetzt hat. Dadurch finden sich in V.12-16 tatsächlich nur 13 Glieder, während doch in V.17 ausdrücklich hervorgehoben wird, daß von der Wegführung nach Babylon bis auf Christus auch 14 Geschlechter sind. Das ist auch wirklich der Fall, wenn Jechonja nur in V.12 und nicht auch in V.11 genannt wird. Dann ist Jechonja ja unter den 14 Geschlechtern der dritten Reihe das erste Glied und Jesus das letzte.. Nach der Wegführung nach Babylon wurde Jechonja der Vater Sealthiels 1. Chron. 3,17;. Sealthiel war der Vater Serubabels Esra 3,2; 5,2. Nach 1. Chron. 3,17-19 ist Serubabbel nicht ein Sohn, sondern ein Enkel Sealthiels; sein Vater heißt hier Pedaja. - Die nach Serubabel von V.13 an genannten Namen (Abiud, Eljakim usw.) kommen im Alten Testament nicht vor. Matthäus hat sie jedenfalls aus einer zuverlässigen Überlieferung übernommen.. Serubabel war der Vater Abiuds. Abiud war der Vater Eljakims. Eljakim war der Vater Asors. Asor war der Vater Zadoks. Zadoks war der Vater Achims. Achim war der Vater Eliuds. Eliud war der Vater Eleasars. Eleasar war der Vater Matthans. Matthan war der Vater Jakobs. Jakob war der Vater Josefs, des Mannes der Maria. Maria aber ist die Mutter jenes Jesus, der den Namen Christus trägt Hier folge ich der Lesart: [Iakoob de egenneesen ton Iooseeph ton andra Marias, ex hees egenneethee Ieesous ho legomenos Xristos] - v. Sodens Lesart in V.16: [Iakoob de egenneesen ton Iooseeph, Iooseeph de, ho emneesteuthee parthenos Mariam, egenneesen Ieesoun ton legomenon Xriston] ist im Blick auf 1,18-25 mehr als seltsam! Wie hätte Matthäus so schreiben können!. Alle Geschlechter von Abraham bis David betragen vierzehn. Auch von David bis zu der Wegfnhrung nach Babylon sind vierzehn Geschlechter. Ebenso sind vierzehn Geschlechter von der Wegfnhrung nach Babylon bis auf den Messias. Mit Christi Geburt verhielt es sich so: Als seine Mutter Maria mit Josef verlobt war, da zeigte sich's, noch ehe sie zusammenzogen, daß sie vom Heiligen Geist empfangen hatte. Josef aber, ihr Verlobter Wörtlich: "ihr Mann", wie "deine Verlobte " in V.20 wörtlich "dein Weib" heißt. Die Verlobung wurde nämlich bei den Juden als der Anfang der Eheschließung angesehen und auch rechtlich so behandelt (vgl. 5. Mos. 22,23f.)., der ein frommer Mann war Weil Josef fromm und rechtschaffen war, erschien es ihm sittlich unmöglich, die Ehe mit Maria zu vollziehen; aber ebensowenig wollte er sie vor der Öffentlichkeit bloßstellen. und sie nicht bloßstellen wollte, ging schon damit um, sich in aller Stille von ihr zu trennen Das weist auf eine rechtsgültige, aber möglichst unauffällige Art der Scheidung.. Als er dies erwog, da erschien ihm im Traume ein Engel des Herrn und sprach zu ihm: "Josef, du Sohn Davids, scheue dich nicht Aus Ehrgefühl., Maria, deine Verlobte, zu deiner Ehefrau zu machen! Denn was in ihr erzeugt ist, das stammt von dem Heiligen Geiste. Und sie wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus Der griechische Name Jesus ist gebildet aus dem hebräischen Jeschua, einer Verkürzung des älteren Namens Jehoschua (Josua), d.h. Jahwe ist Hilfe oder Retter. geben; denn er wird sein Volk Israel. erretten von ihren Die Mehrzahl des Fürworts wird hier gebraucht, weil das Volk aus vielen einzelnen besteht. Sünden Aber nicht von dem äußern Druck durch seine Feinde (vgl. Ps. 130,8).." Dies alles ist geschehen, damit sich jenes Wort erfülle, das der Herr durch den Mund des Propheten gesprochen hat: Siehe, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären, und seinen Namen wird man nennen Immanuel Jes. 7,14 (8,8), das heißt: mit uns ist Gott. Als Josef von seinem Schlaf erwachte, tat er, wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und führte seine Verlobte als Eheweib heim. Aber er verkehrte nicht mit ihr, bis sie einen Sohn geboren hatte Nach anderer Lesart (vgl. Luk. 2,7): "bis sie ihren ersten Sohn gebar". Weist dieser Ausdruck nicht darauf hin, daß Maria später noch andere Söhne geboren hat? (vgl. Matth. 13,55; Mark. 6,3; Joh. 7,3.5).. Dem gab er Josef. den Namen Jesus. Als Jesus in den Tagen des Königs Herodes Gemeint ist Herodes der Große, der unter römischer Oberhoheit von 37 bis 4 v. Chr. als König über ganz Palästina herrschte. zu Bethlehem Bethlehem bedeutet: Brothausen oder nach anderer Erklärung: Haus der (babylonischen) Göttin Lachama. in Judäa geboren war Das Geburtsjahr Jesu ist unsicher; es fällt aber 4 bis 7 Jahre vor den Beginn unserer Zeitrechnung, deren Urheber, der Abt Dionysius in Rom (532 n. Chr.) die Regierung des Königs Herodes des Großen unrichtig angesetzt hat., da trafen Sterndeuter Wörtlich: "Magier". So hießen bei den Babyloniern die Priester und Gelehrten, die sich besonders mit Sternkunde und Sterndeuterei beschäftigten. Fern im Osten von Palästina, im alten Babylon, wohnten viele Juden, durch die sicher auch manche Heiden von der messianischen Hoffnung Isarels Kunde erhielten. aus dem Morgenlande in Jerusalem ein und fragten: "Wo ist der König der Juden "König der Juden" ist gleichbedeutend mit Messias.? Er ist geboren; denn wir haben in den Strahlen der Morgendämmerung seinen Stern erscheinen sehn und sind hierher gekommen, um ihm zu huldigen Aus den uns erhaltenen Tafeln der alten babylonischen Sterndeuterei geht hervor, daß sie sich besonders mit dem westlich von ihnen gelegenen Palästina beschäftigten, und es finden sich Ausdrücke wie: "Wenn das und das geschieht, dann wird ein großer König im Westen auftreten, dann werden Recht und Gerechtigkeit, Friede und Freude in allen Landen herrschen und alle Völker beglücken (vgl. Th. Zahn: Das Evangelium des Matthäus, 2. Aufl., S. 92). Der Berliner Professor Oswald Gerhardt, dem ich in der Übersetzung von V.2 folge, legt in seiner Schrift "Der Stern des Messias" (Leipzig 1922) dar, daß der Stern Christi der Planet Saturn sei.." Als dies dem König Herodes zu Ohren kam, erschrak er Denn war das Kind wirklich der verheißene Messias, so glaubte er für seine Herrschaft zittern zu müssen., und mit ihm entsetzte sich auch ganz Jerusalem Denn die Bewohner Jerusalems wußten, daß Herodes jeden Angriff auf seinen Thron blutig zurückweisen werde.. Da berief er alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes D.h. die Mitglieder des Hohen Rates. Der Hohe Rat in Jerusalem war die höchste jüdische Behörde für geistliche und weltliche Angelegenheiten. Er bestand aus 71 Mitgliedern, die als Hohepriester, Älteste und Schriftgelehrte unterschieden werden (Mark. 14,53; 15,1; Luk. 22,66), und dem jeweiligen Hohenpriester, der den Vorsitz führte. Zu den Hohenpriestern gehörten außer dem regierenden Hohenpriester auch seine Amtsvorgänger und die Angehörigen jener vornehmen Familien, aus denen die Hohenpriester genommen wurden. Unter den Ältesten sind wahrscheinlich die weltlichen Mitglieder der Versammlung zu verstehen. Die Schriftgelehrten bildeten die gesetzeskundigen Beisitzer. Die Todesurteile des Hohen Rates mußten von dem römischen Statthalter bestätigt werden. und legte ihnen die Frage vor: "Wo Nach der Schrift. soll der Messias geboren werden?" Sie antworteten ihm: "Zu Bethlehem in Judäa. Denn so steht geschrieben in den Worten des Propheten: Und du, Bethlehem im Lande Juda, du bist durchaus nicht die geringste unter den Führerstädten. Denn aus dir soll mir ein Herrscher kommen, der wird als Hirte weiden mein Volk Israel Frei nach Micha 5,1.." Hierauf ließ Herodes die Sterndeuter in aller Stille Unter Vermeidung alles Aufsehens. zu sich rufen und sich von ihnen genau die Zeit angeben, wann der Stern zuerst erschienen sei Herodes wollte durch diese Angabe das Alter des Kindes ermitteln, um danach seine weiteren Maßregeln zu treffen (vgl. V.13.16).. Dann wies er sie nach Bethlehem und sprach: "Zieht hin und forscht mit Sorgfalt nach dem Kinde; und habt ihr es gefunden, so gebt mir Nachricht, damit ich auch komme und ihm huldige In Wirklichkeit aber wollte er das Kind töten.." Als sie dies von dem Könige vernommen hatten, machten sie sich auf den Weg Und zwar zur Nachtzeit.. Und sieh, der Stern, den sie im Frühaufgang gesehn, zog vor ihnen her, bis er stillstand über dem Hause, wo das Kindlein war. Bei dem Anblick des Sternes wurden sie mit großer Freude erfüllt. Sie traten in das Haus und sahen das Kind bei Maria, seiner Mutter. Da fielen sie vor ihm nieder und huldigten ihm. Dann öffneten sie ihre Schatzbehälter und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhen als Geschenke dar. Im Traum erhielten sie Von Gott. die Weisung, nicht wieder zu Herodes zu gehn. Deshalb zogen sie auf einem andern Wege Als über Jerusalem. in ihr Heimatland zurück. Als sie weggezogen waren, da erschien ein Engel des Herrn dem Josef im Träume und sprach zu ihm: "Auf, nimm das Kind und seine Mutter, flieh nach Ägypten und bleibe dort so lange, bis ich dir Nachricht gebe! Denn Herodes will das Kind in seine Gewalt bekommen, um es zu töten." Da stand er auf und nahm noch in derselben Nacht das Kind und seine Mutter und machte sich auf den Weg nach Ägypten. Dort blieb er bis zum Tode des Herodes. So erfüllte sich das Wort des Herrn durch den Propheten: Aus Ägypten hat ich meinen Sohn gerufen Hos. 11,1. Der Wortlaut dieser Stelle redet von dem Volke Israel, das Gott gerade bei seiner Befreiung aus Ägypten seinen erstgebornen Sohn nennt (2. Mos. 4,22f.; Jer. 31,9). Auch an dieser Übereinstimmung der Jugendgeschichte Jesu mit seiner eignen sollte Israel erkennen, daß Jesus der verheißene Messias sei.. Als nun Herodes sah, daß ihn die Sterndeuter getäuscht hatten, ward er sehr zornig: er sandte Henker aus und ließ in Bethlehem und dem ganzen Umkreis dieses Ortes alle Knaben in dem Alter von zwei Jahren und darunter töten, nach dem Zeitpunkt, den er von den Sterndeutern genau erforscht hatte Durch diese Erkundigung wußte er, daß das Kind etwa zwei Jahre alt sei.. Damals erfüllte sich das Wort des Propheten Jeremia: In Rama hat man ein Geschrei gehört, lautes Weinen und Klagen: Rahel weint um ihre Kinder und will sich nicht trösten lassen; denn sie sind dahin Jer. 31,15. Nach dem Wortlaut der Stelle ist Rahel, die Ahnfrau der Stämme Efraim, Manasse und Benjamin, untröstlich darüber, daß ihre Nachkommen von dem assyrischen Eroberer teils gefangen weggeführt worden sind. Rama, auf einem Ausläufer des Gebirges Efraim, lag etwa acht Kilometer nördlich von Jerusalem.. Als aber Herodes gestorben war, da erschien in Ägypten ein Engel des Herrn dem Josef im Traum und sprach zu ihm: "Auf, nimm das Kind und seine Mutter und ziehe ins Land Israel D.i. Palästina.! Denn die dem Kinde nach dem Leben trachteten, die sind nun tot Der Ausdruck ist entlehnt aus 2. Mos. 4,19; die Mehrzahl umfaßt Herodes und alle Feinde des Messiaskindes.." Da stand er auf und nahm das Kind und seine Mutter und kam in das Land Israel. Als er aber hörte, daß Archelaus an Stelle seines Vaters Herodes in Judäa herrschte, trug er Bedenken, sich dort niederzulassen Denn Archelaus war grausam wie sein Vater Herodes, als dessen echter Sohn er sich zeigen wollte.; und nach einer göttlichen Weisung, die er im Träume empfing, zog er sich in die Landschaft Galiläa zurück In Galiläa herrschte Herodes Antipas, der nicht so grausam war wie sein Bruder Archelaus.. Dort nahm er Wohnung in einer Stadt, mit Namen Nazaret, damit die Worte der Propheten in Erfüllung gingen. Denn er Jesus. sollte ja den Namen Nazaräer tragen In dem Namen Nazaräer, den außer Jesus nachher auch seine Jünger trugen, hat die ablehnende Haltung Israels seinem Messias gegenüber den kürzesten Ausdruck gefunden. Dieser Name erinnert also treffend daran, daß Jesus, wie es die Propheten verkündigt haben, unscheinbar aufgetreten und von seinem eignen Volke verworfen ist. Vgl. auch G. Dalman: "Orte und Wege Jesu", 1924, S. 62f.. II. Die Vorbereitung für Jesu öffentliche Wirksamkeit: Kap. 3 - 4,11. In jenen Tagen Matthäus erzählt hier im Tone der alttestamentlichen Geschichte (vgl. 2. Mos. 2,11). trat Johannes der Täufer auf und ließ in der Wüste Judäas Hier werden auch die Ufer des Jordan, die gegen das Tote Meer hin ebenfalls Wüste sind, zu der Wüste von Judäa gerechnet, die südlich von Jerusalem bei Thekoa anfing und sich bis an das Tote Meer erstreckte. den Ruf erschallen: "Ändert euern Sinn Die Übersetzung "Tut Buße" folgt nicht der griechischen Grundschrift, sondern der lateinischen Vulgata. Der griechische Ausdruck bezeichnet die Abwendung von dem bisherigen Zustand und Verhalten; er entspricht dem hebräischen schubu (bekehrt euch)., denn das Königreich der Himmel Dieser Ausdruck findet sich 32- oder 33mal bei Matthäus (denn der Text in Matth. 19,24 ist unsicher), sonst nirgends im N.T. Joh. 3,5 ist wahrscheinlich "Königreich Gottes" nicht "Königreich der Himmel" die ursprüngliche Lesart. ist nahe herbeigekommen!" Er ist der Mann, vom dem der Prophet Jesaja gesprochen hat: In der Wüste ruft eine Stimme: "Bereitet dem Herrn den Weg, ebnet ihm die Pfade Jes. 40,3.!" Johannes aber trug ein Kleid von Kamelhaaren und um seine Hüften einen Ledergurt So erinnerte Johannes schon äußerlich an Elia (2. Kön. 1,8). Johannes trug ein aus Kamelhaaren gewebtes Obergewand.; und seine Nahrung waren Heuschrecken Oder, wie einige nach einer Änderung des Textes verstehen: die Früchte des Johannisbrotbaums. Heuschrecken werden auch heute noch in Palästina sowie in Arabien und Äthiopien namentlich von armen Leuten gegessen. und wilder Honig Wilder Honig ist Honig von Bienenschwärmen, die sich in Felsspalten, hohlen Baumstämmen und anderswo angebaut haben. Aber vgl. G. Dalman a.a.O., S.92f.. Da gingen die Leute aus Jerusalem, aus ganz Judäa und aus der ganzen Gegend um den Jordan zu ihm hinaus, ließen sich im Jordanflusse taufen und bekannten ihre Sünden Vgl. die Anmerkung zu Mark. 1,4.. Als er nun auch viele Pharisäer und Sadduzäer Pharisäer heißt: die Abgesonderten. So sind sie wohl ursprünglich von ihren Gegnern genannt worden, weil sie sich, um eine besondere Reinigkeit zu erlangen, von der Masse des Volkes absonderten. Die Pharisäer, die ohne Zweifel auf die Frommen oder Chasidäer der Makkabäerzeit zurückgehen, und die sich selbst Chaberim, d.h. die Nächsten, oder noch deutlicher die wahre Gemeinde Israels nannten, sahen es als ihre Aufgabe an, außer dem Gesetze Moses auch alle Überlieferungen der Schriftgelehrten mit peinlichster Gewissenhaftigkeit zu beachten. Namentlich für die Sabbatfeier und die äußerliche Reinheit stellten sie eine geradezu verwirrende Fülle von Satzungen auf. Dadurch entstand nun allmählich eine ganz neue Frömmigkeit: man wollte mit äußeren Werken Gottes Wohlgefallen erlangen und sich durch die eignen Leistungen einen bestimmten Lohn bei ihm verdienen. Die Pharisäer hielten die Hoffnung auf die Auferstehung der Toten fest und scheinen neben der göttlichen Allmacht auch die menschliche Freiheit und die damit verbundene Verantwortlichkeit betont zu haben. - Die Sadduzäer, deren Name vielleicht auf ein Parteihaupt Zadok oder Sadduk zurückgeht, waren vor allem eine politische Partei. Das judäische Gemeinwesen stand ihnen höher als das mosaische Gesetz. Sie lehrten, des Menschen Los hänge von seinem eignen Tun und Lassen ab. Gott habe dem Menschen den freien Willen geschenkt, damit er sein Schicksal selbst begründe. Der Schöpfer mische sich nicht in die irdischen Angelegenheiten, sondern jeder bestimme selbst durch sein eignes Handeln, wie sich sein Lebenslauf gestalte. Daß die Sadduzäer bei solchen Anschauungen die leibliche Auferstehung sowie das Dasein von Engeln und Geistern leugneten, ist eigentlich ganz selbstverständlich. Dabei hielten sie aber daran fest, daß die Richtschnur für alles menschliche Handeln das heilige Gesetz Gottes sei, das Gott seinem Volke Israel durch Mose gegeben habe, während sie dagegen alle Überlieferungen der Schriftgelehrten als nicht verbindlich zurückwiesen. Pharisäer und Sadduzäer standen sich daher aufs schroffste gegenüber. Die Pharisäer legten alles Gewicht auf die Religion; für die Sadduzäer, die ihre Anhänger hauptsächlich unter der vornehmen, adligen Priesterschaft hatten, war die Politik die Hauptsache. Zu Jesu Zeit waren die Pharisäer als die Feinde der römischen Fremdherrschaft die eigentliche Volkspartei, während die Adelspartei der Sadduzäer, die sich auf die Gunst der Römer und die Herodianischen Herrscherhauses stützte, ihre Macht und politische Bedeutung immer mehr einbüßte. zu seiner Taufe kommen sah, sprach er zu ihnen: "Ihr Schlangenbrut "Ihr Arglistigen, die ihr wie die alte Schlange Gottes Gnadenabsicht widerstrebt."! Wer hat euch denn gesagt, daß ihr dem kommenden Zorngericht entrinnen könnt? So bringt den Frucht, wie sie der Sinnesänderung entspricht! Und laßt euch nur nicht beikommen, zu denken: 'Wir haben ja Abraham zum Vater Nach einem rabbinischen Ausspruch wird Abraham einst an dem Tor der Hölle sitzen und nicht zugeben, daß ein beschnittener Israelit hineinkommt..' Denn ich sage euch: Gott kann aus diesen Steinen hier dem Abraham Kinder entstehen lassen. Schon liegt die Axt den Bäumen an der Wurzel; und jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. Ich taufe euch mit Wasser, damit ihr euern Sinn ändert. Der aber nach mir kommt, hat größere Gewalt als ich, und ich bin nicht wert, ihm seine Schuhe nachzutragen "Ich bin nicht wert, ihm den geringsten Sklavendienst zu leisten.": der wird euch mit Heiligem Geiste und mit Feuer taufen Die Bußfertigen wird er mit dem Heiligen Geist begaben, die Unbußfertigen dagegen mit dem Feuer des Gerichtes strafen.. Er hat schon die Wurfschaufel in der Hand und wird seine Tenne D.h. das auf der Tenne aufgehäufte gedroschene Getreide. reinigen: seinen Weizen wird er in den Speicher sammeln; aber die Spreu wird er verbrennen mit einem Feuer, das niemand löschen kann." Damals kam auch Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen. Der aber suchte ihn davon abzubringen, indem er sprach: "Ich hätte es nötig, mich von dir taufen zu lassen, und du kommst zu mir?" Doch Jesus antwortete ihm: "Laß mich nur! Denn so ziemt es uns Dir und mir., jede Vorschrift Durch die das Königreich der Himmel eingeführt werden soll. zu erfüllen." Da gab Johannes ihm nach. In dem Augenblick aber, als Jesus nach seiner Taufe aus dem Wasser emporstieg, tat sich der Himmel über ihm auf, und er Jesus. sah den Geist Gottes wie eine Taube Das heißt wahrscheinlich: in Gestalt einer Taube. niederschweben und auf sich kommen. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: "Dies ist mein geliebter Sohn Vgl. Ps. 2,7., den ich erkoren habe Um das Königreich der Himmel aufzurichten.." Dann ward Jesus vom Geist in die Wüste geführt Wörtlich "hinaufgeführt", denn die Wüste liegt höher als der Jordan., um von dem Teufel versucht zu werden. Und als er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte Vgl. 2. Mos. 34,28; 1. Kön. 19,8., empfand er zuletzt Hunger. Da trat der Versucher zu ihm und sprach: "Bist du Gottes Sohn, so befiehl, daß sich diese Steine hier in Brot verwandeln." Doch er antwortete: "Es steht geschrieben: Der Mensch wird nicht durch Brot allein am Leben erhalten, sondern durch alles, was ihm durch Gottes Allmachtswort bereitet wird Frei übersetzt. Der Sinn ist: Wie Gott einst die Israeliten in der Wüste durch das Manna wunderbar erhielt, so kann er auch stets durch sein Allmachtswort statt des gewöhnlichen Brotes auf wunderbare Weise Nahrung spenden. - Die Antwort des Herrn stammt aus 5. Mos. 8,3.." Dann nahm ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt Jerusalem., stellte ihn auf das flachte Dach der Tempelhalle Aber s. G. Dalman a.a.O., S. 311f. und sprach zu ihm: "Bist du Gottes Sohn, so stürze dich hinab Und beweise damit dein Gottvertrauen., denn es steht geschrieben Ps. 91,11.12.: Er wird seinen Engeln deinetwegen Auftrag geben, und sie sollen dich auf den Händen tragen, daß du nicht mit deinem Fuß an einen Stein stoßest." Jesus aber erwiderte ihm: "Anderseits steht auch geschrieben: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen Du sollst ihn nicht herausfordern durch Eigenwillen und Vermessenheit. 5. Mos. 6,16.." Weiter nahm ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg. Von dort aus zeigte er ihm In einem Zauberbilde. alle Reiche der Welt mit ihrer Pracht und sprach zu ihm: "Dies alles will ich dir geben, wenn du vor mir niederfällst und mir huldigst." Da antwortete ihm Jesus: "Mir aus den Augen, Satan! Denn es steht geschrieben: Du sollst dem Herrn, deinem Gott, anbetend huldigen und ihn allein verehren Frei nach 5. Mos. 6,13.." Da verließ ihn der Teufel, und nun kamen Engel herbei und brachten ihm Speise. III. Jesu Wirken in Galiläa und dem Nachbarland: Kap. 4,12 - 18,35. Auf die Kunde, Johannes sei verhaftet worden Johannes wurde gefangengenommen auf den Befehl des Vierfürsten Herodes Antipas, der nicht nur in Galiläa, sondern auch in dem jüdischen Teile des Ostjordanlandes herrschte., zog sich Jesus nach Galiläa zurück. Er verließ Nazaret und nahm seine Wohnung in Kapernaum D.h. Nahums Dorf. am See Genezaret. in dem Gebiet von Sebulon und Naphtali. - So erfüllte sich der Ausspruch des Propheten Jesaja Jes. 8,23; 9,1.: Das Land Sebulon und das Land Naphtali, das Gebiet nach dem Meere Dem Mittelländischen Meere. zu, die Gegend östlich vom Jordan, das heidnische Galiläa Der nördliche Teil von Galiläa, wo Heiden mit Juden vermischt wohnten. - Die fünf verschiedenen Ausdrücke in V.15 beschreiben die Wohnsitze des Volkes, das im Finstern saß. - Jesus hat seine öffentliche Wirksamkeit in Galiläa von Kapernaum aus über die im Westen, Osten und Norden angrenzenden Gebiete ausgedehnt. - das Volk, das im Finstern saß, hat ein großes Licht gesehn, und denen, die in des Todes Land und Schatten wohnten, hat ein Licht geleuchtet. Seit der Zeit begann Jesus öffentlich zu lehren. Seine Botschaft lautete: "Ändert euern Sinn, denn das Königreich der Himmel ist nahe herbeigekommen Vgl. 3,2. Jesus verkündigt sich nicht sofort als den Messias, sondern er tritt zunächst auf als Prophet wie Johannes der Täufer und auch mit dessen Botschaft.!" Als Jesus (eines Tages) an dem Ufer des Galiläischen Sees Des Sees Genezaret. wandelte, erblickte er zwei Brüder: Simon, mit dem Beinamen Petrus In der aramäischen Landessprache lautete dieser griechische Name Petrus = Kepha, d.h. Stein, Fels, Felsenmann, ein Mann von fester, entschiedener Sinnesart. Es scheint hier so, als habe Simon diesen Namen schon in seiner Heimat geführt; ist das der Fall, dann wurde ihm dieser Name später von Jesus ausdrücklich bestätigt und in einem höhern, geistlichen Sinne zugeeignet., und seinen Bruder Andreas; die warfen ein Wurfnetz in den See, denn sie waren Fischer "Petrus und Andreas schritten hoch aufgeschürzt oder im kurzen Hemde im seichten Uferwasser und warfen mit geschicktem Schwunge das 3-5 m weite kreisförmige Wurfnetz, daß es ausgebreitet auf der Wasserfläche niederfiel, und haben es dann mit der von der Mitte ausgehenden Schnur wieder eingezogen, als Jesus sie berief." G. Dalman: "Orte und Wege Jesu", 1924, S.144f.. Und er sprach zu ihnen: "Kommt und folget mir, ich will euch zu Menschenfischern machen." Da ließen sie sofort ihre Netze liegen und folgten ihm. Als er dann weiterging, sah er ein anderes Brüderpaar: Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes; die brachten in ihrem Boote mit ihrem Vater Zebedäus ihre Hochseenetze in Ordnung. Und er berief sie. Sogleich verließen sie das Boot und ihren Vater und folgten ihm Da die vier Männer Jesus auf seinen bloßen Ruf hin folgten, so ist wohl anzunehmen, daß sie ihn schon früher kannten und bis zu einem gewissen Maße von seinem Messiasberuf überzeugt waren.. Jesus zog umher in ganz Galiläa: er lehrte in ihren Versammlungshäusern Gemeint sind die gottesdienstlichen Versammlungshäuser der Juden, die mit dem griechischen Namen Synagogen hießen. Dort vereinigten sich die Juden am Sabbat und bei andern Gelegenheiten. An den größern Orten gab es mehrere Synagogen, an den kleinern Plätzen mindestens eine. Überall, nicht nur in Palästina, sondern auch in der Heidenwelt, wo sich nur mindestens 10 jüdische Männer zusammenfanden, konnten religiöse Versammlungen gehalten werden. Der Synagogendienst umfaßte drei Hauptteile: Gebet, Schriftverlesung mit erbaulicher Ansprache und Segen. Weil in den Synagogen vor allem das Gesetz gehört und gelernt wurde, so waren sie die Hauptstätten für die Tätigkeit der Schriftgelehrten, die ja die eigentlichen Kenner und Erklärer des Gesetzes waren. Jede Synagoge hatte einen Vorsteher, dem die Sorge für den Gottesdienst anvertraut war. Die Leitung der Gemeindeangelegenheiten lag in den Händen der Ältesten, aus denen wohl auch in der Regel der Synagogenvorsteher genommen wurde. Drittens finden wir als Gemeindebeamte die Almoseneinnehmer und die Diener oder Chadsanim, die z.B. beim Gottesdienste die heiligen Schriften dem Vorleser überreichen und an den dazu Verurteilten die Strafe der Geißelung vollziehen mußten., verkündigte die frohe Botschaft vom Königreiche und heilte allerlei Krankheiten und Gebrechen im Volke Das Volk ist die jüdische Bevölkerung Galiläas. Aber die Kunde von Jesus drang auch zu den heidnischen Bewohnern des benachbarten Syriens (V.24).. Die Kunde von ihm ging weiter und drang durch ganz Syrien. Da brachte man zu ihm alle, die an den verschiedenartigsten Gebrechen litten: von Schmerzen Geplagte, Besessene, Mondsüchtige, Gelähmte; und er heilte sie. Es folgten ihm große Volksscharen aus Galiläa und dem Gebiete der Zehn Städte Diese zehn vorwiegend von Heiden bewohnten Städte, die einen selbständigen Verband bildeten, lagen mit Ausnahme von Skythopolis alle östlich vom Jordan und vom See Genezaret., aus Jerusalem und Judäa und aus der Gegend jenseits des Jordans. Als er die Volksmenge sah, ging er auf die Bergeshöhe Nördlich vom See Genezaret.. Dort setzte er sich nieder Der jüdische Lehrer saß bei seinem Vortrage (Matth. 13,1.2; Luk. 4,20; Apg. 16,13)., und seine Jünger Vgl. 4,25. traten zu ihm. Da tat er seinen Mund auf und lehrte sie also: "Selig sind D.h. glücklich zu preisen sind. die Armen im Geist Arm im Geist (wörtl. Bettler am Geist) sind alle, die einen zerschlagenen Geist und ein zerbrochenes Herz haben (Jes. 57,15; 61,1; 66,2; Ps. 51,19), die im Bewußtsein ihrer geistlichen Leere, in der Überzeugung, daß sie in ihrem Geiste, d.h. in ihrem inneren Menschen, arm sind an allem, was Gott gefallen könnte, und durchdrungen von dem Gefühle ihrer Unwürdigkeit und Sündenschuld als Bettler vor Gottes Angesicht stehen. Arm im Geist waren der Zöllner (Luk. 18,13) und der Apostel Paulus (1. Kor. 15,9; Eph. 3,8; 1. Tim. 1,15). Diese Armut im Geiste ist der Beweis einer aufrichtigen Sinnesänderung (3,2; 4,17).! Denn das Königreich der Himmel ist ihr Teil. Selig sind die Trauernden Jes. 61,2; Ps. 126,5. Es ist hier zu denken an die Trauer über die Sünde und ihre Macht und Folgen.! Denn sie sollen getröstet werden. Selig sind die stillen Dulder! Denn ihr Erbteil soll die Erde sein Ps. 37,11; Offb. 5,10.. Selig sind, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit! Denn sie sollen gesättigt werden. Selig sind die Barmherzigen! Denn ihnen soll Erbarmen widerfahren. Selig sind, die reines Herzens sind Ps. 24,4.! Denn sie sollen Gott schauen. Selig sind die Friedenstifter! Denn sie sollen Söhne Gottes heißen. Selig sind, die um Gerechtigkeit willen Verfolgung gelitten haben 1. Petr. 3,14; 4,14.! Denn das Königreich der Himmel ist ihr Teil Das Königreich der Himmel, von dem in V.3 und 10 die Rede ist, schließt die V.4-9 genannten Verheißungen in sich.. Selig seid ihr, wenn man euch schmähet und verfolgt und um meinetwillen lügnerisch allerlei Böses von euch redet. Freuet euch darüber und jubelt, denn euer Lohn dafür ist groß im Himmel! Ebenso hat man ja die Propheten verfolgt, die vor euch lebten. Ihr seid das Salz der Erde Die Erde ist die Menschheit. Wie das Salz die Speisen vor Fäulnis bewahrt, so sollen Jesu Jünger die Menschen vor geistlicher Verderbnis schützen.. Wird aber das Salz fade, womit soll man ihm die Salzkraft wiedergeben? Es hat dann weiter keinen Wert; man muß es wegwerfen und von den Leuten zertreten lassen "Reines Kochsalz pflegt nicht schal zu werden; aber unreines Salz, wie es, aus dem Toten Meer gewonnen, in Palästina gebraucht wird, kann durch längeres Lagern am Strande oder in feuchten und dumpfen Räumen leicht seine Würzkraft verlieren." (A. Vezin: "Die Freudenbotschaft" usw., S. 331).. Ihr seid das Licht der Welt Phil. 2,15.. Eine Stadt, die auf einem Berge liegt, kann nicht verborgen bleiben Links am Ufer des Sees Genezaret lag auf steiler Höhe die Freistadt Hippos als "eine Stadt auf dem Berge".. Man zündet auch nicht eine Lampe an und setzt sie dann unter einen Scheffel Der Scheffel war ein in jedem Hause vorrätiges, zum Messen des Getreides dienendes Gefäß, womit die Öllampe ganz verdeckt werden konnte.; sondern man stellt sie auf den Leuchter Einen Ständer, der meist aus Metall bestand, und von dem aus die kleine Lampe einen größeren Raum erleuchten konnte.; dann gibt sie allen Hausbewohnern Licht. Ebenso soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euern Vater im Himmel Der Ausdruck: "unser Vater im Himmel", der in nachchristlichen jüdischen Schriften häufig vorkommt, war wohl auch schon zu Jesu Zeit bei den Juden gebräuchlich. preisen. Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz oder die Propheten D.h. die heiligen Schriften des Alten Bundes in ihrer Gesamtheit (vgl. zu dem Ausdruck Matth. 7,12; 22,40; Luk. 16,29.31; 24,27.44; Apg. 24,14; 28,23). aufzuheben! Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen D.h. um Gottes Wort im Alten Testament in seinem vollen Sinne zur Geltung zu bringen, wozu dann auch namentlich die Erfüllung der Vorbilder und Weissagungen gehört.. Wahrlich Wahrlich: wörtl. Amen. Alles Suchen in den jüdischen Schriften hat bisher noch kein entsprechendes Beispiel zu dem von Jesus gebrauchten einfachen oder doppelten "Wahrlich" (Amen) ans Licht gebracht., ich sage euch: Eher können Himmel und Erde vergehn, als daß auch nur der kleinste Buchstabe Wörtlich: "ein Jod". Das Jod war der kleinste Buchstabe der damaligen aramäischen Schrift. oder ein einziger Strich Durch einen kleinen Strich oder Haken unterscheiden sich sonst ähnliche hebräische Buchstaben voneinander. vom Gesetz abhanden kommt, ohne daß alles erfüllt wird. Wer darum eins von diesen Geboten, und sei es das geringste Wie es durch das Jod oder den kleinen Strich (V.18) bezeichnet wird., aufhebt und so die Leute lehrt, der wird der Geringste heißen im Königreich der Himmel; wer es aber erfüllt und lehrt, der wird ein Großer heißen im Königreich der Himmel Es gibt also Stufen im Königreiche der Himmel. Von der Treue gegen das Gesetz hängt für Jesu Jünger ihre Stellung in dem zukünftigen Reiche ab. Es ist hier aber zu beachten, daß Jesus zu Israeliten redet, die auch als seine Jünger das Gesetz nicht eigenmächtig preisgeben sollen. Und die judenchristlichen Gemeinden, für die ja Matthäus in erster Linie schreibt, haben später auch wirklich das Gesetz treu gehalten. Auf die Frage, wie sich die Gläubigen aus den Heiden zum Gesetze Moses verhalten sollen, geht Jesus hier gar nicht ein. Für alle Jünger Jesu aber, sowohl die aus den Juden als auch die aus den Heiden, ist die Liebe des Gesetzes Erfüllung (7,12; Röm. 13,10; Gal. 5,14).. Denn ich versichere euch: Steht es bei euch mit der Gerechtigkeit nicht viel besser als bei den Schriftgelehrten Vgl. über die Schriftgelehrten meine Geschichte des Volkes Israel, 3. Teil, S. 4ff. und Pharisäern, so werdet ihr gewiß nicht eingehn ins Königreich der Himmel Die Gerechtigkeit der Schriftgelehrten und der Pharisäer war auf das Äußere gerichtet. Die Gerechtigkeit der Jünger Jesu aber soll aus der Liebe fließen.. Ihr habt gehört, daß zu den Alten Den Israeliten der alten Zeit, die das Gesetz empfingen. gesagt worden ist Durch Mose.: Du sollst nicht morden! 2. Mos. 20,13. Wer aber einen Mord begeht, der soll dem Ortsgericht Wie es sich nach 5. Mos. 16,18 in allen jüdischen Städten fand. verfallen sein Die Zusatzbestimmung: "wer aber einen Mord begeht" usw., die sich nirgends im Gesetze wörtlich so findet, fügten die Schriftgelehrten in ihrem Unterrichte dem göttlichen Gebote bei. Dabei machten sie aber keinen Unterschied zwischen dem Wortlaute des Gesetzes und ihren Zusätzen. Sie trugen diese vielmehr so vor, als hätte sie Mose selbst ausgesprochen; und das Volk mußte denken, daß Gott so und nicht anders zu Israel geredet habe.. Ich aber sage euch: Wer seinem Bruder zürnt, der soll dem Ortsgericht verfallen; wer aber zu seinem Bruder mit Verachtung redet Wörtlich: "wer aber zu seinem Bruder Raka sagt". Die Bedeutung des Wortes Raka ist unsicher. Es heißt im Syrischen "gering, verächtlich". Der Kirchenvater Chrysostomus, der die syrische Volkssprache kannte, sagt, das Wort enthalte keine schwere Beleidigung, sondern drücke eine Verachtung und Geringschätzung aus., der soll dem Hohen Rat verfallen Ein Ausdruck der höheren Strafwürdigkeit. Der Hohe Rat war die höchste Gerichtsbehörde der Juden, die über die schwersten Verbrechen zu entscheiden hatte.; und wer das Scheltwort Narr gebraucht, der soll der Glut des Feuers Wörtlich: "Der Geenna des Feuers". Geenna ist das hebräische Gehinnóm, d.h. das Tal des Gestöhns. In diesem Tale, das südlich von Jerusalem lag, opferte man unter den götzendienerischen Königen dem Moloch kleine Kinder, die in die glühend gemachten Arme des Götzenbildes gelegt wurden. Von dem Schreien der unglücklichen Opfer erhielt dann, wie es scheint, das Tal seinen Namen. Nach der babylonischen Gefangenschaft wurde das Tal als Stätte für die Leichen von Verbrechern und Tieren benutzt, zu deren Verbrennung fortwährend ein Feuer unterhalten wurde. Der Herr will also sagen: Wer das Scheltwort "Narr" gebraucht, dem geschähe recht, wenn sein Leichnam, nach vollzogener Todesstrafe, an der Stätte der Greuel, im Tale Hinnom, verbrannt würde. - Dem Buchstaben nach spricht der Herr in V.21 und 22 von drei Stufen irdischer Bestrafung. Er deutet damit hin auf den Ernst Gottes und auf das Gericht, das Gott an den Lieblosen vollziehen wird. verfallen. Wenn du also deine Opfergabe schon zum Altar Zum Brandopferaltar. gebracht hast, und es fällt dir dort Bei dem Gitter, das den Vorhof der Männer von dem Vorhof der Priester und dem Brandopferaltar trennte. ein, daß dein Bruder gegen dich einen Grund zur Klage hat Weil du ihn beleidigt hast., so laß dort deine Opfergabe vor dem Altar stehn und geh zunächst hin und söhne dich mit deinem Bruder aus; dann erst komm und bring dein Opfer dar Durch den Dienst des Priesters.! Zeig dich beizeiten deinem Gläubiger Das Verhältnis zu dem gekränkten Bruder wird hier als Schuldverhältnis gedacht. entgegenkommend Damit der Gläubiger sieht, daß er es mit keinem böswilligen Schuldner zu tun hat., solange du noch mit ihm auf dem Wege bist Gemeint ist wohl der Weg zum Richter.! Sonst könnte dich der Gläubiger vor den Richter bringen und der Richter Nach der Gerichtsverhandlung und Verurteilung. dich dem Büttel übergeben, und man könnte dich ins Schuldgefängnis werfen. Wahrlich, ich sage dir: Du kommst dort nicht eher heraus, als bis du den letzten Pfennig Wörtlich: "den letzten Quadrant", ein Viertel eines römischen As, etwa 0,8 Pfennige. bezahlt hast. Ihr habt gehört, daß gesagt worden ist: Du sollst nicht ehebrechen 2. Mos. 20,14. Hier fehlt ein Zusatz der Schriftgelehrten. Es ist aber hinzuzudenken, daß sie bei diesem Gebote nur die äußere Tatsünde des Ehebruchs im Auge hatten und dessen Quelle, die böse Lust (2. Mos. 20,17; 5. Mos. 5,18), nicht beachten. Daher der Gegensatz (V.28).! Ich aber sage euch: Wer ein Weib Eines andern Eheweib. begehrlich anblickt, der hat schon in seinem Herzen Ehebruch mit ihr getrieben. Wenn dich nun dein rechtes Auge Das rechte Auge ist als das stärkere gedacht. zur Sünde verführt, so reiß es aus und wirf es von dir D.h. kämpfe gegen die Sünde, auch wenn es schmerzliche Opfer kostet.! Denn es ist dir besser, eins von deinen Gliedern geht dir verloren, als daß dein ganzer Leib in die Hölle Wörtlich: "in die Geenna" (vgl. V.22). Die Geenna mit ihrem Feuer war für die Juden ein Bild des Ortes der Qual im Totenreich (Luk. 16,23.24.28). Darum übersetze ich "Geenna" mit "Hölle"; es kommt außer Matth. 5,22.29.30 noch vor Matth. 10,28; 18,9; 23,15.33; Mark. 9,43.45.47; Luk. 12,5; Jak. 3,6. geworfen werde Damit wird deutlich ausgesprochen, daß nicht nur die Seele, sondern auch der Leib der Hölle, dem Orte der Qual anheimfällt.. Und wenn dich deine rechte Hand zur Sünde verführt, haue sie ab und wirf sie von dir! Denn es ist dir besser, eins von deinen Gliedern geht dir verloren, als daß dein ganzer Leib in die Hölle fahre. Ferner ist gesagt worden: Wer sein Weib entläßt, der soll ihr einen Scheidebrief geben 5. Mos. 24,1 in freier Wiedergabe.. Ich aber sage euch: Wer sein Weib entläßt - abgesehn von dem Falle, daß sie Unzucht getrieben Die Stelle ist schwierig; vielleicht ist hier an den Fall in 5. Mos. 22,13-21 zu denken (vgl. Matth. 19,9). -, der setzt sie der Gefahr aus, daß sie Ehebruch begeht Indem sie sich mit einem andern Manne einläßt oder sich mit ihm verheiratet; denn das erste Band besteht noch fort.; und wer eine (von ihrem Mann) entlassene Frau zum Weibe nimmt, der begeht damit einen Ehebruch Denn die Ehe ist unauflöslich.. Weiterhin habt ihr gehört, daß zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht falsch schwören, du sollst vielmehr dem Herrn deine Eide (und Gelübde) erfüllen Dieser Ausspruch ist aus verschiedenen alttestamentlichen Stellen zusammengesetzt (vgl. 2. Mos. 20,7; 3. Mos. 19,12; 4. Mos. 30,3; 5. Mos. 23,22; Ps. 50,14). Es ist hier zu beachten, daß die Schriftgelehrten willkürliche Unterschiede machten zwischen verbindlichen Eiden (bei Gott selbst) und unverbindlichen (bei dem Himmel, bei der Erde usw.); vgl. V.34-36.. Ich aber sage euch: Ihr sollt überhaupt nicht schwören Hier handelt es sich um das leichtfertige Schwören im täglichen Leben, nicht um den feierlichen Eid vor Gericht, den Jesus selbst geleistet hat (Matth. 26,63f.). Aber auch der Eid vor Gericht wird nur durch den jetzigen unvollkommenen Zustand der Christenheit erforderlich.: weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Thron Jes. 66,1., noch bei der Erde, denn sie ist seiner Füße Schemel Auch Jes. 66,1., noch bei Jerusalem, denn sie ist des großen Königs Stadt Ps. 48,3. Der große König ist Gott.. Du sollst auch nicht bei deinem Haupte schwören; denn du bist nicht imstande, ein einziges Haar weiß oder schwarz zu machen Ein Ausdruck der menschlichen Ohnmacht und völligen Abhängigkeit von Gott.. In eurer Rede sei vielmehr das Ja ein Ja, das Nein ein Nein Eure Rede sei in jeder Hinsicht einfach und wahr (Jak. 5,12; 2. Kor. 1,18).; was dem hinzugefügt wird Durch alle möglichen Beteuerungen, die oft nur die Unwahrheit bemänteln sollen., stammt von dem Bösen Von dem Teufel, dem Vater der Lüge (Joh. 8,44).. Ihr habt gehört, daß gesagt worden ist: Auge um Auge und Zahn um Zahn 2. Mos. 21,24; 3. Mos. 24,19.20. In diesen Stellen wird durch das Strafrecht das Gesetz der strengen Wiedervergeltung ausgesprochen.! Ich aber sage euch: Setzt einem bösen Menschen Der euch Schaden zufügen will. keinen Widerstand entgegen D.h. verzichtet ihm gegenüber auf eine richterliche Klage. Hier ist 1. Kor. 6,1-8 zu vergleichen. Daß man aber widerstandslos alles über sich ergehen lassen solle, wir in diesen und den folgenden Worten keineswegs verlangt. Jesus selbst hat ja auch anders gehandelt und ebenso sein Apostel Paulus (Joh. 18,22f.; Apg. 23,1-3; 25,9-11). Der Sinn von V.38-42 ist vielmehr, daß Jesu Jünger in ihrem ganzen Verhalten gegen den Nächsten nicht das strenge Recht, sondern die sanftmütige und opferwillige Liebe walten lassen sollen (Jes. 50,4-7; 1. Petr. 2,18-21; 3,9; Röm. 12,19-21).! Im Gegenteil: Wer dich auf die rechte Wange schlägt, dem halte auch die andre hin! Und wer dir durch eine Klage vor Gericht dein Unterkleid entreißen will, dem gib freiwillig auch dein Oberkleid Das Oberkleid (der Mantel) war wertvoller als das Unterkleid (der Leibrock); es diente dem Armen auch als Decke (2. Mos. 22,25f.).. Und wer dein Geleit für eine Meile haben will, mit dem gehe zwei Ein rabbinischer Ausspruch lautet: Wer einem Reisenden nicht das Geleit (durch eine unsichere Gegend) gibt, der ist, als ober er einen Mord beginge.! Wer dich um etwas bittet, dem gib; und wer etwas von dir borgen will, von dem wende dich nicht ab Als Borgender ist hier der Arme gedacht (2. Mos. 22,24; 3. Mos. 25,35-38; Sirach 4,4; 29,8-10).! Ihr habt gehört, daß gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen Hier handelt es sich um einen Satz der mündlichen Überlieferung zur Zeit Jesu. Der Pharisäer sollte seinen Nächsten, d.h. seinen Genossen, lieben, aber seinen Feind, d.h. den Juden, der nicht zu seiner Gemeinschaft gehörte, und der deshalb das Gesetz nicht kannte und nicht hielt, hassen (Luk. 18,9; Joh. 7,49).! Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde und betet für eure Verfolger! Dann zeigt ihr euch als Söhne eures Vaters im Himmel. Denn er läßt seine Sonne aufgehn über Böse und Gute und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte. Denn wenn ihr nur die liebt, die euch lieben, was für eine Belohnung habt ihr da zu erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner Die Zöllner oder Steuerpächter wurden von den Pharisäern als besonders große Sünder angesehen, weil sie den Römern bei der Einziehung der Steuern dienten und sich dabei nicht selten durch Betrug bereicherten.? Und wenn ihr nur mit euern Volksgenossen verkehrt, was tut ihr da Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden? Darum Weil eine solche Liebe, wie sie in V.46f. geschildert wird, in Gottes Augen keinen Wert hat. sollt ihr vollkommen sein Vollkommen in Liebe und Barmherzigkeit., wie euer himmlischer Vater vollkommen ist In 5,21-48 schildert Jesus die Gerechtigkeit, die für den Eingang in das Königreich der Himmel nötig ist, im Gegensatz zu der Gesetzesauslegung der Schriftgelehrten, indem er seine Jünger in den eigentlichen Sinn des göttlichen Gesetzes einführt. Von 6,1 ab beschreibt er dann diese Gerechtigkeit in Gegensatz zu der Frömmigkeit der Pharisäer, in dem er von der Mildtätigkeit gegen die Armen (V.2-4), vom Gebet (V.5-15) und vom Fasten (V.16-18) redet; denn gerade diese drei Stücke gehörten bei den Juden hauptsächlich zu der in 6,1 erwähnten Gerechtigkeit (vgl. Sirach 3,30f.; 29,11-13; Tobias 12,8f.).. Hütet euch, eure Frömmigkeit vor den Augen der Leute zu üben, um von ihnen bewundert zu werden! Sonst habt ihr keine Belohnung von euerm Vater im Himmel zu erwarten. Wenn du nun Liebeswerke übst, laß es nicht vor dir ausposaunen D.h. mache kein Geräusch und Aufsehen dabei., wie es die Heuchler machen in den Versammlungshäusern und auf den Straßen, um vor den Leuten gelobt zu werden Die Pharisäer pflegten ihre Gaben namentlich in den jüdischen Versammlungshäusern oder Synagogen und auf den Straßen auszuteilen, wo sie möglichst viele Zuschauer hatten; so ließen sie ihre Mildtätigkeit gleichsam vor sich her ausposaunen.. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihre Belohnung schon weg Außer dem Ruhm bei den Leuten gibt es für sie weiter keine Belohnung; von Gott haben sie nichts zu erwarten.. Sondern, wenn du Liebeswerke übst, so soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut Die Mildtätigkeit soll ganz ohne Aufsehen und ohne Nebenabsichten geübt werden., damit dein Wohltun im Verborgenen bleibe. Dann wir dein Vater, der ins Verborgene sieht, es dir vergelten. Und wenn ihr betet, macht's nicht wie die Heuchler Mit den Heuchlern sind hier wie in V.2 und sonst bei Matthäus hauptsächlich die Pharisäer gemeint.! Die lieben es, in den Versammlungshäusern und an den Straßenecken zu stehen und zu beten, um den Leuten aufzufallen. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihre Belohnung schon weg. Sondern wenn du beten willst, so geh in deine Kammer, schließ die Tür hinter dir Vgl. Jes. 26,20. und bete dann zu deinem Vater, der im Verborgenen wohnt! Dann wird dein Vater, der ins Verborgene sieht, es dir vergelten. Beim Beten plappert nicht gedankenlos wie die Heiden! Die meinen, sie finden Erhörung, wenn sie viel Worte machen. Gleicht ihnen nicht! Denn euer Vater weiß was ihr bedürft, noch ehe ihr ihn bittet. Ihr sollt nun also beten: Unser Vater, der du bist im Himmel! Dein Name werde geheiligt! Dein Königreich komme! Dein Wille geschehe, wie im Himmel Von den Engeln., also auch auf Erden Von den Menschen. - Der Anfang des jüdischen Gebets Kaddisch lautet: "Verherrlicht und geheiligt werde sein großer Name in der Welt, die er nach seinem Willen geschaffen hat, und er lasse sein Königtum herrschen."! Unser Brot für morgen Das hier gebrauchte Wort epiusios kommt außer Luk. 11,3 nicht weiter vor. Seine Bedeutung ist ganz unsicher. Manche übersetzen es mit "hinreichend", "notwendig". Die Vulgata hat supersubstantialis (überirdisch, himmlisch) mit Beziehung auf das Abendmahl. Nach dem Zeugnis des Kirchenvaters Hieronymus hat nun aber in dem aramäischen, d.h. also in der Sprache Jesu und er Apostel Israels geschriebenen Hebräerevangelium die vierte Bitte gelautet: "Unser Brot für morgen gib uns heute." Dieser Wortlaut, der sich übrigens auch in der Liturgie der koptischen Jakobiten findet (vgl. F.E. Brightman: Liturgies Eastern and Western, 1916. p. 182), ist deshalb vorzuziehen, weil die Judenchristen Palästinas die ursprünglichen Ausdrücke Jesu im Vaterunser treu bewahrt haben werden. Die Bedeutung "auf den folgenden Tag, von einem Tage zum anderen reichend", hat das griechische epiusios auch nach dem Handwörterbuch von Passow. - Heute um das Brot für morgen zu bitten, ist übrigens nicht im Widerspruch mit Matth. 6,34; denn zwischen dem gläubigen Beten und dem ungläubigen Sorgen, wovon 6,34 redet, ist doch ein großer Unterschied, und in der 4. Bitte wird Gott gerade bei dem Wortlaut: "Unser Brot für morgen gib uns heute" ausdrücklich gebeten, seinen Kindern die Sorge für den folgenden Tag ganz abzunehmen. gib uns heute! Und vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unseren Schuldnern Noch ehe die Kinder Gottes ihren himmlischen Vater darum bitten, er möge ihnen Vergebung schenken, haben sie ihrerseits schon denen vergeben, die sich gegen sie versündigt hatten; nur weil sie selbst schon vergeben haben, können sie es überhaupt wagen, Gott um Vergebung zu bitten.. Und führe uns nicht in Versuchung Laß uns nicht in solche Lebenslagen geraten, die uns in besonderem Maße zur Sünde reizen könnten!! Sondern bewahre uns vor dem Bösen Bewahre uns davor, der Macht des Bösen, d.h. des Teufels, anheimzufallen. Die Schlußworte: "Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen" fehlen in den ältesten und besten Handschriften.! Denn Grund für V.12. wenn ihr den Menschen ihre Fehltritte vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Fehltritte auch nicht vergeben. Wenn ihr fastet Gemeint ist hier das freiwillige Fasten (Luk. 18,12); vom Gesetze vorgeschrieben war nur das Fasten am großen Versöhnungstage (3. Mos. 16,29)., schaut nicht trübselig drein wie die Heuchler! Die entstellen ihr Gesicht Bei dem strengen Fasten wusch man sich das Gesicht nicht und unterließ das Salben des Haupthaares., damit die Leute ihr Fasten sehen. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihre Belohnung schon weg. Wenn du fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Antlitz Wie zu einem Gastmahl. - Laß dein Fasten äußerlich in keiner Weise bemerkbar werden!, damit die Leute dein Fasten nicht sehen, sondern allein dein Vater, der im Verborgnen wohnt. Dann wird dein Vater, der ins Verborgne sieht, es dir vergelten. Sammelt euch nicht Schätze hier auf Erden, wo Motten und Würmer Zerstörung üben, und wo Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch vielmehr Schätze im Himmel, wo keine Motten und Würmer Zerstörung üben, und wo keine Diebe einbrechen und stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz Wo das Gut ist, nach dem du strebst, dahin richtet sich auch alles Denken und Wünschen deines Herzens.. Des Leibes Leuchte ist das Auge Es zeigt dem Leibe und seinen Gliedern den Weg.. Ist dein Auge gesund, so ist dein ganzer Leib im Lichte Und du kannst dich überall sicher bewegen, ohne anzustoßen und zu fallen.. Ist aber dein Auge krank, so ist dein ganzer Leib in Finsternis. Wenn nun das Licht in dir Das Herz, das geistliches, himmlisches Licht aufnehmen soll. verfinstert ist, wie groß muß dann die Finsternis sein Wie dunkel ist es dann in deinem Herzen!! Niemand kann zwei Herren dienen Und zwar: zu gleicher Zeit.. Denn er wird den einen hassen und den andern lieben oder doch dem einen anhangen und gering von dem andern denken. Ihr könnt nicht Gott und zugleich dem Gelde dienen Geld heißt wörtlich Mammon (vgl. Luk. 16,9.11.13). Das aramäische Wort mamona bedeutet wahrscheinlich: Vermögen, Geld, Reichtum.. Darum sage ich euch: Sorgt nicht ängstlich für euer Leben, was ihr essen und trinken sollt, auch nicht für euern Leib, was ihr anziehen sollt. Ist nicht das Leben mehr wert als die Nahrung? Und steht der Leib nicht höher als die Kleidung Hat euch Gott das Größere (Leib und Leben) geschenkt, sollte er euch da nicht auch das Geringere (Nahrung und Kleidung) geben?? Seht auf die Vögel, die unter dem Himmel fliegen! Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nichts in Speicher; trotzdem ernährt sie euer himmlischer Vater. Steht ihr denn nicht viel höher als sie? Wer von euch kann mit all seinem Sorgen sein Leben auch nur um eine kurze Spanne Zeit verlängern Unser Leben steht in Gottes Hand; ihr sollen wir uns vertrauensvoll überlassen, statt uns in Nahrungssorgen zu verzehren.? Betrachtet doch die wilden Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen! Sie mühen sich nicht ab, sie spinnen nicht. Und doch - das sage ich euch - ist selbst Salomo in all seiner (königlichen) Pracht nicht so (herrlich) gekleidet gewesen wie eine von ihnen. Wenn Gott nun das Gras auf dem Felde, das heute noch in Blüte steht und morgen in den Ofen geworfen wird Im Morgenlande brennt man aus Mangel an Holz auch Heu und dgl., so herrlich kleidet, wird er da nicht viel mehr euch Kleidung geben, ihr Kleingläubigen Kleingläubig sind alle, die nur ein kleines, geringes Vertrauen zu Gottes Allmacht und Fürsorge haben.? Darum sollt ihr nicht ängstlich sorgen und sagen: 'Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen?' Denn das sind lauter Fragen, womit sich die Heiden beschäftigen. Euer himmlischer Vater weiß ja, daß ihr dies alles nötig habt. Trachtet vielmehr vor allem nach dem Königreiche Gottes und nach der Gerechtigkeit, die er Gott, euer himmlischer Vater. verlangt; dann soll euch alles dies Das zum irdischen Leben Nötige. daneben Neben dem Königreiche Gottes und der von Gott geforderten Gerechtigkeit. auch zuteil werden. Seid also nicht besorgt im Blick auf morgen; denn der morgende Tag wird selber für sich sorgen. Jeder Tag hat genug an seiner eigenen Mühsal Ihr braucht also die Sorgen des laufenden Tages nicht unnötig zu vermehren.. Richtet nicht (hart und lieblos), damit ihr nicht (einst ebenso) gerichtet werdet Nämlich: in dem Endgericht Gottes. Wer seinen Nächsten nicht nach dem Maß der Liebe, sondern des strengen Rechts beurteilt, der hat auch von Gott kein barmherziges, sondern ein streng gerechtes Urteil zu erwarten.! Denn ganz ebenso, wie ihr jetzt richtet, sollt ihr dereinst gerichtet werden; und mit dem Maß, womit ihr messet, soll euch (das Urteil) zugemessen werden. Warum siehst du den Splitter in deines Bruders Auge, während du den Balken in deinem Auge nicht bemerkst Der Splitter ist ein Bild kleiner, der Balken ein Bild großer Fehler.? Oder wie kannst du dir herausnehmen, zu deinem Bruder zu sagen: 'Laß mich den Splitter aus deinem Auge entfernen', während in deinem Auge der Balken steckt? Du Heuchler, entferne zunächst den Balken aus deinem Auge! Dann erst magst du sehn, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge entfernst. Gebt das Heilige nicht den Hunden preis und werft eure Perlen nicht den Schweinen vor Das Heilige und die Perlen sind ein Bild der Güter des Himmelreichs. Bei dem Heiligen könnte man an die geistliche Speise des Abendmahls denken und an das uralte Wort: "Das Heilige den Heiligen", das vor der Austeilung des Abendmahls an die Gemeinde gerichtet wurde. - Hunde und Schweine sind ein Bild solcher Menschen, die die himmlischen Güter weder in ihrer Heiligkeit zu schätzen wissen noch auch ihre Kraft in sich wirken lassen, weil es ihnen in ihrer Sünde besser gefällt. Ihnen soll man die geistlichen Güter nicht aufdrängen.! Sie könnten sie mit ihren Füßen zertreten und sich dann gegen euch wenden und euch zerreißen Sie könnten die ihnen angebotenen geistlichen Güter nicht nur verächtlich behandeln, sondern sich auch voller Haß gegen ihre Spender wenden.. Bittet, so wird euch gegeben! Suchet, so werdet ihr finden! Klopfet an, so wird euch aufgetan! Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird aufgetan. Es wird doch niemand unter euch seinem Sohne, der ihn um Brot bittet, einen Stein geben oder ihm, wenn er um einen Fisch bittet, eine Schlange reichen. Wißt ihr nun, obwohl ihr Im Vergleich mit Gott. böse seid, euern Kindern gute Gaben zu geben: wieviel mehr wird da euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn darum bitten! Alles nun, was ihr von den Leuten erwartet, das sollt ihr ihnen auch erweisen. Dies ist der Inhalt des Gesetzes und der Propheten D.h.: in diese kurze Forderung läßt sich der Inhalt des ganzen Alten Testaments zusammenfassen; vgl. Tobias 4,15.. Tretet ein Ins Königreich der Himmel. durch das enge Tor! Denn weit und breit ist der Weg, der ins Verderben führt, und viele wählen diesen Weg. Wie eng dagegen ist das Tor und wie schmal der Weg, der in das Leben führt, und wie wenige sind es, die ihn finden Vgl. Ps. 1,6; 5. Mos. 30,19. - Um durch das rechte Tor einzutreten, muß man sich an die rechten Wegweiser halten (V.15).! Hütet euch vor den falschen Propheten! Sie kommen in Schafskleidern zu euch Bei den Schafskleidern ist wohl an den rauhhaarigen Prophetenmantel zu denken, wie ihn in Israel nicht nur die wahren Propheten (2. Kön. 1,8), sondern auch die falschen (Sach. 13,4) trugen., inwendig aber sind sie reißende Wölfe Apg. 20,29.. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Man kann doch nicht Trauben sammeln von Dornbüschen oder Feigen von Distelgestrüpp. Ebenso bringt jeder edle Baum auch nützliche Früchte, ein schädlicher Baum aber bringt verderbliche Früchte. Ein edler Baum kann nicht verderbliche Früchte tragen, und ein schädlicher Baum kann nicht nützliche Früchte tragen. Jeder Baum, der nicht nützliche Früchte bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. An ihren Früchten also sollt ihr sie erkennen. Nicht jeder, der zu mir sagt: 'Herr, Herr!' wird eingehen in das Königreich der Himmel, vielmehr nur der , der da erfüllt den Willen meines Vaters, der im Himmel ist. An jenem Tage Am Tage des Gerichts. werden viele zu mir sprechen: 'Herr, Herr! Haben wir nicht kraft deines Namens geweissagt Vgl. 1. Kor. 14,1.? Haben wir nicht kraft deines Namens böse Geister ausgetrieben? Haben wir nicht kraft deines Namens viele Wunder gewirkt 1. Kor. 12,9.28f.? Dann werde ich ihnen frei und offen sagen: 'Nie habe ich euch gekannt Ihr seid mir immer fremd geblieben, denn ich habe nie Gemeinschaft mit euch gehabt; vgl. Matth. 25,12.41.! Hinweg von mir, ihr Übeltäter Vgl. 1. Kor. 13,1-3.! Wer nun diese meine Worte hört und befolgt, gleicht einem klugen Manne, der sein Haus auf Felsenboden baut. Wenn dann der Regen niederströmt und Überschwemmung kommt, und wenn die Winde wehen und treffen auf das Haus, so fällt es nicht Wolkenbruchartige, von heftigen Winden begleitete Regengüsse sind zur Winterzeit in Palästina nicht selten.; denn seine Mauer ruht auf Felsengrund. Wer aber diese meine Worte hört und nicht befolgt, gleicht einem törichten Manne, der sein Haus auf sandigen Boden baut. Wenn dann der Regen niederströmt und Überschwemmung kommt, und wenn die Winde wehen und stoßen auf das Haus, so fällt es! Ja es wird ein großer Trümmerhaufen Vgl. Spr. Sal. 10,25. Mit Seligpreisungen hat die Bergpredigt begonnen, mit einer erschütternden Gerichtsverkündigung schließt sie.!" Als Jesus diese Rede vollendet hatte, war die Volksmenge von seiner Lehre ergriffen und betroffen. Denn er lehrte sie wie einer, der dazu (göttliche) Vollmacht hatte Nämlich: von Gott., und nicht wie ihre Schriftgelehrten Die Bergpredigt, die sich an die Jünger, weiterhin aber auch an die zuhörenden Volksscharen richtet, soll also veranschaulichen, wie Jesus seine Lehrtätigkeit in Galiläa (4,23) ausübte. Es handelt sich hier übrigens um dieselbe Rede wie Luk. 6,20-49.. Als er von der Bergeshöhe hinabging, folgten ihm große Scharen Da näherte sich ihm ein Aussätziger, fiel vor ihm nieder und sprach: "Herr, wenn du willst, so kannst du mich reinigen." Jesus streckte sein Hand aus, rührte ihn an Während sonst die Berührung von Aussätzigen für unrein galt und vermieden wurde. und sprach: " Ich will es, sei gereinigt!" Sofort ward er von seinem Aussatz rein. Und Jesus sprach zu ihm: "Hüte dich, irgendwie davon zu reden Vgl. 9,30.; doch geh, zeige dich dem Priester 3. Mos. 14,2ff. und bring das Opfer dar, das Mose vorgeschrieben hat Nämlich: 2 Lämmer oder bei Armen 1 Lamm und 2 Tauben (3. Mos. 14,10.21ff.)., zum Zeugnis für die Leute Daß du rein seiest.!" Als er nach Kapernaum zurückkam, nahte ihm ein Hauptmann Ein Heide, der wahrscheinlich im Dienste des galiläischen Vierfürsten Herodes Antipas stand und dem Judentum zuneigte. mit den Worten: "Herr, mein Diener Der Diener war ein Leibeigener, ein Sklave. Das bedeutet [pais] an dieser Stelle, nicht "Sohn". liegt gelähmt zu Hause und hat große Schmerzen." Jesus sprach zu ihm: "Ich soll kommen und ihn heilen Ich setze hinter [auton] ein Fragezeichen. "Ich, ein Jude, soll eines Heiden Haus betreten?" Um den Glauben des Hauptmanns auf die Probe zu stellen, zeigt sich Jesus zunächst ablehnend, wie später bei dem kananäischen Weibe (15,21-18).?" Der Hauptmann antwortete: "Herr, ich bin nicht wert, daß du unter mein Dach trittst Der Hauptmann gibt Jesus recht.; sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Diener schon genesen Jesus braucht sich gar nicht in sein Haus zu bemühen; er kann auch aus der Ferne das Wort der Heilung sprechen.. Denn auch ich bin zwar einem Vorgesetzten untergeben, aber ich habe Kriegsleute unter mir. Sage ich nun zu dem einen: 'Geh!', so geht er, zu dem anderen: 'Komm!', so kommt er, und zu meinem Knechte: 'Tue das!', so tut er's Wenn schon der Hauptmann, der doch selbst andern gehorchen muß, seinen Untergebenen so wirksam gebieten kann, wie groß muß da erst die Macht des Wortes Jesu sein! Der Hauptmann scheint Jesus für den unumschränkten Gebieter über Krankheit und Plagen oder über Gottes Engelheere zu halten. Als Jesus das hörte, wunderte er sich und sprach zu seinen Begleitern: "Wahrlich, sich sage euch: Nirgends habe ich solchen Glauben in Israel gefunden. Ich tue euch aber kund: Viele werden von Osten und Westen kommen und mit Abraham, Isaak und Jakob im Königreiche der Himmel am Mahle teilnehmen. Doch die geborenen Erben des Königreichs Gemeint sind die Juden, soweit sie Jesus und sein Heil nicht annehmen. werden in die Finsternis, die draußen ist Außerhalb des hell erleuchteten himmlischen Festsaals., verstoßen werden; dort wird lautes Klagen und Zähneknirschen sein Als Ausdruck der Verzweiflung.." Dann sagte Jesus zu dem Hauptmann: "Geh! Dir geschehe, wie du geglaubt!" Und sein Diener ward gesund in jener Stunde. Dann kam Jesus in des Petrus Haus und sah dessen Schwiegermutter fieberkrank daniederliegen. Da berührte er ihre Hand, und das Fieber verließ sie. Nun erhob sie sich von ihrem Lager Ohne noch an Schwäche zu leiden. und wartete ihm bei der Mahlzeit auf Gemeint ist wohl die Hauptmahlzeit am späten Nachmittag.. Am Abend brachte man viele Besessene zu ihm; er trieb die (bösen) Geister durch sein Machtwort aus und heilte alle Leidenden. So erfüllte sich der Ausspruch des Propheten Jesaja: Er hat unsre Gebrechen hinweggenommen, und unsere Krankheiten hat er beseitigt Jes. 53,4 in freier Anwendung.. Als Jesus dann eine Menge Volks um sich sah, ließ er sich an das andere Ufer Des Sees Genezaret. fahren. Da nahte ihm ein Schriftgelehrter mit den Worten: "Meister, ich will dir folgen, wohin du gehst." Jesus sprach zu ihm: "Die Füchse haben Höhlen, und die Vögel, die unter dem Himmel fliegen, haben Nester; doch der Menschensohn hat keine Stätte, wo er sein Haupt niederlegen kann Der Ausdruck Menschensohn, wörtlich: Der Sohn des Menschen (vor beiden Hauptwörtern mit dem bestimmten Geschlechtswort), der uns hier zum ersten Mal begegnet, findet sich in allen vier Evangelien, und zwar 30mal bei Matthäus, 14mal bei Markus, 25mal bei Lukas und 11mal bei Johannes, außerdem noch in Apg. 7,56. Sonst begegnen wir dem Namen nirgends im Neuen Testament; denn Offb. 1,13; 14,14 sowie Joh. 5,27 sind nicht hierher zu rechnen, weil der Name an diesen Stellen ohne das bestimmte Geschlechtswort steht und deshalb nicht der Menschensohn, sondern nur ein Menschensohn heißt. - Es ist ferner beachtenswert, daß der Name Menschensohn in den Evangelien immer nur im Munde Jesu selbst vorkommt, abgesehen von Joh. 12,34, wo ihn das Volk, ohne ihn zu verstehen, aus Jesu Rede aufgreift. Nie wird Jesus in den Evangelien mit diesem Namen von irgend jemand angeredet oder bekannt; dafür finden sich vielmehr die Ausdrücke: "Sohn Davids, Sohn Gottes, der Heilige Gottes, der Auserwählte Gottes, Christus, Herr." Abgesehen von Apg. 7,56 findet sich der Name Menschensohn auch nicht in dem Sprachgebrauch der von Jesus redenden ältesten christlichen Gemeinden. - Der Ausdruck Menschensohn muß aus dem Alten Testament erklärt werden. Der Prophet Hesekiel wird von Gott mehrfach mit Menschensohn angeredet, wodurch dem Propheten die menschliche Schwäche und Hinfälligkeit gegenüber der göttlichen Kraft und Herrlichkeit zum Bewußtsein gebracht werden soll. Denselben Sinn hat der Ausdruck in Hiob 16,21 und 25,6. Wichtig ist Ps. 8,4-9; dort wird gezeigt, wie klein und gering der Menschensohn (d.h. der Mensch) in Gottes großer, erhabener Schöpfung ist; und doch hat Gott diesen Menschensohn zum Herrscher über die Werke seiner Hände gesetzt. - In Ps. 80,18 wird das Volk Israel als der Menschensohn bezeichnet., den Gott sich fest zugeeignet hat. Ist Israel als der Menschensohn auch in sich selbst ohnmächtig, so hat es Gott dennoch zu dem Manne seiner Rechten bestimmt, zu einem Volke, das er vor anderen Völkern erwählt und zur Ausführung seines Ratschlusses sich gleichsam zu seiner Rechten gestellt hat. - Von hier aus läßt sich nun auch die Stelle Dan. 7,13 verstehen. Da wird dem Seher in des Himmels Wolken einer gezeigt wie ein Menschensohn, der nach dem Untergang der vier Weltreiche zum König des ewigen Reiches von Gott eingesetzt wird. V.18, besonders aber V.27 in Dan. 7 zeigt, daß der Menschensohn in V.13 zunächst eine bildliche Bezeichnung des fünften Reiches ist, worin das heilige Volk des Höchsten, der Menschensohn des 80. Psalms, die Herrschaft führen soll. Während die vier Weltreiche, in denen Gewalttätigkeit und Grausamkeit herrschen, unter schrecklichen Tiergestalten auftreten, offenbart sich in dem fünften, dem ewigen Reich die wahre, vollkommene Menschheit. Und der Menschensohn ist es, der hier die Menschheit in ihrer höchsten Vollkommenheit darstellt, und der deshalb auch würdig ist, die ganze Menschheit zu beherrschen und zu segnen. So versteht man, daß der Name Menschensohn dem verheißenen Messias, dem König aus Davids Geschlecht, in ganz besonderem Sinne zukommt. Mit diesem Namen bezeichnet sich denn auch Jesus fast ausschließlich in den Evangelien, und zwar in Übereinstimmung mit dem Alten Testament sowohl im Blick auf seine Niedrigkeit wie auf seine Herrlichkeit. - Als der Menschensohn ist Jesus arm und gering; er hat keine Stätte, wohin er sein Haupt legen kann; er wird von seinem Volke verworfen und gekreuzigt (vgl. z.B. Mark. 8,31; 9,12.31; 10,33; 14,21.41). Aber diesen verachteten Menschensohn hat Gott zu seinem Gesandten erwählt, daß er in Gottes Namen rede und handle (vgl. Matth. 9,6; 12,8; 13,37; 20,28); ja Gott hat ihn zum Könige bestimmt, und als solchen will sich der Menschensohn bei seiner Wiederkunft in Herrlichkeit offenbaren (vgl. z.B. Matth. 16,27f.; 24,27.30; 25,31; 26,64). Ist der Menschensohn äußerlich auch allen anderen Menschen ähnlich, so überragt er sie doch andererseits unendlich. Denn er, der einzigartige unter allen Menschensöhnen, ist nicht ursprünglich Mensch gewesen, sondern er ist vom Himmel auf die Erde herabgestiegen (Joh. 3,13) und Mensch geworden. Er kehrt auch wieder in den Himmel zurück (Joh. 6,62), und dorthin will er, der Menschensohn, auch die Menschen emporziehen (Joh. 12,32), indem er ihnen die Speise gibt, wodurch das ewige Leben mitgeteilt wird (Joh. 6,53ff.). - Es sei hier daran erinnert, daß Paulus, statt den Ausdruck Menschensohn zu gebrauchen, von dem letzten Adam redet, dem zweiten Menschen, der aus dem Himmel stammt, und dessen Bild die Seinen einst tragen werden (1. Kor. 15,45-49).." Ein anderer seiner Jünger sprach zu ihm: "Herr, erlaube mir, daß ich vorher Ehe ich dir folge. hingehe und meinen Vater begrabe!" Jesus aber antwortete ihm: "Folge mir und laß die Toten Die geistlich Toten, die nicht für Jesus und seine Sache leben. - Jesus kann nicht dulden, daß dem Jünger der tote Vater, für dessen Bestattung seine sonstigen Angehörigen schon sorgen werden, höher stehe als der lebendige Heiland, bei dem er selbst das wahre Leben gefunden hat. ihre Toten begraben!" Dann stieg er in ein Fischerboot, und seine Jünger begleiteten ihn. Plötzlich erhob sich ein heftiger Sturm auf dem See, so daß die Wogen ins Fahrzeug schlugen. Er aber schlief. Da traten die Jünger zu ihm und weckten ihn mit dem Rufe: "Herr, hilf uns, wir ertrinken!" Er aber sprach zu ihnen: "Was seid ihr so furchtsam, ihr Kleingläubigen?" Dann stand er auf und schalt die Winde und den See Ps. 106,9.. Da ward eine tiefe Stille. Die Leute aber sprachen voll Verwunderung Gemeint sind vielleicht solche, die auf anderen Booten gleichzeitig über den See fuhren (Mark. 4,36).: "Was ist das für ein Mann, daß ihm sogar Wind und Wogen gehorchen!" Als er ans andre Ufer kam in das Gebiet der Gadarener Das fast ausschließlich von Heiden bewohnte Land der Gadarener war der Bezirk von Gadara, der Hauptstadt Paräas., begegneten ihm zwei Besessene: die kamen aus den Felsengräbern Es sind wohl in den Berg gehauene Grabkammern gemeint, wo die Besessenen wohnten. und waren sehr gefährlich Wegen ihrer wilden Tobsucht., so daß niemand jenes Weges gehen konnte. Und sie fingen an zu schreien: "Was haben wir mit dir zu schaffen, du Gottessohn? Bist du hierhergekommen, um uns vor der Zeit Noch vor dem Endgericht. zu quälen Durch Vertreibung von der Erde, wo die bösen Geister in lebendigen Wesen ihre verderbliche Macht ausüben.?" Nun weidete in der Ferne eine große Schweineherde. Da baten ihn die bösen Geister: "Treibst du uns aus, so laß uns in die Schweineherde fahren Die bösen Geister, die die Menschen verlassen müssen, sind auch mit einer weit geringeren Wohnstätte zufrieden, wenn sie nur wieder in lebendigen Wesen Eingang finden.!" Er sprach zu ihnen: "Geht!" Da fuhren sie aus Von den Menschen. und gingen in die Schweine. Nun stürmte die ganze Herde den Abhang hinunter in den See und kam in den Fluten um Die bösen Geister, die jedes Geschöpf nur nach seiner Eigenart gebrauchen können, vermögen nicht zu hindern, daß die Tiere scheu werden. Die Hirten aber flohen. Bei ihrer Ankunft in der Stadt erzählten sie den ganzen Vorgang, und was mit den Besessenen geschehen war. Da gingen alle Einwohner hinaus, Jesus entgegen, und als sie ihn trafen, baten sie ihn, er möge ihr Gebiet verlassen Die heidnische Bevölkerung hielt Jesus wohl für einen mächtigen Zauberer, mit dem sie nichts zu tun haben wollte, den sie aber auch aus Furcht wegen des Verlustes der Herde nicht zur Rede zu stellen wagte.. Er stieg nun in ein Fahrzeug, fuhr über den See und kam in seine Stadt Nach Kapernaum, wo er wohnte.. Dort brachte man auf einem Tragbett einen Gelähmten zu ihm. Als Jesus ihren Glauben Den Glauben der Träger. sah, sprach er zu dem Gelähmten: "Sei getrost, mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben Nämlich: jetzt, in diesem Augenblick.!" Da dachten einige Schriftgelehrte Die zugegen waren. bei sich: "Der Mann lästert Gott." Jesus durchschaute ihre Gedanken und sprach: "Warum denkt ihr Böses in euern Herzen? Was ist denn leichter, zu sagen: 'Deine Sünden sind dir vergeben' oder das Wort zu sprechen: 'Steh auf und wandle ' Beides läßt sich wirksam nur in Gottes Auftrag und Kraft sagen.? Ihr sollt aber sehen, daß der Menschensohn die Vollmacht hat, auf Erden Sünden zu vergeben." Nun wandte er sich zu dem Gelähmten und sprach: "Steh auf, nimm dein Bett und geh nach Hause!" Da stand er auf und ging nach Hause. Bei diesen Anblick wurden die Leute mit heiliger Scheu erfüllt und priesen Gott, der den Menschen solche Vollmacht gegeben Sie sahen Jesu Tun als etwas der Menschheit Verliehenes an und fühlten sich als Menschen in dem Menschensohn geehrt.. Als Jesus von dort Von dem Ort. wo sich das 9,2-8 Berichtete zugetragen hatte. weiterging Nämlich hinaus vor Kapernaum an den See., sah er einen Mann, mit Namen Matthäus, vor seinem Zollhaus sitzen Der Zoll wurde wohl von Schiffen erhoben, die von dem anderen Ufer des Sees Genezaret kamen, das nicht zu dem Gebiet des Vierfürsten Herodes Antipas gehörte., und er sprach zu ihm: "Folge mir!" Da stand er auf und folgte ihm Matthäus folgte ohne Zaudern, weil er vorher schon genug von Jesu Worten und Werken gehört hatte.. Während nun Jesus in des Matthäus Haus zu Gast war, fanden sich auch viele Zöllner und Sünder Die Sünder sind solche Leute, die ebenso wie die Zöllner durch ihren Wandel die Vorschriften des Gesetzes ganz offenkundig übertraten. ein und nahmen mit Jesus und seinen Jüngern an dem Mahle teil. Als das die Pharisäer sahen, sprachen sie zu seinen Jüngern Wahrscheinlich, als diese nach dem Mahl das Haus des Matthäus verließen.: "Warum ißt euer Meister mit den Zöllnern und Sündern?" Jesus hörte das und erwiderte: "Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken Die Kranken, die der Hilfe Jesu bedürfen, sind die Zöllner; die Gesunden, die äußerlich die gesetzlichen Vorschriften erfüllen, sind die Pharisäer.. Geht aber hin und lernt, was das Wort bedeutet: Barmherzigkeit will ich und nicht Opfer Hosea 6,6 nach LXX. Jesus tadelt die Pharisäer, daß sie mehr Wert auf äußere Opfer legen als auf die barmherzige Liebe, die sie in Jesu Verhalten verkennen und mißdeuten.. Denn ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu berufen, sondern Sünder." Darauf kamen die Jünger des Johannes zu ihm Obwohl Johannes der Täufer damals schon im Gefängnis war, bildeten seine Jünger doch noch eine besondere Genossenschaft und hielten an der strengen Lebensweise ihres Meisters fest. und sprachen: "Warum fasten wir und die Pharisäer so oft, während deine Jünger nicht fasten? Der Vorgang fand an einem Tage statt, den die Johannesjünger und die Pharisäer als Fasttag hielten (Mark. 2,18)." Jesus antwortete ihnen: "Können denn die Hochzeitsgäste trauern D.h. in einer Stimmung sein, woraus das Fasten hervorgeht., solange der Bräutigam bei ihnen ist Jesus ist als der Messias auch der Bräutigam, und seine Jünger sind die Hochzeitsgäste.? Es kommt jedoch die Zeit, wo ihnen der Bräutigam entrissen ist Und zwar auf eine gewaltsame Weise, durch den Tod., dann werden sie fasten Vgl. Joh. 16,16.20.. Niemand setzt einen Flicken von neuem Tuch auf ein altes Kleid. Sonst reißt der Einsatz noch an anderen Stellen etwas von dem Kleid weg, und der Riß wird desto ärger Wenn sich der neu eingesetzte Flicken durch Nässe zusammenzieht, so reißt der alte, mürbe Stoff auch noch größer als vorher.. Man gießt auch nicht neuen Wein in alte Schläuche. Sonst reißen die Schläuche : dann fließt der Wein aus, und die Schläuche sind verloren. Man gießt vielmehr neuen Wein in neue Schläuche: so halten sich beide Der Sinn der beiden Gleichnisse ist: Das Neue, das Jesus bringt, kann nicht in die alten Gebräuche des Judentums eingezwängt werden.." Als er so zu ihnen redete, da kam ein Vorsteher Nämlich: der jüdischen Synagoge in Kapernaum. Nach Markus und Lukas hieß er Jairus (d.h.: "er wird aus dem Schlafe erwecken")., der fiel vor ihm nieder und sprach: "Meine Tochter ist soeben gestorben; aber komm und leg deine Hand auf sie, dann wird sie wieder lebendig!" Jesus erhob sich und folgte ihm mit seinen Jüngern. Und sieh, eine Frau, die schon zwölf Jahre am Blutfluß litt, trat von hinten an ihn heran und berührte die Quaste seines Mantels Nach 4. Mos. 15,38f. trugen die Juden zur Erinnerung an Gottes Gesetz vier Quasten an den vier Enden ihres Obergewandes mit purpurblauen Fäden daran. - Die Berührung einer Blutflüssigen verunreinigte.. Denn sie dachte bei sich: wenn ich nur seinen Mantel berühre, so werde ich gesund. Jesus wandte sich um, erblickte sie und sprach: "Sei getrost, meine Tochter; dein Glaube hat dich schon gesund gemacht!" Und von dem Augenblick an ward die Frau gesund. Dann kam Jesus in das Haus des Vorstehers. Beim Anblick der Flötenspieler und der lärmenden Menge Wohl namentlich der Klageweiber. Diese durften bei keinem jüdischen Begräbnis fehlen (vgl. schon Jer. 9,16). Auch der ärmste Jude sollte bei dem Begräbnis seiner Frau mindestens zwei Flötenspieler und ein Klageweib nehmen. aber sprach er: "Geht hinaus Man bedarf euer nicht.!" Denn das Mädchen ist nicht tot, es schläft nur Die Bezeichnung des Todes als Schlaf war bei den Juden sehr bekannt und gebräuchlich.." Da verlachten sie ihn. Als aber die Leute aus dem Hause geschickt waren, trat er ein In das Gemach, wo die Tote lag. und faßte das Mädchen bei der Hand. Da stand es auf. Und die Kunde davon verbreitete sich in jener ganzen Gegend. Als Jesus von dort weiterging, folgten ihm zwei Blinde, die riefen laut: "Erbarme dich unser, Sohn Davids Sohn Davids ist einer der Namen, die dem Messias als Nachkommen Davids beigelegt wurden. Hier wird Jesus zum ersten Mal ausdrücklich als Messias angeredet.!" Als dann Jesus in sein Haus kam Wo er (vielleicht mit seiner Mutter und seinen Brüdern) in Kapernaum wohnte., traten die Blinden zu ihm. Jesus fragte sie: "Glaubt ihr, daß ich dies tun kann?" Sie antworteten: "Ja, Herr!" Nun berührte er ihre Augen mit den Worten: "Nach euerm Glauben geschehe euch!" Da taten sich ihre Augen auf. Und Jesus befahl ihnen streng: "Gebt acht, daß es niemand erfahre Jesus will nicht, daß seine Taten durch lärmende Kundgebungen verbreitet werden (vgl. Jes. 42,2).!" Sobald sie aber das Haus verlassen hatten, machten sie ihn Als den hilfreichen Wundertäter. in jener ganzen Gegend bekannt. Gerade als sie weggingen Die beiden geheilten Blinden., brachte man einen Menschen zu ihm, der durch den Einfluß eines bösen Geistes stumm war. Doch nach der Austreibung des bösen Geistes konnte der Stumme reden. Da verwunderten sich die Leute und sprachen: "So etwas hat man noch nie in Israel erlebt." Die Pharisäer aber sagten: "Im Bunde mit dem obersten der bösen Geister treibt er die Geister aus V.34 wird von manchen Zeugen weggelassen.." So durchwanderte Jesus alle Städte und Dörfer: er lehrte in ihren Versammlungshäusern, verkündigte die Frohe Botschaft vom Königreich und heilte allerlei Krankheiten und Gebrechen Vgl. 4,23.. Beim Anblick der Volksscharen aber ward er von Mitleid erfüllt, denn sie waren abgetrieben und ermattet wie Schafe ohne Hirten Ein Bild des geistlichen Druckes und der geistlichen Verwahrlosung, worunter das jüdische Volk litt (vgl. 4. Mos. 27,17; 1. Kön. 22,17; Hes. 34,1-6).. Da sprach er zu seinen Jüngern: "Die Ernte ist groß, aber der Arbeiter sind wenig. Darum bittet den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter auf sein Erntefeld sende!" Dann rief er seine zwölf Jünger herbei und gab ihnen Vollmacht, unreine Geister auszutreiben und allerlei Krankheiten und Gebrechen zu heilen. Dies sind aber die Namen der zwölf Apostel Apostel heißt Gesandter, Sendbote. Matthäus setzt bei seinen Lesern als bekannt voraus, daß Jesus aus dem weiteren Kreis seiner Jünger zwölf zu einer besonderen Arbeit (V.1) ausgewählt hat. Daß seine Leser aber auch die Namen aller Apostel kannten, konnte Matthäus von vornherein nicht annehmen.: Simon, genannt Petrus, - als erster Dem Rang nach. - und seinen Bruder Andreas; Jakobus, des Zebedäus Sohn, und sein Bruder Johannes; Philippus Er stammte aus Bethsaida (Joh. 1,44). und Bartholomäus D.h. der Sohn des Tholmai; sein eigentlicher Name war vielleicht Nathanael (d.h. von Gott gegeben), der Joh. 1,46 zusammen mit Philippus genannt wird.; Thomas Thomas = Thoma (aramäisch) oder Theom (hebräisch), in griechischer Übersetzung Didymos, d.h. Zwilling (Joh. 11,16; 14,5; 20,24; 21,2). und der Zöllner Matthäus Indem sich Matthäus hier als ein Glied der verachteten Zöllnerzunft bezeichnet, bringt er eine ähnlichen Empfindung zum Ausdruck wie Paulus in 1. Kor. 15,9; Eph. 3,8; 1. Tim. 1,15.; Jakobus, des Alphäus Sohn, und Lebbäus mit dem Beinamen Thaddäus Lebbäus heißt nicht nur Thaddäus (Mark. 3,18), sondern auch Judas (Luk. 6,16; Apg. 1,13); auch Josef in Apg. 1,23 hatte drei Namen. Das hängt jedenfalls damit zusammen, daß in Palästina die drei Sprachen: Aramäisch, Hebräisch und Griechisch bekannt waren.; Simon der Eiferer Wörtlich: der Kananäer. Kananäer kommt von dem aramäischen kan-an (hebr. hanna) = eifrig, Eiferer. Eiferer (griechisch Zeloten) nannten sich die Anhänger der von dem Galiläer Judas gestifteten Partei (Apg. 5,37), die der römischen Fremdherrschaft mit Gewalt ein Ende machen wollte (vgl. meine Geschichte Israels, Teil 2, S. 134). und Judas aus Kariot Gemeint ist wohl die Ortschaft Kariot im südlichen Juda (Jos. 15,25)., der ihn verraten hat. Diese Zwölf sandte Jesus aus mit folgendem Auftrag: "Nehmt euern Weg nicht zu den Heiden und betretet keine Stadt der Samariter Vgl. 15,24. Erst nach seiner Auferstehung hat Jesus den Aposteln einen umfassenden Auftrag für alle Völker gegeben (28,19f.; Apg. 1,8).! Geht vielmehr zu den verirrten Schafen des Hauses Israel! Geht und verkündigt: 'Das Königreich der Himmel ist nahe herbeigekommen!' Heilt die Kranken, erweckt die Toten, reinigt die Aussätzigen, treibt die bösen Geister aus! Umsonst habt ihr's empfangen Nämlich die Macht, Wunder zu tun., umsonst sollt ihr's geben. Steckt euch kein Gold, kein Silber und kein Kupfergeld in eure Gürtel Der Gürtel diente zugleich als Geldtasche.! Nehmt keine Ranzen Mit dem Ranzen oder Bettelsack zogen zu Jesu Zeit Bettelpriester heidnischer Gottheiten durch das griechische Morgenland (A. Deißmann, "Licht vom Osten", S.76f.). mit euch auf den Weg, auch nicht zwei Unterkleider Außer dem, das sie trugen, nicht noch ein zweites., keine Schuhe, keinen Wanderstab! Denn der Arbeiter ist seiner Nahrung wert. Kommt ihr in eine Stadt oder in ein Dorf, so erkundigt euch, wer dort (euch aufzunehmen) verdient; bleibt dann so lange da, bis ihr weiterzieht! Bei euern Eintritt aber wünscht dem Hause Frieden Der bekannte Gruß war, wie noch heute im Morgenland: Friede sei mit euch!! Ist nun das Haus es wert, so wird der Friede, den ihr wünscht, ihm auch zuteil; verdient es ihn aber nicht, so fällt der Friedensgruß auf euch zurück. Und wo man euch nicht aufnimmt noch eure Botschaft hören will, ein solches Haus und eine solche Stadt verlasset und schüttelt den Staub von euern Füßen D.h. habt nichts mehr mit ihnen zu schaffen.! Wahrlich, ich sage euch: Dem Lande Sodom und Gomorra wird es am Tage des Gerichts viel besser gehn als solcher Stadt. Ich sende euch jetzt wie Schafe mitten unter Wölfe. So seid denn klug wie die Schlangen, aber auch ohne Falsch wie die Tauben! Seid aber vor den Menschen Hier ist zunächst an die Juden in Palästina zu denken. auf der Hut! Denn sie werden euch den Gerichten Vgl. 5,22. überliefern, und in ihren Versammlungshäusern werden sie euch geißeln Vgl. 2. Kor. 11,24.. Ja man wird euch vor Statthalter und Könige Statthalter waren Pilatus, Felix und Festus; Könige waren Agrippa I. (Apg. 12,1ff.) und Agrippa II. (Apg. 25,13). führen um meinetwillen, damit ihr ihnen und den Heiden ein Zeugnis Von Jesus. gebt. Stellt man euch nun vor ein Gericht, so macht euch keine Sorte, wie oder was ihr reden sollt! Denn in jenem Augenblick wird euch das rechte Wort gegeben werden. Ihr seid es ja nicht, die dann reden, sondern es ist euers Vaters Geist, der durch euch redet. Ein Bruder aber wird den andern zum Tode bringen und Väter ihre Kinder; ja Kinder werden sich erheben gegen ihre Eltern und sie töten lassen Vgl. Micha 7,6.. Und allgemein wird man euch hassen, weil ihr Bekenner meines Namens seid. Wer aber ausharrt bis ans Ende, der soll errettet werden Oder: das Heil erlangen.. Verfolgen sie euch nun in einer Stadt, so flieht in eine andere! Wahrlich, ich sage euch: Vor des Menschensohnes Kommen wird eure Arbeit an den Städten Israels noch nicht vollendet sein Diese Worte sind dunkel. Mir scheint, der Herr will sagen, Israel könne als Volk nicht vor seiner Wiederkunft bekehrt werden.. Ein Schüler darf kein anderes Los erwarten als sein Lehrer; ein Sklave soll's nicht besser haben wollen als sein Herr Der Herr sagt damit: "Wundert euch nicht über den Haß der Menschen! Ihr dürft kein besseres Los erwarten als ich selbst.". Der Schüler muß zufrieden sein, wenn es ihm geht wie seinem Lehrer, der Sklave, wenn es ihm geht wie seinen Herrn. Hat man den Hausherrn Jesus. mit dem Namen Beelzebul Beelzebul ist ein Name des Teufels. Der Name soll bedeuten: "Her der Wohnung", indem man meint, der Teufel sei so genannt worden als der Herr seines Reiches. Andere übersetzen den Namen mit "Herr der Unreinigkeit", d.h. des Götzendienstes. Die Lesart Beelzebub heißt "Fliegengott" (2. Kor. 1,2). geschmäht, um wieviel mehr wird man seine Hausgenossen so schmähen Die Jünger Jesu.. Fürchtet euch darum Weil es euch nicht besser als mir selbst ergehen kann. nicht vor ihnen! Denn nichts ist so verhüllt, daß es nicht einst enthüllt würde; und nichts ist so verborgen, daß es nicht einst gesehen würde Ein Sprichwort, das die Jünger zur Furchtlosigkeit mahnen soll, weil ja dereinst alle Feindschaft und Lästerung, die ihnen widerfährt, in ihrer Haltlosigkeit und Unwahrheit offenbar werden muß.. Was ich euch im geheimen sage Weil Jesus bis jetzt noch Zurückhaltung üben muß., das verkündigt öffentlich Wie am Pfingstfest.; und was ich euch ins Ohr flüstere, das predigt auf den Dächern Auf den platten Dächern des Morgenlandes konnte vieles in voller Öffentlichkeit vorgenommen werden.! Seid dabei ohne Furcht vor denen, die wohl den Leib, doch nicht die Seele töten können! Seid aber voller Furcht vor dem, der Seele und Leib Und zwar nach der Auferstehung. in der Hölle verderben kann Die Furcht vor Gott soll alle Menschenfurcht vertreiben.! Verkauft man nicht zwei Sperlinge für fünf Pfennige Wörtlich: für ein As. Das römische As galt damals etwa 5 Pfennige.? Trotzdem Obwohl sie so wertlos sind. fällt kein einziger von ihnen zu Boden D.h. kommt um. ohne euers Vaters Willen. Bei euch sind aber sogar die Haare euers Hauptes allesamt gezählt. Darum habt keine Furcht! Ihr seid mehr wert als viele Sperlinge. Wer sich nun zu mir bekennt vor den Menschen, zu dem will ich mich auch bekennen Am Tage des Gerichts. vor meinem Vater im Himmel. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem Vater im Himmel. Denkt nicht, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen! Ich bin nicht gekommen, um Frieden zu bringen, sondern Krieg. Denn ich bin gekommen, um zu entzweien Vater und Sohn, Mutter und Tochter, Schwiegermutter und Schwiegertochter; und die eignen Hausgenossen wird man zu Feinden haben Micha 7,6.. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist mein nicht wert Der verdient nicht, mein Jünger zu sein.; wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist mein nicht wert. Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt Die zum Kreuzestod Verurteilten mußten ihr Kreuz selbst zur Richtstätte tragen., und mir nachfolgt, der ist mein nicht wert. Sein Leben retten heißt: es verlieren! Sein Leben verlieren um meinetwillen heißt: es retten Wer sein irdisches Leben durch Verleugnung Jesu retten will, der wird das ewige Leben verlieren; wer dagegen aus Liebe zu Jesus und seiner Wahrheit sein irdisches Leben in den Tod gibt, der wir das ewige Leben erlangen.! Wer euch aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat. Wer einen Propheten als solchen Weil er ein Prophet ist. aufnimmt, der wird den Lohn empfangen, den ein Prophet empfängt Weil er derselben Sache dient wie der Prophet.; wer einen Gerechten als solchen aufnimmt, der wird den Lohn empfangen, den ein Gerechter empfängt. Und wer einem dieser kleinen Kinder hier Vgl. 18,6. Jesus weist mit der Hand auf die anwesenden Kinder hin. auch nur einen Becher frischen Wassers zum Trunke reicht, weil es mein Jünger ist, der soll - das sage ich euch feierlich - gewiß nicht seines Lebens verlustig gehen!" Als Jesus seinen zwölf Jüngern diese Weisungen erteilt hatte, ging er von dort weiter, um in den Städten des Landes zu lehren und zu predigen. Als Johannes im Gefängnis In der Bergfeste Machärus östlich vom Toten Meer. von der Wirksamkeit des Messias hörte, ließ er ihn durch seine Jünger fragen: "Bist du es, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten Frage des Zweifels. Es scheint, als habe sich Johannes in die Art der Wirksamkeit Jesu nicht finden können.?" Jesus antwortete ihnen: "Geht und berichtet Johannes, was ihr hört und seht: Blinde werden sehend und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, ja Tote werden auferweckt und Armen Vgl. 5,3. wird die Heilsbotschaft verkündigt Jes. 35,5f.; 61,1.; und selig ist, wer an mir nicht irre wird!" Als die Boten weggingen, begann Jesus zu den Volksscharen von Johannes zu reden Der zeitweilige Zweifel des Johannes, den das anwesende Volk aus der Frage der Johannesjünger erfahren hat, soll keinen Schatten auf den großen Propheten werfen.: "Warum seid ihr einst in die Wüste hinausgegangen 3,1.5.? Wolltet ihr euch ein Schilfrohr ansehen, das sich im Winde hin und her bewegte Wolltet ihr euch weiter nichts ansehen als das Schilfrohr am Ufer des Jordan? Oder: Wolltet ihr euch nur einen unbeständigen, wankelmütigen Menschen ansehen?? Doch sicher nicht! Warum seid ihr denn hinausgegangen? Wolltet ihr einen feingekleideten Weltmann sehen Vgl. 3,4. In V.7 setze ich das Fragezeichen hinter [ereemon], in V.8 hinter [exeelthate].? Solche feingekleidete Leute finden sich an den Königshöfen. Warum seid ihr denn hinausgegangen? Wolltet ihr einen Propheten sehen? Ja ich sage euch: Dieser Mann ist noch weit mehr als ein Prophet. Denn er ist es, von dem geschrieben steht: Sieh, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg vor dir bereiten soll Mal. 3,1. Johannes ist deshalb größer als alle Propheten, weil er der Wegbereiter des Messias, der Bahnbrecher seines Reiches gewesen ist. Wahrlich, ich sage euch: Unter allen Weibersöhnen ist kein Größerer aufgetreten als Johannes der Täufer; doch der Kleinste im Königreich der Himmel ist größer als er. Aber seit dem Auftreten Johannes des Täufers Johannes ist der Bahnbrecher der messianischen Zeit. bis jetzt wird das Königreich der Himmel gestürmt Es wird mit glühendem Eifer und mit Aufbietung aller Kräfte erstrebt.. Und die Stürmer Die Gläubigen in ihrem gewaltigen Drängen, wobei sie keine Mühe und Opfer scheuen. reißen es an sich. Denn alle Propheten und das Gesetz D.h. die Schriften des Alten Bundes in ihrer Gesamtheit (vgl. 5,17). haben davon Von dem Königreich der Himmel. geweissagt bis auf Johannes Der nicht als Prophet von dem kommenden Reich geweissagt, sondern als Gottes Bote die neue Zeit eingeleitet hat.. Und wollt ihr's gelten lassen: er ist der Elia, der kommen soll Nach Mal. 3,23.. Wer Ohren hat, der höre Eine Mahnung zur Aufmerksamkeit.! Wem soll ich aber das Volk von heute Gemeint sind Jesu Zeitgenossen. vergleichen? Es gleicht Kindern, die auf der Straße sitzen und ihren Gespielen zurufen: Wir haben euch die Flöte gespielt Also Hochzeit gespielt., doch ihr habt nicht getanzt; wir haben ein Klagelied gesungen Also Begräbnis gespielt., doch ihr habt nicht geweint Zum Zeichen, daß sie in das Klagelied einstimmten. - Jesus vergleicht die Juden mit launischen Kindern, denen ihre Spielgefährten nicht recht machen können.. Johannes ist aufgetreten und hat streng enthaltsam gelebt in Speise und Trank Vgl. 3,4.; da sagte man: 'Er ist von einem bösen Geist besessen!' Der Menschensohn ist aufgetreten und ißt und trinkt wie andere; da sagt man nun: 'Seht, er ist ein Fresser und Weintrinker, der Zöllner und Sünder Freund'. Aber doch ist die Weisheit (Gottes) durch ihr ganzes Tun gerechtfertigt worden Der Sinn ist wohl: Die Richtigkeit des Tuns der göttlichen Weisheit, die die Menschen zum Heile beruft, ist dem in V.18 und 19 zum Ausdruck gebrachten törichten Gerede der launischen Menschen gegenüber durch die ganze Wirksamkeit Johannes des Täufers und Jesu klar erwiesen worden.." Dann fing er an, die Städte zu schelten, in denen seine meisten Wundertaten geschehen waren, und die sich trotzdem nicht bekehrt hatten: "Weh dir, Chorazin Eine Stadt Galiläas, nicht weit von Kapernaum.! Wehe dir, Bethsaida Ebenfalls nicht weit von Kapernaum am Westufer des Sees Genezaret, die Vaterstadt der Apostel Petrus, Andreas und Philippus (Joh. 1,44; 12,21).. Denn wären in Tyrus und Sidon Den gekannten heidnischen Städten Phöniziens. die Wundertaten geschehen, die in euch geschehen sind, sie hätten sich schon längst, in Sack und Asche sitzend Jes. 58,5; Dan. 9,3., bekehrt. Doch ich sage euch: Es wird Tyrus und Sidon am Tage des Gerichts erträglicher gehen als euch. Und du, Kapernaum, meinst du vielleicht, du wirst bis zum Himmel erhoben Die Stadt Kapernaum soll nicht denken, sie werde als die Stätte von Jesu Wirksamkeit und Wundertaten am Tage des Gerichts die höchste Ehrenstelle empfangen.? In die Tiefe der Unterwelt sollst du hinabgestürzt werden Du sollst wegen deiner Unbußfertigkeit aufs tiefste erniedrigt werden (vgl. Hes. 31,16).! Denn wären in Sodom die Wundertaten geschehen, die in dir geschehen sind, es stünde noch heutigentags. Doch ich sage euch: Es wird dem Lande Sodom am Tage des Gerichts erträglicher gehen als dir." Zu jener Zeit tat Jesus seinen Mund auf und sprach: "Ich preise dich, o Vater, Herr des Himmels und der Erde, daß du dies Die Geheimnisse des Himmelreichs. den Weisen und Verständigen verborgen und es den Einfältigen Denen, die an Wissen und Verständnis kleinen Kindern gleichen. offenbart hast. Ja, Vater, so hat dir's gefallen! Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden Vgl. 28,18.. Und niemand kennt den Sohn vollkommen als nur der Vater; auch kennt niemand den Vater recht als nur der Sohn und der, dem der Sohn es offenbaren will V.27 klingt sehr an johanneische Aussprüche Jesu an (vgl. Joh. 3,35; 13,3; 17,2.3.7).. Kommt alle her zu mir, die ihr euch abmüht Bei der Erfüllung der zahlreichen äußeren Satzungen der Schriftgelehrten. und von Last gedrückt seid Gemeint ist zunächst die Last der Vorschriften der Gesetzeslehrer.! Ich will euch Ruhe schenken. Nehmt mein Joch Die Gesetzeslehrer nannten ihre Satzungen das Joch des Himmels oder Himmelreiches. auf euch und lernt von mir; denn ich bin mild und voller Herzensdemut Nicht hart und hochmütig wie die damaligen Gesetzeslehrer.; dann werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen Jer. 6,16.. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last Das Joch und die Last, die ich auflege (Sirach 51,26). ist leicht." Zu jener Zeit ging Jesus an einem Sabbat durch Getreidefelder. Seine Jünger aber hatten Hunger; darum begannen sie, Ähren abzureißen und die Körner zu essen Das war erlaubt nach 5. Mos. 23,26.. Das sahen die Pharisäer und sprachen zu ihm: "Sieh, deine Jünger tun, was nicht erlaubt ist am Sabbat Das Ährenabreißen wurde von den strengen Gesetzeslehrern als eine Arbeit angesehen und dem Mähen gleichgestellt.." Er aber antwortete ihnen: "Habt ihr nicht gelesen In 1. Sam. 21., was David tat, als ihn und seine Begleiter hungerte? Wie er in das Haus Gottes trat und die Schaubrote aß, die doch er und seine Begleiter nicht essen durften, sondern nur die Priester? Habt ihr ferner nicht gelesen im Gesetz 4. Mos. 28,9f.; 3. Mos. 24,8; 1. Chron. 9,32., daß die Priester im Tempel auch am Sabbat tätig sind Die besonderen Opfer am Sabbat und das Zurichten der Schaubrote machten vieles nötig, was als Handarbeit angesehen werden konnte., ohne sich zu versündigen? Doch ich sage euch: Hier ist etwas Größeres als der Tempel Nämlich: Jesus selbst.. Verstündet ihr aber die Bedeutung des Wortes: Barmherzigkeit will ich und nicht Opfer Hos. 6,6, vgl. Matth. 9,13., so hättet ihr die Schuldlosen Die Jünger. nicht verurteilt. Denn Auch deshalb sind die Jünger schuldlos. der Menschensohn ist Herr des Sabbats Er hat darum auch das Recht, den Sabbat abzuschaffen und ein Neues einzuführen.." Als er von dort weiterging, kam er in ihr Versammlungshaus Gemeint ist hier wohl die Synagoge der Ortschaft, in deren Nähe Jesus vorher mit den Pharisäern geredet hatte.. Da war ein Mann mit einem abgestorbenen Arm, und sie fragten ihn: "Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen Die Pharisäer unterschieden 39 Hauptarbeiten, die am Sabbat verboten waren.?" Denn sie suchten einen Grund, ihn zu verklagen Bei dem Synagogengericht.. Er aber antwortete ihnen: "Fiele einem von euch am Sabbat sein einziges Schaf in eine Grube, zöge er's da nicht sofort heraus? Steht nun ein Mensch nicht hoch über einem Schaf? Also darf man auch am Sabbat Gutes tun." Dann sprach er zu dem Mann: "Strecke deinen Arm aus!" Da streckte er ihn aus, und er ward wiederhergestellt und gesund wie der andere. Als dann die Pharisäer den Gottesdienst verließen, berieten sie sich miteinander wider ihn, wie sie ihn zu Tode bringen könnten. Aber Jesus erfuhr das und verließ jene Gegend. Viele begleiteten ihn, und er heilte alle Die der Heilung bedürftig waren.. Aber er schärfte ihnen ein, sie sollten ihn nicht öffentlich bekanntmachen, damit sich der Ausspruch des Propheten Jesaja erfüllte Jes. 42,1-4, teils nach der Übersetzung des Matthäus, teils nach LXX.: Das ist mein Knecht, den ich erwählt, und mein Geliebter, den mein Herz erkoren. Ich lege meinen Geist auf ihn, und er soll den Völkern Recht Gottes Wahrheit. verkünden. Er wird nicht zanken und nicht schreien Darum entzieht sich auch Jesus den nutzlosen Streitigkeiten mit den Pharisäern., und seine Stimme schallt nicht auf den Straßen Alle Marktschreierei und alles Streben nach Ehre bei dem Volk liegt ihm fern.. Geknicktes Rohr zerbricht er nicht, und glimmenden Docht löscht er nicht aus Die reuigen Sünder, die Armen im Geiste (Matth. 5,3), behandelt er mit schonender Milde., bis er das Recht zu Sieg geführt Gerade durch dieses stille Wirken erringt er den herrlichsten Sieg.. Und auf seinen Namen werden die Völker hoffen. Da wurde ein Besessener zu ihm gebracht, der war blind und stumm. Und er heilte ihn, so daß der Stumme redete und sah. Da waren die Leute alle außer sich und sprachen: "Ist der etwa Davids Sohn D.h. der verheißene Messias.?" Als aber die Pharisäer davon hörten, sagten sie: "Nur im Bunde mit Beelzebul, dem Obersten der bösen Geister, treibt er die Teufel aus." Er aber durchschaute ihre Gedanken und sprach zu ihnen: "Jedes Reich, das in sich selbst uneins ist, das fällt in Trümmer; und jede Stadt oder jedes Haus, das in sich selbst uneins ist, kann nicht bestehen. Treibt nun der Satan den Satan aus, so ist er ja mit sich selbst im Streit: wie sollte da sein Reich bestehen können? Treibe ich aber im Bunde mit Beelzebul die bösen Geister aus, mit wessen Hilfe treiben sie denn eure Anhänger D.h. die Glieder der pharisäischen Partei. Von jüdischen Teufelsaustreibern lesen wir Luk. 9,49; Apg. 19,13. aus? Sie werden darum eure Richter sein Sie widerlegen euch mit euern falschen Anklagen.! Treibe ich aber durch Gottes Geist die bösen Geister aus, so ist ja Gottes Königreich zu euch gekommen In Jesus und seinem Wirken war das Königreich Gottes schon da in Israel.. Oder Wenn ich meine Wunder nicht durch Gottes Geist täte. wie kann jemand in das Haus eines starken Kriegsmannes dringen und ihm seinen Hausrat rauben, wenn er nicht zuvor den Starken bindet? Erst dann kann er sein Haus berauben Den starken Satan überwindet der stärkere Christus.. Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich Wer in dem Kampfe gegen Satan nicht auf Jesu Seite steht, der erklärt sich damit für seinen Feind.; und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut Wer nicht mithilft, daß sich die zerstreute Herde Israels um Jesus als ihren Hirten sammelt, der macht ihren Zustand nur noch schlimmer.. Darum Weil ihr mich so freventlich geschmäht habt und eure scheinbare Gleichgültigkeit gegen mich im Grunde nichts als Feindschaft ist. sage ich euch: Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben, die Lästerung des Geistes aber wird nicht vergeben. Wer ein Wort sagt gegen den Menschensohn, dem wird vergeben. Wer aber wider den Heiligen Geist redet, der findet keine Vergebung Wer das offenbare Wirken Jesu in der Kraft des Heiligen Geistes aus Feindschaft gegen ihn bewußt als etwas Böses lästert, für den ist keine Vergebung möglich, solange er in dieser Sünde beharrt. Denn es fehlt die Bedingung der Vergebung: Sinnesänderung und Glaube an Jesus (Hebr. 6,4-6; 10,26f.; 1. Joh. 5,16f.).: weder in dieser Weltzeit noch in der zukünftigen Die zukünftige Weltzeit beginnt mit Christi Wiederkunft.. Erklärt ihr den Baum für gut, so müßt ihr auch seine Frucht für gut halten. Erklärt ihr aber den Baum für schädlich, so müßt ihr auch seine Frucht für schädlich halten Jesus weist die Pharisäer auf die Ungereimtheit ihres Urteils hin. Müssen sie zugeben, daß Jesu Werke gut sind, so können sie auch seine göttliche Sendung nicht leugnen.. Denn an der Frucht erkennt man den Baum 7,17-20.. Ihr Schlangenbrut 3,7.! wie könnt ihr Gutes reden, da ihr böse seid? Denn des Mundes Worte fließen aus des Herzens Quell. Ein guter Mensch entnimmt aus seiner guten Vorratskammer Gutes; ein böser Mensch entnimmt aus seiner bösen Vorratskammer Böses. Ich versichere euch aber: Von jedem bösen Worte, das die Menschen reden, müssen sie am Tage des Gerichtes Rechenschaft geben. Denn nach deinen Worten sollst du freigesprochen und nach deinen Worten sollst du verurteilt werden." Da redeten ihn einige Schriftgelehrte und Pharisäer an und sprachen: "Meister, wir wünschen von dir ein Zeichen zu sehen Wodurch deine göttliche Sendung deutlich beglaubigt wird.." Er antwortete ihnen: "Ein böses, gottvergessenes Von dem Bunde Gottes abgefallenes. Geschlecht begehrt ein Zeichen. Es soll ihm aber kein anderes Zeichen gegeben werden als das Zeichen des Propheten Jona Hier ist zu denken an die wunderbare Errettung des Propheten Jona aus dem Bauch des Meeresungeheuers. Ähnlich wird Jesus durch seine Auferstehung aus dem Rachen des Todes errettet werden. Und wie Jona zu den Bewohnern Ninives als ein wunderbar vom Tod erretteter Gottesbote kam, so wird auch Jesus erst nach seiner Auferstehung seinen Beruf als Gottesbote (Hebr. 3,1) vollkommen erfüllen.. Denn wie Jona drei Tage und drei Nächte in des Riesenfisches Leib gewesen ist Jona 2,1-2., so wird auch der Menschensohn drei Tage und drei Nächte im Schoß der Erde Im Grabe oder im Totenreich. sein Für die Juden zur Zeit Jesu bestand ein Tag aus Abend und Morgen (1. Mos. 1,5). Der Abend begann 12 Uhr mittags und endete 12 Uhr mitternachts. Der Morgen begann 12 Uhr mitternachts und endete 12 Uhr mittags. Die Juden konnten von drei Tagen und drei Nächten reden, auch wenn diese Zeiträume nicht voll waren (so K. Bornhäuser: Zeiten und Stunden, usw., 1921, S.6f., 46ff.).. Die Leute aus Ninive werden zugleich mit diesen Geschlecht Mit Jesu unbußfertigen Zeitgenossen. vor Gericht erscheinen Am Tage des großen Endgerichts. und es verurteilen Wodurch die heidnischen Bewohner des alten Ninive, die also von den Toten auferstehen werden, die ungläubigen jüdischen Zeitgenossen Jesu im Endgericht verurteilen, das folgt nun in dem Begründungssatz mit "denn". Die in diesem Satz ausgesprochene Tatsache, nicht etwa ein Richterspruch der Niniviten wird die Verurteilung der unbußfertigen Juden zur Folge haben.; denn sie bekehrten sich bei Jonas Predigt Jona 3,4-10.. Und hier steht doch einer, der größer ist als Jona! Die Königin aus Süden Die Königin von Saba in Südarabien 1. Kön. 10, 1ff. wird zugleich mit diesem Geschlecht vor Gericht erscheinen und es verurteilen; denn sie kam vom Ende der Erde, um Salomos Weisheit zu hören. Und hier steht doch einer, der größer ist als Salomo Jesus, der ungleich höher steht als Jona und Salomo, wird von seinen Zeitgenossen verworfen: so schlimm steht es mit dem unbußfertigen Volke. Aber es wird noch schlimmer mit ihm werden: das zeigt das folgende Gleichnis in V.43-45.! Ist der unreine Geist von einem Menschen ausgefahren, so wandert er durch Wüsten Diese sind besonders der Wohnplatz böser Geister (Tobias 8,3; Baruch 4,35).: er sucht dort eine Ruhstatt und findet keine. Dann spricht er: 'Ich will zurückgehen in mein Haus Gemeint ist der Mensch., das ich verlassen habe.' Und kommt er dann, so findet er es leer, gefegt und wohlgeschmückt Alles lädt den bösen Geist zur Rückkehr ein.. Nun geht er hin und holt noch sieben andere Geister, die schlimmer sind als er: die ziehen ein und wohnen dort. So wird's mit einem solchen Menschen am Ende ärger als zuvor. Ganz ebenso wird es auch gehen mit diesem bösen Geschlecht Der jüdische Geschichtsschreiber Josephus berichtet, seine Landsleute seien zur Zeit der Zerstörung Jerusalems (70 n. Chr.) noch gottloser gewesen als einst die Leute von Sodom.." Als er noch zum dem Volke redete, siehe, da standen seine Mutter und seine Brüder draußen und wünschten ihn zu sprechen V. 47 fehlt in manchen Handschriften. Er lautet: "Und jemand sagte ihm: 'Sieh, deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wünschen dich zu sprechen.'". Er aber antwortete dem, der ihm dies meldete: "Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder?" Dann wies er mit ausgestreckter Hand auf seine Jünger und sprach: "Da seht meine Mutter und meine Brüder! Denn wer den Willen meines Vaters im Himmel tut, der ist mir Bruder, Schwester und Mutter Die wahren Angehörigen Jesu sind seine treuen Jünger.." An jenem Tage ging Jesus aus seinem Hause In Kapernaum. und setzte sich an den Strand des Sees Genezaret.. Da sammelte sich eine große Schar um ihn. Deshalb trat er in einen Fischerkahn und setzte sich dort nieder, während das ganze Volk am Ufer stand. Und er redete zu ihnen vielerlei durch Gleichnisse Das Gleichnis nimmt seinen Stoff aus der Natur oder dem täglichen Leben und veranschaulicht dadurch eine geistliche Wahrheit. und sprach: "Ein Sämann ging aus zu säen. Beim Säen fielen einige Körner an den Weg Längs des Ackerfeldes.. Da kamen die Vögel und pickten sie auf. Andere Körner fielen auf steinigen Grund, wo sie nicht viel Erde hatten. Dort schossen sie schnell in den Halm, weil es der Erdschicht an Tiefe fehlte. Als dann die Sonne heiß schien, litten die Halme von ihrer Glut; und weil sie nicht Wurzel hatten, verdorrten sie. Andere Körner fielen dahin, wo Dornen wuchsen. Da schossen die Dornen auf und erstickten die Saat. Andere Körner fielen auf guten Boden und brachten Frucht: hundertfältig, sechzigfältig, dreißigfältig. Wer Ohren hat, der höre!" Da traten seine Jünger zu ihm und sprachen: "Warum redest du zu ihnen in Gleichnissen?" Er antwortete: "Weil euch die Fähigkeit verliehen ist Von Gott., in die Geheimnisse des Königreichs der Himmel einzudringen Und zwar auch ohne Gleichnisse., jenen aber nicht Denn wer (viel) hat, der soll noch mehr empfangen, daß er die Fülle habe; doch wer nur wenig hat, dem soll sogar das wenige genommen werden V.12 ist eine sprichwörtliche Redeweise. Der Sinn ist: Die Jünger, die schon viel Erkenntnis empfangen haben, dringen immer tiefer in die Geheimnisse des Gottesreiches ein; das Volk dagegen würde seine geringe Erkenntnis der göttlichen Wahrheit ganz verlieren, wenn Jesus seiner schwachen Fassungskraft nicht durch Gleichnisreden zu Hilfe käme. Dies wird dann in V.13 weiter begründet.. Gerade deshalb rede ich zu ihnen in Gleichnissen, weil sie trotz ihrer Augen nicht sehen und trotz ihrer Ohren nicht hören und verstehen. So erfüllt sich an ihnen die Weissagung Jesajas: Hören sollt ihr und nicht verstehen, sehen und nicht erkennen, denn dieses Volkes Herz ist unempfänglich, ihre Ohren hören schwer, und ihre Augen haben sie verschlossen Freilich auch den Augen der Jünger ist die Bedeutung der Gleichnisse ohne Erklärung verschlossen. Sie stehen also in gewissem Sinne mit dem Volk auf einer Stufe. Aber die Jünger haben Sehnsucht, in die Worte Jesu einzudringen, und sie bitten ihn deshalb um Aufschluß (V.36) Bei der stumpfen, gleichgültigen Masse des Volkes dagegen findet sich solche Sehnsucht nicht. An ihr erfüllt sich darum auch die alte Weissagung des Propheten Jesaja (6,9-10). Der Text der Verse 13-15 ist sehr schwankend. Der kürzeste und vielleicht ursprünglichste Wortlaut, den auch der Kirchenvater Irenäus überliefert hat, ist in V.14b und 15a: Mach dieses Volkes Herz stumpf, verschließe ihre Ohren und blende ihre Augen. Dann folgt sofort V.16, was einen sehr guten Zusammenhang ergibt. Um den gewöhnlichen Text dem des Irenäus ähnlich zu gestalten, habe ich V.15b eingeklammert.. (So können sie nicht sehen mit ihren Augen, mit ihren Ohren können sie nicht hören, mit ihrem Herzen nicht verstehen und sich bekehren, daß ich sie heile.) Glückselig aber sind eure Augen, weil sie sehen, und eure Ohren, weil sie hören. Denn viele Propheten und Gerechte - das versichere ich euch - haben sich gesehnt, zu schauen was ihr seht, und haben es nicht geschaut, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört Sie wollten Jesus und seine Wahrheit sehen und hören.. Euch nun will ich das Gleichnis vom Sämann deuten: Hört einer das Wort vom Königreich und hat kein Verständnis dafür, so kommt der Böse Der Teufel. und nimmt den Samen weg, der in sein Herz gesät war: bei solchem fällt der Same an den Weg. Was auf steinigen Boden fällt, das bedeutet einen, der das Wort hört und es sogleich mit Freuden aufnimmt; es schlägt aber nicht Wurzel in ihm, sondern er hält nur eine Zeitlang aus. Kommen Trübsal und Verfolgung um des Wortes willen, so wird er bald im Glauben wankend. Was dahin fällt, wo Dornen wachsen, das bedeutet einen Hörer, bei dem die Sorge um die irdischen Dinge Wörtlich: "um die Dinge dieser Weltzeit". - Wie die Juden einen Unterschied machten zwischen [haa oolam hadseh], der Zeit vor dem Kommen des Messias, und [haa oolam habbaa], der Zeit nach dem Kommen des Messias, so wird auch im Neuen Testament unterschieden zwischen [houtos aioon] oder [ho aioon houtos], dem gegenwärtigen Äon und der gegenwärtigen Weltzeit (Matth. 12,32; Luk. 20,34; Eph. 1,21; auch einfach [ho aioon] Matth. 28,20; Mark. 4,19, oder [ho aioon ho enestoos] Gal. 1,4; [ho nyn aioon] 1. Tim. 6,17; Tit. 2,12), d.h. der Zeit vor Christi Wiederkunft, der Zeit des durch die Sünde hervorgerufenen Elends und Leidens, und [ho aioon ho enestoos], dem zukünftigen Äon oder der zukünftigen Weltzeit (Matth. 12,32; Eph. 1,21; auch [ho aioon ho erchomenos] Luk. 18,30; Mark. 10,30; [ho aioon ekeinos] Luk. 20,35; [hoi aioones hoi eperchomenoi] Eph. 2,7), d.h. der Zeit nach Christi Wiederkunft, wo sich sein Reich in Herrlichkeit offenbaren soll. und der verführerische Reiz des Reichtums das Wort zu ersticken, so daß es fruchtlos bleibt. Was aber auf guten Boten fällt, dies bedeutete einen Hörer, der für das Verständnis hat: der bringt dann Frucht, der eine hundertfältig, der andere sechzigfältig, der dritte dreißigfältig. Ein anderes Gleichnis trug er ihnen vor, indem er sprach: "Das Königreich der Himmel gleicht einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte. Als aber die Leute schliefen, kam sein Feind: der streute Unkrautsamen mitten unter den Weizen und ging dann weg. Als nun die Saat aufging und Frucht ansetzte, zeigte sich auch das Unkraut. Da kamen die Knechte zum Hausherrn und sprachen: 'Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er denn das Unkraut?' Er antwortete ihnen: 'Das hat ein Feind getan.' Da fragten ihn seine Knechte: 'Sollen wir nun hingehen und es ausjäten?' Er sagte: 'Nein; ihr würdet sonst beim Sammeln des Unkrauts auch den Weizen mit ausreißen. Laßt beides miteinander wachsen bis zur Ernte. Zur Erntezeit will ich dann den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel zum Verbrennen, den Weizen aber bringt in meinen Speicher!'" Ein anderes Gleichnis trug er ihnen vor: "Das Königreich der Himmel ist einem Senfkorn gleich, das einer nimmt und auf seinen Acker sät. Es ist das kleinste unter allen Samenkörnern. Ist es aber ausgewachsen, so ist es größer als die anderen Gartenkräuter und wird sogar ein Baum, so daß die Vögel des Himmels kommen und in seinen Zweigen nisten Die Vögel sind dem Baum schädlich, denn sie fressen seine Frucht ab. Das Reich Gottes wird sich zwar äußerlich weit ausbreiten, aber es werden, wie auch das vorangehende Gleichnis vom Unkraut zeigt, schädliche und zerstörende Mächte darin Eingang finden (Offb. 18,2).." Ein anderes Gleichnis redete er zu ihnen: "Das Königreich der Himmel gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nimmt und ihn so lange in drei Scheffel Weizenmehl knetet, bis der ganze Teig durchsäuert ist Der Sauerteig ist überall im Neuen Testament das Bild von etwas Bösem (Matth. 16,6.11.12; Mark. 8,15; Luk. 12,1; Gal. 5,9; 1. Kor. 5,6-8). Ebenso wie in den beiden vorigen Gleichnissen wird also auch hier darauf hingewiesen, wie das Böse in das sich äußerlich ausbreitende Reich Gottes eindringt und alles durchsäuert. Hier sei noch bemerkt, daß einem der vornehmsten Priester in alten heidnischen Rom, dem flamen dialis, der Gebrauch des Sauerteigs untersagt war, weil der aus dem Verderben entstanden sei und die Masse, der er beigemischt werde, verderbe. Bekannt ist, daß den Israeliten bei Todesstrafe verboten war, während der Zeit des Passahfestes gesäuertes Brot zu essen (2. Mos. 12,15).." Dies alles redete Jesus zu dem Volk in Gleichnissen, und ohne Gleichnis redete er nichts zu ihnen, damit sich der Ausspruch des Propheten erfülle Ps. 78,2. Nach der Überschrift stammt dieser Psalm von Asaph, der auch 2. Chron. 29,30 ein Seher (oder Prophet) genannt wird.: Ich will meinen Mund zu Gleichnisreden öffnen; ich will verkünden, was seit Anbeginn der Welt verhüllt gewesen ist Gemeint sind die Geheimnisse des Himmelreichs, die von Anfang an schon verhüllt dagewesen sind und die Jesus offenbart hat, wenn auch nicht, wie in Ps. 78, durch lehrhafte Beispiele aus der Geschichte Israels, sondern durch Gleichnisreden, die an Vorgänge aus dem alltäglichen Leben anknüpfen.. Dann entließ er die Volksmenge und kehrte in sein Haus zurück Vgl. V.1. Da traten seine Jünger zu ihm und sprachen: "Deute uns das Gleichnis vom Unkraut auf dem Acker!" Er antwortete: "Der Sämann, der den guten Samen ausstreut, ist der Menschensohn. Der Acker ist die Welt. Der gute Same sind die Kinder des Königreichs. Das Unkraut sind die Kinder des Bösen 1. Joh. 3,9-10.. Der Feind, der das Unkraut sät, ist der Teufel. Die Ernte ist das Ende dieser Weltzeit. Die Schnitter sind die Engel. Wie man nun das Unkraut sammelt und mit Feuer verbrennt, so wird es auch am Ende dieser Weltzeit gehen. Der Menschensohn wird seine Engel Oder: Boten. senden; die sollen aus seinem Königreich alle Verführer und Übeltäter sammeln und sie in den Feuerofen werfen: dort wird lautes Klagen und Zähneknirschen sein 8,12.. Dann werden die Gerechten hervorleuchten wie die Sonne in ihres Vaters Königreich Dan. 12,3.. Wer Ohren hat, der höre! Das Königreich der Himmel gleicht einem Schatz, der in einem Ackerfeld vergraben liegt. Den findet einer, deckt ihn wieder zu (mit Erde) und geht dann hin in seiner Freude, verkauft all seine Habe und kauft den Acker Um sich mit dem Acker auch den Schatz rechtmäßig aneignen zu können. Denn der Schatz, der sich in einem gekauften Gegenstand befand, gehörte dem Käufer.. Weiter gleicht das Königreich der Himmel einem Händler, der wertvolle Perlen sucht. Hat er aber eine besonders wertvolle Perle gefunden, so geht er hin, verkauft all seine Habe und kauft die Perle Der nächste Sinn des 5. und 6. Gleichnisses ist: Man soll alles andere mit Freuden hingeben, wenn es gilt, das Himmelreich zu gewinnen.. Weiter gleicht das Königreich der Himmel einem Schleppnetz, das ins Meer geworfen wird und womit man allerlei Fische fängt Die verschiedenen Fische sind ein Bild der verschiedenen Menschen und Völker.. Ist es voll, so zieht man es ans Ufer "Vom Ufer aus zog man das mit Hilfe eines Bootes ausgelegte Schleppnetz [sageenee] mit langen Seilen ans Land und las dort aus, was es mitgebracht hatte." G. Dalman: Orte und Wege Jesu, S.143.. Dort setzen sich die Fischer und sammeln die guten Fische in Gefäße, die schlechten Die nach dem Gesetz unreinen (3. Mos. 11,9-12). aber werfen sie weg. So wird es auch am Ende dieser Weltzeit sein. Die Engel werden ausgehen, sie werden die Bösen von den Gerechten scheiden und sie in den Feuerofen werfen: dort wird lautes Klagen und Zähneknirschen sein. Hab ihr dies alles verstanden Frage an die Jünger, zu denen Jesus allein im Haus V.37 bis 50 gesprochen hat. Sie haben die fünf letzten Gleichnisse ohne Deutung verstanden.?" Sie antworteten ihm: "Jawohl!" Dann fuhr er fort: "Darum Weil die Jünger in das Verständnis der Lehrweise Jesu eindringen, so daß sie selbst zu Lehrern heranreifen. gilt hier der Satz: Jeder Schriftgelehrte, der für den Dienst des Königreichs der Himmel ausgebildet worden ist, gleicht einem Hausherrn, der aus seinem Vorrat Neues und Altes mitteilt Zwei Erfordernisse sind also für die Lehrer des Reiches Gottes nötig: 1. ein reicher geistlicher Vorrat, 2. Abwechslung, indem je nach dem Bedürfnis der Hörer bisher Unbekanntes und schon Bekanntes mitgeteilt wird.." Als Jesus diese Gleichnisreden vollendet hatte, zog er von dort Von Kapernaum. weg und kam in seine Vaterstadt Nazaret.. Dort lehrte er die Leute in ihrem Versammlungshaus, so daß sie voller Staunen sprachen: "Woher hat der Mann solche Weisheit und Wunderkräfte? Ist er nicht des Tischlers Sohn So nach G. Dalman: Orte und Wege Jesu, 1924, S. 78ff. L. Schneller Faßt das Wort [tektoon] unter der Voraussetzung, daß das Bauhandwerk gemeint sei, in der Bedeutung "Maurer", weil der Häuserbau Palästinas keine andere Berufsart fordere. Vgl. dagegen Dalmans Bemerkungen auf S. 78 der erwähnten Schrift.? Heißt nicht seine Mutter Maria? Sind nicht Jakobus, Josef, Simon und Judas seine Brüder Jakobus wurde der erste Bischof der Gemeinde zu Jerusalem. Judas ist der Verfasser des Judasbriefes.? Wohnen nicht auch seine Schwestern alle hier bei uns Sie waren wohl in Nazaret verheiratet. Josef, der Nährvater Jesu, wird seit Jesu Jugendzeit (zuletzt Luk. 2,41ff.) nie mehr genannt; er ist vielleicht schon früh gestorben.? Woher hat er denn dies alles?" Und sie wollten nichts von ihm wissen. Da sprach Jesus zu ihnen: "Ein Prophet gilt nirgends weniger als in seiner Heimat und im Kreise seiner Hausgenossen." Er tat dort auch nur wenig Wunder, weil sie nicht glaubten. Um jene Zeit hörte der Vierfürst Herodes Herodes, mit dem Zunamen Antipas, herrschte nach dem Tod seines Vaters Herodes d. Gr. (4 v. Chr.) in Galiläa und Peräa. Er verstieß seine Gemahlin, die Tochter des Araberkönigs Aretas (2. Kor. 11,32, und ging eine ehebrecherische Verbindung ein mit Herodias, der Frau seines Bruders, die er ihrem Mann abspenstig machte. Salome, die Tochter der Herodias aus erster Ehe, folgte ihrer Mutter an den Hof des Herodes Antipas. Dieser hatte den besonderen Titel Vierfürst (eigentlich: Fürst des Vierteils eines Landes); doch heißt er auch König (Matth. 14,9; Mark. 6,14.22). von Jesus, und er sprach zu seinen Hofleuten: "Das ist Johannes der Täufer! Der ist von den Toten auferstanden, darum Weil er auferstanden ist. sind die Wunderkräfte in ihm wirksam." Herodes hatte nämlich damals Johannes ergreifen, mit Ketten binden und gefangensetzen lassen wegen Herodias, der Frau seines Bruders Philippus Nach Josephus hieß der erste Gatte der Herodias nicht Philippus, sondern Herodes. Vielleicht trug er beide Namen: Herodes Philippus.. Denn Johannes hatte ihm gesagt: "Du darfst sie nicht zur Frau haben 3. Mos. 18,16; 20,21.." Er hätte ihn nun gern getötet; aber er scheute sich vor dem Volke, denn das hielt ihn für einen Propheten. Da geschah es bei der Geburtstagsfeier des Herodes, daß die Tochter der Herodias vor den Gästen tanzte. Das gefiel Herodes so sehr, daß er ihr eidlich versprach, er wolle ihr geben, um was sie bitte. Da sprach sie, von ihrer Mutter dazu angestiftet: "Gib mir hier auf einer Schüssel das Haupt Johannes des Täufers!" Darüber ward der König betrübt Wollte er auch nach V.5 Johannes töten, so wurde es ihm doch schwer, den unerwarteten Wunsch der Salome zu erfüllen; vielleicht hatte sich auch inzwischen seine Gesinnung gegen Johannes geändert (vgl. Mark. 6,20).. Doch um des Eides und der Tischgenossen willen Um vor ihnen nicht wortbrüchig zu erscheinen, also aus verkehrter Scham und verbrecherischer Gewissenhaftigkeit. befahl er's ihr zu geben. So sandte er denn hin und ließ Johannes in seinem Kerker enthaupten Es scheint, daß Herodes damals in der Festung Machärus, wo Johannes gefangen lag, seinen Geburtstag gefeiert hat.. Sein Haupt ward dann auf einer Schüssel hergebracht und dem Mädchen gegeben; die brachte es ihrer Mutter. Und seine Des Johannes. Jünger kamen, holten seinen Leichnam und begruben ihn. Dann gingen sie hin und gaben Jesus Bericht Von dem Tode ihres Meisters.. Auf diese Kunde entfernte sich Jesus von dort Von Kapernaum in Galiläa, wo auch er vor den Nachstellungen des Herodes nicht sicher war. in einem Boot Das ihn über den See Genezaret brachte. nach einer unbewohnten Gegend Am jenseitigen Ufer des Sees, das nicht zu dem Gebiete des Herodes gehörte., um allein zu sein Hier in der Einsamkeit wollte er wohl vor allem seine Apostel, die bei ihm waren (V.15) unterweisen und sie so für ihren künftigen Beruf vorbereiten.. Aber die Leute hörten davon und gingen ihm zu Fuß aus den Städten nach Sie folgten ihm auf dem Landweg das Ufer des Sees Genezaret entlang.. Als nun Jesus aus dem Fahrzeug stieg Vielleicht östlich von Bethsaida Julias (Luk. 9,10)., empfand er tiefes Mitleid bei dem Anblick der großen Menge, und er heilte ihre Kranken. Am Abend traten seine Jünger zu ihm und sprachen: "Die Gegend hier ist unbewohnt, und es ist schon spät. Laß deshalb die Leute ziehen, damit sie in die nächsten Dörfer gehen und sich Lebensmittel kaufen." Jesus antwortete ihnen: "Sie brauchen nicht zu gehen; gebt ihr ihnen zu essen!" Sie erwiderten ihm: "Wir haben hier nichts weiter als fünf Brote und zwei Fische." Er sprach: " Bringt sie mir her!" Und er ließ die Leute sich auf dem Gras lagern. Nun nahm er die fünf Brote und die beiden Fische, sah auf zum Himmel und sprach den Lobpreis Das Tischgebet des Hausvaters. Das jüdische Gebet vor der Mahlzeit lautet: "Gepriesen seist du, Herr, unser Gott, du König der Welt, der das Brot aus der Erde bringt.". Dann brach er die Brote und gab sie seinen Jüngern, die Jünger aber reichten sie den Leuten. So aßen alle und wurden satt. Die übriggebliebenen Brocken hob man vom Boden auf: zwölf große Körbe voll. Es hatten aber ungefähr fünftausend Mann gegessen, ohne die Frauen und Kinder. Nun drängte er seine Jünger, sofort in das Boot zu gehen und an das andere Ufer vorauszufahren Wohl zurück nach Kapernaum (Joh. 6,17). während er das Volk entlassen wollte. Als dies geschehen, ging er auf die Bergeshöhe, um in der Einsamkeit zu beten. Beim Eintritt der Dunkelheit war er dort allein. Inzwischen war das Boot schon mitten auf dem See und mußte heftig mit den Wellen kämpfen, denn es fuhr gegen den Wind. Da, in der vierten Nachtwache Zwischen 3 und 6 Uhr morgens. Die Nacht (von 6 Uhr abends bis 6 Uhr morgens) wurde damals nach römischer Weise von den Juden in vier Teile oder Wachen eingeteilt, jede zu drei Stunden., kam er, über den See hingehend, auf sie zu. Als ihn die Jünger so auf dem See wandeln sahen, waren sie entsetzt; denn sie dachten, es wäre ein Gespenst, und sie schrien laut vor Furcht. Aber alsbald rief ihnen Jesus zu: "Seid getrost, ich bin's, fürchtet euch nicht!" Da antwortete ihm Petrus: "Herr, bist du es, so laß mich auf dem Wasser zu dir kommen." Er sprach: "Komm!" Da stieg Petrus aus dem Boot und ging auf dem Wasser zu Jesus hin. Als er aber den starken Wind spürte, ward ihm bange, und er begann zu sinken. Da schrie er auf: "Herr, hilf mir!" Sofort streckte Jesus seine Hand aus, ergriff ihn und sprach zu ihm: "Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?" Dann stiegen sie beide in das Boot, und er Wind legte sich. Die anderen aber, die im Boot waren Die elf Apostel, die das Fahrzeug nicht verlassen hatten., fielen vor ihm nieder und sprachen: "Du bist wahrhaftig Gottes Sohn!" Als sie die Überfahrt vollendet hatten Und zwar in der Richtung, wohin sie der Wind getrieben., stiegen sie ans Land und kamen nach Genezaret Diese fruchtbare Landschaft hat dem bekannten See seinen Namen gegeben.. Sobald ihn die Bewohner dieser Gegend erkannten, schickten sie Boten in den ganzen Umkreis. Da brachte man ihm alle Kranken und bat ihn, daß sie nur die Quaste seines Mantels berühren dürften Vgl. 9,21.. Und alle, die sie berührten, wurden gesund. Dann traten zu Jesus Schriftgelehrte und Pharisäer, die aus Jerusalem gekommen waren, und sprachen: "Warum übertreten deine Jünger Vorschriften, die uns die Alten überliefert haben Gemeint sind die vielen, durch mündliche Überlieferung fortgepflanzten und besonders das tägliche Leben betreffende Vorschriften der alten Gesetzeslehrer.? Sie waschen sich ja vor der Mahlzeit die Hände nicht Gerade hierüber gab es eingehende Bestimmungen, auf deren genaue Beobachtung hoher Wert gelegt wurde. "Wer die Handwaschung geringschätzt", so heißt es im Talmud, "der wird aus der Welt ausgerottet."." Er antwortete ihnen: "Warum übertretet ihr denn euern Vorschriften zuliebe Gottes Gebot? Gott hat doch gesagt: Ehre deinen Vater und deine Mutter 2. Mos. 20,12.! und: wer Vater oder Mutter schmäht, der soll des Todes sterben 2. Mos. 21,17.. Ihr aber behauptet: Wer zum Vater oder zur Mutter spricht: 'Ich stifte für den Tempelschatz, was ich dir sonst zum Unterhalt gegeben hätte' - der braucht Vater oder Mutter nicht zu ehren Der ist also nicht verpflichtet, seine Eltern zu unterstützen.. So setzt ihr eurer Satzung zuliebe Gottes Gesetz außer Kraft. Ihr Heuchler! Treffend hat Jesaja von euch geweissagt: Dies Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir. Ihr Gottesdienst ist wertlos, denn sie verkünden Lehren, die nichts als Menschensatzung sind Jes. 29,13.." Dann rief er das Volk herbei und sprach zu ihnen: "Hört und versteht es! Nicht das macht den Menschen unrein, was zum Mund eingeht Speisen, die man mit ungewaschenen Händen ißt.; sondern was zum Munde ausgeht, das macht den Menschen unrein." Da traten seine Jünger zu ihm und sprachen: "Weißt du, daß die Pharisäer über dein Wort, das sie haben hören müssen, entrüstet gewesen sind?" Er antwortete: "Jede Pflanze, die mein himmlischer Vater nicht gepflanzt hat, soll ausgerottet werden. Laß sie! Sie sind blinde Blindenführer. Wenn aber ein Blinder den anderen führt, so fallen sie beide in die Grube." Da nahm Petrus das Wort und sprach zu ihm: "Deute uns dies Gleichnis In V.11.!" Er erwiderte: "Seid ihr denn auch noch immer so unverständig? Seht ihr nicht ein, daß alles, was zum Munde eingeht, in den Magen kommt und dann durch den Darm ausgeschieden wird? Was aber zum Munde ausgeht, das kommt aus dem Herzen, und das macht den Menschen unrein. Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken Die dann zu den genannten Sünden führen.: Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsches Zeugnis und Verleumdung. Hierdurch wird der Mensch verunreinigt. Aber mit ungewaschenen Händen essen, das macht den Menschen nicht unrein." Dann verließ Jesus jene Gegend Die Landschaft Genezaret (14,34). Jesus ging weg, um dem Volk und seinen Gegnern auszuweichen. und begab sich in das Gebiet von Tyrus und Sidon. Und sieh, eine Kananiterin Also eine Heidin. aus jener Landschaft kam zu ihm; die fing an zu rufen: "Herr, Sohn Davids, erbarme dich mein! Meine Tochter wird von einem bösen Geist arg gequält Die Frau hatte von Jesu Wundern in dem benachbarten Galiläa gehört und wußte auch, daß Jesus von manchen Juden für den verheißenen Messias gehalten wurde. Sie mußte außerdem erfahren haben, daß sich Jesus in jener Gegend aufhielt.." Er aber erwiderte ihr kein einziges Wort. Da traten seine Jünger zu ihm mit der Bitte: "Fertige sie doch ab! Sie schreit ja hinter uns her." Er aber antwortete: "Ich bin nur zu den verirrten Schafen des Hauses Israel gesandt 10,6.." Da kam die Frau, fiel ihm zu Füßen und bat: "Herr, hilf mir!" Er aber erwiderte: "Es wäre nicht recht, den Kindern das Brot zu nehmen und es den Hündchen hinzuwerfen Die Kinder sind die Juden, die Hunde sind die Heiden, die von den Juden gewöhnlich so bezeichnet wurden. - Hunde waren in Palästina keine Haustiere. Junge Hunde wurden wohl geduldet; wenn sie aber größer wurden, trieb man sie aus dem Haus.." Sie sprach: "Gewiß, Herr! Denn die Hündchen dürfen ja nur die Brocken fressen, die von ihrer Herren Tische fallen "Ja, du hast recht, Herr! Es ziemt sich nicht, den Kindern das Brot zu nehmen und es den Hunden hinzuwerfen. Deshalb ist's ja auch üblich, daß sich die Hunde mit den Brocken begnügen müssen. Und mehr will ich ja auch nicht."." Da antwortete ihr Jesus: "O Weib, dein Glaube ist groß! Dir geschehe, wie du willst." Und zu der Stunde ward ihre Tochter gesund. Dann verließ Jesus die Gegend und kam an das Ufer Wahrscheinlich an das Ostufer (Mark. 7,31). des Galiläischen Sees: er ging auf die Berghöhe Die sich an dem See hinzog. und blieb dort. Da kamen viele Leute zu ihm; die brachten Lahme, Blinde, Stumme Krüppel und viele andere Kranke und legten sie zu seinen Füßen nieder. Und er heilte sie. Da wunderten sich die Leute, als sie sahen, wie die Stummen redeten, die Krüppel genasen, die Lahmen gingen und die Blinden sahen. Und sie priesen den Gott Israels. Da rief Jesus seine Jünger zu sich und sprach: "Mich jammert der Leute, denn sie sind nun schon drei Tage bei mir und haben nichts mehr zu essen; und hungrig mag ich sie nicht gehen lassen, sonst könnten sie unterwegs ermattet zusammenbrechen." Seine Jünger sprachen zu ihm: "Woher sollen wir in dieser unbewohnten Gegend Brot genug bekommen, um so viele Menschen zu sättigen?" Jesus fragte sie: Wieviel Brote habt ihr denn?" Sie sprachen: "Sieben und ein paar kleine Fische." Da ließ er die ganze Schar sich auf die Erde lagern. Dann nahm er die sieben Brote und die Fische, sprach das Dankgebet, brach sie und gab sie den Jüngern, die dann die Leute speisten. So aßen alle und wurden satt. Die übriggebliebenen Brocken hob man vom Boden auf: sieben kleine Körbe voll. Es hatten aber etwa viertausend Mann gegessen, ohne die Frauen und Kinder. Dann ließ er die Menge gehen, stieg in sein Boot und kam in das Gebiet von Magadan Die Lage von Magadan ist unbekannt; vielleicht ist es an dem Westufer des Galiläischen Sees zu suchen.. Dort traten Pharisäer und Sadduzäer an ihn heran, um ihn auszuhorchen, und forderten ihn auf, er möge sie ein Wunderzeichen vom Himmel sehen lassen Zuerst treten die Schriftgelehrten in Galiläa gegen Jesus auf (9,3), dann die dortigen Pharisäer (9,11; 12,2.14.24), darauf beide zusammen (12,38). Später kommen auch Pharisäer und Schriftgelehrte aus Jerusalem (15,1). Nun treten im Bunde mit den Pharisäern auch die Sadduzäer als Feinde Jesu auf.. Er aber erwiderte ihnen: "(Am Abend sagt ihr: 'Es wird gutes Wetter, denn der Himmel ist gerötet', und frühmorgens: 'Heute wird es stürmisch, denn der Himmel ist rötlich und trübe.' Des Himmels Aussehen wißt ihr zu deuten, und die Zeichen der Zeit D.h. die bedeutsamen Zeitumstände und Zeitereignisse. versteht ihr nicht Die eingeklammerten Worte in V.2 und 3 fehlen in wichtigen alten Handschriften.?) Ein böses, gottvergessenes Geschlecht begehrt ein Zeichen; es wird ihm aber kein anderes Zeichen gegeben werden als das Zeichen des Propheten Jona 12,39.." Damit wandte er sich von ihnen und ging weg. Als die Jünger an das andere Ufer Gemeint ist wohl das Ostufer des Sees Genezaret (15,39). kamen, entdeckten sie, daß sie vergessen hatten, Brot mitzunehmen. Da sprach Jesus zu ihnen: "Habt acht und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer!" Die Jünger dachten bei sich und sprachen es auch gegeneinander aus: "Das sagt er, weil wir kein Brot mitgenommen haben Die Jünger meinten, sie sollten wieder ans Land gehen, um Brot zu kaufen, sich aber bei dem Einkauf vor dem gesäuerten Brot der Pharisäer und der Sadduzäer hüten.." Jesus merkte das und sprach: "Ihr Kleingläubigen, was macht ihr euch Gedanken darüber, daß ihr kein Brot mithabt Die Jünger denken, Jesus habe sie an das Brot erinnert, weil er fürchte, sie könnten auf der Fahrt Mangel leiden. Das war Kleinglaube, denn sie hatten doch eben erst erfahren, wie wunderbar Jesus Brot verschaffen konnte.? Fehlt's euch denn immer noch an Einsicht Für die bildlichen Reden Jesu, in diesem Fall für die Worte in V.11.? Denkt ihr nicht an die fünf Brote für die Fünftausend, und wieviel große Körbe voll ihr noch mitgenommen habt? Und denkt ihr nicht an die sieben Brote für die Viertausend, und wieviel kleine Körbe voll ihr noch mitgenommen habt? Seht ihr denn nicht ein, daß ich bei meinen Worten nicht an Brot gedacht habe? Hütet euch aber vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer!" Nun erst verstanden sie, daß er nicht gemeint hatte, sie sollten sich hüten vor dem Sauerteig der Brote, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer. Hierauf kam Jesus in das Gebiet von Cäsarea Philippi Diese Stadt, die früher Paneas hieß und am Fuße des Libanon in der Nähe der Jordanquellen lag, war von dem Vierfürsten Philippus, dem Bruder des Herodes Antipas, neugegründet worden. Von ihm trug sie auch den Beinamen zum Unterschied von der Stadt Cäsarea am Mittelländischen Meer, dem Wohnsitz des römischen Statthalters. Cäsarea heißt "die Kaiserliche". Cäsarea am Libanon zu Ehren des Tiberius.. Dort frage er seine Jünger: "Wofür halten die Leute den Menschensohn?" Sie sprachen: "Die einen halten dich für Johannes den Täufer, die anderen für Elia, wieder andere für Jeremia oder sonst einen der Propheten." Da sprach er zu ihnen: "Für wen haltet ihr mich denn?" Simon Petrus antwortete: "Du bist der Messias, der Sohn Gottes, des Lebendigen "Der Sohn Gottes, des Lebendigen" ist mehr als "Du bist der Messias". Gott der Lebendige ist Jahwe. Petrus bekennt also: Jesus ist Jahwes Sohn. Er ist der, von dem es Ps. 2,7 heißt: "Jahwe hat zu mir gesagt: 'Du bist mein Sohn.'" (Vgl. auch Spr. 30,4: "Wie heißt er und heißt sein Sohn?")." Da erwiderte ihm Jesus: "Selig bist du, Simon, Jonas Sohn Jesus nennt ihn mit seinem ganzen Namen im Gegensatz zu dem neuen Namen, den er ihm geben will.; denn nicht ein sterblicher Mensch von Fleisch und Blut hat dir dies offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Und ich sage dir: Du bist Petrus D.h. ein Stein oder Fels (4,18)., und im Anschluß an diesen Stein Oder: "Zu diesem (ersten) Stein andere Steine fügend." Die hier gebrauchte griechische Präposition epi mit Dativ bezeichnet u.a. auch den Anlehnungspunkt: an den Felsstein Petrus sollen sich andere Steine anschließen, aus denen Jesus das geistliche Haus seiner Kirche baut. Diese Bausteine der Kirche sind lebendige Menschen. Menschen, die das von Petrus in V.16 abgelegte Bekenntnis auch zu dem ihren machen müssen. Petrus ist der erste Baustein des geistlichen Hauses der Kirche, weil er dieses Bekenntnis zuerst klar und bestimmt ausgesprochen hat. Aber wenn auch dem Petrus durch Gottes Gnade (V.17) diese Auszeichnung zuteil geworden ist, so sind doch außer ihm alle anderen Apostel (und mit den Aposteln die Propheten) Grundsteine des geistlichen Hauses der Kirche, während Christus selbst der Eckstein dieses Grundes ist (Eph. 2,20f.; Offb. 21,14; vgl. auch 1. Kor. 12,28). will ich das Haus meiner Kirche bauen Kirche heißt griechisch ekklesia, ein Wort, das im Neuen Testament 115mal vorkommt (nicht in den Evangelien des Mark., Luk. und Joh.; 1. und 2. Joh., 2. Tim., Tit., Jud.). Ekklesia kommt her von ekkletos = aufgerufen, aufgeboten. Daher bedeutet ekklesia bei den Griechen die Volksversammlung, die zu gemeinsamer Beratung einberufen wurde und die aus einer "Auswahl" des ganzen Volkes bestand. Ekklesia entspricht dem hebräischen kahal im Alten Testament, das außer der allgemeinen Bedeutung "Versammlung" noch die besondere Bedeutung der gottesdienstlichen Gemeinde und Gemeinschaft Israels hat. Ähnlich dem hebräischen Ausdruck Kehal Jahweh ("die Gemeinde Jahwes") redet Paulus von der ekklesia Gottes, die als von Gott einberufene Versammlung zugleich seine, des Vaters, Familie ist, deren Glieder ohne Unterschied des Volkes, Standes und Geschlechts "in Christus" alle gleichberechtigte Brüder sind. In Matth. 16,18 spricht Jesus von seiner ekklesia, wie ja auch von seinem Königreich die Rede ist., und des Totenreiches Tore sollen sie nicht bezwingen Im Gegensatz zu dem Hause des Lebensfürsten (der Kirche) steht ein Haus des Todes und seines Herrn und Fürsten (Hebr. 2,14). Die Tore sind ein Bild der Macht und Stärke. Die Macht des Totenreiches, das den Bau der Kirche Jesu zerstören möchte, soll durch die Auferstehung und die Verwandlung derer, die Christus angehören, in seiner ganzen Ohnmacht offenbar werden (1. Thess. 4,15-18; 1. Kor. 15,21-57).. Ich will dir die Schlüssel des Königreichs der Himmel geben: Was du auf Erden binden wirst, das soll im Himmel gebunden sein; und was du auf Erden lösen wirst, das soll im Himmel gelöst sein Das Königreich der Himmel ist jetzt hier auf Erden die Kirche. Zu diesem Haus, das Jesus nach V.18 bauen will, soll Petrus die Schlüssel haben. Das Tragen der Schlüssel ist das Zeichen des Hausverwalters (Jes. 22,22; Offb. 3,7). Petrus soll also die Aufsicht über Jesu Haus haben. Kraft dieses Auftrags darf er nun binden und lösen. Wie unter anderen J. Wellhausen und Th. Zahn bemerken, heißt "binden und lösen" nach dem aramäischen Sprachgebrauch soviel wie "für erlaubt und für verboten erklären". Diese Ausdrücke wurden auch gebraucht von der Tätigkeit der jüdischen Schriftgelehrten, sofern sie dem Volke gesetzliche Weisungen und Vorschriften erteilten. Petrus hat als Verwalter des Hauses Jesu zugleich die Aufgabe, die Kirche zu leiten und ihr im Namen und im Sinne seines Meisters Gebote und Verordnungen zu geben, die im Himmel gültig sind. Doch nicht Petrus allein, sondern alle Apostel haben dieselbe Vollmacht empfangen (Matth. 18,18). Ja Paulus nennt nicht nur sich selbst, sondern auch seine Mitarbeiter "Verwalter und Haushalter Gottes" (1. Kor. 4,1; Tit. 1,7), eine Bezeichnung, die 1. Petr. 4,10 sogar allen Christen beigelegt wird. Petrus selbst sagt ferner ausdrücklich, daß nicht nur er, sondern auch die anderen Apostel den Gläubigen das Gebot des Herrn und Heilandes mitgeteilt haben (2. Petr. 3,2; vlg. auch 1. Thess. 4,2; 2. Thess. 3,4.6; 1. Kor. 11,17.34b; Apg. 2,42a). So verstanden ist demnach Binden und Lösen umfassender als "Sünden vergeben und Sünden behalten" in Joh. 20,23; es umfaßt das ganze Gebiet apostolischer Leitung und Lehre.." Dann schärfte er seinen Jüngern ein, sie sollten niemand sagen, daß er der Messias sei Vgl. 12,16. Jesus weiß, daß ihn nur eine kleine Schar als Messias aufnehmen wird, während die Masse des Volkes, voran dessen Häupter und Leiter, ihn verwerfen (V.21).. Von der Zeit an begann Jesus seinen Jüngern darzulegen: er müsse nach Jerusalem gehen und dort viel leiden von den Ältesten, Hohenpriestern und Schriftgelehrten D.h. dem Hohen Rat.; ja er müsse den Tod erdulden, aber am dritten Tag wieder auferstehen. Da nahm ihn Petrus beiseite, begann ihm ernste Vorstellungen zu machen und sprach: "Gott bewahre, Herr! Das darf dir nimmermehr geschehen!" Er aber wandte sich weg und sprach zu Petrus: "Mir aus den Augen, Satan D.h. Widersacher.! Du willst mich verführen Du willst mich von dem mir vorgezeichneten Weg abbringen.! Denn du denkst nicht göttlich, sondern menschlich." Dann sprach Jesus zu seinen Jüngern: "Wer mein Nachfolger sein will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir. Denn wer sein Leben retten will, der wird's verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es gewinnen Vgl. 10,38-39. Die Gedankenverbindung zwischen V.23 und 24 ist: Nicht nur Jesus selbst muß leiden, sondern auch jeder seiner Jünger.. Was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt und dabei sein Seelenheil verliert? Oder welchen Preis kann jemand zahlen, um sich damit sein Seelenheil zu erkaufen Und über das Heil der Seelen wird der Menschensohn im Endgericht entscheiden: "denn" V.27.? Denn der Menschensohn wird kommen in seines Vaters Herrlichkeit und in Begleitung seiner Engel; dann wird er einem jeden nach seinem Tun vergelten. Wahrlich, ich sage euch: Einige von denen, die hier stehen, sollen den Tod nicht schmecken, ehe sie den Menschensohn in seiner Königsherrschaft haben kommen sehen Das geschah sechs Tage später bei der Verklärung Jesu auf dem Berg, die im folgenden berichtet wird. Da sahen die drei Jünger Jesus wirklich in himmlischer Königsherrlichkeit. Vgl. Luk. 23,42.." Sechs Tage später nahm Jesus Petrus und das Brüderpaar Jakobus und Johannes mit sich und führte sie allein auf einen hohen Berg Vgl. 2. Petr. 1,16-18. Nach alter Überlieferung ist der Berg Tabor einige Stunden östlich von Nazaret der Berg der Verklärung.. Dort trat vor ihren Augen in seinem Äußeren eine Wandlung ein: sein Antlitz strahlte wie die Sonne, und seine Kleider glänzten hell wie das Licht. Und siehe, Mose und Elia erschienen ihnen, die hatten ein Gespräch mit ihm. Da nahm Petrus das Wort und sprach zu Jesus: "Herr, es trifft sich gut, daß wir hier sind Petrus bildet sich ein, er müsse mit seinen Kräften und Mitteln dahin wirken, daß Jesus mit Mose und Elia noch länger zusammenbleiben könne.. Wenn du erlaubst, so will ich hier drei Hütten bauen Hütten aus Baumzweigen wie am Laubhüttenfest., für dich eine, für Mose eine und für Elia eine." Während er noch redete, umhüllte sie plötzlich eine lichthelle Wolke, und aus der Wolke rief eine Stimme: "Dies ist mein geliebter Sohn, den ich erkoren 3,17.; auf den hört 5. Mos. 18,15.!" Bei diesen Worten fielen die Jünger tieferschrocken auf ihr Angesicht. Jesus aber trat zu ihnen rührte sie an und sprach: "Steht auf und fürchtet euch nicht!" Da schlugen sie ihre Augen auf und sahen niemand als Jesus allein. Als sie vom Berg hinabgingen, gebot ihnen Jesus: "Sagt niemand etwas von dem, was ihr gesehen, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist." Da fragten ihn die Jünger: "Warum behaupten denn die Schriftgelehrten, Elia müsse vorher Vor der Offenbarung des Messiasreiches. kommen Die Jünger wollen vielleicht sagen: Wenn wir von der Erscheinung Elias, den wir auf dem Berg gesehen haben, nicht mitteilen sollen, dann ist eine Wirksamkeit Elias, von der Mal. 3,23f. redet, wohl überhaupt nicht zu erwarten.?" Er antwortete: "Gewiß! Elia soll kommen und alles in Ordnung bringen D.h.: Vor der königlichen Ankunft des Messias oder vor seiner herrlichen Wiederkunft soll Maleachis Weissagung von der Sendung Elias tatsächlich in Erfüllung gehen. Aber anderseits ist Elia schon jetzt gekommen, und zwar in der Person Johannes des Täufers, der Israel zur Sinnesänderung führen und es dadurch für die Aufnahme seines Messias tüchtig machen sollte.. Aber ich versichere euch: Elisa ist schon gekommen; doch sie haben ihn nicht anerkannt, sondern ihren Mutwillen an ihm geübt Ein Hinweis auf die Enthauptung Johannes des Täufers durch Herodes Antipas.. Ebenso wird auch der Menschensohn von ihnen leiden müssen." Da verstanden die Jünger, daß er von Johannes dem Täufer zu ihnen geredet hatte. Als sie Jesus und die drei Jünger. nun zu dem Volkshaufen kamen, trat ein Mann zu ihm, der bat in fußfällig: "Herr, erbarme dich meines Sohnes! Er ist mondsüchtig D.h. mit der fallenden Sucht behaftet. und hat schwer zu leiden: er fällt oft ins Feuer und ins Wasser. Ich habe ihn zu deinen Jüngern gebracht, aber sie haben ihn nicht heilen können." Jesus antwortete: "Ihr ungläubige und verkehrte Art Dies bezieht sich wohl auf die Jünger, die den Kranken wegen ihres Unglaubens (V.20) nicht heilen konnten., wie lange soll ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch ertragen? Bringt ihn mir her!" Und Jesus bedrohte den bösen Geist: da fuhr er aus von dem Knaben, so daß er von Stund an gesund wurde. Darauf traten die Jünger zu Jesus, als er mit ihnen allein war, und fragten: "Warum haben wir den bösen Geist nicht austreiben können?" Er antwortete ihnen: "Weil ihr so wenig Glauben habt. Denn ich versichere euch: Hättet ihr nur Glauben wie ein Senfkorn D.h. so lebendig und keimfähig, wenn auch zunächst nur so klein wie ein Senfkorn (13,31-32)., so könntet ihr zu dem Berg da sprechen: 'Rücke von hier weg dorthin!' und er würde es tun Vgl. 1. Kor. 13,2. Berge versetzen heißt bei den Rabbinen: Großes vollbringen.; ja nichts wäre euch unmöglich V.21: "Aber diese Art (von bösen Geistern) wird nur durch Beten und Fasten ausgetrieben", fehlt in verschiedenen Handschriften; er ist mit einer kleinen Änderung aus Mark. 9,29 hier eingefügt worden.." Als sie Jesus und seine Apostel. zusammen in Galiläa wanderten, sprach Jesus zu ihnen: "Der Menschensohn wird in der Menschen Hände überliefert werden, und sie werden ihn töten; aber am dritten Tag wird er wieder auferstehen." Da wurden sie sehr betrübt. Nach ihrer Ankunft in Kapernaum traten die Einnehmer der Tempelsteuer zu Petrus und fragten ihn: "Entrichtet euer Meister die Tempelsteuer nicht Alle Juden, die 20 Jahre alt und darüber waren (2. Mos. 30,13; 38,26), hatten zur Bestreitung der Kosten des Tempeldienstes eine jährliche Abgabe von ½ Sekel (= 1 griechische Doppeldrachme oder etwa 1 Mark 15 Pf) zu entrichten. Die einzelnen Ortsgemeinden sammelten die Steuer in ganz Palästina in dem Monat vor dem Passahfest ein und schickten sie dann nach Jerusalem.?" Er antwortete: "Jawohl!" Dann ging er in das Haus (wo Jesus wohnte). Dort fragte ihn Jesus, noch ehe Petrus von dem Vorfall geredet hatte: "Was meinst du, Simon? Von wem erheben die Könige dieser Erde Zoll oder Steuer? von ihren Söhnen oder von ihren Untertanen?" "Von ihren Untertanen", erwiderte er. Da sprach Jesus zu ihm: "Mithin sind die Söhne steuerfrei Sämtliche Glieder des königlichen Hauses sind von allen Abgaben frei.. Damit wir aber den Leuten keinen D.h. den Juden, die noch treu am Tempeldienst und Gesetz festhielten. Anstoß geben, so geh an den See Genezaret. und wirf die Angel aus! Den ersten Fisch, der anbeißt, den zieh empor und öffne ihm das Maul! Da wirst du eine Silbermünze Wörtlich: einen Stater. 1 Stater war = 1 Sekel und war mithin die Tempelsteuer für zwei Personen. finden; die nimm und gib sie ihnen Den Einnehmern der Tempelsteuer. für mich und dich Jesus, der Sohn Gottes, und alle, die durch ihn zu Söhnen Gottes angenommen werden, sind zwar frei von den äußeren Vorschriften des Gesetztes, aber das Gesetz der Liebe gilt auch für Königssöhne (Jak. 2,8). Diesem Gesetz unterwirft sich auch Jesus, obwohl er ungleich höher steht als der Tempel (12,6; vgl. auch 12,8): er zahlt die Tempelsteuer mit Rücksicht auf die Schwachheit seiner Volksgenossen, die sonst an seiner Handlungsweise Anstoß nehmen könnten, und in der Hoffnung, sie durch seine Ehrfurcht vor den Satzungen der Väter für die Aufnahme seiner Wahrheit empfänglicher zu machen (vgl. 1. Kor. 8,13; 9,19ff.; Röm. 14,13).!" Zu jener Stunde traten die Jünger zu Jesus und fragten ihn: "Wer ist wohl der Größte im Königreich der Himmel Diese Frage war der Ausdruck hochmütiger und ehrgeiziger Gesinnung bei den Jüngern.?" Da rief er ein kleines Kind herbei, stellte es mitten unter sie und sprach: "Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt Wenn ihr nicht den Weg des Hochmuts und Ehrgeizes verlaßt. und wie die kleinen Kinder werdet Und infolge dieser Umkehr den kleinen Kindern an Demut und Anspruchslosigkeit ähnlich werdet., so kommt ihr sicher nicht ins Königreich der Himmel. Wer sich nun erniedrigt wie dies Kind hier, der ist der Größte im Königreich der Himmel. Und wer ein solches Kind aufnimmt, weil es meinen Namen bekennt, der nimmt mich auf. Wer aber eins von den kleinen Kindern hier, die an mich glauben, zur Sünde verführt, für den wäre es besser gewesen, man hätte ihm vorher Ehe er sich durch solche Verführung verschuldete. einen großen Mühlstein Wörtlich: einen Eselsmühlstein, d.h. den Stein einer Mühle, die nicht von einer Sklavin mit der Hand, sondern von einem Esel getrieben wurde. um den Hals gehängt und ihn versenkt im Meer, wo es am tiefsten ist. Weh der Welt, die voll Verführung ist! Verführungen sind zwar unvermeidlich Wegen der Sünde, die in der Welt herrscht.; doch weh dem Menschen, durch den Verführung kommt! Wenn dich aber deine Hand oder dein Fuß zur Sünde reizt, haue sie ab und wirf sie weg! Es ist besser für dich, du gehst verstümmelt oder hinkend ins Leben ein, als daß du zwei Hände oder zwei Füße hast und ins ewige Feuer geworfen wirst. Und wenn dich dein Auge zur Sünde reizt, reiß es aus und wirf es weg! Es ist besser für dich, du gehst einäugig ins Leben ein, als daß du zwei Augen hast und ins höllische Feuer geworfen wirst Vgl. 5,29-30.. Nehmt euch in acht, eins dieser Kinder geringzuschätzen! Denn ich sage euch: Ihre Engel haben im Himmel allzeit freien Zutritt zu meinem himmlischen Vater Wörtlich: "Ihre Engel schauen im Himmel allezeit das Antlitz meines Vaters, der im Himmel wohnt." "Ihre Engel" sind die Schutzengel der Kinder. Die Engel bringen die Nöte ihrer Schutzbefohlenen vor Gott, dem sie immerfort nahen dürfen, und sie bringen ferner Gottes Hilfe den Frommen auf Erden (Hebr. 1,14). V.11: "Denn der Menschensohn ist gekommen, um das Verlorene zu retten" fehlt in wichtigen alten Handschriften und ist aus Luk. 19,10 hier eingefügt worden.. Was meint ihr? Wenn jemand hundert Schafe hat und eins davon verirrt sich: läßt er dann nicht die anderen neunundneunzig allein in den Bergen weiden und geht hin, um das verirrte zu suchen? Und glückt's ihm, es zu finden, ich versichere euch: er freut sich mehr darüber als über die neunundneunzig, die sich nicht verirrt. So will auch euer Vater im Himmel nicht, daß eins dieser Kinder verlorengehe. Hat sich dein Bruder Dein Mitjünger. an dir versündigt, so geh zu ihm und stelle ihm unter vier Augen sein Unrecht vor Vgl. 3. Mos. 19,17.. Hört er auf dich Und bittet er dich um Verzeihung., so hast du deinen Bruder gewonnen D.h. du hast ihn aufs neue als deinen Bruder gewonnen.. Hört er nicht, so geh nochmals zu ihm in Begleitung eines oder zweier Brüder, damit Nach dem Rechtsgrundsatz in 5. Mos. 19,15 (vgl. auch Joh. 8,17; 2. Kor. 13,1; 1. Tim. 5, 19). jedes Wort, das gesprochen wird, durch zwei oder drei Zeugen festgestellt werden könne. Will er aber nicht auf diese Brüder hören, so bring die Sache vor die Gemeinde. Und hört er auch auf die Gemeinde nicht, dann sieh ihn an wie einen Heiden und Zöllner D.h. wie einen Menschen, mit dem man keinen Umgang mehr hat, und der außerhalb der Gemeinde steht, wie die Heiden und die abtrünnigen Israeliten, zu denen besonders die Zöllner gerechnet wurden, außerhalb der Gemeinde Israels standen.. Wahrlich, ich sage euch: Was ihr auf Erden bindet, das soll im Himmel gebunden sein; und was ihr auf Erden löst, das soll auch im Himmel gelöst sein Vgl. 16,19.. Weiter sage ich euch: Wenn hier auf Erden zwei von euch einig sind, um etwas zu bitten, so soll es ihnen von meinem Vater im Himmel zuteil werden. Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich in ihrer Mitte gegenwärtig Ähnlich sagten die Rabbinen: Wo zwei oder drei zum Gericht versammelt sind, da ist die göttliche Herrlichkeit in ihrer Mitte gegenwärtig. Hier ist zu denken an die göttliche Herrlichkeit, die sich einst in der Stiftshütte und im Tempel offenbarte (2. Mos. 40,34; 1. Kön. 8,10-11). Die Verheißung in V.20 ist verwandt mit der Verheißung z.B. Joh. 14,16-18.23; 16,7ff.." Darauf trat Petrus zu ihm mit der Frage: "Herr, wenn sich mein Bruder gegen mich versündigt, wie oft muß ich ihm dann vergeben? Etwa siebenmal Im Talmud heißt es vom Vergeben: "Begeht der Mensch eine Sünde, so soll sie ihm das erste, zweite und dritte Mal, aber nicht mehr das vierte Mal vergeben werden". (A. Verzin: Die Freudenbotschaft usw., S.359.)?" Jesus antwortete ihm: "Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal D.h. immer wieder.. Darum Weil alle Glieder des Reiches Gottes unbegrenzt vergeben sollen. gleicht das Himmelreich einem König, der mit seinen Dienern Wörtlich: "Sklaven". Gemeint sind des Königs Beamte oder Statthalter, die bestimmte Erträge abzuliefern hatten. abrechnen wollte. Als er mit der Abrechnung begann, ward ihm einer vorgeführt, der ihm zehntausend Talente 42 Millionen Mark. 1 Talent = 4200 Goldmark. schuldig war. Weil er aber nicht bezahlen konnte, ließ ihn der Herr mit Weib und Kind und all seiner Habe zur Deckung der Schuld Soweit der Erlös reichte. verkaufen. Da fiel ihm der Diener zu Füßen und bat: 'Hab nur Geduld mit mir Gib mir nur Frist., ich will dir alles bezahlen!' Da hatte der Herr Erbarmen mit dem Diener: er gab ihn frei, und die Schuld erließ er ihm auch. Beim Hinausgehen Aus dem königlichen Palast. traf nun dieser Diener einen anderen, der ihm hundert Silberlinge Wörtlich: 100 Denare. Ein Denar ist nach unserem Geld etwa 70 Pfennig. Ich übersetze auch sonst Denar mit Silberling. schuldete. Den packte er an der Gurgel und rief: 'Bezahle mir, was du schuldig bist!' Da warf sich sein Mitdiener vor ihm nieder und bat ihn: 'Hab nur Geduld mit mir, ich will dir's schon bezahlen.' Aber er wollte nicht, sondern nahm ihn mit sich Zum Richter. und ließ ihn ins Gefängnis werfen, bis er seine Schuld bezahlt hätte. Als das die anderen Diener sahen, wurden sie sehr betrübt; sie gingen zu ihrem Herrn und erzählten ihm alles. Da ließ der Herr den Diener rufen und sprach zu ihm: 'Du Bösewicht! Deine ganze Schuld habe ich dir auf dein Bitten erlassen. Hättest du dich da nicht auch über deinen Mitknecht erbarmen müssen, wie ich mich über dich erbarmt habe?' Und voll Zorn ließ ihn sein Herr den Folterknechten übergeben Die Folterung wurde im Morgenland ebenso wie der Verkauf in die Sklaverei gegen solche Statthalter angewandt, die in der Ablieferung der Steuern untreu oder saumselig waren., bis er ihm die ganze Schuld bezahlt hätte. Ebenso wird auch mein himmlischer Vater mit euch verfahren, wenn ihr nicht allesamt von Herzen den Brüdern vergebt." IV. Jesu Wirken in Judäa und Jerusalem: Kap. 19 - 25. Als Jesus diese Reden beendet hatte, verließ er Galiläa und zog durch das Ostjordanland in das Gebiet von Judäa Jesus reiste als nicht auf dem kürzeren und gewöhnlichen Weg durch Samaria (Luk. 951f.) nach Judäa, sondern er zog durch Peräa.. Eine große Volksmenge begleitete ihn, deren Kranke er dort In Peräa. heilte. Da traten Pharisäer Die in der Landschaft Peräa ansässig waren. zu ihm; die wollten ihm eine Falle stellen und fragten ihn: "Darf jemand sein Weib aus jedem beliebigen Grund entlassen Schon vor der Zeit Jesu war die Ansicht über die Gründe zu einer Ehescheidung in den Schulen der jüdischen Schriftgelehrten geteilt. In 5. Mos. 24,1 wurden die Worte: "Um etwa einer Unlust willen" oder richtiger: "Wenn er etwas Widerwärtiges an ihr entdeckt" in der Schule Schammais von etwas Schändlichem oder Lasterhaftem verstanden, während die Schule Hillels darunter jedes dem Mann Mißfällige verstand, so daß der Mann sein Weib schon dann entlassen könne, wenn sie ihm das Essen habe anbrennen lassen. Die Pharisäer hofften nun, Jesus werde auf ihre verfängliche Frage so antworten, daß sie eine der über die Ehescheidungsfrage zankenden Schulen Hillels oder Schammais gegen ihn aufhetzen könnten. Aber, ohne sich auf die Schulstreitigkeiten einzulassen, erklärte Jesus deutlich und bestimmt: Jede Lösung des Ehebandes ist verboten. Denn V.9 erlaubt wohl eine Trennung im Fall der Unzucht, nicht aber eine Wiederverheiratung.?" Er antwortete: "Habt ihr nicht gelesen, daß der Schöpfer im Anfang die Menschen als Mann und Weib geschaffen hat 1. Mos. 1,27.? Und er hat gesagt: Deshalb wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und sich aufs engste mit seinem Weib verbinden, und beide werden eins sein Wörtlich: "Ein Fleisch sein." 1. Mos. 2,24.. Sie sind als nicht mehr zwei, sondern eins. Was nun Gott vereinigt hat, das soll der Mensch nicht trennen!" Sie sprachen zu ihm: "Warum hat denn Mose geboten, der Mann solle Wenn ihm die Fortführung der Ehe unmöglich erscheine. der Frau einen Scheidebrief ausstellen und dürfe sie dann aus seinem Haus entlassen 5. Mos. 24,1. An dieser Stelle handelt es sich übrigens um kein Gebot, sondern nur um eine Erlaubnis, wie Jesus auch in seiner Antwort hervorhebt.?" Er antwortete ihnen: "Wegen eurer Herzenshärtigkeit Um noch größeres Übel abzuwenden. hat euch Mose erlaubt, eure Frauen zu entlassen. Doch anfangs ist es nicht so gewesen. Ich sage euch aber: "Wer sein Weib aus einem anderen Grund entläßt als wegen Unzucht und eine andere heiratet, der ist ein Ehebrecher. Und wer eine (von ihrem Mann) entlassene Frau zum Weib nimmt, der ist auch ein Ehebrecher Vgl. 5,31-32.." Da sprachen die Jünger zu ihm: "Wenn es zwischen Mann und Weib so steht, dann ist es besser, nicht zu heiraten." Er antwortete ihnen: "Nicht jeder ist dazu Ehelos zu bleiben. fähig, sonder der allein, dem es verliehen ist Dem von Gott die besondere Gnadengabe zuteil geworden ist, ehelos zu bleiben (1. Kor. 7,7-9).. Es gibt Ehelose, die von Geburt an zur Ehe untüchtig sind Weil ihnen die Zeugungsfähigkeit mangelt., und es gibt Ehelose, denen durch Menschen die Fähigkeit zur Ehe genommen worden ist Und zwar durch Entmannung.; aber es gibt auch Ehelose, die mit Rücksicht auf das Königreich der Himmel freiwillig auf die Ehe verzichtet haben Um dem Herrn mit ungeteilter Hingebung dienen zu können (1. Kor. 7,29-34).. Wer dazu fähig ist Freiwillig auf die zu verzichten., der tue es!" Dann brachte man kleine Kinder zu ihm, damit er ihnen unter Gebet die Hände auflege. Die Jünger aber fuhren die Leute Die die Kinder brachten. mit rauhen Worten an. Doch Jesus sprach: "Laßt die kleinen Kinder zu mir kommen und hindert sie nicht daran! Denn gerade ihnen ist das Himmelreich bestimmt." Dann legte er ihnen die Hände auf und verließ den Ort. Und siehe, einer trat an ihn heran und fragte: "Meister, was für ein gutes Werk muß ich tun, um das ewige Leben zu erlangen?" Er antwortete ihm: "Warum fragst du mich nach dem, was gut ist? Nur ein einziger ist gut. Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote." Er sprach zu ihm: "Welche?" Jesus erwiderte: "Diese: Du sollst nicht morden, nicht ehebrechen, nicht stehlen, nicht falsches Zeugnis ablegen! Ehre Vater und Mutter! Und: du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst 2. Mos. 20,12-16; 5. Mos. 5,16-20.." Der Jüngling sprach zu ihm: "Dies alles habe ich treu erfüllt. Was fehlt mir noch?" Da antwortete ihm Jesus: "Willst du vollkommen sein, so gehe hin, verkaufe deine Habe und gib das Geld den Armen: so wirst du einen Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir Der reiche Jüngling (V.20.22) glaubte, sich durch gute Werke das ewige Leben verdienen zu können. Nun wollte er von Jesus wissen, welches gute Werk er ganz besonders tun müsse. Jesus zeigte ihm, daß er auf ganz verkehrtem Weg sei. Nur einer ist gut: Gott. Die Menschen hingegen sind allesamt von Natur böse und können deshalb aus eigener Kraft nichts Gutes tun. Doch hat ihnen der allein gute Gott den Weg gezeigt, auf dem sie zum Leben eingehen können; dieser Weg ist der Gehorsam gegen die von Gott dem Volk Israel gegebenen Gebote. Neuer Gebote bedarf es also nicht. In seiner Oberflächlichkeit meint nun der Jüngling, mit den alten bekannten Geboten sei er längst fertig. Darauf fordert Jesus etwas von ihm, was ihn zur wahren Selbsterkenntnis bringen sollte. Der Jüngling hielt sich schon für vollkommen gerecht. Aber er sollte einsehen, daß die Vollkommenheit nur dann für ihn zu erlangen sei, wenn er in Jesu Nachfolge alles Irdisch aufopfern könne.!" Als der Jüngling das hörte, ging er traurig weg, denn er hatte ein großes Vermögen Die Betrübnis des Jünglings zeigt, daß wenigstens ein Anfang der Sinnesänderung bei ihm eingetreten war; es fehlte ihm aber die Kraft zum völligen Durchbruch, weil sein Herz an seinem Reichtum hing.. Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: "Wahrlich, ich sage euch: Ein Reicher kommt nur schwer ins Königreich der Himmel. Ja ich sage euch: Ein Kamel kommt leichter durch ein Nadelöhr als ein Reicher in Gottes Königreich Ähnlich heißt es in der 7. Sure des Korans: "Siehe, denen, die unsere Zeichen der Lüge zeihen und sich hoffärtig von ihnen abwenden, sollen die Tore des Himmels nicht geöffnet werden, und sie sollen nicht eher eingehen ins Paradies, als bis ein Kamel durch ein Nadelöhr geht." Im Talmud ist öfter sprichwörtlich die Rede von dem Elefanten, der durch ein Nadelöhr geht.." Als die Jünger das hörten, erschraken sie sehr und sprachen: "Ja, wer kann dann überhaupt gerettet werden?" Jesus aber sah sie an und erwiderte: "Mit menschlicher Kraft ist das zwar nicht möglich; mit Gottes Hilfe aber ist alles möglich Die Menschen können durch eigene Kraft die Errettung oder Seligkeit nicht erlangen, wie der reiche Jüngling meinte; aber mit Gottes Hilfe können alle, auch die Reichen, die größten Hindernisse hierbei überwinden.." Da nahm Petrus das Wort und sprach zu ihm: "Sieh, wir Im Gegensatz zu dem reichen Jüngling. haben alles aufgegeben und sind dir nachgefolgt. Welcher Lohn wird uns dafür?" Jesus antwortete ihnen: "Wahrlich, ich sage euch: Wenn der Menschen zur Zeit der Wiedergeburt auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzt, dann sollt auch ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels als Herrscher leiten Das in diesem Vers mit "Wiedergeburt" übersetzte griechische Wort palingenesia kommt nur noch einmal im Neuen Testament vor und zwar Tit. 3,5. Dort bedeutet es die Wiedergeburt durch die Taufe. An unserer Stelle ist aber die allgemeine Welterneuerung (Apg. 3,21) damit gemeint (vgl. auch 2. Petr. 3,13; Offb. 21,1). Bei den stoischen Philosophen bedeutete palingenesia das Wiedererstehen der Welt aus dem allgemeinen Weltbrand.. Ja jeder, der Geschwister, Eltern, Weib und Kind oder Äcker und Häuser um meines Namens willen fahren läßt, der soll reichen Ersatz dafür empfangen und das ewige Leben als Erbe bekommen. Doch in vielen Fällen werden die Ersten die Letzten und die Letzten die Ersten sein Petrus und die anderen Apostel, die nach einem besonderen Lohn trachten, sollen bedenken, daß manche, die nach menschlicher Ansicht viel im Reich Gottes geleistet haben und an erster Stelle stehen, schließlich nach Gottes Urteil nur einen geringen Lohn und die letzten Plätze erhalten werden. Dies wird nun durch das folgende Gleichnis erläutert.. Denn das Königreich der Himmel gleicht einem Hausherrn, der frühmorgens ausging, um Arbeiter für seinen Weinberg zu mieten Auch für die Gemeinde des Alten Bundes findet sich in Jes. 5,1-7; 27,2-6 das Bild des Weinbergs. - Wenn auch die größeren Güter von Sklaven bestellt wurden, so mietete man doch in der eiligen Erntezeit noch Gelegenheitsarbeiter im Tagelohn.. Er vereinbarte mit ihnen einen Silberling Wörtlich: einen Denar, etwa 70 Pfennig. als Tagelohn und sandte sie in seinen Weinberg. Um die dritte Stunde Der Tag wurde bei den Juden in 12 Stunden eingeteilt; er begann um 6 Uhr morgens und endete um 6 Uhr abends. Die dritte Stunde ist also 9 Uhr vormittags, die sechste ist 12 Uhr mittags, die neunte Stunde ist 3 Uhr nachmittags, die elfte Stunde ist 5 Uhr nachmittags. ging er wieder aus und sah andere auf dem Marktplatz unbeschäftigt stehen; zu denen sprach er: 'Geht auch ihr in meinen Weinberg! Ich will euch geben, was recht ist.' Sie gingen hin. Wiederum ging er aus um die sechste und um die neunte Stunde und tat ebenso. Als er aber um die elfte Stunde nochmals ausging, fand er andere dastehen und sprach zu ihnen: 'Warum steht ihr hier den ganzen Tag unbeschäftigt?' Sie antworteten ihm: 'Es hat uns niemand in Arbeit genommen.' Er sprach zu ihnen: 'Geht auch ihr in meinen Weinberg!' Am Abend aber sprach der Herr des Weinbergs zu seinem Verwalter: 'Rufe die Arbeiter und zahle ihnen den Lohn: fang bei den letzten an und höre bei den ersten auf!' Da kamen die Arbeiter der elften Stunde, und jeder empfing einen Silberling. Als nun die ersten kamen, meinten sie, sie würden mehr empfangen; doch auch sie bekamen jeder einen Silberling. Als sie den empfingen, murrten sie gegen den Hausherrn und sagten: 'Diese letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, und du hast sie uns gleichgestellt, die wir des ganzen Tages Last und Hitze ertragen haben.' Er aber antwortete einem von ihnen: 'Mein Freund, ich tue dir nicht unrecht. Hast du nicht einen Silberling mit mir vereinbart? Nimm dein Geld und geh! Ich will aber diesen letzten ebensoviel geben wie dir. Darf ich etwa nicht mit meinem Geld machen, was ich will? Oder bist du neidisch, weil ich so gütig bin?' So werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein Die hier folgenden Worte: "Denn viele sind berufen (oder eingeladen), aber wenige sind auserwählt" passen nicht in den Zusammenhang; sie sind ein späterer Zusatz aus 22,14. - Während sich das 19,3-20,16 Erzählte in Peräa abspielt, findet das Folgende auf der Wanderung nach Jerusalem statt.." Jesus zog dann weiter nach Jerusalem und hatte nur die Zwölf als besondere Begleiter bei sich. Während der Wanderung sprach er zu ihnen: "Jetzt gehen wir nach Jerusalem. Dort wird der Menschensohn den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten überliefert werden. Die werden ihn zum Tod verurteilen und ihn dann den Heiden überantworten, daß er verspottet, gegeißelt und gekreuzigt werde. Aber am dritten Tag wird er wieder auferstehen 16,21; 17,22-23.." Da trat die Frau des Zebedäus mit ihren Söhnen Die Frau hieß Salome (vgl. Matth. 27,56 und Mark. 15,40) und scheint die Schwester der Mutter Jesu gewesen zu sein (nach Joh. 19,25). Ihre Söhne waren die Apostel Jakobus und Johannes. zu ihm und trug ihm fußfällig eine Bitte vor Da Jesus ihre Bitte nicht genau versteht, fragt er sie nach ihrem Begehr.. Er fragte sie: "Was wünschst du?" Sie sprach zu ihm: "Bestimme, daß meine beiden Söhne hier dereinst in deinem Königreich Sie dachte an ein irdisches Reich voller Glanz und Herrlichkeit. dir zur Rechten und zur Linken sitzen Die Mutter begehrt also in ihrem Ehrgeiz für ihre beiden Söhne die beiden höchsten Ehrenplätze in Jesu Reich.!" Jesus erwiderte: "Ihr Die Mutter und die beiden Söhne. versteht nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken soll Gemeint ist der Kelch des Leidens und des Todes. Die Worte: "und die Taufe erleiden, die ich erleiden muß", die hier in einigen Handschriften folgen, sind aus Mark. 10,38 eingefügt worden.?" Sie antworteten ihm: "Ja, das können wir." Da sprach er zu ihnen: "Meinen Kelch sollt ihr freilich trinken Die Worte: "und die Taufe, die ich erleiden muß, sollt ihr auch erleiden", stammen aus Mark. 10,39. - Jakobus ist als Märtyrer gestorben (Apg. 12,1-2), und Johannes hat, wenn auch nicht den Märtyrertod, so doch viel Leiden und Trübsal in Jesu Dienst erduldet (Apg. 4,1-3; 5,40; Offb. 1,9).. Aber die Sitze zu meiner Rechten und zu meiner Linken kann ich euch nicht verleihen; die werden nur denen zuteil, für die sie mein Vater bestimmt hat." Als die anderen Zehn dies hörten, äußerten sie ihren Unwillen über die beiden Brüder Über ihren Ehrgeiz und ihre Herrschsucht, wovon sie aber selbst nicht frei waren (18,1; Luk. 22,24).. Da rief sie Jesus zu sich und sprach: "Ihr wißt, daß die Herrscher über die Völker unumschränkt gebieten, und daß die Großen ihre Untergebenen ihre Macht fühlen lassen. So soll's bei euch nicht sein. Im Gegenteil: wer unter euch der groß sein will, der sei euer Diener; und wer unter euch der Erste sein will, der sei euer Knecht Wörtlich: "euer Sklave".. So ist ja auch der Menschensohn nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um selbst zu dienen und sein Leben dahinzugeben als Lösegeld für viele Der Menschensohn wollte als Sklave dienen (Phil. 2,7) und sein Leben für viele, d.h. für alle Sklaven als Lösegeld dahingeben, um sie aus der Schuldhaft der Sünde und des Todes zu befreien. Und zwar sind die Menschen Gott gegenüber Schuldner, denn sein Gebot haben sie übertreten, und seinem Strafurteil sind sie verfallen. - Hinter V.28 haben verschiedene Handschriften einen Zusatz, dessen Anfang die schöne Mahnung an die Apostel enthält: "Ihr aber sollt danach trachten, aus Kleinem zu wachsen und aus Großem kleiner zu werden." Daran schließt sich dann ein kurzer Abschnitt, der dem Sinn, wenn auch nicht dem Wortlaut nach mit Luk. 14,8-10 übereinstimmt.." Als sie Jericho verließen Jericho, am rechten Ufer des Jordan, war etwa 20 km von Jerusalem entfernt. - Matthäus gibt keinen vollständigen Reisebericht; er schweigt ganz darüber, daß Jesus Peräa verlassen, den Jordan überschritten und Aufenthalt in Jericho genommen hat., folgte ihm viel Volk. Und sieh, es saßen zwei Blinde am Weg. Als sie hörten, Jesus käme vorbei, da riefen sie: "Herr, erbarme dich unser, du Davidssohn!" Die Leute aber fuhren sie mit rauhen Worten an, sie sollten schweigen. doch sie riefen nur noch lauter: "Herr, erbarme dich unser, du Davidssohn!" Da blieb Jesus stehen, rief sie zu sich und fragte sie: "Was begehrt ihr von mir?" Sie antworteten ihm: "Herr, laß sich unsere Augen öffnen!" Da rührte Jesus voll Mitleid ihre Augen an, und sofort wurden sie wieder sehend und folgten ihm. Als sie in die Nähe von Jerusalem kamen, nach Bethphage, an den Ölberg Bethphage heißt Feigenhausen; der Ort lag näher bei Jerusalem als Bethanien und wurde nach dem Talmud zu Jerusalem gerechnet., entsandte Jesus zwei Jünger mit dem Auftrag: "Geht in das Dorf, das vor euch liegt! Dort werdet ihr gleich am Eingang eine Eselin angebunden finden und bei ihr ein Füllen. Bindet beide Tiere los und bringt sie her zu mir! Und will euch jemand dreinreden, so spracht: 'Der Herr bedarf ihrer' - dann wird er sie ohne weiteres ziehenlassen Der Besitzer der Tiere scheint ein Anhänger Jesu gewesen zu sein; er wußte ohne weiteres, wer "der Herr" war, der die Tiere für sich begehrte.." Dies ist geschehen, damit sich der Ausspruch des Propheten Jes. 62,11; Sach. 9,9. erfülle: Sagt der Tochter Zion D.h. den Bewohnern Zions (und Jerusalems).: Sieh, dein König kommt zu dir, voll Demut und auf einem Esel reitend, und zwar auf einem Lasttierfüllen Der Messias zieht als demütiger Friedenskönig, nicht hoch zu Roß als kriegerischer Eroberer in Jerusalem ein.. Die Jünger gingen hin und taten, wie ihnen Jesus geboten hatte: sie brachten die Eselin und das Füllen, legten ihre Mäntel auf der Tiere Rücken, und er setzte sich darauf. Sehr viele Leute aber breiteten ihre Mäntel auf den Weg 2. Kön. 9,13., andere hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf die Straße. Und alle, die mit ihm gingen - vorn im Zug und hinterdrein -, die riefen laut: Heil Hebräisch hoschiana, d.h. "hilf doch, gib doch Heil", ursprünglich ein Gebetsruf an Gott aus Ps. 118,25, hier aber nur ein Glückwunschruf, der etwa einem Hoch auf den König entspricht. dem Sohn Davids! Gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn Ps. 118,26. Gemeint ist hier der Messias.! Heil soll erschallen droben in der Höhe!" Bei seinem Einzug in Jerusalem geriet die ganze Stadt in Aufregung; man fragte: "Wer ist das?" Die Leute Die Jesus begleiteten. antworteten: "Das ist der Prophet Jesus aus Nazaret in Galiläa Durch seinen feierlichen Einzug macht sich Jesus öffentlich als Messias kund. Im Tempel tritt er dann als solcher auf.." Dann ging Jesus in den Tempel Gottes: er trieb alle hinaus, die im Tempel verkauften und kauften; er stieß die Tische der Wechsler und die Bänke der Taubenhändler um Im Tempelraum war in dem Vorhof der Heiden ein Platz, der den Namen "Buden" trug. Dort wurde alles, was zum Opferdienst nötig war, verkauft, darunter auch die Tauben, die die Armen opferten (3. Mos. 5,7; 12,8; 14,21-22). Die Wechsler wechselten gewöhnliches Geld für den zur Tempelsteuer vorgeschriebenen halben Sekel ein (17,24). und sprach zu ihnen: "Es steht geschrieben Jes. 56,7.: Mein Haus soll ein Bethaus heißen; ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht Jer. 7,11. So spricht Jesus namentlich im Blick auf das betrügerische Treiben der Händler und Wechsler.." Dort im Tempel kamen Blinde und Lahme zu ihm, und er heilte sie. Als aber die Hohenpriester und Schriftgelehrten die Wunder sahen, die er tat, und hörten, wie die Kinder im Tempel riefen: "Heil dem Sohn Davids!", da wurden sie unwillig und sprachen zu ihm: "Hörst du nicht, was die hier rufen?" Jesus antwortete ihnen: "Jawohl! Habt ihr denn nie das Wort gelesen: Aus Kinder- und Säuglingsmund hast du dir Lob bereitet Ps. 8,3.?" Damit ließ er sie stehen und ging aus der Stadt hinaus nach Bethanien, wo er übernachtete. Frühmorgens bei der Rückkehr in die Stadt empfand er Hunger. Da sah er einen einzeln stehenden Feigenbaum am Wege. Auf den ging er zu, aber er fand nur Blätter daran. Da sprach er zu dem Baum: "In Zukunft sollst du niemals wieder Frucht tragen Jeder blätterreiche Feigenbaum muß in der ersten Hälfte des April unreife Frühfeigen haben, die man in Palästina besonders gern ißt. Der Feigenbaum täuschte und heuchelte demnach. So war er ein treffendes Abbild Jerusalems und seines Tempels. Auch dort fand der Herr keine Frucht, obwohl bei der Beobachtung aller äußerlichen Vorschriften des Gesetzes ein vielverheißender Blätterschmuck weithin sichtbar war (vgl. L. Schneller: "Kennst du das Land?", S.278ff.).!" Sofort verdorrte der Feigenbaum. Bei diesem Anblick waren die Jünger verwundert und fragten: "Wie hat der Feigenbaum sofort verdorren können?" Jesus antwortete ihnen: "Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr Glauben hättet und nicht zweifeltet, so könntet ihr nicht nur dasselbe tun, was an dem Feigenbaum geschehen ist; sondern wenn ihr zu dem Berge dort sagtet: 'Heb dich von deiner Stelle und stürze dich ins Meer', so würde es geschehen 17,20.. Ja alles, was ihr im Glauben im Gebet erfleht, das werdet ihr empfangen 18,19.." Als er wieder im Tempel war und dort lehrte, traten die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes Also amtliche Vertreter des Hohen Rates. zu ihm mit der Frage: "Mit welchem Recht tust du dies Trittst du öffentlich im Tempel auf?, und wer hat dir das Recht dazu gegeben?" Jesus erwiderte ihnen: "Ich will euch auch eine Frage vorlegen; gebt ihr mir darauf Antwort, so will ich euch auch sagen, mit welchem Recht ich dies tue: Woher stammte die Taufe des Johannes? Vom Himmel oder von Menschen D.h.: hatte Johannes für seine Taufe einen göttlichen Auftrag oder leiteten ihn nur menschliche Aufforderungen oder Beweggründe??" Sie überlegten miteinander: "Sagen wir: 'vom Himmel', so wird er uns fragen: 'Warum habt ihr ihm denn nicht geglaubt?' Antworten wir aber: 'von Menschen', so haben wir das Volk zu fürchten, denn das sieht allgemein Johannes als Propheten an." Da erwiderten sie Jesus: "Wir wissen es nicht." Darauf sprach er zu ihnen: "So sage ich euch auch nicht, mit welchem Recht ich dies tue." "Was meint ihr nun? Ein Mann hatte zwei Söhne. Er ging zu dem ersten und sagte: 'Mein Sohn, geh und arbeite heute in meinem Weinberg!' Der erwiderte: 'Jawohl, Herr!' aber er ging nicht hin Hinweis auf die nur "Herr" sagenden (7,21) Obersten des Volkes.. Dann wandte sich der Vater mit denselben Worten an den zweiten Sohn. Der entgegnete: 'Ich habe keine Lust.' Nachher aber tat's ihm leid, und er ging und er ging doch Hinweis auf die Zöllner und Dirnen (V.32).. Wer von den beiden hat nun seines Vaters Willen ausgeführt?" Sie sprachen: "Der zweite." Da fuhr Jesus fort: "Wahrlich, ich sage euch: Die Zöllner und die Dirnen kommen eher in Gottes Königreich als ihr. Denn Johannes ist zu euch gekommen, um euch den rechten Weg zu zeigen; aber ihr habt ihm nicht geglaubt. Die Zöllner dagegen und die Dirnen haben ihm geglaubt. Ihr habt das Nämlich: die Frucht der Wirksamkeit des Johannes in der Bekehrung der Zöllner und der Dirnen. zwar gesehen, doch anderes Sinnes seid ihr trotzdem nachher nicht geworden: ihr habt ihm nicht geglaubt. Hört noch ein anderes Gleichnis: Ein Hausherr pflanzte einen Weinberg; er zog einen Zaun darum, grub eine Kelterkufe darin aus und baute einen Turm D.h. ein turmähnliches Wachthaus für die Weinbergswächter. Vgl. mit V.33 die Stelle Jes. 5,1-2. Der Weinberg ist das Reich Gottes in Israel (vgl. V.43). Zaun, Kelterkufe und Turm weisen auf die segensreichen und schützenden Einrichtungen, die Gott seinem Volk gab. (Der Zaun ist vielleicht das Gesetz Moses, die Kelter der Tempel mit dem Gottesdienst, der Turm das geistliche und weltliche Wächteramt: Jes. 56,10; 62,6; Jer. 6,17; 23,1ff; Hes. 34,2ff.).. Dann verpachtete er ihn an Winzer Das jüdische Volk, insonderheit seine von Gott verordneten Leiter. und ging außer Landes. Als sich nun die Zeit der Weinlese nahte, sandte er seine Knechte Wohl die ältesten Propheten, z.B. Elia und Elisa. zu den Winzern, damit sie den Teil der Früchte abholten, der ihm Als Pachtzins. zukam. Die Winzer aber ergriffen diese Knechte: den einen mißhandelten sie, den anderen erschlugen sie, den dritten steinigten sie. Dann sandte er andere Knechte, mehr als zuerst Wohl die Propheten, von denen wir Schriften haben.; doch mit diesen verfuhren sie ebenso.. Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen, denn er dachte: vor meinem Sohn werden sie doch Ehrfurcht haben. Als aber die Winzer den Sohn sahen, sprachen sie untereinander: 'Ha, da kommt der Erbe! Auf! laßt uns ihn töten und sein Erbgut in Besitz nehmen Gewinnsucht, Ehrgeiz und Herrschsucht waren ja bei den Obersten des jüdischen Volkes die Hauptursachen ihrer Feindschaft gegen Jesus.!' Und sie ergriffen ihn, stießen ihn aus dem Weinberg Indem sie ihn außerhalb Jerusalems auf Golgatha kreuzigten (Hebr. 13,12). und töteten ihn. Wenn nun der Weinbergsbesitzer kommt, was wird er diesen Winzern tun?" Sie erwiderten ihm: "Er wird diese Übeltäter übel umbringen Ein Hinweis auf die Zerstörung Jerusalems und den Untergang des jüdischen Volkes im Jahre 70 n. Chr. und seinen Weinberg anderen Winzern Dem Volk des Neuen Bundes, dem geistlichen Israel, das vor allem aus Heiden besteht. verpachten, die ihm die Früchte zur rechten Zeit abliefern." Jesus sprach zu ihnen: "(Allerdings!) Habt ihr denn niemals in der Schrift das Wort gelesen: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden. Dies ist eine Tat des Herrn, und sie ist wunderbar in unseren Augen Ps. 118,22-23 (Apg. 4,11; 1. Petr. 2,7).? Darum Weil ihr den Stein verworfen habt. sage ich euch: Gottes Königreich soll euch genommen und einem Volk gegeben werden, das auch die Früchte trägt, die diesem Reich Ehre machen Gottes Königreich oder Herrschaft findet sich nach diesem Wort Jesu nicht nur im Neuen Bund, sondern auch schon im Alten. Mit V.43 schließt Jesu Rede. V.44 lautet: "Und wer auf diesen Stein fällt (wer an Jesus als Messias Anstoß nimmt), der wird zerschmettert; auf wen aber der Stein fällt (wen er mit seinem Gericht trifft), den wird er zermalmen." Dieser Vers ist, vielleicht schon früh, aus Luk. 20,18 hier eingefügt worden.." Als die Hohenpriester und die Pharisäer seine Gleichnisse In 21,28-43. hörten, merkten sie, daß er von ihnen redete. Da sannen sie darauf, ihn festzunehmen; aber sie fürchteten sich vor dem Volk, denn das hielt ihn für einen Propheten. Jesus nahm von neuem das Wort zu Gleichnisreden und sprach zu ihnen Den Mitgliedern des Hohen Rates (21,23).: "Das Himmelreich gleicht einem König, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete. Er sandte seine Knechte Johannes der Täufer und Jesus selbst. aus, um die schon geladenen Gäste zur Hochzeit zu entbieten Die Einladung war also schon ergangen; nur die genaue Stunde des Mahles war den Gästen noch nicht mitgeteilt worden (3,2; 4,17).; aber sie hatten keine Lust zu kommen Da sandte er nochmals andere Knechte Die Apostel und die anderen Diener des Evangeliums, die nach dem Pfingstfest an das jüdische Volk gesandt wurden. mit dem Auftrag: 'Sagt den geladenen Gästen: Mein Frühmahl Die Juden wurden früh zum Mahl berufen. ist nun fertig, meine Ochsen und mein Mastvieh ist geschlachtet. Alles ist bereit, kommt zur Hochzeit!' Doch, ohne diese Botschaft zu beachten, gingen die einen von den Gästen auf dem Acker oder beim Handel ihren täglichen Geschäften nach. Die anderen aber Die nicht nur gleichgültig, sondern auch feindselig gegen den König waren. ergriffen des Königs Knechte, verhöhnten sie, ja brachten sie ums Leben Apg. 4,1-22; 5,17-41; 7,56ff; 12.. Da ward der König zornig: er sandte seine Heere aus; die brachten diese Mörder um und verbrannten ihre Stadt Hinweis auf die Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr.. Dann sprach er zu seinen Knechten: 'Das Hochzeitsmahl ist fertig; doch die geladenen Gäste Die Juden als Gottes auserwähltes Volk. waren nicht wert, daran teilzunehmen. So geht denn vor die Stadt hinaus: dorthin, wo die Feldwege beginnen D.h. in das Gebiet der Heidenvölker., und alle, die ihr findet, ladet zur Hochzeit!' Die Knechte gingen aus auf die Landstraßen, und alle die sie fanden, führten sie herbei: Böse sowohl wie Gute Nicht die Knechte nehmen die Scheidung zwischen Bösen und Guten vor; das tut der König selbst.. Und der Hochzeitssaal füllte sich mit Gästen. Nun trat der König ein, um sich die Gäste anzusehen. Da nahm er eine wahr, der trug kein Hochzeitskleid Vornehme Gastgeber im Morgenland schenkten ihren Gästen Festkleider (Richt. 14,12). Dieser Gast hatte also entweder das Festkleid verschmäht oder es durch eigene Schuld so verunstaltet, daß es nicht mehr zu erkennen war.. Und er sprach zu ihm: 'Mein Freund, wie hast du Einlaß finden können ohne Hochzeitskleid?' Er aber schwieg. Da sprach der König zu den Dienern: 'Bindet ihn an Händen und Füßen und werft ihn in die Finsternis hinaus!' Dort wird lautes Klagen und Zähneknirschen sein 8,12.. Denn viele sind berufen Gemeint sind hier nicht die geladenen Gäste in V.3 und 4 (die Juden), sondern die erst später geladenen Heiden, die durch den König selbst gesichtet werden. - Auch nach dem jüdischen Gleichnis eines jüngeren Zeitgenossen Jesu bereitet ein König ein Mahl und lädt Gäste dazu ein, denen er ausdrücklich befiehlt, in reinen Kleidern zu erscheinen. Die einen warten nun dem königlichen Befehl gemäß draußen vor dem Palast im Festgewand Auf den Augenblick, wo sie zum Mahl hereingerufen werden sollen. Die anderen aber gehen nach der Einladung achtlos wieder an ihre Tagesarbeit. Als sie nun plötzlich aufgefordert werden, sich im Palast zum Mal einzufinden, fehlt es ihnen an Zeit, sich festlich anzukleiden, und sie kommen nun in ihren unsauberen Arbeitsgewändern zur königlichen Tafel. Über diese Gäste wird aber der König zornig, weil sie seinem Befehl, sich und ihre Kleider für das Fest zu säubern, ungehorsam gewesen sind. Sie dürfen zur Strafe nicht von des Königs Mahl essen, sondern müssen von fern zusehen und werden auch noch mit Schlägen gezüchtigt (nach Th. Zahn: Das Evangelium des Matthäus, S.626)., aber nur wenige sind auserwählt." Da gingen die Pharisäer hin und berieten sich, wie sie ihn in seinen eigenen Worten fangen könnten. Sie sandten deshalb ihre Schüler Jüngere Anhänger ihrer Partei. zu ihm, die von Anhängern des Herodes Gemeint sind Juden, die dem Königshaus des Herodes und damit auch den Römern treu ergeben waren. begleitet waren. Die sprachen zu ihm: "Meister, wir wissen, du bist aufrichtig und lehrst in aller Wahrheit Gottes Weg Den Weg, den Gott vorschreibt und den die Menschen wandeln sollen.; dabei nimmst du auf niemand Rücksicht, denn Menschengunst gilt nicht bei dir. So sag uns denn, was meinst du: Darf man dem Kaiser Steuer zahlen oder nicht Die entschiedenen Gegner der Römerherrschaft hielten es für eine Sünde, daß ein frommer Jude dem Kaiser Steuern zahle; denn Gott allein sei der König Israels.?" Jesus aber merkte ihre böse Absicht und sprach zu ihnen: "Was versucht ihr mich, ihr Heuchler? Zeigt mir die Steuermünze Die Münze, worin die Steuer entrichtet wurde.!" Da reichten sie ihm einen Silberling Wörtlich: ein Denar (etwa 70 Pfennig).. Und er fragte sie: "Wessen Bild und Inschrift steht hier?" Sie antworteten ihm: "Des Kaisers." Da sprach er zu ihnen: "So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gebührt, und Gott, was Gott gebührt Da die römische Münze das Sinnbild der römischen Herrschaft ist, so müssen sich die Juden auch dem Kaiser unterwerfen. Aber sie haben noch eine andere Pflicht zu erfüllen: den Gehorsam gegen Gott und seine Gebote. Durch diese alles in sich vereinigende Antwort machte Jesus die Arglist seiner Feinde zuschanden.!" Über diese Antwort waren sie verwundert, und sie verließen ihn und gingen ihres Weges. An demselben Tag traten Sadduzäer zu ihm, die da behaupteten, es gebe keine Auferstehung, und legten ihm auch eine Frage vor. "Meister", so sprachen sie, "Mose hat gesagt: Stirbt jemand kinderlos, so soll sein Bruder die verwitwete Schwägerin zum Weib nehmen und (mit ihr) seinem (verstorbenen) Bruder Nachkommen erwecken 5. Mos. 25,5-6 (die sog. Leviratsehe).. Nun lebten unter uns sieben Brüder. Der erste freite und starb kinderlos: so hinterließ er seine Witwe seinem Bruder. Ebenso ging es mit dem zweiten und dritten, ja mit allen sieben. Zuletzt von allen starb auch die Frau. Wem von diesen sieben wird sie nun bei der Auferstehung als Gattin angehören? Sie haben sie ja alle zur Frau gehabt." Jesus antwortete ihnen: "Ihr seid im Irrtum, denn ihr kennt die Schriften nicht noch Gottes Macht Die Sadduzäer kannten die heiligen Schriften nicht, weil sie aus der Stelle 5. Mos. 25,5 ganz verkehrte Schlüsse zogen; sie kannten aber auch Gottes Macht nicht, weil sie meinten, er könne nur Altes und Irdisches wiederherstellen, nicht aber ein Neues schaffen.. Die Auferstandenen freien nicht Dies gilt von den Männern. und lassen sich nicht freien Dies gilt von den Frauen., sondern sind wie Gottes Engel im Himmel Bei denen es keine Ehe gibt.. Was aber die Auferstehung der Toten betrifft, habt ihr da nicht gelesen, was Gott zu euch in dem bekannten Wort spricht: Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs 2. Mos. 3,6.? Gott ist nun aber nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen Weil Gott sich auch nach dem Tod der Erzväter noch ihren Gott nennt, darum können sie nicht tot sein, sondern sie müssen leben.." Das Volk, das diese Worte hörte, staunte über seine Lehre. Als die Pharisäer erfuhren, er habe die Sadduzäer zum Schweigen gebracht, versammelten sie sich. Einer aus ihrer Mitte, ein Gesetzeslehrer, wollte ihm eine Falle stellen und fragte ihn deshalb: "Meister, welches ist das wichtigste Gebot im Gesetz?" Er antwortete ihm: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit allem Denken 5. Mos 6,5.. Dies ist das wichtigste und höchste Gebot. Das andere aber, das ihm gleichsteht, lautet: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst 3. Mos. 19,18.. In diesen beiden Geboten hängen das ganze Gesetz und die Propheten Ähnlich wie die Tür in den Angeln hängt.." Als dann die Pharisäer beisammen waren, fragte sie Jesus: "Was denkt ihr über den Messias? Wessen Sohn ist er?" Sie antworteten ihm: "Davids." Da sprach Jesus zu ihnen: "Wie kann ihn denn David, vom Geist erleuchtet, Herr nennen, in dem Ausspruch: Der Herr hat gesagt zu meinem Herrn: Sitze du zu meiner Rechten, bis ich dir deine Feinde zu Füßen lege Ps. 110,1..? Wenn ihn nun David seinen Herrn nennt, wie kann er da zugleich sein Sohn sein?" Darauf konnte ihm niemand ein Wort erwidern Denn die Pharisäer wußten nichts von der Gottheit des Messias., und seitdem wagte auch keiner mehr, ihm eine Frage vorzulegen. Dann wandte sich Jesus an das Volk und an seine Jünger. "Moses Lehrstuhl", so begann er, "haben jetzt die Schriftgelehrten und die Pharisäer besetzt Sie gebärden sich eigenmächtig als Lehrer und Gesetzgeber des Volkes. Ihre Lehre kann nun zwar dem Volk immerhin noch Segen bringen. Aber ihre Werke stimmen nicht mit ihren Worten.. Alles nun, was sie euch sagen, das tut und haltet! Nach ihren Werken aber sollt ihr euch nicht richten. Denn sie lehren anders, als sie tun. Sie binden Bündel schwerer Lasten Von Menschensatzungen. zusammen und legen sie den Leuten auf die Schulter; sie selbst aber haben keine Lust, diese Lasten auch nur mit einer Fingerspitze zu berühren Geschweige denn sie sich auf die Schulter zu laden.. Bei all ihrem Tun wollen sie die öffentliche Aufmerksamkeit erregen: Sie tragen breite Gebetsriemen Durch diese Riemen wurden die Gebetskapseln mit den auf Pergament geschriebenen Gesetzesstellen 2. Mos. 13,3-16; 5. Mos. 6,4-9; 11,13-21 zur Zeit des Gebets, namentlich morgens, an der Stirn und an dem linken Arm befestigt. und lange Mantelquasten Vgl. 9,20.. Beim Mahl sitzen sie gern obenan, und in der gottesdienstlichen Versammlung wollen sie die Ehrenplätze haben; auf den Straßen soll man sie voll Ehrfurcht grüßen, und sie lassen sich den Namen 'Meister' geben. Ihr aber sollt euch nicht so Wörtlich: Rabbi, d.h. mein Meister. nennen lassen; denn Einer ist euer Meister, und ihr seid alle Brüder. Ihr sollt auch niemand auf Erden euern 'Vater' nennen Bedeutende Lehrer der Vorzeit erhielten den Ehrennamen "Vater".; denn Einer ist euer Vater: der Vater im Himmel. Auch sollt ihr euch nicht 'Lehrer' nennen lassen; denn Einer ist euer Lehrer: der Messias. Der Größte unter euch soll allen anderen dienen Wer wirklich als Lehrer Großes leistet, soll seine Gaben voll Demut in den Dienst aller stellen.. Wer sich selbst erhöht, der soll erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der soll erhöht werden Luk. 14,11; 18,14. - Auf die Mahnung an die Jünger in V.8-12 folgt nun ein siebenfaches Wehe über die Schriftgelehrten und Pharisäer.. Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr schließt die Tür des Himmelreiches vor den Leuten zu Das taten sie durch ihre Feindschaft und ihren Widerspruch gegen Jesus.. Ihr selbst geht nicht hinein und laßt auch die nicht ein, die es gern wollen Hier folgen in einigen Handschriften als V.14 die Worte: "Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr verschlingt der Witwen Häuser und haltet zum Schein lange Gebete. Deshalb sollt ihr ein um so strengeres Gericht erfahren." Dieser Vers fehlt jedoch in den besten Handschriften; er stammt offenbar aus Mark. 12,40; Luk. 20,47.. Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr zieht über Land und Meer, um einen einzigen Jünger zu gewinnen Nämlich: für das Judentum. - Die Pharisäer trieben also Heidenmission.. Und ist euch das gelungen, so macht ihr ihn zu einem Kind der Hölle, das zweimal ärger ist als ihr Die Neubekehrten überboten noch die Verkehrtheiten und üblen Eigenschaften ihrer Lehrmeister.! Weh euch, ihr blinden Führer! Ihr sagt: Wer bei dem Tempel schwört, des Eid gilt nichts. Wer aber bei dem Gold des Tempels Das heißt wohl: bei dem Tempelschatz. schwört, der ist gebunden Der ist verpflichtet, seinen Eid zu halten. Die Pharisäer machten die Verbindlichkeit der Eide von ganz nebensächlichen Schwurworten abhängig und beförderten dadurch die Gewissenlosigkeit.. Ihr Toren und ihr Blinden! Was steht denn höher: das Gold oder der Tempel, der doch dem Gold erst die Weihe gibt? Wer bei dem Altar schwört - so sagt ihr ferner -, des Eid gilt nichts. Wer aber bei der Opfergabe auf dem Altar schwört, der ist gebunden. Ihr Blinden! Was steht denn höher: die Opfergabe oder der Altar, der doch der Opfergabe erst die Weihe gibt? Wer also bei dem Altar schwört, der schwört bei ihm und allem, was darauf ist. Und wer beim Tempel schwört, der schwört bei ihm und dem, der darinnen wohnt. Und wer beim Himmel schwört, der schwört bei Gottes Thron und dem, der darauf sitzt. Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Von Minze, Dill und Kümmel gebt ihr Zehnten, was aber im Gesetz viel höher steht: Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue - das laßt ihr außer acht. Dies solltet ihr vor allem üben, doch jenes auch nicht unterlassen. Ihr blinden Führer, die Mücke schafft ihr weg, und das Kamel verschluckt ihr "Eine Mücke, die in den Becher gefallen ist, entfernt ihr ängstlich beim Durchseihen des Getränks, aber ein Kamel trinkt ihr ganz unbekümmert mit hinunter." - Jesus will die Pünktlichkeit der Pharisäer in der Erfüllung der nebensächlichen Gesetzesvorschriften an sich nicht tadeln; er macht ihnen nur zum Vorwurf, daß sie über dem Kleinen das Große, über dem Unwesentlichen die Hauptsache vergessen.! Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Die Becher und die Schüsseln haltet ihr von außen rein, inwendig aber sind sie voller Raub und Gier D.h.: inwendig sind sie voller Speisen und Getränke, die ihr durch Raub und Gier erworben habt. Ihr fragt nicht danach, ob ihr das, was ihr verzehrt, auch rechtmäßig erworben habt.! Du blinder Pharisäer, erst reinige den Becher drinnen D.h.: laß ab von Raub und Gier. Die innere Reinheit ist die Hauptsache., dann ist sein Äußeres schon von selber rein! Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr gleicht getünchten Gräbern Durch das Tünchen mit Kalk sollten die Gräber ein freundliches, sauberes Aussehen bekommen. Außerdem wurden vor dem Passahfest die Gräber durch Übertünchen kenntlich gemacht, damit sich niemand durch ihre Berührung verunreinigte.: Die sehen von außen freundlich aus, im Inneren aber sind sie voller Totenbeine und Verwesung. So seht auch ihr von außen gerecht und ehrbar aus, inwendig aber seid ihr voller Heuchelei und Frevel Sie sind scheinheilig.. Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr pflegt die Gräber der Propheten und schmückt die Grabdenkmäler der Gerechten, und dabei rühmt ihr euch: 'Wenn wir unserer Väter Zeit gelebt, wir hätten nicht mit ihnen der Propheten Blut vergossen.' Damit bezeugt ihr aber selbst, daß ihr Ebenso wie die vorangehenden Geschlechter. - Söhne der Prophetenmörder sind sie nicht nur nach ihrer Abstammung, sondern auch nach ihrer Sinnesart. Denn sie sind von tödlichem Haß gegen Jesus, den größten Propheten, erfüllt. die Söhne der Prophetenmörder seid! So macht denn ihr das Maß der Sünden eurer Väter voll Durch Jesu Kreuzigung.! Ihr Schlangen und ihr Natternbrut Vgl. 3,7., wie wollt ihr nur der Hölle Strafgericht entrinnen? Darum seht: ich sende euch Propheten, Weise, Schriftgelehrte Hier sind die von Jesus nach seiner Himmelfahrt an Israel gesandten Diener des Neuen Bundes gemeint.. Die einen werdet ihr in euern Versammlungshäusern geißeln und sie verfolgen von einer Stadt zur anderen. So wird sich an euch rächen all das unschuldige Blut, das da vergossen ist auf Erden: Vom Blut des gerechten Abel an bis auf Sacharjas Blut, des Sohnes Berechjas Es ist nicht sicher, welcher Sacharja hier gemeint ist. Man denkt an den in 2. Chron. 24,19-22 genannten Sacharja. Aber dieser war ein Sohn des Priesters Jojada; es müßte hier also eine Verwechslung vorliegen mit dem bekannten Propheten Sacharja, der ein Sohn Berechjas war (Sach. 1,1). Abels Tod wird berichtet in dem ersten Buch der alttestamentlichen Schriften (1. Mos. 4,8), Sacharjas Tod in dem letzten; denn 2. Chron. ist das letzte und jüngste Buch der hebräischen Bibel. - Eine alte christliche Überlieferung meint, Jesus rede in V.35 von dem Vater Johannes des Täufers, der ja auch Sacharja oder (griechisch) Zacharias hieß (Luk. 1,5)., den ihr gemordet zwischen Tempel und Altar D.h. zwischen dem eigentlichen Tempelhaus und dem Brandopferaltar.. Wahrlich, ich sage euch: Die Strafe für das alles wird kommen über dies Geschlecht Die Strafe ist hereingebrochen im Jahr 70 n. Chr. durch die Zerstörung Jerusalems.! Jerusalem, Jerusalem, du tötest die Propheten und steinigst Gottes Boten! Wie oft Dieser Ausdruck setzt einen mehrmaligen Aufenthalt Jesu in Jerusalem voraus, wenn auch Matthäus in seinem Evangelium nur den letzten Aufenthalt erwähnt. habe ich deine Kinder um mich sammeln wollen, wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel sammelt Um sie vor einer drohenden Gefahr zu schützen.! Doch ihr Die Rede wendet sich von der Stadt an die Einwohner. habt nicht gewollt! Darum soll euch euer Haus Der Tempel. verödet liegen Ps. 69,26; Jer. 22,5; 1. Kön. 9,7-8.! Denn ich sage euch: Ihr sollt mich ferner nicht mehr sehen, bis ihr einst ruft: 'Gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn 21,9; Ps. 118,26. Jesus wird jetzt vor den Augen seines unbußfertigen Volkes verschwinden. Das ist geschehen durch seinen Tod und sein Begräbnis. Israel soll ihn erst nach langer Zeit wiedersehen, und zwar dann, wenn es sich dereinst bei seiner Wiederkunft zu ihm bekehrt. Dann wird er noch ganz anders als bei seinem Einzug (21,1ff.) von dem ganzen Volk als Messias anerkannt und begrüßt werden. Die Weissagung von der Zerstörung Jerusalems in V.38 bildet den Übergang zu den Weissagungen in Kap. 24.!'" Darauf verließ Jesus den Tempelplatz. Als er so mit seinen Jüngern dahinging Nämlich: dem Ölberg zu., traten diese zu ihm und machten ihn auf den prächtigen Bau des Tempels aufmerksam Die Jünger können es nicht fassen, daß der Tempel noch zu ihrer Zeit zerstört werden soll. - Der von Herodes I. im Jahr 20 v. Chr. begonnene Neubau des Tempels wurde erst sieben Jahre vor seiner Zerstörung wirklich vollendet.. Er aber sprach zu ihnen: "Seht ihr nicht dies alles? Wahrlich, ich sage euch: Kein Stein wird hier auf dem anderen bleiben; alles soll zerstört werden." Er ging dann auf den Ölberg Nachdem er den Bach Kidron überschritten hatte. und setzte sich dort nieder. Da traten die Jünger, als sie allein waren, zu ihm und sprachen: "Sag uns doch: Wann wird dies geschehen Nämlich: das, wovon 23,38-39 die Rede ist: die Zerstörung und Verödung des Tempels und Jesu Wiederkunft in Verbindung mit Israels Bekehrung., und was ist das Zeichen deiner Wiederkunft und des Endes dieser Weltzeit D.h.: an welchem Vorzeichen kann man erkennen, daß deine Wiederkunft und das Ende des gegenwärtigen Weltlaufs nahe sind? Dies sind zwei Fragen, die aufs engste zusammenhängen, und deren Beantwortung auch von Jesus nicht scharf geschieden wird. - Über das Wort "Wiederkunft" (griechisch: parusia) vgl. die Anmerkung zu 1. Kor. 15,23.?" Jesus antwortete ihnen: "Habt acht, daß euch niemand verführe! Denn mancher wird kommen unter meinem Namen Unter dem Namen Christus oder Messias. und behaupten: 'Ich bin der Messias!' Diese Leute werden viele irreführen. Ihr werdet auch hören von Kriegen und Kriegsgerüchten. Laßt euch dadurch nicht schrecken! Denn das alles muß so kommen. doch es ist noch nicht das Ende Nämlich: der gegenwärtigen Weltzeit. Es gehört noch der Zeit vor Jesu Wiederkunft an.. Denn ein Volk wird sich erheben gegen das andere und ein Reich gegen das andere Jes. 19,2; 2. Chron. 15,6.; hier und da werden Hungersnöte und Erdbeben sein. Dies alles ist aber erst der Anfang der Nöte Wörtlich: "der Wehen". - "Die Wehen des Messias", die die Neugeburt der Welt einleiten sollen (19,28), sind nach jüdischer Ausdrucksweise die Leidenszeit, die der Ankunft des Messias vorhergeht. Das V.6-8 Geschilderte ist also erst der Anfang der Leiden der letzten Zeit.. Zu der Zeit wird man euch verfolgen und töten; ja alle Völker werden euch hassen, weil ihr meine Jünger seid Zu jener Zeit wird es also nicht nur in Israel, sondern unter allen Völkern Jünger Jesu geben.. Dann werden viele vom Glauben abfallen, sie werden einander verraten und hassen. Auch werden falsche Propheten in großer Zahl auftreten und viele verführen. Und weil die Gesetzlosigkeit überhandnimmt, wird die Liebe bei den meisten erkalten Also in der Gemeinde Jesu wird ein großer Abfall eintreten (2. Thess. 2,3).. Wer aber bis ans Ende Bis auf Christi Kommen. ausharrt, der soll errettet werden. Die Frohe Botschaft vom Königreich, die schon jetzt erschallt 3,2; 4,17.23; 10,7., soll in der ganzen Welt verkündigt werden, damit alle Völker ein Zeugnis empfangen Von Jesus und seiner Wahrheit.. Dann erst wird das Ende kommen. Seht ihr nun den Greuel der Verwüstung an heiliger Stätte stehen, wovon Daniel, der Prophet, geredet hat Dan. 8,13; 9,27; 11,31; 12,11. Es ist hier nicht die Rede von einer Zerstörung, sondern von einer Entweihung der heiligen Stätte, d.h. des Tempels (2. Thess. 2,3-4). - wer das liest, beachte es wohl Dies ist wohl eine Einschaltung des Evangelisten (vgl. Offb. 13,18; 17,9).! -, dann sollen, die in Judäa sind Dies bezieht sich auf die Christen., in die Berge fliehen Das geschah, als die Gläubigen vor der Einschließung Jerusalems durch die römischen Heere im Jahr 70 n. Chr. auf eine göttliche Offenbarung hin die Stadt und das Land verließen und in dem Ort Pella jenseits des Jordan eine sichere Zuflucht fanden.. Wer auf dem Dach ist, gehe nicht erst ins Haus hinunter, um noch seine Habe zu holen Von den platten Dächern der Häuser konnte man unmittelbar auf die Straße kommen; jeder soll ohne Aufenthalt den kürzesten Weg zur Flucht ergreifen (Luk. 17,31).; und wer auf dem Feld ist Wo er nur im Unterkleid arbeitete., der kehre nicht in die Wohnung zurück, um sich noch sein Oberkleid zu holen. Doch weh den Frauen, die Kinder erwarten, und stillenden Müttern in jenen Tagen Denn sie haben unter den Beschwerden der eiligen Flucht besonders zu leiden.! Betet aber, daß eure Flucht nicht in den Winter oder auf den Sabbat falle Im Winter wäre die Flucht für alle mühsam, und am Sabbat würde sie durch die Vorschriften der Gesetzeslehrer gehindert werden, die an diesem Tag nur einen Weg von 2000 Ellen erlaubten (Apg. 1,12). Hier wird an Judenchristen gedacht, die noch den Sabbat feiern.! Denn es wird dann eine große Trübsal sein, wie noch keine gewesen ist von Anfang der Welt bis heute Dan. 12,1., und wie auch keine wieder kommen wird. Und wären diese Tage Der Trübsal und Verfolgung. nicht abgekürzt Nämlich: in Gottes Ratschluß (vgl. Dan. 7,25; 12,7.11; Offb. 12,6.14; 13,5)., so würde kein Mensch errettet Sondern alle würden der Versuchung erliegen (Offb. 3,10) und vom Glauben abfallen (Offb. 13,5-18).. Doch um der Auserwählten willen Damit sie treu bleiben und errettet werden. werden jene Tage abgekürzt. Wenn euch dann jemand sagt: 'Jetzt ist der Messias hier oder da', so glaubt es nicht! Denn es werden falsche Messiasse und falsche Propheten auftreten und große Zeichen und Wunder tun 5. Mos. 13,1-5; 2. Thess. 2,9; 1. Joh. 2,18; Offb. 13,11-15., um womöglich auch die Auserwählten zu verführen. Ich warne euch! Sagt man euch also: 'Er Der ersehnte Messias oder Retter. ist jetzt in der Wüste', so geht nicht hinaus, oder: 'er ist in diesem oder jenem Haus', so glaubt es nicht! Denn wie der Blitz im Osten aufzuckt, und bis zum Westen leuchtet, so So plötzlich und zugleich so wahrnehmbar für alle Erdbewohner. wird auch die Wiederkunft des Menschensohnes sein. Denn wo der Leichnam liegt, da sammeln sich die Geier Es scheint sich hier um eine sprichwörtliche Redensart, vielleicht im Anschluß an Hiob 39,30, zu handeln. Ist die Feindschaft gegen Gott zu der in V.15 angegebenen Höhe gestiegen, sind da, wo göttliches Leben wohnen sollte, Tod und Verwesung eingezogen, dann wird auch das Gericht hereinbrechen, und über das geistlich Tote soll Verderben kommen(2. Thess. 2,8; Dan. 7,25-27).. Gleich aber nach jener Trübsalszeit wird sich die Sonne verfinstern und der Mond kein Licht mehr geben, die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Himmelskräfte Wohl die Kräfte, die das Himmelsgewölbe aufrecht halten. werden wanken 2. Petr. 3,10; Jes. 13,10; 34,4; Hes. 32,7-8; Joel 3,3-4. Die gewaltigen Ereignisse, die unmittelbar nach der Trübsal eintreten sollen, werden den Eindruck erwecken, als breche der Himmel zusammen.. Dann D.h. nach den V.29 angegebenen Erscheinungen, die gleichsam nur die Vorbereitung zu dem in V.30 berichteten Ereignis bilden. erscheint am Himmel das Zeichen des Menschensohnes Dieses Zeichen des Menschensohnes scheint von dem gleich darauf erwähnten herrlichen Kommen des Menschensohnes selbst verschieden zu sein. Worin aber das Zeichen besteht, wird nicht gesagt., und bei seinem Anblick werden wehklagen alle Völker der Erde Offb. 1,7.; denn sie werden den Menschensohn kommen sehen auf des Himmels Wolken Dan. 7,13. mit großer Macht und Herrlichkeit. Und er wird seine Boten senden Und zwar noch ehe er auf des Himmels Wolken kommt.; die sollen die Posaune blasen, daß es weithin schallt Das Blasen der Posaunen weist auf ein allgemein vernehmbares Zeugnis: 1. Thess. 4,16.: so werden sie seine Auserwählten zu ihm sammeln 2. Thess. 2,1: "unser Versammeltwerden zu ihm". von allen Himmelsgegenden aus aller Welt. Vom Feigenbaum entnehmt eine Lehre: Wenn seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, so wißt ihr, daß der Sommer nahe ist. So sollt ihr auch, wenn ihr dies alles seht, gewiß sein, daß Er Der Menschensohn. nahe vor der Tür ist. Wahrlich, ich sage euch: Diese Weltzeit Das hier gebrauchte griechische Wort genea heißt bei Matthäus 1) Zeitgenossen, d.h. das zur Zeit der Rede lebende Geschlecht (11,16; 12,41-42.45; 23,36), 2) Geschlecht (der Vorfahren) 1. 17, 3) Art (17,17), 4) die gegenwärtige Weltzeit, die mit der Wiederkunft Christi abschließt (24,34). - Nun wird freilich behauptet, he genea in Verbindung mit haute (diese) heiße stets im Neuen Testament die Zeitgenossen, d.h. das zur Zeit der Rede lebende Geschlecht. Dann würde Jesus in V.34 sagen, das Geschlecht, zu dem er rede, werde seine Wiederkunft in Herrlichkeit noch erleben. Dies stünde aber im Widerspruch mit dem folgenden V.36, wo Jesus ausdrücklich erklärt, Tag und Stunde seiner Wiederkunft sei nur dem Vater bekannt. (Nach einer anderen Lesart heißt es hier - wie Mark. 13,32 -: "nicht einmal der Sohn" kennt Tag und Stunde.) Und auch mit dem Vorangehenden stimmte die Übersetzung von genea durch: "das jetzt lebende Geschlecht" nicht. - Die Frage der Jünger in V.3 setzt voraus, das Ende dieser Weltzeit, das mit Christi Wiederkunft eintritt, stehe nahe bevor, und der Übergang von dieser zu der kommenden Weltzeit oder dem Reich der Herrlichkeit werde leicht vonstatten gehen. Demgegenüber zeigt ihnen aber Jesus, welche Leiden und Versuchungen die Seinen in dieser Weltzeit noch zu bestehen haben. Erst wenn die Trübsal ihren Höhepunkt erreicht hat, erst dann, nicht früher, ist diese Weltzeit abgelaufen, erst dann erscheint Jesus in seiner Herrlichkeit, und dann beginnt das kommende Weltalter. Genea ist also V.34 gleichbedeutend mit dem sonst gebräuchlichen aion, und es entspricht wie dieses dem hebräischen -lam, wofür aber auch dor = genea stehen kann. Ha olam hadseh ("diese Weltzeit") bedeutet bei den Juden die Zeit vor dem Kommen des Messias, ha olam habba ("die künftige Weltzeit") bedeutet die Zeit nach seinem Kommen. Die Griechen gebrauchen übrigens genea auch im Sinne von "Weltzeit, Weltalter"; he chryse genea z.B. heißt "das goldene Weltalter oder Zeitalter". ist nicht eher zu Ende, als bis dies alles geschehen ist. Himmel und Erde werden vergehen Hier ist von keiner Weltvernichtung, sondern von einer Welterneuerung die Rede (2. Petr. 3,13; Offb. 21,1)., meine Worte aber werden nimmermehr vergehen D.h. sie werden nicht unerfüllt bleiben.. Den Tag und die Stunde Der Wiederkunft Jesu. aber kennt niemand, auch die Engel des Himmels nicht, sondern nur mein Vater allein. Wie es aber zuging in Noahs Tagen 1. Mos. 6,1-13., so wird's auch zugehen bei der Wiederkunft des Menschensohnes. In den Tagen vor der Sintflut aßen und tranken die Menschen, sie nahmen zur Ehe und gaben Nämlich: ihre Töchter. zur Ehe Die Menschen lebten gleichgültig und sorglos in ihrem gewöhnlichen Treiber dahin.. So trieben sie's bis zu dem Tage, als Noah in die Arche ging; und sie ahnten die Gefahr nicht, bis die Flut hereinbrach und sie alle hinwegraffte. Ganz ebenso wird's bei der Wiederkunft des Menschensohnes sein. Da werden zwei Männer auf demselben Acker arbeiten: der eine wird mitgenommen Den nimmt Jesus bei seinem Kommen zu sich, vgl. Joh. 14,3, wo im Griechischen dasselbe Zeitwort gebraucht wird., der andere bleibt zurück D.h.: er bleibt hier auf Erden zurück und fällt dadurch dem Gericht anheim, ähnlich wie es zu Noahs Zeit allen erging, die nicht in die Arche Aufnahme fanden. Vgl. Luk. 17,26.27.35.36.. Zwei Frauen werden an derselben Mühle mahlen: die eine wird mitgenommen, die andere bleibt zurück. So wacht nun Schlaft und träumt nicht, versunken in das Getriebe dieser Welt.! Ihr wißt ja nicht, an welchem Tag euer Herr kommt. Das seht ihr ein: wenn ein Hausherr wüßte, zu welcher Nachtstunde der Dieb käme, so bliebe er wach und ließe nicht in sein Haus einbrechen. Darum haltet auch ihr euch immerfort bereit; denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, da ihr es nicht vermutet. Wäre doch jeder Knecht treu und klug, den ein Hausherr Der längere Zeit von zu Hause fern sein muß. über sein Gesinde D.h. über die anderen Sklaven oder leibeigenen Knechte. setzt, damit er ihnen Speise gebe zu rechter Zeit Hier ist die Rede von solchen, die der Herr zu Dienern, Aufsehern und Vorstehern in seiner Gemeinde eingesetzt hat.! Wohl dem Knecht, den sein Herr bei seiner Rückkehr also tätig findet Daß er dem Gesinde zu rechter Zeit Speise gibt.! Wahrlich, ich sage euch: Er wird ihn über alle seine Güter Nicht nur über sein Gesinde. setzen. Ist aber der Knecht gewissenlos und denkt in seinem Herzen: 'Mein Herr bleibt noch lange weg'; fängt er dann an, die ihm untergebenen Knechte zu mißhandeln, während er mit Trunkenbolden schmaust und zecht; so wird sein Herr ihn überraschen an einem Tag, wo er's nicht erwartet. Dann wird er ihn blutig peitschen lassen und ihn an den Ort verweisen, wo die Heuchler sind. Dort wird lautes Klagen und Zähneknirschen sein 8,12.. Dann Zu der 24,50f. angegebenen Stunde der Entscheidung, wenn der Herr kommt. gleicht das Königreich der Himmel zehn Jungfrauen, die mit ihren Lampen in der Hand dem Bräutigam entgegengingen Der Bräutigam kommt von seinem Wohnort zu dem Haus der Braut. Diese erwartet ihn in ihrem Elternhaus, von ihren Brautjungfern umgeben. Von dem Haus der Braut gehen die Brautjungfern dem Bräutigam entgegen, um ihn festlich einzuholen. Sie nehmen die Lampen mit, denn die Überführung der Braut aus dem Haus ihrer Eltern in das Haus des Bräutigams pflegte abends zu geschehen. Nach Rabbi Salomon pflegte man etwa 10 Fackellampen dem Brautzug voranzutragen. Die Ölbehälter der Lampen waren sehr klein. Deshalb mußte bei weiteren Wegen Öl zu Nachfüllen mitgenommen werden. Wenn der Brautzug in dem Haus des Bräutigams angekommen war, so begann das Hochzeitsmahl.. Aber fünf von ihnen waren töricht, und nur fünf waren klug. Die törichten nahmen wohl ihre Lampen mit, aber keinen Ölvorrat. Die klugen aber hatten außer ihren Lampen auch noch in Krügen Öl bei sich. Als sich nun die Ankunft des Bräutigams verzögerte Warum, wird nicht gesagt., nickten sie alle ein und fielen in Schlaf Vorher sind sie in ein Haus am Weg eingetreten und haben sich dort niedergesetzt, um den Bräutigam zu erwarten (vgl. V.6).. Um Mitternacht aber ertönte der laute Ruf: 'Jetzt kommt der Bräutigam! Geht Sie sollen das Haus, wo sie den Bräutigam erwartet haben, verlassen. und holt ihn festlich ein!' Da wurden alle Jungfrauen wach und setzten ihre Lampen instand Indem sie den Docht reinigten und beschnitten usw. und frisches Öl aufgossen. Nun merkten die törichten Jungfrauen zu ihrem Schrecken, daß sie kein Öl zum Nachfüllen hatten. Kaum hatten sie den Docht angezündet, so erlosch er wieder.. Nun sprachen die törichten zu den klugen: 'Gebt uns von euerm Öl, denn unsere Lampen verlöschen.' Die klugen erwiderten: 'O nein! Es reicht nicht aus für uns und euch; geht lieber zu den Krämern und kauft euch Vorrat Die klugen erwarten also, daß auch um Mitternacht noch ein Laden offen ist oder ein Krämer sich wecken läßt..' Als sie auf dem Weg waren, um sich Öl zu kaufen, kam der Bräutigam. Die Jungfrauen, die bereit waren, gingen mit ihm in den Hochzeitssaal, und die Tür ward verschlossen. Später kamen auch die anderen Jungfrauen und riefen: 'Herr, Herr, tue uns auf!' Er aber antwortete: 'Wahrlich, ich sage euch: Ich kenne euch nicht Ihr gehört nicht zu den Brautjungfrauen und habt keinen Anteil an der Hochzeitsfeier. Dessen hatten sie sich schon von vornherein durch ihr in V.3 beschriebenes Verhalten unwert gemacht.!' Seid darum recht wachsam 24,42.; denn Tag und Stunde Des Kommens Christi. sind euch unbekannt! Es ist (mit dem Königreich der Himmel) wie mit einem Mann, der ins Ausland reisen wollte: der ließ vorher seine Knechte rufen und übergab ihnen sein Vermögen. Dem einen gab er fünf Talente Ein Talent = etwa 4200 Goldmark., dem anderen zwei, dem dritten eins, jedem nach seiner Fähigkeit Mit der anvertrauten Summe Geschäfte zu treiben und so den Besitz des Herrn zu vermehren. (Wir gebrauchen das Wort Talent gerade im Sinne von Fähigkeit, Anlage, Begabung.). Dann reiste er ab. Sofort machte sich der Empfänger der fünf Talente daran, das Geld vorteilhaft anzulegen, und gewann fünf andere dazu. Ebenso gewann der Empfänger der zwei Talente noch zwei andere. Der aber nur ein Talent empfangen hatte, ging hin, machte eine Grube in die Erde und verbarg darin das Geld seines Herrn. Nach langer Zeit kam der Herr dieser Knechte zurück und rechnete mit ihnen ab. Da erschien der Empfänger der fünf Talente, brachte noch fünf andere mit und sprach: 'Herr, fünf Talente hast du mir gegeben; sieh, fünf andere habe ich damit gewonnen.' Da sprach sein Herr zu ihm: 'Recht so, du wackerer und treuer Knecht! Du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen. Nimm teil an deines Herrn Freudenfest Das der Herr nach seiner Rückkehr feierte.!' Dann erschien der Empfänger der zwei Talente und sprach: 'Herr, zwei Talente hast du mir gegeben; sieh, zwei andere habe ich damit gewonnen.' Da sprach sein Herr zu ihm: 'Recht so, du wackerer und treuer Knecht! Du bist über wenig treu gewesen, ich will dich über viel setzen. Nimm teil an deines Herrn Freudenfest!' Endlich erschien der Empfänger des einen Talents und sprach: 'Herr, ich kenne dich als einen harten Mann: du willst ernten, wo du nicht gesät, und Korn einsammeln von der Tenne, wo du nicht geworfelt hast. Deshalb bin ich aus Furcht Das Talent im Handel zu verlieren. hingegangen und habe dein Talent in der Erde verborgen. Hier hast du dein Geld wieder.' Da antwortete ihm sein Herr: 'Du gewissenloser, fauler Knecht! Du weißt, ich will da ernten, wo ich nicht gesät, und Korn einsammeln von der Tenne, wo ich nicht geworfelt habe? Nun, dann Da du mich für hart und ungerecht hältst. hättest du mein Geld wenigstens bei der Bank anlegen sollen: so hätte ich doch bei meiner Rückkehr mein Eigentum mit Zins zurückbekommen Ohne daß du irgendwelche Mühe und Arbeit davon gehabt hättest.. Nehmt ihm nun das Talent Weil er sein unwert ist. und gebt es dem, der die zehn Talente hat. - Denn wer (viel) hat, der soll noch mehr empfangen, daß er die Fülle haben; doch wer nur wenig hat, dem soll sogar das wenige genommen werden 13,12.. - Den unbrauchbaren Knecht aber werft in die Finsternis hinaus: dort wird lautes Klagen und Zähneknirschen sein Das Gleichnis von den Talenten fordert nicht nur zur Wachsamkeit auf wie das vorhergehende von den zehn Jungfrauen, sondern es mahnt vor allem zur treuen Benutzung der Zeit und der vom Herrn verliehenen Gaben. Ebenso wie das Gleichnis in 24,45ff. hat es eine besondere Bedeutung für die Knechte, die dem Herrn in einem Amt seiner Kirche dienen. Aber nicht in knechtischer Furcht (V.24-25), sondern mit freiwilligem und freudigem Herzen soll jeder Gläubige seine Aufgabe in Jesu Dienst erfüllen..' Ist aber der Menschensohn in seiner Herrlichkeit gekommen, und alle Engel mit ihm, dann setzt er sich auf seinen herrlichen Königsthron. Alle Völker versammeln sich vor seinem Angesicht. Und er wird sie voneinander scheiden, wie ein Hirte die Schafe von den Ziegenböcken scheidet Bei der Heimkehr von der Weide treibt der Hirte die dort nicht streng getrennten Schafe und Ziegen in ihre besonderen Lagerstätten. Die Schafe sind in Palästina meistens weiß, die Ziegen hingegen schwarz (vgl. auch Hes. 34,17)., und er stellt die Schafe zu seiner Rechten, die Böcke aber zur Linken. Dann wird der König sagen zu denen, die ihm zur Rechten stehen: 'Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, nehmt in Besitz das Königreich, das euch bereitet ist seit Grundlegung der Welt! Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir Speise gereicht; ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich getränkt; ich bin obdachlos gewesen, und ihr habt mich aufgenommen; ich bin nackt D.h. schlecht oder mangelhaft bekleidet. gewesen, und ihr habt mich besucht; ich bin im Gefängnis gewesen, und ihr seid zu mir gekommen.' Dann werden ihm die Gerechten erwidern: 'Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und gespeist, oder durstig und dich getränkt? Wann haben wir dich obdachlos gesehen und in unser Haus genommen, oder nackt und dich bekleidet? Wann haben wir dich krank gesehen oder im Gefängnis und sind zu dir gekommen?' Und der König wird ihnen antworten: 'Wahrlich, ich sage euch: Jeden Liebesdienst, den ihr einem meiner geringsten Brüder, die hier stehen, erwiesen habt, den habt ihr mir erwiesen 10,42; Spr. 19,17..' Dann wird der König sagen zu denen, die ihm zur Linken stehen: 'Hinweg von meinem Angesicht, ihr Verfluchten! Geht in das ewige Feuer, das mein Vater dem Teufel und seinen Engeln bereitet hat Also zunächst nur für diese, nicht aber für Menschen. Nur die Menschen werden im Endgericht auch dorthin verwiesen, die sich auf des Teufels Seite gestellt haben und als Gottes Feinde dann auch dem Fluch verfallen. Nach dem Sündenfall ist jedoch über den Menschen noch kein Fluch ausgesprochen worden, sondern nur über die Schlange und den Acker (1. Mos. 3,14.17).! Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir keine Speise gereicht; ich bin durstig gewesen und ihr habt mich nicht getränkt; ich bin obdachlos gewesen, und ihr habt mich nicht aufgenommen; ich bin nackt gewesen, und ihr habt mich nicht bekleidet; ich bin krank und im Gefängnis gewesen und ihr habt mich nicht besucht!' Dann werden auch sie erwidern: 'Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig gesehen, wann obdachlos oder nackt, wann krank oder im Gefängnis, und haben dir nicht gedient D.h.: wir haben ja nie Gelegenheit gehabt, dir zu dienen.?' Dann wird er ihnen antworten: 'Wahrlich, ich sage euch: Was ihr versäumt habt an einem der Geringsten, die hier stehen, das habt ihr an mir versäumt.' Und sie gehen weg zu ewiger Strafe Das hier gebrauchte Wort kommt im Neuen Testament nur noch 1. Joh. 4,18 vor.; die Gerechten aber gehen ein ins ewige Leben "Ewig" wird bei "Strafe" und "Leben" im Griechischen durch dasselbe Wort (aionios) ausgedrückt. Dieses Wort muß daher auch in beiden Fällen dieselbe Bedeutung haben. Nun bezeichnet aber aionios in allen Stellen des Neuen Testaments den Begriff der Ewigkeit im vollen Sinne des Wortes, während an manchen Stellen des Alten Testaments das Wort olam (Ewigkeit) nur von einem endlichen, wenn auch langen Zeitraum gebraucht wird (z.B. 5. Mos. 13,17; 15,17; 1. Sam. 1,22; 27,12; Jes. 32,14). - Vgl. mit V.31-46 Offb. 20,11-15.." V. Jesu Todesleiden und Auferstehung: Kap. 26 - 28. Als Jesus alle diese Reden vollendet hatte, sprach er zu seinen Jüngern: "Ihr wißt, daß übermorgen das Passahfest D.h. das Verschonungsfest, das jährlich am Abend des 14. Nisan zum Andenken an die Verschonung der Israeliten vor der letzten ägyptischen Plage gefeiert wurde. ist; dann wird der Menschensohn dem Kreuzestod überliefert." Da versammelten sich die Hohenpriester und Ältesten des Volkes Die Mitglieder des Hohen Rates. in dem Palast des Hohenpriesters, namens Kaiphas Er hieß eigentlich Josef; Kaiphas (das von manchen Kephas = Stein gedeutet wird) war nur sein Beiname; er war Hoherpriester von 18-36 n. Chr., und beratschlagten, wie sie Jesus mit List in ihre Gewalt bekommen und töten könnten. Sie sagten aber: "Nur nicht am Fest! Es könnte sonst zu einer Volkserhebung kommen Griff man den Herrn auf offenem Fest, so mußte man fürchten, daß ihn das Volk zu befreien suchte. Erst als der Hohe Rat Jesus den Römern überantwortet hatte, brauchte er nicht mehr die Öffentlichkeit zu scheuen.." Als sich nun Jesus in Bethanien im Haus Simons des Aussätzigen aufhielt 21,17. Simon war früher aussätzig gewesen und vielleicht von Jesus geheilt worden., trat eine Frau zu ihm mit einem Glas kostbaren Salböls und goß es auf sein Haupt, während er auf seinem Sitz beim Mahl ruhte Man saß beim Mahl nicht auf Stühlen, sondern lag auf Polstern. Das Waschen und Salben der Füße war beim Mahl etwas Gewöhnliches.. Bei diesem Anblick wurden die Jünger unwillig und sprachen: "Schade um das Salböl! Man hätte es teuer verkaufen und das Geld den Armen geben können." Jesus hörte das und sprach zu ihnen: "Warum kränkt ihr die Frau? Sie hat ein rühmlich Werk an mir getan. Denn Arme habt ihr immer bei euch, mich aber habt ihr nicht immer. Mit diesem Öl, das sie auf meinen Leib gegossen, hat sie mich zum Begräbnis gesalbt. Wahrlich, ich sage euch: Wo in der weiten Welt diese meine Heilsbotschaft verkündigt wird, da wird man auch zu ihrem Gedächtnis von ihrer Tat erzählen." Darauf ging einer der Zwölf, mit Namen Judas, aus Kariot, zu den Hohenpriestern und sprach: "Was wollt ihr mir geben, wenn ich ihn euch in die Hände liefere?" Sie zahlten ihm dreißig Silberlinge Ein Silberling (Sekel) ist etwa 3 Goldmark. Vgl. Sach. 11,12.. Seitdem suchte er nach einer günstigen Gelegenheit, ihn zu verraten. Am ersten Tag der ungesäuerten Brote Während der ganzen Festfeier vom 14.-21. Nisan mußte ungesäuertes Brot gegessen werden (2. Mos. 12,18-20). Am Abend des 13. Nisan wurde aller Sauerteig gesammelt und am Morgen des 14. verbrannt. traten die Jünger zu Jesus und fragten ihn: "Wo sollen wir das Passahmahl bereiten? Dieses Mahl hielt jede Familie am Abend des 14. Nisan, nachdem der Hausvater vorher im Tempelvorhof das Passahlamm geopfert hatte." Er antwortete: "Geht in die Stadt Jerusalem. zu dem und dem Hier nennt Jesus den Namen des ihm befreundeten Hausbesitzers, den aber der Evangelist aus unbekannten Gründen verschweigt. und sprecht zu ihm: 'Der Meister läßt dir sagen: Meine Zeit Der Zeitpunkt meines Todes. ist nahe; bei dir will ich das Passah halten mit meinen Jüngern Jesus sollte und wollte vor seinem Tod noch das Passah halten..'" Die Jünger führten Jesu Auftrag aus und richteten die Passahmahlzeit zu. Als dann der Abend kam, nahm er mit den zwölf Jüngern beim Mahl Platz Die Passahmahlzeit fand nach jüdischen Berichten in folgender Ordnung statt: Nach einem Dankgebet trank der Hausvater mit seinen Tischgenossen den ersten Becher Wein; während des Mahls wurden vier Becher roten, mit Wasser gemischten Weins getrunken. Nach dem ersten Becher wurde ein Tisch mit bitteren Kräutern aufgetragen, die an die bitteren Leiden Israels in Ägypten erinnern sollten. Davon aß man, bis das ungesäuerte Brot mit dem Passahlamm vorgesetzt wurde. Nach einem abermaligen Dankgebet wurde der zweite Becher eingeschenkt. Nun gab der Hausvater eine Belehrung über die Bedeutung des Festes. Im Anschluß daran wurde der erste Teil des Hallel oder Lobgesangs (Ps. 113 und 114) angestimmt, worauf der zweite Becher getrunken wurde. Dann nahm der Hausvater zwei ungesäuerte Brote, brach das eine, sprach den Segen darüber, umwickelte ein Stück davon mit bitteren Kräutern, tunkte es in einen Brei (Charoset genannt) und aß es. Jetzt begann erst die eigentliche Mahlzeit, indem man das in den Brei getunkte Brot und das Passahlamm aß. Nach dem Essen segnete und trank der Hausvater den dritten Becher, den Becher des Lobpreises oder des Segens (1. Kor. 10,16). Nachdem der vierte Becher eingeschenkt war, wurde der zweite Teil des Hallel (Ps. 115-118) gesungen.. Während sie aßen, sprach er: "Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten!" Da wurden sie tief betrübt, und einer nach dem anderen fragte ihn: "Herr, ich bin's doch nicht?" Er erwiderte: "Der eben seine Hand mit mir in die Schüssel getunkt hat Gemeint ist das Eintunken des Brotes oder Fleisches in den Brei (Charoset)., der wird mich verraten. Der Menschensohn geht zwar zum Tode, das steht ja von ihm geschrieben. Doch weh dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Für diesen Menschen wäre es am besten, er wäre nie geboren." Da nahm Judas, sein Verräter, das Wort und fragte ihn: "Ich bin's doch nicht, Meister?" Er sprach zu ihm: "Du bist es Wörtlich: "Du hast es gesagt."." Als sie aßen, nahm Jesus das Brot Er nahm eines der auf dem Tisch liegenden ungesäuerten Brote in die Hand., sprach den Segen, brach's und gab es seinen Jüngern mit den Worten: "Nehmt, eßt, das Dieses Brot. ist mein Leib!" Darauf nahm er einen Becher, sprach das Dankgebet und reichte ihn den Jüngern mit den Worten: "Trinkt alle daraus! Denn dies ist mein Blut, das Blut des Neuen Bundes 2. Mos. 24,8; Sach. 9,11., das für viele vergossen werden soll zur Vergebung der Sünden. Doch ich sage euch: Ich will nie wieder von diesem Gewächs des Weinstocks trinken bis zu dem Tag, wo ich den neuen Wein mit euch trinke in meines Vaters Königreich." Nach dem Lobgesang Dem zweiten Teil des großen Hallel, Ps. 115-118. gingen sie hinaus an den Ölberg. Auf dem Weg dorthin sprach Jesus zu ihnen: "In dieser Nacht werdet ihr alle an mir irrewerden. Denn es steht geschrieben: Ich will den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden sich zerstreuen Frei nach Sach. 13,7.. Nach meiner Auferstehung aber will ich euch vorausgehen nach Galiläa Dort will sich Jesus mit seinen zerstreuten Aposteln wieder vereinigen.." Petrus sprach zu ihm: "Wenn auch alle anderen an dir irrewerden - ich nun und nimmer!" Jesus antwortete ihm: "Wahrlich, ich sage dir: In dieser Nacht, noch vor dem Hahnenschrei, wirst du mich dreimal verleugnen." Petrus entgegnete ihm: "Und müßte ich auch mit dir sterben, ich verleugne dich sicher nicht." Ebenso sprachen auch alle anderen Jünger. Dann kam Jesus mit seinen Jüngern zu einem Landgut Dessen Besitzer wohl mit Jesus befreundet war., mit Namen Gethsemane D.h. "Ölkelter" (es lag am westlichen Abhang des Ölbergs) oder "Kelter der Zeichen", vielleicht ein bildlich gemeinter Grundstückname. Vgl. G. Dalman: Orte und Wege Jesu, 1924, S.340.. Und er sprach zu ihnen: "Setzt euch hier nieder, während ich dorthin gehe und bete!" Er nahm Petrus und die beiden Söhne des Zebedäus Jakobus und Johannes (17,1). mit sich. Nun überfiel ihn Traurigkeit und Grauen, und er sprach zu ihnen: "Meine Seele ist zum Tode betrübt; bleibt hier und wacht mit mir!" Dann ging er ein wenig weiter, fiel nieder auf sein Angesicht und betete: "Mein Vater, ist es möglich, so gehe dieser Kelch Der Kelch des Leidens und des Todes. an mir vorüber. Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst." Und er kam zurück zu seinen Jüngern und fand sie schlafend. Da sprach er zu Petrus: "Könnt ihr denn nicht einmal eine Stunde mit mir wachen? Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet! Der Geist Der innere Mensch (Röm. 7,22). ist zwar willig Zum Guten., aber das Fleisch Das natürliche Wesen und Wollen. ist schwach Es kann das Gute nicht vollbringen (Röm. 7,18).." Dann ging er zum zweiten Mal hin und betete: "Mein Vater, kann dieser Kelch nicht vorübergehen, ohne daß ich ihn trinke, so geschehe dein Wille." Als er zurückkam fand er sie wieder schlafend; denn die Augen fielen ihnen zu vor Müdigkeit. Und er verließ sie, ging wieder weg und betete zum dritten Mal, ganz mit denselben Worten. Dann kam er zu den Jüngern und sprach zu ihnen: "Ihr schlaft noch weiter und ruht? Seht, der Augenblick ist nahe! Jetzt wird der Menschensohn in Sünderhände geliefert! Auf, wir gehn! Mein Verräter naht!" Während er noch redete, da erschien Judas, einer der Zwölf, begleitet von einer großen Schar, die, mit Schwertern und Knütteln bewaffnet, von den Hohenpriestern und Ältesten des Volkes ausgesandt war. Sein Verräter aber hatte ein Zeichen mit ihnen verabredet und gesagt: "Wen ich küsse, der ist's, den nehmt fest!" Sogleich nun trat er auf Jesus zu mit den Worten: "Sei gegrüßt, Meister!" und küßte ihn. Jesus aber sprach zu ihm: "Freund, wozu bist du hier?" Nun traten sie hinzu, legten Hand an Jesus und nahmen ihn gefangen. Doch einer der Begleiter Jesu streckte seine Hand aus, zog sein Schwert, schlug nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm das Ohr ab. Da sprach Jesus zu ihm: "Stecke dein Schwert wieder ein! Denn alle, die zum Schwert greifen, sollen durchs Schwert umkommen. Oder meinst du, ich könnte meinen Vater nicht bitten, er möge mir in diesem Augenblick mehr als zwölf Heerscharen Wörtlich: "Legionen". Eine römische Legion hatte zur Zeit des Kaisers Augustus etwa 6800 Mann. Engel zu Hilfe senden? Wie würde dann aber die Schrift erfüllt? Es muß so kommen!" Zugleich sprach Jesus zu der Schar: "Wie gegen einen Räuber seid ihr mit Schwertern und Knütteln ausgezogen, um mich gefangenzunehmen. Tagtäglich habe ich im Tempel gesessen und gelehrt, und ihr habt mich nicht festgenommen." - Dies alles aber ist geschehen, damit sich die Schriften der Propheten erfüllten V.56 gehört nicht mehr zu den Worten Jesu; es ist eine Bemerkung des Evangelisten.. - Da verließen ihn alle seine Jünger und flohen. Nach seiner Gefangennahme ward Jesus zu dem Hohenpriester Kaiphas geführt, bei dem sich die Schriftgelehrten und Ältesten versammelt hatten. Petrus aber folgte ihm von weitem bis zu des Hohenpriesters Palast; dort trat er ein und setzte sich zu den Dienern, um zu sehen, wie es ende. Die Hohenpriester aber und der ganze Hohe Rat suchten nach einem falschen Zeugnis gegen Jesus, damit sie ihm zum Tod verurteilen könnten. Aber obwohl viele falsche Zeugen auftraten, fanden sie doch keines. Schließlich kamen zwei und sagten aus: "Dieser Mann hat behauptet: Ich kann den Tempel Gottes niederreißen und ihn in drei Tagen wiederbauen Dies ist eine Verdrehung der Worte Jesu in Joh. 2,19.." Da erhob sich der Hohepriester und sprach zu ihm: "Antwortest du nichts auf das, was diese wider dich vorbringen?" Doch Jesus schwieg. Dach sprach der Hohepriester zu ihm: "Ich beschwöre dich bei Gott, dem Lebendigen: Sag uns: bist du der Messias, Gottes Sohn Der Zusatz "Gottes Sohn" erklärt den Ausdruck "der Messias" näher. Daß der Name "Gottes Sohn" hier in seiner vollen Bedeutung steht wie 16,16, wird durch V.64 bestätigt Denn der Hohepriester und der Hohe Rat finden darin eine Gotteslästerung. Das wäre aber unmöglich gewesen, wenn dem Hohenpriester "Gottes Sohn" nichts weiter bedeutet hätte als "Messias" nach der gewöhnlichen jüdischen Vorstellung.?" Jesus erwiderte: "Ja, ich bin's Wörtlich: "Du hast's gesagt". Dies ist eine eidliche Bejahung der Frage des Hohenpriesters.. Doch ich versichere euch: Von nun an sollt ihr den Menschensohn sitzen sehen zur Rechten der Macht Der göttlichen Allmacht. und kommen auf des Himmels Wolken Ps. 110,1; Dan. 7,13.." Da zerriß der Hohepriester seine Kleider Sonst Ausdruck der Trauer (2. Sam. 1,11), in dieser Hinsicht jedoch dem Hohenpriester verboten (3. Mos. 10,6); hier Ausdruck des Unwillens. Das jüdische Strafrechtsverfahren schrieb übrigens den Richtern das Zerreißen der Kleider zur Bezeugung einer Gotteslästerung vor. und sprach: "Er hat Gott gelästert! Was brauchen wir noch weiter Zeugen? Ihr habt ja selbst seine Gotteslästerung gehört. Wie urteilt ihr?" Sie erwiderten ihm: "Er ist des Todes schuldig Wann ist nach jüdischen Gesetz der Gotteslästerer des Todes schuldig? Nur wenn er bei seiner Lästerung den "Namen" (den Jahwenamen) deutlich ausspricht. Der Hohe Rat weiß, vielleicht durch den Verräter Judas, Jesus hat sich (Matth. 16,16) Jahwes Sohn nennen lassen. Aber man kann es ihm nicht, der Vorschrift gemäß, durch zwei oder drei Zeugen beweisen. Darum erzwingt der Hohepriester gleichsam durch seine beschwörende Frage von Jesus die entscheidende Antwort. (So Bornhäuser: Zum Petrusbekenntnis und zur Hohenpriesterfrage, S.80f.).!" Nun spien sie ihm ins Angesicht und schlugen ihn mit Fäusten; andere gaben ihm Backenstreiche und sprachen dabei (höhnisch): "Zeig dich als Prophet, Messias! Sag uns: wer hat dich geschlagen Jesus soll den Namen des Betreffenden nennen.?" Unterdes saß Petrus draußen im Hof Gemeint ist der innere Hof in der Mitte des viereckigen Gebäudes; das Verhör fand im Inneren des Palastes statt.. Da kam eine Magd auf ihn zu und sprach: "Du warst auch bei dem Jesus aus Galiläa!" Er leugnete aber in Gegenwart aller und sagte: "Ich verstehe nicht, was du von mir willst." Als er dann aus dem inneren Hof in die Halle Die in den äußeren Hof führte. trat, sah ihn eine andere Magd. Die sprach zu den Leuten dort: "Der hier hat zu Jesus von Nazaret gehört!" Und wieder leugnete er und schwur dazu: "Ich kenne den Menschen nicht!" Nach einer kleinen Weile traten die Umstehenden zu Petrus und sprachen: "Wahrhaftig, du gehörst auch zu ihnen! Schon deine Mundart verrät dich Die Galiläer wurden wegen ihrer Aussprache, die namentlich die Kehllaute nicht gehörig unterschied, von den Judäern verspottet.." Da fing er an, sich zu verwünschen und zu schwören: "Ich kenne den Menschen nicht!" In dem Augenblick krähte ein Hahn L. Schneller hat in Jerusalem wahrgenommen, daß dort der Hahn jede Nacht zuerst zwischen 10 und 11 Uhr kräht. ("Der Bote aus Zion", März 1922, S. 7.). Da dachte Petrus an Jesu Wort: "Noch vor dem Hahnenschrei wirst du mich dreimal verleugnen." Und er ging hinaus und weinte bitterlich. Nach Tagesanbruch Etwa um 6 Uhr morgens. berieten alle Hohenpriester und die Ältesten des Volkes, wie sie das Todesurteil an Jesus Das sie 26,66 gefällt hatten. am besten vollziehen lassen könnten. Dann führten sie ihn gefesselt ab und überlieferten ihn dem Statthalter Pontius Pilatus Jedes vom Hohen Rat gefällte Todesurteil mußte von dem römischen Statthalter als dem Stellvertreter des Kaisers bestätigt werden. Pilatus war 26-36 n. Chr. Statthalter von Judäa.. Als Judas, sein Verräter, sah, daß er verurteilt worden war, da brachte er, von Reue gequält Diese Reue war keine gottgefällige Traurigkeit (2. Kor. 7,10), sondern nur die Qual des bösen Gewissens; sie wirkte bei Judas den Tod., die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern und Ältesten zurück und sprach: "Ich habe mich versündigt durch den Verrat unschuldigen Bluts." Sie antworteten ihm: "Was geht uns das an? Das ist deine Sache!" Da warf er das Geld in den Tempel und eilte davon, ging hin und erhängte sich. Die Hohenpriester aber nahmen das Geld und sprachen: "Es darf nicht in den Tempelschatz gelegt werden, denn es ist Blutgeld Ähnlich war das Gesetz 5. Mos. 23,19.." So kauften sie denn nach einer Beratung den bekannten Töpferacker D.h. einen Acker, den früher ein Töpfer besessen hatte und der den Bewohnern Jerusalems, für die ja Matthäus zunächst geschrieben hat, unter dem Namen Töpferacker wohlbekannt war. dafür zum Begräbnisplatz für die Fremden Hier ist wahrscheinlich besonders an auswärtige Festpilger zu denken, die während ihres Aufenthaltes in Jerusalem starben.. Darum heißt der Acker noch heutigentags der Blutacker. So erfüllte sich das Wort des Propheten Jeremia: Ich nahm die dreißig Silberlinge, die ich als Lohn empfangen für ihn, auf den einige der Söhne Israels Nämlich die Mitglieder des Hohen Rates. einen Preis gesetzt, und gab sie für den Töpferacker, wie mir der Herr befohlen hatte Diese Stelle, in der Matthäus den Verräter Judas redend einführt, findet sich nicht in diesem Wortlaut bei Jeremia; sondern sie erinnert zunächst an Sach. 11,12-13, lehnt sich aber jedenfalls an Jer. 18,2ff.; 32,6-9. Ich lese in V.10 [edooka], nicht [edookan].. Jesus wurde nun vor den Statthalter geführt. Der fragte ihn: "Bist du der Juden König?" Jesus antwortete: "Ja, ich bin's Wörtlich: "Du sagst es." Damit bejaht Jesus die an ihn gerichtete Frage wie 26,64.." Doch auf die Anklagen der Hohenpriester und Ältesten erwiderte er nichts. Da sprach Pilatus zu ihm: "Hörst du nicht, was sie alles gegen dich vorbringen?" Aber er antwortete ihm auf keine einzige Frage, so daß es den Statthalter sehr wunder nahm. Nun pflegte der Statthalter an jedem Passahfest dem Volk nach dessen freier Wahl einen Gefangenen loszugeben Wohl zur Erinnerung an die Befreiung Israels aus Ägypten.. Man hatte damals aber einen berüchtigten Gefangenen, der hieß Barabbas D.h. Sohn des Vaters, ein auch sonst vorkommender Beiname.. Als sich nun viele aus dem Volk angesammelt hatten, fragte sie Pilatus: "Wen soll ich euch losgeben: Barabbas oder Jesus, den man den Messias nennt In alten Handschriften des zweiten Jahrhunderts führt hier auch Barabbas den bei den Juden nicht seltenen Namen Jesus (Jesus Barabbas).?" Er wußte nämlich, daß sie ihn nur aus Neid überantwortet hatten. Während er auf dem Richterstuhl Der vor seinem Palast unter freiem Himmel stand. saß, ließ seine Frau Die Sage nennt sie Klaudia Prokula. ihm sagen: "Habe du nichts zu schaffen mit diesem Gerechten Tue ihm nichts zuleide.; denn ich habe heute nacht einen unheilvollen Traum über ihn gehabt Sie fürchtet, ihr Mann könne sich durch die Verurteilung eines Gerechten die göttliche Rache zuziehen. Diese Heidin hatte wohl mehr von Jesus und seiner Wirksamkeit gehört.." Die Hohenpriester und die Ältesten hatten indes das Volk dazu beredet, Barabbas sich loszubitten und Jesu Tod zu fordern. Als nun der Statthalter sie von neuem fragte: "Wen von diesen beiden soll ich euch losgeben?", da riefen sie: "Barabbas!" Pilatus sprach zu ihnen: "Was soll ich denn mit Jesus machen, den man den Messias nennt?" Sie riefen alle: "Ans Kreuz mit ihm!" Da fragte der Statthalter: "Was hat er denn verbrochen?" Sie aber schrien nur noch lauter: "Ans Kreuz mit ihm!" Als nun Pilatus einsah, daß er nichts erreichte, sondern daß der Lärm immer ärger wurde, da ließ er Wasser bringen, wusch sich vor aller Augen die Hände Um nach einer bekannten jüdischen Sitte damit seine Unschuld an Jesu Tod zu erklären: 5. Mos. 21,6f. und sprach: "Ich bin unschuldig an dem Blut dieses Gerechten! Seht ihr zu Wie ihr es verantworten könnt.!" Da rief das ganze Volk: "Sein Blut komme auf uns und auf unsere Kinder!" Da gab er ihnen Barabbas los. Jesus aber ließ er geißeln Nach römischer Sitte ging die Geißelung der Kreuzigung voraus. Die Römer verhängten den Kreuzestod als "Sklaventod" über Unfreie und Nichtbürger. und übergab ihn dann (den Soldaten) zur Kreuzigung. Nun führten die Soldaten des Statthalters Jesus in das Innere des Palastes Die römischen Statthalter, deren Wohnsitz in Cäsarea am Meer war, wohnten bei ihrem Aufenthalt in Jerusalem in dem früheren Palast des Königs Herodes d. Gr. und sammelten die ganze Schar Wörtlich: "die ganze Kohorte". Die römische Kohorte, der zehnte Teil der Legion, hatte etwa 600 Mann. Natürlich kann sich nur ein kleiner Teil dieser Abteilung in dem Palast befunden haben, so daß der Ausdruck ganz allgemein von einer Schar Soldaten gebraucht wird. ihrer Genossen, um ihren Spott mit ihm zu treiben Wörtlich: "sie sammelten die ganze Schar gegen ihn".. Sie entkleideten ihn, legten ihm einen scharlachroten Soldatenmantel um Der sein Königsmantel sein sollte., flochten aus Dornen eine Krone Vgl. G. Dalman: Orte und Wege Jesu, 1924, S.263ff. und setzten sie ihm aufs Haupt und gaben ihm einen Rohrstab Als Königszepter. in seine rechte Hand. Dann beugten sie die Knie vor ihm und riefen höhnisch: "Heil dir, Judenkönig!" Dabei spien sie ihn an, nahmen den Rohrstab und schlugen ihn damit aufs Haupt. Als sie so ihren Spott mit ihm getrieben hatten, zogen sie ihm den Soldatenmantel aus, legten ihm seine eigenen Kleider wieder an und führten ihn ab zur Kreuzigung. Als sie die Stadt verließen Die Hinrichtungen geschahen außerhalb der Stadt (1. Kön. 21,13; Apg. 7,58)., trafen sie einen Mann aus Kyrene Kyrene mit einer zahlreichen jüdischen Bevölkerung war eine große und blühende Stadt Libyens in Nordafrika., namens Simon. Den zwangen sie, Jesu Kreuz zu tragen. So kamen sie zu einem Platz, namens Golgatha, das heißt Schädelstätte Der Hügel hatte seinen Namen wahrscheinlich von seiner schädelförmigen Gestalt.. Dort gaben sie Die römischen Soldaten, die Jesus kreuzigen sollten. ihm betäubenden Wein zu trinken Mit einem betäubenden Gift gemischter Wein (an unserer Stelle wörtlich: "Wein mit Galle", d.h. hier jedenfalls mit Gift von bitterem Geschmack gemischt) wurde nach jüdischer und heidnischer Sitte den Hinzurichtenden angeboten, um sie für die Schmerzen abzustumpfen.. Doch als er ihn gekostet hatte, wollte er ihn nicht trinken Er wollte alle Schmerzen mit vollem Bewußtsein leiden.. Nach seiner Kreuzigung verteilten sie seine Kleider unter sich, indem sie das Los darüber warfen Nach einem römischen Gesetz fielen die Kleider der Hingerichteten den Vollstreckern des Urteils zu. - Hinter "das Los darüber warfen" lassen einige Handschriften die Worte folgen: "damit der Ausspruch des Propheten in Erfüllung gehe: Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und über mein Gewand das Los geworfen" (Ps. 22,19). Aber nach den besten Zeugen sind diese Worte nicht ursprünglich; sie sind hier jedenfalls aus Joh. 19,24 eingefügt worden.. Dann setzten sie sich dort nieder und hielten bei ihm Wache Die Gekreuzigten wurden bewacht.. Über seinem Haupt aber war eine Inschrift angebracht mit der Angabe seiner Schuld Auch dies pflegte sonst bei Kreuzigungen zu geschehen., die lautete: Dies ist Jesus, der Juden König. Auch wurden mit ihm zwei Räuber gekreuzigt, der eine zu seiner Rechten, der andere zu seiner Linken. Die Vorübergehenden aber schmähten ihn: sie schüttelten den Kopf Ps. 22,8; 109,25. und sprachen: "Du wolltest ja den Tempel niederreißen und ihn in drei Tagen wiederbauen. Nun hilf dir selbst! Bist du Gottes Sohn, so steige vom Kreuz herab!" Auch die Hohenpriester samt den Schriftgelehrten und den Ältesten spotteten und sagten: "Anderen hat er geholfen, und sich selbst kann er nun nicht helfen! Er will ja der König Israels sein! Nun gut, so mag er jetzt vom Kreuz heruntersteigen! Dann wollen wir an ihn glauben. Er hat auf Gott vertraut; der mag ihn nun retten, wenn's ihm gefällt Ps. 22,9; Weish. Sal. 2,13.17-20.. Er hat ja gesagt: ich bin Gottes Sohn." Ebenso beschimpften ihn die Räuber, die mit ihm gekreuzigt waren. Von der sechsten Stunde aber bis zur neunten Von 12 Uhr mittags bis 3 Uhr nachmittags. bedeckte Finsternis die ganze Gegend D.h. Jerusalem und seine Umgebung: dies scheint der Sinn des griechischen Ausdrucks zu sein.. Und um die neunte Stunde rief Jesus mit lauter Stimme: "Eli, Eli, lema sabachthani!" Das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen Ps. 22,2.? Als dies einige der Umstehenden hörten, sprachen sie: "Der ruft Elia Dies ist eine spöttische Verdrehung der Worte Jesu.." Sofort lief einer von ihnen hin, nahm einen Schwamm, füllte ihn mit Essig, steckte ihn auf einen Rohrstab und wollte ihm zu trinken geben. Da sprachen die anderen: "Laß doch Gib ihm nicht zu trinken!! Wir wollen sehen, ob Elia wirklich kommt und ihm hilft Dies ist offenbar Spott gegenüber der mitleidigen Tat dessen, der Jesus zu trinken geben will. Denn Jesu Angstruf schien ihm von quälendem Durst, der gewöhnlichen furchtbaren Plage der Gekreuzigten, zu zeugen.." Jesus aber schrie nochmals laut und gab den Geist auf. In diesem Augenblick zerriß der Tempelvorhang Durch einen Vorhang wurde das Heilige von dem Allerheiligsten getrennt. Außerdem gab es aber damals im Tempel noch einen anderen prächtigen Vorhang: der hing vor der Eingangspforte, die aus der Vorhalle in das Heilige führte. Nun hat aber nach jüdischen Berichten gerade an dieser Eingangspforte während des Passahfestes um das Jahr 30 (oder 29) n. Chr. zur Zeit des Abendopfers ein wunderbarer Vorgang stattgefunden, der von den Schriftgelehrten als ein Vorzeichen von der Zerstörung des Tempels betrachtet wurde. Ebenso haben auch die alten Kirchenväter des Zerreißen des Vorhangs im Augenblick des Todes Jesu auf den Untergang des Tempels gedeutet (vgl. Th. Zahn: Das Evangelium des Matthäus, S.706f.). von oben bis unten in zwei Stücke. Die Erde erbebte. Die Felsen zerbarsten. Die Gräber Die Felsengräber in der Nähe von Jerusalem. öffneten sich, und viele Leiber der entschlafenen Heiligen Viele Gerechte der Vorzeit, die dort begraben lagen. wurden auferweckt; die gingen aus ihren Gräbern hervor, kamen nach seiner Auferstehung in die heilige Stadt Jerusalem. und erschienen vielen. Als aber der Hauptmann und seine Leute, die bei Jesus Wache hielten, das Erdbeben und, was sich sonst noch zutrug, sahen, da wurden sie von großer Furcht erfüllt und sprachen: "Dieser Mann ist wirklich Gottes Sohn gewesen Sie hatten wohl gehört, daß Jesus wegen dieses Bekenntnisses angeklagt und gekreuzigt worden war.!" Es waren dort auch viele Frauen, die von fern zusahen: sie hatten Jesus von Galiläa her begleitet und ihm gedient. Unter ihnen waren auch Maria aus Magdala Einer Ortschaft am Westufer des Sees Genezaret., Maria, die Mutter des Jakobus und des Josef, und die Mutter der Söhne des Zebedäus. Am Abend kam ein reicher Mann, aus Arimathäa D.i. wohl Rama (Ramathaim) in Efraim, Samuels Geburtsort (1. Sam. 1,19), später als Stadt Judäas bezeichnet (1. Makk. 11,34; Luk. 23,51). gebürtig, mit Namen Josef, der auch eine Jünger Jesu geworden war Wohin Josef, der jedenfalls in Jerusalem seinen Wohnsitz hatte, kam, wird nicht gesagt. Er kam wohl nach Golgatha und begab sich von da zu Pilatus.. Der ging zu Pilatus und bat ihn um Jesu Leichnam. Da befahl Pilatus, man solle ihm den Leichnam überlassen. Nun nahm Josef den Leichnam, ließ ihn in reine Leinwand wickeln und in ein noch unbenutztes Grab legen, da er für sich in einen Felsen hatte hauen lassen. Dann ließ er einen großen Stein vor die Grabesöffnung wälzen und entfernte sich Vgl. über Christi Grab G. Dalman: Orte und Wege Jesu, 1924, XXI, Golgatha und das Grab.. Maria aus Magdala aber und die andere Maria blieben dort und setzten sich dem Grab gegenüber. Am nächsten Tag, am Tag nach dem Freitag D.h. also am Sabbat; wörtlich: "am Tag nach der Vorbereitung" auf den Sabbat., kamen die Hohenpriester und die Pharisäer gemeinsam zu Pilatus und sprachen: "Herr, es ist uns eingefallen, daß jener Betrüger bei seinen Lebzeiten gesagt hat: 'Nach drei Tagen werde ich auferstehen.' Laß nun das Grab bis zum dritten Tag streng bewachen, damit nicht etwa seine Jünger kommen und ihn stehlen und dann zum Volk sagen: 'Er ist von den Toten auferstanden.' Dann wäre der letzte Betrug noch schlimmer als der erste Als den ersten Betrug sehen sie wohl Jesu Erklärung an, daß er der verheißene Messias sei. Es scheint, sie wollen Pilatus glauben machen, es drohe dem Staate eine Gefahr, wenn Jesu Jünger seine Auferstehung verkündigten.." Pilatus sprach zu ihnen: "Ihr sollt eine Wache haben. Geht hin und verwahrt das Grab, so gut ihr könnt." Da gingen sie hin und sicherten das Grab: sie versiegelten den Stein Etwa so, daß sie Fäden über den Stein zogen, die dann an den Enden mit Siegelerde am Grab angesiegelt wurden. und stellten die Wache aus. Nach dem Sabbat, im Morgengrauen des ersten Wochentages D.h. des Sonntags., gingen Maria von Magdala und die andere Maria 26,56.61. hin, um das Grab zu besuchen. Plötzlich entstand ein starkes Erdbeben. Denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat zum Grab, wälzte den Stein hinweg und setzte sich darauf. Er sah aus wie ein leuchtender Blitz, und sein Gewand war weiß wie Schnee. Bei seinem Anblick erschraken die Grabeswächter: sie erbebten und waren wie tot. Der Engel aber sprach zu den Frauen: "Fürchtet ihr euch nicht! Ich weiß, ihr wollt nach Jesus sehen, dem Gekreuzigten. Er ist nicht hier, er ist auferstanden, wie er es vorausgesagt. Kommt her und seht die Stätte, wo er gelegen hat! Geht jetzt schnell hin und meldet seinen Jüngern: 'Er ist auferstanden von den Toten und geht euch nun voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen!' Das versichere ich Der Engel. euch." Da gingen sie schnell von dem Grab weg, und noch voll Schrecken, aber auch in großer Freude eilten sie davon, um seinen Jüngern, diese Botschaft zu bringen. Plötzlich trat ihnen Jesus entgegen mit den Worten: "Seid gegrüßt!" Da eilten sie auf ihn zu, umfaßten seine Füße und fielen vor ihm nieder. Jesus aber sprach zu ihnen: "Fürchtet euch nicht! Geht hin und sagt meinen Brüdern Vgl. Ps. 22,23., sie sollen nach Galiläa gehen: dort werden sie mich sehen.! Während sie ihres Weges gingen, kamen einige der Grabeswächter in die Stadt und meldeten den Hohenpriestern alles, was vorgefallen war. Da hielten diese mit den Ältesten eine Versammlung und, als sie Rats gepflogen, gaben sie den Soldaten reichlich Geld und sprachen: "Sagt: 'Seine Jünger sind bei Nacht gekommen und haben ihn gestohlen, als wir gerade schliefen.' Und wenn es dem Statthalter zu Ohren kommt, so wollen wir ihn schon beschwichtigen und dafür sorgen, daß ihr straflos ausgeht." Da nahmen sie das Geld und taten, wie sie angewiesen waren. So hat sich dies Gerede Die Lüge, die Jünger hätten Jesu Leichnam gestohlen. bei den Juden verbreitet, und noch heute Zu der Zeit, wo Matthäus sein Evangelium schreibt. ist es in Umlauf Ja, Justin der Märtyrer ( gestorben um 165) redet noch davon.. Die elf Jünger aber gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin sie Jesus beschieden hatte. Bei seinem Anblick fielen sie anbetend vor ihm nieder; andere aber hatten Zweifel "Andere": so ist wohl richtig zu übersetzen, nicht: "einige". "Einige" bezöge sich auf die elf Apostel, bei denen aber nach den mancherlei Erscheinungen des Auferstandenen ein ferneres Zweifeln kaum verständlich wäre. "Andere" müssen demnach solche sein, die nicht zu den elf Aposteln gehörten. Bei der großen Kürze seines Berichtes sagt Matthäus nichts Näheres über sie. Haben wir hier vielleicht an jene Erscheinung des Auferstandenen zu denken, die Paulus 1. Kor. 15,6 berichtet?. Da trat Jesus näher und sprach zu ihnen Zu den elf Aposteln, nicht auch zu den "anderen", die ja nur ganz beiläufig erwähnt worden sind.: "Mir ist alle Macht verliehen worden im Himmel und auf Erden. So geht denn hin und sammelt mir aus allen Völkern Jünger: führt sie durch die Taufe in die Gemeinschaft Wörtlich: "tauft sie hinein in den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes." Da aber der Name die Person bedeutet, so läßt sich wohl passend so übersetzen, wie ich getan habe. des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes Grund dafür, weshalb die Apostel Jesu Auftrag in V.19 und 20 freudig ausführen können. und lehrt sie gehorchen allem, was ich euch geboten habe. Und wisset Die gegenwärtige Weltzeit erreicht ihr Ende mit Christi Wiederkunft. Dann ist der Herr nicht mehr unsichtbar im Heiligen Geist (Joh. 14,16, 16,7), sondern sichtbar und persönlich bei den Seinen.: ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende dieser Weltzeit."
Die Frohe Botschaft nach Markus I. Einleitung: Die Vorbereitung für Jesu öffentliche Wirksamkeit: 1,1-13. Die Frohe Botschaft Jesu Christi wurde eingeleitet im Einklang mit den Worten in dem Buch des Propheten Jesaja Der Sinn dieser Anfangsworte des Evangeliums ist im Griechischen nicht klar; meine Übersetzung beruht daher nur auf Vermutung.: Sieh, ich sende meinen Boten vor dir her, der dir den Weg bereiten soll. In der Wüste ruft eine Stimme: Bereitet dem Herrn den Weg, ebnet ihm die Pfade Mal. 3,1; Jes. 40,3. - Markus nennt Maleachis Namen wohl deshalb nicht ausdrücklich, weil dessen Weissagung das Wort in Jes. 40,3 nur wieder aufnimmt und weiter ausführt.! Demgemäß trat Johannes der Täufer in der Wüste auf; er verkündigte eine Taufe, die von Sinnesänderung begleitet sein müsse, damit man Vergebung der Sünden empfangen könne Die Taufe des Johannes teilte an sich keine Vergebung der Sünden mit. Die Sündenvergebung wurde nur denen geschenkt, die ihren Sinn änderten und sich zu Gott bekehrten. Diese innere Sinnesänderung sollte aber durch die Taufe äußerlich bezeugt werden. Wie der Täufling bei dem Untertauchen einen Augenblick im Wasser verschwand, so sollte durch die Sinnesänderung auch der Mensch in seinem bisherigen Lebenswandel verschwinden und in einem neuen Wandel offenbar werden. Die Johannestaufe war also vorwiegend eine sinnbildliche Handlung und noch kein Sakrament (vgl. Apg. 19,1-5).. Da gingen zu ihm hinaus die Leute aus dem ganzen jüdischen Land und alle Bewohner Jerusalems. Die ließen sich im Jordanfluß von ihm taufen und bekannten ihre Sünden. Johannes trug ein Kleid von Kamelhaaren und um seine Hüften einen Ledergurt; er nährte sich von Heuschrecken und wildem Honig. In seiner Predigt sagte er: "Nach mir kommt einer, der hat größere Gewalt als ich; ich bin nicht wert, mich zu bücken und ihm seine Schuhriemen aufzubinden. Ich habe euch nur mit Wasser getauft; er aber wird euch mit Heiligem Geist taufen." In jenen Tagen kam nun auch Jesus aus dem galiläischen Ort Nazaret und ließ sich von Johannes im Jordan taufen. In dem Augenblick, wo er aus dem Wasser wieder ans Ufer stieg, sah er, wie sich der Himmel öffnete und der Geist wie eine Taube auf ihn herniederschwebte. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: "Du bist mein geliebter Sohn; dich habe ich erkoren." Unmittelbar darauf führte ihn der Geist mit unwiderstehlicher Gewalt in die Wüste. Dort hielt er sich vierzig Tage auf und ward von dem Satan versucht. Die wilden Tiere umgaben ihn, und die Engel brachten ihm Speise. II. Jesu Wirksamkeit in Galiläa und dem Nachbarland: 1,14 - 9,50. Als Johannes verhaftet war, kam Jesus nach Galiläa und verkündigte dort die Frohe Botschaft Gottes. "Die Zeit", so sprach er, "ist erfüllt, und Gottes Königreich ist nahe herbeigekommen! Ändert euern Sinn und glaubt an die Frohe Botschaft!" Als Jesus (eines Tages) an dem Ufer des Galiläischen Sees wandelte, sah er, wie Simon und sein Bruder Andreas gerade ein Wurfnetz in dem See auswarfen; denn sie waren Fischer. Jesus sprach zu ihnen: "Kommt und folgt mir! Ich will euch zu Menschenfischern machen." Da ließen sie sofort ihre Netze liegen und folgten ihm. Als er eine kleine Strecke weiterging, sah er Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und seinen Bruder Johannes, wie sie in ihrem Boot ihre Hochseenetze in Ordnung brachten. Sogleich berief er sie. Da ließen sie ihren Vater Zebedäus mit den Lohnarbeitern im Boot und folgten ihm. Sie kamen nach Kapernaum. Gleich am nächsten Sabbat ging er in das Versammlungshaus und lehrte. Da staunten die Leute ob seiner Lehre. Denn er lehrte sie wie einer, der (göttliche) Vollmacht dazu hatte, und nicht wie die Schriftgelehrten. Nun war in ihrem Versammlungshaus ein Mensch, der hatte einen unreinen Geist. Der schrie plötzlich auf: "Was haben wir mit dir zu schaffen, Jesus von Nazaret? Du bist gekommen, um uns zu verderben. Wir wissen von dir, wer du bist: der Heilige Gottes." Aber Jesus bedrohte ihn: "Schweig und fahr aus von ihm!" Da zerrte der unreine Geist den Menschen hin und her und fuhr aus von ihm mit lautem Geschrei. Da staunten sie alle und fragten einander: "Was bedeutet das? Das ist eine neue Lehre mit (göttlicher) Vollmacht! Sogar die unreinen Geister gehorchen seinem Gebot." Und die Kunde von ihm verbreitete sich bald überall in jener ganzen Gegend Galiläas. Sobald sie das Versammlungshaus verlassen hatten, gingen sie, begleitet von Jakobus und Johannes, in die Wohnung des Simon und Andreas. Dort lag Simons Schwiegermutter fieberkrank darnieder. Das teilte man Jesus sofort mit. Da ging er zu ihr, ergriff sie bei der Hand und ließ sie aufstehen. Sogleich wich das Fieber von ihr, und sie wartete ihnen bei der Mahlzeit auf. Am Abend, nach Sonnenuntergang, brachte man alle Leidenden und Besessenen zu ihm. Ja, die ganze Stadt war vor der Tür versammelt. Er heilte viele, die an mancherlei Krankheiten litten, und trieb viele böse Geister aus. Aber er erlaubte den Geistern nicht zu reden; denn sie wußten, wer er war Seine Würde und sein wahres Wesen sollten nicht vorzeitig bekannt werden, namentlich nicht durch böse Geister.. Frühmorgens, als es noch ganz dunkel war, stand er auf, verließ das Haus und ging an eine einsame Stätte. Dort betete er. Simon aber und die anderen (Jünger) Andreas, Jakobus und Johannes (V.29). suchten ihn überall. Als sie ihn gefunden hatten, sprachen sie zu ihm: "Alle Leute fragen nach dir." Er antwortete ihnen: "Gehen wir doch anderswohin in die Flecken ringsum! Auch dort will ich die Heilsbotschaft verkündigen. Deshalb Um die Heilsbotschaft zu verkündigen. bin ich ja von Hause weggegangen." So predigte er in ganz Galiläa in ihren Versammlungshäusern und trieb die bösen Geister aus. Eines Tages nahte ihm ein Aussätziger. Der war sich vor ihm auf die Knie und flehte ihn an: "Wenn du nur willst, kannst du mich reinigen." Da streckte Jesus voll Mitleid seine Hand aus, rührte ihn an und sprach: "Ich will es, werde rein!" Sobald er dies gesagt, wich der Aussatz von ihm, und er wurde rein. Jesus ließ ihn sofort gehen und befahl ihm streng Matth. 9,30.: "Hüte dich, irgendwie davon zu reden! Doch geh, zeig dich dem Priester und bring für deine Reinigung das Opfer, das Mose vorgeschrieben hat, zum Zeugnis für die Leute." Kaum aber war der Mann hinausgegangen, so begann er jedem von seiner Heilung zu erzählen. Ja er machte den Vorfall so bekannt, daß Jesus nicht mehr öffentlich in einer Stadt erscheinen konnte Jesus wollte nicht durch äußere Wundertaten die Gunst einer unbekehrten Menge gewinnen.. Er hielt sich vielmehr draußen an unbewohnten Orten auf. Aber auch dorthin strömten die Leute von allen Seiten zu ihm. Nach einigen Tagen Vielleicht nahm seine Tätigkeit in Galiläa (1,39) viele Wochen in Anspruch. kehrte er wieder nach Kapernaum zurück Er wird dort heimlich angekommen sein (1,45).. Kaum ward es ruchbar, er sei zu Hause, da sammelten sich alsbald so viele (in seiner Wohnung), daß die Leute selbst vor der Tür nicht alle stehen konnten. Während er ihnen nun das Wort verkündigte, brachte man ihm einen Gelähmten, der von vier Männern getragen wurde. Da sie aber den Kranken der vielen Menschen wegen nicht zu ihm bringen konnten, deckten sie gerade über der Stelle, wo sich Jesus befand, das Dach ab Zu dem platten Dach führte von außen eine Treppe., machten dann in der Decke eine Öffnung und ließe durch diese das Bett hinab, worauf der Gelähmte lag. Als Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gelähmten: "Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!" Es saßen dort aber einige Schriftgelehrte, die dachten in ihren Herzen: "Wie darf dieser Mensch so reden? Er lästert ja! Wer kann Sünden vergeben als Gott allein?" Jesus erkannte sofort in seinem Geist, daß sie so bei sich dachten, und sprach zu ihnen: "Was denkt ihr da in euern Herzen? Was ist leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: 'Deine Sünden sind dir vergeben' oder das Wort zu sprechen: 'Steh auf, nimm dein Bett und wandle'? Ihr sollt aber sehen, daß der Menschensohn die Vollmacht hat, auf Erden Sünden zu vergeben." Nun wandte er sich zu dem Gelähmten und sprach: "Ich sage dir: Steh auf, nimm dein Bett und geh nach Hause!" Da stand er auf, nahm auf der Stelle sein Bett und ging vor aller Augen hinaus. Darüber waren alle außer sich vor Staunen und priesen Gott, indem sie laut bekannten: "So etwas haben wir noch nie erlebt!" Dann ging er wieder hinaus an den See. Da kam alles Volk zu ihm, und er lehrte sie. Im Vorbeigehen sah er Levi D.i. Matthäus (Matth. 9,9)., des Alphäus Sohn, vor seinem Zollhaus sitzen, und er sprach zu ihm: "Folge mir nach!" Da stand er auf und folgte ihm. Als Jesus nun in Levis Haus zu Gast war, nahmen auch viele Zöllner und Sünder Zu den Sündern wurden von den Juden außer den Zöllnern besonders die Räuber und die Wucherer gerechnet. mit Jesus und seinen Jüngern am Mahl teil; denn eine große Zahl von ihnen hatte sich Jesus angeschlossen. Als ihn aber einige Schriftgelehrte, die zu den Pharisäern gehörten, mit Sündern und Zöllnern essen sahen, sprachen sie zu seinen Jüngern: "Mit Zöllnern und Sündern ißt er?" Jesus hörte das und sprach zu ihnen: "Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu berufen, sondern Sünder." Die Jünger des Johannes und der Pharisäer fasteten einst Die strengen Juden fasteten jeden Montag und Donnerstag.. Da kamen die Leute zu Jesus und fragten ihn: "Warum fasten die Jünger des Johannes und die Jünger der Pharisäer (so viel), währen deine Jünger nicht fasten?" Jesus antwortete ihnen: "Können denn die Hochzeitsgäste fasten, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Solange sie den Bräutigam bei sich haben, können sie nicht fasten. Es kommt aber die Zeit, wo ihnen der Bräutigam entrissen ist: dann werden sie fasten. Niemand setzt einen Flicken von neuem Tuch auf ein altes Kleid. Sonst reißt der neue Einsatz noch an anderen Stellen etwas von dem alten Kleid weg, und der Riß wird desto ärger. Es gießt auch niemand neuen Wein in alte Schläuche. Sonst zerreißt der Wein die Schläuche, und dann geht der Wein samt den Schläuchen verloren. Drum soll man neuen Wein in neue Schläuche gießen." Einst ging er am Sabbat durch Getreidefelder. Beim Gehen begannen seine Jünger Ähren abzureißen. Da sprachen die Pharisäer zu ihm: "Sieh doch! warum tun sie etwas, was man am Sabbat nicht darf?" Er antwortete ihnen: "Habt ihr nie gelesen, was David tat, als er nichts zu essen hatte und ihn und seine Begleiter hungerte? Wie er zur Zeit des Hohenpriesters Abjatar In der Geschichte 1. Sam. 21 tritt aber nicht Abjatar, sondern dessen Vater Ahimelech als Hoherpriester auf. in das Haus Gottes ging und die Schaubrote aß, die nur die Priester essen dürfen, und auch seinen Gefährten davon gab?" Dann fuhr er fort: "Der Sabbat ist da um des Menschen willen und nicht der Mensch um des Sabbats willen. Darum ist der Menschensohn auch über den Sabbat Herr." Als er wieder einmal in das Versammlungshaus 1,21.23.29. kam, war dort ein Mann mit einem abgestorbenen Arm. Und sie Die Pharisäer. lauerten ihm auf, ob er ihn wohl am Sabbat heilen werden; denn sie suchten einen Grund, ihn zu verklagen. Da sprach er zu dem Mann mit dem abgestorbenen Arm: "Steh auf, tritt vor!" Dann fragte er sie: "Soll man am Sabbat lieber Gutes oder Böses tun, ein Leben retten oder vernichten?" Sie aber schwiegen. Da sah er sie ringsum zornig an und zugleich voll Trauer über die Verstocktheit ihres Herzens. Dann sprach er zu dem Mann: "Strecke deinen Arm aus!" Da streckte er ihn aus, und sein Arm ward wiederhergestellt. Als die Pharisäer den Gottesdienst verließen, berieten sie sich alsbald mit den Anhängern des Herodes Matth. 22,16. wider ihn, wie sie ihn zu Tode bringen könnten. Jesus ging hierauf mit seinen Jüngern an den See Genezaret. zurück, und eine große Volksmenge aus Galiläa zog ihm nach. Auch aus Judäa und Jerusalem, aus Idumäa, dem Ostjordanland und aus der Gegend von Tyrus und Sidon kamen die Leute auf die Kunde von seinen Taten in großen Scharen zu ihm. Da sagte er zu seinen Jüngern Jedenfalls den vier Schiffern unter ihnen (1,16-20)., es solle der vielen Leute wegen stets ein Boot für ihn bereitstehen, damit man ihn nicht dränge. Denn weil er viele heilte, so stürzten sich alle, die ein Leiden hatten, auf ihn, um ihn anzurühren. Und wenn ihn die unreinen Geister erblickten, so fielen sie vor ihm nieder und schrien: "Du bist Gottes Sohn!" Aber dann verbot er ihnen aufs strengste, ihn bekanntzumachen. Eines Tages ging er auf das Gebirge Nördlich vom See Genezaret.. Dorthin rief er zu sich, die er selbst bestimmte, und sie kamen zu ihm. Aus ihnen erwählte er zwölf, die sollten ständig um ihn sein, und er wollte sie aussenden, damit sie das Wort verkündigten und auch die Macht besäßen, die bösen Geister auszutreiben. Dies sind nun die Zwölf, die er bestellte: Simon, dem er den Namen Petrus gab; ferner Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und Johannes, der Bruder des Jakobus, denen er den Namen Boanerges, das heißt Donnersöhne, gab Vielleicht wegen ihrer feurigen, heftigen Sinnesart (9,38; 10,35ff.; Luk. 9,54).; ferner Andreas, Philippus, Bartholomäus, Matthäus, Thomas, Jakobus, der Sohn des Alphäus, Thaddäus, Simon der Eiferer und Judas aus Kariot, der ihn verraten hat. Als er nach Hause kam 2,1; 1,29., sammelten sich wieder viele Leute, so daß sie nicht einmal Gelegenheit hatten, einen Imbiß zu nehmen Sie mußten wohl im Hofraum bleiben und konnten nicht in das Speisezimmer kommen.. Als seine Verwandten das erfuhren Daß er wieder zu Hause sei., kamen sie herbei, um ihn mit Gewalt hinwegzuführen. Denn sie sagten: "Er ist von Sinnen Für seinen heiligen Eifer im Dienst seines Vaters hatten sie kein Verständnis; sie sahen darin nichts als Überspanntheit.!" Die Schriftgelehrten aber, die von Jerusalem gekommen waren, sprachen: "Er ist besessen von Beelzebul, und im Bunde mit dem Obersten der bösen Geister treibt er die Teufel aus." Da rief er sie heran und wandte sich an sie in einer Gleichnisrede. "Wie ist es möglich", so sprach er, "daß der Satan den Satan austreiben kann? Ein Reich, das in sich selbst uneins ist, ein solches Reich kann nicht stehen. Ein Haus, das in sich selbst uneins ist, ein solches Haus kann nicht bestehen. Wenn sich nun der Satan gegen seine eigene Macht erhebt und mit sich selbst uneins ist, so kann er nicht länger bestehen, sondern es ist aus mit ihm. Niemand kann in das Haus eines starken Kriegsmannes dringen und ihm seinen Hausrat rauben, wenn er nicht zuvor den Starken bindet; dann erst kann er sein Haus berauben. Wahrlich, ich sage euch: Alle Sünden werden den Menschenkindern vergeben, auch alle Lästerungen, die sie aussprechen mögen. Wer aber eine Lästerung ausspricht gegen den Heiligen Geist, der findet in Ewigkeit keine Vergebung: er ist einer Sünde schuldig, die ewig auf ihm lastet." So sprach Jesus, weil sie sagten: "Er hat einen unreinen Geist." Da kamen seine Brüder und seine Mutter V.21 ist von entfernteren Verwandten Jesu die Rede, hier von seinen nächsten Blutsverwandten.. Die blieben draußen stehen und ließen ihn zu sich rufen. Es saß aber eine Menge Menschen um ihn. Da sagte man zu ihm: "Sieh, deine Mutter, deine Brüder und deine Schwestern sind draußen und fragen nach dir." Er antwortete: "Wer ist meine Mutter? Wer sind meine Brüder?" Dann sah er auf die, die rings im Kreis um ihn saßen, und sprach: "Da seht meine Mutter und meine Brüder! Denn wer den Willen Gottes tut, der ist mir Bruder, Schwester und Mutter." Dann begann er von neuem an dem Ufer des Sees zu lehren. Da sammelte sich eine sehr große Schar um ihn. Deshalb stieg er in einen Fischerkahn und setzte sich dort nieder: so war er auf dem See, während die Leute dicht gedrängt am Ufer auf dem Land standen. Und er lehrte sie vielerlei durch Gleichnisse. In seiner Unterweisung sagte er ihnen: "Merkt auf! Ein Sämann ging aus zu säen. Beim Säen fielen einige Körner an den Weg. Da kamen die Vögel und pickten sie auf. Andere Körner fielen auf steinigen Grund, wo sie nicht viel Erde hatten. Dort schossen sie schnell in den Halm, weil es der Erdschicht an Tiefe fehlte. Als dann die Sonne heiß schien, litten die Halme von ihrer Glut; und weil sie nicht Wurzel hatten, verdorrten sie. Andere Körner fielen dahin, wo Dornen wuchsen. Da schossen die Dornen auf und erstickten die Saat, und es gab keine Frucht. Andere Körner fielen auf guten Boden. Die keimten und wuchsen und brachten Früchte: Dreißigfältig, sechzigfältig, ja hundertfältig." Und er schloß mit den Worten: "Wer Ohren hat zu hören, der höre!" Als er dann wieder allein war, fragten ihn die Jünger samt den Zwölfen nach diesem Gleichnis. Da sprach er zu ihnen: "Euch ist vertraut des Gottesreiches geheimnisvolle Wahrheit. Den anderen aber, die draußen stehen 1. Kor. 5,12; 1. Thess. 4,12., wird alles nur in Gleichnisreden mitgeteilt. Denn: Sie sollen sehen und nicht erkennen, sie sollen hören und nicht verstehen, damit sie nicht zur Umkehr kommen und Vergebung finden Jes. 6,9-10 in freier Wiedergabe.." Dann fuhr er fort: "Dies Gleichnis versteht ihr nicht? Wie sollt ihr da die anderen alle fassen? Der Sämann sät das Wort. Bei denen das Wort an den Weg fällt, da wird das Wort wohl ausgesät, doch wenn sie es kaum gehört, so kommt schon der Satan und nimmt das in ihr Herz gestreute Wort hinweg. Bei denen der Same auf steinigen Boden fällt, die nehmen das Wort, sobald sie es hören, mit Freuden auf; aber es schlägt in ihnen nicht Wurzel, sondern sie halten nur eine Zeitlang aus. Kommt dann Trübsal oder Verfolgung wegen des Wortes, so werden sie bald im Glauben wankend. Bei anderen fällt der Same unter die Dornen. Diese Leute sind wohl Hörer des Wortes, aber die irdischen Sorgen, der verführerische Reiz des Reichtums und tausend andere Begierden Z.B. Wollust, Ehrgeiz usw., die dringen ins Herz und ersticken das Wort, und es bleibt ohne Frucht. Aber auch solche gibt es, bei denen der Same auf guten Boden fällt. Die hören das Wort und nehme es auf und bringen Frucht: Dreißigfältig, sechzigfältig, ja hundertfältig." Weiter sprach er zu ihnen: "Bringt man eine Lampe in ein Zimmer, um sie unter einen Scheffel oder unter ein Bett zu setzen? Nein, man stellt sie auf den Leuchter Matth. 5,15.. Denn nichts ist so verborgen, daß es nicht einmal offenbar würde; und nicht ist so versteckt, daß es nicht dereinst ans Licht käme Matth. 10,26; Luk. 12,2.. Wer Ohren hat zu hören, der höre!" Dann fuhr er fort: "Achtet auf das, was ihr hört! Mit dem Maß, womit ihr meßt, soll euch, den Hörern, zugemessen werden, und noch darüber hinaus D.h.: Nach dem Maß der Aufmerksamkeit und der Teilnahme, die ihr meinen Worten entgegenbringt, soll sich auch das Maß der geistlichen Erkenntnis richten, die euch zuteil wird. Ja ihr sollt sogar noch mehr empfangen, als sich im Verhältnis zu eurer Aufmerksamkeit erwarten läßt. - Der gleichlautende Spruch Matth. 7,2 (und auch Luk. 6,38) hat in dem dortigen Zusammenhang einen anderen Sinn.. Denn wer (die rechte Aufmerksamkeit) hat, dem wird (Erkenntnis) mitgeteilt; wer (sie) aber nicht hat, dem soll sogar (das wenige), was er (noch an Erkenntnis) hat, genommen werden Matth. 13,12; 25,29.." Weiter sprach er: "Mit dem Gottesreich verhält es sich so wie mit einem Landmann, der Samen auf den Acker streut. Mag er schlafen oder wachen, bei Nacht und bei Tage - der Samen sprießt, und der Halm wird länger, er begreift nicht, wie es zugeht. Ganz von selbst bringt die Erde Frucht: Zuerst den Halm, dann die Ähre, dann den Weizen, der die Ähre füllt. Ist aber die Frucht zur Reife gelangt, so schickt er alsbald die Schnitter hin; denn die Erntezeit ist da Joel 4,13; Offb. 14,15. - Wie sich der einmal gesäte Same ohne menschliches Zutun nach dem vom Schöpfer geordneten Naturgesetz entwickelt, aber nur allmählich zur Ernte reift, so entwickelt sich auch das Königreich Gottes vermöge der in ihm wirkenden Kraft des Geistes und reift stufenweise der Vollendung zu.!" Weiter sprach er: "Wie sollen wir Gottes Königreich abbilden, oder in welche Gleichnisrede sollen wir es fassen? Es ist einem Senfkorn gleich. Sät man das aufs Land, so ist's das kleinste unter allen Samenkörnern auf Erden. Aber ist es einmal gesät, so wächst es heran und wird am größten unter allen Gartenkräutern. Ja es treibt so große Zweige, daß unter seinem Schatten die Vögel des Himmels nisten können." Durch viele solche Gleichnisreden verkündigte er den Leuten je nach ihrer Fassungskraft das Wort. Während er aber zu dem Volk überhaupt nur in Gleichnissen zu reden pflegte, gab er seinen Jüngern, wenn er mit ihnen allein war, von den Gleichnisreden stets eine Auslegung. Am Abend jenes Tages sprach er zu seinen Jüngern: "Laßt uns ans andere Ufer fahren!" Da ließen sie die Menge gehen und führten ihn, müde wie er war, ins Boot. Noch andere Boote fuhren mit ihm. Da brach ein heftiger Sturmwind los, und die Wogen schlugen hinein ins Boot, daß es sich mit Wasser zu füllen begann. Und er war hinten im Heck, auf dem Kissen schlafend niedergestreckt. Da weckten sie ihn und sprachen zu ihm: "Meister, kümmert's dich nicht, daß wir ertrinken?" Da stand er auf und schalt den Wind und sprach zum See: "Schweig! Verstumme!" Da legte sich der Wind, und es ward eine tiefe Stille. Da sprach er zu ihnen: "Warum seid ihr so furchtsam? Fehlt's euch denn noch immer an Glauben?" Da erfaßte sie großes Entsetzen, und sie sprachen zueinander: "Wer ist doch dieser Mann, daß ihm selbst Wind und Wogen gehorchen?" Sie kamen an das andere Ufer des Sees in das Gebiet der Gerasener Nach anderer Lesart: Gergesener. Nach der Angabe des ortskundigen Kirchenlehrers Origenes gab es in der Nähe des Sees Genezaret eine alte Stadt Gergesa (1. Mos. 15,21; 5. Mos. 7,1; Jos. 3,10: Girgasiter).. Als er aus dem Boot stieg, kam ihm plötzlich aus den Gräbern, die dort waren, ein Mensch entgegen, der von einem unreinen Geist besessen war. Der hauste in den Felsengräbern, und niemand hatte ihn bis dahin fesseln können, nicht einmal mit Ketten. Denn oft schon hatte man ihn an Händen und Füßen gebunden, aber immer wieder hatte er die Handfesseln zerrissen und die Fußketten zerrieben, und niemand konnte ihn bändigen. Beständig, bei Tag und bei Nacht, hielt er sich in den Gräbern und in den Bergen auf; dabei schrie er laut und zerschlug sich mit Steinen. Als er nun Jesus von weitem sah, rannte er hin, fiel vor ihm nieder und rief mit lauter Stimme: "Was habe ich mit dir zu schaffen, Jesus, du Sohn Gottes, des Höchsten? Ich beschwöre dich bei Gott: quäle mich doch nicht!" Jesus wollte nämlich zu ihm sagen: "Fahr aus von dem Menschen, du unreiner Geist!" Da fragte ihn Jesus: "Wie heißt du Jesus fragt den Besessenen nach seinem Namen; statt seiner antwortet aber der böse Geist.?" Er antwortete: "Ich heiße Legion Ein starkes Geisterheer wohnte aber in dem Menschen, so zahlreich wie eine römische Legion, die über 6000 Mann hatte.; denn unser sind viele." Die bösen Geister baten ihn dringend, sie nicht aus jener Gegend wegzusenden. Nun weidete dort am Berghang eine große Herde Schweine. Da baten sie ihn: "Sende uns in die Schweine dort; laß uns in sie fahren!" Jesus erlaubte es ihnen sofort. Nun fuhren die unreinen Geister aus und gingen in die Schweine. Da stürmte die Herde den Abhang hinab in den See, an zweitausend Stück, und sie ertranken im See. Ihre Hirten aber flohen und erzählten den Vorfall in der Stadt und auf dem Land. Da eilten die Leute herbei, um zu schauen, was da geschehen. Als sie zu Jesus kamen und sahen, wie der Mann der eben noch von der Geisterschar besessen gewesen war, bekleidet und vernünftig dasaß, da wurden sie von Furcht ergriffen. Die Augenzeugen erzählten ihnen auch, wie es dem Besessenen ergangen war, dazu den Vorfall mit den Schweinen. Da begannen sie ihn zu bitten, er möge ihr Gebiet verlassen. Als Jesu in das Boot steigen wollte, bat ihn der geheilte Besessene, daß er bei ihm bleiben dürfe. Doch er erlaubte es ihm nicht, sondern sprach zu ihm: "Geh heim zu deinen Angehörigen und erzähle ihnen, was der Herr an dir getan und wie er sich dein erbarmt hat!" Da ging er hin begann in den Zehn Städten Matth. 4,25. zu verkünden, was Jesus an ihm getan, und alle waren darüber verwundert. Als Jesus in dem Boot wieder ans andere Ufer kam, sammelte sich eine große Volksmenge um ihn. Er war noch am Ufer des Sees, da erschien ein Gemeindevorsteher, mit Namen Jairus Die Vorsteher der jüdischen Synagogengemeinden hatten die Aufsicht über den Gottesdienst: sie mußten die Person bestimmen, die bei den gottesdienstlichen Versammlungen lesen und beten sollten; sie forderten geeignete Männer zur Predigt auf; kurz, sie mußten dafür sorgen, daß alles geziemend und nach der vorgeschriebenen Ordnung zuging. - Die Leitung der Gemeindeangelegenheiten lag in den Händen der Ältesten, aus denen wohl in der Regel der Gemeindevorsteher genommen wurde.. Kaum sah er Jesus, da fiel er ihm zu Füßen und bat ihn dringend: "Mein Töchterlein liegt in den letzten Zügen; komm doch und leg ihr die Hände auf, damit sie gesund werde und am Leben bleibe!" Da ging er mit ihm. Eine große Volksmenge begleitete ihn und umdrängte ihn von allen Seiten. Nun war dort eine Frau, die litt schon zwölf Jahre am Blutfluß. Sie hatte unter den Händen mancher Ärzte Schweres erduldet und ihr ganzes Vermögen dabei zugesetzt. Doch alles war ohne Nutzen geblieben: ihr Leiden war nur noch schlimmer geworden. Da hörte sie von Jesus. Diese Frau trat jetzt im Gedränge von hinten zu ihm und berührte seinen Mantel. Denn sie dachte: "Wenn ich auch nur seine Kleider berühre, so werde ich gesund." Sofort hörte der Blutfluß auf, und sie fühlte in ihrem Körper, daß sie von ihrer Plage geheilt war. Aber auch Jesus merkte sogleich, daß Heilungskraft von ihm ausgegangen war. Daher wandte er sich um im Gedränge und fragte: "Wer hat meine Kleider angerührt?" Seine Jünger antworteten ihm: "Du siehst doch, wie dich die Leute drängen, und da fragst du: Wer hat mich angerührt?" Doch seine Augen suchten in der Runde, um die herauszufinden, die es getan. Da geriet die Frau in Furcht, und zitternd vor Angst - denn sie wußte, was ihr geschehen - trag sie hervor, fiel vor ihm nieder und erzählte ihm die volle Wahrheit. Er aber sprach zu ihr: "Meine Tochter, dein Glaube hat dich gesund gemacht. Geh hin in Frieden und sei genesen von deiner Plage!" Während er noch so redete, erschienen Boten aus dem Haus des Gemeindevorstehers und meldeten ihm: "Deine Tochter ist schon gestorben; was bemühst du den Meister noch?" Jesus aber beachtete diese Worte nicht weiter, sondern sprach sofort zu dem Vorsteher: "Fürchte dich nicht, glaube nur!" Und er ließ niemand mitgehen als Petrus, Jakobus und Johannes, des Jakobus Bruder. So kamen sie in des Vorstehers Haus. Dort ging es lärmend zu: Jesus hörte lautes Weinen und Klagen. Da trat er ein und sagte zu den Leuten: "Was lärmt und weint ihr denn? Das Kind ist ja nicht tot, es schläft nur." Da verlachten sie ihn. Nun schickte er die Leute alle hinaus. Nur des Kindes Eltern und seine Jünger, die ihn begleiteten, nahm er mit und trat in das Gemach, wo das Mädchen lag. Er faßte das Kind bei der Hand und sprach zu ihm: "Talitha kum", das heißt: "Mägdlein, ich sage dir: steh auf!" Sofort erhob sich das Mädchen und ging umher. Denn sie war schon zwölf Jahre alt Diese Worte begründen die Bemerkung, daß das Mädchen umherging und seine häusliche Tätigkeit wiederaufnahm.. Da gerieten sie Die Eltern des Mädchens und die drei Jünger (V.37,40). alsbald vor Staunen ganz außer sich. Doch er gebot ihnen streng, daß niemand davon erführe. Und er ließ dem Kinde zu essen geben Um dadurch zu zeigen, daß das Kind nicht vor dem Tod, sondern auch von seiner früheren Krankheit errettet sei.. Dann ging er weg von dort Von Kapernaum. und kam in seine Vaterstadt Nazaret., und seine Jünger folgten ihm. Am nächsten Sabbat fing er an, in dem Versammlungshaus zu lehren. Viele der Hörer sprachen voll Staunen: "Woher hat er das? Welche Weisheit ist ihm verliehen? Und solche Wunder geschehen durch seine Hände? Ist das nicht der Tischler So nach G. Dalman: Orte und Wege Jesu, 1924, S.78ff., der Sohn Marias und der Bruder des Jakobus, Joses, Judas und Simon? wohnen nicht auch seine Schwestern hier bei uns?" Und sie wollten nichts von ihm wissen. Da sprach Jesus zu ihnen: "Ein Prophet gilt nirgends so wenig wie in seiner Heimat und bei seinen Verwandten und Hausgenossen." Er konnte dort auch kein einziges Wunder tun; nur einige Kranke machte er durch Handauflegung gesund. Und er war verwundert über ihren Unglauben. Dann durchzog er lehrend die Dörfer im Umkreis. Darauf rief er die Zwölf herbei und begann sie zu Zweien auszusenden. Dabei gab er ihnen Macht über die unreinen Geister. Er befahl ihnen, außer einem Wanderstab nicht mit auf den Weg zu nehmen: kein Brot, keinen Ranzen, kein Geld im Gürtel; "aber", so fuhr er fort, "ihr sollt Schuhe tragen, doch nicht zwei Unterkleider anziehen." Ferner sprach er zu ihnen: "In jedem Haus, wo ihr Eingang findet, da bleibt, bis ihr weiterwandert! Wo man euch aber nicht aufnimmt und hören will, den Ort verlaßt und schüttelt den Staub von euern Füßen, zum Zeugnis wider sie!" So zogen sie aus und forderten zur Sinnesänderung auf. Sie trieben viele böse Geister aus; viele Kranke salbten sie mit Öl und heilten sie Jak. 5,14.. Auch der König Herodes hörte von Jesus, denn sein Name war in aller Mund. Einige sagten: "Johannes der Täufer ist von den Toten auferstanden; darum sind die Wunderkräfte in ihm wirksam." Andere meinten: "Er ist Elia", wieder andere: "Er ist ein Prophet, ähnlich den Propheten der alten Zeit." Als aber Herodes davon hörte, sprach er: "Es ist Johannes, den ich habe enthaupten lassen; der ist wieder auferstanden!" Herodes hatte nämlich Johannes festnehmen lassen und in Ketten gefangengehalten wegen Herodias, der Frau seines Bruders Philippus. Die hatte Herodes geheiratet. Aber Johannes hatte ihm gesagt: "Du darfst deines Bruders Weib nicht zur Frau haben." Deshalb haßte ihn Herodias, und sie wollte ihn zu Tode bringen. Doch das gelang nicht. Denn Herodes hatte Ehrfurcht vor Johannes. Er kannte ihn als einen gerechten und heiligen Mann. Darum nahm er ihn in Schutz. Und oft, wenn er ihn hörte, bekam er starke Gewissensbedenken; trotzdem hörte er ihn gern. Endlich kam für Herodias eine gelegene Stunde; Herodes gab an seinem Geburtstag seinen hohen Würdenträgern und ersten Hauptleuten und den Vornehmen von Galiläa ein Festgelage. Da trat die Tochter der Herodias ein und tanzte. Damit gefiel sie Herodes und seinen Gästen. Und der König sprach zu dem Mädchen: "Erbitte von mir, was du willst; du sollst es haben!" Ja er schwur ihr: "Was du von mir verlangst, das will ich dir geben, und sei es die Hälfte meines Königreichs." Da ging sie hinaus und fragte ihre Mutter: "Was soll ich mir fordern?" Die sagte: "Das Haupt Johannes des Täufers." Gleich ging sie in Eile wieder zum König hinein und bat ihn: "Laß mir sofort auf einer Schüssel das Haupt Johannes des Täufers geben!" Da ward der König aufs tiefste betrübt. Aber um seines Eides und seiner Gäste willen wollte er ihr die Bitte nicht versagen. So sandte denn der König auf der Stelle einen seiner Leibwächter hin mit dem Befehl, des Johannes Haupt zu bringen. Der ging und enthauptete ihn im Gefängnis. Dann brachte er sein Haupt auf einer Schüssel und gab es dem Mädchen, und das Mädchen gab's ihrer Mutter. Als die Jünger des Johannes dies erfuhren, da kamen sie, holten seinen Leichnam und begruben ihn. Die Apostel berichteten Jesus bei ihrer Rückkehr 6,7. alles, was sie getan und gelehrt hatten. Da sprach er zu ihnen: "Kommt, laßt uns allein in eine menschenleere Gegend gehen: da ruht ein wenig!" Denn es war ein ständiges Kommen und Gehen, und sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen. Da fuhren sie allein in ihrem Boot an einen abgelegenen Ort . Aber viele sahen sie abfahren und erkannten sie. So kam es, daß aus allen Städten dort, wohin das Boot steuerte, Leute zu Fuß zusammenliefen und noch vor ihnen den Ort erreichten. Als Jesus aus dem Boot stieg, sah er eine große Schar. Er empfand tiefes Mitleid bei dem Anblick der Leute, denn sie waren wie Schafe ohne Hirten 4. Mos. 27,17; Hes. 34,5.. Und er begann, sie über vieles zu belehren. Als der Tag zur Neige ging, traten seine Jünger zu ihm und sprachen: "Die Gegend hier ist unbewohnt, und es ist schon spät. Laß deshalb die Leute ziehen, damit sie in die umliegenden Gehöfte und Dörfer gehen und sich Lebensmittel kaufen." Er aber antwortete: "Gebt ihr ihnen doch zu essen!" Da entgegneten sie ihm: "Sollen wir hingehen und für zweihundert Silberlinge Etwa 140 Goldmark. Brot kaufen und ihnen zu essen geben?" Da fragte er sie: "Wieviel Brote habt ihr? Geht hin, seht nach!" Sie sahen nach und sagten: "Fünf und außerdem zwei Fische." Da befahl er ihnen, alle sollten sich gruppenweise auf dem grünen Rasen lagern. Und sie setzten sich in Scharen zu hundert und zu fünfzig nieder. Nun nahm er die fünf Brote und die beiden Fische, sah auf zum Himmel und sprach den Lobpreis. Dann brach er die Brote und gab sie seinen Jüngern, damit sie sie den Leuten vorlegten. Auch die beiden Fische teilte er unter sie alle. So aßen alle und wurden satt. Ja man las noch zwölf große Körbe voll Brocken auf, dazu auch Überbleibsel von den Fischen. Die aber von den Broten gegessen hatten, deren Zahl betrug fünftausend Mann. Gleich darauf drängte er seine Jünger, in das Boot zu gehen und an das andere Ufer nach Bethsaida vorauszufahren, während er selbst das Volk entlassen wollte. Als er die Leute verabschiedet hatte, ging er auf die Bergeshöhe, um dort zu beten. Beim Eintritt der Dunkelheit war das Boot mitten auf dem See und er allein auf dem Land. Da sah er, wie sie große Mühe beim Rudern hatten, denn sie fuhren gegen den Wind. Um die vierte Nachtwache kam er, über den See hinwandelnd, auf sie zu, als wollte er an ihnen vorübergehen. Als sie ihn so auf dem See wandeln sahen, meinten sie, es wäre ein Gespenst, und schrien auf. Denn alle sahen ihn und waren voll Entsetzen. Aber alsbald redete er sie an. Er sprach zu ihnen: "Seid getrost, ich bin's; fürchtet euch nicht!" Dann stieg er zu ihnen ins Boot: da legte sich der Wind. Darüber gerieten sie vor Staunen ganz außer sich. Denn durch die wunderbare Speisung mit den Broten hatten sie nichts gelernt: ihr Herz war stumpf und unempfänglich geblieben. Nach ihrer Überfahrt landeten sie in Genezaret und gingen dort vor Anker. Als sie das Boot verließen, erkannten ihn die Leute sogleich: sie eilten umher in der ganzen Gegend und trugen die Kranken auf ihren Betten hierhin und dorthin, wo er nach dem Gerücht sich aufhielt. In den Dörfern, Städten und Gehöften, wohin er kam, setzte man die Kranken auf die freien Plätze und bat ihn, daß sie nur die Quaste seines Mantels berühren dürften. Und alle, die sie berührten, wurden gesund. Eines Tages fanden sich die Pharisäer bei ihm ein und einige Schriftgelehrte, die aus Jerusalem gekommen waren. Die sahen, wie einige seiner Jünger mit unreinen, das heißt mit ungewaschenen Händen ihre Mahlzeit hielten. - Die Pharisäer nämlich und alle Juden essen nichts, ohne sich vorher nach den Satzungen der Vorfahren vom Ellenbogen bis zu den Fingerspitzen die Hände zu waschen. Auch wenn sie vom Markt nach Hause kommen, genießen sie nicht eher etwas, als bis sie sich mit Wasser besprengt haben. Außerdem haben sie noch vieles andere zu halten angenommen: so zum Beispiel spülen sie Becher, Krüge und Kupfergeschirr vor dem Gebrauch im Wasser ab. - Da fragten ihn die Pharisäer und die Schriftgelehrten: "Warum befolgen eine Jünger nicht die Vorschriften, die uns die Alten überliefert haben, sondern essen ihre Mahlzeit mit ungewaschenen Händen?" Er antwortete ihnen: "Treffend hat Jesaja von euch Heuchlern geweissagt in dem Schriftwort: Dies Volk ehrt mich mit den Lippen. Doch ihr Herz ist fern von mir. Ihr Gottesdienst ist wertlos, denn sie verkünden Lehren, die nichts als Menschensatzung sind Jes. 29,13.. Gottes Gebot laßt ihr außer acht und haltet statt dessen der Menschen Satzung: ihr spült Krüge und Becher ab, und viel anderes derart beobachtet ihr Die Worte: "ihr spült Krüge" bis "beobachtet ihr" fehlen in manchen alten Handschriften.." Dann fuhr er fort: "Ihr versteht es trefflich, Gottes Gebot beiseitezusetzen, um eure Überlieferung festzuhalten. Mose hat zum Beispiel geboten: Ehre deinen Vater und deine Mutter 2. Mos. 20,12., und: wer Vater oder Mutter schmäht, der soll des Todes sterben 2. Mos. 21,17.! Ihr aber lehrt: Wenn ein Sohn zum Vater oder zur Mutter sagt: 'Als Korban hab ich erklärt', das heißt: 'Ich stifte für den Tempelschatz, was ich dir sonst zum Unterhalt gegeben hätte' - so braucht er für Vater oder Mutter nichts mehr zu tun. Damit setzt ihr Gottes Wort außer Kraft durch eure Satzung, die ihr lehrt. Und dergleichen tut ihr noch viel." Dann rief er wieder das Volk herbei und sprach zu ihnen: "Hört mir alle zu und versteht! Nichts, was von außen in den Menschen eingeht, kann ihn unrein machen; sondern was von dem Menschen ausgeht, das ist es, was ihn unrein macht. Wer Ohren hat zu hören, der höre V.16: "Wer Ohren hat zu hören, der höre!" fehlt in verschiedenen wichtigen Handschriften.!" Als er das Volk verlassen hatte und in ein Haus getreten war, fragten ihn seine Jünger nach dem Sinn dieses Gleichnisses. Er antwortete ihnen: "Seid ihr denn auch noch unverständig? Seht ihr nicht ein, daß alles, was von außen in den Menschen eingeht, ihn nicht verunreinigen kann? Denn es kommt ja nicht in sein Herz, sondern nur in den Magen und geht dann hinaus durch den Darm, der alles Unzuträgliche von den Speisen ausscheidet." Dann fuhr er fort: "Was von dem Menschen ausgeht, das macht den Menschen unrein. Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken: Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habsucht, Bosheit, Arglist, Ausschweifung, Neid Verleumdung, Hochmut, Leichtsinn. All dies Böse kommt von innen heraus und verunreinigt den Menschen." Dann verließ er jene Gegend und begab sich in das Gebiet von Tyrus und Sidon. Dort trat er in ein Haus, und niemand sollte etwas davon erfahren. Es gelang ihm aber nicht, seinen Aufenthalt zu verbergen. So kam denn eine Frau, deren Töchterlein von einem unreinen Geist besessen war, auf die Kunde von seiner Ankunft herbei und warf sich ihm zu Füßen. Die Frau war eine Heidin und stammte aus Phönizien. Sie bat ihn, er möge den bösen Geist von ihrer Tochter austreiben. Er aber sprach zu ihr: "Laß zuerst die Kinder satt; denn es wäre nicht recht, den Kindern das Brot zu nehmen und es den Hündchen hinzuwerfen." Sie antwortete ihm: "Gewiß, Herr! Und doch dürfen die Hündchen unter dem Tisch die Brocken der Kinder fressen." Da sprach er zu ihr: "Um dieses Wortes willen geh! Der böse Geist ist ausgefahren von deiner Tochter." Und wirklich, als sie nach Hause kam, fand sie das Kind auf dem Bett liegend, und der böse Geist war ausgefahren. Dann verließ er das Gebiet von Tyrus und kam über Sidon wieder an den Galiläischen See mitten in die Landschaft der Zehn Städte. Dort brachte man einen Taubstummen zu ihm und bat ihn, er möge ihm die Hand auflegen. Da nahm er ihn abseits von der Menge. Als er so allein mit ihm war, legte er ihm seine Finger in die Ohren und berührte ihm die Zunge mit Speichel. Dann sah er seufzend auf zum Himmel und sprach zu ihm: "Effatha!" - das heißt: "Tue dich auf!" Da taten sich seine Ohren auf, das Band seiner Zunge löste sich, und er konnte deutlich reden. Und Jesus verbot ihnen, es weiter zu sagen. Aber je mehr er es ihnen verbot, desto eifriger machten sie es kund. Und aufs höchste verwundert sprachen die Leute: "All sein Tun ist herrlich! Den Tauben gibt er das Gehör und den Stummen die Sprache." In jenen Tagen war wieder eine große Volksmenge versammelt, und die Leute hatten nichts zu essen. Da rief er seine Jünger herbei und sprach zu ihnen: "Mich jammert der Leute, denn sie sind nun schon drei Tage bei mir und haben nichts mehr zu essen. Lasse ich sie aber hungrig nach Hause gehen, so brechen sie unterwegs ermattet zusammen; es sind ja auch manche von weither gekommen." Seine Jünger antworteten ihm: "Woher soll man in dieser menschenleeren Gegend Brot bekommen, um sie zu sättigen?" Da fragte er sie: "Wieviel Brote habt ihr denn?" Sie sprachen: "Sieben." Da ließ er die ganze Schar sich auf die Erde lagern. Dann nahm er die sieben Brote, sprach das Dankgebet, brach sie und gab sie seinen Jüngern zur Austeilung; die reichten sie dann den Leuten. Sie hatten auch noch einige kleine Fische. Über die sprach er den Segen und ließ sie auch austeilen. So aßen sie und wurden satt. Die übriggebliebenen Brocken hob man vom Boden auf: sieben kleine Körbe voll. Es waren aber gegen viertausend (die gegessen hatten). Und er ließ sie gehen. Dann bestieg er sofort mit seinen Jüngern ein Boot und kam in das Gebiet von Dalmanutha Sonst unbekannt, vielleicht am Westufer des Galiläischen Sees.. Dort tauchten die Pharisäer auf. Die knüpften eine Unterredung mit ihm an, und, um ihn auszuhorchen, verlangten sie von ihm, er möge vom Himmel her ein Wunderzeichen kommen lassen Ähnlich wie Elia (1. Kön. 17,1; 18,36-38; 2. Kön. 1,10-12.. Da seufzte er aus tiefstem Herzen und sprach: "Warum will dies Geschlecht ein Zeichen schauen? Wahrlich, ich sage euch: Dies Geschlecht soll nimmermehr ein Wunderzeichen zu sehen bekommen." Damit ließ er sie stehen. Dann stieg er wieder ins Boot und fuhr ans andere Ufer. Die Jünger hatten nun vergessen, Brote mitzunehmen; nur eins noch hatten sie bei sich im Fahrzeug. Da warnte er sie: "Habt acht und hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und dem Sauerteig des Herodes!" Da dachten sie und sprachen es auch gegeneinander aus: "Wir haben ja kein Brot!" Jesus merkte das und sprach zu ihnen: "Was macht ihr euch Gedanken darüber, daß ihr kein Brot mithabt? Fehlt's euch denn immer noch an Einsicht und Verständnis? Bleibt euer Herz so stumpf und unempfänglich? Ihr habt doch Augen, könnt ihr da nicht sehen? Und ihr habt Ohren, könnt ihr da nicht hören Jer. 5,21.? Habt ihr kein Gedächtnis? Als ich die fünf Brote für die Fünftausend brach, wieviel große Körbe voll Brocken habt ihr da aufgelesen?" Sie erwiderten: "Zwölf." "Als ich dann die sieben Brote für die Viertausend brach, wieviel kleine Körbe voll Brocken habt ihr da aufgelesen?" Sie antworteten: "Sieben." Da fragte er sie: "Seid ihr denn immer noch unverständig?" Dann kamen sie nach Bethsaida. Dort ward ein Blinder zu ihm gebracht, und man bat ihn, ihn anzurühren. Da nahm er den Blinden bei der Hand und führte ihn aus dem Dorf hinaus. Dann benetzte er ihm die Augen mit Speichel, legte ihm die Hände auf und fragte ihn: "Siehst du etwas?" Da blickte er auf und sagte: "Ich kann die Leute erkennen, ich sehe sie gehen - so groß wie Bäume Seine Sehkraft ist noch nicht klar, er sieht die Gegenstände noch undeutlich und stark vergrößert.!" Nun legte er ihm nochmals die Hände auf die Augen. Da konnte er deutlich sehen: er war geheilt und sah auch in der Ferne alle Gegenstände scharf. Jetzt schickte ihn Jesus nach Hause, doch er wies ihn an: "Geh nicht in das Dorf zurück Der Geheilte soll nicht der neugierigen, fleischlich gesinnten Menge von seiner Heilung erzählen, sondern er soll die Tat Jesu nur seinen Hausgenossen dankbar kundtun.!" Von dort zog Jesus mit seinen Jüngern weiter in die Dörfer bei Cäsarea Philippi. Unterwegs fragte er seine Jünger "Wofür halten mich die Leute?" Sie antworteten ihm: "Für Johannes den Täufer, andere für Elia, noch andere für einen der Propheten Der von den Toten auferstanden sei.." Da fragte er sie: "Für wen haltet ihr mich denn?" Petrus erwiderte ihm: "Du bist der Messias Der Kirchenvater Eusebius meint, Petrus, unter dessen Einfluß Markus ja sein Evangelium geschrieben hat, habe hier aus Bescheidenheit das Lob und die Verheißung verschwiegen, womit ihn Jesus Matth. 16,17ff. ehrt.." Da verbot er ihnen streng, das irgendwem von ihm zu sagen Jesus wollte nur von solchen als Messias bekannt werden, die auch innerlich bereit waren, ihm zu folgen.. Dann wies er sie zum erstenmal darauf hin: der Menschensohn müsse vieles leiden, dazu verworfen werden von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten; ja er müsse den Tod erdulden, aber nach drei Tagen wieder auferstehen. Dies alles sprach er offen aus. Da nahm ihn Petrus beiseite und begann ihn ernstlich zu tadeln. Aber Jesus wandte sich um, sah seine Jünger an und sprach zu Petrus die strengen Worte: "Mir aus den Augen, Satan! Denn du denkst nicht göttlich, sondern menschlich." Dann rief er das Volk herbei samt seinen Jüngern und sprach zu ihnen: "Wer mein Nachfolger sein will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir! Denn wer sein Leben retten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen und im Dienst der Heilsbotschaft verliert, der wird es retten. Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt und dabei sein Seelenheil verliert? Denn welchen Preis kann jemand zahlen, um sich damit sein Seelenheil zu erkaufen? Wer sich nun in diesem gottvergessenen, sündigen Geschlecht mein und meiner Worte schämt, des wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er, begleitet von den heiligen Engeln, in seines Vaters Herrlichkeit erscheint." Dann fuhr er fort: "Wahrlich, ich sage euch: Einige von denen, die hier stehen, sollen den Tod nicht schmecken, ehe sie Gottes Königreich in Kraft haben erscheinen sehen Mit Jesu Auftreten kam auch Gottes Königreich (Luk. 11,20). Aber vor seiner Auferstehung nahm Jesus teil an der menschlichen Schwachheit (2. Kor. 13,4). Erst infolge seiner Auferstehung von den Toten ist er zu der Machtfülle des Sohnes Gottes erhoben worden (Röm. 1,4). Als der Auferstandene hat er dann nach dem Pfingstfest Gottes Königreich in Kraft geoffenbart. Das haben viele erlebt, zu denen Jesus damals redete, namentlich die Apostel. In voller Kraft wird Gottes Königreich aber erst bei Jesu Wiederkunft erscheinen. Dann tritt Jesus in seiner ganzen Königsherrlichkeit hervor. Auch davon haben seine drei Apostel schon auf dem Berg der Verklärung etwas sehen dürfen (9,2ff.).." Sechs Tage später nahm Jesus Petrus, Jakobus und Johannes mit sich und führte sie ganz allein auf einen hohen Berg. Dort trat vor ihren Augen in seinem Äußeren eine Wandlung ein; auch seine Kleider wurden so glänzend und weiß, wie sie kein Bleicher auf Erden machen könnte. Und es erschien ihnen Elia, begleitet von Mose, und beide hatten ein Gespräch mit Jesus. Da nahm Petrus das Wort und sprach zu Jesus: "Meister, es trifft sich gut, daß wir hier sind! Laß uns nun drei Hütten bauen: für dich eine, für Mose eine und für Elia eine." Er wußte nämlich nicht, was er sagen sollte Wie wunderlich war seine Annahme, Mose und Elia hätten Hütten zur Wohnung nötig!: so überwältigt waren sie. Da kam eine Wolke, die umhüllte sie, und aus der Wolke rief eine Stimme: "Die ist mein geliebter Sohn; auf den hört!" Da schauten sie sich um Nach dem, der redete.; und plötzlich sahen sie niemand mehr bei sich als Jesus allein. Als sie dann von dem Berg herabgingen, gebot er ihnen, sie sollten das, was sie gesehen, niemand erzählen, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden sei. Sie behielten es auch für sich; doch sie sprachen darüber, was wohl dies Auferstehen von den Toten bedeute. Darum fragten sie ihn: "Die Schriftgelehrten behaupten doch, Elia müsse vorher kommen." Er antwortete ihnen: "Gewiß, Elia soll vorher kommen und alles in Ordnung bringen Mal. 3,23.. Aber wie reimt es sich damit, daß von dem Menschensohn geschrieben steht: er soll viel leiden und für nichts geachtet werden Jes. 53,3. Wie stimmte nun damit das Leiden und die Verwerfung des Messias?? Trotzdem D.h.: wenn auch die gewöhnliche Auffassung von dem Kommen und der Wirksamkeit Elias nicht richtig ist. versichere ich euch: Elia ist schon gekommen In Johannes dem Täufer.; aber sie haben ihren Mutwillen an ihm geübt. Und das steht ja auch von ihm Dem Menschensohn (V.12). geschrieben Wie Johannes der Täufer, so wird auch der Menschensohn verworfen und getötet.." Als er zu den anderen Jüngern zurückkam, sah er einen großen Volkshaufen und Schriftgelehrte um sie versammelt, die mit ihnen redeten. Sobald alle die Leute ihn erblickten, waren sie freudig überrascht: sie eilten ihm entgegen und begrüßten ihn. Da fragte er sie: "Worüber redet ihr mit ihnen?" Einer aus der Menge antwortete ihm: "Meister, ich habe meinen Sohn zu dir gebracht, der ist von einem stummen Geist besessen. Wenn der ihn packt, so zerrt er ihn hin und her; dann tritt ihm Schaum vor den Mund, er knirscht mit den Zähnen und liegt starr da. Ich habe nun deine Jünger gebeten, ihn auszutreiben; aber sie haben es nicht gekonnt." Da sprach Jesus zu ihnen: "Ihr ungläubige Art! Wie lange soll ich noch bei euch sein? Wie lange euch noch ertragen? Bringt ihn her zu mir!" Da brachten sie ihm den Knaben. Bei Jesu Anblick aber zerrte der (böse) Geist den Knaben in allen seinen Gliedern: er fiel zu Boden und wälzte sich, indem ihm Schaum vor den Mund trat. Jesus fragte den Vater: "Wie lange hat er das schon?" Der Vater antwortete: "Von Kindheit an; und oft hat ihn der Geist sogar ins Feuer und ins Wasser geworfen, um ihn zu töten. Doch wenn du kannst, so hilf uns, hab Erbarmen mit uns!" Jesus sprach zu ihm: "Du sagst: 'Wenn du kannst'. Wer glaubt, kann alles." Sofort rief des Kindes Vater laut: "Ich glaube! Hilf meinem Unglauben!" Als Jesus sah, daß immer mehr Leute herbeiströmten, da bedrohte er den unreinen Geist mit den Worten: "Du stummer und tauber Geist, ich gebiete dir: fahr aus von ihm und kehr nie wieder in ihn zurück!" Da fuhr der Geist laut schreiend aus und riß dabei den Knaben in heftigen Krämpfen hin und her. Der Knabe lag wie eine Leiche da, so daß die meisten sagten: "Er ist tot." Aber Jesus ergriff ihn bei der Hand und richtete ihn auf: da kam er zu sich. - Nach seiner Heimkehr fragten die Jünger Jesus, als sie allein mit ihm waren: "Warum haben wir den bösen Geist nicht austreiben können?" Er antwortete ihnen: "Ein böser Geist von dieser Art kann durch nichts anderes ausgetrieben werden als durch Gebet und Fasten." Sie verließen dann die Gegend und wanderten durch Galiläa hin. Aber er wollte nicht, daß es jemand erführe. Er lehrte nämlich seine Jünger und sagte ihnen: "Der Menschensohn wird in der Menschenhände überliefert, und sie werden ihn töten; aber drei Tage nach seinem Tod wird er wieder auferstehen." Sie verstanden freilich nicht, was er mit diesen Worten meinte; doch sie scheuten sich, ihn danach zu fragen. Dann kam er nach Kapernaum. Zu Hause fragte er sie: "Worüber habt ihr unterwegs gesprochen?" Sie schwiegen (beschämt); denn sie hatten unterwegs davon geredet, wer von ihnen der Größte sei. Da setzte er sich, rief die Zwölf und sprach zu ihnen: "Wer der Erste sein will, der muß der Allerletzte werden und aller Diener." Dann nahm er ein kleines Kind, stellte es mitten unter sie, umarmte es und sprach zu ihnen: "Wer ein solches Kind aufnimmt, weil es meinen Namen bekennt, der nimmt mich auf. Und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat." Da sprach Johannes zu ihm: "Meister, wir haben gesehen, wie einer, der uns nicht nachfolgt, in deinem Namen böse Geister austrieb; aber wir haben es ihm verboten." Jesus antwortete: "Ihr hättet es ihm nicht verbieten sollen. Denn wer in meinem Namen Wunder tut, der kann nicht gleich darauf mich schmähen. Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns Matth. 12,30.. Ja, wer euch auch nur einen Becher Wasser zu trinken gibt, weil ihr Christi Jünger seid, der soll - das sage ich euch feierlich - seines Lohnes nicht verlustig gehen Matth. 10,42.. Wer aber eins von den jungen Kindern, die gläubig sind Vgl. V.36-37., zur Sünde verführt, für den wäre es besser gewesen, man hätte ihm vorher einen großen Mühlstein um den Hals gehängt und ihn ins Meer geworfen. Und wenn deine Hand dich zur Sünde reizt, haue sie ab! Es ist besser für dich, du gehst verstümmelt ins Leben ein, als daß du zwei Hände hast und fährst in die Hölle: Ins Feuer, das niemand löschen kann. Und wenn dein Fuß dich zur Sünde reizt, haue ihn ab! Es ist besser für dich, du gehst hinkend ins Leben ein, als daß du zwei Füße hast und in die Hölle geworfen wirst. Und wenn dich dein Auge zur Sünde reizt, reiße es aus! Es ist besser für dich, du kommst einäugig ins Gottesreich, als daß du zwei Augen hast und in die Hölle geworfen wirst, wo 'ihr Der Verdammten. Wurm nicht stirbt, und das Feuer nicht erlischt Jes. 66,24. die Worte: "Wo ihr Wurm nicht stirbt" usw. sind in V.44 und 46 nach guten Handschriften zu streichen..' Jeder wird ja mit Feuer gesalzen Ein Feuer ist übrigens für jeden nötig, zwar kein Straf- und Gerichtsfeuer, aber ein Prüfungs- und Läuterungsfeuer, das die Wirkung des Salzes übt, indem es in dem Menschen das Gott Mißfällige verzehrt und ihn zu einem Gott wohlgefälligen Opfer macht.. Gut ist das Salz. Wenn aber das Salz den Geschmack verliert, womit wollt ihr's dann wieder würzen Matth. 5,13.? So habt denn Salz in euch Das Salz ist ein Bild des Glaubens. und haltet Frieden untereinander Damit kehrt die Rede zu V.35 zurück.!" III. Jesu Wirksamkeit in Judäa und Jerusalem: 10,1 - 13,37. Dann brach Jesus von dort auf und zog durch das Ostjordanland in das Gebiet von Judäa. Da kamen abermals die Leute in Scharen zu ihm, und er lehrte sie wiederum, wie er auch sonst zu tun pflegte. Da traten Pharisäer zu ihm mit der Frage, ob ein Mann sein Weib entlassen dürfe. Damit wollten sie ihm eine Falle stellen. Er antwortete ihnen: "Was hat euch Mose geboten?" Sie sprachen: "Mose hat erlaubt, die Frau mit einem Scheidebrief zu entlassen." Jesus entgegnete ihnen: "Wegen eurer Herzenshärtigkeit hat er euch dies Gebot geschrieben. Im Anfang der Welt aber hat Gott die Menschen als Mann und Weib geschaffen. Deshalb wird ein Mann Vater und Mutter verlassen, und beide (Mann und Frau) werden eins sein 1. Mos. 1,27; 2,24.. Sie sind also nicht mehr zwei, sondern eins. Was nun Gott vereinigt hat, das soll der Mensch nicht trennen!" Zu Hause fragten ihn seine Jünger nochmals hierüber. Da sprach er zu ihnen: "Wer sein Weib entläßt und eine andere heiratet, der begeht dem ersten Weib gegenüber einen Ehebruch. Und wenn sich eine Frau von ihrem Mann trennt Dies war nicht nur bei den Römern möglich, für die ja Markus zunächst schreibt, sondern es war auch nach dem jüdisch-rabbinischen Eherecht erlaubt. und einen anderen heiratet, so begeht sie auch einen Ehebruch." Dann brachte man kleine Kinder zu ihm, damit er sie (segnend) berühre. Die Jünger aber fuhren die Leute, die sie brachten,, mit rauhen Worten an. Als Jesus das sah, ward er unwillig und sprach zu ihnen: "Laßt die kleinen Kinder zu mir kommen und hindert sie nicht daran! Denn gerade ihnen ist Gottes Königreich bestimmt. Wahrlich, ich sage euch: Wer Gottes Königreich nicht annimmt wie ein Kind, der kommt sicher nicht hinein." Dann umarmte er sie, legte ihnen die Hände auf und segnete sie. Als er seine Wanderung fortsetzen wollte, lief einer zu ihm, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: "Guter Meister, was muß ich vollbringen, um ewiges Leben mir zu erringen Den Gleichklang in [poieesoo] und [kleeronomeesoo] suche ich hier im Deutschen nachzubilden.?" Jesus antwortete ihm: "Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein Ohne Jesu wahre Würde zu kennen, nennt der Mann ihn leichthin gut. Er nimmt es also mit diesen Worten nicht sehr genau. Darum weist ihn Jesus, den er doch nur für einen Menschen hält, auf Gott, der allein im vollen Sinn des Wortes gut ist, und dessen Gebote daher auch das Gute im vollen Umfang fordern.. Du kennst ja die Gebote: Du sollst nicht morden, nicht ehebrechen, nicht stehlen, nicht falsches Zeugnis ablegen! Du sollst niemand um das Seine bringen! Ehre Vater und Mutter 2. Mos. 20,12-16; 5. 5,16-20.!" Er sprach zu ihm: "Meister, dies alles habe ich treu erfüllt von meiner Jugend auf." Da sah ihn Jesus voll Liebe an und entgegnete ihm: "Eins fehlt dir noch: geh hin, verkaufe deine Habe und gib das Geld den Armen; so wirst du einen Schatz im Himmel haben. Dann komm, nimm dein Kreuz und folge mir nach!" Er aber ward traurig bei diesem Wort und ging bekümmert weg; denn er hatte ein großes Vermögen. Da sah sich Jesus im Kreis um und sprach zu seinen Jüngern: "Wie schwer ist doch für die Reichen der Eingang in Gottes Königreich!" Die Jünger waren über diese Worte betroffen. Doch Jesus wiederholte ihnen: "Kinder, wie schwer ist doch (für Leute die am Geld hängen,) der Eingang in Gottes Königreich! Ein Kamel kommt leichter durch ein Nadelöhr als ein Reicher in Gottes Königreich." Da erschraken sie noch mehr und sagten zueinander: "Ja, wer kann dann überhaupt gerettet werden?" Jesus sah sie an und sprach: "Für Menschen ist das zwar unmöglich, doch nicht für Gott; denn für Gott ist alles möglich." Da nahm Petrus das Wort und sprach zu ihm: "Siehe, wir haben alles aufgegeben und sind dir nachgefolgt." Jesus erwiderte: "Wahrlich, ich sage euch: Jeder, der Haus, Geschwister, Eltern, Kinder oder Äcker fahren läßt aus Liebe zu mir und der Heilsbotschaft, der soll dafür hundertfältig Ersatz empfangen: jetzt schon in dieser Welt empfängt er Häuser, Geschwister, Mütter, Kinder und Äcker, wenn auch unter Verfolgungen, und in der zukünftigen Welt das ewige Leben Wer alles Irdische um Jesu willen aufgibt, der soll nicht nur dereinst das ewige Leben empfangen, sondern er soll schon jetzt in dieser Welt in der christlichen Gemeinschaft mit ihrer Bruderliebe und Opferfreudigkeit einen reichen Ersatz für alles Verlorene finden, wenn es auch dabei an äußerer Not und Trübsal nicht fehlt.. Doch in vielen Fällen werden die Ersten die Letzten und die Letzten die Ersten sein." Sie waren auf dem Weg nach Jerusalem. Jesus ging seinen Jüngern kühn voran; sie aber waren voll Staunen. Auch andere, die ihm folgten, zeigten Furcht und Zagen Die Apostel und die anderen, die Jesus auf seiner Reise nach Jerusalem folgen, ahnen, daß dort die Entscheidung fallen werde.. Da nahm er abermals die Zwölf allein und begann mit ihnen davon zu reden, was ihm widerfahren würde. "Jetzt", so sprach er, "gehen wir nach Jerusalem. Dort wird der Menschensohn den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten überliefert werden. Die werden ihm zum Tod verurteilen und ihn dann den Heiden überantworten. Die werden ihn verspotten und anspeien, ja sie werden ihn geißeln und töten; aber nach drei Tagen wird er auferstehen." Da traten Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, zu ihm mit den Worten: "Meister, wir möchten, daß du uns eine Bitte erfüllst." Er sprach zu ihnen: "Was begehrt ihr von mir?" Sie antworteten ihm: "Gewähre uns, daß wir einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken neben dir sitzen in deiner Herrlichkeit." Jesus erwiderte: "Ihr versteht nicht, um was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken soll, oder die Taufe erleiden, die ich erleiden muß?" Sie antworteten: "Ja, das können wir." Da sprach Jesus zu ihnen: "Den Kelch, den ich trinke, sollt ihr trinken, und die Taufe, die ich erleide, sollt ihr auch erleiden. Aber den Sitz zu meiner Rechten oder zu meiner Linken kann ich euch nicht verleihen; der wird nur denen zuteil, für die er bestimmt ist." Als die anderen Zehn dies hörten, äußerten sie ihren Unwillen über Jakobus und Johannes. Da rief sie Jesus zu sich und sprach zu ihnen: "Ihr wißt, daß solche, die als Herrscher über die Völker gelten, unumschränkt über ihre Untertanen gebieten, und daß die Großen unter den Völkern die Untergebenen ihre Macht fühlen lassen. So soll's bei euch nicht sein. Im Gegenteil: wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener; und wer unter euch der Erste sein will, der sei aller Knecht! Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um selbst zu dienen und sein Leben dahinzugeben als Lösegeld für viele." Dann kamen sie nach Jericho. Als er mit seinen Jüngern und einer großen Volksmenge Jericho verließ, da saß ein bekannter blinder Bettler, Bartimäus, des Timäus Sohn, am Weg. Als er hörte, Jesus von Nazaret sei da, begann er laut zu rufen: "Sohn Davids, Jesus, erbarme dich mein!" Da fuhren ihn viele mit rauhen Worten an, er solle schweigen. Aber er rief nur noch lauter: "Sohn Davids, erbarme dich mein!" Da blieb Jesus stehen und sprach: "Ruft ihn her!" Nun riefen sie den Blinden und sprachen zu ihm: "Sei getrost, steh auf, er ruft dich." Da warf er seinen Mantel ab, sprang auf und kam zu Jesus. Jesus fragte ihn: "Was begehrst du von mir?" Der Blinde antwortete ihm: "Lieber Meister, gib mir das Augenlicht wieder!" Jesus sprach zu ihm: "Geh hin, dein Glaube hat dich gesund gemacht!" Sofort ward er wieder sehend und folgte Jesus auf seiner Wanderung. Als sie in die Nähe von Jerusalem kamen, nach Bethphage und Bethanien, an den Ölberg, da entsandte er zwei seiner Jünger mit dem Auftrag: "Geht hin in das Dorf, das vor euch liegt! Gleich am Eingang werdet ihr ein Eselsfüllen angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat. Das bindet los und bringt es her! Und fragt euch jemand: 'Was macht ihr da?', so sprecht: 'Der Herr bedarf sein, und er schickt es gleich wieder her.'" Da gingen sie hin, und auf der Dorfstraße fanden sie draußen an der Haustür ein Füllen angebunden; das banden sie los. Doch einige von den Leuten, die da standen, fragten sie: "Was macht ihr da? Ihr bindet das Füllen los?" Sie antworteten ihnen, wie Jesus geboten hatte. Da ließ man sie gewähren. Sie brachten nun das Füllen zu Jesus, legten ihre Mäntel auf des Tieres Rücken, und er setzte sich darauf. Viele Leute aber breiteten ihre Mäntel auf den Weg, andere hieben auf den Feldern grüne Zweige ab und streuten sie aus. Und alle, die mitgingen - vorn im Zug und hinterdrein -, die riefen laut: "Heil! Gesegnet sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Gesegnet sei das Königreich, das nun beginnt, das Königreich unseres Vaters David! Heil droben in der Höhe!" So zog er in Jerusalem ein. Und er ging in den Tempel. Dort schaute er sich alles an. Erst in später Stunde ging er mit den Zwölfen hinaus nach Bethanien. Als sie am anderen Morgen Montag, den 11. Nisan. Bethanien verließen, empfand er Hunger. Da sah er von weitem einen Feigenbaum, der Blätter hatte. Auf den ging er zu, um zu sehen, ob er Früchte darauf fände. Doch als er hinkam, fand er nichts als Blätter; denn die Jahreszeit für die (reifen Sommer-) Feigen war noch nicht da Aber unreife Frühfeigen, die in Palästina besonders geschätzt werden, mußte der Feigenbaum damals, Anfang April, tragen.. Da sprach er zu dem Baum: "In Zukunft soll man nie wieder Frucht von dir essen!" Und seine Jünger hörten diese Worte. Dann kamen sie nach Jerusalem. Er ging in den Tempel und begann all, die dort verkauften und kauften, hinauszutreiben; die Tische der Wechsler und die Bänke der Taubenhändler stieß er um und wollte nicht dulden, daß man ein Hausgerät über den Tempelplatz trüge Auch bei den Rabbinen galt es für eine Entweihung des Tempels, wenn man Gerätschaften des gewöhnlichen Lebens über den Tempelplatz trug, um sich einen Umweg zu ersparen. Ja nicht einmal eine zerfallene Synagoge sollte als Durchgang benutzt werden.. Er wies sie darauf hin: "Steht nicht geschrieben Jes. 56,7.: Mein Haus soll ein Bethaus heißen für alle Völker? Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht Jer. 7,11.." Das hörten die Schriftgelehrten und die Hohenpriester, und sie überlegten, wie sie ihn aus dem Weg räumen könnten. Denn sie hatten Furcht vor ihm, weil seine Lehre auf das ganze Volk einen tiefen Eindruck machte. Wenn der Abend kam, pflegte er die Stadt zu verlassen. Als sie Jesus und seine Jünger. früh am anderen Morgen Am Dienstag. an dem Feigenbaum vorüberkamen, sahen sie, wie er bis zur Wurzel verdorrt war. Da erinnerte sich Petrus an Jesu Wort und sprach zu ihm: "Meister, sieh, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorrt." Darauf erwiderte ihnen Jesus: "Habt Glauben, von Gott gewirkt! Denn wahrlich, ich sage euch: Wer zum dem Berg dort sagte: 'Heb dich von deiner Stelle und stürze dich ins Meer!' und er zweifelte dabei nicht in seinem Herzen, sondern glaubte wirklich, daß es so geschähe nach seinem Wort, dem würde auch sein Wunsch erfüllt. Darum sage ich euch: Alles, was ihr erfleht im Gebet, das soll euch auch werden, wenn ihr nur glaubt, ihr hättet es schon. Und schickt ihr euch an zum Gebet, so vergebet allen, gegen die ihr etwas habt, damit euer Vater im Himmel auch euch eure Fehler vergebe Matth. 6,14-15. die Worte in V.26: "Wenn ihr dagegen nicht vergebt, dann wird euch euer Vater im Himmel eure Fehltritte auch nicht vergeben" sind aus Matth. 6,15 hier eingefügt worden; sie fehlen auch in verschiedenen wichtigen Handschriften.." Sie kamen dann wieder nach Jerusalem. Als er dort im Tempel umherging, traten die Hohenpriester, die Schriftgelehrten und die Ältesten zu ihm mit der Frage: "Mit welchem Recht tust du dies Daß du hier im Tempel lehrst., oder wer hat dir das Recht zu solchem Tun gegeben?" Jesus erwiderte ihnen: "Ich will euch auch eine Frage vorlegen. Darauf gebt mir Antwort! Dann will ich euch sagen, mit welchem Recht ich dies tue. Stammte die Taufe des Johannes vom Himmel oder von Menschen? Antwortet mir!" Da überlegten sie miteinander: "Sagen wir: 'vom Himmel', so wird er fragen: 'Warum habt ihr ihm denn nicht geglaubt?' Oder sollen wir antworten: 'von Menschen'?" Das wagten sie nicht aus Furcht vor dem Volk; denn alle glaubten, Johannes sei wirklich ein Prophet gewesen. Da erwiderten sie Jesus: "Wir wissen's nicht." Darauf sprach Jesus zu ihnen: "So sage ich euch auch nicht, mit welchem Recht ich dies tue." Dann begann er, zu ihnen in Gleichnissen zu reden: "Es pflanzte jemand einen Weinberg; er zog einen Zaun darum, grub eine Kelterkufe darin aus und baute einen Turm. Dann verpachtete er ihn an Winzer und ging außer Landes. Zur Zeit der Weinlese sandte er einen seiner Knechte zu den Winzern, damit er von ihnen einen Teil der Weinbergsfrüchte abhole. Die Winzer aber ergriffen diesen Knecht, schlugen ihn und schickten ihn mit leeren Händen heim. Da sandte er noch einen anderen Knecht zu ihnen; dem schlugen sie den Kopf blutig und beschimpften ihn. Wider sandte er einen anderen; den töteten sie. Dann sandte er noch viele andere aus; doch die einen schlugen sie, die anderen töteten sie. Am Ende hatte er nur noch Einen, den er senden konnte: seinen geliebten Sohn. Den sandte er zuletzt zu ihnen, denn er dachte: vor meinem Sohn werden sie doch Ehrfurcht haben. Die Winzer aber sprachen zueinander: 'Ha, da kommt der Erbe! Auf! Laßt uns ihn töten, dann wird das Erbe unser sein!' Und sie ergriffen ihn, töteten ihn und warfen seinen Leichnam aus dem Weinberg hinaus. Was wird nun der Weinbergbesitzer tun? Er wird kommen und die Winzer töten und seinen Weinberg anderen geben. Habt ihr nicht auch dies Schriftwort gelesen: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden. Dies ist eine Tat des Herrn, und sie ist wunderbar in unseren Augen Ps. 118,22-23.?" Da sannen sie Die 11,27; 12,1 Genannten. darauf, ihn festzunehmen; denn sie hatten wohl gemerkt, daß er sie mit diesem Gleichnis treffen wollte. Aber sie fürchteten sich vor dem Volk. Darum verließen sie ihn und entfernten sich. Darauf sandten sie Vgl. V.12. einige von den Pharisäern und den Anhängern des Herodes zu ihm, die ihn in seinen eigenen Worten fangen sollten. Die kamen zu ihm und sprachen voll Tücke: "Meister, wir wissen, du bist aufrichtig und nimmst auf niemand Rücksicht; denn Menschengunst gilt nicht bei dir, du lehrst vielmehr in aller Wahrheit Gottes Weg. Darf man dem Kaiser Steuer zahlen oder nicht?" Er aber durchschaute ihre Falschheit und sprach zu ihnen: "Was versucht ihr mich? Reicht mir einen Silberling! Laßt sehen!" Sie reichten ihm einen. Dann fragte er sie: "Wessen Bild und Inschrift steht hier?" Sie erwiderten ihm: "Des Kaisers." Da sprach Jesus zu ihnen: "So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gebührt, und Gott, was Gott gebührt!" Und sie verwunderten sich über ihn. Dann kamen Sadduzäer zu ihm, die da behaupteten, es gebe keine Auferstehung, und legten ihm eine Frage vor. "Meister", so sprachen sie, "Mose hat uns vorgeschrieben: Stirbt einem der Bruder und hinterläßt der ein Weib, aber keine Kinder, so soll sein Bruder die verwitwete Schwägerin zum Weib nehmen und (mit ihr) seinem (verstorbenen) Bruder Nachkommen erwecken 5. Mos. 25,5-6.. Nun waren da sieben Brüder. Der erste nahm ein Weib und starb kinderlos. Da nahm der zweite Bruder die Witwe; doch auch er starb kinderlos. Ebenso der dritte und alle sieben: Nachkommen hatte keiner. Zuletzt von allen starb auch die Frau. Bei der Auferstehung nun, wenn sie alle auferstehen, - wem von ihnen wird sie da als Gattin angehören? Denn alle sieben haben sie ja zur Frau gehabt." Jesus antwortete ihnen: "Seid ihr nicht deshalb im Irrtum, weil ihr die Schrift nicht kennt noch Gottes Macht? Denn wenn die Menschen von den Toten auferstehen, so freien sie nicht noch lassen sie sich freien, sondern sie sind wie die Engel im Himmel. Was aber die Auferstehung der Toten betrifft, habt ihr da nicht gelesen, wie Gott im Buch Mose, in der Geschichte vom Dornbusch, zu Mose gesprochen hat: Ich bin der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs 2. Mos. 3,6.? Gott ist nun aber nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen. Ihr seid sehr im Irrtum!" Ein Schriftgelehrter hatte diesen Reden zugehört und bemerkt, wie treffend ihnen Jesus antwortete. Nun trat er näher und fragte ihn: "Welches ist das wichtigste Gebot?" Jesus antwortete: "Das wichtigste Gebot ist: Höre, Israel, der Herr unser Gott ist Herr allein; und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit aller Kraft 5. Mos. 6,4-5.. Das andere Gebot ist dies: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst 3. Mos. 19,18.. Es gibt kein anderes Gebot, das höher stünde als diese." Da sprach der Schriftgelehrte zu ihm: "Recht so, Meister! Es ist wahr, was du gesagt: Es gibt nur Einen Gott, und es ist kein anderer neben ihm. Und ihn lieben mit ganzem Herzen, mit aller Einsicht und mit aller Kraft und seinen Nächsten wie sich selbst, das ist viel mehr wert als alle Brandopfer und anderen Opfer Vgl. 1. Sam. 15,22.." Als Jesus merkte, wie verständig er antwortete, sprach er zu ihm: "Du bist nicht fern von Gottes Königreich." Und niemand wagte, ihn weiter zu fragen. Als Jesus dann im Tempel lehrte, stellte er die Frage: "Wie können die Schriftgelehrten behaupten, der Messias sei Davids Sohn? David selbst hat doch, vom Heiligen Geist erleuchtet, den Ausspruch getan: Der Herr hat gesagt zu meinem Herrn: Sitze du zu meiner Rechten, bis ich dir deine Feinde zu Füßen lege Ps. 110,1.. Also David selbst nennt ihn seinen Herrn; wie kann er da zugleich sein Sohn sein?" Und die große Menge hörte ihm gern zu. Im Lauf seiner Reden sprach Jesus weiter: "Hütet euch vor den Schriftgelehrten! Sie gehen mit Vorliebe in langen Gewändern einher, auf den Straßen soll man sie voll Ehrfurcht grüßen, in der gottesdienstlichen Versammlung wollen sie die Ehrenplätze haben und beim Mahl sitzen sie gern obenan. Sie verschlingen der Witwen Eigentum und halten zum Schein lange Gebete Sie suchen ihre innere Bosheit durch langes Beten heuchlerisch zu verdecken.. Sie wird die schlimmste Strafe treffen!" Dann setzte er sich dem Opferstock gegenüber Die Rabbinen erwähnen einen Raum im Tempel, wo 13 Opferstöcke standen, in die man Gaben für den Tempel oder andere Opfer einlegte. und sah zu, wie die Leute Geld einwarfen in den Opferstock. Manche Reiche gaben viel. Da kam auch eine arme Witwe, die legte zwei Münzen im Wert eines Pfennigs ein. Da rief er seine Jünger herbei und sprach zu ihnen: "Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr als alle anderen in den Opferstock gelegt. Denn jene haben alle eingelegt aus ihrem Überfluß; sie aber hat trotz ihrer Dürftigkeit alles, was sie hatte, ihre ganze Habe eingelegt." Als er den Tempel verließ, sprach einer seiner Jünger zu ihm: "Meister, sieh doch, was für Steine, was für Bauten!" Jesus antwortete: "Du siehst diese mächtigen Bauten (bewundernd an)? Kein Stein davon soll auf dem anderen bleiben; alles soll in Trümmer gehen!" Er ging dann auf den Ölberg und setzte sich dort dem Tempel gegenüber. Da fragten ihn, als sie allein waren, Petrus, Jakobus, Johannes und Andreas: "Sage uns doch, wann wird dies Die Zerstörung des Tempels. geschehen? Und was wird das Zeichen sein, wenn sich dies alles erfüllen soll?" Jesus fing an zu erwidern: "Habt acht, daß euch niemand verführe! Mancher wird kommen unter meinem Namen und sagen: 'Ich bin der Messias!' Und sie werden viele irreführen. Hört ihr dann von Kriegen und Kriegsgerüchten, laßt euch nicht schrecken! Das muß so kommen. Doch ist es noch nicht das Ende. Denn erheben wird sich Volk wider Volk und Königreich wider Königreich. Hier und da werden Erdbeben sein, es werden Hungersnöte kommen. Das ist aber erst der Anfang der Wehen. Seid ihr nur auf eurer Hut! Überliefern wird man euch den Gerichten; in den Versammlungshäusern wird man euch geißeln; vor Statthalter und Könige wird man euch stellen um meinetwillen, ihnen ein Zeugnis zu bringen. Denn unter allen Völkern muß zuvor Ehe das Ende kommt. die Frohe Botschaft verkündigt werden. Wenn man euch nun wegführt und vor Gericht stellt, macht euch im voraus nicht Sorge, was ihr reden sollt. Sondern was euch eingegeben wird zu jener Stunde, das redet! Ihr seid es ja nicht, die dann reden, sondern der Heilige Geist. Ein Bruder wird aber den anderen zum Tode bringen und der Vater sein Kind. Ja Kinder werden sich gegen die Eltern erheben und werden sie töten lassen. Und alle Welt wird euch hassen, weil ihr meinen Namen bekennt. Wer aber ausharrt bis ans Ende, der soll gerettet werden. Seht ihr nun den Greuel der Verwüstung Nach der griechischen Grundschrift ist dieser Greuel oder dies Scheusal als eine männliche Person zu denken (2. Thess. 2,3-4). da, wo er nicht soll stehen - wer das liest, beachte es wohl! -, dann sollen, die in Judäa sind, in die Berge fliehen! Wer auf dem Dach ist, der steige nicht erst hinunter ins Haus und gehe nicht hinein, um etwas aus seinem Haus zu holen! Und wer auf dem Feld ist, der kehre nicht in die Wohnung zurück, um seinen Mantel zu holen! Doch weh den Frauen, die Kinder erwarten, und stillenden Mütter in jenen Tagen! Betet aber, daß dies nicht geschehe zur Winterzeit! Denn jene Tage werden eine Trübsal bringen, wie sie noch nie gewesen seit Anfang der Welt, die Gott geschaffen, bis heute, und wie auch keine mehr sein wird. Ja kürzte der Herr die Tage nicht ab, so würde kein Mensch errettet. Doch wegen der Auserwählten, die er sich erlesen, hat er die Tage abgekürzt. Wenn euch dann einer sagt: 'Der Messias Der uns aus unserer Not erretten kann. ist hier oder dort!', so glaubt es nicht! Denn manch falscher Messias, manch falscher Prophet tritt auf, und sie werden Zeichen und Wunder tun, um womöglich auch die Auserwählten irrezuführen. Seid ihr auf eurer Hut! Ich warne euch vor allem. Doch in jenen Tagen, nach jener Trübsal, wird sich die Sonne verfinstern und der Mond kein Licht mehr geben. Die Sterne werden vom Himmel fallen, und wanken werden die Himmelskräfte. Dann wird man sehen den Menschensohn in Wolken kommen mit großer Macht und Herrlichkeit. Dann wird er seine Boten senden und sammeln seine Auserwählten aus allen vier Winden vom Ende der Erde bis zum Ende des Himmels. Vom Feigenbaum entnehmt eine Lehre: wenn seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, so wißt ihr, daß der Sommer nahe ist. So sollt auch ihr, wenn ihr dies kommen seht, gewiß sein, daß Er Der Menschensohn. nahe vor der Tür ist. Wahrlich, ich sage euch: Diese Weltzeit ist nicht eher zu Ende, als bis dies alles geschehen ist. Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen. Über den Tag und die Stunde Wann der Menschensohn kommt. aber hat niemand Kunde auch nicht die Engel im Himmel, selbst nicht der Sohn, allein nur der Vater. Seid auf der Hut, wacht und betet! Ihr wißt ja nicht, wann der Zeitpunkt da ist Wann Christus wiederkommt.. Wenn einer verreist und sein Haus verläßt, gibt er seinen Knechten besonderen Befehl: Einem jeglichen teilt er zu sein Werk, dem Türhüter aber befiehlt er zu wachen. So wacht nun! Ihr wißt ja nicht, wann der Hausherr kommt: Ob am Abend oder um Mitternacht, beim Hahnenschrei oder im Morgengrauen. Er könnte ja unvermutet kommen und fände euch schlafend! Was ich euch sage, das sage ich allen: Wacht!" IV. Jesu Todesleiden und Auferstehung: 14,1 - 16,8. Es waren nun noch zwei Tage bis zu dem Fest des Passah und der ungesäuerten Brote Also Dienstag, den 12. Nisan; vgl. 2. Mos. 12,6-10.14-20.. Da überlegten die Hohenpriester und die Schriftgelehrten, wie sie Jesus mit List in ihre Gewalt bekommen und töten könnten. Doch sie sagten: "Nur nicht am Fest! Es könnte sonst zu einer Volkserhebung kommen." Als nun Jesus in Bethanien im Haus Simons des Aussätzigen weilte und dort zu Tisch war, kam eine Frau mit einem Glas kostbaren Salböls aus echter Narde Aus der Blüte der Narde, einer indischen Pflanze, wurde ein wohlriechendes Öl bereitet.: sie zerbrach das Glas und goß das Öl auf sein Haupt. Es waren aber einige da, die unwillig zueinander sagten: "Wozu ist das Öl so verschwendet worden? Man hätte es leicht für mehr als dreihundert Silberlinge Etwa 210 Goldmark. verkaufen und das Geld den Armen geben können." Und sie schalten die Frau mit harten Worten. Jesus aber sprach: "Laßt sie in Ruhe! Warum kränkt ihr sie? Sie hat ein rühmlich Werk an mir getan. Denn Arme habt ihr immer bei euch, und sooft ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr habt ihr nicht immer. Sie hat getan, was sie konnte: sie hat meinen Leib im voraus zu Begräbnis gesalbt. Wahrlich, ich sage euch: Wo in der weiten Welt die Heilsbotschaft verkündigt wird, da wird man auch zu ihrem Gedächtnis von ihrer Tat erzählen." Und Judas aus Kariot, einer von den Zwölfen, ging zu den Hohenpriestern, um ihnen Jesus in die Hände zu liefern. Sie aber waren über seinen Vorschlag erfreut und versprachen, ihm Geld zu geben. Da suchte er nach einer günstigen Gelegenheit, ihn zu verraten. Am ersten Tag der ungesäuerten Brote, da man das Passahlamm zu opfern pflegte, sprachen die Jünger zu Jesus: "Wo sollen wir hingehen und das Passahmahl für dich bereiten?" Da sandte er zwei seiner Jünger ab und gebot ihnen: "Geht in die Stadt; da wird euch ein Mann begegnen, der einen irdenen Krug mit Wasser trägt. Dem folgt, und dort, wo er hineingeht, da sagt zu dem Hausherrn: 'Der Meister läßt dich fragen: Wo ist das von mir bestellte Zimmer, wo ich das Passahmahl mit meinen Jüngern halten kann Jesus hatte also schon mit dem ihm befreundeten Hausbesitzer eine Verabredung getroffen. Und zwar scheint es sich hier um das Elternhaus des Markus zu handeln (vgl. Apg. 12,12). Darum erzählt Markus auch wohl das einzelne so genau und anschaulich.?' Dann wird er euch ein geräumiges Oberzimmer zeigen, mit Tischpolstern belegt und für die Mahlzeit hergerichtet. Dort rüstet alles für uns zu!" Da machten sich die Jünger auf den Weg und kamen in die Stadt. Sie fanden es so, wie er ihnen gesagt hatte, und richteten die Passahmahlzeit her. Als der Abend kam, fand er sich mit den Zwölfen ein. Während sie bei Tische waren und aßen, sprach Jesus: "Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch, der mit mir ißt, wird mich verraten." Da wurden sie betrübt, und einer nach dem anderen fragte ihn: "Ich bin's doch nicht?" Er antwortete ihnen: "Einer von euch Zwölfen ist's, einer der mit mir in die Schüssel tunkt. Denn der Menschensohn geht zwar zum Tod, das steht ja von ihm geschrieben. Doch weh dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Für diesen Menschen wäre es am besten, er wäre nie geboren." Während des Essens nahm Jesus ein Brot, sprach den Segen, brach's und gab es ihnen mit den Worten: "Nehmt hin, das ist mein Leib!" Dann nahm er einen Becher, sprach das Dankgebet und reichte ihn den Jüngern; und sie tranken alle daraus. Dabei sprach er zu ihnen: "Dies ist mein Blut, das Bundesblut, das vergossen werden soll zum Heil für viele. Wahrlich, ich sage euch: Ich will von dem Gewächs des Weinstocks nicht mehr trinken bis zu dem Tage, wo ich den neuen Wein trinken werde in Gottes Königreich." Nach dem Lobgesang gingen sie hinaus an den Ölberg. Auf dem Weg dorthin sprach Jesus zu ihnen: "Ihr werdet alle an mir irrewerden; denn es steht geschrieben: Ich will den Hirten schlagen, und die Schafe werden sich zerstreuen Frei nach Sach. 13,7.. Nach meiner Auferstehung aber will ich euch vorausgehen nach Galiläa." Da sprach Petrus zu ihm: "Wenn auch alle anderen an dir irrewerden - ich nicht!" Jesus antwortete ihm: "Wahrlich, ich sage dir: Heute, in dieser Nacht, ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen." Er aber beteuerte nur um so eifriger: "Und müßte ich auch mit dir sterben, ich verleugne dich nun und nimmer!" Ebenso sprachen auch die anderen alle. Und sie kamen zu einem Landgut, mit Namen Gethsemane, da sprach er zu seinen Jüngern: "Setzt euch hier nieder, während ich bete!" Und er nahm Petrus, Jakobus und Johannes mit sich. Da erfaßte ihn Schrecken und Grauen. Und er sprach zu ihnen: "Meine Seele ist zum Tode betrübt, bleibt hier und wacht!" Dann ging er ein wenig weiter, fiel nieder zur Erde und betete, daß, wenn es möglich sein, an ihm die Stunde vorübergehe. Er sprach: "Abba Das aramäische Wort Abba bedeutet Vater., Vater! Dir ist ja alles möglich, laß diesen Kelch an mir vorübergehen! Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!" Dann kam er zurück und fand sie schlafend und sagte zu Petrus: "Simon, du schläfst? Nicht eine Stunde konntest du wachen? Wacht und betet, damit ihr nicht in Versuchung fallt! Der Geist zwar ist willig, aber das Fleisch ist schwach." Dann ging er abermals hin und betete mit denselben Worten. Als er zurückkam, fand er sie wiederum schlafend; denn die Augen fielen ihnen zu vor Müdigkeit, und sie wußten ihm nichts zu erwidern. Da kam er zum drittenmal und sprach zu ihnen: "Ihr schlaft noch weiter und ruht? Nun genug Mit diesen Worten weckt er die Schläfer.! Die Stunde ist da! Jetzt wird der Menschensohn in der Sünder Hände überliefert. Auf, wir gehen! Seht, mein Verräter naht!" In dem Augenblick, da er noch redete, erschien Judas, einer der Zwölf, begleitet von einer Schar, die, mit Schwertern und Knütteln bewaffnet, von den Hohenpriestern, Schriftgelehrten und Ältesten ausgesandt war. Sein Verräter aber hatte ein Zeichen mit ihnen verabredet und gesagt: "Wen ich küsse, der ist's; den nehmt fest und führt ihn sicher ab!" Als er nun kam, trat er sogleich auf ihn zu, grüßte ihn: "Meister! Meister!" und küßte ihn. Da legten sie Hand an ihn und nahmen ihn gefangen. Doch einer von denen, die dastanden, zog ein Schwert, schlug damit nach dem Knecht des Hohenpriesters und hieb ihm das Ohr ab. Da wandte sich Jesus zu den Leuten und sprach: "Wie gegen einen Räuber seid ihr mit Schwertern und Knütteln ausgezogen, um mich gefangenzunehmen. Tagtäglich bin ich bei euch im Tempel gewesen und habe gelehrt, und ihr habt mich nicht ergriffen. Dies alles aber geschieht, damit sich die Schriften erfüllen." Da verließen ihn alle Alle Jünger. und flohen. Ein Jüngling nur folgte ihm Vielleicht war Markus selbst dieser Jüngling., der trug auf bloßem Leib ein Hemd aus feiner Leinwand. Den griffen sie. Da ließ er sein Gewand im Stich und enteilte ganz unbekleidet. Man führte dann Jesus vor den Hohenpriester. Dort versammelten sich alle Hohenpriester, Ältesten und Schriftgelehrten. Petrus aber folgte ihm von weitem bis hinein in des Hohenpriesters Palast. Dort setzte er sich im Hof zu den Dienern und wärmte sich am Feuer. Die Hohenpriester aber und der ganze Hohe Rat suchten nach einem Zeugnis gegen Jesus, damit sie ihn zum Tod verurteilen könnten; aber sie fanden keines. Denn es brachten wohl viele falsches Zeugnis gegen ihn vor, doch ihre Aussagen stimmten nicht überein. Da traten einige auf, die erhoben die falsche Anklage gegen ihn: "Wir haben ihn behaupten hören: Ich will diesen von Menschenhänden errichteten Tempel niederreißen und dafür in drei Tagen einen anderen bauen, der nicht Händen gemacht ist." Doch nicht einmal in diesem Wortlaut stimmte ihr Zeugnis überein. Da erhob sich der Hohepriester, trat mitten in die Versammlung und fragte Jesus: "Antwortest du nichts auf das, was diese wider dich vorbringen?" Er aber schwieg und gab ihm keine Antwort. Da fragte ihn der Hohepriester zum zweitenmal: "Bist du der Messias, der Sohn des Hochgelobten Der Hochgelobte (nur hier im Neuen Testament als Name Gottes gebraucht) ist Jahwe.?" Jesus erwiderte: "Ich bin's! Und ihr sollt den Menschensohn sitzen sehen zur Rechten der Macht und kommen mit den Wolken des Himmels." Da zerriß der Hohepriester seine Kleider und sprach: "Was brauchen wir noch weiter Zeugen? Ihr habt die Gotteslästerung gehört. Was meint ihr nun?" Da gaben alle das Urteil ab, er sei des Todes schuldig. Nun begannen einige Einige von den Mitgliedern des Hohen Rates., ihn anzuspeien, ihm das Gesicht zu verhüllen und ihn dann mit Fäusten zu schlagen, indem sie höhnisch riefen: "Zeige dich als Prophet D.h.: Nenne doch unsere Namen!!" Auch die Diener schlugen ihn ins Angesicht, als er ihnen übergeben wurde. Unterdessen saß Petrus unten im Hof. Da kam eine von den Mägden des Hohenpriesters. Als die sah, wie sich Petrus wärmte, schaute sie ihn an und sprach: "Du warst auch bei dem Jesus von Nazaret!" Er leugnete aber und sagte: "Ich weiß nicht - ich verstehe nicht - was meinst du denn?" Dann ging er aus dem inneren Hof in den Vorhof. Da krähte ein Hahn. Nun sah ihn dort dieselbe Magd, und wieder fing sie an, zu denen, die dabeistanden, zu sagen: "Das ist auch einer von ihnen!" Da leugnete er von neuem: Nach einer kleinen Weile sprachen die Umstehenden wiederum zu Petrus: "Wahrhaftig, du gehörst zu ihnen! Du bist ja auch ein Galiläer; schon deine Mundart ist ganz so." Nun fing er an, sich zu verwünschen und zu schwören: "Ich kenne den Menschen nicht, von dem ihr redet!" Da krähte ein Hahn zum zweitenmal. Jetzt entsann sich Petrus des Wortes, das Jesus zu ihm gesagt hatte: "Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen." Als er daran dachte, brach er ihn lautes Weinen aus. Sofort nach Tagesanbruch kamen alle Glieder des Hohen Rates - die Hohenpriester mit den Ältesten und Schriftgelehrten - zu einem fertigen Beschluß. Dann ließen sie Jesus gefesselt wegführen und überlieferten ihn Pilatus. Pilatus fragte ihn: "Bist du der Juden König?" Er antwortete ihm: "Ja, ich bin's." Die Hohenpriester erhoben dann viele Klagen gegen ihn. Da fragte ihn Pilatus abermals: "Hast du nichts darauf zu sagen? Höre doch, was sie alles gegen dich vorbringen." Aber Jesus gab ihm keine Antwortmehr, so daß sich Pilatus wunderte. Nun pflegte er ihnen an jedem Passahfest einen Gefangenen loszugeben nach ihrer freien Wahl. Damals lag ein gewisser Barabbas im Kerker zusammen mit anderen Empörern, die beim Aufruhr einen Mord begangen hatten. Als nun das Volk (zum Palast des Pilatus) hinaufkam und zu verlangen begann, was er ihnen sonst gewährte, da fragte sie Pilatus: "Soll ich euch den König der Juden losgeben?" Er hatte nämlich wohl gemerkt, daß ihn die Hohenpriester nur aus Neid überantwortet hatten. Die Hohenpriester aber wiegelten das Volk auf, es möge lieber um die Freilassung des Barabbas bitten. Da nahm Pilatus abermals das Wort und sprach zu ihnen: "Was soll ich denn mit dem Mann tun, den ihr den Judenkönig nennt?" Sie schrien wieder: "Kreuzige ihn!" Da fragte sie Pilatus: "Was hat er denn verbrochen?" Sie schrien nur noch lauter: "Kreuzige ihn!" Weil nun Pilatus die Menge zufriedenstellen wollte, so gab er ihnen Barabbas frei. Jesus aber ließ er geißeln; dann übergab er ihn (den Soldaten) zur Kreuzigung. Nun führten ihn die Soldaten in den inneren Hof des Statthalterpalastes und riefen die ganze Schar (ihrer Genossen) zusammen. Sie zogen ihm einen Purpurmantel an, setzten ihm eine Dornenkrone auf, die sie geflochten hatten, und begannen ihn zu grüßen: "Heil dir, König der Juden!" Dabei schlugen sie ihn mit einem Rohr aufs Haupt, spien ihn an, beugten ihre Knie und huldigten ihm. Als sie so ihren Spott mit ihm getrieben hatten, zogen sie ihm den Purpurmantel aus und legten ihm wieder seine eigenen Kleider an. Dann führten sie ihn ab zur Kreuzigung. Da kam ein gewisser Simon des Weges, ein Mann aus Kyrene, des Alexander und Rufus Vater Röm. 16,13 (?)., der kam von einem Dorf zurück; den zwangen sie, Jesus das Kreuz zu tragen. So brachten sie ihn nach dem Platz Golgatha, das heißt Schädelstätte. Dort reichten sie ihm betäubenden Würzwein; aber er nahm ihn nicht. Dann kreuzigten sie ihn. Darauf verteilten sie seine Kleider unter sich, indem sie das Los darüber warfen, was jeder von ihnen bekommen solle. Es war die dritte Stunde 9 Uhr vormittags. Doch siehe Joh. 19,14 und die Anmerkung dazu., als sie ihn kreuzigten. Oben an dem Kreuz stand eine Inschrift mit der Angabe seiner Schuld; die lautete: Der Juden König. Mit ihm kreuzigten sie zwei Räuber, den einen zu seiner Rechten, den anderen zu seiner Linken. So wurde das Schriftwort erfüllt: "Er ist unter die Verbrecher gerechnet worden Jes. 53,12. V.28 (vgl. Luk. 22,37) fehlt in manchen alten Handschriften.." Die Vorübergehenden aber schmähten ihn: sie schüttelten den Kopf und sprachen: "He! du wolltest ja den Tempel niederreißen und ihn in drei Tagen wiederbauen: hilf dir nun selbst und steige vom Kreuz herab!" Auch die Hohenpriester samt den Schriftgelehrten verspotteten ihn untereinander und sagten: "Anderen hat er geholfen, und sich selbst kann er nun nicht helfen! Der Messias, der König Israels, mag jetzt vom Kreuz heruntersteigen, damit wir's sehen! Dann wollen wir an ihn glauben!" Auch die Männer, die mit ihm gekreuzigt waren, beschimpften ihn. Nach der sechsten Stunde aber bedeckte Finsternis die ganze Gegend bis zur neunten Stunde. Und in der neunten Stunde schrie Jesus mit lauter Stimme: Eloi, Eloi, lema sabachthanei! Das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen Ps. 22,2.! Als einige der Umstehenden das hörten, sprachen sie: "Hört, er ruft den Elia." Da lief einer hin, füllte einen Schwamm mit Essig, steckte ihn auf einen Rohrstab und wollte ihm zu trinken geben, indem er sagte: "Wartet, wir wollen doch sehen, ob Elia kommt, um ihn herabzunehmen." Jesus aber tat einen lauten Schrei und verschied. In diesem Augenblick zerriß der Tempelvorhang von oben bis unten in zwei Stücke. Als der Hauptmann, der dem Kreuz gegenüberstand, ihn so verscheiden sah, da sprach er: "Wahrhaftig, dieser Mann ist Gottes Sohn gewesen!" Es sahen auch Frauen von fern zu; unter ihnen waren Maria aus Magdala, Maria, die Mutter Jakobus des Kleinen Klein bedeutet hier jedenfalls: von kleiner Gestalt. und des Joses, und Salome Die Mutter der Apostel Jakobus und Johannes. - die ihn schon, als er noch in Galiläa war, begleitet und bedient hatten - und außerdem noch viele andere, die mit ihm nach Jerusalem hinaufgezogen waren. Als es schon Abend war - zudem war es Freitag, der Tag vor dem Sabbat Josef mußte also schnell handeln, weil am Sabbat kein Werk verrichtet erden durfte. -, da kam Josef von Arimathäa, ein angesehener Ratsherr D.h. Mitglied des Hohen Rates., der auch auf das Königreich Gottes wartete, ging mit kühnem Mut Ohne sich vor den Juden, namentlich vor seinen Amtsgenossen im Hohen Rat, zu fürchten. zu Pilatus und bat ihn um Jesu Leichnam. Pilatus war verwundert, daß Jesus schon gestorben sein sollte. Er ließ deshalb den Hauptmann rufen Der bei Jesu Kreuzigung die Wache befehligt hatte. und fragte ihn, ob er schon länger tot sei. Als ihm der Hauptmann dies bestätigte, da schenkte er Josef den Leichnam Es wäre nicht auffällig gewesen, wenn Pilatus Geld gefordert hätte.. Nun kaufte Josef feine Leinwand, ließ dann den Leichnam vom Kreuz herabnehmen, ihn in die Leinwand hüllen und in ein Grab legen, das in einen Felsen gehauen war. Dann ließ er einen Stein vor die Grabesöffnung wälzen. Maria aus Magdala aber und Maria, des Joses Mutter V.40., sahen sich die Stätte an, wo er beigesetzt war. Als der Sabbat vorüber war Also: Sonnabend nach Sonnenuntergang., kauften Maria aus Magdala, Maria, die Mutter des Jakobus 15,40.47., und Salome Gewürzkräuter, um hinzugehen und Jesu Leichnam zu salben. Am ersten Wochentag in aller Frühe gleich nach Sonnenaufgang machten sie sich auf zum Grab. Da sprachen sie zueinander: "Wer wälzt uns wohl den Stein von der Grabesöffnung?" Doch als sie hinsahen, bemerkten sie, daß der Stein schon weggewälzt war; denn er war sehr groß Dieser Zusatz erklärt erstlich die Sorge der Frauen V.3 und sodann die Tatsache, daß der Stein schon von weitem und im ersten Morgenlicht deutlich zu erkennen war.. Als sie dann in die Grabkammer traten Die Leichen wurden an den Wänden der Grabkammern in Nischen beigesetzt., sahen sie rechts einen Jüngling in weißem Gewand sitzen. Und sie erschraken sehr. Er aber sprach zu ihnen: "Entsetzt euch nicht! Ihr wollt nach Jesus sehen, dem Nazarener, der gekreuzigt ist? Er ist auferstanden, er ist nicht hier! Seht da die Stätte, wohin man ihn gelegt! Und jetzt geht hin und meldet seinen Jüngern, vor allen Petrus: 'Er geht euch voraus nach Galiläa; dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt.'" Da verließen sie das Grab und eilten weg; denn Zittern und Entsetzen erfüllte sie. Und sie sagten niemand ein Wort davon; denn sie waren voll Furcht... Hier schließt der ursprüngliche Text des Markusevangeliums. Dies bezeugen nicht nur die beiden ältesten, aus dem vierten Jahrhundert stammenden Handschriften des Neuen Testaments (die Sinaitische und die Vatikanische), sonder auch die in demselben Jahrhundert lebenden bekannten Kirchenväter Eusebius von Cäsarea und Hieronymus, die beide erklären, das Markusevangelium schließe fast in allen genauen griechischen Handschriften mit V.8. Daß aber das Evangelium hier noch nicht zu Ende sein kann, sieht jeder ein. Der Schluß jedoch, den uns die Handschriften überliefern, stammt nicht von Markus selbst, sondern ist später hinzugefügt worden; er hat auch verschiedenen Wortlaut, den ich unter 1. 2. 3. wiedergebe. Ob der ursprüngliche Schluß des Markusevangelium verlorengegangen ist, oder ob Markus aus irgendeinem Grund überhaupt keinen eigentlichen Schluß geschrieben hat, darüber wissen wir nichts.. Der spätere Schluß des Markusevangeliums Als Jesus früh am ersten Wochentag auferstanden war, erschien er zuerst Maria aus Magdala, von der er sieben böse Geister ausgetrieben hatte. Die ging hin und verkündigte es denen, die ihn einst begleitet hatten und die nun trauerten und weinten. Doch als sie hörten, er lebe und sei von ihr gesehen worden, da glaubten sie es nicht. Dann offenbarte er sich in anderer Gestalt Zweien von ihnen unterwegs, als sie zu einem Dorf gingen. Die gingen auch hin und verkündigten es den übrigen. Aber auch ihnen glaubten sie nicht. Später offenbarte er sich den Elf, als sie bei Tisch waren: er schalt ihren Unglauben und ihre Herzenshärtigkeit, weil sie denen, die ihn nach seiner Auferstehung gesehen, nicht geglaubt hätten. Dann sprach er zu ihnen: "Geht hin in alle Welt und verkündigt die Heilsbotschaft der ganzen Menschheit. Wer dann zum Glauben kommt und sich taufen läßt, der soll errettet werden. Wer aber nicht glauben will, der wird verdammt. Dies aber sind die Wunderzeichen, die den Gläubigen zuteil werden sollen: in meinem Namen werden sie böse Geister austreiben Apg. 8,7; 16,18; 19,11-12.; sie werden mit neuen Zungen reden Apg. 2,4.11; 10,46; 19,6; 1. Kor. 12,10.28; 13,1; 14,1-28.; mit ihren Händen werden sie Schlangen aufheben Apg. 28,3-6., und wenn sie etwas Tödliches trinken, soll es ihnen nicht schaden; Kranken werden sie die Hände auflegen, und sie sollen genesen Jak. 5,14-15; Apg. 28,8-9.." Als der Herr Jesus so mit ihnen geredet hatte, ward er aufgehoben in den Himmel und setzte sich zur Rechten Gottes. Sie zogen aus und predigten überall. Dabei stand ihnen der Herr zur Seite und bestätigte ihr Wort durch die begleitenden Wunderzeichen Hebr. 2,4; Apg. 14,3. Dieser Schluß unter Nr. 1, dem Hieronymus im Abendland Geltung verschafft hat, wird in einem Evangelienbuch des armenischen Klosters Etschmiadzin dem Presbyter Aristion zugeschrieben, den der Bischof Papias von Hierapolis (um 130) einen persönlichen Schüler des Herrn nennt. Jedenfalls reicht dieser Zusatz zum Markusevangelium bis in die erste Hälfte des zweiten Jahrhunderts zurück, und es ist sehr wohl möglich, daß er in Kleinasien, wo ja auch Aristion gewirkt hat, in der Umgebung des Apostels Johannes entstanden ist. Während dann der Zusatz in Italien und Gallien Eingang gefunden hat, ist er in Palästina abgelehnt worden.. Alles aber, was ihnen aufgetragen war, verkündigten sie Die Frauen (V.1.7). in Kürze Petrus und seinen Gefährten Den anderen Aposteln.. Dann erschien ihnen Allen Aposteln. auch Jesus selbst und sandte durch sie vom Osten bis zum Westen die heilige und unvergängliche Botschaft des ewigen Heils Dieser sehr kurze Schluß, der wahrscheinlich im dritten oder vierten Jahrhundert in Ägypten entstanden ist, war weit verbreitet. Verschiedene Handschriften bieten ihn neben dem ersten Schluß, und zwar mehrere an erster Stelle.. / Sie aber wollten sich rechtfertigen und sprachen Diese Anfangsworte in Zusatz 3 folgen unmittelbar auf V.14 (in Schluß 1) nach: "nicht geglaubt hätten.": "Diese gesetzlose und ungläubige Weltzeit steht unter Satans Herrschaft Vgl. 2. Kor. 4,4; Eph. 2,1-2; 1. Joh. 5,19; Luk. 4,6., und der sucht durch die Wirksamkeit unreiner Geister zu verhindern, daß Gottes Wahrheit zur Geltung komme. Darum offenbare schon jetzt Und nicht erst im Endgericht. deine Gerechtigkeit!" So sprachen sie zu Christus Als ihnen der Auftrag in V.15 zuteil geworden war. Die Apostel haben also, wie es nach ihren Worten scheint, keinen rechten Mut und kein freudiges Vertrauen zu der Predigt des Evangeliums.. Christus aber entgegnete ihnen: "Das Maß der Jahre für Satans Macht und Einfluß ist jetzt voll Vgl. Joh. 16,11. Aber eine schlimme Zeit anderer Art ist nahe Gemeint ist die Leidenszeit vor Christi Wiederkunft (Matth. 24,6-13.15ff.).! Zum Heil der Sünder aber bin ich in den Tod gegeben worden, damit sie sich zur Wahrheit wenden und nicht mehr sündigen, auf daß sie einst im Himmel den geistlichen und unvergänglichen Schmuck der Gerechtigkeit erlangen. So geht denn hin in alle Welt... Nun folgt V.15 in Schluß 1. - Dieser Zusatz unter 3, dessen Anfang schon der Kirchenvater Hieronymus kennt, ist erst im Jahr 1908 nach einer in Ägypten aufgefundenen Handschrift bekannt geworden.
Die Frohe Botschaft nach Lukas I. Vorwort: 1,1-4. Schon viele haben versucht, einen Bericht über die bei uns als sicher geltenden Begebenheiten nach der Erzählung der ursprünglichen Augenzeugen und Diener des Wortes abzufassen. So habe auch ich mich entschlossen, allen diesen Begebenheiten bis zu ihren Ausgangspunkten mit Sorgfalt nachzugehen und sie für dich, hochedler Theophilus, zusammenhängend aufzuzeichnen, damit du deutlich einsiehst, daß alles, was du durch mündliche Belehrung vernommen hast, in jeder Hinsicht wahr und zuverlässig ist. II. Johannes und Jesu Geburt und Kindheit: 1,5 - 2,52. Zur Zeit des jüdischen Königs Herodes 37-4 v.Chr. lebte ein Priester, mit Namen Zacharias Zacharias, hebräisch Sacharja, bedeutet: dessen Jahwe gedacht hat.. Er gehörte zu der Ordnung Abias Die jüdische Priesterschaft war in 24 Abteilungen oder Dienstordnungen eingeteilt, deren Namen 1. Chron. 24,7-18 aufgezählt werden; Abia steht hier an achter Stelle. Unter diesen 24 Abteilungen wechselte, von den drei hohen Festen abgesehen, der tägliche Dienst im Tempel wöchentlich, so daß jede Abteilung durchschnittlich zweimal jährlich eine Woche lang Dienst hatte. Die meisten Priester wohnten in Städten und Dörfern im Land zerstreut und kamen nur während der Zeit ihres Dienstes nach Jerusalem. Nur die vornehmen Priester, die den jüdischen Adel bildeten, wohnten in der Hauptstadt; zu ihnen gehörten außer dem jeweiligen Hohenpriester und seinen Amtsvorgängern diejenigen Priesterfamilien, aus denen Hohepriester gewählt worden waren, und außerdem die Priester der Ordnung Jojarib, der ersten unter den 24 (1. Chron. 24,7). und hatte eine Frau aus der Zahl der Töchter Aarons Sie war also auch aus priesterlichem Geschlecht., die hieß Elisabet D.h. deren Eid Gott ist, oder: die bei Gott schwört.. Beide waren rechtschaffen vor Gott und wandelten in allen Geboten und Satzungen des Herrn ohne Tadel. Sie waren aber kinderlos, denn Elisabet war unfruchtbar; und beide standen schon in vorgerücktem Alter So daß sie keine Hoffnung mehr auf Leibeserben hatten.. Als Zacharias nun einst mit seiner Ordnung Der Ordnung oder Abteilung Abia. wieder an der Reihe war und vor Gott diente, da fiel ihm eines Tages - wie bei den Priestern Sitte war Die Dienstpflichten der einzelnen Priester wurden täglich durch das Los verteilt. - durchs Los der Auftrag zu, das Räucherwerk anzuzünden 2. Mos. 30,7.. So trat er in des Herrn Tempel ein In das sogenannte Heilige, wo der Räucheraltar stand., während die ganze Menge des Volkes Das an dem Gottesdienst teilnahm. zur Stunde des Räucheropfers Hier ist wahrscheinlich die Zeit des Abendopfers gemeint: nachmittags um und nach 3 Uhr (Apg. 3,1). draußen Außerhalb des Heiligen in den Vorhöfen der Israeliten und der Weiber. betete. Da erschien ihm ein Engel des Herrn, der stand auf der rechten Seite des Räucheraltars Außer dem Räucheraltar standen im Heiligen noch der Schaubrottisch und der Leuchter.. Bei seinem Anblick erschrak Zacharias, und Furcht befiel ihn. Aber der Engel sprach zu ihm: "Fürchte dich nicht, Zacharias! Dein Gebet Um einen Leibeserben. ist erhört worden: deine Frau Elisabet wird dir einen Sohn schenken, dem sollst du den Namen Johannes D.h. Gotthold (wörtlich: Jahwe ist gnädig). geben. Er wird deine Freude und Wonne sein, und viele werden sich über seine Geburt freuen. Denn nach des Herrn Urteil wird er bedeutend sein. Wein und berauschende Getränke wird er nie genießen Er wird lebenslang ein Nasiräer sein (4. Mos. 6,3; Richt. 13,4-5; 1. Sam. 1,11)., sondern schon von Geburt an wird er mit Heiligem Geist erfüllt sein. Viele von Israels Söhnen wird er zu dem Herrn, ihrem Gott, bekehren. Ja in Elias Geist und Kraft wird er vor dem Herrn als Herold hergehen Das Kommen des Messiasreiches wird als Einzug Gottes bei seinem Volk gedacht (Jes. 40,1-11; Mal. 3,1-4)., um der alten Väter Sinn Man denke an Abraham, Mose, David. in dem jetzigen Geschlecht zu erwecken und die Ungehorsamen zu der Einsicht der Gerechten zu führen, damit dem Herrn ein Volk bereitet werde, das für sein Kommen gerüstet ist." Zacharias sprach zu dem Engel: "Wie soll ich das für möglich halten Daß ich noch einen Sohn bekommen werde.? Denn ich bin ja ein alter Mann, und meine Frau ist auch schon hochbetagt." Der Engel erwiderte ihm: "Ich bin Gabriel D.h. Mann oder Held Gottes. Wie im Alten, so werden auch im Neuen Testament nur zwei Engel mit Namen genannt: Gabriel und Michael (Dan. 8,16; 9,21; 10,13.21; 12,1. - Luk. 1,19.26; Offb. 12,7; Jud. 9). Tobias 3,25 und öfter kommt dann noch Rafael vor und 4. Esra 4,1. Uriel.; ich stehe immer dienstbereit vor Gott und bin jetzt gesandt, um mit dir zu reden und dir diese frohe Botschaft zu bringen. Sieh, bis zu dem Tag, wo dies geschieht, sollst du stumm sein und nicht reden können zur Strafe dafür, daß du meinen Worten nicht geglaubt, die sich zu ihrer Zeit erfüllen werden Der Bericht 1,8-22 findet sich, freilich entstellt, auch in Mohammeds Koran (Sure 3, V.33-36).." Das Volk wartete indes auf Zacharias und war verwundert, daß er so lange im Heiligtum weilte. Als er heraustrat, konnte er kein Wort zu ihnen reden Nach dem Räucheropfer, das nicht lange währte, erteilte der dienende Priester dem im Vorhof versammelten Volk den aaronischen Segen (4. Mos. 6,23-26); er sprach dabei den feierlichen Gottesnamen Jahwe aus, nicht den jetzt bei den Juden dafür als Ersatz üblichen Namen Adonai.. Daraus schlossen sie, er habe im Heiligtum eine Erscheinung gehabt. Er selbst gab ihnen das auch durch Zeichen zu verstehen und blieb stumm. Als seine Dienstwoche zu Ende war, kehrte er wieder heim. Um diese Zeit ward sein Weib Elisabet guter Hoffnung. Die ersten fünf Monate verließ sie ihre Wohnung nicht Sie wollte sich erst öffentlich zeigen, als sie ihres Zustandes gewiß war.; doch sie dachte: "Dies hat der Herr an mir getan: jetzt hat er meine Schmach bei den Menschen in Gnaden weggenommen Kinderlosigkeit der Frauen war bei den Hebräern eine Schande.." Im sechsten Monat Der Schwangerschaft Elisabets. sandte Gott den Engel Gabriel nach Galiläa in eine Stadt mit Namen Nazaret, zu einer Jungfrau, die verlobt war mit einem Mann aus dem Haus Davids, namens Josef; die Jungfrau hieß Maria Hebräisch Mirjam.. Als der Engel bei ihr eintrat, sprach er: "Sei gegrüßt, du Begnadigte! Der Herr ist mit dir." Bei diesen Worten geriet sie in Verwirrung und fragte sich, was dieser seltsame Gruß bedeuten solle. Da sprach der Engel zu ihr: "Fürchte dich nicht, Maria! Denn du hast Gnade bei Gott gefunden. Siehe, du wirst empfangen und einen Sohn bekommen, des Namen sollst du Jesus nennen Matth. 1,21.. Der wird gewaltig sein und ein Sohn des Höchsten heißen. Ja Gott der Herr wird ihm den Thron seines Ahnherrn David geben, und er wird über Jakobs Haus in Ewigkeit herrschen, und sein Königtum wird kein Ende haben Jes. 9,7; 2. Sam. 7,12.13.16; Mich. 4,7; Dan. 7,14.." Da sprach Maria zu dem Engel: "Wie soll das möglich sein? Ich habe ja keinen Ehegatten." Der Engel entgegnete ihr: "Heiliger Geist wird über dich kommen, und des Höchsten Kraft wird dich überschatten Der Ausdruck erinnert an die Wolkensäule 2. Mos. 40,34-35. - Während im Griechischen das Wort Geist (pneuma) sächlich ist, wird es im Hebräischen (ruach) fast immer weiblich gebraucht.. Darum soll auch das heilige Kind Sohn Gottes heißen. Auch deine Verwandte Elisabet Die Art dieser Verwandtschaft ist uns unbekannt. hat trotz ihres hohen Alters einen Sohn empfangen, und sie, die als unfruchtbar galt, steht jetzt im sechsten Monat. Denn bei Gott ist nichts unmöglich 1. Mos. 18,14.." Maria sprach: "Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe nach deinem Wort." Da schied der Engel von ihr Eine abgeblaßte Erinnerung an die Geschichte 1,26-38 findet sich auch im Koran (3,30-32.37-42). Der Koran lehrt übrigens nicht nur Jesu übernatürliche Geburt (3,52; 21,91; 66,12), er lehrt auch weiter: Jesus ist rein und sündlos, er ist der Messias, Allahs Wort und Geist von ihm (4,156.160.170; 5,19; 4, 169). Er hat große Wunder und Zeichen getan (3,43; 5,112-115). Gott hat ihn ohne Tod zu sich genommen und ihn dadurch über alle Menschen erhöht (4,156; 3,48). Die Stunde seiner Wiederkunft ist das Vorzeichen des Weltgerichts (43,61). Mohammed stellt also in seinem Koran Jesus ungleich höher als manche "christliche Theologen" der Gegenwart, die von dem zweiten Artikel des apostolischen Glaubensbekenntnisses nur die Worte stehen lassen: Jesus ist geboren, er hat gelitten unter Pontius Pilatus, er ist gekreuzigt, gestorben und begraben.. Bald darauf begab sich Maria ohne Verzug in eine Stadt des judäischen Berglandes Wo Zacharias und Elisabet wohnten.. Sie trat in des Zacharias Haus und begrüßte Elisabet. Als Elisabet Marias Gruß vernahm, da hüpfte das Kind in ihrem Schoß. Zugleich ward Elisabet vom Heiligen Geist erfüllt, und mit lautem Freudenschrei rief sie aus: "Gesegnet bist du unter den Frauen, und gesegnet ist das Kindlein in deinem Schoß! Doch warum wird mir diese Ehre zuteil, daß die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Denn siehe, als dein Gruß in meine Ohren klang, da hüpfte das Kind vor Freude in meinem Schoß Das Kind freut sich über die nahe Geburt des Messias.. Heil dir, die du geglaubt hast, daß sich des Herrn Verheißung an dir erfüllen wird!" Da sprach Maria Vgl. 1. Sam. 2,1-10.: "Meine Seele rühmt den Herrn, und mein Geist frohlockt über Gott, meinen Retter; denn er hat seine niedrige Magd gnädig angesehen 1. Sam. 1,11; Ps. 113,5-6.. Von nun an werden mich alle Geschlechter seligpreisen; denn der Allmächtige hat Großes an mir getan. Sein Name ist heilig Ps. 111,9., und sein Erbarmen erweist sich von Geschlecht zu Geschlecht an denen, die ihn fürchten Ps. 103,13.17.. Mit seinem Arm vollbringt er gewaltige Taten, er macht zuschanden alle, die in ihrem Herzen Hoffart sinnen Ps. 89,11.. Mächtige stößt er vom Thron, und Niedrige hebt er empor Ps. 147,6; Hiob 5,11.. Hungrige füllt er mit Schätzen, und Reiche läßt er leer ausgehen Ps. 34,11; 107,9; 1. Sam. 2,5.. Er hat sich seines Knechtes Israel in Liebe angenommen Insofern er nun die alten Verheißungen erfüllen will. Jes. 41,8.; denn nach den Worten, die er einst geredet hat zu unseren Vätern, will er nun Durch die Sendung des Messias. an Abraham und sein Geschlecht erbarmungsreich gedenken ewiglich Ps. 98,3; Mich. 7,20; 1. Mos. 17,7.." Maria blieb etwa drei Monate bei Elisabet; dann kehrte sie wieder in ihre Heimat zurück. Als für Elisabet die Stunde der Niederkunft kam, gebar sie einen Sohn. Bei der Kunde, daß der Herr so große Barmherzigkeit an ihr getan, freuten sich ihre Nachbarn und Verwandten mit ihr. Am achten Tag versammelte man sich zu der Beschneidung des Knaben. Man wollte ihm nach seinem Vater den Namen Zacharias geben. Seine Mutter aber erhob Einspruch dagegen und sagte: "Nein, er soll Johannes heißen." Man wandte ihr ein: "Kein einziger aus deiner Verwandtschaft trägt diesen Namen." Nun fragte man seinen Vater durch Zeichen, welchen Namen er für ihn bestimme. Da ließ er sich ein Täfelchen bringen und schrieb darauf: "Johannes ist sein Name." Alle staunten Weil die Eltern in dem seltenen Namen übereinstimmten.. Sofort öffnete sich sein Mund, seine Zunge ward gelöst, er konnte wieder reden und pries Gott. Da wurden alle Leute in der Nachbarschaft von heiliger Scheu ergriffen. Ja in dem ganzen Bergland von Judäa sprach man von allen diesen Begebenheiten Die V.5-25.57-64 berichtet werden.. Jeder, der davon hörte, behielt es im Gedächtnis und fragte sich: "Was wird wohl aus diesem Kind werden?" Denn die Hand des Herrn war in der Tat mit ihm. Sein Vater Zacharias, vom Heiligen Geist erfüllt, sprach damals Bei der Beschneidung des Johannes (V.64) in dem Kreis seiner Verwandten und Freunde. so in Weissagung: "Gepriesen sein der Herr, der Gott Israels Ps. 41,14; 72,18; 111,9.; denn er hat sein Volk in Gnaden angesehen und es befreit. Ja einen starken Retter hat er uns erstehen lassen in dem Haus seines Knechtes David 1. Sam. 2,10. - wie er von altersher durch seiner heiligen Propheten Mund verheißen hat - : Um uns von unseren Feinden zu erretten und aus den Händen aller, die uns hassen Ps. 106,10.. Damit will er Barmherzigkeit beweisen unseren Vätern und auch gedenken seines heiligen Bundes Ps. 105,8; 106,45; 1. Mos. 17,7.: Des Eides, den er unserem Vater Abraham geschworen 1. Mos. 22,16-17.. Darum schenkt er uns die Gnade, der Feinde Händen zu entrinnen und ihm, von aller Furcht befreit, zu dienen, indem wir heilig und gerecht all unsere Lebenstage vor ihm wandeln. Du aber, Kind, sollst ein Prophet des Höchsten heißen. Denn du wirst vor dem Herrn hergehen, ihm die Wege zu bereiten Mal. 3,1.: Du sollst sein Volk zu der Erkenntnis jenes Heils führen, das sie erlangen werden durch Vergebung ihrer Sünden Jer. 31,34.. Die schenkt uns das Erbarmen unseres Gottes, durch dessen Gnadenblick uns strahlt ein Lichtglanz aus der Höhe Durch den kommenden Messias. Jes. 60,1-2; Mal. 3,20., der denen leuchten soll, die jetzt in Finsternis und Todesschatten sitzen Jes. 9,1., um unsere Schritte auf den Friedensweg Auf den Weg, der zum Frieden oder Heil führt (Jes. 59,8). zu lenken." Der Knabe aber wuchs heran und erstarkte im Geist. Er lebte später in der Wüste bis zu dem Tag, da er öffentlich vor Israel auftrat. Zu jener Zeit D.h. zu der Zeit, wo Johannes geboren wurde, oder wohl noch richtiger zu der Zeit des jüdischen Königs Herodes (1,5). hatte der Kaiser Augustus befohlen Lukas sagt nicht, in welchem Jahr seiner Regierung (31 v.Chr. bis 14 n.Chr.) Augustus diese Verfügung erlassen hat. Da sie für das ganze Reich galt, so vergingen natürlich Jahre, ehe sie überall durchgeführt war., es sollten alle Bewohner des römischen Reiches in die Schätzungslisten eingetragen werden Es handelte sich um eine Aufzeichnung aller Reichsbewohner und ihres Besitzes zur Abschätzung des Vermögens und zur Feststellung der Steuern.. Diese Schätzung wurde vorgenommen Nämlich: in Palästina, das ja damals noch von dem König Herodes d. Gr. (gestorben im März des Jahres 4 v.Chr.) regiert wurde., noch ehe Quirinius Statthalter von Syrien war So übersetze ich nach der Lesart [autee hee apographee egeneto prootee] und nicht wie gewöhnlich: "Diese Schätzung war die erste (dieser Art) und fand statt, als Quirinius Statthalter von Syrien war." P. Sulpicius Quirinius ist wahrscheinlich vom Herbst des Jahres 4 v.Chr. bis 4 n.Chr. Statthalter von Syrien gewesen. Er trat also erst nach dem Tod Herodes des Großen und nach Jesu Geburt sein Amt an. Nun berichtet der Kirchenvater Tertullian als sichere Tatsache, die Schätzung in Judäa (Luk. 2,2) sei durch den syrischen Statthalter Sentius Saturninus gehalten worden, der sein Amt von 9 bis 6 v.Chr. verwaltet hat. Das Jahr 7 v.Chr. könnte Jesu Geburtsjahr sein (vgl. die erste Anmerkung zu Matth. 2,1). Daß Quirinius um diese Zeit, noch ehe er Statthalter von Syrien war, bei der Schätzung in Palästina mitgewirkt hat, ist wohl möglich: er konnte mit besonderer kaiserlicher Vollmacht (als legatus Augusti ad accipiendos census) die ganze Schätzungsarbeit ausführen. So wäre denn auch die Art und Weise verständlich, wie Lukas die Zeit der Schätzung in Palästina bestimmt: sie fand statt zu der Zeit des Königs Herodes (2,1), noch ehe der hochgestellte römische Beamte, der sie ausführte, Statthalter (auf diesem Wort scheint in Luk. 2,2 ein besonderer Nachdruck zu liegen) von Syrien geworden war. Da Saturninus bei der Schätzung in Palästina nicht mitwirkte, lag auch für Lukas kein Anlaß vor, ihn besonders zu erwähnen.. Da gingen alle hin, um sich in die Listen eintragen zu lassen: ein jeder in seine Heimatstadt Dies gilt nicht von dem ganzen römischen Reich, sondern nur von Palästina.. Auch Josef zog damals aus der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa zu der Davidstadt 1. Sam. 7,12. mit Namen Bethlehem, weil er zu Davids Haus und Geschlecht gehörte, um sich dort eintragen zu lassen Josefs damaliger Wohnort war Nazaret, sein Heimatdorf war Bethlehem. Dort wohnten damals vielleicht noch manche Nachkommen Davids, und Josef besaß vielleicht in Bethlehem ein unbewegliches Eigentum. mit Maria, seiner Ehefrau Ich lese hier: [tee gynaiki autou]. Nach anderer Lesart "seine Verlobte" oder "seine verlobte Frau". Die Lesart "Ehefrau" ist aber deshalb vorzuziehen, weil Josef nach Matth. 1,20.24 Maria vor der Reise nach Bethlehem als seine Ehefrau heimgeführt hat., die guter Hoffnung war. Während sie dort weilten, kam für Maria die Stunde ihrer Niederkunft: sie bekam ihren ersten Sohn Lukas weiß also noch von anderen Söhnen der Maria, die sie später als Josefs Ehefrau geboren hat (8,19-21; Apg. 1,14)., hüllte ihn in Windeln und bettete ihn in eine Krippe, weil sie sonst keinen Platz in dem Raum fanden L. Schneller weist in seinem Buch: "Kennst du das Land?" (S. 31ff.) darauf hin, daß die Häuser in Bethlehem auch heute noch vielfach aus einem einzigen großen Raum bestehen, in dem Menschen und Tiere traulich beieinander wohnen. So fehlte auch eine Krippe für das Hausvieh nicht.. Nun waren Hirten in jener Gegend, die auf freiem Feld Nachtwache hielten bei ihrer Herde. Zu denen trat plötzlich ein Engel des Herrn, und ein Lichtglanz des Herrn umleuchtete sie. Da erschraken sie sehr. Der Engel aber sprach zu ihnen: "Fürchtet euch nicht! Denn ich verkündige euch große Freude, die dem ganzen Volk Israel. widerfahren soll: Euch ist heute in Davids Stadt ein Retter geboren: der Gesalbte, der Herr! Und dies sei euch das Erkennungszeichen: ihr werdet ein Kindlein finden, das, in Windeln gehüllt, in einer Krippe liegt." Plötzlich sammelte sich um den Engel eine Menge des himmlischen Heeres; sie alle lobten Gott und sprachen: "Preis Für die Sendung des Erlösers. gebührt Gott in Himmelshöhen Aus Engelsmund., und auf Erden ist nun Friede unter Menschen, die Gott wohlgefallen!" Als die Engel sie verlassen hatten und wieder in den Himmel aufgefahren waren, da sprachen die Hirten zueinander: "Wir wollen doch nach Bethlehem hinübergehen und uns das ansehen, was der Herr uns kundgetan." So gingen sie eilend hin und fanden Maria und Josef, dazu das Kindlein in der Krippe. Bei seinem Anblick erzählten sie, was sie über dies Kind vernommen hatten Nämlich: von dem Engel.. Und alle, die es hörten, waren über die Erzählung der Hirten verwundert. Maria aber behielt dies alles und dachte in ihrem Herzen oft darüber nach. Die Hirten kehrten dann wieder (zu ihren Herden) zurück: sie priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört Aus Engelsmund. und dieser Botschaft gemäß auch selbst gesehen hatten. Acht Tage später wurde das Kind beschnitten. Da erhielt es den Namen Jesus, den der Engel schon vor seiner Empfängnis genannt hatte. Als die von dem Gesetz Moses 3. Mos. 12,2-8. vorgeschriebenen Tage ihrer Gemeint ist nicht nur Maria, auf die sich ja allein die Vorschrift des Gesetzes bezog, sondern auch Josef. Vielleicht denkt Lukas bei ihm an die gesetzliche Verpflichtung, nach der ein erstgeborener Knabe mit fünf Sekeln Silber (etwa 13 Goldmark) gelöst werden mußte (2. Mos. 13,15; 4. Mos. 3,46-47; 18,16). Reinigung zu Ende waren, brachten sie das Kind nach Jerusalem, um es dem Herrn darzustellen, nach dem Wort im Gesetz des Herrn: Jeder erstgeborene Knabe soll dem Herrn geweiht heißen 2. Mos. 13,2., und um nach der Vorschrift im Gesetz des Herrn 3. Mos. 12,8. ein Opfer darzubringen: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben. Nun lebte damals in Jerusalem ein Mann mit Namen Simeon. Der war gerecht und gottesfürchtig; er wartete auf den Tröster Israels Wörtlich: "auf die Tröstung Israels"; gemeint ist der verheißene Messias., und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Es war ihm auch vom Heiligen Geist kundgetan, er solle den Tod nicht sehen, ehe er den Gesalbten des Herrn geschaut. Vom Geist getrieben, kam er (an jenem Tag) in den Tempel. Als nun die Eltern das Jesuskind hineintrugen, um nach dem Brauch des Gesetzes mit ihm zu verfahren, da nahm er es auf seine Arme, pries Gott und sprach: "Nun läßt du, Herr, deinen Knecht nach deinem Wort in Frieden scheiden D.h. sterben. 1. Mos. 46,30.; denn meine Augen haben ja dein Heil gesehen Jes. 40,5; 52,10., das du bereitet hast vor aller Völker Augen: Es ist ein Licht, das leuchten soll den Heiden Jes. 42,6; 49,6., und es soll Israel, dein Volk, verherrlichen Jes. 46,13.." Des Kindes Vater und Mutter staunten über diese Worte, die Simeon von ihm redete. Dann segnete sie Josef und Maria. Simeon und sprach zu Maria, seiner Mutter: "Dies Kind hier ist dazu bestimmt, viele in Israel zu Fall zu bringen, aber auch viele aufzurichten Vielleicht Anspielung auf Jes. 8,14f.; 28,16; vgl. Röm. 9,33. Die Ungläubigen kommen zu Fall, die Gläubigen werden aufgerichtet.; ja es wird ein Zeichen sein, dem man mit solcher Feindschaft widerspricht, daß auch dir selbst ein Schwert durch deine Seele dringen wird. So sollen sich die Gedanken vieler Herzen Die guten wie die bösen Gedanken. offenbaren Je nach Stellung, die sie zu Jesus einnehmen.." Es war auch noch zugegen eine Prophetin Hanna, eine Tochter Phanuels, aus dem Stamm Asser. Die war hochbetagt. Nur sieben Jahre hatte sie nach ihrer Jungfrauenzeit mit ihrem Mann in der Ehe gelebt, und nun war sie eine Witwe von vierundachtzig Jahren Die Vermeidung der zweiten Ehe wurde im ganzen Altertum hochgeschätzt.. Sie verließ den Tempel nicht, sondern diente Gott mit Fasten und Beten Tag und Nacht. Die kam auch in jenem Augenblick dazu Als Simeon gerade von dem Jesuskind weissagte., dankte Gott und redete von dem Kind zu allen, die auf Jerusalems Erlösung warteten Jes. 52,9; 4; Zeph. 3,14-20; Sach. 9,9ff.; 12,1ff.. Als sie Josef und Maria. alles ausgeführt hatten, was im Gesetz des Herrn vorgeschrieben war, kehrten sie zurück nach Galiläa in ihren Wohnort Nazaret. Der Knabe aber wuchs heran und wurde stark; er ward erfüllt mit Weisheit, und Gottes Gnade waltete über ihm. Jedes Jahr reisten seine Eltern nach Jerusalem zum Passahfest 2. Mos. 23,14-17.. Als er zwölf Jahre alt war In diesem Lebensalter sollte der israelitische Knabe von seinem Vater zur pünktlichen Erfüllung des Gesetzes angehalten werden; der Knabe hieß von da an "Sohn des Gesetzes"., zogen sie auch, wie es Sitte war, zum Fest hinauf. Nach Ablauf der Festwoche 2. Mos. 12,18f. machten sie sich wieder auf den Heimweg. Der Jesusknabe aber blieb in Jerusalem zurück, ohne daß seine Eltern es merkten. Sie meinten vielmehr, er sei unter den Festpilgern Die mit ihnen an demselben Tag von Jerusalem nach Galiläa aufgebrochen waren., und legten deshalb (unbekümmert) den ersten Reisetag zurück. Da erst Als sie sich für die Nachtruhe einrichten wollten. suchten sie ihn unter den Verwandten und Bekannten. Als sie ihn dort nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück und suchten überall nach ihm. Am dritten Tag endlich fanden sie ihn im Tempel: dort In einer der Hallen, die den Tempelplatz umgaben. saß er mitten unter den Lehrern, hörte ihrem Vortrag zu und richtete Fragen an sie Um weitere Aufklärung und Belehrung.. Alle aber, die ihn hörten, staunten über die Einsicht, die er durch seine Antworten Auf die Gegenfragen der Lehrer. bewies. Als seine Eltern ihn erblickten, waren sie außer sich, und seine Mutter sprach zu ihm: "Mein Kind, warum hast du uns das angetan? Sieh, dein Vater und ich haben dich voll Angst gesucht." Da entgegnete er ihnen: "Wie habt ihr mich nur suchen können? Habt ihr denn nicht gewußt, daß ich in meines Vaters Werk tätig sein muß Darum hätten sie sofort in den Tempel gehen müssen, um ihn sicher zu finden.?" Dies Wort war jedoch für sie ein Rätsel. Dann kehrte er mit ihnen nach Nazaret zurück und war ihnen allezeit gehorsam. Und seine Mutter behielt dies alles fest in ihrem Herzen. Jesus aber nahm zu an Weisheit und Leibesgröße sowie an Gunst bei Gott und Menschen 1. Sam. 2,26; Spr. 3,4.. III. Die Vorbereitung für Jesu öffentliche Wirksamkeit: 3,1 - 4,13. Im fünfzehnten Regierungsjahr des Kaisers Tiberius Tiberius wurde am 19. August des Jahres 14 n.Chr. der Nachfolger des Kaisers Augustus, aber schon Ende 11 n.Chr. ward er dessen Mitherrscher. Das 15. Regierungsjahr des Tiberius ist nun wahrscheinlich nach diesem letzten Zeitpunkt zu berechnen: es wäre also das Jahr 26 n.Chr. oder das zwölfte Jahr des Tiberius als Alleinherrscher. Gerade dieses Jahr bezeichnet auch der alte Kirchenlehrer Tertullian (gestorben nach 220 n.Chr.) gelegentlich als das Jahr, in dem Johannes der Täufer aufgetreten sei. - als Pontius Pilatus Statthalter von Judäa war Von Frühlingsbeginn 26 bis dahin 36 n.Chr., während Herodes Von 4 v.Chr. bis 39 n.Chr. in Galiläa, sein Bruder Philippus Von 4 v.Chr. bis 34 n.Chr. in den Landschaften Ituräa In der Gegend von Cäsarea Philippi. und Trachonitis Östlich vom See Genezaret. und Lysanias Seine Regierungszeit ist unbekannt; der ältere Lysanias starb schon 34 v.Chr. in dem Gebiet von Abila Etwa 26 Kilometer nordwestlich von Damaskus. als Vierfürsten Der Name Vierfürst, den Herodes Antipas, Philippus und Lysanias II. trugen, war der Titel eines kleinen, abhängigen Fürsten, der an Rang und Machtstellung geringer war als ein König. herrschten - zu der Zeit, als Hannas und Kaiphas Hohepriester waren Hannas: von 3 v.Chr.(?) bis 16 n.Chr.; Kaiphas, sein Schwiegersohn: 18 (?) bis Frühling 36 n.Chr. Das Hohepriestertum wurde zwar nie von zwei Männern gleichzeitig verwaltet; da aber Hannas nach seiner Absetzung noch lange Jahre großen Einfluß behielt, so nennt ihn Lukas mit, und zwar an erster Stelle (vgl. Apg. 4,6).: da Vielleicht schon im Spätfrühling des Jahres 26 n.Chr. erging Gottes Auftrag an Johannes, des Zacharias Sohn, der in der Wüste lebte 1,80.. Er trat auf in der Jordangegend und verkündigte dort überall die Taufe, die von Sinnesänderung begleitet sein müsse, damit man Vergebung der Sünden empfangen könne. So erfüllte sich das Wort in dem Buch der Reden des Propheten Jesaja Jes. 40,3-5.: In der Wüste ruft eine Stimme: Bereitet dem Herrn den Weg, ebnet ihm die Pfade! Jedes Tal soll ausgefüllt, jeder Berg und Hügel soll abgetragen werden. Die krummen Bahnen sollen sich in gerade wandeln, die holprigen Wege in glatte Alle im Volk vorhandenen Hindernisse für ein heilbringendes Kommen des Messias sollen beseitigt werden.. Und alle Welt soll schauen Gottes Heil. Johannes sprach nun zu den Scharen, die hinauszogen, um sich von ihm taufen zu lassen: "Ihr Schlangenbrut! Wer hat euch denn gesagt, daß ihr dem kommenden Zorngericht entrinnen könnt? So bringt denn Früchte, wie sie der Sinnesänderung entsprechen! Beruhigt euch nur nicht bei dem Gedanken: 'Wir haben ja Abraham zum Vater!' Denn ich sage euch: Gott kann aus diesen Steinen hier dem Abraham Kinder erstehen lassen. Es liegt auch schon die Axt den Bäumen an der Wurzel; und jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen." Da fragten ihn die Leute: "Was sollen wir denn tun?" Er antwortete ihnen: "Wer zwei Unterkleider hat, der schenke eins davon dem, der keines hat; und wer zu essen hat, der mache es ebenso!" Es kamen auch Zöllner, um sich von ihm taufen zu lassen, und sprachen zu ihm: "Meister, was sollen wir tun?" Er antwortete ihnen: "Fordert nicht mehr (von den Leuten), als vorgeschrieben ist!" Ferner fragten ihn Kriegsleute Jüdische Soldaten im Dienst der Römer und des Vierfürsten Herodes.: "Was sollen wir denn tun?" Denen antwortete er: "Erpreßt kein Geld durch Drohung oder Quälereien, sondern seid zufrieden mit eurer Löhnung!" Als aber die Leute voll Spannung waren und alle bei sich dachten, ob Johannes nicht gar der Messias sei, da gab Johannes allen zur Antwort: "Ich taufe euch nur mit Wasser. Es kommt aber einer, der hat größere Gewalt als ich; und ich bin nicht wert, ihm seine Schuhriemen aufzubinden: der wird euch mit Heiligem Geist und mit Feuer taufen. Er hat schon die Wurfschaufel in der Hand, um seine Tenne zu reinigen: den Weizen sammelt er in seinen Speicher; aber die Spreu wird er verbrennen mit einem Feuer, das niemand löschen kann." Auch noch viele andere ernste Worte richtete er an das Volk, indem er ihm die Heilsbotschaft verkündigte. Der Vierfürst Herodes aber, der wegen Herodias, der Frau seines Bruders, und wegen all seiner anderen Frevel oft von Johannes gerügt worden war, setzte seinen Übeltaten dadurch die Krone auf, daß er Johannes ins Gefängnis werfen ließ. Mit allen anderen Leuten ließ sich auch Jesus taufen. Während er betete, tat sich der Himmel auf, und der Heilige Geist schwebte in leiblicher Gestalt wie eine Taube auf ihn hernieder. Zugleich sprach eine Stimme aus dem Himmel: "Du bist mein Sohn, ich habe dich heute gezeugt So lautet hier wahrscheinlich die ursprüngliche Lesart. Durch dieses Wort aus Ps. 2,7 wurde Jesus als Gesalbter Gottes und als König Israels kundgemacht; er ward damit in seinen Messiasberuf eingesetzt. Dieselbe Psalmstelle wird Apg. 13,33 (vgl. Röm. 1,4) auf Jesu Auferstehung und Hebr. 5,5 (vgl. Hebr. 1,5) auf Jesu Einsetzung in das himmlische Hohepriestertum gedeutet.." Als Jesus seine Wirksamkeit Als Messias. begann, war er etwa dreißig Jahre alt Ich nehme an, daß Jesus etwa fünf Monate nach dem Auftreten Johannes des Täufers, d.h. im Herbst des Jahres 26 n.Chr., seine öffentliche Wirksamkeit begonnen hat. Ist er im Jahre 4 v.Chr. geboren, so war er damals wohl genau 30 Jahre alt. Ist er aber, wie der Berliner Professor O. Gerhardt meint, schon im Jahr 7 v.Chr. geboren, so zählte er ungefähr 33 Jahre. Der Ausdruck des Lukas: "er war etwa 30 Jahre alt" paßt auf beide Fälle. - Als Jahreszeit für Jesu Geburt nimmt L. Schneller den Sommer an (Kennst du das Land? S.34ff.). Hippolyt (um 230) nennt den 2. April als Jesu Geburtstag. Daß Jesus am 25. Dezember geboren ist, beruht nicht auf einer geschichtlichen Überlieferung (vgl. meine Abhandlung über die Kirche, S.216). - Nach einer bestimmten Angabe des alten Kirchenvaters Tertullian fällt der Tod Jesu in das Jahr 29 unserer Zeitrechnung. O. Gerhardt aber meint in seiner Schrift "Der Stern des Messias" (Leipzig 1922) nach astronomischen Berechnungen, daß für Jesu Todestag, der auf Freitag, den 15. Nisan, fiel, nur der 7. April des Jahres 30, was am wahrscheinlichsten sei, oder der 27. April 31 in Frage komme.. Er galt für einen Sohn Josefs Obwohl Josef nicht Jesu leiblicher Vater war, so wurde er doch äußerlich und rechtlich dafür angesehen.. Der war Elis Sohn, der Matthats, der Levis, der Melchis, der Jannais, der Josefs, der des Mattathias, der des Amos, der Nahums, der Eslis, der Naggais, der Maaths, der des Mattathias, der Semeins, der Josechs, der Jodas, der Jochanans, der Resas, der Serubabels, der Sealthiels, der Neris, der Melchis, der Addis, der Kosams, der Elmodams, der Hers, der Josuas, der Eliesers, der Jorims, der Matthats, der Levis, der Simeons, der Judas, der Josefs, der Jonams, der Eliakims, der Meleas, der Mennas, der Mattathas, der Nathans, der Davids, der Jesses, der Obeds, der des Boas, der Salmas, der Nahessons, der Aminadabs, der Admins, der Arnis, der Hezrons, der des Perez, der Judas, der Jakobs, der Isaaks, der Abrahams Zu V.34-38 vgl. 1. Mos. 11,10-32; 5,3-32., der Tharahs, der Nahors, der Serugs, der Regus, der Pelegs, der Ebers, der Selahs, der Kenans, der Arpachsads, der Sems, der Noahs, der Lamechs, der Methusalahs, der Henochs, der Jareds, der Mahalaleels, der Kenans, der des Enos, der Seths, der Adams; der war ein Sohn Gottes Sofern er durch eine unmittelbare Schöpfungstat Gottes ins Dasein trat. - Manche ältere und neuere Ausleger behaupten, wie Matthäus den Stammbaum Josefs mitteile, so gebe Lukas den Stammbaum Marias. Eli (V.23) sei der Vater Marias. Aber er werde auch als Vater Josefs aufgeführt, weil Maria eine Erbtochter gewesen und ihr Gatte deshalb nach ihrem Namen genannt worden sei (Nehem. 7,63). Fände sich hier jedoch wirklich der Stammbaum Marias, so hätte Lukas dies ohne Zweifel klar zum Ausdruck gebracht. Lukas gibt ebenso wie Matthäus einen Stammbaum Josefs, womit er aber ebensowenig wie Matthäus die davidische Abkunft Jesu beweisen will. Während Matthäus durch diesen Stammbaum an die Gemeinschaft des Messias mit Abraham, dem Ahnherrn Israels, erinnert, will Lukas durch seine Geschlechtstafel den geschichtlichen Zusammenhang zwischen Jesus und Adam darlegen. Indem er zunächst eine Namenreihe von Josef bis David gibt, bringt er damit zum Ausdruck, daß sich in Jesus die dem Hause Davids gegebenen Verheißungen erfüllt haben. Indem er dann die Geschlechtsreihe weiterführt bis zu Abraham, gibt er dadurch zu verstehen, daß Jesus auch die dem Stammvater Israels geschenkten Verheißungen verwirklicht hat. Und indem er endlich von Abraham bis zu Adam hinaufgeht, deutet er an, daß Jesus, der Sohn Davids und Abrahams, auch zugleich der Menschensohn und der zweite Adam ist. - Während Matthäus von Abraham bis Christus 3 x 14 Geschlechter zählt, nennt Lukas, Adam eingeschlossen, im ganzen 75 Vorfahren Josefs. - Doch abgesehen von diesen Eigentümlichkeiten finden sich zwischen den Geschlechtstafeln des Matthäus und des Lukas noch andere bedeutungsvolle Unterschiede: 1. Josef ist bei Matthäus ein Sohn Jakobs, bei Lukas ein Sohn Elis. 2. Josef ist zwar auch bei Lukas ebenso wie bei Matthäus ein Nachkomme Serubabels, aber durch ganz andere Zwischenglieder. 3. Serubabel ist auch bei Lukas ein Sohn Sealthiels, doch stammt er nicht durch Salomo, wie bei Matthäus, sondern durch Nathan von David ab (2. Sam. 5,14). - Der um 230 n.Chr. schreibende christliche Arzt Julius Afrikanus, der sich in Palästina bei damals dort noch lebenden Nachkommen Josefs hat erkundigen können, gibt nun in bezug auf diese Unterschiede folgende Aufschlüsse: 1. Nach dem Tod Elis, der keine Kinder hinterließ, heiratete sein leiblicher Bruder Jakob nach dem Gesetz 5. Mos. 25,5ff. Elis Witwe. Beider Sohn war Josef, der Mann Marias, der also, wie Matthäus angibt, ein leiblicher Sohn Jakobs war, während er gesetzlich als Sohn Elis, wie ihn Lukas nennt, angesehen wurde. 2. Wenn Josef nach Lukas durch ganz andere Zwischenglieder von Serubabel abstammt als nach Matthäus, so erkläre sich dies daraus, daß Jakob und Eli Stiefbrüder waren, deren Väter aus verschiedenen Linien des Hauses Davids stammten. Jakob, Josefs leiblicher Vater, war der Sohn Matthans (Matth. 1,15) und seiner Gattin Estha. Nach Matthans Tod heiratete Estha den Melchi. Beider Sohn war Eli, so daß Josefs leiblicher Vater Jakob und sein gesetzlicher Vater Eli dieselbe Mutter, aber verschiedene Väter hatten. Bei dieser Überlieferung kommen aber die von Lukas 3,24 erwähnten Glieder Matthat und Levi gar nicht in Betracht. Diese Lücke wird nun durch die Nachricht ausgefüllt, auch die beiden Luk. 3,24 genannten Matthat und Levi seien Söhne Melchis und Esthas. Während Lukas Matthat und Levi als den Vater und den Großvater Elis bezeichne, seien Eli, Matthat und Levi in Wirklichkeit Brüder gewesen. Alle drei: Levi, Matthat und Eli hätten nach dem Gesetz der Schwägerehe (vgl. Luk. 20,27-33) dieselbe Frau gehabt, die dann schließlich, weil alle drei Brüder kinderlos starben, die Frau ihres Stiefbruders Jakob und die Mutter Josefs, des Mannes der Maria, geworden sei. Schwierig ist bei dieser Erklärung nur, daß sich Lukas, der doch auch bei dem Geschlechtsregister allen Einzelheiten mit Sorgfalt nachgegangen sein wird (1,3), eines Fehlers schuldig gemacht haben soll. 3. Die Verschiedenheit, daß Josef nach Matthäus durch Salomo, nach Lukas durch Nathan von David abstammt, erkläre sich so, daß Josefs leiblicher Vater Jakob dem Geschlecht Salomos, sein gesetzlicher Vater Eli dagegen dem Geschlecht Nathans angehöre. - Weder Matthäus noch Lukas erwähnen ausdrücklich, daß auch Maria aus dem Haus Davids stamme. Darüber findet sich auch sonst im ganzen Neuen Testament kein unzweideutiges Zeugnis. Man hat nun gemeint, es sei ganz selbstverständlich, daß auch Maria ebenso wie Josef dem Geschlecht Davids angehöre; denn da jeder Israelit verpflichtet gewesen sei, nur aus seinem Stamm und Geschlecht ein Weib zu nehmen, so habe der zu Davids Geschlecht gehörende Josef seine Gattin auch nur aus dem Stamm Juda und dem Haus Davids wählen dürfen. Doch die Verpflichtung, die man hier voraussetzt, hat nicht bestanden. Denn 4. Mos. 36, worauf man sie gründen will, redet nur von einem ganz besonderen Ausnahmefall. Als allgemeine Regel aber galt, daß sich jeder Israelit seine Gattin nach freier Wahl aus irgendeinem Stamm und Geschlecht seines Volkes nehmen durfte. Nur die Priester und Hohenpriester waren in dieser Hinsicht gewissen Beschränkungen unterworfen (3. Mos. 21,7-15). Wir wissen z.B., daß sich David, der dem Stamm Juda angehörte, ein Weib aus dem Stamm Benjamin nahm: Michal, die Tochter Sauls (1. Sam. 18,27), und daß der Hohepriester Jojada trotz seiner Zugehörigkeit zu dem Stamm Levi die Tochter des Königs Joram aus dem Stamm Juda ehelichte (2. Chron. 22,11). - Die griechischen und die lateinischen Kirchenlehrer sind aber nichtsdestoweniger davon überzeugt, daß auch Maria dem Geschlecht Davids angehörte, obwohl sie dabei anerkennen, daß Lukas ebenso wie Matthäus eine Stammtafel Josefs und nicht etwa Marias gebe. Und zwar folgerte man die davidische Herkunft der Maria namentlich aus Röm. 1,3 (zu vergleichen wäre hier auch noch 2. Tim. 2,8; Hebr. 7,14). Ja der Kirchenvater Tertullian (gestorben nach 220 n.Chr.) meint, die Geschlechtsregister bei Matthäus und Lukas wären zwecklos, wenn Maria nicht auch aus Davids Haus stammte. Dagegen gesteht der berühmte Kirchenvater Augustin, obwohl er an Marias davidischer Abstammung streng festhält, ein geschichtlicher Nachweis aus dem Neuen Testament lasse sich dafür nicht geben. Doch er meint: selbst wenn es sich beweisen ließe, daß Maria durch keine Bande des Blutes mit Davids Haus verknüpft sei, so müsse Jesus gleichwohl schon deshalb als Sohn Davids gelten, weil er rechtlich als Sohn Josefs angesehen worden sei. Dieses äußere Rechtsverhältnis genüge nach jüdischem Bewußtsein völlig für seine Zugehörigkeit zu dem Haus Davids. - Der Kirchenlehrer Justin der Märtyrer (gestorben um 165 n.Chr.) ist wahrscheinlich der erste, der Marias Herkunft aus dem Haus Davids ganz bestimmt vertreten hat. Alt ist die Meinung, Maria stamme aus priesterlichem Geschlecht ebenso wie ihre Verwandte Elisabet. Als Marias Vater wird der Priester Joakim genannt. (Vgl. Th. Zahn: Das Evangelium des Lukas.). Mit dem Heiligen Geist erfüllt 3,22., kehrte Jesus vom Jordan (nach Galiläa) zurück V.14.16.. Auf der Heimreise wurde er vom Geist vierzig Tage lang in der Wüste umhergeführt. Dabei ward er vom Teufel versucht. In jenen Tagen aß er nichts, und als sie zu Ende waren, empfand er Hunger. Da sprach der Teufel zu ihm: "Bist du Gottes Sohn, so befiehl, daß sich dieser Stein hier in Brot verwandle." Doch Jesus antwortete ihm: "Es steht geschrieben: Der Mensch wird nicht durch Brot allein am Leben erhalten 5. Mos. 8,3.." Dann führte ihn der Teufel auf eine Höhe, zeigte ihm von dort in einem einzigen Augenblick alle Reiche der Erde und sprach zu ihm: "All diese Macht und dieser Reiche Herrlichkeit will ich dir geben; denn mir ist sie verliehen Von Gott., und ich kann sie schenken, wem ich will. Fällst du nun vor mir nieder und huldigst mir, so soll es alles dein sein." Da erwiderte ihm Jesus: "Es steht geschrieben: Anbetend huldigen sollst du nur dem Herrn, deinem Gott und ihn allein verehren Frei nach 5. Mos. 6,13.." Dann führte er ihn nach Jerusalem, stellte ihn auf das flache Dach der Tempelhalle und sprach zu ihm: "Bist du Gottes Sohn, so stürze dich von hier hinab! Denn es steht geschrieben: Er wird seinen Engeln deinetwegen Auftrag geben, daß sie dich treulich schützen; ja sie sollen dich auf den Händen tragen, daß du nicht mit deinem Fuß an einen Stein stoßest Ps. 91,11-12.." Jesus aber erwiderte ihm: "Es steht auch da: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen 5. Mos. 6,16.." Als so der Teufel alle Versuchungen (die ihm damals möglich waren) erschöpft hatte, verließ er ihn, um einen günstigen Zeitpunkt (für einen neuen Angriff) abzuwarten. IV. Jesu Wirken in Galiläa und dem Nachbarland: 4,14 - 9,50. Mit des Geistes Kraft erfüllt, kam Jesus dann zurück nach Galiläa Vgl. 4,1., und die Kunde von ihm verbreitete sich in dem ganzen Nachbarland Namentlich wohl in dem Vierfürstentum des Philippus (3,1).. Er trat in ihren Den galiläischen. Versammlungshäusern auf und wurde als Lehrer von allen gepriesen. So kam er auch nach Nazaret, wo er aufgewachsen war. Dort besuchte er nach seiner Gewohnheit am nächsten Sabbat das Versammlungshaus. Und er erhob sich, um die Schriftlesung zu halten Dazu war jedes männliche Gemeindeglied berechtigt.. Da reichte man ihm das Buch des Propheten Jesaja Ein Abschnitt aus den Büchern Mose ging der Regel nach der prophetischen Lesung voraus.. Er schlug es auf und fand die Stelle Jes. 61,1-2., wo geschrieben stand: Der Geist des Herrn ruht auf mir, denn er hat mich gesalbt. Den Armen Matth. 5,3. In V.18 setze ich ein Komma hinter [echrisen me] und streiche es hinter [ptoochois]. soll ich frohe Botschaft bringen: dazu hat er mich ausgesandt: den Gefangenen soll ich Freiheit künden und den Blinden, daß sie sehend werden; den Bedrückten soll ich Erlösung schenken: Ein Gnadenjahr des Herrn soll ich ausrufen Hier ist zu denken an das Frei- oder Jobeljahr (3. Mos. 25,10), dessen vorbildliche Bedeutung sich durch Jesu Auftreten zu erfüllen anfing (V.21). Jobel heißt Widder; durch das Blasen des Widderhorns wurde der Beginn des Erlaßjahres angekündigt (3. Mos. 25,9). Das hebräische Wort Jobel brachte man mit Jubel in Verbindung und bildete so den Ausdruck Jubeljahr. Aus dieser Stelle von dem Gnadenjahr des Herrn haben schon in der alten Kirche nicht nur Irrlehrer, sondern auch Rechtgläubige den verkehrten Schluß gezogen, Jesus habe nach seiner Taufe nur ein Jahr gelehrt.. Dann rollte er das Buch zusammen Das Buch war eine Rolle., gab es dem Diener zurück Die Synagogendiener (Chadsanim) mußten die heiligen Schriften beim Gottesdienst herbeibringen. und setzte sich Bei dem Vorlesen der Schriftabschnitte stand man, beim Lehren saß man.. Während nun alle in dem Versammlungshaus ihre Augen gespannt auf ihn richteten, begann er seine Rede mit den Worten: "Heute hat sich diese Schriftstelle erfüllt, die ihr soeben gehört..." Alle zollten ihm Beifall, sie staunten ob der lieblichen Worte, die von seinen Lippen kamen, und sprachen: "Ist das nicht Josefs Sohn Aus dem Zusammenhang scheint hervorzugehen, daß die Einwohner von Nazaret Jesus vorher noch nicht als Lehrer gehört hatten.?" Da sagte er zu ihnen: "Ihr werdet mir jedenfalls das Sprichwort entgegenhalten: 'Arzt, heile dich selbst Der Sinn ist: hilf zuerst deinen eigenen Landsleuten in Nazaret. Predige ihnen nicht nur, sondern heile auch ihre Kranken.! Solche Taten, wie du in Kapernaum vollbracht Die aber Lukas vorher nicht besonders erwähnt., und wovon wir haben erzählen hören, die tue auch hier in deiner Vaterstadt!'" Dann fuhr er fort: "Wahrlich, ich sage euch: Kein Prophet wird in seiner Heimat anerkannt Das seht ihr an Elia und Elisa.. Ich versichere euch: Als in Elias Tagen der Himmel drei Jahre und sechs Monate Hier wie Jak. 5,17 wird die regenlose Zeit auf dreieinhalb Jahre bestimmt, während sie nach 1. Kön. 18,1 nur bis ins dritte Jahr dauerte. verschlossen wurde und eine große Hungersnot über das ganze Land kam, da gab es viele Witwen in Israel. Doch zu keiner von ihnen wurde Elia gesandt, sondern vielmehr zu einer Witwe in Sarepta bei Sidon Also zu einer Heidin (1. Kön. 17,9).. Es gab auch zur Zeit des Propheten Elisa viele Aussätzige in Israel. Doch keiner von ihnen ward rein. Nur Naeman der Syrer Also ein Heide. fand Heilung 2. Kön. 5.- Durch die Beispiele aus Elias und Elisas Wirksamkeit will Jesus den Bewohnern Nazarets zeigen, daß die Juden nicht denken sollen, jeder Gesandte Gottes müsse ihnen zunächst und vor allen seine Wundermacht offenbaren. Jesus weist hier schon darauf hin, daß sein Heil auch den Heiden zuteil werden soll.." Bei diesen Worten gerieten alle im Versammlungshaus in Wut: sie standen auf und trieben ihn zur Stadt hinaus. Dann führten sie ihn bis zu einem Abhang des Berges, auf dem ihre Stadt erbaut war, um ihn hinabzustürzen. Doch er schritt mitten durch sie hin und ging davon. Er begab sich nach der Stadt Kapernaum in Galiläa Das Lukasevangelium des berühmten gnostischen Irrlehrers Marzion (um 150 n.Chr.) beginnt erst hier (4,31) mit den Worten: "Im 15. Regierungsjahr des Kaisers Tiberius begab sich Jesus nach Kapernaum." Alles Vorangehende fehlt, abgesehen von der Stelle 4,16-30, die aber zwischen 4,39 und 4,40 gesetzt wird. In diesem Zusammenhang ist der Übergang von 4,30 zu 4,40 völlig unverständlich.. Dort lehrte er die Leute am Sabbat. Sie waren von seiner Lehre ergriffen und betroffen, denn er redete in (göttlicher) Vollmacht. Nun war in dem Versammlungshaus ein Mensch, der hatte einen unreinen Geist. Der schrie mit lauter Stimme: "Ha! was haben wir mit dir zu schaffen, Jesus von Nazaret? Bist du gekommen, um uns zu verderben? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes." Aber Jesus bedrohte ihn mit den Worten: "Schweig und fahre aus von ihm!" Da warf der böse Geist den Menschen mitten unter der versammelten Gemeinde zu Boden und fuhr aus von ihm, ohne ihm zu schaden. Da sprachen alle voller Staunen und Entsetzen zueinander: "Was ist das doch! Mit Macht und Kraft befiehlt er den unreinen Geistern, und sie fahren aus!" Und die Kunde von ihm drang in alle Nachbarorte Von Kapernaum.. Als er das Versammlungshaus verlassen hatte, ging er in Simons Wohnung. Simons Schwiegermutter litt gerade an einem heftigen Fieber, und man bat ihn, ihr zu helfen. Da trat er an ihr Bett, beugte sich über sie und bedrohte das Fieber. Da verschwand es. Sofort erhob sie sich von ihrem Lager und wartete ihnen bei der Mahlzeit auf. Als die Sonne unterging Und der Sabbat zu Ende war., brachten die Leute ihre mancherlei Kranken zu ihm. Er legte allen die Hände auf und heilte sie. Auch böse Geister fuhren von vielen aus und schrien: "Du bist Gottes Sohn." Doch er bedrohte sie und erlaubte ihnen nicht zu reden. Denn sie wußten, daß er der Messias war. Bei Tagesanbruch verließ er das Haus und begab sich an eine einsame Stätte. Da machten sich die Leute auf und suchten ihn. Als sie zu ihm kamen, wollten sie ihn festhalten, daß er sie nicht verlasse. Aber er sprach zu ihnen: "Ich muß auch den anderen Städten die Frohe Botschaft von Gottes Königreich verkünden; denn dazu bin ich ja gesandt." Er predigte dann (eine Zeitlang) in den Versammlungshäusern Judäas. Eines Tages stand er am Ufer des Sees Genezaret. Das Volk umringte ihn, um Gottes Wort zu hören. Da sah er zwei Boote am Ufer liegen; die Fischer aber waren ausgestiegen und reinigten ihre Hochseenetze [diktyon] = Hochseenetz. Zur Hochseefischerei, die am besten von zwei Booten gemeinsam vorgenommen wird, erscheinen V.10 vereinigt Petrus und die Söhne des Zebedäus. [amphibleeston] = Wurfnetz, [sageenee] = Schleppnetz. Siehe G. Dalman: Orte und Wege Jesu, 1924, S.144f.. Er trat in eins der Boote und bat Simon, dem es gehörte, eine kleine Strecke in den See hinauszurudern. Dann setzte er sich in dem Boot nieder und lehrte von da aus die Leute. Als er seine Rede beendet hatte, sprach er zu Simon: "Fahr mitten in den See und werft dort eure Netze zum Fangen aus!" Simon antwortete ihm: "Meister, wir haben uns die ganze Nacht gemüht und nichts gefangen; doch auf dein Wort will ich die Netze auswerfen." Sie taten es und fingen eine solche Menge Fische, daß ihre Netze reißen wollten. Da winkten sie ihren Genossen im anderen Boot, sie möchten kommen und ihnen helfen. Sie kamen, und nun füllte man beide Boote, so daß sie zu sinken drohten. Als Simon Petrus das sah, fiel er vor Jesus nieder und rief aus: "Herr, gehe weg von mir; ich bin ein sündiger Mensch!" Denn über diesen Fang, den sie gemacht, waren er und alle seine Gefährten verwundert und entsetzt. Ebenso ging es Jakobus und Johannes, des Zebedäus Söhnen, die Simons Gehilfen waren. Doch Jesus sprach zu Simon: "Sei ohne Furcht! Von nun an sollst du Menschen fangen." Da brachten sie ihre Boote ans Land, verließen alles und folgten ihm. Ein andermal weilte Jesus in einer Stadt. Da war ein Mann voller Aussatz. Als der Jesus sah, fiel er vor ihm auf sein Antlitz nieder und bat ihn: "Herr, wenn du willst, so kannst du mich reinigen." Jesus streckte seine Hand aus, rührte ihn an und sprach: "Ich will es, sei gereinigt!" Sofort wich der Aussatz von ihm. Jesus gebot ihm, kein Wort davon zu reden. "Doch", so fügte er hinzu, "geh hin, zeige dich dem Priester und bring für deine Reinigung das Opfer, wie es Mose vorgeschrieben hat, zum Zeugnis für die Leute!" Das Gerücht von ihm verbreitete sich aber immer weiter, und die Leute eilten in großen Scharen herbei, um ihn zu hören und sich von ihren Krankheiten heilen zu lassen. Doch er hielt sich in der Einsamkeit verborgen, um dort zu beten. Als er eines Tages lehrte, waren die Pharisäer und Gesetzeslehrer zugegen, die aus allen Orten Galiläas und Judäas und aus Jerusalem gekommen waren. Des Herrn Kraft war gerade wirksam, daß er Kranke heilte, als einige Männer einen Gelähmten auf einem Tragbett brachten. Den suchten sie in das Haus zu bringen und vor Jesus niederzusetzen. Aber der vielen Menschen wegen war es ihnen unmöglich, ihn hineinzutragen. Deshalb stiegen sie auf das Dach und ließen ihn samt dem Bett durch die Ziegel mitten unter die Leute unmittelbar vor Jesus nieder. Als Jesus ihren Glauben sah, sprach er: "Mensch, deine Sünden sind dir vergeben!" Da begannen die Schriftgelehrten und die Pharisäer bei sich zu denken: "Was ist das für eine Mann? Er lästert ja Gott! Wer kann Sünden vergeben als Gott allein?" Jesus aber durchschaute ihre Gedanken und sprach zu ihnen: "Was denkt ihr da in euern Herzen? Was ist leichter, zu sagen: 'Deine Sünden sind dir vergeben' oder das Wort zu sprechen: 'Steh auf und wandle'? Ihr sollt aber sehen, daß der Menschensohn die Vollmacht hat, auf Erden Sünden zu vergeben." Nun wandte er sich zu dem Gelähmten und sprach: "Ich sage dir: Steh auf, nimm dein Bett und geh nach Hause!" Sofort stand er vor ihren Augen auf, nahm sein Bett, worauf er gelegen, und ging Gott preisend in sein Haus zurück. Von Staunen ergriffen, priesen alle Gott und, von heiliger Scheu erfüllt, bekannten sie: "Wir haben heute wunderbare Dinge erlebt!" Dann verließ Jesus das Haus Worin sich das Vorige zugetragen hatte. und sah einen Zöllner namens Levi D.i. Matthäus (Matth. 9,9; Mark. 2,14). vor seinem Zollhaus sitzen. Zu dem sprach er: "Folge mir nach!" Da stand er auf, verließ alles und folgte ihm. Und Levi gab Jesus zu Ehren ein großes Festmahl in seinem Haus. Daran nahmen außer Jesus und seinen Jüngern auch viele Zöllner und andere Gäste teil. Darüber murrten die Pharisäer und die Schriftgelehrten, die ihrer Richtung angehörten, im Gespräch mit seinen Jüngern. "Warum", so fragten sie, "eßt und trinkt ihr denn mit solchen Zöllnern und Sündern?" Jesus antwortete ihnen: "Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, um Gerechte zur Sinnesänderung zu rufen, sondern Sünder." Weiter sprachen sie Die Pharisäer und die Schriftgelehrten in V.30. zu ihm: "Die Jünger des Johannes fasten so oft und beten, und ebenso die Jünger der Pharisäer; doch deine Jünger essen und trinken (ganz unbedenklich Ohne sich um besondere Fast- und Bettage zu kümmern.)." Jesus sprach zu ihnen: "Könnt ihr denn die Hochzeitsgäste zum Fasten nötigen, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Aber es kommt die Zeit dafür: wenn ihnen der Bräutigam entrissen ist, dann werden sie fasten." Er sagte ihnen auch ein Gleichnis: "Niemand schneidet einen Flicken von einem neue Kleid und setzt ihn auf ein altes. Sonst zerreißt er das neue Kleid, und zu dem alten paßt der Flicken vom neuen nicht. Es gießt auch niemand neuen Wein in alte Schläuche. Sonst zerreißt der neue Wein die Schläuche: dann fließt er aus, und die Schläuche sind verloren. Man muß vielmehr neuen Wein in neue Schläuche gießen. Und niemand, der alten Wein getrunken hat, mag neuen. Denn er sagt: der alte ist besser V.39 wird von verschiedenen Zeugen weggelassen. Sein Sinn scheint zu sein: Die am Alten (am Judentum und seinen Gebräuchen) Hängenden finden keinen Geschmack an dem Neuen, das Jesus bringt. Ihnen sind die alten gewohnten Formen und Satzungen viel bequemer.." Einst ging er am Sabbat v. Soden klammert hinter [en sabbatoo] das Wort [deuteroprootoo] ein. Dieser dunkle Ausdruck bedeutet vielleicht: "Am ersten Sabbat nach dem zweiten Passahtag." Von dem zweiten Passahtag, dem 16. Nisan, an zählte man nämlich sieben Sabbate, deren erster hier wohl gemeint ist. Damals stand das Getreide in Ähren; am 16. Nisan wurde die Erstlingsgarbe dargebracht (3. Mos. 23,6.10.11.15.16). durch Getreidefelder. Seine Jünger rissen Ähren ab, zerrieben sie in der Hand und aßen die Körner. Da sprachen einige der Pharisäer: "Warum tut ihr etwas, was man am Sabbat nicht darf?" Jesus antwortete ihnen: "Habt ihr denn nicht einmal gelesen, was David tat, als ihn und seine Begleiter hungerte? Wie er in das Haus Gottes ging, dort die Schaubrote nahm und aß und auch seinen Gefährten davon gab, obwohl allein die Priester sie verzehren dürfen?" Dann fuhr er fort: "Der Menschensohn ist auch über den Sabbat Herr." An einem anderen Sabbat ging er in das Versammlungshaus und lehrte. Dort war ein Mann, dessen rechter Arm war abgestorben. Die Schriftgelehrten und die Pharisäer aber lauerten ihm auf, ob er am Sabbat heile, damit sie einen Grund hätten, ihn zu verklagen. Er aber merkte ihre Gedanken und sprach zu dem Mann mit dem abgestorbenen Arm: "Steh auf, tritt vor!" Er stand auf und trat vor. Da sprach Jesus zu ihnen: "Ich frage euch: Soll man am Sabbat lieber Gutes oder Böses tun, ein Leben retten oder vernichten?" Dann sah er sie alle ringsum zornig an und sprach zu dem Mann: "Strecke deinen Arm aus!" Das tat er, und sein Arm ward wiederhergestellt. Da wurden sie mit Wut erfüllt und besprachen miteinander, was sie gegen Jesus tun könnten. In jenen Tagen zog er sich auf die Höhe Gemeint ist das Bergland nördlich vom See Genezaret. zurück, um dort zu beten, und er verbrachte die ganze Nacht im Gebet zu Gott. Nach Tagesanbruch rief er seine Jünger herbei und erwählte aus ihnen zwölf, die er auch Apostel nannte: Simon, dem er den Namen Petrus gab, und Andreas, seinen Bruder; Jakobus und Johannes; Philippus und Bartholomäus; Matthäus und Thomas; Jakobus, des Alphäus Sohn, und Simon, genannt "der Eiferer"; Judas, den Sohn des Jakobus Wohl derselbe wie Lebbäus und Thaddäus (Matth. 10,3; Mark. 3,18)., und Judas aus Kariot, der sein Verräter wurde. Mit ihnen stieg er vom Berg herab und machte auf einem ebenen Platz Halt. Dort umringte ihn eine große Schar seiner Jünger und eine zahlreiche Volksmenge aus dem ganzen jüdischen Land, besonders aus Jerusalem, und aus dem Küstenstrich von Tyrus und Sidon. Sie alle waren herbeigekommen, um ihn zu hören und sich von ihren Krankheiten heilen zu lassen. Auch die von unreinen Geistern Geplagten wurden gesund. Jeder in der Menge suchte ihn anzurühren; denn eine Kraft ging von ihm aus, und er heilte sie alle. Da hob er seine Augen auf, sah seine Jünger an und sprach: "Selig seid ihr Armen; denn Gottes Königreich ist euer Teil. Selig seid ihr, die ihr jetzt hungert; denn ihr sollt einst gesättigt werden. Selig seid ihr, die ihr jetzt weint; denn ihr sollt einst lachen. Selig seid ihr, wenn euch die Leute um des Menschensohnes willen hassen, ausstoßen, schmähen und euern Namen ächten. Freut euch dann und hüpft vor Wonne! Denn euer Lohn ist groß im Himmel. Ihre Vorfahren haben es ja mit den Propheten ebenso gemacht. Aber weh euch Reichen! Denn ihr habt euer Glück schon weg Das ist eben ihr Reichtum, worin sie ihr Glück suchen.. Weh euch, die ihr jetzt ganz gesättigt seid! Denn euch soll einst hungern. Weh euch, die ihr jetzt lacht! Denn ihr sollt einst voll Trauer weinen. Weh euch, wenn euch alle Leute schmeicheln! Ihre Vorfahren haben es ja mit den falschen Propheten ebenso gemacht. Euch aber, die ihr hören wollt auf meine Worte, sage ich: Liebt eure Feinde; tut Gutes denen, die euch hassen; segnet, die euch fluchen; betet für alle, die euch schmähen! Wer dich auf die eine Wange schlägt, dem halte auch die andere hin; und wer dir dein Oberkleid nimmt, dem versag auch nicht dein Unterkleid! Wer dich um etwas bittet, dem gib; und wenn man dir das Deine nimmt Ein Darlehen nicht zurückzahlt., so fordere es nicht zurück! Wie ihr von den Leuten behandelt werden wollt, ganz ebenso sollt ihr sie auch behandeln. Denn wenn ihr nur die liebt, die euch liebhaben, wie könnt ihr dafür Dank erwarten? Sogar die Sünder lieben solche, von denen sie Liebe erfahren. Und wenn ihr euern Wohltätern Gutes tut, wie könnt ihr dafür Dank erwarten? Das tun sogar die Sünder. Und wenn ihr nur den Leuten leiht, von denen ihr etwas zu bekommen hofft, wie könnt ihr dafür Dank erwarten? Selbst Sünder leihen ihresgleichen, um denselben Dienst von ihnen zu empfangen. Doch ihr sollt eure Feinde lieben; ihr sollt Gutes tun und leihen, ohne dafür auf einen Gegendienst zu rechnen. Dann wird euch reicher Lohn zuteil, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein. Denn auch er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen. Zeigt euch barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist! Richtet nicht, dann werdet ihr auch nicht gerichtet! Verurteilt nicht, dann werdet ihr auch nicht verurteilt! Verzeiht, dann wird euch auch verziehen! Gebt, dann wird euch auch gegeben! Ein reichliches, gedrücktes, gerütteltes und übervolles Maß wird man euch schütten in euers Mantels Bausch Worin man vieles aufnehmen und wegtragen konnte.. Denn mit dem Maß, womit ihr meßt, soll euch wieder gemessen werden Euerm Geben entsprechend soll euch von Gott vergolten werden.." Er fügte dann noch ein Gleichnis hinzu: "Kann ein Blinder den anderen führen? Müssen sie nicht beide in die Grube fallen Matth. 15,14.? Kein Schüler übertrifft seinen Lehrer; sondern wenn er ganz ausgebildet ist, wird er doch höchstens dem Lehrer gleichen Matth. 10,24-25; Joh. 13,16; 15,20.. Warum siehst du den Splitter in deines Bruders Auge, während du den Balken im eigenen Auge nicht bemerkst? Wie kannst du es wagen, zu deinem Bruder zu sagen: 'Bruder, laß mich den Splitter herausziehen, der in deinem Auge steckt', während du den Balken in deinem Auge gar nicht siehst? Du Heuchler, zieh zunächst den Balken aus deinem Auge! Dann erst magst du sehen, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst. Kein nützlicher Baum bringt schädliche Frucht, und umgekehrt: kein schädlicher Baum bringt nützliche Frucht. Jeden Baum erkennt man ja an seiner Frucht. Von Gestrüpp kann man keine Feigen sammeln und von einem Dornbusch keine Trauben lesen. Ein guter Mensch bringt aus der guten Vorratskammer seines Herzens Gutes hervor. Ein böser Mensch bringt aus seiner bösen Vorratskammer Böses hervor. Denn seines Mundes Worte fließen aus des Herzens Quell Matth. 12,34-35.. Warum nennt ihr mich 'Herr, Herr', wenn ihr doch nicht tut was ich gebiete? Wer zu mir kommt und meine Worte hört und danach tut: ich will euch zeigen, wem der gleicht. Er gleicht einem Mann, der bei einem Hausbau tief ausschachten läßt und die Grundmauern auf Felsenboden setzt. Kommt dann eine Überschwemmung und prallt die Wasserflut an ein solches Haus, so kann sie es doch nicht erschüttern; denn es ist fest gebaut. Wer aber meine Worte hört und nicht danach tut, der gleicht einem Mann, der sein Haus ohne feste Grundmauer auf die weiche Erde baut. Prallt dann die Wasserflut dagegen, so stürzt es gleich zusammen, und ein solches Haus wird ein großer Trümmerhaufen." Als Jesus diese ganze Rede, die auch das Volk Nicht nur die Schar seiner Jünger. vernahm, beendet hatte, ging er nach Kapernaum hinein. Dort lag eines Hauptmanns Knecht Ein leibeigener Sklave., den sein Herr besonders schätzte, so schwer krank, daß er dem Tod nahe war. Als nun der Hauptmann von Jesus hörte, sandte er einige der jüdischen Ältesten Älteste hießen die Mitglieder der städtischen Ortsgerichte, gewöhnlich sieben an der Zahl. zu ihm und ließ ihn bitten, er möge kommen und seinen Knecht gesund machen. Die erschienen bei Jesus und baten ihn dringend, indem sie geltend machten: "Er verdient es wirklich, daß du ihm seinen Wunsch erfüllst. Denn er hat unser Volk lieb, und das Versammlungshaus hat er uns aus seinen Mitteln erbaut Der Hauptmann gehörte offenbar zu jenen Heiden, die sich, ohne die Beschneidung anzunehmen, dem Judentum angeschlossen hatten.." Jesus ging mit. Als er aber nicht mehr weit von dem Haus war, da ließ ihm der Hauptmann durch einige seiner Freunde sagen: "Herr, bemühe dich nicht; denn ich bin nicht wert, daß du unter mein Dach trittst! Darum habe ich mich auch nicht für würdig gehalten, zu dir zu kommen. Sondern sprich nur ein Wort, so muß mein Diener genesen! Denn auch ich, obwohl einem Vorgesetzten untergeben, habe Kriegsleute unter mir. Sage ich nun zu dem einen: 'Geh!', so geht er, zu dem anderen: 'Komm!', so kommt er, und zu meinem Knecht: 'Tue das!', so tut er's." Als Jesus das hörte, verwunderte er sich über ihn; er wandte sich zu dem Volk, das ihn begleitete, und sprach: "Ich sage euch: Nicht einmal in Israel habe ich solchen Glauben gefunden." Bei ihrer Rückkehr in des Hauptmanns Haus fanden die Boten den kranken Knecht gesund. Bald darauf begab sich Jesus auf den Weg zu einer Stadt mit Namen Nain Südöstlich von Nazaret, heute das elende, nur von sehr wenigen Familien bewohnte Dorf Nein., und mit ihm zogen seine Jünger und viel Volk. Als er sich dem Stadttor näherte, da trug man gerade einen Toten hinaus Die Toten wurden damals in offenen Särgen zu Grabe getragen. Die Begräbnisse fanden am frühen Morgen oder am späten Nachmittag statt.; der war der einzige Sohn seiner Mutter, und sie war eine Witwe. Und sehr viele Leute aus der Stadt begleiteten sie. Als der Herr So nennt Lukas Jesus hier zum erstenmal in seinem Evangelium. sie sah, empfand er tiefes Mitgefühl mit ihr, und er sprach zu ihr: "Weine nicht!" Dann trat er an den Sarg und berührte ihn. Da machten die Träger Halt. Und er sprach: "Jüngling, ich sage dir: wach auf!" Da setzte sich der Tote aufrecht hin und begann zu reden. Und Jesus gab ihn seiner Mutter wieder. Alle aber waren von heiliger Scheu ergriffen und priesen Gott. Die einen riefen: "Ein großer Prophet ist unter uns aufgetreten!" Andere sagten: "Gott hat sein Volk in Gnaden angesehen!" Die Kunde von dieser seiner Tat verbreitete sich im ganzen jüdischen Land und in allen angrenzenden Gebieten. Von alledem erhielt auch Johannes durch seine Jünger Nachricht. Da rief er zwei von ihnen zu sich, sandte sie zum Herrn und ließ ihn fragen: "Bist du es, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?" Die Männer erschienen bei ihm und sprachen: "Johannes der Täufer hat uns zu dir gesandt und läßt dich fragen: 'Bist du der verheißene Messias, oder müssen wir auf einen anderen warten?'" Zu eben jener Stunde heilte Jesus viele von Krankheiten, Plagen und bösen Geistern, und vielen Blinden schenkte er das Augenlicht. Da antwortete er den Boten: "Geht und berichtet Johannes, was ihr gesehen und gehört: Blinde werden sehend, Lahme gehen wieder, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote werden auferweckt, Armen wird die Heilsbotschaft verkündigt; und selig ist, wer an mir nicht irre wird!" Als die Boten des Johannes wieder weggegangen waren, begann Jesus zu den Volksscharen von Johannes zu reden: "Warum seid ihr einst in die Wüste hinausgegangen? Wolltet ihr euch ein Schilfrohr ansehen, das sich im Wind hin- und herbewegte? Doch sicher nicht! Warum seid ihr denn einst hinausgegangen? Wolltet ihr einen feingekleideten Weltmann sehen? Solche Leute, die sich prächtig kleiden und üppig leben, sind an den Königshöfen. Warum seid ihr denn hinausgegangen? Wolltet ihr einen Propheten sehen? Ja ich sage euch: Dieser Mann ist noch weit mehr als ein Prophet. Denn er ist es, von dem geschrieben steht: Sieh, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg vor dir bereiten soll Mal. 3,1.. Ich sage euch: Unter allen Weibersöhnen ist keiner größer als Johannes; der Kleinste aber im Königreich Gottes ist größer als er. Das ganze Volk, das des Johannes Predigt hörte, besonders auch die Zöllner, haben sich von ihm taufen lassen und damit diese Ordnung Gottes Die Taufe des Johannes. als gerecht anerkannt. Die Pharisäer aber und die Gesetzeslehrer haben sich nicht von ihm taufen lassen und dadurch die Gnadenabsicht, die Gott auch mit ihnen hatte Nämlich: sie durch die Bußtaufe für das Messiasreich zu bereiten., vereitelt. Wem soll ich nun die Menschen von heute vergleichen? Wem sind sie ähnlich? Sie sind wie Kinder, die auf der Straße sitzen und einander zurufen: Wir haben euch die Flöte gespielt, doch ihr habt nicht getanzt; wir haben ein Klagelied gesungen, doch ihr habt nicht geweint. Johannes der Täufer ist aufgetreten: er hat kein Brot gegessen und keinen Wein getrunken; da sagt ihr: 'Er ist von einem bösen Geist besessen!' Der Menschensohn ist aufgetreten und ißt und trinkt wie andere; da sagt ihr nun: 'Seht, er ist ein Fresser und Weintrinker, der Zöllner und Sünder Freund.' Aber doch ist die Weisheit (Gottes) anerkannt worden von allen, die auf ihre Stimme hören Wörtlich: "von allen ihren Kindern". Der Sinn des Verses ist: Während das launische Zeitalter die Weisheit Gottes in der Sendung und dem äußeren Auftreten des Täufers und Jesu verkennt, können sich alle, die für diese Weisheit innerlich empfänglich sind und ihr als rechte Jünger folgen, auch in ihre Wege finden und sich von der Richtigkeit ihres Wirkens überzeugen.." Einst lud ihn ein Pharisäer ein, bei ihm zu speisen. Er ging in des Pharisäers Haus und nahm am Tisch Platz. Nun wohnte in jener Stadt Der Name wird nicht genannt. eine Frau, die ein lasterhaftes Leben führte. Als die vernahm, Jesus sei als Gast in des Pharisäers Haus, da kam sie mit einem Glas Salböl und trat laut weinend rückwärts zu dem Platz, wo er mit seinen Füßen lag Jesus lag nach damaliger Sitte während des Mahls auf einer niedrigen Polsterbank ausgestreckt, so daß er sich auf den linken Arm stützte und den Kopf zu dem Tisch hinwandte. Seine Füße waren nach rückwärts gekehrt, dorthin, wo die aufwartenden Diener standen. Das Weib umfaßte nun, hinter Jesu Platz kniend, seine Füße und küßte sie in inniger Verehrung, wie man bei Rabbinen zu tun pflegte.. Sie begann mit ihren Tränen seine Füße zu benetzen und trocknete sie mit ihrem Haupthaar. Dann küßte sie voll Inbrunst seine Füße und salbte sie mit dem Öl. Als der Pharisäer, der ihn geladen hatte, das sah, da dachte er bei sich: "Wäre der Mann wirklich ein Prophet, so müßte er auch wissen, wer und was für eine Frau das ist, die ihn berührt, - er müßte wissen, daß dies Weib der Sünde dient." Da nahm Jesus das Wort und sprach zu ihm: "Simon, ich habe dir etwas zu sagen." Er erwiderte: "Meister, sprich!" Jesus sagte: "Ein Geldverleiher hatte zwei Schuldner; der eine war ihm fünfhundert Silberlinge Wörtlich: Denare (ein Denar = 70 Pfennig). schuldig, der andere fünfzig. Da sie ihre Schuld nicht bezahlen konnten, so erließ er sie beiden. Sag mir: wer von ihnen wird ihn nun am meisten liebhaben?" Simon antwortete: "Ich sollte meinen: der, dem er am meisten erlassen hat." Jesus sprach zu ihm: "Du hast recht geurteilt." Dann wandte er sich zu der Frau und sprach zu Simon: "Du siehst die Frau hier. Als ich dein Haus betrat, hast du mir kein Wasser zu einem Fußbad bringen lassen Wie es die Sitte erforderte.; sie aber hat meine Füße mit ihren Tränen genetzt und sie mit ihrem Haar getrocknet. Du hast mir keinen Willkommkuß gegeben; sie aber hat, seitdem ich hier eingetreten bin, mir unaufhörlich die Füße geküßt. Du hast mir das Haupt nicht mit Öl gesalbt; sie aber hat mir mit ihrer köstlichen Salbe sogar die Füße gesalbt "Vor einem Festmahl pflegte man sich daheim zu baden und zu salben. Der Gastgeber ließ dem Gast die Füße vom Staub der Straße reinigen und sein Haar neu ordnen und salben." (A. Vezin.). Darum sage ich dir: Für ihre vielen Sünden ist ihr schon Vergebung zuteil geworden; denn sie hat (mir) viel Liebe erwiesen. Wem aber nur wenig vergeben wird, der zeigt auch nur wenig Liebe Wie in dem Gleichnis die Liebe des Schuldners in dem Schulderlaß des Gläubigers ihren Grund hat, so hat auch die Liebeserweisung der Sünderin ihren Grund in der schon empfangenen Sündenvergebung. Weil sie weiß, wie reich ihr Gott vergeben hat, darum will sie auch dem, den sie für einen großen Propheten Gottes hält, so reich als möglich ihre dankbare Liebe beweisen.." Dann sprach er zu ihr: "Deine Sünden sind dir vergeben." Da begannen die Tischgenossen bei sich zu denken: "Wer ist denn dieser Mann, daß er sogar Sünden vergibt?" Er aber sprach zu der Frau: "Dein Glaube hat dich gerettet Hat dir Vergebung und damit Rettung vom ewigen Verderben gebracht.; geh hin in Frieden Die sehr alte Meinung, Maria Magdalena (8,2) sei die große Sünderin gewesen, ist völlig haltlos. Ebensowenig ist die von Lukas berichtete Salbung in Verbindung zu bringen mit der in Matth. 26, Mark. 14 und Joh. 12 erzählten Salbung in Bethanien.!" Sodann zog Jesus durch das Land: er ging von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf, und überall verkündigte er die Frohe Botschaft von Gottes Königreich. Er wurde begleitet von den Zwölf und auch von einigen Frauen, die er von bösen Geistern und von Krankheiten befreit hatte. Darunter waren Maria mit dem Beinamen Magdalena Nach ihrem Heimatort Magdala am Westufer des Sees Genezaret., von der sieben böse Geister ausgefahren waren Mark. 16,9., Johanna, die Frau Chuzas, eines Verwalters des Herodes Gemeint ist Herodes Antipas, der Vierfürst von Galiläa. Th. Zahn vermutet, Chuza sei der königliche Beamte in Joh. 4,46-53., Susanna und viele andere, die ihn aus ihren Mitteln unterstützten. Als einst viel Volk zusammenkam und die Leute aus den Städten zu ihm eilten, trug er dies Gleichnis vor: "Es ging ein Sämann aus, um seinen Samen auszustreuen. Beim Säen fielen einige Körner an den Weg: die wurden zertreten, und die Vögel unter dem Himmel pickten sie auf. Andere Körner fielen auf steinigen Boden: die gingen auf; aber die Halme verdorrten, weil sie keine Feuchtigkeit hatten. Andere Körner fielen mitten unter Dorngestrüpp: da wuchsen die Dornen mit auf und erstickten die Saat. Andere Körner fielen auf guten Boden: die gingen auf und trugen hundertfältige Frucht." Bei diesen Worten rief er aus: "Wer Ohren hat zu hören, der höre!" Da fragten ihn seine Jünger nach der Bedeutung dieses Gleichnisses. Er antwortete: "Euch ist die Fähigkeit verliehen, in die Geheimnisse des Königreiches Gottes einzudringen. Die anderen aber werden nur durch Gleichnisse unterwiesen, denn: Sie sollen sehen und nicht beachten, sie sollen hören und nicht verstehen Jes. 6,9-10 in freier Wiedergabe.. Dies ist die Deutung des Gleichnisses: Der Same ist das Wort Gottes. Bei denen der Same an den Weg fällt, die hören wohl das Wort; dann aber kommt der Teufel und nimmt es weg aus ihrem Herzen, damit sie nicht zum Glauben kommen und gerettet werden. Bei denen der Same auf steinigen Boden fällt, die nehmen zwar das Wort, wenn sie es hören, mit Freuden auf; es schlägt jedoch in ihnen keine Wurzel: sie glauben nur eine Zeitlang; aber wenn Prüfung kommt, fallen sie ab. Was dorthin fällt, wo Dornen wachsen, das bedeutet solche, die das Wort wohl hören, dann aber hingehen und es von des Lebens Sorgen, Reichtum und Genüssen in sich ersticken lassen, so daß sie keine Frucht zur Reife bringen. Was aber auf guten Boden fällt, bedeutet solche, die das Wort, das sie gehört, in einem guten, edlen Herzen bewahren und in beharrlicher Ausdauer Frucht bringen. Niemand zündet eine Lampe an und bedeckt sie dann mit einem Gefäß oder stellt sie unter ein Bett, sondern er setzt sie auf einen Leuchter, damit alle, die eintreten, das Licht sehen. Denn nichts ist so verborgen, daß es nicht einst offenbar würde; und nichts ist so versteckt, daß es nicht einst bekannt würde und ans Tageslicht käme. Achtet darum darauf, wie ihr hört! Denn wer (die rechte Aufmerksamkeit) hat, dem wird (Erkenntnis) mitgeteilt; wer (sie) aber nicht hat, soll sogar auch das, was er (an Erkenntnis) zu haben meint, genommen werden." Einst kamen seine Mutter und seine Brüder zu ihm; aber der vielen Leute wegen konnten sie nicht zu ihm gelangen. Da wurde ihm gemeldet: "Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wünschen dich zu sehen." Darauf gab er zur Antwort: "Meine Mutter und meine Brüder sind alle, die Gottes Wort hören und befolgen." Eines Tages stieg er mit seinen Jüngern in ein Boot und sprach zu ihnen: "Wir wollen an das andere Ufer des Sees fahren." Sie fuhren ab. Während der Fahrt schlief er ein. Da kam ein Sturmwind über den See; das Boot füllte sich mit Wasser, und sie schwebten in (großer) Gefahr. Da traten die Jünger zu ihm und weckten ihn mit dem Ruf: "Meister, Meister, wir ertrinken!" Da stand er auf und schalt den Wind und die Wasserwogen. Nun legten sie sich, und es ward still. Dann sagte er zu ihnen: "Wo ist denn euer Glaube?" Sie aber waren voll Furcht und Staunen und sprachen zueinander: "Wer ist doch dieser Mann, daß er sogar den Winden und Wogen gebietet und sie ihm gehorchen?" Sie fuhren dann in das Gebiet der Gergesener, das Galiläa gegenüberliegt. Als er dort ans Land gestiegen war, trat ihm ein Mann aus der Stadt entgegen, der von bösen Geistern besessen war. Der trug schon lange keine Kleider mehr und hatte auch keine bestimmte Wohnung, sondern hauste in den Gräbern Die zwischen dem Seeufer und der Stadt lagen.. Als dieser Mann Jesus sah, warf er sich schreiend vor ihm nieder und rief mit lauter Stimme: "Was habe ich mit dir zu schaffen, Jesus, du Sohn Gottes, des Höchsten? Ich bitte dich: Quäle mich doch nicht!" Jesus wollte nämlich gerade dem unreinen Geist gebieten, von dem Menschen auszufahren. Der war schon lange in der Gewalt des bösen Geistes; und wenn man ihn zur Sicherheit Damit er bei seinen Anfällen anderen keinen Schaden zufüge. an Händen und Füßen binden wollte, so zerriß er jedesmal die Fesseln und wurde von dem bösen Geist in abgelegene Gegenden getrieben. Jesus fragte ihn nun: "Wie heißt du?" Er antwortete: "Legion". Denn viele böse Geister waren in ihn gefahren. Die Geister aber baten Jesus, er möge ihnen nicht befehlen, in den Abgrund Die Wohnung der bösen Geister (Offb. 9,1.2.11; 20,1.3). zu fahren. Nun war dort am Bergeshang gerade eine große Herde Schweine auf der Weide. Da baten ihn die bösen Geister, er möge ihnen erlauben, in die Schweine zu fahren. Das erlaubte er ihnen. Nun fuhren die bösen Geister von dem Menschen aus und gingen in die Schweine. Da stürmte die Herde den Abhang hinunter in den See und ertrank. Als die Hirten sahen, was geschah, da flohen sie und erzählten den Vorfall in der Stadt und auf dem Land. Da eilten die Leute herbei, um zu sehen, was sich begeben hatte. Als sie zu Jesus kamen und den Mann, von dem die bösen Geister ausgefahren waren, bekleidet und vernünftig zu Jesu Füßen sitzend fanden, da wurden sie von Furcht ergriffen. Die Augenzeugen erzählten ihnen, wie der Besessene gesund geworden sei. Da bat ihn die ganze Bevölkerung in der Gegend von Gergesa, er möge sie verlassen; denn sie waren von großer Furcht ergriffen. Er stieg nun wieder ins Boot und fuhr zurück. Der Mann aber, von dem die bösen Geister ausgefahren waren, bat ihn um die Erlaubnis, daß er bei ihm bleiben dürfe. Doch Jesus entließ ihn mit den Worten: "Kehre nach Hause zurück und erzähle dort alles, was Gott an dir getan!" Da ging er hin und verkündigte in der ganzen Stadt, was Jesus ihm erwiesen hatte. Bei seiner Rückkehr (nach Kapernaum) wurde Jesus von dem Volk mit Jubel empfangen; denn alle warteten auf ihn. Da kam ein Mann mit Namen Jairus, einer von den Vorstehern der jüdischen Gemeinde. Der fiel Jesus zu Füßen und bat ihn, in sein Haus zu kommen; denn er hatte eine einzige Tochter von etwa zwölf Jahren, und die lag im Sterben. Jesus machte sich auf den Weg, umdrängt von vielen Menschen. Und eine Frau, die schon seit zwölf Jahren am Blutfluß litt, die ihr ganzes Vermögen für Ärzte ausgegeben und bei keinem hatte Heilung finden können, die trat nun von hinten an ihn heran und berührte die Quaste seines Mantels; und augenblicklich stand ihr Blutfluß still. Da fragte Jesus: "Wer hat mich berührt?" Als sich keiner meldete, sagten Petrus und die anderen: "Meister, die Leute drängen dich doch von allen Seiten und stoßen." Jesus aber erwiderte: "Es hat mich jemand angerührt; denn ich habe gemerkt, daß eine Kraft von mir ausgegangen ist." Als sich nun die Frau entdeckt sah, da kam sie zitternd herbei, fiel vor ihm nieder und bekannte vor allem Volk, weshalb sie ihn angerührt habe und wie sie sofort geheilt worden sei. Da sprach er zu ihr: "Meine Tochter, dein Glaube hat dich gesund gemacht; geh hin in Frieden!" Während er noch so redete, erschien jemand aus dem Haus des Gemeindevorstehers und brachte diesem die Botschaft: "Deine Tochter ist schon gestorben; bemühe den Meister nicht weiter!" Als Jesus das hörte, sprach er zu ihm: "Fürchte dich nicht; glaube nur, und sie wird leben!" Als er dann zu dem Haus kam, ließ er niemand mit sich eintreten als Petrus, Jakobus und Johannes und des Kindes Eltern. Alle (im Haus) weinten und klagten laut um sie. Er aber sprach: "Weint nicht; sie ist ja nicht tot, sie schläft nur!" Da verlachten sie ihn; denn sie wußten wohl, daß sie tot war. Er aber ergriff sie bei der Hand und rief: "Kind, steh auf!" Da kehrte ihr Geist zurück, und sie stand augenblicklich auf. Und er ordnete an, man solle ihr zu essen geben. Ihre Eltern waren vor Staunen ganz außer sich. Aber er gebot ihnen, niemand etwas von dem Vorfall zu erzählen. Dann rief er die zwölf Apostel zusammen und gab ihnen Kraft und Vollmacht, alle bösen Geister auszutreiben und Krankheiten zu heilen. Darauf sandte er sie aus, um Gottes Königreich zu verkünden und die Kranken gesund zu machen. Dabei sprach er zu ihnen: "Nehmt nichts mit auf den Weg: keinen Wanderstab, keinen Ranzen, kein Brot, kein Geld; auch sollt ihr nicht zwei Unterkleider haben! In jedem Haus, wo ihr Eingang findet, da bleibt, bis ihr weiterwandert! Wo man euch aber nicht aufnimmt, die Stadt verlaßt und schüttelt ihren Staub von euern Füßen, zum Zeugnis wider sie!" So zogen sie denn aus und wanderten von Dorf zu Dorf; überall verkündigten sie die Frohe Botschaft und heilten Kranke. Als der Vierfürst Herodes von dem allen hörte, wußte er nicht, was er davon halten sollte. Denn einige sagten: "Johannes ist von den Toten auferweckt", andere: "Elia ist erschienen", wieder andere: "Einer der alten Propheten ist auferstanden." Herodes aber sprach: "Johannes habe ich enthaupten lassen; wer ist nun dieser Mann, von dem ich solche Dinge höre?" Und er wünschte, ihn zu sehen. Bei ihrer Rückkehr erzählten die Apostel Jesus alles, was sie ausgerichtet hatten. Da nahm er sie mit sich und zog sich in die Einsamkeit zurück in die Nähe einer Stadt, die hieß Bethsaida Gemeint ist wohl das alte Fischerdorf dieses Namens, das der Vierfürst Philippus zu der Stadt Julias ausgebaut hatte.. Die Leute aber erfuhren das und folgten ihm. Er nahm sie freundlich auf, redete zu ihnen von dem Königreich Gottes und machte alle Heilungsbedürftigen gesund. Als sich der Tag zu neigen begann, traten die Zwölf zu ihm und sprachen: "Laß die Leute ziehen, damit sie in die umliegenden Dörfer und Gehöfte gehen und dort Unterkunft und Verpflegung finden; denn wir sind hier in einer unbewohnten Gegend." Er aber sprach zu ihnen: "Gebt ihr ihnen zu essen!" Sie erwiderten: "Wir haben nicht mehr als fünf Brote und zwei Fische; wir müßten sonst hingehen und Lebensmittel kaufen für alle diese Menschen." Es waren nämlich gegen fünftausend Mann. Da sprach er zu seinen Jüngern: "Laßt sie sich in Gruppen etwa zu je fünfzig lagern!" Das taten sie und ließen alle sich niedersetzen. Nun nahm er die fünf Brote und die beiden Fische, sah auf zum Himmel und sprach den Lobpreis. Dann brach er die Brote und gab sie seinen Jüngern, damit sie sie den Leuten vorlegten. So aßen alle und wurden satt. Dann hob man die Brocken, die sie übriggelassen hatten, vom Boden auf: zwölf große Körbe voll. Als er eines Tages in der Einsamkeit betete, waren nur die Jünger bei ihm. Da fragte er sie: "Wofür halten mich die Leute?" Sie antworteten: "Für Johannes den Täufer, andere für Elia, noch andere meinen, einer der alten Propheten sei auferstanden." Da sprach er zu ihnen: "Für wen haltet ihr mich denn?" Petrus antwortete: "Für den Gesalbten Gottes." Da verbot er ihnen streng, das irgendwem zu sagen. Er fügte noch hinzu: "Der Menschensohn muß vieles leiden, dazu verworfen werden von den Ältesten, Hohenpriestern und Schriftgelehrten; ja er muß den Tod erdulden, aber am dritten Tag auferstehen." Dann sprach er zu allen: "Wer mein Nachfolger sein will, der verleugne sich selbst und nehme Tag für Tag sein Kreuz auf sich und folge mir. Denn wer sein Leben retten will, der wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten. Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt und dabei sich selbst verliert oder zu Schaden bringt? Denn wer sich mein und meiner Worte schämt, des wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er in seiner, in seines Vaters und in der heiligen Engel Herrlichkeit erscheint. Es ist die volle Wahrheit, wenn ich euch sage: Einige von denen, die hier stehen, sollen den Tod nicht schmecken, ehe sie Gottes Königreich gesehen haben." Etwa acht Tage später nahm er Petrus, Johannes und Jakobus zu sich und ging auf den Berg, um dort zu beten. Während er betete, veränderte sich das Aussehen seines Angesichts, und sein Gewand ward blendend weiß. Und sieh, zwei Männer hatten ein Gespräch mit ihm: das waren Mose und Elia. Die erschienen in überirdischem Glanz und redeten von seinem Lebensausgang, den er in Jerusalem vollenden sollte. Petrus aber und seine Gefährten waren in tiefen Schlaf versunken. Als sie erwachten, sahen sie seine Herrlichkeit und die beiden Männer, die bei ihm standen. Als die von ihm scheiden wollten, sprach Petrus zu Jesus: "Meister, es trifft sich gut, daß wir hier sind! Laß uns drei Hütten bauen: eine für dich, eine für Mose und eine für Elia." Er wußte aber nicht, was er da sagte. Während er noch redete, kam eine Wolke und umhüllte sie Die Jünger.; und sie wurden von Furcht ergriffen, als die Wolke sie umfing. Da rief eine Stimme aus der Wolke: "Dies ist mein Sohn, den ich erkoren; auf den hört!" Nach diesem Ruf war Jesus wieder allein. Die Jünger schwiegen über das, was sie gesehen hatten, und teilten damals keinem etwas davon mit. Als sie am nächsten Tag von dem Berg hinabgingen, kam Jesus ein großer Volkshaufen entgegen. Da rief ein Mann aus dem Haufen: "Meister, ich bitte dich, nimm dich meines Sohnes an; er ist mein einziges Kind! Oft packt ihn ein böser Geist: dann schreit der Knabe plötzlich auf, ihm tritt Schaum vor den Mund, und er wird von dem Geist hin- und hergerissen; der weicht nur schwer von ihm und verzehrt seine Lebenskraft. Ich habe deine Jünger gebeten, ihn auszutreiben; aber sie haben es nicht gekonnt." Jesus antwortete: "Ihr ungläubige und verkehrte Art, wie lange soll ich bei euch sein und euch ertragen? Bring deinen Sohn hierher!" Als der Knabe herankam, warf ihn der böse Geist zu Boden und zerrte ihn in allen seinen Gliedern. Aber Jesus bedrohte den unreinen Geist: so heilte er den Knaben und gab ihn seinem Vater wieder. Da staunten alle über Gottes gewaltige Macht. Während sich die Leute über alle seine Taten verwunderten, sprach er zu seinen Jüngern: "Merkt ihr recht auf die Worte, die ich euch jetzt sage: Der Menschensohn soll nun bald in der Menschen Hände überliefert werden Das augenblickliche Staunen des Volkes soll die Jünger nicht über Jesu schließliche Verwerfung täuschen.." Sie verstanden aber nicht, was er mit diesen Worten meinte; sie waren ihnen dunkel, so daß sie ihren Sinn nicht faßten. Aber sie scheuten sich, ihn um diesen Ausspruch näher zu befragen. Einst unterhielten sie sich darüber, wer wohl der Größte unter ihnen sei. Jesus, der die Gedanken ihres Herzens kannte, nahm ein kleines Kind bei der Hand, stellte es neben sich und sprach zu ihnen: "Wer dies Kind aufnimmt, weil es meinen Namen bekennt, der nimmt mich auf. Und wer mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat. Wahrlich, der Kleinste unter euch allen - der ist der Größte." Da nahm Johannes das Wort und sprach: "Meister, wir haben einen in deinem Namen böse Geister austreiben sehen; aber wir haben es ihm verboten, weil er dir nicht mit uns nachfolgt." Jesus antwortete ihm: "Ihr hättet es ihm nicht verbieten sollen; denn wer nicht gegen euch ist, der ist für euch." V. Jesus auf der Reise nach Jerusalem: 9,51 - 19,28. Als die Zeit herankam, wo er (diese Welt verlassen und in den Himmel) aufgenommen werden sollte, da war er fest entschlossen, nach Jerusalem zu ziehen. Und er sandte Boten vor sich her. Die kamen in ein Dorf Samarias, um dort Unterkunft für ihn zu suchen Der gerade Weg von Galiläa nach Jerusalem ging durch Samaria; die Reise dauerte etwa drei Tage.. Die Bewohner aber wollten ihn nicht aufnehmen, weil er auf der Wanderung nach Jerusalem war Juden und Samariter lebten in bitterer Feindschaft (Joh. 4,9).. Da sprachen seine Jünger Jakobus und Johannes, die diese Abweisung erfahren hatten Wörtlich: "die dies sahen". Jakobus und Johannes waren ohne Zweifel die abgewiesenen Boten Jesu.: "Herr, sollen wir befehlen, daß Feuer vom Himmel falle und sie verzehre (wie auch Elia getan hat 2. Kön. 1,10.12.)?" Jesus aber wandte sich zu ihnen und wies sie ernst zurecht (indem er sagte: "Wißt ihr denn nicht, von welchem Geist ihr euch leiten lassen sollt? Der Menschensohn ist nicht gekommen, um Menschenleben zu vernichten, sondern zu erretten Die eingeklammerten Worte fehlen in sehr guten Handschriften; auch v. Soden hat sie nicht aufgenommen. Aber sie finden sich schon um 150 n.Chr. in dem Lukasevangelium des Irrlehrers Marzion. Da sie die rechtgläubige Kirche von ihm sicher nicht übernommen hat, so müssen sie als echt angesehen werden."). Sie gingen dann in ein anderes Dorf Gemeint ist natürlich ein jüdisches.. Während ihrer Wanderung sagte einer zu ihm: "Ich will dir folgen, wohin du gehst." Jesus antwortete ihm: "Die Füchse haben Höhlen, und die Vögel, die unter dem Himmel fliegen, haben Nester; aber der Menschensohn hat keine Stätte, wo er sein Haupt niederlegen kann." Zu einem anderen sprach er: "Folge mir!" Der erwiderte: "Herr, erlaube mir, daß ich vorher hingehe und meinen Vater begrabe." Jesus antwortete ihm: "Laß die Toten ihre Toten begraben; du aber geh und verkündige Gottes Königreich!" Ein Dritter sprach: "Ich will dir folgen, Herr; vorher aber erlaube mir, von meinen Hausgenossen Abschied zu nehmen." Ihm erwiderte Jesus: "Wer seine Hand an den Pflug gelegt hat und dann noch rückwärts blickt Wer in seiner Aufmerksamkeit geteilt und nicht ganz bei seiner Arbeit ist., der ist nicht tauglich für Gottes Königreich Der Dienst für Gottes Königreich in Jesu Nachfolge duldet keine Halbheit.." Hierauf erwählte der Herr Außer den Zwölf (9,1). noch siebzig Nach anderer Lesart: 72. andere (Jünger) und sandte sie zu zweien vor sich her in alle Städte und Ortschaften, die er später selbst besuchen wollte Die 70 sollten ihm durch ihr Wirken vorarbeiten.. Er sprach zu ihnen: "Die Ernte ist groß, aber der Arbeiter sind wenig. Darum bittet den Herrn der Ernte, daß er Arbeiter auf sein Erntefeld sende! So zieht denn aus! Ich sende euch jetzt wie Lämmer mitten unter Wölfe. Nehmt keinen Geldbeutel, keinen Ranzen, keine Schuhe mit und grüßt niemand unterwegs D.h. laßt euch nicht durch gute Bekannte einladen, mit ihnen in ihr Haus zu gehen; denn dadurch würdet ihr nur unnötig Zeit verlieren.! Bei euerm Eintritt in ein Haus sei euer erstes Wort: 'Friede sei mit diesem Haus!' Wohnt einer darin, der den Frieden liebt, so soll der Friede, den ihr wünscht, auf ihm ruhen; wenn nicht, so fällt der Friedensgruß auf euch zurück Es soll so sein, als hättet ihr den Gruß gar nicht ausgesprochen.. In jenem Haus bleibt dann, eßt und trinkt, was sie haben! Denn der Arbeiter ist seines Lohnes wert 1. Kor. 9,14; 1. Tim. 5,18.. Geht nicht von einem Haus in ein anderes! Kommt ihr in eine Stadt und man nimmt euch auf, so eßt, was man euch vorsetzt! Heilt die Kranken, die dort sind, und sagt den Bewohnern: 'Gottes Königreich ist euch genaht Jesus selbst wollte ja nach ihnen kommen.!' Kommt ihr aber in eine Stadt und man nimmt euch nicht auf, so geht hinaus auf ihre freien Plätze und sprecht: 'Sogar den Staub, der sich aus eurer Stadt an unsere Füße geheftet hat, den wischen wir ab, damit ihr ihn behaltet Denn wir wollen nicht die geringste Gemeinschaft mit euch haben.. Das eine aber sollt ihr wissen: Gottes Königreich ist nahe herbeigekommen!' Ich sage euch: Es wird Sodom an jenem Tag Am Tag des Gerichts. erträglicher gehen als einer solchen Stadt. Weh dir, Chorazin! Wehe dir, Bethsaida! Denn wären in Tyrus und Sidon die Wundertaten geschehen, die in euch geschehen sind, sie hätten sich schon längst, in Sack und Asche sitzend, bekehrt. Doch es wird Tyrus und Sidon im Gericht erträglicher gehen als euch. Und du, Kapernaum, meinst du vielleicht, du wirst bis zum Himmel erhoben? In die Tiefe der Unterwelt sollst du hinabgestürzt werden! Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verwirft, der verwirft mich. Wer aber mich verwirft, der verwirft den, der mich gesandt hat." Bei ihrer Rückkehr berichteten die Siebzig voller Freude: "Herr, sogar die bösen Geister gehorchen uns, wenn wir deinen Namen aussprechen." Er antwortete ihnen: "Ja, ich sah den Satan wie einen Blitz vom Himmel fallen Der Satan ist durch Jesus seiner Macht beraubt. Offb. 12,7-9.. Seht, ich habe euch die Macht verliehen, über Schlangen und Skorpione dahinzuschreiten Ps. 91,13. und das ganze Heer des Feindes zu besiegen, so daß euch kein Schade treffen wird. Doch freut euch nicht darüber, daß euch die Geister gehorchen; freut euch vielmehr darüber, daß eure Namen im Himmel eingetragen sind Im Buch des Lebens.!" In jener Stunde rief Jesus, erfüllt vom Heiligen Geist, in lautem Jubel aus: "Ich preise dich, o Vater, Herr des Himmels und der Erde, daß du dies den Weisen und Verständigen verborgen und es den Einfältigen offenbart hast. Ja, Vater, so hat dir's gefallen! Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden, und niemand weiß, wer der Sohn ist, als nur der Vater, und wer der Vater ist, als nur der Sohn und der, dem der Sohn es offenbaren will." Dann sprach er, nur zu den Jüngern gewandt: "Selig sind die Augen, die das sehen, was ihr seht! Denn ich sage euch: Viele Propheten und Könige haben gewünscht zu sehen, was ihr seht, und haben es nicht gesehen, und zu hören, was ihr hört, und haben es nicht gehört." Da erhob sich ein Gesetzeslehrer, der ihm eine Falle stellen wollte, und fragte ihn: "Meister, was muß ich tun, um ewiges Leben zu erlangen?" Jesus sprach zu ihm: "Was steht im Gesetz geschrieben? Wie liest du dort?" Er antwortete: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit aller Kraft und mit allem Denken und deinen Nächsten wie dich selbst 5. Mos. 6,5; 3. Mos. 19,18.." Jesus sprach zu ihm: "Deine Antwort ist ganz richtig; tue das, so wirst du leben 3. Mos. 18,5.." Doch der Gesetzeslehrer wollte sich (wegen seiner Frage) rechtfertigen und sprach deshalb zu Jesus: "Wer ist denn mein Nächster Für die Rabbinen waren die Heiden keine "Nächsten".?" Da erwiderte Jesus: "Ein Mann Ein Jude. ging von Jerusalem hinab nach Jericho. Auf seiner Wanderung fiel er Räubern in die Hände. Die plünderten ihn aus, schlugen ihn blutig, ließen ihn halbtot liegen und gingen dann davon. Nun kam zufällig ein Priester jenes Weges; der sah den Mann, aber er ging vorüber. Ebenso kam ein Levit dorthin; der sah ihn und ging auch an ihm vorüber. Dann kam ein Samariter, der auf Reisen war, an die Stätte. Als der den Mann erblickte, ward er von Mitgefühl ergriffen: er trat hinzu, goß Öl und Wein Als Heilmittel. in seine Wunden und verband sie ihm. Dann setzte er ihn auf sein Reittier, führte ihn in ein Gasthaus und pflegte ihn. Am anderen Morgen zog er zwei Silberlinge Etwa 1,40 Mark, der Betrag eines doppelten Tagelohnes (Matth. 20,2), der damals fast eine Woche für die Verpflegung ausreichte. aus seinem Beutel, gab sie dem Wirt und sagte: 'Pflege ihn; und was du sonst noch ausgibst, das will ich dir bei meiner Rückkehr ersetzen.' Wer von diesen dreien hat nun nach deiner Meinung als Nächster an dem Mann gehandelt, der den Räubern in die Hände fiel?" Der Gesetzeslehrer erwiderte: "Der Barmherzigkeit an ihm bewiesen hat." Da sprach Jesus zu ihm: "Geh hin und handle du ebenso!" Als sie weiterwanderten, kam er in ein Dorf. Dort nahm ihn eine Frau mit Namen Martha in ihr Haus auf. Sie hatte eine Schwester, die hieß Maria. Die lauschte, zu des Herrn Füßen sitzend, auf seine Unterweisung. Martha aber machte sich viel zu schaffen, um ihn reichlich zu bewirten. Und sie trat zu Jesus und sprach: "Herr, kannst du es ruhig mitansehen, daß mich meine Schwester alles allein besorgen läßt? Sag ihr doch, sie solle mir helfen!" Der Herr aber antwortete ihr: "Martha, Martha, du sorgst und mühst dich um vielerlei Du willst mir vielerlei vorsetzen.. Aber nur wenig ist not Jesus ist mit einem einfachen Mahl zufrieden. Darum soll Martha auch ihre Schwester Maria in Ruhe lassen. "Denn" Maria hat sich das beste Teil erwählt.. Denn Maria hat sich das beste Teil erwählt Auf Jesu Wort zu hören.; das soll ihr nicht Wie du verlangst. genommen werden." Einst betete er an einem Ort. Als er damit zu Ende war, sprach einer seiner Jünger zu ihm: "Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger es gelehrt hat." Da sprach er zu ihnen: "Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, dein Name werde geheiligt! Dein Königreich komme! Unser Brot für morgen gib uns Tag für Tag! Und vergib uns unsere Sünden; denn auch wir vergeben jedem unserer Schuldner! Und führe uns nicht in Versuchung In dem Lukasevangelium des gnostischen Irrlehrers Marzion lautet das Gebet des Herrn: "Vater, dein Heiliger Geist komme über uns (und reinige uns)! Dein Königreich komme! Dein Brot für morgen gib uns Tag für Tag! Und vergib uns unsere Sünden... Und laß uns nicht in Versuchung geraten!" Das Brot Gottes (Joh. 6,33) scheint Marzion ebenso wie viele altkirchliche Theologen auf das heilige Abendmahl gedeutet zu haben. Vielleicht hat er dann den schwierigen Ausdruck epiusios, der am wahrscheinlichsten "auf den folgenden Tag, für morgen" zu übersetzen ist (vgl. die Anmerkung zu Matth. 6,11), ähnlich wie später Hieronymus in dem Sinne von "überirdisch, himmlisch" verstanden.!" Dann fuhr er fort: "Denkt euch: einer von euch hat einen Freund. Zu dem kommt er um Mitternacht mit der Bitte: 'Freund, leihe mir drei Brote; ein Freund von mir ist auf der Reise bei mir eingekehrt, und ich habe ihm nichts vorzusetzen.' Jener antwortet ihm nun von drinnen: 'Laß mich in Ruhe; die Tür ist schon verschlossen, und meine Kinder sind mit mir zu Bett gegangen. Ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben.' Ich sage euch: Steht er auch nicht deshalb auf und gibt ihm Brot, weil es sein Freund ist, so wird er doch, weil der andere ihm so zusetzt, aus seinem Bett aufstehen und ihm geben, soviel er nötig hat. Darum sage ich euch auch: Bittet, so wird euch gegeben! Sucht, so werdet ihr finden! Klopft an, so wird euch aufgetan! Denn wer bittet, der empfängt, wer sucht, der findet, und wer anklopft, dem wird aufgetan. Wer von euch bittet seinen Vater um Brot, und der gibt ihm einen Stein? oder um einen Fisch, und er reicht ihm statt des Fisches eine Schlange? Oder wer bittet seinen Vater um ein Ei, und der reicht ihm statt dessen einen Skorpion? Wißt ihr nun, obwohl ihr böse seid, euern Kindern gute Gaben zu geben: wieviel mehr wird da der Vater vom Himmel her den Heiligen Geist Als die beste Gabe. denen geben, die ihn darum bitten!" Eines Tages trieb er einen bösen Geist aus, der war stumm. Als der böse Geist ausgefahren war, konnte der Stumme sprechen. Da waren die Leute verwundert. Einige aber von ihnen sagten: "Im Bunde mit Beelzebul, dem Obersten der bösen Geister, treibt er die Teufel aus." Andere, die ihn aushorchen wollten, verlangten von ihm, er möge vom Himmel her ein Wunderzeichen kommen lassen Mark. 8,11.. Er aber durchschaute ihre Gedanken und sprach zu ihnen: "Jedes Reich, das in sich selbst uneins ist, das fällt in Trümmer: ein Haus stürzt auf das andere. Ist nun auch der Satan mit sich selbst uneins, wie sollte da sein Reich bestehen können? Ihr sagt ja, ich treibe die bösen Geister aus im Bund mit Beelzebul. Treibe ich nun im Bunde mit Beelzebul die bösen Geister aus, mit wessen Hilfe treiben sie denn eure Anhänger aus? Sie werden darum eure Richter sein. Treibe ich aber durch Gottes Finger die bösen Geister aus, so ist ja Gottes Königreich zu euch gekommen. Solange ein starker Kriegsmann in voller Waffenwehr seine Burg bewacht, ist sein Besitz in Sicherheit. Wenn aber ein Stärkerer ihn überfällt und überwindet, so nimmt er ihm seine Rüstung, worauf er sich verließ, und teilt die Beute, die er gewonnen, unter seine Kampfgenossen aus. Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich; und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreut. Ist der unreine Geist von einem Menschen ausgefahren, so wandert er durch Wüsten: er sucht dort eine Ruhstatt und findet keine. Dann spricht er: 'Ich will zurückgehen in mein Haus, das ich verlassen habe.' Und kommt er dann, so findet er's gefegt und wohlgeschmückt. Nun geht er hin und holt noch sieben andere Geister, die schlimmer sind als er: die ziehen ein und wohnen dort. So wird's mit einem solchen Menschen am Ende ärger als zuvor." Als er so redete, rief ein Weib aus der Menge mit lauter Stimme: "Heil dem Schoß, der dich getragen! Heil der Brust, die dich genährt!" Er aber sprach: "Jawohl, Heil denen, die Gottes Wort hören und es halten!" Als sich die Leute um ihn scharten, fing er an zu reden: "Das gegenwärtige Geschlecht ist ein böses Geschlecht. Es begehrt ein Zeichen. Es wird ihm aber kein anderes Zeichen gegeben werden als das Zeichen Jonas. Denn wie Jona den Bewohnern Ninives ein Zeichen wurde, ebenso wird auch der Menschensohn für dies Geschlecht ein Zeichen sein. Die Königin aus Süden wird zugleich mit den Leuten dieses Geschlechts vor Gericht erscheinen und sie verurteilen; denn sie kam vom Ende der Erde, um Salomos Weisheit zu hören. Und hier steht doch einer, der größer ist als Salomo! Die Leute aus Ninive werden zugleich mit diesem Geschlecht vor Gericht erscheinen und es verurteilen; denn sie bekehrten sich bei Jonas Predigt. Und hier steht doch einer, der größer ist als Jona! Niemand zündet eine Lampe an und stellt sie dann in einen Keller oder unter einen Scheffel; sondern er setzt sie auf den Leuchter, damit alle, die eintreten, den Lichtglanz sehen. Die Leuchte deines Leibes ist dein Auge. Ist dein Auge gesund, so ist auch dein ganzer Leib im Licht; ist es aber krank, so ist auch dein Leib in Finsternis. Gib deshalb acht, daß nicht das Licht in dir verfinstert sei! Wenn nun dein ganzer Leib vom Licht durchdrungen ist, so daß kein Teil an ihm verfinstert bleibt, dann wird er so nach allen Seiten hin erleuchtet werden, als wenn die Lampe dich mit ihrem hellen Schein bestrahlt Der Sinn dieser dunklen Worte scheint zu sein: Wenn sich der Mensch von dem schon empfangenen Licht der göttlichen Wahrheit leiten läßt, dann wird er auch das volle Licht, das ihm Jesus bringt, mit ganzem Herzen aufnehmen und sich nach allen Seiten seines Wesens hin davon durchdringen lassen.." Kaum hatte Jesus ausgeredet, da lud ihn ein Pharisäer zum Frühmahl ein Gemeint ist die mittlere der drei gewöhnlichen Tagesmahlzeiten, die damals wohl in der Regel um 12 Uhr mittags stattfand.. Jesus trat in des Pharisäers Haus und nahm am Tisch Platz. Der Pharisäer aber war verwundert, als er sah, daß sich Jesus vor dem Essen nicht erst die Hände wusch. Da sprach der Herr zu ihm: "Ja, ja, ihr Pharisäer! Ihr haltet Becher und Schüsseln von außen rein, doch drinnen in euern Herzen seid ihr voll Raubgier und Bosheit. Ihr Toren, hat nicht derselbe, der das Äußere geschaffen, auch das Innere gebildet Da Gott Leib und Seele geschaffen hat, so muß der Mensch auch beides rein erhalten.? Gebt nur, was sich in euern Bechern und Schüsseln findet, als Almosen! Dann ist euch alles rein Die rechte Liebestätigkeit macht alle äußeren Reinigungen überflüssig.. Doch weh euch Pharisäern! Minze, Raute und alle anderen Küchenkräuter verzehntet ihr. Aber recht zu handeln und Gott zu lieben: daran geht ihr vorüber. Doch gerade dies solltet ihr tun, aber auch jenes nicht unterlassen. Weh euch, ihr Pharisäer! Ihr wollt in der gottesdienstlichen Versammlung die Ehrenplätze haben, und auf den Straßen soll man euch voll Ehrfurcht grüßen. Weh euch! Ihr gleicht verdeckten Gräbern Die dem Erdboden gleichgemacht und dadurch unkenntlich geworden sind., über die man hingeht, ohne es zu merken Daß man über Gräbern wandelt. - Weil die Pharisäer solchen Gräbern glichen, deren Berührung verunreinigte, darum sollten sie von den Leuten nicht geehrt, sondern gemieden werden.." Da nahm einer der anwesenden Gesetzeslehrer das Wort und sprach zu ihm: "Meister, mit diesen Worten beleidigst du auch uns." Jesus erwiderte: "Weh auch euch Gesetzeslehrern! Denn ihr legt den Leuten Lasten auf, die sie nicht tragen können; aber ihr selbst rührt diese Lasten mit keinem Finger an Und noch viel weniger tragt ihr sie.. Weh euch! Ihr erbaut den Propheten Grabdenkmäler, und eure Väter haben sie getötet. Ihr seid darum Zeugen für die Taten eurer Väter und billigt sie; denn jene haben die Propheten getötet, und ihr errichtet ihnen Bauten Wenn Jesu Zeitgenossen, die ihn, den größten Propheten Gottes, verachten und verfolgen, über den Gräbern der alten Propheten kostbare Denkmäler bauen, so ist das keine Ehrung, sondern eine Verhöhnung der Propheten; denn Jesu Feinde sind ja von demselben gottlosen Geist erfüllt wie ihre Väter, die einst die Propheten getötet haben.. Deshalb hat Gottes Weisheit auch gesprochen Was Gott zu tun beschlossen hat, das wird hier als ein Ausspruch seiner Weisheit hingestellt.: 'Propheten und Apostel will ich ihnen senden; doch sie werden einige von ihnen töten und verfolgen, damit das Blut aller Propheten, das seit Anbeginn der Welt vergossen ist - von dem Blut Abels an bis auf das Blut Sacharjas, der zwischen dem Altar und dem Tempelhaus getötet worden ist -, von dem gegenwärtigen Geschlecht gefordert werde So daß es dafür zur Rechenschaft und Strafe gezogen wird..' Ja, ich sage euch: Es soll gefordert werden von dem gegenwärtigen Geschlecht! Weh euch Gesetzeslehrern! Ihr habt den Schlüssel zur Erkenntnis Des Heils (1,77), das Jesus dem Volk bringen will. weggenommen. Ihr selbst seid nicht hineingegangen In das Haus des Gottesreichs, wo allein das Heil zu finden ist., und alle, die hineingehen wollten, habt ihr daran gehindert." Als er von dort Aus dem Haus des Pharisäers (V.37). weggegangen war, begannen ihm die Schriftgelehrten und die Pharisäer sehr heftig zu grollen und ihn über manches auszufragen. Dabei waren sie auf der Lauer, ob sie vielleicht ein unbedachtes Wort aus seinem Mund erhaschen könnten. Inzwischen hatten sich Tausende von Menschen angesammelt; die drängten sich so sehr, daß sie einander traten. Da begann er zuerst zu seinen Jünger zu sagen: "Vor allem hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer; damit meine ich: hütet euch vor der Heuchelei Matth. 16,6; Mark. 8,15.! Denn nichts ist so verhüllt, daß es nicht einst enthüllt würde; und nichts ist so verborgen, daß es nicht einst gesehen würde Alle Heuchelei kommt einst ans Licht.. Deshalb wird alles, was ihr im geheimen geredet habt, dereinst ganz öffentlich vernommen werden; und was ihr in den Kammern ins Ohr geflüstert habt, das soll auf den Dächern Vor allen Leuten. verkündigt werden Die Jünger müssen sich um so mehr vor aller Heuchelei hüten, weil ihre Verkündigung für die große Öffentlichkeit bestimmt ist, wenn sie sich auch zunächst im Verborgenen halten muß.. Euch aber, meinen Freunden, sage ich: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten und die danach nichts weiter tun können! Ich will euch sagen, vor wem ihr euch zu fürchten habt: Fürchtet euch vor dem, der die Macht besitzt, nicht nur zu töten, sondern auch in die Hölle Wörtlich: in die Geenna (vgl. die Anmerkung zu Matth. 5,29). zu werfen! Ja, ich sage euch: Den fürchtet Diese ernsten Worte sollen die Jünger vor der Menschenfurcht warnen, die ja so leicht zur Heuchelei und zur Verleugnung der Wahrheit verleitet.! Verkauft man nicht fünf Sperlinge für zehn Pfennige? Trotzdem ist keiner von ihnen bei Gott vergessen Wieviel mehr steht ihr unter Gottes Fürsorge!. Nun sind aber sogar die Haare auf euerm Haupt allesamt gezählt. Habt keine Furcht! Ihr seid mehr wert als viele Sperlinge. Ferner sage ich euch: Wer sich zu mir bekennt vor den Menschen, zu dem wird sich der Menschensohn auch bekennen vor den Engeln Gottes. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, der soll auch verleugnet werden vor den Engeln Gottes. Wer ein Wort sagt gegen den Menschensohn, der wird Vergebung finden; wer aber eine Lästerung ausspricht gegen den Heiligen Geist, der findet keine Vergebung Matth. 12,32; Mark. 3,28f.. Führt man euch nun vor die Gemeindegerichte Der jüdischen Synagogen. und vor die Obrigkeiten und Behörden, so macht euch keine Sorge, wie ihr euch verteidigen und was ihr sagen sollt. Denn der Heilige Geist wird euch in jenem Augenblick die rechten Worte geben Matth. 10,19-20; 12,32; Mark. 3,28f.." Einer aus dem Volk sprach zu ihm: "Meister, sage doch meinem Bruder, er solle das Erbe mit mir teilen." Jesus erwiderte ihm: "Mensch, wer hat mich zum Richter oder Schiedsmann über euch bestellt?" Dann wandte er sich an alle und sprach: "Nehmt euch in acht und hütet euch vor aller Habsucht! Denn so reich auch jemand ist, sein Leben kann er sich nicht sichern durch seine Güter." Nun trug er ihnen dieses Gleichnis vor: "Die Felder eines reichen Mannes hatten viel getragen. Da dachte er bei sich: 'Was soll ich tun? Ich habe keinen Platz, wo ich meine Ernte unterbringen kann.' Dann sprach er: 'So will ich's machen: ich lasse meine Speicher niederreißen und größere bauen. Dort bringe ich die ganze Ernte und meine andere Habe unter und sage dann zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast auf viele Jahre reichen Vorrat; nun ruhe, iß und trink und freue dich des Lebens Sirach 11,19.!' Gott aber sprach zu ihm: 'Du Tor! Diese Nacht noch soll dir deine Seele abgefordert werden. Was bleibt dir dann von allem, was du dir aufgespeichert hast?' So geht es einem, der sich Schätze sammelt und ist dabei nicht reich für Gott D.h. in seinem Verhältnis zu Gott: gemeint ist Reichtum an geistlichen, himmlischen Gütern (Matth. 6,20).." Dann wandte er sich an seine Jünger mit den Worten: "Darum sage ich euch: Sorgt nicht ängstlich für euer Leben, was ihr essen sollt, auch nicht für euern Leib, was ihr anziehen sollt! Denn das Leben ist mehr wert als die Nahrung, und der Leib steht höher als die Kleidung. Seht die Raben an! Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie haben keine Vorratskammer oder Speicher; trotzdem ernährt sie Gott. Wieviel höher steht ihr als die Vögel! Wer von euch kann mit all seinem Sorgen sein Leben auch nur um eine kurze Spanne Zeit verlängern? Vermögt ihr nun nicht einmal das Geringste, was macht ihr euch da Sorge um das andere? Seht die wilden Lilien an! Sie spinnen nicht und weben nicht. Und doch - das sage ich euch - ist selbst Salomo in all seiner (königlichen) Pracht nicht so (herrlich) gekleidet gewesen wie eine von ihnen. Wenn Gott nun das Gras auf dem Feld, das heute noch in Blüte steht und morgen in den Ofen geworfen wird, so herrlich kleidet, wie wird er da vielmehr euch Kleidung geben, ihr Kleingläubigen! Darum sollt ihr nicht ängstlich fragen nach Speise und Trank. Seid deshalb ohne Bangen! Denn das sind lauter Fragen, womit sich die Heiden hier in der Welt beschäftigen. Euer Vater weiß ja, daß ihr dies nötig habt. Trachtet nur nach seinem Königreich; dann soll euch dies Das Irdische, das ihr nötig habt. daneben auch zuteil werden. Sei ohne Furcht, du kleine Herde! Denn euerm Vater hat's gefallen, euch das Königreich zu geben. Verkauft eure Habe und gebt sie hin als Almosen! Macht euch Geldbeutel, die nicht veralten: erwerbt euch einen unerschöpflichen Schatz im Himmel, wo kein Dieb Zugang findet, wo keine Motte Zerstörung übt! Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz. Seid umgürtet an euern Hüften und erhaltet eure Lampen brennend Bild der Bereitschaft. - Um sich bequem bewegen zu können, mußten die Dienenden ihr Oberkleid um die Hüften aufgürten. Zum Empfang ihres in der Nacht heimkehrenden Gebieters mußten die Sklaven natürlich brennende Lampen haben.! Denn ihr sollt Leuten gleichen, die auf die Rückkehr ihres Herrn von einer Hochzeit warten und ihm sofort zu öffnen haben, wenn er bei seiner Ankunft an die Tür klopft. Wohl den Knechten, die der Herr bei seinem Kommen wachend findet! Wahrlich, ich sage euch: Er wird sich gürten, sie zu Tisch führen und dann herumgehen, um sie zu bedienen Noch in seiner königlichen Herrlichkeit will Jesus seinen treuen Knechten dienen.. Mag er in der zweiten 9-12 Uhr nachts., mag er erst in der dritten Nachtwache 12-3 Uhr morgens. kommen: wohl ihnen, wenn er sie so Wachend und für sein Kommen bereit. findet! Das seht ihr ein: wenn ein Hausherr wüßte, zu welcher Stunde der Dieb käme, so (bliebe er wach und) ließe nicht in sein Haus einbrechen Denn er bliebe wach.. So haltet auch ihr euch immerfort bereit; denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, da ihr es nicht vermutet!" Da sprach Petrus: "Herr, gilt dies Gleichnis nur uns Den Aposteln. oder auch allen anderen?" Der Herr antwortete: "Wäre doch jeder Verwalter Gemeint ist jeder Aufseher und Vorsteher in dem Haus Gottes, der Kirche. treu und klug, den ein Herr über seine Dienerschaft setzt, damit er jedem seine Speise gebe zu rechter Zeit! Wohl dem Knecht, den der Herr bei seiner Rückkehr also tätig findet! Wahrlich, ich sage euch: Er wird ihn über alle seine Güter setzen. Denkt aber jener Knecht in seinem Herzen: 'Mein Herr bleibt noch lange weg'; fängt er dann an, die Knechte und die Mägde zu mißhandeln, auch zu schmausen, zu zechen und sich zu berauschen: so wird sein Herr ihn überraschen an einem Tag, wo er's nicht vermutet, und zu einer Stunde, wo er's nicht erwartet. Dann wird er ihn blutig peitschen lassen und ihn an den Ort verweisen, wo die Treulosen sind. Ein Knecht, der seines Herrn Willen kennt und trotzdem nicht nach seinem Willen alles vorbereitet und besorgt, soll viele Streiche leiden. Wer aber nicht des Herrn Willen kennt und etwas tut, wofür er Züchtigung verdient, der soll die Peitsche nur wenig fühlen. Wer viel empfangen hat, von dem wird auch viel gefordert; und wem viel anvertraut worden ist, von dem wird um so mehr verlangt. Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu schleudern. O, was wünschte ich mehr, als daß es schon brennte! Zuvor aber muß ich eine Taufe erleiden Die Leidens- und Todestaufe (Mark. 10,38).. Und wie sehne ich mich danach, daß sie vollzogen werde Denn erst nach seiner Leidenstaufe kann das himmlische Feuer, das Geistesfeuer, seine volle Wirkung üben. Dann soll der scheidende und läuternde Kampf mit dem Bösen ausgefochten werden.! Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden zu stiften auf Erden? Nein, sage ich euch, sondern Zwietracht Eine Scheidung der Geister ist die nächste Folge des Kommens Jesu.. Denn von nun an werden fünf, die in demselben Haus wohnen, in Zwietracht miteinander leben: drei werden stehen gegen zwei und zwei gegen drei. Der Vater wird in Feindschaft leben mit dem Sohn und der Sohn mit dem Vater, die Mutter mit der Tochter und die Tochter mit der Mutter, die Schwiegermutter mit der Schwiegertochter und die Schwiegertochter mit der Schwiegermutter." Dann sprach er zu dem Volk: "Seht ihr Gewölk im Westen aufsteigen, so sagt ihr alsbald: 'Es gibt Regen', und so geschieht es auch. Und weht ein Südwind, so sagt ihr: 'Es wird heiß', und so trifft's ein. Ihr Heuchler, das Aussehen der Erde und des Himmels versteht ihr zu deuten; wie kommt es denn, daß ihr die Zeit, worin ihr lebt, nicht deuten könnt? Warum könnt ihr nicht auch von selbst Abgesehen von äußeren Anzeichen (V.54f.). zu einem rechten Urteil kommen Über die Zeit, worin ihr lebt, und über die Forderungen, die sie an euch stellt.? Wenn du mit deinem Gläubiger vor Gericht gehst, so gib dir noch unterwegs Mühe, dich gütlich mit ihm abzufinden. Sonst könnte er dich vor den Richter schleppen, und der Richter würde dich dann dem Gerichtsvollzieher übergeben Um die Schuld einzutreiben., und der Gerichtsvollzieher wird dich ins Schuldgefängnis werfen Wenn du nicht zahlen kannst.. Ich sage dir: Du kommst dort nicht eher heraus, als bis du den letzten Heller bezahlt hast Und das wird nie geschehen. - Der Zusammenhang zwischen V.58f. und V.57 läßt sich vielleicht so ausdrücken: Schon im gewöhnlichen Leben gebt ihr euch Mühe, eure Gläubiger zu befriedigen, um ein Gerichtsverfahren zu vermeiden. So solltet ihr noch mehr an Gottes zukünftiges Gericht denken und euer Verhalten danach einrichten, statt leichtsinnig in den Tag hinein zu leben.." Zu der Zeit kamen einige Leute zu Jesus und erzählten ihm von den Galiläern, die Pilatus bei ihrem Opfer hatte niederhauen lassen Dies Ereignis ist unbekannt; es geschah in der Nähe des Brandopferaltars im Tempelvorhof.. Da sagte er zu ihnen: "Meint ihr, diese Galiläer seien größere Sünder gewesen als alle anderen Galiläer, weil sie ein solches Ende genommen haben? Nein, sage ich euch; sondern wenn ihr euch nicht bessert, werdet ihr alle ebenso schrecklich umkommen. Meint ihr ferner, jene achtzehn, auf die der Turm am Teich von Siloah Im Südosten von Jerusalem. Auch dies Ereignis ist unbekannt. fiel und sie erschlug, seinen ärgere Missetäter gewesen als alle anderen Leute in Jerusalem? Nein, sage ich euch; sondern wenn ihr euch nicht bessert, werdet ihr alle ebenso furchtbar umkommen." Er erzählte ihnen dann dies Gleichnis: "Jemand hatte einen Feigenbaum in seinem Weinberg stehen Der Weinberg ist das Volk Israel (Jes. 5,1-7; Jer. 12,10; Matth. 21,33-46), der Feigenbaum im Weinberg ist wohl insonderheit Jerusalem. Gott ist der Weinbergbesitzer, Jesus ist der Weingärtner.. Er kam nun und suchte Frucht daran, doch fand er keine. Da sprach er zu dem Weingärtner: 'Jetzt komme ich schon drei Jahre Vielleicht bezieht sich diese Zeitangabe auf die damalige Dauer der Wirksamkeit Jesu in Israel, und zwar in den Jahren 26-28 oder 29. Dann würde das Gleichnis Anfang oder Ende 29 n.Chr. gesprochen worden sein, also einige Monate vor Jesu Kreuzigung, die nach meiner Rechnung in die Passahzeit des Jahres 29 oder 30 fällt. und suche Frucht an diesem Feigenbaum und finde keine. Haue ihn ab; warum soll er noch den Platz wegnehmen?' Aber der Weingärtner erwiderte: 'Herr, laß ihn auch dieses Jahr noch stehen; ich will erst noch einmal rings um ihn her das Land umgraben und düngen. Vielleicht trägt er dann künftig doch noch Frucht. Wo nicht, so laß ihn umhauen!'" Einst lehrte er am Sabbat in einem Versammlungshaus. Dort war eine Frau, die von einem (bösen) Geist zu leiden hatte, der sie schon achtzehn Jahre lang mit Krankheit plagte: sie war dadurch verkrümmt und nicht imstande, sich völlig gerade aufzurichten. Als Jesus sie erblickte, rief er sie zu sich und sprach zu ihr: "Weib, du bist von deiner Krankheit frei." Dann legte er ihr die Hände auf. Sofort ward sie wieder gerade und pries Gott. Der Gemeindevorsteher aber war darüber ungehalten, daß Jesus am Sabbat heilte Er sah in der Heilung eine Arbeit und darum eine Übertretung des Sabbatgebotes., und darum sprach er zu den Leuten: "Sechs Wochentage gibt's, an denen man arbeiten soll; da kommt und laßt euch heilen, doch nicht am Sabbattag!" Darauf erwiderte der Herr: "Ihr Heuchler, bindet nicht ein jeder unter euch am Sabbat seinen Ochsen oder Esel von der Krippe los und führt ihn hin zur Tränke? Und da sollte diese Frau, eine Tochter Abrahams, die der Satan nun schon achtzehn Jahre lang gebunden hat, nicht am Sabbattag von ihrer Fessel befreit werden dürfen?" Bei diesen Worten schämten sich alle seine Widersacher; das ganze Volk aber freute sich über alle seine herrlichen Taten. Dann sprach er: "Wem ist das Königreich Gottes gleich, und unter welchem Bild soll ich's darstellen? Es ist wie ein Senfkorn, das einer nimmt und in seinen Garten sät; das wächst und wird zu einem großen Baum, und die Vögel des Himmels nisten in seinen Zweigen." Ferner sagte er: "Unter welchem Bild soll ich das Königreich Gottes darstellen? Es ist wie ein Sauerteig, den eine Frau nimmt und ihn so lange in drei Scheffel Weizenmehl knetet, bis der ganze Teig durchsäuert ist." So wanderte er, die Leute lehrend, von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf und zog weiter nach Jerusalem. Einst fragte ihn jemand: "Herr, soll wirklich nur eine kleine Schar gerettet werden So daß sie den Gerichten Gottes entgeht und das Heil in dem Reich des Messias erlangt.?" Da sprach er zu den Anwesenden: "Setzt alle Kraft daran, durch die enge Pforte einzugehen In das Haus des Gottesreiches (Matth. 7,13-14).! Denn viele, das sage ich euch, werden in das Haus zu kommen suchen und es doch nicht können. Hat sich der Hausherr Jesus. erhoben und die Tür verschlossen Matth. 25,10-12., und ihr klopft dann erst draußen an die Tür und ruft: 'Herr, tue uns auf!', so wird er euch antworten: 'Ihr gehört nicht hierher Zu meinen Hausgenossen gehört ihr nicht..' Dann werdet ihr anfangen zu sagen: 'Wir haben doch vor deinen Augen gegessen und getrunken, und auf unseren öffentlichen Plätzen hast du uns belehrt Du mußt uns deshalb doch kennen.!' Er aber wird euch erwidern: 'Ich wiederhole: ihr gehört nicht hierher; weicht von mir, all ihr Übeltäter!' Da wird lautes Klagen und Zähneknirschen sein, wenn ihr seht, wie Abraham, Isaak und Jakob und die Propheten alle im Königreich Gottes sind, während ihr hinausgewiesen werdet. Von Ost und West, von Nord und Süd werden die Leute Die Heiden. kommen und sich im Königreich Gottes zum Mahl niederlassen. Denn solche, die jetzt die Letzten sind, werden die Ersten sein, und solche, die jetzt die Ersten sind, werden die Letzten sein Matth. 8,11.13.." Zu der Stunde traten einige Pharisäer zu ihm und sagten: "Geh weg aus dieser Gegend, denn Herodes Herodes Antipas, der Vierfürst von Galiläa und Peräa, der Mörder Johannes des Täufers. Das Vorkommnis V.31ff. fand wahrscheinlich an einem Ort der Landschaft Peräa statt, die Jesus auf der Reise nach Jerusalem durchzog (vgl. Matth. 19,1). will dich töten lassen!" Er antwortete ihnen: "Geht hin und meldet diesem Fuchs So nennt Jesus den Herodes wegen seiner Hinterlist. Herodes selbst hatte vielleicht die Pharisäer bewogen, Jesus den Rat zu geben, er möge das Gebiet von Galiläa und Peräa verlassen, weil ihm die große Volksbewegung, die durch Jesu Wirken hervorgerufen wurde, verdächtig schien.: Sieh, heute noch und morgen treibe ich böse Geister aus und heile Kranke, und erst übermorgen bin ich damit fertig Jesus sagt mit diesen Worten: Ich lasse mich durch Herodes nicht einschüchtern, sondern setze meine Wirksamkeit ruhig weiter fort.. Freilich muß ich heute und auch morgen noch und übermorgen wandern D.h.: Obwohl ich mich nicht vor Herodes fürchte, so muß ich trotzdem die Gegend bald verlassen, weil mein Reiseziel Jerusalem ist.; denn es ist undenkbar, daß ein Prophet anderswo als in Jerusalem ums Leben komme Darum muß auch Jesus nach Jerusalem ziehen, um dort zu leiden und zu sterben.. Jerusalem, Jerusalem, du tötest die Propheten und steinigst Gottes Boten! Wie oft habe ich deine Kinder um mich sammeln wollen, wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel sammelt! Doch ihr habt nicht gewollt! Darum soll euch euer Haus verlorengehen Ein Hinweis auf die Zerstörung des Tempels.. Ich sage euch: Ihr sollt mich nicht mehr sehen, bis einst die Zeit kommt, da ihr ruft: Gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn Ps. 118,26.!" An einem Sabbat ging er in das Haus eines Gemeindevorstehers, der zu den Pharisäern gehörte, um an einem Mahl teilzunehmen. Alle Tischgenossen sahen scharf auf ihn. Plötzlich stand ein Wassersüchtiger vor ihm Den der Pharisäer wahrscheinlich herbestellt hatte.. Da nahm Jesus das Wort und sprach zu den Gesetzeslehrern und Pharisäern: "Darf man am Sabbat heilen oder nicht?" Sie schwiegen. Nun faßte er den Kranken bei der Hand, heilte ihn und ließ ihn gehen. Dann fragte er die Versammelten: "Zieht nicht jeder unter euch, dem am Sabbattag sein Esel oder sein Ochs in einen Brunnen fällt, ihn ohne weiteres sofort heraus?" Darauf konnten sie keine Antwort geben. Als er bemerkte, wie sich die geladenen Gäste nach den ersten Plätzen drängten, trug er ihnen ein Gleichnis vor: "Wenn dich jemand zu einem Hochzeitsmahl lädt, so setze dich nicht obenan! Es könnte einer geladen sein, der vornehmer wäre als du. Dann käme der Gastgeber, der euch beide geladen hat, und spräche zu dir: 'Mache diesem Platz!' Und du müßtest nun beschämt untenan sitzen. Wirst du geladen, so gehe vielmehr und setze dich untenan! Dann wird der Gastgeber kommen und dich auffordern: 'Freund, rücke weiter hinauf!' Das wird dir eine Ehre sein vor allen deinen Tischgenossen Spr. 25,6-7.. Denn wer sich selbst erhöht, der soll erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der soll erhöht werden Matth. 23,12.." Zu dem Gastgeber sprach er dann: "Richtest du ein Mahl aus am Mittag oder Abend, so lade nicht deine Freunde, deine Brüder, deine Verwandten und deine reichen Nachbarn dazu ein! Die laden dich sonst wieder ein, und so wird dir Gleiches mit Gleichem vergolten. Sondern wenn du jemand bewirten willst, so rufe Arme, Krüppel, Lahme und Blinde zu deiner Tafel Die Krüppel, Lahmen und Blinden bevölkerten von jeher die Straßen und Gassen des Morgenlandes.! Dann bist du glücklich zu preisen; denn diese Leute können es dir nicht wiedervergelten. Es soll dir aber vergolten werden bei der Auferstehung der Gerechten In V.14 lese ich nicht mit v. Soden [gar], sondern [de].." Bei diesen Worten sprach einer von den Gästen zu ihm: "Heil dem, der einst teilnehmen darf an dem Mahl in Gottes Königreich!" Darauf versetzte Jesus: "Jemand wollte eine große Abendmahlzeit geben und lud Schon geraume Zeit vorher. viele dazu ein. Als dann der Tag des Mahles kam, sandte er seinen Knecht zu den geladenen Gästen mit der Botschaft: 'Kommt, es ist nun angerichtet Eine alte rabbinische Nachricht sagt: Die vornehmen Einwohner Jerusalems gingen nicht eher zu einem Mahl, als bis sie mehrfach eingeladen waren.!' Da begannen alle ohne Ausnahme sich zu entschuldigen. Der erste sprach zu ihm: 'Ich habe einen Acker gekauft und muß notwendig hingehen und ihn besichtigen; ich bitte dich: sieh mich als entschuldigt an.' Ein anderer sagte: 'Ich habe fünf Paar Ochsen gekauft und will nun gerade hingehen, um sie mir anzusehen; ich bitte dich: sieh mich als entschuldigt an.' Ein dritter sprach: 'Ich habe mich eben verheiratet; darum kann ich nicht kommen.' Der Knecht kam zurück und meldete das alles seinem Herrn. Da ward der Hausherr zornig und sprach zu seinem Knecht: 'Lauf schnell auf die Plätze und Straßen der Stadt und bring die Armen, die Krüppel, die Blinden und Lahmen her!' Der Knecht berichtete dann: 'Herr, dein Befehl ist ausgeführt; aber es ist noch Platz vorhanden.' Da sprach der Herr zu dem Knecht: 'Geh auf die Feldwege und an die Zäune Wo sich Wanderer und Landstreicher lagern. und rede den Leuten, die dort sind, eindringlich zu hierherzukommen, damit mein Haus sich fülle!' Denn das sage ich euch: Keiner von den Männern, die zuerst geladen waren, soll mein Mahl genießen Es ist wohl anzunehmen, daß Jesus die Worte in V.24 an seine Tischgenossen richtet. Er redet hier von seinem Gastmahl, denn er ist ja des Hausherrn Sohn und Erbe. Die zunächst geladenen Gäste sind wohl in erster Linie Jesu Tischgenossen: die Pharisäer. Die aber lehnten die Einladung des Knechtes Gottes ab: sie wollten von dem Zeugnis Johannes des Täufers und später Jesu selbst nichts wissen. Darum wurden die Zöllner und Sünder, die Armen und Elenden im Volk berufen, später auch die außerhalb der Stadt Wohnenden (Eph. 2,12: die Heiden. Vgl. mit V.16-24: Matth. 22,2-10.." Große Scharen folgten ihm auf seiner Wanderung. An die wandte er sich mit den Worten: "Wer zu mir kommt und nicht aufgibt Wörtlich: "haßt". Vater und Mutter, Weib und Kinder, Brüder und Schwestern, dazu sein eigenes Leben, der kann nicht mein Jünger sein. Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein Wer der Forderung in V. 26f. nicht nachkommen will, dem ist zu raten, gar nicht erst in Jesu Nachfolge einzutreten; darauf weisen die beiden folgenden Gleichnisse hin.. Will einer von euch einen Turm bauen, setzt er sich dann nicht erst hin und berechnet die Kosten, damit er wisse, ob er auch die Mittel hat, den Bau ganz auszuführen? Es könnte sonst geschehen, daß er nach der Grundlegung nicht imstande wäre, das Werk zu vollenden. Dann aber würden alle, die es sehen, anfangen, über ihn zu spotten und zu sagen: 'Dieser Mensch hat einen Bau begonnen, aber er hat ihn nicht zu Ende führen können.' Oder wenn ein König mit einem anderen König Krieg anfangen will, setzt er sich dann nicht erst hin und überlegt, ob er imstande ist, mit zehntausend Mann dem die Spitze zu bieten, der gegen ihn rückt mit zwanzigtausend? Wo nicht, so schickt er eine Gesandtschaft an ihn, solange er noch fern ist, und sucht Friedensverhandlungen einzuleiten. So kann auch keiner von euch mein Jünger sein, der nicht auf alles, was er hat, verzichtet Und darum soll jeder ernst mit sich zu Rate gehen, ob er dazu auch den Willen und die Kraft besitzt.. Das Salz ist etwas Gutes. Wird aber das Salz fade, womit soll man ihm dann seine Würzkraft wiedergeben? Es ist weder für das Land noch für den Düngerhaufen brauchbar; man wirft es weg Der Jünger Jesu, der nicht in starkem Glaubensmut bereit ist, alles aufzuopfern, wird vom Reich Gottes ausgeschlossen.. Wer Ohren hat zu hören, der höre!" Überall pflegten sich die Zöllner und andere verrufene Leute an ihn heranzudrängen, um ihn zu hören. Darüber waren die Pharisäer und die Schriftgelehrten unwillig. "Dieser Mann", so sprachen sie, "verkehrt ja mit offenbaren Sündern und läßt sich sogar von ihnen zu Tisch laden." Darauf antwortete ihnen Jesus durch dies Gleichnis: "Wenn einer von euch hundert Schafe hat und eins davon kommt ihm abhanden, läßt er dann nicht die neunundneunzig auf der Weide und sucht nach dem verirrten, bis er's findet? Und hat er es gefunden, so nimmt er's voller Freude auf seine Schulter. Kommt er dann nach Hause, so ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und spricht zu ihnen: 'Freut euch mit mir, denn ich habe mein verirrtes Schaf wiedergefunden.' Ich sage euch: Ebenso ist auch im Himmel über einen einzigen Sünder, der von seinem Irrweg umkehrt, größere Freude als über neunundneunzig Gerechte, die keine Bekehrung nötig haben Für solche Gerechte hielten sich die Pharisäer. Vgl. Matth. 18,12-14.. Oder wenn eine Frau zehn Silberlinge Wörtlich: Zehn Drachmen. Eine griechische Drachme galt so viel wie ein römischer Denar (etwa 70 Pfennig). hat und sie verliert einen, zündet sie dann nicht ein Licht an und kehrt das Haus und sucht mit Sorgfalt, bis sie ihn findet? Und hat sie ihn gefunden, so ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und spricht: 'Freut euch mit mir, denn ich habe den verlorenen Silberling wiedergefunden.' Ebenso, sage ich euch, herrscht Freude bei den Engeln Gottes über einen einzigen Sünder, der sich bekehrt." Weiter sprach er: "Ein Mann hatte zwei Söhne. Der jüngste sprach zu seinem Vater: 'Vater, gib mir das Erbteil, das mir zukommt Nach 5. Mos. 21,17 bekam der älteste Sohn doppelt so viel wie seine Brüder. Waren nur zwei Söhne da, so erhielt demnach der älteste zwei Drittel des ganzen väterlichen Vermögens..' Da teilte der Vater das Vermögen unter sie. Bald darauf nahm der jüngste Sohn all sein Gut zusammen und zog in ein fernes Land. Dort brachte er sein Vermögen in einem liederlichen Leben durch. Als er alles ausgegeben hatte, entstand in jenem Land eine schwere Hungersnot. Da fing er an zu darben. Er ging hin und trat in Dienst bei einem Bürger jenes Landes. Der schickte ihn auf seine Felder, um die Schweine zu hüten Der Jude muß sich nun in einem heidnischen Land mit unreinen Tieren befassen. Wie erniedrigend für ihn!. Da hätte er sich gern sattgegessen an den Schoten Gemeint sind die Schoten des Johannisbrotbaumes. Ein rabbinischer Ausspruch lautet: "Wenn der Jude Johannisbrot essen muß, dann tut er Buße." (Siehe Th. Zahn: Das Evangelium des Lukas, S.562, Anmerkung 64.), die die Schweine fraßen; doch niemand gab sie ihm Die Nahrung, die er bekam, war noch schlechter als das Schweinefutter. Davon konnte er sich aber nichts nehmen, weil er die Tiere nicht zu Hause fütterte, sondern sie nur auf dem Feld hütete.. Da kam er zur Besinnung und sprach: 'Wieviel Tagelöhner meines Vaters haben Brot im Überfluß, und ich muß hier verhungern! Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen: 'Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel Gegen Gott. und wider dich; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen; behandle mich wie einen deiner Tagelöhner.' Er machte sich nun auf den Weg zu seinem Vater. Als er noch weit entfernt war, sah ihn schon sein Vater kommen, und voll Mitleid eilte er ihm entgegen, fiel ihm um den Hals und küßte ihn. Da sprach der Sohn zu ihm: 'Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und wider dich; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen.' Doch der Vater befahl seinen Knechten: 'Holt schnell ein Festgewand - das allerbeste - und legt's ihm an; steckt einen Ring an seine Hand und zieht ihm Schuhe an die Füße! Dann holt das Mastkalb her und schlachtet es: laßt uns ein Festmahl halten und fröhlich sein! Denn dieser mein Sohn war tot In Sünde. und ist wieder lebendig geworden, er war verloren und ist wiedergefunden worden.' Und sie begannen ein Freudenmahl. Der älteste Sohn war gerade auf dem Feld. Als er nun heimkam und sich dem Haus näherte, hörte er Spiel und Tanz. Da rief er einen von den Knechten und fragte ihn, was das bedeute. Der sagte ihm: 'Dein Bruder ist zurückgekommen; da hat dein Vater das Mastkalb geschlachtet, weil er ihn gesund wiederhat.' Da ward er zornig und wollte nicht hineingehen. Da kam sein Vater heraus und redete ihm zu. Er aber antwortete dem Vater: 'So viele Jahre schon diene ich dir wie ein leibeigener Knecht, und nie habe ich gegen dein Gebot gehandelt. Doch noch kein einzigmal hast du mir einen jungen Ziegenbock geschenkt, damit ich ein frohes Mahl mit meinen Freunden hielte. Jetzt aber, wo dieser dein Sohn heimkommt, der dein Hab und Gut im Verkehr mit Dirnen vergeudet hat, da hast du ihm das Mastkalb schlachten lassen In diesen Worten spricht sich der ganze Stolz des wirklich unbescholtenen, aber selbstgerechten ältesten Sohnes aus. Er ist ein Bild der Pharisäer; in dem jüngsten Sohn erkennen wir die Zöllner. Das ist die nächstliegende Beziehung des Gleichnisses..' Der Vater sprach zu ihm: 'Mein Kind, du bist ja immer bei mir, und alles, was mir gehört, gehört auch dir. Aber jetzt sollte doch lauter Freude herrschen; denn dieser dein Bruder war tot und ist lebendig geworden, er war verloren und ist wiedergefunden worden Während sich die drei Gleichnisse in Kap. 15 zunächst an die Pharisäer richten, wendet sich Jesus mit 16,1 zu seinen Jüngern..'" Dann sprach er zu seinen Jüngern: "Ein reicher Mann hatte einen Verwalter. Über den wurde ihm hinterbracht, er verschwende ihm sein Vermögen Wahrscheinlich durch üppiges Leben.. Da ließ er ihn rufen und sprach zu ihm: 'Was muß ich von dir hören? Lege mir Rechnung ab von deiner Tätigkeit! Denn du kannst nicht länger in meinem Dienst bleiben Der reiche Mann ist von der Untreue seines Verwalters völlig überzeugt; durch die Rechnungsablage soll der Verwalter von seiner Schuld nur im einzelnen überführt werden..' Da überlegte der Verwalter: 'Was soll ich machen, da mir mein Herr die Stelle nimmt? Zur Feldarbeit fehlt mir die Kraft, zum Betteln bin ich zu stolz. Ich weiß schon, was ich tue, damit ich Leute finde, die mich nach meiner Entlassung in ihre Häuser aufnehmen.' Er ließ nun alle Schuldner seines Herrn einzeln zu sich kommen. Den ersten fragte er: 'Wieviel bist du meinem Herrn schuldig?' Der gab ihm zur Antwort: 'Hundert Eimer Wörtlich: 100 Bat. Ein Bat (ein Maß für Flüssigkeit) ist ungefähr 40 Liter. Öl.' Er sprach zu ihm: 'Hier ist dein Schuldschein; setz dich hin und schreib schnell: fünfzig!' Dann fragte er einen anderen: 'Wieviel bist du schuldig?' Der sagte: 'Hundert Malter Wörtlich: 100 Kor; ein Kor = zehn Bat. Weizen.' Zu dem sprach er: 'Hier ist dein Schuldschein, schreibe: achtzig Die Schuldner sind wohl als Pächter des reichen Mannes zu denken, die als Pachtzins einen bestimmten Teil ihres jährlichen Ertrages abzuliefern hatten. Der Verwalter läßt nun die Pächter neue Schuldscheine mit niedrigeren Beträgen schreiben. Durch diesen Betrug hatte er nun die Schuldner seines Herrn in der Hand, und sie mußten ihm später zu Willen sein.!' Und der Herr Selbstverständlich nicht der Herr Jesus, sondern der Herr des Verwalters, was ich auch in der Übersetzung zum Ausdruck gebracht habe. lobte seinen betrügerischen Verwalter, weil er klug gehandelt habe. Denn die Kinder dieser Weltzeit sind im Verkehr mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichts Eine erläuternde Bemerkung Jesu im Blick auf die Weltklugheit des betrügerischen Verwalters, die für die Kinder des Lichts beschämend ist, da sie es nur zu oft an der wahren, Gott wohlgefälligen Klugheit fehlen lassen (vgl. Röm. 12,2).. Auch ich sage euch Jetzt folgt erst, was Jesus als Lehre an das Gleichnis knüpft und worin er die rechte Klugheit empfiehlt.: Macht euch Freunde Durch Wohltun. mit dem Geld, an dem oft so viel Unrecht klebt Wörtlich: mit dem Mammon (Matth. 6,24) der Ungerechtigkeit. So wird das irdische Gut genannt, weil es die Menschen so oft ungerecht erwerben. Das galt namentlich auch von den Zöllnern. Diese Worte richten sich ja zunächst an die unter ihnen, die sich zu Jesus bekehrt hatten (15,1; 16,1)., damit ihr bei dem Scheiden aus dieser Welt Ich lese [eklipeete]. in den ewigen Wohnungen Aufnahme findet. Wer im Kleinsten treu ist, der ist auch im Großen treu Jesu Jünger, also zunächst die bekehrten Zöllner, sollen klug handeln wie der Verwalter, indem sie das irdische Gut zum Besten anderer verwenden. Während aber der Verwalter bei seiner alle sittlichen Grundsätze verleugnenden Klugheit untreu war, indem er sich an dem Gut seines Herrn vergriff, soll bei den Jüngern Jesu mit der rechten gottgefälligen Klugheit auch die rechte Treue gegen ihren Herrn verbunden sein.; und wer im Kleinsten untreu ist, der ist es auch im Großen. Seid ihr nun untreu in dem irdischen Geld und Gut, an dem doch so viel Unrecht klebt, wer wird euch dann die wahren Geistlichen, himmlischen. Schätze anvertrauen? Und geht ihr nicht treu mit fremdem Gut D.h. mit dem irdischen Gut, das dem wahren Wesen und der himmlischen Bestimmung der Jünger Jesu innerlich fremd ist. um, wer wird euch dann das geben, was euch gehört Als euer bleibendes ewiges Eigentum.? Kein Knecht kann zwei Herren dienen. Denn er wird den einen hassen und den anderen lieben oder doch dem einen anhangen und gering von dem anderen denken. Ihr könnt nicht Gott und zugleich dem Geld dienen." Dies alles hörten die Pharisäer, die das Geld liebhatten, und sie spotteten über ihn. Da sprach er zu ihnen: "Ihr seid Leute, die vor den Menschen mit ihrer Frömmigkeit großtun; Gott aber durchschaut eure Herzen. Denn was die Menschen hochhalten Nämlich: die scheinbare Gerechtigkeit der Pharisäer., das ist ein Greuel vor Gott. Das Gesetz und die Propheten D.h. die Tage des Alten Bundes. schließen mit Johannes ab; seitdem wird die Frohe Botschaft von Gottes Königreich verkündigt, und jeder Vor allen die Zöllner und andere von den Pharisäern verachtete Leute. sucht hineinzustürmen. Doch es ist leichter möglich, daß Himmel und Erde vergehen, als daß von dem Gesetz ein einziger Strich hinfällig werde. Wer sein Weib entläßt und eine andere heiratet, der begeht einen Ehebruch; und wer eine von ihrem Mann entlassene Frau zum Weib nimmt, der begeht damit auch einen Ehebruch Die Verbindung von V.16-18 mit dem Vorangehenden ist schwierig. Jesus scheint damit sagen zu wollen: "Ihr Pharisäer wollt von dem Anbruch der neuen Zeit nichts wissen. Ihr seid stolz auf eure vermeintliche Gerechtigkeit und werft mir Gesetzesübertretung vor. Aber gerade ich stelle das Gesetz hoch und mache mit seinen Forderungen vollen Ernst." Das zeigt nun Jesus durch seinen Ausspruch über die Ehescheidung.. Es war einmal ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und feine Leinwand und lebte alle Tage herrlich und in Freuden. Ein Armer aber mit Namen Lazarus D.h. Gotthilf. lag vor seiner Tür. Der war bedeckt mit Schwären und sehnte sich danach, mit dem Abfall von des Reichen Tisch seinen Hunger zu stillen. Sogar die Straßenhunde kamen und beleckten seine Schwären Die Hunde hatten mehr Mitleid mit dem Armen als die Menschen: sie beleckten ihn, als wollten sie ihm Linderung bereiten.. Da starb der Arme und wurde von den Engeln in Abrahams Schoß getragen Das war ein Ort der Ruhe und Seligkeit, wo Lazarus in innigster Gemeinschaft mit Abraham, dem Vater der Gläubigen, war (vgl. 4. Makk. 13,16).. Auch der Reiche starb und ward begraben. Als er nun im Totenreich Qualen litt, hob er seine Augen auf: da sah er Abraham in weiter Ferne und Lazarus in seinen Armen. Da rief er: 'Vater Abraham, erbarme dich mein und sende Lazarus, daß er seine Fingerspitze mit Wasser netze und mir die Zunge kühle; denn ich leide Pein hier in der Feuerglut!' Abraham aber antwortete: 'Mein Sohn, bedenke: du hast die Güter, die dir begehrenswert erschienen, schon in deinem Erdenleben empfangen So daß du nun nichts mehr rückständig hast.; Lazarus dagegen sind in seiner Lebenszeit die Leiden zuteil geworden. Jetzt wird er hier getröstet, und du leidest Pein. Überdies liegt zwischen uns und euch auch eine weite Kluft: die soll den Weg für alle, die von hier zu euch hinüberwollen, unmöglich machen und ebenso den Weg von euch zu uns.' Da sagte er: 'So bitte ich dich, Vater, sende ihn in meines Vaters Haus! Denn ich habe noch fünf Brüder; die soll er ernstlich warnen, damit sie nicht auch an diesen Ort der Qual geraten.' Abraham erwiderte: 'Sie haben Mose und die Propheten Das Wort Gottes in den heiligen Urkunden Israels.; auf die sollen sie hören.' Er aber sprach: 'Nein, Vater Abraham Das hilft nichts.; sondern wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, dann werden sie sich bekehren.' Da antwortete ihm Abraham: 'Hören sie nicht auf Mose und die Propheten, so lassen sie sich auch nicht überzeugen, wenn einer von den Toten aufersteht Denkt Jesus hier den Pharisäern gegenüber, die er zunächst durch seine Worte warnen will, an seine eigene Auferstehung?.'" Jesus sprach dann weiter zu seinen Jüngern Nicht wie 16,15-31 zu den Pharisäern.: "Verführungen sind zwar unvermeidlich; doch wehe dem, durch den sie kommen! Es wäre für ihn besser, er läge in des Meeres Tiefe mit einem Mühlstein um den Hals, als daß er eins der Kinder, die hier stehen, zur Sünde verführte. Hütet euch davor Andere zu verführen.! Sündigt dein Bruder, so weise ihn ernst zurecht; und wenn er es bereut, vergib ihm! Ja wenn er sich siebenmal an einem Tag gegen dich versündigte und er käme siebenmal zu dir zurück und spräche: 'Es tut mir leid', so sollst du ihm vergeben." Da baten die Apostel den Herrn: "Gib uns mehr Glauben!" Der Herr antwortete: "Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, so sprächt ihr zu diesem Maulbeerbaum: Entwurzele dich und verpflanze dich ins Meer!' -, und er gehorchte euch. Wer von euch sagt zu seinem Acker- oder Hüteknecht, wenn er vom Feld heimkehrt: 'Geschwind komm her und geh zu Tisch'? Wird er ihm nicht vielmehr befehlen: 'Mach mir mein Abendessen fertig, schürze dich und bediene mich, bis ich gegessen und getrunken habe - dann halte du dein Mahl'? Dankt er etwa dem Knecht, weil er getan hat, was ihm befohlen worden ist? Ebenso auch ihr: Habt ihr alles ausgeführt, was euch aufgetragen worden ist, so denkt: wir haben als Knechte kein Verdienst; wir haben nur getan, was wir zu tun schuldig waren." Auf seiner Wanderung nach Jerusalem zog er längs der Grenze zwischen Samaria und Galiläa Jesus reiste ostwärts bis an den Jordan und kam dann am Jordan hinunter nach Jericho.. Als er in ein Dorf kam, begegneten ihm zehn aussätzige Männer: die blieben von weitem stehen Ein Aussätziger mußte sich vier Ellen, nach anderen 100 Ellen entfernt halten und hatte in der Synagoge einen besonderen Platz. und riefen laut: "Jesus, Meister, erbarme dich unser!" Als er sie erblickte, sagte er zu ihnen: "Geht hin und zeigt euch den Priestern 5,14.!" Während sie hingingen, wurden sie rein. Aber einer von ihnen kam zurück, als er sich geheilt sah: er pries Gott mit lauter Stimme, warf sich zu Jesu Füßen auf sein Angesicht und dankte ihm. Das war ein Samariter. Da fragte Jesus: "Sind nicht alle zehn gesund geworden? Wo sind die anderen neun? Hat sich sonst keiner gefunden, der zurückkäme, um Gott die Ehre zu geben, als dieser Fremdling?" Und er sprach zu ihm: "Steh auf und geh! Dein Glaube hat dich gesund gemacht." Einst fragten ihn die Pharisäer: "Wann kommt Gottes Königreich?" Er antwortete ihnen: "Gottes Königreich kommt ganz ohne äußeres Aufsehen Die Juden erwarteten einen Messias, der mit irdischer Macht und Herrlichkeit auftreten werde.. Man kann auch nicht sagen: 'Hier ist es oder dort.' Denn wißt: Gottes Königreich ist schon mitten unter euch Weil Jesus, der König des Gottesreiches, unter ihnen wirkte. Auf sein Wirken sollten die Pharisäer achten, statt zu fragen, unter welchen aufsehenerregenden äußeren Zeichen das Gottesreich käme.." Dann sagte er zu seinen Jüngern: "Die Zeit wird kommen, wo ihr euch danach sehnt, nur einen von den Tagen des Menschensohnes zu erleben Die Tage des Menschensohnes sind die Zeit der Offenbarung des messianischen Reiches. Den Anbruch dieser Zeit zu erleben, war die Sehnsucht aller Frommen. Diese Sehnsucht wird die Jünger namentlich in der kommenden Trübsalszeit erfüllen.; doch ihr sollt ihn nicht erleben. Dann wird man zu euch sagen: 'Seht dort, seht hier (ist der Messias Matth. 24,23.)!' Geht nicht hin, lauft solchen Leuten nicht nach Matth. 24,26.! Denn wie der Blitz aufleuchtet und am Himmel hin- und herzuckt, so wird der Menschensohn an seinem Tage sein So plötzlich und sichtbar wird er erscheinen (Matth. 24,27).. Zuvor aber Ehe er als König offenbar wird. muß er viel leiden und von dem gegenwärtigen Geschlecht verworfen werden. Wie es in Noahs Tagen zuging, so wird's auch zugehen in des Menschensohnes Tagen: Man aß und trank, man nahm zur Ehe und gab zur Ehe bis zu dem Tag, als Noah in die Arche ging. Dann brach die Flut herein und vertilgte alle. Ganz ebenso ging's in den Tagen Lots: man aß und trank, man kaufte und verkaufte, man pflanzte und baute. Doch an dem Tag, wo Lot aus Sodom ging, fiel ein Feuer- und Schwefelregen vom Himmel und vertilgte alle. So wird's auch an dem Tag sein, an dem der Menschensohn sich offenbart. Wer an jenem Tag auf dem Dach ist und sein Gerät im Haus liegen hat, der soll nicht erst hinuntergehen und es holen; und ebenso: wer draußen auf dem Feld ist, der kehre nicht zurück in seine Wohnung. Denkt an Lots Weib 1. Mos. 19,26.! Wer sein Leben zu erhalten sucht, der wird's verlieren; und wer's verliert, der wird es sich bewahren 9,24.. Ich sage euch: In jener Nacht werden zwei Männer auf einem Lager ruhen: der eine wird mitgenommen, der andere bleibt zurück. Zwei Frauen werden miteinander mahlen: die eine wird mitgenommen, die andere bleibt zurück Hier sind in manchen Handschriften als V.36 die Worte aus Matth. 24,40 eingefügt: "Zwei Männer werden auf demselben Acker arbeiten: der eine wird mitgenommen, der andere bleibt zurück."." Da fragten ihn die Jünger: "Wo, Herr (finden wir dann Zuflucht) Wo ist die Zufluchtsstätte, die Arche und das Zoar (1. Mos. 19,19-22) der Endzeit??" Er antwortete ihnen: "Wo der Leichnam ist, da versammeln sich auch die Geier Dies rätselhafte Sprichwort steht hier in einem anderen Zusammenhang als Matth. 24,28. Der Herr scheint sagen zu wollen: Wie sich die Geier an einem Ort versammeln, der für sie natürlich und selbstverständlich ist, so sollen auch die Gläubigen, die den Gerichten der Endzeit entfliehen, an einem Zufluchtsort versammelt werden, der sich ihnen gleichsam von selbst bietet. Dürfen wir hier nicht denken an die Vereinigung mit dem Herrn (vgl. auch [episynachtheesontai] in Luk. 17,37 und [episynagoogee] in 2. Thess. 2,1).." Er erzählte ihnen ferner ein Gleichnis, um ihnen zu zeigen, daß sie allezeit beten müßten und dabei nie den Mut verlieren dürften. "In einer Stadt", so sagte er, "war einst ein Richter, der kannte keine Gottesfurcht und keine Scheu vor Menschen Vgl. Jes. 1,23.. Nun lebte eine Witwe in jener Stadt, die kam oft zu ihm und bat ihn: 'Hilf mir zu meinem Recht gegen meine Widersacher!' Eine Zeitlang wollte er nicht. Dann aber dachte er bei sich: 'Sind mir auch Gottesfurcht und Scheu vor Menschen fremd, so will ich dieser Witwe doch zu ihrem Recht verhelfen, weil sie mir keine Ruhe läßt. Sonst kommt sie immer wieder und peinigt mich Wörtlich: "Damit sie nicht am Ende komme und mir das Gesicht zerkratze.".'" "Hört", fuhr der Herr dann fort, "was hier der ungerechte Richter sagt! Sollte Gott da nicht viel mehr seinen Auserwählten zu ihrem Recht verhelfen, wenn sie zu ihm rufen Tag und Nacht? Sollte er da zaudern, sie zu retten? Ich sage euch: Er wird ihnen schnell zu ihrem Recht verhelfen. Doch wird der Menschensohn bei seiner Wiederkunft auf Erden auch das volle Maß des Glaubens finden Und zwar gerade bei seinen Jüngern, die er bei seinem Kommen von allen ihren Widersachern retten will.?" Im Blick auf Leute, die auf ihre eigene Frömmigkeit vertrauten und dabei die anderen verachteten, erzählte er dieses Gleichnis: "Zwei Männer gingen in den Tempel, um zu beten: der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer trat (selbstgefällig) hin und betete in seinem Herzen: 'Gott, ich danke dir, daß ich nicht bin wie die anderen Menschen: ich bin kein Räuber, kein Betrüger, kein Ehebrecher, ich bin auch nicht wie jener Zöllner dort. Ich faste zweimal in der Woche Jeden Montag und Donnerstag. und gebe den Zehnten von meinem ganzen Einkommen Im Talmud finden sich manche ähnliche Pharisäergebete; vgl. August Vezin: Die Freudenbotschaft unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus, S. 327f..' Der Zöllner aber blieb im Hintergrund stehen, er wagte nicht einmal die Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug an seine Brust und sprach: 'Gott, sei mir Sünder gnädig!' Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt nach Hause, der andere nicht. Denn wer sich selbst erhöht, der soll erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der soll erhöht werden 14,11; Matth. 23,12.." Einst brachten die Leute ihre unmündigen Kinder Die noch nicht gehen konnten. zu ihm, damit er sie (segnend) berühre. Als die Jünger das sahen, fuhren sie die Leute mit harten Worten an. Jesus aber rief die Kinder zu sich und sprach: "Laßt die kleinen Kinder zu mir kommen und hindert sie nicht daran! Denn gerade ihnen ist Gottes Königreich bestimmt. Wahrlich, ich sage euch: Wer Gottes Königreich nicht annimmt wie ein Kind, der kommt sicher nicht hinein." Es fragte ihn ein Gemeindevorsteher 8,41.: "Guter Meister, was muß ich tun, um das ewige Leben zu erlangen?" Jesus antwortete ihm: "Warum nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein. Du kennst doch die Gebote: Du sollst nicht ehebrechen, nicht morden, nicht stehlen, nicht falsches Zeugnis ablegen! Ehre Vater und Mutter 2. Mos. 20,12-16; 5. Mos. 5,16-20.!" Er sprach zu ihm: "Dies alles habe ich von Jugend auf erfüllt." Darauf antwortete ihm Jesus: "Eins fehlt dir noch: verkaufe deine ganze Habe und verteile den Erlös an die Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir!" Bei diesen Worten ward er sehr betrübt, denn er war außerordentlich reich. Als Jesus ihn so traurig sah, da sprach er: "Wie schwer ist doch für die Begüterten der Eingang in Gottes Königreich! Ein Kamel kommt leichter durch ein Nadelöhr als ein Reicher in Gottes Königreich." Darauf sagten die Zuhörer: "Ja, wer kann dann überhaupt gerettet werden?" Er erwiderte: "Was für Menschen unmöglich ist, das ist möglich bei Gott." Da sprach Petrus: "Siehe, wir haben unser Heim aufgegeben und sind dir nachgefolgt." Er antwortete ihnen: "Wahrlich, ich sage euch: Jeder, der Haus, Weib, Brüder, Eltern oder Kinder aus Liebe zu dem Königreich Gottes fahren läßt, der soll dafür schon jetzt in diesem Leben vielfach Ersatz bekommen und in der zukünftigen Welt das ewige Leben empfangen." Dann nahm er die Zwölf als seine besonderen Begleiter zu sich und sprach zu ihnen: "Jetzt gehen wir nach Jerusalem, und da erfüllt sich alles, was die Propheten von dem Menschensohn geschrieben haben. Denn er wird den Heiden überliefert und verspottet, mißhandelt und angespien werden; ja man wird ihn geißeln und töten; doch am dritten Tag wird er auferstehen." Sie aber verstanden nichts davon, sondern diese Worte waren ihnen dunkel, und sie begriffen nicht, was er damit meinte. Als er in die Nähe von Jericho kam, saß ein Blinder am Weg und bettelte. Als der viele Leute vorbeigehen hörte, fragte er, was das bedeute. Man sagte ihm, Jesus von Nazaret ziehe vorüber. Da rief er: "Jesus, Sohn Davids, erbarme dich mein!" Die aber vorn im Zug gingen, fuhren ihn mit harten Worten an, er solle schweigen. Doch er rief nur noch lauter: "Sohn Davids, erbarme dich mein!" Da blieb Jesus stehen und ließ ihn zu sich führen. Als nun der Blinde nahe bei ihm war, fragte ihn Jesus: "Was willst du von mir?" Er antwortete: "Herr, laß mich wieder sehend werden!" Jesus sprach zu ihm: "Sei wieder gesund, dein Glaube hat dich gesund gemacht!" Da ward er auf der Stelle wieder sehend, und er folgte ihm und lobte Gott. Und alles Volk, das dieses sah, gab Gott die Ehre. Dann kam Jesus nach Jericho hinein und zog durch den Ort. Nun wohnte dort ein Mann mit Namen Zachäus Abgekürzt aus Zacharias (Sacharja)., ein reicher Oberzöllner. Der wollte Jesus gern von Angesicht sehen; doch des Gedränges wegen gelang es ihm nicht, denn er war klein von Gestalt. Da lief er dem Zug voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um ihn zu sehen; denn dort mußte er vorüberkommen. Als nun Jesus an die Stelle kam, sah er zu ihm auf und rief: "Zachäus, komm schnell herab; denn ich muß heute in deinem Haus einkehren!" Da stieg er eilend hinunter und nahm ihn mit Freuden auf. Alle, die dies sahen, murrten und sprachen: "Er ist bei einem Sünder als Gast eingekehrt!" Zachäus aber trat hervor und sagte zu dem Herrn: "Sieh, Herr, die Hälfte meiner Habe will ich den Armen geben; und wenn ich einem unrechtmäßig etwas abgefordert habe, so zahle ich es ihm vierfach zurück Vgl. 2. Mos. 21,37. Wer seine Sünde bekannte, zahlte außer der gestohlenen Summe selbst nur ein Fünftel des Betrages (4. Mos. 5,6f.).." Da wandte sich Jesus zu ihm und sprach zu den Leuten: "Heute ist diesem Haus Heil zuteil geworden, weil er auch Obwohl ein verachteter Zöllner. zu Abrahams Söhnen zählt. Denn der Menschensohn ist gekommen, um das Verlorene zu suchen und zu retten." Als die Leute noch auf diese Worte lauschten, fuhr er weiter fort und erzählte ein Gleichnis Wohl noch ehe er in des Zachäus Haus eintrat.. Denn er war nun ganz nahe bei Jerusalem Nämlich in Jericho, das kaum 30 km von Jerusalem entfernt war., und man meinte, Gottes Königreich müsse jetzt sofort erscheinen. Er sprach: "Ein Mann von hoher Herkunft zog in ein fernes Land, um sich von dort die Königswürde zu holen und dann zurückzukommen So ist Jesus in den Himmel eingegangen, um dort als Menschensohn von dem Vater als König eingesetzt zu werden. Bei seiner Wiederkunft will er dann mit seinen Knechten Abrechnung halten.. Der rief zehn von seinen Knechten, gab ihnen zehn Pfund Wörtlich: Zehn Minen. Eine Mine = etwa 70 Goldmark. Jeder Knecht bekam eine Mine. und sprach zu ihnen: 'Treibt damit Handel, bis ich wiederkomme.' Seine Mitbürger aber haßten ihn und schickten nach seiner Abreise eine Gesandtschaft, durch die sie Dem ausländischen Hof. sagen ließen: 'Wir wollen diesen Mann nicht zu unserem König haben.' Als er nun im Besitz der Königswürde wieder heimkam, ließ er die Knechte zu sich rufen, denen er das Geld gegeben hatte, um zu erfahren, wieviel ein jeder damit erworben habe. Da erschien der erste und sprach: 'Herr, dein Pfund hat zehn Pfund eingebracht.' Sein Herr erwiderte: 'Recht so, du wackerer Knecht! Weil du in so wenigem getreu gewesen bist, sollst du nun Machthaber über zehn Städte sein.' Dann kam der zweite und sagte: 'Dein Pfund, Herr, hat fünf Pfund gewonnen.' Zu dem sprach er: 'Du sollst Verwalter von fünf Städten sein.' Nun kam der dritte und sprach: 'Hier hast du, Herr, dein Pfund, das ich in ein Tuch gewickelt und aufbewahrt habe. Denn ich hatte Furcht vor dir, weil du ein strenger Mann bist: du hebst ab, was du nicht angelegt, und erntest, was du nicht gesät.' Da sprach der Herr zu ihm: 'Nach deinen eigenen Worte will ich dir, gewissenloser Knecht, das Urteil sprechen. Du kanntest mich als einen strengen Mann: der abhebt, was er nicht angelegt, und erntet, was er nicht gesät. Warum hast du da mein Geld nicht auf die Bank gegeben? Dann hätte ich's bei meiner Rückkehr mit Zinsen abgehoben.' Und er befahl seinen Dienern, die dastanden: 'Nehmt ihm das Pfund und gebt es dem, der die zehn Pfund hat!' Sie meinten: 'Herr, er hat ja schon zehn Pfund V.25 fehlt in verschiedenen Handschriften..' 'Ich sage euch: Wer (viel) hat, der soll (noch mehr) empfangen; wer aber nichts hat Hier: wer nichts zu seinem wenigen erworben hat., dem soll sogar das (wenige), was er hat In diesem Fall: das eine anvertraute Pfund., genommen werden 8,18; Matth. 13,12; 25,29. - V.26 ist wohl als Wort des Königs anzusehen: entweder als Fortsetzung von V.24 oder als Antwort auf V.25.. Doch meine Feinde, die mich nicht zum König haben wollten - bringt sie her und haut sie nieder vor meinen Augen Vgl. Offb. 19,19-21; Matth. 25,41. - Dies Gleichnis Jesu scheint sich an Tatsachen der jüdischen Geschichte anzuschließen, die seinen Zuhörern gut in Erinnerung waren. Nach dem Tod Herodes des Großen im Jahr 4 v.Chr. reiste sein Sohn Archelaus, den sein Vater zum Nachfolger in der Königswürde bestimmt hatte, nach Rom, um sich von dem Kaiser Augustus als König bestätigen zu lassen. Aber ehe der Kaiser seine Zustimmung gab, traf in Rom eine jüdische Gesandtschaft aus Jerusalem ein, die den Kaiser bitten sollte, keinen von den Söhnen des Herodes, und namentlich nicht den grausamen Archelaus, zur Herrschaft kommen zu lassen. Die Gesandten richteten aber nichts aus; denn wenn Archelaus auch nicht den Königstitel erhielt, so wurde er doch als Vierfürst der Landesherr von Judäa.!'" Nach diesen Worten zog er an der Spitze seiner Jünger weiter auf der Wanderung nach Jerusalem Wir hören nichts Näheres über Jesu Aufenthalt in dem Haus des Zachäus.. VI. Jesus in Jerusalem: 19,29 - 21,38. Als er in die Nähe von Bethphage und Bethanien, an den sogenannten Ölberg, kam, entsandte er zwei von seinen Jüngern mit dem Auftrag: "Geht in das Dorf, das vor euch liegt! Dort werdet ihr am Eingang ein Eselsfüllen angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat. Das bindet los und führt es her! Und fragt euch jemand: 'Warum bindet ihr es los?', dann sollt ihr sagen: 'Der Herr bedarf sein.'" Die Abgesandten gingen hin und fanden das Füllen so, wie er gesagt hatte. Als sie es aber losbinden wollten, sprachen die Eigentümer zu ihnen: "Warum bindet ihr das Füllen los?" Sie antworteten: "Der Herr bedarf sein." Dann brachten sie es zu Jesus, legten ihre Mäntel auf des Füllens Rücken und setzten Jesus darauf. Während er dahinritt, breiteten manche ihre Mäntel auf dem Weg aus. Als er der Stelle nahekam, wo sich der Ölberg ins Tal hinabsenkt, begann die ganze Schar der Jünger ob all der Wundertaten, die sie gesehen hatten, mit lauter Stimme freudig Gott zu preisen; sie riefen: "Gesegnet sei der König, der da kommt im Namen des Herrn Während die Leviten vom Tempelberg aus mit diesen Worten aus Ps. 118,26 die heranziehenden Festpilger begrüßten, wird hier Jesus begrüßt, der nicht nur als Festgast, sondern als der verheißene König in seine Stadt einziehen will.! Im Himmel wohnt Friede Der nun durch den in Jerusalem einziehenden Friedefürsten (Sach. 9,9-10) seinem Volk geschenkt werden soll. Friede ist gleichbedeutend mit: Heil., und Lobgesänge klingen droben in der Höhe Die Engel preisen Gott dafür, daß er nun durch den Friedefürsten sein Heil auf die Erde sendet (vgl. 2,14).." Da sprachen einige Pharisäer aus der Menge zu ihm: "Meister, verbiete doch deinen Jüngern dieses Treiben!" Aber er antwortete: "Ich sage euch: Wenn diese schwiegen, so müßten die Steine schreien Eine sprichwörtliche Redeweise (Hab. 2,11). Ihr Sinn ist: Dieser Ausbruch des göttlichen Lobpreises ist nicht aufzuhalten.." Als er näherkam und die Stadt erblickte, da weinte er Das griechische Wort bezeichnet ein lautes Schluchzen. über sie und klagte: "Ach, möchtest doch auch du Wie meine Jünger. erkennen, wenigstens an diesem Tag Gemeint ist der Tag des Einzugs Jesu in Jerusalem. Zugleich erinnert Jesus damit an seine früheren Besuche in Jerusalem., was zu deinem Heil dient! Nun aber Nachdem du alle bisherigen Heilsanerbietungen zurückgewiesen hast. ist's vor deinen Augen verborgen Darum ist das Gericht unvermeidlich.. Denn es kommen Tage über dich, da werden deine Feinde dich mit einem Wall umgeben, dich rings umlagern und von allen Seiten bedrängen Jes. 29,3.. Ja sie werden dich dem Erdboden gleichmachen, und deine Kinder, die in deinen Mauern sind, werden sie zu Boden schmettern Ps. 137,9.; sie werden keinen Stein an dir auf dem anderen lassen zur Strafe dafür, daß du nicht erkannt hast die Zeit, da Gott sein Heil dir angeboten hat." Da ging er in den Tempel. Dort fing er an, die Verkäufer hinauszutreiben, und sprach zu ihnen: "Es steht geschrieben: Mein Haus soll ein Bethaus sein Jes. 56,7.. Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht Jer. 7,11.." Er lehrte täglich im Tempel. Die Hohenpriester aber und die Schriftgelehrten samt den Obersten des Volkes trachteten ihm nach dem Leben. Doch sie fanden keine Gelegenheit, ihre Absicht auszuführen; denn alles Volk hing an seinen Lippen. Als er eines Tages das Volk im Tempel lehrte und die Heilsbotschaft verkündigte, traten die Hohenpriester und Schriftgelehrten mit den Ältesten an ihn heran und sprachen zu ihm: "Sag uns doch: mit welchem Recht tust du dies, oder wer hat dir das Recht dazu gegeben?" Er antwortete ihnen: "Ich will euch auch eine Frage vorlegen. Sagt mir: Stammte die Taufe des Johannes vom Himmel oder von Menschen?" Da überlegten sie miteinander: "Sagen wir: 'vom Himmel', so wird er fragen: 'Warum habt ihr ihm denn nicht geglaubt?' Antworten wir aber: 'von Menschen', so steinigt uns das ganze Volk; denn es ist überzeugt, daß Johannes ein Prophet gewesen ist." Da erwiderten sie, sie wüßten nicht, woher sie stamme. Darauf sprach Jesus zu ihnen: "So sage ich euch auch nicht, mit welchem Recht ich dies tue." Dann fing er an, dem Volk dieses Gleichnis zu erzählen: "Jemand pflanzte einen Weinberg und verpachtete ihn an Winzer. Dann ging er für geraume Zeit außer Landes. Zur Zeit der Weinlese sandte er einen seiner Knechte zu den Winzern, damit sie ihm einen Teil der Weinbergsfrüchte gäben. Die Winzer aber schlugen diesen Knecht und schickten ihn mit leeren Händen wieder heim. Da sandte er noch einen anderen Knecht; auch den schlugen und beschimpften sie und schickten ihn mit leeren Händen wieder heim. Dann sandte er noch einen dritten; den schlugen sie auch blutig und jagten ihn davon. Da sprach der Weinbergsbesitzer: 'Was soll ich tun? Ich will meinen geliebten Sohn hinsenden; vielleicht werden sie vor dem doch Ehrfurcht haben.' Als aber die Winzer ihn erblickten, berieten sie sich miteinander und sagten: 'Ha, da kommt der Erbe! Laßt uns ihn töten, damit das Erbe unser werde!' Und sie stießen ihn zum Weinberg hinaus und töteten ihn. Was wird nun der Weinbergsbesitzer mit diesen Leuten tun? Er wird kommen und diese Winzer töten und seinen Weinberg anderen geben." Als sie das hörten, sprachen sie: "Nimmermehr soll das geschehen!" Da blickte er sie durchbohrend an und sagte: "Was bedeutet denn dies Schriftwort: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden Wäre das "Nimmermehr!" in V.16 begründet, so bliebe ja das Schriftwort in Ps. 118,22 unerfüllt.? Wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschmettert; auf wen aber der Stein fällt, der wird zerschmettert Dan. 2,34.44.." Da suchten die Schriftgelehrten und die Hohenpriester noch in derselben Stunde Hand an ihn zu legen; denn sie hatten wohl gemerkt, daß er sie mit diesem Gleichnis treffen wollte. Aber sie fürchteten sich vor dem Volk. Darum suchten sie ihm einen Hinterhalt zu legen: sie schickten Späher ab, die sich den Anschein gaben, als meinten sie es ehrlich. Dabei wollten sie ihn aber bei einem Wort fassen, damit sie ihn dann der Obrigkeit und der Gewalt des Statthalters überliefern könnten. Sie legten ihm nun eine Frage vor. "Meister", so sagten sie, "wir wissen: du sprichst und lehrst, was recht ist, und Menschengunst gilt nicht bei dir; du lehrst vielmehr in aller Wahrheit Gottes Weg. Dürfen wir dem Kaiser Steuer zahlen oder nicht?" Er aber merkte ihre Arglist und sprach zu ihnen: "Zeigt mir einen Silberling! Wessen Bild und Inschrift trägt er?" Sie erwiderten: "Des Kaisers." Da sprach er zu ihnen: "Nun, so gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gebührt, und Gott, was Gott gebührt!" Sie konnten diesen Ausspruch in Gegenwart des Volkes nicht tadeln, und staunend über seine Antwort schwiegen sie. Da traten einige Sadduzäer zu ihm, die da behaupteten, es gebe keine Auferstehung, und legten ihm eine Frage vor. "Meister", so sagten sie, "Mose hat uns vorgeschrieben: Stirbt einem der Bruder und hinterläßt er ein Weib ohne Kinder, so soll sein Bruder die verwitwete Schwägerin zum Weib nehmen und (mit ihr) seinem (verstorbenen) Bruder Nachkommen erwecken. Nun waren sieben Brüder da. Der erste nahm ein Weib und starb kinderlos. Da heiratete der zweite Bruder die Witwe, dann der dritte und so alle sieben; sie starben sämtlich kinderlos. Zuletzt starb auch die Frau. Wem von ihnen gehört nun die Frau bei der Auferstehung als Gattin an? Denn alle sieben haben sie ja zur Ehe gehabt." Da antwortete ihnen Jesus: "Die Leute in dieser Weltzeit freien und lassen sich freien. Die aber gewürdigt werden, jene Weltzeit zu erlangen und die Auferstehung, zu der nur eine Auswahl aus den Toten kommt, die freien nicht und lassen sich nicht freien. Sie können ja auch nicht mehr sterben: sie sind den Engeln gleich und sind Gottes Kinder Auch die Engel heißen ja im Alten Testament Kinder oder Söhne Gottes (z.B. Hiob 1,6; Ps. 89,7)., weil sie der Auferstehung Kinder sind. Daß aber die Toten auferstehen, das hat auch Mose in der Geschichte von dem Dornbusch angedeutet, wo er den Herrn den Gott Abrahams, den Gott Isaaks und den Gott Jakobs nennt 2. Mos. 3,6.. Gott ist nun aber nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen. Denn alle sind für ihn lebendig Eben weil sie auferstehen.." Da sagten einige der Schriftgelehrten Die den Pharisäern angehörten.: "Meister, du hast treffend geantwortet." Weiter aber wagten sie Die Sadduzäer. ihm keine Fragen vorzulegen. Dann fragte er sie: "Wie kann man behaupten, der Messias sei Davids Sohn? David selbst sagt ja im Psalmbuch: Der Herr hat gesagt zu meinem Herrn: Sitze du zu meiner Rechten, bis ich dir deine Feinde zu Füßen lege Ps. 110,1.. David also nennt ihn seinen Herrn, wie kann er da zugleich sein Sohn sein?" Vor den Ohren des ganzen Volkes Als die bisher anwesenden Pharisäer und Sadduzäer weggegangen waren. sprach er dann zu seinen Jüngern: "Hütet euch vor den Schriftgelehrten! Sie gehen mit Vorliebe in langen Gewändern einher, auf den Straßen lassen sie sich gern voll Ehrfurcht grüßen, in der gottesdienstlichen Versammlung wollen sie die Ehrenplätze haben, und beim Mahl sitzen sie gern obenan. Sie verschlingen der Witwen Eigentum und halten zum Schein lange Gebete. Sie wird die schlimmste Strafe treffen." Als er aufblickte, sah er, wie die Reichen ihre Gaben in den Opferstock warfen. Da sah er auch eine arme Witwe dort zwei kleine Münzen Wörtlich: Zwei Lepta (Mark. 12,42). einlegen und sprach: "Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr als alle anderen eingelegt. Denn jene haben alle aus ihrem Überfluß eine Gabe in den Gotteskasten eingelegt; sie aber hat trotz ihrer Dürftigkeit ihre ganze Habe eingelegt." Einige redeten davon, wie der Tempel mit schönen Steinen Er war von weißem Marmor gebaut. und Weihgeschenken Selbst heidnische Fürsten stifteten solche. geschmückt sei. Da sagte er: "Es werden Tage kommen, wo von dem, was ihr hier seht, kein Stein auf dem anderen bleibt; alles soll in Trümmer gehen." Sie fragten ihn: "Meister, wann geschieht denn das? Und welches Zeichen wird gegeben, wenn sich dies ereignen soll?" Er erwiderte: "Habt acht, daß ihr euch nicht irreführen laßt! Denn mancher wird kommen unter meinem Namen und behaupten: 'Ich bin (der Messias)' und: 'Die Zeit Da der Messias kommt. ist nahe.' Folgt diesen Leuten nicht! Hört ihr dann von Kriegen und von inneren Wirren, so laßt euch dadurch nicht in Schrecken bringen. Denn das muß zunächst geschehen. Aber damit ist noch nicht sofort das Ende da." Dann fuhr er fort: "Ein Volk wird sich erheben gegen das andere und ein Reich gegen das andere. Gewaltige Erdbeben werden stattfinden, hier und da werden Hungersnöte und Seuchen sein, und am Himmel wird man schreckliche Erscheinungen und große Wunderzeichen sehen. Doch ehe dies alles eintritt, wird man die Hände an euch legen und euch verfolgen: dann bringt man euch vor die Gerichte In den jüdischen Versammlungshäusern. und wirft euch ins Gefängnis, und um meines Namens willen führt man euch vor Könige und Statthalter. Das wird euch widerfahren, damit ihr von mir Zeugnis ablegt. Beherzigt nun, daß ihr nicht schon vorher an eure Verteidigung zu denken braucht. Denn ich will euch Beredsamkeit und Weisheit schenken, so daß alle eure Widersacher dagegen nichts ausrichten oder sagen können. Ihr werdet aber sogar von Eltern und Brüdern, von Blutsverwandten und Freunden (euern Feinden) überliefert werden; ja manche von euch wird man töten, und alle Welt wird euch hassen, weil ihr meinen Namen bekennt. Es soll jedoch kein Haar von euerm Haupt verlorengehen Nicht das geringste Leid trifft sie von ungefähr (Matth. 10,30).. Durch eure Standhaftigkeit gewinnt euch das Leben Das ewige Heil (vgl. Matth. 10,22).! Wenn ihr aber Jerusalem von Heeren umlagert seht, dann seid gewiß, daß die Verwüstung der Stadt ganz nahe ist. Dann sollen, die in Judäa sind, in das Gebirge fliehen; die Leute auf dem Land sollen nicht hineingehen in die Stadt Dies bezieht sich auf die Christen.. Denn dann sind die Tage der Vergeltung da 5. Mos. 32,35; Hos. 9,7; Jer. 5,29., damit alles in Erfüllung gehe, was geschrieben steht. Weh den Frauen, die Kinder erwarten, und stillenden Müttern in jenen Tagen! Denn es wird große Not im Land In Palästina. herrschen, und ein Zorngericht wird über dieses Volk Die Juden. ergehen: sie werden durch des Schwertes Schärfe fallen und gefangen weggeführt unter alle Völker Nach der Angabe des jüdischen Geschichtsschreibers Josephus sind 1100000 Juden bei der Belagerung Jerusalems umgekommen und 97000 während des ganzen Krieges in Gefangenschaft geraten.; und Heiden Nichtjuden. werden Jerusalem mit Füßen treten Indem sie dort rücksichtslos als Herren schalten (Jes. 63,18; Dan. 9,26)., bis die Zeit der Heidenvölker abgelaufen ist D.h.: bis die Zeit der vier Weltreiche zu Ende ist und Israel während des Friedensreiches Jesu als das heilige Volk des Höchsten wieder in Kanaan und Jerusalem wohnt (Dan. 7; Jes. 2,2-4; Sach. 14,8-11).. Dann Wenn die Zeit der Heidenvölker zu Ende geht, also kurz vor der herrlichen Erscheinung Jesu. wird man Wunderzeichen an Sonne, Mond und Sternen sehen, und auf Erden wird die Völker Angst ergreifen, wenn sie bei dem Tosen der Meereswogen Ps. 65,8. ratlos sind. Da sollen die Menschen vor Furcht vergehen in bangem Warten auf die Dinge, die über den Erdkreis kommen werden. Denn die Himmelskräfte werden wanken Matth. 24,29.. Und dann wird man den Menschensohn in einer Wolke kommen sehen mit großer Macht und Herrlichkeit. Wenn aber dieses Wohl hauptsächlich die Ereignisse in V.25 und 26. anfängt zu geschehen, so schaut auf und hebt das Haupt empor; denn eure Errettung naht!" Er veranschaulichte dies durch ein Gleichnis: "Seht", so sprach er, "den Feigenbaum und alle anderen Bäume an! Wenn ihr wahrnehmt, daß sie ausschlagen, so wißt ihr von selbst Ohne daß es euch jemand zu sagen braucht., daß nun der Sommer nahe ist. So sollt ihr auch, wenn ihr dies kommen seht, gewiß sein, daß Gottes Königreich nahe ist. Wahrlich, ich sage euch: Diese Weltzeit ist nicht eher zu Ende, als bis alles geschehen ist. Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nimmermehr vergehen. Seid aber auf der Hut, daß eure Herzen nicht durch Rausch und Trunkenheit und durch die Sorgen um das Irdische belastet werden; sonst überfällt euch jener Tag ganz unvermutet wie eine Schlinge. Denn er wird sicher kommen über alle, die auf der ganzen Erde wohnen. Darum wacht allezeit und betet, damit ihr jedem Widerstand zum Trotz die Kraft empfangt, zu entrinnen alledem, was kommen soll, und sicher dazustehen in der Gegenwart des Menschensohnes Vgl. Matth. 24,31; 2. Thess. 2,1: "das Versammeltwerden zum Herrn".!" Tagsüber hielt er sich im Tempel auf und lehrte dort; des Abends aber verließ er die Stadt und übernachtete auf dem sogenannten Ölberg. Frühmorgens schon kam alles Volk zu ihm in den Tempel, um ihn zu hören. VII. Jesu Todesleiden, Auferstehung und Himmelfahrt: 22 - 24. Inzwischen nahte das Fest der ungesäuerten Brote, das sogenannte Passah. Die Hohenpriester und die Schriftgelehrten überlegten, wie sie ihn aus dem Weg räumen könnten; denn sie hatten vor dem Volk Furcht Sie fürchteten, das Volk werde für Jesus eintreten; darum überlegten sie, wie sie am besten zum Ziel kommen könnten.. Da fuhr der Satan in Judas, genannt der Mann aus Kariot, der zu der Zahl der Zwölf gehörte. Der ging hin und verabredete mit den Hohenpriestern und den Hauptleuten der Tempelwache, wie er ihnen Jesus in die Hände liefern wolle. Da freuten sie sich sehr und versprachen, ihm Geld zu geben. Er nahm ihr Anerbieten an und suchte nach einer günstigen Gelegenheit, ihn ohne Aufsehen zu verraten. So kam der Tag der ungesäuerten Brote, wo man das Passahlamm opfern mußte. Da entsandte Jesus Petrus und Johannes mit dem Auftrag: "Geht und bereitet uns das Passahmahl, daß wir es essen." Sie fragten ihn: "Wo sollen wir's bereiten?" Er antwortete ihnen: "Wenn ihr jetzt in die Stadt kommt, dann wird euch ein Mann begegnen, der einen irdenen Krug mit Wasser trägt. Dem folgt in das Haus, in das er geht, und sagt dem Hausherrn: 'Der Meister läßt dich fragen: Wo ist das Zimmer, in dem ich das Passahmahl mit meinen Jüngern halten kann?' Dann wird er euch ein großes, mit Tischpolstern belegtes Oberzimmer zeigen; dort rüstet alles zu." Sie gingen hin und fanden alles so, wie er ihnen gesagt hatte, und richteten die Passahmahlzeit her. Als die Stunde kam, nahm er bei Tisch Platz und die Apostel mit ihm. Da sagte er zu ihnen: "Von Herzen habe ich mich danach gesehnt, dies Passahmahl mit euch zu halten, bevor ich leide. Denn ich sage euch: Nie werde ich es wieder mit euch halten, bis es im Königreich Gottes seine volle Erfüllung findet Das Passah fand statt zum Gedächtnis an Israels Erlösung aus Ägypten. Bei dem himmlischen Mahl im Königreich Gottes soll das Gedächtnis der vollkommenen Erlösung gefeiert werden. Dann ist Gottes Volk für immer frei geworden aus dem geistlichen Ägypten.." Nun nahm er einen Becher (den man ihm reichte) Das liegt in dem griechischen Zeitwort., sprach das Dankgebet und sagte: "Nehmt ihn Den Becher: wie es scheint, den ersten von den vier, die bei dem Passahmahl getrunken wurden. und teilt ihn unter euch! Denn ich sage euch: Ich will von dem Gewächs des Weinstocks ferner nicht mehr trinken, bis Gottes Königreich gekommen ist Jesus trinkt also nicht von dem Passahwein. Das Weintrinken bei dem Passahmahl geschah nicht nach einer gesetzlichen Anordnung, sondern nach einer späteren Sitte.." Dann nahm er ein Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und gab es ihnen mit den Worten: "Das ist mein Leib, der zu euerm Heil hingegeben werden soll In den Tod.; tut dies zu meinem Gedächtnis Tut das, was ich soeben getan habe, zur Erinnerung an mich (im Gegensatz zu der Erinnerung an die Erlösung Israels aus Ägypten, zu deren Gedächtnis das Passah gefeiert wurde).!" Ebenso nahm er nach dem Mahl auch den Kelch Dieser Kelch ist der dritte Becher Wein, der nach der eigentlichen Passahmahlzeit getrunken wurde; vorher sprach der Hausvater das Dankgebet oder den Segen darüber. und sprach: "Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut Vgl. 1. Kor. 11,25., das zu euerm Heil vergossen werden soll Die Verse 17-20 sind in den Handschriften so verschieden überliefert, daß es unmöglich ist, den ursprünglichen Wortlaut zu ermitteln.. Doch mein Verräter hat jetzt mit mir seine Hand hier auf dem Tisch Er ißt mit mir.. Der Menschensohn geht zwar zum Tod, wie es bestimmt ist Nach Gottes Ratschluß.; doch weh dem Menschen, durch den er verraten wird!" Da begannen sie, miteinander darüber zu reden, wer von ihnen es wohl sein könnte, der das tun würde. Es entstand auch unter ihnen ein Streit darüber, wer von ihnen als der Größte anzusehen sei. Da sagte Jesus zu ihnen: "Die Könige der Völker gebieten über ihre Untertanen, und die weltlichen Machthaber bekommen den Namen Wohltäter Das war ein Ehrenname der damaligen Könige, z.B. des Königs Ptolemäus III. von Ägypten und des Königs Antiochus VII. von Syrien.. Bei euch soll es nicht so sein. Im Gegenteil: der Älteste bei euch soll sich verhalten wie der Jüngste und der Gebieter wie der Diener. Denn wer gilt mehr: wer am Mahl teilnimmt, oder wer dabei bedient? Nicht wahr: wer am Mahl teilnimmt? Ich aber nehme unter euch die Stelle eines Dieners ein Liegt es nicht nahe, hier an die Fußwaschung Joh. 13 zu denken? Jesus sagt: Mein Beispiel zeigt, daß im Gegensatz zu der gewöhnlichen Meinung der Diener der Größte ist.. Ihr habt mit mir in meinen Anfechtungen ausgeharrt. Darum vermache ich euch eine Königsherrschaft, wie sie mir mein Vater bestimmt hat: ihr sollt in meinem Königreich an meiner Tafel essen und trinken; ja ihr sollt auf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels als Herrscher leiten Matth. 19,28.. Simon, Simon! Sieh, der Satan hat Macht über euch gesucht Wie einst über Hiob (Hiob 1,6-12; 2,1-7.), um euch zu sieben wie den Weizen. Ich aber habe für dich gebetet, damit dein Glaube nicht versiege. So stärke du denn, wenn du dich dereinst bekehrt hast, deine Brüder!" Petrus aber sprach zu ihm: "Herr, mit dir bin ich bereit, sogar ins Gefängnis und in den Tod zu gehen." Jesus erwiderte: "Ich sage dir, Petrus: Heute noch vor dem Hahnenschrei wirst du dreimal leugnen, daß du mich kennst." Dann fuhr er fort: "Als ich euch ohne Geldbeutel, ohne Ranzen und Schuhe aussandte, hat euch da etwas gemangelt?" Sie antworteten: "Nein." "Doch jetzt", so sprach er weiter, "beginnt die Zeit, wo jeder, der Geld im Beutel oder einen Ranzen hat, beides mit sich nehmen soll Von jetzt an müssen die Jünger in der ungastlichen Welt selbst für ihren Unterhalt sorgen.. Und wer kein Schwert hat Zum Schutz gegen feindliche Angriffe auf unsicheren Wegen bei weiten, gefährlichen Reisen., der verkaufe seinen Mantel und kaufe sich ein Schwert dafür V.36 soll die Schwierigkeiten veranschaulichen, womit die Jünger später bei der Ausrichtung ihres Berufes zu kämpfen haben werden.! Denn ich sage euch: Auch dies Schriftwort muß sich noch an mir erfüllen: Er ist unter die Verbrecher gerechnet worden Jes. 53,12. V.37 begründet V.36: Wird Jesus von der ihm feindlichen Welt zwischen zwei Verbrechern gekreuzigt, so können auch seine Jünger später auf keine freundliche Aufnahme in der Welt rechnen.. Denn was mir bestimmt ist, das vollzieht sich jetzt." Da sprachen sie: "Herr, hier sind zwei Schwerter Es handelt sich hier um große Messer, die von den Jüngern (Petrus und Johannes 22,8) wahrscheinlich bei der Schlachtung des Passahlammes im Tempel und bei seiner Zerlegung für das Mahl gebraucht worden waren. Diese Messer wurden wie unsere Schlachtmesser in einer Scheide getragen (Matth. 26,51; Joh. 18,11). - Die Jünger verstehen Jesu Worte in V.36 ganz buchstäblich.." Er erwiderte: "Genug davon Das heißt wahrscheinlich: Genug von dieser Sache; ich will nicht weiter davon reden, denn ihr versteht mich ja doch nicht.!" Dann verließ er die Stadt und begab sich, wie er oft zu tun pflegte, in der Begleitung seiner Jünger an den Ölberg. Als er dort ankam, sagte er zu ihnen: "Betet, damit ihr nicht in Versuchung fallt!" Darauf entfernte er sich von ihnen etwa einen Steinwurf weit, beugte seine Knie und betete: "Vater, wenn du willst, laß diesen Kelch an mir vorübergehen; doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!" Da erschien ihm ein Engel vom Himmel und stärkte ihn. In heißem Seelenkampf betete er dann noch ernstlicher, so daß sein Schweiß wie Tropfen dicken Blutes auf die Erde fiel Die Verse 43 und 44 fehlen zwar in den beiden ältesten Handschriften des Neuen Testaments, der Sinaitischen und der Vatikanischen; aber sie werden andererseits von den noch älteren Kirchenvätern Justin und Irenäus bezeugt.. Als er von dem Gebet aufstand und zu seinen Jüngern kam, fand er sie vor Traurigkeit in Schlaf versunken. Da sagte er zu ihnen: "Was schlaft ihr? Steht auf und betet, damit ihr nicht in Versuchung fallt!" Während er noch redete, kam plötzlich eine Schar von Leuten, und an ihrer Spitze ging einer von den Zwölfen mit Namen Judas. Der trat auf Jesus zu, um ihn zu küssen. Jesus aber sprach zu ihm: "Judas, mit einem Kuß willst du den Menschensohn verraten?" Als die Begleiter Jesu sahen, was da kommen würde, fragten sie: "Herr, sollen wir mit dem Schwert dreinschlagen?" Und einer von ihnen schlug nach des Hohenpriesters Knecht und hieb ihm das rechte Ohr ab. Jesus aber sprach: "Laß das! Nicht weiter Worte an die Jünger.!" Dann berührte er das Ohr des Knechtes und heilte ihn. Darauf sagte Jesus zu den Hohenpriestern, den Hauptleuten der Tempelwache und den Ältesten, die an ihn herangetreten waren: "Mit Schwertern und mit Knütteln seid ihr ausgezogen, als ginge es gegen einen Räuber? Ich bin doch Tag für Tag bei euch im Tempel gewesen, und da habt ihr nicht die Hände nach mir ausgestreckt. Aber dies ist eure Stunde; dies ist der Machtbereich der Finsternis." Nun ergriffen sie ihn und führten ihn weg. Sie brachten ihn in das Haus des Hohenpriesters. Petrus aber folgte von weitem. Mitten im Hof hatten die Leute ein Feuer angezündet und sich zusammengesetzt. Auch Petrus nahm unter ihnen Platz. Da sah ihn eine Magd am Feuer sitzen. Die blickte ihn scharf an und sagte: "Der hat auch zu ihm gehört!" Er aber verleugnete ihn und sprach: "Weib, ich kenne ihn nicht!" Nach einer kleinen Weile sah ihn ein anderer und sagte: "Auch du gehörst zu diesen Leuten!" Petrus aber antwortete: "Mensch, das ist nicht wahr!" Nach Verlauf von etwa einer Stunde behauptete ein anderer: "Wahrhaftig, der hat auch zu ihm gehört; er ist ja auch ein Galiläer!" Petrus aber erwiderte: "Mensch, ich verstehe nicht, was du von mir willst!" In demselben Augenblick, als er noch redete, krähte ein Hahn. Da sah sich der Herr um und blickte Petrus an Als Jesus von Hannas zu Kaiphas geführt wurde, mußte er über den Hof gehen, wo Petrus stand und sich wärmte (Joh. 18,24-25). Vielleicht mußte er auch hier im Hof eine Zeitlang stehen, ehe er vor dem Hohen Rat erschien.. Nun gedachte Petrus an das Wort des Herrn, wie er zu ihm gesagt hatte: "Heute noch vor dem Hahnenschrei wirst du mich dreimal verleugnen." Und er ging hinaus und weinte bitterlich. Die Männer aber, die Jesus zu bewachen hatten, verspotteten und schlugen ihn; sie verhüllten ihm das Angesicht und fragten ihn dann: "Zeig dich als Prophet! Sag: wer hat dich geschlagen?" Auch noch mit vielen anderen Lästerworten schmähten sie ihn. Als es Tag ward, versammelten sich die Ältesten des Volkes: die Hohenpriester und die Schriftgelehrten. Vor diesen ihren Rat führten sie Jesus und fragten ihn: "Bist du der Messias? Sag es uns!" Er erwiderte ihnen: "Wenn ich's euch auch sagte, ihr glaubtet es doch nicht; und fragte ich euch, so gäbt ihr mir keine Antwort. Von nun an aber wird der Menschensohn zur Rechten der Macht Gottes sitzen." Da fragten alle: "Du bist also Gottes Sohn Denn wer zur Rechten Jahwes sitzt, der ist auch Jahwes Sohn.?" Er antwortete ihnen: "Jawohl, ich bin's!" Da sprachen sie: "Was brauchen wir noch Zeugen zu vernehmen? Wir haben es ja selbst aus seinem Mund gehört." Nun erhob sich die ganze Versammlung und führte Jesus zu Pilatus. Dort begannen sie ihn zu verklagen. "Diesen Menschen", so sprachen sie, "haben wir entlarvt als einen Verführer unseres Volkes: er verbietet ihm, dem Kaiser Steuern zu zahlen, und gibt sich für den Messiaskönig aus." Da fragte ihn Pilatus: "Bist du der Juden König?" Er antwortete ihm: "Ja, ich bin's Wörtlich: "Du sagst es."." Darauf sprach Pilatus zu den Hohenpriestern und dem Volk: "Ich finde keine Schuld an diesem Menschen." Sie aber behaupteten noch entschiedener: "Er wiegelt das Volk in ganz Judäa mit seiner Lehre auf. In Galiläa hat er damit begonnen, und nun ist er auch hierher gekommen!" Als Pilatus das hörte, fragte er, ob der Mann aus Galiläa wäre. Wie er nun erfuhr, daß er ein Untertan des Herodes Es handelt sich um Herodes Antipas, den Mörder Johannes des Täufers. sei, schickte er ihn zu diesem, der sich damals auch in Jerusalem aufhielt. Für Herodes war es eine große Freude, Jesus zu sehen. Denn es war schon lange sein Wunsch gewesen, ihn kennenzulernen, weil er viel von ihm gehört hatte. Er hoffte auch, Jesus würde ein Wunderzeichen vor ihm tun. Er fragte ihn um vielerlei; doch Jesus gab ihm keine Antwort. Die Hohenpriester und die Schriftgelehrten waren dabei zugegen und verklagten ihn in einem fort. Herodes aber mit seiner Leibwache verlachte und verhöhnte ihn; dann schickte er ihn, mit einem prächtigen Gewand bekleidet Zum Spott auf seine Königswürde., zu Pilatus zurück. An dem Tag wurden Herodes und Pilatus Herodes fühlte sich durch die Aufmerksamkeit des Pilatus geschmeichelt. Freunde; denn vorher lebten sie in Feindschaft miteinander. Pilatus berief nun die Hohenpriester, die Mitglieder des Hohen Rates und das Volk und sprach zu ihnen: "Ihr habt mir diesen Mann vorgeführt, weil er das Volk verhetze. Nun, ihr seht, ich habe ihn in eurer Gegenwart verhört; aber ich kann an diesem Mann keine Spur der Schuld entdecken, die ihr ihm zur Last legt. Auch Herodes nicht; denn er hat ihn uns zurückgesandt. Ihr seht also: er hat kein todeswürdiges Verbrechen begangen. Darum will ich ihn geißeln lassen und dann in Freiheit setzen V.17: "Er mußte ihnen nämlich an jedem Passahfest einen Gefangenen losgeben" fehlt in manchen wichtigen Handschriften und ist als eingeschoben anzusehen.." Da schrien sie allesamt: "Weg mit diesem Menschen! Gib uns Barabbas los!" - Der lag wegen Mordes, den er bei einem Aufruhr in der Stadt begangen hatte, im Gefängnis. - Da richtete Pilatus zum zweitenmal das Wort an sie, weil er Jesus gern freigeben wollte. Sie aber riefen: "Ans Kreuz, ans Kreuz mit ihm!" Nun fragte er sie zum drittenmal: "Was hat denn dieser Mann verbrochen? Ich habe nichts Todeswürdiges an ihm entdecken können. Darum will ich ihn geißeln lassen und dann in Freiheit setzen." Sie aber bestürmten ihn mit lautem Geschrei und verlangten, er solle gekreuzigt werden. Und ihr Geschrei drang durch: Pilatus entschied zuletzt, ihr Verlangen solle erfüllt werden. So entließ er, wie sie's wünschten, den Mann, der wegen eines Aufruhrs und Mordes im Gefängnis lag; Jesus aber gab er ihrem Willen preis. Als sie ihn dann zur Richtstatt führten, trafen sie einen gewissen Simon, einen Mann aus Kyrene, der von einem Dorf zurückkam; dem legten sie das Kreuz auf seine Schulter, damit er es Jesus nachtrage. Es folgte ihm aber eine große Menge Volks, auch viele Frauen, die um ihn trauerten und klagten. Da wandte sich Jesus um zu ihnen und sprach: "Ihr Töchter von Jerusalem, weint nicht über mich; weint vielmehr über euch und über eure Kinder! Denn wißt: es kommen Tage, da man sagen wird: 'Glücklich sind die Kinderlosen: glücklich sind die Leiber, die nicht geboren, und die Brüste, die nicht genährt haben!' Dann wird man zu den Bergen sagen: 'Fallt über uns!' und zu den Hügeln: 'Begrabt uns Hos. 10,8; Offb. 6,16. Berge und Hügel sollen sie durch einen schnellen Tod dem schrecklichen Gericht entziehen.!' Denn wenn das grüne Holz schon so behandelt wird, was wird da erst dem dürren widerfahren Wenn sie so mit dem unschuldigen Jesus umgehen, was wird da über sie selbst wegen ihrer Gottlosigkeit hereinbrechen? (Vgl. Hes. 21,3).?" Es wurden auch noch zwei Verbrecher mit ihm zur Hinrichtung geführt. Sie kamen dann an den Ort, der den Namen Schädelstätte trägt Wegen seiner Gestalt.. Dort kreuzigten sie ihn und die Verbrecher, den einen zu seiner Rechten, den anderen zu seiner Linken. Da sprach Jesus: "Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun Diese Bitte Jesu bezieht sich wohl zunächst auf die römischen Soldaten, die ihn kreuzigten; denn als Heiden kannten sie ihn nicht. Doch auch die Juden handelten in Unwissenheit (Apg. 3,17). - V.34 fehlt übrigens in verschiedenen wichtigen alten Handschriften, namentlich der Sinaitischen und der Vatikanischen; andererseits aber wird er von mehreren alten Kirchenvätern bezeugt.!" Dann verteilten sie Die römischen Soldaten, die ihn gekreuzigt hatten. seine Kleider unter sich, indem sie das Los darüber warfen. Das Volk stand dabei und schaute zu. Die Mitglieder des Hohen Rates aber verhöhnten ihn und sprachen: "Anderen hat er geholfen; er rette sich nun selbst, wenn er der Gesalbte Gottes ist, der Auserwählte!" Auch die Soldaten trieben ihren Spott mit ihm: sie traten hinzu, boten ihm Essig an Ohne ihn wirklich zu tränken. - Essig, mit Wasser gemischt, diente den Soldaten als Getränk. und sagten: "Bist du der Juden König, so hilf dir selbst!" Es stand auch über seinem Haupt eine Inschrift mit griechischen, lateinischen und hebräischen Buchstaben; die lautete: Dies ist der Juden König. Auch einer der gehenkten Verbrecher schmähte ihn: "Bist du nicht der Messias? So hilf dir selbst und uns Die Worte: "Bist du nicht der Messias?" usw. fehlen in mehreren Handschriften.!" Der andere aber wies ihn zurecht und sprach: "Hast du denn keine Furcht vor Gott Geschweige denn Reue über deine Tat.? Du leidest doch dieselbe Strafe Wie dieser Jesus, den du schmähst.. Uns trifft sie mit vollem Recht, denn wir empfangen nur den Lohn für unsere Taten. Dieser aber hat nichts Ungehöriges getan." Dann fuhr er fort: "Jesus, gedenke mein, wenn du in deiner Königsherrschaft kommst Nimm auch mich dann in dein Reich auf. - Der Schächer erwartet also, daß Jesus auferstehen wird; denn sonst könnte er ja nicht als König kommen.!" Jesus sprach zu ihm: "Wahrlich, ich sage dir: Heute noch sollst du mit mir im Paradies sein Das Paradies ist die Stätte im Totenreich, wo die Seelen der Gerechten bis zur Auferstehung weilen (vgl. "Abrahams Schoß" 16,22 und 2. Kor. 12,4).!" Es war etwa um die sechste Stunde 12 Uhr mittags.; da bedeckte Finsternis die ganze Gegend bis zu der neunten Stunde 3 Uhr nachmittags.. Die Sonne verlor ihren Schein, und der Tempelvorhang riß mitten entzwei. Da rief Jesus mit lauter Stimme: "Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist Ps. 31,6.!" Mit diesen Worten verschied er. Der Hauptmann aber, der von diesem Vorgang Zeuge war, gab Gott die Ehre mit dem Bekenntnis: "Dieser Mann ist wirklich ohne Schuld gewesen!" Und all die vielen Leute, die zu diesem Schauspiel herbeigekommen waren und sahen, was sich zutrug, schlugen sich an die Brust Zum Zeichen, daß sie nun ernster gestimmt waren und in sich gingen. und kehrten in die Stadt zurück. Alle seine Bekannten, auch Frauen, die ihn von Galiläa her begleitet hatten, standen von ferne und sahen dies mit an. Nun war im Hohen Rat ein Mitglied namens Josef, ein trefflicher, gerechter Mann, der dem Beschluß und der Handlungsweise der übrigen Hohenratsmitglieder. nicht zugestimmt hatte Bei dem Verfahren gegen Jesus.. Er war gebürtig aus der jüdischen Stadt Arimathäa und wartete auf Gottes Königreich. Der ging zu Pilatus und bat ihn um Jesu Leichnam. Dann ließ er ihn vom Kreuz herabnehmen, in feine Leinwand wickeln und in ein in Stein gehauenes Grab legen, worin noch niemand bestattet war. Es war Freitag, und der Sabbat wollte anbrechen. Die Frauen, die mit ihm aus Galiläa gekommen waren, gaben ihm das Geleit Von dem Kreuz bis zur Begräbnisstätte.. Sie besahen sich das Grab und schauten zu, wie sein Leichnam beigesetzt wurde. Dann kehrten sie in die Stadt zurück und besorgten Gewürzkräuter und Salben Am Freitag vor Beginn des Sabbats.. Am Sabbat ruhten sie nach der Gesetzesvorschrift Sie bereiteten da nichts für Jesu Begräbnis vor.. Am ersten Wochentag aber gingen sie in tiefer Morgenfrühe zum Grab und nahmen die Gewürze mit, die sie besorgt hatten. Da fanden sie den Stein von dem Grab weggewälzt; und als sie (in die Grabkammer) eintraten, fanden sie den Leichnam des Herrn Jesus nicht. Als sie darüber betroffen waren, standen auf einmal zwei Männer in leuchtenden Gewändern bei ihnen. Dieser Anblick erfüllte sie mit Furcht, und sie senkten ihren Blick zu Boden. Die Männer aber sprachen zu ihnen: "Warum sucht ihr den Lebendigen bei den Toten? Er ist nicht hier, er ist auferstanden! Denkt daran, wie er zu euch geredet hat, als er noch in Galiläa war. Da hat er von dem Menschensohn gesagt, er müsse in die Hände sündiger Menschen überliefert und gekreuzigt werden, aber am dritten Tag auferstehen 18,32f.." Da gedachten sie an seine Worte. Sie kehrten nun vom Grab in die Stadt zurück und berichteten das alles den elf Aposteln und allen übrigen. Es waren dies aber Maria aus Magdala, Johanna Die Frau Chuzas (8,3). und Maria, des Jakobus Mutter Mark. 15,40.. Sie und die anderen Frauen erzählten das den Aposteln. Denen aber erschienen diese Mitteilungen ganz märchenhaft, und sie glaubten den Frauen nicht Hier folgen, auch bei v. Soden, als V.12 die Worte: "Petrus jedoch machte sich auf und lief zum Grab; als er sich dort niederbückte und hineinschaute, sah er nichts als die leinenen Binden. Da ging er wieder nach Hause, voll Verwunderung über das, was geschehen war." (D.h.: er war erstaunt, daß Jesu Leichnam aus dem Grab verschwunden war.) Aber dieser Vers, der bei verschiedenen Zeugen fehlt, ist wahrscheinlich unecht; er ist gebildet aus Joh. 20,3-10.. An demselben Tag Dem Auferstehungssonntag. gingen zwei von den Jüngern Nicht von den Aposteln selbst. nach einem Dorf mit Namen Emmaus, das etwa anderthalb Meilen Wörtlich: 60 Stadien. Ein griechisches Stadion = 185 m; 60 Stadien sind also 11,1 km oder ungefähr 1,5 deutsche Meilen. von Jerusalem entfernt war. Sie redeten miteinander von allen diesen Begebenheiten. Während sie sich so unterhielten und miteinander besprachen, näherte sich Jesus selbst und schloß sich ihnen auf der Wanderung an. Doch ihre Augen wurden gehalten, so daß sie ihn nicht erkannten. Da sprach er zu ihnen: "Worüber redet ihr denn so eifrig miteinander auf euerm Weg?" Bei diesen Worten blieben sie mürrisch stehen Sie sind unmutig, daß sie ein Fremder in ihrer Unterhaltung stört.. Dann fragte ihn der eine von ihnen mit Namen Kleopas Kleopas ist verkürzt aus dem griechischen Namen Kleopatros, der hebräisch Klopas heißt (Joh. 19,25). Nach der Überlieferung der Kirche von Jerusalem war Klopas ein Bruder Josefs, des Mannes der Maria. Des Klopas Sohn Simeon, der nach uralter Annahme der andere Emmausjünger gewesen ist, wurde nach dem Tod seines Vetters Jakobus, des Bruders Jesu, der zweite Bischof von Jerusalem und starb im Alter von 120 Jahren als Märtyrer unter dem Kaiser Trajan.: "Bist du denn der einzige Fremdling Kleopas hält Jesus für einen der vielen fremden jüdischen Festpilger, die sich damals in Jerusalem aufhielten. in Jerusalem, der nichts von dem erfahren hat, was in diesen Tagen dort geschehen ist?" Er sprach zu ihnen: "Was denn?" Da antworteten sie ihm: "Das, was sich ereignet hat mit Jesus von Nazaret. Der war ein Prophet, mächtig in Werk und Wort vor Gott und allem Volk. Den haben unsere Hohenpriester und Obersten zur Todesstrafe ausgeliefert und kreuzigen lassen. Wir aber hatten gehofft, er wäre Israels Befreier Von der Römerherrschaft, um dann ein mächtiges irdisches Messiasreich zu gründen.. Doch leider ist bei alledem heute schon der dritte Tag, seit dies geschehen ist. Dazu haben uns noch einige Frauen aus unserem Kreis bestürzt gemacht. Die sind heute in der Frühe bei dem Grab gewesen und haben seinen Leichnam nicht gefunden. Bei ihrer Rückkehr haben sie dann erzählt, es seien ihnen Engel erschienen, die hätten gesagt, er lebe. Daraufhin sind einige von den Unseren zum Grab gegangen und haben es so gefunden, wie die Frauen berichtet hatten; ihn selbst aber haben sie nicht gesehen." Da sprach er zu ihnen: "Wie seid ihr doch so unverständig, und wie ist euer Herz so träge, allen Worten der Propheten zu glauben! Mußte denn der Messias nicht so leiden und dann in seine Herrlichkeit eingehen?" Nun fing er bei Mose an, ging dann zu den Propheten über und legte ihnen aus, was sich in allen Schriften auf ihn bezog. So kamen sie dem Dorf nahe, wohin sie wanderten. Da tat er so, als ob er weitergehen wolle. Aber sie baten ihn dringend: "Kehre doch bei uns ein Kleopas und sein Begleiter wohnten also in Emmaus.! Denn es geht zum Abend, und der Tag hat sich schon geneigt Die Sonne neigt sich schon, wenn sie um 12 Uhr mittags ihren Höchststand erreicht hat (Bornhäuser: Zeiten und Stunden in der Leidens- und Auferstehungsgeschichte, S.52).." Da trat er in das Haus, um bei ihnen zu bleiben. Als er dann mit ihnen zu Tisch war, nahm er das Brot, sprach den Lobpreis darüber Gemeint ist das Dankgebet des Hausvaters vor der Mahlzeit., brach es und gab es ihnen. Da wurden ihnen die Augen geöffnet, und sie erkannten ihn. Doch er verschwand vor ihnen. Da sprachen sie zueinander: "Brannte nicht unser Herz in uns Vor freudiger Ahnung., als er unterwegs mit uns redete und uns den Sinn der Schriften erschloß?" Nun erhoben sie sich vom Mahl und kehrten noch in derselben Stunde nach Jerusalem zurück. Dort fanden sie die Elf mit den anderen Jüngern versammelt. Die verkündigten ihnen: "Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und Simon erschienen 1. Kor. 15,5.!" Da erzählten sie auch, was sie auf ihrer Wanderung erlebt hatten, und wie er von ihnen bei dem Brechen des Brotes erkannt worden sei. Während sie sich so unterhielten, trat er selbst in ihre Mitte Hier folgen in einigen Handschriften noch die Worte: "und sprach zu ihnen: Friede sei mit euch!". Da gerieten sie in Angst und Furcht; denn sie meinten, einen Geist zu sehen. Doch er sprach zu ihnen: "Was seid ihr so erschrocken, und warum steigen solche Gedanken in euern Herzen auf? Seht meine Hände und Füße an - ich bin's ja selbst! Fühlt mich nur an, wie ihr's an mir wahrnehmt Hier wird in einigen Handschriften als V.40 noch hinzugefügt: "Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und Füße."." Als sie aber vor freudiger Überraschung immer noch nicht glaubten und verwundert waren, fragte er sie: "Habt ihr hier etwas zu essen?" Da reichten sie ihm ein Stück von einem gebratenen Fisch. Das nahm er und aß es vor ihren Augen. Dann sprach er zu ihnen: "Dies ist's, was ich zu euch geredet habe, als ich noch bei euch war D.h.: Jetzt erfüllen sich durch meine Auferstehung meine früheren Worte. - Die Worte in V.44 brauchen sich übrigens an das Vorige zeitlich nicht unmittelbar anzuschließen. Es wird darin ein kurzer Rückblick auf frühere Reden Jesu gegeben.. Da sagte ich euch, es müsse alles in Erfüllung gehen, was im Gesetz Moses, in den Propheten und den Psalmen D.h. im ganzen Alten Testament. von mir geschrieben steht. Nun öffnete er ihnen den Sinn für das Verständnis der Schriften. Hierauf fuhr er fort: "So steht geschrieben: Der Messias muß leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen, und in seinem Namen sollen alle Völker aufgefordert werden, ihren Sinn zu ändern, damit sie Vergebung der Sünden empfangen. In Jerusalem beginnend sollt ihr hiervon Von Jesu Leiden und Auferstehung. Zeugnis geben Ich verbinde die Schlußworte in V.47: [arxamenoi apo Ierousaleem] mit V.48.. Und ich will auf euch niedersenden, was euch mein Vater verheißen hat. Ihr aber bleibt hier in der Stadt, bis ihr aus der Höhe mit Kraft gekleidet seid Durch die Sendung des Heiligen Geistes.!" Dann führte er sie hinaus bis dahin, wo es nach Bethanien geht D.h.: er führte sie zum Ölberg hinauf bis zu der Stelle, wo der Weg nach Bethanien abbog.. Da hob er seine Hände auf und segnete sie. Und während er sie segnete, schied er von ihnen Die Worte "und ward emporgehoben in den Himmel" fehlen bei den ältesten abendländischen Zeugen.. Sie aber kehrten hocherfreut nach Jerusalem zurück In der Sinaitischen und der Vatikanischen Handschrift lauten die Worte in V.52: "Sie aber beteten ihn an und kehrten hocherfreut nach Jerusalem zurück.". Dort waren sie beständig im Tempel Zu den vorgeschriebenen Gebetsstunden. Diese waren 1. zur Zeit des Morgenopfers, 2. zur Zeit des Abendopfers (gegen 3 Uhr nachmittags), 3. zur Zeit des Sonnenuntergangs. und lobten Gott.
Die Frohe Botschaft nach Johannes I. Vorwort: 1,1-18. Im Anfang (aller Dinge) war bereits das Wort Denn es ist vorzeitig und ewig (vgl. Joh. 8,58; 17,5). - Nur Johannes nennt den Sohn Gottes das Wort, und zwar nicht allein im Eingang seines Evangeliums, sondern auch 1. Joh. 1,1 und Offb. 19,13. Wie das Wort das Innere des Redenden offenbart, so offenbart auch der Sohn als das Wort das innere Wesen Gottes; er macht nicht nur Gottes Gnade kund (Joh. 1,14.16.17), sondern auch Gottes Zorn (Offb. 19,15). - Johannes nennt den Sohn das Wort nach Anleitung des Alten Testaments. Dort wird Gottes Wort vielfach als Gottes Offenbarer bezeichnet, und diesem Wort wird auch, ähnlich wie es Johannes hier im Eingang seines Evangeliums in V.3 und 4 tut, eine schöpferische und eine erleuchtende Tätigkeit zugeschrieben (z.B. Ps. 33,6; 119105); ja es wird von dem Wort Gottes und ebenso von der Weisheit Gottes (Spr. Kap. 8 und 9) wie von einer Person geredet (z.B. Ps. 107,20; 147,15; Jes. 55,10-11).; das Wort war eng vereint mit Gott Von dieser innigen Gemeinschaft des Wortes mit Gott redet Jesus z.B. Joh. 6,46; 17,24., ja göttliches Wesen hatte das Wort Vgl. Joh. 20,28f.. Dies war im Anfang eng vereint mit Gott. Alle Dinge sind durch das Wort erschaffen Vgl. 1. Kor. 8,6; Kol. 1,16; Hebr. 1,2., und nichts ist ohne seine Wirksamkeit geworden. Die ganze Schöpfung ist erfüllt mit seinem Leben Wörtlich: "Was geworden ist, ist in ihm Leben" (ich lese: [ho gegonen, en autoo dsooee estin]). Wie die ganze Schöpfung durch das Wort ins Dasein getreten ist, so wird sie auch durch das in ihr wirkende Leben des Wortes im Dasein erhalten (vgl. Kol. 1,17b; Hebr. 1,3b)., und dieses Leben Im Wort ruhende und auf alle Geschöpfe überströmende Leben. war das Licht der Menschen Das in dem Wort beschlossene Leben wirkte für die Menschen nicht nur schöpferisch und erhaltend, sondern auch erleuchtend. Denn es gab und erhielt den Menschen nicht nur das Dasein, sondern es schenkte ihnen auch das Licht der wahren Gotteserkenntnis (Joh. 17,2-3). Schon vor seiner Fleischwerdung brachte das Wort durch das in ihm vorhandene Leben den Menschen, und zwar den Juden wie den Heiden, das Licht der Erkenntnis Gottes (Joh. 8,12).. Das Licht Das dann durch die Fleischwerdung des Wortes offenbar und wirksam geworden ist. scheint (auch noch immer) in der Finsternis Der in Sünde und Elend versunkenen Welt., denn von der Finsternis ist es nicht überwunden Wie ist es denn nun aber zu dem Scheinen des Lichtes in der Finsternis dieser Welt gekommen? Darauf antworten V.6-8.. Ein Mann trat auf, von Gott gesandt Also ein Prophet., sein Name war Johannes Johannes der Täufer sollte das Scheinen des Lichtes in der Welt durch seine Wirksamkeit vorbereiten.. Der kam, um Zeugnis abzulegen: er sollte zeugen von dem Licht Das in Jesus Christus erschienen war., damit sie alle durch ihn Johannes. zum Glauben kämen Zu dem Glauben, daß das Licht in Jesus Christus erschienen sei.. Er war nicht selbst das Licht; er hatte nur den Auftrag zu zeugen von dem Licht. Das wahre Licht, das da erleuchtet jeden Menschen Der sein Herz den Strahlen dieses Lichtes öffnet., war Er, der kommen sollte in die Welt Mit Weizsäcker fasse ich [erchomenon] wegen des [auton] in V.10-12 maskulinisch (vgl. 11,27; 18,37b; auch Matth. 11,3; Luk. 7,19).. Er war (schon) in der Welt Als Johannes der Täufer auftrat., und durch ihn ist die Welt geworden Um so mehr hätte die Welt ihn erkennen müssen, weil ja das Geschöpf in einer innigen Beziehung zu seinem Schöpfer steht., und dennoch hat die Welt Die von Gott durch die Sünde entfremdete und ihm feindlich gesinnte Menschenwelt. ihn nicht erkannt. Er kam in sein Eigentum Gemeint ist das Volk des Alten Bundes, das als Gottes Eigentum (2. Mos. 19,5; 5. Mos. 7,6) auch das Eigentum seines ewigen Wortes, des verheißenen Messias, ist., die Seinen Die Juden. aber nahmen ihn nicht auf Israels Verschuldung war deshalb noch schwerer als die der übrigen Menschheit, weil es das Wort Gottes, seinen verheißenen Messias, dem es als Eigentum angehörte, gerade willig und empfänglich hätte aufnehmen müssen.. Doch allen, die ihn aufgenommen haben Zunächst in Israel, dann aber auch in der übrigen Menschheit., und die nun gläubig sind an seinen Namen, hat er verliehen dies Vorrecht, daß sie Gottes Kinder werden. Nicht aus Geblüt der Menschen, auch nicht aus Fleischestrieb und Manneswillen, vielmehr durch Gottes Wirksamkeit ward er gezeugt Ich folge hier einer sehr alten, schon bei Irenäus und Tertullian vorkommenden Lesart. Das einfache [egenneethee] hat übrigens im Text vom 2. bis zum 4. Jahrhundert im Abendland geherrscht und hat auch in alten Urkunden des Morgenlandes deutliche Spuren hinterlassen (Th. Zahn). Johannes bekennt sich hier nachdrücklich zu dem Wunder der jungfräulichen Empfängnis und Geburt Jesu, die Matthäus und Lukas näher berichten.. So ist D.h. durch die übernatürliche göttliche Erzeugung. das Wort einst Fleisch Wahrhaftiger Mensch. geworden Vgl. 1. Joh. 4,2; 2. Joh. 7; 1. Tim. 3,16. und hat für eine Weile unter uns gewohnt Durch die Fleischwerdung des ewigen Wortes wurde die Verheißung von dem Wohnen Gottes unter seinem Volk (2. Mos. 25,8; 29,45; Hes. 37,27) in höherer Weise erfüllt.. Wir Zunächst Johannes und seine Mitapostel. haben seine Herrlichkeit geschaut Hier ist daran zu denken, wie sich Gottes Herrlichkeit einst schon in der Stiftshütte und im Tempel geoffenbart hat (2. Mos. 40,34f.; 1. Kön. 8,10f.)., ja eine Herrlichkeit, wie sie ein einziger Sohn empfängt von seinem Vater Wie ein Vater seinem einzigen Sohn alles mitteilt, was er hat: so hat Gott in dem fleischgewordenen Wort seine volle Herrlichkeit kundgetan.: voller Gnade und Wahrheit D.h.: das fleischgewordene Wort, dessen Herrlichkeit die Jünger schauten, trug die Fülle der göttlichen Gnade und Wahrheit in sich.. Johannes zeugt von ihm Dem fleischgewordenen Wort. und ruft Das Zeugnis des Täufers wird als noch forttönend vergegenwärtigt.: "Ihn habe ich gemeint, als ich einst sagte: 'Der nach mir kommt, ist mir voraus; denn er war eher da als ich Weil das fleischgewordene Wort wegen seines ewigen Daseins Johannes dem Täufer zeitlich voraus ist, darum ist es ihm auch dem Rang und der Bedeutung nach voraus..'" Aus Das Zeugnis des Johannes in V.15 enthält die volle Wahrheit; denn "aus seiner Fülle haben wir ja alle" usw. seiner Fülle Aus dem, wovon er voll war, V.14 Schluß. haben wir ja alle Alle Gläubigen. empfangen Gnade um Gnade Gnade in fortlaufender Wechselfolge, so daß immer wieder neue Gnade an die Stelle der vorher empfangenen trat.. Denn das Gesetz ward dargereicht durch Mose; die Gnade und die Wahrheit, sie sind gebracht durch Jesus Christus. Kein Mensch hat jemals Gott gesehen Auch Mose nicht. Hier ist die Rede von dem unmittelbaren Anschauen der wesenhaften Herrlichkeit Gottes.. Der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß zurückgekehrt Und zwar durch die Himmelfahrt., der hat ihn offenbart. II. Johannes des Täufers Zeugnis und Jesu erste Jünger: 1,19-51. Dies ist das Schon in V.7 und 15 erwähnte. Zeugnis, das Johannes ablegte, als die Juden D.h. der Hohe Rat, der das Aufsichtsrecht über öffentliche Lehrer ausübte. eine Abordnung von Priestern und Leviten Also amtliche Vertreter des Hohen Rates. aus Jerusalem zu ihm sandten, um ihn zu fragen, wer er sei Ob er, weil er taufte und auf das nahe Gottesreich hinwies, vielleicht selbst der Messias sei.. Da legte er ein unumwundenes Bekenntnis ab; er erklärte: "Ich bin nicht der Messias." Sie fragten ihn weiter: "Was bist du denn Wenn du nicht der Messias bist.? Bist du Elia Vgl. Mal. 3,23.?" Er sprach: "Ich bin es nicht." "Bist du der (verheißene) Prophet Von dem Mose 5. Mos. 18,15 geweissagt hat. Es scheint, daß diese Stelle bei den Juden nicht allgemein auf den Messias selbst gedeutet wurde.?" Er antwortete: "Nein." Da sagten sie zu ihm: "Wer bist du denn? Wir müssen doch denen, die uns gesandt haben, eine Antwort bringen. Wofür gibst du selbst dich aus?" Er erwiderte: "Ich bin eine Stimme, die in der Wüste ruft: 'Ebnet dem Herrn dem Weg!' wie der Prophet Jesaja gesagt hat Jes. 40,3.." Die Abgesandten aber gehörten zu den Pharisäern. Und sie fragten ihn weiter: "Warum taufst du denn, wenn du weder der Messias bist noch Elia noch der (verheißene) Prophet?" Johannes erwiderte ihnen: "Ich taufe nur mit Wasser; doch mitten unter euch steht der, den ihr nicht kennt: das ist der Mann, der nach mir kommt, und dessen Schuhriemen aufzulösen ich nicht würdig bin." Dies geschah in Bethanien Dieser sonst unbekannte Ort in Peräa ist verschieden von dem bekannten Bethanien am Ölberg. jenseits des Jordans, wo Johannes taufte. Tags darauf Nach dem in V.19-28 Erzählten. sah er Jesus auf sich zukommen. Da sprach er Wahrscheinlich zu seinen Jüngern, die ihn umgaben.: "Seht, dies ist Gottes Lamm, das die Sünde der Welt hinwegnimmt Hier ist an das Passahlamm zu denken, durch dessen Blut die Israeliten in Ägypten vor der göttlichen Plage verschont blieben. Während das Blut des Passahlammes die Sünde je eines Hauses bedecken sollte, tilgt das Blut des Lammes, das Gott schon vor Grundlegung der Welt ausersehen hat (1. Petr. 1,20), die Sünde der ganzen Menschheit.! Dieser ist es, von dem ich einst gesagt habe: 'Nach mir kommt ein Mann, der mir voraus ist; denn er war eher da als ich.' Auch ich habe ihn anfangs nicht gekannt Als den verheißenen Messias.; damit er aber für Israel offenbar werde, deshalb bin ich aufgetreten mit der Wassertaufe." Johannes legte noch dies Zeugnis ab: "Ich habe gesehen, daß der Geist wie eine Taube aus dem Himmel herniederschwebte, und er blieb auf ihm. Aber ich kannte ihn damals noch nicht. Doch er, der mich gesandt hat, um mit Wasser zu taufen, der sprach zu mir: 'Der Mann, auf den du den Geist herniederschweben siehst, so daß er auf ihm bleibt, der ist der Täufer mit dem Heiligen Geist.' Das habe ich gesehen Nämlich den Heiligen Geist auf ihn herabkommen., und nun ist mein Zeugnis: 'Dieser ist Gottes Sohn.'" Tags darauf stand Johannes wieder da mit Zweien seiner Jünger. Da sah er Jesus vorübergehen und sprach: "Seht, dies ist Gottes Lamm!" Die beiden Jünger hörten diese Worte Die Johannes wahrscheinlich vor einem größeren Kreis gesprochen hatte. und gingen Jesus nach Um ihn näher kennenzulernen.. Da wandte sich Jesus um, und als er sah, wie sie ihm folgten, sprach er zu ihnen: "Was wünscht ihr?" sie antworteten ihm: "Rabbi" - dies Wort bedeutet: Meister -, "wo hältst du dich auf Die beiden Jünger hielten Jesus für einen reisenden Rabbi, der in der Nähe bei einem Gastfreund wohne.?" Er erwiderte ihnen: "Kommt mit, dann werdet ihr es sehen." Sie kamen mit und sahen, wo er wohnte, und blieben den Tag über bei ihm. Das war um die zehnte Stunde 4 Uhr nachmittags. Um diese Zeit kamen die beiden Jünger zu Jesus. Der eine war Andreas (V.40), der andere ist ohne Zweifel der Apostel Johannes selbst gewesen. Darum hat sich ihm diese Stunde unauslöschlich eingeprägt.. Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer von den beiden, die Jesus auf das Wort des Johannes folgten. Der traf zuerst seinen Bruder Simon und sprach zu ihm: "Wir haben den Messias gefunden" - dies Wort bedeutet: Gesalbter -. Er führte ihn dann zu Jesus. Jesus sah ihn an und sagte: "Du bist Simon, des Johannes Sohn; du sollst Kephas heißen" - das bedeutet: Fels -. Tags darauf wollte Jesus nach Galiläa ziehen. Da traf er Philippus und sprach zu ihm: "Folge mir!" Philippus stammte aus Bethsaida, dem Heimatort des Andreas und Petrus. Philippus traf Nathanael D.h. Gott hat gegeben (= Theodor). und sprach zu ihm: "Ihn, von dem Mose im Gesetz Man denke namentlich an 5. Mos. 18,15. geschrieben und von dem die Propheten geredet, ihn haben wir gefunden. Es ist Jesus, Josefs Sohn, ein Mann aus Nazareth." Nathanael sprach zu ihm: "Kann aus Nazaret etwas Gutes kommen Nazaret stand wahrscheinlich in üblem Ruf.?" Philippus antwortete ihm: "Komm mit und überzeuge dich!" Als Jesus sah, wie Nathanael auf ihn zukam, sagte er von ihm Nämlich zu seinen Gefährten und so, daß Nathanael ihn hörte.: "Seht, das ist wirklich ein Israelit, in dem keine Unaufrichtigkeit ist!" Nathanael sprach zu ihm: "Woher kennst du mich?" Jesus antwortete ihm: "Noch ehe dich Philippus herrief, sah ich dich, wie du unter dem Feigenbaum warst Nathanael sollte erkennen, daß Jesus, der ihn auf übernatürliche Weise unter dem Feigenbaum gesehen, auch um seinen Herzenszustand wisse.." Nathanael erwiderte ihm: "Meister, du bist Gottes Sohn, du bist der König Israels "Sohn Gottes" und "König Israels" sind hier zwei Bezeichnungen des Messias.!" Jesus entgegnete ihm: "Glaubst du, weil ich dir gesagt habe, daß ich dich unter dem Feigenbaum gesehen? Du sollst noch Größeres erleben als dies." Dann fuhr er fort Indem er sich an alle seine Begleiter wandte.: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr sollt den Himmel offen sehen und die Engel Gottes hinauffahren und herabsteigen über dem Menschensohn 1. Mos. 28,12. Jesus will mit diesen Worten sagen, daß seine Jünger sehen sollen, wie er unablässig im innigsten Verkehr mit Gott steht.." III. Jesu Wirksamkeit in Galiläa, Judäa und Samaria: 2,1-4,54. Zwei Tage später fand eine Hochzeit statt zu Kana in Galiläa Kana lag etwa 5 km nordwestlich von Nazaret. Nathanael war dorther gebürtig (21,2).. Die Mutter Jesu war dabei zugegen, und auch Jesus wurde mit seinen Jüngern zu der Hochzeit eingeladen. Als es an Wein mangelte, sprach die Mutter Jesu zu ihm: "Sie Die Angehörigen des Bräutigams, die die Hochzeit ausrichteten. haben keinen Wein mehr." Jesus antwortete ihr: "Was willst du von mir Die Anrede, "Weib, Frau ([gynai])" ist im Deutschen nicht gebräuchlich und fällt deshalb am besten weg, ebenso wie die Anrede "Männer" in [andres atheenaioi] (Apg. 17,22); vgl. auch Apg. 2,14.22.? Noch ist meine Stunde Helfend einzutreten. nicht gekommen." Seine Mutter sprach zu den Dienern: "Was er euch sagt, das tut!" Nun standen dort sechs steinerne Wasserkrüge, die nach jüdischer Sitte zur Reinigung Der Hände und der Gefäße. bestimmt waren, und von denen jeder zwei oder drei Maß Wörtlich: Metreten. Der attische Metretes enthielt über 39 Liter. fassen konnte. Jesus befahl den Dienern: "Füllt die Krüge mit Wasser!" Sie füllten sie bis zum Rand. Dann sprach er weiter: "Schöpft jetzt etwas aus und bringt es dem Tafelmeister Dieser hatte die Sorge für die Ausrichtung des ganzen Mahles und war auch der Vorkoster der Speisen und Getränke.!" Sie brachten's ihm. Als aber der Tafelmeister das nun in Wein verwandelte Wasser kostete, ohne zu wissen, woher es kam Er war also beim Schöpfen nicht zugegen. - nur die Diener, die das Wasser geschöpft hatten, wußten davon -, da ließ der Tafelmeister den Bräutigam rufen und sprach zu ihm: "Jeder setzt seinen Gästen zuerst den guten Wein vor, und erst dann, wenn sie berauscht sind So daß sie die Güte des Weins nicht mehr würdigen können., gibt er den minderwertigen. Du hast den guten Wein bis jetzt zurückbehalten Der Tafelmeister gibt seiner Überraschung durch ein leichtes Scherzwort Ausdruck.." So tat Jesus zu Kana in Galiläa sein erstes Wunderzeichen. Dadurch offenbarte er seine Herrlichkeit, und seine Jünger wurden gläubig an ihn. Dann ging er mit seiner Mutter, seinen Brüdern und seinen Jüngern nach Kapernaum hinab. Dort blieben sie aber nur einige Tage. Denn weil das Passahfest der Juden Wohl im Jahr 27 n.Chr. - Sonst werden noch Feste erwähnt: 5,1; 6,4; 7,2; 10,22; 12,1. nahe war, zog Jesus hinauf nach Jerusalem. Dort fand er im Tempel außer den Geldwechslern auch die Händler sitzen, die Ochsen, Schafe und Tauben verkauften Vgl. Matth. 21,12.. Da flocht er aus Stricken eine Geißel und trieb alle - Schafe und Ochsen - zum Tempel hinaus. Das Geld der Wechsler schüttete er auf den Boden, und ihre Tische stieß er um. Den Taubenverkäufern gebot er: "Tragt dies alles weg und macht nicht meines Vaters Haus zu einem Krämerhaus!" Da dachten seine Jünger an das Schriftwort: Der Eifer für dein Haus wird mich verzehren Ps. 69,10.. Die Juden Gemeint sind ebenso wie in 1,19 die Mitglieder des Hohen Rates. aber fragten ihn: "Was für ein Wunderzeichen läßt du uns sehen, um zu beweisen, daß du so handeln darfst?" Jesus antwortete ihnen: "Reißt diesen Tempel nieder, dann will ich ihn in drei Tagen wiederbauen!" Da sprachen die Juden: "Dieser Tempel ist in sechsundvierzig Jahren erbaut worden Herodes d. Gr. begann den Neubau des Serubabelschen Tempels im Winter des Jahres 20/19 v.Chr.; 2,20 führt uns also, wenn das laufende Baujahr mitgerechnet wird, in das Jahr 27 n.Chr., und du willst ihn in drei Tagen aufbauen?" Er aber meinte den Tempel seines Leibes. Als er von den Toten auferstanden war, erinnerten sich seine Jünger dieser Worte, und sie glaubten nun der Schrift und der Belehrung, die ihnen Jesus gegeben hatte. Während er nun an den Tagen des Passahfestes in Jerusalem verweilte, wurden viele an seinen Namen gläubig D.h.: sie erkannten ihn als Messias an., weil sie die Wunderzeichen sahen, die er tat. Jesus aber vertraute sich ihnen nicht an Er sammelte hier keinen Jüngerkreis, dem er innerlich nahetrat.; denn er kannte alle Er wußte, wie es um ihre innere Gesinnung stand. und hatte nicht nötig, daß ihm einer über den Menschen, mit dem er jedesmal zu tun hatte, näheren Aufschluß gab. Denn er kannte selbst den Herzenszustand eines jeden Menschen Schon 1,43.48 offenbart er sich als den Herzenskündiger.. Unter den Pharisäern war ein Mann, mit Namen Nikodemus, ein Mitglied des jüdischen Hohen Rates. Der kam bei Nacht zu Jesus und sprach zu ihm: "Meister, wir wissen, daß du ein von Gott gesandter Lehrer bist. Denn niemand kann die Wunderzeichen tun, die du vollbringst, wenn Gott nicht mit ihm ist." Jesus antwortete ihm: "Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wer nicht von oben her D.h. vom Himmel her oder: von Gott. Dies bedeutet das griechische Wort auch 3,31. geboren wird, der kann Gottes Königreich nicht sehen." Nikodemus sprach zu ihm: "Wie kann jemand in seinem hohen Alter geboren werden? Kann er denn zum zweitenmal in seiner Mutter Schoß gehen und dann geboren werden?" Jesus erwiderte: "Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wer nicht aus Wasser und Geist geboren wird Hinweis auf die Taufe (Tit. 3,5; Apg. 22,16)., der kann in Gottes Königreich nicht eingehen. Das aus dem Fleisch Geborene ist Fleisch, das aus dem Geist Geborene ist Geist Die leibliche Geburt kann nur das leiblich-sinnliche Leben erzeugen, das neue geistliche Wesen dagegen muß durch eine von dem Heiligen Geist bewirkte Geburt erzeugt werden.. Sei nicht erstaunt darüber, daß ich dir gesagt habe: ihr müßt von oben her geboren werden. Der Wind weht, wo er will; du hörst zwar sein Brausen; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht. Ebenso verhält sich's auch mit jedem, der aus dem Geist geboren ist Auch der Geist wirkt, wo er will (1. Kor. 12,11), und seine Gegenwart offenbart sich (1. Kor. 12,7ff.); aber Ursprung und Ziel seiner Wirkung nimmt der Mensch nicht wahr (Pred. 11,5).." Nikodemus entgegnete ihm: "Wie ist dies alles möglich?" Jesus antwortete ihm: "Du bist ein so bekannter Lehrer Israels und weißt das nicht? Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wir reden, was wir wissen, und bezeugen, was wir gesehen haben Jesus redet hier in der Mehrzahl, wahrscheinlich, weil er sein Zeugnis mit dem des Täufers zusammenfaßt.; trotzdem nehmt ihr unser Zeugnis nicht an. Glaubt ihr nicht einmal, wenn ich von den irdischen Dingen zu euch geredet habe, wie werdet ihr da glauben, wenn ich erst von den himmlischen Dingen zu euch rede Vgl. Weish. 9,16. - Die irdischen Dinge sind wohl das, was auf Erden mit den Menschen vorgeht; dazu gehört auch die Neugeburt, von der Jesus zu Nikodemus geredet hat. Die himmlischen Dinge sind dann das, was im Himmel vorgeht (man denke an Christi himmlisches Hohepriestertum: Hebr. 5,9-11; 8,1-2) und was die Geheimnisse des göttlichen Wesens und Ratschlusses betrifft, wovon Jesus in V.14 und 15 dem Nikodemus eine Andeutung gibt.? Niemand aber ist im Himmel heimisch Wörtlich: "ist in den Himmel emporgestiegen" und somit im Himmel gewesen, und dort heimisch. als allein der Menschensohn, der aus dem Himmel herabgekommen ist. Und wie einst Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat 4. Mos. 21,6-9., ebenso muß auch der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben habe." Denn so sehr hat Gott die Welt Diese ganze von ihm abgefallene und ihm feindlich gesinnte Menschheit. geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gegeben hat, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengehe, sondern das ewige Leben habe. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, um die Welt zu richten, sondern damit die Welt durch ihn errettet werde Vom Verderben.. Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet Über den ist schon die richterliche Entscheidung gefällt., weil er nicht gläubig ist an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes. Darin aber vollzieht sich das Gericht, daß das Licht in die Welt gekommen ist und die Menschen trotzdem die Finsternis dem Licht vorgezogen haben. Das taten sie, weil ihre Werke böse waren. Denn jeder Übeltäter haßt das Licht und kommt nicht an das Licht, aus Furcht, daß seine Werke aufgedeckt und verurteilt werden. Wer aber die Wahrheit tut 1. Joh. 1,6., der kommt ans Licht, damit seine Werke offenbar werden; denn Grund, warum er an das Licht kommt. sie sind in Gott In Gottes Sinn und Kraft. getan Der Abschnitt V.16-21 gehört wohl nicht mehr zu der Rede Jesu an Nikodemus, sondern er ist vielleicht richtiger als eine Betrachtung des Evangelisten im Anschluß an Jesu Worte in V.15 anzusehen.. Darauf begab sich Jesus mit seinen Jüngern in die Landschaft Judäa Er ging aus der Hauptstadt Jerusalem dem Jordan zu.. Dort blieb er mit ihnen eine Zeitlang und taufte. Aber auch Johannes taufte damals in Ainon nahe bei Salim Die Lage dieser beiden Orte läßt sich nicht sicher bestimmen., weil dort viel Wasser war; und die Leute kamen zu ihm und ließen sich taufen. Denn Johannes war noch nicht ins Gefängnis geworfen Diese Worte scheint der Evangelist im Hinblick auf Matth. 4,12-17; Mark. 1,14 geschrieben zu haben; denn nach diesem älteren Bericht konnte es scheinen, als sei Jesus erst nach der Gefangennahme des Täufers aufgetreten.. Einst stritten die Jünger des Johannes mit einem Juden über die Frage der Reinigung Die Streitfrage war jedenfalls, was eine höhere Reinigung bewirke: die Taufe des Johannes oder die Taufe Jesu.. Da kamen sie zu Johannes und sagten ihm: "Meister, der Mann, der jenseits des Jordans bei dir war, und für den du Zeugnis abgelegt hast, der tauft jetzt auch, und alle kommen zu ihm Die Johannesjünger sind neidisch auf die Erfolge Jesu.." Da antwortete Johannes: "Kein Mensch kann etwas nehmen, wenn es ihm nicht vom Himmel her gegeben ist Dieser allgemeine Satz, daß jeder Erfolg von Gott komme, soll sich nach dem Zusammenhang nur auf Jesus beziehen.. Ihr selbst könnt mir bezeugen, daß ich gesagt habe: 'Ich bin nicht der Messias, ich bin nur sein Wegbereiter.' Wer die Braut hat, ist der Bräutigam. Der Freund des Bräutigams aber, der bei ihm steht und auf seine Worte lauscht, ist voller Freude über des Bräutigams Glück Jesus ist der Bräutigam; die Volksgemeinde Israel ist die Braut, mit der Jesus bei der Aufrichtung des Messiasreiches seine Hochzeit feiern will. Hier liegt das alttestamentliche Bild von der Ehe Gottes mit seinem auserwählten Volk zugrunde. Johannes der Täufer ist der Freund des Bräutigams, der für diesen um die Braut geworben hat, indem er das Volk durch seine Wirksamkeit auf den Eingang in das Messiasreich bereiten wollte.. Solche Freude wird mir jetzt im vollen Maß zuteil So stellt sich Johannes in den schärfsten Gegensatz zu den neidischen Regungen seiner Jünger.. Er muß wachsen An Wirksamkeit und Einfluß., ich muß kleiner werden." Er, der von oben Vom Himmel her. kommt, ist allen Allen anderen Gesandten Gottes, mithin auch dem Täufer. überlegen. Wer von der Erde stammt, gehört (nach seiner ganzen Art) der Erde an, und auch alles, was er redet, geht von der Erde aus Es ist also irdisch bedingt und menschlich beschränkt. Dies gilt von allen Propheten des Alten Bundes, auch von Johannes dem Täufer; denn die Propheten brachten die göttliche Offenbarung in irdisch-menschlicher Beschränkung.. Wer aus dem Himmel kommt, der zeugt von dem, was er gesehen und gehört hat. Doch niemand nimmt sein Zeugnis an Vgl. 1,11; 3,11.. Wer aber sein Zeugnis annimmt, der bestätigt damit feierlich, daß Gott wahrhaftig ist D.h. daß Gott in Christus die Fülle seiner Wahrheit und Treue offenbart (1. Joh. 5,10).. Denn er, den Gott gesandt hat Jesus., redet Gottes Worte, weil Gott (ihm) den Geist nicht in beschränktem Maße gibt Während die Propheten des Alten Bundes nur ein beschränktes Maß des Geistes empfingen, hat Jesus den Geist in seiner ganzen Fülle empfangen. Der Grund dafür wird in V.35 angegeben.. Der Vater liebt den Sohn, und alles hat er ihm in seine Hand gegeben 13,3; Matth. 11,27; 28,18.. Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorcht, der wird kein Leben schauen; sondern Gottes Zorn lastet immerfort auf ihm V.31-36 ist wohl als eine Betrachtung des Evangelisten anzusehen und nicht als Fortsetzung der Rede des Täufers.. Als der Herr erfuhr, die Pharisäer hätten vernommen, Jesus gewinne und taufe mehr Jünger als Johannes - obwohl Jesus nicht selbst taufte, sondern nur seine Jünger -, da verließ er Judäa und kehrte nach Galiläa zurück Damit nicht die Verfolgung durch die Pharisäer seine Wirksamkeit störe.. Er mußte aber durch Samaria ziehen. So kam er zu einer Stadt Samarias mit Namen Sychar Dies ist wohl ein jüngerer Name der bekannten Stadt Sichem., die nahe bei dem Grundstück lag, das Jakob seinem Sohn Josef geschenkt hatte 1. Mos. 48,22.. Dort war auch Jakobs Brunnen Ein Quellbrunnen, den Jakob angelegt haben sollte. Er findet sich als Bir Jakob noch heute, 1 km südwestlich von Askar; er ist noch 23 m tief.. Weil nun Jesus von der Wanderung müde war, setzte er sich ohne weiteres an dem Brunnen nieder. Es war um die sechste Stunde Gegen 12 Uhr mittags, also um die heißeste Tageszeit.. Da kam eine Samariterin, um Wasser zu schöpfen. Jesus bat sie: "Gib mir zu trinken!" - Denn seine Jünger waren in die Stadt gegangen, um Lebensmittel einzukaufen Darum konnten sie ihm nicht beim Wasserschöpfen behilflich sein.. - Die Samariterin antwortete ihm: "Wie kommst du als Jude dazu, mich, die Samariterin, um einen Trunk zu bitten Die Frau erkannte Jesus an der Sprache als Juden.?" - Denn die Juden haben keinen Verkehr mit den Samaritern Eine Bemerkung des Evangelisten für seine heidenchristlichen, mit den Verhältnissen Palästinas unbekannten Leser.. - Jesus erwiderte ihr: "Kenntest du die Gottesgabe Vielleicht ein Hinweis auf die Gabe des Heiligen Geistes. und wüßtest du, wer es ist, der zu dir spricht: 'Gib mir zu trinken', - so hättest du ihn (um einen Trunk) gebeten, und er hätte dir Quellwasser In 7,39 ein Bild des Heiligen Geistes. gegeben." Da sprach das Weib zu ihm: "Herr Eine ehrerbietige Anrede., du hast doch kein Schöpfgefäß, und dazu ist der Brunnen tief; woher willst du da das Quellwasser nehmen Das du mir anbietest.? Kannst du denn etwas Besseres geben als unser Vater Jakob Die Samariter behaupteten, von Josef abzustammen., der uns diesen Brunnen geschenkt Wie die samaritische Überlieferung berichtete., aus dem er selbst mit seinen Söhnen und seinen Herden getrunken hat?" Jesus antwortete: "Alle, die von dem Wasser dieses Brunnens trinken, wird nachher wieder dürsten. Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben will, den soll in Ewigkeit nicht dürsten. Sondern das Wasser, das ich ihm geben will, soll in ihm ein Brunnquell werden, der noch im ewigen Leben Wasser spendet Vgl. 14,16-17.." Die Frau sprach zu ihm: "Herr, gib mir dieses Wasser Die Frau denkt dabei an ein irdisches Wunderwasser; vielleicht sind ihre Worte auch spöttisch gemeint., damit ich keinen Durst mehr habe und zum Wasserschöpfen nicht mehr hierher zu kommen brauche!" Jesus erwiderte ihr: "Geh, rufe deinen Mann und komm dann wieder Jesus will bei der Frau, die keine höheren geistlichen Bedürfnisse kennt, das Schuldgefühl erwecken. Deshalb bringt er nun ihren sündigen Lebenswandel zur Sprache.!" Die Frau antwortete: "Ich habe keinen Mann." Jesus sprach zu ihr: "Du hast ganz recht, wenn du sagst: 'Ich habe keinen Mann.' Denn fünf Männer hast du schon gehabt Die Frau ist fünfmal verheiratet gewesen. Die gesetzliche Ehescheidung bei Juden und Samaritern war leicht.; doch der Mann, den du jetzt hast, ist nicht dein Ehegatte. Darin hast du die Wahrheit gesprochen." Die Frau entgegnete ihm: "Herr, ich sehe: du bist ein Prophet Jesu übernatürliches Wissen um ihren Lebenswandel bringt die Frau zu der Überzeugung, daß er ein von Gott gesandter Prophet ist.. (Da habe ich nun eine Frage:) Unsere Vorfahren haben auf diesem Berg hier Dabei zeigt sie auf den nahen Berg Garizim, wo früher der von Johannes Hyrkanus (135-104 v.Chr.) zerstörte Tempel der Samariter stand. angebetet; ihr aber behauptet, in Jerusalem sei die Stätte, wo man anbeten müsse Indem die Frau diese Streitfrage zur Sprache bringt, will sie wahrscheinlich einem weiteren Eingehen auf ihren sündigen Zustand ausweichen.." Jesus sprach zu ihr: "Glaube mir: die Stunde kommt, wo man weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten wird Nicht die Stätte der Anbetung, sondern die Weise der Anbetung ist es, wovon der Segen abhängt. Um aber Gott recht anbeten zu können, muß man ihn zuvor als den Vater erkennen.. Ihr betet an, was ihr nicht kennt Denn die Samariter hatten sich von der damals nach Gottes Anordnung noch geltenden Stätte und Weise der Anbetung in Jerusalem losgesagt und verwarfen außerdem die durch die Propheten gebrachte Offenbarung Gottes.. Wir beten an, was wir kennen; denn das Heil geht von den Juden aus Deshalb haben auch die Juden die rechte und reine Offenbarung Gottes.. Aber die Stunde kommt und ist schon da In dem Kreis der Jünger Jesu., wo die wahren Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten "In Geist" anbeten, d.h. anbeten nicht mehr "auf diesem Berg noch in Jerusalem" (V.21), nicht nur an einem bestimmten äußeren Ort, sondern in ihrem durch den Heiligen Geist geleiteten Geist, und damit auch "in Wahrheit" anbeten, d.h. dem wahren Wesen Gottes entsprechend. Es handelt sich also um die wahre geistliche Anbetung gegenüber dem nur vorbildlichen und in äußeren gesetzlichen Bräuchen sich vollziehenden Gottesdienst des Alten Bundes.. Denn solche Anbeter will der Vater haben. Gott ist Geist, und seine Anbeter müssen ihn in Geist und Wahrheit anbeten Gott, der ein Geistwesen ist, ist auch der Vater (V.23). Weil nun aber die Kinder dem Vater ähnlich sein müssen (Matth. 5,45), darum müssen sie ihm auch die geistliche und damit die seinem Wesen entsprechende Anbetung darbringen.." Die Frau entgegnete ihm: "Ich weiß, daß der Messias kommt Nach den Weissagungen in den Büchern Mose, namentlich nach 5. Mos. 18,15, erwarteten auch die Samariter einen Messias, den sie den Wiederkehrenden oder den Bekehrer nannten. Sie hofften, er werde nicht nur das Reich Israel, sondern auch den Tempeldienst auf dem Berg Garizim wiederherstellen und alle Völker der Erde zum wahren Glauben bekehren. Doch werde der Messias, der geringer sei als Mose, im Alter von 110 Jahren sterben und auf dem Garizim begraben werden." - dies Wort bedeutet: Gesalbter Vgl. 1,41. -; "wenn der kommt, so wird er uns über alles belehren." Jesus sprach zu ihr: "Ich, der mit dir redet, ich bin der Messias!" In diesem Augenblick kamen seine Jünger zurück. Sie waren verwundert, daß er mit einem Weib redete Was die Gesetzeslehrer nicht taten.. doch keiner fragte ihn: "Was willst du von ihr?" oder: "Warum unterhältst du dich mit ihr?" Die Frau nun ließ ihren Wasserkrug stehen, kehrte in die Stadt zurück und sagte den Leuten: "Kommt schnell und seht einen Fremden, der mir all mein Tun aufgedeckt hat! Ist das vielleicht der Messias?" Da verließen sie die Stadt und machten sich auf den Weg zu Jesus. Inzwischen Nach dem Weggang der Frau und vor der Ankunft der Samariter. baten ihn die Jünger dringend: "Meister, iß doch!" Er antwortete ihnen: "Für mich gibt's eine Speise, die ihr nicht kennt." Da sprachen die Jünger zueinander: "Hat ihm denn einer zu essen gebracht?" Jesus erwiderte ihnen: "Meine Speise Das, was mir innere Befriedigung gibt. ist, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat, und sein Werk völlig auszurichten. Sagt ihr nicht: 'Es sind jetzt noch vier Monate bis zur Ernte Die Ernte begann im April; diese Worte sind also im Dezember (wohl des Jahres 27) gesprochen.?' Nun, ich sage euch: Hebt eure Augen auf und schaut diese Felder an! Sie sind reif zur Ernte Durch die Felder kommen die Samariter aus der Stadt zu Jesus; sie sind reif für die Scheuern des Himmels.! Wer diese Ernte einbringt, empfängt schon dadurch Belohnung, daß er Frucht fürs ewige Leben sammelt: so sollen sich der Sämann und der Schnitter miteinander freuen. Denn hier Bei der Ernte, von der Jesus in V.35 redet. trifft das Sprichwort zu: Der eine sät, der andere erntet. Ich habe euch gesandt, um dort zu ernten, wo ihr euch vorher nicht abgemüht. Andere haben sich gemüht, und ihr erntet die Früchte ihrer mühevollen Arbeit Die Apostel sollen nicht nur unter den Juden, sondern auch in Samaria die Früchte der Arbeit Jesu ernten. Wie dies geschehen ist, das zeigt uns die Apostelgeschichte (z.B. 2,41; 4,4; 6,7; 8,5-17). Samaria sollte bei der Verkündigung des Evangeliums die Brücke werden zwischen Jerusalem und der Heidenwelt (Apg. 1,8).." Viele aber von den Samaritern aus jener Stadt wurden schon deshalb an ihn gläubig Sie erkannten in Jesus den Messias und zwar, noch ehe sie bei ihm am Jakobsbrunnen anlangten., weil die Frau versicherte: "Er hat mir all mein Tun aufgedeckt." Als nun die Samariter zu ihm kamen, baten sie ihn, bei ihnen Aufenthalt zu nehmen. Er blieb auch zwei Tage dort. Da kamen noch viel mehr zum Glauben durch seine Unterweisung, und sie sprachen zu der Frau: "Wir glauben nun nicht mehr allein auf deine Erzählung hin. Denn wir haben jetzt mit eigenen Ohren gehört und wissen: Dieser Mann ist wahrhaftig der Welterlöser." Nach Verlauf der beiden Tage V.40. zog Jesus von dort nach Galiläa weiter, obwohl Im Griechischen steht hier [gar] = denn. Aber [gar] entspricht an dieser Stelle dem hebräischen ki, das auch "obwohl" heißt. Nur diese Übersetzung gibt hier einen passenden Sinn. er selbst erklärt hatte, daß ein Prophet in seiner eigenen Heimat keine Anerkennung finde Mark. 6,4.. Als er aber nach Galiläa kam, nahmen ihn die Galiläer freundlich auf, weil sie in Jerusalem während des Festes gewesen waren und dort alle seine Taten gesehen hatten. Er kam dann wieder nach Kana in Galiläa, wo er das Wasser in Wein verwandelt hatte. Nun wohnte in Kapernaum ein königlicher Hofbeamter Im Dienst des Herodes Antipas., dessen Sohn an einer (schweren) Krankheit litt. Als dieser Mann erfuhr, Jesus sei aus Judäa nach Galiläa gekommen, da ging er zu ihm Von Kapernaum nach Kana. und bat ihn, herzukommen und seinen Sohn zu heilen. Denn er lag im Sterben. Jesus aber sprach zu dem Mann: "Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so glaubt ihr nicht." Der Beamte bat ihn: "Herr, komm doch, ehe mein Kind stirbt!" Jesus erwiderte ihm: "Geh nur heim, dein Sohn bleibt am Leben!" Der Mann glaubte diesem Wort, das Jesus zu ihm sprach, und ging weg. Er war noch auf dem Heimweg, als ihm seine Knechte entgegenkamen mit der Nachricht, daß sein Sohn am Leben sei. Da fragte er sie, in welcher Stunde sich sein Zustand gebessert habe. Sie antworteten ihm: "Gestern in der siebenten Stunde 1 Uhr nachmittags. Das "Gestern" ist in bezug auf den jüdischen Tagesanfang gemeint. Die Juden begannen den Tag mit Sonnenuntergang. Da Kapernaum von Kana nur etwa 23 km entfernt war, so konnte der Beamte, wenn er gegen 1 Uhr nachmittags von Kana aufbrach, gegen 6 oder 7 Uhr abends mit seinen Sklaven in der Nähe von Kapernaum zusammentreffen. hat ihn das Fieber verlassen." Da erkannte der Vater, daß es genau die Stunde war, wo Jesus zu ihm gesagt hatte: "Dein Sohn bleibt am Leben!" Und er wurde mit seinem ganzen Haus gläubig. Dies ist das zweite Wunderzeichen, das Jesus in Galiläa nach seiner Rückkehr aus Judäa tat 2,11.. IV. Jesus im Kampf mit seinen Widersachern (seine Verkennung und Anerkennung): 5,1-12,50. 1. Die Vorgänge in Jerusalem und Galiläa: 5-6. Darauf war ein Fest der Juden Wahrscheinlich das Purimfest im März (am 14. oder 15. des Monats Adar) des Jahres 28. Das Purimfest (das Fest der Lose) wurde zum Andenken an die Rettung der Juden vor dem Mordanschlag Hamans gefeiert (Esth. 9,21)., und Jesus zog hinauf nach Jerusalem. In Jerusalem liegt dicht bei dem Schaftor Neh. 3,1.32; 12,39. ein Teich, der heißt auf hebräisch Bethzatha Vielleicht = Olivenhaus. und hat fünf Hallen Die zum Schutz der Leidenden dienten.. Darin lagen viele Kranke: Blinde, Lahme und Schwindsüchtige Hier folgt in manchen Handschriften noch der Zusatz: "die auf die Bewegung des Wassers warteten. Denn ein Engel stieg von Zeit zu Zeit in den Teich hinab und brachte das Wasser in Wallung (vgl. Offb. 16,5). Wer nun nach der Bewegung des Wassers zuerst hineinstieg, der ward gesund, gleichviel mit welcher Krankheit er behaftet war.". Nun war ein Mann da, der schon achtunddreißig Jahre an seiner Krankheit gelitten hatte. Als Jesus den daliegen sah und erfuhr, daß er schon so lange leidend gewesen war, fragte er ihn: "Willst du gesund werden?" Der Kranke antwortete ihm: "Herr, ich habe keinen Menschen, der mich, wenn das Wasser in Bewegung kommt, schnell in den Teich hineinbringt. Während ich dann hingehe, steigt schon ein anderer vor mir hinab Die kurze Wallung des Wassers fand nur an einer einzigen Stelle des Teiches statt, so daß sie jedesmal nur einer auf sich wirken lassen konnte.." Jesus sprach zu ihm: "Steh auf, nimm dein Bett und geh!" Sofort ward der Mann gesund: er nahm sein Bett und konnte gehen. Dies geschah an einem Sabbat. Da sprachen die Juden Und zwar Mitglieder des Hohen Rates. zu dem Geheilten: "Heute ist Sabbat; da darfst du nicht dein Bett tragen!" Er aber antwortete ihnen: "Der Mann, der mich gesund gemacht hat, der hat zu mir gesagt: 'Nimm dein Bett und geh!'" Da fragten sie ihn: "Wer ist der Mann, der zu dir gesagt hat: 'Nimm dein Bett und geh?'" Der Geheilte aber wußte nicht, wer es war. Denn Jesus hatte sich damals (um Aufsehen zu vermeiden) unbemerkt entfernt, weil viele Leute an dem Ort waren. Später traf ihn Jesus im Tempel und sprach zu ihm: "Du bist jetzt gesund geworden; sündige nun nicht wieder, damit dir nicht noch Schlimmeres widerfahre Der Mann hatte sich also seine Krankheit durch eine besondere Sünde zugezogen.!" Da ging der Mann hin und teilte den Juden Den Mitgliedern des Hohen Rates. mit, Jesus habe ihn gesund gemacht. Weil Jesus solche Werke am Sabbat tat, begannen ihn die Juden zu verfolgen. Jesus aber sprach zu ihnen: "Mein Vater wirkt unaufhörlich Also auch am Sabbat. Gott wirkt zum Heil der Menschen., und ebenso wirke ich." Deshalb trachteten ihm die Juden noch viel mehr nach dem Leben, weil er nicht nur den Sabbat brach, sondern auch behauptete, Gott sei in besonderem Sinn sein Vater, und sich damit Gott gleichstelle Indem er sich als dem Sohn dieselbe Freiheit des Wirkens zuschrieb, wie sie der Vater ausübt (V.17).. Da nahm Jesus das Wort und sprach zu ihnen: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts aus eigener Vollmacht tun; er tut nur das, was er den Vater tun sieht. Denn was der tut, das tut der Sohn in gleicher Weise. Denn der Vater hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er selber tut. Ja größere Werke noch als diese Die Sabbatheilungen. wird er ihm zeigen, daß ihr euch wundern sollt. Denn wie der Vater die Toten auferweckt und sie lebendig macht, so auch der Sohn: er macht lebendig, wen er will Er erweckt vom geistlichen und vom leiblichen Tod.. Denn nicht der Vater ist's, der jemand richtet, er hat vielmehr das Richten ganz dem Sohn übertragen Nach seiner richterlichen Entscheidung bestimmt der Sohn, wem er das Leben geben will., damit alle ihn, den Sohn, so ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt auch nicht den Vater, der den Sohn gesandt. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer meinem Wort gehorcht und glaubt dem, der mich gesandt, der hat das ewige Leben und kommt in kein Gericht Das erst über sein endgültiges Schicksal entscheiden müßte; denn er hat ja das Heil bereits erlangt., er ist vielmehr vom Tod durchgedrungen in das Leben Er ist aus dem geistlichen Tod in das wahre Leben gekommen (1. Joh. 3,14).. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde, ja sie ist schon da Sie hat mit Jesu Wirksamkeit begonnen., wo die Toten Die geistlich Toten. des Gottessohnes Stimme In seiner lebengebenden Heilsbotschaft. hören, und alle, die ihr folgen, sollen leben Das ewige Leben erlangen.. Denn Begründet, wie der Sohn das ewige Leben geben kann. wie der Vater Leben in sich trägt Wie der Vater gleichsam das Vorbild des Lebens ist., so hat er auch dem Sohn verliehen, Leben in sich zu tragen Weil der Sohn vermöge seiner innigen Gemeinschaft mit dem Vater Leben im höchsten Sinn in sich hat, so kann er es auch anderen mitteilen.. Ja, er hat ihm die Macht gegeben, Gericht zu halten; denn er ist Menschensohn Hier steht [hyios anthroopou] (beide Worte ohne den bestimmten Artikel); es heißt also einfach: Menschenkind, Mensch (vgl. Offb. 1,13; 14,14). Ein Mensch ist es, der die ihm von Gott verliehene Vollmacht an den anderen Menschen ausüben soll. Der Menschensohn als Bezeichnung des verheißenen Messias heißt [ho hyios tou anthroopou] (beide Worte mit dem bestimmten Artikel). Dabei ist aber nicht ausgeschlossen, daß auch hier V.27 der Ausdruck "Menschensohn" auf den Messias hinweist, der ja nach Dan. 7,13 auf des Himmels Wolken kommt.. Seid nicht darob verwundert, daß die Stunde kommt, da alle in den Gräbern seine Stimme Denn er, der jetzt schon die geistlich Toten erweckt, soll einst auch alle leiblich Toten erwecken. hören. Dann werden sie hervorgehen: Die da gut gehandelt haben, zu einer Auferstehung, die das Leben Das ewige Leben. bringt, und die das Böse ausgeführt, zur Auferstehung des Gerichts Die ins ewige Verderben führt; vgl. Dan. 12,2.. Ich kann nichts eigenmächtig tun. So wie ich höre, richte ich, und dies mein Urteil ist gerecht, weil ich nicht meinen Willen auszuführen suche, vielmehr den Willen des, der mich gesandt. Wenn ich nur zeugen wollte für mich selbst, mein Zeugnis hätte keine Gültigkeit Auf Jesu Rede von seiner Gottessohnschaft (V.19-30) folgt nun V.31-47 seine Rede von dem Zeugnis für seine Gottessohnschaft.. Ein anderer ist's, der für mich zeugt Gott selbst.. Ich weiß auch, daß das Zeugnis wahr ist, das er für mich ablegt. Ihr sandtet zu Johannes 1,26ff. An Johannes Zeugnis über den Messias dachten Jesu Hörer wohl zunächst, als er von dem "anderen" (V.32) redete., der hat gezeugt für die Wahrheit. Ich aber nehme nicht von einem Menschen Zeugnis an D.h. das Zeugnis, das für mich beweisen soll, und das ich allein gelten lasse, stammt nicht von einem Menschen.. Ich rede nur davon Von dem Johanneszeugnis., damit ihr Rettung findet Denn durch dieses Zeugnis des Johannes konnten sie zum Glauben an den Messias und damit zur Rettung, zum Heil geführt werden.. Er Johannes der Täufer. war die Leuchte, die mit hellem Schein brannte Der Lichtschein, der von Johannes ausging, war seine Botschaft von der Nähe des Messiasreiches., ihr aber wolltet euch nur eine Weile freuen an jenem Lichterglanz, den er strahlen ließ An einem Messiasreich, das mit einer ernsten Bußpredigt eingeleitet wurde, verloren sie bald die Lust.. Das Zeugnis aber, das ich habe, steht höher als das Zeugnis des Johannes: Denn die Werke, die ich in meines Vaters Auftrag auszurichten habe, - die Werke, die ich tue -, die legen Zeugnis ab, daß mich der Vater hat gesandt. Und auch der Vater selbst, der mich gesandt, hat Zeugnis für mich abgelegt In den Schriften des Alten Bundes.. Des Vaters Stimme habt ihr nie gehört, sein Aussehen habt ihr nie geschaut Wie die Propheten des Alten Bundes, die bei den göttlichen Offenbarungen, die sie empfingen, bald eine Stimme Gottes hörten, bald seine Gestalt in Gesichten schauten. Zu Jesu Hörern hat Gott aber nicht unmittelbar geredet wie zu den Propheten.. Sein Wort Die heiligen Urkunden des Alten Bundes, worin allein sie die göttliche Offenbarung besaßen. habt ihr nicht in euch wohnen; denn dem, den er gesandt, dem glaubt ihr nicht. Ihr forscht wohl in den Schriften Des Alten Bundes.; denn ihr meint, schon darin In den heiligen Schriften an sich, in ihrem äußeren Besitz und ihrem eifrigen Lesen. hättet ihr das ewige Leben, und sie sind's auch, die von mir zeugen. Trotzdem wollt ihr nicht zu mir kommen Auf den doch die heiligen Schriften hinweisen., damit ihr Leben habt Sie glaubten ja schon in dem äußeren Besitz der heiligen Schriften Leben zu haben.. Ehre, die von Menschen kommt, die weise ich zurück. Euch aber kenne ich genau und weiß, daß ihr die Gottesliebe Die Liebe zu Gott. nicht in euern Herzen habt. Ich bin in meines Vaters Namen aufgetreten, doch ihr nehmt mich nicht an. Tritt einst ein anderer auf in seinem eigenen Namen Ein falscher Messias, zuletzt der Antichrist., den werdet ihr annehmen. Wie könnt ihr zum Glauben kommen, wenn ihr euch ehren laßt von euresgleichen und nicht nach jener Ehre trachtet, die von dem einen Gott kommt Es ist zu beachten, daß diese Worte gerichtet sind an Mitglieder des Hohen Rates, die ihre höchste Befriedigung in der Ehre fanden, die sie als Leiter des Volkes genossen.? Denkt nicht, ich wolle euch verklagen bei dem Vater. Es ist schon einer da, der euch verklagt: Mose, auf den ihr eure Hoffnung setzt. Denn wenn ihr Mose glaubtet, so glaubtet ihr auch mir. Von mir hat jener ja geschrieben Dies bezieht sich auf alle messianischen Verheißungen und Vorbilder in den Büchern Mose.. Glaubt ihr nun aber Moses Schriften nicht, wie werdet ihr da meinen Worten glauben?" Hierauf begab sich Jesus auf die andere Seite des Sees von Galiläa oder von Tiberias Die nach dem Kaiser Tiberius benannte Stadt Tiberias, wonach der See auch genannt wurde, war der Wohnsitz des Vierfürsten Herodes Antipas.. Eine große Volksmenge begleitete ihn dorthin, weil sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat. Jesus ging dann auf die Berghöhe und blieb dort mit seinen Jüngern Matth. 15,29.. Das jüdische Passahfest Des Jahres 28 oder 29 n.Chr. aber stand nahe bevor Sollte diese scheinbar nebensächliche Bemerkung die ersten Leser des vierten Evangeliums vielleicht an jenes christliche Passahfest erinnern, das damals schon alljährlich stattfand zum Gedächtnis an den Opfertod des wahren Passahlammes (1. Kor. 5,7) und unsere Erlösung aus der Knechtschaft des geistlichen Ägypten (Jud. 5), und dessen Höhepunkt die Feier des Abendmahls am Abend des 14. Nisan bildete? Dann gehen wir auch nicht fehl, wenn wir annehmen, daß sich die folgende Rede Jesu im dritten Kapitel auf die Taufe bezieht.. Als nun Jesus seine Augen aufhob und eine große Volksmenge V.2. zu sich kommen sah, sprach er zu Philippus: "Woher sollen wir Brot kaufen, damit diese alle zu essen haben?" - So fragte er aber nur, um ihn zu prüfen Ob er auf Jesu Hilfe vertraue.; denn er selbst wußte schon, was er tun wollte. - Philippus antwortete ihm: "Für zweihundert Silberlinge Wörtlich: 200 Denare, etwa 140 Goldmark. Brot wäre nicht genug für sie; da würde jeder nur ein kleines Stück bekommen." Einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, sprach zu ihm: "Hier ist ein Knabe, der hat fünf Gerstenbrote Gerstenbrote wurden besonders von der ärmeren Bevölkerung gegessen. und zwei Fische. Doch was ist das für so viele?" Jesus aber gebot: "Laßt die Leute sich auf den Boden lagern!" Es war dort nämlich reicher Graswuchs. Da lagerten sich an Männern ungefähr fünftausend. Nun nahm Jesus die Brote, sprach das Dankgebet und ließ sie Durch die Jünger. den Gelagerten austeilen. Ebenso verfuhr er mit den Fischen; und jeder nahm davon, soviel er wollte. Als sie gesättigt waren, sprach er zu seinen Jüngern: "Sammelt die übriggebliebenen Brocken, damit nichts umkomme!" Das taten sie und füllten von den fünf Gerstenbroten zwölf große Körbe mit Brocken, die beim Essen übriggeblieben waren. Als die Leute erfuhren, welches Zeichen er getan hatte, da sprachen sie: "Dies ist wahrhaftig der Prophet, der Nach der Verheißung in 5. Mos. 18,15. in die Welt kommen soll!" Da aber Jesus merkte, daß sie kommen und ihn mit Gewalt wegführen wollten Nach Jerusalem., um ihn zum König zu machen, zog er sich ganz allein aufs neue ins Gebirge zurück. Am späten Abend gingen seine Jünger an den See hinab Die Speisung hatte also auf der Berghöhe stattgefunden.. Sie stiegen in ein Boot und machten sich auf die Fahrt nach Kapernaum, das am anderen Ufer des Sees lag. Es war schon dunkel geworden, und Jesus war noch immer nicht zu ihnen zurückgekehrt. Der See aber wurde durch einen starken Wind heftig aufgeregt. Als sie nun etwa zweieinhalb bis drei Seemeilen Wörtlich: "etwa 25 bis 30 Stadien". Ein Stadion = 185 m. Eine Seemeile = 1,852 km. gefahren waren, sahen sie, wie Jesus auf dem See wandelte und sich ihrem Boot näherte. Da erschraken sie. Er aber rief ihnen zu: "Ich bin's, fürchtet euch nicht!" Nun wollten sie ihn in das Boot aufnehmen. Da war das Boot mit einemmal am Land und zwar an der Stelle, wohin sie fahren wollten. Tags darauf erfuhren die Leute, die am jenseitigen Ufer des Sees geblieben waren, es sei nur ein einziges Fahrzeug dagewesen, Jesus aber habe es nicht zugleich mit seinen Jüngern bestiegen, sondern seine Jünger seien allein abgefahren. Andere Boote kamen unterdes aus Tiberias Aber nicht aus Kapernaum.; die landeten nahe bei der Stätte, wo die Leute nach dem Dankgebet des Herrn das Brot gegessen hatten. Da nun die Menge sah, daß weder Jesus noch seine Jünger dort waren, bestiegen sie auch die Boote und fuhren nach Kapernaum, um Jesus dort zu suchen. Als sie ihn hier auf der anderen Seite des Sees fanden, fragten sie ihn: "Meister, wann bist du hier angekommen?" Jesus antwortete ihnen: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr sucht mich nicht deshalb auf, weil ihr Wunderzeichen gesehen Die Wunderzeichen hätte sie zu der rechten Würdigung seiner Person und seines Wirkens führen sollen., sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid In ihren fleischlichen Messiashoffnungen dachten sie nur an die Befriedigung ihrer irdischen Bedürfnisse.. Müht euch nicht um vergängliche Speise, sondern um die Speise, die bis ins ewige Leben vorhält und die der Menschensohn euch geben wird! Denn ihn hat Gott der Vater dazu beglaubigt." Da fragten sie ihn: "Was müssen wir denn tun, um die von Gott gewollten Werke zu verrichten?" Jesus antwortete ihnen: "Dies ist das von Gott gewollte Werk, daß ihr glauben sollt an den, den er gesandt hat." Da fragten sie ihn: "Was für ein Zeichen tust du denn, damit wir's sehen und an dich gläubig werden? Wie weist du dich aus? Unsere Väter haben in der Wüste das Manna gegessen, wie geschrieben steht: Er gab ihnen Himmelsbrot zu essen Ps. 78,24. - Sie verlangen, Jesus solle sich durch ein ähnliches Wunder ausweisen wie Mose. Die Rabbiner lehrten auch, der Messias werde Israel in die Wüste führen und nach 45 Tagen wie einst Mose Manna vom Himmel regnen lassen.." Jesus erwiderte ihnen: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Himmelsbrot gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Himmelsbrot. Denn Gottes Brot kommt vom Himmel herab und gibt der Welt das Leben." Da sprachen sie zu ihm: "Herr, gib uns stets solches Brot!" Jesus entgegnete ihnen In der nun folgenden Rede Jesu (V.35-58), für die die wunderbare Speisung der Fünftausend das Verständnis vorbereitet hatte, lassen sich deutlich zwei Teile unterscheiden. Der Grundgedanke ist: "Ich bin das Brot des Lebens." Nun redet Jesus zunächst von dem Lebensbrot bildlich: er selbst ist das Lebensbrot für alle, die ihn, den Gesandten des Vaters, im Glauben aufnehmen. Dann aber leitet die Rede mit V.51b zu dem zweiten Hauptteil über: da redet Jesus von dem Lebensbrot als einer wirklichen, wenn auch geistlichen Speise, die er gibt; hier findet sich also ein Hinweis auf das Abendmahl.: "Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nie hungern, und wer an mich glaubt, den wird niemals dürsten. Aber ich habe euch schon gesagt: Obwohl ihr mich gesehen habt, glaubt ihr doch nicht. Alles, was mir der Vater gibt, das wird zu mir kommen; und wer zu mir kommt, den will ich nicht hinausstoßen. Denn ich bin vom Himmel herabgekommen, nicht um zu tun, was mir beliebt, sondern um den Willen dessen auszuführen, der mich gesandt hat. Das aber ist der Wille des, der mich gesandt, daß ich nichts verlorengehen lasse von allem, was er mir gegeben hat, sondern es am Jüngsten Tag auferwecke. Denn dies ist meines Vaters Wille, daß jeder, der auf den Sohn schaut und an ihn glaubt, das ewige Leben habe und ich ihn am Jüngsten Tag auferwecke." Da murrten die Juden über ihn, weil er gesagt hatte: "Ich bin das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist." Sie sprachen: "Ist dieser Mann nicht Josefs Sohn, dessen Vater und Mutter wir kennen? Wie kann er denn jetzt sagen: 'Ich bin vom Himmel herabgekommen'?" Jesus antwortete ihnen: "Murrt nicht untereinander! Niemand kann zu mir kommen, wenn ihn nicht zieht der Vater, der mich gesandt hat, und ich will ihn dann am Jüngsten Tag auferwecken. In den Schriften der Propheten findet sich die Stelle: Sie werden alle von Gott unterwiesen sein Frei nach Jes. 54,13; vgl. auch Jer. 31,33.. Wer auf des Vaters Worte hört und von ihm lernt, der kommt zu mir. Damit will ich nicht sagen, daß jemand den Vater gesehen hätte. Nur der eine, der von Gott gekommen ist, nur der hat den Vater gesehen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer glaubt, der hat ewiges Leben. Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben einst in der Wüste das Manna gegessen und sind trotzdem gestorben. Hier ist das Brot, das vom Himmel herabkommt, damit man davon esse und nicht sterbe. Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot ißt Wer mich im Glauben aufnimmt., wird ewig leben. Das Brot aber, das ich geben werde, ist mein Fleisch Mein leibliches Leben, das ich in den Tod geben werde.: dies Brot gereicht der Welt zum Leben Ein Hinweis auf Jesu Versöhnungstod.." Da gerieten die Juden in Aufregung. "Wie", so fragten sie, "kann uns dieser Mann sein Fleisch zu essen geben?" Jesus antwortete: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Eßt ihr nicht das Fleisch des Menschensohnes und trinkt ihr nicht sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch Nur wer sich das durch Christi Tod gewirkte Heil im Glauben aneignet, nur der hat geistliches, ewiges Leben. Im Abendmahl findet diese Aneignung in besonderer Weise statt; denn da wird Jesu geopferter Leib gegessen und sein vergossenes Blut getrunken.. Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der hat ewiges Leben, und den werde ich am Jüngsten Tag auferwecken. Denn mein Fleisch ist wirklich Speise, und mein Blut ist wirklich Trank. Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der bleibt in mir, und ich bleibe in ihm. Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und ich lebe, weil der Vater lebt, ebenso wird auch der, der mich ißt, leben, weil ich lebe. So ist das Brot beschaffen, das vom Himmel herabgekommen ist. Dies Brot ist anders als das Manna, das eure Väter gegessen haben: sie sind trotzdem gestorben. Wer aber dies mein Brot ißt, der wird ewig leben." Diese Worte sprach er, als er in dem Versammlungshaus zu Kapernaum lehrte. Viele nun von seinen Jüngern, die dies hörten, sagten: "Das ist eine unerträgliche Rede; wer kann die mit anhören?" Jesus merkte, daß seine Jünger mit seinen Worten unzufrieden waren Er, der Herzenskündiger, hatte davon Kenntnis, ohne daß sich die Jünger darüber laut und deutlich geäußert hätten., und er fragte sie: "Daran nehmt ihr Anstoß Dies scheint euch unmöglich?? Was werdet ihr dann erst sagen, wenn ihr mit euern Augen seht, wie der Menschensohn dorthin emporsteigt, wo er einst gewesen ist? Der Geist ist's, der lebendig macht Durch die Himmelfahrt (V.62) ist Jesus als der letzte Adam ein lebendigmachender Geist geworden (1. Kor. 15,45).. Das Fleisch hat keinen Wert Jesu Jünger legten allen Wert auf Jesu Fleisch, d.h. sein leibliches Leben, und meinten, nur in seinem irdischen Dasein könne er ihre messianischen Hoffnungen erfüllen. Darum war es ihnen anstößig, von Jesu Tod und dem Genuß seines geopferten Fleisches zu hören.. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, sind Geist und Leben. Aber es gibt einige unter euch, die glauben nicht." - Denn Jesus wußte von Anfang an, wer nicht zum Glauben kommen und auch, wer ihn verraten würde. - Dann fuhr er fort: "Aus diesem Grund Weil einige unter euch nicht glauben (V.64). habe ich euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, wenn ihm der Vater nicht die Fähigkeit dazu verleiht Vgl. 37 und 44.." Dieser Rede wegen verließen ihn viele seiner Jünger und begleiteten ihn nicht mehr auf seinen Wanderungen Hätte Jesus seine Worte von V.51b ab nur bildlich gemeint, so hätte er nun Veranlassung gehabt, dies seinen Jüngern, die die Worte buchstäblich auffaßten, deutlich zu sagen. Dann hätten sie sicher keinen Anstoß mehr genommen und wären ihm treu geblieben. Die Tatsache aber, daß Jesus trotz des Abfalls vieler seiner Jünger seine Worte in keiner Weise näher erläutert oder bildlich deutet, legt offenbar Zeugnis dafür ab, daß jede Abschwächung und bildliche Deutung hier ausgeschlossen ist. Ja sogar die Zwölf können gehen, wenn ihnen Jesu Worte unannehmbar sind!. Da fragte Jesus die Zwölf: "Ihr wollt doch nicht auch weggehen?" Simon Petrus antwortete ihm: "Herr, zu wem sollten wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt, daß du der Heilige Gottes bist Vgl. Matth. 16,16.." Jesus erwiderte ihnen: "Habe ich nicht euch, die Zwölf, mir auserkoren? Und doch ist einer von euch ein Teufel!" Damit meinte er den Judas, den Simons Sohn aus Kariot. Denn der sollte sein Verräter werden, und er war doch einer von den Zwölf Judas scheint irdische Messiashoffnungen gehabt zu haben, ähnlich wie die anderen Jünger und die Juden insgemein. Als sich nun Jesus dem Versuch des Volkes, ihn zum Messiaskönig auszurufen, entzog (V.15), ist vielleicht zum erstenmal der Gedanke an den Verrat in ihm aufgetaucht.. 2. Die Vorgänge ausschließlich in Jerusalem: 7,1-12,50. Danach zog Jesus weiter in Galiläa umher. Denn in Judäa wollte er (zunächst) nicht wirken, weil ihm die Juden Die Mitglieder des Hohen Rates. (dort) nach dem Leben trachteten. Nun war das jüdische Laubhüttenfest Oktober 28 oder 29 n.Chr. vor der Tür. Da sprachen seine Brüder zu ihm: "Verlaß diese Gegend und geh nach Judäa, damit auch deine Jünger (dort) solche Wunderwerke schauen, wie du sie hier tust. Denn niemand zieht sich mit seinem Wirken ins Verborgene zurück, wenn er öffentliche Anerkennung sucht. Da du ja solche Werke tust, so zeige dich vor aller Welt Und gehe nach Jerusalem.!" - Denn nicht einmal seine Brüder glaubten an ihn. - Jesus erwiderte ihnen: "Meine Zeit Mich vor aller Welt zu offenbaren. ist noch nicht da; aber für euch ist jede Zeit gelegen Denn sie warten nicht wie Jesus bei allem ihrem Tun auf Gottes Wink, sondern handeln ganz nach eigenen Gedanken.. Euch kann die Welt nicht hassen, mich aber haßt sie; denn ich gebe von ihr Zeugnis, daß ihre Werke böse sind. Geht ihr nur hin zum Fest; ich gehe noch nicht zu diesem Fest, denn meine Zeit ist noch nicht erfüllt." So sagte er und blieb in Galiläa. Als aber seine Brüder zu dem Fest gegangen waren, da zog auch er (nach Jerusalem) hinauf Jetzt erst wurde der besondere göttliche Wink dafür zuteil., jedoch nicht öffentlich Nicht mit einer größeren Schar von Festpilgern., sondern gleichsam heimlich So daß niemand etwas davon erfuhr.. Die Juden Die Obersten des Volkes, die Mitglieder des Hohen Rates. suchten ihn am Fest und fragten: "Wo ist er denn?" Auch im Volk wurde viel von ihm gesprochen. Die einen meinten: "Er ist ein wackerer Mann." Andere sagten: "Nein, er verführt die Leute." Niemand aber wagte frei und offen von ihm zu reden, weil sich alle vor den Juden D.h. vor dem Hohen Rat. fürchteten. Das Fest war schon halb zu Ende Das Laubhüttenfest dauerte sieben Tage (3. Mos. 23,34)., als Jesus in den Tempel ging und lehrte. Darüber waren die Juden Wie V.11 und 13. erstaunt. "Wie ist's möglich", so fragten sie, "daß dieser Mann, der keine Schule Keine Rabbinenschule, wie z.B. Paulus in Jerusalem die Schule Gamaliels besuchte. besucht hat, in der Schriftgelehrsamkeit so gut bewandert ist?" Jesus antwortete ihnen: "Was ich lehre, das habe ich nicht von mir selbst, sondern von dem, der mich gesandt hat. Wer dessen Willen zu tun entschlossen ist, der wird auch zu der Erkenntnis kommen, ob das, was ich lehre, von Gott stammt, oder ob ich aus mir selber rede. Wer aus sich selber redet, der sucht seine eigene Ehre Der strebt danach, auch als Urheber seiner Lehre anerkannt und geehrt zu werden.. Wer aber die Ehre dessen sucht, der ihn gesandt hat, der ist wahrhaftig, und in dem ist keine Ungerechtigkeit Namentlich keine Selbstsucht.. Hat euch nicht Mose das Gesetz gegeben? Und doch erfüllt es niemand unter euch! Mit welchem Recht sucht ihr mich zu töten V.19 ist im Zusammenhang vielleicht so zu fassen: "Von euch habe ich freilich (so sagt der Herr) nicht zu erwarten, daß ihr Gottes Willen tut (V.17). Denn ihr übertretet ja das Gesetz und wollt mich sogar töten. Dieser Mordanschlag ist aber völlig grundlos." Nun folgt V.21 die Rechtfertigung seiner Sabbatheilung.?" Das Volk Das von den Mordplänen des Hohen Rates nichts wußte. gab ihm zur Antwort: "Du bist von einem bösen Geist besessen Und der gibt dir solchen finsteren Argwohn ein.; wer sucht dich denn zu töten?" Jesus erwiderte: "Ein einzig Wunderwerk, das ich hier getan Die 5,1ff. berichtete Krankenheilung am Sabbat., hat euch alle mit Staunen erfüllt. Bedenkt nun: Mose hat euch die Beschneidung gegeben - nicht als hätte sie erst Mose vorgeschrieben, sie stammt schon von den Erzvätern -, und auch am Sabbat vollzieht ihr die Beschneidung. Wenn man nun, um nicht Moses Gesetz zu übertreten, am Sabbat einen Menschen beschneidet: wollt ihr mir da zürnen, daß ich am Sabbat einen Menschen am ganzen Leib gesund gemacht habe Durch die Beschneidung wurde der Mensch nur teilweise, d.h. nur an seinem Zeugungsglied, gesund gemacht, und zwar durch die Entfernung der Vorhaut, die nach jüdischer Anschauung den Leib verunreinigte.? Urteilt nicht nach dem bloßen Augenschein Wonach die Heilung des Kranken allerdings als eine Übertretung des Sabbatgebotes angesehen werden konnte., urteilt vielmehr, wie es recht und billig ist!" Da sagten einige Leute aus Jerusalem: "Ist das nicht der Mann, den man zu töten sucht? Und doch redet er hier ganz öffentlich, und man sagt ihm nichts! Sollten etwa die Männer im Hohen Rat wirklich zu der Erkenntnis gekommen sein, daß dies der Messias ist? Doch (das ist ganz unmöglich, denn) von diesem Mann wissen wir ja, woher er stammt; des Messias Herkunft aber kennt niemand, wenn er auftritt." Als nun Jesus im Tempel lehrte, rief er mit lauter Stimme: "Ja, ihr kennt mich und wißt, woher ich stamme. Und doch bin ich nicht nach eigener Meinung aufgetreten Wenn ihr auch äußerlich meine Person und Herkunft kennt und deshalb meint, ich sei nicht der Messias., sondern es ist wirklich einer da, der mich gesandt hat. Den kennt ihr freilich nicht. Ich aber kenne ihn, denn ich komme von ihm, und er hat mich gesandt." Da suchten sie Die Mitglieder des Hohen Rates. ihn festzunehmen Weil er so entschieden seine göttliche Herkunft und Sendung behauptete.. Trotzdem legte niemand Hand an ihn, denn seine Stunde Wo er in die Gewalt seiner Feinde fallen sollte. war noch nicht gekommen. Aus dem Volk aber wurden viele an ihn gläubig und sprachen: "Wenn der Messias kommt, wird der dann wohl mehr Wunderzeichen tun, als dieser Mann getan hat?" Die Pharisäer hörten von diesen Reden, die im Volk über ihn umgingen. Darum sandten sie im Einvernehmen mit den Hohenpriestern einige Diener des Hohen Rates ab, die ihn gefangennehmen sollten. Da sprach Jesus: "Nur noch kurze Zeit bin ich bei euch. Dann gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat. Ihr werdet (hilfsverlangend) nach mir suchen, aber mich nicht finden Hinweis auf die Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n.Chr.; denn wo ich dann bin, dorthin könnt ihr nicht kommen." Da sprachen die Juden zueinander: "Wohin will er denn gehen, daß wir ihn nicht finden sollen? Will er etwa zu den Juden gehen, die unter den Heiden zerstreut leben, und die Heiden lehren? Was meint er wohl mit diesem Wort: 'Ihr werdet (hilfsverlangend) nach mir suchen, aber mich nicht finden; denn wo ich dann bin, dorthin könnt ihr nicht kommen'?" Am letzten Tag des Festes aber, der besonders feierlich war 3. Mos. 23,36.39. - Während des Laubhüttenfestes holte ein Priester täglich zur Zeit des Morgenopfers in einem goldenen Krug Wasser aus der Quelle Siloah und goß es an der Westseite des Brandopferaltars aus. Dabei sang das Volk die Worte aus Jes. 12,3. Auf diesen Brauch bezieht sich das Sprichwort: "Wer die Freude des Wasserschöpfens nicht gesehen hat, der hat in seinem Leben nie eine Freude gesehen." Am siebenten Tag des Hüttenfestes hielt im innersten Tempelhof das Volk, um Regen für das durstige Land bittend, einen siebenmaligen Umzug um den mit Weiden umstellten Altar, auf den der Hohepriester mit hocherhobener Hand die Wasserspende gegossen hatte (G. Dalman: Orte und Wege Jesu, S.321)., stand Jesus da und rief mit lauter Stimme: "Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, aus dessen Leib werden, wie die Schrift sagt Diese Stelle findet sich nirgends wörtlich im A.T.; sie geht wohl zurück auf Worte wie Jes. 58,11; 55,1; Sach. 14,8., Ströme lebendigen Wassers fließen D.h.: er wird auch anderen in reichem Maße Erquickung bringen.." Damit wies er auf den Geist hin, den seine Gläubigen empfangen sollten. Denn damals war der Heilige Geist noch nicht gegeben, weil Jesus noch nicht zur Herrlichkeit erhoben war Hier ist ein Hinweis auf Jesu Himmelfahrt und das Pfingstfest.. Manche aus dem Volk sagten, als sie diese Worte hörten: "Das ist wahrhaftig der Prophet Von dem 5. Mos. 18,15 die Rede ist, und den man als den Vorläufer des Messias betrachtete.!" Andere meinten: "Er ist der Messias." Wieder andere sprachen: "Der Messias kommt doch nicht aus Galiläa? Heißt's nicht in der Schrift: Der Messias kommt aus dem Geschlecht Davids und aus der Ortschaft Bethlehem, wo David wohnte 2. Sam. 7,12; Mich. 5,1.?" So war die Meinung im Volk über ihn geteilt. Einige aber aus der Menge hatten Lust, ihn festzunehmen; doch niemand legte Hand an ihn. Die Diener kamen zu den Hohenpriestern und den Pharisäern zurück. Die fragten sie: "Warum habt ihr ihn nicht mitgebracht?" Die Diener erwiderten: "So wie der hat noch nie ein Mensch geredet." Da entgegneten ihnen die Pharisäer: "Habt ihr euch auch vielleicht verführen lassen? Ist denn einer aus dem Hohen Rat oder von den Pharisäern zum Glauben an ihn gekommen? Nein, nur dieser verfluchte Pöbel, der das Gesetz nicht kennt Ein Ausbruch ihrer Wut. - Die jüdischen Gesetzeslehrer waren übrigens voll grenzenloser Verachtung gegen die ungelehrte Menge.!" Da fragte sie Nikodemus, einer aus ihrem Kreis, derselbe, der vordem zu Jesus gekommen war 3,1ff.: "Verurteilt denn unser Gesetz einen Menschen, ohne daß man ihn zuvor verhört und seine Schuld erwiesen hat?" Sie antworteten ihm: "Bist du auch aus Galiläa Daß du für Jesus eintrittst.?" Forsche nach, und du wirst sehen, daß kein Prophet aus Galiläa stammt Hier machen sich die Mitglieder des Hohen Rates in ihrem Haß eines geschichtlichen Irrtums schuldig; denn unter den Propheten stammte Jona sicher aus Galiläa (2. Kön. 14,25) und wahrscheinlich auch Nahum.!" Dann gingen sie weg, ein jeder in sein Haus Der Abschnitt 7,53 - 8,11, die Erzählung von der Ehebrecherin, fehlt in den ältesten und besten Handschriften; er wimmelt auch von verschiedenen Lesarten. In einigen Handschriften steht er hinter Joh. 21,24, in anderen hinter Luk. 21,38. Viele namhafte alte Kirchenlehrer schweigen ganz von ihm. Der Bericht stammt von einem unbekannten Verfasser und hat mancherorts schon früh in das Johannesevangelium Aufnahme gefunden.. Jesus aber ging auf den Ölberg. Frühmorgens erschien er wieder im Tempel, und alles Volk kam zu ihm. Da setzte er sich nieder und lehrte sie. Die Schriftgelehrten aber und die Pharisäer brachten eine Frau zu ihm, die beim Ehebruch ertappt war, und stellten sie mitten auf den Platz Jedenfalls im Frauenhof, weil nur da den Frauen der Zutritt gestattet war.. Dann sprachen sie zu ihm: "Meister, diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ertappt. Nun hat uns Moses im Gesetz befohlen, eine solche Frau zu steinigen 3. Mos. 20,10; 5. Mos. 22,22.. Was sagst du dazu?" Mit dieser Frage wollten sie ihm eine Falle stellen, damit sie einen Grund zur Anklage gegen ihn hätten Sie erwarteten bestimmt, Jesus würde in seiner Milde und Barmherzigkeit so urteilen, daß sie daraus eine Anklage wegen Gesetzesverletzung gegen ihn erheben könnten.. Jesus aber bückte sich nieder und schrieb mit seinem Finger auf die Erde Zum Zeichen, daß er die Frage nicht beachtete. Er bückte sich, während er saß (V.2).. Als sie dann ihre Frage mehrfach wiederholten, sah er auf und sprach zu ihnen: "Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie!" Dann bückte er sich wieder und schrieb auf die Erde. Sie aber gingen nach dieser Antwort einer nach dem anderen weg, die Ältesten zuerst. Nur Jesus allein blieb da mit der Frau, die mitten auf dem Platz stand. Da blickte Jesus auf und sprach zu ihr: "Wo sind deine Ankläger? Hat dich keiner verurteilt?" Sie antwortete: "Nein, Herr!" Da sprach er zu ihr: "Auch ich verurteile dich nicht. Geh, sündige hinfort nicht mehr!" Dann redete Jesus abermals zu ihnen und sprach: "Ich bin das Licht der Welt In der Nacht, die auf den ersten Tag des Laubhüttenfestes folgte, strahlte der Tempelberg im Licht vieler Lampen, die ihren Schein über die ganze Stadt warfen. Vielleicht knüpfen sich an diesen Brauch Jesu Worte von dem Licht der Welt.. Wer mir folgt, der wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern er wird das Licht des Lebens Das Licht, wodurch er das Leben erlangt. haben." Da sprachen die Pharisäer zu ihm: "Du legst für dich selbst Zeugnis ab. Darum gilt dein Zeugnis nicht." Jesus antwortete ihnen: "Auch wenn ich für mich selbst Zeugnis ablege, so ist mein Zeugnis gültig; denn ich weiß, woher ich gekommen bin oder wohin ich gehe. Ihr aber wißt nicht, woher ich komme oder wohin ich gehe. Ihr richtet nach dem äußeren Schein, ich richte niemand Vgl. 3,17.. Wenn ich aber richte, so ist mein Urteil recht. Denn ich bin's nicht allein, der richtet, sondern mit mir richtet auch der Vater, der mich gesandt hat. Nun steht aber auch in euerm Gesetz geschrieben, daß das Zeugnis zweier gültig ist 5. Mos. 17,6; 19,15.. Ich lege Zeugnis für mich ab, und auch der Vater, der mich gesandt, legt Zeugnis für mich ab." Da sprachen sie zu ihm: "Wo ist denn dein Vater?" Jesus antwortete: "Ihr kennt meinen Vater so wenig wie mich. Kenntet ihr mich, so kenntet ihr auch meinen Vater." Diese Worte sprach er in der Nähe des Opferstockes Vgl. Mark. 12,41., als er im Tempel lehrte. Doch niemand legte Hand an ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen 7,30.. Noch einmal Vgl. 7,33f. sprach er dann zu ihnen Den ihm feindlichen Oberen des Volkes.: "Ich will nun weggehen. Ihr werdet mich dann (hilfsverlangend) suchen; doch ihr sollt in eurer Sünde sterben Ihr sollt bei dem allgemeinen Unglück des Volkes, mit eurer Sünde beladen, ums Leben kommen. Bei der Eroberung Jerusalems durch die Römer im Jahr 70 n.Chr. schauten die Juden bis zum letzten Augenblick hilfesuchend nach dem Messias aus.. Wohin ich gehe, dorthin könnt ihr nicht kommen." Da fragten die Juden: "Will er sich etwa das Leben nehmen, weil er sagt: 'Wohin ich gehe, dorthin könnt ihr nicht kommen In bitterem Spott deuten sie diese Worte auf die Hölle, den Aufenthaltsort der Selbstmörder.?" Er antwortete ihnen: "Ihr stammt von unten her; ich stamme von oben her. Ihr gehört zu dieser Welt Zu der von der Sünde beherrschten Menschheit, deren Sinn ihr habt., ich gehöre nicht zu dieser Welt. Darum Weil ihr der sündigen, verderbten Menschheit angehört. habe ich euch gesagt, daß ihr in euern Sünden sterben sollt. Denn glaubt ihr nicht, daß ich es bin Nämlich der Messias., so werdet ihr in euern Sünden sterben." Da fragten sie ihn: "Wer bist du denn?" Jesus antwortete ihnen: "Überhaupt - warum rede ich nur noch zu euch Eine Frage des Unwillens.? Viel habe ich freilich über euch zu reden und zu richten. Doch Wenn ihr auch die Wahrheit nicht hören wollt. er, der mich gesandt hat, ist zuverlässig; und was ich von ihm gehört habe, das rede ich nun in der Welt." Sie verstanden aber nicht, daß er zu ihnen von dem Vater redete. Darum fuhr Jesus fort: "Wenn ihr den Menschensohn erhöht habt Ans Kreuz, wodurch er aber zur Herrlichkeit gelangen wird., dann werdet ihr verstehen, daß ich (der Messias) bin. Aus eigener Befugnis tue ich nichts, sondern nach der Unterweisung meines Vaters trage ich meine Lehre vor. Und er, der mich gesandt, steht mir zur Seite. Er hat mich nie allein gelassen; denn ich tue allezeit, was ihm gefällt." Als er so redete, wurden viele an ihn gläubig. Jesus sprach dann zu diesen Juden, die nun an ihn glaubten: "Haltet ihr an meiner Lehre fest, so seid ihr wirklich meine Jünger. Dann werdet ihr auch die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen." Da antworteten sie ihm: "Wir sind Abrahams Nachkommen Sie sind deshalb nicht wie die Söhne Kanaans (1. Mos. 9,26f.) oder Esaus (1. Mos. 27,40) zum Sklavenstand bestimmt. und haben niemals jemand als leibeigene Knechte gedient. Wie kannst du da sagen: 'Ihr sollt frei werden Der jüdische Stolz dieser unbefestigten Gläubigen fühlt sich durch Jesu Wort von der Freimachung tief verletzt.?'" Jesus erwiderte ihnen: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht. Nun hat ein Knecht im Haus (seines Herrn) keine bleibende Wohnstatt Denn ein leibeigener Knecht kann durch Verkauf oder auf andere Weise aus dem Haus seines Herrn entfernt werden.; ein Sohn dagegen hat im Vaterhaus bleibend Recht Er kann deshalb auch die Sklaven, die dort sind, in Freiheit setzen.. Macht euch also der Sohn frei, so werdet ihr wirklich frei sein. Ihr seid Abrahams Nachkommen, das weiß ich wohl. Doch ihr steht mir nach dem Leben Geschieht das auch noch nicht sofort, so werden sie doch, wie Jesus voraussieht, bald wieder in die Reihen seiner Feinde zurückkehren., weil mein Wort in euern Herzen keinen Boden findet Ihr Glaube ist ganz oberflächlich.. Was ich bei meinem Vater gesehen habe, das verkünde ich. Ebenso stimmt euer Tun mit dem, was ihr von euerm Vater gehört habt." "Unser Vater", so erwiderten sie ihm, "ist Abraham." Jesus entgegnete ihnen: "Wäret ihr Abrahams Kinder, so tätet ihr auch Abrahams Werke. Nun aber sucht ihr mich zu töten, obwohl ich euch die Wahrheit, die ich von Gott gehört, verkündigt habe. So etwas Nämlich: einem, der Gottes Wahrheit redete, nach dem Leben zu trachten. hat Abraham nicht getan. Ihr handelt ganz wie euer Vater." Da sprachen sie zu ihm: "Wir sind doch nicht aus Hurerei entsprossen Hurerei bedeutet hier wohl nach alttestamentlichem Sprachgebrauch (Hos. 1,2; 2,4; Jes. 57,3; Hes. 20,30f.) Abfall von Gott oder Götzendienst; die Juden scheinen sagen zu wollen: unser Kindschaftsverhältnis zu Gott ist durch keine Abgötterei getrübt worden.; Gott allein ist unser Vater Jes. 63,16; 64,8; Mal. 2,10.." Jesus erwiderte ihnen: "Wäre Gott euer Vater, so hättet ihr mich lieb. Denn ich bin von Gott ausgegangen und gekommen. Ich bin auch nicht eigenmächtig aufgetreten, sondern er hat mich gesandt. Warum versteht ihr denn meine Redeweise nicht? Weil ihr nicht fähig seid, meinen Worten voll Empfänglichkeit zu lauschen. Ihr habt den Teufel zum Vater, und eure Lust ist, das zu tun, was euerm Vater Freude macht Vor allem: zu morden und zu lügen.. Der ist von Anfang an Solange es Menschen gibt. ein Mörder gewesen Ein Hinweis auf Kains Brudermord (vgl. 1. Joh. 3,12.15)., und er steht nicht in der Wahrheit, weil keine Wahrheit in ihm ist. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem eigensten Wesen; denn er ist ein Lügner und der Lüge Vater. Ich aber finde keinen Glauben bei euch, weil ich die Wahrheit rede. Wer von euch vermag mir eine Sünde nachzuweisen? Wenn ich die Wahrheit rede, warum glaubt ihr mir dann nicht? Wer aus Gott ist, der hat ein Ohr für Gottes Worte. Ihr habt kein Ohr dafür, denn ihr seid nicht aus Gott." Da antworteten ihm die Juden: "Haben wir nicht recht, wenn wir behaupten: du bist ein Samariter Also ein Feind des auserwählten Volkes. und von einem bösen Geist besessen?" Jesus erwiderte: "Ich bin von keinem bösen Geist besessen, sondern ich ehre meinen Vater, und was tut ihr? Ihr entehrt mich. Ich trete nicht für meine Ehre ein; es tritt aber einer dafür ein, und der spricht auch das Urteil. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort befolgt, der wird den Tod in Ewigkeit nicht sehen." Da sprachen die Juden zu ihm: "Nun wissen wir bestimmt, daß du von einem bösen Geist besessen bist. Abraham ist gestorben und ebenso die Propheten, und du sagst: 'Wer mein Wort befolgt, der wird den Tod in Ewigkeit nicht schmecken.' Bist du denn größer als unser Vater Abraham? Der hat doch sterben müssen. Und auch die Propheten sind gestorben. Was willst du denn sein?" Jesus erwiderte: "Wollte ich mich selbst verherrlichen, so wäre es nichts mit meiner Herrlichkeit. Nun ist es aber mein Vater, der mich verherrlicht. Der ist, wie ihr behauptet, euer Gott. Und doch kennt ihr ihn nicht. Ich aber kenne ihn. Und wollte ich sagen: 'ich kenne ihn nicht', so wäre ich ein Lügner ebenso wie ihr. Aber ich kenne ihn und folge seinem Wort. Euer Vater Abraham frohlockte Als er die messianische Verheißung (1. Mos. 18,18; 22,18) empfing. in der Hoffnung, meinen Tag zu sehen Den Tag der Geburt des Messias, den er sich mit der Geburt des verheißenen Sohnes und Erben verbunden dachte.; er hat ihn auch gesehen Gemeint ist wohl: im Paradies des Totenreiches, wo er von dem Anbruch der messianischen Zeit bei Jesu Geburt von Gott Kunde erhielt. und sich gefreut." Da sprachen die Juden zu ihm Indem sie aus den letzten Worten Jesu schlossen, er wolle damit sagen, daß er schon zu Abrahams Zeit gelebt und mit ihm verkehrt habe.: "Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt Bei den Juden waren 50 Jahre das vollendete Mannesalter (vgl. 4. Mos. 4,3.39; 8,24f.). - Nach dem Zeugnis des Irenäus (adv. haeres. III,22,5) haben freilich alle Ältesten in Kleinasien, die dort mit dem Apostel Johannes verkehrten, von ihm und auch von anderen Aposteln erfahren, Jesus sei bei Beginn seiner Lehrtätigkeit über 40 Jahre alt gewesen. und willst Abraham gesehen haben?" Jesus antwortete ihnen: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham ward, bin ich Dem geschichtlichen Werden Abrahams, der durch seine Geburt ins Dasein trat, setzt Jesus sein ewiges Sein entgegen, dem kein Gewordensein vorhergeht.!" Da hoben sie Steine auf, um sie auf ihn zu werfen. Jesus aber entzog sich ihren Blicken und verließ den Tempel. Als er (eines Tages) seines Weges ging, sah er einen Menschen, der von Geburt an blind war. Da fragten ihn seine Jünger: "Meister, wer ist durch seine Sünde schuld daran, daß dieser Mann blind geboren ist: er selbst oder seine Eltern Verständlich ist es, daß die Jünger meinen, der Mann könne zur Strafe für die Sünden seiner Eltern blind geboren sein. Unklar aber bleibt, inwiefern sie meinen, der Mann sei zur Strafe für seine eigene Sünde blind geboren; denn vor seiner Geburt konnte er ja nicht sündigen.?" Jesus antwortete: "Weder er ist daran schuld noch seine Eltern; sondern es sollten sich an ihm die Werke Gottes offenbaren Darum ist er blind geboren.. Wir Jesus und seine Jünger. müssen, solange es Tag ist, die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat; es kommt die Nacht, wo niemand wirken kann Tag und Nacht bedeutet hier: Leben und Tod.. Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt." Nach diesen Worten spie er auf die Erde, machte aus dem Speichel einen Teig, strich dem Blinden den Teig auf die Augen und sprach zu ihm: "Geh hin und wasche dich im Teich Siloah Unterhalb des südlichen Vorsprungs des Tempelberges.!" - dies Wort bedeutet: Gesandter Christus ist der wahre Gesandte Gottes.. - Da ging er hin und wusch sich und kam sehend wieder. Die Nachbarn und die anderen Leute, die ihn früher hatten betteln sehen, fragten nun: "Ist das nicht der Mann, der einst dasaß und bettelte?" Die einen meinten: "Ja, er ist es!" Andere sagten: "Nein, er sieht ihm nur ähnlich." Er selbst aber sprach: "Ich bin's!" Nun fragte man ihn: "Wie sind dir denn die Augen aufgetan worden?" Er antwortete: "Der Mann, der Jesus heißt, machte einen Teig, bestrich mir damit die Augen und sprach zu mir: 'Geh nach Siloah und wasche dich!' Da ging ich hin, wusch mich und konnte sehen." Nun fragten sie ihn: "Wo ist denn der Mann?" Er antwortete: "Das weiß ich nicht." Man brachte dann den früher Blinden zu den Pharisäern. Es war aber gerade Sabbat, als Jesus den Teig machte und dem Blinden die Augen auftat. Da fragten ihn auch die Pharisäer, wie er sehend geworden sei. Er antwortete ihnen: "Er legte mir einen Teig auf die Augen, dann wusch ich mich und kann nun sehen." Da sagten einige Pharisäer: "Dieser Mensch ist nicht von Gott gesandt, denn er hält den Sabbat nicht." Andere meinten: "Wie kann ein sündiger Mensch solche Zeichen tun?" So waren sie verschiedener Ansicht. Nun fragten sie von neuem den früher Blinden: "Was denkst du denn von ihm? Er hat dir ja die Augen aufgetan." Er antwortete: "Der Mann ist ein Prophet!" Die Juden Die Mitglieder des Hohen Rates. aber wollten von dem Mann nicht glauben, daß er blind gewesen und sehend geworden sei. Darum ließen sie schließlich seine Eltern rufen und fragten sie: "Ist dies euer Sohn, der, wie ihr behauptet, blind geboren ist? Wie kommt es denn, daß er jetzt sehen kann?" Seine Eltern antworteten: "Wir wissen, daß dies unser Sohn ist, und daß er blind geboren ist. Wie es aber kommt, daß er jetzt sehen kann, das wissen wir nicht, und ebensowenig wissen wir, wer ihm die Augen aufgetan hat. Fragt ihn selbst, er ist alt genug; er wird schon allein über sich Auskunft geben." So redeten seine Eltern, weil sie sich vor den Juden D.h. vor den Feinden Jesu, namentlich den mächtigen, einflußreichen Pharisäern (12,42). fürchteten. Denn die Juden hatten schon beschlossen, jeden, der Jesus als Messias anerkenne, in den Bann zu tun Ihn aus der Gemeinde und damit auch von dem gewöhnlichen Lebensverkehr auszuschließen. - Zu Jesu Zeit gab es einen kleinen und einen großen Bann. Der kleine Bann hatte nur zeitweiligen Ausschluß zur Folge. Der große Bann, der nur von dem Hohen Rat verhängt werden konnte, war mit dauerndem Ausschluß und Vermögenseinziehung verbunden.. Deshalb sagten seine Eltern: "Er ist alt genug; fragt ihn selbst!" Sie ließen nun den Menschen, der blind gewesen war, zum zweiten Mal rufen und sprachen zu ihm: "Gib Gott die Ehre (und sag die volle Wahrheit)! Wir wissen, daß dieser Mensch ein Sünder ist." Der Mann erwiderte: "Ob er ein Sünder ist, das weiß ich nicht; ich weiß nur eins: ich bin blind gewesen und kann nun sehen." Da fragten sie ihn: "Was hat er denn mit dir gemacht? Wie hat er dir die Augen aufgetan?" Er antwortete ihnen: "Ich habe es euch ja schon gesagt, aber ihr habt nicht darauf gehört. Warum wollt ihr's denn noch einmal hören? Ihr wollt doch nicht auch seine Jünger werden?" Da schmähten sie ihn und sprachen: "Du bist sein Jünger; wir aber sind Moses Jünger. Wir wissen, daß Gott mit Mose geredet hat. Von diesem aber wissen wir nicht, woher er ist." Darauf entgegnete ihnen der Mann: "Das ist doch sonderbar! Ihr wißt nicht, woher er ist, und er hat mir doch die Augen aufgetan. Wir wissen, daß Gott sündige Menschen nicht erhört; sondern wer Gott fürchtet und seinen Willen tut, den erhört er. Solange die Welt steht, hat man nicht davon gehört, daß jemand einem Blindgeborenen die Augen aufgetan hätte. Wäre dieser Mann nicht von Gott gesandt, so könnte er nichts ausrichten." Da antworteten sie ihm: "Du bist ganz und gar in Sünden geboren Ps. 51,7. und willst uns belehren?" Und sie stießen ihn aus der Gemeinde Vgl. V.22.. Jesus erfuhr, daß sie ihn ausgestoßen hatten. Als er ihn dann traf, fragte er ihn: "Glaubst du an den Menschensohn?" Er antwortete: "Wer ist das, Herr? Ich möchte an ihn glauben." Jesus erwiderte ihm: "Du hast ihn schon gesehen: der mit dir redet, der ist es." Da sprach er: "Ich glaube, Herr", und warf sich vor ihm nieder. Jesus fuhr fort: "Ich bin in diese Welt gekommen, um ein Urteil zu vollziehen: die nicht sehen können, sollen sehend werden, und die da sehen, sollen blind werden." Das hörten einige Pharisäer, die bei ihm waren, und sie fragten ihn: "Sind wir denn auch blind?" Jesus antwortete ihnen: "Wäret ihr blind, so hättet ihr keine Sünde Wäret ihr unfähig zur Erkenntnis der Wahrheit, so wäret ihr frei von Schuld.. Nun aber behauptet ihr: 'Wir können sehen.' Darum bleibt eure Sünde Ihr Hochmut läßt sie nicht zur Selbsterkenntnis und damit zur Bekehrung kommen.. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch Die Rede Jesu an die Pharisäer (9,40) geht hier noch weiter.: Wer nicht durch die Tür in die Schafhürde geht, sondern anderswo hineinsteigt, der ist ein Dieb und Räuber Die Schafherden übernachteten in einer durch eine Mauer eingeschlossenen Hürde, an deren Tür des Nachts ein Unterhirt Wache hielt.. Wer aber durch die Tür eingeht, der ist der Hirte der Schafe. Dem öffnet der Türhüter, und die Schafe vernehmen seine Stimme Sein Locken und Rufen.. Er ruft die Schafe seiner Herde In einer Hürde pflegten verschiedene Herden zu übernachten. mit Namen Auch im Altertum gaben die Hirten den einzelnen Schafen besondere Namen. und führt sie hinaus. Hat er dann seine Schafe alle hinausgebracht, so geht er vor ihnen her, und die Schafe folgen ihm; denn sie kennen seine Stimme. Einem Fremden aber würden sie nimmermehr folgen, sondern sie würden vor ihm fliehen; denn sie kennen des Fremden Stimme nicht." Dies Gleichnis trug ihnen Jesus vor; sie aber verstanden den Sinn seiner Worte nicht. Jesus fuhr dann fort: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen Nur er gibt den Hirten der Herde Gottes (V.2) Auftrag und Vollmacht zu ihrem Beruf.. Alle, die an meiner Statt [pro emou]. Die Präposition [pro] kann auch die Stellvertretung bezeichnen. aufgetreten sind Vorgeblich als Heilande, tatsächlich aber als falsche, verderbliche Hirten des Volkes (vgl. Jer. 2,8; 23,1-2; 50,6; Hes. 34; Sach. 10,3; 11,17)., sind Diebe und Räuber Nämlich der Schafe. Vgl. Matth. 7,15.. Aber die Schafe Die wahren Glieder des Volkes Gottes. haben nicht auf sie gehört. Ich bin die Tür. Wer durch mich eingeht Und so ein Schaf der Herde wird., der wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden. Der Dieb kommt nur, um (die Schafe) zu stehlen, zu töten und zu verderben. Ich bin gekommen, damit die Schafe Leben und reiche Nahrung haben Vgl. Ps. 23.. Ich bin der Gute Hirte. Der Gute Hirte gibt sein Leben für die Schafe hin. Der Mietling, der nicht Hirte ist, und dem die Schafe nicht gehören, verläßt die Schafe und flieht, wenn er den Wolf kommen sieht. Dann raubt der Wolf sich von den Schafen und zersprengt die Herde. Das geschieht bei einem Mietling, dem nichts an den Schafen liegt. Ich bin der Gute Hirte. Ich kenne meine Schafe, und sie kennen mich, ganz ebenso wie mich mein Vater kennt und ich ihn kenne. Ich lasse auch mein Leben für die Schafe. Ich habe auch noch andere Schafe In der Heidenwelt., die nicht zu dieser Hürde Zu dem Volk Israel. zählen. Auch die muß ich herführen, und sie sollen meinem Ruf folgen: so wird sich eine Herde bilden unter Einem Hirten Vgl. Eph. 2,14ff.. Darum liebt mich mein Vater, weil ich mein Leben lasse, um es wiederzuempfangen. Niemand nimmt es (mit Gewalt) von mir, sondern ich gebe es ganz freiwillig hin. Es steht mir frei, es hinzugeben, und es steht mir frei, es wieder zurückzunehmen. Diesen Auftrag habe ich erhalten von meinem Vater." Wegen dieser Worte entstand aufs neue Vgl. 9,16. eine Meinungsverschiedenheit unter den Juden Gemeint sind die Pharisäer in 9,40.. Viele von ihnen sagten: "Er ist von einem bösen Geist besessen und von Sinnen. Warum hört ihr ihm zu?" Andere meinten: "So redet keiner, der von einem bösen Geist besessen ist. Kann denn ein böser Geist der Blinden Augen öffnen?" Zu der Zeit feierte man in Jerusalem das Fest der Tempelweihe Dieses Fest wurde alljährlich vom 25. Kislev an (Mitte Dezember) acht Tage lang besonders durch Erleuchtung der Häuser gefeiert, und zwar zum Andenken an die durch Judas Makkabäus im Dezember 165 v.Chr. vollzogene Reinigung und Neueinweihung des von Antiochus Epiphanes entweihten Tempels. Aus diesem Fest ist das christliche Kirchweihfest entstanden.. Es war Winter Nach meiner Zeitrechnung: Dezember 28 oder 29 n.Chr.. Jesus ging auf dem Tempelplatz in der Halle Salomos umher Die Halle Salomos (vgl. Apg. 3,11) war eine Säulenhalle an der Ostseite des Tempels, die nach der Volksmeinung noch von dem alten Salomonischen Bau herrührte und bei der Zerstörung des Tempels durch Nebukadnezar im Jahre 586 v.Chr. verschont geblieben war.. Da umringten ihn die Juden Die ihm feindlichen Oberen des Volkes. und sprachen zu ihm: "Wie lange läßt du uns im ungewissen? Bist du der Messias, so sag es uns frei heraus!" Jesus antwortete ihnen: "Ich habe es euch gesagt, aber ihr wollt nicht glauben. Die Werke, die ich in meines Vaters Namen tue, die legen Zeugnis für mich ab. Ihr glaubt aber nicht, denn ihr gehört nicht zu meinen Schafen. Meine Schafe hören meine Stimme; ich kenne sie, und sie folgen mir. Ich gebe ihnen das ewige Leben; sie sollen nicht verlorengehen in alle Ewigkeit; und niemand wird sie meiner Hand entreißen. Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist stärker als alle anderen Mächte; und niemand kann sie meines Vaters Hand entreißen. Ich und der Vater sind eins Darum wirkt der Vater nur durch den Sohn, und der Sohn wirkt nur durch des Vaters Macht. Deshalb ruht der, der in des Sohnes Hand ist, auch in der Hand des allmächtigen Vaters.." Da holten die Juden aufs neue Vgl. 8,59. Steine herbei, um ihn zu steinigen. Jesus aber sprach zu ihnen: "Viel herrliche Werke, die der Vater durch mich gewirkt, habe ich euch sehen lassen; welches dieser Werke ist denn schuld daran, daß ihr mich steinigen wollt?" Die Juden erwiderten ihm: "Nicht ein trefflich Werk, das du getan, veranlaßt uns, daß wir dich steinigen wollen, sondern deine Gotteslästerung: obwohl du nur ein Mensch bist, willst du doch Gott sein." Jesus antwortete ihnen: "Steht nicht in euerm Gesetz Das Gesetz bedeutet hier das ganze Alte Testament; gemeint ist die Stelle Ps. 82,6. geschrieben: 'Ich habe gesagt: ihr seid Götter Ps. 82 enthält eine drohende Anrede Gottes an ungerechte Obrigkeiten Israels. Die obrigkeitlichen Personen werden in V.66 "Götter" genannt, weil sie in ihrem amtlichen Wirken Vertreter Gottes sein sollten für das Volk.?" Das Gesetz hat also die Männer, an die dieser Gottesspruch In Ps. 82,6. ergangen ist, Götter genannt, und die Schrift muß doch gültig bleiben -: wollt ihr nun den, den der Vater geweiht Für seinen Beruf ausgesondert und durch die Gabe des Heiligen Geistes dazu ausgerüstet. und in die Welt gesandt hat, der Lästerung beschuldigen, weil ich gesagt habe: 'Ich bin Gottes Sohn Wenn in dem unverbrüchlichen Gotteswort in Ps. 82,6 schon die obrigkeitlichen Personen Israels, die noch dazu ihre Macht in Ungerechtigkeit mißbrauchten, als Stellvertreter Gottes für sein Volk Götter und Söhne des Höchsten genannt werden, wie kann man da Jesus, den höchsten und vollkommensten Gesandten und Stellvertreter Gottes, der Lästerung beschuldigen, wenn er sich Gottes Sohn nennt!?' Tue ich nicht meines Vaters Werke, dann glaubt mir nicht! Tue ich sie aber, und ihr wollt mir Meinem Selbstzeugnis, abgesehen von seiner Bewährung durch die Werke. nicht glauben, dann glaubt doch wenigstens meinen Werken, damit ihr einseht und erkennt, daß der Vater in mir ist und ich im Vater bin Vgl. V.30.." Da suchten sie ihn abermals Vgl. 7,30.32.44. festzunehmen, doch er entging ihren Händen. A| Er kehrte dann in das Ostjordanland zurück an den Ort, wo Johannes zuerst getauft hatte 1,28., und nahm dort Aufenthalt. Viele kamen zu ihm, und man sagte: "Johannes hat freilich kein Zeichen getan; doch alles, was Johannes von diesem Mann gesagt hat, ist wahr gewesen." Und viele wurden dort an ihn gläubig. Ein Mann, mit Namen Lazarus D.h. Gotthilf (Gott hat geholfen)., lag krank. Der wohnte in Bethanien Einem Dorf am Ostabhang des Ölberges (vgl. V.18)., dem Dorf der Maria und ihrer Schwester Martha D.h. Herrin.. - Es war aber die Maria, die (später) den Herrn mit Öl salbte und seine Füße mit ihren Haaren abtrocknete 12,1ff.; deren Bruder Lazarus lag krank. - Da sandten seine Schwestern zu Jesus und ließen ihm sagen: "Herr, den du liebhast, der liegt jetzt krank." Als Jesus das vernahm, sprach er: "Diese Krankheit soll nicht dem Tod eine Beute geben, sondern sie dient zur Ehre Gottes: der Sohn Gottes soll dadurch verherrlicht werden Durch die Verherrlichung des Sohnes wird Gott selbst verherrlicht.." Jesus liebte Das hier im Griechischen gebrauchte Wort (verschieden von dem in V.3), von Johannes zart gewählt, ist dasselbe, das Matth. 22,37.39 von der Liebe zu Gott und dem Nächsten gebraucht wird; vgl. auch 21,15-16. Das Wort "liebhaben" (philein) in V.3 drückt die Zärtlichkeit der Liebe aus. Der Unterschied der beiden in V.3 und 5 gebrauchten Ausdrücke "liebhaben" und "lieben" (philein und agapan) tritt deutlich hervor in einem Satz bei Dio C. 44,48: "Ihr habt ihn (Julius Cäsar) zärtlich liebgehabt (ephilesate) wie einen Vater und ihn (in Verehrung) geliebt (egapesate) wie einen Wohltäter." Martha und ihre Schwester und Lazarus. Zunächst blieb er trotz der Nachricht von des Lazarus Krankheit noch zwei Tage an dem Ort, wo er sich aufhielt Er wartete auf den Wink seines Vaters (vgl. 2,4; 7,6).. Dann erst sprach er zu seinen Jüngern: "Wir wollen wieder nach Judäa ziehen!" Seine Jünger erwiderten ihm: "Meister, eben erst haben dich die Juden steinigen wollen 10,31., und nun willst du wieder dorthin gehen?" Darauf sagte Jesus: "Hat der Tag nicht zwölf Stunden? Wer bei Tag umhergeht, der stößt sich nicht; denn er sieht das Licht der Welt Das Sonnenlicht.. Wer aber des Nachts umhergeht, der stößt sich; denn da hat die Welt kein Licht Solange für Jesus der Tag, d.h. die ihm vom Vater angewiesene Wirkenszeit dauert, so lange hat er von seinen Feinden nichts zu fürchten.." So sprach er. Dann fuhr er fort: "Unser Freund Lazarus schläft; aber ich will hingehen, um ihn aufzuwecken." Da entgegneten ihm die Jünger: "Herr, wenn er schläft, so wird er wieder gesund." Jesus aber hatte des Lazarus Tod gemeint, während sie dachten, er rede von der Ruhe des Schlafes. Da sagte ihnen Jesus frei heraus: Lazarus ist tot; und euretwegen bin ich froh, daß ich nicht dagewesen bin, damit ihr glaubt. Nun aber laßt uns zu ihm gehen!" Da sprach Thomas mit dem Beinamen "Zwilling Griechisch: "Didymos". Der aramäische Name Thomas (vgl. Matth. 10,3) und der griechische Name Didymos, der bei den Heidenchristen gebräuchlich war, bedeuten Zwilling." zu seinen Mitjüngern: "Ja, laßt auch uns hingehen, daß wir mit ihm sterben Thomas sieht in der Rückkehr nach Jerusalem für Jesus und seine Jünger den Weg zum sicheren Tod, und in düsterer Entschlossenheit, aber zugleich mit dem Mut der Liebe zu Jesus ist er zum Sterben bereit und fordert auch seine Mitjünger dazu auf.!" Bei Jesu Ankunft lag Lazarus schon vier Tage im Grab. Da Bethanien kaum eine halbe Meile Wörtlich: "etwa 15 Stadien". Ein altgriechisches Stadion = 185 Meter. von Jerusalem entfernt war, hatten sich viele Juden D.h. Mitglieder des Hohen Rates und andere angesehene Einwohner der Stadt Jerusalem. Die Geschwister in Bethanien gehörten also einer vornehmen Familie an. bei Martha und Maria eingefunden, um sie über den Tod ihres Bruders zu trösten Diese Beileidsbesuche dauerten bei den Juden in der Regel sieben Tage.. Bei der Nachricht: "Jesus kommt!" ging Martha ihm entgegen, während Maria im Haus sitzen blieb Die Beileidsbezeigungen nahm man sitzend entgegen.. Martha sprach zu Jesus: "Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben! Doch auch jetzt noch Obwohl er tot ist. weiß ich, daß Gott dir geben wird, was du von ihm erbittest Hiermit spricht Martha das Vertrauen aus, daß Gott auf Jesu Gebet Lazarus wieder auferwecken könne.." Jesus antwortete ihr: "Dein Bruder wird auferstehen." Martha entgegnete ihm: "Ich weiß, daß er auferstehen wird bei der Auferstehung am Jüngsten Tag So spricht sie im Ton getäuschter Hoffnung, denn sie hat sofort ein Eingreifen Jesu erwartet.." Jesus sprach zu ihr: "Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der soll auch nach dem Tod leben Das wahre Leben, das er im Glauben empfangen hat, wird durch den leiblichen Tod gar nicht berührt; es vollendet sich durch die Auferstehung.. Und wer in seinem Leben an mich glaubt, der soll nun und nimmer sterben Denn aufgrund seines Glaubens hat er das ewige Leben. Vgl. Röm. 14,8. - "Die Lebenden, die übrigbleiben bis zur Wiederkunft des Herrn", sollen ja wirklich, ohne den Tod zu sehen, verwandelt werden. (1. Thess. 4,17; 1. Kor. 15,51ff.). Glaubst du das?" "Ja, Herr", versetzte sie, "ich glaube fest, daß du bist der Messias, der Sohn Gottes, der in der Welt erscheinen soll." Nach diesen Worten ging sie weg und rief ihre Schwester Maria, indem sie ihr heimlich zuflüsterte: "Der Meister ist da und ruft dich." Bei dieser Kunde stand Maria eilig auf und begab sich zu ihm. Jesus war nämlich noch nicht in das Dorf gekommen, sondern er war noch an der Stelle, wo ihn Martha getroffen hatte. Als nun die Juden, die bei Maria im Haus waren und sie zu trösten suchten, sie aufstehen und eilig hinausgehen sahen, da folgten sie ihr; denn sie meinten, sie gehe zum Grab, um dort zu weinen. Maria kam an den Ort, wo Jesus war. Als sie ihn sah, fiel sie ihm zu Füßen und sprach zu ihm: "Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben!" Als Jesus sie und auch die Juden, die sie begleiteten, laut weinen sah, ergrimmte er in seinem Geist Worüber? Über die Macht des Todes? Oder: über das Weinen der Juden, das nichts als eine heuchlerische Äußerlichkeit war?, so daß ihn schauderte. Dann fragte er Maria und Martha.: "Wo habt ihr ihn beigesetzt?" Sie erwiderten ihm: "Herr, komm und sieh!" Jesus weinte still. Da sprachen die Juden: "Wie hat er ihn so liebgehabt!" Doch einige von ihnen sagten: "Konnte der Mann, der des Blinden Augen aufgetan hat, nicht auch verhindern, daß dieser starb?" Jesus, abermals ergrimmt in seinem Inneren Über die hämischen Reden der Juden in V.37., trat an das Grab. Das war in einer Höhle; vor ihrem Eingang lag ein Stein. Jesus gebot: "Entfernt den Stein!" Martha, des Verstorbenen Schwester, sprach zu ihm: "Herr, er riecht schon nach Verwesung; er ist ja schon vier Tage tot." Jesus erwiderte ihr: "Habe ich dir nicht gesagt, du sollst, wenn du glaubst, die Herrlichkeit Gottes sehen?" Da entfernte man den Stein. Jesus aber hob seine Augen auf zum Himmel und sprach: "Vater, ich danke dir, daß du mich allezeit erhört hast. Ich wußte zwar, daß du mich allezeit erhörst. Doch um der Leute willen, die hier stehen, spreche ich dies Das Dankgebet von V.41. offen aus, damit sie glauben, daß du mich gesandt hast." Nach diesen Worten rief er mit lauter Stimme: "Lazarus, komm heraus!" Da kam der Tote heraus, Füße und Hände mit Binden umwickelt und das Gesicht mit einem Schweißtuch verhüllt. Jesus sprach zu den Umstehenden: "Nehmt ihm die Binden ab und laßt ihn gehen!" Viele nun von den Juden, die zu Maria gekommen waren und Jesu Tat gesehen hatten, wurden an ihn gläubig. Aber einige von ihnen gingen zu den Pharisäern und erzählten ihnen, was Jesus getan hatte. Da beriefen die Hohenpriester und die Pharisäer eine Versammlung des Hohen Rates und sprachen: "Was ist zu tun? Dies Menschen tut viele Wunderzeichen. Wenn wir ihn noch weiter gewähren lassen, so werden alle an ihn glauben. Dann Wenn so eine messianische Volksbewegung entsteht. aber kommen die Römer und räumen auf mit unserer Stadt und unserem Volk." Einer aber aus ihrem Kreis, Kaiphas, der in jenem Jahr Hoherpriester war, sprach zu ihnen: "Euch fehlt's an Einsicht. Darum bedenkt ihr auch nicht, daß es besser für euch ist, wenn ein Mensch für das Volk stirbt, als wenn das ganze Volk zugrunde geht Diesen Ausspruch des Kaiphas im Hohen Rat kann Johannes z.B. durch Nikodemus (7,50) erfahren haben.." So redete er aber nicht aus eigener Überlegung; sondern weil er in jenem Jahr Hoherpriester war, weissagte er (unbewußt), Jesus solle sterben für das (jüdische) Volk, doch nicht allein für dieses Volk, sondern auch, um die (in der Heidenwelt) zerstreuten Kinder Gottes Die "anderen" Schafe in 10,16, die durch Christus Kinder Gottes werden sollten. zu einer Einheit zu verbinden. Seit jenem Tag berieten sie darüber, ihn zu töten. Jesus zeigte sich deshalb Weil ihm die Absichten des Hohen Rates bekannt geworden waren. nicht mehr frei und offen unter den Juden Unter seinen jüdischen Gegnern., sondern er zog sich von da in die Gegend nahe bei der Wüste Gemeint ist die jüdische Wüste, die sich bis Jericho hinauszog. zurück und begab sich in eine Stadt, mit Namen Ephraim Nicht weit von Bethel.; dort hielt er sich mit seinen Jüngern auf. Es war aber kurz vor dem jüdischen Passahfest. Viele aus jener Gegend zogen noch vor dem Passah nach Jerusalem, um sich dort zu reinigen Und zwar durch Waschungen, Opfer und dgl., damit sie in gesetzlicher Reinheit das Fest feiern konnten (2. Chron. 30,17).. Die forschten auch nach Jesus, und als sie auf dem Tempelplatz zusammenstanden, fragten sie einander: "Was meint ihr? Er wird wohl nicht zum Fest kommen?" Die Hohenpriester und die Pharisäer hatten nämlich den Befehl gegeben: wer wisse, wo er sich aufhalte, der solle davon Anzeige machen; denn sie wollten ihn gefangennehmen lassen. Sechs Tage vor dem Passahfest Nah meiner Annahme: Freitag, den 8. Nisan im Jahr 29 oder 30 n.Chr. kam Jesus nach Bethanien, wo Lazarus wohnte, den er von den Toten auferweckt hatte. Dort richtete man ihm zu Ehren ein Mahl aus Und zwar am folgenden Tag, einem Sabbat. Gerade den Sabbat wählten die Juden mit Vorliebe zu größeren Gastereien (Luk. 14,1).. Martha wartete dabei auf, während Lazarus mit ihm einer der Tischgäste war. Maria aber nahm ein Pfund kostbaren Salböls aus echter Narde Vgl. Mark. 14,3., salbte damit Jesu Füße und trocknete sie mit ihren Haaren ab. Von diesem Salböl duftete das ganze Haus. Da sagte einer von seinen Jüngern, Judas aus Kariot, der sein Verräter werden sollte Vgl. 6,71.: "Warum hat man dieses Salböl nicht für dreihundert Silberlinge Wörtlich: "für 300 Denare" (etwa 210 Goldmark). verkauft und das Geld den Armen gegeben?" So sprach er aber nicht, weil er ein Herz für die Armen hatte, sondern weil er ein Dieb war: er hatte die Geldkasse und entwandte von dem, was hineingelegt wurde Von Anhängern und Freunden Jesu (Luk. 8,3).. Jesus erwiderte ihm: "Laß sie gewähren! Sie hat das Salböl für meinen Begräbnistag aufbewahren wollen Der Salbungstag ist hier wie Matth. 26,12 als der Begräbnistag gedacht.. Denn Arme habt ihr allezeit bei euch, doch mich habt ihr nicht allezeit." Eine große Menge Juden kam Noch Sonnabend abend, als der Sabbat zu Ende war. (nach Bethanien), als sie erfuhren, Jesus sei dort. Sie fanden sich aber nicht nur Jesu wegen ein, sondern sie wollten auch Lazarus sehen, den er von den Toten auferweckt hatte. Die Hohenpriester aber berieten darüber, auch Lazarus zu töten, weil seinetwegen viele Juden sie verließen und an Jesus glaubten. Tags darauf Am Palmsonntag, den 10. Nisan. ging eine große Schar von Festpilgern auf die Kunde, Jesus sei auf dem Weg nach Jerusalem, mit Palmzweigen ihm entgegen unter dem lauten Ruf: "Heil! Gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn Siehe die Anmerkung zu Matth. 21,9. - er, der König Israels!" Jesus fand einen jungen Esel und setzte sich darauf. So erfüllte sich das Schriftwort Sach. 9,9.: Fürchte dich nicht, Tochter Zion! Sieh, dein König kommt und reitet auf einem Eselfüllen! - Damals freilich verstanden seine Jünger die Bedeutung dieser Worte noch nicht. Erst als Jesus zur Herrlichkeit erhoben war, erinnerten sie sich, daß dies von ihm geschrieben stand und sie es so für ihn ausgeführt hatten Indem sie auf Jesu Befehl den Esel herbeiführten. Dies erzählt zwar Johannes nicht, aber er setzt es nach dem Bericht der drei älteren Evangelien bei seinen Lesern als bekannt voraus. -. Die Volksmenge, die bei ihm war, als er Lazarus aus dem Grab rief und ihn von den Toten auferweckte, machte diese Tat bekannt. Deshalb ging ihm auch jene Schar V.12. entgegen, weil sie erfahren hatte, er habe dieses Wunderzeichen getan. Die Pharisäer aber sprachen untereinander: "Ihr seht nun deutlich, daß ihr nichts erreicht Mit dem Befehl 11,57.. Der ganze Pöbel läuft ihm nach!" Unter den Festpilgern waren auch einige Griechen D.h. Heiden, aber Anhänger des Judentums, wie der äthiopische Würdenträger Apg. 8 und der Hauptmann Kornelius Apg. 10.. Diese kamen zu Philippus, der aus Bethsaida in Galiläa stammte, und trugen ihm die Bitte vor: "Herr, wir möchten Jesus kennenlernen." Philippus ging hin und sagte es Andreas. Andreas und Philippus kamen dann und teilten es Jesus mit. Jesus antwortete ihnen Den beiden Jüngern.: "Die Stunde ist gekommen, wo der Menschensohn verherrlicht werden soll In dem Verlangen dieser Heiden nach ihm und seiner Wahrheit sieht Jesus eine Bürgschaft für seine nahe Verherrlichung. Denn erst nach seiner Himmelfahrt sollte der Heidenwelt die Heilsbotschaft verkündigt werden.. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ein Weizenkorn, das nicht in die Erde eingesenkt wird und dann abstirbt, bleibt, was es ist: ein einzelnes Korn. Ist es aber abgestorben, so bringt es reiche Frucht Wie das Weizenkorn erst nach seiner Auflösung Frucht bringen kann, so kann auch Jesus nur durch den Tod zur Herrlichkeit eingehen und eine reiche Ernte in der Menschenwelt einsammeln.. Sein Leben lieben heißt: es verlieren; sein Leben opfern Wörtlich "hassen"; vgl. Matth. 10,39. in dieser Welt heißt: es erhalten fürs ewige Leben. Wer mir dienen will, der folge mir Und gebe auch sein Leben hin.; und wo ich bin, da soll auch mein Diener sein. Wer mir dient, den wird der Vater ehren. Jetzt ist meine Seele voller Schauder In dem Gedanken an den nahen Tod. - Diese Stelle beweist, daß die Seelenangst Jesu in Gethsemane nicht vereinzelt dasteht, sondern ihre Vorboten gehabt hat., und was soll ich sagen? Soll ich beten: Vater, bewahre mich vor dieser Stunde Vor der Leidens- und Todesstunde.? Nein, denn gerade deshalb Um den Tod zu erleiden. bin ich ja bei dieser Stunde angekommen. Vater, verherrliche deinen Namen!" Da kam eine Stimme vom Himmel: "Ich habe ihn schon verherrlicht In Jesu bisherigem Wirken. und will ihn noch weiter verherrlichen Durch Jesu Tod und Erhöhung.!" Das Volk, das dastand und dies hörte, sprach: "Es hat gedonnert." Andere meinten: " Ein Engel hat mit ihm geredet." Da nahm Jesus das Wort und sagte: "Nicht meinetwegen ist diese Stimme ertönt, sondern euretwegen Um euch vom Unglauben zu befreien.. Jetzt ergeht ein Urteil über diese Welt Die Welt ist die ungläubige Menschheit. Sie empfing schon ihren Urteilsspruch, als sie Jesus verwarf und kreuzigte.. Jetzt soll der Beherrscher dieser Welt Der Teufel, der auch bei den Rabbinen als Herrscher unter den Heiden so genannt wird. aus ihr hinausgetrieben werden. Und bin ich erst erhöht von der Erde, so will ich alle Menschen zu mir ziehen." - Mit diesen Worten wollte er andeuten, welches Todes er sterben sollte Johannes findet es bedeutsam, daß in dem Wort, womit Jesus seine himmlische Erhöhung bezeichnet, zugleich ein Hinweis auf seinen Kreuzestod liegt, durch den er zur Herrlichkeit gelangen sollte.. - Da antwortete ihm das Volk: "Wir haben aus dem Gesetz gelernt, daß der Messias ewig am Leben bleibt Sie denken an Stellen wie Ps. 110,4; Jes. 9,6; Dan. 7,14. Das Gesetz bedeutet hier wie 10,34 das ganze Alte Testament.. Was soll es da bedeuten, wenn du behauptest: der Menschensohn muß erhöht werden? Wer ist denn dieser Menschensohn Dieser schriftwidrige, seltsame Menschensohn, der nicht ewig am Leben bleiben soll, während doch dem Menschensohn bei Daniel (7,14) ein ewiges Königtum bestimmt ist, sondern der, wie du es ausdrückst, von der Erde erhöht, also hinweggenommen werden und verschwinden soll. - Aus ihrer Frage ist also nicht zu schließen, daß ihnen der Name Menschensohn sonst unbekannt gewesen wäre.?" Jesus antwortete ihnen Ohne auf ihre Frage näher einzugehen, indem er sie nur auf das Eine hinweist, das ihnen not ist.: "Nur noch eine kleine Weile ist das Licht unter euch. Wandelt im Licht, weil ihr's noch habt, damit euch nicht die Finsternis überfalle. Denn wer in der Finsternis wandelt, der weiß nicht, wohin er geht Er geht ins ewige Verderben, ohne dies schreckliche Ziel zu kennen.. Weil ihr das Licht noch habt, glaubt an das Licht, damit ihr Lichteskinder D.h. solche, die vom Licht erleuchtet sind. werdet." Nach diesen Worten ging Jesus weg und verbarg sich vor ihnen Hier schließt der Evangelist seine Darstellung der öffentlichen Wirksamkeit Jesu.. Obwohl er aber so viele Wunderzeichen vor ihnen getan hatte, glaubten sie doch nicht an ihn. Denn es sollte sich das Wort des Propheten Jesaja erfüllen Jes. 53,1.: Herr, wer hat unserer Botschaft geglaubt? Und wem ist der Arm D.h. die Macht. des Herrn offenbar geworden? Darum waren sie unfähig zu glauben Wegen des göttlichen Verstockungsgerichtes, wovon im folgenden die Rede ist. Dies Gericht setzt aber überall in der Schrift die menschliche Verschuldung voraus., weil Jesaja weiterhin gesagt hat Jes. 6,9f.: Er Gott. hat ihre Augen geblendet und ihr Herz verstockt. Denn sie sollen mit ihren Augen nicht sehen und mit ihren Herzen nicht verstehen, so daß sie sich bekehren und ich Der Messias. sie heile. So sprach Jesaja, weil er seine Des Messias. Herrlichkeit (im Geist) sah In den Gotteserscheinungen des Alten Bundes war der Messias als das ewige Wort wirksam. und (deshalb) von ihm redete. Gleichwohl aber Trotz des vorher allgemein ausgesprochenen Urteils über den Unglauben der Juden. wurden sogar viele von den Mitgliedern des Hohen Rates an ihn gläubig Freilich nur im geheimen (7,48).. Doch der Pharisäer wegen Aus Furcht vor dieser mächtigsten und Jesus feindlichen Partei. legten sie kein offenes Bekenntnis ab, damit sie nicht in den Bann getan würden Vgl. 9,22.. Denn sie wollten lieber bei den Menschen als bei Gott in Ehren stehen. Jesus aber hat laut verkündigt In V.44-50 faßt Johannes noch einmal kurz zusammen, was Jesus in Jerusalem laut öffentlich verkündigt hat. Dadurch tritt der vorhin erwähnte Unglaube des Volkes und der Halbglaube so mancher unter seinen Oberen recht ins Licht.: "Wer an mich glaubt, der glaubt ja nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt. Und wer mich schaut, der schaut den, der mich gesandt. Ich bin als Licht gekommen in die Welt, damit keiner, der an mich glaubt, in der Finsternis bleibe. Wer meine Worte hört und nicht bewahrt, über den bin ich kein Richter. Denn ich bin nicht gekommen, um die Welt zu richten, sondern um die Welt zu retten. Wer mich verwirft und meine Worte nicht annimmt, der hat schon seinen Richter: Das Wort, das ich geredet habe, das wird sein Richter sein am Jüngsten Tag. Denn ich habe nicht eigenmächtig geredet, sondern der Vater, der mich gesandt, der hat mir aufgetragen, was ich sagen und was ich reden soll Das Sagen bezeichnet die Lehre nach ihrem Inhalt, das Reden weist auf ihre öffentliche Verkündigung.. Und ich weiß: Sein Auftrag Das mir zu reden aufgetragene Wort. bringt das ewige Leben. Was ich nun rede, das rede ich genau so, wie es der Vater mir gesagt hat." V. Jesus im Kreis seiner Jünger in der Nacht vor seinem Leiden: 13-17. Es war vor dem Passahfest 4. Mos. 28,16-17 heißt der 14. Nisan "das Passah", der 15. Nisan "das Fest". Das im folgenden erwähnte Mahl fand also ebenso wie nach dem Bericht der drei ersten Evangelisten am Abend des 14. Nisan statt. So hat auch der Apostel Johannes das christliche Passah später in Kleinasien stets am 14. Nisan gehalten (Euseb. h.e. V, 24,3.6).. Jesus wußte, daß seine Stunde gekommen war, da er diese Welt verlassen und zum Vater gehen sollte. Er liebte seine Jünger, die er in der Welt zurückließ. Jetzt aber gab er ihnen den herrlichsten Beweis seiner Liebe 13,1 ist gleichsam die Überschrift des ganzen Abschnitts Kap. 13-17.. Ein Mahl Das Passahmahl, das Johannes hier als Vorbild des christlichen Liebesmahles darzustellen scheint. fand statt. Schon hatte es der Teufel dem Judas aus Kariot, Simons Sohn, ins Herz gegeben, ihn zu verraten. Obwohl Jesus wußte, daß ihm der Vater alle Macht gegeben hatte, und daß er von Gott ausgegangen war und nun zu Gott ging, erhob er sich vom Mahl, legte sein Oberkleid ab und nahm ein leinenes Tuch, womit er sich umgürtete Obwohl sich Jesus seiner Macht und Herrlichkeit deutlich bewußt war, demütigte er sich so tief bei der Fußwaschung.. Dann goß er Wasser in das Becken, das dastand, und begann seinen Jüngern die Füße zu waschen und sie mit dem Tuch, womit er umgürtet war, abzutrocknen Die Fußwaschung der Tischgäste pflegte sonst vor Beginn des Mahles durch Sklaven vollzogen zu werden.. So kam er zu Simon Petrus Er hatte also bei einem anderen begonnen.. Der sprach zu ihm: "Herr, du willst mir die Füße waschen?" Jesus antwortete ihm: "Mein Tun ist dir jetzt rätselhaft, später aber wirst du es verstehen." Petrus erwiderte: "Nun und nimmer sollst du mir die Füße waschen!" Jesus entgegnete ihm: "Wenn ich dich nicht wasche, so hast du keine Gemeinschaft mit mir." Da sprach Simon Petrus zu ihm: "Herr, dann wasche mir nicht allein die Füße, sondern auch die Hände und das Haupt!" Jesus sprach zu ihm: "Wer ein Bad genommen hat, der braucht sich nur die Füße Die beim Gehen wieder schmutzig werden. zu waschen; sonst ist er am ganzen Leib rein. Auch ihr seid rein, jedoch nicht alle." Denn er kannte seinen Verräter; darum sagte er: "Ihr seid nicht alle rein." Als er ihnen nun die Füße gewaschen hatte, zog er sein Oberkleid wieder an und nahm seinen Platz am Tisch wieder ein. Dann sagte er zu ihnen: "Versteht ihr, was ich euch getan? Ihr redet mich an mit 'Meister' und 'Herr', und das ist in der Ordnung, denn ich bin's. Habe nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen, so ist's auch eure Pflicht, einander die Füße zu waschen. Denn ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit auch ihr tut, wie ich euch getan Nicht äußerlich, sondern geistlich: durch demütige Selbstverleugnung und dienende Liebe sollen die Jünger Jesu Beispiel nachahmen.. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ein Diener steht nicht höher als sein Herr, und ein Gesandter steht nicht höher als sein Auftraggeber. - Wenn ihr dies wißt, Heil euch, wenn ihr danach tut! Nicht von euch allen rede ich: ich kenne die, die ich mir auserkoren Als Apostel.. Doch es muß das Schriftwort Ps. 41,10. in Erfüllung gehen: Der mein Brot ißt, hat seine Ferse gegen mich erhoben Um mir einen Tritt zu versetzen.. Schon jetzt will ich davon zu euch reden, ehe es geschieht, damit ihr, wenn es eintrifft, glaubt, daß ich es bin Nämlich: der Messias (vgl. 8,24).. - Wahrlich, wahrlich, ich sage euch V.20 schließt sich an V.16; vgl. Matth. 10,40.: Wer einen, den ich sende, aufnimmt, der nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, der nimmt damit den auf, der mich gesandt." Nach diesen Worten empfand Jesus in seinem Geist einen Schauder Vgl. 11,33; 12,27., und er sprach voll tiefen Ernstes: "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch wird mich verraten!" Da sahen die Jünger einander (fragend) an; denn sie wußten nicht, von wem er redete. Nun hatte einer von den Jüngern an der Tafel seinen Platz dicht an Jesu Seite Wörtlich: "Nun lag einer von den Jüngern an Jesu Brust" (an Jesu Gürtelbausch). Man lag während des Mahles auf Polstern. Dabei stützte sich der linke Arm auf das Polster, während der rechte Arm zum Essen frei blieb. Die Füße waren so ausgestreckt, daß der zunächst Liegende mit seinem Hinterhaupt an den Gürtelbausch des ersten reichte und dessen Füße an seinem Rücken hatte.; das war der Jünger, den Jesus liebte. Dem winkte Simon Petrus und sprach zu ihm: "Sag, wen meint er?" Da neigte er sich gegen Jesu Brust und fragte ihn: "Herr, wer ist's?" Jesus erwiderte: "Der ist's, dem ich dies Stückchen Brot hier in die Schüssel tauche und reiche." Dann tauchte er den Bissen ein und reichte ihn dem Judas, Simons Sohn, aus Kariot. Als der den Bissen genommen hatte, fuhr der Satan in ihn. Da sprach Jesus zu ihm: "Was du tun willst, das tu sofort!" Keiner aber von den Tischgenossen verstand, was er ihm damit sagen wollte. Einige meinten, weil Judas die Kasse hatte, fordere ihn Jesus auf: "Kaufe ein, was wir zum Fest nötig haben Der Abend des 14. Nisan war für Festeinkäufe die letzte Gelegenheit.!" oder: er solle den Armen etwas geben Die Armen fanden sich im Tempel ein, der von Mitternacht an geöffnet war.. Als Judas den Bissen genommen hatte, ging er sofort hinaus. Und es war Nacht. Als er hinausgegangen war, sprach Jesus: "Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht, und Gott ist verherrlicht in ihm Mit dem Weggehen des Judas kam die Stunde, die Jesu irdischem Leben ein Ziel setzte. Indem der Herr nun auf seine Wirksamkeit zurückblickt, kann er sagen, daß der Menschensohn dadurch verherrlicht ist (11,4b; 12,23; 17,10), und auch, daß Gott in ihm und seinem Werk verherrlicht worden, d.h. in seiner Herrlichkeit, die nun von allen Gläubigen erkannt wird, offenbar geworden ist (11,4a; 12,28; 17,4).. Nun wird Gott ihn auch in seine Herrlichkeit aufnehmen Durch Auferstehung und Himmelfahrt., ja das wird bald geschehen! Liebe Kinder, nur noch kurze Zeit bin ich bei euch. Ihr werdet nach mir suchen; doch was ich einst den Juden gesagt 7,34; 8,22.: 'Wohin ich gehe, dorthin könnt ihr nicht kommen', das sage ich jetzt auch euch. Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so liebt auch ihr einander! Daran sollen alle erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe zueinander habt." Simon Petrus fragte ihn: "Herr, wohin gehst du?" Jesus erwiderte: "Wohin ich gehe, dorthin kannst du mir jetzt nicht folgen; du wirst mir aber später folgen Auf dem Weg des Märtyrertodes.." Petrus sprach zu ihm: "Herr, warum kann ich dir jetzt nicht folgen? Ich will mein Leben für dich lassen." Jesus antwortete: "Du willst dein Leben für mich lassen? Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Der Hahn soll nicht krähen, ehe du mich dreimal verleugnet hast!" "Euer Herz sei ohne Bangen! Traut auf Gott und traut auf mich! In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen Also ist dort auch für viele Raum.. Wenn es nicht so wäre, so hätte ich's euch gesagt; denn ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten Und muß deshalb auch wissen, ob es "Wohnungen" gibt, wo das geschehen kann.. Und wenn ich hingegangen bin und euch eine Stätte bereitet habe, dann komme ich wieder und will euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin. Den Weg zu jenem Ort, dahin ich gehe, kennt ihr ja." Da sprach Thomas zu ihm: "Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst; wie kann uns da der Weg bekannt sein?" Jesus antwortete ihm: "Ich bin der Weg, weil ich die Wahrheit und das Leben bin; niemand kommt zum Vater als durch mich. Hättet ihr mich voll erkannt, so würdet ihr auch meinen Vater kennen. Von nun an aber kennt ihr ihn und habt ihn schon gesehen." Philippus sprach zu ihm: "Herr, zeige uns den Vater; dann sind wir befriedigt!" Jesus erwiderte ihm: "So lange bin ich bei euch, und du kennst mich noch nicht, Philippus? Wer mich gesehen hat, der hat auch den Vater gesehen. Wie kannst du da sagen: 'Zeige uns den Vater?' Glaubst du nicht, daß ich im Vater bin und der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch rede, die spreche ich nicht aus eigener Vollmacht. Sondern der Vater, der bleibend in mir wohnt, der und kein anderer ist wirksam. Glaubt mir, daß ich im Vater bin und der Vater in mir ist! Wo nicht, so glaubt doch gerade um der Werke willen, die ich tue! Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue; ja er wird noch größere tun als diese, weil ich zum Vater gehe. Um was ihr dann in meinem Namen bittet Das heißt nicht nur: um was ihr "in geistlicher Einheit und voller Gemeinschaft mit mir" bittet., das will ich tun, damit der Vater verherrlicht werde in dem Sohn D.h. in dem Tun des Sohnes.! Wenn ihr in meinem Namen mich um etwas bittet, so will ich's tun. Liebt ihr mich, so haltet meine Gebote! Dann will ich den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Helfer Einer, der euch an meiner Statt hilft und beisteht. - Das hier gebrauchte griechische Wort parakletos kommt im Neuen Testament nur bei Johannes vor: Joh. 14,16.26; 15,26; 16,7; 1. Joh. 2,1. Parakletos heißt genau: ein (zur Hilfe) Herbeigerufener (lateinisch: Advocatus), daher "Anwalt" und zwar zunächst im eigentlich gerichtlichen Sinn ("der Anwalt, der eines anderen Sache führt"). Dann geht das Wort über in die allgemeine Bedeutung: "Beistand, Helfer". In 1. Joh. 2,1 wird es wohl am passendsten mit "Fürsprecher" übersetzt. Die Erklärungen "Tröster" und "Lehrer" entsprechen nicht dem nächsten Sinn des griechischen Wortes. Im Talmud findet sich der Ausdruck peraklit (Anwalt, Rechtsbeistand). Vgl. auch Hiob 33,23, wo von dem "Mittler" - oder "Fürsprecher-Engel" die Rede ist. geben, damit er ewig bei euch bleibe: den Geist der Wahrheit. Den kann die Welt nicht empfangen, denn sie hat für ihn kein Auge und erkennt ihn nicht 1. Kor. 2,14.. Ihr erkennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein. Ich will euch nicht verwaist lassen, ich komme zu euch Nach der Auferstehung.. In Kürze schaut die Welt mich nicht mehr. Ihr aber sollt mich schauen: weil ich lebe, werdet ihr auch leben In dem neuen Lebenszustand, in den sie durch Jesu Leben eintreten, ist ihnen auch das wahre Schauen des Auferstandenen möglich.. An jenem Tag werdet ihr erkennen, daß ich in meinem Vater bin, daß ihr in mir seid, und daß ich in euch bin. Wer meine Gebote hat und sie befolgt, der hat mich lieb. Wer aber mich liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren." Da fragte ihn Judas, nicht der aus Kariot: "Herr, wie kommt es, daß du nur uns dich offenbaren willst und nicht auch der Welt?" Jesus antwortete ihm: "Wer mich liebt, der wird mein Wort befolgen, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen "Sie kommen wie Wanderer aus ihrer himmlischen Heimat (V.2) und herbergen bei ihm, wollen täglich seine Gäste, ja Haus- und Tischgenossen sein.". Wer mich nicht liebt, der befolgt auch meine Worte nicht. Und doch stammt das Wort, das ihr vernehmt, nicht von mir, sondern von dem Vater, der mich gesandt. Dies habe ich zu euch geredet, während ich noch bei euch bin. Der Helfer aber, der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen D.h. auf meine Bitte oder: an meiner Statt., der wird euch alles lehren und euch erinnern an alles, was ich euch gesagt. Frieden hinterlasse ich euch Eine Anspielung auf den morgenländischen Abschiedsgruß, worin Friede gewünscht wurde (1. Sam. 1,17; 20,42; Mark. 5,34)., meinen Frieden gebe ich euch. Ich gebe euch keinen Frieden, wie die Welt ihn gibt Er schenkt den Frieden wirklich, während die weltlichen Friedensgrußworte des alltäglichen Lebens nur ein leerer Wunsch sind.. Euer Herz sei ohne Bangen und ohne Furcht! Ihr habt vernommen, daß ich euch gesagt: 'Ich gehe und komme zu euch V.3 und 18..' Hättet ihr mich lieb, so würdet ihr euch freuen, daß ich zum Vater gehe; denn der Vater ist größer als ich. Und nun habe ich's euch gesagt Nämlich: daß ich zum Vater gehe., ehe es geschehen ist, damit ihr glaubt, wenn es nun geschieht Jesu Tod war für die Jünger die größte Glaubensprüfung. Aber in dieser Prüfung sollten sie überwinden durch die Gewißheit, daß er gerade durch den Tod in die Herrlichkeit des Vaters eingehen werde.. Ich werde nicht mehr viel mit euch reden; denn der Weltbeherrscher Der Teufel (12,31). naht. Er hat zwar kein Recht an mich. Aber die Welt soll erkennen, daß ich den Vater liebe und so handle, wie mir der Vater geboten hat Darum gibt sich Jesus in voller Freiheit in die Hand seiner Feinde, die ja des Teufels Werkzeuge sind.. Steht auf und laßt uns von hier gehen Vgl. Mark. 14,42. - Am einfachsten ist es anzunehmen, Jesus habe nach diesen Worten mit seinen Jüngern den Saal, wo er das Mahl gehalten, auch wirklich verlassen und die folgenden Reden auf dem Weg nach Gethsemane gesprochen. - Der Anlaß zu dem Bild in Kap. 15 könnte der Gang durch Weinberge gewesen sein.! Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weingärtner. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er weg, und jede, die Frucht bringt, reinigt er Durch das Wegschneiden der Wasserschößlinge., damit sie noch mehr Frucht bringe. Schon an euch zeigt sich, daß ihr rein seid, weil ihr das Wort, das ich zu euch geredet, aufgenommen habt. Bleibt ihr in mir, dann bleibe ich auch in euch. Wie die Rebe für sich allein und aus eigener Kraft keine Frucht bringen kann, sondern nur, wenn sie in Verbindung mit dem Weinstock bleibt: ganz ebenso ist's auch mit euch, wenn ihr nicht in Gemeinschaft mit mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt, und in wem ich bleibe, nur der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts Was im Dienst Christi Wert hätte. vollbringen. Wer nicht in mir bleibt, dem geht es wie der (unfruchtbaren) Rebe: die wird hinausgeworfen Aus dem Weinberg. und verdorrt; ja man sammelt solche Reben, wirft sie ins Feuer und verbrennt sie. Bleibt ihr in mir und bleiben meine Worte in euch, so könnt ihr um alles bitten, was ihr wollt, und es soll euch zuteil werden. Dadurch wird mein Vater verherrlicht, daß ihr reiche Frucht bringt: so werdet ihr auch meine rechten Jünger. Wie mich der Vater geliebt hat, so habe ich euch auch geliebt. Bleibt in meiner Liebe "Erhaltet euch diese Liebe, die ich zu euch habe." Das geschieht durch den Gehorsam gegen Jesu Gebote.! Wenn ihr meine Gebote haltet, so werdet ihr in meiner Liebe bleiben, wie ich meines Vaters Gebote gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. So habe ich zu euch geredet In V.9 und 10., damit meine Freude in euch wohne, und eure Freude vollkommen werde. Dies ist mein Gebot: Liebt einander, wie ich euch geliebt! Niemand kann größere Liebe beweisen, als wenn er sein Leben opfert für seine Freunde. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch heiße. Ich nenne euch nicht länger Diener Wörtlich: Sklaven (wie 13,16).; denn ein Diener hat keine Einsicht in das Wirken seines Herrn Ein Sklave weiß nichts von den Gründen und Absichten seines Herrn. Er ist seinem Herrn nur ein blindes Werkzeug bei der Ausführung seiner Befehle, und es fehlt ihm jede Freiheit und Selbständigkeit.. Euch habe ich vielmehr (meine vertrauten) Freunde genannt; denn alles, was ich von meinem Vater vernommen, das habe ich euch kundgetan. Nicht ihr habt mich erkoren; nein, ich habe euch erkoren und euch an euern Platz gesetzt Als Apostel.; ihr sollt nun hingehen und Frucht bringen, und eure Frucht Die Frucht eurer apostolischen Wirksamkeit. soll bleiben. Dabei wird euch der Vater geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet. Dies gebiete ich euch: Liebt einander Vgl. V.12.! Haßt euch die Welt, so denkt daran: mich hat sie noch eher gehaßt als euch. Gehört ihr zur Welt Zur sündigen Menschenwelt., so hätte euch die Welt lieb als ihresgleichen. Ihr gehört aber nicht zur Welt, sondern ich habe euch der Welt entnommen, und mir auserkoren; darum haßt euch nun die Welt. Gedenkt des Wortes, das ich euch gesagt: 'Ein Diener steht nicht höher als sein Herr 13,16 sind diese Worte anders gemeint als an unserer Stelle, die mit Matth. 10,24f. übereinstimmt..' Haben sie mich verfolgt, so werden sie euch auch verfolgen; haben sie mein Wort gehalten, so werden sie auch das eure halten. Dies alles aber werden sie euch antun, weil ihr von meinem Namen Zeugnis gebt; denn den, der mich gesandt hat, kennen sie nicht. Wäre ich nicht gekommen und hätte ich nicht zu ihnen geredet, so hätten sie keine Sünde Wenn sie den Vater nicht kennen.. Nun aber haben sie für ihre Sünde keine Entschuldigung. Wer mich haßt, der haßt auch meinen Vater. Hätte ich unter ihnen nicht die Werke getan, die kein anderer getan, so hätten sie keine Sünde. Nun aber haben sie mich und meinen Vater geschaut In Jesu Worten haben sie die Offenbarung des Sohnes (6,36) und des Vaters (14,9f.) geschaut., und trotzdem sind sie voller Haß. Doch so muß sich das Wort erfüllen, das in ihrem Gesetz geschrieben steht: Sie haben mich ohne Grund gehaßt Ps. 35,19; 69,5.. Wenn aber der Helfer kommt, den ich euch von dem Vater senden will, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, so wird er von mir Zeugnis geben. Und auch ihr seid meine Zeugen, weil ihr von Anfang Von Anfang meiner messianischen Tätigkeit an. an bei mir gewesen seid Und deshalb aus eigener Erfahrung Zeugnis von mir geben könnt.. So rede ich zu euch, damit ihr später keinen Anstoß nehmt. Man wird euch in den Bann Wörtlich: man wird euch aus den Synagogen ausschließen (vgl. 9,22.34; 12,42). tun. Ja die Stunde kommt, wo jeder, der euch tötet, damit Gott ein Opfer darzubringen glaubt Ein jüdischer Ausspruch lautet: "Wer das Blut Gottloser vergießt, der steht auf gleicher Stufe mit jemand, der ein Opfer darbringt.". So wird man gegen euch verfahren, weil man nicht den Vater kennt noch mich. Aber ich rede so zu euch, damit, wenn nun die Stunde kommt, wo sich's erfüllt, ihr daran denkt, daß ich es euch gesagt. Hierüber habe ich anfangs nicht zu euch gesprochen, weil ich ja bei euch war Und bis dahin mich selbst der Haß der Welt traf.. Nun aber gehe ich zu dem, der mich gesandt hat, und keiner von euch fragt mich: 'Wohin gehst du Weil es jeder von euch weiß.?' Doch weil ich so zu euch geredet habe, ist euer Herz voll Traurigkeit. Aber es ist volle Wahrheit, wenn ich euch jetzt sage: es dient zu euerm Heil, daß ich weggehe. Denn gehe ich nicht weg, so kommt der Helfer nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden. Und wenn er kommt, wird er der Welt Klarheit geben, wie sich's verhält mit Sünde, mit Gerechtigkeit und mit Gericht. Die Sünde kommt ans Licht, weil sie nicht an mich glauben; die Gerechtigkeit, weil ich zu meinem Vater gehe und ihr mich dann nicht länger seht Hier ist die Rede von Jesu Gerechtigkeit oder vollkommener Unschuld. Die Welt erklärte ihn für einen Sünder (18,30) und brachte ihn zum Tod. Gott aber bewies seine Unschuld und Gerechtigkeit dadurch, daß er ihn in den Himmel erhöhte.; das Gericht, weil der Beherrscher dieser Welt verurteilt ist Das ist tatsächlich schon geschehen durch Jesu Tod und Verherrlichung.. Ich hätte euch noch viel zu sagen; doch jetzt könnt ihr's nicht tragen. Wenn aber er, der Geist der Wahrheit, kommt, so wird er euch im Bereich der vollen Wahrheit Führer sein. Denn er wird nicht aus eigener Vollmacht reden; sondern was er hört, das wird er reden, und das Zukünftige wird er euch verkünden. Er wird mich verherrlichen; denn von dem Meinen wird er nehmen und es euch verkünden. Alles, was der Vater hat, ist mein. Darum sage ich: von dem Meinen nimmt er und wird's euch verkünden. Noch eine kleine Weile Bis zu meinem Tod., und ihr schaut mich nicht mehr; dann nochmals eine kleine Weile, und ihr sollt mich wiedersehen Am Auferstehungstag.." Da sprachen einige seiner Jünger zueinander: "Was mag er damit meinen, wenn er zu uns sagt: 'Noch eine kleine Weile, und ihr schaut mich nicht; dann nochmals eine kleine Weile, und ihr sollt mich wiedersehen', und weiter: 'Ich gehe hin zum Vater?'" "Was meint er nur", so sprachen sie, "mit diesem Ausdruck: 'eine kleine Weile'? Wir verstehen seine Worte nicht." Jesus merkte, daß sie ihn fragen wollten, und er sprach zu ihnen: "Redet ihr darüber miteinander, daß ich gesagt: 'Noch eine kleine Weile, und ihr schaut mich nicht; dann nochmals eine kleine Weile, und ihr sollt mich wiedersehen?' Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet weinen und klagen Über Jesu Tod., die Welt aber wird sich freuen. Ihr werdet traurig sein, doch eure Traurigkeit soll sich in Freude wandeln Bei Jesu Auferstehung.. Ist eine Frau in Kindesnöten, so hat sie Traurigkeit, denn ihre schwere Stunde ist gekommen. Hat sie aber das Kind geboren, so denkt sie nicht mehr an die Schmerzen, die sie durchgemacht: so groß ist ihre Freude, daß ein Mensch zur Welt gekommen ist. So sollt auch ihr jetzt Trauer haben Wie eine Frau durch die Schmerzen der Wehen zu der Freude über die Geburt des Kindes gelangen kann: ebenso können auch die Jünger nur durch den Schmerz über Jesu Tod zu der Freude des Wiedersehens bei seiner Auferstehung kommen.. Doch ich will euch wiedersehen; dann sollen eure Herzen voller Freude sein, und eure Freude soll euch niemand rauben. An jenem Tag werdet ihr mich nach nichts mehr fragen Wie sie bisher aus Mangel an Verständnis oft getan hatten.. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr den Vater um etwas bittet, so wird er's euch in meinem Namen Hier wohl: "an meiner Statt". Bisher hat Jesus ihnen gegeben, was sie nötig hatten. geben. Bisher habt ihr noch nichts in meinem Namen erbeten. Bittet, und ihr sollt empfangen, damit eure Freude vollkommen sei! So rede ich zu euch in Bildern In V.19-24.. Doch die Stunde kommt, wo ich nicht mehr in Bildern zu euch rede, sondern euch klar und deutlich von dem Vater Kunde gebe. An jenem Tag werdet ihr in meinem Namen bitten. Ich sage euch nicht, daß ich den Vater für euch bitten werde. Denn der Vater hat euch aus eigenem Antrieb lieb, weil ihr mich lieb gehabt und geglaubt habt, daß ich von Gott ausgegangen bin. Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen. Jetzt verlasse ich die Welt und gehe hin zum Vater." Da sprachen seine Jünger: "Ja, nun redest du klar und deutlich und sprichst nicht mehr in Bildern. Nun ist uns sicher, daß du alles weißt und nicht erst gefragt zu werden brauchst Als der Herzenskündiger weiß er, was in dem Geist eines Menschen ist, ohne daß dies erst durch Fragen geäußert zu werden braucht.. Darum glauben wir, daß du von Gott ausgegangen bist." Jesus antwortete ihnen: "So? Ihr glaubt nun? Seht, es kommt die Stunde, ja sie ist schon da, wo ihr euch zerstreut, daß jeder seines Weges geht und ihr mich allein laßt. Aber ich bin nicht allein; denn der Vater ist bei mir. Ich habe alles dies Von 14,1 an. zu euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Trübsal; doch seid getrost: ich habe die Welt überwunden!" Nach diesen Worten hob Jesus seine Augen auf zum Himmel und sprach: "Vater, die Stunde ist nun da! Verherrliche deinen Sohn Gemeint ist die Aufnahme in die himmlische Herrlichkeit (7,39; 12,16)., auf daß der Sohn dich auch verherrliche! Du hast ihm ja die Macht verliehen über alle Menschen, damit er allen, die du ihm gegeben, das ewige Leben schenke. Dies aber ist ja das ewige Leben: daß man erkenne dich, den einen wahren Gott, und ihn, den du gesandt hast, Jesus Christus. Ich habe dich verherrlicht hier auf Erden: Das Werk habe ich vollendet, das du mir hast zu tun gegeben. Und jetzt verherrliche mich du, o Vater: Nimm mich zu dir in jene Herrlichkeit, die ich schon, eh die Welt war, bei dir hatte! Ich habe deinen Namen kundgetan den Menschen, die du mir aus der Welt Aus der Mitte der ungläubigen Menschheit. gegeben hast. Dein waren sie, mir hast du sie gegeben, und dein Wort haben sie befolgt 14,24; 7,16.. Nun haben sie erkannt, daß alles, was du mir gegeben, von dir kommt. Denn die Worte, die du mir vertraut, die habe ich ihnen mitgeteilt. Die haben sie auch angenommen: Sie haben in der Tat erkannt, daß ich von dir bin ausgegangen, und haben auch geglaubt, daß du mich hast gesandt. Ich In dem mit Nachdruck vorangestellten "Ich" liegt schon der Grund für die Erhörung der Bitte. bitte nun für sie. Nicht für die Welt will ich jetzt bitten Auch für die sündige, gottentfremdete Welt hat der Herr viel gebetet; diesmal aber gilt sein Gebet seinen Aposteln., sondern nur für sie, die du mir hast gegeben; denn sie sind dein. Was mein ist, ist ja alles dein, und das, was dein, ist mein. So bin ich denn in ihnen Die dein sind (V.9). auch verherrlicht Und zwar, weil die Jünger Jesus in seiner Herrlichkeit erkannt haben.. Ich bleibe nun nicht länger in der Welt, sie bleiben noch hier in der Welt, ich aber gehe hin zu dir. Heiliger Vater Heilig heißt abgesondert. Gott, der von der sündigen Welt geschieden ist, bewahrt auch die Jünger vor ihrem befleckten Einfluß., erhalte sie in deinem Namen Der Name steht für die Person; vgl. die Fußnote 10 zu Matth. 28,19., den kundzutun du mir verliehen hast, damit sie eins sein können, gleichwie wir eins sind. Solange ich in ihrer Mitte weilte, erhielt ich sie in deinem Namen; sie, die du mir gegeben hast, die habe ich behütet, und keiner ist aus ihrem Kreis verloren als 'der Verlorene Wörtlich: "der Sohn des Verderbens", d.h. der, der dem ewigen Verderben verfallen ist. Jesus meint hier den Verräter Judas. "Der Verlorene" wird außer Judas nur noch der Antichrist genannt (2. Thess. 2,3).' allein, daß sich die Schrift erfülle Ps. 41,10.. Jetzt aber gehe ich zu dir; und dieses Das Gebet um die Bewahrung der Jünger (V.11). rede ich noch in der Welt Daß es die Jünger mit eigenen Ohren hören und dadurch gestärkt und getröstet werden., daß meine Freude Die Freude, die Jesus selbst allezeit in dem Bewußtsein der Obhut seines Vaters in sich trägt (8,29). ihre Herzen ganz erfülle. Ich habe ihnen dein Wort mitgeteilt, die Welt jedoch ist gegen sie voll Haß. Denn sie gehören nicht zur Welt, wie ich nicht zur Welt gehöre. Ich bitte nicht: Nimm sie aus dieser Welt Durch den Tod., bewahre sie vielmehr, daß sie nicht in des Bösen Des Teufels. Macht geraten! Sie gehören nicht zur Welt, wie ich nicht zur Welt gehöre. Weihe sie Für ihren Beruf (vgl. 10,36). mit deiner Wahrheit: Dein Wort ist ja die Wahrheit. Gleichwie du mich gesandt hast in die Welt, so habe auch ich sie in die Welt gesandt. Zu ihrem Heil weihe ich mich als Opfer, damit auch sie wahrhaft Geweihte seien Nur durch Jesu sühnenden Opfertod können die Jünger von allem gereinigt werden, was mit ihrer Weihe zum Dienst Gottes unverträglich ist (Hebr. 10,10.14.29; 13,12; 2,11).. Ich bitte aber nicht für sie allein. Ich bitte auch für jene, die durch ihr Zeugnis an mich glauben In V.20 folgt Jesu Fürbitte für seine ganze künftige Kirche.. Laß sie alle eins sein, wie du, Vater, in mir und ich in dir! Laß auch sie in uns eins sein, damit die Welt es glaube, daß du mich gesandt! Darum habe ich die Herrlichkeit, die du mir gegeben, auch ihnen mitgeteilt, damit sie eins sein können, gleichwie wir eins sind Die zukünftige Herrlichkeit ist schon jetzt für die Kirche ein sicherer Besitz, und sie soll gerade dadurch angetrieben werden, das Band der Einheit festzuhalten.. Ich bin in ihnen, und du bist in mir; so laß auch sie nun eng verbunden sein in eins, damit die Welt erkenne, daß du mich gesandt und sie Die in vollkommener Einheit verbundenen Gläubigen. geliebt hast, wie du mich geliebt. Vater, mein Verlangen ist, daß alle, die du mir gegeben hast, dort mit mir weilen, wo ich bin, damit sie schauen meine Herrlichkeit Und zwar als wirkliche Teilnehmer (Röm. 8,17.29; 2. Tim. 2,12)., die ich von dir empfangen; denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt. Gerechter Vater, hat auch die Welt dich nicht erkannt, ich habe dich erkannt, und diese hier Die Jünger., sie haben es erkannt, daß du mich hast gesandt. Und deinen Namen habe ich ihnen kundgetan und will ihn weiter kundtun, damit die Liebe, die du mir bewiesen, auch in ihnen sei Ihr Herz soll der Schauplatz und die Schule der göttlichen Liebe sein (nach einer Bemerkung Bengels)., und ich in ihnen." VI. Jesu Leiden und Sterben: 18-19. Nach diesen Worten ging Jesus mit seinen Jüngern hinaus über den Kidronbach Östlich von Jerusalem, zwischen der Stadt und dem Ölberg.. Dort war ein Garten Gethsemane.. In den trat Jesus mit seinen Jüngern. Auch Judas, sein Verräter, kannte diesen Ort; denn Jesus hatte sich oft mit seinen Jüngern dorthin begeben. Judas nahm nun eine Abteilung Soldaten Von der römischen Kohorte auf der Burg Antonia. Jesu Gefangennahme scheint also mit der Erlaubnis des Statthalters Pilatus vollzogen zu sein. nebst der Mannschaft, die die Hohenpriester und die Pharisäer stellten, unter sein Geleit und kam mit dieser Schar, die Fackeln, Lampen Trotz des Vollmondes nahm man Fackeln und Lampen mit, um Jesus finden zu können, auch wenn er sich im Dunkel des Gartens versteckt hätte. und Waffen trugen, an jenen Ort. Jesus wußte alles, was über ihn kommen sollte. So trat er denn hinaus und fragte sie: "Wen sucht ihr?" Sie antworteten ihm: "Jesus von Nazaret." Jesus sprach zu ihnen: "Ich bin's!" Judas, sein Verräter, stand auch bei ihnen. Als nun Jesus zu ihnen sprach: "Ich bin's", da prallten sie Judas und die Häscher. zurück und fielen zu Boden. Dann fragte er sie nochmals: "Wen sucht ihr?" Sie sprachen: "Jesus von Nazaret." Jesus erwiderte: "Ich habe euch gesagt, daß ich es bin. Sucht ihr nun mich, so laßt diese Die Jünger. ihres Weges gehen!" Das sagte er, damit sein Ausspruch sich erfülle: "Von denen, die du mir gegeben, habe ich keinen verloren 17,12. Wäre einer der Jünger mit Jesus in Gefangenschaft geraten, so hätte er dadurch leicht zum Abfall verleitet werden und dann verlorengehen können.." Simon Petrus trug ein Schwert. Das zog er, schlug nach des Hohenpriesters Knecht und hieb ihm das rechte Ohr ab. Der Knecht hieß Malchus. Jesus aber sprach zu Petrus: "Stecke das Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir der Vater gereicht hat?" Die Soldatentruppe mit ihrem Oberhauptmann und die Mannschaft des Hohen Rates ergriffen Jesus und banden ihn. Man führte ihn zuerst zu Hannas. Dies war der Schwiegervater des Kaiphas, der in jenem Jahr Hoherpriester war. Kaiphas aber war es, der den Juden geraten hatte: "Es ist gut, daß ein Mensch für das Volk zugrunde gehe 11,50.." Simon Petrus aber und ein anderer Jünger Der Apostel Johannes. folgten Jesus. Dieser Jünger war mit dem Hohenpriester bekannt So daß er ohne Schwierigkeit in den Palast Eingang fand. und trat darum mit Jesus in den Hof des hohenpriesterlichen Palastes, während Petrus draußen an der Pforte stehen blieb. Da ging der andere Jünger, der mit dem Hohenpriester bekannt war, hinaus, redete mit der Pförtnerin und führte Petrus in den Hof. Da sprach die Magd, die den Dienst als Pförtnerin versah, zu Petrus Da sie Johannes als einen Jünger Jesu kannte.: "Bist du nicht auch ein Jünger dieses Menschen?" Er sagte: "Nein!" Die Knechte Die Haussklaven des hohenpriesterlichen Palastes. und die Mannschaft Die der Hohe Rat zur Gefangennahme Jesu ausgesandt hatte (V.3.12). Die römischen Soldaten (18,3) waren wohl in ihre Kaserne auf der Burg Antonia zurückgekehrt. standen um ein Kohlenfeuer, das sie der Kälte wegen angezündet hatten, und wärmten sich. Auch Petrus stand bei ihnen und wärmte sich Johannes war es vielleicht gelungen, in das Innere des Palastes, möglicherweise sogar bis in das Verhörzimmer vorzudringen.. Der Hohepriester fragte nun Jesus wegen seiner Jünger und seiner Lehre V.19 knüpft an V.13a an.. Jesus antwortete ihm: "Ich habe ja frei und offen zu aller Welt geredet. Ich habe stets gelehrt in den Versammlungshäusern und im Tempel, wo sich alle Juden einzufinden pflegen, und im geheimen habe ich nichts verkündigt. Warum fragst du mich? Frage meine Hörer, was ich zu ihnen geredet habe; sie wissen ja, was ich gesagt." Als Jesus dies entgegnete, gab ihm einer von den Dienern, der bei ihm stand, einen Schlag ins Gesicht, indem er sprach: "So antwortest du dem Hohenpriester?" Jesus erwiderte ihm: "Habe ich unrecht geredet, so beweise mir das Unrecht! Ist meine Antwort aber recht, warum schlägst du mich Dieser Ausspruch Jesu dient zum richtigen Verständnis von Matth. 5,39.?" Hannas sandte ihn dann gefesselt zu dem Hohenpriester Kaiphas Hannas hatte nur ein Vorverhör mit Jesus gehalten.. Simon Petrus stand inzwischen da und wärmte sich Anknüpfung an V.18.. Da fragte man ihn: "Gehörst du nicht auch zu seinen Jüngern?" Er leugnete aber und sagte: "Nein!" Da sprach einer von des Hohenpriesters Knechten, ein Verwandter dessen, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte: "Habe ich dich nicht im Garten bei ihm gesehen?" Petrus leugnete abermals. Plötzlich krähte ein Hahn. Von Kaiphas führte man Jesus in die Statthalterei Siehe die Anmerkung zu Matth. 27,27.. Der Tag begann zu grauen. Die Juden selbst betraten den Statthalterpalast nicht Sondern ließen Jesus wohl durch die römische Wache hineinführen., damit sie vor Verunreinigung bewahrt blieben und das Passah essen könnten Das Betreten eines heidnischen Hauses, worin sich Sauerteig vorfinden konnte, hätte die Juden verunreinigt und sie unfähig gemacht, das Passah zu essen. Dies Essen des Passah versteht man nun gewöhnlich von dem Essen des Passahlammes am Abend des 14. Nisan. Dann müßte aber die Verhandlung vor Pilatus und Jesu Kreuzigung schon am Morgen des 14. Nisan stattgefunden haben, während sie von den drei ersten Evangelien auf den 15. Nisan verlegt wird. Das in Joh. 13 erzählte Mahl wäre in diesem Fall auch nicht die gesetzliche Passahmahlzeit, die erst am Abend des 14. Nisan gehalten wurde, sondern eine feierliche Abschiedsmahlzeit Jesu mit seinen Jüngern schon am Abend des 13. Nisan. Somit bestünde ein offenbarer Widerspruch zwischen der Zeitangabe des Johannes und der der drei anderen Evangelisten in bezug auf Jesu letztes Passahmahl und Todestag. Nun braucht aber das Essen des Passah in Joh. 18,28 gar nicht ausschließlich von dem Essen des Passahlammes am Abend des 14. Nisan verstanden zu werden. Während des siebentägigen Festes wurden außer Lämmern und jungen Ziegen auch noch Rinder als Passahopfer geschlachtet (5. Mos. 16,2; 2. Chron. 35,7-9), und abgesehen von der eigentlichen Passahmahlzeit am Abend des 14. Nisan, fanden auch an den übrigen Tagen des Festes feierliche Mahlzeiten statt, so daß es 2. Chron. 30,22 von den Israeliten heißt: "sie aßen sieben Tage hindurch das Festopfer" - ein Ausdruck, der sich mit dem in Joh. 18,28 fast völlig deckt. Das Essen des Passah an dieser letzten Stelle kann deshalb auch von dem Essen der Opfer während aller sieben Tage verstanden werden. Dieser Ausdruck ist daher auch für die Festopfermahlzeit am 15. Nisan ganz angemessen. An dieser Mahlzeit hätten aber die Juden nicht teilnehmen können, wenn sie sich in der Frühe des 15. Nisan durch das Betreten der heidnischen Statthalterei verunreinigt hätten. Denn die Verunreinigung dauerte bis zum Ende des Tages, während das Festmahl des 15. Nisan im Laufe des Tages gehalten wurde. Ganz anders aber hätte die Sache bei dem Passahmahl am Abend des 14. Nisan gelegen. In der Frühe dieses Tages hätten die Juden ohne Bedenken den Palast des Pilatus betreten können. Denn eine etwaige Verunreinigung wäre ja nach Sonnenuntergang zu Ende gewesen (4. Mos. 19,22), und sie hätten dann am Abend an dem eigentlichen Passahmahl teilnehmen können. Dies Mahl kann also schon deshalb in Joh. 18,28 nicht gemeint sein, weil im Blick darauf bei dem Betreten des heidnischen Palastes keine von dem Essen des Passahlammes ausschließende Verunreinigung zu befürchten war. - Ein Widerspruch zwischen Johannes und den drei ersten Evangelisten besteht folglich nicht: alle vier Evangelisten setzen übereinstimmend Jesu letztes Passahmahl auf Donnerstag, den 14. Nisan, und Jesus Todestag auf Freitag, den 15. Nisan.. So ging denn Pilatus zu ihnen hinaus und fragte sie: "Welche Anklage erhebt ihr gegen diesen Menschen?" Sie antworteten ihm: "Wäre der Mann nicht ein Verbrecher, wir hätten ihn dir nicht ausgeliefert." Da sprach Pilatus zu ihnen: "Dann nehmt ihr ihn hin und sprecht ihm nach euerm Gesetz das Urteil!" Die Juden aber erwiderten ihm: "Wir haben nicht das Recht, ein Todesurteil zu vollstrecken Unter der Römerherrschaft konnte der Hohe Rat zwar auf Todesstrafe erkennen, aber die Bestätigung und der Vollzug des Urteils waren Sache des römischen Statthalters.." So mußte sich jener Ausspruch Jesu In 12,32f. erfüllen, worin er darauf hinwies, welches Todes er sterben sollte Hätten die Juden damals noch das Recht über Leben und Tod gehabt, so wäre Jesus gesteinigt worden. Aber er sollte die römische Strafe der Kreuzigung erleiden.. Pilatus ging in den Palast zurück In dem sich Jesus schon befand (vgl. V.28)., ließ Jesus rufen und fragte ihn: "Du bist der Juden König Diese Frage setzt voraus, daß die Juden bei Pilatus schon eine Anklage gegen Jesus wegen Hochverrats erhoben hatten, indem sie ihn als einen weltlichen Messias hinstellten, der nach dem Königtum trachte und deshalb ein Feind der Römerherrschaft sei.?" Jesus antwortete: "Meinst du das selbst, oder haben es dir andere von mir gesagt Jesus will hören, ob Pilatus selbst politischen Verdacht gegen ihn hege oder ob der Hohe Rat eine Anklage wegen Hochverrats gegen ihn erhoben habe, weil er sich den Messiasnamen beilege.?" Pilatus entgegnete: "Bin ich denn ein Jude Der stolze Römer kümmert sich nicht um die Glaubensstreitigkeiten der Juden über ihren Messias.? Dein eigen Volk und namentlich die Hohenpriester haben dich mir überliefert Darum muß nach des Pilatus Meinung doch eine Schuld bei Jesus vorliegen.. Was hast du getan?" Jesus erwiderte: "Mein Königtum stammt nicht aus dieser Welt. Stammte mein Königtum aus dieser Welt, meine Mannen hätten sich voll Mut zur Wehr gesetzt, daß ich nicht den Juden preisgegeben wäre. Nun aber stammt mein Königtum nicht von dieser Erde Sondern vom Himmel.." "Also bist du doch ein König?" fragte ihn Pilatus. "Ja, du hast recht, ich bin ein König", war Jesu Antwort. "Dazu bin ich geboren, und dazu bin ich aufgetreten in der Welt, um Zeugnis für die Wahrheit abzulegen. Wer ein Freund der Wahrheit ist, der hört auf meine Stimme." "Was ist Wahrheit?" entgegnete ihm Pilatus. Nach dieser Antwort ging er wieder zu den Juden hinaus und sprach zu ihnen: "Ich finde keine Schuld an ihm. Es ist aber Brauch bei euch, daß ich euch am Passahfest einen Gefangenen losgebe So hätte Pilatus schwerlich am Morgen des 14. Nisan sprechen können, denn das Passahfest begann ja erst am Abend des 14. Die Gerichtsverhandlung vor Pilatus muß daher am Morgen des 15. Nisan stattgefunden haben. So steht Johannes auch durch diese Angabe in vollem Einklang mit den drei ersten Evangelisten: er setzt ebenso wie sie Jesu Todestag auf den 15. Nisan.. Soll ich euch nun den Judenkönig losgeben?" Da fingen sie wieder an zu schreien: "Nein, nicht den, sondern Barabbas!" Barabbas aber war ein Räuber. Pilatus ließ nun Jesus ergreifen und geißeln Nach römischer Rechtspflege mußte die Geißelung der Kreuzigung vorangehen. Durch die Geißelung hoffte Pilatus aber, Jesu Feinde endgültig zu beschwichtigen.. Die Kriegsknechte aber flochten aus Dornen eine Krone und setzten sie ihm aufs Haupt und legten ihm einen Purpurmantel an. Dann gingen sie auf ihn zu und riefen: "Heil dir, Judenkönig!" Dabei schlugen sie ihn ins Angesicht. Dann ging Pilatus wieder hinaus und sprach zu ihnen: "Ich führe ihn euch vor, damit ihr seht: ich finde keine Schuld an ihm." Jesus trat hervor mit der Dornenkrone und dem Purpurmantel. Pilatus sprach zu ihnen: "Seht, da ist der Mensch!" Sobald ihn aber die Hohenpriester und ihre Diener erblickten, begannen sie zu schreien: "Ans Kreuz mit ihm, ans Kreuz!" Pilatus sprach zu ihnen: "Nehmt ihr ihn hin und kreuzigt ihn, denn ich finde keine Schuld an ihm." Die Juden antworteten ihm: "Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetz muß er sterben 3. Mos. 24,16.; denn er hat sich für Gottes Sohn erklärt." Als Pilatus diese Worte hörte, erschrak er noch mehr Denn als Heide fürchtete er nun die Rache eines Gottes, wenn er Jesus verurteilte.. Er ging in den Palast zurück und fragte Jesus: "Woher bist du Bist du menschlichen oder göttlichen Ursprungs??" Jesus aber gab ihm keine Antwort. "Willst du mir nicht Rede stehen?" herrschte ihn Pilatus an. "Weißt du nicht, daß ich die Macht habe, dich kreuzigen zu lassen, und auch die Macht, dich freizugeben?" "Du hättest keine Macht über mich", erwiderte ihm Jesus, "wenn sie dir nicht von oben her Von Gott. verliehen wäre. Darum Weil du nicht nach freier Selbstbestimmung, sondern kraft des dir zugewiesenen Amtes handelst. ist jener Mann, der mich dir ausgeliefert hat Kaiphas als Vertreter des Hohen Rates, der ganz nach freier Selbstbestimmung handelte., schuldiger als du." Dieser Antwort wegen wollte ihn Pilatus freilassen Er war eingeschüchtert.. Die Juden aber schrien: "Gibst du den Mann los, so meinst du es nicht redlich mit dem Kaiser. Wer sich zum König erklärt, der ist ein Feind des Kaisers Mit diesen Worten, von denen jedes ein scharfer Pfeil ist, drohen die Juden dem Pilatus deutlich genug mit einer Anklage bei dem Kaiser. Und wie sehr hatte Pilatus wegen seiner ungerechten Verwaltung die zu fürchten! Kurz vor dem Passahfest des Jahres 36 wurde er auch wirklich auf eine Anklage der Samariter, die er gesetzwidrig behandelt hatte, seines Amtes entsetzt.." Als Pilatus eine solche Sprache hörte, ließ er Jesus hinausführen Um nun feierlich das Endurteil über ihn zu sprechen. Die Drohung der Juden bringt den Statthalter zur Entscheidung.. Dann setzte er sich auf den Richterstuhl, der an einem Platz stand, den man "Steinpflaster" nannte - auf hebräisch Gabbatha Der Ursprung dieses Namens ist unbekannt. Er soll "Erhöhung" oder nach anderer Meinung "Schüssel" bedeuten.. Es war am Freitag in der Passahwoche Vgl. Matth. 27,62; Mark. 15,42; Luk. 23,54., etwa um die sechste Stunde So ist hier jedenfalls zu lesen, denn die Lesart "etwa um die dritte Stunde" ist viel zu schwach bezeugt. "Etwa um die sechste Stunde", das wäre nach jüdischer Berechnung, die hier allein maßgebend sein kann, "etwa um 12 Uhr mittags". Nach Mark. 15,25 ist Jesus aber schon "um die dritte Stunde", d.h. um 9 Uhr vormittags gekreuzigt worden. Ist dies nun ein unlösbarer Widerspruch? - Wie schon im gewöhnlichen Leben die Familienmitglieder den Todestag und die näheren Einzelheiten der letzten Lebensstunden eines teuren, unvergeßlichen Angehörigen noch nach Jahren genau kennen, ebenso ist doch auch anzunehmen, daß Jesu Todestag und die Ereignisse seiner letzten Stunden dem ältesten Jüngerkreis besonders treu im Gedächtnis geblieben sind. Darum wäre es unbegreiflich, wenn Johannes Jesu Tod auf einen anderen Tag setzen sollte als die drei ersten Evangelisten. Und daß hierin trotz anscheinender Schwierigkeiten unter den vier Evangelisten volle Übereinstimmung herrscht, dies ist in den Anmerkungen zu 13,1; 18,28.39 schon auseinandergesetzt worden. Wie löst sich nun aber der anscheinende Widerspruch zwischen Johannes und Markus in bezug auf die Stunde der Kreuzigung Jesu? Hier ist zunächst darauf hinzuweisen, daß bei dem Bericht über Jesu Kreuzigung in den vier Evangelien überhaupt nur die dritte, sechste und neunte Stunde erwähnt werden. Und zwar scheint es , als wollten die Evangelisten damit nur die Tagesviertel ganz im allgemeinen bezeichnen. Das Tagesviertel der dritten Stunde (den Tag von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends gerechnet) wäre dann etwa die Zeit von 7.30 Uhr bis 10.30 Uhr vormittags, das der sechsten Stunde von 10.30 Uhr vormittags bis 1.30 Uhr nachmittags. Daß Johannes die Zeit auch nur ungefähr und nicht ganz genau angeben will, bemerkte er selbst durch den Zusatz "etwa": etwa um die sechste Stunde (vgl. Luk. 23,44). Dadurch rücken aber die Angaben des Markus und des Johannes von selbst einander näher. Hat nun die endgültige Verurteilung Jesu durch Pilatus gegen 10.30 Uhr vormittags stattgefunden, so könnte man diese Zeit, zumal da sie nur annähernd bestimmt werden soll, sowohl zur dritten wie zur sechsten Stunde rechnen. Auch im Deutschen könnten wir uns ähnlich ausdrücken. Wäre z.B. einer um 11.30 Uhr gestorben, so könnte man bei allgemeiner Angabe der Sterbestunde gleich richtig sagen: er ist am Vormittag gestorben, und: er ist gegen Mittag gestorben. - Die verschiedene Stundenangabe bei Johannes und Markus kann also nicht als ein offenbarer Widerspruch zwischen beiden Evangelisten angesehen werden.. Pilatus sprach zu den Juden: "Seht, da ist euer König!" Sie aber schrien: "Weg, weg! Ans Kreuz mit ihm!" Pilatus fragte sie: "Soll ich denn euern König kreuzigen?" Die Hohenpriester erwiderten: "Wir haben keinen König als den Kaiser." Da übergab er ihnen Den Hohenpriestern. - Ihnen wurde Jesus jetzt überliefert, um unter der Leitung römischer Soldaten gekreuzigt zu werden. Jesus zur Kreuzigung. Nun ergriff man Jesus. Indem er selbst sein Kreuz trug, ging er hinaus nach der sogenannten Schädelstätte - auf hebräisch heißt sie Golgatha -. Dort kreuzigte man ihn und außerdem zwei andere, den einen rechts von ihm, den anderen links. Jesus aber in der Mitte. Pilatus ließ auch eine Inschrift schreiben Die nach römischem Brauch die Schuld des Verurteilten angab. und sie oben auf das Kreuz setzen; die lautete: Jesus von Nazaret, der Juden König. Diese Inschrift lasen viele Juden; denn die Stätte, wo Jesus gekreuzigt wurde, lag nahe bei der Stadt. Und die Inschrift war abgefaßt in hebräischer, lateinischer und griechischer Sprache So daß sie auch von Fremden und Nichtjuden gelesen werden konnte.. Da sagten die jüdischen Hohenpriester zu Pilatus: "Schreibe nicht: 'Der Juden König', sondern: 'Dieser Mann hat behauptet: Ich bin der Juden König.'" Pilatus aber erwiderte: "Was ich geschrieben habe, das bleibt!" Als die Soldaten Jesus gekreuzigt hatten Anknüpfung an V.18., nahmen sie seine Kleider und teilten sie in vier Teile, für jeden Soldaten einen Teil. Nun war das Unterkleid noch übrig. Das war ohne Naht, von oben an in einem Stück gewebt. Da sprachen sie zueinander: "Wir wollen es nicht zerschneiden, sondern durchs Los entscheiden, wer es haben soll." Denn es mußte das Schriftwort in Erfüllung gehen: Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und über mein Gewand das Los geworfen Ps. 22,19.. Das taten die Soldaten Wie der Statthalter Pilatus durch die dreifache Inschrift über Jesu Kreuz, so mußten auch die römischen Soldaten, ohne es zu wissen und zu wollen, durch ihr Tun für Jesu Messiaswürde Zeugnis ablegen und zur Erfüllung der alttestamentlichen Weissagung beitragen.. Es standen aber bei Jesu Kreuz seine Mutter, seiner Mutter Schwester, Maria Daß zwei Schwestern denselben Namen trugen, muß damals nicht auffällig gewesen sein. So hatte auch König Herodes d. Gr. zwei Söhne, die beide Herodes hießen., die Frau des Kleopas Luk. 24,18., und Maria aus Magdala. Als nun Jesus seine Mutter sah und neben ihr den Jünger, den er liebhatte, sprach er zu seiner Mutter: "Das ist jetzt dein Sohn!" Dann sprach er zu dem Jünger: "Das ist jetzt deine Mutter!" Von dieser Stunde an nahm sie der Jünger zu sich in sein Haus. Jesus wußte, daß nun sein Werk vollbracht war. Darum sprach er, damit die Schrift ganz in Erfüllung gehe: "Mich dürstet Vgl. Ps. 69,22; Ps. 22,16. Die Tränkung mit Essig fehlte noch, um alles von ihm, dem leidenden Knecht Gottes, in der Schrift Geweissagte zur Erfüllung zu bringen.." Es stand dort ein Gefäß voll Essig. Darin tränkte man einen Schwamm, den man dann auf einen Ysopstengel steckte und ihm zum Mund führte. Als Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: "Es ist vollbracht Vgl. V.28.!" Dann neigte er das Haupt und gab den Geist auf. Es war Freitag. Damit nun die Leichname nicht den Sabbat über am Kreuz blieben - denn jener Sabbat war ein besonders hoher Feiertag Weil er zugleich einer von den Tagen des Passahfestes war. -, deshalb baten die Juden Pilatus, er möge den Gekreuzigten die Beine zerschmettern Das Zerschmettern der Beine mit Keulen sollte den Tod beschleunigen oder sicherstellen. und sie vom Kreuz nehmen lassen. So kamen die Soldaten und zerschmetterten die Beine des ersten, dann die des anderen jener beiden, die mit Jesus gekreuzigt worden waren. Als sie aber zu Jesus kamen und bemerkten, daß der Tod bei ihm schon eingetreten war, da zerschmetterten sie ihm die Beine nicht. Doch einer der Soldaten durchbohrte ihm die Seite mit der Lanze Welche Seite er durchbohrte, steht nicht da. Wenn aber der Soldat vor dem Kreuz stand, so konnte er Jesu linke Seite am einfachsten erreichen.: sofort floß Blut und Wasser heraus. Der dies gesehen hat, tritt als Zeuge dafür ein, und sein Zeugnis ist zuverlässig. Er Nachdrücklich und stark betont, wörtlich "jener", nämlich: Jesus, der auferstandene und erhöhte Herr (vgl. 1. Joh. 2,6). weiß, daß er Der Verfasser des Evangeliums, also der Apostel Johannes. die Wahrheit spricht, damit auch ihr glaubt Wie Johannes selbst durch die Tatsachen, die er hier V.33f. berichtet, und für deren Wahrheit er den auferstandenen Heiland selbst zum Zeugen aufruft, in seinem Glauben an Jesus, den Messias und Gottessohn, gestärkt worden ist, weil durch diese Tatsachen alttestamentliche Weissagungen erfüllt worden sind (V.36f.): ebenso sollen nun auch die Leser des Evangeliums durch diese Tatsachen in ihrem Glauben gestärkt werden, wenn sie sehen, wie wörtlich dadurch die Stellen aus den Schriften des Alten Bundes, die auf den Messias hinweisen, an Jesus in Erfüllung gegangen sind.. Denn dies Das in V.33f. Erzählte. ist geschehen, damit sich das Schriftwort erfülle: Kein Knochen soll an ihm gebrochen werden 2. Mos. 12,46, wo von dem Passahlamm die Rede ist (vgl. auch Ps. 34,21).. Ferner sagt ein anderes Schriftwort: Sie sollen schauen auf ihn, den sie durchbohrt Sach. 12,10.. Danach richtete Josef von Arimathäa - ein Jünger Jesu, doch aus Furcht vor den Juden nur im geheimen - die Bitte an Pilatus, daß er Jesu Leichnam vom Kreuz nehmen dürfe. Pilatus gab die Erlaubnis. So kam er und nahm den Leichnam ab. Auch Nikodemus fand sich ein - derselbe, der Jesus bei Nacht besucht hatte Joh. 3; vgl. auch 7,50. - und brachte eine Mischung aus Myrrhenharz und Aloeholz Beides war, wie es scheint, gepulvert, und dieses Pulver wurde zwischen die Grabbinden gestreut., gegen hundert Pfund. Nun nahmen sie den Leichnam Jesu und hüllten ihn samt den wohlriechenden Gewürzen in leinene Binden ein, wie es nach jüdischer Begräbnissitte üblich war. Nahe bei der Stätte aber, wo Jesus gekreuzigt ward, lag ein Garten, und in dem Garten war ein neues Grab, worin noch niemand beigesetzt war. Dort betteten sie Jesus, weil das Grab ganz in der Nähe lag; denn wegen des jüdischen Sabbats, der am nächsten Tag war, hatten sie es eilig Hier habe ich ganz frei übersetzt, um den Sinn des griechischen Textes nach meiner Auffassung klar wiederzugeben.. VII. Die Erscheinung des Auferstandenen: 20. Am ersten Wochentag früh, als es noch dunkel war Dies ist Zeitbestimmung = am Anfang der "Frühnacht". Finster war es nicht, denn der Vollmond schien ja., ging Maria von Magdala zum Grab. Da sah sie, daß der Stein Von dem Johannes aber im vorigen nichts gesagt hat; doch vgl. Mark. 15,46. vom Grab weggenommen war. Eilend lief sie nun zu Simon Petrus und zu dem anderen Jünger, den Jesus liebhatte, und sprach zu ihnen: "Man hat den Herrn aus dem Grab weggenommen; und wir Maria schließt hier die zwar von Johannes nicht erwähnten, aber von den anderen Evangelisten genannten Begleiterinnen mit ein (Matth. 28,1; Mark. 16,1; Luk. 24,1). Es scheint übrigens, daß Maria von Magdala mit den anderen Frauen gar nicht erst zum Grab gegangen ist und dort die Engelbotschaft von Jesu Auferstehung vernommen hat. Sondern als sie aus der Entfernung wahrnahm, daß der Stein vom Grab abgewälzt war (Mark. 16,4), da eilte sie in der Meinung, Jesu Leichnam sei gestohlen worden, nach Jerusalem zurück. wissen nicht, wohin man ihn gelegt hat." Da machte sich Petrus mit den anderen Jüngern auf den Weg zum Grab. Beide liefen miteinander. Doch der andere Jünger, der schneller war als Petrus Weil er jünger und deshalb behender war., eilte ihm voraus und kam zuerst zum Grab. Dort bückte er sich nieder und sah die leinenen Binden liegen, ging aber nicht hinein. Nun kam auch Simon Petrus nach. Der betrat das Grab. Er sah dort die leinenen Binden liegen; das Schweißtuch aber, das Jesu Haupt verhüllt hatte, lag nicht bei den Binden, sondern besonders aufgerollt an einer anderen Stelle Diese Tatsache bewies, daß hier kein Leichenraub vorlag, sondern daß der zum Leben Erweckte das Tuch sowie die Binden ruhig und mit aller Sorgfalt abgelegt hatte.. Nun ging auch der andere Jünger hinein, der zuerst zum Grab gekommen war: er sah und glaubte Er glaubte, daß Jesus auferstanden sei. Zu diesem Glauben brachte ihn der klare Tatbestand: das leere Grab und die zurückgebliebenen, sorgfältig hingelegten Leichentücher überzeugten ihn von Jesu Auferstehung.. Denn V.9 begründet, warum sie erst durch das Sehen des leeren Grabes zum Glauben an Jesu Auferstehung kamen. damals verstanden sie Hier wird auch Petrus mit eingeschlossen. die Schrift noch nicht, worin gesagt wird, daß er von den Toten auferstehen müsse Erst später ging ihnen durch die Erleuchtung des Heiligen Geistes ein klares Verständnis darüber auf, wie deutlich Jesu Auferstehung schon in den heiligen Schriften des Alten Bundes vorausverkündigt ist. Am Ostermorgen aber hatten sie dies tiefe Schriftverständnis noch nicht. Freilich hatte Jesus seine Apostel in so bestimmten Worten auf seine Auferstehung hingewiesen (Matth. 16,21; 17,9; Mark. 10,34), daß Johannes und Petrus nun durch das leere Grab von ihrer Tatsächlichkeit überzeugt wurden.. Dann kehrten die Jünger wieder nach Hause zurück. Maria aber blieb draußen bei dem Grab stehen und schluchzte laut. Wie sie nun so weinte, beugte sie sich vor und sah ins Grab hinein. Da nahm sie wahr, wie zwei Engel in weißen Gewändern dasaßen; der eine an dem Kopfende, der andere an dem Fußende der Stelle, wo Jesu Leichnam gelegen hatte. Die Engel fragten sie: "Warum weinst du?" Sie antwortete: "Man hat meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat." Nach diesen Worten wandte sie sich um und sah Jesus dastehen. - Sie wußte aber nicht, daß es Jesus war. - Jesus fragte sie: "Warum weinst du? Wen suchst du?" In der Meinung, es sei der Gärtner, sprach sie zu ihm: "Herr, hast du ihn weggetragen, so sage mir, wohin du ihn gelegt hast? Dann will ich ihn holen Um ihn anderswo zu bestatten.." Jesus sprach zu ihr: "Maria!" Da wandte sie sich ganz zu ihm und rief auf hebräisch "Rabbuni!" - das heißt: Meister -. Jesus sprach zu ihr: "Klammere dich nicht an mich! Denn ich bin noch nicht zum Vater aufgefahren Diese Worte sind sehr dunkel und werden ganz verschieden aufgefaßt. Ich verstehe sie so: Da Johannes nichts davon sagt, daß Maria Jesus äußerlich berühren wollte, so müssen wir, ohne diesen Gedanken in den Text einzutragen, nach dem Zusammenhang eine andere Erklärung suchen. Maria hat Jesus angeredet mit "Rabbuni, mein Meister". Wenn Jesus nun darauf erwidert: "Klammere dich nicht an mich" (denn so läßt sich das griechische Wort übersetzen), so bezieht sich das doch zunächst auf diese Anrede. Er ist zwar ihr Meister, aber hier auf Erden soll sie sich nicht an ihn klammern. Erst wenn er zum Vater aufgefahren und als der himmlische Hohepriester der vollkommene Segenspender für die Seinen geworden ist, erst dann, nicht früher, kann sie sich an ihn klammern als ihren Meister. Für jetzt aber soll sie etwas anderes tun: sie soll den Jüngern die Botschaft bringen, daß er im Begriff ist (so wäre wohl genau zu übersetzen), zum Vater aufzufahren, um dann von dort nach der Sendung des Heiligen Geistes als der himmlische Hohepriester die Seinen noch ganz anders zu segnen, als er dies während seines Erdenwandels vermochte.. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: 'Ich fahre auf zu meinem Vater Hier so wenig wie sonst schließt sich Jesus mit seinen Jüngern zusammen und redet deshalb nicht von unserem Vater. Er sagt stets: mein Vater. Sein Sohnesverhältnis zum Vater ist ganz einzigartig, und nur durch ihn und in Gemeinschaft mit ihm können wir Gott "Vater" nennen. und zu euerm Vater, zu meinem Gott und zu euerm Gott.'" Da brachte Maria von Magdala den Jüngern die Botschaft, daß sie den Herrn gesehen und daß er dies zu ihr geredet habe. Am Abend jenes ersten Wochentages, als die Jünger Die Apostel mit Ausnahme des Thomas. aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen versammelt waren, kam Jesus und trat in ihren Kreis mit den Worten: "Friede sei mit euch!" Als er dies gesagt hatte, zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite Um sie durch den Anblick seiner Wundmale davon zu überzeugen, daß er es wirklich sei.. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. Dann sprach er abermals zu ihnen: "Friede sei mit euch! Wie mich der Vater ausgesandt hat, so sende ich nun euch." Nach diesen Worten hauchte er sie an und sprach zu ihnen: "Nehmt hin den Heiligen Geist Hauch und Geist werden im Griechischen und im Hebräischen durch dasselbe Wort ausgedrückt (griechisch pneuma, hebräisch ruach). Wörtlich heißt es: "Nehmt Heiligen Geist" (ohne das bestimmte Geschlechtswort). Am Abend des Auferstehungstages war zwar der Heilige Geist noch nicht gegeben (7,39); erst am Pfingstfest wurde er gesandt, um in der Kirche, dem Leib Christi, zu wohnen und zu wirken. Aber wie Jesus selbst vom Vater für sein Werk hier auf Erden mit der Fülle des Heiligen Geistes gesalbt war (3,34), so teilte er seinen Aposteln unter der sinnbildlichen Handlung des Anhauchens die Gabe des Heiligen Geistes mit zur Ausrüstung für ihren Beruf und zugleich als ein Unterpfand dessen, was sie am Pfingstfest empfangen sollten. Zugleich wurden sie dadurch auch fähig, die Belehrungen des Herrn in der Zeit der 40 Tage mit dem rechten Verständnis aufzunehmen (Apg. 1,3).! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie auch vergeben; wem ihr sie behaltet D.h.: nicht vergebt., dem bleiben sie behalten." Thomas, einer von den Zwölf, mit dem Beinamen "Zwilling Vgl. 11,16.", war nicht dabei, als Jesus kam. Da erzählten ihm die anderen Jünger: "Wir haben den Herrn gesehen." Er aber erwiderte ihnen: "Erst will ich in seinen Händen die Nägelmale sehen, erst will ich mit meinen Fingern die Nägelmale betasten und meine Hand in seine Seite legen: - sonst glaube ich nun und nimmer!" Acht Tage später waren seine Jünger wieder in demselben Haus. Auch Thomas war bei ihnen. Da kam Jesus bei verschlossenen Türen und trat in ihren Kreis mit den Worten: "Friede sei mit euch!" Dann sprach er zu Thomas: "Leg deinen Finger hier auf diese Stelle und sieh dir meine Hände an! Dann reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite und werde nicht ungläubig, sondern gläubig Wie Thomas wegen seiner Zweifel an Jesu Auferstehung in Gefahr stand, den Glauben ganz zu verlieren, so konnte er andererseits nur durch die Gewißheit der Auferstehung Jesu in vollem Sinn gläubig werden.!" Da antwortete ihm Thomas: "Mein Herr und mein Gott Anrede an Jesus, kein Ausruf der Verwunderung.!" Jesus erwiderte ihm: "Weil du mich gesehen hast, bist du nun gläubig? Selig sind, die nicht gesehen haben und doch glauben Das ist der bedeutungsvolle Schluß des vierten Evangeliums: ein Wort für jedes Glied der Kirche in allen Zeiten und Geschlechtern.!" Noch viele andere Wunderzeichen hat Jesus vor den Augen seiner Jünger getan, die nicht in diesem Buch aufgezeichnet stehen. Diese aber sind verzeichnet, damit ihr glaubt, Jesus sei der Messias, der Sohn Gottes, und damit ihr durch diesen Glauben Leben habt in seinem Namen Mit 20,31 schließt das eigentliche Evangelium. Kap. 21 ist ein späterer Nachtrag (siehe darüber die Einleitung).. VIII. Der Nachtrag zum Evangelium: 21. Danach offenbarte sich Jesus nochmals seinen Jüngern. Das geschah an dem See Tiberias. Er offenbarte sich aber so: Simon Petrus, Thomas, mit dem Beinamen "Zwilling", Nathanael aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus Jakobus und Johannes. und zwei andere seiner Jünger waren beisammen. Da sprach Simon Petrus zu ihnen: "Ich will fischen gehen." Die anderen sagten: "Wir kommen mit." Sie gingen hinaus Wahrscheinlich aus Kapernaum. (an den See) und stiegen in ihr Boot. Aber in jener Nacht fingen sie nichts. Bei Tagesanbruch stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wußten nicht, daß es Jesus war. Da fragte sie Jesus: "Kinder, habt ihr nichts zu essen?" "Nein!" war ihre Antwort. Da fuhr er fort: "Werft euer Netz rechts vom Boot aus, dann macht ihr einen Fang!" Sie warfen es aus und konnten es nicht mehr emporziehen, so voll war es von Fischen. Da sprach der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: "Es ist der Herr!" Als Simon Petrus hörte, es sei der Herr, da warf er, weil er nackt war, sein kurzes Hemd über Vgl. G. Dalman: Orte und Wege Jesu, 1924, S. 145. und sprang ins Wasser. Die anderen Jünger kamen in dem kleinen Boot - denn sie waren nur noch etwa zweihundert Ellen Etwa 100 m. vom Land entfernt - und schleppten das Netz mit den Fischen hinter sich her. Wie sie nun ans Land stiegen, sahen sie ein Kohlenfeuer brennen; darauf briet Fisch, und es lag Brot dabei. Jesus sprach zu ihnen: "Bringt von den Fischen, die ihr eben gefangen habt!" Da stieg Petrus in das Boot und zog das Netz ans Land: es war voll großer Fische, im ganzen einhundertunddreiundfünfzig. Aber trotz dieser großen Menge war das Netz nicht zerrissen. Nun forderte sie Jesus auf: "Kommt her und eßt!" Keiner aber von den Jüngern wagte ihn zu fragen: "Wer bist du?" Denn sie wußten, es war der Herr. Jesus kam nun, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso auch die Fische. Dies war nun schon das dritte Mal Die beiden ersten Erscheinungen werden berichtet in 20,19-23 und 20,26-29., daß sich Jesus nach seiner Auferstehung von den Toten seinen Jüngern offenbarte. Nach diesem Mahl sprach Jesus zu Simon Petrus: "Simon, des Johannes Sohn, liebst du mich mehr als diese hier Gemeint sind die anderen Jünger. Vgl. auch die Anmerkung zu 11,5.?" Er antwortete ihm: "Ja, Herr, du weißt, daß ich dich liebhabe." Jesus sprach zu ihm: "Weide meine Lämmer!" Dann fragte er ihn zum zweitenmal: "Simon, des Johannes Sohn, liebst du mich?" Er antwortete ihm: "Ja, Herr, du weißt, daß ich dich liebhabe." Jesus sprach zu ihm: "Leite meine Schafe!" Dann fragte er ihn zum drittenmal: "Simon, des Johannes Sohn, hast du mich lieb?" Petrus war betrübt, daß er ihn zum drittenmal fragte: "Hast du mich lieb?" und er antwortete ihm: "Herr, du weißt alles; du siehst: ich habe dich lieb!" Jesus sprach zu ihm: "Weide meine Schafe! Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du noch jünger warst Petrus stand also damals im mittleren Alter., pflegtest du dich selbst zu gürten und nach eigener Wahl umherzugehen. Doch bist du einst ein alter Mann, so wirst du deine Hände ausstrecken, und andere werden dich gürten D.h. mit Stricken binden. und dich zu einer Stätte führen, die du dir nicht gewählt hast." - Mit diesen Worten wollte er andeuten, durch welchen Tod er Gott verherrlichen sollte Petrus hat in Rom während der neronischen Verfolgung den Märtyrertod am Kreuz erlitten. Dies wußten die Leser des vierten Evangeliums, denn Johannes hat erst drei Jahrzehnte nach des Petrus Tod geschrieben.. - Dann fuhr er fort: "Komm mit mir Wohin? wird nicht gesagt.!" Petrus wandte sich um und sah, wie auch der Jünger mitkam, den Jesus liebhatte - derselbe, der sich auch bei dem bekannten Mahl an seine Brust gelehnt und ihn gefragt hatte: "Herr, wer ist denn dein Verräter 13,25.?" - Als Petrus ihn erblickte, sprach er zu Jesus: "Herr, wie wird es ihm ergehen Wenn es mir so ergeht, wie du gesagt (in V.18).?" Jesus erwiderte ihm: "Wenn es mein Wille ist, daß er am Leben bleibe, bis ich komme D.h. "bis ich wiederkomme"., was geht es dich an Damit wird dem Petrus seine Frage als unbefugt und vorwitzig verwiesen.? Komm du jetzt mit mir!" Daher verbreitete sich unter den Brüdern D.h. unter den Christen. das Gerücht: Dieser Jünger stirbt nicht Nach dem Tod des Johannes bildete sich dann die Sage, er schlummere nur in seiner Gruft, und die Erde seines Grabes bewege sich von seinem Atem.. Aber Jesus hat nicht zu ihm Zu Petrus. gesagt: "Er stirbt nicht", sondern: "Wenn es mein Wille ist, daß er am Leben bleibe, bis ich komme..." Dies ist der Jünger, der das, was hier berichtet wird Dies bezieht sich auf das ganze Evangelium., bezeugt, und der auch dieses Buch geschrieben hat. Und wir Die "Wir" sind solche, die den Apostel Johannes noch gekannt haben, und die auch ihrerseits in dem ersten Leserkreis des vierten Evangeliums volles Vertrauen genießen. Wir denken hier an die Ältesten der Gemeinde von Ephesus. Wahrscheinlich hat einer von ihnen, vielleicht der von Papias erwähnte "Älteste" Johannes, im Namen seines Amtsgenossen das 21. Kapitel nach Mitteilungen des Apostels Johannes verfaßt. wissen, daß sein Zeugnis wahr ist. Es gibt aber noch vieles andere, was Jesus getan hat. Wollte man das alles einzeln niederschreiben, ich glaube Hier redet der Verfasser des Nachtrags allein., nicht einmal die ganze Welt hätte für die Bücher Raum, die dann geschrieben werden müßten.
Aposteltaten In meinem ersten Buch Lukas meint hier sein Evangelium., lieber Theophilus, habe ich einen Bericht über Jesu gesamtes Wirken und Lehren gegeben, und zwar von seinem ersten Auftreten an bis zu dem Tag seiner Himmelfahrt. Vorher erteilte er seinen Aposteln, die er sich durch den Heiligen Geist auserwählt hatte, bestimmte Aufträge Luk. 24,47-49. Ich verbinde dia [pneumatos hagiou] mit [hous exelexato].. Schon gleich nach seinem Leiden stellte er sich ihnen lebendig dar und gab ihnen viele untrügliche Beweise von seiner Auferstehung; denn vierzig Tage hindurch erschien er ihnen und belehrte sie über Gottes Königreich. Als er nun einst mit ihnen aß, gebot er ihnen, Jerusalem nicht zu verlassen, sondern dort auf die vom Vater verheißene Gabe D.h. die Gabe des Heiligen Geistes, die schon in den Schriften des Alten Bundes verheißen war. zu warten. "Darüber", so fuhr er fort, "habt ihr ja schon von mir gehört Luk. 24,49; Joh. 14,16-17; 15,26; 16,7-14.. Denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem Heiligen Geist getauft werden: und bis dahin sind nur noch wenig Tage." Als sie wieder versammelt waren, fragten sie ihn: "Herr, stellst du jetzt in dieser Zeit das Königreich für Israel von neuem her Die Verheißung der Geistestaufe veranlaßte die Apostel zu der Frage, ob das messianische Reich, das nach Joel 3 und 4 zur Zeit der Geistesausgießung offenbar werden soll, jetzt aufgerichtet wurde.?" Er antwortete ihnen: "Ihr braucht nicht Zeit oder Stunde zu kennen, die der Vater in seiner Machtvollkommenheit bestimmt hat. Aber ihr sollt Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommt, und dann sollt ihr meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria, ja bis ans Ende der Erde." Nach diesen Worten ward er vor ihren Augen aufgehoben, und eine Wolke entzog ihn ihren Blicken. Wie sie nun bei seinem Weggang unverwandt zum Himmel sahen, standen plötzlich zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen, die sprachen: "Ihr Galiläer, was steht ihr da und seht zum Himmel? Dieser selbe Jesus, der jetzt aus eurer Mitte in den Himmel aufgenommen ist, wird ganz in der gleichen Weise wiederkommen, wie ihr ihn habt in den Himmel fahren sehen." Danach kehrten sie von dem sogenannten Ölberg nach Jerusalem zurück. Dieser Berg ist nur einen Sabbatweg Das ist die Wegstrecke, die die Juden nach rabbinischer Satzung am Sabbat gehen durften, etwa 2000 Ellen oder 1 km. von der Stadt entfernt. Nach ihrer Ankunft in der Stadt begaben sie sich in den Obersaal Eines Privathauses. Vielleicht ist dasselbe Haus - das Haus der Maria, der Mutter des Johannes Markus (?), Apg. 12,12 - gemeint, wo Jesus mit seinen Jüngern das letzte Passahmahl hielt., wo sie sich zu versammeln pflegten. Es waren aber da: Petrus und Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, des Alphäus Sohn, und Simon der Eiferer Vgl. Matth. 10,4. und Judas, des Jakobus Sohn. Diese alle waren einmütig und beharrlich zum Gebet vereinigt; auch waren noch zugegen einige Frauen, namentlich Maria, die Mutter Jesu, und ferner seine Brüder Vgl. Mark. 3,21.31-35; 6,3; Joh. 7,5.. An einem dieser Tage Zwischen Himmelfahrt und Pfingsten. erhob sich Petrus inmitten der Brüder - es waren etwa 120 versammelt - und sprach: "Ihr Männer, liebe Brüder, erfüllen mußte sich die Weissagung in dem Schriftwort In V.20., das der Heilige Geist durch Davids Mund geredet hat von Judas, der Jesu Häschern ein Führer gewesen ist; er gehörte ja zu unserer Zahl Zu der Zahl der Apostel. und hatte dasselbe Amt Das apostolische. empfangen wie wir. Der hat sich für seinen Verbrecherlohn ein Grundstück erworben; aber er ist kopfüber gefallen und mitten entzweigeborsten, so daß alle seine Eingeweide herausgetreten sind Die Worte "in ihrer Sprache" und "das heißt Blutacker" hat Lukas als erläuternde Erklärungen für Theophilus und andere heidenchristliche Leser der Rede des Petrus eingefügt. Denn für die Hörer der Rede, die 120 Jünger, waren sie überflüssig.. Dies ist allen Bewohnern Jerusalems so gut bekannt, daß jenes Grundstück in ihrer Sprache den Namen Akeldamach trägt, das heißt, Blutacker. Im Psalmbuch steht nämlich geschrieben: Sein Gehöft werde wüste, und niemand wohne dort Ps. 69,26.! und: Seinen Dienst übernehme ein anderer Ps. 109,8.! Darum muß nun einer von den Männern, die mit uns zusammengewesen sind während der ganzen Zeit, wo der Herr Jesus bei uns ein- und ausgegangen ist, und zwar von der Taufe des Johannes an bis zu dem Tag, da er von uns schied und (in den Himmel) aufgenommen wurde, dazu erwählt werden, seine Auferstehung mit uns zu bezeugen." Nun stellten sie zwei auf: Josef, genannt Barsabbas D.h. Sohn des Sabbas., mit dem Beinamen Justus D.h. der Gerechte. Der Beiname ist lateinisch., und Matthias. Dann beteten sie: "Herr, der du aller Herzen kennst, mache du kund, wen du dir von diesen beiden auserkoren hast, um die Stelle in diesem Dienst und Apostelamt einzunehmen, die Judas freventlich verlassen hat, damit er an die Stätte gehe, die ihm gebührt Gemeint ist die Stätte der Qual im Totenreich. So heißt es zu 4. Mos. 24,25 in einer rabbinischen Stelle: "Bileam ging zu seiner Stätte, d.h. in die Gehenna." Im Gegensatz dazu heißt es in dem 1. Klemensbrief von Petrus: "Er ist zu der ihm gebührenden Stätte der Herrlichkeit gegangen," und von Paulus: "Er ist zu der heiligen Stätte gegangen."." Darauf warf man das Los über sie Nach alttestamentlicher Weise (1. Sam. 10,17-21).. Es fiel auf Matthias, und der wurde nun den elf Aposteln zugezählt. Als der Pfingsttag Pfingsten heißt der fünfzigste Tag und zwar nach dem Fest der ungesäuerten Brote, das das Fest des jährlichen Ernteanfangs war, und an dem Tag nach dem Sabbat, also an einem Sonntag (3. Mos. 23,11), die erste reife Gerstengarbe dem Herrn feierlich dargebracht wurde (3. Mos. 23,5-14). Von diesem Tag an sollten dann sieben Wochen, also 49 Tage, gezählt werden (3. Mos. 23,15ff.). und der nächste Tag, der fünfzigste, also auch ein Sonntag, war das Pfingstfest, das Fest der Wochen, das Fest der vollendeten Getreideernte. Da wurden zwei frische Weizenbrote, gesäuert und gebacken, dem Herrn als Erstlinge geopfert. In der späteren Zeit wurde das Pfingstfest von den Juden auch zum Gedächtnis der Gesetzgebung am Sinai gefeiert. endlich kam, waren sie alle miteinander D.h. alle 120 Jünger (1,15). beisammen. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, als wenn ein gewaltiger Windsturm wehte (29 oder 30 n.Chr.). Dies Rauschen durchdrang das ganze Haus, in dem sie saßen. Dann erschienen ihnen feuerähnliche Zungen, die sich über die Versammelten verteilten, und auf einen jeden unter ihnen setzte sich ein Zünglein. So wurden alle vom Heiligen Geist erfüllt und begannen in anderen Sprachen zu reden, je wie der Geist ihnen die Worte dazu verlieh. Nun weilten damals fromme Juden in Jerusalem, die von allen Himmelsgegenden gekommen waren Um das Pfingstfest in Jerusalem zu feiern.. Die eilten, als der Schall ertönte, in großer Zahl herbei und waren fassungslos, weil jeder seine Landessprache reden hörte. Ja alle waren außer sich und riefen verwundert: "All die Männer, die hier reden, sind doch Galiläer! Wie kommt es denn, daß jeder von uns seine Muttersprache hört? Einige von uns sind Parther, Meder und Elamiter Elam war eine Landschaft am Persischen Meerbusen.. Andere wohnen in dem Judenland Mesopotamien Der Name "Judäa" mitten unter den außerjüdischen Ländern ist sehr auffallend. Tertullian und Augustin lasen statt "Judäa" Armenien, Hieronymus las Syrien. Aber sollte [Ioudaian] nicht am besten als Adjektivum mit [teen Mesopotamian] zu verbinden sein? Gerade in Mesopotamien, in dem Land zwischen Euphrat und Tigris, wohnten viele Juden. und in Kappadozien, in Pontus und Asien Gemeint ist das westliche Küstenland Kleinasiens., in Phrygien und Pamphylien, in Ägypten oder in dem Teil Libyens, der bei Kyrene liegt Hier ist die Rede von dem sogenannten kyrenäischen Libyen, d.h. von Oberlibyen mit der Hauptstadt Kyrene. In diesem Teil Nordafrikas wohnten sehr viele Juden. Über 150 Judengemeinden sind (nach Adolf Deißmann) aus der römischen Kaiserzeit "innerhalb der Ölbaumzone des Mittelmeerbeckens" bis jetzt bekannt. In Wirklichkeit sind es aber viel mehr gewesen. Die Gesamtzahl der Juden betrug damals im römischen Reich etwa 4 bis 4,5 Millionen. Die Bevölkerung des römischen Reiches bei dem Tod des Kaisers Augustus wird verschieden geschätzt; man nennt 54 Millionen, aber auch 100 Millionen.; andere sind in Rom ansässig. Die einen sind geborene Juden, andere waren Heiden und haben sich zum Judentum bekehrt. Da sind auch Kreter unter uns und Araber. Und wir alle hören diese Männer in unseren Sprachen von den großen Taten Gottes reden Die Jünger redeten, wie aus V.6.8.11 hervorgeht, in den Sprachen der genannten Völker.!" Alle waren voll Staunen und Bestürzung, und einer sprach zum anderen: "Was hat das zu bedeuten?" Andere aber riefen spöttisch lachend: "Sie haben sicher zuviel süßen Wein getrunken!" Da erhob sich Petrus mit den Elf und sprach mit lauter Stimme: "Ihr Juden, die ihr hier im Lande wohnt, und ihr anderen alle, die ihr jetzt vorübergehend in Jerusalem verweilt, dies soll euch kund sein, hört darum auf meine Worte! Nicht sind die Männer hier, wie ihr vermutet, trunken; es ist ja erst die dritte Tagesstunde 9 Uhr vormittags.. Vielmehr erfüllt sich nun, was Joel, der Prophet, gesagt hat: Es soll geschehen in den letzten Tagen - so spricht Gott -, daß ich von meinem Geist ausgießen will auf alle Menschen Wörtlich: "auf alles Fleisch". Fleisch bezeichnet die Menschen in ihrer Schwachheit und Ohnmacht Gott gegenüber., dann sollen eure Söhne und eure Töchter weissagen, eure Jünglinge sollen Gesichte schauen, und eure Greise sollen Träume haben. Sogar auf die leibeigenen Knechte und Mägde, die mir dienen Gal. 3,26-28., will ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen. Und Wunder will ich tun am Himmel oben und Zeichen unten auf der Erde: Blut, Feuersbrunst und Rauch Hinweis auf Kriege und andere schreckliche Ereignisse.. Die Sonne soll sich verfinstern, und der Mond soll blutig scheinen, bevor der Tag des Herrn kommt, der große Tag, den alle schauen sollen. Wer aber des Herrn Namen anruft, soll errettet werden Joel 3,1-5.. Ihr Israeliten, hört diese Worte! Den Mann Jesus von Nazaret hat Gott bei euch beglaubigt. Denn mächtige Taten, Wunder und Zeichen hat Gott, wie ihr ja wißt, in eurer Mitte durch ihn gewirkt. Der ist euch ausgeliefert worden durch Verrat - wie Gott in seinem Ratschluß es vorherbestimmt und auch vorhergewußt hat -, und mit der Heiden Hilfe habt ihr ihn ans Kreuz genagelt und getötet. Gott aber hat ihn auferweckt und den Wehen des Todes ein Ende gemacht Jesus wurde aus dem Grabe gleichsam in einen neuen Lebenszustand geboren. In der hebräischen Bibel ist übrigens von "Stricken" des Todes die Rede (Ps. 18,5; 116,3), was aber in der griechischen Übersetzung der LXX aus Mißverständnis mit "Wehen" des Todes wiedergegeben wurde., weil er unmöglich in der Gewalt des Todes bleiben konnte. Denn David sagt von ihm: Der Herr ist mir allzeit vor Augen, denn er steht mir zur Seite, damit ich nicht wanke. Darum freut sich mein Herz, und meine Zunge jauchzt, ja auch mein Leib wird voller Hoffnung Im Sinne Davids: "voller Hoffnung, daß ich vor dem Tod bewahrt bleibe"; im Sinne des Messias: "voller Hoffnung, daß ich vom Tod auferstehe". ruhen. Denn du wirst meine Seele nicht im Totenreich lassen noch dulden, daß dein Heiliger verwese. Du tust mir kund die Wege, die zum Leben führen; erfüllen wirst du mich mit der Freude vor deinem Angesicht Ps. 16,8-11.. Ihr Männer, liebe Brüder, laßt mich frei und offen zu euch reden: Der Erzvater David ist gestorben und begraben, und sein Grabmal steht noch heute in unserer Mitte. Doch wie er ein Prophet war und auch wußte, daß Gott ihm eidlich zugeschworen hatte, es solle einer seiner Nachkommen auf seinem Thron sitzen, darum hat er mit Seherblick von des Messias Auferstehung geredet. Denn der ist nicht im Totenreich geblieben, und sein Leib ist nicht verwest. Diesen Jesus hat Gott auferweckt: dafür sind wir alle Zeugen. Nachdem er dann durch Gottes rechte Hand D.h. durch Gottes Macht. erhöht worden ist, hat er den Heiligen Geist, der ihm verheißen war, vom Vater empfangen und ihn nun ausgegossen, wie ihr selbst seht und hört. Denn David ist ja nicht zum Himmel aufgefahren; wohl aber spricht er: Der Herr hat gesagt zu meinem Herrn: Sitze du zu meiner Rechten, bis ich dir deine Feinde zu Füßen lege Ps. 110,1.. Das ganze Haus Israel erkenne darum deutlich: Gott hat keinen anderen zum Herrn und Messias erwählt als eben diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt!" Bei diesen Worten ging es den Hörern wie ein Stich durchs Herz Sie wurden in ihrem Innersten schmerzlich bewegt., und sie sprachen zu Petrus und den anderen Aposteln: "Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir denn tun?" Petrus antwortete ihnen: "Ändert euern Sinn, und im Vertrauen auf den Namen Jesu Christi laßt euch alle taufen, damit euch eure Sünden vergeben werden: dann sollt ihr auch die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. Denn euch und euern Kindern gilt die Verheißung Die Verheißung des messianischen Heils: die Taufe zur Vergebung der Sünden und die Gabe des Heiligen Geistes. und allen, die noch fern stehen Gemeint sind die Heiden: Eph. 2,12.13.17; vgl. Jes. 57,19; Joel 3,5., soviel der Herr unser Gott von ihnen herzurufen wird Zu seiner Gemeinde.." Auch sonst noch griff er ihnen in seiner Rede mannigfach ins Herz, und er ermahnte sie: "Macht euch los von diesem verkehrten Geschlecht Das Gottes Wege und Werke nicht erkennt und dem Verderben entgegeneilt.!" Alle nun, die sein Wort gläubig aufnahmen, empfingen die Taufe, und an dem Tag wurden ungefähr dreitausend Seelen der Gemeinde zugeführt. Sie hielten treulich fest an der Apostel Lehre und der brüderlichen Gemeinschaft, die bei dem Brotbrechen Das Brotbrechen ist ein eigentümlich christlicher Ausdruck, daher entstanden, daß der jüdische Hausvater bei der Mahlzeit das Brot brach und den Segen darüber sprach. Das tat auch Jesus bei seinem letzten Passahmahl. Nach diesem Vorbild hielten nun die Gläubigen in Jerusalem gemeinsame Mahlzeiten, die später Liebesmahle hießen (Jud. 12), weil die brüderliche Liebe der Christen dabei sichtbar zum Ausdruck kommen sollte. In Korinth war mit dem Liebesmahl das Abendmahl verbunden (1. Kor. 11,20). und den Gebetsversammlungen zutage trat. Alle Leute (in Jerusalem) waren voller Furcht, denn viele Wunder und Zeichen geschahen durch die Apostel. Die Gläubigen waren alle eng verbunden und lebten in Gütergemeinschaft Damit ist keine Auflösung aller Eigentumsverhältnisse gemeint. Denn die Gütergemeinschaft war kein allgemeines Gesetz, sondern ganz freiwillig: jeder konnte mit seinem Eigentum nach Belieben verfahren (5,4; 12,12).: solche, die Grundstücke oder andere Habe hatten, verkauften sie, und den Erlös verteilte man an alle, die bedürftig waren. Sie besuchten auch täglich fleißig und einmütig den Tempel Dadurch erwiesen sie sich öffentlich als treue Glieder der Volksgemeinde Israels.. - Außerdem versammelten sie sich in den Häusern In verschiedenen Hausgemeinden.: dort brachen sie das Brot und hielten ihr Mahl mit freudigem, lauterem Herzen. Sie lobten Gott und waren bei dem ganzen Volk wohlgelitten. Der Herr führte auch täglich der Gemeinde neue Glieder zu, die dadurch zum Heil gelangten. Eines Tages gingen Petrus und Johannes hinauf in den Tempel: sie wollten dort um die neunte Stunde 3 Uhr nachmittags. - Die drei täglichen Tempelgebetsstunden waren: 1. zur Zeit des Morgenopfers, 2. zur Zeit des Abendopfers (gegen 3 Uhr nachmittags), 3. zur Zeit des Sonnenuntergangs. am Gebet teilnehmen. Gerade da trug man einen Mann herbei, der von Geburt an lahm war: den brachte man täglich an das sogenannte Schöne Tor des Tempels Wahrscheinlich ist das an der Ostseite des "Vorhofs der Weiber" gelegene Nikanertor gemeint, das durch kunstvolle Arbeit besonders ausgezeichnet war., damit er die Tempelbesucher um Almosen bitte. Als der Mann sah, wie Petrus und Johannes in den Tempel gehen wollten, sprach er sie um eine Gabe an. Petrus aber ließ sein Auge auf ihm ruhen, ebenso wie Johannes, und sprach zu ihm: "Sieh uns an!" Da starrte er sie an in der Erwartung, etwas von ihnen zu bekommen. Petrus aber sprach: "Silber und Gold habe ich nicht; doch was ich habe, das gebe ich dir; im Namen Jesu Christi von Nazaret - geh umher!" Zugleich ergriff er ihn bei seiner rechten Hand und richtete ihn auf. Sofort wurden seine Füße und Knöchel fest; mit einem Sprung stand er aufrecht da, begann umherzugehen und betrat mit ihnen den Tempel, fortwährend springend und Gott preisend. Und alle Leute sahen, wie er umherging und Gott lobte. Sie erkannten ihn auch wieder: es war ja jener Mann, der sonst als Bettler an dem Schönen Tor des Tempels gesessen hatte! Alle waren voller Staunen und Verwunderung über das, was ihm geschehen war. Während der Mann nicht von Petrus und Johannes wich, sammelte sich das ganze Volk, sprachlos vor Erstaunen, in der sogenannten Halle Salomos Vgl. Joh. 10,23. um sie. Als Petrus die Menge sah, nahm er das Wort und sprach: "Ihr Israeliten, was wundert ihr euch über diesen Mann? Oder warum staunt ihr uns an, als hätten wir mit eigener Kraft oder mit unserer Frömmigkeit erreicht, daß er nun gehen kann? Der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, unserer Väter Gott, hat seinen Knecht Jesus verherrlicht, den ihr preisgegeben und verleugnet habt vor Pilatus, als der entschlossen war, ihn freizulassen. Ja ihr habt den Heiligen und Gerechten verleugnet und euch einen Mörder losgebeten. Ihn aber, der zum Leben führt, habt ihr getötet. Den hat Gott von den Toten auferweckt: dafür sind wir Zeugen. Auf Grund des Glaubens, den sein Name wirkt, hat er nun diesen Mann hier, den ihr seht und kennt, gesund gemacht. Ja der Glaube, der durch Jesus kommt, hat ihm vor euer aller Augen die volle Heilung geschenkt. Nun, liebe Brüder, ich weiß, ihr habt in Unwissenheit gehandelt, ebenso wie eure Oberen. Gott aber hat dadurch die Weissagung erfüllt, daß sein Gesalbter leiden müsse, was er durch aller Propheten Mund vorausverkündigt hat. So ändert denn euern Sinn und bekehrt euch, damit eure Sünden ausgetilgt werden! Dann können auch Erquickungszeiten kommen vom Angesicht des Herrn, und er kann euch den Messias senden, den er euch bestimmt hat: Jesus. Den muß freilich der Himmel aufnehmen bis auf die Zeiten, da alles neugeordnet werden soll Bei Christi Wiederkunft., wovon Gott durch seiner heiligen Propheten Mund von alters her geredet hat Vgl. z.B. Jes. 2,1-4; 4; 11,1-9; 65,17-25.. Schon Mose hat davon gesprochen in den Worten: Einen Propheten wie mich wird euch zum Heil der Herr, unser Gott, aus eurer Brüder Kreis auftreten lassen; auf den sollt ihr hören in allem, was er zu euch reden wird. Wer aber nicht auf diesen Propheten hört, der soll unnachsichtig aus dem Volk vertilgt werden 5. Mos. 18,15.18.19 frei nach LXX.. Auch alle anderen Propheten, Samuel und die folgenden - alle, die geredet haben - sie haben ebenfalls das Kommen jener Zeit Wovon V.21 redet. verkündigt. Euch gelten die Worte der Propheten und der Segen der Verordnung, die Gott getroffen hat mit euern Vätern, als er zu Abraham sprach: Durch deinen Nachkommen Den Messias (Gal. 3,16). sollen alle Völker der Erde gesegnet werden 1. Mos. 12,3; 18,18; 22,18.. Zuerst euch zum Heil hat Gott auftreten lassen seinen Knecht Jesus (vgl. V.22.) und ihn gesandt, um euch zu segnen, indem er einen jeden unter euch von seiner Ungerechtigkeit bekehrt." Während sie Petrus und Johannes (3,1.11). noch zu dem Volk redeten, traten die Priester und der Tempelhauptmann Dieser war mit der Aufsicht über die äußere Ordnung im Tempel betraut und stand dem Hohenpriester im Rang am nächsten. an sie heran, dazu die Sadduzäer; denn diese waren darüber entrüstet, daß sie das Volk belehrten und bei ihrer Predigt von Jesus die Auferstehung aus den Toten verkündigten Die Sadduzäer wollten bekanntlich von einer Auferstehung der Toten nichts wissen.. Sie ließen deshalb die beiden Apostel verhaften und bis zum nächsten Tag gefangensetzen; denn es war mittlerweile Abend geworden. Viele aber von denen, die die Predigt des Petrus gehört hatten, wurden gläubig, und die Zahl der erwachsenen Männer stieg nun auf fünftausend Vgl. 2,41.. Tags darauf fand eine Sitzung des Hohen Rates in Jerusalem statt. Daran nahmen teil die Oberen Die sonst (z.B. Matth. 6,3; Luk. 22,66) Hohepriester genannt werden, d.h. die Mitglieder der vorwiegend sadduzäischen Priesteradelsgeschlechter., die Ältesten und die Schriftgelehrten, der Hohepriester Hannas Der zwar seines Amtes entsetzt war, aber doch noch entscheidenden Einfluß im Hohen Rat hatte., Kaiphas Die regierenden Hohenpriester., Johannes, Alexander Beide sonst unbekannt. und alle, die aus hohenpriesterlichem Geschlecht waren D.h. die Angehörigen adliger Priesterfamilien, aus denen die Hohenpriester genommen wurden.. Petrus und Johannes wurden vorgeführt, und man fragte sie: "Durch welche Kraft oder in wessen Namen habt ihr diese Tat Die Heilung des Lahmen. vollbracht?" Da antwortete Petrus, erfüllt mit dem Heiligen Geist: "Ihr Oberen des Volkes und ihr Ältesten Israels! Wenn wir heute vor Gericht gestellt werden, weil wir einem Kranken geholfen haben, und wenn man uns nun fragt, wie der Mann hier Der Geheilte war also mit in der Versammlung zugegen. gesund geworden ist, so sollt ihr alle und das ganze Volk Israel wissen: Durch den Namen Jesu Christi von Nazaret, den ihr gekreuzigt habt, und den Gott von den Toten auferweckt hat, - dadurch steht dieser Mann gesund vor euren Augen da! Dieser Jesus ist der Stein, den ihr Bauleute verworfen habt, und der nun zum Eckstein geworden ist Ps. 118,22.. In keinem anderen ist das Heil zu finden; denn wahrlich, keinen zweiten Namen gibt's unter dem Himmel für die Menschen, wodurch wir das Heil erlangen sollen." Als sie wahrnahmen, wie unerschrocken Petrus und Johannes redeten, und außerdem entdeckten, daß sie Männer ohne schriftgelehrte Bildung und aus geringem Stand waren, da wunderten sie sich. Nun erkannten sie die beiden auch als Jünger Jesu wieder. Zugleich sahen sie den Geheilten bei ihnen stehen. So wußten sie nichts zu erwidern. Sie ließen daher die beiden aus dem Sitzungssaal führen und berieten miteinander. "Was sollen wir mit diesen Menschen machen?" so fragten sie. "Denn daß sie ein auffälliges Wunderzeichen vollbracht haben, ist offenkundig für alle Bewohner Jerusalems, und wir können es nicht leugnen. Damit nun aber die Sache nicht noch mehr unter das Volk komme, so wollen wir ihnen streng verbieten, in Zukunft über diesen Namen irgendwie zu reden." Darauf ließen sie die Apostel wieder hereinrufen und geboten ihnen, durchaus nicht mehr in Jesu Namen zu reden und zu lehren. Doch Petrus und Johannes antworteten ihnen: "Ob es recht ist vor Gott, daß wir euch mehr gehorchen als Gott, das sagt euch selbst! Wir können ja unmöglich schweigen über das, was wir gesehen und gehört haben." Trotzdem entließ sie der Hohe Rat: er wiederholte nur sein Verbot Siehe V.17 und 18. und verschärfte es durch Drohungen. Denn er fand keine Möglichkeit, sie zu bestrafen. Davor scheute er sich mit Rücksicht auf das Volk. Denn alle priesen Gott des Wunders wegen, zumal der Mensch, an dem dies Heilungswunder geschehen war, schon über vierzig Jahre zählte Je größer das Alter des Geheilten war, desto wunderbarer erschien seine Heilung.. Nach ihrer Freilassung gingen Petrus und Johannes zu den anderen Aposteln und teilten ihnen mit, was ihnen die Hohenpriester und die Ältesten gesagt hatten. Als sie das hörten, erhoben sie einmütig ihre Stimme zu Gott und sprachen: "Herr, du hast den Himmel, die Erde und das Meer mit allem, was darinnen ist, geschaffen; du hast durch den Heiligen Geist durch den Mund unseres Vaters David, deines Knechtes, gesprochen: Warum haben die Heiden vor Zorn geschnaubt und die Völker nichtige Pläne ersonnen? Die Könige der Erde sind herangezogen, und die Herrscher haben sich zusammengerottet gegen den Herrn und gegen den Gesalbten Ps. 2,1-2 nach LXX. Es fehlt jedoch dem Psalm die Überschrift mit der Angabe des Verfassers.. Ja wahrlich, zusammengerottet haben sich in dieser Stadt Herodes und Pontius Pilatus im Bunde mit den Heiden und den Stämmen Israels gegen deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt, damit sie ausführten, was dein mächtiger Wille schon vorher bestimmt hatte Wörtlich: "deine Hand und dein Wille (oder Ratschluß)". Die Hand bedeutet hier die Macht Gottes, und Macht und Wille bilden einen Begriff.. Nun, Herr, mache ihr Drohen zuschanden und hilf deinen Knechten, dein Wort mit allem Freimut zu verkündigen! Laß dabei deine Macht wirksam sein, daß Heilungen, Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Knechtes Jesus!" Nach diesem Gebet erzitterte die Stätte, wo sie versammelt waren Ein offenbares Zeichen der Gebetserhörung., und sie wurden alle mit dem Heiligen Geist erfüllt und verkündigten mit freudigem Vertrauen Gottes Wort. Die ganze Schar der Gläubigen aber war ein Herz und eine Seele. Niemand nahm von seiner Habe etwas als sein ausschließliches Eigentum in Anspruch; sondern alles, was sie hatten, war Allgemeinbesitz. Und mit großer Kraft legten die Apostel Zeugnis ab von der Auferstehung des Herrn Jesus. Auch bei dem Volk stand die ganze Gemeinde in hoher Gunst Vgl. 2,47.. Denn keines ihrer Glieder brauchte Not zu leiden. Alle nämlich, die Grundstücke und Häuser hatten, pflegten diese zu verkaufen. Dann brachten sie den Erlös aus dem Verkauf und legten ihn zu den Füßen der Apostel nieder. Aus diesen Mitteln erhielt jeder, was er nötig hatte. Josef zum Beispiel, den die Apostel Barnabas nannten - das heißt: Tröster und Ermahner Wörtlich: Sohn der Tröstung oder Ermahnung. - In den jüdischen Synagogen wurden nach der Vorlesung der heiligen Schriften Ansprachen an das Volk gehalten, die "Wort der Ermahnung" hießen (Apg. 13,15). -, ein Levit, der aus Zypern stammte, verkaufte ein Stück Land, das er besaß, brachte das Geld und legte es zu der Apostel Füßen nieder. Auch ein Mann, mit Namen Ananias D.h. Gott ist gnädig, oder: Gott tritt entgegen., verkaufte im Einverständnis mit seiner Frau Saphira Dieser Name bedeutet wahrscheinlich: die Schöne. ein Grundstück. Aber mit Wissen seiner Frau unterschlug er etwas von dem Kaufpreis und brachte nur einen Teil davon und legte ihn zu der Apostel Füßen nieder Er behauptete aber, das ganze Geld zum Opfer zu bringen.. Doch Petrus sprach: "Ananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, so daß du den Heiligen Geist belogen und einen Teil von dem Erlös deines Feldes zurückbehalten hast? Konntest du das Land nicht als dein Eigentum behalten? Und als du es verkauft hattest, konntest du da nicht auch noch über den Erlös nach deinem Willen verfügen? Warum hast du dir denn eine solche Tat in deinem Herzen vorgenommen? Du hast nicht Menschen, sondern Gott belogen." Beim Hören dieser Worte fiel Ananias tot zu Boden. Und großer Schrecken kam über alle Anwesenden. Die jüngeren Gemeindeglieder aber erhoben sich, umwickelten den Leichnam mit leinenen Tüchern und trugen ihn hinaus zum Begräbnis. Nach ungefähr drei Stunden kam des Ananias Frau in die Versammlung, ohne daß sie wußte, was vorgefallen war. Petrus richtete sogleich das Wort an sie. "Sage mir", so fragte er Auf das daliegende Geld des Ananias hinweisend., "ist dies der Kaufpreis eures Landes?" "Ja", versetzte sie, "das ist der Kaufpreis." "Warum", so fuhr nun Petrus fort, "seid ihr denn beide eins geworden, den Geist des Herrn herauszufordern Ob er euren Betrug ungestraft ließe.? Die deinen Mann begraben haben, die kommen jetzt gerade zurück, um auch dich hinauszutragen." Sofort fiel sie zu seinen Füßen nieder und gab den Geist auf. Die Jünglinge fanden sie bei ihrem Eintritt tot und trugen sie hinaus, um sie bei ihrem Mann zu begraben. Dieser Vorfall erfüllte die ganze Gemeinde und alle, die davon hörten, mit großem Schrecken. Im Volk geschahen damals viele Zeichen und Wunder durch die Hände der Apostel. Alle Gläubigen pflegten sich einmütig in der Halle Salomos Vgl. 3,11. zu versammeln. Von den feindseligen Juden aber wagte keiner, sie zu beunruhigen Man ließ sie vielmehr aus einer gewissen Scheu für sich allein.. Die große Menge jedoch hielt hoch von ihnen. Und immer mehr schlossen sich ihnen an, die an den Herrn gläubig wurden, ganze Scharen von Männern und Frauen. Ja, es kam so weit, daß man die Kranken auf die Straße trug und sie dort auf Betten und Tragbahren niedersetzte, damit, wenn Petrus vorüberkäme, wenigstens sein Schatten auf den einen oder anderen fiele. Sogar aus den Städten rings um Jerusalem kamen die Leute in Scharen herbei: sie brachten Kranke und solche, die von unreinen Geistern gequält wurden. Und alle diese Leidenden wurden gesund. Das brachte den Hohenpriester auf. Er und sein ganzer Anhang - die Partei der Sadduzäer - ließen neiderfüllt Weil die Gemeinde und die Apostel bei der Menge so sehr in Gunst standen. die Apostel festnehmen und in das öffentliche Gefängnis werfen. Ein Engel des Herrn aber öffnete nachts die Kerkertüren, führte sie hinaus und sprach zu ihnen: "Geht in den Tempel und verkündigt dort dem Volk öffentlich alle Worte dieser Lebensbotschaft!" Diesem Befehl gehorsam gingen sie gegen Morgen Als die Tempeltüren geöffnet wurden, um das Volk zum Morgenopfer einzulassen. in den Tempel und lehrten dort. Mittlerweile versammelten sich der Hohepriester und sein Anhang. Sie beriefen den Hohen Rat und alle Ältesten der Kinder Israels und sandten ins Gefängnis, um die Apostel vorzuführen. Als aber die Diener hinkamen, fanden sie sie nicht im Gefängnis. Da kehrten sie zurück und meldeten: "Das Gefängnis fanden wir sorgfältig und fest verschlossen und die Wachen vor den Türen stehen; doch als wir öffneten, fanden wir niemand darin." Als der Tempelhauptmann Vgl. 4,1. und die Hohenpriester diese Worte hörten, waren sie ganz bestürzt und fragten sich, was daraus werden solle. Da kam einer mit der Meldung: "Die Männer, die ihr habt gefangensetzen lassen, die stehen schon wieder im Tempel und lehren das Volk!" Nun ging der Hauptmann mit der Mannschaft hin und führte sie herbei, doch ohne Anwendung von Gewalt; denn sie fürchteten, das Volk könne sie sonst steinigen. So brachten sie sie her und führten sie in den Sitzungssaal. Hier nahm sie der Hohepriester ins Verhör. "Haben wir euch", so sprach er, "nicht aufs allerstrengste verboten, in jenem Namen zu lehren? Und doch habt ihr Jerusalem mit eurer Lehre erfüllt; ja ihr wollt dieses Menschen Blut über uns bringen "Dieses Menschen" klingt verächtlich, scheint aber einem Grauen vor Jesus entsprungen zu sein.." Petrus aber und die anderen Apostel antworteten: "Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen. Der Gott unserer Väter hat Jesus auferweckt, den ihr ans Kreuzesholz gehängt und hingemordet habt. Den hat Gott durch seine rechte Hand zur Würde eines Herrschers und Befreiers erhoben, um Israel Sinnesänderung und Sündenvergebung zu schenken. Dafür sind wir Zeugen und der Heilige Geist, den Gott allen gegeben hat, die ihm gehorchen." Bei dieser Antwort wurden sie mit Wut erfüllt, und sie dachten schon daran, die Apostel zu töten. Da erhob sich in der Versammlung ein Pharisäer, mit Namen Gamaliel Der Lehrer des Apostels Paulus (22,3), ein Enkel des berühmten Hillel. Er wurde "der Glanz des Gesetzes" genannt. Er starb 52 n.Chr. Vgl. über Gamaliel meine ersten 15 Jahre, S.88., ein von dem ganzen Volk verehrter Gesetzeslehrer, und befahl, die Apostel für eine Weile hinauszuführen. Dann sprach er zu den Männern des Hohen Rates: "Ihr Israeliten, überlegt euch wohl, wie ihr mit diesen Leuten verfahren wollt! Einst hat sich Theudas erhoben Bekannt ist nur ein Theudas, der erst um 45 n.Chr. als falscher Prophet aufgetreten ist und ein klägliches Ende genommen hat; vgl. meine ersten 15 Jahre, S.198.. Der wollte eine Rolle spielen, und an vierhundert Männer sind ihm auch gefolgt. Aber er fand den Tod, und alle seine Anhänger wurden auseinandergetrieben und vernichtet. Nach ihm trat zur Zeit der bekannten Schätzung Luk. 2,1f. der Galiläer Judas Der Begründer der sogenannten Zelotenpartei; vgl. meine Geschichte Israels, 2. Band, S. 134. auf und zog viele Leute an sich. Auch der ist umgekommen, und alle seine Anhänger haben sich zerstreut. Nun rate ich euch: Laßt diese Leute in Ruhe und bekümmert euch nicht um sie! Denn stammt dies Beginnen oder dieses Werk von Menschen, so geht es von selbst zugrunde. Ist's aber wirklich aus Gott, so könnt ihr diese Leute nicht zum Schweigen bringen. Ja, ihr kommt noch in Gefahr, gegen Gott zu kämpfen." Diesem Rat folgten sie. Sie riefen die Apostel wieder herein, ließen sie geißeln Vgl. Mark. 13,9; 2. Kor. 11,24. und verboten ihnen, im Namen Jesu zu reden. Dann durften die Apostel gehen. Sie verließen aber den Hohen Rat voller Freude, weil sie gewürdigt worden waren, um des Namens willen Gemeint ist der Name Jesu. Schmach zu leiden. Im Tempel sowohl wie in häuslichen Versammlungen lehrten sie unaufhörlich Tag für Tag und verkündigten die Frohe Botschaft, daß Jesus der Messias sei. Um diese Zeit, als die Zahl der Jünger wuchs, beschwerten sich die griechisch redenden Gemeindemitglieder bei den aramäisch sprechenden darüber, daß ihre Witwen bei der täglichen Speiseausteilung übersehen würden Alle Gemeindeglieder in Jerusalem waren Juden. Aber sie bildeten zwei ganz verschiedene Gruppen. Die einen waren "Hebräer", die anderen "Hellenisten". Die Hebräer waren Juden aus Palästina: sie bedienten sich der aramäischen Landessprache. Die Hellenisten dagegen waren Juden, die außerhalb Palästinas geboren waren und die griechische Sprache in einer besonderen jüdischen Färbung redeten.. Da beriefen die Zwölf die ganze Schar der Jünger und sprachen: "Es ist nicht recht, daß wir die Verkündigung des Wortes Gottes unterlassen, um bei Tische aufzuwarten Bei den täglichen gemeinsamen Mahlzeiten die Speisen zu verteilen.. So wählt denn, liebe Brüder, aus eurer Mitte sieben Männer von gutem Ruf, die voll Geist und Weisheit sind, damit wir sie für diese Dienstleistung bestellen Die Gemeinde soll die 7 Männer, in denen wir die ersten 7 Diakonen sehen, wählen. Denn die 7 Diakonen sollen die Stellvertreter der Gemeinde sein. Die Gemeinde der Gläubigen ist durch die Mitteilung der siebenfältigen Gabe des Heiligen Geistes (Jes. 11,1-3) das freie Eigentumsvolk des Herrn. Das Recht der Freien zeigt sich aber aufs klarste in ihrem Wahlrecht: nur ein freies Volk wählt seine Vertreter. Weil jedoch die 7 Diakonen, obwohl sie Vertreter der Gemeinde sind, auch dem Herrn dienen sollen, deshalb will der Herr sie durch seine Bevollmächtigten, die Apostel, bestellen. Darum wurden die 7 Männer, als sie von der Gemeinde gewählt waren, von den Aposteln mit Gebet und Handauflegung in ihr Amt eingesetzt (V.6). - Die Siebenzahl der Diakonen wurde in den ersten Jahrhunderten der Kirche noch ziemlich streng festgehalten. Aus einem Brief des Bischofs Kornelius von Rom an den Bischof Fabius von Antiochia geht hervor, daß um das Jahr 250 in der römischen Gemeinde neben 46 Priestern nur 7 Diakonen dienten, denen 7 Unterdiakonen als Helfer zur Seite standen (Euseb. hist. eccl. VI,43). Eine Kirchenversammlung in Neocäsarea verordnete ausdrücklich, daß auch in größeren Städten nicht mehr als 7 Diakonen bestellt werden sollten. Später aber wurde diese Zahl überschritten. Während der Regierung des Kaisers Justinian (527-565) dienten an der Hauptkirche zu Konstantinopel 100 Diakonen.! Wir selbst aber wollen uns nach wie vor dem Gebet Vor allem bei den Gottesdiensten der Gemeinde. und dem Dienst des Wortes widmen." Dieser Vorschlag fand allgemeinen Beifall, und die Gemeinde wählte: Stephanus, einen Mann voll Glaubens und Heiligen Geistes, ferner Philippus, Prochorus, Nikanor, Timon, Parmenas und Nikolaus, einen zum Judentum übergetretenen Heiden aus Antiochia. Diese Männer stellte man vor die Apostel, die ihnen mit Gebet die Hände auflegten. Das Wort Gottes verbreitete sich nun immer weiter, und die Zahl der Jünger nahm in Jerusalem bedeutend zu; ja auch eine große Schar von jüdischen Priestern wurde dem Glauben gehorsam. Stephanus aber, voll Gnade Gemeint ist die göttliche Gnade. und Kraft, tat Wunder und große Zeichen unter dem Volk. Doch einige aus der sogenannten (jüdischen) 'Gemeinde der Freigelassenen Wahrscheinlich Nachkommen jener zahlreichen Juden, die der römische Feldherr Pompejus im Jahre 63 v.Chr. nach der Einnahme Jerusalems als kriegsgefangene Sklaven nach Rom gebracht hatte, die aber dort von ihren Herren freigelassen wurden. Die sogenannten Freigelassenen hatten in Jerusalem auf ihre Kosten eine Synagoge erbaut.' im Bunde mit Juden aus Kyrene Vgl. 2,10., Alexandria, Zilizien und Asien Vgl. 2,9. traten auf und führten Streitgespräche mit Stephanus. Gegen seine Weisheit aber und den Geist, durch den er redete, vermochten sie nichts auszurichten. Da stifteten sie Leute an, die sagten: "Wir haben ihn Lästerworte reden hören gegen Mose und gegen Gott." So brachten sie das Volk samt den Ältesten und den Schriftgelehrten in Aufregung. Dann überfielen sie ihn unversehens, schleppten ihn mit Gewalt weg und führten ihn vor den Hohen Rat. Dort ließen sie falsche Zeugen auftreten, die aussagten: "Dieser Mensch redet unaufhörlich gegen diese heilige Stätte Den Tempel. und das Gesetz. Denn wir haben ihn behaupten hören: 'Jesus von Nazaret, der wird diese Stätte zerstören und die Gebräuche ändern, die uns Mose überliefert hat.'" Alle aber, die im Hohen Rat saßen, blickten ihn gespannt an, und sie sahen, wie sein Antlitz einem Engelsangesicht glich. Da fragte ihn der Hohepriester: "Ist dem so Wie die Zeugen 6,13f. ausgesagt haben.?" Er antwortete: "Liebe Brüder und Väter Die Anrede "Väter" richtet sich an die Mitglieder des Hohen Rates., hört! Der Gott der Herrlichkeit ist unserem Vater Abraham in Mesopotamien erschienen, noch ehe er in Haran wohnte, und sprach zu ihm: 'Verlaß dein Vaterland und deine Verwandten und ziehe in das Land, das ich dir zeigen will 1. Mos. 12,1.!' Darauf verließ er das Chaldäerland und nahm in Haran Wohnung. Von dort ließ ihn Gott nach seines Vaters Tod wandern in dies Land, wo ihr jetzt wohnt. Doch gab er ihm darin nicht einen Fußbreit Erbteil. Aber er verhieß es ihm und seinen Nachkommen zum Besitz 1. Mos. 12,7., obwohl Abraham noch keine Kinder hatte. Und zwar sprach Gott: 'Seine Nachkommen werden in einem fremden Land heimatlos sein, und man wird sie vierhundert Jahre knechten und plagen. Aber das Volk, dem sie dienen werden, will ich strafen', sprach Gott; 'dann sollen sie ausziehen und mir an dieser Stätte dienen 1. Mos. 15,13f.'. Darauf schloß Gott mit Abraham einen Bund, dessen Zeichen die Beschneidung war 1. Mos. 17,10.. So wurde Abraham der Vater Isaaks, den er am achten Tag beschnitt; Isaaks Sohn war Jakob, und Jakobs Söhne waren die zwölf Erzväter Die zwölf Söhne Jakobs.. Die Erzväter aber verkauften Josef aus Neid nach Ägypten. Doch Gott war mit ihm: er errettete ihn aus allen seinen Trübsalen, verlieh ihm Weisheit und ließ ihn Gunst finden vor Pharao, dem König von Ägypten. Der setzte ihn als Gebieter über Ägypten und über sein ganzes Haus. Da kam eine Hungersnot über ganz Ägyptenland und Kanaan; und das Elend war groß, daß unsere Väter keine Nahrung finden konnten. Als nun Jakob hörte, in Ägypten sei Getreide zu haben, sandte er unsere Väter dorthin: das war ihre erste Reise. Bei ihrer zweiten Reise aber gab sich Josef seinen Brüdern zu erkennen: so erfuhr Pharao Josefs Herkunft. Dann ließ Josef seinen Vater Jakob und alle seine Blutsverwandten holen, im ganzen fünfundsiebzig Seelen Im hebräischen Text 1. Mos. 46,27; 2. Mos. 1,5 ist nur von 70 Seelen die Rede.. So zog Jakob nach Ägypten. Dort starben er und unsere Väter. Man brachte sie nach Sichem Nach 1. Mos. 50,13 wurde Jakob in der Höhle bei Mamre begraben. und bestattete sie in dem Grab, das Abraham um Geld von den Söhnen Hemors in Sichem gekauft hatte Vgl. dagegen 1. Mos. 23; 33,17-19.. Als aber die Zeit herankam, wo sich die Verheißung erfüllen sollte, die Gott dem Abraham gegeben hatte, da mehrte sich das Volk in Ägypten und ward sehr zahlreich. Das dauerte so lange, bis sich ein fremder König, der Josef nicht gekannt hatte, zum Herrscher über Ägypten erhob. Der war voll Arglist gegen unser Volk und bedrückte unsere Väter so entsetzlich, daß er sie zwang, ihre neugeborenen Kinder auszusetzen, damit sie nicht am Leben blieben. In der Zeit wurde Mose geboren: ein wunderbar schönes Kind Wörtlich: "er war schön nach Gottes Urteil", das den höchsten Maßstab bietet.. Der ward drei Monate lang in seines Vaters Haus aufgezogen. Dann setzte man ihn aus. Aber Pharaos Tochter nahm ihn an Kindes Statt an und erzog ihn wie ihren eigenen Sohn. So wurde Mose in aller Weisheit der Ägypter unterrichtet, und durch seine Rede Wegen 2. Mos. 4,10ff. ist hier nicht an äußere Beredsamkeit, sondern an den bedeutungsvollen Inhalt seiner Worte zu denken. und seine Taten war er ein einflußreicher Mann. Als er vierzig Jahre alt war, kam es ihm in den Sinn, sich nach seinen Brüdern, den Kindern Israel, umzusehen. Da war er Zeuge, wie einer von ihnen ungerecht behandelt wurde. Für den trat er ein und rächte seine Mißhandlung, indem er den Ägypter erschlug. Er glaubte aber, seine Brüder würden erkennen, daß ihnen Gott durch seine Hand Befreiung bringen wolle. Doch sie erkannten es nicht. Am folgenden Tag sah er, wie sich zwei von ihnen stritten. Da wollte er Frieden zwischen ihnen stiften und sprach: 'Ihr seid doch Stammesbrüder; warum tut ihr denn einander unrecht?' Aber der Mann, der seinen Nächsten schlug, wies ihn zurück und sagte: 'Wer hat dich zum Oberhaupt und Richter über uns gesetzt? Möchtest du mich auch töten, wie du gestern den Ägypter getötet hast 2. Mos. 2,14.?' Das Wort erschreckte Mose, und er flüchtete. Er lebte als Fremdling in dem Lande Midian, wo er zwei Söhne bekam. Nach vierzig Jahren aber erschien ihm in der Wüste des Berges Sinai ein Engel in einer Feuerflamme in einem Dornbusch. Als Mose das sah, wunderte er sich über die Erscheinung. Wie er nun hinzutrat, um sie näher zu betrachten, da rief die Stimme des Herrn: 'Ich bin der Gott deiner Väter, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs 2. Mos. 3,6..' Darüber war Mose so erschrocken, daß er nicht wagte, weiter hinzusehen. Da sprach der Herr zu ihm: 'Ziehe deine Schuhe von deinen Füßen! Denn die Stätte, worauf du stehst, ist heiliges Land. Ich habe das Elend deines Volkes in Ägypten gesehen und habe ihr Seufzen gehört; darum bin ich herabgekommen, um sie zu befreien. Komm nun her, ich will dich nach Ägypten senden 2. Mos. 3,5.7.8.10.!' Diesen Mose, den sie verleugnet hatten mit den Worten: 'Wer hat dich zum Oberhaupt und Richter eingesetzt?' - den hat Gott als Führer und Befreier gesandt, und der Engel, der ihm in dem Dornbusch erschienen war, begleitete ihn mit seiner Hilfe. Dieser Mose hat sie weggeführt und dabei Wunder und Zeichen getan in Ägypten und am Roten Meer, dann weiter vierzig Jahre in der Wüste. Dieser Mose hat den Kindern Israel gesagt: 'Einen Propheten wie mich wird Gott euch zum Heil aus eurer Brüder Kreis auftreten lassen 5. Mos. 18,15..' Dieser Mose ist es, der bei der Volksversammlung in der Wüste Am Tag der Gesetzgebung (2. Mos. 19). mit dem Engel, der am Berg Sinai zu ihm geredet hatte, und mit unseren Vätern verkehrt hat. Er empfing Lebensworte In dem Gesetz., um sie uns mitzuteilen. Unsere Väter aber wollten ihm nicht gehorchen, sondern stießen ihn von sich und wandten sich mit ihrem Herzen nach Ägypten D.h. zu dem ägyptischen Götzendienst.. Denn sie sprachen zu Aaron: 'Mache uns Götter, damit sie vor uns hergehen! Wir wissen ja nicht, was diesem Mose widerfahren ist, der uns aus Ägyptenland geführt hat 2. Mos. 32,23..' Sie machten damals einen Stier, brachten diesem Götzenbild Opfer dar und erfreuten sich Bei Opfermahl und Spiel (2. Mos. 32,6). an den Werken ihrer Hände An dem Götzenbild.. Da wandte sich Gott ab von ihnen und gab sie preis, dem Himmelsheer Den Gestirnen. zu dienen, wie in dem Buch der Propheten geschrieben steht Amos 5,25-27.: Habt ihr mir denn Schlachtopfer und Speisopfer dargebracht dort in der Wüste vierzig Jahre lang, ihr vom Haus Israel Die in 2. Mos. 24 und 29; 3. Mos. 8 und 9; 4. Mos. 7 berichteten Opfer waren nur Ausnahmen.? Nein, ihr habt vielmehr das Zelt des Molochs Moloch oder Molek war der Name des kananitischen Himmels- und Sonnengottes, dem namentlich Kinder geopfert wurden. mitgeführt Auf eurer Wanderung durch die Wüste. - Das Zelt des Molochs war ein abgöttisches Gegenbild der Stiftshütte. und das Sternbild eures Gottes Rephan Rephan ist wohl der koptische Name des Planeten Saturn, an dessen göttliche Verehrung dann hier zu denken wäre. - die Götzenbilder, die ihr selbst gemacht habt, um sie zu verehren. Zur Strafe dafür will ich euch wegführen lassen, noch über Babylon So sagt Stephanus auf Grund der geschichtlichen Erfahrung statt des im Text stehenden "Damaskus". hinaus! Unsere Väter hatten in der Wüste das Zelt des Zeugnisses Das Zelt, wo Gott seinem Volk Zeugnis oder Offenbarung gab.. Das war erbaut nach dem Befehl dessen, der Mose geboten hatte, es nach dem Bild herzustellen, das er gesehen. Dieses Zelt ging dann über auf das folgende Geschlecht, und unter Josua führten es unsere Väter mit hinein (nach Kanaan), als sie das Land der Heiden in Besitz nahmen, die Gott vor ihnen vertrieb. So blieb es mit dem Zelt bis zu den Tagen Davids. Der fand Gnade vor Gott, und darum bat er ihn, dem Gott Jakobs eine Wohnstatt errichten zu dürfen. Aber erst Salomo erbaute ihm ein Haus. Doch der Höchste wohnt nicht in Gebäuden von Menschenhand, wie der Prophet spricht Jes. 66,1-2.: Der Himmel ist mein Thron, und die Erde ist der Schemel meiner Füße. Was für ein Haus wollt ihr mir da bauen, spricht der Herr, oder an welcher Stätte soll ich ruhen? Hat meine Hand nicht alles dies Das Weltall. geschaffen Hier sah Stephanus deutlich die Entrüstung und den Unwillen seiner Zuhörer; vielleicht wurden auch Zwischenrufe laut. Darum fährt er V.51 viel schärfer fort.? Ihr Halsstarrigen, die ihr an Herz und Ohren unbeschnitten seid 2. Mos. 33,3.5.; 3. Mos. 26,41; Jer. 4,4; 6,10; 9,26.! Ebenso wie eure Väter widersteht auch ihr fort und fort dem Heiligen Geist. Wen von den Propheten haben eure Väter nicht verfolgt! Hingemordet haben sie alle, die das Kommen des Gerechten D.i. Jesus. vorausverkündigt haben. Seine Verräter und Mörder seid ihr jetzt geworden! Ihr habt das Gesetzt, weil es durch Engel verordnet wurde Gal. 3,19; Hebr. 2,2., angenommen; aber ihr habt es nicht gehalten... Stephanus gibt in seiner Rede, rein äußerlich betrachtet, einen Überblick über die Geschichte Israels von Abraham bis auf Salomo. Inwiefern ist dies nun eine Verteidigung gegen die wider ihn erhobenen Anklagen? Er war beschuldigt worden, daß er Lästerworte ausgesprochen habe gegen Mose und gegen Gott, gegen den Tempel und das Gesetz (6,11.13.14). Stephanus kannte seine Zuhörer. Er wußte, sie würden ihn sofort niederschreien, wenn er ihnen ein unverhülltes Zeugnis ablege. Darum wählte er, der Mann voll Weisheit, einen anderen Weg. Indem er seine Hörer daran erinnerte, wie wunderbar Gott in den vergangenen Zeiten sein Volk geleitet habe, zeigte er deutlich, daß die Anklage der Gotteslästerung völlig grundlos sei. Und wie weit er von einer Lästerung gegen Mose und das Gesetz entfernt sei, das mußten seine Widersacher erkennen, als sie hörten, wie ehrend er von Mose redete, und wie hoch er das Gesetz stellte (7,35-39). Auch den Vorwurf einer Lästerung des Tempels weist Stephanus einfach und bestimmt dadurch zurück, daß er den Tempelbau durch Salomo als den eigentlichen Höhepunkt der Geschichte Israels hinstellt. So verteidigt er sich klar und schlagend, ohne seine eigene Person auch nur im mindesten zu erwähnen. Aber zugleich straft er auch, er weckt das Gewissen seiner Hörer und belehrt sie über die wahre Bedeutung des Gesetzes und des Tempels. Schon ehe es ein Gesetz und einen Tempel gab, hat Gott Israel erwählt. Darum soll man auch nicht denken, Gott sei unabänderlich an beides gebunden, und Gesetz und Tempel müßten für alle Zeiten fortbestehen. Im Gegenteil, Israels ganze Geschichte zeigt, wie Gott sein Volk stufenweise vorwärtsführt. Abraham ward noch vor der Anordnung der Beschneidung berufen; Israel ward schon vor der Gesetzgebung zum Volk Gottes ausersehen; und das Volk diente Gott schon vor dem Tempelbau in der Stiftshütte. Darum ist auch nicht zu erwarten, daß Gott Israel auf der gegenwärtigen Stufe stehen lassen wird. Das hat schon Mose vorausverkündigt, als er von dem kommenden Propheten redete. Daß Stephanus damit auf Jesus hinwies, konnte den Hörern nicht verborgen bleiben. Aber Israel hat fort und fort den von Gott gesandten Propheten widerstrebt. Insonderheit ihr Verhalten gegen Jesus sollte den Hörern durch die vorbildlichen Geschichten von Josef und Mose deutlich gezeigt werden. Einst war die Wegführung nach Babylon die Strafe für den Abfall des Volkes. So wird auch jetzt das Gericht nicht ausbleiben. - Die Rede des Stephanus scheint Lukas wörtlich mitzuteilen. Sicher ist sie von den Schreibern des Gerichtes aufgezeichnet worden. Doch wie kann sie Lukas später erhalten haben? Wahrscheinlich durch Paulus, der ja dieser Verhandlung beiwohnte (V.58)!" Als sie dies hörten, wurden sie in ihrem Herzen mit Wut erfüllt, und sie knirschten mit den Zähnen gegen ihn. Er aber blickte voll Heiligen Geistes zum Himmel auf und sah Gottes Herrlichkeit und Jesus zur Rechten Gottes stehen. Da rief er: "Ich sehe jetzt den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen!" Sie aber schrien laut auf, hielten sich die Ohren zu, stürmten wie ein Mann auf ihn los, schleiften ihn zur Stadt hinaus und steinigten ihn. Die Zeugen Die anklagenden Zeugen (6,13) hatten nach der Vorschrift des Gesetzes (5. Mos. 17,7) die Steinigung zu beginnen. legten ihre Oberkleider Die sie bei der Steinigung hinderten. ab und gaben sie einem Jüngling, mit Namen Saulus, in Verwahrung. Saulus billigte die Ermordung des Stephanus. An jenem Tag Wo Stephanus getötet wurde. brach eine große Verfolgung los gegen die Gemeinde in Jerusalem; und alle Vielleicht ist hier nur an "alle Lehrer" der Gemeinde zu denken., mit Ausnahme der Apostel, zerstreuten sich über ganz Judäa und Samaria. Einige fromme Heiden, die zum Judentum übergetreten waren, bestatteten Stephanus und hielten ihm zu Ehren eine große Totenklage. Saulus aber wütete gegen die Gemeinde: er drang in die Häuser ein, schleppte Männer und Weiber weg und ließ sie ins Gefängnis werfen. Die Zerstreuten Vgl. 8,1. zogen im Land umher und verkündigten das Wort. So kam Philippus Einer von den Sieben (6,5). in die Stadt Samaria und predigte dort von Christus. Die Bewohner zeigten einmütig Teilnahme für die Worte des Philippus, als sie ihm zuhörten und die Wunderzeichen sah, die er tat. Denn mit lautem Geschrei fuhren unreine Geister von vielen Besessenen aus, auch zahlreiche Gelähmte und Krüppel wurden gesund. Darüber herrschte große Freude in jener Stadt. Nun hatte schon länger ein Mann, mit Namen Simon Dieser Mann, aus Gitta bei Samaria gebürtig, galt den Kirchenvätern seit Irenäus als der Vater aller Ketzereien., in der Stadt Zauberei getrieben und die Einwohner Samarias in Staunen versetzt; denn er gab sich für etwas Großes aus. Alle, klein und groß, hielten ihn hoch und sprachen: "Der Mann ist Gottes Kraft, ja die Kraft, die man die große nennt Die Samariter nannten die Engel "Kräfte Gottes". Da sie nun in Simon die große Kraft Gottes sahen, hielten sie ihn wahrscheinlich für den höchsten aller Geister, der als Offenbarer Gottes vom Himmel gekommen sei und menschliche Gestalt angenommen habe. Vielleicht hatte Simon von Jesus und seinen Wundern gehört und wollte diese nun mit Hilfe teuflischen Betrugs nachäffen.." Sein Einfluß auf die Leute war deshalb so groß, weil er sie lange Zeit mit seinen Zauberkünsten betört hatte. Als nun Philippus die Frohe Botschaft von Gottes Königreich und dem Namen Jesu Christi verkündigte Auch die Samariter erwarteten einen Messias (Joh. 4,25)., wurden die Leute gläubig, und Männer und Weiber ließen sich taufen. Auch Simon ward gläubig Doch sein Glaube war nicht rechter Art. Für die reinigende und erneuernde Kraft des Evangeliums fehlte ihm das Verständnis; ihm waren auffallende, großartige Wunderzeichen die Hauptsache. und empfing die Taufe. Von da an war er ein steter Begleiter des Philippus, und als er die Zeichen und großen Wunder sah, die da geschahen, war er vor Staunen außer sich. Als die Apostel in Jerusalem erfuhren, Samaria habe das Wort Gottes angenommen, da sandten sie Petrus und Johannes Hier wird Johannes zum letztenmal in der Apostelgeschichte mit Namen erwähnt. dorthin. Diese kamen und beteten für die Gläubigen, daß sie den Heiligen Geist empfingen. Denn er war noch auf keinen einzigen von ihnen gefallen, sondern sie waren nur in den Namen des Herrn Jesus getauft Der genaue Sinn ist: sie waren nur durch die Taufe in die Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus geführt (vgl. Matth. 28,19).. Da legten ihnen die beiden Apostel die Hände auf, und sie empfingen den Heiligen Geist Die Mitteilung der Gabe des Heiligen Geistes war also das besondere Vorrecht der Apostel (vgl. auch in Schenkels Bibellexikon den Abschnitt "Simon der Magier", S.302, den Kommentar zur Apostelgeschichte von de Wette und Renan: Les apotres, 1866, S.153. Siehe auch Apg. 19,5-6.. Als Simon sah Nämlich: durch die sofortige Offenbarung der geistlichen Gaben (Apg. 19,6)., daß durch die Handauflegung der Apostel der Heilige Geist gegeben wurde, bot er ihnen Geld an und sprach: "Gebt mir auch diese Macht, daß jeder, dem ich die Hände auflege, den Heiligen Geist empfange!" Petrus antwortete ihm: "Dein Geld fahre mit dir ins Verderben, weil du gemeint hast, Gottes Gabe lasse sich mit Geld erkaufen Daher heißt im Mittelalter Simonie das Gelangen zu geistlichen Ämtern durch Kauf und Bestechung.! Du hast daran nicht Teil noch Erbe. Denn dein Herz ist nicht aufrichtig vor Gott. Bekehre dich nun von dieser deiner Bosheit und bete zum Herrn: vielleicht findest du Vergebung für das, was du in deinem Herzen vorhast Simon hatte vor, aus den geistlichen Gaben und Kräften irdischen Gewinn zu ziehen.. Denn ich sehe, du bist voll Gift und Galle und von den Ketten der Ungerechtigkeit gebunden." Da antwortete Simon: "Betet ihr für mich zum Herrn Er meint, ihr Gebet sei wirksamer., daß nichts von dem mich treffe, was ihr geredet habt D fügt hier hinzu: "Und er hörte nicht auf, laut zu weinen."!" Als die beiden Apostel ein feierliches Zeugnis abgelegt und das Wort des Herrn verkündigt hatten, kehrten sie nach Jerusalem zurück und predigten (auf dem Weg dahin) in vielen samaritischen Orten die Frohe Botschaft. Unterdes sprach ein Engel des Herrn zu Philippus: "Mache dich auf und gehe um die Mittagszeit auf die Straße, die von Jerusalem nach Gaza Der alten Philisterstadt. hinabführt!" - Der Weg ist einsam. - Philippus machte sich auf und ging hin. Nun hatte gerade ein Mann aus Äthiopien Im heutigen Nubien mit der Hauptstadt Meroe am oberen Nil., der als Großschatzmeister ein hoher Würdenträger der äthiopischen Königin Kandaze Noch bis ins vierte christliche Jahrhundert herrschten stets Frauen in Äthiopien, die alle den Namen Kandaze führten, ähnlich wie die ägyptischen Könige zuerst immer den Titel Pharao hatten und später Ptolemäus hießen. war, Jerusalem besucht, um dort anzubeten Er gehörte zu den sogenannten Gottesfürchtigen (10,2).. Der war jetzt auf dem Heimweg: er saß in seinem Wagen und las den Propheten Jesaja. Da sprach der Geist zu Philippus: "Geh hin und mache dich heran an diesen Wagen!" Als Philippus hin eilte, hörte er, wie der Äthiopier den Propheten Jesaja las. Da fragte er ihn: "Verstehst du denn auch, was du liest?" Er antwortete: "Wie sollte ich das können, ohne daß es mir einer erklärt?" Dann lud er Philippus ein, sich zu ihm in den Wagen zu setzen. Er las aber gerade den Schriftabschnitt Jes. 53,7-8 nach der vom hebräischen Grundtext stark abweichenden griechischen Übersetzung der LXX.: Man hat ihn Den leidenden Knecht Gottes. wie ein Schaf zur Schlachtbank hingeführt; und wie ein Lamm vor seinem Scherer stumm ist, so hat er seinen Mund nicht aufgetan. In seiner Niedrigkeit ward ihm gerechter Urteilsspruch versagt. Wer kann seine Zeitgenossen (in ihrer Bosheit) schildern? Denn man hat sein Leben von der Erde ausgerottet Die Worte beziehen sich auf Christi Leiden und Sterben.. Der Schatzmeister fragte Philippus: "Ich bitte dich, sage mir, von wem redet der Prophet diese Worte: von sich selbst oder von einem anderen?" Da tat Philippus seinen Mund auf und, ausgehend von dieser Schriftstelle, verkündigte er ihm die Frohe Botschaft von Jesus. Als sie die Straße weiterfuhren, kamen sie zu einem Wasser. Da sagte der Schatzmeister: "Hier ist ja Wasser, was steht meiner Taufe im Weg Verschiedene Handschriften fügen hier als V.37 die Worte ein: "Philippus sprach: Glaubst du von ganzem Herzen, so kannst du sie empfangen. Er erwiderte: Ich glaube, daß Jesus Christus Gottes Sohn ist."?" Er ließ nun den Wagen halten, und beide, Philippus und der Schatzmeister, stiegen hinein in das Wasser, und Philippus taufte ihn. Als sie wieder aus dem Wasser gestiegen waren, entrückte des Herrn Geist den Philippus. Der Schatzmeister sah ihn nicht mehr. Doch freudig zog er seines Weges weiter. Philippus aber trat in Asdod Einer alten Philisterstadt. auf. Von dort zog er von Stadt zu Stadt und verkündigte überall die Frohe Botschaft. So kam er nach Cäsarea Am Mittelländischen Meer, dem Wohnsitz des römischen Statthalters von Judäa. Dort nahm nun Philippus seinen Wohnsitz (21,8).. Inzwischen schnaubte Saulus noch immer Drohung und Mord gegen die Jünger des Herrn. Er ging zu dem Hohenpriester Kaiphas. und bat ihn um Vollmachtsbriefe an die jüdischen Gemeinden in Damaskus Der Hohe Rat in Jerusalem übte auch über die Juden außerhalb Palästinas eine von den römischen Staatsbehörden anerkannte Strafgewalt aus., damit er die Anhänger Jesu Wörtlich: "die des Weges (oder: der Richtung) wären". "Weg" und "Richtung" bezeichnet hier wie an anderen Stellen der Apg. (18,25f.; 19,9.23; 22,4; 24,14.22) das Christentum., die er dort etwa fände, Männer und Weiber, in Ketten nach Jerusalem führen könne Wo sie von dem Hohen Rat abgeurteilt werden sollten.. Als er auf seiner Reise in die Nähe von Damaskus kam, umleuchtete ihn plötzlich vom Himmel her ein Lichtglanz. Er fiel zu Boden und hörte eine Stimme, die sprach zu ihm: "Saul, Saul, warum verfolgst du mich?" Er fragte: "Wer bist du, Herr?" Der antwortete: "Ich bin Jesus, den du verfolgst. Nun steh auf und geh in die Stadt! Dort wird man dir sagen, was du tun sollst." Die Männer, die mit ihm reisten, standen sprachlos da; denn sie hörten wohl die Stimme, sahen aber niemand. Als sich Saulus vom Erdboden erhob und seine Augen Die er, von dem Lichtglanz geblendet, geschlossen hatte. wieder öffnete, konnte er nichts sehen Er war durch den Lichtglanz erblindet.. Da mußte man ihn bei der Hand nehmen und nach Damaskus führen. Er blieb drei Tage blind und nahm weder Speise noch Trank zu sich. Nun wohnte in Damaskus ein Jünger mit Namen Ananias Wahrscheinlich der Vorsteher der dortigen Christengemeinde.. Zu dem sprach der Herr in einem Gesichte: "Ananias!" Er antwortete: "Hier bin ich, Herr!" Der Herr fuhr fort: "Steh auf, geh in die sogenannte 'Gerade Straße Die Hauptverkehrsstraße von Damaskus. Über 7 km lang und etwa 30 m breit, durchzog sie, durch korinthische Säulenreihen in drei Alleen geteilt, die ganze Stadt von Osten nach Westen.' und frage dort in dem Haus des Judas nach einem Mann aus Tarsus, mit dem Namen Saulus! Der betet jetzt und hat in einem Gesicht gesehen, wie ein Mann, mit Namen Ananias, bei ihm eintrat und ihm die Hände auflegte, damit er wieder sehend werde." Ananias antwortete: "Herr, ich habe manche erzählen hören, wieviel Böses dieser Mann deinen Heiligen "Heilig" bedeutet: von der Welt abgesondert und Gott geweiht. Die bei Paulus häufige Bezeichnung der Christen als Heilige findet sich in der Apg. nur noch 9,32.41; 26,10. in Jerusalem zugefügt hat. Und hier hat er Vollmacht von den Hohenpriestern, alle, die deinen Namen anrufen, in Fesseln zu schlagen." Der Herr aber sprach zu ihm: "Geh hin! Denn dieser Mann ist ein Werkzeug, das ich mir erkoren habe, um meinen Namen zu den Heiden, zu Königen Hier ist zu denken an die Predigt des Paulus vor dem König Agrippa (Kap. 26). und zu den Kindern Israel zu bringen. Denn ich selbst will ihm kundtun, wieviel er um meines Namens willen leiden muß." Da ging Ananias hin. Er kam in das Haus, legte Saulus die Hände auf und sprach: "Bruder Saul, der Herr - Jesus, der dir auf deiner Wanderung erschienen ist - hat mich gesandt, damit du dein Augenlicht wiedererlangst und mit dem Heiligen Geist erfüllt werdest." Sofort fiel es von seinen Augen ab wie Schuppen, und er konnte wieder sehen. Dann stand er auf und ließ sich taufen. Er nahm auch Nahrung zu sich und erlangte seine Kräfte wieder. Als er einige Tage mit den Jüngern in Damaskus verkehrt hatte, begann er sofort in den jüdischen Versammlungshäusern aufzutreten und zu verkündigen, daß Jesus der Sohn Gottes sei Und als solcher der verheißene Messias (nach Ps. 2,7; vgl. Apg. 13,33).. Alle Hörer waren außer sich vor Staunen und sprachen: "Ist das nicht der Mann, der in Jerusalem alle, die diesen Namen anrufen, zu vernichten suchte und der auch hierhergekommen ist in der Absicht, sie in Ketten zu den Hohenpriestern zu führen?" Saulus aber erstarkte immer mehr (im Glauben) und brachte die Juden, die in Damaskus wohnten, außer Fassung, indem er nachwies, daß Jesus der Messias sei. Nach geraumer Zeit Vgl. Gal. 1,17f. beratschlagten die Juden, ihn zu töten. Ihr Anschlag wurde Saulus kund. Da sie nun Tag und Nacht an den Toren Wache hielten, um ihn zu ermorden, nahmen ihn seine Schüler Die er durch seine Predigten in Damaskus gewonnen hatte. eines Nachts und ließen ihn in einem Korb durch eine Öffnung der Stadtmauer hinunter Vgl. 2. Kor. 11,32-33.. So kam er nach Jerusalem. Dort versuchte er sich den Jüngern anzuschließen. Aber alle fürchteten sich vor ihm und wollten nicht glauben, daß er wirklich ein Jünger sei. Da nahm sich Barnabas sein an: er führte ihn zu den Aposteln und erzählte ihnen, wie er auf seiner Reise den Herrn gesehen, daß dieser mit ihm geredet, und wie er in Damaskus in Jesu Namen freimütig gelehrt habe. Seitdem stand er mit den Jüngern in Jerusalem in innigem Verkehr und trat im Namen des Herrn furchtlos auf. Auch führte er Streitgespräche mit den griechisch redenden Juden. Die aber suchten ihn aus dem Weg zu räumen. Als die Brüder das erfuhren, geleiteten sie ihn nach Cäsarea und entließen ihn von da nach Tarsus Aus Gal. 1,21 kann man schließen, daß Saulus von seiner Vaterstadt Tarsus aus unter den Juden Syriens und Ziliziens gewirkt und den Grund zu den Gemeinden gelegt hat, die nach Apg. 15,23.41 später dort bestanden. - Hier muß noch das Verhältnis von Apg. 9,20-30 zu Gal. 1,16ff. kurz beleuchtet werden. Wir fragen zunächst: Wo ist die von Paulus in Gal. 1,17 erwähnte Reise nach Arabien einzuschalten? Jedenfalls nach Apg. 9,22. Die "geraume Zeit" V.23 umfaßt also die drei Jahre, die Paulus nach seiner Bekehrung, mit Einschluß der Reise nach Arabien, in Damaskus zubrachte (Gal. 1,17-18). Das Apg. 9,23-25 berichtete Ereignis erzählt Paulus zwar nicht im Galaterbrief, wohl aber 2. Kor. 11,32f. Von Damaskus ging Paulus dann nach Jerusalem. Dies sagt sowohl Gal. 1,17-18 als auch Apg. 9,26. Nun schreibt aber Paulus Gal. 1,18-19, er habe in Jerusalem von den Aposteln nur Petrus und außerdem noch Jakobus, den Bruder des Herrn, gesehen. Lukas dagegen berichtet in Apg. 9,27, Barnabas habe Paulus zu den Aposteln geführt. Lukas redet hier von den Aposteln nur ganz im allgemeinen; vielleicht nennt er auch Jakobus im weiteren Sinn einen Apostel. Paulus sagt bestimmt und genau, wen er gesehen hat, weil dies den Galatern gegenüber für ihn wichtig war.. So lebte Nach des Saulus Bekehrung. die Kirche in ganz Judäa, Galiläa und Samaria in Ruhe und Frieden. Sie erstarkte innerlich und wandelte in der Furcht des Herrn; dazu wuchs sie auch äußerlich durch den Beistand des Heiligen Geistes. Als Petrus einst alle Heiligen In Judäa, Galiläa und Samarien. besuchte, kam er auch zu denen, die in Lydda Einem stadtähnlichen Flecken im Küstenland Judäas an der Straße von Jerusalem nach Joppe. wohnten. Dort fand er einen Mann mit Namen Äneas, der schon acht Jahre gelähmt zu Bett lag. Zu dem sprach Petrus: "Äneas, Jesus der Messias macht dich gesund; steh auf und bringe dir dein Lager selbst in Ordnung!" Sofort erhob er sich. Alle Leute in Lydda und Saron Dies ist die fruchtbare Ebene, die sich von Lydda bis zum Berg Karmel erstreckte. sahen ihn und bekehrten sich zum Herrn. In Joppe Etwa vier Stunden von Lydda; diese uralte berühmte Hafen- und Handelsstadt am Mittelmeer heißt heute Jaffa. wohnte eine Jüngerin mit Namen Tabitha - dies Wort bedeutet Gazelle -. Die widmete sich ganz der Liebestätigkeit und gab reichlich Almosen. Gerade damals erkrankte sie und starb. Da wusch man ihre Leiche und bahrte sie in dem Obergemach des Hauses auf. Die Jünger in Joppe, das nahe bei Lydda liegt, hatten erfahren, Petrus sei in Lydda. Darum sandten sie zwei Männer zu ihm mit der dringenden Bitte: "Komm ohne Säumen zu uns!" Petrus machte sich auf und ging mit ihnen. Nach seiner Ankunft führte man ihn in das Obergemach. Da umringten ihn alle Witwen und zeigten ihm unter Tränen die Unterkleider und Obergewänder, wie sie "die Gazelle" zu machen pflegte, als sie noch bei ihnen war. Petrus ließ alle aus dem Zimmer gehen, kniete nieder und betete. Dann wandte er sich zu dem Leichnam und sprach: "Tabitha, steh auf!" Da öffnete sie ihre Augen, und als sie Petrus erblickte, setzte sie sich aufrecht hin. Er aber reichte ihr die Hand und half ihr, sich von ihrem Lager zu erheben. Dann rief er die Heiligen und die Witwen herein und gab sie ihnen lebendig wieder. Dieser Vorfall ward in ganz Joppe bekannt, und viele wurden an den Herrn gläubig. Petrus hielt sich dann noch längere Zeit in Joppe auf und wohnte bei einem Gerber namens Simon Das Gerberhandwerk galt wegen der Beschäftigung mit Tierleichen bei den Juden für unrein. Indem Petrus bei einem Gerber wohnte, bewies er, daß er sich immer mehr von allen jüdischen Vorurteilen losmachte.. In Cäsarea lebte damals ein Mann, der hieß Kornelius. Er diente als Hauptmann in der sogenannten Italischen Schar Diese Schar oder Kohorte bestand hauptsächlich aus italischen Freiwilligen.. Er war mit allen seinen Hausgenossen fromm und gottesfürchtig Die "Gottesfürchtigen", zu denen auch der äthiopische Würdenträger in Apg. 8 gehörte, waren solche Heiden, die, wenn auch unbeschnitten, den Glauben an den Gott Israels bekannten und sich innerhalb gewisser Grenzen an dem jüdischen Gottesdienst beteiligten. Aber der Jude hatte mit einem solchen Heiden, weil er unbeschnitten war, keine Tischgemeinschaft, um sich durch den Verkehr mit ihm nicht zu verunreinigen., tat dem (jüdischen) Volk viel Gutes und betete unablässig zu Gott. Dieser Mann hatte eine himmlische Erscheinung. Um die neunte Tagesstunde Um 3 Uhr nachmittags, zur Gebetszeit. sah er deutlich, wie ein Engel Gottes bei ihm eintrat, der ihm zurief: "Kornelius!" Er starrte den Engel an und fragte voller Furcht: "Was wünschst du, Herr?" Der Engel antwortete ihm: "Deine Gebete und Liebeswerke sind zu Gott emporgestiegen, und er hat ihrer gnädig gedacht. So sende nun Männer nach Joppe und laß einen gewissen Simon, mit dem Zunamen Petrus, holen! Der ist zu Gast bei einem Gerber Simon, der ein Haus am Meer hat." Als der Engel, der mit ihm geredet hatte, weggegangen war, rief Kornelius zwei von seinen Dienern und einen frommen Soldaten, der ihm treu ergeben war. Er erzählte ihnen alles und sandte sie nach Joppe. Am folgenden Tag, als diese auf dem Weg waren und sich schon der Stadt näherten Joppe war von Cäsarea etwa neun Wegstunden entfernt., ging Petrus um die Mittagszeit auf das flache Dach des Hauses, um dort zu beten. Er wurde sehr hungrig und wünschte etwas zu genießen. Während man ihm ein Mahl bereitete, kam eine Verzückung über ihn: Er sah den Himmel offen und eine Art Gefäß daraus herabkommen, das einem großen Linnentuch glich und sich an vier Enden auf die Erde niederließ. Darin waren alle Arten vierfüßiger und kriechender Tiere der Erde und Vögel des Himmels. Zugleich rief ihm eine Stimme zu: "Steh auf, Petrus, schlachte und iß!" Petrus aber antwortete: "Nun und nimmer, Herr! Denn ich habe nie etwas Gemeines und Unreines Etwas durch das mosaische Gesetz Verbotenes, wodurch man sich verunreinigt. gegessen." Da sprach eine Stimme zum zweitenmal zu ihm: "Was Gott gereinigt hat, das sieh du nicht als unrein an!" Dies wiederholte sich dreimal. Dann wurde das Gefäß sogleich wieder zum Himmel emporgehoben. Als Petrus über die Bedeutung des Gesichts, das er gehabt, noch bei sich im Zweifel war, in dem Augenblick standen die von Kornelius gesandten Männer, die sich nach Simons Haus durchgefragt hatten, an dem Toreingang, riefen und erkundigten sich, ob Simon, mit dem Zunamen Petrus, da zu Gast sei. Während Petrus noch immer über das Gesicht nachdachte, sprach der Geist zu ihm: "Sieh, drei Männer fragen nach dir. So steh nun auf, geh hinab und zieh ohne Bedenken mit ihnen; denn ich habe sie gesandt!" Da ging Petrus hinab und sprach zu den Männern: "Seht, ich bin es, den ihr sucht; was führt euch her?" Sie erwiderten: "Der Hauptmann Kornelius, ein gerechter und gottesfürchtiger Mann, dem das ganze jüdische Volk ein gutes Zeugnis gibt, hat von einem heiligen Engel den göttlichen Befehl empfangen, dich in sein Haus holen zu lassen und zu hören, was du ihm zu sagen hast." Da ließ sie Petrus eintreten und beherbergte sie. Tags darauf machte er sich mit ihnen auf den Weg, und einige Brüder aus Joppe begleiteten ihn. Am folgenden Tag kamen sie in Cäsarea an. Kornelius wartete schon auf sie und hatte seine Verwandten und nächsten Freunde zu sich eingeladen. Als Petrus in das Haus eintreten wollte, ging ihm Kornelius entgegen und fiel ihm ehrfurchtsvoll zu Füßen. Petrus aber richtete ihn auf mit den Worten: "Steh auf, auch ich bin nur ein Mensch wie du!" Dann ging er im Gespräch mit ihm ins Zimmer hinein. Dort fand er viele beisammen und sprach zu ihnen: "Ihr wißt ganz genau, wie streng es einem Juden verboten ist, mit einem Heiden zu verkehren oder ihn zu besuchen. Mir aber hat Gott gezeigt, keinen Menschen als unheilig oder unrein anzusehen. Deshalb bin ich auch ohne Widerrede gekommen, als ich gerufen wurde. Ich frage nun: Warum habt ihr mich holen lassen?" Da antwortete Kornelius: "Jetzt genau vor vier Tagen um die neunte Stunde betete ich in meinem Haus, als plötzlich ein Mann in glänzendem Gewand vor mir stand und sprach: 'Kornelius, dein Gebet ist erhört, und deiner Almosen ist vor Gott gedacht worden. So sende denn nach Joppe und laß Simon, mit dem Zunamen Petrus, zu dir bitten. Der hält sich auf im Haus des Gerbers Simon nahe dem Meer: er soll kommen und mit dir reden.' Sofort sandte ich zu dir, und du hast recht getan, daß du gekommen bist. Jetzt sind wir alle hier vor Gottes Angesicht versammelt, um alles zu hören, was du in des Herrn Auftrag zu uns reden sollst." Da tat Petrus seinen Mund auf und sprach: "Nun sehe ich deutlich ein, daß Gott kein Volk dem anderen vorzieht, sondern daß ihm in jedem Volk alle, die ihn fürchten und Gerechtigkeit üben, willkommen sind Zur Aufnahme in sein Reich.. Er hat seine Botschaft den Kindern Israel gesandt und Heil verkünden lassen durch Jesus Christus. Der ist ein Herr über alle. Ihr wißt, was in ganz Judäa geschehen und ausgegangen ist von Galiläa nach der Taufe, die Johannes verkündigt hat: Jesus von Nazaret, von Gott mit der Kraft des Heiligen Geistes gesalbt, ist von Ort zu Ort gezogen. Er hat Gutes getan und alle geheilt, die unter des Teufels Herrschaft standen; denn Gott war mit ihm. - Und wir sind Zeugen all der Taten, die er im Land der Juden und in Jerusalem vollbracht hat. - Den haben sie ans Kreuz geschlagen und getötet. Gott aber hat ihn am dritten Tag auferweckt und ihn dann nicht dem ganzen Volk erscheinen lassen, sondern nur den Zeugen, die er vorher erwählt hatte. Diese Zeugen sind wir. Wir haben auch mit ihm gegessen und getrunken nach seiner Auferstehung von den Toten. Und er hat uns geboten, dem Volk zu predigen und zu bezeugen, daß er von Gott bestimmt ist zum Richter der Lebendigen und der Toten. Auf ihn weisen alle Propheten hin und bezeugen, daß durch seinen Namen alle, die an ihn glauben, Vergebung der Sünden empfangen sollen." Während Petrus noch diese Worte sprach, fiel der Heilige Geist auf alle, die seiner Rede zuhörten. Die Gläubigen jüdischer Herkunft aber, die mit Petrus gekommen waren, gerieten außer sich vor Staunen, als sie wahrnahmen, daß auch über die Heiden die Gabe des Heiligen Geistes ausgegossen wurde. Denn sie hörten sie in Zungen reden Vgl. Apg. 19,6; 1. Kor. 14. und Gott preisen. Da sprach Petrus: "Kann man das Wasser der Taufe diesen hier verweigern, die den Heiligen Geist empfangen haben ebenso wie wir?" Und er befahl, sie in dem Namen Jesu Christi zu taufen. Dann bat man ihn, noch einige Tage dazubleiben. Die Apostel und die Brüder in Judäa erfuhren, auch die Heiden hätten das Wort Gottes angenommen. Als nun Petrus nach Jerusalem zurückkehrte, stellten ihn die Gläubigen jüdischer Herkunft zur Rede und warfen ihm vor: "Du bist zu Heiden gegangen und hast sogar mit ihnen gegessen." Da erzählte ihnen Petrus der Reihe nach alles, was sich zugetragen hatte. "Ich war", so sagte er, "in der Stadt Joppe. Da hatte ich beim Gebet im Zustand der Verzückung ein Gesicht: Eine Art Gefäß, das einer großen Leinwand glich, ließ sich an vier Enden aus dem Himmel nieder und kam dicht zu mir. Als ich in die Leinwand schaute und das Innere betrachtete, sah ich darin die vierfüßigen Tiere der Erde, die wilden Tiere, die kriechenden Tiere und die Vögel des Himmels. Dann hörte ich eine Stimme zu mir sagen: 'Steh auf, Petrus, schlachte und iß!' Ich antwortete: 'Nun und nimmer, Herr! Denn in meinen Mund ist nie etwas Gemeines oder Unreines gekommen.' Da sprach eine Stimme vom Himmel zum zweitenmal: 'Was Gott gereinigt hat, das sieh du nicht als unrein an!' Dies wiederholte sich dreimal. Dann wurde alles wieder zum Himmel emporgezogen. Gerade in dem Augenblick standen vor dem Haus, wo ich war, drei Männer, die von Cäsarea zu mir gesandt waren. Da befahl mir der Geist, ohne Zaudern mit ihnen zu gehen. Es begleiteten mich auch diese sechs Brüder hier, und so kamen wir in jenes Mannes Haus. Der erzählte uns, wie er in seinem Haus den Engel hatte stehen sehen, der zu ihm sprach: 'Sende nach Joppe und laß Simon, mit dem Zunamen Petrus, holen! Der wird dir Dinge sagen, wodurch du mit allen deinen Hausgenossen das Heil erlangen wirst.' Als ich dann zu reden begann, fiel der Heilige Geist auf sie, gleichwie auf uns am Anfang Am Pfingsttag.. Da dachte ich an das Wort des Herrn, wie er öfter sagte: 'Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem Heiligen Geist getauft werden.' Hat ihnen Gott nun auf Grund des Glaubens an den Herrn Jesus Christus dieselbe Gabe geschenkt wie uns, konnte ich da Gott in seinem Tun hindern?" Als sie das hörten, schwiegen sie. Sie gaben Gott die Ehre und sprachen: "So hat Gott auch den Heiden die Sinnesänderung verliehen, die zum Leben führt." Die sich bei der Verfolgung nach dem Tod des Stephanus zerstreut hatten 8,4., zogen bis Phönizien, Zypern und Antiochia Der Hauptstadt Syriens.. Sie wandten sich mit ihrer Verkündigung nur an die Juden. Doch einige von ihnen, die aus Zypern und Kyrene stammten, redeten nach ihrer Ankunft in Antiochia auch zu den Heiden Ich lese hier [Helleenas]. Ich übersetze dieses Wort, das eigentlich "Griechen" bedeutet, hier und sonst mit "Heiden". Denn die Gegenüberstellung von Juden und Griechen soll nicht sowohl einen sprachlichen und völkischen als vielmehr einen religiösen Gegensatz zum Ausdruck bringen. und verkündigten ihnen den Herrn Jesus. Dabei war des Herrn Hand mit ihnen: eine große Zahl ward gläubig und bekehrte sich zum Herrn. Die Kunde von diesen Vorgängen kam zu den Ohren der Gemeinde in Jerusalem, und Barnabas 4,36. wurde von dort nach Antiochia gesandt. Als er hinkam und die Gnade Gottes sah Die sich namentlich in der Bekehrung der Heiden offenbarte., freute er sich und ermahnte sie alle, mit ganzem Herzen dem Herrn treu zu bleiben. Denn er war ein trefflicher Mann, voll Heiligen Geistes und Glaubens. Und eine große Schar wurde für den Herrn gewonnen. Barnabas begab sich dann nach Tarsus, um Saulus aufzusuchen. Als er ihn gefunden hatte, führte er ihn nach Antiochia. Dort brachten sie ein ganzes Jahr in der Gemeinde zu und unterwiesen viele. In Antiochia gab man auch den Jüngern zum erstenmal den Namen "Christen Wörtlich: "Christianer". Der Name scheint den Gläubigen von den römischen Staatsbehörden beigelegt worden zu sein, vielleicht in der Annahme, Christus sei das noch lebende Haupt der neuen Religionsgemeinschaft. Die Juden fuhren fort, die Jünger Jesu Nazarener zu nennen. Der Name "Christ" kommt im Neuen Testament nur noch Apg. 26,28 und 1. Petr. 4,16 vor.". Damals kamen Propheten von Jerusalem nach Antiochia. Einer von ihnen, mit Namen Agabus, erhob sich (in der Gemeindeversammlung) und machte durch den Geist kund V.28 lautet nach D: "Es war eine große Freude. Als wir aber versammelt waren, ergriff einer von ihnen, mit Namen Agabus, das Wort und machte durch den Geist kund" usw., es werde eine große Hungersnot über den ganzen Erdkreis kommen, die dann auch unter der Regierung Klaudius eintrat Der römische Kaiser Klaudius regierte 41-54 n.Chr. In Judäa fand unter dem römischen Statthalter Tiberius Alexander (45-48 n.Chr.) eine große Hungersnot statt. Während der ganzen Regierungszeit des Kaisers Klaudius waren Mißernten und Hungersnöte in verschiedenen Teilen des römischen Reiches.. Die Jünger In Antiochia. beschlossen nun, ein jeder nach seinen Mitteln, den Brüdern, die in Judäa wohnten, Hilfe zu senden. Das taten sie auch und schickten (diese Liebesgabe) an die Ältesten Die geistlichen Vorsteher der Gemeinde zu Jerusalem, die hier zum erstenmal erwähnt werden. durch Barnabas und Saulus. Um jene Zeit richtete der König Herodes Herodes Agrippa I., geboren 10 v.Chr., war der Enkel Herodes d.Gr. und ein Neffe des Herodes Antipas. Der Kaiser Klaudius machte ihn im Jahre 41 n.Chr. zum König von ganz Palästina. eine Verfolgung gegen einige Glieder der Gemeinde Zu Jerusalem.. Er ließ Jakobus, den Bruder des Johannes, mit dem Schwert enthaupten. Als er sah, daß dies den Juden gefiel, ließ er auch Petrus gefangennehmen. - Es waren gerade die Tage der ungesäuerten Brote So wurde das Passahfest auch noch genannt (Matth. 26,17).. - Als Petrus ergriffen war, ließ ihn Herodes ins Gefängnis werfen und von sechzehn Soldaten bewachen Genau ist im Text die Rede von vier Abteilungen Soldaten, jede vier Mann stark, die sich in den vier Nachtwachen ablösten.. Nach dem Passahfest wollte er in Gegenwart des Volkes das Urteil über ihn sprechen. So ward denn Petrus im Kerker verwahrt. Die Gemeinde aber betete unablässig für ihn zu Gott. In der Nacht vor dem Tag, wo Herodes die Gerichtsverhandlung halten wollte, schlief Petrus, mit zwei Ketten gebunden, zwischen zwei Soldaten Mit den beiden Ketten war Petrus nach römischer Sitte an die beiden Soldaten gefesselt., während draußen vor der Tür eine Wache stand Nämlich die beiden anderen Soldaten der diensttuenden Abteilung.. Plötzlich erschien ein Engel des Herrn, und ein Licht erglänzte in der Zelle. Der Engel berührte die Seite des Petrus, weckte ihn und sprach: "Steh eilig auf!" Sofort fielen ihm die Ketten von seinen Händen. Dann fuhr der Engel fort: "Gürte dich und zieh deine Schuhe an!" Das tat er. Nun sprach er weiter: "Wirf dir deinen Mantel um und folge mir!" Petrus ging hinaus und folgte ihm. Er hielt aber des Engels Tun nicht für volle Wirklichkeit, sondern meinte, ein Traumgesicht zu haben. Als sie an der ersten und der zweiten Wache vorbeigegangen waren Gemeint sind die beiden Soldaten, die draußen Wache hielten, und zwar in kurzem Abstand voneinander., kamen sie an das eiserne Tor, das zur Stadt führte. Dies tat sich ihnen von selbst auf. Nun waren sie im Freien D fügt hier noch an: "sie stiegen die sieben Stufen hinab". und bogen in eine Straße ein. Da mit einem Mal schied der Engel von ihm. Jetzt kam Petrus zu sich selbst und sprach: "Nun weiß ich wirklich, daß der Herr seinen Engel gesandt und mich errettet hat von der Hand des Herodes und dem, was das jüdische Volk mit Ungeduld erwartet Gemeint ist die Hinrichtung des Petrus.." Nach einigem Nachdenken ging dann Petrus zu dem Haus der Maria, der Mutter des Johannes, mit dem Zunamen Markus Dies ist der Verfasser des zweiten Evangeliums., wo viele zum Gebet versammelt waren. Als er an die Eingangspforte klopfte, erschien eine Magd, mit Namen Rhode, um zu hören, wer da sei. Als sie des Petrus Stimme erkannte, vergaß sie vor lauter Freude, die Tür zu öffnen, sondern lief ins Haus und meldete, Petrus stehe an der Pforte. Man antwortete ihr: "Du bist von Sinnen!" Sie aber behauptete bestimmt, es wäre so. Da sagte man: "Es ist sein Schutzengel." Indes fuhr Petrus fort zu klopfen. Endlich öffneten sie. Sie sahen ihn und waren außer sich vor Freude. Da gab er ihnen mit der Hand ein Zeichen, sie möchten schweigen, und erzählte ihnen, wie ihn der Herr aus dem Gefängnis geführt habe. Dann fügte er hinzu: "Verkündigt dies Jakobus Dies ist der bekannte Bruder des Herrn, der Bischof der Gemeinde zu Jerusalem. und den Brüdern!" Damit verließ er sie und zog an einen anderen Ort Nach einer alten Überlieferung in der Chronik des Eusebius nehme ich an, daß Petrus damals (42 n.Chr.) über Antiochia in Syrien (vgl. Gal. 2,11ff.) nach Rom gekommen ist.. Bei Tagesanbruch war der Schrecken der Soldaten nicht gering; sie fragten sich, was mit Petrus geschehen sein könne. Herodes ließ ihn suchen, fand ihn aber nicht. Da verhörte er die Wächter und befahl, sie hinzurichten. Dann ging er von Judäa nach Cäsarea und nahm dort Aufenthalt. Nun war er den Bewohnern von Tyrus und Sidon bitter feind. Sie schickten jetzt gemeinsam Gesandte an ihn. Diese gewannen Blastus, des Königs Kammerherrn, für sich und baten, alle schädigenden Maßregeln einzustellen Wahrscheinlich litten durch die feindseligen Bestimmungen des Herodes der Handel und die Zufuhr der beiden phönizischen Städte aufs empfindlichste., weil ihr Land aus dem des Königs Lebensmittel bezog. An einem bestimmten Tag An dem Tag des feierlichen Empfangs, den der von den phönizischen Gesandten bestochene Blastus für diese bei Herodes vermittelt hatte. hielt Herodes eine Ansprache an die Gesandten, während er im königlichen Prachtgewand auf dem Thron saß. Da rief das Volk, das zugegen war: "Das ist ein Gott, der hier redet, und kein Mensch!" Sofort schlug ihn ein Engel des Herrn, weil er Gott nicht die Ehre gegeben hatte: er erkrankte am Wurmfraß und verschied Ein ähnliches Ende nahm Antiochus Epiphanes (2. Makk. 9,5.9).. Das Wort Gottes aber breitete sich immer weiter aus, und die Zahl seiner Bekenner mehrte sich. Als Barnabas und Saulus ihren Auftrag ausgerichtet hatten Vgl. 11,29-30., kehrten sie aus Jerusalem zurück Nach Antiochia.; Johannes, mit dem Zunamen Markus, begleitete sie. Damals dienten in Antiochia bei der dortigen Gemeinde als Propheten und Lehrer: Barnabas, Symeon, genannt Niger D.h. der Schwarze, vielleicht wegen seiner Hautfarbe., Luzius aus Kyrene, Manaen, ein Jugendgefährte des Vierfürsten Herodes, und Saulus. Als sie eines Tages dem Herrn dienten und fasteten, sprach der Heilige Geist Durch einen der V.1 genannten Propheten.: "Sondert mir Barnabas und Saulus aus für das Werk Die apostolische Amtswirksamkeit., wozu ich sie berufen habe!" Dann legten sie ihnen nach Fasten und Gebet die Hände auf und ließen sie ziehen. So von dem Heiligen Geist ausgesandt, gingen sie nach Seleuzia Einer nahe bei Antiochia gelegenen Hafenstadt.. Von dort fuhren sie zu Schiff nach Zypern. Nach ihrer Ankunft in Salamis verkündigten sie in den jüdischen Versammlungshäusern Gottes Wort. Sie hatten Johannes Vgl. 12,12.25. als Gehilfen bei sich. Sie durchzogen die ganze Insel bis nach Paphos Diese Stadt an der Westküste Zyperns war der Wohnsitz des römischen Statthalters.. Da trafen sie einen jüdischen Zauberer und falschen Propheten, der hieß Barjesus D.h. Sohn Jesu oder Josuas.. Er war befreundet mit dem Statthalter Sergius Paulus, einem einsichtsvollen Mann. Dieser entbot Barnabas und Saulus zu sich und wünschte Gottes Wort zu hören. Aber Elymas oder der Zauberer - denn dies bedeutet der Name Elymas, wie sich Barjesus hochmütig nannte, ist wahrscheinlich ein arabisches Wort und heißt "der Weise", im besonderen Sinn "der Zauberer". - widerstand ihnen und suchte zu verhindern, daß der Statthalter den Glauben annahm. Da blickte Saulus, der auch Paulus heißt Der Apostel hat wohl schon von seinen Eltern neben dem hebräischen Namen Saul auch den in seiner Heimat Zilizien sehr verbreiteten römischen Namen Paulus erhalten. Diesen römischen Namen hat dann der Apostel von dem Augenblick an ausschließlich geführt, wo er durch den Verkehr mit dem zyprischen Statthalter der heidnischen Welt des Römerreiches die Heilsbotschaft zu verkündigen begann., vom Heiligen Geist erfüllt, dem Zauberer ins Antlitz und sprach zu ihm: "Du Mensch voll aller List und aller Tücke, du Teufelssohn und Feind aller Gerechtigkeit, willst du denn nicht aufhören, die geraden Wege des Herrn zu verkehren? Nun aber soll des Herrn Hand dich schlagen: du wirst erblinden und das Sonnenlicht eine Zeitlang nicht sehen." Sofort fiel Dunkelheit und Finsternis auf ihn, und als er hinauswankte, bat er die Leute, ihn an der Hand zu führen. Als der Statthalter dies sah, wurde er gläubig, und er staunte ob der Lehre des Herrn. Paulus und seine Begleiter schifften sich dann in Paphos ein und kamen nach Perge in Pamphylien. Dort verließ sie Johannes und kehrte nach Jerusalem zurück Konnte sich Johannes Markus wegen seines noch engherzigen judenchristlichen Standpunktes nicht in die Wirksamkeit des Paulus unter den Heiden finden?. Sie aber zogen von Perge weiter und kamen nach Antiochia in Pisidien. Am Sabbat gingen sie in das jüdische Versammlungshaus und nahmen dort Platz. Nach der Vorlesung des Gesetzes und der Propheten ließen ihnen die gottesdienstlichen Vorsteher sagen Die Synagogenvorsteher, die den Gottesdienst zu leiten hatten, wollten die fremden Volksgenossen, die sie nicht als Jünger Jesu kannten, durch eine besondere Aufmerksamkeit ehren.: "Liebe Brüder, wenn ihr etwas zur Erbauung der Gemeinde zu sagen habt, so redet!" Da stand Paulus auf, winkte mit der Hand und sprach: "Ihr Israeliten und ihr Gottesfürchtigen Vgl. 10,2., hört zu! Der Gott dieses Volkes Israel hat unsere Väter Die Erzväter, namentlich Abraham, Isaak und Jakob. auserwählt Zu Trägern seiner Verheißung.. Er hat das Volk gemehrt bei seinem Aufenthalt in Ägypten, und mit wunderbarer Macht hat er sie aus dem Land geführt. Etwa vierzig Jahre ertrug er ihr Gebaren in der Wüste. Dann vertilgte er sieben Völker im Land Kanaan und schenkte ihnen deren Land zum Erbe. Das alles dauerte etwa 450 Jahre Hier werden die 400 Jahre der Fremdlingschaft in Ägypten (7,6) mit den 40 Jahren der Wüstenwanderung (V.18) und etwa 10 Jahren der Eroberung Kanaans zusammengezählt.. Darauf gab er ihnen Richter bis auf den Propheten Samuel. Da baten sie um einen König. Und Gott gab ihnen für vierzig Jahre Im Alten Testament wird die Dauer der Regierung Sauls nirgends genau vermerkt; Josephus gibt sie auf 20 Jahre an. Saul, den Sohn des Kis, einen Mann aus dem Stamm Benjamin. Als er den verworfen hatte, erweckte er ihnen David zum König. Dem gab er auch ein gutes Zeugnis, indem er sprach: 'Gefunden habe ich David, Isais Sohn, einen Mann nach meinem Herzen; der wird alles tun, was ich gebiete Frei nach Ps. 89,21 und 1. Sam. 13,14..' Aus dem Geschlecht dieses Mannes hat Gott nun, wie er verheißen, für Israel in Jesus einen Retter kommen lassen. Doch ehe dieser auftrat, hat Johannes dem ganzen Volk Israel eine Taufe verkündigt, die von einer Sinnesänderung begleitet sein mußte. Als dann Johannes am Ende seiner Laufbahn stand, sprach er: 'Wofür ihr mich haltet, das bin ich nicht; doch seht, nach mir kommt einer, dem ich nicht wert bin, die Schuhe von seinen Füßen loszubinden.' Liebe Brüder, ihr, die ihr aus Abrahams Geschlecht stammt, und ihr Gottesfürchtigen Vgl. 10,2, Anmerkung., uns Den Juden. ist diese Heilsbotschaft gesandt worden. Denn die Bewohner Jerusalems und ihre Obersten haben diesen Jesus nicht erkannt. Doch gerade dadurch, daß sie ihm das Urteil sprachen, haben sie die Worte der Propheten, die jeden Sabbat vorgelesen werden, zur Erfüllung gebracht. Und obwohl sie keine Todesursache an ihm fanden, baten sie trotzdem Pilatus um seine Hinrichtung. Als sie so alles, was von ihm geschrieben stand, vollendet hatten, nahmen sie ihn vom Kreuz herab und legten ihn ins Grab. Gott aber hat ihn von den Toten auferweckt, und viele Tage hindurch ist er denen, die mit ihm von Galiläa nach Jerusalem hinaufgezogen waren, erschienen: die sind nun seine Zeugen an das Volk. Und wir Paulus und Barnabas. verkünden euch die Frohe Botschaft: Die Verheißung, die Gott den Vätern einst gegeben, hat er durch Jesu Auferweckung uns, ihren Kindern, nun erfüllt, wie es ja auch im zweiten Psalm heißt: 'Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.' Daß er aber nach seiner Auferweckung von den Toten nicht mehr der Verwesung anheimfallen Sondern ewig leben. wird, dies hat Gott in diesen Worten ausgesprochen: 'Ich will euch die dem David zugesagten heiligen, unwandelbaren Güter geben Frei nach Jes. 55,3. Als Heilsmittler, der die ewigen Güter austeilt, muß der Messias auch ewig leben..' Deshalb heißt es auch an einer anderen Stelle: 'Du wirst nicht zugeben, daß dein Heiliger verwese Ps. 16,10..' Nun, David ist entschlafen, als er nach Gottes Willen seinen Zeitgenossen zum Segen gedient hatte; er ist zu seinen Vätern versammelt worden und verwest. Den aber Gott auferweckt hat, der ist nicht verwest. So wißt denn, ihr Brüder, daß euch durch diesen Jesus Vergebung der Sünden verkündigt wird. Durch ihn wird jeder, der da glaubt, von allem losgesprochen, wovon ihr unter dem Gesetz Moses nicht befreit werden konntet. Seht nun zu, daß euch nicht treffe, was in dem Buch des Propheten geschrieben steht: Schaut, ihr Verächter, verwundert euch und werdet ganz zunichte Vor Schrecken.; denn ich tue ein Werk in euern Tagen, ein Werk, das ihr nicht glauben würdet, wenn man's euch erzählte Hab. 1,5 frei nach LXX. Während die Stelle nach dem Zusammenhang von dem göttlichen Strafgericht redet, das durch die Chaldäer über Juda kommen sollte, wird sie hier auf Gottes Gnadenwerk in Jesus Christus angewandt.." Als Paulus und Barnabas den Gottesdienst verließen Wie es scheint, noch vor dem eigentlichen Schluß der Versammlung (vgl. V.43)., bat man sie, am nächsten Sabbat über dieselben Dinge abermals zu reden. Nach dem Schluß der Versammlung folgten viele Juden und gottesfürchtige Heiden Paulus und Barnabas. Diese redeten zu ihnen und ermahnten sie, fest bei der Gnade Gottes zu beharren. Am kommenden Sabbat versammelte sich fast die ganze Stadt, um des Herrn Wort zu hören. Als die Juden die vielen Menschen sahen, wurden sie von Neid erfüllt Sie wollten das messianische Heil für sich allein haben. und widersprachen des Paulus Rede unter Lästerungen. Da erklärten ihnen Paulus und Barnabas frei und offen: "Euch mußte zuerst Nach den göttlichen Verheißungen. Gottes Wort verkündigt werden. Weil ihr es aber von euch weist und euch selbst des ewigen Lebens nicht wert achtet, nun, so wenden wir uns zu den Heiden. Denn so hat uns der Herr geboten Jes. 49,6.: Ich habe dich Angeredet wird der Messias, der Knecht Jahwes. gesetzt zum Licht für die Heiden, damit du Heil verbreitest bis ans Ende der Erde." Als die Heiden dies hörten, freuten sie sich und priesen das Wort des Herrn, und alle, die zum ewigen Leben bestimmt waren, wurden gläubig. Das Wort des Herrn verbreitete sich dann in der ganzen Gegend. Die Juden aber reizten die vornehmen Frauen der Stadt, die sich zu ihrem Gottesdienst hielten, und die einflußreichsten Bürger auf. So erregten sie eine Verfolgung gegen Paulus und Barnabas und vertrieben sie aus ihrem Gebiet. Da schüttelten diese den Staub von ihren Füßen gegen sie Vgl. Luk. 9,5. und zogen nach Ikonium Am Fuß des Taurus, damals Hauptstadt von Lykaonien.. Die Jünger aber In dem pisidischen Antiochia. wurden mehr und mehr mit Freude und Heiligem Geist erfüllt. In Ikonium besuchten sie zusammen das jüdische Versammlungshaus und redeten dort mit solchem Erfolg, daß Juden und Heiden in großer Anzahl gläubig wurden. Die Juden aber, die ungläubig blieben, regten die heidnische Bevölkerung auf und machten sie gehässig gegen die Brüder Gegen die junge christliche Gemeinde in Ikonium.. Paulus und Barnabas blieben geraume Zeit dort und wirkten unerschrocken im Vertrauen auf den Herrn, der für das Wort von seiner Gnade Zeugnis gab, indem er Zeichen und Wunder durch ihre Hände geschehen ließ. Endlich spaltete sich die Bevölkerung der Stadt in zwei Parteien: die einen hielten es mit den Juden, die anderen mit den Aposteln Nur hier und in V.14 nennt Lukas Barnabas und Paulus Apostel.. Als diese erfuhren, daß die Heiden und die Juden im Einverständnis mit ihrer Obrigkeit damit umgingen, sie zu mißhandeln und zu steinigen, da entflohen sie in die lykaonischen Städte Lystra Etwa sechs Stunden südwestlich von Ikonium. und Derbe Wohl nur einige Stunden von Lystra entfernt. Die genaue Lage von Derbe ist unbekannt. Lystra und Derbe sowie Ikonium und Antiochia in Pisidien gehörten zu der römischen Provinz Galatien. In diesen Städten, besonders wohl in Lystra und Derbe, sind also die galatischen Gemeinden zu suchen (vgl. die Einleitung zu dem Brief an die Galater). und deren Nachbarschaft. Dort fuhren sie fort, die Frohe Botschaft zu verkünden. In Lystra lebte damals ein Mann, der hatte keine Kraft in seinen Füßen; er war von Geburt lahm, mußte immer stillsitzen und hatte noch nie umhergehen können. Da hörte er Paulus reden. Paulus sah ihn scharf an, und da er merkte, daß der Mann Vertrauen hatte, geheilt zu werden, rief er ihm mit lauter Stimme zu: "Tritt aufrecht auf deine Füße!" Da sprang er auf und ging umher. Als die Leute sahen, was Paulus getan, da riefen sie in ihrer Landessprache Die die Apostel nicht verstanden. Deshalb wußten sie auch zuerst nicht, daß sie das Volk als höhere Wesen ansahen.: "Die Götter sind in menschlicher Gestalt zu uns herabgekommen!" Sie nannten Barnabas "Zeus" und Paulus "Hermes", weil er das Wort führte Zeus war bei den Griechen der höchste Gott, der Göttervater, Hermes der Götterbote. Auch bei griechischen Dichtern heißt Hermes der Wortführer.. Der Priester des Zeus, der am Eingang der Stadt einen Tempel hatte, brachte Stiere und Kränze Mit Kränzen wurden nicht nur die Opfertiere, sondern auch die Altäre und die Priester geschmückt. zu dem Stadttor und schickte sich an, zusammen mit dem Volk ein Opfer darzubringen. Sobald die Apostel Paulus und Barnabas dies erfuhren, zerrissen sie ihre Kleider Um ihr Entsetzen auszudrücken., eilten aus ihrem Haus, sprangen unter die Menge und riefen: "Ihr Männer, warum tut ihr das? Auch wir sind Menschen ganz ebenso wie ihr. Wir bringen euch die Botschaft, daß ihr euch von diesen nichtigen Göttern zu dem lebendigen Gott wenden sollt, der den Himmel, die Erde und das Meer mit allem, was darinnen ist, geschaffen hat. In den vergangenen Zeiten hat er alle Völker ihre eigenen Wege gehen lassen. Trotzdem aber hat er euch durch seine Wohltaten von seinem Dasein Zeugnis gegeben: Er sendet euch vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten; so schenkt er euch reichlich Nahrung und erfüllt eure Herzen mit Freude." Nur mit Mühe konnten sie durch diese Worte das Volk davon abbringen, ihnen zu opfern. Später kamen Juden von Antiochia In Pisidien. und Ikonium nach Lystra. Die verhetzten das Volk, steinigten Paulus und schleiften ihn zur Stadt hinaus, in der Meinung, er sei tot. Als ihn aber die Jünger umringten, erhob er sich und kehrte in die Stadt zurück. Am folgenden Tag ging er mit Barnabas nach Derbe. Als sie in dieser Stadt die Frohe Botschaft verkündigt und viele Jünger gewonnen hatten, kehrten sie nach Lystra, Ikonium und Antiochia In Pisidien. zurück. Überall stärkten sie die Seelen der Jünger, ermahnten sie, fest im Glauben zu beharren, und fügten hinzu: "Wir müssen durch viele Trübsale in Gottes Königreich eingehen." Sie setzten auch in jeder Gemeinde Älteste Oder Bischöfe, als Leiter und Vorsteher (vgl. 20,17.28). Jede Gemeinde hatte mehrere Älteste oder Bischöfe (Apg. 20,17; Phil. 1,1); es ist aber möglich, daß einer von ihnen in gewissem Maße die Oberleitung hatte. ein und befahlen die Jünger unter Gebet und Fasten dem Herrn, an den sie gläubig geworden waren. Dann zogen sie durch Pisidien und kamen nach Pamphylien. Als sie in Perge das Wort des Herrn verkündigt hatten, gingen sie nach Attilia hinab. Von da fuhren sie zu Schiff nach Antiochia In Syrien.. Dort waren sie ja einst der Gnade Gottes befohlen für die Arbeit 13,3., die sie nun vollendet hatten. Nach ihrer Ankunft In Antiochia. versammelten sie die Gemeinde und berichteten, wie Großes Gott durch sie gewirkt und daß er den Heiden die Tür des Glaubens aufgetan habe. Sie blieben dann geraume Zeit bei den Jüngern in Antiochia. Es kamen aber Leute aus Judäa Judenchristen pharisäischer Richtung. D hat hinter "Judäa" noch die Worte: "die der pharisäischen Richtung angehört hatten und nun gläubig geworden waren". dorthin, die lehrten die Brüder: "Wenn ihr euch nicht nach mosaischer Sitte beschneiden laßt, so könnt ihr nicht selig werden." Mit diesen Leuten kamen Paulus und Barnabas in einen lebhaften Streit und Wortwechsel. Die Brüder In Antiochia. bestimmten endlich, Paulus und Barnabas sollten mit einigen anderen aus der Gemeinde wegen dieser Streitfrage zu den Aposteln und Ältesten nach Jerusalem hinaufgehen. Sie traten ihre Reise an, von einigen Gemeindegliedern (eine Strecke weit) geleitet. Sie zogen durch Phönizien und Samaria, erzählten dort den Brüdern ausführlich von der Bekehrung der Heiden und machten ihnen allen damit eine große Freude. Bei ihrer Ankunft in Jerusalem wurden sie von der Gemeinde, den Aposteln und den Ältesten herzlich empfangen; und sie erzählten, wie Großes Gott durch sie getan hatte. Einige aber, die früher der pharisäischen Richtung angehört hatten und nun gläubig geworden waren, traten mit der Forderung auf: "Man muß die Heidenchristen beschneiden und von ihnen verlangen, daß sie das Gesetz Moses halten." Da versammelten sich die Apostel und die Ältesten, um diese Frage zu erwägen. Es wurde viel hin und her geredet. Endlich erhob sich Petrus und sprach zu ihnen: "Liebe Brüder, wie ihr selbst wißt, hat Gott mich schon vor langer Zeit Bei der Bekehrung des Hauptmanns Kornelius, etwa zehn Jahre vor der Versammlung in Jerusalem. unter euch dazu erwählt, daß die Heiden durch meinen Mund das Wort der Heilsbotschaft vernähmen und zum Glauben kämen. Und Gott, der Herzenskündiger, hat sich zu ihnen bekannt und ihnen den Heiligen Geist gegeben ebenso wie uns. So hat er zwischen uns und ihnen keinen Unterschied gemacht, als er durch den Glauben ihre Herzen gereinigt hatte. Warum wollt ihr denn nun Gott versuchen und den Jüngern ein Joch auf den Hals legen, das weder unsere Väter noch wir haben tragen können? Nein, durch die Gnade des Herrn Jesus glauben wir das Heil zu erlangen ganz ebenso wie sie Die Heidenchristen.." Da schwiegen alle still Der Anfang von V.12 lautet nach D: "Da nun die Ältesten den Worten des Petrus zustimmten, schwiegen alle.", und man hörte nun dem Bericht zu, den Barnabas und Paulus von allen ihren Zeichen und Wundern gaben, die Gott unter den Heiden durch sie getan hatte. Nach ihrem Bericht nahm Jakobus das Wort. "Liebe Brüder", so begann er, "hört mir zu! Symeon Simon Petrus. hat erzählt, wie Gott den ersten Schritt getan, um aus den Heiden ein Volk zu gewinnen, das seinen Namen trägt. Und dies stimmt mit den Worten der Propheten überein. Denn es steht geschrieben: Später In der messianischen Zeit. will ich wiederkehren Mich dem Volk Israel wieder gnädig zuwenden. und Davids zerfallene Hütte Davids zerfallenes Herrscherhaus. wiederherstellen. Ihre Trümmer will ich wieder aufbauen und sie wieder aufrichten, damit die übrigen Menschen den Herrn suchen, nämlich alle Heiden, die nach meinem Namen genannt sind Die mir als Eigentum angehören., spricht der Herr, der dieses tut Amos 9,11-12 nach LXX, erst frei, dann in V.17 wörtlich.. Diese Weissagung ist von altersher bekannt. Ich meine deshalb: Man soll den Heiden, die sich zu Gott bekehren, nicht unnötige Lasten aufbürden Indem man die Beobachtung des mosaischen Gesetzes von ihnen fordert.. Wir wollen ihnen nur schreiben, sie sollen meiden: den Genuß von Götzenopferfleisch Wörtlich: "die Befleckung der Götzen", vgl. 1. Kor. 8 und 10,23ff., die Ehe mit Heiden So verstehe ich den Ausdruck des Grundtextes, der wörtlich "Hurerei" heißt; vgl. 2. Mos. 34,16; 5. Mos. 7,3; 1. Kor. 7,39., das Fleisch von Tieren, die man in Schlingen fängt So daß das Blut nicht auslaufen kann., und das Essen des Blutes geschlachteter Tiere 3. Mos. 17,10-14. - In D fehlt das dritte Verbot, betreffend das Fleisch von in Schlingen gefangenen Tieren (wörtlich: "das Erstickte"). Ferner hat D am Schluß von V.20 noch die Worte: "und alles, was sie für sich selbst nicht wünschen, das sollen sie auch anderen nicht zufügen" (Matth. 7,12).. Denn Mose hat seit unvordenklichen Zeiten in jeder Stadt seine eigenen Verkündiger, weil er in den Versammlungshäusern jeden Sabbat vorgelesen wird Darum wissen die Gläubigen aus Israel auch genau, welche Vorschriften sie als Juden zu erfüllen haben. Denn trotz ihrer Zugehörigkeit zur Kirche hielten die geborenen Juden an den Bräuchen des Gesetzes noch weiter fest. Und gerade deshalb war es für sie schwierig, mit den Heidenchristen äußerlich zu verkehren, wenn sie sie auch grundsätzlich als wirkliche Genossen der messianischen Gemeinde anerkannten. Denn ein Beschnittener durfte nicht ohne weiteres mit einem Unbeschnittenen umgehen. Nun schreibt der Talmud vor, daß "die in den Toren Israels wohnenden Fremden" (2. Mos. 20,10; 5. Mos. 14,21) die sogenannten sieben noachischen Gebote halten sollten. So hießen die Vorschriften, die nach der Meinung der jüdischen Gelehrten schon für "die Kinder Noahs", d.h. für die Menschheit vor und außer Abraham, Geltung hatten. Diese sieben Gebote sind: 1. Gehorsam gegen die Obrigkeit, 2. Heilighaltung des Namens Gottes, 3.-7. Vermeidung des Götzendienstes, der Unzucht, des Mordes, des Raubens, des Essens von blutigem Fleisch. Wenn sich nun auch diese sieben noachischen Gebote mit den vier Bestimmungen, die Jakobus aufstellt, nicht decken, so stehen sie doch in deutlicher Beziehung zu den Vorschriften, die nach 3. Mos. 17 die unter Israel wohnenden Fremdlinge beobachten mußten; diese hatten sich vor allem des Blutgenusses zu enthalten. Es scheint nun, daß die von Jakobus aufgestellten vier Stücke in der apostolischen Zeit gültig waren für die "Gottesfürchtigen" aus den Heiden, die, ohne beschnitten zu sein, die jüdischen Gottesdienste besuchten und mit den Juden in einem gewissen Verkehr standen. Nach des Jakobus Antrag sollten also für die Heidenchristen, damit die Judenchristen mit ihnen verkehren könnten, dieselben Bestimmungen gelten wie für den Umgang der gottesfürchtigen Heiden mit den geborenen Juden. Es handelte sich demnach hier nicht um innere Glaubensfragen, sondern nur um Fragen äußerer Sitte. Es sollte von den Heidenchristen nicht etwa ein kleines Maß von Gesetzeserfüllung als Bedingung der Seligkeit gefordert werden, sondern man wollte ihnen nur vorschreiben, was sie in ihrem äußeren Verhalten hauptsächlich zu meiden hätten, um ihren gesetzesstrengen jüdischen Brüdern keinen Anstoß zu geben und den Verkehr mit ihnen bis zu einem gewissen Grad zu ermöglichen. In diesen äußeren Dingen den Gläubigen aus Israel Zugeständnisse zu machen, war kein Verstoß gegen die christliche Freiheit, sondern vielmehr eine Pflicht der christlichen Bruderliebe, die die Schwachen in Geduld trägt und gegen solche, die in mancher Hinsicht anders denken, zarte Rücksichtnahme beweist.." Da beschlossen die Apostel und die Ältesten im Einverständnis mit der ganzen Gemeinde, aus ihrer Mitte geeignete Männer zu wählen und sie mit Paulus und Barnabas nach Antiochia zu senden. Judas, mit dem Beinamen Barsabbas D.h. Sohn des Sabbas. Vielleicht war er ein Bruder des 1,23 genannten Josef., und Silas Oder Silvanus. Paulus gebraucht in seinen Briefen stets diese lateinische Namensform., die bei den Brüdern in hohem Ansehen standen, wurden dazu bestimmt. Ihnen gab man folgenden Brief mit: "Die Apostel und die Ältesten entbieten als Brüder den in Antiochia, Syrien und Zilizien wohnenden Brüdern aus den Heiden ihren Gruß. Es ist uns kundgeworden, daß einige aus unserer Mitte, ohne daß sie Auftrag von uns empfangen hätten, auf eigene Hand ausgezogen sind und euch mit ihren Reden in euerm Gemüt aufs höchste beunruhigt haben. Deshalb haben wir einmütig beschlossen, geeignete Männer auszuwählen und sie zu euch zu senden im Verein mit unseren lieben Freunden Barnabas und Paulus, die ihr Leben für die Sache unseres Herrn Jesus Christus aufs Spiel gesetzt haben. Wir senden euch nun Judas und Silas, die euch mündlich dieselbe Botschaft bringen werden Die schriftlich in dem Brief mitgeteilt wird, namentlich in V.28 und 29.. Denn der Heilige Geist Der Heilige Geist gab in der Versammlung Licht durch die Propheten, gewiß auch durch Judas, Silas (V.32) und Agabus (11,27-28). In dem Licht dieser prophetischen Offenbarungen trafen dann die Apostel und die Ältesten ihre endgültige Entscheidung. und wir haben es für gut befunden, euch weiter keine Last aufzulegen als diese notwendigen Bestimmungen: ihr habt zu meiden den Genuß von Götzenopferfleisch, das Blut geschlachteter Tiere, das Fleisch von Tieren, die man in Schlingen fängt, und die Ehen mit Heiden. Wenn ihr euch davor hütet, so wird's gut mit euch stehen. Lebt wohl!" Die Abgesandten Judas und Silas. wurden von der Gemeinde entlassen und kamen nach Antiochia, wo sie die Schar der Jünger versammelten und das Schreiben übergaben. Die Gemeinde las es und freute sich über den tröstlichen Zuspruch, den es enthielt. Judas und Silas, die Propheten waren, trösteten auch ihrerseits Neben dem Schreiben, das sie überbrachten. die Brüder durch mannigfaltigen Zuspruch Sowohl in erbaulicher Belehrung wie in Weissagung. und stärkten sie im Glauben. Nach einiger Zeit wurden sie von den Brüdern unter Segenswünschen verabschiedet, um zu denen, die sie gesandt hatten, zurückzukehren Hier folgt in D als V.34: "Silas aber beschloß, (in Antiochia) zu bleiben, während Judas allein (nach Jerusalem) zurückging.". Paulus aber und Barnabas blieben in Antiochia: sie lehrten und verkündigten noch mit vielen anderen das Wort des Herrn. Nach einiger Zeit sprach Paulus zu Barnabas: "Laß uns doch die Brüder in allen Städten, wo wir das Wort des Herrn verkündigt haben, wieder besuchen, um zu sehen, wie es ihnen geht!" Barnabas wollte auch Johannes, mit dem Beinamen Markus, mitnehmen. Paulus aber hielt es nicht für richtig, ihn mitzunehmen, weil er sie einst in Pamphylien verlassen und sie nicht bei ihrer Arbeit begleitet hatte 13,13. Später wurde Markus wieder ein treuer Mitarbeiter des Paulus (Kol. 4,10; Philem. 24; 2. Tim. 4,11).. Über diese Frage kamen sie in einen heftigen Wortwechsel, so daß sie sich voneinander trennten. Während Barnabas mit Markus nach Zypern hinüberfuhr, erkor sich Paulus den Silas zum Gefährten und, von den Brüdern der Gnade des Herrn befohlen, trat er seine Reise an. Er zog zunächst durch Syrien und Zilizien und stärkte dort die Gemeinden. Dann kam er nach Derbe und nach Lystra. In Lystra war ein Jünger, mit Namen Timotheus; seine Mutter war eine (an Christus) gläubige Jüdin, sein Vater ein Heide. Die Brüder in Lystra und Ikonium hatten eine gute Meinung von Timotheus. Paulus wünschte ihn zum Reisebegleiter. Darum nahm er ihn und beschnitt ihn mit Rücksicht auf die Juden, die in jener Gegend wohnten. Denn sie wußten alle, daß sein Vater ein Heide war Ohne Beschneidung würde Timotheus bei den Juden seiner Heimat, die ihn kannten, keinen Eingang gefunden haben, zumal da nach talmudischem Grundsatz das Kind der Mutter folgen sollte, Timotheus demnach als Sohn einer jüdischen Mutter hätte beschnitten werden müssen.. In allen Städten, wohin sie kamen, übergaben sie den Gläubigen die Verordnungen der Apostel und Ältesten in Jerusalem zur Befolgung. So wurden die Gemeinden im Glauben gestärkt und wuchsen täglich an Zahl. Sie durchzogen das phrygische und das galatische Land In Galatien besuchten sie namentlich die Gemeinden in Derbe und Lystra (vgl. die Einleitung zu den Briefen an die Galater), in Phrygien die Gemeinden in Ikonium und dem pisidischen Antiochia., weil ihnen der Heilige Geist verboten hatte Wahrscheinlich durch Offenbarungen des Propheten Silas., das Wort in Asien In dem westlichen Küstenland Kleinasiens, das die Landschaften Mysien, Lydien und Karien umfaßte. zu verkündigen. An der Grenze Mysiens suchten sie nach Bithynien zu gelangen Indem sie Mysien westlich liegen ließen., aber der Geist Jesu erlaubte es ihnen nicht Prophetische Offenbarungen machten ihnen kund, daß dies nicht im Sinne des Herrn sei.. So zogen sie eilig durch Mysien Ohne dort Missionswerk zu treiben. Ich lese hier mit Blaß [dielthontes]. und kamen an die Küste nach Troas. Hier hatte Paulus des Nachts ein Traumgesicht: Ein Mazedonier stand vor ihm und bat ihn: "Komm nach Mazedonien und hilf uns!" Als er dies Gesicht gehabt hatte, suchten wir sofort Gelegenheit, nach Mazedonien zu fahren Hier schließt sich Lukas zuerst mit in die Erzählung ein; daraus läßt sich folgern, daß er in Troas mit Paulus zusammengetroffen ist.; denn wir waren sicher, Gott habe uns dorthin gerufen, um den Leuten die Heilsbotschaft zu verkündigen V.10 lautet nach D: "Als er erwachte, erzählte er uns das Gesicht; da erkannten wir, der Herr habe uns dorthin gerufen, um den Bewohnern Mazedoniens die Heilsbotschaft zu verkündigen.". So fuhren wir von Troas ab und schifften geradewegs nach Samothrake Einer Insel im Ägäischen Meer., tags darauf nach Neapolis Einer Hafenstadt am Strymonischen Meerbusen.. Von da gingen wir nach Philippi Etwa vier Stunden landeinwärts von Neapolis., einer bedeutenden Römerstadt in jenem Bezirk Mazedoniens Die Stadt, die ihren Namen von dem Mazedonierkönig Philipp trug, wurde von zahlreichen italischen Auswanderern besiedelt und von dem Kaiser Augustus zu einer römischen Kolonie mit italischem Recht erhoben.. In dieser Stadt blieben wir einige Tage. Am Sabbat gingen wir aus dem Tor an einen Fluß Wahrscheinlich an den kleinen Fluß Gangas oder Gangites., wo man sich zum Gebet zu versammeln pflegte An einem Platz an dem Fluß versammelte sich die kleine jüdische Gemeinde, die wohl meist aus Frauen bestand und kein Versammlungshaus hatte, unter freiem Himmel zum Gebet.. Wir setzten uns da nieder und redeten zu den Frauen, die sich eingefunden hatten. Unter den Zuhörerinnen war eine mit Namen Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira, eine Heidin, die am jüdischen Gottesdienst teilnahm Also eine von den sogenannten "Gottesfürchtigen".. Ihr öffnete der Herr das Herz, so daß sie auf des Paulus Worte achtgab. Als sie mit ihren Hausgenossen getauft worden war, lud sie uns ein und sprach: "Wenn ich nach euerm Urteil eine treue Jüngerin des Herrn bin, so kommt und wohnt in meinem Haus!" Wir gaben endlich ihrem Drängen nach. Als wir eines Tages zu der Gebetsstätte gingen, begegnete uns eine Sklavin, die von einem Wahrsagergeist Wörtlich: "von einem Pythongeist". Python war nach der griechischen Sage der Name des Drachen, der das Delphische Orakel bewachte und von Apollo getötet ward. Mit dem Namen dieses Drachen wurden die Wahrsager und die Bauchredner bezeichnet, weil man annahm, daß der Delphische Apollo sie beseele und sich ihrer als Werkzeuge bediente. besessen war und ihren Herren durch das Voraussagen der Zukunft viel Geld einbrachte. Die lief immer hinter Paulus und uns her und rief: "Diese Menschen sind Diener des höchsten Gottes, sie verkündigen euch den Weg zur Seligkeit." Das tat sie viele Tage lang. Endlich aber wandte sich Paulus entrüstet zu ihr und sprach zu dem Geist: "Ich gebiete dir in dem Namen Jesu Christi, von ihr auszufahren Die heilige Sache des Herrn sollte nicht durch einen bösen Geist bezeugt werden.!" Und auf der Stelle fuhr er aus. Als nun ihre Herren sahen, daß sie Nach der Austreibung des unreinen Geistes. keine Aussicht auf Gewinn mehr hatten, ergriffen sie Paulus und Silas und schleppten sie auf den Marktplatz vor die Obrigkeit. Sie führten sie dort den beiden höchsten Stadtbeamten Wörtlich: Prätoren oder Duumvirn, die in den römischen Koloniestädten die beiden höchsten Staatsbeamten waren. vor und sprachen: "Die Menschen hier bringen unsere Stadt in Aufregung. Sie sind Juden und verkündigen Sitten und Gebräuche, die wir als Römer nicht annehmen und befolgen dürfen Wenn auch die Einführung fremder religiöser Sitten und Gebräuche bei den Römern im allgemeinen verboten war, so wurde doch das Judentum nebst vielen anderen religiösen Gemeinschaften als erlaubte Religion im Reich geduldet und durch die Staatsgrenze geschützt. Die Ankläger betonten deshalb, Paulus und Silas verkündigten nicht das gewöhnliche Judentum, sondern eine strafbare Neuerung.." Auch die Volksmenge erhob sich gegen sie. Da ließen ihnen die Beamten Durch die drohende Haltung des Pöbels eingeschüchtert, ohne nähere Untersuchung. die Kleider vom Leib reißen und befahlen, sie mit Ruten zu peitschen. Als sie viele Geißelhiebe empfangen hatten, wurden sie ins Gefängnis geworfen Durch die Berufung auf ihr römisches Bürgerrecht hätten sich Paulus und Silas vor der Geißelung schützen können (vgl. V.37; 22,25). Aber bei dem wilden, ungeordneten Verfahren gegen sie hatten sie wohl gar keine Gelegenheit, irgendwie zu Wort zu kommen., und der Gefängniswärter erhielt Befehl, sie an einem sicheren Ort zu verwahren. Um diesen Befehl auszuführen, brachte er sie in den innersten Teil des Gefängnisses und spannte ihre Füße in den Block Ein hölzernes Marterwerkzeug, in das die ausgespreizten Füße der Gefangenen fest eingeschlossen wurden, um ein Entweichen zu verhindern.. Um Mitternacht beteten Paulus und Silas und priesen Gott in Lobgesängen Sie freuten sich, um Christi willen zu leiden., und die Gefangenen hörten ihnen zu. Plötzlich entstand ein so gewaltiges Erdbeben, daß das Gefängnis in seinen Grundfesten wankte. Sofort sprangen alle Türen auf, und die Ketten aller Gefangenen lösten sich. Als der Gefangenenwärter aus dem Schlaf erwachte und die Gefängnistüren offenstehen sah, zog er sein Schwert und wollte sich das Leben nehmen; denn er meinte, die Gefangenen seien entflohen. Da rief Paulus mit lauter Stimme: "Tue dir kein Leid an; denn wir sind noch alle hier!" Jetzt ließ er sich Licht bringen Von seinen inzwischen auch herbeigeeilten Hausgenossen., sprang in die Kerkerzelle und warf sich Paulus und Silas zitternd zu Füßen. Dann führte er sie hinaus und sprach: "Ihr Herren, was muß ich tun, damit ich das Heil erlange?" Sie antworteten ihm: "Glaube an den Herrn Jesus Christus, dann wirst du samt deinen Hausgenossen errettet werden!" Nun verkündigten sie ihm und allen, die in seinem Haus waren, das Wort des Herrn. Er aber nahm sie noch in derselben Nachtstunde mit sich und wusch ihre Wunden. Dann ließ er sich sofort mit all den Seinen taufen. Danach führte er sie hinauf in seine Wohnung und bewirtete sie. Er freute sich mit seinem ganzen Haus, weil er an Gott gläubig geworden war. Als es Tag ward, sandten die Stadtbeamten die Gerichtsdiener zu dem Gefangenenwärter mit dem Befehl: "Laß die beiden Leute frei!" Der Gefangenenwärter teilte dies Paulus mit, indem er sagte: "Die Stadtbeamten haben Botschaft gesandt, daß ihr freigelassen werden sollt. So geht nun hin und zieht in Frieden!" Paulus aber antwortete den Gerichtsdienern: "Die Stadtbeamten haben uns, die wir doch römische Bürger sind, ohne richterliches Urteil öffentlich geißeln und ins Gefängnis werfen lassen, und nun wollen sie uns ganz in der Stille ausweisen?, nein, sie sollen selbst kommen und uns hinausgeleiten Paulus verlangt der christlichen Gemeinde wegen eine öffentliche Ehrenrettung.!" Die Gerichtsdiener meldeten diese Antwort den Stadtbeamten. Die erschraken, als sie hörten, es handle sich um römische Bürger Die Geißelung römischer Bürger war durch das Staatsgesetz streng verboten.. Sie kamen nun und gaben ihnen gute Worte, führten sie aus dem Gefängnis und baten sie, die Stadt zu verlassen. Als Paulus und Silas aus dem Kerker gegangen waren, begaben sie sich in das Haus der Lydia. Dort sahen sie die Brüder und ermunterten sie (zur Glaubenstreue). Dann verließen sie die Stadt Timotheus und Lukas, die von der Verfolgung nicht betroffen waren, blieben in Philippi zurück.. Sie zogen die Straße über Amphipolis und Apollonia und kamen nach Thessalonich. Hier hatten die Juden ein Versammlungshaus. Nach seiner Gewohnheit besuchte es Paulus, und an drei aufeinanderfolgenden Sabbaten hielt er Vorträge, indem er auf Grund der Schrift darlegte und bewies, daß der Messias leiden und von den Toten auferstehen mußte, und "der Messias" - so betonte er - "ist der Jesus, den ich euch verkündige." Einige Juden ließen sich überzeugen und schlossen sich Paulus und Silas an, dazu eine große Zahl gottesfürchtiger Heiden und viele vornehme Frauen Die sich wohl ebenso wie die gottesfürchtigen heidnischen Männer vorher zu der jüdischen Gemeinde in Thessalonich gehalten hatten.. Voll Neid darüber erkauften die Juden einige verworfene Gesellen aus dem Straßengesindel, rotteten mit ihrer Hilfe den Pöbel zusammen und brachten die Stadt in Aufregung. Dann zogen sie vor Jasons Haus Wo Paulus und Silas wohnten. und suchten dort nach Paulus und Silas, um sie zu dem versammelten Volk hinauszuführen. Als sie beide nicht fanden, schleppten sie Jason und einige andere Brüder vor die Stadtoberen und schrien: "Diese Menschen, die das ganze Reich aufgewiegelt haben, sind nun auch hier bei uns, und Jason hat sie aufgenommen! Alle diese Leute handeln des Kaisers Verordnungen zuwider; sie behaupten, ein anderer sei König: ein gewisser Jesus Jesu Messiasname wurde hier zur politischen Anklage mißbraucht.!" Bei diesen Anklagen gerieten die Volksmenge und die Stadtoberen in große Unruhe; und die Oberen ließen Jason und die anderen nicht eher gehen, als bis sie eine bestimmte Bürgschaft von ihnen empfangen hatten Wahrscheinlich eine Summe Geld als Gewähr dafür, daß Paulus und Silas so bald als möglich die Stadt verlassen würden.. Sofort in der folgenden Nacht wurden Paulus und Silas von den Brüdern nach Beröa gesandt. Sie besuchten dort nach ihrer Ankunft das Versammlungshaus der Juden. Die Juden in Beröa waren von edlerer Sinnesart als die in Thessalonich. Sie nahmen das Wort sehr willig auf und forschten täglich in der Schrift, um sich zu überzeugen, ob das, was sie gehört, damit auch wirklich übereinstimmte. Viele von ihnen wurden gläubig, außerdem nicht wenige Heiden: Frauen der besseren Stände und Männer. Als aber die Juden in Thessalonich erfuhren, daß Paulus Gottes Wort auch in Beröa verkündigt habe, kamen sie auch dorthin und hetzten den Pöbel zu Ruhestörungen auf. Da sandten die Brüder Paulus sofort aus der Stadt und ließen ihn einen Weg einschlagen, als strebe er dem Meer zu Dadurch sollten die Verfolger irregeführt werden; denn diese vermuteten ohne Zweifel, Paulus werde von einem Hafenort der Küste aus seine Reise zu Schiff fortsetzen, während er mit seinen Begleitern tatsächlich durch Thessalien zu Land weiterzog.. Silas und Timotheus Der inzwischen aus Philippi nach Beröa gekommen war. blieben in Beröa zurück. Die Brüder aber Aus Beröa., die Paulus zu seiner Sicherheit begleiteten, blieben bei ihm, bis er nach Athen kam Hier hat D den Zusatz: "Er zog aber an Thessalien vorbei (hielt sich dort nicht zu einer Wirksamkeit auf); denn es wurde ihm verwehrt (wahrscheinlich durch eine Offenbarung des Geistes, vgl. 16,6-7), den Bewohnern des Landes die Frohe Botschaft zu verkündigen.". Von da kehrten sie (nach Beröa) zurück und nahmen den Auftrag an Silas und Timotheus mit, sie möchten so bald als möglich zu ihm kommen. Während Paulus in Athen auf sie wartete, ergrimmte er in seinem Geiste, als er sah, wie die Stadt voll Götterbilder war. Er sprach in dem jüdischen Versammlungshaus zu den Juden und auch zu den Heiden, die dort am Gottesdienst teilnahmen, und auf dem Markt Dem Mittelpunkt des athenischen Lebens und Treibens. redete er täglich mit denen, die er dort traf. Auch einige epikureische und stoische Philosophen ließen sich mit ihm ein Die epikureische Philosophenschule wurde gestiftet durch Epikur (geboren 342 v.Chr.), die stoische durch Zeno, der um 300 v.Chr. in der Stova oder Halle am athenischen Marktplatz zu lehren pflegte (daher auch der Name Stoiker). - Die Epikureer priesen die Lust als das höchste Gut. Außer den Freuden des Mahles, der Liebe, der Gestalten und Töne konnten sie sich kein Gut im menschlichen Leben denken. Die Stoiker dagegen bekämpften die sinnliche Lust; sie erkannten in dem Sittlichen das höchste Gut. Weisheit, Mäßigkeit, Tapferkeit und Gerechtigkeit waren für sie die vier Haupttugenden.. Die einen sprachen: "Was will denn dieser Schwätzer sagen?" Andere meinten: "Er scheint ein Verkündiger ausländischer Gottheiten zu sein." Denn er verkündigte ihnen Jesus und die Auferstehung Die heidnischen Zuhörer des Paulus sahen nicht nur Jesus, sondern auch "die Auferstehung" (anastasis) als einen Eigennamen an und meinten, es handle sich um ein neues morgenländisches Götterpaar (einen Gott und eine Göttin), deren Dienst Paulus in Athen einführen wolle.. Eines Tages nahmen sie ihn freundlich bei der Hand, führten ihn auf den Areshügel Auf den nach dem Kriegsgott Ares (Mars) benannten Hügel, wo auch die oberste Gerichtsbehörde Athens an bestimmten Monatstagen ihre Sitzungen hielt. Die Philosophen wollten aber Paulus auf dem Areshügel nicht etwa vor Gericht stellen, sondern sie wollten nur an einem ruhigen Platz, fern von dem Marktgewühl, von ihm hören, was er denn eigentlich zu sagen habe. und sprachen In höflichem Ton.: "Dürfen wir erfahren, was das für eine neue Lehre ist, die du verkündigst? Denn du erzählst da Dinge, die uns seltsam klingen. Wir möchten deshalb wissen, um was es sich hier handelt." - Alle Athener nämlich und die in der Stadt ansässigen Fremden waren stets nur darauf aus, das Neueste zu erzählen oder zu hören. - Da trat Paulus mitten auf den Areshügel und sprach: "Ihr Männer von Athen, ich finde, daß ihr in euerm Gottesdienst in jeder Hinsicht sehr eifrig seid. Denn als ich umherging und eure Heiligtümer ansah, entdeckte ich auch einen Altar mit der Inschrift: 'Dem unbekannten Gott Daß es in Athen wirklich Altäre gab, die unbekannten Gottheiten gewidmet waren, berichten auch griechische Schriftsteller..' Diese Gottheit nun, die ihr verehrt, ohne sie zu kennen, die verkündige ich euch. Der Gott, der die Welt mit allem, was darinnen ist, geschaffen hat, er, des Himmels und der Erde Herr, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen erbaut sind. Er läßt sich auch nicht von Menschenhänden bedienen, als habe er irgend etwas nötig: er gibt ja allen Leben und Odem und alles, dessen sie bedürfen. Er hat von einem Menschen alle Völker kommen und sie auf der ganzen Erde wohnen lassen; dazu hat er bestimmt, wie lange jedes Volk bestehen und wie weit sich sein Gebiet erstrecken soll. Dies hat er getan, damit sie Gott suchen sollten, ob sie ihn vielleicht fühlen und finden möchten, da er ja nicht fern ist von jedem unter uns. Denn nur weil wir so eng mit ihm verbunden sind, erfreuen wir uns des Lebens, können wir uns regen und bewegen und haben wir das Dasein. Darum haben auch einige eurer Dichter gesagt: Wir sind seines Geschlechts Ein Ausspruch des griechischen Dichters Aratus aus dem dritten Jahrhundert v.Chr., und zwar in bezug auf Zeus, den höchsten griechischen Gott.. Da wir nun von dem Geschlecht Gottes sind, sollen wir nicht meinen, die Gottheit gleiche dem Gold, Silber oder Stein, woraus die Kunst und der Erfindergeist des Menschen Götterbilder herstellt. Diese Zeiten der Unwissenheit hat Gott in seiner Gnade übersehen Er straft die Heiden wegen ihres Götzendienstes nicht mit der Ausschließung vom Heil.. Jetzt aber ruft er alle Menschen überall zur Sinnesänderung. Denn er hat einen Tag bestimmt, wo er den Erdkreis richten will in Gerechtigkeit, und zwar durch einen Mann, den er dazu verordnet hat, und an den zu glauben er allen möglich macht, weil er ihn auferweckt hat von den Toten Hier wird Paulus in seiner Rede unterbrochen. ..." Als sie aber von einer Auferstehung der Toten hörten, da begannen die einen zu spotten, während andere sagten: "Darüber wollen wir dich ein andermal hören Damit verweisen sie den Apostel in höflicher Weise zum Schweigen.." So ging Paulus aus ihrer Mitte weg. Einige aber schlossen sich ihm an und wurden gläubig, darunter Dionysius, ein Mitglied der obersten Gerichtsbehörde Wörtlich: des Areopags, weil die Behörde auf dem Areshügel ihre Sitzungen hielt (V.19)., eine Frau, mit Namen Damaris, und andere mit ihnen. Darauf verließ Paulus Athen und kam nach Korinth Der Hauptstadt der Provinz Achaja.. Dort traf er einen Juden aus Pontus Einer römischen Provinz in Kleinasien., namens Aquila, der mit seiner Frau Priszilla erst vor kurzem aus Italien gekommen war Aquila (Adler) ist ein römischer Name, ebenso Priska (Alte) oder Priszilla (Verkleinerungsform von Priska)., weil (der Kaiser) Klaudius Er regierte 41-54 n.Chr. alle Juden aus Rom ausgewiesen hatte Im Jahr 49 n.Chr. (nach der Meldung des Geschichtsschreibers Orosius).. Paulus trat mit beiden in Verkehr. Da er dasselbe Handwerk hatte wie sie Die jüdischen Rabbinen pflegten neben ihrer Lehrtätigkeit ein Gewerbe zu betreiben, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. - das Zeltmachergewerbe -, so nahm er bei ihnen Wohnung und arbeitete mit ihnen. Jeden Sabbat redete er in dem jüdischen Versammlungshaus und suchte Juden und Heiden zu gewinnen. Als dann Silas und Timotheus aus Mazedonien eingetroffen waren Vgl. 17,15., gab sich Paulus ganz der Verkündigung des Wortes hin Während er vorher einen großen Teil seiner Zeit der Handwerksarbeit in Aquilas Haus gewidmet hatte. und bezeugte den Juden In deren Versammlungshaus er bis dahin noch ausschließlich predigte. eindringlich, daß Jesus der Messias sei. Da sie aber widerstrebten und lästerten, schüttelte er den Staub seiner Kleider ab 13,51. und sprach zu ihnen: "Euer Blut komme über euer Haupt! Ich trage keine Schuld. Von nun an wende ich mich an die Heiden." Damit verließ er die jüdische Gemeinde und ging in das Haus eines gottesfürchtigen Heiden, namens Titus Justus, das ganz nahe bei dem jüdischen Versammlungshaus lag. Krispus aber, der Vorsteher der jüdischen Gemeinde, wurde mit seinem ganzen Haus an den Herrn gläubig. Auch sonst kamen noch viele Korinther Wohl Heiden., die Paulus hörten, zum Glauben und ließen sich taufen. In einem nächtlichen Traumgesicht sprach der Herr zu Paulus: "Fürchte dich nicht, sondern rede frei und schweige nicht! Denn ich bin mit dir, und niemand soll seine Hand an dich legen, um dir ein Leid zu tun; denn ich habe ein großes Volk in dieser Stadt." Paulus blieb ein Jahr und sechs Monate in Korinth und lehrte dort das Wort Gottes. Als aber Gallio Statthalter von Achaja war Gallio, der wahrscheinlich im Sommer 51 n.Chr. nach Achaja kam, war ein edler Mann voll Güte und Liebenswürdigkeit., traten die Juden einmütig gegen Paulus auf, führten ihn vor den Richterstuhl und sprachen: "Dieser Mann verleitet die Leute, Gott zu dienen im Widerspruch mit unserem Gesetz Die Juden hatten das Recht, im römischen Reich ihre Religion nach ihrem Gesetz auszuüben. Sie klagten nun Paulus an, er wolle eine unerlaubte Religion einführen.." Als sich nun Paulus verteidigen wollte, antwortete Gallio den Juden: "Wenn es sich um ein Verbrechen oder grobes Vergehen handelte, ihr Juden, so hätte ich einen vernünftigen Grund, auf eure Klage einzugehen. Da es sich aber um Streitigkeiten handelt über eine Lehre, über besondere Namen Gemeint ist namentlich der Messiasname. und über euer Gesetz, so seht selbst zu, wie ihr damit fertig werdet Er will sich in keinen Lehrstreit der jüdischen Gemeinde mischen.! Ich will über diese Fragen nicht entscheiden." Damit wies er sie von seinem Richterstuhl. Da fielen sie alle über Sosthenes, den Vorsteher der jüdischen Gemeinde, her und schlugen ihn vor dem Richterstuhl, ohne daß Gallio dagegen einschritt Als die der Verhandlung beiwohnenden Heiden merkten, wie verächtlich der Statthalter die Juden abwies, benutzten sie diese Gelegenheit und gaben im Vertrauen auf Straflosigkeit ihrem Haß gegen die Juden tätlichen Ausdruck.. Paulus blieb noch ziemlich lange in Korinth. Dann nahm er Abschied von den Brüdern und schiffte sich mit Priszilla und Aquila nach Syrien ein. Zuvor aber ließ er sich in Kenchreä Dem Hafen von Korinth. sein Haupt scheren, denn er hatte ein Gelübde getan Gelübde, mit denen gewisse Enthaltungen verbunden waren, sogenannte Nasiräatsgelübde (4. Mos. 6), wurden von frommen Israeliten übernommen aus Dankbarkeit gegen Gott, z.B. nach Genesung von schwerer Krankheit oder nach Errettung aus großen Gefahren. Wie oft hatte nicht Paulus Gottes Hilfe und Beistand erfahren, und wie erklärlich war da bei ihm ein solches Gelübde! Die Dauer eines Gelübdes betrug gewöhnlich 30 Tage. Während dieser Zeit durfte der Nasiräer keinen Wein oder starke Getränke genießen. Am Ende der Frist ließ er sein Haupthaar scheren und brachte bestimmte Opfer im Tempel zu Jerusalem dar. Befand sich der Nasiräer bei Ablauf des Gelübdes außerhalb der heiligen Stadt, so bewahrte er das abgeschorene Haupthaar bis zu seiner Ankunft in Jerusalem auf. Dort ließ er sich nach sieben Tagen der Reinigung von neuem scheren und warf dann die ganze Menge abgeschnittenen Haares in das Feuer der vorgeschriebenen Opfer. Paulus nahm das Gelübde wahrscheinlich deshalb auf sich, weil er nach Jerusalem reisen (V.21-22) und dort den gesetzesstrengen Christen durch eine besondere Handlung beweisen wollte, daß er als geborener Jude, wenn er unter Juden lebe und mit Juden verkehre, auch das mosaische Gesetz beobachte (1. Kor. 9,20).. Nach der Landung in Ephesus ließ Paulus Priszilla und Aquila dort zurück Sie setzten mit ihm die Reise nicht weiter fort.. Er selbst besuchte Ehe er weiterreiste. die gottesdienstliche Versammlung der Juden und redete mit ihnen. Sie baten ihn, noch länger dazubleiben. Aber darauf ging er nicht ein, sondern er sagte ihnen Lebewohl und sprach: "Ich muß auf jeden Fall das kommende Fest Wahrscheinlich das Laubhüttenfest des Jahres 51 n.Chr. in Jerusalem verleben; doch In der Rede des Paulus fehlen die Worte bis "doch" einschließlich in manchen guten Handschriften. wenn es Gottes Wille ist, so kehre ich ein andermal zu euch zurück." So fuhr er ab von Ephesus. Nach der Landung in Cäsarea ging er (nach Jerusalem) hinauf, begrüßte dort die Gemeinde und zog dann nach Antiochia In Syrien. hinab. Nach einem kurzen Aufenthalt daselbst trat er eine neue Wanderung an: er durchzog das galatische Land und Phrygien von einem Ende bis zum anderen und stärkte alle Jünger im Glauben. Inzwischen war ein Jude, namens Apollos, aus Alexandria gebürtig, ein beredter Mann und wohlbewandert in der Schrift, nach Ephesus gekommen. Der war über den "Weg des Herrn Das Christentum." unterrichtet, und glühend im Geist redete und lehrte er gründlich von Jesus D.h.: er bewies klar und überzeugend aus den Schriften des Alten Bundes, daß Jesus der Messias sei., obwohl er nur die Taufe des Johannes kannte Also noch kein Glied der christlichen Gemeinde war.. Dieser Mann begann in dem jüdischen Versammlungshaus mit Freimut zu predigen. Aquila und Priszilla, die ihn dort hörten, traten in Verkehr mit ihm und setzten ihm "Gottes Weg" noch gründlicher auseinander. Als er dann die Absicht hatte, nach Achaja zu reisen, ermunterten ihn die Brüder (in Ephesus) dazu und schrieben den Jüngern (in Korinth), sie möchten ihn freundlich aufnehmen. Nach seiner Ankunft war er den Gläubigen In Korinth und sonst in Achaja. durch Gottes Gnade zum großen Segen V.27 lautet nach D.: "Nun hielten sich damals einige Glieder der korinthischen Gemeinde in Ephesus auf. Diese hörten Apollos und ermunterten ihn, er möge mit ihnen in ihre Heimat kommen. Als er dazu bereit war, schrieben die Jünger in Ephesus an die in Korinth, sie möchten den Mann freundlich aufnehmen. Er siedelte dann nach Achaja über und wirkte in den dortigen Gemeinden mit großem Segen.". Denn in öffentlichen Unterredungen In der jüdischen Gemeinde. widerlegte er durch sein kräftiges Zeugnis die Einwürfe der Juden und wies aus der Schrift nach, daß Jesus der Messias sei. Während sich Apollos in Korinth aufhielt, durchwanderte Paulus zunächst das gebirgige Binnenland (Kleinasiens Indem er seinen Weg wahrscheinlich über Philadelphia und Sardes nahm.) und kam dann an die Küste nach Ephesus In D. lautet V.1: "Während sich Paulus nach einem besonderen Plan mit dem Gedanken trug, nach Jerusalem zu reisen, gebot ihm der Geist (vgl. 16,6-7), nach Asien zurückzukehren. Als er das gebirgige Binnenland (Kleinasiens) durchwandert hatte, kam er nach Ephesus.". Dort fand er einige Jünger Leute, die er nach einer kurzen Unterredung für Christen hielt.. Die fragte er: "Habt ihr den Heiligen Geist empfangen, nachdem ihr gläubig geworden seid Die Gläubigen und Getauften empfingen durch die Handauflegung der Apostel die Gabe des Heiligen Geistes (8,14-17).?" Sie antworteten ihm: "Wir haben überhaupt noch nicht gehört, ob der Heilige Geist gekommen ist Vgl. Joh. 7,39.." Da fragte er sie weiter: "Welche Taufe habt ihr denn empfangen Hatten sie, wie Paulus vermutete, die christliche Taufe empfangen, so mußten sie auch etwas von dem Kommen des Heiligen Geistes wissen. Paulus sieht jetzt, daß diese Leute noch gar keine Christen sind. Da sie nun aber gerade auf ihre Taufe Wert gelegt haben, so fragt er sie weiter, welche Taufe sie denn eigentlich empfangen hätten.?" Sie erwiderten: "Des Johannes Taufe Diese jüdischen Männer waren also Johannesjünger, deren es damals (etwa 23 Jahre nach des Johannes Tod) noch genug gab.." Paulus sprach: "Johannes hat getauft mit einer Taufe, die von einer Sinnesänderung begleitet sein mußte Luk. 3,3; Apg. 13,24., und er sagte dem Volk, sie sollten glauben an den, der nach ihm käme: an Jesus." Als sie das hörten, ließen sie sich taufen in den Namen des Herrn Jesus. Als ihnen dann Paulus die Hände auflegte, kam der Heilige Geist auf sie, und sie redeten in Zungen und weissagten. Es waren ihrer im ganzen ungefähr zwölf Männer. Paulus ging dann in das jüdische Versammlungshaus und predigte dort mit allem Freimut über Gottes Königreich. Drei Monate lang Nach meiner Zeitrechnung: von Ende Januar bis Ende April 52 n.Chr. suchte er die Juden durch seine Reden zu überzeugen. Als sich aber manche dagegen verstockten und, anstatt zu glauben, "den Weg" (des Herrn Vgl. 9,2, Anm. 3.) vor der versammelten Gemeinde schmähten, da trennte er sich von ihnen Den Juden.. Er sonderte die Jünger (von der jüdischen Gemeinde) ab und hielt nun täglich (von der fünften bis zur zehnten Stunde Also zwischen 11 Uhr vormittags und 4 Uhr nachmittags. Diese genaue Zeitangabe findet sich in D.) seine Lehrvorträge in dem Hörsaal eines gewissen Tyrannus. Das dauerte zwei Jahre Von Ende April 52 bis April 54., so daß alle Bewohner Asiens, Juden sowohl wie Heiden, des Herrn Wort vernahmen. Gott tat auch durch des Paulus Hände ganz ungewöhnliche Wunder: sogar die Tücher, womit sich Paulus den Schweiß abgewischt, oder die Schürzen, die er bei der Arbeit getragen hatte, legte man auf die Kranken, die dann von ihren Leiden geheilt und von bösen Geistern befreit wurden Vgl. 5,15-16.. Auch einige umherziehende jüdische Teufelsaustreiber Vgl. Matth. 12,27. versuchten bei solchen, die von bösen Geistern besessen waren, den Namen des Herrn Jesus anzurufen; sie gebrauchten dabei die Worte: "Ich beschwöre euch bei dem Jesus, den Paulus verkündigt." So trieben es unter anderen die sieben Söhne eines Juden aus hohenpriesterlichem Geschlecht namens Skeuas. Aber der böse Geist antwortete ihnen: "Jesus kenne ich, und von Paulus habe ich gehört; doch wer seid ihr?" Damit sprang der Mensch, in dem der böse Geist war, auf sie los, überwältigte zwei von ihnen Die beiden, die im Namen aller sieben die beschwörenden Worte gesprochen hatten. und mißhandelte sie so, daß sie ohne Kleider und voller Wunden aus dem Haus fliehen mußten. Von diesem Vorfall hörten alle Juden und Heiden, die in Ephesus wohnten. Sie alle wurden von Schrecken ergriffen, und man fing an, den Namen des Herrn Jesus hoch zu ehren. Nun kamen auch viele von denen, die schon früher gläubig geworden waren Und deren Gewissen jetzt durch den Vorfall V.13ff. stark aufgerüttelt wurde., und bekannten offen, was sie einst getrieben hatten. Ja, nicht wenige von denen, die mit Zauberkünsten umgegangen waren, brachten ihre Zauberbücher herbei und verbrannten sie öffentlich. Als man ihren Wert berechnete, ergab sich der Betrag von fünfzigtausend Silberstücken 36000 Goldmark.. In solcher Weise wuchs das Wort des Herrn mit Macht und erwies sich kräftig Gegenüber aller Gewalt und Finsternis des in Ephesus herrschenden heidnischen Unwesens.. Nach diesen Ereignissen beschloß Paulus, über Mazedonien und Achaja nach Jerusalem zu reisen. "Wenn ich dort gewesen bin", so sprach er, "dann muß ich auch Rom sehen." Er sandte zwei seiner Mitarbeiter, Timotheus und Erastus, nach Mazedonien voraus, während er selbst noch eine Zeitlang in Asien blieb. Gerade damals entstand wegen der Lehre Wörtlich: "des Weges" (V.9). des Herrn ein großer Aufruhr. Ein Silberschmied, mit Namen Demetrius, der in Silber kleine Nachbildungen des Tempels der Artemis verfertigte In Ephesus war ein herrlicher Tempel der Göttin Artemis, der zu den sieben Weltwundern gerechnet wurde. Demetrius stand an der Spitze einer Schar von Kunsthandwerkern, die für die auswärtigen Tempelbesucher kleine Nachbildungen des Heiligtums in Silber herstellten und daraus großen Gewinn zogen., verschaffte allen, die in diesem Erwerbszweig beschäftigt waren, einen nicht geringen Verdienst. Eines Tages versammelte er diese Künstler und ihre Gehilfen und sprach zu ihnen: "Ihr wißt genau, wie einträglich unser Gewerbe ist. Nun seht und hört ihr aber, wie dieser Paulus nicht nur in Ephesus, sondern fast in ganz Asien viele Leute durch seine Überredungskünste verführt hat, indem er behauptet: 'Das sind keine Götter, die man mit Händen macht!' Doch nicht nur unser Gewerbe droht in Mißachtung zu kommen, sondern auch das Heiligtum der großen Göttin Artemis ist in Gefahr, sein ganzes Ansehen zu verlieren; ja die Herrlichkeit Ich lese [teen megaleioteeta autees]. dieser Göttin, die ganz Asien und der Erdkreis mit Anbetung ehren, droht bald in den Staub zu sinken." Bei diesen Worten gerieten sie in Wut und fingen an zu schreien: "Groß ist die Artemis der Epheser!" Ja, die ganze Stadt geriet in Aufregung, und alles stürmte in die Schauburg Ins Theater, das etwa 60000 Menschen fassen konnte. - Die unter freiem Himmel liegenden Theater dienten auch zu Volksversammlungen.. Dorthin wurden auch die Mazedonier Gajus und Aristarchus, des Paulus Reisegefährten, mitgeschleppt. Auch Paulus selbst wollte sich unter das Volk begeben, aber die Jünger ließen ihn nicht gehen. Sogar einige hohe Beamte Wörtlich: "einige von den Asiarchen". Den Titel "Asiarch" führte der Vorsitzende des Landtags für die Provinz Asien. Diesen Titel behielten die Beamten auch nach Ablauf ihres Amtsjahres, so daß es damals in Ephesus mehrere Männer geben konnte, die diesen Ehrennamen führten. Die Asiarchen wurden aus den angesehensten und reichsten Männern gewählt; sie mußten auch die öffentlichen Spiele zu Ehren der Götter und des Kaisers aus eigenen Mitteln bestreiten., die ihm gewogen waren, sandten zu ihm und ließen ihn dringend bitten, sich nicht in die Schauburg zu wagen. Die Menge schrie indessen weiter, der eine dies, der andere das; denn die Versammlung war ganz in Aufregung, und die meisten wußten überhaupt nicht, warum man zusammengekommen war. Da ließ man aus der Volksmenge einen gewissen Alexander, den die Juden vorgeschoben hatten, auf die Bühne der Schauburg hinuntergehen Ich lese hier [katebibasan]. - Den Juden lag daran, öffentlich den Verdacht zurückzuweisen, als wollten sie etwas gegen den Dienst der Artemis unternehmen.. Alexander winkte mit der Hand Zum Zeichen, daß er reden wolle. und schickte sich an, seine Glaubensgenossen vor dem Volk zu verteidigen. Als man aber merkte, daß er ein Jude war Von dem man selbstverständlich kein Eintreten für die Göttin Artemis erwarten konnte., da schrien alle aus einem Munde etwa zwei Stunden lang: "Groß ist die Artemis der Epheser!" Der Stadtkanzler Ein hoher Beamter in Ephesus. brachte endlich die Menge zur Ruhe und sprach: "Ihr Männer von Ephesus, wer in aller Welt wüßte nicht, daß die Stadt Ephesus die Hüterin des Tempels der großen Artemis und ihres vom Himmel gefallenen Bildes ist Dies Bild der Artemis, das in ihrem Tempel aufbewahrt wurde und der Sage nach vom Himmel gefallen war, war an seinem unteren Teil, bis zum Gürtel, mit Zaubersprüchen beschrieben; die Büste bestand aus einem Haufen von Brüsten; nur die Arme, die auf zwei Keulen ruhten, und der Kopf hatten menschliche Gestalt.? Das kann doch niemand bestreiten. Deshalb solltet ihr ruhig bleiben und nichts Unbedachtes tun. Ihr habt diese Männer Gajus und Aristarchus (V.29). da hergeführt, die doch weder Tempelräuber sind noch unsere Göttin lästern. Haben aber Demetrius und seine Berufsgenossen wider jemand eine Beschwerde, nun, so gibt's Gerichtstage und Statthalter: da mögen sie einander verklagen! Und habt ihr sonst noch Anträge, so sollen die in der gesetzlichen Volksversammlung Die monatlich dreimal im Theater zu Ephesus stattfand. erledigt werden. Wir laufen nämlich Gefahr, daß man uns des heutigen Vorfalls wegen als Aufrührer anklagt; denn es liegt kein Grund vor, womit wir diesen Auflauf rechtfertigen könnten." Mit diesen Worten löste er die Versammlung auf. Als sich die Unruhe gelegt hatte, rief Paulus die Jünger zusammen; er hielt eine Ansprache an sie, sagte ihnen Lebewohl und zog aus nach Mazedonien. Er reiste durch dieses Land und ermunterte die Jünger mit reichem Zuspruch Wahrscheinlich ist der Apostel damals von Mazedonien aus bis nach Illyrien gekommen (Röm. 15,19).. Dann begab er sich nach Griechenland und hielt sich dort drei Monate auf Von Dezember 54 bis März 55 n.Chr. Wahrscheinlich verbrachte Paulus den größten Teil der drei Monate in Korinth.. Weil aber die Juden In Korinth (vgl. 18,12ff.)., als er sich Nämlich Kenchreä, der Hafenstadt von Korinth. nach Syrien einschiffen wollte Um auf dem nächsten Weg nach Jerusalem zu kommen (19,21)., einen Anschlag auf sein Leben vorhatten Wovon der Apostel noch rechtzeitig Kenntnis erhielt. Auf dem Schiff, das Paulus benutzen wollte, reisten jedenfalls auch viele jüdische Festpilger nach Jerusalem, die nach Bestechung des Schiffsführers Paulus auf hoher See leicht verschwinden lassen konnten., beschloß er, den Rückweg durch Mazedonien zu nehmen Also denselben Landweg zu benutzen, auf dem er vor drei Monaten nach Korinth gekommen war. - V.3 lautet nach D: "Als er sich dort drei Monate aufgehalten hatte und von den Juden ein Anschlag auf ihn gemacht worden war, wollte er sich nach Syrien einschiffen. Aber der Geist gebot ihm, den Rückweg durch Mazedonien zu nehmen." V.4 und 5 lauten: "Als er dann bis Asien reisen wollte, gingen ihm Sopater usw.... voraus und erwarteten ihn in Troas. Wir aber fuhren nach den Tagen der ungesäuerten Brote von Philippi ab.". Bis Asien begleiteten ihn (durch Mazedonien) Sopater, der Sohn des Pyrrhus, aus Beröa, Aristarchus und Sekundus aus Thessalonich, Gajus aus Derbe und Timotheus, sowie Tychikus und Trophimus aus Asien. Die beiden letzten kamen erst später hinzu Sie reisten also nicht mit Paulus und den anderen durch Mazedonien bis Asien. und erwarteten uns Von hier schließt sich Lukas wieder mit ein. in Troas. Wir anderen fuhren nach den Tagen der ungesäuerten Brote Nach dem Passahfest des Jahres 55 n.Chr. von Philippi ab und trafen sie nach einer fünftägigen Fahrt in Troas, wo wir uns sieben Tage aufhielten. Am ersten Wochentag Und zwar am Abend. kamen wir zusammen, um das Brot zu brechen Vgl. 2,46.. Vorher hielt Paulus, der am nächsten Morgen abreisen wollte, eine Ansprache an die Jünger und dehnte seine Rede bis Mitternacht aus. In dem Obersaal, wo wir versammelt waren, brannten viele Lampen Diese verbreiteten eine große Wärme, und deshalb hatte man das Fenster geöffnet.. Ein Jüngling mit Namen Eutychus saß auf der Fensterbank und fiel während der langen Predigt des Paulus in tiefen Schlaf. Dabei verlor er das Gleichgewicht und stürzte aus dem dritten Stockwerk in die Tiefe. Als man ihn aufhob, hielt man ihn für tot. Paulus eilte hinab, beugte sich über ihn 1. Kön. 17,21; 2. Kön. 4,34., nahm ihn in seine Arme und sprach: "Seid unbesorgt, seine Seele ist noch in ihm." Dann ging er wieder hinauf und brach das Brot (bei dem Mahl des Herrn). Hierauf nahm er einen Imbiß und unterhielt sich noch lange mit den Brüdern bis zur Morgendämmerung. Da nahm er Abschied. Den Jüngling aber brachte man jetzt lebendig nach Hause Bei D heißt es: "Beim Abschiednehmen aber führte er (Paulus) den Jüngling lebendig herbei.". Das war für alle ein großer Trost. Wir anderen waren schon vorher auf das Schiff gegangen und fuhren nun ab nach Assus Einer Küstenstadt südlich von Troas., wo wir auch Paulus an Bord nehmen sollten; denn so hatte er es bestimmt, weil er selbst Von Troas bis Assus. den Weg zu Fuß machen wollte. Als er uns in Assus traf, nahmen wir ihn an Bord und fuhren nach Mitylene Einer reichen Stadt an der Ostküste der Insel Lesbos.. Von da ging die Reise weiter. Am folgenden Tag ankerten wir Chios Einer herrlichen Insel im Ägäischen Meer. gegenüber, tags darauf erreichten wir Samos Eine Insel im Ägäischen Meer nicht weit von Ephesus., und am nächsten Tag kamen wir nach Milet Südlich von der Mündung des Mäander am Meer gelegen.. Paulus hatte sich nämlich entschlossen, an Ephesus vorbeizufahren Ohne dort die Gemeinde zu besuchen., um keine Zeit in Asien zu verlieren. Denn er eilte, um wo möglich am Pfingsttag in Jerusalem zu sein. Von Milet sandte er Botschaft nach Ephesus und berief die Ältesten der dortigen Gemeinde zu sich. Als sie bei ihm versammelt waren, sprach er zu ihnen: "Ihr wißt, wie ich seit dem ersten Tag, wo ich nach Asien gekommen bin, und während meines ganzen Aufenthaltes daselbst unter euch gelebt habe: Ich habe dem Herrn gedient in aller Demut, ja unter Tränen und Anfechtungen, die mir durch die Anschläge der Juden widerfahren sind. Nichts von dem, was euch nützlich sein konnte, habe ich verschwiegen, wenn ich euch öffentlich und einzeln in den Häusern predigte und euch unterwies. Juden und Heiden habe ich dringend ermahnt, sich zu Gott zu bekehren und an unseren Herrn Jesus Christus zu glauben. Nun bin ich, in meinem Geist dazu getrieben, auf dem Weg nach Jerusalem. Ich weiß nicht, was mir dort begegnen wird. Nur soviel ist gewiß: der Heilige Geist weist mich Durch prophetische Kundgebungen. in allen Städten Durch die ich jetzt reise, und zwar in den Versammlungen der christlichen Gemeinden. eindringlich darauf hin, daß Gefangenschaft und Leiden In Jerusalem. mich erwarten. Doch selbst an meinem Leben liegt mir nichts, wenn ich nur meinen Lauf (mit Freuden) vollenden und jenen Dienst zum Abschluß bringen kann, den ich empfangen habe von dem Herrn Jesus: die Heilsbotschaft der Gnade Gottes zu bezeugen. Und nun, ich weiß: ihr alle, bei denen ich mit der Verkündigung des Königreichs Des Königreichs Gottes. geweilt, ihr sollt mein Angesicht nicht länger sehen. Darum erkläre ich euch heute feierlich: Ich bin ganz rein von euer aller Blut Mich trifft keine Schuld, wenn einer von euch dem ewigen Tod anheimfällt (18,6).. Denn ich habe euch in meiner Predigt nichts verschwiegen, sondern euch den Ratschluß Gottes in seinem ganzen Umfang kundgemacht. So habt denn acht auf euch und auf die ganze Herde, über die euch der Heilige Geist Durch die prophetische Berufung zum Amt (vgl. 1. Tim. 1,18; 4,14). Klemens von Alexandria berichtet von dem Apostel Johannes, er habe auf seinen Reisen, die er von Ephesus aus machte, in den Gemeinden solche, "die von dem Geiste bezeichnet wurden", in den Klerus, d.h. unter die Zahl der Priester aufgenommen (Euseb. hist. eccl. III,23). Ebenso schreibt Klemens von Rom den Korinthern, daß die Apostel Männer, die sie "durch den Geist geprüft hatten", zu Bischöfen und Diakonen einsetzten (1. Clem. ad Cor. c. 42). als Bischöfe D.h. Aufseher (Phil. 1,1; 1. Tim. 3,2; Tit. 1,7). gesetzt hat, daß ihr des Herrn Kirche weidet, die er sich durch sein eigen Blut erworben hat! (Denn) ich weiß: nach meinem Weggang werden reißende Wölfe Verderbliche Irrlehrer. unter euch einbrechen, die die Herde nicht verschonen. Ja, aus eurer eigenen Mitte werden Männer auftreten, die verkehrte Dinge lehren, um die Jünger für sich zu gewinnen Die Irrlehrer kommen also nicht nur von außen, sondern auch aus dem Schoß der Gemeinde selbst.. Darum wacht und denkt daran, daß ich drei Jahre Tag und Nacht nicht abgelassen habe, jeden einzelnen von euch unter Tränen zu vermahnen! Und nun befehle ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade: er vermag euch zu erbauen und euch das Erbteil zu verleihen zugleich mit allen, die geheiligt sind. Silber, Gold und Kleider habe ich mir von niemand geben lassen. Ihr wißt ja selbst, daß diese meine Hände für meinen und meiner Mitarbeiter Unterhalt gesorgt haben. Mein Beispiel hat euch stets gezeigt, wie man durch solche Arbeit im Schweiß seines Angesichts auch noch die Mittel haben muß, die Hilfsbedürftigen zu unterstützen, eingedenk der Worte des Herrn Jesus, der ja selbst gesagt hat: 'Geben ist beglückender als Nehmen Dieser Ausspruch des Herrn findet sich nicht in den Evangelien..'" Nach diesen Worten kniete er mit ihnen allen zum Gebet nieder. Unter lautem Weinen fielen alle Paulus um den Hals und küßten ihn. Am meisten betrübte sie sein Wort, sie würden sein Angesicht nicht weiter sehen. Dann brachten sie ihn auf das Schiff. Als wir uns endlich von ihnen losgerissen hatten und in See gegangen waren, fuhren wir geradewegs nach Kos Einer kleinen Insel im Ägäischen Meer.. Tags darauf kamen wir nach Rhodus Einer bekannten Insel mit der östlich liegenden Hauptstadt gleichen Namens. und von da nach Patara Einer Seestadt in Lyzien, südsüdöstlich Rhodus gegenüber.. Hier fanden wir ein Schiff, das nach Phönizien fahren wollte; da gingen wir an Bord und segelten ab. Als wir Zypern zu Gesicht bekamen, ließen wir es links liegen, fuhren auf Syrien zu und gingen in Tyrus Der bekannten Seestadt in Phönizien (vgl. V.2). vor Anker. Denn dort sollte das Schiff seine Ladung löschen Das dauerte eine ganze Woche (V.4).. Wir suchten in Tyrus die Jünger auf und blieben sieben Tage Durch prophetische Äußerungen. bei ihnen. Die Jünger warnten Paulus durch den Geist, wiederholt vor der Reise nach Jerusalem Vgl. 20,23; 21,11.. Als die sieben Tage des Aufenthaltes zu Ende waren, schickten wir uns zur Weiterreise an. Alle Jünger mit Weib und Kind begleiteten uns bis vor die Stadt. Am Strand knieten wir nieder zum Gebet. Dann nahmen wir Abschied voneinander und bestiegen unser Schiff, während die Jünger nach Hause zurückkehrten. Unsere Seereise war zu Ende, als wir von Tyrus aus in Ptolemais Dem alten Akko, einer Hafenstadt im Norden Palästinas. landeten. Dort begrüßten wir die Brüder und blieben einen Tag bei ihnen. Tags darauf machten wir uns auf den Weg nach Cäsarea. Dort gingen wir in das Haus des Evangelisten Philippus, eines von den Sieben D.h. von den sieben Diakonen in Jerusalem (6,5; 8,5ff.; 8,26ff.; 8,40)., und blieben bei ihm. Der hatte vier Töchter; die waren Jungfrauen und hatten die Gabe der Weissagung. Wir waren schon einige Tage in Cäsarea, als von Judäa ein Prophet, mit Namen Agabus 11,28., dort ankam. Der besuchte uns und ergriff bei dieser Gelegenheit den Gürtel des Paulus, band sich damit Füße und Hände Eine sinnbildliche Handlung, ähnlich wie bei den alten Propheten, z.B. Jes. 20; Jer. 19; 32; Hes. 4; 5. und sprach dabei die Worte: "Dies sagt der Heilige Geist: 'So werden die Juden in Jerusalem den Eigentümer dieses Gürtels binden und ihn den Heiden überliefern.'" Als wir dies hörten, baten wir und die Brüder in Cäsarea Wörtlich: "die Einheimischen". Paulus dringend, er möge nicht nach Jerusalem hinaufziehen. Da antwortete er: "Was weint ihr denn und brecht mir das Herz Damit erreicht ihr ja doch nichts.? Ich bin bereit, mich in Jerusalem für den Namen des Herrn Jesus nicht nur binden zu lassen, sondern sogar zu sterben." Weil er sich nicht umstimmen lassen wollte, redeten wir ihm nicht weiter zu und sprachen: "Des Herrn Wille geschehe!" Einige Tage später machten wir uns reisefertig und traten die Wanderung nach Jerusalem an Die von Cäsarea aus noch mindestens zwei Tagereisen in Anspruch nahm.. Auch einige Jünger aus Cäsarea zogen mit uns. Die brachten uns zu einem alten Jünger aus Zypern, namens Mnason, bei dem wir wohnen sollten Nach dem Text von D wohnte Mnason nicht in Jerusalem, sondern in einem Dorf halbwegs zwischen Cäsarea und Jerusalem.. Bei unserer Ankunft in Jerusalem hießen uns die Brüder herzlich willkommen. Tags darauf ging Paulus mit uns zu Jakobus Dem Bruder des Herrn, dem Bischof der Gemeinde zu Jerusalem., bei dem sich alle Ältesten versammelt hatten. Paulus begrüßte sie und erzählte ihnen ausführlich und genau, was Gott durch seinen Dienst unter den Heiden gewirkt habe. Als die Ältesten das hörten, priesen sie Gott. Dann aber sprachen sie zu Paulus: "Du siehst, Bruder: die gläubiggewordenen Juden zählen nach Zehntausenden; aber alle eifern noch für das Gesetz. Nun hat man ihnen von dir erzählt, du fordertest alle Juden, die unter den Heiden leben, zum Abfall von Mose auf und rietest ihnen, sie sollten ihre Kinder nicht beschneiden und nicht nach den Vorschriften des Gesetzes leben. Was ist da zu tun? Es wird ja sicher ruchbar, daß du hier bist. Tu deshalb, was wir dir raten: Wir haben hier vier Männer, die ein Gelübde einlösen müssen Vgl. 18,18.. Denen schließe du dich an, nimm auch ein Gelübde auf dich und trage die Kosten Die durch die vorgeschriebenen Opfer nötig wurden (4. Mos. 6). für sie, damit sie sich das Haupthaar scheren lassen können! Dann werden alle einsehen, daß an dem, was sie von dir gehört, nichts Wahres ist, sondern daß auch du gewissenhaft nach dem Gesetz wandelst. Was aber die gläubig gewordenen Heiden betrifft, so haben wir ja bestimmt und ihnen dies schriftlich mitgeteilt, daß sie meiden sollen den Genuß von Götzenopferfleisch, das Blut geschlachteter Tiere, das Fleisch von Tieren, die man in Schlingen fängt, und die Ehen mit Heiden 15,29. Jakobus und die Ältesten in Jerusalem wünschten, Paulus möge sich wenigstens in Jerusalem und im Verkehr mit den Judenchristen Palästinas nach den Vorschriften des mosaischen Gesetzes richten und dies zur Beruhigung der Judenchristen auch sofort durch eine bestimmte Handlung beweisen. Sie schlugen ihm deshalb vor, in das Nasiräatsgelübde von vier Männern aus der Gemeinde miteinzutreten und die erheblichen Kosten für die bei der Lösung des Gelübdes vorgeschriebenen Opfer zu bestreiten. Diesen Wunsch der Brüder in Jerusalem konnte Paulus ohne Gewissensbedenken erfüllen, zumal er selbst einige Jahre vorher aus freien Stücken ein Nasiräatsgelübde übernommen hatte, um seinen gesetzesstrengen Brüdern in Jerusalem zu zeigen, daß er es im Verkehr mit ihnen nicht an Ehrfurcht vor dem Gesetz fehlen lasse (18,18). Was Paulus in seiner Lehre bestritt, war ja nicht die Berechtigung der geborenen Juden, auch als Christen das Gesetz noch weiter zu beobachten, sondern die Zumutung, daß auch die Heidenchristen das Gesetz erfüllen sollten, und die Unmöglichkeit, daß man durch Gesetzeswerke gerecht und selig werden könne.." Da ließ Paulus die Männer zu sich kommen und schloß sich ihrem Gelübde an. Tags darauf ging er in den Tempel und ließ dort Durch die Tempeldiener bei den Priestern. anmelden, daß die Tage ihres Gelübdes zu Ende seien Da die kürzeste Dauer eines Nasiräats 30 Tage betrug, so muß das Gelübde der vier Männer damals schon längere Zeit bestanden haben. Der Abschluß des Gelübdes wird vielleicht nur dadurch verzögert worden sein, daß es den Männern noch an den nötigen Geldmitteln zur Bestreitung der Opfer fehlte., und er blieb im Tempel, bis das vorgeschriebene Opfer für jeden von ihnen dargebracht war. Als die sieben Tage An denen die Opfer für die vier Männer dargebracht werden sollten. ihrem Ende nahten, erblickten die Juden aus Asien Die zur Feier des Pfingstfestes nach Jerusalem gekommen waren und den Apostel von Ephesus her kannten. Paulus im Tempel. Da brachten sie die ganze Volksmenge Die auf dem Tempelberg versammelt war. in Aufruhr, legten die Hände an ihn und riefen laut: "Zu Hilfe, ihr Männer Israels! Dies ist der Mensch, der überall vor aller Welt gegen unser Volk und Gesetz und gegen diese Stätte Den Tempel. redet. Und obendrein hat er noch Heiden in den Tempel gebracht und diese heilige Stätte entweiht Während der äußere Tempelvorhof auch den Heiden zugänglich war, war der Eintritt in den inneren Vorhof allen Nichtjuden bei Todesstrafe verboten.." Sie hatten nämlich Trophimus aus Ephesus vorher mit ihm in der Stadt gesehen und meinten nun, Paulus habe ihn in den Tempel geführt. Die ganze Stadt geriet in Aufregung, und es entstand ein Volksauflauf. Paulus ward ergriffen, und man schleppte ihn aus dem Tempel Dem inneren Vorhof., dessen Türen sofort geschlossen wurden Man wollte durch des Paulus Anwesenheit und durch seine Tötung die Tempelstätte nicht entweihen.. Schon wollten sie Paulus töten, als dem Obersten der römischen Truppe Dem Befehlshaber oder Militärtribun der römischen Kohorte auf der nordwestlich vom Tempel gelegenen Burg Antonia. gemeldet wurde, ganz Jerusalem sei in Aufruhr. Der Oberst eilte sofort mit einer Abteilung Soldaten und einigen Hauptleuten zu dem Tempelplatz hinab. Bei dem Anblick des Befehlshabers und seiner Soldaten hörte die Menge auf, Paulus zu schlagen. Der Oberst kam herbei, ließ Paulus ergreifen und befahl, ihn mit zwei Ketten zu binden. Zugleich fragte er, wer er sei und was er getan habe. Die einen im Volk riefen dies, die anderen das. Weil er bei dem Lärm nichts Sicheres erfahren konnte, befahl er, ihn in das Lager In die Kaserne der römischen Kohorte auf der Burg Antonia. zu führen. Als Paulus an die Stufen kam Die von dem Tempelplatz zu der Burg hinaufführten., drang das Volk so wütend auf ihn ein, daß er von den Soldaten getragen werden mußte. Denn die Menge folgte und schrie: "Er soll sterben!" In dem Augenblick, wo Paulus in das Lager geführt werden sollte, sprach er (auf griechisch) zu dem Obersten: "Darf ich ein Wort zu dir reden?" Der antwortete (voll Erstaunen): "Du kannst Griechisch? Du bist also nicht der Jude aus Ägypten, der vor einiger Zeit den Aufstand erregt und die viertausend Dolchmänner in die Wüste hinausgeführt hat Dieser ägyptische Jude, der sich in Jerusalem für einen Propheten ausgab, gewann viele Anhänger, deren Zahl der jüdische Geschichtsschreiber Josephus sogar auf 30000 angibt. Aus der Wüste, wo sich die Leute um ihn gesammelt hatten, wollte er seine Scharen auf den Ölberg führen, damit sie von dort aus sähen, wie auf seinen Befehl die Mauern Jerusalems einstürzten und ihm so der Weg zum Einzug in die heilige Stadt gebahnt werde. Der römische Statthalter Felix bekam aber rechtzeitig von den Plänen des Ägypters Kenntnis und schickte ihm seine Soldaten entgegen. Die Aufrührer wurden auseinandergetrieben, 400 fielen im Kampf, 200 wurden gefangengenommen; der falsche Prophet selbst entkam aus der Schlacht und verschwand. - Die Sikarier oder Dolchmänner waren Leute, die ihre Gegner durch Meuchelmord aus dem Weg räumten. Bewaffnet mit kleinen Dolchen, die sie geschickt in ihren Kleidern versteckten, mischten sie sich, besonders an den Festen unter die Volksmenge und stießen ihre Gegner unbemerkt in dem Gedränge nieder. Sie ließen sich auch mit Geld für bestimmte Mordtaten kaufen und scheuten sich nicht einmal, den Tempel durch ihr Blutvergießen zu entweihen.?" Paulus erwiderte: "Nein, ich bin ein Jude aus Tarsus, ein Bürger dieser bekannten Stadt Ziliziens. Erlaube mir, bitte, zu dem Volk zu reden!" Als der Befehlshaber dies gestattete, trat Paulus oben auf die Stufen und winkte dem Volk mit der Hand Zum Zeichen, daß er reden wollte.. Da trat ein lautloses Schweigen ein, und er redete nun zu ihnen in der aramäischen Landessprache. "Liebe Brüder und Väter Die Anrede "Väter" wählte Paulus wohl mit Rücksicht auf einflußreiche Persönlichkeiten, vielleicht sogar Mitglieder des Hohen Rates, die er unter der Menge bemerkt hatte.", so begann er, "vernehmt, was ich euch jetzt zu meiner Verteidigung zu sagen habe!" Als sie hörten, daß er aramäisch zu ihnen redete, wurden sie noch stiller. Dann fuhr er fort: "Ich bin ein Jude, geboren zu Tarsus in Zilizien; aber erzogen bin ich hier in dieser Stadt und habe zu den Füßen Gamaliels 5,34. Der Lehrer saß beim Unterricht auf einem Sessel, die Schüler ließen sich "zu seinen Füßen" auf den Boden nieder. streng nach dem Gesetz unserer Väter meine Ausbildung empfangen, so daß ich voll Eifer war für Gott, wie ihr es alle heute seid. Darum habe ich auch diese Richtung Das Christentum. bis auf den Tod verfolgt, so daß ich Männer und Frauen in Ketten schlagen und ins Gefängnis werfen ließ. Das können mir der Hohepriester und der ganze Hohe Rat bezeugen. Denn von ihnen habe ich auch Briefe an unsere Brüder Die jüdische Gemeinde. in Damaskus empfangen; und so begab ich mich dorthin, um auch alle Alle Christen. die in jener Stadt wohnten, in Ketten zur Bestrafung nach Jerusalem zu führen. Als ich mich nun auf meiner Reise Damaskus näherte, da umstrahlte mich plötzlich gegen Mittag vom Himmel ein helles Licht. Ich fiel zu Boden und hörte eine Stimme zu mir sagen: 'Saul, Saul, warum verfolgst du mich?' 'Wer bist du, Herr?', so fragte ich. Er antwortete mir: 'Ich bin Jesus von Nazaret, den du verfolgst.' Meine Begleiter sahen zwar das Licht, aber die Worte dessen, der zu mir redete, hörten sie nicht. Da fragte ich: 'Herr, was soll ich tun?' Der Herr antwortete mir: 'Steh auf und gehe nach Damaskus! Da wird man dir alles sagen, was dir zu tun bestimmt ist.' Weil ich nun nicht sehen konnte, da mich das Licht geblendet hatte, nahmen mich meine Gefährten bei der Hand, und so kam ich nach Damaskus. Dort lebte ein gewisser Ananias, ein frommer Mann, der das Gesetz treu erfüllte und von allen Juden in der Stadt hoch geachtet wurde. Der kam zu mir, trat an mich heran und sprach zu mir: 'Bruder Saul, sieh mich an!' In demselben Augenblick konnte ich wieder sehen und blickte ihn an. Er aber fuhr fort: 'Der Gott unserer Väter hat dich dazu erwählt, seinen Willen zu erkennen, den Gerechten Jesus. zu sehen und die Worte seines Mundes zu vernehmen. Denn du sollst in seinem Auftrag allen Menschen Zeugnis geben von dem, was du gesehen und gehört. Und nun, was zögerst du? Steh auf, laß dich taufen und dich dadurch von deinen Sünden rein waschen, indem du seinen Namen anrufst!' Als ich dann nach Jerusalem zurückgekehrt war und im Tempel betete, geriet ich in Verzückung. Da sah ich ihn Jesus., und er sprach zu mir: 'Eile und verlaß Jerusalem so schnell als möglich! Denn sie werden von dir kein Zeugnis über mich annehmen.' Ich antwortete: 'Herr, sie wissen doch, daß gerade ich deine Gläubigen habe ins Gefängnis werfen und sie in den Versammlungshäusern habe geißeln lassen. Und als das Blut deines Zeugen Stephanus vergossen wurde, war ich auch dabei zugegen; ich hatte daran Wohlgefallen und verwahrte die Kleider derer, die ihn töteten.' Da sprach er zu mir: 'Zieh hin, ich will dich in die Ferne zu den Heiden senden...'" Bis dahin hatten sie ihn ruhig angehört. Bei den letzten Worten aber fingen sie an zu rufen: "Weg mit solchem Menschen von der Erde; er darf nicht länger leben!" Als sie so schrien und dabei ihre Oberkleider auszogen Als wollten sie sich anschicken, Paulus zu steinigen. und Staub in die Luft warfen, ließ der Oberst Paulus in das Lager führen. Zugleich gebot er, ihn peinlich zu verhören Das peinliche Verhör mittels Geißelung war bei Sklaven üblich.; denn er wollte wissen, warum die Menge so wütend gegen ihn geschrien hatte. Als Paulus schon festgebunden war und die Geißelung beginnen sollte, fragte er den aufsichtführenden Hauptmann: "Dürft ihr denn einen römischen Bürger geißeln, und noch dazu ohne richterliches Verhör?" Auf diese Worte hin eilte der Hauptmann zu dem Obersten, um ihm zu berichten, und sprach zu ihm: "Was willst du tun? Dieser Mann ist ja römischer Bürger." Da kam der Oberst und sprach zu Paulus: "Sage mir, bist du römischer Bürger?" Er antwortete: "Ja." Der Oberst fuhr fort: "Ich habe mir das Bürgerrecht für viel Geld erworben." Paulus erwiderte: "Und ich bin römischer Bürger durch Geburt." Die Soldaten, die ihn hatten geißeln wollen, traten jetzt sofort von ihm zurück. Auch der Oberst war in Sorge, weil er nun wußte, daß er einen römischen Bürger zur Geißelung hatte binden lassen. Da er aber genau erfahren wollte, welche Anklagen die Juden gegen ihn vorzubringen hätten, ließ er ihm tags darauf die Fesseln abnehmen und gebot, die Hohenpriester und der ganze Hohe Rat sollten sich versammeln. Dann ließ er Paulus hinabführen Von der Burg Antonia zum Tempelberg, wo das Gebäude des Hohen Rates lag. und in ihrer Mitte erscheinen. Paulus sah den Hohen Rat mit festem Blick an und sprach: "Liebe Brüder, bis heute bin ich stets mit reinem Gewissen vor Gott gewandelt." Bei diesen Worten befahl der Hohepriester Ananias Ein roher, gewalttätiger Mann, dessen Sinnlichkeit sprichwörtlich war, und der zur Erreichung seiner Pläne sogar die Hilfe der Dolchmänner (21,38) nicht verschmähte. den anwesenden Dienern, Paulus auf den Mund zu schlagen. Da sprach Paulus zu ihm: "Gott wird dich schlagen Dich strafen wegen deiner Ungerechtigkeit., du getünchte Wand Die scheinbar fest ist, aber schnell zusammenstürzen wird (Hes. 13,10-15).! Du sitzt da, um mich nach dem Gesetz zu richten, und läßt mich schlagen im Widerspruch mit dem Gesetz?" "Was? Du schmähst den Hohenpriester Gottes?", so fragen ihn die Diener. "Brüder", versetzte Paulus, "ich habe nicht gewußt, daß hier ein Hoherpriester ist; steht doch geschrieben: Gegen einen Oberen deines Volkes sollst du nicht übel reden 2. Mos. 22,27. Paulus will vielleicht sagen: Wie kann ein Mann, der sich so benimmt, Hoherpriester sein wollen! Wäre er wirklich als Hoherpriester aufgetreten, so hätte ich auch anders zu ihm geredet; denn es steht ja geschrieben usw. Andere meinen, Paulus habe wegen Kurzsichtigkeit den Hohenpriester nicht erkannt, oder: Paulus habe das Befehlswort V.2 nur gehört, aber den Sprecher nicht gesehen und deshalb vermutet, ein gewöhnliches Mitglied des Hohen Rates habe die Worte gesprochen.." Da nun Paulus wußte, daß der Hohe Rat teils aus Sadduzäern, teils aus Pharisäern bestand, rief er laut: "Brüder, ich bin ein Pharisäer, und auch meine Ahnen waren Pharisäer. Wegen meiner Hoffnung auf die Totenauferstehung stehe ich hier vor Gericht." Diese Worte erregten einen heftigen Zwist zwischen den Pharisäern und den Sadduzäern, so daß sich die Versammlung spaltete. - Die Sadduzäer leugnen nämlich die Auferstehung und das Dasein von Engeln und Geistern, während die Pharisäer beides anerkennen. - Es erhob sich ein lautes Geschrei. Endlich standen einige Schriftgelehrte der pharisäischen Partei von ihren Sitzen auf und sagten in scharfem Ton: "Wir finden an diesem Menschen nichts Böses. Hat aber ein Geist oder ein Engel mit ihm geredet (nun, was läßt sich dann dagegen sagen?)." Da der Oberst fürchtete, Paulus könne von den Versammelten bei dem heftigen Streit zerrissen werden, ließ er eine Abteilung Soldaten von der Burg kommen Auf der Burg Antonia hatte eine römische Kohorte von 1000 Mann ihr Standquartier, so daß der wichtige Tempelplatz stets scharf von den Römern überwacht werden konnte., die Paulus mit Gewalt aus ihrer Mitte führen und in das Lager bringen mußten. Die Nacht darauf trat der Herr zu ihm und sprach: "Sei getrost! Denn wie du in Jerusalem von mir Zeugnis abgelegt hast, so mußt du auch in Rom mein Zeuge sein." Am anderen Morgen taten sich einige Juden zusammen und verpflichteten sich mit schrecklichen Eiden, sie wollten nichts essen und trinken, bis sie Paulus getötet hätten. Ihrer waren mehr als vierzig, die sich so verschworen. Diese Männer gingen zu den Hohenpriestern und Ältesten und sprachen: "Wir haben uns feierlich verschworen, nichts zu genießen, bis wir Paulus getötet haben. Werdet ihr nun zusammen mit dem Hohen Rat bei dem Obersten vorstellig, daß er ihn zu euch führen lasse, als wolltet ihr seinen Fall noch genauer untersuchen! Dann werden wir bereitstehen und ihn töten, noch ehe er hierher kommt." Des Paulus Schwestersohn hörte von diesem Anschlag. Er begab sich in das Lager, trat ein und teilte Paulus alles mit. Da ließ Paulus einen der Hauptleute rufen und sprach zu ihm: "Führe diesen Jüngling zu dem Obersten; denn er hat ihm etwas mitzuteilen." Der brachte ihn zu dem Obersten und meldete: "Der Gefangene Paulus hat mich zu sich rufen lassen und mich gebeten, diesen Jüngling hier zu dir zu bringen, da er dir etwas zu sagen habe." Der Oberst nahm den Jüngling bei der Hand, zog ihn beiseite Damit niemand das Gespräch belauschte. und fragte ihn: "Was hast du mir zu melden?" Er antwortete: "Die Juden sind übereingekommen, dich zu bitten, Paulus morgen vor dem Hohen Rat erscheinen zu lassen, als wollte der seinen Fall noch genauer prüfen. Geh aber nicht darauf ein! Denn über vierzig Männer aus ihrer Mitte wollen ihm auflauern. Sie haben sich feierlich verschworen, nichts zu essen und zu trinken, bis sie ihn ermordet haben. Sie stehen jetzt schon dazu bereit und warten nur noch auf deine Zustimmung." Der Oberst entließ den Jüngling und schärfte ihm ein: "Plaudere es nirgends aus, daß du mir diese Anzeige gemacht hast!" Dann ließ er zwei Hauptleute rufen und befahl ihnen: "Haltet von der dritten Nachtstunde an Von 9 Uhr abends an. Soldaten für einen Marsch nach Cäsarea bereit, und zwar siebzig Reiter und zweihundert Lanzenträger Mit Blaß streiche ich [diakosious] hinter [stratiootas] und [kai] vor [hippeis].!" Auch stellte er Reittiere für Paulus Wahrscheinlich eins für ihn selbst und eins für sein Gepäck., damit er wohlbehalten zu dem Statthalter Felix käme Antonius Felix war ein Freigelassener des kaiserlichen Hauses. Nach Tacitus wurde er im zwölften Jahr des Kaisers Klaudius, d.h. 52 n.Chr. Statthalter von Judäa. Er glaubte, wie Tacitus von ihm sagt, alle Übeltaten ungestraft begehen zu dürfen, und mißbrauchte in der Gesinnung eines Sklaven die ihm verliehene Gewalt durch Ausschweifung und Grausamkeit.. Zugleich schrieb er diesem einen Brief folgenden Inhalts: "Klaudius Lysias entbietet dem hochedlen Statthalter Felix seinen Gruß. Der Mann, den ich hier sende, ist von den Juden festgenommen worden; und gerade in dem Augenblick, wo sie ihn töten wollten, erschien ich mit meiner Truppe und entriß ihn ihren Händen, weil ich erfahren hatte, daß er ein römischer Bürger sei Der römische Befehlshaber fälscht hier in schlauer Weise den Tatbestand (vgl. 21,31ff.; 22,55ff.).. Da ich nun genau wissen wollte, was sie ihm Schuld gaben, so ließ ich ihn in ihre Ratsversammlung führen. Da fand ich denn: die Anklage gegen ihn hing mit Fragen ihres Gesetzes zusammen; doch wurde ihm nichts zur Last gelegt, was den Tod oder Gefängnis verdiente. Weil mir nun aber angezeigt worden ist, daß sie einen Anschlag gegen den Mann vorhaben, so habe ich ihn aus ihrer Mitte entfernt und sende ihn dir zu. Ich habe auch seinen Anklägern befohlen, ihre Beschuldigungen gegen ihn bei dir vorzubringen. Lebe wohl!" Die Soldaten führten den Befehl aus: sie nahmen Paulus mit sich und brachten ihn noch in derselben Nacht bis Antipatris Der nordwestlichen Grenzstadt Judäas, etwa 60 km von Jerusalem und kaum 45 km von Cäsarea entfernt.. Am nächsten Tag ließen sie die Reiter allein mit ihm weiterziehen Weil nun kein plötzlicher Überfall der Juden mehr zu befürchten war., während sie selbst in das Lager Auf der Burg Antonia in Jerusalem. zurückkehrten. Die Reiter übergaben nach ihrer Ankunft in Cäsarea dem Statthalter das Schreiben und führten ihm auch Paulus vor. Der Statthalter las das Schreiben und fragte Paulus, aus welcher Provinz er stamme Er wollte erfahren, ob Paulus als römischer Bürger wirklich einer kaiserlichen Provinz, nicht einer senatorischen, angehöre und demnach seiner Gerichtsbarkeit unterstehe.. Als er hörte: "Aus Zilizien", sagte er: "Ich will dich genau verhören, wenn auch deine Ankläger erschienen sind." Dann befahl er, Paulus solle in dem Palast des Herodes in Haft gehalten werden Der von Herodes d. Gr. in Cäsarea erbaute Palast diente damals dem römischen Statthalter als Wohnung. Die Haft des Apostels scheint übrigens verhältnismäßig leicht gewesen zu sein.. Fünf Tage später kam der Hohepriester Ananias mit einigen Gliedern des Hohen Rates und einem Anwalt, namens Tertullus, nach Cäsarea, um vor dem Statthalter die Anklage gegen Paulus zu erheben. Als Paulus vorgeführt war, begann Tertullus seine Anklagerede. "Daß wir durch deine Fürsorge in tiefem Frieden leben Durch die schlechte Verwaltung des Felix wurden im Gegenteil die Unruhe und die Unsicherheit im Lande vermehrt.", so sprach er, "und daß durch deine Umsicht bei diesem Volk immer und überall Verbesserungen eingeführt werden, dies, hochedler Felix, erkennen wir mit aufrichtiger Dankbarkeit an. Um dich aber nicht lange zu belästigen, bitte ich dich: Schenke uns nur einen Augenblick geneigtes Gehör! Dieser Mann hier - so haben wir erkannt - ist eine Pest; er ist ein Friedenstörer unter allen Juden überall im Reich und ein Hauptführer der Partei der Nazarener. Er hat sogar versucht, den Tempel zu entweihen; doch dabei haben wir ihn festgenommen Verschiedene Handschriften haben als Schluß von V.6 und als V.7 noch die Worte: "Und wir wollten ihn nach unserem Gesetz richten. Doch der Oberst Lysias kam dazu, entführte ihn mit großer Gewalt unseren Händen und befahl seinen Anklägern, vor dir zu erscheinen.". Wenn du ihn jetzt verhörst, so kannst du auch aus seinem Mund alles dies erfahren, dessen wir ihn beschuldigen." Dieser Anklage schlossen sich auch die Juden an und versicherten, daß es sich so verhalte. Auf einen Wink des Statthalters ergriff dann Paulus das Wort. "Da ich weiß", so hob er an, "daß du seit vielen Jahren Nach unserer Zeitrechnung war Felix damals erst drei Jahre im Amt. Ist denn da der Ausdruck "seit vielen Jahren" berechtigt? Hier muß man bedenken, daß von den neun Vorgängern des Felix nur zwei länger als vier Jahre ihren Posten innegehabt haben. Drei Jahre waren also für einen römischen Statthalter schon eine "lange" Amtszeit. Dazu kommt, daß Felix nach einer Angabe des Tacitus schon Samaria als Statthalter verwaltet hatte, ehe er Judäa erhielt. Dadurch wird der Ausdruck "seit vielen Jahren" noch deutlicher. Zum Vergleich läßt sich hier auch eine Stelle aus Ciceros Rede gegen Verres IV, de signis, _ 21 heranziehen. Da wird auch von "so viel Jahren" gesprochen, obwohl nur drei volle Jahre (73-70 v.Chr.) in Frage kommen. Richter bist für dieses Volk, so habe ich guten Mut, mich zu verteidigen Die Amtsführung des Felix gibt dem Apostel die Bürgschaft, daß er die Verhältnisse, auf die es bei der ganzen Anklage ankommt, versteht und richtig beurteilen kann.. Du kannst dich davon überzeugen, daß nicht mehr als zwölf Tage vergangen sind, seit ich in Jerusalem angekommen bin, um dort anzubeten. Weder im Tempel noch in den jüdischen Versammlungshäusern noch in der Stadt hat man mich mit irgend jemand einen Wortstreit führen oder einen Volksauflauf erregen sehen. Auch sind sie nicht imstande, dir das zu beweisen, dessen sie mich jetzt beschuldigen. Doch dies gebe ich zu: Nach einer Lehre, die sie als Ketzerei bezeichnen, diene ich dem Gott meiner Väter. Dabei glaube ich alles, was im Gesetz und in den Propheten geschrieben steht, und habe im Vertrauen auf Gott dieselbe Hoffnung wie auch sie: daß die Gerechten und die Ungerechten auferstehen werden. Darum bemühe ich mich auch, vor Gott und Menschen allezeit ein unbeflecktes Gewissen zu haben. Nach Ablauf mehrerer Jahre Paulus war zum letzten Mal in Jerusalem am Laubhüttenfest 51 (18,22). bin ich nun gekommen, um meinem Volk Liebesgaben zu bringen Gemeint ist die in 1. Kor. 16,1; 2. Kor. 8; 9; Röm. 15,28, aber nicht in der Apg. erwähnte Liebesgabe für die Christen in Jerusalem, die ja Genossen des jüdischen Volkes waren. und Opfer zu verrichten Im Tempel zu Jerusalem.. Als ich dann nach einem Gelübde, das ich übernommen hatte, mit den Opfern im Tempel beschäftigt war, und zwar ohne Auflauf zu erregen oder Lärm, da sahen mich einige Juden aus Asien. Die hätten hier vor dir erscheinen und mich verklagen sollen, wenn sie etwas gegen mich vorzubringen hätten. Oder es mögen auch die Männer selbst, die hier gegenwärtig sind, sich äußern, welch Vergehen sie bei mir ermittelt haben, während ich als Angeklagter vor dem Hohen Rat stand. Es könnte sich hier nur um das eine Wort handeln, das ich in der Versammlung ausgerufen habe: 'Wegen der Auferstehung der Toten stehe ich heute vor euerm Gericht 23,6..'" Hier brach Felix, der ganz genau wußte, was es mit der (christlichen) Lehre Wörtlich: "mit dem Wege". auf sich hatte, die Verhandlung ab und vertagte die Entscheidung, indem er zu den Anklägern sagte: "Wenn der Oberst Lysias herkommt, so will ich eure Sache untersuchen." Zugleich gab er dem Hauptmann den Befehl, Paulus solle in Haft gehalten werden, aber keine Fesseln tragen, und seinen Freunden solle es nicht verboten sein, ihm Liebesdienste zu erweisen. Einige Tage später kam Felix mit seiner Frau Drusilla, einer Jüdin Die durch Schönheit ausgezeichnete Drusilla war die Tochter des Königs Herodes Agrippa I. (12,1) und die Schwester des Königs Agrippa II. und der Bernike (25,13). Sie war zuerst die Gemahlin des zum Judentum übergetretenen Königs Azizus von Emesa, dem sie Felix mit Hilfe des Zauberers Simon abwendig machte. Felix war mit ihr in dritter Ehe verheiratet. In einigen Handschriften des Neuen Testaments wird hier noch hinzugefügt, Drusilla habe gewünscht, Paulus zu sehen und zu hören, und Felix habe ihr diesen Wunsch erfüllen wollen., (in das Gefängnis). Er ließ Paulus rufen und hörte ihn über den Glauben an Christus Jesus reden. Als aber Paulus auf Gerechtigkeit und Enthaltsamkeit und das zukünftige Gericht zu sprechen kam, da geriet Felix in Schrecken Weil er ein böses Gewissen hatte. und sagte: "Für diesmal kannst du gehen; bei passender Gelegenheit will ich dich wieder entbieten." Zugleich hoffte er, Paulus würde ihm Geld geben Für seine Freilassung.. Deshalb entbot er ihn auch öfter zu sich und unterhielt sich mit ihm Er suchte Paulus einen Bestechungsversuch nahezulegen.. Nach Ablauf von zwei Jahren Vom Beginn der Gefangenschaft des Paulus in Cäsarea an gerechnet, also im Sommer 57. erhielt Felix den Porcius Festus zum Nachfolger Festus war ein wohlmeinender, rechtlich gesinnter Mann, der aber schon nach kurzer Amtsführung starb.. Da sich Felix die Juden zu Dank verpflichten wollte, so ließ er Paulus in Ketten im Gefängnis Die milde Haft (custodia libera, vgl. V.23) wurde nun in scharfe Haft (custodia militaris) verwandelt. Dabei wurde der Gefangene an den ihn bewachenden Soldaten gefesselt. V.27b lautet in einigen Handschriften: "Felix aber ließ den Paulus der Drusilla wegen im Gefängnis." Haßte Drusilla den Paulus, weil er ihr Gewissen aufgerüttelt hatte? Vgl. Matth. 14,3; Mark. 6,17.. Drei Tage nach der Ankunft in seiner Provinz Judäa. begab sich Festus von Cäsarea Seinem Wohnsitz. nach Jerusalem. Dort trugen ihm die Hohenpriester und die angesehenen Juden ihre Klage gegen Paulus vor. In feindlicher Gesinnung gegen Paulus baten sie dann Festus um die Gunst, er möge ihn wieder nach Jerusalem senden. Denn sie wollten ihn unterwegs überfallen und ermorden lassen. Festus antwortete darauf, Paulus sei in Haft zu Cäsarea, und er selbst müsse bald dahin zurückkehren. "Dann können", fuhr er fort, "die Einflußreichsten unter euch Wohl die einflußreichsten Mitglieder des Hohen Rates. mit mir ziehen, und wenn der Mann etwas Ungehöriges begangen hat, so mögen sie die Klage gegen ihn erheben." Als er sich höchstens acht bis zehn Tage in Jerusalem aufgehalten hatte, kehrte er nach Cäsarea zurück. Tags darauf setzte er sich auf den Richterstuhl und ließ Paulus vorführen. Als dieser eintrat, umringten ihn die Juden, die von Jerusalem gekommen waren, und erhoben viele schwere Beschuldigungen, die sie nicht beweisen konnten. Dagegen verteidigte sich Paulus; er erklärte: "Weder gegen das Gesetz der Juden noch gegen den Tempel noch gegen den Kaiser habe ich mich vergangen." Festus, der sich die Juden zu Dank verpflichten wollte, fragte Paulus: "Willst du nach Jerusalem gehen und dort in meiner Gegenwart in bezug auf diese Klagepunkte abgeurteilt werden Und zwar vor dem Hohen Rat.?" Paulus erwiderte: "Ich gehöre vor des Kaisers Richterstuhl; da muß ich abgeurteilt werden Das konnte Paulus als römischer Bürger verlangen.. Den Juden habe ich kein Unrecht zugefügt, das weißt du auch sehr gut. Bin ich nun wirklich schuldig, und habe ich eine Tat begangen, die den Tod verdient, so will ich auch gern diese Strafe leiden. Wenn mich aber diese Männer hier ungerecht beschuldigen, so darf mich niemand nur aus Gefälligkeit gegen sie ihnen preisgeben. Ich lege Berufung an den Kaiser ein Vor des Kaisers Gericht konnten die Juden das Urteil gegen Paulus nicht so beeinflussen wie in Jerusalem; auch sollte Paulus auf diese Weise nach Rom kommen.." Als sich Festus mit seinen Ratgebern Die ihm bei der Verwaltung und Rechtsprechung zur Seite standen. besprochen hatte Ob die Berufung an den Kaiser in diesem Fall auch berechtigt sei. - Vielleicht war sich der Statthalter namentlich darüber unklar, wie die Glaubensrichtung des Paulus zu beurteilen sei. War sie als jüdische aufzufassen, so stand sie auch, wie das Judentum selbst, unter dem Schutz der römischen Staatsgesetze. Wich sie aber vom Judentum ab, so fragte es sich, wie sie gesetzlich zu beurteilen sei. Diese grundsätzliche Frage war wichtig genug, der Entscheidung des Kaisers unterbreitet zu werden. Doch erst viel später (um 112 n.Chr.) hat der Kaiser Trajan eine ganz bestimmte gesetzliche Entscheidung in bezug auf das Christentum gegeben., entschied er: "Auf den Kaiser hast du dich berufen, zum Kaiser sollst du ziehen!" Einige Tage später kamen der König Agrippa und Bernike Agrippa II., der einzige Sohn des Königs Herodes Agrippa I. (12,1), erhielt von dem Kaiser Klaudius, an dessen Hof er erzogen war, zuerst das kleine Königreich Chalcis am Libanon mit dem Aufsichtsrecht über den Tempel zu Jerusalem und der Befugnis, die jüdischen Hohenpriester zu ernennen. Im Jahr 53 n.Chr. erhielt dann Agrippa II. gegen die Herausgabe von Chalcis von dem Kaiser Klaudius das ehemalige Vierfürstentum seines Großoheims Philippus, das später durch die Gunst des Kaisers Nero durch Teile von Galiläa und Peräa noch bedeutend vergrößert wurde. Agrippa II. war ein leichtfertiger und, gleich dem Vater, dem Judentum innerlich fremder Mensch, dabei den Römern unbedingt ergeben, auf deren Seite er auch im jüdischen Krieg stand. Er starb 100 n.Chr. Seine älteste Schwester, die schöne Bernike, war zuerst mit ihrem Oheim Herodes von Chalcis vermählt. Nach dessen Tod wohnte sie bei ihrem Bruder Agrippa, zu dem sie in sehr schlimmen Beziehungen gestanden haben soll. Dann heiratete sie den König Polemon von Zilizien, verließ ihn aber schon nach kurzer Zeit, um wieder zu ihrem Bruder zurückzukehren. Später war sie eine zeitlang die Geliebte des siegreichen römischen Feldherrn Titus, des Zerstörers der Stadt Jerusalem. nach Cäsarea, um Festus ihre Aufwartung zu machen. Da sie sich einige Zeit dort aufhielten, setzte Festus dem König den Fall des Paulus auseinander. "Ich habe hier", so sprach er, "einen Mann, den Felix als Gefangenen zurückgelassen hat. Bei meinem Aufenthalt in Jerusalem führten die Hohenpriester und die Ältesten der Juden Klage gegen ihn und verlangten seine Verurteilung. Ich erwiderte ihnen, es sei nicht Sitte bei den Römern, jemand nur aus Gefälligkeit gegen andere zu bestrafen, ohne daß der Beklagte seinen Klägern gegenübergestellt worden sei und Gelegenheit gehabt habe, sich gegen die Anklage zu verteidigen. Sie sind dann mit hierhergekommen; und da habe ich mich ohne Aufschub schon am nächsten Tag auf den Richterstuhl gesetzt und den Mann vorführen lassen. Die Ankläger aber, die gegen ihn auftraten, gaben ihm keine Freveltat schuld, wie ich vermutet hatte Festus wird Anklagen wegen schwerer Vergehen gegen die staatliche Ordnung erwartet haben., sondern sie stritten nur mit ihm über einige Fragen ihres besonderen Glaubens und über einen gewissen Jesus, der gestorben ist, und von dem Paulus behauptete, er lebe. Weil ich mir nun keinen Rat wußte, wie ich die Angelegenheit entscheiden sollte Da es sich um eine dem Festus unbekannte Glaubensfrage handelte., so fragte ich Paulus, ob er nach Jerusalem gehen und sich dort in dieser Sache aburteilen lassen wolle. Da forderte er, daß seine Angelegenheit der Entscheidung der kaiserlichen Majestät vorbehalten bleibe, und so habe ich denn befohlen, ihn in Haft zu lassen, bis ich ihn zum Kaiser senden kann." Agrippa sprach zu Festus: "Ich möchte auch den Mann einmal hören." Festus erwiderte: "Du sollst ihn morgen hören." Tags darauf erschienen Agrippa und Bernike mit glänzendem Gefolge und begaben sich mit den Obersten Der in Cäsarea liegenden fünf römischen Kohorten. und den vornehmsten Männern der Stadt in den Gerichtssaal. Auf den Befehl des Festus wurde Paulus vorgeführt. Da nahm Festus das Wort und sprach: "König Agrippa und ihr alle, die ihr mit uns hier versammelt seid! Hier seht ihr den Mann, den die ganze Schar der Juden in Jerusalem und hier bei mir verklagt hat, indem sie stürmisch forderten, er dürfe nicht länger leben. Ich aber habe nicht entdecken können, daß er ein todeswürdiges Verbrechen begangen hat. Weil er sich nun auf die kaiserliche Majestät berufen hat, so habe ich beschlossen, ihn (nach Rom) zu senden. Ich kann jedoch dem Herrn D.h. dem Kaiser. Augustus und Tiberius lehnten diesen Titel noch ab, aber seit Kaligula wurde er üblich. nichts Genaueres über ihn berichten Festus kann nicht genau angeben, worin eigentlich die Schuld des Paulus besteht. Nun aber mußte bei der Übersendung eines Gefangenen dem Kaiser in einem besonderen Schreiben über die Sachlage genau berichet werden.. Deshalb habe ich ihn euch vorgeführt, und ganz besonders dir, König Agrippa, damit ich dann nach dem Verhör weiß, was ich zu schreiben habe. Denn ich halte es für widersinnig, einen Gefangenen (nach Rom) zu senden, ohne deutlich anzugeben, was gegen ihn vorliegt." Agrippa sprach zu Paulus: "Ich gebe dir hiermit das Wort, dich zu verteidigen Der König Agrippa ist der Leiter der Verhandlung. Darum gibt er auch Paulus das Wort, und Paulus wendet sich in seiner Rede hauptsächlich an ihn.." Da streckte Paulus seine Hand aus Eine Rednergebärde. und begann seine Verteidigungsrede. "König Agrippa", so hob er an, "ich schätze mich glücklich, daß ich mich heute gegen alle Anklagen der Juden vor dir verteidigen darf, besonders deshalb, weil dir alle jüdischen Gebräuche und Streitfragen bekannt sind. Darum bitte ich dich: höre mich geduldig an! Wie ich von Anfang an seit meinen Jugendjahren unter meinem Volk in Jerusalem gelebt habe, das wissen alle Juden. Denn sie kennen mich seit langer Zeit und wissen, wenn sie nur der Wahrheit die Ehre geben wollten, daß ich der strengsten Richtung unseres Glaubens angehörte und ein Pharisäer war. Nun stehe ich hier vor Gericht, weil ich auf die Erfüllung der Verheißung hoffe, die unseren Vätern einst von Gott gegeben worden ist, und die auch die zwölf Stämme unseres Volkes zu erlangen hoffen, indem sie Gott bei Tag und Nacht mit angestrengtem Eifer dienen. Um dieser Hoffnung willen, o König, verklagen mich die Juden. Warum haltet ihr's denn für unglaublich, daß Gott Tote auferweckt Hier ist an Jesu Auferweckung zu denken.? Ich dachte einst, ich müsse mit aller Macht der Sache Jesu von Nazaret entgegenarbeiten. Das habe ich denn auch in Jerusalem getan: Mit hohenpriesterlicher Vollmacht ausgerüstet, warf ich viele Heilige Viele Jünger Jesu. ins Gefängnis, und wenn sie hingerichtet werden sollten, stimmte ich dafür. In allen jüdischen Versammlungshäusern Nicht nur in Jerusalem, sondern auch sonst im Land. Allein in Jerusalem soll es 480 jüdische Versammlungshäuser oder Synagogen gegeben haben. suchte ich sie oft durch Strafe Durch die Strafe der Geißelung. zur Lästerung (Jesu) zu bringen. Ja in meiner wilden Wut verfolgte ich sie sogar bis in die Städte außerhalb des Landes D.h. Palästinas.. So zog ich denn zu gleichem Tun mit einer Vollmacht und Befugnis von den Hohenpriestern nach Damaskus. Als ich auf dem Weg dorthin war, sah ich, o König, gegen Mittag vom Himmel her ein Licht, heller als die Sonne, mich und meine Begleiter umstrahlen. Wir fielen alle zu Boden, und ich hörte eine Stimme auf hebräisch zu mir sagen: 'Saul, Saul, warum verfolgst du mich? Es ist dir schwer, gegen den Stachel auszuschlagen Diese bei den Griechen sprichwörtliche Redensart ist von einem widerspenstigen Zugtier gemeint, das sich nur größere Schmerzen macht, wenn es gegen den Stachel des Treibers ausschlägt. Der Sinn des Ausdrucks ist: Du versuchst mir vergeblich zu widerstehen..' Ich sprach: 'Wer bist du, Herr?' Der Herr erwiderte: 'Ich bin Jesus, den du verfolgst. Doch stehe auf und stelle dich auf deine Füße Um als mein Bote auszuziehen.! Denn dazu bin ich dir erschienen, um dich zu meinem Diener zu erwählen und zu meinem Zeugen von dem, was du gesehen hast, und was ich dich noch schauen lassen werden. Dabei will ich dich schützen vor dem Volk (Israel) und vor den Heiden, zu denen ich dich sende, um ihre Augen aufzutun, daß sie sich von der Finsternis zum Licht wenden Vgl. Jes. 42,7. und von des Satans Macht zu Gott, damit sie durch den Glauben an mich Vergebung der Sünden empfangen und ein Erbteil unter denen, die geheiligt sind.' Darum, o König Agrippa, bin ich der himmlischen Erscheinung nicht ungehorsam gewesen. Sondern ich habe zuerst den Bewohnern von Damaskus und Jerusalem, dann der ganzen Landschaft Judäa und weiterhin den Heiden verkündigt, daß sie ihren Sinn ändern, sich zu Gott bekehren und Werke vollbringen müssen, die der Sinnesänderung entsprechen. Deshalb haben mich die Juden im Tempel ergriffen und zu töten versucht. Durch Gottes Beistand lebe ich heute noch und lege hoch und niedrig Zeugnis ab, indem ich nur das lehre, was die Propheten und auch Mose vorausverkündigt haben: daß der Messias leiden und dann als Erstling der vom Tod Auferstandenen 1. Kor. 15,20; Kol. 1,18. nicht nur dem Volk (Israel), sondern auch den Heiden Licht verkünden müsse Vgl. Jes. 49,6. Diese Verkündigung läßt der auferstandene Christus durch seine Apostel vollziehen. Früher haben nur die Juden Gottes Wahrheit vernommen, jetzt aber, und zwar besonders durch Paulus, vernehmen sie auch die Heiden.. ..." Als sich Paulus so verteidigte, unterbrach ihn Festus mit dem lauten Ruf: "Du bist von Sinnen, Paulus! Deine große Gelehrsamkeit hat dich um den Verstand gebracht!" Paulus erwiderte: "Ich bin nicht von Sinnen, hochedler Festus, sondern die Worte, die ich rede, sind wahr und vernünftig. Der König, an den ich mich voll Freimut wende, weiß um diese Dinge. Denn ich glaube nicht, daß ihm etwas von dem allen unbekannt geblieben ist. Es Nämlich Jesu Tod und Auferstehung. hat sich ja auch nicht in einem abgelegenen Winkel abgespielt. Glaubst du, König Agrippa, den Propheten? Ich weiß, du glaubst." Da sprach Agrippa zu Paulus: "Es fehlt nur wenig, so überredest du mich, ein Christ zu werden Es ist nicht klar, ob diese Worte ernsthaft oder spöttisch gemeint sind.." Paulus antwortete: "Wollte Gott, es würden, mag nun wenig oder viel daran fehlen, nicht allein du, sondern alle, die mich heute hören, ganz ebenso wie ich Nämlich: Christen. - nur ausgenommen diese Ketten Paulus wünscht keinem der Anwesenden, ebenso wie er ungerecht in Gefangenschaft zu geraten.." Da erhoben sich der König Der König bricht durch sein Aufstehen die Verhandlung ab., der Statthalter, Bernike und die übrige Versammlung. Sie zogen sich zurück, redeten miteinander und sagten: "Dieser Mensch treibt nichts Es ist hier von der ganzen Wirksamkeit des Paulus die Rede., was Tod oder Gefängnis verdient." Agrippa aber sprach zu Festus: "Dieser Mensch könnte freigelassen werden, wenn er sich nicht auf den Kaiser berufen hätte." Als unsere Von hier ab schließt sich Lukas, und zwar zum erstenmal seit 21,17, wieder mit ein, ein Beweis, daß er an den folgenden Ereignissen teilgenommen hat. - Die Seereise des Paulus in Apg. 27 hat Dr. Breusing, der frühere Direktor der Bremer Seefahrtschule, in seinem Buch "Die Nautik der Alten" (Bremen 1886) zum Gegenstand einer eingehenden Untersuchung gemacht. Er nennt den Bericht des Lukas "das wertvollste uns aus dem Altertum erhaltene nautische Dokument, dem es jeder Seemann auf den ersten Blick ansieht, daß es nur von einem Augenzeugen verfaßt sein kann". Vgl. auch D. Ludwig Schneller: Rom. Bilder aus dem Leben des Apostels Paulus, 1922. Abfahrt nach Italien beschlossen war Und zwar nach der Entscheidung des Statthalters Festus., übergab man Paulus mit einigen anderen Gefangenen einem Hauptmann, namens Julius, der einer kaiserlichen Truppe Wörtlich: "Kohorte". Wahrscheinlich erhielten gewisse Legionen und Kohorten wegen ihrer Tapferkeit den Ehrennamen "kaiserliche" (augustae). angehörte. Wir gingen an Bord eines Schiffes aus Adramyttium Eine Stadt in der kleinasiatischen Landschaft Mysien., das die Häfen der Provinz Asien anlaufen wollte, und fuhren ab; der Mazedonier Aristarch aus Thessalonich begleitete uns Vgl. 19,29; 20,4; Kol. 4,10; Philem. 24. Lukas und Aristarch reisten wohl als selbständige Fahrgäste auf dem Handelschiff mit.. Tags darauf legten wir in Sidon an, und Julius, der Paulus gütig Wörtlich: "menschenfreundlich". behandelte, erlaubte ihm, seine Freunde zu besuchen Natürlich in Begleitung des an ihn geketteten wachthabenden römischen Soldaten. und ihre liebevolle Pflege zu genießen. Dann gingen wir wieder in See und fuhren an der Küste von Zypern vorbei, weil wir Gegenwind hatten Gemeint ist der Westwind, der in jener Jahreszeit die gerade Fahrt von Sidon nach Myra unmöglich machte.. Als wir das Meer längs der Küste Ziliziens und Pamphyliens durchfahren hatten, kamen wir nach Myra in Lyzien. Dort fand der Hauptmann ein Schiff aus Alexandria, das auf der Fahrt nach Italien war, und ließ uns da an Bord gehen Dies war ein sehr großes Schiff mit vielen Fahrgästen (V.37); es scheint als Ladung Getreide (V.38) aus Ägypten nach Italien gehabt zu haben.. Mehrere Tage hindurch ging die Fahrt nur langsam vorwärts, und mit Mühe kamen wir in die Nähe von Knidus Einer Halbinsel am Ägäischen Meer zwischen den Inseln Kos und Rhodus.. Da uns der Gegenwind nicht in gerader Richtung weiterfahren ließ D.h. in westlicher Richtung nach der Südspitze des Peloponnes., steuerten wir an der Küste Kretas hin auf Salmone Ein Vorgebirge an der Ostküste Kretas. zu. Als wir mit Schwierigkeiten an der Küste vorbeigekommen waren, gelangten wir in eine Bucht, namens Schönhafen, nahe bei der Stadt Lasäa. Unsere Reise dauerte nun schon ziemlich lange, und die Schiffahrt war bereits gefährlich, wie auch die Zeit des großen Fastens Gemeint ist das Fasten am jüdischen Versöhnungstag, im Oktober. Etwa von Mitte November bis gegen Ende März ruhte im Altertum die Schiffahrt auf dem Meer. schon vorüber war. Darum warnte Paulus Gestützt auf seine Erfahrungen in Seereisen; er hatte ja schon dreimal Schiffbruch erlitten (2. Kor. 11,25f.). (vor der Weiterfahrt). "Ihr Männer", sprach er, "ich sehe voraus, daß die Fahrt nicht nur für unser Leben Gefahr und großen Schaden bringen wird." Der Hauptmann Dessen Stimme besonders wichtig war. aber glaubte dem Steuermann und dem Schiffseigentümer mehr als dem, was Paulus sagte. Weil überdies der Hafen Nämlich: Schönhafen (V.8). zum Überwintern nicht geeignet war, so fand es die Mehrzahl geraten, weiterzufahren und zu versuchen, ob man nicht Phönix Das heutige Port Lutro. - einen Hafen an der Küste von Kreta, der gegen den Südwest- und Nordwestwind geschützt ist - erreichen könne, um da zu überwintern. Da nur ein schwacher Südwind wehte So daß sie hofften, nicht von Kreta abgetrieben zu werden., so glaubten sie, ihr Vorhaben sicher ausführen zu können. Sie lichteten die Anker und fuhren ganz dicht an der Küste von Kreta hin. Bald darauf aber brauste von dem Hochgebirge der Insel ein furchtbarer Nordoststurm daher. Der riß das Schiff mit fort, und da es dem Wind nicht widerstehen konnte, so gaben wir es den Wogen preis und wurden dahingetrieben. Als wir unter einer kleinen Insel, namens Klauda Heute Gaudo., hinliefen Die einen gewissen Schutz vor dem Sturm bot., gelang es uns nur mit größter Mühe, das Rettungsboot Das hinten am Schiff festgebunden war. zu bergen D.h.: es an Bord zu ziehen, damit es der Sturm nicht fortreiße.. Als sie es glücklich an Bord gezogen hatten, griffen sie zu einem Notbehelf und banden Taue um das Schiff Die man wahrscheinlich unter dem Schiffskiel durchzog und dann oben zusammenband, um dadurch die Planken gegen den Anprall der Wogen mehr zu festigen.. Aus Furcht, auf die Sandbänke der Syrte An der afrikanischen Küste. zu geraten, ließen sie das Geschirr nieder Das will sagen: Man ließ an zwei langen am Schiffshinterteil befestigten Kabeln vier Anker im Wasser hinterherschleppen, um wie mit einer Bremse den südwestlichen Lauf des Schiffes zu verlangsamen und die Gefahr, nach Afrika abzutreiben, dadurch zu vermeiden. Mit um so größerer Gewalt ergossen sich nun aber die Sturzwellen über das gehemmte Schiff (Siehe Schneller, Rom, S.6f.). und wurden so vom Wind getrieben. Weil wir aber vom Sturm schwer zu leiden hatten, so warfen sie am nächsten Tag einen Teil der Ladung über Bord Um den Tiefgang des Schiffes zu mindern. Die Ladung bestand aus Getreide (V.38).. Am dritten Tag warfen sie mit eigener Hand das Schiffsgerät ins Wasser "Da wegen des hohen Seeganges und der über das Schiff schlagenden Sturzwellen sämtliche Luken geschlossen werden mußten, entwickelte sich im Schiffsraum bald eine Luft, die kein Mensch aushalten konnte. Um für so viele Menschen einen bei dem fortwährenden Stampfen des Schiffes sicheren Raum zu schaffen, mußte das auf Deck herumliegende Schiffsgerät, die Rahen, Stangen, Remen, Takelwerk u. dgl., über Bord geworfen werden." (Schneller, Rom, S.8.). Mehrere Tage waren weder Sonne noch Sterne sichtbar So daß man die Richtung nicht erkennen konnte. Im Altertum war ja der Kompaß noch unbekannt. Der Seemann war deshalb für die Fahrtrichtung nur auf die Gestirne angewiesen, und die waren im Winter oft wochenlang unsichtbar., und der Sturm umtobte uns so heftig, daß uns endlich jeder Hoffnungsstrahl auf Rettung schwand. Da die Leute auf dem Schiff schon seit langer Zeit fast nichts gegessen hatten Aus Verzagtheit und Todesangst., trat Paulus mitten unter sie und sprach: "Ihr Männer, man hätte auf mich hören und nicht von Kreta weiterfahren sollen; dann wäre uns diese Gefahr und dieser Schade erspart geblieben. Doch nun ermuntere ich euch: Seid guten Mutes! Denn keiner von euch wird ums Leben kommen; nur das Schiff geht verloren. Vergangene Nacht ist ein Bote des Gottes, dem ich angehöre und diene, zu mir getreten mit den Worten: 'Sei ohne Furcht, Paulus! Du mußt vor dem Kaiser erscheinen! Und sieh, Gott hat dir das Leben aller, die mit dir fahren, geschenkt.' Darum seid getrost, ihr Männer! Denn ich vertraue Gott, daß es so kommt, wie mir gesagt ist. Wir müssen aber an irgendeiner Insel stranden." So kam die vierzehnte Nacht, seit wir im Adriatischen Meer Hier im weiteren Sinn zu verstehen: das Meer zwischen Italien und Griechenland, einschließlich des Ionischen. umhertrieben. Da, um Mitternacht, vermuteten die Matrosen, daß Land in der Nähe sei "Wahrscheinlich fingen nun die nachschleppenden Treibanker (vgl. V.17b, Anmerkung) an, den Grund zu streifen, was dem Schiff jedesmal einen deutlichen Ruck gab. Ein zweimaliger Lotwurf ergab, daß man sich dem Land schleunig näherte (V.28). Jetzt galt es, rasch zu handeln. Denn brachte man das Schiff nicht zum Stehen, so konnte es jeden Augenblick an den Klippen zerschellen. Sofort ließ man die beiden mit den vier Ankern belasteten Ankertaue weit auslaufen (V.29). Die Anker faßten Grund, und das Schiff stand plötzlich seit zwei Wochen zum erstenmal wieder still." (Schneller, Rom, S.9).. Sie warfen das Senkblei aus und fanden das Wasser zwanzig Klafter Etwa 37 Meter. tief. Bald darauf maßen sie wieder und fanden fünfzehn Klafter. Weil sie fürchteten, wir könnten irgendwo auf Klippen stoßen, warfen sie von dem Heck des Schiffes vier Anker aus und warteten voll Sehnsucht auf den Tagesanbruch. Da die Matrosen aus dem Schiff zu entfliehen suchten und unter dem Vorgeben, sie wollten vom Vorderteil des Schiffes Anker werfen Wozu sie das Boot besteigen und die Anker in eine gewisse Entfernung vom Schiff hinausziehen mußten., das Rettungsboot ins Meer hinunterließen, sprach Paulus zu dem Hauptmann und den Soldaten Die zur Bewachung der Gefangenen dienten.: "Wenn diese Leute nicht im Schiff bleiben, so gibt's für euch keine Rettung." Da kappten die Soldaten die Taue, womit das Boot befestigt war, und ließen es ins Meer fallen Die Schiffsleute mußten also bleiben und entweder sich mit den anderen retten oder mit ihnen untergehen.. In der Zeit vor Tagesanbruch redete Paulus allen zu, sie möchten Nahrung zu sich nehmen. "Heute sind es vierzehn Tage", sprach er, "daß ihr fortwährend, ohne zu essen, in Angst schwebt und nichts Rechtes zu euch genommen habt. Darum rate ich euch dringend, jetzt etwas zu genießen. Das ist mit zu eurer Rettung nötig. Denn keinem von euch wird ein Haar von seinem Haupt fallen." Nach diesen Worten nahm er Brot, dankte Gott in aller Gegenwart, brach es und begann zu essen. Da wurden sie alle gutes Mutes und aßen auch. Wir waren im ganzen 276 Menschen an Bord. Als sie sich satt gegessen hatten, warfen sie die Getreideladung Womit das Schiff belastet war. ins Meer, um das Schiff zu erleichtern Und es auf den Strand zu setzen.. Bei Tagesanbruch konnte man das Land nicht erkennen. Man bemerkte aber eine Bucht mit einem flachen Ufer und beschloß, das Schiff womöglich dort auf den Strand laufen zu lassen. So kappte man die Ankertaue und ließ die Anker im Meer Weil man sie nicht emporziehen konnte.. Zugleich löste man die Taue, mit denen die beiden Steuerruder (während des Treibens) festgebunden waren. Dann hißten sie das Focksegel Am unteren Teil des ersten Mastes. gegen den Wind und steuerten auf den Strand zu. Dabei gerieten sie aber auf eine Sandbank Wörtlich: "auf einen Ort, der an beiden Seiten Meer hatte". Gemeint ist ein Außengrund, der vor und hinter sich tieferes Wasser hat. Die Stelle heißt noch heute St. Paulsbank, die vor der St. Paulsbucht auf Malta liegt. und ließen nun das Schiff auflaufen In der Hoffnung, es würde dann festliegen.. Doch nur das Vorderteil stemmte sich fest und blieb unbeweglich, während das Heck des Schiffes durch den Anprall der Wogen mehr und mehr zertrümmert wurde. Die Soldaten waren willens, die Gefangenen zu töten, damit keiner von ihnen ans Land schwimmen und entfliehen könne. Der Hauptmann aber wollte Paulus retten und verhinderte das Vorhaben. Er befahl, alle, die schwimmen könnten, sollten zuerst über Bord springen, um ans Land zu kommen Von da aus sollten sie dann den anderen Hilfe leisten.. Die anderen sollten folgen, teils auf Planken, teils auf anderen Stücken von dem Wrack des Schiffes. So gelang es allen, sich ans Land zu retten. Als wir sicher geborgen waren, erfuhren wir, daß die Insel Malta hieß. Die Bewohner Wörtlich: "die Barbaren"; sie waren punischer Abkunft und hatten ihre besondere Sprache. waren außerordentlich menschenfreundlich gegen uns. Sie zündeten ein großes Feuer an und sorgten für uns alle; denn es regnete und war kalt. Als nun Paulus einen Haufen Reisig zusammenraffte und aufs Feuer warf, da kroch, von der Hitze herausgetrieben, eine Natter aus dem Reisighaufen hervor und schlängelte sich Paulus um die Hand. Sobald die Leute das Tier an seiner Hand hangen sahen, sprachen sie zueinander: "Dieser Mensch ist sicher ein Mörder, den die Rachegöttin trotz seiner Rettung aus dem Meer nicht am Leben lassen will." Doch er schleuderte das Tier ins Feuer und nahm weiter keinen Schaden. Die Leute warteten darauf, daß er anschwelle oder plötzlich tot zu Boden falle. So warteten sie lange. Als sie aber sahen, daß ihm nichts Besonderes widerfuhr, da schlug ihre Meinung um, und sie behaupteten, er sei ein Gott "Noch heute feiern die Malteser jährlich am 10. Februar mit großer Begeisterung das Fest des 'Naufragio', des Schiffbruchs des Paulus, den sie als den großen Heiligen und besonderen Schutzpatron der Insel verehren. Auch jener Otter wird dabei nicht vergessen." (Schneller, Rom, S.13.). Nun hatte in jener Gegend der angesehenste Mann der Insel Wahrscheinlich der höchste römische Beamte., namens Publius, Grundbesitz. Der nahm uns Paulus, Lukas und Aristarch (27,2), wahrscheinlich auf Empfehlung des Paulus wohlgesinnten Hauptmanns Julius. auf in seinem Haus und beherbergte uns drei Tage in liebevoller Weise. Gerade damals lag des Publius Vater krank an Fieber und Ruhr. Paulus besuchte ihn, legte ihm unter Gebet die Hände auf und machte ihn gesund. Nun kamen auch alle anderen Kranken auf der Insel herbei und fanden Heilung. Sie erwiesen uns deshalb viel Ehre, und später bei der Abfahrt brachten sie uns alles an Bord, dessen wir bedurften. Nach dreimonatigem Aufenthalt fuhren wir weiter mit einem Schiff, das auf der Insel überwintert hatte; es gehörte nach Alexandria und trug als Schiffswappen das Bild der Zwillingsbrüder Wörtlich: "der Dioskuren" oder Zeussöhne Kastor und Pollux, die als Schutzherren der Schiffer galten.. Wir landeten in Syrakus An der Ostküste Siliziens. und blieben dort drei Tage. Von da fuhren wir rund um die Küste Siliziens? und kamen nach Rhegium Dem heutigen Reggio.. Tags darauf erhob sich der Wind aus Süden, und so erreichten wir schon am zweiten Tag Putéoli Putéoli war eine der wichtigsten Hafenstädte Italiens.. Da fanden wir Brüder Über den Ursprung der christlichen Gemeinde in Putéoli wissen wir nichts.. Die luden uns ein, sieben Tage bei ihnen zu bleiben Es wird nicht gesagt, wodurch dieser siebentägige Aufenthalt in Putéoli hervorgerufen wurde.. Dann machten wir uns auf den Weg nach Rom Ich verweise hier auf die schöne Schilderung in L. Schnellers "Rom", S.18ff.. Da die dortigen Brüder Näheres über uns gehört hatten Wahrscheinlich durch eine Botschaft der Christen in Putéoli (V.14)., kamen sie uns bis zu dem "Marktflecken des Appius Lateinisch: Forum Appii. Dieser Ort, etwa 65 km von Rom entfernt, ist von dem römischen Zensor Appius Klaudius, dem Blinden, 312 v.Chr. gegründet worden." und den "Drei Schenken Lateinisch: Tres tabernae; dies war ein Gasthof etwa 50 km von Rom." entgegen. Bei ihrem Anblick dankte Paulus Gott und schöpfte neuen Mut Drei Jahre vorher hatte Paulus den Christen in Rom den "Römerbrief" gesandt. Sie konnten seine Ankunft nicht abwarten. Zwei Scharen machten sich nacheinander auf, um ihn einzuholen. Die erste traf ihn in dem "Marktflecken des Appius" (dem heutigen Foro Appio), die zweite in den "drei Schenken" (wahrscheinlich dem heutigen Cisterna).. Nach unserer Ankunft in Rom erhielt Paulus die Erlaubnis, mit dem Soldaten, der ihn bewachen mußte, eine eigene Wohnung zu beziehen In einigen Handschriften lautet der Anfang von Vers 16: "Nach unserer Ankunft in Rom übergab der Hauptmann die Gefangenen dem Obersten der kaiserlichen Leibwache; Paulus aber erhielt die Erlaubnis" usw. Während die anderen Gefangenen in das öffentliche Gefängnis gebracht wurden, durfte sich Paulus mit seinen Begleitern Lukas und Aristarch in der Nähe der Prätorianerkaserne eine eigene Wohnung nehmen (vgl. Phil. 1,13). Er konnte nach Belieben ausgehen und Besuche empfangen. Aber er stand unter steter Bewachung eines Soldaten. Dabei war des Nachts sein rechter Arm mit einer Kette an den linken des Wächters geschlossen.. Drei Tage später lud Paulus die Häupter der jüdischen Gemeinde in Rom zu sich ein Damals lebten etwa 40000 bis 60000 Juden in Rom. Sie mußten nach kaiserlicher Verordnung im Judenviertel am Vatikan für sich wohnen.. Als sie sich versammelt hatten, sprach er zu ihnen: "Obwohl ich, liebe Brüder, nichts Feindliches gegen unser Volk oder die Sitten unserer Väter begangen habe, so bin ich doch in Jerusalem gefangengenommen und in der Römer Hände überliefert worden. Die haben mich verhört, und sie wollten mich freilassen, weil ich kein todeswürdiges Verbrechen begangen hatte. Da sich aber die Juden dem widersetzten, so sah ich mich genötigt, Berufung an den Kaiser einzulegen. Ich will (mich hiermit nur verteidigen,) aber keine Klage gegen mein Volk erheben. Deshalb ist es mein Wunsch gewesen, euch zu sehen und zu sprechen. Denn wegen der Hoffnung Israels trage ich diese Kette." Sie antworteten ihm: "Wir haben keine schriftliche Nachricht über dich empfangen aus Judäa, und es ist auch keiner unserer Brüder hier erschienen, um uns mündlich zu berichten oder etwas Übles von dir zu erzählen. Wir möchten aber gern von dir erfahren, was du denkst. Denn von der Richtung, der du angehörst, ist uns nur bekannt, daß man ihr allenthalben widerspricht." An einem bestimmten Tag, den sie mit ihm vereinbart hatten, kamen sie noch in größerer Anzahl als das erste Mal zu ihm in seine Wohnung. Er redete zu ihnen mit feierlichem Ernst von dem Königreich Gottes und suchte sie, ausgehend vom Gesetz Moses und von den Propheten, vom frühen Morgen bis zum Abend von Jesu Sache zu überzeugen. Die einen ließen sich auch durch seine Worte gewinnen, die anderen aber blieben ungläubig. Weil sie sich untereinander nicht einigen konnten In bezug auf die Heilsbotschaft., gingen sie endlich weg. Beim Abschied aber sprach Paulus zu ihnen dies ernste Wort: "Treffend ist, was einst der Heilige Geist durch den Propheten Jesaja zu euern Vätern geredet hat: Geh hin zu diesem Volk und sprich zu ihm: Hören sollt ihr und nicht verstehen, sehen und nicht erkennen. Denn das Herz dieses Volkes ist verstockt. Ihre Ohren hören schwer, und ihre Augen haben sie verschlossen. Sie können sie nicht sehen mit ihren Augen, mit ihren Ohren können sie nicht hören, mit ihrem Herzen nicht verstehen und sich bekehren, daß ich sie heile Jes. 6,9f. nach LXX. Vgl. Matth. 13,13-15; Mark. 4,12; Joh. 12,40.. So wisset denn: Den Heiden ist dies Gottesheil gesandt worden. Bei ihnen findet's auch Gehör In einigen Handschriften finden sich hier noch als V. 29 die Worte: "Als er dies gesagt hatte, gingen die Juden weg, während sie heftig untereinander stritten."." Paulus blieb dann zwei volle Jahre in einer Wohnung, die er sich auf seine Kosten gemietet hatte, und durfte dort alle empfangen, die ihn besuchen wollten. Er verkündigte das Königreich Gottes und lehrte von dem Herrn Jesus Christus mit aller Offenheit und ohne jedes Hindernis.
An die Römer Paulus, ein Knecht Jesu Christ, berufen zum Apostel und auserkoren, um Gottes Frohe Botschaft zu verkünden. - Die hat Gott in den heiligen Schriften Des Alten Bundes. durch seine Propheten zuvor verheißen über seinen Sohn. Der ist dem Fleisch nach Seiner menschlichen Abstammung nach. aus Davids Geschlecht hervorgegangen, nach dem Geist der Heiligkeit D.h. wohl: weil er von dem Geist, der Heiligkeit wirkt, erfüllt und geleitet wurde, vgl. Hebr. 9,14. aber ist er durch seine Auferstehung von den Toten zu der Machtfülle des Sohnes Gottes erhoben worden Durch die Auferweckung Jesu vollzog Gott seinen Einsetzungsspruch in Ps. 2,7: Du bist mein Sohn usw. Vgl. Apg. 13,33; Hebr. 1,5; Matth. 28,18. Vgl. auch zu V.3 und 4: 1. Tim. 3,16: "Der offenbart ist im Fleisch, der ist gerechtfertigt worden durch den Geist.". Durch ihn, unseren Herrn Jesus Christus, haben wir die Gnadengabe des Apostelamtes empfangen, um zu seines Namens Ehre unter allen Völkern solche zu sammeln, die dem Glauben gehorsam werden. Inmitten dieser Völkerwelt seid auch ihr von Jesus Christus berufen. - Euch allen, als Geliebten Gottes und berufenen Heiligen Heilige werden die Christen im N.T. oft genannt, weil Gott sie von der Welt, d.h. der ungläubigen Menschheit, abgesondert (Joh. 17,14.16) und sie durch die Taufe in Christi Gemeinschaft versetzt hat, in der sie nun auch in der Heiligung wandeln sollen. in Rom, entbiete ich meinen Gruß. Gnade und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus! Besonders danke ich meinem Gott durch Jesus Christus für euch alle, daß von euerm Glauben in der ganzen Welt die Rede ist. Denn Gott, dem ich in meinem Geist diene, indem ich die Frohe Botschaft seines Sohnes verkündige, - der ist mein Zeuge, wie unablässig ich euer gedenke. Stets flehe ich in meinen Gebeten zu Gott, er möge mir, wenn es sein Wille ist, nun endlich die Wege bahnen, daß ich zu euch kommen könne. Denn mich verlangt danach, euch zu sehen, um euch diese und jene geistliche Gabe zu eurer Stärkung mitzuteilen, oder richtiger gesagt: wir - ihr und ich - wollen uns, wenn ich bei euch bin, durch unseren Glauben gegenseitig ermuntern. Es drängt mich, euch zu sagen, Brüder, daß ich mir schon oft vorgenommen habe, euch zu besuchen. Bis jetzt aber bin ich immer wieder daran gehindert worden. Denn auch unter euch möchte ich ebenso wie in den Ländern anderer Völker etwas Frucht einsammeln. Griechen und Nichtgriechen, Gebildeten und Ungebildeten bin ich ja zu dienen verpflichtet. Daher bin ich, soviel an mir liegt, gern bereit, auch euch in Rom die Frohe Botschaft zu verkünden. Wahrlich, ich schäme mich der Frohen Botschaft nicht. Sie ist ja eine Gotteskraft, die allen, die da glauben, Rettung bringt: zuerst den Juden, dann auch den Griechen An Juden und Griechen hatte sich bis dahin die Verkündigung der Heilsbotschaft fast ausschließlich gerichtet; die barbarischen Völker waren noch so gut wie gar nicht mit der Heilsbotschaft in Berührung gekommen. Den Juden sollte das Heil zuerst angeboten werden (Apg. 13,46).. Denn Gottes Gerechtigkeit Gerechtigkeit ist eine Eigenschaft Gottes, die sich in der Heilsbotschaft offenbart. Im Heidentum und den ungläubigen Juden gegenüber offenbart sich aber nicht Gottes Gerechtigkeit, sondern Gottes Zorn (1,18). Gottes Gerechtigkeit steht also im Gegensatz zu Gottes Zorn. Unter Gottes Gerechtigkeit kann hier also nicht Gottes Strafgerechtigkeit verstanden werden. Gottes Gerechtigkeit ist die Eigenschaft Gottes, vermöge deren er die sündige Menschheit zum Heil führt. Sie ist verwandt mit der Treue Gottes (3,3; vgl. 1. Joh. 1,9). Nun soll aber die Gerechtigkeit, die ursprünglich eine Eigenschaft Gottes ist, auch eine Eigenschaft der Gläubigen werden (4,5). Gerecht, gerade oder recht beschaffen ist der Mensch aber Gott gegenüber, wenn er so ist, wie Gott ihn haben will. Gerechtigkeit des Menschen Gott gegenüber umfaßt alles, was Gott von uns fordert, nicht nur die äußeren Handlungen, sondern auch die Gedanken, das Herz, die innere Gesinnung. Gerechtigkeit ist daher die genaue Übereinstimmung mit dem rechten göttlichen Maßstab. Die Gerechtigkeit umfaßt also das ganze Wesen des Menschen. Niemand ist gerecht, dessen Herz nicht recht ist vor Gott, dessen ganzer Zustand nicht so ist, wie Gott ihn haben will. Gottes Gerechtigkeit, wie der Apostel in V.17 nun weiter sagt, "kommt aus Glauben, und sie führt zum Glauben". Sie kommt aus Jesu Glauben (vgl. 3,21-26). Denn Jesus, der hier auf Erden einen Wandel im Glauben geführt hat, hat sowohl durch sein sündloses Leben wie durch sein teures Leiden und Sterben alle Gerechtigkeit erfüllt. Und Gottes Gerechtigkeit führt zum Glauben der Gemeinde. Denn Gott nimmt um seines Sohnes willen alle gnädig an, die sich in Buße und Glauben zu ihm bekehren. Er macht sie gerecht, indem er sie durch das Bad der Wiedergeburt in der Taufe in Christus, den allein Gerechten, einpflanzt, in dessen Gemeinschaft sie im Glauben beharren müssen. - Die Gerechtigkeit, die also zuerst als Eigenschaft Gottes erscheint (3,5), dann als Eigenschaft Christi (5,21), wird schließlich zur Eigenschaft der Gläubigen. Ähnlich verhält es sich mit der Herrlichkeit Gottes. Zunächst eine Eigenschaft Gottes (1,23), wird sie auch den Kindern Gottes zuteil (8,21), aber nur durch Christus. wird darin In der Heilsbotschaft. - V.16 und 17 enthalten das Thema des Römerbriefs. offenbar: sie kommt aus Glauben, und sie führt zum Glauben, wie geschrieben steht: Der Gerechte wird durch den Glauben das Leben erlangen Zwei Gedanken finden sich in diesem Prophetenwort Hab. 2,4: 1. Der Gerechte gelangt zum Leben. 2. Der Gerechte wird durch den Glauben das Leben erlangen. - Vgl. Gal. 2,16; Hebr. 10,38.. Denn Hier begründet der Apostel zunächst den Gedanken, daß der Gerechte zum ewigen Leben gelangt, während der Gottlose - er sei Heide oder Jude - dem göttlichen Zorngericht verfällt. Gottes Zorn wird fort und fort vom Himmel offenbar über alle Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit solcher Menschen, die die Wahrheit durch Ungerechtigkeit zu unterdrücken suchen. Denn Grund, warum sich Gottes Zorngericht offenbart. was man von Gott erkennen kann, das ist unter ihnen wohlbekannt. Gott selbst hat es ihnen kundgemacht. Sein unsichtbares Wesen - seine ewige Macht und göttliche Größe - läßt sich ja seit der Erschaffung der Welt in seinen Werken deutlich wahrnehmen. Darum sind die Menschen auch ohne Entschuldigung, wenn sie trotz ihrer Erkenntnis Gottes ihm nicht als Gott Ehre und Dank dargebracht haben, sondern auf nichtige Gedanken verfallen und mit ihrem unverständigen Herzen in Finsternis geraten sind. In ihrem Weisheitsstolz sind sie zu Narren geworden: die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes haben sie vertauscht mit armseligen Bildern von vergänglichen Menschen, Vögeln, vierfüßigen Tieren und kriechendem Gewürm Vgl. Ps. 106,20.. Deshalb hat sie Gott in den bösen Begierden ihrer Herzen der Unreinigkeit preisgegeben, daß sie ihre eigenen Leiber schändeten, weil sie die Wahrheit Gottes Das wahre Wesen Gottes, die Herrlichkeit Gottes (V.23). mit der Lüge "Die Lüge" bedeutet: die Götzen (Amos 2,4). vertauscht und dem Geschöpf mehr Verehrung und Dienst erwiesen haben als dem Schöpfer, der da gepriesen sei in Ewigkeit. Amen. Darum hat sie Gott schändlichen Leidenschaften preisgegeben. Ihre Weiber haben statt des natürlichen Geschlechtsverkehrs widernatürlichen Umgang gepflogen. Ebenso haben die Männer den natürlichen Verkehr mit dem Weib aufgegeben und sind in ihrer Begierde gegeneinander entbrannt: Männer haben mit Männern Unzucht getrieben und die gebührende Strafe für ihre Verirrung an ihrem eigenen Leib empfangen Der Leib wurde durch die widernatürliche Unzucht zerrüttet.. Weil ihnen nichts daran lag, die Erkenntnis Gottes festzuhalten, hat sie Gott einer verwerflichen Sinnesweise preisgegeben, so daß sie schmähliche Dinge treiben. Sie sind erfüllt mit aller Ungerechtigkeit, Bosheit, Habsucht und Schlechtigkeit. Sie sind voller Neid, Mord, Streit, Trug und Tücke. Sie verleumden heimlich und öffentlich. Sie sind gottlose Frevler, übermütige Prahler, erfinderisch im Bösen. Sie sind den Eltern ungehorsam, sie sind unverständig, wortbrüchig, lieblos und unbarmherzig. Sie wissen ganz genau, daß nach dem Gesetz Gottes alle solche Frevler den Tod verdienen. Trotzdem aber begnügen sie sich nicht damit, selbst dergleichen Sünden zu begehen; nein, sie rühmen auch noch ganz offen die anderen, die solche schändlichen Dinge treiben. Darum "Darum" begründet 1,32. Wenn ein Mensch, der selbst unsittlich lebt, die Sittenlosigkeit anderer verurteilt, so verurteilt er damit sich selbst. Denn durch sein Urteilen bezeugt er ja, daß er ein für alle Menschen gültiges Sittengesetz kennt. Der "Mensch" ist in dem Kreis jener Gottlosen zu suchen, die der Apostel von 1,18 an schildert. gibt es keine Entschuldigung für dich, oh Mensch, wer du auch seist, wenn du dich zum Richter über andere aufwirfst. Indem du nämlich einem anderen das Urteil sprichst, verurteilst du dich selbst. Denn du, sein Richter, begehst ja ganz dieselben Sünden. Anderseits wissen wir: Gottes Urteilsspruch richtet sich wirklich gegen alle, die solche Sünden tun. Wenn du nun dergleichen Sünden verurteilst und selbst in solchen Sünden lebst, kannst du dann vielleicht darauf rechnen, o Mensch, daß du dem Gericht Gottes entrinnen werdest? Oder verachtest du den Reichtum seiner Güte, Geduld In seiner Geduld schiebt Gott das Gericht hinaus. und Langmut? Willst du nicht anerkennen, daß dich Gottes Güte zur Sinnesänderung zu leiten sucht? Bist du aber hartnäckig, und ist dein Herz unbußfertig, so sammelst du dir einen Schatz von Zorn, (der dir ausbezahlt werden soll) an jenem Tag, wo sich Gottes Zorn entlädt und sein gerechtes Gericht offenbar wird. Denn Gott wird einem jeden vergelten nach seinen Werken Ps. 62,13; Spr. 24,12; Gal. 6,7-8.. Den einen, die nach dem ewigen Leben trachten, wird, wenn sie im Guten standhaft bleiben, Herrlichkeit, Ehre und Unvergänglichkeit zuteil. Die anderen aber, die in Widerspenstigkeit der Wahrheit nicht gehorchen, sondern der Ungerechtigkeit folgen, trifft Zorn und Grimm. Trübsal und Angst erleiden alle, die Böses tun, zuerst die Juden, dann auch die Griechen. Doch Herrlichkeit, Ehre und Friede wird denen zuteil, die Gutes tun, zuerst den Juden, dann auch den Griechen. Denn Gott urteilt nicht nach äußeren Unterschieden. Alle, die, ohne das Gesetz zu kennen, gesündigt haben, werden auch ohne den Richterspruch des Gesetzes dem Verderben anheimfallen. Und alle, die gesündigt haben, während sie unter dem Gesetz standen, werden durch das Gesetz ihr Urteil empfangen. Denn nicht solche, die das Gesetz nur hören Bei der Verlesung am Sabbat., sind gerecht in Gottes Augen, sondern die das Gesetz erfüllen, die sollen gerechtgesprochen werden Dem Einwand, daß V.13 wohl auf Juden, aber nicht auf Heiden anwendbar sei, wird nun in V.14 begegnet: Auch die Heiden haben ein Gesetz.. Sooft nämlich Heiden, die doch kein Gesetz haben, aus innerem Trieb des Gesetzes Forderungen erfüllen, so sind sie, ohne ein Gesetz zu haben, sich selbst ein Gesetz. Denn durch ihr Verhalten D.h. dadurch, daß sie die Forderungen des Gesetzes erfüllen (V.14a). beweisen sie, daß die Kenntnis jenes Tuns, das vom Gesetz gefordert wird, in ihrem Herzen eingeschrieben steht. Dafür Für die Tatsache, daß der Hauptinhalt des Gesetzes in ihrem Herzen niedergeschrieben ist, zeugt auch ihr Bewußtsein von gut und böse, von Recht und Unrecht. zeugt auch ihr sittliches Bewußtsein: ihre Gedanken verklagen sich untereinander und suchen sich auch wohl zu rechtfertigen Diese Worte erklären näher, wie sich bei den Heiden das Zeugnis ihres sittlichen Bewußtseins oder Gewissens im einzelnen äußert.. Das wird sich zeigen an dem Tag, wo Gott - nach der Heilsbotschaft, die ich verkündige - die verborgenen Gedanken der Menschen durch Jesus Christus richten wird Gott wird die Heiden nicht darum verdammen, weil sie Heiden sind und weder das Gesetz Moses noch die christliche Heilsbotschaft gehört haben. Denn Gott ist ein unparteiischer Richter, und so wird er sich auch den Juden gegenüber beweisen. Das wird nun V.17-29 dargelegt.. Du bist stolz auf den Namen Jude, du betrachtest das Gesetz als ein Ruhekissen, du rühmst dich deines Gottes und kennst seinen Willen. Durch die Belehrung im Gesetz hast du Klarheit über den Unterschied von gut und böse. Du traust dir zu, ein Führer der Blinden zu sein, ein Licht derer, die im Finsteren wandeln, ein Erzieher der Unverständigen, ein Lehrer der Unmündigen. Denn im Gesetz hast du ja den klaren Ausdruck der Erkenntnis und der Wahrheit. Belehrst du nun aber andere und folgst selbst deiner Lehre nicht, predigst du: nicht stehlen! und stiehlst, gebietest du: nicht ehebrechen! und brichst die Ehe, verabscheust du die Götzen und beraubst doch ihre Tempel Vgl. 5. Mos. 7,25f.; 2. Makk. 12,40.: machst du da nicht trotzdem deines Prahlens mit dem Gesetz durch deine Gesetzesübertretung deinem Gott Schande? Denn: Um euretwillen wird der Name Gottes unter den Heidenvölkern verlästert -, so steht ja geschrieben Vgl. Jes. 52,5; Hes. 36,20.. Gewiß: die Beschneidung ist heilsam, wenn du das Gesetz erfüllst In V.17-24 hat der Apostel gezeigt, daß dem Juden sein Pochen auf das Gesetz den Heiden gegenüber vor dem Gericht Gottes keinen Vorteil bringt, und daß daher auch auf ihn die in V.6-13 entwickelte Regel des göttlichen Endgerichts Anwendung findet. Hier konnte nun ein Jude den Einwurf machen: Soll es denn in Gottes Augen gar keinen Wert haben, daß ich als Abrahamssohn beschnitten bin?. Übertrittst du aber das Gesetz, so bist du nicht besser als ein unbeschnittener Heide. Wenn anderseits ein Unbeschnittener die Verordnungen des Gesetzes beobachtet, wird er da nicht, obwohl unbeschnitten, als ein Beschnittener angesehen werden? Ja, der von Haus aus Unbeschnittene, der das Gesetz erfüllt, wird dich verurteilen, der du trotz deines geschriebenen Gesetzes und deiner Beschneidung ein Gesetzesübertreter bist. Denn das ist kein rechter Jude, der es nur äußerlich ist; und das ist keine wahre Beschneidung, die nur äußerlich am Fleisch vollzogen wird. Das ist vielmehr ein rechter Jude, der es nach seiner inneren Gesinnung ist; und die wahre Beschneidung ist die Beschneidung des Herzens: da waltet der Geist, nicht der Buchstabe. Und da folgt auch Anerkennung Am Tag des Gerichts, 1. Kor. 4,5., zwar nicht von Menschen, aber von Gott. Haben denn da die Juden (vor den Heiden) überhaupt noch etwas voraus? Oder bringt die Beschneidung irgendeinen Nutzen? O ja, die Juden haben in jeder Hinsicht viel voraus: vor allem deshalb, weil ihnen Gottes Offenbarungsworte anvertraut worden sind. Denn was tut's, daß manche untreu geworden sind? Hebt etwa ihre Untreue Gottes Treue auf? Nimmermehr! Im Gegenteil: es soll sich zeigen, daß Gott (treu und) wahrhaftig ist, während alle Menschen Lügner sind Ps. 116,11., wie geschrieben steht: Du sollst recht behalten mit deinem Richterspruch und als Sieger dastehen, wenn man mit dir streitet Ps. 51,6. Der Psalmist erkennt als reuiger Sünder die Gerechtigkeit des göttlichen Gerichts an.. Wenn aber so unsere Ungerechtigkeit Gottes Gerechtigkeit ins helle Licht stellt, was dann? Ist dann Gott - menschlich gesprochen - nicht ungerecht, wenn er sein Zorngericht verhängt? Nimmermehr! Denn wie könnte Gott sonst der Weltenrichter sein? Wenn sich ferner Gottes Wahrheit durch meine "Lügenpredigt Die Verkündigung des Apostels wurde von seinen jüdischen und judenchristlichen Gegnern als Lügenpredigt geschmäht." um so herrlicher erwiesen hat zu seinem Ruhm, warum werde auch ich dann noch immer als Sünder angesehen Nämlich: von meinen Feinden.? Ja, warum sollten wir dann nicht alle nach jenem Grundsatz handeln, den uns gewisse Leute lästerlich in den Mund legen: "Laßt uns das Böse tun, damit Gutes daraus komme"? Leute, die so denken, trifft Gottes Strafurteil mit Recht. Wie steht es nun? Zeichnen wir (Juden) uns durch unser Verhalten wirklich (vor den Heiden) aus? Nicht im geringsten. Wir haben ja im vorigen gegen Juden und Heiden dieselbe Anklage erheben müssen, daß sie alle unter der Herrschaft der Sünde stehen. Es heißt ja in der Schrift: Keiner ist gerecht, auch nicht einer; keiner ist verständig, keiner fragt nach Gott. Sie alle sind abgewichen, allesamt verderbt. Keiner ist da, der Gutes tut, auch nicht einer Ps. 14,1-3.. Ihre Kehle ist ein offenes Grab, mit ihren Zungen reden sie Betrug Ps. 5,10.. Otterngift ist unter ihren Lippen Ps. 140,4.. Ihr Mund ist voller Fluch und Bitterkeit Ps. 10,7.. Ihre Füße eilen, um Blut zu vergießen; Zerstörung und Jammer sind auf ihren Wegen, und den Weg des Heils kennen sie nicht Jes. 59,7.. Es ist keine Gottesfurcht vor ihren Augen Ps. 36,2.. Nun wissen wir, daß sich die Worte des Gesetzes zunächst an die richten, die unter dem Gesetz stehen. Schließlich aber kommt dadurch doch jedes Menschen Mund zum Schweigen, und die ganze Welt steht schuldig da vor Gott. Denn aus Gesetzeswerken wird kein Mensch vor ihm gerechtfertigt Ps. 143,2.. Das Gesetz wirkt ja nur Erkenntnis der Sünde. Nun ist aber, ganz unabhängig von irgendeinem Gesetz, eine Gerechtigkeit Gottes offenbar geworden Das Perfektum [pefanerootai] bedeutet: sie ist ein für allemal geschichtlich offenbar geworden, aber die Wirkung dieser Offenbarung dauert fort in der Gegenwart (vgl. Hebr. 9,26)., auf die schon das Gesetz und die Propheten hingewiesen haben Der Kern der Schriften des Alten Bundes ist ja das Bekenntnis: Jahwe, unsere Gerechtigkeit (Jer. 23,6; 33,16)., nämlich Gottes Gerechtigkeit durch den Glauben Jesu Christi Durch den Glauben Jesu Christi, des Gerechten, ist Gottes Gerechtigkeit offenbar geworden. Christi Glaube ist heilsbegründend: durch seinen Tod, den er im Glauben erduldete (V.25), hat er uns das Heil erworben. Unser Glaube ist heilsaneignend: dadurch wird uns Gottes Gerechtigkeit zuteil (V.22, Schluß)., die zuteil wird allen, die da glauben. Denn hier gibt's keinen Unterschied: alle (die zum Glauben kommen) sind früher Sünder gewesen und haben nichts aufzuweisen, was Gott gefallen könnte. Sie empfangen vielmehr die Gerechtigkeit von ihm als unverdientes Gnadengeschenk durch die Befreiung "Aus der Schuldhaft", die durch eine Loskaufung erfolgt ([apolytroosis], vgl. Kol. 1,14; Eph. 1,7; Hebr. 9,15. 12). Hier (Röm. 3,24) scheint der Apostel an das Vorbild des jüdischen Erlaßjahres zu denken: 3. Mos. 25,10; Jes. 61,2; Luk. 4,19. Das Erlaßjahr wurde am großen Versöhnungstag ausgerufen (3. Mos. 25,9). Da ward der Gnadenstuhl, d.h. der goldene Deckel der Bundeslade, mit dem Opferblut besprengt (3. Mos. 16,14-16). in Christus Jesus In Christus hat Gott ein Erlaßjahr verkündigen lassen; er hat die ihm durch ihre Sündenschuld verhaftete und seinem Strafgericht verfallene Menschheit in Freiheit gesetzt. Durch die gläubige Annahme dieser Befreiung, also ganz unverdient und aus Gnaden, werden nun die sündigen Menschen vor Gott gerecht. - In den Stellen Luk. 21,28; Röm. 8,23; Eph. 1,14; 4,30 ist die Befreiung, Errettung oder Erlösung [apolytroosis] ein noch zukünftiges Gut. In 1. Kor. 1,30 sind beide Bedeutungen vereinigt.. Den hat Gott öffentlich zur Schau gestellt als Gnadenstuhl durch seinen blutigen Tod, den er im Glauben erduldet hat Wie komme ich zu dieser Übersetzung? Die Stelle lautet im Griechischen: [hon proetheto ho theos hilasteerion dia tees pisteoos en too autou haimati]. Luther übersetzt: "welchen (gemeint ist Christus Jesus) Gott hat vorgestellt zu einem Gnadenstuhl durch den Glauben in seinem Blut". Das ist nun zwar wörtlich übersetzt, aber ist es auch verständlich? Zunächst ist zu beachten, daß die Worte "durch den Glauben" in wichtigen Handschriften des Neuen Testaments fehlen. Dann braucht aber der Ausdruck "in seinem Blut" auch nicht von den Worten "durch den Glauben" abzuhängen, so daß hier der Glaube an Christi Blut gemeint wäre. Dieser Ausdruck kommt auch bei Paulus sonst gar nicht vor. Die Worte "in seinem Blut" werden vielmehr am einfachsten verbunden mit "Gott hat Christus Jesus vorgestellt zu einem Gnadenstuhl". Christus wird hier ein Gnadenstuhl genannt, weil er der Träger und Spender der göttlichen Gnade ist. Die Bedeutung Gnadenstuhl hat das hier gebrauchte griechische Wort [hilasteerion] in der einzigen Stelle, wo es sonst noch im Neuen Testament vorkommt (Hebr. 9,5), und fast überall in LXX. Der Gnadenstuhl, d.h. der goldene Deckel der Bundeslade im Allerheiligsten der Stiftshütte, war für Israel ein Sinnbild der Gegenwart des gnädigen, bundestreuen Gottes (2. Mos. 25,22; 4. Mos. 7,89). Aber der Gnadenstuhl war dem Auge des Volkes verborgen. Nur der Hohepriester, und auch er nur einmal im Jahr am großen Versöhnungstag, durfte das Allerheiligste betreten. Christus dagegen ist als Spender der göttlichen Gnade aller Welt zugänglich. Denn Gott hat ihn als Gnadenstuhl oder Gnadenspender "vorgestellt", d.h. "zur Schau gestellt", aber "in seinem Blut", d.h. durch seinen blutigen Opfertod am Kreuz. Und was bedeuten nun die Worte "durch den Glauben" oder nach anderer Lesart "durch Glauben" [dia pisteoos]? Wenn sie nicht mit den Worten "in seinem Blut" verbunden werden, also sich nicht auf den heilsaneignenden Glauben der Christen beziehen, so können sie nur verstanden werden von dem Glauben Jesu Christi, der "durch den Glauben" das Versöhnungsopfer auf Golgatha vollbracht hat. So ergibt sich meine Übersetzung: "Den (Christus Jesus) hat Gott öffentlich zur Schau gestellt als Gnadenstuhl durch seinen blutigen Tod, den er im Glauben erduldet hat." Und hat Jesus nicht am Kreuz das höchste Maß des Glaubens bewiesen? Die Hauptsache im Glauben ist ja das feste, unerschütterliche kindliche Vertrauen auf Gott, den himmlischen Vater. Das hat Jesus stets in seinem Erdenwandel bewiesen (Hebr. 2,13), am herrlichsten aber am Kreuzesstamm. Da hat er im Glauben die Gottverlassenheit überwunden, seinen Geist in des Vaters Hände befohlen und das große Versöhnungswerk vollbracht.. Damit Nämlich: durch Jesu Kreuzestod, durch den die Sünden gesühnt wurden. wollte Gott zunächst seine (richterliche) Gerechtigkeit erweisen, weil er die vorher begangenen Sünden D.h. die Sünden der vorchristlichen Menschheit (vgl. Apg. 17,30). in seiner Langmut Und zwar im Blick auf Jesu Kreuzesopfer. ungestraft hat hingehen lassen. Dann aber wollte er auch seine (gnadenspendende) Gerechtigkeit erweisen für die gegenwärtige Zeit. So sollte offenbar werden Indem jetzt Gottes heilwirkende, gnadenspendende Gerechtigkeit in vollem Einklang steht mit seinem heiligen Wesen und seiner richterlichen Gerechtigkeit., daß er selbst (als Richter) gerecht ist, und daß er auch (aus Gnaden) den rechtfertigt, der Glauben hat wie Jesus Wörtlich: "der aus Jesu Glauben ist", [ton ek pisteoos Ieesou]. Dies versteht man gewöhnlich mit Luther: "der da ist des Glaubens an Jesum". Man faßt also den gen. [Ieesou] als gen. obj. Nun findet sich aber ganz derselbe griechische Ausdruck auch Röm. 4,16. Da heißt es: Die göttliche Verheißung steht sicher für alle wahren Nachkommen Abrahams, und zwar nicht allein für die, die das Gesetz empfangen haben, sondern auch für jeden, der "aus Abrahams Glauben ist", [too ek pisteoos Abraam]. Abrahams Glaube kann aber hier unmöglich bedeuten "Glaube an Abraham". Das wäre ja ganz sinnlos. "Aus Abrahams Glauben sein" heißt vielmehr, wie die Ausleger erklären und wie auch jeder Laie einsieht, "Glauben haben wie Abraham". Auch Luther übersetzt hier: "der des Glaubens Abrahams ist". Und was heißt da am einfachsten und verständlichsten "aus Jesu Glauben sein"? Doch wohl nichts anderes als "Glauben haben wie Jesus". Die Hauptsache im Glauben ist aber das zuversichtliche Vertrauen auf Gott. Dies Vertrauen hat Jesus im vollkommensten Maße bewiesen. Nun rechtfertigt Gott den, der Glauben hat wie Jesus, d.h. den, der wie Jesus kindlich auf den himmlischen Vater vertraut und in solchem Vertrauen die ihm in Christus angebotene Gnade Gottes dankbar annimmt. Im Glauben an Jesus gilt es auch zu glauben wie Jesus, obwohl hier zu bedenken ist, daß der Glaube der Kinder Gottes dem Glauben des Sohnes Gottes nur ähnlich sein kann. Ja nicht einmal durch die Auferstehung werden wir Christus gleich, wir werden ihm nur ähnlich sein (1. Joh. 3,2). - Schon der Ungetaufte, der an Jesus Christus glaubt, muß in gewissem Sinne glauben wie Jesus, denn sein Glaube kann nicht ohne Vertrauen sein. Aber kindliches Vertrauen auf den himmlischen Vater, wie es Jesus bewiesen hat, kann nur den erfüllen, der durch die Taufe in Christi Gemeinschaft steht und zu einem Kind Gottes angenommen ist (vgl. Röm. 6,3ff.; Gal. 3,27; Tit. 3,5). In ihm kann Christus leben (Gal. 2,20) und Gestalt gewinnen, er kann deshalb auch glauben wie Jesus. Wie hier Röm. 3,26, so fasse ich auch überall in den paulinischen Briefen in den Ausdrücken pistis Jesu Christu, pistis Christu, pistis Jesu den Genitiv nicht objektiv, sondern subjektiv; ich übersetze also: der Glaube Jesu Christi. Denn wenn Paulus klar und unmißverständlich von dem Glauben an Jesus redet, so sagt er nicht einfach pistis Jesu Christu, sondern er drückt sich umständlicher und bestimmter aus, indem er Wendungen gebraucht, die jeden Zweifel in bezug auf seine Meinung ausschließen. Ich verweise hier auf den griechischen Wortlaut der Stellen Philem. 5; Kol. 1,4; 2,5; Eph. 1,15, auch 1. Thess. 1,8. Die Stellen der paulinischen Briefe, in denen von dem Glauben Jesu Christi die Rede ist, sind: Gal. 2,16.20; 3,22; Röm. 3,22.25.26; Eph. 3,12 und Phil. 3,9. Dazu kommen noch drei Stellen in den Briefen des Paulus an Timotheus, wenn sich dort auch nicht der genitivische Ausdruck Pistis Jesu Christi, sondern eine Umschreibung findet: 1. Tim. 1,14; 2. Tim. 1,13; 3,15. Auch Jak. 2,1; Offb. 2,13; 14,12, wo ebenfalls von Jesu Glauben die Rede ist, werden die griechischen Genitive am einfachsten als gen. subj. oder auct. verstanden, ebenso der Genitiv in dem Ausdruck Mark. 11,22: [pistis theou]. Endlich lassen sich auch die Genitive in 2. Thess. 2,12 ([pistis aleetheias]), in Phil. 1,27 ([pistis tou euangeliou]) und in Apg. 3,16 ([pistis tou onomatos autou]) ohne Schwierigkeit als gen. subj. oder auct. fassen. - Fast alle erwähnten Stellen gewinnen an Klarheit und Tiefe, wenn man die betreffenden Genitive nicht objektiv erklärt, sondern subjektiv.. Wo bleibt denn nun das Rühmen Der Juden.? Damit ist's aus für immer. Durch was für ein Gesetz? Durch ein Gesetz, das Werke fordert? Im Gegenteil: durch ein Gesetz, das Glauben fordert. So kommen wir zu dem Schluß, daß der Mensch, ganz unabhängig von Gesetzeswerken, durch den Glauben gerechtfertigt wird. Oder ist Gott etwa nur der Juden Gott? Ist er nicht auch der Heiden Gott? Gewiß, er ist auch der Heiden Gott. Denn es gibt nur einen Gott, und der rechtfertigt die Juden aus Glauben und die Heiden durch den Glauben. Bringen wir nun etwa das Gesetz zu Fall durch den Glauben? Nimmermehr! Wir bringen vielmehr das Gesetz erst recht zur Geltung Vielleicht soll 3,31 zu Kap. 4 überleiten. Dann wäre der Sinn: Erst die Botschaft vom Glauben bringt das Gesetz, d.h. die Schriftoffenbarung des Alten Testamentes, zur vollen Geltung. Denn schon Abraham ist ja nicht durch Werke gerechtfertigt worden, sondern durch den Glauben.. Was hat denn unser Ahnherr Abraham durch sein eigenes Tun erreicht? Wäre Abraham aus Werken gerechtfertigt worden, so hätte er freilich Grund, sich zu rühmen. Aber Gott gegenüber ist es anders. Denn was sagt die Schrift? Abraham glaubte Gott, und das ward ihm angerechnet zur Gerechtigkeit 1. Mos. 15,6.. Hat nun einer Werke aufzuweisen, so wird ihm der verdiente Lohn nicht aus Gnaden angerechnet, sondern aus Schuldigkeit. Wer aber keine Werke aufweisen kann, sondern glaubt an den, der den Gottlosen rechtfertigt, dem wird sein Glaube angerechnet zur Gerechtigkeit. Auch David preist ja den Menschen selig, dem Gott ganz unabhängig von Werken Gerechtigkeit anrechnet: Selig sind, denen die Übertretungen vergeben und deren Sünden zugedeckt sind! Selig ist der Mann, dem der Herr die Sünde nicht anrechnet Ps. 32,1-2.! Bezieht sich nun diese Seligpreisung allein auf die Beschnittenen oder auch auf die Unbeschnittenen? Abraham - so behaupten wir ja - ward sein Glaube angerechnet zur Gerechtigkeit. Wann ist er ihm denn angerechnet worden? Vor oder nach seiner Beschneidung? Nicht nach der Beschneidung, sondern schon vorher. Das Zeichen der Beschneidung empfing er dann als Siegel der Gerechtigkeit jenes Glaubens, den er schon als Unbeschnittener bewiesen hatte. So sollte er ein Vater aller derer sein, die als Unbeschnittene zum Glauben kommen - denn auch ihnen sollte die Gerechtigkeit angerechnet werden -. Aber er sollte auch ein Vater von Beschnittenen sein, das heißt derer unter den Beschnittenen, die nicht nur äußerlich beschnitten sind, sondern die auch Ebenso wie die Heidenchristen. in den Fußtapfen jenes Glaubens wandeln, den unser Vater Abraham schon als Unbeschnittener bewiesen hat. Auch die Verheißung, die Welt zum Erbe zu empfangen Vgl. 1. Mos. 17,7f. Schon die jüdische Theologie dehnte die Erbschaft Abrahams auf die ganze Erde aus.,die Abraham und seinen Nachkommen zuteil geworden, ist nicht an die Erfüllung eines Gesetzes geknüpft, sondern sie ist bedingt durch die Gerechtigkeit des Glaubens. Erben nämlich solche, die ein Gesetz erfüllen, so hat der Glaube keinen Wert und die Verheißung keine Geltung. - Jedes Gesetz führt ja Strafe herbei. Nur da, wo es kein Gesetz gibt, ist auch von Übertretung keine Rede V.15 begründet, warum ein Gesetz überhaupt nicht solche Segnungen mitteilen kann, wie sie Abraham verheißen worden sind. -. Deshalb erben nur solche, die Glauben haben; denn das Erbe soll ja ein Gnadengeschenk sein. Und nur in diesem Fall steht die Verheißung sicher für alle (wahren) Nachkommen Abrahams - nicht allein für die, die das Gesetz empfangen haben D.h. für die Juden, die leiblichen Nachkommen Abrahams., sondern auch für alle, die Glauben haben wie Abraham. So ist er unser aller Vater - wie geschrieben steht: Zum Vater vieler Völker Nicht nur des Judenvolkes. habe ich dich bestimmt 1. Mos. 17,5. -. Und das Nämlich: unser aller Vater. ist er nach Gottes Willen. Denn ihm hat er geglaubt: ihm, der die Toten lebendig macht, und der das Nichtseiende ins Dasein ruft. Selbst da, wo nichts zu hoffen war, hat er voll Hoffnung an dem Glauben festgehalten, daß er ein Vater vieler Völker werden solle, gemäß dem Wort: So (zahlreich) sollen deine Nachkommen sein 1. Mos. 15,5.. Und ohne im Glauben schwach zu werden, sah er, wie sein eigener Leib die Lebenskraft verloren hatte - denn er war fast hundert Jahre alt -, und wie auch Saras Mutterschoß erstorben war. Er zweifelte nicht ungläubig an Gottes Verheißung. Nein, er wurde stark im Glauben und gab Gott die Ehre D.h.: er erkannte Gottes Allmacht an. in der festen Überzeugung, daß er seine Verheißung auch erfüllen könne. Darum ist ihm auch (sein Glaube) angerechnet worden zur Gerechtigkeit. Doch dies Wort: "Es ist ihm angerechnet worden" hat nicht allein für ihn Bedeutung, sondern auch für uns. Uns soll es "angerechnet" werden, wenn wir unseren Glauben gründen auf den, der unseren Herrn Jesus von den Toten auferweckt hat. In den Tod ist er gegeben worden um unserer Fehltritte willen Vgl. Jes. 53,4-5. und auferweckt um unserer Rechtfertigung willen. Sind wir nun gerecht geworden durch den Glauben, so laßt uns mit Gott in Frieden bleiben durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir ja im Glauben Zutritt haben zu dieser Gnade, darin wir jetzt stehen! Laßt uns auch rühmen, daß wir hoffen dürfen, einst Gottes Herrlichkeit zu erben! Noch mehr: wir wollen uns sogar des rühmen, daß wir jetzt Trübsal leiden. Wir wissen ja: Trübsal wirkt Standhaftigkeit Vgl. Matth. 24,13., Standhaftigkeit wirkt Festigkeit, Festigkeit wirkt Hoffnung Einst Gottes Herrlichkeit zu erben, V.2.. Und diese Hoffnung kann nicht trügen; denn Gottes Liebe fließt in unseren Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist Dieser Liebe Gottes verdanken wir es auch, daß Christus für uns den Tod erlitten hat (V.6).. Als wir noch krank in Sünden waren, gerade da hat Christus für Gottlose den Tod erlitten Und wie gewaltig ist das! (V.7).. Nun geschieht es kaum, daß jemand für einen Gerechten sein Leben opfert. - Für den, der ihm Gutes erwiesen, erleidet wohl einer mit kühnem Entschluß den Tod. - Gott aber macht uns seine Liebe dadurch kund, daß Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. Wieviel mehr nun dürfen wir jetzt, da wir in seinem Blut gerecht geworden sind, durch ihn auf Rettung hoffen vor Gottes Zorngericht! Denn sind wir als Gottes Feinde versöhnt worden mit Gott durch seines Sohnes Tod Vgl. 2. Kor. 5,18-21., wieviel mehr werden wir als Versöhnte Rettung finden durch sein Leben Durch seine Auferstehung.! Und nicht nur das Wir sind nicht nur versöhnt mit Gott.; wir dürfen uns auch Gottes rühmen durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir jetzt die Versöhnung erlangt. Demnach verhält es sich so: Durch einen Menschen Adam. ist die Sünde in die Welt gekommen, und durch die Sünde der Tod. Darum ist der Tod zu allen Menschen gelangt, weil So ist das Schwierige [ef' hoo] hier wohl ebenso zu übersetzen wie 2. Kor. 5,4 und Phil. 3,12. alle gesündigt haben Dieser Satz konnte wegen 4,15 Widerspruch finden. Daher rechtfertigt ihn der Apostel in V.13.. Auch vor dem Gesetz Gemeint ist das mosaische Gesetz. ward in der Welt gesündigt Vgl. z.B. 1. Mos. 6,11-12; 11,1-8; 13,13.. Die Sünde aber ward nicht angerechnet Von Gott., solange noch kein Gesetz da war Solange die Menschen noch kein Gesetz von Gott empfangen hatten, war die Sünde auch noch nicht die Übertretung eines bestimmten göttlichen Gebotes.. Trotzdem herrschte der Tod mit königlicher Macht von Adam bis Mose auch über alle, die beim Sündigen kein bestimmtes Gebot übertraten wie Adam Adam übertrat ein den Tod androhendes Gebot (1. Mos. 2,17).. Der wies als Vorbild hin auf jenen Adam, der noch kommen sollte Christus.. Doch nicht wie der Fehltritt (Adams) war, ist nun die Gnadengabe (Gottes). (Hier zeigt sich vielmehr ein Unterschied.) Durch eines Menschen Adams. Fehltritt sind alle Menschen dem Tod verfallen. Weit mehr hat Gottes Gnade gewirkt: Die Gabe, die wir der Gnade des einen Menschen Jesus Christus danken, hat alle Menschen überschwenglich reich gemacht. Doch dies Geschenk der Gnade übt eine andere Wirkung aus als jener eine Sünder Adam.. Das Urteil (Gottes) über den einen Sünder hat (über alle Menschen) ein Strafurteil gebracht. Die Gnadengabe (Gottes) aber, durch die Fehltritte vieler hervorgerufen, hat (allen Menschen) Freisprechung gebracht. Wenn durch den Fehltritt jenes einen Adams. der Tod mit königlicher Macht geherrscht hat durch die Schuld des einen, wieviel mehr werden da alle, die die überschwenglich reiche Gnade und Gabe der Gerechtigkeit empfangen, in Lebenskraft In der Kraft des unvergänglichen Lebens. als Könige herrschen durch den einen Jesus Christus! Darum: wie eines Menschen Fehltritt für alle Menschen ein Strafurteil (des Todes) verschuldet hat: so bringt nun eines Menschen Gehorsamstat Christi Opfertod. für alle Menschen einen Freispruch, der das Leben schenkt. Denn wie durch eines Menschen Ungehorsam alle Menschen Sünder geworden sind: so sollen nun durch eines Menschen Gehorsam alle Menschen Gerechte werden. Das Gesetz ist Bei dieser Entwicklung von Adam bis Christus. gleichsam durch eine Nebentür hereingekommen, damit sich Fehltritt auf Fehltritt häufe Vgl. 4,15; 7,8; Gal. 3,19.. Wo sich aber die Sünde gehäuft, da ist auch der Strom der Gnade aufs höchste gestiegen In Israel, wo das Gesetz herrschte, ist auch die Gnade überschwenglich reich offenbar geworden. Denn aus Israel ist der Messias, der Bringer der Gnade, hervorgegangen.. Denn wie die Sünde Königin war im Machtgebiet des Todes: So soll nun die Gnade als Königin herrschen, indem sie die Gerechtigkeit verleiht, die zum ewigen Leben führt durch Jesus Christus, unseren Herrn. Was wollen wir nun daraus schließen? Wollen wir etwa bei der Sünde beharren, damit sich die Gnade mehre Diese Folgerung zogen die Gegner des Apostels.? Nimmermehr! Wir sind ja tot für die Sünde; wie können wir da noch in ihr leben? Oder wißt ihr nicht, daß wir alle, die wir in Christus Jesus getauft worden, in seinen Tod versenkt worden sind Durch die Taufe treten wir in die innigste Gemeinschaft mit Christus: wir werden geistlich seines Todes und seiner Auferstehung teilhaftig; denn wir sterben in der Taufe der Sünde ab und werden neu geboren zur Gerechtigkeit.? Wir sind also deshalb mit ihm durch die Taufe in den Tod begraben worden, damit, wie Christus von den toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, ebenso auch wir in einem neuen Lebenszustand wandeln. Denn ist es wahr, daß wir mit ihm verwachsen sind Vgl. Joh. 15,5. durch einen Tod, der seinem Tod ähnlich ist, so werden wir auch nicht minder mit ihm verwachsen sein durch eine Auferstehung, die der seinen gleicht. Wir wissen ja: unser alter Mensch "Der alte Mensch" (Röm. 6,6; Eph. 4,22; Kol. 3,9) und "der neue Mensch" (Kol. 3,10; Eph. 2,15; 4,24) sind nicht zwei verschiedene Menschen, sondern zwei verschiedene Lebenszustände in einem und demselben Menschen. Der alte Mensch ist der Mensch in seinem durch die Sünde verderbten Zustand. Der neue Mensch ist der Mensch "in Christus", der durch die Taufe Wiedergeborene, der durch Glauben in Christus bleibt. Der alte Mensch lebt in Adam und seinem Todeslos (1. Kor. 15,22), er lebt in der Welt (Eph. 2,12), in den Sünden (1. Kor. 15,17), im Fleisch, d.h. in dem Zustand des Todes, der Gottesferne, ja der Feindschaft gegen Gott (Röm. 7,5; 8,5-8). Der neue Mensch dagegen steht nicht unter der Herrschaft des Fleisches, sondern er ist "in Christus" (2. Kor. 5,17). Darum ist er auch mit Christus gekreuzigt (Gal. 2,19b), mit Christus gestorben (Röm. 6,8; Kol. 2,20; 3,3; 2. Tim. 2,11), mit Christus begraben (Röm. 6,4; Kol. 2,12), mit Christus auferweckt (Röm. 6,4b.5; Kol. 2,12), mit Christus in die Himmelswelt versetzt (Eph. 2,6). Der neue Mensch lebt nicht nur mit Christus (Röm. 6,8; 2. Tim. 2,11), sondern Christus lebt in ihm (Gal. 2,20). Und darum lebt er auch in dem Glauben Christi (Gal. 2,20; 3,22; Röm. 3,26; Eph. 3,12) und in der Liebe Christi (1. Tim. 1,14; 2. Tim. 1,13), ja Christi ganze Gesinnung soll in ihm offenbar werden (Phil. 2,5). ist deshalb mit (Christus) gekreuzigt worden Vgl. Gal. 2,19; 5,24., damit der von der Sünde beherrschte Leib vernichtet werde und wir der Sünde nicht länger als Sklaven dienen. Denn ein Toter ist von der Macht der Sünde frei Ein Satz des Talmud lautet: "Ist der Mensch tot, so ist er frei von den Geboten." Wie der leiblich Tote nicht mehr sündigen kann, so soll auch der in der Taufe geistlich der Sünde abgestorbene nicht mehr in der Sünde leben.. Sind wir nun aber mit Christus gestorben, so werden wir auch - das ist unsere Zuversicht - mit ihm leben. Denn wir wissen: Christus, von den Toten auferweckt, kann nicht wieder sterben; der Tod hat kein Herrscherrecht mehr über ihn. Sein Tod galt ja der Sünde, ein für allemal; sein Leben aber gilt Gott. Geradeso - bedenkt das wohl! - sollt auch ihr tot sein für die Sünde, aber lebendig für Gott, weil ihr ja Durch die Taufe. in Gemeinschaft steht mit Christus Jesus, unserem Herrn V.11b heißt wörtlich: "aber lebendig für Gott, in Christus Jesus, unserem Herrn". Der Ausdruck "in Christus Jesus, in Christus, im Herrn", der die innige Gemeinschaft mit Christus auf Grund der Taufe bezeichnet, kommt nach A. Deißmann bei Paulus 164 mal vor.. Darum soll die Sünde nicht als Königin herrschen in euerm sterblichen Leib, so daß ihr seinen Lüsten nachgebt. Ihr dürft auch nicht eure Glieder als Waffen der Ungerechtigkeit in den Dienst der Sünde stellen. Sondern da ihr aus dem Tod zum Leben gekommen seid, so weiht euch dem Dienst Gottes und ergebt Gott eure Glieder als Waffen der Gerechtigkeit Es ist ein Krieg zwischen der Königin Sünde und Gott, dem König aller Könige.! Die Sünde wird euch nicht besiegen können. Denn ihr steht nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade. Was folgt hieraus? Sollen wir sündigen, weil wir nicht unter dem Gesetz stehen, sondern unter der Gnade? Nimmermehr Ein jüdischer oder judenchristlicher Gegner des Apostels konnte aus der Freiheit vom Gesetz folgern, daß man sündigen dürfe.! Ihr wißt doch: wenn ihr euch einem als Knecht zum Gehorsam verpflichtet, dann werdet ihr auch tatsächlich Knechte dessen, dem ihr gehorsam seid, - und zwar entweder Knechte, die der Sünde dienen und dem Tod verfallen, oder Knechte, die (Gott) gehorsam sind und zur Gerechtigkeit gelangen. Gott sei Dank: ihr dient jetzt nicht mehr der Sünde als Knechte, sondern ihr seid der (christlichen) Lehre in der Gestalt, worin sie euch überliefert worden ist, von Herzen gehorsam. Von der Sünde Herrschaft frei, seid ihr nun "Knechte der Gerechtigkeit" geworden. - Mit Rücksicht auf eure menschliche Schwachheit wähle ich diesen bildlichen Ausdruck "Knechte" -. Wie ihr (früher) eure Glieder in den Knechtsdienst der Unreinigkeit und Gesetzwidrigkeit gestellt habt, um ein gesetzloses Leben zu führen: so stellt jetzt eure Glieder in den Knechtsdienst der Gerechtigkeit, um zur Heiligung zu gelangen! Denn als ihr Knechte der Sünde wart, da wart ihr frei gegenüber der Gerechtigkeit Diese Freiheit, die sich um die Gebote der Gerechtigkeit nicht kümmerte, war eine sittliche Ungebundenheit.. Welche Frucht ist euch nun damals aus euerm Wandel erwachsen? Taten, deren ihr euch jetzt schämt! Denn sie führen zum Tod. Jetzt aber, wo ihr von der Sünde frei und Gottes Knechte geworden seid, erwächst euch solche Frucht, die zur Heiligung führt, und endlich erlangt ihr das ewige Leben. Denn die Sünde zahlt als Sold den Tod. Das Gnadengeschenk Gottes aber ist das ewige Leben in der Gemeinschaft mit Christus Jesus, unserem Herrn Dies ist das Endergebnis des Krieges zwischen den beiden Mächten Sünde und Gnade, die um die Königsherrschaft über den einzelnen Menschen kämpfen.. Oder wißt ihr nicht Vgl. Anfang von 6,3. - Während in 6,15-23 die zweite Hälfte von 6,14 erläutert wird, folgt nun in Kap. 7 die Ausführung der ersten Hälfte von 6,14., liebe Brüder - ich rede ja zu Leuten, die mit dem Gesetz Gemeint ist das Gesetz Moses; der Apostel redet also vorwiegend zu Judenchristen. wohlbekannt sind -, daß das Gesetz den Menschen während seines ganzen Lebens beherrscht? Eine verheiratete Frau zum Beispiel ist durch das Ehegesetz an ihren Mann gebunden, solange er lebt. Stirbt aber der Mann, so ist sie frei von dem Gesetz, wodurch sie an den Mann gebunden war. Gibt sie sich also zu Lebzeiten ihres Mannes einem anderen Mann hin, so führt sie den Namen Ehebrecherin. Nach dem Tod ihres Mannes aber ist sie von dem Ehegesetz frei: sie ist dann keine Ehebrecherin, wenn sie sich mit einem anderen Mann vermählt. Nun denn, meine Brüder, auch ihr seid durch den Leib Christi Der am Kreuz gestorben ist (6,3). dem Gesetz gegenüber tot Nämlich: durch die Taufe; Röm. 6,3-4; Gal. 2,19a., und ihr sollt einem anderen zu eigen werden: dem, der deshalb von den Toten auferweckt worden ist, damit wir Frucht bringen im Dienst Gottes Vgl. 6,4.. Denn solange wir im Fleisch lebten Das "Fleisch" ist der vorchristliche Zustand., waren die durch das Gesetz aufgeregten sündlichen Leidenschaften Vgl. 4,15; 5,20; 7,7-13. in unseren Gliedern Die Glieder sind Sitz und Werkzeug der Sünde. wirksam, so daß wir Frucht brachten für den Tod. Jetzt aber sind wir vom Gesetz los: für unseren früheren Zwingherrn Das Gesetz. sind wir tot und dienen nun (Gott) in einem neuen Zustand unter der Herrschaft des Geistes. Denn der alte Zustand unter der Herrschaft des Buchstabens Des Gesetzes. hat ein Ende. Was folgt hieraus? Ist das Gesetz Sünde? Nimmermehr! Aber ich hätte die Sünde nie erkannt ohne das Gesetz. Was zum Beispiel böse Begierde ist, davon wüßte ich nichts, wenn das Gesetz nicht immer wieder spräche: Du sollst nicht begehren Vgl. 1. Mos. 3,1-6. Das Verbot reizt zum Begehren des Verbotenen.! Dies Gebot diente nun der Sünde als Waffe wider mich und erregte in mir allerlei böse Begierden 2. Mos. 20,17; 5. Mos. 5,18.. Denn ohne Gesetz ist die Sünde tot D.h.: der innere Zwiespalt ist ohne Gesetz noch nicht geweckt.. Einst lebte ich dahin, ohne etwas vom Gesetz zu wissen. Dann trat das Gebot an mich heran. Da ward die Sünde (in mir) lebendig Dies ist der Gegensatz von "tot", V.8., und - ich starb. Das Gebot, das mir zum Leben dienen sollte, gereichte mir so in Wirklichkeit zum Tod. Denn die Sünde benützte das Gebot als Waffe wider mich: sie verführte mich, und so hat sie mir gerade durch das Gebot den Tod gebracht V.9-11 scheint der Apostel wie schon V.7 und 8 im Namen der vorchristlichen Menschheit zu reden. Als harmlos-unbefangenes Kind wußte auch er selbst einst ebensowenig etwas vom Gesetz wie Adam im Stand der Unschuld (1. Mos. 2,7-15). Da trat das Gesetz mit seinem Gebot: "du sollst!" an ihn heran wie an Adam (1. Mos. 2,16-17). Und das Gebot reizte ihn wie den ersten Menschen zur Übertretung.. Es bleibt demnach dabei: Das Gesetz an sich ist heilig, und das Gebot ist heilig, gerecht und gut V.12 enthält die zusammenfassende Schlußantwort auf die Frage von V.7.. Ist denn nun das Gute mein Tod geworden? Nimmermehr! Die Sünde hat mich in den Tod gestürzt. Die sollte als Sünde offenbar werden: darum hat sie mir durch das Gute Nämlich: durch das Gebot. den Tod gebracht. So sollte sich gerade durch den Mißbrauch des Gebotes die grenzenlose Sündigkeit der Sünde zeigen. Das Gesetz - so wissen wir - ist geistlich. Ich aber bin fleischlich, unter die Herrschaft der Sünde verkauft Das Gesetz kann wegen der fleischlichen Gesinnung des Menschen nicht geistlich wirken.. Mein ganzes Tun ist mir ein Rätsel. Ich führe ja nicht aus, was ich mir vornehme; sondern gerade was ich verabscheue, das tue ich V.15-17 beschreibt der Apostel, worin das Verkauftsein unter die Herrschaft der Sünde besteht; es mutet ihn an, als handle nicht er selbst, sondern ein anderer.. Tue ich aber das, was meinem Willen entspricht, dann stimme ich dem Gesetz innerlich zu (und erkenne an), daß es gut ist. Also bin ich es nicht, der das Böse vollbringt, sondern die Sünde, die in mir wohnt. Ich weiß ja V.18-23 folgt nun eine weitere Erklärung über das Böse im Menschen.: es wohnt in mir, das heißt in meinem Fleisch In meinem natürlichen Wesen und Willen. nichts Gutes. Ich kann wohl das Gute wollen; aber mir fehlt die Kraft, es zu vollbringen. Denn ich tue nicht das Gute, das ich will; nein, das Böse, das ich nicht will, das führe ich aus. Tue ich aber gerade das, was ich nicht will, so bin ich es nicht, der das Böse vollbringt, sondern die Sünde, die in mir wohnt. Dies ist also die Regel, die ich immer wieder finde: will ich das Gute tun, so ist das Böse da. Denn Begründet V.21: "will ich das Gute tun". nach meinem inneren Menschen Vgl. 2. Kor. 4,16; Eph. 3,16. Was V.17.18.20 im Gegensatz zu der Sünde und dem Fleisch das Ich heißt, wird hier im Gegensatz zu den Gliedern des Leibes (dem äußeren Menschen) der innere Mensch genannt. habe ich Freude am Gesetz Gottes. Ich entdecke aber in meinen Gliedern ein anderes Gesetz Eine andere Gewalt. "Das Gesetz in den Gliedern" ist vielleicht der natürliche Hang zur Sünde, der den Willen bestimmt und sich durch Sinnlichkeit äußert; "das Gesetz der Sünde" ist vielleicht die Gewalt der Sünde, die zum sündhaften Entschluß fortreißt. Vgl. Gal. 5,17; 1. Petr. 2,11., das mit dem Gesetz meiner Vernunft Die "Vernunft" (Eph. 4,23) oder der innere Mensch (V.22) denkt und will. Mit dem Gesetz der Vernunft will der Mensch das Gute mit Bewußtsein. im Kampf liegt und mich gefangennimmt für das Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist. Ich unglückseliger Mensch! Wer wird mich erretten von diesem Todesleib Weil der Leib von der Sünde beherrscht wird, ist er auch dem Tod verfallen.? Dank sei Gott! Er hat's getan durch Jesus Christus, unseren Herrn Durch Christus ist der Wunsch in V.24 erfüllt, und der Erlöste kann Gott dafür danken.! So bleibt es denn dabei: Auf meine eigene Kraft gestellt, diene ich mit der Vernunft dem Gesetz Gottes, mit dem Fleisch aber dem Gesetz der Sünde V.14-24 beschreibt der Apostel (wie es scheint) aus eigener Erfahrung den Zustand eines Menschen, der einen Zug nach oben, ein Heimweh nach Gott hat, aber selbst aus eigener Kraft (V.25) das Gute tun will. Sein aufrichtiges Ringen endet mit dem Klageruf V.24. Doch auch der Wiedergeborene wird diese Not fühlen, wenn er dem "fleischlichen" Wesen (V.14) wieder Raum gibt und dann mit dem alten Menschen, der wieder auflebt, kämpfen muß. Zu beachten ist, daß Paulus V.14-24 von der Gegenwart redet: er weiß, daß auch er die Vollkommenheit noch nicht erreicht hat (Phil. 3,12-14). Kap. 8 schildert dann der Apostel, was für den Menschen, der in Christi Gemeinschaft fest beharrt, nicht nur möglich, sondern auch wirklich ist. Es scheint, "daß Paulus in 8,1 den Faden von 7,1-6 wieder aufnimmt, jedoch nicht ohne auf 7,7-25 noch mehrfach zurückzublicken".. Klar ist nun: Kein Verdammungsurteil kann jetzt treffen, die in Gemeinschaft stehen mit Christus Jesus. Denn das Gesetz Die Herrschaft. des Geistes, der das Leben schenkt in Christus Jesus, das hat mich freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes Das "Gesetz" ist hier "die Herrschaft" der Sünde (7,23.25), die zum Tod führt (7,24).. Denn was für das Gesetz unmöglich war Nämlich die Überwindung der Sünde (vgl. Gal. 3,21-22)., weil seine Kraft gelähmt ward durch das Fleisch Durch die bösen Begierden., das hat Gott selbst vollbracht: Er sandte seinen eigenen Sohn in Ähnlichkeit des Sündenfleisches D.h. zwar frei von der Sünde, aber doch in einer Menschheit, die den Folgen der Sünde, besonders der Leidensfähigkeit und dem Tod, unterworfen war (Hebr. 4,15; 2. Kor. 5,21). als Opfer für die Sünde Das hier gebrauchte griechische Wort bedeutet in LXX in den Stellen 3. Mos. 7,37; Ps. 40 (39), 7 und in Hebr. 10,6, geradezu Sündopfer.. So hat er die Sünde im Fleisch Worin sie bis dahin geherrscht hatte. verurteilt. Nun soll, was das Gesetz verlangt, in uns zustande kommen, wenn wir nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist Vgl. V.2. Die Fleischesmenschen trachten nach des Fleisches Gütern, die Geistesmenschen trachten nach des Geistes Gütern. Des Fleisches Trachten bringt den Tod, des Geistes Trachten bringt das Leben und den Frieden Mit Gott.. Des Fleisches Trachten ist ja Feindschaft gegen Gott Der die Quelle des Lebens und des Friedens ist (vgl. V.6).. Denn dem Gesetz Gottes fügt das Fleisch sich nicht, es kann's auch nicht Weil es ein Knecht der Sünde ist.. Die Fleischesmenschen können darum Gott nicht gefallen. Ihr aber seid nicht Fleischesmenschen, sondern Geistesmenschen, wenn wirklich der Geist Gottes in euch wohnt. Wer Christi Geist Christi Geist ist der Geist Gottes. nicht hat, der ist auch nicht sein Eigentum. Wenn aber Christus in euch wohnt Christus wohnt in uns durch den Geist., so ist zwar euer Leib dem Tod verfallen um der Sünde willen, doch euer Geist ist voller Leben infolge der Gerechtigkeit. Wohnt aber dessen Geist in euch, der Jesus von den Toten hat erweckt, so wird, der Christus von den Toten auferweckte, auch eure Leiber, die dem Tod verfallen sind, lebendig machen durch seinen Geist, der in euch wohnt. Darum sind wir, Brüder, nicht dem Fleisch schuldig, nach dem Fleisch zu leben. Denn lebt ihr nach dem Fleisch, so müßt ihr sterben. Wenn ihr jedoch des Leibes Gemeint ist "der Leib der Sünde" (vgl. 6,6). böse Triebe durch den Geist Durch Christi Geist. ertötet, so sollt ihr leben. Denn alle, die von Gottes Geist sich leiten lassen, sind Söhne Gottes. Der Geist, den ihr empfangen, macht euch nicht zu Knechten, so daß ihr wiederum Wie einst im Judentum. euch fürchten müßtet Wie Sklaven dem Herrn gegenüber.. Der Geist, den ihr empfangen, schenkt die Sohneswürde, und im Gebet rufen wir durch ihn: "Abba, unser Vater Die Sohneswürde oder Kindschaft (genau: die Annahme zu Söhnen Gottes) ist nicht eine bloße Willenserklärung Gottes, sondern eine den Menschen neugestaltende Wirkung Gottes durch den Heiligen Geist. Nach dem römischen Recht wurden Sklaven durch Adoption, d.h. durch Annahme an Kindes Statt, frei. Bei Paulus aber ist die Annahme zu Kindern Gottes, die Erteilung der Sohneswürde, keine Rechtshandlung, sondern eine Wiedergeburt, eine neue Schöpfung, die durch die Taufe stattfindet (Gal. 3,26f.). Das erste Gebet nun, das die Neugetauften mit der Gemeinde sprachen, war das Vaterunser, an das wohl in V.15 zu denken ist. Das aramäische Wort Abba heißt Vater.!" Und kein geringerer als dieser Geist bestätigt unserem Geist, daß wir Gottes Kinder sind. Als Kinder sind wir dann auch Erben: Erben Gottes und Miterben Christi Miterben seiner Herrlichkeit (Joh. 17,24).. Wir müssen aber mit ihm leiden, wenn wir mit ihm verherrlicht werden wollen. Ich meine nun: Die Leiden dieser Zeit sind gar nicht von Belang, verglichen mit der Herrlichkeit, die sich an uns bald offenbaren soll. Denn wartet nicht die ganze Schöpfung Die Schöpfung ist die Welt, die Gott dem Menschen als Wohnstätte und Herrschaftsgebiet übergeben hat, mit allem, was in ihr lebt und webt. gespannt und sehnsuchtsvoll der Stunde, da Gottes Söhne sich enthüllen sollen in ihrer vollen Herrlichkeit? Die Schöpfung liegt ja in den Banden der Vergänglichkeit: Nicht nach eigener Wahl, vielmehr durch fremde Schuld Durch die Schuld des Menschen (vgl. 1. Mos. 3,17).. Ihr winkt jedoch die Hoffnung, da auch sie - die Schöpfung - einst befreit soll werden von des Verderbens Knechtschaft, um teilzunehmen an der Freiheit, die Gottes Kinder mit der Herrlichkeit empfangen sollen Mit dem Menschen ist die Schöpfung erniedrigt worden, mit dem Menschen soll sie auch erhöht werden.. Wir wissen ja: Die ganze Schöpfung ist bis jetzt voll Klageseufzer und harrt mit Schmerzen einer Neugeburt entgegen Vgl. Matth. 19,28; 2. Petr. 3,12f.; Offb. 21,1.5.. Doch nicht allein sie seufzt. Auch wir, die wir bereits den Geist als Erstlingsgabe Vgl. 2. Kor. 1,22; 5,2.5; Gal. 5,5; Eph. 1,14; 4,30. Zu dem unbewußten Sehnen der Schöpfung kommt das bewußte Sehnen der Kinder Gottes. (der zukünftigen Herrlichkeit) besitzen, auch wir, wir seufzen innerlich und warten sehnsuchtsvoll darauf, in unsere Kindesrechte eingesetzt zu werden und damit auch für unseren Leib Befreiung Von den Banden der Sterblichkeit und Vergänglichkeit (2. Kor. 5,2.4; Phil. 3,21; 1. Joh. 3,2). Diese Befreiung des Leibes ist die Enthüllung der jetzt noch verborgenen Gotteskindschaft. zu erlangen. Dies ist das Heil, worauf wir jetzt noch hoffen. Die Hoffnung aber, die man schon erfüllt vor Augen sieht, ist keine Hoffnung mehr. Denn wozu soll man das noch hoffen, was man schon sieht? Wenn wir jedoch auf das noch Unsichtbare hoffen, so warten wir darauf mit Sehnsucht und Geduld. Damit nimmt nun der (Heilige) Geist sich unserer Schwachheit an. Denn um was wir bitten sollen Um unserer Sehnsucht nach "Erlösung" (V.23) den rechten Ausdruck zu geben., das wissen wir nicht immer recht. Dann eben tritt der Geist selbst für uns ein mit Seufzern, die sich nicht in Worte fassen lassen Neben das Seufzen der Schöpfung und der Kinder Gottes stellt der Apostel das auf das gleiche Ziel der Vollendung gerichtete Seufzen des Geistes, der in den Kindern Gottes wohnt, sie treibt (V.14) und sie namentlich beim Gebet unterstützt (V.15).. Gott aber, der die Herzen prüft, versteht des Geistes Sprache; denn der tritt ein nach Gottes Willen für die Heiligen Der Heilige Geist erfleht für die Gläubigen nur das, was Gottes Willen entspricht.. Wir wissen ferner: Denen, die Gott lieben, dient alles nur zum Besten, weil sie nach seinem Vorsatz (zum Heil) berufen sind. Denn die er vorher hat erkannt Als solche, die ihn lieben., die hat er auch vorherbestimmt, daß sie dem Bild seines Sohnes ähnlich werden Vgl. Phil. 3,21. Aber schon jetzt sollen die Gläubigen dem Bild des Sohnes Gottes ähnlich werden.; denn der soll sein der Erstgeborene unter vielen Brüdern Vgl. Kol. 1,18; Hebr. 1,6.. Und die er hat vorherbestimmt Und zwar von Ewigkeit., die hat er auch berufen Nämlich: in der Zeit durch die Heilsbotschaft.. Die er berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht. Die er gerecht gemacht hat, die hat er auch verherrlicht Vgl. Joh. 17,22. - Der gläubige Christ trägt schon jetzt, wenn auch unsichtbar, die Krone der Herrlichkeit auf seinem Haupt.. Was folgt hieraus Nämlich: aus V.28b-30.? Ist Gott für uns, wer kann da streiten wider uns? Der seinen eigenen Sohn nicht hat verschont Vgl. 1. Mos. 22,16., vielmehr zu unser aller Heil ihn hingegeben, wie sollte der nun mit ihm uns nicht alles schenken? Wer wagt es, Gottes Auserwählte zu verklagen? Gott selbst spricht sie ja frei! Wer will sie verdammen Vgl. Jes. 50,8-9.? Christus Jesus ist gestorben! Noch mehr: Er ist auch auferstanden, er sitzt zur Rechten Gottes und tritt sogar fürbittend für uns ein! Wer kann uns also trennen von der Liebe Christi Nichts kann uns die freudige Gewißheit rauben, von Christus geliebt zu werden.? Trübsal, Angst, Verfolgung, Hunger, Blöße? Gefahr und Henkerbeil? Das alles droht uns; denn es steht geschrieben: "Um deinetwillen werden wir den ganzen Tag dahingemordet. Man sieht uns an wie Schafe, die man schlachtet Ps. 44,23.." In all diesen Kämpfen aber siegen wir aufs herrlichste; denn uns hilft er, der uns geliebt! Fürwahr, ich bin gewiß: Nicht Tod noch Leben, nicht Engel noch Gewalten Überirdische Mächte., nicht Gegenwart noch Zukunft nicht Kräfte aus der Höhe oder Tiefe "Höhe" und "Tiefe" bedeuten vielleicht Himmel und Erde., nichts in der ganzen weiten Welt wird je uns trennen können von der Liebe Gottes, die wir schmecken in der Gemeinschaft Christi Jesu, unseres Herrn Mit V.38.39 vgl. Ps. 73,23-26. - Und doch: die Mehrheit des jüdischen Volkes schloß sich von dieser Liebe aus! Das bedurfte einer Erklärung, namentlich judenchristlichen Lesern gegenüber. Paulus gibt diese Erklärung in den drei folgenden Kapiteln (9-11), worin er über Israels zeitweilige Verstockung und endliche Bekehrung redet.. Ich rede die Wahrheit als einer, der mit Christus in Gemeinschaft steht; ich lüge nicht. Mein durch den Heiligen Geist erleuchtetes Gewissen zeugt für mich, wenn ich hier beteuere: Ich habe tiefe Traurigkeit, und ein steter Gram nagt an meinem Herzen Auf das freudige Siegeslied 8,31-39 folgt ganz ohne Übergang und darum desto erschütternder in 9,1ff. der Ausdruck tiefster Betrübnis.. Ja ich habe oft zu Gott gefleht, er möge mich aus der Gemeinschaft Christi stoßen und dem Verderben überliefern, wenn das zur Rettung meiner Brüder, meiner irdischen Stammverwandten, dienen könne Während der Apostel von seinen judenchristlichen Gegnern beschuldigt wurde, er habe kein Herz für Israel, ja er wünsche dem ungläubigen jüdischen Volk Gottes Strafgericht (3,8; 1. Thess. 2,15f.), erklärt er diesen Lästerungen gegenüber, er habe sogar den (freilich unerfüllbaren) Wunsch gehabt (vgl. Ps. 49,8-9), aus Christi Gemeinschaft verstoßen zu werden, wenn sein unglückliches Volk dadurch in Christi Gemeinschaft eingehen könne (vgl. 2. Mos. 32,31-33).. Sie tragen den Ehrennamen Israeliten. Sie haben die Sohneswürde Das ganze Israel heißt Gottes erstgeborener Sohn (2. Mos. 32,19; Jes. 1,2; 63,16).. In ihrer Mitte ist des Herrn Herrlichkeit erschienen Vgl. 2. Mos. 14,19f.24; 33,22; 40,34f.; 4. Mos. 9,15; 1. Kön. 8,11.. Ihnen sind die (göttlichen) Verordnungen zuteil geworden Außer den Verordnungen am Sinai ist hier auch an die Verheißungen für die Erzväter (1. Mos. 17,2.19; 26,1-5; 28,10ff.) sowie für David und sein Haus zu denken (2. Sam. 7,8-29; Jes. 55,3); vgl. Eph. 2,12.. Sie haben das Gesetz, den Gottesdienst und die Verheißungen empfangen. Ihnen gehören die Erzväter an Abraham, Isaak und Jakob; auch David wird Erzvater genannt (Apg. 2,29).. Aus ihnen ist der Messias seiner Menschheit nach hervorgegangen -, der da ist Herr über alles und als Gott zu preisen in Ewigkeit. Amen. Damit Daß ich auf Israels Verstockung gegen die Heilsbotschaft hinweise. will ich aber nicht sagen, daß Gottes Zusage Die Israel zuteil geworden ist. hinfällig geworden wäre Weil nämlich ein Teil des Volkes das messianische Heil nicht erlangt hat.. Denn nicht alle, die von Israel D.h. wahrscheinlich: von Jakob (vgl. 1. Mos. 32,29). stammen, gehören zu dem (wahren) Israel. Heißen doch auch nicht alle Nachkommen Abrahams ausnahmslos seine Kinder, sondern: "Nur Isaaks Kinder sollen deine Nachkommen Und damit Erben der Verheißung. heißen 1. Mos. 21,12.." Also: nicht die leiblichen Nachkommen Abrahams D.h. die Nachkommen Hagars. sind damit auch schon Kinder Gottes Vgl. Joh. 8,41., sondern nur die Kinder der Verheißung D.h. die Nachkommen Saras. werden als Abrahams echte Nachkommen betrachtet Vgl. Gal. 4,23.. Denn es ist ein Verheißungswort: Um diese Zeit will ich wiederkommen, dann soll Sara einen Sohn haben 1. Mos. 18,10.14.. Und ganz dasselbe gilt auch bei Rebekka Auch hier zeigte es sich, daß die leiblichen Nachkommen des Trägers der Verheißung (in diesem Fall: die Nachkommen Isaaks) noch nicht Erben des göttlichen Segens waren.. Sie war guter Hoffnung von einem Mann, unserem Vater Isaak. Als aber die Kinder noch nicht geboren waren und folglich auch noch nichts Gutes oder Böses getan hatten, schon da traf Gott eine Auswahl. Die blieb in voller Kraft und hing nicht ab von dem Verhalten des Menschen, sondern von dem Willen des Berufenden. Darum erging auch an Rebekka des Wort: Der Ältere soll dem Jüngeren dienstbar sein 1. Mos. 25,23.. Und anderswo steht geschrieben: Jakob habe ich geliebt, und Esau habe ich gehaßt Mal. 1,2-3. Hassen heißt hier nicht: verwerfen, sondern es steht nur im Gegensatz zu der bevorzugten Stellung, die Gott Jakob und seinen Nachkommen verliehen hat.. Was folgt hieraus? Gibt's etwa Ungerechtigkeit bei Gott? Nimmermehr! Zu Mose sagt er ja: Ich werde gnädig sein, wem ich will, und mich erbarmen, wes ich will 2. Mos. 33,19. Wenn Gott bestimmte Menschen zu einem besonderen heilsgeschichtlichen Beruf erwählt, so hat diese Erwählung nichts zu tun mit dem Verhalten der Menschen, sondern sie ist einzig begründet in Gottes gnädigem Willen. Dagegen das Endschicksal der einzelnen Menschen im Weltgericht hängt ausschließlich ab von ihrem Verhalten hier in dieser Zeit (2,6; 2. Kor. 5,10). Es ist also ein gefährliches Mißverständnis, wenn man meint, der Apostel wolle hier (V.11ff.) die Frage erörtern, welche Menschen zur Seligkeit gelangen und welche nicht.. Demnach kommt es nicht an auf menschliches Wollen oder Laufen Bild von der Rennbahn (Gal. 2,2; 5,7; 1. Kor. 9,24; Phil. 2,16; 2. Tim. 4,7)., sondern auf Gottes Erbarmen. Sagt doch die Schrift zu Pharao: Gerade darum habe ich dich zum König bestellt, um an dir meine Macht zu erweisen und meinen Namen auf der ganzen Erde kundzumachen 2. Mos. 9,16.. Also: Gott ist gnädig, wem er will, und verstockt, wen er will In der Leitung der Geschichte und in der Verwendung der Menschen für seinen großen Reichsplan ist Gottes Wille von dem Wollen und Tun der Menschen ganz unabhängig. Das ist der Sinn dieser Worte. Nicht aber ist hier von einer Gnade Gottes die Rede, wodurch der einzelne Mensch selig wird, oder von einer Verstockung, wodurch er unfähig wird, das ihm angebotene Heil im Glauben zu ergreifen.. Nun kannst du mir einwenden: "Wie kann Gott dann Wenn er selbst den Sünder verstockt oder verhärtet. noch jemand tadeln Der Gottes Gnade nicht annimmt.? Kann man denn seinem Willen widerstehen?" O Mensch, wer bist du, daß du Gott widersprechen willst? Darf etwa das Bild zu seinem Bildner sagen: Warum hast du mich gerade so gemacht Vgl. Jes. 29,16; 45,9.? Hat der Töpfer nicht freie Verfügung über seinen Ton Vgl. Jer. 18,6.? Kann er nicht aus derselben Masse verschiedene Gefäße bilden - das eine zur Zier, das andere zum gewöhnlichen Gebrauch? Was willst du nun sagen, wenn Gott, obwohl er einst sein Zorngericht offenbaren und seine Macht erweisen will, zum Verderben reife Zorngefäße dennoch bisher in großer Langmut getragen hat, und zwar deshalb, um zu gleicher Zeit den Reichtum seiner Herrlichkeit zu zeigen an Gefäßen des Erbarmens, die er vorbereitet hat für die zukünftige Herrlichkeit Die Zorngefäße sind die ungläubigen Juden. Über sie kam das Gericht in der Zerstörung Jerusalems (70 n.Chr.). Dies Gericht (sagt Paulus) hält Gott in Langmut zurück, um während dieser Zeit der Geduld gegen das ungläubige jüdische Volk aus Juden und Heiden eine Gemeinde zu sammeln und sie vorzubereiten für die zukünftige Herrlichkeit.? Und sind wir nicht solche Gefäße Nämlich: Gefäße des Erbarmens.? Gerade dazu Gefäße des Erbarmens zu sein. hat er uns berufen Die Berufung ist der erste Schritt zu der zukünftigen Herrlichkeit (vgl. 8,30). nicht nur aus den Juden, sondern auch aus den Heiden. Darum spricht Gott bei Hosea: Was nicht mein Volk ist, das will ich mein Volk nennen, und die nicht Geliebte soll Geliebte heißen. Ja, an dem Ort, wo zu ihnen gesagt worden ist: "Ihr seid nicht mein Volk", da sollen sie Söhne des lebendigen Gottes heißen Hos. 2,25 (23); 2,1. - Hos. 2,25 (23) redet nach dem Wortsinn nicht von der Annahme der Heiden zu Gottes Volk, sondern von der Wiederannahme und Begnadigung der götzendienerischen zehn Stämme. Die Ausdrücke: "Nicht mein Volk" und "die nicht Geliebte" beziehen sich auf die sinnbildlichen Namen eines Sohnes und einer Tochter des Propheten Hosea, die das verstoßene Volk der zehn Stämme bezeichnen soll (Hos. 1,6-9). "An dem Ort" geht vielleicht auf die Länder der Heiden, wohin Israel für eine Zeitlang weggeführt werden sollte: noch in der Verbannung sollte Israel in die Würde des Gottesvolkes wiedereingesetzt werden.. Und Jesaja ruft über Israel aus: Wären auch die Kinder Israels so zahlreich wie der Meeressand, so soll doch der Überrest Ein gläubiger Überrest. errettet werden. Denn der Herr will sein Strafurteil in Kürze vollstrecken auf der Erde Nach Jes. 10,22-23. Die ungläubigen Juden, die Zorngefäße, die der Herr so lange in Langmut getragen hat, werden endlich von dem gerechten Strafgericht ereilt werden.. Und - wie Jesaja vorhergesagt hat -: Hätte uns der Herr der Heerscharen nicht ein Saatkorn "Ein Saatkorn" des wahren Israel. übriggelassen, so wäre es uns ergangen wie Sodom, und wir hätten Gomorras Schicksal geteilt Jes. 1,9.. Was folgt nun hieraus? Heiden, die nicht nach Gerechtigkeit gestrebt, haben Gerechtigkeit erlangt: nämlich die Gerechtigkeit, die aus dem Glauben kommt. Israel aber, das durch Erfüllung des Gesetzes Gerechtigkeit erlangen wollte, hat dies von dem Gesetz gesteckte Ziel nicht erreicht. Und warum nicht? Weil es dies Ziel nicht erreichen wollte durch Glauben, sondern durch Werke. Darum hat es sich auch gestoßen an dem Stein des Anstoßes D.h. an dem Messias, dessen Erscheinen in Armut und Niedrigkeit dem fleischlichen Sinn Israels mißfiel., wie geschrieben steht: Siehe, ich lege in Zion einen Stein des Anstoßes und einen Fels des Strauchelns; wer auf ihn vertraut, der soll nicht zuschanden werden Jes. 8,14; 28,16.. Brüder, von ganzem Herzen sehne ich mich nach ihrer Rettung Nach der Rettung der Israeliten. und bete auch deshalb für sie zu Gott. Ich muß ihnen ja das Zeugnis geben, daß sie Eifer haben für Gott; doch es fehlt ihnen dabei die rechte Erkenntnis Die Ursache dafür lag in ihrer fleischlichen Willensrichtung (V.3).. Denn weil sie Gottes Gerechtigkeit verkannten und nur darauf bedacht waren, ihre eigene Gerechtigkeit geltend zu machen, darum haben sie sich der Gerechtigkeit Gottes nicht unterworfen Das ist aber Auflehnung gegen Gott, denn Christus hat dem Gesetz ein Ende gemacht.. Christus hat dem Gesetz ein Ende gemacht, damit Gerechtigkeit empfange jeder Jude und Heide., der da glaubt. Mose schreibt von der Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz kommt: Der Mensch, der des Gesetzes Vorschriften erfüllt, wird dadurch leben 3. Mos. 18,5.. Aber die Gerechtigkeit, die aus dem Glauben kommt, spricht so: Du darfst nicht sagen in deinem Herzen: Wer wird in den Himmel hinaufsteigen? - um Christus von dort herabzuholen - oder: Wer wird in die Unterwelt hinabsteigen? - um Christus von den Toten heraufzuholen 5. Mos. 30,12-13. V.13 wird von Paulus durch eine andere Frage ersetzt. Der Messias (das ist der Sinn der Stelle) ist schon erschienen; er braucht also nicht erst aus dem Himmel oder aus dem Totenreich geholt zu werden. So war auch einst zu Moses Zeit den Israeliten das Gesetz schon gegeben; sie konnten sich deshalb nicht damit entschuldigen, das Gesetz sei ihnen noch unbekannt, und es müsse ihnen aus dem Himmel oder aus einem entlegenen Land erst noch gebracht werden. -. Was sagt ihr Die Glaubensgerechtigkeit. vielmehr? Das Herz ist dir nahe; es ist in deinem Mund und in deinem Herzen 5. Mos. 30,14.: das Wort, das Glauben fordert, und das wir verkündigen Statt auf den Messias selbst wird auf die apostolische Verkündigung von dem Messias hingewiesen. Diese ist durchaus nicht fern oder schwer erreichbar; denn die Heilsbotschaft kommt, wie in V.9 gesagt wird, dem Hörer, der sie nicht von sich weist, so nahe als möglich und legt ihm damit das Heil und den Heiland in Herz und Mund.. Bekennst du nämlich mit deinem Mund Jesus als den Herrn und glaubst du mit deinem Herzen, daß Gott ihn von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet werden. Denn mit dem Herzen glaubt man und erlangt dadurch Gerechtigkeit, und mit dem Mund bekennt man und erlangt dadurch Errettung "Das Evangelium wirkt zuerst im Herzen den Glauben und dann im Mund das Bekenntnis. Die endliche Errettung ist eine Folge des im Leben bewährten Glaubens, und der grundlegende Anfang der Glaubensbewährung ist das offene Bekenntnis des Mundes zu Jesus als dem Herrn." (Th. Zahn.). Sagt doch die Schrift: Alle, die an ihn glauben, sollen nicht zuschanden werden Jes. 28,16.. Denn Mit "denn" wird das "alle" in V.11 begründet. hier gibt es keinen Unterschied zwischen Juden und Griechen. Sie alle haben denselben Herrn Christus., und der ist unendlich gnädig gegen alle, die ihn anrufen. Denn: Alle, die den Namen des Herrn anrufen, sollen errettet werden Joel 3,5.. Wie können sie ihn aber anrufen, ohne an ihn zu glauben Wörtlich: "ohne in ihn [eis hon] zu glauben", d.h. ohne durch den Glauben in ihn eingepflanzt zu sein (vgl. im Grundtext Gal. 2,16; Phil. 1,29; Kol. 2,5).? Und wie können sie glauben, ohne von ihm gehört zu haben? Wie können sie ferner (von ihm) hören ohne Prediger? Und wie kann jemand predigen, ohne dazu gesandt zu sein? Darum steht auch geschrieben: Wie lieblich sind die Füße derer, die gute Botschaft bringen Jes. 52,7. In dieser Stelle ist zunächst die Rede von jener Botschaft, wodurch dem jüdischen Volk die Befreiung aus der babylonischen Gefangenschaft verkündigt wird. Der Apostel bezieht dann diese Worte weiter auf die Verkündigung der Heilsbotschaft.! Doch nicht alle "Nicht alle" Juden. haben die Heilsbotschaft im Glauben aufgenommen. Denn Jesaja spricht: Herr, wer hat unserer Predigt geglaubt Jes. 53,1.? Mithin kommt der Glaube aus der Predigt, und die Predigt geschieht in Christi Auftrag. Doch - so frage ich - haben sie Die Juden. vielleicht die Predigt nicht vernommen? O freilich, denn: Über die ganze Erde ist die Stimme der Prediger erschallt, und ihre Worte sind gedrungen bis ans Ende der Welt Ps. 19,5. Da die Stimme der Prediger der Heilsbotschaft bis ans Ende der Welt gedrungen ist, so haben selbstverständlich auch die Juden die Botschaft von Christus vernommen. - In der Psalmstelle ist aber nicht von der Verkündigung der Heilsbotschaft die Rede, sondern von der Offenbarung Gottes in den Werken der Schöpfung.. Aber - so frage ich weiter - hat Israel vielleicht die Predigt nicht verstanden? O gewiß; denn schon Mose spricht: Durch ein Volk, das kein Volk ist, will ich eure Eifersucht erregen, durch ein unverständiges Volk will ich euch erbittern 5. Mos. 32,21. Die Heiden sind "kein Volk", weil sie nicht wie Israel im Bund mit Gott stehen; sie sind "unverständig" in göttlichen Dingen.. Und Jesaja sagt frei und offen: Ich bin gefunden worden von denen, die mich nicht gesucht; ich bin bekannt geworden denen, die nicht nach mir gefragt Jes. 65,1.. Von Israel aber spricht er: Den ganzen Tag habe ich meine Arme (liebend) ausgestreckt nach einem Volk, das voll Ungehorsam ist und Widerspruch Jes. 65,2. Die Verse 19-21 antworten auf den zweiten möglichen Einwand, daß Israel vielleicht deshalb nicht geglaubt habe, weil ihm die Predigt der Heilsbotschaft unverständlich geblieben sei (V.19). Wenn schon Heiden, die nicht im Bund mit Gott stehen und in göttlichen Dingen unverständig sind, ja die Gott nicht suchten noch nach ihm fragten, dennoch die Botschaft von Christus verstanden haben, sollte da Israel das nötige Verständnis für diese Botschaft gefehlt haben? Nein, nicht Mangel an Verständnis ist die Ursache für Israels Unglauben, sondern Ungehorsam und hartnäckiges Widerstreben gegen Gottes Liebeswillen: das Volk hat nicht gewollt. Hat nun Gott das Volk deshalb verstoßen? Auf diese Frage antwortet Kap. 11.. Ich frage nun: Hat Gott sein Volk verstoßen Ps. 94,4.? Nimmermehr! Ich bin doch auch ein Israelit Paulus selbst ist ein Beispiel für Gottes Barmherzigkeit gegen Israel (vgl. 1. Tim. 1,16): denn hätte Gott Israel in seiner Gesamtheit verstoßen, so könnte sich auch kein einziger Israelit zu Christus bekehren., entsprossen aus Abrahams Geschlecht, aus dem Stamm Benjamin. Gott hat sein Volk nicht verstoßen, das er sich einst zum Eigentum erwählt. Wißt ihr nicht, was die Schrift in der Geschichte von Elia sagt? Der klagt vor Gott über Israel: Herr, sie haben deine Propheten getötet und deine Altäre umgestürzt; ich allein bin übriggeblieben, und sie trachten mir nach dem Leben 1. Kön. 19,10.. Doch wie lautet Gottes Antwort? Ich habe mir 7000 Männer erhalten, die nie ihre Knie gebeugt haben vor Baal 1. Kön. 19,18.. Ebenso gibt's auch heute einen (treuen) Überrest, den Gottes Gnade auserwählt hat. Ist aber hier die Gnade ausschlaggebend, dann können keine Werke dabei in Frage kommen. Sonst wäre ja die Gnade keine Gnade mehr. Wie steht's also? Was Israel erstrebt, das hat es (als Gesamtheit) nicht erlangt. Nur die Auserwählten haben es erlangt. Die anderen aber sind verstockt, wie geschrieben steht: Gott hat ihnen einen Geist der Schläfrigkeit gegeben - Augen, um nicht zu sehen, und Ohren, um nicht zu hören - bis auf den heutigen Tag Vgl. Jes. 29,10; 5. Mos. 29,3.. Und David sagt: Ihr Tisch Sind mit dem Tisch das Gesetz und seine Werke gemeint? soll ihnen zur Schlinge werden und zum Strick, zur Falle und zur Vergeltung "Zur Vergeltung" dafür, daß sie das Heil in Christus verworfen haben.! Ihre Augen sollen sich verdunkeln, daß sie nicht sehen; und ihre Rücken beuge immerdar Nämlich: in geistlicher Knechtschaft. Ps. 69,23-24.! Ich frage nun: Sind sie deshalb gestrauchelt, um ins Verderben zu fallen? Nimmermehr! Sondern durch ihren Fehltritt Gemeint ist die Verwerfung der Heilsbotschaft durch die Juden. ist das Heil zu den Heiden gekommen Vgl. Apg. 13,46., damit sie dadurch gereizt würden, auch selbst das Heil zu suchen. Hat nun aber schon der Fehltritt der Juden die Welt reich gemacht Der Unglaube der Juden war die Ursache, daß den Heiden die Frohe Botschaft verkündigt wurde., und hat schon die kleine Zahl, die aus ihrer Mitte gläubig geworden ist, den Heiden solchen Segen zugeführt, wie groß wird da erst der Segen für die Heiden sein, wenn sich einst die Vollzahl der Juden bekehrt Wenn sich Israel einst als Volk zu Christus bekehrt, dann soll es in dem kommenden Friedensreich die Heiden zu der Erkenntnis der Wahrheit führen.? Jetzt wende ich mich an euch, ihr Heidenchristen Von hier bis zum Schluß des Kapitels wendet sich der Apostel an die heidenchristliche Minderheit der römischen Gemeinde.. Gerade ich bin ja in besonderem Sinn Heidenapostel. Aber es ist doch auch eine Ehre für mein Amt, wenn ich versuche, in (meinen Landsleuten,) meinem Fleisch und Blut, den Eifer (für die Frohe Botschaft) zu wecken und wenigstens einige von ihnen zum Heil zu führen. Denn hat schon ihre Verwerfung der Heidenwelt (die Wohltaten der) Versöhnung gebracht Vgl. 2. Kor. 5,18-20., was wird dann ihre Wiederannahme mit sich bringen? Nichts anderes als die Auferstehung aus den Toten Wörtlich: "Leben aus Toten". Das scheint auf die erste Auferstehung zu gehen. Wenn Jesus zu seinem Volk Israel kommt, wird es sich zu ihm bekehren (Matth. 23,39); bei Christi Wiederkunft aber werden ja auch die Toten, die in ihm ruhen, auferstehen (1. Thess. 4,16; 1. Kor. 15,23).. Ist das Erstlingsbrot heilig, so ist auch der ganze Teig heilig 4. Mos. 15,17-21.; und ist die Wurzel heilig, dann sind es auch die Zweige Das Erstlingsbrot und die Wurzel sind vielleicht die Stammväter des Volkes Israel, namentlich Abraham. Weil Gott die Erzväter erwählt und ihnen seine Verheißungen geschenkt hat, darum sollen auch ihre Nachkommen des messianischen Heils teilhaftig werden.. Sind aber einige Zweige abgebrochen, und bist du "Du" Heidenchrist. als Zweig eines wilden Ölbaums an ihrer Stelle eingepfropft worden und hast nun Anteil an der Wurzel und dem Saft des edlen Ölbaums: so erhebe dich nicht in Hochmut über die (abgehauenen) Zweige Die abgehauenen Zweige sind die ungläubigen Juden.! Erhebst du dich trotzdem, so bedenke: nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich. Du kannst nun sagen: "Die Zweige sind abgebrochen worden, weil ich eingepfropft werden sollte." Ganz recht! Sie sind wegen ihres Unglaubens abgebrochen worden; und du stehst an ihrer Stelle, weil du glaubst. Sei nicht hochmütig, sondern fürchte dich! Denn hat Gott die natürlichen Zweige nicht verschont, so könnte er vielleicht dich auch nicht verschonen Wenn du vom Glauben abfällst.. So schau denn hin auf Gottes Güte und auf Gottes Strenge! Gegen die Gefallenen Die Gefallenen sind die ungläubigen Juden. offenbart sich Gottes Strenge. An dir aber erweist sich seine Güte, wenn du im Guten treu verharrst. Sonst wirst du auch abgehauen. Umgekehrt sollen jene Die ungläubigen Juden., wenn sie nicht im Unglauben verharren, wieder eingepfropft werden. Denn Gott hat die Macht, sie wieder einzupfropfen. Bist du herausgeschnitten aus dem wilden Ölbaum, dem du ursprünglich angehörst, und im Widerspruch mit deiner Herkunft einem edlen Ölbaum eingepfropft worden: wieviel leichter können diese Die ungläubigen Juden, wenn sie sich zu Christus bekehren. ihrem angestammten Ölbaum, dem sie ursprünglich als Zweige angehören, wieder eingepfropft werden! Damit ihr euch nicht selbst für weise haltet Sinn: damit ihr Heidenchristen in eurer vermeintlichen Weisheit nicht verkehrt über die Juden urteilt., liebe Brüder, will ich euch hier Kunde geben über ein Geheimnis: Verstockung ist über einen Teil von Israel gekommen, und die wird so lange währen, bis der Heiden Vollzahl (in der Kirche) eingegangen ist. Dann wird ganz Israel gerettet werden Sinn: dann wird sich Israel als Volk zu Christus bekehren und das ihm zugedachte messianische Heil empfangen., wie geschrieben steht: Es wird aus Zion kommen der Erretter Der Erretter ist der Messias., der wird von Jakob wegtun das gottlose Wesen. So will ich einen Bund mit ihnen schließen, wenn ich hinweggenommen habe ihre Sünden Frei nach Jes. 59,20-21; 27,9.. Weil die Juden zur Zeit gegen die Heilsbotschaft verstockt sind, stehen sie Gott feindlich gegenüber, und das kommt euch zugute Denn den Heiden wurde die Heilsbotschaft verkündigt, weil die Juden diese voll Feindschaft zurückwiesen.. Weil sie aber auserwählt sind, werden sie noch immer um der Väter willen von Gott geliebt V.28 ist frei übersetzt.. Denn Gott nimmt seine Gnadengaben und Berufung nicht zurück. Wie ihr "Ihr" Heidenchristen. einst ungehorsam gegen Gott gewesen seid, nun aber sein Erbarmen erfahren habt zu einer Zeit, wo sie Die Juden. - Ich setze in V.31 [nyn] hinter [houtoi] und streiche [nyn] vor [eleethoosin]. ungehorsam sind: so sind sie Die Juden. jetzt ungehorsam zu einer Zeit, wo ihr Barmherzigkeit erfahrt, damit auch sie Die Juden. dereinst Erbarmen finden. Denn Gott hat sie Die Juden. als Volk Wörtlich: "sie alle". in den Kerker des Unglaubens eingeschlossen, um sich (einst) des ganzen Volkes zu erbarmen Wenn es sich zu Christus bekehrt (vgl. V.26).. Wie unergründlich tief ist Gottes Gnadenfülle, Weisheit und Erkenntnis In seiner Weisheit wendet Gott alle Mittel zweckmäßig an; in seiner Erkenntnis hat er eine vollkommene Einsicht in das Wesen aller Menschen, Dinge und Verhältnisse.! Wie unerforschlich sind seine Gerichte Die sich in Israels Verstockung offenbaren., wie unbegreiflich seine Wege! Denn: Wer hat des Herrn Sinn verstanden? Und wer hat ihn beraten Jes. 40,13.? Wer hätte ihm etwas geschenkt, was ihm vergolten werden müßte Hiob 41,3.? Von ihm, durch ihn, für ihn sind alle Dinge. Ihm sei Lobpreis in Ewigkeit! Amen. Ich ermahne euch nun, liebe Brüder, weiht Gott aus Dankbarkeit für seine Erbarmung euern Leib als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer! So verrichtet ihr einen geistlichen Gottesdienst Im Gegensatz zu den äußerlichen Gebräuchen des jüdischen Gottesdienstes.. Bildet euch nicht nach den Grundsätzen dieser Weltzeit! Nehmt vielmehr ein anderes Wesen an, indem sich euer Sinn erneuert! Dann könnt ihr auch recht beurteilen, was Gottes Wille ist, oder mit anderen Worten: was gut ist, gottgefällig und vollkommen. Kraft der mir geschenkten Gnade Gemeint ist die Gnade des Apostelamts. warne ich jeden von euch, höher von sich zu denken, als sich ziemt. Jeder denke vielmehr bescheiden von sich, ganz nach dem Maß seines Glaubens, das Gott ihm zugeteilt. Denn wie wir in einem Leib viele Glieder haben, alle Glieder aber nicht denselben Dienst verrichten: so bilden wir auch trotz unserer Vielheit einen Leib in der Gemeinschaft Christi; doch dabei ist jeder des anderen Glied. Nach dem Maß der uns geschenkten Gnade haben wir auch verschiedene Gnadengaben. Wer Weissagung hat, der übe sie nach der Richtschnur des Glaubens aus! Hat jemand ein Kirchenamt, der bewähre sich darin: der Lehrer betätige sich im Lehren, der Seelsorger Wörtlich: der Ermahnende. in der Seelsorge; wer (Liebesgaben) austeilt, der sei unparteiisch; wer als Vorsteher dient, der zeige Eifer; wer Werke der Barmherzigkeit übt, der tue es mit freudigem Sinn! Habt (alle Menschen) aufrichtig lieb! Habt Abscheu vor dem Bösen und Eifer für das Gute! Kommt einander in herzlicher Bruderliebe entgegen! Gebt einander ein gutes Vorbild in gegenseitiger Wertschätzung! In euerm Eifer seid nicht träge! Glüht im Geist! Dient dem Herrn! Seid fröhlich in der Hoffnung Auf die zukünftige Herrlichkeit., bleibt standhaft in Trübsal, haltet an am Gebet! Helft eifrig mit an der Unterstützung der Heiligen Sind hier vielleicht besonders die armen Christen in Jerusalem gemeint, für die Paulus gerade damals in seinen Gemeinden Liebesgaben sammelte? (Vgl. 15,25ff.).! Übt fleißig Gastfreundschaft! Segnet eure Verfolger, segnet und flucht nicht! Freut euch mit den Fröhlichen, weint mit den Weinenden Vgl. Sirach 7,34.! Lebt in Eintracht miteinander! Strebt nicht nach hohen Dingen, sondern zieht mit den Geringen dieselbe Straße! Halt euch nicht selbst für klug Spr. 3,7.! Vergeltet niemand Böses mit Bösem! Seid bedacht auf das, was in den Augen aller Menschen gut und edel ist Spr. 3,4.! Lebt wo möglich, soviel an euch liegt, mit allen Menschen in Frieden! Schafft euch nicht selbst Recht, Geliebte, sondern überlaßt das dem Zorngericht (Gottes)! Denn es steht geschrieben: Mein ist die Rache, ich will vergelten, spricht der Herr 5. Mos. 32,35.. Darum: Hungert deinen Feind, so speise ihn; dürstet ihn, so tränke ihn! Tust du das, so sammelst du feurige Kohlen auf sein Haupt Spr. 25,21-22. Deine Liebesgaben werden deinem Feind auf der Seele brennen; er wird sich seines Hasses schämen und sich mit dir versöhnen.. Laß dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem Mit Wohltaten der Liebe. So gehst du als Sieger hervor aus dem Kampf mit dem Bösen.! Jeder unterwerfe sich den herrschenden Gewalten! Denn es gibt keine obrigkeitliche Gewalt, die nicht von Gott wäre; sondern die bestehenden Obrigkeiten sind von Gott verordnet. Wer sich also der Obrigkeit widersetzt, der lehnt sich gegen Gottes Ordnung auf. Und solche Empörer ziehen sich selbst gerechte Strafe zu. Denn die Gewalthaber sind nicht ein Schrecken für gute Taten, sondern für böse. Willst du nicht in Schrecken leben vor der Obrigkeit? So handle gut! Dann erntest du Lob von ihr. Denn sie ist Gottes Dienerin zu deinem Besten. Tust du aber Böses, so fürchte dich! Denn sie trägt das Richtschwert nicht umsonst. Sie ist Gottes Dienerin, die den Übeltäter strafen soll. Ihr müßt deshalb (der Obrigkeit) gehorsam sein, nicht nur aus Furcht vor Strafe, sondern auch aus Gewissenspflicht. Darum entrichtet auch die Steuern Betätigt durch die Entrichtung der Steuern euern Gehorsam gegen die Obrigkeit! Gerade die Judenchristen konnten leicht geneigt sein, einer heidnischen Obrigkeit nur mit Widerwillen Abgaben zu bezahlen (vgl. Matth. 22,17).! Denn die Träger der Gewalt sind Gottes Diener Darum müssen auch die Untertanen, die den Schutz des Staates genießen, durch Entrichtung der Steuern der Obrigkeit die Mittel geben, ihren Dienst auszurichten., und als solche sollen sie beharrlich tätig sein. So gebt denn jedem, was ihm zukommt: Gebt Steuern dem, der darauf Anspruch hat; gebt Zoll dem, der ihn fordern darf; erweist Ehrfurcht, wem sie zukommt, und Achtung, wem sie gebührt! Bleibt niemand etwas schuldig als die gegenseitige Liebe Die Liebesschuld kann niemals abgetragen werden.! Wer Liebe übt, der hat auch sonst das Gesetz erfüllt. Denn die Gebote: "Du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht morden, du sollst nicht stehlen, du sollst nicht begehren 2. Mos. 20,13-17; 5. Mos. 5,16-21." und all die anderen Gebote, die werden kurz zusammengefaßt in der Vorschrift: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst 3. Mos. 19,18.! Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. Darum ist die Liebe des Gesetzes Erfüllung. Diese Ermahnung gebe ich euch, weil ihr ja wißt, in welcher Zeit wir leben: Die Stunde ist nun da, wo ihr vom Schlaf erwachen müßt. Denn jetzt ist uns die Errettung Die Errettung tritt ein bei der Zukunft des Herrn. näher als damals, wo wir zum Glauben gekommen sind. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag ist nahe "Die Nacht" der gegenwärtigen Weltzeit ist zu Ende, wenn mit der Erscheinung Christi, der Sonne der Gerechtigkeit, "der Tag" anbricht.. Darum laßt uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts! Laßt uns ehrbar wandeln wie am hellen, lichten Tag: nicht in Schwelgerei und Trinkgelagen, nicht in Unzucht und Ausschweifung, nicht in Streit und Eifersucht! Zieht vielmehr den Herrn Jesus Christus an und pflegt den Leib nicht so, daß böse Begierden erwachen! Des Glaubensschwachen nehmt euch freundlich an, ohne über abweichende Ansichten mit ihm zu streiten! Der eine meint, er dürfe alles essen; der Schwache lebt nur von Pflanzenkost. Wer alles ißt, der soll den nicht verachten, der bestimmte Speisen meidet. Andererseits darf jemand, der bestimmte Speisen meidet, den, der alles ißt, nicht (als Sünder) verurteilen. Gott hat ihn ja in seine Gemeinschaft aufgenommen. Wer bist du denn, daß du den Diener eines fremden Herrn richten willst? Mag er feststehen oder fallen, das geht doch nur seinen Herrn Christus. an. Aber er wird feststehen; denn sein Herr ist stark genug, ihn aufrechtzuerhalten. Der eine hält einen Tag heiliger als den anderen Hier ist wahrscheinlich von dem Sabbat und anderen jüdischen Fest- oder Fasttagen die Rede.; der andere achtet alle Tage gleich. Jeder handle hier nach seiner Überzeugung! Wer einen Tag vor dem anderen auszeichnet, der tut das dem Herrn zu Ehren. Und wer alles ohne Unterschied ißt, der tut es auch dem Herrn zu Ehren: er dankt ja Gott für die Speise Er dankt in dem Tischgebet.. Wer nicht alles ißt, der tut es ebenso zur Ehre des Herrn, und er dankt Gott auch (für die Speise). Denn keiner von uns lebt für sich, und keiner stirbt für sich. Leben wir, so leben wir für den Herrn; sterben wir, so sterben wir für den Herrn. Im Leben und im Sterben sind wir des Herrn Eigentum. Denn dazu ist Christus gestorben und wieder lebendig geworden, daß er über Tote und Lebendige Herr sei. Mit welchem Recht richtest du über deinen Bruder? Oder mit welchem Recht verachtest du deinen Bruder? Wir alle müssen ja dereinst erscheinen vor Gottes Richterstuhl. Denn es steht geschrieben: So wahr ich lebe, spricht der Herr, vor mir soll jedes Knie sich beugen, und jede Zunge soll Gott preisen Jes. 45,23.. Mithin wird jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft ablegen müssen. Laßt uns deshalb nicht mehr einander richten! Nehmt euch vielmehr vor, dem Bruder keinen Anstoß oder Ärgernis zu geben! - Durch den Herrn Jesus belehrt, habe ich die feste Überzeugung, daß nichts an und für sich unrein ist. Wer aber etwas für unrein ansieht, für den ist es dann auch unrein -. Denn wenn du deinen Bruder durch den Genuß einer Speise betrübst Weil der Bruder diese Speise für unrein hält., so wandelst du nicht mehr nach der Liebe. Bring ihn nicht durch dein Essen ins Verderben Verleite ihn nicht durch dein Beispiel, auch von der Speise zu essen, obwohl er sie für unrein hält, und dadurch gegen seine Überzeugung zu handeln.! Gebt eure heiligsten Güter nicht der Lästerung preis Wenn sich die Christen über so gleichgültige Dinge wie Essen und Trinken zankten, dann konnten die Heiden leicht dazu veranlaßt werden, über das Christentum zu spotten.! Das Königreich Gottes hat nichts mit Essen und Trinken zu tun, sondern es offenbart sich in Gerechtigkeit, Frieden und Freude, die von dem Heiligen Geist gewirkt werden. Wer Christus darin dient, der ist Gott wohlgefällig und den Menschen wert. So laßt uns das im Auge haben, was zum Frieden und zur gegenseitigen Förderung dient! Zerstöre Gottes Bauwerk Gemeint ist vielleicht die christliche Gemeinde. nicht um einer Speise willen! "Alles ist rein Vgl. V.14.." Allerdings! Doch wer etwas ißt, wodurch er anderen einen Anstoß gibt, der handelt übel. Recht handelst du, wenn du auf Fleisch- und Weingenuß verzichtest Mit Rücksicht auf den schwachen Bruder (1. Kor. 8,13). und auch sonst alles meidest, woran dein Bruder Anstoß nimmt. Du hast deine Überzeugung. Behalte sie für dich allein Dränge sie also keinem auf!! Gott kennt sie. Wohl dem, der keine Gewissensbedenken hat bei dem, was er für recht hält! Wer aber beim Essen einer Speise im Zweifel ist (ob er wirklich recht tut), der ist damit schon verurteilt. Denn er handelt nicht nach seiner inneren Überzeugung. Was aber nicht aus innerer Überzeugung kommt, das ist samt und sonders Sünde. Wir Starken Die "Starken" wissen, was erlaubt ist und was nicht. haben die Pflicht, der Schwachen Gebrechen zu tragen, und dürfen nicht uns selbst zu Gefallen leben. Jeder von uns soll seinem Nächsten zu Gefallen leben, um ihm Gutes zu tun und ihn zu fördern. Auch Christus hat ja nicht sich selbst zu Gefallen gelebt, sondern an ihm erfüllte sich das Schriftwort: Die Schmähungen derer, die dich schmähen, haben mich getroffen Ps. 69,10. Christus hat in seiner selbstverleugnenden Hingebung in Gottes Dienst auch den Haß seiner Feinde willig auf sich genommen.. Alles, was Vorzeiten geschrieben worden ist, das ist zu unserer Belehrung geschrieben, damit wir voll Ausdauer und gestärkt durch den Trost, den wir aus der Schrift schöpfen, an der Hoffnung Auf die zukünftige Herrlichkeit. festhalten. Gott aber, der Ausdauer und Trost verleiht, gewähre euch, im Sinne Christi in Eintracht zu leben, damit ihr einmütig wie mit einem Mund den Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus preist. - So nehme sich denn einer des anderen freundlich an, wie sich auch Christus unser angenommen hat zur Ehre Gottes. Ich meine hier: Christus ist ein Diener der Juden geworden, um Gottes Wahrhaftigkeit zu erweisen; denn die den Vätern gegebenen Verheißungen sollten erfüllt werden. Die Heiden aber haben Gott zu preisen für seine (unverdiente) Barmherzigkeit, wie geschrieben steht: Darum will ich dich rühmen unter den Heiden und deinem Namen lobsingen Ps. 18,50. Vgl. Eph. 2,11-22.. Und an einer anderen Stelle heißt es: Freut euch, ihr Heiden, mit seinem Volk 5. Mos. 32,43.! Und anderswo: Lobt den Herrn, alle Heiden! Es sollen ihn preisen alle Völker Ps. 117,1.. Jesaja endlich sagt: Kommen wird Isais Sproß, und der sich erhebt als Herrscher der Heiden. Auf ihn werden die Völker hoffen Jes. 11,10.. Gott aber, der die Hoffnung wirkt, erfülle euch mit reicher Freude und mit Frieden im Glauben, damit ihr überreich an Hoffnung seid durch die Kraft des Heiligen Geistes! Ich bin ganz überzeugt davon, liebe Brüder, daß ihr auch ohne meine Belehrung voll guter Gesinnung seid, reich an aller Erkenntnis und fähig, einander zurechtzuweisen. Trotzdem habe ich euch, wenigstens an einigen Stellen Gemeint sind vielleicht u.a. 3,9ff.; 6,12-13; 8,9; 11,15; 12,2; 13,11ff; 14., recht kühn geschrieben, freilich nur, um euch an das zu erinnern, was ihr schon wißt. Das habe ich getan, weil mir Gott in seiner Gnade den Auftrag geschenkt hat, ein Diener Christi Jesu zu sein, um den Heiden Gottes Frohe Botschaft priesterlich zu verkünden, damit die Heiden ein Gott wohlgefälliges Opfer werden, das durch den Heiligen Geist geheiligt ist. Ich darf mich darum in der Gemeinschaft mit Christus Jesus wohl auch dessen rühmen, was ich für Gottes Sache getan habe. Freilich hätte ich nie den Mut, von Erfolgen zu reden, die Christus bei der Heidenbekehrung durch andere und nicht durch meine Arbeit errungen hat mit Wort und Tat, mit mächtigen Zeichen und Wundern und in der Kraft des Heiligen Geistes. So habe ich, ausgehend von Jerusalem, in weitem Bogen bis nach Illyrien hin Christi Frohe Botschaft ausgerichtet. Dabei ist es aber eine Ehrensache für mich gewesen, die Frohe Botschaft nirgends zu verkündigen, wo Christi Name schon bekannt war. Denn ich wollte nicht auf fremdem Grund weiterbauen D.h.: ich wollte nicht eine von anderen Dienern Christi begonnene Arbeit weiterführen, sondern überall ganz selbständig vorgehen., sondern handeln nach dem Schriftwort Jes. 52,15.: Denen Gemeint sind die Heiden. nichts von ihm Von dem Knecht Gottes, dem Messias. verkündet worden ist, die sollen ihn sehen und die nicht von ihm gehört haben, die sollen ihn kennenlernen. Deswegen Weil ich bisher von Jerusalem an bis nach Illyrien genug zu tun hatte. bin ich auch so oft verhindert worden, zu euch zu kommen. Jetzt aber, wo ich in diesen Gegenden kein Arbeitsfeld mehr finde und noch dazu seit vielen Jahren Sehnsucht nach euch habe, (jetzt will ich euch besuchen,) wenn ich nach Spanien reise. Ich hoffe, euch auf der Durchreise zu sehen und von euch dorthin Nach Spanien. geleitet zu werden, nachdem ich mich zunächst an euerm Verkehr eine Zeitlang erquickt habe. Augenblicklich bin ich auf der Reise nach Jerusalem, um den dortigen Heiligen eine Liebesgabe zu bringen. Mazedonien und Achaja haben sich gern dazu verstanden, für die Armen in der Gemeinde in Jerusalem eine Beisteuer zu sammeln. Ich sage: sie haben sich gern dazu verstanden; und das sind sie ihnen auch schuldig. Denn haben die Heiden an den geistlichen Gütern der Gläubigen in Jerusalem Anteil, so ist's auch ihre Pflicht, ihnen mit ihren irdischen Gütern zu dienen. Habe ich nun dies Geschäft erledigt und ihnen Den Christen in Jerusalem. den Ertrag der Sammlung sicher eingehändigt, so will ich über Rom nach Spanien reisen. Ich weiß aber, daß ich euch bei meinem Besuch Christi Segensfülle mitbringe. Nun bitte ich euch, liebe Brüder, in dem Namen unseres Herrn Jesus Christus und bei der Liebe, womit uns der Heilige Geist verbindet: Steht mir als treue Kampfgenossen zur Seite und fleht für mich zu Gott, damit ich den Nachstellungen der Ungläubigen in Judäa Gemeint sind die dem Apostel feindlichen Juden in Jerusalem und Judäa. entgehe und die Liebesgabe, die ich nach Jerusalem bringen will, von den Heiligen dort gut aufgenommen werde Das war noch fraglich, weil ja die Judenchristen gegen Paulus und die Heidenchristen nicht gerade günstig gestimmt waren.! Dann kann ich, wenn es Gottes Wille ist, in freudiger Stimmung zu euch kommen und im Verkehr mit euch Erquickung finden. Der Gott des Friedens sei mit euch allen! Amen Man hat gemeint, mit 15,33 schließe der Römerbrief, und Kap. 16, das ursprünglich ein kurzer Empfehlungsbrief für die Diakonisse Phöbe an die Gemeinde zu Ephesus gewesen sei, habe man später ganz zufällig dem Römerbrief als Schlußkapitel angehängt. Bis jetzt hat aber noch niemand zu erklären gewußt, wie sich ein kurzer nach Ephesus bestimmter Empfehlungsbrief als Anhang an den Schluß des Römerbriefs habe verirren können.. Ich empfehle euch unsere Schwester Phöbe, eine Diakonisse der Gemeinde in Kenchreä Kenchreä war eine Hafenstadt südöstlich von Korinth.. Nehmt sie im Sinn des Herrn auf, wie sich's für Heilige ziemt, und steht ihr bei, wo sie euer bedarf! Auch sie hat vielen geholfen, besonders mir. Grüßt Priska und Aquila Apg. 18,2.3.26., meine Mitarbeiter im Dienst Christi Jesu! Sie haben einst ihren Kopf eingesetzt, um mir das Leben zu retten Der Vorfall ist uns unbekannt.. Ihnen sind mit mir auch alle Gemeinden der Heidenchristen zu Dank verpflichtet. Grüßt auch ihre Hausgemeinde D.h. wohl: ihren christlichen Haus- und Familienverband (siehe auch 1. Kor. 16,19; Kol. 4,15; Philem. 1). Die gottesdienstlichen Versammlungen der Gemeinden - wenigstens war das bei der Gemeinde in Korinth der Fall - fanden an einem und demselben Ort statt (1. Kor. 14,23 Grundtext; Röm. 16,23).! Grüßt meinen lieben Epänetus, der in Asien zuerst an Christus gläubig geworden ist! Grüßt Maria, die sich so treu für euch gemüht hat! Grüßt meine Volksgenossen Andronikus und Junias, die einst meine Gefangenschaft geteilt haben Wann und wo? ist unbekannt.! Sie werden hochgeschätzt von den Aposteln und sind vor mir an Christus gläubig geworden. Grüßt Amplias: er ist mir teuer in dem Herrn! Grüßt Urbanus, unseren Mitarbeiter im Dienst Christi, und meinen lieben Stachys! Grüßt Apelles, den bewährten Jünger Christi! Grüßt die Brüder aus dem Hause Aristobuls Ist hier Aristobul, der Enkel des jüdischen Königs Herodes des Großen, gemeint? Er lebte in Rom als Privatmann und starb dort nicht vor dem Jahr 45 n.Chr. Vielleicht redet der Apostel in unserem Vers von gläubig gewordenen Sklaven dieses Mannes. Aristobuls Sklaven, wohl meist Juden, mögen nach seinem Tod in den Haushalt des ihm befreundeten Kaisers Klaudius übergegangen sein, aber den Namen ihres alten Herrn beibehalten haben.! Grüßt meinen Volksgenossen Herodion! Grüßt alle aus dem Hause des Narzissus Vielleicht sind hier Sklaven aus dem Haus des damals allgewaltigen Freigelassenen Narzissus gemeint, der gleich nach Neros Regierungsantritt (Oktober 54) eines gewaltsamen Todes starb., die in des Herrn Gemeinschaft stehen! Grüßt Tryphäna und Tryphosa! Sie mühen sich ab im Dienst des Herrn. Grüßt meine liebe Persis! Sie hat viel gearbeitet im Dienst des Herrn. Grüßt den im Herrn auserwählten Rufus Mark. 15,21 (?). und seine Mutter, die auch mich wie eine Mutter liebt! Grüßt Asynkritus, Phlegon, Hermes, Patrobas, Hermas und die mit ihnen verbundenen Brüder! Grüßt Philologus und Julia, Nereus und seine Schwester und Olympas und alle mit ihnen verbundenen Heiligen Wenn Paulus auch solchen Christen in Rom, die er nicht persönlich, sondern nur dem Namen nach kennt, seine Grüße sendet, so hat dies einen besonderen Grund: er will alle Beziehungen zu der römischen Gemeinde benutzen, um einen freundlichen Eingang bei ihr zu finden. Obwohl ihr persönlich "unbekannt", möchte er ihr doch als ein "Bekannter" entgegentreten.! Grüßt einander mit dem heiligen Kuß Der christliche Bruderkuß (1. Kor. 16,20; 2. Kor. 13,12; 1. Thess. 5,26; 1. Petr. 5,14), womit die Gläubigen einander begrüßten, wurde bald in den Gottesdienst eingeführt. Eine feste Stelle hatte er darin schon zur Zeit Justins (gestorben etwa 165). In der Feier des Abendmahls wurde der heilige Kuß oder der Friedenskuß, ein Sinnbild der innigen Lebens- und Liebesgemeinschaft, die alle Christen vereinigen sollte, in der Weise erteilt, daß die Geistlichen den Bischof, die Männer der Gemeinde die Männer und die Frauen die Frauen küßten.! Es grüßen euch alle Gemeinden Christi. Ich ermahne euch, Brüder: Hütet euch vor den Leuten, die die (bekannten) Spaltungen und Ärgernisse anrichten im Widerspruch mit der Lehre, die ihr gelernt habt Hier sind sicher die judenchristlichen Irrlehrer gemeint, die für Gesetz und Beschneidung eiferten, jene heftigsten Widersacher des Paulus, die ihm nicht nur in Antiochia und Jerusalem (Apg. 15,1.5; Gal. 2,4), sondern namentlich in Galatien und Korinth zu schaffen machten.! Geht diesen Menschen aus dem Weg! Denn sie dienen nicht unserem Herrn Christus, sondern ihrem Bauch Die judenchristlichen Irrlehrer dienten dem Bauch, sofern sie die Beobachtung der mosaischen Speisegebote als Bedingung der Seligkeit forderten (Phil. 3,19; Kol. 2,21; auch Matth. 15,17)., und durch ihre wohlmeinend klingenden Reden und schönen Worte täuschen sie die Herzen der Unerfahrenen. Doch euer Glaubensgehorsam ist überall bekannt Darum werdet ihr euch von den Irrlehrern sicher nicht verführen lassen.. Darum habe ich meine Freude an euch. Nun möchte ich auch, ihr wähltet in Weisheit stets das Gute und bliebet unbefleckt vom Bösen. Der Gott des Friedens wird den Satan bald zermalmen unter euern Füßen Satan sät durch seine Sendboten, die falschen judenchristlichen Apostel (2. Kor. 11,13-15; Phil. 3,2), in den Gemeinden Lüge und Zwietracht aus.. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch! Es grüßen euch mein Mitarbeiter Timotheus und meine Volksgenossen Lucius, Jason und Sosipater Apg. 13,1; 17,5; 20,4 (?).. - Ich, Tertius, der Schreiber dieses Briefes, grüße euch im Herrn Hier fügt der den römischen Christen vielleicht bekannte Tertius, dem der Apostel den Römerbrief diktiert hat, einen besonderen Gruß bei.. - Es grüßt euch Gajus, der mir und der ganzen Gemeinde Herberge gibt In dem Haus des Gajus (1. Kor. 1,14) wohnte der Apostel während seines Aufenthaltes in Korinth, und dort fanden auch die gottesdienstlichen Versammlungen der korinthischen Gemeinde statt.. Es grüßen euch Erastus, der Stadtkämmerer Apg. 19,22; 2. Tim. 4,20 (?)., und der Bruder Quartus Als V.24 folgen hier in manchen Handschriften die Worte: "Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen! Amen.". Ihm aber, der euch stärken kann im Glauben an meine Heilsverkündigung und an die Botschaft Jesu Christi, worin sich ein Geheimnis Nämlich: der Ratschluß der Erlösung. offenbart, das ewiglang verschwiegen war, jetzt aber kundgemacht und durch die Auslegung der Schriften der Propheten Die Schriften der Propheten des Alten Bundes wurden durch die apostolische Predigt ausgelegt und erschlossen. nach dem Befehl des ewigen Gottes allen Völkern bekannt geworden ist, um sie dem Glauben gehorsam zu machen, - ihm, dem allein weisen Gott, ihm sei durch Jesus Christus Lobpreis in alle Ewigkeit! Amen.
Erster Brief an die Korinther Paulus, nach Gottes Willen zum Apostel Christi Jesu berufen, und der Bruder Sosthenes Sosthenes war vielleicht der frühere Synagogenvorsteher in Korinth (Apg. 18,17); ihm scheint Paulus den Brief diktiert zu haben. begrüßen die Gemeinde Gottes in Korinth, deren Glieder als berufene Heilige in der Lebensgemeinschaft mit Christus Jesus auch geheiligt sind, und zwar zugleich mit allen, die überall (auf Erden) den Namen Jesu Christi, der ihr und unser Herr ist, (im Gebet) anrufen. Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus! Ich danke meinem Gott allezeit euretwegen für die Gnade Gottes, die euch in Christus Jesus zuteil geworden ist. In der Lebensgemeinschaft mit ihm seid ihr mit aller Art Belehrung und Erkenntnis in jeder Hinsicht reichlich ausgestattet worden. Denn das Zeugnis von Christus hat unter euch tief Wurzeln geschlagen. Darum steht ihr auch (hinter den anderen Gemeinden) in keiner Gnadengabe zurück, während ihr voll Sehnsucht auf die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus Vgl. 1. Petr. 1,7.13; 2. Thess. 1,7. wartet. Der wird euch auch bis ans Ende stärken, damit ihr an dem Tag unseres Herrn Jesus Christus unsträflich erfunden werden könnt. Denn Gott ist treu, durch den ihr zur Gemeinschaft mit seinem Sohn Jesus Christus, unserem Herrn, berufen worden seid. Ich ermahne euch, Brüder, bei dem Namen unseres Herrn Jesus Christus: Seid einig untereinander! Duldet keine Spaltungen unter euch, sondern steht in derselben Gesinnung und in derselben Überzeugung in festgefügter Einheit da! Von den Leuten in Chloe habe ich über euch erfahren, meine Brüder, daß es Streitigkeiten unter euch gibt. Ich will mich noch deutlicher ausdrücken. Der eine von euch sagt: "Ich bin des Paulus Jünger", der andere: "Ich bin des Apollos Jünger", ein dritter: "Ich bin des Kephas Jünger", ein vierter: "Ich bin Christi Jünger." Ist Christus denn zerteilt? Ist etwa Paulus für euch gekreuzigt, oder seid ihr auf des Paulus Namen getauft worden? Ich danke Gott, daß ich weiter keinen von euch getauft habe als Krispus und Gajus. So kann doch niemand behaupten, ihr wäret auf meinen Namen getauft worden. Doch halt, ich habe ja auch die Hausgenossen des Stephanus getauft. Sonst wüßte ich nicht, daß ich noch jemand getauft hätte. Denn Christus hat mich nicht gesandt, um zu taufen, sondern um die Frohe Botschaft zu verkünden, aber nicht in der prunkvollen Rede der Weltweisen, damit Christi Kreuz nicht seine Kraft verliere. Das Wort vom Kreuz ist freilich denen, die verlorengehen, Torheit, uns aber, die zum Heil gelangen, ist es eine Gotteskraft. Denn es steht geschrieben: "Vernichten will ich die Weisheit der Weisen, die Klugheit der Klugen zuschanden machen Frei nach Jes. 29,14; Ps. 33,10.." Wo (sagt mir) bleiben die Weisen: die Schriftgelehrten und die Redekünstler, die vor den Leuten glänzen Frei nach Jes. 19,12; 44,25. Die "Weisen" sind sowohl die jüdischen Schriftgelehrten als auch die griechischen Sophisten oder Redekünstler, die für Geld Weisheit und Beredsamkeit lehren, deren Lehren und Schlüsse aber nur auf äußeren Schein, nicht auf die Wahrheit gerichtet waren. Die Weisen dieser Welt sind durch die in Christi Heilsbotschaft geoffenbarte wahre Weisheit Gottes besiegt worden.? Hat nicht Gott die Weltweisheit als Torheit kundgemacht Weil sie die Menschen nicht zum Heil führen konnte.? Da, wo Gott seine Weisheit kundtat Die Weisheit Gottes offenbarte sich für die Heiden in den Werken der Schöpfung (Röm. 1,19f.), für die Juden in dem Gesetz und in den Propheten., hat die Welt Gott nicht erkannt mit ihrer Weisheit. Darum hat es Gott gefallen, durch eine Predigt, die der Welt als Torheit gilt, zum Heil zu führen alle, die ihr glauben. Die Juden fordern zwar noch weiter Wunderzeichen, die Griechen trachten nach wie vor nach Weisheit. Wir aber sind Herolde Christi, des Gekreuzigten. Das ist ein Ärgernis den Juden, den Heiden eine Torheit. Für alle aber, die berufen sind aus Juden und aus Griechen, beweist sich Christus, den wir predigen, als Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn Gottes Taten, die den Menschen töricht scheinen, sind weiser als die Menschen. Und Gottes Taten, die den Menschen schwach erscheinen, sind stärker als die Menschen. Seht doch einmal: wer ist bei euch zum Heil berufen, Brüder? Da finden sich nicht viele Einflußreiche, nicht viele Edelgeborene. Vielmehr, was der Welt als töricht gilt, das hat sich Gott erwählt, damit er die Weisen beschäme. Und was der Welt als schwach gilt, das hat sich Gott erwählt, damit er das Starke beschäme. Und was der Welt als unedel gilt und was sie verachtet, ja was nichts für sie ist, das hat sich Gott erwählt, damit er vernichte, was etwas gilt. Denn kein Mensch soll sich rühmen vor Gott. Ihm allein verdankt ihr's auch, daß ihr in Christi Jesu Gemeinschaft steht. Den hat uns Gott geschenkt als Weisheit, als Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung Die Erlösung ist nicht nur die Versöhnung, sondern auch des Leibes Erlösung (Röm. 8,23; Eph. 4,30; Luk. 21,28).. So geht das Schriftwort in Erfüllung: "Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn Frei nach Jer. 9,22-23.!" Auch ich, liebe Brüder, bin unter euch bei der Verkündigung des mir von Gott aufgetragenen Zeugnisses nicht mit hervorragender Beredsamkeit und Weisheit aufgetreten. Denn ich wollte euch weiter nichts verkündigen als Jesus Christus - ihn, den Gekreuzigten. Ich hatte während meines Aufenthalts bei euch von (leiblicher) Schwachheit zu leiden und war mit Furcht und großem Zagen erfüllt. Meine Rede und Verkündigung waren frei von allen Worten, wodurch menschliche Weisheit überzeugen will. Dafür aber waren sie begleitet von deutlichen Wirkungen des Geistes und (göttlicher) Kraft. Denn euer Glaube sollte sich nicht auf Menschenweisheit gründen, sondern auf Gottes Kraft. Von Weisheit wissen wir freilich auch zu reden, wenn wir es mit geistlich Reifen zu tun haben Vgl. Phil. 3,15. Geistlich reif oder mannbar ist der Gegensatz zu geistlich unmündig (1. Kor. 3,1; vgl. auch Eph. 4,13f.). Zu der Weisheit für geistig Reife gehört z.B. die Lehre von Christi himmlischem Hohepriestertum (Hebr. 5,11-6,3).. Doch das ist keine Weisheit, die dieser Welt angehört, oder die man bei den Machthabern dieser Welt, die dem Untergang geweiht sind, zu finden pflegt. Sondern die Weisheit, die wir vortragen, ist (der Welt) verborgen, und schon vor aller Zeit hat sie Gott zu unserer Verherrlichung vorherbestimmt. Keiner von den Machthabern dieser Welt hat diese Weisheit erkannt - sonst hätten sie den Herrn der Herrlichkeit sicher nicht gekreuzigt Christi Kreuzigung wird hier als eine Tat aller weltlichen Machthaber bezeichnet. Denn auch die heidnischen Machthaber ohne Unterschied hätten diese Tat vollbracht, wenn sie an der Stelle der jüdischen gewesen wären. -. Nach dem Zeugnis der Schrift redet sie vielmehr von Dingen, die kein Auge gesehen und wovon kein Ohr gehört; ja, des Menschen Herz ahnt nicht von ferne, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben Vielleicht frei gebildet nach Jes. 64,3.. Uns aber hat es Gott offenbart durch den Geist. Denn der Geist erforscht alles, sogar die Tiefen Gottes. Denn wer weiß, was in dem Inneren eines Menschen vorgeht? Das weiß nur der Geist, der in dem betreffenden Menschen ist. Ebenso kennt auch niemand das innere Wesen Gottes als nur der Geist Gottes. Wir haben nun aber nicht den Geist der Welt Den Geist, aus dem die Weisheit der Welt entspringt; vgl. Eph. 2,2. empfangen, sondern den Geist, der von Gott ausgeht, um das zu erkennen, was uns von Gott aus Gnaden geschenkt worden ist. Und gerade dies verkündigen wir auch, freilich nicht in Worten, die menschliche Weisheit lehrt, sondern in solchen Worten, die der Geist lehrt: so bringen wir für Geistesmenschen D.h. für solche, die ihren menschlichen Geist von Gott dem Heiligen Geist erleuchten und leiten lassen. geistliche Dinge zum Ausdruck. Ein seelischer Mensch nimmt nichts an, was Gottes Geist ihm schenken will In dem seelischen Menschen hat die menschliche Seele mit ihrem sündigen, auf das Irdische gerichteten Begehren die Herrschaft über den menschlichen Geist, auf den deshalb der Heilige Geist nicht wirken kann. Der seelische Mensch ist also der Mensch, der ohne Gott nur in der Welt der fünf Sinne lebt. Vgl. Joh. 14,17; 2. Kor. 4,4; Röm. 8,5ff.; Jud. 19.. Denn es erscheint ihm töricht, und er kann es nicht verstehen, weil es geistlich beurteilt werden muß. Der Geistesmensch dagegen weiß alles (recht) zu beurteilen, während er selbst (in seinem inneren Wesen und Leben) von niemand Der nicht auch geistlich ist. (recht) beurteilt (und begriffen) werden kann. Denn: Wer hat des Herrn Sinn erkannt, so daß er ihn belehren könnte Nach Jes. 40,13. Der Sinn des Herrn ist für Menschen unerkennbar.? Wir aber haben Christi Sinn Daher darf sich niemand erkühnen, uns zu meistern und unser Tun zu bekritteln.. Auch ich, Brüder, habe zu euch nicht reden können wie zu geistlichen Menschen, sondern nur wie zu fleischlichen. Ich mußte euch bei der Verkündigung der Wahrheit Christi wie unmündige Kinder behandeln. Darum habe ich euch nur Milch Die Anfangsgründe der christlichen Wahrheit (vgl. Hebr. 6,1). gereicht und keine feste Speise; denn die konntet ihr damals noch nicht vertragen. Und nicht einmal heute könnt ihr sie vertragen. Denn ihr seid noch immer fleischlich. Es herrschen ja Eifersucht und Streit unter euch. Ist das nicht ein Beweis dafür, daß ihr fleischlich seid und ganz wie andere Menschen dahinlebt? Wenn der eine sagt: "Ich bin des Paulus Jünger" und der andere: "Ich bin des Apollos Jünger" - treibt ihr's dann nicht genau so wie andere Menschen? Was ist denn Apollos? Und was ist Paulus? Sie sind weiter nichts als Diener, durch die ihr zum Glauben gekommen seid. Und zwar dient jeder von uns beiden so, wie es der Herr ihm aufgetragen hat. Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen, Gott aber hat es wachsen lassen. Das Verdienst gebührt darum nicht dem, der da pflanzt, noch dem, der begießt, sondern Gott allein, der es wachsen läßt. Der Pflanzer und der Begießer stehen beide auf derselben Stufe Beide sind nichts als Diener.. Und jeder von ihnen wird nach seiner besonderen Arbeit auch seinen besonderen Lohn empfangen. Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld, ihr seid auch Gottes Bau. Nach der Gnade Gottes, die mir verliehen worden ist, habe ich als ein geschickter Baumeister den Grund (bei euch) gelegt. Andere bauen nun darauf weiter. Doch jeder sehe zu, wie er weiterbaue! So viel ist zwar gewiß: Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der (von mir) gelegt worden ist, und das ist Jesus Christus. Es kann nun aber jemand auf diesen Grund Gold, Silber und kostbare Steine oder Holz, Heu und Stroh bauen. Was jeder gebaut hat, das wird (dereinst in seinem Wert) offenbar werden. Der Tag (des Herrn) wird es ausweisen, denn der offenbart sich mit Feuer Vgl. Mal. 3,19; Matth. 3,11f.; 2. Thess. 1,8; 2. Petr. 3,7.. Und eben das Feuer wird erproben, was eines jeden Werk wert ist. Bleibt das Werk, das jemand (auf dem rechten Grund) gebaut hat, (in der Feuerglut) unversehrt, so wird er Lohn empfangen. Verbrennt es, so geht er seines Lohnes verlustig. Er selbst indes wird noch gerettet werden, aber (nur mit genauer Not und mit dem nackten Leben) wie bei einer Feuersbrunst Vgl. Sach. 3,2; Am. 4,11; Jud. 23.. Wißt ihr nicht, daß ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? Wer den Tempel Gottes verderbt Durch Parteiwesen und Zwietracht., den wird Gott verderben. Denn der Tempel Gottes ist heilig, und heilig seid auch ihr! Niemand täusche sich selbst! Bildet sich einer von euch ein, er sei in dieser Weltzeit weise, der werde zuerst ein Tor, damit er dann zur wahren Weisheit komme D.h.: er entschlage sich der menschlichen Weisheit und suche in der Heilsbotschaft, die der Welt als Torheit gilt, die wahre göttliche Weisheit.! Denn die Weisheit dieser Welt ist nach Gottes Urteil Torheit. Steht doch geschrieben: Er fängt die Weisheit in ihrer Schlauheit Nach Hiob 5,13.. Und anderswo heißt es: Der Herr weiß, daß die Gedanken der Weisen mächtig sind Nach Ps. 94,11.. Daher rühme sich niemand irgendeines Menschen! Es ist ja alles euer: Paulus, Apollos oder Kephas, Welt, Leben oder Tod, Gegenwärtiges und Zukünftiges - alles ist euer. Ihr selbst aber seid Christi Eigentum, und Christus ist aufs innigste mit Gott verbunden. So sehe man uns denn als Christi Diener an und als Verwalter der Geheimnisse Gottes. Hier kommt noch hinzu, daß man von Verwaltern weiter nichts verlangt, als daß sie treu erfunden werden. Mir macht es sehr wenig aus, ob ich von euch oder von einem menschlichen Gerichtstag abgeurteilt werde. Ja ich fälle nicht einmal selbst ein Urteil über mich. Es ist wohl wahr: ich bin mir keiner Schuld bewußt. Doch damit bin ich noch nicht gerechtfertigt. Der Herr ist, der mir das Urteil spricht. Darum urteilt nicht voreilig Die Korinther sollen nicht voreilig über Paulus und andere Lehrer urteilen.! Haltet euer Urteil zurück, bis der Herr kommt! Er wird auch das, was in Finsternis verborgen ist, ans Licht bringen und die Gedanken der Herzen offenbar machen. Dann wird jedem das ihm gebührende Lob von Gott zuteil werden. Bisher Von 3,5 an., Brüder, habe ich nur von mir und Apollos geredet Obwohl die Worte des Apostels von allen christlichen Lehrern gelten, so hat er doch in seiner Zartheit nur sich und Apollos genannt.. Das habe ich mit Rücksicht auf euch getan. Denn durch unser Beispiel sollt ihr lernen, nicht über die rechten Grenzen (der Demut und Bescheidenheit) hinauszugehen und nicht den einen (Lehrer) auf Kosten des anderen in Aufgeblasenheit vorzuziehen. (Du erhebst dich über andere; doch sage mir:) Wer gibt dir solchen Vorzug? Und solltest du wirklich etwas an Vorzügen aufweisen können, hast du es dann nicht (von Gott) empfangen? Hast du es aber empfangen, warum rühmst du dich, als wäre das nicht der Fall? Ihr seid schon satt. Ihr seid schon reich geworden. Ihr herrscht schon ohne unser Zutun als Könige Die Stolzen in Korinth vergaßen nicht nur ihre Abhängigkeit von Gott, sondern sie hielten sich auch schon für vollkommen. Diese Einbildung straft der Apostel mit scharfen Worten.. Ach, ich wollte, ihr wärt wirklich schon zur Herrschaft gelangt! Dann könnten ja auch wir mit eurer Hilfe herrschen Zu solchem Wunsch - will der Apostel sagen - hätten wir im Blick auf unsere Niedrigkeit und Mühsal allen Grund.. Es scheint mir, Gott habe uns, die letzten Apostel Vgl. 1. Kor. 15,8., wie zum Tod verurteilte Verbrecher öffentlich zur Schau gestellt. Denn wir sind für die Welt - für Engel und Menschen - ein Schauspiel geworden. Wir sind Toren um Christi willen, ihr seid kluge Leute in Christus Sinn: Wir entäußern uns der weltlichen Weisheit; ihr wißt das Christentum mit weltlicher Weisheit zu vereinigen.. Wir sind schwach, ihr seid stark. Ihr seid in Ehren, wir sind in Schmach. Bis auf diese Stunde leiden wir Hunger und Durst, wir sind ohne Kleidung, wir werden tätlich mißhandelt, wir wandern heimatlos umher, wir quälen uns ab bei unserer Hände Arbeit. Schmäht man uns, so segnen wir. Verfolgt man uns, so halten wir still. Verleugnet man uns, so geben wir gute Worte. Wir sind bis jetzt gleichsam der Auswurf der Welt, der Abschaum der Menschheit gewesen. Das schreibe ich nicht, um euch zu beschämen, sondern um euch als meine geliebten Kinder zurechtzuweisen. Denn hättet ihr in euerm Christenleben auch zehntausend (strenge) Erzieher, so habt ihr doch nur einen (liebevollen) Vater. Ich habe euch ja in Christus Jesus D.h. als Apostel Christi. durch die Heilsbotschaft gezeugt. Darum ermahne ich euch: Folgt meinen Weisungen! Deshalb habe ich auch Timotheus zu euch gesandt. Der ist mein geliebter und treuer Sohn im Herrn, und er soll euch an die Weisungen erinnern, die ich als Diener Christi Jesu überall in jeder Gemeinde gebe. Manche unter euch bilden sich freilich ein, ich käme nicht zu euch, und sind deshalb aufgeblasen. Wenn es aber des Herrn Wille ist, so werde ich recht bald zu euch kommen. Dann will ich sehen - nicht, was die Aufgeblasenen für Worte machen, sondern mit welcher Kraft sie auftreten können. Denn das Königreich Gottes offenbart sich nicht in Worten, sondern in Kraft. Was wollt ihr nun? Soll ich mit der Rute zu euch kommen oder mit Liebe und im Geist der Milde? Man hört allgemein davon reden, es werde Unzucht bei euch getrieben, und noch dazu so schrecklicher Art, wie sie nicht einmal bei den Heiden vorkommt: Es soll ja einer mit seines Vaters Frau zusammen leben Gemeint ist die Stiefmutter.. Und da seid ihr noch aufgeblasen? Solltet ihr nicht vielmehr Leid tragen und dafür sorgen, daß der Übeltäter aus eurer Mitte entfernt würde? Nun, ich - dem Leibe nach zwar fern, aber mit meinem Geist in eurer Mitte gegenwärtig - ich habe schon, als wäre ich selbst unter euch, über den, der sich so schwer vergangen hat, das Urteil gesprochen: In dem Namen des Herrn Jesus Christus wollen wir - ihr und mein Geist vereint mit der Kraft unseres Herrn Jesus - den Übeltäter dem Satan übergeben. So soll er leibliche Plagen erdulden, damit sein Geist an dem Tag des Herrn Jesus gerettet werde Der Apostel ist gewiß, daß der Übeltäter durch schwere leibliche Leiden, die der Satan unter Gottes Zulassung über ihn bringt, gedemütigt und dadurch zur bußfertigen Erkenntnis seiner Sünde geführt werden wird.. Euer Prahlen ist nicht schön. Wißt ihr nicht, daß ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert Vgl. Gal. 5,9.? Fegt den alten Sauerteig aus, damit ihr ein neuer Teig seid! Ihr seid ja ungesäuert Vgl. 2. Mos. 12,20; 13,7. Die Christen sind ungesäuert, weil es sich mit ihrem Christenstand nicht verträgt, den Sauerteig der Sünde bei sich zu dulden.. Denn wir haben auch ein Passahlamm, das geschlachtet worden ist: Christus. Darum laßt uns nicht mit altem Sauerteig Festfeier Die Feier des christlichen Passah. halten, nicht mit dem Sauerteig der Schande und Bosheit, sondern mit dem ungesäuerten Brot der Reinheit und der Wahrheit! In meinem (vorigen) Brief habe ich euch geschrieben, ihr solltet nicht mit unzüchtigen Menschen verkehren. Dabei habe ich natürlich nicht an die unzüchtigen Leute gedacht, die in der Welt leben, auch nicht an die Habsüchtigen, Räuber und Götzendiener. Sonst müßtet ihr ja die Welt verlassen. Ich meinte vielmehr, ihr solltet mit keinem verkehren, der den christlichen Brudernamen trägt und der trotzdem ein unzüchtiger Mensch ist oder ein Habgieriger, Götzendiener, Verleumder, Trunkenbold oder Räuber. Mit einem solchen Menschen sollt ihr nicht einmal an einem Tisch sitzen. Denn kommt es mir zu, die Draußenstehenden Die nicht zur christlichen Gemeinde Gehörenden. zu richten? Auch ihr richtet ja nur Gemeindeglieder. Über die Draußenstehenden wird Gott das Urteil fällen. Schafft den Bösewicht aus eurer Mitte Vgl. 5. Mos. 17,7.! Wie kann sich jemand von euch unterstehen, wenn er mit einem christlichen Bruder einen Rechtshandel hat, statt die Sache vor die Heiligen zu bringen, sie vor den Ungerechten entscheiden zu lassen Die Heiligen sind die Christen, die Ungerechten sind die Heiden. Auch in den jüdischen Gemeinden gab es bei Streitigkeiten von Gemeindegliedern ein unbedingt anerkanntes Schiedsgericht.? Wißt ihr nicht, daß die Heiligen einst die Welt richten werden Vgl. Dan. 7,18.27 (Weish. Sal. 3,8); Matth. 19,28; Luk. 22,30; Offb. 3,21; 20,4.? Wenn nun von euch die Welt gerichtet werden soll, taugt ihr denn nicht einmal dazu, die geringfügigsten Rechtssachen zu entscheiden? Wißt ihr nicht, daß wir sogar über Engel richten werden? Und da sollten wir nicht fähig sein, Streitigkeiten über mein und dein zu schlichten? Wenn ihr also Händel habt über mein und dein, dann laßt gerade die geringsten Gemeindeglieder Schiedsrichter darüber sein! Um euch zu beschämen, rede ich so. Gibt's denn unter euch keinen einzigen verständigen Mann, der einen Streit zwischen christlichen Brüdern schlichten könnte? Muß ein Bruder mit dem anderen in Streit liegen, und noch dazu vor heidnischen Gerichten? Es ist überhaupt schon ein Schade für euch, daß ihr Rechtshändel miteinander habt. Warum leidet ihr nicht lieber Unrecht? Warum laßt ihr euch nicht lieber um das Eure bringen? Aber nein, ihr müßt Unrecht tun und die Leute um das Ihre bringen, noch dazu christliche Brüder! Wißt ihr nicht, daß Ungerechte das Königreich Gottes nicht ererben werden? Täuscht euch nicht: Kein Unzüchtiger, kein Götzendiener, kein Ehebrecher, kein Wollüstiger, kein Knabenschänder, kein Dieb, kein Habsüchtiger, kein Trunkenbold, kein Verleumder, kein Räuber wird Gottes Königreich ererben! Und solche Sünder sind manche von euch in früheren Tagen gewesen. Nun aber habt ihr euch rein waschen lassen, nun seid ihr geheiligt und gerechtfertigt worden in dem Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes. "Es ist mir alles erlaubt" - so sagen manche Die hier und sonst in diesem Brief in Anführungszeichen eingeschlossenen Worte sind vielleicht aus dem Schreiben der Korinther an Paulus.. Jawohl! Aber es frommt nicht alles. "Es ist mir alles erlaubt." Wohl wahr! Doch ich darf mich von nichts beherrschen lassen. "Die Speisen sind für den Magen, und der Magen ist für die Speisen da." Sicher! Aber Gott wird einst Magen und Speisen vernichten. Der Leib jedoch ist nicht für die Unzucht da, sondern für den Herrn Bei der Auswahl der Speisen "ist zwar alles erlaubt", denn die Speisen haben nichts mit dem "Herzen" des Menschen zu tun (vgl. Matth. 15,17ff.), und sie sowie die Verdauungswerkzeuge sind vergänglich. Der Leib aber ist für den Dienst des Herrn (Röm. 6,12-14) und zur Auferweckung bestimmt (Röm. 8,23; 2. Kor. 5,2); darum darf er nicht durch Unzucht entweiht werden.; und der Herr ist da für den Leib Er will ihn in seinem Dienst gebrauchen.. Wie Gott den Herrn auferweckt hat, so wird er auch uns auferwecken durch seine Macht. Wißt ihr nicht, daß eure Leiber Glieder Christi sind? Darf ich nun Christus seine Glieder nehmen, um sie zu Gliedern einer Buhlerin zu machen? Nimmermehr! Oder wißt ihr nicht, daß, wer sich einer Buhlerin ergibt, ein Leib mit ihr ist? Es heißt ja: Beide werden eins sein Wörtlich: Ein Fleisch sein. 1. Mos. 2,24 nach LXX.. Wer sich aber dem Herrn ergibt, der ist ein Geist mit ihm. Flieht die Unzucht! Jede andere Sünde, die der Mensch begeht, die bleibt außerhalb seines Leibes. Der Unzüchtige aber versündigt sich (unmittelbar) gegen seinen eigenen Leib. Oder wißt ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des in euch wohnenden Heiligen Geistes ist, den ihr von Gott empfangen habt, - und daß ihr nicht nach eigener Willkür über euch verfügen könnt? Ihr seid um einen hohen Preis erkauft worden Der hohe Preis ist Christi Blut.. Darum verherrlicht Gott mit euerm Leib! Auf die Fragen in euerm Brief antworte ich: Ein Mann tut gut, wenn er kein Weib berührt Kein Weib berühren bedeutet: freiwillig auf die Ehe verzichten.. Zur Verhütung der Unzucht aber mag jeder Mann seine Ehefrau und jede Frau ihren Ehemann haben. Der Mann soll seiner Frau den schuldigen Umgang gewähren und ebenso die Frau ihrem Mann. Die Frau hat kein Verfügungsrecht über ihren Leib, sondern ihr Mann. Gleicherweise hat auch der Mann kein Verfügungsrecht über seinen Leib, sondern seine Frau. Entzieht euch einander nicht, es sei denn allenfalls nach gemeinsamer Übereinkunft auf kurze Zeit, damit ihr euch ungestört dem Gebet widmen könnt! Und dann kommt wieder zusammen, auf daß euch der Satan nicht in Versuchung bringe, weil ihr ja so unenthaltsam seid! Was ich hier ausspreche, das ist nur ein Rat Aus Nachsicht gegen eure Schwäche. und kein Gebot. Ich möchte: alle Menschen wären ebenso wie ich D.h. enthaltsam und ehelos (V.8).. Doch jeder hat seine besondere Gnadengabe von Gott empfangen, der eine so, der andere so. Den Unverheirateten und namentlich den Witwen sage ich: Sie tun gut, wenn sie (ledig) bleiben ebenso wie ich. Können sie sich aber nicht beherrschen, so mögen sie heiraten. Denn es ist besser, zu heiraten als von glühender Begierde zu leiden. Den Verheirateten Den christlichen Ehepaaren. gebietet der Herr, nicht ich allein: Die Frau soll sich von ihrem Mann nicht trennen. - Tut sie es doch, so soll sie unverheiratet bleiben oder sich mit ihrem Mann wieder aussöhnen. - Und der Mann soll die Frau nicht entlassen Vgl. Mark. 10,11-12.. Den anderen Ehepaaren Hier handelt es sich um Ehen zwischen Christen und Nichtchristen. sage ich, nicht der Herr: Hat ein (christlicher) Bruder eine ungläubige Frau, und sie ist damit einverstanden, mit ihm zusammenzuleben, so soll er sie nicht entlassen V.12-16 ist die Rede von Mischehen zwischen Christen und Nichtchristen.. Ferner: hat eine (christliche) Frau einen ungläubigen Mann, und er ist damit einverstanden, mit ihr zusammenzuleben, so soll sie ihren Mann nicht verlassen. Denn der ungläubige Mann ist durch die Gemeinschaft mit seiner (christlichen) Frau geheiligt. Sonst wären ja auch eure Kinder unrein, und sie sind doch heilig Hier ist jedenfalls an ungetaufte Kinder der christlichen Gemeinde zu denken; denn getaufte Kinder sind ja selbstverständlich heilig. Der Apostel Paulus scheint an dieser Stelle sagen zu wollen: Wer bei Mischehen die Auflösung der Ehe fordert, weil der nichtchristliche Gatte unrein sei, der muß auch die ungetauften Kinder der Gemeinde für unrein erklären. Das wird aber niemand einfallen. Denn auch die ungetauften Kinder der Gemeinde sind heilig, zwar nicht in dem tiefen, eigentlichen Sinn des Wortes, aber doch insofern, als Kinder christlicher Eltern zu der Gemeinschaft Christi und seiner Kirche mitbestimmt sind. Ähnlich ist nun auch in einer Mischehe der nichtchristliche Gatte durch den christlichen geheiligt, freilich nicht in des Wortes eigentlicher Bedeutung, aber doch so, daß der nichtchristliche Gatte durch die Lebensgemeinschaft mit dem christlichen eine Würde und Weihe empfängt, die dem christlichen Gatten den Umgang mit ihm gestattet.. Will aber der ungläubige Teil das eheliche Zusammenleben aufgeben, so mag er es tun. In solchen Fällen ist der Bruder oder die Schwester nicht gebunden. Gott hat euch aber berufen, um miteinander in Frieden zu leben. Kannst du, Frau, denn wissen, ob du deinen Mann zum Heil führen wirst? Oder kannst du, Mann, wissen, ob du deine Frau zum Heil führen wirst Diese Stelle (V.15) ist sehr dunkel. Vielleicht will der Apostel sagen: Der christliche Teil ist nicht verpflichtet, das Zusammenleben mit dem nichtchristlichen um jeden Preis fortzusetzen. Bei einer etwaigen Trennung wird jedoch das innere Band nicht gelöst. Darum soll auch die friedliche Gesinnung, die Hoffnung auf die Bekehrung des heidnischen Teils und damit die Hoffnung auf eine Wiedervereinigung festgehalten werden.? Im übrigen gelte dies als allgemeine Regel: Ein jeder bleibe in dem Stand und Lebenskreis, den ihm der Herr beschieden und worin ihn Gott zum Heil berufen hat. Das ist die Verordnung, die ich in allen Gemeinden gebe. Wer als Beschnittener berufen ist, der suche seine Beschneidung nicht zu verbergen Vgl. 1. Makk. 1,15.. Wer als Heide berufen ist, der lasse sich nicht beschneiden. Die Beschneidung hat keinen Wert und ebensowenig das Nichtbeschnittensein. Es kommt nur an auf das Halten der göttlichen Gebote Gal. 5,6; 6,15; Röm. 2,25ff.. Jeder bleibe also in dem Stand, worin ihn Gott zum Heil berufen hat. Bist du als Leibeigener berufen: gräme dich nicht darum! Kannst du jedoch frei werden, dann benutze die Gelegenheit! Der Leibeigene, der in die Gemeinschaft des Herrn berufen worden ist, ist ja ein Freigelassener des Herrn. Ebenso ist der Freie, der zum Heil berufen worden ist, "ein Knecht Christi". Ihr seid um einen hohen Preis erkauft worden Vgl. 6,20.. Werdet darum keine "Menschenknechte"! Ein jeder also, liebe Brüder, diene Gott in dem Stand, worin er zum Heil berufen ist. Wegen der Jungfrauen habe ich kein ausdrückliches Gebot vom Herrn. Aber ich will doch meine Meinung aussprechen als ein Mann, der durch des Herrn Erbarmen Vertrauen verdient. Ich meine nun: Wegen der gegenwärtigen schweren Zeitlage ist es für jeden gut, so zu bleiben, wie er ist. Bist du an eine Frau gebunden, so suche das Verhältnis nicht zu lösen! Bist du ledig, dann suche keine Frau! Wenn du aber heiratest, so tust du damit keine Sünde. Doch müssen die Verheirateten äußere Trübsal durchmachen, und die möchte ich euch gern ersparen. Ich versichere euch, Brüder: Die Zeit (bis zu dem Kommen des Herrn) ist nur noch kurz. Deshalb gelte hinfort die Regel: Auch jene, die Frauen haben, sollen sich so verhalten, als hätten sie keine. Die Weinenden sollen sein, als weinten sie nicht, die Fröhlichen, als wären sie nicht fröhlich Man soll sich über Schmerz und Freude zu erheben wissen., die Käufer, als behielten sie das Gekaufte nicht; kurz, die in der Welt leben, sollen sich so verhalten, als lebten sie nicht darin Alle sollen sich einen von den äußeren Lebensumständen unabhängigen Sinn bewahren.. Denn die Welt in ihrer jetzigen Gestalt ist im Vergehen begriffen Vgl. 2. Petr. 3,10.13; Offb. 21,1.. Da möchte ich gern, ihr wärt von allen weltlichen Sorgen frei. Der Unverheiratete richtet seine Sorge auf den Dienst des Herrn: er will dem Herrn gefallen. Der Verheiratete ist um die weltlichen Dinge besorgt: er will seiner Frau gefallen. Derselbe Unterschied besteht auch zwischen der verheirateten Frau und der Jungfrau Mit V.34 beginne ich einen neuen Satz und lese: [memeristai kai hee gynee kai hee parthenos, hee agamos merimna].. Die Jungfrau richtet ihre Sorge auf den Dienst des Herrn; sie will heilig sein an Leib und Geist. Die verheiratete Frau ist um die weltlichen Dinge besorgt: sie will ihrem Mann gefallen. Diesen Rat (nicht zu heiraten) gebe ich euch zu euerm eigenen Besten. Damit will ich euch aber nicht etwa eine Schlinge überwerfen Ich will euch nicht ein zwingendes Gesetz auflegen.. Ich möchte euch vielmehr helfen, daß es geziemend bei euch zugehe, und ihr allezeit ungestört zu des Herrn Füßen sitzen könnt Vgl. Luk. 10,39.. Glaubt aber ein Vater, er handle unrecht gegen seine jungfräuliche Tochter, wenn er sie unverheiratet alt werden läßt, und hält er deshalb ihre Verheiratung für nötig, so tue er, was ihm gut scheint. Er sündigt damit nicht: die Tochter und ihr Freier mögen ruhig heiraten. Wer dagegen als willensstarker Mann und frei von allem äußeren Zwang - so daß er ganz nach eigenem Wunsch handeln kann - zu dem Entschluß gekommen ist, seine Tochter unverheiratet zu lassen, der tut wohl daran. Also: ein Vater, der seine jungfräuliche Tochter verheiratet, der handelt recht; und wer sie nicht verheiratet, der handelt noch besser. Eine Ehefrau ist an ihren Mann gebunden, solange er lebt. Stirbt der Mann, so hat sie Freiheit zu heiraten, wen sie will; nur muß es ein Christ sein. Sie ist aber besser daran, wenn sie unverheiratet bleibt. Das ist meine Ansicht, und ich denke doch auch Gottes Geist zu haben. Mit Bezug auf das Götzenopferfleisch Das Fleisch der Götzenopfer, das nicht auf dem Altar verbrannt wurde, fiel teils den Priestern zu, teils wurde es von den Opfernden selbst zurückbehalten. Diese verzehrten es bei den feierlichen Opferschmäusen in den Göttertempeln und bei ihren häuslichen Mahlzeiten, oder sie verkauften es auf dem Markt. Die Christen konnten also mehrfach in die Lage kommen, von dem Fleisch der Götzenopfer zu essen. Wie sollten sie sich nun im einzelnen verhalten? Darauf antwortet der Apostel in 8 und 10,15-32: Bei Fleischeinkäufen auf dem Markt soll man nicht ängstlich fragen, ob es Opferfleisch sei oder nicht. Bei den Mahlzeiten in den Häusern heidnischer Verwandter und Freunde darf man unbedenklich von dem Opferfleisch essen; nur die Rücksicht auf glaubensschwache Brüder gebietet einen Verzicht auf die christliche Freiheit. Dagegen kann von einer Teilnahme an heidnischen Opferschmäusen in den Göttertempeln für einen Christen keine Rede sein. (schreibt ihr in euerm Brief): "Wir wissen, daß wir alle (die rechte) Erkenntnis haben." (Bedenkt indes:) Die Erkenntnis (allein) macht stolz, die Liebe aber sucht andere zu fördern. Wer sich mit seiner Erkenntnis brüstet, der hat die wahre Erkenntnis noch gar nicht erlangt. Wer aber Gott liebt, der ist von ihm (als sein Eigentum) erkannt. Also über den Genuß des Götzenopferfleisches (schreibt ihr mir): "Wir wissen: es gibt überhaupt keine Götzen in der Welt, sondern es gibt nur einen Gott. Denn es mag auch (nach dem Glauben der Heiden) sogenannte Götter im Himmel und auf Erden geben - wie sie ja wirklich viele Götter und viele Herren verehren -, so kennen wir (Christen) doch nur einen Gott, den Vater, von dem alles geschaffen ist, und für dessen Dienst wir bestimmt sind, und nur einen Herrn, Jesus Christus, durch den alles geschaffen ist, und durch den wir leben Wir leben durch Christus als Genossen der neuen geistlichen Schöpfung.." (Ganz richtig!) Doch nicht alle haben diese Erkenntnis. Sondern es gibt manche unter euch, die nach alter Gewohnheit das Götzenopferfleisch noch immer in dem Gedanken essen, als wäre es wirklich einem Götzen geopfert. Dadurch wird dann ihr Gewissen, schwach wie es ist, befleckt. Nun ist's zwar wahr: "Die Speise, die wir essen, hat keinen Einfluß auf unser Verhältnis zu Gott. Ob wir dies oder jenes essen oder nicht, das macht uns in Gottes Augen nicht besser oder schlechter." Seht aber zu, daß diese eure Freiheit den Schwachen keinen Anstoß gebe! Du nimmst bei deiner rechten Erkenntnis (über das Götzenopfer) in einem heidnischen Tempel an einem Opfermahl teil. Da sieht dich nun einer (aus der Gemeinde, der diese Erkenntnis nicht hat). Muß da nicht sein Gewissen, obwohl er schwach ist, dazu verleitet Wörtlich: erbaut. werden, (gegen seine Überzeugung) auch von dem Götzenopferfleisch zu essen? So wird dann durch deine Erkenntnis der Schwache ins Verderben gebracht - der Bruder, für den doch Christus gestorben ist. Wenn ihr euch aber in solcher Weise an den Brüdern versündigt und ihr schwaches Gewissen verwundet, so versündigt ihr euch gegen Christus. Verleite ich deshalb durch das Essen einer Speise meinen Bruder zur Sünde, so will ich in Zukunft überhaupt kein Fleisch mehr essen, um meinen Bruder nicht zur Sünde zu verführen. Bin ich nicht frei? Bin ich nicht ein Apostel? Habe ich nicht unseren Herrn Jesus gesehen? Seid ihr nicht mein Werk in dem Herrn? Bin ich auch für andere kein Apostel, so bin ich's doch jedenfalls für euch. Denn ihr seid das Siegel meines Apostelamtes im Herrn. So verteidige ich mich denen gegenüber, die meine Richter sein wollen Ich beziehe V.3 auf V.1 und 2, nicht wie von Soden auf das Folgende.. Haben wir nicht das Recht, (auf Kosten der Gemeinden) zu essen und zu trinken? Haben wir nicht gleich den anderen Aposteln, den Brüdern des Herrn Matth. 13,55. und Kephas Petrus. das Recht, auf unseren Reisen eine (christliche) Schwester als Ehefrau bei uns zu haben? Müssen nur ich und Barnabas den Lebensunterhalt durch Handarbeit erwerben? Wer tut denn Kriegsdienst für eigenen Sold? Wer pflanzt einen Weinberg und ißt nicht von seiner Frucht? Wer weidet eine Herde, ohne von ihrer Milch zu genießen? Ist das nur in der Welt so Brauch? Stimmt damit nicht auch das Gesetz? Im Gesetz Moses steht ja geschrieben: Du sollst dem Ochsen, der das Getreide drischt, nicht das Maul verbinden 5. Mos. 25,4. Das Tier, das die Körner aus den Ähren stampft oder den Dreschwagen über das Getreide zieht, soll sich auch an dem Getreide gütlich tun können.. Denkt Gott hier an die Ochsen? Haben seine Worte nicht auf jeden Fall für uns Bedeutung? Ja, zu unserem Besten stehen sie da. Denn die das Land pflügen und die das Getreide dreschen, die sollen ihre Arbeit tun in der Hoffnung, davon Genuß zu haben Die Worte des Gesetzes sagen, daß die menschliche Arbeit ihren Lohn finden soll.. Haben wir nun zu euerm Heil den Samen geistlicher Güter ausgestreut, ist es da zuviel verlangt, wenn wir (als Lohn dafür) etwas von euern zeitlichen Gütern ernten? Haben andere (Lehrer) das Recht, sich von euch unterhalten zu lassen, sind wir dann nicht noch viel mehr dazu berechtigt? Doch wir haben von diesem Recht keinen Gebrauch gemacht. Wir nehmen vielmehr alle möglichen Entbehrungen auf uns, um der Frohen Botschaft Christi nur ja kein Hindernis zu bereiten. Wißt ihr nicht, daß die Priester, die im Tempel dienen, von den Einkünften des Tempels ihren Unterhalt empfangen? Und daß die, die am Opferaltar beschäftigt sind, auch ihren Teil vom Altar bekommen 5. Mos. 18,1; 4. Mos. 18,31.? Ebenso hat nun auch der Herr für die Verkündiger der Frohen Botschaft die Verordnung gegeben, daß sie davon leben sollen Matth. 10,10; Luk. 10,7.. Ich aber habe auf diesen Anspruch freiwillig verzichtet. Das erwähne ich hier nicht, damit man mir künftig diesen Anspruch befriedige. Nein, lieber sterben, als meinen Ruhm mir nehmen lassen! An und für sich freilich ist die Verkündigung der Frohen Botschaft nichts, dessen ich mich rühmen könnte. Sie ist ja einfach eine Pflicht, die ich erfüllen muß. Denn wehe mir, wollte ich die Frohe Botschaft nicht verkündigen! Täte ich es aus eigenem Antrieb, so hätte ich Lohn zu erwarten. Ist es aber ein Muß für mich, so richte ich ja nur einen mir anvertrauten Auftrag aus. Worin besteht also mein Lohn? Darin, daß ich die Frohe Botschaft umsonst verkündige und als ihr Diener auf mein gutes Recht verzichte Der Apostel meint das Recht, sich von den Gemeinden unterhalten zu lassen.. Denn wenn ich auch von allen Menschen unabhängig bin, so bin ich doch freiwillig aller Knecht geworden, um recht viele (für den Glauben) zu gewinnen. Mit den Juden bin ich umgegangen wie ein Jude, um Juden zu gewinnen. Mit denen, die unter dem Gesetz stehen, habe ich verkehrt, als stünde ich auch unter dem Gesetz - obwohl ich doch mit dem Gesetz nichts zu schaffen habe -, um die, die unter dem Gesetz stehen, zu gewinnen. Mit den Heiden, die ohne das Gesetz leben, bin ich umgegangen wie einer, der das Gesetz nicht kennt - während ich doch Gottes Gesetz nicht verachte, sondern im Gesetz Christi lebe -, um die, die das Gesetz nicht kennen, zu gewinnen. Im Umgang mit den Schwachen bin ich schwach geworden, um die Schwachen zu gewinnen. So bin ich allen alles geworden, um wenigstens einige zum Heil zu führen. Das alles tue ich der Frohen Botschaft wegen, um an ihrem Segen teilzuhaben. Wißt ihr nicht, daß die Läufer in der Rennbahn zwar alle laufen, aber nur einer den Siegespreis erhält? Lauft nun so (wie dieser Sieger), damit ihr den Preis erlangt! Jeder Wettkämpfer übt strengste Enthaltsamkeit. Und doch wollen sie nur einen vergänglichen Siegeskranz gewinnen, wir aber einen unvergänglichen. Ich laufe nun nach keinem ungewissen Ziel, ich führe bei meinem Faustkampf keine Hiebe in die Luft. Sondern ich schlage meinen Leib und bezwinge ihn, um nicht, nachdem ich andere zum Kampf aufgerufen habe, bei der Austeilung des Preises selbst leer auszugehen. Ich Wörtlich: "Denn ich." Der Zusammenhang ist folgender: 9,27 hat der Apostel gesagt: "Ich bekämpfe und besiege mich selbst." Das ist nötig; denn die Geschichte Israels zeigt, wie sehr man auf der Hut sein muß, um nicht in Sünde zu fallen. will euch nicht in Unkenntnis darüber lassen, liebe Brüder, daß unsere Väter Die Israeliten, unter denen sich das Reich Gottes vorbereitete, sind die geistlichen Väter des neuen Bundesvolkes. alle unter dem Schutz der Wolke gewesen und alle durch das Meer gegangen sind 2. Mos. 13,12; 14,21f.. Alle haben sich auf Mose Den Mittler des Alten Bundes. taufen lassen in der Wolke und im Meer. Alle haben dieselbe geistliche Speise gegessen, und alle haben denselben geistlichen Trank getrunken V.2-4 sind ein Hinweis auf Taufe und Abendmahl (2. Mos. 16,15.35; 17,6).. Sie tranken aus einem geistlichen Fels, der mit ihnen ging Die Rabbinen lehrten, der Fels, woraus die Israeliten getränkt wurden, habe sie während der ganzen 40jährigen Wüstenwanderung überallhin begleitet., und dieser Fels war Christus. Doch an der Mehrzahl von ihnen hatte Gott keinen Gefallen. Denn sie wurden niedergestreckt in der Wüste 4. Mos. 14,28ff.. Das ist zum warnenden Vorbild für uns geschehen, damit wir nicht nach dem Bösen gierig sind, so wie jene es waren. Werdet auch nicht Götzendiener, wie einige von ihnen es geworden sind; denn es steht geschrieben: Das Volk lagerte sich, um zu essen und zu trinken; dann stand es auf zu Spiel und Tanz 2. Mos. 32,6.. Laßt uns auch nicht Unzucht treiben, wie manche von ihnen es taten, so daß an einem Tag 23000 fielen Nach 4. Mos. 9 waren es 24000.! Laßt uns ferner den Herrn Christus. nicht versuchen, wie einige von jenen ihn versuchten und dann (zur Strafe) von Schlangen getötet wurden 4. Mos. 21,5-6.! Murrt nicht, wie einige von ihnen murrten, die dafür den Tod durch den Verderber fanden Das Murren richtete sich gegen Mose und Aaron (4. Mos. 16,41). Paulus warnt hier die Korinther vor Ungehorsam gegen das apostolische Amt. Der Verderber ist der Würgengel (2. Mos. 12,23).! Dies alles ist jenen vorbildlich widerfahren, und es ist aufgezeichnet worden zur Warnung für uns, die wir am Ende der Zeiten leben. Wer also meint, er stehe fest, der gebe acht, daß er nicht falle! Bisher hat euch noch keine Versuchung betroffen, die menschliche Kräfte überstiege. Und Gott ist treu! Er wird nicht zugeben, daß ihr über eure Kraft versucht werdet. Sondern wenn er euch Versuchung schickt, so wird er auch einen Ausweg eröffnen, daß ihr sie siegreich bestehen könnt. Darum, meine Lieben, meidet den Götzendienst! Ich rede ja zu verständigen Leuten. Beurteilt selbst, was ich sage: Der geweihte Kelch, den wir segnen, bringt er uns nicht in Gemeinschaft mit dem Blut Christi? Das Brot, das wir brechen, bringt es uns nicht in Gemeinschaft mit dem Leib Christi? Denn wie es ein Brot ist (das gebrochen und ausgeteilt wird), so bilden auch wir trotz unserer Vielheit nur einen Leib Den geistlichen Leib Christi, die Kirche.; denn wir genießen ja alle ein und dasselbe Brot. Seht das irdische Israel an! Stehn nicht alle, die von den Opfern essen, in Gemeinschaft mit dem Altar? Was will ich damit sagen? Meine ich, daß ein Götzenopfer Wert hat, oder daß es wirklich Götzen gibt? Nein! Was die Heiden opfern, das opfern sie bösen Geistern und nicht Gott. Ich will aber nicht, daß ihr mit der bösen Geisterwelt in Gemeinschaft kommt. Ihr könnt nicht des Herrn Kelch trinken und daneben auch den Kelch böser Geister. Ihr könnt nicht von des Herrn Tisch essen und daneben auch von dem Tisch böser Geister. Oder wollen wir den Herrn Christus (wie V.21). herausfordern? Sind wir etwa stärker als er So daß wir den Zorn nicht zu fürchten brauchten?? (Ihr sagt:) "Alles ist erlaubt." Aber ich sage: Es nützt nicht alles. "Alles ist erlaubt." Mag sein! Doch es fördert nicht alles Es dient nicht zum geistlichen Wachstum der anderen.. Niemand denke nur an sich, sondern an das Heil des anderen! Alles, was auf dem Fleischmarkt zum Verkauf steht, das eßt ruhig, ohne weiter nachzufragen Ob es sich etwa um Götzenopferfleisch handelt., damit euer Gewissen nicht beunruhigt werde. Denn: Die Erde ist des Herrn, und was sie erfüllt Ps. 24,1.. Lädt euch ein Heide zu Gast, und ihr wollt hingehen, so eßt alles, was euch vorgesetzt wird, ohne weiter nachzufragen, damit euer Gewissen nicht beunruhigt werde. Sagt euch aber jemand Wahrscheinlich ein mitgeladener Christ.: "Das hier ist Opferfleisch!", so eßt nicht davon! Tut das mit Rücksicht auf den, der euch dies sagt, und um das Gewissen nicht zu verletzen. Hier denke ich nicht an euer eigenes Gewissen, sondern an das Gewissen des anderen Dieser andere ist ein Christ mit einem schwachen Gewissen.. Denn warum soll ich meine Freiheit von dem Gewissen eines anderen beurteilen lassen? Wenn ich eine Speise mit Dank (gegen Gott) genieße, ist es dann recht, daß ich wegen der Speise, für die ich danke, (von anderen) gelästert werde? Ihr mögt nun essen oder trinken oder sonst etwas tun: tut alles zur Ehre Gottes! Gebt keinen Anstoß bei Juden und Heiden und bei der Gemeinde Gottes! Auch ich will ja in jeder Weise allen zu Gefallen leben, und darum trachte ich nicht nach dem, was meinem Besten dient, sondern was der großen Mehrzahl zu ihrem Heil nützlich ist. Folgt mir nach, wie ich selbst Christus folge! Ich erkenne es lobend an, daß "ihr in allen Stücken mein eingedenk seid und die Weisungen befolgt, die ich euch gegeben habe". Ihr sollt nun wissen: Jedes Mannes Haupt ist Christus, das Haupt des Weibes ist der Mann, und Christi Haupt ist Gott. Trägt ein Mann beim Beten oder Weissagen eine Kopfbedeckung, so entehrt er sein "Haupt D.i. Christus (nach V.3).". Und betet oder weissagt eine Frau mit unverhülltem Haupt, so entehrt sie ihr "Haupt Ihren Mann."; denn sie stellt sich auf eine Stufe mit einer geschorenen (Dirne). Will sich eine Frau nicht verhüllen, dann mag sie sich auch (wie eine Dirne) das Haar scheren lassen. Ist es aber für die Frau ein Schimpf, sich das Haar abschneiden oder scheren zu lassen, nun, dann soll sie sich verhüllen. Der Mann braucht sich das Haupt nicht zu verhüllen, denn er ist Gottes Bild und seiner Hoheit Abglanz Der Mann offenbart als höchstes Geschöpf die Hoheit und Herrscherwürde Gottes.. Die Frau ist ein Abglanz von des Mannes Hoheit. Denn der Mann ist nicht von der Frau genommen, sondern die Frau vom Mann. Auch ist nicht der Mann der Frau wegen, sondern umgekehrt die Frau des Mannes wegen erschaffen worden. Deshalb soll die Frau das Zeichen ihrer Abhängigkeit vom Mann D.h. die Kopfbedeckung. auf ihrem Haupt tragen, und zwar mit Rücksicht auf die Engel Der Sinn ist vielleicht: aus Ehrfurcht gegen die Engel, die beim Gottesdienst unsichtbar gegenwärtig sind (vgl. Ps. 138,1 nach LXX: "Vor den Engeln will ich dir lobsingen").. Übrigens ist nach des Herrn Ordnung die Frau ebenso auf den Mann angewiesen wie der Mann auf die Frau. Denn wie die Frau von dem Mann angenommen ist 1. Mos. 2,21-23., so wird auch der Mann von der Frau geboren. Alle Dinge aber sind von Gott erschaffen Deshalb sind beide - Mann und Frau - von Gott abhängig.. Urteilt selbst: Geziemt es sich für eine Frau, unverhüllt zu Gott zu beten? Lehrt euch nicht schon euer eigenes Empfinden, daß langes Haar dem Mann eine Schande, der Frau eine Zierde ist? Denn das lange Haupthaar ist ihr als Schleier gegeben. Wer über diese Fragen streiten will, dem sei gesagt: Wir haben solche Weise nicht und ebensowenig die Gemeinde Gottes. Indem ich diese Verordnungen gebe, muß ich etwas zur Sprache bringen, was ich nicht loben kann: Eure Zusammenkünfte bringen euch keinen Segen, sondern Schaden. Fürs erste höre ich, daß es bei euern Gemeindeversammlungen Spaltungen unter euch gibt, und ich glaube auch, es ist etwas Wahres daran. Denn wie die Menschen nun einmal sind, ist es kaum anders möglich, als daß es Parteien bei euch gibt. So sollen die Treuen unter euch offenbar werden. Bei euern Zusammenkünften könnt ihr ferner nicht das Mahl des Herrn in rechter Weise halten Das Mahl des Herrn bestand aus zwei Teilen: dem Liebesmahl und dem eigentlichen Abendmahl. Durch das Liebesmahl sollte die brüderliche Liebe der Christen zum Ausdruck kommen. Jeder trug zu dem Mahl nach Kräften bei, der Reiche viel, der Arme wenig; doch alle empfingen in gleicher Weise von den vorhandenen Speisen. Das Liebesmahl war also eine sinnbildliche Feier, kein Sakrament. Wie der Herr am Schluß des Passahmahles das heilige Abendmahl einsetzte, so ging das Liebesmahl voran, und das Abendmahl folgte unmittelbar darauf. Dadurch nun, daß bei dem Liebesmahl Ärgernisse und Ausschreitungen vorkamen, waren die Korinther unfähig, das Abendmahl würdig zu feiern. - Schon um die Mitte des zweiten Jahrhunderts hatte die Kirche die Feier des Abendmahls von dem Liebesmahl getrennt. Später verschwand das Liebesmahl völlig.. Denn wenn ihr euch zu Tisch setzt, so ißt jeder die Speise, die er mitgebracht hat, für sich allein. So kommt es, daß der eine hungrig bleibt, während sich der andere berauscht. Habt ihr denn keine Häuser, wo ihr essen und trinken könnt? Oder verachtet ihr die Gemeinde Gottes, und wollt ihr die Armen beschämen Indem ihr sie leer ausgehen laßt.? Was soll ich dazu sagen? Soll ich euch loben? Das kann ich doch sicher nicht loben. Ich habe es ja von dem Herrn empfangen Wie? das sagt der Apostel nicht., was ich euch überliefert habe: In der Nacht, wo der Herr Jesus verraten ward, nahm er Brot, dankte, brach es und sprach: "Das ist mein Leib, der euch zum Heil dient. Tut dies zu meinem Gedächtnis!" Ebenso nahm er nach dem Mahl D.h. nach dem Passahmahl. auch den Kelch Dies war der dritte Kelch oder Becher Wein, der bei der Passahmahlzeit getrunken wurde. Die Juden nannten ihn den Kelch der Danksagung, weil er durch ein besonderes Dankgebet des Hausvaters gesegnet wurde. und sprach: "Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut Der Sinn dieser Worte läßt sich wohl so umschreiben: Dieser im Kelch enthaltene Wein ist mein Blut, wodurch der Neue Bund, die neue Gottesstiftung geschlossen wird (vgl. 2. Mos. 24,8).. Sooft ihr ihn trinkt, tut dies zu meinem Gedächtnis!" Denn sooft ihr dies Brot eßt und den Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er wiederkommt. Wer nun unwürdig Vgl. V.21f. das Brot ißt oder den Kelch des Herrn trinkt, der vergreift sich an des Herrn Leib und Blut. Darum prüfe sich jeder, und dann erst esse er von dem Brot und trinke er aus dem Kelch! Denn wer da ißt und trinkt, ohne den Leib des Herrn zu unterscheiden Der Sinn ist wohl: ohne den Leib des Herrn von gewöhnlicher Speise zu unterscheiden., der zieht sich durch sein Essen und Trinken ein (göttliches) Strafgericht Die häufigen Krankheiten und Todesfälle in der Gemeinde sind solche göttlichen Strafgerichte. zu. Deshalb sind auch so viel Schwache und Kranke unter euch, und manche sind schon entschlafen. Wenn wir uns selbst recht beurteilen, so würden wir nicht gerichtet. Werden wir aber von dem Herrn gerichtet, so soll das zu unserer Erziehung dienen, damit wir nicht mit der (ungläubigen) Welt verdammt werden. Darum, meine Brüder, wartet aufeinander Das Gegenteil von dem in V.21 gerügten Verhalten., wenn ihr zum Mahl Zum Liebesmahl. zusammenkommt! Wer Hunger hat, der esse vorher zu Hause, damit ihr nicht durch eure Zusammenkünfte ein Strafgericht (Gottes) über euch bringt! Das andere Das andere, was die Gemeindeversammlungen betrifft. will ich ordnen, wenn ich komme. Über die geistlichen Gaben will ich euch, liebe Brüder, nicht in Unkenntnis lassen Die geistlichen Gaben, von denen besonders 1. Kor. 12 und 14 die Rede ist, sind nach dem Zeugnis der ältesten Väter während der drei ersten Jahrhunderte mannigfaltig und reich in der Kirche offenbar gewesen. In der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts hörten sie auf. Das hat einen tieferen Grund: Je mehr die Kirche in dieser Welt heimisch wurde und mit der Hoffnung auf Christi Wiederkunft auch die himmlische Herrlichkeit aus den Augen verlor, desto mehr entschwanden ihr auch die mannigfaltigen Gaben, die Kräfte der zukünftigen Welt.. Ihr wißt: Als ihr Heiden wart, da ließt ihr euch blindlings zu den stummen Götzen führen. Darum Als Heiden nahmt ihr blindlings hin, was man euch als Göttersprüche bot. Als Christen sollt ihr jetzt aber ein klares Urteil haben. Darum tue ich euch kund usw. tue ich euch kund: Wer durch den Geist Gottes redet, der kann Jesus niemals fluchen; doch kann auch niemand Jesus als den Herrn bekennen ohne durch den Heiligen Geist. Es gibt verschiedene Gnadengaben, doch nur einen Geist. Es gibt verschiedene Kirchenämter, doch nur einen Herrn. Es gibt verschiedene Kraftwirkungen, doch nur einen Gott, der alles in allen wirkt. Jeder empfängt die Offenbarung des Geistes zum Besten des Ganzen. Dem einen wird durch den Geist Weisheitsrede verliehen Diese Gabe hatte Stephanus, der Christi Wahrheit so ergreifend verkündigte, daß die Widersacher innerlich davon getroffen wurden, wenn sie ihr Herz auch dagegen verschlossen (Apg. 6,10)., einem anderen Erkenntnisrede nach dem Willen desselben Geistes Die Gabe der Erkenntnisrede äußert sich nicht sowohl in der Befähigung, die göttliche Wahrheit mit hervorragender Beredsamkeit zu verkündigen - denn Paulus unterscheidet 2. Kor. 11,6 ausdrücklich zwischen der Redekunst und der Erkenntnis -; sondern die Erkenntnisrede besteht darin, die Wahrheit in ihrem inneren Zusammenhang darzulegen und im Licht des Herrn in die Tiefen der göttlichen Geheimnisse einzudringen. - Jeder, der zum Lehren berufen ist, sollte von Gott die Gabe der Erkenntnisrede erbitten., einem anderen Glaube durch denselben Geist Der Glaube als eine besondere Gabe des Geistes ist zu unterscheiden von dem Glauben als einer Frucht oder allgemeinen Wirkung des Geistes, wie der sich bei allen finden muß, die selig werden wollen (Apg. 16,31; Hebr. 11,6). Der Glaube als besondere Geistesgabe, die nur einzelnen verliehen wird zum Besten aller, ist die starke, überwältigende Glaubenskraft, die Berge versetzt (1. Kor. 13,2), die vor keinem Bedenken zurückweicht, sondern im Vertrauen auf den lebendigen Gott auch die größten Hindernisse siegreich überwindet, die das ausrichtet, was anderen unmöglich scheint, die den Segen Gottes vom Himmel herabzieht, die sich nicht fürchtet, wenn auch die Welt unterginge und die Berge ins Meer sänken (Ps. 46,3)., einem anderen Heilungsgaben durch den einen Geist Vgl. Apg. 3,6ff; 4,30; 6,8; 8,7; 9,32-35; 14,8ff.; 19,11-12; 28,7-9., einem anderen Kraftwirkungen Kraftwirkungen sind mächtige Taten, die andere Wunder außer den Heilungsgaben umfassen: Apg. 9,36ff; 13,6-12; 28,1-6., einem anderen Weissagung Der Geist der Weissagung ist das Jesuszeugnis, ein Zeugnis, das Jesus ablegt, eine Offenbarung, die er kundtut (Offb. 19,10; 22,16.20). Was Jesus im Himmel in seinem Herzen bewegt, das will er durch den Heiligen Geist auf Erden in seiner Kirche durch Weissagung kundmachen (Joh. 16,13-14). So ist die Weissagung der Ausdruck des Herzens Jesu in der Kirche, seinem geistlichen Leib: der Ausdruck seiner Leiden, seiner Freude, seiner Sehnsucht, seiner Tröstung. Für die Weissagung ist ein Dreifaches wesentlich: Licht, Kraft und Wort. Der Heilige Geist gibt Licht in den Geist des Menschen; er verleiht dem Menschen zu gleicher Zeit Kraft, die Licht zum Ausdruck zu bringen, und zwar in Worten, die freilich des Menschen Worte sind, aber doch gerade die Worte, durch die des Geistes Sinn zur Offenbarung kommen soll. Bei der Weissagung findet demnach ein Zusammenwirken des Heiligen Geistes und des Menschen statt. Der Mensch ist ein Werkzeug des Heiligen Geistes, aber ein vernünftiges, freies, mittätiges und deshalb auch verantwortliches Werkzeug. Während der böse Geist den Willen des Menschen, der sich ihm ergibt, unterjocht und seine freie Persönlichkeit für eine Weile vernichtet - wie wir dies nicht nur bei der Wahrsagerei des heidnischen Altertums, sondern auch bei den mancherlei lügenhaften Kräften der Gegenwart wahrnehmen (vgl. 2. Thess. 2,9) -, bleibt dagegen der Mensch bei der Eingebung des Heiligen Geistes völlig im Besitz seiner Freiheit und Eigenart (1. Kor. 14,32; 1. Thess. 5,19-20). Das Wunderbare und Geheimnisvolle bei der Weissagung ist also dies, daß der vollkommene Heilige Geist in Verbindung tritt mit dem unvollkommenen menschlichen Geist. Daraus folgt zunächst, daß in dem gegenwärtigen Weltalter, wo sich lauter Schwachheit in uns findet, unser Weissagen Stückwerk ist (1. Kor. 13,9). Und zweitens ist einleuchtend, daß der Wert und die Reinheit der Weissagung wesentlich bedingt ist durch die Beschaffenheit des menschlichen Werkzeugs (vgl. Röm. 12,6). Die Weissagung soll unter allen geistlichen Gaben am meisten erstrebt werden, weil sie für die Erbauung der Gemeinde am förderlichsten ist (1. Kor. 14,1.5.39)., einem anderen Geisterunterscheidung Diese Gabe lehrt mit scharfem Auge unterscheiden zwischen den Wirkungen des Heiligen Geistes und den Werken des bösen Feindes., einem anderen Arten von Zungenreden Die "Arten" der Zungen sind verschieden. Paulus selbst unterscheidet deutlich zwei Arten des Zungenredens: ein Reden in Zungen oder Sprachen der Menschen und ein Reden in Sprachen der Engel (1. Kor. 13,1). Ein Reden in Sprachen der Menschen wurde z.B. den Aposteln am Pfingstfest als eine Gabe des Geistes verliehen, als sie in den Landessprachen der damals in Jerusalem versammelten Fremden die großen Taten Gottes verkündigten (Apg. 2,4-11). Dies Zungenreden bedurfte keiner besonderen Auslegung, und es diente ferner zur größten Erbauung der gläubigen Hörer. Ganz anders aber verhält es sich mit jenem Zungenreden, das der Apostel 1. Kor. 14 beschreibt. Dies Reden geschieht in Sprachen der Engel in überirdischen, himmlischen Worten, die nur dem Redenden zur Erbauung dienen, und die ohne Auslegung in der Landessprache den Hörern unverständlich sind (1. Kor. 14,2.13.14)., einem anderen Auslegung des Zungenredens Das Zungenreden dient nur dann auch für die Gemeinde zur Erbauung, wenn der Heilige Geist zugleich eine Auslegung der Zungen gibt (1. Kor. 14,5). Zungen ohne Auslegung läßt Paulus in den Gottesdiensten nicht zu (1. Kor. 14,28).. Das alles wirkt ein und derselbe Geist, der jedem eine besondere Gabe zuteilt, wie er will. Wie der Leib nur einer ist und doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber trotz ihrer Vielheit einen Leib bilden, ebenso ist es auch mit Christus D.h. mit der Kirche, dem geistlichen Leib Christi.. Denn durch einen Geist sind wir alle durch die Taufe einem Leib eingefügt, wir seien Juden oder Heiden, Sklaven oder Freie. Und wir sind alle mit einem Geist getränkt worden. Auch der Leib besteht ja nicht aus einem Glied, sondern aus vielen. Spräche der Fuß: "Weil ich keine Hand bin, so bin ich kein Teil des Leibes" - gehörte er deshalb nicht zum Leib? Und spräche das Ohr: "Weil ich kein Auge bin, so bin ich kein Teil des Leibes" - gehörte es deshalb nicht zum Leib? Wäre der ganze Leib nur Auge, wo bliebe da das Gehör? Wäre er ganz Gehör, wo bliebe der Geruch? Nun hat aber Gott jedem Glied seine besondere Stelle im Leib angewiesen nach seinem Willen. Wäre alles nur ein Glied, wo bliebe da der Leib? So gibt es zwar viele Glieder, aber nur einen Leib. Das Auge darf nicht sagen zur Hand: "Ich bedarf dein nicht" - ebensowenig das Haupt zu den Füßen: "Ich bedarf euer nicht." Vielmehr sind gerade die scheinbar schwächsten Glieder des Leibes ganz besonders nötig. Ferner: Die Glieder des Leibes, die nach unserer Meinung am unscheinbarsten sind, die kleiden wir besonders köstlich. Und unsere unedlen Glieder verhüllen wir aufs schicklichste, während unsere edlen Glieder solcher Hüllen nicht bedürfen. Gott hat den Leib so wunderbar gebildet und dem geringeren Glied desto größere Auszeichnung verliehen, damit im Leib keine Uneinigkeit entstehe, sondern alle Glieder einträchtig füreinander sorgen. Leidet ein Glied, so leiden alle Glieder mit; wird ein Glied geehrt, so freuen sich alle Glieder mit. Ihr seid Christi Leib, und jeder ist ein Glied daran an seinem Platz. Und zwar hat Gott in der Kirche eingesetzt: an erster Stelle Apostel, an zweiter Stelle Propheten Apg. 11,27-28; 13,1; 15,32; Eph. 2,20; 3,5; 4,11., an dritter Stelle Lehrer Apg. 13,1; 4,11., dann solche, die Heilungsgaben besitzen, die sich (der Brüder) hilfreich annehmen Wohl besonders die Diakonen., die (die Gemeinde) leiten Namentlich die Ältesten., die in verschiedenen Zungen reden. Sind alle Apostel? Sind alle Propheten? Sind alle Lehrer? Sind alle im Besitz von Wunderkräften? Haben alle Heilungsgaben? Reden alle in Zungen? Können alle in Zungen auslegen? Strebt nach den köstlichsten Gnadengaben! Jetzt will ich euch noch den herrlichen Weg zeigen, der dazu führt Den Weg der Liebe (Kap. 13).. Könnte ich in Sprachen der Menschen und Engel reden, aber mir fehlte die Liebe, so wäre ich ein tönend Erz oder eine klingende Schelle Also ohne Leben.. Hätte ich Weissagung und wüßte alle Geheimnisse und besäße alle Erkenntnis, ja wäre mein Glaube so stark, daß ich Berge versetzen könnte, aber mir fehlte die Liebe, so wäre ich nichts. Wenn ich alle meine Habe den Armen schenkte und gäbe meinen Leib dem Feuertod preis, aber mir fehlte die Liebe: Es nützte mir nichts. Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist freundlich. Sie ist nicht neidisch, prahlt nicht, ist nicht aufgeblasen. Sie gibt nicht Anstoß, sucht nicht ihren Vorteil, läßt sich nicht zum Zorn reizen, trägt nicht Böses nach. Sie freut sich nicht über Unrecht, sie wünscht vielmehr der Wahrheit Glück Wünscht ihr überall Sieg.. Alles deckt sie Sie deckt alles zu (vgl. Spr. 10,12; 1. Petr. 4,8)., alles glaubt sie, alles hofft sie, alles trägt sie. Die Liebe hört niemals auf. Die Weissagungen werden schwinden, die Zungenreden werden schweigen, die Erkenntnis wird ein Ende nehmen. Denn Stückwerk ist unser Erkennen, Stückwerk unser Weissagen. Wenn aber das Vollkommene erscheint, dann hört das Stückwerk auf So ist es schon im Lauf des menschlichen Lebens (V.11).. Als ich ein Kind war, da sprach ich wie ein Kind, ich dachte wie ein Kind, ich urteilte wie ein Kind. Seit ich aber ein Mann bin, ist es vorbei mit dem kindischen Wesen. Jetzt sehen wir nur ein dunkles Spiegelbild Die Metallspiegel der Alten zeigten dunkle Bilder. So sehen auch wir jetzt die göttlichen Dinge nur in dunklen Umrissen (vgl. 4. Mos. 12,8; 2. Kor. 3,18; 5,7)., einst aber schauen wir von Angesicht zu Angesicht D.h. klar und unmittelbar.. Jetzt ist mein Erkennen nur Stückwerk, einst aber werde ich erkennen, wie ich erkannt worden bin Nämlich: von Gott (vgl. Gal. 4,9; 1. Kor. 8,3). Wie Gott uns, sein Eigentum, vollkommen kennt, so ist auch unsere künftige Erkenntnis vollkommen, verglichen mit der gegenwärtig unvollkommenen, die ein Ende nehmen wird (V.8-10).. So bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei Der Glaube bleibt ewig, sowohl als Vertrauen auf Gott wie als Erkenntnis der göttlichen Dinge, die in alle Ewigkeit zunehmen wird, ohne je die Tiefen des göttlichen Wesens auszuschöpfen (2,10). Und die Hoffnung bleibt ewig, weil wir auch im zukünftigen Reich immer neue Gnadengaben von Gott zu erwarten haben.. Am größten aber unter ihnen ist die Liebe. Jagt der Liebe nach! Strebt auch nach den Geistesgaben, vor allem nach der Weissagung! Wer in Zungen redet, der redet nicht für Menschen, sondern für Gott. Es kann ihn ja niemand verstehen; durch die Eingebung des Geistes redet er Geheimnisse. Der Weissager aber wendet sich mit seiner Rede an die Menschen: er erbaut, ermahnt und tröstet sie. Der Zungenredner erbaut sich selbst, der Weissager erbaut die Gemeinde. Ich wollte, ihr könntet alle in Zungen reden. Doch noch viel lieber wäre es mir: ihr weissagtet. Denn der Weissager steht höher als der Zungenredner, außer wenn der Zungenredner seine Worte auch auslegt und so die Gemeinde erbaut wird. Käme ich nun, liebe Brüder, zu euch und redete in Zungen, was nützte euch das, wenn ich nicht auch zu euch spräche in Offenbarung, Erkenntnis, Weissagung oder Lehre? Es ist hier ebenso wie bei leblosen Musikwerkzeugen: Sind zum Beispiel auf einer Flöte oder Zither die Töne nicht ganz deutlich, wie kann man dann wissen, welche Weise darauf gespielt wird? Oder: gibt die Trompete (im Krieg) ein unklares Zeichen, wer wird sich dann zum Kampf rüsten? So ist's nun auch mit euch: redet ihr mit eurer Zunge nicht klar und deutlich, so kann man nicht verstehen, was ihr sprecht. Ihr redet dann in den Wind. Es gibt in der Welt so viele verschiedene Sprachen, und jede hat ihre ganz bestimmten Laute. Ist mir aber eine Sprache so fremd, daß ich den Sinn ihrer Worte nicht kenne, so bleibe ich dem, der sie redet, unverständlich, und er versteht mich nicht. Genau so ist's in euerm Fall. Ihr trachtet nach geistlichen Gaben. Sucht nun an den Gaben reich zu werden, die der Erbauung der Gemeinde dienen! Wer in Zungen redet, der soll deshalb auch um die Gabe der Auslegung beten. Denn wenn ich in Zungenrede bete, so betet wohl mein Geist, doch mein Verstand ist dabei unbeteiligt. Wie soll es denn nun sein? Ich will mit meinem Geist beten, und ich will auch mit meinem Verstand beten So daß ich es zugleich auslege.. Ich will lobsingen mit meinem Geist, und ich will auch lobsingen mit meinem Verstand. Dankst du Gott nur mit deinem Geist (im Zungenreden), wie kann da jemand, der (das Zungenreden) nicht auszulegen weiß, zu deinem Dankgebet Amen sagen? Er versteht ja gar nicht, was du sagst. Das Dankgebet, das du sprichst, mag noch so schön sein, der andere wird doch nicht dadurch erbaut. Ich rede - Gott sei Dank dafür! - viel mehr in Zungen als ihr alle. In einer Gemeindeversammlung aber will ich lieber fünf Worte mit meinem Verstand reden - um dadurch auch andere zu belehren - als zehntausend Worte in Zungen. Brüder, seid nicht Kinder an Einsicht und Verständnis Während in Korinth die einen gegen das Zungenreden eingenommen waren, schätzten die anderen diese Gabe in einer gewissen kindlichen Vorliebe viel höher als die Weissagung.! Bleibt Kinder, wenn es sich ums Böse handelt; an Einsicht und Verständnis aber werdet gereifte Menschen! Im Gesetz steht geschrieben: In anderen Zungen und durch fremde Lippen will ich zu diesem Volk reden, und trotzdem werden sie nicht auf mich hören Vgl. 5. Mos. 28,49; Jes. 28,11; 33,19. - spricht der Herr. Aus diesem Wort folgt: Die Zungen sind nicht ein göttlich Zeichen, das die Hörer zum Glauben führt, sondern bei dem sie ungläubig bleiben. Die Weissagung dagegen hat zur Folge, daß die Hörer nicht ungläubig bleiben, sondern gläubig werden Freie Übersetzung.. Wenn also in einer Versammlung der ganzen Gemeinde alle mit Zungen redeten, und es kämen Laien Die Laien sind vielleicht solche, die schon eine gewisse Empfänglichkeit für den Glauben zeigten. oder Ungläubige hinein, würden die nicht sagen, ihr wärt von Sinnen? Wenn aber alle weissagen, und es tritt dann ein Ungläubiger oder Laie ein, der wird von allen (in seinem Gewissen) überführt und gleichsam ins Verhör genommen; die verborgenen Gedanken seines Herzens werden aufgedeckt, und tief ergriffen wird er auf sein Antlitz fallen, Gott anbeten und bekennen, daß Gott wahrhaftig in eurer Mitte ist Er kommt also durch die Weissagung zum Glauben.. Wie soll es nun gehalten werden, Brüder? Wenn ihr zusammenkommt, so hat der eine einen Lobgesang, der andere einen Lehrvortrag, der andere eine Offenbarung, der andere ein Reden in Zungen, der andere eine Auslegung der Zungen. Alles soll der Erbauung dienen. In Zungen sollen nur zwei oder höchstens drei reden, aber nacheinander, und einer soll auslegen. Ist kein Ausleger da, so sollen die Zungenredner in der Gemeindeversammlung schweigen; sie mögen dann (still) mit sich und Gott reden. Von den Propheten mögen zwei oder drei reden, und die anderen mögen das Gesprochene beurteilen. Wird aber einem anderen, der dasitzt, eine Offenbarung zuteil, dann soll der erste schweigen. Denn ihr könnt alle weissagen, doch nacheinander, damit alle lernen und alle ermahnt werden. Die Propheten haben ja die Herrschaft über ihren Geist So daß sie, wenn nötig, schweigen können.. Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens Unordnung und Verwirrung würden eintreten, wenn mehrere zugleich reden wollten.. Wie in allen Gemeinden der Heiligen, so sollen auch (bei euch) die Frauen in den Gemeindeversammlungen schweigen Auch in den jüdischen Gottesdiensten durften die Frauen nicht redend auftreten.. Sie haben keine Erlaubnis zu reden D.h. zu lehren; weissagen dürfen sie (11,5.10; Apg. 21,9).; sie sollen sich vielmehr unterordnen, wie auch das Gesetz sagt Nach 1. Mos. 3,16 soll sich das Weib dem Mann unterordnen.. Wünschen sie aber irgendwie Belehrung, so mögen sie daheim ihre Männer fragen. Es schickt sich nicht für eine Frau, in einer Gemeindeversammlung zu reden. Ist denn das Wort Gottes von euch ausgegangen, oder ist es nur zu euch gekommen Seid ihr die älteste oder einzige Gemeinde der Christenheit, so daß ihr euch herausnehmen könntet, eigenmächtig neue Ordnungen einzuführen?? Wer nun glaubt, ein Prophet oder sonst ein geistlich Begabter zu sein, der erkenne in dem, was ich euch schreibe, des Herrn Gebot. Wer das nicht anerkennen will, der wird auch nicht anerkannt Von Gott; denn Gott wird die Ungehorsamen von sich weisen.. Also, meine Brüder: trachtet nach der Weissagung, und das Zungenreden hindert nicht! Alles aber soll mit Anstand und in Ordnung zugehen. Ich erinnere euch jetzt, liebe Brüder, an die Heilsbotschaft, die ich euch verkündigt habe. Ihr habt sie gläubig angenommen, ihr beharrt darin, und ihr werdet auch durch sie errettet, wenn ihr sie genau so festhaltet, wie ich sie euch verkündigt habe. Andernfalls wäret ihr umsonst gläubig geworden. Ich habe euch gleich zuerst überliefert, was ich selbst empfangen habe Vgl. 11,23.: Christus ist gestorben für unsere Sünden nach der Schrift In Übereinstimmung mit den Schriften des Alten Bundes., er ist begraben worden und am dritten Tag auferstanden nach der Schrift Die Stellen aus den Schriften des Alten Bundes, die die Apostel als Weissagungen von des Messias Tod und Auferstehung in ihren Predigten benutzten, lernen wir z.B. kennen aus Matth. 26,31; Luk. 22,37; Joh. 19,24.36.37; Apg. 2,25-28.34.35; 3,22; 4,25-26; 8,32-33; 13,32ff.; 1. Petr. 1,10f.; 2,6-8; Hebr. 5,5-6; 10,5-7. Über Jesu Begräbnis siehe Matth. 12,40., er ist erschienen dem Kephas, dann den Zwölfen. Darauf ist er erschienen mehr als fünfhundert Brüdern zugleich, von denen die meisten noch heute am Leben sind, einige aber sind entschlafen. Darauf ist er erschienen dem Jakobus Dieser Jakobus ist der bekannte Bruder des Herrn. Wie das Hebräerevangelium erzählt, sprach Jesus bei dieser Gelegenheit zu Jakobus: "Mein Bruder, iß dein Brot! Denn der Menschensohn ist von den Toten auferstanden." Diese Worte deuten an, daß Jakobus in echt jüdischer Weise das Gelübde getan hatte (vgl. Apg. 23,14), er wolle kein Brot essen, bis er den Auferstandenen gesehen habe. Darin spricht sich eine ähnliche Gesinnung aus, wie wir sie bei Thomas wahrnehmen (siehe Joh. 7,2-5)., dann allen Aposteln. Zu allerletzt ist er, gleichsam als einer Frühgeburt, auch mir erschienen Wie eine Frühgeburt schwach ist, ja unter Umständen nicht einmal den Namen Mensch verdient, so ist Paulus nach seinen folgenden Worten der geringste unter allen Aposteln, ja er verdient diesen Namen nicht einmal. - Warum schweigt Paulus von der Erscheinung des Auferstandenen, die Maria Magdalena zuteil wurde (Joh. 20,11ff.)? Paulus will den Korinthern Zeugen der Auferstehung nennen. Bei den Juden aber gilt die Frau nicht als Zeuge (Bornhäuser, Zeiten und Stunden in der Leidens- und Auferstehungsgeschichte, S.50).. Denn ich bin der geringste unter den Aposteln: ja ich verdiene den Apostelnamen nicht, weil ich die Kirche Gottes verfolgt habe. Doch durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin: und seine Gnade, die mir zuteil geworden, ist nicht fruchtlos geblieben. Ja ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle Die anderen Apostel.; doch nein! nicht ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir wirkt Einer unserer größten Geschichtsschreiber sagt von Paulus, er sei "der Mann, welcher den größten Einfluß auf die Weltgeschichte gehabt" habe (nach L. Schneller, Rom, S.49).. Mag es sich nun um mich oder um jene handeln - dies ist unsere Botschaft Des Paulus und aller anderen Apostel Botschaft über Jesu Auferstehung ist so, wie sie der Apostel soeben wiederholt hat., dies war auch euer Glaube. Ist nun Christi Auferstehung der Kern unserer Botschaft, wie können dann einige unter euch behaupten: Eine Auferstehung der Toten gibt es nicht? Gibt's aber keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden. Und ist Christus nicht auferstanden, so ist unsere Botschaft nur ein leerer Wahn, und leerer Wahn ist dann auch euer Glaube. Ja noch mehr: wir erweisen uns sogar als falsche Zeugen im Dienst Gottes; denn wir haben gegen Gott Zeugnis abgelegt, wenn wir verkündigen, er habe Christus auferweckt. Er hat ihn ja nicht auferweckt, wenn ihr recht habt mit eurer Behauptung, daß die Toten nicht auferstehen. Denn stehen die Toten nicht auf, so ist auch Christus nicht auferstanden. Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist euer Glaube töricht. Ihr seid dann noch in euern Sünden Denn Christi Auferstehung ist Gottes Siegel auf das am Kreuz vollbrachte Versöhnungswerk.. Folglich sind auch die im Vertrauen auf Christus Entschlafenen verloren Denn sie haben ja keine Vergebung der Sünden.. Hoffen wir nur für dieses Leben auf Christus, so sind wir die beklagenswertesten unter allen Menschen Denn erst in dem Leben der zukünftigen Weltzeit wird sich die Hoffnung der an Christus Gläubigen erfüllen.. Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten - als Erstling der Entschlafenen. Weil durch einen Menschen der Tod gekommen ist, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. Denn wie durch Adam Wörtlich: "in Adam", durch die Verbindung mit Adam. alle dem Tod verfallen sind, so sollen umgekehrt durch Christus alle wieder zum Leben kommen. Jeder aber gelangt zur Auferstehung in seiner besonderen Schar. Zuerst ist Christus auferstanden. Dann werden auferstehen, die Christus angehören Die im Glauben an Christus und in seiner Gemeinschaft [en Christoo] entschlafen sind., wenn er wiederkommt Das griechische Wort parusia, das hier (1. Kor. 15,23) und an manchen anderen Stellen des Neuen Testaments (Matth. 24,3.37.39; 1. Thess. 3,13; 4,15; 5,23; 2. Thess. 2,1.8; Jak. 5,7-8; 2. Petr. 1,16; 3,4.12; 1. Joh. 2,28) vorkommt, heißt zunächst "Gegenwart, Anwesenheit", sodann "Ankunft". Weil es an allen erwähnten Stellen von der zweiten Ankunft Christi gebraucht wird, so habe ich es in der Regel mit "Wiederkunft" übersetzt. Nur 2. Thess. 2,8 ist parusia durch "Gegenwart" und 2. Petr. 3,12 durch "Ankunft" verdeutscht worden. Inhaltlich verwandt oder gleichbedeutend mit parusia ist [hee heemera tou kyriou heemoon Ieesou Christou], oder [hee heemera kyriou], der Tag unseres Herrn Jesus (Christus) oder: der Tag des Herrn (1. Kor. 1,8; 5,5; 2. Kor. 1,14; 1. Thess. 5,2; 2. Thess. 2,2. [hier ist zu unterscheiden zwischen der "Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus und unserem Versammeltwerden zu ihm" in V.1 und dem "Tag des Herrn" in V.2]), [heemera Ieesou Christou] oder [Christou], Tag Jesu Christi oder Christi (Phil. 1,6.11; 2,16), [hee heemera ekeinee] oder [ekeinee hee heemera], jener Tag (2. Thess. 1,10; 2. Tim. 1,12.18; 4,8) oder auch nur [heemera] oder [hee heemera] Tag oder der Tag (Röm. 2,16; 13,12; 1. Thess. 5,4; 1. Kor. 3,13). Darauf tritt der Schluß (der Auferstehung) ein, und zwar dann, wenn er das Königreich Gott dem Vater übergeben wird, nachdem er alle (gottfeindliche) Herrschaft, Macht und Gewalt vernichtet hat Hier läßt sich passend vergleichen Offb. 19-21, und zwar 1. Kor. 15,23b mit Offb. 20,4-6; 1. Kor. 15,24a mit Offb. 20,11-13; 1. Kor. 15,24b mit Offb. 19,11-21; 20,1-3,7-10; 1. Kor. 15,26 mit Offb. 20,14-15 und 1. Kor. 15,28 ("Gott alles in allem") mit Offb. 21 (bes. V.3). - Beachtenswert ist, daß Paulus zwischen Christi Wiederkunft (V.23b) und den Schluß der Auferstehung (V.24) das Königreich setzt. Es ist demnach ganz verkehrt, zu behaupten, eine Zwischenzeit zwischen der Auferstehung derer, "die Christus angehören" (V.23b), oder der Gläubigen und der Auferstehung aller übrigen Menschen sei dem Apostel Paulus unbekannt. Gerade das Gegenteil ist wahr. Paulus kennt also eine zwiefache Auferstehung (vgl. 1. Thess. 4,16; Phil. 3,11; Luk. 14,14; 20,35; Joh. 5,29). Etwa 40 Jahre nach der Abfassung des 1. Korintherbriefes wurde über die erste und die zweite Auferstehung und das dazwischenliegende Königreich Christi mehr Licht gegeben in Offb. 20.. Er muß so lange als König herrschen, bis er seinen Fuß auf den Nacken aller seiner Feinde gesetzt hat Vgl. Ps. 110,1.. Als letzter Feind wird der Tod vernichtet. Denn Gott hat alles unter seine Füße gelegt Ps. 8,7.. Heißt es aber in dieser Stelle: "Alles ist (Christus) unterworfen", so ist selbstverständlich davon ausgenommen er, der ihm alles unterworfen hat Nämlich: Gott der Vater.. Wenn nun dem Sohn erst alles unterworfen ist, dann wird er sich auch selbst unterordnen dem, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott alles sei in allen Nach Irenäus, der sich dabei wahrscheinlich auf eine Überlieferung der Schüler des Apostels Johannes stützt, vollendet sich Gottes Ratschluß mit der Menschheit in drei Weltaltern. Jetzt ist die Zeit des Heiligen Geistes, der die gefallene Menschheit zum Sohn führen will. Mit Christi Wiederkunft beginnt die Zeit des Sohnes: er herrscht dann in seinem Reich inmitten seiner verklärten Gemeinde, die durch den heiligenden Umgang mit ihm allmählich dazu heranreift, den ewigen Vater unmittelbar zu schauen. Dann kommt die Zeit des Vaters; zu ihm führt der Sohn das zum wahren Ebenbild Gottes gelangte Geschöpf; ihm, dem Vater, übergibt er die Königsherrschaft; ihm ordnet er sich selbst unter, damit das ewige Reich des Vaters beginne und Gott alles in allem sei.. - Wäre es mit der Auferstehung der Toten nichts, welchen Nutzen hätten dann alle, die sich taufen lassen, von der Taufe für ihre sterblichen Leiber V.29 ist sehr dunkel und wird ganz verschieden übersetzt. Ich folge der Erklärung des griechischen Kirchenlehrers Chrysostomus. Er versteht den Ausdruck [hyper toon nekroon] (für die Toten) im Sinne von "unsere sterblichen Leiber" [hyper toon soomatoon toon hemeteroon]. Diese Erklärung gibt einen guten Sinn. Denn ohne die leibliche Auferstehung hat die Taufe keinen wahren Wert. Sie ist ja ein Unterpfand der Auferstehung (Röm. 6,5; 8,11).? Stehen die Toten überhaupt nicht auf, welchen Gewinn hat man dann von der Taufe für den sterblichen Leib? Warum begeben auch wir uns dann stündlich in Gefahr? Täglich schwebt mir der Tod vor Augen Gäbe es keine Auferstehung, so hätten auch leibliche Leiden und der Märtyrertod im Dienst des Herrn keinen Wert.! Das ist so gewiß, meine Brüder, als ich mich euer rühme in der Gemeinschaft mit Christus Jesus, unserem Herrn. Hätte ich nur aus menschlichen Gründen Ohne die Hoffnung der Auferstehung. in Ephesus mit den wilden Tieren gekämpft - was hätte mir das genützt Man sagt, die wilden Tiere seien ein Bild wild aufgeregter, feindseliger Menschen, die das Leben des Paulus bedrohten, wie auch ein Schriftsteller jener Zeit von den Ephesern sagt, sie seien aus Menschen wilde Tiere geworden. Aber es scheint, daß Paulus in Ephesus um seines Glaubens willen zum Tierkampf verurteilt worden ist. Er entging auf eine wunderbare Weise dem Tod. Es kann sein, daß die Tiere versagten und er dann begnadigt wurde. Vgl. C. Weizsäcker, Apostolisches Zeitalter, S.325, und meinen Paulus, S.191ff.? Stehen die Toten nicht auf, dann hat das Sprichwort recht: Laßt uns essen und trinken; den morgen sind wir tot Jes. 22,13.! Laßt euch nicht irreleiten! "Ein schlechter Umgang macht auch gute Sitten schlecht Wahrscheinlich ein Vers aus einem Werk des griechischen Lustspieldichters Menander (342-290 v.Chr.).." Werdet nüchtern, wie sich's gehört Erwacht aus dem Rausch des Leichtsinns., und versündigt euch nicht! Denn manchen von euch fehlt es an der rechten Erkenntnis Gottes Sie leugneten Gottes Macht, die Toten zu erwecken.. Das muß ich euch zu eurer Schande sagen. Nun könnte einer fragen: "Wie stehen die Toten auf? Und mit welchem Leib kommen sie wieder?" Du Tor! Was du säst, wird erst dann lebendig, wenn es vorher erstorben ist Vgl. Joh. 12,24.. Und was du säst, ist nicht die Pflanze, die später entsteht, sondern ein nacktes Samenkorn: von Weizen oder von anderen Früchten. Gott aber gibt dem Korn einen Leib, wie er will: jeder Samenart ihren besonderen Leib Vgl. 1. Mos. 1,11.. Nicht alles Fleisch ist gleicher Art: anders ist es bei Menschen, anders bei vierfüßigen Tieren, anders bei Vögeln, anders bei Fischen. So gibt es auch himmlische Körper Sonne, Mond und Sterne. und irdische Körper. Doch die Schönheit der himmlischen ist anders als die der irdischen. Anders ist der Glanz der Sonne, anders der Glanz des Mondes, anders der Glanz der Sterne. Ein Stern ist vom anderen verschieden an Glanz V.36-41 sagt der Apostel: Bei der Auferstehung der Toten ist dieselbe Macht Gottes wirksam wie bei dem Neuerstehen eines in die Erde gelegten Samenkorns. Aus dem verwesten Korn geht ein neues Gewächs hervor, wunderbar von dem Korn verschieden, aber doch eins mit ihm. Denn es ist gar nicht ungewiß, was hervorkommt: jedes Korn bringt das Gewächs hervor, das seiner Eigenart entspricht. Selbstverständlich werden deshalb auch die Menschen in solchen Leibern auferstehen, die ihrem Wesen entsprechen, also in menschlichen Leibern, die jedoch, wie von V.42 an weiter ausgeführt wird, einem neuen, himmlischen Zustand angepaßt sind.. So ist's auch mit der Auferstehung der Toten. Gesät wird Begraben wird der Leib. in Vergänglichkeit, auferweckt in Unvergänglichkeit. Gesät wird in Unehre, auferweckt in Herrlichkeit. Gesät wird in Schwachheit, auferweckt in Kraft. Gesät wird ein seelischer Leib, auferweckt ein geistlicher Leib In dem seelischen Leib hat die menschliche Seele die Vorherrschaft, in dem geistlichen Leib dagegen der menschliche Geist. Vgl. 1. Kor. 2,14.. Gibt es einen seelischen Leib, so gibt's auch einen geistlichen. Darum steht geschrieben: Der erste Mensch Adam ward eine lebendige Seele 1. Mos. 2,7.. Der letzte Adam Christus. ist ein lebendigmachender Geist Den seelischen Leib tragen wir jetzt, den geistlichen Leib sollen wir empfangen am Tag der ersten Auferstehung (1. Kor. 15,23). Der seelische Leib ist uns eigen als Kindern Adams, denn der erste Mensch Adam ward eine lebendige Seele. Der geistliche Leib soll uns zuteil werden als Gliedern des letzten Adam, der zu einem lebendigmachenden Geist geworden ist (V.45). Der Leib des ersten Adam war seelisch auch vor dem Fall. Denn im Stand der Unschuld war Adam noch nicht vollkommen. Er hatte zwar die Anwartschaft auf die Unsterblichkeit, aber nicht die Unsterblichkeit selbst (1. Mos. 3,22). Er war wohl "sehr gut" (vgl. 1. Mos. 1,31), aber noch nicht heilig, noch nicht erfüllt mit dem Heiligen Geist. Adam befand sich im Paradies noch auf der Stufe des Kindesalters: die Seele mit ihren Kräften hatte in ihm noch den Vorrang vor den männlichen Kräften des Geistes. Durch den Sündenfall wurde das Begehren seiner Seele widergöttlich. Die böse Lust in der Seele des von Gott abgefallenen Menschen unterjochte die Kräfte des Geistes, und der seelische Leib wurde zu einem "Fleischesleib" (Kol. 2,11), zu einem Leib, dessen Glieder das Fleisch, das sündige, von Gott entfremdete Wesen des Menschen, als "Waffen der Ungerechtigkeit" gebraucht (Röm. 6,13). - Der letzte Adam, der mit Ausnahme der Sünde in allen Stücken uns gleich ward, hatte durch seine Geburt aus der Jungfrau Maria auch einen seelischen Leib. Aber sein menschlicher Geist war allzeit offen und zugänglich für die Wirkungen des Heiligen Geistes. Deshalb war er kein seelischer Mensch, sondern ein geistlicher. Sein menschlicher Geist, ganz erfüllt mit dem Heiligen Geist, beherrschte die Seele und den Leib stets so, daß er sich in jedem Augenblick seines Leibes durch den Heiligen Geist Gott als vollkommenes Brandopfer darbrachte (vgl. Hebr. 9,14). Als er dann durch seine Auferstehung den neuen, unverweslichen Leib empfing und durch seine Himmelfahrt mit der Fülle der göttlichen Herrlichkeit bekleidet wurde, ward er im vollsten Maße zu "einem lebendigmachenden Geist". Der Geist des auferweckten und in die Himmel erhöhten Menschen Jesus Christus wurde durch den Heiligen Geist ganz mit himmlischen Kräften erfüllt und dadurch ausgerüstet, auch Seele und Leib "lebendig zu machen", d.h. sie mit göttlicher Lebensmacht und Herrlichkeit so zu durchdringen, daß nun in dem erhöhten Christus die ganze Fülle des göttlichen Wesens leibhaftig wohnt (Kol. 2,9). Deshalb nennt der Apostel den verherrlichten Christus auch "den Himmlischen" (V.48).. Doch nicht das Geistliche kommt zuerst, sondern das Seelische; darauf folgt das Geistliche. Der erste Mensch, aus Erde gebildet, ist irdisch. Der zweite Mensch Christus. stammt aus dem Himmel. Wie der Irdische Adam. ist, so sind auch die Irdischen Adams Nachkommen.; und wie der Himmlische Der verklärte Christus. ist, so sind auch die Himmlischen Die verklärten Christen.. Wie wir getragen des Irdischen Bild, so laßt uns auch tragen des Himmlischen Bild Durch unsere Geburt tragen wir das Bild des Irdischen (des ersten Adam): Sünde und Tod. Durch unsere Wiedergeburt in der Taufe (Tit. 3,5) tragen wir das Bild des Himmlischen (des letzten Adam): Gerechtigkeit und Leben.! Das aber, Brüder, versichere ich euch: Fleisch und Blut Ein rabbinischer Ausdruck für: unser sterblicher Leib. kann Gottes Königreich nicht erben; Vergänglichkeit erbt nicht die Unvergänglichkeit. Ich tue euch jetzt ein Geheimnis Etwas, was lange in Gottes Ratschluß verborgen gewesen, aber nun enthüllt ist. kund: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle Die wir bei der Wiederkunft des Herrn am Leben sind (1. Thess. 4,15). verwandelt werden D.h.: ohne zu sterben, den geistlichen, unsterblichen Leib empfangen (2. Kor. 5,1-5).: Im Nu geschieht das Diese Verwandlung., im Augenblick, beim Schall der letzten Posaune Vgl. Offb. 11,15ff.. Es wird die Posaune erklingen: Dann werden die Toten unverweslich auferstehen 1. Thess. 4,16., und wir werden verwandelt werden. Denn dies Vergängliche Dieser vergängliche, sterbliche Leib. muß anziehen Unvergänglichkeit, und dies Sterbliche muß anziehen Unsterblichkeit. Hat aber dies Vergängliche angezogen Unvergänglichkeit, und hat dies Sterbliche angezogen Unsterblichkeit, dann erfüllt sich das Schriftwort: Der Tod ist verschlungen vom Sieg! Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel Jes. 25,8; Hos. 13,14.? Des Todes Stachel ist die Sünde, die Kraft der Sünde liegt im Gesetz Die Sünde ist der verderbliche Stachel, womit das Ungeheuer Tod die Menschen mordet. Die Kraft der Sünde aber liegt im Gesetz, das die Sünde weckt und mehrt (Röm. 7,7-13; Gal. 3,19).. Dank sei Gott, der uns den Sieg verleiht Über den Tod und seinen Stachel. durch unseren Herrn Jesus Christus! So steht denn fest, meine geliebten Brüder, laßt euch nicht wankend machen! Sondern schreitet unaufhörlich fort im Werk des Herrn! Ihr wißt ja, eure Mühe ist nicht umsonst in dem Herrn. Bei der Geldsammlung zum Besten der Heiligen Der armen Christen in Jerusalem (vgl. Gal. 2,10). sollt ihr nach derselben Ordnung verfahren, die ich für die Gemeinden in Galatien gegeben habe. Immer am ersten Wochentag soll jeder unter euch von seinem (wöchentlichen) Verdienst einen Teil beiseite legen und so eine größere Summe aufsparen, damit die Sammlungen nicht erst nach meiner Ankunft stattzufinden brauchen. Wenn ich dann komme, so will ich die Männer, die ihr dafür auswählt, mit Empfehlungsschreiben absenden, damit sie eure Liebesgabe nach Jerusalem bringen. Fällt die Sammlung reichlich genug aus, so will ich auch selbst hinreisen, und sie sollen mich dann begleiten. Ich will zu euch kommen, wenn ich die Reise durch Mazedonien vollendet habe. Dort nehme ich keinen längeren Aufenthalt. Bei euch aber werde ich wohl eine Zeitlang bleiben oder auch den Winter zubringen. Ihr könntet mir dann bis zu dem Ort, wohin ich weiterreise, das Geleit geben. Ich möchte euch diesmal nicht nur im Vorbeigehen sehen. Ich hoffe vielmehr, eine Zeitlang bei euch zu verweilen, wenn es des Herrn Wille ist. Hier in Ephesus bleibe ich bis Pfingsten. Ich habe hier einen großen, vielversprechenden Wirkungskreis gefunden; aber es gibt auch viele Widersacher. Wenn Timotheus kommt Vgl. 1. Kor. 4,17., so sorgt dafür, daß er ohne Furcht bei euch verweile Timotheus war wohl von Natur schüchtern (1. Tim. 4,14).. Er treibt das Werk des Herrn ebenso wie ich. Daß ihn nun niemand mißachte 1. Tim. 4,12.! Geleitet ihn in Frieden zurück, daß er wieder zu mir komme! Denn ich erwarte ihn mit den Brüdern. Dem Bruder Apollos habe ich vielfach zugeredet, sich den Brüdern Den korinthischen Abgesandten in V.17 dieses Kapitels. bei ihrer Rückkehr zu euch anzuschließen. Doch gerade jetzt will er die Reise nicht unternehmen. Er wird aber sicher kommen, wenn er gelegene Zeit dazu findet. Wacht, steht fest im Glauben; seid mannhaft und werdet stark! Alles soll in der rechten Liebe bei euch zugehen. Ich habe noch eine Bitte, liebe Brüder. Ihr kennt das Haus des Stephanas. Er ist zuerst in Achaja gläubig geworden, und seine Angehörigen haben sich dem Dienst der Heiligen gewidmet. Fügt euch nun willig so verdienten Männern und allen, die mit ihnen wirken und sich abmühen! Ich freue mich über den Besuch des Stephanas, Fortunatas und Achaikus: sie haben mich dafür entschädigt, daß ich eure Gegenwart entbehren muß. Denn sie haben meinen Geist erquickt und euern Der Sinn ist vielleicht: durch die Erquickung, die sie mir gebracht haben, bin ich auch befähigt worden, euch durch diesen Brief zu erquicken.. Wißt solche Männer recht zu schätzen! Es grüßen euch die Gemeinden Asiens. Es senden euch viele Grüße im Herrn Aquilas und Priska mit ihrer Hausgemeinde. Es grüßen euch alle Brüder In Ephesus.. Grüßt einander mit dem heiligen Kuß! Ich grüße euch, indem ich eigenhändig schreibe: Paulus. Wer den Herrn nicht liebhat, den treffe Gottes Zorngericht! Marana tha Die aramäischen Worte Marana tha bedeuten: "Unser Herr, komm!" (Offb. 22,20.) Wir finden das Marana tha auch in der "Lehre der zwölf Apostel", einer Schrift, die etwa 130 n.Chr. entstanden ist. Dort heißt es am Schluß des Dankgebets nach der Austeilung des heiligen Abendmahls: "Hosianna dem Sohn Davids! Ist einer heilig, der komme" (um mit der Gemeinde der Gläubigen dem Herrn bei seiner Erscheinung entgegenzugehen); "ist einer nicht heilig, der tue Buße! Marana tha.". Die Gnade des Herrn Jesus sei mit euch! Ich liebe euch alle in Christus Jesus.
Zweiter Brief an die Korinther Paulus, durch Gottes Willen ein Apostel Christi Jesu, und der Bruder Timotheus entbieten ihren Gruß der Gemeinde Gottes in Korinth samt allen Heiligen in ganz Achaja. Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus! Gepriesen sein der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus - der Vater voll Barmherzigkeit und der Gott, der in jeder Weise tröstet! Er tröstet uns in all unserer Trübsal, damit wir dann auch andere in ihren Trübsalen trösten können mit dem Trost, der uns von Gott zuteil wird. Denn wie Christi Leiden "Christi Leiden" sind nicht etwa nur Leiden in Christi Dienst, sondern es sind vor allem solche Leiden, die Christus als himmlischer Hohepriester aus Mitgefühl mit seinem Volk (Hebr. 4,15) und als das Haupt der Kirche, seines geistlichen Leibes, empfindet. Paulus und seine Mitarbeiter, die Christi Sinn haben (1. Kor. 2,16) nehmen auch an Christi Leiden teil (Kol. 1,24; Phil. 3,10.18). reichlich über uns kommen, so wird uns auch durch Christus reichlich Trost geschenkt. Und beides dient zu euerm Besten. Denn leiden wir Trübsal, so können wir euch auch (in eurer Trübsal) trösten und dadurch euerm Heil dienen. Und werden wir (von Gott) getröstet, so können wir euch auch Trost spenden, und der zeigt seine Kraft darin, daß ihr dieselben Leiden, die auch uns treffen, mit Standhaftigkeit ertragt. Daß ihr solchen Trost erfahrt, ist unsere feste Hoffnung. Denn wir wissen, daß ihr nicht nur an unseren Leiden, sondern auch an unserem Trost Anteil habt. Wir wollen euch, liebe Brüder, nicht in Unkenntnis lassen über die Trübsal, die uns in Asien widerfahren ist: sie hat uns so gewaltig und unerträglich gedrückt, daß wir sogar am Leben verzweifelten. Ja wir glaubten eine sichere Beute des Todes zu sein Wir wissen nichts Näheres über diese Lebensgefahr.. Denn wir sollten lernen, unser Vertrauen nicht auf uns selbst zu setzen, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt. Der hat uns denn auch aus des Todes Rachen errettet und rettet uns noch fort und fort. Ja, zu ihm steht unsere Hoffnung, daß er uns auch ferner retten wird. In dieser Hoffnung stärkt uns die Gewißheit, daß auch ihr fürbittend für uns einsteht. So soll nun auch aus vielen Herzen ein Dankgebet aufsteigen für die gnädige Errettung, die so viele für uns (von Gott) erfleht haben. Und dürfen wir uns nicht rühmen (eurer Teilname wert zu sein)? Unser Gewissen gibt uns ja das gute Zeugnis, daß wir in Heiligkeit und Lauterkeit, wie Gott sie wirkt, nicht in fleischlicher Weisheit, sondern von Gottes Gnade geleitet, unseren Wandel in der Welt und ganz besonders im Verkehr mit euch geführt haben Das gilt - dieser Gedanke ist hier einzuschalten - vor allem auch von unseren Briefen.. Denn unsere Briefe an euch sind frei von allen Hintergedanken: sie sagen nichts anderes, als was ihr darin lest und wahrnehmt. Ich hoffe auch, ihr werdet es schließlich verstehen - wie ihr's zum Teil bereits verstanden habt -, daß, ebenso wie wir uns euer rühmen dürfen, ihr euch auch unser an dem Tag unseres Herrn Jesus rühmen könnt. In dieser Zuversicht Die in V.13b und 14 ausgesprochen ist. war ich willens, euch zuerst Vor der Reise nach Mazedonien. zu besuchen, um euch eine doppelte Freude zu machen: ich wollte über Korinth nach Mazedonien reisen und dann wieder von Mazedonien zu euch zurückkehren, um mir von euch das Geleit nach Judäa geben zu lassen. Habe ich nun etwa leichtsinnig gehandelt, als ich diesen Plan faßte? Oder lasse ich mich bei meinen Entschlüssen von menschlichen Launen leiten, so daß ich heute ja und morgen nein sage? Bei der Wahrhaftigkeit Gottes erkläre ich: unser Wort an euch ist nicht heute Ja und morgen Nein. Denn der Sohn Gottes, Jesus Christus, den wir - ich, Silvanus und Timotheus - unter euch verkündigt haben, der ist auch nicht Ja und Nein zugleich gewesen, sondern ihm ist nur Ja. Alle Verheißungen Gottes Im Alten Testament. finden in ihm ihr Ja Ihre Erfüllung.. Darum sprechen wir auch durch ihn zur Ehre Gottes das Amen aus Vielleicht ist hier an das Amen in den Gottesdiensten zu denken.. Gott ist's, der uns und euch in Christi Gemeinschaft befestigt und uns gesalbt hat: er hat uns auch sein Siegel aufgedrückt und seinen Geist als Angeld Des himmlischen Erbes. in unser Herz gegeben. Ich rufe Gott zum Zeugen an für meine Seele: ich bin deshalb noch nicht wieder nach Korinth gekommen, weil ich zunehmend gegen euch verfahren wollte. Damit will ich aber sagen, daß wir Herren sind über euern Glauben; nein, wir wollen nur eure Freude mehren. Denn im Glauben steht ihr fest. Ich habe mir vorgenommen, euch bei einem neuen Besuch nicht wieder Betrübnis zu bereiten. Denn wenn ich euch betrübe, wer soll mich dann erfreuen? Das könnte doch nur der, der von mir Betrübnis erfährt Gemeint sind die Korinther.. Deshalb habe ich mich auch brieflich an euch gewandt Dies bezieht sich wohl auf einen zweiten verlorengegangenen Korintherbrief., um nicht bei meinem Besuch von denen, die mir Freude machen sollten, Betrübnis zu erfahren. Ich darf doch wohl zu euch allen das Vertrauen haben, daß meine Freude euer aller Freude ist. Denn aus großer innerer Not und Herzensangst und unter vielen Tränen habe ich euch geschrieben, nicht um euch Betrübnis zu bereiten, sondern um euch die Liebe sehen zu lassen, die ich ganz besonders zu euch habe. Hat jemand Ist hier wirklich ein Mann gemeint, der den Apostel beleidigt hatte (vgl. Einleitung zu diesem Brief), so scheint er durch eine von der Gemeindemehrheit über ihn verhängte Strafe zur Umkehr gekommen zu sein. Er soll nun von der Gemeinde mit liebevoller Milde behandelt werden. Kränkungen verursacht, der hat nicht mich gekränkt, sondern mehr oder weniger - um nicht zuviel zu sagen - euch alle. Für diesen Mann genügt die Rüge, die ihm die Mehrzahl von euch erteilt habt. Darum solltet ihr ihm jetzt verzeihen und Trost zusprechen, damit der Ärmste nicht etwa von den Fluten der Traurigkeit verschlungen wird. So fordere ich euch denn auf: laßt Liebe gegen ihn walten! Der Zweck meines letzten Briefes ist ja erreicht: ich wollte sehen, ob sich euer Gehorsam wirklich in allen Stücken bewährt Die Gemeinde hatte durch ihr Vorgehen gegen den Mann, durch den der Apostel beleidigt war, deutlich bewiesen, daß sie treu zu dem Apostel stand.. Wenn ihr ihm nun verzeiht, so verzeihe ich ihm auch. Ja vor dem Angesicht Christi habe ich ihm um euretwillen bereits verziehen, wenn überhaupt noch etwas zu verzeihen war. Denn der Satan soll keinen Vorteil über uns gewinnen Wurde dem reuigen Beleidiger keine volle Verzeihung zuteil, so konnte er leicht niedergedrückt werden, ja verzweifeln und so dem Satan zur Beute fallen.. Solche Schliche kennen wir nur zu gut. Ich kam nach Troas, um die Frohe Botschaft Christi zu verkündigen. Dort fand ich einen großen Wirkungskreis im Dienst des Herrn. Trotzdem hatte ich keine Ruhe in meinem Geist, weil ich meinen Bruder Titus nicht antraf. Darum nahm ich Abschied von ihnen Den Brüdern in Troas. und zog nach Mazedonien In Mazedonien fand Paulus den Titus. Die Nachrichten, die er von Titus erhielt, waren so beruhigend, daß er, ohne näher darüber zu sprechen, sofort in eine Danksagung gegen Gott ausbricht.. Gott sei Dank, der uns im Dienst Christi fortwährend Siege feiern läßt und den Duft seiner Erkenntnis überall durch uns verbreitet Bei den Aufzügen siegreicher Feldherrn fanden Räucherungen statt.! Denn wir sind ein Gott angenehmer Wohlgeruch, den Christus wirkt D.h.: unsere Wirksamkeit, worin sich Christi Kraft offenbart, ist Gott angenehm. - bei denen, die gerettet werden, und bei denen, die verlorengehen. Für diese sind wir ein Geruch, der aus dem Tod kommt und zum Tod führt, für jene aber ein Geruch, der aus dem Leben kommt und zum Leben führt Auch die Rabbinen verglichen das Gesetz nach seiner verschiedenen Wirkung mit einer Arznei des Lebens und einer Arznei des Todes.. Und wer ist zu solchem Dienst tüchtig? Wir: denn wir treiben nicht wie so viele mit dem Wort Gottes Schacher; sondern wie Männer, die das Tageslicht nicht scheuen, ja, wie Männer, die von Gott gesandt sind und, eins mit Christus, vor Gottes Antlitz stehen, - so und nicht anders reden wir. Fangen wir schon wieder an, uns selbst zu "empfehlen Dem Apostel wurde von seinen korinthischen Gegnern der Vorwurf gemacht, er lobe sich selbst. Hier wie sonst in diesem Brief setze ich die Worte, die der Apostel als Anklagen seiner Gegner wiederholt, in Anführungszeichen."? Oder bedürfen wir gar wie gewisse Leute Gemeint sind die Gegner des Apostels, die falschen Apostel. Empfehlungsbriefe an euch oder von euch? Unser Empfehlungsbrief "Unser Empfehlungsbrief" an andere. seid ihr. Der ist in unser Herz geschrieben Der Sinn ist vielleicht: wir tragen euch liebend im Herzen., der wird von aller Welt erkannt und auch gelesen Was ihr seid, ist allen kund.. Es ist ja klar zu sehen, daß ihr ein Brief Christi seid, den wir als seine Diener ausgefertigt haben: ein Brief, nicht mit Tinte geschrieben, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes; ein Brief, der nicht auf steinernen Tafeln steht, sondern auf fleischernen Herzenstafeln Das Gesetz des Alten Bundes stand auf steinernen Tafeln (2. Mos. 31,18), das Gesetz des Neuen Bundes soll in die fleischernen Tafeln des Herzens geschrieben werden (Jer. 31,33; Hes. 11,19; 36,26f.). Das Herz ist das der Korinther; das Beiwort "fleischern" soll die Empfänglichkeit bezeichnen, womit die Korinther die Wirkungen des Heiligen Geistes aufgenommen haben.. Diese Zuversicht Die in V.2 und 3 ausgesprochen wird. können wir nur durch Christus vor Gott zum Ausdruck bringen. Nicht durch eigene Kraft können wir aus uns selbst Gedanken Für die apostolische Verkündigung. schöpfen; nein, unsere Tüchtigkeit kommt von Gott. Er hat uns tüchtig gemacht, Diener eines neuen Bundes zu sein: nicht Buchstabendiener, sondern Geistesdiener. Denn der Buchstabe (des Gesetzes) tötet, der Geist (des Herrn) macht lebendig. Wenn aber schon der Dienst, der den Tod verkündigt Der Dienst, durch den das Gesetz gegeben ward. - dessen Urkunde in Buchstaben auf Stein gegraben war - so herrlich gewesen ist, daß die Kinder Israel das Antlitz Moses wegen des Glanzes auf seinem Angesicht - der doch verschwand - nicht unverwandt ansehen konnten 2. Mos. 34,29-35.: wie sollte da der Dienst, der den Geist mitteilt, nicht noch viel herrlicher sein? Denn wenn der Dienst, der die Verurteilung ausspricht Das Gesetz verurteilt den Übertreter., herrlich gewesen ist: so ist der Dienst, der die Rechtfertigung schenkt, ganz unvergleichlich herrlicher. Ja, man kann sagen: Jener Herrlichkeitsglanz (des ersten Dienstes) verblaßt hier völlig vor der überwältigenden Herrlichkeit (des anderen Dienstes). Denn ist schon das Vergängliche herrlich, wieviel herrlicher ist da erst das Bleibende Das Vergängliche ist der Dienst Moses, das Bleibende ist der Dienst des Neuen Bundes.! In dieser Hoffnung (auf die bleibende Herrlichkeit unseres Dienstes) reden wir nun frei und offen Während Mose und das ganze Alte Testament die Wahrheit in Vorbilder hüllen (vgl. Kol. 2,17 den Gegensatz von "Schatten" und "Wirklichkeit").. Wir machen es nicht wie Mose, der eine Decke auf sein Antlitz legte, weil Nach Gottes Absicht. die Kinder Israel nicht sehen sollten, daß der vergängliche Glanz Und damit auch der Dienst Moses, ja das Gesetz und der ganze Alte Bund. ein Ende nahm. Doch trotzdem ist ihr Sinn verstockt Obwohl wir so frei und offen reden, bleibt der Sinn der Juden doch verstockt.. Denn bis auf den heutigen Tag ist noch immer dieselbe Decke da, wenn ihnen Bei den gottesdienstlichen Versammlungen. die Schriften des Alten Bundes vorgelesen werden: es ist ihnen verborgen, daß der Alte Bund in Christus ein Ende hat. Also bis heute liegt eine Decke auf ihrem Herzen, sooft Mose vorgelesen wird. Wenn sich aber Israel dereinst zum Herrn bekehrt Vgl. Röm. 11,25ff., dann soll diese Decke Das Zeichen der Knechtschaft. weggenommen werden. Mit "dem Herrn" ist hier der Geist gemeint D.h. der Heilige Geist. Er zieht nicht nur die Decke von den Herzen, sondern bringt auch Freiheit vom Gesetz.. Denn wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit Von dem Buchstaben des Gesetzes (Gal. 5,1.13).. Und wir alle, die wir mit unverhülltem Angesicht Auf dem keine Decke mehr liegt. die Herrlichkeit des Herrn Vgl. Joh. 1,14.16-18; Kol. 2,9-10. wie in einem Spiegel Vgl. 1. Kor. 13,12a. schauen, wir werden in dasselbe Bild Des verklärten Christus (vgl. 1. Kor. 13,12; Röm. 8,11.29; Phil. 3,21). verwandelt, so daß seine Herrlichkeit die unsere wird Wörtlich: "von Herrlichkeit zu Herrlichkeit": Christi Herrlichkeit ist der Ausgangspunkt, unsere Herrlichkeit der Zielpunkt.. Das kann nicht anders sein, weil der Herr, das heißt der Geist, hier wirksam ist Vgl. V.17.. Weil wir nun diesen Dienst Des Geistes. durch Gottes Erbarmen ausrichten dürfen, so sind wir nicht feige. Nein, wir meiden alle "schändlichen Schleichwege"; wir gehen auch nicht mit "Arglist" um, noch "verfälschen" wir Gottes Wort; sondern wir machen offen die Wahrheit kund. So suchen wir uns vor Gottes Angesicht Also fern von aller unlauteren Menschendienerei. dem unbefangenen Bewußtsein aller Menschen zu empfehlen. "Liegt nun trotzdem über unserer Heilsbotschaft eine Decke Wie über dem Angesicht Moses.", so ist das nur der Fall bei denen, die verloren gehen. Ihnen hat der Gott dieser Weltzeit Vgl. Joh. 12,31; 14,30; Eph. 2,2; 6,12; 1. Joh. 5,19. Satan ist der Gott, der in diesem Zeitalter unter den Ungläubigen herrscht; am Ende dieser Weltzeit aber wird er für immer unschädlich gemacht: Offb. 20,10. wegen ihres Unglaubens den Sinn verblendet, damit ihnen nicht leuchte der Glanz der Frohen Botschaft von der Herrlichkeit Christi, der da ist das Ebenbild Gottes. Denn Grund, warum die apostolische Verkündigung die Frohe Botschaft von der Herrlichkeit Christi ist. wir verkündigen nicht "uns selbst", sondern Christus Jesus: er ist der Herr, und wir sind um Jesu willen eure Knechte. Denn Grund, warum der Apostel nichts als Christus predigt: ihm selbst ist der Glanz der Frohen Botschaft aufgegangen durch göttliche Offenbarung (vgl. Gal. 1,16). Gott, der einst gesprochen hat: "Das Lichte leuchte aus der Finsternis", der hat auch in unseren Herzen das Licht aufgehen lassen Gott hat ebenso das geistliche wie das natürliche Licht (1. Mos. 1,3) geschaffen., damit (durch uns auch anderen) leuchte jene Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes, die da strahlt auf Christi Angesicht Gottes Herrlichkeit offenbart sich in dem eingeborenen Sohn Gottes.. Diesen (köstlichen) Schatz Das Licht der Erkenntnis. tragen wir aber in (zerbrechlichen) Tongefäßen Die "Tongefäße" sind die sterblichen Leiber (vgl. Richt. 7,16). - denn es soll sich zeigen, daß die überschwengliche Fülle der Kraft (die in diesem Schatz liegt) von Gott stammt, nicht von uns -. Wir werden von allen Seiten bedrängt, doch nicht erdrückt; wir zagen wohl, doch wir verzagen nicht. Wir werden verfolgt, aber nicht (von Gott) verlassen; wir werden zu Boden geworfen, doch nicht getötet. Auf Schritt und Tritt tragen wir das Sterben Jesu an unserem Leib umher Das Leben des Apostels uns seiner Mitarbeiter ist im Dienst Christi immerfort dem Tod ausgesetzt (vgl. 1. Kor. 15,31; Gal. 6,17)., damit sich auch das Leben Jesu Das Leben, das Jesus durch seine Auferstehung empfangen hat (Röm. 8,11). an unserem Leib offenbare. Denn im Dienst Jesu geraten wir mitten im Leben beständig in des Todes Rachen Röm. 8,36., damit sich auch das Leben Jesu an unserem sterblichen Fleisch offenbare. So wirkt in uns der Tod, in euch jedoch das Leben Das Leben kommt den Korinthern zugute durch die apostolische Arbeit des Paulus.. Trotzdem erfüllt uns derselbe Glaubensgeist, der in dem Schriftwort zum Ausdruck kommt: Ich glaube, darum rede ich Ps. 116,10.. Wir glauben auch, und darum reden wir auch Die Wirksamkeit des Todes (V.12) hindert uns nicht an der mutigen Verkündigung der Heilsbotschaft; denn uns stärkt die Hoffnung der Auferstehung.. Denn wir haben die Gewißheit, daß er, der den Herrn Jesus auferweckt hat, auch uns, die wir mit Jesus eins sind, auferwecken und uns zugleich mit euch darstellen wird (vor seinem Angesicht Vgl. 1. Kor. 6,14; 1. Thess. 4,17.). Dies alles Die Leiden und ihre siegreiche Überwindung (V.7-13). erfahren wir um euretwillen. Denn je reicher der Strom der Gnade "Gnade" bedeutet hier ungefähr dasselbe wie "Kraft" V.7. fließt, desto mehr Herzen sollen auch zur Ehre Gottes überströmen von Dank. Deshalb Wegen der in V.14 ausgesprochenen Gewißheit. sind wir auch nicht feige Vgl. V.1 dieses Kapitels.. Mag unser äußerer Mensch auch aufgerieben werden, unser innerer Mensch gewinnt dafür von Tag zu Tag stets neue Kraft "Er gewinnt stets neue Kraft" durch das Leben Christi (V.10).. Denn Grund, warum der innere Mensch immer neue Kraft gewinnt. ein kurzer Augenblick leichter Trübsal bringt uns in überschwenglich reichem Maß eine ewige Fülle der Herrlichkeit, wenn wir nicht schauen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn das Sichtbare ist vergänglich, das Unsichtbare ist ewig. Wir wissen ja Grund für 4,17.: Wenn unser Zelt Dieses Zelt ist der Leib als Wohnung der Seele; vgl. Weish. Salom. 9,15: "Der vergängliche Leib beschwert die Seele, und das irdische Zelt belastet den vielsinnenden Geist"; ferner 2. Petr. 1,13; Hiob 4,19. - das Haus, worin wir hier auf Erden wohnen - (im Tode) abgebrochen wird, so haben wir "Wir haben" ist der Ausdruck der bestimmten Gewißheit: schon im Augenblick des Todes hat jeder Gläubige den neuen Leib als einen sicheren Besitz, der ihm bei dem Kommen des Herrn verliehen werden soll. einen Bau, von Gott bereitet, ein himmlisches Haus, das nicht mit Händen gemacht ist, sondern ewig bleiben soll Gemeint ist der geistliche, verklärte Leib (1. Kor. 15,42-53).. Solange wir in diesem Zelt In diesem sterblichen Leib. wohnen, haben wir zu seufzen, weil wir voll Sehnsucht darauf warten, mit unserer himmlischen Behausung überkleidet zu werden D.h. verwandelt zu werden, ohne zu sterben (1. Kor. 15,51ff.).. Denn haben wir diese angezogen, dann werden wir nicht unbekleidet dastehen. Solange wir also noch in diesem Zelt wohnen, haben wir zu seufzen unter einem schweren Druck. Denn wir möchten nicht entkleidet, sondern überkleidet werden, damit das Sterbliche verschlungen werde von dem Leben. Gott ist's, der uns hierzu Zu der Überkleidung oder Verwandlung. befähigt hat: er hat uns auch den Geist als Angeld darauf Auf die zukünftige Überkleidung. Die Gabe des Heiligen Geistes verbürgt die Verwandlung. Vgl. Eph. 1,14; 4,30. gegeben. Darum sind wir allezeit getrost, obwohl wir wissen: Solange dieser Leib noch unsere Heimat ist, sind wir noch fern von der Heimat D.h. noch nicht in dem Haus, das nicht mit Händen gemacht ist (V.1)., fern vom Herrn - denn unser Lebensweg führt uns hier durch Glauben, nicht durch Schauen Wir schauen Christus und seine Herrlichkeit noch nicht mit Augen. -. Trotzdem sind wir getrost und möchten sogar lieber diesen Leib verlassen und daheim sein bei dem Herrn. Deshalb setzen wir auch alles daran, ihm (bei seinem Kommen) wohlgefällig zu sein - ganz einerlei, ob wir dann in diesem Leib wohnen oder ihn verlassen haben D.h.: "ob wir leben oder sterben", Röm. 14,8.. Denn wir alle Lebende und Entschlafene. müssen offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi So daß dann auch das Verborgenste ans Licht tritt und wir also in unserem eigentlichen, innersten Wesen offen an den Tag kommen., damit ein jeder seinen Lohn empfange für sein Tun in diesem Leibesleben, es sei gut oder böse. Weil wir nun wissen, wie sehr der Herr (als Richter) zu fürchten ist, könnten wir uns da bei den Menschen "einschmeicheln" wollen Vgl. Gal. 1,10. Ich setze hinter [peithomen] ein Fragezeichen.? Gott kennt uns genau. Ich hoffe, auch ihr seid innerlich von unserer Aufrichtigkeit überzeugt. Damit wollen wir uns aber nicht wieder einmal bei euch "empfehlen Vgl. 3,1.". Nein, wir wollen euch nur Anlaß geben, eure gute Meinung von uns auch jenen Prahlern gegenüber zu vertreten, deren Herz ganz anders ist als ihr frommes Gesicht Gemeint sind die korinthischen Gegner des Apostels.. Sind wir nun wirklich "von Sinnen gekommen Vgl. Mark. 3,21; Joh. 10,20.", so ist das im Dienst Gottes geschehen: sind wir aber bei gesundem Verstand, so ist das euch zum Segen. Was uns ganz und gar gefangennimmt, das ist die Liebe, die Christus uns bewiesen hat. wir denken nämlich so: Einer ist für alle gestorben, folglich sind alle gestorben Das Todesurteil, das schwer auf allen Menschen lag, ist durch Christi Tod ausgetilgt.. Und er ist darum für alle gestorben, damit die, die da leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der zu ihrem Heil gestorben und auferstanden ist Der Gedanke an Christi Tod soll jeden Gedanken an eigenen Selbstruhm zunichte machen.. Darum beurteilen wir Im Gegensatz zu unseren Widersachern. jetzt Nach unserer Bekehrung. niemand mehr nach dem äußeren Augenschein. Und haben wir früher Vor der Bekehrung.- sogar Christus nur nach seiner äußeren Erscheinung im Fleisch beurteilt Ihn also mit den Augen des fleischlich gesinnten, ungläubigen Juden angesehen., so denken wir jetzt ganz anders von ihm. Wer also mit Christus in Gemeinschaft steht, der ist ein neues Geschöpf. Das Alte Das Leben des alten Menschen mit seinen verkehrten, fleischlichen Ansichten und Vorurteilen. ist (bei ihm) vergangen: ein Neues ist offenbar geworden. Dies alles aber ist Gottes Werk: Er hat uns durch Christus mit sich versöhnt Röm. 5,10. und uns den Dienst übertragen, die Versöhnung zu verkündigen. Denn Gott war es, der in Christus die Welt Die ihm feindliche Menschheit. mit sich versöhnte: er rechnet den Menschen ihre Übertretungen nicht zu, und er hat uns den Auftrag gegeben, die Versöhnung kundzumachen. So treten wir in Christi Namen als Gesandte auf, ja, Gottes Stimme tönt durch unseren Mahnruf. Wir bitten in Christi Namen: "Laßt euch mit Gott versöhnen!" Ihn, der die Sünde nicht gekannt, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gottes Gerechtigkeit würden Damit wir aus Sünde gleichsam ganz in Gerechtigkeit übergehen.. Als (Gottes Vgl. 1. Kor. 3,9.) Mitarbeiter ermahnen wir euch auch: Laßt Gottes Gnade, die ihr empfangen habt, nicht ohne Wirkung bei euch bleiben! Gott spricht ja: Zu willkommener Zeit habe ich dich erhört, am Tage des Heils habe ich dir geholfen Jes. 49,8 nach der LXX.. Jetzt ist die hochwillkommene Zeit, jetzt ist der Tag des Heils! Wir geben euch Als Gottes Mitarbeiter (V.1). in keiner Weise Anstoß, damit auf unseren Dienst kein Tadel falle. Sondern in jeder Hinsicht beweisen wir uns, wie sich's für Gottes Diener Durch deren Mund Gott mahnt (5,20). ziemt: Voll Ausdauer sind wir in Trübsal, Nöten und Ängsten, bei Schlägen und in Gefängnissen, bei Aufruhr Vgl. z.B. Apg. 19,23-40. und Mühsal, in Nachtwachen und Fasten Vgl. 1. Kor. 4,11-13.. Wir bewähren uns durch Reinheit des Lebens, durch Erkenntnis, Langmut und freundliches Wesen, durch Wirken im Heiligen Geist und ungeheuchelte Liebe, durch Verkündigen der Wahrheit und Erweisung der Gotteskraft Vgl. 1. Kor. 2,4f., indem wir die Waffen führe, die die Gerechtigkeit verleiht, zu Trutz und Schutz Lanze und Schwert trug der Krieger in der Rechten als Trutz- oder Angriffswaffen, und mit der Linken hielt er den Schild als Schutz- oder Verteidigungswaffe. Vgl. Eph. 6,14ff.. Wir bleiben fest, mag unser Weg durch Ehre oder Schande führen, mag man uns schmähen oder rühmen: Man schilt uns als Betrüger, und doch sind wir wahrhaftig. Man hält uns für unbekannt, aber wir sind wohlbekannt Vgl. 1. Kor. 9,2; 2. Kor. 1,13f.. Man sagt, wir lägen im Sterben, und siehe da: wir leben! Man meint, Gott züchtige uns, und trotzdem werden wir nicht getötet. Man denkt, wir müßten traurig sein, und wir sind immer fröhlich. Man hält uns für Bettler, aber wir machen viele reich. Es scheint, wir hätten nichts, und wir besitzen alles Im Herrn "besitzen wir alles". In V.9 und 10 weist der Apostel Verdächtigungen und Schmähungen seiner korinthischen Gegner zurück. Die ganze Stelle V.3-10 soll der Ermahnung in V.1 Nachdruck geben und die Verteidigung des Apostels seinen Widersachern gegenüber abschließen. 6,3 knüpft wieder an 5,16 an. 5,17 bis 6,2 unterbrechen den Zusammenhang.! Wir haben offen zu euch geredet, o Korinther; unser Herz hat sich (in Liebe zu euch) weit aufgetan. Es ist viel Raum für euch in unserem Herzen D.h.: wir haben euch sehr lieb.; doch in euern Herzen ist nur wenig Raum für uns. Habt uns doch auch lieb - ich rede zu euch als zu meinen Kindern -: macht auch eure Herzen weit für uns! - Habt nicht vertrauten Umgang mit den Heiden Vgl. 3. Mos. 19,19 nach LXX.! Denn was hat die Gerechtigkeit zu schaffen mit der Gesetzlosigkeit? Oder welche Gemeinschaft haben Licht und Finsternis? Wie stimmt Christus mit Beliar Belial (oder nach einer syrischen Verstümmelung: Beliar) bedeutet Nichtswürdigkeit und ist ein Name des Teufels, hier wohl des Antichrists.? Oder was hat der Gläubige zu tun mit dem Ungläubigen? Wie verträgt sich der Tempel Gottes mit den Götzen? Und wir sind der Tempel des lebendigen Gottes. Denn Gott hat gesagt: Ich will unter ihnen wohnen und wandeln, ich will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein 3. Mos. 26,11-12.. Darum: Geht aus von ihnen und sondert euch ab, spricht der Herr, und rührt nichts Unreines an! Denn ich will euch annehmen und euer Vater sein, und ihr sollt meine Söhne und Töchter sein, spricht der allmächtige Herr Jes. 52,11; Jer. 31,9; 2. Sam. 7,14.. Weil wir so köstliche Verheißungen haben, Geliebte, wollen wir uns reinigen von allem, was Fleisch und Geist befleckt Das Fleisch wird z.B. befleckt durch Unzucht, Völlerei und andere Laster., und ein heiliges Leben führen in Gottesfurcht 6,14 - 7,1 unterbricht den Gedankenzusammenhang. 7,2 setzt 6,13 fort.! - Gebt uns Raum (in euern Herzen)! Wir haben doch keinem von euch Unrecht getan, wir haben niemand betrogen. Diese Worte sollen kein Vorwurf für euch sein: Wir wollen euch ja, wie ich eben erst gesagt Bezieht sich wohl auf 6,12., in Tod und Leben nicht aus unserem Herzen lassen. Ich habe großes Vertrauen zu euch, ich habe viel an euch zu rühmen; ich habe Trost in Fülle und bin bei all unserer Trübsal überreich an Freude. Auch nach unserer Ankunft in Mazedonien haben wir keinen ruhigen Augenblick gehabt, sondern überall gab es Widerwärtigkeit: von außen Kämpfe, im Herzen Angst "Kämpfe" mit den Gegnern der Heilsbotschaft, "Angst" wegen des Zustandes der Gemeinde.. Gott, der Tröster der Betrübten, hat uns aber durch die Ankunft des Titus Trost geschenkt, das heißt nicht nur durch seine Ankunft, sondern vor allem durch die Erquickung, die er bei euch gefunden hat. Er hat uns erzählt, wie ihr euch sehnt (mich wiederzusehen), wie tief betrübt ihr seid Weil ihr mir Kummer gemacht habt., wie sehr ihr an mir hängt. Das alles hat meine Freude noch vermehrt. Habe ich euch nun auch durch meinen Brief betrübt, so tut mir das jetzt nicht mehr leid. Früher Vor der Ankunft des Titus. hat es mir wohl leid getan - denn ich sehe, daß euch jener Brief, wenn auch nur vorübergehend, betrübt hat -. Jetzt aber freue ich mich, freilich nicht darüber, daß ihr in Traurigkeit gekommen seid, aber daß euch diese Traurigkeit zur Sinnesänderung geführt hat. Eure Traurigkeit ist Gott wohlgefällig gewesen, und darum haben wir euch in keiner Weise Schaden zugefügt Durch den Tadel in unserem Brief. Unser Tadel hat im Gegenteil euer Heil gefördert.. Denn die Traurigkeit, die Gott gefällt, wirkt eine Reue, die zum Heil führt Vgl. Matth. 26,75., und solche Reue bereut man nie. Die Traurigkeit dagegen, die die Welt empfindet, wirkt den Tod Matth. 27,3-5.. Seht doch, welche Wandlung gerade diese gottgefällige Traurigkeit bei euch hervorgebracht hat! Ihr seid ernst geworden, ja noch mehr: ihr habt euch entschuldigt, ihr habt euerm Unwillen Ausdruck gegeben, ihr habt Furcht, ihr sehnt euch nach mir, ihr wollt streng vorgehen, ihr wollt strafen. So habt ihr deutlich bewiesen, daß ihr selbst in dieser Sache ohne jede Schuld seid. Meinen Brief habe ich euch nicht deshalb geschrieben, um den Beleidiger zu strafen oder dem Beleidigten Genugtuung zu verschaffen, sondern vor Gottes Angesicht sollte es offenbar werden, wie sehr ihr uns gewogen seid. Und da dies erreicht ist, so sind wir auch getröstet Mit 7,8-13 vgl. 2,5-11. In beiden Stellen handelt es sich um denselben Fall, vielleicht (wie schon früher bemerkt) um eine schwere Beleidigung, die dem Apostel bei seinem letzten Besuch in Korinth durch ein Glied oder einen Diener der Gemeinde zugefügt worden war. Der Beleidigte (V.12) wäre dann der Apostel selbst. Der Beleidiger hat seine Schuld bereut, und durch Eintreten der Mehrheit der Gemeinde für den Apostel ist dieser schmerzliche Fall zu des Apostels voller Freude und Zufriedenheit beigelegt worden. Im einzelnen ist noch zu bemerken zu V.11: "ihr habt euch entschuldigt" schon dem Titus gegenüber; "ihr habt euerm Unwillen Ausdruck gegeben", daß so etwas bei euch vorkommen konnte; "ihr habt Furcht", ich könnte mit der Rute zu euch kommen (1. Kor. 4,21).. Außer diesem Trost haben wir aber noch eine besondere Freude erlebt, als wir sahen, wie sehr sich Titus darüber freute, daß ihr alle seinen Geist so reich erquickt habt. Denn Grund der Freude des Apostels in V.13. wenn ich euch ihm gegenüber früher manchmal gerühmt habe, so bin ich nun nicht damit zuschanden geworden. Sondern wie alles, was wir zu euch geredet haben, die lautere Wahrheit ist, so hat sich auch unser Rühmen dem Titus gegenüber als Wahrheit erwiesen. Und sein Herz schlägt jetzt noch mehr für euch als früher, wenn er daran denkt, wie gehorsam ihr alle gewesen seid, und mit welcher Scheu und Ehrfurcht ihr ihn aufgenommen habt. Wie freue ich mich, daß ich nun in jeder Hinsicht Vertrauen zu euch haben kann! Wir wollen euch nun auch mitteilen, liebe Brüder, wie reich sich die Gnade Gottes in den Gemeinden Mazedoniens erwiesen hat. Trotz ihrer bedrängten Lage haben sie große Freudigkeit gezeigt, und trotz ihrer tiefen Armut haben sie eine überreiche Freigebigkeit an den Tag gelegt. Denn nach Kräften - das muß ich ihnen bezeugen -, ja über ihre Kräfte haben sie freiwillig beigesteuert Zu der Sammlung für die armen Christen in Jerusalem.. Sie haben uns dringend angefleht um die Gunst, an dem Liebeswerk für die Heiligen (in Jerusalem) teilnehmen zu dürfen. Auch ist ihre Gabe viel reicher gewesen, als wir erwarten konnten: im Gehorsam gegen Gottes Willen haben sie sich selbst (und ihre Gaben) zunächst dem Herrn und dann auch uns zur Verfügung gestellt. Dieser Erfolg hat uns nun ermutigt, dem Titus zuzureden, auch bei euch die schon früher begonnene Sammlung zu vollenden. Wie ihr euch sonst überall hervortut: durch Glauben, Einsicht und Erkenntnis, durch regen Eifer und zumal durch innige Liebe zu mir, so tut euch auch bei diesem Liebeswerk hervor! Ich will euch hier nichts befehlen, ich halte euch nur den Eifer anderer vor, um zu prüfen, ob auch eure Liebe echt ist. - Ihr kennt ja die Gnade unseres Herrn Jesus Christus: er war reich, und trotzdem ist er arm geworden um euretwillen, um euch durch seine Armut reich zu machen -. Ich gebe euch hier nur einen Rat. Den der kann euch nur nützlich sein. Im vorigen Jahr habt ihr schon mit der Sammlung begonnen Ich brauche euch gar keinen Befehl zu geben, da ihr ja schon vor den mazedonischen Gemeinden die Sammlung begonnen habt.: ihr habt sie also nicht nur zuerst ins Werk gesetzt, ihr habt sie auch zuerst beschlossen. Führt nun das angefangene Werk jetzt auch zu Ende, damit dem freudigen Entschluß auch die Tat entspreche, soweit euch eure Mittel das erlauben! Denn wer mit freudigem Herzen nach seinem Vermögen gibt, der ist Gott angenehm. Gott verlangt nicht, was man selbst nicht hat. Ihr sollt also andere Die Christen in Jerusalem. nicht so unterstützen, daß ihre Not gelindert wird, während ihr selbst in Not geratet. Nein, es handelt sich hier nur um einen Ausgleich: Diesmal soll euer Überfluß ihrem Mangel abhelfen, damit ein andermal ihr Überfluß euerm Mangel zugute komme. Auf diese Weise soll ein Ausgleich stattfinden, wie geschrieben steht: Wer viel (Manna) sammelte, der hatte keinen Überfluß; und wer nur wenig sammelte, der litt keinen Mangel 2. Mos. 16,18.. Gott sei Dank, daß er Titus denselben Eifer um euch ins Herz gegeben hat (der uns erfüllt)! Denn er ist unserer Aufforderung (euch zu besuchen) nachgekommen. Bei seinem Eifer hätte es aber gar keiner Aufforderung bedurft: er kommt ganz aus eigenem Antrieb zu euch. Und mit ihm senden wir jenen Bruder, der als Diener der Heilsbotschaft in allen Gemeinden geschätzt wird Der Name dieses Bruders ist uns unbekannt; manche denken an Lukas., und der außerdem auch zur Ehre des Herrn und auf unseren ausdrücklichen Wunsch von den Gemeinden (Mazedoniens) zu unserem Reisegefährten erwählt worden ist, um diese Liebesgabe, die wir jetzt einsammeln, mit uns (nach Jerusalem) zu bringen. So vermeiden wir die Gefahr, daß man uns bei dieser reichen Gabe, die wir sammeln irgendeinen Vorwurf mache Niemand konnte nun den Verdacht haben, Paulus hätte einen Teil der ihm anvertrauten Gaben für sich verwendet.. Den unsere Sorge ist, daß alles redlich zugehe nicht nur vor Gott, sondern auch vor Menschen. Mit beiden Mit Titus und dem Abgesandten der Gemeinden. senden wir noch einen dritten Bruder Auch den Namen dieses Bruders kennen wir nicht.: sein Eifer, den wir schon bei vielen Gelegenheiten erprobt haben, ist gerade jetzt besonders groß, da er das vollste Vertrauen zu euch hat. Für Titus rede ich, weil er mein Gehilfe und mein besonderer Mitarbeiter bei euch ist. Was die beiden anderen Brüder angeht, so sind sie Abgesandte der Gemeinden und Diener, die zur Ehre Christi wirken. Wenn ihr nun diesen Männern Liebe beweist und das, was wir von euch gerühmt haben, durch euer Verhalten gegen sie rechtfertigt, so (steht ihr auch) vor den (anderen) Gemeinden (in gutem Licht da). Über die Liebesgabe selbst, die für die Heiligen In Jerusalem. bestimmt ist, brauche ich euch nicht weiter zu schreiben. Denn eure Opferwilligkeit ist mir wohlbekannt. Ich rühme sie auch den Mazedoniern gegenüber, indem ich ihnen vorhalte: "Achaja ist schon seit Jahresfrist bereit, die gesammelten Gelder abzuliefern." So hat euer Eifer die Mehrzahl (der Mazedonier) angespornt. Trotzdem sende ich euch die erwähnten Brüder: das Lob, das wir euch in diesem Stück erteilt, soll nicht hinfällig werden, sondern ihr sollt wirklich, wie ich behauptet habe, mit der Sammlung fertig sein. Denn was wäre die Folge, wenn mich Brüder aus Mazedonien zu euch begleiten und fänden, ihr wärt noch nicht fertig? Dann müßten wir - um nicht zu sagen ihr - in dieser Sache Bei der Einsammlung der Liebesgabe für Jerusalem. beschämt dastehen. Darum habe ich's für nötig erachtet, die Brüder aufzufordern, mir nach Korinth vorauszureisen und die von euch versprochene Liebesgabe ganz einzusammeln, damit sie bei meiner Ankunft bereitliege, und zwar als reiche Liebesgabe, nicht als karge. Ich meine: Wer kärglich sät, der wird auch kärglich ernten; und wer reichlich sät, der wird auch reichlich ernten. Jeder gebe, wie er sich's in seinem Herzen vorgenommen hat, ohne Unlust, ohne Zwang. Denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb Vgl. Spr. 22,9; 2. Mos. 25,2; 1. Chron. 29,17.. Gott aber ist mächtig genug, euch mit (irdischem) Segen so zu überschütten, daß ihr nicht nur stets völlig euer Auskommen findet, sondern auch noch reichlich Mittel habt zu allerlei Liebeswerken. Steht doch geschrieben: Er hat ausgestreut, er hat den Armen gegeben, seine Gerechtigkeit bleibt ewig Ps. 112,9. "Seine Gerechtigkeit" bedeutet vielleicht: Die Früchte seiner Gerechtigkeit.. Der nun dem Sämann Samen gibt und ihm Brot zur Speise reicht, der wird auch euch (bei eurer Wohltätigkeit) reichlich Mittel schenken und die Früchte eurer Gerechtigkeit wachsen lassen "Gerechtigkeit" hier = Wohltätigkeit. Nach den Rabbinen zeigt sich die Gerechtigkeit in Almosen, Gebet und Fasten. "Die Früchte der Gerechtigkeit" entsprechen "dem Brot der Speise", das der Sämann als Lohn seiner Arbeit empfängt.. Ja ihr sollt an irdischen Gütern solchen Überfluß haben, daß ihr nach Herzenswunsch beisteuern könnt zu unserer Liebesgabe, wofür die Empfänger Gott danken werden. Denn diese gleichsam priesterliche Opfergabe, die durch unseren Dienst dargebracht wird, hilft nicht nur dem Mangel der Heiligen (in Jerusalem) ab. Sie wirkt noch mehr. Einmal wird sie viele dazu treiben, Gott (für seine Hilfe) zu danken und im Blick auf die Bewährung (eures Glaubens), die sich durch diese Liebesgabe kundgibt, ihn dafür zu preisen, daß ihr dem Bekenntnis zu Christi Froher Botschaft so treu ergeben seid und die brüderliche Gemeinschaft mit ihnen Den Christen in Jerusalem. und allen Gläubigen so aufrichtig festhaltet. Dann aber werden sie auch für euch beten und sich in Liebe nach euch sehnen, weil sich Gottes Gnade so überschwenglich reich an euch beweist. Ja, Gott sei Dank für seine unaussprechlich herrliche Gabe "Gabe" vielleicht dasselbe wie "Gnade" in V.14.! Nun habe ich In den vorhergehenden Kapiteln heißt es oft "wir": da redet Paulus von sich und seinen Mitarbeitern (namentlich Timotheus: 1,1,). Hier nimmt er allein das Wort., Paulus, - mit dem Hinweis auf Christi Freundlichkeit und Milde Die euch zum Gehorsam bewegen mögen. - noch ein besonderes Wort der Ermahnung an euch zu richten. Ich bin ja (nach den Worten meiner Gegner) feige, wenn ich euch Aug in Aug gegenüberstehe, doch mutig, wenn ich aus der Ferne zu euch rede. Bitte, zwingt mich nicht, wenn ich bei euch bin, mutig aufzutreten mit jener zuversichtlichen Kühnheit, die ich gewissen Leuten gegenüber Gemeint sind die Gegner des Paulus in Korinth. zeigen will, die da meinen, wir lassen uns von fleischlichen Rücksichten leiten Nämlich: von Menschenfurcht.. Wohl leben wir noch im (sterblichen) Fleisch, doch kämpfen wir nicht fleischlich. Denn die Waffen, womit wir kämpfen, sind nicht fleischlich. Gott macht sie stark, Bollwerke Hindernisse der Heilsbotschaft. zu zerstören. Wir vernichten damit (dem Glauben feindliche) Anschläge und jede stolze Festung, die sich gegen die Erkenntnis Gottes erhebt, und nehmen jeden Gedanken gefangen für den Gehorsam, wie ihn Christus bewiesen Phil. 2,8.. Jeden Ungehorsam aber sind wir entschlossen zu strafen, wenn ihr (als Gemeinde Im Gegensatz zu einzelnen widerspenstigen Gliedern.) unseren Weisungen erst völlig gehorsam geworden seid.. Seht auf das, was klar vor Augen liegt! Trotzt einer darauf, Christi Diener zu sein, der sage sich, daß wir ebenso gut Christus dienen wie er. Und sollte ich mich der uns vom Herrn verliehenen Vollmacht - euch zu erbauen, nicht euch zu zerstören - auch noch viel lauter rühmen, so würde ich nicht damit zuschanden. Ich will aber nicht den Schein erwecken, als suchte ich euch durch meine Briefe einzuschüchtern. "Seine Briefe" - so sagt man ja Worte der Gegner des Apostels. - "sind wuchtig und entschieden; seine äußere Erscheinung aber macht keinen Eindruck, und reden kann er gar nicht." Wer so spricht, der lasse sich gesagt sein: Wie wir aus der Ferne in unseren Briefen reden, so werden wir auch nach unserer Ankunft handeln. Allerdings haben wir nicht den "Mut", uns mit gewissen Leuten, die sich selbst empfehlen Gemeint sind wieder die Gegner des Apostels in Korinth., auf eine Stufe zu stellen und uns mit ihnen zu vergleichen. Diese Leute messen sich in ihrem Unverstand an sich selbst und spiegeln sich in ihrem eigenen Bild. Wir dagegen wollen uns nicht maßlos rühmen, sondern uns mit unserem Rühmen auf das Arbeitsfeld beschränken, das Gott uns abgemessen hat, und das auch euch umfaßt. Wir dehnen unseren Wirkungskreis nicht eigenmächtig aus, sondern ihr gehört mit dazu. Denn wir sind ja mit Christi Froher Botschaft wirklich bis zu euch gekommen und haben sie euch zuerst verkündigt. Wir schreiben uns also nicht in maßlosem Ruhmesdünkel die Früchte fremder Arbeit zu. Wohl aber hoffen wir: wenn euer Glaube wächst, so können wir später - doch stets innerhalb der Grenzen des uns angewiesenen Arbeitsfeldes - von euch aus einen größeren Wirkungskreis aufsuchen und auch in jenen Gegenden, die über Korinth hinaus (weiter westwärts) liegen, die Heilsbotschaft verkündigen. Dabei wollen wir aber nie in ein fremdes Arbeitsfeld eindringen noch uns der durch andere errungenen Erfolge rühmen Das taten des Apostels Gegner in Korinth.. Nein: Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn Vgl. Jer. 9,22-23; 1. Kor. 1,31.! Denn nicht der ist bewährt (als Gottes Diener), der sich selbst empfiehlt, sondern der, den der Herr empfiehlt. Daß ihr euch doch ein klein wenig "Torheit Der Apostel wiederholt hier einen Ausdruck, den seine korinthischen Gegner von ihm gebrauchten. Er nennt so, nicht ohne einen gewissen Spott, die ihm von seinen Gegnern aufgezwungene Selbstverteidigung und bittet die Korinther, sie möchten damit Nachsicht haben." von mir gefallen ließet! Und nicht wahr, das tut ihr auch. Denn ich liebe euch ja mit einer Eifersucht, wie sie Gott empfindet Vgl. 5. Mos. 5,9; 6,15., und ich habe euch für einen Mann geworben, um euch als eine Jungfrau Christus zuzuführen Das Bild des Brautwerbers kommt bei den Rabbinen auch von Mose vor; dabei wird an die Ehe zwischen Jahwe und Israel gedacht.. Ich fürchte aber: wie Eva durch die List der Schlage verführt worden ist, so können vielleicht auch eure Gedanken betört und abgezogen werden von der Aufrichtigkeit und Lauterkeit, die ihr Christus schuldet Paulus fürchtet, die Korinther könnten sich durch die falschen Apostel verführen lassen.. Kommt nämlich einer zu euch und verkündigt euch einen anderen Jesus, den wir nicht verkündigt haben, oder empfangt ihr einen Geist verschieden von dem, den ihr (durch meinen Dienst) empfangen habt, oder hört ihr eine Heilsbotschaft, die der, die ihr vernommen, widerspricht, - so laßt ihr euch das gern gefallen Nämlich: von den falschen Aposteln (vgl. Gal. 6,1ff.).. Ich glaube doch in keinem Stück hinter den "unvergleichlich hohen Aposteln Hiermit sind die falschen Apostel gemeint." zurückzustehen. Denn bin ich auch ein Stümper in der Redekunst, so bin ich es doch nicht in der Erkenntnis, die haben wir stets in jeder Hinsicht in bezug auf euch bewiesen. Oder ist es etwa eine Sünde, daß ich mich selbst erniedrigt habe, um euch zu erhöhen Der Apostel hat sich erniedrigt, indem er sich freiwillig Entbehrungen auferlegte und von seinem Recht, sich von den Korinthern unterhalten zu lassen, keinen Gebrauch machte (vgl. l. Kor. 9). "Erhöhen" heißt hier: zur Höhe des christlichen Glaubens führen.? Ich rede hier davon, daß ich euch Gottes Heilsbotschaft umsonst verkündigt habe. Andere Gemeinden Die mazedonischen. habe ich ausgeplündert und Bezahlung von ihnen genommen, um euch zu dienen. Und als ich bei euch war und Mangel litt Nach Apg. 18,3 arbeitete Paulus in Korinth als Zeltmacher, aber er scheint damit nicht genug verdient zu haben., bin ich doch keinem zur Last gefallen. Denn was ich nötig hatte, das haben mir die Brüder Silvanus und Timotheus (?), Apg. 18,5. aus Mazedonien mitgebracht. Ich habe mich stets gehütet, euch zur Last zu fallen, und das will ich auch in Zukunft tun. Bei Christi Wahrhaftigkeit, die in mir wohnt, versichere ich: daß ich mich so rühme "Daß ich mich so meiner Uneigennützigkeit rühme.", dem soll in dem Gebiet von Achaja In den Gemeinden der Landschaft Achaja. kein Riegel vorgeschoben werden. Warum? Etwa weil ich euch nicht liebhabe Und deshalb eure Gaben verschmähe?? Das weiß Gott! Doch wie ich jetzt handle, so will ich auch in Zukunft handeln Indem ich euch unentgeltlich diene., um denen, die ihre Freude daran finden (mich zu schmähen), jeden Vorwand dafür abzuschneiden und sie zu zwingen, wenn sie sich rühmen wollen, sich ebenso zu zeigen wie wir Die falschen Apostel, die Paulus schmähen, sollen doch erst einmal ebenso uneigennützig handeln wie er und seine Mitarbeiter.. (Aber so zeigen sie sich nicht.) Denn diese Leute sind falsche Apostel, Arbeiter, die mit Lug und Trug umgehen Vgl. Phil. 3,2., die sich in Apostel Christi verkleiden. Und das ist gar kein Wunder. Denn auch der Satan, ihr Meister, verkleidet sich in einen Engel des Lichts. Da kann es nicht befremden, wenn auch seine Diener äußerlich als Diener der Gerechtigkeit auftreten. Sie werden aber ein Ende nehmen, wie ihre Werke verdienen Vgl. Phil. 3,19.. Noch einmal sage ich Mit V.16 kehrt die Rede zu V.1 zurück.: Niemand denke, ich sei ein "Tor". Haltet ihr mich aber doch dafür, nun, dann kann ich auch warten, daß ihr mich mit meiner Torheit anhört und auch mir erlaubt Ebenso wie den falschen Aposteln., einen kleinen Augenblick zu prahlen. Was ich jetzt rede, das rede ich also nicht im Sinne des Herrn, das rede ich wie ein Tor; denn jetzt soll doch einmal geprahlt werden. Weil so viele Gemeint sind die falschen Apostel. mit äußeren Vorzügen prahlen, darum will ich auch einmal so prahlen. Ihr klugen Leute habt ja die Toren so gern. Ja ihr habt es gern, wenn man euch mit List einfängt, wenn man hochfahrend auftritt, wenn man euch ins Antlitz schlägt Hier beschreibt der Apostel mit scharfem Spott das Treiben der falschen Apostel in Korinth.. Zu meiner Schande muß ich gestehen: das haben wir Paulus und seine Mitarbeiter. nicht fertiggebracht. Womit aber sonst gewisse Leute Die falschen Apostel. prahlen - ich rede töricht -, damit kann ich auch prahlen: Sie sind Hebräer? Ich auch. Sie sind Israeliten? Ich auch. Sie sind Nachkommen Abrahams? Ich auch. Sie sind Christi Diener? Das bin ich noch viel mehr - dies sage ich freilich im Wahnwitz Bitterer Spott. -. Ich habe viel mehr Mühsal erduldet, bin häufiger im Gefängnis gewesen, bin übermäßig geschlagen worden, habe oft dem Tod ins Auge geschaut. Von den Juden habe ich fünfmal vierzig Streiche weniger einen erhalten Eine Synagogenstrafe nach 5. Mos. 25,3. Um nicht die vorgeschriebene Zahl von 40 Schlägen zu überschreiten, setzte die Ängstlichkeit der Gesetzesausleger die Zahl auf 39 fest.. Dreimal bin ich mit Ruten gepeitscht Die Geißelung war eine römische Strafe; wir kennen nur die Apg. 16,22 berichtete. und einmal gesteinigt worden Apg. 14,19.. Dreimal habe ich Schiffbruch gelitten, vierundzwanzig Stunden bin ich ein Spielball der Meereswogen gewesen Über diese Ereignisse wissen wir sonst nichts.. Dann die vielen Reisen und Gefahren aller Art: Gefahren auf Flüssen, Gefahren von den Heiden, Gefahren von meinem eigenen Volk, Gefahren in der Wüste, Gefahren auf der See, Gefahren unter falschen Brüdern. Dazu: Mühe und Drangsal, viele schlaflose Nächte, Hunger und Durst, viel Fasten, Kälte und Blöße. Endlich - von allem anderen hier zu schweigen - die tägliche Arbeit, die auf mir liegt: die Sorge für alle Gemeinden. Ist einer schwach, bin ich dann nicht mit ihm schwach Vgl. 1. Kor. 9,22.? Fällt einer in Sünde, bin ich da nicht (von Schmerz) entbrannt? Bin ich gezwungen Durch meine Gegner., mich zu rühmen, so will ich mich meiner Schwachheit rühmen. Der Gott und Vater des Herrn Jesus - der gepriesen sei in Ewigkeit - der weiß, daß ich nicht lüge: In Damaskus ließ der Statthalter des Königs Aretas die Stadt bewachen, um mich gefangenzunehmen. Da wurde ich durch ein Fenster in einem Korb die Mauer hinabgelassen, und so entging ich seinen Händen Hier erwähnt der Apostel - wir wissen nicht, warum - eine besondere Gefahr (vgl. Apg. 9,24f.), und zwar mit einer nachdrücklichen Wahrheitsbeteuerung. - Aretas, König von Arabien, war der Schwiegervater des Herodes Antipas.. Ich muß mich rühmen Weil mich die Gegner dazu zwingen. - es taugt zwar nicht -, und so will ich nun auf die Gesichte und Offenbarungen eingehen, die mir der Herr geschenkt hat. Ich kenne einen Jünger Christi Der Apostel meint sich selbst., der vor vierzehn Jahren - ob im Leib oder außerhalb des Leibes, das weiß ich nicht, Gott weiß es - bis in den dritten Himmel Die Rabbinen redeten von sieben Himmeln, und der Kirchenvater Irenäus (gestorben um 202) sagt in seinem "Erweis der apostolischen Verkündigung" Kap. 9: "Die Welt ist von sieben Himmeln umgrenzt, in denen Mächte, Engel und Erzengel wohnen, die Gott anbeten." - Paulus weiß nicht, ob sein Leib an dem wunderbaren Vorgang teilgehabt hat. entrückt wurde. Und von demselben Menschen ist mir bekannt, daß er - ob im Leib oder ohne seinen Leib, das weiß ich nicht, Gott weiß es - bis in das Paradies Ist das Paradies die Stätte im Totenreich, wo die in Christus Entschlafenen ruhen? (Luk. 23,43.) entrückt worden ist und (dort) geheimnisvolle Dinge vernommen hat, von denen man nicht reden darf. Wenn ich aber an mich selbst denke, so will ich mich nur meiner Schwachheit rühmen. Wollte ich mich jedoch rühmen, so wäre ich deshalb kein "Tor": denn ich würde ja die Wahrheit sagen. Ich verzichte aber darauf (mich zu rühmen), damit mich niemand überschätze, sondern jeder mich nur nach dem beurteile, was er an mir sieht und hört. Damit ich jedoch wegen der außerordentlichen Offenbarungen nicht hochmütig werde, ist mir ein Stachel ins Fleisch gegeben worden: ein Satansengel, der mich mit Fäusten schlagen muß, damit ich nicht hochmütig werde Der Apostel spricht hier wahrscheinlich von einem ihm anhaftenden und den Korinthern wohlbekannten körperlichen Leiden (Gal. 4,13f.). Ich beginne übrigens mit [kai tee hyperbolee toon apokalypseoon] (V.7) einen neuen Satz und streiche das darauf folgende [dio].. Dreimal habe ich den Herrn Christus. angefleht, daß dieser Satansengel von mir weiche. Doch der Herr hat mir geantwortet: "Es genügt dir meine Gnade; denn die Kraft zeigt sich am herrlichsten in der Schwachheit Die Kraft, die aus Christi Gnade fließt, offenbar sich da am herrlichsten, wo die menschliche Schwachheit am meisten hervortritt.." So will ich mich denn am liebsten gerade meiner Schwachheiten rühmen, damit Christi Kraft bei mir einkehre. Darum habe ich meine Freude an den Schwachheiten, Schmähungen, Nöten, Verfolgungen und Drangsalen, die ich um Christi willen leide. Denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark Bin ich äußerlich schwach, so bin ich innerlich stark durch Christi Gnade.. Ich habe mich (mit meinem Rühmen) wirklich töricht gezeigt. Ihr habt mich aber dazu gezwungen Weil ihr meine Gegner erhoben und mich geringgeschätzt habt.. Denn ich hätte von euch empfohlen werden sollen (und nicht meine Gegner). Ich bin ja in keiner Weise hinter den "unvergleichlich hohen Aposteln" zurückgeblieben Bei meiner Wirksamkeit in Korinth., wenn ich auch "nichts bin". Fürwahr, die Beweise für mein Apostelamt habe ich durch Zeichen, Wunder und Taten übernatürlicher Kraft in unermüdlicher Ausdauer Bei den vielen Schwierigkeiten in Korinth. unter euch erbracht. Denn worin steht ihr hinter den anderen Gemeinden zurück? Doch nur darin, daß ich Im Gegensatz zu den falschen Aposteln. euch nicht zur Last gefallen bin Vgl. 11,7-9.. Verzeiht mir dieses Unrecht! Jetzt will ich euch zum drittenmal besuchen, und auch da will ich euch nicht zur Last fallen. Denn ich suche nicht euer Hab und Gut, sondern euch selbst. Es sollen ja auch nicht die Kinder den Eltern Schätze sammeln, sondern umgekehrt, die Eltern den Kindern Wie die Eltern gegenüber ihren Kindern, so ist auch Paulus den Korinthern gegenüber uneigennützig gewesen.. Ich aber will nicht nur mein Hab und Gut, sondern sogar mein Leben mit Freuden für eure Seelen opfern Vgl. Phil. 2,17.. Soll ich denn, je mehr ich euch liebe, nur desto weniger Gegenliebe von euch erfahren? Doch gut Das gebt ihr mir wohl zu.: Ich bin euch nicht zur Last gefallen. Aber "ich bin durchtrieben und habe euch mit Kost um das Eure gebracht So wurde der Apostel von seinen Gegnern in Korinth verleumdet. Sie behaupteten, Paulus habe den Korinthern durch seine Mitarbeiter ihr Geld abnehmen lassen.". Habe ich euch denn durch einen meiner Mitarbeiter ausbeuten lassen? Ich habe Titus veranlaßt, euch zu besuchen, und habe mit ihm den bekannten Bruder gesandt Vgl. 8,6.16-18.. Hat euch etwa Titus ausgebeutet? Haben wir nicht beide Titus und ich. in demselben Geist gehandelt? Sind wir nicht in denselben Fußstapfen gewandelt? Schon längst Dies bezieht sich namentlich auf das, was der Apostel von Kap. 10 an gesagt hat. denkt ihr wohl, wir wollten uns vor euch verteidigen. Nein, wir reden vor Gottes Angesicht als solche, die mit Christus in Gemeinschaft stehen. Alle unsere Worte, Geliebte, sollen nur zu eurer Förderung dienen Denn die Korinther sollen durch die Worte des Apostels freigemacht werden von ihrer Anhänglichkeit an die falschen Apostel, die ihr Seelenheil gefährden.. Ich fürchte nämlich, daß ich euch bei meiner Ankunft nicht so finde, wie ich möchte Der Apostel fürchtet, die Gemeinde in keinem guten Zustand zu finden., und daß auch ihr mich nicht nach euerm Wunsch findet D.h. mich nicht so milde findet, wie ihr wünscht.. Ich fürchte, Zank und Neid, Leidenschaft und Selbstsucht, Verleumdung und Ohrenbläserei, Aufgeblasenheit und Unordnung bei euch anzutreffen. Ja mir ist bange, daß mich mein Gott, wenn ich nun komme, aufs neue bei euch demütige Wenn ich sehen muß, wie wenig Frucht meine Arbeit bei euch gebracht hat. und ich über viele trauern müsse, die noch in ihren alten Sünden stecken und sich nicht bekehrt haben von ihrer Unreinigkeit, Hurerei und Ausschweifung, in die sie gefallen sind. Zum drittenmal will ich jetzt zu euch kommen Zum erstenmal ist Paulus in Korinth gewesen, als er die Gemeinde gründete, zum zweitenmal (wie ich annehme) von Ephesus aus in der Zeit zwischen unserem ersten und zweiten Korintherbrief; jetzt will er seinen dritten Besuch machen.. Durch die Aussage zweier oder dreier Zeugen soll jede Sache entschieden werden 5. Mos. 19,15. Die Drohung, daß er keine Schonung üben will (V.2), ist schon zweimal ausgesprochen worden: das erstemal bei seinem zweiten Besuch, das andere Mal jetzt in seinem Brief; bei seinem Kommen tritt er ihnen zum drittenmal gegenüber, und dann soll die Drohung in Erfüllung gehen. Das scheint der Sinn dieser Worte zu sein.. Was ich bei meiner zweiten Anwesenheit denen, die noch in ihren alten Sünden stecken, und allen anderen (Widerspenstigen) erklärt habe, das wiederhole ich jetzt in meiner Abwesenheit: Bei meiner Rückkehr will ich keine Schonung üben. Ihr wünscht ja zu erfahren, daß Christus durch mich redet: er zeigt sich gegen euch nicht schwach Als könnte er nicht strafen.; nein, er ist mächtig unter euch Indem er durch den Apostel straft.. Denn ist er auch in (menschlicher) Schwachheit gekreuzigt worden, so lebt er nun durch Gottes Kraft. Wir sind auch schwach wie er; doch in seiner Gemeinschaft werden wir durch Gottes Kraft voll Leben sein, und das sollt ihr erfahren! Seht zu, ob ihr im Glauben steht; prüft euch selbst! Oder merkt ihr nicht, daß Jesus Christus in euch wohnt? Ihr wärt sonst nicht echt (im Glauben). Daß wir echt sind und die Probe bestehen, das sollt ihr hoffentlich erfahren. Wir beten aber zu Gott, er möge euch vor allem Bösen bewahren. Uns liegt ja nicht daran, daß wir erprobt erscheinen In der Ausübung der apostolischen Strafgewalt., sondern daß ihr das Gute tut, - dann wollen wir gern als solche gelten, die die Probe nicht bestehen Wenn ihr das Gute tut, dann brauchen wir ja die apostolische Strafgewalt nicht auszuüben.. Denn wir vermögen nichts gegen die Wahrheit, wir wollen nur die Wahrheit fördern Bei der Ausübung der apostolischen Strafgewalt haben wir es nur mit dem wahren Sachverhalt zu tun; denn unsere ganze Wirksamkeit geht ja dahin, die Wahrheit zu fördern.. Ja wir freuen uns, wenn wir schwach sind und ihr stark seid Denn wenn ihr stark seid, brauchen wir nicht zu strafen.. Und daß ihr euch wieder zurechtbringen laßt -, das ist es ja, was wir (von Gott) erflehen. Gerade deshalb schreibe ich euch diesen Brief aus der Ferne, damit ich bei meiner Anwesenheit nicht mit Strenge aufzutreten brauche in der Ausübung der Macht, die mir der Herr verliehen hat zur Erbauung und nicht zur Zerstörung. Im übrigen, Brüder, freut euch, laßt euch wieder zurechtbringen, nehmt Ermahnung an, seid einträchtig und lebt in Frieden! Dann wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein. Grüßt einander mit dem heiligen Kuß! Es grüßen euch alle Heiligen In Ephesus.. Die Gnade des Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes D.h. die Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist, das Teilhaben an ihm und die durch den Heiligen Geist gewirkte Gemeinschaft der Gläubigen untereinander. sei mit euch allen!
An die Galater Paulus - ein Apostel, nicht von Menschen ausgegangen, auch nicht durch Menschen eingesetzt, sondern unmittelbar gesandt durch Jesus Christus und Gott den Vater, der ihn von den Toten auferweckt hat - und alle Brüder, die bei mir sind: wir entbieten den Gemeinden Galatiens unseren Gruß. Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus, der sich für unsere Sünden dahingegeben hat, damit er uns befreie aus der gegenwärtigen bösen Weltzeit nach dem Willen unseres Gottes und Vaters, dem Ehre gebührt in alle Ewigkeit! Amen. Ich muß mich wundern, daß ihr den, der euch durch Christi Gnade berufen hat, so schnell verlaßt und euch einer ganz andersartigen Heilsbotschaft zuwendet! Und doch gibt es gar keine andere. Es handelt sich nur um gewissen Leute, die euch zu verwirren suchen, und die jene Frohe Botschaft, die Christus gebracht, verfälschen wollen. Aber selbst wenn wir oder ein Engel vom Himmel eine Botschaft verkündigten im Widerspruch mit der, die wir euch verkündigt haben - den treffe Gottes Zorngericht Wörtlich: der sei anáthema. Anáthema ist die Übersetzung des hebräischen Wortes chérem (Bann). Was in Israel Gott verbannt wurde, das war nicht nur Gott geweiht, so daß es der Mensch nicht mehr antasten durfte, sondern es war auch dem Tod oder der Vernichtung verfallen (z.B. 3. Mos. 27,28f.; 5. Mos. 7,26; Jos. 6,17; 7,12.24-26). Es kann deshalb mit anáthema nur eine Überantwortung an Gottes Zorn und Gericht gemeint sein (vgl. 1. Kor. 16,22; Röm. 9,3).! Wie wir schon früher gesagt haben, so wiederhole ich heute: Verkündigt euch einer eine Heilsbotschaft im Widerspruch mit mir, die ihr empfangen habt - den treffe Gottes Zorngericht! Rede ich jetzt Menschen oder Gott zuliebe? Oder suche ich (mit meiner Predigt) "Menschen zu gefallen Hier scheint der Apostel auf eine Verdächtigung seiner Gegner hinzudeuten."? Wenn ich mich noch Menschen gefällig zeigte, so wäre ich nicht Christi Knecht. Ich tue euch kund, Brüder, daß die von mir verkündigte Heilsbotschaft kein Menschenwerk ist. Denn auch ich Ebenso wie die älteren Apostel. habe sie von keinem Menschen empfangen oder gelernt, sondern sie ist mir durch eine Offenbarung Jesu Christi zuteil geworden. Ihr habt ja gehört, wie ich mich früher, als ich noch im Judentum lebte, verhalten habe: da verfolgte ich die Kirche Gottes über die Maßen und suchte sie zu zerstören. Ja ich zeichnete mich im Judentum vor vielen Altersgenossen in meinem Volk aus, indem ich noch viel mehr als sie für die von meinen Vätern ererbten Überlieferungen eiferte. Dann aber offenbarte Gott, der mich seit meiner Geburt Vgl. Jer. 1,5; Jes. 49,1. (für seinen Dienst) ausersehen und durch seine Gnade berufen hat, nach seinem Wohlgefallen seinen Sohn in mir Zugleich mit der äußeren Erscheinung des Herrn vor Damaskus ist der Sohn Gottes auch in seinem Geist offenbar geworden; Paulus hat ihn in seinem Geist als Messias erkannt., damit ich ihn unter den Heiden verkündige. Da fragte ich keine Menschen um Rat, ich zog auch nicht nach Jerusalem zu denen, die vor mir Apostel gewesen sind, sondern ich ging geradewegs nach Arabien Um dort die Heilsbotschaft zu verkündigen. Arabien ist hier nicht die bekannte Halbinsel, sondern das von den Römern unabhängige Reich der Nabatäer im Süden und Rote Meer erstreckte. Die Hauptstadt war Petra im Gebirge Seir. Etwa vom Jahr 9 v.Chr. bis 40 n.Chr. wurden die Nabatäer durch den König Aretas IV. beherrscht. Wir wissen nichts Näheres über die Wirksamkeit des Paulus in Arabien. und kehrte von dort wieder nach Damaskus zurück. Erst drei Jahre später zog ich dann nach Jerusalem, um Kephas Den Apostel Petrus (Matth. 4,18; Joh. 1,42). kennenzulernen, und blieb vierzehn Wörtlich: "fünfzehn"; vgl. franz. quinze jours. Tage bei ihm. Sonst sah ich keinen der Apostel; ich sah nur noch Jakobus, den Bruder des Herrn Den Bischof der Gemeinde in Jerusalem (Matth. 13,55; Mark. 6,3; Apg. 12,17; 15,13; 21,18; 1. Kor. 15,7).. Was ich euch hier schreibe - Gott ist mein Zeuge: ich lüge nicht! Nachher kam ich in die Gegenden von Syrien und Zilizien. Den Christengemeinden Judäas blieb ich persönlich unbekannt. Sie hörten nur: "Unser früherer Verfolger verkündigt jetzt den Glauben, den er auszurotten suchte." Und sie priesen Gott um meinetwillen. Nach vierzehn Jahren ging ich zum zweitenmal nach Jerusalem Apg. 15,2., diesmal zusammen mit Barnabas, und nahm auch Titus als Begleiter mit. Diese Reise machte ich infolge einer (göttlichen) Offenbarung. Ich legte ihnen D.h. der Gemeinde in Jerusalem. die Heilsbotschaft vor, die ich unter den Heiden verkündige. Besondere Verhandlungen Diese besonderen Verhandlungen berichtet Lukas im 15. Kap. der Apostelgeschichte nicht. hatte ich dann noch mit denen, "die etwas galten Gemeint sind Jakobus (der Bruder des Herrn, der Bischof von Jerusalem), Kephas (Petrus) und Johannes (vgl. V.9).", um von ihnen zu hören, ob ich mit meiner Arbeit ins Leere liefe oder gelaufen sei. Sie waren aber so völlig mit mir einverstanden, daß nicht einmal mein Begleiter Titus trotz seiner heidnischen Herkunft zur Beschneidung genötigt wurde. Freilich die gleichsam durch eine Hintertür eingedrungenen falschen Brüder verlangten dies. Sie hatten sich ja eingeschlichen, um unserer Freiheit, die wir in der Gemeinschaft mit Christus Jesus haben, aufzulauern. und uns ganz unter das Joch (des Gesetzes) zu bringen Vgl. Apg. 15,1.5.24.. Diesen Leuten haben wir aber keinen Augenblick in Unterwürfigkeit nachgegeben, damit die Frohe Botschaft in ihrer vollen Wahrheit Und nicht als ein Gemisch in Jerusalem und Judäa. bei euch fortbestehe. Wie groß das Ansehen derer war, "die etwas galten", das kümmert mich hier nicht weiter. Gott urteilt ja bei keinem Menschen nach äußeren Dingen. Übrigens hatten mir jene, "die etwas galten", nicht Neues mitzuteilen. Im Gegenteil, sie sahen ein, daß ich mit der Frohen Botschaft für die Heiden betraut bin, wie Petrus mit der für die Juden. - Denn der dem Petrus die Kraft gegeben hat, das Apostelamt unter den Juden auszurichten, der hat auch mir die Kraft gegeben für das Apostelamt unter den Heiden. - Weil sie nun die mir verliehene Gnade erkannte, so gaben sie - Jakobus, Kephas und Johannes, die als Säulen angesehen wurden - mir und Barnabas den Handschlag zum Gemeinschaftsbund, und wir vereinbarten, wir sollten zu den Heiden gehen, sie aber zu den Juden. Nur verlangten sie von uns, wir sollten der Armen Der verarmten Christen in Jerusalem und Judäa. gedenken, und das habe ich auch mit Eifer getan. Als aber Kephas (einst) nach Antiochia kam, da bin ich ihm ganz offen entgegengetreten; denn sein Verhalten verdiente Tadel. Vor der Ankunft einiger Sendboten des Jakobus Des Bischofs der Gemeinde zu Jerusalem (1,19; 2,9). hielt er nämlich Tischgemeinschaft mit den Heidenchristen. Nach ihrer Ankunft aber zog er sich feige zurück und trennte sich (von ihnen) aus Furcht vor den Judenchristen Aus Jerusalem.. Und mit ihm heuchelten auch die anderen Judenchristen In Antiochia.; ja selbst Barnabas ließ sich von ihrer Heuchelei mit fortreißen. Als ich nun sah, daß sie nicht aufrichtig wandelten in Übereinstimmung mit der Wahrheit der Heilsbotschaft, da sprach ich zu Kephas in öffentlicher Gemeindeversammlung: "Wenn du als Jude heidnisch und nicht jüdisch lebst, wie kannst du da die Heiden zwingen, nach jüdischer Sitte zu leben? Wir sind zwar geborene Juden und nicht Sünder heidnischer Herkunft. Aber wir haben erkannt, daß man nicht aus Gesetzeswerken gerechtfertigt wird, sondern durch Jesu Christi Glauben Vgl. Röm. 1,17; 3,22.. Deshalb sind wir auch an Christus Jesus gläubig geworden, um aus Christi Glauben und nicht aus Gesetzeswerken gerechtfertigt zu werden; denn aus Gesetzeswerken wird niemand gerechtfertigt Unsere Rechtfertigung - so sagt V.16 - ist nicht eine Frucht von Gesetzeswerken, sonder sie ist eine Frucht des Glaubens Jesu Christi. Denn im Glauben ward Christus gehorsam bis zum Kreuzestod (Phil. 2,8; Röm. 3,25b), durch den er uns Heil und Leben erworben hat. An dieser herrlichen Frucht des Glaubens Jesu Christi haben aber nur solche teil, die an ihn gläubig geworden sind, wörtlich: die in ihn hineingeglaubt haben [eis Christon Ieesoun episteusamen] und so durch den Glauben in der innigsten Gemeinschaft mit ihm stehen (V.20).. Zeigt es sich nun aber, daß auch wir (Juden), wenn wir unsere Rechtfertigung in der Gemeinschaft mit Christus suchen, Sünder sind Ebenso wie die Heiden (V.15)., kann man dann nicht sagen, daß Christus die Sünde befördere? Nimmermehr! Wollte ich freilich das, was ich niedergerissen habe, wiederaufbauen, so würde ich mich dadurch zu einem Übertreter machen Mußten die geborenen Juden (dies scheint der Sinn von V.17 und 18 zu sein), um die Rechtfertigung, die ihnen das Gesetz nicht geben konnte, zu erlangen, an Christus gläubig werden, so folgte daraus, daß sie von Natur ebensogut Sünder waren wie die Heiden. Nun zogen aber die Gegner des Apostels die lästerliche Folgerung: Wenn Christus fromme und gesetzestreue Juden ebenso als Sünder erklärt wie die Heiden, so befördert und vermehrt er ja die Sünde. Nimmermehr! sagt Paulus. Machen freilich die Judenchristen trotz ihres Glaubens an Christus die Beschneidung und die Erfüllung des Gesetzes für Juden und Heiden als eine Bedingung der Gerechtigkeit und Seligkeit geltend, so bauen sie damit ja gerade das wieder auf, was sie durch die Bekehrung zu Christus zerstört haben. Damit erklären sie dann aber ihren ganzen Christenstand für eine Abfall vom Gesetz und stellen sich somit selbst als Übertreter hin, indem sie sich eines Schrittes zeihen, den sie nicht hätten tun sollen. Demgegenüber erklärt nun Paulus in V.19, wie er für seine Person zu einer völligen Unabhängigkeit vom Gesetz gelangt sein.. (Doch davon bin ich weit entfernt.) Denn ich bin gerade durch das Gesetz dem Gesetz gestorben, um (fortan) für Gott zu leben. Ich bin und bleibe mit Christus gekreuzigt. Nun lebe ich nicht mehr mit meinem eigenen Ich, sondern Christus lebt in mir. Das Leben also, das ich jetzt noch im (sterblichen) Fleisch führe, ist ein Leben in dem Glauben des Sohnes Gottes Weil Christus in dem Apostel lebt, darum verkündigt der Apostel auch Christi Tugenden, also nicht nur Christi Liebe und Christi Demut, sondern auch Christi Gehorsam und Christi Glauben. Ja das ganze Leben dessen, der "in Christus" ist, wird, je mehr er in Christi Gemeinschaft erstarkt, desto völliger ein Leben in dem Glauben des Sohnes Gottes sein., der mich geliebt und sich für mich dahingegeben hat. Ich verwerfe die Gnade Gottes nicht (als überflüssig). Denn könnte man durchs Gesetz Gerechtigkeit erlangen, so wäre Christus umsonst gestorben." O ihr unverständigen Galater, wer hat euch bezaubert? Und doch habe ich euch Jesus Christus so lebendig vor die Augen gemalt, als sähet ihr ihn am Kreuz hangen! Beantwortet mir nur diese eine Frage: "Habt ihr den Geist empfangen, weil ihr Gesetzeswerke vollbracht oder weil ihr die Glaubensbotschaft angenommen habt?" Seid ihr denn so unverständig? Ihr habt (euer Christenleben) im Geist begonnen und wollt nun im Fleisch Im Gesetz mit seinen äußerlichen Bräuchen. enden? Solltet ihr so viel geistliche Segnungen vergeblich empfangen haben? Ja, nicht nur vergeblich, sondern euch sogar zum Schaden und Gericht Vgl. Matth. 7,22-23.? Der euch nun den Geist darreicht und Wunderkräfte unter euch wirkt: tut er das, weil ihr Gesetzeswerke vollbracht oder weil ihr die Glaubensbotschaft angenommen habt? Es heißt ja: Abraham glaubte Gott, und das ward ihm zur Gerechtigkeit gerechnet 1. Mos. 15,6.. Ihr seht also: Die es mit dem Glauben zu tun haben, die und keine anderen sind (wahre) Söhne Abrahams. Weil aber die Schrift voraussah, daß Gott die Heiden durch den Glauben rechtfertigen würde, verhieß sie dem Abraham zum voraus die Frohe Botschaft: In dir sollen alle Völker gesegnet werden 1. Mos. 12,3; 18,18.. Mithin werden alle, die Glauben haben, zugleich mit dem gläubigen Abraham gesegnet. Denn alle, die sich auf Gesetzeswerke stützen, sind unter einem Fluch. Es steht ja geschrieben: Verflucht ist jeder, der nicht beharrt bei allem, was in dem Buch des Gesetzes geschrieben ist, daß er es erfülle 5. Mos. 27,26. Dem Fluch verfällt, wer nicht alle Gebote des Gesetzes erfüllt. Dazu ist aber niemand imstande. Denn das Gesetz verkündigt zwar den Willen Gottes, aber es gibt nicht die Kraft, ihn zu erfüllen.. Da aber durch das Gesetz niemand bei Gott gerechtfertigt wird, ist klar; denn: Der Gerechte wird durch den Glauben das Leben erlangen Hab. 2,4.. Nun hat aber das Gesetz nichts mit dem Glauben zu tun; es heißt vielmehr: Wer seine Gebote erfüllt, der wird dadurch leben 3. Mos. 18,5; Hes. 20,11.13.. Darum hat uns Christus von dem Fluch des Gesetzes losgekauft, indem er für uns ein Fluch geworden ist. Es steht ja geschrieben: Verflucht ist jeder, der am Holz hängt Nach dem Gesetz des Alten Bundes wurde die Leiche des Hingerichteten an einem Pfahl aufgehängt (5. Mos. 21,22-23). Dies Hangen am Holzpfahl oder der Kreuzestod war mit einem Fluch verbunden. Dadurch, daß Christus solchen Tod erlitt, sollte deutlich bezeugt werden, daß er den Fluch auf sich genommen hat, der auf allen Übertretern des Gesetzes ruhte. So ist das Kreuz, das Zeichen des Fluches, zum Zeichen des Heils geworden.. So sollte der Abrahamssegen den Heiden in der Gemeinschaft mit Jesus Christus zuteil werden, und wir sollten den verheißenen Geist empfangen durch den Glauben. Brüder, ich will ein Beispiel aus menschlichen Verhältnissen nehmen: Nicht einmal eines Menschen letztwillige Verfügung, die rechtskräftig geworden ist, kann man umstoßen oder durch Zusätze abändern. Nun sind die Verheißungen dem Abraham und seinem Nachkommen zugesagt worden. Es heißt nicht: "und den Nachkommen" - in der Mehrzahl -, sondern in der Einzahl: "und deinem Nachkommen Das hebräische Wort zera, "Same", bedeutet meist als Sammelwort "die Nachkommenschaft, die Nachkommen". Aber 1. Mos. 4,25; 1. Sam. 1,11 bedeutet es auch ein einzelnes Kind. Und in der nachbiblischen Sprache wird von zera auch die Mehrzahl zarijot gebildet.": das ist Christus "Christus" hat hier einen ähnlichen Sinn wie 1. Kor. 12,12. Dann bedeutet es: Christus und die Kirche, Haupt und Leib.. Ich meine nun: Dies von Gott getroffene Verfügung kann doch nicht umgestoßen werden durch das Gesetz, das erst 430 Jahre später gegeben ist, so daß das Gesetz die Verheißung aufhöbe. Denn käme das Erbe aus dem Gesetz, so käme es ja nicht mehr aus der Verheißung. Nun aber hat es Gott durch eine Verheißung dem Abraham aus Gnaden geschenkt. Was soll denn da noch das Gesetz? Es ist der Übertretungen wegen D.h. um die Übertretungen hervorzurufen und zu mehren (vgl. Röm. 7,9f.; 5,20). Übertretungen sind ja nur da möglich, wo es ein Gesetz gibt. (der Verheißung) hinzugefügt worden und sollte so lange in Kraft bleiben, bis der Nachkomme Vgl. V.16 und 29. käme den die Verheißung gilt. Es ward durch Engel verordnet und (von ihnen) in die Hand eines Vermittlers gelegt. Ein Vermittler ist jedoch da nicht nötig, wo nur ein einziger handelt. Gott aber ist nur einer Von diesem dunklen Vers gibt es mehrere hundert Erklärungen. Vielleicht läßt sich der Sinn so umschreiben: Das Gesetz ist nicht unmittelbar von Gott gegeben worden, sondern durch die Vermittlung von Engeln (vgl. 5. Mos. 33,2 nach LXX; Apg. 7,38.53; Hebr. 2,2). Die Engel aber bildeten eine Vielheit. Nun bedarf eine Vielheit von Personen, wenn sie rechtsgültig handeln will, eines Unterhändlers oder Vermittlers. Als solchen gebrauchten die Engel den Mose, in dessen Hand sie das Gesetz für Israel legten. Gott aber ist keine Vielheit, sondern eine Einheit. Deshalb bedarf er auch keines Vermittlers. Weil er nun die Verheißung dem Abraham und seiner Nachkommenschaft unmittelbar gegeben hat, so steht die Verheißung schon aus diesem Grund höher als das Gesetz. Aber sie ist auch nicht im Widerspruch mit dem Gesetz. So schließt sich dann V.21 an, der wahrscheinlich eine Behauptung wiederholt, die dem Apostel von seinen Gegnern schuld gegeben wurde. Ja es scheint, daß Paulus in seinen Briefen vielfach da, wo er auf einen Fragesatz mit "Nimmermehr" antwortet, falsche Beschuldigungen seiner Gegner mit Entschiedenheit zurückweist (vgl. auch 2,17).. Steht nun das Gesetz im Widerspruch mit den Verheißungen Gottes? Nimmermehr! Denn wäre ein Gesetz gegeben worden mit der Fähigkeit, lebendig zu machen Die Rabbinen lehrten, die Israeliten hätten durch das mosaische Gesetz Unsterblichkeit erlangt, wenn sie nicht sofort wieder abgefallen wären., so käme die Gerechtigkeit wirklich aus dem Gesetz. Nun aber hat die Schrift (in ihren Zeugnissen) alles als unter die Sünde verschlossen erklärt, damit die Verheißung als eine Frucht des Glaubens Jesu Christi allen denen zuteil würde, die da glauben Christus selbst hat die dem Abraham gegebene Verheißung (3,13ff.) durch Glauben erworben. Die an Christus Gläubigen empfangen nun aus Gnaden daran Teil.. Ehe indes der Glaube kam Das heißt nichts anderes als: Ehe Christus kam., waren wir unter der Aufsicht des Gesetzes wie in einem Gefängnis eingeschlossen bis auf die Zeit, wo sich der Glaube offenbaren sollte. So ist das Gesetz unser Führer Führer (Pädagoge) hieß bei den Griechen der Sklave, der den Sohn seines Herrn auf dem Weg zur Schule begleiten mußte. Der Pädagoge war also nicht der Lehrer, aber er führte doch hin zu ihm. So führt auch das Gesetz zu dem wahren Lehrer Christus. zu Christus geworden, damit wir aus Glauben gerecht würden. Nachdem nun aber der Glaube gekommen ist, sind wir nicht mehr unter einem Führer. Ihr seid ja alle Gottes Söhne durch den Glauben in der Gemeinschaft mit Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr in Christus getauft worden seid, habt Christus angezogen. Darum gibt es keinen Unterschied mehr zwischen Juden und Heiden, zwischen Sklaven und Freien, zwischen Mann und Weib: ihr seid alle eins in der Gemeinschaft mit Christus Jesus Alle völkischen, gesellschaftlichen und geschlechtlichen Unterschiede verschwinden in der Lebensgemeinschaft mit Christus. In ihm werden alle zu einer geistlichen Einheit, gleichsam zu einer Person vereinigt. Selbst den Sklaven standen deshalb in der alten Kirche die geistlichen Ämter, sogar das Bischofsamt, offen. Noch bis ins 4. Jahrhundert hinein wissen wir von Fällen, wo Sklaven Kirchenämter bekleidet haben.. Gehört ihr aber Christus an, so gehört ihr auch zu Abrahams Nachkommen und seid kraft der Verheißung Erben. Nun meine ich: Solange der Erbe noch nicht mündig ist, unterscheidet er sich in keiner Weise von einem Sklaven, obwohl ihm das ganze Gut gehört; sondern er steht bis zu der von seinem Vater bestimmten Zeit unter der Aufsicht von Vormündern und Verwaltern. Ebenso standen wir, solange wir (geistlich) noch nicht mündig waren, unter der Knechtschaft der Geistermächte, die in der Welt Einfluß haben Der hier und Gal. 4,9; Kol. 2,8 gebrauchte Ausdruck Geistermächte der Welt oder wörtlich: "Elemente der Welt" ist sehr dunkel. Die von dem Apostel oder seinen Mitarbeitern Belehrten wußten genau, was Paulus mit diesem Ausdruck meinte. Wir sind nur auf Vermutungen angewiesen. Sind die "Weltelemente" vielleicht die Engel, durch die das Gesetz gegeben worden ist (Gal. 3,19)? Auch Offb. 7,1; 14,18; 16,5 werden die Engel zu den Elementen (Wind, Feuer, Wasser) in Beziehung gesetzt (vgl. auch Ps. 104,4). Im Judentum waren die "Weltelemente" gute Engel, im Heidentum dagegen waren es böse Engel (1. Kor. 10,20). Jedenfalls ist sicher, daß die Unterordnung der Juden unter das mosaische Gesetz und ihre Knechtung unter die Weltelemente dasselbe bedeutet.. Als aber die Zeit erfüllt war, da sandte Gott seinen Sohn von sich aus,, der von einem Weib geboren und unter das Gesetz gestellt ward, damit er die, die dem Gesetz unterworfen waren, loskaufe, auf daß wir die Kindschaft empfingen. Weil ihr nun Söhne seid, hat Gott den Geist seines Sohnes in eure Herzen ausgesandt, der da ruft: Abba, Vater Das aramäische Wort Abba (Vater), das die Jünger so oft aus dem Mund des Heilands gehört hatten, ist mit frommer Scheu erhalten worden, damit gleichsam der Klang der Stimme Christi, der uns den allerköstlichsten Namen Gottes, den unergründlichen Vaternamen, kundgetan und auszusprechen berechtigt hat, zur Tröstung und Freude aller Gotteskinder durch alle Zeiten töne (nach Windischmann).! Darum bist du nicht mehr ein Sklave, sondern ein Sohn. Bist du aber ein Sohn, so bist du auch ein Erbe durch Gott. Damals freilich, als ihr Gott noch nicht kanntet, habt ihr denen, die in Wirklichkeit nicht Götter sind, als Knechte gedient. Doch wie könnt ihr nun, nachdem ihr Gott erkannt habt oder, richtiger gesagt, von Gott (als sein Eigentum) erkannt worden seid, rückwärtsgehen, indem ihr euch den schwachen und armen Geistermächten zuwendet und Neigung zeigt, euch durch ihren Dienst in eine zweite, neue Knechtschaft zu begeben Die Annahme des Gesetzes wäre für die Galater ein großer Rückschritt gewesen. Die Geistermächte oder Engel, die das mosaische Gesetz gegeben haben. werden schwach und arm genannt. Sie waren schwach, weil sie dem Menschen kein neues Leben geben konnten, und sie waren arm im Vergleich mit dem Gnadenreichtum, den Christus schenkt. Als Heiden hatten die galatischen Christen bösen Engeln als Knechte gedient. Durch den Übertritt zu dem gesetzlichen Judenchristentum hätten sie sich in eine zweite, neue Knechtschaft begeben, nämlich in die Knechtschaft der Gesetzesengel, die aber zu den guten Engeln zählten. Eine Knechtschaft, wenn auch ganz verschiedener Art, war beides, das Heidentum wie das Judentum.? Ihr beobachtet ja schon Feiertage und Neumonde, Festzeiten und Sabbatjahre! Ich fürchte, ich habe mich vergeblich mit euch abgemüht. Werdet doch, wie ich bin; denn auch ich bin geworden, wie ihr früher wart - ich bitte euch, Brüder Paulus ermahnt in diesem Vers die Galater, so frei von aller Gesetzesknechtschaft zu werden, wie er es ist. Denn er ist auch bei seiner Arbeit in Galatien ihnen, den Heiden, ein Heide geworden (vgl. 1. Kor. 9,21).! Ihr habt mir ja kein Leid getan. Ihr wißt: Als ich euch das erste Mal die Heilsbotschaft verkündigte, wurde ich durch Krankheit veranlaßt, bei euch zu verweilen. Aber trotz meines körperlichen Leidens Ich streiche [hymoon] hinter [ton peirasmon]. habt ihr mich nicht verachtet und verabscheut Ist hier vielleicht an das Leiden zu denken, wovon der Apostel 2. Kor. 12,7 spricht?; sondern wie einen Engel Gottes, ja wie Christus Jesus selbst habt ihr mich aufgenommen. Wo ist nun eure frühere Begeisterung geblieben? Ich muß euch das Zeugnis geben: Ihr hättet euch damals wo möglich die Augen ausgerissen und sie mir gegeben. Bin ich denn jetzt euer Feind geworden, weil ich euch die Wahrheit vorgehalten habe? Der Eifer, womit sie Die judaistischen Irrlehrer. um eure Gunst werben, ist nicht lauter; sondern sie möchten euch von mir losreißen, damit ihr dann um ihre Gunst werbt. Schön ist's freilich, im Dienst einer guten Sache eifrig umworben zu werden, und zwar allezeit und nicht nur dann, wenn ich bei euch bin Haben die Irrlehrer in unlauterer Absicht um die Galater geeifert, so tut es Paulus jetzt in seinem Brief ebenso wie früher, als er bei ihnen war, im Dienst einer guten Sache, nämlich im Dienst der wahren Heilsbotschaft.. Meine Kinder, die ich noch einmal mit Schmerzen gebäre, bis Christus in euch Gestalt gewinnt, wie gern möchte ich jetzt bei euch sein und in anderem Ton zu euch reden! Denn im Augenblick weiß ich mir keinen Rat mit euch So schön es auch ist, brieflich um sie zu werben, noch viel lieber möchte Paulus gerade in diesem Augenblick bei den Galatern sein, um vielleicht unter Tränen der Liebe mündlich das besser zum Ausdruck zu bringen, was er ihnen jetzt nur unvollkommen auf schriftlichem Weg sagen kann. - Ich ziehe V.19 zu 20 und streiche [de] hinter [eethelon] V.20.. Ihr, die ihr unter dem Gesetz stehen wollt, sagt mir doch: Hört ihr denn das Gesetz nicht vorlesen Gemeint ist die Vorlesung der Bücher des Alten Testaments in den gottesdienstlichen Versammlungen.? Da steht ja geschrieben: Abraham hatte zwei Söhne, einen von der Sklavin und einen von der Freien 1. Mos. 16,15; 21,2.. Aber der Sohn der Sklavin ist auf dem natürlichen Weg erzeugt worden, der Sohn der Freien dagegen kraft der (göttlichen) Verheißung. Das hat eine tiefere Bedeutung. Die beiden Frauen sind ein Bild von zwei (göttlichen) Verordnungen. Die eine (Verordnung) stammt von dem Berg Sinai; sie bringt Knechtschaft. Darauf weist Hagar hin. Denn das Wort Hagar bedeutet bei den Arabern den Berg Sinai Weymouth bemerkt, daß die Araber den Berg Sinai noch heute hajar nennen.. Und Hagar entspricht dem jetzigen Jerusalem Dem Volk des Alten Bundes.. Das ist ja mit seinen Kindern noch immer in Knechtschaft Weil es unter dem Joch des Gesetzes steht.. Aber das obere Jerusalem Vgl. Hebr. 12,22 (das himmlische Jerusalem); Offb. 3,12; 21,2.9ff. ist frei Wie Sara., und dies (Jerusalem) ist unsere Mutter. Denn es steht geschrieben Jes. 54,1.: Freue dich, du Unfruchtbare, die du nicht gebierst! Brich aus in Jubelruf, die du keine Wehen hast! Denn die Vereinsamte hat viel mehr Kinder als die Vermählte D.h.: die Gemeinde des Neuen Bundes wird zahlreicher sein als die des Alten.. Ihr, liebe Brüder, seid nun ähnlich wie Isaak Kinder kraft (göttlicher) Verheißung. Doch wie damals der nach dem Fleisch Erzeugte Ismael. den nach dem Geist Erzeugten Isaak. verfolgte Nach 1. Mos. 21,9 hat Ismael nur gespottet; aber die jüdische Überlieferung redet auch davon, daß Ismael den Isaak verfolgt habe (Bereschit rabba 53,15)., ebenso ist es auch jetzt Auch jetzt verfolgt ein Ismael (das gesetzeseifrige, fleischlich gesinnte Judentum und Judenchristentum) einen Isaak (die gesetzesfreie, geistlich gesinnte Gemeinde Christi).. Aber was sagt die Schrift? Verstoße die Sklavin und ihren Sohn; denn der Sklavin Sohn soll nicht erben mit dem Sohn der Freien 1. Mos. 21,10.! Also, Brüder, sind wir nicht Kinder der Sklavin, sondern der Freien. Für die Freiheit hat uns Christus freigemacht. Steht nun fest und laßt euch nicht wieder an ein Sklavenjoch binden! Ich, Paulus, sage euch jetzt: Laßt ihr euch beschneiden, so wird euch Christus nichts mehr nützen. Dabei bezeuge ich nochmals jedem, der sich beschneiden läßt, daß er sich damit zur Beobachtung des ganzen Gesetzes verpflichtet. Eure Verbindung mit Christus ist zerrissen, wenn ihr durch Gesetz gerecht werden wollt; ihr seid dann aus der Gnade gefallen. Im Besitz des (Heiligen) Geistes warten wir sehnsuchtsvoll darauf, die (volle) Gerechtigkeit als eine Frucht des Glaubens zu empfangen Die volle Gerechtigkeit oder Rechtfertigung ist noch ein zukünftiges Gut, das den Gläubigen erst durch die Auferstehung und Verwandlung zuteil wird (vgl. Phil. 3,9-14.20f.; Röm. 8,22-24; 2. Tim. 4,8). Ein Unterpfand und Angeld dafür ist die Gabe des Heiligen Geistes (Röm. 8,23; 2. Kor. 1,22; 5,2.5; Eph. 1,13-14; 4,30).. Denn in der Gemeinschaft mit Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Vorhaut etwas; da gilt nur ein Glaube, der sich durch Liebe wirksam zeigt. (Auf dieser Glaubensbahn) seid ihr so schön gelaufen. Wer hat euch nun aufgehalten, daß ihr der Wahrheit nicht mehr folgen wollt? Das ist die Stimme des Verführers; sie geht nicht aus von dem, der euch beruft Gott, der sie zum Heil beruft, will sie vielmehr in der Wahrheit stärken.. Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig Das will sagen: Von einigen wenigen Irrlehrern lassen sich alle galatischen Gemeinden verwirren.. Ich habe im Vertrauen auf den Herrn die Zuversicht zu euch, daß ihr ganz ebenso denken werdet Wenn sie ganz ebenso wie der Apostel denken, so entfernen sie den verderblichen Sauerteig der judaistischen Irrlehrer aus ihrer Mitte.. Der Mann aber, der euch irreführt - er sei, wer er wolle -, wird seiner Strafe nicht entgehen Nach diesen Worten scheint es so, als sein ein damals bekannter Mann das Haupt der galatischen Irrlehrer gewesen.. Predige ich aber wirklich noch (die Notwendigkeit der) Beschneidung, liebe Brüder, warum verfolgt man mich da noch Die Irrlehrer behaupteten: Paulus empfehle oder fordere gelegentlich die Beschneidung (Apg. 16,3), er sei also selbst noch von ihrer hohen Bedeutung oder Notwendigkeit überzeugt.? Dann wäre ja der Anstoß, den das Kreuz bereitet, hinweggeräumt. Möchten doch die Leute, die euch aufwiegeln, in Zukunft lieber gleich beschneiden lassen Durch Selbstentmannung hätten die Irrlehrer das Gesetz schwer übertreten (5. Mos. 23,2) und dann nicht länger andere zur Annahme des Gesetzes und der Beschneidung verführen können.! Ihr, Brüder, seid zur Freiheit berufen. Nur mißbraucht die Freiheit nicht, um dem Fleisch Den sündigen Lüsten und Begierden. zu Willen zu sein! Sondern durch die Liebe dient einander! Denn das ganze Gesetz findet seine Erfüllung in dem einen Wort: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst 3. Mos. 19,18.. Beißt und freßt ihr aber einander, so gebt acht, daß ihr euch nicht gegenseitig verzehrt! Ich meine: Wandelt im Geist Wandelt so, daß ihr euch stets von dem Heiligen Geist leiten laßt!, dann werdet ihr des Fleisches Begehren nicht zur Tat werden lassen V.16 erläutert die Ermahnung in V.13, dem Fleisch nicht zu Willen zu sein.! Denn das Fleisch mit seinem Begehren tritt dem Geist Dem Heiligen Geist. feindlich entgegen und ebenso der Geist dem Fleisch. Beide liegen im Kampf miteinander und dulden nicht, daß ihr nach euerm eigenen Willen handelt Wie das Fleisch in jedem Augenblick den Christen hindern will, dem Geist Raum zu geben, so gestattet auch umgekehrt der Geist niemals dem Fleisch, seine Begierde zur Ausführung zu bringen.. Laßt ihr euch aber von dem Geist leiten, so steht ihr nicht unter dem Gesetz. Die Werkes des Fleisches Die Werke, die von den bösen Lüsten und Begierden ausgehen. liegen klar vor Augen; dahin gehören: Hurerei, Unreinigkeit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Streit, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht, Spaltungen, Neid, Trinkgelage, üppige Schmausereien und dergleichen. Ich sage euch vorher, wie ich euch schon früher gewarnt habe: Alle, die solche Dinge treiben, werden Gottes Königreich nicht ererben. Die Frucht des Geistes Die Frucht, die der Heilige Geist hervorbringt. aber ist: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit. Dergleichen wird durch kein Gesetz verboten Weil die Frucht des Geistes in keinem Stück von einem Verbot des Gesetzes getroffen wird, so kann auch die Freiheit derer, die sich vom Geist leiten lassen, nie mit dem Gesetz des Alten Bundes im Widerspruch stehen. Es kommt eben nur darauf an, daß sich die Gesetzesfreien auch stets vom Geist leiten lassen. Dazu sind sie aber durch die Taufe befähigt.. Die aber Christus Jesus angehören, die haben ihr Fleisch Den alten Menschen (Röm. 6,6). mit seinen Leidenschaften und Begierden gekreuzigt. Wenn uns der Geist belebt, so laßt uns auch in fester Ordnung nach des Geistes Sinn vorwärtsschreiten! Laßt uns nicht ehrgeizig sein, indem wir einander herausfordern und einander beneiden! Brüder, sollte wirklich jemand bei einem Fehltritt betroffen werden, so bringt ihn als geistlich Gesinnte im Geist der Milde wieder zurecht, und sei auf deiner Hut, daß du nicht auch verführt werdest! Tragt einer des anderen Lasten: dann erst werdet ihr das Gesetz Christi ganz erfüllen! Denn wer sich einbildet, er sei etwas Besonderes, während er doch nicht ist, der betrügt sich selbst. Jeder prüfe nur sein eigenes Tun! Dann wird er seinen Ruhm für sich behalten und nicht dem anderen gegenüber großtun. Denn jeder wird seine eigene Last zu tragen haben Gegen den Selbstbetrug empfiehlt der Apostel als untrügliches Mittel die Selbstprüfung. Durch die Selbstprüfung wird ein jeder Bescheidenheit lernen, und sollte er wirklich Vorzüge an sich entdecken, so wird er nicht anderen gegenüber damit prahlen, sondern in Demut davon schweigen, weil er weiß, mit wie manchen Fehlern und Schwächen er daneben noch belastet ist.. Wer in dem Wort (Gottes) Unterricht erhält, der teile seinem Lehrer von allen seinen Gütern mit! Laßt euch nicht irreführen: Gott wird nicht (ungestraft) verspottet! Denn was der Mensch sät, das wird er auch ernten Es müssen in den galatischen Gemeinden Leute gewesen sein, die spöttisch von den Opfern sprachen, die man nach Gottes Ordnung für die Diener am Wort forderte.. Wer auf sein Fleisch Den alten Menschen. sät, der wird von dem Fleisch Verderben ernten; wer aber auf den Geist Den neuen Menschen (Eph. 4,20-24). sät, der wird von dem Geist ewiges Leben ernten. Im Gutestun laßt uns nicht müde werden! Denn zu seiner Zeit werden wir ernten, wenn wir nicht ermatten. Laßt uns denn, solange wir dazu Gelegenheit haben, Gutes tun an allen Menschen, ganz besonders aber an den Glaubensgenossen! Seht, mit was für großen Buchstaben ich euch eigenhändig schreibe Das Schreiben war für den Apostel eine Mühe, die Buchstaben wurden groß und unförmig. Hatte er vielleicht ein Augenleiden? (Vgl. Gal. 4,15.)! Alle, die nach äußerem Ansehen trachten, suchen euch die Beschneidung aufzudrängen, doch nur deshalb, um nicht wegen des Kreuzes Christi Verfolgung zu erleiden. Denn trotz ihrer Beschneidung beobachten sie selbst das Gesetz nicht; sondern sie wünschen eure Beschneidung nur, um sich eures Fleisches Eures äußeren Anschlusses an das Judentum. rühmen zu können Die galatischen Irrlehrer predigten die Notwendigkeit der Beschneidung nur deshalb, um von ihren jüdischen Volksgenossen, denen das Kreuz Christi ein Ärgernis war (Gal. 5,11; 1. Kor. 1,23), nicht verfolgt zu werden. Auf treue Gesetzeserfüllung aber legten sie selbst keinen Wert, sondern sie suchten nur ihren eigenen Ruhm, indem sie durch die Bekehrung der Heidenchristen zum gesetzlichen Judentum das Volk der Beschneidung mehren wollten.. Mir aber soll es fernliegen, in etwas anderem meinen Ruhm zu suchen, als in dem Kreuz unseres Herrn Jesus Christus, durch das mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt Paulus und die Welt haben nichts mehr miteinander zu schaffen.. Denn weder Beschneidung noch Vorhaut hat Bedeutung; Wert hat nur eine neue Schöpfung Die neue Schöpfung gründet sich auf Christi Kreuzestod in Verbindung mit seiner Auferstehung und der Sendung des Heiligen Geistes.. Über alle, die nach dieser Richtschnur wandeln wollen, komme Friede, und auch dem Israel Gottes werde Erbarmen zuteil Ich setze in V.16 ein Komma hinter [autous] und streiche es hinter [eleos]. - Alle, die nach der vom Apostel angegebenen Richtschnur wandeln, rühmen sich nur des Kreuzes Christi und erkennen die neue Schöpfung im Gegensatz zu der alten Ordnung des Gesetzes als das einzige an, was Wert und Bedeutung hat. - Der Friede Gottes (vgl. Ps. 125,5; 128,6) kommt über das wahre geistliche Israel. Aber auch dem Israel nach dem Fleisch soll Gottes Erbarmen zuteil werden, wenn es sich zu seinem Messias bekehrt (2. Kor. 3,14-16; Röm. 11,25ff.). Durch diesen Segenswunsch über das ungläubige Israel, das doch noch Gottes Volk ist, zeigt der Apostel, daß er kein Feind Israels ist, sondern es von ganzer Seele liebt (Röm. 9,1ff.).! Künftig soll mir niemand weiter Mühe machen, denn ich trage die Malzeichen des Herrn Jesus an meinem Leibe Paulus nimmt an, daß die Mühe, die ihm dieser Brief gemacht hat, ausreichen wird, die Galater von ihren Irrwegen zurückzubringen. Die Malzeichen Jesu sind die Narben, die er infolge der im Dienst Jesu erlittenen Mißhandlungen (vgl. Apg. 14,19; 16,23) an seinem Leib trägt..
An die Epheser 1,1-2: Zuschrift und Gruß. Paulus, durch Gottes Willen ein Apostel Christ Jesu, begrüßt die Heiligen (in Asien Ich vermute, daß hier statt "in Ephesus" ursprünglich die Worte "in Asien" gestanden haben. Statt [Oysin] ist vielleicht zu lesen [En Asia].?), die auch an Christus Jesus gläubig sind. Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus! 1,3-14: Lobpreis Gottes für das durch Christus geschenkte Heil Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus! Er hat vom Himmel aus in Christus uns gesegnet mit einer Gnadenfülle durch den Geist. Bereits vor Grundlegung der Welt hat er uns auserwählt in Christus, damit wir vor ihm wären heilig und unsträflich. In seiner Liebe hat er uns vorausbestimmt zu seinen Kindern durch Jesus Christus, nach dem Wohlgefallen seines Willens. So wird verherrlicht seine wunderbare Gnade, die er uns hat geschenkt in dem Geliebten In Christus.. Weil wir mit ihm Mit Christus. vereint sind, haben wir Befreiung aus der Schuldhaft durch sein Blut: Vergebung unserer Sünden. So reich ist seine Gnade! Die hat er uns in Fülle mitgeteilt, indem er uns geziert mit mannigfacher Weisheit und Erkenntnis. Denn das Geheimnis seines Willens ist uns kundgeworden. Das ist geschehen nach jenem Rat, den er gefaßt und in der Zeiten Fülle Gal. 4,4. nach bestimmter Ordnung ausgeführt. Und wohin zielte dieser Ratschluß? Es sollte alles, was im Himmel und auf Erden ist, in Christus unter einem Haupt vereinigt werden. In ihm sind wir auch Erben Röm. 8,17.. Dazu sind wir vorherbestimmt nach einem Vorsatz dessen, der alles nach dem Rat seines Willens wirkt: Wir Juden, die schon lang zuvor gehofft auf den Messias, wir sollten Gottes Herrlichkeit zum Ruhm gereichen. Doch auch ihr Heiden habt gehört das Wort der Wahrheit, die Frohe Botschaft, die euch Rettung bringt, und ihr habt sie im Glauben aufgenommen. So steht ihr nun mit Christus in Gemeinschaft Durch die Taufe. und seid mit dem verheißenen Heiligen Geist versiegelt worden Vgl. Apg. 8,14-17; 19,1-7.. Der ist das Angeld unseres Erbes Röm. 8,23., und er verbürgt uns die Befreiung Röm. 8,21.23., die Gottes Volk erlangen soll, damit man rühme Gottes Herrlichkeit. 1,15-23: Danksagung und Gebet für die Gemeinden. Nachdem ich nun gehört von euerm Glauben an den Herrn Jesus und von der Liebe, die ihr habt zu allen Heiligen so werde ich nicht müde, Gott für euch zu danken und euer zu gedenken, wenn ich bete. Ich flehe zu dem Gott unseres Herrn Jesus Christus, dem Vater, der die Herrlichkeit verleiht Röm. 8,17-21., er möge euch den Geist der Weisheit schenken und der Offenbarung, damit ihr ihn erkennt. Denn sind die Augen euers Herzens recht erleuchtet, dann könnt ihr auch verstehen, zu welcher Hoffnung ihr berufen seid, wie groß der Reichtum jenes herrlichen Erbes ist, das er den Heiligen verheißen hat, und wie gewaltig seine Macht sich zeigt an uns, den Gläubigen. Hier wirkt dieselbe starke Kraft die er bewiesen hat an Christus, als er ihn auferweckte von den Toten und ihn zu seiner Rechten setzte in der Himmelswelt Ps. 110,1.. Dort thront er nun, erhaben über alle Mächte und Gewalten, er haben über jede Kraft und Herrschaft Diese Namen beziehen sich auf die Engelwelt., ja über alles, was es Hohes gibt in der Weltzeit und in der zukünftigen. Alles hat Gott ihm unterworfen Ps. 8,7.. Ihn aber, aller Dinge Haupt, hat er gesetzt zum Haupt der Kirche: Sie ist sein Leib, und sie ergänzt ihn, der fort und fort in allen wird ergänzt Die Kirche ergänzt Christus, weil er als das Haupt nicht ohne Leib sein kann. Und Christus wird fort und fort in allen Gliedern seines Leibes ergänzt, indem durch die fortwährende Arbeit des Heiligen Geistes mehr und mehr in jedem Glied das zum Vorschein kommt, wodurch Christi Bild vollständig wird und er immer deutlicher Gestalt gewinnt (Gal. 4,19).. 2,1-10: Die den Gläubigen durch Christus widerfahrene Gnade Gottes. Auch euch Euch Heidenchristen. (hat Gott mit Christus lebendig gemacht So ist aus 2,5 zu ergänzen. Der Abschnitt 2,1-7 schließt sich an 1,20 an. Auf das, was Gott an Christus getan (1,20-23), folgt das, was er an Heidenchristen und an Judenchristen gewirkt hat: er hat sie beide mit Christus lebendig gemacht (2,1-7). Dies Heil aber ist ein Geschenk der göttlichen Gnade (2,8-10). Besonders werden die Heidenchristen daran erinnert, was sie Christus zu verdanken haben (2,11-22).). Ihr wart tot durch eure Übertretungen und Sünden. Darin lebtet ihr einst nach der Weise dieser Welt D.h.: der gottentfremdeten Menschheit., beeinflußt von dem Herrscher über die Macht der Finsternis Wörtlich: " über die Macht der Luft". Aber das griechische Wort [aer] (Luft) bezeichnet besonders die untere Luftschicht im Gegensatz zu der reinen oberen Luft, dem Äther. Daher heißt [aer] nicht nur Dunstkreis, Nebel, sondern öfter geradezu: Dunkel, Finsternis. Vgl. übrigens zu dem Ausdruck die Stelle Kol. 1,13. - Der "Herrscher" ist der Teufel (vgl. 2. Kor. 4,4; Joh. 12,31).: über jenen Geist, der jetzt wirksam ist in allen, die Gott nicht gehorchen "Über jenen Geist" usw. ist nähere Erläuterung der Worte "über die Macht der Finsternis"; [tou pneumatos] ist also die Apposition zu [tees exousias tou aeros].. Auch wir Wir Judenchristen. alle haben einst wie jene Die Gott nicht gehorchen (V.2 Schluß). dahingelebt in den Begierden unseres Fleisches Unseres natürlichen, gottentfremdeten Wesens.. Wir taten, was unser Fleisch und unsere (bösen) Gedanken lüstete, und obwohl durch unsere Geburt Kinder Vgl. Röm. 9,4 und Anm. 3 in Röm. 9., waren wir doch ebenso wie alle anderen Menschen Gottes Zorngericht verfallen Vgl. Röm. 3,9.19.. Gott aber, an Erbarmen reich, hat in seiner großen Liebe, womit er uns geliebt, auch uns, die wir tot waren durch unsere Übertretungen, zugleich mit Christus lebendig gemacht - durch Gnade seid ihr gerettet! -, und mit Christus Jesus hat er uns auferweckt und in die Himmelswelt versetzt. So will er in den kommenden Zeiten den überschwenglichen Reichtum seiner Gnade kundmachen durch die Güte, die er uns in Christus Jesus erwiesen hat. Denn aus Gnade habt ihr durch Glauben das Heil empfangen. Das ist nicht euer Verdienst, es ist Gottes Gabe. Werke haben nichts damit zu tun, auf daß sich niemand rühme. Denn sein Gebilde sind wir Wir sind von Gott geistlich neugeschaffen worden.. In Christi Jesu Gemeinschaft sind wir dazu geschaffen worden, gute Werke zu vollbringen. Darin In guten Werken, nicht in Sünden und Übertretungen. zu wandeln, hat uns Gott vorherbestimmt 2,11-22: Die Aufnahme der Heiden in die Kirche. Denkt nun daran: Ihr wart einst, äußerlich betrachtet, Heiden und wurdet von den sogenannten Beschnittenen, deren Beschneidung am Fleisch mit der Hand vollzogen wird, (verächtlich) mit dem Namen "Unbeschnittene" bezeichnet. Damals hattet ihr keinen Christus Die Heiden hatten keinen Christus, d.h. keine messianische Verheißung und Hoffnung, weil sie nicht Glieder der jüdischen Volksgemeinschaft waren., ihr wart ausgeschlossen von dem Bürgerrecht in Israel und dem Verheißungsbund Die Verheißung ist die messianische. fremd; daher hattet ihr auch keine Hoffnung Vgl. 1. Thess. 4,13. und lebtet ohne Gott in dieser Welt dahin. Jetzt aber, in der Gemeinschaft mit Christus Jesus, seid ihr, die ihr einst fern gestanden, durch Christi Blut nahe gebracht worden Vgl. Jes. 57,19.. Er ist unser Friede Vgl. Jes. 9,5. Unter Friede ist die Einigung der Juden und Heiden zu verstehen.. Er hat aus beiden (Juden und Heiden) eins gemacht und den sie trennenden Zaun hinweggeräumt. Denn er hat durch sein Fleisch Durch seinen in den Tod gegebenen Leib. die Feindschaft, die das Gesetz mit seinen Geboten und Verordnungen zwischen ihnen erregte, für immer abgetan Das Gesetz trennte als ein Zaun und eine Feindschaft erregende Scheidewand Juden und Heiden voneinander; vgl. Kol. 2,14.. so wollte er die beiden Juden und Heiden. in sich selbst zu einem neuen Menschen umschaffen Vgl. Gal. 3,28.. Ja, er hat Frieden gestiftet und beide, die in einem Leib D.h. in der Kirche, dem Leib Christi. vereinigt werden sollten, mit Gott versöhnt durch das Kreuz, an dem er ihre Feindschaft ertötet hat Der das Gesetz aufhebende Tod Christi war ein Versöhnungstod für Juden und Heiden: durch diese Versöhnung mit Gott wurden Juden und Heiden auch miteinander ausgesöhnt und in der Kirche in eine neue Schöpfung erhoben.. Dann ist er gekommen Christus ist nach vollbrachtem Versöhnungswerk gekommen in den Dienern des Neuen Bundes, vgl. Jes. 57,19. und hat euch, die ihr fern wart, und denen, die nahe standen, die Frohe Botschaft des Friedens verkündigt. Denn durch ihn haben wir beide in einem Geist Zugang zum Vater. So seid ihr nun nicht mehr Fremdlinge und Beisassen Beisassen haben an dem Ort, wo sie wohnen, kein Bürgerrecht.: nein, ihr seid Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen D.h. Glieder der Familie Gottes, der Kirche.. Ihr seid auferbaut auf dem Grund der Apostel und Propheten Hier sind nicht die Propheten des Alten Bundes gemeint, sondern die Propheten in der Kirche (Eph. 3,5; 4,11; 1. Kor. 12,28)., und Christus Jesus ist der Eckstein dieses Grundes Vgl. Ps. 118,22; Matth. 21,42.. In ihm ist der ganze Bau fest zusammengefügt und wächst so hinan zu einem heiligen Tempel in dem Herrn. Ihn ihm werdet auch ihr (Heiden) miterbaut zu einer Wohnung Gottes im Geist. 3,1-21: Des Apostels Fürbitte für die Heidenchristen. Deshalb (beuge) ich Paulus, der Gefangene Christi Jesu für euch Heiden Paulus liegt wegen seines heidenapostolischen Berufes in Fesseln. War er nicht durch die Feinschaft und die falschen Anklagen der Juden, die ihn ja gerade wegen seiner Predigt unter den Heiden haßten (Apg. 13,45; 22,21f.), in Gefangenschaft geraten?, (meine Knie vor dem Vater). - Ihr habt gewiß gehört, welchen Auftrag mir Gott in seiner Gnade für euch gegeben hat: Es ist mir durch besondere Offenbarung das Geheimnis Dieses Geheimnis ist die Erwählung der Heiden (vgl. V.6). kundgetan worden, wie ich davon schon vorher In 2,11-22. in Kürze geschrieben habe. Wenn ihr das lest, so könnt ihr daraus erkennen, daß ich in dem Geheimnis Christi wohlbewandert bin. Dies Geheimnis ist in früheren Zeiten den Menschenkindern nicht so deutlich kundgetan worden, wie es jetzt seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist enthüllt worden ist. Die Heiden (das ist der Inhalt dieses Geheimnisses) erben mit (uns Juden). Sie gehören mit (uns) zu demselben Leibe (Christi) und haben mit (uns) teil an der Verheißung, die in Christus Jesus durch die Heilsbotschaft geschenkt wird. Ein Diener dieser Botschaft bin ich geworden durch die unverdiente Gnade Gottes, die ich empfangen habe nach der Wirkung seiner Macht. Mir, dem allergeringsten unter allen Heiligen Vgl. 1. Kor. 15,9; 1. Tim. 1,15., ist diese Gnade zuteil geworden: Ich soll den Heiden die Frohe Botschaft von dem unergründlichen Reichtum Christi verkündigen und allen Lichten geben über das wahre Wesen jenes Geheimnisses, das von Ewigkeit her in Gott, dem Schöpfer aller Dinge, verborgen gewesen ist. Denn "Denn" begründet V.8 und 9. jetzt soll durch die Kirche den Herrschaften und Gewalten der Himmelswelt die mannigfaltige Weisheit Gottes kundgetan werden. Dies hat sich Gott schon seit ewigen Zeiten vorgenommen in Christus Jesus, unserem Herrn. In seiner Gemeinschaft haben wir, erfüllt mit seinem Glauben, freudige Zuversicht und können uns (dem Vater) voll Vertrauen nahen Erst müssen wir an Christus glauben und in seine Gemeinschaft kommen, dann erfüllt uns auch Christi Glaube. Und nur, wenn wir glauben wie Jesus (Röm. 3,26; Gal. 2,20), haben wir im Sohn freudige Zuversicht (1. Joh. 3,21) und können uns dem Vater voll Vertrauen nahen (vgl. Hebr. 2,13).. So bitte ich euch denn: Werdet nicht mutlos bei den Trübsalen, die ich für euch dulde Paulus ist ja gerade wegen der Ausrichtung seines heidenapostolischen Auftrages (vgl. V.2) in Gefangenschaft geraten.; sie bringen euch ja Ehre. - Deshalb also beuge ich meine Knie vor dem Vater In V.14 wird V.1 wieder aufgenommen. V.2-13 ist eine lange Einschaltung über die Berufung der Heiden und das Heidenapostolat des Paulus., dem alle Geschöpfe im Himmel und auf Erden ihr Dasein danken Gott ist der Vater oder Schöpfer aller Engel und aller Menschen: alle hat er von Anbeginn zu einer großen Familie verbunden.. Ich bitte ihn: er möge euch nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit verleihen, durch seinen Geist mit Kraft gestärkt zu werden in dem inneren Menschen, damit Christus durch den Glauben in euern Herzen Wohnung nehme. Dann werdet ihr auch in der Liebe festgewurzelt und gegründet. Ja ihr könnt mit allen Heiligen die Liebe Christi in der Breite, Länge, Tiefe und Höhe erfassen, und ihr vermögt diese Liebe zu erkennen, obwohl sie alle Schranken der Erkenntnis übersteigt Die aus dem Glauben fließende Liebe erkennt, was aller menschlichen Erkenntnis unmöglich ist. Aber auch unser geistliches Erkennen bleibt stets Stückwerk; nur einer erforscht und erkennt die Tiefen des göttlichen Wesens: der Heilige Geist (1. Kor. 2,10f.).. So sollt ihr endlich dahin kommen, erfüllt zu werden mit der ganzen Fülle Gottes Der "Wohnung Gottes im Geist" (2,22) entspricht hier, wie es scheint, "die Erfüllung mit der ganzen Fülle Gottes". Die "Fülle Gottes" ist wohl die Gnaden- und Gabenfülle, die in Gott wohnt, und die Gott der Kirche schenkt (vgl. 4,13). In 3,14-19 bittet der Apostel Gott, die Gläubigen dahin zu führen, eine "Wohnung Gottes im Geist" zu sein (2,22). "Darum" beugt er seine Knie (3,1.14).. Ihm aber, der durch seine Kraft, die in uns wirksam ist, unendlich mehr zu tun vermag, als wir bitten und verstehen, ihm sei Ehre in der Kirche und in Christus Jesus bis in alle Geschlechter der endlosen Zeiten der zukünftigen Welt! Amen. 4,1-16: Ermahnung zur Einigkeit. Ich, um des Herrn willen im Gefängnis, ermahne euch nun: Wandelt in aller Demut und Sanftmut, so wie es dem an euch ergangenen Ruf entspricht! Vertragt einander in Duldsamkeit und seid in Liebe bestrebt, die vom Geist gewirkte Einheit durch das Band des Friedens zu bewahren! Es ist nur ein Leib, und (darin waltet) nur ein Geist, wie es auch nur eine Hoffnung gibt, zu der ihr berufen worden seid. Es ist nur ein Herr, ein Glaube, eine Taufe. Es ist nur ein Gott und Vater aller: er herrscht über alle, wirkt durch alle und wohnt in allen In V.4-6 wird gesagt, worauf die in V.3 erwähnte Einheit beruht. Ich tilge die Kommata hinter [makrothymias] und [agapee] und setze ein Komma hinter [alleeloon].. Jedem einzelnen von uns ist die Gnade in dem Maße zuteil geworden, wie sie Christus ihm geschenkt hat Trotz der Einheit gibt es nun aber eine Verschiedenheit der Gaben in den einzelnen.. Darum heißt es: Er ist aufgefahren in die Höhe, er hat Gefangene Nämlich: Sünde, Tod und Teufel. weggeführt Als Sieger., er hat den Menschen Gaben gegeben Ps. 68,19. Doch statt: "Du hast Gaben an Menschen empfangen", wie es in der hebräischen und griechischen Bibel heißt, schreibt Paulus (vielleicht nach einer altrabbinischen Überlieferung): "Er hat den Menschen Gaben gegeben". Der Herr, von dem in der Psalmstelle geredet wird, ist Christus. Ehe jedoch der Apostel die Worte: "Er hat gegeben" in V.11 näher erläutert, geht er zunächst ein auf den Ausdruck: "Er ist aufgefahren.". - "Er ist aufgefahren": was bedeutet das anderes, als daß er zuerst (vom Himmel aus) herabgefahren ist in diese niedere Erdenwelt? Der herabgefahren ist, der ist auch aufgefahren über alle Himmel, um (von dort) das ganze Weltall zu erfüllen Mit seiner Macht und Herrschaft (Matth. 28,18).. - Er hat nun einige gegeben V.11 knüpft nach dem Zwischensatz in V.9 und 10 an den Schluß von V.8 an. als Apostel, andere als Propheten Vgl. 1. Kor. 12,28., andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer, damit die Heiligen tüchtig werden, den Dienst auszurichten, wodurch Christi Leib erbaut wird. Das soll geschehen, bis wir alle gelangen zu der Einheit im Glauben und in der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zur vollen Mannesreife, zu jener Größe, worin wir Christi Gabenfülle fassen können. Denn wir sollen nicht länger unmündige Kinder sein, die sich durch das Trugspiel solcher Menschen, die mit List auf Verführung ausgehen, von jedem Wind der Lehre wie Meereswogen schaukeln und umtreiben lassen. Sondern wir sollen den wahren Glauben bekennen und durch die Liebe völlig hineinwachsen in Christus, der das Haupt ist. Denn aus ihm zieht der ganze Leib sein Wachstum, indem seine einzelnen Teile sich eng zusammenfügen und fest zusammenhalten mit Hilfe aller Gelenke, die ihren Dienst verrichten nach der besonderen Tätigkeit, die jedem Glied zugewiesen ist. So erbaut sich der ganze Leib im Geist der Liebe. 4,17-5,20: Warnung vor heidnischen Sünden. Im Namen des Herrn ermahne ich euch nun mit allem Ernst: Wandelt nicht mehr wie die Heiden, die in der Torheit ihres Sinnes dahingehen! Ihr Verstand ist verfinstert. Wegen der Unwissenheit, die infolge ihrer Herzensverstockung in ihnen wohnt, sind sie dem Leben Gottes Das Leben Gottes ist jenes Leben, das von Gott kommt, und das das Geschöpf hat, solange es mit Gott in Gemeinschaft bleibt. entfremdet. Aller sittlichen Empfindung bar, haben sie sich der Ausschweifung in die Arme geworfen, und in unersättlicher Gier frönen sie jeder Art von Unsittlichkeit. Ihr habt in Christi Schule solche Dinge nicht gelernt. Wenn ihr seine Stimme gehört und seinen Unterricht empfangen habt - und in Jesus ist die Wahrheit -, dann wißt ihr auch: Ihr habt - was euer früherer Wandel nötig machte - den alten Menschen abgelegt, der an den trügerischen Lüsten Die Lüste sind trügerisch, weil sie den Menschen täuschen, wenn sie ihm Glück und Befriedigung verheißen. zugrunde geht. Ihr werdet aber jetzt erneuert im Geist eurer Denkungsart und habt den neuen Menschen angezogen, der nach Gottes Bild geschaffen ist, und zwar in der Gerechtigkeit und Heiligkeit, die aus der Wahrheit stammt. Darum legt die Lüge ab, und jeder rede die Wahrheit mit seinem Nächsten Vgl. Sach. 8,16.! Wir sind ja untereinander Glieder Die Lüge zerstört das Vertrauen und die Liebe, sie darf deshalb in dem Leib Christi nicht geduldet werden.. Wenn ihr zürnt, so sündigt nicht Ps. 4,5.! Die Sonne soll nicht über eurer Zornesstimmung untergehen. Gebt dem Teufel keinen Raum Der Teufel findet in einem zornigen Gemüt leicht Eingang, und der Zorn ist die Quelle aller Art Lieblosigkeit.! Der Dieb stehle nicht mehr, sondern er sei fleißig und erwerbe sich mit seiner Hände Arbeit redlichen Gewinn, damit er den Notleidenden unterstützen könne! Es soll kein übles Wörtlich: übelriechendes. Wort aus euerm Munde gehen! Sprecht vielmehr im rechten Augenblick nur das, was anderen dienlich ist, damit die Hörer Segen davon haben! Betrübt nicht Durch schlechte Reden. den Heiligen Geist Gottes, mit dem ihr für den Tag der Befreiung Vgl. 1,14; Röm. 8,23; Luk. 21,28. versiegelt worden seid! Alle Bitterkeit und Heftigkeit, alles Zürnen, Zanken und Lästern, ja alles böse Wesen sei fern von euch! Zeigt euch vielmehr gegeneinander gütig und barmherzig! Vergebt einander, wie Gott in Christus euch vergeben hat! So folgt denn Gottes Vorbild als geliebte Kinder und wandelt in der Liebe, so wie Christus euch geliebt und sich für uns als wohlgefällige Opfergabe Gott dargebracht hat! Unzucht und alle Art Unreinigkeit oder Habsucht soll nicht einmal in euern Gesprächen berührt werden - denn so ziemt sich's für Heilige -. Ebensowenig sollen sich unanständiges Wesen, albernes Geschwätz oder leichtfertige Scherze bei euch finden! Das alles schickt sich nicht. Statt dessen übt Danksagung! Denn das merkt euch wohl: Kein Unzüchtiger, kein Unreiner, kein Habsüchtiger - das ist ein Götzendiener! - hat ein Erbteil in dem Königreich Christi und Gottes. Keiner Von den ungläubigen Heiden. täusche euch mit Lügenreden Als führtet ihr ein zu strenges Leben.! Um dieser Sünden willen - das steht fest - kommt Gottes Zorngericht über alle Ungehorsamen. Habt darum mit ihnen nichts zu schaffen! Es hat ja eine Zeit gegeben, da wart ihr Finsternis. Jetzt aber seid ihr ein Licht in des Herrn Gemeinschaft. Wandelt denn als Lichteskinder! Die Furcht, die das Licht zur Reife bringt, zeigt sich in alledem, was gut, gerecht und wahr ist. Prüft auch dabei, was dem Herrn wohlgefällt, und habt keine Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis! Deckt sie vielmehr auf! Denn was im Verborgenen von ihnen Den Heiden. getrieben wird, das ist so schändlich, daß man nicht einmal davon reden kann. Deckt man aber dies alles auf, so wird es von dem Licht offenbar gemacht Redet man dem Frevler ins Gewissen, so bringt man Licht in die Finsternis.. Denn alles, was offenbar ist, das ist Licht Die Erkenntnis der bisher verborgenen Sünde ist auch Licht.. Darum heißt es: Auf, du Schläfer! Steh von den Toten auf! Dann wird dir Christi Licht entgegenleuchten Möglicherweise Worte eines kirchlichen Liedes, vielleicht frei gebildet nach Jes. 26,19; 60,1. So wie dieser Vers den im Sündenschlaf Liegenden wachruft, damit er an Christi Licht Teil empfange, so sollen auch die Christen ihre lasterhaften heidnischen Bekannten aus der Finsternis zum Licht führen.. So achtet denn genau auf euern Wandel! Handelt nicht unweise, sondern weise! Benutzt stets den rechten Augenblick, denn es sind böse Tage! Zeit euch deshalb nicht unverständig, sondern lernt des Herrn Willen kennen! Berauscht euch nicht im Wein Vgl. Spr. 23,31 nach LXX.; das führt zur Ausschweifung! Trinkt vielmehr in vollen Zügen aus des Geistes Becher! Dann erbaut ihr einander mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern. Dann preist ihr den Herrn von Herzensgrund mit Gesang und Spiel. Dann dankt ihr Gott dem Vater allezeit für alles in dem Namen unseres Herrn Jesus Christus. 5,21-6,9: Die christliche Haustafel. Dann seid ihr auch in Ehrfurcht vor Christus einander untertan. Ihr Frauen, seid euern Männern untertan wie dem Herrn! Denn der Mann ist des Weibes Haupt, ebenso wie Christus das Haupt der Kirche ist: er, der Retter seines Leibes Wie Christus in seiner Liebe die Kirche, seinen Leib, errettet, d.h. erlöst hat, so soll sich auch der Mann in Liebe für sein Weib aufopfern, vgl. V.28ff.. Doch wie die Kirche Christus untertan ist, so sollen auch die Frauen ihren Männern in jeder Hinsicht untertan sein Hier wird natürlich vorausgesetzt, daß ein christlicher Ehemann von seiner Frau nie etwas verlang, was dem Sinn Christi widerspricht.. Ihr Männer, liebt eure Frauen, ebenso wie Christus die Kirche geliebt und sich für sie dahingegeben hat, um sie zu heiligen D.h. um sie Gott zum Eigentum zu weihen.! Er hat die Kirche nach seiner Verheißung Dieses Verheißungswort findet sich Mark. 16,16a. gereinigt durch das Wasserbad Das Wasserbad ist die Taufe., um sie in herrlicher Schönheit, ohne Flecken, Runzeln oder andere Fehler, vielmehr heilig und unsträflich vor seinem Angesicht darzustellen. Ebenso D.h. entsprechend dieser Liebe Christi zu seiner Kirche. ist es die Pflicht der Männer, ihre Frauen liebzuhaben wie ihre eigenen Leiber. Wer seine Frau liebhat, der liebt sich selbst. Denn kein Mensch hat je seinen eigenen Leib gehaßt, sondern er hegt und pflegt ihn, wie es Christus tut mit der Kirche. Wir sind ja Glieder seines Leibes. Deshalb wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und sich aufs engste mit seinem Weib verbinden, und beide werden eins sein 1. Mos. 2,24.. In diesen Worten liegt ein tiefes Geheimnis. Ich deute es auf Christus und die Kirche Der Sinn ist vielleicht: Christus wird bei seiner Wiederkunft seinen Sitz zur Rechten des Vaters verlassen, um sich mit seiner Kirche zu vereinigen; dann werden beide, Haupt und Leib, ein Christus sein.. Doch auch ein jeder von euch soll seine Frau so lieben wie sich selbst, und die Frau habe Ehrfurcht vor ihrem Mann! Ihr Kinder, gehorcht euern Eltern, denn ihr steht in des Herrn Gemeinschaft Das setzt die Kindertaufe voraus (vgl. Gal. 3,26-27).! Ein solcher Gehorsam ist recht und billig Er entspricht dem Willen Gottes.. Es heißt ja: Ehre Vater und Mutter 2. Mos. 20,12.! Das ist ein wichtiges Gebot wegen der Verheißung: Damit dir's wohl gehe und du lange lebst auf Erden. Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn Durch verkehrte Behandlung., sondern erzieht sie so, wie der Herr erzieht und zurechtweist! Ihr Sklaven, gehorcht euern irdischen Herren in Ehrfurcht und ängstlicher Sorgfalt mit aufrichtigem Herzen, als hättet ihr's mit Christus zu tun! Seid keine Augendiener, als wolltet ihr Menschen gefallen; sondern als Sklaven Christi tut Gottes Willen von ganzem Herzen! Verrichtet euern Sklavendienst mit Neigung, als dientet ihr dem Herrn und nicht Menschen! Bedenkt auch, daß jeder, er sei Sklave oder freier Mann, für seine guten Taten von dem Herrn Lohn empfängt. Ihr Herren, behandelt eure Sklaven milde und laßt das Drohen! Ihr wißt ja, ihr habt ebenso wie sie im Himmel einen Herrn, und bei dem gilt kein Unterschied. 6,10-20: Die Waffenrüstung des Streiters Christi. Im übrigen: erstarkt im Herrn und in der Kraft seiner Macht! Zieht an die volle Waffenrüstung, die Gott euch reicht, damit ihr gegen des Teufels Schliche gewappnet seid! Denn wir haben nicht mit schwachen, sterblichen Menschen zu streiten, sondern mit den Mächten, Gewalten und Herrschern, die hier in der Finsternis ihr Wesen treiben: mit dem bösen Geisterheer haben wir zu kämpfen um die Himmelsgüter Ich verbinde das nachdrücklich am Ende des Verses stehende [en tois epouraniois], das dann am besten durch ein Komma von [tees poneerias] getrennt wird, mit [ouk estin heemin hee palee].. Darum legt die volle Waffenrüstung Gottes an, damit ihr am Kampfestag widerstehen und nach Besiegung aller Feinde das Feld behaupten könnt. So steht denn da zum Kampf fertig! Die Wahrheit sei euer Lendengurt Vgl. Jes. 11,5. In dem Gurt steckte das Schwert.! Die Gerechtigkeit decke eure Brust als Panzer Vgl. Jes. 59,17.! Der freudige Mut, wie ihn die Heilsbotschaft des Friedens D.h. die Heilsbotschaft, die den Frieden verkündigt. schenkt, bekleide eure Füße gleichwie Schuhe Jes. 52,7; 5,27. Starke Schuhe oder Sandalen waren für den Krieger auf dem Marsch nötig.! Ergreift dazu den Glauben als den Schild, womit ihr alle feurigen Pfeile des Bösen auslöschen könnt Der Böse ist der Teufel. Besonders bei Belagerungen bediente man sich brennender Geschosse.! Nehmt Aus Gottes Hand. auch das Heil Das Heil ist das dem Christen schon jetzt zuteil gewordene und auch das noch zukünftige Heil: Jes. 59,17; 1. Thess. 5,8; Luk. 21,28. als euern Helm und den Geist - Gottes Wort Der Geist und Gottes Wort werden hier gleichgesetzt, weil Gottes Wort ja durch den Heiligen Geist eingegeben ist. als euer Schwert Die einzelnen Teile der Waffenrüstung, die V.14-17 genannt werden, sind folgende: Der Gürtel (zum Aufschürzen des Gewandes, um ungehindert gehen und kämpfen zu können), der schützende Brustpanzer, die Kriegsschuhe, der mannshohe Schild, der Helm, das Schwert.! Erfüllt vom Geist, betet und fleht in allen Lagen unverdrossen! Seid dabei auch wachsam und betet beharrlich für alle Heiligen! Betet namentlich für mich, daß mir Gelegenheit geboten werde, meinen Mund zu öffnen und das Geheimnis der Frohen Botschaft, für die ich ja in Ketten werbe, mit Freimut kundzumachen, damit ich's ohne Furcht verkündige, wie sich's gebührt Ich setze ein Komma hinter [logos] und streiche es hinter [stomatos mou].! 6,21-24: Schlußbemerkung und Segenswunsch. Damit auch ihr Ebenso wie andere, z.B. die Kolosser. Alle Gemeinden Asiens, an die sich dieser Brief richtet, sollen dieselben Nachrichten von Tychikus empfangen. von meiner Lage und meinem Ergehen Bescheid wißt, wird euch Tychikus, der geliebte Bruder und treue Diener des Herrn, genau Bericht geben. Ich sende ihn deshalb zu euch, damit ihr erfahrt, wie es bei uns geht, und er euch Mut zuspreche. Friede sei mit den Brüdern und Liebe im Bund mit Glauben von Gott dem Vater und dem Herrn Jesus Christus! Die Gnade sei mit allen, die unsern Herrn Jesus Christus liebhaben in unvergänglicher Treue!
An die Philipper 1,1-2: Zuschrift und Gruß. Paulus und Timotheus, Knechte Christi Jesu, entbieten ihren Gruß allen Heiligen in Philippi, die mit Christus Jesus in Gemeinschaft stehen, sowie auch den Bischöfen Bischöfe (Aufseher) und Presbyter (Älteste) sind bei Paulus noch dasselbe (vgl. Apg. 20,17.28; 1. Tim. 3,1; 5,17; Tit. 1,5.7). Erst in den Briefen des Bischofs Ignatius von Antiochia (gestorben etwa 107) trägt den Namen Bischof ausschließlich der geistliche Oberleiter der Gemeinde, dem die Presbyter oder Ältesten und die Diakonen untergeordnet sind. Die drei Amtsstufen des Bischofs, der Presbyter und der Diakonen werden bei Ignatius als eine für den Bestand der christlichen Gemeinden notwendige göttliche Ordnung vorausgesetzt. und Diakonen Vgl. dazu Apg. 6,3; 1. Tim. 3,8.12.. Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus! 1,3-11: Danksagung und Fürbitte für die [Gemeinde]. Ich danke meinem Gott, sooft ich euer gedenke. Und immer, wenn ich für euch alle bete, bin ich mit Freudigkeit erfüllt. Denn von dem Tage an, da ich zu euch gekommen bin, bis heute habt ihr mitgewirkt für die Ausbreitung der Frohen Botschaft. Deshalb bin ich auch der festen Zuversicht, daß er, der ein so gutes Werk in euch begonnen hat, es auch vollenden wird bis zu dem Tag Jesu Christi. Daß ich diese gute Meinung von euch allen habe, ist auch nicht mehr als recht und billig. Denn bin ich gefesselt (in meiner Zelle), oder muß ich (im Gerichtssaal) die Heilsbotschaft verteidigen und ihre Wahrheit kundtun Bei den Verhandlungen im Gerichtssaal wurden den Gefangenen die Fesseln abgenommen., stets trage ich euch in meinem Herzen - euch alle, die ihr meine Mitgenossen an der Gnade seid. Gott ist mein Zeuge, daß ich nach euch allen solche Sehnsucht habe, als schlüge Christi Jesu Herz in mir. Darum bete ich auch, daß eure Liebe noch immer mehr zunehme und begleitet sei von klarer Einsicht und dem rechten Feingefühl, damit ihr unterscheiden könnt, was in jedem Fall das Rechte ist. Dann kommt ihr lauter, wie vom Sonnenlicht geprüft, und ohne Fehltritt bis zum Tage Christi, reich an jenen Früchten der Gerechtigkeit, die Jesus Christus wirkt, zur Ehre und zum Preis Gottes. 1,12-26: Nachrichten über die Lage und die Aussichten des [Apostels]. Ich möchte euch nun mitteilen, liebe Brüder, daß alles, was ich hier durchmachen mußte, erst recht zur Förderung der Heilsbotschaft gedient hat. Bei den Soldaten der kaiserlichen Leibwache Der römische Kaiser übte seine Gerichtsbarkeit in vielen Fällen durch den Befehlshaber seiner Leibwache aus. Diese bestand aus 9000 Mann. In deren Kaserne war Paulus in Haft. Da er stets von einem Soldaten bewacht wurde und die Wache täglich mehrmals wechselte, so kam er in den zwei Jahren seiner Gefangenschaft mit vielen hundert Soldaten in Berührung. und auch sonst ist es bekannt geworden, daß ich nur der Sache Christi wegen Und nicht wegen eines Verbrechens. in Fesseln liege. Die meisten unserer Brüder erwarten jetzt im Vertrauen auf den Herrn einen günstigen Ausgang meiner Gefangenschaft und wagen deshalb auch, Gottes Wort mit größerem Freimut zu verkündigen als bisher. Manche freilich predigen Christus auch aus Neid und Mißgunst gegen mich, andere aber auch aus guter Absicht. Diese haben Liebe zu mir, denn sie wissen, daß ich dazu berufen bin, die Heilsbotschaft zu verteidigen. Jene sind voll Selbstsucht: sie verkünden Christus nicht in lauterer Gesinnung, sondern denken mir in meiner Haft noch Kummer zu bereiten. Doch was tut's? So oder so, ob mit oder ohne Hintergedanken - Christus wird verkündigt, und darüber freue ich mich So würde der Apostel schwerlich schreiben, wenn es sich hier um pharisäisch gesinnte Irrlehrer handelte, wie in Galatien und Korinth; die predigten ja ein anderes Evangelium und einen anderen Jesus (Gal. 1,6-9; 2. Kor. 11,4). Diese Leute in Rom scheinen aber nur auf den Apostel wegen seiner großen Erfolge eifersüchtig gewesen zu sein, während sie in der Lehre im ganzen mit ihm übereinstimmten. In ihrer niedrigen Gesinnung meinten sie nun, es bereite dem Apostel Schmerz und Kummer, wenn sie unabhängig von ihm in Rom arbeiteten.. Ja ich werde mich auch ferner freuen. Denn ich weiß: meine Lage wird sich so gestalten, daß ich freigesprochen werde. Das wird geschehen durch eure Fürbitte und durch die Stärkung, die mir von Jesu Christi Geist zuteil wird. So kann ich denn das Haupt erheben in der Hoffnung, daß ich nicht zuschanden werde, sondern daß, wie früher so auch jetzt, Christus vor aller Augen an meinem Leib wird verherrlicht werden, mag ich nun weiterleben oder den Tod erleiden. Denn meines Lebens Ziel und Inhalt ist nur Christus Vgl. Gal. 2,20., darum ist mir Sterben auch Gewinn Weil er ja dadurch mit Christus vereinigt wird, V.23 (vgl. Röm. 14,8).. Bringt mir aber dieses Leben hier auf Erden noch weiterhin Erfolg in meiner Arbeit, so weiß ich wahrlich nicht, was ich mir wählen soll. Zwei Wünsche halten mich gefangen: Ich habe Sehnsucht, abzuscheiden und vereint zu sein mit Christus; dies wäre mir am allerliebsten. Um euretwillen aber ist es nötiger, daß ich noch weiter hier auf Erden lebe. Und ich weiß zuversichtlich: ich werde am Leben bleiben und werde euch allen zur Seite stehen, damit ihr vorwärtskommt in Glaubenskraft und Glaubensfreudigkeit. So könnt ihr dann für meine Lebensrettung Christus Jesus dankbar preisen, wenn ich noch einmal wieder zu euch komme. 1,27-2,18: Mahnungen an die [Gemeinde]. Vor allem seht darauf, daß euer Gemeindeleben im Einklang sei mit Christi Froher Botschaft! Denn wenn ich komme, möchte ich an euch sehen, und wenn ich fern bin, möchte ich von euch hören, daß ihr in einem Geist fest zusammensteht, einmütig kämpfend für den Glauben, den die Frohe Botschaft wirkt. Dabei laßt euch in keiner Weise von den Widersachern schrecken Es ist nicht klar, welche Widersacher hier gemeint sind: vielleicht ungläubige Heiden und Juden, oder auch pharisäisch gesinnte Judenchristen, die alten Gegner des Paulus (3,18f.).! Ihr Widerstand beweist, daß sie selbst dem Verderben entgegeneilen. Euer unerschrockener Mut dagegen zeigt, daß euch das Heil bestimmt ist Vgl. 2. Thess. 1,5ff.. Und solchen Mut will Gott in euch erwecken. Denn euch ist im Dienst Christi die Gnade zuteil geworden, nicht nur an ihn zu glauben, sondern auch für ihn zu leiden Vgl. Apg. 5,41; 1. Petr. 4,13. Es scheint, daß die Philipper ähnlich wie die Thessalonicher um ihrer Glaubens willen viel haben leiden müssen (vgl. auch 2. Kor. 7,5).. Ihr habt denselben Leidenskampf wie ich. Einst habt ihr mit eigenen Augen gesehen, wie ich zu dulden hatte Nämlich: in Philippi, Apg. 16,22-24., und jetzt hört ihr von der Trübsal, die ich durchzumachen habe. Wenn nun Hier wird die Ermahnung 1,27 wieder aufgenommen. Ermahnung im Sinne Christ, wenn liebevoller Zuspruch, wenn Geistesgemeinschaft, wenn herzliches Mitgefühl noch etwas bei euch gilt, so macht das Maß meiner Freude voll und seid eines Sinnes, beweist einander die gleiche Liebe, und, zu einer Seele verschmolzen, habt nur einen Gedanken Besonders eindringlich ermahnt der Apostel die Philipper zur Einigkeit. Erst wenn sie ganz einig sind, hat er volle Freude an ihnen. Die Reibereien und Streitigkeiten in der Gemeinde hatten ihren Grund in Selbstsucht und Hochmut (V.3f.).! Tut nichts aus Selbstsucht und Eitelkeit, sondern in Demut schätze einer den anderen höher als sich selbst! Jeder habe nicht nur sein eigenes Wohl im Auge, sondern auch das Wohl der anderen! Seid so gesinnt, wie es Christus Jesus war Auch 1. Kor. 8,6; 2. Kor. 8,9 wird der Sohn Gottes schon im Blick auf die Zeit vor seiner Menschwerdung "Jesus Christus" genannt.! Er hatte sein Dasein in Gottes Art Gottes Art ist zu herrschen. Vgl. Str. 5 des Weihnachtsliedes: Gelobet seist du, Jesu Christ: "Der Sohn des Vaters, Gott von Art, ein Gast in der Welt hier ward.". Aber er sah die Gottgleichheit nicht als Mittel an, sich Beute zu gewinnen Er wollte seine Herrscherstellung, die er in Gottes Art oder vermöge seiner Gottgleichheit hatte, nicht dazu benutzen, die Huldigung aller Wesen (vgl. V.10f.) gleichsam als Beute an sich zu reißen.. Nein, er entkleidete sich (seiner göttlichen Herrlichkeit Vgl. 2. Kor. 8,9. Wessen entleerte oder entkleidete er sich? Der Apostel sagt es nicht ausdrücklich; gemeint ist wohl die mit der Gottgleichheit verbundene göttliche Herrlichkeit (Joh. 17,5). Von seinem göttlichen Wesen aber gab er nichts auf.) und nahm Sklavenart an Sklavenart ist es, zu dienen (vgl. Matth. 20,28).. Er kam in menschlicher Gestalt und trat in seinem Äußeren auf wie jeder andere Mensch. Dann erniedrigte er sich so tief, daß er gehorsam wurde bis zum Tod, ja bis zum Kreuzestod Zum Kreuzestod wurden besonders Sklaven verurteilt.. Darum hat ihn Gott auch so wunderbar erhöht und ihm den Namen geschenkt, der höher ist als alle Namen Gemeint ist der Name: Herr (vgl. Apg. 2,36).. In diesem Namen, den Jesus trägt So ist wohl passend zu übersetzen; denn auch hier ist der Name Herr gemeint, nicht der Name Jesus., sollen sich alle Knie beugen - die Knie derer, die im Himmel, auf Erden und unter der Erde sind Gemeint sind die Engel im Himmel, die Menschen auf Erden und die Abgeschiedenen im Totenreich unter der Erde. -, und zur Ehre Gottes des Vaters Vgl. 1. Kor. 15,28. sollen alle Zungen bekennen Vgl. Jes. 45,23.: "Jesus Christus ist der Herr!" Nun, meine Lieben, ihr seid ja stets gehorsam gewesen. So sucht euch denn nicht etwa nur, wenn ich bei euch bin, sondern erst recht jetzt, wo ich fern bin, mit Furcht und Zittern das Heil zu erringen! Gott ist's ja, der nach seinem freien Wohlgefallen beides in euch wirkt, das Wollen und das Vollbringen. Tut alles ohne Murren und zweifelnde Gedanken Ohne Murren gegen Gott, und ohne an seiner Leitung zu zweifeln, sollen die Philipper ihren Wandel führen., damit ihr tadelfrei und lauter werdet: Kinder Gottes ohne Fehl inmitten eines verkehrten und entarteten Geschlechtes Anklang an 5. Mos. 32,5.! In dieser Umgebung leuchtet als Sterne - indem ihr in einer (verderbten) Welt das Wort des Lebens darreicht - mir zum Ruhm für Christi Tag! Dann bin ich nicht vergeblich gelaufen und habe mich auch nicht vergeblich abgemüht. Ja sollte auch mein Blut vergossen werden, so kann ich mich doch freuen über den priesterlichen Opferdienst, den euer Glaube leistet Dieser Dienst ist in V.15-16 näher beschrieben worden., und dazu wünsche ich euch allen Glück Ich schließe [ei kai spendomai] in Kommata ein und tilge das Komma vor [chairoo].. Freut ihr euch ebenso und wünscht mir Glück Zum Märtyrertod.! 2,19-30: Mitteilungen über Maßnahmen des [Apostels] (die beabsichtigte Sendung des Timotheus und die Rücksendung des Epaphroditus). Im Vertrauen auf den Herrn Jesus hoffe ich, daß ich Timotheus bald zu euch senden kann, damit auch ich durch Nachrichten über euer Ergehen frohes Mutes werde. Ich habe hier sonst keinen, der so denkt wie er und der so selbstlos für euch sorgen wird. Denn die anderen denken alle miteinander an sich, nicht an die Sache Jesu Christi Keiner von den Mitarbeitern des Paulus, die damals in Rom weilten, war dazu willig, die weite Reise nach Philippi zu machen. Timotheus allein erklärte sich zu diesem Opfer bereit.. Wie zuverlässig er dagegen ist, das wißt ihr. Denn wie ein Kind dem Vater hilft, so hat er mir geholfen bei dem Dienst für die Heilsbotschaft. Ihn also hoffe ich sofort zu senden, sobald ich übersehen kann, wie sich meine Lage hier gestaltet. Doch habe ich im Vertrauen auf den Herrn die Zuversicht, daß ich auch selbst bald zu euch kommen werde. Ich halte es für dringend nötig, Epaphroditus, meinen Bruder, Mitarbeiter und Mitstreiter, der mir als euer Bote eure Liebesgabe überbracht hat, jetzt wieder zu euch zurückzusenden. Denn er hatte Heimweh nach euch allen und war voll Unruhe, weil ihr von seiner Krankheit gehört hattet. Und in der Tat, er ist todkrank gewesen. Gott aber hat Erbarmen gehabt mit ihm, und nicht mit ihm allein, sondern auch mit mir, damit ich nicht Trauer über Trauer hätte Der Tod des Epaphroditus wäre für Paulus ein schwerer Verlust gewesen.. Darum beeile ich mich jetzt doppelt, ihn heimzusenden, damit ihr euch des Wiedersehens mit ihm freut und ich eine Sorge weniger habe Die Heimwehstimmung, wodurch Epaphroditus in Rom so schwer gedrückt wurde, mußte dem Apostel Sorge machen.. Nehmt ihn nun auf im Sinn des Herrn mit ungeteilter Freude "Seid nicht darüber verdrießlich, daß er euern Auftrag nur halb ausgerichtet hat!" Epaphroditus sollte nämlich dem Apostel nicht nur die Liebesgabe der Philipper überbringen, sondern ihm auch gleichsam als Stellvertreter der ganzen Gemeinde in seiner Gefangenschaft hilfreich zur Seite stehen. Daran wurde er aber durch seine Krankheit verhindert. und haltet solche Männer wie ihn in Ehren! Denn um des Werkes Christi willen ist er dem Tod nahe gekommen: er hat sein Leben aufs Spiel gesetzt, um mir an eurer Statt zu dienen. 3,1-4,9: Warnungen und Mahnungen an die [Gemeinde]. Nun, meine Brüder, freut euch in dem Herrn! Frühere Warnungen zu wiederholen Wörtlich: "Euch dasselbe zu schreiben." - Mit 3,1 wollte Paulus, wie es scheint, den Brief schließen. Da unterbricht er sich (vielleicht nach einer längeren Pause im Schreiben) und macht die Einschaltung 3,1 bis 4,3, um dann in 4,4 die Ermahnung 3,1 wieder aufzunehmen. Von 3,2 an wiederholt er Warnungen, die er den Philippern schon in früheren Briefen gegeben hat. Die Leute, vor denen er sie warnt, sind die pharisäischen Judenchristen, seine alten Gegner in Galatien und Korinth. Sie haben in Philippi noch keinen Boden gefunden, aber sie bedrohen die Gemeinde. Sie sind "Hunde", geistlich Unreine, die durch ihr freches Gekläff den Frieden in den Gemeinden stören (vgl. auch Offb. 22,15; Matth. 7,6). Sie sind Arbeiter, die den Weinberg des Herrn verwüsten (2. Kor. 11,13). Sie sind Zerschnittene: die Beschneidung, die sie predigen, ist nur eine Zerschneidung, eine äußerliche leibliche Verstümmelung; denn es fehlt ihr der innere Wert (Gal. 5,12)., ist mir keine Last, euch aber eine Stärkung: Hütet euch vor den Hunden, hütet euch vor den verderblichen Arbeitern, hütet euch vor den Zerschnittenen! Wir sind die wahrhaft Beschnittenen: wir dienen Gott im Geist Ich lese [theoo] statt [theou]., wir suchen unseren Ruhm in Christus Jesus und bauen nicht auf äußere Vorzüge. Und doch hätte ich allen Grund dazu. Denkt ein anderer, er könne auf äußere Vorzüge bauen, dann ich erst recht! Ich bin am achten Tag beschnitten worden Er ist also ein echter Jude, kein Proselyt., ich gehöre zu dem Volk Israel Schon seine Vorfahren sind Israeliten gewesen., zu dem Stamm Benjamin Dieser Stamm gehörte zu dem treuen Kern des Volkes, der aus Babel nach Jerusalem zurückkehrte (Esra 4,1)., ich bin ein Hebräer von rein hebräischer Herkunft D.h.: in seiner Familie ist kein nichtjüdisches Blut und sie hat mit den alten jüdischen Sitten auch die aramäische Sprache Palästinas bewahrt. Zu diesen angeborenen Vorzügen (V.5) kommen dann noch selbsterworbene (V.6).. Dazu war ich ein gesetzesstrenger Pharisäer, ein eifriger Verfolger der Kirche und ohne Tadel in der Gerechtigkeit, die im Gesetz gefordert wird Paulus war "ohne Tadel" nach dem Urteil seiner Volksgenossen, nicht nach dem Urteil Gottes. Vgl. zu V.6 Apg. 26,5; Gal. 1,13-14.. Doch alles, was mir Vorteil brachte Das in V.6 Aufgezählte brachte ihm bei seinen Volksgenossen Anerkennung und Aussicht auf größere Ehre., habe ich um Christi willen als Nachteil angesehen Denn es war ihm tatsächlich ein Hindernis für das Himmelreich, das nur die Armen im Geist erlangen können (Matth. 5,3).. Wahrlich, auch jetzt noch sehe ich alles andere als Nachteil an im Vergleich mit dem alles überragenden Wert der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, um dessentwillen ich alles "Alles", worauf ich früher stolz war (V.6). aufgegeben habe. Ja ich sehe alles andere als Abschaum an, wenn ich nur Christus gewinne und in ihm erfunden werde. Denn ich will nicht selbsterworbene Gerechtigkeit besitzen, die aus Gesetzeswerken kommt, sondern die Gerechtigkeit durch Christi Glauben, die Gerechtigkeit, die Gott auf Grund des Glaubens schenkt Die Gerechtigkeit kommt durch Christi Glauben (Röm. 3,22a; Gal. 3,22a); sie ist vor allem eine Frucht des Glaubens, den Christus in seinem Kreuzestod, aus dem allein auf ewig alles Heil und Leben quillt, bewiesen hat (Röm. 3,25). Und diese Gerechtigkeit, die aus Christi Glauben fließt, schenkt nun Gott aus Gnaden auch allen denen, die an Christus glauben (Röm. 3,22b; Gal. 3,22b).. Dann kann ich ihn recht kennenlernen, indem ich erfahre, welche Kraft von seiner Auferstehung ausgeht. Dadurch werde ich auch fähig, an seinen Leiden Vgl. 2. Kor. 1,5. teilzunehmen und ihm im Tod ähnlich zu werden. So darf ich dann auch hoffen, jene Auferstehung zu erreichen, zu der nur eine Auswahl aus den Toten gelangen soll 1. Thess. 4,13-16; Offb. 20,5; Luk. 14,14; 20,35.. Ich bilde mir nicht ein, ich hätte (den Siegespreis) erlangt, oder mit anderen Worten: ich wäre schon am Ziel. Wohl aber laufe ich (nach dem Preis) und hoffe auch, ihn zu ergreifen, weil ich ja von Christus Jesus ergriffen worden bin Christus ergreift uns, indem er uns in seine Gemeinschaft versetzt.. Brüder, ich denke von mir nicht, ich hätte schon (den Preis) ergriffen. Eins aber tue ich: was hinter mir liegt, das vergesse ich; und was vor mir liegt, dem eile ich wie ein Wettläufer mit vorgebeugtem Haupt zu. So jage ich dem Ziel entgegen, um jenen Kampfpreis zu erlangen, den Gott mir in der Gemeinschaft Christi Jesu droben in Aussicht stellt Paulus vergißt, was hinter ihm liegt - das alte gesetzliche Wesen - und eilt einem himmlischen Ziel zu, während die pharisäischen Judenchristen irdische Ziele haben. Sie glauben das Ziel schon erreicht zu haben, während Paulus in Demut von sich bekennt, er sei erst auf dem Weg zum Ziel. Gab es vielleicht in Philippi auch Gemeindeglieder, die da dachten, sie wären schon am Ziel? Die Warnung vor Hochmut 2,3 läßt das wohl vermuten. Die Philipper sollen bedenken, daß das Christenleben ein beständiges Vorwärtseilen ist, und zwar im Blick auf das Ziel.. Wir alle nun, die geistlich reif sind Vgl. 1. Kor. 2,6., wollen hierauf bedacht sein Worauf? Doch wohl auf die Erlangung des himmlischen Siegespreises (V.14).. Dann wird euch Gott auch, wenn ihr in einem Punkt irrig denkt, darin die volle Wahrheit offenbaren. Nur laßt uns auf der Bahn, zu der wir alle gleichmäßig gelangt sind, in fester Ordnung vorwärtsschreiten! Ja, folgt meinem Beispiel, Brüder, und seht auf alle, die so wandeln, wie ihr uns zum Vorbild habt Der Apostel stellt sich und seine den Philippern bekannten Mitarbeiter (z.B. Timotheus und Epaphroditus) als Muster auf, und zwar im Gegensatz zu den pharisäisch-gesetzlichen Judenchristen, die die Gemeinde bedrohen, und von denen er nun V.18 und 19 redet.! Denn in großer Anzahl ziehen jene Leute umher, die ich euch schon oft geschildert habe, und von denen ich jetzt sogar mit Tränen rede Denn es ist schlimmer mit ihnen geworden, und sie stiften mehr Schaden als früher.: ich meine die bekannten Feinde des Kreuzes Christi Die Irrlehrer sind Feinde des Kreuzes Christi, weil sie behaupten, die Beschneidung und die Erfüllung der äußeren Gesetzesbräuche seien nötig zur Seligkeit (Apg. 15,1.5), die uns doch Jesus Christus durch sein Kreuzesopfer erworben hat (vgl. Gal. 5,2-4).. Ihr Engel ist Verderben Vgl. 2. Kor. 11,15., ihr Herrgott ist der Bauch Der Bauch oder Magen ist ihr Herrgott, weil sie ihm bei der Erfüllung der mosaischen Speisegesetze gleichsam sklavisch dienen (vgl. Röm. 16,18)., ihre Ehre suchen sie an ihrer Blöße Hinweis auf die Beschneidung, vgl. V.2 und Gal. 6,13., ihr ganzes Trachten geht aufs Irdische Die pharisäischen Judenchristen wollen den alttestamentlichen jüdischen Gottesstaat aufrechterhalten. Darum geht ihr Trachten aufs Irdische. Aber während der alttestamentliche Gottesstaat auf Erden ist, ist der Staat, dem wir als Bürger des Neuen Bundes angehören, oder unsere Heimat nicht auf Erden, sondern im Himmel (vgl. Kol. 3,1).. Darum So übersetze ich [ex hou]. Weil unsere Heimat im Himmel ist, darum warten wir darauf, daß uns Jesus Christus in diese Heimat führe (Joh. 14,3). Was dazu nötig ist, sagt der Apostel im folgenden. warten wir auch sehnsuchtsvoll, daß der Herr Jesus Christus als Erretter komme Christus bringt bei seiner Wiederkunft die vollkommene Rettung, indem er auch den Leib von den Banden der Sterblichkeit befreit (Röm. 8,23).. Der wird den Leib, den wir jetzt in unserer Erniedrigung Der Ausdruck Erniedrigung oder Demütigung weist auf den Verlust eines früher besseren Zustandes hin. tragen, so umwandeln, daß er gleichgestaltet wird dem Leib seiner Herrlichkeit D.h. dem Leib, den er jetzt als der Verklärte in seiner himmlischen Herrlichkeit trägt.. Dazu hat er die Macht, denn er kann sich alle Dinge unterwerfen Vgl. 1. Kor. 15,25-28.. Nun denn, meine lieben Brüder, nach denen ich mich herzlich sehne, ihr meine Freude und mein Ehrenkranz: steht in dieser Weise "In dieser Weise": wie es namentlich 3,15-17 ausgesprochen wird. fest in des Herrn Gemeinschaft, Geliebte! Euodia und Syntyche Zwei Frauen in Philippi, vielleicht Diakonissen. ermahne ich, in christlicher Eintracht miteinander zu verkehren. Ja auch dich, du echter Synzygos Synzygos war vielleicht der erste unter den Bischöfen in Philippi (1,1). Sein Name heißt: Genosse; diesen Namen trägt er mit Recht als treuer Mitarbeiter des Apostels., bitte ich: nimm dich ihrer an Suche sie dahin zu bringen, daß sie sich völlig aussöhnen!! Sie haben ja mit mir für die Heilsbotschaft gestritten Wegen ihrer treuen Dienste (wahrscheinlich in der Gemeinde zu Philippi) soll man ihnen besondere Teilnahme zuwenden. Auch "Klemens und die anderen Mitarbeiter" sind wohl in Philippi zu suchen., ebenso wie Klemens und meine anderen Mitarbeiter, deren Namen im Lebensbuch Vgl. Ps. 69,29: "Das Buch der Lebendigen." geschrieben stehen. Freut euch in dem Herrn Hier wird, wie schon früher bemerkt, an 3,1 wieder angeknüpft.! Immer wieder will ich's sagen: Freut euch! Euer bescheidenes, mildes Wesen Solches Wesen vermeidet allen Streit und vergibt alle Fehler. soll aller Welt kundwerden. Der Herr ist nahe Dieser Hinweis soll die vorangehende Mahnung unterstützen.! Macht euch keine Sorgen! Sondern laßt in allen Fällen eure Anliegen durch Gebet und Flehen vor Gott kundwerden, und zwar verbunden mit Danksagung! Dann wird der Friede Gottes, der allen Verstand überragt, eure Herzen und Gedanken bewahren in der Gemeinschaft mit Christus Jesus Der Friede, den Gott gibt, überragt und besiegt alle Zweifel des Verstandes und alle Sorgen; denn er wurzelt in dem gläubigen, kindlichen Vertrauen auf Gott. Indem er so das Herz in allen Kämpfen des Lebens mit himmlischer Ruhe erfüllt, bewahrt er uns in der Gemeinschaft mit Christus Jesus.. Nun, Brüder, seid bedacht auf alles, was wahr, was edel, was recht, was rein, was angenehm ist, und was guten Klang hat; bemüht euch um jede Tugend Dies ist das einzige Mal, daß der Apostel das Wort Tugend (areté), das Lieblingswort der griechischen Weltweisen, gebraucht (vgl. 2. Petr. 1,5). Das Beste, was die Griechen kannten, sollte auch - freilich in neuer, höherer Weise - bei den Christen zu finden sein. und um alles, was Lob verdient! Was ihr gelernt und empfangen, was ihr von mir gehört und an mir gesehen habt - das tut! Dann wird der Gott des Friedens mit euch sein. 4,10-20: Dank des [Apostels] für das Geschenk der Philipper. Mit Dank gegen den Herrn bin ich hocherfreut darüber, daß ihr endlich einmal wieder eure Fürsorge für mich habt betätigen können Ihre Fürsorge für den gefangenen Apostel haben die Philipper durch die Übersendung ihrer Liebesgabe durch Epaphroditus betätigt.. Darauf seid ihr zwar immer bedacht gewesen; aber eure Lage erlaubte euch nicht, etwas für mich zu tun. Das bringe ich nicht zur Sprache, weil ich etwa Mangel litte; denn ich habe gelernt, in jeder Lage zufrieden zu sein. Ich weiß kärglich zu leben, und ich weiß auch aus dem Vollen zu leben. In alles und jedes bin ich eingeweiht: ich kann satt sein und hungern, ich kann Überfluß haben und Mangel leiden. Zu allem habe ich die Kraft in der Gemeinschaft dessen, der mich stark macht. Doch es ist schön von euch, daß ihr mir in meiner Bedrängnis Die Bedrängnis ist die durch die Gefangenschaft hervorgerufene bedrängte Lage des Apostels. Paulus konnte in der Haft wohl nicht mehr in seinem irdischen Beruf arbeiten. Damit fiel eine wichtige Einnahmequelle für ihn weg. Außerdem hatte er in Rom eine Mietwohnung zu bezahlen (Apg. 28,30). Die Philipper bewiesen ihm ihre Teilnahme durch die Übersendung ihrer Liebesgabe. Teilnahme bewiesen habt. Ihr wißt ja selbst, liebe Philipper: Als ich zuerst die Heilsbotschaft in Mazedonien verkündigte und dann von dort wegzog, ist keine Gemeinde mit mir in einen Verkehr von Geben und Nehmen getreten als ihr allein Die Philipper gaben dem Apostel leibliche Unterstützung, und sie nahmen dafür von ihm geistliche Segnungen.. Auch während meines Aufenthaltes in Thessalonich Apg. 17. habt ihr mir mehr als einmal Liebesgaben gesandt. Davon rede ich nicht, weil es mir um das Geschenk zu tun wäre. Nein, es ist mir zu tun um den Gewinn, der daraus für eure Rechnung erwächst Indem Gott die Philipper für ihre Wohltätigkeit segnet, wird eigentlich die Einnahme der Philipper vergrößert.. Ich habe nun alles, was ich verlangen kann, ich habe reichlich. Ja ich habe in Hülle und Fülle, seitdem mir Epaphroditus eure Gabe überbracht hat. Sie ist Gott ein lieblicher Wohlgeruch, ein angenehmes, wohlgefälliges Opfer. Mein Gott aber wird euch nach seinem Gnadenreichtum alles, was ihr bedürft Gemeint sind nicht nur irdische, sondern auch himmlische Segnungen., in herrlicher Fülle schenken in der Gemeinschaft Christi Jesu. Unserem Gott und Vater sei Ehre in alle Ewigkeit! Amen. 4,21-23: Grüße und Segenswunsch. Grüßt mir im Namen Christi Jesu jeden einzelnen Heiligen! Es grüßen euch die Brüder, die bei mir sind! Es grüßen euch alle Heiligen, besonders die vom kaiserlichen Hof Gemeint sind wohl Leute aus der kaiserlichen Hofdienerschaft, die aus Sklaven und Freigelassenen bestand.. Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit euerm Geist! Amen.
An die Kolosser Paulus, durch Gottes Willen ein Apostel Christi Jesu, und der Bruder Timotheus entbieten ihren Gruß den heiligen und gläubigen Brüdern in Kolossä, die mit Christus in Gemeinschaft stehen. Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater! Wir danken dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus allezeit, wenn wir für euch beten. Denn wir haben von euerm Glauben an Christus Jesus gehört und von der Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt. Zu dieser Liebe treibt euch die Hoffnung, deren Kleinod euch im Himmel aufbewahrt wird. Von dieser Hoffnung habt ihr einst gehört, als euch die Wahrheit der Frohen Botschaft verkündigt wurde. Diese Botschaft ist auch zu euch gekommen. Sie hat sich in der ganzen Welt verbreitet. Überall bringt sie Frucht und gewinnt sie an Boden. So ist es auch bei euch seit jenem Tag, wo ihr zuerst davon gehört und Gottes Gnade wirklich erkannt habt. Ihr seid von unserem geliebten Mitknecht Epaphras unterwiesen worden. Der ist ein treuer Diener Christi und arbeitet mit Segen an euch. Er hat uns auch erzählt, welche Liebe der Heilige Geist in euch entzündet hat. Seit dem Tag, da wir dies vernommen haben, hören wir darum nicht auf, für euch zu beten und (Gott) zu bitten, er möge euch durch die vom Heiligen Geist gewirkte mannigfaltige Weisheit und Einsicht seinen Willen völlig erkennen lassen. Dann könnt ihr auch so wandeln, daß ihr dem Herrn Ehre macht und ihm in jeder Hinsicht wohlgefallt. Dann tragt ihr Frucht in allen guten Werken und nehmt zu in der Erkenntnis Gottes. Dann werdet ihr auch reich gestärkt durch die Macht, die seiner Herrlichkeit eigen ist. So könnt ihr auch in jeder Lage Ausdauer und Geduld beweisen "Ausdauer" im Leiden und "Geduld" bei Beleidigungen.. Ja ihr könnt mit Freudigkeit dem Vater danken, der euch dazu befähigt hat, an dem Erbe der Heiligen im Licht Anteil zu empfangen. Er hat uns errettet von der Macht der Finsternis und uns versetzt in das Königreich seines Sohnes, den er liebt. Weil wir mit ihm vereint sind, haben wir Befreiung aus der Schuldhaft: die Vergebung der Sünden. Er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes Vgl. Joh. 1,18; 14,9. und eher geboren als alle Geschöpfe Offb. 3,14.. Denn in ihm Als der Grundlage (ohne ihn keine Schöpfung). ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare: Trohne, Herrschaften, Fürstentümer und Gewalten Hier sind Ordnungen oder Stufen in der Engelwelt gemeint; vielleicht sind dies Ausdrücke, die von den kolossischen Irrlehrern gebraucht wurden.; alles ist durch ihn und für ihn geschaffen Eph. 1,10.21.22a; Joh. 1,3.. Er ist schon dagewesen vor der Schöpfung aller Dinge Vgl. Joh. 1,1; 8,58., und das ganze Weltall wird durch ihn im Dasein erhalten Hebr. 1,3.. Er ist auch das Haupt der Kirche, die sein Leib ist. Denn er ist der Erstling, ja der Erstgeborene aus den Toten Erst nach seiner Auferstehung wurde Christus das Haupt der Kirche.. Überall Sowohl in der natürlichen Schöpfung als auch in der geistlichen Schöpfung der Kirche. sollte er den Vorrang haben. Denn V.19 begründet, warum Christus überall die erste Stelle einnimmt. es hat (Gott) gefallen, in ihm die ganze Fülle Welche Fülle? Ist hier die Fülle des göttlichen Wesens (2,9) gemeint? Vielleicht spielt der Apostel damit auf einen Ausdruck der Irrlehrer an. wohnen zu lassen und durch ihn alles, was auf Erden und im Himmel ist, für ihn miteinander zu versöhnen Durch die Sünde war die Menschenwelt hier auf Erden nicht nur von Gott, sondern auch von der guten Engelwelt im Himmel getrennt worden. Menschen und Engel mußten deshalb wieder miteinander ausgesöhnt und vereinigt werden., nachdem er Christus. durch sein am Kreuz vergossenes Blut Frieden gestiftet hat Christi Kreuzestod hat Frieden gestiftet zwischen Gott und der ihm feindlich gesinnten Menschheit. Nun können auch Menschen und Engel "für ihn", für Christus, damit er ihr Haupt sei, zu einer Familie verbunden werden (Hebr. 12,22).. Auch ihr wart einst durch eure bösen Werke (von Gott) entfremdet und sogar ihm feindlich gesinnt. Nun aber hat er Christus. euch in seinem Fleischesleib Betont der Apostel deshalb so entschieden, daß Christus einen Lieb von Fleisch und Blut gehabt hat, weil die kolossischen Irrlehrer behaupteten, sein Leib sei nur ein Scheinleib gewesen? durch seinen Tod (mit Gott) versöhnt, um euch heilig, fleckenlos und tadelfrei vor seinem Gottes. Angesicht darzustellen. Aber ihr müßt auf dem festen Glaubensgrund unerschütterlich beharren und nimmer wanken in der Hoffnung, die die Heilsbotschaft in euch erweckt hat. Diese Botschaft habt ihr gehört: sie ist verkündigt worden in der ganzen Welt, so weit der Himmel reicht, und ich, Paulus, bin ihr Diener geworden. Jetzt freue ich mich in meinen Leiden, die ich zu euerm Besten dulde. Und was mich von Christi Trübsalen Vgl. 2. Kor. 1,5; Phil. 3,10. bisher noch nicht getroffen hat, das koste ich nun, indem ich ihm dadurch für seine Liebe danke, in meinem (sterblichen) Fleisch bis zur Neige aus. Das leide ich für seinen Leib, die Kirche Paulus muß in seinem apostolischen Beruf leiden, und den richtet er ja aus zum Besten der ganzen Kirche (Eph. 3,1).. Ihr Diener bin ich geworden nach dem Auftrag, den mir Gott gegeben hat: ich soll Gottes Wort in vollem Maße unter euch verkünden. Dies Wort ist ein Geheimnis, das früheren Zeiten und Geschlechtern verborgen war. Jetzt aber ist's für Gottes Heilige ans Licht getreten. Denn ihnen hat Gott kundtun wollen, wie groß der Reichtum der Herrlichkeit ist, den dies Geheimnis gerade unter den Heiden offenbart: ich rede hier davon, daß Christus in euch wohnt und euch Die ihr als Heiden keine Hoffnung hattet (Eph. 2,12). die Hoffnung auf die künftige Herrlichkeit verbürgt. Ihn verkünden wir, indem wir jeden ohne Unterschied zurechtweisen und jeden ohne Unterschied in aller Weisheit unterrichten, um jeden einzelnen geistlich reif darzustellen in der Lebensgemeinschaft mit Christus. Das ist meines mühevollen Ringens Ziel. Und dazu stärkt mich seine Kraft, die mächtig in mir wirksam ist. Ihr sollt nämlich wissen, welch schweren Kampf Der Sorge und des Gebetes. ich durchzumachen habe für euch, für die Laodizeer und für alle, die mich noch nicht von Angesicht kennen. Denn meine Sorge ist, daß ihre Herzen gestärkt werden und sie in Liebe sich zusammenschließen, damit sie zu dem ganzen Reichtum der vollen Einsicht kommen: zu der Erkenntnis des Geheimnisses Gottes, des Vaters Christi Die Lesart schwankt hier sehr., in dem alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen liegen Diese Worte stehen im Gegensatz zu der vermeintlichen Weisheit der Irrlehrer.. Dies sage ich, damit euch niemand mit Überredungskünsten täusche. Denn bin ich auch leiblich fern, so bin ich doch im Geist in eurer Mitte und nehme mit Freuden wahr, wie ihr gleich (einem Heer) in fester Ordnung dasteht, und wie euer Glaube an Christus ein starkes Bollwerk ist. Wie ihr nun den Herrn Christus Jesus habt kennengelernt, so führt auch euern Wandel in seiner Gemeinschaft! In ihm seid festgewurzelt und in ihm baut euch auf! In dem Glauben, worin ihr unterwiesen worden seid, werdet immer fester und fließt über vor Dank! Gebt acht, daß euch niemand fange durch eine Weisheitslehre, die nichts ist als leerer Trug! Denn sie schöpft aus menschlicher Überlieferung, sie folgt den Geistesmächten, die in der Welt Einfluß haben Vgl. Gal. 4,3.9. Sind hier unter den Geistermächten vielleicht in erster Linie jene Engel zu verstehen, die bei der Gesetzgebung auf dem Berg Sinai tätig waren (Gal. 3,19; Hebr. 2,2; Apg. 7,38.53)? Die Irrlehrer in Kolossä wollten ja die Gläubigen wieder zu dem Gesetz zurückführen und behaupteten deshalb vielleicht, sie hätten gerade von den Engeln, durch die das Gesetz gegeben worden sei, besondere Offenbarungen empfangen., und gründet sich nicht auf Christus. In ihm wohnt ja die ganze Fülle des göttlichen Wesens leibhaftig. Und ihr habt die Fülle Hier ist wohl namentlich an die Fülle der göttlichen Gnade und Wahrheit zu denken (vgl. Joh. 1,16f.). Nicht durch die Engel empfängt man diese Fülle, sondern nur durch Christus. - Vielleicht gebrauchten die Irrlehrer in Kolossä mit Vorliebe den Ausdruck "Fülle", griechisch pléroma (1,19). Es ist auch möglich, daß sie wie später die Gnostiker unter dem pléroma die Fülle aller aus dem göttlichen Wesen hervorgegangenen Lebenskräfte verstanden. in der Lebensgemeinschaft mit ihm, der das Haupt jeglicher Herrschaft und Gewalt ist Gemeint sind die Ordnungen der Engelwelt, deren Haupt Christus ist.. Weil ihr mit ihm vereinigt seid, darum habt ihr Ihr Heidenchristen. auch eine Beschneidung empfangen. Das ist aber keine Beschneidung, die mit der Hand vollzogen wird. Sie besteht vielmehr darin, daß man den Fleischesleib auszieht Der Fleischesleib ist der alte Mensch (Röm. 6,6); der wird ausgezogen, und Christus wird angezogen (Gal. 3,27; Röm. 13,14).. Es handelt sich hier um die Beschneidung, die Christus dadurch vollzogen hat, daß ihr in der Taufe mit ihm begraben worden seid Vgl. Röm. 6,4.. Darin In der Taufe. seid ihr mit ihm auferweckt worden durch den Glauben, den Gott in euch wirkt Vgl. 1,29; Phil. 2,13., der ihn von den Toten auferweckt hat. Auch euch Euch Heidenchristen., die ihr durch eure Übertretungen und euern sündigen, verderbten Zustand Wörtlich: "durch die Vorhaut euers Fleisches"; die Vorhaut ist ein Bild der Unreinigkeit. tot wart, hat Gott in der Gemeinschaft mit Christus lebendig gemacht und euch alle Übertretungen in Gnaden verziehen Ich lese [charisamenos hymin] und setze hinter [panta ta paraptoomata] einen Punkt.. Wir Wir Judenchristen. hatten es mit einem Schuldbrief Der Schuldbrief ist das mosaische Gesetz. Israel hatte sich, um Gottes Volk zu werden, feierlich dazu verpflichtet, Gottes Gebote zu halten (2. Mos. 19,8; 24,3). Dadurch hatte es das Gesetz zu einem von ihm unterschriebenen Schuldschein gemacht. Weil es aber die Satzungen und Vorschriften des Gesetzes nicht hielt, wurde der Schuldbrief ein Zeugnis gegen das Volk. Gott hat nun den Schuldbrief an das Kreuz geheftet. Indem Gott Christus in den Kreuzestod dahingab, beseitigte er die Forderung, die er an die Juden wegen ihrer Übertretungen hatte. zu tun, der durch seine Forderungen gegen uns zeugte Ich setze ein Komma hinter [cheirographon] und tilge es hinter [dogmasin].. Den hat Gott ausgelöscht und auch (ein für allemal) aus dem Weg geräumt, indem er ihn ans Kreuz nagelte. Er hat die Herrschaften und Gewalten wie ein Gewand von sich abgestreift Die Herrschaften und Gewalten sind ohne Zweifel Engel. Die Engel verhüllten den Menschen gleichsam das wahre Wesen Gottes. Durch Christi Erlösungswerk hat Gott diese Hülle von sich abgestreift, so daß die Menschen ihn nun recht erkennen und ihm frei nahen können. Doch was für Engel sind hier gemeint? Ist an die bösen Geister zu denken, die die Heiden zum Götzendienst verführten (1. Kor. 10,20)? Vielleicht ist zunächst nicht an diese, sondern an die Engel der Gesetzgebung zu denken (Gal. 3,19). Ihr Dienst konnte die Menschen nicht zum Heil und Leben führen (Gal. 3,21). Christi Versöhnungswerk machte ihre Schwäche offenbar, und sie mußten ihn als den Sieger anerkennen., sie (in ihrer Schwäche) zur Schau gestellt und sie durch Christus vor aller Welt in seinem Siegeszug aufgeführt. So laßt euch denn von niemand einen Vorwurf machen wegen Speise oder Trank oder in bezug auf Feste, Neumonde oder Sabbate Weil das Gesetz der Engel kein Leben geben kann und durch Christi Erlösungswerk für immer abgetan ist, darum sollen sich die Kolosser durch die Irrlehrer nicht wieder zum Gesetz zurückführen lassen (vgl. Gal. 4,10) oder besondere, von Menschen erdachte Enthaltsamkeitsgebote annehmen; denn Trankverbote finden sich im Gesetz nicht außer dem Weinverbot für die Nasiräer und für die Priester während ihres Dienstes (4. Mos. 6,2-3; 3. Mos. 10,9).. Das alles ist ja nur ein Schatten von dem, was kommen sollte. Erst Christus hat die volle Wirklichkeit gebracht. Laßt euch den Siegespreis In dem christlichen Glaubenskampf. nicht rauben von Leuten, die in falscher Demut die Engel verehren und über ihre (angeblichen) Gesichte grübeln. Sie lassen sich ganz ohne Grund von ihren fleischlichen Gedanken aufblähen und halten nicht an dem Haupt fest Die Irrlehrer verehrten die Engel unter dem Vorgeben, die Demut verbiete ihnen, sich unmittelbar an Christus, das Haupt, zu wenden. Noch bis ins vierte Jahrhundert n.Chr. herrschte in Phrygien und Pisidien die Engelverehrung, und das Konzil von Laodizea erließ 364 ein besonderes Verbot dagegen.. Aus dem zieht der ganze Leib, der durch die verschiedenen Gelenke zusammengehalten wird Sind die Gelenke und Bänder die Diener der Kirche?, sein von Gott gewolltes Wachstum. Seid ihr nun in der Gemeinschaft mit Christus tot für die Geistermächte, die in der Welt Einfluß haben, warum tut ihr dann so, als lebtet ihr noch in der Welt D.h. auf dem alten, vorchristlichen Standpunkt. Als Christen haben die Kolosser weder etwas zu tun mit heidnischen Opfern und Gebräuchen, hinter denen böse Geister stehen, noch mit dem jüdischen Gesetz, das durch die Vermittlung guter Engel gegeben worden ist., und laßt euch befehlen: "Das faß nicht an, das koste nicht, das rühr nicht an! Dies alles schadet dir, wenn du's gebrauchst Dies sind Worte der Irrlehrer."? Das sind nichts als menschliche Gebote und Lehren. Solche Vorschriften haben wohl einen Schein von Weisheit, sofern in (falscher) Demut und schonungsloser Kasteiung des Leibes ein selbsterwählter Gottesdienst geübt wird. Im Grunde aber haben sie nicht den geringsten Wert. Denn sie dienen nur dazu, den fleischlichen Hochmut zu nähren. Seid ihr nun mit Christus auferstanden Vgl. 2,12b.20., so trachtet nach dem, was droben ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt! Richtet euern Sinn auf das Himmlische, nicht auf das Irdische! Denn ihr seid gestorben Ihr seid in der Taufe geistlich gestorben., und euer Leben ist mit Christus in Gott verborgen Vgl. Röm. 8,23-25; Gal. 5,5; 1. Joh. 3,2.. Wenn Christus, euer Leben, offenbar wird, dann werdet ihr auch zugleich mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit. Tötet darum die Glieder, die auf Erden sind Die sündlichen Begierden, denen die Glieder des Leibes als Werkzeuge dienen (Röm. 6,12f.).: Unzucht, Unreinigkeit, Leidenschaft, böse Lust und die Habsucht, die nichts als Götzendienst ist! Wegen dieser Sünden bricht Gottes Zorngericht herein über alle, die ihm ungehorsam sind. Unter diesen Leuten habt auch ihr euch einst bewegt, als ihr in solchen Lastern lebtet. Jetzt aber sollt auch ihr Ebenso wie die anderen Christen. dies alles ablegen, auch Zorn, Erbitterung, Bosheit, Lästerung und häßliches Gerede. Belügt einander nicht! Ihr habt ja den alten Menschen samt seinen Werken ausgezogen und angezogen den neuen Menschen, der nach dem Bild seines Schöpfers zu der Erkenntnis (Gottes) erneuert wird Eph. 4,20-24.. In dieser neuen Schöpfung gibt es keinen Unterschied mehr zwischen Griechen und Juden, Beschnittenen und Unbeschnittenen, Barbaren und Skythen Barbaren (Ungebildete) waren alle, die der griechischen und römischen Sitte fremd waren. Die Skythen galten als das roheste Volk., Sklaven und Freien. Sondern Christus gilt alles, und er wohnt in allen Gal. 3,28.. Als heilige und geliebte Auserwählte Gottes kleidet euch nun mit herzlichem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde, Langmut! Habt miteinander Nachsicht und verzeiht, wenn einer dem anderen etwas vorzuwerfen hat! Wie der Herr euch verziehen hat, so tut auch ihr! Über alle diese Tugenden aber zieht an das Kleid der Liebe: sie ist das Band der Vollkommenheit Die Liebe verbindet alle Tugenden so, daß Vollkommenheit offenbar wird.! Und Christi Friede Vgl. Joh. 14,27. walte in euern Herzen! Zu diesem Frieden seid ihr berufen; denn ihr seid ein Leib. Zeigt euch dankbar! Christi Wort wohne reichlich unter euch! In aller Weisheit belehrt und ermahnt einander! Mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott voll Dankbarkeit in euern Herzen! Was ihr tut in Wort und Werk, tut es alles in dem Namen des Herrn Jesus und dankt durch ihn Gott dem Vater! Ihr Frauen, seid euern Männern untertan, wie es sich ziemt im Herrn! Ihr Männer, liebt eure Frauen und behandelt sie nicht hart Das war im Altertum und namentlich im Morgenland üblich.! Ihr Kinder, gehorcht euern Eltern in allen Stücken; denn das gefällt dem Herrn wohl! Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht (durch übertriebene Strenge), damit sie nicht verschüchtert werden Die Kinder werden mutlos und verschüchtert durch ungerechte Strafe und durch Unterdrückung ihrer Eigenart.! Ihr Sklaven, gehorcht euern irdischen Herren in allen Stücken: nicht mit Augendienerei, um Menschen zu gefallen, sondern mit aufrichtigem Herzen als solche, die den Herrn fürchten! Alles, was ihr tut, das tut mit willigem Herzen, als gälte es dem Herrn und nicht Menschen! Ihr wißt doch, daß ihr zum Lohn dafür das (himmlische) Erbe von dem Herrn empfangen sollt. Ihr seid ja Sklaven des Herrn Christus. Wer Unrecht tut, den trifft dafür die wohlverdiente Strafe. Da gilt kein Unterschied. Ihr Herren, gebt euern Sklaven, was recht und billig ist! Bedenkt: auch ihr habt einen Herrn im Himmel! Beharrt im Gebet! Seid dabei wachsam Matth. 26,41. und seid dankbar! Betet auch für uns, daß Gott uns für die Predigt seines Wortes eine Tür auftue, damit wir das Geheimnis Christi, um dessentwillen ich auch in Ketten bin, verkündigen können. Ja betet, daß ich frei und offen davon reden kann, so wie es meine Pflicht ist Um dies zu können, mußte aber der Apostel aus der Gefangenschaft frei werden.! Geht weise um mit denen, die draußen sind Gemeint sind die Nichtchristen. Im Verkehr mit ihnen sollen die Gläubigen die Sache Christi in keiner Weise bloßstellen, namentlich nicht durch unzeitige Bekehrungsversuche., und benutzt dabei den rechten Augenblick! Eure Rede sei allezeit gewinnend und mit Salz gewürzt, so daß ihr einem jeden die rechte Antwort zu geben wißt! Über meine Lage wird euch Tychikus, der geliebte Bruder und treue Diener und Mitknecht in dem Herrn, ausführlich berichten. Ich sende ihn zu euch, damit er sehe, wie es euch geht, und er eure Herzen stärke Tychikus soll die Kolosser besonders stärken gegen die Verführungen der Irrlehrer.. Mit ihm kommt auch Onesimus, der treue und geliebte Bruder, euer Landsmann. Die beiden werden euch genau mitteilen, wie es hier steht. Es senden euch Grüße mein Mitgefangener Aristarchus Apg. 19, 29; 20,4; 27,2. und Markus Apg. 12,12; 13,5.13; 15,37.39; Philem. 24; 2. Tim. 4,11., der Vetter des Barnabas. Über ihn habt ihr besondere Anweisungen empfangen; wenn er zu euch kommt, so nehmt ihn freundlich auf! Auch Jesus mit dem Beinamen Justus Justus heißt: der Gerechte. läßt euch grüßen. Nur diese drei sind von den Judenchristen meine Mitarbeiter für Gottes Königreich, und sie sind mir ein rechter Trost. Es grüßt euch euer Landsmann Epaphras, ein Knecht Christi Jesu. Er ringt unablässig für euch im Gebet, daß ihr in allem, was Gott von euch verlangt, in voller Geistesreife und klarer Überzeugung feststeht Sie sollen namentlich den Irrlehrern gegenüber feststehen.. Ich muß ihm das Zeugnis geben: er ist in großer Sorge um euch und um die Brüder in Laodizea und Hierapolis. Es grüßen euch Lukas, der Arzt, der teure Mann, und Demas 2. Tim. 4,10.. Grüßt die Brüder in Laodizea, namentlich Nymphas und seine Hausgemeinde! Ist dieser Brief bei euch vorgelesen, dann sorgt dafür, daß er auch in der Gemeinde zu Laodizea verlesen werde, und lest ihr den Brief, den man euch aus Laodizea senden wird! Sagt dem Archippus Vgl. Philem. 2.: "Sieh zu, daß du das Amt, das du als Diener des Herrn empfangen hast, auch treu verwaltest!" Ich, Paulus, sende euch einen eigenhändigen Gruß Vgl. 1. Kor. 16,21; 2. Thess. 3,17.. Denkt an meine Ketten D.h.: betet für mich, daß ich frei werde!! Die Gnade sei mit euch!
Erster Brief an die Thessalonicher Paulus, Silvanus und Timotheus begrüßen die Gemeinde in Thessalonich, die mit Gott dem Vater und dem Herrn Jesus Christus in Gemeinschaft steht. Gnade sei mit euch und Friede! Wir danken Gott allezeit für euch alle, indem wir euer in unseren Gebeten gedenken. Denn fort und fort erinnern wir uns vor dem Angesicht unseres Gottes und Vaters an eure Arbeit im Glauben, eure Mühe in der (brüderlichen) Liebe und eure Ausdauer in der Hoffnung (auf das Kommen) unseres Herrn Jesus Christus. Wir wissen ja, von Gott geliebte Brüder, daß ihr auserwählt seid. Denn wir haben die Heilsbotschaft nicht nur mit Worten bei euch verkündigt, sondern auch in Kraft und im Heiligen Geist und mit großer Glaubenszuversicht. Es ist euch wohlbekannt, wie wir zu euerm Besten unter euch gewirkt haben. Und ihr seid uns und dem Herrn nachgefolgt. Denn trotz vieler Trübsal habt ihr mit jener Freude, die der Heilige Geist wirkt, das Wort aufgenommen, so daß ihr für alle Gläubigen in Mazedonien und Achaja ein Vorbild geworden seid. Denn von euch ist das Wort des Herrn (wie ein Posaunenhall) ausgegangen, und nicht nur in Mazedonien und Achaja, sondern überall ist euer Glaube an Gott bekannt geworden. Darum brauchen wir auch (zu anderen) nicht weiter darüber zu reden. Denn alle (die von euch sprechen) erzählen aus freien Stücken, welche (gastliche) Aufnahme wir bei euch gefunden, und wie ihr euch von den Abgöttern zu Gott bekehrt habt, um ihm, dem lebendigen, wahren Gott, zu dienen und seinen Sohn, den er von den Toten auferweckt hat, vom Himmel zu erwarten - Jesus, der uns vor dem kommenden Zorngericht bewahrt. Ihr wißt es selbst, Brüder, daß unser Aufenthalt bei euch nicht erfolglos gewesen ist. Sondern trotz der Leiden und Mißhandlungen, die wir vorher, wie euch bekannt ist, in Philippi erfahren hatten Apg. 16,20-24., gewannen wir doch im Vertrauen auf Gott den Mut, bei euch die Frohe Botschaft unter schwerem Kampf zu verkündigen Apg. 17,1ff.. Denn unsere Predigt stammt nicht aus Irrwahn oder Unlauterkeit, noch geht sie mit Täuschung um. Sondern da wir von Gott für würdig geachtet sind, mit der Heilsbotschaft betraut zu werden, so reden wir nun auch, nicht um Menschen zu gefallen, sondern Gott, der unsere Herzen prüft Jer. 11,20.. Denn wir sind nie mit Schmeichelworten umgegangen - das wißt ihr. Wir haben uns auch nie von Habsucht leiten lassen - des ist Gott Zeuge. Auch haben wir niemals Ehre von Menschen gesucht, weder von euch noch von anderen. Aber wir sind mit euch so zart und linde umgegangen wie eine Mutter, die ihre Kinder herzt und hegt. In solcher inniger Liebe zu euch waren wir bereit, euch nicht nur Gottes Heilsbotschaft, sondern auch unser Leben zu schenken, - so lieb hatten wir euch gewonnen. Ihr denkt gewiß noch, Brüder, an unsere Mühen und Beschwerden. Tag und Nacht haben wir gearbeitet, um bei der Verkündigung der Frohen Botschaft Gottes keinem von euch zur Last zu fallen. Ihr seid Zeugen und Gott, wie heilig und gerecht und untadelig wir mit euch Gläubigen umgegangen sind. Wie ein Vater seine Kinder, so haben auch wir - das wißt ihr - jeden einzelnen von euch ermahnt, ermuntert und dringend gebeten, so zu wandeln, wie es Gott würdig ist, der euch fort und fort zu seinem Königreich und zu seiner Herrlichkeit beruft. Deshalb danken wir auch Gott unablässig dafür, daß ihr das von uns verkündigte Wort Gottes nicht als Menschenwort aufgenommen habt, sondern - was es auch in Wahrheit ist - als Gotteswort, das sich auch in euch Gläubigen wirksam zeigt. Denn in der Gemeinschaft mit Christus Jesus seid ihr, liebe Brüder, Nachfolger der Gemeinden Gottes in Judäa geworden, weil ihr von euern Volksgenossen dasselbe erduldet habt, was jenen von den Juden widerfahren ist. Die haben den Herrn Jesus und die Propheten getötet und uns verfolgt; sie gefallen Gott nicht und sind aller Menschen Widersacher. Denn sie suchen uns daran zu hindern, den Heiden zu ihrem Heil zu predigen. So sind sie fort und fort dabei, das Maß ihrer Sünden vollzumachen. Der Zorn (Gottes), der sie vernichten soll, ist schon über sie gekommen In der damaligen Lage der Juden sah der Apostel schon den Beginn jenes Gerichtes, das im Jahr 70 n.Chr. durch die Zerstörung Jerusalems über sie gekommen ist.. Wenn wir, liebe Brüder, auch für kurze Zeit dem Angesicht, aber nicht dem Herzen nach von euch geschieden sind, so haben wir doch lebhaft und mit großer Sehnsucht nach einem Wiedersehen mit euch getrachtet. Deshalb wollten wir auch zu euch kommen - ich, Paulus habe diese Absicht wiederholt gehabt -, doch der Satan hat uns daran gehindert. Denn wer sonst als ihr ist unsere Hoffnung, Freude oder Ruhmeskrone vor dem Angesicht unseres Herrn Jesus Christus, wenn er wiederkommt? Ja, ihr seid unsere Ehre, unsere Freude! Wie wir es vor Sehnsucht nach euch nicht mehr aushalten konnten, deshalb entschlossen wir uns, allein in Athen zurückzubleiben, und schickten Timotheus, unseren Bruder und Gottes Diener an Christi Froher Botschaft, um euch für euern Glauben Stärkung und Trost zu bringen, damit niemand in den jetzigen Trübsalen wankend würde. Denn ihr wißt ja selbst, daß wir dazu bestimmt sind (Trübsal durchzumachen). Haben wir es euch doch, als wir bei euch waren, vorhergesagt, daß wir Trübsal leiden müssen. Und das ist nun, wie ihr erfahren habt, auch wirklich eingetroffen. So schickte ich denn, weil ich es nicht mehr aushielt, zu euch V. 1 und 2., um zu erfahren, wie es um euern Glauben stehe, ob euch etwa der Versucher verführt habe und unsere Arbeit vergeblich gewesen sei. Jetzt aber ist Timotheus von euch zu uns zurückgekehrt mit guter Botschaft über euern Glauben und eure Liebe und mit der Nachricht, daß ihr uns allezeit in gutem Andenken habt und voll Sehnsucht seid, uns wiederzusehen, - wie auch uns nach dem Wiedersehen mit euch verlangt. Nun sind wir, liebe Brüder, bei all unserer Not und Trübsal durch euern Glauben getröstet worden. Denn jetzt erst haben wir rechten Lebensmut, weil ihr in der Gemeinschaft des Herrn feststeht. Ja wir können Gott nicht genug danken für all die Freude, die wir euretwegen vor unserem Gott empfinden. Tag und Nacht flehen wir ihn innig an, er möge uns euch wiedersehen lassen, damit wir alles, was etwa noch in euerm Glaubensleben mangelt, in rechte Ordnung bringen können. Er, unser Gott und Vater, und unser Herr Jesus bahne uns den Weg zu euch! Euch aber erfülle der Herr mit reicher Liebe zueinander und zu allen Menschen - wie auch wir von Liebe zu euch überfließen. Dann werden eure Herzen fest, und ihr seid unsträflich in Heiligkeit vor unserem Gott und Vater, wenn unser Herr Jesus kommt mit allen seinen Heiligen. Ihr habt schon, liebe Brüder, von uns gehört, wie ihr wandeln müßt, um Gott zu gefallen. Und ihr seid auch auf dem rechten Weg. Doch nun bitten und ermahnen wir euch in dem Namen des Herrn Jesus: Schreitet ihr weiter vorwärts! Ihr wißt ja, welche Gebote wir euch im Auftrag des Herrn Jesus gegeben haben. Gott will, ihr sollt ein heiliges Leben führen und mit der Unzucht nichts zu schaffen haben. Darum sehe jeder von euch zu, ein Eheweib heimzuführen, um mit ihr in Heiligkeit und Ehrbarkeit zusammenzuleben Vgl. 1. Kor. 7,2.. Niemand lasse sich nach Art der Heiden, die Gott nicht kennen, durch sinnliche Lust dazu verführen, in die ehelichen Rechte seines Bruders überzugreifen und ihn durch Ehebruch zu betrügen Von den schwierigen Versen 4-6 habe ich eine freie Übersetzung gegeben.. Alle solche Sünden straft der Herr, wie wir euch schon früher gesagt und bezeugt haben. Denn Gott hat uns nicht dazu berufen, ein unreines, sondern ein heiliges Leben zu führen. Wer also (diese Mahnungen) mißachtet, der mißachtet nicht einen Menschen, sondern Gott, der euch auch seinen Heiligen Geist gegeben hat Vgl. Hes. 36,27.. Von der Bruderliebe braucht man euch nicht erst zu schreiben. Denn ihr habt selbst von Gott gelernt, einander zu lieben. Und ihr beweist das auch an allen Brüdern in ganz Mazedonien. Doch ermahnen wir euch, Brüder: Betätigt diese Liebe immer mehr! Seht es auch als Ehrensache an, still und friedlich eure Geschäfte zu besorgen und euch mit eurer Hände Arbeit euern Unterhalt zu verdienen. Das haben wir euch schon früher eingeschärft. Ihr müßt denen, die draußen sind "Draußen", außerhalb der Kirche sind alle Nichtchristen (Heiden und Juden)., durch euern Wandel ein gutes Vorbild geben und dürft nicht auf fremde Unterstützung angewiesen sein. Über die Entschlafenen wollen wir euch, liebe Brüder, nicht im ungewissen lassen, damit ihr nicht trauert wie die anderen, die keine Hoffnung haben Gemeint sind die Heiden.. Glauben wir, daß Jesus gestorben und auferstanden ist, so glauben wir auch, daß Gott durch Jesus die Entschlafenen wiederbringen wird, auf daß sie mit ihm vereinigt werden. Denn dies tun wir euch kund, gestützt auf ein Wort des Herrn: Wir, die Lebenden, die bis zur Wiederkunft des Herrn übrigbleiben D.h. die dann noch hier auf Erden sind., werden den Entschlafenen nicht zuvorkommen D.h. die Lebenden werden nicht eher beim Herrn sein als die Entschlafenen.. Sobald der Befehlsruf ergeht, die Erzengelstimme erschallt und Gottes Posaune ertönt Zu "Befehlsruf" vgl. Matth. 25,6, zu "Erzengelstimme" und "Posaune Gottes" vgl. Matth. 24,31; 1. Kor. 15,52; Offb. 8,2.6.7ff. - V.16 kann auch übersetzt werden: "Denn auf ein gegebenes Zeichen - wenn eine Erzengelstimme erschallt und Gottes Posaune ertönt - wird der Herr selbst" usw., wird der Herr selbst vom Himmel herabkommen, und dann ist das erste Ereignis, daß die im Glauben an Christus Gestorbenen auferstehen. Darauf werden wir, die Lebenden, die übrigbleiben, zugleich mit ihnen Den Auferstandenen. auf Wolken in die Luft entrückt Nachdem wir vorher, ohne den Tod zu sehen, verwandelt worden sind (1. Kor. 15,51ff.)., um dort dem Herrn zu begegnen, und so werden wir allezeit mit dem Herrn vereinigt sein. Tröstet einander mit diesen Worten. Was aber Zeit und Stunde (der Wiederkunft des Herrn) betrifft, liebe Brüder, so habt ihr darüber keine weitere Belehrung nötig. Denn es ist euch wohlbekannt, daß der Tag des Herrn kommt wie ein Dieb in der Nacht. Gerade wenn die Leute sagen: "Jetzt ist Friede und Sicherheit!", - dann überfällt sie ganz plötzlich das Verderben, gleichwie der Schmerz ein Weib, wenn ihre Stunde kommt, und es gibt kein Entrinnen für sie. Ihr aber, Brüder, seid nicht in Finsternis, so daß euch jener Tag nicht wie ein Dieb überraschen kann. Ihr seid alle Lichteskinder und Tageskinder. Wir haben nichts mit Nacht und Finsternis zu schaffen. So laßt uns denn nicht schlafen wie die anderen, sondern laßt uns wachen und nüchtern sein! Denn die da schlafen, die schlafen des Nachts, und die sich berauschen, die berauschen sich des Nachts. Wir aber, die Kinder des Tages, wollen nüchtern sein; dabei sollen Glaube und Liebe unser Panzer Vgl. Eph. 6,14. sein und unser Helm die Hoffnung auf Errettung Vgl. Jes. 59,17 und Eph. 6,17.. Denn Gott hat uns nicht dazu bestimmt, einem Zorngericht anheimzufallen, sondern Errettung zu erlangen durch unseren Herrn Jesus Christus. Der ist zu unserem Heil gestorben, damit wir, mögen wir wachen oder schlafen D.h.: mögen wir bei dem Kommen des Herrn noch leben oder entschlafen sein., zugleich mit ihm leben. Deshalb ermahnt einander und fördert einer den anderen, wie ihr es ja schon tut! Wir bitten euch, Brüder: Schätzt alle hoch, die sich unter euch (im Dienst des Herrn) abmühen und die eure Vorsteher sind in dem Herrn und euch zurechtweisen! Haltet sie ihrer Arbeit wegen der größten Liebe wert! Lebt unter ihrer Leitung in Frieden und Eintracht D.h. vielleicht: Laßt die Vorsteherfrage nicht zum Zankapfel werden!! Wir ermahnen euch auch, Brüder: Weist alle zurecht, die sich der Ordnung nicht fügen wollen, tröstet die Kleinmütigen Die Kleinmütigen sind wohl besonders solche, die bei den Trübsalen, die um des Glaubens willen über sie kamen, den Mut sinken ließen., steht den Schwachen bei und seid allen gegenüber langmütig und geduldig! Seht zu, daß niemand Böses mit Bösem vergelte, sondern jagt im Verkehr miteinander und mit allen Menschen stets dem nach, was (dem Nächsten) heilsam ist! Seid allezeit fröhlich, betet unablässig, seid in jeder Lage dankbar! Denn das will Gott in Christus Jesus von euch. Löscht das Feuer des Geistes nicht aus! Weissagungen verachtet nicht Vgl. Anm. 8 zu 1. Kor. 12.! Aber prüft sie alle Vgl. 1. Kor. 14,29.: das Echte darin haltet fest, alle falsche Münze meidet! Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch, damit euer ganzes Wesen nach Geist, Seele und Leib für die Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus in fleckenloser Reinheit bewahrt werde. Treu ist er, der euch ruft. Er wird sein Werk auch (in euch) vollenden. Brüder, betet für uns! Grüßt alle Brüder mit dem heiligen Kuß! Ich beschwöre euch bei dem Herrn: Laßt diesen Brief allen Brüdern vorlesen! Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch!
Zweiter Brief an die Thessalonicher Paulus, Silvanus und Timotheus begrüßen die Gemeinde in Thessalonich, die mit Gott unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus in Gemeinschaft steht. Gnade sei mit euch und Friede von Gott dem Vater und dem Herrn Jesus Christus! Wir sind Gott allezeit euretwegen Dank schuldig, liebe Brüder. Das ist recht und billig. Denn euer Glaube wächst außerordentlich, und die brüderliche Liebe mehrt sich bei jedem einzelnen von euch allen. Darum rühmen wir uns euer auch in den Gemeinden Gottes wegen eurer Standhaftigkeit und Glaubenstreue in allen Verfolgungen und Trübsalen, die ihr auszuhalten habt. Weil ihr so leiden müßt, läßt sich erwarten, daß Gott einst jenen gerechten Urteilsspruch fällen wird, wodurch euch das Königreich Gottes, für das ihr duldet als Belohnung zuerkannt werden soll. Denn es entspricht Gottes Gerechtigkeit, daß er denen, die euch Trübsal bereiten, Trübsal vergelte, euch aber, die ihr Trübsal leidet, zugleich mit uns Erquickung zum Lohn schenke. Das soll geschehen, wenn sich der Herr Jesus mit seinem Engelheer vom Himmel aus in Feuerflammen offenbart, um die zu strafen, die Gott nicht kennen und der Frohen Botschaft unseres Herrn Jesus keinen Glauben schenken Vgl. Jes. 66,15; Jer. 10,25; Ps. 79,6.. Ihr Lohn wird ewiges Verderben sein: sie werden verstoßen von des Herrn Angesicht und von der Herrlichkeit, die er durch seine Macht bereitet hat Vgl. Jes. 2,10.. (Dies Urteil wird sie treffen) an jenem Tag, wenn er kommt, um herrlich zu erscheinen in seinen Heiligen und bewundernswert in allen Gläubigen Vgl. Jes. 49,3; 2,11.17.. (Zu diesen zählt auch ihr.) Denn unser Zeugnis, das an euch ergangen ist, habt ihr im Glauben aufgenommen. Darum beten wir auch allezeit für euch, unser Gott möge euch des Heils, wozu er euch berufen hat, auch wert erachten und durch seine Kraft das Wohlgefallen an allem Guten und jenes Wirken, das aus dem Glauben kommt, zur Vollendung bei euch bringen. Dann wird der Name unseres Herrn Jesus sich in euch verherrlichen, und ihr sollt in ihm verherrlicht werden: so will es die Gnade unseres Gottes und des Herrn Jesus Christus. Was nun die Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus und unsere Vereinigung mit ihm betrifft Wörtlich: Zum Besten der Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus und unseres Versammeltwerdens zu ihm, d.h. um allen Irrtum von dieser Hoffnung fernzuhalten., so bitten wir euch, Brüder: Laßt euch doch nicht gleich verwirren und erschrecken, wenn ihr nach (mißverstandenen) Worten der Weissagung oder nach fälschlich uns zugeschriebenen mündlichen oder brieflichen Äußerungen behaupten hört, der Tag des Herrn sei schon da. Keiner soll euch irgendwie verführen. Denn (vor dem Tag des Herrn) muß zuerst der Abfall kommen und offenbar werden der Mensch der Sünde Der Widerchrist ist der Mensch der Sünde, weil sich in ihm alles, was Sünde ist, gleichsam verkörpert., "der Verlorene Der Widerchrist ist "der Verlorene", wörtlich: der Sohn des Verderbens, weil er dem ewigen Verderben anheimfällt (Offb. 19,19-21; vgl. Joh. 17,12).", jener Widersacher, der sich gegen alles erhebt, was Gott oder Gegenstand der Verehrung heißt, und der so weit geht, daß er sich in den Tempel Gottes setzt und sich als Gott erklärt Vgl. Dan. 11,36; Hes. 28,2; Jes. 14,14. Der Widerchrist wird göttliche Verehrung verlangen und sich durch Trugwunder als Gott auszuweisen suchen (Offb. 13).. Erinnert ihr euch nicht, daß ich euch dies gesagt habe, als ich noch bei euch war? Und ihr wißt auch, was ihn jetzt noch zurückhält, so daß er sich erst dann offenbaren kann, wenn seine Zeit D.h. die von Gott für sein Auftreten bestimmte Zeit. gekommen ist. Das Geheimnis der Gesetzlosigkeit ist freilich jetzt schon wirksam. Nur muß er, der es Das Auftreten des Widerchrists. bisher noch zurückhält, beiseite treten. Dann erst wird der Gesetzlose offenbar werden. Den wird der Herr Jesus mit dem (bloßen) Hauch seines Mundes umbringen und durch die herrliche Erscheinung seiner Gegenwart vernichten Vgl. Jes. 11,4 (Hiob 4,9); Offb. 19,11-21.. Das Auftreten des Gesetzlosen ist ein Werk des Satans: es wird begleitet sein von allen möglichen lügenhaften Kräften, Zeichen und Wundern und von lauter ungerechtem Trug. Das dient zum Schaden derer, die verlorengehen, und es ist die Strafe dafür, daß sie die Wahrheit, durch die sie errettet werden sollten, nicht liebgehabt und in ihr Herz aufgenommen haben Offb. 13,11-17.. Gerade darum Weil sie die Wahrheit nicht liebgehabt haben. läßt Gott Verführung über sie kommen, die so gewaltig wirkt, daß sie der Lüge Glauben schenken. So verfallen dem Gericht alle, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern Lust gehabt haben an der Ungerechtigkeit. Wir schulden Gott euretwegen allezeit Dank dafür, vom Herrn geliebte Brüder, daß euch Gott als eine Erstlingsschar erwählt hat, damit ihr durch die vom Geist gewirkte Heiligung und durch den Glauben, den die Wahrheit weckt, errettet werdet. Dazu hat euch Gott durch unsere Botschaft berufen: ihr sollt ja der Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus teilhaftig werden. So steht denn fest, Brüder, und haltet an den Überlieferungen, die ihr mündlich und brieflich von uns empfangen habt! Er aber, unser Herr Jesus Christus, und Gott, unser Vater, der uns geliebt und uns in seiner Gnade ewigen Trost und sichere Hoffnung gegeben hat, tröste eure Herzen und stärke sie in jedem guten Werk und Wort! Im übrigen, Brüder, betet für uns, daß sich das Wort des Herrn immer mehr verbreite und (überall), ebenso wie bei euch, seine Kraft entfalte! Betet auch, daß wir von den ruchlosen und bösen Menschen errettet werden Hier hat der Apostel seine Widersacher in Korinth im Auge.! Denn nicht alle sind empfänglich für den Glauben. Der Herr ist treu; er wird euch stärken und bewahren vor dem Bösen Dem Teufel.. Auf den Herrn bauend, haben wir das Vertrauen zu euch, daß ihr unsere Gebote jetzt und in Zukunft befolgt. Der Herr lenke eure Herzen zu der Liebe gegen Gott und zu der Standhaftigkeit, die Christus selbst bewiesen hat! Wir gebieten euch, Brüder, in dem Namen unseres Herrn Jesus Christus: Zieht euch von jedem Bruder zurück, der einen unordentlichen Lebenswandel führt und der Weisung, die ihr von uns empfangen habt, nicht gehorchen will! Ihr wißt ja selbst, wie ihr unserem Vorbild folgen müßt. Denn wir haben nicht unordentlich bei euch gelebt, auch nicht umsonst bei jemand Brot gegessen; sondern wir haben unter Mühen und Beschwerden Tag und Nacht gearbeitet, um keinem von euch zur Last zu fallen, - nicht als hätten wir kein Recht dazu gehabt; nein, wir wollten euch ein Vorbild zur Nacheiferung geben. Als wir bei euch waren, haben wir euch auch diese Regel eingeschärft: "Wer keine Lust hat zu arbeiten, der soll auch nicht essen." Nun hören wir, es gibt Leute bei euch, die unordentlich leben: sie arbeiten nicht, sondern treiben unnütze Dinge. Diesen Leuten gebieten wir mit ernster Mahnung im Namen des Herrn Jesus Christus, daß sie mit Ruhe arbeiten und ihr Brot verdienen sollen! Ihr aber, Brüder, werdet nicht müde, Gutes zu tun! Sollte jemand der Vorschrift, die wir in diesem Brief geben, nicht gehorsam sein, den merkt euch und brecht den Verkehr mit ihm ab, damit er in sich gehe! Betrachtet ihn aber nicht als Feind, sondern weist ihn zurecht wie einen Bruder! Der Herr des Friedens Vgl. Joh. 14,27. gebe euch allezeit in jeder Weise seinen Frieden! Der Herr sei mit euch allen! Ich, Paulus, füge einen eigenhändigen Gruß für euch hinzu Den übrigen Brief hat der Apostel durch einen anderen niederschreiben lassen, vielleicht durch Silvanus oder Timotheus (1,1).. Dies ist das Echtheitszeichen in jedem meiner Briefe. So ist meine Handschrift. Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen!
Erster Brief an Timotheus 1,1-2: Zuschrift und Gruß. Paulus, von Gott, unserem Retter, und von Christus Jesus, der unsere Hoffnung ist, zum Apostel Christi Jesu bestellt, entbietet seinem echten Glaubenssohn Timotheus seinen Gruß. Gnade, Barmherzigkeit und Friede sei mit dir von Gott dem Vater und dem Herrn Christus Jesus! 1,3-20: Mahnung zum Kampf gegen die Irrlehrer. a. Beschreibung der Irrlehrer (3-11). Wie ich dich einst bei meiner Abreise nach Mazedonien gebeten habe, in Ephesus zu bleiben, (so ermahne ich dich nun), gewissen Leuten (dort) einzuschärfen, nicht anderes (als die gesunde Lehre) zu verkündigen und sich nicht mit Fabeln und endlosen Geschlechterreihen zu befassen Vgl. Tit. 1,14; 3,9.. Das gibt nur Anlaß zu allen möglichen Streitfragen und hindert die Wirksamkeit eines Haushalters Gottes, die den Glauben fördern soll. Und was ist das Ziel der rechten Unterweisung? Liebe, die aus reinem Herzen fließt und aus einem guten Gewissen und ungeheucheltem Glauben. Davon sind manche abgeirrt und haben sich leerem Geschwätz zugewandt. Sie wollen Gesetzeslehrer sein und verstehen selbst nicht recht, was sie reden und behaupten Die Irrlehrer scheinen behauptet zu haben, auch die Christen müßten das mosaische Gesetz halten.. Nun wissen wir, daß das Gesetz heilsam ist, wenn ein Lehrer (im Unterricht) den rechten Gebrauch davon macht. Dann muß er aber die Erkenntnis haben, daß das Gesetz nicht für den Gerechten da ist, sondern für Frevler und Ungehorsame, für Gottlose und Sünder, für Unheilige und Ruchlose, für solche, die sich an Vater und Mutter vergreifen, für Mörder, Hurer, Knabenschänder, Seelenverkäufer, Lügner, Meineidige und alle, die sonst noch der gesunden Lehrer zuwiderhandeln. Diese Erkenntnis "Diese Erkenntnis" von der Bedeutung des Gesetzes; vgl. Röm. 6,14; Gal. 5,18. steht im Einklang mit der Frohen Botschaft, wodurch die Herrlichkeit Herrlichkeit ist hier wohl die ganze Gnadenfülle Gottes. des seligen "Selig" heißt hier vielleicht so viel wie: in sich selbst allgenugsam. Gottes kundgemacht wird, und womit ich betraut worden bin. b. Des Apostels Beruf zur Bezeugung der christlichen Wahrheit (12-17). Unserem Herrn Christus Jesus, der mir Kraft verliehen hat Zum Apostelamt., schulde ich Dank. Denn er hat mich für treu erachtet D.h.: er hat mich als einen angesehen, der Treue beweisen würde. und zu seinem Dienst bestellt, obwohl ich (ihn) früher gelästert und (seine Jünger) verfolgt und mißhandelt habe. Doch mir ist Erbarmen widerfahren; denn ich habe in Unwissenheit gehandelt, weil ich ungläubig war. Und die Gnade unseres Herrn hat sich überschwenglich reich (an mir) bewiesen: sie hat in mir jenen Glauben und jene Liebe erweckt, die sich in Christus Jesus finden Hier ist nicht nur von Christi Glauben, sondern auch von Christi Liebe die Rede; denn nur der Glaube gilt, "der sich durch Liebe wirksam zeigt" (Gal. 5,6). Vgl. 2. Tim. 1,13; 3,15. Auch R.F. Weymouth übersetzt hier in seinem New Testament in modern speech, London 1910: Be true to the faith and the love which are in Christ Jesus.. Es ist ein wahres Wort Diese Ausdrucksweise findet sich in den Pastoralbriefen noch 1. Tim. 3,1; 4,9; 2. Tim. 2,11; Tit. 3,8. und allgemeiner Anerkennung wert: "Christus Jesus ist in die Welt gekommen, um Sünder zu erretten." Ich bin der größte unter ihnen Vgl. 1. Kor. 15,9; Eph. 3,8.. Aber gerade deshalb ist mir Erbarmen widerfahren, weil Christus Jesus an mir, dem größten Sünder, den ganzen Reichtum seiner Langmut offenbaren und ein Beispiel davon geben wollte, was für Menschen durch den Glauben an ihn zum ewigen Leben kommen sollen. Ihm aber, dem König des Weltalls Tob. 13,6.10., dem unvergänglichen, unsichtbaren, alleinigen Gott, sei Ehre und Preis in alle Ewigkeit! Amen. c. Des Timotheus Aufgabe (18-20). Im Blick auf die Weissagungen, die früher über dich ergangen sind Wahrscheinlich bei seiner Berufung zum geistlichen Amt (vgl. Apg. 20,28, auch 13,2)., ermahne ich dich herzlich, mein Sohn Timotheus: sei ihrer eingedenk und kämpfe so den herrlichen Kampf; halte fest am Glauben und erhalte dein Gewissen rein! Auf dessen warnende Stimme haben einige nicht hören wollen, und darum hat ihr Glauben Schiffbruch gelitten. Zu diesen Leuten gehören Hymenäus 2. Tim. 2,17. und Alexander 2. Tim. 4,14 (?)., die ich dem Satan übergeben habe Vgl. 1. Kor. 5,5., damit ihnen unter seiner Züchtigung das Lästern vergehe Sie lästerten durch Irrlehre.. 2,1-15: Gottesdienstliche Anordnungen. a. Vorschriften für das Gemeindegebet (1-7). Ich verordne nun vor allem: Es sollen Bitten, Gebete, Fürbitten und Danksagungen dargebracht werden für alle Menschen, (besonders) für die Könige und alle (anderen) Machthaber, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit. Solches (Gebet) geziemt sich, und es gefällt (auch) Gott, unserem Retter, wohl. Er will ja, daß alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Denn es gibt (für alle Menschen und Völker) nur einen Gott, und es gibt auch nur einen Mittler zwischen Gott und Menschen: das ist der Mensch Christus Jesus, der sich für alle zum Lösegeld dahingegeben hat Vgl. Mark. 10,45.. Dies sollte zu der (von Gott) bestimmten Zeit bezeugt werden. Dazu bin ich - das ist die Wahrheit und keine Lüge - zum Herold und Apostel bestellt worden, um die Heiden den Glauben und die Wahrheit zu lehren. b. Vorschriften für das Verhältnis der Männer und der Weiber bei dem Gemeindegottesdienst (8-15). Ich bestimme nun: die Männer sollen an jedem (gottesdienstlichen) Versammlungsort die Gebete sprechen; dabei sollen sie heilige "Heilige" Hände: frei von Schuld; das Gegenteil in Jes. 1,15. Hände (zu Gott) erheben Die Hände wurden im Altertum beim Gebet erhoben, nicht gefaltet. und sich von Zorn und Streitsucht fernhalten. Auch die Frauen sollen beim Gebet zugegen sein[3]. Aber sie sollen in würdiger Tracht erscheinen, sich sittsam und bescheiden benehmen Vgl. 1. Kor. 11,5ff. und nicht prunken mit künstlichen Haarflechten, Goldgeschmeide, Perlenschmuck oder kostbarer Kleidung. Sie sollen sich vielmehr durch den Schmuck guter Werke auszeichnen; denn das ziemt sich für Frauen, die in Gottesfurcht wandeln wollen. Die Frau soll (beim Gottesdienst) in aller Unterordnung still zuhören. Ich erlaube keiner Frau, (öffentlich) zu lehren oder sich über den Mann zu stellen; sondern sie soll sich still verhalten. Denn Adam ist zuerst geschaffen worden, danach Eva. Auch hat sich Adam nicht verführen lassen, sondern das Weib ist verführt worden und in Übertretung gefallen. Die Frauen sollen aber (trotz Evas Übertretung) das Heil erlangen, wenn sie (in Erfüllung ihres Mutterberufs) Kinder gebären (und erziehen); nur müssen sie dabei auch mit aller Sittsamkeit in Glauben, Liebe und Heiligung beharren Nicht im Haschen nach einer ihnen versagten Wirksamkeit, sonder in der Erfüllung ihres natürlichen Berufs werden die Frauen das Heil erlangen, vorausgesetzt, daß sie auch die für alle Menschen unerläßlichen Heilsbedingungen erfüllen.. 3,1-16: Vorschriften über Älteste, Diakonen und Diakonissen. Es ist ein wahres Wort: "Wer seine Hand nach dem Bischofsamt ausstreckt, der begehrt ein köstliches Arbeitsfeld." Ein Bischof muß nun ohne Tadel sein, eines Weibes Mann "Eines Weibes Mann" kann nichts anderes bedeuten als "nur einmal verheiratet" (vgl. 1. Tim. 3,12; 5,10; Tit. 1,6). Der Apostel will hier eine zweite Ehe der Diener der Kirche nicht als Sünde erklären. Seine Worte sagen nur, daß sie der Würde und Ehrbarkeit widerstreite, die man bei den Ältesten oder Bischöfen und den Diakonen finden soll. Damit spräche der Apostel keine strengere Ansicht aus, als sie uns auch im israelitischen römischen Altertum begegnet. Dem Hohenpriester in Israel war es verboten, eine Witwe zu heiraten (3. Mos. 21,13-14), und bestimmten Priestern im alten heidnischen Rom, den Flamines, war die zweite Ehe und die Ehescheidung untersagt. In der alten Kirche hat die zweite Ehe für unvereinbar mit dem Priestertum gegolten, und in der morgenländischen Kirche dürfen die Priester bis auf den heutigen Tag keine zweite Ehe eingehen., ernst, besonnen, gesetzt, gastfrei, lehrtüchtig. Er darf kein Trinker und kein Händelsucher sein; er muß vielmehr sanftmütig sein und allem Streit aus dem Weg gehen. Er darf nicht geldgierig sein. Er muß seinem eigenen Haus gut vorstehen und seine Kinder zum Gehorsam und zu einem ehrbaren Lebenswandel anhalten. Denn wer sein eigenes Haus nicht in Ordnung halten kann, wie ist der fähig, für die Gemeinde Gottes zu sorgen? Kein Neugetaufter (soll sofort Bischof werden, damit er nicht, von Stolz verblendet, einem ähnlichen Strafgericht verfalle, wie es den Teufel getroffen hat Aus diesen Worten scheint zu folgen, daß der Teufel durch Hochmut gefallen ist. So könnte auch jemand, der schnell zum Bischofsamt befördert wird, leicht hochmütig werden und dadurch demselben Gericht verfallen wie der Teufel.. Der Bischof muß sich auch eines guten Rufs erfreuen bei denen, die außerhalb (der Kirche) stehen, damit er nicht dem Teufel Anlaß gebe, ihn zu verleumden und in seine Schlinge zu ziehen Kann einem Bischof wegen seines früheren Lebenswandels Böses nachgesagt werden, so bekommt dadurch der Teufel Anlaß, ihn bei der Gemeinde zu verleumden. Der Verleumdete kann dann leicht im Glauben schwach werden oder abfalle und so in des Teufels Schlinge geraten.. Die Diakonen sollen gleichfalls achtbare Männer sein Wie die Bischöfe oder Ältesten. Vgl. auch noch Anm. 3 zu Apg. 5.. Sie müssen sich hüten vor Doppelzüngigkeit Vielleicht geht dies auf den Verkehr der Diakonen mit den Gemeindegliedern: sie sollen nicht mit den einen so, mit den anderen anders reden., übermäßigem Weingenuß und schmutziger Gewinnsucht. Denn sie sollen das Geheimnis des Glaubens Sind mit dem Geheimnis des Glaubens die geheimnisvollen Glaubenswahrheiten gemeint, die nicht mit dem Verstand begriffen werden können? in einem reinen Gewissen bewahren. Auch sie sollen Ebenso wie die Bischöfe. zunächst (auf ihre Würdigkeit) geprüft und erst dann zum Dienst zugelassen werden, wenn keine Beschwerde gegen sie erhoben worden ist. Auch die Diakonissen müssen achtbar sein. Sie dürfen nicht klatschen und verleumden, sondern sie müssen ernst sein und in jeder Hinsicht zuverlässig Vgl. Röm. 16,1. Die Diakonissen sollten als erfahrene und in allen weiblichen Verhältnissen erprobte christliche Hausfrauen und Mütter die jüngeren Frauen der Gemeinde mit ihrem Rat und Zuspruch unterstützen (Tert. de virgin. vel. c.9). Im Abendland wurde durch Kirchenversammlungen des 5. und 6. Jahrhunderts die Anstellung von Diakonissen verboten, z.B. durch die französischen Synoden zu Orange (441) und Epaon (517). Im Morgenland dagegen hielten sich die Diakonissen bis ins 12. Jahrhundert. Hier hatten sie auch die Aufgabe, die auf dem Land wohnenden Frauen zur Taufe vorzubereiten und bei ihrer Taufe zugegen zu sein.. Die Diakonen sollen jeder eines Weibes Mann sein 3,2; Tit. 1,6. und ihre Kinder und Häuser gut in Ordnung halten. Denn solche Diakonen, die ihr Amt gut ausrichten, gewinnen eine ehrenvolle Stellung Dies bedeutet wohl: sie gewinnen eine ehrenvolle Stellung durch das Vertrauen und die Hochschätzung der Gemeinde. und können im Vertrauen auf Christus Jesus mit großer Zuversichtlichkeit (in der Gemeinde) auftreten. Dies schreibe ich dir, obwohl ich hoffe, recht bald zu dir zu kommen. Sollte sich aber meine Ankunft verzögern, so weißt du nun, wie du dich zu verhalten hast in dem Haus Gottes, das da ist die Kirche des lebendigen Gottes, die Säule und Grundfeste der Wahrheit. Und wahrlich, etwas Großes ist's um das Geheimnis der Gottseligkeit Das nun folgende liedähnliche sechsgliedrige Satzgefüge soll von der Größe und Erhabenheit des Geheimnisses der Gottseligkeit Zeugnis geben.! Der Das Wort "Gott" statt "der" ist allen alten Zeugen unbekannt; es findet sich erst gegen das Ende des vierten Jahrhunderts. offenbart ist im Fleisch In der sterblichen Menschheit (Joh. 1,14; 1. Joh. 4,2; 2. Joh. 7)., der ist gerechtfertigt worden durch den Geist Durch den Heiligen Geist wurde Christus als Sohn gerechtfertigt oder beglaubigt, vgl. Röm. 1,4. Im folgenden werden dann vier Tatsachen genannt, wodurch er als Gottes Sohn beglaubigt worden ist.: Er ist erschienen seinen Boten Gemeint sind hier wohl nicht Engel, sondern die Apostel, denen der Auferstandene erschienen ist, und die dann durch ihre Predigt unter den Völkern die Menschen zum glauben an Christus gebracht haben., gepredigt unter den Völkern, geglaubt in der Welt, aufgenommen in die Herrlichkeit Diese Worte werden am einfachsten auf die Himmelfahrt bezogen.. 4,1-5: Über zukünftige Irrlehrer. Der Geist verkündigt ganz ausdrücklich Durch Worte der Weissagung., daß in späteren Zeiten manche vom Glauben abfallen werden, weil sie irreführenden Geistern folgen und Teufelslehren, die von heuchlerischen Lügnern ausgehen: Von Menschen, die in ihrem Gewissen (gleich Verbrechern) ein Brandmal ihrer Schuld tragen Die Irrlehrer sind sich ihrer Sünden wohl bewußt, aber sie wollen sie unter dem Schein der Frömmigkeit, namentlich einer falschen Enthaltsamkeit, verbergen.. Diese Leute verbieten die Ehe und den Genuß von Speisen, die doch Gott geschaffen hat, damit sie von den Gläubigen, die die Wahrheit erkannt haben, mit Danksagung genossen werden In der nachapostolischen Zeit waren Saturnin, Marzion und die Enkratiten Feinde der Ehe und des Fleischgenusses.. Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut; und (darum) braucht man auch kein Nahrungsmittel (als böse) zu verwerfen, wenn man's mit Danksagung genießt. Es wird ja geheiligt durch Gottes Wort, das in dem Tischgebet zum Ausdruck kommt. 4,6-5,25: Das Verhalten des Timotheus gegenüber der Gemeinde: a. Vorschriften für Timotheus selbst (4,6-16). Wenn du so die Brüder unterweist, wirst du ein trefflicher Diener Christi Jesu sein; denn dann nährst du dich mit den Worten des Glaubens und der heilsamen Lehre, der du bisher gefolgt bist. Jene Fabeleien Die Fabeleien sind die Behauptungen der Irrlehrer. aber, die mit dem Heiligen nichts zu tun haben, und die nur leeres Geschwätz sind, die laß beiseite! Hingegen übe dich, in der Frömmigkeit zu wachsen! Denn die leibliche Übung bringt wenig Nutzen. die Frömmigkeit aber ist zu allem nütze, denn sie hat eine Verheißung für dieses Leben Vgl. Matth. 6,33. und das zukünftige Die leibliche Übung erzielt nur Kraft und Gewandtheit des Körpers. Dem Frommen aber wird durch Gottes Gnade das ewige Heil zuteil.. Das ist ein wahres Wort Nämlich: das V.8 Gesagte. und allgemeiner Anerkennung wert Vgl. 1,15.. Wir nehmen ja deshalb Mühe und Schande auf uns, weil wir auf den lebendigen Gott vertrauen: der ist der Retter aller Menschen und ganz besonders der Gläubigen. Dies Wahrscheinlich alles, was der Apostel bisher in seinem Brief dem Timotheus ans Herz gelegt hat. schärfe ein und lehre! Damit niemand deiner Jugend wegen War Timotheus, als ihn Paulus im Jahr 49 als seinen Mitarbeiter aufnahm (vgl. Apg. 16,1-3), etwa 25 Jahre alt, so zählte er damals, als Paulus Ende 62 oder Anfang 63 an ihn schrieb, etwa 38 Jahre; er war also für seine umfassende Aufgabe wirklich noch ein junger Mann. gering von dir denke, so sei in Wort und Wandel, in Liebe, Glauben und Sittenreinheit den Gläubigen ein Vorbild! Bis zu meiner Ankunft sorge dafür, daß die heiligen Schriften vorgelesen werden, und daß die Gemeinde Ermahnung und Belehrung empfange! Versäume nicht Etwa aus Schüchternheit., die Gnadengabe zu betätigen, die in dir wohnt, und die dir nach vorausgegangener Weissagung Vgl. 1,18. unter Handauflegung der Ältestenschaft (von mir) zuteil geworden ist Vgl. 2. Tim. 1,6.. Dies Das V.12-14 Gesagte. laß deine Sorge sein; dem gibt dich hin, damit alle deutlich sehen, wie du (im geistlichen Leben) fortschreitest! Achte beharrlich auf dein Verhalten und auf die Lehre, (die du vorträgst)! Tust du das, so wirst du dich und deine Hörer zum Heil führen. b. Vorschriften über Seelsorge (5,1-2), Witwen (3-16), Älteste (17-19) und Kirchenzucht (20-25). Auf einen älteren Mann schlage nicht (mit harten Worten) los, sondern sprich ihm zu, als wäre er dein Vater; jüngere Männer behandle wie Brüder, ältere Frauen wie Mütter, jüngere wie Schwestern, jedoch mit aller Sittsamkeit Und nicht mit verdächtiger Vertraulichkeit.! Unterstütze solche Witwen, die wirklich hilfsbedürftig sind! Hat aber eine Witwe Kinder oder Enkel, so sollen diese zunächst Ehe die Gemeinde helfend eintritt. lernen, ihren Angehörigen Liebe zu beweisen und ihren Müttern und Großmüttern die empfangenen Wohltaten zu vergelten. Denn das ist Gott wohlgefällig. Eine wirklich hilfsbedürftige Witwe, die ganz allein steht, die setzt ihre Hoffnung auf Gott und fleht und betet unablässig Tag und Nacht Wie Hanna Luk. 2,36f.. Eine Witwe aber, die ein ausschweifendes Leben führt, ist bei lebendigem Leib tot. Dies Das V.5 und 6 Gesagte. schärfe ihnen Den Witwen. ein, damit man ihnen Den Witwen. nicht vorwerfen könne! Sorgt ein Hausvater nicht für seine Hausgenossen Zum Haushalt gehörten auch die Sklaven. Der Bischof Cyprian verlangte von den christlichen Herren, sich auch der Pflege ihrer Sklaven anzunehmen. Das tat schon der Hauptmann in Kapernaum (Matth. 8,5ff.). und namentlich nicht für seine nächsten Verwandten, so hat er den Glauben verleugnet und ist schlimmer als ein Heide Jeder Hausvater soll nach Kräften so für seine Angehörigen sorgen, daß sie nicht nach seinem Tod hilflos dastehen und der Gemeinde zur Last fallen.. Eine Witwe darf nur dann in das Witwenverzeichnis aufgenommen werden, wenn sie mindestens sechzig Jahre alt ist Die Witwen, die in die Witwenklasse aufgenommen wurden, empfingen ihren Unterhalt von der Gemeinde und hatten dafür bestimmte Dienste zu leisten. Die alten Kirchenväter reden von Witwen, die eine Art Aufsicht über die weiblichen Gemeindeglieder, besonders die Witwen und Waisen führten; sie wurden durch Handauflegung eingesegnet und gelobten, nicht wieder zu heiraten. D.h. nur einmal verheiratet gewesen.. Sie muß eines Mannes Ehefrau gewesen D.h. nur einmal verheiratet gewesen. sein und sich durch gute Werke ein ehrenvolles Zeugnis erworben haben. Dahin gehört, daß sie Kinder großgezogen, Gastfreundschaft geübt, den Heiligen die Füße gewaschen, den Bedrängten geholfen, kurz, sich an allen möglichen Liebeswerken beteiligt hat. Jüngere Witwen weise ab Nimm sie nicht in das Witwenverzeichnis auf!! Denn wenn sie im Widerspruch mit dem Dienst Christi Dem sie sich angelobt haben. von Liebeslust gereizt werden, so wollen sie (wieder) heiraten. Damit setzen sie sich dann aber dem Vorwurf aus, daß sie ihr früher gegebenes Wort Sich dem Dienst der Gemeinde zu widmen. gebrochen haben. Zugleich gewöhnen sie sich daran Wenn sie infolge der Unterstützung der Gemeinde nicht für ihren Lebensunterhalt zu sorgen haben., in trägem Nichtstun von Haus zu Haus zu laufen; und nicht nur das, sondern bei ihrer Geschwätzigkeit und Neugier führen sie auch ungehörige Reden. Darum halte ich's für ratsam, daß jüngere Witwen (wieder) heiraten, Kinder gebären und das Hauswesen besorgen, so daß sie den Widersachern Der Frohen Botschaft. keinen Anlaß zu übler Nachrede geben. Denn manchen Von den jüngeren Witwen. haben sich schon vom rechten Weg Von dem Weg der Tugend und Keuschheit. abgewandt und sind dem Satan nachgefolgt. Hat irgendein weibliches Gemeindeglied Witwen (zu seiner Pflege und Handreichung), so soll es auch für sie sorgen. In solchem Fall darf die Gemeinde nicht beschwert werden, damit sie den wirklich bedürftigen Witwen ausreichend helfen könne Eine Witwe also, die ganz im Dienst einer weiblichen Privatperson steht, soll auch von dieser unterhalten werden; eine solche Witwe soll nicht von zwei Seiten Unterstützung empfangen: von der Privatperson und von der Gemeinde.. Die Ältesten, die als Vorsteher Tüchtiges leisten, ganz besonders solche, die sich's bei der Predigt und Belehrung (der Gemeinde) sauer werden lassen, die sollen durch eine doppelte Gabe geehrt werden Nach der alten Kirchenordnung der sogenannten apostolischen Konstitutionen sollte der Älteste von den Gaben der Gemeinde doppelt soviel erhalten wie die Witwen.. Denn die Schrift sagt: Du sollst einem dreschenden Ochsen nicht das Maul verbinden 5. Mos. 25,4., und: "Der Arbeiter ist seines Lohnes wert Vgl. Luk. 10,7.." Gegen einen Ältesten nimm keine Klage an, wenn nicht zwei oder drei Zeugen vorhanden sind Die die Anklage bestätigen können (5. Mos. 19,15).. Die (Ältesten), deren Schuld erwiesen ist, weise in Gegenwart aller Aller Ältesten. zurecht, damit auch die anderen gewarnt werden Sinn: damit auch die anderer Ältesten vor ähnlichen Vergehen gewarnt werden.! Vor Gott, dem Herrn Jesus Christus und den auserwählten Engeln ermahne ich dich ernstlich: führe diese Anweisungen In V.19 und 20. ohne Vorurteil Also nicht nach willkürlicher Meinung, ehe die Sache spruchreif ist. aus und tue nichts nach Gunst! Lege niemand übereilt die Hände auf und mache dich nicht an den Sünden anderer mitschuldig Es läßt sich nicht bestimmt sagen, welche Handauflegung bei der Einsetzung zum Amt oder an die Handauflegung bei der Erteilung der Absolution? In diesem Fall wäre die Meinung, daß die Absolution nur dann erteilt werden dürfe, wenn bei dem Büßenden gründliche Reue vorhanden sei.! Halte dich rein Aber übertreibe die Enthaltsamkeit nicht, sondern nimm Rücksicht auf deine Gesundheit (V.23).! Trinke nicht mehr ausschließlich Wasser, sondern wegen deines Magens und deiner häufigen Kränklichkeit genieße etwas Wein! Bei manchen Menschen liegen die Sünden so klar zutage, daß sie ihnen wie Vorboten auf dem Weg zum Gericht Gemeint ist jedenfalls das göttliche Gericht. Es handelt sich um himmelschreiende Sünden. voraneilen; bei anderen treten sie erst später ans Licht Nämlich an dem göttlichen Gerichtstag (vgl. 1. Kor. 4,5).. Ebenso ist's auch mit den guten Werken: einige sind ganz offenkundig; doch auch solche, mit denen sich's anders verhält, können nicht verborgen bleiben Wenn auch nicht auf Erden, so werden sie doch am göttlichen Gerichtstag offenbar. - Sollen V.24 und 25 das einleiten, was 6,1-2 den Sklaven eingeschärft wird? Die Fehler der Sklaven werden leicht offenbar, ihre guten Werke dagegen bleiben leicht verborgen, während es bei ihren Herren in der Regel umgekehrt ist. Da sollen nun die Sklaven dessen eingedenk sein, daß Gott alle richtet.. 6,1-21: Vermischte Vorschriften, Warnungen und Mahnungen. Alle, die als Sklaven unter einem Joch schmachten, sollen ihre Herren in jeder Weise ehren, damit der Name Gottes und die Lehre Der Frohen Botschaft. nicht verlästert werden Einer der besten Kenner des römischen Altertums, Theodor Mommsen, hat es für möglich erklärt, daß die Summe aller Leiden der Negersklaven, mit denen der römischen Sklavenschaft verglichen, nur ein Tropfen sei.. Die Sklaven aber, die Gläubige zu Herren haben, sollen deshalb, weil die Herren (christliche) Brüder sind, nicht geringere Ehrfurcht vor ihnen haben. Im Gegenteil, sie sollen ihnen um so williger dienen; denn sie haben es mit Gläubigen und Freunden zu tun, die ihre Wohltäter heißen wollen. Dies lehre und schärfe ein! Wer anders lehrt und sich nicht hält an die gesunden Aussprüche unseres Herrn Jesus Christus und an die Lehre, die der Frömmigkeit entspricht, der ist (von Hochmut) verblendet und hat kein rechtes Verständnis. Er krankt vielmehr an der Sucht, sich mit (müßigen) Streitfragen und Wortgezänk zu befassen. Daraus entstehen nur Neid, Hader, Schmähungen, aller mögliche schlimme Argwohn und fortwährende Reibereien. So sieht es aus bei Menschen, deren ganze Denkart verderbt ist, und die den Sinn für die Wahrheit verloren haben, so daß sie die Frömmigkeit nur als ein Mittel zum Gelderwerb betrachten. Allerdings liegen reiche Schätze in der Frömmigkeit, wenn sie mit Genügsamkeit verbunden ist Und sollten wir nicht genügsam sein? Wir haben ja usw. (V.7).. Wir haben ja Bei unserer Geburt. nichts mit in die Welt gebracht, und wir können auch nichts mit hinausnehmen. Haben wir Nahrung und Kleidung, so ist das für uns genug. Die nach Reichtum trachten, fallen in Versuchung und Schlingen und viel unvernünftige und schädliche Begierden, die die Menschen in den Abgrund des Verderbens stürzen. Denn die Geldgier ist eine Wurzel aller Übel. Gar manche, die ihre Hand nach dem Geld ausgestreckt haben, sind von dem Weg des Glaubens abgeirrt und haben sich selbst in bitteres Leid gebracht. Du, Mann Gottes D.h. Knecht, Diener Gottes; 2. Petr. 1,21 werden die Propheten des Alten Bundes Männer Gottes oder "gottgesandte Männer" genannt., fliehe dieses Laster Die Geldgier mit ihren schlimmen Folgen.! Trachte vielmehr nach der Gerechtigkeit und Frömmigkeit, nach dem Glauben und der Liebe, nach der Geduld und Sanftmut! Kämpfe den herrlichen Kampf des Glaubens, erringe das ewige Leben als Siegespreis! Dazu bist du berufen und hast in Gegenwart vieler Zeugen das herrliche Bekenntnis (deines Glaubens) abgelegt Gemeint ist hier wohl die Ablegung des Glaubensbekenntnisses bei der Taufe.. Vor Gott, der allen Dingen Leben gibt Ein Hinweis auf die Auferstehung und zugleich eine Mahnung für Timotheus, um des Glaubens willen auch den Tod zu erleiden (vgl. V.14 und 15)., und vor Christus Jesus, der unter Pontius Pilatus sein herrliches Bekenntnis mit dem Tod besiegelt hat, ermahne ich dich: Bewahre meine Lehre fleckenlos und unversehrt bis auf die Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus! Die wird uns zur rechten Zeit schauen lassen der selige und alleinige Machthaber, der König der Könige und Herr der Herren - er, der allein Unsterblichkeit hat, der in einem unzugänglichen Licht wohnt, den kein Mensch gesehen hat noch sehen kann. Ihm sei Ehre und Gewalt in Ewigkeit! Amen. Die Reichen in dieser Welt warne vor Hochmut! Sie sollen ihre Hoffnung nicht auf den unsicheren Reichtum setzen, sondern auf Gott, der uns alles, was wir nötig haben, in reicher Fülle schenkt. Sie sollen wohltun, an guten Werken reich werden, freigebig und mildtätig sein und sich so einen herrlichen Schatz für die Zukunft sammeln, damit sie das wahre Leben erlangen Vgl. Matth. 5,7.. O Timotheus, bewahre das dir anvertraute Gut Die christliche Heilswahrheit.; wende dich ab von dem unreinen, leeren Geschwätz und den Streitsätzen der fälschlich sogenannten Erkenntnis! Denn manche, die sich mit ihr eingelassen haben, sind vom Glauben abgeirrt. Die Gnade sei mit dir!
Zweiter Brief an Timotheus Paulus, durch Gottes Willen zum Apostel Christi Jesu bestellt, um das Leben zu verkündigen, das in der Gemeinschaft mit Christus Jesus zu finden ist, entbietet seinem geliebten Kind Timotheus seinen Gruß. Gnade, Erbarmen und Friede werde dir zuteil von Gott dem Vater und unserem Herrn Christus Jesus! Ich danke Gott, dem ich nach meiner Ahnen Vorbild mit reinem Gewissen diene, sooft ich fort und fort bei Tag und Nacht in meinen Gebeten dein gedenke. Ich vergesse nicht deiner Tränen Die du einst beim Abschied von mir geweint., und mich verlangt nach einem Wiedersehen mit dir. Das wäre der Gipfel meiner Freude. Dabei ist mir dein ungeheuchelter Glaube stets im Gedächtnis. Ein solcher Glaube hat auch schon gewohnt in deiner Großmutter Lois und in deiner Mutter Eunike. Nun wohnt er, wie ich fest vertraue, auch in dir. Darum Weil ich von deinem ungeheuchelten Glauben weiß. rufe ich dir mahnend zu: Fach an zu neuer Glut die Gnadengabe Gottes, die in dir ist durch meine Handauflegung! Denn Gott hat uns nicht einen Geist gegeben, der Verzagtheit wirkt, sondern einen Geist, der uns erfüllt mit Kraft, mit Liebe und mit nüchterner Besonnenheit Timotheus scheint mutlos und verzagt gewesen zu sein.. Darum schäme dich nicht, von unserem Herrn Zeugnis abzulegen Vgl. Röm. 1,16.! Schäme dich auch mein nicht, der ich um seinetwillen in Ketten liege! Sondern im Dienst der Heilsbotschaft sei ebenso wie ich bereit zu leiden! Dazu gibt Gott die Kraft. Er hat uns ja errettet und mit heiligem Ruf berufen - nicht wegen unserer Werke, sondern nach seinem freien Ratschluß -, um uns seine Gnade mitzuteilen. Die hat er uns in Christus Jesus schon seit ewigen Zeiten zum Besitz bestimmt. Doch jetzt erst ist sie offenbar geworden durch die Erscheinung unseres Retters Jesus Christus. Der hat des Todes Macht vernichtet und Leben und Unsterblichkeit ans Licht gebracht durch seine Frohe Botschaft. Ich bin dazu eingesetzt worden, sie als Apostel und als Lehrer mit lautem Heroldsruf zu verkündigen. Darum habe ich jetzt auch (Gefangenschaft) zu leiden. Aber ich lasse den Mut nicht sinken. Denn ich weiß, auf wen ich mein Vertrauen setze, und bin gewiß, er hat's in seiner Macht, das mir anvertraute Gut Das Apostelamt. bis auf "jenen Tag" zu bewahren So daß er das Apostelamt bis auf den Tag der Wiederkunft Christi treu ausrichtet.. Was du von mir gehört, das halte fest als Vorbild für gesunde Lehre in jenem Glauben und in jener Liebe, die sich in Christus Jesus finden! Bewahre das dir anvertraute köstliche Gut Deines Amtes (vgl. V.12). durch die Kraft des Heiligen Geistes, der in uns wohnt! Du weißt, daß alle Kleinasiaten, darunter Phygelus und Hermogenes, sich von mir abgewandt haben Vielleicht hatte der Apostel einflußreiche kleinasiatische Christen gebeten, nach Rom zu kommen, um als Entlastungszeugen für ihn aufzutreten. Aber sie ließen ihn aus Feigheit im Stich. Wie ganz anders hat sich da Onesiphorus gezeigt!. Der Herr schenke Barmherzigkeit dem Haus des Onesiphorus Onesiphorus selbst scheint nicht mehr am Leben gewesen zu sein.! Denn er hat mich oft erquickt Er hat dem Apostel in seiner Kerkerhaft alle nur mögliche Erleichterung verschafft und ihn auch durch seinen Zuspruch getröstet. und sich meiner Ketten nicht geschämt Er hat sich nicht gefürchtet, dem gefangen Apostel zur Seite zu stehen.. Vielmehr hat er bei seinem Aufenthalt in Rom Vielleicht war er dort in Handelsgeschäften. eifrig nach mir gesucht Es muß also selbst den römischen Christen damals unbekannt gewesen sein, wo Paulus eingekerkert war. und mich auch aufgefunden. Der Herr Gott. lasse ihn dafür Erbarmen finden bei dem Herrn Christus. an jenem Tag Am Tag des Gerichts.! Und welche Dienste er in Ephesus geleistet hat, das weißt du selbst am besten Weil ja Timotheus die Gemeinde in Ephesus leitete.. Du nun, mein Kind, erstarke in der Gnade, die in der Gemeinschaft mit Christus Jesus zu finden ist! Die Wahrheit, die du von mir vernommen hast, und die durch viele Zeugen bekräftigt wird, vertraue zuverlässigen Männern an, die tüchtig sind, auch andere zu belehren! Leide wie ich als rechter Streiter Christi Jesu! Ein Krieger, der zu Felde zieht, darf sich nicht in bürgerliche Geschäfte verstricken lassen; sonst kann er dem Feldherrn nicht gefallen, der ihn angeworben hat. Nimmt einer am Wettkampf teil, so erringt er keinen Siegerkranz, wenn er beim Kampf nicht den vorgeschriebenen Vgl. 1. Kor. 9,25. Regeln folgt. Der Landmann, der sich im Schweiße seines Angesichts müht, der hat den ersten Anspruch auf den Genuß der Früchte Nur wer treu und angestrengt arbeitet, darf des Erfolges sicher sein: das gilt für den Krieger, den Wettkämpfer und den Landmann.. Sinne über meine Worte nach! Der Herr wird dir schon in allem das rechte Verständnis geben Timotheus soll über die Bedeutung der Gleichnisse in V.4-6 für seine besondere Lage und Aufgabe nachsinnen.. Gedenke daran, daß Jesus Christus, aus Davids Stamm entsprossen, von den Toten auferstanden ist! So lautet ja die Frohe Botschaft, die ich verkündige Vgl. 1. Kor. 15,14-19.. Für diese Botschaft muß ich leiden, ja sogar in Ketten liegen, als ob ich ein Verbrecher wäre - doch Gottes Wort liegt darum nicht in Ketten Es wird frei verkündigt. -. Deswegen nehme ich alles auf mich um der Auserwählten willen, damit auch sie das Heil erlangen, das man in der Gemeinschaft Christi Jesu findet: ein Heil, verbunden mit ewiger Herrlichkeit. Es ist ein wahres Wort: Sind wir mit ihm Christus. gestorben, so werden wir auch mit ihm leben. Sind wir standhaft, so werden wir auch mit ihm herrschen. Wenn wir verleugnen, so wird Er Wörtlich: jener (ebenso auch in V.13a); vgl. 1. Joh. 2,6. uns auch verleugnen. Sind wir treulos, Er bleibt treu. Er kann sich nicht verleugnen Er kann seinem wahren Wesen nicht untreu werden. - V.11-13 sind vielleicht einem altchristlichen Gesang entlehnt.. Dies V.11-13. bringe in Erinnerung Nämlich: den Gläubigen. und ermahne sie feierlich vor des Herrn Angesicht, alles Wortgezänk zu meiden! Denn das bringt keinen Nutzen, sondern richtet die Hörer nur zugrunde. Trachte danach, in Gottes Augen tadelfrei dazustehen als ein Arbeiter, der sich (seines Werkes) nicht zu schämen braucht, da er das Wort der Wahrheit rein und angemessen vorträgt So daß er die Hauptsache Hauptsache sein läßt und sich nicht in unfruchtbare Nebendinge verliert.! Dem unreinen Geschwätz (der Irrlehrer) aber gehe aus dem Weg! Denn diese Leute versinken immer tiefer in Gottlosigkeit, und ihre Lehre wird um sich fressen wie ein Krebsgeschwür. Zu dieser Gesellschaft gehören Hymenäus und Philetus. Sie sind von der Wahrheit abgeirrt; denn sie behaupten, die Auferstehung sei schon geschehen Sie wollten wohl nur von einer geistlichen Auferstehung oder Wiedergeburt wissen., und suchen den Glauben bei manchen zu untergraben. Trotzdem Trotz des Treibens der Irrlehrer. bleibt der feste Gottesbau Die Kirche. bestehen. Er trägt die Inschrift: Der Herr kennt die Seinen Vgl. 4. Mos. 16,5 nach LXX.; und: "Es lasse ab von Ungerechtigkeit Wozu auch die Irrlehre gehört., wer des Herrn Namen anruft Vgl. Jes. 52,11.!" In einem großen Haushalt gibt es aber nicht nur goldene und silberne Gefäße, sondern auch hölzerne und irdene: die einen dienen einem ehrenvollen Zweck, die anderen nehmen Unrat auf Auch in der Kirche sind Gute und Böse, vgl. Matth. 22,10; Röm. 9,21.. Wer sich nun von den mit Unrat gefüllten Gefäßen Den Irrlehrern. rein erhält, der ist ein Gefäß für einen ehrenvollen Dienst, ein Gefäß von ganz besonderer Weihe, dem Hausherrn nützlich und für alle guten Zwecke brauchbar. Fliehe die Lüste des Jugendalters! Trachte nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe und Frieden in Gemeinschaft mit alle, die den Herrn aus reinem Herzen anrufen! Den törichten und unverständigen Erörterungen geh aus dem Weg! Denn du weißt, sie rufen nur Streitigkeiten hervor. Ein Knecht des Herrn aber darf nicht streiten. Er soll sich vielmehr gegen alle freundlich zeigen, tüchtig sein im Lehren, das Böse ertragen können und die Irrlehrer mit sanfter Schonung zurechtweisen. Denn Gott kann ja ihren Sinn noch ändern, daß sie die Wahrheit erkennen und wieder zur Besinnung kommen, Seinen Wörtlich: jenes, d.h. Christi (vgl. V.12.13a; 1. Joh. 2,6). Willen zu tun, wenn sie des Teufels Strick entronnen sind, der sie jetzt noch gefangenhält Ich setze ein Komma hinter [hyp' autou].. Das sollst du wissen: In den letzten Tagen werden schlimme Zeiten kommen. Denn da werden die Menschen selbstsüchtig sein und geldgierig, prahlerisch, übermütig, schmähsüchtig, den Eltern ungehorsam, undankbar, gottlos, lieblos, unversöhnlich, verleumderisch, ausschweifend, roh, Feinde alles Guten, verräterisch, leichtfertig, verblendet; sie werden Lust und Vergnügen mehr lieben als Gott; sie halten wohl noch fest an den äußeren Bräuchen der Frömmigkeit, aber sie geben ihr keinen Einfluß auf ihr Leben Wörtlich: "aber die Kraft verleugnen sie.". Solche Menschen meide! Zu dem Kreis dieser Leute gehören (jene Verführer), die sich in die Häuser einschleichen und besonders (leichtfertige, beschränkte) Weiber zu fangen suchen, die voller Sünden sind und von Leidenschaften aller Art beherrscht werden, die immer etwas Neues lernen wollen und dabei doch nie zu einer wirklichen Erkenntnis der Wahrheit kommen können. Gerade wie einst Jannes und Jambres Diese Namen der ägyptischen Zauberer (2. Mos. 7,11) stammen nicht aus der Bibel, sondern aus der jüdischen Überlieferung. gegen Mose auftraten, so treten auch diese Die Irrlehrer. gegen die Wahrheit auf: sie sind zerrüttet in ihrem Sinn Und darum können sie die Wahrheit nicht aufnehmen., und ihr Glaube hat die Probe nicht bestanden. Doch auf die Dauer haben sie keinen Erfolg. Denn alle werden ihren Unsinn (und Betrug) klar erkennen, wie es ja auch bei jenen Den ägyptischen Zauberern. der Fall gewesen ist Paulus sieht in den ägyptischen Zauberern Vorbilder jener Verführer, die durch ihre unheimlichen Künste dem Wirken der Apostel zu widerstehen suchten.. Du aber kennst genau meine Lehre, mein Leben und mein Streben, meinen Glauben, meine Langmut, meine Liebe, meine Ausdauer, meine Verfolgungen und meine Leiden. Du weißt, was mir widerfahren ist in Antiochia, Ikonium und Lystra Vgl. Apg. 13,50f.; 14,1-6.19.. Was für Verfolgungen habe ich durchgemacht! Und aus allen hat mich der Herr errettet. Doch auch alle, die in der Gemeinschaft Christi Jesu ein frommes Leben führen wollen Nicht nur Paulus., müssen Verfolgung leiden. Böse Menschen und Betrüger werden wohl äußerlich Erfolge haben, aber ihr Verderben wird desto ärger sein; denn sie sind Verführer und Verführte Sie verführen andere und werden selbst vom Teufel verführt.. Bleibe du treu bei dem, was du gelernt und von dessen Wahrheit du dich überzeugt hast! Bedenke, wer deine Lehrer gewesen sind Zunächst Paulus und Barnabas (vgl. Apg. 14,1ff.; 16,1-3)., und wie du von Kindheit auf die heiligen Schriften Des Alten Bundes. kennst! Die können dir, wenn du wie Christus Jesus glaubst, die Weisheit schenken, die zum Heil führt Nur wer wie Christus glaubt, findet im Alten Testament die Heilswahrheit. Und wie war denn Christi Glaube in bezug auf die Schriften des Alten Bundes? Er hat sie alle feierlich anerkannt als Gottes untrügliche Offenbarung (vgl. Matth. 5,1718; Luk. 24,27.44; Joh. 5,46-47). Ist daher dieser Vers 2. Tim. 3,15 nicht ganz besonders beachtenswert im Blick auf jene verderblichen Irrlehren, die gerade in unseren Tagen die Glaubwürdigkeit der heiligen Schriften des Alten Bundes zu untergraben suchen? Wer ist gegen diese Irrtümer gewappnet? Nur wer da glaubt wie Christus Jesus!. Jede Schrift Des Alten Testaments., weil von Gott eingegeben, ist auch nützlich zur Belehrung, zur Widerlegung Des Irrtums., zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit; so wird der Gottesmann Vgl. 1. Tim. 6,11. vollkommen D.h.: so, wie er sein soll. und ausgerüstet zu jedem guten Werk Wie zahlreich ist doch das Alte Testament in Neuen zu finden! Th. Randolph zählt im ganzen Neuen Testament 179 Anführungen aus dem Alten. Nach G.C. Knapp werden im Neuen Testament an 527 Stellen alttestamentliche Aussprüche oder Tatsachen mehr oder weniger bestimmt berücksichtigt. (Nach Baumgarten: Apostelgeschichte, Vorrede.). Ich beschwöre dich vor dem Angesicht Gottes und Christi Jesu, der Lebendige und Tote richten wird, wenn er erscheint in seiner Königsmacht: Verkündige das Wort, tritt damit auf, gerufen oder ungerufen; überzeuge, weise zurecht und ermahne mit allen Aufwand von Geduld und Lehrgeschick! Denn es kommt eine Zeit, da werden die Leute die gesunde Lehre unerträglich finden und sich immer neue Lehrer nach ihrem Geschmack suchen, weil sie hören wollen, was ihre Ohren kitzelt; von der Wahrheit werden sie ihr Ohr abwenden und sich den Fabeln zuwenden. Du aber sei in jeder Hinsicht nüchtern Sei im Geist klar und in der Lehre gesund!; sei bereit zu leiden; verrichte das Werk eines Verkündigers der Heilsbotschaft; sei treu in deinem Dienst bis ans Ende! Denn ich bin schon ein Todesopfer, und die Zeit meines Heimgangs ist da In Zukunft wird der Apostel dem Timotheus nicht mehr zur Seite stehen können, denn der Märtyrertod steht ihm bevor.. Den herrlichen Kampf habe ich gekämpft, den Lauf vollendet, die Treue gehalten. Nun liegt die Gerechtigkeit Vgl. Gal. 5,5. als Siegeskranz für mich bereit: den wird mir der Herr an jenem Tag zum Lohn schenken - er, der gerechte Richter; doch nicht mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung liebgehabt. Beeile dich, so schnell als möglich zu mir zu kommen Der Apostel fühlt sich vereinsamt und will auch Timotheus vor seinem Ende noch einmal sehen.! Denn Demas hat mich aus Liebe zu dem, was die jetzige Weltzeit bietet, im Stich gelassen und ist nach Thessalonich gegangen Kol. 4,14; Philem. 24. Vielleicht fürchtete Demas in der Gesellschaft des Apostels auch für sein eigenes Leben.; Kreszenz ist nach Gallien Wohl Südfrankreich. Kreszenz ist sonst unbekannt. gereist und Titus nach Dalmatien Dem südlichen Illyrien.. Nur Lukas ist noch bei mir. Nimm dir Markus zum Reisebegleiter und bring ihn mit, denn er kann mir gute Dienste leisten Z.B. beim Briefschreiben und Ausrichten von Botschaften.! Tychikus Apg. 20,4; Kol. 4,7; Eph. 6,21. habe ich nach Ephesus gesandt Vielleicht um Timotheus dort zu vertreten, wenn er nach Rom reiste.. Den Reisemantel, den ich in Troas bei Karpus zurückgelassen habe, bring mir mit, wenn du kommst, ebenso die Buchrollen und namentlich die Pergamentblätter Auf Pergament geschriebene Bücher waren wertvoller als die auf Papyrus geschriebenen. Pergament war ein Lederpapier, erfunden in der kleinasiatischen Stadt Pergamus oder Pergamon.! Der Metallarbeiter Alexander 1. Tim. 1,20? hat mir viel Böses zugefügt: der Herr wird ihm vergelten nach seinen Werken Vgl. Ps. 28,4.. Nimm du dich auch vor ihm in acht; denn er ist unseren Aussagen scharf entgegengetreten Alexander hat, wie es scheint, die Aussagen, die de Apostel bei seiner gerichtlichen Vernehmung machte, scharf angefochten und bestritten; er ist also mit voller Überlegung darauf ausgegangen, den Apostel zu verderben. Der Apostel erwähnt nun aber nicht nur seine eigenen Aussagen, sondern er redet von "unseren" Aussagen. Daraus darf vielleicht geschlossen werden, daß bei seinem Verhör auch christliche Freunde für ihn aufgetreten sind und zu seinen Gunsten Zeugnis abgelegt haben. Wie ganz anders war es dagegen mehrere Jahre zuvor bei seiner ersten Gefangenschaft in Rom! Da stand er ganz allein!! Als ich mich das erste Mal Während der ersten Gefangenschaft (Ende 60). vor Gericht zu verantworten hatte, da erschien niemand Von den christlichen Brüdern. als mein Beistand Und wie viele hätten damals durch ein offenes Zeugnis für ihn eintreten können!, sondern alle ließen mich im Stich Vgl. Phil. 2,21.. Möge es ihnen nicht zugerechnet werden Möge es ihnen Gott vielmehr verzeihen!! Der Herr aber hat mir damals beigestanden und mich gestärkt Er hat mir Kraft gegeben, mich so zu verteidigen, daß ich freigesprochen wurde.. Denn die Botschaft des Heils sollte durch mich völlig ausgerichtet werden Als Paulus zum erstenmal (58-60 n.Chr.) in Rom gefangen war, hatte er die Botschaft des Heils noch nicht völlig ausgerichtet; das geschah erst (wie ich diese Worte mit alten und neueren Auslegern verstehe), als er nach seiner Befreiung seine Wirksamkeit von neuem aufnahm., und alle Völker sollten sie vernehmen Das ist geschehen, als Paulus (wie ich annehme) in Spanien predigte. Da haben auch die Völker im Westen des römischen Reiches die Botschaft von Christus vernommen.. Deshalb bin ich auch errettet worden aus des Löwen Rachen Der Apostel entging bei seiner ersten Gefangenschaft durch Freisprechung dem sicheren Tode wie einst Daniel (Dan. 6,20).. Auch jetzt wird mich der Herr erretten von allen, was mir Schlimmes widerfährt Durch meine Feinde., indem er Durch einen seligen Tod. mich sicher geleitet in sein himmlisches Königreich. Ihm sei ehre in alle Ewigkeit! Amen. Grüße Priska und Aquila Apg. 18,2; Röm. 16,3. und die Angehörigen des Onesiphorus 1,16.! Erastus Apg. 19,22; Röm. 16,23. ist in Korinth geblieben; Trophimus habe ich krank in Milet zurückgelassen Hier kann die Reise Apg. 20 schon deshalb nicht gemeint sein, weil Trophimus damals mit Paulus nach Jerusalem reiste (Apg. 21,29).. Beeile dich, noch vor Eintritt des Winters hierher zu kommen Von Mitte November bis Mitte März war im Altertum die Schiffahrt eingestellt.! Eubulus, Pudens, Linus Linus wird als erster Bischof von Rom genannt., Klaudia und alle Brüder lassen dich grüßen. Der Herr Jesus sei mit deinem Geist! Die Gnade sei mit euch Mit Timotheus und der Gemeinde in Ephesus; vgl. Tit. 3,15.!
An Titus 1,1-4: Zuschrift und Gruß. Paulus, ein Knecht Gottes und ein Apostel Jesu Christi, entbietet seinem echten, im Glauben eng mit ihm verbunden Kind Titus seinen Gruß. - Ich bin ja dazu bestellt, Gottes Auserwählte zum Glauben zu führen und die Erkenntnis jener Wahrheit zu verbreiten, die einen frommen Wandel wirkt durch die Hoffnung auf das ewige Leben, das Gott, der nicht lügen kann, schon von Ewigkeit her in seinem Ratschluß bestimmt hat. Kundgemacht aber hat er sein Wort zur rechten Zeit durch die Verkündigung, mit der ich betraut worden bin nach dem Auftrag Gottes, unseres Retters -. Gnade sei mit dir und Friede von Gott dem Vater und unserem Erretter Christus Jesus! 1,5-16: Vorschriften für die Einsetzung von Ältesten (5-9) und für das Verhalten gegenüber den Irrlehrern (10-16). Dies ist der Grund, warum ich dich in Kreta gelassen habe: Du sollst die Dinge, die ich dort noch nicht erledigt, in Ordnung bringen. Vor allem sollst du nach meiner Anweisung in den einzelnen Städten Älteste einsetzen. Ein Ältester muß unbescholten sein und eines Weibes Mann Vgl. die Anmerkung zu 1. Tim. 3,2.. Hat er Kinder, so müssen sie im Glauben stehen Sie müssen auch Christen sein.; sie dürfen nicht den Ruf haben, daß sie ein liederliches Leben führen; auch dürfen sie (ihren Eltern) nicht ungehorsam sein. Denn jeder Bischof muß ein unbescholtener Mann sein Ältester und Bischof ist also dasselbe; vgl. Phil. 1,1; Apg. 20,17.28., - er ist ja Gottes Haushalter. - Er darf nicht selbstherrlich sein und nicht zum Zorn neigen. Er darf kein Trinker sein oder ein Mensch, der Händel sucht und schmutzige Gewinnsucht zeigt. Er soll vielmehr gastfrei sein, dem Guten zugetan, besonnen, gerecht, gottesfürchtig, voller Selbstbeherrschung. Er muß festhalten an dem zuverlässigen Wort (Gottes), worin er unterrichtet worden ist, damit er fähig sei, auch in der gesunden Lehre zu unterweisen und alle zu widerlegen, die ihre Wahrheit zu bestreiten suchen Die zahlreichen Bischöfe, die sich 325 in Nizäa versammelten, hatten zum weitaus größten Teil noch keine eigentlich gelehrte Bildung. So war Spirydion, Bischof zu Trimithunt auf Kreta, Schäfer und blieb es auch als Bischof (Socrat. I,12; Soz. I,11). Wir wissen aber, daß er die Heilige Schrift fleißig gelesen, fest an der Lehre der Kirche gehalten und ein recht frommes Leben geführt hat (A. Möhler: Athanasius, 2. Aufl., S.204).. Es gibt ja Nämlich: auf Kreta., namentlich unter den Judenchristen, viele Schwätzer und Verführer, die sich nicht unterordnen wollen. Diesen Leuten muß der Mund gestopft werden; denn sie machen ganze Familien unglücklich, indem sie aus schmutziger Gewinnsucht ungehörige Lehren vortragen. Einer ihrer Landsleute, ihr eigener Prophet Gemeint ist der kretische Dichter Epimenides, der im sechsten Jahrhundert v.Chr. lebte und im Altertum als ein Prophet galt., hat gesagt: "Kreter sind immer verlogen, sind Tiere und faule Gesellen Wörtlich: "sind bösartige Tiere und faule Bäuche". Kretisch reden hieß im Altertum soviel wie lügen. Tierische Roheit und träge Sinnlichkeit waren die Hauptlaster der Kreter.." Dies Zeugnis ist wahr. Darum weise sie scharf zurecht, damit sie im Glauben gesund bleiben und nicht hören auf jüdische Fabeln und auf Gebote solcher Menschen, die der Wahrheit den Rücken kehren Die jüdischen Fabeln waren vielleicht willkürliche Auslegungen des Alten Testaments und rabbinische Überlieferungen. Menschengebote sind wohl namentlich Speisegebote.! Den Reinen ist alles rein V.15 bezieht sich wohl zunächst auf die Speiseverbote der Irrlehrer.. Den Schuldbefleckten aber und Ungläubigen ist nichts rein, sondern bei ihnen ist beides befleckt: ihr Sinn und ihr Gewissen Sind Sinn und Gewissen der Menschen befleckt, so mißbrauchen sie alles nach ihrem bösen Willen.. Sie rühmen sich zwar, Gott zu kennen, doch mit ihren Werken verleugnen sie ihn. Sie sind Gott ein Greuel; denn sie gehorchen ihm nicht und können kein wahrhaft gutes Werk vollbringen. 2,1-3,7: Winke für die Unterweisung der Gemeinde: a) Regeln für die verschiedenen Stände (2,1-10. Du aber rede, was der gesunden Lehrer entspricht! Ermahne die älteren Männer, daß sie nüchtern seien, ehrbar, besonnen, gesund im Glauben, in der liebe und in der Geduld! Die älteren Frauen halte auch zu einem Wandel an, wie er sich für Heilige geziemt! Sie sollen nicht verleumden, auch nicht dem Laster der Trunksucht frönen, sondern in allem Guten unterweisen: sie sollen die jüngeren Frauen anleiten, ihre Männer und ihre Kinder liebzuhaben, sittsam und keusch zu sein, ihr Hauwesen gut in Ordnung zu halten und sich ihren Männern unterzuordnen, damit Gottes Wort nicht verlästert werde Nämlich: von den Ungläubigen.. Ebenso ermahne die jüngeren Männer zur Selbstbeherrschung und Sittsamkeit! Gib ihnen dabei durch dein Verhalten in jeder Hinsicht ein gutes Vorbild Ich setze ein Komma hinter [soophronein] und streiche es hinter [panta] V.7.! Verkündige die Lehre unverfälscht und mit würdevollem Vortrag; jedes deiner Worte sei gesund und einwandfrei: dann werden die Widersacher beschämt und können uns nichts Schlechtes nachsagen. Den Sklaven schärfe den Gehorsam gegen ihre Herren ein! Sie sollen ihnen in allen Stücken gefällig sein, keine Widerworte haben, nichts veruntreuen, sondern stets die rechte Treue beweisen, damit sie der Lehre Gottes, unseres Erretters, in jeder Hinsicht Ehre machen Ich setze ein Komma hinter [hypotassesthai] und tilge es hinter [paasin].. b) Begründung dieser Regeln (2,11-15). Denn "Denn": Begründung für alles von V.1-10 Gesagte. die Gnade Gottes, die alle Menschen retten kann und will, ist offenbar geworden. Sie will uns nun dazu erziehen, dem gottlosen Wesen und den weltlichen Lüsten völlig zu entsagen, verständig, gerecht und fromm in dieser Weltzeit zu leben und darauf zu warten, daß sich unsere beseligende Hoffnung erfülle durch die Erscheinung der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Erretters Jesus Christus. Der hat sich für uns hingegeben, um uns von aller Ungerechtigkeit loszukaufen und sich ein Volk zum Eigentum zu reinigen, das Eifer zeigt für gute Werke Vgl. Ps. 130,8; 2. Mos. 19,5; 5. Mos. 14,2; Hes. 37,23.. Das ist es, was du reden sollst. Ermahne und weise zurecht mit allem Nachdruck! Tritt so auf, daß niemand wagt, dich verächtlich zu behandeln! c) Von dem Verhalten gegen Nichtchristen (3,1-7). Bringe allen in Erinnerung, daß sie den obrigkeitlichen Gewalten untertan seien, ihren Befehlen gehorchen, sich an allen nützlichen Werken beteiligen, niemand schmähen, sondern sich friedfertig und nachgiebig zeigen und allen Menschen stets mit Freundlichkeit entgegenkommen! Auch wir sind ja einst unverständig, ungehorsam und verirrt gewesen; wir haben den mannigfachsten Begierden und Lüsten gedient und in Bosheit und Neid dahingelebt; wir sind verabscheuungswürdig gewesen und haben einander gehaßt. Als aber die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes, unseres Retters, erschien, da hat er uns nicht etwas wegen der gerechten Werke, die wir getan, das Heil gebracht; sondern in seinem Erbarmen hat er uns errettet durch das Bad der Wiedergeburt und die Erneuerung, die gewirkt wird durch den Heiligen Geist, den er durch Jesus Christus, unseren Retter, reichlich über uns ausgegossen hat. So sollen wir, durch seine Gnade gerechtfertigt, Erben werden des ewigen Lebens, auf das wir hoffen. 3,8-15: Besondere Anweisungen für Titus (8-11), persönliche Mitteilungen (12-14) und Grüße (15). Dies V.3-7. ist ein wahres Wort, und du sollst es fest einprägen. Denn die an Gott gläubig geworden sind, sollen auch darauf bedacht sein, sich guter Werke zu befleißigen Vgl. Matth. 5,16.. Das ist heilsam und bringen den Menschen Segen. Dagegen den törichten Grübeleien über die Geschlechterreihen Hier sind wohl u.a. die willkürlichen, besonders durch das Jubiläenbuch bezeugten sagenhaften Ergänzungen der alttestamentlichen Geschlechtsregister, namentlich aus der Erzväterzeit gemeint. und den Zänkereien und Streitigkeiten über das Gesetz geh aus dem Weg! Denn das ist nutzlos und unfruchtbar. Wer einer falschen Lehre folgt, den meide, wenn du ihn zweimal (vergeblich) zurechtgewiesen hast! Du weißt ja: ein solcher Mensch ist aus der rechten Bahn geraten und zieht sich durch seine Sünde selbst das Urteil zu. Sobald ich Artemas Artemas ist sonst unbekannt. oder Tychikus Vgl. Kol. 4,7; Eph. 6,21; 2. Tim. 4,12. Artemas oder Tychikus sollen vielleicht den Titus in Kreta ablösen. zu dir sende, komme eiligst zu mir nach Nikopolis Vielleicht ist Nikopolis in Epirus gemeint.! Denn dort gedenke ich den Winter über zu bleiben. Zenas, den Gesetzeslehrer, und Apollos rüste sorgfältig zur Weiterreise aus Zenas war früher ein jüdischer Gesetzeslehrer oder Rabbi wie Paulus. Apollos ist bekannt aus Apg. 18,24; 1. Kor. 3,5-6. Beide scheinen bei Titus in Kreta gewesen zu sein., damit es ihnen an nichts fehle! Auch unsere Leute sollen lernen, da, wo es nottut, hilfreich einzutreten Der Sinn ist: Die Christen in Kreta sollen Titus bei der Ausrüstung des Zenas und Apollos unterstützen., damit sie Früchte (ihres Glaubens) aufzuweisen haben. Alle, die bei mir sind, lassen dich grüßen. Grüße die Gläubigen, die uns liebhaben! Die Gnade sei mit euch allen Wenn der Brief auch für Titus persönlich bestimmt ist, so gilt der Segenswunsch doch allen Christen in Kreta.!
An Philemon Paulus, der im Dienst Christi Jesu in Ketten liegt, und der Bruder Timotheus, wir entbieten unserem geliebten Mitarbeiter Philemon, unserer Schwester Appia, unserem Mitkämpfer Archippus Appia war vielleicht Philemons Frau und Archippus sein Sohn. Archippus ist des Paulus Mitkämpfer, weil er mit ihm für die Sache Christi streitet. und deiner Hausgemeinde Gemeint sind Philemons Hausgenossen und nächster Freundeskreis. unseren Gruß. Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus! Ich danke meinem Gott jedesmal, wenn ich dein in meinen Gebeten gedenke. Höre ich doch fort und fort von deinem Glauben an den Herrn Jesus und von deiner Liebe zu allen Heiligen. Ich bete nun, die Glaubensgemeinschaft, in der du mit uns stehst, möge sich wirksam zeigen für die Sache Christi, so daß du alle uns verliehenen Heilsgüter dankbar zu schätzen wissest. Ja, durch deine (werktätige) Liebe habe ich viel Freude und Trost gehabt. Denn du, teurer Bruder, hast die Herzen der Heiligen erquickt. Kraft meiner Gemeinschaft mit Christus D.h. als Christi Apostel. könnte ich sehr kühn auftreten und dir vorschreiben, was du zu tun hast Paulus könnte dem Philemon gebieten, den Onesimus freundlich aufzunehmen.. Wenn ich aber an deine Liebe denke, so ziehe ich's vor, dir mit einer Bitte zu kommen. Ich, Paulus, ein alter Mann und jetzt noch obendrein um Christi willen in Gefangenschaft, ich bitte dich für mein liebes Kind, dessen Vater ich in meinem Gefängnis geworden bin Paulus ist des Onesimus geistlicher Vater geworden, weil er ihn zu Christus geführt hat.: für Onesimus Onesimus heißt: der Nützliche. Diesem Namen hat aber Onesimus bisher keine Ehre gemacht.. Der hat sich zwar früher bei dir als Nichtsnutz gezeigt, nun aber kann er uns beiden, dir und mir, von großen Nutzen sein. Ich schicke ihn dir zurück, ihn, das heißt: mein eigen Herz. Ich hätte ihn freilich gern an deiner Statt zu meinem Dienste hier behalten, während ich der Frohen Botschaft wegen im Gefängnis bin Paulus denkt an persönliche Dienste, die Philemon ihm leisten könnte, wenn er in seiner Haft bei ihm wäre.. Aber ohne deine Erlaubnis will ich nichts tun, denn du sollst dich nicht gleichsam gezwungen, sondern ganz freiwillig gütig zeigen Das tat Philemon, indem er Onesimus freiließ.. Vielleicht ist er auch gerade darum für kurze Zeit von dir getrennt worden, damit du ihn auf ewig zu eigen hättest Der christliche Bruderbund dauert ewig. - nicht mehr als Sklaven, nein, als einen, der viel höher steht als ein Sklave: als einen geliebten Bruder. Das ist er im schönsten Sinne mir, und dir wird er's noch mehr sein. Denn dir ist er ja zwiefach verbunden: dem Fleisch nach und auch im Herrn D.h. als Sklave und als christlicher Bruder.. Hältst du mich nun für deinen Freund, so nimm ihn auf wie mich selbst! Und hat er dich geschädigt, oder schuldet er dir etwas, so schreib es nur auf meine Rechnung! Ich, Paulus, - das gebe ich dir hier schriftlich - ich will's bezahlen. Ich will hier gar nicht davon reden, daß du bei mir noch Schulden hast: du schuldest mir dich selbst Denn durch Paulus war Philemon zum Glauben an Christus gekommen und hatte dadurch sein ewiges Heil gefunden.. Ja, Bruder, jetzt will ich Nutzen von dir ziehen im Sinne des Herrn. Mach meinem Herzen eine Freude, wie es Christus wohlgefällt Philemon soll dem Apostel Freude machen durch die gute Aufnahme des Onesimus.! Ich schreibe dir in der festen Überzeugung, daß du meinen Wunsch erfüllst. Ja ich weiß, du wirst noch viel mehr tun, als ich verlange Paulus erwartet, Philemon werde seinem Sklaven Onesimus die Freiheit schenken.. Zugleich aber rüste dich auch, mich als Gast aufzunehmen! Denn ich hoffe, ich werde euch durch eure Gebete wiedergeschenkt Paulus hofft also, nicht nur bald aus der Gefangenschaft frei zu werden, sondern auch nach Kolossä zu kommen, das er bis dahin noch nicht besucht hatte.. Epaphras Epaphras stammte aus Kolossä (Kol. 4,12)., der um Christi Jesu willen meine Gefangenschaft teilt, und meine Mitarbeiter Markus, Aristarchus, Demas und Lukas senden dir Grüße. Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit euerm Geiste Dieser Segenswunsch gilt dem Philemon und seiner Hausgemeinde.! Amen.
An die Hebräer 1,1 - 4,13: Christi einzigartige Hoheit. 1. Christus, der Sohn Gottes, ist hoch erhaben über die Engel und über Mose (1,1 - 2,18). Vielfach und mannigfaltig "Vielfach" bezieht sich auf die Zeit und die Personen, "mannigfaltig" auf die Art und Weise der Offenbarung (durch Weissagungen, Gesichte, Träume oder sinnbildliche Handlungen der Propheten: Jes. 8,1ff.; 20,1-3; Jer. 18,1ff.; 19,1ff.; Hes. 4,1ff.; 12,1ff.; Hos. 1,1ff.). hat Gott in vergangenen Zeiten zu den Vätern Gemeint sind die Vorfahren des Volkes Israel seit den Tagen Moses. geredet durch die Propheten. Jetzt aber am Ende der Tage hat er zu uns geredet durch den Sohn. Den hat er zum Erben aller Dinge bestimmt Vgl. Ps. 2,7f.; Röm. 8,17; Matth. 28,18., durch den hat er auch die Welt erschaffen Vgl. Kol. 1,16; Joh. 1,3.. Der ist der Abglanz seiner Herrlichkeit Vgl. Kol. 1,15; Weish. Salom. 7,26. und das Gepräge seines Wesens Hier ist zu denken an das Gepräge einer Münze oder an den Abdruck eines Siegels. Auch der jüdische Philosoph Philo von Alexandria, mit dem sich der Verfasser des Hebräerbriefes in seiner Ausdrucksweise oft berührt, nennt das Wort (den Logos) den Abdruck des Siegels Gottes.. Der trägt das Weltall durch sein Allmachtswort Vgl. Kol. 1,17.. Der hat die Reinigung von den Sünden vollbracht und sich dann gesetzt zur Rechten der Macht (Gottes) in der Höhe Während die Diener (auch die Engel) vor ihrem Herrn stehen, sitzt der Sohn auf dem Thron Gottes (Ps. 110,1).. Dadurch ist er so weit erhoben worden über die Engel, als der Name, den er zum Erbe empfangen hat Der Name Sohn., ihren Namen überragt. Denn zu welchem Engel hätte Gott je gesagt: Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt Ps. 2,7.? Und (zu welchem hätte er) ferner (gesprochen): Ich werde sein sein Vater, und er wird sein mein Sohn 2. Sam. 7,14; diese Stelle bezieht sich zunächst auf Salomo. In der hebräischen Bibel werden freilich auch die Engel "Söhne Gottes" genannt (1. Mos. 6,2; Hiob 1,6; 2,1; 38,7; Ps. 29,1; 89,7; Dan. 3,25). Aber in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments (der LXX), die der Verfasser des Hebräerbriefes ausschließlich benutzt, wird der hebräische Ausdruck "Söhne Gottes" durch "Engel Gottes" wiedergegeben (wenigstens im Buch Hiob und nach der alexandrinischen Handschrift der LXX auch in den beiden Stellen aus 1. Mos.). Darin liegt jedoch keine Schwierigkeit. Denn es heißt ja nicht: "Hat Gott je die Engel Söhne Gottes genannt?" Sondern es werden Stellen angeführt, worin Gott eine einzelne Person für seinen Sohn im höchsten Sinn des Wortes erklärt.? Wenn er aber den Erstgeborenen zum zweiten Mal in die Welt einführt Bei Christi Wiederkunft., dann erfüllt sich das Wort: Es sollen ihn anbeten alle Engel Gottes 5. Mos. 32,43 und Ps. 97,7 nach LXX.. Von den Engeln heißt es: Er macht zu Winden seine Engel, zu Feuerflammen seine Diener Ps. 104,4 nach LXX. Im hebräischen Text lautet der Vers: "Er macht Winde zu seinen Boten, zu seinen Dienern flammendes Feuer." D.h.: Gott macht sich Winde und Feuer zu besonderen Sendungen dienstbar (vgl. Ps. 148,8). Nach LXX aber ist der Sinn: Engel werden in Winde und Feuer verwandelt.. Von dem Sohn aber (steht geschrieben Ps. 45,7-8.): Dein Thron, o Gott, steht fest in alle Ewigkeit; und: Der Geradheit Der Gerechtigkeit. Zepter ist das Zepter deiner Königsmacht. Du hast Gerechtigkeit geliebt und hast gehaßt den Frevel Diese Worte beziehen sich auf das irdische Leben Christi.; darum hat, o Gott, dein Gott dich mehr mit Freudenöl Mit dem Geist der Freude, Kraft und Herrlichkeit. gesalbt, als einen deinesgleichen Als die Menschen, die der König Messias zu Genossen seiner Seligkeit und Herrlichkeit macht.. Und: Du hast im Anfang, Herr, der Erde Grund gelegt, und deiner Hände Werke sind die Himmel. Sie werden einst vergehen, du aber bleibst. Sie werden alle wie ein Kleid veralten, wie einen Mantel wirst du sie zusammenrollen: Sie werden sich verwandeln. Du aber bleibst derselbe, und deine Jahre nehmen nie ein Ende Ps. 102,26-28. Christus ist als Schöpfer ewig und unwandelbar.. Zu welchem Engel hätte er ferner je gesagt: Sitze du zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache Ps. 110,1. Ps. 110 hat für den Hebräerbrief entscheidende Bedeutung; manche wichtigen Stellen des Briefes sind nichts als die nähere Erklärung der Hauptsätze dieses Psalms.? Sind sie nicht alle (priesterlich) dienende Wörtlich: "liturgische Geister". Die Liturgie ist der Dienst am Altar. Geister, die als Helfer Wörtlich: "zur Diakonie". - Im Himmel dienen die Engel gleichsam als Priester (vgl. Jes. 6, 1-4), auf Erden als Diakonen. ausgesandt werden zum Besten derer, die das Heil erwerben sollen? Daher Wegen dieser einzigartigen Hoheit Christi. müssen wir ganz besonders achten auf das Wort Die Frohe Botschaft Christi., das wir gehört haben, damit wir nicht des Heils verlustig gehen. Denn ist schon das durch Engel verkündigte Wort Das mosaische Gesetz (vgl. Apg. 7,38.53; Gal. 3,19; 5. Mos. 33,2 nach LXX). streng verbindlich gewesen, so daß jede Übertretung und jeder Ungehorsam die gebührende Strafe empfingen: wie könnten wir da (dem Gericht) entrinnen, wenn wir ein so hohes Heil mißachten Das im Gesetz geoffenbarte Wort war zwar ein Gebot Gottes, aber es brachte keine Errettung von der Sünde und deren Folgen wie das durch Christus geschenkte Heil.? Dies Heil ist zuerst durch den Herrn (selbst Nicht durch Engel, wie das Gesetz.) verkündigt und uns durch die Hörer (seiner) Predigt zuverlässig überliefert worden Hier bezeichnet sich der Verfasser des Briefes als einen Schüler der Urapostel. Das paßt nicht auf Paulus, wohl aber auf Barnabas.. Zugleich hat Gott dafür Zeugnis abgelegt durch Zeichen, Wunder, mannigfache Kräfte und durch die Gaben des Heiligen Geistes, die er nach seinem Willen austeilt. Nicht Engel sind's, denen er die zukünftige Welt, von der wir reden, unterworfen hat. Sondern es hat einer irgendwo In Ps. 8,5-7. feierlich versichert: Was ist der Mensch doch, daß du sein gedenkst, was ist der Menschensohn Der Ausdruck "Menschensohn" bringt die Abhängigkeit des Menschen von Gott noch stärker zum Ausdruck als das einfache Wort "Mensch"., daß du so für ihn sorgst Wie klein und gering ist der Mensch im Vergleich mit dem gestirnten Himmel (Ps. 8,4), und wer sollte meinen, daß ihm Gott solche Herrlichkeit zugedacht hätte!? Du hast ihn nur auf kurze Zeit erniedrigt unter Engel, dann aber hast du ihn gekrönt mit Herrlichkeit und Ehre; das ganze Weltall hast du ihm gelegt zu Füßen und hast ihn über deiner Hände Werk gesetzt. Hat er ihm aber alles unterworfen, so gibt es nichts, was ihm nicht unterworfen wäre Vgl. 1. Kor. 15,27.. Jetzt freilich sehen wir noch nicht, daß ihm alles untertan ist. Wohl aber nehmen wir wahr Mit den Augen des Geistes., wie Jesus, der auf kurze Zeit unter die Engel erniedrigt war, damit er durch Gottes Gnade zu eines jeden Heil den Tod schmecke, nun, weil er den Tod erduldet hat, gekrönt ist mit Herrlichkeit und Ehre In Jesus, der in die Herrlichkeit Gottes erhöht worden ist, steht der Mensch schon jetzt an der Spitze der ganzen Schöpfung.. Denn V.10 beantwortet die Frage, warum Jesus gerade durch Leiden zur Herrlichkeit eingegangen ist. es ziemte ihm Gott., für den und durch den alle Dinge sind, und der viele Söhne zur Herrlichkeit führen wollte, den Begründer ihres Heils durch Leiden zu vollenden. Der da heiligt und die geheiligt werden D.h. Christus und die Christen., die haben ja alle denselben Vater Gott.. Darum schämt er Christus. sich auch nicht, sie seine Brüder zu nennen, wenn er sagt: Verkünden will ich deinen Namen meinen Brüdern, inmitten der Gemeinde will ich dir lobsingen Ps. 22,23.. An einer anderen Stelle heißt es: Ich werde mein Vertrauen auf ihn setzen Jes. 8,17. Christus stellt sich mit den Menschen, seinen Brüdern auf eine Stufe, indem er ebenso wie sie auf Gott vertraut.. Und ferner Jes. 8,18.: Hier bin ich, und hier sind die Kinder Der Ausdruck Kinder enthält im Griechischen den Begriff der Kleinheit und Unmündigkeit. Christus verachtet die Kleinen nicht, die ihm Gott zugewiesen hat, sondern er fühlt sich eins mit ihnen (vgl. Matth. 18,5-6)., die mir Gott gegeben Alle drei Bibelstellen in V.12 und 13 sollen zum Ausdruck bringen, wie völlig sich Jesus den Menschen gleichstellt und an ihrer Lage teilnimmt.. Da nun die Kinder Von denen V.13 die Rede ist. alle einen Leib von Fleisch und Blut an sich tragen, so hat er gleichfalls einen solchen Leib angenommen, um durch seinen Tod Den er nur erdulden konnte, weil er unser Fleisch und Blut, d.h. unsere sterbliche Menschheit, angenommen hatte. dem Herrn des Todes, dem Teufel Der Teufel hat den Menschen dadurch, daß er ihn zur Sünde verführte, auch dem Tod überliefert, vgl. Weish. Salom. 2,24., seine Macht zu rauben und die zu befreien, die durch Todesfurcht ihr ganzes Leben lang in Knechtschaft schmachteten Die Furcht vor dem Tod raubte dem gefallenen Menschen alle Freiheit und alle Freude am Leben.. Denn fürwahr, nicht Engeln reicht er helfend seine Hand, sondern den Nachkommen Abrahams Es werden hier nur Abrahams Nachkommen als die Erlösten genannt, weil sich der Verfasser ausschließlich an Judenchristen wendet.. Deshalb mußte er auch in jeder Hinsicht seinen Brüdern gleich werden, damit er Gott gegenüber ein barmherziger und zuverlässiger "Zuverlässig" bedeutet: auf den man sich verlassen kann. Hoherpriester würde, um des Volkes Gemeint ist das Volk des Neuen Bundes. Sünden zu sühnen Hier ist die Rede von dem sündentilgenden hohenpriesterlichen Wirken des erhöhten Christus.. Denn weil er gelitten hat und dabei selbst versucht worden ist, kann er nun auch denen, die versucht werden, ein Helfer sein Das sündentilgende hohepriesterliche Wirken Christi, d.h. die Geltendmachung seines am Kreuz vollbrachten Sühnopfers im Allerheiligsten des Himmels, wo er nun als Hoherpriester sein als Opferlamm vergossenes Blut aussprengt (3. Mos. 16,14-16; 1. Petr. 1,2; 1. Joh. 1,7): dies Wirken hat seine Voraussetzung in seiner Leidensfähigkeit während seines Erdenlebens. Das Leiden, namentlich das Todesleiden, war für Jesus eine Versuchung, in seinem Erlöserberuf schwankend zu werden (vgl. Matth. 26,37ff.).. 2. Ihm gilt es treu zu sein (3,1 - 4,13). Darum, ihr heiligen Brüder, ihr Mitgenossen einer himmlischen Berufung, schaut hin auf Jesus, den Gottesboten und Hohenpriester, den wir bekennen Mose war Gottes Bote an Israel, und Aaron war der Hohepriester des Volkes. Jesus vereinigt beide Ämter in seiner Person.! Wie Mose beweist auch er in seinem ganzen Haus Treue gegen Gott, der ihn beauftragt hat Nämlich: als Boten (wörtlich: Apostel) und Hohenpriester.. Doch überragt er Mose weit an Herrlichkeit, und zwar so weit, wie der Baumeister höher steht als das von ihm erbaute Haus Mose gehört selbst zu dem Haus des Alten Bundes: Christus dagegen ist der Erbauer des neutestamentlichen Hauses.. - Jedes Haus hat ja einen Baumeister, der Baumeister aller Dinge aber ist Gott Darum hängt es von dem Verhältnis zu Gott ab, welche Ehre jemand besitzt. Nun war Mose ein Diener Gottes, Christus aber ist der Sohn Gottes. -. Nun ist Mose treu gewesen in seinem ganzen Haus als ein Diener, der das kundmachen sollte, was Gott zu ihm redete Vgl. 4. Mos. 12,7-8.. Christus dagegen (ist treu) als Sohn, der da gesetzt ist über Gottes Haus. Dieses Haus sind wir, wenn wir die feste Zuversicht Zu Gott und seinen Verheißungen. und die freudige Hoffnung Auf Christi Wiederkunft. bis ans Ende unerschütterlich bewahren. Deshalb merkt auf das Wort des Heiligen Geistes: Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht, wie eure Väter es taten, als sie widerspenstig waren an jenem Tage, da sie mich versuchten in der Wüste 2. Mos. 17,1-7.. Dort In der Wüste. stellten eure Väter meine Langmut immer wieder auf die Probe Indem sie an Gottes Macht und Güte zweifelten., obwohl sie meine Wunderwerke sahen vierzig Jahre. Darum war ich zornig über dies Geschlecht und sprach: Stets wendet sich ihr Herz von mir, sie haben meine Wege nicht erkannt. Daher schwur ich in meinem Zorn: Nie sollten sie in meine Ruhe eingehen Ps. 95,7-11.! So seht denn zu, liebe Brüder, daß keiner von euch ein böses, ungläubiges Herz habe und abfalle von dem lebendigen Gott! Ermuntert vielmehr einander Tag für Tag, solange es noch "Heute" heißt D.h.: solange die Zeit der Gnade noch währt., damit keiner von euch verhärtet werde durch die trügerische Lockung der Sünde! Denkt doch daran: Wir sind Genossen des Messias D.h.: wir nehmen jetzt teil an den von Christus erworbenen Heilsgütern und sollen auch einst zu seiner Herrlichkeit gelangen., wenn wir die Glaubenszuversicht, die uns in den ersten Tagen Gemeint sind die ersten Tage ihres Christenstandes. erfüllte, bis ans Ende unerschütterlich bewahren Vgl. den Schluß von V.6.. Heißt es V.15 nehme ich als Vordersatz zu V.16.: Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht, wie eure Väter es taten, als sie widerspenstig waren -, nun, so frage ich: "Wer sind denn jene, die seine Stimme hörten und trotzdem widerspenstig waren?" Sind es nicht alle, die einst unter Moses Leitung aus Ägypten zogen? Und über welche Leute war er zornig vierzig Jahre lang? Waren das nicht jene, die da sündigten, und deren Leiber ein Grab gefunden haben in der Wüste 4. Mos. 14,29.? Und ferner: wer sind jene, denen er geschworen hat, sie sollten nicht in seine Ruhe eingehen? 4. Mos. 14,22f. Sind es nicht die, die ungehorsam waren? So sehen wir denn: ihr Unglaube ist schuld daran gewesen, daß sie nicht haben eingehen können Der Ungehorsam wurzelt in dem Unglauben, der Gottes Macht und Güte mißtraut. Und wegen ihres Unglaubens konnten die aus Ägypten befreiten Israeliten nicht in das Gelobte Land eingehen.. Da nun die Verheißung, zu seiner Ruhe einzugehen, noch der Erfüllung harrt, so laßt uns auf der Hut sein, daß niemand unter euch das Ziel verfehle! Denn gerade so wie jenen Den Israeliten zur Zeit Moses. ist ja auch uns Durch die Verkündigung der christlichen Wahrheit. die Freudenbotschaft Von Gottes Ruhe. zugegangen. Jenen aber hat die Botschaft, die sie hörten, nichts genützt, weil sie sie nicht im Glauben aufgenommen haben. Denn wir gehen nur in die Ruhe ein, sofern wir glauben. Ich schwur in meinem Zorn: Nie sollen sie in meine Ruhe eingehen Weil sie eben nicht glaubten.! So hat er gesprochen, obwohl seine Werke schon seit der Erschaffung der Welt vollendet waren Weil Gott seine Werke vollendet hatte, war er also auch schon zu seiner Ruhe eingegangen und hätte deshalb den Israeliten zur Zeit Moses diese Ruhe auch schenken können, wenn dies nicht wegen ihres Unglaubens unmöglich geworden wäre.. Denn an einer Stelle 1. Mos. 2,2. heißt es von dem siebenten Tag: Gott ruhte am siebenten Tag von allen seinen Werken. Trotzdem sagt er an dieser Stelle: "Nie sollen sie in meine Ruhe eingehen!" Der Eingang in die Ruhe steht also für einige noch in Aussicht. Jene Die Zeitgenossen Moses. aber, an die zuerst die Freudenbotschaft In die Ruhe einzugehen. erging, sind ihres Ungehorsams wegen nicht eingegangen. Darum bestimmt Gott mit dem Wort "Heute" von neuem einen Tag: das tut er nach so langer Zeit durch Davids Mut Und zwar in Ps. 95,11., wie schon gesagt ist: Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht! Hätte sie Die Israeliten. Josua damals in die Ruhe eingeführt, so würde Gott nicht später von einem anderen Tag reden An dem das Volk zu seiner Ruhe kommen soll. Die Ruhe in Kanaan unter Josua war also noch nicht die Gottesruhe, von der in Ps. 95,11 die Rede ist. Darin wird vielmehr auf die Ruhe im himmlischen Kanaan hingewiesen.. Es steht mithin dem Volk Gottes noch eine Sabbatruhe in Aussicht. Denn wer zu Gottes Ruhe eingegangen ist, der kommt damit auch zur Ruhe von seinen Werken D.h. von der Arbeit und den Mühsalen dieses Erdenlebens., wie Gott geruht hat von den seinen. So laßt uns denn Eifer zeigen, in diese Ruhe einzugehen, damit niemand ins Verderben falle und dann ebenso wie jene Die Israeliten während der Wüstenwanderung. durch den Ungehorsam ein warnendes Beispiel werde Für spätere Geschlechter.! Denn was Gott spricht Wie die in Ps. 95 ausgesprochene Drohung und Verheißung., das ist voll Leben und Kraft und schärfer als das schärfste Schwert: es dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist, Gelenke und Mark Der Sinn ist: Gottes Wort deckt die geheimsten Tiefen des menschlichen Inneren auf.; es ist auch fähig, des Herzens Gedanken und Absichten zu beurteilen. Ja nichts in der ganzen Schöpfung ist vor Gott verborgen; alles liegt unverhüllt und aufgedeckt vor seinen Augen. Und dieser Gott ist's, dem wir Rechenschaft zu geben haben. 4,14 - 10,18: Christi himmlisches Hohepriestertum. 1. Einleitung zu der Belehrung über das Hohepriestertum Christi (4,14 - 5,10). Weil wir nun einen großen Hohenpriester haben Rückkehr zu 2,17: Jesus, der große Hohepriester., der seinen Weg durch die Himmel genommen hat Um in das Allerheiligste einzugehen., Jesus, den Sohn Gottes, so laßt uns festhalten an unserem Bekenntnis An dem Bekenntnis des christlichen Glaubens.! Wir haben ja nicht einen Hohenpriester, der mit unseren Schwächen kein Mitleid haben könnte, sondern einen, der in jeder Hinsicht ebenso versucht ist wie wir, der aber nie gesündigt hat. Laßt uns deshalb mit Zuversicht dem Gnadenthron nahen Gottes Himmelsthron ist zu einem Gnadenthron geworden, seitdem Christus zur Rechten Gottes sitzt., damit wir Erbarmen erlangen und Gnade finden, wenn uns Hilfe not ist Besonders in den Versuchungen.! Jeder Hohepriester geht aus den Menschen hervor Erläuterung von 4,15. und hat die Menschen bei Gott zu vertreten, indem er Gaben und Opfer darbringt für die Sünden Wahrscheinlich denkt hier der Verfasser an die Opfer des großen Versöhnungstages.. Er ist imstande, die Unwissenden und Irrenden milde zu beurteilen Genauer: er kann in seinem Unwillen über die menschliche Sünde die rechte Mitte halten zwischen Leidenschaftlichkeit und Gleichgültigkeit., weil er selbst behaftet ist mit Schwachheit. Deshalb Wegen dieser Schwachheit. muß er auch nicht nur für das Volk, sondern ebenso für seine eigenen Sünden Opfer bringen 3. Mos. 9,7; 16,6.15.. Und niemand kann sich aus eigener Macht die hohepriesterliche Würde aneignen. Die empfängt nur, wer von Gott dazu berufen wird, wie dies auch geschehen ist mit Aaron Vgl. 2. Mos. 18,1. Aaron war der erste Hohepriester Israels.. Ebenso hat auch Christus das Hohepriestertum nicht eigenmächtig an sich gerissen. Gott hat ihn eingesetzt in dieses Amt, indem er zu ihm sagte: Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeugt Ps. 2,7 (vgl. 1,5; Apg. 13,33). Durch seine Verherrlichung ist Christus nicht nur als Sohn Gottes erwiesen (Röm. 1,4), sondern auch als Hoherpriester eingesetzt worden.. Und an einer anderen Stelle spricht er: Du bist ein Priester in Ewigkeit nach Melchisedeks Weise Ps. 110,4; 1. Mos. 14,18.. Christus hat in den Tagen seines Erdenlebens Gebet und Flehen unter lautem Rufen und Weinen zu dem emporgesandt, der ihn aus des Todes Rachen erretten konnte Hier ist an Christi Seelenkampf in Gethsemane zu denken., und er ist auch erhört worden wegen seiner Frömmigkeit D.h. wegen seiner Ergebung in des Vaters Willen (Matth. 26,39.42): Gott stärkte ihn, in Gethsemane zu überwinden (Luk. 22,43).. So hat er, obwohl er Gottes Sohn war, in seinem Leiden die Schule des Gehorsams durchgemacht. Nach seiner Vollendung D.h.: nach seiner Erhöhung in die himmlische Herrlichkeit (Gegensatz zu V.7: "in den Tagen seines Erdenlebens"). ist er dann für alle, die ihm gehorsam sind, der Spender ewigen Heils. Denn Gott hat ihn begrüßt Bei seiner Himmelfahrt (?). als einen Hohenpriester nach der Weise Melchisedeks Eben als Hoherpriester spendet Christus ewiges Heil (V.9). - V.7-10 sollen beweisen, daß Christus sich das Hohepriestertum nicht angemaßt, sondern daß er es von Gott empfangen hat.. 2. Ernste Worte an die Leser (5,11 - 6,20). Hierüber Über Christi himmlisches Hohepriestertum. hätten wir wohl viel zu sagen; aber es ist euch schwer klarzumachen, weil ihr im geistlichen Verständnis so träge geworden seid. Ihr solltet andere belehren, weil ihr die Wahrheit schon so lange kennt Dies stimmt auch zu der Annahme, daß sich der Hebräerbrief an die damals schon dreieinhalb Jahrzehnte bestehenden Gemeinden in Jerusalem und Palästina richtet.. Statt dessen habt ihr wieder einen Lehrer nötig, der euch in den allerersten Anfangsgründen der Offenbarungsworte Gottes Vgl. Röm. 13,2. unterweise. So ist es dahin gekommen, daß ihr nur Milch vertragt und keine feste Speise Vgl. 1. Kor. 3,1-3. Milch bedeutet die Anfangsgründe der christlichen Lehre (6,1ff.); feste Speise bedeutet die tieferen Wahrheiten für die gereiften Christen, besonders die Lehre von dem himmlischen Hohenpriestertum Christi.. Mit denen, die nur Milch genießen können, meine ich solche, die eine tiefe Unterweisung nicht verstehen; denn sie sind in bezug auf geistliches Verständnis noch unmündige Kinder. Für geistlich Reife Vgl. 1. Kor. 2,6; 14,20; Kol. 1,28; 4,12; Eph. 4,13; Phil. 3,15; Jak. 3,2. aber schickt sich feste Speise: sie haben durch Erfahrung ihren Sinn geübt, daß sie unterscheiden können, was heilsam oder schädlich sei Für die Förderung ihres geistlichen Lebens.. So wollen wir denn die Anfangsgründe der Lehre Christi jetzt beiseitelassen und uns dem zuwenden, was sich für geistliche Reife eignet. Wir wollen uns nicht von neuem mit der Grundlage Für das christliche Leben und die christliche Lehre. aufhalten: mit der Sinnesänderung, die sich von toten Werken Tote Werke sind Werke ohne Lebenskraft, Werke, die in der Abkehr von Gott, dem Quell und Geber des Lebens, vollbracht werden. abkehrt, und mit dem Glauben, der sich zu Gott hinkehrt, mit der Belehrung über Taufen Bei der Belehrung über die christliche Taufe mußte Judenchristen gegenüber auch von den im Gesetz Moses vorgeschriebenen Waschungen (9,10) und namentlich von der Johannestaufe die Rede sein (vgl. Apg. 19,1-5); daher wohl die Mehrzahl: Taufen. und Handauflegung Apg. 8,14-17; 19,1-6., über Totenauferstehung und ewiges Gericht Das Gericht heißt ewig, weil sein Urteilsspruch ewig gültig ist.. Dies wollen wir tun Nämlich: uns der Darlegung der tieferen Wahrheiten zuwenden (V.1)., wenn es Gott gelingen läßt Wenn er dem Wort des Verfassers Kraft gibt, die Trägheit der Leser zu überwinden. In einem Fall nämlich könnte der Verfasser sein Vorhaben in V.3 nicht ausführen: wenn die Leser abfielen. Denn seine Bemühungen könnten Abgefallene, die bewußt im Abfall bleiben, nicht zur Sinnesänderung führen.. Es ist ja unmöglich "Unmöglich" für menschliche Bemühungen, im besonderen für einen christlichen Lehrer, aber nicht unmöglich für Gott (vgl. Mark. 10,27)., solche, die einmal erleuchtet sind und die himmlische Gabe gekostet Vgl. Röm. 5,15.17. haben, die des Heiligen Geistes teilhaftig geworden und das tröstliche Wort Gottes und die Kräfte der zukünftigen Welt geschmeckt haben, aber trotzdem abfallen, ein zweites Mal zu erneuern, so daß sie zur Sinnesänderung kommen: dies ist unmöglich, wenn sie den Sohn Gottes zu ihrem Verderben immer von neuem kreuzigen und zum Gespött machen Das tun sie, indem sie sich auf den Standpunkt der ungläubigen Juden stellen, Christus verwerfen und ihn dem Hohn seiner Feinde preisgeben.. Denn ein Ackerfeld, das den reich niederströmenden Regen aufgesogen hat und denen, für die es bebaut wird, nützliches Gewächs hervorbringt, ein solches Feld wird von Gott mit immer reicherem Ertrag gesegnet. Trägt es aber Dornen und Disteln, so ist es wertlos und dem Fluch Dem göttlichen Fluch gänzlicher Unfruchtbarkeit. nahe; ja schließlich verbrennt man es mit Feuer Das Feuer verbrennt nicht nur die Dornen und Disteln, sondern es zerstört auch den Boden selbst (5. Mos. 29,22f.).. Wenn wir nun auch mit solcher Strenge reden In V.4-8., so sind wir dennoch überzeugt von euch, Geliebte Diese gewinnende Anrede kommt im ganzen Brief nur hier vor., daß euch ein besseres Los erwartet, und daß es etwas gibt, was eure endliche Errettung hoffen läßt Das ist die Erwägung, Gottes Gerechtigkeit werde das frühere Verhalten der Leser, Insonderheit ihre frühere Liebestätigkeit, nicht unbeachtet lassen. Weil die Leser früher Gott treu gedient haben, darum hat Gott auch Geduld mit ihnen; er gibt ihnen Zeit und Gelegenheit, sich aus ihrer Trägheit wiederaufzuraffen, damit sie endlich doch die Errettung am Tag Christi erlangen.. Gott ist ja nicht ungerecht, daß er vergäße eurer Arbeit und der Liebe, die ihr zur Ehre seines Namens früher Hier kann man denken an Apg. 2,44f.; 4,34f. und auch jetzt noch durch Unterstützung der Heiligen Der christlichen Glaubensbrüder. bewiesen habt. Es ist nun unser Herzenswunsch, ein jeder von euch möge auch denselben Eifer Wie bei der Übung tatkräftiger Liebe. beweisen, wenn es sich darum handelt, die Hoffnung in Kraft und Zuversicht bis ans Ende festzuhalten. Denn ihr sollt nicht träge werden, sondern denen nachfolgen, die durch Glauben und Beharrlichkeit die Verheißungen erben. Als Gott Abraham Seinem Vorbild im geduldigen Ausharren sollen die Leser besonders nachfolgen. die Verheißung gegeben hatte 1. Mos. 12,7; 17,1-8; 18,17-19., da schwur er, weil er bei keinem Größeren schwören konnte, bei sich selbst und sprach: "Wahrlich, ich will dich mit Segen überschütten und will dir eine große Schar Nachkommen schenken Nach 1. Mos. 22,16f.." So erlangte Abraham durch geduldiges Ausharren, was ihm Gott verheißen hatte. Menschen schwören ja bei einem, der größer ist als sie: so dient der Eid bei ihnen zur Bekräftigung der Aussage, gegen die sich kein Widerspruch mehr erheben kann. Deshalb ist auch Gott, um den Erben der Verheißung Erben der Verheißung sind die Christen als die geistlichen Söhne Abrahams. noch nachdrücklicher Als es durch ein bloßes Wort geschehen konnte. die Unwandelbarkeit seines Ratschlusses zu beweisen, mit einem Eid als Bürge eingetreten. So sollten wir durch zwei unwandelbare Tatsachen Durch die Verheißung und den Schwur (V.13)., bei denen Gott unmöglich gelogen haben kann, aufs kräftigste ermuntert und getröstet werden Besonders in Zweifeln und Versuchung. - wir, deren Zufluchtsort es ist, die dargebotene Hoffnung festzuhalten. Diese Hoffnung ist für uns ein zuverlässiger, sicherer Anker unserer Seele Ein Anker, der in allen Stürmen festen, sicheren Halt gewährt., und sie dringt Alle Hemmnisse überwindend. bis in die Stätte hinter dem Vorhang Hier ist der Vorhang gemeint, der in der Stiftshütte das Heilige von dem Allerheiligsten trennte; der Sinn ist also: die Hoffnung dringt bis in das Allerheiligste, bis in die unmittelbare Gegenwart Gottes.. Dorthin ist Jesus uns zum Heil als unser Vorläufer eingegangen Vgl. Joh. 14,2., als er nach Melchisedeks Weise Hoherpriester ward in Ewigkeit. 3. Die Person des himmlischen Hohenpriesters (7,1-28). Dieser Melchisedek Vgl. 1. Mos. 14,17-20. Mit 7,1 beginnt die 5,10f. angekündigte Vergleichung zwischen Christus und Melchisedek. war König von Salem Salem ist Jerusalem. und ein Priester Gottes des Höchsten. Er ging Abraham entgegen, als dieser nach dem Sieg über die Könige heimkehrte. Ihm gab Abraham auch den Zehnten von der ganzen Kriegsbeute Durch die Entrichtung des Zehnten erkannte Abraham Melchisedeks Priestertum an.. Nach der Bedeutung seines Namens ist Melchisedek zuerst "ein König der Gerechtigkeit". Dann ist er auch König von Salem, das heißt "ein König des Friedens". Die Schrift nennt nicht seinen Vater, seine Mutter, seinen Stammbaum. Sie schweigt auch von seinem Lebensanfang und seinem Lebensende Dieses Schweigen der Schrift ist bedeutungsvoll. Der Priester des Alten Bundes mußte dem Geschlecht Aarons angehören (4. Mos. 3,10), und er mußte seinen Stammbaum nachweisen können (Neh. 7,63f.). Im Unterschied von diesem Priestertum des Alten Bundes ist Melchisedeks Priestertum rein persönlich und darum höher. Auch Christus gehörte ja nicht dem Geschlecht Aarons an (7,13f.).. Darin In der Anfangs- und Endlosigkeit seines Lebens. wird er von der Schrift ganz dem Sohn Gottes gleichgestellt Der ja ewig ist.. Eben dieser Melchisedek bleibt Priester für immer Die Schrift sagt nichts davon, daß Melchisedeks Priestertum aufgehört habe; so ist Melchisedek ein Vorbild des ewigen Hohenpriesters Christus (6,20).. Bedenkt, wie hoch und erhaben dieser Mann sein muß, dem der Erzvater Abraham sogar den Zehnten von den besten Beutestücken gegeben hat! Wohl werden auch die von Levis Nachkommen, die das Priestertum empfangen, durch eine Vorschrift des Gesetzes 4. Mos. 18,21ff. dazu angewiesen, von dem Volk, das heißt also: von ihren Brüdern, die doch ebenso wie sie von Abraham abstammen, den Zehnten zu erheben. Hier dagegen hat einer, der gar nicht zu ihrem Geschlecht gehört, von Abraham den Zehnten erhoben und den Inhaber der Verheißung gesegnet Melchisedeks Priestertum muß viel höher stehen als das levitische; denn er hat es an Abraham, dem Stammvater Israels, ausgeübt und den gesegnet, der nach Gottes Verheißung selbst ein Segen für alle Völker sein sollte.. Nun läßt sich aber nicht bestreiten, daß das Geringere von dem Größeren gesegnet wird In Gottes Auftrag kann nur ein Höherstehender einen anderen segnen.. Und ferner: Hier In dem levitischen Priestertum, das zu des Verfassers Zeiten noch bestand. empfangen sterbliche Menschen den Zehnten; dort In der Vergangenheit, als Melchisedek lebte. aber empfängt ihn einer, von dem bezeugt wird, daß er lebe Denn die Schrift sagt nichts von Melchisedeks Lebensende (V.3).. Ja in und mit Abraham hat auch sozusagen Levi selbst, der den Zehnten empfängt, den Zehnten entrichtet. Er war ja noch in seines Stammvaters Lenden, als Melchisedek mit diesem zusammentraf Levi ist also Melchisedek untergeordnet.. Wäre nun freilich durch das levitische Priestertum Vollkommenheit erzielt worden D.h.: wäre der Mensch dadurch zu dem eigentlichen Ziel seiner Bestimmung gelangt, die er nur in Christus erreichen kann. - und auf diesem Priestertum beruht ja das Gesetz, das dem Volk gegeben ist -, warum mußte dann ein ganz neuer Priester "nach der Weise Melchisedeks" auftreten? Warum wurde nicht geredet von einem Priester "nach der Weise Aarons"? Ändert sich aber das Priestertum, so ändert sich damit auch notwendig das Gesetz. Der, von dem jene Worte In Ps. 110,4. gelten, gehörte ja einem anderen Stamm an, aus dem niemand am Altar gedient hat. Denn es ist doch allbekannt, daß unser Herr aus Juda hervorgegangen ist; und von Priestern aus diesem Stamm hat Mose kein Wort gesagt. Noch klarer wird diese Tatsache Die Tatsache, daß sich das Gesetz ändert (V.12). dadurch, daß ein ganz anderer Priester auftritt. Der ist Melchisedek ähnlich und empfängt sein Amt nicht nach einem Gesetz, das nur leibliche Abstammung Von Levi. fordert, sondern er besitzt das Priestertum, weil ihm die Kraft eines unvergänglichen Lebens innewohnt. Es wird ihm ja bezeugt: Du bist ein Priester in Ewigkeit nach Melchisedeks Weise. Damit wird nun allerdings die bis dahin gültige Priesterordnung Die levitische. aufgehoben, weil sie unwirksam und nutzlos war, - das Gesetz hat ja keine Vollkommenheit erzielt -; und zugleich wird Durch Christi Priestertum. eine bessere Hoffnung Vgl. 6,18f. eingeführt, durch die wir uns Gott nahen dürfen Also gleichsam in das Allerheiligste Zutritt haben.. Ferner ist Christus auch nicht ohne Eid als Priester eingesetzt worden. Jene Die levitischen Priester. sind ohne Eid ins Priesteramt gekommen. Er ist Priester geworden durch ein Gotteswort, das von einem Eid begleitet war. Es heißt ja: Geschworen hat der Herr, und es wird ihn nicht gereuen: Du bist ein Priester ewiglich Ps. 110,4.. Insofern ist nun Jesus auch der Bürge einer höheren Gottesstiftung geworden Christus verbürgt den Menschen als Opfer und als Priester den Bestand der göttlichen Gnadenstiftung des Neuen Bundes.. Von jenen Priestern Den levitischen. gibt es eine größere Zahl, weil der Tod sie daran hindert, im Amt zu bleiben. Weil er Christus. aber ewiglich am Leben bleibt, so hat er auch ein Priestertum, das auf keinen anderen übergeht. Daher kann er auch allen, die sich durch ihn Gott nahen, vollkommene Errettung schenken Was das levitische Priestertum nicht vermochte.: er lebt ja allezeit, um fürbittend für sie einzutreten Vgl. Röm. 8,34.. Gerade einen solchen Hohenpriester Wie er in V.25 beschrieben wird. mußten wir auch haben. Er ist heilig, unberührt vom Bösen, unbefleckt; er ist aus dem Bereich der Sünder weggerückt und hoch erhöht über alle Himmel Durch die Himmelfahrt.. Er hat nicht wie die Hohenpriester täglich Hier ist jedenfalls an die Opfer des großen Versöhnungstages zu denken (3. Mos. 16,11.15). Dann macht aber der Ausdruck "täglich" Schwierigkeit; denn die Opfer des großen Versöhnungstages fanden ja jährlich nur einmal statt. Vielleicht ist "täglich" unbestimmt aufzufassen im Sinne von "immerfort". nötig, zunächst für eigene Sünden Opfer darzubringen und dann für die des Volkes - dies Die Darbringung des Opfers für die Sünden des Volkes. hat er dadurch ein für allemal getan, daß er sich selbst zum Opfer brachte -. Denn Begründung von V.27a. das Gesetz verordnet Menschen zu Hohenpriestern, die behaftet sind mit Schwachheit. Das Eideswort dagegen, das jünger ist als das Gesetz Denn Ps. 110 stammt von David, der über 400 Jahre nach der mosaischen Gesetzgebung lebte., (bestellt zum Hohenpriester) ihn, den Sohn, der für alle Ewigkeit vollendet ist D.h.: der eingegangen ist in die himmlische Herrlichkeit.. 4. Das Werk des Hohenpriesters nach der Weise Melchisedeks (8,1 - 10,18). a. Die Notwendigkeit seines Hohenpriestertums (der Alte Bund führt nicht zum Ziel: 8,1-13). Der Hauptpunkt in unserer Erörterung Über das himmlische Hohepriestertum. ist: Wir haben einen solchen Hohenpriester, der sich zur Rechten des Thrones der (göttlichen) Hoheit im Himmel niedergelassen hat, und zwar als priesterliche Diener des (himmlischen) Heiligtums und der wahrhaftigen Stiftshütte, die der Herr errichtet hat und kein Mensch. Jeder Hohepriester wird dazu bestellt, Gaben und Opfer darzubringen. Darum muß auch dieser Der himmlische Hohepriester Jesus Christus. etwas darzubringen haben. Wäre er nun auf Erden, so wäre er gar kein Priester. Denn hier gibt es schon solche, die nach der Vorschrift des Gesetzes die Gaben darbringen Da Christus aber nicht der Familie Aarons angehörte, so konnte er auch nicht als Priester im Tempel zu Jerusalem dienen.. Sie dienen dem Bild und dem Schattenriß des himmlischen Heiligtums, gemäß der göttlichen Weisung, die Mose empfing, als er die Stiftshütte aufrichten sollte: Sieh zu, so ward ihm gesagt, daß du alles nach dem Muster machst, das dir auf dem Berg gezeigt worden ist 2. Mos. 25,40. Dem Mose wurde auf dem Berg Sinai ein Bild der Stiftshütte gezeigt, nach dem er sich bei der Herstellung des Heiligtums richten sollte.. Nun aber Da er nicht auf Erden, sondern im Himmel ist. hat Christus einen weit herrlicheren Priesterdienst empfangen Als der levitische ist.. Denn er hat eine viel höhere Gottesstiftung und Verordnung eingeführt, die sich auf höhere Verheißungen gründet. Wäre nämlich jene erste Gottesstiftung Das levitische Priestertum. ohne Mangel, so wäre gar kein Platz für eine zweite da: Nun aber spricht Gott einen Tadel über sie Die Israeliten. aus, wenn er sagt: Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da will ich fürs Haus Israel und fürs Haus Juda eine neue Stiftung machen, nicht eine Stiftung, wie ich sie zugunsten ihrer Väter machte, an jenem Tag, als ich sie bei der Hand nahm, sie auszuführen aus Ägyptenland. Denn sie sind nicht beharrt bei meiner Stiftung, darum habe auch ich mich losgesagt von ihnen, spricht der Herr. Dies ist nun die Verordnung, die ich für das Haus Israel aufrichten will nach jenen Tagen, spricht der Herr: Ich gebe mein Gesetz in ihren Sinn, und in ihr Herz will ich es schreiben; ich will dann sein ihr Gott, sie sollen sein mein Volk. Dann soll auch niemand seinen Volksgenossen und niemand seinen Bruder lehren und ihm sagen: Erkenne doch den Herrn! Denn alle werden sie mich kennen, klein und groß. Denn gegen ihre Ungerechtigkeiten will ich gnädig sein, und ihrer Sünden auch nicht mehr gedenken Jer. 31,31-34.. Indem er hier von einer neuen Verordnung (oder Stiftung) redet, hat er damit die frühere für veraltet erklärt. Was aber veraltet und abgelebt ist, das ist dem Verschwinden nahe Diese Worte gewinnen eine besondere Bedeutung, wenn der Hebräerbrief, wie ich annehme, etwa vier Jahre vor der Zerstörung Jerusalems und dem Aufhören des Tempeldienstes geschrieben worden ist.. b. Die Herrlichkeit seines Hohenpriestertums (Christi Priestertum ist ungleich höher als das levitische: 9,1-14). Auch die alte Gottesstiftung In Israel. hatte einen durch genaue Vorschriften geordneten Gottesdienst und ein bestimmtes, allerdings nur irdisches Heiligtum Im Gegensatz zu der wahrhaftigen himmlischen Stiftshütte (8,2).. Ein Zelt ward hergerichtet. In seinem Vorderraum standen der Leuchter und der Tisch mit den Schaubroten Der Verfasser spricht nicht von dem Räucheraltar. Bemerkenswert ist, daß der griechische Text der LXX (dem ja der Verfasser folgt) von dem Räucheraltar an einigen Stellen, wo er im hebräischen Text erwähnt wird, gar nichts sagt.; dieser Teil hieß das Heilige. Hinter dem zweiten Vorhang war ein anderer Raum: das sogenannte Allerheiligste. Hier befanden sich ein goldenes Rauchfaß Dieses Rauchfaß gebrauchte der Hohepriester am großen Versöhnungstag, wenn er im Allerheiligsten räucherte (3. Mos. 16,13). Es ward aber nicht im Allerheiligsten selbst aufbewahrt, sondern in einem Nebenraum. und die ganz mit Gold überzogene Bundeslade, worin ein goldener Krug mit Manna sowie der Stab Aarons, der Knospen getrieben hatte, und die Gesetzestafeln lagen 2. Mos. 16,33f.; 4. Mos. 17,25; 2. Mos. 25,16.21. Krug und Stab sollten jedoch nicht in, sondern vor der Lade aufbewahrt werden. Nach der rabbinischen Überlieferung, der der Verfasser folgt, waren sie aber in der Bundeslade.. Oben auf der Bundeslade waren die Cherubim der Herrlichkeit Die Cherubim waren die Träger der sich im Allerheiligsten offenbarenden Herrlichkeit Gottes (2. Mos. 25,22; Jes. 37,16; Ps. 99,1)., die den Gnadenstuhl Der Gnadenstuhl (2. Mos. 25,17-20; 26,34) war der goldene Deckel der Bundeslade, den der Hohepriester am großen Versöhnungstag (vgl. V.7) mit dem Blut des Opfers besprengen mußte (3. Mos. 16,15-17). (mit ihren Flügeln) überschatteten. Doch ist hier nicht der Ort, darüber jetzt im einzelnen zu reden Über die V.2-5 erwähnten Geräte des Heiligtums will der Verfasser nicht Stück für Stück reden, d.h. er sieht davon ab, ihre vorbildliche Bedeutung zu erörtern. Er will nur über den Gottesdienst im Heiligtum sprechen.. So war dies alles eingerichtet. In den Vorderraum treten die Priester, die den Gottesdienst auszuführen haben, tagtäglich ein. Den zweiten Raum betritt allein der Hohepriester, und zwar nur einmal jährlich Am großen Versöhnungstag (3. Mos. 16)., jedoch nicht ohne Blut, das er für sich selbst und des Volkes Vergehen darbringt. Damit wies der Heilige Geist beständig darauf hin, daß der Zutritt zum Allerheiligsten Des Himmels. so lange verschlossen sei, als der Vorderraum der Stiftshütte noch benutzt würde D.h. solange die levitischen Priester dort noch dienen.. Dieser Vorderraum ist ein Sinnbild bis auf die gegenwärtige Zeit Das ist die Zeit der christlichen Haushaltung, in der Christus als himmlischer Hoherpriester tätig ist. Damit hat aber der Opferdienst des Alten Bundes sein Ende erreicht.. Nach der in ihm gültigen Ordnung werden Gaben und Opfer dargebracht, die freilich dem, der Gott damit dient, nicht den wirklichen Gewissensfrieden geben können Weil sie nicht imstande sind, die Sünde und damit das Schuldbewußtsein hinwegzunehmen.. Ebenso wie die Bestimmungen über Speisen Z.B. in 3. Mos. 11. und Getränke und die verschiedenen Waschungen Vgl. 2. Mos. 29,4; 3. Mos. 14,1ff.; 4. Mos. 19,13. gehören sie Die Gaben und Opfer (in V.9). zu den Vorschriften, die nur die Verhältnisse des äußeren Lebens regeln und die bis zu der Zeit gelten, wo eine bessere Ordnung eingeführt wird Die Opfer usw. gaben nur eine äußere Reinigung, aber keine Reinigung des Herzens. Die bessere Ordnung ist durch Christus und sein Hohepriestertum eingeführt worden.. Als Christus erschien In der Gegenwart Gottes bei der Himmelfahrt., um als Hoherpriester die von ihm erworbenen Güter auszuteilen, da hat er ein höheres und vollkommeneres Zelt durchschritten, das nicht von Menschenhänden errichtet ist und überhaupt nicht dieser irdischen Schöpfung angehört Christus hat die Himmel durchschritten, um so in die eigentliche Wohnstätte Gottes, in das obere Allerheiligste, zu gelangen.. Auch nicht das Blut von Böcken und Kälbern, sondern sein eigen Blut Das er am Kreuz vergossen hat. hat ihm ein für allemal den Eingang in das Allerheiligste erschlossen, nachdem er uns eine ewiggültige Erlösung erworben hat Durch sein Opfer am Kreuz. "Erlösung" bedeutet hier: Befreiung aus der Schuldhaft.. Denn wenn schon das Blut von Böcken und Stieren und die Asche einer Kuh, woraus das Sprengwasser für Verunreinigte bereitet wird 4. Mos. 19., eine Weihe gibt, die leibliche Reinheit wirkt So daß den Gereinigten der Zutritt zu dem Heiligen wieder offensteht.: wieviel mehr wird da das Blut Christi, der, erfüllt und gestärkt von dem ewigen Geist Der ewige Geist ist der Heilige Geist., sich Gott als makelloses Opfer dargebracht hat, unser Gewissen von den toten Werken Vgl. 6,1. reinigen, so daß wir fähig sind, dem lebendigen Gott zu dienen! c. Die Voraussetzung seines Hohenpriestertums (das Hohepriestertum Christi gründet sich auf sein ewiggültiges Sühnopfer am Kreuz: 9,15 - 10,18). So Deshalb, weil er ein solcher Hoherpriester ist (V.11-14). hat er eine neue Gottesstiftung eingeführt Vgl. 8,6.. Auf Grund seines Todes, der zur Befreiung von den unter der früheren Stiftung D.h. unter dem Gesetz. begangenen Übertretungen erfolgt ist Der Erlaß der unter der alten Ordnung des Gesetzes begangenen Übertretungen war die Vorbedingung für die Einführung der neuen Ordnung des Evangeliums., sollen alle, die dazu berufen sind Zunächst das Haus Israel und das Haus Juda (8,8.10)., das verheißene Erbe empfangen. Denn wo es sich um eine letztwillige Stiftung (oder ein Vermächtnis) handelt, da muß notwendig der Tod des Stifters nachgewiesen werden. Eine Stiftung wird erst dann rechtskräftig, wenn der Erblasser tot ist; bei seinen Lebzeiten hat sie keine Gültigkeit. Daher ist auch die alte Gottesstiftung nicht ohne Blutvergießen Also nicht, ohne daß ein Tod erfolgte. eingeweiht. Denn als Mose dem ganzen Volk alle Gebote des Gesetzes verkündigt hatte, da nahm er das Blut der Kälber und der Böcke 2. Mos. 24,3-6. nebst Wasser, scharlachroter Wolle und Ysop Diese drei Teile wurden bei Reinigungsopfern gebraucht (4. Mos. 19,6.18; 3. Mos. 14,5-6). Der Ysop, eine Pflanze, diente als Sprengwedel. und besprengte das eben vorgelesene Buch sowie das ganze Volk mit den Worten: "Dies ist das Blut der Stiftung, die Gott für euch verordnet hat 2. Mos. 24,6-8. Das Buch, dessen Besprengung übrigens in dem mosaischen Bericht nicht besonders erwähnt wird, bedurfte auch einer Reinigung, weil es ja durch sündige Menschen hergestellt war.." Ebenso besprengte er die Stiftshütte und alle Geräte des Gottesdienstes mit dem Blut Die Errichtung der Stiftshütte wird erst 2. Mos. 40 erzählt. Dort lesen wir wohl von einer Salbung, aber nicht von einer Besprengung der Stiftshütte und ihrer Geräte; nur der Brandopferaltar wurde mit Blut besprengt (2. Mos. 24,6; 3. Mos. 8,15.19). Doch der Verfasser des Hebräerbriefes redet ähnlich wie der jüdische Geschichtsschreiber Josephus von einer Besprengung der ganzen Stiftshütte.. Ja nach der Vorschrift des Gesetzes wird fast alles mit Blut gereinigt, und ohne Blutvergießen ist keine Vergebung zu erlangen Vgl. 3. Mos. 17,11.. So mußten die Abbilder der himmlischen Dinge Die Stiftshütte und ihre Geräte. auf diese Weise Durch Tierblut. gereinigt werden Vgl. 3. Mos. 16,16.18.19.. Das Himmlische selbst aber erforderte höhere Opfer Gemeint ist hier das Opfer Christi, wodurch uns das himmlische Heiligtum zugänglich gemacht worden ist.. Denn Christus ist nicht eingegangen in ein von Menschenhänden hergestelltes Heiligtum, also nicht in ein bloßes Abbild des wahrhaftigen Allerheiligsten D.h. der himmlischen Wohnstätte Gottes.. Nein, er ist in den Himmel selbst eingetreten, um jetzt zu unserem Heil vor Gottes Angesicht zu erscheinen Nämlich: als unser Fürsprecher.. Er ist auch nicht in den Himmel eingegangen, um sich dann wiederholt (Gott) zu opfern Eine wiederholte Selbstopferung des Erhöhten würde ja eine wiederholte Menschwerdung und ein wiederholtes Sterben voraussetzen., wie der Hohepriester alljährlich in das Allerheiligste eintritt mit fremdem Blut. Sonst Wenn er in den Himmel eingegangen wäre, um sich oftmals zu opfern. hätte er ja oftmals leiden müssen seit Grundlegung der Welt Denn sein Opfer am Kreuz gilt für die Sünden der ganzen Menschheit von Anfang an.. Er ist vielmehr nur einmal, und zwar am Ende des jetzigen Weltlaufs, erschienen, um durch sein Opfer die Sünde "Die Sünde" der ganzen Menschheit. hinwegzutun. Wie den Menschen ein einmaliges Sterben bestimmt ist und nach dem Sterben ein Gericht, so ist auch Christus nur einmal geopfert worden, um vieler Sünden zu tragen D.h.: um sie zu büßen und zu sühnen (Jes. 53,4ff.11).. Nun wird er zum zweiten Mal, ohne wieder die Sünde auf sich zu nehmen Als Opferlamm., denen erscheinen, die mit Sehnsucht auf ihn warten, um ihnen Errettung zu bringen Vgl. Röm. 8,23; Phil. 3,20f.. Das Gesetz Wörtlich: "Denn das Gesetz": Begründung des in V.26 bis 28 ausgesprochenen Gedankens, daß Christus durch sein Opfer die Sünden weggenommen habe. zeigt die künftigen Güter Des Neuen Bundes. nur in schattenhaftem Umriß: das eigentliche Bild der (himmlischen) Dinge hat es nicht. Darum kann es auch mit den Opfern, die Jahr für Jahr fortwährend in derselben Weise dargebracht werden Und zwar am großen Versöhnungstag., die Opfernden Die Priester und die Volksgemeinde. nie und nimmer zur Vollendung bringen Es kann sie nicht innerlich und vollkommen von der Sünde reinigen.. - Hätte man sonst nicht mit den Opfern aufgehört, wenn jene, die sie darbringen, dadurch ein für allemal gereinigt würden und kein Schuldbewußtsein mehr hätten? - Gerade durch die Opfer wird Jahr für Jahr Am großen Versöhnungstag. immer wieder die Erinnerung an die Sünden wachgerufen Die Opfer können also die Sünden nicht tilgen.. Denn es ist unmöglich, daß das Blut von Stieren und Böcken Sünden tilge. Deshalb spricht Christus auch bei seinem Eintritt in die Welt Der in die Welt eintretende Christus stellt sein ganzes irdischen Leben unter diese Worte in Ps. 40,7-9.: Schlachtopfer und Speisopfer hast du nicht gefordert; doch einen Leib hast du mir zubereitet Im Hebräischen heißt es hier: "Ohren hast du mir gegraben", d.h. du hast mir die Fähigkeit verliehen, dein Wort zu vernehmen. Im griechischen sowohl wie im hebräischen Text kommt es an auf den Gehorsam als das von Gott verlangte Opfer: mit dem Ohr wird Gottes Wille vernommen, mit den Gliedern des Leibes wird er erfüllt (vgl. Röm. 12,1).. Brandopfer und Sündopfer gefallen dir nicht. Da sprach ich: Sieh, ich bin gekommen - im Buch Die Buchrolle ist hier das ganze Alte Testament als das Buch der Weissagung von dem Messias. ist von mir geschrieben -, um deinen Willen, Gott, zu tun Statt äußere Opfer zu bringen, ist Christus bereit, durch das Opfer seines Leibes Gottes Willen zu tun.. Während er in den Anfangsworten sagt: Schlachtopfer und Speisopfer, Brandopfer und Sündopfer hast du nicht gefordert, sie gefallen dir auch nicht - obgleich doch diese Opfer nach der Vorschrift des Gesetzes dargebracht werden müssen -, spricht er weiter: Sieh, ich bin gekommen, um deinen Willen zu tun. - Damit hebt er Christus. die erste Ordnung Den Opferdienst des Alten Bundes. auf, um die zweite Ordnung Das Tun des göttlichen Willens. festzustellen -. Durch diesen Gotteswillen Zu dessen Erfüllung sich Christus bereiterklärt hat. sind wir geheiligt D.h. von den Sünden gereinigt und zu Gottes Eigentum geweiht worden., da Jesus Christus ein für allemal seinen Leib zum Opfer hingegeben hat Durch Christi Opfer ist Gottes Wille erfüllt worden.. Ferner: Jeder Priester Wenn die Reihe an ihn kommt. steht täglich da Priester und Leviten mußten ihren Dienst stehend verrichten (5. Mos. 10,8; 17,12; 18,7)., vollzieht den Dienst und bringt immer wieder dieselben Opfer, die doch nie und nimmer die Sünden tilgen können. Dieser Christus. aber hat nur ein einziges Opfer für die Sünden dargebracht und sich dann für immer zur Rechten Gottes gesetzt. Seitdem wartet er darauf, daß seine Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt werden Ps. 110,1.. Denn mit einem Opfer hat er alle, die sich dadurch heiligen lassen, für immer zur Vollkommenheit gebracht D.h.: er hat sie zur vollen Gemeinschaft mit Gott geführt.. Das bezeugt uns auch der Heilige Geist. Denn nach den Worten: Dies ist nun die Verordnung, die ich für sie aufrichten will nach jenen Tagen, spricht der Herr Vgl. 8,10a; Jer. 31,33.: Ich gebe mein Gesetz in ihre Herzen, und will es ihnen schreiben in den Sinn, heißt es weiter: Und ihrer Sünden und Ungerechtigkeiten will ich nicht mehr gedenken Vgl. 8,10b; Jer. 31,33-34.. Wo aber die Sünden wirklich vergeben sind, da ist kein Sündopfer weiter nötig. 10,19 - 12,29: Mahnungen zur Glaubenstreue: 1. Zunächst im allgemeinen (10,19-39), So haben wir nun, Brüder, die Zuversicht, daß uns der Eingang ins Allerheiligste Des Himmels. durch Jesu Blut geöffnet ist. Er Christus. hat uns einen neuen, immer offenen Weg erschlossen, und der führt durch den Vorhang: durch sein Fleisch In der Stiftshütte trennte ein Vorhang das Heilige vom Allerheiligsten. Wie dieser Vorhang bei dem Eingang in das Allerheiligste weggezogen werden mußte (vgl. Matth. 27,51), so mußte auch Jesus sein sterbliches Fleisch im Tod ablegen und einen neuen, unsterblichen Leib empfangen, ehe er in das himmlische Allerheiligste und in die Gegenwart Gottes eintreten konnte (vgl. 1. Kor. 15,50).. Wir haben einen Hohenpriester, der da waltet über Gottes Haus Über die Gemeinde des Neuen Bundes.. Darum laßt uns (Gott) nahen mit aufrichtigem Herzen in voller Glaubenszuversicht! Durch die Besprengung unserer Herzen Es ist die Besprengung mit dem Blut Christi gemeint (12,24; 1. Petr. 1,2). sind wir des Schuldbewußtseins ledig. Am Leib gewaschen mit reinem Wasser Hinweis auf die Taufe, wodurch wir zu Kindern Gottes und zu Erben einer himmlischen Hoffnung wiedergeboren sind. Ich ziehe [kai lelousmenoi] zu [katechoomen] V.23.; laßt uns das Bekenntnis der Hoffnung unbeugsam festhalten! Denn er, der die Verheißung Worauf sich die Hoffnung gründet. gegeben hat, ist treu. Laßt uns sorgfältig aufeinander achten, um uns gegenseitig zur Liebe und zu guten Werken anzuspornen! Kehren wir nicht unserer besonderen gottesdienstlichen Versammlung Die Christen in Jerusalem nahmen auch noch am Tempeldienst teil (Apg. 2,46; 3,1). den Rücken, wie es bei manchen Gewohnheit ist! Laßt uns vielmehr einander ermahnen Zur Treue und zum Eifer., und das um so mehr, als ihr den Tag Der Wiederkunft Christi. schon herannahen seht! Denn wenn wir vorsätzlich Mit bewußter Mißachtung des göttlichen Willens. in der Sünde beharren, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, so gibt es für uns kein Sündopfer mehr Das von uns verschmähte und keiner Wiederholung fähige Opfer Christi hätte dann seine Bedeutung für uns verloren., sondern es bleibt uns nur eine furchtbare Erwartung des Gerichts und der Zorneifer eines Feuers, das die Widersacher verzehren wird Vgl. Jes. 26,11 nach LXX.. Wer das Gesetz Moses übertreten hat, der muß auf die Aussage zweier oder dreier Zeugen hin ohne Erbarmen sterben 4. Mos. 35,30; 5. Mos. 17,2-7.. Wieviel härter, meint ihr wohl, wird da der bestraft werden, der den Sohn Gottes mit Füßen tritt, das Blut der Gottesstiftung, durch das er geheiligt worden ist, für wertlos hält Der Christi Blut ansieht wie das Blut eines gewöhnlichen Menschen. und den Geist der Gnade Den Heiligen Geist, der uns die göttliche Erlösungsgnade mitteilt. schmäht! Wir kennen doch den, der gesagt hat: Mir kommt die Rache zu, ich will vergelten 5. Mos. 32,35; Röm. 12,19.. Und anderswo heißt es: Der Herr wird sein Volk richten 5. Mos. 32,36; Ps. 135,14.. Furchtbar ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen Vgl. 5. Mos. 32,39-41.. Denkt doch zurück an die vergangenen Tage, wo ihr bald nach eurer Erleuchtung Bald nach eurer Taufe und dem Empfang des Heiligen Geistes (vgl. 6,4). so manchen schweren Leidenskampf bestanden habt! Bald wurdet ihr selbst durch Schmach und Trübsal der Welt zum Schauspiel, bald halfet ihr denen, die so leiden mußten Und zwar durch Wort und Tat.. Denn den Gefangenen Den auf obrigkeitlichen Befehl Eingekerkerten. habt ihr Mitgefühl bewiesen Durch Besuche und Unterstützungen. und den Verlust eurer Güter Die wahrscheinlich von der Obrigkeit eingezogen wurden. mit Freuden aufgenommen Gleichsam wie einen lieben Gast - so groß war damals ihre Glaubensstärke und Opferfreudigkeit. in dem Bewußtsein, daß ihr ein höheres, unvergängliches Besitztum habt Nämlich: im Himmel. - V.32-34 paßt sehr gut zu den in Apg. 8,1-3; 12.1-2 berichteten Verfolgungen der Christen in Jerusalem und Judäa.. So laßt nun eure Hoffnungszuversicht nicht fahren! Eine hohe Belohnung ist ja mit ihr verbunden. Denn standhafte Ausdauer ist euch not, damit ihr Gottes Willen tut und den verheißenen Preis erlangt. Denn nur noch eine kleine, kleine Weile, dann wird erscheinen, der da kommen soll, und nicht verziehen. Mein Gerechter aber D.h. "der Gerechte, der mit mir in Gemeinschaft steht". wird durch den Glauben das Leben Das ewige Leben. erlangen. Doch weicht er feig zurück, so hat meine Seele an ihm kein Wohlgefallen Hab. 2,3-4 frei nach LXX.. Unsere Art ist's aber nicht, feig zurückzuweichen und dadurch ins Verderben zu geraten. Wir halten's mit dem Glauben, um das Leben zu gewinnen. sodann mit dem Hinweis auf die Zeugen Gottes in der Vorzeit (11,1-40), Glauben heißt: zuversichtlich vertrauen auf das, was man hofft, und fest überzeugt sein von Dingen, die man nicht sieht. Durch solchen Glauben haben die alten Väter Lob empfangen Von Gott.. Durch den Glauben erkennen wir, daß die Welt durch Gottes Wort entstanden ist. Aus Unsichtbarem D.h. dem Wort Gottes. also ist das Sichtbare hervorgegangen Ohne den Glauben bleibt die Entstehung der Welt ein unlösbares Rätsel.. Durch den Glauben hat Abel Gott ein angenehmeres Opfer dargebracht als Kain. Durch den Glauben empfing er auch das Zeugnis, gerecht zu sein, indem ihm Gott sein Wohlgefallen an seinen Opfergaben kundtat 1. Mos. 4,4.. Durch seinen Glauben redet er noch jetzt nach seinem Tod Indem er zur Nachahmung seines Glaubens ermahnt.. Seines Glauben wegen wurde Henoch entrückt, so daß er den Tod nicht sah, und er ward nicht mehr (auf Erden) gefunden, weil ihn Gott entrückt hatte. Denn nach dem Zeugnis der Schrift hat er vor seiner Entrückung nach Gottes Wohlgefallen gelebt 1. Mos. 5,24.. Ohne Glauben aber ist's unmöglich, Gott zu gefallen. Denn wer Gott naht, der muß glauben, daß er da ist, und daß er denen, die ihn suchen Und verehren., ihre gebührende Belohnung gibt. Im Glauben baute Noah, dem Gott Kunde gab von dem, was noch nicht zu sehen war D.h. von der kommenden Sintflut., in frommer Vorsicht eine Arche zur Rettung seines Hauses 1. Mos. 6,8ff.. Durch solchen Glauben hat er der Welt Seinen ungläubigen Zeitgenossen. das Urteil gesprochen und die Glaubensgerechtigkeit ererbt. Im Glauben folgte Abraham dem göttlichen Befehl, auszuziehen an einen Ort, den er zum Erbe empfangen sollte; und er zog aus, ohne zu wissen, wohin 1. Mos. 12,1ff.. Im Glauben lebte er als Gast Der keine Rechte hat, sondern nur geduldet wird. in dem verheißenen Land wie in der Fremde 1. Mos. 23,4; 35,27.: er wohnte in Zelten ebenso wie Isaak und Jakob, die Miterben derselben Verheißung. Denn er wartete auf die Stadt mit den rechten Grundfesten Das himmlische Jerusalem. Diese Stadt steht im Gegensatz zu den Zelten., deren Bildner und Baumeister Gott ist. Durch Glauben empfing Sara trotz ihres hohen Alters die Fähigkeit zur Mutterschaft; denn sie hielt den für treu, der ihr die Verheißung gegeben hatte 1. Mos. 18,11-14.. So ist denn Wegen des von Sara bewiesenen Glaubens. von einem Mann Abraham., der noch dazu die Lebenskraft bereits verloren hatte Vgl. Röm. 4,19., ein Geschlecht entsprossen so zahlreich wie des Himmels Sterne und wie der Sand am Meeresufer, den niemand zählen kann 1. Mos. 15,5; 22,17.. Im Glauben sind alle diese gestorben. Sie haben die verheißenen Güter nicht empfangen, sondern sie nur von ferne geschaut und mit Freuden begrüßt Wie der Wanderer die in der Ferne auftauchende Vaterstadt begrüßt.. Bekannten sie doch offen, daß sie hier auf Erden nur Fremdlinge und Pilger seien Vgl. 1. Mos. 23,4; Ps. 39,13.. Die solche Sprache führen, erklären damit deutlich, daß sie eine Heimat suchen. Hätten sie dabei an jenes Land gedacht, von dem sie ausgezogen waren Gemeint ist hier Chaldäa., so stand es ihnen ja frei, dorthin zurückzukehren. Nun aber tragen sie Verlangen nach einer besseren Heimat: nach einer Heimat, die im Himmel ist. Darum läßt sich Gott auch herab, sich ihren Gott zu nennen 2. Mos. 3,6.; denn er hat ihnen Weil er ihr Gott ist. eine Stadt Statt der Wanderzelte. als Wohnung zubereitet. Im Glauben hat Abraham, als ihn Gott versuchte 1. Mos. 22,1ff., den Isaak zum Opfer dargebracht. Seinen einzigen Sohn wollte er opfern - er, der im freudigen Glauben die Verheißungen empfangen hatte, und an den das Wort ergangen war: Von Isaak soll dein Geschlecht herkommen 1. Mos. 21,12. Durch Isaaks Opferung schien aber diese göttliche Verheißung aufgehoben zu werden.. Denn er war überzeugt: Gott hat die Macht, sogar Tote zu erwecken. Daher Wegen seines Glaubens. empfing er seinen Sohn auch wieder aus des Todes Rachen. Im Glauben segnete Isaak Jakob und Esau, indem er von zukünftigen Dingen redete 1. Mos. 27,28f.39f.. Im Glauben segnete Jakob im Sterben die beiden Söhne Josefs 1. Mos. 48,14-16., und, auf seines Stabes Spitze gestützt Vor Altersschwäche., neigte er sich anbetend Er neigte sich vor Gott (1. Mos. 47,31 nach LXX).. Im Glauben gedachte Josef an seinem Lebensende des Auszugs der Kinder Israels und bestimmte, was mit seinen Gebeinen geschehen sollte 1. Mos. 50,24f.. Im Glauben ward Mose nach seiner Geburt drei Monate lang von seinen Eltern verborgen gehalten 2. Mos. 2,2., weil sie sahen, daß er ein liebliches Kind war; und sie ließen sich nicht einschüchtern durch des Königs Gebot. Im Glauben verschmähte es Mose, als er herangewachsen war, ein Sohn der Tochter Pharaos zu heißen. Er wollte lieber mit dem Volk Gottes Unbill leiden, als sich durch Sünde Durch die Lossagung von seinem Volk. flüchtige Genüsse erkaufen. Denn er hielt Christi Schmach für größeren Reichtum als Ägyptens Schätze, weil sein Blick auf die künftige Belohnung gerichtet war Christus wirkte schon inmitten Israels (vgl. 1. Kor. 10,4.9). Die Schmach und Unbill, die den Israeliten in Ägypten widerfuhr, traf also auch Christus.. Im Glauben verließ er Ägypten Er ging zu seinen Brüdern nach dem Land Gosen und floh später nach Midian (2. Mos. 2,11.15)., ohne des Königs Zorn zu fürchten. Denn er war mutig, als sähe er den Unsichtbaren Er vertraute so fest auf Gottes Hilfe, als sähe er ihn mit Augen.. Im Glauben hielt er das Passahfest und ließ (die Häuser) mit Blut besprengen 2. Mos. 12., damit der Engel, der die Erstgeburten schlug, sie Die Israeliten. nicht berühre. Im Glauben gingen sie Die Israeliten. durch das Rote Meer wie durch trockenes Land, während die Ägypter, die es auch versuchten, von der Flut verschlungen wurden. Durch Glauben fielen Jerichos Mauern, als man sieben Tage lang um sie herumgezogen war Jos. 6,20.. Um ihres Glaubens willen kam die Dirne Rahab nicht ums Leben mit den Ungehorsamen, weil sie die Kundschafter freundlichen aufgenommen hatte Jos. 2,1ff.. Was soll ich noch weiter sagen Welche anderen Beispiele soll ich noch aus der großen Menge auswählen?? Es würde mir an Zeit fehlen, wenn ich erzählen wollte von Gideon, Barak, Simson, Jefta und David, von Samuel und den Propheten. Diese Männer haben in der Kraft des Glaubens Königreiche bezwungen, gerechte Gerichte geübt Wie es die Aufgabe der Richter und der Könige war., die Erfüllung göttlicher Verheißungen erfahren Z.B. Richt. 4,14; 6,14; 7,7; 2. Sam. 7,11ff., Löwen den Rachen zugehalten 1. Sam. 17,34f.; Dan. 6,22. und Feuersglut gelöscht Dan. 3,27.. Sie sind des Schwertes Schneide entronnen Wie Elia und Elisa (1. Kön. 19,1ff.; 2. Kön. 6,8ff.). und von Krankheit wieder genesen Wie Hiskia (Jes. 38).. Sie sind Helden im Kampf geworden Wie die Makkabäer. und haben die feindlichen Heere zum Weichen gebracht. Frauen haben ihre Toten durch Auferstehung wiedererhalten 1. Kön. 17,23; 2. Kön. 4,36-37.. Andere haben sich auf der Marterbank zu Tode schlagen lassen Wie der greise Schriftgelehrte Eleasar (2. Makk. 6,18-31). und die ihnen angebotene Lebensrettung zurückgewiesen Weil sie nur mit der Verleugnung des Glaubens zu erkaufen war., um eine bessere Auferstehung Eine Auferstehung zum ewigen Leben statt der V.35 erwähnten Errettung des irdischen Lebens. zu erlangen Vgl. 2. Makk. 7,9.11.14.23.. Wieder andere wurden verhöhnt und gegeißelt, ja in Ketten und Kerker geworfen Jer. 37,21; 38,6.13.28.. Sie wurden gesteinigt 2. Chron. 24,20f., verbrannt Wie die sieben Brüder und ihre Mutter (2. Makk. 7; vgl. auch 2. Makk. 6,11). Ich lese [epyrastheesan] statt [epeirasthesan]. Nach neugriechischer Aussprache lauten beide Worte gleich., zersägt Wie nach der Überlieferung der Prophet Jesaja unter dem König Manasse. und mit dem Schwert erwürgt Vgl. 1. Kön. 19,10; Jer. 26,22-24.. Sie gingen umher in Schafpelzen Vgl. 1. Kön. 19,13.19; 2. Kön. 2,8.13f. nach LXX. und Ziegenfellen unter Entbehrungen, Trübsal und Ungemach. Die ganze Welt konnte ihnen keine würdige Wohnstatt bieten, und doch mußten sie in Wüsteneien und Gebirgen, in Höhen und Erdklüften heimatlos umherirren Vgl. 1. Kön. 18,4.13; 19,4.9; 1. Makk. 2,28f.; 2. Makk. 5,27; 6,11; 10,6.. Diese alle Die von V.4 an Genannten. haben durch den Glauben Lob erlangt Von Gott (V.2)., aber die Erfüllung der Verheißung Gemeint ist die Verheißung des Kommens Christi und seines Reiches. haben sie nicht erlebt. Denn im Blick auf uns hatte Gott etwas Besseres vor: sie sollten nicht ohne uns vollendet werden Das "Bessere" ist in dem Satz ausgesprochen: "Sie sollten nicht ohne uns vollendet werden." Ließ Gott also die alten Glaubenshelden auf die Erfüllung der Verheißung warten, so geschah das im Blick auf die Gemeinde des Neuen Bundes.. auf das Vorbild Christi sowie auf Gottes väterliche Liebe (12,1-17) Weil wir von einer so dichten Zeugenwolke umgeben sind Der Glaubenssieg der alten Zeugen verbürgt auch unseren Sieg: sie sehen gleichsam mit gespannter Teilnahme zu, wie wir uns in dem uns verordneten Kampf bewähren., so wollen auch wir alle Last, die uns beschwert Alle irdische Sorge., und die Sünde, die uns so leicht umstrickt, ablegen und in dem Wettkampf, der uns obliegt, voll Ausdauer dem Ziel entgegenlaufen Ein Wettkämpfer legt alles ab, was ihn im Lauf hindert, namentlich das lange Gewand, das seine Füße leicht umstricken und ihn dadurch zu Fall bringen könnte.. Dabei laßt uns unverwandt auf Jesus schauen, auf ihn, der den Glauben in uns pflanzt und auch zur vollen Reife bringt! Um die Freude zu erringen Die Freude der zukünftigen Herrlichkeit für sich und die Seinen (Joh. 17,5.24)., die ihn als Siegespreis erwartete, hat er des Kreuzes Pein erduldet und die Schande Die mit dem Kreuzestod verbunden war. nicht geachtet; darum sitzt er nun zur Rechten auf dem Thron Gottes. Ja denkt daran, welch großen Widerspruch er von den Sündern gegen sich erdulden mußte: dann werdet ihr nicht ermüden Im Glaubenskampf. noch innerlich erschlaffen! Bis jetzt habt ihr Das gegenwärtige Geschlecht der Leser. im Kampf mit der Sünde das Leben noch nicht eingesetzt Wie die Gläubigen in früherer Zeit (vgl. Apg. 8,1-3; 12,1-2).. Aber trotzdem habt ihr schon die Mahnung ganz vergessen, die zu euch als Söhnen redet: Mein Sohn, mißachte nicht die Züchtigung des Herrn und laß den Mut nicht sinken, wenn du von ihm zurechtgewiesen wirst! Denn wen der Herr liebhat, den züchtigt er, und geißelt jeden Sohn, den er zur Kindschaft annimmt Spr. 3,11-12.. Stellt euch unter die Zucht und ertragt sie standhaft! Als Söhne behandelt euch Gott! Denn wo ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt? Bleibt ihr aber ohne Züchtigung, die alle (Söhne Gottes) erfahren haben, dann seid ihr ja unechte, nicht echte Söhne. Ferner: unseren leiblichen Vätern, die uns züchtigen Während unserer Kindheit., haben wir ehrfurchtsvolle Scheu bewiesen. Sollten wir uns da nicht viel mehr dem Vater der Geister Vgl. 4. Mos. 16,22; 27,16. Soll der Ausdruck "Vater der Geister" im Gegensatz zu "leiblichen Vätern" etwa bedeuten: geistlicher Vater, der Vater, der uns das geistliche, ewige Leben schenkt, während wir durch unsere leiblichen Väter in das irdische Leben eingetreten sind? unterwerfen, um so zum (ewigen) Leben einzugehen? Jene Unsere leiblichen Väter. haben für eine kurze Zeit In den Tagen der Kindheit. nach ihrem Gutdünken Wobei es nicht an Fehlern und Mißgriffen fehlte, mithin nicht immer zu unserem wahren Besten. Zucht an uns geübt. Dieser Gott. aber erzieht uns zu unserem wahren Besten Weil er stets in vollkommener Weisheit und Liebe handelt., damit wir an seiner Heiligkeit Anteil haben Damit wir in unserem ganzen Wesen seiner Heiligkeit immer ähnlicher werden (1. Petr. 1,15f.).. Jede Züchtigung Die menschliche sowie die göttliche. scheint freilich für den Augenblick nicht erfreulich, sondern schmerzlich zu sein. Nachher aber bringt sie allen, die sich dadurch haben üben lassen Und zwar: im Gottvertrauen und Gehorsam (vgl. V.7 und 9)., einen beseligenden Gewinn: Gerechtigkeit D.h. Übereinstimmung mit Gottes Willen in ihrem ganzen Verhalten.. Darum: Richtet wieder auf die schlaffen Hände und die gelähmten Knie Frei nach Jes. 35,3.! Und: Sucht ebene Bahnen D.h. Wege, die nicht irreführen. für eure Füße zu finden Frei nach Spr. 4,26. Im Griechischen bilden diese Worte bei der Lesart poiésate einen Hexameter, der in der Übersetzung nachgebildet worden ist. Der Sinn ist: Die Leser sollen mutig auf dem geraden Weg fortschreiten.. Dann wird das Lahme Das bereits zum Abfall geneigte Gemeindeglied. nicht vom rechten Weg abweichen, sondern vielmehr gesund werden "Gesund werden" von seiner Lahmheit und freudig vorwärtsschreiten.! Sucht mit allen in Frieden zu leben Ps. 34,15. und trachtet nach der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird Vgl. Ps. 11,7; 17,15; Matth. 5,8; 1. Joh. 3,2.! Habt acht darauf, daß niemand Gottes Gnade unbenutzt lasse! Sonst kann ein Giftkraut aufwachsen Vgl. 5. Mos. 29,17. und Schaden stiften zum Verderben vieler. Niemand sei bundbrüchig Wörtlich: ein Hurer sei. Aber dies Wort scheint hier wie in alttestamentlichen Stellen (Ps. 73,27; 106,39) zu bedeuten: einer, der den Bund mit Gott bricht. oder irdisch gesinnt wie Esau, der für eine einzige Speise sein Erstgeburtsrecht verkaufte 1. Mos. 25,29-34.! Als er dann nachher, wie ihr wißt, den Segen doch erlangen wollte, da wurde er (von seinem Vater) zurückgewiesen. Er fand keine Möglichkeit, den Sinn (des Vaters) zu ändern D.h. den über Jakob ausgesprochenen Segen rückgängig zu machen, weil Isaak unter göttlicher Eingebung geredet hatte., obwohl er unter Tränen darum bat 1. Mos. 27,33-40.. und auf die Herrlichkeit des Neuen Bundes (12,18-29). Ihr seid ja Begründung der ganzen Warnung von V.15ff. nicht Wie die Israeliten bei der Gesetzgebung am Sinai. hingetreten zu einem Berg, den man anrühren konnte Der also sinnlich wahrnehmbar war., und der in Feuersglut brannte, auch nicht zu Dunkel, Finsternis und Sturmwind 5. Mos. 4,11; 5,22., noch zu Posaunenklang 2. Mos. 19,16. und Donnerworten 5. Mos. 4,12., bei deren Schall die Hörer Von Schrecken erfüllt. baten, es möchte nicht weiter zu ihnen geredet werden 2. Mos. 20,18f.; 5. Mos. 5,23-27.. - Denn sie konnten nicht ertragen, daß verordnet wurde: Sogar ein Tier, das den Berg berührt, soll gesteinigt werden 2. Mos. 19,12f.. Ja die Erscheinung war so schrecklich, daß selbst Mose sprach: Ich bin voll Furcht und Zittern 5. Mos. 9,19; Apg. 7,32.. - Ihr seid vielmehr hingetreten zu dem Berg Zion Offb. 14,1. und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem Gal. 4,26., zu einer Festversammlung vieler Tausend Engel Wörtlich: zu Zehntausenden von Engeln, die eine Festversammlung bilden. Vgl. Ps. 68,15; 5. Mos. 33,2; Dan. 7,10. Ich setze das Komma nicht hinter [angeloon], sondern hinter [paneegyrei] und fasse dies als Apposition zu [myriasin angeloon]., zu der Gemeinde der Erstgeborenen Zu der Gemeinde des Neuen Bundes, die den Namen Erstgeborene in höherem Sinn trägt als Israel (vgl. 2. Mos. 4,22; Jer. 31,9; Hos. 11,1)., deren Namen im Himmel eingetragen sind Und zwar im Lebensbuch (vgl. 2. Mos. 32,32; Ps. 69,29; Dan. 12,1; Luk. 10,20; Phil. 4,3).; zu einem Helfer Wörtlich: Richter. Aber Richter bedeutet öfter: Helfer, Retter (z.B. in Ps. 68,6; Jes. 30,18; 33,22)., der aller Menschen Gott ist; zu den Geistern der vollendeten Gerechten D.h. wohl: der Gerechten, die durch Christi Opfer zur Vollendung gekommen sind.; zu Jesus, dem Vermittler einer neuen Gottesstiftung, und zu dem Blut der Besprengung Vgl. 9,13; 10,22., das noch wirksamer redet als Abel Dessen Stimme uns noch wirksamer mahnt als Abel (11,4).. Hütet euch, dem euer Ohr zu verschließen, der zu euch redet Vgl. V.24 Schluß.! Denn sind jene Die Israeliten. der Strafe nicht entronnen, die seine Worte nicht hören wollte, als er auf Erden Am Sinai (V.19). zu ihnen redete: wie werden wir da ungestraft bleiben, wenn wir dem den Rücken kehren, der jetzt vom Himmel zu uns redet! Damals Am Sinai. hat seine Stimme die Erde bewegt 2. Mos. 19,18.. Jetzt Für die Zeit des Neuen Bundes. aber gilt sein Verheißungswort: Noch einmal werde ich nicht nur die Erde erschüttern, sondern auch den Himmel Hag. 2,6 frei nach LXX.. Dies Wort "Noch einmal" deutet an, daß das, was erschüttert wird - und zwar, weil es der (vergänglichen) Schöpfung angehört - verwandelt werden soll, damit für immer bleibe, was nicht erschüttert werden kann Gemeint sind der neue Himmel und die neue Erde (2. Petr. 3,13).. Weil wir nun im Begriff sind, ein unerschütterliches Königreich zu empfangen, so laßt uns dankbar sein Ich lese [echomen charin].! So dienen wir Gott wohlgefällig. Und unser Dank verbinde sich mit ehrfurchtsvoller Scheu Vor Gott.. Denn unser Gott ist auch ein verzehrendes Feuer 5. Mos. 4,24.. 13,1-25: Schlußermahnungen, einzelne Bemerkungen und Grüße. Die Bruderliebe dauere fort So wie sie früher von euch geübt worden ist.! Gastfreundschaft zu üben vergeßt nicht! Denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt Vgl. 1. Mos. 18 und 19.. Gedenkt der Gefangenen Der um ihres Glaubens willen Gefangenen, indem ihr für sie betet und ihr Los zu lindern sucht., als wäret ihr auch im Gefängnis So sehr versetzt euch in ihre Lage.! Nehmt euch der Bedrängten an; ihr seid ja auch im (sterblichen) Leib Und könnt deshalb gleichfalls jeden Augenblick in Not und Ungemach kommen.! Haltet die Ehe in jeder Hinsicht in Ehren; befleckt nicht das Ehebett! Denn Unzüchtige und Ehebrecher wird Gott richten. Euer Sinn sei frei von Geldgier! Seid zufrieden mit dem, was euch beschieden ist! Er selbst Gott. hat ja gesagt: Nie will ich von dir abtun meine Hand, nie dich verlassen 5. Mos. 31,6.. Darum können wir auch getrosten Mutes sprechen: Der Herr ist mein Helfer, ich werde mich nicht fürchten. Was können mir Menschen tun Ps. 118,6.? Gedenkt eurer Führer, die euch Gottes Wort verkündigt haben! Schaut auf den Ausgang ihrer Erdenwallfahrt und folgt ihrem Glauben nach Hier kann man denken an den Märtyrertod des Diakons Stephanus, des Apostels Jakobus, des Bischofs Jakobus und des Apostels Petrus.! Jesus Christus ist gestern, heute und in Ewigkeit derselbe Christus ist der ewig Gleiche und ewig Lebendige. Wie er die Glaubenszeugen, an die der Verfasser in V.7 erinnert, gestärkt hat, ebenso wird er auch die Leser im Glauben stärken.! Laßt euch nicht durch allerlei fremdartige Dem Christentum widerstreitende. Lehren irreführen Näheres über diese Irrlehren wissen wir nicht.! Denn gut und heilsam ist's, daß das Herz durch Gnade fest werde. Durch Speisen kann das nicht geschehen Durch die Teilnahme an den Opfern und den Opfermahlzeiten Israels kann keine innere Festigkeit erlangt werden.. Die sich damit befassen, sind ohne den erwarteten Gewinn geblieben Sie haben dadurch nicht die innere Festigkeit und Glaubenszuversicht erlangt.. Wir haben einen Altar Gemeint ist der Altar im Gottesdienst der Kirche., von dessen Opfer Das Opfer, das auf dem Altar der Kirche dargebracht und von der gläubigen Gemeinde verzehrt wird, ist kein anderes als das heilige Abendmahl, das hier also schon als Erinnerungsopfer (nicht als Sündopfer) aufgefaßt wird zur Verkündigung des Todes Christi (1. Kor. 11,26), zum Gedächtnis des einen Sündopfers, das Christus einmal für immer am Kreuz dargebracht hat (9,25-28; 10,10.12). F. Kaltenbusch schreibt in der Protest. Realencyklopädie 1903, 12. Band, S.671: "Hebr. 13,10ff. handelt es sich unzweifelhaft um die Eucharistie, bei ihr deutlich nicht um das, was sättigte, was bloß als [brooma] in Betracht kam (V.9), also nicht um die Agape; sondern etwas anderes ist das, was wir essen, und zwar [ek thysiasteeriou]. Es bleibt denkbar, daß der Verfasser des Hebräerbriefes schon meint, die Gemeinde erneuere im Abendmahl in kultisch-gedächtnismäßiger Weise die Opferung, die eucharistische Feier bedeute eine Vergegenwärtigung dessen, was auf Golgatha geschehen ist." Nein, das Opfer im Abendmahl erneuert nicht das Opfer am Kreuz, sondern es ist ein Erinnerungsopfer, das mit Lob und Dank für die Vollendete Erlösung dargebracht wird zum Gedächtnis des allgenugsamen ewig gültigen Kreuzesopfers, das jede Erneuerung, Fortsetzung und Ergänzung völlig ausschließt. - Gewöhnlich versteht man unter dem Altar in V.10 das Kreuz Christi, dann würde "vom Altar essen" so viel heißen wie "die Segnungen des Opfers Christi im Glauben sich aneignen". Nun sagt aber der Vers, daß alle, die der Stiftshütte dienen, d.h. die Juden, nicht vom Altar essen dürfen. Ist es denn aber den Juden verwehrt, die Segnungen des Kreuzesopfers Christi im Glauben zu empfangen? Ihnen ist ja zunächst das Heil bestimmt (Apg. 13,46). Die Deutung, der Altar sei Christi Kreuz, verbietet sich also von selbst. die nicht essen dürfen, die (Gott nach den Vorschriften) der Stiftshütte dienen Die Juden.. Denn die Leiber jener Tiere, deren Blut zur Sühnung für die Sünde durch den Hohenpriester in das Allerheiligste getragen wird Das geschah am großen Versöhnungstag., die pflegt man außerhalb des Lagers zu verbrennen 3. Mos. 16,27. Das Fleisch wurde nicht durch die Priester verzehrt, ebensowenig wie bei den anderen Brandopfern. Wäre also das Abendmahl ein Sündopfer, so dürfte man nicht davon essen.. Darum hat auch Jesus, um durch sein eigen Blut das Volk zu weihen D.h. es Gott zu weihen., außerhalb des Tores Außerhalb der Tore Jerusalems, und zwar auf Golgatha. gelitten. So laßt uns denn zu ihm hinausgehen außerhalb des Lagers und seine Schmach auf uns nehmen Die Leser werden aufgefordert, das Lager, d.h. die Gemeinde Israels zu verlassen, indem sie sich von dem levitischen Priestertum und Gottesdienst völlig lösen; und sie sollen nicht davor zurückscheuen, sich von ihren Volksgenossen als Abtrünnige schmähen zu lassen.! Denn hier haben wir keine bleibende Stadt In diesen Worten scheint ein Hinweis auf die nahe Zerstörung der Stadt Jerusalem und des Tempels zu liegen., sondern unsere Sehnsucht steht nach der zukünftigen Nach dem himmlischen Jerusalem.. Durch ihn Christus. laßt uns nun fort und fort Gott Lobopfer bringen: "die Frucht der Lippen Hos. 14,3 nach LXX.", die seinen Namen preisen Die Lobopfer sind also Lob- und Dankgebete.! Vergeßt auch nicht wohlzutun und mitzuteilen, denn an solchen Opfern hat Gott Wohlgefallen! Gehorcht euern Vorstehern und folgt ihnen! Denn sie sind Wächter zum Heil eurer Seelen Vgl. Jes. 52,8; Jer. 6,17; Hes. 3,17; 33,7., und sie sollen einst Rechenschaft (von ihrer Arbeit) ablegen Und zwar bei der Wiederkunft Christi.. Das möchten sie mit Freuden tun und nicht mit Seufzen Über eure Widerspenstigkeit.; denn dies Das Seufzen. wäre euch zum Schaden Weil es Gottes Gericht nach sich zöge.. Betet für uns Und dieser Fürbitte sind wir nicht unwert; "denn" usw.! Denn wir meinen, daß wir ein gutes Gewissen haben, da wir in jeder Hinsicht recht zu wandeln trachten War vielleicht hier und da Mißtrauen gegen den Verfasser vorhanden?. Und besonders deshalb fordere ich euch zu dieser Fürbitte auf, damit ich euch desto eher zurückgegeben werde Aus diesen Worten folgt, daß sich der Briefschreiber schon früher bei den Lesern aufgehalten hat. In dem Ausdruck liegt durchaus kein Hinweis auf eine Gefangenschaft; nach V.23 kann der Verfasser ja auch ganz frei über sich verfügen.. Gott, der Friedenspender, der Jesus, unseren Herrn, aus den Toten heraufgeführt Vgl. Jes. 63,11 nach LXX(?)., weil er durch sein Blut eine ewige Gottesstiftung begründet hat Vgl. Jer. 32,40; 50,5., und ihn nun eingesetzt zum Oberhirten seiner Schafe Vgl. Hes. 34,23. Durch seine Auferstehung ist Christus befähigt worden, ewig der Oberhirte der Herde Gottes zu sein und ihr alle die Segnungen mitzuteilen, die ihr Gott durch seine neue ewige Gnadenstiftung in Christus zugedacht hat., der vollende euch in allem Guten, damit ihr seinen Willen tut, und wirke selbst in euch, was vor ihm wohlgefällig ist durch Jesus Christus! Ihm sei Ehre in alle Ewigkeit! Amen. Ich bitte euch, Brüder, nehmt mein Ermahnungswort So bezeichnet der Verfasser seinen ganzen Brief (vgl. Apg. 4,36). freundlich auf! Ich habe euch ja auch nur einen kurzen Brief geschrieben Weil der Brief kurz ist, darum kann der Verfasser um so eher erwarten, daß die Leser seine Worte gründlich erwägen. Der Brief ist kurz im Vergleich zu der Wichtigkeit des darin behandelten Gegenstandes.. Die Abreise des Bruders Timotheus ist euch bekannt Wohin Timotheus damals gereist ist, wissen wir nicht. Der Verfasser will die Leser zusammen mit Timotheus besuchen; darum muß er warten, bis er zu ihm zurückkehrt.. Sobald er zu mir zurückkehrt, will ich euch mit ihm besuchen. Grüßt alle eure Vorsteher und alle Heiligen! Es grüßen euch die Brüder in Italien Wörtlich: von Italien her. Darum kann man annehmen, daß der Verfasser den Hebräerbrief von Italien, wahrscheinlich von Rom, abgesandt hat. Von Rom aus konnte er auch am besten einen solchen Gruß der italischen Christen übermitteln.. Die Gnade sei mit euch allen! Amen.
Der Brief des Jakobus Jakobus, ein Knecht Gottes und des Herrn Jesus Christus, entbietet den zwölf Stämmen in der Zerstreuung seinen Gruß. Seid hocherfreut, meine Brüder, wenn ihr in allerlei Anfechtungen fallt! Ihr wißt ja, daß die Prüfung eures Glaubens Beharrlichkeit zur Folge hat. Und diese Beharrlichkeit sollt ihr in all euerm Handeln betätigen, damit ihr zur vollen geistlichen Reife kommt und es euch an keiner Tugend mangele. Fehlt es aber einem von euch an Weisheit, der bitte Gott darum, und dann wird sie ihm gegeben werden; denn Gott gibt allen gern und hält es nachher niemand vor Vgl. Sir. 20,15, wo es von dem Toren heißt: "Er gibt wenig und rückt viel vor.". Er bitte aber im Glauben, ohne zu zweifeln. Denn der Zweifler gleicht einer Meereswoge, die vom Sturm getrieben und geschaukelt wird. Ein solcher Mensch darf nicht erwarten, etwas von dem Herrn zu empfangen. Er hat gleichsam zwei Seelen in seiner Brust und schwankt ohne inneren Halt auf allen seinen Wegen hin und her Hört nun, wie ihr euch in euern Anfechtungen verhalten sollt: "Der arme, geringe Bruder" usw.. Der arme, geringe Bruder rühme sich seiner (künftigen) Erhöhung, der reiche dagegen denke an seine Erniedrigung; denn wie des Grases Blume wird er vergehen. Die Sonne geht auf mit ihrer Glut und versengt das Gras; dann fällt seine Blume ab, und ihre Schönheit ist dahin Jes. 40,6-7.. So wird auch der Reiche in all seinem Treiben verwelken. Heil dem Mann, der in Anfechtung ausharrt! Denn hat er sich bewährt, dann soll er das (ewige) Leben empfangen als Siegeskranz, den der Herr verheißen hat denen, die ihn lieben. Keiner, der versucht wird, behaupte: "Ich werde von Gott versucht." Denn Gott, dem alles Böse fremd ist, versucht niemand (zum Bösen). Sondern ein jeder wird versucht, indem er von seiner eigenen Lust (zum Bösen) gereizt und verlockt wird. Wenn dann die Lust empfangen hat Indem der Wille des Menschen ihrer Lockung folgt., so gebiert sie die Sünde Sie bringt den Entschluß zur bösen Tat hervor.. Ist aber die Sünde völlig ausgereift, so gebiert sie den Tod. Laßt euch also nicht täuschen Als könne euch Gott zum Bösen versuchen., meine geliebten Brüder! Jede vortreffliche Gabe und jede vollkommene Schenkung Diese Worte sind im Grundtext ein Hexameter; das ist auch in der Übersetzung nachgebildet worden. kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter Die Lichter sind die Gestirne. Gott ist der Vater der Gestirne, weil er sie geschaffen hat.. Bei ihm gibt's keine Veränderung, keinen Wechsel von Licht und Schatten Veränderung und Schatten (man denke an Sonnen- und Mondfinsternisse) werden bei den Himmelskörpern durch ihre verschiedene Stellung hervorgebracht.. Er hat uns nach dem Ratschluß seines Willens durch das Wort der Wahrheit gezeugt, damit wir gleichsam eine Erstlingsschar unter seinen Geschöpfen wären. Das wißt ihr, meine geliebten Brüder Hört nun auch, wie ihr als Gottes Erstlingsschar sein Wort aufnehmen müßt: "Jeder sei schnell bereit" usw.. Darum sei jeder schnell bereit zum Hören, langsam zum Reden, (und namentlich) langsam zum Zorn. Denn ein zorniger Mensch tut nicht, was Gott gefällt. So trennt euch nun von allem unsauberen Wesen und dem letzten Überrest der Bosheit Der euch aus der vorchristlichen Zeit noch anklebt. und nehmt das Wort, das euch eingepflanzt werden soll, mit Sanftmut auf! Denn es hat die Kraft, eure Seelen zu erretten. Werdet Täter des Wortes und beschränkt euch nicht aufs Hören: sonst betrügt ihr euch selbst! Denn wer nur ein Hörer des Wortes ist, aber kein Täter, der gleicht dem Mann, der sein Äußeres im Spiegel beschaut. Er betrachtet sich wohl, aber er geht weg und vergißt sofort wieder, wie er ausgesehen hat Es genügt nicht, sich im Spiegel des göttlichen Wortes zu betrachten, man muß anhaltend hineinschauen und dann das Wort auch durch die Tat erfüllen, indem man die Flecken seines geistlichen Antlitzes mit Gottes Hilfe beseitigt.. Wer aber beharrlich in das vollkommene Gesetz der Freiheit In Christi Heilsbotschaft, die zur Freiheit der Kinder Gottes führt (Röm. 8,2; 2. Kor. 3,17; Gal. 5,1). blickt und dabei nicht ein vergeßlicher Hörer, sondern ein wirklicher Täter ist, ein solcher Mensch wird sich glücklich fühlen bei seinem Tun. Meint einer, er diene Gott, und hält dabei seine Zunge nicht im Zaum, sondern betrügt sein Herz, des Gottesdienst hat keinen Wert. Ein in Gottes, des Vaters, Augen reiner und fleckenloser Gottesdienst ist es, wenn man Witwen und Waisen in ihrer Trübsal besucht und sich von der Welt unbefleckt bewahrt. Meine Brüder, seid frei von Menschengefälligkeit, wenn ihr wirklich den Glauben habt, den unser Herr Jesus Christus, der zur Herrlichkeit erhoben ist, bewiesen hat und wirkt Dr. Robinsons Greek Testaments Lexicon bemerkt zu dem Ausdruck [pistis tou kyriou heemoon Ieesou Christou]: faith arising from and combined with Christ's own faith (Glaube, der aus Christi eigenem Glauben entspringt und mit ihm verbunden ist).. Da tritt zum Beispiel in eure (gottesdienstliche) Versammlung ein Mann, geschmückt mit goldenem Ring und prächtigem Gewand, und ihm folgt ein Armer in unsauberem Kleid Beide sind anscheinend noch nicht Glieder der Gemeinde.. Staunt ihr nun den an, der das prächtige Gewand trägt, und sagt zu ihm: "Nimm du diesen Ehrenplatz!", während ihr zu dem Armen sprecht: "Du kannst dort stehen!" - oder auch: "Setze dich unten an meinen Fußschemel!" -, kommt ihr da nicht mit euch selbst in Widerspruch und zeigt euch als Richter von verwerflicher Sinnesart Sie kommen mit sich selbst in Widerspruch, weil ihre Handlungsweise mit ihrer Überzeugung, daß Reiche und Arme in der Kirche gleich sind, nicht übereinstimmt. Sie zeigen sich als Richter von verwerflicher Sinnesart, weil sie die Reichen so ehren und den Armen zurücksetzen.? Merkt auf, geliebte Brüder: Hat Gott nicht solche, die die Welt arm nennt, auserwählt, damit sie reich seien im Glauben und das Königreich ererben, das er denen verheißen hat, die ihn lieben? Ihr aber habt den Armen verächtlich behandelt! Sind es nicht gerade die Reichen, die euch Gewalt antun und euch vor die Gerichte schleppen? Sind sie es nicht, die den herrlichen Namen, nach dem ihr benannt worden seid Den Namen Christi., verlästern? Gewiß, wenn ihr (ohne einen Unterschied zu machen) das königliche Gebot Das Gebot der Liebe wird das königliche Gebot genannt, weil es das höchste ist und alle anderen in sich schließt. Aber es liegt auch wohl noch etwas anderes in diesem Ausdruck: ein königliches Gebot ist ein Gebot für Könige, ein Gebot, das eine königliche Gesinnung fordert. Die Erben des Königreiches (2,5) zeigen aber keine königliche, sondern eine sklavische Gesinnung, wenn sie den Reichen gegenüber kriechen und die Armen verächtlich behandeln. erfüllt, das zum Ausdruck kommt in dem Schriftwort: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst 3. Mos. 19,18., so tut ihr recht. Handelt ihr aber nach Menschengunst, so tut ihr Sünde, und das Gesetz verurteilt euch als Übertreter. Wer nämlich das ganze Gesetz erfüllt, aber gegen ein einziges Gebot verstößt, der hat damit alle Gebote übertreten. Denn ganz derselbe, der gesagt hat: "Du sollst nicht ehebrechen!", hat auch gesprochen: "Du sollst nicht morden!" Bist du nun zwar kein Ehebrecher, aber ein Mörder, so bist du ein Gesetzesübertreter. Denkt bei all euerm Reden und Handeln daran, daß ihr einst durch ein Gesetz der Freiheit gerichtet werden sollt Tut also das Gute nicht unter einem gesetzlichen Zwang, sondern nach freier Wahl, nach freiem Willen!. Denn das Gericht trifft erbarmungslos den, der keine Barmherzigkeit geübt hat. Der Barmherzige dagegen braucht kein Gericht zu fürchten. Was nützt es, meine Brüder, wenn einer behauptet, er habe Glauben, und kann dabei doch keine Werke aufweisen? Kann ihn denn ein solcher Glaube retten? Denkt euch: Ein Bruder oder eine Schwester hat keine Kleidung, und es fehlt ihnen am täglichen Brot. Spräche nun einer von euch zu ihnen: "Geht hin in Frieden, wärmt euch und eßt euch satt!", aber ihr gäbt ihnen nicht, was sie zum Leben nötig haben, - was nützt es ihnen? Ebenso ist's auch mit dem Glauben: hat er keine Werke aufzuweisen, dann ist er in sich selber tot. Man könnte nun (jemand, der sich auf einen Glauben ohne Werke verläßt) dies erwidern: "Du hast Glauben (wie du sagst), und ich habe (neben dem Glauben auch noch) Werke aufzuweisen. Zeig mir deinen Glauben, der ohne Werke ist, dann will ich dir aus meinen Werken meinen Glauben zeigen! Du glaubst: es gibt nur einen Gott? Sehr schön! Aber das glauben auch die bösen Geister, und trotzdem zittern sie. Willst du gedankenloser Mensch nun einsehen, daß ein Glaube ohne Werke nutzlos ist, (so frage dich:) Ist unser Vater Abraham nicht durch Werke gerechtfertigt worden? Er hat ja seinen Sohn Isaak auf dem Opferaltar dargebracht. Da siehst du: sein Glaube ging mit seinen Werken Hand in Hand, und erst durch seine Werke ist sein Glaube vollkommen geworden. So hat sich das Schriftwort erfüllt: Abraham glaubte Gott, und das ward ihm zur Gerechtigkeit gerechnet 1. Mos. 15,6., und er wurde Gottes Freund Vgl. 2. Chron. 20,7; Jes. 41,8. genannt Hier endigt die mit V.18 beginnende Antwort an den, der sich auf einen Glauben ohne Werke verläßt, und mit V.24 zieht nun Jakobus für seine Leser aus dem vorher Gesagten die Schlußfolgerung.." Ihr seht also: der Mensch wird durch Werke gerechtfertigt, und nicht durch Glauben allein. Ist nicht ebenso auch die Dirne Rahab durch Werke gerechtfertigt worden? Sie hat ja die Kundschafter bei sich aufgenommen und sie nachher auf einem anderen Weg entkommen lassen. Geradeso wie der Leib ohne Geist tot ist, ebenso ist auch der Glaube ohne Werke tot. Tretet nicht so zahlreich als Lehrer auf, meine Brüder, und bedenkt, daß wir (Lehrer) eine größere Verantwortung haben (als andere)! Wir alle fehlen ja in vielen Stücken. Wer sich beim Reden nicht versündigt, der ist ein geistlich reifer Mann und vermag (außer der Zunge) auch den ganzen Leib im Zaum zu halten. Legen wir den Pferden, um sie uns gehorsam zu machen, die Zügel ins Maul, so lenken wir dadurch auch ihren ganzen Leib. Ja die größten und von heftigen Winden bewegten Schiffe lenkt der Steuermann mit einem ganz kleinen Ruder, wohin er will. So ist auch die Zunge nur ein kleines Glied; und wie großprahlerisch tritt sie auf! Welch großen Wald vermag ein kleines Feuer anzuzünden! Auch die Zunge ist ein Feuer. Die Zunge gibt sich her zum Schmuck der Gerechtigkeit Indem sie das Böse mit Redekünsten verherrlicht.. Sie ist's, die unseren Gliedern den ganzen Leib befleckt und sogar den Weltkreis in Flammen setzt, während sie selbst von der Hölle entzündet wird. Die Kraft aller möglichen Geschöpfe - der vierfüßigen Tiere und Vögel, der Schlangen und der Fische - kann der Mensch mit seiner Kraft zähmen und hat sie auch gezähmt. Die Zunge aber vermag kein Mensch zu zähmen: sie ist ein unstetes Übel, voll tödlichen Giftes. Mit ihr preisen wir den Herrn und Vater, und mit ihr fluchen wir den Menschen, die doch nach Gottes Bild geschaffen sind. So gehen aus demselben Mund Segen und Fluch hervor. Das, meine Brüder, sollte nicht so sein. Läßt denn eine Quelle aus derselben Mündung süßes und bitteres Wasser sprudeln? Kann ein Feigenbaum, meine Brüder, Oliven tragen oder ein Weinstock Feigen? Ebensowenig kann eine Salzquelle süßes Wasser geben. Wer unter euch ist weise und verständig? Der zeige durch seinen guten Wandel und handle in jener Sanftmut, die aus der Weisheit fließt! Habt ihr aber bitteren Neid und Zank in euerm Herzen, so rühmt euch nur nicht (eurer Weisheit)! Denn das widerspräche der Wahrheit, und ihr würdet als Lügner erfunden. Solche Weisheit Die mit böser Gesinnung verbunden ist. kommt wahrlich nicht von oben; nein, sie ist irdisch, böse Wörtlich: "seelisch", d.h.: sie stammt aus den niederen sinnlichen Trieben und gibt ihnen nach. Der Gegensatz zu "seelisch" ist "geistlich" (vgl. 1. Kor. 2,14; 15,44-46; 2. Kor. 1,12)., ja teuflisch. Denn wo Neid und Hader herrschen, da finden sich auch Unordnung und alle möglichen schlimmen Händel. Die Weisheit aber, die von oben stammt, ist vor allem lauter, dann friedfertig, nachgiebig, folgsam, voll Erbarmen und reich an guten Früchten, frei von Argwohn und Heuchelei. Der Same, der die Frucht der Gerechtigkeit hervorbringt, wird von denen, die Frieden stiften, mit friedfertigem Sinn ausgestreut. Woher kommen die Kämpfe und Streitigkeiten (über mein und dein) unter euch? Kommen sie nicht aus euern (auf irdischen Reichtum gerichteten) Lüsten, die in euern Gliedern (mit euerm besseren Ich) im Streit sind? Ihr seid begehrlich (nach den Gütern dieser Welt) und bekommt sie doch nicht. Ihr haßt und neidet einander bis auf den Tod, aber damit erreicht ihr eure Wünsche nicht. Ihr lebt in offenem Kampf und Krieg und erlangt doch nichts, weil ihr nicht betet. Oder: ihr betet und empfangt doch nichts, weil ihr in böser Absicht betet: ihr wollt ja (die irdischen Güter, um die ihr bittet) in euern Lüsten vergeuden. Ihr treulosen Gemeinden, die ihr den Bund mit Gott gebrochen habt, wißt ihr denn nicht, daß die Freundschaft mit der Welt Feindschaft ist gegen Gott? Wer also der Welt Freund sein will, der macht sich zu Gottes Feind. Oder meint ihr, die Worte der Schrift Hier denkt Jakobus (im Blick auf V.4) wahrscheinlich an solche alttestamentlichen Stellen, die von dem geistlichen Ehebruch oder der Untreue gegen Gott handeln, z.B. Hos. 2; Hes. 16 und 23. hätten nichts zu bedeuten? Der Geist, den er Gott. Die zweite Hälfte von V.5 fasse ich nicht als ein Schriftwort (was es ja auch tatsächlich nicht ist), sondern als ein Wort des Jakobus. in uns hat Wohnung nehmen lassen, begehrt eifersüchtig (unser ganzes Herz). Um so größer aber ist die Gnade, die er gibt Die Gnade, die Gott gibt, ist deshalb so groß, weil er als ein "eifriger Gott" unser ganzes Herz für sich begehrt.. Deshalb heißt es: Gott widersteht den Hoffärtigen, aber den Demütigen gibt er Gnade Spr. 3,34.. Darum unterwerft euch Gott (in Demut)! Widersteht dem Teufel, so wird er von euch fliehen! Naht euch Gott, so wird er sich euch nahen! Reinigt eure Hände, ihr Sünder, und heiligt eure Herzen, ihr Unentschiedenen Die ihr "zwei Seelen" habt, so daß ihr schwankt zwischen Gott und Welt.! Fühlt euer Elend Im Bewußtsein eurer Sünde. und trauert mit Tränen! Euer Lachen wandle sich in Leid und eure Freude in Betrübnis! Ja demütigt euch vor dem Herrn, so wird er euch erhöhen! Redet einander nichts Böses nach, ihr Brüder! Wer seinem Bruder Böses nachredet oder seinen Bruder richtet, der mißbraucht das Gesetz und stellt sich über das Gesetz. Stellst du dich aber über das Gesetz, so bist du nicht ein Täter des Gesetzes, sondern du wirfst dich zum Richter auf. Doch nur einer ist Gesetzgeber und Richter: er, der die Macht hat, zu erretten und zu verderben Vgl. Matth. 10,28.. Wie kommst du aber dazu, über deinen Nächsten zu Gericht zu sitzen? Jetzt ein Wort an euch, die ihr sagt: "Heute oder morgen wollen wir in die und die Stadt gehen, dort ein Jahr bleiben, Geschäfte machen und Geld verdienen" - und ihr wißt nicht einmal, was der morgende Tag bringt. Was ist denn euer Leben? Nur ein Dunst, der eine Weile sichtbar ist und dann verschwindet. - Statt dessen solltet ihr sagen: "Wenn es des Herrn Wille ist, so werden wir leben und dies oder jenes tun." Nun aber prahlt ihr mit euern guten Tagen. All dies Prahlen ist verwerflich. Wer nun das Gute kennt, das er zu tun hat, und es unterläßt, dem wird es als Sünde angerechnet. Jetzt ein Wort an euch, ihr Reichen: Weint und wehklagt ob der Leiden, die über euch kommen sollen! Euer Reichtum ist vermodert, und eure Kleider sind von Motten zernagt. Euer Gold und Silber ist mit Rost überzogen, und ihr Rost wird euch ein Zeugnis sein Ihr Rost wird euch ein Zeugnis sein, daß ihr ebenso verderben werdet wie eure Schätze. und euer Fleisch verzehren wie Feuer. Ihr habt Schätze aufgehäuft - noch dazu in den letzten Tagen In den letzten Tagen, d.h. in den Tagen vor der Wiederkunft des Herrn, hättet ihr nicht irdische, sondern himmlische Schätze sammeln sollen.! Aber der Lohn, um den ihr die Arbeiter, die eure Felder gemäht, betrogen habt, der schreit (zum Himmel), und die Klagerufe der Schnitter sind zu den Ohren des Herrn der Heerscharen gedrungen Sir. 34,25-27.. Ihr habt auf Erden geschwelgt und gepraßt; wie Tiere am Schlachttag seid ihr nach Genüssen gierig gewesen Wie die unvernünftigen Tiere noch an dem Tag, wo sie geschlachtet werden, nach ihrem Futter gierig sind, so habt auch ihr noch kurz vor dem Tag des Gerichts in irdischen Genüssen geschwelgt.. Verurteilt und hingemordet habt ihr den Gerechten, der eurer Willkür wehrlos preisgegeben war Der Gerechte scheint der geplagte Arbeiter zu sein, während seine Bedrücker Mörder genannt werden (4,2); zu 5,4ff. vgl. Sir. 35,21-26.! Harrt denn geduldig aus, ihr Brüder Weil euern Unterdrückern das Gericht nahe bevorsteht., bis auf die Wiederkunft des Herrn! Ihr wißt: der Landmann wartet Wenn er gesät hat. auf die köstliche Frucht der Erde und harrt in Geduld, bis sie Herbstregen und Frühlingsregen empfängt 5. Mos. 11,14.. So harrt auch ihr in Geduld, stärkt eure Herzen; denn die Wiederkunft des Herrn ist nahe! Seufzt nicht widereinander Die Unterdrückten sollen gegen ihre Unterdrücker nicht im Geist der Anklage seufzen., Brüder, damit ihr nicht gerichtet werdet (wegen eurer Ungeduld)! Bedenkt: der Richter steht schon vor der Tür! Zum Vorbild im Leiden und in der Geduld nehmt euch, Brüder, die Propheten, die im Namen des Herrn geredet hatten! Die Dulder preisen wir selig. Wie Hiob geduldig ausharrte, das habt ihr vernommen, und aus dem (herrlichen) Ende, das der Herr (seinen Leiden) bereitet hat, erkennt man deutlich, daß der Herr reich ist an Mitleid und Erbarmen. Vor allem, meine Brüder, schwört nicht, weder bei dem Himmel noch bei der Erde noch mit irgendeinem anderen Schwur Gemeint ist das leichtfertige Schwören im alltäglichen Leben (vgl. Matth. 5,34-37).! Euer Ja sei einfach Ja, und euer Nein sei einfach Nein, damit ihr nicht (durch leichtfertiges Schwören) einem (göttlichen) Gericht verfallt! Ist jemand unter euch bekümmert, der bete! Ist einer frohes Mutes, der singe Loblieder! Ist jemand unter euch krank, der lasse die Ältesten der Gemeinde rufen! Die sollen dann über ihn beten und ihn mit Öl salben in dem Namen des Herrn Vgl. Mark. 6,13.. Das im Glauben dargebrachte Gebet wird den Kranken erretten, und der Herr wird ihn aufrichten (von seiner Krankheit). Und hat er Sünden begangen, so sollen sie ihm vergeben werden. So bekennt denn einander eure Sünden und betet füreinander, damit ihr Heilung findet! Denn das inständige Gebet eines Gerechten hat große Kraft. Elia war ein Mensch ganz ebenso wie wir, und er betete ernstlich, es möge nicht regnen. Und wirklich, es regnete drei Jahre und sechs Monate nicht auf Erden. Dann betete er abermals. Da gab der Himmel wieder Regen, und die Erde brachte ihre Frucht hervor. Meine Brüder, irrt einer unter euch von dem Weg der Wahrheit ab, und es führt ihn jemand wieder zurück, so wißt: Wer einen Sünder von seinem Irrweg zurückbringt, der rettet des Sünders Seele vom Tod und gewinnt ihm Vergebung für viele Sünden Vgl. Spr. 10,12..
Der erste Brief des Petrus ,1-2: Zuschrift und Gruß. Petrus, ein Apostel Jesu Christi, begrüßt die Fremdlinge, die in Pontus, Galatien, Kappadozien, Asien und Bithynien in der Zerstreuung leben Jak. 1,1. Die Christen lebten im römischen Reich zerstreut unter den Heiden und waren noch fern von ihrer himmlischen Heimat und ihrem himmlischen Erbe., und die nach der Vorherbestimmung Gottes des Vaters Vgl. Röm. 8,29. auserwählt sind, um, von dem Geist geheiligt, zum Gehorsam Gegen die Heilsbotschaft. zu kommen und mit dem Blut Jesu Christi Als des wahren Passahlammes (1. Kor. 5,7). besprengt zu werden Hier ist die fortwährende Sündentilgung durch den Glauben an Christi Tod gemeint (vgl. 1. Joh. 1,7).. Gnade und Friede werde euch reichlich zuteil! 1,3-12: Danksagung für die Hoffnung der himmlischen Herrlichkeit. Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus Vgl. Eph. 1,3.! Er hat uns nach seinem großen Erbarmen durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung: zu einem unvergänglichen, unbefleckten Von Sünde reinen. und unverwelklichen Erbe. Das wird in sicherer Hut im Himmel aufgehoben für euch, die ihr in Gottes Kraft durch den Glauben für ein Heil bewahrt werdet, das sich nun bald am Ende der Tage Bei Christi Wiederkunft. offenbaren soll. Darüber freut ihr euch, obwohl ihr jetzt noch eine kurze Zeit, wenn es so sein soll Nach Gottes Willen., durch mancherlei Prüfungen Leiden und Anfechtungen. Traurigkeit erfahren müßt. Dadurch soll sich euer Glaube bewähren und köstlicher erfunden werden als vergängliches Gold, das die Feuerprobe besteht. Das Solche Standhaftigkeit und Ausdauer. wird euch Lob, Ruhm und Ehre bringen bei der Offenbarung Jesu Christi D.h. bei der Wiederkunft Jesu Christi (vgl. V.13; 1. Kor. 1,7; 2. Thess. 1,7).. Den liebt ihr, ohne ihn von Angesicht zu kennen; an den glaubt ihr, ohne ihn jetzt zu sehen. Dem jauchzt ihr entgegen mit unbeschreiblicher, himmlischer Freude, weil ihr als Frucht Wörtlich: Ziel. eures Glaubens das Seelenheil davontragt. Diesem Heil haben die Propheten, die von der euch bestimmten Gnade geweissagt haben, eifrig nachgeforscht. Sie suchten auszuspüren, auf welche Zeit und Ereignisse der in ihnen wirkende Geist Christi hinweise, als er ihnen vorherbezeugte die Leiden, die Christus dulden, und die Stufen der Herrlichkeit So übersetze ich den Plural [tas doxas]., zu denen er danach gelangen sollte. Ihnen Namentlich dem Propheten Daniel (vgl. Dan. 12,4.9). wurde offenbart, daß sie nicht sich selbst Und ihren Zeitgenossen., sondern euch diese Botschaft zu bringen hätten. Und euch ist sie jetzt verkündigt worden durch die, die euch in der Kraft des Am Pfingsttag. vom Himmel her gesandten Heiligen Geistes die Frohe Botschaft gebracht haben Mit diesen Worten drückt Petrus gleichsam sein Siegel auf das Werk des Paulus und seiner Mitarbeiter: er erklärt ihre Verkündigung für wahr und göttlich.. In deren Geheimnisse möchten selbst die Engel in tiefer Ehrfurcht schauen Vgl. Eph. 3,9f.. 1,13-2,10: Allgemeine Ermahnungen zu einem heiligen, Gott wohlgefälligen Wandel. Umgürtet denn die Lenden eures Sinnes Ein Bild der geistlichen Bereitschaft (Eph. 6,14; Luk. 12,35)., seid völlig nüchtern Leiblich und geistlich (4,7; 5,8; Luk. 21,34; 1. Thess. 5,6). Ich ziehe [teleioos] zu [neephontes]. und richtet eure Hoffnung auf die Gnade Des Heils, wovon in V.5 die Rede ist., die ihr bei Jesu Christi Offenbarung empfangen sollt Vgl. V.7.! Weil der Gehorsam eure Freude ist, so fallt nicht zurück Wörtlich: "Als Kinder des Gehorsams (gegen Gott) fallt nicht zurück." in die Begierden, die euch einst beherrschten, als ihr noch Im Heidentum. in Unwissenheit Über göttliche Dinge. dahinlebtet! Sondern, wie der heilig ist, der euch berufen hat, so werdet auch ihr heilig in euerm ganzen Wandel! Denn es steht geschrieben: Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig 3. Mos. 11,44f.; 19,2; 20,7.. Und wenn ihr den als Vater anruft, der unparteiisch jedem nach seinem Tun das Urteil spricht, dann wandelt auch in heiliger Scheu vor ihm, solange ihr noch hier auf Erden pilgert Wörtlich: "Beisassen seid." Der Beisasse hatte in dem Land, wo er wohnte, kein Bürgerrecht, wenn er auch unter dem Schutz der Staatsgesetze stand.! Denkt daran: nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold Vgl. 2. Mos. 3,22; 11,2; Ps. 105,37., seid ihr Wie einst die Israeliten aus der Knechtschaft Ägyptens. aus euerm nichtigen Euch nichts bietenden., von den Vätern ererbten Aufenthaltsort Dem geistlichen Ägypten: der Welt mit ihrem Sündendienst, worin ihr während eurer heidnischen Zeit als Sklaven schmachtetet. losgekauft worden, sondern mit einem kostbaren Blut, ähnlich dem eines fehllosen und unbefleckten Lammes 2. Mos. 12,5; 1. Kor. 5,7.. Dies Lamm ist Christus, der schon vor Grundlegung der Welt als solches ausersehen Von Gott; vgl. 2. Mos. 12,3.6., aber erst jetzt an der Zeiten Ende erschienen ist zu euerm Heil. Durch ihn glaubt ihr an Gott Christus hat den Glauben in euch gewirkt., der ihn von den Toten auferweckt und ihm Herrlichkeit verliehen hat, so daß ihr nun Auf Grund der Auferstehung Christi. auf Gott vertraut und auf ihn hofft Der Gedanke kehrt zurück zu V.13.. Weil ihr eure Seelen durch den Gehorsam gegen die Wahrheit gereinigt habt, so daß ihr ungeheuchelte Bruderliebe beweisen könnt, so liebt einander aus reinem Herzen und mit ganzer Kraft! Ihr seid ja nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen wiedergeboren durch Gottes lebendiges, ewig bleibendes Wort Vgl. 1. Joh. 3,9.. Denn: Alles Fleisch Alle Menschen. ist wie Gras, und alle seine Herrlichkeit ist wie des Feldes Blume. Das Gras verdorrt, die Blume fällt ab; das Wort des Herrn aber bleibt in Ewigkeit Jes. 40,6-8.. Und dieses Wort ist euch verkündigt worden in der Heilsbotschaft. So legt nun alle Bosheit und alle Falschheit, jede Art von Heuchelei und Neid und alle Verleumdung von euch ab! Gleich neugeborenen Kindlein seid begierig nach der unverfälschten Geistesmilch des Wortes! Dadurch sollt ihr hinanwachsen zur Errettung, wenn ihr wirklich geschmeckt habt, daß der Herr gütig ist Ps. 34,9.. Kommt zu ihm, dem lebendigen Stein, der zwar von den Menschen verworfen, aber in Gottes Augen auserwählt und köstlich ist Vgl. Ps. 118,22.! Laßt euch (auf diesem Grundstein) auch selbst als lebendige Steine erbauen zu einem geistlichen Haus! Dann seid ihr auch eine heilige Priesterschaft 2. Mos. 19,6. und fähig, geistliche Opfer darzubringen, die Gott durch Jesus Christus wohlgefällig sind. Deshalb heißt es in der Schrift: Sieh, ich lege in Zion einen auserwählten, köstlichen Eckstein; wer auf ihn vertraut, soll nicht zuschanden werden Jes. 28,16.. Euch also, die ihr (auf ihn) vertraut, wird das köstliche Gut Das ewige Heil, das von dem köstlichen Eckstein ausgeht. (des Ecksteins) zuteil. Den Ungläubigen aber gilt das Wort: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden Ps. 118,22.; und er ist zugleich ein Stein, woran sie sich stoßen, und ein Fels, an dem sie zu Fall kommen Jes. 8,14.. In ihrem Ungehorsam nehmen sie Anstoß an dem Wort, und dazu sind sie auch bestimmt Wer nicht glauben will, der muß Anstoß nehmen an der Heilsbotschaft; das ist unvermeidlich.. Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft Priester von königlicher Würde., ein heiliges Volk 2. Mos. 19,5-6., ein Volk des Eigentums Mal. 3,17., damit ihr die herrlichen Eigenschaften Namentlich wohl Gottes Gnade und Weisheit, die sich in ihrer Berufung kundtun. dessen verkündigt Durch Wort und Wandel (vgl. V.12)., der euch aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht berufen hat Der Berufende ist Gott.. Einst wart ihr kein Volk, nun aber seid ihr Gottes Volk. Einst wart ihr nicht in Gnaden, nun aber seid ihr begnadigt worden Vgl. Hos. 2,23; Röm. 9,25.. 2,11-5,11: Besondere Ermahnungen für einzelne Lebensverhältnisse und die Lage der Leser. a. Die Pflichten der Fremdlinge und Pilger (2,11-12). Geliebte, da ihr (hier auf Erden) Fremdlinge Die hienieden kein Bürgerrecht haben. und Pilger Die nach der himmlischen Heimat ziehen (Ps. 39,13). seid, so ermahne ich euch: Haltet euch frei von fleischlichen Lüsten, die wider die Seele streiten Indem sie die Seele aus ihrer sicheren Festung, aus ihrer Gemeinschaft mit Christus verdrängen wollen, damit sie das Heil verliere.! Führt einen guten Wandel unter den Heiden! Denn sie, die euch jetzt als Verbrecher schmähen, sollen durch eure guten Werke zu einer besseren Einsicht kommen und Gott preisen Vgl. Matth. 5,16. an dem Tag, da er sie mit seiner Gnade heimsuchen wird So daß sie zur Erkenntnis der Wahrheit und zur Bekehrung kommen.. b. Vom Gehorsam gegen die Obrigkeit (2,13-17). Fügt euch um des Herrn Christus. willen in jede Ordnung, die zum Wohl der Menschen dient Vgl. Röm. 13,1-7.! Gehorcht dem Kaiser als dem Oberherrn und seinen Statthaltern als denen, die von ihm gesandt werden In die einzelnen Provinzen des römischen Reiches., um die Verbrecher zu strafen, allen aber, die Gutes tun, lobende Anerkennung zu spenden. Denn das ist Gottes Wille, daß ihr durch gutes Verhalten die aus Unwissenheit entspringenden Verleumdungen der törichten Menschen zum Schweigen bringt. Ihr seid frei Als Kinder Gottes seid ihr frei vom Gesetz Moses (Gal. 5,1), aber ihr seid nicht frei von allen Gesetzen.. Doch hütet euch, mit eurer Freiheit böses Tun zu decken Vgl. Gal. 5,13.! Zeigt euch vielmehr als Gottes Knechte Nur wenn Gottes Kinder auch als Gottes Knechte (wörtlich: als Gottes Sklaven oder Leibeigene) den Geboten Gottes willig und freudig folgen, nur dann können sie die Freiheit ihrer Gotteskindschaft recht gebrauchen (1. Kor. 7,22).! Habt vor allen Achtung! Liebt die Brüder! Fürchtet Gott! Ehrt den Kaiser Vgl. Spr. 24,21.! c. Ermahnungen für die Sklaven (2,18-25). Ihr Sklaven, gehorcht euren Herren mit aller gebührenden Ehrfurcht, und zwar nicht nur den guten und milden, sondern auch den verkehrten Den ungerechten und überstrengen.! Denn gerade das ist Gott gefällig, wenn einer ihm zuliebe Trübsal auf sich nimmt, obwohl er unschuldig leidet. Denn was ist Rühmliches dabei, wenn ihr Böses tut und dafür Schläge hinnehmen müßt? Habt ihr aber trotz eures guten Verhaltens zu leiden und beweist ihr dabei Geduld, so ist das wohlgefällig in Gottes Augen. Zu solchem Unschuldigen und geduldigen. Leiden seid ihr berufen. Hat doch auch Christus zu euerm Heil gelitten und euch dadurch ein Vorbild hinterlassen, damit ihr seinen Fußtapfen nachfolgt. Er hat keine Sünde getan, und in seinem Mund ward kein Trug entdeckt Jes. 53,9.. Er schalt nicht wieder, wenn er gescholten wurde; in seinem Leiden stieß er keine Drohungen aus Er drohte nicht mit Gottes Strafgericht, sondern schwieg (Jes. 53,7; Matth. 26,63; 27,14) oder betete für seine Feinde (Luk. 23,34).; sondern er gab sich in die Hände dessen, der gerecht richtet. Er hat unsere Sünden auf sich genommen und sie an seinem Leib auf das Kreuzesholz hinaufgetragen Jes. 53,12; Gal. 3,13; Kol. 2,14., damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben Röm. 6,2ff.; 8,2ff.; durch seine Striemen seid ihr geheilt worden Jes. 53,5.. Denn ihr gingt einst wie Schafe Die keinen Hirten haben (Jes. 53,6). in die Irre; nun aber habt ihr den Irrweg verlassen und euch gewandt zu dem Hirten und Wächter eurer Seelen In dem Brief des römischen Bischofs Klemens an die Korinther heißt Jesus Christus "der Hohepriester und Beschützer unserer Seelen" (Clem. Rom. 1. Cor. 61,3). Vgl. Hebr. 13,17.. d. Ermahnungen für die Eheleute (3,1-7). Auch ihr Frauen, seid euern Männern untertan Der Inhalt des Abschnittes 2,17-3,7 läßt sich kurz so zusammenfassen: Seid treu in allen euern Pflichten: im allgemeinen (2,17) und im besonderen als Sklaven und als Ehegatten (2,18-3,7)., damit selbst solche Männer, die dem Wort Der Frohen Botschaft. ungehorsam sind Weil es bisher noch keinen entscheidenden Eindruck auf sie gemacht hat., durch den Wandel ihrer Frauen ohne Unterweisung Ohne daß die Frauen über die Wahrheiten des Glaubens besonders zu ihren Männern reden. gewonnen werden Für das Christentum., wenn sie sehen, wie rein ihr wandelt und (wie ihr euch dabei) in Ehrfurcht (euern Männern) unterordnet. Die Frauen sollen sich nicht äußerlich putzen: sich nicht künstlich die Haare flechten, kein Goldgeschmeide anlegen und keine köstlichen Kleider tragen; sondern ihr Schmuck sei der verborgene Mensch, der seinen Sitz im Herzen In der inneren Gesinnung. hat und sich in einem sanften, stillen Geist zeigt. Ein solcher Schmuck hat unvergänglichen Wert und ist köstlich in Gottes Augen. Ebenso haben sich ja auch einst die heiligen Frauen geschmückt, die ihre Hoffnung auf Gott setzten und sich ihren Männern unterordneten. So war Sara dem Abraham gehorsam und nannte ihn Herr 1. Mos. 18,12.. Ihre Töchter seid ihr, wenn ihr gutes tut und euch durch keine Furcht in der Erfüllung eurer Pflicht beirren laßt Vgl. Spr. 3,25.. Ihr Männer desgleichen: geht mit euern Frauen verständig um; sie sind ja das schwächere Geschlecht! Behandelt sie mit Achtung - denn sie sind auch Miterben der Gnadengabe des (ewigen) Lebens -, sonst verschließt ihr euern Gebeten den Weg (zum Thron Gottes)! e. Mahnung zur Eintracht und Friedfertigkeit (3,8-12). Endlich: seid alle eines Sinnes, habt Mitgefühl, zeigt Bruderliebe, seid barmherzig und demütig! Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort; im Gegenteil: segnet! Ihr seid ja dazu berufen, Segen zu ererben. Denn: Wer sich des Lebens freuen will und gute Tage sehen, der halte seine Zunge fern vom Bösen und seine Lippen von den Lügenreden. Er wende sich vom Bösen ab und tue Gutes, er suche Frieden und jage ihm nach! Denn des Herrn Augen schauen (mit Wohlgefallen) auf die Gerechten, und seine Ohren hören ihr Gebet. Des Herrn Antlitz aber blickt (im Zorn) auf die Übeltäter Ps. 34,13-17.. f. Von dem rechten Verhalten in den Leiden und Prüfungen (3,13-4,19). Wer könnte euch schaden, wenn ihr dem Guten nachstrebt? Ja selbst dann, wenn ihr um der Gerechtigkeit willen leiden müßt, seid ihr selig zu preisen Matth. 5,10.. Fürchtet euch nicht wie eure Widersacher Die Heiden meiden das Böse aus Furcht vor Strafe oder äußeren Nachteilen. und erschreckt nicht Jes. 8,12.! Habt vielmehr vor dem Herrn Christus in euern Herzen heilige Ehrfurcht Jes. 8,13.! Seid auch stets bereit, jedem Antwort zu geben, der über die Hoffnung, die in euch lebt, Rechenschaft von euch fordert! Antwortet aber mit Sanftmut Nicht mit leidenschaftlichem Eifer. und Ehrfurcht Besonders der Obrigkeit gegenüber.! Habt dabei ein gutes Gewissen So daß das Bekenntnis eures Mundes nicht durch euern Wandel Lügen gestraft wird., damit die, die euern guten Wandel in der Nachfolge Christi schmähen, mit ihren Verleumdungen zuschanden werden! Denn besser ist's, ihr leidet, wenn es Gottes Wille ist, wegen guter Taten, als weil ihr Böses tut. Auch Christus hat ja ein für allemal um der Sünden willen für uns den Tod erlitten - der Gerechte für die Ungerechten -, damit er uns in die Gemeinschaft Gottes führe. Und zwar ist er getötet worden dem Fleisch Seiner sterblichen Menschheit. nach, aber lebendiggemacht dem Geist nach D.h.: gleich nach seinem Tod, also noch vor seiner Auferstehung, wurde Christus nach seinem menschlichen Geist in jenen neuen Lebenszustand versetzt, in den er nach Geist, Seele und Leib durch die Auferstehung von den Toten eingetreten ist.. Im Geist In diesem lebendiggemachten Geist. ist er dann hingegangen und hat den Geistern im Gefängnis (des Totenreichs) gepredigt. Die waren einst ungehorsam, als Gottes Langmut in den Tagen Noahs während des Baues der Arche geduldig (auf die Bekehrung der Menschen) wartete Sie waren also nicht ungehorsam im Augenblick des Todes, als sie Gottes Gericht in der Sintflut erdulden mußten, sondern nur während des Baues der Arche in der Gnadenfrist der 120 Jahre (1. Mos. 6,3).. In dieser Arche wurden nur wenige, im ganzen acht Seelen 1. Mos. 7,7., durch das Wasser am Leben erhalten Das Wasser der Sintflut wurde für die Bewohner der Arche ein Rettungsmittel, insofern als es die Arche über alle Fährlichkeiten hinwegtrug (vgl. 1. Mos. 7,17).. Das Gegenbild dieses Wassers, die Taufe, bringt euch auch jetzt Errettung Vgl. Tit. 3,5.. Da wird jedoch keine äußere Unreinigkeit entfernt, sondern ihr legt Bei der Taufe. Gott das Gelübde ab, mit reinem Gewissen vor ihm zu wandeln in der Kraft der Auferstehung Jesu Christi Vgl. Röm. 6,4.11; Kol. 2,12.. Der sitzt nun nach seinem Eingang in den Himmel Dem Eingang in den Himmel ging voraus der Eingang in das Totenreich (V.19). zur Rechten Gottes, und ihm gehorchen dort die Gewalten und Mächte der Engelwelt Eph. 1,20f.. Da nun Christus zu unserem Heil dem Fleisch nach gelitten hat Vgl. 3,18., so wappnet auch ihr euch mit derselben Gesinnung Die Christus in seinem Leiden bewiesen hat.! - Denn wer dem Fleisch nach gelitten hat Und zwar in Christi Gesinnung., der hat mit der Sünde nichts mehr zu schaffen Ein Allgemeinsatz wie Röm. 6,7. Der Sinn ist wohl: wer in Christi Nachfolge und im Aufblick zu ihm äußerlich leidet, der hat auch innerlich mit der Sünde keine Gemeinschaft mehr. -. Ihr sollt ja die noch übrige Zeit eures irdischen Lebens nicht mehr nach der Menschen Lüsten, sondern nach Gottes Willen zubringen. Ihr habt doch in den vergangenen Tagen wahrlich Zeit genug damit vergeudet, den heidnischen Leidenschaften zu frönen durch einen Wandel in Ausschweifungen, Lüsten, Trunksucht, Schmausereien, Zechgelagen Vgl. Röm. 13,13. und schändlichem Götzendienst. Das befremdet die Leute Die Heiden, eure früheren Genossen. nun, daß ihr jetzt nicht mit ihnen in demselben Strom des Lasters schwimmt, und deshalb lästern sie euch. Dafür aber sollen sie Rechenschaft geben dem, der bereitsteht, Lebendige und Tote zu richten. Darum ist ja auch Toten Den Geistern im Gefängnis (3,19). die Heilsbotschaft verkündigt worden, daß sie, die nach Menschenlos Das Los des gefallenen Menschen ist der Tod. am Fleisch gerichtet Indem sie wegen ihres Ungehorsams (3,20) den Tod erdulden mußten. waren, im Geist nach Gottes Erbarmen lebten. Das Ende aller Dinge steht vor der Tür. Darum seid mäßig und nüchtern, damit ihr beten könnt Vgl. Matth. 26,41; Luk. 21,36.! Vor allem habt einander herzlich lieb, denn die Liebe deckt In vergebender Milde und Barmherzigkeit. eine Menge Sünden Bei dem Nächsten. zu Spr. 10,12.! Seid gastfrei gegeneinander ohne Murren Über Unruhe und Belästigung.! Dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat! So ziemt es sich für gute Haushalter der mannigfachen Gnade, die Gott schenkt 1. Kor. 4,1; Matth. 25,14ff.. Redet jemand Als Prophet oder Lehrer., so seien seine Worte wie Aussprüche Gottes! Dient jemand Nach dem Wortlaut ist hier wohl zunächst an den Diakon zu denken, ohne daß natürlich die anderen Amtsträger ausgeschlossen wären (Röm. 12,7)., der richte sein Werk aus in der Kraft, die Gott verleiht! So soll in allen Dienern (und Gliedern) der Gemeinde. Gott verherrlicht werden durch Jesus Christus. Ihm gebührt die Herrlichkeit und Macht in alle Ewigkeit. Amen. Geliebte, seid nicht erstaunt über die Feuerglut (der Leiden), die jetzt zu eurer Läuterung unter euch brennt. Damit widerfährt euch nichts Absonderliches. Im Gegenteil; je mehr ihr an den Leiden Christi Vgl. Kol. 1,24; Phil. 3,10; 2. Kor. 1,5. teilnehmt, desto größer sei eure Freude! Dann könnt ihr auch bei der Offenbarung seiner Herrlichkeit jauchzen und jubeln. Schmäht man euch, weil ihr Christi Namen tragt, so seid ihr selig zu preisen Vgl. Matth. 5,11.. Denn der Geist, der euch die Herrlichkeit verbürgt Vgl. Röm. 8,23; 2. Kor. 5,5. und Kraft verleiht - Gottes Geist -, der ruht auf euch Und stärkt euch in euern Leiden.. Niemand unter euch darf leiden, weil er etwa mordet, stiehlt oder sich sonst vergeht, auch nicht, weil er sich unbefugt in fremde Angelegenheiten mischt Hier ist wohl zunächst an unkluge christliche Eiferer zu denken, die heidnische Sitten und Gebräuche unbefugt tadelten oder abstellen wollten. Später kam es öfter vor, daß Christen in solchem fleischlichen Eifer heidnische Götzenbilder zerschlugen.. Muß aber jemand leiden, weil er ein Christ ist, so braucht er sich nicht zu schämen; er preise vielmehr Gott (voll Dank) dafür, daß er seinen Namen Den Christennamen. trägt. Denn die Zeit ist da, da das Gericht seinen Anfang nimmt bei dem Haus Gottes Gottes Haus ist die Kirche. Durch dieses Gericht, womit Leiden um des Glaubens willen verbunden sind, tritt eine Scheidung zwischen den Treuen und den Untreuen ein (vgl. Hes. 9,6; Jer. 25,29).. Fängt's aber an bei uns, was für ein Ende müssen dann die nehmen, die Gottes Heilsbotschaft nicht glauben wollen? Und wird der Gerechte nur mit genauer Not errettet, wo wird da der Gottlose und Sünder bleiben Aus Spr. 11,31 nach LXX.? So mögen denn alle, die nach Gottes Willen leiden, dem Schutz des treuen Schöpfers ihre Seelen anbefehlen, indem sie Gutes tun. g. Mahnungen an die Ältesten und an alle Gläubigen insgemein (5,1-11). Ich richte nun meine Ermahnung an die Ältesten, die unter euch arbeiten - ich bin ein Ältester wie sie; ich habe die Leiden Christi als Augenzeuge gesehen In Gethsemane und vor dem Hohen Rat. und soll auch teil empfangen an der Herrlichkeit, die sich offenbaren wird -: Weidet die euch anbefohlene Herde Gottes - nicht aus Zwang Aus bloßem Pflichtgefühl., sondern aus innerem Herzensdrang, wie es Gott gefällt; nicht aus schnöder Gewinnsucht, sondern mit Lust und Liebe! Tretet nicht als Herren auf in euern Gemeinden Vgl. 2. Kor. 1,24., sondern werdet Vorbilder der Herde! Dann werdet ihr bei der Erscheinung des Oberhirten Christus. als Ehrenkranz aus unverwelklichen Blumen die Herrlichkeit empfangen. Ebenso ihr jüngeren Leute Die mehr als ältere zum Eigenwillen geneigt sind.: gehorcht euern Ältesten Oder: geistlichen Vorstehern.! Ihr alle insgesamt Alle Christen ohne Unterschied., tragt im Verkehr miteinander den Sklavenschurz der Demut Vgl. Joh. 13,4.5.14.. Denn: Gott widersteht den Stolzen, den Demütigen aber gibt er Gnade Aus Spr. 3,34 nach LXX.. So demütigt euch denn unter Gottes gewaltige Hand Die euch Leiden auferlegt., damit er euch erhöhe, wenn die rechte Stunde gekommen ist! Werft alle eure Sorge auf ihn Aus Ps. 55,23 nach LXX., denn er nimmt sich euer an! Seid nüchtern und wachsam Vgl. Mark. 14,37-41.! Euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein Vor Gier und Hunger. brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. Dem widersteht in Glaubensfestigkeit und denkt daran Damit ihr Geduld und Ergebung lernt., daß eure Brüder in der ganzen Welt dieselben Leiden zu erdulden haben! Gott aber, der Spender aller Gnade, der euch in Christi Jesu Gemeinschaft dazu berufen hat, nach einer kurzen Leidenszeit in seine ewige Herrlichkeit einzugehen, der wir euch vollbereiten, stärken, kräftigen und festgründen Vgl. Offb. 3,12.. Sein ist die Herrlichkeit und Macht in alle Ewigkeit! Amen. 5,12-14: Der Schluß des Briefes. Durch Silvanus, den treuen Bruder, schreibe ich euch diesen Brief; mir scheint, er ist nur kurz. Ich erinnere und bezeuge euch darin: die rechte Gnade Gottes ist euch zuteil geworden. Darin steht fest! Die Miterwählte in Babylon D.h. die christliche Gemeinde in Rom. und mein Sohn Markus Petrus nennt Markus, den Verfasser unseres zweiten Evangeliums, seinen Sohn, weil er ihn zum Glauben an Christus geführt hat. lassen euch grüßen. Grüßt einander mit dem Kuß der Liebe Vgl. 1. Thess. 5,26; 1. Kor. 16,20.! Friede sei mit euch allen, die ihr in Christi Gemeinschaft steht!
Der zweite Brief des Petrus 1,1-4: Zuschrift und Gruß. Symeon Petrus, ein Knecht und Apostel Jesu Christi, entbietet denen seinen Gruß, die durch die Gerechtigkeit D.h. hier: durch die Treue und Gnade (Ps. 69,28; 1. Joh. 1,9; treu und gerecht). unseres Gottes und Erretters Jesus Christus denselben köstlichen Glauben empfangen haben wie wir Die Apostel.. Gnade und Friede werde euch reichlich zuteil durch die Erkenntnis Gottes und Jesu, unseres Herrn! Er Jesus, unser Herr. hat uns in seiner göttlichen Macht alles geschenkt, was zum wahren Leben und zur rechten Frömmigkeit nötig ist. Denn er hat uns ihn Gott. erkennen lassen, der uns berufen hat Zum ewigen Heil. durch seine Herrlichkeit und Hoheit Gemeint sind wohl die Herrlichkeit seines göttlichen Wesens und die erhabenen Eigenschaften seiner Macht, Weisheit und Liebe.. Die Nämlich: seine Herrlichkeit und Hoheit. haben ihn auch dazu bewogen, uns die wertvollsten und köstlichsten Verheißungen zu schenken, die euch die Bürgschaft geben, daß ihr göttlicher Art Vielleicht: göttlicher Herrlichkeit; vgl. Röm. 8,21.23; Phil. 3,21; 1. Joh. 3,2. teilhaftig werden sollt, wenn ihr der Lust und Verführung der Welt entronnen seid. 1,5-21: Ermahnung zur Glaubenstreue und zu einem gottgefälligen Wandel, unter Hinweis auf die apostolische Predigt und die alttestamentlichen Weissagungen. Darum zeigt, soviel an euch ist, in jeder Hinsicht Eifer und beweist bei euerm Glauben auch Tugend Sittliche Tüchtigkeit., bei der Tugend Erkenntnis Die sittliche Weisheit, die sich durch einen reinen Wandel offenbart., bei der Erkenntnis Selbstbeherrschung, bei der Selbstbeherrschung Ausdauer, bei der Ausdauer Frömmigkeit Ehrfurcht und Liebe gegen Gott., bei der Frömmigkeit Bruderliebe, bei der Bruderliebe allgemeine Menschenliebe! Wenn diese Tugenden bei euch vorhanden sind und beständig wachsen, dann machen sie euch auch eifrig und fruchtbar in der Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus. Wem aber diese Tugenden fehlen, der ist blind Für die himmlischen Dinge. und kann nur die nächsten Gegenstände Das Irdische. sehen; denn er hat vergessen, daß er von seinen früheren Sünden gereinigt worden ist Durch die Taufe.. Deshalb Wegen des in V.8 und 9 Gesagten., Brüder, beeifert euch um so mehr, eure Berufung und Erwählung Zum Reich Gottes. durch die guten In V.5-7 geforderten. Werke sicherzustellen! Denn wenn ihr diese Werke tut, werdet ihr niemals straucheln. So sollt ihr dann siegreich eingehen in das ewige Königreich unseres Herrn und Retters Jesus Christus. Darum Weil ein so herrliches Ziel vor euch liegt. will ich euch immerfort an diese Dinge Gemeint sind die Ermahnungen in V.5-11. erinnern, obwohl sie euch bekannt sind und ihr feststeht in der Wahrheit, die euch überliefert worden ist. Trotzdem Obwohl es sich um etwas Bekanntes handelt. halte ich es für meine Pflicht, solange ich in diesem Zelt Das Zelt ist der sterbliche Leib (vgl. 2. Kor. 5,1). weile, euch durch solche Ermahnungen wachzuhalten; (um so mehr) da ich weiß, daß ich mein Zelt plötzlich ablegen muß D.h.: daß ich plötzlich sterben werde., wie mir auch unser Herr Jesus Christus kundgetan hat Hier ist wohl an eine besondere Offenbarung Christi zu denken, von der auch die alten Kirchenväter Hegesippus und Ambrosius reden, und nicht an Joh. 21,18-19 (13,36); denn dieses Wort redet nicht von einem plötzlichen, sondern von einem gewaltsamen Tod.. Ich will aber auch dafür sorgen, da ihr nach meinem Hingang Nach meinem Tod. jederzeit imstande seid, euch an diese Wahrheit Wie in V.12 ist auch hier am einfachsten an die Ermahnungen in V.5-11 zu denken. zu erinnern Petrus hatte also, wie es scheint, die Absicht, eine Lehrschrift für seine Leser aufzuzeichnen, damit seine mahnende Stimme auch noch nach seinem Tod zu ihnen reden könne. Ob er diese Absicht ausgeführt hat, wissen wir nicht; jedenfalls ist eine Lehrschrift des Petrus nicht auf uns gekommen.. Denn wir sind nicht klug ersonnenen Fabeln gefolgt, als wir euch die Macht und Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus verkündigten, sondern wir sind Augenzeugen seiner Hoheit gewesen Was Petrus seinen Lesern in Zukunft noch zu sagen hat, das ist ebenso wahr und fest gegründet wie die frühere Verkündigung, die er und andere Diener des Herrn, vielleicht auch andere Apostel, ihnen gebracht haben. - Die Macht Christi hat sich schon auf Erden in seinen Zeichen und Wundern erwiesen (Mark. 6,2.14; Luk. 4,14.36; 24,19; Apg. 2,22; 10,38). Auch die Hoheit Christi hat sich namentlich durch seine Wunderzeichen offenbart. Aber ein ganz besonderes Beispiel seiner Hoheit ist die Verklärung auf dem Berg (Matth. 17,1-8).. Er hat von Gott dem Vater Ehre und Auszeichnung empfangen, als von der erhabenen Herrlichkeit Von dem Thron Gottes. die Stimme zu ihm kam: "Das ist mein geliebter Sohn, den ich erkoren Matth. 17,5.!" Wir haben gehört, wie diese Stimme aus dem Himmel kam, als wir mit ihm auf dem heiligen Berg waren. Dadurch Durch dies Ereignis auf dem heiligen Berg. steht uns das Wort der Weissagung Gemeint ist das Wort der Weissagung des Alten Bundes, das von Christi Wiederkunft redet. nun um so fester. Und ihr tut recht daran, auf dieses Wort zu achten Die Briefempfänger lasen also fleißig das Alte Testament. - als auf ein Licht, das an einem dunklen Ort scheint Ps. 119,105. -, bis in euern Herzen der Tag anbricht und der Morgenstern Der das Kommen des vollen Tageslichtes ankündigt. aufgeht Der Sinn dieser Worte ist: die Leser sollen sich mit den Weissagungen des Alten Bundes beharrlich und eingehend beschäftigen, bis sie ihnen durch die Erleuchtung des Heiligen Geistes in ihrem Herzen so klar und deutlich werden wie das helle Tageslicht.. Beherzigt dies vor allem: Niemand kann eine Weissagung der Schrift durch eigenes Wissen deuten Sondern er bedarf dazu der Erleuchtung des Heiligen Geistes, von dem die Weissagung ausgegangen ist.! Denn nie ist eine Weissagung aus menschlicher Willkür hervorgegangen, sondern heilige, gottgesandte Männer haben geredet, getrieben von dem Heiligen Geist. 2,1-22: Warnung vor Irrlehrern. Es traten auch Neben den wahren Propheten 1,21. falsche Propheten im Volk Des Alten Bundes. auf. Ebenso werden unter euch falsche Lehrer aufkommen. Die werden heimlich verderbenbringende Sondermeinungen einführen und sogar den Gebieter, der sie als sein Eigentum erkauft hat Christus., verleugnen. Dadurch bringen sie ein plötzliches Verderben über sich. Viele aber werden ihnen auf ihrer Lasterbahn folgen. So sind sie schuld daran, daß der Weg der Wahrheit Das Christentum. gelästert wird Von den ungläubigen Juden und Heiden.. In ihrer Habsucht werden sie durch heuchlerische Reden Gewinn von euch zu ziehen suchen. Ihr Urteil aber ist schon längst gefällt, und ihr Verderben schlummert nicht Gott wird sie sicher strafen; das verbürgt schon sein Strafgericht bei früheren Gelegenheiten (V.4-8).. Selbst gegen Engel, die sich versündigt hatten Vgl. 1. Mos. 6,1-4., hat Gott keine Schonung geübt, sondern er hat sie in die Tiefe der Unterwelt Wörtlich: "in den Tartarus". - Der Tartarus war bei den alten heidnischen Griechen der Strafort der Gottlosen in der tiefen, finsteren Unterwelt. Dort war auch das Gefängnis der Titanen, die den obersten Gott Zeus bekämpften, aber von ihm besiegt und eingekerkert wurden. hinabgestoßen und sie dort in der Finsternis mit Stricken binden lassen, damit sie für das Endgericht in Haft behalten werden. Auch die Welt der Vorzeit hat er nicht verschont; nur Noah, den Herold der Gerechtigkeit Den Bußprediger., hat er mit noch sieben anderen am Leben erhalten, als er die Wasserflut über die Welt der Gottlosen hereinbrechen ließ. Die Städte Sodom und Gomorra hat er in Asche verwandelt und sie dem Untergang geweiht zum warnenden Beispiel für alle, die gottlos dahinleben. Doch den gerechten Lot, der unter dem unzüchtigen Wandel der ruchlosen Menschen litt, hat er errettet. Zwar lebte dieser gerechte Mann in ihrer Mitte; aber die gottlosen Werke, die er tagtäglich sehen und hören mußte, waren eine Qual für seine reine Seele. So weiß der Herr fromme Menschen aus der Versuchung zu erretten, Frevler aber zur Strafe für den Gerichtstag zu verwahren. Das gilt namentlich von denen, die in unreiner Leidenschaft der Fleischeslust frönen Wie die Bewohner Sodoms. und von einer Oberhoheit nichts wissen wollen Hier ist wohl die Oberhoheit Gottes gemeint. Die Irrlehrer wollten nichts wissen von einem Gehorsam gegen die göttlichen Gebote, die ein heiliges Leben forderten, sondern sie mißbrauchten die christliche Freiheit zu fleischlicher Zügellosigkeit (1. Petr. 2,16).. Diese verwegenen, frechen Menschen! Sie scheuen sich nicht, überirdische (böse) Mächte zu lästern Hielt man nämlich den Irrlehrern vor, sie seien durch ihr unsittliches Leben dem Teufel und seinen bösen Engeln verfallen, so spotteten sie darüber und lästerten die Gewalten der Finsternis als völlig ohnmächtig und ungefährlich., während doch (gute) Engel, die ihnen an Kraft und Stärke überlegen sind, in der Gegenwart des Herrn kein lästerndes Urteil wider die bösen Engelmächte In V.10. zu fällen wagen Vgl. Sach. 3,2.. Diese Leute Die Irrlehrer. aber gleichen unvernünftigen Tieren, die von Natur dazu bestimmt sind, gefangen und getötet zu werden. Sie lästern, was sie nicht verstehen In ihrer Unvernunft.. Darum werden sie auch zugrunde gehen wie Tiere und den verdienten Lohn für ihre Ungerechtigkeit empfangen. Am hellen, lichten Tag zu schwelgen, das halten sie für eine Lust. Als Schmutz- und Schandflecken Der christlichen Gemeinde. nehmen diese Menschen, die an ihren Trügereien Womit sie zur Irrlehre verführen. ihre Freude finden, an euern Liebesmahlen teil Das Liebesmahl ging dem Abendmahl vorher (1. Kor. 11,20ff.).. Dabei funkeln ihre Augen in ehebrecherischer Lust und unersättlicher Sündengier. Sie suchen schwache Seelen zu umgarnen und verstehen sich trefflich darauf, ihre Habsucht zu befriedigen. Sie sind dem Fluch verfallen! Den geraden Weg haben sie verlassen und gehen in die Irre. Sie folgen dem Weg Bileams, des Sohnes Beors, der nach Sündenlohn begierig war 4. Mos. 22,7.. Er ward jedoch für seine Übeltat zurechtgewiesen: ein stummes Lasttier, das mit Menschenstimme redete, wehrte des Propheten Torheit 4. Mos. 22,28.. Diese Leute Fortgehende Beschreibung der Irrlehrer. sind wasserlose Quellen und vom Sturm gepeitschte Nebelwolken Die keinen erquickenden Regen geben.. Die Dunkelheit der Finsternis erwartet sie. Denn stolze Reden führend, die nichts sind als leerer Schall, und verstrickt in Fleischeslüste, verlocken sie durch ihre Ausschweifungen solche, die eben erst dem Kreis derer, die in Irrtum wandeln Gemeint sind die Heiden., entronnen sind Die Irrlehrer wandten sich also mit ihren Verführungskünsten besonders an eben erst getaufte, noch unbefestigte Christen.. Sie verheißen ihnen "Freiheit" und sind doch selber Knechte verderblicher Leidenschaften. Denn wem man im Kampf unterlegen ist, dem hat man auch als Knecht zu dienen. Wenn sich nun Leute, die durch die Erkenntnis, die unser Herr und Heiland Jesus Christus schenkt, den Befleckungen der Welt entronnen sind, aufs neue davon umstricken und überwinden lassen, so ist ihr letzter Zustand schlimmer als der erste Vgl. Matth. 12,45.. Ja es wäre ihnen besser, sie hätten den Weg der Gerechtigkeit nicht erkannt, als daß sie sich nun, nachdem sie ihn erkannt, wieder abgewandt haben von dem heiligen Gebot, das ihnen überliefert worden ist. Bei ihnen bestätigt sich die Wahrheit des Sprichwortes: "Der Hund kehrt zurück zu seinem Auswurf Frei nach Spr. 26,11.", und: "Die Sau, die sich eben erst im Wasser gereinigt hat, wälzt sich aufs neue im Schlamm Die Herkunft dieses Sprichwortes ist unbekannt.." 3,1-13: Christi Wiederkunft und das Ende aller Dinge. Dies ist, meine Lieben, schon der zweite Brief, den ich euch schreibe Unser erster Petrusbrief kann hier nicht gemeint sein; denn der richtet sich an Heidenchristen, während Petrus in diesem zweiten Brief an Judenchristen schreibt. Es handelt sich also um einen verlorenen Brief.. In beiden Briefen suche ich durch meine Erinnerungen den lauteren Sinn in euch wachzuhalten, damit ihr eingedenk seid der Worte, die lange zuvor die heiligen Propheten geredet haben, und des Gebotes des Herrn und Heilands, das euch von euern Aposteln mitgeteilt worden ist Diese kurze Inhaltsangabe paßt auch nicht auf unseren ersten Petrusbrief.. Bedenkt vor allem: In den letzten Tagen werden Spötter auftreten, die alles verhöhnen; sie werden nach ihren eigenen Lüsten wandeln und sprechen: "Wo bleibt denn seine verheißene Wiederkunft? Seitdem unsere Väter Das erste Geschlecht der Gläubigen. entschlafen sind, geht ja alles seinen Gang wie immer, solange die Welt steht." Dabei sind sie absichtlich blind gegen die Tatsache, daß es einst Als die Sintflut kam. einen Himmel gab, der von alters her bestand, und eine Erde, die sich auf Gottes Wort aus dem Wasser erhob Vgl. 1. Mos. 1,6f. und durch das Wasser hin ausdehnte. Und doch ging gerade durch diese beiden Durch Himmel und Erde. die damalige Welt Die ganze Menschheit; denn die ist hier in erster Linie gemeint. an einer Wasserflut zugrunde Indem der Himmel Regen herabsandte und die Erde die Brunnen der großen Tiefe aufbrechen ließ (1. Mos. 7,11).. Der jetzige Himmel aber und die jetzige Erde sind auch durch ein Gotteswort 1. Mos. 9,11. wie ein Schatz erhalten geblieben: sie werden für ein Feuer aufbewahrt 1. Kor. 3,13., das sich entzünden soll an jenem Tag, wenn das Gericht gehalten wird und die gottlosen Menschen das Verderben trifft. Doch eins, Geliebte, dürft ihr nicht vergessen: In des Herrn Augen ist ein Tag wie tausend Jahre, und tausend Jahre sind wie ein Tag Ps. 90,4.. Der Herr zögert nicht, die Verheißung zu erfüllen, wie so manche denken Denn Gott hat eine andere Zeitanschauung als der Mensch (vgl. Jes. 55,8).; er ist nur langmütig gegen euch. Denn er will nicht, daß jemand verlorengehe, sondern daß alle zur Sinnesänderung vorwärtsschreiten. Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb So plötzlich und unerwartet. 1. Thess. 5,2; Matth. 24,43; Offb. 3,3; 16,15.. Dann werden die Himmel mit Geprassel vergehen, denn ihre Grundstoffe werden sich in Flammen auflösen; und die Erde mit allem, was darauf ist Mit den Werken der Menschen auf ihr., wird verbrennen Ich lese [katakaeesetai]. Vgl. 1. Kor. 3,13; 2. Thess. 1,8; Jes. 24,19-20; 34,4.. Da nun dies alles so zergehen soll, wie müßt ihr euch deshalb auszeichnen durch heiligen Wandel und durch Frömmigkeit! Ihr sollt ja die Ankunft des Tages Gottes erwarten und beschleunigen Sie beschleunigen den Tag Gottes durch wahre Sinnesänderung, denn nur dadurch sind sie für diesen Tag bereit, und dann braucht der Herr nicht länger Langmut gegen sie zu beweisen (V.9).! Weil dieser Tag hereinbricht, werden sich die Himmel im Feuer auflösen, und ihre Grundstoffe werden in Brand geraten und zerschmelzen. Wir warten aber nach seiner Verheißung Jes. 65,17; 66,22. auf neue Himmel und eine neue Erde, und darin soll Gerechtigkeit wohnen. 3,14-18: Schlußermahnung. In dieser Erwartung befleißigt euch deshalb, Geliebte, daß er euch zu euerm Heil fehllos und unsträflich finde! Laßt euch die Langmut unseres Herrn zu eurer Rettung dienen Benutzt sie zur wahren Sinnesänderung und Umkehr!! In diesem Sinn hat euch ja auch unser lieber Bruder Paulus nach der ihm verliehenen Weisheit geschrieben Auch dieser Brief des Paulus ist verlorengegangen.. Und ebenso redet er in allen seinen Briefen, wenn er auf diese Dinge Gemeint sind jedenfalls die Wiederkunft des Herrn und die damit verbundenen Ereignisse. zu sprechen kommt. Darin In den Briefen des Apostels Paulus. ist freilich manches schwer verständlich, und die Schlechtunterrichteten und Unbefestigten verdrehen solche Stellen, wie sie's auch sonst mit den Schriften machen Hier ist wohl an christliche Schriften zu denken, die von den letzten Dingen handelten, sowie an die alttestamentlichen Weissagungen über diese Ereignisse., und zwar zu ihrem eigenen Verderben. Ihr nun, meine Lieben, seid vorher gewarnt worden Vor künftigen Verführern und Irrlehrern.. So gebt denn acht, daß ihr nicht durch die Verführung der ruchlosen Menschen mitfortgerissen werdet und aus euerm festen Glaubensstand fallt! Wachst vielmehr in der Gnade und Erkenntnis unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus So kehrt der Schluß des Briefes zu den Worten in 1,2 zurück.! Ihm sei Ehre jetzt und bis auf den Tag der Ewigkeit Dieser Ausdruck kommt sonst nie im Neuen Testament vor. Einige Ausleger finden darin den Gedanken, daß die Ewigkeit ein Tag ohne Nacht sei (vgl. Offb. 21,25; 22,5).! Amen.
1,1-4: Einleitung. Der erste Brief des Johannes Was von Anfang Also schon vor Erschaffung der Welt, d.h. von Ewigkeit her (vgl. Joh. 1,1). war, was wir gehört und mit Augen gesehen, was wir geschaut und mit Händen betastet haben Johannes redet hier im Namen seiner Mitapostel, und seine Worte richten sich gegen jene Irrlehrer, die behaupteten, Jesus habe nur einen Scheinleib gehabt., das berichten wir von dem Wort des Lebens Der Sohn, das Wort Gottes, hat das Leben in sich (Joh. 1,4) und teilt es auch anderen mit.. Ja, das Leben Vgl. Joh. 1,4. ist erschienen Oder: es ist Fleisch geworden (Joh. 1,14)., und jenes ewige Leben, das bei dem Vater war und uns offenbar geworden ist, das haben wir gesehen, das bezeugen und verkünden wir euch. Was wir gesehen und gehört, das verkündigen wir auch euch Wie wir es auch anderen verkündigt haben., damit auch ihr mit uns Mit den Aposteln. Gemeinschaft habt. Aber diese Gemeinschaft mit uns ist auch eine Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. Dies Den folgenden Brief. schreiben wir, damit unsere Freude vollkommen sei Es dient zur Krönung der Freude der Apostel, wenn die Gemeinden in immer festere Gemeinschaft mit ihnen treten.. 1,5-2,17: Licht und Finsternis. Dies ist die Botschaft, die wir von ihm Von Christus (dies weist zurück auf die Worte "Jesus Christus" am Schluß von V.3). gehört und euch verkünden: "Gott ist Licht Sein Wesen ist Licht (vollkommene Heiligkeit und Wahrheit)., und in ihm ist keine Finsternis." Behaupten wir, wir haben Gemeinschaft mit ihm, und wandeln trotzdem in der Finsternis, so lügen wir und betätigen die Wahrheit nicht D.h.: wir bezeugen die Wahrheit nicht durch unseren Wandel.. Wandeln wir aber im Licht, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft miteinander Die Gemeinschaft mit Gott ist zugleich auch die Gemeinschaft mit den Brüdern, und zwar in der Liebe., und das Blut Jesu, seines Sohnes, reinigt uns von jeder Sünde Es ist hier an die fortwährende Reinigung zu denken, deren auch die Kinder des Lichts noch täglich bedürfen.. Behaupten wir: wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit wohnt nicht in uns. Bekennen wir aber unsere Sünden, dann ist er Gott. treu und gerecht, so daß er uns die Sünden erläßt und uns reinigt von jeglichem Unrecht. Behaupten wir: wir haben nicht gesündigt Die Pneumatiker oder Geistbegabten der gnostischen Schulen hielten sich für sündlos., so machen wir ihn zum Lügner Denn schon im Alten Testament hat Gott verkündigt, daß alle Menschen Sünder sind (vgl. Röm. 1-3)., und sein Wort wohnt nicht in uns. Meine lieben Kinder! Dies Das Vorhergehende. schreibe ich euch, damit ihr nicht sündigt. Und sündigt doch jemand, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater: Jesus Christus, den Gerechten Nur ein Gerechter kann Fürsprecher und Versöhner sein.. Der ist die Sühne für unsere Sünden, und nicht für unsere allein, sondern auch für die Sünden der ganzen Welt. Dies ist das Merkmal, daß wir ihn Gott. erkannt Also wahre Gnostiker oder Erkennende sind.: wir halten seine Gebote. Wer behauptet: "Ich habe ihn erkannt Ein deutlicher Hinweis auf die Gnostiker." und seine Gebote nicht hält, der lügt; in solchem Menschen wohnt nicht die Wahrheit. Wer aber seinem Wort gehorcht, in dem ist wirklich die Liebe zu Gott vollkommen geworden. Daran zeigt sich, daß wir in ihm sind. Wer da behauptet, er bleibe in ihm In Gott. Christus ist in des Vaters Liebe geblieben (Joh. 15,10)., der muß auch wandeln, wie Er Das stark betonte Fürwort "Er", wörtlich "jener" (griechisch: ekeinos), wird im ersten Johannesbrief (vgl. auch Joh. 19,35) nachdrücklich von Christus gebraucht (siehe außer dieser Stelle 2,6 noch 3,3.5.7.16; 4,17; vgl. auch 2. Tim. 2,12.13a.26). gewandelt. Geliebte, nicht ein neues Gebot schreibe ich euch nun, sondern ein altes Gebot Gemeint ist das Gebot der Bruderliebe., das ihr gehabt von Anfang an Von Anfang eures Christenstandes an.. Dies alte Gebot ist jenes Wort, das ihr bereits gehört Gemeint ist hier die apostolische Predigt.. Und doch schreibe ich euch ein neues Gebot; das ist es wirklich im Blick auf ihn Auf Gott, der euch in einen neuen Lebenszustand versetzt hat. und auf euch Die ihr in einem neuen Lebenszustand steht.. Denn Begründet die Worte "auf euch" (vgl. Joh. 1.5.9; Röm. 13,12). die Finsternis ist im Schwinden begriffen, und das wahre Licht hat zu leuchten begonnen. Wer nun behauptet, er sei im Licht, und doch seinen Bruder Seinen christlichen Mitbruder. haßt, der ist noch immer in Finsternis. Wer seinen Bruder liebhat, der ist fort und fort im Licht, und in seinem Geist ist nichts, das ihn zu Fall bringen könnte. Wer aber seinen Bruder haßt, der lebt in der Finsternis und wandelt in der Finsternis und weiß nicht, wohin er geht; denn die Finsternis hat seine Augen blind gemacht Haß macht blind.. Ich schreibe euch, liebe Kinder, weil euch die Sünden um seines Namens willen vergeben sind Der Brief wendet sich also nicht an solche, die erst zur Bekehrung kommen sollen, sondern die in Christi Gemeinschaft auch die Gewißheit der Sündenvergebung haben. Die "lieben Kinder" teilt Johannes in V.13 in die beiden Gruppen der "Väter" und der "Jünglinge".. Ich schreibe euch, ihr Väter, weil ihr den erkannt habt Als wahre und echte Gnostiker., der von Anfang ist Nämlich: Christus (Joh. 1,1).. Ich schreibe euch, ihr Jünglinge, weil ihr den Bösen Den Teufel. überwunden habt. Ich habe euch geschrieben Bezieht sich wohl auf den Inhalt des schon Geschriebenen., liebe Kinder Damit meint er alle Christen (vgl. V.12)., weil ihr den Vater erkannt habt, der von Anfang ist. Ich habe euch, ihr Jünglinge, geschrieben, weil ihr stark seid durch das Wort Gottes Gottes Vaterliebe hat sich vor allem erwiesen in der Vergebung der Sünden (V12). unablässig in euch wohnt und ihr den Bösen überwunden habt Als die Quelle eurer Kraft.. Habt nicht lieb die Welt Die Welt ist hier das Irdische und Vergängliche, sofern es im Gegensatz zu Gott steht und die böse Lust reizt., noch was in der Welt ist Z.B. Ehre, Reichtum usw.! Wer die Welt liebhat, in dem wohnt nicht die Liebe zum Vater. Denn alles weltliche Wesen Das, wodurch sich die Weltmenschen beherrschen lassen. - die Fleischeslust D.h. die böse Lust, die aus der ungöttlichen Willensrichtung hervorgeht (vgl. Gal. 5,16)., die Augenlust Die Freude an solchen äußeren Dingen, wodurch die böse Lust in dem Herzen erregt wird. und das großtuerische Leben Alles übermütige, oft unwahre Großtun; aller Schein und Schwindel im äußeren Leben. - stammt nicht von dem Vater, sondern von der Welt Es hat nichts zu tun mit dem wahren Leben, das nur in dem himmlischen Vater zu finden ist; sondern es gehört dem von Gott abgewandten, ja ihm feindlichen Weltleben an.. Und die Welt fährt dahin mit ihrer Lust Und mit ihr fährt dahin, wer sie liebt (vgl. 1. Kor. 7,31).; wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit Vgl. Matth. 7,21; 1. Petr. 4,2.. 2,18-28: Lüge und Wahrheit. Kinder Eine zärtliche Anrede an alle Leser (vgl. V.13).! Die letzte Stunde ist da Vgl. 1. Petr. 4,7.! Ihr habt gehört, ein Widerchrist soll kommen Vgl. Matth. 24,5.23.24; 2. Thess. 2,3-4. Das Wort "Widerchrist" findet sich im Neuen Testament nur hier und 2. Joh. 7.. Jetzt aber sind schon Widerchristen in großer Anzahl aufgetreten Diese Widerchristen sind die Irrlehrer, die dem letzten Widerchrist den Weg bereiten.. Daran erkennen wir: die letzte Stunde ist da. Sie sind aus unserer Mitte hervorgegangen Vgl. Apg. 20,30; auch 1. Tim. 1,20; 2. Tim. 2,17f., aber sie haben uns innerlich nicht angehört. Denn hätten sie uns angehört, so wären sie bei uns geblieben. Doch sie haben uns verlassen, damit es sich zeige, daß nicht alle zu uns gehören D.h. daß nicht alle äußeren Bekenner auch innerlich zu uns gehören (vgl. 1. Kor. 11,19).. Ihr aber habt die Salbung Die Gabe des Heiligen Geistes. von dem Heiligen Von Christus (vgl. Joh. 6,69; 10,36). empfangen und wißt alles Die Gnostiker sprachen den einfachen Christen die Erkenntnis ab.. Ich habe euch Wegen dieser Irrlehrer. nicht geschrieben, weil ihr sie kennt und deshalb auch wissen müßt, daß keine Lüge aus der Wahrheit kommt. Wer sonst ist der Lügner, als der da leugnet, Jesus sei auch der Christus Gerade die Gnostiker leugneten dies, indem sie zwischen dem irdischen Jesus und dem himmlischen Christus schieden.? Ein solcher Leugner ist der Widerchrist Der damals schon in den gnostischen Irrlehrern auftrat.: er leugnet den Vater und den Sohn. Jeder, der den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht. Wer den Sohn bekennt, der hat auch den Vater Vgl. Joh. 5,23; 14,9; 15,23.. Was ihr von Anfang an Vgl. V.7. gehört, das soll in euern Herzen bleiben! Bleibt aber das in euch, was ihr von Anfang an gehört, so werdet auch ihr in dem Sohn und dem Vater bleiben Nur in dieser Gemeinschaft ist auch das verheißene Erbe des ewigen Lebens (V.25) zu erlangen.. Und dies hat er selbst uns verheißen: das ewige Leben. So viel schreibe ich über die, die euch verführen wollen. Und die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, die bleibt in euch. Ihr habt nicht nötig, daß euch jemand belehre. Sondern wie euch seine Salbung über alles belehrt, so ist's auch wahr und keine Lüge. Wie sie euch belehrt, so bleibt in ihm In Christus.! Nun, liebe Kinder, bleibt in ihm! Dann haben wir, wenn er Christus. erscheint, auch freudige Zuversicht D.h. den frohen Mut eines guten Gewissens., und wir brauchen bei seiner Wiederkunft nicht mit Scham und Schande von ihm zu weichen Vgl. Matth. 7,23; 25,12.30.41.. 2,29-4,6: Die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels. Wenn ihr wißt, daß er Gott. gerecht ist, so bedenkt auch: jeder, der Gerechtigkeit übt, ist aus ihm erzeugt. Seht, welch große Liebe hat uns der Vater "Vater" ist unendlich mehr als der "Urgrund" aller Dinge, wie die Gnostiker Gott nannten. bewiesen! Wir sollen Gottes Kinder heißen und sind es auch. Darum erkennt die Welt uns nicht, denn sie hat ihn nicht erkannt Vgl. Joh. 17,25.. Geliebte, jetzt schon sind wir Gottes Kinder. Aber es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein sollen. Wir wissen jedoch: wenn er Christus. erscheint Vgl. 2,28., so werden wir ihm ähnlich sein An Herrlichkeit; vgl. Kol. 3,4; 1. Kor. 15,49; Phil. 3,21; Röm. 8,19.23.; denn wir werden ihn sehen Vgl. Joh. 17,24. Die Ähnlichkeit ist die Folge des Sehens.. Wer solche Hoffnung hat im Vertrauen auf ihn Gott., der reinigt sich, wie Er Christus. rein ist Diese Hoffnung ist der stärkste Antrieb zur Heiligung (vgl. Hebr. 12, 14; Matth. 5,8).. Wer die Sünde tut, der frevelt auch gegen das Gesetz; denn die Sünde ist Gesetzlosigkeit Die Sünde ist ihrem Wesen nach Gesetzlosigkeit. Die Gnostiker lehrten, der Geistbegabte müsse dem Gesetz, das von dem Weltschöpfer, aber nicht von dem höchsten Gott stamme, als etwas ihm Feindlichem trotzen, und man müsse das Fleisch, um seine Macht zu brechen, durch Lüste schwächen und töten.. Ihr wißt aber: Er ist erschienen, um die Sünden zu tilgen, und in ihm ist keine Sünde Vgl. 2. Kor. 5,21; 1. Petr. 2,22.. Wer in ihm bleibt, der sündigt nicht Bei ihm findet sich in Wahrheit, was sich der Gnostiker nur einbildet. V.6 ist übrigens unter Voraussetzung von 1,8.10; 2,1 zu verstehen.. Wer sündigt, der hat ihn nicht gesehen noch erkannt. Liebe Kinder, laßt euch von niemand irreführen. Wer Gerechtigkeit übt, der ist gerecht, wie Er gerecht ist. Wer die Sünde tut, der stammt vom Teufel Vgl. Joh. 8,44.; denn der Teufel sündigt von Anfang an "Von Anfang an" kann heißen: von Anfang der Menschengeschichte an, schon zu Kains Zeiten (vgl. 3,12), oder: die Sünde (sowohl seine eigene wie die Sünde jedes Menschen) hat in dem Teufel ihren Anfang oder Ausgangspunkt.. Dazu ist Gottes Sohn erschienen, daß er des Teufels Werke zerstöre. Jeder, der aus Gott gezeugt ist, tut keine Sünde; denn sein Same Gottes Same: die durch den Heiligen Geist gewirkte Lebenskraft der Wiedergeburt. bleibt in ihm. Ja er kann nicht sündigen, denn er ist aus Gott gezeugt. Daran An dem, was V.8 und 9 gesagt ist. erkennt man Gottes Kinder und des Teufels Kinder. Jeder, der nicht Gerechtigkeit übt, stammt nicht von Gott, ebenso auch, wer seinen Bruder nicht liebt. Denn dies ist die Botschaft, die ihr von Anfang an gehört: wir sollen einander lieben. Wir sollen nicht Kain gleichen Kain ist ein Bild der Welt in ihrer Feindschaft gegen die Kinder Gottes, deren Vorbild Abel ist., der von dem Bösen Der Böse ist der Teufel. stammte und seinen Bruder mordete. Und warum hat er ihn ermordet? Weil seine Taten böse waren, seines Bruders Taten aber gerecht. Wundert euch nicht, meine Brüder, wenn die Welt euch haßt. Wir wissen: wir sind aus dem Tod zum Leben gelangt, weil wir die Brüder lieben. Wer keine Liebe hat, der bleibt im Tod. Wer seinen Bruder haßt, der ist ein Mörder; und ihr wißt "Ihr wißt" aus dem allgemeinen christlichen Bewußtsein.: in einem Mörder wohnt nicht das ewige Leben. Daran haben wir das wahre Wesen der Liebe erkannt, daß Er sein Leben zu unserem Heil dahingegeben hat. So ist's auch unsere Pflicht, unser Leben zum Besten der Brüder einzusetzen. Wer irdische Güter hat und seinen Bruder Not leiden sieht, aber sein Herz vor ihm verschließt: wie kann in dem die Liebe zu Gott noch wohnen Die Bruderliebe, wodurch sich die Liebe zu Gott offenbart, übt Wohltätigkeit.? Liebe Kinder, laßt uns nicht lieben mit Worten und mit der Zunge, sondern mit der Tat und in Wahrheit Unbarmherzigkeit gegen den Bruder kann sich auch bei solchen finden, die in Worten Bruderliebe zur Schau tragen.! Daran An dem, was V.20 folgt. werden wir dann auch erkennen, daß wir aus der Wahrheit sind D.h. daß wir der Wahrheit angehören und in ihr leben., und dadurch Durch die in V.20 ausgesprochene Gewißheit. können wir unser Herz vor seinem Angesicht Wenn wir uns vor Gott, dem Herzenskünder, prüfen. zur Ruhe bringen, daß wir bedenken, wenn unser Herz uns anklagt: Gott ist größer als unser Herz Gott in seiner vergebenden Liebe bringt das von Schuldbewußtsein gequälte Herz zur Ruhe und schenkt ihm seinen Frieden., und er weiß alles Gott, der die Sünden vergibt, kann, weil er alles weiß, auch alles recht beurteilen.. Geliebte, wenn unser Herz uns nicht anklagt, so haben wir freudige Zuversicht zu Gott Vgl. Röm. 5,1.. Und was wir erbitten, das empfangen wir auch von ihm Mit der freudigen Zuversicht ist die beständige Erfahrung der Gebetserhörung verbunden.; denn wir halten seine Gebote und tun, was ihm wohlgefällig ist Das Halten der göttllichen Gebote ist die notwendige Vorbedingung aller Heilsgewißheit.. Und dies ist sein Gebot: Wir sollen glauben an den Namen seines Sohnes Jesus Christus und einander lieben, wie er uns geboten. Wer seine Gebote hält, der bleibt in ihm In Gott. und er in ihm. Und daß er bleibend in uns wohnt, erkennen wir an dem Geist, den er uns gegeben Vgl. Röm. 8,9.16; 2. Kor. 1,22.. Geliebte, schenkt nicht jedem Geist Glauben! Prüft vielmehr die Geister Vgl. 1. Kor. 12,10; 14,29; 1. Thess. 5,20f., ob sie aus Gott sind! Denn viele Lügenpropheten sind ausgezogen in die Welt Sie haben die Kirche verlassen (2,18-19) und sind in die gottentfremdete Menschenwelt hinausgezogen, um dort ihre verderbliche Wirksamkeit auszuüben.. Daran erkennt Gottes Geist: Jeder Geist, der Jesus Christus als den im Fleisch In wahrhaftiger Menschheit. Erschienenen bekennt, der ist aus Gott. Doch jeder Geist, der Jesus nicht bekennt Oder, wie die Worte nach einer alten und wahrscheinlich ursprünglichen Lesart lauten: "der Jesus trennt" ([lyei]). Die Gnostiker schieden ja zwischen dem irdischen Jesus und dem himmlischen Christus. Ähnlich lehrt auch Mohammed im Koran, die Juden hätten Jesus nicht in Wirklichkeit getötet, da nicht er selbst, sondern nur sein Scheinbild am Kreuz hing. Allah erhöhte vielmehr Jesus zu sich (Sure 4, V.156; 3,48)., ist nicht aus Gott: das ist der Geist des Widerchrists. Ihr habt gehört, daß er kommt; und er ist schon jetzt in der Welt. Ihr seid aus Gott, liebe Kinder, und habt sie Die Lügenpropheten V.1. überwunden. Denn der in euch wirkt Gott., ist stärker, als der in der Welt sein Wesen treibt Das ist der Teufel (vgl. Joh. 12,31; 14,30; 16,11; 2. Kor. 4,4).. Sie gehören der Welt an. Darum reden sie nach Art der Welt, und die Welt hört auf sie. Wir Johannes und seine Mitapostel. sind von Gott gesandt. Wer Gott erkennt, der hört auf uns. Wer nicht aus Gott ist, der hört nicht auf uns Nur Wesensverwandtes versteht sich.. Hieran D.h. daran, ob jemand auf die Apostel hört oder nicht. erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist des Irrtums. 4,7-5,12: Die Pflicht der Bruderliebe. Geliebte, laßt uns einander lieben! Denn die Liebe stammt von Gott, und wer Liebe hat, der ist aus Gott erzeugt und erkennt Gott Der ist der wahre Gnostiker.. Wer keine Liebe hat, der hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist Liebe Gott ist seinem Wesen nach Liebe, und er wird nur so weit erkannt, als er geliebt wird.. Dadurch ist Gottes Liebe bei uns offenbar geworden, daß Gott seinen eingeborenen Sohn gesandt hat in die Welt, damit wir durch ihn das Leben hätten Wäre Jesus nicht der Sohn Gottes, so hätte sich Gottes Liebe nicht vollkommen offenbart; ja es wäre dann nicht unmöglich, daß wir noch eine höhere Offenbarung Gottes als die durch Jesus gebrachte zu erwarten hätten.. Darin zeigt sich die (wahre) Liebe: nicht wir haben Gott geliebt, sondern er hat uns geliebt und seinen Sohn gesandt als Sühne für unsere Sünden Vgl. Joh. 10,17.. Geliebte, hat uns Gott so sehr geliebt, dann müssen auch wir einander lieben. Keiner hat Gott je gesehen. Lieben wir aber einander, so wohnt Gott bleibend in uns, und seine Liebe ist in uns vollkommen Der Sinn ist wohl: weil Gott in uns wohnt, deshalb wohnt auch seine Liebe in uns; die Liebe der Gläubigen ist die Liebe Gottes, denn sie geht von Gott aus.. Daß wir aber bleibend in ihm wohnen und er in uns, erkennen wir daran, daß er uns von seinem Geist gegeben hat. Und wir Johannes und seine Mitapostel. haben gesehen und bezeugen, daß der Vater den Sohn gesandt hat als Heiland der Welt. Wer nun bekennt, daß Jesus Gottes Sohn ist, in dem bleibt Gott und er in Gott. Wir haben erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat. Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott, und Gott bleibt auch in ihm. Darin vollendet sich bei uns die Liebe D.h. die Liebe, die in uns wohnt., daß wir freudige Zuversicht Oder: Furchtlosigkeit. haben am Tag des Gerichts; denn so, wie Er ist, so sind auch wir in dieser Welt Wie Christus, der im Himmel wohnt, voller Liebe ist (3,16), so sind auch wir es hier in der Welt: die Liebe macht uns Christus ähnlich. Darum können wir auch am Gerichtstag furchtlos sein; denn alle, die Christus an Liebe ähnlich sind und die jetzt in Liebe dienen, die erkennt er auch einst als die Seinen an (vgl. Matth. 25,34-40).. Furcht ist nicht in der Liebe; die vollkommene Liebe vertreibt die Furcht Duldet sie nicht neben sich.. Die Furcht denkt ja an Strafe Und wo Strafe ist, da muß auch Sünde sein.. Wer sich also fürchtet, der ist in der Liebe noch nicht vollkommen Vgl. Röm. 8,15.. Wir lieben, weil Gott uns zuerst geliebt Gott hat den Anfang mit der Liebe gemacht (vgl. Röm. 5,8).. Wer da behauptet: "Ich liebe Gott", und doch seinen Bruder haßt, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er leibhaftig sieht, der kann Gott, den er gar nicht sieht, unmöglich lieben. Ja, dies Gebot haben wir von ihm Von Gott.: Wer Gott liebt, der muß auch seinen Bruder lieben Vgl. Mark. 12,29-31.. Jeder, der glaubt, daß Jesus der Christus ist Gerade dies leugnet ja Cerinth., der ist aus Gott gezeugt. Und wer seinen Erzeuger Oder: seinen Vater. liebt, der liebt auch den von ihm Erzeugten D.h. seinen Bruder.. Daran erkennen wir, daß wir Gottes Kinder lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote erfüllen Das Kennzeichen und die Quelle der echten Bruderliebe ist der aus der kindlichen Liebe zu Gott entspringende Gehorsam gegen Gottes Gebote.. Denn darin zeigt sich die Liebe zu Gott, daß wir seine Gebote halten. Und seine Gebote sind nicht schwer. Denn alles, was aus Gott erzeugt ist Und was deshalb auch wahres, ewiges Lieben in sich trägt., überwindet die Welt Die Gott feindliche Welt.. Und die Siegesmacht, die die Welt überwunden hat, ist unser Glaube. Wer ist der Weltüberwinder? Nur wer da glaubt: Jesus ist Gottes Sohn. Dieser hat seinen Weg genommen durch Wasser und Blut Das Wasser ist die Taufe Jesu im Jordan, das Blut ist sein blutiger Kreuzestod. Cerinth leugnete, daß Jesus, der Sohn Gottes, hier auf Erden seinen Weg durch Wasser und Blut genommen habe; denn er lehrte, der himmlische Christus habe sich zwar bei der Taufe im Jordan mit dem Menschen Jesus vereinigt, aber vor dem Kreuzestod habe er ihn wieder verlassen. - Der Text von V.6 ist übrigens sehr verschieden überliefert worden. Ich lese: [houtos estin ho elthoon di' hydatos kai haimatos. Ieesous ho Christos ouk en hydati monon].. Jesus ist als der Christus Als der mit dem Heiligen Geist gesalbte und durch den Heiligen Geist in der Kirche wirkende Herr (vgl. Apg. 2,36). auch immer noch wirksam, nicht durch das Wasser allein, sondern durch das Wasser und das Blut Das Wasser und das Blut sind, genauer übersetzt, das bekannte Wasser und das bekannte Blut, d.h. die beiden Sakramente der Taufe und des Abendmahls (vgl. Joh. 3,5-8 und Joh. 6,53-56; auch 1. Kor. 10,1-4; Joh. 19,34f.). In Taufe und Abendmahl ist Jesus fort und fort als der Christus wirksam.. Auch der Geist Der am Pfingsttag in die Kirche gesandte Heilige Geist. legt Zeugnis für ihn ab Offb. 19,10., denn der Geist ist die Wahrheit Der Geist ist die Wahrheit, wie Christus selbst die Wahrheit ist (Joh. 14,17; 16,13). Auch nach der Rechtsregel 5. Mos. 17,6; 19,15 ist das Zeugnis wahr.. So sind's denn drei, die Zeugnis geben V.7 und 8 lauten in der gewöhnlichen Lesart: "Denn drei legen Zeugnis ab (im Himmel: der Vater, das Wort und der Heilige Geist, und diese drei sind eins. Und drei legen Zeugnis ab auf Erden): der Geist, das Wasser und das Blut" usw. Aber die eingeklammerten Worte finden sich bei keinem der alten Kirchenväter, die vom dritten bis zum fünften Jahrhundert die Lehre von der Dreieinigkeit behandelt haben; sie stehen auch vor dem 15. Jahrhundert in keiner griechischen Handschrift. Erst gegen 400 n.Chr. tauchen die Worte auf, und zwar in der abendländischen Kirche. Diese hat dann die Worte im Mittelalter in die lateinische Vulgata und von da auch in den griechischen Text eingeführt. Die Worte fehlen ferner in allen alten Übersetzungen, sogar in den Handschriften der Vulgata vor dem zehnten Jahrhundert.: der Geist, das Wasser und das Blut, und diese drei bezeugen die eine Wahrheit Die Wahrheit, die Jesus der Christus ist.. Nehmen wir schon der Menschen Zeugnis an, so steht Gottes Zeugnis Das eben erwähnte dreifache Zeugnis. noch viel höher Und muß deshalb auch weit eher angenommen werden.. Denn dies ist Gottes Zeugnis: er hat Zeugnis abgelegt von seinem Sohn Gemeint ist das Zeugnis von Jesu Gottessohnschaft. Wo diese bekannt wird, ist Gott die Ursache des Bekenntnisses (vgl. Matth. 16,16-17).. Wer an den Sohn Gottes glaubt, der hat in der Gemeinschaft mit ihm Mit dem Sohn Gottes. dies Zeugnis. Wer Gott nicht glaubt, der hat ihn damit zum Lügner gemacht: er hat ja nicht geglaubt an das Zeugnis, das Gott von seinem Sohn abgelegt. Und dies ist der Inhalt des Zeugnisses: "Gott hat uns das ewige Leben gegeben, und dieses Leben ist zu finden in der Gemeinschaft mit seinem Sohn." Wer den Sohn hat, der hat das Leben. Wer den Sohn Gottes nicht hat, der hat das Leben nicht. 5,13-21: Schluß. Dies Was in V.11 und 12 gesagt wird. schreibe ich euch, damit ihr wißt, daß ihr ewiges Leben habt: denn ihr glaubt ja an den Namen des Sohnes Gottes Vgl. Joh. 20,31.. Dies zuversichtliche Vertrauen haben wir zu ihm Zu Gott.: Wenn wir nach seinem Willen um etwas bitten, so erhört er uns. Und wie wir wissen, daß er uns erhört auf unser Bitten, so wissen wir zugleich: wir werden das von ihm Erbetene auch sicherlich empfangen. Sieht einer, daß sein Bruder eine Sünde tut, die nicht zum Tod führt, so bete er für ihn, und Gott wird diesem Bruder Leben geben - das heißt solchen, die nicht eine Sünde tun, die zum Tod führt. Es gibt wirklich Sünde, die zum Tod führt. Ich rede nicht davon, daß man bei solcher Sünde bitte. Jede Ungerechtigkeit ist Sünde. Aber es gibt Sünde, die nicht zum Tod führt Wer sich von der göttlichen Lebensquelle trennt (vgl. 1,7; 5,6), der fällt dem Tod anheim. Und solange jemand in solchem Zustand unbußfertig beharrt, vereitelt er durch seine Schuld die Fürbitte der Gläubigen (vgl. Hebr. 6,4-6; Mark. 3,28-30).. Wir wissen: wer aus Gott erzeugt ist, sündigt nicht; sondern der aus Gott Erzeugte ist auf seiner Hut, und der Böse tastet ihn nicht an. Wir wissen: wir sind aus Gott, und die ganze Welt liegt in der Gewalt des Bösen D.h. des Teufels (vgl. Joh. 14,30: "der Weltbeherrscher" und 2. Kor. 4,4: "der Gott dieser Welt").. Wir wissen aber: der Sohn Gottes ist gekommen und hat uns Verständnis gegeben Vgl. Eph. 1,18., den Wahrhaftigen Nämlich: Gott. Vgl. Joh. 17,3. zu erkennen. Und wir stehen in Gemeinschaft mit dem Wahrhaftigen, weil wir in Gemeinschaft sind mit seinem Sohn Jesus Christus. Dieser "Dieser" von dem Apostel verkündigte Jesus Christus. ist der wahrhaftige Gott und das ewige Leben Vgl. Joh. 20,28: "Mein Herr und mein Gott!". Liebe Kinder, hütet euch vor den Truggebilden Gemeint sind wohl zunächst die Truggebilde, die die Gnostiker an die Stelle des wahren, lebendigen Christus setzten.!
Der zweite Brief des Johannes Der Älteste entbietet seinen Gruß der auserwählten Herrin Die Kinder sind die Glieder einer Gemeinde. und ihren Kindern. Ich liebe euch in Wahrheit D.h. aufrichtig., doch nicht ich allein, sondern auch alle, die die Wahrheit erkannt haben: ich liebe euch um der Wahrheit willen, die in uns wohnt, und die bei uns bleiben wird in Ewigkeit. Gnade, Barmherzigkeit und Friede von Gott dem Vater und von Jesus Christus, dem Sohn des Vaters, wird mit uns sein, (damit wir wachsen) in Wahrheit und Liebe In der Erkenntnis der Wahrheit und in Werken der Liebe.. Ich habe mich sehr gefreut, unter deinen Kindern solche zu finden, die in der Wahrheit wandeln, so wie uns der Vater geboten hat. Und nun bitte ich dich, Herrin - nicht als schriebe ich dir ein neues Gebot, sondern jenes, das wir von Anfang an gehabt haben -: "Laß uns einander lieben!" Und darin zeigt sich die Liebe Die Bruderliebe., daß wir nach seinen Geboten wandeln. Dies ist das Gebot: "Wandelt in der Liebe!" so wie ihr von Anfang an gehört habt Um einander zu lieben, müssen wir Gottes Gebot erfüllen; um Gottes Gebot zu erfüllen, müssen wir einander lieben.. Denn Vor dem "denn" ist etwa zu denken: daran erinnere ich euch; denn usw. viele Verführer sind ausgezogen in die Welt Vgl. 1. Joh. 4,1., die Jesus Christus nicht als den im Fleisch Erschienenen bekennen 1. Joh. 4,2.. Ein solcher Mensch ist der Verführer und der Widerchrist. Seht euch vor, daß ihr nicht die Frucht eurer Arbeit verliert, sondern einen vollen Lohn empfangt! Wer über die rechte Grenze Die Grenze der apostolischen Lehre. hinausgeht und nicht in der Lehre Christi Die Lehre der Apostel ist die Lehre Christi (vgl. Matth. 10,40). bleibt, der hat keinen Gott. Wer aber in dieser Lehre bleibt, der hat den Vater und den Sohn. Kommt einer zu euch Als christlicher Bruder. und bringt diese Lehre nicht, den nehmt nicht auf in euer Haus und bietet ihm auch keinen Gruß! Denn wer ihn grüßt, der ist mitschuldig an seinem bösen Treiben. Ich hätte euch noch vieles mitzuteilen, aber ich mag es nicht tun mit Papier und Tinte. Ich hoffe vielmehr, zu euch zu kommen und mich mündlich mit euch auszusprechen, damit unsere Freude vollkommen sei. Es grüßen dich die Kinder deiner auserwählten Schwester Das sind die Glieder der Gemeinde, in der sich Johannes bei der Abfassung dieses Briefes aufhielt..
Der dritte Brief des Johannes Der Älteste entbietet seinen Gruß dem lieben Gajus, den ich aufrichtig liebe. Lieber Freund! Mein Wunsch und mein Gebet ist: wie es deiner Seele wohl geht, so möge es dir auch äußerlich und besonders in der leiblichen Gesundheit in jeder Hinsicht wohl gehen. Es hat mich sehr gefreut, daß Brüder gekommen sind Die Brüder sind aus des Gajus Gemeinde zu Johannes gekommen. und sich lobend darüber ausgesprochen haben, wie aufrichtig du der Wahrheit D.h. der Wahrheit des christlichen Glaubens. ergeben bist und wie treu du sie durch deinen Wandel bezeugst. Eine größere Freude habe ich nicht, als wenn ich höre, daß meine Kinder in der Wahrheit wandeln. Mein Lieber, du erfüllst treulich deine Pflicht an den Brüdern, sogar an solchen, die dir fremd sind D.h. die aus anderen Gemeinden kommen.. Diese Brüder haben deine Liebe auch vor der (hiesigen) Gemeinde Gemeint ist wohl die Gemeinde in Ephesus, wo Johannes wohnte. rühmend anerkannt. Du tust wohl daran, wenn du sie auch jetzt wieder freundlich aufnimmst und zur Weiterreise ausrüstest Die Brüder in V.3 gehören zu der Gemeinde des Gajus; dagegen die Brüder in V.5 sind umherreisende Evangelisten, die Gajus auch jetzt wieder wie schon früher freundlich aufnehmen soll., wie es sich vor Gott geziemt D.h. mit aller Liebe und Aufopferung.. Denn sie sind ausgezogen Von Ephesus oder von einer anderen Gemeinde., um den Namen "Den Namen" Christi. zu verkünden, und dabei nehmen sie von den Heiden keine Unterstützung an Deshalb sind sie ausschließlich auf die Unterstützung der christlichen Glaubensbrüder angewiesen.. Darum ist es unsere Pflicht, uns solcher Männer anzunehmen, um so an der Ausbreitung der Wahrheit mitzuwirken. Ich habe der Gemeinde "Die Gemeinde", deren Glied Gajus ist. einige Zeilen geschrieben. Aber Diotrephes, der unter ihnen nach der ersten Stelle strebt, will von uns nichts wissen. Bei meinem Besuch will ich deshalb sein ganzes Treiben aufdecken: wie er uns mit bösen Reden verdächtigt und, damit nicht genug, auch die Brüder Die umherreisenden Evangelisten. nicht aufnimmt und solche, die sie aufnehmen wollen, daran hindert, ja sogar aus der Gemeinde stößt. Mein Lieber, folge nicht dem bösen Beispiel, sondern dem guten! Wer Gutes tut, der ist von Gott; wer Böses tut, der hat Gott nicht gesehen. Demetrius hat von allen Hier ist vielleicht zu denken an alle Gemeindeglieder, die aus der Ortsgemeinde des Gajus zu Johannes nach Ephesus gekommen sind., ja von der Wahrheit selbst Was bedeutet hier die Wahrheit? Christus? Oder: der Heilige Geist, der Geist der Wahrheit? Ist etwa an Worte der Weissagung zu denken, die auf Demetrius hingewiesen haben?, ein gutes Zeugnis empfangen. Auch wir Johannes. geben ihm ein gutes Zeugnis; und du weißt, daß unser Zeugnis wahr ist. Ich hätte dir noch vieles mitzuteilen, aber ich mag es nicht tun mit Tinte und Feder Es ist möglich, daß der zweite Johannesbrief für die ganze Gemeinde, der Gajus angehörte, bestimmt war. Ihr Bischof Diotrephes wird in dem kurzen Schreiben nicht erwähnt, weil er ja von dem Apostel Johannes nichts wissen wollte. Gleichzeitig mit dem zweiten Brief wird dann der dritte Brief, der nur für Gajus bestimmt war, abgegangen sein.. Ich hoffe, dich bald zu sehen. Dann wollen wir mündlich miteinander reden. Friede sei mit dir! Die Freunde In Ephesus? lassen dich grüßen. Grüße jeden einzelnen unserer Freunde Diese sind zu suchen in der Gemeinde des Gajus. Diotrephes hatte also noch nicht alle Gemeindeglieder auf seine Seite gebracht, sondern es gab außer Gajus und Demetrius auch noch andere, die treu zu dem Apostel Johannes hielten.!
Der Brief des Judas Judas, Jesu Christi Knecht und des Jakobus Bruder, begrüßt die (zum Heil) Berufenen, die mit Gott dem Vater in Liebe vereint und für Jesus Christus auserwählt sind. Barmherzigkeit, Friede und Liebe werde euch reichlich zuteil! Geliebte, während ich gerade mit allem Fleiß dabei bin, euch über unser gemeinsames Heil zu schreiben Judas war gerade beschäftigt mit der Abfassung eines umfassenden Sendschreibens, das jedoch nicht auf uns gekommen ist, als er sich genötigt sah, zunächst diesen kurzen Brief zu schreiben, um uns unbekannte judenchristliche Gemeinden vor gefährlichen Irrlehrern zu warnen, die in ihrer Mitte aufgetreten waren., sehe ich mich genötigt, euch (zunächst) in diesem Brief zu ermahnen, daß ihr für den Glauben kämpft, der den Heiligen Der ganzen Christenheit. ein für allemal überliefert worden ist. Denn es haben sich gewisse Leute heimlich (bei euch) eingeschlichen, die schon früher geschildert sind als solche, die unter dieses Urteil fallen: "Ruchlos sind sie; sie mißbrauchen die Gnade unseres Gottes Nämlich: die Freiheit vom mosaischen Gesetz., um ein Lasterleben zu führen, und verleugnen Durch ihr Sündenleben. unseren alleinigen Gebieter und Herrn Jesus Christus Hier weist Judas hin auf 2. Petr. 2,1-3,4.." Ich möchte euch nun daran erinnern, wenn euch das alles auch schon bekannt ist, daß der Herr, der zum zweiten Mal ein Volk aus Ägyptenland errettet hat, über die Ungläubigen Verderben kommen ließ Bei dieser Übersetzung ist die erste Errettung aus Ägypten die Befreiung aus dem geistlichen Ägypten durch Christus. Die ungläubigen Juden, die diese Erlösung nicht angenommen haben, sind dem Verderben anheimgefallen bei der Zerstörung Jerusalems durch die Römer im Jahr 70 n.Chr.. Auch gewisse Engel, die ihre Herrscherstellung nicht behauptet, sondern die ihnen zugewiesene Wohnung Den Himmel. verlassen haben Um den Töchtern der Menschen nachzugehen (1. Mos. 6,2.4. "Kinder" oder "Söhne Gottes" werden im Alten Testament die Engel genannt, siehe Anm. 11 zu Hebr. 1. Vgl. auch 2. Petr. 2,4). In dem etwa 100 v.Chr. entstandenen Buch Henoch, das zur Zeit des Judas bei den Juden und Christen in hohem Ansehen stand, wird erzählt, daß Engel den hohen Himmel und die heilige, ewige Wohnstätte verlassen und mit Weibern Unzucht getrieben haben; es heißt dort auch von einem dieser gefallenen Engel: "Binde Asasel und lege ihn in die Finsternis!", verwahrt er in der Finsternis Der Unterwelt., wo sie mit ewigen Ketten gebunden sind, für das Gericht des großen Tages. Ebenso stehen uns Sodom und Gomorra mit ihren Nachbarstädten Adama und Zeboim (1. Mos. 14,2; 5. Mos. 29,22; 2. Petr. 2,6.10)., die ähnlich wie die eben erwähnten Engel Unzucht getrieben haben und anderem Fleisch nachgegangen sind Vgl. 2. Mos. 22,18; 3. Mos. 18,23; 5. Mos. 27,21., als warnendes Beispiel vor Augen: sie leiden das Strafgericht eines ewigen Feuers. Trotzdem beflecken auch diese Träumer Die Irrlehrer (V.4). in ähnlicher Weise ihren Leib Durch Unzucht.. Sie wollen von einer Oberhoheit nichts wissen und (voll Hohn und Spott) lästern sie überirdische Mächte Vgl. die Bemerkungen zu 2. Petr. 2,10f.. Nun hat nicht einmal der Erzengel Michael, als er mit dem Teufel über Moses Leichnam in Streit und Wortwechsel geriet, ein lästerndes Urteil über ihn Den Teufel. auszusprechen gewagt; sondern er sagte nur: "Der Herr strafe dich!" Nach dem Zeugnis des Kirchenvaters Origenes bezieht sich Judas hier auf eine Stelle aus der "Himmelfahrt Moses", einer damals vielgelesenen, vielleicht unter dem Kaiser Klaudius (41-54) griechisch verfaßten Schrift. - Nach einer rabbinischen Meinung überließ Gott dem Michael, dem Schutzengel Israels (Dan. 10,13.21), das Begräbnis Moses. Der Satan erklärte jedoch Mose eines ehrenvollen Begräbnisses für unwürdig, weil er den Ägypter getötet habe (2. Mos. 2,12). Diese Leute Die Irrlehrer. aber lästern das, was sie gar nicht kennen Nämlich: die bösen Engelmächte, die sie voll Hohn und Spott für ungefährlich erklären.. Sie folgen den sinnlichen Trieben wie die unvernünftigen Tiere, und damit richten sie sich zugrunde Ein Hinweis auf das Lasterleben der Irrlehrer (vgl. 2. Petr. 2,12).. Weh ihnen Das einzige Wehe in den neutestamentlichen Briefen.! Sie sind auf dem Weg Kains gewandelt Dies bedeutet vielleicht, daß sie wie der Brudermörder Kain mit Haß erfüllt sind gegen alle, die die Wahrheit verkündigen.; aus Gewinnsucht haben sie sich in die Verführung Bileams gestürzt Wie Bileam, so verführen auch die Irrlehrer zur Unzucht (vgl. 4. Mos. 22,7; 31,16; 2. Petr. 2,15; Offb. 2,14) und lassen sich für ihre schändlichen Lehren noch Geld zahlen., und sie sind in ihrer Empörung umgekommen wie Korah Wie sich Korah und seine Rotte gegen Mose und Aaron empörten (4. Mos. 16), so empören sich die Irrlehrer gegen die Vorsteher der Gemeinden. - Wenn in V.11 die Zeitwörter in der Vergangenheit stehen, so läßt sich dies wohl am einfachsten in der Weise erklären, daß Judas die Laufbahn der Irrlehrer schon als vollendet betrachtet und ihr schließliches Schicksal voraussieht.. Diese Menschen schmausen als Schandflecke schamlos mit bei euern Liebesmahlen und mästen sich Während sie die Armen leer ausgehen lassen (vgl. 1. Kor. 11,21; 2. Petr. 2,13).. Sie sind Wolken ohne Wasser Sie verheißen Regen (d.h. erfrischende Belehrung), geben ihn aber nicht., die von den Winden hinweggetrieben werden. Sie gleichen Bäumen im Spätherbst, an denen man keine Frucht mehr findet. Ja sie sind zweimal erstorben Sie sind einmal aus dem Tod in das Leben gekommen, dann aber wieder in den Todeszustand zurückgesunken. und mit der Wurzel ausgerissen. Wilde Meereswogen sind sie, die ihre eigene Schande ausschäumen Und andere damit bespritzen (vgl. Jes. 57,20).. Irrsternen gleichen sie: die Dunkelheit der Finsternis erwartet sie auf ewig Vgl. 2. Petr. 2,17.. Ihnen gilt, was Henoch, Adams siebenter Nachkomme 1. Mos. 5,18., geweissagt hat: "Der Herr", so spricht er, "ist gekommen Die Tatsache wird schon als vollendet geschaut. mit viel tausend seiner heiligen Engel Vgl. 5. Mos. 33,2; Matth. 25,31., um über alle Gericht zu halten und alle Gottlosen zu strafen wegen all ihrer ruchlosen Werke, womit sie gefrevelt, und wegen aller Lästerworte, die sie, die gottlosen Sünder, gegen ihn geredet haben Diese Worte stehen im Buch Henoch 1,9 und lauten nach Dillmanns Übersetzung aus dem äthiopischen Text: "Und siehe, er kommt mit Zehntausenden von Heiligen, um Gericht über sie zu halten, und wird die Gottlosen vernichten und rechten mit allem Fleisch über alles, was die Sünder und die Gottlosen gegen ihn getan und begangen haben."." Mit ihrer Stellung unzufrieden, murren diese Leute Das heißt wohl: Sie murren gegen die Gemeindevorsteher, weil sie mit ihrer Stellung in der Gemeinde nicht zufrieden sind, sondern in ihrem Ehrgeiz nach Höherem streben., während sie nach ihren Lüsten wandeln. Ihr Mund führt stolze Reden Dies scheint zu bedeuten: Sie prahlen mit ihren Vorzügen, um die christlichen Gemeinden für sich einzunehmen und sie gegen ihre Vorsteher aufzuwiegeln (vgl. 2. Petr. 2,18)., und dabei kriechen sie vor solchen Leuten, von denen sie Gewinn erhoffen. Ihr aber, meine Lieben, erinnert euch der Worte, die von den Aposteln unseres Herrn Jesus Christus einst zu euch geredet sind! Sie haben euch gesagt: "In der letzten Zeit werden Spötter auftreten, die nach ihren gottlosen Lüsten wandeln Diese Weissagung findet sich 2. Petr. 3,3. Hieraus ergibt sich: 1) daß Judas später geschrieben hat als Petrus und 2) daß er sich an denselben Leserkreis wendet wie dieser.." Dies sind Leute, die Spaltungen in den Gemeinden anrichten: sie sind seelisch Sie folgen ihren seelischen, sinnlichen Trieben. und haben keinen Geist Der Heilige Geist wohnt nicht in ihnen (vgl. 1. Kor. 2,14).. Ihr aber, meine Lieben, erbaut euch auf dem Grund eures allerheiligsten Glaubens und betet in der Kraft des Heiligen Geistes Vgl. Röm. 8,26.! Bleibt dadurch fest in Gottes Liebe Hier ist wohl die Liebe Gottes zu seinen Kindern gemeint. und wartet auf die Barmherzigkeit unseres Herrn Jesus Christus, die euch zum ewigen Leben führen wird Das wird geschehen bei der Wiederkunft Christi (Tit. 2,13).! Mit den Schwankenden D.h. mit denen, die zwischen der Treue gegen die kirchliche Ordnung und dem Abfall noch schwanken. habt Erbarmen Der griechische Wortlaut in V.22 ist sehr unsicher.: rettet sie und reißt sie aus dem Feuer D.h. aus der Gefahr des Verderbens (vgl. Amos 4,11; Sach. 3,2; 1. Kor. 3,15).! Auch den anderen Die "anderen" sind solche, die schon tief oder ganz in den Abfall verstrickt sind. helft in erbarmender Liebe! Doch seid dabei auf der Hut: verabscheut sogar das vom Fleisch befleckte Unterkleid Der Sinn dieser Stelle ist wahrscheinlich: Helft den Abgefallenen, aber laßt euch nicht von ihrer Sünde anstecken; verabscheut und meidet alles, was euch auch nur äußerlich verunreinigen könnte! (Das Unterkleid bedeckte den nackten Körper.)! Dem aber, der euch vor allem Straucheln bewahren und tüchtig machen kann, unsträflich und mit Jauchzen zu erscheinen vor seiner Herrlichkeit Bei Christi Wiederkunft.: ihm, dem alleinigen Gott, der uns errettet durch Jesus Christus, unseren Herrn, gebührt Herrlichkeit und Hoheit, Macht und Gewalt vor aller Zeit, jetzt und in alle Ewigkeit! Amen.
Die Offenbarung des Johannes 1,1-8: Einleitung. Dies ist eine Offenbarung Jesu Christi D.h. eine Offenbarung oder Enthüllung, die Jesus Christus in bezug auf die zukünftige Entwicklung und Vollendung des Reiches Gottes gegeben hat.: / Gott hat sie ihm gegeben Christus selbst hat diese Offenbarung vom Vater empfangen., um seinen Knechten kundzutun Nämlich durch die Bilder, wodurch dem Apostel die unsichtbaren und zukünftigen Dinge gezeigt werden., was bald geschehen soll; und er Christus. hat sie durch seinen Engel "Der Engel" ist wohl allgemein zu fassen und von den verschiedenen Engeln zu verstehen, die dem Johannes Offenbarungen geben oder deuten. seinem Knecht Johannes zugesandt Gott teilt die Offenbarung Christus mit, dieser übergibt sie dem Engel, der Engel überbringt sie dem Johannes. und bekannt gemacht "Bekanntgemacht" bezieht sich auf die in Andeutungen, Bildern usw. erfolgende Weissagung zukünftiger Ereignisse.. Der Johannes. hat dann das, was er gesehen, aufgezeichnet und bezeugt nunmehr In diesem Buch., was Gott geredet und was Jesus Christus ihm als wahr verbürgt hat Gemeint ist die Enthüllung der zukünftigen Dinge.. Selig ist, der die Worte dieser Weissagung vorliest Nämlich: in den gottesdienstlichen Versammlungen., und selig sind, die sie hören D.h. die Gemeindeglieder. und zu Herzen nehmen, was darin In der Weissagung. geschrieben ist! Denn die Zeit "Die Zeit", da die Weissagung dieses Buches erfüllt werden soll. Es gibt sieben Seligpreisungen in der Offenbarung: 1,3; 14,13; 16,15; 19,9; 20,6; 22,7.14. ist nahe! Johannes entbietet den sieben Gemeinden in Asien seinen Gruß. Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist, der da war und der da kommt Dies ist die Umschreibung des Gottesnamens Jahwe (2. Mos. 3,14)., und von den sieben Geistern, die vor dem Thron Gottes sind Dies ist eine Bezeichnung des Heiligen Geistes nach der Siebenfältigkeit seiner Gabe (Jes. 11,2)., und von Jesus Christus, dem zuverlässigen Zeugen Der den Gemeinden warnend, strafend und tröstend die Wahrheit bezeugt. dem Erstgeborenen von den Toten Dem zuerst von den Toten Auferstandenen (1. Kor. 15,20; Kol. 1,18). und dem Herrscher über die Könige der Erde Ps. 89,28.! Ihm Ich beginne mit [too agapoonti] einen neuen Satz., der uns geliebt und uns von unseren Sünden durch sein Blut erlöst Ps. 130,8. und uns zu einem Königtum Zu Genossen seines Reiches, dessen König Gott ist (2. Mos. 19,6; Dan. 7,22.27)., zu Priestern für seinen Gott und Vater gemacht hat Jes. 61,6.; ihm gebührt die Herrlichkeit und Macht in alle Ewigkeit! Amen. Seht, er kommt in den Wolken Dan. 7,13.! Jedes Auge wird ihn schauen Jes. 40,5., auch die, die ihn durchstochen haben Sach. 12,10., und bei seinem Anblick werden wehklagen alle Völker der Erde Sach. 12,14.. Ja, so ist es Eine nachdrückliche Bestätigung der Tatsache, daß die Mörder des Messias den am Kreuz Durchbohrten einst sehen werden.! "Ich bin das A und das O" A und O, das Alpha und das Omega, sind der erste und der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets; der Ausdruck bedeutet: der Anfang und das Ende (22,13)., spricht Gott der Herr, der da ist, der da war und der da kommt, der Allgewaltige. 1,9-3,22: "Das, was jetzt schon ist" (1,19): Die sieben Sendschreiben. Ich, Johannes, euer Bruder und euer Genosse in der Trübsal und auch in der Königsherrschaft und in der beharrlichen Hoffnung auf das Kommen Jesu, ich war auf der Insel, die Patmos heißt Patmos ist eine baumlose Insel im Ägäischen Meer, Milet gegenüber, etwa 12 geographische Meilen von Ephesus entfernt., weil ich Gottes Wort verkündigt und das Zeugnis von Jesus abgelegt hatte Vgl. 6,9.. Da ward ich an des Herrn Tag Der Tag des Herrn, griechisch kyriaké heméra, ist der Sonntag, den auch Ignatius von Antiochien, ein Zeitgenosse des Apostels Johannes, kyriaké nennt (Magnes. 9,1). vom Geist erfüllt. Ich hörte hinter mir eine laute Stimme gleich einem Posaunenschall, die sprach: "Was du siehst, das schreibe in ein Buch und sende es an die sieben Gemeinden: nach Ephesus, nach Smyrna, nach Pergamus, nach Thyatira, nach Sardes, nach Philadelphia und nach Laodizea." Da wandte ich mich um nach der Stimme, die mit mir redete. Und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter, und inmitten der Leuchter sah ich jemand, der einem Menschensohn glich Den verherrlichten Christus. Hes. 1,26; Dan. 7,13.: Er war bekleidet mit einem Mantel, der bis zu den Füßen reichte, und um die Brust trug er einen goldenen Gürtel Dan. 10,5.. Sein Haupt und seine Haare waren weiß wie weiße Wolle und wie Schnee Dan. 7,9.; seine Augen waren wie eine Feuerflamme Dan. 7,9; 10,6.; seine Füße glichen Silbererz, das im Feuerofen weißglühend geworden ist Dan. 10,6.; seine Stimme klang wie das Rauschen vieler Wasser Hes. 1,24; 43,2; Dan. 10,6.. In seiner rechten Hand hielt er sieben Sterne; aus seinem Mund ging ein scharfes zweischneidiges Schwert Jes. 11,4; 49,2., und sein Antlitz strahlte wie die Sonne in ihrer vollen Kraft Richt. 5,31.. Als ich ihn sah, sank ich wie tot zu seinen Füßen. Er aber legte seine Hand auf mich und sprach: "Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte Dan. 8,18; 10,15-19; Jes. 44,2.6; 48,12. und der Lebendige. Ich war tot, aber ich bin nun lebendig in alle Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Unterwelt Darum bringt er den Seinen nicht Tod, sondern Leben. Unterwelt oder Totenreich heißt auf griechisch Hades.. Schreib nun (später) auf, was du gesehen hast: das, was jetzt schon ist Dies bezieht sich auf den Zustand der sieben Gemeinden in Kap. 2 und 3., und das, was einst geschehen soll Die Gesichte von Kap. 4-22 (vgl. zu dem Ausdruck Dan. 2,29).! (Schreib jetzt zunächst) das Geheimnis der sieben Sterne, die du in meiner rechten Hand gesehen hast, und der sieben goldenen Leuchter! Die sieben Sterne sind die Engel Die Bischöfe oder Vorsteher. der sieben Gemeinden, und die sieben Leuchter sind die sieben Gemeinden. Dem Engel der Gemeinde in Ephesus schreibe: So spricht, der die sieben Sterne in seiner Rechten hält, die inmitten der sieben goldenen Leuchter wandelt: 'Ich kenne deine Werke, deine unverdrossene Arbeit und deine Ausdauer. Ich weiß, du kannst böse Menschen nicht ertragen und hast die Leute, die sich fälschlich für Apostel ausgeben, geprüft und sie als Lügner entlarvt. Du zeigst auch Ausdauer und hast um meines Namens willen standhaft gelitten und bist nicht müde geworden. Aber ich habe wider dich, daß du nicht mehr in deiner ersten Liebe stehst. Nimm darum zu Herzen, von welcher Höhe du gefallen bist! Ändere deinen Sinn und tu die ersten Werke Die Werke, die der ersten Liebe entsprechen.! Sonst komme ich über dich und stoße deinen Leuchter von seiner Stätte So daß die Gemeinde aufhört zu bestehen., wenn du dich nicht bekehrst. Dies gereicht dir noch zum Lobe: du haßt die Werke der Nikolaiten Die Nikolaiten lehrten, man müsse das Fleisch verachten; dabei befriedigten sie aber ihre Lust auf schamlose Weise. Als Stifter der Sekte wird der Diakon Nikolaus genannt (Apg. 6,5), der später auf verderbliche Abwege geraten sein soll., die ich auch hasse. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Dem Sieger Gemeint ist der Sieger im Glaubenskampf. will ich zu essen geben von der Frucht des Lebensbaumes 1. Mos. 2,9., der in dem Paradies Gottes ist.' Dem Engel der Gemeinde in Smyrna Der Bischof von Smyrna war vielleicht schon damals der bekannte Polykarp, der im Jahr 155 als Märtyrer gestorben ist. schreibe: So spricht der Erste und der Letzte, der tot war und wieder lebt: 'Ich kenne deine Trübsal Die Leiden, die du durchzumachen hast. und deine Armut Deine kümmerliche Lage. - doch du bist reich! - und ich weiß, wie du von denen gelästert wirst, die sich selbst (mit Stolz) Juden nennen; aber in Wirklichkeit sind sie's nicht, sondern sie sind eine Satansgemeinde Durch die Verwerfung des Messias und die Verfolgung seiner Bekenner haben sich die Juden auf die Seite Satans, des großen Widersachers Gottes und seines Reiches, gestellt. Besonders die Juden reizten später den Volkshaß gegen Polykarp auf.. Fürchte dich nicht vor dem, was du noch leiden sollst! Seht, der Teufel Der Satan oder der Widersacher ist zugleich der Teufel oder der Verleumder, der durch falsche Anklage Verfolgung über die Gemeinde des Herrn bringt. wird einige von euch ins Gefängnis bringen, damit ihr geprüft werdet In eurer Treue gegen den Herrn.; und ihr werdet eine Trübsal von zehn Tagen zu leiden haben. Bleib mir treu bis in den Tod, dann will ich dir das (ewige) Leben als Siegeskrone Jak. 1,12; 1. Petr. 5,4; 2. Tim. 4,8. geben! Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Dem Sieger soll kein Leid geschehen von dem zweiten Tod Offb. 20,14-15..' Dem Engel der Gemeinde in Pergamus schreibe: / So spricht, der das scharfe, zweischneidige Schwert trägt: 'Ich weiß, wo du wohnst: da, wo des Satans Thron ist Vielleicht ist hier an den Dienst des Heilgottes Asklepios zu denken. Sein Sinnbild, die Schlange, ist ja auch ein Bild des Satans. Asklepios führte den Namen "Heiland", und er galt den Christen als ein teuflisches Zerrbild des wahren Heilands und Erlösers.. Doch du hältst fest an meinem Namen und hast den Glauben, den ich in dir gewirkt, nicht verleugnet in jenen Tagen, als Antipas, mein treuer Zeuge, bei euch, wo der Satan wohnt, getötet wurde Vielleicht starb Antipas als Märtyrer zu einer Zeit, da die Christen in Pergamus mit Gewalt zu der Verehrung des Asklepios gezwungen werden sollten.. Doch ich habe etwas wider dich: Du hast dort Leute, die der Lehre Bileams anhangen, der den Balak unterwies, den Israeliten einen Fallstrick zu legen, so daß sie von den Götzenopfern aßen und Unzucht trieben 4. Mos. 31,16; 25,1-2.. So Wie sich einst Israel von Bileam verführen ließ. hast auch du in deiner Mitte Leute, die der Lehre der Nikolaiten folgen. Darum ändere deinen Sinn! Sonst komme ich bald über dich und werde sie Die Anhänger der Lehre der Nikolaiten. bekämpfen mit dem Schwert meines Mundes. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt! / Dem Sieger will ich geben von dem verborgenen Manna Ps. 78,24., und ich will ihm geben einen weißen Stein; auf dem Stein soll ein neuer Name Jes. 62,2; 65,15. In den Kampfspielen zu Ehren des Asklepios scheint der Sieger ein weißes Steinchen mit dem Namen des Gottes empfangen zu haben, wodurch er zu lebenslänglicher Speisung berechtigt wird. So wird dem Sieger im Glaubenskampf ein himmlischer Ehrenring mit dem Namen Christi verheißen. stehen, den niemand kennt als der Empfänger.' Dem Engel der Gemeinde in Thyatira schreibe: / So spricht der Sohn Gottes, der Augen hat wie eine Feuerflamme, und dessen Füße dem Silbererz gleichen: 'Ich kenne deine Werke - deine Liebe, deinen Glauben, deine Dienstleistungen und deine Beharrlichkeit -, und ich weiß, du hast in letzter Zeit noch mehr gewirkt als früher. Aber ich habe dies wider dich: Du läßt Isebel, dein Weib, gewähren Ich lese [gynaika sou]. Die phönizische Königstochter Isebel, die als Gattin Ahabs (1. Kön. 16ff.) ihre Stellung dazu benutzte, den mit Unzucht verbundenen Baalsdienst in Israel einzuführen, wird als passendes Bild gewählt für die Frau des Bischofs von Thyatira, die die Lehre der Nikolaiten begünstigte, zur Unzucht und zur Teilnahme an den heidnischen Opfermahlzeiten verführte und selbst sittenlos lebte.: die gibt sich für eine Prophetin aus und verführt meine Knechte durch ihre Lehre, Hurerei zu treiben und Götzenopferfleisch zu essen. Ich habe ihr Frist gegeben zur Bekehrung; doch sie will sich nicht bekehren von ihrer Unzucht. Sieh, ich werfe sie aufs Krankenbett, und die mit ihr die Ehe brechen, bringe ich in große Trübsal, wenn sie sich nicht von ihren Werken bekehren Gemeint sind die Werke des Weibes Isebel.. Und ihre Kinder Isebels Kinder. will ich des Todes sterben lassen. Denn alle Gemeinden sollen erkennen, daß ich es bin, der Nieren und Herzen erforscht Ps. 7,10; Jer. 11,20.; und ich will einem jeden von euch vergelten nach seinen Werken Ps. 62,13; Jer. 17,10.. Euch anderen aber in Thyatira sage ich, allen, die dieser Lehre Der Nikolaiten. nicht folgen und die Tiefen Satans nicht 'erkannt' Der Ausdruck "erkannt" weist auf gnostische Irrlehren hin. Die Gnostiker wollten die Tiefen des göttlichen Wesens (vgl. 1. Kor. 2,10) "erkennen"; was sie aber erkannten, das waren Tiefen Satans. Oder: die Unzucht und die Beteiligung an heidnischen Opfermahlzeiten wurden damit empfohlen, daß man sagte, man müsse auch die Abgründe Satans kennenlernen, um sich von der Ohnmacht der bösen Geister zu überzeugen und dadurch die Freiheit vom Bösen zu erlangen. haben - wie sie Die Nikolaiten. sich rühmen -: Ich lege euch weiter keine Last auf "Weiter keine Last" als die Enthaltung von der Unzucht und der Teilnahme an den Götzenopfermahlzeiten (vgl. die ähnliche - nicht dieselbe - Bestimmung in Apg. 15,20.28.29). Diese Worte wollen vielleicht die von den Nikolaiten ausgesprochene Behauptung zurückweisen, es solle den Heidenchristen die ganze Last der jüdischen Satzungen auferlegt werden.. Doch haltet fest an dem, was ihr schon habt Gemeint ist wohl vor allem, daß sich die Gemeinde auch ferner von der Unzucht und der Teilnahme an den Götzenopfermahlzeiten entschieden fernhalten soll., bis ich komme! Wer siegt und meine Werke bis ans Ende hält, dem will ich Macht geben über die Völker, und er soll sie mit eisernem Stab weiden Als Mitherrscher Christi., wie man Töpfergeschirr in Stücke bricht Ps. 2,8-9.. Diese Macht habe auch ich empfangen von meinem Vater. Und ich will ihm geben den Morgenstern Heißt das: eine Siegeskrone, die gleich dem Morgenstern strahlt? Oder wird damit gesagt, daß der Überwinder in dem Glanz des himmlischen Morgensternes Jesus (22,16) strahlen soll? (Dan. 12,3; Matth. 13,43.). Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!' Dem Engel der Gemeinde in Sardes schreibe: / So spricht, der die sieben Geister Gottes hat Jes. 11,1-2. und die sieben Sterne: / 'Ich kenne deine Werke: du lebst nur dem Namen nach Der Bischof von Sardes hieß vielleicht Zotikos, d.h. lebendig, voller Leben. Aber er machte diesem Namen keine Ehre. Äußerlich schien er ein lebendiger Glaubensmann zu sein; in seinem Herzen aber war das geistliche Leben erstorben.; in Wirklichkeit bist du tot! Werde wach und stärke das, was noch da ist, und was auch schon dem Tod nahe war! Denn ich habe deine Werke nicht völlig erfunden vor meinem Gott. Denke daran, mit welcher Lust du einst (das Wort) aufgenommen und gehört hast! Bewahre es und ändere deinen Sinn! Doch wachst du nicht, so will ich kommen wie ein Dieb, und du sollst nicht wissen, zu welcher Stunde ich über dich kommen werde Um dich zu strafen. - In Sardes ist also die Hoffnung auf das Kommen des Herrn beinahe erloschen, und die Mehrzahl der Gemeinde wandelt wahrscheinlich durch die Schuld des Bischofs, auf dem Weg der Nikolaiten.. Du hast indes noch einige Leute in Sardes, die ihre Kleider Ihre Taufgewänder. nicht befleckt haben: die sollen mit mir wandeln in weißen Kleidern, denn sie sind es wert. Der Sieger soll mit weißen Kleidern geschmückt werden, und ich will seinen Namen nicht auslöschen aus dem Lebensbuch 2. Mos. 32,32f.; Ps. 69,29.; sondern ich werde seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln Matth. 10,32; Luk. 12,8.. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!' Dem Engel der Gemeinde in Philadelphia schreibe: / So spricht der Heilige, der Wahrhaftige, der den Schlüssel Davids hat, der öffnet, so daß niemand schließen kann, der schließt, so daß niemand öffnen darf Jes. 22,22; Hiob 12,14. Jesus Christus allein hat die Macht, die Tür zum Himmelreich und zum Thron Gottes zu öffnen.; 'Ich kenne deine Werke! Sieh, ich habe dir eine Tür aufgetan, die niemand schließen kann Der Sinn ist: Ich habe dir eine Gelegenheit zur Ausbreitung der Frohen Botschaft gegeben, die dir niemand nehmen kann (vgl. zu dem Ausdruck: 1. Kor. 16,9; 2. Kor. 2,12; Kol. 4,3).. Denn du hast nur eine kleine Kraft Die Zahl deiner Gemeindeglieder ist nur gering.; trotzdem hast du mein Wort festgehalten und meinen Namen nicht verleugnet. Sieh, ich führe dir (Anhänger) zu aus Satans Versammlung, aus dem Kreis derer, die sich Juden nennen; doch sie sind es nicht, sie lügen Vgl. Röm. 2,28f. - Der heidenchristlichen Gemeinde in Philadelphia werden Übertritte aus dem Kreis der ihr bisher feindlichen Juden verheißen.! Sieh, ich will sie dahin bringen, daß sie kommen und sich zu deinen Füßen niederwerfen und erkennen, daß ich dich geliebt Jes. 60,14; 49,23; 45,14.. Weil du das Wort Der Weissagung., das zum geduldigen Warten auf mein Kommen mahnt, bewahrt hast, so will auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung So daß du nicht in sie hineingerätst (der griechische Ausdruck ist hier derselbe wie Joh. 17,15; vgl. Luk. 21,36.28; 17,34-37)., die über den ganzen Weltkreis kommen soll, um die Erdbewohner zu versuchen. Ich komme bald! Halte fest, was du hast, damit dir niemand deine Krone raube Die christliche Gemeinde in Philadelphia ist im Lauf der Jahrhunderte wunderbar bewahrt worden. Als der wilde Mongolenhäuptling Timur (Tamerlan, gestorben 1405) die christlichen Gemeinden Kleinasiens vernichtete, wurde das ringsum bedrohte Philadelphia wie durch ein Wunder errettet; ja es ward sogar noch ein Zufluchtsort für die Gemeinde von Sardes. Selbst heute noch steht diese kleine Christenstadt gleichsam als eine letzte einsame Warte mitten unter einer mohammedanischen Bevölkerung und führt den bedeutsamen Namen Allah Schehr (Gottesstadt).! Den Sieger will ich zu einer Säule in dem Tempel meines Gottes machen, und er soll seinen Platz nie mehr verlassen. Ich will auf ihn Der als Säule gedacht ist. schreiben den Namen meines Gottes und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalems, das aus dem Himmel herniedersteigt von meinem Gott Vgl. 21,2., und meinen neuen Namen Jes. 62,2; 65,15.. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!' Dem Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe: / So spricht, der das Jawort ist Wörtlich: "der Amen", d.h. Christus, in dem sich alle Verheißungen Gottes erfüllen (2. Kor. 1,20)., der treue und wahrhaftige Zeuge Ps. 89,38., der Anfang der Schöpfung Gottes D.h. der, durch den die Schöpfung Gottes ihren Anfang genommen hat, durch den alles ins Dasein getreten ist; vgl. Spr. 8,22-30; Kol. 1,15f.; Joh. 1,3.: 'Ich kenne deine Werke: du bist weder kalt noch warm. Ach, daß du kalt oder warm wärst! So aber, weil du lau bist und weder kalt noch warm, will ich dich ausspeien aus meinem Mund. Du sagst: Ich bin reich, ich habe Schätze gewonnen und bedarf nichts! Und dabei weißt du nicht, daß gerade du elend bist und jämmerlich, arm, blind und bloß. Darum rate ich dir: kaufe von mir Gold Jes. 55,1., wie es geglüht aus dem Feuer kommt, damit du reich werdest, und weiße Kleider zum Anziehen, damit sich nicht die Schande deiner Blöße offenbare, und Salbe zum Bestreichen deiner Augen, damit du sehen könnest! Alle, die ich liebhabe, die weise ich zurecht und züchtige ich Spr. 3,12.. So raffe dich denn auf zu neuem Eifer und ändere deinen Sinn! Sieh, ich stehe vor der Tür und klopfe an Hohel. 5,2.. Wer meine Stimme hört und mir die Tür öffnet, bei dem will ich einkehren und das Mahl mit ihm halten, und er mit mir Den will ich nicht richten, sondern reichlich segnen, er soll volle Gemeinschaft mit mir haben.. Dem Sieger will ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen Matth. 19,28; Luk. 22,30., wie auch ich den Sieg errungen habe und nun mit meinem Vater auf seinem Thron sitze. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!'" 4,1-22,5: "Das, was dereinst geschehen soll" (1,19). Die sieben Siegel: 4,1-8,1. 1. Der Thron Gottes: 4,1-11. Dann schaute ich, und sieh, eine Tür war aufgetan im Himmel. Da rief die erste Stimme, die ich wie Posaunenschall mit mir hatte reden hören: "Steig hierher empor Von der Erde in den Himmel.! Ich will dir zeigen, was hernach geschehen soll Dan. 2,29.." Sofort ward ich vom Geist erfüllt. Ich sah: es stand ein Thron im Himmel, und auf dem Thron saß einer Jes. 6,1; Hes. 1,26; Ps. 47,9.. Der da saß, glich an Aussehen einem Jaspis und Sarder Jaspis, Sarder und Smaragd sind Edelsteine., und ein Regenbogen war rings um den Thron, wie ein Smaragd Hes. 1,26-28.. Rings um den Thron sah ich vierundzwanzig Älteste sitzen Jes. 24,23.; die waren angetan mit weißen Kleidern und hatten auf ihren Häuptern goldene Kronen. Von dem Thron gingen Blitze aus und laute Donnerschläge 2. Mos. 19,16; Hes. 1,13.. Sieben Feuerfackeln brannten vor dem Thron: das sind die sieben Geister Gottes 2. Mos. 25,37.. Vor dem Thron war (eine weite Fläche) wie ein Meer, durchsichtig gleich Kristall 2. Mos. 24,10; Hes. 1,22.. Mitten in dem Thron und um den Thron D.h. wohl: In der Mitte der vier Thronseiten stand je ein Lebewesen als Hüter, so daß die vier Lebewesen rings den Thron umgaben (Hes. 1,5.18). sah ich vier Lebewesen voller Augen vorn und hinten. Das erste Lebewesen glich einem Löwen, das zweite glich einem Stier, das dritte hatte ein Antlitz wie ein Mensch, und das vierte glich einem fliegenden Adler Hes. 1,10; 10,14.. Jedes der vier Lebewesen hatte sechs Flügel Jes. 6,2-3.; ringsum und innen Heißt das: rings um den Leib und innen unter den Flügeln? waren sie voll Augen, und sie sangen unaufhörlich Tag und Nacht: / Heilig, heilig, heilig ist Gott der Herr, der Allgewaltige, Er, der war und ist und kommt!" Und sooft die Lebewesen Preis, Ehre und Dank darbringen dem, der auf dem Thron sitzt, der da lebt in alle Ewigkeit Dan. 6,26; 12,7., fallen die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem, der auf dem Thron sitzt, und beten ihn an, der da lebt in alle Ewigkeit. Sie legen ihre Kronen nieder vor dem Thron und sprechen: "Du, unser Herr und Gott, bist würdig, den Lobpreis zu empfangen, die Ehre und die Macht. Denn du hast alle Dinge erschaffen, und weil es dein Wille war, sind sie ins Dasein eingetreten und erschaffen worden." 2. Das versiegelte Buch und das Lamm: 5,1-14. Ich sah in der rechten Hand dessen, der auf dem Thron saß, ein Buch, beschrieben auf der Innenseite und auf der Außenseite verschlossen mit sieben Siegeln Hes. 2,9-10. Ich streiche das Komma hinter [opisthen]. Das Buch ist nach Th. Zahns Erklärung ein Testament. "Das sogenannte prätorische Testament mußte auf der Außenseite, und zwar auf den Fäden, womit die Urkunde verschnürt war, die Siegel der sieben vorgeschriebenen Zeugen und zur Seite dieser Siegel deren Namen tragen." Die von Gott uns zugedachten Güter werden ja im Neuen Testament mit einer Erbschaft verglichen und die Zusicherung dieser Güter durch Gott mit einer letztwilligen Verfügung oder einem Testament. Gottes Verfügung ist längst ergangen, verbrieft und versiegelt, aber noch nicht ausgeführt. Das Testament ist also noch nicht eröffnet und vollstreckt. Niemand als das Lamm, niemand als Christus bei seiner Wiederkunft kann Gottes Testament eröffnen und vollstrecken.. Auch sah ich einen starken Engel, der rief mit lauter Stimme: "Wer ist würdig, das Buch zu öffnen und seine Siegel zu lösen?" Doch niemand im Himmel, auf Erden und unter der Erde vermochte das Buch zu öffnen und hineinzusehen. Da weinte ich sehr, weil niemand würdig erfunden wurde, das Buch zu öffnen und hineinzusehen. Aber einer der Ältesten sprach zu mir: "Weine nicht! Sieh, es hat gesiegt der Löwe aus dem Stamme Juda 1. Mos. 49,9., Davids Wurzelsproß Jes. 11,1.10., so daß er öffnen kann das Buch und seine sieben Siegel!" Da sah ich inmitten des Throns und der vier Lebewesen und inmitten der Ältesten Also gerade in dem Mittelpunkt des ganzen Kreises. ein Lamm Hier und sonst wörtlich: "Lämmlein". - Ein Löwe wird angekündigt (V.5), und es erscheint ein Lamm! stehen, das aussah, als wäre es geopfert Es trug noch die Male seiner Todeswunden an sich (Jes. 53,7).: das hatte sieben Hörner und sieben Augen - ein Sinnbild der sieben Geister Gottes, die ausgesandt sind über die ganze Erde Sach. 4,10. Die Hörner sind ein Bild der Macht und Kraft, die Augen sind ein Bild des alles sehenden Geistes Gottes. -. Es trat hinzu und nahm das Buch aus der rechten Hand dessen, der auf dem Thron saß. Als es das Buch ergriffen hatte, da fielen die vier Lebewesen und die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem Lamm. Jeder hatte eine Harfe und goldene Schalen voller Weihrauch Ps. 141,2. - die sind ein Bild von den Gebeten der Heiligen -. Sie sangen ein neues Lied und sprachen Ps. 33,3.: / Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu lösen; denn du bist geopfert worden und hast Menschen für Gott erkauft mit deinem Blut aus allen Stämmen, Sprachen, Völkern und Geschlechtern und hast sie gemacht für unseren Gott zu Königen und Priestern 2. Mos. 19,6; Jes. 61,6., und herrschen werden sie als Könige auf Erden." Dann sah ich hin: Da hörte ich die Stimme vieler Engel rings um den Thron, die Lebewesen und die Ältesten. Ihre Zahl war zehntausendmal Zehntausende und tausendmal Tausende Dan. 7, 10.. Sie riefen mit lauter Stimme: / "Das Lamm, das geopfert ist Jes. 53,7., ist würdig, zu empfangen Macht, Reichtum, Weisheit und Kraft, Ehre, Herrlichkeit und Lob!" Und alle Geschöpfe im Himmel, auf Erden, unter der Erde und auf dem Meer, ja alles, was darinnen Nämlich: im Himmel, auf Erden usw. ist, hörte ich sagen: / "Dem, der auf dem Thron sitzt, und dem Lamm, gebühren Lob und Ehre, Herrlichkeit und Kraft in alle Ewigkeit!" Die vier Lebewesen sprachen: "Amen". Und die Ältesten fielen nieder und beteten an. 3. Die ersten sechs Siegel: 6,1-17. Nun sah ich, wie das Lamm das erste von den sieben Siegeln löste, und ich hörte eins der vier Lebewesen wie mit Donnerstimme rufen: "Komm Das Roß wird gerufen.!" Da sah ich: es erschien ein weißes Roß Sach. 1,8; 6,1-3. Das weiße Roß bedeutet Sieg, die römischen Feldherren hatten bei ihren Triumphzügen weiße Rosse.. Sein Reiter hatte einen Bogen, und ihm ward ein Kranz gereicht. Dann zog er aus von Sieg zu Sieg. Als das Lamm das zweite Siegel löste, hörte ich das zweite Lebewesen rufen: "Komm!" Da kam ein anderes Roß hervor, von feuerroter Farbe, und seinem Reiter ward die Macht gegeben, den Frieden von der Erde wegzunehmen und die Menschen anzureizen, einander hinzumorden Das scheint auf Bürgerkrieg hinzudeuten.; es ward ihm auch ein großes Schwert gegeben. Als das Lamm das dritte Siegel löste, hörte ich das dritte Lebewesen rufen: "Komm!" Da sah ich: es erschien ein schwarzes Roß, und sein Reiter hatte eine Waage in der Hand Hes. 4,16-5,1.. Ich hörte, wie eine Stimme in der Mitte der vier Lebewesen sagte: "Ein Maß Weizen für einen Silberling und drei Maß Gerste für einen Silberling Ein Maß war etwas mehr als ein Liter. Silberling heißt wörtlich: Denar. Der römische Denar betrug etwa 70 Pfennig. Gewöhnlich zahlte man für 12 Maß Weizen einen Denar und für zwölf Maß Gerste nur einen viertel Denar. Das ungeheure Steigen der Lebensmittelpreise weist also auf eine große Hungersnot hin.! Dem Öl und Wein jedoch tu keinen Schaden Die Hungersnot ist um so drückender, weil an Öl und Wein, die nicht zum täglichen Leben nötig sind, kein Mangel ist.!" Als das Lamm das vierte Siegel löste, hörte ich die Stimme des vierten Lebewesens rufen: "Komm!" Da sah ich: es erschien ein fahles Fahl - grünlich-bleich, die Leichenfarbe. Roß. Sein Reiter trug den Namen "Tod", und die "Unterwelt Die Unterwelt, die die Toten als ihre Beute in Empfang nimmt, wird ebenso wie der Tod als persönliches Wesen vorgestellt." folgte ihm auf dem Fuß Hos. 13,14.. Und sie Der Tod und die Unterwelt. empfingen Macht über den vierten Teil der Erde, (die Menschen) zu töten durch Schwert, Hunger und Pest und durch die wilden Tiere der Erde Hes. 5,12; 14,21; 29,5; 33,27; Jer. 14,12; 15,3.. Als das Lamm das fünfte Siegel löste, sah ich unter dem Altar Gemeint ist wohl der Altar im Himmel. die Seelen derer, die hingeschlachtet waren um des Wortes Gottes willen und wegen des Zeugnisses, das sie treu bewahrt hatten Ist hier vielleicht zunächst an die Blutzeugen der neronischen Verfolgung (64 n.Chr.) zu denken?. Sie riefen mit lauter Stimme und sprachen: "Wie lange, o heiliger und wahrhaftiger Herr, soll es noch währen, bis du das Gericht vollziehst und unser Blut an den Erdbewohnern rächst Ps. 79,5.10; 5. Mos. 32,43.?" Jeder von ihnen empfing ein weißes Kleid, und sie wurden aufgefordert, noch eine kurze Weile in Geduld zu warten, bis auch ihre Mitknechte ihren Lauf vollendet hätten: ihre Brüder, die ebenso wie sie den Tod erleiden sollten. Dann sah ich, wie das Lamm das sechste Siegel löste. Da entstand ein starkes Erdbeben. Die Sonne wurde schwarz wie ein härener Sack Der härene Sack war das Trauergewand.. Der ganze Mond erschien wie Blut. Die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, als wenn ein Feigenbaum, von starkem Wind bewegt, seine unreifen Früchte abwirft. Der Himmel entwich wie ein Buch, das man zusammenrollt; und alle Berge und Inseln wurden von ihrer Stelle gerückt Jes. 13,10; 34,4; Hes. 32,7-8; Joel 2,2; 3,3-4; Luk. 21,25.. Die Könige der Erde, die Gewaltigen und die Feldobersten Wörtlich: "Anführer von 1000 Mann.", die Reichen und die Starken, alle Leibeigenen und alle Freien verbargen sich in die Höhlen und die Felsen der Berge Jes. 2,10.19.21. und sprachen zu den Bergen und Felsen: "Fallt über uns und verbergt uns vor dem Angesicht dessen, der auf dem Thron sitzt, und vor dem Zorn des Lammes Hos. 10,8; Luk. 23,30.! Denn der große Tag ihres Zornes Des Zornes Gottes und des Lammes. ist gekommen; wer kann da bestehen Joel 2,11; Zeph. 1,14.18; Mal. 3,2.?" 4. Gesicht zwischen dem sechsten und dem siebenten Siegel (die Versiegelung der 144000 und die große Überwinderschar vor Gottes Thron): 7,1-17. Dann sah ich vier Engel stehen an den vier Enden der Erde, die hielten die vier Winde der Erde fest Jer. 49,36; Dan. 7,2; Sach. 6,5., damit kein Wind wehe über die Erde noch über das Meer noch über irgendeinen Baum. Auch sah ich einen anderen Engel aufsteigen von Sonnenaufgang her, der trug das Siegel des lebendigen Gottes, und er rief mit lauter Stimme den vier Engeln zu, die Macht empfangen hatten, die Erde und das Meer zu beschädigen, und sprach: "Beschädigt nicht die Erde noch das Meer noch die Bäume, bis wir die Knechte unseres Gottes versiegelt haben auf ihren Stirnen Hes. 9,4.6.!" Dann vernahm ich die Zahl der Versiegelten: es waren hundertvierundvierzigtausend aus allen Stämmen der Kinder Israels Schon der Kirchenlehrer Origenes (gestorben 254) denkt hier an die 12 Stämme des geistlichen Israels.. Aus dem Stamm Juda waren zwölftausend versiegelt, aus dem Stamm Ruben zwölftausend, aus dem Stamm Gad zwölftausend. Aus dem Stamm Asser zwölftausend, aus dem Stamm Naphtali zwölftausend, aus dem Stamm Manasse zwölftausend. Aus dem Stamm Simeon zwölftausend, aus dem Stamm Levi zwölftausend, aus dem Stamm Isaschar zwölftausend. Aus dem Stamm Sebulon zwölftausend, aus dem Stamm Josef zwölftausend, aus dem Stamm Benjamin waren zwölftausend versiegelt. Danach sah ich eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Geschlechtern, Stämmen, Völkern und Sprachen, die stand vor dem Thron und dem Lamm. Sie waren angetan mit weißen Kleidern und trugen Palmenzweige in den Händen. Sie riefen mit lauter Stimme: / "Das Heil wird uns zuteil von unserem Gott, der auf dem Thron sitzt, und von dem Lamm." Alle Engel standen rings um den Thron und um die Ältesten und die vier Lebewesen. Sie fielen vor dem Thron nieder auf ihr Angesicht, beteten Gott an und sprachen: / "Ja, so ist's Zustimmung zu dem Lobgesang in V.10.. Lob, Herrlichkeit und Weisheit, Dank und Ehre, Macht und Stärke gebühren unserem Gott in alle Ewigkeit. Amen." Da nahm einer von den Ältesten das Wort und sprach zu mir: "Wer sind diese, die die weißen Kleider tragen, und woher sind sie gekommen?" Ich antwortete ihm: "Mein Herr, du weißt es." Da sprach er zu mir: "Diese sind gekommen aus der großen Trübsal Dan. 12,1. und haben ihre Kleider in des Lammes Blut gewaschen und gebleicht. Darum stehen sie nun vor Gottes Thron und dienen ihm bei Tag und Nacht in seinem Tempel; und er, der auf dem Thron sitzt, wird sie in seinem Zelt schützen. Sie wird nicht mehr hungern, nicht mehr dürsten; die Sonne und der Glutwind trifft sie nicht Jes. 49,10.. Denn das Lamm, das mitten vor dem Thron steht, wird sie weiden Hes. 34,23; Ps. 23,2. und leiten zu des Lebens Wasserquellen Ps. 23,2-3., und Gott wird alle Tränen aus ihren Augen wischen Jes. 25,8.." 5. Die Öffnung des siebenten Siegels: 8,1. Als das Lamm das siebente Siegel löste, trat eine Stille ein im Himmel etwa eine halbe Stunde lang. Die sieben Posaunen: 8,2-11,19. 1. Die Vorbereitung auf das Blasen der Posaunen: 8,2-6. Ich sah die sieben Engel, die vor Gott stehen Tobias 12,15: "Ich bin Rafael, einer von den sieben Engeln, die die Gebete der Heiligen hinauftragen und zu der Herrlichkeit des Heiligen Zutritt haben.", und sie empfingen sieben Posaunen. Dann kam ein anderer Engel und trat an den Altar. Der hatte ein goldenes Rauchfaß, und er empfing viel Weihrauch, damit er ihn zugleich mit den Gebeten aller Heiligen auf dem goldenen Altar vor dem Thron darbringe. Und die Weihrauchwolke stieg zugleich mit den Gebeten der Heiligen aus des Engels Hand vor Gott empor. Dann nahm der Engel das Rauchfaß, füllte es mit glühenden Kohlen vom Altar und schüttete es auf die Erde Hes. 10,2.. Da folgten laute Donnerschläge, Blitze und Erdbeben. Nun rüsteten sich die sieben Engel, die die sieben Posaunen hatten, sie zu blasen. 2. Die ersten sechs Posaunen: 8,7-9,21. Der erste Engel stieß in die Posaune. Da kam Hagel und Feuer, mit Blut vermischt, und fiel auf die Erde nieder Hes. 38,22; 2. Mos. 9,23-26; Jes. 28,2.. Der dritte Teil der Erde verbrannte, der dritte Teil der Bäume verbrannte, und alles grüne Gras verbrannte. Der zweite Engel stieß in die Posaune. Da ward eine Masse, die aussah wie ein großer, feuerflammender Berg, ins Meer geschleudert Jer. 51,25.. Dadurch ward der dritte Teil des Meeres in Blut verwandelt 2. Mos. 7,20f., der dritte Teil der Tiere, die im Meer lebten, starb, und der dritte Teil der Schiffe ging zugrunde. Der dritte Engel stieß in die Posaune. Da fiel ein großer Stern vom Himmel Jes. 14,12; Dan. 8,10., brennend wie eine Fackel. Der fiel auf den dritten Teil der Ströme und auf die Wasserquellen; und des Sternes Name heißt "Wermut Jer. 9,15; 23,15.". Da ward der dritte Teil der Wasser zu Wermut, und viele Menschen starben von den Wassern, weil sie bitter geworden waren. Der vierte Engel stieß in die Posaune. Da ward geschlagen der dritte Teil der Sonne, der dritte Teil des Mondes und der dritte Teil der Sterne, so daß ihr dritter Teil verfinstert wurde. Darum hatte nun der dritte Teil des Tages und ebenso der Nacht kein Licht 2. Mos. 10,21-23; Amos 8,9.. Dann sah ich hin. Da hörte ich einen Adler Wohl einen Engel in Adlersgestalt., der hoch oben am Himmel flog, mit lauter Stimme rufen: "Weh, weh, weh den Erdbewohnern wegen der anderen Posaunenstimmen der drei Engel, die noch posaunen sollen!" Nun stieß der fünfte Engel in die Posaune. Da sah ich einen Stern, der war vom Himmel her gefallen auf die Erde, und er empfing den Schlüssel zu dem Brunnen des Abgrunds Wo die bösen Geister wohnen (Luk. 8,31).. Er tat des Abgrunds Brunnen auf. Da stieg ein Rauch empor aus diesem Brunnen wie eines großen Ofens Rauch, und es wurden die Sonne und die Luft verfinstert von dem Rauch des Brunnens 2. Mos. 19,18; Joel 2,2.10.. Aus dem Rauch kamen Heuschrecken über die Erde 2. Mos. 10,12.; die empfingen Macht Die Menschen zu quälen. ähnlich wie irdische Skorpione. Ihnen wurde gesagt, sie sollten Im Gegensatz zu der ägyptischen Heuschreckenplage 2. Mos. 10,15. dem Gras der Erde keinen Schaden tun, auch nicht dem Grün noch irgendeinem Baum, sondern nur den Menschen, die nicht Gottes Siegel an ihren Stirnen haben Hes. 9,4.. Aber sie durften sie nicht töten, sie sollten sie nur peinigen fünf Monate lang. Die Pein, die sie bereiteten, glich der Pein, die ein Skorpion verursacht, wenn er einen Menschen sticht. In jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen und nicht finden Hiob 3,21.; sie werden Sehnsucht haben zu sterben, doch der Tod entflieht vor ihnen. Die Heuschrecken glichen Rossen, die zum Kampf gerüstet sind Joel 2,4.. Auf ihren Häuptern hatten sie einen Schmuck, der goldenen Kronen ähnlich war. Ihre Gesichter waren wie Menschengesichter, ihre Haare waren so lang wie Weiberhaare, ihre Zähne glichen Löwenzähnen Joel 1,6.. Sie trugen Panzer wie von Eisen. Das Rauschen ihrer Flügel klang wie das Rasseln von Kriegswagen, wenn viele Rosse in den Kampf stürmen Joel 2,5. Ein arabischer Spruch sagt von der Heuschrecke, sie gleiche "am Kopf dem Roß, an der Brust dem Löwen, an den Füßen dem Kamel, am Leib der Schlange, an den Fühlhörnern dem Haar der Jungfrau".. Sie hatten Schwänze gleich Skorpionen und Stacheln; in ihren Schwänzen lag ihre Kraft, den Menschen fünf Monate lang Schaden zu tun. Als König hatten sie über sich den Engel des Abgrunds; der heißt auf hebräisch Abaddón D.h. Vertilgung, Untergang., und auf griechisch heißt er Apollyon Verderber.. Das erste Weh Des Adlers (8,13). ist vorüber. Doch es kommen noch zwei Wehe hinterher. Nun stieß der sechste Engel in die Posaune. Da hörte ich eine Stimme aus den vier Hörnern D.h. hornähnlichen Ecken. des goldenen Altars, der vor Gott steht, die sprach zu dem sechsten Engel, der die Posaune hatte: "Laß die vier Engel los, die bei dem großen Strom Euphrat angebunden sind!" Die vier Engel, die auf die Stunde, den Tag, den Monat und das Jahr bereitstanden, den dritten Teil der Menschen zu töten, wurden nun losgelassen. Ihr Reiterheer hatte zweihundert Millionen Geschwader, ich hörte ihre Zahl. Und dies war das Aussehen der Rosse und der Reiter, die ich in dem Gesichte sah: Die Reiter hatten rote, blaue und goldgelbe Panzer. Die Köpfe der Rosse waren wie Löwenköpfe, und aus ihren Mäulern gingen Feuer, Rauch und Schwefel. Durch diese drei Plagen, das Feuer, den Rauch und den Schwefel, die aus ihren Mäulern gingen, wurde ein Drittel der Menschen getötet. Denn die Kraft der Rosse liegt in ihrem Maul und in ihren Schwänzen. Ihre Schwänze sehen wie Schlangen aus und haben Köpfe, und mit diesen tun sie Schaden. Die anderen Menschen, die bei diesen Plagen nicht ums Leben kamen, bekehrten sich trotzdem nicht von den Werken ihrer Hände D.h. von dem Götzendienst (5. Mos. 4,18; Mich. 5,12)., sondern fuhren fort, die bösen Geister anzubeten Ps. 106,37. und die Götzenbilder aus Gold und Silber, Erz, Stein und Holz Dan. 5,4.23., die doch nicht sehen, hören und gehen können Ps. 115,4-7; 135, 15-17.. Sie bekehrten sich nicht von ihren Mordtaten, ihren Zaubereien, ihrer Hurerei 2. Kön. 9,22. und ihren Diebereien. 3. Das Gesicht von dem Büchlein des Engels, der Messung des Tempels und den zwei Zeugen: 10,1-11,14. Dann sah ich einen anderen starken Engel Vgl. 5,2. aus dem Himmel niedersteigen. Der war bekleidet mit einer Wolke, ein Regenbogen war auf seinem Haupt, sein Antlitz strahlte wie die Sonne, und seine Füße glichen Feuersäulen. In seiner Hand hatte er ein offenes kleines Buch. Er setzte seinen rechten Fuß auf das Meer, den linken auf das Land und rief mit lauter Stimme, als wenn ein Löwe brüllt Am. 1,2; Hos. 11,10.. Und als er rief, da ließen die sieben Donner ihre Stimme erschallen Ps. 29,3-9.. Als die sieben Donner geredet hatten, wollte ich ihre Botschaft niederschreiben. Da hörte ich eine Stimme aus dem Himmel sagen: "Versiegele Halte es geheim (Dan. 8,26; 12,4)., was die sieben Donner geredet haben, und schreibe es nicht nieder!" Nun hob der Engel, den ich auf dem Meer und auf dem Land stehen sah, seine rechte Hand zum Himmel auf und schwur bei dem, der lebt in alle Ewigkeit 5. Mos. 32,40; Dan. 12,7., der den Himmel und was darin ist, die Erde und was darauf ist und das Meer und was darin ist geschaffen hat 1. Mos. 14,22; 2. Mos. 20,11; Neh. 9,6.: "Es soll jetzt kein Verzug mehr sein In der Weiterführung des göttlichen Ratschlusses (vgl. 6,11).! Sondern in den Tagen, wenn der siebente Engel sich anschickt zu posaunen, da vollendet sich der geheime Ratschluß Gottes, wie er ihn seinen Knechten, den Propheten, als Frohe Botschaft kundgetan Am. 3,7; Dan. 9,6; Sach. 1,6.." Dann redete die Stimme, die ich vom Himmel aus gehört V.4., ein andermal mit mir und sprach: "Geh, nimm das Buch, das offen daliegt in der Hand des Engels, der auf dem Meer und auf dem Land steht!" Da ging ich zu dem Engel und bat ihn, mir das kleine Buch zu geben. Und er sprach zu mir: "Nimm und verzehre es D.h.: eigne dir den Inhalt an! Hes. 2,8; 3,1-3; Jer. 15,16.! Es wird dir zwar in deinem Magen Bitterkeit bereiten, in deinem Mund aber wird es süß wie Honig sein." So nahm ich denn das Büchlein aus des Engels Hand und aß es, und wirklich war's in meinem Mund süß wie Honig. Doch als ich es gegessen hatte, da ward es mir im Magen bitter Die göttliche Offenbarung zu empfangen, ist süß; aber sie den Menschen kundzumachen, ist eine bittere, schmerzliche Aufgabe.. Und eine Stimme sprach zu mir: "Du mußt noch einmal weissagen über viele Völker, Scharen, Sprachen und Könige Jer. 1,10; 25,30; Dan. 3,4; 7,14.." Danach ward mir ein Rohr gegeben, einem Meßstab gleich Hes. 40,3; Sach. 2,5-6., und eine Stimme sprach: / Steh auf und miß den Tempel Gottes mit dem Altar und denen, die dort Im Tempel. anbeten! Doch den äußeren Tempelvorhof laß aus und miß ihn nicht Was gemessen wird, das ist heilig und unverletzlich.! Denn er ist den Heiden preisgegeben, und sie werden die heilige Stadt verwüsten zweiundvierzig Monate lang Wollte man diese Worte von dem jüdischen Tempel verstehen, so würde das heißen, er solle in seinem Inneren nie zerstört werden. Wie hätte Johannes so etwas weissagen können! Christus selbst und Stephanus hatten ja die Zerstörung des Tempels bestimmt vorausverkündigt. Und ist die Offenbarung um das Jahr 95 entstanden, so war er auch schon seit 25 Jahren zerstört. Wir müssen hier also an den geistlichen Tempel des Neuen Bundes denken, der zwar in seinen Vorhöfen verwüstet, seinem Inneren nach aber ewig erhalten bleiben soll.. Ich will aber meinen zwei Zeugen Auftrag geben, und sie sollen weissagen zwölfhundertsechzig Tage lang Also dreieinhalb Jahre., mit Säcken angetan Im Büßergewand.. Dies sind die beiden Ölbäume D.h. Träger der Salbung des Geistes. und die beiden Leuchter Träger des Lichtes der Wahrheit., die vor dem Herrn der Erde stehen Sach. 4,3.11.14. Der Herr der Erde ist Gott.. Will sich jemand an ihnen vergreifen, so geht Feuer aus ihrem Mund und verzehrt ihre Feinde 2. Kön. 1,10; Jer. 5,14.. Ja, will sich jemand an ihnen vergreifen, der soll auf diese Weise getötet werden. Sie haben die Vollmacht, den Himmel zu verschließen, damit kein Regen falle in den Tagen ihrer Weissagung In den 1260 Tagen. V.3; 1. Kön. 17,1.. Sie haben auch die Vollmacht, das Wasser in Blut zu verwandeln und die Erde zu schlagen mit allerlei Plagen, sooft sie wollen 2. Mos. 7,17-20; 1. Sam. 4,8.. Wenn sie aber ihr Zeugnis vollendet haben, dann wird das Tier, das aus dem Abgrund steigt An 37 Stellen der Offb. ist von dem Tier die Rede., mit ihnen kämpfen, er wird sie überwinden und töten. Ihre Leichen werden liegen auf dem Marktplatz jener großen Stadt, die geistlich Sodom und Ägypten heißt Jes. 1,9-10., wo auch ihr Herr Der Herr der beiden Zeugen. gekreuzigt worden ist. Leute aus allen Völkern, Stämmen, Sprachen und Geschlechtern werden ihre Leichen drei und einen halben Tag daliegen sehen; aber sie werden nicht dulden, daß man ihre Leichen begrabe. Denn die Erdbewohner freuen sich über ihren Tod und sind voll Jubel, ja sie werden einander Geschenke senden Wie zu hohen Freudenfesten (Esth. 9,19.22).; denn diese beiden Propheten bereiteten den Erdbewohnern Qual Durch ihre Strafpredigt und ihre Strafwunder.. Nach der halben Woche Nach den dreieinhalb Tagen, V.9. aber kam ein Lebenshauch von Gott in sie: sie stellten sich auf ihre Füße Hes. 37,5.10., und große Furcht erfaßte alle 1. Mos. 15,12., die sie sahen. Dann hörte ich, wie eine laute Stimme vom Himmel zu ihnen sprach: "Kommt hierher!" Da stiegen sie vor den Augen ihrer Feinde in einer Wolke zum Himmel auf. Zu derselben Stunde geschah ein großes Erdbeben: der zehnte Teil der Stadt sank in Trümmer, und siebentausend Menschen fanden bei dem Erdbeben ihren Tod. Die Überlebenden aber wurden mit Furcht erfüllt und gaben dem Gott des Himmels die Ehre. Das zweite Weh ist vorüber. Das dritte Weh kommt eilend. 4. Die siebente Posaune: 11,15-19. Nun stieß der siebente Engel in die Posaune. Da erschallten laute Stimmen im Himmel, die sprachen: / "Die Herrschaft über die Welt gehört jetzt unserem Herrn und seinem Gesalbten, und er wird König sein in alle Ewigkeit Dan. 2,44; 7,14.27; Sach. 14,9; Ps. 2,2; 10,16; 22,29; 2. Mos. 15,18.." Da fielen die vierundzwanzig Ältesten, die in Gottes Gegenwart auf ihren Thronen sitzen, auf ihr Angesicht; sie beteten Gott an und sprachen: / Wir danken dir, Herr Gott, du Allgewaltiger, der ist und der da war 2. Mos. 3,14; Jes. 41,4.; denn du hast deine große Macht an dich genommen und herrschst nun als König. Die Völker sind in Wut geraten Ps. 2,1-3; 99,1.; darum ist dein Zorn entbrannt Ps. 2,5.12.. Die Zeit ist da, da du die Toten richtest, den Lohn austeilst deinen Knechten, den Propheten Am. 3,7., und den Heiligen samt allen, die deinen Nahmen fürchten, den Kleinen wie den Großen Ps. 115,13., und wo du über die Verderben bringst, die die Welt verderben." Da öffnete sich der Tempel Gottes im Himmel, daß die Lade seines Bundes In dieser himmlischen Lade ist statt der längst verschwundenen Gesetzestafeln die Urkunde des ewigen Bundes Gottes mit seiner Gemeinde niedergelegt. in seinem Tempel sichtbar wurde. Zugleich entstanden Blitze, laute Donnerschläge, Erdbeben und ein starkes Hagelwetter. Christus mit seinen Getreuen und Satan mit seinen Helfershelfern: 12,1-14,20. 1. Das Weib und der Drache; Michaels Kampf mit dem Drachen: Kap. 12. Dann erschien ein großes Zeichen im Himmel: ein Weib, das war mit der Sonne bekleidet, der Mond lag unter ihren Füßen, und auf ihrem Haupt trug sie eine Krone von zwölf Sternen. Sie sah ihrer Niederkunft entgegen und schrie in Wehen und Kindesnöten Jes. 66,7; Mich. 4,10.. Zugleich erschien ein anderes Zeichen im Himmel: ein großer feuerroter Drache Der Satan., der hatte sieben Häupter und zehn Hörner Dan. 7,7., und auf seinen Häuptern (glänzten) sieben Kronen; sein Schweif fegte den dritten Teil der Sterne des Himmels Dan. 8,10. weg und warf sie nieder auf die Erde. Dieser Drache stellte sich vor das Weib, das im Begriff war zu gebären, um ihr Kindlein sofort nach der Geburt zu verschlingen. Und sie gebar einen Sohn, einen kraftvollen Knaben, der alle Völker mit eisernem Stab weiden soll Vgl. 2,27; Ps. 2,9.. Ihr Kind ward entrückt zu Gott und seinem Thron. Das Weib entfloh in die Wüste: dort fand sie eine Stätte, von Gott bereitet, wo sie zwölfhundertsechzig Tage lang ernährt werden sollte. Da entstand ein Kampf im Himmel: Michael Dan. 10,21; 12,1. und seine Engel stritten mit dem Drachen. Der Drache setzte sich zur Wehr mit seinen Engeln; doch sie wurden überwunden, und ihres Bleibens war nicht länger mehr im Himmel. Es ward hinabgestürzt der große Drache, die alte Schlange 1. Mos. 3,1.14., die auch der Teufel oder der Satan Sach. 3,1-2; Hiob 1,6-12. Teufel = Verleumder, Satan = Widersacher. heißt und die ganze Welt verführt; hinabgestürzt ward er zur Erde, und seine Engel mit ihm. Dann hörte ich eine laute Stimme im Himmel rufen: / Jetzt sind erschienen unseres Gottes Heil und Kraft und Königreich, und sein Gesalbter hat die Macht empfangen. Denn der Verkläger unserer Brüder ist hinabgestürzt, der sie vor unserem Gott verklagt hat Tag und Nacht. Sie Unsere Brüder V.10. haben über ihn gesiegt; als Waffen hatten sie des Lammes Blut und jenes Wort, durch das sie Zeugnis abgelegt. Dabei sind sie sogar bereit gewesen, ihr Leben in den Tod zu geben. Darum freut euch, ihr Himmel, und alle, die ihr darin wohnt! Doch weh der Erde und dem Meer! Der Teufel ist zu euch hinabgekommen mit großem Grimm. Er weiß ja: seine Frist ist nur noch kurz." Als der Drache sah, daß er hinabgestürzt war auf die Erde, verfolgte er das Weib, das den Knaben geboren hatte. Das Weib aber empfing die beiden Flügel des großen Adlers, damit sie in die Wüste fliege an die ihr bestimmte Stätte, wo sie, sicher vor dem Grimm der Schlange, eine Zeit und (zwei) Zeiten und eine halbe Zeit Dreieinhalb Jahre (vgl. V.6; 11,2-3; 13,5). ernährt werden sollte. Da schoß die Schlange aus ihrem Maul einen Strom von Wasser hinter dem Weib her, um es in dieser Flut zu ertränken. Doch die Erde kam dem Weib zu Hilfe: sie öffnete ihren Mund und verschluckte den Strom, den der Drache aus seinem Maul ergossen hatte. Da ward der Drache grimmig über das Weib und ging hin, um zu streiten mit ihren anderen Kindern Die sie außer dem vorher erwähnten Knaben hat., die Gottes Gebote halten und das Jesuszeugnis Vgl. 6,9; 19,10. treu bewahren. Ich trat nun an den Strand des Meeres Aus dem Meer kommt in Kap. 13 der Helfershelfer des Drachen.. 2. Das siebenköpfige Tier aus dem Meer und das zweihörnige Tier aus der Erde: Kap. 13. Da sah ich aus dem Meer ein Tier aufsteigen, das hatte zehn Hörner und sieben Häupter. Auf seinen Hörnern trug es zehn Kronen, und auf seinen Häuptern standen gotteslästerliche Namen Dan. 7,3.7.20. Das Tier ist die gottfeindliche Weltmacht in ihrer letzten Entwicklung.. Dies Tier, das ich sah, glich einem Panther; seine Füße waren wie Bärenfüße, und sein Rachen war wie ein Löwenrachen Dan. 7,4-6.. Und der Drache gab ihm seine Kraft, seinen Thron und große Macht. Ich sah, wie eins von seinen Häuptern gleichsam einen Todesstreich empfangen hatte. Aber seine Todeswunde ward geheilt. Da beugte sich die ganze Welt bewundernd vor dem Tier. Man betete den Drachen an, weil er dem Tier die Gewalt gegeben, und man betete auch das Tier an und sprach: "Wer gleicht dem Tier, und wer kann mit ihm streiten?" Das Tier empfing ein Maul, das Reden ausstieß voller Stolz und Lästerung Dan. 7,8.20.25.; und ihm wurde erlaubt, es zweiundvierzig Monate so zu treiben. Es öffnete sein Maul zur Lästerung gegen Gott; es lästerte seinen Namen und seine Wohnung: jene, die im Himmel wohnen. Es ward ihm auch erlaubt, mit den Heiligen zu kämpfen und sie zu überwinden Dan. 7,21.. Ja es empfing Gewalt über alle Stämme, Völker, Sprachen und Geschlechter Dan. 7,23.. Alle Erdbewohner beteten es an: alle, deren Namen nicht seit Anbeginn der Welt verzeichnet sind im Lebensbuch des Lammes, das geopfert ist Dan. 12,1; Ps. 69,29; Jes. 53,7; Offb. 17,8.. Wer Ohren hat, der höre: Wer andere in Gefangenschaft führt, soll selbst in die Gefangenschaft wandern 1. Mos. 9,6; Jer. 15,2.; wer andere mit dem Schwert tötet, soll selbst durchs Schwert getötet werden Enthält dies Wort für die Gläubigen eine Warnung vor aller gewaltsamen Selbsthilfe gegenüber der Macht des Tieres? (Matth. 26,52).! Hier gilt es für die Heiligen, Standhaftigkeit und Treue zu beweisen. Dann sah ich ein anderes Tier aufsteigen aus der Erde, das hatte zwei Hörner, ähnlich wie ein Lamm, es redete aber wie der Drache Matth. 7,15.. Es vollzog alle Befehle des ersten Tieres unter dessen Augen. Es brachte die Erde und ihre Bewohner dahin, das erste Tier, dessen Todeswunde heil geworden war, göttlich zu verehren. Es tat auch große Wunderzeichen; sogar Feuer ließ es vor der Menschen Augen vom Himmel auf die Erde fallen 1. Kön. 18,36-38.. Durch diese Wunderzeichen, die ihm verliehen wurden in des Tieres Gegenwart zu tun, verführte es die Erdbewohner. Ja es forderte sie auf, dem Tier, das trotz seiner Schwertwunde am Leben geblieben war, ein Standbild zu errichten. Es Das Tier aus der Erde (V.11). empfing auch die Macht, dieses Bild des Tieres mit Leben zu erfüllen. Daher konnte des Tieres Bild sogar reden; und es erreichte, daß alle, die des Tieres Bild nicht anbeten wollten, getötet wurden Dan. 3,1-6.. Ja alle Leute, klein und groß, reich und arm, frei und unfrei, alle brachte es dazu, auf ihrer rechten Hand oder auf ihrer Stirn ein Zeichen anzunehmen. Keiner sollte kaufen oder verkaufen dürfen Sich an Handel und Wandel beteiligen dürfen., der nicht dies Zeichen hätte: entweder des Tieres Namen oder seines Namens Zahl. Hier gilt es Weisheit! Wer Einsicht hat, der mag des Tieres Zahl berechnen; denn sie ist eines Menschen Zahl Sie weist auf einen ganz bestimmten Menschen hin.. Und zwar ist seine Zahl 666 Die griechischen und hebräischen Buchstaben und einige lateinische Buchstaben haben zugleich Zahlenwert. Die Zahl eines Namens ist die Summe des Zahlenwertes der einzelnen Buchstaben des Namens. Nach ihrem Zahlenwert ergeben nun die griechischen Buchstaben des Namens des Tieres die Summe 666. - Die Schüler des Johannes in Kleinasien verwarfen nach einer Mitteilung des Irenäus die Deutung der Zahl 666 auf einen ehemaligen oder zukünftigen römischen Kaiser. Sie wußten auch nicht, auf welchen Namen sich die Zahl beziehe. Aber sie waren überzeugt, daß die Gemeinde des Herrn in den Tagen des Antichrists aus dieser prophetischen Angabe ihren großen Widersacher deutlich erkennen werde.. 3. Das Lamm mit den 144000 auf dem Berg Zion: 14,1-5. Ich schaute ein Gesicht: das Lamm stand auf dem Berg Zion, umgeben von hundertvierundvierzigtausend, die seinen Namen und seines Vaters Namen auf ihrer Stirn geschrieben trugen. Auch hörte ich eine Stimme aus dem Himmel; die klang wie Meeresrauschen Wörtlich: "wie eine Stimme vieler Wasser". und starkes Donnerrollen. Die Stimme, die ich hörte, klang zugleich wie das Spiel von Saitenspielern, die ihre Harfen schlagen. Sie sangen ein neues Lied Jes. 42,10; Ps. 33,3; 40,4; 96,1; 98,1; 144,9; 149,1. vor dem Thron, den vier Lebewesen und den Ältesten, und niemand konnte dieses Lied erlernen als nur die Hundertvierundvierzigtausend, die von der Erde abgesondert und erkauft sind. Diese haben sich nicht durch den Verkehr mit Weibern befleckt, denn sie sind (rein wie) Jungfrauen. Sie folgen dem Lamm, wohin es auch gehen mag "Geht das Lamm nach Gethsemane, so folgen sie ihm dorthin. Geht es nach Golgatha, so nehmen sie ihr Kreuz auf sich und folgen ihm. Das Lamm ist in den Himmel eingegangen, und auch dort werden sie bei ihm sein.". Sie sind aus der Menschheit erkauft worden als eine Erstlingsschar für Gott und das Lamm Die 144000 sind, wie auch bekannte Erklärer der Offb. anerkennen, nicht eine Erstlingswahl aus der ganzen Menschheit (wie Jak. 1,18), sondern aus der Kirche.. In ihrem Mund findet sich kein Trug Ps. 32,2; Jes. 53,9; Zeph. 3,13.; sie sind ganz ohne Fehl und Flecken Wie Opferlämmer.. 4. Gerichtsverkündigung durch drei Engel und der Menschensohn auf der weißen Wolke (Ernte und Weinlese): 14,6-20. Ich sah einen anderen Engel hoch oben am Himmel fliegen Der erste Engel, den Johannes hoch oben am Himmel fliegen sieht, wird 8,13 erwähnt und dort als Adler dargestellt., der hatte den Erdbewohnern, ja allen Geschlechtern, Stämmen, Sprachen und Völkern eine seit Ewigkeit beschlossene Frohe Botschaft Das Folgende (V.8) ist eine frohe, trostreiche Botschaft für die Gläubigen. zu verkündigen. Er rief mit lauter Stimme: "Fürchtet Gott und gebt ihm Ehre, denn die Stunde seines Gerichts ist nun da! Betet ihn an, der Himmel und Erde, Meer und Wasserquellen geschaffen hat 2. Mos. 20,11; Ps. 146,6.!" Ein zweiter Engel folgte ihm und sprach: / "Gefallen, gefallen ist das große Babylon Dan. 4,27; Jes. 21,9., das von dem Glutwein seiner Buhlerei hat alle Völker trinken lassen Jer. 51,7. Babylon hat die Völker gleichsam mit berauschendem Wein zur Hurerei, d.h. zum Abfall von Gott verführt.!" Ein dritter Engel folgte diesen beiden, der rief mit lauter Stimme: / Alle, die das Tier anbeten und sein Bild, und die ein Zeichen nehmen auf ihre Stirn oder ihre Hand, die sollen trinken von dem Glutwein Gottes, der unvermischt Nicht verdünnt mit Wasser, also ungemildert. in seinem Zornesbecher steht Jes. 51,17; Ps. 75,9; Jer. 25,15., und vor der heiligen Engel und des Lammes Augen in Feuer und in Schwefel 1. Mos. 19,24; Hes. 38,22. Qualen leiden. Der Rauch von ihrer Qual steigt auf in Ewigkeit Jes. 34,9-10., und ruhelos sollen sein bei Tag und Nacht die Menschen, die das Tier anbeten und sein Bild und seines Namens Zeichen an sich nehmen. Hier gilt es standhaft auszuharren für die Heiligen, die treu bewahren die Gebote Gottes und den Jesusglauben Und die in diesem Jesusglauben Gehorsam und Treue beweisen bis zum Märtyrertod.." Dann hörte ich eine Stimme aus dem Himmel, die sprach: "Schreibe: / 'Selig sind von nun an Denn das herrliche Ende, das den Untergang der Feinde Gottes und die Verherrlichung der Gläubigen bringen soll, steht nun nahe bevor. alle Toten, die in dem Herrn sterben!' - Ja - so spricht der Geist - sie sollen ruhen von ihren Mühen Jes. 57,2.; denn ihre Werke folgen ihnen nach 1. Kor. 15,58.." Ich nahm auch eine weiße Wolke wahr, und auf der Wolke sah ich einen sitzen gleich einem Menschensohn Dan. 7,13., der trug auf seinem Haupt eine goldene Krone Ps. 21,4., und eine scharfe Sichel hielt er in der Hand. Da trat ein anderer Engel Heißt dieser Engel deshalb "ein anderer", weil der, der auf der weißen Wolke sitzt und einem Menschensohn gleicht, zugleich auch einem Engel ähnlich ist? aus dem Tempel, der rief mit lauter Stimme zu dem, der auf der Wolke saß: "Leg deine Sichel an und ernte! Die Erntezeit ist da, denn reif geworden ist der Erde Ernte Joel 3,18; Matth. 13,30.39.41.." Jetzt ließ der, der auf der Wolke saß, seine Sichel über die Erde fahren, und die Erde wurde geerntet. Ein anderer Engel trat aus dem Himmelstempel; auch er hielt eine scharfe Sichel. Ein anderer Engel trat aus dem Altar hervor, der hatte Macht über das Feuer und sprach mit lauter Stimme zu dem, der die scharfe Sichel hatte: "Leg deine scharfe Sichel an und ernte die Trauben von dem Weinstock der Erde; denn seine Beeren sind nun reif!" Da warf der Engel seine Sichel auf die Erde, er erntete die Trauben von dem Weinstock der Erde und warf sie in die große Kelter des Zornes Gottes. Die Kelter ward außerhalb der Stadt getreten Joel 3,18; Jes. 63,3.. Da floß Blut aus der Kelter hervor bis hinauf an die Zügel der Rosse, etwa vierzig Meilen weit Wörtlich: 1600 Stadien weit; 1 Stadion = 185 Meter; 1600 Stadien sind demnach etwa 40 Meilen (296 km).. Die sieben Zornschalen: 15,1-16,21. 1. Die Vorbereitung darauf: Kap. 15. Ich sah ein anderes Zeichen im Himmel, groß und wunderbar: sieben Engel mit den letzten sieben Plagen 3. Mos. 26,21., womit sich Gottes Zorn vollendet. Auch sah ich (eine weite Fläche) wie ein gläsern Meer, gemengt mit Feuer. An diesem Meer von Glas sah ich alle stehen, die in dem Kampf mit dem Tier, seinem Bild und seines Namens Zahl den Sieg errungen hatten Die also weder das Tier und sein Bild angebetet noch seines Namens Zahl angenommen hatten.. Sie priesen Gott auf Saitenspiel Wörtlich: "sie hatten Zithern (Harfen) Gottes". und sangen das Lied Moses, des Knechtes Gottes 2. Mos. 15,1-19., und des Lammes Lied mit diesen Worten: / Groß und wunderbar sind deine Werke Ps. 111,2; 139,14; 145,17., Herr Gott, du Allgewaltiger; gerecht und wahr sind deine Wege, du Völkerkönig! Wer sollte dich nicht fürchten, Herr, nicht deinen Namen preisen Jer. 10,7.? Denn du allein bist heilig. Alle Völker werden kommen und vor dir anbeten, denn dein gerechtes Walten hat sich offenbart Ps. 86,9.." Dann sah ich, wie sich der Tempel der himmlischen Stiftshütte öffnete. Aus dem Tempel traten die sieben Engel mit den sieben Plagen. Sie trugen ein glänzend weißes Linnenkleid Hes. 9,2., und goldene Gürtel umgaben ihre Brust. Eins der vier Lebewesen reichte den sieben Engeln sieben goldene Schalen, voll des Zornes Gottes Hes. 22,31., der da lebt in alle Ewigkeit. Da füllte sich der Tempel mit Rauch, weil Gottes Herrlichkeit und seine Macht sich offenbarten Jes. 6,4; Hes. 10,4; 44,4.; und niemand konnte in den Tempel gehen 2. Mos. 40,34f.; 1. Kön. 8,10f., bis die sieben Plagen der sieben Engel zu Ende waren. 2. Das Ausgießen der sieben Zornschalen: Kap. 16. Nun hörte ich eine laute Stimme aus dem Tempel Jes. 66,6. zu den sieben Engeln sagen: "Geht, gießt jetzt die sieben Schalen des Zornes Gottes auf die Erde aus Ps. 69,25; Jer. 10,25; Zeph. 3,8.!" Da ging der erste Engel hin und goß seine Schale auf die Erde. Da kamen bösartige, verderbliche Geschwüre 5. Mos. 28,35; 2. Mos. 9,8-11. auf alle, die des Tieres Zeichen trugen und sein Bild anbeteten. Der zweite Engel goß seine Schale auf das Meer. Da wurde es zu Blut 2. Mos. 7,17-21., wie Leichenblut Also giftig., und alle Lebewesen, die im Meer waren, starben. Der dritte Engel goß seine Schale auf die Flüsse und die Wasserquellen. Da wurden sie in Blut verwandelt So daß es kein Trinkwasser mehr gab, Ps. 78,44.. Dann hörte ich den Engel der Gewässer sagen Vgl. Joh. 5,4.: "Gerecht bist du, der ist und der da war, du Heiliger, daß du also gerichtet hast! Weil sie der Heiligen und Propheten Blut vergossen haben, hast du auch Blut sie trinken lassen. Sie haben's so verdient Der Hüter der Gewässer beklagt sich nicht über die Schädigung seines Gebietes, sondern er erkennt Gottes Gerechtigkeit an. Ps. 145,17; 5. Mos. 32,4; Ps. 79,3; Jes. 49,26.." Und ich hörte den Altar sagen Ist hier an die Seelen der Blutzeugen unter dem Altar zu denken? 6,9-10.: "Ja, Herr Gott, du Allgewaltiger, wahrhaftig und gerecht sind deine Urteilssprüche Ps. 19,10; 119,137.." Der vierte Engel goß seine Schale auf die Sonne, und sie empfing Gewalt, die Menschen mit Feuerglut zu quälen. Da wurden die Menschen von gewaltiger Glut versengt. Trotzdem lästerten sie den Namen Gottes, der Macht hat über diese Plagen, und bekehrten sich nicht dazu, ihm Ehre zu geben. Der fünfte Engel goß seine Schale auf den Thron des Tieres. Da ward sein Reich mit Finsternis bedeckt 2. Mos. 10,21-22; Jes. 8,21-22.. Ja die Menschen zerbissen sich vor Schmerz die Zungen und lästerten den Gott des Himmels Dan. 2,20. wegen ihrer Schmerzen und Geschwüre. Aber von ihren bösen Werken bekehrten sie sich nicht. Der sechste Engel goß seine Schale auf den großen Euphratstrom 1. Mos. 15,18; 5. Mos. 1,7; Jos. 1,4.. Da trocknete sein Wasser aus, damit den Königen, die von Osten kommen sollen, der Weg gebahnt würde Jes. 11,15-16; 41,2.25; 44,27; Jer. 50,38.. Dann sah ich aus des Drachen Maul und aus des Tieres Maul und aus dem Mund des falschen Propheten drei unreine Geister kommen, die Fröschen ähnlich waren 2. Mos. 8,2ff.; 1. Kön. 22,21-23. - es gibt ja böse Geister, die Wunderzeichen tun -. Die zogen aus zu den Königen der ganzen Erde, um sie zu sammeln für den Kampf, der an dem großen Tag Gottes, des Allgewaltigen, gehalten werden soll. "Sieh, ich komme wie ein Dieb Im Blick auf den letzten großen Entscheidungskampf erinnert Johannes seine Leser an ein Trost- und Mahnwort des Herrn.! Selig ist, der wacht und seine Kleider bereit hat, damit er nicht nackt gehen und seine Blöße zeigen müsse!" Die bösen Geister sammelten die Könige an dem Ort, der auf hebräisch Harmagedon D.h. vielleicht "der Berg von Megiddo" (Richt. 5,19; 2. Kön. 9,27; 23,29-30; 2. Chron. 35,22): d.i. der Berg Karmel. Dieser Name ist hier wohl nur sinnbildlich. heißt. Der siebente Engel goß seine Schale in die Luft. Da kam eine laute Stimme aus dem Tempel Jes. 66,6. vom Thron her, die sprach: "Es ist geschehen Alle Schalen sind nun ausgegossen.!" Nun folgten Blitze und laute Donnerschläge Vgl. 4,5; 8,5; 11,19.; und es entstand ein großes Erdbeben, wie noch nie eins dagewesen ist, solange Menschen auf Erden wohnen Dan. 12,1., so furchtbar und so schrecklich! Die große Stadt barst in drei Teile auseinander, und die Städte der Völker sanken in Trümmer Jes. 30,25.. So gedachte Gott des großen Babylon und reichte ihm dar den Becher des Glutweins seines Zornes Vgl. 11,8; 14,10.. Alle Inseln verschwanden, und Berge waren nicht mehr zu sehen. Große Hagelstücke, etwa einen halben Zentner schwer, fielen auf die Menschen nieder. Aber die Menschen lästerten Gott wegen der Plage des Hagelwetters, denn diese Plage war sehr groß 2. Mos. 9,18-25.. Die großen Endereignisse und die neue Weltzeit: 17,1-22,5. 1. Babylon, die große Stadt, und ihr Fall: 17,1-19,5. Da kam einer von den sieben Engeln, die die sieben Schalen hatten, redete mit mir und sprach: "Komm, ich will dir zeigen das Gericht über die große Buhlerin, die an großen Wassern wohnt Jer. 51,13., mit der die Könige der Erde gebuhlt Jes. 23,17. und an deren Buhlwein sich die Erdbewohner berauscht haben Jer. 51,7.." Dann führte er mich im Geist in eine Wüste Wie 21,10 auf einen Berg.. Dort sah ich ein Weib auf einem scharlachroten Tier sitzen Die scharlachrote Farbe ist ein Bild der Macht, des Reichtums und der Üppigkeit.. Dies Tier war ganz bedeckt mit Lästernamen und hatte sieben Häupter und zehn Hörner Dan. 7,7.. Das Weib war in Purpur und Scharlach gekleidet und ganz bedeckt mit Gold, Edelsteinen und Perlen Hes. 28,13.. In ihrer Hand hielt sie einen goldenen Becher Jer. 51,7. voller Greuel und gefüllt mit dem Schmutz ihrer Buhlerei Hes. 28,16.. Auf ihrer Stirn Auf dem Stirnband, wie es vornehme Frauen trugen. stand ein geheimnisvoller Name Also nicht der wirkliche, sondern nur ein für Eingeweihte verständlicher Name.: Das große Babylon, die Mutter der Buhlerinnen und der Greuel auf Erden. Ich sah das Weib berauscht von dem Blut der Heiligen und von dem Blut der Zeugen Jesu. Bei ihrem Anblick war ich sehr erstaunt. Da sprach der Engel zu mir: "Warum bist du so erstaunt? Ich will dir kundtun das Geheimnis dieses Weibes und des Tieres mit den sieben Häuptern und den zehn Hörnern, von dem das Weib getragen wird. Das Tier, das du gesehen, ist schon früher dagewesen und ist jetzt nicht mehr. Doch wird es wieder aus dem Abgrund steigen, und dann geht es für immer ins Verderben Das Tier, das Antichristentum, ist eine in der Geschichte schon früher dagewesene, dann wieder verschwundene und am Ende der Tage in vollstem Maße sich offenbarende Macht; ihr letzter und furchtbarster Vertreter, der Mensch der Sünde, wird ins Verderben gehen, und damit ist dann das Antichristentum für immer abgetan.. Alle Erdbewohner, deren Namen nicht seit Anbeginn der Welt im Lebensbuch geschrieben stehen, werden staunen, wenn sie das Tier erblicken. Denn es ist schon früher dagewesen, ist jetzt nicht mehr und soll doch wieder dasein. Hier gilt's, mit Weisheit nachzudenken! Die sieben Häupter bedeuten sieben Berge: auf diesen sitzt das Weib. Sie Die sieben Häupter. bedeuten aber auch sieben Könige. Fünf von ihnen sind gefallen; der eine Der sechste. ist jetzt da. Der andere Der siebente. ist noch nicht gekommen; doch wenn er kommt, soll er nur eine kurze Weile bleiben. Das Tier aber, das schon früher dagewesen und jetzt nicht mehr ist, ist selbst ein achter König; aber es ist auch einer von den sieben Das Tier ist also in gewissem Sinn gleichbedeutend mit einem seiner sieben Häupter., und es geht ins Verderben So daß mit ihm auch das Tier selbst untergehen wird.. Die zehn Hörner, die du gesehen, bedeuten zehn Könige Dan. 7,24.. Sie sind noch nicht zur Macht gekommen; aber sie empfangen, wenn auch nur für eine kleine Weile Wörtlich: "für eine Stunde"., eine Herrschaft, wie sie Könige besitzen, und zwar gemeinsam mit dem Tier Als seine Bundesgenossen, in seinem Gefolge oder auch: mit seiner Hilfe und Mitwirkung.. Diese (zehn Könige) haben einen Sinn und übertragen ihre Kraft und Macht dem Tier. Sie werden mit dem Lamm kämpfen. Doch das Lamm wird sie besiegen, denn es ist der Herr aller Herren und der König aller Könige 5. Mos. 10,17; Ps. 136,3; Dan. 2,47.. Und seine Genossen - die Berufenen, Auserwählten und Getreuen - werden mit ihm überwinden." Weiter sprach er Der Engel in V.1 und 7. zu mir: "Die Wasser Jes. 8,7; Jer. 47,2; 51,13., an deren Ufern du die Buhlerin hast sitzen sehen, bedeuten Völker und Scharen, Geschlechter und Sprachen. Die zehn Hörner, die du gesehen - und das Tier selbst -, die werden die Buhlerin hassen und völlig ausplündern Wörtlich: "sie wüst und nackt machen".; ja sie werden ihr Fleisch verzehren und sie mit Feuer verbrennen. Denn Gott hat es ihnen ins Herz gegeben, daß sie, um seinen Willen auszuführen, ganz in einem Sinn handeln Was sonst bei zehn verschiedenen Gewalthabern undenkbar wäre. und ihre Herrschaft so lange dem Tier übertragen, bis sich Gottes Worte erfüllt haben. Das Weib, das du gesehen, ist die große Stadt, die über die Könige der Erde Ps. 2,2; 89,28. die Herrschaft führt." Dann sah ich einen anderen Engel aus dem Himmel herniedersteigen Vgl. 10,1., der war ausgerüstet mit großer Macht, so daß die Erde von dem Glanz seiner Herrlichkeit erleuchtet wurde Hes. 43,2.. Er rief mit gewaltiger Stimme: / Gefallen, gefallen ist Babylon, die große Stadt Jes. 21,9; Jer. 51,8.! Sie ist nun eine Teufelswohnung Jes. 13,21; 34,11.14; Jer. 9,10; 50,39. und ein Gefängnis aller unreinen Geister und ein Gefängnis aller unreinen und verhaßten Vögel. Denn alle Völker haben von dem Glutwein ihrer Buhlerei getrunken Jer. 51,7.; es haben mit ihr Buhlerei getrieben die Könige der Erde Jes. 23,17; Nah. 3,4., und die Kaufleute auf Erden sind reich geworden durch ihre Babylon. große Üppigkeit Hes. 27,22.." Eine andere Stimme aus dem Himmel hörte ich sagen: / Geht aus von ihr Von Babylon., mein Volk Jes. 48,20; Jer. 50,8; 2. Kor. 6,17., damit ihr nicht teilhaftig werdet ihrer Sünden und nicht empfangt einen Teil von ihren Plagen! Denn ihre Sünden reichen bis zum Himmel 1. Mos. 18,20-21., und Gott gedenkt nun ihrer Frevel. Tut ihr, wie sie getan Ps. 137,8; Jer. 50,15.29., ja zahlt ihr zwiefach ihre Werke heim und schenkt ihr doppelt ein den Becher, den sie euch gereicht! So sehr sie sich in Stolz erhoben und geschwelgt, so große Pein und Trauer fügt ihr zu! / Weil sie in ihrem Herzen spricht: 'Ich throne hier als Königin, bin keine Witwe und werde nimmer Trauer sehen Jes. 47,7-9.', darum werden an einem Tag ihre Plagen kommen: Tod, Leid und Hungersnot, ja Feuer soll sie niederbrennen bis zum Grund Jer. 50,31-32.. Denn stark ist Gott der Herr, ihr Richter Jer. 50,34.. Es werden weinend klagen über sie die Könige der Erde Hes. 26,16; 27,30.33.35., die mit ihr Buhlerei getrieben und geschwelgt Vgl. 17,2., wenn sie den Rauch von ihrem Brand sehen. Entsetzt von ihrer Plage, stehen sie von fern und rufen: 'Wehe, wehe! Babylon, du große, starke Stadt! In einer Stunde ist nun dein Gericht gekommen Hes. 26,17; Jer. 51,8.!' Auch die Kaufleute der Erde werden weinend klagen über sie Wie Hes. 27,30-36 über Tyrus.. / Denn niemand kauft nun ihre Waren mehr: Die Waren von Gold und Silber, von Edelsteinen und Perlen, von feiner Leinwand, Purpur, Seide und Scharlach, all das edle Duftholz Gemeint ist das wohlriechende Holz eines afrikanischen Baumes, woraus die prachtliebenden Römer das kostbarste Hausgerät verfertigen ließen. und Gerät von Elfenbein, all das Gerät aus feinstem Holz, aus Kupfer, Eisen und Marmor Hes. 27,12.15.26.22.; Zimt und Balsam Aus einem indischen Gewächs. nebst Gewürz und Salben, Weihrauch, Wein und Öl; Feinmehl und Weizen, Groß- und Kleinvieh; Rosse, Wagen und leibeigene Leute "Leibeigene Leute" heißt wörtlich: "Leiber und Menschenseelen". Leiber sind Sklaven, Leibeigene, und Menschenseelen bedeutet dasselbe nach Hes. 27,13. Vgl. ferner zu der ganzen Stelle Hes. 27,17-19.21.. Auch all die Früchte, die dein Herz erfreuten, sind nun für dich dahin, und aller Glanz und Flitter ist dir hingeschwunden und nimmermehr zu finden. Die mit solchen Waren handelten und an ihr Babylon. reich geworden sind, die werden entsetzt vor ihrer Plage, von ferne stehen und unter Tränen klagen: 'Weh, weh! Die große Stadt, die einst sich kleidete in feine Leinwand, Purpurstoff und Scharlach, und die von Gold, von Edelsteinen und von Perlen strotzte, in einer Stunde hat sie alle Pracht verloren!' / Auch alle Steuerleute, alle Küstenfahrer, die Schiffer, und die sonst zur See beschäftigt sind Hes. 27,27-29., die alle blieben von ferne stehen. Und als sie sahen den Rauch von ihrem Brand, da riefen sie mit lauter Stimme: 'Welche Stadt war zu vergleichen mit der großen Stadt?' Sie warfen Staub auf ihre Häupter, und weinend und wehklagend riefen sie Hes. 27,30-31.: 'Weh, weh! Die große Stadt, von deren Schätzen alle, die Schiffe auf dem Meer hatten, reich geworden sind, in einer Stunde ist sie wüst geworden Hes. 27,32-34.!' Frohlocke über ihren Sturz, o Himmel, frohlockt auch, ihr Heiligen, ihr Apostel und Propheten! Denn Gott hat euch an ihr gerächt 5. Mos. 32,43; Jes. 44,23; Jer. 51,48.." Da nahm ein starker Engel Vgl. 5,2; 10,1. einen Stein, der groß war wie ein Mühlstein, und schleuderte ihn ins Meer mit diesen Worten: / Mit solcher Wucht soll Babylon, die große Stadt, hinabgeschleudert werden und nimmermehr zu finden sein Hes. 26,21; Jer. 51,63-64.! Kein Harfenspiel und kein Gesang, kein Flötenton und kein Trompetenschall soll fernerhin in dir erklingen Hes. 26,13; Jes. 24,8., kein Künstler je in deinen Mauern wohnen! Kein Mühlrad soll in Zukunft in dir rauschen Wörtlich: "und die Stimme der Mühle soll nicht mehr in dir gehört werden"., kein Licht der Lampe soll mehr in dir scheinen, kein Brautpaar soll sich mehr in deinen Mauern freuen Wörtlich: "und die Stimme des Bräutigams und der Braut soll nicht mehr in dir gehört werden". Jer. 7,34; 16,9; 25,10.! / Deine Kaufherren waren ja der Erde Fürsten Jes. 23,8., und alle Völker sind betört durch deine Zauberkünste Jes. 47,9; Nah. 3,4.. In deinen Mauern ist vergossen der Propheten und der Heiligen Blut, ja aller derer Blut, die hingeschlachtet sind auf Erden Hes. 24,7-9; Nah. 3,1; Matth. 23,35.37.." Dann hörte ich, wie eine große Schar im Himmel mit lauter Stimme sang: / Halleluja D.h. Preist Jah! Jah ist zusammengezogen aus Jahwe (Jehova).! Das Heil, die Herrlichkeit und Macht gehören unserem Gott. Wahrhaftig und gerecht sind seine Urteilssprüche Ps. 19,10; 119,137.: / Er hat die große Buhlerin gerichtet, die durch ihr Buhlen hat verderbt die Erde. / So hat er seiner Knechte Blut gerächt, das sie Babylon. mit ihrer Hand vergossen 5. Mos. 32,43; 2. Kön. 9,7. Vgl. Offb. 16,7; 6,10.." Sie sangen weiter: / "Halleluja! Der Rauch von ihrem Brand steigt auf in Ewigkeit." Da fielen die vierundzwanzig Ältesten und die vier Lebewesen vor Gott, der auf dem Thron sitzt, anbetend nieder und sprachen: "Amen. Halleluja Ps. 106,48.!" Und von dem Thron ging eine Stimme aus, die sprach: / "Preist unseren Gott, ihr seine Knechte alle; preist ihn, die ihr ihn fürchtet, beide klein und groß Ps. 134,1; 115,13.!" 2. Die Hochzeit des Lammes: 19,6-10. Dann hörte ich, wie eine große Schar gleich Meeresrauschen und starkem Donnerrollen Vgl. 14,2. also sang: / Halleluja! Der Herr hat nun die Herrschaft angetreten, er, unser Gott, der Allgewaltige Ps. 93,1; 97,1.. Laßt freudig uns frohlocken und ihm die Ehre geben! Denn des Lammes Hochzeit Die Vereinigung der vollendeten Kirche mit Christus. ist gekommen, und sein Weib Seine Kirche (2. Kor. 11,2). hat sich bereitet. Sie hat sich kleiden dürfen in glänzend reine Leinwand. Die Leinwand ist der Heiligen Gerechtigkeit Jes. 61,10.." Und er Der 17,1 erwähnte Engel. sprach zu mir: "Schreibe: 'Selig alle, die zu des Lammes Hochzeitsmahl geladen sind'!" Dann fuhr er fort: "Dies Alles, was der Engel von 17,1 an zu Johannes geredet hat. sind wahrhaftig Gottes Worte." Da fiel ich ihm zu Füßen, um ihn anzubeten Meint Johannes, der Herr selbst, den er vorher (1,12-18) in himmlischer Herrlichkeit gesehen, trete ihm nun in Engelsgestalt entgegen? Oder heißt das griechische Wort proskynein (anbeten) an unserer Stelle - was nach dem Sprachgebrauch sehr wohl möglich ist - soviel wie: Ehrfurcht erweisen? Der Engel lehnt alle Ehrenbezeigungen ab, weil er nicht über Johannes steht, sondern ebenso wie er ein Knecht und Diener Gottes ist, dem allein alle Ehre und Anbetung gebührt.. Er aber sprach zu mir: "Tu das nicht! Ich bin (ja nur) dein Mitknecht und (der Mitknecht) deiner Brüder, die das Jesuszeugnis treu bewahren. Bete Gott an!" / Das Jesuszeugnis ist der Geist der Weissagung Joh. 15,26.. 3. Das Gericht über den Antichrist und seine Anhänger: 19,11-21. Darauf sah ich den Himmel offen, und es erschien ein weißes Roß Vgl. 6,2.. Sein Reiter heißt "Treu und Wahrhaftig"; er richtet und kämpft mit Gerechtigkeit Ps. 96,13; Jes. 11,4-5.. Seine Augen leuchteten wie Feuerflammen Dan. 10,6.. Auf seinem Haupt trug er viele Königskronen. Ein Name war ihm angeschrieben Vielleicht auf einer seiner Kronen., den niemand kennt als er allein Johannes hat diesen Namen also gesehen, aber nicht lesen können. Demnach handelt es sich hier nicht um den Namen "Gottes Wort", von dem Johannes nur bemerkt, daß ihn Christus in der Gemeinde empfangen hat (V.13). Ebensowenig kann der Name in V.16 gemeint sein; sondern wir müssen hier an einen besonderen geheimnisvollen Namen denken, der nur Christus, aber nicht seiner Gemeinde bekannt ist.. Das Oberkleid, das ihn umhüllte, war in Blut getaucht Jes. 63,1-2.. Sein Name ist "Gottes Wort Joh. 1,1; 1. Joh. 1,1. Er offenbart nicht nur Gottes Liebe gegen die Sünder, sondern auch Gottes Zorn als Richter über die Sünde und Ungerechtigkeit der Menschen.". Die Himmelsheere, angetan mit weißer reiner Leinwand, folgten ihm auf weißen Rossen. Aus seinem Mund geht hervor ein scharfes Schwert, womit er niederschlagen soll die Völker Jes. 11,4.. Er wird sie mit eisernem Stab weiden Vgl. 2,27; 12,5., und er tritt die Kelter des Glutweins des Zornes Gottes, des Allgewaltigen Vgl. 14,10.19.. Auf seinem Oberkleid, und zwar an seiner Hüfte Also wohl am Gürtel., trägt er geschrieben diesen Namen: König der Könige und Herr der Herren 5. Mos. 10,17; Dan. 2,47.. Und ich sah einen Engel stehen im vollen Sonnenglanz Wörtlich: "in der Sonne"., der rief mit lauter Stimme allen Vögeln zu, die hoch oben am Himmel flogen: "Eilt herbei und sammelt euch zu dem großen Mahl, das euch Gott bereitet! Ihr sollt verzehren das Fleisch der Könige, das Fleisch der Feldobersten und das Fleisch der starken Helden, das Fleisch der Rosse und der Reiter, das Fleisch von Leuten aller Art: von Freien und Leibeigenen, von Kleinen und von Großen Hes. 39,4.17-20; vgl. 6,15.." Dann sah ich das Tier und die Könige der Erde Ps. 2,2.. Sie hatten ihre Heere versammelt, um mit dem Reiter auf dem Roß und mit seinem Heer Krieg zu führen Wie schon 16,14.16 angekündigt wird.. Doch das Tier ward gefangen und mit ihm der falsche Prophet, der vor seinen Augen die Wunder getan, wodurch er die verführte, die des Tieres Zeichen trugen und sein Bild anbeteten. Lebendig wurden beide in den Feuersee geworfen, der mit Schwefel brennt Jes. 30,33; Dan. 7,11.26.. Die anderen aber fielen durch das Schwert, das aus dem Mund dessen ging, der auf dem Roß saß; und alle Vögel wurden satt von ihrem Fleisch. 4. Die erste Auferstehung und das tausendjährige Reich: 20,1-6. Dann sah ich einen Engel aus dem Himmel niedersteigen Vgl. 18,1., der hielt den Schlüssel zum Abgrund und eine große Kette in seiner Hand. Er griff den Drachen, die alte Schlange, den Teufel, den Satan Vgl. 12,9., band ihn für tausend Jahre und warf ihn in den Abgrund Jes. 24,22.. Dann verschloß er über ihm Dem Teufel. den Eingang und legte ein Siegel darauf Um den Verschluß zu sichern und ein Entweichen des Teufels unmöglich zu machen., damit er bis zu dem Ablauf der tausend Jahre die Völker nicht mehr verführe. Nach dieser Zeit Nach den 1000 Jahren. muß er Nach Gottes Ratschluß. (noch einmal) für eine kleine Weile losgelassen werden. Und ich sah Throne. Darauf setzten sie Wer? wird nicht gesagt; doch vgl. außer Dan. 7,9.22 auch noch Matth. 19,28; Luk. 22,29-30; Offb. 4,4; 1. Kor. 6,2. sich nieder, und sie empfingen Vollmacht, das Gericht zu halten. / Auch sah ich die Seelen Seelen ist hier soviel wie Personen (Apg. 2,41; 27,37; 1. Petr. 3,20). derer, die enthauptet waren, weil sie von Jesus Zeugnis abgelegt und Gottes Wort verkündigt Vgl. 6,9., sowie die Seelen jener, die das Tier und sein Bild nicht angebetet noch das Zeichen auf ihre Stirn und ihre Hand genommen hatten Und die deshalb nach 13,15 den Märtyrertod erlitten hatten.. Sie (alle) wurden wieder lebendig und herrschten tausend Jahre lang als Könige mit Christus Dan. 7,27.. - Die anderen Toten aber wurden erst nach Ablauf der tausend Jahre wieder lebendig. Dies ist die erste Auferstehung Diese "erste Auferstehung" geistlich zu deuten und sie von dem geistlichen Leben der Gerechtigkeit zu verstehen, ist unmöglich. Denn da die Märtyrer (V.4) dies Leben nicht verloren haben, so können sie es auch nicht wiedererlangen. Ferner ist es doch zweifellos, daß "die anderen Toten", die erst nach Ablauf der tausend Jahre wieder lebendig werden ([edseesan], V.5.12ff.), zu einer leiblichen Auferstehung kommen. Zu einem geistlichen Leben der Gerechtigkeit gelangen viele von ihnen überhaupt nicht, da sie dem zweiten Tod verfallen (V.14). Die Worte "sie wurden wieder lebendig" [edseesan] müssen also beide Male (in V.4b und 5a) denselben Sinn haben: sie wurden leiblich wieder lebendig. Zur ersten Auferstehung gelangen übrigens nicht nur die Märtyrer der antichristlichen Zeit, die V.4a nur besonders erwähnt werden, weil sie ein besonders wichtiger Zeugenkreis sind. Sondern alle im Glauben an Christus Entschlafenen (1. Thess. 4,16; 1. Kor. 15,23) sollen zur ersten Auferstehung kommen. Die ganze alte Kirche hat die Hoffnung auf die erste Auferstehung und Jesu tausendjähriges Friedensreich festgehalten. Im 17. Artikel der Augsburgischen Konfession wird auch nicht die Hoffnung, sondern nur die unbiblische Erwartung der Schwärmer mit Recht verworfen (vgl. W. Volck, Der Chiliasmus, Dorpat 1869, S.176).. Selig und heilig ist, wer teilhat an der ersten Auferstehung! Über sie hat der zweite Tod keine Gewalt, sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit ihm in den tausend Jahren als Könige herrschen. 5. Das Endgericht über den Satan: 20,7-10. Wenn aber die tausend Jahre zu Ende sind, so wird der Satan aus seinem Gefängnis losgelassen werden. Dann geht er aus, um die Völker Gog und Magog Gog und Magog sind hier sinnbildliche Namen uns unbekannter Völker, während nach Hes. 38,2; 39,1 "Gog im Land Magog" der Fürst von Ros, Mesech und Tubal ist. Bei Hesekiel (38,2-39,16) erscheint Gog als der Anführer eines großen heidnischen Heeres, das gegen Israel anstürmt, aber von Gott vernichtet wird., die an den vier Enden der Erde Hes. 7,2; Jes. 11,12. wohnen, zu verführen und sie so zahlreich wie Sand am Meer zum Kampf zu versammeln. Sie zogen hinauf Johannes schaut hier die Zukunft schon als vollendet. über die Erde, so weit sie ist Hab. 1,6., und umringten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt Jerusalem. Ps. 78,68; 87,2.. Da fiel Feuer vom Himmel und verzehrte sie Hes. 38,22; 39,6; Sach. 12,9.. Und ihr Verführer, der Teufel, ward in den Feuer- und Schwefelsee geworfen, wo auch das Tier und der falsche Prophet sind, und sie sollen Tag und Nacht gequält werden bis in alle Ewigkeit. 6. Die allgemeine Auferstehung und das jüngste Gericht: 20,11-15. Dann sah ich einen großen, glänzenden Thron und den, der darauf saß. Vor dessen Antlitz flohen die Erde Ps. 114,3. und der Himmel, und keine Stätte fand sich mehr für sie Dan. 2,35.. Ich sah die Toten, groß und klein, vor dem Thron stehen, und Bücher wurden aufgeschlagen Dan. 7,10.. Auch ein anderes Buch, das Buch des Lebens Ps. 69,29; Phil. 4,3., ward geöffnet. Und die Toten wurden gerichtet nach ihren Werken Ps. 28,4; 62,13; Röm. 2,6; 2. Kor. 5,10., so wie es in diesen Büchern aufgezeichnet war. Das Meer gab die Toten zurück, die es barg; auch der Tod und die Unterwelt Griechisch: Hades (1,18). gaben ihre Toten heraus, und jeder ward gerichtet nach seinen Werken. Dann wurden Tod und Unterwelt in den Feuersee geworfen Tod und Unterwelt oder Totenreich sind hier als persönliche Mächte gedacht.. Dieser Feuersee ist der zweite Tod. Wer nicht in dem Lebensbuch verzeichnet stand Dan. 12,1., der wurde in den Feuersee geworfen Mit V.11-15 vgl. Matth. 25,31-46.. 7. Der neue Himmel und die neue Erde: 21,1-8. Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde Jes. 65,17; 66,22; 2. Petr. 3,13.. Denn der erste Himmel und die erste Erde waren nicht mehr da, und das Meer war verschwunden. Darauf sah ich die heilige Stadt, ein neues Jerusalem Jes. 52,1; Hebr. 11,10.16; 12,22; Gal. 4,26., von Gott aus dem Himmel niedersteigen Vgl. 3,12;, so herrlich wie eine für ihren Bräutigam geschmückte Braut Jes. 61,10.. Auch hörte ich eine laute Stimme von dem Thron her rufen: / Gottes Hütte Die wahrhaftige Stiftshütte. ist jetzt bei den Menschen 2. Mos. 29,45; 3. Mos. 26,11-12; Hes. 37,27.! Er wird bei ihnen wohnen, und sie sind sein Volk. Er selbst wird unter ihnen weilen als ihr Gott Sach. 2,9; Hes. 48,35. und wird von ihren Augen alle Tränen wischen. Es wird kein Tod mehr sein, kein Trauern, keine Klage und kein Leid. Denn was einst war, ist nun vergangen Jes. 25,8; 35,10; 65,16-19.." Der auf dem Thron saß, sprach: "Ich mache jetzt alles neu Jes. 43,19 (2. Kor. 5,17).." Dann fuhr er fort: "Schreib diese Worte nieder, denn sie sind zuverlässig und wahrhaftig!" Weiter sprach er zu mir: "Es ist geschehen Es ist alles neu geworden. Ich lese [gegonan].! Ich bin das A und das O Vgl. 1,8., der Anfang und das Ende. Umsonst will ich dem Durstigen zu trinken geben von dem Quell des Lebenswassers Jes. 55,1.. Wer siegt, soll dies ererben: ich will sein Gott sein, und er soll mein Sohn sein 2. Sam. 7,14; Ps. 89,27; Sach. 8,8.. Die Verzagten Oder die Feiglinge, der Gegensatz zum Sieger, vgl. 2. Tim. 1,7. aber, die Ungläubigen, die Unreinen, die Mörder, die Unzüchtigen, die Zauberer, die Götzendiener und alle Lügner - die sollen ihre Stätte finden in dem See, der mit Feuer und Schwefel brennt. Das ist der zweite Tod." 8. Das neue Jerusalem: 21,9-22,5. Da kam einer von den sieben Engeln, die vorher die sieben Schalen mit den letzten sieben Plagen hatten Vgl. 15,1.6.7; 17,1., und sprach zu mir: "Komm, ich will dir die Braut, das Weib des Lammes Vgl. 19,7. zeigen!" Im Geist führte er mich nun auf einen großen, hohen Berg Hes. 40,2 (Matth. 4,8). und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem, wie sie von Gott aus dem Himmel herabstieg, erfüllt mit Gottes Herrlichkeit Jes. 60,1; Hes. 43,2.. Ihr Glanz strahlte wie köstlicher Edelstein, wie durchsichtiger Jaspis Vgl. 4,3.. Sie hatte eine große, hohe Mauer mit zwölf Toren. An den Toren Oder: "auf den Toren". standen zwölf Engel Als Wächter? (Jes. 62,6.), und (in den Toren) waren Namen eingegraben: die Namen der zwölf Stämme der Kinder Israel. Drei Tore lagen nach Osten, drei nach Norden, drei nach Süden und drei nach Westen Hes. 48,31-34.. Die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundsteine Hebr. 11,10; Eph. 2,20.; darauf standen zwölf Namen: die Namen der zwölf Apostel des Lammes. Der Engel, der mit mir redete, hatte ein goldenes Meßrohr Hes. 40,3; vgl. 11,1., um die Stadt, ihre Tore und ihre Mauer damit zu messen. Die Stadt bildete ein Viereck, und ihre Länge war so groß wie ihre Breite Vgl. Hes. 48,16-17.. Er maß die Stadt mit seinem Rohr: das Ergebnis war dreihundert Meilen Statt: "das Ergebnis war 300 Meilen" heißt es wörtlich: "auf 12000 Stadien"; so groß scheint aber nicht der ganze Umfang der Stadt, sondern jede ihrer vier Seiten gewesen zu sein. 1 Stadion = 185 m (vgl. 14,20); 12000 Stadien sind also 2220 km oder etwa 300 Meilen. War jede Seite so lang, dann betrug der Umfang des ganzen Quadrats etwa 4 x 300 = 1200 Meilen.. Die Länge, die Breite und die Höhe der Stadt waren gleich Die Stadt bildete also einen Würfel.. Dann maß er ihre Mauer: das Ergebnis war hundertvierundvierzig Ellen Es ist nicht klar, ob dies die Höhe oder die Breite der Mauer ist. 1 Elle ist etwa 0,50 m., und zwar gemessen nach Menschenmaß, das auch das Maß des Engels war D.h.: der Engel rechnete hier nach gewöhnlichem menschlichem Maß.. Die Mauer war ganz aus Jaspis und die Stadt selbst aus lauterem Gold, das durchsichtig war wie reines Glas. Die Grundsteine der Stadtmauer waren mit allerlei köstlichen Edelsteinen geziert Jes. 54, 11-12.. Der erste Grundstein war aus Jaspis, der zweite aus Saphir, der dritte aus Chalzedon, der vierte aus Smaragd, der fünfte aus Sardonyx, der sechste aus Sarder, der siebente aus Chrysolith, der achte aus Beryll, der neunte aus Topas, der zehnte aus Chrysopras, der elfte aus Hyazinth, der zwölfte aus Amethyst 2. Mos. 28, 15-21.. Die zwölf Tore waren zwölf Perlen; jedes Tor bestand aus einer einzigen Perle. Der Marktplatz der Stadt war aus lauterem Gold (und glänzte) wie Spiegelglas. Ich sah keinen Tempel in der Stadt; denn Gott der Herr, der Allgewaltige, ist ihr Tempel und das Lamm. Die Stadt braucht nicht Sonnenlicht, nicht Mondlicht Jes. 24,23; 60,19.; denn die Herrlichkeit Gottes strahlt in ihr Jes. 60,1., und ihre Leuchte ist das Lamm Joh. 8,12; 9,5.. In ihrem Licht In dem Licht der himmlischen Stadt. werden die Völker wandeln, und die Könige der Erde werden ihr die herrlichsten Geschenke bringen Jes. 60,3.5-7; 49,23; Ps. 72,10; 89,28.. Tagsüber - denn Nacht wird's dort nicht geben - sollen ihre Tore nie geschlossen werden, so daß man fort und fort die kostbaren Schätze der Völker in ihre Mauern bringen kann Jes. 60,11.. Doch nie darf in sie eingehen irgend etwas Unreines Jes. 52,1; Hes. 44,9., besonders keiner, der Greuel Wörtlich: mit dem Götzendienst verbundene Greuel. übt und Lügen redet. Nur solche finden Einlaß, die in des Lammes Lebensbuch verzeichnet sind. Dann zeigte mir der Engel einen Strom von Lebenswasser, klar wie Kristall 1. Mos. 2,10; Hes. 47,1; Sach. 14,8., der von dem Thron Gottes und des Lammes ausging. Zwischen dem Marktplatz der Stadt und dem Strom standen auf beiden Seiten Also wohl zwei Reihen. Lebensbäume 1. Mos. 2,9; 3,22.24., die (jährlich) zwölf Arten Früchte brachten, jeden Monat ihre besondere Frucht; und die Blätter der Bäume dienten als Arznei für die Völker Hes. 47,12.. Dort wird es nichts mehr geben, was unter einem Fluch steht Vgl. 1. Mos. 3,17. - Sach. 14,11.. Denn Gottes und des Lammes Thron ist in der Stadt. Seine Knechte werden ihm dort anbetend dienen, sie werden sein Antlitz schauen Ps. 17,45; 42,3; Matth. 5,8., und sein Name wird geschrieben stehen auf ihrer Stirn Zum Zeichen, daß sie sein bleibendes Eigentum sind (vgl. 7,3-4; 14,1), ähnlich wie im Altertum den Sklaven der Name ihrer Herren eingebrannt wurde, um sie als deren Eigentum zu kennzeichnen.. Nacht wird dort nicht mehr sein Vgl. 21,25. Darum leidet auch der Dienst des Herrn keine Unterbrechung.. Man bedarf auch keiner Lampen, keines Sonnenlichtes; denn Gott der Herr wird sie mit seinem Licht bestrahlen Vgl. 21,23.. So herrschen sie als Könige in alle Ewigkeit Dan. 7,18.27.. 22,6-21: Schluß des Buches. Dann sprach er Der Engel (vgl. 21,9). zu mir: "Diese Worte sind zuverlässig und wahrhaftig! Der Herr, der Gott der Geister der Propheten Der die Geister der Propheten (vgl. 1. Kor. 14,32) durch die Eingebung seines Heiligen Geistes erleuchtet., hat seinen Engel gesandt, um seinen Knechten kundzutun, was bald geschehen soll Vgl. 1,1.. Sieh, ich komme bald Der Engel fügt hier seiner Rede ein Wort des Herrn ein (vgl. 3,11).! Selig, wer die Worte der Weissagung in diesem Buch zu Herzen nimmt Vgl. 1,3.!" Ich, Johannes, habe dies gehört und gesehen. Und als ich es gehört und gesehen hatte, da fiel ich dem Engel, der es mir gezeigt, zu Füßen, um ihn anzubeten. Er aber sprach zu mir: "Tu das nicht! Ich bin (ja nur) dein Mitknecht und (der Mitknecht) deiner Brüder, der Propheten, und aller, die die Worte dieses Buches zu Herzen nehmen. Bete Gott an Vgl. 19,10.!" Dann fuhr er fort: "Versiegele nicht die Worte der Weissagung in diesem Buch Vgl. 10,4. "Versiegele sie nicht", d.h. verheimliche sie nicht, sondern mache sie bekannt., denn die Zeit Ihrer Erfüllung. ist nahe! Der Übeltäter mag noch weiter übeltun, der Schuldbefleckte mag sich weiterhin beflecken Wollen sie sich nicht warnen lassen, so mögen sie das Maß ihrer Bosheit nur vollmachen; denn die Stunde des Gerichts wird noch früh genug für sie kommen. Für beide, die Sünder und die Frommen, ist die Frist nur noch kurz bemessen.. Der Gerechte aber übe auch fernerhin Gerechtigkeit, und der Heilige halte sich auch weiter heilig Von der Welt abgesondert.!" Sieh, ich komme bald V.12-16 und V.20a redet Jesus. und bringe meinen Lohn mit mir, um jedem zu vergelten nach seinen Werken Jes. 40,10.. Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende. Selig sind, die ihre Kleider waschen Die Vulgata fügt hier noch bei: "in des Lammes Blut".: die sollen von der Frucht des Lebensbaumes essen 1. Mos. 2,9; 3,22. und durch die Tore eingehen in die Stadt! Draußen aber bleiben die Hunde Die geistlich Unreinen (Phil. 3,2; Matth. 7,6)., die Zauberer, die Unzüchtigen, die Mörder, die Götzendiener und alle, die die Lüge lieben und üben. Ich, Jesus, habe meinen Engel gesandt, um euch für die Gemeinden diese Offenbarung kundzutun. Ich bin der Wurzelsproß aus Davids Stamm Jes. 11,1.10; vgl. 5,5., der helle Morgenstern Der Spender alles himmlischen Lichtes.. Der Geist und die Braut sprechen: "Komm!" Und wer es hört, der spreche: "Komm!" Wen da dürstet, der komme Joh. 4,14; 7,37.; und wer es begehrt, der nehme von dem Lebenswasser umsonst Jes. 55,1.! Allen, die die Worte der Weissagung in diesem Buch hören D.h. vorlesen hören oder auch selbst lesen und abschreiben., erkläre ich Johannes. Oder redet hier auch noch der Herr selbst? feierlich: Wer diesen Worten etwas zufügt, dem wird Gott die Plagen zufügen, wovon in diesem Buch die Rede ist Spr. 30,6.. Und wer von den Worten des Buches dieser Weissagung etwas wegnimmt 5. Mos. 4,2; 12,32., dem wird Gott seinen Anteil nehmen an dem Baum des Lebens und an der heiligen Stadt, die in diesem Buch beschrieben sind. Der diese Offenbarung kundtut Gemeint ist Jesus., spricht: "Ja, ich komme bald!" / Amen! Komm, Herr Jesus! Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit allen Heiligen! Amen.
Das erste Buch des Psalters (Psalm 1-41) Heil dem Frommen, weh dem Frevler! Heil dem, der nicht einhergeht nach der Frevler Weise Der die Grundsätze der Gottlosen nicht teilt und von ihrer Gesinnung frei ist (Röm. 12,2)., / Der sich nicht einläßt auf den Weg der Sünder Der sich von dem Lasterleben der Sünder fernhält (Eph. 4,17; 5,11.15ff.). / Noch in der Spötter Kreis sich mischt Hier scheint an bestimmte Kreise und Gesellschaften gedacht zu sein, in denen der Glaube verspottet wird., Der vielmehr am Gesetze Jahwes sich ergötzt Gemeint ist das mosaische Gesetz als die heilige Lebensordnung Israels (Jos. 1,8). / Und Tag und Nacht darüber forschend sinnt! So gleicht er einem Baum, gepflanzt an Wasserbächen Vgl. Jer. 17,8. - Der Baum, der durch mehrere Bäche von verschiedenen Seiten her mit nährender und erfrischender Feuchtigkeit versorgt wird, ist so fest eingepflanzt, daß ihn auch die heftigsten Winde nicht zu Fall bringen können., / Der seine Früchte bringt zu rechter Zeit / Und dessen Blätterschmuck nicht welkt: In dem Blätterschmuck des frischen Laubes können wir vielleicht ein Bild des Glaubens und in den Früchten ein Bild der Gott-wohlgefälligen Werke erkennen. / Sein ganzes Tun gerät ihm Dem Frommen. wohl. Ganz anders ist es mit den Frevlern! / Sie werden wie die Spreu vom Wind verweht. So sind sie das gerade Gegenteil eines an Wasserbächen festgewurzelten Baumes; ohne Lebenskraft und Lebensfrische, sind sie ganz nichtig und haltlos. Drum können auch die Frevler im Gericht nicht bestehn / Noch Sünder bleiben unter den Gerechten. Wörtlich: "in der Gemeinde der Gerechten". Am Tag des Gerichts wird Gott die Frevler und Sünder endgültig aus der Gemeinde der Gerechten ausschließen. Wie oft wird das auch im Neuen Testament bezeugt! Denn Jahwe kennt der Gerechten Weg 2. Tim. 2,19; 1. Kor. 13,12b., / Der Weg der Frevler aber endet im Verderben! Offb. 20,15; 22,15. Kampf und Sieg des von Gott gesalbten Königs Warum sind die Heiden so wild erregt? Ps. 1 hat ebenso wie Ps. 2 keine Überschrift. Daraus hat man schon im Altertum geschlossen, daß die beiden Psalmen ein Ganzes gebildet hätten. Aber dies ist kaum anzunehmen, weil der Inhalt der beiden Psalmen zu verschieden ist. Wohl aber läßt sich denken, daß Ps. 1 gleichsam eine Vorrede zu dem ganzen Psalter sein soll. Und dazu eignet er sich auch vortrefflich./ Warum sinnen die Völker, was nichtig ist? Was ohne Verstand und Bestand ist. Der Erde Könige lehnen sich auf, / Und die Würdenträger beraten sich / Wider Jahwe und seinen Gesalbten: "Auf, laßt uns sprengen ihre Bande / Und von uns werfen ihre Seile!" Der in den Himmeln thronet, lacht, / Adonái spottet ihrer. Dann aber Wenn die Zeit seiner Langmut und Geduld zu Ende ist. redet er sie an im Zorn / Und wird sie schrecken in seinem Grimm: "Ich habe meinen König eingesetzt / auf Zion, meinem heilgen Berg!" Ihr wollt euch auflehnen? Ich habe meinen König eingesetzt! Wie könnt ihr also Jahwes Machtwillen widerstehen? "Ich will verkünden Jahwes Spruch: Jetzt ergreift der gesalbte König selbst das Wort und verkündigt, was er kraft göttlichen Verheißungsspruches ist und kann. / Er hat mir gesagt: 'Mein Sohn bist du, / Ich habe dich heute gezeugt! D.h. ich habe dich durch die Salbung in das Königtum eingesetzt. Fordre von mir, so geb ich dir Völker zum Erbe / Und die Enden der Erde zum Eigentum. Du sollst sie zerschmettern mit eisernem Stab, / Wie Töpfergeschirr sie zerschlagen!'" Vgl. Offb. 2,27; 12,5; 19,15. Nun denn, ihr Könige, seid verständig! Die Ermahnung richtet sich an die Könige insgemein. / Lasset euch warnen, ihr Richter auf Erden! Dienet Jahwe mit Ehrfurcht / Und jubelt ihm zu mit Zittern! Das Jubeln soll verbunden sein mit Zittern der Ehrfurcht, denn Gott ist ein verzehrendes Feuer (Hebr. 12,28). Küsset Küssen bedeutet huldigen. Samuel küßte den Saul (1. Sam. 10,1), und damit huldigte er ihm als König. den Sohn, damit er Jahwe. nicht zürne / Und ihr umkommet auf euerm Weg! / Denn bald wird sein Zorn entbrennen. / Heil allen, die bei ihm Zuflucht suchen! Ps. 1 beginnt mit einem Heilruf, Ps. 2 endigt damit. / Ps. 2 hat keine Überschrift mit dem Namen des Verfassers. Apg. 4,25 wird er David zugeschrieben. Es ist aber unmöglich, seinen Verfasser und die Zeit seiner Abfassung näher zu bestimmen. Der Psalm zerfällt in vier Strophen, jede Strophe hat drei Verse. In der ersten Strophe (V.1-3) sieht der Psalmist die Völker der Erde in offenem Aufruhr gegen Jahwe und den von ihm gesalbten König. In der zweiten Strophe (V.4-6) schaut der Dichter über diesem wilden Kriegsgetümmel Jahwe in ruhiger Erhabenheit auf seinem Thron und hört sein Zorneswort an die Empörer. In der 3. Strophe (V.7-9) ergreift dann der von Jahwe gesalbte König das Wort und redet auf Grund eines göttlichen Verheißungsspruchs von seiner Königsweihe und seinem Anrecht auf die Weltherrschaft. In der 4. Strophe (V.10-12) wendet sich der Psalmist an die Könige der Erde und rät ihnen mit dem Hinweis auf Gottes künftiges Zorngericht, Jahwe und seinem Gesalbten in Demut zu huldigen. - Die Worte des 2. Psalms passen in ihrem Vollsinn auf keinen König aus Davids Hause. Sie weisen vielmehr prophetisch hin auf den, der nicht nur Davids Sohn ist, sondern auch Davids Herr (Ps. 110,1). Jesus ist der Christus, der Gesalbte, der Sohn Gottes. Das "Heute" im 7. Vers des 2. Psalms ist der Tag seiner Auferstehung und Himmelfahrt, wodurch er, der seinem Wesen nach der ewige Sohn des Vaters ist, auch als wahrhaftiger Mensch zu der Machtfülle des Sohnes Gottes erhoben und in das himmlische Hohepriestertum eingesetzt worden ist, so daß er nun einen Namen zum Erbe empfangen hat, der keinem Engel je zuteil geworden ist (Apg. 13,33; Röm. 1,3; Hebr. 5,5; 1,5). Als wahrhaftiger Mensch besitzt der Sohn alle Macht im Himmel und auf Erden (Matth. 28,18). In dieser Königsmacht und Königsherrlichkeit wird er dereinst erscheinen, um an dem großen Tag des "Zornes" des Lammes (Offb. 6,17) alle seine Feinde zu vernichten. - Nach Apg. 4,25-28 haben sich die ersten beiden Verse unseres Psalms schon zum Teil erfüllt in der Feindschaft Israels und der Heiden gegen Jesus, Gottes heiligen Knecht, und gegen seine Bekenner. Aber erst am Schluß der christlichen Welt- und Völkergeschichte, in dem großen Endkampf zwischen Christus und Antichristus samt seinen Verbündeten wird sich dieser wunderbare prophetische 2. Psalm in vollem Maße erfüllen (Offb. 19,11-21, bes. V.15; 17,12-14; 2. Thess. 2,8). - Möchte das ernste Wort der Mahnung und Warnung in der 4. Strophe des Psalms von allen christlichen Machthabern beherzigt werden, solange noch die Zeit der Gnade währt! Ein Morgenlied eines Verfolgten, aber in Gott Getrosten Ein Psalm Hebr. Mizmôr; das Wort bedeutet ein Lied, das für musikalische Begleitung bestimmt ist. Es kommt in den Überschriften von 57 Psalmen vor. Davids, als er vor seinem Sohne Absalom floh. 2. Sam. 15-18. Jahwe, wie sind meiner Dränger so viel! / Viele erheben sich wider mich. Gar manche sagen von mir: / "Er findet keine Hilfe bei Gott." Im Hebr. steht "bei Elohim". Sela. Über "Sela" siehe die Einleitung. Du aber, Jahwe, bist mir ein Schild Stündlich hat David einen Überfall von seinem empörerischen Sohn zu befürchten; aber Gott ist gleichsam der Schild, der ihn vor aller Gefahr schützt (vgl. 1. Mos. 15,1)., / Du, mein Ruhm, du erhebst mein Haupt. Das Königtum hat David durch Absaloms Aufruhr verloren, aber er rühmt sich auch ferner seines Gottes. Verhüllten Hauptes ist David auf der Flucht vor Absalom den Ölberg hinangestiegen (2. Sam. 15,30); aber Gott erhebt sein Haupt, indem er ihm Mut und Zuversicht schenkt. Zu Jahwe rufe ich laut, / Und er erhöret mich von seinem heiligen Berge. Gemeint ist der Berg Zion, auf dem die Bundeslade als das Sinnbild der heiligen Gegenwart Gottes stand. Sela. Ich legte mich nieder und schlummerte ein; / Nun bin ich erwacht, weil Jahwe mich stützt. Es steht für David fest, daß Gott ihn schützen wird, weil er ihn auch in der vergangenen Nacht bewahrt hat. Gott "stützt" ihn, d.h. Gottes allmächtige Hand ist gleichsam sein Kopfkissen. Vor viel Scharen Kriegsvolk fürcht ich mich nicht, / Die sich ringsum wider mich lagern. Mögen dem Empörer Absalom auch Zehntausende zugefallen sein, von Gottes Hand beschirmt, ist David dennoch ohne Furcht. Auf, Jahwe! Vgl. 4. Mos. 10,35. Hilf mir, mein Gott! / Du hast ja stets all meine Feinde ins Antlitz geschlagen, / Du hast der Frevler Zähne zerschmettert. Der Gedanke an die frühere Hilfe Gottes macht David auch im Blick auf die Gegenwart und Zukunft getrost und zuversichtlich. Bei Jahwe ist Hilfe. / Dein Segen komme über dein Volk! Als rechter Landesvater betet David auch für das ganze Volk. Sela. Ein Abendlied eines Bedrängten, der Gott vertraut Dem Sangmeister Das hebräische Wort Menazzéach bedeutet vielleicht den Sangmeister, der den Psalm mit den levitischen Tempelchören einzuüben hatte. Diese Bezeichnung weist also den betreffenden Psalm der liturgischen Musikaufführung zu. Der Ausdruck kommt 55mal in den Psalmen vor und außerdem in Hab. 3,19., mit Saitenspielbegleitung. Dieser Zusatz weist wohl darauf hin, daß der Psalm mit alleiniger Begleitung von Saitenspiel gesungen werden sollte. Ein Psalm Davids. Wenn ich rufe, erhöre mich, Gott meines Heils! / Du hast mich ja schon aus Drangsal errettet; / So sei mir nun gnädig und hör mein Gebet! Die frühere Erfahrung der göttlichen Hilfe macht David freudig, sich auch jetzt an Gott zu wenden. Ihr Männer von Ansehn Anrede an die Vornehmen in Israel, die auf Absaloms Seite standen., wie lange wollt ihr meine Ehre schänden, / Indem ihr das Nichtige liebt und auf Lügen sinnt? Die Anhänger Absaloms haben für ihre Empörung keinen Grund; sie stützen sich dabei nur auf nichtigen, leeren Schein und suchen nach lügnerischen Vorwänden, um Davids Ehre in den Staub zu ziehen. Sela. Wisset, daß Jahwe mich reich begnadet: Jahwe hört, wenn ich zu ihm rufe. Die Anschläge der Feinde Davids müssen scheitern, weil David von Gott besonders begnadigt ist. Wollt ihr zürnen, so sündigt doch nicht! David will sagen: Seid ihr auch mit mir unzufrieden, so laßt euch wenigstens nicht zu Verleumdung und Aufruhr hinreißen. Vgl. Eph. 4,26. / Prüft euer Herz im stillen Wörtlich: "Sprecht in euern Herzen auf euern Lagern." Davids Widersacher sollen ruhiger Überlegung Raum geben. Durch solche Selbstprüfung werden sie dann auch zur Besinnung kommen und schweigen, d.h. von aller Empörung ablassen. und schweigt! Sela. Bringt rechte Opfer Rechte Opfer oder Gerechtigkeitsopfer sind solche Opfer, die in rechter, Gott wohlgefälliger Gesinnung dargebracht werden. Zu solchem Opferdienst ermahnt David seine Feinde. Dabei sollen sie auch allem Vertrauen auf ihre Macht und List entsagen und sich vertrauensvoll Gott ergeben. Dann wird auch ihr empörerischer Sinn gegen David von selbst verschwinden. und traut auf Jahwe! Viele sagen: "Wer läßt uns Gutes schaun?" Hier handelt es sich um eine Frage bangen Zweifels aus den Reihen der Anhänger Davids. Im Blick auf die Verzagtheit seiner Getreuen wendet sich David in V.7b in gläubigem Gebet an Gott. / O, erheb über uns das Licht deines Angesichts, Jahwe! Du hast mir Freude ins Herz gegeben; / Das ist ein besserer Schatz als all ihr Korn und Most. Absaloms Empörerheer hatte Lebensmittel genug, während David und seine Schar nur auf die Unterstützung einiger Getreuen angewiesen waren (2. Sam. 17,26-29). Aber die Freude des Herrn, die in Davids Herzen wohnt, ist ihm viel mehr wert als alle äußeren Schätze. Nun will ich in Frieden mich niederlegen zum Schlaf; / Denn du, o Jahwe, lässest mich ungestört und sicher wohnen. So kann sich denn David ruhig schlafen legen. Er braucht keine Wächter, denn Gott selbst schirmt ihn mit seiner allmächtigen Hand. - So folgt auf das Morgenlied Davids in Ps. 3 ein liebliches Abendlied in Ps. 4. Ein Morgengebet vor dem Besuche des Heiligtums Dem Sangmeister, auf Flöten(?). Die Bedeutung des hier gebrauchten hebräischen Wortes ist unsicher, wenn auch der Gebrauch der Flöte im Gottesdienst durch Jes. 30,29 bezeugt wird. Ein Psalm Davids. Halten wir an der Abfassung dieses Psalms durch David fest, so betrachten wir ihn wohl am besten als ein Morgengebet des Königs, ehe er Gottes Heiligtum auf dem Berg Zion aufsuchte. Nun ist ja freilich in V.8 von einem "Hause" Gottes und einem "Tempel" die Rede. Deshalb könnte man meinen, der Psalm passe nur in eine Zeit, wo der salomonische Tempel schon bestand. Aber auch das Zelt, das David auf dem Berg Zion für die Bundeslade errichten ließ, kann sehr wohl "Haus" Gottes genannt werden, wie denn auch die Wohnung der Erzväter, obwohl sie gewöhnlich kein festes Gebäude war, dennoch als "Haus" bezeichnet wird (1. Mos. 27,15). Auch das hebräische Wort hékâl (Tempel) bedeutet nicht notwendig ein großes, steinernes Gebäude. Sogar der Himmel heißt Jahwes hékâl (Ps. 18,7; 29,9). Außerdem wissen wir gar nicht, wie das von David für die Bundeslade hergerichtete Zelt im einzelnen beschaffen war. Jedenfalls war es die heilige Wohnung Jahwes; und in den Vorhof dieser Wohnung will David nach seinem Morgengebet eintreten, um sich dort, dem Allerheiligsten ("dem heiligen Tempel") zugewandt, in heiliger Ehrfurcht vor Gott niederzuwerfen. Höre, Jahwe, meine Worte, / Merke auf mein Seufzen! Horch auf mein Hilferufen, / Mein König und mein Gott, / Denn ich will zu dir beten! Am Morgen höre, Jahwe, meine Stimme! / Am Morgen richt ich (mein Gebet) zu dir / Und schaue (nach Erhörung) aus. Denn nicht ein Gott, dem Böses wohlgefällt, bist du; / Der Frevler darf nicht bei dir weilen. Nicht dürfen Prahler vor dein Auge treten, / Du hassest alle Übeltäter. Du bringst die Lügenredner um; / Wer mit Mord und Tücke umgeht, den verabscheut Jahwe. Ich aber darf ob deiner reichen Gnade in dein Haus eingehn, / Ich darf vor deinem heilgen Tempel niederknien in deiner Frucht. Jahwe, leite mich in deiner Gerechtigkeit um meiner Feinde willen; / Ebne deinen Weg vor mir! Denn in ihrem Munde ist keine Wahrheit, / Ihr Herz ist voller Frevel. / Ein offenes Grab ist ihre Kehle, / Mit ihrer Zunge schmeicheln sie. Röm. 3,13. Laß sie büßen, Elohim, / Daß sie in ihren Plänen scheitern! / Ob ihrer Sünden Menge stoße sie hinweg, / Denn sie sind widerspenstig gegen dich! Doch freuen laß sich alle, die bei dir Zuflucht suchen; / Auf ewig laß sie jauchzen, da du sie beschirmst! / Frohlocken werden in dir alle, / Die deinen Namen lieben. Denn du, o Jahwe, segnest den Gerechten. / Gleich einem Schild umgibst du ihn mit Huld. Ein Bußpsalm in tiefer innerer und äußerer Not. (Man zählt 7 Bußpsalmen: 6. 32. 38. 51. 102. 130. 143.) Dem Sangmeister mit Saitenspielbegleitung, in der achten Tonart(?). Dieser Ausdruck, der sich auch noch in Ps. 12,1; 1. Chron. 15,20f. findet, ist dunkel. Vielleicht bedeutet er "in der tiefen Oktave", im Baßton. Dazu paßt auch der Inhalt von Ps. 6 und 12, die beide Klagelieder sind. / Ein Psalm Davids. Jahwe, nicht in deinem Zorne strafe mich, / Und nicht in deinem Grimme züchtige mich! Sei mir, o Jahwe, gnädig; denn ich bin verschmachtet! / Heile mich, o Jahwe, denn meine Glieder beben! Wörtlich: "meine Gebeine sind erschrocken". Ja, meine Seele ist gar sehr erschrocken Seine Seele bebt noch viel mehr als sein Leib. Denn er seufzt unter Gottes Zorngericht wegen seiner Sünde.; / Du aber, Jahwe, - wie so lange!? Wie lange verziehst du noch mit deiner Hilfe und Vergebung? Wende dich doch wieder zu mir, Jahwe, rette meine Seele, / Hilf mir um deiner Gnade willen! Denn im Totenreich gedenket man dein nicht Das Totenreich erscheint hier wie auch anderwärts in den Psalmen (und ähnlich im Buch Hiob) als eine trübe Stätte. Dort kann man Gott nicht mehr preisen (Ps. 6,6; 30,10; 115,17); dort vergißt man der Wunder und Wohltaten Gottes (Ps. 88,11-13); aber auch dort ist Gott gegenwärtig (Ps. 139,8), und die Bewohner des Totenreiches erbeben vor ihm (Hiob 26,5-6). Vor dem Kommen des Todesüberwinders und seinem Erlösungswerk mußte der Zustand im Totenreich auch für die Frommen etwas Düsteres und Freudloses haben. Erst Christus hat des Todes Macht vernichtet und Leben und Unsterblichkeit ans Licht gebracht durch seine Frohe Botschaft (2. Tim. 1,10). Er hat das Totenreich für alle, die im Glauben an ihn von dieser Erde scheiden, zu einem Paradies gemacht, d.h. zu einer Stätte, wo die Geister der Entschlafenen in Frieden, Ruhe und Seligkeit bis zum Tag der Auferstehung wohnen dürfen., / Wer könnte in der Unterwelt Hebr. Scheôl, das bekannte Wort für Totenreich im Alten Testament. Die Herkunft dieses den Israeliten eigentümlichen Wortes für "Totenreich" ist jedoch unbekannt. dich preisen? Erschöpft bin ich von meinem Seufzen, / Ich schwemme jede Nacht mein Bett (mit Tränen), / Mit meinen Zähren netze ich mein Lager. Verdunkelt ist vor Gram mein Auge, / Gealtert wegen aller meiner Dränger. Hinweg von mir, ihr Übeltäter alle! / Denn Jahwe hat gehört mein lautes Weinen. Hören wird Jahwe auf mein Flehn, / Jahwe wird mein Gebet annehmen. Zuschanden werden und gar sehr erschrecken müssen alle meine Feinde, / Sie weichen vor Scham gar plötzlich. V.9-11. Mitten in seiner Klage öffnet sich das Herz des Psalmisten für Gottes Trost und Licht. Die Feinde spotten sein, als wäre er von Gott verlassen. Aber Gottes allmächtige Hand wirft die Widersacher zurück. Das Geschick, das sie dem Psalmisten bereiten wollten, trifft sie selbst. / Ist David der Verfasser des 6. Psalms, so müssen wir wohl seinen Ehebruch mit Batseba voraussetzen (2. Sam. 11). Diese schwere Sünde brachte David unter Gottes Zorngericht, das nun furchtbar auf ihm liegt. Dazu kommt dann noch die äußere Not durch Absaloms Empörung. Aber David weiß: wenn er sich unter Gottes züchtigende Hand bußfertig beugt, so wird er innerlich und äußerlich errettet werden. Seine Sünde wird ihm vergeben, und seine Feinde müssen zuschanden werden. Eine Bitte um Gottes Schutz gegen ungerechte Dränger Ein Gedicht(?) Davids, das er Jahwe sang wegen der Reden des Benjaminiten Kusch. Diese Überschrift ist sehr dunkel. Manche übersetzen das hier gebrauchte hebräische Wort schiggajôn mit "Irrgedicht", weil der Psalm in heftigster Bewegung und im schnellen Wechsel der Gefühle die mannigfachsten Versarten durchläuft. "Angstvolle Unruhe, Trotz bietendes Selbstvertrauen, triumphierender Aufschwung, getrostes Vertrauen, prophetische Gewißheit - alle diese Stimmungen kommen in der unregelmäßigen Strophenfolge dieses davidischen Dithyrambus, dem altherkömmlichen Purimpsalm, zum Ausdruck" (Franz Delitzsch). Über den Benjaminiten Kusch wissen wir nichts. Vielleicht gehörte er zu denen, die den König Saul durch ihre verleumderischen Reden gegen David aufhetzten. Jahwe, mein Gott, bei dir such ich Schutz, / Hilf mir von all meinen Drängern und rette mich, Daß sie mich nicht wie Löwen zerfleischen, / Mich nicht zermalmen, weil niemand mich rettet! Jahwe, mein Gott, hab ich solches verübt Was die Verleumder und namentlich der Benjaminit Kusch David schuld geben., / Findet sich Unrecht an meinen Händen; Hab ich meinem Freunde Böses getan, / Und meinen Gegner grundlos geplündert: So verfolge der Feind mich und hole mich ein, / Er trete mein Leben zu Boden / Und leg in den Staub meine Ehre! Die "Ehre" ist die Seele, das Leben (Ps. 16,9; 30,13; 57,9; 108,2; 1. Mos. 49,6). In den Staub legen heißt: töten. Sela. Jahwe steh auf in deinem Zorn, / Steh auf wider meiner Dränger Grimm, / Wach auf, mir zur Hilfe, du hast ja Gericht verordnet! Die Schar der Völker laß dich umringen, / Und über ihr kehre zur Höhe zurück! Die Schar der Völker soll einen Kreis um Jahwe bilden, inmitten dessen er Gericht hält. Ist das Gericht vollendet, so kehrt er über sie hinweg wieder zur Himmelshöhe zurück. Jahwe richtet die Völker: / Schaffe mir Recht, o Jahwe, / Nach meiner Gerechtigkeit und Unschuld! Der Völker- und Weltenrichter wird auch dem Psalmisten Recht verschaffen gegen seine Widersacher. Dies erwartet David glaubenskühn, weil er sich seiner Unschuld und Gerechtigkeit bewußt ist. Laß doch enden der Frevler Bosheit / Und stärke die Frommen! / Du prüfest ja Herzen und Nieren Vgl. Offb. 2,23., / Gerechter Gott! Meinen Schild hält Gott D.h. mein Vertrauen ruht auf Gott., / Der den redlichen Herzen hilft. Ein gerechter Richter ist Elohim / Und ein Gott, der täglich zürnt. Nämlich: den Gottlosen. Indem er Herz und Nieren prüft, schützt er den Frommen und straft er den Gottlosen. Bekehrt sich der Sünder nicht, so schärft er Gott. sein Schwert, / Hält seinen Bogen gespannt und zielt; Er richtet gegen ihn Den Frevler. Todesgeschosse, / Seine Pfeile macht er zu Feuerbränden. Der Psalmist schildert hier Gott als einen gewaltigen Kriegsmann, der im Kampf gegen seine Feinde mit seinen Waffen tödlich verwundet. Sieh, Frevel empfängt der Böse: / Dann geht er schwanger mit Unheil Das er anderen bereiten will. und wird Trug gebären. Seine feindseligen Anschläge gehen nicht in Erfüllung. Er hat eine Grube gegraben und ausgehöhlt / Und sinkt in den Abgrund, den er gemacht. Das Unheil, das er geplant, fällt auf sein Haupt zurück, / Und auf seinen Scheitel stürzt sein Frevel. So wird Gottes Gerechtigkeit an dem Sünder durch Zorngericht und Verderben, an dem Gerechten durch Hilfe und Rettung offenbar. Danken will ich Jahwe für sein gerechtes Walten / Und lobsingen dem Namen Jahwes, des Höchsten. Der allmächtige Gott und der schwache Mensch Ps. 8 hat eine messianische Bedeutung. Das zeigt uns Hebr. 2,5-9. Der Menschensohn, von dem der Psalm redet, ist Jesus. Jesus ist für eine kurze Zeit unter die Engel erniedrigt worden, und zwar so sehr, daß ihm in Gethsemane ein Engel zu Hilfe kam, um ihn in seinem bitteren Seelenleiden zu stärken (Luk. 22,43). Aber nachdem er den Tod für uns erduldet hat, ist er als der Auferstandene durch die Himmelfahrt mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt worden. Nun steht in dem verherrlichten Christus schon jetzt der Mensch an der Spitze der ganzen Schöpfung. Ihm als dem Menschensohn hat Gott alles unter die Füße gelegt (vgl. Ps. 8,7 mit 1. Kor. 15,27; Eph. 1,10.22; Hebr. 2,8). So ist der verklärte Menschensohn der letzte Adam, der Herrscher und das Haupt aller Dinge, der vom Vater alle Gewalt empfangen hat im Himmel und auf Erden (1. Kor. 15,45; Matth. 28,18). Und er, der Menschensohn, der ewige König, will nun alle seine Getreuen an seiner Königsherrschaft teilnehmen lassen (Offb. 3,21) und sie dadurch zu einer Würde führen, die selbst die der nie gefallenen Engel weit überragt.Dem Sangmeister, auf der Gittit. Dies Wort kommt noch vor in Ps. 81,1; 84,1. Alle drei Psalmen enthalten Lobpreis. Die Gittit bezeichnet vielleicht eine musikalische Tonart oder ein musikalisches Instrument: eine fröhliche Sangweise oder ein Instrument fröhlichen Klanges. Man hat Gittit abgeleitet von der Philisterstadt Gat und gemeint, es handle sich hier um eine Zither, die David aus Gat mitgebracht habe, oder um eine fröhliche Marschweise der gittäischen Söldnerschar (2. Sam. 15,18). Ein Psalm Davids. Jahwe, unser Herrscher, / Wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde! / Deine Hoheit zeigst du droben im Himmel. In der Sternenwelt. Aus Kinder- und Säuglingsmund hast du ein Bollwerk gegründet / Deinen Widersachern zum Trutz, / Um Feind und Empörer zum Schweigen zu bringen. Auch auf Erden ist Jahwes Name herrlich. Hier preisen ihn schon Kinder und Säuglinge mit ihrem Munde. Diese Schar der Kleinen und Unmündigen, die sich zu Gott bekennen, ist eine Schutz- und Trutzmacht Gottes gegen seine Widersacher. So will Gott durch geringe, ohnmächtige Werkzeuge seinen Namen verherrlichen (vgl. Matth. 21,16). So oft ich die Himmel betrachte, deiner Hände Werk, / Den Mond und die Sterne, die du bereitet: Was ist da der Mensch, daß du sein gedenkst, / Und der Menschensohn Der Ausdruck "Menschensohn" soll die Ohnmacht des Menschen und seine Abhängigkeit von Gott noch stärker hervorheben als das einfache Wort "Mensch"., daß du für ihn so liebreich sorgst? Der strahlende Glanz des Himmels und der Sternenwelt verkündigt nicht nur laut die Größe des allmächtigen Schöpfers, sondern auch die Kleinheit des winzigen Menschen. Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als die himmlischen Wesen Wörtlich: "als Elohim". Hier ist das Wort (s. Einleitung) wahrscheinlich von den Engeln zu verstehen. Die LXX übersetzt auch "Elohim" geradezu so an unserer Stelle und ebenso in Ps. 97,7; 138,1 (vgl. auch Hebr. 2,7). Es wird also nicht gesagt, Gott habe den Menschen nur ein wenig geringer gemacht, als sich selbst, sondern an der Herrlichkeit der himmlischen Wesen, die stets vor Gottes Thron stehen, fehle dem Menschen nur ein Geringes. Der Mensch ist ja, was von den Engeln nicht gilt, ein Gott ebenbildliches Wesen (1. Mos. 1,27). Nur weil er sterblich ist, steht er den Engeln nach., / Mit Ehre und Würde hast du ihn gekrönt. Dem winzigen Menschen hat Gott eine Krone aufs Haupt gesetzt: die Krone der Königsherrschaft über die ganze Erde (1. Mos. 1,26-28). Du hast ihn zum Herrscher gemacht über deiner Hände Werke, / Alles hast du ihm unter die Füße gelegt: Schafe und Rinder insgesamt, / Dazu auch die Tiere der Felder, Die Vögel des Himmels und die Fische im Meer. / Auch durchzieht er Auch darin zeigt sich die Königsherrschaft des Menschen, daß er nicht nur die Länder, sondern auch die Meere durchziehen kann. die Bahnen der Meere. Jahwe, unser Herrscher, / Wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde! Ein Siegeslied Dem Sangmeister, nach (der Melodie des Liedes:) "Stirb für den Sohn" Der hier gebrauchte hebräische Ausdruck Mût-Labbên ist dunkel. Vielleicht bedeutet er: "Stirb für den Sohn!" Dann sind diese Worte wohl der Anfang eines Liedes, nach dessen Weise dieser Psalm gesungen werden sollte. - Ps. 9 ist der erste von den 9 alphabetisch angelegten Psalmen (s. Einleitung). (?). Ein Psalm Davids. Anbetend preisen will ich Jahwe von ganzem Herzen, / All deine Wunder will ich erzählen; Auch will ich mich freuen und jauchzen in dir; / Aufspielen deinem Namen, du Höchster! Bedenk ich doch: meine Feinde sind rückwärts gewichen, / Sie sind gestrauchelt und umgekommen vor dir. Denn du hast mein Recht geführt und meine Sache, / Du sitzest auf dem Thron als ein gerechter Richter. Grimmig schaltest du Völker, verderbtest den Frevler, / Ihren Namen hast du vertilgt auf immer und ewig. Ha die Feinde! Dahin sind sie, vernichtet für immer; / Ihre Städte hast du zerstört, vertilgt ihr Der Feinde. Gedächtnis: Während Jahwe auf ewig thront Und zwar als Richter, wie V.8b zeigt.; / Er hat zum Gericht seinen Stuhl gestellt. Er richtet den Erdkreis recht, / Er spricht den Völkern ein gerades Urteil. Ein gerechtes, ihren bösen Werken entsprechendes Urteil. Werden wird Jahwe ein Hort dem Bedrückten, / Ein Hort in Zeiten der Not. Drum trauen dir, die deinen Namen kennen; / Denn du verlässest nicht, die dich, o Jahwe, suchen. Singt Jahwe, der auf Zion wohnt, / Verkündet inmitten der Völker sein Tun! Denn als Rächer des Bluts hat er ihrer Der Elenden und Bedrückten. gedacht, / Nicht vergessen des Schreiens der Dulder. Gnädig Mit Ch können wir im Deutschen kein Wort beginnen; ich habe deshalb das G gewählt. sei mir, o Jahwe! Sieh an das Leid, / Das mir meine Hasser bereiten, - / Du, der mich erhebt aus des Todes Toren! Gemeint sind die Tore des Totenreichs. Wer aus ihnen emporgehoben wird, der entgeht dem Tod. Dann will ich erzählen all deinen Ruhm; / In den Toren der Tochter Zion / Will ich ob deiner Hilfe jubeln. Die Tochter Zion ist die heilige Gemeinde Jahwes. Den unterirdischen Todestoren stehen die oberirdischen Tore der Tochter Zion entgegen. Tief sind versunken die Völker / In der Grube, die sie gegraben Die Gottes Volk mit dem Tod bedrohten, sind nun selbst dem Tod verfallen.; / In dem Netz, das sie heimlich gelegt, / Hat sich ihr Fuß gefangen. Kund geworden ist Jahwe: Jahwe hat seine Macht und Herrlichkeit durch die Vollziehung seines Gerichtes kundgemacht. er hat Gericht geübt; / In seiner Hände Werk / Hat sich der Böse verstrickt. (Higgajôn Dieses dunkle hebräische Wort bedeutet vielleicht "Nachsinnen". Wie das folgende Sela möglicherweise auf eine Pause im Psalmengesang hinweist, so soll auch der Leser der Psalmen hier eine Pause machen, um über das bisher Gelesene nachzusinnen., Sela.) Ja, müssen die Frevler zur Hölle Wörtlich: "in die Scheôl". fahren, / Alle Heiden, die Gottes vergessen. Auch den Heiden hat sich Gott nicht unbezeugt gelassen. Ihre Gottvergessenheit ist deshalb selbstverschuldet. Kann denn des Armen auf immer vergessen werden? / Ist's mit der Elenden Hoffnung aus für ewig? Die Armen und Elenden sind die Frommen, die stillen Dulder in Israel. Komm, Jahwe, daß der Mensch nicht trotze, / Laß die Heiden vor dir gerichtet werden! Schick ihnen, Jahwe, Schreckenswarnung! / Dann erkennen die Heiden, daß sie nur sterbliche Menschen sind. Vielleicht stammt Ps. 9 aus einer Zeit, wo David schon als König auf dem Zion thronte, aber noch von manchen Feinden bedroht wurde. Sela. Ein Hilferuf aus tiefer Not Lang schon, Jahwe, stehst du fern! / Warum verbirgst du dich zur Zeit der Not? Beim Übermut der Frevler muß sich der Dulder ängsten: / Möchten sie Die Frevler. gefangen werden in den Ränken, die sie ausgedacht! Denn der Frevler rühmt sich des, was sein Herz begehrt, / Der Ungerechte schmäht und höhnet Jahwe. Der Böse denkt in seinem Stolz: "Er Gott. strafet nicht; / Es ist kein Gott!" Dahin geht all sein Denken. Was er sich vornimmt, das gelingt ihm stets; / Es bleiben deine Strafgerichte himmelweit entfernt von ihm. Gottes Strafgerichte sind dem Gesichtskreis des Frevlers weit entrückt, sie machen ihm keine Gewissensunruhe. / All seine Widersacher schnaubt er zornig an. Er denkt: "Ich wanke nimmer, / Für alle Zukunft komm ich nicht in Not." Sein Mund ist voll Verwünschung, Lug und Trug; / An seiner Zunge kleben Unheil und Verderben. Vgl. Röm. 3,14. Er liegt im Hinterhalt in den Gehöften Der Gottlose wird hier als Räuber und Wegelagerer geschildert., / Er mordet insgeheim Unschuldige; / Es spähen seine Augen nach den Schwachen. Die nicht imstande, sind, sich gegen ihn zu schützen. Er lauert im Versteck gleich einem Löwen, der im Dickicht liegt, / Er lauert, um den Armen zu erhaschen, / Er hascht den Armen, schleift ihn weg in seinem Netz. Er duckt sich, kauert nieder Damit wird das heimliche Lauern des Räubers beschrieben., / In seine Klauen fallen die Wehrlosen. Er denkt in seinem Herzen: "Gott vergißt es, / Verbirgt sein Antlitz, sieht es nimmer." Er meint: Gott kümmert sich um die armen Wehrlosen nicht. Komm, stehe auf, o Jahwe El! S. über den Gottesnamen El die Einleitung zu den Psalmen., erhebe deine Hand! / Vergiß nicht der Gebeugten! Warum darf denn der Frevler lästern Elohim, / In seinem Herzen denken: "Nun, du strafst doch nicht?" Richtend aber siehst du es, du schauest Müh und Herzeleid Die die Gottlosen den Gerechten bereiten., / Um sie (den Frevlern) zu vergelten! / Auf dich verlässet sich der Schwache, / Und dem Verwaisten zeigst du dich als Helfer. Schmettre doch des Frevlers Arm zu Boden! / Des Bösen Unrecht strafe, daß er vor dir schwinde! Jahwe ist König auf immer und ewig, / Die Heiden verschwinden aus seinem Land. Treulich hörst du, o Jahwe, den Wunsch der Dulder, / Du stärkest ihr Herz, du neigest ihnen dein Ohr. Schaffst du den Waisen, den Bedrückten Recht, / So wird der Mensch, der Erdenwurm, nicht länger trotzen. Die griechische LXX und die lateinische Vulgata ziehen Ps. 9 und 10 in einen Psalm zusammen. Aber beide Psalmen sind sehr verschieden. Ps. 9 ist ein Dankpsalm, Ps. 10 dagegen ein Bittpsalm. Während in Ps. 9 an auswärtige Feinde gedacht wird, stehen im 10. Psalm einheimische Bedrücker und Verfolger im Vordergrund, während die Heiden, also auswärtige Feinde, nur am Schluß erwähnt werden. Über die Zeit der Entstehung des Psalms und seinen Verfasser läßt sich nichts Bestimmtes sagen. Gottvertrauen in großer Gefahr Dem Sangmeister. Von David. / Auf Jahwe trau ich! / wie könnt ihr mir da raten: / Flieh wie ein Vogel ins Gebirge! Davids Leben ist bedroht, wahrscheinlich weil die Verschwörung Absaloms ihrem Ausbruch nahe war. Da raten dem König seine Getreuen, er möge ins Gebirge fliehen, wo er schon früher vor Sauls Verfolgung Schutz gefunden hatte. Denn sieh, die Frevler spannen den Bogen, / sie haben den Pfeil auf die Sehne gelegt, / Im Dunkeln zu schießen auf solche, die redlichen Herzens sind. Wenn die Grundpfeiler niederstürzen Es ist wohl an die Grundpfeiler des Staates zu denken, die durch Absaloms Empörung ins Wanken gerieten., / Was vermöchte da der Gerechte?" Er kann nichts ausrichten. Jahwe wohnt in seinem heiligen Tempel Gemeint ist der himmlische Tempel. - Von V.4 ab weist David den Rat seiner zaghaften Getreuen zurück., / Jahwes Thron ist im Himmel: / Seine Augen schauen, / Seine Blicke prüfen die Menschenkinder. Jahwe prüft den Gerechten Er kennt ihn in seinem innersten Wesen und weiß, daß er rechtschaffen ist.; / Die Frevler und alle, die Unrecht lieben, die hasset er. Er läßt auf die Frevler Feuerkohlen und Schwefel regnen Wie einst über Sodom und Gomorra (1. Mos. 19,24)., / Versengender Glutwind ist ihr Teil. Wörtlich: "ist ihr Becherteil". - Was Feuer und Schwefel übriglassen, das soll der glühende Wüstenwind verzehren. Denn Jahwe ist gerecht, er liebt Gerechtigkeit. / Die Frommen schauen sein Angesicht! Die Klage eines Frommen in böser Zeit Dem Sangmeister, in der achten Tonart (?) Vgl. Ps. 6,1.. Ein Psalm Davids. Hilf, Jahwe, denn die Frommen sind dahin! / Die Treue schwindet bei den Menschenkindern. Sie reden miteinander Lüge, / Doppelzüngig reden sie mit schmeichlerischen Lippen. Es rotte Jahwe alle Schmeichellippen aus / Und jede prahlerische Zunge. Sie sprechen: "Wir sind stark durch unsre Zunge; / Wenn unsre Lippen mit uns sind, wer ist dann unser Herr?" Sie fühlen sich über alle erhaben; mit ihren frechen, stolzen Reden wollen sie alle zu Boden schlagen. "Weil die Dulder leiden müssen, weil die Armen seufzen, / Will ich mich nun erheben", so spricht Jahwe, / "Will Hilfe senden dem, der danach schmachtet." Jahwes Worte sind lautre Worte: / Silber, das in der Werkstatt gereinigt zur Erde fließt Aus dem Schmelzofen, wo sich das Erz befindet, fließt unten das ausgeschmolzene reine Silber ab., / Geläutert siebenfach. Du, Jahwe, wirst sie Die Armen und Elenden. schirmen, / Wirst sie vor diesen Menschen für immer bewahren. Es schreiten ringsum Frevler stolz einher, / Weil niedrige Gemeinheit hochkommt bei den Menschenkindern. In V.9 werden die Menschen des bösen, entarteten Geschlechts, von denen in V.8 die Rede ist, näher beschrieben. Vielleicht bezieht sich auch dieser Psalm auf Absaloms Empörung. Der Gebetsruf eines Schwerbedrängten Dem Sangmeister. Ein Psalm Davids. Vielleicht stammt dieser Psalm aus jener Zeit, wo David von Saul unablässig verfolgt wurde, so daß er nirgends Ruhe und Sicherheit fand. Der Psalm beginnt mit einer schmerzlichen Klage. Aber die Stimmung wird immer ruhiger und klingt schließlich in die zuversichtliche Hoffnung auf Errettung aus. Wie lange, Jahwe, willst du mein so ganz vergessen, / Wie lange noch dein Angesicht vor mir verbergen? Wie lange soll ich mich mit Sorgen quälen / Und Kummer in mir nähren Tag für Tag? / Wie lange soll mein Feind sich noch erheben über mich? Schau her, erhöre mich, Jahwe, mein Gott! / Mach meine Augen hell Die Augen des Psalmisten sind durch Kummer und Leid getrübt und nahezu gebrochen. Werden sie nun wieder hell, so beweist dies, daß er neue Lebenskraft empfangen hat., damit ich nicht in Todesschlaf versinke! Sonst könnte ja mein Feind sich rühmen: / "Ich hab ihn bezwungen", / Und meine Dränger könnten jubeln, daß ich wanke. Doch ich vertrau auf deine Gnade; / Jauchzen soll mein Herz ob deines Heils. / Preisen will ich Jahwe: er hat mir wohlgetan! Der Welt Verderben (Vgl. Ps. 53) Dem Sangmeister. Von David. / Die Toren Die Toren sind die Gottlosen. Der Gottesleugner ist ein innerlich hohler, ja wahnwitziger Mensch. denken bei sich: "Es ist kein Gott." / Verderbt, abscheulich handeln sie; / Da ist keiner, der Gutes tut. Jahwe schaut vom Himmel herab auf die Menschenkinder, / Daß er sehe, ob jemand Einsicht habe / Und frage nach Gott. Aber sie alle sind abgefallen, alle entartet; / Da ist keiner, der Gutes tut, / Auch nicht ein einziger. Röm. 3,10-12. "Sind denn so unvernünftig alle Übeltäter, / Die mein Volk verzehren, wie man Brot verzehrt, / Die nicht zu Jahwe beten?" V.4 ist ein Wort Gottes an die Oberen in Israel, die ebenso böse sind wie die heidnische Menschheit. Sie saugen das Volk aus bis aufs Blut und halten das für so selbstverständlich, als wenn sie Brot äßen (vgl. Micha 3,1-3). Sie handeln wie Raubtiere, weil sie nicht beten. Dann Wenn Gott so zu ihnen reden wird. beben sie schaudernd, / Denn Gott weilt bei dem gerechten Volk. Er ist unter ihm mit seiner Hilfe gegenwärtig. Mögt ihr auch vereiteln der Dulder Wunsch - / Jahwe bleibt doch ihre Zuflucht. Was die Frommen, die zugleich die stillen Dulder sind, im Dienst Gottes zu wirken suchen, das wollen die Gottlosen vereiteln. Aber das hilft ihnen nichts, denn Gott ist und bleibt doch immer die Zuflucht und Hilfe der Gerechten. Ach, käme aus Zion für Israel Heil! / Wendet Jahwe das Los seines Volks, / So wird Jakob sich freun und Israel jauchzen. Das gerechte Volk befindet sich in einem Zustand der Unterdrückung und Gebundenheit. Das war schon damals so, als Absaloms Empörung ausbrach. Wenn aber Gott diesen Zustand beseitigt, dann können sich alle treuen Glieder des Bundesvolkes freuen. Heil und Rettung werden kommen aus Zion, von der Stätte, wo Jahwe unter seinem Volk wohnt. Wer gehört zu Gottes gerechtem Volk (Vgl. Ps. 24,3-5) Ein Psalm Davids. In Ps. 14,5 ist die Rede von "dem gerechten Volk", das mitten unter den Gottlosen lebt. Wer gehört nun zu diesem gerechten Volk? Darauf antwortet Ps. 15. Der Psalmist beantwortet sich seine Frage, die er in V.1 an Gott richtet, von V.2 ab im Sinne Gottes. / Wer darf in deinem Zelte weilen, Jahwe, / Wer darf auf deinem heilgen Berge wohnen? Er, der unsträflich wandelt und das Rechte tut, / Der Wahres denkt in seinem Herzen. Er verleumdet nicht mit seiner Zunge, / Fügt einem andern nichts Böses zu / Und bringt nicht Schimpf auf seinen Nächsten. Gering ist er in seinen eignen Augen und verachtet Er ist also von Herzen demütig und arm im Geist (Matth. 5,3). Während er sich selbst aber aller Ehre für unwert hält, erweist er fort und fort solchen Ehre, die Gott fürchten (V.4b).; / Doch ehrt er die, die Jahwe fürchten. / Wenn er auch schwört zu seinem eignen Schaden - / Er ändert es doch nicht. Er hält seinen Eid auch dann, wenn er davon Schaden hat. Sein Geld leiht er nicht aus auf Zins Vgl. 2. Mos. 22,25; 3. Mos. 25,37; 5. Mos. 23,19; Hes. 18,8., / Er läßt sich Als Richter. nicht bestechen zum Schaden von Unschuldigen. So daß er die Unschuldigen verurteilte (vgl. 5. Mos. 27,25). / Wer so handelt, der wird in Ewigkeit nicht wanken. Der steht fest in Gottes Gemeinschaft, und nichts kann ihn zu Fall bringen. Die Seligkeit in Gottes Gemeinschaft Ein Gedicht (?) Das hier gebrauchte hebräische Wort miktâm, das außerdem noch in den Überschriften von Ps. 56-60 vorkommt, ist dunkel. Franz Delitzsch hält die Bedeutung "Inschrift, Inschriftgedicht" oder "Stichwortgedicht" für möglich, weil in den Psalmen dieser Art ein sinnreicher Spruch durch besondere Einführung oder durch kehrversartige Wiederholung sich inschrift- und denksteinartig heraushebe. von David. / Behüte mich, Gott, denn ich fliehe zu dir! Ich spreche zu Jahwe: "Mein Herr bist du, / Du bist mein höchstes Gut." Und zu den Heiligen, die im Lande sind, (sag ich): / "Das sind die Herrlichen, an ihnen hab ich meine Lust." Bei dem Psalmisten ist die Liebe zu Gott verbunden mit der Liebe zu den Heiligen, d.h. zu denen, die Gottes Willen tun. Die Heiligen sind ihm zugleich die Herrlichen, die Edlen, die Erlauchten. Viel Qualen warten derer, die andern Göttern dienen. / Nicht will ich ihre Blut-Trankopfer spenden Wie der Psalmist die Heiligen liebt, so verabscheut er die Götzendiener. Ihrer wartet eine qualvolle Zukunft. Er will von ihren Opferspenden nichts wissen. Wenn er diese Opferspenden "Blut-Trankopfer" nennt, so ist vielleicht daran zu denken, daß die Heiden ihren Opferwein nicht selten mit Blut zu mischen pflegten (vgl. Jes. 57,3ff.). / Noch ihre Namen Die Namen der Götzen (2. Mos. 23,13). auf meine Lippen nehmen. Jahwe ist mein Erbteil und mein Becher Wie jeder Israelit seinen Anteil am Land erhält, wie jeder Gast beim Mahl seinen Teil an Speise und Trank bekommt, so ist Jahwe selbst des Psalmisten Erbe und Eigentum; und er bleibt es auch für immer., / Du bewahrst mein Los. Das Lebenslos und Schicksal des Gerechten hält Jahwe mit seiner starken Hand fest. Ich empfing mein Teil in lieblichem Lande, / Ein solches Erbe gefällt mir wohl. Mein Lebenslos ist herrlich, sagt der Psalmist, da Jahwe selbst mein Teil ist. Darum wohne ich auch gleichsam in einem lieblichen Paradies. Ich preise Jahwe, der mich beraten Das beste Teil zu erwählen, d.h. ihm treu zu dienen., / Auch des Nachts mahnt mich dazu Gott zu preisen und zu danken. mein Gewissen. Wörtlich: "mahnen mich meine Nieren". Ich halte mir Jahwe beständig vor Augen. / Ist er mir zur Rechten, so wanke ich nicht. Drum freut sich mein Herz und frohlockt meine Seele, / Auch mein Leib ist sicher geborgen. Nicht nur sein Herz (sein Geist) und seine Seele, sondern auch sein Leib ist unter Gottes Schutz sicher geborgen. Denn du gibst meine Seele dem Tode Wörtlich: der Scheôl, der Unterwelt. nicht preis. / Du läßt deinen Frommen Damit meint der Psalmist sich selbst. das Grab nicht schaun. Du wirst mir zeigen den Lebenspfad: / Vor deinem Antlitz ist Fülle an Freuden, / In deiner rechten sind ewige Wonnen. Die Wonnen, die Gott in seiner Rechten hält, teilt er den Seinen mit. - Weil von Gott, der Quelle des Lebens, alles Leben und alle Seligkeit ausgeht, darum kann auch der "Fromme" (V.10) nicht im Tode bleiben, sondern er wird in ewigen Wonnen vor Gott leben. Diese Worte haben ihre volle Erfüllung erst in Christus gefunden (Apg. 2,25ff.; 13,35-37). So hat David in diesem Psalm einen prophetischen Blick getan, dessen volle Bedeutung seinem Geist gewiß noch nicht enthüllt war (vgl. 1. Petr. 1,10f.). Gottvertrauen in Verfolgung Ein Gebet Davids. / Höre, Jahwe, meine gerechte Bitte Der Psalmist ist sich im Glauben dessen bewußt, daß er Gott und Menschen gegenüber gerecht, d.h. ohne Schuld dasteht., vernimm mein Flehen! / Merk auf mein Gebet, das nicht von falschen Lippen kommt! Damit wird die Redlichkeit und Aufrichtigkeit des Betenden bezeichnet. Von deinem Antlitz geh mein Urteil aus, / Denn deine Augen sehen recht! Sie sehen alles im rechten Licht. Prüfst du mein Herz, durchforschest du mich des Nachts / Und läuterst mich Wie das Gold geläutert wird. - so findest du nichts Böses: / Denk ich Arges - es kommt nicht über meinen Mund. Der Psalmist unterdrückt seine bösen Gedanken, so daß sie nicht in bösen Worten oder bösen Taten hervortreten. Seh ich der Menschen Tun und Treiben, so hüt ich mich, treu deinem Wort, / Vor der Schadenstifter Pfaden. Meine Schritte wandeln fest in deinen Wegen, / Meine Tritte wanken nicht. So ruf ich zu dir, denn du erhörest mich, Gott. / Neig mir dein Ohr, vernimm mein Wort! Erzeig mir deine wunderbare Gnade, du Retter derer, / Die sich vor ihren Widersachern / Bei deiner starken Hand zu bergen suchen. Bewahre du mich wie den Augenstern! / Birg mich im Schatten deiner Flügel Vor den Frevlern, die mich vergewaltigen, / Vor meinen grimmen Feinden, die sich um mich scharen! Ihr stolzes Herz verschließen sie Sie sind ohne Mitgefühl und Edelsinn., / Mit ihrem Munde reden sie voll Übermut. Auf Schritt und Tritt umringen sie uns David denkt hier nicht nur an sich, sondern auch an seine Getreuen, die von Saul und seiner Schar immer mehr in die Enge getrieben werden. jetzt, / Es spähen ihre Augen, wie sie uns zu Boden werfen. Sie gleichen einem Löwen, der nach Beute giert, / Und einem jungen Leu, der im Verstecke lauert. Auf, Jahwe! Tritt ihnen entgegen, strecke sie nieder! / Vor den Frevlern rette mich durch dein Schwert! Rette mich von den Menschen durch deine Hand, o Jahwe, / Rette mich von den Leuten dieser Welt! Die in irdischer Gesinnung nur für diese Welt leben, die aber auch zugleich arme, ohnmächtige Erdensöhne sind. / Sie haben ihr Teil in diesem Leben, / Und du füllst ihren Bauch mit deinen Schätzen. Das Irdische, worauf ihr Sinn allein gerichtet ist, wird ihnen auch reichlich zuteil. / Sie haben Söhne die Menge / Und lassen ihren Kindern großen Reichtum. Ich aber will dein Antlitz schauen in Gerechtigkeit, / Ich werde mich sättigen, wenn ich erwache, an deinem Anblick. Das Erwachen kann hier nur das Erwachen aus dem Todesschlaf sein. Hier bricht also die Hoffnung der Auferstehung durch, ähnlich wie am Schluß des 16. Psalms. - Der Psalm stammt wohl aus der Zeit, wo David unter Sauls Verfolgung besonders schwer zu leiden hatte. Davids Dank- und Siegeslied (Vgl. 2. Sam. 22) Dem Sangmeister. Vom Knechte Jahwes, von David, der vor Jahwe die Worte dieses Liedes redete, als ihn Jahwe errettet hatte aus der Hand aller seiner Feinde, auch aus der Hand Sauls. Vgl. 2. Sam. 22. Dieser Psalm scheint entstanden zu sein, als David die Verheißungen in 2. Sam. 7 empfangen hatte (vgl. V.51). Er sprach: Von Herzen lieb ich dich, Jahwe, meine Stärke! Jahwe, mein Fels, meine Burg, mein Retter bist du! / Mein Gott ist mein Hort, zu dem ich fliehe. / Mein Schild Vgl. 1. Mos. 15,1., das Horn meines Heils D.h. die Macht, die meiner Ohnmacht aufhilft., meine Feste ist er. Preiswürdig, ruf ich, ist Jahwe, / Ich ward errettet von meinen Feinden! Des Todes Stricke umfingen mich, / Verderbliche Bäche schreckten mich; Der Unterwelt Bande umringten mich, / Es ergriffen mich Schlingen des Todes. In V.5 und 6 schildert David in kurzen, treffenden Worten alle Not und alle Schrecken der Verfolgung, die er durch Saul zu erdulden hatte. In meiner Angst rief ich Jahwe an / Und schrie zu meinem Gott. / Da vernahm er mein Beten aus seinem Palast Gemeint ist der himmlische Palast oder Tempel Gottes., / Mein Schreien drang in seine Ohren. Es wankte und schwankte die Erde, / Der Berge Grundfesten bebten / Und zitterten, weil er zornig war. In seiner Nase stieg Rauch empor, / Aus seinem Munde fraß Feuer, / Glühende Kohlen flammten aus ihm. V.8 und 9 beschreiben, wie Gott unter großen äußeren Naturereignissen David zu Hilfe kommt. In V.9c ist an Wetterleuchten zu denken. Er neigte den Himmel und fuhr herab, / Unter seinen Füßen war Wolkennacht. Schwarze Wolkenmassen senken sich bei der Entladung des Gewitters (V.10 bis 16) auf die Erde hinab. Er fuhr auf dem Kerub und flog einher, / Schwebte auf den Schwingen des Windes. Ein Sturm verkündet das herannahende Gewitter. Der Kerub ist der Träger der Gegenwart Gottes (vgl. Ps. 80,2; 99,1; Hes. 1). In 1. Mos. 3,24 werden die Kerube als Paradieseshüter erwähnt. Die Bedeutung des Wortes ist unklar. Vielleicht hängt es mit dem assyrischen Wort karâbu = segnen, beten zusammen. Er machte Dunkel zu seiner Hülle, / Zu seinem Gezelte ringsumher; / Es umgab ihn Wasserflut und dickes Gewölk. Gott wird von den dicken, regenreichen Gewitterwolken verhüllt. Vom Glanz vor ihm her durchzuckten die Wolken / Hagel und feurige Kohlen. Die Gewitterwolken gehen von dem Licht aus, in dem Gott wohnt. Aus dem Glanz vor ihm her entzünden sich Feuerkohlen. Es donnerte Jahwe vom Himmel her, / Der Höchste ließ seine Stimme Den Donner. schallen / (Mit Hagel und feurigen Kohlen). Er schoß seine Pfeile Die Blitze., zerstreute sie. Davids Feinde. Da wurden sichtbar die Betten des Meeres, / Bloßgelegt des Erdrunds Gründe / Vor deinem Schelten, Jahwe, / Vor deines Zornhauchs Schnauben. Sogar das Meer und die Erde kommen in Aufruhr. Er griff aus der Höhe, erfaßte mich / Und zog mich aus tiefen Wassern. Jahwe streckte seine Hand aus der Höhe und zog den Schwerbedrängten aus den Wassern, d.h. aus der Macht seiner Feinde zu sich empor. Von meinem Todfeind befreite er mich, / Von meinen Hassern, die mir zu mächtig waren. An meinem Unglückstag überfielen sie mich, / Aber Jahwe ward meine Stütze. Er führte mich ins Freie hinaus Er führte ihn aus Not und Todesgefahr in die Morgenluft der Freiheit.; / Er rettete mich, weil er mich liebte. Jahwe vergalt mir nach meiner Gerechtigkeit Gott half David, weil dieser "der Mann nach seinem Herzen" war (V.21-25)., / Nach meiner Hände Reinheit lohnte er mir. Denn Jahwes Wege bin ich gewandelt, / Nicht abgefallen von meinem Gott. Nein, all seine Rechte befolgte ich treu, / Von seinen Satzungen wich ich nicht. Ich war ohne Tadel vor ihm / Und hütete mich vor Missetat. Drum vergalt mir Jahwe nach meiner Gerechtigkeit, / Nach meiner Lauterkeit, die ihm bekannt. Dem Guten erzeigst du dich gütig, / Mit dem redlichen Manne verfährst du redlich; Dem Reinen zeigst du dich rein, / Dem Falschen vergiltst du nach seinem Verhalten. Gottes Verhalten zum Menschen entspricht dem Verhalten des Menschen zu Gott (V.26-27). Denn du hilfst den bedrückten Leuten Den Frommen und Redlichen (V.26-27a)., / Doch stolze Augen erniedrigst du. Du machst meine Leuchte licht; / Jahwe, mein Gott, erhellet mein Dunkel. Gott erhält David und sein Haus. Das Dunkel, das über den König hereinbricht, wird von Gott immer wieder gelichtet. Denn im Vertrauen auf dich greif ich Heerhaufen an, / Und mit meinem Gott überspringe ich Mauern. Gottes Wege sind makellos, / Jahwes Wort ist bewährt Es ist lauteres, gediegenes Gold.; / Ein Schild ist er allen, die zu ihm fliehn. Denn wer ist Eloah als Jahwe allein? Über den Gottesnamen Eloah s. Einleitung. / Und wer ist ein Hort außer unserem Gott? Gott ist's, der mich mit Kraft gegürtet, / Der meinen Weg ohn Anstoß machte. So daß ich ohne Hindernis dem Ziel entgegeneilen konnte. Er gab mir der Hindin Schnelligkeit Vgl. 2. Sam. 2,18. / Und stellte mich auf die Höhen. Wörtlich: "auf meine Höhen". Gemeint sind hier wohl die Höhen des Landes Kanaan, die David als König "seine" Höhen nennen kann. Er übte meine Hände zum Kampf, / Daß meine Arme den ehernen Bogen spannten. Du gabst mir den Schild deines Heils, / Deine Rechte stützte mich, / Und deine Milde Oder: "deine Herablassung". Gott hat den einfachen Hirtenknaben David zum König seines Volkes erhöht. machte mich groß. Du ließest mich frei meines Weges gehn Gott räumte alle Hindernisse hinweg, die ihm im Weg standen., / Und meine Knöchel wankten nicht. Ich verfolgte die Feinde und holte sie ein; / Ich kehrte nicht um, bis ich sie vernichtet. David vernichtete seine inneren und äußeren Feinde. Ich zerschellte sie, daß sie nimmer aufstanden, / Zu meinen Füßen sanken sie hin. Du gürtetest mich mit Kraft zum Streit, / Du beugtest meine Gegner unter mich. Meine Feinde ließest du vor mir fliehn, / Und meine Hasser zerschellte ich. Sie schrien, aber kein Helfer war da; / Sie schrien zu Jahwe - er hörte sie nicht. Das Gebet der Feinde um Errettung fand keine Erhörung. Ich zerrieb sie wie Staub Daß sie wie Staub wurden. vor dem Winde, / Wie Gassenkot zertrat ich sie. Du halfst mir aus Volkesfehden Wahrscheinlich ein Hinweis auf Absaloms und Sebas Empörung (2. Sam. 15-20). V.44b-46 reden von Davids Siegen über auswärtige heidnische Völker., / Setztest mich ein zum Herrscher der Heiden: / Leute, mir unbekannt, wurden mir dienstbar. Schon als sie hörten (von meinen Siegen), gehorchten sie mir Schon auf die bloße Kunde von Davids Siegen unterwarfen sich ihm manche (2. Sam. 8,9-10)., / Des Auslands Bewohner schmeichelten mir. Des Auslands Bewohner welkten dahin Sie konnten David nicht standhalten. / Und kamen zitternd aus ihren Burgen. Um sich David zu unterwerfen. Jahwe lebt, mein Hort sei gepriesen, / Erhoben der Gott meines Heils, Der Gott, der mir Rache verliehn / Und Völker mir unterworfen, Der mich gerettet von meinen Feinden! / Über meine Gegner erhebst du mich. / Entreißt mich dem Mann der Gewalttat. Drum preis ich dich, Jahwe, unter den Völkern, / Deinem Namen will ich lobsingen. Vgl. Röm. 15,9. Hier führt Paulus zum Beweis, daß das messianische Heil nach Gottes Barmherzigkeit auch den Heiden zuteil werden soll, neben 5. Mos. 32,43 und Ps. 117,1 auch den 50. Vers unseres Psalms an. Denn Jahwe schenkt seinem Könige Heil / Und erweiset Gnade seinem Gesalbten: / David und seinem Samen auf ewig! Gottes Herrlichkeit in der Schöpfung und im Gesetz Dem Sangmeister. Ein Psalm Davids. Die Himmel erzählen Gottes Herrlichkeit. / Und seiner Hände Werk verkündiget die Feste. D.h. der gewölbte Himmel. Ein Tag meldet dem andern das Wort, / Eine Nacht bringt der andern die Kunde. Das Wort und die Kunde von Gottes Herrlichkeit. Dies ist keine Sprache, dies ist keine Rede, / Deren Stimme man nicht verstünde. Die Sprache des Sternenhimmels ist für die Menschen zu allen Zeiten und an allen Orten verständlich: sie verkündet Gottes Größe und Herrlichkeit. In alle Lande geht aus ihr Klang, / Ihr Ruf bis ans Ende der Erde. Gemeint sind Klang und Ruf der Himmel. Diese Sprache, die der Himmel in seiner Schönheit redet, ergeht über die ganze Erde; sie preist mit lauter Stimme Gott, den allmächtigen Schöpfer. / Dort D.h. am Ende der Erde, dort, wo sich der Himmel scheinbar mit der Erde berührt und wo die Sonne jeden Abend untergeht. hat er Gott. der Sonne ein Zelt gesetzt. Im fernen Westen hat Gott der Sonne gleichsam ein Prachtgezelt bereitet, wo sie nach ihrem Untergang sich ausruht, um dann am anderen Morgen neu gestärkt ihren Lauf wieder zu beginnen. - Die Worte in V.5 gebraucht der Apostel Röm. 10,18, indem er von der Ausbreitung der Predigt des Evangeliums über die ganze Erde redet. Er sieht in dem überallhin erschallenden Heroldsruf der Himmel ein Bild des überallhin erschallenden Heroldsrufes der frohen Botschaft Christi. Sie ist dem Bräutigam gleich, der hervortritt aus seinem Gemach So freudig und strahlend beginnt die Sonne jeden Morgen, indem sie ihr Zelt verläßt, von neuem ihre Fahrt., / Freut sich, wie ein Held zu laufen die Bahn. Auf ihrem Lauf durchmißt sie, heldenhaft alle Finsternis überwindend, von Osten nach Westen ihre Bahn. Vom Ende des Himmels Von Osten. geht sie aus / Und läuft bis ans andere Ende. Nach Westen. / Nichts bleibt verborgen vor ihrer Glut. Sie schaut wie eine glühende Leuchte in die verborgensten Winkel der Erde hinein. Jahwes Gesetz ist makellos, / Es erquicket die Seele. Der zweite Teil des Psalms (V.8-15) folgt dem ersten ganz unvermittelt. An die Lobpreisung des Schöpfers schließt sich die Lobpreisung des Gesetzgebers. Wie die Sonne das Licht in der natürlichen Welt ist, so ist das Gesetz für den frommen Israeliten das Licht in der geistlichen Welt. In der Schöpfung redet El; dieser Gottesname kommt V.2 vor (vgl. Einleitung). Im Gesetz aber redet Jahwe. Der Name El weist hin auf Gottes Machtverhältnis zur Welt, der Name Jahwe ist der heilsgeschichtliche Name Gottes auf Grund der Offenbarung, die er seinem auserwählten Volk hat zuteil werden lassen. Jahwes Gesetz wird in 12 Sprüchen gepriesen, von denen sich immer je zwei wie Voraussetzung und Folge zueinander verhalten. / Jahwes Zeugnis ist zuverlässig, / Es macht den Toren weise. Jahwes Befehle sind richtig, / Sie erfreuen das Herz. / Jahwes Gebot ist lauter, / Es erleuchtet die Augen. Jahwes Verehrung ist rein, / Sie bestehet für immer. / Jahwes Sprüche Richterliche Urteilssprüche; alles, was nach Gottes Entscheidung recht ist und zu Recht besteht. sind wahr, / Rechtschaffen zumal. Köstlicher sind sie Gottes Offenbarungsworte. als Gold / Und viel gediegenes Gold. / Ja süßer sind sie als Honig / Und aus den Waben fließender Seim. Auch wird dein Knecht durch sie belehrt; / Wer sie hält, hat großen Gewinn. Wer ist sich aller Vergehen bewußt? Gemeint sind hier Vergehen aus Unwissenheit und Übereilung. / Von verborgenen Sünden sprich mich los! Auch vor Frechen Vor frechen Sündern, die vorsätzlich und mutwillig sündigen. beschirme deinen Knecht, / Daß sie mich nicht beherrschen! Daß ich nicht unter ihren bösen Einfluß gerate. / Dann bin ich unsträflich / Und frei von schwerer Schuld. So nimm denn gnädig auf die Worte meines Mundes / Und meines Herzens Sinnen, / Jahwe, / Mein Fels und mein Erlöser! Der Psalm schließt in V.13 bis 15 mit einer Bitte um Rechtfertigung und Heiligung. Ein Bittgebet für den König vor dem Kampfe Dem Sangmeister. Ein Psalm Davids. (Der levitische Sängerchor:) / Es erhöre dich Jahwe am Tage der Not, / Der Name des Gottes Jakobs schütze dich! Er sende dir Hilfe vom Heiligtum / Und stütze dich von Zion her! Wo Gott in seinem Heiligtum wohnt. Er gedenke all deiner Speisopfer, / Und dein Brandopfer sei ihm wert! Während des Gesanges von V.2 bis 6 bringt der König das Opfer dar, wie dies vor Beginn des Kampfes üblich war (1. Sam. 13,9ff.). Sela. Er gebe dir, was dein Herz begehrt, / Und all deine Wünsche erfülle er! Dann wollen wir jauchzen ob deiner Hilfe Ob des Sieges, den du, o Gott, dem König schenkst. / Und im Namen unsers Gottes das Banner schwingen. / Jahwe gewähre dir all dein Bitten! (Eine Einzelstimme:) / Nun weiß ich, daß Jahwe seinem Gesalbten Seinem gesalbten König. hilft, / Aus seinem heiligen Himmel erhört er ihn / Durch gewaltige Taten seiner Rechten. Diese vertrauen auf Wagen Hier sind Kriegswagen gemeint. und jene auf Rosse, / Wir aber rufen an den Namen Jahwes, unsers Gottes. Sie sinken nieder und fallen, / Wir aber stehen und halten uns aufrecht. (Schlußruf des ganzen Sängerchors:) / Jahwe, rette den König! / Erhör uns heut, da wir zu dir flehn! In diesem Psalm bittet das Volk für seinen König, der vor dem Auszug in den Kampf auf dem Zionsberg opfert. David legt diesen Psalm zur Ehre Gottes dem Volk in den Mund. Vor welchem Krieg der Psalm entstanden ist, darauf fehlt jeder Hinweis. Ein Dankgebet für den König nach dem Kampfe Dem Sangmeister. Ein Psalm Davids. (Der levitische Sängerchor:) / Ob deiner Macht, o Jahwe, freut sich der König / Und ob deiner Hilfe - wie jauchzt er so sehr! Seines Herzens Verlangen hast du ihm erfüllt, / Seiner Lippen Begehren ihm nicht versagt. D.h. du hast ihm den gewünschten und erbetenen Sieg über seine Feinde geschenkt. Sela. Ja, reichsten Segen hast du ihm geschenkt Wörtlich: "Mit Segnungen an Gutem kommst du ihm zuvor", noch ehe er dich darum bittet., / Ihm aufs Haupt gesetzt eine Krone von Gold. Ist hier vielleicht an 2. Sam. 12,30 zu denken? Um Leben bat er - du gabst es ihm, / Langes Leben für immer und ewig. Durch deine Hilfe ist groß sein Ruhm, / Glanz und Hoheit legst du auf ihn. Ja, du machst ihn zum Segen auf ewig, / Erfüllest ihn mit Freude vor dir. (Eine Einzelstimme:) / Denn der König vertrauet auf Jahwe, / Durch des Höchsten Gnade wanket er nicht. Deine Hand wird treffen all deine Feinde, / Deine Rechte erreichen, die dich hassen. Du machst sie gleich einem Feuerofen, wenn du erscheinst. D.h. du wirst sie vertilgen; vgl. Matth. 25,41. / Jahwe verderbt sie in seinem Zorn, / Und Feuer wird sie verzehren. Vgl. Offb. 19,20; 20,15. Ihre Kinder wirst du von der Erde vertilgen, / Ihr Geschlecht von den Menschen ausrotten. Sinnen sie Böses wider dich, / Erdenken sie Tücke - es ist umsonst! Denn du schlägst sie in die Flucht, / Deine Pfeile richtest du gegen sie. (Schlußruf des ganzen Sängerchors:) / Erheb dich, Jahwe, in deiner Macht! / Dann preisen wir singend deine Kraft. Schon die Juden haben den 21. Psalm auf den König Messias gedeutet. Und in der Tat, erst in ihm, der nicht nur Davids Sohn, sondern auch Davids Herr ist, finden die Worte dieses Psalms ihre volle Erfüllung: er spendet Gottes Heil, aber er vollzieht auch Gottes Gericht. Durch Leiden zur Herrlichkeit Der 22. Psalm zerfällt in zwei Hauptteile: Zuerst schildert der Psalmist seine Leiden, indem er zugleich seine Glaubenszuversicht zum Ausdruck bringt und Gott um Hilfe bittet (V.1-22). Zweitens verkündigt er prophetisch die herrlichen Folgen dieser Leiden, die sich zunächst über Israel, dann aber auch über alle Völker, ja über alle künftigen Geschlechter erstrecken werden (V.23-32). Eine Lage, wie sie der Leidende in diesem Psalm schildert, läßt sich weder im Leben Davids noch in dem Leben eines andern Frommen des Alten Bundes nachweisen. Auch kann weder David noch irgendein andrer eine solche Frucht seines Leidens erwartet haben, wie sie in dem zweiten Teil des Psalms geschildert wird. So ergibt sich deutlich, daß der Psalm eine prophetische Bedeutung hat. Er hat sich bis ins einzelne in dem Kreuzesleiden und in der darauf folgenden Verherrlichung Christi erfüllt. Das Kreuzesleiden wird so anschaulich geschildert, als hätten wir hier nicht eine Weissagung, sondern den geschichtlichen Bericht der Evangelien vor uns. Man vergleiche V.1 mit Matth. 27,46; Mark. 15,34. V.8 und 9 mit Matth. 27,39-44. V.13 und 14 geben eine anschauliche Schilderung von der Feindschaft der Obersten der Juden gegen den Herrn. V.15 und 16 beschreiben die namenlosen Leiden des Gekreuzigten. Mit V.17c ist zu vergleichen Luk. 24,39, mit V.19 Matth. 27,35; Mark. 15,24; Luk. 23,34; Joh. 19,23-24. - In Hebr. 2,12 wird Ps. 22,23 dem auferstandenen und verherrlichten Erlöser in den Mund gelegt. Er, der Begründer des Heils, der durch Leiden vollendet worden ist, hat viele Söhne Gottes zur Herrlichkeit geführt, die er nun in wunderbarer Herablassung seine Brüder nennt und denen er in seiner Gemeinde die herrlichen Früchte seines Leidens mitteilt. Nachdem er sich selbst als Sündopfer dargebracht hat, richtet er jetzt seinem erlösten Volk in der Gemeinde das Dankopfer aus: er läßt im heiligen Abendmahl alle ohne Unterschied, Reiche und Arme, die seine Gnade anbetend suchen, an seinen himmlischen Segnungen Teil empfangen (V.26-30). Und seine aus Israel und der Heidenwelt gesammelte Gemeinde wird nie untergehen. Bis in die späteste Nachwelt wird von Geschlecht zu Geschlecht verkündigt werden, daß Gott das große Werk der Errettung durch seinen leidenden Knecht vollbracht hat (V.31-32). Bei den letzten Worten unseres Psalms denken wir an den Ruf des gekreuzigten Erlösers: "Es ist vollbracht!" (Joh. 19,30.) Mit Ps. 22 vergleichen wir Jes. 53, wo das stellvertretende Leiden des Knechtes Gottes und die ihm zuteil gewordene Herrlichkeit noch klarer prophetisch geschildert werden.Dem Sangmeister, nach (der Melodie von:) "Hindin der Morgenröte" (?) Der Ausdruck ist dunkel. Vielleicht ist damit die Melodie eines alten, mit diesen Worten beginnenden Liedes gemeint, nach der Ps. 22 gesungen werden sollte.. / Ein Psalm Davids. Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?! / Ohne Hilfe zu finden, muß ich zu dir schrein. Mein Gott, ich rufe am Tage, doch du hörest mich nicht; / Auch (ruf ich) des Nachts, / Aber mein Klagen wird nicht gestillt. Und dennoch bist du der Heilige, / Über Israels Lobliedern Die Gott in seinem Heiligtum dargebracht werden. thronend. Dir haben unsre Väter vertraut, / sie haben vertraut: du hast sie errettet. Sie schrien zu dir und wurden frei, / Sie vertrauten dir und sind nicht zuschanden geworden. Ich aber bin ein Wurm So hilflos und verachtet (vgl. Jes. 41,14; 52,14). und kein Mensch, / Von den Leuten verhöhnt und verachtet vom Volk. Alle, die mich sehen, spotten mein, / Verziehen die Lippen, schütteln den Kopf: Eine Gebärde des Staunens, des Spottes und der Schadenfreude. V.9. folgen dann die Worte der Spötter. "Befiehl dich Jahwe - der rette ihn, / Er reiß ihn heraus, hat er Freude an ihm!" Ja Ja, du, o Gott, hast wirklich Wohlgefallen und Freude an mir; "denn du hast" usw., du hast mich gezogen aus Mutterschoß, / Mit Vertrauen Auf Gott. mich erfüllt an der Mutter Brust. Auf dich bin ich gewiesen von Anfang an Wörtlich: "Auf dich bin ich geworfen von Mutterleibe an.", / Seit meiner Geburt bist du mein Gott. Sei nicht fern von mir, denn Not ist nah - / Ich habe ja sonst keinen Helfer! Viele Stiere haben mich umringt, / Die Starken Basans umgeben mich. Basan ist das Land jenseits des Jordans. Es war berühmt wegen seiner fetten Weiden und waldigen Berggegenden, wo es die stärksten, wildesten Stiere gab. "Starke Basans" bedeutet "Stiere". Ihren Rachen öffnen sie wider mich / Wie ein reißender, brüllender Löwe. Wie Wasser bin ich hingegossen, / All meine Gebeine sind auseinandergereckt. Der Psalmist beschreibt nun, wie er mitten unter seinen grimmigen Feinden fast tot ist. / Es ist mein Herz wie Wachs, / Zerschmolzen in meinem Innern. Vertrocknet wie eine Scherbe ist meine Kraft, / Die Zunge klebt mir am Gaumen, / Und du lagerst mich in den Todesstaub. Ja, es haben mich Hunde umringt, / Eine Bösewichterrotte hat mich umkreist, / Sie durchbohren mir Hände und Füße. Nach LXX. Zählen könnt ich all meine Gebeine; / Sie aber freuen sich meiner Qual. Während der Leidende auf seinen ausgespannten, todmüden Leib blickt, an dem alle Knochen hervortreten, weiden sich seine Feinde schadenfroh an seiner Qual. Sie teilen meine Kleider unter sich / Und werfen das Los über mein Gewand. Du aber, Jahwe, bleib nicht fern! / Meine Stärke, eil mir zu Hilfe! Rette mein Leben vom Schwert, / Aus der Hunde Gewalt reiß meine Seele. Wörtlich: "meine Einzige" und darum Unersetzliche. Die Seele, das Leben, ist das einzige, das verlorengehen kann. Hilf mir doch aus des Löwen Rachen, / Aus der Büffel Hörnern mache mich frei! Dann will ich meinen Brüdern deinen Namen künden, / Inmitten der Gemeinde dir lobsingen: Der Psalmist weiß, daß sein Leiden für die ganze Gemeinde Bedeutung hat. Sie soll darum die Botschaft seiner Rettung vernehmen. V.24 folgt nun seine Heilsverkündigung, die sich an das ganze Israel richtet. "Die ihr Jahwe fürchtet, preist ihn, / Alle Nachkommen Jakobs, ehret ihn / Und scheut euch vor ihm, alle Israelsöhne! Denn nicht verachtet, nicht verschmäht er des Armen Qual, / Nicht hat er sein Antlitz vor ihm verborgen, / Und als er schrie, hat er ihn erhört." Dir gilt mein Lobpreis in großer Gemeinde. / Meine Gelübde bezahl ich vor allen Frommen. Essen sollen Demütige und satt werden; / Preisen werden Jahwe, die ihn suchen: / "Euer Herz soll sich laben auf ewig!" Der aus seinem Todesleiden Errettete bringt nach seinem Danklied (V.24-25) auch ein Dankopfer dar, wozu er die Demütigen, die irdisch und geistlich Armen, einlädt. V.27c ist gleichsam der Segenswunsch des Gastgebers an seine und Jahwes Gäste, und der Wunsch will sagen: dieses Mahl schenke euch eine ewig währende Erquickung. Des gedenkend An alles gedenkend, was den großen Gegenstand des Psalms bildet. werden sich wenden zu Jahwe / Alle Enden der Erde; / Und niederfallen werden vor dir / Alle Geschlechter der Heiden. Der Psalmist erwartet als Frucht der Verkündigung dessen, was Gott an ihm getan hat, die Bekehrung aller Völker. Wie weit reicht das über Davids Zeit und Geschichte hinaus! Denn Jahwes ist das Königtum, / Er ist aller Völker Herrscher. Niederfallen werden vor ihm alle Großen Wörtlich: "alle Fetten". der Erde, / Wenn sie gegessen haben. Wenn sie die Segnungen des aus allen seinen Leiden erretteten Gerechten empfangen haben. / Vor ihm werden auch alle knien. / Die hinabfahren in des Grabes Staub D.h. die vor Kummer und Elend fast schon gestorben sind. / Und die ihr Leben nicht fristen können. Die Nachwelt soll ihm dienen, / Man wird vom Herrn erzählen dem künftigen Geschlecht. Sie Die zum Herrn Bekehrten. werden kommen und seine Treue verkünden / Dem spätern Volk, daß er es vollbracht! Der gute Hirt und Wirt Ein Psalm Davids. Jahwe ist mein Hirt: mir mangelt nichts. / Auf grünen Auen läßt er mich ruhn, / Zu stillen Wassern Wo der Müde den lieblichsten Ruheplatz findet und zugleich sich erfrischen kann. führt er mich. Er labet meine Seele, / Er leitet mich auf rechten Pfaden Die keine Gefahr bringen und die zum rechten Ziel führen. / Um seines Namens willen. Auch wenn ich wandre durch ein Tal des Todesschattens Auf einem Weg, wo feindliche Überfälle und Unglück aller Art drohen., / Fürcht ich kein Leid. / Denn du bist bei mir; dein Hirtenstab und Stecken, / Die trösten mich. Du deckest mir den Tisch / Vor meiner Dränger Augen. Versetzt uns dieser Psalm in die Zeit der Empörung Absaloms, so ließe sich hier passend denken an 2. Sam. 17,27-29. / Du salbst mein Haupt mit Öl, / Mein Becher fließt über. Nur Glück und Gnade folgen mir Selbst wenn die Feinde mir auf den Fersen sitzen. / Mein Leben lang, / Und wieder weilen werde ich in Jahwes Haus Wenn ich nach Jerusalem zurückgekehrt bin (vgl. Anm. 2 zu Ps. 5). - In neutestamentlicher Erfüllung ist Jesus der gute Hirte (Joh. 10,12ff.). Er deckt den Seinen den Tisch vor allem im heiligen Abendmahl und salbt sie mit dem Öl seines Geistes. / Bis an das Ende meiner Tage. Der König der Ehren kommt! Ein Psalm Davids. David scheint Ps. 24 als Festlied gedichtet zu haben, als er die Bundeslade von Kirjat-Jearim in feierlichem Zuge nach dem Zionsberg brachte (2. Sam. 6). Der Psalm besteht aus zwei Teilen: V.1-6 scheint gesungen worden zu sein, während der Festzug mit der Bundeslade den Berg Zion hinaufzog. V.7-10 scheint dann nach der Ankunft des Festzuges oben auf dem Berg Zion vor den Toren der alten Burg gesungen worden zu sein. / (Der Festchor, während er mit der Bundeslade den Berg Zion hinaufsteigt:) / Jahwe ist die Erde und was sie erfüllt, / Der Erdkreis mit seinen Bewohnern. 1. Kor. 10,26. Denn er hat sie Die Erde. auf Meere gegründet / Und über Ströme sie aufgerichtet. Weil das Meer eher da war als das Festland (1. Mos. 1,9-10), so ruht das Festland gleichsam auf dem Meer und wird über diesem durch Gottes Allmacht aufrechterhalten. (Eine Einzelstimme:) / Wer darf Jahwes Berg besteigen, / Wer darf treten an seine heilige Stätte? (Der Festchor:) / Wer schuldlose Hände hat D.h. wer sich nicht bestechen läßt. und reines Herzens ist, / Wer nicht auf Lüge sinnt / Und nicht betrügerisch schwört - Der wird Segen empfangen von Jahwe / Und Hilfe vom Gott seines Heils. So sind, die nach ihm fragen: / Die dein Antlitz suchen, sind Jakob. Sie sind Jakob, nicht nur dem Fleisch nach, sondern in voller Wahrheit (Jes. 44,2; Röm. 9,6). Sela. (Der Festchor oben vor den Toren der Zionsburg:) / Erhebt, ihr Tore, eure Häupter, / Ja, reckt euch empor, uralte Pforten Die schon in der Zeit Melchisedeks (1. Mos. 14,18) und der Jebusiter (2. Sam. 5,6) bestanden. Die Tore der Burg sollen sich erweitern und gleichsam emporrecken, weil sie für den einziehenden König der Herrlichkeit zu klein und niedrig sind., / Damit der König der Ehren einziehe! (Eine Einzelstimme drinnen, die gleichsam eine Antwort der Tore ist:) / Wer ist denn der König der Ehren? / (Der Festchor:) / Jahwe ist's, ein Starker, ein Held, / Jahwe, ein Held im Streit! Erhebt, ihr Tore, eure Häupter, / Ja reckt euch empor, uralte Pforten, / Damit der König der Ehren einziehe! (Wieder die Einzelstimme drinnen:) / Wer ist denn der König der Ehren? / (Der Festchor draußen:) / Jahwe (der Herr) der Heerscharen Die Heerscharen sind die Engel und die Sterne., er ist der König der Ehren. / Sela. Herr, hilf! Von David. Ps. 25 ist der dritte in der Reihe der neun alphabetischen Psalmen. / Auf dich, o Jahwe, ist mein Herz gerichtet. Bei dir, mein Gott, fühl ich mich sicher; / Laß mich nicht zuschanden werden! / Laß meine Feinde nicht über mich frohlocken! Gar niemand, der dein harret, wird zuschanden. / Zuschanden werden, die ohn Ursach treulos sind. Die unter nichtigen Vorwänden gewissenlos von Gott abfallen. Deine Wege, Jahwe, tu mir kund, / Deine Steige lehre mich! Halt mich auf dem Pfade deiner Wahrheit, lehre mich! / Denn der Gott, der mir hilft, bist du. / Dein harr ich allezeit. Sei eingedenk, o Jahwe, deiner Huld und Gnade, / Denn sie sind von Ewigkeit. Gedenke Da im Deutschen kein Wort mit Ch beginnt, so habe ich das G gewählt. nicht der Sünden meiner Jugend / noch meiner Missetaten! / Gedenk du mein nach deiner Gnade / Um deiner Güte willen, Jahwe! Treugesinnt ist Jahwe und voll Güte; / Drum zeigt er Sündern auch den rechten Weg. Den Weg, der zum Leben führt. Im Rechte Auf der Bahn dessen, was Gottes Gesetz entspricht. leitet er Demütige / Und lehret die Elenden seinen Weg. Die Demütigen oder Elenden, die geistlich Armen (Matth. 5,3) sind willig, Gottes Wege zu lernen, während die Selbstgerechten und Hochmütigen nichts davon wissen wollen. Kann's anders sein, als daß die Wege Jahwes / alle Gnade sind und Wahrheit Gottes Wege sind Gnade, weil sie die Menschen ohne ihr Verdienst zum Heil führen; sie sind Wahrheit, weil alle, die diese Wege wandeln, die Zuverlässigkeit der göttlichen Verheißungen erfahren. / Für die, die da bewahren seinen Bund und seine Zeugnisse? Laß, Jahwe, doch um deines Namens willen / Vergebung werden meiner Schuld, denn sie ist groß. Mit Jahwes Furcht erfülltem Mann / Zeigt Gott den Weg, den er erwählen soll. Nicht nur ihm selber Wenn er Gottes Weg erwählt. wird es wohl ergehn, / Nein, auch sein Same wird das Land besitzen. Vgl. Ps. 37,11; Matth. 5,5; Offb. 5,10. Sein Wohlgefallen Oder: "Seine Freundschaft". schenkt Jahwe denen, die ihn fürchten, / Und seinen Bund läßt er sie wissen. Auf Jahwe richten sich beständig meine Augen; / Denn er wird aus dem Netze ziehen meinen Fuß. Prüfend wende dich zu mir und sei mir gnädig! / Denn einsam bin ich und elend. Zermalmend trifft die Angst mein Herz; / Aus meinen Nöten rette mich! Ruhn laß dein Aug auf meinem Leid und Ungemach, / Vergib mir alle meine Sünden! Richte deinen Blick auf meine Feinde, wie sie zahlreich sind / Und wie sie ohne Grund mich hassen. Schütze meine Seele und errette mich! / Laß mich nicht zuschanden werden, denn dir vertraue ich. Treue und Aufrichtigkeit mögen mich behüten, / Denn ich harre dein! Elohim, erlöse Israel aus allen seinen Nöten! V.22 ist über die alphabetische Reihe hinaus dem Psalm angehängt. Des Unschuldigen festes Gottvertrauen Von David. / Hilf mir zu meinem Recht, o Jahwe; / denn in Unschuld bin ich gewandelt, / Und auf Jahwe hab ich vertrauet, ohne zu wanken. Prüfe mich, Jahwe, erprobe mich, / Erforsche Wörtlich: "Erprobe durch Schmelzen". meine Nieren und mein Herz! Die Nieren sind der Sitz der Empfindungen, auch der Gedanken und des Gewissens; das Herz ist der Mittelpunkt des Geisteslebens. Denn deine Gnade ist mir stets vor Augen, / Und in deiner Wahrheit wandle ich. Ich sitze nicht bei falschen Leuten, / Mit Hinterlistigen verkehre ich nicht. Ich hasse der Bösen Versammlung, / Und bei den Gottlosen sitze ich nicht. Ich will meine Hände in Unschuld waschen Man denke an die Vorschrift, daß sich die Priester vor ihrem Dienst Hände und Füße waschen mußten. / Und möchte wandeln, o Jahwe, um deinen Altar Die andächtige Menge bewegt sich in feierlichem Zuge um den Brandopferaltar des Vorhofs., Laut anzustimmen den Lobgesang / Und zu erzählen all deine Wunder. Lieb hab ich, Jahwe, deines Hauses Stätte / Und den Ort, da deine Herrlichkeit wohnt. Raffe meine Seele nicht hin mit Sündern / Noch mit Blutmenschen mein Leben: An ihren Händen klebt Schandtat, / Ihre Rechte ist voll Bestechung. Ich aber will in meiner Unschuld wandeln; / Errette mich und sei mir gnädig! Mein Fuß steht auf ebenem Weg; / In der Gemeinde will ich Jahwe preisen. Stammt dieser Psalm von David, so könnte er während der Empörung Absaloms entstanden sein. Damals war David in großer Not. Er war fern von Jerusalem und dem Heiligtum Gottes. Aber er vertraut auf die Hilfe Gottes, dem er nach seiner Rückkehr auf Zion Lob und Dank darbringen will. Gott, der Bedrängten Licht und Heil Von David. / Jahwe ist mein Licht und mein Heil! / Vor wem sollt ich mich fürchten? / Jahwe ist meines Lebens Schutz! / Vor wem sollt ich zagen? Dringen Frevler auf mich ein, / Mein Fleisch zu fressen; / Kommen meine Dränger und Feinde heran: / Sie müssen straucheln und fallen. Lagert sich auch ein Heer wider mich - / Mein Herz ist ohne Furcht. / Erhebt sich Krieg gegen mich - / Auch dann bin ich getrost. Eins nur erbitt ich von Jahwe, / Dies wäre mein Wunsch: / Daß ich in Jahwes Hause bleiben darf / Mein Leben lang, / Um Jahwes Huld zu schauen / Und immer seinen Tempel zu besuchen. Denn er bringt mich in seine Hütte Die Hütte oder das "Zelt" ist Gottes Heiligtum auf dem Zionsberg. Dort fühlt sich David vor aller Gefahr geborgen, dort hat er gleichsam Feldengrund unter seinen Füßen. / Am Unglückstage, / Schirmt mich in seines Zeltes Schirm, / Auf einen Fels erhöht er mich. So erhebt sich mein Haupt über meine Feinde ringsum. / Opfer des Jubels Gemeint sind Opfer jubelnden Dankes. will ich opfern in seinem Zelt, / Will Jahwe singen und spielen. Höre, Jahwe, ich rufe laut! / Sei mir denn gnädig, erhöre mich! Zu dir spricht mein Herz: (da du geboten:) 'Suchet mein Antlitz!' / "Dein Antlitz, Jahwe, such ich auch." Verbirg dein Antlitz nicht vor mir! / Weise nicht ab im Zorn deinen Knecht! / Meine Hilfe bist du. So verwirf mich nicht / Und verlaß mich nicht, Gott meines Heils! Wenn mich Vater und Mutter verlassen, / Nimmt Jahwe mich auf. Zeige mir, Jahwe, deinen Weg, / Leit mich auf ebner Bahn Auf der Bahn der Gerechtigkeit. / Um meiner Feinde willen. Gib mich nicht preis meiner Dränger Wut; / Denn es erheben sich gegen mich falsche Zeugen, / Leute, die Frevel schnauben. Glaubte ich nicht, noch Jahwes Güte zu schauen / In der Lebendigen Land - (ich wäre vergangen in meinem Elend.) In V.13 fehlt der Nachsatz, der durch die eingeklammerten Worte ergänzt ist. Hoff auf Jahwe! Sei getrost und unverzagt! / Ja, hoff auf Jahwe! Ps. 27 besteht aus zwei ungleichen Hälften. Die erste Hälfte (V.1-6) ließe sich David zuschreiben, und wir könnten hier auch an die absalomische Verfolgungszeit denken. In der zweiten Hälfte aber (V.7-14) ist die Lage und die Stimmung des Dichters ganz anders als in der ersten. Freilich kommt in beiden Hälften gleichmäßig das starke Gottvertrauen zum Ausdruck, und deshalb mögen auch beide Teile später zu einem Psalm verbunden worden sein. Gott, ein starker Hort gegen alle Feinde Von David. Auch dieser Psalm wird gut verständlich im Blick auf Absaloms Empörung. Vielleicht ist der Psalm zu verschiedenen Zeiten entstanden. Die Bitte V.1-5 scheint während der Empörung gedichtet zu sein. Da ist David mit seinem Volk in großer Not. Frevler haben sich gegen ihn erhoben, falsche Freunde haben ihn verraten. Der Dank V.6-9 paßt besser für die Zeit nach der Empörung. Am Schluß (V.8-9) bittet der König für sich und sein Volk. / Zu dir, o Jahwe, rufe ich, / Mein Fels, gib mir doch Antwort! / Denn hörst du mich nicht, / So gleiche ich denen, die in die Grube fahren. D.h. den Sterbenden oder Gestorbenen. Höre mein lautes Flehn, wenn ich zu dir schreie, / Wenn ich meine Hände erhebe / Zu deinem Allerheiligsten. Im Allerheiligsten der Stiftshütte und des Tempels stand die Bundeslade mit den Cherubim, die Gottes Gegenwart abbildeten und verbürgten. Raff mich nicht weg mit Frevlern und Übeltätern, / Die freundlich reden mit ihren Nächsten, / Während sie Böses im Sinne haben. Vergilt du ihnen nach ihrem Tun und ihren bösen Werken! / Nach ihrer Hände Tat gib ihnen, / Vergilt du ihnen, was sie verdient! Wenn sie nicht achten auf Jahwes Tun und seiner Hände Werk, / So reiß er sie nieder und baue sie nicht! D.h. schenke ihnen nicht Glück und Segen. Gelobt sei Jahwe! / Denn er hat mein lautes Flehen gehört. Jahwe ist mein Schutz und mein Schild. / Auf ihn hat mein Herz vertraut, / Und ich hab Hilfe gefunden! / Drum jubelt mein Herz, / Und mit meinem Liede will ich ihm danken. Jahwe schütze sein Volk! / Ein Heilsort ist er seinem Gesalbten. Für seinen gesalbten König. O hilf deinem Volk und segne dein Erbe, / Weide und trage sie ewiglich! 5. Mos. 1,31; 2. Mos. 19,4. Gottes siebenfache Donnerstimme Ein Psalm Davids. / Bringet Jahwe, ihr Gottessöhne Die Gottessöhne sind die Engel (Ps. 89,7; 1. Mos. 6,2.4; Hiob 1,6; 2,1; 38,7; Dan. 3,25)., / Bringet Jahwe Ehre und Preis! Bringt Jahwe seines Namens Ehre! Bringt ihm die Ehre dar, die seinem Namen gebührt. / Huldigt Jahwe in heiligem Schmuck! Gleichsam in priesterlichem Schmuck, in reinen, himmlischen Lichtgewändern sollen sich die Engel anbetend vor Gott niederwerfen. Jahwes Stimme Der Donner. schallt über den Wassern: Über den Wassern des Mittelländischen Meeres; dorther kommt das Gewitter. / Der Gott der Ehre donnert, / Jahwe thront über mächtigen Wassern. Jahwes Stimme erschallt mit Macht, / Jahwes Stimme erschallt mit Pracht. Sie ist in ihrer Macht und Gewalt auch schön. Unendliche Kraft und vollendete Schönheit vereinen sich in allen Werken Gottes. Jahwes Stimme Der unter Donnergedröhn niederfahrende Blitz. zerschmettert Zedern, / Jahwe zerschmettert des Libanons Zedern. Er läßt hüpfen wie Kälber Die Zedern hüpfen, indem sie sich im Gewittersturm biegen und dann wieder emporschnellen., / Libanon und Sirjon Sirjon ist der Berg Hermon (5. Mos. 3,9). wie junge Büffel. Jahwes Stimme sprüht Feuerflammen. Blitze. Donner und Blitz sind ja eng verbunden. Jahwes Stimme läßt beben die Wüste, / Beben läßt Jahwe die Wüste von Kades. Gemeint ist wohl Kades Barnea (4. Mos. 32,8; Jos. 10,41). Das Gewitter, das vom Mittelmeer kommt, entlädt sich über dem Libanon und zieht von da nach der Arabischen Wüste. Jahwes Stimme läßt Hinden gebären Die Hirschkühe gebären in dem Gewittersturm vor Schreck frühzeitig., / Entblättert die Wälder. Der Sturm reißt Blätter und Zweige ab. / In seinem Tempel ruft alles: "Ehre!" Während so auf Erden Angst und Zittern herrschen, herrscht droben im himmlischen Tempel heilige Ruhe. Nach wie vor bringen alle Engelchöre Gott Ehre und Anbetung dar. Jahwe thronte einst über der Sintflut 1. Mos. 7., / Jahwe wird thronen als König auf ewig. Jahwe verleiht seinem Volke Macht, / Jahwe segnet sein Volk mit Frieden! Franz Delitzsch sagt sehr schön: "Der Anfang des Psalms zeigt uns den Himmel offen und den Thron Gottes inmitten der Lobgesänge der Engel, und der Schluß des Psalms zeigt uns auf der Erde inmitten des alles erschütternden Zornrufs Jahwes sein sieghaftes und mit Frieden gesegnetes Volk. Gloria in excelsis (Ehre sei Gott in der Höhe) ist der Anfang und pax in terris (Friede auf Erden) das Ende." Dank für Rettung aus Todesnot Ein Psalm. Nach dem Liede der Hausweihe (?). Es gab vielleicht ein Lied, das bei der Einweihung der Häuser gesungen wurde und dessen Melodie dieser Psalm folgen sollte. Von David. Daß David einmal in eine tödliche Krankheit gefallen ist, von der er durch Gottes Hilfe wunderbar geheilt wurde (man denke an Hiskia Jes. 38; 2. Kön. 20,1-11), daran braucht nicht gezweifelt zu werden, obwohl uns sonst über diese Krankheit nichts bekannt ist. Ich erhebe dich, Jahwe: Du hast mich errettet Aus Todesgefahr., / Daß meine Feinde nicht über mich jauchzten. Jahwe, mein Gott, ich schrie zu dir: / Du hast mich geheilt. Jahwe, du hast mich dem Tode entrissen Wörtlich: "Du hast heraufgeführt aus der Scheôl (Unterwelt) meine Seele.", / Mich neubelebt, daß ich nicht in die Grube sank. Lobsinget Jahwe, ihr, seine Frommen, / Und dankt seinem heiligen Namen! Denn nur einen Augenblick währet sein Zorn, / Doch lebenslang seine Huld. "Alles Ding währt seine Zeit, Gottes Lieb in Ewigkeit." / Am Abend kehret Weinen ein, / Des Morgens aber ist Jubel. Ich dachte in meinem Glück: / "Ich werde nimmermehr wanken!" Das war die Sprache der fleischlichen Sicherheit. Man denke an Davids Hochmut bei der Volkszählung 2. Sam. 24. Jahwe, in deiner Huld / Hattest du meinem Berge Macht verliehn. Gemeint ist hier wohl der Berg Zion als Bild des Reiches Davids. Gott hatte dem Reich Davids Kraft verliehen. / Dann aber verbargst du dein Antlitz - / Da war ich bestürzt. Zu dir, o Jahwe, rief ich, / Zu Jahwe hab ich gefleht: "Was nützt dir's, daß du mein Blut vergießt, / Daß ich niederfahre zur Grube? / Kann denn der Staub dich preisen? / Kann er deine Treue verkünden? Nach alttestamentlicher Anschauung erklingt im Totenreich kein Lobpreis Gottes (vgl. die Anm. zu Ps. 6,6). O höre, Jahwe, sei mir doch gnädig! / Jahwe, sei mir ein Helfer!" Du hast mir ja stets schon mein Klagen in Reigen In einen Reigentanz. verwandelt, / Meinen Sack gelöst Mir das Trauergewand ausgezogen., mich mit Freude gegürtet, Damit ich dir singe Wörtlich: "Damit die Ehre (d.h. die Seele) dir lobsinge." und nimmer verstumme. / Jahwe, mein Gott, immerdar will ich dich preisen! Trost in tiefem Leid Dem Sangmeister. Ein Psalm Davids. Bei dir, o Jahwe, suche ich Zuflucht: / Mög ich nimmer zuschanden werden! / Nach deiner Treue errette mich! Neige dein Ohr zu mir, befreie mich eilends! / Sei mir ein schützender Fels, / Eine feste Burg, mir zu helfen! Ja, mein Fels, meine Burg bist du, / Ob deines Namens wirst du mich führen und leiten. Herausziehn wirst du mich aus dem Netz, / Das man mir heimlich gelegt; / Denn du bist mein Schutz. In deine Hand befehl ich meinen Geist! Dies war das letzte Wort des gekreuzigten Erlösers (Luk. 23,46). / Du erlösest mich, Jahwe, du treuer Gott. Verhaßt sind mir, die nichtigen Götzen dienen; / Ich traue auf Jahwe. Jubeln will ich und fröhlich sein ob deiner Gnade; / Denn du siehest mein Elend an, / Du merkst auf die Not meiner Seele. Du gibst mich nicht in des Feindes Hand, / Du stellst meine Füße auf freien Raum. Sei mir gnädig, Jahwe, denn mir ist angst! / Mir schwindet in Gram Aug, Seele und Leib. In Kummer vergehet mein Leben, / Meine Jahre entrinnen in Seufzen. / Ob meiner Sünde wankt meine Kraft, / Und meine Gebeine verfallen. Durch all meine Dränger bin ich ein Schimpf geworden, / Eine Last meinen Nachbarn, meinen Freunden ein Schreck; / Die mich draußen erblicken, fliehen vor mir. Unter der Annahme, daß David während seiner Verfolgung durch Saul diesen Psalm verfaßt hat, weist Franz Delitzsch darauf hin, daß selbst die, bei denen David in seiner Not freundnachbarliche Zuflucht fand, sich allmählich aus Furcht vor Saul durch ihn gefährdet und belästigt fühlen konnten, ja Grund hatten, den Verkehr mit ihm zu fliehen, als Saul dem Ahimelech und den anderen Priestern in Nob ein so trauriges Geschick bereitet hatte (1. Sam. 21.22). Wie ein Toter bin ich vergessen, entschwunden dem Sinn, / Ich bin wie ein zerbrochen Gefäß. Ja ich höre vieler Verleumdung, / Grauen umgibt mich ringsum. / Beraten sie zusammen wider mich, / So sinnen sie drauf, mir das Leben zu rauben. Ich aber, Jahwe, traue auf dich, / Ich spreche: "Du bist mein Gott." In deiner Hand liegt mein Geschick. / Meiner Feinde Gewalt und meinen Verfolgern entreiße mich! Laß deinem Knechte dein Antlitz leuchten, / Hilf mir durch deine Gnade! Jahwe, nicht werd ich beschämt, denn ich rufe dich an. / Zuschanden mögen die Frevler werden, / Mögen sie fahren zur Unterwelt! Verstummen sollen die Lügenlippen, / Die frech den Gerechten schmähn / In Übermut und Hohn! Wie groß ist deine Güte, / Die du denen bereit hältst, die dich fürchten, / Erweisest denen, die dir vertraun, / Vor allen Menschenkindern. Du schirmst sie im Schirm deines Angesichts / Vor den Rotten der Menschen, / Birgst sie in einer Hütte / Vor dem Hader der Zungen. Gepriesen sei Jahwe! / Er hat seine Gnade mir wunderbar / Erzeigt in einer festen Stadt. Hier denkt Franz Delitzsch an die Philisterstadt Ziklag, wo David schützende Aufnahme fand (1. Sam. 27). Ich aber dachte in meiner Angst, / Ich wäre von dir verstoßen. / Doch du vernahmest mein lautes Flehn, / Als ich zu dir schrie. Liebt Jahwe, all seine Frommen! / Die Treuen behütet Jahwe, / Aber die Stolzen straft er streng. Seid stark und mutigen Herzens / Alle, die ihr auf Jahwe harrt! Begnadigt! Von David. Eine Betrachtung (?). Hebräisch: "maskil". Bezeichnung einer Psalmart nach Ps. 47,8 und in der Überschrift von Ps. 32. 42. 44. 45. 52 - 55. 74. 78. 88. 89. 142. Die Bedeutung des Wortes ist unbekannt. Gewöhnlich übersetzt man: Lehrgedicht. Aber die Überschrift findet sich auch bei solchen Psalmen, die keine Lehrgedichte sind. Andere fassen das Wort als "fromme Betrachtung". - Ps. 32 ist der zweite unter den sieben kirchlichen Bußpsalmen. Er war der Lieblingspsalm des bekannten Kirchenvaters Augustin. / Heil dem, des Missetat vergeben, des Sünde erlassen ist! Heil dem Menschen, dem Jahwe die Schuld nicht anrechnet, / Und in des Geist kein Trug ist. Der vielmehr seine Sünde offen bekennt. Vgl. Röm. 4,6-8. Als ich schwieg Als ich meine Sünde nicht rückhaltlos vor Gott kundmachen wollte., schwand mein Gebein dahin, / Weil ich unaufhörlich seufzen mußte. Unter den Qualen des bösen Gewissens. Denn deine Hand lag schwer auf mir bei Tag und Nacht Das Gefühl des göttlichen Zornes ließ ihm keine Ruhe., / Mein Lebenssaft vertrocknete wie in der Sommerglut. Sela. Da tat ich dir meine Sünde kund, / und meine Schuld verdeckte ich nicht. / Ich sprach: "Bekennen will ich Jahwe meine Missetat." / Da hast du meine Sündenschuld weggenommen. Sela. Drum bete jeder Fromme zu dir In reumütigem Flehen., solange du noch zu finden bist. Es könnte auch die Zeit kommen, wo es zu spät ist (Jes. 55,6). / Fluten auch mächtige Wasser einher Die Wasser der Trübsal und Anfechtung., / ihn Den Frommen, der Gott in aufrichtigem Gebet sucht. werden sie sicher nicht treffen. Du bist mein Schirm, vor Drangsal bewahrest du mich, / Umringst mich mit Rettungsjubeln. D.h.: Ihm begegnet, wohin er sich auch wenden mag, Ursache zum dankbaren Jubel. Sela. Ich In V.8 und 9 redet der Psalmist solche an, die von Sündenschuld bedrückt sind. will dich belehren, dir zeigen den Weg, den du gehen mußt; / Fest will ich auf dich mein Auge richten. Seid nicht wie das Roß, wie das unverständige Maultier! / Mit Zaum und Halfter, ihrem Geschirr, muß man sie zügeln; / Sonst nahen sie nicht zu dir. Angeredet wird der Mensch, der das Tier nur durch harte Zwangsmittel zähmen kann. Im Unterschied von dem unvernünftigen Tier ziemt aber dem Menschen kein erzwungener, sondern ein freiwilliger Gehorsam. Der Gottlose hat viel Schmerzen. Durch die Qualen des bösen Gewissens. / Wer aber auf Jahwe traut, den umgibt er Jahwe. mit Gnade. Freut euch in Jahwe, frohlockt, ihr Gerechten, / Und jauchzet, ihr Redlichen alle! Ein Lob- und Danklied Jubelt, Gerechte, in Jahwe! / Den Redlichen ziemet Lobgesang. Dankt Jahwe auf der Zither, / Auf zehnsaitiger Harfe spielet ihm! Singt ihm ein neues Lied, / Spielt schön und kräftig mit Jubelgetön! Denn Jahwes Wort ist wahrhaftig, / Und all sein Tun vollzieht sich in Treue. Er liebet Gerechtigkeit und Recht, / Jahwes Güte erfüllt die Erde. Durch Jahwes Wort sind die Himmel gemacht, / Durch den Hauch seines Mundes ihr ganzes Heer. Die Sternenwelt. Er sammelt als Haufen des Meeres Wasser Gleich einem aufgetürmten Haufen ragen die Wasser des Meeres, fest zusammengehalten, über das niedrigere Festland empor., / Er legt die Fluten in Vorratskammern. Das Bett des Meeres und der Ströme sind solche Vorratskammern. Vor Jahwe fürchte sich alle Welt, / Alle Erdbewohner erbeben vor ihm! Denn er hat gesprochen - da ward es; / Er hat geboten - und es stand da. Jahwe vernichtet der Heiden Plan, / Vereitelt der Völker Gedanken. Jahwes Plan bleibt ewig bestehn, / Seines Herzens Gedanken für alle Geschlechter. Heil dem Volke, des Gott ist Jahwe, / Dem Volk, das er sich zum Erbe erwählt! Vom Himmel blicket Jahwe herab, / Er sieht alle Menschenkinder. Von seiner Wohnstatt schauet er / Auf alle Bewohner der Erde. Er bildet allen ihr Herz Nicht nur, was die Menschen auf Erden tun, sieht Gott (V.14), sondern er, der die Herzen, das Innere des Menschen, den Geist, schafft, weiß auch, was in den Herzen der einzelnen vorgeht., / Er achtet auf all ihr Tun. Nicht siegt ein König durch große Macht Heeresmacht., / Nicht rettet ein Held sich durch große Kraft. Nichts nützen Rosse zum Siege Spr. Sal. 21,31., / Ihre große Stärke hilft nicht entrinnen. Hilft den Reitern nicht, daß sie entrinnen. Auf die, die ihn fürchten, blickt Jahwes Auge, / Auf die, die harren auf seine Huld, Daß er ihr Leben vom Tode errette / Und sie erhalte in Hungersnot. Unsre Seele wartet auf Jahwe, / Er ist uns Hilfe und Schild. Ja, in ihm freuet sich unser Herz. / Seinem heiligen Namen vertrauen wir. Deine Gnade, Jahwe, sei über uns, / Gleichwie wir auf dich harren! Dieser Psalm scheint nach einer Befreiung Israels aus der Hand mächtiger Feinde gedichtet worden zu sein. Manche denken hier an die Errettung Jerusalems vor dem assyrischen König Sanherib zur Zeit Hiskias (Jes. 36,37; 2. Kön. 18,13 - 19,37). Der Inhalt des Psalms ist kurz folgender: Die Gemeinde Israels hat allen Grund, Gott zu danken, und der Tempel soll widerhallen vom Jubel der aus der Not Erlösten. Ein neues Lied soll erschallen, wie es hier noch nicht gehört ward. Denn was Gott an Israel getan hat, ist ein neuer Beweis seiner Bundestreue und zugleich eine neue Glaubensstärkung für sein Volk (V.1-5). Der Gott Israels ist aber der allmächtige Schöpfer des Himmels und der Erde. Vor ihm müssen alle Völker erzittern; denn dem Wort seiner Allmacht kann nichts widerstehen (V.6-9). Mögen deshalb auch die Heiden Pläne schmieden gegen Gottes erwähltes Volk, Gott, dessen Plan auf ewig besteht, er wird sie vereiteln. Wie glücklich ist darum Israel, daß es von diesem Gott erwählt worden ist! Gottes Allmacht ist aber auch verbunden mit Allwissenheit: er weiß sogar, was in den Herzen der einzelnen Menschen vorgeht (V.10-15). Wer kann einem solchen Gott widerstehen? Heeresmacht und Heldenkraft, Streitrosse und Kriegswagen sind ohnmächtig gegen ihn. Wer aber im Glauben auf ihn harrt, der wird seine Hilfe herrlich erfahren (V.16-22). Gott schützt die Seinen Von David, als er sich vor Abimelech wahnsinnig stellte, / so daß dieser ihn von sich trieb und er wegging. 1. Sam. 21,10 - 22,1. Der Philisterkönig, zu dem David floh, heißt an dieser Stelle Achis. Abimelech ist der Würdename der Philisterkönige, wie alle ägyptischen Könige den Namen Pharao führten. Ps. 34 ist der vierte der neun alphabetischen Psalmen. Allzeit will ich Jahwe preisen, / Sein Lob sei stets in meinem Mund. Bei Jahwe soll mein Herz sich rühmen, / Daß Dulder es hören und sich freun. Groß achtet mit mir Jahwe, / Laßt uns zusammen seinen Namen erhöhn! Dringend suchte ich Jahwe, er gab mir Antwort: / Aus all meinen Ängsten befreite er mich. Hell leuchtet das Aug, wenn man auf ihn blickt, / Und das Antlitz wird nicht erblassen. Wegen getäuschter Hoffnung. Solch ein Dulder ist hier Der Psalmist zeigt dabei auf sich selbst.: der rief - / da erhörte ihn Jahwe / Und half ihm aus all seinen Nöten. Ganz nah ist Jahwes Engel den Frommen allen / Und reißt sie aus jeder Gefahr. Tastet Oder: Fühlet, empfindet, schmecket. und seht: wie gütig ist Jahwe! / Heil dem Manne, der zu ihm flieht! 1. Petr. 2,3. Jahwe fürchtet, ihr Heiligen sein! / Denn die ihn fürchten, die trifft kein Mangel. Karg leben und hungern wohl junge Leun; / Die aber Jahwe suchen, entbehren kein Gut. Eher müssen junge Löwen verhungern, weil sie keine Beute finden, als daß die Mangel leiden, die Gott vertrauen. Vgl. Luk. 1,53. Liebe Kinder Zärtliche Anrede des Psalmisten an alle, die seinen Worten folgen wollen., kommet, höret mir zu! / Jahwe zu fürchten, will ich euch lehren. Möchtest du haben langdauerndes Leben, / Zahlreiche Tage, um Glück zu schaun? Nun, dann bewahr deine Zunge vor Bösem / Und deine Lippen vor falschem Wort. Sei fern vom Bösen und tue das Gute, / Suche Frieden und jage ihm nach! Auf Gerechte schauen die Augen Jahwes, / Und seine Ohren hören ihr Schrein. Pein bringt den Frevlern der Zornblick Jahwes: / Von der Erde vertilget er ihr Gedächtnis. Vgl. 1. Petr. 3,10-12. Zagend schreien die Frommen Es ist hier das Schreien einer an sich selbst verzagenden Seele gemeint., und Jahwe hört: / Aus all ihren Leiden rettet er sie. Kommt Jahwe denen nicht nah, / die zerbrochenen Herzens sind? Deren eigenes Ich gebrochen ist. / Und allen hilft er, deren Geist zerschlagen ist. Die von ihrem Hochmut geheilt und zu demütiger Buße gekommen sind. Reichlich muß der Gerechte leiden, / Aber aus allem befreit ihn Jahwe. Schützend bewahrt er all seine Gebeine, / Daß ihrer nicht eins zerbrochen wird. Töten wird den Frevler das Unheil, / Büßen müssen die Hasser des Frommen. Jahwe erlöst seiner Knechte Seele, / Und schuldlos bleiben, die zu ihm flehn. Ps. 34 will an Davids Beispiel zeigen, wie Gott die Seinen bewahrt und errettet und wie selig sie sind in seinem Dienst. Stammt der Psalm von David, so hat er ihn jedenfalls nicht sofort nach seinem Weggang von Achis verfaßt, sondern in einer späteren, ruhigen Zeit, indem er die ernsten Erfahrungen, die er damals machte, und die freudigen Gefühle, die ihn nach seiner Errettung beseelten, in diesem Lehrgedicht zum Ausdruck brachte, damit auch andere dadurch im Vertrauen auf Gott befestigt würden (V.12). Ein Hilferuf gegen Verfolger Von David. Hat David den 35. Psalm gedichtet, so führt er darin nur weiter aus, was er 1. Sam. 14,16 Saul gegenüber ausspricht. Auch bei diesem Psalm läßt sich nicht sagen, ob ihn David unter dem Eindruck der Verfolgungszeit verfaßt hat oder ob er auf Grund seiner damaligen Erfahrungen die Angst und Not des Gerechten in einem Lied für die Gemeinde schildern will. In drei Teilen (V.1-10; 11-18; 19-28) kehren Klage, Gebet und Dankgelübde wieder, doch so, daß im Einklang die Klage nicht unmittelbar hervortritt, sondern eingekleidet wird in eine Aufforderung an Gott, dem Bedrängten zu Hilfe zu eilen. / Bestreite, Jahwe, meine Bestreiter, / Bekriege, die mich bekriegen! Ergreife Schild und Tartsche Mit dem (kleinen) Schild werden die feindlichen Hiebe abgewehrt; die Tartsche, ein großer Schild, deckt den ganzen Körper., / Steh auf, um mir zu helfen! Zücke den Speer und die Axt wider meine Verfolger, / Sprich zu meiner Seele: "Ich helfe dir!" Schande und Schmach mögen ernten, / Die mir nach dem Leben trachten; / Zurückweichen und erröten müssen, / Die auf mein Unglück sinnen! Sie seien wie Spreu vor dem Winde, / Und Jahwes Engel stoße sie weg! Vgl. 2. Mos. 14,19-25. Ihr Weg sei finster und schlüpfrig, / Und Jahwes Engel verfolge sie! Denn sie haben ihr Netz mir ohn Ursach gelegt, / Ohn Ursach mir eine Grube gegraben. Verderben treffe ihn Unter der Mehrzahl seiner Feinde denkt der Psalmist nun an einen besonders., eh er's meint, / Ihn fange das Netz, das er heimlich gestellt! / Er falle hinein und verderbe! Dann wird meine Seele in Jahwe sich freun, / Ob seiner Hilfe frohlocken. Es sagen all meine Gebeine: "Wer gleicht dir, o Jahwe? / Du rettest den Armen aus des Stärkern Hand, / Den Armen und Dürftigen von seinem Räuber." Falsche Zeugen erheben sich, / Sie fragen nach Dingen, die ich nicht weiß Sie verlangen, daß ich Vergehen bekennen soll, deren ich mich gar nicht schuldig gemacht habe.; Sie vergelten mir Böses für Gutes. Man denke hier an die Worte Sauls in 1. Sam. 24,18. / Wie bin ich allein und verlassen! Und wie aufrichtig und teilnehmend hat er sich früher gezeigt (V.13f.)! Ich aber, waren sie krank, trug Trauerkleider, / Machte mich müde mit Fasten / Und betete gesenkten Haupts. Als wär er mein Freund, mein Bruder, so (leidvoll) ging ich einher; / Wie um meine Mutter trauernd, so war ich gebeugt von Schmerz. Der Psalmist verließ die, die ihm jetzt undankbar und feindlich entgegentreten, früher nicht in ihrer Not, sondern er nahm wie ein liebevoller Freund und Bruder an ihrem Ergehen teil. Nun aber bei meinem Sturze Über Davids Sturz vgl. 1. Sam. 19. freuen sie sich und treten zusammen, / Es rotten sich wider mich Wichte Elende Wichte, Menschen aus der Hefe des Volkes, denen er früher gar keine Beachtung schenkte. Solche Leute gesellen sich nun zu seinen undankbaren Freunden., die ich nicht kannte; / Sie lästern und hören damit nicht auf. Wie Ruchlose Possenreißer Wie Leute, die um einen guten Leckerbissen höhnische Possen reißen und denen die Ehre ihres Nächsten um einen schmackhaften Kuchen feil ist. (Die Stelle ist dunkel.) / Fletschen sie wider mich ihre Zähne. O Herr, wie lange noch willst du es ansehn? / Schütze mein Leben vor ihrem Verderben, / Entreiß meine Seele Wörtlich: "meine Einzige" (Ps. 22,21). den jungen Löwen! Ich will dich preisen in großer Gemeinde, / Unter zahlreichem Volke dich rühmen. Laß sich nicht über mich freun, die mir grundlos feind sind, / Laß nicht, die mich ohn Ursach hassen Vgl. Ps. 69,5; Joh. 15,25., mein hämisch spotten! Wörtlich: "mit dem Auge blinzeln oder zwinkern". Denn sie reden nicht, was zum Frieden dient, / Nein, gegen die Stillen im Lande ersinnen sie Trug. Sie reißen den Mund weit auf wider mich, / Sie rufen: "Ei, ei, nun sehen wir's ja!" Wir sehen jetzt, was wir wünschten. Du siehst es, Jahwe, drum schweige nicht! / O Herr, sei nicht ferne von mir! Wach auf, wach auf und schaffe mir Recht! / Mein Gott, mein Herr, tritt du für mich ein! Schaff Recht mir nach deiner Gerechtigkeit, o Jahwe, mein Gott! / Sie sollen ja nicht über mich frohlocken. Sie sollen nicht denken: "Ei, nun ist's erreicht!" / Nicht glauben: "Jetzt haben wir ihn vernichtet." Beschämt und enttäuscht müssen alle werden, / Die sich meines Unglücks freun. / Es müssen sich hüllen in Schande und Schmach, / Die sich stolz wider mich erheben. Laß jubeln und jauchzen, die mir gönnen mein Recht! Die wünschen, daß meine Gerechtigkeit, meine Unschuld an den Tag komme. / Laß sie allzeit sprechen: "Jahwe ist groß, / Der das Heil seines Knechtes begehret!" Meine Zunge soll deine Gerechtigkeit preisen, / Fort und fort deinen Ruhm verkünden. Finsternis und Licht Dem Sangmeister. Von dem Knechte Jahwes, von David. Wie die Sünde zum Frevler redet Wie die Sünde dem Frevler, dem Gottlosen ihren Willen aufzuzwingen sucht. Die Stelle ist dunkel., / daran muß ich denken in meinem Herzen. / Es fehlt ihm Dem Frevler. ja alle Scheu vor Gott. Röm. 3,18. Denn sie Die Sünde. Sie tritt gleichsam als wohlmeinende Freundin an den Frevler heran, sie betört ihn schließlich und bringt ihn dahin, daß er Gott und Menschen haßt. umgarnt ihn mit Schmeichelreden, / Damit sie erreiche, daß er sich verschulde und hasse. Was er Der Frevler, der Gottlose. spricht, ist Unheil und Tücke; / Er steht davon ab, verständig zu handeln und gut. Unheil sinnt er auf seinem Lager, / Betritt einen bösen Weg, / Schlechtes verwirft er nicht. Jahwe, bis an den Himmel reicht deine Gnade, / Deine Treue bis zu den Wolken. Die Bildrede drückt die Unermeßlichkeit der Gnade und Treue Gottes aus. Deine Gerechtigkeit gleicht Gottes Bergen Sie steht so unwandelbar fest wie die mächtigen, zum Himmel ragenden Berge, die Gottes Größe und Allmacht verkünden. Darum heißen sie auch "Berge Gottes" (Ps. 68,16). Vgl. auch "die Zedern Gottes" (Ps. 80,11)., / Deine Gerichte der Meerestiefe; Gottes Gerichte sind so unergründlich wie die Meerestiefe (Röm. 11,33). / Menschen und Tieren hilfst du, o Jahwe. Wie köstlich, Elohim, ist deine Gnade! / Die Menschen dürfen sich bergen in deiner Fittiche Schatten. Sie laben sich an deines Hauses Fülle Wörtlich: "an dem Fett deines Hauses". Damit sind zunächst die Opfermahlzeiten gemeint. Aber diese sind ein Bild der geistlichen Segnungen und Gnadengaben Gottes., / Und mit dem Strom deiner Wonne tränkest du sie. Denn bei dir ist die Quelle des Lebens Wo Gottes Gnade waltet, da ist das wahre Leben., / In deinem Lichte schauen wir das Licht. Von Gott erleuchtet, empfangen wir wahre Erkenntnis. Vgl. "Leben und Licht" im Evangelium nach Johannes (z.B. 1,4). Erhalt deine Gnade denen, die dich erkennen, / Und deine Gerechtigkeit den redlichen Herzen! Nicht treffe mich der Hoffart Fuß, / Und der Frevler Hand verscheuche mich nicht! Verscheuche mich nicht aus der Heimat in die Fremde. Dann Wenn Gottes Gerichte hereinbrechen. Im Vertrauen auf Gottes Gerechtigkeit (V.7) sieht der Psalmist schon im Geiste die Frevler fallen. fallen die Übeltäter, / Sie stürzen und kommen nicht wieder empor. Scharf treten in diesem Psalm einander gegenüber das finstere Reich des Bösen (V.1-5) und das lichte Reich Gottes (V.6-10). Der Gottlosen Scheinglück Vgl. Ps. 49 und 73 Von David. Dies ist der fünfte der neun alphabetischen Psalmen. / Arge laß nicht zum Eifer dich reizen, / Alle die Frevler beneide nicht! Denn wie Gras verschwinden sie eilend / Und verwelken wie grünes Kraut. Baue auf Jahwe und handle gut, / Bleibe im Lande Verlaß das Land Kanaan nicht, denn es ist das Land der Verheißung. und pflege Treue! So wirst du Wonne an Jahwe haben, / Der dir gewährt deines Herzens Wunsch. Gründe auf Jahwe dein Lebenslos Wörtlich: "Wälze auf Jahwe deinen Weg." Luther: "Befiehl dem Herrn deine Wege." Vgl. Paul Gerhardts schönes Lied: "Befiehl du deine Wege.", / Traue auf ihn, denn er macht's wohl! Er läßt deine Unschuld Deine verkannte Gerechtigkeit. wie Morgenlicht leuchten / Und dein Recht wie die Mittagshelle. Duldergleich sei stille zu Jahwe und harre sein! / Entrüste dich nicht über den, der Glück hat, / Über den Mann, der Ränke verübt! Wer seinen Willen ganz in Gottes Willen ergibt, der verzichtet auch auf alle Selbsthilfe. Halt dich vom Zorne zurück, laß fahren den Grimm! / Erhitze dich nicht, es führt nur zum Bösen! Denn Frevler werden ausgerottet; / Die aber Jahwes harren, die erben das Land. Wartest du nur ein Weilchen, so ist der Frevler nicht mehr. / Nach seiner Stätte siehst du dich um: er ist dahin! Die Dulder werden das Land ererben Vgl. Matth. 5,5. / Und sich erfreuen der Fülle des Heils. Saat des Unheils sinnet der Böse, / Fletscht seine Zähne gegen den Frommen. Doch Adonái lachet sein, / Denn er siehet: es kommt sein Tag. Der Tag, an dem der Frevler Gottes Gericht erfahren wird. Gottlose zücken das Schwert und spannen den Bogen, / Um den Armen und Dürftigen zu fällen, / Um hinzumorden, die redlich wandeln. Doch ihnen ins Herz wird dringen ihr Schwert, / Und ihre Bogen werden zerbrochen. Trägt der Gerechte auch wenig davon Hat der Gerechte auch nur ein geringes Teil an irdischen Gütern., / Besser ist's immer als vieler Frevler Güterfülle. Denn der Frevler Arm wird zerbrochen, / Aber die Frommen stützt Jahwe. Jahwe kennt der Redlichen Tage Er leitet in liebender Fürsorge das Schicksal derer, die ihm von ganzem Herzen dienen wollen., / Und ihr Besitz wird ewig bestehn. Nicht leiden sie Mangel in böser Zeit, / In den Tagen des Hungers werden sie satt. Kläglich kommen die Frevler um; / Wie der Auen Pracht sind Jahwes Feinde: / Sie schwinden dahin wie der Rauch, sie schwinden. Lehnt der Frevler, so zahlt er nicht Der Frevler oder Gottlose kommt im Irdischen immer mehr herunter. Er muß von anderen stets von neuem lehnen oder borgen, um durchzukommen; aber er kann das Entliehene nie zurückzahlen, weil ihm die Mittel fehlen. Dem Gerechten dagegen fehlt es nie an den nötigen Mitteln, Gutes zu tun. Schon dadurch kündigen sich Gottes Segen und Fluch an, die sich einst in dem Endschicksal beider offenbaren werden (V.22)., / Der Gerechte aber tut wohl und gibt. Denn seine Gesegneten Die von Gott Gesegneten. erben das Land, / Doch seine Verfluchten werden zunichte. Menschen tun feste Schritte mit Jahwes Hilfe, / Wenn ihr Wandel ihm wohlgefällt. Mögen sie wanken - sie stürzen nicht, / Denn Jahwe stützt ihre Hände. Nie hab ich als Knabe noch später im Alter / Den Frommen verlassen gesehn / Und seine Kinder betteln um Brot. Allezeit tut er wohl und leihet, / Und seine Nachkommen werden zum Segen. Sei fern vom Bösen und tue das Gute, / So wirst du immerdar wohnen bleiben. Im Land der Verheißung. Jahwe liebt ja das Recht / Und verläßt seine Frommen nicht; er schützt sie auf immer. / Doch der Frevler Geschlecht wird ausgerottet. Die Gerechten erben das Land / Und wohnen darin auf ewig. Preis der Weisheit verkündet der Fromme Wörtlich: "Der Mund des Frommen (Gerechten) redet Weisheit.", / Und seine Zunge redet, was recht. Seines Gottes Gesetz ruht ihm im Herzen, / Und seine Schritte wanken nicht. Zu verderben den Frommen, lauert der Frevler: / Er sucht ihn zu töten. Doch Jahwe gibt ihn seiner Hand nicht preis, / Er spricht ihn nicht schuldig, wenn Menschen ihn richten. Frei übersetzt. Der Kirchenvater Tertullian sprach in den Tagen der Christenverfolgungen zu den Gläubigen: "Wenn die Welt uns verurteilt, Gott spricht uns frei." Klammre dich an Jahwe, halt ein seinen Weg: / Er wird dich erhöhn, daß du erbest das Land. / Der Frevler Vernichtung siehst du mit an. Reckenhaft kühn sah ich einen Frevler; / Er spreizte sich stolz wie ein grünender Baum. Hier ist ein Baum gemeint, der unverpflanzt seit langer Zeit in seinem heimischen Boden wurzelt und so einen Stamm von gewaltigem Umfang und eine weitragende Krone erlangt hat. Dieser Baum ist ein Bild großen irdischen Glücks. Man ging vorüber: er war nicht mehr. / Als ich ihn suchte - er fand sich nicht. Schau auf den Frommen, sieh den Redlichen an: / Nachkommen empfängt der Friedensmann. Das Los des Friedfertigen ist ganz verschieden von dem des streit- und verfolgungssüchtigen Gottlosen. Der Friedfertige empfängt als Lohn seiner Friedensliebe Nachkommen, in denen er fortlebt; der Gottlose dagegen fällt dem Untergang anheim, und keine Nachkommen pflanzen sein Geschlecht fort. Die Frevler jedoch werden alle vertilgt, / Der Bösen Geschlecht wird ausgerottet. Treu schirmt Jahwe die Gerechten; / Er ist ihre Schutzwehr zur Zeit der Not. Es hilft ihnen Jahwe und rettet sie; / Er rettet sie von den Frevlern und steht ihnen bei; / Denn sie trauen auf ihn. Ein Bußgebet in dunkler Leidensnacht Ein Psalm Davids. Zum Bekennen (der Sünde) (?). Der hier im Hebräischen gebrauchte Ausdruck ist dunkel. Jahwe, strafe mich nicht in deinem Zorn / Und züchtige mich nicht in deinem Grimm! Denn deine Pfeile haben mich getroffen, / Und deine Hand liegt schwer auf mir. Nichts Gesundes ist an meinem Leib ob deines Grolls, / Nichts Heiles in meinem Gebein ob meiner Sünde. Denn meine Schuld geht über mein Haupt, / Wie schwere Last ist sie mir zu schwer. Es stinken, es eitern meine Wunden / Um meiner Torheit willen. Torheit bedeutet hier Sünde. Ich bin gekrümmt, bin sehr gebeugt, / Den ganzen Tag geh ich traurig einher. Denn meine Lenden sind voll Brand Voll brandiger Entzündung. Aber diese Bedeutung ist unsicher., / Nichts Heiles ist an meinem Leib. Ohnmächtig bin ich, ganz zerschlagen, / Ich schrei vor dem Schmerz, der in mir tobt. Gemeint sind jedenfalls die Qualen des bösen Gewissens. O Herr, du kennst all mein Verlangen, / Mein Seufzen ist dir nicht verborgen. Mein Herz pocht laut, meine Kraft ist weg, / Und das Licht meiner Augen, auch das ist dahin! Meine Lieben und Freunde stehn fern meiner Pein, / Weit weg treten meine Verwandten. Es legen Schlingen, die mir nach dem Leben trachten; / Die mein Unglück wünschen, beschließen Verderben / Und haben allzeit Tücke im Sinn. Ich aber höre es nicht, als wäre ich taub, / Ich bin wie ein Stummer, der seinen Mund nicht öffnet. Im Bewußtsein seiner Schuld muß er verstummen, und indem er an aller Selbsthilfe verzagt, stellt er seine Sache ganz Gott anheim. Ich bin wie ein Mann, der nicht hören kann, / In dessen Mund keine Widerrede. Denn auf dich, o Jahwe, harr ich, / Du wirst mich erhören, o Herr, mein Gott. Denn ich spreche: "Laß sie mein sich nicht freun, / Wenn mein Fuß wankt, nicht wider mich großtun." Ich bin ja nahe dem Fallen, / Und mein Kummer verläßt mich nie. Denn meine Missetat mache ich kund, / Ich härme mich ob meiner Sünde. Meine Feinde aber strotzen von Lebenskraft, / Und zahlreich sind, die mich grundlos hassen. Sie vergelten mir Gutes mit Bösem, / Sie feinden mich an, weil ich Gutes erstrebe. Verlaß mich nicht, o Jahwe! / Mein Gott, sei nicht ferne von mir! Eile, mir beizustehn, / Herr, meine Hilfe! Dieser Psalm ist das Gebet eines Gerechten, der schwer an Seele und Leib zu leiden hat. Er weiß aber, daß sein Leiden die Folge seiner Sünde ist. Und er fühlt sich in seinem Elend allein: seine Freunde sind ohne Teilnahme, und seine Feinde möchten ihm den Todesstoß versetzen. Aber in seinem tiefen Elend ist er von dem festen Vertrauen erfüllt, daß Gott ihm helfen wird. Ein Krankheitszustand, wie er in diesem Psalm geschildert wird, ist uns nun zwar in Davids Leben nicht bekannt. Doch es ist möglich, daß David auf Grund seiner Erfahrungen das Bild des leidenden Gerechten ganz allgemein in einem Lied schildern wollte, das zur Erbauung der Gemeinde bestimmt war. Geduld ist not! Dem Sangmeister, nämlich Jedutun. Jedutun, derselbe wie Etan (1. Chron. 15,19), war ein Sangmeister Davids, der dritte neben Asaf und Heman (1. Chron. 16,37.41f.; 25,1-4; 2. Chron. 5,12; 35,15). Ihm wurde wahrscheinlich der Psalm zum Vortrag übergeben. Ein Psalm Davids. Ich sprach: "Ich will meinen Wandel hüten, / Daß ich nicht sündige mit meiner Zunge. / Ich will meinem Mund einen Zaum anlegen, / Solange der Frevler vor mir ist." Der Psalmist, der selbst schwer leiden muß, wird innerlich angefochten durch das häufige Glück der Gottlosen (vgl. Ps. 73). Wo bleibt da Gottes Gerechtigkeit, wenn der Frevler gute Tage hat, während der Fromme Unglück erfährt? Aber der Psalmist will bei diesem Widerspruch nicht klagen, denn wie leicht könnte er sich dann gegen Gott versündigen! Er will vielmehr sein Leid in seiner Brust verschließen. Aber dies gelingt ihm doch nicht. Das Feuer in seinem Inneren brennt so stark, daß er es nicht löschen kann. Er muß deshalb seinem gequälten Herzen in Worten Luft machen. Das geschieht in der Rede V.5-7. Danach wird er ruhig, indem er die Nichtigkeit des irdischen Lebens bedenkt. So ergibt er sich im zweiten Teil des Psalms (von V.8 ab) glaubend und hoffend der Gnade Gottes, die die Sünde vergibt und mit der Vergebung auch Frieden spendet. Ich verstummte in stiller Ergebung; / Ich schwieg, obwohl alles Glückes bar. / Doch es wühlte mein Schmerz in mir. Es glühte mein Herz in meiner Brust, / Ein inneres Feuer verzehrte mich, / Da mußte ich reden mit meiner Zunge: "Tu mir, Jahwe, mein Ende Lebensende. kund, / Und wie lang meine Tage währen, / Daß ich seh, wie vergänglich ich bin. Nur handbreit Nur sehr kurz.| machtest du meine Tage, / Meine Lebenszeit ist wie nichts vor dir. / Ein Hauch nur ist jeder Mensch, wie fest er auch steht! / Sela. Als Schattenbild nur wandelt der Mensch. / Um ein Nichts erregt er sich wild: / Er sammelt Reichtum. und weiß nicht, wer es errafft." Wer das Gesammelte schließlich einheimsen wird (vgl. Luk. 12,18-20). Nun, Herr, wes soll ich denn harren? Worauf soll ich denn bei dieser Nichtigkeit des menschlichen Lebens meine Hoffnung setzen? / Ich hoffe allein auf dich! Von meinen Sünden errette mich, / Zum Spott des Gottlosen mache mich nicht! Ich schweige, tue den Mund nicht auf; / Denn du, du hast es getan. Du hast mir das Leiden auferlegt. Aber ich darf doch um Gnade bitten (V.11). Nimm deine Plage weg von mir! / Deiner mächtigen Hand erliege ich. Du züchtigst den Menschen, du strafst ihn ob seiner Schuld, / Daß seine Schönheit zergeht wie ein mottenfräßiges Kleid. Ein Hauch nur ist jeder Mensch! Sela. Höre, o Jahwe, mein Gebet, vernimm mein Flehn! / Zu meinen Tränen schweige nicht! / Denn ein Gast Ein Fremdling, dessen wahre Heimat nicht die Erde ist, ja auch nicht Kanaan, das Land des Volkes Gottes. nur bin ich bei dir, / Ein Pilgrim Ein Beisaß, der in dem Land, wo er weilt, kein Bürgerrecht hat. Vgl. 1. Mos. 23,4; 3. Mos. 25,23; 1. Chron. 29,15; auch 1. Petr. 2,11; Hebr. 11,13. wie all meine Väter. Schau weg von mir Wende deinen Zornblick ab von mir., daß ich fröhlich werde, / Eh ich hinfahre Ehe ich sterbe. und nicht mehr bin. Das Gott gefällige Opfer Dem Sangmeister. Ein Psalm Davids. Voll Sehnsucht hab ich auf Jahwe geharrt: / Er neigte sich zu mir und hörte mein Schrein. Er zog mich aus der verderblichen Grube, / Aus tiefem Schlamm / Und stellte meine Füße auf einen Fels Grube und Schlamm sind ein Bild der Gefahr, der Fels dagegen ist ein Bild der Sicherheit., / Machte meine Schritte sicher. Er legte mir ein neues Lied in den Mund S. V.10., / Einen Lobgesang für unsern Gott. / Viele schauen's und schauern / Und trauen auf Jahwe. Viele, die sehen, wie Gott die Seinen rettet, werden dadurch zum Vertrauen auf ihn gebracht und sprechen dann die Worte in V.5. "Heil dem, der sein Vertrauen auf Jahwe setzt / Und sich nicht wendet zu Stolzen und Lügenhaften!" Viel hast getan, o Jahwe, mein Gott, / An Wundern und Plänen Heilsgedanken. zu unserm Heil / Dir ist nichts gleich! / Ich möchte sie Deine Wunder und Heilsgedanken. kundtun, davon reden, / Aber sie sind unzählbar. Gott ist in der Fülle seiner Wunder und Heilsgedanken unvergleichbar und unbegreiflich. Schlachtopfer und Speisopfer willst du nicht, / Doch Ohren hast du mir gegraben. Du hast mir Ohren zum Hören gegeben und verlangst deshalb auch willigen Gehorsam, der besser ist als Opfer (1. Sam. 15,22). / Brandopfer und Sündopfer forderst du nicht. Da sprach ich: "Sieh, ich komme / Mit der Rolle des Buchs, mir zur Weisung geschrieben. Weil Gott willigen Gehorsam fordert und nicht Opfer, darum kommt der Psalmist mit der heiligen Urkunde des göttlichen Willens, der Buchrolle des Gesetzes. Deinen Willen zu tun, mein Gott, begehr ich, / In meinem Herzen ist dein Gesetz." Der Psalmist trägt das Gesetz nicht nur als Buchrolle in seiner Hand, sondern es ist eingeschrieben in sein Herz. Die Freudenbotschaft deines Heils verkünd ich in großer Gemeinde. / Sieh, meine Lippen verschließ ich nicht: / Jahwe, du weißt es. Deine Gerechtigkeit verberg ich nicht in meinem Herzen, / Von deiner Wahrhaftigkeit und Hilfe rede ich, / Deine Huld und Treue Vgl. 2. Mos. 34,6. verhehl ich nicht in der großen Gemeinde. Du, Jahwe, wirst dein Erbarmen mir nicht entziehn, / Deine Huld und Treue werden mich allzeit schirmen. Denn es umringen mich Leiden ohne Zahl, / Meine Sünden erfassen mich unübersehbar, / Zahlreicher als meines Hauptes Haar Ich muß die Folgen meiner Sünden, deren Zahl für mich unübersehbar ist, in den Leiden tragen, die über mich gekommen sind., / Und mein Mut entfällt mir. Willige, Jahwe, mich zu retten, / Eile mir, Jahwe, zu Hilfe! Beschämt und enttäuscht laß alle werden, / Die mir nach dem Leben trachten, es wegzuraffen! / Mit Schimpf laß alle entweichen, / Die da mein Unglück wollen! Erstarren mögen ob ihrer Schande, / Die (schadenfroh) über mich rufen: "Ha, ha!" Frohlocken laß aber und dein sich freun / Alle, die nach dir fragen. / Laß immerdar rufen: "Groß ist Jahwe!" / Alle, die dein Heil lieben! Bin ich auch elend und arm: Es mag hier am Platze sein, einige Worte über die "Armen" und "Elenden" einzuschalten, die so oft in den Psalmen und auch anderswo im Alten Testament erwähnt werden. / "Arm" (hebräisch ebjôn) ist zunächst der Mittellose und Dürftige im Gegensatz zu dem Vermögenden und Reichen. Aber das Wort bezieht sich dann später auch auf das innere Leben. Das tritt erst ganz klar in der Bergpredigt Jesu hervor. Die "Armen im Geist", von denen er dort redet (Matth. 5,3), sind solche, die einen zerschlagenen Geist und ein zerbrochenes Herz haben (Jes. 57,15; 61,1; 66,2; Ps. 51,19), die in dem Bewußtsein ihrer geistlichen Leere, in der Überzeugung, daß sie in ihrem Geiste, d.h. in ihrem inneren Menschen arm sind an allem, was Gott gefallen könnte, und durchdrungen von dem Gefühl ihrer Unwürdigkeit und Sündenschuld als "Bettler" vor Gottes Angesicht dastehen; denn dies ist die eigentliche Bedeutung des griechischen Ausdrucks in der Bergpredigt (ptochoi to pneúmati). Arm im Geist waren der Zöllner im Gleichnis (Luk. 18,13) und der Apostel Paulus (1. Kor. 15,9; Eph. 3,8; 1. Tim. 1,15). - / "Elend" (hebräisch ani, das von dem Wort anâh "niedergedrückt oder gebeugt sein" herkommt), wird im Gesetz Moses der genannt, der keinen eigenen Grundbesitz hat (2. Mos. 22,34; 3. Mos. 19,10; 23,22; 5. Mos. 15,11). Da diese Elenden von den Reichen und Mächtigen in Israel oft bedrückt und vergewaltigt wurden, so nahmen sich die Propheten ihrer ganz besonders an (Amos 8,4-6; Jes. 3,14-15; 10,2; 14,32; 32,7; Hes. 22,29; Sach. 7,10). Aber das Wort "elend" (ani) gewann schon früh eine religiöse Bedeutung. In manchen Psalmstellen sind die "Elenden" ebenso wie die "Armen" zugleich die Frommen, die Gottesfürchtigen (z.B. Ps. 9,19; 10,2.9; 14,6; 22,25; 68,19). Die Elenden fühlen sich ohnmächtig und hilfsbedürftig, sie verlassen sich ganz auf Gottes Barmherzigkeit und bilden so einen Gegensatz zu den hochmütigen Gottlosen, die ihre Gewalt mißbrauchen (Ps. 25,16-22; 69,30; 70,6; 74,21). Die "Elenden" haben ebenso wie die "Armen" einen zerschlagenen Geist und ein zerbrochenes Herz (Ps. 34,19). - / Neben ani (elend) kommt dann noch das sinnverwandte Wort anav vor. Dieses Wort bezeichnet den, der sich ganz unter Gottes Willen beugt und der in Sanftmut alles über sich ergehen läßt, ohne in Zorn zu geraten. So sind die anavim die "Demütigen" und die stillen "Dulder" (Ps. 9,13; 10,12.17; 22,27; 25,9; 34,3; 37,11; 69,33; 147,6; 149,4); es sind dieselben, die der Herr in der Bergpredigt Matth. 5,4 selig preist. - / Die "Elenden" und "Armen" werden öfter in den Psalmen zusammen genannt (Ps. 40,18; 70,6; 86,1; 109,22). Sie sind der treue, gläubige Kern und Überrest in Israel. / Ps. 40 besteht aus zwei Teilen: aus Dank (V.2-11) und Bitte (V.13-18). Und zwar entwickelt sich aus dem Dank die Bitte. V.12 leitet von dem ersten Teil über zum zweiten. - / Nach Hebr. 10,5-10 stellt der in die Welt eintretende Christus sein ganzes irdisches Leben unter die Worte in V.7-9, die aber nach der griechischen Übersetzung der LXX angeführt werden. In dieser Übersetzung lauten sie: / V7 - Schlachtopfer und Speisopfer hast du nicht gefordert; / Einen Leib aber hast du mir zubereitet. / Brandopfer und Sündopfer gefallen dir nicht. / V8 - Da sprach ich: Sieh, ich bin gekommen - / Im Buche ist von mir geschrieben -, / V9 - Um deinen Willen, Gott, zu tun." / Wenn es im hebräischen Wortlaut heißt: "Ohren hast du mir gegraben" und im griechischen: "Einen Leib hast du mir zubereitet", so kommt es in beiden Texten an auf den Gehorsam als das von Gott verlangte Opfer: mit den Ohren wird Gottes Wille vernommen, mit den Gliedern des Leibes wird er ausgeführt. Die Buchrolle ist im griechischen Text das ganze Alte Testament als das Buch der Weissagung von dem Messias. Statt äußere Opfer zu bringen, ist Christus bereit, durch das Opfer seines Leibes Gottes Willen zu tun. Dies wird dann in Hebr. 10,8-10 weiter ausgeführt. / Adonái sorget für mich. / Mein Beistand und Retter bist du. / Mein Gott, verzieh deine Hilfe nicht! Der treulose Freund Dem Sangmeister. Ein Psalm Davids. Franz Delitzsch setzt Ps. 41 unmittelbar vor die Empörung Absaloms. Absalom benutzte vielleicht eine längere Krankheit seines Vaters dazu, sich in Israel beliebt zu machen und das Ansehen Davids zu untergraben (2. Sam. 15,1ff.). Dabei half ihm Ahitofel, Davids treuloser Freund (Ps. 41,10; 2. Sam. 16,23). Wenn nun auch David die drohende Gefahr heraufziehen sah, so fand er doch nicht den Mut und die Kraft, die Empörung im Keim zu ersticken. Daran hinderten ihn wohl vor allem seine Liebe zu Absalom und sein böses Gewissen wegen der Bluttat an Uria, die jedenfalls im Volk ruchbar geworden war (Ps. 41,5), so daß er nun in seinem Handeln gelähmt wurde. Heil dem, der des Armen sich annimmt In V.2-4 wird das Los dessen gepriesen, der sich des Armen und Leidenden annimmt. Dann klagt aber der Psalmist von V.5 ab, daß man sich gegen ihn in seiner äußeren und inneren Not ganz anders benimmt., / Am Tage des Unglücks wird Jahwe ihn retten. Jahwe schirmt ihn, erhält ihn am Leben, / Daß man im Lande ihn glücklich preist. / Nicht gibst du ihn hin seiner Feinde Wut. Jahwe wird ihn auf dem Siechbett stützen; / Seine Krankheit wandelst du zur Genesung. Wörtlich: "Sein ganzes Lager wandelst du bei seiner Krankheit." Ich spreche: "Jahwe, sei mir gnädig, / Heile mich: ich habe gesündigt an dir!" Meine Feinde wünschen mir Böses an: / "Wann stirbt er? Wann wird sein Name vergehn?" Während der Psalmist Gott reuig um Hilfe bittet, wünschen ihm seine Feinde den Tod. Besucht mich einer In meiner Krankheit., so redet er Lüge. / Sein Herz sammelt Bosheit an; / Dann geht er hinaus und macht es kund. Er macht den Verleumdungsstoff, den er angesammelt hat, nach seinem Besuch draußen auf der Straße und in der Stadt weiter bekannt. All meine Hasser zischeln gemeinsam wider mich Alle, die ihm gehässig gegenüberstehen, verbreiten die von den übelwollenden Besuchern mitgeteilten Nachrichten über seinen bedenklichen Gesundheitszustand; aber man spricht vorläufig nur ganz vorsichtig im Flüsterton davon, weil man sich vor David fürchtet., / Sie sinnen Unheil gegen mich aus: Sie malen die Krankheitsberichte noch schlimmer aus. "Verderben ist über ihn ausgegossen "Tödliche Krankheit hat ihn ergriffen, so lauten die übertreibenden Berichte der Feinde.; / Er hat sich gelegt, steht nicht wieder auf." Selbst mein Freund, auf den ich vertraute, mein Tischgenosse Wörtlich: "der mein Brot aß". / Hebt nun seine Ferse gegen mich. Um mir einen Fußtritt zu versetzen. - Nach den Worten Jesu in Joh. 13,18 ist der Verrat des Judas in diesem Vers geweissagt. Ahitofel, Davids treuloser Freund, ist also ein Vorbild des Judas, der Davids Sohn und Herrn verraten hat. Du aber, Jahwe, sei mir gnädig und richte mich auf, / Damit ich es ihnen vergelte! Als von Gott eingesetzter König hatte David die Pflicht, an den Empörern die von ihnen verdiente Vergeltung zu vollziehen. So erkenne ich dann, daß du mich liebst, / Wenn mein Feind nicht über mich jubeln darf. Mich aber hältst du aufrecht ob meiner Unschuld / Und stellst mich vor dein Antlitz auf ewig. Die David geschenkte messianische Verheißung hat eine Bedeutung für die Ewigkeit (2. Sam. 7,16). Gepriesen sei Jahwe, Israels Gott, / Von Ewigkeit zu Ewigkeit! / Amen, Amen. Mit dieser Lobpreisung schließt das erste Buch des Psalters. Das zweite Buch des Psalters (Psalm 42 - 72) Heimweh nach Zion Die beiden Psalmen 42 und 43 bilden ein Ganzes.Dem Sangmeister. Eine Betrachtung(?) Vgl. die Überschrift des 32. Psalms. der Söhne Korahs. Korah, ein Urenkel Levis und ein Enkel Kahats, kam durch ein göttliches Strafgericht wegen seiner Empörung gegen Mose und Aaron ums Leben, während seine Söhne nicht mitbetroffen wurden (4. Mos. 16; 26,11). In der Familie Korahs fand David treue Anhänger. Aus ihrer Mitte kamen einige zu ihm nach Ziklag, um ihm in seinem Kampf für sein Königsrecht zu helfen (1. Chron. 12,7). Nachkommen Korahs dienten nicht nur als Torhüter des Heiligtums auf Zion (1. Chron. 26,1-19), sondern auch als Sangmeister und Musiker. Der Sangmeister Heman stammte aus der Familie Kahats; er war also ein Korahit (1. Chron. 6,18), und Hemans 14 Söhne waren unter der Leitung ihres Vaters beim Gesang im Heiligtum tätig mit Zimbeln, Harfen und Zithern (1. Chron. 25,5-6). Die Psalmen der Söhne Korahs preisen Gott als den in Jerusalem thronenden König und sprechen eine innige Freude an den Gottesdiensten des Heiligtums aus. - Der Dichter des 42./43. Psalms ist fern von dem Heiligtum auf Zion und umgeben von solchen, die sein als eines von Gott Verlassenen spotten. Nach der ansprechenden Vermutung von Franz Delitzsch kommt hier ein Levit in Frage, der sich im Gefolge Davids befand, als dieser auf der Flucht vor Absalom jenseits des Jordans in Mahanaim weilte (2. Sam. 17,24). Wie eine Hindin lechzt nach Wasserbächen, / So lechzt meine Seele, Elohim, nach dir. Während nach einer Bemerkung von Franz Delitzsch im ersten Buch des Psalters der Gottesname Jahwe 272mal und der Name Elohim nur 15mal vorkommt, findet sich im zweiten Buch des Psalters der Name Elohim 164mal, Jahwe dagegen nur 30mal. Meine Seele dürstet nach Elohim, dem lebendigen Gott. / Wann werd ich kommen und vor Elohim erscheinen? Nämlich: in seinem Heiligtum auf Zion. Erwähnt sei hier das schöne Wort Jung-Stillings: "Selig sind, die da Heimweh haben; denn sie sollen nach Hause kommen." Meine Tränen sind meine Speise Tag und Nacht, / Weil man mich immer höhnisch fragt: / "Wo ist denn nun dein Gott?" Voll Wehmut denk ich jetzt daran Wörtlich: "Daran will ich gedenken und ausschütten in mir meine Seele.", / Wie ich einst wallte mit des Volkes Menge, / Wie ich sie leitete zum Hause Elohims: Als Levit oder Priester war er der Führer des festlichen Zuges. / Die Festversammlung, die laut jubelte und dankte. Was bist du, meine Seele, denn so tief betrübt? / Was bist du so erregt in mir? / Harr nur auf Elohim! denn noch werd ich ihm danken: / Er ist ja meine Hilfe. Mein Gott, in mir ist meine Seele tief betrübt. / Drum In seiner Betrübnis denkt der Dichter fort und fort seines Gottes, von dessen Heiligtum er in der Fremde geschieden ist. denk ich dein im Land des Jordans / und der Hermongipfel bei dem Mizarberge. Dieser Berg ist unbekannt, doch s. G. Dalman, Orte und Wege Jesu, 1924, S.218, V.7b versetzt uns in das Ostjordanland, wo Mahanaim lag. Eine Flut ruft der andern zu Ein Wasserschwall folgt dem anderen, wie von ihm gerufen. beim Rauschen der Wasserfälle. Hier läßt sich denken an die mächtigen Wasserfälle des Jordans bei der Stadt Paneas, dem späteren Cäsarea Philippi. "Deiner" Wasserfälle, so sagt der Dichter. Es sind Gottes Wasserfälle, weil sie von Gottes Schöpfermacht zeugen. / All deine Wellen und Wogen fahren über mich! Dem Psalmisten ist zumute, als gingen all die gewaltigen Wassermengen als Unglückswogen über sein Haupt. Es schenkte mir Jahwe tagsüber seine Gnade, / Und in der Nachtzeit sang ich ihm mein Lied, / Ich betete zum Gott meines Lebens. So sprech ich nun zu Gott, der mir ein Fels: / Warum hast du denn mein vergessen? / Warum soll ich betrübt einhergehen, / Wenn der Feind mich drängt?" Die Erfahrung in der Vergangenheit (V.9) gibt dem Dichter in seiner traurigen Lage den Mut zu der vertrauensvollen Bitte in V.10. Es trifft mich wie ein Mordstoß, / wenn mich meine Dränger schmähen, / Wenn sie mich täglich höhnisch fragen: / "Wo ist nun dein Gott?" Was bist du, meine Seele, denn so tief betrübt? / Was bist du so erregt in mir? / Harr nur auf Elohim; denn noch werd ich ihm danken: / Er ist ja meine Hilfe und mein Gott. Schaffe mir Recht, Elohim, und führe meine Sache gegen ein lieblos Volk Das Volk Israel war lieblos und undankbar, weil es sich unter Absalom gegen den ihm väterlich gesinnten König David empörte., / Von falschen, frevelhaften Leuten rette mich! Du bist ja Gott, mein Hort. Warum verwirfst du mich? / Warum soll ich betrübt einhergehn, / Wenn der Feind mich drängt? O sende dein Licht und deine Wahrheit! Die sollen mich leiten / Und mich bringen zu deinem heilgen Berge Zion. und deinem Zelt. Dem Zelt des Heiligtums auf Zion, wo die Bundeslade ist als Sinnbild und Unterpfand der Gegenwart Gottes. Dann will ich eingehn zum Altar Elohims, zum Gott meiner Jubelfreude / Und auf der Zither dich preisen, Elohim, mein Gott. Was bist du, meine Seele, denn so tief betrübt? / Was bist du so erregt in mir? / Harr nur auf Elohim; denn noch werd ich ihm danken: / Er ist ja meine Hilfe und mein Gott. Ein Klagelied unter Feindesdruck Dem Sangmeister. Eine Betrachtung (?) der Söhne Korahs. Vgl. die Anmerkung zu der Überschrift des 42. Psalms. Elohim, mit unsern Ohren haben wir gehört, / Unsre Väter haben uns erzählt, / Was du in ihren Tagen getan, / In den Tagen der Vorzeit: In V.3 und 4 ist die Rede von der Eroberung Kanaans unter Josua. Du hast mit deiner Hand die Heiden vertrieben und sie gepflanzt D.h. du hast unseren Vorfahren einen festen Wohnsitz in Kanaan gegeben.; / Du hast Völker zerschlagen, sie Unsere Vorfahren. ausgebreitet. Denn nicht durch ihr Schwert ward ihnen das Land, / Und nicht ihr Arm half ihnen zum Sieg, / Nein, deine Rechte, dein Arm, das Licht deines Angesichts. Die rechte Hand ist ein Bild des tatkräftig eingreifenden Handelns, der Arm ein Bild der durchgreifenden, das Geplante durchsetzenden Macht, das Licht des Angesichts ein Bild der göttlichen Gnade, die alles Dunkel lichtet (nach Franz Delitzsch). / Denn du hattest sie lieb. Der letzte Grund der Hilfe, die Israel erfuhr, war die in Gottes Liebesratschluß wurzelnde Erwählung des Volkes. Du, Elohim, du bist mein König, / Entbiete Hilfe für Jakob. Mit dir zerstoßen wir unsre Dränger, / Zertreten die Feinde in deinem Namen. Denn nicht vertrau ich auf meinen Bogen, / Mein Schwert verschafft mir nicht Hilfe. Nein, du hilfst uns von unsern Drängern, / Und unsre Hasser verstörest du. Allzeit rühmen wir uns Elohims, / Deinen Namen preisen wir ewig. Sela. Und doch Trotz deiner liebevollen Erwählung. verwirfst du uns, bringst uns in Schmach, / Ziehst nicht mehr aus mit unsern Heeren. Du lässest uns fliehn vor unserm Feind, / Und unsre Hasser plündern uns aus. Du lässest uns wie Schafe verschlingen, / Und unter die Heiden zerstreuest du uns. Indem wir als Gefangene weggeführt werden. Um ein Spottgeld verkaufst du dein Volk Hier ist zu denken an die Israeliten, die von den siegreichen Feinden als Sklaven verkauft wurden (vgl. Amos 1,6). / Und forderst für sie nicht hohen Preis. Unsern Nachbarn machest du uns zur Schmach, / Zum Hohn und Gelächter ringsumher. Du machst uns zum Spottlied unter den Heiden, / Und die Völker schütteln den Kopf über uns. In schadenfrohem Erstaunen. Allzeit denk ich an meine Schmach, / Und Scham bedeckt mein Angesicht, Weil ich die Schmäher und Lästerer hören, / Die Feinde und Rachgierigen sehen muß. V.14-17: Zu der Niederlage durch die Feinde kommt auch noch die daraus erwachsende Schande, in die Israel bei den umwohnenden Völkern geraten ist. Es kann (nach V.17) die Lästerer nicht strafen und dem Feind nicht ausweichen. All dies hat uns getroffen, obwohl wir dein nicht vergessen / Noch deinen Bund gebrochen haben. Es ist unser Herz nicht abgefallen, / Unser Schritt nicht gewichen von deinem Pfad, Daß du uns (nun zur Strafe) zerschlägst an der Schakalstätte An der Stätte, wo Schakale hausen, d.h. an einer wüsten Stätte. Der Sinn ist: das Land ist so durch die Feinde verheert worden, daß wir jetzt gleichsam in einer Wüste leben. / Und uns umhüllest mit Todesschatten. Hätten wir des Namens unsers Gottes vergessen, / Unsre Hände gebreitet Betend ausgestreckt. zum fremden Gott: Würde Elohim das nicht durchschaun? / Er kennt ja des Herzens Geheimnis. V.18-22: Israel ist von seinem traurigen Schicksal betroffen worden, obwohl es als Volk nicht von Gott abgefallen ist. Nein, deinetwegen werden wir täglich gemordet, / Wie Schafe der Schlachtbank achtet man uns. Das Volk leidet um seiner Glaubenstreue willen. Sein Leiden ist ähnlich dem Hiobs ein Zeugnisleiden. Röm. 8,36 überträgt dieses Psalmwort auf das Zeugenleiden der Gemeinde des Neuen Bundes. Wach auf! Warum schläfst du, Herr? / Erwache, verwirf nicht auf immer! Warum verbirgst du dein Angesicht, / Denkst nicht unsers Elends und Druckes? Denn in den Staub gebeugt ist unsre Seele, / Es klebt unser Leib am Boden. Auf! Hilf uns! / Errett uns um deiner Gnade willen! Nicht wegen unserer Verdienste und unserer Frömmigkeit. - Die Entstehungszeit des 44. Psalms ist unsicher. Vielleicht setzt man ihn am richtigsten in die Leidenszeit der Juden unter dem syrischen König Antiochus Epiphanes. Der König und die Braut Dem Sangmeister, nach (der Weise von:) "Lilien" Mit dem Wort "Lilien" begann wohl ein bekanntes Volkslied, nach dessen Weise der 45. Psalm gesungen werden sollte.. Von den Söhnen Korahs. Eine Betrachtung(?). Vgl. die Überschrift des 32. und 42. Psalms. Ein liebliches Lied. Es wallet mein Herz von lieblicher Rede. / Ich spreche: "Einem Könige gilt mein Lied!" / Meine Zunge gleicht eines Schnellschreibers Griffel. In feierlichem Zuge begibt sich der königliche Bräutigam aus Davids Haus mit seiner Braut zu der Burg auf dem Zionsberg. Da tritt aus der Menge des Volkes der Sänger hervor und redet das Brautpaar mit seinem Lied an. Er entschuldigt sich gleichsam, daß er es wagt, dem fürstlichen Paar zu nahen. Aber sein Herz ist zu voll von all dem Herrlichen, dessen er Zeuge ist. Darum geht ihm auch der Mund über. Ja, schnell und unaufhaltsam, wie einem Geschwindigkeitsschreiber die Buchstaben in die Feder fließen, so entströmen seiner Zunge die Worte. Du bist der Schönste der Menschensöhne, / Anmut wohnet auf deinen Lippen. Wörtlich: "Hingegossen ist Anmut auf deine Lippen." / Drum hat Elohim dich auf ewig gesegnet. Man sieht es dem König schon äußerlich an, daß er auf ewig ein von Gott Gesegneter ist. Gürte dein Schwert um die Hüfte, du Held, / Dazu deinen Glanz und Schmuck! V.4-6 schildern den König als Krieger. Ja, deinen Schmuck! Fahr siegreich einher Auf deinem königlichen Streitwagen. / Zum Schutze der Wahrheit und leidenden Unschuld: / So läßt deine Rechte dich Wunder schaun. So wirst du Wunder der Kraft, große, gewaltige Taten ausführen. Deine Pfeile sind scharf - Völker fallen vor dir zu Boden -, / Sie Die Pfeile. dringen den Feinden des Königs ins Herz. Dein Thron, Elohim Elohim ist Anrede an den König. So wird er als der irdische Stellvertreter Gottes genannt. Auch sonst führen die irdischen Obrigkeiten den Namen Elohim (2. Mos. 21,6; 22,8; Ps. 82,6). In V.7 und 8 wird der König als Herrscher geschildert., währt immer und ewig, / Dein Königszepter, es ist gerecht. Du liebest das Recht und hassest den Frevel; / Drum hat Elohim, dein Gott, dich gesalbt / Mit Freudenöl Er hat dich mit dem Geist der Freude erfüllt. vor deinen Genossen. Mehr als andere Herrscher. Myrrhe, Aloe und Kassia Drei wohlriechende Spezereien. Die Myrrhe ist ein kostbares Harz, das in Arabien aus einem der Akazie ähnlichen Baum träufelt; es wurde als Räucherwerk benutzt. Aloeholz ist ein wohlriechendes, wertvolles Holz. Die Kassia ist eine zimmetähnliche Rinde. sind alle deine Kleider Die Kleider des Königs scheinen aus diesen herrlichen Balsamdüften gleichsam gewebt zu sein.; / Aus Elfenbeinpalästen erfreut dich Saitenspiel. Die Wände der Prunkgemächer in den Palästen wurden reich mit eingelegtem Elfenbein verziert (1. Kön. 22,39; Amos 3,15). Vor dem König stehend hört der Sänger gleichsam schon im Geiste, wie den König aus seinem eigenen Palast auf Zion und aus den Palästen seiner Großen Gesang und Saitenspiel grüßen. In deinem Prachtzug sind Königstöchter. Gespielinnen der Braut, die sie aus der Heimat nach Jerusalem begleitet haben. / Die Gattin steht dir zur Rechten in Ofirgold. Das Gewand der Braut strotzt von dem feinsten Gold. Höre, Tochter, sieh her und neige dein Ohr! V.11-16 redet der Sänger von der Braut des Königs. Der Sänger, jedenfalls ein alter Mann, dessen Stand dem Volk ehrwürdig war, redet die jugendliche Königsbraut mit "Tochter" an. / Vergiß dein Volk und dein Vaterhaus! Sie soll aus ihren früheren Verhältnissen ausscheiden (vgl. Rut 1,16) und ihrem königlichen Gatten gegenüber ehrfurchtsvolle Ergebenheit beweisen (V.12). Und begehrt deiner Schönheit der König / - Er ist ja der Herr -, so huldige ihm! Du Tochter aus Tyrus Kann so übersetzt werden, dann ist die Braut als eine Fürstentochter aus Tyrus anzusehen., die Reichsten im Volk Im Volk Israel, dessen König sie ehelicht. Hat die Königin ganz das Herz ihres Gatten gewonnen (V.12), so ist ihr auch die Liebe des Volkes sicher, das ihr seine Gaben willig zu Füßen legen wird (V.13). / Werden dir schmeicheln mit ihren Geschenken. Ganz Pracht ist die Königstochter in ihrem Gemach V.14-16 preist der Sänger die Schönheit der Braut. In ihrem von der strahlenden Sonne beleuchteten Gewand ist sie "ganz Pracht". Fürstenkinder aus den Adelsgeschlechtern ihres Volkes, ihre früheren Gespielinnen, die sie nach Jerusalem begleitet haben, sind mit in dem Festzug. Unter jauchzenden Hochzeitsgesängen geleiten diese edlen Jungfrauen ihre Herrin in das Brautgemach des Königspalastes., / Mit Gold durchwirkt ist ihr Gewand. In bunten Kleidern wird sie zum König geleitet. / Ihr folgen Jungfraun, die ihr befreundet - / Sie werden dir Dem König. zugebracht. Man führt sie herbei mit Jubel und Jauchzen, / Sie ziehen ein in des Königs Palast. An deiner Väter Statt werden deine Söhne treten In V.17 und 18 wendet sich der Sänger wieder an den König. Er sieht im Geiste eine Reihe von Söhnen der Ehe entsprießen, die zu den höchsten Ehrenstellen im Land kommen (V.17). Ja, noch in ferner Zukunft wird man des Königs Ruhm singen, und viele Völker werden für alle Zeiten in sein Lob einstimmen (V.18). / Auf welchen König aus Davids Haus sich der 45. Psalm zunächst bezieht, darüber wissen wir nichts. Zu beachten ist aber, daß in Hebr. 1,8-9 die Worte in V.7 und 8 unseres Psalms auf Christus, den Sohn Gottes, bezogen werden. Und in der Tat: Wie der gewaltige Sieger und Herrscher des 2. Psalms, so ist auch der König und Bräutigam des 45. Psalms in der ganzen Geschichte Israels nicht zu finden. Auf keinen König aus Davids Geschlecht passen diese Schilderungen. Auch bei den Juden ist schon seit alter Zeit der 45. Psalm messianisch gedeutet worden. Im Licht des Neuen Testaments sehen wir in diesem Psalm eine Weissagung auf die Zeit, wo der himmlische König und Bräutigam jene Hochzeit feiern wird, die Offb. 19,7 die Hochzeit des Lammes heißt. Diese Hochzeit ist nichts anderes als die Aufnahme der vollendeten Kirche in die Herrlichkeit Christi (Joh. 17,24).; / Die wirst du zu Fürsten setzen im ganzen Land. Deines Namens will ich gedenken in jedem Geschlecht. / Drum werden dich Völker preisen immer und ewig. Ein feste Burg ist unser Gott Ps. 46 ist vielleicht entstanden, als in den Tagen des jüdischen Königs Hiskia die Macht des assyrischen Weltreichs vor den Toren Jerusalems zuschanden geworden war. Assurs Eroberungen hatten die Erde wie eine Sturmflut überschwemmt, und manche Berge, manche Reiche waren im Völkermeer versunken. Aber Jerusalem, die Stadt Gottes, blieb bei all diesen Erschütterungen unversehrt. Als der Morgen anbrach, war das Assyrerheer, das die Stadt bedrohte, durch die Wunder Gottes vernichtet. Nun konnte Jerusalem kommen und sehen, welche gewaltigen Taten Gott zur Errettung seines Volkes wirkte: Taten, die den Menschen Entsetzen und Schauer einflößen mußten (Jes. 37; 2. Kön. 19; 2. Chron. 32,1-23). / Der 46. Psalm hat aber auch eine tiefe Bedeutung für die Endzeit. Die Weltreiche werden und müssen fallen. Dann soll Christi Königreich auf Erden erscheinen, in dem Friede und Gerechtigkeit walten (Jes. 2,4; Micha 4,3-4). In diesem kommenden messianischen Friedensreich wird Jerusalem mit dem zu Christus bekehrten Volk Israel der geistliche Mittelpunkt der Erde sein (Jes. 2,2-3; Micha 4,2-3; Sach. 14,16ff.), und von da wird sich dann durch Israels Missionsdienst der Strom des göttlichen Segens zu den Völkern ergießen, die jetzt noch in Finsternis und Todesschatten sitzen. Die Kirche aber wird zu der Zeit schon vollendet sein und als das himmlische Jerusalem in Christi Herrlichkeit weilen. Von ihr fließt der Segen des Herrn auf das irdische Jerusalem, auf das zu Christus bekehrte Alte Bundesvolk, und von Israel gelangt dann Gottes Erkenntnis und Heil zu der ganzen Völkerwelt. / Es sei noch bemerkt, daß sich Luthers bekanntes Lied "Ein feste Burg ist unser Gott" auf Ps. 46 gründet.Dem Sangmeister. Von den Söhnen Korahs. Ein Lied von Alamot. Die Bedeutung dieses Wortes ist unsicher. Man erklärt: "nach Mädchenweise", d.h. mit Mädchenstimmen, mit hoher Stimme, im Sopran. Andere Erklärungen sind: mit Instrumenten mit hohen Tönen oder: mit elamitischen Instrumenten. Elohim ist uns Zuflucht und Schutz, / Ein Beistand in Nöten, reichlich bewährt. Drum fürchten wir nichts, ob auch wanket die Erde, / Ob Berge stürzen mitten ins Meer, Ob seine Wasser tosen und schäumen, / Von seinem Brausen die Berge erbeben. Sela. Ein Strom ist da Der Strom der göttlichen Gnade.: seine Bäche erfreun die Stadt Elohims Jerusalem., / Des Höchsten heilige Wohnung. Elohim weilt dort In Jerusalem., sie Die Stadt Jerusalem. wanket nicht / Elohim hilft ihr, wenn der Morgen naht. S. Jes. 37,36. Es toben Völker, es wanken Reiche. / Erschallt sein Donner, so zittert die Erde. Jahwe der Heerscharen Vgl. Ps. 24,10. ist mit uns, / Unsre Burg ist der Gott Jakobs. Sela. Kommt, schauet die Taten Jahwes: / Er flößt der Erde Entsetzen ein. Wörtlich: "Er wirkt schauererregende Taten auf Erden." Er steuert dem Krieg bis ans Ende der Welt, / Zerbricht den Bogen, zerschlägt den Spieß, / Verbrennt die Wagen Die Kriegswagen. mit Feuer. Vgl. Jes. 2,4; 9,4. "Laßt ab und erkennt: ich bin Elohim, / Groß unter den Völkern und groß auf Erden." V. 11 enthält Worte Gottes an die Völker der Erde. Jahwe der Heerscharen ist mit uns, / Unsre Burg ist der Gott Jakobs. Sela. Gott fährt auf! Dem Sangmeister. Ein Psalm der Söhne Korahs. Ps. 47 läßt sich sehr wohl denken als ein Dank- und Siegeslied der Juden nach jenem wunderbaren Ereignis, das 2. Chron. 20,1-30 erzählt wird. Ihr Völker alle, klatscht in die Hände Zum Zeichen der Freude., / Jauchzt Elohim mit Jubelschall! Denn Jahwe ist hoch, ist furchtbar, / Ein großer König in aller Welt. Er beugte Völker unter uns / Und legte uns Leute zu Füßen. Durch den kurz vorher erfochtenen Sieg. Er wählte uns unser Erbe aus Das Land Kanaan, das Gott seinem Volk nach jedem Sieg über die Feinde gleichsam aufs neue schenkte., / Die Herrlichkeit Jakobs, den er liebt. Kanaan heißt die Herrlichkeit, der Stolz Jakobs, d.h. des Volkes Israel. Sela. Elohim steigt unter Jauchzen empor Gott ist gleichsam von seinem himmlischen Thron herabgestiegen, um für sein Volk zu streiten. Jetzt, nach erfochtenem Sieg, kehrt er unter dem Jauchzen seines Volkes wieder in den Himmel zurück. Dieser V.6b ist die Ursache, daß Ps. 47 der Himmelfahrtspsalm der Kirche geworden ist. Denn hat nicht auch Christus durch seine Auffahrt den himmlischen Königsthron bestiegen, als er durch seinen Tod die Macht der Finsternis gebrochen hatte?, / Jahwe beim Klange des Widderhorns. Das Schofar oder Widderhorn sollte u.a. beim Beginn des Jobeljahres geblasen werden (3. Mos. 25,8-19): auch Christus bringt den Seinen das große Jahr der Befreiung. Lobsingt Elohim, lobsinget! / Lobsingt unserm König, lobsinget! Denn aller Welt König ist Elohim. / Singt ihm ein Huldigungslied! Königlich herrscht Elohim über Völker, / Elohim sitzt auf seinem heiligen Thron. Der Völker Fürsten versammeln sich / Als Volk des Gottes Abrahams. D.h. sie treten in die Gemeinschaft des Bundesvolkes ein und empfangen so Anteil an dem Abrahamssegen. / Denn der Erde Schilde D.h. wohl die Mächtigen und Gewaltigen der Erde. sind Elohims. Sind Gottes Eigentum und ergeben sich seinem Dienst. / Er ist gewaltig erhaben! Die Stadt des großen Königs Ein Lied. Ein Psalm der Söhne Korahs. Groß ist Jahwe und hoch zu preisen / In unsers Gottes Stadt, auf seinem heiligen Berge. Lieblich erhebt sich Über die Stadt Jerusalem. der Zionsberg, die Wonne der ganzen Erde. Denn von Zion aus herrscht Gott gleichsam als König über die ganze Erde. Zion ist dann vor allem auch der Mittelpunkt des wahren Gottesdienstes, an dem einst im messianischen Reich alle Völker teilnehmen werden (z.B. Jes. 2,2ff.). / Ein Gottessitz Wörtlich: "Der äußerste Norden." Das heidnische Altertum glaubte aber, der äußerste Norden am Himmel sei "der Sitz der Götter" (vgl. Jes. 14,13). Was so die Heiden fälschlich von einem Berg im äußersten Norden dachten, das ist Zion und Jerusalem in Wirklichkeit: der Wohnsitz Gottes, des großen Königs. ist da des großen Königs Stadt. Nämlich: Jerusalem. An ihren Palästen hat Elohim / Als sichre Schutzwehr sich kundgetan. Denn er hat Jerusalem mit seinen Palästen vor den Feinden bewahrt. Denn sieh, die Könige fanden sich ein Vielleicht sind die Könige gemeint, die sich unter Josafats Regierung gegen Juda verbündeten (2. Chron. 20,1ff.)., / Sie zogen verbündet heran. Gegen Jerusalem. Doch als sie schauten Als sie die Stadt Jerusalem von fern sahen., da staunten sie. / Sie wurden bestürzt und flohen voll Angst. Beben ergriff sie daselbst, / Zittern gleich einer Gebärerin. Wie Tarsisschiffe Tarsisschiffe sind große Schiffe, die sogar eine weite Fahrt nach Tarsis oder Tartessus in Spanien machen konnten (Jes. 2,16). der Oststurm zerschellt, / (So wurden die Feinde vernichtet). Vgl. 2. Chron. 20,13-24. V.8 ist frei übersetzt. Was wir gehört Was wir von unseren Vorfahren über die großen Taten Gottes in der Vergangenheit gehört haben., wir haben's nun selbst / In Jahwes Heerscharen Stadt In Jerusalem. erlebt, / In unsers Gottes Stadt: / Elohim erhält sie auf ewig! Sela. Wir haben, Elohim, deiner Gnade geharrt / Inmitten deines Tempels. Wir haben dich in deinem Heiligtum um deinen gnädigen Beistand gegen die Feinde angefleht, und nun hast du uns geholfen (2. Chron. 20,3ff.). Wie dein Name, Elohim, so reicht auch dein Ruhm / Bis an die Enden der Erde. 2. Chron. 20,29. / Deine Rechte ist voller Gerechtigkeit. Deine rechte Hand waltet stets gerecht. So freuet sich denn der Zionsberg Die ganze Stadt Jerusalem., / Laut jubeln die Töchter Judas Die Landstädte im Reich Juda. / Um deiner Gerichte willen. Die Israels Feinde erfahren haben. Geht rings um Zion, umwandelt es, / Zählt seine Türme! Die Aufforderung in V.13 und 14 ergeht an die Bewohner Jerusalems. Während der feindlichen Gefahr haben sie die Stadt nicht verlassen können. Jetzt aber nach dem Sieg sollen sie getrost hinausgehen, die Stadt in Ruhe umwandeln und sich davon überzeugen, daß sie in ihren Festungswerken und Palästen völlig unversehrt geblieben ist. Gebt acht auf seine Mauer Gemeint ist die kleinere Vormauer vor der eigentlichen Festungsmauer., / Durchschreitet seine Paläste, / Damit ihr dem künftigen Geschlecht erzählt: "Dieser Gott Der uns so wunderbar geholfen hat. ist unser Gott auf immer und ewig! / Er führt uns auch über den Tod hinaus." Er kann uns auch aus den größten Gefahren erretten. Die beiden letzten hebräischen Worte in V.15 (al mût) sind dunkel. Alles Irdische ist eitel! (Vgl. Ps. 37 und 73) Dem Sangmeister. Ein Psalm der Söhne Korahs. Höret dies, all ihr Völker, / Merket auf, all ihr Bewohner der Welt, Leutesöhne wie Herrensöhne D.h. Geringe und Vornehme., / Reich und arm miteinander! Mein Mund soll Weisheit reden, / Meines Herzens Sinnen Das, was ich wohl durchdacht habe. ist Einsicht. Ich will mein Ohr einem Lehrspruch Den er von Gott empfängt und dann anderen mitteilt. neigen, / Mein Rätsel erschließen bei Zitherklang. Der göttliche Lehrspruch ist zwar ein verschlungenes Rätsel, aber der Psalmist macht den Sinn und die Bedeutung dieses Rätsels kund und spielt dazu die Zither. Was soll ich mich fürchten in schlimmen Tagen, / Wenn mich meiner Feinde Frevel umringt? Der Psalmist fürchtet sich nicht vor dem, was reiche Sünder ihm zuleide tun können; denn ihr Reichtum nimmt ja mit ihrem Tod ein Ende. Die "Feinde", die ihm Frevel zufügen, sind genauer solche, die seine Ferse festhalten, um ihn zu Fall zu bringen. Sie Die Feinde. vertrauen auf ihr Vermögen, / Ihres großen Reichtums rühmen sie sich. Und doch kann keiner Keiner der Reichen. den andern erlösen Ihn vom Tod loskaufen; denn alle Menschen sind dem Tod unterworfen. / Noch Gott ein Sühngeld für ihn zahlen. Der reiche Gottlose kann mit allen seinen Schätzen nicht einmal einen anderen, geschweige denn sich selbst vom Tod loskaufen. V.8ff. sind schwierig. Ich habe hier frei übersetzt. Der Seele Sühngeld ist nicht zu erschwingen; / Es zu erlegen, bleibt ewig unmöglich. So wird denn niemand für immer leben / noch dem Schicksal entgehn, die Gruft zu schaun. Nein, der Reiche muß sehn: selbst Weise sterben, / Nicht minder als Toren und Narren vergehn. / Ihre Schätze müssen sie andern lassen. Wenn sie sterben. Die Reichen, sie denken: ihre Häuser sind ewig, / Ihre Wohnungen währen für und für; / Drum nennen sie Länder mit ihrem Namen. Man denke hier an die Reichen und Großen der Erde, die Städte und Landstriche nach ihrem Namen benannten, als wären sie selbst unsterblich. Doch wer in Reichtum prangt, bleibt nicht; / Er gleicht den Tieren, die man vertilgt. So Wie V.13 es sagt. geht es den Leuten voll Selbstvertraun Denen, die sich auf ihren Reichtum und ihre Macht etwas einbilden, wie in V.8-12 ausgeführt worden ist. / Und allen, die ihnen Beifall zollen. Die an den vermessenen Reden dieser mit hochmütigem Selbstvertrauen Erfüllten Gefallen finden. Sela. Wie Schafe sinken sie in die Gruft: sie weidet der Tod. Der König der Schrecken (Hiob 18,14), nicht der gute Hirte (Ps. 23,1). / Doch ein Morgen kommt Sollte hier der Auferstehungsmorgen gemeint sein?, wo die Frommen über sie herrschen. Vgl. 1. Kor. 6,2; Dan. 7,22. / Ihr Fels zerreißt ja das Totenreich: Der Frommen Fels ist Gott. Hat er nicht durch Christi Auferstehung die Macht des Totenreiches gebrochen? / Es bleibt ihre Wohnstatt nicht. Denn Gott führt die Seinen zu dem neuen Leben der Auferstehung (Jes. 26,19; Dan. 12,2). Fürwahr, Elohim wird meine Seele erlösen / Aus der Macht der Scheôl Die Scheôl ist das Totenreich.; denn er entrückt mich. Hier wird im Hebräischen dasselbe Wort gebraucht (lakach) wie 1. Mos. 5,24 und 2. Kön. 2,3ff. von der Entrückung Henochs und Elias, die ja, ohne zu sterben, von der Erde hinweggenommen wurden. Sollte hier dem Psalmisten in seinem Geist eine schwache Vorahnung von dem "Geheimnis" gegeben worden sein, das Paulus in 1. Kor. 15,51ff. in voller Klarheit kundgemacht hat und das in Verbindung mit 1. Thess. 4,17 zu betrachten ist? Sela. Fürchte dich nicht, wenn einer reich wird Fürchte dich nicht, du Frommer, wenn dein Bedrücker reich und mächtig ist., / Wenn seines Hauses Glanz sich mehrt. Denn beim Sterben nimmt er das alles nicht mit, / Nicht fährt ihm nach In das Totenreich. seine Herrlichkeit. Sein Reichtum und seine Macht. Wenn er sich im Leben auch glücklich preist Vgl. Luk. 12,19., / Wenn man dich Du Reicher. ob guter Tage auch rühmt Wenn man dich auch rühmt, daß du dir gute Tage machen und dir gütlich tun kannst (vgl. Luk. 16,19). - Du gehest doch ein in der Väter Haus In das Totenreich., / Die nimmer das Licht erblicken. Denn im Totenreich herrschen Finsternis und Dunkel (Hiob 10,21-22; 17,13; Ps. 88,13). Wer in Reichtum prangt und ist ohne Verstand Wer in fleischlichem Sinn nur an das Irdische denkt., / Der gleicht den Tieren, die man vertilgt. Der rechte Gottesdienst (Vgl. 1. Sam. 15,22)Ein Psalm Asafs. Über Asaf s. 1. Chron. 25,1-7; 15,19; 16,5; 2. Chron. 29,30; Nehem. 12,46. / El Elohim Jahwe: Er redet Hier stehen drei Gottesnamen eng zusammen. Das kommt nur noch einmal im Alten Testament vor: Jos. 22,2, wo die drei Namen sogar verdoppelt sind. Über ihre Bedeutung siehe den Schluß der Einleitung. Die drei Gottesnamen scheinen hier übrigens eine Steigerung zu enthalten: El ist Gott als der Starke und Gewaltige, Elohim als der Allmächtige in der herrlichen Fülle seiner göttlichen Eigenschaften, Jahwe als der in seinem Wesen unveränderliche, treue Bundesgott seines auserwählten Volkes. / Und ruft der Erde Er ruft die Erdbewohner auf. vom Aufgang der Sonne bis zum Niedergang. Aus Zion, der Schönheit Krone Zion stellt die vollkommenste Schönheit dar, weil dort der Tempel Gottes, die Stätte seiner herrlichen Gegenwart ist., / Strahlt Elohim hervor. Wie die aufgehende Sonne. Unser Gott, er kommt Zum Gericht. und schweiget nicht. / Verzehrend Feuer geht vor ihm her, / Rings um ihn stürmt es gewaltig. Gott offenbart seine Herrlichkeit ähnlich wie einst am Sinai bei der Gesetzgebung (2. Mos. 19,16-19). Er ruft die Himmel droben herbei. Gemeint sind hier wohl die Himmelsbewohner: die heiligen Engel. / Und die Erde, sein Volk zu richten Engel und Menschen sollen gleichsam als Gottes Boten das Volk Israel vor Gottes Richtstuhl laden.: "Versammelt mir die Frommen Die Israeliten sind Gottes Fromme oder Begnadete; aber ihre Werke entsprechen nicht ihrem hohen Beruf., / Die den Bund mit mir im Opfer geschlossen!" Und zwar am Sinai (2. Mos. 24,1-8). Die Himmel künden seine Gerechtigkeit Sie bezeugen feierlich, daß Gott der gerechte Richter ist.; / Denn Elohim - er ist's, der richtet! Sela. "Höre, mein Volk, o laß mich reden! / Israel, laß mich dich warnen! / Elohim, dein Gott, bin ich. V.7c gibt den Grund dafür an, daß Gott Israel so gegenübertreten muß (vgl. 2. Mos. 20,2). Nicht deiner Schlachtopfer wegen Nicht wegen einer Vernachlässigung des Opferdienstes. rüge ich dich - / Sind doch deine Brandopfer immer vor mir. Sie werden immer dargebracht, an dem äußeren Opferdienst fehlt nichts. Nicht brauche ich Stiere aus deinem Hause / Noch Böcke aus deinen Hürden. Gott hat die Tieropfer nicht nötig; denn erstlich: es gehört ihm ja alles, was geopfert wird (V.10f.), und sodann: er ist ein Geist, der der irdischen Dinge nicht bedarf (V.12f.). Denn mein ist alles Wild des Waldes, / Das viele Getier auf den Bergen. Wörtlich: "Die Tiere auf den Bergen der Tausend", was vielleicht bedeutet: die Tiere auf den Bergen, wo sie zu Tausenden leben. Ich kenne jeden Vogel der Berge, / Und was auf den Feldern sich regt, ist mein. Sollte mich hungern, dir sagte ich's nicht. / Denn mein ist der Erdkreis und was ihn erfüllt. Esse ich etwa der Stiere Fleisch / Und trink ich der Böcke Blut? Opfere Elohim Dank Nicht mit äußern Opfern, sondern in der rechten Gesinnung des Herzens. / Und bezahle dem Höchsten deine Gelübde! Erfülle Gott gegenüber deine guten Vorsätze, indem du deinen Wandel besserst. "Rufe mich an am Tage der Not: / Dann will ich dich retten, daß du mich ehrest." Aus dankbarer Gesinnung heraus kannst du dann Gott auch in jeder Not vertrauensvoll anrufen. Gott wird dich dann erretten und dir dadurch Anlaß geben, ihn mit neuem Dank zu ehren. Aber zum Frevler spricht Elohim Mit V.16 wendet sich Gottes Strafwort an Frevler, die trotz offenbarer Sünden dennoch Gottes Namen und Wort im Munde führen. Diese Leute sind also verschieden von jenen Werkheiligen in V.7ff., die da meinen, die äußere Erfüllung der göttlichen Gebote, namentlich der Opfervorschriften, genüge schon, Gottes Wohlgefallen zu erlangen.: / Wie? du zählst meine Satzungen auf / Und redest von meinem Bund? Das wagst du und hasset doch Zucht Du denkst nicht daran, dich der heilsamen Zucht des Gesetzes zu unterwerfen. / Und wirfst meine Worte hinter dich? Du siehst meine Worte mit dem Rücken an, statt sie als Regel und Richtschnur deines Wandels allezeit vor Augen zu haben. Siehst du einen Dieb, so gesellst du dich ihm, / Und mit Ehebrechern gehest du um. Du lässest deinen Mund zum Bösen los, / Und deine Zunge spinnet Trug. Oder: Falschheit. Verleumderische Gespräche sind ein Gewebe, woran jeder, der daran teilnimmt, mitarbeitet. Vgl. zu V.16ff. Röm. 2,21-23. Mit andern verleumdest du deinen Bruder, / Deiner Mutter Sohn hängst du Schande an. Das hast du getan, und ich schwieg dazu. Ich strafte dich nicht sofort. / Da dachtest du denn: ich wäre wie du. Der Frevler dachte, Gott sei gleichgültig gegen die Sünde. / Aber ich will dich zur Rechenschaft ziehn, / Dir's unter die Augen stellen." Gott will dem Sünder seine Übertretungen der Reihe nach vorlegen, damit er sie erkenne, vor seinem Zustand erschrecke und sich bekehre. Merkt das wohl, die ihr Gottes Im Hebräischen steht hier der Gottesname Eloah. vergeßt Die Gottvergessenen sind sowohl die selbstgerechten Werkheiligen in V.7-15 als auch die offenbaren Sünder in V.16-21.; / Sonst werd ich zerreißen Das Strafurteil vollziehen., und niemand rettet. Wer Dank opfert, der ehret mich recht, / Und er bahnet den Weg, / Auf dem ich ihm zeige das Heil Elohims. Der Dankbare bahnt sich durch seine Dankbarkeit einen Weg, auf dem ihn Gott sein Heil in ganzer Fülle schauen lassen kann. - Psalm 50 ist ein ernstes, gewaltiges Zeugnis in der Sprache der Propheten gegen alle, die da meinten, die äußeren Opfer und überhaupt die äußere Erfüllung der göttlichen Gebote sei schon genügend. Demgegenüber bezeugt der Psalmist, daß der Mensch ohne Frömmigkeit des Herzens und ohne einen reinen Wandel Gott nicht wohlgefällig sein könne. Der äußere Opferdienst ist ohne die rechten geistlichen Opfer wertlos vor Gott. Davids Bußgebet Dem Sangmeister. Ein Psalm Davids. Als der Prophet Nathan zu ihm kam, / nachdem er zu Batseba eingegangen war. Vgl. 2. Sam. Kap. 11 und 12. Sei mir gnädig, Elohim, nach deiner Huld, / In großer Erbarmung tilg meine Frevel! Wasche mich völlig von meiner Schuld / Und von meiner Sünde mache mich rein! Denn meine Frevel sind mir bewußt, / Und meine Sünde ist stets vor mir. An dir allein habe ich gesündigt, / Und was dir mißfällt, hab ich verübt. / Denn du sollst recht behalten mit deinem Spruch, / Rein erscheinen mit deinem Urteil. Der Psalmist erkennt hier als reuiger Sünder die Gerechtigkeit des göttlichen Gerichtsspruches an. V.6c und d führt der Apostel Paulus in Röm. 3,4 nach LXX an. Ich bin ja in Schuld geboren, / In Sünde hat mich meine Mutter empfangen. Doch da du Wahrheit im Herzen liebst, / So mach mir im Innern Weisheit kund! Die Weisheit ist der Weg zur Wahrheit. Wenn Gott dem Psalmisten in der Verborgenheit seines Gemüts Weisheit kundtut, so kann er, obwohl in Sünde empfangen und geboren, also dahin gelangen, daß die Wahrheit oder das rechtschaffene, Gott wohlgefällige Wesen sein Herz ganz durchdringt. "Herz" heißt vielleicht wörtlich "Nieren", eine Bezeichnung des geheimsten Innenlebens. Entsündige mich mit Ysop, so werd ich rein Eine Anspielung auf die Weise, wie die Aussätzigen gereinigt wurden: man besprengte sie mit einem Ysopbüschel, der in das Blut eines reinen Vogels getaucht war (3. Mos. 14,1-9)., / Wasche mich, so werd ich weißer als Schnee. Jes. 1,18. V.9b erinnert an die Waschungen, die alle levitisch Verunreinigten an sich vollziehen lassen mußten. Sprich mir Wonne und Freude zu, / Daß deine Gebeine frohlocken, die du zerschlagen. Verbirg dein Antlitz vor meinen Sünden Sieh meine Sünden nicht zornig und strafend an., / Und all meine Frevel tilge aus! Ein reines Herz schaff mir, Elohim, / Einen festen Geist erneure in mir! Ein fester Geist ist der Gnade Gottes gewiß. Wirf mich nicht weg von deinem Antlitz, / Deinen Heiligen Geist nimm nicht von mir! Erfreue mich wieder mit deinem Heil, / Mit willigem Geiste stütze mich! Mache meinen durch deinen Heiligen Geist gereinigten menschlichen Geist allezeit willig und stark, deinen Willen zu tun. Dann lehre ich Frevler deine Wege, / Und Sünder sollen sich zu dir kehren. Wenn sie zu ihrem Trost hören, wie gnädig sich Gott an dem Psalmisten bewiesen hat. Von Blutschuld rette mich, Elohim, du Gott meines Heils! David denkt hier an die Blutschuld, die er durch Urias Tod auf sich geladen hatte. / So jauchzt meine Zunge ob deiner Gnade. Adonái, tu mir die Lippen auf; / Dann wird mein Mund deinen Ruhm verkünden. Schlachtopfer begehrst du ja nicht - sonst gäbe ich sie -; / Brandopfer gefallen dir nicht. Elohims Schlachtopfer D.h. die Gott wahrhaft wohlgefälligen Schlachtopfer. sind ein zerbrochener Geist. / Ein zerbrochen, zerschlagen Herz, Elohim, verschmähest du nicht! In einem zerbrochenen Geist und einem zerschlagenen Herzen ist aller Hochmut des eigenen Ich ertötet; da wohnt Demut und aufrichtige Bußgesinnung, da offenbart sich die Armut im Geist (Jes. 57,15; Matth. 5,3). Tu wohl an Zion in deiner Gnade, / Baue die Mauern Jerusalems! Dann werden dir rechte Opfer gefallen Rechte Opfer sind solche, wie Gott sie haben will.: / Brandopfer, Ganzopfer Vgl. 3. Mos. 6,15f., / Dann wird man Stiere opfern auf deinem Altar. V.20 und 21 sind wohl ein späterer Zusatz, der in der babylonischen Gefangenschaft entstanden ist. Da sehnten sich alle treuen Juden nach dem Wiederaufbau Jerusalems und des Tempels sowie nach dem Wiederbeginn des Opferdienstes. - Ps. 51 ist der vierte der sieben kirchlichen Bußpsalmen. Und in der Tat: in diesem ergreifenden Psalm finden die reumütigen Sünder aller Zeiten und Geschlechter ihren wahren Seelenzustand bloßgelegt. Der Frevler fällt! Dem Sangmeister. Eine Betrachtung (?) Davids. In bezug auf das mit "Betrachtung" übersetzte hebräische Wort "Maskil", das nun zunächst in den Psalmen 52-55 vorkommt, vgl. Ps. 32,1. Als der Edomiter Doeg kam und Saul meldete: "David hat sich ins Haus Ahimelechs begeben." Hier ist nachzulesen 1. Sam. Kap. 21 und 22. Was rühmst du dich der Bosheit, du Held?! So wird Doeg spöttisch genannt. / Gottes Gnade währt für und für. Trotz der Bosheit Doegs ist Davids Sache doch nicht verloren, denn Gottes Gnade ist mit ihm. Verderben sinnt seine Zunge / Gleich scharfem Messer, du Unheilstifter! Wiederum Anrede an Doeg wie auch V.6b. Böses liebst du mehr als Gutes, / Lüge redest du lieber als Wahrheit. Sela. Du liebst nur verderbliche Reden, / Du Zunge voll Trug! So wird denn auch Gott dich zertrümmern auf immer, / Er wird dich ergreifen, wegreißen aus deinem Gezelt Aus deinem Haus., / Aus der Lebenden Land dich entwurzeln. Sela. Die Gerechten werden das schauen und schauern, / Sie werden sein lachen und sprechen: "Seht doch den Mann! Er wählte sich nicht Elohim zum Schutz; / Auf des Reichtums Fülle verließ er sich, / Dünkte sich sicher in seinem Frevel." Ich aber bin wie ein grünender Ölbaum (gepflanzt) in Elohims Haus. Und stehe deshalb auch unter Gottes besonderem Schutz. / Ich traue der Gnade Elohims auf immer und ewig. Preisen will ich dich immerdar, weil du es vollbracht. Weil du mir deine Gnade bewiesen und deine Verheißungen mir erfüllt hast. / Harren will ich auf deinen Namen Der Name Gottes ist sein in Taten des Heils offenbar gewordenes Wesen., / Denn er ist köstlich vor deinen Frommen. Es ist erklärlich, daß die Ermordung der 85 Priester in Nob, die eine Folge der Verräterei Doegs war, David tief erschütterte. In dieser Gemütsverfassung wird er dann den 52. Psalm gedichtet haben. Der Welt Verderben (Vgl. Ps. 14 ) Ps. 53 ist eine Umarbeitung des 14. Psalms, die vielleicht in die Zeit des Königs Hiskia fällt. In der Überschrift aber wird David als Verfasser des 53. Psalms angegeben. Daraus lernen wir, daß auch solche Psalmen, die aus denen, die Davids Namen trugen, umgedichtet oder ihnen nachgedichtet wurden, unbedenklich David als Verfasser zugeschrieben zu werden pflegten. Man vergleiche zu Ps. 53 die Anmerkung zu Ps. 14.Dem Sangmeister, nach Machalát. Das Wort "Machalát" ist dunkel. Einige übersetzen: "nach schwermütiger Weise". Andere denken an eine bestimmte Liedart, an eine Melodieangabe nach dem Anfang eines Liedes oder an ein Musikinstrument. Eine Betrachtung (?) Davids. Die Toren denken bei sich: "Es ist kein Gott." / Verderbt und abscheulich treiben sie Frevel; / Da ist keiner, der Gutes tut. Elohim schaut vom Himmel herab auf die Menschenkinder, / Daß er sehe, ob jemand Einsicht habe / Und frage nach Gott. Aber allesamt sind sie abgewichen, alle entartet; / Da ist keiner, der Gutes tut, / Auch nicht ein einziger. "Sind denn so unvernünftig die Übeltäter, / Die mein Volk verzehren, wie man Brot verzehrt, / Die nicht zu Elohim beten?" Dann beben sie schaudernd, obwohl kein Grund zum Schaudern vorhanden ist. D.h. obwohl kein äußerer Grund zum Erschrecken vorliegt. Man denke hier an den assyrischen König Sanherib, der plötzlich von Jerusalem abzog (Jes. 37,7.9). / Denn Elohim zerstreut deiner Feinde Gebeine. Wörtlich: "die Gebeine deines Belagerers" (vgl. Jes. 37,36). / Du Israel. machst sie zuschanden Vereitelst die Anschläge der Feinde., denn Elohim hat sie Deine Feinde. verworfen. Ach, käme aus Zion für Israel Heil! / Wendet Elohim seines Volkes Los, / So wird Jakob sich freun und Israel jauchzen. Ein Notschrei in großer Gefahr Dem Sangmeister, mit Saitenspielbegleitung. S. die Überschrift von Ps. 4. Eine Betrachtung (?) Davids. Als die Sifiter gekommen waren und Saul gemeldet hatten: "David hält sich bei uns verborgen." 1. Sam. 23,19; 26,1. Elohim, hilf mir durch deinen Namen Der Name Gottes ist die Offenbarung seines Wesens, besonders seiner Gnade, Huld und Treue., / Durch seine Stärke schaffe mir Recht! Elohim, höre doch mein Gebet, / Horch auf die Worte meines Mundes! Denn Fremde erheben sich wider mich Obwohl die Sifiter Davids Volksgenossen waren, so werden sie doch "Fremde" genannt, weil sie sich gleich Fremden feindselig gegen ihn stellten., / Und Grausame trachten mir nach dem Leben Grausam heißen die Sifiter, weil sie bereit waren, David an Saul auszuliefern., / Sie haben Gott nicht vor Augen. Sela. Wahrlich, mein Helfer ist Elohim, / Adonái ist meines Lebens Halt. Das Böse muß fallen auf meine Feinde - / Nach deiner Treue vernichte sie! Weil Gott seinem Knecht David Treue hält, darum wird er auch Davids Feinde vernichten. Dann bring ich dir freiwillige Opfer Das freiwillige Opfer steht im Gegensatz zu einem solchen, wozu man sich durch ein Gelübde verpflichtet hat (3. Mos. 22,23)., / Deinem Namen, o Jahwe, dank ich, daß er so hold. Denn er Nämlich: "der Name Gottes". In der nachbiblischen Sprache heißt Gott geradezu "der Name". hat mich errettet aus aller Not Davids Not war groß. Nach dem Verrat der Sifiter wäre er sicher in Sauls Hände gefallen, wenn dieser nicht wider Erwarten durch einen Einfall der Philister sich genötigt gesehen hätte, Davids Verfolgung aufzugeben (1. Sam. 23,26-28)., / Und an meinen Feinden erfreut sich mein Auge. Wenn das Herz von Haß und Rachgier frei ist, so kann sich das Auge daran erfreuen, wenn Gott seine strafende Gerechtigkeit durch besondere Taten offenbart (vgl. Offb. 18,20). Der Feinde und des Freundes Haß Dem Sangmeister, mit Saitenspielbegleitung. Eine Betrachtung (?) Davids. Ist der Psalm von David, so scheint manches darin auf die Empörung Absaloms hinzuweisen. - Der Psalm will solche, die in Not und Bedrängnis sind, in ihrer Trübsal trösten und sie zu festem Vertrauen auf Gottes Hilfe ermuntern. Vernimm, Elohim, mein Gebet, / Entzieh dich nicht meinem Flehn! Horch auf mich und erhöre mich, / Ich sinne ruhlos und seufze. Denn ich muß hören des Feindes Stimme und empfinde des Frevlers Druck. / Sie wälzen Unheil auf mich und stellen mir grimmig nach. Mein Herz bebt mir in der Brust, / Und Schrecken des Todes fallen auf mich. Furcht und Zittern dringt auf mich ein, / Entsetzen hat mich bedeckt. Drum sag ich: "O, hätt ich doch Schwingen wie Tauben! / Weg wollt ich fliegen, einen Ruhplatz suchen. Der Psalmist möchte fliehen wie eine Taube, die sich in schnellem Flug vor einem Unwetter oder den Krallen eines Raubvogels in eine Felsspalte flüchtet. Ja, weithin möcht ich flüchten / Und in der Wüste rasten. Sela. Eine Freistatt würd ich mir suchen / Vor dem Toben des Sturms, vor dem Wetter. Verwirr ihre Zungen, Adonái, zerteile sie! Wie bei der babylonischen Sprachenverwirrung (1. Mos. 11,1-9). "Mache sie uneins untereinander!" Hier könnte man an die Beratungen der Feinde Davids kurz vor dem Ausbruch der Empörung Absaloms denken. / Denn ich schaue Gewalttat und Streit in der Stadt. Auch diese Worte lassen sich auf das Treiben der Anhänger Absaloms in Jerusalem deuten. Tag und Nacht gehn sie auf den Mauern umher Dies bezieht Franz Delitzsch auf die Spione Absaloms., / Unheil und Elend ist drinnen. In Jerusalem. Ja, Verderben ist drinnen; / Von ihrem Markte Von dem Markt der Stadt. weicht nicht Bedrückung und Trug. Denn nicht ein Feind schmäht mich: / Das würd ich ertragen; / Auch nicht mein Hasser tut groß wider mich: / Dann würd ich mich vor ihm verbergen. Nein, du bist's, den ich mir gleichgeschätzt, / Mein Freund und mein Vertrauter. Diese Worte könnte man sehr gut von Ahitofel, dem verräterischen Freund Davids, verstehen (2. Sam. 15,12; 16,23; Ps. 41,10). Wie pflegten wir traute Gemeinschaft, / Gingen einträchtig Nach LXX. ins Haus Elohims! Der Tod überrasche sie, / Mögen sie lebend zur Unterwelt fahren! Wie Korah und seine Rotte (4. Mos. 31-35). / Denn in ihrer Wohnstatt, in ihrem Herzen ist Bosheit. Ich aber rufe zu Elohim, / Und Jahwe wird mich erretten. Des Abends, Morgens und Mittags klag ich und seufze: / So hört er mein Flehn. Er wird mich erretten, in Frieden mich leiten, daß keiner mir beikommt; / Denn ihrer Der Feinde. sind viele wider mich. Gott wird hören und Antwort geben Gott wird die Reden der Feinde Davids, die sich gegen den König verschwören, hören und ihnen als strafender Richter Antwort geben, indem er sie zuschanden macht. - / Er, der da thronet seit Urbeginn. Sela. / Denn sie Die Feinde. besinnen sich nicht eines Bessern, / Elohim fürchten sie nicht. Er Der in V.14f. genannte falsche Freund. legt seine Hand an seine Freunde, / Entweiht seinen Bund. Den Bund der Treue, den er mit dem Freund geschlossen hat. Glatt wie Butter sind seine Worte, / Aber in seinem Herzen ist Krieg. / Seine Reden sind linder als Öl, / Und doch sind's gezückte Schwerter. Wirf deine Bürde auf Jahwe 1. Petr. 5,7 nach LXX.! / Er wird dich versorgen; / Nimmer läßt er den Gerechten wanken. Doch du, Elohim, wirst sie in die unterste Grube stürzen. / Die da mit Mord und Trug umgehn, / Sollen nicht ihres Lebens Hälfte erreichen. / Ich aber traue auf dich! Getrost in Gott Dem Sangmeister. Nach (der Melodie des Liedes:) "O stumme Taube in der Ferne"(?). Die Worte sind dunkel. Ein Gedicht(?) Vgl. Ps. 16,1. Das Wort miktâm kommt außerdem noch vor in den Überschriften der Ps. 57-60. Davids. / Als ihn die Philister in Gat ergriffen. 1. Sam. 21,12-16. Von allen Seiten durch Saul bedrängt, floh David zu dem Philisterkönig Achis. Aber kaum war er dort angekommen, so nahmen ihn die Philister als den Überwinder ihres Landsmanns Goliat fest. In dieser gefährlichen Lage stellte sich David wahnsinnig, um den Händen seiner Feinde zu entgehen. Sei mir gnädig, Elohim, denn Menschen treten mich nieder; / Allzeit befehden und drängen sie mich. Meine Laurer quälen mich fort und fort, / Denn in Stolz befehden mich viele. Will Furcht mich befallen, / So trau ich auf dich. Elohim stärkt mich, sein Wort Das Wort der göttlichen Verheißung, das ihn mutig und getrost macht. zu rühmen. / Elohim vertrau ich, ich fürchte mich nicht. / Was kann mir ein Sterblicher tun? Meine Worte verdrehen sie immerfort Sie wollen ihm nicht glauben, sondern beschuldigen ihn der Lüge., / Nur Böses denken sie wider mich. Sie rotten sich, senden Laurer aus: / Die spüren mir nach auf Schritt und Tritt; / Denn sie trachten mir nach dem Leben. Doch umsonst! Ich entrinne -. Alle Bemühungen der Laurer sind vergeblich. / Im Zorn, Elohim, wirf Leute danieder! Alle, die sich gegen dich und deine Auserwählten in Feindschaft erheben. Meine Flüchtlingstage hast du gezählt. / Sammle meine Tränen in deinen Schlauch! / Stehen sie nicht in deinem Buch? V.9 weist deutlich auf die Zeit, da David von Saul verfolgt wurde. Einst weichen meine Feinde zurück; / Denn es kommt ein Tag, da ich rufe. Mit dem Rufen zu Gott ist dann auch die Erhörung verbunden: die Feinde werden zuschanden. / Dies weiß ich, daß Elohim hilft. Elohim stärkt mich, das Wort Das göttliche Verheißungswort. zu rühmen, / Jahwe stärkt mich, das Wort zu rühmen. Elohim vertrau ich, ich fürchte mich nicht. / Was können mir Menschen tun? Dir, Elohim, erfüll ich meine Gelübde, / Dankopfer will ich dir bringen. Denn du hast mein Leben vom Tode errettet, / Ja, meine Füße vom Gleiten Vgl. Ps. 116,8., / Damit ich wandeln kann vor Elohim / Im Lichte der Lebendigen. Statt in die Finsternis des Totenreiches einzugehen. Bitte und Dank in schwerer Anfechtung Dem Sangmeister, nach (der Melodie des Liedes:) "Verderbe nicht!" Die Worte "Verderbe nicht!" sind wohl als Anfang eines Liedes zu fassen, nach dessen Melodie der Psalm gesungen werden sollte (vgl. Ps. 58. 59. 75). / Ein Gedicht (?) Davids. Als er vor Saul in die Höhle floh. Gemeint ist wohl die Höhle von Adullam (1. Sam. 22,1-2) oder von Engedi (1. Sam. 24,1ff.). Sei mir gnädig, Elohim, sei mir gnädig! / Denn meine Seele sucht Zuflucht bei dir. / In deiner Flügel Schatten bin ich geborgen, / Bis das Verderben vorüber ist. Ich rufe zu Elohim, dem Höchsten, / Zu El, der's für mich hinausführt. Er sendet vom Himmel (sein Heil) und hilft mir. / Wenn mich mein Verfolger zum Kampf reizt, - Sela - / Dann sendet Elohim seine Huld und Treu. Ich muß unter Löwen weilen, / Unter Leuten ruhn, die Flammen sprühn Die Verderben bringen., / Ihre Zähne sind Spieß und Pfeile, / Ihre Zungen ein scharfes Schwert. Elohim, erheb dich über die Himmel, / Deine Herrlichkeit über alle Welt! Die Herrlichkeit Gottes, der sich über alle Himmel hin als der Erhabene und Gewaltige erweist, soll auch von der ganzen Welt anerkannt werden, wenn sich diese Herrlichkeit in ihrem Glanz offenbart. Sie hatten meinen Füßen ein Netz gestellt, / So daß meine Seele in Angst sich wand. / Sie höhlten vor mir eine Grube aus - / Und fallen nun selbst hinein. Sela. Mein Herz ist getrost, Elohim, mein Herz ist getrost; / Ich will singen und spielen. Wach auf, mein Herz! Wörtlich: "meine Ehre", d.h. meine Seele. / Wach auf, du Harfe und Zither! / Wecken will ich das Morgenrot. Der Psalmist will mit seinem zur Ehre Gottes ertönenden Saitenspiel und Gesang die noch in ihrem Zelt schlafende Sonne (Ps. 19,5) wecken. Unter Völkern, Adonái, will ich dich preisen, / Dir singen unter den Leuten. Der Psalmist will auch als Verkünder der großen Taten Gottes in der Völkerwelt auftreten. Denn groß bis zum Himmel ist deine Gnade, / Bis zu den Wolken reicht deine Treu. V.11 wird der Grundton seiner Predigt sein: er will den Menschen Gottes Gnade und Treue (oder Wahrheit) kundmachen. Vgl. Ps. 36,6. Elohim, erheb dich über die Himmel, / Deine Herrlichkeit über alle Welt! Eine Klage über ungerechte Richter Dem Sangmeister, nach (der Melodie des Liedes:) "Verderbe nicht!" (?). / Ein Gedicht (?) Davids. Redet ihr wirklich Gerechtigkeit, / Richtet ihr redlich, ihr Menschenkinder? So übersetze ich in Anlehnung an LXX. Angeredet werden hier nicht die Menschen im allgemeinen, sondern zunächst die Richter. Nein, im Herzen sinnet ihr Frevel, / Für eurer Hände Gewalttat macht ihr im Lande Bahn. Durch eure ungerechten Urteile bahnt ihr euch den Weg, Gewalttat im Lande zu euerm Nutzen zu üben. Von Geburt an weichen die Frevler ab, / Die Lügenredner irren von Kindheit an? Ihre Bosheit ist deshalb so groß, weil sie von Kindheit an für die Einwirkungen der göttlichen Gnade unzugänglich geblieben sind. Gift haben sie wie Schlangengift, / Wie eine taube Natter, die ihr Ohr verstopft Sie haben Gift "wie eine taube Natter" usw. Das Gift ist ein Bild der Sünde und Bosheit., Die nicht hört auf der Zauberer Stimme, / Auf die Stimme der klugen Beschwörer. Wenn die Schlangenbeschwörer durch ihre Künste auch die giftigsten Schlangen zähmen können, so vermögen sie doch nichts bei den tauben Schlangen. Ebenso sind die geistlich tauben oder verstockten Menschen unzugänglich gegen alle Ermahnungen anderer und ihres eigenen Gewissens. Elohim, zerbrich ihre Zähne in ihrem Mund, / Reiß aus, o Jahwe, der Löwen Gebiß! Mache alle Feinde und Frevler unschädlich! Sie gleichen ja wilden Tieren. Sie sollen zerfließen, wie Wasser verläuft. / Schießt er Der Gottlose, besonders der ungerechte Richter. seine Pfeile, so seien sie stumpf. Laß alle seine Anschläge wirkungslos bleiben! Sie sollen der Schnecke gleichen, die kriechend zerfließt Wie die Schnecke beim Kriechen ihren Schleim zurückläßt und sich auflöst, so sollen die Gottlosen in ihren Unternehmungen zuschanden werden., / Eines Weibes Fehlgeburt Sollen die Gottlosen gleichen., die die Sonne nicht sieht. Die Fehlgeburt ist ein Bild von etwas durchaus Nichtigem und Wertlosem (vgl. Hiob 3,16; Pred. 6,3). Eh eure Töpfe die Dornen merken D.h. ehe die Töpfe erhitzt werden durch das Feuer der Dornen, die als Brennstoff für das Kochen gesammelt sind. - / Sei roh oder gar das Fleisch: der Sturm treibt's weg. Es ist hier an eine Schar von Reisenden zu denken, die sich in der Wüste ihr Essen kochen wollen. Da werden sie plötzlich von einem Sturm überrascht. Der reißt die Töpfe mit dem teils noch rohen, teils schon gekochten Fleisch mit sich fort. Das Bild will jedenfalls sagen: Das Vorhaben der Frevler wird noch vor seiner Ausführung vereitelt; ihre Pläne scheitern, mögen sie reif geworden oder ganz unreif geblieben sein, wie das Fleisch in den Töpfen teils gar, teils noch roh ist. Der Gerechte frohlockt, wenn er Rache geschaut, / Er badet den Fuß in der Frevler Blut. Der Fromme freut sich, wenn Gott seine Gerichte kommen läßt, - aber nicht, weil er schadenfroh wäre, sondern weil Gottes Gericht nötig ist, damit sich sein Ratschluß erfülle und sein Reich auf Erden offenbar werde. Dann sagt man: "Ja wahrlich, der Fromme hat Frucht D.h. er wird von Gott belohnt.; / Ja, es gibt einen Gott, der da richtet auf Erden!" Bezieht sich Ps. 58 auf die Zustände unmittelbar vor der Empörung Absaloms, so könnte man dran denken, wie Absalom mit seinem Anhang gerade die Rechtspflege als Mittel benutzte, seinem Vater David das Herz des Volkes zu stehlen (2. Sam. 15,1-6). Ein Gebet wider Verfolger Dem Sangmeister, nach (der Weise des Liedes:) "Verderbe nicht!" (?). / Ein Gedicht (?) Davids, als Saul hinsandte und sie das Haus bewachten Diese Abgesandten Sauls., um ihn zu töten. S. 1. Sam. 19,11-18. Es ist möglich, daß Saul schon vor dem in diesem Abschnitt geschilderten Ereignis heimlich Meuchelmörder aussandte, die David in einem günstigen Augenblick umbringen sollten. Besonders abends schweiften diese Leute umher in der Hoffnung, daß ihnen David in die Hände fallen könne. Vielleicht hat David, als er nach seiner Flucht bei Samuel in Rama weilte, diesen Psalm gedichtet. Errette mich, mein Gott, von meinen Feinden, / Vor meinen Widersachern schütze mich! Rette mich von den Übeltätern / Und hilf mir gegen die Mörder! Denn fürwahr, sie lauern mir auf. / Es rotten sich Grausame wider mich, / doch bin ich, o Jahwe, schuldlos daran. Der Psalmist ist unschuldig daran, daß man so feindselig gegen ihn handelt. Aber trotz meiner Unschuld stürmen sie an und rüsten sich. Mich anzugreifen und zu töten. / Auf, hilf mir, sieh drein! Du, Jahwe Elohim der Heerscharen (Herr), Gott Israels, / Wach auf, alle Heiden zu strafen! Gott, der alle Heiden richtend strafen wird, lohnt um so mehr den Frevlern inmitten seines Bundesvolkes nach ihren Werken. / Verschone keinen der freveln Verräter! Sela. Jeden Abend kehren sie wieder, knurren wie Hunde, / Durchstreifen die Stadt. Noch heute laufen in den großen Städten des Morgenlandes bissige Hunde in großen Scharen herrenlos umher, um sich ihr Futter zu suchen. Unter diesem Bild werden die Meuchelmörder beschrieben, die nach ihrem Opfer fahnden. Bei Tage wagen sie sich nicht hervor. Fürwahr, sie geifern mit ihrem Munde, / Auf ihren Lippen sind Schwerter. / Denn (sie denken:) "Wer hört es?" Der Mund der Meuchelmörder fließt über von Lästerungen Davids, und in ihrer Bosheit bilden sie sich ein, Gott höre nichts davon. Du aber, Jahwe, lachest ihrer Vgl. Ps. 2,4. Gott sind die Anschläge der Feinde des Psalmisten offenbar., / Du spottest aller Heiden. Mein Hort, dein will ich harren; / Denn Elohim ist mein Schutz. Mein Gott kommt mir mit seiner Gnade entgegen, / An meinen Laurern läßt Elohim meine Lust mich sehn. Töte sie nicht, damit es mein Volk nicht vergesse Töte sie nicht plötzlich und sofort, sondern laß sie durch Elend und Verbannung, womit du sie heimsuchst, dem Volk zur Warnung dienen!; / Treib sie umher durch deine Macht und stürze sie nieder, / Du, unser Schild, Adonái! Es sündigt ihr Mund in jedem Wort ihrer Lippen / - Sie sollen sich fangen in ihrem Hochmut! -, / Ihr Reden ist nichts als Fluchen und Lügen. Vertilg sie im Grimm, vertilge sie, daß sie nicht mehr seien! / Dann wird man erkennen, daß Elohim in Jakob herrscht Und von dort seine Herrschaft ausbreitet bis an die Enden der Erde. / Bis an die Enden der Erde. Sela. Jeden Abend kehren sie wieder, knurren wie Hunde, / Durchstreifen die Stadt. Sie irren umher und suchen nach Speise. / Wenn sie nicht satt werden, murren sie. Nach LXX. Ich aber will singen von deiner Macht / Und jauchzen am Morgen ob deiner Huld. / Denn du bist mein Schutz, / Eine Zuflucht am Tage der Not. Mein Hort, dir will ich singen. / Denn Elohim ist mein Schutz, mein gnädiger Gott. Ein Gebet nach einer schweren Niederlage Dem Sangmeister, nach (der Weise des Liedes:) "Eine Lilie ist das Zeugnis" Hatte das Lied, nach dessen Melodie dieser Psalm gesungen werden sollte, vielleicht eine Verherrlichung des göttlichen Zeugnisses oder Gesetzes zum Gegenstand? Vgl. Ps. 19,8ff., ein Gedicht (?) Davids, zum Lehren. Als er mit den Syrern Mesopothamiens und den Syrern von Zoba Wahrscheinlich nordwestlich von Damaskus. stritt, / und als Joab zurückkehrte und 12000 Edomiter im Salztal schlug. Vgl. 2. Sam. 8,3-13; 1. Chron. 18,3-13. Es scheint, daß die immer feindlich gegen Israel gesinnten Edomiter in Kanaan einfielen und Davids Heere schlugen, als David im Norden gegen die Syrer kämpfte. Schon in drei Tagemärschen konnte ein Edomiterheer vor Jerusalem stehen. Vielleicht kam das ganze Land durch die Bedrohung der Hauptstadt in die größte Gefahr, bis Joab im Salztal, an der Südspitze des Toten Meeres, die Edomiter gänzlich vernichtete und ihrer Selbständigkeit ein Ende machte. Die Zahl der Edomiter wird übrigens in den geschichtlichen Büchern des Alten Testaments auf 18000 angegeben. Auch wird 2. Sam. 8,13 der Sieg im Salztal nicht Joab, sondern David zugeschrieben, während 1. Chron. 18,13 Abisai, Joabs Bruder, als Sieger genannt wird. Diese verschiedenen Angaben sind vielleicht so zu verstehen: Davids Heer stand unter Joabs Oberbefehl, und Abisai lieferte unter seinem Bruder Joab die Schlacht im Salztal. Elohim, du hast uns verworfen, zersprengt; / Du hast uns gezürnt: erheb uns nun wieder! Erschüttert hast du das Land, es zerrissen; / Heile seine Brüche, denn es wankt! Du ließest dein Volk gar Schweres erleben, / Du hast uns getränkt mit Taumelwein. Der Taumelwein ist ein Bild der göttlichen Strafe. - V.3-5 reden von der schweren Niederlage, die die Edomiter den Israeliten beibrachten, und von den tiefen Wunden, die sie dem Lande schlugen. - Ps. 60 wird übrigens vielfach in die Makkabäerzeit verlegt. Nun hast du deinen Frommen ein Panier geschenkt, / Um das sie sich scharen sollen / Für die gerechte Sache. Sela. Damit deine Lieben gerettet werden, / So hilf denn mit deiner Rechten und hör uns! Elohim hat mir verheißen bei seinem heiligen Namen David denkt hier an die mancherlei göttlichen Verheißungen, die ihm zuteil geworden sind, z.B. 2. Sam. 3,18; 7,9-10. Vielleicht empfing er die Verheißung in V.8-10 auch durch eine besondere göttliche Offenbarung.: / Frohlocken soll ich, austeilen Sichem Sichem lag im Herzen des Westjordanlandes. / Und vermessen das Tal Sukkot. Gemeint ist das Jordantal in der Nähe von Sukkot, einer Stadt im Stamme Gad (1. Mos. 33,17; Jos. 13,27; Richt. 8,5ff.) im Ostjordanland. Mein ist Gilead und mein Manasse Gilead und Manasse lagen im Ostjordanland. In V.8-9a wird David die freie Herrschaft in dem Land westlich und östlich vom Jordan zugesprochen., / Efraim schützt mein Haupt als Helm, / Juda ist mein Herrscherstab. Efraim und Juda sind die beiden Hauptstämme. Efraim ist der kriegstüchtige Verteidiger und deshalb für David die Schutzwehr seines Hauptes, Juda als der königliche Stamm ist sein Herrscherstab (1. Mos. 49,10). Moab ist mein Waschbecken Es ist wie ein zu niedrigem Gebrauch dienendes Gefäß., / Auf Edom werf ich meinen Schuh. Den Schuh auf etwas werfen bedeutet: "von etwas Besitz nehmen". / Schrei laut über mich o Philisterstadt!" "Schrei laut in Klage und Unmut, daß du mir dienen mußt!" Moab, Edom und Philistäa sollen David unterworfen bleiben. Wer bringt mich hinein in die feste Stadt? Gemeint ist wohl die Edomiterhauptstadt Sela, das spätere Petra. / Wer führt mich hin nach Edom? Der Psalm ist vielleicht entstanden vor dem entscheidenden Sieg Joabs im Salztal. Den König David drängt es in den Kampf; aber er weiß, daß der Sieg nur von Gott kommt. Du, Elohim, du hast uns verworfen; / Du zogst nicht aus, Elohim, mit unsern Heeren. Gott hat ja bisher seinem Volk den Sieg versagt und den Edomitern erlaubt, das Land zu verwüsten. Aber Israels Geschick wird sich wenden, Gott wird sein Volk nun zum Sieg führen (V.13 u. 14). O schaff uns Beistand gegen den Feind! / Denn nichtig ist Menschenhilfe. Mit Elohim verrichten wir Heldentaten. / Er wird unsre Feinde zertreten. Eines Flüchtlings Gebet Dem Sangmeister, auf Saitenspiel. Von David. Hör, Elohim, mein lautes Flehn, / Merke auf mein Gebet! Vom Ende des Landes ruf ich zu dir in meines Herzens Schmachten. Alte Erklärer meinen, David habe Ps. 61 in Mahanaim, jenseits des Jordans an der Grenze Palästinas, gedichtet, als er vor seinem Sohn Absalom floh. / Auf einen Fels, der mir zu hoch ist, leite mich! Gott wird David auf einem schützenden Fels, den er aus eigener Kraft nicht erreichen kann, vor allen Gefahren beschirmen: ein Ausdruck des zuversichtlichen Vertrauens auf Gottes Hilfe. Du bist ja stets meine Zuflucht gewesen, / Ein starker Turm vor dem Feinde. Laß mich ewig weilen in deinem Gezelt In der Fremde sehnt sich David nach dem heiligen Zelt auf Zion., / Im Schutz deiner Flügel Bergung finden! Sela. Denn du, Elohim, hast meine Gelübde gehört, / Du hast den Frommen Wörtlich: "denen, die deinen Namen fürchten". ihr Erbe gegeben. Gott hat sich zu David bekannt. Das Land ist den Empörern wieder entrissen worden. Auf diese Tatsache gründet nun David die Bitte in V.7. Den König laß lange leben, / Laß seine Jahre für immer währen! Er throne ewig vor Elohim! / Deine Huld und Treue laß ihn behüten! In V.7 und 8 ist nicht von David allein die Rede, sondern von seinem Hause, besonders von dem kommenden Davidssohn und -herrn. Dann will ich stets deinen Namen preisen, / Dir meine Gelübde täglich bezahlen. Für die Erfüllung der Bitten in V.7 und 8 will der Psalmist sein Leben lang dankbar sein. Still ergeben in Gott Dem Sangmeister Jedutun zum Vortrag übergeben. Vgl. die Überschrift von Ps. 39. Ein Psalm Davids. Ja, Elohims harrt still meine Seele, / Von ihm kommt mein Heil. Ja, er ist mein Fels und mein Heil, / Meine Burg - ich werde nicht wanken! Wie lange stürmt ihr noch ein auf einen einzelnen Mann, / Sucht alle ihn niederzuwerfen? Aber ihr seid / Wie eine sinkende Wand, eine stürzende Mauer! Die Feinde stürmen auf David ein, um ihn vom Thron zu stoßen. Aber sie sind selbst dem Sturz nahe und werden vom Verderben übereilt werden. Ja, von seiner Höhe beschließen sie ihn zu stürzen. / Drum haben sie Lust an der Lüge. / Sie segnen mit ihrem Munde, / Aber im Herzen fluchen sie. Davids Feinde heucheln, um ihr Ziel zu erreichen und ihn zu stürzen. Sela. Ja, Elohims harr ich still, meine Seele, / Denn meine Hoffnung kommt von ihm. Der Psalmist verzichtet auf alle Selbsthilfe; er gibt sich still und vertrauensvoll in Gottes Hand. Ja, er ist mein Fels und mein Heil, / Meine Burg - ich werde nicht wanken! Auf Elohim ruhn meine Hilfe und Ehre; / Mein starker Fels, meine Zuflucht ist in Elohim. Traut ihm, ihr Leute, zu aller Zeit! / Schüttet vor ihm eure Herzen aus! / Elohim ist unsre Zuflucht. Sela. Nur ein Hauch sind Leutesöhne. Vgl. Ps. 49,3. Die geringen Menschen sind allesamt nichts. / Lüge sind Herrensöhne Die Vornehmen sind Lüge, weil sie nur den Schein haben, als wären sie etwas.; / Auf der Waage schnellten sie sicher empor. So leicht sind die Herrensöhne, die Vornehmen. / Allzumal sind sie ein Hauch. Alle Menschen ohne Unterschied, vornehm oder gering, sind nichts. Vertraut nicht auf erpreßtes Gut Das ihr durch ungerechten Erwerb gewonnen habt., / Laßt euch nicht blenden durch Raub! Meint nicht, das durch unlautere Mittel Erworbene habe Bestand. / Wächst das Vermögen, so achtet nicht drauf! Denkt nicht, ein großes Vermögen sei euch ein großes Glück und man müsse Achtung davor haben. Einmal, zweimal D.h. mehr als einmal, schon oft. hat Elohim geredet, was ich gehört: / Elohims ist die Macht. "Aber bei dir, Adonái, ist auch die Gnade." Es sind zwei wichtige Wahrheiten, die Gott durch sein Walten dem Psalmisten eingeprägt hat: 1. Gott ist allmächtig, seinem Willen kann niemand widerstehen, und 2. Gott ist gnädig; das erfährt jeder, der sich seinem Willen ergibt. / Denn du vergiltst einem jeden nach seinem Tun. Vgl. Röm. 2,6. Gottes strafende Macht und seine heilende Gnade erfährt der Mensch je nach seinem Verhalten. Sehnsucht nach Gott Ein Psalm Davids, als er in der Wüste Juda war. Auf seiner Flucht vor Absalom weilte David, ehe er den Jordan überschritt, etwa zwei Tage in der Wüste Juda, jener traurigen Einöde, die sich an der Westseite des Toten Meeres hinzieht (2. Sam. 15,23.28; 16,2; 17,16). Die Wüste, die David umgibt, wird ihm ein Bild seines inneren Zustandes. Die angeführten Schriftstellen zeigen uns, wie er leiblich ermattet war. Aber auch geistlich fühlte er sich schwach und elend, weil er fern von dem Heiligtum auf Zion war. Diese Stimmung spricht sich aus in unserem Psalm, der in der alten Kirche in dem sonntäglichen Morgengottesdienst gesungen wurde. Elohim, mein Gott bist du; dich suche ich. / Es dürstet nach dir meine Seele; / es schmachtet nach dir mein Leib / Im dürren Lande - da ist er ermattet aus Wassermangel. So In solch sehnlichem Verlangen. hab ich einst nach dir im Heiligtum geschaut Wenn ich dort in Andacht weilte und zu dir betete., / Um deine Macht und Herrlichkeit zu sehn. Er wollte in seiner Andacht einen Einblick in Gottes Wesen, namentlich in seine Macht und Herrlichkeit, gewinnen. Denn deine Gnade ist besser als Leben Der Besitz der göttlichen Gnade ist besser als das leibliche Leben; ja, dieser Besitz ist das höchste Gut, das wahre Leben.; / Meine Lippen sollen dich loben. So In sehnlichem Verlangen nach dir. will ich dich preisen mein Leben lang, / In deinem Namen Indem ich deinen Namen in gläubigem Gebet anrufe. die Hände erheben. Dann bin ich satt wie von Mark und Fett. In diesem Gebetsverkehr findet der Psalmist die vollkommenste Sättigung, wenn er auch jetzt in der Wüste darben muß. / Und mit jubelnden Lippen lobsingt mein Mund, Wenn ich dein gedenke auf meinem Lager, / In den Nachtwachen über dich sinne. Und an Stoff zum Nachsinnen fehlt es ihm nicht; davon redet V.8. Denn du bist mein Beistand gewesen, / Im Schatten deiner Flügel juble ich. Meine Seel bleibt treu bei dir, / Mich hält deine Rechte fest. Er hält fest an Gott, und Gott hält ihn fest. Doch sie, die mein Leben mir rauben wollen - / In die Tiefen der Erde sollen sie fahren! Es wird ihnen gehen wie der Rotte Korah. Man wird sie dem Schwert übergeben, / Sie müssen der Schakale Beute sein. Ihre Leichname sollen unbegraben bleiben. Doch der König wird in Elohim sich freun. / Es rühmt sich jeder, der bei ihm Bei Elohim (5. Mos. 6,13). schwört. / Denn der Lügner Mund muß verstummen. Eine Bitte um Schutz gegen Verleumder Dem Sangmeister. Ein Psalm Davids. In der uns bekannten Lebensgeschichte Davids läßt sich kein Zeitpunkt bestimmen, für den dieser Psalm paßte. Hör, Elohim, mein klagendes Rufen, / Vor dem schrecklichen Feinde bewahre mein Leben! Schütze mich vor der Frevler Rotte, / Vor dem lärmenden Haufen der Übeltäter! Sie schärfen ihre Zunge wie Schwerter, / Spannen als Pfeile verwundende Reden. Sie schießen heimlich den Frommen, / Treffen ihn plötzlich ohne Scheu. Ohne Scheu vor Gott und Menschen. Sie nehmen sich fest das Böse vor; / Sie beschließen, Schlingen zu legen, / Und fragen: "Wer wird sie Die Schlingen oder Fallstricke. sehn?" Sie erdenken Frevel: "Wir haben's vollendet, der Plan ist ersonnen!" / Eines jeden Gemeint ist jeder der vorhin genannten Frevler. Herz ist ein Abgrund. Aber da trifft sie Gott mit dem Pfeil: / Plötzlich sind ihre Wunden da! Ihre eigne Zunge bringt sie zu Fall. Mit ihrer verleumderischen Zunge wollten sie andere vernichten; nun kommt über sie selbst das Verderben, das sie andern bereiten wollten. / Die auf sie sehen, schütteln den Kopf. Vor Staunen und Verwunderung über das Schicksal, das die Frevler trifft. Da fürchten sich alle, / Verkünden das Tun Elohims / Und betrachten sein Werk. Das Gericht über die Frevler erfüllt alle, die des Zeugen sind, mit heilsamer Furcht vor Gott. Der Gerechte freut sich in Jahwe und fliehet zu ihm. Für die Gerechten ist Gottes Gericht über die Frevler und die Errettung seines von ihnen bedrohten treuen Knechtes tröstlich und glaubenstärkend. / Sein Gottes. rühmen sich alle redlichen Herzen. Ein Danklied für Gottes Segen Dem Sangmeister, ein Psalm Davids. Ein Lied. Kurzer Inhalt des 65. Psalms: V.2-5: Dank für Gottes geistliche Segnungen, V.6-9: Dank für Gottes Wirken zum Heil Israels inmitten der Völkerwelt, V.10-14: Dank für den Erntesegen. Dir gebührt Nach LXX., Elohim, in Zion ein Lobgesang, / Dir soll man Gelübde bezahlen. Du erhörest Gebete; / Drum kommen alle Menschen zu dir. Sind meine Sünden mir unerträglich - / Du wirst unsre Frevel vergeben. Heil dem, den du erwählst und nahen lässest, / Daß er weile in deinen Höfen! In den Vorhöfen deines Tempels. / Laß uns deines Hauses Segen genießen, / Deines heiligen Tempels Segen! In Huld erhörst du uns furchtbar "In furchtbaren, gewaltigen Taten." Man denke hier nur an die Taten Gottes bei dem Auszug der Israeliten aus Ägypten., Gott unsers Heils. / Dir vertraun alle Enden der Erde und fernen Meere. Er Gott. Die Rede geht von der zweiten (V.6) in die dritte Person über. festigt die Berge durch seine Kraft, / Er ist umgürtet mit Stärke. Er stillet das Brausen des Meeres, seiner Wellen Gedröhn / Und das Tosen der Völker. Die Völker gleichen dem wild brausenden Meer. Drum zittern die fernsten Erdbewohner vor deinen Zeichen. / Ost und West erfüllst du mit Jubel. Indem er dem Kriegsgetöse Ruhe gebietet und Frieden auf Erden walten läßt. Du hast des Landes gedacht Gemeint ist Kanaan, das Land Israels., ihm Fülle verliehn, / Es mit Reichtum begabt. / Der Bach Elohims war mit Wasser gefüllt. D.h. der Regen floß reichlich auf die Felder herab. / Du hast den Menschen Getreide geschenkt, / Hast das Land so Indem du reichlich Regen gegeben hast. fruchtbar gemacht. Des Erdreichs Furchen hast du getränkt, seine Schollen erweicht Durch ergiebigen Regen., / Es durch Regen gelockert / Und sein Gewächs gesegnet. Du hast das Jahr deiner Güte gekrönt Das Jahr selbst ist schon ein Jahr der göttlichen Güte, weil es Gott in seiner Güte beschert hat. Aber der Erntesegen ist nun die Krone, die Gott dem Jahr aufgesetzt hat., / Und deine Geleise triefen von Fett. Gott fährt gleichsam auf einem von Segen überströmenden Wagen durch das Land. Wo der Wagen Geleise zurückläßt, da ist der Boden fruchtbar. Es triefen die Auen der Steppe Wo die Herden weiden., / Mit Jubel die Hügel sich gürten. Die Hügel haben ein fröhliches Aussehen. Es sind die Fluren mit Herden bedeckt, / Die Täler mit Korn gehüllt - / Alles jauchzet und singt! Ein Danklied für Errettung Dem Sangmeister. Ein Lied. Ein Psalm. / Jauchzt Elohim, alle Lande, Besingt seines Namens Ehre, / Preiset ihn herrlich! Sprecht zu Elohim: "Wie hehr sind deine Werke! D.h. sie erfüllen mit Scheu und Ehrfurcht. / Ob deiner großen Macht schmeicheln dir deine Feinde. Vgl. Ps. 18,45. Die Feinde drücken ihre Unterwerfung nur in demütig klingenden Worten aus, während sie im Herzen ganz anders denken. Alle Welt muß dir sich beugen und lobsingen, / Lobsingen deinem Namen!" Sela. Kommt, schauet die Taten Elohims! / Hehr waltet er unter den Menschenkindern. Er wandelte Meer in trocknes Land, / Daß man den Strom zu Fuß durchzog. Ein Hinweis auf den Durchzug der Israeliten durch das Rote Meer und den Jordan (2. Mos. 14,21-22; Jos. 3,14-17; 4,22-23), doch so, daß diese Taten Gottes als Sinnbilder fortwährender ähnlicher Gnadenerweisungen an sein Volk aufgefaßt werden. / Drum wollen wir uns sein freun. Noch heute freut sich Israel über diese großen Taten Gottes in der Vergangenheit. Ewig herrscht er in seiner Macht. / Seine Augen schauen die Völker an: / Die Empörer dürfen sich nicht erheben. Man denke hier nur an die Gott widerstrebenden Ägypter, die mit schweren Plagen heimgesucht wurden. Sela. Preiset, ihr Völker, unsern Gott, / Laßt laut sein Lob erschallen! Er hat uns am Leben erhalten / Und unsern Fuß nicht wanken lassen. Denn du hast uns geprüft, Elohim, / Hast uns wie Silber geläutert Gott hat sein Volk in dem Schmelzofen des Leidens reinigen und bewähren wollen, ein Bild, das namentlich bei Jesaja und Jeremia vorkommt.: Du hast uns ins Gefängnis geführt Läßt sich das hier gebrauchte hebräische Wort richtig mit "Gefängnis" übersetzen, so liegt an dieser Stelle vielleicht ein Hinweis auf die babylonische Gefangenschaft vor. Dazu paßt auch V.11b und 12a und b., / Auf unsre Lenden Last gelegt. Das mit "Last" übersetzte hebräische Wort ist unsicher. Du hast uns Menschen zu Herren gesetzt Wörtlich: "Du hast Menschen auf unserem Haupt reiten lassen."; / Wir sind in Feuer und Wasser geraten - Das Verbrennen und Ertrinken sind ein Bild der Todesgefahr und des Untergangs. / Aber du hast uns hinausgeführt, / Daß wir reiche Fülle genießen. Du hast uns nicht nur aus der äußersten Not errettet, sondern uns auch Glück und Überfluß beschert. Drum komm ich mit Brandopfern in dein Haus Von V.13 ab redet der Dichter von einer besonderen Errettung, die ihm persönlich zuteil geworden ist., / Will dir meine Gelübde bezahlen, Die Nämlich: "meine Gelübde". meine Lippen kundgetan, / Die mein Mund geredet in meiner Not. Als Brandopfer bring ich dir feiste Schafe / Zugleich mit der Widder Opferrauch, / Ich opfre Rinder samt Böcken. Sela. Kommt her, hört zu, ihr Gottesfürchtigen alle! / Erzählen will ich, was er mir getan. Zu ihm rief ich mit meinem Munde - / Und Lobpreis war auf meiner Zunge. Kaum hatte der Psalmist den Mund zur Bitte geöffnet, da konnte er auch schon für die gewährte Hilfe danken. Hegte ich Böses in meinem Herzen, / Adonái würde nicht hören. Warum wird der Psalmist so bald erhört, wie er es in V.17 ausspricht? Weil er in rechter Aufrichtigkeit des Herzens gebetet hat. Aber Elohim hat mich erhört, / Er hat gemerkt auf mein lautes Flehn. Gepriesen sei Elohim! Er hat mein Gebet nicht abgewiesen, / Seine Gnade mir nicht entzogen. Ein Erntedanklied Dem Sangmeister, mit Saitenspielbegleitung. Ein Psalm, ein Lied. Elohim sei uns gnädig und segne uns, / Lasse bei uns sein Antlitz leuchten! Dieser Segenswunsch schließt sich an den aaronischen Segen 4. Mos. 6,24-25. Sela. So erkennt man auf Erden deinen Weg Dein heilvolles Walten in der Hinausführung deines Ratschlusses., / Dein Heil unter allen Völkern. Je gnadenreicher sich Gott seinem erwählten Bundesvolk bezeugt, desto mehr verbreitet sich von Israel aus Gottes Erkenntnis über die ganze Erde. Völker sollen dich preisen, Elohim, / Es sollen dich preisen die Völker alle. Die Leute freun sich und frohlocken, / Daß du die Völker recht regierst / Und die Leute auf Erden leitest. Sela. Völker sollen dich preisen, Elohim, / Es sollen dich preisen die Völker alle. Das Land hat seinen Ertrag geschenkt, / Elohim, unser Gott - er hat uns gesegnet. Elohim wird uns auch ferner segnen, / Und fürchten werden ihn alle Enden der Erde. Jedes Erntefest soll für Israel ein neuer Beweis sein, daß Gott mit ihm ist, und ein Unterpfand, daß Gott von Israel aus sein Heil auch zu allen Völkern der Erde kommen lassen wird. Ein Siegeslied Dem Sangmeister. Von David. Ein Psalm. Ein Lied. Elohim steht auf: seine Feinde zerstieben, / Und seine Hasser fliehen vor ihm. Wie Rauch verweht, verwehest du sie. / Wie Wachs vor Feuer zerschmilzt, / So müssen die Frevler vor Gott vergehn. Doch die Gerechten sollen sich freun, sie sollen frohlocken vor Elohim / Und sich ergötzen in Wonne. Singt Elohim, spielt seinem Namen, / Preist ihn, der auf Wolken einherfährt! / Jah ist sein Name: jauchzet vor ihm! Ein Vater der Waisen und Anwalt der Witwen / Ist Elohim in seiner heiligen Wohnstatt. Verlassen gibt Elohim ein Heim, / Er führt Gefangene aus zum Glück. / Doch die Abtrünnigen bleiben im dürren Land. Elohim, als du vor deinem Volk herzogst, / Als du durch die Wüste schrittst, - Sela. - Da bebte die Erde, / Auch die Himmel troffen vor Elohim; / Der Sinai da - (er bebte) vor Elohim, / Israels Gott. Mit reichlichem Segen besprengst du, Elohim, dein Erbe; / Und war es ermattet, hast du es erquickt. Deine Schar fand Wohnung darin. In der Wüste. / Gütig hast du den Armen Dein armes, in sich selbst ohnmächtiges und elendes Volk. versorgt, Elohim. Adonái ließ mächtigen Ruf erschallen. Die Kämpfe Israels mit den Königen Kanaans in den Tagen Josuas und der Richter werden nicht einfach nacheinander aufgezählt, sondern in kurzen Zügen, in wenigen, aber treffenden Worten, die bei einer oberflächlichen Betrachtung keinen rechten Zusammenhang zu haben scheinen, werden uns jene großen Ereignisse vor die Augen geführt. Mit V.12a werden wir sofort mitten in die Handlung hineinversetzt. Gewaltige Kämpfe werden geführt, und herrliche Siege werden durch Gottes Hilfe errungen. Nun läßt Gott "mächtigen Ruf erschallen", indem er die Kunde von diesen Siegen dem ganzen Volk mitteilen läßt. / Siegkünderinnen gab es in großer Zahl. Weil die Siege so zahlreich sind, darum gibt es auch eine große Zahl Siegesbotinnen. Das waren besonders die Frauen und Jungfrauen Israels, die mit Gesang und Pauken den Sieg unter dem Volk feierten. Mit ihren Scharen flohen die Könige, flohen, / Und die Hausfrau verteilte die Beute. Brachten die Männer aus den Kämpfen reiche Beute nach Hause, so wurden deren einzelne Stücke, wie es scheint, den Hausfrauen gegeben, die sie weiter verteilten (vgl. Richt. 5,30; 2. Sam. 1,24). Wenn ihr zwischen den Hürden lagt, / Waren der Taube Flügel mit Silber bezogen / Und ihre Schwingen mit gelblichem Gold. Nach den vielen, schweren Kämpfen konnte Israel endlich friedlich und sicher im Land Kanaan wohnen, wie eine Herde lagert in ihrer Hürde. Da sah es aus, als ob ein Flug Tauben sich niedergelassen hätte, in deren schönem Gefieder die Sonne spielte. Als der Allmächtige Könige dort Im Land Kanaan. zerstreute, / Fiel Schnee auf Zalmon. Auch diese Worte sind wie die unmittelbar vorangehenden bildlich zu verstehen. Dem Bewohner Kanaans ist ein mit Schnee bedeckter Berggipfel ein herzerquickender Anblick, und das schneegekrönte Haupt des Berges Zalmon in Efraim (Richt. 9,48) scheint für David ein besonders erfreuliches Bild gewesen zu sein. Ein schneebedeckter Berg spendet Kühlung und Erfrischung. So kam für Israel, als der Allmächtige die Könige Kanaans zerstreut hatte, eine wohltuende Ruhe, "eine Zeit der Erquickung nach der Hitze des Streits", wie es in der Übersicht kurz ausgedrückt ist. Ein Berg Elohims ist Basans Gebirge Das Gebirge Basans heißt "ein Berg Elohims", weil es sich unter den anderen Bergen des Landes als eine majestätische Schöpfung Gottes hervorhebt, die durch ihre kühnen Felsmassen den Eindruck finsterer Hoheit und stolzer Unbezwingbarkeit macht., / Reich an Gipfeln ist Basans Gebirge. Was blickt ihr so scheel, ihr Berge, ihr Gipfel, / Auf jenen Berg, den sich Elohim zum Wohnsitz erkoren? / Ja, Jahwe wird ewig dort thronen. Der Wagen Elohims sind Zehntausende, tausend und abertausend Der gehäufte Ausdruck bezeichnet eine unzählbare Menge. Feuerwagen und Feuerrosse erscheinen 2. Kön. 2,11; 6,17 als Bild der Engelmächte (vgl. Dan. 7,10)., / Adonái weilt unter ihnen, / Der Sinai ist im Heiligtum. Gott will sich auf Zion ebenso mächtig und herrlich erweisen wie einst bei der Gesetzgebung am Sinai. Du bist zur Höhe emporgestiegen, du hast Gefangne weggeführt, / Hast Gaben an Menschen empfangen, / Auch Widerspenstige sollen wohnen bei Jah Elohim. Zur Höhe Zions (vgl. Jer. 31,12; Hes. 17,23) stieg Gott empor an dem Tage, da die Bundeslade feierlich von David dorthin gebracht wurde. Gefangene führte Gott weg, als er David Gnade gab, die Burg Zion aus der Hand der Jebusiter zu gewinnen (2. Sam. 5,6-10), wodurch Gott sich gleichsam den Weg bahnte, zum Berg Zion emporzusteigen. Endlich "Gaben an Menschen" empfing Gott insofern, als David Priester und Leviten zum besonderen Dienst Gottes und seines Heiligtums auf Zion bestellte (1. Chron. 15,2ff.; 16,4ff.37.38). Und nicht nur seinen Getreuen wollte Gott von Zion aus seinen Segen spenden, sondern auch auf "Widerspenstige", wenn sie sich von ihrem Ungehorsam bekehrten, sollte sich Gottes Gnade erbarmend niederlassen. / In Eph. 4,8 deutet Paulus V.19, den Kernvers des 68. Psalms, auf die Himmelfahrt Christi und die Sendung des Heiligen Geistes. Aber er führt den Vers nicht wörtlich an. Während David von Gott sagt: "Du hast Gaben an Menschen empfangen", schreibt der Apostel Paulus von dem erhöhten Christus: "Er hat den Menschen Gaben gegeben." - Bevor Gott seinen Wohnsitz auf Zion nahm, überwand er durch David die seinem Volk feindlichen Scharen der Philister, Amalekiter und Jebusiter (1. Sam. 23,30; 2. Sam. 5,6ff.). So hat auch Christus, ehe er zur Höhe seines himmlischen Königsthrons emporstieg, mächtige Feinde besiegt: Sünde, Tod und Teufel. Aber er hat auch "Gaben an Menschen" empfangen; denn der Vater hat dem Sohn eine Auswahl aus der Menschheit, nämlich die Kirche, zum besonderen Eigentum geschenkt (Joh. 17,6). Und diesen Menschen, die Christus vom Vater empfangen hat, hat er nun seinerseits Gaben gegeben. Diese Gaben sind jedoch nicht unpersönliche Kräfte oder Einflüsse, sondern lebendige Personen: "Er hat einige gegeben als Apostel, andere als Propheten, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer" (Eph. 4,11). In der Einen großen Gabe des Heiligen Geistes, der am Pfingsttag ausgegossen wurde, waren also auch diese vier Gaben des erhöhten Christus: Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer mit enthalten. So zeigt uns der Apostel Paulus, daß der 68. Psalm eine prophetische Bedeutung für die christliche Kirche hat. Er ist das erhabene Siegeslied, worin die Erhöhung Christi und die Ausgießung des Heiligen Geistes mit der wunderbaren Fülle ihrer gnadenreichen Wirkungen prophetisch verherrlicht wird. Ja, vielleicht läßt uns dieser Psalm einen Blick tun in die Geschichte der Kirche vom Pfingstfest an bis zu der Wiederkunft Christi und der Aufrichtung seines Reiches. Gepriesen sei Adonái! / Er trägt uns Tag für Tag; / Er, Gott, ist unsre Hilfe. Sela. Er, Gott, ist uns ein Gott, der rettet: / Jahwe Adonái hat Ausgangswege auch für den Tod. Ja, Elohim zerschellt seiner Feinde Haupt. / Den Haarscheitel des, der stolz einhergeht in seiner Sündenschuld. "Das Haupt der Feinde" des Herrn, "das Haupt über weites Land" (Ps. 110,6), der Mann, der mit erhobenem Haarscheitel, in gewaltiger Kraft und unbußfertigem Übermut stolz in seiner Sündenschuld einherschreitet, dies ist der Mensch der Sünde, der Widerchrist (2. Thess. 2,3). Gesprochen hat Adonái: "Aus Basan bring ich (dich) heim Gott will Israel am Ende der Tage aus Basan, d.h. aus allen Ländern, wohin es zertreut worden ist, nach Kanaan zurückführen., / Bring (dich) heim aus Meerestiefen Die Meerestiefen sind wohl ein Bild des Totenreiches; dann wäre hier ein Hinweis auf die Auferstehung., Damit dein Fuß sich bade in Blut, / Deiner Hunde Zunge ihr Teil an den Feinden habe." Vgl. Offb. 19,17-21. Man wird deinen Prachtzug sehn, Elohim, / Meines Gottes, meines Königs Zug ins Heiligtum hinein "Was nun V.25-28 geschildert wird, ist nicht Freude über einen in nächster Vergangenheit errungenen Sieg, nicht die Freude über die vorzeitige Erlösung am Schilfmeer, sondern die Freudenfeier Israels, wenn es die Gerichts- und Erlösungstat seines Gottes erlebt haben wird" (Franz Delitzsch).: Sänger schreiten voran, dann folgen Saitenspieler / Inmitten Pauken schlagender Jungfraun Sie schlagen mit Handpauken den Takt des Festreigens.: "In Chören preist Elohim V.27 ist der Anfang des Gesanges., / Preist Adonái, ihr aus Israels Born!" Israel ist hier der Erzvater Jakob, von dem das Volk wie aus seinem Quellbrunnen stammt (vgl. Jes. 48,1; 51,1). Da ist Benjamin der Kleine mit ihrem Herrscher In der Festversammlung sind alle Stämme Israels mit ihren Fürsten vertreten. Es werden je zwei der südlichen (Benjamin und Juda) und der nördlichen Stämme (Sebulon und Naftali) genannt. Benjamin heißt "der Kleine" oder "der Jüngste": er war ja Jakobs jüngster Sohn, und der Stamm war klein nach dem Umfang seines Gebiets und der Zahl seiner Bewohner. Der hebräische Text ist in V.28a dunkel. Die englische Bibelübersetzung hat "mit ihrem Herrscher", als lauteten die Worte: zair im rodem. Der "Herrscher" sind dann wohl die im folgenden genannten Fürsten Judas; denn Juda war der königliche Stamm.: / Den Fürsten Judas in ihrem Purpur. So übersetzt der Kirchenvater Hieronymus. / Da sind Sebulons Fürsten, Naftalis Fürsten. Sebulon und Naftali werden in dem Siegeslied der Debora (Richt. 4,6; 5,18) wegen ihrer todesmutigen Vaterlandsliebe besonders gefeiert. Verordnet hat dein Gott, daß du so mächtig seist. In V.29-36 beschreibt der Psalmist, welche Folgen die künftige Erlösungstat Gottes an Israel inmitten der Völkerwelt haben wird. / Stärke drum, Elohim, was du uns bereitet! Von deinem Tempel aus (walte du) über Jerusalem Jerusalem mit seinem Tempel soll für die Völker der Erde der geistliche Mittelpunkt in dem künftigen messianischen Reich sein (z.B. Jes. 2,2ff.; 61,8ff.; 66,23; Sach. 14,16ff.: / Dir sollen Könige Gaben bringen. Bedrohe das Tier des Schilfs Wahrscheinlich ist das Nilpferd gemeint, der Behemoth (Hiob 40,21), ein Bild Ägyptens (vgl. Jes. 30,6 nach richtiger Übersetzung "Der Behemoth des Mittagslandes")., der Stiere Schar mit den Völkerkälbern Die Stiere bedeuten die Herrscher und Gewaltigen; die Kälber sind die Völker, über die diese Stiere herrschen., / Damit sie sich niederwerfen mit Silberstücken! Zum Zeichen der Huldigung. / Zerstreue die Völker, die Kriege lieben! Aus Ägypten werden Gesandte So nach LXX. kommen, / Kusch Äthiopien (vgl. Apg. 8,26-39). eilt her und bringt Elohim seine Gaben. Ihr Reiche der Erde, singt Elohim, / Preist Adonái mit Saitenspiel! Sela. Preist ihn, der da fährt durch die Himmel, die Himmel der Urzeit! / Er läßt seine Stimme erschallen, seine mächtige Stimme. Vgl. Offb. 21,5a. Gebt Elohim die Ehre! / Über Israel thront seine Hoheit, / In den Wolken ist seine Macht! Hehr bist du, Elohim, von deinen Heiligtümern aus. / Israels Gott - er gibt seinem Volke Macht und Kraft. Ja, hehr und herrlich wird Gott sich einst offenbaren von seinen "Heiligtümern" aus, nämlich aus dem himmlischen und dem irdischen Jerusalem, wenn die "Macht" des Auferstandenen die "Kräfte" der zukünftigen Welt in ihrer ganzen Fülle erscheinen. / Gepriesen sei Elohim! Der leidende Gerechte Der Inhalt des 69. Psalms macht es sehr unwahrscheinlich, daß David der Verfasser ist. Denn David hat nicht Verfolgung leiden müssen, weil er um den Tempel Gottes eiferte (V.10); zu seiner Zeit gab es in Israel auch noch keine Märtyrer um des Glaubens willen (V.27). Manche denken an den Propheten Jeremia als Verfasser. Und in der Tat, verschiedene Umstände in seiner Lebensgeschichte stimmen auch sehr gut mit unserem Psalm überein; vgl. Jer. 11,18ff.; 15,15-18; 38,6; Klag. 3,52-66. V.27, der wahrscheinlich auf Märtyrer hinweist, würde aber besser für die Verfolgungszeit passen, die die Juden unter dem syrischen König Antiochus Epiphanes durchzumachen hatten. Kurz, es ist unmöglich, den Verfasser und die Entstehungszeit unseres Psalms sicher zu bestimmen. - Abgesehen von Ps. 22 wird auf keinen Psalm im Neuen Testament so oft verwiesen wie auf Ps. 69. V.5 findet sich in Joh. 15,25: Jesus wurde von seinen Feinden grundlos gehaßt. V.10a findet sich in Joh. 2,17: Jesus wurde von dem Eifer um den Tempel Gottes verzehrt. V.10b wird auch von Paulus in Röm. 15,3 auf Jesus gedeutet, der in seiner selbstverleugnenden Hingebung in den Dienst seines Vaters auch den Haß seiner Feinde willig auf sich genommen hat. V.22 erfüllte sich an dem gekreuzigten Heiland (Matth. 27,34.48). V.23 und 24 haben sich nach Röm. 11,9f. an den Juden infolge ihrer Verwerfung Jesu erfüllt. V.26 folgt aus Jesu Munde in Matth. 23,38 unmittelbar auf Worte der innigsten Liebe. In Apg. 1,20 wird dieser Vers auf den Verräter Judas bezogen. - Die Worte in V.23-29 sind übrigens kein Ausfluß persönlicher Rachsucht. Sie drücken vielmehr den Wunsch aus, Gott möge die Gerichte vollstrecken, die er um seiner Ehre willen und zur Errettung seiner Knechte kommen lassen muß.Dem Sangmeister, nach (der Weise von:) "Lilien" Vgl. Ps. 45,1.. Von David. Hilf mir, Elohim, / Denn die Wasser bedrohen mein Leben! Versunken bin ich in tiefen Morast und kann nicht stehn; / Ich bin geraten in Wasserstrudel, es hat mich die Flut überströmt. Ich bin müde vom Schrein, meine Kehle ist heiser; / Erloschen sind meine Augen, während ich harre auf meinen Gott. Zahlreicher als meines Hauptes Haare sind, die mich grundlos hassen. / Mächtig sind, die mich zu vernichten suchen, / Die mich mit Unrecht befeinden. / Was ich nicht geraubt, das soll ich erstatten! Elohim, du kennst meine Torheit, / Und mein Verschulden ist dir nicht verborgen. Ehe der Psalmist sein Leiden beschreibt, bekennt er bußfertig, daß er es verdient hat. Laß nicht in mir zuschanden werden, die auf dich harren, / Adonái Jahwe der Heerscharen (Herr)! D.h. laß durch meinen Untergang nicht den Glauben aller derer zuschanden werden, die ebenso wie ich ihr Vertrauen auf deine Hilfe und Gnade gesetzt haben. Der Psalmist fürchtet also, der Glaube der Frommen könne leiden, wenn er selbst keine Erhörung finde. / Laß nicht um meinetwillen in Schimpf geraten, / Die dich, Gott Israels, suchen! Denn meinetwegen habe ich Schmach ertragen, / Hat Schande mein Antlitz bedeckt. Der Psalmist leidet also im Dienst Gottes und zur Ehre seines Namens. Fremd bin ich meinen Brüdern geworden / Und unbekannt meiner Mutter Söhnen. Selbst seine leiblichen Brüder wollen nichts mehr von ihm wissen. Denn der Eifer um dein Haus hat mich verzehrt, / Und die Lästerungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen. Der Eifer um den Tempel ist die Ursache seines Leidens, und sein treues Festhalten an dem Gesetz erregt den Spott der Weltmenschen. Wenn ich weinte bei meinem Fasten, / So ward ich deshalb verhöhnt. Er fastet und trauert wegen der Sünde seines Volkes, aber deshalb wird er desto mehr verspottet. Und zog ich an ein härenes Kleid Zum Zeichen der Trauer., / So trieben sie ihren Spott mit mir. Die im Tore sitzen, schwatzen von mir, / Die Lieder der Zecher verhöhnen mich. Überall, im Tore, wo nicht nur die Gerichtsverhandlungen stattfanden und Geschäfte erledigt wurden, sondern wo man sich auch gesellig versammelte, und bei Zechgelagen wird der Psalmist durchgehechelt und verspottet. Ich aber, Jahwe, bete zu dir; nimm du es gnädig auf! Dem Hohn und Haß seiner Feinde setzt der Psalmist sein anhaltendes Gebet entgegen. / Antworte mir, Elohim, nach deiner großen Güte, / Nach deiner Treue, die Hilfe schenkt! Entreiß mich dem Schlamm, daß ich nicht versinke! / Von meinen Feinden errette mich, / Zieh mich aus den Wassertiefen! Laß mich die Fluten nicht überströmen, / Laß den Strudel mich nicht verschlingen, / Nicht schließe der Brunnen sich über mir! Erhöre mich, Jahwe; denn deine Huld ist köstlich; / Nach deinem großen Erbarmen kehr dich zu mir! Verbirg dein Antlitz nicht vor deinem Knechte! / Denn mir ist angst; antworte mir eilends! O nahe du meiner Seele, erlöse sie, / Um meiner Feinde willen mache mich frei! Gottes Ehre wird es nicht zulassen, daß der Gerechte von seinen Feinden vernichtet wird. Du weißt ja, daß Schmach und Schande und Schimpf mein Teil gewesen; / All meine Dränger sind dir bekannt. Die Schmach hat mein Herz gebrochen: ich sieche dahin. / Ich dachte, Mitleid zu finden, doch nein! / Ich hoffte auf Tröster und fand sie nicht. Vielmehr ward mir Gift in die Speise gemischt, / Mit Essig tränkte man mich in meinem Durst. Ihr Tisch soll ihnen zur Schlinge werden, / Zum Fallstrick, während sie sorglos sind. Der in der Wüste übliche Tisch ist eine auf den Boden hingebreitete Lederdecke; so versteht man den Übergang des Tisches in eine Schlinge (Franz Delitzsch). Das Bild sagt: Laß sie mitten in ihrem Glück und Überfluß, während sie sicher und sorglos dahinleben, vom Verderben übereilt werden! Ihre Augen sollen finster werden und nicht mehr sehn. / Ihre Hüften laß immerdar wanken! Gieß deinen Grimm auf sie aus, / Und deine Zornglut treffe sie! Ihr Lager soll wüste werden Gemeint ist das Zeltlager der Nomaden, das von einem Zaun aus aufgeschichteten Steinen umgeben ist., / In ihren Zelten sei kein Bewohner! Denn den du geschlagen, verfolgen sie Über den du, o Gott, zu seiner Züchtigung und Läuterung Leiden hast kommen lassen, den verfolgen sie noch mehr. / Und erzählen von deiner Durchbohrten Schmerz. Ist hier vielleicht an solche zu denken, die wegen ihres Eintretens für Gottes Wahrheit von den Feinden "durchbohrt" sind, die also den Märtyrertod erlitten haben und über die nun die Gottlosen noch höhnen und spotten? Mehre du ihre Sündenschuld Damit auch ihre Strafe um so größer werde. / Und laß sie dein Heil nicht erlangen! Tilge sie aus dem Lebensbuch / Und mit den Frommen schreib sie nicht auf! Trage ihre Namen nicht in das Buch des Lebens ein! Doch ich bin gebeugt und schmerzbeladen, / Deine Hilfe, Elohim, sie wird mich schützen. Dann will ich den Namen Gottes im Liede rühmen / Und ihn mit Danken erheben. Das wird Jahwe besser gefallen als Rinder, / Als Stiere mit Hörnern und Klauen. Die Opfer der Lippen in Lobpreis und Gebet sind Gott wohlgefälliger als die Opfer von Tieren. Sehen das Dulder Wie der Psalmist sein Dankopfer darbringt., so freuen sie sich. / Die ihr Gott sucht, euer Herz lebe auf! Durch die Errettung des gerechten Dulders sollen die Frommen in ihrem Glauben und Gottvertrauen gestärkt werden. Denn Jahwe merkt auf die Armen, / Seine Gefangnen Die um Gottes willen Gefängnis und Elend erdulden müssen. verachtet er nicht. Es sollen ihn loben Himmel und Erde, / Die Meere und alles, was drinnen sich regt. Denn Elohim wird Zion helfen / Und bauen die Städte Judas, / Daß man dort wohne und sie besitze. Seiner Knechte Nachkommen werden sie Die Städte Judas. erben; / Und die seinen Namen lieben, / Sollen darin ihre Wohnung haben. Ein Hilferuf in großer Not (Vgl. Ps. 40,14-18) Dem Sangmeister, von David. Zum Bekennen (?). Vgl. Ps. 38,1. - Ps. 70, der mit ganz geringen Veränderungen eine Wiederholung von Ps. 40,14-18 ist, wurde vielleicht von diesem Psalm losgetrennt, um als besonderes Gebet gebraucht zu werden. Man schrieb ihn dann ohne weiteres David zu. Eile, Elohim, mich zu retten, / Eile mir, Jahwe, zu Hilfe! Beschämt und enttäuscht laß alle werden, / Die mir nach dem Leben trachten. / Mit Schimpf laß alle entweichen, / Die da mein Unglück wollen. Zurückwenden sollen sich ob ihrer Schande, / Die (schadenfroh) über mich rufen: "Ha, ha!" Frohlocken laß aber und dein sich freun / Alle, die nach dir fragen. / Laß immerdar rufen: "Groß ist Elohim!" / Alle, die dein Heil lieben! Bin ich auch elend und arm - / Elohim, eile zu mir! / Mein Helfer und Retter bist du. / Jahwe, verzieh deine Hilfe nicht! Eine Bitte um Gottes Schutz im Alter Ps. 71 hat in der hebräischen Bibel keine Überschrift. In der griechischen Bibel (LXX) aber wird er nicht nur David zugeschrieben, sondern auch - was dann freilich von selbst die Verfasserschaft Davids unmöglich macht - den Söhnen Jonadabs, d.h. den Rechabiten (Jer. 35) und den ersten Gefangenen, d.h. vielleicht den Juden, die im Jahre 597 nach Babylon weggeführt wurden. Es ist möglich, daß einer von diesen Gefangenen den 71. Psalm gedichtet hat oder daß er nach der Zerstörung Jerusalems (586 v.Chr.) entstanden ist (s. namentlich V.20). Der Dichter spricht in V.20 im Namen der ganzen jüdischen Volksgemeinde.Bei dir, o Jahwe, hab ich Zuflucht gesucht, / Laß mich nimmer zuschanden werden! In deiner Treue rette mich und mache mich frei, / Neige dein Ohr zu mir und schaffe mir Heil! Sei mir ein schützender Fels, zu dem ich beständig fliehen kann! / Du hast ja beschlossen, mir Heil zu erweisen; / Denn mein Fels, meine Burg bist du. Mein Gott, errette mich aus des Frevlers Hand, / Aus der Faust des Schurken und Drängers! Du bist ja meine Hoffnung, Adonái Jahwe, / Auf den ich vertraue von Kindheit an. Du bist meine Stütze seit meiner Geburt, / Aus dem Mutterschoß hast du mich gelöst. / Dir gilt mein Loblied beständig. Ein Wunder bin ich für viele Sie begreifen nicht, wie jemand in so vielen ungewöhnlichen Leiden erhalten bleiben kann. Auf Gott, der ihm bisher geholfen hat, setzt er auch ferner sein Vertrauen (V.7b)., / Meine starke Zuflucht aber bist du. Mein Mund soll sich füllen mit deinem Lob, / Dich soll er immerdar rühmen. Verwirf mich nicht, wenn das Alter kommt; / Schwindet die Kraft mir, verlaß mich nicht! Schon reden ja meine Feinde von mir, / Und die mein Leben belauern beraten zusammen. Sie sprechen: "Gott hat ihn verlassen, / Verfolgt und greift ihn! Es rettet ihn keiner." Elohim, sei du nicht ferne von mir; / Mein Gott, eile mir zu Hilfe! Zuschanden werden, hinschwinden laß meine Widersacher! / In Schimpf und Schande laß alle sich hüllen, / Die da mein Unglück suchen! Ich aber will (dein) beständig harren / Und all dein Lob vermehren. Mein Mund soll deine Gerechtigkeit künden, / Allzeit dein Heil; denn ich kann sie Die Erweisungen deiner segnenden Gerechtigkeit und deines gnadenspendenden Heils. nicht zählen. Kundmachen will ich die mächtigen Taten Adonái Jahwes, / Will preisen deine Gerechtigkeit allein. Elohim, du hast mich gelehrt von Jugend auf Nämlich: deine wunderbaren Wege und Werke., / Und deine Wunder verkünd ich bis jetzt. So verlaß mich auch nicht, Elohim, wenn das Alter kommt mit dem Silberhaar, / Bis ich deinen Namen D.h. dein mächtiges Eingreifen in die Geschichte und Geschicke der Menschen. der Nachwelt verkünde / Und allen Kommenden die Kraft! Deine Gerechtigkeit, Elohim, reicht bis zur Wolkenhöhe, / Der du so Großes getan. / Elohim, wer ist dir gleich? Du hast uns erleben lassen viel Not und Leid, / Aber du wirst uns auch wieder erfreuen mit Lebensglück / Und aus der Erde Tiefen Aus den Tiefen des größten Elends, da Tod und Untergang unvermeidlich schienen. uns wieder erheben. Du wirst meine Hoheit mehren Du wirst mich herrlicher machen als vor meinem Elend. / Und mich wiederum trösten. Auch ich will dich preisen mit Harfenklang / Für deine Treue, mein Gott; / Auf der Zither will ich dir spielen, / Du Heiliger Israels. Meine Lippen jauchzen, wenn ich dir spiele, / Und meine Seele, die du erlöst. Auch meine Zunge soll allzeit künden deine Gerechtigkeit; / Denn beschämt, enttäuscht sind sie, die mein Unglück suchen. Der Friedefürst und sein Reich Von Salomo. Die LXX hat hier: "Auf Salomo." Nach diesem Wortlaut ist also Salomo nicht der Verfasser, sondern der Gegenstand des 72. Psalms. Und das wird wohl auch richtig sein. Aber damit ist die Bedeutung des Psalms keineswegs erschöpft. Denn manches darin kann sich nicht auf Salomo beziehen (s. V.5.11.17). Salomo und sein Friedensreich sind ein Vorbild von dem Messias und seinem Königreich, in dem Friede und Gerechtigkeit in vollem Maße herrschen werden. Mit Ps. 72 sind deshalb zu vergleichen Stellen wie Jes. 9,1-6; 11,1-10. / Elohim, gib dem Könige Macht zu richten / Und laß den Königssohn sie üben in deiner Gerechtigkeit! Mög er dein Volk gerecht regieren / Und deine Armen Damit sind die wirtschaftlich Schwachen gemeint, die von den Reichen bedrückt und ausgesogen wurden (z.B. Amos 8,4; Jes. 3,14-15; 10,2; 14,32; Hes. 22,29)., wie sich's gebührt! Laß Frieden tragen die Berge dem Volk Friede oder Heil sei die Frucht, die auf den Bergen zum Segen des ganzen Volkes reift., / Und Gerechtigkeit kleide deine Hügel! Er Der von Gott gesalbte König. schaffe Recht den Armen im Volk, / Er helfe den dürftigen Leuten / Und zermalme alle Bedrücker! Er bleibe Frei nach LXX., solange die Sonne scheint, / Solange der Mond zu sehn, von Geschlecht zu Geschlecht. Er sei wie Regen, der Wiesen benetzt, / Wie reiche Güsse, die Felder befeuchten. Das Bild soll veranschaulichen, wie wohltätig und segensreich die Herrschaft des Königs sein wird. In seinen Tagen soll blühen das Recht Hier lese ich mit Kittel zédek. / Und Friede in Fülle, bis nimmer der Mond. Er herrsche von Meer zu Meer Vom Mittelmeer bis zum Toten Meer., / Vom Strom bis ans Ende der Erde. Vom Euphratstrom bis zu den fernsten Gegenden des Westens. Beim Antritt seiner Regierung herrschte Salomo vom Euphrat bis zur Grenze Ägyptens. Die Wüstenbewohner knien vor ihm, / Seine Feinde werden den Boden küssen. Wörtlich: "werden Staub lecken"; sie werden sich dem König demütig unterwerfen. Von Tarsis Tartessus in Südspanien; das war damals der fernste Westen. und von den Inseln Des Mittelmeeres. entrichten die Könige Gaben, / Von Scheba In Südarabien (1. Kön. 10). und Seba D.h. Meroe in Äthiopien. bringen die Könige Zins herbei. Huldigen sollen ihm alle Könige, / Alle Völker ihm dienen. Denn er rettet den Armen, der Hilfe erfleht, / Den Dürftigen, der keinen Beistand hat. Er erbarmt sich des Schwachen und Armen, / Und der Elenden Leben errettet er. Von Druck und Gewalttat macht er sie frei, / Ihr Blut ist teuer in seinen Augen. So leben sie denn Die Armen und mit dem Tod Bedrohten bleiben durch den Willen des Königs am Leben.; ja, er Der König. wird sie mit Gold aus Scheba beschenken. / Drum werden sie Die von ihm erretteten Armen. stetig auch für ihn Den König. beten / Und allzeit ihm Segen wünschen. Getreide in Fülle sei im Land, sogar auf den Gipfeln der Berge; / Wie der Libanon woge und rausche die Frucht. Das Getreide möge so hoch und dicht stehen, daß es, vom Wind bewegt, wie der Zedernwald des Libanons rauscht. / Wie der Erde Kräuter so zahlreich / Mögen die Städtebewohner erblühn. Nicht nur das Land soll Früchte in Fülle tragen, sondern auch die Bevölkerung soll sich erstaunlich mehren. Sein Name bleibe auf ewig! / Solange die Sonne scheint, möge sein Name bestehn! Frei nach LXX. / Es mögen sich alle segnen mit ihm Mit dem Namen des Königs (vgl. 1. Mos. 22,18; 26,4). Die Segensfülle des von Gott gesalbten Königs ist das Höchste, was sich die Untertanen wünschen., / Alle Völker ihn glücklich preisen! Gepriesen sei Jahwe Elohim, Israels Gott, / Der Wunder vollbringt allein! Und gepriesen sei ewig sein herrlicher Name! / Sein Ruhm erfülle die ganze Erde! / Amen. Amen. V.18 und 19 gehören nicht zum 72. Psalm. Sie bilden die Lobpreisung, womit das zweite Buch des Psalters schließt (vgl. Ps. 41,14). Das dritte Buch des Psalters (Psalm 73-89) Gott allzeit treu! Ein Psalm Asafs. / Ja, gütig ist Gott gegen Israel, / Gegen die, die reines Herzens sind. Doch meine Füße wären beinah gestrauchelt, / Meine Tritte fast ausgeglitten. Denn ich ward neidisch auf die Prahler, / Als ich das Glück der Frevler sah. Sie kennen ja keine Schmerzen, / Und von Gesundheit strotzt ihr Leib. Ich folge hier der Lesart lâmo tâm. Nicht sind sie in Unglück wie Sterbliche sonst, / Sie leiden nicht Plage wie andre Leute. Drum ist auch Hoffart ihr Halsschmuck, / Unrecht umhüllt sie als ihr Gewand. Ihr Auge tritt mühsam hervor aus dem Fett, / Ihr Herz ist voll stolzer Gedanken. Sie höhnen und sprechen boshaft von Gewalt Wie sie andre gewalttätig unterdrücken können., / Sie reden von oben herab. Stolz, gebieterisch. In den Himmel setzen sie ihren Mund Auch das Höchste und Heiligste lästern sie., / Ihre Zunge ergeht sich auf Erden. Sie setzt alles auf Erden Bestehende hochmütig herab. Diese Frevler lassen keine abweichende Meinung aufkommen. Drum fallen ihnen die Leute zu, / Die schlürfen Wasser in Fülle ein. Die Gottesleugner gewinnen einen zahlreichen Anhang, der ihre verderblichen Grundsätze wie Wasser in sich einschlürft. Sie Die Leute, die sich um die Gottlosen gesammelt haben und nun ihre Gedanken teilen. Ihre Reden reichen bis V.14. sprechen: "Wie sollte Gott etwas wissen? / Wohnt denn bei dem Höchsten Kenntnis? Sie leugnen Gottes Allwissenheit. Diese Leute leben zwar ohne Gott, / Doch haben sie, ewig ungestört, / Reichtum und Macht erlangt. Die Leute (in V.10) sagen: Wenn Gott wirklich die Welt regierte, so müßte er die, die ohne ihn leben (V.12a), strafen; aber es geht ihnen ja im Gegenteil von Tag zu Tag besser. Umsonst ist's, daß ich mein Herz hab reingehalten Aus dem Kreis der "Leute" in V.10 nimmt jetzt ein einzelner das Wort. Er sagt: Es ist ganz nutzlos für mich gewesen, daß ich früher Gott mit reinem Herzen gedient habe. / Und meine Hände in Unschuld gewaschen. Einen makellosen Wandel geführt habe. Ich war doch geplagt den ganzen Tag / Und ward alle Morgen aufs neue gestraft." Nämlich: von Gott. Meine frühere Frömmigkeit - so sagt der, der von V.13 ab redet - hat mir nichts geholfen, es ging mir doch schlecht; darum habe ich mich nun auf die Seite derer geschlagen, die nichts nach Gott fragen und ohne ihn dahinleben. Hätt ich gedacht So spricht nun der Psalmist.: So will ich auch reden Wie die Leute in V.10-14., / Ich hätte verleugnet deiner Kinder Geschlecht. Ich hätte damit die Gemeinschaft der Kinder Gottes treulos verlassen. So sann ich denn nach, dies Rätsel zu lösen; / Doch allzu schwierig war es für mich "Das Denken allein gibt weder das rechte Licht noch die wahre Seligkeit. Beides wird nur im Glauben gefunden. Der Psalmist hat deshalb auch den Glaubensweg eingeschlagen und dadurch Licht und Ruhe gefunden."; Bis ich in Gottes Heiligtum ging Er blieb in Dunkel und in Ungewißheit, bis er sich in die Stille des Tempels zurückzog. Da wurde ihm bei seinem gläubigen Gebet Licht in seinem Dunkel geschenkt, so daß er Gottes Wege und Walten erkannte. V.17-20 sagt dann der Psalmist, welches Licht er über das traurige Ende der Gottlosen empfangen hat. / Und auf ihr (trauriges) Ende merkte. Ja, auf schlüpfrigen Boden Wo sie leicht ausgleiten und fallen. stellst du sie, / Du stürzest sie ins Verderben. Wie sind sie im Nu zunichte geworden, / Geschwunden, vergangen durch Schreckensgerichte! Wie ein Traum verfliegt, sobald man erwacht: / So wirst du, Adonái, ihr Bild verschmähn Du wirst ihr wesenloses Schattenbild von dir stoßen., / Wenn du dich aufmachst Nachdem du in Langmut und Geduld auf die Bekehrung der Gottlosen gewartet hast. (zu richten). Würde (nun wieder) mein Herz erbittert Indem ich aufs neue in eine Anfechtung, wie sie in V.15-17 beschrieben ist, zurückfiele., / Und fühlt ich es stechen in meinen Nieren Würde ich empfindlich und leidenschaftlich zu Zweifel und Kleinglauben gereizt.: Dann wär ich ein Narr und wüßte nichts, / Ich wäre sogar wie ein Tier vor dir. So unvernünftig. Aber ich bleibe nun stets bei dir So tief wie ein Tier erniedrige ich mich aber nicht. Sondern nachdem ich so trostreiche und lichtvolle Aufschlüsse von dir empfangen habe, wanke ich nicht mehr im Glauben; ich bleibe fest in dem Frieden deiner Gemeinschaft, in die du selbst mich aufgenommen hast., / Du hast ja erfaßt meine rechte Hand. Nach deinem Ratschluß wirst du mich leiten / Und nimmst mich endlich mit Ehren auf. Wen hätt ich im Himmel (ohne dich) Der Himmel mit all seiner Herrlichkeit wäre öde und leer für mich, wenn ich dich nicht dort fände!? / Und bist du mein, so begehr ich nichts weiter auf Erden. Dein Besitz ist mir köstlicher als alle Lust und Pracht dieser Erde. Ist auch mein Leib geschwunden, und schlägt mein Herz nicht mehr: / Meines Herzens Hort und mein Besitz / Bleibt doch Elohim auf ewig! Welches gewaltige Gottvertrauen spricht sich in diesen Worten aus, noch dazu aus dem Mund eines alttestamentlichen Frommen, der noch nichts von dem Lichte Christi wußte! Der Psalmist weiß: Das Band, das ihn mit seinem Gott verknüpft, kann auch der Tod nicht lösen. Selbst nach dem leiblichen Tod bleibt er in Gottes Gemeinschaft - ein ahnender Ausblick auf das Leben der zukünftigen Welt (vgl. Röm. 8,38-39; 14,8). Denn die von dir weichen, die kommen um; / Du vertilgst, die dich treulos verlassen. Mir aber ist köstlich die Nähe Elohims. / Auf Adonái Jahwe ruht mein Vertraun: / So will ich verkündigen all dein Tun. Ein Klageruf der hart verfolgten Gemeinde Eine Betrachtung (?) Asafs. Dieser Psalm versetzt uns in eine Zeit, wo es mit Israel aus zu sein schien. Das kann aber unmöglich die Zeit Davids sein. Darum ist auch Asaf, ein Zeitgenosse Davids, nicht der Verfasser des 74. Psalms. Die Verbrennung des Tempels (V.7) könnte auf die Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar im Jahre 586 v.Chr. hindeuten. Doch andere Stellen des Psalms verbieten das. Namentlich die Erwähnung der Synagogen in V.8 steht der Annahme entgegen, an jenen Untergang Jerusalems zu denken. Denn Synagogen gab es im jüdischen Lande erst nach der babylonischen Gefangenschaft. Es ist deshalb wahrscheinlich, daß unser Psalm während der schweren Verfolgungszeit entstanden ist, die die Juden unter dem syrischen König Antiochus Epiphanes durchzumachen hatten und die in den Makkabäerbüchern geschildert wird. Um jene Zeit (etwa 168 v.Chr.) konnten übrigens noch Mitglieder der Sängerfamilie Asafs am Leben sein, die noch in Esra 2,41 ausdrücklich erwähnt wird. So wäre doch vielleicht die Überschrift des 74. Psalms nicht ohne jede Berechtigung, wenn man den Namen "Asaf" allgemein von der Sängerfamilie Asafs verstehen darf. / Warum, Elohim, hast du uns für immer verworfen? / Warum raucht denn dein Zorn / Gegen die Schafe, die du weidest? Gedenke doch deiner Gemeinde, die du vor alters erworben, / Die du dir erlöst zum Besitzesstamm! / Des Zionsberges gedenke, auf dem du wohnst! Tritt heran zu den ewigen Trümmern! Komm doch eilig zu deiner in Trümmern liegenden Wohnstätte, deren Wiederaufbau hoffnungslos erscheint, damit sie durch deine Hilfe neu erstehe. / Der Feind hat alles zerstört im Heiligtum. Deine Gegner haben gebrüllt an deiner Versammlungsstätte Im Tempel, wo sich das Volk zum Gottesdienst versammelte und wo Gott mit seinem Volk verkehrte.; / Sie stellten ihre Zeichen als Zeichen auf. Vgl. 1. Makk. 1,45-68. Hier ist wohl vor allem an das Bild des olympischen Zeus, den "Greuel der Verwüstung" (V.57), zu denken, der auf dem Brandopferaltar errichtet wurde und fortan geopfert werden sollte. Es war, als schwängen Holzhauer die Äxte / Hoch in dem Dickicht des Waldes. Und dann: auf sein Des Tempels. Schnitzwerk insgesamt / Hieben sie ein mit Beil und Barten. 1. Makk. 4,38. Sie steckten dein Heiligtum in Brand Vgl. 2. Makk. 8,33.; / Deines Namens Wohnung entweihten sie / Und machten dem Boden sie gleich. Sie dachten: "Wir wollen sie alle bezwingen." / Sie verbrannten alle Gottesstätten Alle Synagogen. im Lande. Unsre Zeichen Gemeint sind hier wohl die von Gott eingesetzten Bundeszeichen: Beschneidung, Sabbat, Festtage, Beobachtung der Speisegesetze, was alles durch Antiochus Epiphanes verboten wurde. sehn wir nimmer; es ist kein Prophet mehr da, / Und niemand ist bei uns, der wüßte, / Wie lange dies Elend noch währen wird. Vgl. 1. Makk. 4,46; 9,27; 14,41. Bis wann, Elohim, soll der Dränger noch höhnen? / Soll der Feind deinen Namen auf immer schmähn? Warum ziehst du zurück deine Hand, deine Rechte? Warum hilfst du uns nicht durch deine Allmacht? / Zieh sie aus dem Busen - vertilge! Die Feinde. Gott ist doch mein König von alters her, / Der Rettungstaten auf Erden vollbracht. Diese werden nun im folgenden in kurzen Worten in Erinnerung gebracht. Du hast das Meer gespalten durch deine Macht Ein Hinweis auf den Durchzug der Israeliten durch das Rote Meer., / Hast der Drachen Köpfe im Wasser zerschellt. Die Drachen oder Seeungeheuer sind ein Bild Ägyptens. Leviatans Häupter hast du zerschmettert Der Leviatan, das Krokodil, bedeutet ebenfalls Ägypten, genauer das ägyptische Heer, das die Israeliten verfolgte und im Roten Meer umkam., / Du gabst sie zum Fraße den Wüstentieren. Gott hat die Häupter, die Führer des ägyptischen Heeres, nicht nur in den Fluten des Roten Meeres umkommen lassen, sondern auch ihre an das Ufer geworfenen Leichen (2. Mos. 14,30) den Wüstentieren zum Fraß gegeben. Manche Psalmenerklärer wollen in V.13 und 14 eine Anspielung auf den Kampf finden, den Gott bei der Erschaffung der Welt mit vorzeitlichen Ungetümen zu führen hatte und mit dem Israel durch babylonische Einflüsse bekannt geworden sein soll. Diese Meinung weise ich entschieden zurück. Du ließest sprudeln Quelle und Bach Vgl. die Wasserspende aus dem Felsen (2. Mos. 17,1-7; 4. Mos. 20,8)., / Du ließest versiegen beständige Ströme. Gemeint sind die beständig und reichlich strömenden Wasser des Jordans, die Gott wunderbar austrocknen ließ (Jos. 3,14-17). Dein ist der Tag, dein auch die Nacht. Ist hier vielleicht an die Wolken- und Feuersäule in 2. Mos. 13,21 zu denken? / Leuchte Den Mond. und Sonne hast du bereitet. Du hast alle Grenzen der Erde gesetzt Nicht nur die Grenzen des Festlandes gegen das Meer hin (Hiob 38,8; Jer. 5,22), sondern auch die Grenzen des Binnenlandes und der einzelnen Völker (Apg. 17,26)., / Sommer und Winter hast du gebildet. Gedenke Anrede an Gott.: der Feind hat Jahwe geschmäht, / Ein gottloses Volk Die heidnischen Syrer, die die Juden verfolgten. deinen Namen gehöhnt. Gib nicht dem Tiere Der heidnischen Weltmacht. preis deiner Turteltaube Seele Die Turteltaube ist ein Bild Israels, das hilflos und schuldlos der Gewalt seiner Feinde preisgegeben ist., / Deiner Armen Leben vergiß nicht für immer! Die Armen und Elenden sind die treuen, an Gott festhaltenden Glieder des Bundesvolkes. Schau auf den Bund! Gedenke des Bundes, den du mit Israel am Sinai geschlossen hast! / Denn des Landes Verstecke sind angefüllt Mit Flüchtlingen, die sich vor dem Feind verbergen wollen., / Und dort In den Verstecken. wird Gewalttat getrieben. Denn die Feinde spürten die Flüchtlinge auf und machten sie nieder (1. Makk. 2,31-38; 2. Makk. 6,11). Nicht unerhört Wörtlich: "beschämt". laß Niedergeschlagene gehn, / Laß deinen Namen Arme und Dürftige preisen! Auf, Elohim! Ficht aus deinen Streit! Der Kampf gegen die Feinde Israels ist ein Kampf Gottes, den er um seines Namens Ehre willen führt. / Gedenke des: die Gottlosen höhnen dich fort und fort! Vergiß der Feinde Schmährufe nicht, / Deiner Gegner Toben, das stetig steigt! Der Richter mit dem Zornkelch Dem Sangmeister, nach (der Weise von:) "Verderbe nicht!" Vgl. Ps. 57,1. / Ein Psalm Asafs; ein Lied. Ps. 75 ist ein Danklied des Alten Bundesvolkes, das von mächtigen Feinden umringt ist, aber im Glauben Gottes Gericht über seine Widersacher erwartet. Vielleicht fällt der Psalm in die Zeit, da Jesaja das Scheitern der assyrischen Weltmacht gegen Juda geweissagt hatte (Jes. 37,21ff.). Wir danken dir, Elohim, wir danken Die Gemeinde dankt Gott schon im voraus für die Hilfe, die er ihr durch den Propheten verheißen hat.; / Denn deine Hilfe Wörtlich: "dein Name". ist nahe, und deine Wunder Die du schon früher zum Heil deines Volkes getan hast. erzählt man. Denn "Ich nehme die rechte Stunde wahr / Dann will ich in Gerechtigkeit richten. In V.3-6 redet Gott, um die Erwartung des Volkes (V.2b) zu begründen und seinen Glauben zu stärken. Mag auch die Erde vor Furcht erbeben Unter dem Druck der Weltmächte und ihrer Gewalttaten. mit allen, die darauf wohnen: / Ich halte doch selbst ihre Säulen fest. Die Säulen sind wohl die auf Erden bestehenden göttlichen Ordnungen. Sela. Den Törichten sag ich: 'Seid nicht töricht!' Die Törichten sind die, die von einem Gericht Gottes nichts wissen wollen. / Den Frevlern: 'Hebt euer Horn nicht hoch!' Das Horn ist ein Bild der Kraft. Der Sinn der Worte ist: Geht nicht stolz einher in eurer eigenen Kraft; denkt nicht, euch könne nichts geschehen! Hebt nicht euer Horn zur Himmelshöhe Denkt nicht in euerm Stolz, ihr könntet in den Himmel emporsteigen (1. Mos. 11,4f.; Jes. 14,13-14)., / Redet nicht stolz mit gerecktem Haupt!" Denn nicht von Osten, nicht von Westen, / Nicht von der Wüste her kommt Hilfe Wörtlich: "Erhebung". - Nicht von irdischen Bundesgenossen, die von Osten, Westen oder von der Wüste her, von Süden (aus Ägypten), kommen könnten, ist Hilfe zu erwarten. Der Norden wird nicht genannt, weil von dorther die Assyrer ins Land eingefallen sind. Nur Gott allein kann helfen. - Nein, nur Elohim schafft Recht: / Diesen erniedrigt, jenen erhöht er. Ein Becher ist ja in Jahwes Hand Der Becher ist ein Bild der göttlichen Strafgerichte (Ps. 60,5; Jes. 51,17; Jer. 25,15; Hes. 23,33).: / Er schäumt von Wein, ist reichlich gemischt. Und zwar mit berauschendem Würztrank. / Draus schenkt er ein; ja selbst seine Hefen / Müssen schlürfen und trinken alle Frevler auf Erden. Bis zur Neige sollen die Gottlosen den Becher leeren, so daß er ihnen tödlich wird. Ich aber will ewiglich jauchzen Nach LXX., / Dem Gott Jakobs will ich lobsingen. "Alle Hörner der Frevler will ich zerbrechen D.h. die Macht der Frevler will ich vernichten. Der Psalm schließt in V.11 mit einer Rede Gottes, der gleichsam als Antwort auf das Danklied in V.10 aufs neue verheißt, daß er alle Feinde seines Volkes vertilgen will. - / Hoch raget das Horn der Gerechten." Ein Loblied nach wunderbarer Rettung Dem Sangmeister, mit Saitenspielbegleitung. Vgl. Ps. 4,1. / Ein Psalm Asafs; ein Lied. Die LXX fügt hier hinzu: "gegen die Assyrer". Der Assyrer kann hier kein anderer sein als der Assyrerkönig Sanherib. Dann bezöge sich Psalm 76 ebenso wie Psalm 75 auf die Errettung Jerusalems vor diesem gefährlichen Feind (2. Kön. 19,35ff.). Und das ist auch wahrscheinlich. Wohlbekannt in Juda ist Elohim, / In Israel ist sein Name groß. Ist doch in Salem Der alte Name für Jerusalem (1. Mos. 14,18). sein Zelt / Und seine Wohnung in Zion. Dort zerbrach er des Bogens Blitze D.h. die blitzschnell von dem Bogen ausgehenden Pfeile., / Schild und Schwert und alle Waffen. Gott hat die gegen Juda gerichteten Waffen der Weltmacht zuschanden gemacht. So begründete er "Salem", eine Stätte des Friedens, denn das bedeutet der Name. Sela. Von Licht umflossen bist du, herrlich kommst du / Von den Bergen der Beute her Die "Berge der Beute" sind vielleicht die nach Beute und Raub gierigen Weltreiche. Gott kommt herrlich von diesen Bergen her, wenn er die Weltmächte vernichtet hat. Dieses Gericht wird nun in V.6 und 7 näher beschrieben, die wohl auf den Untergang des assyrischen Heeres vor Jerusalem hinweisen (Jes. 37,36-37).: Entwaffnet wurden die Tapfern Wörtlich: "die Starkherzigen"., sie sanken in Todesschlaf, / Und allen Helden versagte der Arm. Wörtlich: "sie fanden ihre Hände nicht mehr", d.h. sie wurden so von Schrecken gelähmt, daß sie ihre Hände nicht gebrauchen konnten. Vor deinem Drohen, Gott Jakobs, / Wurden Roß und Reiter Wörtlich: "Wagen (Kriegswagen) und Roß" (Jes. 43,17). betäubt. Du bist furchtbar, ja du! / Wer besteht vor dir, wenn dein Zorn sich erhebt? Vom Himmel herab hast du Gericht verkündet Gott rief vom Himmel aus sein richterliches Wort in den Kriegslärm hinein: sofort trat Ruhe ein.: / Die Erde erschrak und wurde still, Als sich Elohim zum Gericht erhob, / Um allen Duldern des Landes zu helfen. Sela. Die mit Wut Verfolgten Die Glieder des Bundesvolkes, die von der heidnischen Weltmacht verfolgt wurden, die "Dulder des Landes" (V.10), die von Assur zu leiden hatten. werden dich preisen; / Die von der Wut Der feindlichen Weltmacht. Verschonten werden dir Feste feiern. Die letzten Worte nach LXX in V.11 ist der Text sehr dunkel und deshalb auch die Übersetzung zweifelhaft. Tut Jahwe, eurem Gott, Gelübde und tragt sie ab! / Ihr alle ringsum Alle um Israel wohnenden Völker., bringt dem Erhabnen Dem erhabenen Gott, der Furcht einflößt. Geschenke dar! Er bricht der Gewaltigen Trotz Wörtlich: "Er schneidet den Geist der Gewaltigen (oder: der Fürsten) ab"; der Ausdruck erinnert an das Abschneiden der Trauben bei der Weinlese (vgl. Offb. 14,17-20)., / Flößt der Erde Königen Schrecken ein. Gottes Wirken in den vergangenen Tagen tröstet das Volk in seiner Drangsal Dem Sangmeister Jedutun zum Vortrag übergeben. Vgl. Ps. 62,1. Ein Psalm Asafs. Der Psalm versetzt uns in eine Zeit, wo sich Israel in großer Not befand. Vielleicht ist hier an die letzte Zeit des Reiches Juda oder an die babylonische Gefangenschaft zu denken. Der Dichter ruft Gott um Hilfe an, aber trotzdem findet er nicht den rechten Trost (V.1-4). Er gedenkt der unruhig durchwachten Nächte, in denen er seine Gedanken aus der traurigen Gegenwart Israels in dessen glückliche Vergangenheit richtete (V.5-7), und er fragt sich nun: "Sollte denn Gott sein Volk für immer verstoßen haben?" (V.8-10). Ja, so scheint es tatsächlich. Alles Leid der Gegenwart kommt nur daher, daß sich Gott in seinem Verhalten Israel gegenüber geändert hat, daß er sein Volk nicht mehr mit seiner starken Helferhand schützt (V.11). Aber der Dichter verzagt doch nicht. Er blickt zurück auf die großen Taten Gottes in der Vergangenheit, besonders auf die Befreiung Israels aus Ägypten und den Durchzug durch das Rote Meer. So hoffnungslos Israel damals vor dem Schilfmeer stand, so mag auch jetzt dem menschlichen Auge die Lage des Volkes verzweifelt erscheinen. Aber der allmächtige, wunderbare Gott kann dennoch über Erwarten herrlich helfen (V.12-21). Laut will ich schrein zu Elohim; / Laut ruf ich zu Elohim, daß er mich höre. Zur Zeit meiner Not sucht ich Adonái. / Meine Hand hat sich zu ihm ausgestreckt / Und ist nicht erschlafft; / Meine Seele will sich nicht trösten lassen. Gedenk ich Elohims, so muß ich seufzen Er muß seufzen, weil Gott, der ihm früher geholfen hat, ihn jetzt nicht mehr hört.; / Sinne ich nach Um Gott wiederzufinden., so verzagt mein Geist. Er findet keinen Trost und Halt. Sela. Du hast meine Augen wach gehalten; / Ich war zerschlagen und konnte nicht reden. D.h. laut mit Worten beten. Deshalb versetzt er sich nun in seinen Gedanken in die alte Zeit. Da gedachte ich denn der alten Zeit, / Der längst entschwundenen Jahre. Dacht ich des Nachts an mein Saitenspiel Wie ich einst mein Saitenspiel zum Lob Gottes erklingen ließ., / So klagte ich tief, / Und grübelnd fragte mein Geist: "Wird denn Adonái auf ewig verstoßen / Und nimmer wieder gnädig sein? Ist denn seine Huld auf immer dahin, / Ist's mit der Verheißung für allzeit aus? Hat Gott vergessen, gnädig zu sein, / Oder sein Erbarmen in Zorn verschlossen?" Sela. Da dacht ich denn: "Mein Leiden ist dies, / Daß die Rechte des Höchsten sich hat geändert." Er spricht aber nicht davon, daß sich das Verhalten Israels seinem Gott gegenüber geändert hat, weil das Volk Gott nicht treu geblieben ist. Ich gedenke der Taten Jahs, / Ja, ich gedenke, wie du / So wunderbar seit der Vorzeit gewaltet. Ich will sinnen über all dein Tun / Und dein herrliches Wirken erwägen. Elohim, dein Weg ist erhaben! / Wo ist ein Gott, groß wie Elohim? Du bist der Gott, der Wunder tut, / Unter den Völkern hast du deine Macht offenbart. Du hast mit Kraft Wörtlich: "mit (starkem) Arm". dein Volk erlöst, / Die Söhne Jakobs und Josefs. Sela. Die Wasser Des Roten Meeres (des Schilfmeeres). sahen dich, Elohim, / Die Wasser sahen dich und bebten, / Auch die Tiefen Des Schilfmeeres. - Unter mächtigem Aufruhr in der Natur schritt Gott durchs Rote Meer und bahnte seinem Volk den Weg darin. Der Psalmist malt die Errettung des Volkes bei dem Durchzug durch das Rote Meer in V.17-19 ähnlich aus wie David seine Errettung aus der Hand Sauls in Ps. 18,14ff. erzitterten. Die Wolken ergossen Wasser, / Der Donner krachte aus dem Gewölk, / Und deine Pfeile Deine Blitze. flogen umher. Dein Donner dröhnte im Wirbelwind; / Blitze erhellten das Erdenrund, / Es wankte und bebte die Erde. Im Meer ging dein Weg dahin / Und dein Pfad durch mächtige Wasser. / Doch deine Spuren sah man nicht. Gott selbst blieb unsichtbar. Seine Fußspuren waren nachher im Wasser nicht zu erkennen; nur sein Wirken wurde offenbar. Wie Schafe hast du dein Volk geleitet / Durch Moses und Aarons Hand. Die Errettung Israels in alter Zeit verbürgt dem Psalmisten auch die göttliche Hilfe für die Zukunft. Der Väter Geschichte als Warnungsspiegel (Vgl. Ps. 105 und 106) Eine Betrachtung(?) Vgl. Ps. 32,1. Asafs. Asaf schließt den Psalm mit der Zeit Davids (V.70-72); aber er dichtete ihn wahrscheinlich erst unter Salomo, weil er in V.69 den erst von diesem König erbauten Tempel erwähnt. Der Psalm warnt ernstlich, durch einen Rückblick auf die Geschichte Israels, vor der Eifersucht Efraims oder der nördlichen Stämme auf Juda. Wie wichtig diese Warnung war, das zeigte sich sofort nach Salomos Tod. Da trat der alte Gegensatz zwischen Efraim und Juda durch den Abfall der zehn Stämme vom Hause Davids furchtbar zutage. / Vernimm, mein Volk, meine Lehre, / Neigt euer Ohr meines Mundes Reden! Meinen Mund will ich öffnen zu Sprüchen, / Will aus der Vorzeit Rätsel verkünden. Der Dichter will die Geschichte der Väter als "Sprüche" und "Rätsel" vortragen, indem er die Tatsachen der Vergangenheit zu einem Spiegel für seine Zeitgenossen macht. - Nach Matth. 13,34-35 ist Ps. 78,2 eine Weissagung auf Christus, und Asaf wird dort wie auch in 2. Chron. 29,30 ein Prophet oder Seher genannt. Was wir gehört und erfahren, / Was uns unsre Väter erzählt 2. Mos. 13,14; 5. Mos. 4,9-10.: Wollen wir unsern Kindern nicht verhehlen, / Indem wir der Nachwelt erzählen / Jahwes Ruhmestaten und Macht / Und seine Wunder, die er getan. Er stellte ein Zeugnis in Jakob auf / Und gab ein Gesetz in Israel. / Unsern Vätern befahl er's an, / Daß sie ihre Kinder es lehrten. Denn die Nachkommen sollen es kennenlernen: / Kinder, die noch sollen geboren werden, / Die sollen auch selbst auftreten / Und ihren Kindern davon erzählen, Damit sie auf Gott ihr Vertrauen setzen, / Nicht vergessen der Taten Gottes / Und seine Gebote halten. Denn sie sollen nicht werden wie ihre Väter, / Ein störrig, widerspenstig Geschlecht, / Ein Geschlecht mit schwankendem Sinn, / Das nicht treu hielt an seinem Gott. Wörtlich: "Dessen Geist nicht zuverlässig gegen Gott war". Vgl. 5. Mos. 32,5-6. Efraims Söhne, gerüstete Bogenschützen, / Kehrten um am Tage der Schlacht. Es ist unsicher, ob hier an ein bestimmtes Ereignis zu denken ist. Vielleicht will der Dichter in V.9-11 nur sagen, daß Efraim die Sache Gottes kampfscheu im Stich gelassen hat. Sie hielten nicht den Bund Elohims / Und wollten nicht wandeln nach seinem Gesetz. Sie vergaßen seiner großen Taten, / Seiner Wunder, die sie geschaut. Vor ihren Vätern hatte er Wunder getan In V.12 kehrt der Dichter wieder zu dem ganzen Israel zurück und schildert die großen Taten Gottes, die das Volk bei dem Auszug aus Ägypten und während der Wüstenwanderung erfahren durfte. / In Ägyptenland, in Zoans Gefild. Zoan, von den Griechen Tanis genannt, war die alte Residenz der ägyptischen Könige. Dort tat Mose seine Wunder vor Pharao. Er teilte das Meer und führte sie durch / Und türmte die Wasser wie einen Damm. 2. Mos. 14,21-22. Er leitete sie durch die Wolke bei Tag / Und die ganze Nacht mit feurigem Licht. 2. Mos. 13,21. Er spaltete Felsen in der Wüste / Und tränkte sie reich mit Meeresflut. 2. Mos. 17,6; 4. Mos. 20,7-11. Er brachte Bäche hervor aus dem Fels, / Ließ Wasser wie Ströme fließen. Doch sündigten sie weiter gegen ihn, / Widerstrebten dem Höchsten im dürren Lande. V.17-29: Fortgesetzter Ungehorsam Israels gegen Gott, der aber dennoch seinem Volk gnädig hilft. In ihrem Herzen versuchten sie Gott / Und forderten Speise für ihr Gelüst. 2. Mos. 16,3; 4. Mos. 11,4. Sie redeten so wider Elohim: / Kann Gott einen Tisch in der Wüste decken? Er hat wohl den Fels geschlagen, daß Wasser floß / Und Bäche ergiebig strömten: / Doch vermag er auch Brot zu geben / Oder Fleisch zu verschaffen seinem Volk?" Als Jahwe das hörte, ergrimmte er, / Und Feuer entbrannte in Jakob, / Auch Zorn stieg auf wider Israel. 4. Mos. 11,1-3. Denn sie glaubten nicht an Elohim, / Auf seine Hilfe vertrauten sie nicht. Dennoch gebot er den Wolken droben, / Und des Himmels Türen öffnete er: Er ließ Man auf sie regnen zur Speise / Und gab ihnen Himmelsbrot. 2. Mos. 16,4.14.15. Engelspeise Weish. Sal. 16,20. Das Manna heißt Engelspeise, weil es aus dem Himmel, der Wohnung der Engel, stammte oder weil es den Israeliten durch Vermittlung der Engel zuteil wurde. aßen sie alle, / Zehrung sandte er ihnen in Fülle. Er ließ den Ostwind am Himmel wehn, / Führte durch seine Macht den Südwind herbei. Er ließ Fleisch auf sie regnen wie Staub / Und beschwingte Vögel wie Sand am Meer. In ihr Lager ließ er sie fallen, / Rings um ihre Gezelte her. 2. Mos. 16,13; 4. Mos. 11,31. Da aßen sie, wurden übersatt / Und ihr Gelüst befriedigte er. Aber noch war ihre Lust nicht gestillt, / Noch war die Speise in ihrem Mund V.30-39: Gottes Strafgericht wegen der Unmäßigkeit des Volkes, das aber trotzdem in seinem Ungehorsam fortfährt.: Da stieg Elohims Zorn wider sie auf - / Er streckte ihre Starken zu Boden, / Schlug nieder die Jünglinge Israels. 4. Mos. 11,33. Trotz alledem sündigten sie aber fort / Und glaubten an seine Wunder nicht. Drum ließ er ihre Tage schwinden in Nichts / Und ihre Jahre in jäher Hast. V.33 bezieht sich darauf, daß alle Israeliten, die aus Ägypten gezogen waren, vom 20. Lebensjahr an, in der Wüste sterben sollten. Nur Josua und Kaleb blieben verschont. Vgl. 4. Mos. 14,28-34. Wenn er sie tötete, suchten sie ihn, / Kehrten um und fragten nach Gott, Gedachten, wie Elohim ihr Fels / Und Gott der Höchste ihr Retter sei. Doch heuchelten sie ihm mit ihrem Mund, / Mit ihrer Zunge logen sie ihm. Indem sie sich Gott menschlich vorstellten, suchten sie ihn mit schönen Reden für sich zu gewinnen. Ihr Herz war ihm nicht treu, / Sie hielten nicht fest an seinem Bund. Doch er war barmherzig, vergab die Schuld / Und vertilgte sie nicht. / Oft hielt er seinen Zorn zurück, / Ließ nicht seinen ganzen Grimm ergehn, Sondern dachte daran: sie sind nur Fleisch Nach Leib und Seele schwach und ohnmächtig., / Ein Hauch, der vergeht und nicht wiederkehrt. Nach einem kurzen Leben verfällt der Mensch dem Tod. Wie oft widerstrebten sie ihm in der Wüste, / Betrübten sie ihn in der Öde! 4. Mos. 14,22. V.40-55: Eine erneuerte Klage über den Ungehorsam der Israeliten gegen Gott, der sie wunderbar aus Ägypten führte und ihnen den Sieg über die Kanaaniter schenkte. Immer wieder versuchten sie Gott, / Den Heiligen Israels kränkten sie. Sie gedachten nicht seiner Hand Seiner Allmacht., / Auch nicht des Tages, da er sie erlöste von ihrem Dränger Dem Pharao.: Als er in Ägypten Zeichen tat, / Seine Wunder in Zoans Gefild. Er wandelte ihre Ströme in Blut, / Daß sie ihr Wasser nicht trinken konnten. 2. Mos. 7,19-20. In V.44ff. ist die Geschichte der zehn ägyptischen Plagen kurz zusammengefaßt, doch nicht ängstlich genau, sondern mehr aus dem Gedächtnis. Er sandte ihnen Bremsen Oder Hundsfliegen, die besonders dem Vieh blutige Beulen verursachen., die sie fraßen, / Und Frösche, die sie verderbten. 2. Mos. 8,2.20. Er gab ihr Gewächs den Nagern Den Freßheuschrecken. preis, / Den Heuschrecken Den Zugheuschrecken. Vgl. 2. Mos. 10,13. ihrer Felder Ertrag. Ihre Weinstöcke schlug er mit Hagel, / Ihre Maulbeerbäume mit Schlossen. 2. Mos. 9,25. Dem Hagel lieferte er aus ihr Vieh / Und ihre Herden den Blitzen. Er sandte gegen sie seines Zornes Glut / Mit Ingrimm, Wüten und Angst: / Eine Schar verderbender Engel. Er ließ seinem Zorne freien Lauf, / Bewahrte sie nicht vor dem Tode, / Sondern gab der Pest ihr Leben preis. 2. Mos. 9,15. Er schlug alle Erstgeburt in Ägypten, / Die erste Manneskraft Was der Manneskraft zuerst entsprossen ist, nämlich: die erstgeborenen Söhne. in Hams Gezelt. Hams Gezelt bedeutet Ägypten; vgl. 1. Mos. 10,6; Ps. 105,23; 106,22. Sein Volk aber ließ er wie Schafe ziehn / Und leitete sie in der Wüste wie eine Herde. Er führte sie sicher, daß sie nicht zagten; / Ihre Feinde aber bedeckte das Meer. Das Rote Meer oder das Schilfmeer (2. Mos. 14,19.22.27). Er brachte sie in sein heilig Gebiet, / Auf den Berg, den seine Rechte erworben. Vgl. 2. Mos. 15,17. Völker Die Völker Kanaans. trieb er vor ihnen aus, / Gab ihnen ihr Land zum Erbbesitz, / Und in ihren Zelten ließ er Israels Stämme wohnen. Doch sie versuchten und reizten Elohim den Höchsten, / Und seine Gebote hielten sie nicht. In V.56-64 wird Israels Undankbarkeit gegen Gott während der Richterzeit geschildert. Sondern wie ihre Väter wichen sie treulos ab, / Versagten wie ein trüglicher Bogen. Der das rechte Ziel verfehlt. Sie erzürnten ihn durch ihre Höhn Durch den Götzendienst auf den Höhen der Hügel und Berge (vgl. 1. Kön. 11,7; 12,31)., / Durch ihre Bilder Götzenbilder. reizten sie ihn. Das hörte Elohim Wie die Israeliten zu den Götzen beteten. und zürnte: / Er verwarf Israel ganz und gar. Er verließ die Wohnung in Silo, / Das Zelt, das er unter Menschen errichtet. 1. Sam. 1,3; 4,11. In der Richterzeit befand sich die Stiftshütte in Silo (Jos. 18,1). In den Tagen Elis und Samuels war in Silo sogar ein fester Tempel (1. Sam. 1-3), der aber später, vielleicht nach dem Sieg der Philister bei Afek (1. Sam. 4), zerstört wurde (Jer. 7,12). Er ließ seine Macht gefangennehmen / Und gab seinen Ruhm in des Feindes Hand. Gottes "Macht" und "Ruhm" ist die Bundeslade, die in der Schlacht bei Afek in die Hände der Philister fiel (1. Sam. 4,4-11). Er gab sein Volk dem Schwerte preis, / Und über sein Erbe zürnte er. Ihre Jünglinge Die Jünglinge der Israeliten. fraß das Feuer Das Kriegsfeuer: sie fielen im Kampf, bei Afek 30000 (1. Sam. 4,10)., / Ihren Jungfraun ward kein Hochzeitslied. Sie mußten unvermählt bleiben, weil es an Jünglingen fehlte, die sie zur Ehe nehmen konnten. Ihre Priester fielen durchs Schwert Hier ist wohl besonders an Hofni und Pinehas zu denken., / Und ihre Witwen weinten nicht. Sie konnten den gefallenen Männern zu Ehren keine Totenklage halten (vgl. 1. Sam. 4,17-22). Da erwachte Adonái wie vom Schlaf Israel meinte, Gott schlafe, solange es unter der Herrschaft der Heiden schmachtete. - Mit V.65 nimmt der Psalm eine neue Wendung. Nachdem Israel durch das Strafgericht gesichtet und geläutert worden ist, erbarmt sich Gott seines Volkes aufs neue: er verwirft zwar Efraim, aber er erwählt nun Juda, indem er aus diesem Stamm David zum König erhebt (V.65-72)., / Wie ein Held, dessen Mut der Wein gestärkt. Er schlug seine Feinde Zunächst die Philister, dann aber auch alle Feinde, die später unter Saul und David besiegt wurden. zurück, / Tat ihnen ewige Schande an. Das galt namentlich von den Philistern insofern, als sie ihre Macht und Selbständigkeit für immer einbüßten. Josefs Zelt Das Stiftszelt in Silo. verwarf er zwar, / Und Efraims Stamm erwählte er nicht. Sondern Judas Stamm erkor er, / Den Zionsberg, den er liebgewonnen. Vgl. 2. Chron. 6,6. Er baute hochragend sein Heiligtum Den Tempel., / Wie die Erde Fest und dauernd wie die Erde., die er auf ewig gegründet. Er erwählte sich David, seinen Knecht, / Nahm ihn von den Hürden der Schafe. 1. Sam. 16,11-12. Von den säugenden Schafen holte er ihn, / Daß er weide Jakob, sein Volk, / Und sein Erbteil Israel. 2. Sam. 7,8. Er weidete sie auch mit lauterm Sinn / Und führte sie klug mit seiner Hand. Des Volkes Klage um Jerusalems Fall Ein Psalm Asafs. / Elohim, es sind Heiden in dein Erbe gedrungen, / Die haben deinen heiligen Tempel entweiht, / In Trümmer verwandelt Jerusalem. Sie haben deiner Knechte Leichen / Des Himmels Vögeln zum Fraß gegeben. / Deiner Frommen Fleisch des Landes Getier. Sie haben ihr Blut Das Blut deiner Frommen. vergossen wie Wasser / Rings um Jerusalem her, und niemand begrub (die Toten). Wir sind unsern Nachbarn zur Schmach geworden, / Ein Spott und Gelächter für unsre Umgebung. Wie lange, Jahwe, wirst du noch zürnen, / Wird dein Eifer wie Feuer brennen? Gieß deine Zornglut über die Heiden, die dich nicht erkannt, / Über die Reiche, die deinen Namen nicht angerufen. Denn sie haben Jakob verzehrt / Und seinen Wohnsitz verwüstet. Rechne uns nicht der Vorfahren Sünden zu! / Eilends komm uns dein Erbarmen entgegen! / Denn wir sind sehr gebeugt. Hilf uns, Gott, du Quell unsers Heils. / Um deines Namens Ehre willen! / Rett uns, bedeck unsre Missetaten / Um deines Namens willen! Warum sollen die Heiden sagen: / "Wo ist nun ihr Gott?" / Kund werde an den Heiden vor unsern Augen / Die Rache für deiner Knechte Blut, das sie vergossen! Der Psalmist möchte mit Augenzeuge davon sein, wie Gott an den Heiden Rache nimmt. Der Gefangenen Seufzen komme vor dich! / Mit deinem starken Arm / Erhalte die Kinder des Todes Die dem Tod Geweihten. am Leben! Und vergilt unsern Nachbarn siebenfach D.h. völlig und erschöpfend. in ihren Busen In dem Busen oder Kleiderbausch wurden Gegenstände herumgetragen. / Ihr Schmähn, womit sie dich, Adonái, geschmäht! Wir aber, dein Volk, deiner Weide Schafe, / Wir wollen dir ewig danken, / Von Geschlecht zu Geschlecht deinen Ruhm verkünden. Ist Ps. 79 ebenso wie Psalm 74 in die Verfolgungszeit zu setzen, die die Juden unter dem syrischen König Antiochus Epiphanes (175-164) durchzumachen hatten? Lesen wir 1. Makk. 1,30-42; 3,45; 2. Makk. 8,2-4, dann könnte es so scheinen. Aber 1. Makk. 7,16-17 spricht doch dagegen, denn dort wird Ps. 79,2-3 als eine Weissagung der Schrift angeführt, die sich in der syrischen Verfolgungszeit erfüllt habe. Deshalb muß der Psalm bedeutend früher entstanden sein. Es ist sehr wohl möglich, daß er sich auf die Eroberung und Zerstörung Jerusalems durch Nebukadnezar im Jahre 586 v.Chr. bezieht. Wenn man dagegen geltend machen will, die in V.2 erwähnten "Frommen" wiesen deutlich auf die Makkabäerzeit hin, so ist daran zu erinnern, daß es auch "Fromme" in Jerusalem gab, als die Stadt von Nebukadnezars Heer zerstört wurde; ja, viele von diesen Frommen wurden damals getötet (Klag. Jer. 1,20; 2,20). Auf die babylonische Gefangenschaft könnte auch sehr wohl V.11 in Ps. 79 gedeutet werden. Es gibt aber in der Geschichte des jüdischen Volkes sicher auch später noch Leidenszeiten, auf die unser Psalm passen könnte. Denn zwischen der Rückkehr der Juden aus der babylonischen Gefangenschaft und den Makkabäerkämpfen liegen Jahrhunderte, in denen uns vieles unbekannt ist. Der Psalm könnte sich z.B. auf eine Zerstörung Jerusalems beziehen, die in Nehem. 1,1-3 vorausgesetzt wird. Gottes Weinstock Dem Sangmeister, nach (der Weise von:) "(Wie) Lilien ist das Zeugnis." Der Psalm soll nach der Melodie eines Liedes gesungen werden, das ein Lob des Zeugnisses, d.h. des göttlichen Gesetzes enthält (vgl. Ps. 60,1; 45,1). / Ein Psalm Asafs. Die LXX hat hier in V.1 am Schluß der Überschrift noch die Worte: "Ein Psalm in betreff des Assyrers." Das scheint ein richtiger Fingerzeig für die Entstehungszeit des Psalms zu sein. Er bezieht sich dann wahrscheinlich auf die Zeit, wo das Reich der zehn Stämme (Efraim, Manasse, Josef) von der assyrischen Weltmacht in seinem Bestand bedroht wurde, bis es dann schließlich im Jahre 722 v.Chr. mit der Eroberung Samarias ein Ende nahm. Wenn Benjamin in V.3 neben den beiden Josefstämmen Efraim und Manasse genannt wird, so geschieht das vielleicht deshalb, weil Benjamin ebenso wie Josef dieselbe Mutter (Rahel) hatte und weil Benjamin auch in bezug auf die staatlichen Verhältnisse mehr zu den nördlichen Stämmen als zu Juda gehörte. Die große Bedrängnis, in die das Nordreich durch Assyrien geriet, war auch für die treuen Glieder des Bundesvolkes in dem Reich Juda, die ein lebendiges Bewußtsein von der Einheit Israels und seiner zwölf Stämme hatten, Anlaß genug, sich, wie es in Ps. 80 zum Ausdruck kommt, fürbittend an Gott zu wenden und für die Brüder im Norden des Landes seine Hilfe gegen die feindliche Weltmacht zu erflehen. Daß ein Glied der Sängerfamilie Asafs den Psalm gedichtet hat, dagegen läßt sich schwerlich ein triftiges Bedenken geltend machen. Israels Hirt, horch auf, / Der du Josef Josef bedeutet das ganze Zehnstämmereich. führtest wie Schafe! / Der du thronest auf den Keruben Die Kerube sind nach Hes. 1 die Träger des göttlichen Thronwagens., / Erscheine im Lichtglanz! Der Psalmist bittet, Gott möge sein gleichsam umdunkeltes Antlitz leuchten lassen, Josef zum Segen, den Feinden zum Schrecken. Efraim, Benjamin und Manasse siegreich führend Nach 4. Mos. 2,18-24 sollten Efraim, Manasse und Benjamin auch ungetrennt im Westen der Stiftshütte lagern. Bei der Abfassung des 80. Psalms waren die drei Stämme wohl noch im Land, während, die nördlichen Bewohner vielleicht schon in die assyrische Gefangenschaft geführt waren (2. Kön. 15,29). / Biete auf deine Macht / Und komm uns zu Hilfe! Elohim, stell uns wieder her! In der früheren Macht und Herrlichkeit. / Laß leuchten dein Antlitz, so wird uns geholfen! Jahwe Elohim Zebaôt S. Ps. 59,6., / Wie lange währet dein Zorn / Trotz des Gebetes deines Volks?! Du hast es mit Tränenbrot gespeist / Und es mit Tränen reichlich Wörtlich: "drittelmaßweise" (einfacher: eimerweise). Franz Delitzsch weist darauf hin, daß dieser Ausdruck von einem jüdischen Zahlenspiel auf die 70 Jahre der babylonischen Gefangenschaft gedeutet werde, deren Dauer ein Drittel der ägyptischen betrage (70 Jahre = 1/3 von 210 Jahren, die für den Aufenthalt in Ägypten angenommen werden). getränkt. Unsre Nachbarn streiten sich unsertwegen Wörtlich: "Du setztest uns zur Fehde (zum Zankapfel) unsern Nachbarn." Dies weist darauf hin, daß Assyrien (später auch Babylonien) und Ägypten Israel in ihre Gewalt zu bekommen suchten., / Und unsre Feinde verspotten uns. Nach LXX. Elohim Zebaôt, stell uns wieder her! / Laß leuchten dein Antlitz, so wird uns geholfen! Einen Weinstock Nämlich: das Volk Israel. hast du aus Ägypten geholt Als Gott durch Mose das Volk aus Ägypten führen ließ., / Hast Völker Die Völker Kanaans. vertrieben und ihn gepflanzt. Indem Israel das Land Kanaan in Besitz nahm. Du hast vor ihm Raum geschafft Gott gab dem Volk Israel die Möglichkeit, sich weit in Kanaan auszubreiten.: / So schlug er Wurzeln und füllte das Land. Kanaan wurde von den Israeliten eingenommen. Es deckten sich Berge mit seinem Schatten, / Mit seinen Reben die Zedern Gottes. Seine Ranken sandte er Der Weinstock. bis ans Meer / Und seine Zweige bis an den Strom. In V.11 und 12 werden die Grenzen des Reiches Israel beschrieben, wie sie unter David und Salomo auch tatsächlich bestanden haben: im Süden die "Berge" Palästinas, im Norden der Libanon mit seinen "Zedern", die ein Bild der Schöpfermacht "Gottes" waren, im Westen das Mittelländische "Meer" und im Osten der "Strom", d.h. der Euphrat. Warum hast du denn seinen Zaun Den Zaun, der den Weinstock schützend umgab. zerbrochen, / Daß ihn jeder zerpflückt, der vorübergeht? Alle umliegenden Völker berauben Israel. Der Eber des Waldes frißt ihn ab, / Das Getier des Feldes macht ihn kahl. "Der Eber des Waldes" und "das Getier des Feldes" sind ein Bild der Feinde Israels, und zwar bezieht eine jüdische Auslegung den Eber auf Edom, das Getier des Feldes aber auf die Araber. Elohim Zebaôt, o schau doch wieder vom Himmel und sieh - / Sorge für diesen Weinstock: Für den Sprößling, den deine Rechte gepflanzt, / Für den Sohn, den du dir erzogen! Der "Weinstock", der "Sprößling" und der "Sohn" bedeuten das Volk Israel. Wie ist er Der Weinstock. mit Feuer verbrannt. / Vor deinem Zornblick laß sie Die Feinde Israels. vergehn! Deine Hand sei über dem Mann deiner Rechten, / Dem Menschensohn, den du dir erzogen Der Mann, der zur Rechten Gottes sitzt und als solcher auch an Gottes königlicher Herrschaft teilnehmen soll, und "der Menschensohn" sind das Volk Israel in seinen treuen Gliedern (vgl. Dan. 7,27). Wenn Jesus sich als den Menschensohn bezeichnet und als den Mann, der zur Rechten Gottes sitzt (z.B. Matth. 26,64), so hat das mit seine Wurzel in diesem Psalmwort (s. auch Ps. 110,1).: So werden wir nimmer von dir weichen. / Laß uns am Leben, so rufen wir an deinen Namen. Jahwe Elohim Zebaôt, stell uns wieder her! / Laß leuchten dein Antlitz, so wird uns geholfen! Ein Passalied Dem Sangmeister, auf der Gittit. S. Ps. 8,1. Von Asaf. Daß ein Glied der asafischen Sängerfamilie, die ja, wie schon früher bemerkt, Jahrhunderte hindurch bestanden hat, der Verfasser des 81. Psalms ist, läßt sich schwerlich bestreiten, wenn auch über die Zeit der Entstehung des Psalms nichts Näheres gesagt werden kann. Der Psalm ist offenbar ein für das Passafest bestimmtes Lied. Das geht hervor aus der Erwähnung des Vollmonds und aus dem Hinweis auf die Tötung der Erstgeburt in Ägypten, die ja in der Passanacht stattfand (s. V.4 und 6). Es ist eine ansprechende Vermutung von Prof. Kittel, daß V.2-6b vom Priesterchor, dagegen V.6c-12 von einer Einzelstimme gesungen worden ist. (Der levitische Sängerchor:) / Laßt Jubel erschallen Elohim, unserm Hort, / Jauchzet dem Gotte Jakobs! Stimmt an Gesang, laßt tönen die Pauke, / Die liebliche Zither und Harfe! Blaset am Neumond das Widderhorn, / Beim Vollmond Mit dem Vollmond des Monats Nisan beginnt das Passafest., für unsern Feiertag! Unserm Feiertag zu Ehren. Denn so ist es Satzung für Israel, / Eine Vorschrift des Gottes Jakobs. Als Gebot hat er's für Josef Josef bezeichnet hier das ganze Volk Israel. bestimmt, / Da er Gott. auszog wider Ägyptenland. Gott zog wider Ägypten aus, als er dort in der Passanacht die Erstgeburt schlug (2. Mos. 11,4-5; 12,12). / (Eine Einzelstimme:) / Eine Sprache, mir fremd, vernehm ich Diese Worte sollen die folgende Rede Gottes einführen. Der Psalmist vernimmt diese Rede plötzlich in seinem Geist. Es ist eine Sprache, die ihm vorher fremd und unbekannt war.: "Seinen Nacken hab ich von der Bürde befreit, / Seine Hände wurden des Lastkorbs Der Fronarbeit in Ägypten (2. Mos. 1,14). ledig. Du riefst in der Not, ich riß dich heraus, / Erhörte dich aus Gewittergewölk D.h. aus der Wolkensäule heraus (2. Mos. 14,19ff.);, / Prüfte dich an Meribas Wassern. 2. Mos. 17,1-7; 4. Mos. 20,13. Sela. Höre, mein Volk, ich will dich warnen! / Israel, möchtest du mir gehorchen! Nicht sei unter dir ein fremder Gott Ein fremder Gott oder Götze steht im Gegensatz zu dem wahren Gott.; / Bete nicht an einen Gott des Auslands! Der Gott eines ausländischen Volkes steht im Gegensatz zu dem Gott Israels, der allein der wahre Gott ist. Ich, Jahwe, bin dein Gott, / Der dich geführt aus Ägyptenland: / Tu deinen Mund weit auf, / Damit ich ihn fülle! Hier ist nicht nur an irdischen Segen, sondern wohl vor allem an geistliche Wohltaten zu denken. Aber mein Volk gehorchte mir nicht, / Israel war mir nicht zu Willen. Von V.12 bis 17 wird der Psalm zur Bußpredigt. Ist auch das Passa ein Fest der Freude und des Dankes zur Erinnerung an Israels Befreiung aus Ägypten, so soll doch das Andenken an Gottes wunderbare Hilfe zugleich die rechte Bußgesinnung wirken im Blick auf die vielfache Untreue des Volkes und in dem Herzen eines jeden treuen Israeliten den ernsten Vorsatz der Besserung wachrufen. Da stieß ich sie weg, weil ihr Herz so verstockt, / Daß sie folgten den eignen Gedanken. O daß doch mein Volk mir gehorchte, / Daß Israel ginge auf meinen Wegen! Wie leicht könnt ich da ihre Feinde beugen, / Meine Hand gegen ihre Dränger kehren. Wie herrlich würde sich Israels Lage gestalten, wenn es gehorsam auf Gottes Stimme hörte und treu in seinen Wegen wandelte! Ihnen müßten schmeicheln, die Jahwe hassen Sie müßten sich Israel unterwerfen, wenn auch schmeichelnd, also nicht in lauterer Absicht und freiwillig., / Und ewig würde währen ihr Glück. Das Glück der treuen Glieder Israels. Mit dem besten Weizen würd ich sie speisen, / Mit Honig aus Felsen dich Anrede an das Volk Israel. sättigen." Gott würde sein Volk, wenn es ihm in Gehorsam folgte, ebenso wunderbar segnen wie zur Zeit der Wüstenwanderung (5. Mos. 32,7.12.13). Die ungerechten Richter Ein Psalm Asafs. Das kann auch hier bedeuten: ein Psalm, der aus Asafs Jahrhunderte hindurch bestehenden Sängerfamilie hervorgegangen ist. / Elohim tritt auf in der Gottesgemeinde, / Unter den "Göttern" hält er Gericht Der Dichter sieht im Geist Gott in der Gottesgemeinde Israels ehrfurchtgebietend auftreten, um Gericht zu halten. Und wen will er richten? Die "Götter" (hebräisch: Elohim). Mit diesen Elohim oder Göttern sind aber nicht Engel oder Götter der Heiden gemeint, wie neuere Theologen wunderlich erklären, sondern Menschen, und zwar Menschen inmitten des Volkes Israel, auf die Gott (Elohim) etwas von seiner Macht- und Herrscherwürde gelegt hat, so daß sie auch gleichsam als Elohim auf Erden dastehen. Kurz, die "Götter" sind die Richter und Obrigkeiten in Israel (vgl. 2. Mos. 21,6; 22,7.28, wo die Richter auch Elohim oder "Götter" genannt werden). Die Obrigkeit ist Gottes Dienerin; aber deshalb muß sie ihr Amt auch im Sinne Gottes ausrichten. Gott hält nun nach Ps. 82,1 inmitten der von ihm selbst bestellten Machthaber Gericht und rügt sie wegen der Ungerechtigkeit in der Ausübung ihres Amtes.: "Wie lange wollt ihr ungerecht richten / Und Partei für die Frevler nehmen? Sela. Des Geringen, der Waise nehmt euch an, / Dem Gedrückten und Dürftigen schaffet Recht! Befreit den Geringen und Armen, / Aus der Frevler Händen errettet ihn! In V.3 und 4 wird den Machthabern Gerechtigkeit gerade gegen die eingeschärft, die sich nicht, wie die Großen und Angesehenen, selbst Recht schaffen können. Doch sie erkennen's nicht, sehen's nicht ein In V.5 setzt sich die Rede Gottes fort, und zwar als eine Art Selbstgespräch: Die Machthaber verkennen in ihrer Blindheit ihre Stellung und die Pflichten ihres Amtes., / Sie gehen verblendet dahin - / Drum wanken auch alle Grundfesten des Landes. Die göttlichen Gebote sind die Grundfesten des Landes. Werden Gottes Gebote von den ungerechten Richtern mit Füßen getreten, so müssen diese Grundfesten ins Wanken geraten. Ich hab zwar gesagt: 'Götter seid ihr / Und Söhne des Höchsten ihr alle.' Doch wahrlich, wie Menschen werdet ihr sterben, / Fallen wie einer der Fürsten." Gottes Rede wendet sich in V.6 und 7 wieder an die ungerechten Richter. Ich habe euch (so spricht Gott zu ihnen) zwar dadurch hoch gestellt, daß ihr in meinem Namen als meine Stellvertreter Recht sprechen sollt. Aber weil ihr euch der Ehrennamen "Götter" und "Söhne des Höchsten" unwürdig gezeigt habt, so sollen euch diese Namen genommen werden, und ihr sollt wieder heißen, was ihr in Wirklichkeit seid: "Menschen"; und als Menschen wird euch das Strafgericht eines plötzlichen, gewaltsamen Todes treffen, wie es auch früher schon so manchem Fürsten und Machthaber des Volkes widerfahren ist. - Mit dem Hinweis auf Ps. 82,6 beweist Jesus in Joh. 10,34-36 den Juden, daß er nicht Gott lästere, indem er sich Gottes Sohn nenne. Die Juden sprachen zu ihm: "Obwohl du ein Mensch bist, willst du doch Gott sein." / Darauf antwortete ihnen Jesus: "Steht nicht in eurem Gesetz (d.h. im Alten Testament, und zwar in Ps. 82,6) geschrieben: Ich habe gesagt: 'Ihr seid Götter'? Das Gesetz hat also die Männer, an die dieser Gottesspruch (in Ps. 82,6) ergangen ist, Götter genannt, und die Schrift muß doch gültig bleiben -: wollt ihr nun den, den der Vater geweiht (für seinen Beruf ausgesondert und durch die Gabe des Heiligen Geistes dazu ausgerüstet) und in die Welt gesandt hat, der Lästerung beschuldigen, weil ich gesagt habe: 'Ich bin Gottes Sohn'?" Der Sinn dieser Worte ist: Wenn in dem unverbrüchlichen Gotteswort in Ps. 82,6 schon die obrigkeitlichen Personen Israels, die noch dazu ihre Macht in Ungerechtigkeit mißbrauchten, als Stellvertreter Gottes für sein Volk "Götter" und "Söhne des Höchsten" genannt werden: wie kann man da Jesus, den höchsten und vollkommensten Gesandten und Stellvertreter Gottes, der Lästerung beschuldigen, wenn er sich Gottes Sohn nennt! Auf, Elohim, richte die Erde! / Denn alle Völker sind dein Besitz. Die besondere Bitte, Gott möge die gottlosen Richter in Israel richten, treibt den Psalmisten in V.8 zu der allgemeinen Bitte, Gott möge auch zum Gericht über die ganze Erde erscheinen. Eine Bitte um Hilfe gegen Israels Feinde Ein Lied. Ein Psalm Asafs. Elohim, schaue nicht ruhig zu, / Schweige doch nicht und raste nicht, Gott! Sondern greife ein! Denn sieh, deine Feinde toben, / Und deine Hasser erheben das Haupt. Wider dein Volk ersinnen sie listigen Anschlag, / Beraten sich gegen die, die du bewahrst. Gemeint sind die Israeliten. "Auf", sagen sie, "laßt uns als Volk sie vernichten, / Daß Israels Name für immer verschwinde!" Denn einmütig haben sie sich beraten, / Wider dich Die Anrede richtet sich an Israel. einen Bund geschlossen Im folgenden werden nun die Feinde aufgezählt, die sich zum Kampf gegen Israel verbündet haben.: Edoms Zelte Die Zelte bewohnenden Edomiter., die Ismaeliter Ein arabischer Stamm., / Moab und die Hagriter Name eines arabischen Stammes, der jenseits des Jordans im Osten Gileads wohnte., Gebâl Name einer Gebirgsgegend im Süden des Toten Meeres. und Ammon und Amalek Auf der Sinaihalbinsel., / Die Philister samt denen zu Tyrus. Auch Assur hat sich zu ihnen gesellt, / Es leiht seinen Arm den Söhnen Lots. Die Söhne Lots sind Moab und Ammon (1. Mos. 19,36-38). Sela. Tu ihnen so wie Midian Hinweis auf Gideons Sieg über die Midianiter (Richt. 7 und 8; vgl. Jes. 9,3; Hab. 3,7)., / Wie Sisera, wie Jabin am Bache Kison! Sisera, der Heerführer des Kanaaniterkönigs Jabin von Hazor, wurde von Barak besiegt (Richt. 4). Sie wurden bei Endor vertilgt Endor, nicht weit von Tanaach und Megiddo, gehörte zum Schlachtfeld (Richt. 5,19)., / Wurden Dünger auf Ackerland. Ihre Edlen mache wie Oreb und Seeb Richt. 7,25., / wie Sébach und Zalmúnna all ihre Fürsten Richt. 8,5-21., Weil sie gesprochen: "Wir wollen für uns / Einnehmen die Auen Gottes." Gemeint ist das Land Kanaan. Mein Gott, mache sie wie Laub Hebräisch gálgal (Rad). Dieses Wort bedeutet wohl genau die kugelförmig zusammengerollten Stengel der wilden Artischocke, die in großer Menge als rollende Räder vom Wind über die Erde dahingetrieben werden., / Wie Stoppeln, die der Wind wegtreibt, Wie Feuer, das einen Wald verbrennt, / Wie die Flamme, die Berge Das Gras der Berge. entzündet! Verfolge sie so mit deinem Sturm, / Und mit deiner Windsbraut schrecke sie! Mach ihr Antlitz voll Schmach, / Damit sie nach deinem Namen fragen, o Jahwe! Sie sollen zuschanden werden, erschrecken für immer, / Erröten vor Scham und vergehen! Dann laß sie erkennen, daß du, des Name Jahwe heißt, / Allein der Höchste bist auf der ganzen Erde. V.17-19: Die Völker müssen erst tief gedemütigt werden, ehe sie dahin kommen, Gott die Ehre zu geben und seine Hilfe zu suchen. - Ps. 83 schildert, wie sich zahlreiche heidnische Völker zur Vernichtung Israels verbündet haben (V.2-9), und er bittet Gott, er möge das Vorhaben der Feinde vereiteln und seinem Volk Hilfe senden wie zur Richterzeit in den Kämpfen der Israeliten gegen die nördlichen Kanaaniter und die Midianiter (V.10-19). Vielfach meint man, der Psalm stamme aus der Makkabäerzeit, und zwar verweist man auf die Lage der Juden, wie sie in 1. Makk. 5 geschildert wird. Gegen die Makkabäerzeit sprich jedoch schon die Tatsache, daß auch Assur in V.9 unter den Feinden Israels erwähnt wird; denn das assyrische Weltreich war zur zeit der Makkabäer bereits über 400 Jahre verschwunden. Und es ist nur ein haltloser Einfall, wenn man, um dieser Schwierigkeit zu entgehen, unter Assur Syrien oder die Samariter verstehen will. Wahrscheinlicher ist es, daß sich unser Psalm auf den großen Krieg bezieht, den der König Josaphat von Juda (919-895) nach 2. Chron. 20 zu führen hatte. In diesem Krieg waren gerade die beiden in Ps. 83 im Vordergrund stehenden Reiche Moab und Ammon die Hauptfeinde Judas, und unter ihren Verbündeten traten außer Edom auch noch andere Völker hervor (2. Chron. 20,1.10). Wenn Philistäa, Tyrus und Assur (Ps. 83,8-9) in 2. Chron. 20 gar nicht erwähnt werden, so erklärt sich dies vielleicht dadurch, daß sie mit den anderen Feinden Israels zwar verbündet waren, aber keine Truppen mit ins Feld sandten. Beachtenswert ist auch, daß ein Glied der Sängerfamilie Asafs, mit Namen Jahasiel, das Volk Judas zum Kampf gegen die Feinde begeisterte (2. Chron. 20,14). Damit stimmt dann, daß unser Psalm dem Asaf zugeschrieben wird. Wie schon früher bemerkt worden ist, kann der Name Asaf auch ganz allgemein die Familie oder Nachkommenschaft Asafs bedeuten, und es ist auch möglich, daß manche Familienglieder wieder den Namen Asaf trugen. Sehnsucht nach Gottes Heiligtum Dem Sangmeister, auf der Gittit. Vgl. Ps. 8,1. Ein Psalm der Söhne Korahs. Wie lieblich ist deine Wohnung, / Jahwe, der Heerscharen Herr! Meine Seele hat sich schon immer gesehnt, ja geschmachtet / Nach den Vorhöfen Jahwes. / Mein Herz und mein Leib / Jubeln entgegen dem lebendigen Gott. Auch der Sperling findet ein Haus / Und die Schwalbe ein Nest, wo sie ihre Jungen birgt: / Deine Altäre, Jahwe, der Heerscharen Herr, / Mein König und mein Gott. Der Sinn von V.4 ist: Sperling und Schwalbe sind glücklicher als der Psalmist, der fern von Gottes Heiligtum sein muß. Sie dürfen im Heiligtum nisten (was übrigens auch die Mohammedaner den Vögeln bei der Kaaba in Mekka und bei anderen Moscheen erlauben), während er nicht an Gottes Gnadenstätte weilen kann. Heil den Bewohnern deines Hauses: / Sie loben dich immerdar! Sela. Heil denen, die in dir ihre Stärke finden, / Während sie Pläne im Herzen bewegen! V.6-8 reden nicht nur von den Festpilgern, die nach Jerusalem ziehen, um dort das Heiligtum zu besuchen, sondern sie sprechen überhaupt von allen Frommen und ihrer Lebensführung im Dienst Gottes. V.6b will sagen: Auf allen ihren Lebenswegen blicken die Frommen vertrauensvoll auf Gott und schöpfen bei allen ihren Unternehmungen aus ihm Kraft und Stärke. Wandern sie durch ein dürres Tal Wörtlich: "durch das Baka-Tal". Baka ist der Name eines der Balsamstaude ähnlichen Baumes. Es ist möglich, daß dieser Baum einem dürren Tal den Namen gegeben hat. Die alten Übersetzungen haben: "Tränental".: / Sie machen es zum Quell Müssen die Frommen auch schwere Wege gehen, im Blick auf Gott werden es für sie doch immer Wege des Heils (vgl. Ps. 23,4).; / Auch hüllt es Frühregen in Segen. Der Regen der göttlichen Gnade, den der wichtige Herbstregen abbildet, läßt für alle, die Gott liebhaben, auch in der Dürre, in Zeiten der Not und Trübsal, Segen sprießen. So empfangen sie stets neue Kraft (vgl. Jes. 40,31 mit V.8). Sie schreiten von Kraft zu Kraft: / So zeigt sich El Elohim S. zu diesen Gottesnamen Ps. 50,1. In der immer wieder sich erneuernden Kraft der Frommen zeigt oder offenbart sich Gott in seiner Gnade: der Gott, der in dem Heiligtum auf Zion wohnt., / Der da wohnet in Zion. In V.6-8 folge ich im wesentlichen Ed. König. Jahwe Elohim Zebaôt, / Erhöre doch mein Gebet, / Merke darauf, Gott Jakobs! Sela. Du, unser Schild, sieh drein, Elohim, / Schau gnädig an das Antlitz deines Gesalbten! D.h. des Königs Israels, der vertrauensvoll zu dir aufblickt und der sich auch in seiner Verbannung nach deinem Heiligtum zurücksehnt. Denn ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser als tausend andre. / Lieber will ich in meines Gottes Haus an der Schwelle stehn / Als in den Zelten des Frevlers wohnen. Ich will lieber die niedrigste Stelle einnehmen in der Gemeinde und im Dienst Gottes als eine sichere, behagliche Stellung in der ungläubigen Welt haben. Denn Zinne Eine Mauerzinne auf einer Festung, die Schutz gewährt (vgl. Jes. 54,12). und Schild ist Jahwe Elohim. / Gunst und Ehre wird Jahwe geben; / Nicht läßt er Gutes mangeln / Denen, die schuldlos wandeln. Jahwe, der Heerscharen Herr, / Heil dem Menschen, der dir vertraut! Ps. 84 scheint der Zeit anzugehören, als David vor seinem Sohn Absalom fliehen mußte und er nun fern von Jerusalem und dem Heiligtum auf Zion war. In seinem Gefolge befindet sich auch ein Getreuer aus Korahs Sängerfamilie. Der will durch diesen Psalm seinem vertriebenen König Trost einflößen. Seine und des Königs Sehnsucht nach dem Heiligtum auf Zion gibt ihnen beiden auch die Gewißheit, daß sie wieder dorthin zurückkehren werden. Diese Glaubenszuversicht treibt dann den Psalmisten zu einer Fürbitte für den König (in V.10), die Gott gnädig erhören wird. / Wenige Psalmen klingen so häufig wieder in den schönsten christlichen Liedern wie dieser köstliche 84. Psalm. Eine Bitte des Volkes um völlige Wiederherstellung Dem Sangmeister. Ein Psalm der Söhne Korahs. S. Ps. 42,1. Du hast zwar, Jahwe, dein Land begnadigt, / Jakobs Gefangne zurückgeführt; Du hast deines Volkes Schuld vergeben, / All seine Sünde zugedeckt; Sela. Hast all deinen Grimm zurückgezogen, / Von deiner Zornglut abgelassen: So stell uns nun aber auch wieder her, du Gott unsers Heils, / Gib auf deinen Unmut gegen uns! Willst du denn ewig über uns zürnen, / Deinen Grimm hinziehn von Geschlecht zu Geschlecht? Willst du uns denn nicht wieder beleben, / Daß sich dein Volk erfreue an dir? Laß, Jahwe, uns deine Gnade schaun, / Und deine Hilfe schenke uns! Ich will lauschen auf das, was El Jahwe S. die Gottesnamen in Ps. 50,1. nun reden wird! Der Psalm versetzt uns wahrscheinlich in die Zeit, da die Juden aus der babylonischen Gefangenschaft wieder in ihre Heimat zurückgekehrt sind (V.2-4). Aber sie haben noch mit mancher Not zu kämpfen, so daß ihre völlige Wiederherstellung noch fehlt. Darum bittet der Psalmist, Gott möge seinen Zorn nun ganz schwinden lassen und seinem Volk willkommenes Heil verleihen (V.5-8). Auf dieses Gebet folgt in V.9-14 eine göttliche Antwort, die der Dichter in seinem Geist vernimmt: Gott verheißt seinem Volk Glück und Heil, wenn es nicht wieder in seine früheren Sünden zurückfällt. - / Wahrlich, Frieden verheißt er seinem Volk und seinen Getreuen / Und warnt sie, nicht wieder in Torheit zu fallen. Gewiß, nah ist den Frommen Wörtlich: "denen, die ihn fürchten". sein Heil, / Daß Herrlichkeit Statt der früheren Demütigung durch die Feinde. wohne in unserm Land, Daß Huld und Treue einander begegnen, / Gerechtigkeit und Friede sich küssen. Treue wird aus der Erde sprossen, / Und Gerechtigkeit schaut vom Himmel herab. Jahwe wird auch das Gute spenden, / Und unser Land gibt seinen Ertrag. Gerechtigkeit wird vor ihm Vor Gott, der in dem Land seines Volkes gegenwärtig ist. schreiten / Und ihn begleiten auf seinen Tritten. Ein Gebet in schwerer Bedrängnis Ein Gebet Davids. / Neige, Jahwe, dein Ohr, erhöre mich, / Denn ich bin elend und arm! Behüte mein Leben, denn ich bin fromm. / Hilf du, mein Gott, deinem Knechte, / Der sich auf dich verläßt! Sei du, Adonái, mir gnädig, / Denn zu dir ruf ich den ganzen Tag! Deines Knechtes Seele erfreue, / Denn zu dir, Adonái, erheb ich mein Herz. Denn du, Adonái, bist gütig, verzeihest gern, / Bist reich an Gnade für alle, die zu dir rufen. Vernimm doch, Jahwe, mein Beten; / Horch auf mein lautes Flehn! Bin ich in Not, so ruf ich dich an, / Weil du mich erhörst. Dir, Adonái, gleicht keiner unter den Göttern, / Und deinen Werken kommt nichts gleich, Alle Völker, die du gemacht Die du als Völker ins Dasein gerufen und im Bestehen erhalten hast., sie müssen kommen, / Vor dir, Adonái, sich bücken / Und deinen Namen ehren. V.9 ist ein Zeugnis dafür, wie lebendig die Hoffnung auf die künftige Ausbreitung des Reiches Gottes über die ganze Welt in den Herzen der alttestamentlichen Frommen war. Denn du bist groß und wundertätig, / du, du allein bist Gott. Lehre mich, Jahwe, deinen Weg! Den Weg, der dir wohlgefällt. / Dir treu und ergeben: so möchte ich wandeln. / Richte mein Herz auf das Eine: / Deinen Namen zu fürchten. Danken will ich dir, Adonái, mein Gott, von ganzem Herzen - / Und deinen Namen für immer ehren. Denn deine Huld gegen mich war reich: / Aus größter Todesgefahr hast du mich errettet. In V.14 wird nun diese Todesgefahr geschildert. Elohim, es haben sich Frevler erhoben wider mich, / Und eine Rotte von Schreckensmännern trachtet mir nach dem Leben; / Sie haben dich nicht vor Augen. Aber du, Adonái, bist ein barmherziger, gnädiger Gott, / Langmütig und reich an Huld und Treu. Wende dich zu mir und sei mir gnädig, / Verleih deinen Schutz deinem Knecht / Und hilf doch dem Sohn deiner Magd! Tu ein Zeichen an mir zum Guten Gib mir einen tatsächlichen Beweis deiner Hilfe, daß meine Feinde, wenn sie sehen, wie du mir beistehst, beschämt werden und ich dadurch reichen Trost empfange., / Daß meine Hasser voll Scham es sehn, / Weil du mir geholfen, o Jahwe, und mich getröstet. Der Psalm läßt sich wohl nur insofern in der Überschrift "ein Gebet Davids" nennen, weil er aus manchen Stellen davidischer Psalmen erwachsen ist. Der Psalm enthält siebenmal den Gottesnamen Adonái. Zions Herrlichkeit Ein Psalmlied der Söhne Korahs. Vgl. Ps. 42,1. / Er Gott. hat es Zion. gegründet auf heiligen Bergen. Die "Berge" sind die verschiedenen Hügel, in die der Berg Zion sich teilt. Zions Tore liebt Jahwe mehr / Als alle Wohnungen Jakobs. Zion ist Gott die liebste Stätte in ganz Israel; da will er wohnen, von dort will er sein Volk segnen. Herrliches ist über dich verheißen, / O du Stadt Elohims. Die Stadt Elohims ist Jerusalem. Bei den Verheißungen ist z.B. zu denken an Jes. 2,2-4; 28,16, 60,1ff.; Micha 4,1-2. Sela. "Ich In V.4 nimmt Gott selbst das Wort. nenne Rahab Rahab (Toben, Ungestüm) ist ein Name Ägyptens. (Franz Delitzsch übersetzt in Jes. 30,7 Rahab als Namen Ägyptens sehr passend mit "Großmaul". Ägypten verspricht Juda Hilfe, aber tut nichts, obwohl es den Mund vollnimmt.) und Babel als meine Bekenner. Vgl. Ps. 68,32; Jes. 19,19-21.24.25. / Ja, von Philistäa und Tyrus samt Kusch Äthiopien (Ps. 68,32). sag ich: / ['Diese Wörtlich: "dieser" oder "dieses". Gemeint ist jedes einzelne der drei genannten Völker, von denen jedes gleichsam wie ein Mann erscheint. sind dort In Zion. geborn.'" Gott spricht in V.4 von dem hohen Beruf Zions und Jerusalems: dort sollen die Auserwählten aus den Heiden, unter denen fünf Völker besonders genannt werden, gleichsam eine Neugeburt erleben, indem sie Gott erkennen, an den Segnungen seines Reiches Anteil empfangen und so mit Israel Heimatrecht erlangen. In der Tat gehören die in V.4 genannten Völker zu denen, die in der apostolischen Zeit dem neuen geistlichen Zion, der Kirche, die ersten Kinder schenkten. In Ägypten z.B. gründete der Evangelist Markus nach der Überlieferung die Kirche in Alexandria. In Asdod im alten Philisterland wirkte der Evangelist Philippus aus Jerusalem (Apg. 8,40). Durch ihn kam auch der Erstling Äthiopiens, der Großschatzmeister der dortigen Königin Kandaze, zum Glauben an Christus und zur Taufe (Apg. 8,26ff.). Zu Tyrus in Phönizien fand Paulus eine christliche Gemeinde (Apg. 21,3-6). Vgl. noch die Stellen Gal. 4,26; Hebr. 12,22; Eph. 2,11-22; Gal. 3,27-29; Kol. 3,11, in denen von der Aufnahme der Heiden in das Zion und Jerusalem des Neuen Bundes die Rede ist.] Aber von Zion wird's heißen V.5 sind Worte des Dichters.: / "Jeder ist da In Zion. geboren Jeder einzelne erfährt in Zion eine innere Umwandlung, die einer Neugeburt gleichkommt. Das gilt von Zions eigenen Kindern und auch von den fremden Kindern aus der Heidenwelt, deren geistliche Mutter sie sind., / Und er selbst, der Höchste, erhält es." Zion wird durch den beständigen Zuwachs, den es erfährt, immer größer und herrlicher: Gott erhält es in dauerndem Bestand. Jahwe wird verzeichnen die Völker Gott wird hier dargestellt als ein König, der eine Zählung aller einzelnen Glieder seines großen Volkes vornimmt und sie in ein Verzeichnis eintragen läßt. / ""Diese sind dort In Zion. geboren!" Sela. Und singend und tanzend Gemeint ist ein Tanzen in geistlicher Freude (vgl. 2. Sam. 6,14-15). ruft man laut V.7 deutet wohl auf ein Dankfest, das die bekehrten Heiden in Zion feiern. Der Inhalt ihres Festgesanges ist: "All meine Quellen sind in dir, o Zion, und Jerusalem, du Gottesstadt." Gemeint sind die Heilsquellen der göttlichen Gnade, aus denen jeder einzelne Bürger Zions und Jerusalems schöpfen darf. - In welche Zeit fällt Ps. 87? Vielleicht gehört er zu den Dankliedern, die unter Hiskia nach der wunderbaren Errettung Jerusalems vor dem Heer des Assyrerkönigs Sanherib entstanden sind. Dieses Ereignis machte auf die anderen von Assur bedrohten Völker tiefen Eindruck, so daß manche von ihnen dem König Hiskia Geschenke nach Jerusalem sandten und er in den Augen aller Völker hoch dastand (2. Chron. 32,23). So konnte der Blick der Gläubigen in Juda auf jene Zeit des künftigen messianischen Reiches gerichtet werden, wo Jerusalem wirklich der geistliche Mittelpunkt für alle Völker werden soll. Und gerade dies kommt ja in unserem Psalm zum Ausdruck.: / "All meine Quellen sind in dir!" Ein Klagelied im tiefsten Elend Ein Psalm der Söhne Korahs. Dem Sangmeister, nach schwermütiger Weise Hebräisch: "nach Machalát (s. Ps. 53,1). mit gedämpfter Stimme vorzutragen (?): eine Betrachtung (?) Hemans, des Esrahiters. Das sind zwei verschiedene Überschriften. Während die Söhne Korahs dem Stamm Levi angehörten, war Heman als Esrahit, d.h. als Sohn Serahs, ein Glied des Stammes Juda (vgl. 1. Kön. 5,11; 1. Chron. 2,3.4.6). Vielleicht ist die zweite Überschrift richtig. Jahwe, du Gott meines Heils, / Tagsüber hab ich schon immer geschrien, / Des Nachts liege ich vor dir. Mein Gebet möge vor dich kommen! / Neige dein Ohr meinem lauten Flehn! Denn mit Leiden bin ich gesättigt, / Und mein Leben ist nahe dem Totenreich. Man zählt mich schon denen zu, die in die Grube hinunterfahren; / Ich bin wie ein Mann ohne Lebenskraft. Unter den Toten ist mein Lager; / Ich gleiche Erschlagnen, die im Grabe ruhn, / Deren du nicht mehr gedenkst - / Sie sind ja getrennt von deiner Hand. Von deiner helfenden und segnenden Hand (vgl. Ps. 6,6). Du hast mich gelegt in die unterste Grube, / In dichte Finsternis und in die Tiefen. Bildliche Bezeichnungen des Totenreiches. Auf mir lastet dein Grimm; / All deine Wogen drücken mich nieder. Sela. Meine Freunde hast du von mir entfernt, / Du hast mich ihnen zum Abscheu gemacht. / Ich bin eingeschlossen, kann nicht hinaus. Das lautet wie die Klage eines Aussätzigen (vgl. 3. Mos. 13). Mein Auge verschmachtet vor Elend. / Ich rufe dich, Jahwe, tagtäglich an, / Breite zu dir meine Hände aus Indem ich spreche, da ich ja immer dem Tod näherkomme: V.11-13.: Tust du denn für die Toten Wunder? / Erheben sich Schatten, um dir zu danken? Stehen denn die Schatten der Unterwelt, d.h. die Verstorbenen wieder auf aus ihren Gräbern? Daran ist doch nicht zu denken! Der Psalmist kennt also noch nicht die Auferstehungshoffnung. Sela. Erzählt man im Grabe von deiner Güte, / Von deiner Treue im Totenreich? Wird in der Finsternis dein Wunderwalten kund / Und deine Gerechtigkeit im Land des Vergessens?" D.h. im Totenreich, wo es kein Denken und Handeln mehr gibt (vgl. Pred. 9,5.6.10). Man denke hier an Lethe (die Vergessenheit), den Fluß in der Unterwelt, aus dem nach der Meinung der alten Griechen und Römer die Schatten der Toten tranken und das Vergangene vergaßen. Ich aber Im Gegensatz zu den Toten in der Unterwelt. schreie, o Jahwe, zu dir, / Schon morgens begrüßt dich mein Gebet Der Inhalt des Gebets wird in V.15 kurz angegeben.: "Warum denn, Jahwe, verwirfst du mich, / Verhüllest vor mir dein Angesicht?" Ich bin ja so elend: hinsterbend von Jugend auf. / Das schreckliche Los, das du mir bestimmt, / Ich hab es ertragen - nun bin ich erschöpft! Deine Zornesgluten gehn über mich; / Es vernichten mich deine Schrecken. Wie Wasser umgeben sie mich allezeit, / Umringen mich allzumal. Du hast alle Lieben von mir entfernt, / Mir bleibt als Freund nur - die Finsternis! Die Finsternis des Totenreichs ist der einzige Freund, der dem Psalmisten geblieben ist (vgl. Hiob 17,14). / Der Dichter des 88. Psalms leidet an einer Krankheit, bei der er den sicheren Tod vor Augen sieht (V.4-6). Nach V.9 scheint es sich um den Aussatz zu handeln, und aus V.16 würde dann hervorgehen, daß der Psalmist mit diesem entsetzlichen Leiden schon von Jugend auf behaftet gewesen ist. Er wäre, wenn dies alles zutrifft, ein Dulder wie Hiob. Aber in seinem furchtbaren Leiden, ja in seiner Hoffnungslosigkeit ruft er doch unaufhörlich zu Gott (V.14). Je höher seine Not steigt, desto inniger schließt er sich an Gott. Und kann er auch keine Hilfe erwarten, so will er doch in seinem tiefen Weh sein Herz vor Gott ausschütten und ihm schweigend sein Los überlassen. Gottes Gnadenbund mit David (Vgl. 2. Sam. 7,1-16; 1. Chron. 17,1-14) Eine Betrachtung (?) Etans, des Esrahiters. Vgl. Ps. 89,1. - Die Verfasserschaft Etans, des Esrahiters, eines Zeitgenossen Davids und Salomos, läßt sich bei diesem Psalm schwerlich festhalten. Denn aus seinem Inhalt geht hervor, daß er erst nach dem Untergang des Reiches Juda im Jahr 586 v.Chr. und der Entthronung des Hauses Davids entstanden ist. Der Psalm geht davon aus, daß Gott dem David die herrlichsten Verheißungen gegeben hat. Aber im schärfsten Gegensatz dazu steht das traurige Geschick, das über Davids Thron und Reich hereingebrochen ist. Doch der Dichter baut auf die Treue Gottes, der sein Wort an seinem Gesalbten und seinem ganzen Volk sicher erfüllen wird. Im Licht des Neuen Testaments wissen wir, daß Christus den Thron seines Ahnherrn David empfangen hat und daß sein Reich kein Ende nehmen wird (Luk. 1,31-33). Jahwes Gnaden D.h. Gottes gnädige Verheißungen. will ich ewig besingen, / Für und für deine Treue verkünden. Denn ich sage: Der Gnadenbau währet für immer D.h. Gottes Gnade währet ewig., / Am Himmel befestigst du deine Treu. So daß sie fest wie die Sonne über der Erde steht. "Ich schloß einen Bund mit meinem Erwählten Nämlich: mit David. - In V.4 und 5 folgen Worte Gottes; sie bilden den Hauptinhalt der David und seinen Nachkommen gegebenen Verheißungen, auf die der Psalmist dann von V.20 an näher eingeht., / Hab meinem Knechte David geschworen: Auf ewig laß ich deinen Samen bestehn, / Deinen Thron will ich baun für alle Geschlechter." Sela. Da priesen die Himmel, o Jahwe, dein Wunder Die Bundschließung Gottes mit David wurde im Himmel von den Engeln als ein Wunder der göttlichen Gnade laut gepriesen., / Deine Treu in der Heilgen Versammlung. Die Heiligen sind die Engel. Denn wer in den Wolken ist Jahwe ähnlich, / Wer gleicht ihm unter den Gottessöhnen? Die Söhne Gottes sind die Engel. Man fürchtet Gott sehr in der Heiligen Rat In der Ratsversammlung der Engel.; / Es scheuen ihn alle, die um ihn sind. Die Engel; vgl. Jes. 6,2-3; 1. Kön. 22,19; Dan. 7,10. Jahwe, der Heerscharen Gott, wer ist wie du? / Jah Über den Gottesnamen "Jah" s. den Schluß der Einleitung., du bist stark, / Und deine Treue ist um dich her. Gottes Herrlichkeit würde nur schrecken; aber seine Treue, die gleichsam seine stete Begleiterin ist, erweckt Vertrauen zu ihm trotz seiner überwältigenden Majestät. Du bändigst des Meeres Stolz Das stolze Brausen des Meeres.; / Wenn sich seine Wogen türmen - du stillest sie. Du hast ja Rahab Ägypten (vgl. Ps. 87,4). zermalmt wie einen Durchbohrten So daß das stolze Ägypten wie ein tödlich Getroffener dahinsank., / Mit deinem starken Arm hast du deine Feinde zerstreut. Wahrscheinlich eine Anspielung auf die Vernichtung der Ägypter bei dem Durchzug der Israeliten durch das Rote Meer. Dein ist der Himmel, dein auch die Erde; / Die Welt und was sie füllet - du hast sie gegründet. Norden und Süden - du hast sie geschaffen. / Tabor und Hermon jauchzen ob deines Namens. Diese beiden Berge, der liebliche Tabor im Westen und der hochragende Hermon im Osten des Landes Kanaan, machen den Eindruck, als freuten sie sich über Gottes herrliche Schöpfermacht. Dein ist ein Arm mit Heldenkraft. / Mächtig ist deine Hand, deine Rechte erhaben. Gerechtigkeit und Recht sind deines Thrones Stützen, / Gnade und Treue gehn vor dir her. Heil dem Volke, das Jubel kennt Gemeint ist der Jubel darüber, daß Gott der König Israels ist., / Das im Licht deines Angesichts wandelt, o Jahwe! Ob deines Namens werden sie allzeit jubeln, / Und durch deine Treue stehen sie aufrecht da. So daß sie keine Not und Gefahr niederbeugen kann. Denn du gibst die Kraft, die sie schmückt, / Durch deine Huld machst du uns mächtig. Denn von Jahwe kommt unser Schutz, / Und der Heilige Israels schirmt unsern König. So daß Davids Thron nicht für immer umgestoßen bleibt. Damals Als Gott die Verheißung in V.4 gab. hast du im Gesicht Im nächtlichen Traumgesicht (2. Sam. 7,4; 1. Chron. 17,3). gesprochen zu deinen Vertrauten Dem Propheten Natan (2. Sam. 7,4ff.; 1. Chron. 17,3ff.).: / Ich habe einem Helden Beistand geliehn, / Einen Jüngling Nämlich: David, den jüngsten Sohn Isais. erhöht aus dem Volk. Meinen Knecht David hab ich gefunden, / Mit meinem heilgen Öl ihn gesalbt. Meine Hand soll ihn stützen, / Auch mein Arm ihn stärken. Kein Feind darf ihn unversehns überfallen, / Kein Frevler ihn drücken. Seine Dränger will ich vor ihm zerschmettern, / Und, die ihn hassen, schlagen. Ihn aber soll meine Treue und Gnade begleiten, / Und durch meinen Namen wird groß seine Macht. Seine Hand will ich legen aufs Meer / Und auf die Ströme seine Rechte. Damit er davon Besitz ergreife. In V.26 wird dem König die Weltherrschaft verheißen. Er wird zu mir sprechen: 'Mein Vater bist du, / Mein Gott und der Hort, der mir hilft.' Vgl. 2. Sam. 7,14-16. Und ich will ihn machen zum Erstgebornen, / Zum höchsten der Könige auf Erden. Auf ewig will ich ihm meine Huld bewahren, / Und es bleibt mein Bund ihm getreu. Seine Nachkommen will ich für immer erhalten, / Seinen Thron, solange der Himmel währt. Verlassen seine Söhne mein Gesetz, / Und wandeln sie nicht nach meinen Rechten, Entweihen sie meine Satzungen, / Und halten sie meine Gebote nicht: So straf ich zwar mit dem Stab Mit der züchtigenden Rute. ihre Vergehn / Und ihre Verschuldung mit Schlägen; Meine Huld aber werd ich ihm David. nicht entziehn / Und meine Treue nicht brechen. Ich will meinen Bund nicht entweihn / Und meiner Lippen Versprechen nicht ändern. Eins hab ich geschworen bei meiner Heiligkeit: / David werd ich wahrlich nicht lügen. Seine Nachkommen sollen ewig bleiben, / Sein Thron vor mir stehn so lang wie die Sonne, Wie der Mond, der für immer bleibt / Als ein dauernder Zeuge Für den Fortbestand des Davidischen Geschlechts. in dem Gewölk." Sela. Und dennoch hast du verschmäht und verworfen! Nämlich: König und Volk. / Du hast über deinen Gesalbten Den gesalbten König aus Davids Haus. gezürnt, Hast aufgehoben den Bund mit deinem Knecht Der König ist der König., / Seine Krone entweiht und zu Boden geworfen. Du hast all seine Mauern zerrissen Vgl. Ps. 80,13; Jes. 5,5. - Von V.41-46 scheint der Psalmist außer dem König auch an das Volk zu denken, und zwar mehrfach unter dem Bild des Weinbergs., / Seine Festen in Trümmer gelegt. Alle, die des Weges zogen, haben ihn geplündert, / Er ist seinen Nachbarn zum Hohn geworden. Seiner Dränger Macht hast du erhöht, / Hast all seine Feinde mit Freude erfüllt. Auch hast du zurückgedrängt sein scharfes Schwert Da die Feinde ihn besiegt haben. / Und ihm im Kriege nicht Sieg verliehn. Du hast seinen Glanz zerstört / Und seinen Thron zu Boden gestürzt. Du hast die Zeit seiner Jugend verkürzt Du hast den König durch das Elend, in das er geraten ist, vor der Zeit alt werden lassen. Dürfen wir hier an Zedekia, den letzten König Judas, denken? Er bestieg im Alter von 21 Jahren den Thron und regierte 11 Jahre. Nach seiner Gefangennahme wurde er auf Nebukadnezars Befehl geblendet und nach Babel gebracht (2. Kön. 24,18; 25,6-7)., / Ihn mit Schande bedeckt. Auch diese Worte passen sehr gut auf Zedekia. Sela. Wie lange, Jahwe, willst du dich verbergen? Etwa für immer? Vgl. Ps. 79,5. / Soll denn dein Grimm wie Feuer brennen? Gedenke, wie kurz mein Leben ist, / Wie vergänglich du schufst alle Menschenkinder! Wer bliebe am Leben und stürbe nicht, / Wer könnte entrinnen des Todes Macht? Sela. Wo sind, Adonái, deine frühern Gnaden Gnadenverheißungen., / Die du David geschworen in deiner Treu? Gedenk, Adonái, deiner Knechte Schmach! / Gedenke, daß ich in meinem Busen / Trage die vielen Völker alle! Der Psalmist klagt im Namen des ganzen Volkes, daß er die Feinde Israels, die an dem Lebensmark des Volkes nagen, gleichsam stets mit sich herumträgt, ohne sich ihrer erwehren zu können. Gedenke, Jahwe, wie deine Feinde gelästert haben, / Wie sie gelästert / Deines Gesalbten Fersen! Der Ausdruck "Fersen" ist dunkel. Weist er vielleicht auf die vergebliche Flucht Zedekias, des letzten Königs von Juda? (2. Kön. 25,4-7.) Wahrscheinlich wurde er wegen dieser Flucht und wegen des schlimmen Loses, das ihn nach seiner Gefangennahme traf, von den Feinden verhöhnt und verspottet. Vielleicht ist Ps. 89 unmittelbar nach der Zerstörung Jerusalems entstanden, als das traurige Schicksal Zedekias noch in frischer Erinnerung war. Gepriesen sei Jahwe in Ewigkeit! / Amen. Amen. V.53 gehört nicht zum 89. Psalm. Er bildet die Lobpreisung, womit das dritte Buch des Psalters schließt (vgl. Ps. 72,20). Das vierte Buch des Psalters (Psalm 90-106) Ach, wie nichtig, ach, wie flüchtig ist der Menschen Leben! Ein Gebet Moses, des Mannes Gottes. Es liegt kein Grund vor, Mose diesen Psalm abzusprechen. Mose scheint ihn am Ende der vierzigjährigen Wüstenwanderung Israels, also kurz vor seinem Tod, gedichtet zu haben. Mose, nun ein Greis im höchsten Lebensalter - er starb 120jährig -, hat fast alle dahinsterben sehen müssen, die mit ihm aus Ägypten ausgezogen waren. Er weiß: Die Ursache all des Elends, von dem Israel betroffen worden ist, ist Gottes Zorn über des Volkes Sünde. Aber er blickt durch die dunklen Wolken, die den Himmel für Israel verhüllen, vertrauensvoll in das helle Morgenlicht einer neuen Gnadenzeit. / Adonái, du bist uns Zuflucht gewesen in allen Geschlechtern. Eh Berge entstanden, / Eh Erd und Weltkreis geschaffen wurden, / Warst du schon da, o Gott Hebräisch: "El" (s. über diesen Gottesnamen den Schluß der Einleitung).; / Ja, von Ewigkeit bist du und bleibst in Ewigkeit. Du wandeltest die Sterblichen in Staub / Und sprachst: "Kehrt wieder Zurück zum Staub der Erde., ihr Menschenkinder!" Denn in deinen Augen sind tausend Jahre / Wie der gestrige Tag, wenn er entschwindet Und der Eindruck seiner Kürze und Nichtigkeit am stärksten ist., / Wie eine Wache in der Nacht. Die noch kürzer sind als der Tag. Die Juden teilten die Nacht in drei Nachtwachen. - Mit V.4 vgl. 2. Petr. 3,8. Du hast sie weggeschwemmt Während der vierzigjährigen Wüstenwanderung. wie Morgenschlaf. Der dem Schläfer schnell vergeht. / Sie glichen dem sprossenden Gras: Am Morgen blüht es und sprosset neu, / Am Abend schneidet man's, und es verdorrt. Die Ursache dieser Nichtigkeit und Flüchtigkeit des menschlichen Lebens ist die Sünde (s. V.7ff.). Denn geschwunden sind wir Mose schließt sich mit ein. Das ganze ältere Geschlecht der Israeliten mußte in der Wüste sterben; auch Mose und Aaron kamen nicht in das Gelobte Land. durch deinen Zorn, / Hinweggeschreckt durch deinen Grimm. Du hast unsre Sünde vor dich gestellt, / Unser heimlich Tun Heimliche sündige Gedanken: Gedanken des Zweifels, des Unglaubens usw., die z.B. zu der Abgötterei mit dem goldenen Kalb führten (2. Mos. 32). in das helle Licht, / Das von deinem Antlitz strahlet. So sind all unsre Tage dahingefahren Während der Wüstenwanderung. durch deinen Zorn, / Unsre Jahre haben wir zugebracht / Wie einen flüchtigen Gedanken. Der ja schnell entschwindet. Unsre Lebenszeit Hier unterbricht Mose, weil er damals schon in rüstiger Kraft ein sehr hohes Lebensalter erreicht hatte (vgl. 5. Mos. 34,7). Er geht deshalb von der ersten Person auf die dritte über: "bei ihnen", d.h. bei seinen Zeitgenossen, die in der Wüste starben (nach Ed. König). - bei ihnen währet sie siebzig Jahr, / Und haben sie starke Lebenskraft, so sind es achtzig Jahr. 70, höchstens 80 Jahre erreichte das Geschlecht, das in der Wüste starb. / Und was sie mit Stolz erfüllte Und worauf sie sich deshalb verließen. Hier ist vielleicht mit Ed. König an den Überfluß von Wachteln und Manna zu denken, der aber vielen wegen ihrer Unmäßigkeit nur zum Unglück wurde (4. Mos. 11,31ff.)., das war nur Mühsal und Unglück. / Denn schnell ist's enteilt Worauf sie stolz waren und sich verließen. - wir flogen! Gleichsam auf den Flügeln der Vergänglichkeit. Doch wer erkennt deines Zornes Gewalt / Und deinen Grimm, indem man dich fürchtet? Genauer: "gemäß der Furcht, die dir gebührt". Die Erkenntnis des göttlichen Zorns soll aus der Ehrfurcht vor Gott hervorgehen. So lehr uns denn unsre Tage zählen Im Rückblick auf die Erfahrungen während der Wüstenwanderung., / Damit wir gewinnen Wörtlich: "einbringen" in die Scheuer als Ernteertrag. ein weises Herz! Wende dich, Jahwe (von deinem Zorn)! / Wie lange noch (soll er währen)? / Erbarme dich deiner Knechte! Füll uns Wörtlich: "Sättige uns." am Morgen "Am Morgen" nach der Nacht der Trübsal. Der Morgen ist also der Anfang einer neuen Gnadenzeit, und sie beginnt, nachdem das frühere, ungehorsame Geschlecht in der Wüste umgekommen ist. mit deiner Gnade, / So wollen wir all unsre Lebenstage / Jubeln und fröhlich sein! Erfreu uns so lange, wie du uns gebeugt, / So viel Jahre wir Unglück geschaut! Gib uns für die 40 Jahre der Trübsal in der Wüste als Ersatz eine Zeit der Erquickung. Deinen Knechten erscheine dein herrliches Tun / Und deine Hoheit ihren Kindern! Laß uns und unsere Kinder in Zukunft bei der Einnahme Kanaans, des Landes der Verheißung, dein herrliches Tun und dein hoheitsvolles Wirken so schauen, wie wir es in den vergangenen Tagen bei dem Auszug aus Ägypten und bei der Errettung am Roten Meer gesehen haben. Jahwes, unsers Gottes, Huld Oder "Freundlichkeit". walte über uns, / Ja, fördre das Werk unsrer Hände! Wer Gott vertraut, hat wohl gebaut (Ein Trostlied) Erste Stimme: Bei der Einteilung des Psalms folge ich in der Hauptsache Franz Delitzsch. / Unter dem Schutze des Höchsten wohnend, / In des Allmächtigen Schatten weilend - Sprech ich zu Jahwe: "Meine Zuflucht und Burg, / Mein Gott, auf den ich vertraue!" Zweite Stimme: V.3-8 geben die Antwort auf das Bekenntnis des unerschütterlichen Gottvertrauens in V.1 und 2. / Denn er wird dich erretten von des Voglers Strick, / Von der verderblichen Pest. Mit seiner Schwinge decket er dich, / Unter seinen Flügeln bist du geborgen. / Schild und Panzer ist seine Treu. Du hast nicht zu fürchten die Schrecken Die Gefahren und Unfälle. der Nacht, / Den Pfeil, der am Tage daherfliegt, Auch nicht die Pest, die im Dunkeln schleicht, / Noch die Seuche, die wütet am Mittag. Wenn tausend an deiner Seite fallen Im Kampf. / Und zehntausend zu deiner Rechten: / Du wirst nicht getroffen. Nur mit deinen Augen schauest du hin Du wirst nur bloßer Zuschauer sein, ohne selbst vom Unglück betroffen zu werden. / Und wirst sehn die Vergeltung der Frevler. Die gerechte Vergeltung, die die Frevler trifft. Erste Stimme: / Ja, du, o Jahwe, bist meine Zuversicht. / Zweite Stimme: / Den Höchsten hast du zur Zuflucht erwählt. Nicht wird dir ein Unglück begegnen, / Keine Plage wird deinem Zelte nahn. Denn seine Engel wird er dir entbieten, / Dich zu behüten auf all deinen Wegen. Vgl. 1. Mos. 32,1-2; 2. Kön. 6,16-17. Sie werden dich auf den Händen tragen Wenn du auf einem gefährlichen Weg gehst., / Damit sich dein Fuß nicht stoße am Stein. Vgl. Matth. 4,6. Über Löwen und Ottern wirst du schreiten Ohne Schaden zu nehmen., / Zertreten Jungleuen und Schlangen. Vgl. Luk. 10,18; Mark. 16,18. Dritte Stimme (die im Namen Gottes redet): / Weil er mich liebt, will ich ihn befrein. / Ich will ihn schützen, weil er meinen Namen kennt. Er ruft mich an, ich erhör ihn. / Ich werde mit ihm in Drangsal sein; / Ich reiß ihn heraus und bring ihn zu Ehren. Mit langem Leben sättige ich ihn / Und will ihn schauen lassen mein Heil. Gottes gerechtes Walten (Ein Sabbatgesang) Ein Psalm. Ein Lied für den Sabbattag. Wie Ps. 92 für den Sabbat verordnet war, so gab es später auch für die anderen Wochentage bestimmte Psalmen: "für den ersten Tag nach dem Sabbat", wie es bei Ps. 24 auch in einem Zusatz in der LXX heißt, also für unseren Sonntag, für Montag Ps. 48, für Dienstag Ps. 82, für Mittwoch oder Donnerstag Ps. 81, für Freitag oder nach dem Zusatz der LXX "auf den Tag des Vorsabbats" Ps. 93. Der betreffende Psalm wurde gesungen, während der Priester das Weinopfer darbrachte, das mit dem Morgenopfer verbunden war. Köstlich ist es, Jahwe zu danken / Und deinem Namen, o Höchster, zu spielen, Am Morgen Also gleich nach dem Erwachen. deine Huld zu verkünden / Und deine Treu in den Nächten Spät abends., Zum Zehnsait Gemeint ist ein Musikinstrument mit 10 Saiten. und zur Harfe, / Zum rauschenden Spiel auf der Zither. Denn du, Jahwe, hast mich erfreut durch dein Walten, / Deiner Hände Werke lassen mich jauchzen. Wie herrlich, Jahwe, sind deine Taten, / Wie tief sind deine Gedanken! Nur ein geistloser Mensch Wörtlich: "Nur einer, der ein Tier ist", der sich nicht über den Standpunkt eines Tieres erhebt. erkennt das nicht, / Nur ein Törichter sieht es nicht ein. Sprießen die Frevler auch auf wie Gras, / Blühen auch alle die Übeltäter - / Vernichtet werden sie doch auf immer! Du aber, Jahwe, bist ewig erhaben! Denn sieh, deine Feinde, Jahwe, / Sieh, deine Feinde müssen vergehn, / Sich zerstreun alle Übeltäter. Mir aber hast du die Kraft des Büffels gegeben Wörtlich: "Mein Horn hast du wie das des Büffels (die Bedeutung dieses Wortes ist übrigens unsicher) hoch sein lassen.", / Ich bin übergossen mit frischem Öl. Das Öl ist ein Bild der Freude. - Der Sinn von V.11 ist also: Durch deine Gnade stehe ich stark und freudig da. Mit Lust hat mein Aug meine Laurer geschaut Während sein Auge früher furchtsam auf die Laurer und Verfolger blickte, die nun vertilgt worden sind. Aus der Tatsache, daß seine Feinde zuschanden geworden sind, leitet der Psalmist dann den allgemeinen Satz in V.13 ab., / Meiner Feinde Vernichtung vernahm mit Freude mein Ohr. Der Gerechte wird sprossen wie eine Palme Der Palmbaum ist ein Bild des langen Lebens, der Fruchtbarkeit, des Sieges und des Friedens., / Wie eine Zeder des Libanons wachsen. Die Zeder ist durch ihren hohen, stattlichen Wuchs die Königin der Bäume. Gepflanzt im Hause Jahwes, / Blühn sie Die Gerechten. in unsers Gottes Höfen. Die Gerechten haben ihre Wurzel im Hause, d.h. im Tempel Gottes, sie leben in der Gemeinschaft mit ihm, und unter seinem Schutz finden sie Kraft und Gedeihen. Sie tragen noch Frucht im Greisenalter, / Saftvoll werden sie sein und frisch, Um zu verkünden: Gerecht ist Jahwe, / Mein Fels, an dem sich kein Tadel findet. Die Gerechten leben lange in ungebrochener Kraft, und im Rückblick auf ein an Gottes Segnungen reiches Leben können sie in das Bekenntnis 5. Mos. 32,4 einstimmen. Gott der Weltenkönig Die LXX überschreibt den Psalm: "Für den Tag des Vorsabbats (also den Freitag, den 6. Tag, als Gott das Schöpfungswerk vollendet hatte und seine Herrschaft über die Welt begann), "als die Erde (mit den Geschöpfen und besonders dem Menschen bevölkert war, ein Lobgesang von David" (diese letzte Angabe ist jedoch wertlos).Jahwe herrscht nun als König, er hat sich mit Hoheit umkleidet, / Jahwe hat sich umkleidet, mit Macht sich gegürtet. / So steht nun der Erdkreis fest und wanket nicht. Fest steht dein Thron von alters her, / Seit Ewigkeit bist du! Zwar haben Ströme, Jahwe, erhoben, / Ströme haben erhoben ihr Brausen; / Auch ferner noch werden Ströme ihr Tosen erheben: Doch größer als vieler mächtiger Wasser Gebraus, / Als des Meeres brandende Wogen / Ist Jahwe droben in Himmelshöhn! Gott überragt unendlich alles irdische Wesen, und alle Gewalten der Welt können seinen Königsthron nicht erschüttern. Was du verordnet, ist unverbrüchlich. / Deinem Hause ziemt Heiligkeit, / Jahwe, für ewige Zeiten. Der gewaltige, majestätische Gott hat Israel Verordnungen und Verheißungen geschenkt, die unverbrüchlich sind; er hat auch seinem Volk einen Tempel gegeben, der heilig ist und immer heilig bleiben muß. Die Gerechtigkeit wird siegen Gott, der du Vergeltung übst In deiner strafenden Gerechtigkeit., o Jahwe, / Gott, der du Vergeltung übst, erscheine im Lichtglanz! Deiner Herrlichkeit. - Der Psalmist ruft zu Gott, er möge der Ungerechtigkeit im Land ein Ende machen und die ungerechten Richter strafen (V.1-4). Er schildert ihr Treiben (V.5-7), beleuchtet ihre Torheit, in der sie Gottes Allwissenheit leugnen (V.8-11), preist Gottes Treue und Gerechtigkeit (V.12-15) und begründet dies durch seine eigne Erfahrung (V.16-23). Über die Entstehungszeit und den Verfasser des Psalms läßt sich nichts Näheres sagen. Erhebe dich, Richter der Erde, / Vergilt den Stolzen nach ihrem Tun! Wie lange, Jahwe, sollen die Frevler, / Wie lange sollen die Frevler jauchzen? Sie stoßen trotzige Reden aus, / Alle Übeltäter prahlen. Dein Volk, o Jahwe, zertreten sie, / Und sie bedrücken dein Erbe. Witwen und Fremdlinge würgen sie, / Und sie morden die Waisen. Dabei denken sie noch: "Jah Über den Gottesnamen Jah s. den Schluß der Einleitung. siehet es nicht." / Und: "Der Gott Jakobs beachtet es nicht." Merkt doch auf, ihr Toren im Volk, / Und ihr Narren - wann werdet ihr klug? Der das Ohr gepflanzt - er sollte nicht hören? / Oder der das Auge gebildet, sollte nicht sehn? Gott sieht und hört alles. Der Völker erziehet, sollte nicht strafen - / Er, der die Menschen Erkenntnis lehrt? Sollte der nicht selbst hören, sehen und vor allem richterlich strafen? Jahwe kennt der Menschen Gedanken, / Er weiß: Sie sind nichts als leerer Wahn. 1. Kor. 3,20. Heil dem, den du zurechtweist, Jah, / Den du aus deinem Gesetze belehrst, Daß er ruhig Innerlich unangefochten. bleibe in Unglückstagen In den Tagen, wo Gott die Frevler straft., / Wenn Oder "während". dem Frevler die Grube gegraben wird. Wenn das göttliche Gericht über ihn hereinbricht. Denn nicht verstoßen wird Jahwe sein Volk / Und sein Erbe nimmer verlassen. Denn das Recht wird zuletzt doch gerecht gehandhabt, / Und alle Redlichen werden das freudig begrüßen. Der Sinn von V.15 ist: Gott wird nicht zulassen, daß die Ordnungen des Rechts, die er selbst gegeben hat, für immer mißbraucht werden, sondern sie sollen zur Freude aller Redlichen und Aufrichtigen endlich doch ihre wahre Bestimmung erfüllen. Wer wird mir beistehn gegen die Frevler, / Wer tritt für mich ein wider Übeltäter? V.16-19: In der Gemeinschaft mit Gott hat der Psalmist Ruhe, Trost und Frieden mitten in allem Leid und aller Ungerechtigkeit der Welt. Wäre nicht Jahwe mein Helfer gewesen - / Ich läge beinahe in Todesstille. In der Stille des Totenreiches. Wenn ich dachte: "Es wankt mein Fuß", / So sützte mich, Jahwe, deine Hand. Wenn die Sorgen sich türmten in meinem Herzen, / Hast du mich mit deinem Troste erquickt. Hat Gemeinschaft mit dir der verderbliche Stuhl, / Der Unheil schmiedet "nach dem Gesetz"? Durch die vielen ungerechten Urteile, die aber scheinbar nach dem Buchstaben des Gesetzes ergehen, wird der Stuhl, d.h. der Richterstuhl, von dem Segen für das Volk ausgehen sollte, sehr oft zu einem Stuhl, der Unheil und Verderben bringt. Der Psalmist fragt nun: Sollte es denn möglich sein, daß du, Gott, mit dieser Ungerechtigkeit im Bunde stündest? Das ist doch ganz undenkbar! Sie Die ungerechten Richter. bedrohten schon oft des Gerechten Leben / Und sprachen Unschuldige schuldig. Doch Jahwe ward mir zur festen Burg, / Mein Gott zum schützenden Fels. Ihren Frevel hast du ihnen heimgezahlt. / Ob ihrer Bosheit vernichtet er sie, / Es vernichtet sie Jahwe, unser Gott. V.20-23: Das Treiben der Menschen kann den Psalmisten nicht mehr in seinem Gottvertrauen erschüttern. Lobt Gott und seid ihm gehorsam! Auf, laßt uns Jahwe frohlocken, / Entgegenjauchzen dem Fels unsers Heils! Ps. 95, dessen Entstehungszeit und Verfasser unbekannt sind (die LXX schreibt ihn David zu), enthält einen Aufruf zum Lobe Gottes (V.1-2). Denn er ist der Schöpfer und Herr der Welt (V.3-6) und zugleich Israels Hirt (V.7). Dann folgt eine Mahnung zum Gehorsam gegen Gott, indem auf den Ungehorsam der Israeliten während der Wüstenwanderung hingewiesen wird und auf die Strafe, die sie dafür getroffen hat (V.8-11). Laßt uns mit Dank vor sein Antlitz treten, / In Lobgesängen ihm jubeln! Denn ein großer Gott ist Jahwe, / Ein großer König über alle Götter. "Götter" sind die Mächte der Natur- und Menschenwelt, die von den Heiden verehrt werden. In seiner Hand sind der Erde Tiefen, / Und sein sind die Gipfel der Berge. Sein ist das Meer, er hat es geschaffen, / Auch das Festland haben seine Hände gebildet. Kommt, laßt uns anbeten und niederfallen, / Knien vor Jahwe, der uns erschaffen! "Erschaffen" nicht allgemein als Menschen, sondern "der uns als Volk hat erstehen lassen", und zwar als ein Volk, das der Träger der göttlichen Offenbarung sein sollte. Denn er ist unser Gott, / Und wir sind das Volk, das er weidet, / Die Herde, die er leitet mit seiner Hand, / Wenn ihr heut seiner Stimme gehorcht. Gehorsam gegen Gottes Stimme - das ist die Bedingung, die Israel erfüllen muß, wenn es wirklich Gottes Volk und Herde sein will. Eine ähnliche Bedingung wird dem Volk in 2. Mos. 19,5 gestellt. Wenigstens heute soll Israel nach so häufigem Ungehorsam auf Gottes Stimme hören. In V.8-11 redet nun diese Stimme Gottes zu dem Volk. "Verstockt doch nicht euer Herz, wie bei Merîba, / Wie am Tage von Massa in der Wüste 2. Mos. 17,1-7., Wo eure Väter mich versuchten, / Mich prüften, obwohl sie mein Tun gesehn. Das hier gemeinte "Tun" Gottes ist die Befreiung der Israeliten aus der Knechtschaft Ägyptens und ihr wunderbarer Durchzug durch das Rote Meer. Aber trotz dieser Taten Gottes waren sie ungläubig und ungehorsam. Vierzig Jahre war mir dies Geschlecht Das aus Ägypten befreite Geschlecht der Israeliten. zuwider. / Ich sprach: 'Ein irrendes Volk sind sie, / Das meine Wege nicht erkannt.' Drum schwur ich in meinem Zorn 4. Mos. 14,22.23.28.29.: / 'Wahrlich, sie sollen nicht kommen / Zu der Ruhstatt In Kanaan., die ich ihnen verheißen.'" Mit V.8-11 vgl. Hebr. 3,7-4,13 in meiner Übersetzung und Erläuterung des Neuen Testaments. Das neue Lied der neuen Gemeinde Gottes Singet Jahwe ein neues Lied Das Neue, das hier verkündigt wird, ist die Wahrheit, daß Gott durch Israel sein Heil auch den Heiden kundmachen will (V.3). So wird eine neue Gemeinde gesammelt aus Israeliten und Heiden. Alle Völker werden einst in dem Tempel Gottes zu Jerusalem erscheinen und ihn mit ihren Opfergaben ehren (V.7-9). Ja noch mehr: Die ganze Schöpfung wird dem Weltenkönig zujauchzen, wenn er als Weltenrichter erscheint (V.11-13b). Denn alle wissen: Er richtet gerecht und wird nach seiner Verheißungstreue die Herrschaft üben (V.13c-d). - In LXX hat Ps. 96 die Überschrift: "Als der Tempel erbaut war nach der (babylonischen) Gefangenschaft. Ein Lied von David." Wenn nun aber auch nach 1. Chron. 16,23-33 unser Psalm an dem Tag gesungen wurde, als David die Bundeslade auf den Berg Zion brachte, so ist doch damit noch nicht gesagt, daß er auch von David gedichtet worden ist. Denn der Verfasser der Chronik hat aus den damals bekannten und gebräuchlichen Psalmen solche ausgewählt, die ihm für den Tag der Heimholung der Bundeslade besonders passend erschienen. Wenn deshalb der zweite Teil in der Überschrift der LXX auch wertlos ist, so verdient der erste Teil doch Beachtung. Denn es ist ganz wahrscheinlich, daß der Psalm entstanden ist, als nach der Rückkehr der Juden aus Babel der Tempel in Jerusalem wiedererbaut war. Der Psalm berührt sich auch mit dem zweiten Teil des Buches Jesaja (Kap. 40-66), worin ja auch der hohe Beruf Israels, des Knechtes Gottes, für die ganze Völkerwelt verkündigt wird., / Singt Jahwe, all ihr Erdbewohner! Singt Jahwe, preist seinen Namen, / Verkündet Das hier mit "verkünden" übersetzte Wort heißt genau: "Frohe Botschaft (also Evangelium) verkünden". tagtäglich sein Heil! Erzählt auch unter den Heiden von seiner Herrlichkeit, / Unter allen Völkern von seinen Wundertaten! Vgl. Jes. 40,5. Denn groß ist Jahwe und hoch zu preisen, / Mehr zu fürchten als alle Götter. Denn alle Götter der Völker sind nichtig Deshalb vermögen sie auch nichts; vgl. Jes. 41,22-24. Die heidnischen Götter sind nach der Lehre der Schrift zwar keine wirklichen Wesen, sondern Menschengebilde, aber anderseits stehen hinter ihnen böse Geister, in deren Gemeinschaft die Heiden durch den Götzendienst treten (vgl. 1. Kor. 8,4ff.; 10,19ff.)., / Aber Jahwe hat die Himmel geschaffen. Glanz und Pracht gehn vor ihm her, / Macht und Schmuck erfüllen sein Heiligtum. Vgl. Jes. 6,1-4. Bringt Jahwe, ihr Völkergeschlechter, / Bringt Jahwe Ehre und Preis! Ehre und Preis bringen heißt: Gottes Ehre anerkennen oder zugestehen, daß er sie hat und daß sie ihm gebührt. Bringt Jahwe dar seines Namens Ruhm, / Nehmt Opfergaben Ps. 68,30; Jes. 60,6ff. und kommt in seine Vorhöfe! Werft euch nieder vor Jahwe in heiligem Schmuck In priesterlicher Kleidung., / Erbebt vor ihm In heiliger Scheu und Ehrfurcht., alle Lande! Ruft unter den Heiden: "Jahwe herrscht nun als König! / Auch wird der Erdkreis feststehn ohne Wanken; / Er wird die Völker gerecht regieren." Drum mögen sich freuen die Himmel, / Die Erde frohlocke, / Es brause das Meer und was darin wohnt! Das Gefilde jauchze und was darauf lebt! / Dann sollen auch jubeln alle Bäume im Wald Vor der Nähe Jahwes, wenn er nun kommt, / Wenn er kommt, um die Erde zu richten. / Richten wird er die Welt gerecht / Und die Völker nach seiner Treue. Zions Freude über die Offenbarung des Reiches Gottes. Die LXX überschreibt den Psalm: "Von David, als sein Land wiederhergestellt war." Die Anfangsworte: "Von David" sind wertlos; die Schlußworte aber sind jedenfalls zutreffend, wenn die Wiederherstellung des Landes, d.h. Kanaans, von der Wiederherstellung der jüdischen Gemeinde nach der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft verstanden wird. Fällt der Psalm in diese Zeit, dann gehört er mit dem vorhergehenden zusammen.Jahwe herrscht nun als König: drob jauchze die Erde, / Es mögen sich auch viele Inseln freun! Gewölk und Dunkel sind um ihn her, / Recht und Gerechtigkeit sind seines Thrones Stützen. Ps. 89,15. Feuer geht vor ihm her / Und verzehrt ringsum seine Feinde. Ps. 50,3 Seine Blitze erhellen den Erdkreis Ps. 77,19., / Die Erde sieht es und bebt vor Angst. Wie Wachs sind Berge vor Jahwe zerschmolzen, / Vor dem Herrn der ganzen Erde. Die Himmel haben sein Recht verkündet Ps. 50,6., / Seine Herrlichkeit schauen die Völker alle. In V.1-6 schildert der Dichter Gottes Erhabenheit, indem er seine Bilder von Gewitter und Erdbeben nimmt. Dann zeigt er in V.7-9, wie die Gegner dieses über alle Heidengötter erhabenen Gottes in seinem Gericht zuschanden werden müssen, während alle, die ihn lieben und ihm dienen, Licht, Segen und Freude erlangen (V.10-12). Die wahre Gotteserkenntnis und die Gerechtigkeit werden siegen. Beschämt sollen stehn alle Bilderdiener, / Die sich der nichtigen Götzen rühmen: / Ihm Dem wahren Gott. haben ja alle Götter gehuldigt. Gott und seine Wahrheit siegen über alle Lüge und allen Irrtum. Mit Freunden hat es Zion vernommen, / Und Judas Töchter Judas Töchter sind die Landstädte in Juda. haben frohlockt / Ob deiner Gerichte, o Jahwe. Vgl. Ps. 48,12. - Wenn Zion (Jerusalem) und die anderen Städte im jüdischen Land gehört haben, daß Jahwe erschienen ist und daß alle Welt und alle Gewalten sich ihm unterworfen haben, dann sind sie mit großer Freude erfüllt. Denn du, o Jahwe, bist der Höchste in aller Welt, / Bist hoch erhaben über alle Götter. Die Jahwe lieben, hassen das Böse. / Er, der seiner Frommen Seelen behütet, / Wird sie aus der Frevler Hand erretten. Licht erstrahlt dem Gerechten Wörtlich: "Licht ist gesät dem Gerechten", ist auf seinen Weg gestreut, so daß er Schritt für Schritt im Licht Gottes wandeln kann. / Und Freude den Redlichgesinnten. Drum freuet euch Jahwes, ihr Gerechten, / Und preiset sein heilig Gedächtnis! D.h. preist sein Tun, das heilig und denkwürdig ist. Gott wird siegen in aller Welt Ein Psalm. / Singet Jahwe ein neues Lied S. Ps. 96,1., / Denn Wunderbares hat er vollbracht: / Seine Rechte hat ihm geholfen / Und sein heiliger Arm. Vgl. Jes. 40,10; 52,10; 59,16; 63,5. So hat Jahwe gezeigt, daß er rettet, / Vor den Augen der Völker hat er sein Heil Oder: seine (helfende) Gerechtigkeit. enthüllt. Er hat gedacht seiner Huld und Treu gegen Israels Haus; / Alle Enden der Erde / Haben unsers Gottes Hilfe geschaut. Jauchzt Jahwe zu, alle Lande, / Freut euch, jubelt und spielt! Spielt mit der Zither Jahwe zu Ehren, / Mit der Zither und lautem Gesang! Mit Trompeten und Schofarklang Schofar ist das Widderhorn, das besonders beim Beginn des Jobeljahres geblasen wurde (3. Mos. 25,9). / Jauchzet vor Jahwe, dem König! Es tose das Meer mit allem, was drinnen, / Der Erdkreis mit seinen Bewohnern! Die Ströme sollen frohlocken Wörtlich: "sollen (vor Freude) in die Hände klatschen". Die Ströme werfen hohe Wellen empor, die wie klatschende Hände aneinanderschlagen., / Jauchzen sollen die Berge alle Vor Jahwes Nähe, wenn er nun kommt, / Um die Erde zu richten. / Richten wird er die Welt gerecht / Und die Völker, wie sich's gebührt. Mit V.7-9 vgl. Ps. 96,11-13. - Vielleicht gehört auch Ps. 98 ebenso wie die beiden vorangehenden in die Zeit, wo die Juden aus der babylonischen Gefangenschaft nach Kanaan zurückgekehrt waren. Denn in V.1-3 wird ja besonders auf Gottes wunderbares Tun in der gnädigen Wiederannahme seines Volkes verwiesen. Aber dieser Psalm hat ebenso wie Ps. 96 und 97 eine endgeschichtliche Bedeutung: Auch die Heiden sollen an dem Heil teilnehmen, das Israel empfangen hat. Auch sie werden Gott preisen, und mit ihrem Lobpreis wird sich der freudige Jubel der ganzen Schöpfung vereinen. Preis dem Dreimalheiligen! Jahwe herrscht nun als König: da zittern die Völker, / Er thront auf Keruben Vgl. Ps. 80,2.: da wanket die Welt. Aus Ehrfurcht vor Gottes Macht. Jahwe ist groß in Zion, / Erhaben ist er über alle Völker. Preisen soll man deinen Namen V.3b und c gibt dann den Hauptinhalt des Lobpreises an.: / "Groß und ehrfurchtgebietend, / Ja, heilig D.h. hoch erhaben über alles Unreine und abgesondert von allem Bösen. ist er!" Ein König ist stark, wenn er liebt das Recht Eine Haupttugend des Königs ist die Gerechtigkeit. Vollkommene Gerechtigkeit findet sich bei Gott (V.4b).: / Du hast nun bestimmt, was sich gebührt; / Du hast in Jakob verordnet / Recht und Gerechtigkeit. Preiset Jahwe, unsern Gott, / Fallt nieder vor seinem Fußschemel Gottes Fußschemel ist die Erde (Jes. 66,1) und auf der Erde der Tempel oder "sein heiliger Berg" (V.9) Zion; auch die Bundeslade wird in 1. Chron. 28,2 so genannt. (vgl. auch Ps. 132,7).: / "Heilig ist er!" Dies Bekenntnis legen alle ab, die vor Gott anbetend niederfallen. Mose und Aaron zählten zu seinen Priestern Mose war nicht nur Prophet (5. Mos. 18,15.19), sondern auch ein Glied des späteren priesterlichen Stammes Levi. Ja, Mose hat das Priestertum in Israel begründet, indem er in Gottes Auftrag seinen Bruder Aaron zum Hohenpriester und dessen Söhne zu Priestern weihte (3. Mos. 8)., / Und Samuel war unter seinen Betern Wörtlich: "unter den Anrufern seines Namens". Welch gewaltiger Beter Samuel war, zeigen z.B. 1. Sam. 7,7-9; 12,16-18.: / Sie riefen zu Jahwe - er hörte sie. In der Wolkensäule sprach er zu ihnen Zunächst zu Mose, dann durch ihn zu dem ganzen Volk (2. Mos. 19,9; 33,9).; / Seine Gebote bewahrten sie Mose, Aaron und Samuel. / Und jedes Gesetz, das er ihnen gegeben. Jahwe, unser Gott, du hast sie erhört. / Ein verzeihender Gott bist du ihnen gewesen, / Doch ihr Vergehen hast du gestraft. Das gilt von Mose und Aaron, die wegen des in 4. Mos. 20,1-10; 27,12-14; 5. Mos. 3,23-26 erwähnten Vergehens nicht in das Land Kanaan eingehen durften. Preiset Jahwe, unsern Gott! / Fallt nieder vor seinem heiligen Berg, / Denn heilig ist Jahwe, unser Gott! Der bekannte Theologe J.A. Bengel (gest. 1752) sagt: "Der 99. Psalm hat drei Teile, in welchen der Herr als der da kommt, als der da ist und als der da war, gerühmt wird, und jeder Teil wird mit dem Lobspruch geschlossen: 'Er ist heilig!'" Alle Welt lobe Gott! Ein Psalm zum Dankopfer. Der Psalm sollte bei der Darbringung des Dankopfers gesungen werden. Von dem Dankopfer ist in 3. Mos. 7,12-15 die Rede. Der Psalm wurde vielleicht beim Eintritt in das Tor des Vorhofs gesungen. Der Hauptgedanke liegt in V.3: Alle Völker müssen Jahwe als den wahren Gott anerkennen; aber Israel ist sein besonderes Eigentum, und Gott weidet es als der gute Hirt (vgl. Ps. 23). / (Der Chor der Festgemeinde:) / Jauchzt Jahwe zu, alle Erdbewohner! Dienet Jahwe mit Freuden, / Erscheint vor ihm mit Jubel! Erkennet: Jahwe ist Gott! / Er hat uns gemacht, und wir sind sein: / Sein Volk, das er weidet als Herde. (Der Chor der levitischen Sänger:) / Zieht in seine Tore mit Danken ein, / In seine Vorhöfe mit Lobgesang! / Dankt ihm, preist seinen Namen! Denn gütig ist Jahwe, ewig währt seine Gnade / Und seine Treu von Geschlecht zu Geschlecht. Davids Fürstenspiegel Ein Psalm Davids. Als David nach dem göttlichen Gericht über Usa die Bundeslade im Hause Obed-Edoms ließ, weil er nicht wagte, sie nach Jerusalem zu bringen, da sprach er: "Wie sollte die Lade Jahwes zu mir (dem Unheiligen) kommen?" (2. Sam. 6,10.) Da aber Gott Obed-Edom wegen des Aufenthalts der Bundeslade in seinem Hause sichtlich segnete (2. Sam. 6,11-12), fragte David voll Sehnsucht in unserm Psalm: "Wann, o Gott, wirst du zu mir kommen?" (V.2.) Damit nun Gott mit der Bundeslade Wohnung auf Zion nehmen kann, gelobt David in Ps. 101, sein Verhalten als Mensch und Fürst ganz nach Gottes Sinn und Wohlgefallen zu gestalten. / Von Huld und Recht will ich singen, / Dir, Jahwe, will ich spielen. Achten will ich auf frommen Wandel - / Wann wirst du zu mir kommen? / Einhergehn will ich in meines Herzens Unschuld / In meinem Hause. Nicht will ich sinnen / Auf ruchlos Tun. / Der Abtrünnigen Werke hasse ich: / Nicht sollen sie mir ankleben. Ein falsches Herz soll mir fernbleiben, / Von Frevlern will ich nichts wissen. Wer seinen Nächsten heimlich verleumdet, / Den will ich zum Schweigen bringen. Verleumdungen hatte David selbst an Sauls Hof reichlich erfahren. Vielleicht dachte er ganz besonders an Doegs Verräterei (1. Sam. 22,9ff.). Meine Augen suchen die Treuen im Lande David will sie ausfindig machen, um sie als Räte und Diener an seinen Hof zu ziehen.: / Die sollen bei mir wohnen. / Wer auf frommem Wege wandelt, / Der soll mein Diener sein. Nicht soll in meinem Hause einer weilen, / Der Trug verübt. / Wer Lügen redet, / Der kann vor meinen Augen nicht bestehn. Jeden Morgen will ich unschädlich machen Beim Rechtsprechen. / Alle Frevler des Landes, / Um aus Jahwes Stadt Aus Jerusalem. zu vertilgen / Alle Übeltäter. Denn Gott kann nur in einer Stadt wohnen, in der alles nach seinen Geboten zugeht. Ein bußfertiges und hoffnungsfreudiges Gebet um Zions Wiederherstellung Das Gebet eines Elenden, wenn er verzagt ist / und seine Klage vor Jahwe ergießt. Jahwe, höre doch mein Gebet, / Laß meinen Notschrei zu dir dringen! Verbirg dein Antlitz nicht vor mir, / Wenn ich in Bedrängnis bin! / O neige dein Ohr zu mir, / Wenn ich zu dir rufe. / Erhöre mich eilend! Denn meine Tage sind wie ein Rauch vergangen So flüchtig und schnell., / Mein Gebein ist durchglüht wie ein Herd. In seinen Gebeinen wütet die Fieberglut. Mein Herz ist wie Gras, vom Glutwind getroffen: es ist verdorrt; / Denn ich habe sogar vergessen, mein Brot zu genießen. Vor lautem Jammern / Klebt mein Gebein mir am Fleisch. Ich gleiche dem Pelikan in der Wüste, / Ich bin wie ein Käuzlein in Trümmerstätten. Wie die beiden Tiere den Aufenthalt in der Wüste und an Trümmerstätten lieben, so muß der Dichter fern von der Heimat auch gleichsam in der Wüste weilen. Nachts bin ich schlaflos wie ein Vogel, / Der einsam sitzt auf dem Dach. Während in den Häusern alle schlafen. Allzeit schmähen mich meine Feinde Zu den körperlichen Leiden des Psalmisten kommen noch seelische: er hat Feinde, die ihn verhöhnen, indem sie sagen, Gott habe ihn verlassen.; / Die wider mich rasen, schwören bei mir. D.h. wenn die Feinde fluchen wollen, so sprechen sie: "Es möge dir ergehen wie diesem!" Den Grund für ihre Meinung, Gott habe den Psalmisten verstoßen, nehmen sie aus seinem traurigen Zustand; sie gleichen darin Hiobs Freunden. Der Psalmist redet nun in V.10-12 von seinem Elend. Denn Asche hab ich als Brot gegessen Trauernde setzten sich in Aschenhaufen (Hiob 2,8; Hes. 27,30). / Und mein Getränk mit Tränen gemischt. Dein Grimm und Zorn hat das bewirkt: / Du hast mich vom Boden gehoben, dann niedergeschleudert. Meine Tage sind wie ein langer Schatten Je mehr der Tag zu Ende geht, desto länger werden die Schatten., / Und ich selbst verdorre wie Gras. Du aber, Jahwe, wirst ewig thronen, / Dein Gedächtnis währt in allen Geschlechtern. Du wirst dich erheben, dich Zions erbarmen. / Denn Zeit ist's, ihm Gnade zu schenken: die Stunde ist da. In seiner Not hat aber der Psalmist den gewissen Trost, daß Gott sich nach der langen Gefangenschaft des Volkes in Babylonien doch endlich, ja bald über Zion und Jerusalem erbarmen wird. Denn deine Knechte lieben seine Zions. Steine, / Und sein Schutt erfüllt sie mit Jammer. Sie trauern darüber, daß Jerusalem in Trümmern liegt. Dann werden die Heiden Jahwes Namen fürchten / Und alle Könige der Erde deine Herrlichkeit Die Könige der Erde "fürchten" Gottes Herrlichkeit, d.h. sie sind mit Scheu und Ehrfurcht davor erfüllt., Wenn Jahwe Zion hat neugebaut, / In seinem Glanze erschienen ist. Er hat ja der Heimatlosen Gebet Die Heimatlosen sind die in der Gefangenschaft Babels lebenden Juden. erhört / Und nicht verachtet ihr Flehen. V.18 zeigt, daß die Rückkehr der Juden aus Babel nach Jerusalem schon begonnen hat; Ps. 102 fällt demnach vielleicht in die Zeit zwischen 535 und 515 v.Chr. Dies Die Gnade Gottes, die sich durch die Befreiung seines Volkes aus der babylonischen Gefangenschaft kundgetan hat. soll verzeichnet werden für spätre Geschlechter. / Ein Volk, das erst noch ins Dasein tritt Gemeint ist die jüdische Gemeinde, die sich nach der Rückkehr aus Babel in Jerusalem bildete., / Soll Jah Über den Gottesnamen Jah vgl. den Schluß der Einleitung. lobpreisen. Denn er hat herabgeschaut von seiner heiligen Höhe, / Jahwe hat vom Himmel zur Erde geblickt, Um der Gefangnen Seufzen zu hören, / Die dem Tode Verfallnen freizumachen Auch aus V.20 und 21 geht hervor, daß die Befreiung der Juden aus Babel durch den Perserkönig Cyrus schon stattgefunden und ihre Rückkehr nach Jerusalem bereits begonnen hat., Damit man in Zion von Jahwes Namen erzähle, / Von seinem Ruhm in Jerusalem, Wenn die Völker alle zusammenkommen / Und die Königreiche, um Jahwe zu dienen. Die Wiederherstellung des von Gott erwählten Bundesvolkes wird auch die Bekehrung der Heiden zur Folge haben (s. auch V.16 und 17 dieses Psalms). Auf dem Wege Mit Ed. König verstehe ich dies: "auf dem Wege von Babylon nach Jerusalem": der Dichter ist auf der beschwerlichen Reise zusammengebrochen und in den traurigen Zustand geraten, den er in V.2-12 geschildert hat. Aber in seinem Elend hält ihn die Hoffnung aufrecht, daß Gott die schon begonnene Wiederherstellung Zions und Jerusalems auch zum Heil der Heiden herrlich vollenden wird. Davon möchte er auch noch etwas schauen. Deshalb läßt er die Bitte in V.25 folgen. hat er Gott. meine Kraft gebrochen, / Er hat meine Tage verkürzt. Nun ruf ich: "Mein Gott, raffe mich nicht weg / In der Hälfte meiner Tage!" Laß mich nicht vorzeitig sterben! / Deine Jahre währen ja / Bis in die fernsten Geschlechter. Für Gott, den Ewigbleibenden und Unveränderlichen, den Schöpfer aller Dinge, ist es ein kleines, das Leben des Psalmisten zu verlängern (V.25c-28). Vorzeiten hast du die Erde gegründet, / Und die Himmel sind deiner Hände Werk. Sie werden vergehn, du aber bleibst. / Sie alle veralten wie ein Kleid. / Du wirst sie wechseln wie ein Gewand, / Und sie werden verschwinden. Du aber bleibst immer derselbe, / Und deine Jahre werden nicht enden. V.26-28 werden in Hebr. 1,10-12 auf Christus bezogen: er ist ewig und unwandelbar. Deiner Knechte Kinder werden in Ruhe wohnen, / Und ihre Nachkommen werden vor dir bestehn. Wenn auch der Dichter selbst, nachdem er auf dem Weg von Babylon nach Jerusalem krank zusammengebrochen ist (V.24), nicht nach Kanaan gelangen sollte, so werden doch die Nachkommen derer, die sich jetzt nach der Heimkehr sehnen, nicht nur das Land der Väter sehen, sondern unter Gottes Schutz auch immer dort wohnen. Preis dem barmherzigen, gnädigen Gott! Von David. / Preise Jahwe, o meine Seele, / Und all mein Innres Damit sind gemeint das Herz, die Nieren usw., die nach biblischer Anschauung nicht nur dem leiblichen, sondern auch dem seelisch-geistigen Leben dienen. seinen heiligen Namen! Preise Jahwe, o meine Seele, / Und vergiß nicht all seiner Segenstaten! Er vergibt dir all deine Missetat Die sündenvergebende Gnade ist dem Dichter die höchste aller göttlichen Segenswohltaten., / Schafft all deiner Krankheit Heilung. Er erlöset dein Leben vom Tode, / Krönt dich mit Huld und Erbarmen. Gottes Huld und Erbarmen schmücken den Frommen wie eine Krone. Er sättigt dein Alter Die Bedeutung des hier gebrauchten hebräischen Wortes ist unsicher. mit Gutem, / So daß deine Jugend sich wieder erneut / Wie eines Adlers Gefieder. Bei dem Adler erneuert sich das Gefieder alljährlich. Heilstaten vollführet Jahwe, / Recht schafft er allen Bedrückten. Mose tat er seine Wege Seine Gesetze. kund, / Israels Söhnen sein herrliches Tun. Vor allem während der Wüstenwanderung. - Was in diesem herrlichen Tun Gottes leuchtend hervortritt, das wird in V.8 nach 2. Mos. 34,6 ausgesprochen. Barmherzig und gnädig ist Jahwe, / Langmütig und reich an Huld. Was in V.8 von Gott gerühmt wird, das ist auch immer in der Geschichte Israels deutlich zutage getreten (s. V.9-13). Er hat nicht für immer gehadert / Und nicht auf ewig gezürnt. Nicht nach unsern Sünden hat er uns gelohnt, / Uns nicht vergolten nach unsern Vergehn. Sondern so hoch der Himmel ist über der Erde, / So mächtig war seine Huld bei den Frommen. Wörtlich: "über die, die ihn fürchten". So weit der Osten vom Westen ist, / Hat er unsre Frevel von uns entfernt. Wie sich ein Vater der Kinder erbarmt, / Hat Jahwe sich stets erbarmt seiner Frommen. Wörtlich: "derer, die ihn fürchten". Er weiß ja, wie schwach wir sind, / Er gedenket daran: wir sind Staub. Eines Sterblichen Tage sind wie Gras, / Wie des Feldes Blume, so So kurze Zeit nur. blüht er. Fährt über sie ein Windstoß, so ist sie dahin, / Und es kennt sie nicht mehr ihre Stätte. Doch Jahwes Gnade erzeigt sich auf ewig an seinen Frommen Wörtlich: "ist von Ewigkeit bis in Ewigkeit über denen, die ihn fürchten"., / Seine Treue erfahren in jedem Geschlecht Alle, die seinen Bund bewahren / Und seiner Gebote gedenken, sie zu erfüllen. Jahwe hat seinen Thron im Himmel errichtet, / Sein Königtum herrscht über alles. Weil Gott der König des ganzen Weltalls ist, darum werden nun auch die Geschöpfe im Himmel und auf Erden zu seinem Lobpreis aufgefordert. Preist Jahwe, ihr seine Engel, / Ihr Helden an Kraft, die ihr sein Gebot vollführt, / Indem ihr dem Ruf seines Wortes gehorcht! Indem die Engel Gottes Befehl vernehmen, führen sie ihn auch sofort aus. Preist Jahwe, ihr seine Heere alle Hier sind wohl nicht die Engel gemeint, sondern die Gestirne, die ja auch Gott nach seinem Willen in bestimmter Ordnung dienen (vgl. 1. Mos. 1,16-18; Ps. 136,7-9; 19,2.6)., / Seine Diener, die ihr seinen Willen vollstreckt! Preist Jahwe, ihr seine Werke all, / An jedem Ort seines Herrschaftsgebiets! / Preise Jahwe auch meine Seele! Der letzte Ton dieses Lobgesanges stimmt mit dem ersten überein (V.1). - Ps. 103 verkündet die Vaterliebe Gottes; so enthält er schon etwas von der beseligenden Wahrheit: "Gott ist die Liebe", die uns erst im Neuen Bund so überwältigend entgegentritt. Der Dichter - sei es nun David oder ein anderer - erhebt sich im festen Vertrauen auf Gottes Gnade und Erbarmung freudig über alle Leiden dieser Zeit, und sein Lied erinnert an den Siegesruf des Apostels Paulus in Röm. 8,38-39. Preis dem Weltenschöpfer! Preise Jahwe, o meine Seele! / Jahwe, mein Gott, du bist sehr groß: / Mit Hoheit und Pracht hast du dich gekleidet, In Licht dich gehüllt wie in ein Gewand. / Wie ein Zelttuch hat er die Himmel gespannt. Er hat sie über die Erde hin ausgespannt. Im Wasser hat er seine Söller gewölbt. Gottes Königspalast ist das Himmelsgewölbe, das einem mächtigen Söller oder Obergemach vergleichbar über der Erde und den oberen Wassern ruht. / Wolken macht er zu seinem Wagen. / Auf des Windes Flügeln fährt er einher. Winde macht er zu seinen Boten Vgl. 2. Mos. 14,21., / Zu seinen Dienern Feuerflammen. Vgl. 2. Mos. 3,2. S. Hebr. 1,7. Die Erde hat er auf Pfeiler gegründet Die gleichsam frei schwebende Erde hat feste innere Stützen., / So daß sie nicht wanket immer und ewig. Die Urflut hat er darüber Über die Erde. gedeckt wie ein Kleid, / Selbst über den Bergen standen Wasser. Vor deinem Machtruf entflohen sie Die Gewässer der Urflut. Das Machtwort findet sich in 1. Mos. 1,11., / Vor deinem gewaltigen Donner eilten sie ängstlich hinweg - Während Berge sich hoben und Täler sich senkten - / An den Ort, den du ihnen bestimmt. V.8a ist eine Zwischenbemerkung, die angibt, wie das Festland aus der Urflut hervortrat. V.8b schließt sich an V.7b. Eine Grenze hast du ihnen Den Gewässern. gesetzt Nach der Sintflut (vgl. Hiob 38,8-11)., die dürfen sie nicht überschreiten. / Sie dürfen nicht wiederkehren, daß sie die Erde bedecken. Du sendest Quellen in Bäche aus, / Die zwischen den Bergen fließen. Sie Die Bäche. tränken alles Getier des Gefilds; / Auch Wildesel stillen ihren Durst. An den Bächen wohnen des Himmels Vögel, / Und aus den Zweigen ertönt ihr Lied. Er tränkt die Berge aus seinen Söllern. S. V.3. / Von dem, was dein Regen wachsen läßt Wörtlich: "Von der Frucht deiner Werke". Die "Werke" Gottes sind der Regen und überhaupt die Feuchtigkeit, die aus den "Söllern" (V.13) hervorgehen und als deren "Frucht" oder Erzeugnis die Pflanzen als Nahrung für Menschen und Vieh hervorwachsen., wird das Erdreich gesättigt. Gras lässest du sprossen für das Vieh / Und Kraut Dazu gehören nicht nur die Futterkräuter, sondern auch das Getreide und das Gemüse. zum Nutzen des Menschen: / So bringst du Brot D.h. Nahrung im allgemeinen. aus der Erde hervor. Und der Wein soll erfreun des Sterblichen Herz, / Sein Antlitz soll glänzen vom Öl Indem es mit Öl gesalbt wird. In dem heißen Klima des Morgenlandes wird die Haut, wenn man sie nicht mit Fett einreibt, leicht grob und rauh., / Und das Brot soll erquicken des Sterblichen Herz. Jahwes Bäume Jahwes Bäume sind solche Bäume, die ohne die Pflege des Menschen wachsen, die also ganz unter Gottes Obhut stehen; unter diesen Bäumen werden in V.16b besonders die Zedern des Libanon genannt. trinken sich satt Vom Regen.: / Libanons Zedern, die er gepflanzt. Dort nisten Vögel, / Vor allen der Storch, der sein Nest auf Zypressen hat. Die Berge dagegen, die hohen, sind der Steinböcke Sitz. / In den Felsen finden die Klippdachse Schutz. Er schuf den Mond, die Zeiten zu messen Nach den Mondphasen kann der Mensch die Monate abgrenzen und überhaupt das Jahr einteilen., / Dazu auch die Sonne, die ihren Untergang kennt. Die Sonne weiß, wann sie untergehen soll, so daß der Wechsel von Tag und Nacht stets regelmäßig ist. Läßt du Finsternis kommen, so wird es Nacht. / Da regt sich alles Getier des Waldes: Die jungen Löwen vor allen, die da brüllen nach Raub / Und von Gott ihre Nahrung fordern. Die Sonne geht auf: da schleichen sie weg / Und legen sich nieder in ihren Höhlen. Der Mensch geht an sein Tagewerk, / An seine Arbeit bis auf den Abend. Jahwe, wie sind deiner Werke so viel! / Sie alle hast du mit Weisheit vollbracht. / Voll ist die Erde von deinen Gütern. Da ist das Meer - so groß und so weit! / Drin ist ein zahllos Gewimmel: / Kleine Tiere und große. Dort ziehen auch Schiffe dahin. / Und der Leviatan ist da, den du geschaffen, / Daß er sich tummle in den Fluten. Der Leviatan ist hier offenbar ein Seeungeheuer; im Buch Hiob (40,25) dagegen ist er das Krokodil. Sie alle Alle Geschöpfe. schauen zu dir empor, / Daß du ihnen Speise gebest zu rechter Zeit. Wenn du ihnen gibst, so sammeln sie ein; / Öffnest du deine Hand, so werden sie satt von Gutem. Verbirgst du dein Antlitz, so erschrecken sie; / Nimmst du weg ihren Odem: sie müssen verscheiden / Und kehren zurück in ihren Staub. Aus dem sie durch das Wort des Allmächtigen hervorgegangen sind (1. Mos. 1,24). Deinen Lebensodem sendest du aus, und sie werden geschaffen: / So erneust du das Antlitz Die Oberfläche. der Erde. Indem Gott jeden Tag und jedes Jahr Leben schwinden und Leben kommen läßt, erneuert er das Antlitz der Erde. Das geschieht namentlich auch im Frühling nach der Erstarrung des Winters. Jahwes Herrlichkeit währe auf ewig! / Es freue sich Jahwe seiner Werke! Wie er sich ja auch nach vollbrachtem Schöpfungswerk freuen konnte, als er alles "sehr gut" fand (1. Mos. 1,31). Macht ihm die Erde keine Freude, so ist es ihm ein Leichtes, sie zu vertilgen (V.32). Blickt er die Erde an, so erzittert sie; / Berührt er die Berge, so rauchen sie. Dieser Vers weist hin auf Erdbeben und vulkanische Ausbrüche. Ich will Jahwe singen mein Leben lang, / Meinem Gotte spielen, solange ich bin. Mög ihm auch mein Sinnen Das Sinnen oder die Gedanken meines Herzens (vgl. Ps. 19,15). gefallen! / Ich will mich Jahwes freun. Mögen die Sünder vom Erdboden schwinden / Und die Gottlosen nicht mehr sein! Denn sie hindern Gottes Freude an seinen Werken und auch die Freude der Frommen. Auf der neuen Erde wird keine Sünde und Gottlosigkeit mehr zu finden sein. / Meine Seele, preise du Jahwe! Der letzte Ton dieses Psalms ist derselbe wie der erste, ebenso wie in Ps. 103. - Alexander von Humboldt sagt von Ps. 104: "In dem einzigen Psalm 104 ist, möchte man sagen, das Bild des ganzen Kosmos dargelegt. Man erstaunt, in einer Lehrdichtung von so geringem Umfang mit wenig Zügen das Universum geschildert zu sehen" (nach Ed. König, "Die Psalmen", S.44). / Lobet Jah! Hebräisch: "Hallelûjah" - ein Aufruf an alle Geschöpfe. Dieser Aufruf "Hallelûjah" kommt im Psalter hier zum erstenmal vor; außerhalb des Psalters findet er sich nicht. Ein Danklied für Gottes Treue gegen sein Volk Danket Jahwe, ruft seinen Namen an, / Macht seine großen Taten inmitten der Völker kund! Singt ihm, spielt ihm, / Redet von all seinen Wundern! Rühmt euch seines heiligen Namens! / Es freue sich deren Herz, die Jahwe suchen. Fraget nach Jahwe und seiner Macht, / Suchet sein Antlitz beständig! Gedenkt seiner Wunder, die er getan, / Seiner Zeichen und der Urteile seines Munds Gemeint sind die richterlichen Strafurteile Gottes, wie sie z.B. an Pharao und den Ägyptern offenbar wurden., Ihr Nachkommen Abrahams, seines Knechts, / Ihr Söhne Jakobs, seine Erwählten! Er, Jahwe, ist unser Gott; / Er waltet gerecht über alle Lande. Er gedenkt seines Bundes auf ewig, / Des Wortes, das er geboten für tausend Geschlechter Das "Wort" bezieht sich wohl auf die Forderungen, die Gottes Bund dem Volk Israel auferlegte (vgl. 2. Mos. 19,5-8)., Des Bundes, den er geschlossen mit Abraham, / Seines Eides an Isaak. 1. Mos. 22,16-18; 26,1-5. Er hat ihn Den Bund. für Jakob verheißend bestätigt, / Für Israel Israel ist der bekannte Ehrenname Jakobs (1. Mos. 32,28-29). als ewigen Bund. Indem er sagte: "Dir will ich geben Kanaans Land / Als euer erblich Besitztum." Damals waren sie klein an Zahl, / Ein Häuflein nur, und Gäste im Land. Sie hatten keine feste Wohnung im Land Kanaan. So wanderten sie Die Erzväter Abraham, Isaak und Jakob. von Volk zu Volk, / Von einem Reiche zum andern Volk. Er Gott. ließ sie dabei von niemand bedrücken, / Ja, Könige strafte er ihretwegen Vgl. 1. Mos. 12,10-20, besonders V. 17; 20,1ff.; 26,6-11.: "Tastet meine Gesalbten nicht an, / Und meinen Propheten tut kein Leid!" Worte Gottes an die Könige (V.14). Die Erzväter werden als Gottes Auserwählte auch Gottes Gesalbte genannt. Gott selbst erklärt den Abraham für einen Propheten in 1. Mos. 20,7. Dann rief er Hungersnot gegen das Land Gegen Kanaan, das Land der Erzväter (1. Mos. 41,53-42,2)., / Nahm jegliche Nahrung hinweg. Wörtlich: "Er zerbrach jede Stütze von Brot." Er sandte vor ihnen her Vor Jakob und seinen Söhnen her; er sandte Josef nach Ägypten; wie? das sagt V.17b. einen Mann: / Josef ward als Sklave verkauft. 1. Mos. 37,12-28. Seine Füße wurden gefesselt, / In Eisen legte man ihn 1. Mos. 39,19-20., Bis sich sein Wort Gemeint ist hier wohl Josefs "Wort" von seinen prophetischen Träumen (1. Mos. 37,5-11). Diese Träume erfüllten sich, als Josef in Ägypten zu so hohen Ehren kam. Diese Träume bewährten sich auch als "Jahwes Spruch". Aber auf Grund dieses Spruches sollte Josef erst in tiefer Erniedrigung geläutert werden, ehe er zu fast königlichem Ansehen emporstieg. erfüllte, / Jahwes Spruch ihn geläutert hatte. Da sandte der König Pharao. und ließ ihn los, / Der Völkerbeherrscher gab ihn frei. Er setzte ihn seinem Hause zum Herrn, / Zum Gebieter über all seinen Besitz 1. Mos. 41,38-46.; Er sollte seine Fürsten an sich fesseln D.h. die Fürsten Pharaos sollten Josef gehorchen., / Seine Ältesten D.h. die hohen Hofbeamten Pharaos. sollte er Weisheit lehren. Dann kam Israel Jakob mit seiner Familie (1. Mos. 46,1-7). nach Ägypten, / Und Jakob ward Gast im Lande Hams. Vgl. Ps. 78,51. Das Land Hams ist Ägypten; in 1. Mos. 10,6 wird Mizraim (Ägypten) ein Sohn Hams genannt. Gott ließ sein Volk sehr zahlreich werden / Und machte es stärker als seine Bedränger. Die Ägypter; vgl. 2. Mos. 1,6-7. Es wandelte sich nämlich ihr Herz Das Herz der Ägypter; V.25 begründet das Wort "Bedränger" V.24., sein Volk zu hassen, / Arglist zu üben an seinen Knechten. 2. Mos. 1,8ff. Da sandte Gott Mose, seinen Knecht, / Und Aaron, den er sich erkoren. Die taten Zeichen bei ihnen Unter den Ägyptern. durch seine Macht / Und Wunderdinge im Lande Hams. Er sandte Finsternis - es ward dunkel 2. Mos. 10,21ff.; / Denn widerstrebten sie Die Ägypter. Wegen des Widerstrebens Pharaos gegen Gottes Befehl kamen ja die Plagen über Ägypten. nicht seinen Worten? Er verwandelte ihre Gewässer in Blut / Und ließ dadurch ihre Fische sterben. 2. Mos. 7,19ff. Es wimmelte auch ihr Land von Fröschen: / Die drangen sogar in der Könige Kammern. 2. Mos.. 8,1ff. Er sprach, da kamen Bremsen, / Stechmücken in all ihr Gebiet. 2. Mos. 8,12ff. Er gab ihnen Hagel als Regen, / Ließ Feuer Blitze. lohen in ihrem Land. Er schlug ihren Weinstock und Feigenbaum, / Zerbrach alle Bäume ihres Gebiets. 2. Mos. 9,18-25. Er sprach, da kamen Heuschrecken / Und Hüpfer Heuschrecken vor der letzten ihrer vier Häutungen, wo sich die Flügel noch in einer hornartigen Scheide befinden und das Tier mehr hüpft als fliegt. ohne Zahl. Die fraßen alles Kraut in ihrem Land, / Sie verzehrten die Frucht ihrer Felder. 2. Mos. 10,4ff. Alle Erstgeburt schlug er in ihrem Land, / Die Erstlinge all ihrer Manneskraft. 2. Mos. 12,29. Da ließ er Gott. sein Volk mit Silber und Gold ausziehn 2. Mos. 3,21-22; 11,2; 12,35-36., / Und es strauchelte keiner in seinen Stämmen. "Es strauchelte keiner", d.h. es war kein Schwacher und Gebrechlicher unter ihnen; alle waren "kampfgerüstet" (s. 2. Mos. 13,18). In "seinen" Stämmen, d.h. in den Stämmen "Gottes" oder "Israels". Die Ägypter freuten sich ihres Auszugs, / Denn Graun vor ihnen war auf sie gefallen. Er spannte Gewölk als Decke aus, / Und Feuer gab ihnen zur Nachtzeit Licht. Ein Hinweis auf die Wolken- und Feuersäule (2. Mos. 13,21). Er Mose. bat: da ließ Gott Wachteln kommen / Und sättigte sie mit Himmelsbrot. 2. Mos. 16. Einen Fels tat er auf: da floß Wasser heraus; / Es rann wie ein Strom durch die Steppe. 2. Mos. 17,6. Denn er dachte seines heiligen Worts / Und Abrahams, seines Knechts. Drum ließ er sein Volk mit Freuden ausziehn, / Seine Auserwählten mit Jubel. Er gab ihnen Länder der Heiden; / Was Völker erworben, das erbten sie. Denn sie sollten seine Gesetze befolgen / Und seinen Lehren gehorsam sein. / Lobt Jah! Mit Ps. 105 ist zu vergleichen Ps. 78,1-15 und 1. Chron. 16,8-22. In bezug auf den letzten Abschnitt s. d. Anm. zu Ps. 96,1. - Übersicht über Ps. 105: 1) V.1-6: Aufruf zum Lobpreis Gottes. 2) V.7-12: Gottes Bundestreue ist unveränderlich; er hält seine Verheißung fest: Kanaan ist Israels Erbland. 3) V.13-15: Die Wanderungen der Erzväter in Kanaan. 4) V.16-25: Die Geschichte Josefs und die Übersiedlung des Hauses Jakobs nach Ägypten. 5) V.26-36: Israel in Ägypten und die ägyptischen Plagen. 6) V.37-41: Der Auszug Israels aus Ägypten und die Wüstenwanderung. 7) V.42-45: Erinnerung an Gottes Bundestreue und eine Mahnung an Israel, Gott treu zu dienen. Israels Sünde und Gottes Erbarmen Lobet Jah! / Danket Jahwe, denn er ist gütig; / Ewig währet ja seine Huld. Wer kann gebührend von Jahwes Taten reden / Und all seinen Ruhm erschöpfend verkünden? Heil denen, die das Gesetz befolgen, / Die Gerechtigkeit üben zu jeder Zeit! Gedenke mein, o Jahwe! / Auch mir schenk die Huld, die dein Volk erfährt! / Auch mich sieh an, wenn du ihm hilfst! Dann schau ich mit Lust deiner Erwählten Glück, / Dann teil ich die Freude deines Volks / Und darf mich rühmen mit deinem Erbe. D.h. mit deinem auserwählten Volk Israel. - In V.4 und 5 bittet der Dichter für sich selbst; er sehnt sich danach, als Glied des Volkes Gottes auch Anteil an dem Segen zu empfangen, den Gott seinem Volk schenkt. Wir haben gesündigt gleich unsern Vätern, / Haben gottlos gehandelt, gefrevelt. Vgl. Dan. 9,4ff.; Neh. 9,16ff. Unsre Väter in Ägypten achteten nicht deiner Wunder, / Gedachten nicht deiner Gnadenfülle, / Sondern waren widerspenstig am Meer, am Schilfmeer. 2. Mos. 14,10ff. Er aber rettete sie um seines Namens willen, / Um seine Macht zu beweisen. Er schalt das Schilfmeer, da ward es trocken. / In den Fluten ließ er sie ziehn wie auf blachem Feld. So befreite er sie aus des Hassers Hand / Und erlöste sie aus des Feindes Gewalt. Die Wasser bedeckten ihre Bedränger: / Nicht einer von ihnen blieb übrig. Da vertrauten sie auf seine Worte, / Sie sangen seinen Ruhm. 2. Mose 15. Doch schnell vergaßen sie seine Taten, / Warteten nicht, daß sein Rat sich erfülle. Sie warteten nicht geduldig auf das, was Gott mit ihnen vorhatte, sondern sie griffen Gottes gnädigem Rat mit ihrer Lüsternheit vor (V.14). Sondern lüstern wurden sie in der Wüste / Und versuchten Gott in der Öde. 4. Mos. 11,4-6. Da erfüllte er wohl ihr Verlangen, / Aber dann sandte er ihnen Krankheit zu. 4. Mos. 11,30-35. Sie waren auch neidisch auf Mose im Lager, / Auf Aaron, Jahwes Geweihten. 4. Mos. 16. Da tat sich die Erde auf: sie verschlang Datan / Und bedeckte die Rotte Abirams. Feuer ergriff ihre Rotte, / Die Flamme verzehrte die Frevler. Sie machten ein Kalb am Horeb / Und beteten dann dies Gußbild an. 2. Mos. 32. Ihres Gottes Herrlichkeit gaben sie hin / Für das Bild eines Stieres, der Gras frißt. Sie hatten Gott, ihren Retter, vergessen, / Der Großes getan in Ägypten, Wunder im Lande Hams Ps. 105,23., / Erstaunliche Dinge am Schilfmeer. Er wollte sie schon vertilgen: / Doch da trat Mose, sein Auserwählter, vor ihm in den Riß Mose deckte gleichsam die Bresche, indem er sich hinstellte, um sein eigenes Leben zum Opfer zu bringen. 2. Mos. 32,30-34; 5. Mos. 9,18f.; 10,10., / Um seine Zornglut abzuwenden, / Daß er sie nicht verderbe. Sie verschmähten das köstliche Land Kanaan., / Sie trauten seiner Verheißung nicht 4. Mos. 14,2-4., Sondern murrten in ihren Zelten, / Gehorchten nicht Jahwes Stimme. Da hub er auf seine Hand und schwur 4. Mos. 14,21ff., / Sie niederzuschlagen in der Wüste, Ihre Nachkommen unter die Völker zu werfen, / Sie zu zerstreuen in die Länder. Sie hängten sich an den Baal Peôr 4. Mos. 25,3. / Und aßen Opfer für Tote. Die Götzenopfer heißen Totenopfer, weil die Götzen tot sind im Gegensatz zu dem lebendigen Gott. So reizten sie ihn mit ihrem Tun. / Da riß unter ihnen ein Sterben ein. Nun aber trat Pinehas auf und hielt Gericht: / Da ward der Plage Einhalt getan. 4. Mos. 25,5-11. Das ward ihm gerechnet zur Gerechtigkeit / Für alle Geschlechter, für immer. 4. Mos. 25,12-13. Vgl. 1. Mos. 15,6. Sie erzürnten ihn weiter am Haderwasser, / Und übel ging's Mose um ihretwillen. 4. Mos. 20,2-13. Denn sie Die Israeliten. hatten seinem Geist Gottes Geist. widerstrebt, / So daß ihm unbedachte Worte entfuhren. 4. Mos. 20,10-12; 5. Mos. 1,37. Sie vertilgten auch nicht die Völker, / Wie ihnen Jahwe geboten hatte. 2. Mos. 34,11-13; 5. Mos. 7,1-2; 12,2-3; Richt. 1,28. Sondern sie ließen sich ein mit den Heiden / Und nahmen an ihrem Treiben teil: Sie dienten ihren Götzen, / Die wurden ihnen zum Fallstrick. Sie opferten ihre Söhne / Und ihre Töchter den bösen Geistern. 5. Mos. 32,17. So vergossen sie schuldlos Blut, / Das Blut ihrer Söhne und Töchter, / Die sie opferten Kanaans Götzen, / Daß das Land durch Blutschuld entweiht ward. 5. Mos. 12,31; 18,10. So wurden sie unrein durch ihr Tun / Und fielen von Gott durch ihr Treiben ab. 2. Mos. 34,15-16. Da entbrannte Jahwes Zorn wider sein Volk, / Er fühlte Abscheu gegen sein Erbe. Drum gab er sie in der Heiden Hand, / Daß ihre Hasser über sie herrschten. Richt. 2,14. Ihre Feinde bedrängten sie, / Sie mußten sich beugen ihrer Gewalt. Oftmals zwar befreite er sie, / Doch in Eigensinn lehnten sie sich auf: / Drum gingen sie unter in ihrer Schuld. Er aber sah gnädig auf ihre Not, / Als er ihr lautes Schrein vernahm. Da gedachte er ihnen Zu ihrem Heil. an seinen Bund / Und hatte Mitleid in großer Huld. Er ließ sie Erbarmen finden / Bei allen, die sie ins Elend In die Gefangenschaft. geführt. Dieser Vers weist auf eine Zeit, wo die Weltmacht den Juden schon günstiger gesinnt war. Wir haben hier wohl an die Zeit des Perserkönigs Cyrus zu denken, der die Rückkehr der Juden nach Kanaan veranlaßte (Esra 1). Hilf uns, Jahwe, unser Gott, / Und sammle uns aus den Heiden! Eine Bitte um die Heimkehr aller noch unter den Heiden zerstreuten Juden nach Kanaan. / Dann wollen wir danken deinem heiligen Namen, / Uns glücklich preisen, dich zu loben. Mit Ps. 106 beginnt die Reihe der Hallelujah-Psalmen, d.h. der Psalmen, die die Aufforderung "Hallelûjah" (Lobet Jah) als Anfang und Überschrift haben. Es sind außer Ps. 106 noch die Psalmen 111-113; 117; 135; 146-150. - Mit Ps. 106,47-48 vgl. 1. Chron. 16,34-36 und den zweiten Teil der Anm. zu Ps. 96,1. Ps. 106 beschäftigt sich ebenso wie die Psalmen 78 und 105 mit der Geschichte der israelitischen Vorzeit. Aber dabei besteht zwischen den drei Psalmen ein Unterschied: in Ps. 78 herrscht dabei die Belehrung vor, in Ps. 105 die Danksagung und in Ps. 106 die Bußgesinnung. Ps. 106 ist ein gottesdienstliches Bußgebet, das vielleicht noch in der babylonischen Gefangenschaft entstanden ist. Gepriesen sei Jahwe, Israels Gott, / Von Ewigkeit zu Ewigkeit! / Und alles Volk spreche: / "Ja wahrlich! Lobt Jah!" V.48 gehört nicht mehr zu Ps. 106. Er schließt vielmehr als Lobpreisung das vierte Buch des Psalters. Das fünfte Buch des Psalters Psalm 107-150 Ein Danklied der aus großer Not Erlösten "Danket Jahwe, denn er ist gütig; / Ewig währt ja seine Huld!" So sollen sprechen Jahwes Erlöste, / Die er erlöst hat aus Feindeshand, Und die er gesammelt aus vielen Landen: / Von Ost und West, von Nord und Süd. Sie irrten vom Weg in der Wüste und Öde, / Eine Stadt als Wohnsitz fanden sie nicht. Sie litten Hunger und Durst: / Ihre Seele verzagte in ihnen. Da schrien sie zu Jahwe in ihrer Not: / Der riß sie heraus aus ihren Ängsten. Er führte sie auf ebnem Weg, / Daß sie kamen in eine wohnliche Stadt. Nun sollen sie Jahwe danken für seine Huld / Und für seine Wunder zum Segen der Menschen. Er hat ja die lechzende Seele gesättigt / Und die hungrige Seele mit Gutem gefüllt. Sie wohnten in Dunkel und Todesschatten, / Gefangen in Elend und Eisenbanden. Vgl. Hiob 36,8. - Die Verbannung in Babel glich einem großen Gefängnis. Denn sie hatten Jahwes Worten getrotzt / Und den Rat des Höchsten verachtet. Drum beugte er auch durch Mühsal ihr Herz: / Nun sanken sie hin ohne Helfer. Da schrien sie zu Jahwe in ihrer Not: / Der machte sie frei aus ihren Ängsten. Er ließ sie aus Dunkel und Todesschatten, / Und ihre Fesseln zersprengte er. Nun sollen sie Jahwe danken für seine Huld / Und für seine Wunder zum Segen der Menschen. Denn er hat zerbrochen Türen von Erz / Und eiserne Riegel zerschlagen. Gottlose mußten ob sündigen Wandels / Und ob Übertretungen leiden: Jegliche Speise verabscheuten sie Sie waren so krank, daß ihnen keine Speise mehr schmeckte., / Und sie waren schon nahe den Pforten des Todes. Da schrien sie zu Jahwe in ihrer Not / Der machte sie frei aus ihren Ängsten. Er sandte sein Wort und heilte sie Das Wort Gottes erscheint hier gleichsam persönlich, als Bringer des göttlichen Segens: ein Hinweis auf das Wort, das in der Zeiten Fülle Fleisch wurde (Joh. 1,14). / Und ließ sie entrinnen aus ihren Gruben. Aus den tiefen Leiden, in die sie versenkt waren. Nun sollen sie Jahwe danken für seine Huld / Und für seine Wunder zum Segen der Menschen. Sie sollen bringen Opfer des Danks, / Seine Taten erzählen mit Jubel. Die mit Schiffen das Meer befuhren, / Ihren Handel trieben in großen Gewässern, Sie Sie hauptsächlich, sie vor allem. haben Jahwes Werk geschaut / Und seine Wunder im Meeresstrudel. Auf sein Wort brauste ein Sturmwind daher, / Der türmte empor die Wogen des Meers. Sie Die Seeleute. stiegen himmelan, bald fuhren sie in die Tiefe: / Ihre Seel verging in Weh. Sie schwankten und wankten wie Trunkne, / Und all ihre Weisheit war dahin. In V.26 und 27 wird die Seekrankheit geschildert. Da schrien sie zu Jahwe in ihrer Not, / Der führte sie aus ihren Ängsten. Er dämpfte den Sturm zum Säuseln, / Und stille schwiegen des Meeres Wogen. Da wurden sie froh, daß es ruhig geworden Daß die Meereswogen sich besänftigt hatten.; / Er führte sie dann zum ersehnten Hafen. Nun sollen sie Jahwe danken für seine Huld / Und für seine Wunder zum Segen der Menschen. Ja sie sollen ihn preisen in der Gemeinde Wohl im Tempel. / Und im Ältestenrate Wohl auf dem Platz der öffentlichen Versammlung am Tor (Rut 4,1-2). ihn loben. Er Gott. machte auch Ströme zur Wüste / Und Wasserquellen zu dürrem Land, Fruchtbares Feld zur salzigen Steppe / Wegen der Bosheit seiner Bewohner. Hier kann man an Sodom und Gomorra denken (1. Mos. 19,24-25). Er wandelte Wüsten in Wasserteiche / Und dürres Land in Wasserquellen. Dort machte er Hungrige seßhaft: / Sie bauten sich eine Wohnstadt. Sie besäten Äcker, pflanzten Weingärten / Und gewannen Ertrag an Frucht. Gott segnete sie: sie mehrten sich sehr, / Auch ihr Vieh ließ sich nicht vermindern. Doch manchmal nahmen sie ab und sanken dahin / Durch den Druck von Unglück und Kummer. Aber er, "der auf Fürsten Verachtung gießt / Und in wegloser Öde sie irren läßt" - V. 40 stammt aus Hiob 12,21a und 24b. Er hob die Armen aus Elend hervor / Und mehrte ihre Sippen wie Herden. Machte sie so zahlreich wie Herden. Gott brachte sein Volk nach Zeiten des Unglücks und Niedergangs immer wieder zu Glück und Aufstieg. Das zeigte sich auch besonders nach der babylonischen Gefangenschaft. Redliche sollen das sehn mit Freuden, / Doch alle Frevler müssen verstummen. Wer weise ist, der beachte dies / Und verstehe die Gnaden Jahwes! Ps. 107 scheint nach der Rückkehr der Juden aus Babel entstanden zu sein. Er ist wahrscheinlich bei einem großen Dankfest gesungen worden. In dem Psalm wird geschildert, wie Gott die Menschen aus mancherlei Nöten und Gefahren errettet: aus drückender Gefangenschaft, wohl im Andenken an die Verbannung in Babel (V.10-16), aus lebensgefährlicher Krankheit (V.17-22), aus den Schrecken einer Seefahrt (V.23-32). Darauf wird ausgeführt, wie Gott ein verwüstetes Land wiederherstellt, während er die Mächtigen der Erde demütigt. Hier ist jedenfalls zu denken an die Wiederbesiedlung Palästinas nach der Rückkehr der Juden aus Babel, als das babylonische Weltreich durch den Perserkönig Cyrus vernichtet worden war. Anderseits aber ist der ganze Psalm so allgemein gehalten, daß er als ein Danklied des Volkes zu allen Zeiten benutzt werden konnte. Dank und Bitte Ein Psalmlied Davids. Ps. 108 ist, vielleicht zum gottesdienstlichen Gebrauch, mit kleinen Veränderungen aus zwei ganz verschiedenen Stücken zusammengesetzt: V.2-6 ist entnommen aus Ps. 57,8-12, und V.7-14 aus Ps. 60,7-14. Der Psalm wird David zugeschrieben, weil er aus zwei davidischen Dichtungen stammt. Daß aber David selbst aus zweien seiner Lieder ein drittes gebildet habe, ist schwerlich anzunehmen. Die Erläuterungen zu Ps. 108 wolle man unter Ps. 57 und 60 nachlesen. Mein Herz ist getrost, Elohim. / Ich will singen und spielen, / Ja, das soll meine Seele! Wach auf, du Harfe und Zither! / Wecken will ich das Morgenrot. Unter Völkern, Adonái, will ich dich preisen, / Dir singen unter den Leuten. Denn groß bis über die Himmel hinaus ist deine Gnade, / Bis zu den Wolken reicht deine Treu. Elohim, erheb dich über die Himmel, / Deine Herrlichkeit über alle Welt! Damit deine Lieben gerettet werden, / So hilf denn mit deiner Rechten und hör uns! Elohim hat mir verheißen bei seinem heiligen Namen: / Frohlocken soll ich, austeilen Sichem / Und vermessen das Tal Sukkot. Mein ist Gilead und mein Manasse, / Efraim schützt mein Haupt als Helm, / Juda ist mein Herrscherstab. Moab ist mein Waschbecken, / Auf Edom werf ich meinen Schuh. / Über Philistäa werd ich (als Sieger) jauchzen." Wer bringt mich hinein in die feste Stadt? / Wer führt mich hin nach Edom? Du, Elohim, du hast uns verworfen; / Du zogst nicht aus, Elohim, mit unsern Heeren. O schaff uns Beistand gegen den Feind! / Denn nichtig ist Menschenhilfe. Mit Elohim verrichten wir Heldentaten. / Er wird unsre Feinde zertreten. Das Gebet eines Verfolgten Dem Sangmeister. Ein Psalm Davids. / Gott, dem mein Loblied gilt, schweige doch nicht! Denn der Frevler und Lügner Mund / Hat sich wider mich aufgetan, / Zu mir geredet mit falscher Zunge. Mich haben Worte des Hasses umschwirrt / Und grundlos gegen mich Krieg geführt: Mit Feindschaft lohnten sie meine Liebe - / Doch ich habe stets für sie gebetet. Wörtlich: "Ich aber war Gebet." Sie haben mir Böses für Gutes erwiesen / Und für meine Liebe Haß. Bestell einen Frevler wider ihn Hier hat der Psalmist unter seinen Feinden einen besonders im Auge, jedenfalls seinen Hauptwidersacher. Er bittet Gott, er möge gegen diesen seinen größten Feind einen anderen Frevler oder Gottlosen als Feind erwecken, so daß der eine Frevler den anderen verderbe., / Ein Verkläger steh ihm zur Rechten! Der Verkläger stand zur Rechten des Angeklagten (Sach. 3,1). Kommt er vor Gericht, so werd er als schuldig verurteilt, / Sein Gebet sogar - es werde zur Sünde! Wenn der Verurteilte mit unbußfertigem Herzen betet, so kommt er dadurch aufs neue unter Gottes Gericht. Seiner Tage sollen nur wenig sein Er soll frühzeitig sterben und dadurch auch aus seinem Amt gerissen werden., / Sein Amt soll ein andrer empfangen. Gemeint ist das Amt eines Aufsichtsführenden, eines Vorstehers. Dieser Hauptfeind des Psalmisten muß also eine wichtige Stelle bekleidet haben. Seine Kinder sollen Waisen werden / Und sein Weib eine Witwe. Seine Kinder sollen als Bettler unstet wandern, / (Brot) suchen fern von den Trümmern (des Vaterhauses). Sein Gläubiger lege auf seinen Besitz Beschlag, / Und Fremde sollen ihm seine Habe rauben. Nicht einer bewahre ihm Liebe, / Niemand erbarme sich seiner Waisen! Sein Nachwuchs sei zum Vertilgen bestimmt, / Schon im andern Geschlecht erlösche sein Name! Seiner Väter Schuld möge Jahwe gedenken, / Ungetilgt bleibe seiner Mutter Sünde! Vgl. 2. Mos. 20,5. Sondern immer seien sie Die Väter oder Vorfahren des Hauptfeindes des Psalmisten. Jahwe vor Augen; / Der tilg ihr Gedächtnis aus dem Lande, Weil er Des Psalmisten Hauptfeind. nicht gedachte, Erbarmen zu üben, / Sondern den verfolgte, der elend und arm, / Ja den Verzagten zu morden suchte. So hat er den Fluch geliebt: der treffe ihn nun! / Den Segen begehrte er nicht: der bleibe ihm fern! Drum zog er den Fluch an wie sein Kleid: / Der dringe nun wie ein Wasser in ihn / Und gehe wie Öl in seine Gebeine! Mit Öl wird eingerieben; der Fluch soll also tief eindringen. Wie ein Kleid sei er Der Fluch. ihm, in das er sich hüllt, / Wie ein Gurt, mit dem er sich ständig gürtet. So lohne Jahwe meinen Verklägern / Und denen, die Böses wider mich reden. Du aber, Jahwe Adonái, / Wirke mit mir D.h. wirke in Gemeinschaft mit mir, gleichsam als mein Bundesgenosse (so mit Ed. König). um deines Namens willen! / Rette du mich, weil deine Huld so herrlich ist! Denn ich bin elend und arm, / Und mein Herz ist in mir verwundet. Wie ein Schatten, wenn er sich dehnt Am Ende des Tages dehnen sich die Schatten, d.h. sie werden länger., so bin ich vergangen So schwindet mein Leben dahin., / Gleich Heuschrecken bin ich hinweggescheucht. Die Heuschrecken werden durch den Wind hinweggetrieben und ins Meer geworfen (Joel 2,20). Meine Knie schlottern vom Fasten, / Mein Fleisch ist verfallen und mager. Den Leuten bin ich zum Hohn geworden, / Sie schütteln den Kopf Zum Zeichen des Spottes., sooft sie mich sehn. Hilf du mir, Jahwe, mein Gott, / Rette du mich nach deiner Huld! Dann werden die Leute erkennen, daß dies deine Hand, / Daß du, o Jahwe, es hast getan. Gottes "Hand" oder Wirken steht im Gegensatz zu allem sogenannten Zufall oder Menschenwerk. Die Leute in der Umgebung des Psalmisten werden endlich klar erkennen, daß Gott ihm wie einst dem Hiob sein Leiden nur für eine Zeitlang zu seiner Prüfung und Läuterung auferlegt hat. Den Fluch und die Feindschaft der Menschen wird Gott für den Psalmisten schließlich in Segen und Freude wandeln. Fluchen sie, so wollest du segnen. / Erheben sie sich, so laß sie zuschanden werden, / Während dein Knecht sich freuen darf. Laß meine Verkläger sich kleiden in Schmach / Und Schande anziehn wie ein Gewand! Ich will Jahwe laut danken mit meinem Munde, / Inmitten vieler ihn loben. Denn er tritt dem Armen zur Rechten Zur Rechten des Armen und Leidenden steht ja auch der Verkläger, der Satan (V.6). Indem nun aber auch Gott zur Rechten des Verfolgten tritt, entreißt er ihn den Händen seiner Peiniger., / Um ihn zu retten vor denen, / Die ihn verurteilen wollen. Es folge hier noch ein kurzes Schlußwort über Ps. 109. Wir sehen: der Psalmist wird heftig verfolgt. Man sucht ihn durch Lüge und Verleumdung mit Hilfe ungerechter Richter zu verurteilen, ja zu töten. Unter seinen Feinden tritt einer besonders hervor. Ist dieser Feind, wenn der Psalm von David stammt, vielleicht der Verräter Doeg oder der andere Verräter Ahitofel (1. Sam. 22,6ff.; 2. Sam. 15,12.31; 16,20-23; 17,23)? Bestimmtes läßt sich nicht sagen. In seiner traurigen Lage bittet nun der Psalmist, Gott möge seinen Feinden, namentlich dem einen Hauptwidersacher, nach ihren Missetaten vergelten. Der Geist, in dem der Dichter hier redet, ist der Geist vom Sinai, der Geist Elias, der in den Genossen des Neuen Bundes nicht mehr walten soll (Luk. 9,55; s. auch das in der Einleitung über die sogenannten Rachepsalmen Gesagte). Anderseits aber ist festzuhalten, daß bei den Frommen des Alten Bundes die Bitte um Wiedervergeltung des ihnen zugefügten Bösen und um die Bestrafung der Gottlosen aus dem Eifer für Gottes Ehre hervorgeht. So sind auch die Drohungen in unserem Psalm kein Ausfluß fleischlicher Rachsucht, sondern sie weisen prophetisch hin auf das schreckliche Los, das alle unbußfertigen Feinde Gottes endlich treffen wird. In diesem Sinne hat sich auch das in Ps. 109 angekündigte Verderben an einem Verräter erfüllt, dessen Tat ungleich furchtbarer war als die der beiden Verräter Doeg und Ahitofel: es hat sich erfüllt an Judas, dem Verräter Jesu, auf den deshalb auch in Apg. 1,20 der 8. Vers unseres Psalms durch Petrus gedeutet wird. Judas wurde durch seine entsetzliche Sünde der "Verlorne", der Sohn des Verderbers, der Unglückselige, der dem ewigen Verderben verfallen ist (Joh. 17,12). "Der Verlorne" wird außer Judas im Neuen Testament nur noch einer genannt: der Antichrist (2. Thess. 2,3). An ihm, dem größten Feind Christi, wird sich der Ps. 109 ausgesprochene prophetische Fluch auch am furchtbarsten erfüllen (vgl. Offb. 19,20). Der wahre Melchisedek Ein Psalm Davids. Aus Matth. 22,41-46; Mark. 12,35-37 und Luk. 20,41-44 geht mit aller Klarheit ein Zweifaches hervor: 1. Jesus erkennt Ps. 110 als davidisch an und deutet ihn auf den Messias. 2. Auch die Pharisäer stimmen diesen beiden Behauptungen Jesu zu; denn andernfalls hätten sie sicher Widerspruch dagegen erhoben und sich nicht in Schweigen gehüllt. / Gesprochen hat Jahwe zu meinem Herrn David macht hier einen göttlichen Ausspruch kund, der entweder unmittelbar durch den Heiligen Geist oder mittelbar, vielleicht durch den Propheten Natan, an ihn ergangen war. Es ist ein Ausspruch, den Gott an Davids "Herrn" gerichtet hat. Davids Herr ist kein anderer als der Messias. Der Messias ist Davids Sohn, weil er seiner Menschheit nach aus Davids Geschlecht stammt; er ist Davids Herr, weil er nach seiner Gottheit himmelhoch über David steht, so daß ihm David anbetend huldigen muß.: / Setz dich zu meiner Rechten, / bis ich deine Feinde gemacht / Zum Schemel für deine Füße. Wie Jesus selbst Ps. 110,1 auf sich gedeutet hat, so bezieht auch Petrus in seiner Pfingstpredigt diese Worte auf den Messias und weist darauf hin, daß Jesus von Nazaret durch seine Himmelfahrt auf den Thron Gottes erhöht worden ist (Apg. 2,32-35). Ebenso wird in Hebr. 1,13; 10,12-13 dieser erste Vers in Ps. 110 auf Christus gedeutet, der sich nach vollbrachtem Versöhnungsopfer für immer zur Rechten Gottes gesetzt hat und seitdem darauf wartet, daß seine Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt werden. Wenn endlich Paulus 1. Kor. 15,25 schreibt, daß Christus so lange als König herrschen muß, bis er seinen Fuß auf den Nacken aller seiner Feinde gesetzt hat, so ist dies ein unzweideutiger Hinweis auf Ps. 110,1. Es mögen nun zu diesem Vers noch einige Bemerkungen für die Worterklärungen folgen. Wer zur Rechten Gottes sitzt, der hat teil an Gottes Macht und Herrlichkeit. So ist Christus durch seine Auferstehung und Himmelfahrt als wahrhaftiger Mensch zu der Fülle der göttlichen Macht und Herrlichkeit erhoben worden (vgl. Matth. 28,18; Röm. 1,4; Eph. 1,20-21; Phil. 2,9-11; 1. Petr. 3,22; Offb. 5,12-14). Die Feinde zum Schemel für jemandes Füße machen heißt: die Feinde ihm völlig unterwerfen. Dem besiegten Feind setzte der Sieger zum Zeichen seiner Oberhoheit den Fuß auf den Nacken (Jos. 10,24). In den Tell Amarna-Briefen schreibt ein Statthalter an seinen Oberherrn, den König von Ägypten, um 1400 v.Chr.: "Siehe, ich bin der Schemel der Füße des Königs, meines Herrn." Das Wort "Bis" ("bis ich deine Feinde ... gemacht habe") schließt die Zeit nach dem erlangten Sieg mit ein (vgl. zu dem Ausdruck 1. Mos. 49,10). Mit Ps. 110,1 ist zu vergleichen Ps. 2,7 mit meinen Bemerkungen am Schluß des 2. Psalm. Den Herrscherstab deiner Macht wird Jahwe drum / Ausstrecken von Zion her: / Herrsche nun unter deinen Feinden!" Aus dem göttlichen Spruch in V.1 folgt nun das in V.2 Gesagte. Zion ist der Herrschersitz des messianischen Königs (Ps. 2,6). Das Zepter, der "Herrscherstab", ist das Sinnbild der ihm von Gott verliehenen "Macht". Diesen Herrscherstab wird Gott von Zion her weithin ausstrecken; wie weit, das sagen z.B. Ps. 72,8-11; Sach. 9,10. Die Worte am Schluß von V.2 richtet Gott an den messianischen König. Wenn ihm Gott auch alle seine Feinde unterwerfen wird, so soll er doch unter ihnen und über sie die Herrschaft führen (Ps. 2,8-9). Um aber inmitten seiner Feinde siegreich zu herrschen, bedarf der König eines opferwilligen Volkes und Heeres. Davon spricht nun V.3. Dein Volk wird auch opferwillig dir folgen / An dem Tage, da du dein Heer zum Kampfe rufst. Das Volk folgt seinem König opferwillig; wörtlich: "es ist Freiwilligkeiten", d.h. es ist ganz und gar freudige Willigkeit; es stellt alles, was es ist und hat, in des Königs Dienst. Es ist also kein Söldnerheer, das der König zum Kampf aufbietet, sondern ein Heer von freiwilligen Streitern, die ihm Treue halten bis in den Tod. / In heiligem Schmuck / Strömt dir deine junge Mannschaft zu / Wie Tau aus dem Schoße des Frührots. In der zweiten Hälfte von V.3 wird nun das Heer des Königs noch näher beschrieben. Es ist eine jugendliche Streiterschar, die sich dem König freiwillig zur Verfügung stellt. Sie wird mit dem Tau verglichen wegen ihrer Jugendfrische und großen Zahl. Sie erscheint auch "in heiligem Schmuck". Hier ist ein priesterlicher Schmuck gemeint. Denn der König, dem das Heer folgt, ist auch zugleich Priester, wie in V.4 gesagt wird, und seine Streiter nehmen teil an seiner priesterlichen Würde wie an seiner königlichen (vgl. 1. Petr. 2,9; Offb. 1,6; 5,10; 20,6). Geschworen hat Jahwe, nicht wird es ihn reun: / "Du sollst ein Priester auf ewig sein / Nach Melchisedeks Weise." Melchisedek, der König von Salem, d.h. Jerusalem, war zugleich ein Priester Gottes (1. Mos. 14,18-20). Ebenso ist Christus, der himmlische König, zugleich auch der ewige Hohepriester. Gott hat ihn nach Hebr. 5,5-10 bei seiner Himmelfahrt als Hohepriester nach der Weise Melchisedeks feierlich eingesetzt, und darüber wird dann von Hebr. 7,1 ab ausführlich geredet. Ps. 110 ist also für den ganzen Hebräerbrief von entscheidender Bedeutung. Die ganze wichtige Belehrung über Christi himmlisches Hohepriestertum gründet sich auf diesen Psalm. - Christus allein ist würdig, die Königskrone und die Priesterkrone (vgl. Sach. 6,9-13) zugleich zu tragen. In der christlichen Kirche widerspricht es aber dem Willen Gottes, wenn ein Priester das Königtum, d.h. weltliche Macht, oder ein König das Priestertum, d.h. geistliche Macht, an sich reißt. Die beiden Gewalten sollen getrennt bleiben. Christus und kein anderer ist der wahre Melchisedek. Er gibt seiner Kirche zwar jetzt schon Anteil an seinem Priestertum (s. z.B. 1. Petr. 2,9), aber Anteil an seiner königlichen Herrschaft schenkt er ihr erst in der zukünftigen Welt (s. z.B. Offb. 5,10; 20,6). Adonái, der dir helfend zur Rechten steht Vgl. Ps. 109,31., / Wird Könige niederwerfen / Am Tage seines Zorns. Vgl. Ps. 2,10-12; Offb. 6,15-17; 16,12-16; 17,12-14. Er richtet einst inmitten der Völker Er wird unter den Völkern seine Königsmacht beweisen, indem er das Strafgericht an seinen Feinden übt. Was dabei geschehen wird, sagen dann die folgenden Worte.: / Er wird von Leichen umgeben sein Vgl. Jes. 63,1-6., / Zerschmettern wird er das Haupt über weites Land. Das Haupt (Oberhaupt) oder der Herrscher über ein weites Land oder großes Gebiet ist in der endgeschichtlichen Erfüllung dieser Worte der Antichrist, der letzte und furchtbarste Weltherrscher. Über den Endkampf zwischen Christus und Antichristus s. Offb. 19,11-21; 2. Thess. 2,3-8. Aus dem Bache am Wege wird er trinken. / Drum hebt er (siegreich) das Haupt empor. Der König wird bei der Verfolgung seiner Feinde nicht ermatten. Er gleicht jenen Helden Gideons, die sich in ihrem Kampfeseifer gar nicht erst zum Trinken bückten, sondern das Wasser aus einem vorbeifließenden Bach mit der Hand zum Trinken schöpften (Richt. 7,4-6). - Weil der messianische König so rastlos sein Werk verrichtet, kann er auch endlich als Sieger sein Haupt erheben und die ihm verheißene Herrschaft empfangen (vgl. z.B. Phil. 2,8-11). Ein Danklied für Gottes mannigfaltige Segenstaten Lobet Jah! In diesem sechsten der neun alphabetischen Psalmen beginnt jede Zeile mit einem aufeinanderfolgenden Buchstaben des hebräischen Alphabets. Um dies im Deutschen wiederzugeben, mußte ich verschiedene Stellen des Psalms frei übersetzen; dabei blieb jedoch der Sinn des Grundtextes gewahrt. / Auf! Jahwe will ich preisen mit ganzem Herzen / Beisammen mit Redlichen und der Gemeinde. Im Tempel. Groß sind die Werke Jahwes, / Durchforschenswert für alle, die daran Gefallen finden. Hoheit und Glanz offenbart sein Tun. / Währt seine Gerechtigkeit nicht ewig? Seiner Wunder Gedächtnis hat er gestiftet. Namentlich durch die Einsetzung des Passafestes zum Andenken an die wunderbare Errettung aus Ägypten. / Gnädig Im Deutschen gibt es kein Ch im Anlaut; ich setze dafür das G. und voll Erbarmen ist Jahwe. Treu hat er Speise den Seinen Wörtlich: "denen, die ihn fürchten". gegeben Vielleicht ein Hinweis auf die wunderbare Spendung von Speise und Trank während der Wüstenwanderung.; / Ja, immer gedachte er seines Bunds. Kraftvolle Werke tat er seinem Volke kund Besonders bei dem Auszug aus Ägypten, in der Wüste und bei der Einnahme Kanaans., / Ließ sie besitzen der Heiden Erbe. Ein Hinweis auf die Eroberung Kanaans. Machttaten seiner Hände sind Treue und Recht Gott führt Treue (Wahrheit) und Recht zum Sieg., / Nimmer täuschen all seine Befehle. Sie sind durchaus zuverlässig. Sie Gottes Befehle. bleiben fest für immer und ewig, / Auf Treue und Geradheit sind sie gegründet. Gott hält seinen Bund in aufrichtiger Treue fest. Freiheit sandte er seinem Volk Indem er es aus Ägypten führte.; / Zu seinem Bund rief er es für immer. Bei der Gesetzgebung am Sinai. / Kann sein Name wohl anders als heilig sein und ehrfurchtgebietend? Rechter Weisheit Anfang D.h. die Quelle aller wahren Weisheit. ist Furcht vor Jahwe. / Sie, die sie üben Die die Gottesfurcht durch Gehorsam betätigen., zeigen treffliche Einsicht, / Tragen dauerndes Lob davon Diese Zeile wird auch übersetzt: "Sein (d.h. Gottes) Lob (oder Ruhm) besteht dauernd.". Des Frommen Glückseligkeit Auf den kommt Heil, der Jahwe fürchtet Von diesem alphabetischen Psalm gilt dasselbe wie von dem vorangehenden, s. d. Anm. zu Ps. 111,1., / Bei seinen Geboten mit Freuden beharrt. Gewaltig Dasselbe Wort wird im Hebräischen 1. Mos. 10,8 von Nimrod gebraucht. im Lande wird sein sein Geschlecht: / Die Redlichen sollen gesegnet werden. Habe in Fülle, ja Reichtum wird bergen sein Haus Das Haus dessen, der in Redlichkeit Gott fürchtet., / Währt seine Gerechtigkeit nicht ewig? Er wird stets zu der Gemeinde der Gerechten gehören. Stets strahlt den Frommen im Dunkel Licht D.h. Glück, Heil und Segen von Gott., / Gnädig, barmherzig, gerecht ist er. Der Fromme und Gerechte. Der Fromme soll auf Erden gleichsam Gottes Eigenschaften offenbaren. Trefflich der Mann, der spendet und leiht, / Ja, der seine Sache nur stützt auf Recht. Der also vor Gericht nichts mit ungerechten Mitteln erreichen will. Kann dessen Glück wohl jemals wanken? / Lebt nicht auf immer des Gerechten Gedächtnis? Spr. Sal. 10,7. Mitnichten fürchtet er Der Gerechte. Unglückskunde; / Nie wankt ja sein Herz, weil er Jahwe vertraut. Deshalb macht ihn auch keine Unglücksbotschaft mutlos. Sicher gestützt ist sein Herz Weil er mit festem Gottvertrauen erfüllt ist., er fürchtet sich nicht: / Auf seine Bedränger sieht er mit Ruhe. Freudig und reichlich gibt er den Armen; / Zu aller Zeit steht seine Gerechtigkeit fest. Vgl. V.3b. Siehe auch 2. Kor. 9,9. / Kraftvoll wird er dastehn und geehrt. Wörtlich: "Sein Horn (das Horn ist ein Bild der Kraft) wird in Ehren emporragen." Recht mit Unmut wird das der Frevler sehn, / Scheelsüchtig mit seinen Zähnen knirschend wird er vor Neid vergehn. Weil es ihm nicht gelungen ist, den Frommen zu vernichten, sondern er nun im Gegenteil noch sehen muß, wie es diesem wohl geht. / Traun, was die Gottlosen wünschen, erfüllt sich nimmer. Gottes Erbarmen gegen die Schwachen und Verachteten Lobet Jah! / Lobet, ihr Knechte Jahwes. / Lobet den Namen Jahwes! Jahwes Name sei gepriesen / Von nun an bis in Ewigkeit! Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang / Sei Jahwes Name gelobt! Erhaben über alle Völker ist Jahwe, / Über den Himmeln thront seine Herrlichkeit. Wer gleicht Jahwe, unserm Gott, / Der sich die Höhe zur Wohnung bereitet, Aber auch alles tief durchforscht / Im Himmel und auf Erden? Und gerade auf die Geringsten richtet Gott besonders sein Augenmerk (s. V.7). Er richtet den Schwachen empor aus dem Staub, / Aus dem Aschenhaufen erhebt er den Armen. Staub und Aschenhaufen sind ein Bild der tiefsten Armut und Verlassenheit. In dem Aschenhaufen liegt in Syrien und Palästina der von der Gesellschaft Ausgeschlossene. Am Tag fleht er die Vorübergehenden um Almosen an, und des Nachts legt er sich in die von der Sonne durchwärmte Asche (nach Franz Delitzsch). Dann setzt er ihn neben den Edlen, / Neben die Edlen seines Volks. Der Unfruchtbaren gibt er im Haus einen festen Platz, / Daß sie sich freut als Mutter inmitten der Kinderschar. Kinderlosigkeit war in Israel eine Schmach (1. Sam. 2,1-10). Erst dann, wenn die Ehefrau Kinder hatte, war ihr Platz im Haus des Gatten fest und gesichert. / Lobet Jah! Gottes Wundertaten bei Israels Auszug aus Ägypten Als Israel aus Ägypten zog, / Jakobs Haus aus fremdem Volk Wörtlich: "aus einem Volk, das eine fremde (für Israel unverständliche) Sprache redete".: Da ward Juda sein Heiligtum Juda wird wohl deshalb Gottes Heiligtum genannt, weil dort der Tempel lag., / Israel sein Herrschaftsgebiet. Wörtlich: "seine Herrschaften", im Blick auf die einzelnen Stämme des Volkes (vgl. 2. Mos. 19,5-6). Das Meer sah es und floh Gemeint ist der Durchzug durch das Rote Meer (2. Mos. 14,21). "Das Meer sah es", wie Gott sein Volk aus Ägypten befreite., / Der Jordan wandte sich rückwärts. Jos. 3,14-17. Die Berge hüpften wie Widder, / Die Hügel wie junge Schafe. V.4 schildert das Erdbeben bei der Gesetzgebung am Sinai (2. Mos. 19,16-18; vgl. 68,9). Was war dir, o Meer, daß du flohest, / Dir, Jordan, daß du dich rückwärts wandtest? Was war euch, ihr Berge, daß ihr hüpftet wie Widder, / Ihr Hügel, wie junge Schafe? Auf diese Anrede gibt der Dichter in V.7 und 8 selbst die Antwort: Ihr hattet recht, euch so zu verhalten. Denn vor dem allmächtigen Gott muß die ganze Schöpfung ehrfurchtsvoll zittern und ihm freiwillig huldigen. Dies gibt nun dem Dichter Anlaß, in V.8 noch an eine andere Wundertat Gottes aus jener alten Zeit zu erinnern: an die Spendung des Wassers aus dem Felsen. Vor dem Herrn erbebe, du Erde, / Vor dem Antlitz des Gottes Jakobs! Er wandelte Felsen in Wasserteich, / Kieselstein in sprudelnde Quellen. 2. Mos. 17,3-6. Ein Wechselgesang zum Preise des allmächtigen Gottes (Der Chor der Tempelsänger:) Wohl mit Recht ist vermutet worden, Ps. 115 habe als Wechselgesang bei einem feierlichen Opfer gedient, und es hätten verschiedene Chöre mitgewirkt. / Nicht uns, Jahwe, nicht uns, / Nein, deinem Namen schaff Ehre, / Ob deiner Huld, ob deiner Treu! Israel hat kein Verdienst vor Gott. Es hätte vielmehr um seiner Sünden willen schon längst Gottes Zorngericht verdient. Aber dann würden die Heiden denken, Gottes Macht habe nicht ausgereicht, sein Volk zu bewahren. Darum möge Gott um seiner Bundestreue willen Israel helfen und dadurch seinen Namen verherrlichen. Warum sollen die Heiden sagen: / "Wo ist denn nun ihr Gott?" Wodurch beweist ihr Gott, daß er wirklich da ist, wenn er nichts für sein Volk tut? Und doch: Unser Gott, der im Himmel thront, / Hat stets hinausgeführt, woran er Gefallen fand. Aber ihre Der Heiden. Götzen sind Dem Stoff nach, woraus man sie bildet. Silber und Gold, / Das Gebilde von Menschenhand. Sie haben einen Mund und können nicht reden. / Sie haben Augen und sehen doch nicht. Ohren haben sie und hören nicht, / Sie haben eine Nase und riechen nicht. Ihre Hände - damit tasten sie nicht, / Ihre Füße - damit gehen sie nicht; / Nicht können sie reden mit ihrer Kehle. Ihnen gleich sind, die sie bilden - / Jeder, der ihnen vertraut. Die Götzendiener sind ohnmächtig wie die Götzen selbst und werden zunichte wie diese. (Erster Priesterchor:) / Israel, trau auf Jahwe! / (Zweiter Priesterchor:) / Ihr Aller Israeliten. Helfer und Schild ist er. (Erster Priesterchor:) / Haus Aarons, trau auf Jahwe! / (Zweiter Priesterchor:) / Ihr Der Glieder des Hauses Aarons. Helfer und Schild ist er. (Beide Priesterchöre:) / Die ihr Jahwe fürchtet Damit sind wohl die jüdischen Proselyten gemeint. Diese werden in der Apostelgeschichte auch "die Gottesfürchtigen" genannt (z.B. 13,16; 18,7). Zu ihnen gehörten der äthiopische Würdenträger (Apg. 8) und der römische Hauptmann Kornelius (Apg. 10)., traut auch ihr Jahwe! / (Der Chor der Tempelsänger:) / Ihr Helfer und Schild ist er. (Der opfernde Priester am Altar:) / Jahwe hat unser gedacht: er wird auch segnen. / Er wird segnen Israels Haus, / Er wird segnen Aarons Haus. Er wird segnen, die Jahwe fürchten / Beide: Kleine und Große. Jahwe wolle euch mehren Durch reichen Kindersegen., / Euch selbst und eure Kinder! Gesegnet seid ihr von Jahwe, / Der Himmel und Erde geschaffen! (Erster Priesterchor:) / Der Himmel ist Jahwes Himmel Den Himmel hat sich Gott vorbehalten. Drei Reiche werden in V.16 und 17 genannt: der Himmel, die Erde und das Totenreich., / Die Erde aber hat er den Menschenkindern gegeben. (Zweiter Priesterchor:) / Die Toten, sie werden Jah nicht loben, / Sie alle nicht, die in die Stille In die Stille des Totenreiches. hinabgestiegen. Vgl. Ps. 6,6; 30,10; 88,6-7.11-13. (Alle Chöre zusammen:) / Wir aber, wir preisen Jah / Von nun an bis in Ewigkeit. / Lobt Jah! Ein Danklied nach Errettung aus Todesgefahr Jahwe hab ich lieb, / Denn er hat meine Stimme, mein Flehn erhört. Ja, er hat mir sein Ohr zugeneigt; / Drum werd ich ihn auch, solang ich lebe, anrufen. Mich hatten des Todes Bande umringt, / Ich fürchtete schon, ins Grab zu sinken, / Angst und Kummer erfuhr ich. Da rief ich Jahwes Namen an: / "Ach, Jahwe, rette mein Leben!" Jahwe war auch gnädig und treu, / Und es erbarmte sich unser Gott. Schutzlose behütet Jahwe: / Drum half er mir auch, als ich elend war. "Kehr nun ein, meine Seele, in deine Ruh In die Ruhe des Friedens, wie sie nur in Gott zu finden ist., / Denn Jahwe hat dir wohlgetan!" V.7 enthält ein Selbstgespräch des Dichters. Ja, du hast meine Seele dem Tode entrissen, / Meinen Augen die Tränen getrocknet, / Meinen Fuß vor Gleiten bewahrt. So darf ich vor Jahwe noch wandeln / In der Lebendigen Landen. Ich sprach die Wahrheit, als ich sagte V.10a wird von dem Apostel Paulus in 2. Kor. 4,13 nach der Übersetzung der LXX verwendet.: / "Ich bin sehr niedergedrückt." Ich habe sogar in meiner Angst gesagt: / "Alle Menschen sind Lügner." D.h. das Vertrauen auf die Hilfe der Menschen erweist sich als trügerisch; Gott allein ist der zuverlässige Retter. Vgl. mit V.11b Röm. 3,4. Wie soll ich nun aber Jahwe vergelten / All seine Wohltaten, die ich erfahren? Aber, obwohl von Menschen verlassen, hat der Dichter doch Gottes Hilfe reichlich erfahren. Dafür will er nun Gott von Herzen danken. Er, der wunderbar aus Todesnot Errettete, bringt nun im Tempel vor der ganzen Gemeinde sein Gott gelobtes Dankopfer dar. Aber vor dem Dankopfer, so scheint es, bringt er noch ein Trankopfer dar: er hebt dabei "den Becher des Heils oder der Rettungen" empor und gießt ihn dann am Altar aus. Den Becher des Heils werd ich erheben / Und Jahwes Namen anrufen. Meine Gelübde werd ich Jahwe erfüllen / Frei und offen vor all seinem Volk. Aus dem, was der Dichter erlebt hat, erkennt er deutlich, daß die Frommen unter Gottes besonderem Schutz stehen; darum laßt sich Gott auch die Seinen nicht durch einen frühen Tod entreißen (V.15). Selten nur läßt Jahwe / Seine Frommen (frühzeitig) sterben. Ach Jahwe, (erhalte darum mein Leben auch ferner)! / Ich bin ja dein Knecht. / Ich bin dein Knecht, der Sohn deiner Magd. Diese Worte deuten wohl darauf hin, daß auch die Mutter des Dichters fromm und gottesfürchtig war. / Du hat meine Fesseln gelöst. Durch die Errettung vom Tod. Dir will ich Dankopfer bringen / Und Jahwes Namen anrufen. Meine Gelübde will ich Jahwe erfüllen / Frei und offen vor all seinem Volk. In den Vorhöfen des Hauses Jahwes, / In der Mitte, Jerusalem! / Lobt Jah! Die LXX teilt Ps. 116 in zwei Psalmen (Ps. 116,1-9 = Ps. 114 der LXX, Ps. 116,10-19 = Ps. 115 der LXX), während Ps. 114 und 115 in der LXX zu einem Psalm (113) verbunden werden. Der Lobpreis aller Völker Lobt Jahwe, alle Heiden, / Preist ihn, all ihr Völker! Denn seine Huld waltet mächtig über uns, / Und Jahwes Treue währt ewig! Dieser kleinste der 150 Psalmen hat dennoch eine besondere Bedeutung: Der Apostel Paulus erwähnt in Röm. 15,11 Ps. 117,1, um zu beweisen, daß auch die Heiden, die Gott für seine unverdiente Barmherzigkeit zu preisen haben, an dem Heil Christi teilnehmen sollen. / Lobt Jah! Ein Danklied bei einer Festfeier auf dem Tempelberg (Gesang der Festgemeinde auf dem Wege zum Tempelberg:) / (1. Chor:) / Danket Jahwe, denn er ist gütig, / (2. Chor:) / Ja, ewig währet seine Huld. Ps. 118 zeigt uns, wie ein siegreicher Feldherr mit einer großen Festgemeinde auf den Tempelberg in Jerusalem zieht, um dort Gott für seine wunderbare Hilfe zu danken. Wer ist dieser Feldherr? Mir scheint, wir dürfen an Judas Makkabäus denken, der nach seinen Siegen über die Syrer im Dezember 165 v.Chr. in Jerusalem unter großer Freude des ganzen Volkes den Tempel von allem heidnischen Wesen reinigte und ihn wieder dem Dienst Gottes weihte (s. 1. Makk. 4,36-59; 2. Makk. 10,1-8). Zum Andenken an dieses Ereignis wurde von den Juden alljährlich vom 25. Kislev an (Mitte Dezember) acht Tage lang das Fest der Tempelweihe gefeiert, an dem auch Jesus teilgenommen hat (Joh. 10,22). Bei der Wichtigkeit dieses Festes wäre es ganz erklärlich, wenn die ursprüngliche Ordnung des Festes im Psalter Aufnahme gefunden hätte. Anderseits aber zeigt sich, daß Ps. 118 auch ältere gottesdienstliche Lieder enthält; Anfang und Schluß des Psalms weisen deutlich hin auf Lieder, die bei der Grundsteinlegung des zweiten Tempels nach der Rückkehr der Juden aus Babylon gesungen worden sind (Esra 3,10-11). - Wie andere Psalmenerklärer so habe auch ich versucht, die einzelnen Teile des 118. Psalms verschiedenen Sängern und Chören zuzuweisen. (1. Chor:) / Es spreche Israel: / (2. Chor:) / "Ja, ewig währet seine Huld." (1. Chor:) / Es spreche Aarons Haus: / (2. Chor:) / "Ja, ewig währet seine Huld." (1. Chor:) / Es mögen alle sprechen, die Jahwe fürchten Vgl. Ps. 115,11.: / (2. Chor:) / "Ja, ewig währet seine Huld." (Der Chorführer allein im Namen der ganzen Festgemeinde:) / Als ich aus der Bedrängnis Jahwe anrief, / Da erhörte mich Jah und machte mich frei. Ist Jahwe mit mir, so fürchte ich nichts: / Was können mir Menschen tun? Hebr. 13,6. Tritt Jahwe für mich als Helfer auf, / So schau ich siegreich auf meine Hasser. (Eine Einzelstimme des Festchors:) / Es ist besser, bei Jahwe Zuflucht zu suchen / (Der ganze Chor:) / Als zu vertrauen auf Menschen. (Eine Einzelstimme des Festchors:) / Es ist besser, bei Jahwe Zuflucht zu suchen / (Der ganze Chor:) / Als zu vertrauen auf Fürsten. Das hat auch Judas Makkabäus erfahren. Denn bei den Fürsten oder den Vornehmen und Edlen seines Volkes fand er keinen Beistand. (Der siegreiche Feldherr allein:) / Es haben mich alle Heiden umringt, / Doch in Jahwes Namen Indem ich Jahwes Namen gläubig anrief (s. 1. Makk. 4,7-14). zerhieb ich sie. Sie haben mich umringt, ja immer wieder umringt; / Doch in Jahwes Namen zerhieb ich sie. Sie haben mich sogar wie Bienen umringt Vgl. 5. Mos. 1,44., / Doch wie ein Dornenfeuer sind sie erloschen So schnell wie ein Dornenfeuer erlischt, sind die Feinde vernichtet worden.: / In Jahwes Namen zerhieb ich sie. Man hat mich zwar heftig gestoßen, damit ich käme zu Fall, / Doch Jahwe hat mir geholfen. Mein Sieg und mein Sang war Jah, / Er ward meine Rettung. (Eine Einzelstimme des Festchors:) / Ein Jubel- und Siegesruf schallt in den Zelten der Frommen: / (Der ganze Festchor:) / "Jahwes Rechte tut mächtige Taten. Jahwes Recht ist hoch erhoben, / Jahwes Rechte tut mächtige Taten." (Eine Einzelstimme des Festchors:) / Ich werde nicht sterben Nicht im Kampf fallen., sondern leben / Und verkünden die Werke Jahs. (Der siegreiche Feldherr allein nach der Ankunft des Festzuges vor den Tempeltoren:) / Hart zwar hat Jah mich gezüchtigt So konnte Judas Makkabäus in Wahrheit sprechen im Andenken an seine harten Kämpfe mit den Syrern., / Aber dem Tod mich nicht preisgegeben. Tut mir die Tore auf, durch die nur Gerechte ziehn Vgl. Jes. 26,7.; / Eingehn will ich in sie, ich will Jah danken! Dies ist das Tor, das zu Jahwe führt Das Tor, das zum Tempel führt, führt auch zu Gott, der im Tempel wohnt und von dort aus sein Volk segnet.: / Gerechte dürfen hier eingehn. (Der siegreiche Feldherr allein:) / Dir dank ich, daß du mich erhört / Und mir Errettung gebracht hast. (Der Chor der Priester vom Tempel aus:) / Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, / Der ist zum Eckstein geworden. Judas Makkabäus hatte zwar bei den Bauleuten, d.h. bei den Oberen und Vornehmen seines Volkes, keine Hilfe und Unterstützung gefunden. Aber er, der verschmähte Stein, wurde durch Gottes mächtigen Beistand zum Eckstein, indem er seinem Volk Heil und Errettung brachte. So ist Judas Makkabäus ein Vorbild Christi, an dem sich V.22f. vollkommen erfüllt hat (Matth. 21,42-44; Mark. 12,10-12; Apg. 4,11; 1. Petr. 2,7, vgl. auch Jes. 28,16). (Der ganze Festchor:) / Von Jahwe ist dies geschehn: / Wunderbar ist es in unsern Augen. (Der Chor der Priester:) / Dies ist der Tag, den Jahwe gemacht. / Laßt uns jubeln und sein uns freun! (Der ganze Festchor:) / Ach, Jahwe, gewähre doch Hilfe! Hebr. Hoschiah na (Hosianna); s. Matth. 21,9; Mark. 11,9f.; Joh. 12,13. / Ach, Jahwe, gib doch Gedeihn! Ein flehentlicher Ruf zu Gott mit der Bitte um seinen ferneren Beistand im Blick auf die schweren Kämpfe, die noch bevorstehen. (Der Chor der Priester antwortet darauf:) / Gesegnet sei er, der da kommt, mit Jahwes Namen! Jahwes Name wird durch die Priester segnend auf den durch das Tempeltor einziehenden siegreichen Feldherrn gelegt (vgl. 4. Mos. 6,27). Mit ihm wird aber auch zugleich die ganze Festgemeinde gesegnet (V.26b). Mit den Worten in V.26a wurde Jesus in Verbindung mit dem Hosiannaruf bei seinem Einzug in Jerusalem vom Volk begrüßt (Matth. 21,9; Mark. 11,9; Luk. 19,38). Er erschien ja als der vollkommene Befreier, der durch seinen Tod den größten Sieg für die ganze Menschheit erringen wollte. / Wir haben euch gesegnet von Jahwes Tempel aus. (Der ganze Festchor:) / Ein starker Gott Hebräisch "El". ist Jahwe: er hat uns Licht gespendet. Das Licht der Freiheit und Freude. / (Der Chor der Priester:) / Bindet die Opfertiere so zahlreich an mit Stricken, / (Daß sie den Vorhof füllen) / Bis an die Hörner des Altars! Später waren in dem von Herodes d.Gr. erbauten Tempel an der Nordseite des Brandopferaltars kupferne Ringe angebracht, an denen die Opfertiere festgebunden wurden, ehe man sie zur Opferung an den Altar führte (nach Franz Delitzsch). Die "Hörner des Altars" waren hervorragende Spitzen an den vier Ecken des Brandopferaltars (und auch des Räucheraltars). Sie wurden mit dem Blut des Opfertieres bestrichen (2. Mos. 29,12; 30,10; 3. Mos. 4,7.18.25; 8,15) und dienten auch als Zufluchtsstätte für solche, die den Tod zu fürchten hatten (1. Kön. 1,50f.; 2,28). (Der siegreiche Feldherr allein:) / Mein starker Gott bist du: ich will dir danken. / Du bist mein Gott: dich will ich rühmen. (Der ganze Festchor und der Chor der Priester, also die ganze Festversammlung mit einem Munde:) / Danket Jahwe, denn er ist gütig; / Ja, ewig währet seine Huld! Die Herrlichkeit des Wortes und Gesetzes Gottes (Das goldene Alphabet) - Wie Ps. 117 unter den 150 Psalmen der kürzeste ist, so ist Ps. 119 der längste. Er ist auch zugleich der vorletzte der neun alphabetischen Psalmen. Sein Bau ist kunstvoll. Er besteht aus 22 Abschnitten, von denen jeder acht Verse hat. In jedem dieser 22 Abschnitte tragen die acht Verse immer den gleichen Anfangsbuchstaben nach der Ordnung des hebräischen Alphabets. In meiner Übersetzung habe ich dies nachzubilden versucht. Zufällig ist wohl auch nicht, daß in den 22 Abschnitten des Psalms die Anrede "Jahwe" 22mal vorkommt. - In dem Psalm wird in reicher Fülle geschildert, welchen Segen Gottes Wort und Gesetz einem jeden Glied des Bundesvolkes bietet und wie sich der einzelne zu ihm verhalten soll. In allen Versen des Psalms, mit alleiniger Ausnahme von V.122, wird das Gesetz Gottes erwähnt und gepriesen; deshalb findet sich auch in jedem Vers ein Wort, das zur Bezeichnung des Gesetzes dient. - Gewöhnlich meint man, die einzelnen Verse des Psalms wären ohne inneren Zusammenhang und Fortschritt. Aber Franz Delitzsch hat darauf hingewiesen, daß dies nicht der Fall sei, sondern daß die vielstimmige Lobpreisung des göttlichen Wortes der Lage und Stimmung entspreche, die die öffentlichen Verhältnisse zur Zeit des Dichters hervorgerufen hätten. Der Dichter, über dessen Namen und Lebenszeit uns jede Kunde fehlt, ist noch ein junger Mann (V.9.99.100.141). Er muß schwere Trübsal durchmachen. Während ihn ringsum Abfall und Verachtung des göttlichen Gesetzes umgibt, hat er wegen seines Eifers für Gottes Wort und Gesetz viel zu leiden. Nicht nur Spott und Verfolgung sind über ihn gekommen (V.51.84.157), sondern er ist um seines Glaubens willen auch eingekerkert worden (V.83.85). Auch die weltlichen Machthaber stehen der göttlichen Wahrheit feindlich gegenüber, und von ihnen besonders hat der Dichter Bitteres erfahren (V.23.46.161). Wenn behauptet worden ist, Ps. 119 sei im makkabäischen Zeitalter von einem in heidnischer Gefangenschaft schmachtenden angesehenen Israeliten verfaßt worden, so ist das wohl möglich. Dann hat der Gefangene in der Einsamkeit seines Kerkers sicher reichen Trost gefunden in den Betrachtungen, die er in unserm Psalm niedergelegt hat.Alle sind glücklich zu preisen, die da untadelig wandeln, / Die einhergehn nach Jahwes Gesetz. Alle sind glücklich zu preisen, die seine Zeugnisse halten, / Die ihn suchen von ganzem Herzen. Auch keine Frevel verüben, / Sondern in seinen Wegen gehn. Aufgestellt hast du deine Befehle, / Daß man sie treu erfüllen soll. Ach, stünde doch mein Wandel fest, / Indem ich deine Gesetze hielte! Alsdann werd ich nicht zuschanden, / Wenn ich auf all deine Gebote blicke. Aufrichtigen Herzens dank ich dir, / Wenn ich deine gerechten Befehle lerne. Auf deine Satzungen achte ich: / Verlaß mich nicht völlig! Bei einem Jüngling bleibt sein Wandel rein, / Wenn er ihn führt nach deinem Wort. Begehrt hab ich dein Wort von ganzem Herzen, / Laß mich nicht irren von deinen Geboten! Bewahret hab ich dein Wort in meinem Herzen, / Damit ich nicht sündige wider dich. Besungen mit Lobpreis seiest du, Jahwe, / Lehre mich deine Satzungen! Bekundet hab ich mit meinen Lippen / Alle Ordnungen deines Mundes. Betracht ich den Wandel, den deine Zeugnisse fordern, / So freu ich mich stets wie über allerlei Reichtum. Bei deinen Befehlen soll mein Sinnen verweilen, / Und blicken will ich auf deine Pfade. Auf die Pfade, die du zeigst. Bei deinen Satzungen will ich mich ergötzen, / Will nicht vergessen deine Worte. Gewähre deinem Knechte Gutes, daß ich leben bleibe, / So will ich deine Worte halten. Gib mir offne Augen, / Damit ich erkenne die Wunder Das Übernatürliche und Geheimnisvolle, das dem menschlichen Verstand unfaßbar ist und das nur im Glauben erkannt werden kann. in deinem Gesetz. Gast Ein Fremdling, der auf Erden nicht seine wahre Heimat hat (Ps. 39,13; 1. Chron. 29,15; 1. Petr. 2,1). nur bin ich auf Erden: / Verbirg vor mir nicht deine Gebote! Damit er sich nun als Fremdling auf Erden recht verhalte, bittet er Gott, er möge ihn seine Gebote klar erkennen lassen. Ganz verzehrt hat sich meine Seele vor Sehnsucht / Nach deinen Rechten Nach immer tieferer Erkenntnis deiner Rechte oder Gerichtsurteile, die sich schon vielfach offenbart haben (V.21). zu jeder Zeit. Gescholten hast du Frevelhafte. / Fluch treff alle, die deine Gebote verlassen! Gespött und Schande, die ich erfahre, nimm weg! / Denn deine Zeugnisse halte ich. Gingen auch Fürsten wider mich an mit feindlicher Rede Um mich unschädlich zu machen.: / Dein Knecht sinnt doch über deine Satzungen nach. Gar meine Lust sind deine Zeugnisse, / Sie sind meine Berater. Dem Staub klebt meine Seele an; / Belebe mich wieder nach deinem Wort! Der Dichter kann sich in seiner Trübsal nicht aus eigener Kraft erheben. Darum bittet er Gott um neue Lebenskraft und Lebensfreudigkeit. Dir hab ich mein Los geschildert Ähnlich wie Hiskia Jes. 38,12.: da erhörtest du mich. / Lehre mich deine Satzungen! Den Weg, den deine Befehle gebieten, laß mich verstehn! / Denn über deine Wunder will ich sinnen. Durch Kummer zerfließt meine Seele: / Richte mich auf nach deinen Verheißungsworten! Den Weg der Lüge halte mir fern, / Begnade mich aber mit deiner Lehre! D.h. schenke mir das rechte Verständnis deiner Lehre. Den Weg der Treue hab ich erwählt, / Deine Rechte mir vorgesetzt. Deine Zeugnisse, Jahwe, halt ich fest; / Laß mich nicht zuschanden werden! Den Weg, den deine Gebote weisen, will ich laufen, / Denn du erfüllst mich mit Einsicht. Wörtlich: "Du machst mein Herz weit." Helle mir auf, o Jahwe, deiner Satzungen Weg, / Damit ich ihn immer beachte! Hilf mir zur rechten Erkenntnis, daß ich deine Lehre bewahre / Und sie von ganzem Herzen befolge! Hinführen wollest du mich auf deiner Gebote Pfad, / Denn ich habe Gefallen daran. Hinlenken wollest du mein Herz zu deinen Gesetzen / Und nicht zu ungerechtem Gewinn. Hinweg zieh meine Augen, daß sie nicht nach dem Eitlen D.h. nach dem, was innerlich leer und haltlos ist. schaun, / Auf deinen Wegen belebe mich! Halt deinem Knechte deine Verheißung, / Damit ich wachse in Ehrfurcht vor dir! Halt fern von mir die Schmach, vor der mir graut! / Denn deine Urteilssprüche sind gut. Darum darf ich auch erwarten, daß du mich gerecht beurteilst und meine Bitte erfüllst. Hat mich nicht stets verlangt nach deinen Befehlen? / Durch deine Gerechtigkeit belebe mich! Und Die acht Verse mit Waw beginnen überall mit we, d.h. "und". Das habe ich nun auch in der Übersetzung nachgebildet. laß, o Jahwe, deine Huld mich reich erfahren. / Dein Heil nach deiner Verheißung! Und dann will ich auch Rede stehn dem, der mich lästert; / Denn ich vertraue auf dein Wort. Und entzieh doch meinem Munde das Wort der Wahrheit nicht Gib mir Gnade, meinen Lästerern stets im Einklang mit deiner Wahrheit zu antworten., / Denn auf deine Rechte Auf deine gerechten Urteile. hoffe ich. Und deine Weisung will ich stets beachten, / Immer und ewiglich. Und so werd ich dann auch getrost und unbefangen Ohne mich einschüchtern zu lassen. Wörtlich: ich werde wandeln "auf breitem Raum". wandeln, / Denn in deinen Geboten hab ich Rat gesucht. Und von deinen Zeugnissen will ich reden vor Königen / Furchtlos und ohne Scheu. Vgl. Matth. 10,18. Und ich erfreue mich an deinen Geboten, / Die ich liebgewonnen habe. Und ich will meine Hände erheben zu deinen Geboten D.h. ich bin bereit, sie zu befolgen., (die ich liebgewonnen habe,) / Nachsinnen will ich über deine Satzungen. Sei eingedenk des Worts, das du zu deinem Knecht geredet, / Weil du (auf einen guten Ausgang) mich hast hoffen lassen. So fand ich Trost in meinem Elend, (als ich inneward) / Daß dein Verheißungswort mich neubelebte. Stolze haben mich gar sehr verspottet, / Dennoch bin ich von deinem Gesetz nicht abgewichen. Sooft ich daran denke, wie du von altersher gerichtet hast, / Werd ich, o Jahwe, auch getröstet. Starker Zorn hat mich erfaßt den Frevlern gegenüber, / Die dein Gesetz verlassen haben. Siegeslieder sind mir deine Satzungen / Im Hause meiner Fremdlingschaft. D.h. in diesem sterblichen Leib hier auf Erden; vgl. Hiob 4,19; Weish. Sal. 9,15; 2. Kor. 5,1ff.; 2. Petr. 1,13. Sogar des Nachts hab ich gedacht, o Jahwe, deines Namens, / Und darum hab ich deine Weisung auch befolgt. Solches Nämlich das in V.56b Gesagte. ist mir zuteil geworden: / Daß ich deine Befehle halte. Geschenkt Da im Deutschen kein Wort mit Ch beginnt, so habe ich statt des Ch das ähnlich lautende G gewählt. - so habe ich gesagt - ist mir, o Jahwe, deine Gnade, / Daß ich deine Worte befolgen darf. Gesucht hab ich von ganzem Herzen deine Huld: / Sei mir denn gnädig nach deiner Verheißung! Gedacht hab ich an meine Wege / Und habe meine Füße dann gelenkt zu deinen Zeugnissen. Geeilt bin ich dabei und habe nicht gezaudert, / Deine Gebote zu halten. Gottlose haben mich mit Stricken Mit ihren Nachstellungen. umringt: / Aber dein Gesetz hab ich nicht vergessen. Gegen Mitternacht steh ich auf, um dir zu danken / Für deine gerechten Gerichtsurteile. Genosse Ein treuer Freund. bin ich allen, die dich fürchten / Und deine Befehle befolgen. Gefüllt mit deiner Güte, Jahwe, ist die Erde: / Lehre mich nun deine Satzungen! Aus der Fülle der Güte Gottes erbittet sich der Psalmist Belehrung über Gottes Gesetz. Tröstliches hast du deinem Knechte erwiesen, / Jahwe, nach deinen Worten. Treffliche Klugheit und Einsicht lehre mich! / Denn deinen Geboten vertrau ich. Weil er gläubig auf Gottes Gebote vertraut, darum ist er auch sicher, daß er aus ihnen Klugheit und Weisheit lernen kann. Trugwege bin ich gewandelt, eh ich ins Elend geriet; / Nun aber acht ich auf dein Gebot. Denn es zeigt mir, wie ich nach deinem Sinn und Wohlgefallen wandeln soll. Treusorgend bist du und voller Güte: / Lehre mich deine Satzungen! Trugvoll haben Frevler mir Lügen angedichtet: / Ich aber halte dennoch mit ganzem Herzen deine Befehle. Töricht und fühllos ist ihr Herz Wörtlich: "Unempfindlich wie Fett ist ihr Herz." Gottes Wort macht nicht den mindesten Eindruck auf den Frevler (V.69).; / Doch mein Entzücken ist dein Gesetz. Traun, heilsam war mir des Leidens Schule, / Damit ich deine Satzungen lernte. Teurer ist mir deines Mundes Gesetz / Als reiche Schätze an Silber und Gold. Ja, deine Hände haben mich geschaffen und bereitet: / Gib mir nun auch Einsicht, daß ich deine Gebote lerne! Jeder, der dich fürchtet, wird freudig auf mich blicken; / Denn ich habe darauf geharrt, daß sich dein Verheißungswort erfülle. Ich weiß, o Jahwe: gerecht sind deine Gerichte, / Und weil du es treu mit mir meinst, hast du mich in Trübsal geführt. Gerade in Leid und Trübsal wird der Segen und Trost des göttlichen Wortes besonders erfahren. In deiner Gnade laß mich nun aber auch Trost erfahren, / Wie du es deinem Knechte verheißen! In dein Erbarmen hülle mich ein, damit ich lebe! / Denn dein Gesetz ist meine Lust. In Schande laß fallen die Frevelhaften, weil sie mich mit Lügen ins Elend gebracht! / Ich aber will über deine Befehle sinnen. Ja, mögen sich zu mir wenden, die dich fürchten / Und die deine Zeugnisse anerkennen! In deinen Satzungen soll mein Herz beständig leben, / Damit ich nicht zuschanden werde. Klagend hat meine Seele nach deiner Hilfe geschmachtet: / Auf dein Wort Auf die Erfüllung deines Verheißungswortes. hab ich geharrt. Konnten nicht meine Augen vergehn, als ich nach deinem Wort ausschaute Wie in V.81: nach der Erfüllung des Verheißungswortes. / Und (ängstlich) fragte: "Wann wirst du mich trösten?" Kann man auch von mir sagen: / "Der ist wie ein Schlauch im Rauch" Frische Schläuche hängte man im Rauchfang auf, um sie zu härten; dabei wurden sie aber zugleich auch schwarz und runzelig. So ist auch der Dichter in seinem Gefängnis zusammengeschrumpft und verfallen. - / Deine Satzungen hab ich doch nimmer vergessen. Kurz sind die Lebenstage deines Knechts. / Wann wirst du nun das Gericht vollstrecken an meinen Verfolgern? So fragt der Dichter, weil ja sein Leben nur kurz ist. Kerkergruben haben mir Gottvergeßne gegraben, / Sie, die nicht handeln nach deinem Gesetz. Können doch all deine Gebote nichts als ein Ausfluß deiner Treue sein! Darum verlangen Gottes Gebote auch Treue von allen Frommen. Aber gerade seiner Treue wegen wird nun der Dichter tödlich verfolgt. / Sie aber Die Gottvergessenen in V.85. haben mich mit Lügen Vielleicht: mit falschen Anklagen. verfolgt: hilf du mir! Kümmerlich hätten sie mich beinah in der Grube Wörtlich: "in der Erde". Das deutet wohl hin auf unterirdische Kerker (s. V.85). sterben lassen, / Aber trotzdem hab ich deine Befehle nicht verlassen. Könnt ich doch wieder aufleben durch deine Güte! / Dann will ich auch das Zeugnis deines Mundes halten. Lebt, o Jahwe, nicht in Ewigkeit / Dein Wort im Himmel fort? Gottes Wort, das im Himmel ist, hat auch des Himmels Eigenschaft, vor allem himmelgleiche Festigkeit und Beständigkeit. Lang bis ins fernste Geschlecht währt deine Treu; / Du hast die Erde gegründet, und sie bleibt. Sie bleibt als Zeichen und Schauplatz der unveränderlichen Treue Gottes. Laut deiner Ordnung stehn sie Himmel und Erde. noch heute; / Denn alles ist dir untertan. Ließe mich dein Gesetz nicht immer wieder Freude empfinden: / Ich wäre vergangen in meinem Elend. Lebenslang werd ich deine Befehle nicht vergessen, / Denn durch sie hast du mich im Dasein erhalten. Liebend bin ich dein: drum rette mich! / Deine Befehle suche ich ja. Listig haben mir Frevler nachgestellt, um mich zu töten; / Dennoch werd ich auf deine Zeugnisse merken. Läßt sich auch sehn, daß alles Vollkommne begrenzt ist Alle irdische Vollkommenheit kann eine bestimmte Grenze nicht überschreiten; sie ist eben endlich.: / Dein Gebot reicht über die Maßen weit. Es hat keine Grenze: Gottes Gesetz ist nicht zu erschöpfen, es ist vollkommen im wahren Sinne des Wortes. Mit ganzer Seele lieb ich dein Gesetz; / Den ganzen Tag sinn ich darüber nach. Mich werden deine Gebote weiser machen, als meine Feinde sind; / Denn sie sind mein für immer. Meine Lehrer alle übertreffe ich an Einsicht, / Denn über deine Zeugnisse sinne ich. Mehr als Alte werd ich mir Verstand erwerben, / Wenn ich deinen Befehlen folge. Mit allen bösen Pfaden haben meine Füße nichts gemein, / Damit ich deine Gebote mit der Tat erfülle. Mitnichten bin ich von deinen Rechten gewichen; / Du hast mich ja belehrt. Meinem Geschmack Wörtlich: "Meinem Gaumen." sind deine Worte lieber / Als Honig meinem Mund. Mit Einsicht erfüllen mich deine Befehle; / Drum haß ich jeden Lügenpfad. Nur dein Wort ist eine Leuchte meinem Fuß / Und ein Licht für meinen Weg. Nimmer werd ich brechen, was ich eidlich gelobt: / "Deine gerechten Vorschriften will ich befolgen." Niedergebeugt bin ich gar sehr; / Jahwe, belebe mich wieder nach deinem Wort! Nimm wohlgefällig an, o Jahwe, die willigen Opfer meines Mundes D.h. meine aus innerstem Herzensgrund kommenden Gebete. / Und lehre mich deine Gebote! Nicht einen Augenblick bin ich des Lebens sicher Wörtlich: "Meine Seele ist stets in meiner Hand.": / Dennoch hab ich dein Gesetz nicht vergessen. Nichtswürdige haben mir Schlingen gelegt; / Aber von deinen Befehlen bin ich nicht abgeirrt. Nie werd ich deine Zeugnisse fahren lassen, / Denn sie sind meines Herzens Wonne. Neigen lassen hab ich mein Herz, deine Satzungen zu erfüllen: / Das bringt ewigen Lohn. Solche, die sich absondern Nämlich: von den Gesetzestreuen, die also ihre eigenen Wege gehen., hasse ich; / Doch dein Gesetz hab ich lieb. Sichrer Schutz und Schild bist du für mich; / Auf dein Wort hab ich geharrt. Sondert euch ab von mir, ihr Übeltäter, / Damit ich meines Gottes Gebote halte! Sei du meine Stütze nach deiner Verheißung, damit ich am Leben bleibe, / Und laß mich nicht zuschanden werden mit meiner Hoffnung! Sei du mein sichrer Halt, damit ich gerettet werde! / Dann will ich stets mit Vertraun auf deine Satzungen schaun. Sie, die von deinen Satzungen irren, hast du immer verworfen; / Denn nichts als Lüge ist ihr verführerisch Tun. So wie Schlacken hast du alle Frevler des Landes hinweggeräumt; / Drum lieb ich deine Zeugnisse. Sieh, ich schaudre in Angst vor dir; / Denn vor deinen Gerichten fürcht ich mich. Ausgeübt hab ich Recht und Gerechtigkeit: / So gib mich denn nicht meinen Drängern preis! Auf deines Knechtes Wohl sei du bedacht, / Daß Frevler mich nicht vergewaltigen! Ausgeschaut hab ich voll Sehnsucht, daß mir Hilfe komme / Und deine Verheißung sich erfülle. An deinem Knechte handle du nach deiner Huld / Und lehre mich deine Satzungen! Ach, sieh, ich bin dein Knecht: unterweise mich, / Daß ich deine Zeugnisse erkenne! An der Zeit ist's für Jahwe, zu handeln D.h. richterlich einzugreifen.: / Sie haben ja dein Gesetz gebrochen. Aus diesem Grunde Weil so viele das Gesetz übertreten und deshalb die Gefahr besteht, daß es dahinfalle. lieb ich deine Gebote / Mehr als Gold und gediegen Gold. Aus diesem Grunde hab ich auch stets all deine Befehle aufrechtgehalten / Und jeglichen Lügenpfad gehaßt. Fürwahr, deine Zeugnisse sind wunderbar; / Darum bewahrt sie auch meine Seele. Führst du in deine Gebote ein, so wird es licht: / Einfältige werden verständig. Frei hab ich meinen Mund geöffnet voll Verlangen; / Denn nach deinen Geboten sehnte ich mich. Führ mir deine Gnade zu: / Das dürfen ja auch erwarten, die deinen Namen lieben. Die Frommen dürfen auch im Glauben der Gnade Gottes gewiß sein. Fest mach meine Schritte durch dein Wort / Und laß mich nichts Böses beherrschen! Frei laß mich sein von der Menschen Druck, / Damit ich deine Befehle erfülle! Für deinen Knecht laß du dein Antlitz leuchten Mitten in dem Dunkel, das mich umgibt. / Und lehre mich deine Satzungen! Flossen nicht aus meinen Augen Wasserbäche / Über die, die dein Gesetz nicht halten? Der Dichter weint bittere Tränen des Schmerzes über die Gesetzesverächter. Zeigst du nicht, Jahwe, dich gerecht? / Drum ist auch all dein Walten richtig. Zugeteilt hast du deine Zeugnisse D.h. du hast sie deinen Knechten zur Kundmachung übertragen. / In Treue und großer Wahrhaftigkeit. So daß Gottes Gesetz ein Segen für die Menschen werden konnte. Zehrender Eifer Für deine Zeugnisse. hat mich vernichtet; / Denn meine Feinde haben deine Worte vergessen. Und deshalb verfolgen sie den Dichter bis zur Vernichtung. Zerschmolzen gleichsam in Feuer, ganz echt und bewährt ist dein Wort, / Und dein Knecht hat es lieb. Zwar bin ich jung und verachtet; / Doch deine Befehle hab ich nicht vergessen. Zuverlässig gerecht bleibt deine Gerechtigkeit auf ewig, / Und dein Gesetz bleibt Wahrheit. Zwang und Drangsal haben mich getroffen; / Doch deine Gebote sind meine Lust. Zu aller Zeit sind deine Zeugnisse gerecht: / Laß mich sie verstehn, damit ich lebe! Kraftvoll Wörtlich: "Von ganzem Herzen". hab ich dich angerufen: / "Erhöre mich, Jahwe, deine Satzungen will ich halten!" Komm mir zu Hilfe, wenn ich dich rufe: / So will ich auf deine Zeugnisse achten. Kaum graute der Morgen, da flehte ich schon: / "Ich habe geharrt, daß du dein Wort erfüllest." Konnte doch keine Nachtwache beginnen, ohne daß ich meine Augen schon offen hatte, / Um nachzusinnen über dein Wort. Klagend ruf ich: hör mich in deiner Huld! / Nach deiner Treue, o Jahwe, belebe mich wieder! Kommen mir nahe, die Schandtaten verüben wollen, / Menschen, die fern sind von deinem Gesetz: Kommst du mir auch nahe, o Jahwe - / All deine Gebote aber sind Wahrheit. Sie sind und bleiben Wahrheit, obwohl sie von den Gottlosen schändlich übertreten werden (vgl. V.150). Kann ich doch längst schon aus deinen Zeugnissen sehn, / Daß du sie für immer verordnet hast. Richte den Blick auf mein Elend und reiß mich heraus, / Denn dein Gesetz hab ich nimmer vergessen. Recht schaffe du mir und erlöse mich, / Nach deiner Verheißung belebe mich wieder! Rettung bleibt den Frevlern fern, / Denn deine Satzungen haben sie nicht gesucht. Reich, o Jahwe, ist dein Erbarmen; / Nach deinem Urteil belebe mich wieder! Reichlich bin ich verfolgt und bedrängt, / Aber doch nicht gewichen von deinen Geboten. Recht von Ekel ward ich erfaßt, wenn ich Treulose sah, / Weil sie dein Wort nicht hielten. Rechne mir zu, daß ich deine Befehle liebe; / Jahwe, belebe mich wieder nach deiner Huld! Richtig ist's: deines Wortes Inhalt ist Wahrheit, / Und ewig währt all dein gerechtes Walten. Sonder Ursach haben mich Fürsten verfolgt, / Doch nur vor deinem Worte Das Strafen und Gerichte droht. hat mein Herz gezittert. So froh bin ich ob deiner Verheißung / Wie einer, der viel Beute findet. Schändliche Lüge hab ich stets gehaßt und verabscheut, / Dein Gesetz aber hab ich lieb. Siebenmal täglich hab ich dich stets gepriesen D.h. immer wieder, wenn ich mich zum Gebet getrieben fühlte. / Ob deiner gerechten Gerichtsurteile. Schönen Frieden genießen alle, die deine Lehre lieben, / Und sie straucheln nimmer. Sehnend hab ich, Jahwe, deiner Hilfe geharrt, / Und deine Gebote erfülle ich stets. Scheu befolg ich deine Befehle, / Und ich liebe sie sehr. Scheu halt ich stets deine Ordnungen und Befehle, / Weil du ja In deiner Allwissenheit. all meine Wege kennst. Tu auf meinem Ruf den Weg zu dir, o Jahwe, / In deinem Wort mach mich verständig! Tu auf meinem innigen Flehn den Weg zu dir, / Nach deiner Verheißung rette mich! Triefen sollen meine Lippen von Lobgesang, / Wenn du mich deine Satzungen lehrst. Tönen soll von meiner Zunge das Loblied auf deine Verheißung; / Denn deine Gebote sind alle gerecht. Tritt du mir als Helfer zur Seite! / Denn deine Befehle hab ich zu Führern erkoren. Tiefes Sehnen nach deinem Heil erfüllt mich, o Jahwe, / Und dein Gesetz ist meine Lust. Teile mir Leben zu, damit ich dich lobe! / Und deine Rechte mögen mir helfen. Tret ich auf einen Irrweg wie ein verloren Schaf, / Dann suche du deinen Knecht; denn deine Gebote vergesse ich nicht. Die fünfzehn Stufenlieder (Psalm 120-134) Der Friedliche unter Verleumdern Die Psalmen 120-134 bilden eine besondere Gruppe: sie führen den Namen Maalôt-Lieder. Das hebräische Wort Maalôt bedeutet zunächst "Hinaufzüge". Die Einzahl lautet Maalâh = Hinaufsteigen, Hinaufreisen. An diese Bedeutung des Wortes haben sich zwei verschiedene Erklärungen geknüpft. Man betrachtet diese 15 Psalmen als Reiselieder der Juden, die aus der babylonischen Verbannung nach Jerusalem hinaufzogen, um dort den Tempel wiederaufzubauen. Aber diese Deutung verbietet sich schon dadurch, daß in Psalm 122 der Bestand und der Besuch des Tempels und in Psalm 134 die volle Übung des Tempeldienstes schon vorausgesetzt werden. Zweitens nimmt man an, diese 15 Psalmen seien von den Pilgern gesungen worden, die zu den drei hohen Festen (5. Mos. 16,16) nach Jerusalem wallfahrteten. Wenn nun freilich auch Psalm 134 als ein Zuruf der Festpilger an die Tempelwächter angesehen werden könnte, so fügen sich doch manche der Lieder nicht dieser Deutung, und zudem läßt sich auch nicht nachweisen, daß das Wort Maalâh von einem Hinaufziehen der Festpilger nach Jerusalem gebraucht worden wäre. Nun hat aber dieses Wort noch eine andere Bedeutung: es heißt nicht nur "Hinaufsteigen", sondern es bezeichnet auch das, worauf man hinaufsteigt, nämlich "die Stufe". An diese Wortbedeutung schließt sich nun drittens eine Erklärung, die den Bau dieser 15 Psalmen im Auge hat: ein neues Glied des Psalms wiederholt einen Teil des vorangehenden, so daß sich der Versbau gleichsam stufen- oder treppenartig fortbewegt. So lautet z.B. Ps. 120,2b: "Von arglistiger Zunge", und V.3b fährt dann fort: "Du arglistige Zunge." In Ps. 121,1b heißt es: "Woher wird mir Hilfe kommen?" Dies wird dann wieder aufgenommen in V.2: "Meine Hilfe kommt von Jahwe." Doch ein solcher Bau findet sich nicht in allen 15 Psalmen, und außerdem treffen wir ihn auch sonst im Psalter sowie in anderen Stellen des Alten Testaments, z.B. in dem Lied der Debora (Richt. 5,3.6). Endlich kommt noch eine vierte Erklärung in Frage, bei der die "Stufen" wörtlich genommen werden. Im Tempel führten 15 Stufen aus dem Vorhof der Frauen in den Vorhof der Männer. Auf diesen 15 Stufen sangen nun die Leviten am Abend des ersten Tages des Laubhüttenfestes bei der Feier des Wasserschöpfens ihre Lieder, und zwar soll auf jeder der 15 Stufen ein Psalm vorgetragen worden sein. In der Nähe dieser 15 Stufen befanden sich auch zwei unterirdische Zellen, in denen die Leviten ihre Musikinstrumente aufzubewahren pflegten. So ist wohl am wahrscheinlichsten, daß unsere 15 Psalmen auf diesen 15 Stufen gesungen worden sind und daß daher der Name "Stufenlieder" in ganz wörtlicher Bedeutung zu verstehen ist.Ein Stufenlied. / Zu Jahwe hab ich gerufen in meiner Not, / Und er hat mich erhört. Jahwe, so rette mich auch jetzt von der Lügenlippe, / Von arglistiger Zunge! Was wird er Nämlich: Gott. dir geben, was dir zufügen, / Du arglistige Zunge? Scharfe Pfeile eines Starken Der Starke ist Gott. Gott vergilt der bösen Zunge, d.h. dem Verleumder ganz nach seinen Werken. Der Verleumder, der mit seiner Zunge scharfe Pfeile auf seinen Nächsten geschossen (s. Ps. 57,5) und ihm feurige Angstglut bereitet hat (vgl. Spr. Sal. 16,27), soll nun dafür durch Gottes Gericht Schmerzen erfahren, als würde er von scharfen Pfeilen getroffen und von den glühenden Kohlen des in der Wüste wachsenden Ginsterstrauches versengt. / Mit glühenden Kohlen aus Ginstersträuchern. Weh mir, daß ich ein Fremdling bin in Meschech Meschech bedeutet das Volk der Moscher, die zwischen dem Schwarzen und dem Kaspischen Meer wohnten (1. Mos. 10,2; Hes. 27,13; 38,2)., / Bei Kedars Zelten Kedar oder die Kedarener waren ein räuberischer Nomadenstamm Arabiens (1. Mos. 25,13). Beide Namen stehen hier bildlich für rohe, streitsüchtige Völker. Wegen seiner verleumderischen und händelsüchtigen Umgebung war dem Psalmisten zumute, als lebte er unter jenen barbarischen Völkern. Während er selbst sich nach Frieden sehnt, wollen seine tückischen und arglistigen Feinde immer wieder Krieg und Streit mit ihm anfangen. wohnen muß! Zu lange schon hab ich weilen müssen / Bei denen, die Frieden hassen. Ich will Frieden; doch wenn ich nur rede, / So beginnen sie Krieg. Israels Hüter Ein Stufenlied. / Ich hebe meine Augen zu den Bergen Die Berge waren vielfach die Stätten, wo Gott den Seinen erschien (1. Mos. 22,2; 2. Mos. 3,1-2).: / Woher wird mir Hilfe kommen? Meine Hilfe kommt von Jahwe, / Der Himmel und Erde geschaffen hat. Wird er deinen Fuß wohl wanken lassen? / Wird etwa dein Hüter schlummern? Sieh, nicht wird schlummern oder gar schlafen / Israels Hüter. Jahwe ist dein Hüter, / Jahwe ist dein Schatten über deiner rechten Hand. Schatten bedeutet hier "Beschützer", der als der Stärkere an der rechten Seite steht. Tagsüber wird dich die Sonne nicht stechen / Und der Mond nicht des Nachts. Während des heißen Tages droht oft der Sonnenstich, während der Nacht der im Morgenland gefürchtete Mondstich. Jahwe wird dich behüten vor allem Übel, / Er wird deine Seele behüten. Gott schützt nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich. Jahwe wird deinen Ausgang und Eingang behüten Er behütet dich auf Schritt und Tritt. / Von nun an bis in Ewigkeit. Eines Festpilgers Wunsch für Jerusalem Ein Stufenlied von David. Die Worte "von David" haben keine Bedeutung; sie fehlen auch in der LXX. / Ich hab mich gefreut über die, die zu mir sagten: / "Zu Jahwes Hause wollen wir wallen." Dann standen endlich unsre Füße / In deinen Toren, Jerusalem. Der Dichter, der als Festpilger wieder auf der Heimreise begriffen ist, gedenkt der Freude, mit der er nach Jerusalem hinaufgezogen und die ihn bei dem Anblick der heiligen Stadt erfüllte. Jerusalem, du wiedererbaute Nach der Rückkehr der Juden aus Babel., / Als eine Stadt, die eng in sich verbunden! Es steht wieder Haus an Haus, und die Spuren der früheren Zerstörung sind nun ganz verschwunden. Dorthin zogen die Stämme hinauf Die zwölf Stämme zogen nach Jerusalem hinauf vor der Teilung des Reichs, die nach Salomos Tod stattfand., / Die Stämme Jahs - / Wie es Israel vorgeschrieben -, / Um Jahwes Namen zu preisen. Dort standen einst die Stühle für die Gerichtsverhandlung Die Könige hielten Gericht und sprachen Recht (1. Kön. 3,16ff.)., / Stühle für Davids Haus. Erbittet Jerusalem Frieden! / Wohl geh es denen, die dich lieben! Friede walte in deinen Mauern, / Sicherheit in deinen Palästen! Um meiner Brüder und Freunde willen Um seiner Volksgenossen willen, die in Jerusalem wohnen, also von Liebe zu ihnen erfüllt, wünscht der Dichter der heiligen Stadt Segen und Frieden. / Will ich doch sagen: "Friede walte in dir!" Aus Liebe zum Hause Jahwes, unsers Gottes, / Will ich dein Jerusalem. Bestes suchen. Der Psalm stammt aus der Zeit, als Jerusalem nach der Rückkehr aus Babel wiederaufgebaut und mit einer Mauer umgeben war und als Nehemia durch seine Wirksamkeit Eintracht und Frieden in der jüdischen Volksgemeinde hergestellt hatte. Gottvertraun bei Hohn und Spott Ein Stufenlied. / Zu dir hab ich meine Augen erhoben, / Der du im Himmel thronst. Sieh, wie die Augen der Knechte auf die Hand ihres Herrn, / Wie die Augen der Magd auf ihrer Gebieterin Hand: / So schaun unsre Augen auf Jahwe, unsern Gott, / Bis er sich uns gnädig erzeigt. Sei uns gnädig, o Jahwe, sei uns gnädig, / Denn wir sind reichlich mit Schmähung gesättigt! Reichlich hat unsre Seele satt / Den Hohn der Sichern Die Sichern sind solche, die leichtsinnig ohne Gott dahinleben., die Schmähung der Stolzen. Der Dichter blickt in einer Zeit, wo die Juden von den Heiden mit Hohn und Spott behandelt wurden, in gläubigem Vertrauen auf Gott und seine gnädige Hilfe. Vielleicht ist der Psalm in der makkabäischen Zeit entstanden. Ein Danklied nach wunderbarer Errettung Ein Stufenlied von David. Auch hier fehlen die Worte "von David" in der LXX. / "Wäre Jahwe nicht für uns gewesen", / So möge Israel sprechen, "Wäre Jahwe nicht für uns gewesen, / Als Menschen sich wider uns stellten, Dann hätten sie uns lebendig verschlungen, / Als ihr Zorn gegen uns entflammte; Dann hätten die Wasser uns überflutet, / Ein Strom wäre über uns hingerauscht; Dann wären über uns hingerauscht / Die wildbrausenden Wasser." Gepriesen sei Jahwe, der uns nicht hingegeben / Ihren Zähnen als einen Raub! Unsre Seele gleicht einem Vöglein, / Das des Voglers Netz entronnen. / Das Netz ist zerrissen, und wir sind frei! Unsre Hilfe liegt im Namen Jahwes, / Der Himmel und Erde geschaffen hat. Dieser Psalm zeigt uns Israel in größter Gefahr. Es war vom Untergang bedroht. Aber Gott hat es wunderbar errettet. Wann der Psalm entstanden ist, läßt sich nicht bestimmen. Israel hat ja im Laufe der Geschichte oftmals Gottes außerordentliche Hilfe erfahren. Fröhlich in Hoffnung! Ein Stufenlied. / Die auf Jahwe vertraun, die gleichen dem Zionsberg, / Der nicht wankt, der in Ewigkeit bleibt. Rings um Jerusalem her sind Berge Die die Stadt vor feindlichen Überfällen schützen.. / So ist Jahwe rings um sein Volk / Von nun an bis in Ewigkeit. Denn des Frevlers Zepter Die Herrschaft der Heiden. soll nicht bleiben / Auf der Gerechten Erbe Auf dem heiligen Land Kanaan, das Israels Erbe ist., / Damit nicht etwa die Gerechten / Zum Frevel ausstrecken ihre Hände. Damit nicht auch die Gerechten, durch den heidnischen Druck mürbe gemacht, sich dazu verleiten lassen, an dem heidnischen Götzendienst und andern Freveln teilzunehmen. Tu wohl, o Jahwe, den Guten / Und denen, die redlichen Herzens sind! Die aber auf ihre krummen Pfade abbiegen, / Die lasse Jahwe hinfahren samt den Übeltätern! / Friede sei über Israel! Vgl. Gal. 6,16. Tränensaat und Freudenernte Als Jahwe Zions Wandrer Die aus der babylonischen Verbannung nach Jerusalem zurückkehrten. in die Heimat führte, / Waren wir wie Träumende. Damals war unser Mund voll Lachens / Und unsre Zunge voll Jubels. / Damals sagte man unter den Heiden: / "Großes hat Jahwe an ihnen getan!" Ja, Großes hat Jahwe an uns getan: / Darüber waren wir fröhlich. Wende nun, Jahwe, auch unser Geschick So seufzte die nach Kanaan aus Babel zurückgekehrte jüdische Gemeinde. Denn die erste Zeit nach der Rückkehr brachte viele Enttäuschungen und Widerwärtigkeiten. / Gleich Regenbächen im Mittagsland. Wie die Regenbäche das dürre Südland Kanaans erquicken, so möge - das ist die Bitte - Gottes Gnade das hilfsbedürftige Volk beleben. Die mit Tränen säen, / Werden mit Jubel ernten. Wohl geht man jetzt mit Weinen dahin, / Indem man den Samen zur Aussaat trägt. / Aber man kommt mit Jubel an, / Indem man trägt seine Garben. Tränen flossen bei der Grundlegung des Tempels nach der Rückkehr aus Babel, aber lauter Jubel herrschte später bei der Einweihung des Tempels (Esra 3,13; 6,16.22). An Gottes Segen ist alles gelegen Ein Stufenlied von Salomo. Die Worte "von Salomo" fehlen in der LXX. / Wenn Jahwe das Haus nicht baut, / So mühen sich vergeblich ab, die daran bauen. / Wenn Jahwe die Stadt nicht behütet, / So wachen die Wächter vergeblich. Vergeblich ist's, daß ihr früh aufsteht / Und spät bei der Arbeit sitzt, / Die ihr esset mühsam erworbnes Brot. / Seinen Freunden gibt er genug im Schlaf. Ohne daß sie sich in harter Arbeit und quälender Sorge abmühn (vgl. Spr. Sal. 10,22). Sieh, Jahwes Gabe sind Kinder, / Lohn Den Gott den Seinen gibt. ist Leibesfrucht. Unter den mannigfaltigen Gaben Gottes wird die Gabe des Kindersegens als besonders wertvoll gepriesen. Wie Pfeile in eines Helden Hand, / So sind die Kinder der Jugend. Die einem Mann geboren werden, wenn er noch in seiner Jugendkraft steht, und die ihm deshalb, wenn er altert, eine starke Stütze sein können. Heil dem Manne, / Des Köcher mit ihnen gefüllt ist! Eine stattliche Schar von Kindern, besonders von Söhnen, ist ein großer Schutz gegen Widersacher. / Sie Der Vater und seine starken zahlreichen Söhne. werden nicht zuschanden, / Wenn sie mit Feinden reden im Tor. Das Stadttor war der Mittelpunkt des öffentlichen Lebens und besonders die Stätte der Gerichtsverhandlungen. Wer im Tor einen Rechtshandel zu erledigen hatte, der brachte seine Familienglieder mit. Waren sie zahlreich, so hatte er einen starken Beistand. Vgl. 2. Kön. 4,13: die Frau war Glied einer stattlichen Sippe, und deshalb bedurfte sie keiner fremden Hilfe. Des Frommen häusliches Glück Ein Stufenlied. / Heil dem, der Jahwe fürchtet, / Der da wandelt auf seinen Wegen! Deiner Hände Erwerb - fürwahr, du wirst ihn genießen: / Heil dir! es wird dir wohl ergehn. Dein Weib wird sein wie ein fruchtbarer Weinstock / Drinnen in deinem Hause; / Deine Kinder sind wie Ölbaumpflänzchen So frisch und vielverheißend. / Rings um deinen Tisch. Ja wahrlich, so wird gesegnet der Mann, / Der Jahwe fürchtet. Es segne dich Jahwe von Zion her, / Daß du schauest Jerusalems Glück / Dein ganzes Leben lang Aller Segen, der den einzelnen Frommen zuteil wird, kommt von dem Gott des Heils, dessen Wohnung auf Zion ist, und dieser Segen vollendet sich in dem Glück der ganzen Volksgemeinde., Und schauest Kindeskinder! / Friede sei über Israel! Israels Rettung von seinen Drängern Ein Stufenlied. / "Oft haben sie mich bedrängt von meiner Jugend an", Rückblick auf die Knechtschaft Israels in Ägypten; denn der Aufenthalt in Ägypten war Israels Jugendzeit (Hos. 2,17; Jer. 2,2). / So möge Israel sprechen, "Oft haben sie mich bedrängt von meiner Jugend an, / Doch sie haben mich nicht überwältigt. Auf meinem Rücken haben Pflüger gepflügt / Und ihre Furchen lang gezogen. Der mit langen Striemen bedeckte Rücken ist ein Bild der langen und schmachvollen Leiden Israels. Doch Jahwe, der Gerechte, / Er hat zerhaun der Frevler Strick." Er hat Israel von dem Joch seiner Feinde befreit. Zuschanden werden und rückwärtsweichen / Sollen alle, die Zion hassen. Sie sollen dem Gras auf den Dächern gleichen Die flachen Dächer im Morgenland werden nicht selten mit einer dünnen Erdschicht bedeckt. Darauf wächst dann leicht etwas Gras, aber das wird bald welk.: / Das ist schon dürr, noch ehe man's ausrauft. Damit füllt der Schnitter nicht seine Hand / Noch seinen Arm der Garbenbinder. Die vorübergehen sagen auch nicht: / "Jahwes Segen sei über euch!" Die Vorübergehenden wünschen kein Glück zur Ernte (Rut 2,4). / Wir aber haben euch in Jahwes Namen gesegnet. So grüßen vielleicht die Priester die Sänger dieses Psalms. Ein Ruf aus der Tiefe Ein Stufenlied. / Aus Tiefen Innerer und äußerer Not. hab ich, Jahwe, zu dir gerufen. Adonái, hör meine Stimme! / Laß doch deine Ohren merken / Auf mein lautes Flehn! Wenn du Sünden anrechnest Ohne sie zu vergeben., Jah, / Adonái, wer kann dann bestehn? Ja, du vergibst, / Damit man dich fürchte. Damit man dir in wahrer Ehrfurcht diene. Jahwes habe ich stets geharrt; / Es hat meine Seele geharrt, / Schon immer hoffte ich auf sein Wort. Auf das Wort von der Erlösung. Meine Seele harrt Adonáis, / Mehr, als Wächter des Morgens harren, / Ja, Wächter des Morgens. Israel, harr auf Jahwe! / Denn bei Jahwe ist die Gnade, / Und reichlich ist bei ihm Erlösung. Ja, er wird Israel erlösen / Von allen seinen Sünden. Aus der Tiefe seiner Not erhebt sich der Dichter zu der Höhe des freudigen Gottvertrauens und der Sehnsucht nach Gottes Frieden. Vgl. Luthers Lied: "Aus tiefer Not schrei ich zu dir." Ruhe in Gott Ein Stufenlied von David. / Jahwe, mein Herz ist nicht hochmütig, / Und meine Augen erheben sich nicht stolz. / Auch geh ich nicht um mit Dingen, / Die zu groß und schwer für mich sind. Ich habe vielmehr meine Seele gestillt und beruhigt. / Wie ein entwöhntes Kind an der Brust seiner Mutter liegt, / So ruht meine Seele entwöhnt in mir. Wie ein entwöhntes Kind ruhig bei der Mutter weilt, ohne ungeduldig schreiend nach der Mutterbrust zu verlangen, sondern damit zufrieden ist, daß es die Mutter hat: so hat auch der Dichter seine von Natur unruhige und begehrliche Seele beschwichtigt. Sie ist nun wunschlos und ruhig in Gott ergeben, auf dessen liebende Fürsorge sie völlig vertraut. Diese Gesinnung des Dichters sollen nun auch seine Volksgenossen beweisen (V.3). Was der Dichter hier ausspricht, das hat sich wirklich bei David gefunden. Obwohl von Samuel zum König gesalbt, riß er doch die Königswürde nicht vorzeitig und eigenmächtig an sich, sondern er wartete still und geduldig, bis nach Gottes Rat die Stunde für ihn gekommen war. So kann dieser kleine, schöne Psalm sehr wohl David zum Verfasser haben. Israel, harre auf Jahwe / Von nun an bis in Ewigkeit! Eine Fürbitte für Davids Haus Ein Stufenlied. Vielleicht ist dieses Lied für die Einweihung des Tempels unter Salomo gedichtet worden (s. 1. Kön. 8; 2. Chron. 5 und 6. Vgl. namentlich Ps. 132,8-10 mit 2. Chron. 6,41-42). Der Dichter beginnt mit der Bitte, Gott möge all der Mühen und Opfer gedenken, die David auf sich genommen habe, um der Lade Gottes eine feste Wohnstatt zu bereiten (V.1-5). Nun ist diese feste Wohnung endlich auf Zion da (V.6 und 7). Gott möge sie einnehmen und von ihr aus den Priestern und Frommen seinen Segen spenden (V.8 und 9). Ferner wird Gott gebeten, um Davids willen auch dessen gesalbten Nachfolger zu segnen (V.10). Dies hat Gott ja auch David eidlich verheißen (V.11 und 12). Denn er hat Zion, wo Davids Thron steht, zu seinem Wohnsitz erkoren. Von dort will er nun seinen Segen spenden und Davids Haus mächtig werden lassen (V.13-18). / Gedenke, Jahwe, dem David / All die Opfer, die er gebracht. Indem du seinem Hause deinen Segen schenkst. Er leistete Jahwe einen Schwur, / Gelobte dem starken Gott Jakobs Es schmerzte David tief, daß die Bundeslade, als er sie hatte nach Zion bringen lassen, dort ohne festes Haus war. Er wollte sich keine Ruhe gönnen, bis er Gott ein Heiligtum gebaut habe (vgl. 2. Sam. 7; 1. Chron. 17).: "Wahrlich, nicht geh ich ins Zelt meines Hauses David nennt sein Haus "Zelt", weil auch die Lade Gottes bis dahin nur ein "Zelt" hatte., / Nicht besteig ich das Bett meines Lagers, Nicht gönne ich Schlaf meinen Augen / Noch meinen Wimpern Schlummer: Bis ich eine Stätte für Jahwe gefunden, / Eine Wohnung für Jakobs starken Gott." Sieh, wir Hier mit V.6 beginnt die Rede der Gemeinde, die in V.1-5 Gott an seine Verheißung erinnert hat. hörten, sie Die Bundeslade. sei in Efrâta Efrâta ist der Name des Gebiets, in dem Kirjat-Jearim lag. Dort war die Bundeslade (1. Sam. 7,1; 2. Sam. 6,3), nachdem sie zuerst in Silo gewesen war (1. Sam. 1,3)., / Wir haben sie dann in Jaars Jaar ist die Abkürzung von Kirjat-Jearim. Gefilden gefunden. Der Ort, wo die Bundeslade in Kirjat-Jearim stand, war ihrer so unwürdig, daß es fast war, als hätte man sie auf freiem Feld gefunden. So laßt uns denn in seine Wohnung gehn Die "Wohnung" ist der für die Bundeslade von David auf Zion errichtete Zelttempel (2. Sam. 7,2)., / Uns niederwerfen vor seiner Füße Schemel. So wird die Bundeslade genannt. Auf, Jahwe, begib dich zu deiner Ruhstatt Diese Worte beziehen sich auf die Überführung der Bundeslade von Kirjat-Jearim nach Zion., / Du und die Lade, das Bild deiner Macht! Man denke hier an die Tatsachen, die die Israeliten in bezug auf die Macht oder die Unantastbarkeit der Bundeslade erlebt hatten (1. Sam. 5; 6,19ff.; 2. Sam. 6,6ff.). Deine Priester werden dir dienen in Treue Während die Priester in Silo, Hofni und Pinehas, Elis Söhne, untreu und gottlos gewesen waren (1. Sam. 2,12-17.22)., / Und deine Frommen werden sich freun. Um Davids, deines Knechtes, willen / Versage nicht deines Gesalbten Bitte! Der Gesalbte ist kein anderer als der gesalbte König aus Davids Haus. Salomo ist gemeint, wenn der Psalm wirklich für die von ihm vollzogene Einweihung des Tempels gedichtet worden ist. Jahwe hat David geschworen / - Wahr ist's, nicht nimmt er's zurück -: / Von der Frucht deines Leibes / Will ich einen Mann auf den Thron dir setzen. Halten deine Söhne den Bund mit mir / Und mein Zeugnis, das ich sie lehre: / So sollen auch ihre Söhne für immer / Dir auf dem Throne sitzen." Denn Jahwe hat Zion erwählt, / Hat es zu seinem Wohnsitz begehrt In V.14-16 redet Gott selbst darüber, wie er Zion und Jerusalem erwählt hat.: "Dies ist meine Ruhstatt für immer; / Hier will ich bleiben, weil ich es Zion. begehrt. Seine Zions. Nahrung will ich reichlich segnen, / Seine Armen sättigen mit Brot. Seine Priester will ich kleiden in Heil, / Und seine Frommen sollen laut jauchzen. Dort laß ich ein Horn Das Horn ist ein Bild der Macht und Herrschaft. Vgl. Luk. 1,69. für David D.h. für Davids ganzes Geschlecht. sprossen: / Meinem Gesalbten hab ich eine Leuchte bereitet. Die Leuchte bedeutet den Fortbestand des Hauses (1. Kön. 11,36; 15,4; 2. Sam. 21,17). Seine Feinde will ich in Schande kleiden, / Aber auf ihm soll glänzen seine Krone." Der Segen brüderlicher Eintracht Ein Stufenlied von David. Die Abfassung des Psalms durch David ist sehr zweifelhaft. Der Psalm scheint sich auf die Feier der hohen Feste zu beziehen, bei denen sich die Israeliten in Jerusalem versammelten. / Sieh, wie schön und wie lieblich ist's, / Wenn Brüder Die Glieder des Bundesvolkes, die Gott alle zu seinen Kindern erwählt hat (Jes. 1,2). auch Ihrer gemeinsamen Abstammung entsprechend. (friedlich) beisammen wohnen. Das gleicht dem köstlichen Öl auf dem Haupt, / Das herabfloß auf den Bart, / Auf Aarons Bart Während Mose dem Aaron das Salböl aufs Haupt goß, wurden Aarons Söhne nur damit besprengt (3. Mos. 8,12.30)., der niederwallte / Auf seiner Gewänder Rand. Gemeint ist der obere Schlitz, die Öffnung des Kleides für den Kopf. Es gleicht auch dem Hermontau, / Der auf Zions Berg niederfällt. Der Tau fällt aus den Wolken des Hermonberges, der Palästina von Norden her überragt, lieblich und erfrischend auf Zions Berg herab. / Denn dorthin Nach Zion. hat Jahwe den Segen entboten Denn von dem Heiligtum auf Zion sollte Gottes Segen über ganz Israel ausgehen., / Leben für immer. Ein Wächterlied Ein Stufenlied. Ein Teil der Priester und Leviten mußte des Nachts im Tempel bleiben, um das Heiligtum zu bewachen und dafür zu sorgen, daß nichts für den Frühdienst fehlte. / (Ein Ruf der Gemeinde an die Tempelwächter:) / Wohlan, preist Jahwe, all ihr Knechte Jahwes Haus! Hebt auf eure Hände zum Heiligtum Zum Allerheiligsten. / Und preist Jahwe! (Die Antwort der Tempelwächter an die Gemeinde:) / Es segne dich Jahwe von Zion her, / Der Schöpfer von Himmel und Erde! Gottes Allmacht, der Götzen Ohnmacht Lobet Jah! / Lobt den Namen Jahwes, / Lobt ihn, ihr Knechte Jahwes, Die ihr steht in Jahwes Haus Um ihm dort priesterlich zu dienen., / In den Höfen des Hauses unsers Gottes! Lobt Jah, denn Jahwe ist gütig, / Spielt seinem Namen, denn lieblich ist er! Der Name Jahwes. Denn Jah hat Jakob erkoren, / Israel sich zum Eigentum erwählt. 2. Mos. 19,5-6. Denn ich weiß wohl Der Dichter weiß von sich, daß er besonders tiefe Blicke in Gottes Größe und Herrlichkeit getan hat., daß Jahwe groß ist / Und unser Herr alle Götter überragt. Alles, was Jahwe gefiel, das hat er gemacht / Im Himmel und auf Erden, / In den Meeren und allen Tiefen. Er führt Wolken herauf vom Ende der Erde, / Läßt künden durch Blitze Gewitterregen, / Holt Wind aus seinen Speichern hervor. Er schlug Ägyptens Erstgeburten / Von Menschen bis zum Vieh. 2. Mos. 12,29. Er sandte Zeichen und Wunder / Wider dich, Ägyptenland, / Wider Pharao und all seine Knechte. Vgl. Ps. 78,43-52. Er schlug viele Völker / Und tötete mächtige Könige. Sihon, der Amoriter König, / Und Og, den König von Basan, / Ja, machte zunichte alle Reiche Kanaans. 4. Mos. 21,21-35. Er gab ihr Land als Erbe, / Als Erbe Israel, seinem Volk. Jahwe, dein Name währt ewig; / Dein Gedächtnis, Jahwe, bleibt für und für. Ps. 102,13. Denn Jahwe wird seinem Volk Recht schaffen / Und mit seinen Knechten Erbarmen haben. 5. Mos. 32,36.43. Der Heiden Götzen sind Silber und Gold, / Das Gebilde von Menschenhand. Mit V.15-20 vgl. Ps. 115,4-11. Sie haben einen Mund und können nicht reden, / Sie haben Augen und sehen doch nicht. Ohren haben sie und hören nicht, / Noch haben sie Odem in ihrem Mund. Ihnen gleich sind, die sie bilden - / Jeder, der ihnen vertraut. Ihr von Israels Haus, preist Jahwe! / Ihr von Aarons Haus, preist Jahwe! Ihr von Levis Haus, preist Jahwe! / Die ihr Jahwe fürchtet S. die Anm. zu Ps. 115,11., preist Jahwe! Gepriesen sei Jahwe von Zion aus, / Er, der in Jerusalem wohnt. / Lobt Jah! Das große Danklied (Der Chor der Priester:) / - (Der Chor der Gemeinde:) / Dankt Jahwe, denn er ist gütig. / - Denn ewig währet seine Huld! Dankt dem Gott der Götter. / - Denn ewig währet seine Huld! Dankt dem Herrn der Herren. / - Denn ewig währet seine Huld! (Dankt) dem, der allein große Wunder tut. / - Denn ewig währet seine Huld! (Dankt) dem, der die Himmel mit Weisheit erschaffen. / - Denn ewig währet seine Huld! (Dankt) dem, der die Erde über die Wasser ausgebreitet. / - Denn ewig währet seine Huld! (Dankt) dem, der große Lichter erschaffen: / - Denn ewig währet seine Huld! Die Sonne, um den Tag zu beherrschen, / - Denn ewig währet seine Huld! Den Mond und die Sterne, um die Nacht zu beherrschen. / - Denn ewig währet seine Huld! (Dankt) dem, der die Ägypter schlug an ihren Erstgebornen / - Denn ewig währet seine Huld! Und Israel aus dem Lande führte / - Denn ewig währet seine Huld! Mit starker Hand und ausgerecktem Arm. / - Denn ewig währet seine Huld! (Dankt) dem, der das Schilfmeer in zwei Teile spaltete / - Denn ewig währet seine Huld! Und Israel hindurchziehen ließ, / - Denn ewig währet seine Huld! Doch Pharao und sein Heer ins Schilfmeer trieb. / - Denn ewig währet seine Huld! (Dankt) dem, der sein Volk in der Wüste führte. / - Denn ewig währet seine Huld! (Dankt) dem, der mächtige Könige schlug / - Denn ewig währet seine Huld! Und stolze Könige tötete: / - Denn ewig währet seine Huld! Sihon, der Amoriter König, / - Denn ewig währet seine Huld! Und Og, den König von Basan, / - Denn ewig währet seine Huld! Und ihr Land zum Erbe gab, / - Denn ewig währet seine Huld! Zum Erbe Israel, seinem Knecht. / - Denn ewig währet seine Huld! (Dankt dem), der in unsrer Niedrigkeit an uns gedachte / - Denn ewig währet seine Huld! Und uns von unsern Drängern befreite; / - Denn ewig währet seine Huld! Der allen Lebewesen Speise gibt. / - Denn ewig währet seine Huld! Dankt dem Gott des Himmels. / - Denn ewig währet seine Huld! An den Flüssen Babels An den Flüssen Babels Die Flüsse Babels sind der Euphrat und der Tigris. Außerdem ist aber auch an die vielen Kanäle und Wasserläufe zu denken, von denen Babylon der Bewässerung wegen durchzogen war. Die Juden sammelten sich wohl deshalb gern an fließendem Wasser, weil sie dort am einfachsten die durch das Gesetz vorgeschriebenen Waschungen und Reinigungen vollziehen konnten (vgl. Apg. 16,31)., daß saßen wir und weinten, / Wenn wir an Zion gedachten. An den Weiden Die Weiden sind genauer die sog. Euphratpappeln, deren junge Bäume den Weiden ähnlich sehen., die dort standen, / Hingen wir unsre Zithern auf. Sie hatten, fern von der Heimat und vom Tempel, keine Freudigkeit, auf den Zithern zu spielen. Denn da wollten unsre Sieger von uns Lieder hören / Und unsre Quäler Freudengesang. / "Singt uns", so riefen sie (höhnisch), / "eins von den Zionsliedern!" Dies war ein übermütiger Scherz, den sich die Sieger mit den Besiegten machten. So mußte ja auch der gefangene Simson den Philistern aufspielen (Richt. 16,25). Wie sollten wir Jahwes Lieder singen / In einem fremden Lande? Die Gefangenen wollten ihr Heiligstes nicht dem Hohn der Feinde preisgeben. Deshalb halfen sie sich mit der Ausrede, Jahwes Lieder könnten nur in Jahwes Land gesungen werden. Vergeß ich dein Jerusalem, / So sterbe mir ab meine rechte Hand! Alle Juden, die in der Verbannung das Andenken an Jerusalem verloren, gingen im Heidentum unter. Meine Zunge klebe an meinem Gaumen D.h. sie versage mir den Dienst., / Wenn ich nicht dein O Jerusalem. gedenke, / Wenn mir nicht Jerusalem / Meine höchste Freude ist. Gedenke, o Jahwe, Edoms Söhnen / Den Tag Jerusalems D.h. den Tag der Zerstörung Jerusalems., / Die da riefen: "Nieder, nieder mit ihr / Bis auf den Grund!" O Tochter Babels Die Tochter Babels ist die Einwohnerschaft Babels., du Zwingherrin, wohl dem, der dir vergelten wird / All das, was du an uns verübt! Wohl dem, der deine jungen Kinder ergreift / Und sie am Felsen zerschmettert! Daß dies geschehen werde, war schon in Jes. 13,16 geweissagt worden. Der Dichter wünscht also, daß das bereits verkündigte göttliche Strafgericht über Babel völlig hereinbrechen möge. Es spricht sich daher in seinen Worten kein gehässiger Rachegeist aus, sondern nur das Verlangen, daß Gottes Ehre und Herrlichkeit durch die Vernichtung der feindlichen Weltmacht offenbar werde. Ähnliches lesen wir ja auch von dem geistlichen Babel in Offb. 18; 19,1ff. - Der Dichter des 137. Psalms gedenkt des tiefen Schmerzes, der die treuen Juden in der babylonischen Verbannung erfüllte (V.1-6), und wünscht, daß Babel und sein Bundesgenosse Edom wegen der Zerstörung Jerusalems das göttliche Strafgericht erfahren möchten (V.7-9). Der Psalm ist jedenfalls nach der Rückkehr aus Babel entstanden und soll wohl auch in den Juden, die noch in Babel zurückgeblieben waren, die Sehnsucht nach der Heimat lebendig machen. Ein Danklied für Errettung Von David. In der LXX wird der Psalm nicht nur David, sondern auch den Propheten Haggai und Sacharja zugeschrieben. Vielleicht dürfen wir sagen, daß der Psalm aus der Seele Davids gedichtet worden ist. / Ich will dir danken von ganzem Herzen, / Sogar vor "Göttern" Die Götter sind weltliche Obrigkeiten und Herrscher (vgl. Ps. 82). will ich dir lobsingen. Zu deinem heiligen Tempel hin Zu ihm mich hinwendend. will ich anbeten / Und deinen Namen preisen ob deiner Huld und Treu. / Denn deine Verheißung hast du verherrlicht / Über all deinen Namen hinaus.D.h. Gottes Verheißungswort überragt bei weitem alle die herrlichen Eigenschaften, die den Frommen in bezug auf Gottes Namen bekannt sind. Als ich rief, hast du mich erhört / Und mich mit Kraft und Mut erfüllt. Danken werden dir, Jahwe, alle Könige der Erde / Wenn sie deines Mundes Worte vernommen. Wenn die Könige der Erde vernommen haben, wie herrlich Gott seinem Volk seine Verheißungsworte erfüllt hat, so werden sie dadurch bewogen werden, auch seine Macht und Herrlichkeit anzuerkennen. Sie werden Jahwes Walten besingen, / Denn groß ist Jahwes Herrlichkeit. Ja, erhaben ist Jahwe; aber er sieht den Niedrigen an, / Und den Stolzen kennet er schon von fern. Käm ich auch mitten in Drangsal hinein, / Du erhieltest mich trotz des Zorns meiner Feinde am Leben; / Du würdest deine Hand ausstrecken, / Und deine Rechte würde mich retten. Jahwe wird's mir zum Heil vollführen. Er wird vollführen, was er in seiner Gnade mit dem Psalmisten begonnen hat. / Jahwe, ewig währt deine Huld. / Deiner Hände Werk D.h. alles, was Gott bisher für den Psalmisten getan hat. - o, laß es nicht unvollendet! Die Größe des allwissenden, allgegenwärtigen Gottes Dem Sangmeister. Ein Psalm Davids. Diese Überschrift soll wohl nur andeuten, daß der Psalm nach davidischem Muster gedichtet worden ist. / Jahwe, du hast mich durchforscht und erkannt: Du weißt, wann ich sitze und wann ich aufstehe; / Mein Denken und Streben kennst du sogar, / Noch eh es mir klar geworden. Du siehst, wann ich wandre und wann ich mich niederlege, / Mit all meinen Wegen bist du vertraut. Denn es ist kein Wort auf meiner Zunge - / Sieh, o Jahwe, du weißt es ganz. Von allen Seiten hältst du mich umschlossen, / Du hast deine Hand auf mich gelegt. Der Dichter kann Gottes Macht nicht entgehen, und er kann auch nichts tun, wenn ihm Gott nicht die nötige Bewegungsfreiheit dazu gibt. Dies Wissen ist mir zu wunderbar, / Zu hoch: ich kann mich ihm nicht entziehn. Hier ist die Rede von dem Wissen Gottes um den Psalmisten, wie es im vorangehenden (V.1-5) geschildert worden ist. Darauf geht nun der Psalmist von V.7 ab näher ein. Wohin soll ich gehn vor deinem Geist, / Wohin vor deinem Antlitz fliehn? Wenn ich in den Himmel stiege - du wärest da; / Und wollt ich mir im Totenreich ein Lager bereiten - / Dort wärest du auch. Vgl. Amos 9,2. Flög ich auf Flügeln der Morgenröte, / Wollt ich weilen am Ende des Meers Der Sinn von V.9 ist: Könnte ich mit der Schnelligkeit der Morgenröte vom Osten bis zum fernsten Westen eilen (vgl. Jona 1,3).: Auch da würde deine Hand mich leiten / Und deine Rechte mich fassen. Spräche ich: "Dunkel umhülle mich ganz, / Das Licht um mich her: es werde zur Nacht!" - Auch Dunkel ist dir nicht zu dunkel Du siehst doch alles.; / Die Nacht vielmehr - sie leuchtet sogar wie der Tag, / Das Dunkel ist ebenso wie das Licht. Für Gott gibt es keinen Unterschied zwischen Licht und Finsternis. Denn du hast meine Nieren gebildet, / Du hast mich gewoben im Mutterleib. Daß Gott den Menschen völlig und allenthalben kennt ( V.1-12), wird nun aus der Tatsache begründet, daß Gott den Menschen geschaffen hat (V.13-18). Die Nieren werden als der Sitz der zartesten und geheimsten Gefühlsregungen besonders hervorgehoben (nach Franz Delitzsch). Ich danke dir, daß ich so erstaunlich wunderbar entstanden bin: / Wunderbar sind ja auch sonst deine Werke, / Und meine Seele erkennt es wohl. Nicht war dir mein Wesen unbekannt, / Als ich im Verborgnen bereitet ward, / Gewirkt in den Tiefen der Erde. Die Tiefen der Erde sind ein Bild des dunklen Mutterschoßes. Aber dieses Bild ist jedenfalls gewählt im Blick darauf, daß der Leib des ersten Menschen aus der Erde gebildet worden ist. Hiob sagt ( 1,21): "Nackt bin ich aus meiner Mutter Leib hervorgegangen, und nackt werde ich dahin zurückkehren", nämlich: "in die Erde, die Mutter aller" (Sirach 40,1). Schon meinen Fruchtkeim Gemeint ist das im Mutterleib entstehende Kind in seinen ersten Anfängen. haben deine Augen gesehn; / Und auf dein Buch wurden alle geschrieben: / Die Tage, die mir bestimmt, / Eh noch einer von ihnen erschienen war. Wie sind mir so köstlich, Gott Im Hebräischen steht hier der Gottesname El., deine Gedanken, / Wie ist ihre Zahl so gewaltig! Vgl. Röm. 11,33. Wollt ich sie zählen - sie wären mehr als Sand: / Ich bin erwacht und bin noch bei dir. Der Sinn ist: "Wenn ich auch bei der Betrachtung des unerforschlichen Wesens und Wirkens Gottes ermattet in Schlaf versinke, so bin ich doch beim Erwachen sofort wieder mit solchen Gedanken beschäftigt." Der Dichter ist also immer "bei Gott". Ergriffen von der Herrlichkeit Gottes, spricht er nun von V.19 ab seinen Abscheu aus gegen alle Gottesverächter. Möchtest du doch, Eloah, die Frevler töten! / Und "ihr Blutmenschen Blutmenschen ("Männer der Blutschuld") sind die Gottlosen, die in ihrer Habsucht die Frommen grausam bedrücken und sie sogar zu Tode bringen., weicht von mir!" Sie reden in Arglist von dir, / Mißbrauchen zu Lug deinen Namen - sie, die Feinde! Sie mißbrauchen Gottes Namen durch falschen Schwur. Sollt ich nicht hassen, Jahwe, die dich hassen, / Nicht Abscheu empfinden vor denen, die dir widerstreben? Ich hasse sie mit dem größten Haß: / Sie gelten mir als Feinde. Hier redet der Dichter nicht in fleischlicher Rachgier, sondern im Eifer für Gottes Ehre, womit die Trauer über die noch vorhandene Gottlosigkeit verbunden ist. Erforsche mich, Gott Auch hier steht im Hebräischen, wie in V.17, der Gottesname El., und erkenne mein Herz, / Prüf mich, erkenne meine Gedanken! Der Schluß des Psalms kehrt zu seinem Anfang zurück. Sieh, ob ich neige zu unheilvollem Wandel, / Und leite mich auf den Ewigkeitsweg! Der Ewigkeitsweg ist der Weg der Gerechten, der niemand täuscht, der nicht in Jammer und Unheil, sondern in Freude und Seligkeit endet. Eine Bitte um Hilfe gegen gefährliche Widersacher Dem Sangmeister. Ein Psalm Davids. Ps. 140 ist ein Lied, das in Inhalt und Gedankengang manchen Psalmen Davids ähnlich ist. Es kann sich beziehen auf die Verfolgungen Sauls sowie auch auf Absaloms und Sebas Empörung. Der Dichter vertraut auf Gott, der alle Anschläge seiner Feinde vereiteln und sie mit seinen Gerichten strafen werde. Rette mich, Jahwe, von bösen Menschen, / Bewahre mich vor den Gewalttätigen, Die im Herzen Böses sinnen, / Die täglich Streit erregen! Sie schärfen ihre Zunge wie eine Schlange, / Unter ihren Lippen ist Otterngift. Sela. Behüte mich, Jahwe, vor Frevlerhänden, / Bewahre mich vor den Gewalttätigen, / Die da sinnen auf meinen Sturz! Stolze haben mir heimlich Schlingen und Seile gelegt, / Ein Netz gebreitet meinen Pfad entlang, / Sie haben mir Fallen gestellt. Sela. Ich aber habe zu Jahwe gesagt: "Mein Gott bist du, / Vernimm doch, Jahwe, mein lautes Flehn! Jahwe Adonái, du meine mächtige Hilfe, / Der du mein Haupt am Tage des Kampfes beschirmst, Erfülle nicht, Jahwe, der Frevler Begehren, / Ihren Anschlag laß nicht gelingen! / Sie würden sich sonst überheben." Sela. Das Haupt derer, die mich umlauern, / Möge das Unheil bedecken, das sie wider mich geredet! Das deutet auf Verleumdungen, wodurch sie dem Dichter große Gefahren bereitet haben. Mögen glühende Kohlen auf sie fallen! / Ins Feuer stürze er Gott. sie, / In Fluten, draus sie nicht wieder auftauchen können! Ein Verleumder wird nicht im Lande bestehn; / Der Gewaltmensch werde vom Unglück gejagt ins Verderben! Nach LXX. Ich weiß, daß Jahwe des Elenden Sache führen, / Den Armen zum Rechte verhelfen wird. Fürwahr, die Gerechten werden deinem Namen danken, / Die Redlichen bleiben vor deinem Antlitz. Eine Bitte um Schutz vor verderblichen Feinden Ein Psalm Davids. / Jahwe, ich habe dich angerufen: eile zu mir, / Horch auf mein Flehn, wenn ich zu dir rufe! Nimm mein Gebet als Rauchopfer an, / Meiner Hände Aufheben als Abendopfer. Vgl. 2. Mos. 30,1-8. Die Hände wurden beim Gebet erhoben. Stell eine Wache, Jahwe, vor meinen Mund, / Bewahre die Tür meiner Lippen! D.h. bewahre mich vor Zungensünden! Der Dichter konnte sich seinen Feinden gegenüber leicht zu Gott mißfälligen Reden hinreißen lassen. Laß mein Herz sich nicht neigen zum Bösen, / Untat zu üben in Frevlermut / Im Bunde mit Männern, die übeltun; / Und von ihren Leckerbissen laß mich nicht essen! D.h. laß es nicht dahin kommen, daß ich, verlockt durch das äußere Glück der Gottlosen, zu ihrem bösen Wandel mich verleiten lasse. Rügt mich ein Gerechter in Liebe und tadelt er mich, / So soll mein Haupt dies köstliche Öl nicht verschmähn Ein Tadel, in Liebe gesprochen, gleicht einem köstlichen Balsam.; / Denn noch begegne ich nur mit Gebet ihren bösen Tücken. Der Dichter betet für seine Verfolger. Werden ihre Richter vom Felsen gestürzt, / Dann heißt man meine Worte als lieblich willkommen. Der Sinn von V.6 ist wohl: Wenn die, die sich jetzt als Richter und Machthaber gebärden, von dem verdienten Strafgericht getroffen werden, dann wird man auch meine Worte, die jetzt verachtet sind, wieder mit Freuden anhören. Wie einer das Erdreich mit Furchen durchzieht und lockert, / So sind unsre Gebeine dem Rachen des Grabes hingestreut. Unsere Verfolger (das bedeuten diese Worte vielleicht) würgen uns hin in so großer Zahl, wie man Samenkörner auf den Acker streut. Aber wie der in die Erde ausgestreute Same Frucht bringt, so wird auch aus dem Blut der hingemordeten Frommen eine reiche Ernte erstehen. Denn auf dich, Jahwe Adonái, sehn meine Augen, / Bei dir such ich Schutz: gib mich nicht hin in den Tod! Bewahre mich vor der Schlinge, die man mir gelegt, / Vor den Nachstellungen der Übeltäter! Laß die Frevler fallen ins eigene Netz! / Zugleich werd ich für immer daran vorübergehn. Nämlich: an dem mir gestellten Netz, d.h. ich werde aus aller Gefahr errettet werden. - Der schwer angefochtene Sänger des 141. Psalms trachtet danach, in seinen Leiden immer vertrauensvoller zu werden, immer vorsichtiger zu wandeln und immer zuversichtlicher gerade aus seiner Trübsal Segen für sich zu erwarten. Sollte, was freilich sehr zweifelhaft ist, der Psalm von David stammen, dann fiele er wahrscheinlich in die Zeit der Empörung Absaloms. Ein Ruf zu Gott in großer Not Eine Betrachtung (?) Davids, als er in der Höhle war. 1. Sam. 22,1; vgl. Ps. 57,1. Es ist durchaus nicht unwahrscheinlich, daß David diesen Psalm auf seiner Flucht vor Saul gedichtet hat. Ein Gebet. Laut schrei ich zu Jahwe, / Laut fleh ich zu Jahwe. Vor ihm ergieß ich meine Klage, / Ihm mach ich meine Bedrängnis kund. Ist mein Geist in mir verzagt: / Du kennst doch meinen Lebenspfad. Du kennst auch die Gefahren, die mir auf meinem Weg drohen, und wirst mir helfen. / Auf dem Wege, den ich gehen will, / Hat man mir heimlich ein Netz gespannt. Schau ich zur Rechten Dorthin, wo der Helfer zu stehen pflegt. und blicke aus: / Niemand ist da, der mich kennen will. / Jede Zuflucht ist mir genommen, / Niemand frage nach mir. Ich habe zu dir, o Jahwe, geschrien, / Ich habe gesagt: "Meine Zuflucht bist du, / Mein Teil in der Lebendigen Land!" O merke doch auf mein lautes Flehn, / Denn ich bin elend und matt! / Von meinen Verfolgern errette mich, / Denn sie sind stärker als ich! Führe mich aus dem Kerker, / Daß ich deinen Namen preise! / Glück wünschend werden mich Fromme umringen, / Wenn du mir wohlgetan. Ein Bußgebet in Verfolgungszeiten Ein Psalm Davids. In manchen Handschriften der LXX hat dieser Psalm die Überschrift: "Ein Psalm Davids, als ihn sein Sohn Absalom verfolgte." Dieser Psalm ist zugleich der letzte der sieben kirchlichen Bußpsalmen. In ihm verbindet sich die Trauer des vom Thron Gestoßenen mit der Trauer des von seiner Sünde Niedergebeugten. / Jahwe, höre mein Gebet, / Vernimm mein Flehn um deiner Treue willen, / Antworte mir um deiner Gerechtigkeit willen! Und geh nicht ins Gericht mit deinem Knecht, / Denn kein Lebendiger ist gerecht vor dir! Denn der Feind hat mir nach dem Leben getrachtet, / Er hat mein Leben zu Boden geschlagen, / Mich in tiefes Dunkel versetzt wie die auf ewig Toten. Nun ist mein Geist verschmachtet in mir, / Mein Herz ist mir in der Brust erstarrt. Ich habe der Tage der Vorzeit gedacht, / Habe nachgesonnen über all dein Tun, / Das Werk deiner Hände erwogen. Meine Hände hab ich zu dir gebreitet, / Wie nach Regen lechzendes Land lag meine Seele vor dir. Meine Seele lechzte nach deiner Hilfe, wie das dürre Erdreich nach Tau und Regen lechzt. Sela. Eilends erhöre mich, Jahwe, es schmachtet mein Geist! / Verbirg nicht dein Antlitz vor mir! / Sonst gleich ich ins Grab Gesunknen. Laß mich deine Huld schon früh am Morgen erfahren, / Denn ich vertraue auf dich! / Tu mir kund den Weg, den ich gehen soll, / Denn zu dir hab ich meine Seele erhoben! Rette mich, Jahwe, von meinen Feinden! / Bei dir hab ich Zuflucht gesucht. Lehre mich tun, was dir gefällt; / Du bist ja mein Gott: / Dein guter Geist führ mich auf ebner Bahn! Um deines Namens willen, Jahwe, erhalt mich am Leben, / In deiner Treue reiß mich aus der Bedrängnis! In deiner Huld Gegen mich. vertilge du meine Feinde, / Vernichte alle, die meine Seele bedrängen! / Ich bin ja dein Knecht. Eine Bitte um Gottes Beistand gegen die Feinde und um Segen für sein Volk Von David. In der LXX lautet die Überschrift des 144. Psalms: "Von David in bezug auf Goliat." Im Blick auf 1. Sam. 17,45-47 könnte der Psalm, wenn er auch nicht von David selbst verfaßt ist, an einigen Stellen doch die Gefühle zum Ausdruck bringen wollen, die David bei dem Eintritt in den Zweikampf mit Goliat erfüllten. / Gepriesen sein Jahwe, mein Fels: / Er hat meine Hände zum Kampf, / Meine Finger zum Kriege geschickt gemacht. Ps. 18,35. Er schenkt mir Huld, er ist meine Burg, meine Feste, mein Retter, / Mein Schild: in ihm war ich immer geborgen Ps. 18,3.; / Völker hat er mir unterworfen. Jahwe, was ist doch der Mensch, daß du sein gedenkst, / Des Sterblichen Kind, daß du ihn beachtest? Ps. 8,5. Der Mensch ist ja nur wie ein Hauch, / Seine Tage sind wie ein schwindender Schatten. Jahwe, neig deine Himmel, fahre herab, / Rühre die Berge an, daß sie rauchen! Schleudre Blitze: zerstreue sie Meine Feinde., / Schieß deine Pfeile Die Pfeile sind außer den Blitzen vielleicht auch tödliche Krankheit und allerlei Plagen.: verstöre sie! Streck aus deine Hand von der Himmelshöh! / Reiß mich heraus, befrei mich aus großen Wassern Ps. 18,17.: / Aus der Hand der Söhne der Fremde Vgl. Ps. 18,45f., Deren Mund Falsches zu reden pflegt, / Deren Rechte eine Rechte der Lüge ist! Sie geben wohl die rechte Hand, um ein Versprechen zu bekräftigen; aber sie halten ihr Wort nicht. Elohim, ich will dir singen ein neues Lied, / Auf zehnsaitiger Harfe dir spielen Ps. 33,2.: Dir, der den Königen Sieg verleiht, / Der David, seinen Knecht, aus der Not gerissen. Dem mordenden Schwerte entreiße mich! Wie du mir früher geholfen hast (V.10b), so hilf mir auch jetzt in meiner Not. / Rette mich aus der Hand der Söhne der Fremde, / Deren Mund Falsches zu reden pflegt, / Deren Rechte eine Rechte der Lüge ist! Dann Dann, wenn nach der Besiegung der Feinde voller Friede herrscht. Die Segnungen des Friedens werden nun in V.12-14 geschildert. werden unsre Söhne in ihrer Jugendfrische / Wie kräftig wachsende Pflanzen sein, / Unsre Töchter gleichen Ecksäulen, / Die man meißelt zum Bau von Palästen. Die zierlichen, schlanken Töchter werden mit schönen Säulenfiguren verglichen. Unsre Speicher sind dann gefüllt / Und spenden allerlei Frucht. / Unsre Schafe gehen tausend-, ja zehntausendweis / Auf unsern Triften. Unsre Rinder tragen ohn Unfall und Fehlgeburt. / Auf unsern Straßen ist kein Klagegeschrei. Heil dem Volk, dem es so ergeht, / Heil dem Volk, des Gott ist Jahwe! Ein Loblied zu Ehren des himmlischen Königs Ein Loblied Davids. Dieser Psalm ist der letzte der neun alphabetischen Psalmen. Seine Abfassung durch David ist schwerlich anzunehmen. - Es mag noch bemerkt werden, daß dieser Psalm wegen V.15 der Mittagsmahlzeitpsalm der alten Kirche war; auch beim Abendmahl war V.15 gebräuchlich (nach Franz Delitzsch). / Ah, dich will ich rühmen, mein Gott, du König, / Und deinen Namen preisen immer und ewig. Beharrlich Wörtlich: "An jedem Tage." will ich dich preisen / Und deinen Namen loben immer und ewig. Groß ist Jahwe und sehr preiswürdig, / Seine Größe ist unergründlich. Das eine Geschlecht rühmt deine Werke dem andern, / Man macht deine großen Taten kund. Hoheitsvoll ist deine herrliche Pracht, / Deine Wunder will ich besingen. Wie soll man reden von deinem gewaltig erhabnen Tun! / Von deiner Größe will ich erzählen. So soll man auch deiner Güte gedenken / Und ob deiner Gerechtigkeit jauchzen. Gnädig ist Jahwe und barmherzig, / Langmütig und sehr gütig. Tiefhuldreich erweist sich Jahwe allen / Und erbarmt sich all seiner Werke. Jauchzen sollen dir, Jahwe, all deine Werke, / Deine Frommen sollen dich preisen. Kundmachen sollen sie deines Königtums Herrlichkeit / Und reden von deiner Macht. Loben sollen sie seine großen Taten vor den Menschenkindern / Und seines Königtums rühmliche Pracht. Mit ewiger Dauer besteht dein Königreich, / Deine Herrschaft währet für und für. Der Buchstabe Nun fehlt. Stützt nicht Jahwe alle, die fallen, / Hilft er nicht allen Gebeugten auf? Aller Augen schaun empor zu dir: / Du gibst ihnen Nahrung zur rechten Zeit. Freundlich öffnest du deine Hand / Und sättigst alles Lebendge mit dem, was ihm gefällt. Zeigt sich nicht Jahwe gerecht in seinem Walten / Und gütig in all seinem Tun? Kommt Jahwe nicht nahe allen, die ihn anrufen, / Allen, die ihn anrufen in Treue? Treue ist bei ihnen zu finden, wenn die Worte ihrer Lippen der Gesinnung ihres Herzens entsprechen. Recht erfüllen wird er, was seine Frommen begehren; / Er hört ihr Schrein und wird ihnen helfen. Schützt Jahwe doch alle, die ihn lieben; / Alle Frevler aber wird er vertilgen. Tönen soll mein Mund von Jahwes Lob, / Und alles Fleisch preise seinen heiligen Namen immer und ewig! Gottes ewige Treue Lobet Jah! Die fünf letzten Psalmen (146-150) sind "Hallelû-jah"-Psalmen; denn "Hallelû-jah" (lobt Jah) steht bei ihnen zu Anfang und am Ende. Die LXX überschreibt die Psalmen 146-148 (oder, wie sie zählt, 145-148) gleichmäßig mit: "Halleluja. Von Haggai und Sacharja." - In Psalm 146 ist eigenartig die Verwendung des Reims, und zwar in V.6b c.7.8.9b c. Nach dem Vorgang von R. Kittel habe auch ich dies in meiner Übersetzung nachzubilden gesucht. / Lobe Jahwe, o meine Seele! Loben will ich Jahwe, solang ich lebe, / Meinem Gott will ich spielen, solange ich bin. Vertraut nicht auf Fürsten, / Nicht auf Menschen, da sie nicht helfen können! Fährt ihr Odem aus, so kehren sie wieder zum Staube zurück. / Dann hat es ein Ende mit ihren Plänen. Heil dem, der Jakobs Gott zum Helfer hat, / Der auf Jahwe hofft als seinen Gott! Er hat ja Himmel und Erde geschaffen, / Das Meer und alles, was weit und breit, / Er hält Treue in Ewigkeit. Er schafft den Bedrückten Recht; / Er, Jahwe, gibt den Hungernden Brot, / Befreit die Gefangnen aus ihrer Not. Jahwe öffnet die Augen der Blinden, / Gebeugte läßt Jahwe Erquickung finden, / Jahwe hat die Gerechten lieb. Jahwe gibt den Fremdlingen Schutz Vgl. z.B. 2. Mos. 22,20; 23,9; 3. Mos. 19,33; 24,22; 5. Mos. 1,16; 10,18-19; 24,17; Jer. 22,3; Sach. 7,10., / Witwen und Waisen hilft er auf, / Aber er hemmt der Frevler Lauf. So daß sie von dem rechten Weg abkommen und ins Verderben geraten. Herrschen wird Jahwe in Ewigkeit, / Dein Gott, o Zion, in allen Geschlechtern. / Lobet Jah! Preise Gott, Jerusalem! Lobet Jah! / Denn köstlich ist's, unsern Gott zu preisen; / Ja, lieblich ist's, es ziemt sich Lobgesang. Jahwe bauet Jerusalem, / Die Vertriebnen Israels Die in die Gefangenschaft Weggeführten. sammelt er wieder. Er heilt die zerbrochnen Herzen, / Und ihre Wunden verbindet er. Menschliches Leid und Weh kann der recht stillen, der das gewaltige Heer der Sterne geschaffen und jeden einzelnen Stern mit Namen genannt hat (V.4). Er bestimmt den Sternen ihre Zahl, / Sie alle ruft er bei Namen. Groß ist unser Herr und reich an Kraft, / Seine Einsicht ist unermeßlich. Den Duldern hilft Jahwe auf, / Aber Frevler erniedrigt er tief zu Boden. Stimmt für Jahwe ein Danklied an, / Spielt unserm Gott auf der Zither! Er bedeckt den Himmel mit Wolken, / Er spendet Regen der Erde, / Läßt Gras auf den Bergen sprossen. Er gibt dem Vieh sein Futter, / Den jungen Raben, wenn sie schrein. Nicht an des Rosses Stärke hat er Gefallen, / Er hat nicht Lust an des Mannes Beinen. Die Stärke des Rosses im Kriege, die Schnelligkeit der Beine (wörtlich: der Schenkel) des Menschen bringen nicht den Sieg; den verleiht Gott allein. Lust hat Jahwe an seinen Frommen, / Die da harren auf seine Huld. Preise, Jerusalem, Jahwe, / Lobe, Zion, deinen Gott! Denn er hat deiner Tore Riegel gestärkt Er hat dich oft vor Feinden geschützt., / Hat deine Kinder gesegnet in dir. Er hat deinem Lande Frieden geschenkt, / Dich mit dem besten Weizen gesättigt. Er sendet sein Machtwort nieder zur Erde Damit sich z.B. sein Ausspruch in 1. Mos. 8,22 erfülle., / Eilend läuft sein Gebot. Um auszurichten, wozu Gott es gesandt hat. Er gibt Schnee wie Wolle, / Streut Reif wie Asche aus. Er wirft seinen Hagel herab in Stücken: / Wer hält vor seiner Kälte stand? Sendet er aber sein Wort, so zerschmelzt er sie. Nämlich: Schnee, Reif und Hagel. / Er läßt seinen Tauwind wehn, so rinnen Gewässer. Er hat für Jakob sein Wort verkündet, / Seine Satzungen und Rechte für Israel. So hat er sonst keinem Volke getan; / Drum kennen sie auch seine Rechte nicht. Ps. 147 preist Gott als den Wiederhersteller des zerstörten Jerusalems (V.2 und 3) als den allmächtigen Herrn der Welt (V.4-8), als den Ernährer aller Geschöpfe und als den Beschützer Israels (V.9-20). Eine Reihe von Stellen spielt auf frühere Psalmen an. Die Verbindung der göttlichen Segnungen in der Schöpfung mit denen in der Offenbarung gehört zu den besonderen Schönheiten dieses Psalms. Er ist wahrscheinlich bald nach der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft gedichtet worden. Franz Delitzsch meint, er sei unter Nehemia im Blick auf die Einweihung der Ringmauer Jerusalems entstanden (Nehem. 12,27-43). / Lobt Jah! Das Loblied der ganzen Schöpfung Lobet Jah! / Lobet Jah vom Himmel her Vom Himmel her soll der Lobgesang der himmlischen Wesen erschallen., / Lobet ihn in der Höhe! Lobt ihn, all seine Engel, / Lobet ihn, all sein Heer! Das Heer Gottes sind die Engel und auch die Sterne (Jos. 5,14f.; 1. Kön. 22,19; 5. Mos. 4,19; Hiob 38,7). Lobt ihn, Sonne und Mond, / Lobet ihn, all ihr lichten Sterne! Lobt ihn, ihr höchsten Himmel, / Und ihr Wasser über dem Himmel! Vgl. Ps. 104,3a. Loben sollen sie Jahwes Namen; / Denn er gebot, und sie wurden geschaffen. Er stellte sie hin für immer und ewig; / Er gab ein Gesetz, das sie nicht übertreten. Kein einziges der vorher genannten Geschöpfe überschreitet die ihm gesetzte Stellung und Grenze. Lobt Jahwe von der Erde her, / Ihr Seeungeheuer und all ihr Meerestiefen, Ihr, Feuer und Hagel, Schnee und Rauch Der Berge (2. Mos. 19,18)., / Du Sturmwind, der sein Wort vollstreckt. Vgl. 2. Mos. 14,21. Ihr Berge und alle Hügel, / Ihr Fruchtbäume und alle Zedern. Ihr wilden und zahmen Tiere, / Ihr Gewürm und gefiederten Vögel, Ihr Erdenkönige und Völker alle, / Ihr Fürsten und alle Richter auf Erden, Ihr Jünglinge und ihr Jungfraun auch, / Ihr Alten mit den Jungen! Sie alle sollen Jahwes Namen loben; / Denn sein Name allein ist erhaben, / Seine Hoheit geht über Erde und Himmel. Er hat seinem Volk wieder Macht verliehn Wörtlich: "Er hat erhöht ein Horn seinem Volk", d.h. er hat Israel nach der babylonischen Gefangenschaft wieder aufgeholfen.: / Das ist ein Ruhm für all seine Frommen, / Für Israels Söhne - das Volk, das ihm am nächsten steht. Der Dichter fordert in diesem Psalm die Geschöpfe Gottes: Himmel und Erde, Sonne, Mond und Sterne, zum Lobpreis Gottes auf; sie sollen Gott loben und anbeten, anstatt daß ihnen von den Heiden Ehre und Anbetung dargebracht wird. Warum aber soll die ganze Schöpfung Gott verherrlichen? Weil er seinem Volk Israel so gnädig geholfen hat (V.14). Dieses Volk steht ihm ja am nächsten (V.14c), und durch Israel will er alle Völker segnen. Ja das Heil, das Israel zuteil wird, soll schließlich auf die ganze Schöpfung überfließen. / Lobt Jah! Der Endsieg des Volkes Gottes Lobet Jah! / Singet Jahwe ein neues Lied, / Singt sein Lob in der Frommen Versammlung! Im Tempel. Israel freue sich seines Schöpfers, / Zions Söhne mögen über ihren König jubeln! Sie mögen seinen Namen preisen im Reigentanz Vgl. 2. Mos. 32,19; Richt. 11,34; 2. Sam. 6,5.14., / Mit Pauke und Zither ihm spielen! Denn Gefallen hat Jahwe an seinem Volk, / Er schmückt die Dulder mit Heil. Frohlocken mögen die Frommen in ihrer Seele So nach Ed. König., / Jubeln auf ihren Lagern! Ihr Mund sei voll von Gottes Lobpreis, / Ihre Hand aber führe ein zweischneidig Schwert! Um für den Glauben zu kämpfen, wie es besonders in der Makkabäerzeit geschah. So heißt es 2. Makk. 15,27 von Judas und seiner Streiterschar: "Mit den Händen kämpften sie, aber mit den Herzen beteten sie zu Gott." So sollen sie Rache üben an den Heiden, / Strafe an den Völkern. Deren Könige sollen sie binden mit Ketten, / Ihre Edlen mit eisernen Fesseln, Und so an ihnen vollziehn das geschriebne Recht Indem sie sich die Völker unterwerfen (vgl. z.B. Jes. 45,14). Hier verweise ich auf 1. Kor. 6,2-3: "Wißt ihr nicht, daß die Heiligen einst die Welt richten werden? ... Wißt ihr nicht, daß wir sogar über Engel richten werden?" (S. auch Matth. 19,28; Luk. 22,30; Offb. 3,21; 20,4.): / Das ist ein Ruhm für all seine Frommen. / Lobt Jah! Alles, was Odem hat, lobe Gott! Lobet Jah! / Lobt El in seinem Heiligtum Gemeint ist das himmlische Heiligtum (Jes. 6,1ff.)., / Lobt ihn an seiner mächtigen Feste! An dieser Feste sind Sonne, Mond und Sterne. Lobt ihn ob seiner gewaltigen Taten, / Lobt ihn, wie es seiner überschwenglichen Größe geziemt! Lobt ihn mit dem Blasen des Widderhorns, / Lobt ihn mit Harfe und Zither! Das Loblied der Menschen soll durch die Musik verstärkt werden. Lobt ihn mit Pauke und Reigen Vgl. Ps. 149,3a. Der Festreigen fand nach dem Takt der Pauke statt., / Lobt ihn mit Saitenspiel und Flöte! Lobt ihn mit klingenden Zimbeln, / Lobt ihn mit schallenden Zimbeln! Die hellklingenden Zimbeln waren die kleineren, die schallenden oder tieftönenden Zimbeln die größeren. Alles, was Oden hat, lobe Jah! Der ganze Psalter schließt mit einem allgemeinen Halleluja. "Alle Klagen wie alle Kämpfe enden in einem jubelnden Lobe des Herrn, der alles wohlgemacht." - Ps. 150 ist zugleich die Schlußlobpreisung des fünften Psalterbuches. / Lobet Jah!