5950 408 di034mz03k0000108 di034-0001 0 Sponheim, ehem. Klosterkirche 1101-01-01 1150-12-31 1150BBB8900BDBA3 2.H.11./1.H.12.Jh. 2 Grabplatte für einen Ingebrandus (?). Liegt innen im Boden vor der Nordwand der sogenannten Stephans- oder Taufkapelle, die sich seitenschiffartig an die Südwestecke der ehemaligen Benediktiner-Klosterkirche und heutigen katholischen Pfarrkirche St. Marien anfügt. Vermutlich wurde der Stein um die Mitte des 19. Jahrhunderts aus der Kirche an den heutigen Standort versetzt1). Schmale, völlig schmucklose Platte aus gelblichem Sandstein mit zeilenweise abgesetzter Inschrift im oberen Mittelfeld. In der Mitte äußerst stark abgetreten; sicher erkennbar sind lediglich acht Zeilen mit einzelnen Anfangs- bzw. Schlußbuchstaben. Vermutlich war der untere Teil der Platte unbeschriftet. Der Text wird wegen der Bedeutung der Grabplatte im Folgenden ausnahmsweise gemäß seiner realen Anordnung und in zwei Varianten geboten: (I) zeigt den heutigen Befund, (II) den der erstmaligen Lesung des Jahres 1884. H. 158, B. 78, Bu. 6 cm. Romanische Majuskel. I Ia)[.......] O(BIIT) [.......]D(VS) [........] [........] Ha)[.......] T[.......] Rb)[.......] M[.....]CT(VS) II [.]II[....]OVc) O[.]N[...]RANDd) [........] [........] H[.]O[..]VSETe) T[....]VSHC RESSOLVf) MO[....]ECTg) Die wenigen noch sicher erkennbaren Buchstaben der wohl ohne Worttrenner ausgeführten Grabinschrift zeigen dünnstrichige, kapitale Formen mit der Besonderheit senkrecht bzw. waagrecht ausgezogener Deckstriche2) an den jeweiligen Balken- und Hastenenden. Die hier an der Hastenmitte und nicht außen am Bogen ansetzende Cauda des R neigt bereits zu der für das 12. Jahrhundert typischen Ausbauchung3) in Form eines spiegelverkehrten S. Auch der schräge Kürzungsstrich bei O(BIIT) weist eher in das 12. Jahrhundert. Die beiden noch erkennbaren (VS)-Kürzungszeichen befinden sich hoch über den zugehörigen Buchstaben in dem durch die weiten Zeilenabstände gebildeten, ca. 7 cm großen Zwischenraum. Wegen des schlechten Zustandes der Grabplatte kann keine eigenständige und sinnvolle Ergänzung des Textes vorgenommen werden, verwiesen sei aber auf den zumindest in den ersten beiden Zeilen plausiblen Vorschlag4) des Ersteditors: II id. novembris (?) obiit ingebrandus (?) [........] [........] Hic pauseth) (?) [........] Ress mon ... (el)ectus (?) Der vorliegende, in seiner Bedeutung weitgehend unbeachtet gebliebene Inschriftenträger repräsentiert einen äußerst seltenen Typ in der Entwicklung der mittelalterlichen Sepulkralkultur. Sowohl durch das charakteristische Formular ohne Angabe des Todesjahres5), als auch durch die mehrzeilige Gestaltung der Inschrift im Mittelfeld steht er noch ganz in der Tradition der kleinformatigen, epitaphienähnlichen Grabsteine (besser: Grabtafeln) des 9. bis 11. Jahrhunderts, die „liegend, aufrechtstehend oder an Mauern befestigt“ den jeweiligen Bestattungsort des Verstorbenen kennzeichneten6). Gleichzeitig verweist dieser Inschriftenträger durch sein körpergroßes Format auf den seit der Antike gebräuchlichen Typ unterschiedlich ausgebildeter (selten mit längeren Inschriften versehener) Sarkophagdeckel bzw. Grabplatten, aus denen sich bereits ab dem Ende des 11. Jahrhunderts7) die im Spätmittelalter übliche Form der Grabplatte mit umlaufender Inschrift zwischen Linien8) entwickelte. Die Datierung richtet sich nach den Schriftformen und den eben erwähnten Phänomenen, berücksichtigt aber auch die baugeschichtlichen Daten9) der seit dem Beginn des 12. Jahrhunderts im Bau befindlichen und 1124/25 erstmals von Benediktinern bezogenen Klosters. Nicht auszuschließen ist aber auch eine Datierung in die 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts, da in dem dem Benediktinerkloster vorangegangenen Kollegiatstift (wohl seit 1044)10) ebenfalls Bestattungen stattgefunden haben könnten. Anschließend ist noch eine Haste sichtbar. Möglich wäre auch eine TR-Ligatur. Falk deutet durch je einen Punkt vor und hinter den beiden ersten Buchstaben Textverlust und durch drei Striche vor den letzten beiden Buchstaben wohl noch für ihn erkennbare Hasten an. Hinter dem O Strich für eine Haste, hinter D Strich für eine Kürzung. Hinter dem H Strich für eine Haste. Über dem V Kürzungsstrich. Hinter dem T Kürzungsstrich. Alternative Auflösung des Ersteditors: „requiescet“. Vgl. den Hinweis bei Falk. – Die Grabplatte galt seit 1935 (Kdm.) als verschwunden und wurde vom Bearbeiter wiederentdeckt. Vereinzelt in der 1. Hälfte des 11. Jh. (Mathilden-Grabstein, vgl. Berges, Hildesheimer Inschriften (bearb. v. H.J. Rieckenberg) 155f. mit Taf. 34) und des 12. Jh. (Juliana-Relief, vgl. DI 29 (Worms) Nr. 18) nachgewiesen. Vgl. den Hinweis bei Bauer, Mainzer Epigraphik 28 sowie vergleichbar DI 2 (Mainz) Nr. 667, um 1200. Das O(BIIT) der zweiten Zeile fordert für die erste Zeile wohl die Angabe des Todestages (12. November). Der als Notnamen akzeptierten Auflösung des Namens des Verstorbenen steht u.U. entgegen, daß in der Sponheimischen Chronik des Trithemius kein Funktionsträger dieses Namens erwähnt wird – vielleicht ein Hinweis auf die Herkunft aus dem früheren Kollegiatstift (vgl. unten). Vgl. die Meingoz-Inschrift Nr. 9 aus dem 12. Jh. Vgl. Nisters-Weisbecker, Grabsteine 177f. mit zahlreichen Beispielen (Nrr. 92-120). So z.B. die zwar mit Nennung des Todestages aber noch ohne Angabe des Todesjahres versehene Grabplatte einer Judda in der Pfarrkirche zu Michelstadt, vgl. dazu Nikitsch, Begräbnisstätte 109 mit Taf. 4, sowie DI 16 (Rhein-Neckar-Kreis II) Nr. 3 aus dem 12. Jh. Etwa mit dem Beginn des 13. Jh. setzt die Angabe des Todesjahres auf Grabplatten ein, vgl. dazu Nikitsch, Begräbnisstätte 118f. mit Taf. 21 und grundsätzlich DI 29 (Worms) Einleitung S. XXXVIf. Vgl. Kdm. 382ff. und Fath, Baukunst 22ff. Vgl. Seibrich, Entwicklung 108. (F. Falk), Wanderung auf dem Hunsrücken, in: Gbll. 2 (1884) Sp. 159. Kraus, Christliche Inschriften II Nr. 282. Kdm. 392. 5951 408 di034mz03k0000206 di034-0002 1 Disibodenberg, Kloster 1138-01-01 1143-12-31 1143BAA8862AABB3 zw. 1138 u.1143? 0 Inschrift an einem bisher unbekannten Armreliqiuar des hl. Disibod. Im Auflösungsinventar des Klosters von 1559 als „ain handt, ist halb silberen halb kupfernn“1) erwähnt, wird es noch 1610 in einem Besitzverzeichnis2) der damaligen pfalz-zweibrückischen Klosterschaffnei aufgeführt, heute verschollen. Unter der Rubrik „Alltar Geschmeidt“ findet sich dort an erster Stelle der Vermerk „1 Küpffern oder Meßinger arm vnd handt daran, so mit allerhandt steinen, die vor lengsten dauon kommen, versetzt gewesen (...)“. Es handelte sich also um einen typischen mittelalterlichen Reliquienbehälter, wohl in Form eines aufrechtstehenden, mit einem Gewandärmel bekleideten „kurz unter dem Ellbogen abgeschnittenen Unterarmes“3), der nach oben hin in eine Hand endet. Die kurze Inschrift („vnd stehet dieser Vers drauff“) könnte sich auf dem mit Edelsteinen geschmückten Saum befunden haben; die Juwelen waren allerdings zur Zeit der Abschrift4) bereits abhanden gekommen. Ein solches Reliquiar bestand meist aus einem mit Metallplättchen umkleideten Holzkern, der eine Aushöhlung zur Aufnahme der Reliquie aufwies. Nach Inuentarium. Clauditur impositus tuus hic Disipode lacertus Hiermit wird, o Disibod, dein hineingelegter Arm umschlossen. Hexameter, leoninisch, einsilbig rein. Der Datierung dieses Reliquiars liegt die Überlegung zugrunde, daß es wohl zu einer Zeit angefertigt wurde, als der Leichnam des Heiligen problemlos zugänglich war. Als Zeitraum bieten sich die Jahre 1138 bis 1143 an, als die Gebeine Disibods letztmals erhoben und bis zu seiner endgültigen Umbettung in ein Hochgrab in der Klosterkirche vorläufig beigesetzt wurden5). Vgl. LHAK. Der Eintrag, der die Inschrift nicht erwähnt, ist von späterer Hand marginal mit dem Zusatz „ist geschmelzt“ versehen worden, ob und wann diese Einschmelzung stattgefunden hat, ist allerdings nicht bekannt. Vgl. Inuentarium. RDK I 1106 (mit einer vergleichbaren Abb.). Leider bietet der Kopist keine Nachzeichnung der Inschrift, sondern hebt sie lediglich durch normale lateinische Buchstaben vom sonst durchgängig in deutscher Schrift gehaltenen Text ab. Vgl. dazu ausführlich die folgende Nr. 3 – Bei dieser Gelegenheit wurden wohl weitere Reliquienteile entnommen; so erhielt das mit Disibodenberg verbrüderte Kloster Sponheim ein ganzes Schulterblatt („scapula“) des Heiligen (vgl. Nikitsch, Überlegungen 198 Anm. 20), zudem wurden in der 2. Hälfte des 12. Jh. Altäre im Augustiner-Chorherrenstift Frankenthal/Pfalz und im Zisterzienserkloster Eberbach zur Ehre des hl. Disibod geweiht (vgl. dazu Falk, Disibod 54f.). Inuentarium vnd Verzeichnuß alles deßjehnigen, waß der gewesene Schaffner zu Disibodenberg Johann Weÿgandt Schott, dem (...) angenommenen Schaffner Johann Philip Söltzern, ahn Mobilien und haußrhadt geliefert, beschrieben durch Christianum Gervinum, Schaffner des Closters Offenbach, vndt Simon Lindern Kirchencammerverwandter den 9ten Novembris 1610 (Zweibrücken, Prot. Kirchschaffneiarchiv IV, 628 fol. 1). LHAK 33, 2512 fol. 21r (erw.); vgl. auch W. Zimmermann, Inventar des Klosters Disibodenberg aus dem Jahre 1559, in: Westpfälzische Gbll. 34 (1935) Nr. 6, 21. 5952 408 di034mz03k0000304 di034-0003 1 Disibodenberg, Klosterkirche 1138-01-01 1143-12-31 1143BAA8862AABB3 zw.1138 u.1143? 0 Fragment (?) einer Grabinschrift, vermutlich vom steinernen Hochgrab des hl. Disibod. Anfang des 18. Jahrhunderts „unter dem Schutte des verwüsteten Gotteshaußes gefunden“1), heute verschollen. Das Grabdenkmal wurde wohl zwischen 1138 und 1143 im Verlauf der Errichtung der benediktinischen Klosterkirche unter Abt Cuno I. angefertigt und an zentraler Stelle zwischen dem in der Chorapsis stehenden Benediktus-Altar und dem Hauptaltar aufgestellt2). Ein überlieferter Kupferstich, dessen Vorlage als Buchdeckelschmuck einer für das Kloster Disibodenberg angefertigten Handschrift aus dem Ende des 12. Jahrhunderts anzusprechen sein dürfte3), gibt vermutlich eben diese Grabstätte in Form eines durchaus zeittypischen, an der Längsseite mit sieben Arkaden verzierten Tumbengrabes4) wieder. Die Deckplatte zeigt die Figur des Verstorbenen in einer kastenartigen Vertiefung ruhend, bischöflich gekleidet mit Mitra5), Stab und Pallium. Aussehen und Anbringungsort der Inschrift sind unbekannt. Nach Remling. Hac Disibodi corpus tumulatur in urna Propriusa) hic exstans ara dicata Deo Servat ad aeterni spem judicis ossa virorum Qui pavere sacris Glanicolasb) dapibus Mira loci pietas et prompta precantibus ara Spes hominum placida prosperitate juvat In dieser Urne ist Disibods Leichnam beigesetzt. Der hier ganz in der Nähe stehende, Gott geweihte Altar birgt bis zum erwarteten Kommen des ewigen Richters die Gebeine jener Männer, die mit heiliger Speise die Bewohner des Glantales genährt haben. Die wunderbare Heiligkeit dieses Ortes und der für die Beter bereitstehende Altar fördern die Hoffnungen der Menschen durch die Gewährung eines wohltuend gesegneten Lebens6). Drei Distichen. Am Karfreitag des Jahres 1138 öffnete man im Beisein des Disibodenberger Abtes Cuno I., sowie der Äbte Gerhard vom Kloster St. Maximin in Trier und Bernhelm7) vom Kloster Sponheim die in der unter Erzbischof Willigis (†1011) erbauten Vorgängerkirche gelegene, alte Grabesstätte des hl. Disibod. Seine dort aufgefundenen Überreste wurden ein Jahr später in die neue Klosterkirche gebracht und vorläufig beigesetzt8); wohl ein Hinweis auf das zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertiggestellte, für die Aufnahme der Reliquien vorgesehene Grabdenkmal. Erst gleichzeitig mit der Schlußweihe der Klosterkirche am 29. September 1143 durch den Mainzer Erzbischof Heinrich I. wurden die Überreste des hl. Disibod in seine neu angefertigte Grabstätte überführt. Die erste Zeile der aus drei reimlosen, elegischen Distichen bestehenden, vom Wortschatz her stark liturgiesprachlich9) geprägten Inschrift bezieht sich wohl auf die beiden, in den Annales Sancti Disibodi erwähnten Bleikästchen, von denen das kleinere für die Gebeine, das größere für die Asche bestimmt war. Hinzu kamen in hölzernen Behältern Reliquien von den elftausend Jungfrauen der hl. Ursula und den Märtyrern der Thebäischen Legion10). Der in der zweiten Zeile erwähnte Hauptaltar war zu Ehren Jesu Christi, Mariens, des Evangelisten Johannes und des hl. Disibod errichtet -aus diesem Grund geben die folgenden Zeilen Rätsel auf. Möglicherweise waren unter oder bei diesem Altar die Gebeine von Disibods Gefährten beigesetzt: Gillilaldus, Clemens und Salustus, wie sie in der von der hl. Hildegard verfaßten Vita sancti Disibodi genannt werden11). Form und Inhalt der Grabinschrift ermöglichen wohl keine eindeutige Datierung, widersprechen aber auch nicht der hier vorgenommenen Einordung: Bei der Reimlosigkeit der vorliegenden Hexameter könnte es sich um ein weiteres Beispiel für die seit dem 12. Jahrhundert unter Berufung auf die antike, reimlose Tradition vereinzelt zu beobachtende Abkehr12) vom mittelalterlichen Reim handeln; die antikisierende Bildung von Glanicolas wäre dafür ein weiteres Indiz. Eine spätere Abfassung der Inschrift läßt sich daher nicht ausschließen. Offensichtliche Verschreibung, sinnvoll wäre propius. Vermutlich analoge Bildung zu dem in der antiken poetischen Literatur gebräuchlichen Begriff „caelicola“; nachgewiesen erstmals im 2. vorchristlichen Jh. bei Ennius und im Mittelalter durchgängig für ‘Himmelsbewohner, Engel‘ verwendet (freundliche Hinweise von Prof. Dr. Otto Zwierlein, Bonn, und Prof. Dr. Fidel Rädle, Göttingen). Remling. – Vgl. zur gesamten Problematik ausführlich Nikitsch pass. Im Jahr 1138 weihte – wegen der damaligen Mainzer Sedisvakanz – der exilierte Bischof Siward von Upsala den Altar des hl. Benedikt, dessen Standort in den wohl gleichzeitigen Annales Sancti Disibodi 25 mit „retro tumbam sancti Dysibodi“ angegeben wird. AASS 29,2 nach S. 586; vgl. dazu ausführlich Nr. 8. Vgl. dazu grundsätzlich Borgwardt, Typen 11f. sowie zum Vergleich den um 1180 datierten, ähnlich strukturierten Stiftersarkophag in der Benediktinerabtei Comburg (vgl. E. Schraut, Die Comburg. Sigmaringen 1989, 44 Ab. 6) und das Grabmal des 1181 verstorbenen Grafen von der Champagne, Henri le Large (vgl. Rhein und Maas 2, 165 mit Abb. 24). Allerdings ist nicht auszuschließen, daß es sich bei der Darstellung in den AASS um die Wiedergabe eines für das 12. Jh. ebenfalls typischen Sarkophages mit einfacher Deckplatte (vgl. den Sarkophag von Schwarzenthann im Elsaß bei Hotz, Handbuch Abb. 228) bzw. eines Reliquienschreins handelt (vgl. die Beispiele in Rhein und Maas 2, 244 und 279), dagegen spricht allerdings die hier liegend dargestellte Figur Disibods. – Ob sich der Sponheimer Abt Trithemius in seinen Ende des 15./ Anf. 16. Jh. verfaßten Ann. Hirsaug. beschriebenen Marmorgrabmal auf eine Nachbearbeitung oder Neufassung bezogen hat, muß vorerst dahingestellt bleiben: „in tumba marmorea nova retro maius altare suspensa in aëre ubi adhuc manet collocatum“ (Annales Hirsaugienses I. St. Gallen 1609, 405); vgl. dazu ausführlich Nikitsch 201f. Es handelt sich eigentlich um einen sog. bischöflichen Schleier, vgl. Bock, Gewänder II Taf. XXII Fig. 3. Für die Übersetzungshilfe danke ich herzlich Herrn Prof. Dr. Fidel Rädle, Göttingen. Vgl. zu ihm Nr. 7 von 1175?. Annales Sancti Disibodi 25f. – Laut der von der hl. Hildegard verfaßten Vita des Heiligen wurde Disibod auf eigenen Wunsch zuerst in seiner am Osthang des Berges bei einer Quelle errichteten Klause bestattet, später dann in die auf dem Disibodenberg entstandene klosterähnliche Anlage überführt und beigesetzt (vgl. AASS 29,2 S. 593 und 595f.). Dort ruhte er bis zu seiner erneuten Umbettung im Jahre 1138 bzw. 1143. Bei dieser Gelegenheit dürfte ihm unter anderem auch einen Teil des Armes entnommen worden sein, der in ein Reliquiar gefaßt wurde, vgl. Nr. 2. So dürfte etwa hinter den Formulierungen des letzten Distichons ein liturgischer Text von der Art der Sekret der Missa S. Maria in Sabbato stehen („Tua, Domine, propitiatione, et beatae Mariae semper Virginis intercessione...haec oblatio nobis proficiat prosperitatem et pacem“, vgl. Schott, Meßbuch [85]); freundlicher Hinweis von Herrn Clemens M.M. Bayer, Bonn. Annales Sancti Disibodi 26. Wie Anm. 3, 591. – Die hl. Hildegard von Bingen verbrachte weit über die Hälfte ihres Lebens (1106-1150, †1179) in der kleinen Frauenklause des Klosters Disibodenberg; die Vita verfaßte sie auf Wunsch des Disibodenberger Abtes Helinger im Jahr 1170. – Zu Leben und Person Disibods und seiner Begleiter vgl. Nr. 3 sowie die kritische Untersuchung von Schmitt, Leben und zur Frühgeschichte des Klosters Seibrich, Disibodenberg 55ff. Vgl. P. Klopsch, Einführung in die mittelateinische Verslehre. Darmstadt 1972, 45 und zur Entwicklung des Reims Bayer, Entwicklung, 113ff. Remling, Geschichte 28 Anm. 27. NN., Disibodenberg 24f. Clarus, Leben II 248 (Übers.). Voigtländer, Nahe-Thal 45. Kraus, Christliche Inschriften II Nr. 278. May, Hildegard 42. Nikitsch, Überlegungen 200. 5953 408 di034mz03k0000402 di034-0004 0 Mainz, Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum (aus Bad Kreuznach-Planig, Evang. Pfarrkirche) 1101-01-01 1150-12-31 1150ABB0000000A3 1.H.12.Jh. 3 Namens- bzw. Stifterinschrift auf dem sogenannten Ruthardkreuz. Im Jahre 18631) erstmals in der damals simultan genutzten Pfarrkirche zu Planig nachgewiesen, gelangte das aus versilbertem und vergoldetem Kupfer bestehende Kreuz bis spätestens 1894 in den Domschatz zu Mainz. Vortragekreuz aus einfachen, an den Rändern erhöhten Balken, der Schaft in einen langen, löwenmäuligen Dorn2) auslaufend, der in einen Griff bzw. in eine Tragestange eingelassen werden konnte. Auf der Vorderseite unter einer versilberten Rosette ein romanischer Korpus3) (ohne Titulus), unter den Händen und den Füßen je ein eingravierter dreifacher Blutstrahl, der unten von einem versilberter Kelch aufgefangen wird. Die Rückseite zeigt ein mittig verlaufendes, schmales Palmettenband, wobei die Mitte des Kreuzes mit einem nimbierten Lamm Gottes geschmückt ist und die Enden mit Evangelistensymbolen4) versehen sind; alle reliefiert und in wulstartigen Medaillons. In der Mitte des unteren Längsbalkens ist auf einem quadratisch versilberten, oben und unten von einem mit Blütenfries eingefaßten Feld zwischen zwei Sternen das Brustbild eines Geistlichen mit Tonsur und priesterlichem Gewand eingraviert, der in seinen Händen die ihn zwischen Linien umlaufende, vergoldete Inschrift hält. Als Worttrenner dient ein halbkugelig vertiefter Punkt. H. 29,3 (Kreuz ohne Griff), 55,5 (mit Griff), B. 20, Dm. (Brustbild) 3,5, Bu. 0,3 cm. Romanische Majuskel. + RVTHARDVS · CVSTOS Die wenigen Buchstaben zeigen noch die kapitalen Formen der romanischen Majuskel, hier mit stark keilförmig auslaufenden Hastenenden. A erscheint trapezförmig mit überstehendem Deckbalken, R mit leicht geschwungener Cauda versehen. Da die ‘Leitbuchstaben‘ E und M fehlen, ist gegen die von kunstgeschichtlicher Seite vorgenommene Datierung und Zuschreibung an die bekannte Fritzlarer Goldschmiedeschule der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts5) nichts einzuwenden. Der 10926) erstmals erwähnte Hof in Planig gehörte zu dieser Zeit dem Mainzer Domkapitel und kam 1294 an das Benediktinerkloster St. Jakob vor Mainz, das jedoch die Patronatsrechte der zugehörigen Kirche oder Kapelle schon länger ausübte. Bei dem sonst unbekannten Stifter handelte es sich wohl um einen dem Mainzer Domkapitel angehörigen, höherrangigen Kanoniker7), dem die Sorge um die Kirchengebäude bzw. um den darin stattfindenden Gottesdienst oblag. Durch den damals in Bingen bzw. in Wiesbaden ansässigen Hofrat A.J. Weidenbach, dem Fortsetzer des Rhein. Antiquarius; vgl. ebd. 480. Der Dorn (Abb. ohne Griff bei Otte/aus‘m Weerth und DI 2) ist heute in einen neuzeitlichen, wohl um die Jahrhundertwende angefertigten Griff eingelassen, dessen Schmalseiten mit den Inschriften IN CRUCE PENDEBAT / SOLVENS QUAE NON RAPIEBAT versehen sind. Nicht „Corpus Nachbildung des Theoderich-Kreuzes“ (so W. Jung, Mainz. Führer durch das Bischöfliche Dom- und Diözesanmuseum. Mainz 1971, 39), vielmehr vor 1919 erfolgter Nachguß des originalen Korpus des Ruthardkreuzes (erste Beschreibung bei Becker 69f.), der damals auf das sich gleichfalls im Domschatz (ohne Korpus) befindliche, sogenannte Theoderichskreuz versetzt wurde; vgl. dazu DI 2 (Mainz) Nr. 15 (mit Abb.). Neuzeitliche Anfertigungen anstelle der bereits 1863 „nur noch an den Nietlöchern und an den zurückgebliebenen kreisrunden Spuren auf dem Metall“ (Rhein. Antiquarius 481; vgl. Abb. Taf. X bei Otte/aus‘m Weerth) erkennbaren Medaillons. Das Lamm Gottes dagegen war damals – von einem „wulstenförmigem Rand umsäumt“ – noch erhalten und ist daher (entgegen Jung, Mainzer Dom) ein Original. So erstmals Münz 651 und Kdm. (Schule); vgl. auch DI 14 (Fritzlar) Nrr. 3-6,8. Vgl. zum Folgenden Salden-Lunkenheimer, Besitzungen 32 und H. Kaufmann, Der Ortsname Planig, in: KHbll. 1 (1976) 4. Kraus schlägt aufgrund der Namensgleichheit zur Identifizierung Erzbischof Ruthard von Mainz (†1109), Abt Ruthard (1070-1090) vom Kloster St. Jakob vor Mainz bzw. einen 1127 urkundlich erwähnten „Ruthardus magister monetae“ vor. Becker, Die ältesten Spuren des Christentums am Mittelrhein, in: Nass. Ann. 7 (1864) 70. P.J. Münz, Archäologische Bemerkungen über das Kreuz, das Monogramm Christi, die alt-christlichen Symbole, das Crucifix, in: Nass. Ann. 8 (1866) 553 mit Abb. Taf. VII,6. H. Otte/E. aus‘m Weerth, Zur Ikonographie des Crucifixus, in: Jbb. des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande XLIV/XLV (1868) 199 mit Abb. Taf. XI. Rhein. Antiquarius II 19, 482. Kraus, Christliche Inschriften II 281. Kdm. Mainz II,1 356. Alte Kunst S. 87 Nr. 405. DI 2 (Mainz) Nr. 16 (mit Abb.). Chr. Gündel, Der Mainzer Domschatz. Mainz 1962, mit Abb. S. 8 und 16. W. Jung (Hg.), 1000 Jahre Mainzer Dom (975-1975). Werden und Wandel. Ausstellungskatalog und Handbuch. Mainz 1975, 306 mit Abb. 98f. 5954 408 di034mz03k0000500 di034-0005 0 Disibodenberg, Kreuzgang 1101-01-01 1150-12-31 1150ABB0000000B3 1.H.12.Jh.? 3 Fragment der Grabinschrift einer Irmentrudis (?). Vermutlich als Spolie in eine kleine, niedere Mauer eingelassen, die den Ostflügel des Kreuzgangs von seinem Südflügel trennt1). Bisher unbekannt, entdeckt bei Ausgrabungen im Sommer 1985. Die stark beschädigte Inschrift befindet sich auf der oberen Hälfte eines einmal längs und einmal quer gebrochenen Sandsteinquaders2) (Plan Nr. 52). Als Worttrenner dient ein kleiner, halbkugelig vertiefter Punkt. H. 64, B. 26, Bu. 3,5 cm. Romanische Majuskel. [...]a) IVL(II) · O(BIIT) I[...]NDRVTb) Da die wenigen sicher erkennbaren Buchstaben noch keine Merkmale der sich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts entwickelnden, breitflächigen gotischen Majuskel aufweisen, können sie – unter Beachtung des Formulars und der Baugeschichte des Klosters – in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts mit Tendenz zur Jahrhundertmitte datiert werden. Eine frühere Entstehung ist jedoch nicht auszuschließen. Vermutlich handelte es sich um eine einzeilige, in der Mitte einer Grabplatte3) verlaufende bzw. um eine kurze, zeilenweise strukturierte Grabinschrift ohne Jahreszahl. Die Ergänzung des Monatsnamens ist hypothetisch und setzt eine vorhergehende Zählung nach Iden oder Kalenden voraus. Vermutlich Reste eines K mit einem Kürzungsstrich zu erkennen. Beschädigte Stelle mit Bruch knapp 20 cm, die sich mit der vorgeschlagenen Ergänzung des Namens vereinbaren läßt. Vgl. dazu Stanzl, Klosterruine 118 mit Abb. 95. Ein Gipsabguß befindet sich in der Arbeitsstelle der Mainzer Inschriften-Kommission. So würden sich die fehlenden Begrenzungslinien erklären; vgl. etwa A. Weisbecker, Frühe mittelalterliche Grabsteine im Dom zu Köln, in: Kölner Dombl. 74 (1982) S. 77 Nr. 11. 5955 408 di034mz03k0000608 di034-0006 0 Disibodenberg, Kreuzgang 1101-01-01 1150-12-31 1150ABB0000000B3 1.H.12.Jh.? 2 Grabplatte oder möglicherweise Sargdeckel für Cuno, Adelheid und Karissima. Im Ostflügel des Kreuzgangs in den Boden eingelassen (Plan Nr. 6). Bisher unbekannt, entdeckt bei Ausgrabungen im Sommer 19851). Hochrechteckige, auffallend schmale Platte aus grauem Sandstein mit einer im oberen Mittelfeld in geringfügig vertieften Feldern eingehauenen, dreizeiligen Namensinschrift. Stark abgetreten und mehrmals gebrochen. H. 221, B. 68, Bu. 4,5 cm. Romanische Majuskel. +a) CVNOb) / ADELHEIT / KARIS[SI]MAc) Die etwas unsicher gehauenen Buchstaben weisen nur an den Enden des V schon dreiecksförmig verbreiterte Abschlüsse auf, A hat einen kleinen Deckstrich und bei D ziehen sich die Bogenenden beiderseits über die Haste hinaus. Als einzige unziale Buchstabenform ist einmal E zu beobachten. Die ungewöhnlichen Maße der Platte, der überwiegend kapitale, feinstrichige Schriftduktus und das seltene, sehr knappe Formular2) legen eine Datierung in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts mit Tendenz zur Jahrhundertmitte nahe. Auch das in der Spätromanik vereinzelt nachweisbare Kruckenkreuz3) läßt diesen Ansatz zu. Die noch nicht identifizierten Personen dürften zu einem Kreis Adeliger gehören, die die benediktinische Neugründung des Klosters nach 1106 durch Stiftungen gefördert4) und daher einen Grabplatz im Kreuzgang gefunden hatten. Überlebensgroße Grabplatten mit zeilenweiser Inschrift im Mittelfeld sind ein wichtiges Bindeglied5) im Übergang von der Grabtafel zur Grabplatte mit Umschrift. Buchstabengroßes lateinisches Kruckenkreuz mit – den Schaft ausgenommen – dreiecksförmig verbreiterten Kreuzenden. Bei dem vertieften Punkt hinter dem O kann es sich um einen Worttrenner oder um eine Beschädigung handeln, letzteres ist wahrscheinlicher. Vor dem Anfangsbuchstaben ist weder Buchstabenverlust noch eine Beschädigung festzustellen, die auf eine Linksbündigkeit der Inschrift schließen lassen könnte. Vgl. Nikitsch. Ungewöhnlich ist das Fehlen der Standesangabe und des OBIIT; Namensinschriften dieser oder ähnlicher Art haben sich kaum erhalten und kommen hauptsächlich auf Sarg- oder Sarkophagdeckeln bzw. Tumbaplatten des 11. bis 13. Jh. vor. Vgl. etwa DI 2 (Mainz) Nrr. 18 und 667, DI 12 (Heidelberg) Nr. 20, DI 22 (Enzkreis) Nr. 16 sowie DI 30 (Calw) Nr. 8. Freundlicher Hinweis von Herrn Prof. Dr. F.K. Azzola, Trebur. Vgl. zur Baugeschichte Büttner, Studien und zum Stifterkreis des späteren 13. und 14. Jh. die noch kaum ausgewertete Urkundensammlung bei Joannis, Spicilegium 71-248. Vgl. den Kommentar zur Ingebrandus-Platte Nr. 1. Nikitsch, Entdeckung 15 mit Abb. 10. Stanzl, Klosterruine 82 Abb. 68. 5956 408 di034mz03k0000706 di034-0007 1 Sponheim, ehem. Klosterkirche 1175-01-01 1175-12-31 1175AAA0000000B3 1175? 0 Grab- bzw. Gedenkinschrift für Bernhelm und Craffto, die beiden ersten Äbte des Benediktinerklosters Sponheim. Abt Craffto1) wurde im gleichen Grab („in eodem sepulcro“) wie sein Vorgänger bestattet, das sich mitten im Chor („in medio chori“) der Klosterkirche befand. Über der Grabstätte („super eius tumulum“) waren Verse eingemeißelt („versus excisi“), denen die Namen der Verstorbenen „in prosa“ vorangesetzt waren. Nach Trithemius. [Bernhelmus / Craffto] Abbates clari quibus accidit huc tumulari Ambo deo chari sunt modo pace pari Hochangesehen sind die Äbte, denen es bestimmt war, hier begraben zu werden; beide sind sie Gott teuer und sind gleicherweise im Frieden. Distichon unisonum. Folgt man den präzisen Angaben der Klosterchronik des Sponheimer Abtes Johannes Trithemius (1462-1516)2), so dürfte an der realen Existenz dieser wohl anläßlich des Todes des zweiten Abtes für beide Äbte angefertigten Gedenkinschrift kaum zu zweifeln sein. Zudem berichtet Trithemius auf den vorhergehenden Seiten lediglich von der Beisetzung des ersten Abtes „in medio chori“. Weder die gemeinsame Inschrift3), noch die Bestattung im gleichen Grab unter einer Deckplatte4), waren zu dieser Zeit ungewöhnlich. Auch die kunstvoll gereimte Form der Inschrift5) widerspricht nicht der vorgeschlagenen Datierung, die sich am Todesdatum des zweiten Abtes orientiert. Darüber hinaus soll der von Trithemius verbreiteten Überlieferung zufolge der im Jahr 1179 verstorbene Prior Anselmus die Verse verfertigt haben, ein „homo studiosus et doctus“. Hinsichtlich des Inschriftenträgers könnte man sowohl an eine gemeinsame Grabplatte als auch an ein kleines, tafelförmiges Epitaph denken. Zur Biographie beider urkundlich gut bezeugten Äbte sind wir hauptsächlich auf die Sponheimische Klosterchronik des Trithemius angewiesen6): Abt Bernhelm (1124-1151) war vor seiner Wahl Mönch des Mainzer Klosters St. Alban; neben seinen Verdiensten um die inneren und äußeren Angelegenheiten des Klosters wird er von Trithemius vor allem dafür gerühmt, der Klostergemeinschaft zahlreiche bedeutende Reliquien verschafft zu haben, darunter ein Schulterblatt („scapula“) des hl. Disibod7) und aus der Hand Hildegards von Bingen den rechten Unterschenkel („crus“) des hl. Rupert8). Auch sein Nachfolger Abt Craffto (1151-1175) – von Trithemius wohl zu Unrecht9) als Sohn des Klosterstifters Graf Me(g)inhard von Sponheim bezeichnet – war in diesem Bereich äußerst erfolgreich; so erhielt er ein großes Holzstück vom hl. Kreuz10) und aus Trier das vollständige Haupt der hl. Irmina, das er in ein kostbares Reliquiar fassen ließ. Von der wohl durch Trithemius, dem bedeutenden Frühhumanisten und 25. Abt des Klosters Sponheim bewirkten Verehrung seiner Vorgänger zeugen je zwei weitere mit Inschriften versehene Bildnisse11) dieser Äbte. Trithemius 255. Vgl. zu ihm Arnold, Trithemius pass. – Abgesehen von einigen historiographischen ‘Fälschungen‘ (vgl. dazu Mötsch, Genealogie 63 Anm. 4) kann seine Sponheimische Chronik zumindest für die das Klosterleben betreffenden, lokalgeschichtlichen Passagen durchaus als zuverlässig angesehen werden (vgl. Velten, Chronik IIIff. und Seibrich, Entwicklung 107). Soweit nachprüfbar, gilt dies ebenso für die wenigen, dort überlieferten Inschriften, so etwa die für den 1482 verstorbenen Mainzer Erzbischof Dieter von Isenburg (vgl. Trithemius 393 und DI 2 (Mainz) Nr. 195). Vgl. zu einer ähnlichen, um 1200 nachträglich angefertigten Inschrift für die drei ersten Äbte des Zisterzienserklosters Eberbach künftig DI Rheingau-Taunus-Kreis. Vgl. etwa die mit einem Doppelkrummstab versehene (inschriftlose) Abtsgrabplatte (Nikitsch, Bemerkungen 23 mit Abb. 4) sowie Nr. 102 von 1404 aus dem Kloster Disibodenberg. Der zweisilbig reine Reim ist nach Bayer, Entwicklung 123f. typisch für die inschriftliche lateinische Dichtung der zweiten Hälfte des 12. Jh. Vgl. zum Folgenden Trithemius 238ff. Laut den zuverlässigen Disibodenberger Annalen war Abt Bernhelm samt dem Sponheimer Konvent bei der Erhebung der Gebeine im Jahr 1138 auf dem Disibodenberg anwesend, vgl. Nr. 3. Vgl. Trithemius 251. Es handelt sich hier um einen lokal verehrten Heiligen; vgl. dazu H. Lehrbach, Katalog zur Ausstellung ‘Heilige Hildegard von Bingen 1179-1979‘. Bingen 1979, 28 und 55f. Vgl. Mötsch, Genealogie 79. Die Kreuzpartikel soll sich in dem heute in der Nikolauskirche zu Bad Kreuznach verwahrten Kreuzreliquiar befinden, vgl. Nr. 30. In denen u.a. auch die vorliegende Inschrift nochmals tradiert wird, vgl. Nrr. 623f. (17. Jh.?). Trithemius, Chr. Sponh. 255. Kremer, Geschichts=Kunde 38 Anm. 35. Rhein. Antiquarius II 16, 485. 5957 408 di034mz03k0000804 di034-0008 1 Disibodenberg, Kloster 1176-01-01 1200-12-31 1200ABB0000000A3 4.V.12.Jh. 5 Buchdeckel mit Spruchinschriften und Bildbeischriften. Der eigentliche Inschriftenträger besteht aus vier aufgenagelten, vergoldeten Bronzestreifen, die, die sich wie ein Rahmen paarweise in Größe und Aufbau entsprechend, rechtwinklig um ein leeres Mittelfeld gruppieren1); vermutlich als Einbandschmuck für ein Exemplar der von der hl. Hildegard von Bingen verfaßten Vita Sancti Disibodi angefertigt2). Der Deckel wurde erstmals im Jahr 1676 durch den luxemburgischen Jesuitenpater Alexander Wiltheim3) ausführlich beschrieben und sorgfältig abgezeichnet, dann unter Verwendung dieser Kopie 1867 in den Acta Sanctorum als Kupferstich veröffentlicht4). Der damalige Fundort und der heutige Aufbewahrungsort sind unbekannt; vermutlich ist der Deckel verloren. Die Ecken des Rahmens werden von den vier mit leeren Schriftbändern versehenen Symbolen der Evangelisten Matthäus, Johannes, Lukas und Markus ausgefüllt. Die Mitte des oberen Streifens zeigt den segnenden Christus in der Glorie, darin zu Seiten des Nimbus die beiden apokalyptischen Buchstaben (A), außen umgeben von der Spruchinschrift (B). Um das Christusbild versammeln sich namentlich bezeichnet (C) Disibod im bischöflichen Ornat und seine Gefährten sowie als kleinere Halbfigur unten rechts am Rande des Bildes die hl. Hildegard mit einem Buch, auf das sie mit der linken Hand hinweist5). Der rechte Streifen besteht aus drei senkrecht angeordneten Einzelbildern mit betitelten Szenen aus dem Leben Disibods, wobei jedes Einzelbild den namentlich bezeichneten Disibod neben dem jeweiligen Kranken zeigt: wunderbare Heilung eines Stummen (D), eines Wassersüchtigen (E) und eines Aussätzigen (F). Der gegenüberliegende linke Streifen weist ebenfalls drei senkrecht angeordnete Einzelbilder auf, die jedoch durch zwei lange, sich kreuzende Schrift- bzw. Spruchbänder miteinander verbunden sind. Es handelt sich dabei um einen in Szene gesetzten Dialog zwischen dem namentlich bezeichneten Disibod (G) mit zwei in den unteren beiden Feldern fragend und betend dargestellten Mönchen. Der seinem Stand entsprechend auf einem mit Tierköpfen und -füßen versehenen Faltstuhl (Faldistorium)6) sitzende Heilige hält in der rechten Hand den Bischofsstab, in der linken das Band mit der Inschrift (H); der durch seinen Gestus als Fragender ausgewiesene Mönch hingegen dasjenige mit der Inschrift (I). Der untere, inschriftlose Streifen zeigt das wohl anläßlich der 1143 erfolgten Translation errichtete Grabdenkmal7) des hl. Disibod im Chor der neuerbauten Klosterkirche der Benediktiner. Links neben der Tumba stehen ein Mönch und ein Abt mit einem aufgeschlagenen Buch, wohl ebenfalls die Heiligenvita, in der Hand, rechts davon zwei weitere Mönche. Die Szene wird von zwei sich über dem Grabdenkmal befindlichen Engeln beschlossen, die es mit Weihrauch beräuchern und mit Weihwasser besprengen. Die Ecken des Rahmens werden von den vier mit leeren Schriftbändern versehenen Symbolen der Evangelisten Matthäus, Johannes, Lukas und Markus ausgefüllt. Die Mitte des oberen Streifens zeigt den segnenden Christus in der Glorie, darin zu Seiten des Nimbus Romanische Majuskel. A A(LPHA) O(MEGA)a) B MEMOR ESTO · EC(LESIE)b) · TVE · C S(ANCTVS) · CLEMENS · S(ANCTVS) · DISIBOD(VS) · S(ANCTVS) · GISLALD(VS)c) · S(ANCTVS) · SALVST(VS) / HILDIGARDIS · D S(ANCTVS) · DISIBOD(VS) / HOMO MVTVS · E S(ANCTVS) · DISIBOD(VS) / (HOMO)d) YDROPICVS · F S(ANCTVS) · DISIBOD(VS) / (HOMO)d) LEPROSVS · G S(ANCTVS) · DISIBODVS · H · IN · HVMILI · LOCO · ORATORII · VBI · DEO · SOLITARIVS · SERVIVI · SEPELITE ME · I · O PATER · QVID ERIT · CV(M) · TE · PASTORENe) · PERDEMVS Sei deiner Kirche eingedenk! An diesem unbedeutenden Ort des Bethauses, wo ich in der Einsamkeit Gott gedient habe, begrabt mich. O Vater, was wird geschehen, wenn wir dich, unseren Hirten, verlieren? Insoweit man der Nachzeichnung der gravierten Inschrift vertrauen kann, erkennt man im allgemeinen noch die schlanken, kapitalen Buchstaben der romanischen Majuskel; allerdings weisen die runden und unzialen Formen des C, D, E und H auf den allmählichen Übergang zur kommenden gotischen Majuskel hin. Weitere Kennzeichen dieser Entwicklung der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts deuten sich zudem in der leicht geschwungenen Cauda des R und in dem bereits mit einem Abschlußstrich versehenen unzialen E8) an. Neben der schriftgeschichtlichen Einordnung gibt es einige weitere gewichtige Hinweise, die für die vorgenommene Datierung sprechen: Die inhaltliche Thematik und die bildliche Gestaltung des Buchdeckels beziehen sich eindeutig9) auf die von der hl. Hildegard auf Bitten des Disibodenberger Abtes Helinger niedergeschriebene, im Jahr 1170 fertiggestellte und an den Abt übersandte Vita Sancti Disibodi10). Aus diesem Grund dürfte in der unteren Leiste der auftraggebende Abt mit dem empfangenen Buch, in der oberen Hildegard als Autorin, die ihr Werk zur höheren Ehre Gott selbst präsentiert11), bildlich dargestellt worden sein. Man kann also davon ausgehen, daß der kunstvoll gravierte Metallrahmen als Schmuck des Einbanddeckels für das von ihr verfaßte Heiligenleben oder für eine etwas später angefertigte Kopie diente; die Fertigstellung des Deckels dürfte allerdings nach der der Handschrift erfolgt sein. Aus dieser „in mystica visione“ niedergeschriebenen Vita12) lassen sich auch die restlichen Abbildungen erklären. Disibod wurde demnach im siebten Jahrhundert als Bischof aus Irland vertrieben und ließ sich nach zehnjähriger Wanderschaft mit seinen drei Gefährten an dem Berg nieder, der später nach ihm benannt wurde. Dort ereigneten sich die drei bildlich dargestellten Wunderheilungen13). Dem Dialog auf den Spruchbändern liegen längere Sequenzen der Vita zugrunde14). Sein dort genanntes „oratorium“ und damit seine erste Begräbnisstätte wird in der Vita ebenfalls mehrmals erwähnt15), konnte bisher archäologisch noch nicht lokalisiert werden. O wohl als Kleinbuchstabe in griechischer Schreibweise; beide Buchstaben den zeitgenössischen Gewohnheiten folgend mit einem Kreuzchen überhöht. Vgl. zu diesen, die Unvergänglichkeit Gottes versinnbildlichen Sigeln RDK I (1937) 1-5. Befund ECR, wohl verschrieben für ECCL, ECCIE oder ECCLIE, möglicherweise mit Ligatur. In der Vita Sancti Disibodi (AASS 29,2 591) lautet die Schreibweise abweichend „GILLILALDUS“. Die vorgenommene Ergänzung aus der vorhergehenden Inschrift ist hier durch einen kleinen Strich angedeutet. Letzter Buchstabe verschrieben für M. „Opus et figurae constant encausto et aere inaurato“ (AASS 29,2 587). – Das Mittelfeld könnte ursprünglich von einem reliefierten Elfenbeintäfelchen in der Art eines fünfteiligen Diptychons ausgefüllt worden sein, vgl. dazu RDK IV (1958) 51 und zu dem seit dem 11. Jh. aufkommenden Typ der gravierten Metallplättchen auf Buchdeckeln ebd. II (1948) 1379. Gedruckt in AASS 29,2 S. 588-597 (auch in PL 197, 1094-1115; deutsche Übersetzung bei Clarus II 214244). – Zur Datierung vgl. den Kommentar. In einem Brief an Pater Papebroch, den damaligen Mitherausgeber der Acta Sanctorum, teilt Pater Wiltheim mit, daß er ein „pulcrum antiquitatis monumentum de S. Disibodo“ entdeckt habe. Dieser Brief ist auszugsweise in den AASS 29, 2 S. 587f. abgedruckt, er enthält zudem eine ausführliche Beschreibung des Fundes. AASS 29,2 nach S. 586. Es handelt sich hierbei um eine frühe, möglicherweise noch zu Lebzeiten Hildegards angefertigte Darstellung, die freilich keinen Anspruch auf Porträtähnlichkeit erheben kann. Vgl. zu einem fast identischen Exemplar aus der 2.H.d.12.Jh. RDK VI (1973) 1223ff. mit Abb. 4. Vgl. dazu ausführlich Nr. 3. Vgl. dazu Einleitung XLIV. Vgl. zum thematischen Zusammenhang von Einbandgestaltung und Inhalt des Manuskripts F. Steenbock, Der kirchliche Prachteinband im frühen Mittelalter. Von den Anfängen bis zum Beginn der Gotik. München 1965, 57f. Hildegard verließ im Jahr 1150 mit 18 Nonnen die Frauenklause des Klosters Disibodenberg, in dem sie über vierzig Jahre ihres Lebens verbracht hatte, und bezog das von ihr neugegründete Kloster Rupertsberg bei Bingen. Ein gewisser Kontakt zu ihrem alten Kloster blieb jedoch bestehen, wie der erhaltene Briefwechsel mit dem Konvent zeigt. Darin findet sich auch der Wunsch des Abtes nach der Abfassung der Vita (1170): „... pochen wir in einmütiger Übereinstimmung ... an die Tür Eurer Liebe, daß Ihr die Taten und Tugenden sowie das Leben unseres und Eures Schutzpatrons, des heiligen Disibod, niederschreibt“ (zit. nach der Übersetzung von A. Führkötter, Hildegard von Bingen - Briefwechsel, Salzburg 1965, 117). Zum positiven Antwortbrief Hildegards mit dem Vermerk über die beigeschlossene Vita, vgl. ebd. Auf einem vergleichbaren Einbanddeckel eines Mitte des 11. Jh. angefertigten Evangeliars ist die Essener Äbtissin Theophanu ebenfalls als demütige Darbringerin des Werkes abgebildet (vgl. Rhein und Maas 1, 191), ebenso wie ein königlicher Stifter auf einem Ende des 11. Jh. entstandenen Kupferrahmens (ebd. 217 mit Farbtafel F 10). So beginnt sie die geforderte Lebensbeschreibung, auf deren vielschichtigen Inhalt hier nicht eingegangen werden kann; vgl. dazu die zum Teil kritischen Bemerkungen von F.W.E. Roth, Studien zur Lebensbeschreibung der hl. Hildegard, in: StMGB NF 8 (1918) 35ff., Büttner, Studien, 9ff. und vor allem die ausführliche Analyse von Schmitt 29-57. AASS 29,2 S. 592. Ebd. 593f. Ebd. 591 heißt es, daß sich Disibod „in descensu montis, versus orientem, propter compendium aquae“ eine Behausung errichtete, an die seine Gefährten später ein kleines „oratorium“ anbauten. Vermutlich lag die Einsiedelei dort, wo sich heute auf halber Höhe des Berges der Disibodenberger Hof befindet. Im Gegensatz dazu entstand noch zu Lebzeiten Disibods auf dem Gipfel des Berges eine klosterähnliche Anlage, die später seine Überreste aufnahm (ebd. 592f.); vgl. dazu ausführlich Nikitsch, Überlegungen 196ff. AASS 29,2 Abb. nach S. 586, Text S. 587. Clarus, Leben II 252f. (erw.). Schmitt, Leben 64 (erw.). W. Lauter, Das Nachleben der heiligen Hildegard von Bingen. Reproduktionen aus der Rüdesheimer Fotoausstellung, in: Binger Gbll. 6 (1981) 11 (teilw. Abb.). M. Klug, Zur „Vita s. Disibodi“ der heiligen Hildegard von Bingen, in: Rheingauische Heimatbll. 4 (1983) (Abb.). Stanzl, Klosterruine Abb. 17. 5958 408 di034mz03k0000904 di034-0009 1 Disibodenberg, Sakristei 1101-01-01 1200-12-31 1200ABE0000000A3 12.Jh. 0 Grabinschrift für den Mönch Meingoz. Sie wurde noch 1742 von dem Benediktinermönch Oliver Legipontius1) an der Tür zur Sakristei2) in Stein eingehauen gesehen und sorgfältig abgeschrieben3); heute verschollen. Die anscheinend dem Original nachempfundene Textanordnung läßt auf eine achtzeilige Inschrift schließen, deren Zeilen gleichmäßig gefüllt waren. Nach Legipontius. + · XVI K(ALENDAS) · NOV(EMBRIS) / O(BIIT) MEINGOZ / MONACHVS / VIVAT · VTa) · IN · / CELIS · PETE / SVPPLEX / QVISQ(VE) FI/DELIS · Am 16. Tag vor den Kalenden des November (17. Oktober) starb der Mönch Meingoz. Damit er im Himmel leben möge, bitte demütig jeder Gläubige. Leoninischer Hexameter, zweisilbig rein. Unter Berücksichtigung der benediktinischen Klosterneugründung ab 1106 und nach Ausweis des seltenen Formulars – Todesdatum ohne Jahreszahl, Name, Stand, Spruch4) – läßt sich die Inschrift ins 12. Jahrhundert datieren5). Der Aufforderung zum Totengedächtnis wird durch die Verwendung eines leoninischen Hexameters besonderer Nachdruck verliehen. Die Inschrift ist mit der fragmentarisch erhaltenen, ebenfalls achtzeiligen für Ingebrandus im Kloster Sponheim6) vergleichbar, die zeilenweise auf einer hochrechteckige Grabplatte angebracht ist. Dennoch muß offen bleiben, ob es sich bei dem verlorenen Inschriftenträger um eine Grabtafel, um eine in späterer Verwendung in die Sakristeiwand eingelassene Grabplatte oder um eine in das Türgewände bzw. in die Quader gehauene Inschrift gehandelt hat. Träfe letzteres zu, könnte das Fragment PE7) mit den Anfangsbuchstaben von PETE in der fünften Zeile in Übereinstimmung gebracht werden. Vereinzelt wurde vermutet, daß nur einem besonders herausragenden Mönch dieses individuelle Grabdenkmal gesetzt werden konnte und hat ihn daher mit dem Baumeister der Klosterkirche identifiziert8). Dies mag zwar plausibel sein, läßt sich aber sonst durch keine weiteren Nachweise stützen. Falk, der erste Editor der Inschrift, erkannte diese Ligatur nicht und überlieferte an dieser Stelle ein „halbes“ T, das von allen weiteren Autoren übernommen wurde. Der gelehrte Kölner Benediktiner (1698-1758) erlangte während der französischen Besetzung der Pfalz 1735/36 vom französischen König den Besitz der ehemaligen Abtei; wenig später wurde er von den Äbten der Bursfelder Kongregation zum Abt des Klosters Disibodenberg ernannt. Vgl. zur wechselvollen Biographie des nicht unumstrittenen Historiographen P. Opladen, Groß St. Martin - Geschichte einer stadtkölnischen Abtei (Studien zur Kölner Kirchengeschichte 2). Düsseldorf 1954, 183-189. Vgl. zur Topographie Stanzl, Klosterruine 90ff. „ad sacristiae ostium lapidi incisum ... cernebatur“. Die Formel PETE SUPPLEX taucht in den Rheinlanden nur noch einmal in einer verlorenen, um 1120? datierten Stifterinschrift für das Augustinerchorherrenstift Höningen (Lkrs. Bad Dürkheim) auf; vgl. Kraus, Christliche Inschriften II Nr. 138. Vgl. dazu etwa den Weinheimer Hildebertusstein in DI 16 (Rhein- Neckar-Kreis II) Nr. 3 sowie zu ähnlichen Formularen ohne Nennung des Todesjahres Koch, Babenbergergräber 201f. mit Anm. 40 und zur zugrundeliegenden Geisteshaltung Köfler, Tod und Jenseitsvorstellung 56f. Vgl. Nr. 1. Vgl. Nr. 11. Vgl. Baudenkmale 139f. Legipontius, Historia fol. 259v. (Falk), Miscellen, in: Gbll. 8 (1885) Sp. 249. Kraus, Christliche Inschriften II Nr. 277. Baudenkmale III 135. Baulig, Abteikirche 66 (teilw.). 5959 408 di034mz03k0001007 di034-0010 0 Sponheim, ehem. Kloster 1101-01-01 1200-12-31 1200ABE0000000A3 12.Jh. 1 Mit Namensbeischrift versehene Figur des hl. Nikolaus. Ehemals wohl in der Klosterkirche, seit unbekannter Zeit als Spolie in die Südwestecke des ehemaligen Brunnenhauses verbaut1). Schmaler Quader aus gelbem Sandstein; oben ist die mit kleinen Kreisen unterlegte Namensinschrift eingehauen, darunter die halbplastisch herausgearbeitete Figur des Heiligen. Den Kopf mit Mitra und den beiden auf die Schulter fallenden, unten in Fransen geschnittenen stolae umfängt eine halbkreisförmige, vielleicht einen Nimbus andeutende Muschelnische. Kopf und Körper der Figur wurden später nach unten hin zunehmend abgespitzt, erkennbar ist noch die erhobene Rechte mit dem Bischofsstab. H. 70, B. 23, T. 31, Bu. 2,5 cm. Romanische Majuskel. S(AN)C(TV)S · NICOLAV[S]a) Die vorgenommene Datierung stützt sich einmal auf die noch eindeutig kapital angelegte, feinstrichige Ausformung der wenigen Buchstaben und das allerdings auch eine frühere Einordnung nahelegende, klein eingestellte O. Dagegen verweisen die dreiecksförmig verbreiterten Hastenenden, das gerundete A und das durch Doppelstriche konturierte I2) bereits auf die künftige Entwicklung zur gotischen Majuskel. Für die Datierung ins 12. Jahrhundert spricht zudem die noch auffallend niedrig gehaltene, jedoch typisch dreiecksförmig ausgeführte Form der Mitra3) des Heiligen. Möglicherweise läßt sich die wohl als Bauglied, nicht als einzelnes Standbild verwendete Reliefplatte mit der noch auf eigener Anschauung (etwa um 1500) gründenden Nachricht des Trithemius in Verbindung bringen, daß der um 1135 verstorbene Klostergründer Graf Meinhard von Sponheim die Chorschranken der Kirche mit „tabulatu lapideo“4) geschmückt habe. Da die Verehrung des hl. Nikolaus außerhalb Italiens erst mit der Überführung seiner Reliquien im Jahr 1087 allgemein einsetzte und damit verbunden, figürliche Darstellungen im Bereich der deutschen Kunst mit dem 12. Jahrhundert5) beginnen, ist das bisher unbeachtete Sponheimer Relief durchaus bemerkenswert. O dem C klein eingeschrieben. Die überwachsene Spolie kam anläßlich der Restaurierung des Brunnenhauses im Sommer 1990 zum Vorschein, wird nun allerdings von einer Rosenhecke verdeckt. Vgl. etwa DI 12 (Heidelberg) Nr. 17. Vgl. Bock, Gewänder II 164f. und Braun, Tracht 708f. Trithemius, Chron. Sponh. 237f. Vgl. dazu ausführlich Meisen, Nikolauskult 71ff. und 193ff. sowie zur bevorzugten Rezeption des Heiligen im Benediktinerorden B. Danzer, Sankt Nikolaus und die Benediktiner, in: Benediktinische Monatsschrift 16 (1934) 460-465. 5960 408 di034mz03k0001105 di034-0011 0 Disibodenberg, Klostermuseum 1101-01-01 1200-12-31 1200ABE0000000B3 12.Jh.? 3 Fragment eines in die neuzeitliche Treppe1) zum nördlichen Kreuzgangflügel als Spolie verbauten Inschriftensteines (Plan Nr. 57), jetzt im Klostermuseum auf dem Disibodenberger Hof. Der an den Längsseiten abgespitzte, sich nach hinten verjüngende Quader aus hellgelbem Sandstein zeigt an der Unterseite eine tiefe rechteckige Aushöhlung für eine klammerartige Befestigung. H. 31, B. 16, T. 45, Bu. ca. 21,5 cm. Romanische Majuskel? [...]PE[...] Das eindeutig geschlossene P, dessen fallender Bogen direkt am oberen Hastenende ansetzt, dürfte das Fragment entgegen urprünglichen Vermutungen2) als nichtrömischen Stein3) ausweisen und, auch unter Berücksichtigung der Baugeschichte des Klosters, eine Datierung ins 12. Jahrhundert nahelegen4). Da der untere Teil des E zerstört ist, könnte man auch zu F ergänzen. Die Hastenenden beider einfach gekerbter, aber sorgfältig gearbeiteter Buchstaben zeigen leicht verbreiterte, dreiekkige Abschlüsse ohne Schwellung. Das ursprüngliche Aussehen des Steines und seine Funktion sind unbekannt; wegen der Monumentalität der Buchstaben wäre eine Verwendung als Bau- oder Namensinschrift auf einem Bauglied5) denkbar. Die ganz aus Spolien grob zusammengesetzte Treppe wurde im Zuge der Bauaufnahme der Klosterruine im Sommer 1987 abgetragen; vgl. dazu Stanzl 131. Da während der Ausgrabungen unter anderen römischen Funden auch fragmentarische Spolien eines vermutlich römischen Grabmals entdeckt wurden, bot sich zunächst eine entsprechende Verbindung mit dem ungewöhnlichen Fragment an (so noch Stanzl). Dieses Material dürfte aus der Umgebung der römischen Villa stammen, die am Fuße des Disibodenberg lokalisiert wurde; vgl. dazu den Vermerk bei Schmidt, Siedlung 68. In römischen Lapidarschriften wird mit wenigen Ausnahmen durchgängig das offene P verwendet, vgl. etwa die zahlreichen Nachweise bei G. Walser, Römische Inschrift-Kunst. Stuttgart 1988, pass. Dagegen steht allerdings die häufige Verwendung des geschlossenen P in Inschriften des 1. Jh. auf römischem Steinmaterial in Mainz; freundlicher Hinweis von Frau Dr. Walburg Boppert, RGZM Mainz. Wie J. Bauermann, PSM - ein epigraphisches Lehrstück an einem Herforder Fund, in: Westfalen 55 (1977) H. 3/4 S. 382 Anm. 6 überzeugend darlegt, wird das geschlossene P (ungeachtet einiger Ausnahmen) ab dem 8. Jh. als gängige Form und ab dem 11. Jh. ohne Ausnahme verwendet; erst in den Renaissance-Schriften wird das offene P wieder gebräuchlich. Vgl. etwa DI 29 (Worms) Nrr. 16, 19 und 44ff. Stanzl, Klosterruine 131 Abb. 8. 5961 408 di034mz03k0001203 di034-0012 0 Pfaffen-Schwabenheim, ehem. Stiftskirche der Augustinerchorherren 1226-01-01 1250-12-31 1250ABA0000000A3 2.V.13.Jh. 8 Mit Namensinschriften und einem Bibelspruch versehene, unterlebensgroße Deesis-Gruppe. Eingepaßt in eine dreipaßförmige Blendbogenstellung in der östlichen Sockelzone des inneren Chorpolygons der heutigen katholischen Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt. Im Zentrum des Bildfeldes sitzt der mit Kreuznimbus und langem, faltenreichen Gewand dargestellte Christus auf einer kastenförmigen Bank, die rechte Hand segnend erhoben, mit der linken ein aufgeschlagenes Buch mit der Spruchinschrift (A) auf dem linken Knie haltend. Frontal zu seiner Rechten steht Maria in reich gefälteltem Gewand, angetan mit Krone und einem die Namensinschrift (B) tragenden Nimbus; als Gegenfigur zur Linken erscheint Johannes der Täufer in einem gegürteten, knielangen Fellgewand, in der linken Hand einen Palmwedel und ebenfalls mit einem seinen Namen tragenden Nimbus (C) versehen. Beide Heilige weisen ihre rechte Hand flach und offen nach vorne. Zu der aus Flonheimer Kalkstein1) gefertigten Figurengruppe, deren Einzelfiguren jeweils aus einem Block gehauen wurden, gehören zwei den rahmenden Bogen tragende Kapitelle in Form halbfiguriger Engel, von denen der linke ein Buch, der rechte ein mit einer fragmentarischen Inschrift (D) versehenes Spruchband trägt. Eine weitere, unvollständig erhaltene Inschrift (E) findet sich auf dem Bauch des zweiten, als Adler gearbeiteten Kapitells links der Gruppe.Allen inschriftentragenden Figuren, auch denen der Kapitelle, wurden frühestens während der gewaltsamen Aufhebung des Stiftes im Jahr 15662) die Köpfe abgeschlagen, ebenso wurde die Kniepartie Christi mit der (vom Betrachter aus gesehen) rechten Buchhälfte und das Schriftband des Engels beschädigt. Frei und ohne Vorlagen ausgeführte Ergänzungen3) erfolgten erst anläßlich der Renovierung des Chores in den Jahren 1908/094). Der heutige Gesamtzustand resultiert aus einer erneuten Restaurierung in den Jahren 1961-625). Bu. 3 cm. Romanische Majuskel, spät. A EGO / SUM [UER/BVM]a)6) B S(AN)C(T)Ab) · MARIA C · S(ANCTUS) · IOHANNES · BAPT(ISTA) · D DN[.....]c) E BED[.]d) Ich bin das Wort. Die gut erhaltenen Buchstaben dokumentieren die Übergangszeit zwischen später romanischer und früher gotischer Majuskel. Die mit zahlreichen unzialen bzw. gerundeten Formen (E, G, M, N, T, U) durchsetzte, vor allem in den Nimben eher noch kapital wirkende Schrift zeigt eine erstaunliche Vielfalt in der Ausgestaltung des A: Kapitale, trapezförmig zulaufende, mit geraden und schrägen Mittelbalken versehene Formen variieren mit pseudounzialen und pseudounzial gerundeten mit bzw. ohne Mittelbalken. Entscheidend für die schriftgeschichtliche Zuordnung ist jedoch die noch nicht erkennbare Tendenz zur Abschließung einzelner Buchstaben sowie das Fehlen ausgeprägter Schwellungen. Die leicht verbreiterten Hasten der Nimbeninschriften dienten möglicherweise zur Aufnahme einer kontrastierenden Masse7). Die vorgenommene Datierung läßt sich mit den bauund kunstgeschichtlich gewonnenen Ergebnissen8) vereinbaren. Die der byzantinischen Kunst9) entstammende Bildkompostion, die Maria und Johannes den Täufer als Fürbitter vor (dem thronenden) Christus zeigt, fand etwa seit dem Ende des 12. Jahrhunderts vereinzelt Eingang in die abendländische Kunst. Das Buch in der Linken Christi stellt das Evangelium und damit, wie die Inschrift bezeugt, symbolisch ihn selbst dar. Das Attribut des Palmwedels für Johannes den Täufer läßt sich sonst nicht beobachten10). Die nur vereinzelt nachzuweisende Handgebärde der Assistenzfiguren hat wohl fürbittenden Charakter11). Die kunstgeschichtliche Diskussion12) um die ursprüngliche Funktion der Figurengruppe als Tympanon oder Wand- bzw. Altarretabel wurde unlängst trotz liturgiehistorischer Bedenken und des Fehlens direkter formaler Vergleichsbeispiele überzeugend zugunsten des Retabels entschieden. Formale und motivische Bezüge lassen sich unter anderem zum Wormser Südportaltympanon13) und vor allem zum nördlichen Seitenschiffportal der Marienkirche zu Gelnhausen14) nachweisen. Als „eine(m) der ältesten steinernen Altarretabel in Deutschland“15) kommt dem Pfaffen-Schwabenheimer Deesis-Relief große Bedeutung zu. Erhalten haben sich lediglich die beiden ersten Zeilen auf der linken Buchhälfte. Die hier vorgenommene Ergänzung folgt der ersten erhaltenen Abbildung (vgl. Anm. 3), wobei anzumerken ist, daß der dort gebotene Text so in der Bibel nicht nachweisbar ist. Meier liest S[(ANC)]TA. Über dem N befindet ein waagerechter Kürzungsstrich; daher vielleicht mit D(OMI)N(U)[S] aufzulösen. Noch eine Haste sichtbar. – Meyer-Husmann und Fath, Baukunst lesen BE DP. Vgl. Meier 33. Vgl. dazu Gerten, Chronik 136f. Die älteste bisher bekannte, im Jahr 1853 angefertigte Nachzeichnung zeigt, ungeachtet einiger Ungenauigkeiten, den entsprechenden Zustand der Figurengruppe vor der Renovierung. Vgl. Jahresbericht der Denkmalpflege im Großherzogtum Hessen II (1908-11) Darmstadt 1912, 198. Vgl. Denkmalpflege 1961/62, 179. Nach Io. 1,1 (teilw.). Vgl. dazu Einleitung XLVI Anm. 152. Meyer-Husmann 25 datiert das Retabel „um 1230“; Fath, Baukunst 66 setzt den Baubeginn des Chors unter Graf Simon I. von Sponheim (vgl. Nr. 14 von 1264) nach 1235 an, die Entstehung des Retabels nach 1240; Meier 38 hingegen hält aufgrund stilkritischer Vergleiche eine Entstehungszeit der Deesis „in den späten zwanziger oder in den dreißiger Jahren“ des 13. Jh. für wahrscheinlich. Vgl. dazu RDK III 1198ff. sowie LCI 1, 402 und 494ff. Attribut bei Braun, Tracht 366ff. und LCI 7, 167f. nicht aufgeführt; möglicherweise handelt es sich jedoch bei dem Palmwedel um das generelle Attribut für Märtyrer und Heilige (vgl. LCI 3, 364f). Vgl. etwa die Darstellung einer (ausdrücklich) fürbittenden Gottesmutter in einem Missale des späten 10. Jh., in: Vor dem Jahr 1000. Abendländische Buchkunst zur Zeit der Kaiserin Theophanu. Katalog der Ausstellung Köln 1991 S. 125 mit Abb. 99. Vgl. dazu ausführlich Fath, Baukunst 64ff. und Meier 34ff. Datiert um 1165, vgl. dazu DI 29 (Worms) Nr. 23. Vgl. dazu ausführlich Meier 37. So Fath, Baukunst 66. Denkmäler fol. 16 (Taf. 45; A-C). Kraus, Christliche Inschriften II Nr. 133 (A-C). Bronner, Pfaffen-Schwabenheim 111. Meyer-Husmann, Baugeschichte S. 17 und Abb. 10 (A-C), S. 15 und Abb. 17 (E), S. 15 und Abb. 19 (D). Fath, Baukunst 65 (A), 62 (D, E). M. Fath, Die Klosterkirche von Pfaffen-Schwabenheim, in: NK (1972) 75 (A). Jöckle, Pfaffen-Schwabenheim 8 (A) mit Abb. S. 5. C.A. Meier, Das Deesis-Relief in Pfaffen-Schwabenheim, in: MzZs 81 (1986) 34 (A, B) mit Abb. 2. 5962 408 di034mz03k0001301 di034-0013 0 Niederhausen, Evang. Pfarrkirche 1201-01-01 1250-12-31 1250ABB0000000B3 1.H.13.Jh.? 14 Wandmalerei-Zyklus mit kaum noch erhaltenen Namensbeischriften an den Langhauswänden der ehemaligen Wallfahrtskirche St. Mechthild. Gegen den Widerstand der Kirchengemeinde erst nach 16691) überstrichen, wurden sie am 10. August 1940 wiederentdeckt, freigelegt und in den Jahren 1966 und 1979/80 gründlich restauriert2). An jeder Seite des Langhauses befinden sich mehrere, von breiten Ornamentstreifen begleitete, in sich jedoch nicht unterteilte Bildfelder3). Die erste, zunächst unbeschriftete Bildfolge beginnt im östlichen Teil der Nordwand und zeigt eine Reihe von Szenen aus dem Leben Jesu: An die Darstellung der Darbringung Jesu im Tempel schließt sich die Anbetung der hl. drei Könige an, gefolgt von einer nur noch zur Hälfte erhaltenen Abendmahlsszene. Das nächste Bild zeigt eine stehende männliche Figur mit gesenktem Kopf vor einer unter einem Rundbogen sitzenden Person, über ihr Reste der Beischrift (A). Eigenartigerweise wird die Nordseite mit einer nur teilweise erhaltenen Szene aus der Vita des hl. Nikolaus beschlossen. Sie zeigt das sogenannte Schifferwunder4): Einen schnabelförmigen Schiffsbug mit der linken Hand festhaltend, stößt der neben dem mit bittenden Seeleuten besetzten Schiff erschienene hl. Nikolaus seinen Bischofsstab zweien sich an den abgebrochenen Mast klammernden Teufeln in den Rachen. Über dem Kopf des überlebensgroß dargestellten Heiligen verläuft die Namensbeischrift (B). Die zunächst ebenfalls unbeschriftete Bilderfolge der Südwand setzt sich im Westen mit der fragmentarisch erhaltenen Szene der Versuchung Jesu durch den mit langer Nase und spitzen Ohren dargestellten Teufel fort, gefolgt von dem Bild des Erzengels Michael als apokalyptischer Drachentöter. Abschließend folgen, neben einer kleineren Figur, wohl die stark zerstörten Abbilder der Apostel Simon Zelotes und Judas Thaddäus mit ihren Namensbeischriften (C) über den Nimben.Abgesehen von den einstigen (jüngst behobenen) Beschädigungen der Wandmalereien durch aufsteigende Feuchtigkeit, erfolgten weitere Zerstörungen durch den Einbruch neuer Fenster in Südund Nordwand sowie durch die im 18. Jahrhundert angebaute Westempore. Bu. 5-6 (A und B), 4 (C) cm. Späte romanische Majuskel. A [...]R[..]a) B · Vb) · S(ANCTVS)c) · NICLAVSd) · C · SIM(ON) / · IV[DA]S Die schwarz auf den grundierten Putz gemalten Inschriften5) zeigen im wesentlichen die noch durchgehend offenen, überwiegend in einheitlicher Strichstärke ausgeführten kapitalen Formen der späten romanischen Majuskel. Leichte Schwellungen und teilweise verbreiterte Deckstriche weisen in die 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts, der Übergangszeit von romanischer zu gotischer Majuskel. Diese Einordnung wird auch durch zeittypische Phänomene wie dem bereits mit deutlich geschwungener Cauda versehenen R und dem leicht gedrückten S unterstützt. Zudem weist der ‘Leitbuchstabe‘ A flächig gestaltete Formen auf, die eindeutig der spätromanischen Phase angehören: trapezförmig zulaufende Hasten mit geradem Mittel- und überstehendem Deckbalken. Der vorgenommene Datierungsvorschlag kann dennoch nur unter Vorbehalt vertreten werden, da der durch die mehrmaligen Restaurierungen entstandene Grad der Eingriffe in die Schriftgestaltung letztlich nicht mehr nachprüfbar ist. Zieht man die vorliegenden kunstgeschichtlichen Untersuchungen zur Datierungsfrage hinzu, könnte man Teile der Wandmalereien sowohl in die zweite Hälfte des 12.6) bzw. in das beginnende 13. Jahrhundert, als auch in die Zeit um 1280/907) einordnen. Eine unterschiedliche Entstehungszeit beider Bilderfolgen ist demnach wohl nicht ganz auszuschließen, wobei dann (nach Pampus) Teile der Nordseite vor der Südseite bemalt worden wären. Daher könnte sich auch das auffallend uneinheitliche Gesamtprogramm der erstmals im Jahr 1254 urkundlich erwähnten Kirche8) erklären: Darstellungen aus dem Leben Jesu mischen sich mit einem Bild aus der Nikolauslegende und weiteren, fast schon beliebigen Szenen aus der biblischen Geschichte. Zu den beschrifteten Malereien: Ikonographisch handelt es sich bei der Szene mit der Beischrift (A) wohl um eine Episode aus der Passion, wo der gefangene Christus entweder den Hohepriestern Annas bzw. Kaiphas, dem Landpfleger Pilatus oder dem Fürsten Herodes (Antipas)9) vorgeführt wird. Auf Herodes deuten die kaum noch kenntlichen Buchstabenreste und die mit einer runden Kugel versehene Krone; Pilatus10) dagegen wird meist mit ‘orientalischer‘ Mütze, die Hohepriester in ihrer Stellung entsprechender Kleidung dargestellt. Das schon in byzantinischer Zeit überlieferte Schifferwunder – die beiden Teufel am Mast verkörpern den unheilbringenden Sturm – begründete den Ruhm des hl. Nikolaus als Patron der Seefahrer; möglicherweise hängt die Wahl dieser Darstellung als Abschluß des nördlichen Zyklus mit der Schiffahrt auf der Nahe, bzw. mit dem historischen Fährbetrieb11) zwischen Niederhausen und Thalböckelheim zusammen. Die Identifizierung der beiden Apostelbrüder Simon Zelotes und Judas Thaddäus wird dadurch erleichtert, daß sie aufgrund ihrer gemeinsamen Missionstätigkeit in Persien und ihres gleichzeitigen Martyriums fast immer zusammen dargestellt werden12); eine besondere Beziehung zu den restlichen Bildern scheint allerdings nicht zu bestehen13). Vor dem R kaum noch erkennbare Spuren der ehemaligen Beschriftung, dahinter vielleicht EX, so daß REX zu lesen wäre. Glatz liest demgegenüber ...oL..R..RIV.. Befund nach Restaurierung: oben gerade geschlossenes V. Befund nach Restaurierung: Eine Art halbunzial geschlossenes, mit einem Kürzungsstrich über dem quadratischen (!) Vorderteil versehenes M, bei dem es sich vermutlich um ein wegen des an dieser Stelle geringen Platzes liegend angebrachtes S für S(ANCTVS) gehandelt haben könnte. Möglicherweise war als zeitübliche Form dem C ein kleines o eingeschrieben, das bei der Restaurierung übersehen wurde. Nach Abriß der im 18. Jh. eingebauten Nordempore; vgl. dazu E. Hartz, Die evangelische St. MechthildisKirche, in: NK (1958) 83f. und Denkmalpflege 1979-81, 249. Damals wurden sechs originalgroße Kopien angefertigt, die sich heute im LfD Mainz befinden (Sign. 48452). Vgl. Denkmalpflege 1965-67, 89 und Böhm, Evang. Kirche 92. Vgl. auch die ausführliche Beschreibung mit Abb. bei Pampus 6ff. Vgl. dazu ausführlich Meisen, Nikolauskult 245ff. und Pampus 22ff. Vgl. zum Folgenden die Vergleichsbeispiele bei Koch, Paläographie 17ff. So Pampus 48ff. – Für diese Datierung spricht das für das 12. Jh. typische, halbunzial geschlossene, ohne auslaufende Cauda gestaltete M im Apostelnamen der Südseite; vgl. dazu Koch, Paläographie 11. So Glatz 292. Vgl. Seibrich, Entwicklung 132, der jedoch eine ältere Tradition vermutet. Diese Szene ist nur bei Lk. 23, 7-12 überliefert. Vgl. LCI 3, 436f. Vgl. Kdm. 316. Vgl. LCI 8, 368 und 427. An den beiden Pfeilern des Chorbogens befinden sich noch einmal die Figuren zweier Apostel, nach Pampus 21f. wohl Petrus und Paulus. Pampus, Wandmalereien 9 (B), (mit Abb. A-C). Glatz, Wandmalerei 292 (A, B). Böhm, Evang. Kirche 93 mit Abb. (B). H. Böhm, Ausschnitte aus den Wandmalereien in der ev. Kirche zu Niederhausen, in: NK 1983, 185 mit Abb. (B). 5963 408 di034mz03k0001409 di034-0014 1 Pfaffen-Schwabenheim, ehem. Stiftskirche der Augustinerchorherren 1264-01-01 1264-12-31 1264AAA0000000A3 1264 0 Grabdenkmal für Graf Simon I. (den Älteren) von Sponheim(-Kreuznach), noch 1614 als „in medio“ (des Chores) befindlich überliefert, seit unbekannter Zeit verloren1). Ein Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno d(omi)ni m · cc · lx · iiii · Simon senior comes de Spanheim traditus est hic sepulturae c(uius) a(nima) r(equiescat) i(n) p(ace). Im Jahr des Herrn 1264 ist Simon der Ältere, Graf von Sponheim, hier dem Grab übergeben worden. Seine Seele möge in Frieden ruhen. Sponheim. Simon I.2) war einer der zahlreichen Söhne aus der Ehe Gottfrieds III. von Sponheim mit Gräfin Adelheid von Sayn. Im Teilungsvertrag von 1236 erhielt er die sogenannte Vordere Grafschaft Sponheim zugesprochen und begründete zusammen mit seiner Frau Margarethe von Heimsbach3) die Linie Sponheim-Kreuznach4). Gleichzeitig erwählte er sich das von seinen Vorfahren5) übernommene Augustiner-Chorherrenstift zur Grablege dieser Linie und stattete es im Jahr 12406) mit dem Patronatsrecht über die Kirchen der benachbarten Dörfer Hackenheim und Schimsheim aus. Simon I. gilt als eigentlicher Gründer der Stadt Kreuznach7) und Erbauer der sie beherrschenden Kauzenburg. Der Nekrolog des pfälzischen Klosters Rosenthal verzeichnet seinen Tod zum 8. April 12648). Rechtzeitig zu seinem ersten Jahrestag richtete seine Witwe eine Seelgerätstiftung9) ein, in der sie u.a. bestimmte, daß am Grabe des Grafen ein ewiges Licht zu brennen habe und zudem an den jährlichen Meßfeiern zu seinem Todestag vier jeweils achtpfündige Kerzen angezündet werden sollten. Ihr gemeinsamer Sohn Johann I. setzte die Kreuznacher Linie fort und wurde ebenfalls in der Stiftskirche neben seinem Vater begraben10). Das zentral postierte Grabdenkmal ging wohl zwischen 1614 und den bis zum Ende des 17. Jh. dauernden Wirren nach Auflösung des Stiftes 1566 verloren (vgl. dazu Gerten, Chronik 136ff); bei Wickenburg und im Würdtweinschen Epitaphienbuch wird die Inschrift nicht mehr verzeichnet. Vgl. zum Folgenden Möller, Stammtafeln NF 1, Taf. I und V sowie Lehmann, Spanheim I 27f. und Mötsch, Genealogie 93 und 144ff. Nichte des Kölner Erzbischofs Konrad von Hochstaden; die Heirat erfolgte wohl im Dezember 1240. Im Jahr 1265 vermählte sie sich in zweiter Ehe mit Graf Emich IV. von Leiningen-Landeck. Über ihre anderen Söhne Heinrich und Eberhard wurden sie zu Stammeltern der Linien Sponheim-Bolanden-Dannenfels und Sponheim-Neef. Die Grafen von Sponheim gelangten um 1125 im Erbgang in den Besitz des damaligen Nonnenklosters, das sie im Jahr 1130 in ein Augustiner-Chorherrenstift umwandelten (vgl. dazu Naumann-Humbeck, Sponheim 70 und 335f.). Vermutlich begann jedoch erst Simon I. mit dem Neubau der Stiftskirche (vgl. dazu Fath, Baukunst pass.). Regest bei Naumann-Humbeck, Sponheim 136. Vgl. dazu jüngst W. Vogt, Stadtrechte und Verwaltung im 13. Jahrhundert, in: Bad Kreuznach 1990 (s.d.) 9-16. Vgl. Mötsch, Genealogie 144 Anm. 755. Regest bei Fasig, Kopialbuch 1. Vgl. die folgende Nr. 15. Helwich, Syntagma 323. Scriba, Grabdenkmähler 328. Wagner, Stifte II 40 (beide nach Helwich). 5964 408 di034mz03k0001507 di034-0015 1 Pfaffen-Schwabenheim, ehem. Stiftskirche der Augustinerchorherren 1290-01-01 1290-12-31 1290AAA0000000B3 1290? 0 Grabdenkmal für Graf Johann I. (den Lahmen) von Sponheim(-Kreuznach), noch 1614 als „in medio“ (des Chores) befindlich bezeichnet, verloren1). Ein Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno d(omi)ni m · cc · xcia) · v · k(alendas) Februarii obiit Joannes comes de Spanheim. 28. Januar 1290? Sponheim. Der um 1245/502) als ältester Sohn Simons I. von Sponheim3) geborene Johann I. folgte seinem Vater in der Regierung der Vorderen Grafschaft Sponheim. Am 15. März 1265 wurde er mit seiner künftigen Frau Adelheid, Tochter seines Stiefvaters Graf Emich IV. von Leiningen-Landeck verlobt. Das Ehepaar stiftete 1281 das Karmeliterkloster zu Kreuznach4), das später als Grablege der Grafen von Sponheim-Kreuznach diente. Obwohl Johann I. noch im September 1277 zum Burgmann des Mainzer Erzbischofs Werner von Eppstein auf Burg Klopp bei Bingen5) angenommen wurde, kam es zwischen beiden Territorialherren Ende 1279 zu der für den Grafen von Sponheim unglücklich verlaufenden Schlacht bei Gensingen, die mit der Plünderung Pfaffen-Schwabenheims endete. Dennoch konnte Johann I. (wie auch später dessen Sohn Johann II.)6) dort an zentraler Stelle neben seinem Vater bestattet werden. Da Johann I. in einer verläßlichen Urkunde bereits am 7. September 1290 als verstorben bezeichnet wird (vgl. Mötsch, Genealogie 148), dürfte sich Helwich bei der Überlieferung des Todesjahres um ein Jahr geirrt haben. Vgl. Nr. 14 von 1264, Anm. 1. Vgl. zum Folgenden Lehmann, Spanheim 46ff. und Mötsch, Genealogie 148f. mit Stammtafel S. 166. Vgl. Nr. 14 von 1264. Vgl. Würdtwein, Mon. Pal. V 354. Vgl. Salden-Lunkenheimer, Besitzungen 95 und zum Folgenden ausführlich H. Stumpf, Die Bedeutung des Opfertodes Michel Morts, in: KHbll. 6 (1926) Nrr. 2, 4, 5, 6. Vgl. Nr. 27 von 1340. Helwich, Syntagma 323. Scriba, Grabdenkmähler 328. Wagner, Stifte II 40 (beide nach Helwich). 5965 408 di034mz03k0001605 di034-0016 0 Waldböckelheim, Kath. Pfarrkirche St. Bartholomäus 1201-01-01 1300-12-31 1300ABE0000000A3 13.Jh. 1 Glocke mit Namensinschriften der vier Evangelisten. Schwer zugängliche, oberste Glocke1) im südlichen Westturm der 1835 an der Stelle eines bereits 11992) erwähnten Vorgängerbaus neu errichteten Kirche3). Auf der Schulter einzeilige, in individueller Wachsfadentechnik ausgeführte Umschrift; die erhabenen Buchstaben sind ohne rahmende Stege teils spiegelverkehrt verdreht und zudem noch teilweise liegend angebracht. Als Worttrenner dienen buchstabengroße, griechische Kreuzchen. Gewicht4) 310 kg, Schlagton c. Da die heutige Anbringung der Glocke nur die sichere Lesung der ersten beiden Namen zuläßt, folgt die Schreibweise der restlichen der darin miteinander übereinstimmenden kopialen Überlieferung5). H. ca. 75 (m. Kr.), Dm. ca. 60, Bu. ca. 3 cm. Gotische Majuskel, früh. + LUCASa) + MARCUSb) + MATHEUS + IOHANNESa) Schrift und Form dieser ältesten Glocke des Bearbeitungsgebietes lassen sich eindeutig ins 13. Jahrhundert datieren, wenn auch in unterschiedliche Abschnitte. Während die Glocken vom 11. bis in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts in der Regel einen eindeutig runden Übergang von der Kronenplatte zur Haube aufweisen6), zeigt die Waldböckelheimer Glocke an dieser Stelle bereits den für die spätere Zeit typischen, wenn auch noch schwach ausgebildeten, flach abgestuften Übergang. Die Schulter selbst ist noch gerundet, aber ohne Steg, was wiederum für eine frühere Datierung spräche. Die wohl von Hand aus Wachsfäden modellierten, auf das Modell der Glocke gelegten Buchstaben sind zwar mit gleichzeitigen, in anderer Technik7) angefertigten gotischen Majuskeln nur schwer zu vergleichen, könnten aber aufgrund ihrer schlichten, noch ohne Schwellungen ausgeführten Formen ebenfalls der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts angehören. Die auffallende, gerundete Oberfläche der Buchstaben ist auf die besondere Herstellungsart zurückzuführen. Ob durch das verkehrte Setzen der Buchstaben und durch die „zauberkräftige“ Nennung der vier Evangelisten8) tatsächlich „Mißgeschick von der Glocke oder von der Kirche“9) abgewendet werden sollte, müßte unter Berücksichtigung der Schwierigkeiten bei der Herstellung dieser Schrift noch gründlich diskutiert werden. Von rechts nach links zu lesen. Von links nach rechts zu lesen. Vgl. Nr. 142 von 1469. Die mittlere Glocke ist ohne Inschrift. Vgl. Seibrich, Entwicklung 134. Vgl. dazu ausführlich Caspary, Waldböckelheim 8-27. – Die drei erwähnten (S. 12), mit Kelch verzierten, vor dem Hochaltar gelegenen Priestergrabplatten dürften – wie zahlreiche andere Grabplatten – dem Umbau zum Opfer gefallen sein (vgl. auch Hahn 83 Anm. 1). Angaben nach LfD Mainz. Wegen des besonderen Charakters der Anbringung der Inschrift ist die Reihenfolge der Namen auch umkehrbar, so bei Lehfeldt, Hahn und Zimmermann. Vgl. zum folgenden die Beispiele im DGA Württemberg-Hohenzollern S. 4ff. mit den Abb. 2-3 sowie 4-7. Etwa eingeritzt, eingeschnitten, aufgelegt oder aus Modeln gefertigt; vgl. dazu Schilling, Glocken 111f. Vgl. DI 1 (Main-Taubergrund) Nr. 429. – Walter, Glockenkunde 160ff. verzeichnet ab 1162 bis in die Neuzeit zahlreiche Glocken mit dieser Namensinschrift. So Hahn und ähnlich Koch, Literaturbericht 62. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 340. Hahn, Geschichte 71. Zimmermann, Glocken 35. Kdm. 407. Liste der Glocken (1942) 8. LfD Mainz, Planarchiv, Unterlagen Glockenatlas. 5966 408 di034mz03k0001703 di034-0017 1 Duchroth (aus Kl. Disibodenberg?) 1201-01-01 1300-12-31 1300ABE0000000B3 13.Jh.? 0 Glocke mit rätselhafter Inschrift. Sie stammt vermutlich aus der Marienkapelle des 1559 aufgehobenen Klosters Disibodenberg1) und wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts von Pfalz-Zweibrücken der Kirchengemeinde in Duchroth überlassen2). Letzte Verwendung als Gemeindeglocke auf dem Dachreiter des Rathauses. Im Jahr 1894 wurde sie wegen einer Beschädigung als Glockenschrott verkauft3). Vertraut man der vorliegenden Nachzeichnung, so zeigte die Glocke wohl die Übergangsform von der Zuckerhutglocke zur gotischen Rippe4): Eine fast senkrechte, zur Krone hin spitz zulaufende Flanke mit nach innen gezogenem Schlagring, auf dem sich – abgesetzt durch einen Steg – die kurze Inschrift befand. Nach Kraus. H. 685), Dm. 62 cm. Gotische Majuskel, früh? + O Aa) S O + Die in Umzeichnung vorliegende Inschrift weist zwischen zwei griechischen Kreuzchen vier unsicher gearbeitete Großbuchstaben auf, die keine sicheren schriftgeschichtlichen Aussagen zulassen. Ob sich die Nachricht von einem 1628 erfolgten Umguß6) auf diese Glocke bezieht, ist fraglich; dies könnte zwar die fast unleserliche Inschrift erklären, nicht jedoch die altertümliche Form der Glocke. Für die vorgenommene Datierung spricht neben der äußeren Form auch die ungewöhnliche, wohl eine frühe Entwicklungsstufe dokumentierende Plazierung der Inschrift, die wohl auch zu dieser Zeit in der Regel auf der Schulter angebracht wurde. Ob die schon früh vorgeschlagene Auflösung O(mnia) A(d) S(alutem) O(mnium)7) zutreffen könnte, oder ob es sich eher um eine sinnlose Buchstabenkombination handelt, muß offen bleiben. Buchstabe verderbt. So wohl aufgrund der geringen Größe Baudenkmale III 142. Vgl. Schworm, Glockenkunde 191 und ders., Disibodenberg 171. – Die im Zusammenhang mit den ehemaligen Disibodenberger Glocken ständig wiederholte Behauptung, sie seien bereits während des bayerisch-pfälzischen Erbfolgekrieges 1504 „vom Turm genommen und mit fortgeschleppt“ (ebd.), später aber wieder zurückgegeben worden, beruht auf einer Notiz bei Remling, Geschichte 40, mit der er sich auf eine inhaltlich so nicht nachweisbare Stelle bei Trithemius, Chron. Sponh. 421 beruft. Vgl. Herzog, Duchroth 53. Vgl. die Beispiele bei Kramer, Glockenform 69ff. Ohne Krone 60 cm. Vgl. Herzog, Kirchengeschichte 16. Vgl. Kraus 2 (1885) 13 (Alles zum Heile aller). Dagegen scheint die von Baudenkmale III 129 und Schworm, Glocken bzw. Disibodenberg vorgenommene Lesung o p n o mit der Auflösung ora pro nobis eher spekulativer Natur zu sein. Beide Sprüche werden für diesen Zeitraum in der Sammlung von Walter, Glockenkunde, nicht nachgewiesen. Kraus, Pfälzische Glockenkunde 1 (1895) 6 (mit Abb. und Nachzeichnung). Baudenkmale III 129. Schworm, Glockenkunde 191 (erw.). Schworm, Glocken 9. Herzog, Duchroth 53. Schworm, Disibodenberg 172. 5967 408 di034mz03k0001801 di034-0018 0 Disibodenberg, Kapitelsaal 1302-01-01 1302-12-31 1302AAA0000000A3 1302 1 Grabplatte des Ritters Friedrich (IV.) von Heinzenberg. Erster, rechts vom Eingang des Kapitelsaals wohl noch an ursprünglicher Stelle im Boden ruhender Stein (Plan Nr. 22), aufgefunden bei den Ausgrabungen im Sommer 1985. Große, sehr sorgfältig gearbeitete Platte aus Kalksandstein mit Umschrift zwischen Linien, im oberen Mittelfeld erhabenes Wappen mit eingeritzter Zeichnung. Die linke und rechte Seitenleiste der Platte ist jeweils in der Mitte durch eine sich hebende Steinschicht leicht beschädigt. H. 217, B. 93, Bu. 8,5 cm. Gotische Majuskel. +a) ANNO / · D(OMI)NI · Mo · CCCo · IIo · XII · K(A)L(ENDAS) · FE/BRVARII · O(BIIT) · / FRIDERIC(VS) · MIL(ES)b) · DE · HEI(N)CI(N)/BERG Im Jahr des Herrn 1302 am 12. Tag vor den Kalenden des Februar (21. Januar) starb Friedrich, Ritter von Heinzenberg. Heinzenberg (jüngere Linie). Die Grabplatte ist als frühestes Beispiel für die ausgereifte gotische Majuskel im Bearbeitungsgebiet bemerkenswert. Die außergewöhnliche Gestaltung der tief eingehauenen Umschrift besticht durch die Vielfalt der verwendeten Formen: Wechsel von kapitalen und unzialen Buchstaben bei D, E, N, offene und durch feine Haarstriche geschlossene Varianten bei C, E, F, sowie variierende Formen bei A und R. Der dekorative Charakter der Schrift wird zudem durch ungewöhnliche Zierformen1) wie Doppelstriche, eingerollte Ziercauden und kleine, einen rechten Winkel bildende, an ihren Enden mit Perlen versehene Querstriche bei N und dem Kürzungsstrich bei O(BIIT) betont. Da die Kerben der Buchstaben nicht bis zu ihrem Ende durchgehauen sind und so unterseitig eine rauhe Oberfläche zurückgeblieben ist, kann angenomen werden, daß sie ursprünglich mit einer Farbmasse gefüllt oder mit Metall ausgegossen waren2). Die hervorragende Ausführung der Grabplatte und der für Laien außergewöhnliche Bestattungsort3) weisen darauf hin, daß es sich bei Friedrich IV. von Heinzenberg und seinem daneben begrabenen Vetter Tilmann4) um bedeutende Stifter für das Kloster gehandelt haben dürfte. Die Herren von Heinzenberg sind seit der Mitte des 12. Jahrhunderts als Träger zahlreicher Lehen und Inhaber der Vogtei über das Kloster Ravengiersburg auf der im Kellenbachtal im vorderen Hunsrück gelegenen, gleichnamigen Burg nachweisbar. Da durch Johann I. von Heinzenberg, dem Vater des Verstorbenen, eine neue Linie begründet wurde5), führte sein Sohn Friedrich IV., der mit einer nicht weiter bekannten Genata/Renata verheiratet war6), als Wappen den fünflätzigen Turnierkragen über dem mit acht Steinen belegten Rink. Der 1285-1301 urkundlich erwähnte Friedrich IV. war Lehensmann der Grafen von Sponheim. Die jüngere Linie Heinzenberg scheint mit seinen Nachkommen erloschen zu sein7): sein erster Sohn Johann IV. starb 1334 kinderlos als Burgmann auf dem bei Kreuznach gelegenen Rheingrafenstein, sein zweiter Sohn Friedrich V. wurde 1333 zum Abt des Klosters St. Matthias bei Trier gewählt und über den Sohn seiner einzigen Tochter Margarethe gelangte das Erbe dieser Linie an die Wild- und Rheingrafen zu Dhaun. Textbeginn Mitte der oberen Leiste nach einer reliefiert eingetieften Rosette. Während die Kürzungen sonst durch die üblichen hakenförmigen Kerben oder die selteneren Siculi angezeigt werden, wird hier mit einem S-förmigen Zeichen gekürzt (vgl. Einleitung LV). Als Vorbild dieser auffallenden Buchstabenformen dürften schreibschriftliche Auszeichnungs- und Rubrikschriften aus der klösterlichen Schreibstube gedient haben. Vgl. zu ähnlichen Schriftformen DI 12 (Heidelberg) Nrr. 15 und 17. Zur Disibodenberger Lapidarschrift vgl. Einleitung XLV. Vgl. dazu Bauer, Epigraphik 37f. und Einleitung XLVI Anm. 152. Neben seiner Funktion als Beratungssaal der Mönche diente der Kapitelsaal auch der Bestattung von Äbten (vgl. Nrr. 59 und 102 sowie zu einer weiteren, jedoch inschriftlosen Abtsgrabplatte Nikitsch, Bemerkungen 23 mit Abb. 4) und wenigen verdienten Laien, meist Klostergründern (vgl. dazu den Beschluß des Generalkapitels der Zisterzienser aus dem Jahre 1180 bei Canivez, Statuta I 87 Nr. 5 sowie grundsätzlich Arens, Kapitelsaal). Vgl. die folgende Nr. 19 – Beide urkunden zwar des öfteren gemeinsam, wobei Friedrich von Tilmann als „cognat(us) me(us)“ bezeichnet wird (vgl. die Nachweise bei J.A. Grüssner, Geschlecht der Herren von Heinzenberg, in: Acta Academiae IV 412); allerdings verzeichnet Ioannis, Spicilegium keine an sich naheliegende Stiftung der Vettern für das Kloster Disibodenberg. Vgl. Conrad, Heinzenberg 6, 23. Vgl. Schmitz-Kallenberg, Urkunden S. 192 Nr. 84 und Möller, Stammtafeln NF I Taf. XXII. Vgl. Zwiebelberg, Familie 28f. Dagegen läßt ders., Freiherrn von Schmidburg 37, die Linie mit dem 1390 verstorbenen Johann V. (als Sohn Johanns IV.) eine Generation länger andauern. Stanzl, Klosterruine 71 Abb. 55. 5968 408 di034mz03k0001901 di034-0019 0 Disibodenberg, Kapitelsaal 1308-01-01 1308-12-31 1308AAA0000000A3 1308 3 Grabplatte des Tilmann I. von Heinzenberg. Zweiter, rechts vom Eingang in den Boden des Kapitelsaals eingelassener Stein (Plan Nr. 23), aufgefunden bei den Ausgrabungen im Sommer 1985. Große, sehr sorgfältig gearbeitete Platte aus Kalksandstein mit Umschrift zwischen Linien, im oberen Mittelfeld ein erhabenes Wappen mit eingeritzter Zeichnung. Das untere Drittel der sonst hervorragend erhaltenen Platte ist durch eine sich hebende Steinschicht an den Rändern leicht beschädigt. H. 217, B. 99, Bu. 8,5 cm. Gotische Majuskel. +a) ANNO / D(OMI)NI · Mo · CCCo · UIIIo · IIIIo · NONASb) · FEB(RVARII) · / O(BIIT) · DOMIN(VS) · / THILEMAN(VS) · MILES · DE · HEINCIN/BERG 02. Februar 1308. Heinzenberg. Wie bei der Grabplatte seines neben ihm liegenden Vetters Friedrich, fasziniert auch hier die ungewöhnliche Qualität der vielfältigen Schriftformen. Fast alle bei der vorhergehenden Platte beschriebenen Varianten und Zierformen kehren auch hier wieder. Erhöht hat sich die Anzahl der kapital und unzial bzw. halbunzial verwendeten Buchstaben, es kommen A, H sowie U/V hinzu. Abweichende Formen zeigen sich zusätzlich bei I, L und M. Für die handwerkliche Behandlung der Buchstaben gilt das oben Gesagte. Hingewiesen sei auf die hier erstmals auftretende Ligatur eines kapitalen D mit einem kapitalen E, die für viele spätere Disibodenberger Grabplatten stilbildend gewirkt haben dürfte1). Bei Tilmanns Vater handelte es sich wahrscheinlich um den in der Manesse-Handschrift mit einigen Liedern vertretenen, einzigen rheinländischen Minnesänger und Ritter Wilhelm III. von Heinzenberg (†1293)2). Von der genealogischen Forschung wurde Tilmann bisher mit einer 1288 bis 1326 urkundlich bezeugten Person identifiziert3). Durch den Fund der vorliegenden Grabplatte muß nun von zwei gleichnamigen Herren von Heinzenberg ausgegangen werden, deren verwandtschaftliches Verhältnis mangels ausreichender Quellen vorerst ungeklärt bleibt: der im Kapitelsaal begrabene Tilmann I. (erwähnt 1288-1308)4) und Tilmann II. (urkundlich erwähnt bis 1326, †1349), verheiratet mit Ida Vogt von Hunolstein5). Textbeginn Mitte der oberen Leiste nach einer eingemeißelten Kreuzblume. Das S ist wie die ES-Kürzung der daneben liegenden Platte Nr. 18 gestaltet; vgl. Einleitung LV. Strenggenommen handelt es sich um keine echte Ligatur, da das kapitale E eigenwillig – aber gekonnt – an die Krümmung des kapitalen D angepaßt ist. Vgl. dagegen den eher unbeholfen wirkenden Versuch der Ligierung eines kapitalen D mit einem unzialen E auf der Tumbendeckplatte des Gottfried von Schlüsselburg von 1308 in DI 18 (Lkrs. Bamberg) Nr. 10, sowie die Einleitung XLV. Vgl. zu ihm Conrad, Heinzenberg 8, 29ff., Schellack, Der Minnesänger W. v. H., in: Dhauner Echo 32 (1966) 24ff. und I.F. Walther (Hg.), Codex Manesse. Die Miniaturen der Großen Heidelberger Liederhandschrift. Frankfurt 1988, 105 mit Taf. 51. Vgl. (in Auswahl) Toepfer, UB Hunolstein I 315, Möller, Stammtafeln NF I Taf. XXII, Conrad, Heinzenberg 6, 23f. und Zwiebelberg, Familie 27, ders., Freiherrn von Schmidburg 37f. sowie jüngst Füllmann, Hennweiler 40. Toepfer, UB Hunolstein I 72, 87 und 96. Am 21. Januar 1308, wenige Tage vor seinem Tod, verkaufte Tilmann I. seinen Hof bei Monzingen dem Rheingrafen Siegfried (vgl. ebd. 97 Anm. 3). Vgl. Conrad, Heinzenberg 6, 24. Nikitsch, Sepulkralkultur Abb. 16. 5969 408 di034mz03k0002004 di034-0020 1 Disibodenberg, Klosterkirche 1313-01-01 1313-12-31 1313AAA0000000A3 1313 0 Grabdenkmal für Jakob I. von Graseweg. Früher in einer Seitenkapelle links vom Chor vor einem Altar („a sinistris chori ante altare“)1) in den Boden eingelassen, heute verschollen bzw. noch nicht aufgefunden (Plan Nr. III). Mit einem Wappen versehen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno domini m ccc xiii xv kalendas Decembris obiit Jacobus de Grasewege requiescat in pace 17. November 1313. Graseweg (über einem Balken sieben 4:3 gestellte, liegende Steine, darunter sechs 3:2:1 gestellte). Die in Sobernheim und Umgebung begüterten Herren von Graseweg werden vom Ende des 13. bis ins 15. Jahrhundert meist als Ritter, Lehensleute und Burgmannen der Rheingrafen, der Grafen von Veldenz und der Erzbischöfe von Mainz urkundlich erwähnt2). Aus der Nähe ihres Stammsitzes zum Kloster dürfte sich die verhältnismäßig hohe Anzahl der Bestattungen dieses Geschlechts auf dem Disibodenberg erklären3). Jakob I. gehört bereits der dritten Generation an und wird 1310 auf dem Rheingrafenstein als Burgmann des Rheingrafen Siegfried genannt4). Der Standort befand sich wohl – entsprechend der Grablege der Herren von Steinkallenfels auf der rechten Seite (vgl. Nrr. 41 und 74) – gegenüberliegend vor dem an den Lettner anstoßenden Altar. Vgl. Salden-Lunkenheimer, Besitzungen 190 und 264f. Jakob I. eingerechnet, sind insgesamt sieben Männer und angeheiratete Frauen in der Klosterkirche und im Kreuzgang begraben; vgl. die entsprechenden Registereinträge. Vgl. Schmitz-Kallenberg, Urkunden S. 195 Nr. 99, Schneider, Geschichte 115 sowie die vorläufige Genealogie bei Pöhlmann, Antilman 2. Helwich, Syntagma 443. Roth, Syntagma 1 (1883). Baudenkmale III 133 (alle nach Helwich). 5970 408 di034mz03k0002102 di034-0021 1 Pfaffen-Schwabenheim, ehem. Stiftskirche der Augustinerchorherren 1317-01-01 1317-12-31 1317AAA0000000A3 1317 0 Grabdenkmal für den Ritter Johannes gen. Stelin von Bonnheim. Noch 1614 auf der linken Seite der Kirche (wohl im damals noch vorhandenen Querschiff)1) überliefert, verloren2). Ein Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno d(omi)ni · m · ccc · xvii · obiit Johannes miles dict(us) gelina) de Bunaen (.....)b) qui dotauerat hoc altaric) Stelin von Bonnheim (geschachter Schrägrechtsbalken, links oben begleitet von einer Lilie). Johannes stammt aus einem im 13. und 14. Jahrhundert urkundlich mehrfach nachweisbaren Adelsgeschlecht, das sich nach der heutigen, unweit Pfaffen-Schwabenheim gelegenen Wüstung Bonnheim3) nannte. Die Stelin von Bonnheim erscheinen erstmals 1256 als Ministerialen4) der Grafen von Sponheim. Vermutlich ist der Verstorbene mit dem „Johannes Stehelin“5) identisch, der 1299 als Pleban unter den Chorherren von Pfaffen-Schwabenheim aufgeführt wird. Möglicherweise wurde er vor dem von ihm bedachten Altar begraben, bei dem es sich um den Johannesaltar handeln könnte, der im Jahr 1330 von dem Ritter Simon gen. Stelin von Bonnheim und seiner Frau Jutta zur Finanzierung eines Plebans „für sich und ihre Vorfahren“6) reich ausgestattet wurde. Hintergrund dieser Schenkung war wohl die 13087) geweihte (zu Hackenheim gepfarrte) Kapelle ihres Wohnsitzes Bonnheim, die von einem vom Chorherrenstift aus agierenden Pleban betreut wurde. Sic! Helwich kennzeichnet die für ihn bereits unleserliche Stelle mit fünf Punkten. Sic! Vgl. die Abb. 36 bei Bronner, Pfaffen-Schwabenheim 101. Vgl. Nr. 14 von 1264 mit Anm. 1. Vgl. dazu Gerten, Chronik 80ff. Vgl. E. Braig, Die Wüstung Bonnheim bei Hackenheim. Notizen zur Geschichte eines versunkenen Dorfes, in: KHbll. 5 (1961) 3. Vgl. Jakob, Geschichte 16. Vgl. das Regest der Urkunde bei Fasig, Kopialbuch 2. Vgl. das Regest der Urkunde bei Jakob, Geschichte 16 sowie Braig (wie Anm. 4) 2. Helwich, Syntagma 322. 5971 408 di034mz03k0002200 di034-0022 0 Disibodenberg, Kreuzgang 1318-01-01 1318-12-31 1318AAA0000000A3 1318 2 Grabplatte eines unbekannten Pfarrers. Im westlichen Teil des Südflügels in den Boden eingelassen (Plan Nr. 46), aufgefunden bei den Ausgrabungen im Sommer 1985. Große schmucklose Platte aus hellem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien. Die Grabplatte ist insgesamt stark zerstört, nahezu die gesamte obere Hälfte und das untere Viertel fehlen. H. 196, B. 86, Bu. 8,5 cm. Gotische Majuskel. [ANNOa)] / D(OMI)NI M · CCo[Cb)]X · VIIIo · U · IDV[S... / ..... / ...]N · PLEBA[NVS ... / .....] Selbst die wenigen erhaltenen Buchstaben zeigen den Formenreichtum der ausgereiften gotischen Majuskel: Wechsel von unzialem und kapitalem D, geschlossenes U und vor allem ein für den Disibodenberg charakteristisches E mit den nach innen gerollten Ziercauden als Ausläufer des nicht ganz durchgezogenen Mittelbalkens. Bei dem Verstorbenen dürfte es sich um einen der in den Urkunden des 14. Jahrhunderts öfters erwähnten Plebane handeln, die sowohl die an die Außenmauer des Klosters anlehnende Laienkapelle1) als auch die zur Klosterkirche gepfarrten kleineren Kirchen und Kapellen der Umgebung versahen2). Aufgrund der Textverteilung beginnt die Inschrift wohl in der Mitte der oberen Leiste. Unter Berücksichtigung eines sichtbaren Buchstabenrests, der Ausdehnung des C sowie des verfügbaren Raums, kann nur ein C ergänzt werden. Vgl. dazu Stanzl, Klosterruine 189ff. Vgl. dazu Schworm, Disibodenberg 27f. und Seibrich, Disibodenberg 67 Anm. 102. Nikitsch, Bemerkungen 23f. mit Abb. 5. Stanzl, Klosterruine 121 Abb. 98. 5972 408 di034mz03k0002308 di034-0023 0 Disibodenberg, Kreuzgang 1331-01-01 1334-12-31 1334BAA8669AABA3 zw.1331 u.1334 4 Grabplatte des Andreas von Oberstein (?). Im nördlichen Teil des Ostflügels in den Boden eingelassen (Plan Nr. 17), entdeckt bei den Ausgrabungen im Sommer 1985. Große Platte aus gelbgrauem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, im oberen Mittelfeld großes Wappen in Flachrelief. Stark beschädigt und mehrmals gebrochen, untere Leiste fehlt. H. (erh.) 230, B. 91, Bu. 7 cm. Gotische Majuskel. + ANNO · D(OMI)NI Mo / CCCXXXI [.....a) / ..... / ..... R]EQUIESC[AT IN PACE AMENb)] Oberstein (mit dem Löwen). Die wenigen erhaltenen Buchstaben sind tief eingehauen; die Buchstabenenden bei M und N laufen in kleine Ziercauden aus. Die Identität des Verstorbenen läßt sich nur indirekt über das Wappen (gekrönter steigender Löwe) und das ungefähre Todesdatum sowie unter Berücksichtigung der benachbarten Grabplatte erschließen. Auf dieser Platte findet sich oben links ebenfalls das Löwenwappen der an der oberen Nahe beheimateten Herren von Oberstein und gegenüber das der Herren von Metz1). Aus den Genealogien beider Geschlechter ist lediglich eine Verbindung bekannt, die mit allen vorliegenden Fakten harmoniert: die Ehe der 1334 als Witwe bezeichneten Kunigunde von Metz mit dem 1303 bis 1329 urkundlich erwähnten Andreas von Oberstein2). Der Verstorbene dürfte demnach als Sohn des kaiserlichen Hofkanzlers Eberhard von Oberstein und seiner Frau Hebela Marschall von Frauenstein zu identifizieren sein. Andreas übte zeitweilig das Amt eines kurmainzischen Burggrafen auf Burg Böckelheim aus. Die zahlreiche, auf das Ehepaar zurückgehende Nachkommenschaft blühte im Mannesstamm bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts3). Am Ende der Leiste einige unkenntliche Buchstabenreste. Ergänzt nach zur Verfügung stehendem Raum; am Ende der Leiste einige nicht eindeutig zuzuordnende Buchstabenreste. Vgl. Nr. 45 von nach 1360. Bei ihnen handelt es sich um eine nach und nach sozial abgesunkene, Anfang des 15. Jh. ausgestorbene Nebenlinie der Grafen von Metz; vgl. Möller, Stammtafeln NF I 10ff. Vgl. Möller, Stammtafeln AF III Taf. CXXII und NF I Taf. X. Vgl. Toepfer, UB Hunolstein I 307ff. 5973 408 di034mz03k0002406 di034-0024 1 Pfaffen-Schwabenheim, ehem. Stiftskirche der Augustinerchorherren 1337-01-01 1337-12-31 1337AAA0000000A3 1337 0 Grabdenkmal des Ritters Johann von Bosenheim, noch um 1615 „ahn der wandt auff der lincken seiten“ der Kirche (wohl im damaligen Querschiff)1) nachgewiesen, verloren2). Der Verstorbene war in ritterlicher Rüstung („cum effigie armigeri“) dargestellt, dabei ein Wappen. Nach Helwich, Syntagma. Anno d(omi)ni m · ccc · xxxvii · iiii idus Octobris o(biit) Johannes miles de Bosenheima). 12. Oktober 1337. Bosenheim I (über Lilie dreilätziger Steg). Bei dem sich nach dem benachbarten Bosenheim3) nennenden Ritter dürfte es sich um einen Wohltäter des dort begüterten Chorherrenstifts4) gehandelt haben. Seine hinterbliebene Tochter Betza (Getza?) war mit einem Bube von Geispitzheim5) verheiratet. Helwich, Op. gen. überliefert abweichend Basenheim cuius anima requiescat in pace. So Helwich, Op. gen.; vgl. dazu Abb. 36 bei Bronner, Pfaffen-Schwabenheim 101. Vgl. Nr. 14 von 1264 Anm. 1. Vgl. Sitzius, Adelgeschlecht und Nr. 104 von 1407. Vgl. Brilmayer, Rheinhessen 76 und Jakob, Geschichte 16. So Helwich Op. gen. I fol. 113. Helwich, Syntagma 322. Helwich, Op. gen. V fol. 81v. Scriba, Grabdenkmähler 328 (teilw., nach Helwich). 5974 408 di034mz03k0002504 di034-0025 0 Disibodenberg, Kreuzgang 1339-01-01 1339-12-31 1339AAA0000000A3 1339 1 Grabplatte der Hedwig aus Oberstreit (?). Im westlichen Teil des Südflügels in den Boden eingelassen (Plan Nr. 43), aufgefunden bei den Ausgrabungen im Sommer 1985. Große, schmucklose Platte aus hellem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien. Rechte und linke Leiste teilweise abgewittert und beschädigt, linkes unteres Eck gebrochen, linkes oberes fehlt. H. 206, B. 106, Bu. 7 cm. Gotische Majuskel. +a) ANNO / D(OMI)NI · M · CCC · XXX · IX · VI · K(A)L(ENDAS)b) · OC/TOBRIS · O(BIIT) · HE/DEWI[G.....I]NSTRITc) · UI[VAT / IN] PACE Im Jahr des Herrn 1339 am 6. Tag vor den Kalenden des Oktober (26. September) starb Hedwig (aus Oberstreit); sie möge in Frieden leben. Trotz der Beschädigungen vermittelt die sorgfältige Behandlung der Buchstaben ein abwechslungsreiches Bild: E, N, T und U/V erscheinen unzial und kapital, wobei T sogar in drei Varianten auftritt. Der Deckbalken des unzialen T und der Bogen des unzialen E sind als tief eingeschlagene Dreiecke gestaltet. Während ein A mit gebrochenem Balken sowie N, R und T mit teilweise eingerollten Ziercauden an den Hastenenden versehen sind, zeigt sie das E als innere Ausläufer des nicht ganz durchgezogenen Mittelbalkens. Die wahrscheinlich aus dem östlich des Klosters liegenden, kleinen Dorf Oberstreit1) stammende Hedwig konnte bislang nicht näher identifiziert werden. Aufgrund der Gleichartigkeit in der Ausführung der Grabplatte, sowie wegen der zeitlichen wie räumlichen Nähe zu den Grabplatten der Sobernheimer Beginen2), dürfte die Verstorbene diesem Kreis zuzurechnen sein. Textbeginn in der Mitte der oberen Leiste nach einer Rosette. Befund KLL mit einem die Oberlänge des zweiten L kreuzenden, keilförmigen Kürzungsstrich. Die Verdoppelung ist das Zeichen für den Plural. Vor dem N ist der Unterteil einer Haste sichtbar, aus dem Wortzusammenhang zu I ergänzt. Hinter dem unzialen T erscheint oben eine halbkreisförmige Kürzung, die vielleicht zu OBINSTRITIN aufzulösen ist. Das heutige Oberstreit begegnet 1305 in einer Disibodenberger Urkunde als Ebenstrit (vgl. Ioannis, Spicilegium 286f.) bzw. 1342 in der Form Obenstryt, die aus dem Genetiv Obin der Personennamen-Kurzform Obo entstanden ist; vgl. Kaufmann, Ortsnamen 59f. Zur kaum erforschten Geschichte des Ortes und zu seinem Disibodenberger Klosterhof vgl. Hahn, Geschichte 52ff. Vgl. Einleitung XVII. 5975 408 di034mz03k0002602 di034-0026 0 Disibodenberg, Kreuzgang 1339-07-01 1339-12-31 1339AAA0000000A3 Ende 1339 1 Grabplatte des Johannes Textor. Am Westende des Südflügels in den Boden eingelassen (Plan Nr. 50), aufgefunden bei den Ausgrabungen im Sommer 1985. Einfache, schmale Platte aus hellem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien und einer innen parallel verlaufenden Zierlinie im Mittelfeld. Oberfläche leicht verwittert, das rechte untere Eck fehlt. H. 201, B. 94, Bu. 7 cm. Gotische Majuskel. +a) ANNO / · D(OMI)NI · Mo · CCCo · XXXIXo · Ib)[..... / ...]EMBRIS · O(BIIT) / · IOHANNES · TEXTOR · DE · SI/LVA August bis Dezember 1339. Die schmucklose Majuskel zeigt sowohl den Wechsel zwischen unzialem und kapitalem E und M, als auch die für den Disibodenberg typische Ligatur von kapitalem D und kapitalem E. Bei TEXTOR dürfte es sich um den Familiennamen oder um die Berufsbezeichnung (Weber) des sonst unbekannten Verstorbenen handeln; mit SILVA könnte der Soonwald oder der Hunsrück gemeint sein. Eine Verbindung mit dem kurtrierischen Adelsgeschlecht Mohr vom Wald (auch in der Form „de sylva“) ist vorerst nicht nachzuweisen1). Textbeginn in der Mitte der oberen Leiste. Beim folgenden Zahlzeichen ist der Rest einer Haste sichtbar. Vgl. H. Leist/K. Leist-Jacobs, Die Mohr vom Wald, in: MWGF 25 (1971) 93-95 und 151-153. 5976 408 di034mz03k0002700 di034-0027 0 Pfaffen-Schwabenheim 1340-01-01 1800-12-31 1800BBE8660AABA3 (18.Jh.)/1340 8 Tumbendeckplatte für Graf Johannes II. von Sponheim(-Kreuznach). Ehemals im nördlichen Querhaus, wurde sie im Verlauf des 18. Jahrhunderts1) innen links neben dem Eingang in die Wand eingelassen und erst während der Renovierung der Kirche in den Jahren 1905-11 am heutigen Standort senkrecht an der inneren Nordwand des Langhauses aufgestellt2). Übergroße Platte aus gelblichem Sandstein mit entgegen dem Uhrzeigersinn verlaufender Umschrift (A)3) auf der steil nach außen abgeschrägten oberen und der linken Leiste. Die beiden anderen Leisten sind gerade und ohne Inschrift. Im Mittelfeld befindet sich die hochreliefierte Figur des Verstorbenen in Kettenhemd und langem, gegürteten Waffenrock4), die rechte Hand seitlich ausgestreckt am Helm, die linke am Schwert und Wappenschild, der rechte Fuß auf einem Löwen, der linke auf einem Hund. Das unbedeckte Haupt mit Vollbart und langer Haartracht ruht auf einem mit Quasten versehenen Kissen. Im oberen Teil wird die Figur von zwei betenden Engeln flankiert. Schriftverlust durch starke Beschädigungen der Leisten. Kopf und Schwert sind wohl restauriert und ergänzt. Vermutlich zur Zeit der Wiederbesiedelung des Stiftes am Beginn des 18. Jahrhunderts erhielt die aufgerichtete Platte einen zeittypischen baldachinartigen Aufsatz mit einer 7zeiligen, heute verlorenen Memorialinschrift (B). Erg. nach Helwich (A); Text nach Wickenburg (B). H. 260, B. 155, Bu. 6 cm. Gotische Majuskel. A · ANNO · D[(OMI)NI ·] Mo [· CCC ·] XLo · Vo · ID(VS) · MARCII / O(BIIT) [·]a) D(OMI)N(V)S · IOH(ANN)ESb) · COMESc) · I(N) · SPA(N)HEYM · HIC · SEPVLTVS · CVI[(VS) · A(NIMA) · R(EQVIESCAT) · I(N) · P(ACE) · A(MEN) ·] B Monumentum / P(iae) M(emoriae) D(omi)ni Comitis / Ioannis De Sponheim / de Canonie huius Pfaffen Schwaben=/heimensis Fundatorum Familia / An(n)o MCCCCXI Calen(das) Martÿ in / Veteri huius Templi Navi Sepulti. 11. März 1340. Sponheim(-Kreuznach), Graf Johannes II. von (im Schildhaupt ein dreilätziger Steg über geschachtem Feld). Die sorgfältig ausgeführten, fast quadratischen Buchstaben weisen bei den Unzialen H, M und N eingerollte Ziercauden an den Buchstabenenden auf. Durch die Konzeption der Leisten und durch die Gestaltung der beiden aufrecht sitzenden Tiere kann kein Zweifel daran bestehen, daß es sich um die Deckplatte einer verlorenenen Tumba handelt, die mit den beiden unbearbeiteten Seiten an die Wand bzw. an eine weitere Tumba mit Deckplatte5) angepaßt war. Die Existenz der Memorialinschrift dürfte sich einerseits aus der durch die Aufrichtung der Tumbendeckplatte fast unlesbar gewordenen Inschrift6) erklären, zum andern wohl aus dem Interesse der neuen Stiftsherren, an die ehemaligen Stifter und damit an das ehrwürdige Alter ihres Klosters zu erinnern. Da diese in der Folgezeit – meist anstelle der eigentlichen – ständig rezipierte Inschrift7) mit 1411 ein falsches Todesdatum überlieferte, sorgte sie in der genealogischen Forschung für große Verwirrung8). Der Verstorbene war der um 1270/75 geborene zweite Sohn aus der Ehe Johanns I. von Sponheim-Kreuznach9) mit Adelheid von Leiningen-Landeck. Bis zur Teilung im Jahr 130110) regierte er zusammen mit seinem älteren Bruder Simon II.11) die Vordere Grafschaft Sponheim, deren Gebiete er erheblich vermehrte. Trotz seiner Verlobung mit einer Tochter des Wildgrafen Friedrich von Kyrburg blieb er zeitlebens unvermählt, wurde aber dennoch über eine uneheliche Verbindung zum Stammvater der Herren von Koppenstein12). Noch vor seinem Tod vermachte er den Chorherren 200 Mark Kölner Währung13). Sein Neffe und Nachfolger Walram wurde neben ihm in Pfaffen-Schwabenheim14) bestattet. An der Stelle des Worttrenners befindet sich eine buchstabengroße, runde Öffnung, die ehemals wohl zur Befestigung des später angebrachten Aufsatzes diente (vgl. den Kommentar). Name fehlt bei Helwich. Zwischen M und E folgt eine weitere Öffnung (wie Anm. a). Die Stiftskirche bestand im Mittelalter aus Chor und Querhaus. Das Langhaus wurde 1712 erstmals angebaut, 1745 durch ein größeres ersetzt und 1762/66 in der heutigen Form errichtet (vgl. dazu ausführlich Meyer-Husmann, Baugeschichte 37ff.). Abb. 39 bei Bronner, Pfaffen-Schwabenheim 103 zeigt im Überblick den Zustand vor der Renovierung. Die Zeichnung bei Denkmäler und Wimmer bringt den entgegengesetzten Verlauf. Vgl. zur Rüstung Rady, Kostüm 19f. mit Bildtafel I, 4. Vermutlich handelte es sich um die entsprechend gestaltete Deckplatte seines an gleicher Stelle bestatteten Neffen Walram, vgl. Nr. 63 von 1380. Anstelle der originalen Umschrift vermerkt Wickenburg auf den beiden senkrechten Leisten die Angabe des Standortes: „Dieses Epitaphium befindet sich zu Paffenschwabenheim (sic!) Oberambtß Creutznach / in dasiger Simultanischer Kirch.“ Laut Bronner, Pfaffen-Schwabenheim 107 war der Aufsatz 1923 noch an seinem Platz. Allerdings überlieferte ihn die kurz vor 1874 von Wimmer nach dem Original angefertigte Zeichnung schon nicht mehr. So etwa Kremer, Geschichts=Kunde 315f. (der allerdings den Irrtum bereits richtigstellt); Würdtweinsches Epitaphienbuch 264; Andreae, Crucenacum Palatinum 67; Lehmann, Spanheim 2, 109 Anm. 109, Bronner, Pfaffen-Schwabenheim 107, Jakob, Pfaffen-Schwabenheim 7; für die neuere Zeit vgl. Meyer-Husmann 38 Anm. 4. Vgl. zuletzt die irrtümlichen Zuschreibungen bei Dotzauer, Pfaffen-Schwabenheim 553ff. und Naumann-Humbeck, Sponheim 340 mit Anm. 52. Vgl. zum Folgenden Lehmann, Spanheim 2, 120ff. sowie Nr. 15 von 1290 und die frühere Tafeln korrigierende Stammtafel bei Mötsch, Genealogie 166. Die so entstandene Seitenlinie wird im (persönlichen) Wappen Johanns II. durch den zusätzlichen Steg symbolisiert. – Vgl. zum Folgenden ausführlich Mötsch, Genealogie 152ff. Verstorben 1336/37; vgl. zur problematischen Tumbendeckplatte für ihn und seine Frau Kdm. Rhein-Hunsrück-Kreis 1, 442 mit Abb. 384. Vgl. dazu H. Rademacher, Die Frühgeschichte der Herren von Koppenstein (Schriftenreihe des Rhein-Hunsrück-Kreises 2) 1981, 14 und zu weiteren unehelichen Nachkommen J. Mötsch, Die Lehnsleute der Grafen von Sponheim und ihre Kreuznacher Burglehen, in: LVjBll. 36 (1990) 183f. Vgl. Jakob, Geschichte 15. Vgl. Nr. 63 von 1380. Helwich, Syntagma 322. Wickenburg, Thesaurus Palatinus I 294. Scriba, Grabdenkmähler 328 (nach Helwich). Baudenkmäler fol. 30 (Zeichnung Taf. 47). Wimmer, Grabdenkmale Taf. XXVII (Zeichnung). Zimmermann, Nahegebiet 39 Anm. 75 (teilw.). Meyer-Husmann, Baugeschichte mit Abb. 39. Gerten, Chronik mit Abb. S. 57. Jöckle, Pfaffen-Schwabenheim mit Abb. S. 9. Mötsch, Genealogie 154 Anm. 864 (teilw.). 5977 408 di034mz03k0002808 di034-0028 0 Disibodenberg, Kreuzgang 1340-01-01 1340-12-31 1340AAA0000000A3 1340 1 Grabplatte der Alheydis (Adelheid) gen. Benze (die Ältere) aus Sobernheim. Im westlichen Ende des Südflügels in den Boden eingelassen (Plan Nr. 51), aufgefunden bei den Ausgrabungen im Sommer 1985. Große, schmucklose Platte aus hellem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien. Mehrmals gebrochen, die linke Leiste leicht verwittert. H. 196, B. 87, Bu. 7,5 cm. Gotische Majuskel. +a) ANN/O · D(OMI)NI · Mo · CCCo · XLo · IIIo · IDVS · / APRIL(IS) · O(BIIT) · A/LHEYDIS · D(I)C(T)A · BENZE · DE · SOB/[ERN]H(EIM)b) 11. April 1340. Bei dieser schlichten Platte fällt die gleichzeitige Verwendung von unzialen und kapitalen Formen bei D, H und N auf, sowie die für den Disibodenberg typische Ligatur eines kapitalen D mit einem kapitalen E. Bei der östlich anstoßenden Grabplatte1) handelt es sich vermutlich um die ihrer gleichnamigen, nur wenig später gestorbenen jüngeren Schwester. Wegen der Übereinstimmung in der Ausführung, sowie aufgrund der zeitlichen wie räumlichen Nähe zu den Grabplatten der Sobernheimer Beginen2), dürfte die Verstorbene diesem Kreis zuzurechnen sein. Textbeginn in der Mitte der oberen Zeile nach einer Rosette. Möglich wäre auch die Form SOBIRNHEIM nach der benachbarten Grabplatte Nr. 33. Vgl. die folgende Nr 29. Vgl. Einleitung XVII und zu einer möglichen Verschreibung des Familiennamens aus METZEN Nr. 40. 5978 408 di034mz03k0002908 di034-0029 0 Disibodenberg, Kreuzgang 1340-01-01 1340-12-31 1340AAA0000000A3 1340 1 Grabplatte der Alheydis (Adelheid) (gen.) Benze (die Jüngere) aus Sobernheim. Im westlichen Ende des Südflügels in den Boden eingelassen (Plan Nr. 48), aufgefunden bei den Ausgrabungen im Sommer 1985. Große, schmale und schmucklose Platte aus hellem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien. Die obere Leiste und das linke Eck der unteren Leiste sind verwittert, das rechte obere Eck ist gebrochen. H. 214, B. 84, Bu. 8 cm. Gotische Majuskel. +a) ANN/O · D(OMI)NI · Mo · CCCo · XLo · IIIIo · NONAS · O/CTOBRIS · O(BIIT) / · ALHEYDIS · BENZE · IVNIOR · DE · SOB/[ER]NH(EIM)b) 04. Oktober 1340. Formular und Schriftgestaltung entsprechen der Grabplatte ihrer kurz vor ihr verstorbenen älteren Schwester Alheydis. Wie dort, ist auch hier die für den Disibodenberg typische Ligatur zwischen D und E zu beobachten, hinzu kommt die eigenwillige Ligatur zwischen O und R. Die Enden der Buchstaben bei A, N und S laufen in kleine Ziercauden aus. Wie ihre neben ihr begrabene Schwester dürfte auch sie zu dem Kreis der Sobernheimer Beginen gehört haben. Textbeginn Mitte der oberen Leiste. Analog zur benachbarten Platte Nr. 33 könnte auch zu SOBIRNHEIM ergänzt werden. Vgl. etwa die frühen Beispiele in DI 12 (Heidelberg) Nr. 15 und DI 29 (Worms) Nr. 30. Stanzl, Klosterruine 121 Abb. 98. 5979 408 di034mz03k0003001 di034-0030 0 Bad Kreuznach 1320-01-01 1520-12-31 1510BAD8670ADBB3 um 1330/40? (um 1510) 6 Kreuzreliquiar aus zwei zusammengesetzten Teilen mit Namensinschriften der vier Evangelisten, Jesus-Monogramm und Kreuztitulus; getriebenes und gegossenes Silber, vergoldet. Die Inschriften wurden bisher nicht beachtet. Der wohl um 1330/40 bzw. 1380/90 angefertigte obere Teil1) soll vor 1501 vom Kreuznacher Karmeliterkonvent für 110 Goldgulden von ihren Kölner Ordensbrüdern erworben worden sein2). Unter Verwendung dieser älteren Teile erweiterte der Aachener Goldschmied Hans von Reutlingen um 15103) das Reliquienkreuz durch einen prachtvollen, als Ständer dienenden Kreuzesfuß. Nach Aufhebung des Klosters im Jahr 1564 wurde das Reliquiar bis 1687/98 in Köln bzw. Mainz verwahrt. Der obere Teil besteht im Kern aus einem schlichten, 66 cm hohen Kreuz, dessen Balken aus geschliffenem Bergkristall die spanartig eingelegten Kreuzespartikel durchscheinen lassen. In den Zwickeln der Kreuzesarme sitzen vier farbig emaillierte, transluzide Medaillons mit den figürlichen Symbolen der Evangelisten, die mit ihren Namen versehene Spruchbänder (A) halten. Am Kreuzesfuß sind unter Baldachinarchitektur kleine Figuren der hl. Helena sowie der Muttergottes mit dem Kind angebracht, dazu oben seitlich die Halbfiguren der vier großen Propheten mit unbeschrifteten Spruchbändern. Um 1510 dürften durch Hans von Reutlingen entscheidende Veränderungen vorgenommen worden sein: Er verzierte das Kreuz nicht nur mit Astwerk, Rosetten und wohl auch durch das sich in der Schnittstelle beider Kreuzesarme befindliche, plastisch gearbeitete Jesus-Monogramm (B)4), sondern fügte vor allem den äußerst kunstvollen, turmartigen Unterbau5) hinzu. Von gleicher Höhe wie der Oberteil zeigt er neben einer Kreuzigungsgruppe mit dem eingravierten, mit rautenförmigen Worttrennern versehenen Titulus (C) eine Vielzahl Statuetten biblischer und heiliger Figuren6), die von kunstvoller spätgotischer Zierarchitektur umgeben werden. Das gesamte Reliqiuar ruht wiederum auf einer von drei kleinen Löwen getragenen zwölfseitigen Fußplatte. Meistermarke und Aachener Beschauzeichen7) befinden sich auf der Sockelplatte rechts und links des Kreuzes. Da diese „zweitgrößte erhaltene Goldschmiedearbeit der Gotik“8) noch 1904 wegen ihres schlechten Zustandes nicht mehr aufgestellt werden konnte, wurde sie in den Jahren 1912, 1954 und 1980 mehrmals gründlich restauriert9). H. 132,5, Dm. (Sockel) 31,5, Bu. 0,3 (A), 1,5 (B), 1 cm (C). Gotische Minuskel (A), Kapitalis (B, C). A s(anctus) mateus // santusa) iho[(annes)]b) // s(an)c(tu)s lukas // · s(an)c(tu)s marku[(s)]10) B IH(ESV)Sc) C · I(ESVS) · N(AZARENVS) · R(EX) · I(VDEORVM)11) · Wenn die von kunsthistorischer Seite vorgenommene Frühdatierung des Oberteils zutrifft, handelt es sich hier um die erste gotische Minuskel des Bearbeitungsgebietes. Die winzigen Buchstaben wurden in das Metall eingraviert und zum Kontrast mit einer schwärzlichen Masse gefüllt. Von epigraphischer Seite läßt sich gegen diese Datierung wenig einzuwenden, zumal die besondere Herstellungsart der Entwicklung in der Lapidarschrift vorgreift12) und sich die gewählte ‘moderne‘ Schriftart – eher noch als die zu dieser Zeit eigentlich übliche gotische Majuskel – besonders gut für kleinformatige Inschriften eignet. Als Varianten werden bei sanctus vorne langes, hinten rundes s verwendet. Durch den später hinzugefügten Untersatz konnte der sonst auch als Vortragekreuz dienende obere Teil des Reliqiuars zu bestimmten Festtagen auf dem Altar13) aufgestellt werden. Der lokalen Überlieferung14) zufolge soll es sich bei dem oberen Teil um eben jenes Reliquienkreuz gehandelt haben, das – nach Trithemius15) – der Sponheimer Benediktinerabt Craffto im Jahre 1167 von Papst Alexander IV. erhalten habe, das dann von Abt Philipp II. 1390 verkauft bzw. von einem Sponheimer Grafen dem Kreuznacher Kloster geschenkt und im Jahr 1501 umgearbeitet worden sei. Durch die oft zitierte, wohl verläßliche Notiz über die Kölner Herkunft16) des Kreuzes wird die bis heute17) ungebrochen tradierte Provenienzgeschichte neuerdings teilweise wohl zurecht bezweifelt18). Dennoch bleiben etliche Fragen ungeklärt: Könnte sich die aus zweiter Hand überlieferte Kaufnotiz über das etwa 2,5 kg schwere, silbervergoldete Kreuz nicht auch auf das gesamte Reliquiar oder gar auf ein ganz anderes, mittlerweile verschwundenes Kreuz bezogen haben19)? Wo wurde das Oberteil des Reliquiars hergestellt? Seit wann befand es sich wirklich im Kreuznacher Karmeliterkloster? Wer war zu Beginn des 16. Jahrhunderts in der Lage, sich mit Hans von Reutlingen – dem Siegelschneider Kaiser Maximilians – einen der berühmtesten zeitgenössischen Goldschmiede auszusuchen und den von ihm gefertigten, überaus kostbaren Unterteil zu finanzieren? Sic! So vermutlich für ioh(ann)es; vierter Buchstabe undeutlich. Der Balken des weit auseinandergezogenen H ist mit einem Kreuz versehen. Die Inschrift wurde – nimmt man die Seite mit der Kreuzigungsszene als Schauseite – verkehrt herum eingesetzt. – Vgl. zur griechisch-lateinischen Mischform dieser Kürzung Nr. 218. Überzeugende Datierung der Medaillons, der Figuren am Fuß des Kreuzes und des „architektonischen Gehäuses“ durch Fritz 200 und – ihm folgend – Schatzkunst Trier 186. Dagegen datierten Kdm. 82 und Buslay/Velten 84f. (letztere aufgrund eines angeblich wissenschaftlichen Gutachtens) auf 1380/90 und wiesen diese Teile des Reliquiars der damaligen Mainzer Schule zu. Die neuere Literatur bezieht sich hierbei auf eine Notiz in der verläßlichen handschriftlichen Chronik des Karmeliterpaters J. Milendunck, der um die Mitte des 17. Jh. die Klöster seiner Ordensprovinz bereiste. Er berichtet auf einem beigeklebtem Zettel (Historia fol. 151 bzw. fol. 169) zum Jahr 1501 von einer Visitation des Karmeliterklosters in Kreuznach, bei dem eines „crucis pretiosae argentae deauratae habentis in pondere decem marcas cum sex uncys argenti emptae per 110 florenos in auro a conventu coloniensi“ gedacht worden sei. Diese Stelle kann jedoch keineswegs – wie in der jüngeren Literatur ausnahmslos geschehen – für das Jahr 1501 als den angeblichen Zeitpunkt des Erwerbs des Oberteil des Kreuzes herangezogen werden. Vgl. zu dieser Datierung zuletzt Lüdke mit Verweis auf mehrere Spezialuntersuchungen. Zuschreibung aufgrund der Schriftart. Ausführliche Beschreibung bei Kdm. 80ff. und Fritz 200ff. Neben der Kreuzigungszene mit Maria und Johannes handelt es sich (laut Kdm. und Fritz) um die hll. Hieronymus mit Stab und Buch, Kilian mit Schwert und Buch, Wendelin mit Hirtenschaufel und Buch, Hildegard mit Buch, Petrus, Paulus, Johannes Evangelist, Katharina, Barbara, Margaretha sowie zwei Figuren ohne Attribut (vielleicht Rupert von Bingen und der Karmeliterheilige Simon Stock); zudem sind zwei Engel mit den Leidenswerkzeugen abgebildet. Vgl. die Abb. bei M. Rosenberg, Der Goldschmiede Merkzeichen. Bd. 1 Frankfurt 31922 Nr. 30 sowie DI 31 (Aachen, Dom) S. 101 Nr. 2. So Fritz 317. Vgl. dazu Kirsch 38, Kdm. 81 und Brubach 11. Reihenfolge von links nach rechts und von oben nach unten. Jo. 19,19. Vgl. dazu Neumüllers-Klauser, Schrift und Sprache 64. Vgl. zur liturgischen Funktion P. Springer, Kreuzfüße. Ikonographie und Typologie eines hochmittelalterlichen Gerätes (Bronzegeräte des Mittelalters Bd. 3). Berlin 1981, 14ff. Vgl. Andreae 147, Widder 43, Schneegans, Beschreibung 157, Lehfeldt 305, Kdm. 80f., Buslay/Velten 84 und Emmerling 12. Trithemius, Chron. Sponh. 254. Das Kölner Karmeliterkloster war berühmt für seinen überaus reichen Bestand an Reliquiaren, vgl. dazu P. Clemen (Hg.) u.a., Die Kunstdenkmäler der Stadt Köln (Kdm. Rheinprovinz 7, 3). Düsseldorf 1937, 205f. So zuletzt Lipps, Entdeckungsreisen 44. So mit Nachdruck Fritz 200. In dem bei Buslay/Velten 13 zitierten, wohl aus dem 17. Jh. stammenden (im Pfarrarchiv St. Nikolaus nicht mehr auffindbaren) Manuskript „Des Carmeliters Angeli historiola“ heißt es zum Jahr 1332, daß das zu dieser Zeit „ohne Einfassung in dem Karmeliterkloster aufbewahrte Kreuzpartikul renoviert“ und zum Jahr 1501, daß „in diesem Jahr (...) die Partikula sancti Crucis für 1000 Gulden und etwas mehr zu Cöllen (...) auf Costen des Klosters gefaßt“ worden sei (S. 16) – somit könnte man auch von der Existenz zweier unterschiedlicher Kreuze ausgehen. Kupferstiche um 1700 und 1747 (Nachweise Kdm. 80). Andreae, Crucenacum Palatinum 147 (erw.). Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 305f. (erw.). Kirsch, St. Nikolauskirche 36ff. (erw.) – Alte Kunst S. 93, Nr. 445 (erw.). Fr. Witte, Tausend Jahre deutsche Kunst am Rhein. Die Denkmäler der Plastik und des Kunstgewerbes auf der Jahrtausend-Ausstellung in Köln. Bd. 2, Leipzig 1932, Taf. 274. Kdm. 80ff. mit Abb. 42 (A) und 44 sowie Taf. IV (A-C). C. Gündel, Das Kreuzreliquiar von Sankt Nikolaus, in: Allgemeine Zeitung Bad Kreuznach vom 13. Juli 1954 (erw.). Art Sacre Rhenan. Oeuvres du Moyen-Age de Rhénanie-Palatinat. Kat. Exposition Eglise St. Philibert Dijon, 24. Juin-30. Septembre 1963, Abb. 56. E.G. Grimme, Ein unbekanntes Werk des Hans von Reutlingen, in: Aachener Kunstbll. 1963, 185-188. Zimmermann, Kunstwerke 1-2 (1964) (mit Abb.). Buslay/Velten, St. Nikolaus 16 und 84f. (erw.) – Emmerling, Bad Kreuznach 12 (erw.) und Abb. 5. Brubach, St. Nikolaus 11 (erw.) und Abb. S. 16. D. Lüdke, Die Statuetten der gotischen Goldschmiede. Studien zu den „autonomen“ und vollrunden Bildwerken der Goldschmiedeplastik und den Statuettenreliquiaren in Europa zwischen 1230 und 1530 (tuduv-Studien, Reihe Kunstgeschichte Bd. 4). München 1983, Nr. 313, S.698f. (erw.) – J.M. Fritz, Goldschmiedekunst der Gotik in Europa. München 1982, 200 und 317 (erw.) mit Abb. 114, 115, 951, 952. Schatzkunst Tier (Treveris Sacra, Kunst und Kultur in der Diözese Trier Bd. 3). Trier 1984, 185f. (mit Abb.). 5980 408 di034mz03k0003109 di034-0031 0 St. Johannisberg, Evang. Kirche 1341-01-01 1341-12-31 1341AAA0000000A3 1341 3 Grabplatte des Mainzer Stiftsherrn Gottfried von (Ober-)Hosenbach. Zweiter, rechts vom heutigen Eingang im Innern auf einem Sockel vor die Nordwand des Turms gestellter Stein (Plan Nr. 30), aufgefunden bei der Renovierung der Kirche in den Jahren 1909/101). Große Platte aus weißgelbem Sandstein mit Umschrift, die durch eine eingehauene Linie vom Mittelfeld abgegrenzt wird. Darin in Ritzzeichnung die von Fialen eingerahmte Figur eines Klerikers in Meßgewand und Birett, den Kelch vor der Brust. Je ein Kreuzchen in den Ecken der Schriftleiste dürfte den geistlichen Stand des Verstorbenen unterstreichen. Erheblich abgetreten, vor allem das obere Drittel und die rechte Leiste weisen starke Beschädigungen auf. H. 225, B. 100, Bu. 6 cm. Gotische Majuskel. + · ANNO · DOMINI · + / · Mo · CCCo XLIoa) · IN · OCT(AV)A · PE[NTECOSTES]b) · O(BIIT) GOD+/FRIDVSc) · DE · HO+/SINBACH · CANONICVS · S(ANCTI) · VICTOR(IS) Im Jahr des Herrn 1341, am achten Tag nach Pfingsten (03. Juni), starb Gottfried von Hosenbach, Stiftsherr von St. Viktor. Der schlechte Erhaltungszustand der etwas unregelmäßig gehauenen, schlanken Majuskel erlaubt nur wenige Aussagen zur Schriftgestaltung; bemerkenswert ist das selten verwendete, halbunziale B, der ungewöhnlich weite Wortzwischenraum sowie die fehlende Schlußformel. Der bisher namentlich nicht identifizierte Verstorbene wird 1325 bis 1341 als „canonic(us) ecclesie s. Victoris extra muros maguntinos“ mehrmals urkundlich erwähnt2), war somit Mitglied des in Weisenau bei Mainz gelegenen Stiftes St. Viktor mit Sitz und Stimme im Kapitel3). Das Attribut des Kelches und die senkrecht herabfallende Stola weist ihn als Priester aus. Gottfried dürfte anläßlich einer Reise von oder zu seinem ganz in der Nähe von St. Johannisberg gelegenen Heimatort4) verstorben sein und quasi als Mitbruder in der eigentlich als Grablege der Wild- und Rheingrafen zu Dhaun erbauten und seit 1318 zu einem Stift mit vier Kanonikern erhobenen Kirche begraben worden sein5). Der Stein ist als die früheste und einzig vollständig erhaltene Grabplatte des abgegangenen Stiftes St. Viktor bemerkenswert6). Hensler liest MCCCXXII, Kdm. und Fröhlich/Zimmermann lesen MCCCXXIII. Kdm. und Fröhlich/Zimmermann lesen DIE. Nach dem eindeutigen P ist noch der Bogen eines unzialen E zu sehen. Vermutlich war das Wort stark gekürzt. Der Ergänzungsvorschlag läßt sich dann mit dem noch verbleibenden Zwischenraum und der zeitüblichen Datierungsweise vereinbaren. Zudem weist das bei K. Hansel, Das Stift St. Victor vor Mainz. Masch.schr. Diss. Mainz 1952, 84 (Anhang) angegebene Todesdatum 1. Juni eindeutig in diese Richtung. Hensler, Kdm. und Zimmermann erkannten lediglich das Namensende mit DVS. – F und R sind nach sichtbaren, teilweise aber unter Putz liegenden Buchstabenresten ergänzt. Vgl. Hensler 49. Vgl. Baur, Hessische Urkunden III Nr. 1041 von 1334 und Nr. 1083 von 1337 sowie die weiteren Nachweise bei Hansel (wie Anm. b) 84 (Anhang). Vgl. zu den Weisenauer Stiftsherrn Hansel (wie Anm. b) 71ff. Oberhosenbach, Lkrs. Birkenfeld (westlich von Kirn). Vgl. Schmitz-Kallenberg, Urkunden S. 200 Nr. 126, sowie zur Geschichte des Stifts immer noch Jüngst, Chronik und vor allem Fröhlich, St. Johannisberg, hier 204ff. Es finden sich heute nur noch wenige, in eine Mauer eingelassene Fragmente einiger Grabplatten vor, vgl. DI 2 (Mainz) Einleitung [61] und die Nrr. 784, 789, 988 u.a. Hensler, Wiederherstellung 49. Kdm. 333. Fröhlich/Zimmermann, Stiftskirche 23f. 5981 408 di034mz03k0003207 di034-0032 0 Roxheim, Evang. Pfarrkirche (aus Weiler bei Monzingen) 1341-01-01 1341-12-31 1341AAA0000000A3 1341 4 Glocke mit Meister- und Spruchinschrift, vorne links im Glockenstuhl des romanischen Ostturms; erworben im Jahr 1921 von der Evangelischen Kirchengemeinde Weiler bei Monzingen1). Große Glocke mit einzeiliger Schulterumschrift (A) zwischen zwei Kordelstegen. Zwischen Datumsangabe und Text befinden sich zwei, von einander durch zwei übereinander stehende o getrennte Reliefs. Zuerst das Meisterzeichen: ein 6 x 6 cm großes Relief mit einer thronenden Muttergottes unter einem von zwei fialenbekrönten Halbsäulchen flankierten Wimperg, darüber Mond und zwei Sterne. In der rechten Hand hält sie eine mehrblütige Lilie, mit der linken umfaßt sie das auf ihrem Schoß stehende Christuskind. Zu beiden Seiten der Szene verläuft die von innen zu lesende Meisterinschrift (B). Darauf folgt ein zweites, sich vor ANNO wiederholendes Relief (6 x 4,5 cm) mit der Kreuzigung: Jesus gekrümmt am Kreuz, der Kreuzesstamm auf einem kleinen Kalvarienberg, daneben Maria und Johannes, über dem Kreuzesbalken Sonne und Halbmond. Als Worttrenner dienen warzenförmige Punkte. Gewicht2) 550 kg, Schlagton a‘. H. 95, Dm. 95, Bu. 3 cm. Gotische Majuskel. A · O · REX · GLORIEa) · (CHRIST)Eb) · VENI · CVM · PACE · AMENc) · ANNO · D(OMI)NI · Mo · CoCoCo · XXXXoIo ·d) B MAGISTERe) / SIFRIDE Die erhaben ausgeführte Meisterinschrift zeigt als Besonderheit ein halbgeschlossen unziales M. Die auf Glocken weitverbreitete Bitte um Frieden ist wohl liturgischen Ursprungs und scheint auf diesem Medium auch mit einer Beschwörung gegen irdisches Unheil3) verbunden zu sein. Mit der charakteristischen Rippenform, den Buchstabentypen, dem Meisterzeichen, dem Kreuzigungsrelief, dem Friedensruf in lateinischer Sprache4) sowie der Datumsangabe weist die gut erhaltene Glocke zwar alle bekannten Kennzeichen5) der von dem im Kölner Raum tätigen Magister Sifride gegossenen Glocken auf, galt bislang auch als das letzte, von ihm selbst angefertigte Stück, dürfte aber mittlerweile aufgrund neuer Erkenntnisse (s)einer Nachfolgewerkstatt zuzuschreiben sein6). Die Reliefs wurden auf zahlreichen Glocken des späten 14. und gesamten 15. Jahrhunderts in verschiedener Form weiterverwendet7). G spiegelbildlich und auf dem Kopf stehend. Befund XPE mit Kürzungszeichen. Fehlt bei Poettgen. Dieser Worttrenner ist abweichend als kleines o gebildet. A ohne Mittelbalken. So Kdm. 426; Lehfeldt verzeichnet sie noch an ihrem ehemaligen Standort. Angaben nach Verzeichnis 81 und Jost. So DI 1 (Main-Taubergrund) Nr. 441, vgl. auch Walter 162ff. Poettgen 57 bezeichnet diesen Glockenspruch geradezu als „Standardinschrift“ des Meisters. Vgl. dazu die ausführliche Zusammenstellung bei Poettgen 38f. Laut freundlicher Mitteilung von Herrn Jörg Poettgen, Overath, vom 20. April 1992 scheint es sich eher so zu verhalten, daß die im Gegensatz zu den bekannten Sifride-Glocken des Kölner Raums rückschrittliche Verwendung der Kordelstege, die zusätzlichen Aufnahme des AMEN und die Plazierung der Reliefs Hinweise darauf sind, daß nicht, wie bisher von ihm vermutet, Sifride selbst, vielmehr einer seiner Schüler unter Mitnahme und Verwendung der Model des Meisters von Köln nach Mainz wechselte; vgl. dazu auch die Einleitung XLf. Vgl. die Registereinträge zu Sifride (Nachfolge-Werkstatt). Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 344. Walter, Glockenkunde 165 (erw.). Gillmann, Glockenweihe 7. Zimmermann, Glocken 33 mit Abb. von (B). Kdm. 325 mit Abb. 18 und 239. Fritzen, Glockengießer I 84 (erw.). Poettgen, Magister Sifride 44. G. Jost, Zur Geschichte der evangelischen Kirche in Roxheim, in: FS Roxheim 36. D. Ackermann, Die Roxheimer Kirche und ihre Glocken. Anmerkungen zur 250 Jahre alten evangelischen Kirche in Roxheim, in: GuH 1 (1989) 8. 5982 408 di034mz03k0003305 di034-0033 0 Disibodenberg, Kreuzgang 1345-01-01 1345-12-31 1345AAA0000000A3 1345 2 Grabplatte der Katherina, Begine aus Sobernheim. Etwa in der Mitte des Südflügels in den Boden eingelassen (Plan Nr. 41), aufgefunden bei den Ausgrabungen im Sommer 1985. Ungewöhnlich große, schmucklose Platte aus hellem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien. Rechte und linke obere Ecke fehlt, die restliche Platte weist erhebliche Beschädigungen auf, die wohl von einem starken Schlag auf das untere Drittel herrühren. H. 225, B. 115, Bu. 8,5 cm. Gotische Majuskel. [ANNO · DOMINI · M / CC] C · XLU · XVI · K(A)L(ENDAS) · JUNII · O(BIIT) · K[A]/THERINA · BEGI/NA · DE · SOBIR[NHEIM .....] 17. Mai 1345. Auch diese Platte zeigt die für den Disibodenberg typische Ligatur zwischen kapitalem D und kapitalem E. Die Standesbezeichnung in dieser Inschrift gibt erstmals einen sicheren Beleg auf die frühe Existenz einer neben der Pfarrkirche auf dem Friedhof gelegenen Beginenklause in Sobernheim, deren Insassinnen bisher urkundlich erst für das Jahr 1483 nachgewiesen werden konnten1). Beginen waren in freien geistlichen Gemeinschaften lebende, unverheiratete Frauen oder Witwen, die oft aufgrund eigenen Vermögens zugunsten einer geistlichen Stiftung testierten. Wie im vorliegenden Fall bestand die Gegenleistung seitens der Mönche wohl in der Anfertigung einer Grabplatte und immer in der Abhaltung von Fürbitten und Totenmessen für die Verstorbene und ihre Familie2). Vgl. Müller, Nahekunde 153 und Neumann, Beginen 69. Vgl. etwa das Testament der 1351 verstorbenen Begine Clara von Bechtolsheim (figurale Grabplatte in Kloster Eberbach; vgl. dazu künftig DI Rheingau-Taunus-Kreis) bei W. Franck, Geschichte der ehem. Reichsstadt Oppenheim. Darmstadt 1859, 316f. Nr. 83. Nikitsch, Entdeckung 14 mit Abb. 8. 5983 408 di034mz03k0003403 di034-0034 1 Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe (aus Kloster Sponheim) 1346-01-01 1346-12-31 1346AAA0000000B3 1346? 0 Meisterinschrift auf einem Mörser. Früher wohl in Sponheim, wurde er erstmals 1961 in den Beständen des Hamburger Museums für Kunst und Gewerbe nachgewiesen1), konnte dort jedoch trotz gründlicher Nachforschungen nicht mehr aufgefunden werden2). Schlankes, streng zylindrisches Gefäß mit senkrecht aufsteigender Rippe und vier keilförmigen Streben, die in zwei große, vierkantige Henkel münden. Sie übergreifen ein umlaufendes Schriftband mit der eingravierten, vermutlich in gotischer Minuskel3) ausgeführten Inschrift. Nach Dube. H. 19,4, Dm. 14,7 cm. Gotische Minuskel (?). henic bauet mich anno 46 Ob sich bei dem Meister ein Bezug zu „magister Henricus phisicus [dictus de Spanheym]“4), dem 1377 verstorbenen Arzt der Grafen von Sponheim herstellen läßt, muß offen bleiben. Falls die Provenienzangabe und die vom Ersteditor aufgrund seiner eindeutigen, an nachvollziehbaren, kunstgeschichtlichen Kriterien orientierten Datierung zutreffen, handelt es sich bei dem verlorenen Bronzemörser um ein in dieser Art einmaliges, sonst nicht nachweisbares Stück5), das wohl dem Inventar der Sponheimer Klosterküche oder -apotheke zugerechnet werden könnte. Bedenklich stimmt allerdings, daß dann dieser Mörser der erste Inschriftenträger des Bearbeitungsgebietes wäre, bei dem die Inschrift nicht nur früh in gotischer Minuskel, sondern erstmals auch in deutscher Sprache und unter Verwendung der Minderzahl in arabischen Zahlen abgefaßt worden wäre – alles Indizien, die eigentlich eine Datierung in das 15. Jahrhundert nahelegen. Vgl. Dube 83. Freundliche Mitteilungen von Herrn Dr. Bernhard Heitmann, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, vom 30. März und 23. April 1987. Dem Augenschein nach transkribiert Dube in seiner Arbeit durchgehend nach dem Befund. Vgl. künftig DI Rheingau-Taunus-Kreis. Die im Wachsausschmelzverfahren hergestellten Bronzemörser treten erst seit dem frühen 14. Jh. auf; vgl. dazu außer den Angaben bei Dube die Diss. von W. Hömberg, Der norddeutsche Bronzemörser im Zeitalter von Gotik und Renaissance (Quellen und Studien zur Geschichte der Pharmazie 23) Stuttgart 1983, 9ff. W.-D. Dube, Süddeutsche Bronzemörser. Diss. masch. Göttingen 1961, 4 und 83. 5984 408 di034mz03k0003501 di034-0035 0 Disibodenberg, Kreuzgang 1347-07-01 1347-12-31 1347AAA0000000A3 Ende 1347 4 Grabplatte der Agta (Agatha), erste Ehefrau des Antilman von Graseweg. Im östlichen Teil des Südflügels in den Boden eingelassen (Plan Nr. 30), aufgefunden bei den Ausgrabungen im Sommer 1985. Große Platte aus hellem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, im oberen Mittelfeld ein erhabenes Allianzwappen mit eingeritzter Zeichnung. Die obere Leiste mit dem Wappen ist stark zerstört, die untere beinahe ganz verwittert; hinzu kommen erhebliche Beschädigungen an der rechten und linken Leiste. H. 218, B. 96, Bu. 6,5 cm. Gotische Majuskel. [ANNOa) / DOMINI] M · CCC · XLVII · [..... / ...EM]BRIS · O(BIIT) · DOM/[I]NA · AGTAb) · VXOR · A(N)TELMANI · [..... / .....] August bis Dezember 1347. unbekannt, Graseweg (im gespaltenen Schild rechts drei 2:1 gestellte Schildchen; links Balken, begleitet von unten und vermutlich auch oben drei 2:1 gestellten Steinen). Neben der eigenwilligen OR Ligatur1) ist der Wechsel von unzialem und halbseitig geschlossen unzialem M bemerkenswert. Die Herkunft der Verstorbenen konnte bisher nicht mit Sicherheit geklärt werden2). Ihr (heraldisch auf der vornehmeren, eigentlich dem Mann vorbehaltenen Schildhälfte stehendes) Schildchen-Wappen wird von drei geographisch weit entfernten Geschlechtern geführt: von Rappoltstein im Elsaß, von Weinsberg bei Heilbronn und von Schönecken in der Eifel; in deren Genealogien findet sich jedoch kein Hinweis auf eine Frau dieses Namens. Für die hochadeligen Rappoltsteiner spricht lediglich der seltene schwäbisch-alemannische Vorname Ag(a)t(h)a und die ranghöhere Einstufung des Frauenwappens auf der Grabplatte. Da es sich bei dem Manneswappen um das derer von Graseweg handelt3), liegt es nahe, als Ehemann der Verstorbenen den urkundlich gut bezeugten und ebenfalls auf dem Disibodenberg begrabenen Mainzer Burggrafen Antilmann von Graseweg in Anspruch zu nehmen. Von ihm waren allerdings bislang nur zwei Ehen bekannt4). Da Antilman jedoch mit seiner (bisher ersten) Frau Liepmut von Schmidburg 1354 erstmals gemeinsam urkundlich genannt wird5), steht der Annahme einer bislang unbekannten ersten, vermutlich sehr kurzen Ehe mit der Verstorbenen nichts im Wege. Darüber hinaus führt er als einziger seines Geschlechts diesen auffälligen Vornamen. Aufgrund der Textverteilung beginnt die Inschrift wohl Mitte der oberen Leiste. Da an dieser Stelle mögliche Kürzungszeichen verschwunden und die Buchstaben kaum sichtbar sind, bleibt die Lesung unsicher. Vgl. Nr. 29 von 1340. Die folgenden Überlegungen basieren zum großen Teil auf freundlichen Hinweisen von Herrn Dr. Helmut Hartmann, Bechtheim. In einem je nach Person von unterschiedlich vielen Steinen belegten Schild ein mit einem Stern versehener Balken. Für ein Grasewegsches Wappen spricht zudem die Lage der Grabplatte neben zwei weiteren desselben Geschlechts, vgl. Nr. 37 und Plan Nr. 29. Beide Ehefrauen wurden auf dem Disibodenberg begraben; vgl. die Nrr. 43 von 1360 und 70 von 1388 sowie zur Person die ausführliche biographische Skizze von Pöhlmann, Antilman. Die bisher angeführte Erwähnung beider als Eheleute im Jahr 1334 beruht auf einem offensichtlichen Irrtum von Pöhlmann, Antilman 2, der einen entsprechenden urkundlichen Beleg bei Köllner, Geschichte 294f. auf Antilmann als Ehemann bezog. Dieser Nachweis bezieht sich jedoch eindeutig auf die erste Ehe der Liepmut von Schmidburg mit dem Edelknappen Wenzo Kriecheler aus Schornsheim, vgl. dazu Nr. 43 von 1360. 5985 408 di034mz03k0003609 di034-0036 0 Disibodenberg, Kreuzgang 1310-01-01 1350-12-31 1350BAA8690AABA3 zw.1310 u.1350 1 Grabplatte einer unbekannten Adeligen. Im östlichen Flügel vor dem Kapitelsaal in den Boden eingelassen (Plan Nr. 15), aufgefunden bei den Ausgrabungen im Sommer 1985. Sehr große Platte aus hellem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien und erhabenem Wappen im oberen Mittelfeld. Der Stein ist mit Ausnahme der Kopfzeile und der rechten oberen Ecke vollständig verwittert, das Wappen unkenntlich1). H. 233, B. 103, Bu. 8,5 cm. Gotische Majuskel. + ANNO · D(OMI)NI · / M · CCC · X[...] Die sorgfältig gearbeitete Schrift zeigt A mit gebrochenem Balken, sowie den Wechsel zwischen unzialem und kapitalem N, wobei die Schräghaste des letzteren als Zierform einen Nodus aufweist. Laut freundlichem Hinweis von Herrn Dr. Helmut Hartmann, Bechtheim, könnte es sich vielleicht um einen gebogenen Schrägbalken gehandelt haben, wie ihn die frühen Herren von Montfort zuweilen führten. 5986 408 di034mz03k0003707 di034-0037 0 Disibodenberg, Kreuzgang 1326-01-01 1350-12-31 1350ABA0000000B3 2.V.14.Jh.? 4 Grabplatte des Ritters Wilhelm von Graseweg und seines Sohnes. Im östlichen Teil des Südflügels in den Boden eingelassen (Plan Nr. 28), aufgefunden bei den Ausgrabungen im Sommer 1985. Große Platte aus hellem Sandstein mit doppelter Umschrift zwischen Linien, im oberen Mittelfeld ein sorgfältig ausgeführtes, erhabenes Wappen mit eingeritzter Zeichnung. Die Platte ist stark verwittert und mehrmals gebrochen; abgesehen von dem Bestand der linken Doppelzeile sind lediglich einzelne kaum leserliche Buchstabenreste zu erkennen. H. 218, B. 103, Bu. 7,5 cm. Gotische Majuskel. [+a).... / .......... / ..... / WIL]HELMVS · MI[LES] · D[E] GRASEW/[EGE] // + ITE[M .....b) / ..... / ...]S MILES FILI(US) EIVS + Graseweg (Balken, darüber neun 5:4 gestellte Steine, darunter sechs 3:2:1 gestellte). Der fragmentarische Charakter der Grabplatte erlaubt keine näheren Bemerkungen zur Schriftgestaltung. Der Verstorbene, urkundlich auch als Wilhelm von Sobernheim gen. am Graseweg bezeichnet1), gehört wie der ebenfalls auf dem Disibodenberg begrabene Jakob I.2) der dritten Generation des im benachbarten Sobernheim beheimateten Geschlechts an. Er erscheint von 1294 bis 1327 als Burgmann der Grafen von Veldenz auf Burg Landsberg3) sowie als Burgmann der Erzbischöfe von Mainz4). Aufgrund des sich an die Inschrift des Vaters anknüpfenden ITEM und der identischen Buchstabengrößen beider Texte kann davon ausgegangen werden, daß die Grabplatte anläßlich des Todes des Sohnes hergestellt wurde. Da aber sein Name verloren ist und es keine eindeutigen genealogischen Hinweise auf einen bestimmten männlichen Nachkommen gibt5), wurde der Datierungsvorschlag unter Berücksichtigung der wenigen erkennbaren Buchstabenformen bewußt offen gehalten. Die Grabplatte ist auch wegen der im Bearbeitungsgebiet in dieser Zeit nur selten zu beobachtenden Doppel- und Nachbestattungen bemerkenswert6). Textbeginn in der Mitte der oberen Leiste nach einer Rosette. Einige Hasten und Bögen sind noch zu erkennen. Pöhlmann, Regesten Veldenz Nr. 399. Kopiale Überlieferung bei Helwich, vgl. Nr. 20 von 1313. Heute Moschellandsburg bei Obermoschel (Donnersbergkreis). Vgl. die Nachweise bei Salden-Lunkenheimer, Besitzungen 190. Es könnte sich sowohl um einen urkundlich nicht erfaßten, frühverstorbenen Sohn als auch um einen erst nach Jahrzehnten bestatteten handeln; vgl. dazu die unzureichenden Stammtafeln bei Salden-Lunkenheimer, Besitzungen 190 und bei Pöhlmann, Antilmann 2. Auf dem Disibodenberg selbst sind lediglich noch drei weitere Bestattungen dieser Art bekannt, vgl. die Nrr. 41, 52 und 102. 5987 408 di034mz03k0003805 di034-0038 0 Norheim, Kath. Pfarrkirche Heiligkreuz 1301-01-01 1350-12-31 1350ABB0000000A3 1.H.14.Jh. 2 Glocke mit Spruch- bzw. Meisterinschrift. Äußere Glocke im Glockenstuhl des romanischen Ostturms1) der 1864 neuerbauten Kirche. Kleine Glocke mit einzeiliger Schulterumschrift zwischen doppelten Rundstegen, darunter auf allen vier Seiten je ein Medaillon mit den Evangelistensymbolen. Als Worttrenner dienen warzenförmige Punkte. Buchstaben und Reliefs unsauber gegossen, Schlagrand ausgezackt. Gewicht2) 280 kg, Schlagton h‘. H. 60 (o. Kr.), Dm. 77, Bu. 2 cm. Gotische Majuskel. · MEYSTERa) · IOHAN · VON · MENCE DER · GOS MICb) ·c) Das bei mittelalterlichen Glockeninschriften oft zu beobachtende konservative Element zeigt sich hier in den stark kapital geprägten, bis auf das E offenen, nur mit leichten Schwellungen versehenen Buchstabenformen. Die Datierung richtet sich somit eher nach den wenigen biographischen Daten des mindestens bis 1332 in Mainz tätigen Meisters Johann3), der vor allem im Jahr 1328 durch den kunstvollen Guß eines Taufbeckens4) für den Mainzer Dom bekannt wurde. Daneben sind ihm zahlreiche weitere (stets undatierte) Glockengüsse nachzuweisen, darunter Glocken in Hallgarten, Rüdesheim5) und Oberwesel6) mit identischen Inschriften in deutscher Sprache. Y spiegelverkehrt. Sic! Folgt ein ca. 13 cm langer, leerer Zwischenraum. Vgl. zur mittelalterlichen Martinskirche Seibrich, Entwicklung 129f. Angabe nach Verzeichnis 82. Vgl. zu ihm Fritzen, Glockengießer I 83f.; Renard, Glocken 71 und Walter, Glockenkunde 757 und 786 verwechseln ihn mit einem späteren, gleichnamigen Meister. Vgl. DI 2 (Mainz) Nr. 36. Vgl. künftig DI Rheingau-Taunus-Kreis. Vgl. künftig DI Rhein-Hunsrück-Kreis. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 315. Kdm. 317. Liste der Glocken 7. Piroth, Norheim 47. 5988 408 di034mz03k0003905 di034-0039 0 Disibodenberg, Kreuzgang 1350-01-01 1350-12-31 1350AAA0000000A3 1350 1 Grabplatte des Johannes, Sohn eines Walme Genannten aus Sobernheim. Im westlichen Teil des Südflügels in den Boden eingelassen (Plan Nr. 45), aufgefunden bei den Ausgrabungen im Sommer 1985. Große, schmale, schmucklose Platte aus hellem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien. Die Leisten sind großteils erheblich verwittert, besonders betroffen ist das linke untere Eck. H. 217, B. 82, Bu. 8 cm. Gotische Majuskel. +a) ANNO / D(OMI)NI M · CCC · L NONASb) · AUGVSTI · O(BIIT) / JOHANN[E]S / [...]RNOS · FILI(US) · D(I)C(T)I · UALME DE SO/B(ER)NH(EIM)c) · Im Jahr des Herrn 1350 an den Nonen des August (05. August) starb Johannes (...rnos), Sohn des Walme genannten aus Sobernheim. Die tief eingehauene Schrift zeigt gerundetes A, geschlossenes E und die für den Disibodenberg typische DE Ligatur sowie den Wechsel von kapitalen und gerundeten Formen bei I/J, U/V und N, letzterer Buchstabe mit einem Nodus an der Schräghaste. Zur Familie des Verstorbenen ist bislang nichts bekannt. Textbeginn in der Mitte der oberen Leiste nach einer Rosette. Die grammatikalisch korrekte Form ist NONIS, allerdings wäre auch denkbar, daß es der Steinmetz unterlassen hat, das Tagesdatum einzuhauen (nach dem L fehlt der Worttrenner). Analog zur benachbarten Platte Nr. 33 von 1345 könnte auch zu SOBIRNHEIM ergänzt werden. 5989 408 di034mz03k0004008 di034-0040 0 Disibodenberg, Kreuzgang 1340-01-01 1360-12-31 1350AAD0000000A3 um 1350 1 Grabplatte der Begine Agnes, Tochter eines Nenzen Genannten. Im westlichen Teil des Südflügels in den Boden eingelassen (Plan Nr. 47), aufgefunden bei den Ausgrabungen im Sommer 1985. Sehr große, schmucklose Platte aus hellem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien. Die obere Hälfte der Grabplatte ist abgeplatzt, der untere Teil ist mehrmals gebrochen und an den Leisten verwittert. H. 250, B. 110, Bu. 9,5 cm. Gotische Majuskel. [..... / .....] · IX · K(A)L(ENDAS) · OCTOB(RIS) · O(BIIT) · AGNE/S · BEGINA · FIL/IA · D(I)C(T)I · NE(N)ZEN · D[E · .....] (...) am neunten Tag vor den Kalenden des Oktober (23. September) starb die Begine Agnes, Tochter des Nenzen genannten von (...) Die ungewöhnlich großformatige Schrift ist tief eingehauen und zeigt besonders bei G, N und Z ausgeprägte Schwellungen, N erscheint zudem unzial und kapital mit einem Nodus als Zierform. Die Datierung erfolgt in Analogie zu den benachbart liegenden Beginenplatten1). Aus deren Formular dürfte als Herkunftsangabe DE ODERNHEIM, bzw. DE SOBERNHEIM zu ergänzen sein. Über die Familie der Verstorbenen ist bislang nichts bekannt. Falls es sich jedoch bei dem Familiennamen um eine denkbare Verschreibung für METZEN gehandelt haben sollte, könnte man Agnes zur Familie des in Sobernheim ansässigen, öfters bezeugten Edelknappen Johann von Metzen (Mainz?) rechnen. Dieser schloß bereits 1340 mit Disibodenberg einen Kaufvertrag ab und richtete zudem 1360 eine Seelgerätstiftung ein mit der Bestimmung, die Mönche sollten ihm und allen seinen „altford(er)n seligelichen“ im „gebede andechtlich gedenken“2). Vgl. die entsprechenden Registereinträge. Beide Urkunden finden sich im Kopialbuch Disibodenberg (HStAD) fol. 11-12. Stanzl, Klosterruine 121 Abb. 98. 5990 408 di034mz03k0004106 di034-0041 0 Disibodenberg, Klosterkirche 1339-01-01 1354-12-31 1354BAA8661AABA3 (1339)/1354 8 Grabplatte der Metza (Mechthild) von Steinkallenfels, geb. Kämmerer von Worms und ihres Sohnes Ulrich. Im südlichen Seitenschiff der Klosterkirche vor dem an den ehemaligen Lettner grenzenden Altar in den Boden eingelassen (Plan Nr. 58); erstmals aufgefunden um die Mitte des letzten Jahrhunderts1), dann wiederentdeckt bei den Ausgrabungen im Sommer 1987. Außergewöhnlich große Platte aus gelbem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien. Im oberen Mittelfeld befinden sich zwei erhabene Wappen mit reliefierter Zeichnung, darunter setzt sich die Umschrift in einer Zeile fort. Ein kleiner Teil der linken Seitenleiste ist durch eine sich hebende Steinschicht leicht beschädigt. Ansonsten befindet sich die gut gearbeitete Platte in einem hervorragenden Zustand. H. 238, B. 118, Bu. 9 cm. Gotische Majuskel. +a) ANNOb) · D(OMI)NI · Mo · CCCo · XXXIX / · NO(N)ASc) · MARCII · O(BIIT) · D(OMI)NAb) · METZA · UXOR · IOH(ANN)I(S)d) / · MILITIS · DE · LAPIDE ·e) ITE(M) · / · Mo · CCCo · LIIIIo · ID(IBUS) · SEPTE(M)B(RIS) · O(BIIT) · ULRIC(US)f) · MIL(ES) · // FILIUS · EORU(N)DE(M) Im Jahr des Herrn 1339, an den Nonen des März (07. März) starb Frau Metza, Ehefrau des Johannes, Ritter von Stein(-Kallenfels); ebenso starb 1354 an den Iden des September (13. September) Ritter Ulrich, beider Sohn. Steinkallenfels (Stamm IV, hier mit Stern am Hals des Leoparden als Beizeichen); Kämmerer von Worms. Die ausgebildete gotische Majuskel beeindruckt sowohl durch ihre schlanken, tief eingehauenen Buchstaben, als auch durch ihre Formenvielfalt und einige ungewöhnliche Ligaturen. Allein das A tritt in fünf Variationen auf, wobei, wie auch bei mehreren anderen Buchstaben, begleitende Zierstriche und eingerollte Ziercauden als schmückende Elemente verwendet werden. Auffallend ist weiterhin der ligierte Wechsel von spiegelverkehrt kapitalem mit rundem N, wobei die als Haarstrich ausgeführte Schräghaste – wie auch bei Z – mit einem Nodus versehen ist. Während die UL Ligatur hier zum erstenmal verwendet wird, runden die für den Disibodenberg charakteristischenDE und OR Ligaturen das abwechslungsreiche Schriftbild ab. Bei Mechthild handelt es sich vermutlich um eine Tochter aus der Ehe der Mechthild Fuchs von Rüdesheim mit Gerhard II. Kämmerer von Worms2). Sie war in erster Ehe mit Johann II. von Steinkallenfels3), Kurmainzer Burggraf auf Schloß Böckelheim und Amtmann zu Bingen, verheiratet. Aus dieser Verbindung entstammten sieben Kinder4); der auf der Grabplatte genannte Ritter Ulrich, verheiratet mit Johanette von Winnenburg und Beilstein, war der Erstgeborene. Das einheitliche Schriftbild berechtigt zu der Annahme, daß die Doppelgrabplatte erst anläßlich seines Todes angefertigt wurde. Da sein Bruder Gerhard5) und dessen Frau Hebela Wale von Waldeck6) am gleichen Ort bestattet wurden, handelte es sich hier um eine (vorübergehende) Familiengrablege der Steinkallenfelser. Textbeginn nach einer Rosette. Erstes N spiegelverkehrt. Die grammatikalisch korrekte Form ist NONIS; vgl. Nr. 39 von 1350 mit Anm. b. Während die Kürzungen auf der Grabplatte sonst durch die gängigen hakenförmigen Kerben oder die selteneren Siculi angezeigt werden, wird an dieser Stelle (wie auch bei der Grabplatte des Friedrich von Heinzenberg Nr. 18 von 1302) mit einem schreibschriftlich wirkenden S-förmigen Zeichen gekürzt. Das als Trenner beider Inschriften dienende Zeichen ist im Unterschied zu den sonst auf dieser Platte verwendeten kleinen Kreisen als Sternchen gestaltet. U mit kleinem, übergeschriebenen o. Vgl. Schneider. Vgl. Möller, Stammtafeln AF II Taf. LXV, sowie zu ihren zahlreichen Grabdenkmälern DI 23 (Oppenheim) und vor allem DI 29 (Worms). Vgl. die Ausführungen zu seiner erhaltenen figürlichen Grabplatte Nr. 44 in der Nikolauskirche zu Bad Kreuznach. Vgl. dazu die Stammtafeln bei Möller AF III Taf. CXXIV und bei Conrad, Steinkallenfelser Adel 7 (1960) 2. Ihre mit Lambert Faust von Stromberg verheiratete Tochter Margaretha wurde in der Marienkapelle des Klosters Disibodenberg begraben; vgl. Nr. 61 von 1374. Vgl. Nr. 74 von 1393. Vgl. Nr. 101 von 1401. Helwich, Syntagma 443. Ockart, Darstellung fol. 108 (nach Helwich, Epitaphia Dalbergiorum 88). Schneider, Ganerbschlösser 167 Anm. 26. Roth, Syntagma 1 (1883). Baudenkmale III 133. (alle nach Helwich). Nikitsch, Entdeckung Abb. 11 (Detail). Nikitsch, Sepulkralkultur Abb. 17. 5991 408 di034mz03k0004204 di034-0042 0 Disibodenberg, Kreuzgang 1358-01-01 1358-12-31 1358AAA0000000A3 1358 1 Grabplatte eines unbekannten Adeligen. Etwa in der Mitte des Ostflügels in den Boden eingelassen (Plan Nr. 12), aufgefunden bei den Ausgrabungen im Sommer 1985. Große Platte aus hellem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien. Im Mittelfeld Ritterfigur in Halbrelief mit zugespitzter Beckenhaube, offenem Visier und langem Waffenhemd, daran ein verknoteter Gürtel, an dem links ein Schwert hängt. Zu Füßen des mit gefalteten Händen dargestellten Verstorbenen liegen ein oder zwei Tiere, vermutlich Löwe und/oder Hund. In den oberen Ecken befinden sich zwei Wappen mit in die Schriftleiste ragender Helmzier. Die Platte ist insgesamt in einem schlechten Zustand; abgesehen vom rechten oberen Eck sind die Schriftleisten völlig verwittert, die Wappen nahezu unkenntlich und die untere Partie stark beschädigt. Durch das untere Viertel verläuft ein Bruch. Von der Platte wurde ein Abguß hergestellt1). H. 211, B. 82, Bu. 6,5 cm. Gotische Majuskel. A(NNO) D(OMINI) M CCC / LV III [...]a) unkenntlich (Schrägbalken belegt mit drei Kugeln?, Hz: mit einer Rose besteckter Flug?); unkenntlich (Hz: Hahnenfederbusch). Die insgesamt merkwürdig flach gehauene Inschrift mit den ungewöhnlichen suspensiven Kürzungen zeigt neben einem in dieser Zeit vereinzelt anzutreffenden halbgeschlossen unzialem M ein unziales D und vermutlich aus Platzgründen ligierte C. Die Grabplatte zeigt als einzige (erhaltene) auf dem Disibodenberg einen Laien in Halbrelief und ist auch daher bemerkenswert2). Bei dem ersten Zeichen nach der Jahreszahl handelt es sich vermutlich um ein T; damit scheidet die ebenfalls denkbare Datierung 1355 mit folgender Tagesdatierung aus. Die Kopie wurde an einer Wand der Marienkapelle angebracht. Vgl. zum Vorgang Nikitsch, Abguß mit Abb. 2-4. Die ebenfalls figürlich gestaltete Grabplatte des Antilmann von Graseweg Nr. 68 von 1387 hat sich nicht erhalten. – Vgl. zu den diesbezüglichen Ordensvorschriften der Zisterzienser Nikitsch, Sepulkralkultur 184. Nikitsch, Quellen 225. Stanzl, Klosterruine 84 Abb. 70. 5992 408 di034mz03k0004302 di034-0043 0 Disibodenberg, Klosterkirche 1360-01-01 1360-12-31 1360AAA0000000A3 1360 2 Grabplatte der Liepmut von Graseweg, geb. von Schmidburg, bisher nur kopial überliefert (Plan Nr. 61). Auf dem Boden der Klosterkirche, wenige Meter vor dem Westportal, in zwei zusammenpassenden Fragmenten im Sommer 1987 aufgefundenes, linkes unteres Eck einer ehemals großen Platte aus hellem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien. Im Mittelfeld ist noch die in teilweise punktierter Ritzzeichnung ausgeführte untere Hälfte einer weiblichen Figur in faltenreichem Gewand erkennbar. Ein ebenfalls noch sichtbarer Fialenansatz weist auf einen die Verstorbene umgebenden gotischen Architekturrahmen hin. Die Oberfläche der Grabplatte ist verwittert und stark bemoost, das linke untere Eck der Schriftleiste zudem erheblich beschädigt. Als Worttrenner dienen kleine Kreise. Ergänzt nach Helwich. H. (erh.) 107, B. (erh.) 90, Bu. 7,5 cm. Gotische Majuskel. [ANNO D(OMI)NI M CCC LX VII IDVS OCTOB(RIS) O(BIIT) D(OMI)NA LIEPMUT] · VX[OR ANT]ILMA[NNI MILITIS DE GRASEWEGE CUIUS ANIMA REQUIESCAT IN PACE] 09. Oktober 1360. (nach Helwich) Graseweg (über mit einem Stern belegten Balken fünf 3:2 gestellte, liegende Steine, darunter drei 2:1 gestellte); Schmidburg (mit mehreren Steinen belegter Rink). Die wenigen erkennbaren Buchstaben zeigen eine flach ausgehauene Majuskel mit großen Zwischenräumen. Liepmut war die zweite Tochter der Demudis von Löwenstein und des Ludolf von Schmidburg(-Hollenfels), Burgmann auf der gleichnamigen erzbischöflich trierischen Burg im vorderen Hunsrück1). 1334 erstmals urkundlich erwähnt, war Liepmut in erster Ehe mit dem Edelknappen Wenzo Kriecheler (†1346)2) aus Schornsheim (Rheinhessen) verheiratet; nach seinem Tod ging sie eine zweite Ehe mit dem ebenfalls auf dem Disibodenberg begrabenen Ritter Antilman von Graseweg ein3). Das Ehepaar muß verhältnismäßig vermögend gewesen sein, da sie beide unter anderem im Jahr 1354 um 300 Pfund Heller vom Mainzer Domkapitel alle Nutzungen und Rechte der Pfarrei Sobernheim pachten konnten4). Vgl. die Genealogie bei Zwiebelberg, Freiherrn von Schmidburg 33f. und Schmidburg 45. Ders. dürfte wohl (aus Helwich) fälschlich IDIBUS für IDUS gelesen haben und kommt so zu der unzutreffenden Datierung 15. Oktober 1367. Ihre 1369 verstorbene Schwester Laudrad (Nr. 57) wurde neben ihr bestattet. Vgl. Köllner, Geschichte 295 und Zwiebelberg, Schmidburg 45 u.v.a. 49. Vgl. Nr. 68 von 1387. Vgl. Pöhlmann 2 sowie den Wortlaut des Vertrages bei St.A. Würdtwein, Nova Subsidia Diplomatica. Bd. VI, Heidelberg 1785, 361f. Liepmut brachte zudem eine ansehnliche Mitgift aus ihrer ersten Ehe ein. Helwich, Syntagma 445. Roth, Syntagma 1 (1883). Baudenkmale III 134. Pöhlmann, Antilman 8 (alle nach Helwich). 5993 408 di034mz03k0004400 di034-0044 0 Bad Kreuznach, Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus 1361-01-01 1386-12-31 1360AAF0000000A3 kurz nach 1360 3 Grabplatte für Johannes II. von Steinkallenfels. Sie wurde während der Renovierungsarbeiten an der ehemaligen Klosterkirche der Karmeliter in den Jahren 1898-19051) an den heutigen Standort in die Südwand des Chors versetzt. Große Sandsteinplatte mit Umschrift auf nach innen abgeschrägten Leisten, in den oberen Ecken zwei einfache Wappen. Im kastenartigen Mittelfeld ruht die halbreliefierte Figur2) des Verstorbenen unter einem dreiteiligen, krabbenbesetzten Kielbogen, ausgestattet mit offenem Klappvisier, Halsberge und Waffenhemd, darüber der Lendner mit dem Steinkallenfelser Wappen. An ihm ein mit aneinandergereihten Löwenreliefs besetzter Gürtel, daran ein Dolch. Die rechte Hand hält den Helm, die linke greift ans Schwert, die Füße ruhen auf zwei sich zuwendenden Löwen3). Gesicht, Waffen und Löwen sind stark beschädigt, zudem ist die Platte dick mit Steinfarbe überstrichen. Schriftbeginn rechte Leiste oben, Schmalseiten und Beginn der linken Leiste wegen der figürlichen Darstellungen unbeschriftet. Als Worttrenner dienen kleine Kreise. H. 222, B. 98, Bu. 4,5 cm. Gotische Minuskel. + Annoa) · d(omi)ni · mo · ccco 〈..........〉b) obiit · d(omi)n(u)s · joh(ann)es · de · lapidec) · // cuius · anima · requiescat · in · pace · amen Steinkallenfels; Steinkallenfels. Das durch die starken inneren Schrägen entstandene Kastengrabmal ist der früheste Vertreter dieses Typs4) im Bearbeitungsgebiet. Zudem wird hier erstmals bei einem Grabdenkmal die gotische Minuskel als Schriftform verwendet, die allerdings (vor allem von der Schlagtechnik her) ihre Verwandschaft zu der zu dieser Zeit noch vorherrschenden gotischen Majuskel nicht leugnen kann. Während ihre Hasten zwar gleichstrichig eingehauen sind, zeigen die für die Minuskel typischen gebrochenen Hastenenden (etwa bei d und e) zum Teil noch die von der Majuskel her bekannte, stark dreiecksförmig ausgeprägte Struktur. Johann II.5) war einer von vier Kindern aus der Ehe Ulrichs von Steinkallenfels (Stamm IV) mit einer sonst unbekannten Margarete6). In erster Ehe mit Metza (Mechthild) Kämmerer von Worms verheiratet, fungierte er bis zu ihrem Tod 13397) als kurmainzischer Burggraf zu Böckelheim, dann ab 1343 als kurmainzischer Amtmann auf Burg Klopp in Bingen. 1343 erhielt er von Kurpfalz das erbliche Burgrafenamt8) auf Burg Gollenfels bei Stromberg, die gleichzeitig seiner zweiten Frau als Witwensitz dienen sollte. Die Datierung der Platte ergibt sich aus seinem letzten urkundlichen Zeugnis am 26. März des Jahres 1360 und dem ab 1362 erwähnten Witwenstand seiner zweiten Frau Adelheid von Oberstein. Die nicht nachgetragenen Todesdaten auf seiner Grabplatte lassen darauf schließen, daß sie Johann wohl noch zu Lebzeiten in Auftrag gegeben hatte. Versalie in der Form eines pseudounzialen Majuskel-A. Da Helwich zu dieser Stelle bereits 1614 „nihil amplius“ bemerkte und sie nicht durch Beschädigungen markierende Auslassungspunkte kennzeichnete, kann man davon ausgehen, daß der 55 cm lange Abschnitt von vornherein unbearbeitet gewesen war. Kirsch liest irrtümlich de Koppenstein. Vgl. die Notiz bei Renard, Wiederherstellung 14. Vgl. zur detailreichen Rüstung Rady, Kostüm 27 mit Umzeichnung auf Bildtafel II 38. Nicht mit gemeinsamem Kopf (so Kdm.); es könnte sich aber auch um Hunde handeln. Vgl. dazu Einleitung XXX. Vgl. zum Folgenden Möller, Stammtafeln AF II Taf. LXV und Conrad, Steinkallenfelser Adel 7 (1960) 1f. Aufgrund der Ahnenwappen könnte es sich ebenfalls um eine geborene Steinkallenfels einer anderen Linie gehandelt haben. Seine 1321/1327 verstorbenen Eltern wurden im Kloster Eberbach bestattet; zu ihren erhaltenen Grabplatten vgl. künftig DI Rheingau-Taunus-Kreis. Aus seiner Tätigkeit erklärt sich wohl ihr Begräbnis und das einiger ihrer gemeinsamen Nachkommen in der Kirche des benachbarten Klosters Disibodenberg, vgl. Nr. 41 von 1339/54. Vgl. das Regest bei Ohlmann, Kopialbuch Nr. 26. Helwich, Syntagma 319. Roth, Syntagma 3 (1884) 72 (nach Helwich). Kirsch, St. Nicolauskirche 27. Zimmermann, Nahegebiet mit Abb. 17. Zimmermann, Grabdenkmäler mit Abb S. 22. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) 21 (nach Helwich). Ohlmann, Ganerbenburg 34 mit Abb. Kdm. 83 mit Abb. 45. Zimmermann, Kunstwerke 2 (1964) mit Abb. S. 6. 5994 408 di034mz03k0004508 di034-0045 0 Disibodenberg, Kreuzgang 1361-01-01 1386-12-31 1360AAF0000000A3 kurz nach 1360 1 Grabplatte der Kunigunde von Oberstein, geb. von Metz (?). Im nördlichen Teil des Ostflügels in den Boden eingelassen (Plan Nr. 16), aufgefunden bei den Ausgrabungen im Sommer 1985. Große Platte aus Kalksandstein mit Umschrift zwischen Linien und zwei kleinen flachreliefierten Wappen in den oberen Ecken. Im Feld in Ritzzeichnung unter einem dreiteiligen Kielbogen weibliche Figur in langem, faltenreichen Gewand; Hände vermutlich in Gebetshaltung. Stark beschädigt und mehrmals gebrochen, Schrift und Zeichnung zum großen Teil unkenntlich. H. 242, B. 101, Bu. 7 cm. Gotische Majuskel. + ANNO · D(OMI)NI · M · CC / CLX [..........O(BIIT)] D(OMI)NA · C[UNIGUNDAa) / ..... / ............ INb)] PACE · AM[EN]c) Oberstein (mit dem Löwen); Metz. Die wenigen erhaltenen Buchstaben zeigen abwechslungsreiche Formen: A und N mit eingerollten Ziercauden an den Buchstabenenden, E und M geschlossen, A mit gebrochenem Balken. Die Verstorbene ist aufgrund der Wappenkonstellation und unter Berücksichtigung der benachbarten Grabplatte ihres Ehemannes Andreas von Oberstein1) wohl als Kunigunde, Tochter Johannes des Jüngeren von Metz zu identifizieren. Von 1334 an bis 1353 wird sie als Witwe urkundlich erwähnt2). Zusammen mit ihrem ältesten Sohn Nikolaus I. von Oberstein (†1382), Domherr zu Mainz und Propst zu Jechaburg und Aschaffenburg3), stiftete sie nach Ausweis der noch vorhandenen Wappenschlußsteine die Nikolaus-Kapelle am Mainzer Domkreuzgang4). Ergänzung hypothetisch. Nach Disibodenberger Gepflogenheiten des 14. Jh. könnte die Schlußformel sowohl CUIUS ANIMA REQUIESCAT als auch VIVAT IN PACE lauten. Beide Buchstaben sind wohl aus Platzmangel dicht zusammengedrängt und weisen kein Kürzungszeichen auf. Vgl. Nr. 23 (vor 1334). Möller, Stammtafeln AF III Taf. CXXII. Er wurde in der noch zu seiner Lebenszeit fertiggestellten Nikolaus-Kapelle begraben; seine Grabinschrift befand sich auf der heute verlorenen Grabplatte des 1487 verstorbenen und ebenfalls dort beigesetzten Richards III. von Oberstein, vgl. DI 2 (Mainz) Nr. 221 und Hollmann, Domkapitel 455f. Der nördliche und der südliche Schlußstein zeigen die gleichen Wappen wie auf der vorliegenden Grabplatte; vgl. dazu Kdm. Mainz II 1 394. – Warum Kdm. 395 die Mutter des Nikolaus von Oberstein als Margareta von Rosiere gen. von Metz bezeichnet (DI 2: Ahnenwappen „Rosiere, gen. de Metis“), konnte noch nicht ermittelt werden. 5995 408 di034mz03k0004606 di034-0046 0 Disibodenberg, Kreuzgang 1361-01-01 1386-12-31 1360AAF0000000A3 kurz nach 1360 1 Grabplatte einer unbekannten Person aus Sobernheim. Im westlichen Teil des Südflügels in den Boden eingelassen (Plan Nr. 44), aufgefunden bei den Ausgrabungen im Sommer 1985. Ungewöhnlich große Platte aus hellem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien. Das gesamte Mittelfeld wird von einer eigenwilligen Maßwerkskomposition ausgefüllt, die vermutlich der gleichzeitigen gotischen Fensterarchitektur entlehnt ist: über zwei Lanzettfenstern ein in ein krummliniges Quadrat eingestellter Vierpaß, darüber ein Dreipaß in einem krabbenbesetzten Wimperg. Als Flankierung dienen zwei vierzonige, krabbenbesetzte Fialen. Die Platte ist im unteren Drittel und vor allem an den Schriftleisten stark verwittert und durch zahlreiche Brüche ganz erheblich in Mitleidenschaft gezogen. H. 264, B. 109, Bu. 9 cm. Gotische Majuskel. ANNOa) · / D(OMI)NI · M · CCC · LX · [..]III · K(A)L(ENDAS) [........] O(BIIT) [... / .....]ER[.. / ......] ·b) DE · SOBIRNH(EIM) · REQV[IESCAT IN PACE] Die wenigen gut erhaltenen und tief eingehauenen Buchstaben1) zeigen interessante, fast schon manieriert wirkende Formen: E und S sind geschlossen und zeigen an den Buchstabenenden eingerollte Ziercauden, E und O erscheinen mit Dreiecken an den Bögen, B, E und R sind zudem mit kunstvoller Innenornamentik versehen. Die verstorbene Person liegt zwar in der Umgebung der Sobernheimer Beginenplatten, der Stein könnte auch vom fragmentarischen Formular her gesehen zu ihnen passen, weicht aber in der äußeren Gestaltung so erheblich von ihnen ab, daß eine direkte Zugehörigkeit nicht sehr wahrscheinlich ist. Textbeginn in der Mitte der oberen Leiste. Ornamentales Gebilde als Worttrenner. Ein Gipsabguß des Ortsnamens befindet sich in der Arbeitsstelle der Mainzer Inschriften-Kommission. Nikitsch, Sepulkralkultur Abb. 7. Stanzl, Klosterruine 122 Abb. 99. 5996 408 di034mz03k0004704 di034-0047 0 Disibodenberg, Marienkapelle 1360-01-01 1410-12-31 1360AAF0000000A3 nach 1360 1 Grabplatte einer unbekannten Person, bisher lediglich auf einer Zeichnung überliefert1). Große, schmucklose, leicht konisch zulaufende Platte aus hellem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien. In der Mitte des rückwärtigen Teils der Marienkapelle bei Ausgrabungsarbeiten im Sommer 1986 aufgefunden (Plan Nr. 56). Durch das obere Drittel verläuft ein schrägrechter Bruch, die untere Hälfte ist fast völlig verwittert, das rechte untere Eck lose. H. 200, B. 80 (oben) 70 (unten), Bu. 8 cm. Gotische Majuskel. +a) · ANNO · D(OMI)NI · Mo / CCC · LX [............. / ....] E [...b)] / LIS · A · VODESH(EIM)c) [.......] IN PACE · AM(EN)d) Die Schrift zeigt eine ausgebildete Majuskel mit tief eingehauenen Buchstaben und Ziercauden bei A und N. Textbeginn nach einer vierblättrigen Blüte. Sichtbar sind zwei Hasten. Es dürfte sich um einen bislang nicht identifizierten Personen- oder Ortsnamen handeln. Beide Buchstaben sind aus Platzgründen zusammengedrängt. Eine bereits 1966 von H. Christ, Aachen, angefertigte Zeichnung zeigt eine axonometrische Ansicht der spätgotischen Marienkapelle mit genauer Lage der Grabplatte und versuchter Nachzeichnung der Umschrift (s. Stanzl, Klosterruine Abb. 89). Nikitsch, Entdeckung mit Abb. 3 (Detail). 5997 408 di034mz03k0004802 di034-0048 0 Waldböckelheim, Marienpforter Hof 1361-01-01 1361-12-31 1361AAA0000000A3 1361 2 Grabplattenfragment aus dem ehemaligen Wilhelmitenkloster Marienpfort. Es wurde um 1567 zerschnitten und als Gesimsstück unterhalb des Fensters der Südseite des damals neu errichteten Treppenturms verwendet, bisher unbeachtet1). Teil einer Platte aus gelbem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien. Als Worttrenner dienen kleine Kreise (Plan Nr. 50). H. 67, B. 9, Bu. ca. 7 cm. Gotische Majuskel. [...] CCC · LXI [...] Bei dieser fragmentarischen Spolie handelt es sich um einen Rest der bisher ältesten Grabplatte des Klosters. Die Kenntnis dieses Fragments verdanke ich einem freundlichen Hinweis von Herrn Dr. Falk Krebs, Seeheim-Jugenheim. 5998 408 di034mz03k0004902 di034-0049 0 Disibodenberg, Kreuzgang 1362-01-01 1362-12-31 1362AAA0000000A3 1362 1 Grabplatte der Begine Katharina aus Odernheim. Im westlichen Teil des Südflügels in den Boden eingelassen (Plan Nr. 42), aufgefunden bei den Ausgrabungen im Sommer 1985. Große, verhältnismäßig schmale, schmucklose Platte aus hellem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien. Das obere Drittel, sowie die untere und Teile der linken Leiste sind fast völlig verwittert. H. 198, B. 75, Bu. 6,5 cm. Gotische Majuskel. [ANNO D(OMI)N]I / M [CCC] LXIIo · IIIo · K(A)L(ENDAS) · IULII · O(BIIT) · KATHE/R[INA · BEGI]/NA · DE · ODI[(R)]NH(EIM) [..........] 29. Juni 1362. Diese schlicht ausgeführte Majuskel der Spätform mit ihren ausgeprägten Schwellungen zeigt neben einem kapitalen, spitz zulaufenden A mit ausladendem Deckbalken noch ein kapitales E. Die Ergänzung BEGINA begründet sich aus der augenfälligen Übereinstimmung in der Ausführung sowie in der zeitlichen wie räumlichen Nähe zu den Grabplatten der Sobernheimer Beginen1). Die aus dem nahe dem Kloster gelegenen Ort Odernheim stammende Verstorbene konnte bislang nicht näher identifiziert werden. Vgl. dazu Einleitung XVII. 5999 408 di034mz03k0005005 di034-0050 0 Disibodenberg, Kreuzgang 1363-01-01 1363-12-31 1363AAA0000000B3 1363? 1 Grabplatte für Heinrich Brendel von Osthofen und seine Ehefrau. Etwa in der Mitte des östlichen Flügels in den Boden eingelassen (Plan Nr. 14), aufgefunden bei den Ausgrabungen im Sommer 1985. Große Platte aus hellem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, im oberen Mittelfeld zwei sich zuneigende, flachreliefierte Vollwappen. Abgesehen vom oberen Drittel ist die Platte erheblich zerstört, in der Mitte verläuft ein Bruch. H. 242, B. 98, Bu. 8 cm. Gotische Minuskel. +a)· an(n)o · d(omi)ni · / ·b) m · ccc · lx · iiic) [........ o(biit)] hei(n)ric[us ........... / ........] steph/a(n)i pr[otomartyri ..... cuius anima requies]cat i(n) pa/ce · ame(n) 1363?; um den 26. Dezember 13(..). Brendel von Osthofen? (geschachter Schrägrechtsbalken, Hz: zwischen Büffelhörner ein schwebendes Schildchen mit dem gleichen Bild wie im Hauptschild); unbekannt (im gespaltenen Schild rechts ein Schwanenflug, links drei (oder mehr) Blümchen, Hz: Schwanenflug). Da die Identifizierung des Ehepaars aufgrund der Beschädigungen nur über die Wappen erfolgen kann, ergibt sich analog zu dem Wappen von 13891) für den Mann die Zugehörigkeit zu den Brendel von Osthofen, die später Brendel von Sponheim genannt und hauptsächlich als Burgmannen erwähnt werden2). Allerdings ist bisher ein Heinrich Brendel von Osthofen urkundlich nicht nachgewiesen. Im Wappen der Ehefrau ist der Schwanenflügel als Stammwappen mit den Blümchen als angeheiratetes Wappen kombiniert; diese bisher nicht identifizierte Wappenkombination weist eher auf eine Herkunft aus dem städtischen Patriziat hin als auf eine aus dem Adel des Rhein-NaheRaums. Da der Datierung das Todesdatum des Mannes zugrunde liegt, könnte sie sich je nach dem Sterbezeitpunkt seiner Frau um etliche Jahre nach oben verschieben. Dennoch ist die Grabplatte als frühes Beispiel für die Verwendung einer schlanken, ausgebildeten gotischen Minuskel im Bearbeitungsgebiet anzusehen. Textbeginn in der Mitte der oberen Leiste nach einer Rosette. Wechsel des Worttrenners von einem halbkugelig eingetieftem Punkt zu einem einfachen Kreis. Da lediglich eine vollständige Haste und zwei parallel liegende obere Enden sichtbar sind, könnte auch zu iv, vi, vielleicht auch ix, also 1364, 1366 bzw. 1369 ergänzt werden. Möglich wäre ebenfalls die Lesung 1360 mit einer der oben genannten Zahlen als Tagesdatum. Vgl. Nr. 72 von 1389. – Das gleiche Wappen führt Ende des 14. Jh. eine Hebela Brendel von Sponheim; bei den diversen Linien der Herren von Montfort, die ebenfalls den geschachten Schrägbalken im Schild haben, ist die hier vorliegende Helmzier unüblich (freundlicher Hinweis von Herrn Dr. Helmut Hartmann, Bechtheim). Vgl. Möller, Stammtafeln NF II 98 und die urkundlichen Nachweise bei Baur, Hessische Urkunden V (Register). 7188 408 di034mz03k0005103 di034-0051 0 Disibodenberg, Kreuzgang 1364-01-01 1364-12-31 1364AAA0000000A3 1364 1 Grabplatte eines Mohr von Sötern. Im südlichen Teil des Ostflügels in den Boden eingelassen (Plan Nr. 9), aufgefunden bei den Ausgrabungen im Sommer 1985. Große, schmale Platte aus gelbem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, in den oberen Ecken befinden sich zwei kleine, flachreliefierte Wappen. Die Platte ist bis auf Teile der oberen und der rechten Leiste stark verwittert, das untere Fünftel ist abgebrochen. H. 192, B. 77, Bu. 5,5 cm. Gotische Majuskel. + ANNO · D(OMI)NI · Mo / · CCCo · LXIIII · ID(IBVS)a) · IANVAR[II OBIIT ... / ..... / ..........] · NO[.....] 13. Januar 1364. Mohr von Sötern; Blick von Lichtenberg. Wie der neben ihm Begrabene1), entstammt der unbekannte Adelige dem sich nach ihrem Sitz2) nennenden Rittergeschlecht derer von Sötern. Da sich die Sippe urkundlich nachweisbar um 1380 in zwei Linien Sötern und Mohr von Sötern aufspaltete3), liegt in dem Verstorbenen ein früher Angehöriger dieses Zweiges vor. Die Mohr von Sötern waren im 14. Jahrhundert Burgmannen der Grafen von Veldenz auf Burg Lichtenberg4) – von daher dürfte sich die vorliegende, in den bisherigen Genealogien nicht aufscheinende Verbindung mit dem Burgmannengeschlecht der Blick von Lichtenberg erklären. Vgl. Einleitung XXIX Anm. 86. Vgl. Nr. 54 von 1368. Sötern, Gem. Nohfelden, Lkrs. St. Wendel (Saarland). Vgl. dazu Töpfer, UB Hunolstein III 264ff. Vgl. Möller, Stammtafeln NF II 112. Gem. Thallichtenberg, Lkrs. Kusel. Vgl. Pöhlmann, Regesten Veldenz (Register unter Sötern). 7189 408 di034mz03k0005201 di034-0052 0 Disibodenberg, Kreuzgang 1348-01-01 1365-12-31 1365BAA8652AABA3 (1348)/1365 7 Grabplatte des Ulrich gen. Rennwart von Manubach und seiner Ehefrau Agnes von Laumersheim. Im südlichen Teil des Ostflügels vor einer Treppenstufe in den Boden eingelassen (Plan Nr. 5), aufgefunden bei den Ausgrabungen im Sommer 1985. Große Platte aus hellem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, in den oberen Ecken zwei teils geritzte, teils reliefierte Wappen. Im Mittelfeld steht ein in Ritzzeichnung ausgeführtes, sich zuwendendes ritterliches Ehepaar unter einem fünfteiligen, krabbenbesetzen Kielbogen. Der mit zugespitzter Beckenhaube, offenem Visier und langem gegürtetem Waffenhemd gerüstete Mann stützt sich beidhändig auf sein Schwert, das zusätzlich mit seinem Wappen gekennzeichnet ist. Seine mit Schleier und langem, faltenreichen Gewand bekleidete Frau hat die Hände zum Gebet gefaltet. Die Platte hat sich abgesehen von einigen Rissen und Absplitterungen gut erhalten; von ihr wurde ein Abguß angefertigt1). H. 223, B. 112, Bu. 7 cm. Gotische Minuskel. + an(n)oa) · dom(in)i · mo · ccco · xlviiio · xvio · / k(a)l(endas) · octob(ris) · o(biit) · ulricusb) · dictus · rennwartc) · huius · uxor · domicella · / agnes · de · lumersh(eim) · qued) · o(biit) · an(n)o · / · d(omi)ni · mo · ccco · lxvo · viii · id(us) · marcii · viuant · in pace · ambo · amene) Im Jahr des Herrn 1348 am 16. Tag vor den Kalenden des Oktober (16. September) starb Ulrich, gen. Rennwart. Dessen Ehefrau, die Begine Agnes von Laumersheim, starb im Jahr des Herrn 1365, am 8. Tag vor den Iden des März (08. März). Mögen beide in Frieden leben. Amen. Rennwart von Manubach (im geteilten Schild oben ein Leopard, darüber ein schräglinker Bastardfaden); Laumersheim (unter Schildhaupt zwei Reihen Feh). Die frühe Minuskel zeigt entsprechend einfach gehauene, in der Größe leicht variierende Buchstaben, bei denen vor allem das nach unten hin extrem spitz zulaufende v, das leicht überproportionierte c und die ungewöhnliche Verbindung ct auffallen. w ist aus dem erwähnten v mit einer von oben mittig eingefügten, nicht durchgezogenen Haste gebildet. Die Datierung der Platte richtet sich nach der einheitlichen Schriftgestaltung. Der sich selbst als (Edel)Knecht und Mann des Mainzer Erzbischofs2) bezeichnende Ulrich gen. Rennwart, stammt aus dem heutigen Manubach bei Bacharach3); sein Vater scheint Herdegen Dietzmann von Mannenbach4) gewesen zu sein. Ulrich erhält 1341 von seinem Lehensherrn das Schultheißenamt zu Sobernheim verpfändet, dazu ein Jahr später den Zoll des gleichen Ortes5). 1344 bestätigt er als Schultheiß einen Kaufvertrag6). Die hier auftretende Form des Wappens der Ehefrau ließ sich (wie das des Mannes) bislang nicht nachweisen, ihre Herkunft aus dem pfälzischen Laumersheim dürfte aber gesichert sein7). Nach dem Tode ihres Mannes scheint sich die wohl kinderlos gebliebene Agnes als Begine in die Klause zu Sobernheim zurückgezogen zu haben – dafür spricht die in Zusammenhang mit uxor verwendete, selten gebrauchte inschriftliche Bezeichnung domi-cella8). Die ausgesprochen qualitätsvolle Grabplatte mag sich aus der reichen Stiftung erklären, die Agnes am 28. August 1361, vier Jahre vor ihrem Tod, dem Kloster Disibodenberg testamentarisch vermachte: Sie übergibt all ihr liegendes und fahrendes Gut in der Sobernheimer Gemarkung dem Kloster, damit die Mönche für ihr, ihres Mannes und beider Vorfahren Seelenheil sorgen sollten9). Der Stein ist neben seiner Funktion als Doppelgrabplatte auch als Beispiel für die erste, sicher datierte Verwendung der gotischen Minuskel im Bearbeitungsgebiet bemerkenswert. Das Anfangs-a ist erhöht und füllt die Zeile voll aus. Anfangs-u mit überschriebenem kleinem o. Kürzungszeichen über re unklar. Sic! Es folgt als Füllsel ein aus vier rautenförmig zusammengesetzten Punkten gestaltetes Zeichen mit Schlängellinie. Das Duplikat wurde an der Westwand der Marienkapelle befestigt; vgl. zum Vorgang Nikitsch, Abguß mit Abb.1. Vgl. Würdtwein, Nova Subsidia V 240. Lkrs. Mainz-Bingen. – Zwar sind aus dem 14. Jh. mehrere Herren von Manubach nachgewiesen, sie zeigen aber sämtlich andere Wappen; vgl. Gruber, Wappenbilder 91 und F. Wagner, Die adeligen Geschlechter des Viertälergebietes von Bacharach, in: MWGF 16 (1952) 20-30. Das gleiche Wappen (allerdings ohne Faden) führt lediglich der 1353 verstorbene und im Kloster Eberbach beigesetzte Friedrich Brenner von Manubach, bei dem es sich somit um einen nahen Verwandten des Verstorbenen handeln könnte; vgl. zu seiner erhaltenen Grabplatte künftig DI Rheingau-Taunus-Kreis. Nach Ehrhard, Montfort 190ff. und Stammtaf. III spalteten sich die von Mannenbach Ende des 13. Jh. von den nordpfälzischen Benz von Montfort ab, als entsprechendes Wappen sollen sie den mit einem Turnierkragen versehenen, geschachten Balken geführt haben – völlig abweichend von dem vorliegenden. Otto, Regesten Erzbischöfe Mainz I 2 Nr. 4722 und 4863. Kopialbuch Disibodenberg (StAD) fol. 11. Lkrs. Bad Dürkheim. Während das Manneswappen zur Wappengruppe Steinkallenfels gehört, ist das der Frau der Gruppe derer von Dirmstein (östlich Laumersheim) zuzurechnen; freundlicher Hinweis von Herrn Dr. Helmut Hartmann, Bechtheim. Die übliche Übersetzung wäre Edelfrau. Da jedoch die Ritterbürtigkeit ihres Geschlechts bisher nicht nachzuweisen war und sich die Sobernheimer Beginenklause für eine vermögende, alleinstehende Witwe als Refugium geradezu anbietet, scheint in diesem Fall die von Du Cange, Glossarium III 162 gerade für das 14. Jh. nachgewiesene Bedeutung Begine zutreffender zu sein. Zudem wird sie in ihrem Testament als (geistliche) „Jungfrau“ bezeichnet. Vigener, Regesten Erzbischöfe Mainz II 1 Nr. 1433. Nikitsch, Zeugen 24 Abb. 1. Nikitsch, Entdeckung 15 mit Abb. 9. Nikitsch, Quelle 227. Stanzl, Klosterruine 82 Abb. 69. 7190 408 di034mz03k0005309 di034-0053 1 Disibodenberg, Klosterkirche 1368-01-01 1368-12-31 1368AAA0000000A3 1368 1 Grabplatte der Hildegard von Waldeck, geb. von Bechtolsheim. Früher rechts vom Chor vor einem Altar („a dextris ante chorum ante altare“)1) in den Boden eingelassen (Plan Nr. II), heute verschollen, bzw. noch nicht aufgefunden. Zwei Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno domini m ccc lxviii idusa) Augusti obiit Hildegardi vxor quondam Wilhelmi armigeri de Waldecke requiescat in pace Im Jahr des Herrn 1368, an den Iden des August (13. August), starb Hildegard, einst Ehefrau des Knappen Wilhelm von Waldeck. Waldeck mit dem Leoparden (im mit zehn Steinen belegten Schild ein steigender Leopard); Bechtolsheim. Über die aus dem gleichnamigen, zwischen Alzey und Oppenheim gelegenen Ort stammende Familie der Hildegard von Bechtolsheim ist wenig bekannt2). Gleiches gilt für das mit den beiden großen mittelrheinischen Stämmen von Waldeck3) nicht zusammenhängende Geschlecht ihres Mannes. Es dürfte sich bei den den Leoparden im Schild führenden Waldeck vielmehr um eine kleine, an der unteren Nahe beheimatete Familie handeln, von der neben dem 1422 in Kreuznach verstorbenen Johann von Waldeck4) nur noch der hier inschriftlich auftretende Wilhelm bekannt ist. Ob es sich bei dem 1373 bis 1405 urkundlich genannten Wilhelm von Waldeck, Hauptmann zu Alzey, Amtmann zu Bacharach und Burggraf zu Stromberg, der ebenfalls den Leoparden im Wappen zu führen scheint5), um einen Sohn dieses Ehepaars handelt, muß vorerst offenbleiben. So für idibus, vgl. Einleitung XXIX Anm. 86. Insgesamt überliefert Helwich vier Grabplatten mit exakt dieser Standortangabe. Drei davon wurden während den Ausgrabungen im Sommer 1987 aufgefunden (vgl. Nrr. 41 von 1339/54, 74 von 1393 und 101 von 1401); dabei wurde im westlich anschließenden Fußboden ein hochrechteckiges, leeres Feld aufgedeckt, in dem die Grabplatte gelegen haben könnte (s. Stanzl, Klosterruine Abb. 28). Vgl. die für das 14. und 15. Jh. überlieferten Grabinschriften bei Helwich 68, 70, 73, 208f., 224 und 237 sowie ders., Op. gen. I 140-145. Vgl. Möller, Stammtafeln AF I S. 110ff. Vgl. seine Grabplatte (Nr. 112) in der Nikolauskirche. Vgl. Möller, Stammtafeln AF I S. 110. Helwich, Syntagma 443. Roth, Syntagma 1 (1883). Baudenkmale III 133 (beide nach Helwich). 7191 408 di034mz03k0005407 di034-0054 0 Disibodenberg, Kreuzgang 1368-01-01 1368-12-31 1368AAA0000000A3 1368 2 Grabplatte eines Mohr von Sötern. Im südlichen Teil des Ostflügels in den Boden eingelassen (Plan Nr. 8), aufgefunden bei den Ausgrabungen im Sommer 1985. Große schmale Platte aus gelbem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, im oberen Mittelfeld ein reliefiertes Wappen. Die obere Hälfte der Platte ist erheblich zerstört, die untere völlig verwittert. H. 209, B. 88, Bu. 7 cm. Gotische Majuskel. + ANNO D(OMI)NI · M / · CCC · LXVIII · XV III [... / ..... / ..........a)] + VIUAT · I(N) · EVV(M)b) Mohr von Sötern. Der unbekannte Verstorbene wurde neben einem Familienangehörigen begraben1). Bemerkenswert an der fragmentarischen Inschrift ist das Formular der Fürbitte, die durch ein an dieser Stelle ganz unübliches Kreuz vom Text abgesetzt wird2). Einzelne Hasten sichtbar. Sichtbar sind vier obere Hastenenden, die eigentlich ein aus zwei kapitalen V gebildetes W ergeben. Die davon abweichende Transkription läßt sich durch den darüber gesetzten Kürzungsstrich begründen. Vgl. Nr. 51 von 1364. Vgl. zur Schreibweise DI 12 (Heidelberg) Nr. 22. 7192 408 di034mz03k0005505 di034-0055 1 Bad Kreuznach, Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus 1368-01-01 1368-12-31 1368AAA0000000A3 1368 0 Grabdenkmal einer geborenen Gräfin von Sponheim(-Kreuznach)(?). Noch 1614 in der ehemaligen Klosterkirche der Karmeliter fragmentarisch überliefert, verloren. Zwei Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno d(omi)ni m ccc lxviii[...]a) Sponheim; Wildgrafen. Die Identität der Verstorbenen ist ungeklärt. Die einzige, sich in diesem Zeitraum aufgrund der Wappen anbietende Identifizierung1) mit Margarete, Tochter des Grafen Simon II. von Sponheim(-Kreuznach) und seit etwa 1332 Gemahlin des Wildgrafen Johann zu Dhaun wird durch ihre letztmalige Erwähnung im Jahre 13562) zwar nicht ausgeschlossen, dürfte aber unwahrscheinlich sein. Falls die Überlieferung zutrifft, eröffnet dieses Begräbnis in der damaligen Klosterkirche der Karmeliter eine Reihe von Bestattungen zunächst weiblicher, dann auch männlicher Angehöriger der Kreuznacher Linie des sponheimischen Grafenhauses3); dies führte letztlich zur Aufgabe der alten Grablege4) des Geschlechts im Augustiner-Chorherrenstift Pfaffen-Schwabenheim. Helwich vermerkt in Klammern „nihil amplius“ und ergänzt vermutlich aufgrund einer für ihn noch erkennbaren figürlichen Zeichnung und der Wappenkonstellation „fuit come(tiss)a de Sponheim vxor C. N. de“. Aufgrund des von Helwich überlieferten wildgräflichen Wappens auf ihrem Grabdenkmal ist die Vermutung von Mötsch 161 gegenstandslos, die Verstorbene könne mit der 1367 letztmals bezeugten Margarete, Tochter des Grafen Walram (I.) von Sponheim(-Kreuznach) und seit 1354 Ehefrau Philipps VII. von Falkenstein identisch sein. Es sei denn, diese Zuschreibung wäre falsch und Margarete eine Tochter aus der bisher als kinderlos bezeichneten, oben angeführten wildgräflichen Ehe. Dafür sprächen das Wappen, der gleiche Vorname und die letztmalige Erwähnung. – Vgl. zum Folgenden Möller, Stammtafeln AF I Taf. XV und die genealogische Tafel bei Mötsch 166. Vgl. Mötsch 157. – Sein dort noch aufgrund eines Totengedächtnisses des Klosters Engelport für den 29. September vorbehaltlich gezogener Schluß, ihren Todestag auf den 29. September 1356 zu setzen, wird in seine genealogische Tafel (166) ohne Bedenken übernommen und kann auch deshalb lediglich als Anhaltspunkt dienen. Vgl. die Nrr. 60 von 1373, 66 von 1382, 108 von 1414 und 110 von 1417. Vgl. Nr. 14 von 1264. Helwich, Syntagma 316. Roth, Syntagma 3 (1884) 71. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) 21. Mötsch, Sponheim 161 Anm. 952 (alle nach Helwich). 7193 408 di034mz03k0005603 di034-0056 0 Disibodenberg, Depot (aus Marienkapelle) 1369-01-01 1369-12-31 1369AAA0000000A3 1369 5 Grabplatte des Ritters Winand IV. von Steinkallenfels. Bisher nur aus kopialer Überlieferung bekannt („in sacello quodam iuxta ambitum a parte orientali“). Zu drei kleinen, unzusammenhängenden Bruchstücken1), die zu einem nicht mehr feststellbaren Zeitpunkt auf dem Klostergelände gefunden und im Disibodenberger Hof verwahrt wurden, kamen bei den Ausgrabungen im Sommer 1987 aus dem Schutt der Marienkapelle weitere neun, bei den weiterführenden Sondierungen im Sommer 1989 zusätzliche zwei große Fragmente dieser Platte zum Vorschein (Plan Nr. 62). Es handelte sich um eine große, hervorragend gearbeitete Platte aus gelbem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien und einem reliefierten Wappen im oberen Mittelfeld. Erhalten haben sich das linke obere und untere Eck, sowie mehrere kleinere Stücke der Schriftleiste. Erg. nach Helwich. Bu. 8 cm. Gotische Majuskel. ANNOa) · D(OMI)NI Mo [CCC LXIX IN CONVERSIONE] S(AN)C(T)I · PAULI · AP[(OS)T(OL)I] O(BIIT) · WINA(N)D(US)b) · MILE/S · DE · [LAPI]DE · CUI(US)c) · A(N)I[MA REQUI]ESCAT · I(N) · PACEd) · 25. Januar 1369. Steinkallenfels (Stamm I, hier mit dem Stern am Hals des Leoparden als Beizeichen). Die schlanken, mit tief eingehauenen Schwellungen versehenen Buchstaben bestechen durch ihre elegante Linienführung und ihren Formenreichtum: neben dem Wechsel von kapitalem und langem I bzw. unzialem N (letzteres spiegelverkehrt), erscheint A allein in fünf Variationen, E mit kunstvoll gestalteten Ziercauden als innere Ausläufer des nicht durchgezogenen Mittelbalkens, M halbgeschlossen unzial und unziales T mit dreiecksförmigem Bogen. Bei einigen Buchstaben sind die Enden entweder als eingerollte Ziercauden oder als teilweise lang ausgezogene, feinstrichige Ausläufer gestaltet. Da Helwich bei seiner Überlieferung der bislang verloren geglaubten Grabplatte ein wesentlicher Fehler unterlief2), erlaubt nun der Fund3) einige Verbesserungen in der Genealogie des weitverzweigten Geschlechts derer von Steinkallenfels. Nicht der 1345 bis 1353 urkundlich erwähnte Wilhelm I. von Kaldenfels verstarb – wie bisher angenommen – am Tag der Bekehrung des Apostel Paulus 13694), sondern der in der Marienkapelle begrabene Ritter Winand IV. von Steinkallenfels (aus dem Stamm I, der sogenannten Winand‘schen Linie), dessen Todesdatum bisher immer mit „um 1370“ angegeben wurde5). Der mit Greta, der Schwester des Sponheimer Abtes Philipp6) und Tochter des Hermann Meusewin von Sponheim verheiratete Winand IV., wird 1355 bis 1366 urkundlich genannt; 1358 schlichtet er als Schiedsrichter eine Erbschaftsangelegenheit der Wildgrafen zu Kyrburg7). Laut Trithemius war er zudem ein herausragender „promotor et benefactor“8) des Klosters Sponheim. Jakob von Steinkallenfels, der einzige bekannte Sohn des Ehepaars, wurde Schultheiß in Sobernheim. Mit der Heirat seiner Tochter erlosch diese Linie im Mannesstamm, ihr Besitz ging an die Herren von Lewenstein9). N spiegelverkehrt. N spiegelverkehrt; US-Kürzung in Form einer eckigen Neun. US-Kürzung ebenso. Die letzten beiden Buchstaben sind aus Platzmangel in kleinen gotischen Majuskeln über dem letzten Worttrenner in den äußeren Rand der Leiste eingehauen. Darunter ein eindeutig zugehöriges, kleines Fragment mit einem E, das bislang keinem bestimmtem Wort zugewiesen werden konnte. Helwich, Syntagma 445 gibt den Namen des Verstorbenen mit WILHELMUS an. Dieser offensichtliche Fehler könnte bei der später erfolgten Übertragung der am 24. Oktober 1615 vor Ort angefertigten Abschrift ins Reine entstanden sein; vgl. zur seiner Arbeitsweise Fuchs, Helwich, hier v.a. 81ff. Aufgrund der seltenen Datumsangabe IN CONVERSIONE SANCTI PAULI APOSTOLI, von der ein großes Fragment gefunden wurde, besteht an der vorgenommenen Zuordnung der Platte kein Zweifel. So die auf Helwich gründenden Möller, Stammtafeln AF III 274 und Conrad, Steinkallenfelser Adel 8 (1961) 4, die zudem das Todesdatum falsch mit dem 15. Januar angeben. Vgl. ebd. Trithemius, Chron. Sponh. 330. Vgl. Köllner, Geschichte 74. Wie Anm. 6. Vgl. Möller, Stammtafeln AF III 273. Helwich, Syntagma 445. Roth, Syntagma 1 (1883). Baudenkmale III 134 (beide nach Helwich). 7194 408 di034mz03k0005701 di034-0057 1 Disibodenberg, Klosterkirche 1369-01-01 1369-12-31 1369AAA0000000A3 1369 0 Grabdenkmal („tumulus“) der Laudrad von Graseweg, geb. von Schmidburg. Früher beim Ausgang der Kirche („in fine templi“) in den Boden eingelassen (Plan Nr. I), heute verschollen bzw. noch nicht aufgefunden. Nach Helwich. Anno domini m ccc lxix xiii kalendas Augusti obiit domina Laudrad vxor domini Jacobi militis de Grasewege cuius anima requiescat in pace 20. Juli 1369. Graseweg (über einem Balken sieben 4:3 gestellte, liegende Steine, darunter sechs 3:2:1 gestellte); Schmidburg. Laudrad (urkundlich auch Lutradis) war die dritte Tochter der Demudis von Lewenstein und des Ritters Ludolf von Schmidburg(-Hollenfels), Burgmann auf der gleichnamigen erzbischöflich trierischen Burg im vorderen Hunsrück1). Wie ihre neben ihr begrabene Schwester Liepmut2), war sie mit einem von Graseweg verheiratet, vermutlich sogar mit dem Bruder ihres Schwagers Antilman, Jakob II. von (Scharfenstein gen.) Graseweg (†1387). Er wird zusammen mit seiner Ehefrau erstmals 1338 erwähnt, 1344 als mainzischer Burgmann in die Burg Rheingrafenstein aufgenommen3), war zudem seit 1343 Burgmann auf der Schmidburg und 1346 Burgmann der Wild- und Rheingrafen auf der Kyrburg4). Vgl. Zwiebelberg, Freiherrn von Schmidburg 33f. und ders., Schmidburg 45. Vgl. Nr. 43 von 1360. Vgl. Pöhlmann, Antilmann 1. Vgl. Zwiebelberg, Schmidburg 23. Helwich, Syntagma 445. Roth, Syntagma 1 (1883). Baudenkmale III 134. Pöhlmann, Antilmann 1. (alle nach Helwich). 7195 408 di034mz03k0005809 di034-0058 0 Disibodenberg, Kreuzgang 1370-01-01 1395-12-31 1370AAF0000000A3 kurz nach 1370 4 Grabplatte einer unbekannten Person. Im südlichen Teil des Ostflügels in den Boden eingelassen (Plan Nr. 1), aufgefunden bei den Ausgrabungen im Sommer 1985. Große, schmucklose Platte aus gelblich-grauem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien. Erhalten hat sich lediglich das mehrfach gebrochene obere Drittel ohne die linke Leiste, sowie ein kleines, im Klosterkeller verwahrtes Fragment; der Rest der Platte ist völlig zerstört. H. 223, B. (erh.) 116, Bu. 10 cm. Gotische Majuskel. +a) · ANNO / D(OMI)NI · Mo · CCCo · LXXob)[..... / ..... / ..........c) / ..]ODIB Die sehr tief eingehauene gotische Majuskel zeigt den Wechsel von unzialem und kapitalem N. Als Worttrenner werden hier erstmals kleine Rauten verwendet. Bei einer denkbaren Ergänzung des letzten Worts zu DISIBODENBERG1), wäre dies die erste und auch einzige Nennung dieses Ortsnamens auf einer Grabplatte. Textbeginn in der Mitte der oberen Leiste. Die letzten beiden Buchstaben befinden sich auf einem im Depot verwahrten Fragment. Ca. 20 cm vom Leistenende entfernt sind noch Hastenreste zu erkennen. Im 14./15. Jh. sind die Formen „DYSIBODI“ und „DYSIBODIBERG“ urkundlich belegt; vgl. Christmann, Siedlungsnamen II 89. 7196 408 di034mz03k0005909 di034-0059 0 Disibodenberg, Klostermuseum 1371-01-01 1371-12-31 1371AAA0000000A3 1371 6 Grabplatte des Jakob, 14. Abt des Zisterzienserklosters Disibodenberg. Ursprünglich wohl im Kapitelsaal in den Boden eingelassen1) (Plan Nr. 55), dann wohl seit Ende des 19. Jahrhunderts in einem Klosterkeller verwahrt, jetzt im Klostermuseum auf dem Disibodenberger Hof. Vom Bearbeiter aus 18 Einzelteilen2) rekonstruierte Platte aus hellgelbem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien. Im vertieften Mittelfeld ist der Verstorbene in Halbrelief dargestellt, bekleidet mit der langen, bis zu den Schuhspitzen reichenden, mit Kapuze und weiten Ärmeln versehenen Talarkukulle. In der rechten Hand trägt der Abt das Regelbuch der Zisterzienser, in der linken den in eine Lilie auslaufenden Krummstab. Die leicht S-förmig gestaltete Figur wird von einem dreiteiligen, krabbenbesetzen Kielbogen mit seitlichen Fialen umrahmt3). Abgesehen von einigen wenigen noch fehlenden Teilen und kleineren Verwitterungsspuren Mitte der rechten Leiste befindet sich die Grabplatte in einem guten Zustand. H. 239, B. 94, Bu. 6 cm. Gotische Majuskel. +a) · ANNO · / D(OMI)NI · Mo · CCCo · LXXIo · IN · DIE · BEATE MARIE MAGDA(LE)NE · ANTE / MEDIA(M) · NOCTE(M) · O(BIIT) · / D(OMI)N(U)S · IACOB(US) · ABBAS · XIIIIb) · IN · ORDI(N)E · CIST(ER)CIE(N)SI · [... /]c) Im Jahr des Herrn 1371 starb am Tag der heiligen Maria Magdalena (22. Juli) vor Mitternacht der Herr Jakob, der 14. Abt in der Reihe der Zisterzienser(-äbte). In dieser Inschrift erscheint die späte gotische Majuskel noch einmal in ihrem ganzen Formenreichtum, wie es etwa die Betrachtung des A vermittelt: Neben mehreren pseudounzialen Formen erscheint eine gerundete Variante (bei MEDIAM), deren linke gebogene Haste von einem Zierstrich begleitet wird und zudem einen gebrochenen Mittel- und einen nach beiden Seiten überstehenden Deckbalken aufweist. Hinzukommt der auffallend häufige Wechsel von kapitalen und unzialen Formen bei D, E, I, N und T, die zudem mit Ziercauden versehen sind. Bemerkenswert ist auch die eigentlich unzeitgemäße Verwendung des kunstvoll gehauenen, halbgeschlossen unzialen M. Mit dieser Inschrift wird der erste verhältnismäßig sichere Hinweis auf Anzahl und Abfolge der Zisterzienseräbte des Klosters gegeben4). Ferner dokumentiert sie durch die ausdrückliche Nennung des Ordens das lebendig gebliebene Wissen um die damals weit über 100 Jahre zurückliegende Übernahme des Klosters von den Benediktinern. Jakob erscheint erstmals 1350 urkundlich als Abt, tauscht 1361 von dem Mainzer Domkapitel das Patronatsrecht zu Sobernheim5) und führt 1363 zusammen mit einem Abgesandten des Mutterklosters Clairvaux eine bisher unbekannte Visitation des Klosters Eberbach durch6). Ganz außergewöhnlich ist die Angabe seines genauen Todeszeitpunktes, ein Phänomen, das sich sonst erst im 16. Jahrhundert durchgängig beobachten läßt. Textbeginn in der Mitte der oberen Leiste. Anschließende US-Kürzung in die Zeile gestellt. Die linke Hälfte der oberen Leiste ist eindeutig nicht beschrieben. Die Bruchstücke dieser Platte befanden sich noch um 1890 in situ im Kapitelsaal (vgl. Baudenkmale, dort auch eine anonyme lat.-dt. Überlieferung). Zudem wurde bereits im 18. Jh. in versuchter Nachzeichnung der Schrift eine freilich völlig verworrene, heute im Landesarchiv Speyer verwahrte Abschrift angefertigt. Die Fragmente lagen zerstreut und ungeordnet im Keller; ein Teil, das wohl zur Gesichtspartie des Abtes gehört, konnte bisher noch nicht zufriedenstellend eingefügt werden. Meinem Kollegen Dr. Rüdiger Fuchs danke ich für die tatkräftige Hilfe bei der Rekonstruktion. Zur nur bedingt vergleichbaren Typologie der figürlichen Abtsgrabplatten des Zisterzienser-Klosters Eberbach s. Monsees, Grabdenkmäler 108-117 und künftig DI Rheingau-Taunus-Kreis. Zur unsicheren und unvollständigen Disibodenberger Abtsreihe vgl. den Kommentar zu Nr. 102. Ioannis, Spicilegium 210. HStA Wiesbaden 22/1045 a (freundlicher Hinweis meiner Kollegin Dr. Yvonne Monsees). LA Speyer T 783 d (Vermischtes) fol.110. Baudenkmale III 135f. Nikitsch, Bemerkungen 24f. mit Abb. 6 und 7 (Detail). Nikitsch, Sepulkralkultur Abb. 8. Stanzl, Klosterruine 73 Abb. 59 7197 408 di034mz03k0006002 di034-0060 1 Bad Kreuznach, Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus 1373-01-01 1373-12-31 1373AAA0000000B3 1373? 0 Grabdenkmal einer geborenen Gräfin von Sponheim(-Kreuznach) (?), noch 1614 in der ehemaligen Klosterkirche der Karmeliter fragmentarisch überliefert, verloren. Ein Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno d(omi)ni m ccc lxx iii iii die martii obiit [...]a) Sponheim. Die Identität der Verstorbenen ist unbekannt. Mötsch1) vermutet in ihr Maria, die (früh verstorbene?) Tochter des Grafen Simon III. von Sponheim(-Kreuznach)2) und seiner Frau Maria Gräfin von Vianden. Maria wird allerdings nur einmal im Testament ihrer Schwester Elisabeth3) namentlich genannt. Helwich vermerkt in runden Klammern „nihil amplius“ und ergänzt vermutlich aufgrund einer für ihn noch erkennbaren figürlichen Zeichnung und des Wappens „fuit comitissa de Sponheim virgo“. Vgl. Mötsch 164 mit Stammtafel S. 166. Vgl. Nr. 108 von 1414. Vgl. Nr. 110 von 1417. Helwich, Syntagma 316. Roth, Syntagma 3(1884) 71. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) 21. Mötsch, Sponheim 162 Anm. 962 (alle nach Helwich). 7198 408 di034mz03k0006100 di034-0061 0 Disibodenberg, Depot (aus Marienkapelle) 1374-01-01 1374-12-31 1374AAA0000000A3 1374 8 Grabplatte der Margaretha von Steinkallenfels, bisher nur aus kopialer Überlieferung bekannt. Bei den Ausgrabungen im Sommer 1987 und den nachfolgenden Sondierungen im Sommer 1989 im Schutt der Marienkapelle in insgesamt über vierzig Bruchstücken aufgefunden, heute im Depot (Plan Nr. 63). Es handelte sich um eine große, hervorragend gearbeitete Platte aus gelbem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien und der Darstellung der Verstorbenen in Halbrelief in langem faltenreichen Gewand unter einem krabbenbesetzten Kielbogen. Beiderseits der Kreuzblume sind zwei abgeplatzte Wappen zu erkennen. Erhalten haben sich größere Teile des rechten oberen Ecks und der linken unteren Leiste, sowie zahlreiche kleine Bruchstücke der Figur und der Architektur. Ergänzt nach Helwich. Bu. 7 cm. Gotische Majuskel. +a) ANNO · / D(OMI)NI · M · CCC · LXX · IIII [O(BIIT) MARGARETHA DE LAPI]DE · UX[OR LAMPER]TI · MILITIS · D[E STRUMBURG] Steinkallenfels (Stamm IV); Faust von Stromberg. Die exakt gehauenen Buchstaben mit ihren ausgeprägten Schwellungen erscheinen teilweise mit Ziercauden und feinstrichigen Ausläufern, D kapital und unzial, I und M mit einem Nodus. Bei der Verstorbenen handelt es sich um eine Tochter aus der ersten Ehe Johanns II. von Steinkallenfels1) mit der ebenfalls auf dem Disibodenberg begrabenen Metza geb. Kämmerer von Worms2). Verheiratet war Margaretha mit Lambert, dem dritten Sohn des Heinrich Faust von Stromberg, der bisher erst 1377 als Ritter erwähnt wurde3). Ihr Enkel Lamprecht4) wurde im Kreuznacher Karmeliterkloster begraben. Textbeginn in der Mitte der oberen Leiste. Vgl. den Kommentar zu seiner erhaltenen figürlichen Grabplatte Nr. 44 in der Nikolauskirche zu Bad Kreuznach. Vgl. Nr. 41 von 1339/54, sowie die Inschriften ihrer beiden Brüder Ulrich (ebd.) und Gerhard Nr. 74 von 1393. Vgl. Gerlach, Stromberg 19. – Die verschiedenen Ritterfamilien, die diese Burg von den Pfalzgrafen zu Lehen trugen, nannten sich nach der Burg und trugen alle dasselbe geschachte Grundwappen mit jeweils wechselnden Beizeichen, hier ein Stern im ersten Schachfeld; vgl. die Übersicht bei Gruber, Wappenbilder 133. Vgl. Nr. 188 von 1498. Helwich, Syntagma 444. Roth, Syntagma 1 (1883). Baudenkmale III 134 (beide nach Helwich). 7199 408 di034mz03k0006208 di034-0062 0 Meisenheim, Schloßkirche 1377-01-01 1377-12-31 1377AAA0000000A3 1377 3 Grab- bzw. Tumbendeckplatte des Grafen Georg (II.) von Veldenz-Geroldseck. Vermutlich bereits um 1479 anläßlich des Neubaus der damaligen Johanniterkirche aus dem Innern entfernt und außen in die Südwand des Langhauses eingelassen1). Große Platte aus weißgelbem Sandstein mit erhaben ausgeführter Umschrift2) auf erhöhter Leiste, deren Kanten nach außen abgeschrägt sind. Im vertieften Mittelfeld ist unter einem dreiteiligen Kielbogen die hochreliefierte Figur des Verstorbenen in voller Rüstung3) mit spitzer Beckenhaube dargestellt, die Hände gefaltet, die Füße auf zwei einander zugewandten Löwen. In der linken oberen Ecke befand sich ehemals ein reliefierter (niedergelegter) Helm, in der rechten ein Wappen. Der Stein ist insgesamt äußerst stark verwittert und in den oberen Partien teilweise mit gelbem Sandstein geflickt, Helm und Wappen wurden wohl künstlich abgearbeitet. Von der Inschrift ist lediglich ein verschwindend kleiner Rest auf der linken oberen Leiste übrig geblieben4). Erg. nach Sundahl und Foto Kdm. H. 210, B. 100, Bu. ca. 7 cm. Gotische Majuskel, erhaben. [ANNO · D(OMI)NI · M · CCC · LXXVII · O(BIIT) · NOBILIS · GEORGIVS · DE · VELDENCIA · GERMANVS · ILLUSTRISa) · D(OMI)NI · HEI(N)RICI · COMITIS · VELDENCIE · FERIA · SEXT]Ab) · AN(TE) · IOH(ANNI)S · BAP(TISTAE) Im Jahr des Herrn 1377 starb der edle Georg von Veldenz, der Bruder des erlauchten Herrn Heinrich, Graf von Veldenz, am Freitag vor (dem Fest) Johannes des Täufers (19. Juni). Veldenz. Die wenigen erhaltenen Buchstaben zeigen typische Elemente der späten gotischen Majuskel wie dreiecksförmig verbreiterte Schwellungen, Zierstriche und Nodus am I. Meisenheim5) war seit Mitte des 12. Jahrhunderts als Lehen des Mainzer Erzbischofs in Händen der Grafen von Veldenz, die zugleich das Amt der Mainzer Erbtruchsessen innehatten. Um 1200 verlegten sie ihren Sitz nach Meisenheim und auch die zweite, jüngere Linie der Grafen von Veldenz-Geroldseck residierte hier ab 1270. In der damaligen Kirche, die 1321 dem Johanniterorden übergeben wurde, befand sich seitdem eine Grablege des für die Nordpfalz und Westrich bedeutenden Geschlechts6). Der entsprechend dem Rang des Verstorbenen in erhabenen Lettern aufwendig gearbeiteten Inschrift nach müßte es sich bei ihm um einen sonst unbekannten Bruder des damals regierenden Grafen Heinrich II. aus der Linie Veldenz-Geroldseck (†1378) handeln7). Würde man (so die Literatur) der Bezeichnung germanus allerdings die weitergehende Bedeutung „durch den Bruder verwandt“ zugrunde legen, könnte man ihn als seinen Neffen identifizieren, den gut bezeugten, einzigen Sohn aus der Ehe des Grafen Friedrich I. von Veldenz-Geroldseck (†1327)8) mit Blancheflor von Sponheim-Starkenburg. Mit dem Tod Georgs (II.), der anscheinend unverheiratet blieb, starb die von seinem Vater begründete Seitenlinie aus, sein Anteil der Grafschaft fiel an das regierende Haus seines Vetters Friedrich II. zurück. Wickenburg löst zu ILLUSTRISSIMI auf. Ab dieser Stelle nach Foto Kdm.; nach AN(TE) ist DIEM zu denken. Vgl. Crollius, Denkmahl. Singulär im Bearbeitungsgebiet, mit Ausnahme dieser Grabplatte findet sich erhaben gearbeitete gotische Majuskel nur noch auf Glocken. Beschreibung folgt in den Einzelheiten der um 1750 angefertigten Zeichnung in der Handschrift bei Wickenburg, die allerdings von der Inschrift nur Todesdatum und Titel des Verstorbenen überliefert. Das vor 1935 aufgenommene Foto bei Kdm. zeigt noch einen etwas besseren Zustand der Grabplatte. Vgl. zum Folgenden Fabricius, Veldenz 36 (1916) 7ff., Pöhlmann, Veldenz und Anthes, Meisenheim und Wittelsbach 4ff. Die vorliegende Grabplatte galt bisher als einziges Zeugnis der urkundlich überlieferten Bestattungen in der vom Aussehen her völlig unbekannten Johanniterkirche, bis im Sommer 1988 anläßlich der Öffnung der Pfalz-Zweibrücker Fürstengruft die dort als Spolie eingelassene Grabplatte der Erbgräfin Anna von Veldenz zum Vorschein kam; vgl. Nr. 120 von 1439. Vgl. zum Folgenden die Stammtafel bei Anthes, Meisenheim und Wittelsbach 9. Vgl. die zahlreichen urkundlichen Belege bei Crollius, Vorlesung 326ff. – Die erhaltene, figürliche Grabplatte Friedrichs I. befindet sich in der Michaelskapelle der ehem. Benediktinerpropstei auf dem Remigiusberg (Lkrs. Kusel), einer weiteren Grablege des Geschlechts; vgl. Baudenkmale III 232 mit Abb. 329. Sundahl, Oratio 20 mit Anm. 5*. Wickenburg, Thesaurus Palatinus II 2 (Zeichnung). G.Chr. Crollius, Vorlesung von dem zweiten geschlechte der grafen von Veldenz, aus dem hause der herren von Geroldseck in der Ortenau, in: Acta Academiae IV (1778) 329. Crollius, Denkmahl 7 (erw.) – Coerper, Nachrichten 10. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 462 (teilw.). Heintz, Begräbnisse Nr. 106. Sundahl, Festrede 29 Anm. 21 (übers. v. Werningk). Heintz, Schloßkirche 170. Zimmermann, Nahegebiet 39 Anm. 84. Kdm. 255 mit Abb. 182. Fröhlich/Zimmermann, Schloßkirche 31 (übers.). Burghardt, Alben 97. 7200 408 di034mz03k0006306 di034-0063 0 Pfaffen-Schwabenheim 1380-01-01 1800-12-31 1800BBE8620AABA3 1380/(18.Jh.) 9 Tumbendeckplatte für Graf Walram (I.) von Sponheim(-Kreuznach). Ehemals wohl im nördlichen Querhaus über dem Boden befindlich, wurde sie im Verlauf des 18. Jahrhunderts1) innen rechts neben dem Eingang in die Wand eingelassen und erst während der Renovierung der Jahres 1905-11 am heutigen Standort senkrecht an der inneren Südwand des Langhauses aufgestellt. Übergroße Platte aus gelblichem Sandstein mit entgegen dem Uhrzeigersinn verlaufender Umschrift (A)2) auf der steil nach außen abgeschrägten oberen und der linken Leiste. Die beiden anderen Leisten sind ohne Inschrift. Im Mittelfeld ist die hochreliefierte Figur des Verstorbenen in Waffenhemd und kurzem, ärmellosen Lendner3) dargestellt, versehen mit rosettenbesetztem Gürtel und Ketten zur Befestigung von Dolch und Schwert. Das unbedeckte Haupt mit Vollbart und langer Haartracht liegt auf einem mit zwei Quasten geschmückten Kissen, die Hände sind betend vor der Brust gefaltet, der rechte Fuß ruht auf einem Löwen, der linke auf einem Hund. Im oberen Teil wird der Ritter von zwei frontal dargestellten, betenden Engeln umrahmt, in der Mitte von Helm und Wappenschild, unten von zwei weiteren Figuren4). Zahlreiche Flickstellen, zudem Schriftverlust durch die beschädigten Leisten; die linke untere Ecke der Platte, ein Großteil der Flügel des linken Engels sowie das Schwert fehlen. Vermutlich zur Zeit der Wiederbesiedelung des Stiftes am Beginn des 18. Jahrhunderts erhielt die aufgerichtete Platte einen baldachinartigen Aufsatz mit der 9zeiligen, heute verlorenen Memorialinschrift (B). Erg. nach Helwich. Text nach Wickenburg (B). H. 260, B. 150, Bu. 6 cm. Gotische Majuskel. A · ANNO · D(OMI)NI · M[· CC]C · LXXX · X[...a) · KALEND]AS · / FEBRVARII · O(BIIT) · D(OMI)N(V)S · WALRAM · COMES · DE · SPANHEY[M] B CIPPUS / P(iae) M(emoriae) Walrami / Comitis In Sponheim / de Canoniae huius Pfaffenschwa/benheimensis Fundatorum / Familia. / An(n)o MCCCLXXX Idibus Februarii / Demortui et in veteri olim Navi huius / Ecclesiae Sepulti kurz vor dem 23. Januar 1380. Sponheim. Die tief eingehauene, meist mit dreiecksförmigen Schwellungen versehene Majuskel zeigt bei V und W dünnstrichige Hasten mit ausgeprägten Dreiecken an den Enden. Von dem unbekannten Steinmetzen dürften noch zwei weitere Deckplatten5) angefertigt worden sein. An der Verwendung der Platte als Tumbendeckplatte kann es – analog zu der seines Onkels Johann II.6) – keinen Zweifel geben. Auch sie erhielt wohl aus den gleichen Gründen den Aufsatz mit einer nachträglich angefertigten Memorialinschrift7). Walram8), der zweite Sohn aus der Ehe des Grafen Simon II. von Sponheim mit Elisabeth von Valkenburg9), heiratete 1330/31 Gräfin Elisabeth von Katzenelnbogen. Nach dem Tode seines Vaters und seines Onkels vereinigte er ab 1340 die bis dahin geteilte Vordere Grafschaft Sponheim wieder in einer Hand. Vor allem in der Pfalz und in Rheinhessen10) gelangen ihm erhebliche Gebietserweiterungen. 1345 fungierte er als kaiserlicher Landvogt in der Wetterau. Mit seinem Begräbnis in Pfaffen-Schwabenheim (an der Seite seines Onkels) endet die über mindestens vier Generationen nachweisbare Funktion des Chorherrenstifts als Erbbegräbnis der Grafen von Sponheim-Kreuznach. Sein Sohn und Nachfolger Simon III. und seine Familie11) ließen sich bereits im Karmeliterkloster bzw. in der Pfarrkirche zu Kreuznach bestatten. Die Überlieferung bei Helwich ist an dieser Stelle verderbt, er liest II und streicht das folgende, nicht mehr zu erkennende Zahlzeichen. Vgl. Nr. 27 von 1340 Anm. 1 und 2. Die sonst exakten Zeichnungen bei Denkmäler und bei Wimmer zeigen den entgegengesetzten Schriftverlauf. Vgl. zur Rüstung Rady, Kostüm 25 mit Bildtafel II, 30. Zu erkennen sind zwei beschädigte Figuren in langem, faltenreichen Gewand, die rechte bartlos mit Tonsur, die linke mit Vollbart. Der um 1750 angefertigten Zeichnung bei Wickenburg ist zudem zu entnehmen, daß beide in den Händen senkrecht ausgestreckte Attribute halten, bei denen es sich vielleicht um Schriftrollen handeln könnte – somit läge es nahe, sie als Propheten, Apostel oder Evangelisten zu identifizieren. Vgl. Nr. 67 von 1383. Vgl. Nr. 27 von 1340. Die Befestigungslöcher befinden sich hier allerdings nicht nur auf den oberen Leisten, sondern auch im Feld zwischen Engelsköpfen und Kissen. Laut Bronner, Pfaffen-Schwabenheim 107 befand sich der Aufsatz 1923 noch an seinem Platz. Dagegen überliefert ihn bereits Wimmer nicht mehr. Das Problem des – wohl aufgrund der stark beschädigten Stelle – abweichenden Todesdatums bei Wickenburg (13. Februar) kann auch durch urkundliches Material nicht eindeutig entschieden werden (vgl. Mötsch, Genealogie 161 Anm. 949). Vgl. zum Folgenden Lehmann, Spanheim 2, 175ff. sowie Mötsch, Genealogie 160f. mit Stammtafel S. 166. Vgl. zu ihrem gemeinsamen Grabmal Nr. 27 von 1340 Anm. 11. Vgl. dazu ausführlich Dotzauer, Pfaffen-Schwabenheim 554f. Vgl. Nr. 108 von 1414. Helwich, Syntagma 322. Wickenburg, Thesaurus Palatinus I 295 (Nachzeichnung). Scriba, Grabdenkmähler 328 (nach Helwich). Denkmäler fol. 26 (Zeichnung Taf. 46). Wagner, Stifte II 40 (nach Helwich). Wimmer, Grabdenkmale Taf. XVII (Zeichnung). Meyer-Husmann, Baugeschichte mit Abb. 41. W. Vogt, Pfaffen-Schwabenheim, in: NK (1972) mit Abb. S. 70. Gerten, Chronik mit Abb. S. 57. Jöckle, Pfaffen-Schwabenheim mit Abb. S. 8. 7201 408 di034mz03k0006404 di034-0064 0 Waldböckelheim, Marienpforter Hof 1370-01-01 1390-12-31 1380AAD0000000A3 um 1380 1 Grabplattenfragment aus dem ehemaligen Wilhelmitenkloster Marienpfort; um 1567 zerschnitten und als Stufe im damals neu angelegten Treppenturm verwendet. Teil einer Sandsteinplatte mit Umschrift zwischen Linien, bisher unbekannt (Plan Nr. 35). H. 170, B. 50, Bu. 6,5 cm. Gotische Majuskel. [...]CCC L XXXa) [...] Die Inschrift folgt erst auf eine breite, ca. 10 cm breite Randleiste, die möglicherweise beschriftet war. Es könnte sich also um eine längere Grabinschrift mit zeilenweiser Fortsetzung im oberen Mittelfeld gehandelt haben. Stark abgetreten daher auch V möglich. 7202 408 di034mz03k0006502 di034-0065 1 Sobernheim, Kirchstr. 9 1381-01-01 1381-12-31 1381AAA0000000A3 1381 1 Bauinschrift am linken unteren Torgewände der nach dem 1. Juni 1971 abgerissenen Scheune des Pfarrhofes, seitdem verloren1). Zweizeilige, bisher unbeachtete Inschrift auf zwei großen Werksteinen aus Sandstein, die zu einer unbekannten Zeit wohl als Spolien für den Bau des Torbogens verwendet wurden. Nach Foto. Gotische Majuskel. ANNO · D(OMINI) Mo CCCo / Lo XXXIo · Die ehemals wohl horizontal angebrachte Inschrift mit den für die späte Majuskel typischen dreiecksförmigen Schwellungen bei O, D und I dürfte so vollständig überliefert sein; dafür spricht etwa das Kürzungszeichen über dem D und der eindeutige Abschlußkringel hinter dem letzten Zahlzeichen. Das heutige (und frühere) Pfarrhaus befindet sich auf dem Gelände des 1380 als „hobe zu Sobernheim by der neder porten“2) erwähnten Disibodenberger Klosterhofs mit der heute noch stehenden (sich in Privatbesitz befindlichen) Disibodenberger Kapelle aus der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts3). Vermutlich bezieht sich die Inschrift auf ein abgegangenes Gebäude dieser Hofanlage. Nicht auszuschließen ist allerdings auch eine Herkunft aus der gegenüberliegenden, ehemaligen Stadtpfarrkirche, deren Chor gegen Ende des 14. Jahrhunderts errichtet wurde4). Eine von H.-E. Berkemann, Sobernheim, und dem Bearbeiter am 21. Juli 1987 vorgenommene Untersuchung eines niedergelegten, heute als Terrassenbegrenzung verwendeten Torbogens im Pfarrgarten, erbrachte keine Übereinstimmung mit dem gesuchten Inschriftenträger. Kopialbuch Disibodenberg, fol. 21. Vgl. dazu Kdm. 367ff. – Der Bau der Kapelle geht auf eine testamentarische Verfügung Katharinas von Homburg zurück (vgl. Nr. 70 von 1388). Von den noch 1764 „oben in dem gewölb anoch zu ersichtigen seÿenden alten gemählden und gotischen Inscriptionen“ (Abhandlungen fol. 21v) hat sich nichts erhalten. Vgl. Kdm. 358. LfD Mainz, Fotoarchiv Neg.-Nr. 696/17a (H. Straeter am 1. Juli 1971). 7203 408 di034mz03k0006600 di034-0066 0 Bad Kreuznach, Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus 1382-01-01 1382-12-31 1382AAA0000000A3 1382 3 Grabplatte des Junggrafen Walram (II.) von Sponheim(-Kreuznach). Ehemals „retro altare majus“1) der ehemaligen Karmeliterklosterkirche, wurde die Platte während der Renovierungsarbeiten in den Jahren 1898-19052) an den heutigen Standort an die Nordwand des Chors versetzt. Große Platte aus Sandstein mit Umschrift zwischen Linien auf steil nach innen abgeschrägten Leisten, in den oberen Ecken zwei einfache Wappen. Im kastenartigen Mittelfeld ruht die halbreliefierte Figur3) des mit offenem Klappvisier dargestellten Verstorbenen, angetan mit Halsberge, Waffenhemd und dem mit dem Sponheimer Schach gemusterten Lendner, daran Ketten4) zur Befestigung der Waffen sowie ein mit Löwenreliefs besetzter, mit einem Dolch versehener Gürtel. Die rechte Hand hält den Helm, die linke greift ans Schwert, die Füße ruhen auf zwei Hunden mit gemeinsamen Kopf. Abgesehen von kleineren Beschädigungen an den Waffen gut erhalten, jedoch dick mit Steinfarbe bestrichen. Die untere Leiste blieb wegen den Figuren unbeschrieben. Als Worttrenner dienen kleine Rauten. H. 232, B. 115, Bu. 6 cm. Gotische Minuskel. + anno · d(omi)ni · m · ccc · lxxx/ii · ix · k(a)l(enda)s · marcii · o(biit) · domicell(vs) · walram(vs) · fili(vs) · d(omi)ni · Simonisa) co(m)i//tis · i(n) · spa(n)hey(m) · (et)b) · i(n) · via(n)de(n) · cui(vs) · a(n)i(m)a · reqiescatc) · in · pace · amen · Im Jahr des Herrn 1382 (am) neunten (Tag vor den) Kalenden des März (21. Februar) starb der Edelknappe Walram, Sohn des Simon, Grafen von Sponheim und Vianden. Dessen Seele möge in Frieden ruhen, Amen. Sponheim; Vianden. Die sorgfältig gearbeitete Minuskel zeigt mit der Verwendung von kleinen Schrägstrichen über dem i (anstelle kaum üblicher i-Punkte), dem ungewöhnlichen Symbol für et und der eigenartigen, mit feinstrichigem Mittelteil geformten S-Majuskel einige auffallende Besonderheiten. Zudem sind die Hastenenden von p und q als leicht nach rechts zeigende, knapp unter die untere Begrenzungslinie gehende Quadrangeln gebildet. Der durch die nach innen fallenden Schrägen entstehende Typ des Kastengrabmales scheint eine lokale Erscheinung der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts5) zu sein. Walram6) war der einzige Sohn aus der Ehe Graf Simons III. von Sponheim(-Kreuznach)7) mit der Erbgräfin Maria von Vianden. Lediglich 1379 und 1382 urkundlich erwähnt, scheint der nach seinem Großvater8) Benannte früh, unvermählt und ohne Nachkommen verstorben zu sein. Dafür spricht auch die Standesbezeichnung domicellus9), die hier wohl den noch nicht zum Ritter geschlagenen Sohn eines (höhergestellten) Adeligen meint. Mit dem Tod seines Vaters Simon III. erlosch männlicherseits die Linie Sponheim-Kreuznach. Dünnstrichiges, geschlossenes Majuskel-S. Tachygraphisches Symbol in Form eines gleichstrichigen Majuskel-Z. i klein dem q überschrieben; anschließend fehlt v. So Helwich. Vgl. Renard 14. Vgl. zur detailgetreuen Rüstung Rady, Kostüm 27 mit Umzeichnung auf Bildtafel II 37. Sie sind im Brustbereich an schildförmigen Plättchen befestigt, die die beiden Wappen wiederholen. Vgl. Einleitung XXX. Vgl. zum Folgenden Mötsch, Sponheim 164 und die Stammtafel S. 166. Vgl. Nr. 108 von 1414. Vgl. Nr. 63 von 1380. Vgl. Niermeyer, Lexicon 348. Helwich, Syntagma 316. Würdtweinsches Epitaphienbuch 302. Roth, Syntagma 3 (1884) 71 (nach Helwich). Kirsch, St. Nicolauskirche 27. Renard, Wiederherstellung 14 mit Abb. 6. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) 21 (nach Helwich). Geib, Hist. Topographie I mit Abb. S. 292. Zimmermann, Nahegebiet mit Abb. 16. Zimmermann, Grabdenkmäler mit Abb. S. 22. Kdm. 83 und Abb. 46. Zimmermann, Kunstwerke 2 (1964) mit Abb. S. 6. 7204 408 di034mz03k0006708 di034-0067 0 St. Johannisberg, Evang. Kirche 1383-01-01 1383-12-31 1383AAA0000000A3 1383 2 Tumbendeckplatte des Wild- und Rheingrafen Johann II., links vom Kanzelaufgang senkrecht an die Westwand des Chors gestellt (Plan Nr. 23). Große Platte aus gelblichem Sandstein mit nach außen abgeschrägten Leisten, darauf Umschrift zwischen Linien. Im Mittelfeld ist die nahezu vollplastisch, mit großer Detailtreue ausgeführte Figur des Verstorbenen in langem Waffenhemd und Lendner dargestellt. Daran sind in Brusthöhe Ketten zur Befestigung der Waffen angebracht. Um die Hüften legt sich ein breiter Gürtel aus Löwenmedaillons und ein schmaler mit dem Schwert zur Linken. Das unbedeckte Haupt mit Vollbart und langer Haartracht liegt auf einem mit vier Quasten verzierten Kissen, die Hände sind betend vor der Brust gefaltet, der rechte Fuß steht auf einem Löwen, der linke auf einem Hund. In der Mitte wird die Figur von Helm und Wappenschild flankiert. Das Grabmal befindet sich in einem guten Zustand, ergänzt wurde lediglich die Nasenpartie und ein Teil des Schwertgriffs1). Als Worttrenner dienen hier erstmals nachweisbare, paragraphenförmig durchgezogene Rauten. H. 268, B. 130, Bu. 6,5 cm. Gotische Minuskel. +a) anno · d(omi)ni · mo · ccco · lxx/xiiio · quarto · k(a)l(endas) · marcii · obiit · d(omi)n(u)s · iohanes · ringrauius · silue/ster comes · in · duna · cuius · / anima · requiescat · in sancta · pace · amen ·b) Im Jahr des Herrn 1383, (am) vierten (Tag vor den) Kalenden des März (26. Februar), starb der Herr Johannes, Rheingraf (und) Wildgraf auf Dhaun, dessen Seele in heiligem Frieden ruhen möge. Amen. Wild- und Rheingrafen. Nachdem bereits Johann I. (†1333) aus dem Geschlecht der Rheingrafen vom Stein2) durch die Verbindung mit einer Wildgräfin zu Dhaun die Grundlagen zu einer neuen Dynastie gelegt hatte, stiftete sein Sohn Rheingraf Johann II. durch seine erste Ehe mit Margarethe, der jüngsten Tochter des Wildgrafen Friedrich I. zu Kyrburg3), das Geschlecht der Wild- und Rheingrafen mit Sitz in Dhaun4). Aus diesem Grund zeigt das Wappen seines Grabdenkmales in der ehemaligen, den Wildund Rheingrafen als Begräbnisstätte dienenden Stiftskirche – im Gegensatz zu dem seines Bruders Konrad5) – erstmals die Kombination der doppelschwänzigen rheingräflichen Leoparden mit den bekrönten wildgräflichen Löwen6). 1370 vermachte Johann II. dem Kloster Disibodenberg „vm vnser vnd vnser seligen frawen frawen margretam selen heiles willen“ einen ansehnlichen Geldbetrag, fünf Jahre später schenkte er in einer weiteren Seelgerätestiftung den Kanonikern in Kirn und St. Johannisberg jeweils 100 Gulden7). Noch 1370 heiratete er in zweiter Ehe Gräfin Jutta von Leiningen8), mit der er insgesamt sieben Kinder hatte, darunter den ebenfalls in der Stiftskirche begrabenen Friedrich I. (†1447), Stifter der Linie Rheingrafenstein. Kurz vor seinem Tod wurde Johann II. und seinen Nachkommen von König Wenzel das Recht verliehen, ein Banner zu führen9). Die Deckplatte dürfte von demselben bislang unbekannten Meister stammen, der sowohl das Grabdenkmal seines Schwagers Friedrich II. (†1369) in Flonheim10) als auch das des Grafen Walram von Sponheim (†1380)11) in Pfaffen-Schwabenheim geschaffen hat. Textbeginn oben rechts nach Tatzenkreuz, Verlauf entgegen dem Uhrzeigersinn, Schrift von außen zu lesen. Die vollständige Inschrift endet nach etwa zwei Drittel dieser Leiste, darauf folgt ein unbearbeiteter Rest von ca. 70 cm. Vgl. Hensler 49. Burg Rheingrafenstein bei Bad Münster am Stein-Ebernburg, vgl. dazu Fabricius, Erläuterungen 555*f. und 345ff. sowie Möller, Stammtafeln NF 1 54ff. Vgl. Schneider 76ff. und Möller, Stammtafeln AF I XV. Vgl. Möller, Stammtafeln NF I XXXVII und Europ. Stammtafeln NF IV Taf. 97. Vgl. seine Tumbendeckplatte von 1398 in der evang. Pfarrkirche zu Bad Kreuznach (Nr. 76). Vgl. Schellack, Entwicklung 39-42. Vgl. die erhaltenen Urkunden im FSSA Anholt, Archiv Dhaun, Tit. I D Nr. 497 und ebd. Archiv Kyrburg, Tit. I C Nr. 34 1/4. Vgl. Schmitz-Kallenberg, Urkunden S. 280 Nr. 558 sowie die späteren Bestimmungen zur Regelung des Totengedächtnisses für sie und ihren verstorbenen Gatten durch die sechs Stiftsherren in der bei Fröhlich, Stiftskirche 259 abgedruckten Urkunde aus dem Jahr 1406. Vollständige Kopie der Urkunde bei Kremer, Corpus Recessum fol. 184f., Regest bei Schmitz-Kallenberg, Urkunden S. 298 Nr. 657. teilw. Druck bei Kremer 65 Anm. 11. Lkrs. Alzey-Worms. – Ein exzellenter Stich der heute verlorenen Tumbendeckplatte aus dem ehemaligen Augustiner-Chorherrenstift erschien in den 1766 publizierten Acta Academiae I 30. Nach der neuesten Untersuchnung von Vesper, Wildgrafen 46f., soll es sich allerdings um Friedrich I. von Kirburg handeln. Vgl. Nr. 63 sowie die Hinweise bei Zimmermann, Nahegebiet 22. Kremer, Kurzgefaßte Geschichte 65 Anm. 12. Schneider, Notizen I (nach Eintrag 1465). Schneider, Geschichte 254. Rhein. Antiquarius II 18, 692. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 325. Hensler, Wiederherstellung 49 mit Abb. Kdm. 333 mit Abb. 244. NN., Stiftskirche 109. Fröhlich/Zimmermann, Stiftskirche 5 mit Abb. Zerfaß, Hochstetten-Dhaun mit Abb. S. 84. B. Vesper, Die Wildgrafen. Untersuchungen zu ihrer Familienpolitik, ihren Beziehungen zum Reich und zur adeligen Umwelt bis zum Aussterben der Linie Dhaun im Jahre 1350. Masch.schr. Magisterarbeit Mainz 1988, 222 (Abb.) 7205 408 di034mz03k0006806 di034-0068 1 Disibodenberg, Marienkapelle 1387-01-01 1387-12-31 1387AAA0000000A3 1387 1 Grabdenkmal des Ritters Antilmann von Graseweg. Noch 1614 in der Marienkapelle nachgewiesen, wurde es bei den Ausgrabungen der Jahre 1985-89 nicht mehr aufgefunden (Plan Nr. IV). Falls es sich um eine figürliche Darstellung des Verstorbenen in Halbrelief gehandelt haben sollte („epitaphium cum effigie militis“), könnten die in der Marienkapelle zum Vorschein gekommenen, im Klostermuseum auf dem Disibodenberger Hof verwahrten, gut gearbeiteten Bruchstücke einer ritterlichen Figur (Helm, rechter Ellbogen, Fußpartie) zu diesem verlorenen Grabdenkmal gehören. Nach Helwich. + Anno domini mo ccco lxxxviio altera die post Gregorii papae obiit Antelmannus miles de Graswege borggravius in Beckelnheim anima eius vivat in pace Im Jahr des Herrn 1387, am zweiten Tag nach dem (Todestag) des Papstes Gregor (14. März), starb Antilmann, Ritter von Graseweg, Burggraf auf Böckelheim. Seine Seele möge in Frieden leben. Graseweg (über einem mit einem Stern belegten Balken drei liegende Steine, darunter drei 2:1 gestellte; Hz: Pfauenstoß). Der Verstorbene gilt als der bedeutendste Vertreter1) der kleinen Adelsfamilie von Graseweg, deren Mitglieder über Generationen hinweg in Sobernheim als Amtmänner der Grafen von Veldenz und der Erzbischöfe von Mainz dienten2). Antilmann wird inschriftlich erstmals 1347 auf der Grabplatte seiner bisher unbekannten ersten Frau Agatha namentlich genannt3). Im darauffolgenden Jahr leistet er als Amtmann von Sobernheim und Böckelheim dem Mainzer Erzbischof Heinrich III. von Virneburg den Treueeid. Kurz danach dürfte er in zweiter Ehe Liepmut von Schmidburg geheiratet haben, da beide bereits 1354 als Ehepaar in einer bedeutenden Pachtangelegenheit erscheinen4). Seiner dritten Ehe mit der Grafentochter Katherina von Homburg5) verdankt das Kloster Disibodenberg den um 1365 erfolgten Neubau der alten Marienkapelle6), die sie sich beide zu ihrer Grablege bestimmten. Die reiche Mitgift seiner drei Ehefrauen und sein wirtschaftliches Geschick dürften es Antilmann ermöglicht haben, etwa ab der Jahrhundertmitte als Finanzier des regionalen Adels, des Mainzer Domkapitels und vor allem des Mainzer Erzbischofs aufzutreten. Seine besondere Position als dessen „lieber heimlicher Rat und Getreuer“ kommt vornehmlich in den zahlreichen urkundlichen Erwähnungen als Bürge, Zeuge und als Schlichter zum Ausdruck, zumal er letztere Funktion allein bei Veldenzer Streitigkeiten zwischen 1354 und 1373 sechsmal ausübte7). Im Verlauf seines Lebens wurde Antilmann mit zahlreichen Gütern, Pfandschaften und Zöllen belehnt; er besaß Anteile an einigen wichtigen Burgen, wobei ihm die beiden an der Nahe gelegenen Burgen Böckelheim und Martinstein zur lebenslangen Nutzung überlassen wurden8). 1382 machte er mit seiner Frau Katherina dem Kloster Disibodenberg erneut eine große Stiftung von jetzt 329 Goldgulden, die für tägliche Seelenmessen und vornehmlich für das feierliche Jahrgedächtnis der Stifter verwendet werden sollten9). Da das Ehepaar keine Nachkommen hinterließ, fielen die Lehen zurück; lediglich der alte Familienbesitz ging bereits auf jene Erben10) über, mit denen dann das Geschlecht ausgestorben sein dürfte. Vgl. zu ihm die biographische Studie von Pöhlmann, der die folgenden Ausführungen zugrunde liegen. Vgl. dazu die Bemerkungen zu Jakob I. von Graseweg Nr. 20 von 1313. Vgl. ihre Grabplatte Nr. 35 von 1347 und zu seiner ersten urkundliche Erwähnung im gleichen Jahr Schmitz-Kallenberg, Urkunden S. 235 Nr. 313. Vgl. ihre Grabplatte Nr. 43 von 1360. Vgl. ihre Grabplatte Nr. 70 von 1388. Im Klostermuseum auf dem Disibodenberger Hof wird ein aus der Marienkapelle stammender Schlußstein mit dem Allianzwappen Homburg/Graseweg verwahrt (vgl. dazu Nikitsch, Entdeckung 17 mit Abb. 2). Helwich fügte in seinem Manuskript den Abschriften der Stiftergrabplatten ihr Seelgerät bei: 28 Pfund für die Feier des Jahrgedächtnisses und je 8 Pfund 5 Schilling für die Totenmesse des anschließenden 7. und 30. Tages. Vgl. zu dieser Abfolge, die wohl schon im 13. Jh. mancherorts als übertriebene Totenfürsorge empfunden wurde, Stüber, Commendatio animae 166 Anm. 7, sowie zu ihrer Herkunft aus der Antike Angenendt, Theologie 171ff. Vgl. Pöhlmann 6ff. Zwischen diesen Burgen lagen mit ihren Besitzungen um Sobernheim die Kerngebiete der Grasewegs, darunter befand sich auch seit 1360 das gesamte Dorf und Gericht Meddersheim; vgl. dazu Schmitz-Kallenberg, Urkunden S.259f. Nr. 437 und Schneider, Martinstein pass. Vgl. Kopialbuch Disibodenberg (HStAD) fol.6f. Vgl. dazu Nr. 421 von (1449)/16.Jh.? Helwich, Syntagma 444. Roth, Syntagma 1 (1883). Baudenkmale III 133. Pöhlmann, Antilmann 10. Salden-Lunkenheimer, Besitzungen 190. Schrader, Hildegard 59 Anm. 41 (alle nach Helwich). 7206 408 di034mz03k0006906 di034-0069 0 Meisenheim, Schloßkirche (aus Kl. Disibodenberg) 1387-01-01 1387-12-31 1387AAA0000000A3 1387 5 Glocke mit Spruch- und Meisterinschrift, heute im Obergeschoß des Ende des 15. Jahrhunderts erbauten Glockenturms. Aufgrund langjähriger Bitten der Einwohner Odernheims verfügte die pfalz-zweibrückische Verwaltung im Jahr 1612 zunächst die Überführung der Glocke1) aus dem benachbarten, 1559 aufgehobenen Kloster Disibodenberg an die reformierte Kirche in Odernheim2). Jedoch bereits im Februar 16413) gelangte sie auf Befehl Herzog Friedrichs von Pfalz-Zweibrücken gegen den erbitterten Widerstand der Odernheimer an ihren heutigen Standort. Große Glocke mit zweizeiliger, durch einfache Rundstege begrenzter Schulterinschrift. Auf der Flanke je zwei sich gegenüberliegende Reliefs einer thronenden Muttergottes mit Kind und einer Kreuzigung mit Maria und Johannes. Die Glocke4) befindet sich in einem guten Zustand und wird heute noch geläutet. Gewicht ca. 650 kg4), Schlagton g. H. 106, Dm. 100, Bu. 2-3 cm. Gotische Majuskel. + ANNO · DOMINI · MoCCCo · LXXXVIIo · a) SVB · DITMAROb) · ABBATE · PER · SONI(TVM)c) · S[...]VMd) · FVGIAT / + PROCVL · O(MN)Ee) · MALIGNV(M) · PER · CHR(ISTV)Mf) · D(OMI)N(V)Me) · N(OST)R(V)Me) · AME(N) + OTTO · FU[D]ITg) · ME Im Jahr des Herrn 1387, unter Abt Ditmar. Durch (...) Klang fliehe alles Böse weit fort, durch Christus unseren Herrn. Amen. Otto goß mich. Hexameter. Die gotische Majuskel zeigt neben unterschiedlich großen Buchstaben Nodi am I. Der ungewöhnliche Spruch, dessen apotropäische Wirkung wohl durch die in alle vier Himmelsrichtungen weisenden Reliefs verstärkt werden sollte, findet sich bevorzugt seit dem Ende des 13. Jahrhunderts auf Glocken5). Unbeachtet blieb bisher, daß beide Reliefs offensichtlich aus wiederverwendeten Modeln gewonnen wurden, die ursprünglich von Magister Sifride, einem bekannten Glockengießer6) des 14. Jahrhunderts benutzt wurden. Im Falle des Marienreliefs7) handelt es sich sogar um sein Meisterzeichen, das um den Meisternamen beschnitten wurde. Bei Otto, dem sonst unbekannten Gießer dieser Glocke, könnte es sich somit um einen Schüler oder Nachfolger Sifrides aber auch um ein Mitglied der Klosterfamilie8) gehandelt haben. Der Guß dieser Glocke ist ein weiteres Beispiel für die Prosperität des Zisterzienser-Klosters während der langen Regierungszeit des Abtes Ditmar (1371-1403)9). Worttrenner als Sternchen gestaltet, im Gegensatz zu den sonst verwendeten, unregelmäßig angebrachten Quadrangeln. Mit Ausnahme von Kdm. lesen Lehfeldt und alle ihm folgenden DITMANO. S spiegelverkehrt. – Wort ohne Kürzungszeichen. S spiegelverkehrt. – Verderbte Stelle; als Ergänzung der an dieser Stelle reimtechnisch geforderten langen Silbe böte sich S[IGN]VM (vgl. ähnlich Walter 199ff.) oder auch S[ALV]VM an. Die Kürzung wird durch einen über das leere Feld gesetzten Balken angezeigt. Befund in griechischen Buchstaben XPM mit Kürzungszeichen. Ohne Kürzungszeichen. – Mit Ausnahme von Kdm. lesen Lehfeldt und alle ihm folgenden FECIT. Odernheim erhielt insgesamt drei Klosterglocken. Von den beiden anderen wurde eine, deren Inschrift nicht überliefert wurde, 1882 eingeschmolzen, die andere hat sich erhalten und hängt heute im Rathaus der Gemeinde (vgl. Nr. 195 von 2.H.15.Jh.). Vgl. zum Folgenden ausführlich die Schilderung von Schworm, Disibodenberg 171ff. Die frühere Meisenheimer „Haubt Glock“ war kurz zuvor „auff einem Marktag zersprungen“ (vgl. Extract gnädigsten Befehls wegen der großen Glock nach Meisenheim folgen zu lassen, AdEKiR Dep. Archiv der Evang. Schloßkirche zu Meisenheim Abt. XII, 5). Angaben nach dem 1940 angelegten Meldebogen (Archiv der Evang. Kirche Meisenheim, 71/1-3-2), dagegen die Angabe bei Verzeichnis 81 mit einem Gewicht von 420 kg. – Laut einem archivalischen Vermerk befanden sich Mitte des 17. Jh. drei weitere Glocken im Turm der Schloßkirche (vgl. die handschriftlichen Notizen von E. Ausfeld, Zur Geschichte der Gemeinde Meisenheim, LHAK 701, 592 o. P.); über ihre möglichen Inschriften und weiteren Verbleib ist jedoch nichts bekannt. Vgl. die Zusammenstellung bei Walter 199f. Vgl. dazu ausführlich Poettgen, Magister Sifride pass. Vgl. die genaue Beschreibung der Reliefs bei Nr. 32 von 1341 und die Registereinträge unter Sifride (Nachfolge-Werkstatt). Vgl. dazu die 1357 im Zisterzienserkloster Schönau gegossene Glocke in DI 12 (Heidelberg) Nr. 49. Vgl. seine jüngst im Kapitelsaal des Klosters aufgefundene Grabplatte Nr. 102. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 463. Kraus, Pfälzische Glockenkunde 2 (1895) 13 (mit Aufriß). Heintz, Schloßkirche 169. Walter, Glockenkunde 218. Die Kirchenglocken in Meisenheim betreffend (Hs. vom 7. Juli 1916 im Archiv der Evang. Kirchengemeinde Meisenheim 71/1-3-2). Renard, Glocken 18 (teilw.). Schworm, Glockenkunde 191. Schworm, Glocken 11. Kdm. 267. Fröhlich/Zimmermann, Schloßkirche 22 (Üs.). Schworm, Odernheim am Glan und Disibodenberg 175. 7207 408 di034mz03k0007009 di034-0070 0 Disibodenberg, Depot 1388-01-01 1388-12-31 1388AAA0000000A3 1388 2 Grabplatte der Katherina von Homburg, bisher nur aus kopialer Überlieferung bekannt. Ursprünglich in der Marienkapelle, jetzt im Depot (Plan Nr. 54). Zwei Fragmente einer großen, weißgelben Sandsteinplatte mit Umschrift zwischen Linien. Das erhaltene obere Drittel zeigt im vertieften Feld neben zwei erhabenen Wappen den Rest eines dreiteiligen, krabbenbesetzen Kielbogens, der als Umrahmung für die figürliche Darstellung der Verstorbenen in langem, faltenreichen Gewand gedient haben dürfte1). Abgesehen von einer Beschädigung Mitte der oberen Leiste befinden sich beide Bruchstücke in einem guten Zustand. Ergänzt nach Helwich. H. (erh.) 63, B. 113, Bu. 7 cm. Gotische Minuskel. +a) · anno [domini m] ccco · lxxxo · / viii · in · vigilia · [nativitatis] · chr(ist)ib) · o(biit) · d(omi)na [catherina de hohenberg relicta domini antilmanni militis borgravii in beckelnheim cuius anima vivat in] pace · ame(n) Im Jahr des Herrn 1388, am Tag vor der Geburt des Herrn (24. Dezember), starb Frau Katherina von Homburg, Witwe des Herrn Antilmann, Ritter und Burggraf auf Böckelheim. Deren Seele möge in Frieden leben, Amen. Homburg, Graseweg (über einem mit einem Stern belegten Balken drei Steine, darunter drei 2:1 gestellte). Die hervorragend ausgeführte, exakt gehauene gotische Minuskel besticht vornehmlich durch ihre aufwendige Buchstabenbildung: die Schaftenden sind nicht in der üblichen Weise als halbe, zur Haste hin durchgehauene, vielmehr als vollständige, durch einen Steg abgesetzte Quadrangeln gestaltet. Katherina war die zweite Tochter des Grafen Friedrich III. von Homburg (im Saarland) und seiner Frau Irmgard von der Fels2). Diese hochrangige Herkunft erklärt die Anbringung ihres Familienwappens auf der heraldisch vornehmeren, rechten oberen Seite ihrer Grabplatte3). Nach ihrer ersten Ehe mit Sifrid von Meisenburg († vor 1358) heiratete sie Ende 1362 den ebenfalls verwitweten Ritter Antilmann von Graseweg4). Das reich begüterte Ehepaar wählte die von ihm gestiftete Marienkapelle im Kloster Disibodenberg als gemeinsame Begräbnisstätte5). Katharina hinterließ eine weitere Stiftung mit der Bedingung, eine zweites Gotteshaus zu errichten – die heutige Disibodenberger Kapelle in Sobernheim6). Textbeginn nach einer Rosette. Befund xpi mit Kürzungszeichen. Im Klostermuseum auf dem Disibodenberger Hof wird ein in Halbrelief gearbeitetes Fragment einer weiblichen Figur mit gefalteten Händen verwahrt, das zu dieser Grabplatte gehören könnte. Vgl. Möller, Stammtafeln AF III Taf. XCIV und H.-W. Herrmann, Die Grafen von Homburg. Beiträge zur Geschichte eines Westricher Adelsgeschlechtes, in: MHVP 77 (1979) 27-76. Vgl. Kneib sowie den gleichgelagerten Fall bei der Grabplatte der ersten Frau Antilmanns Nr. 35 von 1347. Vgl. Pöhlmann 5. Vgl. die Einzelheiten im Kommentar zu der Grabplatte Antilmanns Nr. 68 von 1387. Vgl. Nr. 65 von 1381 und Kdm. 367ff. Helwich, Syntagma 444. Roth, Syntagma 1 (1883). Baudenkmale III 134. (alle nach Helwich). Pöhlmann, Antilmann 10. Nikitsch, Entdeckung mit Abb. 12. G. Kneib, Die Stifterin der „Disibodenberger Kapelle“. Zum 600. Todestag der Katharina von Homburg, gestorben am 24. Dezember 1388, in: KHbll. 11 (1988). 7208 408 di034mz03k0007107 di034-0071 0 Disibodenberg, Kreuzgang 1388-01-01 1388-12-31 1388AAA0000000B3 1388? 4 Grabplatte der Elisabeth Vogt von Hunolstein (?), geb. Kämmerer von Worms. Im südlichen Teil des Ostflügels in den Boden eingelassen (Plan Nr. 3), aufgefunden bei den Ausgrabungen im Sommer 1985. Große Platte aus weißem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien; im Feld ist in Ritzzeichnung unter einem dreiteiligen, krabbenbesetzten Kielbogen eine weibliche Figur mit Schleier, langem faltenreichen Gewand und gefalteten Händen dargestellt. Beide früher vorhandenen Wappen in den oberen Ecken sind unkenntlich. Die Platte ist insgesamt stark verwittert und mehrmals gebrochen, das rechte obere und das linke untere Eck fehlen völlig. H. 210, B. 102, Bu. 7 cm. Gotische Majuskel. + ANNO · D(OMI)NIa) [M CCC / LXXX VIII XVII]I · K(A)L(ENDAS) · IANVAR(II) · O(BIIT) [.....] ELI[SA / BETHA ..... / IOHAN]NIS · M[IL]IT(IS)b) · ADVOCAT[US DE HUNOLSTEIN] 15. Dezember. Die Schaftenden der wenigen erhaltenen Buchstaben laufen in extrem verbreiterte Dreiecke aus, T erscheint kapital. Die Identifizierung der Personen gründet sich auf mehreren Überlegungen. Der erhaltene Textbestand und die figürliche Darstellung lassen zunächst auf die Grabplatte einer angeheirateten Vogt von Hunolstein schließen1). Die sich anbietende Ergänzung des Männernamens führt zu Johann I. Vogt von Hunolstein († Mai 1396) aus der Züscher Linie, der sich 1382 u.ö., in Übereinstimmung mit der Inschrift, ausdrücklich selbst als miles bezeichnet2) und mit einer am 15. Dezember 1388 verstorbenen Elisabeth verheiratet war3). Bei der Verstorbenen könnte es sich damit um die Tochter Johanns IV. Kämmerer von Worms und der Elisabeth von Rodenstein gehandelt haben, die vor ihrer zweiten Ehe mit Johann I. Vogt von Hunolstein mit dem 1377/78 verstorbenen Ruprecht von Randeck verheiratet war4). Durch ihren Sohn Johann IV. pflanzte sich die Linie zu Züsch bis in die Neuzeit fort5). Ihre Tochter Anna war mit Johannes von Sötern verheiratet6), aus dessen familiärem Umfeld zwei Personen auf dem Disibodenberg bestattet waren7) – vielleicht erklärt sich so die Wahl ihrer Begräbnisstätte. Trotz einer letztlich nicht auszuräumenden Unsicherheit dürfte diese singuläre genealogische, mit nahezu allen vorliegenden Informationen8) harmonierende Konstellation die Zuschreibung der Grabinschrift und die vorgenommenen erheblichen Ergänzungen rechtfertigen. Beide Buchstaben sind mittlerweile abgesplittert. Die IS Kürzung wird durch einen leicht nach links gekrümmten, durch die rechte Balkenhälfte des T verlaufenden Keil angezeigt. Nur dieses Geschlecht führt im Naheraum den in den Urkunden des 14. Jh. öfters verwendeten Namenszusatz ADVOCATUS, vgl. Töpfer, UB Hunolstein I Nr.172, 181 und 228. Im Unterschied zu seinem Bruder Hugel, der durchgängig als Junker bezeichnet wird; vgl. ebd. II Nr. 40 und v.a. Mertens, Züsch 31 Anm.*. Vgl. Mertens, Züsch 35ff. – Möller, Stammtafeln AF II Taf. LXV (hier 13. Dezember 1388) und III Taf. XCI bezieht seine Informationen offensichtlich aus Ockhart, der die von Helwich zusammengestellten, mittlerweile verlorenen Epitaphia Dalbergiorum benützt hat; freundlicher Hinweis meines Kollegen Dr. Rüdiger Fuchs. Vgl. Töpfer, UB Hunolstein II Nr. 37 und Mertens, Züsch 32 Anm.**. Vgl. die genealogische Tafel bei Mertens, Züsch 706 und Nr. 287 von 1540. Vgl. Mertens, Züsch 37 und die Stammtafel im Rhein. Antiquarius II 18, 676. Vgl. Nr. 51 von 1364 und Nr. 54 von 1368. DI 29 (Worms) Nr. 171 führt ebenfalls eine (verlorene), textlich allerdings abweichende und überlieferungsgeschichtlich nicht unumstrittene Grabinschrift (vgl. Anm. 3) für die Verstorbene auf, die sich im Wormser Martinsstift befunden haben soll; möglicherweise handelte es sich dabei um eine zusätzliche Totengedächtnisinschrift am Ort der Familiengrablege der Kämmerer von Worms. 7209 408 di034mz03k0007205 di034-0072 0 Disibodenberg, Kreuzgang 1389-01-01 1389-12-31 1389AAA0000000A3 1389 1 Grabplatte des Knappen Wolf Brendel von Osthofen. Im nördlichen Teil des Ostflügels in den Boden eingelassen (Plan Nr. 19), aufgefunden bei den Ausgrabungen im Sommer 1985. Große Platte aus gelbgrauem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien und einem reliefierten Vollwappen in der oberen Hälfte des Mittelfeldes. Abgesehen von kleineren Beschädigungen und mehreren Bruchstellen ist die Platte vollständig erhalten. Von der Grabplatte wurde ein Abguß hergestellt1). H. 215, B. 90, Bu. 8 cm. Gotische Minuskel. +a) anno · d(omi)ni · m · ccc · / lxxxix · o(biit) · wolf · de · oysthoue(n) · armig(er) · qui · periit · i(n) · aq(ui)s / iuxta · sob(er)nhey(m) · i(n) · / · vigilia · natiuitatis · chr(ist)ib) · requiescat · i(n) · pace · amen Im Jahr des Herrn 1389 starb der Knappe Wolf von Osthofen, der am Tag vor Christi Geburt (24. Dezember) in den Wasserfluten bei Sobernheim ums Leben kam. Er möge in Frieden ruhen. Amen. Brendel von Osthofen (geschachter Schrägrechtsbalken, darüber links oben ein Stern; Hz: zwischen gezackten Büffelhörnern ein schwebendes Schildchen mit dem gleichen Bild wie im Hauptschild). Bei dieser frühen Minuskel fällt vor allem die überproportionierte, ohne Brechung spitz zulaufende Gestaltung des v und des w auf2), sowie die starke Reduktion der Unterlängen bei g, p und y die der Oberlängen bei b und d. Wolf wird zusammen mit seinem Bruder Simon, der die Burg zu Osthofen3) besaß, 1373 urkundlich erwähnt4). Die Brüder unterschieden sich durch ihre persönlichen Beizeichen Stern und Halbmond; Wolfs Linie scheint jedoch bald ausgestorben zu sein, da die Nachkommenschaft seines Bruders später auf den Halbmond im Wappen verzichtete5). Wolfs ungewöhnlicher Tod könnte sich auf die (auch heute noch) häufig auftretenden Hochwasser an Nahe und Glan beziehen6). Textbeginn nach einer Rosette. Befund xpi mit Kürzungszeichen. Die Kopie wurde an der Westwand der Marienkapelle aufgestellt; vgl. dazu Nikitsch, Abguß pass. Vgl. die ähnliche Gestaltung bei der frühen Minuskel auf der Grabplatte Nr. 52 von 1348/65. Lkrs. Alzey-Worms. – Plan mit ehemaligen Lage der Burg bei H. Beckenbach, Aus der Geschichte von Osthofen, in: MrhL 3 (1954) nach S. 20. Vgl. zur Familie den Kommentar zur Grabplatte des Heinrich Brendel von Osthofen Nr. 50 von 1363 sowie die urkundlichen Nachweise bei Baur, Hessische Urkunden V (Register). Dertsch, Urkunden Mainz III Nr. 1945. Freundliche Mitteilung von Herrn Dr. Helmut Hartmann, Bechtheim. Vgl. Schworm, Disibodenberg 149f. und die Abb. 189. Nikitsch, Quellen 226. Stanzl, Klosterruine 85 Abb. 72. 7210 408 di034mz03k0007303 di034-0073 0 Waldböckelheim, Marienpforter Hof 1391-01-01 1416-12-31 1391AAF0000000A3 kurz nach 1391 1 Grabplattenfragment aus dem ehemaligen Wilhelmitenkloster Marienpfort; um 1567 zerschnitten und als Stufe im damals neu errichteten Treppenturm verwendet, bisher unbekannt. Teil einer Sandsteinplatte mit Umschrift zwischen Linien, als Worttrenner dienen kleine Kreise. (Plan Nr. 29). H. 175, B. 49, Bu. 6,5 cm. Gotische Majuskel. [...] · LXXXX I [...] Bei dem Fragment dürfte es sich um die rechte Leiste der Grabplatte handeln. 7211 408 di034mz03k0007401 di034-0074 0 Disibodenberg, Klosterkirche 1393-01-01 1393-12-31 1393AAA0000000A3 1393 3 Grabplatte des Ritters Gerhard von Steinkallenfels (Stamm IV), bisher nur kopial überliefert. Im südlichen Seitenschiff der Klosterkirche vor dem an den ehemaligen Lettner grenzenden Altar in den Boden eingelassen (Plan Nr. 60). Erstmals aufgefunden um die Mitte des letzten Jahrhunderts1), dann wiederentdeckt bei den Ausgrabungen im Sommer 1987. Große Platte aus gelblichem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien und einem großen, reliefierten Wappen im oberen Mittelfeld. Ein kleiner, inschriftsloser Teil der linken oberen Leiste wird durch einen eingeritzten Drachen ausgefüllt. Abgesehen von kleineren Beschädigungen Mitte der rechten Leiste, befindet sich die hervorragend gearbeitete Platte in einem guten Zustand. H. 210, B. 95, Bu. 7,5 cm. Gotische Minuskel. +a) · anno · d(omi)ni · m · ccc / · lxxxxiii · in vigilia · th[o]me · ap(osto)li · o(biit) · gerhardus · / · miles · de · lapide · cuius ·b) / · a(n)i(m)a · requiescat · in · pace · amenc) Im Jahr des Herrn 1393 am Tag vor dem Fest des Apostels Thomas (20. Dezember) starb Gerhard, Ritter vom Stein(-Kallenfels), dessen Seele in Frieden ruhen möge. Amen. Steinkallenfels (Stamm IV). Die sorgfältig gehauene Minuskel zeigt einen Zierstrich bei g sowie als weitere Schmuckformen eingerollte Ziercauden bei h und beim runden s. Gerhard war der zweite Sohn Johanns II. von Steinkallenfels2) und seiner ersten Frau Metza, geb. Kämmerer von Worms3). Er war verheiratet mit der Witwe des Johann Marschall von Waldeck, Hebela Wale von Waldeck4), die neben ihm begraben wurde5). Der Verstorbene war Lehensträger der Grafen von Sponheim6) und wird noch 1379 als kurpfälzischer Burggraf zu Kaub am Rhein urkundlich erwähnt7). Textbeginn nach einer Rosette. Worttrenner hinter der äußeren Begrenzungslinie. Der Textabschluß ist durch ein aus vier Rauten bestehendes, kreuzförmiges Zeichen markiert. Vgl. Schneider. Vgl. die Ausführungen zu seiner erhaltenen figürlichen Grabplatte Nr. 44 in der Nikolauskirche zu Bad Kreuznach. Sie wurde mit ihrem Sohn Ulrich an der gleichen Stelle in der Klosterkirche beigesetzt, vgl. Nr. 41 von 1339/54. Vgl. Möller, Stammtafeln AF III Taf. CXXIV. Vgl. Nr. 101 von 1401. Vgl. Conrad, Steinkallenfelser Adel 7 (1960) 1. Vgl. Möller (wie Anm. 4). Helwich, Syntagma 443. Schneider, Ganerbschlösser 168 Anm. 26. Rhein. Antiquarius II 19, 349f. Roth, Syntagma 1 (1883). Baudenkmale III 133 (alle nach Helwich). Nikitsch, Entdeckung 14 mit Abb. 6. 7212 408 di034mz03k0007509 di034-0075 0 Niederhausen, Evang. Pfarrkirche 1394-01-01 1394-12-31 1394AAA0000000A3 1394 6 Totengedächtnisinschriften (?) in der früheren Turmkapelle und heutigen Sakristei der ehemaligen Wallfahrtskirche St. Mechthild1), innen eingeritzt in den Putz rechts neben dem heute zugemauerten Zugang zum Turm. Inschrift (A) erstreckt sich in einer Zeile halbkreisförmig über die gesamte verfügbare, von einem Weihekreuz eingenommene Fläche, links unterhalb davon befindet sich die in mindestens vier kurze Zeilen unterteilte, bisher unbeachtete Inschrift (B). Beide mit Rötel geschriebene Inschriften sind stark beschädigt und daher nur bedingt lesbar. Bu. ca. 0,3 cm. Schreibschriftliche Kursive. A [.....] mo c[.]co lxxxxiiiio uff sant Johann[s] vnd pauly merteller(n)a) tag g[.....] de[.] g[..] [...]odb) B An(n)o d(omi)ni / [..]l[..]xii / [...] · m / [.....] 26. Juni 1394. Die schreibschriftlich flüchtig in den Putz geritzten Inschriften sind mit Sicherheit nicht gleichzeitig verfaßt, da eindeutig zwei verschiedene Hände nachweisbar sind. Falls die Ergänzung bei (A) zutrifft, könnte es sich in diesem Fall um eine Memorialinschrift handeln, deren Funktion allerdings dunkel bleibt. Ebenso könnte man aber von Bau- oder Weiheinschriften sprechen, die sich auf den ehemaligen Chorturm oder auf einen Altar beziehen. Sic! für Märtyrer aus mittelhochdeutsch ‘mertelaere‘. Vielleicht mit dem gott genode (o.ä.) aufzulösen, die frühesten vergleichbaren Beispiele treten allerdings ganz vereinzelt erst zu Beginn des 15. Jh. auf; vgl. etwa DI 27 (Würzburg) Nr. 139. 1254 erstmals urkundlich erwähnt, vgl. dazu Kdm. 312ff. und Seibrich, Entwicklung 131. Böhm, Evang. Kirche 93, teilw. (A). 7213 408 di034mz03k0007607 di034-0076 0 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1398-01-01 1398-12-31 1398AAA0000000A3 1398 6 Tumbendeckplatte für den Rheingrafen Konrad. Sie wurde bereits vor 1766 aufgerichtet1) und innen senkrecht in die Nordwand des Chores der heutigen Pauluskapelle eingelassen. Große Platte aus Sandstein mit Umschrift auf erhabener, steil nach außen abgeschrägter Leiste, in den oberen Ecken Wappen und Helm. Unter einem dreiteiligen, krabbenbesetzten Kielbogen ist der Verstorbene fast vollplastisch als Ritter mit gefalteten Händen dargestellt, versehen mit Schwert, Dolch, reliefiertem Gürtel, zugeknöpftem Lendner sowie offener Beckenhaube mit Brünne; zu seinen Füßen ein Hund oder Löwe. Das in der unteren Hälfte stark beschädigte Grabdenkmal wurde nach 1849 wiederhergestellt und dick mit Steinfarbe überstrichen, ergänzt wurden Teile der Architektur, die Unterarme, Beine und Waffen2). Die abgewitterte untere Leiste dürfte unbeschriftet gewesen sein. Als Worttrenner dienen vierblättrige Blüten. H. 225, B. 116, Bu. 5 cm. Gotische Minuskel. anno · d(omi)ni 〈.......... / .....〉a) · obiit · conradus · ryngrauius · de · lapide · hic · sepul[tus] / cuius · anima · requiescat · in · pace · amen ·b) Rheingrafen. Gegen die Regel ist die zum Teil mit kurzen, geraden Zierstrichen versehene Schrift auf den für eine Tumbendeckplatte typischen, steil nach außen abgeschrägten Leisten derart angebracht, daß sie – wie bei einer liegenden Grabplatte – von innen zu lesen ist; ein Unikum, das möglicherweise auf eine gewisse Unsicherheit des Steinmetzen in einer Zeit hindeutet, in der sich langsam neue Formen der Sepulkralkultur herausbildeten3). Während sein älterer Bruder Johann II.4) durch die Heirat mit einer Wildgräfin das Geschlecht der Wild- und Rheingrafen zu Dhaun begründete, starb mit dem 1372 als Pastor zu Kreuznach aufgeführten Konrad die eigentliche Linie der Rheingrafen zu Rheingrafenstein aus5). Obwohl die damalige Pfarrkirche eine Stiftung der Grafen von Sponheim war, hatten die Rheingrafen das Patronatsrecht inne6); dies dürfte den Begräbnisort erklären. Da der Verstorbene ohne Erben blieb, wurde die 1375 zwischen beiden Brüdern vorgenommene Teilung der Rheingrafschaft hinfällig, der Besitz diente bereits seinem 1447 verstorbenen Neffen Friedrich I. zur Gründung einer eigenständigen Seitenlinie7). Die Datierung der Grabplatte richtet sich nach der letzten urkundlichen Erwähnung des Verstorbenen am 21. April 13988). Obwohl dieser Abschnitt heute dick überstrichen ist, deutet alles auf eine freigebliebene, unbearbeitete Leiste hin, die das genaue Todesdatum aufnehmen sollte; bereits Helwich notierte am 2. Oktober 1614 bei der Abschrift dieser Stelle „annus non ade(st)“. Rest der Leiste unbearbeitet. Vgl. Acta Academiae I 29. Die von Eltester angefertigte Umzeichnung zeigt den fragmentarischen Zustand vor der Restauration. Vgl. Einleitung XXXf. Vgl. seine Tumbendeckplatte von 1383 in der ehemaligen Stiftskirche St. Johannisberg (Nr. 67). Ein weiterer Bruder namens Hartrad starb vor 1375, vgl. Schmitz-Kallenberg, Urkunden S. 285f. Nr. 594 und Europ. Stammtafeln NF IV Taf. 96 und 97. Vgl. die Urkunde bei Schmidt, Notizen 248. Vgl. dessen Tumbendeckplatte in St. Johannisberg (Nr. 124), die Grabplatte seiner 1455 verstorbenen Frau Lukart von Eppenstein (Nr. 130) im Chor der heutigen Pauluskapelle und die Tumbendeckplatte ihres gemeinsamen Sohnes Friedrich II. von 1490 (Nr. 173) im Chor der ehem. Karmeliterklosterkirche und heutigen kath. Pfarrkirche Bad Kreuznach. Vgl. Schmitz-Kallenberg, Urkunden S. 324f. Nrr. 805 und 809. Das bei Europ. Stammtafeln NF IV Taf. 97 verzeichnete Todesjahr 1395 ist zu korrigieren. Helwich, Syntagma 313. Storck, Darstellungen 182 (teilw.). Schneegans, Beschreibung 167 (teilw.). L. v. Eltester, Umzeichnung von 1849 (LHAK 700,30 Nr. 416). LHAK 36, 2000 Nr. 394 (hs. Notiz). Roth, Syntagma 2, 44 (nach Helwich). Stumpf, Kirche 18 mit Abb. Bredt, Friedhof mit Abb. 62. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) 20 (nach Helwich). Kdm. 70 mit Abb. 35. Emmerling, Bad Kreuznach mit Abb. 7. Ruser/Dellwing, Bad Kreuznach mit Abb. S. 42. 7214 408 di034mz03k0007705 di034-0077 0 Waldböckelheim, Marienpforter Hof 1376-01-01 1400-12-31 1400ABB0000000A3 4.V.14.Jh. 1 Grabplattenfragment aus dem ehemaligen Wilhelmitenkloster Marienpfort; um 1567 zerschnitten und als Stufe im damals neu erbauten Treppenturm verwendet. Stark abgetretener Teil einer Sandsteinplatte mit Umschrift zwischen Linien, bisher unbeachtet. Noch erkennbar sind wenige Buchstabenreste und ein halbkugelig vertiefter Punkt als Worttrenner (Plan Nr. 33). H. 165, B. 49, Bu. 6 cm. Gotische Majuskel. [...] LXX [.....] · Bei dem Fragment dürfte es sich um die rechte Leiste der Grabplatte handeln. 7215 408 di034mz03k0007803 di034-0078 0 Waldböckelheim, Marienpforter Hof 1351-01-01 1400-12-31 1400ABD0000000A3 2.H.14.Jh. 2 Grabplattenfragment aus dem ehemaligen Wilhelmitenkloster Marienpfort; um 1567 zerschnitten und als Stufe im damals neu angelegten Treppenturm verwendet, bisher unbekannt. Teil einer Sandsteinplatte mit Umschrift zwischen Linien, die noch vom leeren Mittelfeld her sichtbare Schriftleiste wird zur Hälfte von der darüberliegenden Stufe verdeckt (Plan Nr. 12). H. 147, B. 45 cm. Gotische Majuskel. [...] CCCL [...] Es dürfte sich bei diesem Fragment um die rechte Leiste der Grabplatte handeln. 7216 408 di034mz03k0007903 di034-0079 0 Disibodenberg, Depot 1351-01-01 1400-12-31 1400ABD0000000A3 2.H.14.Jh. 1 Fragment der Grabplatte einer unbekannten Person. Aufgefunden während der Grabungen in der Marienkapelle im Sommer 1989, jetzt im Depot (Plan Nr. 64). Kleines Bruchstück einer Grabplatte aus gelbem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien. Bu. 8,5 cm. Gotische Majuskel. [ANN]O · D[OMINI...] Die Verwendung des kleinen o als Worttrenner legt die vorgenommene Datierung nahe. Die Auflösung ist hypothetisch. Trotz großer Ähnlichkeit mit den zahlreichen Fragmenten der Grabplatte des Winand IV. von Steinkallenfels1), ließ sich das Bruchstück nicht in den überlieferten Text einpassen. Vgl. Nr. 56 von 1369. 7217 408 di034mz03k0008006 di034-0080 0 Disibodenberg, Depot 1351-01-01 1400-12-31 1400ABD0000000A3 2.H.14.Jh. 1 Fragment der Grabplatte einer unbekannten Person. Aufgefunden bei den Ausgrabungen im Sommer 1987 an einem nicht mehr feststellbaren Ort im Klosterbereich, jetzt im Depot (Plan Nr. 65). Vermutlich linkes unteres Eckstück einer gelben Sandsteinplatte mit Umschrift zwischen Linien. H. 33, B. 24, Bu. 8,5 cm. Gotische Majuskel. [...]NA · / DE [...] Die gut gehauene Schrift zeigt ein mit Zierstrichen versehenes A und die für den Disibodenberg typische Ligatur1) eines kapitalen D mit einem kapitalen E. Datierung nach Worttrenner. 7218 408 di034mz03k0008104 di034-0081 0 Waldböckelheim, Marienpforter Hof 1351-01-01 1400-12-31 1400ABD0000000A3 2.H.14.Jh. 1 Grabplatte für Heinrich von O. aus dem ehemaligen Wilhelmitenkloster Marienpfort, bisher unbeachtet. Als Spolie und Windfang einer Feuerstelle im Garten des Anwesens der Familie Schwarz in eine Mauer eingelassen. Untere Hälfte1) einer großen Platte aus weißgelbem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien und leerem Mittelfeld. Als Worttrenner dienen kleine Kreise. Fortgeschrittene Verwitterung. H. 101 (frg.), B. 95, Bu. 7,5 cm. Gotische Majuskel. [..... / ...] KALENDAS · JANUA/RII · O(BIIT) · D(OMI)N(U)S · HE/INRICUS · DE · O[...] Die tief eingehauenen Buchstaben weisen als Besonderheit stark ausgeprägte dreiecksförmige Elemente auf (besonders deutlich am R), die wohl – auch aufgrund der Worttrenner – eine Datierung in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts erlauben2). Dem Vernehmen nach wurde die ehemals frei auf dem Hofgelände liegende Platte in den 50er Jahren unter den beiden den Marienpforter Hof bewirtschaftenden Familien (buchstäblich) aufgeteilt; die zweite Hälfte ist jedoch nicht mehr aufzufinden und wurde wohl zerschlagen. Vgl. Einleitung LIII. 7219 408 di034mz03k0008202 di034-0082 0 Waldböckelheim, Marienpforter Hof 1351-01-01 1400-12-31 1400ABD0000000A3 2.H.14.Jh. 2 Grabplattenfragment aus dem ehemaligen Wilhelmitenkloster Marienpfort, bisher unbekannt. Um 1567 zerschnitten und als Stufe im damals errichteten Treppenturm verbaut. Vermutlich Teil der linken Seite einer Sandsteinplatte mit Umschrift zwischen Linien und stark abgetretener Ritzzeichnung im Mittelfeld. Die noch erkennbare Inschriftenleiste wird zum großen Teil von der darüber liegenden Stufe verdeckt. Als Worttrenner dienen kleine Kreise (Plan Nr. 30). H. 170, B. 45, Bu. 4,5 cm. Gotische Majuskel. [... D(OMI)]NI · IOH(ANN)IS [...] Aufgrund der vermutlich eine weibliche Figur in langem, faltenreichen Gewand darstellenden Ritzzeichnung und der Genitivform des männlichen Personennamens ist eine vorangehende Verwandtschaftsbezeichnung wie FILIA, UXOR oder RELICTA anzunehmen. Datierung nach Worttrenner. 7220 408 di034mz03k0008300 di034-0083 0 Waldböckelheim, Marienpforter Hof 1351-01-01 1400-12-31 1400ABD0000000A3 2.H.14.Jh. 2 Grabplatte für die Ehefrau eines Wilhelm, ursprünglich im ehemaligen Wilhelmitenkloster Marienpfort; um 1567 zerschnitten und als Stufe in dem damals errichteten Treppenturm verbaut, bisher unbekannt. Stark abgetretene, linke Seite einer Sandsteinplatte mit doppelter Umschrift zwischen Linien, im oberen Mittelfeld ein Teil des Wappens in Ritzzeichnung (Plan Nr. 9). Als Worttrenner dienen kleine Kreise. H. 170, B. 45, Bu. 6 cm. Gotische Majuskel. [.....]a) // [... UXO]R · D(OMI)NI · WIL[HELMI...] unbekannt (geschachter Schrägrechtsbalken). Das Wappen wurde (mit verschiedenen Beizeichen) von zahlreichen Familien des Naheraums1) geführt, darunter von den sponheimischen Burgmannengeschlechtern der Brendel, Monxhorn und Lander von Sponheim sowie der Sponheim gen. Bacharach. Zu ergänzen ist ein weiteres Wappen. Datierung nach Worttrenner. Noch einige Buchstabenreste zu erkennen. Vgl. Gruber, Wappenbilder 11. 7221 408 di034mz03k0008408 di034-0084 0 Waldböckelheim, Marienpforter Hof 1351-01-01 1400-12-31 1400ABD0000000A3 2.H.14.Jh. 5 Grabplattenfragment aus dem ehemaligen Wilhelmitenkloster Marienpfort; um 1567 zerschnitten und als Fensterbank des unteren Südfensters des damals neu erbauten Treppenturms verwendet, bisher unbekannt1). Teil einer Platte aus gelbem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien. Über die Hälfte der Schriftleiste des kleinen Fragments wird von dem aufsitzenden rechten Fenstergewände verdeckt. Als Worttrenner dienen kleine Kreise (Plan Nr. 53). H. 90, B. 24, Bu. 6,5 cm. Gotische Majuskel. [...]a) · I [...] Vermutlich handelt es sich bei den beiden erkennbaren Buchstaben um Zahlzeichen. Datierung nach Worttrenner. Teil einer Haste noch sichtbar. Die Kenntnis dieses Fragments verdanke ich einem freundlichen Hinweis von Dr. Falk Krebs, SeeheimJugenheim. 7222 408 di034mz03k0008506 di034-0085 0 Waldböckelheim, Marienpforter Hof 1351-01-01 1400-12-31 1400ABD0000000A3 2.H.14.Jh. 1 Grabplattenfragment aus dem ehemaligen Wilhelmitenkloster Marienpfort; um 1567 zerschnitten und als Teil der Fensterbank des Westfensters über dem Portal des damals neu errichteten Treppenturms verwendet, bisher unbekannt. Grabplatte mit Umschrift zwischen Linien, als Worttrenner dienen kleine Kreise (Plan Nr. 51). H. 39, B. 20, Bu. 7 cm. Gotische Majuskel. [...] L · [...] 7223 408 di034mz03k0008604 di034-0086 0 Hundsbach, Evang. Kirche (aus Kl. Disibodenberg?) 1351-01-01 1400-12-31 1400ABD0000000A3 2.H.14.Jh. 3 Glocke mit Meisterinschrift auf einem Meisterzeichen, möglicherweise aus dem 1559 aufgehobenen Kloster Disibodenberg1). Wohl wegen einer Beschädigung abgenommen, steht sie heute rechts neben dem Altar der 1867 neu erbauten Kirche. Kleine Glocke mit zwei Kordelstegen am Hals, dazwischen anstelle einer Inschrift ein Kreuzigungsrelief mit Maria und Johannes sowie gegenüberliegend ein kunstvoll gestaltetes Meisterzeichen (Muttergottes mit Kind) mit der zu beiden Seiten verlaufenden, von innen zu lesenden Meisterinschrift. Gewicht2) ca. 50 kg, Schlagton h‘ (?). H. 50 (m. Kr.), Dm. 46, Bu. 1 cm. Gotische Majuskel. MAGISTERa) / SIFRIDE Der als Glockengießer gut bezeugte Magister Sifride wirkte in den dreißiger Jahren des 14. Jahrhunderts in Köln und Umgebung3). Da die Hundsbacher Glocke zwar über beide, von Sifride stets verwendete Reliefs verfügt, jedoch im Gegensatz zu allen anderen Glocken des Meisters recht klein ausgefallen ist, keine (lateinische) Inschrift und vor allem keinen Datierungsvermerk aufweist, wird sie nicht ihm direkt, sondern einer im Naheraum tätigen Nachfolge-Werkstatt zugerechnet, die diese Model weiterverwendet hat4). Für eine Zuschreibung an Sifride oder an seine Werkstatt würde lediglich – neben Meisterzeichen und Kreuzigungsrelief – der auch 1341 bei der Roxheimer Glocke verwendete Kordelsteg5) sowie die typische Form der Glockenrippe6) sprechen. Aufgrund dieser Beobachtungen könnte man den hier vorgeschlagene Zeitraum des Glockengusses auf die Zeit um die Mitte des 14. Jahrhunderts eingrenzen. Die Glocke stand Ende des 17. Jahrhunderts im Mittelpunkt eines Eigentumsstreites zwischen Hundsbach und dem benachbarten Kirschroth, der einen guten Einblick in das innige Verhältnis der Hundsbacher Kirchengemeinde zu ihrer Glocke bietet7). A ohne Mittelbalken. So Kdm. und alle folgenden ohne Angabe näherer Gründe. Angaben nach Poettgen. Vgl. zu seiner Tätigkeit ausführlich Poettgen 56f. Vgl. Poettgen 52 und 57 sowie die Registereinträge unter Sifride (Nachfolge-Werkstatt). Dagegen Poettgen 52, der dort den Kordelsteg als bei Sifride „nicht gebräuchlich“ bezeichnet. Vgl. die Charakterisierung bei Poettgen 38. Vgl. dazu ausführlich Franzmann, der dort (4) eine gründliche zeitgenössische Beschreibung der Glocke mit einer versuchten, jedoch völlig mißglückten Wiedergabe der Inschrift zitiert. Kdm. 188 (erw.). Fritzen, Glockengießer I 84 (erw.). R. Franzmann, Kennzeichen Marienbild mit Liliensträußchen. Wie ging der Glockenstreit zwischen Hundsbach und Kirschroth vor 300 Jahren aus?, in: KHbll. 8 (1987) 3f. (erw.) – Poettgen, Magister Sifride 45 (erw.). 7224 408 di034mz03k0008702 di034-0087 0 Niederhausen, Evang. Pfarrkirche 1351-01-01 1400-12-31 1400ABD0000000A3 2.H.14.Jh. 7 Glocke mit Spruchinschrift. Hängt vorne im Glockenstuhl des romanischen Kirchturms der 12541) erstmals erwähnten, ehemaligen Wallfahrtskirche St. Mechthild. Kleine Glocke mit zwei doppelten Rundstegen auf der Schulter, dazwischen die einzeilige Inschrift. In der Mitte des Mantels zwei sich gegenüberliegende Kreuzigungsreliefs mit Maria und Johannes. Abgesehen von einem kleinen, geflickten Riß befindet sich die Glocke in einem guten Zustand. Als Worttrenner dienen Quadrangeln. Gewicht2) ca. 100 kg, Schlagton fis“ (?). H. 50 (o. Kr.) Dm. 62, Bu. 2,5 cm. Gotische Majuskel. AVE · MARIa) + O REX · GLORIEb) · (CHRIST)Ec) · UENId) · CVM · PACEe) · AMENf) Obwohl die Form der Glockenrippe, die verwendeten Kreuzigungsreliefs und der Glockenspruch an den im Kölner Raum tätigen Glockengießer Magister Sifride erinnern3), deuten alle anderen Anzeichen darauf hin, daß auch diese Glocke von seinen im Naheraum tätigen, die Model des Meisters weiter verwendenden Nachfolgern angefertigt wurde4): das fehlende Meisterzeichen, die Position der Reliefs (die sich für gewöhnlich im Inschriftenbereich befinden), die abweichende Größe der verwendeten Buchstabentypen, die bei Sifride sonst ungebräuchlichen Quadrangeln als Worttrenner, die fehlende Datumsangabe und die bei Sifride sonst nicht nachweisbare Ungeschicklichkeit in der verdrehten Anbringung der Buchstaben. Vermutlich steht der auf zahlreichen Glocken Ende des 14. und dann im 15. Jahrhundert nachweisbare englische Gruß im Zusammenhang mit dem abendlichen Ave-Maria-Läuten5), das sich im Verlauf des 14. Jahrhunderts allgemein durchsetzte. Sic! – Beginn nach Lc. 1,28. Die ersten vier Buchstaben sind spiegelverkehrt angebracht. Befund XPE mit Kürzungszeichen; P spiegelverkehrt. U steht auf dem Kopf. P spiegelverkehrt. N spiegelverkehrt. Vgl. Seibrich, Entwicklung 132. Angaben nach Poettgen. Vgl. die ausführliche Zusammenstellung der Merkmale einer typischen Sifride-Glocke bei Poettgen 37ff. Vgl. die Registereinträge unter Sifride (Nachfolge-Werkstatt). So DI 1 (Main-Taubergrund) Nr. 452. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 314. Zimmermann, Glocken 35 (teilw.). Kdm. 315. Fritzen, Glockengießer I 84 (erw.). Poettgen, Magister Sifride 46. 7225 408 di034mz03k0008800 di034-0088 0 Disibodenberg, Kreuzgang 1301-01-01 1400-12-31 1400ABE0000000A3 14.Jh. 1 Grabplatte eines Unbekannten. Im östlichen Teil des Südflügels in den Boden eingelassen (Plan Nr. 33), aufgefunden bei den Ausgrabungen im Sommer 1985. Große Platte aus weißgelbem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien. Nahezu völlig zerstört, kleiner Schriftrest auf der linken Leiste oben. H. 234, B. ca. 102 cm. Gotische Majuskel. [...] A(N)I(M)A [...] Der Text des Fragments dürfte zu der üblichen Schlußformel auf Grabplatten des 14. Jahrhunderts zu ergänzen sein. 7226 408 di034mz03k0008900 di034-0089 0 Disibodenberg, Kreuzgang 1301-01-01 1400-12-31 1400ABE0000000A3 14.Jh. 3 Grabplatte eines Unbekannten. Im östlichen Teil des Südflügels in den Boden eingelassen (Plan Nr. 34), aufgefunden bei den Ausgrabungen im Sommer 1985. Große, schmale Platte aus hellem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, bis auf das linke untere Eck völlig zerstört. H. 205, B. ca. 74, Bu. 7 cm. Gotische Majuskel. [...] DICTVS · / HAS[...a)] Im weiteren Verlauf sind einzelne Hasten erkennbar. 7227 408 di034mz03k0009001 di034-0090 0 Disibodenberg, Depot 1301-01-01 1400-12-31 1400ABE0000000A3 14.Jh. 1 Fragment der Grabplatte eines Unbekannten. Aufgefunden im Sommer 1989 an einem nicht mehr feststellbaren Ort der Klosterruine, heute im Depot (Plan Nr. 66). Stark verwittertes Eckstück aus grobkörnigem, weißgrauem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien. H. 43, B. 29, Bu. ca. 7 cm. Gotische Majuskel. [...] · M / I B[...] Die nahezu unkenntliche Schrift erlaubt weder Deutung noch genauere Datierung. 7228 408 di034mz03k0009100 di034-0091 0 Waldböckelheim, Marienpforter Hof 1301-01-01 1400-12-31 1400ABE0000000A3 14.Jh. 1 Grabplattenfragment aus dem ehemaligen Wilhelmitenkloster Marienpfort; um 1567 zerschnitten und als Stufe im damals neu erbauten Treppenturm verwendet, bisher unbekannt. Teil einer Sandsteinplatte mit Umschrift zwischen Linien, links oben im Mittelfeld ein abgespitztes Wappen. Stark abgetreten (Plan Nr. 47). H. 207, B. 55, Bu. 9 cm. Gotische Majuskel. + AN[NO DOMINI ... / ..... / ..... / ...]ESa) · [...] unkenntlich. Bei dem Fragment handelt es sich um die linke Seite der Grabplatte mit Teilen ihrer oberen und linken Leiste. Möglicherweise befand sich rechts oben im Mittelfeld ein zweites Wappen. Davor und dahinter weitere, kaum zu erkennende Buchstabenreste. 7229 408 di034mz03k0009209 di034-0092 0 Waldböckelheim, Marienpforter Hof 1301-01-01 1400-12-31 1400ABE0000000A3 14.Jh. 3 Fragmente einer Grabplatte für eine unbekannte Frau aus dem ehemaligen Wilhelmitenkloster Marienpfort, bisher unbekannt. Um 1567 zerschnitten und als Stufen in den damals neu errichteten Treppenturm verbaut. Teile einer großen Platte aus gelblichem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien. Fragment I (Plan Nr. 37) zeigt wohl die von der nächsten Stufe teilweise verdeckte rechte Leiste, Fragment II (Plan Nr. 38) neben der linken Leiste im oberen Mittelfeld das linke Segment eines in Ritzzeichnung ausgeführten, dreiteiligen Kielbogens. Oberfläche stark abgetreten und teilweise abgeplatzt. H. 178 (I), 180 (II), B. 52, Bu. 7 cm. Gotische Majuskel. I [..... / ...] UXOR · D(OMI)NI · [...] II [..... / ...] MONa) [...] Für die Zusammengehörigkeit der beiden Fragmente sprechen neben den identischen Maßen auch die jeweils gleiche Breite der Buchstaben (5 cm) und der Schriftleiste (12 cm). Die folgenden Buchstabenreste sind bis auf zwei Hasten am Ende der Leiste kaum noch erkennbar. 7230 408 di034mz03k0009308 di034-0093 0 Waldböckelheim, Marienpforter Hof 1301-01-01 1400-12-31 1400ABE0000000A3 14.Jh. 1 Grabplattenfragment aus dem ehemaligen Wilhelmitenkloster Marienpfort, bisher unbekannt. Um 1567 zerschnitten und als Stufe in den damals errichteten Treppenturm verbaut. Teil einer Sandsteinplatte mit Umschrift, stark abgetreten (Plan Nr. 36). Gotische Majuskel. [...]L[.....] XXX[...] Es handelt sich wohl um die rechte Seite des Fragmentes, das aufgrund der breiten Leiste mit einer umlaufenden Doppelzeile versehen gewesen sein dürfte. Da sich die noch erkennbare Datumsangabe auf der zweiten Zeile befindet, könnte sich die Grabinschrift auf mehrere Personen1) bezogen haben. Vgl. etwa Nr. 41 von 1354. 7231 408 di034mz03k0009407 di034-0094 0 Waldböckelheim, Marienpforter Hof 1301-01-01 1400-12-31 1400ABE0000000A3 14.Jh. 1 Grabplatte für Irmentrud, ursprünglich im ehemaligen Wilhemitenkloster Marienpfort. Um 1567 zerschnitten und als Stufe in den damals errichteten Treppenturm verbaut, bisher unbekannt. Teil einer einfachen Sandsteinplatte mit Umschrift zwischen Linien und leerem Mittelfeld (Plan Nr. 26). H. 172, B. 50, Bu. 7,5 cm. Gotische Majuskel. [..... IR]MENTRVDa) / VXORb) [.....] Auffallend ist die Gestaltung des T mit seinem tief eingehauenen, dreiecksförmigen Deckbalken, der eine Datierung in die Mitte bis 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts1) nahelegen könnte. Bei dem Fragment handelt sich wohl um die linke Seite der Grabplatte mit Teilen ihrer unteren und linken Leiste. Möglicherweise zu IRMENTRUDA oder IRMENTRUDIS zu ergänzen. Folgt E oder C. – Im Falle des vorangestellten Namens des Ehemannes könnte zu EIUS, andernfalls zum Beginn des Segenwunsches CUIUS oder auch zum dann folgenden, mit einem dieser Buchstaben beginnenden Namen des Ehemannes ergänzt werden. Die restlichen Buchstaben dieser Leiste werden von der darüber liegenden Treppenstufe verdeckt. Vgl. Einleitung XLVI. 7232 408 di034mz03k0009506 di034-0095 0 Waldböckelheim, Marienpforter Hof 1301-01-01 1400-12-31 1400ABE0000000A3 14.Jh. 2 Grabplatte für einen Johannes, ursprünglich im ehemaligen Wilhelmitenkloster Marienpfort, bisher unbekannt. Um 1567 zerschnitten und als Stufe in den damals errichteten Treppenturm verbaut. Wohl rechter Teil einer stark abgetretenen Sandsteinplatte mit doppelter Umschrift zwischen Linien und einem noch erkennbaren Wappen in Ritzzeichnung im rechten unteren Mittelfeld. Als Worttrenner dienen halbkugelig vertiefte Punkte (Plan Nr. 25). H. 200, B. 45, Bu. 6,5 cm. Gotische Majuskel. [... / ...] · MCCC · [.....] · MAI [.....] // · D(OMI)N(U)S · IOH(ANNES) [.....] Sponheim? Da von dem Wappen nur noch die (heraldisch) linke Seite mit dem Sponheimer Schach zu erkennen ist, könnte es sowohl den verschiedenen Linien der Grafen von Sponheim, als auch ihren natürlichen Nachkommen wie den von Allenbach oder von Koppenstein, aber auch den Wolf, Ulner, Specht, Weiß oder Meusewin von Sponheim1) zuzuschreiben sein. Zu ergänzen wäre mindestens ein weiteres Wappen. Vgl. F. Hauptmann, Zehn mittelrheinische Wappengruppen, in: Jb. der heraldischen Gesellschaft Adler NF 10 (1900) 24ff. mit Taf. 9f. sowie Gruber, Wappenbilder 129. 7233 408 di034mz03k0009605 di034-0096 0 Waldböckelheim, Marienpforter Hof 1301-01-01 1400-12-31 1400ABE0000000A3 14.Jh. 2 Fragmente einer Grabplatte für einen unbekannten Ritter aus dem ehemaligen Wilhelmitenkloster Marienpfort. Sie wurde um 1567 zerschnitten und als Stufen für den damals neu erbauten Treppenturm verwendet, bisher unbekannt. Teile einer großen Platte aus Sandstein mit Umschrift zwischen Linien und leerem Mittelfeld. Das mit einem Steinmetzzeichen1) versehene Fragment I (Plan Nr. 24) zeigt die rechte Seite der Platte mit Teilen der oberen und rechten Leiste, Fragment II (Plan Nr. 23) das Gegenstück mit Teilen der unteren und linken Leiste. Die Spolien sind stark abgetreten und die wenigen lesbaren Buchstaben teilweise von den darüberliegenden Stufen verdeckt. H. 200, B. 56 (I), 51 (II), Bu. 4,5 cm. Gotische Majuskel. [ANNO ·] D(OMI)NI · M · C[CC / ...] KALENDAS [... / ..... / ...] MILES [...] An der Zusammengehörigkeit der Fragmente besteht aufgrund der in allen Bereichen übereinstimmenden Maße kein Zweifel. Da sich das pfeilförmige Steinmetzzeichen (Nr. 11) noch mehrmals an den äußeren Fenstergewänden des Treppenturms nachweisen läßt, stammt es von dessen Bauleuten und wurde erst bei dem Bau der Wendeltreppe nachträglich in die Stufe eingehauen. Freundlicher Hinweis von Dr. Falk Krebs, Seeheim-Jugenheim. 7234 408 di034mz03k0009704 di034-0097 0 Waldböckelheim, Marienpforter Hof 1301-01-01 1400-12-31 1400ABE0000000A3 14.Jh. 1 Fragment einer Grabplatte für einen unbekannten Ritter aus dem ehemaligen Wilhelmitenkloster Marienpfort. Sie wurde um 1567 zerschnitten und bei dem damals errichteten Treppenturm als Stufe verwendet, bisher unbekannt. Teil einer großen Platte aus Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, die sich im Mittelfeld parallel (in zumindest einer Zeile) fortsetzt. Äußere Schriftleiste unkenntlich, innere stark abgetreten (Plan Nr. 20). H. 180, B. 50, Bu. 7 cm. Gotische Majuskel. [.....] // [...]LFa) · MILE[S DE ...] Bei dem Fragment handelte es sich um einen Teil der linken oder rechten Seite der Grabplatte; der Verstorbene entstammte wohl dem Geschlecht der Wolf von Sponheim, denen das Kloster als Grablege diente. Davor sind noch die oberen Teile mehrerer Buchstaben zu erkennen, das Wort könnte damit zu WOLF ergänzt werden. 7235 408 di034mz03k0009803 di034-0098 0 Waldböckelheim, Marienpforter Hof 1301-01-01 1400-12-31 1400ABE0000000B3 14.Jh.? 1 Grabplattenfragment aus dem ehemaligen Wilhelmitenkloster Marienpfort; um 1567 zerschnitten und als Teil des Gesimses links über dem Portal des damals neu erbauten Treppenturms verwendet, bisher unbekannt1). Sandsteinplatte mit Umschrift zwischen Linien, im Mittelfeld Rest eines kleinen Wappens in Flachrelief. Erkennbar ist noch ein minimaler Teil der rechten Leiste (Plan Nr. 52). Bu. ca. 4,5 cm. Gotische Majuskel? [...]Ba)[...] Graseweg? Sollte die Identifikation des Wappens zutreffen, würde es sich bei dem Verstorbenen um ein Mitglied der im nahegelegenen Sobernheim sitzenden Adelsfamilie handeln, die ihre Grablege2) allerdings im Kloster Disibodenberg hatte. Lesung unsicher; sichtbar noch die untere Haste des folgenden Buchstabens. Die Kenntnis dieses Fragments verdanke ich einem freundlichen Hinweis von Dr. Falk Krebs, Seeheim-Jugenheim. Vgl. die Registereinträge. 7236 408 di034mz03k0009909 di034-0099 1 Kirn, Evang. Pfarrkirche 1301-01-01 1400-12-31 1400ABE0000000B3 14.Jh.? 0 Glocke mit Meister- und Spruchinschrift. Noch vor 1848 als kleinste, südlich im Turm angebrachte Glocke eines Dreiergeläutes nachweisbar1), wurde sie am 1. April 1878 umgegossen2). Aussehen und Ausführung unbekannt, Schrift wohl gotische Majuskel. Nach Schneider. · I(HESVS) · D(OMINVS) · R(EDEMPTOR)3) · AVE MARIA4) · O · REX · GLORIE · CHR(IST)Ea) · VENI · CV(M) · PACE · JA(C)OB(V)S · DE · TREV(ERIS) Die Datierung orientiert sich an der sorgfältigen, handschriftlichen Nachzeichnung der Inschrift in gotischen Majuskeln und an dem dazu passenden, in dieser Zeit auf Glocken weit verbreiteten, hier mit dem englischen Gruß gekoppelten Friedensruf5). Der nicht unbedingt aus Trier stammende Meister Jacob ist sonst nicht nachweisbar, zudem scheint ein familiärer Zusammenhang mit den seit dem Ende des 15. Jahrhunderts im Mittelrheingebiet tätigen, sich nach dieser Stadt nennenden Glockengießern nicht gegeben zu sein6). Möglicherweise war er in der Werkstatt der Sifride-Nachfolger7) tätig. Überliefert in „griechischen“ Buchstaben XPR. Vgl. Schneider sowie Nr. 445 von 1604. – Die dritte (und größte), heute ebenfalls verlorene Glocke wurde 1828 von Eduard Schott gegossen. Laut einer Notiz in einem um 1910 angelegten handschriftlichen Inventar der Kirche (vgl. Archiv der evang. Kirchengemeinde Kirn, Sign. 70-0:21). Auflösung nach einem freundlichen Vorschlag von Herrn Jörg Poettgen, Overath. Beginn von Lc. 1,28. Vgl. dazu Walter, Glockenkunde 162ff. Vgl. Renard, Glocken 78ff. und Dorgelo, Klokkengieters 5f. Freundliche Mitteilung von J. Poettgen vom 20. April 1992 mit Hinweis auf die in der Regel bis 1400 nachweisbare Übereinstimmung der Tätigkeitsgrenzen von Glockengießern mit den Bistumsgrenzen. Schneider, Notizen II (nach Eintrag 1561). 7237 408 di034mz03k0010006 di034-0100 0 Disibodenberg, Kreuzgang 1350-01-01 1450-12-31 1400BBF8600BABA3 E.14./A.15.Jh. 2 Grabplatte eines Priesters zu Waldeck. Etwa in der Mitte des Südflügels in den Boden eingelassen (Plan Nr. 39), aufgefunden bei den Ausgrabungen im Sommer 1985. Fragment einer schmalen Platte aus hellem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, bis auf einen leicht verwitterten Schriftrest auf der linken unteren Leiste völlig zerstört. H. (erh.) 198, B. (erh.) 65, Bu. 5,5 cm. Gotische Minuskel. [...] sace[r]dos de waldeck [...] Der Datierungsvorschlag gründet sich zum einen auf die eigentümliche, für die frühe gotische Minuskel auf dem Disibodenberg charakteristische Bildung des w als spitzzulaufendes, ungebrochenes v mit einem eingehauenen dritten Schaft in der Mitte1), zum anderen auf die Beobachtung, daß im Kloster Disibodenberg zu Beginn des 15. Jahrhunderts – mit einer späten Ausnahme2) – die kopial überlieferten und sonstigen bekannten Bestattungen aufhören. Der Titel des Unbekannten bezieht sich wohl auf die Kapelle der bedeutenden Ganerbenburg Waldeck im Hunsrück (Gem. Dorweiler)3). Die gleiche, typische Gestaltung des w findet sich auf zwei weiteren Disibodenberger Grabplatten Nr. 52 von 1365 und Nr. 72 von 1389. Grabplatte des Ulrich Esbach von Monzingen Nr. 220 (kurz nach 1500). Vgl. Kdm. Rhein-Hunsrück-Kreis 1 273. Nikitsch, Bemerkungen Abb. 3. 7238 408 di034mz03k0010104 di034-0101 0 Disibodenberg, Klosterkirche 1401-01-01 1401-12-31 1401AAA0000000A3 1401 1 Grabplatte der Hebela von Steinkallenfels, geb. Wale von Waldeck, verwitwete Marschall von Waldeck, bisher nur aus verderbter kopialer Überlieferung bekannt. Im südlichen Seitenschiff der Klosterkirche vor dem an den ehemaligen Lettner grenzenden Altar in den Boden eingelassen (Plan Nr. 59), erstmals aufgefunden um die Mitte des letzten Jahrhunderts1), dann wiederentdeckt bei den Ausgrabungen im Sommer 1987. Große Platte aus gelblichem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, im Mittelfeld in den oberen Ecken zwei reliefierte, die seitlichen Leisten überschneidende Wappen. Bis auf die stark verwitterte obere Leiste und einen quer durch die Mitte verlaufenden Bruch befindet sich die hervorragend gearbeitete Platte in in einem guten Zustand. H. 214, B. 106, Bu. 8 cm. Gotische Minuskel. [anno domini] · m · cccc · ioa) · / · iiio · idus · febr(uarii) · o(biit) · d(omi)na · hebelab) · de · / sanecke · relicta · d(omi)ni · g(er)hardi / · militis · de · lapide · q(uorum) · a(n)i(m)e · viua(n)t · i(n) · pace · am(en) Im Jahr des Herrn 1401, am dritten Tag vor den Iden des Februar (11. Februar), starb die Frau Hebela von Saneck, Witwe des Herrn Gerhard, Ritter vom Stein (-Kallenfels). Deren Seelen mögen in Frieden leben, Amen. Steinkallenfels (Stamm IV); Marschall von Waldeck. Die meisten Buchstaben der sorgfältig gehauenen Minuskel zeigen feinstrichig eingerollte Ziercauden als Verlängerung der Hastenenden; die gegen Textende deutlich zunehmenden Kürzungen und Ligaturen sind auf den durch die Plazierung der Wappen verursachten Platzmangel zurückzuführen. Die erstmals 1354 in einem Erbvergleich urkundlich erwähnte Hebela2), Tochter des Waldecker Burgmanns Emmerich gen. Wale3), war eine bemerkenswerte Frau: Durch ihre erste Ehe mit Johann III. Marschall von Waldeck4), mit dem sie insgesamt zwei Töchter und drei Söhne hatte, wurde sie letztlich zur Stammutter der verschiedenen Linien der Marschall von Waldeck, Saneck von Waldeck und Marschall von Waldeck zu Iben5). Ihr in der vorliegenden Inschrift verwendeter Beiname de sanecke resultiert aus der 1346 durch den Mainzer Erzbischof erfolgten Belehnung ihres ersten Mannes mit der heutigen Burg Sooneck am Rhein6). Sie führt in ihrer Grabinschrift also weder ihren Geburtsnamen noch das väterliche Wappen, sondern abweichend von den üblichen Gepflogenheiten das ihres ersten Mannes Johann. Nach dessen Tod (†1353)7 heiratete sie in zweiter Ehe den Ritter Gerhard von Steinkallenfels, neben dem sie nach einem langen Leben auch bestattet wurde8). Auf diesen Sachverhalt dürfte auch die Schlußformel anspielen, die – obwohl es sich um eine Einzelbestattung handelt – beide Ehepartner in ihren fürbittenden Wunsch mit einbezieht. Helwich liest l, also 1450; Schneider und Möller geben 1410 als Todesjahr an. Helwich liest Liliela, Schneider liebela. Vgl. Schneider. Vgl. Sauer, Codex I 3, 285. Vgl. Möller, Stammtafeln AF I 114. Die auf der kurmainzischen Burg Waldeck im Sauertal (heute Gem. Lorchhausen, Rheingau-Taunus-Kreis) ansässige Familie hatte seit dem Ende des 13. Jh. das namengebende Marschallamt des Erzstifts Mainz erblich inne. Vgl. Möller, Stammtafeln AF I Taf. XXXXI. Einige Grabplatten ihrer Nachkommen haben sich im Bearbeitungsgebiet erhalten, vgl. die entsprechenden Registereinträge. Gemeinde Niederheimbach, Lkrs. Mainz-Bingen; vgl. Möller ebd. 113. Er wurde wohl in der Pfarrkirche zu Lorch begraben, da Hebela für die dortige Kirche ein Anniversar im Wert von einer Mark einrichtete; vgl. dazu J. Zaun, Beiträge zur Geschichte des Landcapitels Rheingau und seiner vierundzwanzig Pfarreien. Wiesbaden 1879, 335. Vgl. den Kommentar zu seiner Grabplatte Nr. 74 von 1393. Helwich, Syntagma 442. Schneider, Ganerbschlösser 167 Anm. 26. Rhein. Antiquarius II 19, 350. Roth, Syntagma 1 (1883). Baudenkmale III 133 (die letzten drei nach Helwich). 7239 408 di034mz03k0010202 di034-0102 0 Disibodenberg, Kapitelsaal 1403-01-01 1404-12-31 1404BAA8597AABA3 (1403)/1404 6 Gemeinsame Grabplatte der Zisterzienseräbte Ditmar XV. und Johannes XVI., bisher nur aus einer verderbten kopialen Überlieferung bekannt. Im südöstlichen Eck des Kapitelsaals in den Boden eingelassen (Plan Nr. 24), (wieder)entdeckt bei den Ausgrabungen im Sommer 19851). Ungewöhnlich große, breite Platte aus hellem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien. Zentriert im Mittelfeld sind zwei aneinander liegende, mit einem Knauf versehene Abtsstäbe halbplastisch herausgearbeitet, ihre krabbenbesetzten Krümmen sind links mit einer Rosette, rechts mit einem Vierpaß gefüllt. Das rechte obere Eck der Platte ist gebrochen, die Mitte der rechten und ein kleiner Teil der oberen Leiste ist verwittert. Von dieser Grabplatte mit dem seltenen Motiv der doppelten Abtsstäbe2) wurde ein Abguß angefertigt3). H. 223, B. 125, Bu. 6,5 cm. Gotische Minuskel. +a) a[n]no · d(omi)ni · mo · cccco · iiio · xiiio · k(a)l(endas) · / · noue(m)b(ris) · o(biit) · ditmarus · [abbas · xv(us) ·] ite(m) · anno · d(omi)ni · mo · cccco · / · iiiio · iiiio · k(a)l(endas) · aug(usti) · o(biit) · ioh(ann)es · / · abbas · xvi(us)b) · q(uorum)c) · anime · requiesca(n)t · in · pace · amen · Im Jahr des Herrn 1403, (am) 13. (Tag vor den) Kalenden des November (20. Oktober) starb Ditmar, der 15. Abt. Ebenso starb im Jahr des Herrn 1404, (am) 4. (Tag vor den) Kalenden des August (29. Juli), Johannes, der 16. Abt. Deren Seelen mögen in Friede ruhen. Amen. Die Schrift besticht durch eine sorgfältig ausgeführte gotische Minuskel, deren Schäfte teils in feine Zierstriche, teils in gerollte Ziercauden (ungewöhnlicherweise auch bei c) auslaufen. o erscheint sowohl offen als auch geschlossen. Über der äußeren Linie sind die Kürzungszeichen für die Ordinalzahlen eingehauen, innerhalb der Linie die der anderen Wörter. Zusammen mit der figürlichen Grabplatte des 1371 verstorbenen Abtes Jakob XIV.4) sind mit dem Fund dieser Doppelgrabplatte erstmals drei aufeinanderfolgende Disibodenberger Zisterzienseräbte mit ihren Todesdaten eindeutig dokumentiert. Abt Ditmar XV. läßt neben zwei Weistümern von 1375 und 1387, in denen er namentlich aufgeführt wird5), im Jahr 1378 ein Verzeichnis der Rechte und Besitzungen des Klosters anlegen6), siegelt 1388 zweimal einen Kaufvertrag als Inhaber der geistlichen Aufsicht über das Zisterzienserinnenkloster Allerheiligen zu Oberwesel7) und wird auf der 1387 gegossenen, noch erhaltenen großen Disibodenberger Glocke namentlich genannt8). Abt Johannes XVI. tritt in der kurzen Zeit seiner Regierung nur einmal urkundlich in Erscheinung, als er einen zwischen dem damaligen Herzog von Luxemburg und späteren deutschen König Wenzel einerseits und Graf Heinrich von Veldenz andererseits abgeschlossenen Vergleich aus dem Jahre 1363 mit seinem Siegel vidimiert9). Geht man von der Zuverlässigkeit der inschriftlichen Informationen aus, so eröffnet sich mit den aufgefundenen Abtsgrabplatten ein neuer Fragenkomplex, der dringend weiterer Nachforschung bedarf: Vor Jakob müßte es seit 1259 dreizehn Äbte aus dem Orden der Zisterzienser auf dem Disibodenberg gegeben haben, von denen bisher lediglich fünf namentlich ausfindig gemacht werden konnten10). Textbeginn nach einer reliefierten Rosette. Die us-Kürzung ist in die Zeile gestellt. Direkt über dem q und der äußeren Linie ist ein kleines o eingehauen. Um die Jahrhundertwende scheint die Platte im Kapitelsaal noch offen dagelegen zu haben, vgl. Baudenkmale 135f. An benachbarter Stelle im Kapitelsaal kam eine weitere, allerdings inschriftslose Grabplatte mit zwei reliefierten Abtsstäben ans Licht, die wohl ins 13. Jh. zu datieren ist (vgl. Nikitsch, Sepulkralkultur 185f. mit Abb. 4). Auch im Kloster Eberbach liegen zwei allerdings späte Doppelgrabplatten von 1595 und 1648/53, die ebenfalls zwei Abtsstäbe zeigen; vgl. dazu künftig DI Rheingau-Taunus-Kreis. Die Kopie wurde an einer Wand der Marienkapelle befestigt, vgl. zum Vorgang Nikitsch, Abguß. Vgl. Nr. 59 von 1371. Vgl. Schworm, Disibodenberg 32ff. und 211f. Vgl. Frey, Versuch III 358. – Vermutlich handelt es sich dabei um den unter der Signatur F 2 Nr. 148 im Landesarchiv Speyer verwahrten, aus dem 14. Jh. stammenden „Codex Disibodenbergensis“, der ein ausführliches Besitzverzeichnis des Klosters enthält. Vgl. Dertsch, Urkunden Mainz III, Nrr. 2315 und 2319. Vgl. den Kommentar zu der sich heute in der Schloßkirche zu Meisenheim befindenden Glocke Nr. 69. Teilweiser Abdruck der Bestätigung bei Ioannis, Spicilegium 218f. Das dort angeführte Datum der Ausstellung der Urkunde (6. Januar 1405) steht allerdings im Gegensatz zu dem Todesdatum auf der Grabplatte, möglicherweise handelt es sich um einen Abschreibfehler. Vgl. die unvollständigen Abtslisten bei Widder, Beschreibung 4 136f., Remling, Geschichte 35ff. und Frey, Versuch 358f. Baudenkmale III 136. Nikitsch, Steinerne Zeugen des Adels an der Nahe, in: Allg. Zeitung Mainz v. 24. Oktober 1985, 4 mit Abb. Nikitsch, Bemerkungen 27 mit Abb.8. Nikitsch, Quellen 225. Stanzl, Klosterruine 72 Abb. 56. 7240 408 di034mz03k0010300 di034-0103 1 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1405-01-01 1405-12-31 1405AAA0000000A3 1405 0 Grabinschrift für Elsa Stump von Waldeck geb. Boos von Waldeck, noch im Jahr 1614 in der damaligen Stadtpfarrkirche überliefert. Zwei Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno d(omi)ni m cccc v xiiii k(a)l(endas) Aprilis o(biit) d(omi)na Elsa de Waldeck vxor domini Hermanni Stump militis de Waldeck. 19. März 1405. Stump von Waldeck; Boos von Waldeck. Die Verstorbene1) war eines von vier Kindern aus der Ehe Johanns IV. Boos von Waldeck mit Elsa von Montfort. Verheiratet war sie mit dem aus dem rechtsrheinischen Wispertal stammenden Ritter Hermann Stump von Waldeck2), der später neben ihr begraben wurde. Durch ihren Sohn Degenhardt wurde sie zur Stammutter des bis Ende des 16. Jahrhunderts3) blühenden Geschlechts der Stump von Waldeck. Vgl. zum Folgenden Möller, Stammtafeln AF I Taf. XXXX und ebd. Stammtafel S. 114. Vgl. seine erhaltene Grabplatte Nr. 106 von 1412. Vgl. Nr. 342 von 1577. Helwich, Syntagma 313. Roth, Syntagma 2 (1884) 43. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) 20 (beide nach Helwich). 7241 408 di034mz03k0010408 di034-0104 0 Bad Kreuznach, Schloßparkmuseum 1407-01-01 1407-12-31 1407AAA0000000A3 1407 4 Tumbendeckplatte der Edelfrau Gertrud von Leyen geb. von Bosenheim. Die Platte war noch zu Beginn des 17. Jahrhunderts in der damaligen Kreuznacher Pfarrkirche „an der Wandt im Chor zu sehen“1), gelangte dann vermutlich im Zuge der Wiederherstellung des verfallenen Chors 1862/63 in den Besitz2) des Historisch-Antiquarischen Vereins, von dort aus in das Magazin des späteren Heimat- bzw. Karl-Geib-Museums und soll (nach dessen Ende 1986 erfolgter Schließung) an den angegebenen Standort überführt werden. Übergroße Platte aus gelbweißem Sandstein mit Umschrift auf steil nach außen abgeschrägten Leisten, in den oberen Ecken zwei Wappen. Im Mittelfeld ist die halbreliefierte Figur der Verstorbenen unter einem krabbenbesetzten, dreiteiligen Kielbogen mit seitlichen Fialen dargestellt, versehen mit Schleier und langem, faltenreichen Gewand, die Hände vor der Brust gefaltet, zu Füßen ein Hund. Quer verlaufende Bruchstelle im oberen Drittel, Figur und unteres Drittel stark verwittert. H. 223, B. 125, Bu. 5,5 cm. Gotische Majuskel. + ANNO · D(OMI)NI · Mo · CCCCo · UII · / ULTIM[O] · DIE · MENSIS · IANUARII · O(BIIT) · DOMICELLA / TRUDA · DE · LEIEN · UXORa) · / DOMICELLI · RUDOLFI · DE · LEIEN · [A(N)]I(M)A · E(IUS) · RE(QUIESCAT) · I(N) · PA(CE)b) Im Jahr des Herrn 1407 am letzten Tag des Monats Januar (31. Januar) starb die Edelfrau Gertrud von Leyen, Gemahlin des Edelknappen Rudolf von Leyen. Deren Seele möge in Frieden ruhen. Leyen (von zehn 2:1, 2:1 und 1:2:1 gestellten Schindeln begleiteter Sparren); Bosenheim II (von vier Kreuzchen bewinkelte Lilie). Die hier zum letzten Mal im Bearbeitungsgebiet nachweisbare Schriftform der gotischen Majuskel ist sorgfältig ausgeführt und zeigt als Zier Nodi bei I und am Mittelteil des M. Die trogartig ausgeführten Buchstaben waren mit einer deswegen gut haftenden, noch in Resten vorhandenen rötlichen Farbmasse3) gefüllt. Gertrud entstammt einer vornehmlich im 13. und 14. Jahrhundert nachweisbaren Adelsfamilie4), mit Sitz in dem (heute nach Bad Kreuznach eingemeindeten) Dorf Bosenheim. Ihr Ehemann Rudolf von Leyen dürfte Ganerbe auf der gleichnamigen Burg5) bei Rümmelsheim gewesen sein; zudem besaß seine Familie ein Burghaus6) zu Kreuznach. Im Jahr 14117) scheint Rudolf seiner verstorbenen Frau eine Seelgerätstiftung eingerichtet zu haben. Helwich und Kdm. lesen RELICTA. Zwischen P und A kein Worttrenner, nach dem mit P(ACE) A(MEN) aufzulösen wäre. So Helwich fol. 85v (nicht im Syntagma). Vgl. auch die Erwähnungen bei Acta Acdemiae I 29, Andreae, Crucenacum Palatinum 154 und Widder, Beschreibung 42. – Andreae führt zudem, nach Hörensagen, eine weitere Grabplatte einer Jungfrau mit einer verstümmelten Inschrift auf: „+ ANNO · DOMINI · M · CCCC · VII · VIGESIMA · DIE · MAII (.....) R(E)Q(UIES)C(A)T · IN · PACE“, die er „procul dubio“ einer sonst nirgends nachweisbaren Wild- und Rheingräfin zuschreibt. Da dieses Fragment auch sonst nicht überliefert wird und es von Helwich, wie auch die vorliegende Inschrift, bezeichnenderweise nicht erwähnt wird, dürfte sich Andreaes Gewährsmann geirrt und sie mit der hier vorliegenden Grabinschrift aus dem gleichen Jahr verwechselt haben. Vgl. dazu Einleitung XLVI Anm. 152. Vgl. den Hinweis bei Stumpf. Vgl. Sitzius, Adelsgeschlecht sowie Nr. 24 von 1337. Vgl. Kdm. 328ff. Helwich 83ff. nennt – allerdings ohne Überlieferung der Grabinschrift – einige weitere in Kreuznach begrabene Angehörige der Familie. Vgl. Lehmann, Spanheim II 182f. So Helwich fol. 81 mit Verweis auf einen entsprechenden „kauffbrief“. Helwich, Op. gen. V fol. 81 und 102. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 18. Kdm. 105 und Abb. 68. Steindenkmäler Nr. 115. 7242 408 di034mz03k0010506 di034-0105 1 Sobernheim, Evang. Pfarrkirche 1409-01-01 1409-12-31 1409AAA0000000A3 1409 0 Grabinschrift für den Knappen Imbrecht von Odernheim, noch um 1765 kopial überliefert, heute verloren. Ausführung unbekannt. Nach Würdtw. Epitaphienbuch. Anno domini m cccc ix obiit dominus Imbrecht de Odernheim armiger cuius anima requiescat in pace. Ob der in der ehemaligen Pfarrkirche St. Matthias Begrabene lediglich aus dem benachbarten Odernheim am Glan stammte oder Angehöriger eines vereinzelt nachweisbaren, sich nach diesem Ort nennenden, kleinen Adelsgeschlechtes war1), muß vorerst offenbleiben. Vgl. Schworm, Odernheim am Glan und Disibodenberg 57. Würdtweinsches Epitaphienbuch 317. 7243 408 di034mz03k0010604 di034-0106 0 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1412-01-01 1412-12-31 1412AAA0000000A3 1412 4 Grabplatte des Hermann Stump von Waldeck. Ehemals in der damaligen Stadtpfarrkirche, wurde sie vermutlich in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts1) innen in die Nordwand des Chors der heutigen Pauluskapelle eingelassen. Große Sandsteinplatte mit Umschrift auf nach innen abgeschrägten Leisten, in den oberen Ecken je ein von Engeln gehaltenes Wappen, das sich auf dem links unten abgestellten Helm wiederholt. Im kastenartigen Mittelfeld ist die Figur2) des Verstorbenen in Halbrelief dargestellt; er trägt ein offenes Klappvisier, Halsberge, einen mit langen faltigen Ärmeln versehenen Stoffrock und einen darüber gezogenen, unten ausgeschweiften Harnisch. Die rechte Hand greift an die Helmzier, die linke ans Schwert; zu Füßen liegt ein Hund oder Löwe. Insgesamt dick mit Steinfarbe überstrichen, erhabene Partien verwittert, zudem Schriftverlust durch Beschädigung der oberen rechten Leiste. Beide Beine des Ritters wurden notdürftig wiederhergestellt3). Die stark beschädigte untere Leiste dürfte wegen des Tieres unbeschriftet gewesen sein. Schriftbeginn an der unteren linken Leiste. Erg. nach Helwich und Eltester. H. 233, B. 120, Bu. 6 cm. Gotische Minuskel mit Versalien. + Anno · d(omi)ni · m · cccc · xii · decimo · k(a)l(endas) · me(n)sis · Octobris · o(biit) · d(omi)n(u)s / hermanus · Stumpp · de · Wald/ec[ken · miles · cuius · anima · requiescat · i(n) ·] sancta · pace · Amen · 22. September 1412. Stump von Waldeck; Stump von Waldeck. Die hier in dieser Art erstmals auftretenden, für die gotische Minuskel atypischen Versalien dürften sowohl ihrer feinstrichigen Ausführung als auch ihrer formalen Gestaltung (vor allem beim S und W) wegen wohl als eine Sonderentwicklung aus der zeitgenössischen Schreibschrift4) aufgefaßt werden. Dagegen stellt das kastenförmige Grabdenkmal einen letzten, späten Ausläufer dieses Typs5) dar. Hermann war der einzige Sohn6) eines nicht näher bekannten, als Burgmann auf Burg Waldeck im Wispertal sitzenden und sich danach nennenden Henne Stump. In Kreuznach wohl als sponheimischer Amtmann tätig, war er mit Elsa Boos von Waldeck7) verheiratet, neben der er später bestattet wurde8). Vgl. Einleitung XIX. Vgl. zu diesem, eine neue Entwicklung einleitenden Rüstungstyp Rady, Kostüm 37 und allgemein Böhme, Grabstein 52ff. Die von Eltester angefertigte Zeichnung zeigt den Zustand vor der Restaurierung. Vgl. Einleitung LI. Vgl. Einleitung XXX. Vgl. Möller, Stammtafeln AF I Taf. S. 114. Vgl. Nr. 103 von 1405. Helwich führt beide Grabinschriften nacheinander folgend auf. Helwich, Syntagma 312. L. v. Eltester, Nachzeichnung von 1849 (LHAK 700, 30 Nr. 416). Roth, Syntagma 2 (1884) 43 (nach Helwich). Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 20 (nach Helwich). Kdm. 70 mit Abb. 36. Emmerling, Bad Kreuznach mit Abb. 9. Ruser/Dellwing, Bad Kreuznach mit Abb. S. 42. 7244 408 di034mz03k0010702 di034-0107 1 Waldböckelheim, Marienpforter Hof 1413-01-01 1413-12-31 1413AAA0000000A3 1413 0 Grabplatte des Ritters Gerhard (Meusewin) von Sponheim. Ursprünglich im ehemaligen Wilhelmitenkloster Marienpfort, wurde sie noch 1820 im Keller des nach 1564 an gleicher Stelle erbauten Hofgutes überliefert1), heute verloren. Ausführung unbekannt, im Mittelfeld ein Wappen. Nach Kdm. Anno domini 1413 9. Sept(embris) obiit dominus Cherhardusa) miles de Spanheim. Meusewin von Sponheim (geschacht und belegt mit einem Steg). Stimmt das überlieferte Wappen, so handelt es sich bei dem sonst unbekannten Verstorbenen nicht um einen Angehörigen der Grafen von Sponheim2), sondern um einen ihrer zahlreichen natürlichen Nachkommen3) bzw. Burgmannen aus der Familie der nur vereinzelt im 14. und 15. Jahrhundert nachweisbaren Meusewin von Sponheim4). Name nach Wagner; Kdm. überliefert aus der gleichen (vgl. Anm. 1) Vorlage Eberhardus. Vgl. Wagner, Geschichte unter Berufung auf einen um 1820 handschriftlich verfaßten, (bibliographisch noch nicht verifizierten) Bericht des damaligen salm-kyrburgischen Archivars G.F. Schott. Möller, Stammtafeln NF I Taf. V führt ihn (mit Fragezeichen versehen) als Sohn des Gerhard von Sponheim-Tannenfels und der Adelheid von Neef. Vgl. Möller, Stammtafeln NF II 98. Vgl. Gruber, Wappenbilder 129. Wagner, Geschichte 204 (übers.) – Kdm. 411. Wagner, Kloster 88 (übers.). 7245 408 di034mz03k0010800 di034-0108 1 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1414-01-01 1414-12-31 1414AAA0000000A3 1414 0 Tumbendeckplatte des Grafen Simon III. von Sponheim(-Kreuznach) und Vianden. Ehemals „in medio chori“1) der damaligen Stadtpfarrkirche und noch um 1818 und um 18392) in ihrem zu dieser Zeit verfallenen, als Scheune dienenden Chor befindlich erwähnt, verloren. Nach Helwich handelte es sich um ein großes, sich hoch über dem Boden erhebendes Grabdenkmal („monumentum magnum a terra elevatum“) mit Wappen und aufliegender Ritterfigur („cum effigie antiqua armigeri“). Nach Helwich. Anno domini mo cccco xiiiio iii kalendas septemb(ris) obiit nobilis domin(us) Simon comes in Spanheim et Vienne hic sepultus c(uius) a(nima) r(equiescat) i(n) p(ace) a(men). Im Jahr des Herrn 1414 (am) 3. (Tag vor den) Kalenden des September (30. August) starb der edle Herr Simon, Graf in Sponheim und Vianden; hier (liegt er) begraben. Dessen Seele möge in Frieden ruhen, Amen. Sponheim. Simon3) war der einzige Sohn aus der Ehe Graf Walrams (I.) von Sponheim(-Kreuznach) mit Gräfin Elisabeth von Katzenelnbogen, seit dem Tode seines Vaters 13804) Regent der Vorderen Grafschaft Sponheim. Durch seine bereits 1347/48 geschlossene Ehe mit der Erbgräfin Maria von Vianden5) gelangte er in den Besitz dieser luxemburgischen Grafschaft und weiterer Gebiete in Belgien. Mit ihm starb die männliche Linie der Grafen von Sponheim(-Kreuznach) aus. Daß sich Simon in der damaligen Stadtpfarrkirche und nicht – wie einige andere Angehörige seiner Familie6) – in der Klosterkirche der Karmeliter begraben ließ, könnte damit zusammenhängen, daß in der Pfarrkirche die Aufstellung eines aufwendigen Grabdenkmals eher möglich war. Zudem war die Kirche von seinem Großonkel Johann II. gestiftet7) worden. Nach dem Tod seiner kurz nach ihm verstorbenen und neben ihm begrabenen Tochter Elisabeth8) wurde die Vordere Grafschaft Sponheim unter Kurpfalz und Sponheim-Starkenburg aufgeteilt. So Helwich. So Storck und Schneegans. – Die öfters verbreitete Nachricht, das Grabdenkmal sei bereits 1717 von den Katholiken entfernt worden, beruht auf einer falsch interpretierten, sich auf das Grabmal seiner Tochter Elisabeth (wie Anm. 8) beziehenden Stelle in der um 1722 verfaßten, handschriftlichen Chronik des Pfarrers Sixtus. Vgl. zu ihm ausführlich Lehmann 257ff. und Mötsch, Sponheim 163ff. mit der Stammtafel S. 166. Vgl. Nr. 63 von 1380. Sie starb am 21. Oktober 1400, wurde nach Vianden überführt und dort begraben; ihr Grabdenkmal (vgl. Schannat/Bärsch, Eiflia illustrata 231 und Mötsch 164 Anm. 983) scheint sich erhalten zu haben. Vgl. Nrr. 55 von 1368, 60 von 1373 und 66 von 1382. Vgl. Kdm. 66. Vgl. Nr. 110 von 1417. Helwich, Syntagma 307. Wickenburg, Thesaurus Palatinus I 293. Acta Academiae I 28. Würdtweinsches Epitaphienbuch 301. Andreae, Crucenacum Palatinum 152. Ph.W. Gerken, Reisen durch Schwaben, Baiern, die angränzende Schweiz, Franken, die Rheinischen Provinzen und an der Mosel etc. in den Jahren 1779-1785 nebst Nachrichten (...) III. Theil, Stendal 1786, 207. L. v. Büllingen, Epitaphien (...) (Historisches Archiv der Stadt Köln, Chroniken und Darstellungen 184) um 1800, fol. 141v (freundlicher Hinweis von Frau Dr. Helga Giersiepen, Bonn). Storck, Darstellungen 182. Schneegans, Beschreibung 167. Schannat, Eiflia illustrata III 2,2, S. 223. Lehmann, Spanheim 294 Anm. 1032. Roth, Syntagma 2 (1884) 42 (nach Helwich). Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 20 (nach Helwich). 7246 408 di034mz03k0010900 di034-0109 1 Bad Kreuznach, Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus 1417-01-01 1417-12-31 1417AAA0000000A3 1417 0 Grabinschrift für die Edelfrau Elisabeth von Stromberg geb. von Montfort. Noch 1614 in der ehemaligen Klosterkirche der Karmeliter nachgewiesen, verloren. Zwei Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno domini m cccc xvii pridie kal(endas) marcii o(biit) domicella Elisabeth vona) Montfort vxor Werneri de Stromberg c(uius) a(nima) r(equiescat) i(n) p(ace) a(men) 28. Februar 1417. Stromberg; Montfort. Die Verstorbene1) war eine Tochter Johanns II. von Montfort(-Eppelsheim) und der Bentza von Dirmstein, verheiratet mit dem sich nach der gleichnamigen Burg2) nennenden, sonst unbekannten Werner von Stromberg (†1414). Ihre Großnichte Schonetta3) wurde ebenfalls in der Klosterkirche beigesetzt. Sic! Vgl. zum Folgenden Ehrhard, Montfort 202 mit Stammtafel V. Vgl. Gerlach, Stromberg 17ff. Vgl. Nr. 112 von 1422. Helwich, Syntagma 316. Roth, Syntagma 3 (1884) 71. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 21 (beide nach Helwich). 7247 408 di034mz03k0011003 di034-0110 1 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1417-01-01 1417-12-31 1417AAA0000000A3 1417 0 Grabdenkmal für die Gräfin Elisabeth von Sponheim(-Kreuznach) und Vianden. Ursprünglich wohl „in medio chori“1) der damaligen Stadtpfarrkirche, wurde das figürliche, teilweise aus Bronze gefertigte Denkmal („inscriptio sepulchrali aenea cum effigie aenea“) bereits im Jahre 1717 entfernt und vernichtet2). Sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno d(omi)ni mo cccco xvii [i]n vigilia ad vincula Petri obiit (...)a) Elisabeth comitissa in Spanheim ac ducissa Bauariae (...)a) c(uius) a(nima) r(equiescat) i(n) s(ancta) p(ace) a(men). Im Jahr des Herrn 1417 am Abend vor dem Feiertag vincula Petri (31. Juli) starb (...) Elisabeth Gräfin von Sponheim und Herzogin von Bayern (...) deren Seele in heiligem Frieden ruhen möge, Amen. Über die nähere Gestaltung dieses aufwendigen, für das Mittelrheingebiet wohl einzigartigen Grabdenkmals3) liegen keine Nachrichten vor. Da Schriftband und Figur wohl im Bronzegußverfahren entstanden sind, bietet sich ein Vergleich mit der ebenso gearbeiteten (wohl in einer Nürnberger Gießhütte entstandenen) Grabplatte4) der 1444 verstorbenen, in Mosbach begrabenen Pfalzgräfin Johanna an. Elisabeth5) war das einzige länger lebende Kind6) aus der Ehe des Grafen Simon III. von Sponheim(-Kreuznach)7) mit Gräfin Maria von Vianden. Wohl kurz nach 1360 geboren, heiratete Elisabeth im Jahr 1381 Graf Engelbert III. von der Mark. Durch den frühen Tod ihres einzigen Bruders Walram8) wurde sie zur Alleinerbin der Vorderen Grafschaft Sponheim. 1392 starb ihr Mann nach kinderloser Ehe. Noch im gleichen Jahr wurde sie standesgemäß mit dem Wittelsbacher Ruprecht Pipan verheiratet, dem ältesten Sohn des damaligen Kurfürsten und späteren deutschen Königs Ruprecht von der Pfalz (1400-1410). Da aber auch ihr zweiter Mann bereits 1397/98 verstarb, zog sich Elisabeth an den Heidelberger Hof ihres Schwiegervaters zurück, bis sie nach dem Tode ihres eigenen Vaters die Regierung der Vorderen Grafschaft Sponheim übernahm. Aus beiden Ehen ohne Nachkommen, regelte sie im Jahr 1416 die Erbfolge dergestalt, daß Kurpfalz ein Fünftel an bestimmten Gebieten der Grafschaft, ihrem Vetter Johann V. von Sponheim-Starkenburg9) hingegen die restlichen vier Fünftel zufallen sollten. Kurz vor ihrem Tod richtete sie eine Seelgerätstiftung10) in der Kreuznacher Pfarrkirche für ihre verstorbenen Großeltern, Eltern, Geschwister und Ehemänner ein und bestimmte darin ausdrücklich, aber letztlich vergeblich, man solle sie dort neben der Gruft ihres Vaters unter einer schmucklosen Steinplatte bestatten. Folgen vier Auslassungspunkte. So Helwich. Der damalige Pfarrer W.Chr. Sixtus notierte um 1722 in seiner handschriftlichen Chronik (S. 31): „... hatt mann Sie grad vor ihren herrn Vatter p(iae) m(emoriae) begraben, vnd in leibes groß Ihr Bildnuß in Messing gegossen, vnd auf Ihr grab geleget. Welches Epitaphium (...) biß a(nn)o 1717 den 23 Novembris vnversehrt liegen geblieben, vnd von jedermann noch gesehen worden. Als aber die Catholiken auf diesen tag eigenmächtige pohsehsion in dieser kirchen nahmen, ist dieses Messinge Epitaphium der Eliesabeth hinweg gekommen, vnd weis Niemand von wem es wohin kom(m)en“; vgl. dazu auch Andreae, Crucenacum Palatinum 150f. Vgl. dazu H. Schweitzer, Die mittelalterlichen Grabdenkmäler mit figürlichen Darstellungen in den Neckargegenden von Heidelberg bis Heilbronn (Studien zur deutschen Kunstgeschichte 14) Straßburg 1899, 14, Zimmermann, Nahegebiet 40 Anm. 88 und unten Anm. 9. Vgl. DI 8 (Mosbach, Buchen, Miltenberg) Nr. 158. Vgl. zum Folgenden ausführlich Lehmann, Spanheim I 294ff. Vgl. Nr. 60 von 1373. Vgl. Nr. 108 von 1414. Vgl. Nr. 66 von 1382. Er starb 1437 als Letzter der Gesamtlinie Sponheim und wurde in Trarbach beigesetzt; vgl. dazu Kdm. Zell an der Mosel 333 (mit Abb. der Nachzeichnung seiner verlorenen Bronzegrabplatte). Damit gingen die Hintere und die Vordere Grafschaft Sponheim zu verschiedenen Teilen an Kurpfalz, die Grafen von Veldenz und die Markgrafen von Baden; vgl. dazu J. Mötsch, Johann V. Graf von Sponheim, in: HHbll. 27 (1987) 38-45. Vgl. Lehmann, Spanheim I 314ff. und Mötsch, Sponheim 164 mit Anm. 990. Helwich, Syntagma 307. Roth, Syntagma 2 (1884) 42. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 20 (alle nach Helwich). 7248 408 di034mz03k0011101 di034-0111 0 Waldböckelheim, Marienpforter Hof 1419-01-01 1419-12-31 1419AAA0000000A3 1419 1 Grabplattenfragment aus dem ehemaligen Wilhelmitenkloster Marienpfort; um 1567 zerschnitten und als Stufe im damals errichteten Treppenturm verbaut, bisher unbekannt. Teil einer Sandsteinplatte mit Umschrift zwischen Linien. Als Worttrenner dienen kleine Doppelkreise (Plan Nr. 15). H. 182, B. 46, Bu. 7 cm (am c). Gotische Minuskel. [anno · domini · m ·] / ccccxix · xi · kall(endas)a) · septem[bris ...] 24. August 1419. Es handelt sich wohl um die ehemals rechte Leiste der Grabplatte, in die die exakt gearbeiteten Buchstaben tief eingehauen sind. s und e sind an den Hastenenden mit eingerollten Ziercauden versehen. Sic! Das zweite l weist zudem einen hakenförmigen Kürzungsstrich auf. 7249 408 di034mz03k0011209 di034-0112 0 Bad Kreuznach, Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus 1422-01-01 1422-12-31 1422AAA0000000A3 1422 7 Tumbendeckplatte für Johann von Waldeck und seine Frau Schonetta von Montfort. Sie wurde spätestens im Verlauf der Renovierung der ehemaligen Karmeliter-Klosterkirche in den Jahren 189819051) senkrecht auf einen Sockel an die Nordostwand des Chors gestellt. Große, sorgfältig gearbeitete Sandsteinplatte mit Umschrift auf nach außen abgeschrägten Leisten, in den oberen Ecken zwei einfache Wappen. Im vertieften Mittelfeld sind die halbreliefierten Figuren des Ehepaars unter einer von zwei dreiteiligen, krabbenbesetzten Kielbögen bekrönten Säulenarchitektur dargestellt, dabei im Zwickel Helm mit Helmzier. Rechts der Mann mit offenem Visier, Halsberge und einer mit Zaddeln besetzten Rüstung, die Hände vor dem Schwert zusammengelegt; daneben seine Frau im langen, faltenreichen Gewand mit Kruseler, die Hände vor der Brust gefaltet. Untere, gerade Leiste stark verwittert, bestoßen und zum Teil beigeputzt, insgesamt dick mit Steinfarbe überstrichen. Erg. nach Helwich. H. 185 (frgm.), B. 130, Bu. 6 cm. Gotische Minuskel. · [annoa)] d(omi)ni m [cc]cc / [xxii]b) ipso die b(ea)ti bonefacii obiit domicell(us) joh(anne)s de waldecke c(uius)c) a(n)i(m)a req/escatd) [i(n) p(ace) a]men · // [annoe) d(omi)ni m / c]ccc 〈..........〉f) obiit domicella schonnet de montfort c(uius) a(n)i(m)a re/quiescat [i(n) p(ace)] 5. Juni 1422. Waldeck (mit dem Leoparden); Montfort. Obwohl das meisterlich gearbeitete Grabdenkmal2) schon aufgrund des Schriftverlaufs noch als liegende Platte konzipiert war, deuten einige Anzeichen – wie die aufwendige Architektur, der Verzicht auf die sonst zu Füßen liegenden Tiere zugunsten einer als „Standfläche“ dienenden schrägen Ebene und die beiden unten in einen geraden Sockel übergehenden seitlichen Leisten – auf den sich in dieser Zeit abzeichnenden Übergang zum senkrecht an der Wand angebrachten Epitaph hin. Johann von Waldeck entstammt einer nur wenig bekannten, vermutlich an der unteren Nahe ansässigen Adelsfamilie3), seine Frau Schonetta4) hingegen einem weitverzweigten nordpfälzischen Rittergeschlecht mit Sitz auf der Ganerbenburg Montfort. Als Tochter des Ritters Anthis von Montfort und seiner Frau Schonetta5), einer geborenen Gräfin von Homburg, tritt sie erstmals 1404 als Frau des Gerlach Knebel von Katzenelnbogen auf und heiratet nach dessen Tod 1413 in zweiter Ehe Johann von Waldeck. Das aufwendige Grabdenkmal samt den Inschriften dürfte anläßlich seines Todes angefertigt worden sein. Schonetta erhält am 12. August 1438 das Haus „Zur Haberkisten“6) in Kreuznach als Veldenzer Lehen, das sie wohl bis zu ihrem Tod im Jahre 1454 bewohnt. Im Jahr 1437 bedenkt sie das Karmeliterkloster mit einer großzügigen Stiftung7). Aus beiden Ehen scheint sie ohne Nachkommen geblieben zu sein; daher erklären sich wohl auch die nicht nachgetragenen Todesdaten. Ihre ebenfalls in der Klosterkirche beigesetzte Großtante Elisabeth8) verstarb wenige Jahre vor ihr. Schriftbeginn in der Mitte der unteren Leiste, im Uhrzeigersinn von innen zu lesen. Würdtwein überliefert 1428. Gerundetes Minuskel-c. Sic! Schriftbeginn Mitte der unteren Leiste, gegen den Uhrzeigersinn von außen zu lesen. Mit Sicherheit nicht bearbeitete, etwa 85 cm lange Stelle, bei Helwich durch „nihil ade(st)“ angezeigt. Vgl. Renard, Wiederherstellung 14. Vgl. die kunstgeschichtliche Wertung bei Zimmermann, Nahegebiet 23. Vgl. Möller, Stammtafeln AF I S. 110 und Nr. 53 von 1368. Vgl. zum Folgenden Ehrhard, Montfort 198f. und Stammtafel V. Vgl. zu ihrer verlorenen Grabplatte DI 29 (Worms) Nr. 205. Vgl. dazu Geib, Hist. Topographie I 37. Vgl. Milendunck, Historia fol. 143v. Vgl. Nr. 109 von 1417. Helwich, Syntagma 315. Würdtweinsches Epitaphienbuch 302. Roth, Syntagma 3 (1884) 71 (nach Helwich). Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 305 (teilw.). Kirsch, St. Nikolauskirche 28. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 21 (nach Helwich). Kdm. 83 mit Abb. 47. Wilke, Montfort 20 Abb. 12. 7250 408 di034mz03k0011307 di034-0113 0 Hennweiler, Evang. Pfarrkirche 1428-01-01 1428-12-31 1428AAA0000000A3 1428 2 Glocke mit Spruch- und Meisterinschrift, im Glockenstuhl mittlere Glocke vorne links. Auf der Schulter zweizeilige Umschrift zwischen einfachen Rundstegen. Abgesehen von einigen geflickten Stellen ist die schwer zugängliche Glocke gut erhalten. Worttrenner fehlen, als Texttrenner dienen kleine Kreuzchen. Gewicht 448 kg1). H. (o. Kr.) ca. 75, Dm. 86, Bu. 2,3 cm. Gotische Minuskel. · o rex glorie accipe nos graciose2) + ave maria gracia plena dominvs tecvm3) + per me iohannem [de uuol]fa) fiat / anno d(omi)ni mo cccco xxviii ora pro nobis beate stephaneb) O König der Herrlichkeit, nimm uns in Gnaden auf. Gegrüßest seist du Maria voll der Gnade, der Herr ist mit dir. Durch mich, Johann (von Wolf) soll sie entstehen. Im Jahre des Herrn 1428. Bitte für uns, heiliger Stephan. Die Anrufung des heiligen Stephan bezieht sich wohl auf das Patrozinium der um 1790 niedergelegten Vorgängerkirche des 13. Jahrhunderts. Da jedoch der Turm mit der als Chor der ehemaligen Stiftskirche dienenden Turmkapelle vom Abriß verschont blieb, hängt die Glocke noch an ihrem ursprünglichen Ort4). Wegen einer Flickstelle ist der Namen des Glockengießers nicht mehr eindeutig überprüfbar. Möglicherweise handelt es sich bei dem namentlich sonst unbekannten Meister um einen Vorfahren der aus Prüm stammenden und in Trier ansässigen Familie Wolf(f), die im 15. und 16. Jahrhundert nachweislich als Glockengießer tätig waren5). Auf dieser Glocke wurde erstmals im Bearbeitungsgebiet die gotische Minuskel als Glockenschrift verwendet. Ca. 11 cm lange, überschmierte Flickstelle; erg. nach Kdm. Zwischen den Wörtern der zweiten Zeile befinden sich große, freigelassene Zwischenräume (16, 8 und 30 cm). Vgl. Verzeichnis 81. Der Spruch könnte eine singuläre Variante des im 13. bis 15. Jh. auf Glocken weit verbreiteten Friedensrufes „O rex glorie veni cum pace“ sein; vgl. dazu ausführlich Walter, Glockenkunde 162ff. Nach Lc. 1,28. Vgl. Ohlmann und Ziemer, Hennweiler 79ff. Vgl. die zahlreichen Nachweise bei Renard, Glocken 83. – Die 1523 in Norheim gegossene Glocke stammt von einem Mitglied dieser Familie (Nr. 262). Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 297 (verworren). Ohlmann, Hennweiler Nr. 3 (nach Lehfeldt). Kdm. 182. Liste der Gocken (1942) 3. Füllmann, Hennweiler mit Abb. S. 58. 7251 408 di034mz03k0011405 di034-0114 0 Bad Münster am Stein-Ebernburg, Evang. Johannes-Kirche (sogenannte Wehrkirche) 1429-01-01 1429-12-31 1429AAA0000000A3 1429 4 Glocke mit Bibelspruch und Gußjahr, mittlere von drei sonst neuzeitlichen Glocken im Glockenstuhl. Gut erhaltene, kleine Glocke mit einzeiliger Schulterumschrift zwischen einfachen Rundstegen; darunter sich gegenüberliegend zwei großformatige (10 x 8 cm), identische Reliefs der Kreuzigung1) mit Maria und Johannes. Als Worttrenner dienen kleine Sternchen. Gewicht2) 473 kg, Schlagton b‘. H. 75 (o. Kr.), Dm. 90, Bu. 3 cm. Gotische Minuskel. · gloria · in · excelsis · deo · et · in · terra · pax · hominibvs · bone3) · anno · d(omi)ni · mo · cccco · xxixo Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden, die guten (Willens) sind. Im Jahr des Herrn 1429. Der Bibelspruch ist erstmals im Jahr 14094) auf einer Glocke nachgewiesen. Die heute als Sterbeglocke dienende Glocke5) hängt im romanischen Turm der 1212 erstmals urkundlich erwähnten ehemaligen Pfarrkirche Johann Baptist. Patronatsherr der stets außerhalb von Burg und Siedlung liegenden Kirche war das Cyriacusstift in Neuhausen bei Worms. Auf beiden tituli wohl inri in winzigen gotischen Minuskeln. Angaben nach Jung, Ebernburg. Nach Lc. 2,14. – Zu ergänzen wäre voluntatis, auf das hier wohl wegen Platzmangels verzichtet wurde. Vgl. Walter, Glockenkunde 228. Vgl. dazu Jung, Glocken und zum Folgenden Rung, Schloßkapelle 4 (1905). Kraus, Pfälzische Glockenkunde 2 (1895) 13 (mit Umzeichnung). Baudenkmale V 18 (mit Umzeichnung). (H.G.) Rung, Eine Glocke in der Nordpfalz, in: Nordpfälzer Gbll. 8 (1904) 78f. O. Jung, Die Glocken der protestantischen Dorfkirche von Ebernburg. Bad Münster am Stein 1959 (mit Abb.). Jung, Ebernburg 21. 7252 408 di034mz03k0011503 di034-0115 1 Sobernheim, ehem. Johanniter-Kapelle 1433-01-01 1433-12-31 1433AAA0000000A3 1433 1 Grabplatte für Gerhard Lander von Sponheim, noch 1865 in einem Brief an den Kunsthistoriker Leopold von Eltester als „ziemlich erhaltenes Grab“ im Chor bezeichnet und mit fragmentarischer Inschrift überliefert; vermutlich während des um die Jahrhundertwende erfolgten Umbaus der Kapelle abgegangen1). Ausführung unbekannt, wohl ohne Wappen. Nach LHAK. anno m · cccc xxx iii duobusa) dominus Gerhardus landere de Spanheymb) Bei dem Verstorbenen handelt es sich wohl um einen Vorfahren des nach 1490 verstorbenen, gleichnamigen Gerhard Lander von Sponheim2), der in der damaligen Johanniterkapelle3) begraben wurde. Vor dem wohl verschriebenen Wort ein Auslassungszeichen, das auf einen unleserlichen Eintrag an der Stelle der Tagesangabe hinweist. Das Datum könnte etwa m · ccc xxx iii idibus oder ii idu(s) o(cto)bris gelautet haben. Es folgen weitere Auslassungszeichen. Vgl. dazu Kdm. 364. Vgl. Nr. 169 von 1486? Vgl. dazu Nr. 131 von 1456. LHAK 700, 30 Nr. 749 (Blauer Brief). 7253 408 di034mz03k0011601 di034-0116 0 Weinsheim, Evang. Pfarrkirche 1433-01-01 1433-12-31 1433AAA0000000A3 1433 3 Glocke mit datierter Spruchinschrift, untere Glocke im nördlichen Turm der in den Jahren 1823-25 anstelle des mittelalterlichen Vorgängerbaus1) errichteten Kirche. Auf der Schulter einzeilige Umschrift zwischen Kordelstegen, auf der Flanke je ein Relief der thronenden Muttergottes mit dem Kind und der Kreuzigung mit Maria und Johannes. Als Worttrenner der unsauber gegossenen Glocke dienen kleine Rauten. Gewicht2) 230 kg. H. 70 (o. Kr.), Dm. 83, Bu. 3 cm. Gotische Minuskel. + o · rex · glorie · criste · venea) · cvm · pace · m · cccc · xxxiii Die Glocke mit dem im Mittelalter weit verbreiteten Friedensruf3) zeigt zwei im Bearbeitungsgebiet oft benützte, aus der Werkstatt einer weiteren Gruppe der Sifride-Nachfolger4) bzw. eines Meisters Ot(t)5) stammende Reliefs. Sic! Vgl. dazu Seibrich, Entwicklung 103ff. So Verzeichnis 81. Vgl. Walter, Glockenkunde 162ff. Bei dem Marien-Relief handelt es sich um das Meisterzeichen des Magister Sifride, das um die Namensleiste beschnitten wurde; vgl. die entsprechenden Registereinträge. Vgl. Einleitung XLI. Zimmermann, Glocken (erw.). Kdm. 428. Liste der Glocken 9. Lipps, Entdeckungsreisen 260. 7254 408 di034mz03k0011709 di034-0117 1 Bad Kreuznach, Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus 1437-01-01 1437-12-31 1437AAA0000000A3 1437 0 Grabinschrift für den Edelknappen Hermann II. Boos von Waldeck, noch im Oktober 1614 in der ehemaligen Klosterkirche der Karmeliter nachgewiesen, verloren. Zwei Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno d(omi)ni m cccc xxxvii vicesima vi diea) augusti obiit domicell(us) Herma(n)n(us) Boes de Waldeck c(uius) a(nima) r(equiescat) i(n) p(ace) a(men). 26. August 1437. Boos von Waldeck; Sien. Der Verstorbene1) war einer der zahlreichen Kinder aus der ersten Ehe Philipps I. Boos von Waldeck mit Metza von Bürresheim. Hermann II. fungierte als Amtmann zu Oberwesel und zu Balduinseck im Hunsrück. Die Söhne aus seinen beiden Ehen mit Schonette Blick von Lichtenberg und der im Franziskanerkloster begrabenen Schonette von Sien2) blieben ohne Nachkommen. Folgt bei Helwich wohl irrtümlich kalendas. Vgl. zum Folgenden Möller, Stammtafeln AF I Taf. XXXX und Pies, Waldeck Taf. V/2. Vgl. Nr. 159 von 1483. Helwich, Syntagma 316. Roth, Syntagma 3 (1884) 71. Stumpf, Grabsteine 7 (1921) Nr. 21 (beide nach Helwich). 7255 408 di034mz03k0011807 di034-0118 1 Weiler bei Monzingen, Evang. Kirche 1438-01-01 1438-12-31 1438AAA0000000A3 1438 0 Glocke mit Meisterinschrift, noch 1886 fragmentarisch überliefert, bereits vor 1921 verloren. Ausführung unbekannt, Schrift wohl gotische Minuskel. Nach Lehfeldt. [...] gos mich anno d(omi)ni mccccxxxviii Die vermutlich kleine Glocke gehörte zu einem Dreiergeläut, dessen restliche Glocken 1921 verkauft wurden1). Vgl. Gillmann, Glockenweihe sowie Nrr. 32 von 1341 und Nr. 345 von 1579. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 344. 7256 408 di034mz03k0011907 di034-0119 1 Bad Kreuznach, Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus 1439-01-01 1439-12-31 1439AAA0000000A3 1439 0 Grabdenkmal für die Edelfrau Margareta von Sien geb. von Nackenheim, noch im Oktober 1614 im ehemaligen Karmeliterkloster überliefert, verloren. Zwei Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno d(omi)ni m cccc xxxix prima die mensis februarii obiit domicella Margareta de Nackheima) c(uius) a(nima) r(equiescat) i(n) p(ace). 1. Februar 1439. Sien; Nackenheim. Die Verstorbene1), eine Tochter Friedrichs und Schonette2) von Nackenheim, war mit Trabolt von Sien verheiratet. Ihre in erster Ehe mit Hermann Boos von Waldeck3) verheiratete Tochter Schonette4) wurde durch ihre zweite Ehe mit Reinhard von Sickingen5) zur Großmutter Franz von Sikkingens6). Kdm. 84 überliefert den Nachnamen fälschlich mit Stockheim. Vgl. zum Folgenden Gensicke, Rittergeschlechter 12f. Vgl. Nr. 221 von 1502 mit Anm. 4. Vgl. Nr. 117 von 1437. Vgl. Nr. 159 von 1483. Vgl. Nr. 143 von 1472. Vgl. Nr. 256 von 1519. Helwich, Syntagma 318. Roth, Syntagma 3 (1884) 72. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 21 (beide nach Helwich). 7257 408 di034mz03k0012000 di034-0120 0 Meisenheim, Schloßkirche 1439-01-01 1439-12-31 1439AAA0000000A3 1439 1 Grabplatte der Pfalzgräfin Anna geb. Gräfin von Veldenz-Geroldseck, bisher unbekannt. Als fragmentarische Spolie aufgefunden am 6. August 19881) während der Öffnung der unter der Grabkapelle der Herzöge von Pfalz-Zweibrücken liegenden Fürstengruft (sogenannte Ludwigsgruft). Der wohl beim Bau der heutigen Schloßkirche (seit 1479)2) als zweiter und innerer Verschluß der Gruft verwendete Stein wurde geborgen und mittlerweile innen an der Südwand des Langhauses vor der Grabkapelle befestigt. Unterer, sauber zurechtgeschnittener Teil einer ehemals großen Platte aus gelbem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien. Das erhaltene Mittelfeld ist unbearbeitet. H. 90 (frgm.), B. 120, Bu. 8 cm. Gotische Minuskel. [..... illu]strisa) · pri(n)cipissa · d(omi)na · a/n(n)a · velde(n)czie · comitissa · palati(na) / Renib) · ac · ducissa · Bau[ariae ...]c) (...starb die) erlauchte Fürstin, Frau Anna von Veldenz, Pfalzgräfin bei Rhein und Herzogin von Bayern (...). Anna war das einzige Kind aus der späten Ehe des Grafen Friedrich III. von Veldenz-Geroldseck mit der Gräfin Margarete von Nassau-Saarbrücken3) und somit begehrte Alleinerbin einer bedeutenden Grafschaft4). Im Juni 1410 wurde sie wohl aus politischem Kalkül mit dem Wittelsbacher Stephan, Pfalzgraf bei Rhein, zu Simmern und Zweibrücken verheiratet, dem dritten Sohn des deutschen Königs Ruprecht von der Pfalz. Aus dieser Ehe hatte sie zwei Töchter und fünf Söhne5), die einerseits hohe geistliche Positionen (Dompropst in Köln, Bischof von Straßburg, Erzbischof von Magdeburg) inne hatten, zum andern die herzoglichen Linien Pfalz-Zweibrücken(-Veldenz) und Pfalz-Simmern begründeten, aus denen später sogar die Könige von Schweden und von Bayern hervorgingen6). Pfalzgräfin Anna verstarb nach fast 30jähriger Ehe am 18. November 1439 auf der Burg Wachenheim (Lkrs. Bad Dürkheim), wurde urkundlichen Überlieferungen zufolge gleich nach Meisenheim in die damalige Johanniterkirche überführt und dort in der nach ihrem Mann genannten Stephansgruft, einer Erweiterung der alten Grablege der Grafen von Veldenz7), bestattet. Da entgegen dem ersten Augenschein kein eindeutiger Kürzungsstrich festzustellen ist, wird hiermit meine frühere Lesung illustris[(sima)] berichtigt. Versalie gebildet aus einer oben geraden Haste, einer verlängerten Quadrangel und der Cauda eines Majuskel-R. Vgl. einige denkbare Ergänzungsvorschläge der verlorenen Teile bei Nikitsch 4f. – Anthes bearbeitete den Fund unter genealogisch- heraldischen Gesichtspunkten und legte in seinem Artikel aufgrund der erhaltenen Siegel des Pfalzgrafen Stephan und des Grafen Friedrich III. von Veldenz-Geroldseck an der Teilungsurkunde des Jahres 1444 eine gelungene zeichnerische Rekonstruktion der Grabplatte und der dort vermutlich angebrachten Wappen vor. Vgl. dazu ausführlich Nikitsch. Vgl. die Bauinschrift Nr. 153 von 1479. Vgl. die Stammtafel bei Anthes, Meisenheim und Wittelsbach 9. – Friedrich war zunächst Domherr in Trier, wurde jedoch 1393 reaktiviert, um das sich abzeichnende Aussterben des Hauses zu verhindern. Vgl. dazu Fabricius, Veldenz pass. Vgl. zum Folgenden Europ. Stammtafeln NF I Taf. 27. Vgl. Lehmann, Zweibrücken 443ff. Vgl. Crollius, Denkmahl 8 Anm. ** und Nr. 62 von 1377. – Hier wurden sowohl ihr 1444 verstorbener Vater als auch ihr 1459 verstorbener Ehemann beigesetzt, vgl. Fröhlich/Zimmermann, Schloßkirche 46. – Zu den Regelungen ihres Totengedächtnisses vgl. Ioannis, Miscella 96f. Nikitsch, Fürstengruft 4. G.F. Anthes, 550 Jahre alte Grabplatte konnte rekonstruiert werden. Anna von Veldenz wurde 1439 in Meisenheim bestattet, in: Allgemeiner Anzeiger Bad Kreuznach Nr. 12 (1989). 7258 408 di034mz03k0012108 di034-0121 2 Meckenbach 1439-01-01 1616-12-31 1616BAA8561AABA3 1439/1614/1616 1 Jahreszahlen an der Kirche und an verschiedenen Gebäuden des alten Ortskernes von Meckenbach. I. Bauzahl in gotischen Ziffern, rechts von der Mitte im Gewände eines leicht spitzbogigen Fensters auf der Südseite des romanischen Turmes der evang. Kirche. 1439 Die Kirche in Meckenbach gehört zu den wenigen erhaltenen, von Erzbischof Willigis um 1000 zur Festigung der Mainzer Position gegründeten Kirchen und Kapellen im Nahegebiet1). Die Jahreszahl bezieht sich wohl auf kleinere Veränderungen des 15. Jahrhunderts im Turmbereich2). Eine von Lehfeldt nicht näher beschriebene, sich über diesem Fenster befindliche Tafel mit identischer Jahreszahl war nicht mehr aufzufinden. II. Zwei verschwundene Bauzahlen an einem um 1890 abgerissenen Haus an der Hauptstraße3): am ehemaligen Treppenvorbau (A) und mit Initialen an der Eingangstür zur Wendeltreppe (B). A 1614 B 1616 M W III. Bauzahl mit Wappen im Türsturz eines benachbarten, ebenfalls Ende des 19. Jahrhunderts abgerissenen Hauses4), verloren. 1616 Wappen Mainz (Erzbistum). An der Stelle dieses Hauses dürfte sich laut einer Salm-Kyrburger Kellereirechnung noch 1554 ein „Nonnenhof“ (vielleicht ein Beginenhaus) befunden haben5), daher soll auch die heute noch für diesen Platz ortsübliche Bezeichnung „Klause“ rühren. Vgl. Seibrich, Entwicklung 162. Gleichzeitig dürfte auch der Chor mit den erst 1960/61 freigelegten (inschriftlosen) Wandmalereien geschmückt worden sein. Nach Gutheil, Geschichte fol. 9v im Jahre 1974 Haus Grummenauer. Nach ebd. fol. 10 und 96 Haus Holler. Vgl. Gutheil, Geschichte fol. 98. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 453f. Kdm. 226. Lipps, Entdeckungsreisen 158 (I). 7259 408 di034mz03k0012206 di034-0122 0 Kellenbach, Evang. Pfarrkirche 1442-01-01 1442-12-31 1442AAA0000000A3 1442 5 Glocke mit Jahreszahl, westlich im Glockenstuhl1). Am 2. Juni 1942 ins Hamburger Glockenlager abgeliefert, wurde sie nach Kriegsende wieder an ihren alten Standort zurückgebracht2). Auf der Schulter einzeilige Umschrift zwischen Kordelstegen, die Buchstaben befinden sich auf rechteckigen Plättchen. Als Worttrenner dienen verschiedene geometrische Symbole, dabei auch das Relief einer(s) Heiligen, vielleicht sogar das des hl. Vitus3). Die Glocke ist stark verschmutzt, die Buchstaben sind teilweise bis zur Unkenntlichkeit verwittert. Gewicht4) 412 kg, Schlagton b‘. H. ca. 70 (o. Kr.), Dm. ca. 90, Bu. 2,5 cm. Gotische Minuskel. + anno · d(omi)ni · ma) · cccc · xxxxii Zwischen den einzelnen Worten bzw. Worttrennern sind auffällig große Zwischenräume freigelassen. Die ursprünglich dem hl. Vitus (Veit) geweihte Kirche wird bereits im Jahre 1280 bzw. 1314/17 urkundlich erwähnt5) und diente in der frühen Neuzeit einem Zweig der Herren von Kellenbach als Grablege6). Hochgestellt ein hakenförmiges Zeichen, vermutlich vergossen für o. – Hinter den ersten beiden Worten befinden sich ähnliche hochgestellte Zeichen, vermutlich Kürzungszeichen. Vgl. Kdm. Rhein-Hunsrück-Kreis 1 499 mit Abb. 444. – Zwei weitere, mit Kreuzchen versehene Glocken wohl des 13. Jh. sind ohne Inschrift. Eine vierte, kleinere Glocke wurde 1882 umgegossen, vgl. dazu G(ramm). Freundliche Mitteilung von Herrn Pfarrer A. Reif, Seesbach, vom 15. 6. 1988 (nach einer hs. Chronik im Pfarrarchiv). Vgl. auch die 1942 während der Abnahme angefertigten Fotos im Fotoarchiv der VB KirnLand, Neg.-Nr. 11/13/8 und 26. Vgl. die nicht ganz korrekte Umzeichnung bei Kdm. 506 mit Abb. 453. – Die stehende Figur hält einen kleinen Gegenstand (Kessel oder Kelch?) in der Hand, ersteres wäre ein übliches Attribut des Kirchenpatrons; vgl. Wimmer, Kennzeichen 55. G(ramm) und Schellack sehen in dem Relief allerdings eine Mariendarstellung mit dem Kind auf dem Arm. Angaben nach Schellack. Vgl. G(ramm) und Conrad, Steinkallenfelser Adel 11 (1961) 3. 1689 bis 1911 wurde die Kirche simultan genutzt. Vgl. die entsprechenden Registereinträge sowie die Liste bei G(ramm) 27. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 660. G(ramm), Kellenbach 26. Kdm. Rhein-Hunsrück-Kreis 1, 505 mit Umzeichnung Abb. 453. G. Schellack, Verzeichnis der Glocken in evangelischen Kirchen des Kirchenkreises Simmern, in: HHbll. 11 (1971) Nr. 25, 541. Chr. Beisiegel, Die evangelische Kirche Kellenbach. Wandel im Laufe von acht Jahrhunderten, in: NK (1986) 145 (erw.). 7260 408 di034mz03k0012304 di034-0123 0 St. Johannisberg, Evang. Kirche 1446-01-01 1446-12-31 1446AAA0000000A3 1446 3 Grabplatte der Wild- und Rheingräfin Elisabeth, geb. Gräfin von Hanau-Münzenberg. Noch um 1769 zugänglich, lag sie bis zur Renovierung der Kirche 1909-10 mit der figürlichen Seite nach oben als Bodenplatte unter dem Gestühl des Schiffs und wurde dann auf einen Sockel senkrecht an die Westwand des Chors gestellt (Plan Nr. 7). Große Platte aus gelbem Sandstein mit Umschrift auf erhabener Leiste und zwei einfachen Wappen in den oberen Ecken. Im vertieften Mittelfeld ist die Verstorbene unter einem dreiteilig gefüllten, mit Fialen versehenen Kielbogen in Halbrelief dargestellt; die Hände gefaltet, bekleidet mit einem Schleier und einem langen, faltenreichen Gewand, zu ihren Füßen zwei kleine löwenähnliche Hündchen. Abgesehen von geringem Textverlust und einigen stark beschädigten Buchstaben befindet sich der Stein in einem erstaunlich guten Zustand; ergänzt wurden Nasenpartie und linke Schulter1). H. 230, B. 123, Bu. 7,5 cm. Gotische Minuskel. in · dem · iare · nach · cristusa) · geburt · mo · / cccc · xlvi · iaerb) · of · sondag · nach · sant · veltins · dag · ist · die · edel · elisabeth · / eync) · gr(e)ffyn · von · hannowe · geb(orn) w/ilt · gr(e)fyn · [.. · ..g · .....]d) v(n)d · uf · kirb(ur)g · v(n)d · ry(n)g(rafen) · sten · vo(n) · dese · verlt · gesch(ieden) 21. Februar 1446. Wild- und Rheingrafen zu Kyrburg (im quadrierten Schild im ersten und vierten Feld ein steigender Löwe, im zweiten und dritten ein steigender Leopard, im Herzschild drei 2:1 gestellte Löwen); Hanau-Münzenberg. Die sorgfältig gehauene, wohl schreibschriftliche Elemente aufweisende Minuskel zeigt als Schmuck bei einigen Buchstaben leicht eingerollte Ziercauden sowie kleine dreiecksförmige Ausbuchtungen bei dem Anfangsbuchstaben des Wortes iaer. Zum Teil sind die unteren Hastenenden (etwa bei e und n) gegen die Regel nach links gebrochen. Die zum Teil stark gekürzte Grabinschrift ist auch als frühes Beispiel für die Ablösung des Lateinischen durch die Volkssprache bemerkenswert. Elisabeth, Tochter Graf Reinhards III. von Hanau-Münzenberg und Katharinas von Nassau-Beilstein, heiratete am 28. Januar 1432 im Alter von 14 Jahren den Wild- und Rheingrafen Johann IV.2), der sich laut der überlieferten Inschrift auf seinem verlorenen Grabdenkmal neben ihr bestatten lassen wollte. Die sieben Kinder dieser Ehe gelangten meist in bedeutende Positionen: drei ihrer vier Töchter wurden Äbtissinnen, ein Sohn Domherr in Köln und Straßburg, ein anderer Kanzler des Erzstifts Köln und der dritte setzte als Johann V. das Geschlecht fort3). Sic! Sic! Schneider liest jare, Kdm. iair. Kdm. liest trotz des eindeutigen Worttrenners elisabetheyn. Stark zerstörte Stelle; Kremer liest hier insgesamt wiltgreuin von dun vnd kyrburg. Vgl. Hensler 49. Vgl. Nr. 150 von 1476. Vgl. Europ. Stammtafeln NF IV Taf. 97. Kremer, Kurzgefaßte Geschichte 87 Anm. 16. Schneider, Notizen I (nach Eintrag 1465; mit Zeichnung). Rhein. Antiquarius II 19, 10 Anm. 2 (nach Kremer). Hensler, Wiederherstellung 49. Kdm. 333 mit Abb. 246. Fröhlich/Zimmermann, Stiftskirche 7. 7261 408 di034mz03k0012402 di034-0124 0 St. Johannisberg, Evang. Kirche 1447-01-01 1447-12-31 1447AAA0000000A3 1447 2 Tumbendeckplatte (?) des Wild- und Rheingrafen Friedrich I., auf einen Sockel an die Nordwand des Chors gestellt (Plan Nr. 11). Große Platte aus gelbem Sandstein mit nach außen abgeschrägten Leisten (untere Leiste gerade), darauf die Umschrift. Im Mittelfeld ist in Halbrelief der mit einem blanken Harnisch, Zaddelrock und Faltenärmel bekleidete Verstorbene dargestellt, die Rechte oberhalb des Dolches in die Seite gestützt, die Linke am Schwert1). Ein Helm und Wappen haltender Engel schwebt über seinem unbedeckten Haupt, seine Füße ruhen breit auf zwei Löwen. Über dem linken Löwen ist ein kleines Steinmetzzeichen (Nr. 1) eingehauen2). Die Gesichtspartie ist beschädigt. Das Grabmal befindet sich sonst in einem ausgezeichneten Zustand, anscheinend wurden keine Ergänzungen vorgenommen. H. 220, B. 115, Bu. 4 cm. Gotische Minuskel. Annoa) · domini Mob) · cccco · xlo · viio · xx · prima die mensisc) / Marciib) · obiit · nobilis do(m)icell(us) / Frede(r)icus Co(m)es silu(est)r(is) · i(n) duna Ringraui(us) · i(n) Ri(n)g(ra)ve(n)stein / · cui(us) a(n)i(m)a · requiescat · i(n) · pace amen Im Jahr des Herrn 1447 am 21. März starb der vornehme Edelknappe Friedrich, Wildgraf zu Dhaun und Rheingraf zu Rheingrafenstein, dessen Seele in Frieden ruhen möge. Amen. Wild- und Rheingrafen. Neben den wohl der zeitgenössischen Schreibschrift entlehnten Versalien3) fallen die zu Stummeln verkürzten Ober- und Unterlängen auf, sowie die gerundete Unterlänge des g und das ebenso ohne Brechung gehauene runde s. Ob das Grabmal tatsächlich als Wanddenkmal „von jeher stehend aufgestellt gewesen“ war4), kann aufgrund der eingeschliffenen unteren Enden der linken und rechten, sowie der geraden unteren Leiste nicht ausgeschlossen werden. Die hier vorgenommene Einordnung als Tumbendeckplatte gründet sich jedoch zum einen auf die Tatsache eines architekturlosen, mit zu Füßen des Verstorbenen liegenden Löwen versehenen Grabdenkmals, zum anderen auf die Anbringung der Inschrift, die nur dann vollständig gelesen werden kann, wenn die Möglichkeit besteht, um eine liegende Platte herumzugehen5). Als nachgeborener Bruder der Wild- und Rheingrafen Johann III. (†1428) und Konrad, des späteren Erzbischofs von Mainz (†1434)6), stiftete Friedrich I. die Seitenlinie der Wild- und Rheingrafen zu Rheingrafenstein7). Trotz zweier Söhne aus seiner Ehe mit Lucart von Eppenstein-Münzenberg8), starb bereits 1490 mit dem Tod seines Sohnes und Nachfolgers Friedrichs des Feisten9) diese Linie wieder aus; das Erbe fiel trotz der geltend gemachten Ansprüche der Verwandtschaft seiner Ehefrau an die Wild- und Rheingrafen zurück. Textbeginn rechte Leiste unten, Verlauf entgegen dem Uhrzeigersinn, von außen zu lesen. Die Versalie ist als kunstvolle Zierform eines unzialen Majuskel-M gestaltet, der Mittelbalken besteht aus zwei übereinandergestellten, durch einen kleinen Balken getrennten Rauten. Hier und auch sonst als rundes s ohne Brechungen ausgeführt. Zum Rüstungstyp vgl. die ausführliche Analyse von Böhme, Grabstein, besonders 52ff. Das gleiche Steinmetzzeichen findet sich am Chorbogen der ehem. Disibodenberger Kapelle in Sobernheim, die sich somit ungefähr in die Mitte des 15. Jh. datieren läßt; vgl. dazu Kdm. 369. Vgl. dazu Einleitung LI. Fröhlich/Zimmermann 7. Vgl. etwa die Gestaltung der Deckplatte seines ebenfalls in der Stiftskirche bestatteten Vaters Johann II. von 1383 (Nr. 67) sowie die seines Neffen, des Wild- und Rheingrafen Gerhard von 1474 (Nr. 145) in Kirn, dessen Tumba sich noch erhalten hat. Vgl. zu seinem bedeutenden Grabmal im Mainzer Dom DI 2 (Mainz) Nr. 124 und G. Kniffler, Die Grabdenkmäler der Mainzer Erzbischöfe vom 13. bis zum frühen 16. Jh. Untersuchungen zur Geschichte, zur Plastik und zur Ornamentik (Dissertationen zur Kunstgeschichte 7). Köln-Wien 1978, 47ff. Vgl. Schneider 82. Vgl. Möller, Stammtafeln NF I Taf. XXXVII. – Ihre Grabplatte befindet sich im Chor der heutigen evang. Pauluskirche in Bad Kreuznach, vgl. Nr. 130. Sein Grabdenkmal hat sich ebenfalls erhalten und befindet sich im Chor der heutigen kath. Pfarrkirche St. Nikolaus in Bad Kreuznach, vgl. Nr. 173. Kremer, Kurzgefaßte Geschichte 83 Anm. 6. Schneider, Notizen I (unter dem Jahr 1465; verderbt). Schneider, Geschichte 256 (verderbt). Rhein. Antiquarius II 19,4. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 323. Hensler, Wiederherstellung 49f. Kdm. 334 mit Abb. 245. NN., Stiftskirche 110f. Fröhlich/Zimmermann, Stiftskirche 7. 7262 408 di034mz03k0012500 di034-0125 0 Waldböckelheim, Marienpforter Hof 1410-01-01 1449-12-31 1449BAA8590AABA3 1410–1449 2 Grabplattenfragment aus dem ehemaligen Wilhelmitenkloster Marienpfort; um 1567 zerschnitten und als Stufe im damals errichteten Treppenturm verbaut, bisher unbekannt. Teil einer Sandsteinplatte mit Umschrift zwischen Linien, stark abgetreten (Plan Nr. 31). Gotische Minuskel [anno domini m] / cccc x [.....] ob[iit / ...] Bei dem Fragment handelt es sich wohl um die rechte Seite der Grabplatte mit der (langen) Datumszeile und dem Sterbevermerk, sowie dem gerade noch sichtbaren Teil der unteren Leiste. 7263 408 di034mz03k0012608 di034-0126 0 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1450-01-01 1450-12-31 1450AAA0000000A3 1450 2 Tumbendeckplatte (oder Epitaph) des Edelknappen Friedrich von Lewenstein (zu Randeck). Vermutlich seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts1) innen in die Südwand des Chors der heutigen Pauluskapelle eingelassen. Übergroße Sandsteinplatte mit (fragmentarischer) Umschrift auf den nach innen durch eine Hohlkehle abgesetzten, nach außen leicht abgeschrägten Längsleisten, die in den oberen Ecken von zwei großen Wappenschilden belegt werden. Im vertieften Mittelfeld ist die halbreliefierte Figur des Verstorbenen in zeitgenössischer Rüstung dargestellt, die Hände vor der Brust gefaltet, zu Füßen zwei Löwen mit gemeinsamen Kopf. Als Bekrönung diente ein heute verlorener halbrunder Aufsatz2) mit dem Beginn der Inschrift. Die abgewitterte untere Leiste war wohl inschriftlos. Bei der Wiederherstellung des Grabdenkmals wurden die untere Gesichtspartie, Unterarme und Hände, das Schwert, Ober- und Unterschenkel sowie der Löwenkopf (zum Teil aus Holz) ergänzt und insgesamt dick mit Steinfarbe übermalt. Erg. nach Helwich. H. 233 (frg.), B. 113, Bu. 5 cm. Gotische Minuskel mit Versalien. [Anno · d(omi)ni · m · cccc · xxxxxa) · Obiitb) · sexto idusc)] / · mensis · maii · O(biit) · domicellusd) · fridricuse) · armiger · de · lewensteyn · // · Cvivs · anima · reqviescat · in · pace · Amen ·f) 10. Mai 1450. Lewenstein (zu Randeck); Greiffenclau zu Vollrads. Durch den gut bezeugten, inschriftentragenden Aufsatz stellt das Grabdenkmal ein bemerkenswertes Zwischenglied in der Entwicklung3) von der Grabplatte zum Epitaph dar. Die wenigen für die gotische Minuskel atypischen Versalien entstammen wohl der zeitgenössischen Schreibschrift4). Friedrich5) war ein Sohn aus der Ehe des Henne von Lewenstein (zu Randeck) mit Margarete Winter von Alzey. Er fungierte 1448 als kurpfälzischer Amtmann zu Kreuznach und begründete mit seiner Frau Lysa (Elisabeth), Tochter des Friedrich Greiffenclau zu Vollrads6), die mittlere Linie zu Randeck. Ihr Sohn Richard wurde in Sobernheim begraben und erhielt ein ähnliches Grabdenkmal7). Auffällig ist bei Vater und Sohn die gleichzeitige Verwendung der Titel domicellus und armiger, wobei sich ersterer wohl auf einen höheren sozialen Status, letzterer eher auf den Aspekt des Waffentragens8) zu beziehen scheint. Andreae überliefert mcccclii. Obiit wird an dieser ungewöhnlichen Stelle von Helwich, Würdtwein und Andreae ausgeschrieben überliefert. Da das Verb weiter unten an der ‘richtigen‘ Stelle gekürzt noch einmal auftaucht, könnte oben eine Verlesung aus Zahlzeichen vorliegen. Dieses Wort ist auf der Zeichnung von Eltester am rechten Ende des Aufsatzes noch zu erkennen, der verbliebene Rest ist mit einer kleinen Damaszierung ausgefüllt. Helwich überliefert dominus. Helwich überliefert Frederic(us), Eltester fridericus, Würdtwein und Wickenburg setzen Auslassungspunkte, letzterer kommentiert „ist ohn Lesbahr“. Der verbleibende Platz ist mit einer Damaszierung gefüllt. Vgl. Einleitung XIX. Die Zeichnung von Eltester zeigt den Zustand vor der Restaurierung mit dem angedeuteten Rest des Aufsatzes. Vgl. Nr. 138 von 1463 und Einleitung XXXI. Vgl. Einleitung LI. Vgl. dazu und zum Folgenden Möller, Stammtafeln AF I 81 und Taf. XXX. Vgl. ebd. NF I Taf. XVIII und zu den bei Mannweiler an der Alsenz und bei Niedermoschel (Donnersbergkreis) gelegenen Sitzen Lehmann, Burgen IV 212ff. und 251ff. Vgl. Nr. 138 von 1463. Vgl. Niermeyer, Lexicon 60 und 348. Helwich, Syntagma 311. Wickenburg, Thesaurus Palatinus I 293. Würdtweinsches Epitaphienbuch 301. Andreae, Crucenacum Palatinum 154. L. v. Eltester, Umzeichnung vom Jahre 1849 (LHAK 700, 30 Nr. 416). Roth, Syntagma 2 (1884) 43 (nach Helwich). Stumpf, Kirche mit Abb. S. 19. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 20 (nach Helwich). Kdm. 70 mit Abb. 38. Emmerling, Bad Kreuznach mit Abb. 8. 7264 408 di034mz03k0012706 di034-0127 0 Monzingen, Evang. Pfarrkirche 1450-01-01 1450-12-31 1450AAA0000000A3 1450 3 Glocke mit Spruchinschrift. Während des 2. Weltkrieges im Hamburger Glockenlager, befindet sie sich jetzt wieder am alten Standort als vordere Glocke eines dreiteiligen Geläutes1) in der Glockenstube des Südwestturms. Auf der Schulter einzeilige Umschrift zwischen Kordelstegen, als Worttrenner dienen Kreuzchen, Blüten und Sternchen. Ein weiteres Sternchen auf dem Mantel. Von der Inschrift wurde ein Abklatsch genommen. Schlagton e. H. ca. 50 (o. Kr.), Dm. ca. 78, Bu. 2,3 cm. Gotische Minuskel. + o · rex · glorie · criste · veni · cvm · pace · anno · d(omi)ni · mo · cccc · l Diese Glocke mit dem zeittypischen Friedensruf2) stammt als einziges erhaltenes Kunstdenkmal aus der Zeit der spätgotischen Erneuerung der Kirche in den Jahren 1449-513). Möglicherweise wurde sie von dem Kreuznacher Glockengießer Jacob Ott4) angefertigt. Vgl. Nr. 230 von 1505 und Nr. 242 von 1512. Vgl. Walter, Glockenkunde 162ff. Gesichert aufgrund einer 1989 durchgeführten dendrochronologischen Untersuchung, vgl. dazu Freckmann/Vogt, Monzingen an der Nahe 12. Vgl. dazu Einleitung XLI. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 312. Kdm. 299. Liste der Glocken (1942) 5. Schloßparkmuseum Bad Kreuznach, Inv.-Nr. Gl. 1, 1-3 (Abklatsch). 7265 408 di034mz03k0012804 di034-0128 0 St. Johannisberg, Evang. Kirche 1453-01-01 1453-12-31 1453AAA0000000A3 1453 2 Glocke mit Spruchinschrift, rechts hinten im Glockenstuhl (Plan Nr. 32). Auf der Schulter einzeilige Umschrift zwischen ausgeprägten Kordelstegen. Die Buchstaben befinden sich einzeln auf rechteckigen Plättchen. Gewicht 175 kg1). H. 60, Dm. 66, Bu. 3 cm. Gotische Minuskel. +a) annob) d(omi)nic) mod) ccccod) l iii in ere sa(n)ctie) ioh(ann)sie) baptisten ·f) Die Inschrift in deutscher Sprache ist mit einer Ausnahme ohne Kürzungszeichen und durchgehend ohne Worttrenner gestaltet. Sie bezieht sich wohl auf das schon ältere Patrozinium der zwischen 1438 und 1465 wegen Baufälligkeit neu errichteten Stiftskirche2). Textbeginn durch ein Kruzifix (ohne Corpus) angezeigt. Letzter Buchstabe schräg nach oben versetzt. Kdm. und Fröhlich/Zimmermann lesen an(n)o. Kürzungsstrich rechts oben. Schräg nach rechts oben versetztes Minuskel-o. Schneider, Rhein. Antiquarius und Jüngst lesen 1458. Sic! Letzter Buchstabe schräg nach rechts oben versetzt. Als Schlußzeichen dient ein senkrecht verlaufendes, beide Stege verbindendes Kordelstück. Vgl. Verzeichnis 81. Vgl. Fröhlich, St. Johannisberg 260f. sowie die Bauinschrift von 1465 (Nr. 139). Schneider, Notizen I (nach Eintrag 1465; teilw.). Schneider, Geschichte 254 (erw.). Rhein. Antiquarius II 19, 243 (erw.). Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 326. Jüngst, Chronik 13 (erw.). Zimmermann, Glocken 35. Kdm. 341. Fröhlich/Zimmermann, Stiftskirche 27. 7266 408 di034mz03k0012904 di034-0129 0 Rehborn, Friedhofshalle (aus Kl. Disibodenberg?) 1454-01-01 1454-12-31 1454AAA0000000A3 1454 4 Glocke mit Spruch- und Meisterinschrift, hängt heute in etwa acht Meter Höhe im Freien am Turm der Friedhofshalle. Wohl zu Beginn des 17. Jahrhunderts aus dem 1559 aufgehobenen Kloster Disibodenberg von der pfalz-zweibrückischen Verwaltung der reformierten Kirche in Rehborn übergeben1). Die ca. neun Zentner schwere Glocke zersprang im Jahr 19412), wurde 1978 restauriert und an ihren heutigen, schwer zugänglichen Standort gebracht3). Große Glocke mit einzeiliger Umschrift zwischen doppelten Rundstegen, darunter ein kleiner Rundbogenfries mit hängenden Kreuzblüten. Auf der Flanke ein etwas mehr als handtellergroßes Kreuzigungsrelief mit Maria und Johannes. Schlagton4) gis‘. Erg. nach Rauch, Pfarrbeschreibung. Gotische Minuskel. · o rex glorie veni · yn pace ·a) iacobv(s) ottb) crvc(en)a(c)h fecit anno · d(omi)ni m · ccccl · iiii O König des Ruhms, komme in Frieden! Jakob Ott (aus) Kreuznach hat (mich) hergestellt im Jahr des Herrn 1454. Soweit erkennbar, wurden als Worttrenner Rosetten und ein Sternchen verwendet. Der Friedensruf war im Mittelalter auf Glocken beliebt und weitverbreitet5). Bei dieser Glocke wurde erstmals im Bearbeitungsgebiet ein Zierfries als Schmuckform verwendet. Der wohl in Kreuznach arbeitende Glockengießer ist sonst unbekannt, möglicherweise gibt es aber eine Verbindung zu dem 1452 zusammen mit Hans zur Glocken in Speyer tätigen Meister Otto von Lautern und dem späteren Glockengießer Johannes Ot(to)6). Vielleicht können Jacob Ott aufgrund vergleichbarer Zierelemente einige weitere Glocken zugeschrieben werden, so die beiden wohl ebenfalls aus dem Kloster Disibodenberg stammenden Glocken zu Landstuhl und die undatierte Glocke zu Odernheim7), vielleicht auch noch die Monzinger Glocke von 14508). Dieser Worttrenner ist als reliefiertes Medaillon mit wohl nimbierten Antlitz Christi gestaltet. Vermutlich handelt es sich um das dem Schweißtuch der hl. Veronika zugrundeliegende Pilgerzeichen der vera ikon (Rom), das allerdings auch in Deutschland gefertigt wurde; vgl. dazu K. Köster, Pilgerzeichen und Ampullen. Zu neuen Braunschweiger Bodenfunden, in: H. Rötting, Stadtarchäologie in Braunschweig (Forsch. d. Denkmalpflege in Niedersachsen 3) Hameln 1985, 282f. (freundlicher Hinweis von Herrn Jörg Poettgen, Overath). Schworm, Disibodenberg liest oit. So ohne weitere Nachweise Schworm, Disibodenberg 171. – Im Glockenstuhl der evang. Kirche soll sich die Jahreszahl 1680 an einem Eichenbalken befinden (vgl. Rauch, Pfarrbeschreibung 102). Vgl. zum folgenden Dindorf. Aus diesem Grund ist zur Zeit nur die dem Turm abgewandte Seite der Glocke lesbar. Angabe nach B.H. Bonkhoff, Die pfälzische Glockengußkunst und ihre Heimat in Zweibrücken. Zweibrükken 1992, 42. Vgl. dazu Walter, Glockenkunde 162ff. Vgl. zu ihnen Einleitung XLI. Vgl. Nr. 132 von 1456 und Nr. 195 (2.H.15.Jh.). Vgl. Nr. 127. Rauch, Pfarrbeschreibung 103 (mit Umzeichnung der Inschrift). C.R. Rauch, Kirchenglocken in der Nordpfalz, in: Nordpfälzer Gbll. 6 (1908) 44. Schworm, Glocken 11. Schworm, Disibodenberg 173. Thielen, Rehborn mit Abb. S. 80 – W. Dindorf, Die Disibodus-Schulglocke zu Rehborn, in: NK (1989) 168. Lipps, Entdeckungsreisen 202. 7267 408 di034mz03k0013007 di034-0130 0 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1455-01-01 1455-12-31 1455AAA0000000A3 1455 2 Grabplatte der Wild- und Rheingräfin zu Rheingrafenstein Lucart (Liutgard), geb. von Eppenstein und ihrer beiden Kinder Gottfried und Lucart. Ehemals in der damaligen Stadtpfarrkirche, wurde sie bereits vor 1766 aufgerichtet1) und innen senkrecht in die Nordwand des Chors der heutigen Pauluskapelle eingelassen. Große, flachreliefierte Platte aus Sandstein mit Umschrift auf erhabener Leiste und je einem Tartschenwappen in den oberen Ecken. Im leicht vertieften Mittelfeld ist die Verstorbene in langem, faltigen Gewand mit Schultermantel und Schleier dargestellt, das rechte Bein leicht vorgesetzt, in den gefalteten Händen einen Rosenkranz. Zu ihren Füßen knien ihre Kinder, ebenfalls mit gefalteten Händen: links ihr Sohn mit langem Haar in einer Ritterrüstung mit ausgeschweiftem Harnisch2), rechts ihre Tochter in langem, hochgeschnürtem Gewand. Die recht gut erhaltene, allerdings dick mit Steinfarbe überstrichene Grabplatte ist an den Leistenrändern bestoßen, die Köpfe der Kinder sind abgewittert. H. 230, B. 108, Bu. 9 cm. Gotische Minuskel mit Versalien. An(n)o d(omi)ni m cccclva) xiv die ·b) / mens(is) Augusti obiitc) nobilis d(omi)na lucart de Eppe(n)stey(n) co(m)itissa / reni et godfrid(us) comes ren[i] / et lucart ei(us) liberi q(uorum) a(n)i(m)e req(ui)esca(n)t in pace am[en] Im Jahr des Herrn 1455, am 14. Tag des Monats August starb die edle Frau Lucart von Eppenstein, Rheingräfin, und ihre Kinder Rheingraf Gottfried und Lucart. Deren Seelen mögen in Frieden ruhen. Amen. Wild- und Rheingrafen; Eppenstein-Münzenberg. Wie auf der Tumbendeckplatte ihres im Jahr 1447 verstorbenen Mannes, des Wild-und Rheingrafen Friedrich3), sind auch hier die Versalien durch die Verwendung von Schmucklinien als eigenständige Buchstaben ausgebildet. Die Hastenenden einiger Minuskeln laufen in eingerollte Ziercauden aus. Kürzungszeichen sind kaum noch zu erkennen, auf Worttrenner wurde mit einer als Schmuck dienenden Ausnahme ganz verzichtet. Lucart war die älteste Tochter Gottfrieds VII. von Eppenstein-Münzenberg und der Gräfin Jutta von Nassau4). Im Jahr 1428 wurde sie mit dem genannten Wild- und Rheingrafen Friedrich, Stifter der Nebenlinie Rheingrafenstein5), verheiratet. Der gleichzeitige Tod von Mutter und Kinder könnte auf eine zu dieser Zeit herrschende Seuche hindeuten. Gottfried dürfte damals bereits das Knabenalter erreicht gehabt haben, da er noch 1454 in einer Flonheimer Kellereirechnung als „Juncker mit III pherden“6) bezeichnet wird. Da ihr zweiter, 1490 verstorbener Sohn Friedrich der Feiste7) ohne Nachkommen blieb, erlosch mit ihm diese Linie. Helwich und die von ihm abhängigen Roth, Stumpf und Kdm. lesen fälschlich m cccclii, daher auch die entsprechenden Angaben bei Möller, Stammtafeln III, Taf. LXXXIX und in den Europ. Stammtafeln NF IV, Taf. 97. Einziger Worttrenner als paragraphenförmig ausgezogene Quadrangel gestaltet. Zweites i lang nach unten ausgezogen. Vgl. Acta Academiae. Vgl. allgemein Rady, Kostüm 37 und zur gleichen Gestaltung der Rüstung bei dem 1412 verstorbenen Hermann Stump von Waldeck (Nr. 106). Beigesetzt in St. Johannisberg (Nr. 124). Vgl. Europ. Stammtafeln AF III Taf. 89. Vgl. Acta Academiae und Fabricius, Erläuterungen 555*f. und 345ff. Vgl. Roos 12. Vgl. seine Tumbendeckplatte im Chor der heutigen kath. Pfarrkirche St. Nikolaus in Bad Kreuznach (Nr. 173). Helwich, Syntagma 313. Acta Academiae I 29 (mit Kupferstich). Kremer, Kurzgefaßte Geschichte 83 Anm. 7. Roos, Landesrechnungen 13. Andreae, Crucenacum Palatinum 153. Nachlaß und Sammlung Eltester, LHAK 700, 30 Nr. 636 (teilw.). Storck, Darstellungen 183. Schneegans, Beschreibung 168. Rhein. Antiquarius II 19, 4. Roth, Syntagma 2 (1884) 43 (nach Helwich). Bredt, Friedhof mit Abb. 62. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 20 (nach Helwich). Kdm. 71 mit Abb. 37. Emmerling, Bad Kreuznach mit Abb. 10. Ruser/ Dellwing, Bad Kreuznach mit Abb. S. 42. 7268 408 di034mz03k0013105 di034-0131 0 Sobernheim, Kath. Pfarrkirche St. Matthäus (aus ehem. Johanniter-Kapelle) 1456-01-01 1456-12-31 1456AAA0000000A3 1456 4 Grabplatte des Johannes Stude, Komtur der Sobernheimer Johanniter-Kommende. Ursprünglich links im Chorboden der früheren Johanniter-Kapelle vor dem Eingang zur Sakristei, wurde sie 1903 in die 1898/99 neuerbaute katholische Pfarrkirche überführt und dort innen senkrecht in die Westwand der Turmhalle eingelassen1). Große Platte aus hellgrauem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien und je einem Wappen in den oberen Ecken. Im vertieften Mittelfeld ist der Verstorbene im Ordensgewand mit gefalteten Händen, Barett und am Gürtel hängendem Almosenbeutel dargestellt. Stark abgetreten, zudem Textverlust durch erhebliche Beschädigungen an den (ergänzten) rechten Ecken. Die restlichen zwei Drittel der linken Leiste blieben wohl unbeschriftet. Keine Kürzungszeichen über der äußeren Linie erkennbar. H. 200, B. 93, Bu. 5 cm. Gotische Minuskel. A(nn)o · d(omi)ni · m · cccc · lvi o(biit)a) [../ ..d...]b) h(uius) · chori · inchoa(tor) pc) fr(at)e(r) · ioh(annes)d) stude ordi(ni)s s[ancti / iohannis commend]ator · n(oste)r · (et)e) · a[.../t....]taf) · orate · p(ro) eo [.....] Im Jahr des Herrn 1456 (...) starb der Erbauer dieses Chores, Bruder Johannes Stude, Komtur unseres Johanniter-Ordens (...) betet für ihn. Stude? (Kreuz); Johanniter-Orden. In Sobernheim2) scheint seit Beginn des 15. Jahrhunderts eine bescheidene Niederlassung der Johanniter bestanden zu haben, die 1427 durch Johann Boos von Waldeck und seine Frau Ida von Frankenstein († um 1440) reiche Mittel zum Bau eines Ordenshauses und einer Kapelle erhielten. Den Bau des Chors begann 1456 Meister Heinrich Murer aus Böckelheim für 212 Gulden und etliche Naturalien3). Auftraggeber war der noch im gleichen Jahr verstorbene Komtur Johannes Stude. Die Kapelle, die lediglich den insgesamt drei Ordenspriestern für ihre religiösen Handlungen zur Verfügung stand, wurde 1465 unter dem Komtur Petrus Heidolf4) fertiggestellt5). o ohne Kürzungsstrich. Vor und hinter dem d je eine Haste sichtbar, eine weitere vor dem folgenden h. p mit durchgestrichener Unterlänge, eigentlich mit p(ro) bzw. mit p(er) aufzulösen, dies ergibt jedoch in dieser grammatikalischen Konstellation keinen Sinn. Beabsichtigt war vielleicht eine Konstruktion wie etwa ...[aedificatio] h(uius) chori inchoa(ta) [est] p(er) fr(atr)e(m) Joh(annem) Stude ..., die sich allerdings nur schwer mit dem vorliegenden Befund vereinbaren läßt. Letztes Zeichen wohl Kürzungszeichen. Vielleicht ein tachygraphisches Zeichen in Form einer gotischen 4. Dieses Wort konnte bisher noch nicht sinnvoll gelesen werden. Vgl. dazu Kdm. 364 und Kneib 20. Vgl. zum Folgenden Rödel, Johanniter-Kommende 246ff. und Kneib 35ff. (Stiftungsurkunde im LHAK 642, Urk. Nr. 38). Vgl. dazu (G. Frhr.) S(chenk) z(u) S(chweinsberg), Kleine chronikalische Aufzeichnung aus der Johannitercommende Sobernheim a.d. Nahe, in: Quartalbll. des historischen Vereins für das Großherzogthum Hessen 2 (1882) 32. Das um 1765 zusammengestellte Würdtweinsche Epitaphienbuch (S. 318) überliefert für diesen Komtur folgende eigenartige Grabinschrift: Anno Domini MCCCCLVI. VI. Febr. obiit P. Frater johannes Petrus Heydolff inchoator chori huius sacelli cuius anima requiescat in pace. Möglicherweise verdankt diese nirgendwo sonst überlieferte Inschrift ihre Entstehung einem Harmonisierungsversuch des unbekannten Kopisten mit der vorliegenden Grabplatte und der Bauinschrift von 1465 (Nr. 140), in der Petrus Heidolf als (wohl noch lebender) Vollender der Johanniter-Kapelle genannt wird. Da der Kopist die Jahreszahl der gut überlieferten Bauinschrift offensichtlich in MCCCCLV verlesen hatte, setzte er für das wohl damals schon abgetretene Stude der Grabplatte den seiner Meinung nach richtigen Namen Petrus Heydolff ein, ließ jedoch das Johannes des tatsächlichen Namens stehen. Die sonstigen Abweichungen erklären sich wohl durch Leseschwierigkeiten und freie Ergänzungen. Vgl. Nr. 140 von 1465. Kdm. 366. Kneib, Pfarrgemeinde 21f. 7269 408 di034mz03k0013203 di034-0132 0 Landstuhl (Lkrs. Kaiserslautern), Kath. Pfarrkirche St. Andreas (aus Kloster Disibodenberg?) 1456-01-01 1456-12-31 1456AAA0000000A3 1456 2 Glocke mit datierter Spruchinschrift. Hängt allein im oberen Glockenstuhl der 1751-53 anstelle der alten sickingischen Marienkapelle neuerbauten Pfarrkirche. Der bisherigen Literatur zufolge stammt sie aus Kloster Disibodenberg und soll 18091) als Geschenk des Mainzers Bischofs Colmar an den heutigen Standort gelangt sein. Kleine Glocke2) mit einzeiliger Umschrift zwischen Kordelstegen, als Worttrenner dienen paragraphenförmig ausgezogene Rauten. H. (o. Kr.) 60, Dm. 70, Bu. 3,5 cm. Gotische Minuskel. · o rex · glorie · criste · veni · cvm · pace · anno · d(omi)ni · m · cccclvia) Der Text wurde im Spätmittelalter3) gern auf Glocken verwendet. Die ohne Nachweis mitgeteilte Behauptung über die Herkunft der Glocke aus dem damaligen Zisterzienserkloster konnte bislang aus sonstigen Quellen nicht bestätigt werden. Vielleicht gehört sie aufgrund der Herkunft, des Spruches und der verwendeten Worttrenner zum Werk der im Naheraum tätigen Glockengießer Jacob oder Johann Ot(to)4). Dahl überliefert m · cccciv. Vgl. dazu (FS) St. Andreas - eine Gemeinde im Jahre 1978. Landstuhl 1978, 7. Dahl überliefert das Jahr 1807. Die Bronzeglocke wurde – wohl wegen ihres hellen Klanges – bisher durchgehend als „Silberglocke“ bezeichnet. Vgl. Walter, Glockenkunde 162ff. Vgl. dazu Einleitung XLI. L. Dahl, Landstuhl. Seine Vergangenheit und Gegenwart. Landstuhl 1908, 73 (mit Nachzeichnung). Kdm. Kaiserslautern 280. 7270 408 di034mz03k0013301 di034-0133 1 Sobernheim, Evang. Pfarrkirche 1458-01-01 1458-12-31 1458AAA0000000B3 1458? 0 Grabinschrift für die Edelfrau Irmgard von Meisenhusen (eher Metzenhausen), noch 1751 kopial überliefert, heute verloren. Ausführung unbekannt. Nach Wickenburg. Anno 1458 uf St. Lenhards-Tag verschiedet die jdel juffrow jrmengard von Meisenhusen der gott genade. 6. November 1458. Wie sehr nahezu gleichzeitige kopiale Überlieferungen von einander abweichen können, zeigt die nur wenige Jahre nach Wickenburg genommene, zum Teil in sich widersprüchliche Abschrift im Würdtweinschen Epitaphienbuch: Anno Domini MCCCCXII den 7ten junÿ uff Sanct Lenhardth tag starb die Iddel jungfrau jul. Irmengard von Meinchhausen der gott gnadt. Da Wickenburg im Falle Sobernheim1) im Großen und Ganzen zuverlässig überliefert, wurde seiner in sich schlüssigen Lesung der Vorzug gegeben. Berücksichtigt man jedoch eine frühere Nachricht bei Helwich2), dürften beide Varianten den Geschlechtsnamen der bislang nicht identifizierten Verstorbenen falsch überliefern. Helwich führt unter den in Sobernheim begrabenen Angehörigen der Cratz von Scharfenstein eine mit Heinrich (I.) Cratz von Scharfenstein3) verheiratete „Irmgard von Metzenhaußen“ auf, die „anno 1458 vff St. Leonharts tag“ verstorben sei und „beÿ ihrem Junckern begraben“ liege. Das Ehepaar hatte drei Kinder, von denen die beiden ältesten in Sobernheim heirateten und ebenfalls in der Pfarrkirche bestattet wurden4); die jüngste Tochter Margarethe wurde Nonne im Prämonstratenserinnenkloster Engelport an der Mosel. Vgl. Einleitung XXIII. Helwich, Op. gen. I fol. 471 (nur Ehe- und Sterbedaten). Vgl. seine mutmaßliche Grabinschrift Nr. 421 von (1449)/2.H.16.Jh.? Ihre Tochter Eva war mit Richard von Lewenstein (vgl. Nr. 138 von 1463) verheiratet. Wickenburg, Thesaurus Palatinus 1, 191. Würdtweinsches Epitaphienbuch 316. Kdm. 363. 7271 408 di034mz03k0013409 di034-0134 1 Meisenheim, Schloßbezirk 1459-01-01 1459-12-31 1459AAA0000000A3 1459 0 Bauinschrift an einem in der Südwestecke der Gesamtanlage gelegenen, viereckigen Gebäude, dem nach seinem herzoglichen Erbauer genannten „Stephansstock“1), untergegangen beim Brand des Schlosses am 2. Dezember 1734. Von dem Bauwerk haben sich lediglich Teile der Grundmauern erhalten. Über dessen Hauptportal befand sich ein wohl rechteckiger, mit Umschrift und zwei Wappen versehener Aufsatz aus Stein („lapideum...monumentum“). Schrift trotz überlieferter Großschreibung wohl gotische Minuskel (mit Versalien?). Nach Sundhal. Edificata est strvctvra hvivs domvs regnante illvstri principe Stephano comite palatino Reni ac duce Bavarie nec non comite Velde(ncie) anno domini m cccc lix. Der Bau dieses Hauses ist durchgeführt worden unter der Regierung des erlauchten Fürsten Stephan, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Bayern und ebenso Graf von Veldenz. Im Jahr 1459. Pfalzgrafen bei Rhein; Veldenz. Der Wittelsbacher Stephan erhielt von seinem Vater, dem deutschen König Ruprecht, als Erbteil weite Gebiete in der Pfalz und im Hunsrück zugewiesen. Stephan war seit 1410 mit der Erbgräfin Anna von Veldenz-Geroldseck2) verheiratet, die dem Fürstentum einen bedeutenden Gebietszuwachs verschaffte. Da ihm sein Schwiegervater Friedrich III. bereits 1436 die Grafschaft einschließlich Meisenheims zur Verwaltung übergeben hatte, baute Stephan die Stadt zu seiner Residenz aus. Bei oder an der Stelle der alten Veldenzer Burg ließ er in der Folgezeit den nach ihm genannten Stephansstock errichten, den ältesten Teil der späteren Gesamtanlage. Über dessen Aussehen sind wir durch mehrere Skizzen gut unterrichtet3): viereckiger Grundriß, dreistöckiger, teilweise mit Fachwerk versehener Aufbau mit je drei Treppentürmchen auf der Süd- und Nordseite und oben ein verschiefertes Walmdach. Pfalzgraf Stephan überließ seit 1443 die Regierungsgeschäfte seinen beiden Söhnen Ludwig und Friedrich. Die gut überlieferte Bauinschrift mit der Jahreszahl dürfte sich daher weniger auf die Fertigstellung des Bauwerks selbst beziehen4), sondern dürfte vielmehr dort anläßlich des Todes ihres Erbauers im Jahr 1459 zu dessen Ruhm angebracht worden sein. Vgl. den Plan der ehemaligen Gesamtanlage bei Kdm. 271 mit Abb. 187. Vgl. ihre kürzlich aufgefundene Grabplatte Nr. 120 von 1439 und zum Folgenden Lehmann, Zweibrücken 7ff. Die Zeichnungen verwahrt die städtische Bibliothek zu Nancy; sie wurden erstmals von Anthes, Meisenheim und Wittelsbach 30f. veröffentlicht (vgl. auch Lurz, Meisenheim 206). Darunter befindet sich auch eine von dem früheren Polenkönig Stanislaus Lesczynski angefertigte Bauskizze, der 1714 in Meisenheim im Exil lebte. So weitgehend die bisherige Forschung. Sundahl, Oratio 12 mit Anm. *. Heintz, Begräbnisse Nr. 109. Heintz, Schloßkirche 182. Sundahl, Festrede (übers. von Wernigk) 23 mit Anm. 9. Kdm. 173. Buß, Residenz 1. 7272 408 di034mz03k0013507 di034-0135 0 Simmertal 1460-01-01 1575-12-31 1575BAA8540AABA3 1460/1499/1575 8 Bauzahlen im Bereich des alten Dorfkernes. I. Bauzahl in gotischen Ziffern1) an dem mit Vorhängebogen versehenen, straßenseitigen Türsturz einer noch 1984 bei Dehio erwähnten, inzwischen jedoch abgerissenen Scheune in der Rathausstr. 7. Nach Foto LfD Mainz. 1460 II. Bauzahl in gotischen Ziffern im Scheitelstein des Stabwerkportals an der Nordseite des Alten Rathauses (A), sowie Bauzahl im Scheitelstein des linken Rundbogenportals an seiner Südseite (B). Beide Jahreszahlen wurden anläßlich der jüngst erfolgten Renovierung auf ockergelb gefaßtem Sandstein schwarz ausgemalt. H. 15, Z. 8 (A), 7 cm (B). A 1499 B 1 · 5 · 7 · 5 Das 1499 als Bruchsteinbau in spätgotischen Formen errichtete, 1575 wohl beim Einbau einer Backstube umgestaltete und 19212) gründlich restaurierte Rathaus (besser: Gemeindehaus) des früheren Simmern unter Dhaun war bis in die erste Hälfte unseres Jahrhunderts in beiden Funktionen in Gebrauch. Es ist einer der ältesten Vertreter einer speziell im Rheingau und Nahegebiet verbreiteten Gruppe3) und diente wohl auch den Amtsleuten4) der die Ortsherrschaft ausübenden Wild- und Rheingrafen als Sitz. Foto im LfD Mainz. Vgl. Renard 36f. Vgl. Kdm. und Spille 77f. und 104. Einige von ihnen sind in der gegenüberliegenden Kirche begraben. Renard, Instandsetzungsarbeiten 37 (II). Kdm. 354. H. Becker (Hg.), Festbuch Brunkensteinfest 1971. Idar-Oberstein 1971, 27 und 30 (II) (Abb.). Dehio Rheinland-Pfalz 961. Spille, Rathäuser 222 (II). LfD Mainz, Fotoarchiv (I). Lipps, Entdeckungsreisen 215 mit Abb. 44 (II). 7273 408 di034mz03k0013605 di034-0136 1 Bad Kreuznach, Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus 1461-01-01 1461-12-31 1461AAA0000000A3 1461 0 Grabinschrift für Anna Boos von Waldeck geb. von Schöneck, noch 1614 in der ehemaligen Klosterkirche der Karmeliter nachgewiesen, verloren. Zwei Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno d(omi)ni m cccc lxi in vigilia omnium sanctoru(m) obiit domina Anna de Schöneck vxor domicelli Joannis Boss de Waldeck cui(us) a(nima) r(equiescat) i(n) p(ace). Im Jahr des Herrn 1461 am Abend vor Allerheiligen starb Frau Anna von Schöneck, Gattin des Edelknappen Johann Boos von Waldeck. Deren Seele möge in Frieden ruhen. 31. Oktober 1461. Boos von Waldeck; Schöneck (Hunsrück). Die Verstorbene1) war eine Tochter aus der Ehe Peters von Schöneck mit Hedwig von Kempenich. Im Jahr 1436 heiratete sie Johann VIII. Boos von Waldeck, Erbamtmann zu Balduinseck im Hunsrück. Ihr gemeinsamer Sohn Simon I.2) begründete den in Meisenheim residierenden Zweig der Boos von Waldeck. Vgl. zum Folgenden Möller, Stammtafeln AF I Taf. XXXX und Pies, Waldeck Taf. V/2. Vgl. Nr. 222 von 1502. Helwich, Syntagma 318. Roth, Syntagma 3 (1884) 72. Stumpf, Grabsteine 7 (1920) 21 (beide nach Helwich). 7274 408 di034mz03k0013703 di034-0137 2 Wallhausen 1461-01-01 1614-12-31 1614BAA8539AABA3 1461–1614 2 Jahreszahlen an unterschiedlichen Inschriftenträgern im Ort und in der Kirche, teils verloren. I. Jahreszahl auf einem beim Bau der heutigen, 1792/93 errichteten katholischen Pfarrkirche St. Laurentius wiederverwendeten Stein aus der Vorgängerkirche, nicht aufgefunden. Nach Kdm. 1461 II. Jahreszahl auf einem von einer fast gänzlich verwitterten Figur gehaltenen Schriftband, stammt wohl ebenfalls aus der Vorgängerkirche oder aus der benachbarten Burg Dalberg1), heute als Spolie im Hof des Salm-Salm‘schen Schlosses beim Treppenaufgang zur Kirche in die Wand eingelassen; gelber Sandstein. H. ca. 50, B. 42 cm. · 1 · 4 · 8 · 1 · III. Jahreszahl auf der rechten unteren Hälfte eines gespaltenen Scheitelsteins im straßenseitigen Kellerportal des Hauses Im Schafwinkel 2; gelber Sandstein, stark verwittert. Erg. nach Kdm. H. 30, B. 40, Z. 3,5 cm. [16] · 12a) IV. Jahreszahl in einem Türsturz des Hauses Am Gräfenbach 20. In der Mitte kreuzförmiges Hauszeichen mit Initialen ND und AD. Nach Foto LfD. 16 14 Kdm. liest 1614; daher ist es nicht auszuschließen, daß es sich bei dem vorliegenden Stein um einen Neufund handelt (dann auch 1512 möglich) und daß dann der bei Kdm. erwähnte verloren ist. Vgl. Kdm. 149. Kdm. 416f. (I), 420 (II, III). Lipps, Entdeckungsreisen 253 (I). LfD, Fotoarchiv Neg.-Nr. KB 82-10-6 (IV). 7275 408 di034mz03k0013801 di034-0138 0 Sobernheim, Evang. Pfarrkirche 1463-01-01 1463-12-31 1463AAA0000000A3 1463 3 Tumbendeckplatte (oder Epitaph) des Knappen Richard von Lewenstein (zu Randeck). Sie war bis zur Renovierung der Kirche im Jahr 1900 neben der nördlichen kleinen Eingangstür innen an der Wand aufgestellt1) und wurde dann am heutigen Standort im Chor hoch über dem Eingang zur Sakristei in die Wand eingelassen. Große Platte aus graugelbem Sandstein mit erhabener Umschrift auf den teils geraden (oben und unten), teils leicht nach außen abgeschrägten Leisten (links und rechts). Im vertieften Mittelfeld in den oberen Ecken zwei Wappen, darunter die in die Leisten hinein ragende, fast vollplastische Figur des Verstorbenen in Ritterrüstung, die linke Hand am Kurzschwert, die rechte in die Seite gestützt. Zu Füßen zwei sich zuwendende Hunde mit einem gemeinsamen Kopf. Als Bekrönung dient ein mit Spangenhelm und Helmdecke versehener halbrunder Aufsatz. Die untere Leiste ist abgewittert, die dortigen rudimentären Buchstaben sind größtenteils nachgezogen. Ob die während einer Restaurierung der Kirche um 19602) aufgetragene farbliche Fassung des Grabdenkmals (Ritter gold, Hunde blau, Schrift schwarz) einem historischen Zustand nachempfunden wurde3), muß offen bleiben. H. 240 (ohne Aufsatz), B. 100, Bu. 8 cm. Gotische Minuskel, erhaben. Anno · d(omi)nia) · m · cccc · lxiii / vndecima · die · mensis · ianvarii · obiit · domi ·b) / cellvs · richardvs / de lewensteinc) · armig(er) · cvi(vs) · anima · req(vi)escat · i(n) · pace Im Jahr des Herrn 1463 am 11. Tag des Monats Januar starb der Edelknappe Richard von Lewenstein, Knappe, dessen Seele in Frieden ruhen möge. Lewenstein (zu Randeck); Cratz von Scharfenstein. Bei der Bestimmung der ursprünglichen Funktion dieses Grabdenkmals ergeben sich gewisse, für das 15. Jahrhundert allerdings typische Schwierigkeiten4): Während die Bekrönung und die fast schon als „Standfigur“ gearbeite Plastik auf eine von vornherein konzipierte, senkrechte Aufstellung als Epitaph hinweisen könnte, sprechen die zu Füßen liegenden Tierfiguren, die beiden nach außen abgeschrägten Längsseiten und die in der Art einer Grabplatte gestaltete, nur von innen zu lesende untere Leiste eher für eine Verwendung als Tumbendeckplatte, bzw. für eine aufwendig gearbeitete, vermutlich leicht erhöht im Boden liegende Grabplatte. Der Verstorbene, 1454 als einer von vier Söhnen des Kreuznacher Amtmanns Friedrich von Lewenstein (zu Randeck)5) erstmals urkundlich erwähnt, war mit Eva, der ältesten Tochter des in Sobernheim sitzenden Heinrich (I.) Cratz von Scharfenstein und der Irmgard von Metzenhausen6) verheiratet. Die Verbindung scheint kinderlos7) geblieben zu sein. Beide Anfangswörter sowie der zweite, als Rosette gestaltete Worttrenner sind abweichend rot gefaßt; A pseudounzial als gotische Majuskel. Trennzeichen als Kreuz ausgeführt. Das Würdtweinsche Epitaphienbuch überliefert falsch obÿt Dominus jacobus Franciscus de Löwenstein. Vgl. Berkemann, St. Matthias 8. Vgl. Vogt, Sobernheim 37. Laut freundlicher Mitteilung von Herrn H.E. Berkemann, Sobernheim, vom 22. September 1990, wurde die farbliche Fassung von dem Kirchenmaler und Restaurator Willi Diernhöfer aus Ingolstadt/Donau vorgenommen; Fassung im vorliegenden Fall aufgrund mündlicher Überlieferung. Vgl. etwa Nr. 124 von 1447. – Allerdings wäre noch zu untersuchen, ob der vorliegende, von den Proportionen her etwas zu klein geratene Aufsatz möglicherweise nachträglich angefertigt und hinzugefügt wurde. Vgl. seine erhaltene Grabplatte Nr. 126 von 1450. Möller, Stammtafeln AF 1, Taf. XXX sowie die verlorenen Grabinschriften ihrer Eltern Nr. 421 von (1449)/2.H.16.Jh.? und Nr. 133 von 1458. Vgl. die genealogische Tafel bei Helwich, Op. gen. I fol. 480. Wickenburg, Thesaurus Palatinus 1, 191. Würdtweinsches Epitaphienbuch 316. Fligel, Oberamt Böckelheim 29. Rhein. Antiquarius II 18, 24. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 330. Müller, Nahekunde 174 Anm. 58. Kdm. 361f. mit Abb. 268. Berkemann, Erinnern und Vergessen mit Abb. S. 80. 7276 408 di034mz03k0013901 di034-0139 0 St. Johannisberg, Evang. Kirche 1465-01-01 1465-12-31 1465AAA0000000A3 1465 1 Bauinschrift innen über dem östlichen Turmeingang (Plan Nr. 27). Kleine, quadratische, in die Wand eingelassene Tafel aus gelblichem Sandstein mit dreizeiliger Inschrift zwischen eingehauenen Linien. H. 30, B. 30, Bu. 5 cm. Gotische Minuskel. ·a) a(n)no · mo / cccco lxvo · e(st)b) / facta testudoc) Im Jahre 1465 ist das Gewölbe vollendet worden. Die ungleichmäßig gehauene, mit ausgeprägten Rauten versehene Minuskel zeigt als zeittypisches Phänomen fast durchgehend gerundete Gemeine. Die an dem Turm der 1283 erstmals erwähnten und 1318 anläßlich der Erhebung zum Stift umgebauten wild- und rheingräflichen Begräbniskirche1) angebrachte Bauinschrift bezieht sich auf die Vollendung des um 14382) wegen Baufälligkeit begonnenen Neubaus. Von der damals vorgenommenen Einwölbung der Decke sind heute an der Nord- und Westwand des Langhauses nur noch wenige auf Konsolen ruhende Gewölbeanfänger zu sehen, da die Kirchengemeinde im Jahre 1844 das Gewölbe niederlegen und durch eine flache Balkendecke ersetzen ließ3). Textbeginn nach einem mit einer Schlängellinie versehenen, aus drei dreieckig angeordneten Rauten bestehenden Zeichen. Bisherige Lesung durchgehend c(on)fecta bzw. c(on)facta (Kdm. und Fröhlich/Zimmermann). o aus Platzmangel als kleiner Buchstabe hochgestellt. Vgl. Kdm. 330f. Vgl. das ausführliche Regest eines sogenannten Bettelbriefes zur Finanzierung dieses Kirchbaus bei Fröhlich, St. Johannisberg 260f. Vgl. Jüngst 29 und 37. – Bei dieser Gelegenheit wurde auch die wild- und rheingräfliche Familiengruft unter dem Chor aufgefüllt und der Fußboden des Schiffs um einen Meter erhöht. Von den zahlreichen, möglicherweise beschrifteten Särgen (vgl. etwa den Bestand beider Grüfte der Herzöge von Pfalz-Zweibrücken in der Schloßkirche zu Meisenheim) hat sich nichts mehr erhalten; lediglich kopial überliefert sind zwei Namensinschriften der Wild- und Rheingrafen Johann Philipp I. von 1693 (?) und Johann Philipp II. von 1742 auf bleiernen Herzkapseln, die man in den jeweiligen Zinksärgen gefunden hatte (vgl. Schneider 254). Schneider, Notizen I (nach Eintrag 1465). Schneider, Geschichte 254 Anm. g. Rhein. Antiquarius II 19, 243. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 323. Schneegans, Kreuznach 98. Jüngst, Chronik 13. Kdm. 331. NN., Stiftskirche 109. Schellack, Kirchen 22 (1965). Fröhlich/Zimmermann, Stiftskirche 2. 7277 408 di034mz03k0014004 di034-0140 1 Sobernheim, ehem. Johanniter-Kapelle 1465-01-01 1671-12-31 1671BAA8535AABB3 1465(?)/1671 0 Bauinschriften (A) und (B) am Chorbogen („supra arcum, qui chorum aperit“) der ehemaligen Johanniter-Kapelle. Noch in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts kopial überliefert, wurden sie vermutlich bei dem Ende des 19. Jahrhunderts erfolgten Umbau der Kapelle in ein katholisches Vereinshaus entfernt. Aussehen unbekannt. Fuchs überliefert die Inschrift in kapitaler Schreibweise, die 1465 als gotische Majuskel oder Kapitalis nicht denkbar ist. Dies könnte aber möglicherweise ein Hinweis auf eine anläßlich der Wiederbenutzung in Kapitalis ausgeführte Neufassung der alten Inschrift sein. Nach Fuchs. A ANNO DOMINI 1465 COMPLETA EST TESTVDO HVIVS STRVCTVRAE CVM FENESTRA DE ANNUNCIATIONE ET CONSER CRATIONE TOTIVSa) ECCLESIAE PER ORDINATIONEM FRATRIS PETRI HEIDOLF, COMMENDATOR(IS)b) PRO NVNC. ORATE PRO EO DEVM. B ANNO 1664 HOC SACELLVM RELIGIONIS CATHOLICAE EXERCITIO RESTITVTVM, ET ANNO 1671 EX INTEGRO RENOVATVM FVIT. Im Jahr des Herrn 1465 ist das Dach dieses Bauwerks samt den Fenstern vollendet worden durch eine festliche Einweihung der gesamten Kirche auf Anordnung des Bruders Petrus Heidolf, zu dieser Zeit Komtur. Betet für ihn bei Gott. Im Jahr 1664 ist diese Kapelle für den katholischen Gottesdienst wieder hergestellt und 1671 von Grund auf renoviert worden. Im Jahr 1456 wurde aufgrund einer Stiftung unter dem damaligen Komtur Johannes Stude1) mit dem Bau der Ordenskapelle begonnen, die neun Jahre später als einfacher Saalbau fertiggestellt wurde. 15592) durch den pfälzischen Kurfürsten Friedrich III. säkularisiert, diente sie über hundert Jahre lang landwirtschaftlichen Zwecken, bis sie im Zuge der Gegenreformation wieder in den Besitz der Johanniter gelangte, die sie umbauten und als katholische Pfarrkirche nutzten. Fehlt im Würdtw. Epitaphienbuch. Ebd. commendatorius. Vgl. Nr. 131 von 1456. Vgl. zum Folgenden Rödel, Johanniter-Kommende 247f. und Kneib, Pfarrgemeinde 35ff. Fuchs, Oratio 8 Anm. **. Würdtweinsches Epitaphienbuch 318. Andreae, Crucenacum Palatinum 56. Rhein. Antiquarius II 18, 109. Kdm. 364. 7278 408 di034mz03k0014102 di034-0141 1 Rüdesheim 1466-01-01 1575-12-31 1575BAA8534AABA3 1466/1575 0 Jahreszahlen im Bereich des Ortskerns. Jahreszahl (I) innen an der Stirn eines flachbogigen Rundfensters der Südwand der evangelischen Kirche1); Jahreszahl (II) ehemals am 1986 abgerissenen Hoftor des Hauses Nahestr. 322). Nach Kdm. I lxvia) II 1575 Das spätgotische Fenster ist ein Rest der in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts erbauten Kirche, die 1743 ihre heutige Gestalt als flachgedeckte Saalkirche erhielt. Schreibweise wohl als Minderzahl. Aus der Nachzeichnung geht hervor, daß die Zahlzeichen im Scheitel so eingehauen waren, daß für ein eigentlich erforderliches mcccc links des l kein Platz gewesen wäre. Beschreibung der heute nicht mehr sichtbaren Inschrift nach der Nachzeichnung bei Kdm. Über der straßenseitigen (heute zugemauerten) Eingangstür befindet sich noch ein mit 1699 bezeichnetes Holzmedaillon mit der Darstellung eines Pfaus. Kdm. 326. Lipps, Entdeckungsreisen 204 (I). 7279 408 di034mz03k0014200 di034-0142 0 Waldböckelheim, Kath. Pfarrkirche St. Bartholomäus (aus Kl. Sponheim) 1469-01-01 1469-12-31 1469AAA0000000A3 1469 2 Glocke mit Namens- und Spruchinschriften. Unterste von drei Glocken1) im südlichen Westturm der 1835 an der Stelle des 1199 erstmals erwähnten Vorgängerbaus neu erbauten Kirche; sie stammt möglicherweise aus der Kirche des Klosters Sponheim2). Große Glocke mit einzeiliger Schulterinschrift (A) zwischen einfachen Rundstegen, verziert mit einem Kruzifix und einem reliefierten Pilgerzeichen (72 x 44 mm) mit Darstellung der Pieta unter einem dreiteiligen, von Krabben besetzten Kielbogen; unterhalb des Bildes auf schmaler Leiste in winzigen Buchstaben der Namen des Wallfahrtsortes (B). Der gut erhaltenen Glocke dienen kleine Rauten als Worttrenner. Gewicht3) 550 kg. H. 85, Dm. 100, Bu. 2,5 cm. Gotische Minuskel. A · maria · heisen · ich · in · gadesa) · ere · lvdetb) · man · mich · alle · bese · weder · verb) · driben · ich · a(nno) · d(omini) · m · cccc · l · xix B Zu euerhartz clusenc) Knittelverse. Ein nachprüfbarer Beleg für die Herkunft aus Kloster Sponheim konnte bislang nicht erbracht werden, für den angeführten Hinweis spricht allenfalls das dortige Marien-Patrozinium. Der unbekannte Glockengießer ist keinesfalls mit Tilman von Hachenburg selbst zu identifizieren4), vielmehr wird er dem Umkreis der mit ihm verbundenen Andernacher Schule5) zugerechnet. Der dreizeilige Knittelvers kombiniert in beliebter spätmittelalterlicher Manier den Namen der Glocke mit magisch-apotropäischen Vorstellungen, wobei das Anbringen des Wallfahrtandenkens mit dem Vesperbild wohl die Wirkung verstärken sollte. Das Pilgerzeichen stammt aus dem erst um die Mitte des 15. Jahrhunderts von einer kleinen Klause zu einem von Augustiner-Chorherren besiedelten Kloster ausgebauten Wallfahrtsort Eberhardsklausen6) (Gem. Klausen, Lkrs. Bernkastel-Wittlich), in dem das als Vorlage dienende, heute noch erhaltene, sogenannte ältere Gnadenbild7) verehrt wurde. Bei dem vorliegenden Waldböckelheimer Pilgerzeichen handelt es sich um das älteste und zugleich einzige bekanntgewordene, mittelalterliche Exemplar8) der Eberhardsklausener Marienwallfahrt. Sic! v mit links hochgezogener Haste. Zimmermann liest fälschlich „M. Cunibart(us) clusen“ und interpretiert das Vesperbild als das vermeintliche Meisterzeichen dieses von ihm unfreiwillig geschaffenen Glockengießers. Vgl. Nr. 16 aus dem 13. Jh. Sie soll – laut lokaler Überlieferung – im 30jährigen Krieg gegen eine „grosse Glocke, welche sich in der hiesigen Kirche befand, umgetauscht worden sein“ (vgl. Hahn). Angabe nach Köster, Tilman von Hachenburg. So Steffen. Vgl. dazu Köster, Tilman von Hachenburg 185ff. Vermutlich können ihm noch zwei weitere Glocken (1470, 1471) mit dem gleichen Formular in Dockweiler zugeschrieben werden (vgl. Kdm. Daun 64). Vgl. dazu ausführlich Dohms, Geschichte pass. Abb. bei Dohms, Kloster (hintere Umschlagseite), vgl. dazu ausführlich Köster, Pilgerzeichen 81ff. Vgl. Hagen, Wallfahrtsmedaillen 141. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 340. Hahn, Geschichte 71. S. Steffen, Tilman von Hachenburg, ein berühmter Glockengießer des 15. Jh., in: Gregoriusbl. 74 (1922) 81. Zimmermann, Glocken 35 (mit Umzeichnung B). Kdm. 407 mit Abb. 300 (A und B in Umzeichnungen). Liste der Glocken (1942) 8. Köster, Tilman von Hachenburg 179. K. Köster, Ein unbekanntes mittelalterliches Pilgerzeichen aus Eberhardsklausen, in: Trierisches Jb. 1958, 80 (B) und 85 mit Abb. 1 (B). LfD Mainz, Planarchiv, Unterlagen Glockenatlas. P. Dohms, Die Geschichte des Klosters und Wallfahrtsortes Eberhardsklausen an der Mosel von den Anfängen bis zur Auflösung des Klosters im Jahre 1802 (Rhein. Archiv 64). Bonn 1968, Abb. 20 (B). P. Dohms, Das frühere Kloster Eberhardsklausen mit der Wallfahrtskirche in Klausen bei Wittlich (Rhein. Kunststätten 340), Abb. 23 (B). 7280 408 di034mz03k0014308 di034-0143 1 Bad Münster am Stein-Ebernburg, ehem. Burgkapelle? (aus Evang. Johannes-Kirche, sog. Wehrkirche?) 1472-01-01 1472-12-31 1472AAA0000000A3 1472 0 Grabdenkmal („epitaphium“) des Edelknappen Reinhard VIII. von Sickingen, im Jahr 1615 erstmals in der Burgkapelle der Ebernburg („in sacello arcis“) nachgewiesen, verloren. Ein Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno d(omi)ni m cccc lxxii in vigilia s(ancti) Andreae Ap(osto)li obiit domicellus Reinhardus de Sickingen c(uius) a(nima) r(equiescat) i(n) p(ace). 29. November 1472. Sickingen. Der aus dem Kraichgau stammende, wohl in kurpfälzischen Diensten stehende Reinhard VIII. von Sickingen1), ältester Sohn Swickers VI. und der Elisabeth Landschad von Steinach2), kam um 1445 durch die Heirat mit Schonette von Sien3) zu Besitzungen an Mosel und Nahe, die er wenige Jahre später durch den Erwerb der verpfändeten Ebernburg, die er zu seinem Hauptsitz ausbaute, erweitern und festigen konnte. Begraben wurde er wohl weder in der erst 1484 zum Teil fertiggestellten Franziskaner-Klosterkirche zu Kreuznach4), noch in der 1483 geweihten und sicherlich ohne Begräbnisrecht ausgestatteten Burgkapelle, sondern in der damaligen Pfarrkirche zu Ebernburg5). Falls es sich bei Helwichs abweichender Standortangabe nicht um einen Irrtum handelt6), könnte seine Grabplatte (oder ihre Kopie) zu einem unbekannten Zeitpunkt in die Burgkapelle gebracht worden sein. Dafür spricht auch, daß im Jahr 1660 von einem weiteren verläßlichen Augenzeugen lediglich sein bronzenes Wappen („superest eius aeneum insigne“) erwähnt wird7), das sich neben dem 1584 vom Franziskaner-Kloster in Kreuznach in die Ebernburger Pfarrkirche überführten Grabdenkmal seiner Frau befunden habe. Vgl. zu ihm und zum Folgenden Europ. Stammtafeln NF XI Taf. 63 und Kehrer, Sickingen 129 (1981) 120ff. Vgl. zu ihrer gemeinsamen Grabplatte DI 12 (Heidelberg) Nr. 82 (unter der falschen Datierung 1417). Vgl. Nr. 159 von 1483. So Europ. Stammtafeln NF XI Taf. 63. Vgl. dazu Rung, Schloßkapelle 4 (1905) und Nr. 114 von 1429. Helwich führt das Grabdenkmal unter denjenigen auf, die 1584 aus dem Franziskaner-Kloster zu Kreuznach in die Pfarrkirche zu Ebernburg überführt wurden (vgl. dagegen Nr. 355 von 1584), bezeichnet sie aber alle als in der Burgkapelle und nicht in der Pfarrkirche befindlich. So Bürvenich, Annales 426. Helwich, Syntagma 451. Roth, Syntagma 2 (1884) 41 (nach Helwich). 7281 408 di034mz03k0014406 di034-0144 1 Bad Kreuznach, Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus 1473-01-01 1473-12-31 1473AAA0000000A3 1473 0 Grabinschrift der Edelfrau Mechthild von Morsheim geb. von Bettendorf, noch 1614 (im Chor) der ehemaligen Klosterkirche der Karmeliter überliefert, verloren. Zwei Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno d(omi)ni m cccc lxxiii quarta septembris obiit domicella Mechthildis Henerici de Morsheim vxor c(uius) a(nima) r(equiescat) i(n) p(ace) a(men) 4. September 1473. Morsheim; Bettendorf (ein Ring). Die Verstorbene1) war eine Tochter Ulrichs von Bettendorf und der Anna Reip von Odernheim. Aus ihrer Ehe mit dem kurz nach ihr verstorbenen und neben ihr bestatteten Heinrich von Morsheim2) hatte sie 13 Kinder, darunter ihren Sohn Johann3), den späteren kurpfälzischen Hofmeister und Verfasser eines zeitkritischen Fürstenspiegels. Vgl. zum Folgenden Karmann 116. Vgl. Nr. 151 von 1477. Vgl. DI 29 (Worms) Nr. 392. Helwich, Syntagma 318. Roth, Syntagma 3 (1884) 72. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 21. Karmann, Johann von Morsheim 116 Anm. 7 (alle nach Helwich). 7282 408 di034mz03k0014504 di034-0145 0 Kirn, Evang. Pfarrkirche 1474-01-01 1474-12-31 1474AAA0000000A3 1474 14 Deckplatte einer heute als Altarbasis verwendeten Tumba1) für den Wild- und Rheingrafen Gerhard. Die Deckplatte wurde vermutlich zwischen 1680 und 1721 aus dem ursprünglichen Zusammenhang gelöst und spätestens seit 1765 aufrecht hinter dem damaligen Hochaltar an die Wand gelehnt2), dann während der durchgreifenden Renovierung der Kirche in den Jahren 1890-94 an ihrem heutigen Standort senkrecht an der Stirnseite des linken Seitenschiffs befestigt3). Große Platte aus vermutlich braungelbem, jetzt grau überstrichenem Sandstein mit leicht nach außen abgeschrägten Leisten, darauf Umschrift (A) zwischen Linien. Im Mittelfeld liegt die Figur des Verstorbenen barhäuptig und waffenlos in betender Haltung – jedoch in voller Rüstung – mit dem Haupt auf einem Kissen. Darauf eine zweizeilige, vermutlich anläßlich der Aufrichtung hinzugefügte, schwach eingehauene Inschrift (B). Das volle Haar ist leicht gelockt, die Füße ruhen auf zwei kauernden Löwen mit abgewandten Köpfen. Zur Rechten befindet sich ein farbig gefaßtes, einen kleinen Teil der linken, an dieser Stelle unbeschriebenen Leiste bedeckendes Vollwappen. Erhebliche Beschädigungen vor allem der oberen Leiste sind zum Teil mit Gips verschmiert, die untere Leiste fehlt völlig und damit auch die denkbare Beschriftung. Die Nase ist ergänzt, die Kopfpartien der Löwen sind verwittert bzw. abgeschlagen. H. 236, B. 123, Bu. 5,5 (A) 2,5-5,5 (B) cm. Gotische Minuskel (A), Kapitalis (B). A [ann]o [·] d(omi)ni · mo ccc[c] lx[xiiii fer]iaa) / · [...] post [·] visitationisb) · marie ·obiitc) · generosus · domicellusd) · gerhard(us) / [comes siluestris in kyrburg in / d]unae) · et · renicomesf) · in · lapideg) · c(uius) · a[(n)i(m)]a · reqescath) · i[n sancta pace]i) B GERH(ARDUS) WILD V(ND) RHEINGRAFk) OBIIT / ANNO 1473 Im Jahr des Herrn 1474, am (...)tag nach Maria Heimsuchung (3.-9.Juli) starb der edle Junker Gerhard (Wildgraf zu Kyrburg,) zu Dhaun und Rheingraf zu Rheingrafenstein. Dessen Seele möge in heiligem Frieden ruhen. Wild- und Rheingrafen (zu Kyrburg). Überraschenderweise ist die umlaufende Inschrift so gehauen, daß sie von innen zu lesen ist. Die sorgfältig gearbeitete Minuskel fällt vor allem durch ihre eigenwilligen Ligaturen auf, wobei Ober- wie Unterlängen gelegentlich die vorgegebene Linienführung durchbrechen. Die ausgemalte Kapitalis der Inschrift (B) ist wohl dem 17./18. Jahrhundert zuzuordnen, wobei sich eine Datierung um 1680 oder 1754, jedenfalls vor 1769 anbietet4). Gerhard war der zweite Sohn des Wild- und Rheingrafen Johann III. und seiner Frau Margarethe Wildgräfin von Kyrburg. Er blieb ledig und erhielt als Apanage ein Viertel des Amtes Kirn sowie die moselländische Herrschaft Dhronecken5). Zusammen mit seinem Bruder Johann IV.6) stand er die Konflikte um den Geisenheimer Pfefferzoll durch, schleifte u.a. im Jahr 1456 im Dienste des pfälzischen Kurfürsten Friedrich des Siegreichen die Raubritterburg Montfort und begleitete ihn lebenslang auf seinen zahlreichen Kriegszügen7). Sein Titel domicellus weist darauf hin, daß er trotz seiner verhältnismäßig hohen Herkunft (noch) nicht die Ritterwürde errungen hatte. Die aufwendige Ausführung und die ursprünglich zentrale Aufstellung des Grabdenkmals im Chor der Kirche hängt sicher mit ihrer vom Verstorbenen 1467 mitveranlaßten Erhebung in den Rang einer Stiftskirche und dem damit verbundenen Neubau des Chors zusammen8). Zudem hinterließ er den eingesetzten Stiftsherren eine Summe von 300 Goldgulden zur regelmäßigen Feier seiner Anniversarien9). Jahreszahl ergänzt nach dem urkundlich belegten Todesjahr; vgl. Roos, Landesrechnungen 27ff., der jedoch aus einer falsch verstandenen Interpretation der überlieferten Nachrichten auf ein zwischen Maria Himmelfahrt und September 1474 angesiedeltes Todesdatum schließen möchte. – Würdtwein und Lehfeld überliefern allerdings mcccclxxiii, Kremer mcccclxxi. Kremer liest fälschlich post purificationis, Lehfeldt und Kdm. lesen post (diem?) anvnciationis. – Da dieses Marienfest im Jahr 1474 auf einen Sonntag fiel, kämen als mögliche Ergänzung die Wochentage feria secunda (Montag) bis septima (Samstag) in Betracht, also der 3. bis 9. Juli 1474. Zweites i lang ausgezogen. Fehlt bei Lehfeldt und Kdm. Letztes Wort fehlt bei Würdtwein, liest dafür Kyrburg. – Ergänzt nach der Titelei der verlorenen Grabinschrift seines im Jahr 1476 verstorbenen Bruders, bzw. nach der ihres gemeinsamen Onkels Friedrich I. (vgl. Nr. 124 von 1447). Sic! entgegen der üblichen getrennten Schreibweise. Fehlt bei Würdtwein. Sic! Bis i originale Substanz, danach .. · reqescat · i wohl anläßlich einer Restaurierung in fehlerhaften Formen nachgebildet. V(ND) RHEINGRAF in kleinen kapitalen Buchstaben überschrieben. Die etwa 85 (bzw. mit heutiger Altarplatte) etwa 100 cm hohe Tumba mißt oben 170 auf 115, unten 155 auf 102 cm, die zugehörige Deckplatte dürfte also leicht übergestanden haben. Vier zwischen Maßwerkblenden sitzende Löwen mit erhobener Pranke bilden die Eckpfeiler, auf der Vorderseite halten sie links das Wappen der Wild- und Rheingrafen zu Dhaun, rechts das der Wildgrafen zu Kyrburg. Die Kombination beider elterlichen Wappen findet sich auf der Grabplatte als Wappen des Verstorbenen wieder. – Vgl. zur Rekonstruktion der Tumba Zimmermann, Nahegebiet 24 und eine (auch heute noch) mögliche zeichnerische Wiederherstellung in Kdm. 26 mit Abb. 16. Laut General-Ablehnung 41, 70ff. und 87f. war die gesamte Grabanlage zudem von einem eisernen Gitter umgeben. Möglicherweise anläßlich der Einführung des Simultaneums 1680; vgl. dazu die Hinweise auf die Umgestaltungen des Chorbereichs in diesen und vor allem auch in den späteren Jahren bei Kdm. 195, sowie die Standortangabe „retro altare majus“ in der um 1765 verfaßten Würdtweinschen Epitaphiensammlung. Vgl. Clemen, Restauration 28 und Peitz 12ff. Vgl. Anm. 2 und den Hinweis bei Kremer (1769): „Ein neuer Meisel hat die Worte hinzugefügt“. – Ursache der Anbringung der Inschrift (B) dürfte die schon damals schwer leserliche Datums- bzw. untere Zeile gewesen sein; dies würde sowohl die Verschreibung des Todesjahrs in 1473 als auch die gleichzeitig nachgetragene Ergänzung seines vollständigen Titels erklären. Vgl. Europ. Stammtafeln NF IV Taf. 97 sowie Schneider 82 und 161. Vgl. den Kommentar zu seiner verlorenen Grabinschrift von 1476 (Nr. 150). Vgl. die familiengeschichtlichen Bemerkungen seines Neffen, des Rhein- und Wildgrafen Johann V. bei Herrmann, Autobiographische Aufzeichnungen 347 und 349, sowie Schneider 82-89. – Die Notiz „geistlich in Trier“ bei Europ. Stammtafeln (wie Anm. 5) konnte nicht verifiziert werden, möglicherweise liegt jedoch dort eine Verwechslung mit seinem frühverstorbenen Bruder Friedrich, Domherr in Straßburg, Köln und Trier vor, oder gar eine mit seinem gleichnamigen, 1491 als Kanzler des Erzstifts Köln verstorbenen Neffen; vgl. Herrmann 347 und Roos, Landesrechnungen 30ff. Vgl. die Aufstellung des Sakramentshäuschens 1482 (Nr. 158) und die Bauzahl im Gewölbe von 1484 (Nr. 161). Vgl. Ohlmann, Kirn 81. Würdtweinsches Epitaphienbuch 308. Kremer, Kurzgefaßte Geschichte 86 Anm. 11. Schneegans, Beschreibung 296 Anm. 18 (nur B). Schneider, Notizen II (nach Eintrag 1500; nur B). Schneider, Geschichte 231 (nur B). Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 301. Kdm. 196f. mit Abb. 138f. und der Rekonstruktionszeichnung S. 26 Abb. 10. Peitz, Kirche 18 (dt. Üs.). 7283 408 di034mz03k0014602 di034-0146 0 Bad Kreuznach-Winzenheim, Evang. Lukaskirche 1474-01-01 1474-12-31 1474AAA0000000A3 1474 2 Glocke mit Spruchinschrift im Glockenstuhl der 1834/35 anstelle eines Vorgängerbaus1) errichteten Kirche. Kleine Glocke mit einzeiliger Schulterumschrift zwischen einfachen Rundstegen; als Worttrenner dienen buchstabengroße, paragraphenförmig durchgezogene Rauten. Die Flanke ist mit einem Relief der unter einem Kielbogen stehenden Muttergottes mit dem Kind im Arm geschmückt. Gewicht 120 kg2), Schlagton c3). H. 60 (o. Kr.), Dm. 78, Bu. 3 cm. Gotische Minuskel. · o · rex · glorie · chr(ist)ea) · veni · cum · pace · amenb) · anno · d(omi)ni · m · cccc · l xxiiiic) Der als Friedensruf verwendete Spruch wurde im Spätmittelalter häufig auf Glocken angebracht4). Die Glocke dürfte aufgrund des Spruches, der Worttrenner und ihrer Ausführung insgesamt dem im Naheraum tätigen Glockengießer Johannes Ot(to)5) zuzuschreiben sein. Befund xpe mit Kürzungsstrich. m auf dem Kopf stehend. Lehfeldt und LfD lesen m cccc l. Es handelte sich wohl lediglich um eine kleine, seit 1651 simultan genutzte Kapelle, die von der Bretzenheimer Pfarrkirche aus versehen wurde: von diesem Vorgängerbau stammt auch die Glocke; vgl. dazu Hees, Seibrich, Entwicklung 47 sowie Lipps, Entdeckungsreisen 56. Angabe nach Verzeichnis 82. So LfD. Vgl. dazu Walter, Glockenkunde 162ff. Vgl. dazu Einleitung XLI. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 346. Kdm. 436. Liste der Glocken 10. LfD Mainz, Planarchiv, Unterlagen Glockenatlas. U. Hees, Lukas-Kirche Bad Kreuznach-Winzenheim. Bad Kreuznach o.J. (nach 1977) 11. 7284 408 di034mz03k0014700 di034-0147 0 Frei-Laubersheim, Kath. Pfarrkirche St. Mauritius 1474-01-01 1474-12-31 1474AAA0000000A3 1474 2 Glocke mit Bibelspruch und Meisternamen (?). Südliche, bisher unbekannte Glocke im noch erhaltenen Westturm der 1790 abgerissenen romanischen Kirche1). Kleine, gut erhaltene Glocke mit einzeiliger Schulterumschrift zwischen einfachen Rundstegen. Als Worttrenner dienen paragraphenförmig ausgezogene Rauten. H. (o. Kr.) 53, Dm. 70, Bu. 3,5 cm. Gotische Minuskel. · ih(esv)s · nazarenvs · rex · ivdeorvm ·2) anno · d(omi)nia) · mob) · cccc · lxxiiii · otc) Die gut gearbeitete, schlanke Minuskel zeigt bei einigen Buchstaben winzige, caudenartige Auslaufstriche. Vermutlich handelt es sich bei dem eindeutig zu lesenden Wort ot um den (aus Platzmangel?) verkürzten Namen des Glockengießers Johannes Ot(to)3), der zu dieser Zeit in der Umgebung von Kreuznach tätig war. i mit hochgestellter, kleiner Raute. Hochgestelltes o in Form einer kleinen, mit Cauda versehenen Raute. Sic! Der Glockenturm steht heute frei neben der in den folgenden Jahren neuerbauten Pfarrkirche; vgl. dazu Gerten, Chronik 93ff. Io. 19,19. Vgl. dazu die folgende Nr. 148. 7285 408 di034mz03k0014808 di034-0148 0 Mandel, Evang. Pfarrkirche 1475-01-01 1475-12-31 1475AAA0000000A3 1475 5 Glocke mit Spruchinschrift und Meisternamen. Untere Glocke im Turm der 1829/30 anstelle eines mittelalterlichen Vorgängerbaus1) errichteten damaligen Simultankirche. Kleine Glocke mit einzeiliger Schulterumschrift zwischen einfachen Rundstegen; auf dem Mantel zwei Reliefs (Kreuzigung mit Maria und Johannes, thronende Muttergottes2) und ein Aachener Pilgerzeichen3) mit dem Gewand Mariens. Als Worttrenner dienen paragraphenförmig ausgezogene Rauten. Gewicht4) etwa 250 kg. Schlagton a. H. 70 (o. Kr.), Dm. 87, Bu. 3,5 cm. Gotische Minuskel. · maria · mater · gracie · tv · nos · ab · ostia) · p(ro)tige · anno · d(omi)ni · m · cccc · lxxv · iho(anne)sb) · ot Maria, gnadenreiche Mutter, beschütze Du uns vor dem Feind; im Jahr des Herrn 1475 (goß mich?) Johannes(?) Ot(?). Jambischer Dimeter. Die in schlanken gotischen Minuskeln mit winzigen caudenartigen Auslaufstrichen ausgeführte Inschrift gibt in ihrem letzten Teil Rätsel auf. Die hier erstmals vorgeschlagene Auflösung und Identifizierung von ihos · ot als den Namen des Glockengießers unterstellt der (bereits verkürzten) Inschrift ein vielleicht aus Platzmangel unterlassenes fecit oder fudit5) und macht damit den bisher unbekannten Glockengießer (Johannes) Ot(to) wahrscheinlich, dem wohl zahlreiche Glocken im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts zugeschrieben werden können6). Gleichzeitig erinnert der Name an den um die Jahrhundertmitte tätigen Glockengießer Jacob Ott aus Kreuznach7). Der ebenfalls denkbaren Auflösung in iho(annes) bzw. ih(es)os mit emendiertem et und der sich damit anbietenden Umstellung an den Anfang des Textes8) steht allerdings die eindeutig im Singular gehaltene Bitte um Hilfe entgegen. Bei dem 1453 erstmals auf einer Glocke nachgewiesenen, nur vereinzelt auftretenden Spruch handelt es sich eigentlich um einen verkürzten Vierzeiler9), dem weitere Sprüche angeschlossen werden konnten. Sic! Wohl für hosti bzw. hoste. Mit Kürzungsstrich über ho; vgl. dazu den Kommentar. Die übliche Abkürzung für Johannes wäre allerdings mit Kürzungsstrich versehenes „iohes“ bzw. „iohs“. Vgl. dazu Seibrich, Entwicklung 122ff. Sie stammen aus Modeln der Werkstatt der Sifride-Nachfolger; vgl. dazu Nr. 32 von 1341 und die entsprechenden Registereinträge. Von Kdm. lediglich als „Relief mit Beweinung Christi“ bezeichnet. In Wirklichkeit handelt es sich um ein Aachener Pilgerzeichen mit einem dreiteilig zusammengesetzten Aufbau aus verschieden großen, übereinander gesetzten Kreisen: unten die mit Ösen versehene, vierfigurige Beweinung Christi, darüber als Verbindung ein kleiner leerer Kreis, oben dann in einem von Fialen flankierten Kreis das über eine Stange gesteckte, von zwei Klerikern gehaltene Gewand Mariens; vgl. dazu und zur Aachener Marienwallfahrt ausführlich Köster, Wallfahrtsmedaillen 37f. Angabe nach Verzeichnis 81. Vgl. zur gleichen Praxis Nr. 230 von 1505. Vgl. dazu ausführlich Einleitung XLI. Vgl. Nr. 129 von 1454. Durch die gleichförmige Anordnung der Worttrenner wird kein eindeutiger Textbeginn angezeigt. „maria mater gracie / mater misericordie / tv nos ab hoste protege / in hora mortis svscipe“; vgl. Walter, Glockenkunde 249 sowie 282 und 376. Die Verse sollen laut ebd. 282 aus dem Sterbebüchlein des hl. Anselm von Canterbury (†1109) stammen; noch 1718 sind sie als Teil des Marien-Hymnus „Memento salutis auctor“ nachweisbar, vgl. Otte, Kunst-Archäologie I 419. Kdm. 220. Liste der Glocken 4. LfD Planarchiv, Unterlagen Glockenatlas (verderbt). 7286 408 di034mz03k0014908 di034-0149 0 Meisenheim, Stadtarchiv (aus Altem Rathaus?) 1475-01-01 1475-12-31 1475AAA0000000A3 1475 1 Glocke mit Gußjahr. Ehemals wohl im Dachreiter des Alten Rathauses1), befindet sie sich seit Sommer 1990 im Meisenheimer Stadtarchiv (Untertor), bisher unpubliziert. Kleine Glocke mit einzeiliger Umschrift zwischen Kordelstegen, darunter ein dreiteiliger Rundbogenfries mit hängenden Kreuzblüten. Auf der Flanke vier symmetrisch angeordnete Reliefs: Maria mit dem Leichnam Christi auf dem Schoß (Pietà), Blumenbüschel, menschliche Figur, sitzender Affe (?). Als Worttrenner dienen Rosetten. Auf dem erhaltenen Holzjoch eingeritzte Initialen neueren Datums2). H. 37 (o. Kr.), Dm. 43.Gotische Minuskel. · Anno · domini · m · cccc · l xx v Da das Alte Rathaus im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts erbaut und sein kleiner Dachreiter in seiner heutigen Form erst 16023) errichtet wurde, könnte die gut erhaltene Glocke – wenn die Zuschreibung zutrifft – auch aus einem unbekannten Vorgängerbau stammen. Abgesehen von einer Frühform4) beginnt mit dieser Glocke die regelmäßige Verwendung von Zierfriesen auf den Glocken des Bearbeitungsgebietes. Vgl. Kdm. mit Abb. 189 (Zustand der dreißiger Jahre). Links: I P Ao H D / 1795, rechts: P H. Vgl. Lurz, Meisenheim 239f. und Nr. 240 V. Vgl. Nr. 129 von 1454. 7287 408 di034mz03k0015001 di034-0150 1 St. Johannisberg, Evang. Kirche 1476-01-01 1476-12-31 1476AAA0000000A3 1476 0 Grabdenkmal des Wild- und Rheingrafen Johann IV., seit unbekannter Zeit verloren. Laut der „letzte(n) Willens=Verordnung“ des Verstorbenen verlangte er lediglich nach einem „grav mit einem schlechten stein one bilde vff das grav zv sant Johans berge, darin seine Jungfrowe selige gelegen“1); es sollte zudem lediglich beider Wappen und Helmzier tragen. Da bereits auf der (erhaltenen) Grabplatte seiner dreißig Jahre zuvor verstorbenen Frau Elisabeth von Hanau-Münzenberg2) beide Wappen angebracht worden waren, könnte es sich bei dem unbekannten Inschriftenträger um eine einfache Tafel gehandelt haben, die sich in der Nähe dieses Grabdenkmals befand3). Nach Kremer. Anno Domini mcccclxxvi dominica post festum Petri et Pauli Apostolorum obiit Generosus Dominus Johannes Comes Silvestris in Duna, in Kyrburg et Ringrav[ius in Ringravenstein...]a) sepultus cum uxore sua Elisabeth de Hanau, quorum anime requiescant in pace. Im Jahr des Herrn 1476, am Sonntag nach dem Fest der Apostel Petrus und Paulus (30. Juni) starb der edle Herr Johannes Wildgraf zu Dhaun, Kyrburg und Rheingraf zu Rheingrafenstein (und liegt hier) mit seiner Frau Elisabeth von Hanau begraben. Deren Seelen mögen in Frieden ruhen. Der Verstorbene folgte seinem 1428 verstorbenen Vater, dem Wild- und Rheingrafen Johann III. in der Regierung; seine beiden Brüder Gerhard4) und Friedrich5) blieben ledig. 1432 heiratete er die Grafentochter Eisabeth von Hanau-Münzenberg, mit der er insgesamt sieben Kinder hatte6). Die lang anhaltenden Konflikte mit den Erzbischöfen von Mainz um den einträglichen Geisenheimer Pfefferzoll, den die Wild- und Rheingrafen als Reichslehen besaßen, entschied im Jahr 1453 ein kaiserliches Schiedgericht zu ihren Gunsten7). Lange Zeit bekleidete Johann IV. das Amt eines kurpfälzischen Erbmarschalls, führte in verschiedenen Schlachten das kurpfälzische Hauptbanner und hatte im Auftrag des Kurfürsten die elsässische Landvogtei mit Sitz auf Schloß Bischofsweiler bei Straßburg inne8). Kurz vor seinem Tod verfaßte er dort ein Testament, in dem er seine Überführung nach St. Johannisberg, sein Begräbnis neben seiner frühverstorbenen Frau, sowie die Anfertigung eines Grabmals (s.o.) verfügte und mehrere hundert Gulden zur Begehung seines Jahrgedächtnisses aussetzte9). Sein auf der Grabplatte seiner Frau abgebildetes, um den Herzschild mit den Kyrburger Löwen erweitertes Wappen dokumentiert einen weiteren bedeutenden Gebietszuwachs aus dem Erbe seiner Mutter Margaretha, Wildgräfin zu Kyrburg. Ergänzt analog zur Titelei auf der Grabplatte seines 1447 verstorbenen Onkels, des Wild- und Rheingrafen Friedrich I. (Nr. 124). Vollständige Kopie des Testaments bei Kremer, Corpus Recessum fol. 313-318, hier fol. 315; schlecht wohl im Sinne von schlicht, einfach. Vgl. Nr. 123 von 1446. Dies legt die gleichzeitige (und einzige) Erwähnung beider Inschriften bei Kremer nahe, wo sie ausdrücklich als Grabinschriften bezeichnet werden; eine vom Formular her gesehen denkbare Überlieferung aus einem Totenbuch wird somit unwahrscheinlich. Vgl. seine Tumbendeckplatte in Kirn von 1474 (Nr. 145). Mit ihm zusammen bewirkte er 1467 beim Mainzer Erzbischof die Umwandlung der Pfarrkirche zu Kirn in ein Stift. Domherr in Köln und Straßburg, verstorben 1457. Vgl. Europ. Stammtafeln AF III Taf. 137. Vgl. dazu ausführlich Wolf-Heino Struck, Geschichte der Stadt Geisenheim. Frankfurt 1972, 147-159. Vgl. Schneider, Geschichte 80ff. und die aufschlußreichen familiengeschichtlichen Mitteilungen seines Sohnes Johann V. bei Herrmann, Autobiographische Aufzeichnungen 346f. Wie Anm. 1 fol. 314f.; vgl. auch Back, Kirche I 53f. Kremer, Kurzgefaßte Geschichte 87 Anm. 16. Rhein. Antiquarius II 19, 10 Anm. 2 (nach Kremer). 7313 408 di034mz03k0015109 di034-0151 1 Bad Kreuznach. Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus 1477-01-01 1477-12-31 1477AAA0000000A3 1477 0 Grabdenkmal für den Edelknappen Heinrich von Morsheim, noch 1614 (im Chor) der ehemaligen Klosterkirche der Karmeliter überliefert, verloren. Zwei Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno d(omi)ni m cccc lxxvii septimo die marcii obiit domicell(us) Henric(us) de Morsheim c(uius) a(nima) r(equiescat) i(n) p(ace) 7. März 1477. Morsheim; Bettendorf. Der Verstorbene war ein Sohn aus der Ehe einer namentlich nicht näher bekannten Erbtochter des Peter von Fürfeld1) mit Henne von Morsheim; als namengebender Stammsitz der Familie diente die ehemalige Wasserburg im heutigen Dorf Morschheim2) (Donnersbergkreis). Heinrich stand zunächst in pfalz-simmernschen Diensten und fungierte dann als kurpfälzischer Rat und Beisitzer des Hofgerichts in Heidelberg. Nach seinem Ableben wurde er von seinem Sohn Johann nach Kreuznach überführt und neben seiner nur wenige Jahre zuvor verstorbenen Frau Mechthild von Bettendorf3) „zu den Carmeliten im Chor begraben“4). Der Letzte seines Geschlechts; vgl. die Nachweise bei W. Ludwig, Von Neuhausen nach Fürfeld - der kurpfälzische Kanzler Dr. Jakob Kuhorn, in: ZGO 137 (1989) 285. Vgl. dazu und zum Folgenden Karmann, Adelsgeschlecht pass. Vgl. Nr. 144 von 1473. Eigenhändig verfaßter Bericht des Johann von Morsheim, eingefügt in die genealogische Sammlung von Helwich, Op. gen. V. fol. 465. Helwich, Syntagma 318. Roth, Syntagma 3 (1884) 72. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 21. Karmann, Johann von Morsheim 116 Anm. 7 (alle nach Helwich). 7316 408 di034mz03k0015207 di034-0152 0 Oberhausen bei Kirn, Evang. Kirche 1477-01-01 1477-12-31 1477AAA0000000A3 1477? 0 Glocke mit Spruchinschrift. Obere östliche Glocke im 1743 neu errichteten Glockenstuhl1). Auf der Schulter einzeilige Umschrift zwischen einfachen Rundstegen, darunter Rundbogenfries mit hängenden Blüten. Als Worttrenner dienen neben Sternchen verschiedene schwer identifizierbare geometrische und vegetabilische Symbole. Die Schrift der kaum zugänglichen Glocke ist leicht bestoßen. H. ca. 65 (o. Kr.), Dm. ca. 85, Bu. 2 cm. Gotische Minuskel. ave · creliaa) · maria2) · defende · nos · ab · malbvsb) · malis · a(nn)oc) · mo · cccco · xxlviiod) Gegrüßest seist du Maria (voll der) Gnade, bewahre uns vor allem Schlechten, im Jahr 1477. Zahlreiche mittelalterliche Glocken tragen diesen meist auf verschiedene Bereiche (Feinde, Feuer, Gewitter usw.)3) bezogenen Spruch, dem die Verbindung mit dem marianischen Gruß besondere Wirksamkeit verleihen sollte. Diese Anrufung bezieht sich wohl auf das Patrozinium der 1352 erstmals erwähnten Marienkapelle, die durch ihre mittelalterliche Wallfahrt eine gewisse Bedeutung erlangte4). Die trotz des eindeutigen Befundes vorgenommene Abänderung der Datierung ergibt sich aus dem Umstand, daß Zierfriese dieser Art im Bearbeitungsgebiet erst nach der Mitte des 15. Jahrhunderts auf Glocken nachweisbar sind5). Davon abgesehen, fällt die Inschrift durch Verschreibungen geradezu auf, zudem wäre die vorliegende Schreibweise der Jahreszahl unüblich. Offensichtliche Verschreibung für gratia; Lehfeldt liest cratia, Ohlmann gratia, Kdm. creua (mit Fragezeichen) und Liste der Glocken creuca. Offensichtliche Verschreibung für omnibus, so Lehfeldt, Ohlmann, Kdm. und Liste der Glocken. o hochgestellt. Lehfeldt und Ohlmann lesen mccccxxxiiii, Liste der Glocken MCCCCXXLI, Kdm. gibt den hier vorgelegten Befund und löst ihn ebenfalls zu 1477? auf. Vgl. Ohlmann. Nach Lc. 1,28. Vgl. die Zusammenfassung bei Walter, Glockenkunde 185ff. Vgl. Ohlmann. Vgl. Nr. 129 von 1454. Das Datum sollte vermutlich mo · cccco · lxxviio lauten. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 315. Ohlmann, Marienkirche Nr. 10. Kdm. 320. Liste der Glocken (1942) 6. 7317 408 di034mz03k0015305 di034-0153 1 Meisenheim, Schloßkirche 1479-01-01 1479-12-31 1479AAA0000000A3 1479 1 Bauinschrift mit zwei Wappen. Sie befand sich über dem spitzbogigen Ostportal des zur Untergasse hin gelegenen Aufgangs („supra primariam pronai portam“) und war bereits um 1727 nur noch teilweise lesbar („...litterae partim uetustate exesae, partim calce ab operis inducta sint deletae“)1). Während der französischen Besetzung Meisenheims (1794-95) wurden beide Wappen und die zweifach umlaufende Inschrift vollends zerstört, übrig blieb lediglich ein kleiner Teil mit der Jahreszahl2). Im Jahr 1911 wurde auch dieser letzte Rest der originalen Inschrift entfernt und durch einen gänzlich neu angefertigten und ziemlich mißratenen Wappenstein mit Umschrift ersetzt3). Trotz der vorliegenden Überlieferung in Großbuchstaben dürfte es sich bei der Schrift um (wohl mit Versalien versehene) gotische Minuskeln gehandelt haben. Für eine Ausführung in gotischer Majuskel oder gar (frühhumanistischer) Kapitalis gibt es im Bearbeitungsgebiet für diese Zeit keine Vergleichsbeispiele. Nach Sundahl […...] bei Rein […...] zu Veldentz. Anno d(omi)ni m cccc lxxix ist dieser bav angelegta). Pfalz-Zweibrücken; Croy. Ludwig der Schwarze (†1489), der dritte Sohn aus der Ehe des Pfalzgrafen Stephan mit der Erbgräfin Anna von Veldenz4) und Stifter der herzoglichen Linie Pfalz-Zweibrücken, war seit 1454 mit Johanna, einer Tochter des burgundischen Statthalters Antoine de Croy verheiratet. Da die Vorgängerkirche während der Belagerung und Beschießung Meisenheims im Jahre 1461 durch seinen Vetter, den Kurfürst Friedrich den Siegreichen erheblich gelitten hatte, dürfte sich Ludwig, der seine letzten Jahre in Meisenheim verbrachte, zu einem Neubau entschlossen haben. Der Baubeginn wird durch eine zweite chronikalische Überlieferung auf den 5. bzw. 7. November 1479 datiert5). Als Baumeister wurde der Frankfurter Steinmetz Philipp von Gmünd genannt Hünermenger verpflichtet, der mit diesem bedeutenden spätgotischen Kirchenbau die sogenannte Meisenheimer Schule begründete6). Aufgrund der bekannten Titel des Bauherrn wohl zu ergänzen mit [Lvdovicvs Pfalzgrave] bei Rein [Herzog von Bayern Grave] zv Veldentz. Lempfrid dagegen gibt folgende, von ihm selbst sprachlich wohl bewußt altertümelnd rekonstruierte Version: „Anno Domini 1479 under Ludwig Pfalzgrave bei Rhin und grave zu Veldenz ist diser buw angeleit“. Vgl. Sundahl. Vgl. Heintz, Begräbnisse Nr. 114. Vgl. Hassinger 47. – Der heutige Text der Inschrift orientiert sich zwar an der Überlieferung, ist jedoch in einer kapitalen Schreibweise ausgeführt, die kaum dem Schriftgebrauch um 1480 entsprechen kann. Die Wappen sind ebenfalls falsch gewählt, sie dürften nicht einen steigenden bzw. einen steigenden bekrönten Löwen zeigen, müßten vielmehr links vom Betrachter das Wappen von Pfalz-Zweibrücken, rechts das der Grafen von Croy aufweisen (vgl. Nr. 172). Vgl. ihre Grabplatte von 1439 (Nr. 120) und die Bauinschrift von 1459 (Nr. 134). Zit. nach Sundahl: „1479 ist die Kirch zu Meisenheim durch Hertzog Ludwig von neuwem zu bauen angefangen (worden)“. – Die eigentliche Bauzeit dauerte bis zur Weihe 1503, endgültige Fertigstellung um 1514; vgl. dazu Kdm. 241ff. und Fischer 179ff. Dazu ausführlich Fischer 173ff. Sundahl, Oratio 18 mit Anm. *. Crollius, Denkmahl 9. Coerper, Nachrichten 10. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 463. Heintz, Begräbnisse Nr. 112. Geiler, Grabstätten 17. Heintz, Schloßkirche 172. Sundahl, Festrede (übers. von Wernigk) 27 Anm. 18. Hassinger, Wappen 48. H. Lempfried, Der Meister der Alexanderkirche in Zweibrücken, in: MHVP 45 (1927) 9. Kdm. 247. Fischer, Kirchenbaukunst 179. Christoffel, Herzöge 54. Lipps, Entdeckungsreisen 160. 7318 408 di034mz03k0015403 di034-0154 1 Hochstetten-Dhaun (Ortsteil Hochstädten)? 1479-01-01 1479-12-31 1479AAA0000000B3 1479? 0 Glocke mit Bibelspruch und Angabe des Gußjahres. Erwähnt erstmals im Jahr 1886 für die evangelische Kirche zu „Hochstetten, 25 km südwestlich von Kreuznach“; wurde vermutlich Ende des 19. Jahrhunderts eingeschmolzen. Ausführung unbekannt. Nach Lehfeldt. ave maria gracia1) · anno mcccclxxix · Der Mariengruß ist vornehmlich auf Glocken des gesamten 15. Jahrhunderts häufig nachzuweisen2). Die Identifizierung des von Lehfeldt angegebenen Standorts bereitet Probleme: Die Glocke läßt sich weder für die evangelischen Kapellen und Kirchen im heutigen Hochstetten-Dhaun mit den eingemeindeten Ortsteilen Dhaun3), St. Johannisberg4) und Hochstetten5), noch für die evangelische Kirche in Hochstätten bei Bad Münster am Stein nachweisen. Sie könnte allerdings aus der alten Marienkapelle des jetzt ebenfalls nach Hochstetten-Dhaun eingemeindeten, früheren Über-Hochstädten stammen, für das eine im Jahr 1892 zersprungene und anschließend eingeschmolzenen Glocke6) – allerdings textlich unbekannt und mit der Jahreszahl 1497 – überliefert ist. Nach Lc. 1,28. Vgl. Walter, Glockenkunde 174f. Vgl. Nr. 567 von 1664. Vgl. Nr. 128 von 1453 und Nr. 194 (2.H.15.Jh.). Vgl. Nr. 428 (15.-16.Jh). Gleichzeitig wurde für die Anfertigung dreier neuer Glocken eine weitere, anscheinend intakte Glocke umgegossen; vgl. dazu Klein, Chronik Hochstädten 3 und 33. Die Kapelle war 1867 neu erbaut worden. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 297. Jüngst, Chronik 38. Kdm. 183. 7319 408 di034mz03k0015501 di034-0155 0 Sobernheim, Kath. Pfarrkirche St. Matthäus (aus ehem. Johanniter-Kapelle) 1481-01-01 1481-12-31 1481AAA0000000A3 1481 1 Grabplatte (?) des Gerhard II. Lander von Sponheim und seiner Frau Katharina Mohr von Nieder-Flörsheim. Ehemals innen an der Südostwand der früheren Johanniter-Kapelle, wurde sie 1903 in die 1898/99 neuerbaute katholische Pfarrkirche überführt und dort innen senkrecht in die Nordwand der Turmhalle eingelassen1). Große Platte aus weißgelbem Sandstein mit Umschrift auf schmalen, geraden Leisten. Im vertieften Mittelfeld sind je unter einem kleinen, vorspringenden Baldachin die halbreliefiert gearbeiteten Figuren der Eheleute dargestellt: links der Verstorbene in voller Rüstung mit der linken Hand am Schwert und der rechten in die Seite gestützt, rechts die Ehefrau mit Haube und langem faltenreichen Gewand, ihrem Mann mit beiden Händen seinen Helm reichend. Zu ihren Füßen ein kleines Hündchen. Zwischen beiden Köpfen ein das Johanniter-Wappen haltender Engel, in den vier Ecken je ein Ahnenwappen. Figuren und Leisten sind leicht bestoßen, die Schwertklinge fehlt, die untere (vermutlich nie beschriebene) Leiste ist abgewittert und inzwischen verputzt, die oberen beiden Drittel der linken Leiste sind leer. Das außerordentlich expressiv gearbeitete Grabdenkmal scheint unter einem späteren dunklen Anstrich sichtbare Spuren der ehemaligen Bemalung zu zeigen2). H. 190, B. 105, Bu. 3 cm. Gotische Minuskel. +a) M · cccc · lxxxi · iar · im / xxix · dag · des · meis · starb · die · vest · ivgfravb) · katareina · vo(n) · nidar · flerßheim · d(er) · g(ott) · g(nad) · / [.....] / nach · chr(istv)sc) · gebvvtd) · M · cccc 〈.....〉e) / dem · got · genad · ame(n) Johanniter-Orden; Lander von Sponheim, Winter von Alzey; Mohr von Nieder-Flörsheim, Altorf gen. Krobsberg. Die verhältnismäßig klein gehauene Minuskel weist mit den beiden M als Besonderheit zwei halbgeschlossen unzial gestaltete, der gotischen Majuskel entstammende Buchstaben auf. Als motivisches Vorbild diente dem unbekannten Bildhauer des Grabdenkmals ein (überlieferter) Kupferstich aus der Hand des etwa 1440 bis 1467 im süddeutschen Raum tätigen Meisters E.S.3). Die vollplastische Zierarchitektur und der Verzicht auf die Darstellung großer Tiere zu Füßen der Verstorbenen könnte an ein bereits als Wanddenkmal konzipiertes Epitaph denken lassen. Dagegen sprechen allerdings die gerade gestalteten Leisten. Folgt man dem Augenschein und geht davon aus, daß es sich bei dem unbeschrifteten Rest der linken Leiste um den originalen, unbearbeiteten Zustand handelt, müßte die Grabplatte kurz nach dem Tod der Frau im Auftrag des überlebenden Ehemannes angefertigt worden sein – wobei es später unterlassen wurde, dessen eigene Todesdaten nachzutragen. Diese Annahme wird durch eine erhaltene, Mitte des 19. Jahrhunderts angefertigte Handzeichnung des Kunsthistorikers Leopold von Eltester gestützt, die exakt mit dem heutigen Befund übereinstimmt. Im gleichen Sinn bemerkt 1865 ein zuverlässiger lokaler Beobachter: „Die Grabinschrift des Ritters ist nicht angebracht“4). Vermutlich starb Gerhard Lander von Sponheim wenige Jahre nach seiner Frau, wurde ebenfalls in der Kapelle beigesetzt und erhielt wohl ein zweites Grabdenkmal – dafür sprechen zumindest zwei weitere, allerdings vom Formular und Todesdatum her gesehen unterschiedlich überlieferte Grabinschriften5). Urkundlich dürfte er zuletzt am 28. Juli 14906) nachweisbar sein. Die Lander von Sponheim waren keine Nachkommen der Grafen von Sponheim, sondern zählten einst zu ihren zahlreichen Burgmannen, die meist ihren Eigennamen mit dem Zusatz ‘von Sponheim‘ versahen7). In Sobernheim war die Familie mit der herrschaftlichen Bannmühle belehnt. Das verstorbene Ehepaar hatte vermutlich seinen Wohnsitz auf der heute abgegangenen Burg Nohfels (auf der Sobernheim gegenüberliegenden Naheseite), die die Lander von Sponheim seit dem 14. Jahrhundert vom Mainzer Domstift bzw. von der Herrschaft Falkenstein-Oberstein zu Lehen trugen8). Textbeginn in der Mitte der oberen Leiste. Sic! Befund xps. Sic! Offensichtliche Verschreibung für gebvrt. 125 cm Leerstelle. Vgl. dazu Lehfeld und Kdm. 364. So Zimmermann, Nahegebiet 24. Vgl. H. Appuhn, Meister E.S. Alle 320 Kupferstiche, Dortmund 1989, Nr. 231 (L. 210). Fligel, Oberamt Böckelheim 30, Anm. 1. Vgl. Nr. 169 von 1486? LHAK 642 (Stadt Sobernheim), Urk. Nr. 70. Vgl. Möller, Stammtafeln NF II 98. Vgl. Kdm. 375 und den eingezeichneten Standort mit der Bezeichnung „Alt schlos“ auf einer 1741 angefertigten Landkarte (LHAK 642, 191 fol. 6r). Würdtweinsches Epitaphienbuch 318. Nachlaß und Sammlung von Eltester (LHAK 700, 30 Nr. 416 (Nachzeichnung) und Nr. 749 (Text)). Fligel, Oberamt Böckelheim 30f. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 331. -Kdm. 365 mit Abb. 269. Kneib, Pfarrgemeinde 22 mit Nachzeichnung. 7320 408 di034mz03k0015609 di034-0156 1 Bad Münster am Stein-Ebernburg, Evang. Gemeindehaus (ehem. Pfarrkirche, sog. Alte Kirche) 1481-01-01 1481-12-31 1481AAA0000000A3 1481 0 Bauzahl (mit Weiheinschrift?) an der ehemaligen Pfarrkirche St. Martin in Bad Münster am Stein, 1886 erstmals auf einem in die Nordmauer eingelassenen Stein erwähnt, verloren. Nach Lehfeldt. t · s · 1481a) Die dem hl. Martin geweihte Kirche wird 14341) erstmals urkundlich erwähnt, ihr Pfarrer war gleichzeitig Hofkaplan auf dem nahegelegenen Rheingrafenstein. Die vorliegende (fragliche) Überlieferung bietet den einzigen Anhaltspunkt für einen Neubau der Kirche im Jahr 1481. Mehrmals umgebaut2) wurde sie 1910 bis auf den Turm abgebrochen und ihrer heutigen Funktion zugeführt. Lehfeldt schlägt t(emplum) s(acratum) vor. Vgl. zum Folgenden Zimmermann, Gemeinde 8f. Vgl. Kdm. 111 und Nr. 275 IV von 1562 und Nr. 503 von 1619. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 314. 7321 408 di034mz03k0015707 di034-0157 1 Bad Kreuznach, ehem. Franziskaner-Klosterkirche 1482-01-01 1482-12-31 1482AAA0000000A3 1482 1 Stifterinschrift (?) der Herzogin Margaretha von Pfalz-Simmern. Wohl als Glasmalerei noch 1614 „in fenestra“ der damals als Hospital genutzen Klosterkirche fragmentarisch überliefert, seit unbekannter Zeit verloren. Ausführung nicht bekannt. Nach Helwich. Von Gottes gnade Friderich Pfalzgraue beÿ Rhein Hertzog in Beÿern Graue zu Sponheim vnnd Veldens [....]a) Frauw von Gellern sein ehliche Gemahl des Closter 1482b) zuc) Die im zweiten Teil vermutlich verderbt überlieferte Inschrift steht in Verbindung mit der 1472 erfolgten Gründung des Franziskanerklosters St. Wolfgang in Kreuznach durch die Kondominatsherren1) Kurfürst Friedrich I. von der Pfalz und Herzog Friedrich I. von Pfalz-Simmern. Beide Stifter2) starben jedoch vor der Fertigstellung des am südwestlichen Stadtrand gelegenen Klosters. Die vorliegende fragmentarische Inschrift verweist wohl auf die weitere, das Kloster unterstützende Tätigkeit Margarethes von Geldern, der 1486 verstorbenen Ehefrau Herzog Friedrichs von Pfalz-Simmern. Ihr gemeinsamer Sohn Johann I. und Kurfürst Philipp von der Pfalz übertrugen im Jahr 14843) die noch nicht ganz fertiggestellte Klosteranlage an Franziskanerobservanten der Straßburger Ordensprovinz. Vier Auslassungspunkte. 4 als arabische Ziffer in gotischer Schreibweise. Hier bricht die Überlieferung ab. Vgl. dazu Widder, Beschreibung 45 und die Übersicht bei Velten, Alt Kreuznach 160. Vgl. Europ. Stammtafeln NF I Taf. 27. Vgl. dazu Stein, Kloster 11ff. Helwich, Syntagma 320. Roth, Syntagma 3 (1884) 73. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 21. Kdm. 85 und 88 (alle nach Helwich). 7323 408 di034mz03k0015805 di034-0158 0 Kirn, Kath. Pfarrkirche St. Pankratius 1482-01-01 1482-12-31 1482AAA0000000A3 1482 4 Bauinschrift auf einem Sakramentshäuschen. Ursprünglich im Chor der ehemaligen Stiftskirche, wurde es Ende des 19. Jahrhunderts an der nordöstlichen Chorwand der damals neuerbauten Kirche1) aufgestellt. Über einem mit Laubkapitell und die Inschrift tragendem Gebälk versehenem Säulenfuß ein dreieckig vorspringender, vergitterter Schrein mit Kielbogenbaldachin und durchbrochenem Gehäuse für eine mittlerweile verschwundene Standfigur der Muttergottes mit Kind2). Rot gefaßter Sandstein mit weiß ausgelegter, teilweise unsachgemäß nachgezogener Schrift3). H. ca. 700 (gesamt), ca. 11 (Gebälk), B. ca. 110 (Umfang), Bu. 4 cm. Gotische Minuskel. · nach · chr(ist)ia) · gbvrb) · / · M · cccc · lxxxiic) · Bemerkenswert ist die (unzeitgemäße) Verwendung des aus der gotischen Majuskel entlehnten, halb geschlossen unzialen M. Auf Wunsch der wild- und rheingräflichen Brüder Johann IV.4) und Gerhard5) wurde die alte Kirner Pfarrkirche St. Pankratius im Jahr 1467 zu einem Stift mit vier Kanonikern erhoben6) und vornehmlich im Chorbereich den neuen Bedürfnissen entsprechend umgebaut. Die Errichtung des kunstvollen, im Bearbeitungsgebiet7) nur noch selten anzutreffenden spätgotischen Sakramentshäuschens bezeichnet wohl einen ersten Abschluß der Arbeiten im Jahr 14828). Befund xpi mit Kürzungszeichen. Letzter Buchstabe durch den Farbanstrich verunklärt, jedoch bei Schneider (in Nachzeichnung) eindeutig als r überliefert. Zweites i nach unten hin lang ausgezogen. Seit 1681 diente die frühere Stiftskirche als Simultaneum. Das Sakramentshäuschen wurde der katholischen Gemeinde anläßlich des 1892 bis 1894 erfolgten Neubaus ihrer Kirche überlassen, vgl. dazu Klören. Wie die Abb. bei Klören und Kdm. zeigen, waren die Figur und der obere Teil der Bekrönung um 1935 noch vorhanden. Das ursprüngliche Aussehen der verunstalteten Worttrenner läßt sich nicht mehr sicher bestimmen, es dürfte sich jedoch (wie vor dem M sichtbar) um paragraphenförmig ausgezogene Rauten gehandelt haben. Vgl. seine verlorene Grabinschrift von 1476 (Nr. 150). Vgl. seine Tumbendeckplatte von 1474 (Nr. 145). Vgl. Schneider, Geschichte 165f. und Back, Kirche I 52f. Vgl. Nr. 170 in Sponheim von 1487, Nr. 177 II. von 1507 in Bad Kreuznach-Planig und das inschriftlose Sakramentshäuschen in Meddersheim (Kdm. 233). Endgültiger Bauabschluß wohl 1484, vgl. die aufgemalte Bauzahl (Nr. 161) im Chorgewölbe. Schneider, Notizen II (nach Eintrag 1561; Nachzeichnung). Lehfeldt, Kunst- und Baudenkmäler 300f. Offermanns, Kirn 111 (erw.). J.B. Klören, Das Sakramentshäuschen in der katholischen Pfarrkirche zu Kirn (mit Abb.), in: Hbl. Kirn 7 (1927) Nr. 9. Kdm. 200f. mit Abb. 142. Ohlmann, Kirn 71. Cauer, Kirn 12 (erw.). Lipps, Entdeckungsreisen 137. 7324 408 di034mz03k0015905 di034-0159 1 Bad Münster am Stein-Ebernburg, Evang. Johannes-Kirche (sogenannte Wehrkirche; aus Kreuznach, Franziskaner-Kloster) 1483-01-01 1483-12-31 1483AAA0000000A3 1483 0 Grabplatte für Schonette von Sickingen geb. von Sien. Ursprünglich im Chor der Franziskaner-Klosterkirche zu Kreuznach, wurde die Platte im Jahr 1584 unter Hinterlassung einer entsprechenden Inschrift1) in die damalige Pfarrkirche zu Ebernburg überführt, dort2) noch 1660 nachgewiesen; verloren. Bereits 1615 nur noch fragmentarisch erhaltene, figürliche Grabplatte aus Stein, vermutlich gefertigt in der Art der Platte ihrer Schwiegertochter Margareta3), dabei ein Wappen. Schrift wohl gotische Minuskel. Nach Helwich. Hie lit fraw Schonheit von Siente, welche verschied den [...] m · cccc · lxxxiii der selen [...]a) Sien. Schonette war die allein erbende Tochter Trabolts von Sien und seiner Frau Margarethe von Nackenheim4). Zunächst mit dem 1437 verstorbenen Hermann Boos von Waldeck5) verheiratet, ging sie vor 1445 eine zweite Ehe mit dem später auf der Ebernburg residierenden Reinhard VIII. von Sickingen6) ein. Wohl aufgrund ihrer reichen Zuwendungen7) für das 1472 gestiftete und erst 1484 geweihte Franziskaner-Kloster in Kreuznach wurde sie dort (nachträglich?) als erste aus dem Umfeld der Wohltäter bestattet. In der durch sie begründeten Grablege im Chor der Klosterkirche fanden auch ihre Schwiegertochter Margareta und deren Schwiegertochter Hedwig8), die spätere Ehefrau Franz von Sickingens, Aufnahme. Die Textverluste sind bei Helwich im ersten Fall durch neun, dann durch drei Auslassungspunkte angezeigt. Vgl. Nr. 355 von 1584. Nach Helwich in der Schloßkapelle der Ebernburg, vgl. dazu Nr. 143 von 1472. So Bürvenich, Annales 426; vgl. auch deren fragmentarische Grabplatte Nr. 238 von 1507. Vgl. Nr. 119 von 1439. Vgl. Nr. 117 von 1437. Vgl. Nr. 143 von 1472. Vgl. dazu Stein, Franziskaner-Kloster 41. Vgl. Nr. 238 von 1507 und Nr. 245 von 1515. Helwich, Syntagma 451. Roth, Syntagma 2 (1884) 41. 7326 408 di034mz03k0016008 di034-0160 1 Sobernheim, Evang. Pfarrkirche 1483-01-01 1483-12-31 1483AAA0000000B3 1483? 0 Grabinschrift für Johann von Eltz (?), noch um 1765 kopial überliefert, heute verloren. Ausführung unbekannt. Nach Würdtw. Epitaphienbuch. Anno domini m cccc lxxxiii starb der edel und ehrenveste herr Johann von Eltz dem gott genad. Die singulär überlieferte Inschrift bleibt rätselhaft, da ein zu diesem Datum Verstorbener dieses Namens in den gängigen Genealogien des weitverbreiteten Geschlechts nicht verzeichnet wird und die Familie (inschriftlich) erst in späterer Zeit im Naheraum nachzuweisen ist1). Vgl. Schneider, Ganerbschlösser 171 Anm. 35 und Nrr. 413 von 1599, 456 von 1607 und 465 von 1609. Würdtweinsches Epitaphienbuch 317. 7328 408 di034mz03k0016106 di034-0161 2 Sobernheim 1484-01-01 1615-12-31 1615BAA8516AABA3 1484–1615 9 Jahreszahlen auf unterschiedlichen Inschriftenträgern, zum Teil in Verbindung mit Initialen oder Wappen an und in verschiedenen Gebäuden der Altstadt, teilweise als Spolien verwendet. I. Jahreszahl „zu zweÿmahlen in alter gothischer Zahl“ am Chorbogen der (evang.) Pfarrkirche, noch 1764 kopial überliefert, heute verloren, Ausführung unbekannt. Da der Chor bereits Ende des 14. Jahrhunderts errichtet wurde, bezieht sich die „Auffschrift“ wohl auf die Fertigstellung des Kirchenschiffes. Die Bauzahl(en) fielen wohl der Erhöhung des Chorbogens im Jahr 1900 zum Opfer. Nach Abhandlungen. 1484 / 1484 II. Wappenstein mit Jahreszahl. Ehemals über dem hofseitigen Portal des sogenannten Steinkallenfelser Hofes (Wilhelmstr. 8), befindet er sich seit Juni 1971 im Sobernheimer Rathaus rechts neben dem Treppenaufgang in die Wand eingelassen. In einem Stabwerkrahmen zwei farbig gefaßte, als Allianzwappen dargestellte Vollwappen, darüber Jahreszahl. Gegen die bisher verbreitete Auffassung handelt es sich bei dem Frauenwappen nicht um das der Adelsfamilie von Eltz, sondern um das der Katharina von Sternfels, die seit 1525 mit Johann IV. von Sponheim gen. Bacharach verheiratet war1). H. 150, B. 110 cm. 1 · 5 · 3 · 2 Wappen Sponheim gen. Bacharach; Sternfels. III. Wappen mit Jahreszahl am Torbogen des ehemaligen, südlich des Disibodenberger Hofgutes an der Stadtmauer gelegenen kurpfälzischen Burghauses, das 1689 durch die Franzosen zerstört wurde. Die Bauzahl bezieht sich auf die Renovierung der bereits 1560 als verfallen bezeichneten Anlage durch Philipp Cratz von Scharfenstein2). Ausführung unbekannt. Nach Widder. 1563 Wappen Cratz von Scharfenstein. IV. Jahreszahl über der Kellertür des ehemaligen Cratz von Scharfenstein‘schen Hofgutes (Herrengasse 18, heute kath. Kindergarten), beim Abbruch des Anwesens im Jahr 1971 verschwunden. In der Hofmauer war eine ebenfalls abgegangene Spolie mit dem Wappen der damaligen Besitzer eingemauert. Ausführung unbekannt. Nach Kdm. 1586 Wappen Cratz von Scharfenstein. V. Jahreszahlen am Haus Großstr. 18. Jahreszahl (A) mit dazwischen liegendem, leicht verwittertem Hauswappen am Türsturz, Jahreszahl (B) im Scheitelstein des Torbogens, unter einer Blüte im Lorbeerkranz erhaben gearbeitete Jahreszahl (C) an einem Holzbalken im Inneren des Hauses, mittlerweile abgelöst und ins Haus Monzingerstr. 42 verbracht, bisher unpubliziert. Z. 7 (A), 5 (C) cm. A 1593 Wappen unbekannt (unter einem Steg herzförmiges Symbol). B 1593 C 1593 VI. Jahreszahl mit dazwischen liegenden Initialen, ehemals im Hof des früheren Steinkallenfelser Hofgutes (Wilhelmstr. 8) eingemauert, mittlerweile entfernt3). Nach Kdm. 15 KE 96 VII. Jahreszahl in der Tordurchfahrt des sogenannten Russischen Hofes (Großstr. 55). Rechts vom Eingang heute zugemauerte Tür, auf der oberen Leiste ihres Holzrahmens weiß gefaßte Jahreszahl in schönen gotischen Ziffern eingeschnitten. Z. 5,5 cm. 1 · 5 · 9 · 7 VIII. Grenzstein im Hof des Anwesens Monzinger Str. 16 in die Wand eingelassen, früher an der Sobernheimer Gemarkungsgrenze, bisher unpubliziert. Stark beschädigter Quader aus Sandstein mit rundem Kopf; unter flüchtig eingeritzter Jahreszahl eingetiefter Abts- oder Bischofsstab. H. 52, B. 27 cm. [1]599 IX. Grenzstein mit Jahreszahl und Wappen, im Hof des Anwesens Monzinger Str. 16, früher an der Sobernheimer Gemarkungsgrenze, bisher unpubliziert. Stark beschädigter Quader aus gelblichem Sandstein mit geradem Kopf, auf der einen Seite oben die Jahreszahl, auf der anderen ein Wappen. Der Stein wurde gespalten und beide Hälften sichtbar in die Hofmauer eingelassen. H. 47, B. 23 cm. 1615 Wappen unbekannt4) (im geschachten Feld rechts oben ein kleines Sternchen, links unten ein großes Kreuz). X. Grenzstein mit Namensinschrift und Jahreszahl, ehemals an der Sobernheimer Gemarkung, wird seit 1974 im Haus Auf dem Kolben 4 verwahrt. Gut erhaltener Quader mit gerundetem Kopf und dreizeiliger Inschrift auf der einen, der Jahreszahl auf der anderen Seite, bisher unpubliziert. Für die verhältnismäßig geringe Anzahl an erhaltenen und überlieferten Jahreszahlen ist sicherlich auch der verheerende Stadtbrand von 1689 verantwortlich zu machen. Kapitalis. L · C / BETTI/NGER5) // 1684 Es handelt sich um die Großeltern der 1635 in Sobernheim begrabenen Catharina Elisabetha (Nr. 537), vgl. Hassinger, Kötteritz 12. Brief des Philipp Cratz von Scharfenstein vom 17. November 1560 (LHAK 642, 196). – Vgl. zu ihm Nr. 328 von 1570. Der Stein soll sich – laut Auskunft der Besitzer – momentan zur Restauration bei einer Kirner Brauerei befinden. Ohne das aus der Schachstruktur gebildete Kreuz handelte es sich um das Wappen der Faust von Stromberg. Ein Johannes Andreas Bettinger (†24. Juli 1661) war fürstlich pfalz-simmerscher Oberschultheiß in Sobernheim; freundliche Mitteilung von H.E. Berkemann, Sobernheim, dem auch der Hinweis auf diesen Grenzstein zu verdanken ist. Abhandlungen fol. 7r und 19v (I). Andreae, Crucenacum Palatinum 56 (I, III). Widder, Beschreibung IV 121 (I), 118 Anm. d (III). Rhein. Antiquarius II 18, 207 (I), 34 (II, IV), 26 (III). Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 333 (II). Müller, Nahekunde 160 (II), 155 (III). Kdm. 358ff. (I, II, III, IV, VI, VII). Dehio Rheinland-Pfalz 965ff. (I, II, V, VII). LfD Mainz Planarchiv, Inv.-Nr. 17640/1 (II). Lipps, Entdeckungsreisen 221ff. (II, VI, VII). NK (1992) 214 (VII, Abb.). 7330 408 di034mz03k0016204 di034-0162 0 Becherbach bei Kirn, Evang. Pfarrkirche 1484-01-01 1484-12-31 1484AAA0000000A3 1484 5 Glocke mit Namens-, Meister- und Gebetsinschrift. Erste Glocke von links im Glockenstuhl des 1837 von drei auf fünf Geschosse erhöhten romanischen Kirchturms. Große Glocke mit einzeiliger Umschrift (A) zwischen einfachen Rundstegen, darunter ein Rundbogenfries mit eingelegtem Maßwerk und hängenden Kreuzblüten. Die Kronenbügel sind mit Rosetten verziert. Als Worttrenner dienen unterschiedliche Symbole, darunter Sternchen, Blüten und verschiedenes Getier1). Auf der Flanke sind zwei hochrechteckige Reliefs angebracht: zum einen die Darstellung des hl. Christophorus, zum anderen eine abgewitterte (schlecht gegossene?) Kreuzigungsszene (13 x 10 cm) mit Maria und Johannes (?), umgeben von einer winzigen, auf einer Leiste umlaufenden, kaum lesbaren Inschrift (B). Auf den Querbalken und zu Füßen des Gekreuzigten knien Engelchen; die Ecken der Leisten sind mit Rosetten versehen. Gewicht2) ca. 550 kg. H. ca. 95 (m. Kr.), Dm. 95, Bu. 3 (A) ca. 0,5 cm (B). Gotische Minuskel (A, B). A maraa) ·b) heiszen ·c) ich ·d) hans ·d) kangiser ·b) von ·b) cruczenache) · gosz ·d) mich ·f) anoa) ·g) domini ·c) m ·b) cccc ·b) lxxx iiiih) ·i) B stabat · mater · dolorosa · iuxta · cr/vcem · lacrimosa · dum · pendebat · filivs · / [cuius · animam · gemen]temk) · / contristanteml) · et · dolentem · per · tra(n)sivit · gladi(us) · // i(esus) · n(azarenus) · r(ex) · i(udeorum)3) Die schmerzerfüllte Mutter stand voller Tränen neben dem Kreuz, solange ihr Sohn daran hing. Ihre seufzende, trauernde und schmerzende Seele wurde wie von einem Schwert durchbohrt. Knittelvers; vierhebiger Paarreim. Neben den variantenreichen Worttrennern fallen vor allem die durchgängig mandelförmig gehaltenen o der Inschrift (A) auf – ein interessantes Anzeichen für beginnende Veränderungen in der Formensprache der zeitgenössischen Schrift. Die Marienglocke weist wohl auf das eigentliche Patrozinium der 1781 wegen Baufälligkeit abgebrochenen Vorgängerkirche des 12. Jahrhunderts hin4). Da jedoch deren Turm erhalten blieb, hängt die alte Glocke noch an ihrem ursprünglichen Ort. Sie stellt die bisher einzige sicher nachweisbare Arbeit des sonst unbekannten Kreuznacher Glockengießers dar5), der seinen Namen in zeitgenössischer Manier mittels eines Knittelverses mit dem der Glocke verbunden hat. Der von einem rechteckigen Rahmen eingefaßten Kreuzigungsgruppe mit der ungewöhnlichen Minuskelumschrift scheint ein Model zugrunde zu liegen, das im Jahr 1446 von dem Ulmer Glockengießer Johannes Fraedenberger konzipiert wurde6). Bei dem vielfach übersetzten und später auch zum Kirchenlied umgeformten Text handelt es sich um die erste, vierhebige Strophe einer Jacopone da Todi (†1306) bzw. Bonaventura (†1274) zugeschriebenen Sequenz7), die vorzugsweise am 1423 gestifteten (und erst 1727 verbindlich eingeführten) „Fest der Sieben Schmerzen der allerseligsten Jungfrau Maria“ (15. Sept. bzw. Freitag nach dem ersten Passionssonntag) gebetet wird8). Sic! Worttrenner nicht mehr zu identifizieren. Worttrenner als Blüte gestaltet. Worttrenner als Sternchen gestaltet. Kdm. liest crucenach und identifiziert den folgenden, stark verwitterten Worttrenner als „Relief eines Lamms“. Worttrenner wohl als liegender Blumentopf mit drei Blümchen gestaltet. Worttrenner als Adler in Frontalansicht gestaltet. Abgesehen von Fritzen, Kdm. und Mayer geben alle anderen Autoren die auf Lehfeldt zurückgehende falsche Jahreszahl 1483, bzw. auch 1414, 1482 und 1493 an; vgl. auch Anm. 6. Kdm. identifiziert den stark verwitterten Worttrenner als „Relief eines Einhorns“. Erg. nach Schott, Meßbuch 826. Sic! Ebd. contristatam. Vgl. den Textkommentar. Angabe nach Verzeichnis 81. Io. 19,19. Vgl. Lentze, Becherbach 73f. – Nach Mayer, Becherbach 6, wurden zur Fundamentierung der 1783-86 neuerbauten Kirche alte Grabsteine verwendet, deren Inschriften nicht überliefert worden sind. Bei dem Nachnamen muß es sich noch nicht um den Familiennamen handeln, vgl. die Beispiele bei Fritzen I. – Die von Kraus, Walter, Renard, Zimmermann und Fritzen erwähnte Glocke von 1482 bzw. 1483 des vermeintlich gleichnamigen Meisters in der evang. Pfarrkirche in Medard (Lkrs. Kusel) beruht nachweislich auf einer von Lehfeldt verursachten Verwechslung des Ortes mit Becherbach bei Kirn – es handelt sich bei ihr also um die vorliegende Glocke. Vielleicht können Hans Kangießer noch zwei weitere Glocken zugeschrieben werden, vgl. Einleitung XLII. Erstmals 1446 auf einer Glocke in Gussenstadt bei Heidenheim nachweisbar (vgl. DGA Württemberg-Hohenzollern Nr. 784 mit Abb. 40), dann im gleichen Jahr auf der Glocke des Nördlinger Meisters Christoph Glockengießer in der kath. Pfarrkirche in Unterfinningen (Lkrs. Dillingen; vgl. DGA Bayerisch-Schwaben Nr. 219 mit Abb. 50) sowie auf der sog. Stundenglocke in der evang. Stadtkirche von Wertheim (Main-Tauber-Kreis) aus dem Jahr 1458 (vgl. DI 1 Main-Taubergrund Nr. 451 und DGA Baden Nr. 1361 mit Abb. 118). Die Verfasserfrage des um 1417 literarisch faßbaren Hymnus ist wohl noch nicht endgültig entschieden, vgl. W. Irtenkauf, (Art.) Stabat mater dolorosa, in: LThK 9 (1964) Sp. 1000f. Vgl. Schott, Meßbuch 826f.; dort auch eine eingängigere, dem Versmaß nachempfundene Übersetzung: „Christi Mutter stand mit Schmerzen / Bei dem Kreuz und weint‘ von Herzen / Als ihr lieber Sohn da hing. Durch die Seele voller Trauer / Seufzend unter Todesschauer / Jetzt das Schwert des Leidens ging“. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 455 (A). Kraus, Pfälzische Glockenkunde 1895, 29. Walter, Glockenkunde (erw.). Lentze, Becherbach 43. Renard, Glocken 68 (erw.). Zimmermann, Glocken (erw.). Kdm. 121. Fritzen, Glockengießer I 85 (erw.) und II 74 (erw.) – Liste der Glocken (1942) 1. LfD Mainz Planarchiv, Unterlagen Glockenatlas. Mayer, Becherbach 11. 7331 408 di034mz03k0016302 di034-0163 0 Kirn, Evang. Pfarrkirche 1484-01-01 1484-12-31 1484AAA0000000A3 1484 1 Bauzahl im Chor. In monumentalen spätgotischen Ziffern im östlichen Schlußzwickel des Chorgewölbes in erdbrauner Farbe auf den Putz gemalt, dazwischen farbig gefaßter Wappenschlußstein. Wohl erst bei den jüngsten Umgestaltung des Chorraums vor 1969 freigelegt1). 14 / 84 Stadt Kirn (in rot zwei sich gegenüberstehende goldene Löwen mit zwei gekreuzten silbernen Wolfsangeln in den Pranken). Die mit Rankenwerk verzierte Jahreszahl bezeichnet wohl den Abschluß des im Jahre 1467 begonnenen Neubaus des Chors, der durch die Umwandlung der Pfarrkirche in ein Stift notwendig geworden war2). Vgl. Peitz 20f. Veranlaßt durch die beiden wild- und rheingräflichen Brüder Gerhard (Nr. 145 von 1474) und Johann IV. (Nr. 150 von 1476). Vgl. auch die Aufstellung des Sakramentshäuschens im Jahr 1482 (Nr. 158). Peitz, Kirche 20 mit Abb. S. 15. Brinken, Kirn mit Abb. 17. 7333 408 di034mz03k0016400 di034-0164 0 Bad Kreuznach, ehem. Franziskaner-Klosterkirche 1474-01-01 1494-12-31 1484AAD0000000A3 um 1484 2 Rechtsinschrift (?) auf einem in etwa 1,50 m Höhe in einen der südlichen Chor-Strebepfeiler der ehemaligen Klosterkirche eingelassen Quader aus gelbem Sandstein. Unter einer schwach modellierten, mit den ersten drei (übergroßen) Fingern in westliche Richtung weisenden Hand zweizeilige, größtenteils rekonstruierte Inschrift. H. 50,5, B. 76, Bu. 9 cm. Gotische Minuskel. [hic]a) est / [locus · con]secr[a]tusb) · Dies ist ein geheiligter (geweihter) Ort. Die wohl kaum als Segensgestus1) aufzufassende, sondern einen realen Ort bezeichende Hand, dürfte sich auf den ehemaligen, zwischen Chor und südlicher Klostermauer gelegenen Friedhof2) des 1472 gegründeten und 1484 geweihten Klosters bezogen haben. Im Jahr 1802 aufgehoben, wurden die Klostergebäude nacheinander als Militärhospital, Gefangenenlager und Schule genutzt3). Anzunehmen ist, daß die Inschrift neben ihrer hinweisenden bzw. warnenden Funktion auch als Ausdruck eines rechtlichen Sachverhalts diente – nämlich der Eigenschaft des durch einen besonderen kirchlichen Ritus4) geweihten und damit geheiligten Friedhof als einen mit Asylrecht ausgestatteten Immunitätsbezirk5) und Zufluchtsort. hic aufgrund des alten Buchstabenbestandes nachgearbeitet; vgl. die Abb. ursprünglichen Zustandes bei Kohl. u mit überschriebenen Häkchen. – In Klammern die ebenso (wie oben) nachgearbeiteten Buchstaben; [con] und [a] waren ehemals ausgehauen und wurden frei ergänzt, dabei letzterer Buchstabe irrtümlich in Form eines gotischen Minuskel-o; vgl. den originalen Bestand mit den Fehlstellen auf der Abb. bei Kohl. Vgl. dazu LCI 2 (1970), 215. Vgl. den Lageplan bei Rabold, Gymnasium 40. Nach ebd. 48 wurden bei einem Brand im Jahr 1872 in diesem Areal „eine tiefe Schicht von Totengebeinen und alten Särgen“ entdeckt. Vgl. dazu Kohl. – In der Richtung der weisenden Hand befanden sich seit damals die Toiletten dieser Einrichtungen, daher rührt vermutlich die damals durch Aushauen einzelner Buchstaben erfolgte Verunstaltung der Inschrift in hic est locus · secretus, die erst nach 1912 wieder rückgängig gemacht wurde. Vgl. dazu LThK 4 (1960) 374ff. Vgl. dazu P. Hinschius, Das Kirchenrecht der Katholiken und Protestanten in Deutschland. Bd. 4 (unv. ND) Graz 1959, 388 und zu einer vergleichbaren Inschrift DI 29 (Worms) Nr. 588. O. Kohl, Inschrift an der St. Wolfgangs-Kirche zu Kreuznach, in: Zs. f. christliche Kunst 11 (1912) 374 (mit Abb.). Kdm. 85. 7334 408 di034mz03k0016508 di034-0165 1 Bad Kreuznach, Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus 1485-01-01 1485-12-31 1485AAA0000000A3 1485 0 Grabinschrift für Reinfried von Rüdesheim, noch 1614 in der ehemaligen Klosterkirche der Karmeliter überliefert, verloren. Zwei Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. A(nn)o d(omi)ni m cccc lxxxv ist gestorben der vest Juncker Seÿfarta) von Rudesh(eim) Rüdesheim (mit den Lilien); Alben gen. (von) Sultzbach (schrägrechter Balken). Das knappe Formular der Grabinschrift könnte auf einen Totenschild als Inschriftenträger hinweisen. Der Verstorbene1) war einer der zahlreichen Söhne aus der Ehe Friedrichs VII. von Rüdesheim mit Margarete von Reipoltskirchen. Verheiratet mit Anna von Alben gen. Sultzbach2), fungierte er seit 1469 als kurpfälzischer Amtmann3) in Kreuznach. Zusammen mit seinem Schwiegervater stattete er 1480 den Michaels- und Andreas-Altar4) der Klosterkirche mit einer Stiftung aus. Offensichtliche Verschreibung des in den Formen „Reynfried“ bzw. „Reynfart“ urkundlich gut bezeugten Vornamens, vgl. etwa Buslay/Velten, St. Nikolaus 33 und Fasig, Kopialbuch 13 (1939). Vgl. zum Folgenden Oidtman 271f. und Möller, Stammtafeln AF I Taf. XXXII. Vgl. Nr. 186 von 1497. Vgl. Widder, Beschreibung 20. Urkunde im StA Kirn, Sign. A I,4. Helwich, Syntagma 317. Roth, Syntagma 3 (1884) 72. Oidtman, Rüdesheim 272. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 21 (alle nach Helwich). 7336 408 di034mz03k0016606 di034-0166 0 Dalberg, St. Leonhards-Kapelle 1485-01-01 1485-12-31 1485AAA0000000A3 1485 0 Jahreszahl über dem Doppelfenster des Chors, aufgedeckt kurz vor 19271). Die Zahl wurde in schwarzer Farbe in den Putz gemalt, darunter im Fensterbogen ein (von Engeln gehaltenes2), ebenfalls aufgemaltes Wappen. 1485a) Dalberg (Ankerkreuz). Die einzelnen Ziffern dürften unter den mehrfachen Restaurierungen erheblich gelitten haben: so entbehrt etwa die 1 ihrer typischen gotischen Zierstriche. Die Jahreszahl bezieht sich wohl auf die Erbauung der mit einem Stifterbild und sonstigen Wandmalereien geschmückten Kapelle durch den Ortsherrn und Pastor von Wallhausen, den Wormser Bischof Johann Kämmerer von Worms gen. von Dalberg3), dessen bischöfliches Wappen zudem an der Konsole einer über dem Sakramentsschrein angebrachten Heiligenfigur zu finden ist. Das bei der Jahreszahl angebrachte Wappen hingegen ist das der Mitte des 14. Jahrhunderts ausgestorbenen Herren von Dalberg4), das hier vermutlich als Ortswappen verwandt wurde. Clemen, Zimmermann und Kdm. lesen 1486. Vgl. Zimmermann. So noch Kdm. Vgl. zu ihm DI 29 (Worms) Nr. 370. Vgl. dazu Seibrich, Dalberg 26ff. W. Zimmermann, Die Wandgemälde in der Kapelle zu Dalberg, in: KHbll. 24 (1927). Clemen, Gotische Monumentalmalereien 437. Kdm. 147. Glatz, Wandmalerei 188. Stenger, Dalberg 55 mit Abb. S. 4. Lipps, Entdeckungsreisen 93. 7338 408 di034mz03k0016704 di034-0167 0 Stromberg, Evang. Kirche 1485-01-01 1485-12-31 1485AAA0000000A3 1485 1 Grenzstein (?) mit Jahreszahl und Wappen. Bis 1956/57 als Spolie in der Stützmauer des Kirchhofs eingemauert, dann in der Kirche hinter dem Altar1), jetzt in der Vorhalle rechts in die Wand eingelassen. Fragmentarischer Quader aus Basalt, oben die Jahreszahl, darunter ein das ganze Feld ausfüllendes Wappen. Neue rot-weiße Farbfassung. H. 42, B. 31, Z. 9 cm. 1485a) Sponheim? oder Stromberg?. Aufgrund des fragmentarischen Charakters des Steines bleibt seine ursprüngliche Funktion unbestimmt. Die Deutung als Teil eines alten Grabmals2) erscheint jedoch ebenso wenig wahrscheinlich wie die Identifizierung des Wappen mit dem der Wolf von Sponheim3). Naheliegender dürfte die Zuschreibung zu den das Schach führenden Grafen von Sponheim oder den Rittern von Stromberg4) selbst sein. Lehfeldt und Kdm. lesen fälschlich 1481. Möglich wäre dagegen die Lesung 1487; vgl. die ähnlichen Beispiele einer aufgerichteten 7 Ende des 15. Jh. bei Topitz, Jahreszahlen 143f. So Schmitt. Ebd. So Kdm. (fehlendes Beizeichen). Vgl. dazu Gerlach, Stromberg 17ff. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 337. Kdm. 399. Schmitt, Stromberg 160 (mit Abb.). Lipps, Entdekkungsreisen 239. 7339 408 di034mz03k0016802 di034-0168 0 Fürfeld, Evang. Pfarrkirche 1486-01-01 1486-12-31 1486AAA0000000A3 1486 4 Glocke mit datierter Spruchinschrift. Rechte Glocke im ehemaligen, im unteren Stockwerk noch erhaltenen Chorturm1) der 1320/40 erbauten, im Jahr 1774 abgerissenen Vorgängerkirche St. Ägidius. Der Turm wurde in die 1776 fertiggestellte Pfarrkirche integriert und im Jahr 1840 um ein Stockwerk erweitert. Stark verschmutzte Glocke mit einzeiliger Schulterumschrift zwischen einfachen Rundstegen. Auf dem Mantel zwei sich gegenüberliegende Reliefs der thronenden Muttergottes mit Kind und der Kreuzigung mit Maria und Johannes. Als Worttrenner dienen paragraphenförmig ausgezogene Rauten. H. ca. 90, Dm. 105, Bu. 5 cm. Gotische Minuskel. · o rex · glorie · chr(ist)ea) · veni · cvm · pace · anno · d(omi)ni · m · cccclxxxvi Die Inschrift stellt einen vor allem im Spätmittelalter gern benutzten Glockenspruch2) dar. Wie auch bei einigen anderen Glocken3) wurden hier die beiden aus der Werkstatt des im 14. Jahrhundert tätigen Magisters Sifride (bzw. seiner Nachfolger) stammenden Reliefs in veränderter Form wieder verwendet. Befund xpe. Vgl. dazu Steitz, Fürfeld 145f. Die Angabe von J. Bumann, Fürfeld, in: Behrens, Rheinhessen (s.d.) 35, die Glocke sei in Frankfurt gegossen worden, beruht auf einer Verwechslung mit der erhaltenen Nachbarglocke von 1777. Vgl. Walter, Glockenkunde 162ff. Bei dem Marienrelief handelt es sich um das Meisterzeichen des Magister Sifride, dessen Inschrift abgetrennt wurde; vgl. Nr. 32 von 1341 und die entsprechenden Registereinträge. Brilmayer, Rheinhessen 154. 7341 408 di034mz03k0016902 di034-0169 1 Sobernheim, ehem. Johanniter-Kapelle 1486-01-01 1486-12-31 1486AAA0000000B3 1486? 0 Grabdenkmal für den Edelknappen Gerhard II. Lander von Sponheim, noch um 1765 in der damals wieder restituierten Ordenskapelle nachgewiesen, verloren. Ausführung unbekannt. Nach Würdtw. Epitaphienbuch. Anno m cccclxxxvi xii octobr(is) obiit domicellus Gerhard(us) Landerer de Spanheim requiescat in pace. Gerhard II. Lander von Sponheim war mit der 1481 verstorbenen Katharina Mohr von Nieder-Flörsheim verheiratet. Nach ihrem Tod stiftete er ein aufwendiges Grabdenkmal1), auf dem er sich und seine Frau darstellen ließ. Während die Grabinschrift seiner Frau vollständig ausgeführt wurde, blieb die Stelle für seine nachzutragenden Todesdaten frei. Da sich die hier vorliegende Grabinschrift mit den überlieferten Resten seiner 1481 begonnenen und bei seinem Tod mit Sicherheit nicht vollendeten Grabinschrift kaum in Übereinstimmung bringen läßt, ist wohl davon auszugehen, daß er ein zusätzliches Grabdenkmal in Form einer Grabplatte oder eines Totenschildes erhielt. Erschwerend kommt hinzu, daß sich noch 1886 für den Verstorbenen eine zweite, in Formular und Datum wiederum abweichende, fragmentarische Grabinschrift erhalten hatte: nach chr(ist)i gebvrt mccclxxxviii (...) dem gerhard lander von sponheim2). Vollends widersprüchlich – und damit vorläufig nicht zu klären – wird die Sache, wenn man die urkundliche Überlieferung heranzieht, nach der Gerhard Lander von Sponheim am 28. Juli 14903) zum letzten Mal erwähnt wird. Vgl. Nr. 155 von 1481. So Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 331. LHAK 642 (Stadt Sobernheim) Urk. Nr. 70. Würdtweinsches Epitaphienbuch 318. 7342 408 di034mz03k0017005 di034-0170 0 Sponheim, ehem. Klosterkirche 1487-01-01 1487-12-31 1487AAA0000000A3 1487 1 Bauzahl auf einem Sakramentsschrein. Innen eingelassen in die Nordwand des Chors der heutigen katholischen Pfarrkirche St. Marien. Über einer hochrechteckigen Öffnung mit (neu angefertigtem) Rahmen erhebt sich ein reliefierter, von Fialen begleiteter Kielbogen, gefüllt mit Maßwerk in Form zweier sich berührender Lilienenden; dazwischen befindet sich die zweizeilige Inschrift. Auf dem profilierten, dachartig vorspringenden Gesims sitzen zwei kleine, sich zuneigende Wappenschilde. Auf dem Sandstein sind Spuren einer ehemaligen Bemalung erkennbar. H.1) 70, B. 70, Bu. 7 cm. Gotische Minuskel. Anno · domini / mcccc · lxxxuii Sponheim; Johannes Trithemius (eine Weintraube). Die ungleichmäßig gehauene Minuskel weist als Besonderheit ein an das d ligiertes, ohne Brechung gestaltetes o auf2), sowie ein ungewöhnliches rundes v mit einer senkrecht hochgezogenen, linken Haste. Der A-Versalie liegt die Minuskelform zugrunde. Aufgrund des Wappens3) dürfte der Sakramentsschrein von dem damals 25jährigen, sich nach Trittenheim an der Mosel (Lkrs. Bernkastel-Wittlich) nennenden Abt und Frühhumanisten Johannes Trithemius4) gestiftet worden sein. Bei dem Schrein handelt sich um das einzige noch erhaltene, sicher datierte Zeugnis für die rege Bautätigkeit5) dieses damals schon hochberühmten Mannes in seiner Sponheimer Zeit (1483-1506). Die Maße beziehen sich auf das originale Oberteil. Vgl. ähnlich Nr. 139 von 1465. Persönliches, auf seine Herkunft anspielendes Wappen, das (allerdings auf dem Kopf stehend) auch auf seinem von Tilmann Riemenschneider geschaffenen Grabdenkmal angebracht wurde; vgl. DI 27 (Würzburg) Nr. 463 mit Abb. 92. Vgl. zu ihm jüngst LdM 5 Sp. 608f. mit reichen Literaturhinweisen und die Registereinträge dieses Bandes. Vgl. Arnold 18ff. und die Nrr. 180f. von 1494f. und Nr. 223 von 1502 zu den zahlreichen von ihm veranlaßten, mit einer Ausnahme heute verlorenen Inschriften. Nahegau 65 (Abb). Kdm. 394. Arnold, Trithemius 20, Anm. 61. 7344 408 di034mz03k0017103 di034-0171 1 Bad Kreuznach, ehem. Franziskaner-Klosterkirche 1488-01-01 1488-12-31 1488AAA0000000A3 1488 0 Grabplatte („lapis sepulchralis“) des Edelknappen Heinrich von Bach. Noch 1660 im Boden des südlichen Kirchenschiffs nahe der zum Friedhof führenden Pforte nachgewiesen, wohl während des Neubaus des Klosters nach 1700 verschwunden. Ausführung unbekannt. Nach Bürvenich. Anno 1488 die 22 Martÿ obiit nobilis vir domicell(us) Henric(us) de Bach hic sepult(us). Der einem badischen Adelsgeschlecht1) entstammende Heinrich gelangte vermutlich in Diensten der Markgrafen von Baden als Kreuznacher Kondominatsherren in die Stadt. Möglicherweise handelt es sich bei ihm um den 1464 urkundlich erwähnten Großonkel der in Oppenheim begrabenen Katharina von Bach2). Vgl. zum Folgenden Kindler von Knobloch, Geschlechterbuch I 25 (mit Stammtafel) und die Erwähnungen bei Helwich, Syntagma 49, 223, 334 und 404. Vgl. DI 23 (Oppenheim) Nr. 145. Bürvenich, Annales 426. Herpers, Descriptio 246. Stein, Kloster 99 (beide teilw. nach Bürvenich). 7345 408 di034mz03k0017201 di034-0172 0 Meisenheim, Schloßkirche 1479-01-01 1499-12-31 1489AAD0000000A3 um 1489 5 Evangelistensymbole mit bisher unbeachteten Namensbeischriften an vier von insgesamt elf dreipaßförmigen Schlußsteinen des kunstvoll in drei Ebenen angeordneten, scheinbar schwebenden Gewölbes der Grabkapelle1). Im Zentrum der baldachinartigen Maßwerkskonstruktion befindet sich die Muttergottes mit dem Kind, um sie herum gruppieren sich in etwa 12 Meter Höhe die figürlichen Darstellungen der vier Evangelisten mit den beschrifteten Spruchbändern. Das östliche Nebengewölbe trägt drei weitere Schlußsteine mit Flachreliefs des Gekreuzigten, Mariens und des Johannes; das westliche zeigt mit Pfalz-Zweibrücken-Veldenz, Croy und Wittelsbach die Wappen der Erbauer. Die Schlußsteine sind farbig gefaßt. Gotische Minuskel. s(anctus) : Iohan(n)es2) s(anctus) marc(us) : s(anctus) · lucas: s(anctus) mathe(us) Das Symbol des Evangelisten Johannes, der Adler, steht hier entgegen der sonst üblichen Rangordnung3) an östlicher, also bevorzugter Stelle; ein Grund dafür könnte in der damaligen Zugehörigkeit der Kirche zum Johanniterorden liegen4). Mit dem Bau der dreischiffigen Hallenkirche wurde im Jahr 14795) unter Herzog Ludwig dem Schwarzen von Pfalz-Zweibrücken begonnen. Da er nach seinem Tode im Jahr 1489 in der nach ihm benannten Gruft unter der Grabkapelle beigesetzt wurde6), dürfte dieser Teil der Anlage zu diesem Zeitpunkt größtenteils fertiggestellt gewesen sein – daher die Datierung. Vgl. dazu ausführlich Lucas/Clemen, Instandsetzung 39f. (mit Umzeichnung), Kdm. 250 mit Abb. 179 und Fischer, Kirchenbaukunst 184. Inschriften von Osten aus im Uhrzeigersinn aufgeführt. Vgl. LCI I (1968) 696ff. Vgl. dazu Rödel, Johanniter-Kommende pass. Vgl. dazu die Bauinschrift Nr. 153 von 1479. So Crollius, Denkmahl 13f. 7346 408 di034mz03k0017309 di034-0173 0 Bad Kreuznach, Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus 1490-01-01 1490-12-31 1490AAA0000000A3 1490 9 Tumbendeckplatte des Wild- und Rheingrafen zu Rheingrafenstein Friedrich II. (des Feisten). Spätestens seit der Renovierung der ehemaligen Karmeliter-Klosterkirche 1898 bis 1905 senkrecht auf einen Sockel an die Nordostwand des Chors gestellt1). Große Platte aus grauem Sandstein mit Umschrift (A) auf den nach außen abgeschrägten Leisten. Im vertieften Mittelfeld ist die halbreliefierte Figur des Verstorbenen in voller Rüstung dargestellt; das Haupt mit langem, gelocktem Haar ruht auf einem mit Quasten versehenen Kissen, die Hände sind gefaltet, zu Füßen liegen zwei sich abwendende Löwen. Später nachgetragene Initialen (B) sind auf dem den linken Oberschenkel bedeckenden Rüstungsteil eingeritzt. Zu beiden Seiten der Figur befinden sich aufwendig ausgeführte Vollwappen, deren Helmzier einen großen Teil der linken und rechten Leiste bedecken. Im oberen Teil befinden sich eine Kröte und zwei Salamander. Dem dick mit Steinfarbe überstrichenen, an der Oberfläche leicht bestoßenen Grabmal fehlt die untere, vermutlich unbeschriftete Leiste2). H. 235, B. 117, Bu. 5,5 cm (A). Gotische Minuskel mit Versalien (A), Kapitalis (B). A An(n)o d(omi)ni m cccc lxc iar vff mo(n)dag / nach de(m) So(n)dag ca(n)tate Starpde(r) wolg(e)bor[ne] / g(ra)ffe frederich wil(d)gr(a)ff zua) thu(n)e(n) v(n)d rei(n)g(ra)ff zu(m)a) stey(n) B E R / 1551 10. Mai 1490. Wild- und Rheingrafen; Eppenstein-Münzenberg. Auf dem durch seine stark nach außen abgeschrägten Leisten, durch das noch vorhandene Kissen und die fehlende Zierarchitektur vermutlich noch als Tumbendeckplatte ausgewiesenen Stein ist die Schrift so angebracht, daß sie scheinbar von innen zu lesen ist, ein Phänomen, daß bereits bei einigen ähnlich gestalteten Deckplatten zu beobachten war3). Auffällig sind die wohl durch den beschränkten Platz verursachten erheblichen Kürzungen, die fehlenden Worttrenner und die durch Zierschlingen charakterisierten eigenständigen Versalien der auch sonst eigenwillig ausgeführten Minuskelschrift (i mit Punkt, rundes r). Während die auf dem Kissen hockende Kröte auf Tod und Vergänglichkeit verweist, könnten die beiden über die Leisten kriechenden Salamander die sich im Fegefeuer befindliche und auf Erlösung wartende Seele des Verstorbenen symbolisieren4). Friedrich I.5), der Vater des Verstorbenen, stiftete mit seiner Frau Lucart von Eppenstein-Münzenberg6) die Seitenlinie der Wild- und Rheingrafen zu Rheingrafenstein. Da durch seinen erstgeborenen Bruder Gottfried die Erbfolge gesichert schien, schlug Friedrich II. als Kölner Domherr die geistliche Laufbahn ein. Wohl wegen des frühen Todes seines Bruders wurde er 1456 reaktiviert und trat dessen Nachfolge an7). In den Jahren 1472 und 1482 erscheint er als großzügiger Wohltäter des damaligen Karmeliterkloster, seiner späteren Begräbnisstätte8). Allem Anschein nach hinterließ Friedrich II. keine Nachkommen, da die nach seinem Tod erhobenen Ansprüche aus der Verwandtschaft seiner Mutter im Januar 1492 durch kurpfälzischen Schiedsspruch abgewiesen wurden9) – der gesamte Besitz fiel an die Wild- und Rheingrafen zurück. Mit einem kleinen, v-förmigen Haken überschrieben. Vgl. Renard, Wiederherstellung 14. Der vorhandene Text bedarf in seiner vorliegenden Form nicht unbedingt der Ergänzung. Vgl. etwa Nr. 112 von 1422. Vgl. LCI 2 (1960) Sp. 676f. und 4 (1972) Sp. 11f. Vgl. dessen erhaltene Tumbendeckplatte von 1447 in St. Johannisberg (Nr. 124). Vgl. ihre Grabplatte von 1455 in der Pauluskapelle der evang. Pfarrkirche in Bad Kreuznach (Nr. 130), auf der sie mit ihren gleichzeitig verstorbenen Kindern Gottfried und Lucart dargestellt ist. Vgl. ebd. und Europ. Stammtafeln NF IV, Taf. 97. Vgl. Buslay/Velten, St. Nikolaus 14 und 34 sowie dessen zweite (verlorene) Totengedächtnisinschrift (Nr. 174). Vgl. Rhein. Antiquarius II 19, 4f. Helwich, Syntagma 315. Würdtweinsches Epitaphienbuch 302 (teilw.). Roth, Syntagma 3 (1884) (nach Helwich). Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 21 (nach Helwich). Kdm. 84 mit Abb. 48. Rosenkranz, Nachrichten 1. 7348 408 di034mz03k0017407 di034-0174 1 Bad Kreuznach, Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus 1490-01-01 1490-12-31 1490AAA0000000B3 1490? 0 Totengedächtnisinschrift des Wild- und Rheingrafen zu Rheingrafenstein Friedrich II. (des Feisten). Sie befand sich vermutlich auf einer über oder bei seiner erhaltenen Tumbendeckplatte1) in der ehemaligen Klosterkirche der Karmeliter angebrachten Tafel, heute verloren. Ausführung und Aussehen unbekannt. Nach Helwich. Hie leit der wohlgeborne Graff Friderich wilgraffa) zu dune vnndb) Rÿngraff zum Stein etc. begraben dem gott genadig seÿ Amen. 1490c) Die nur von Helwich überlieferte, vielleicht im Verlauf des 16. Jahrhunderts nachträglich angefertigte Inschrift diente vermutlich zur raschen Identifizierung der Tumbendeckplatte des Verstorbenen, deren Text durch die Art der Schriftanbringung (von innen zu lesen) schwer zu entziffern war. Sie könnte aber auch den realen, vom Standort des Grabmals abweichenden Bestattungsort bezeichnet haben. Sic! Durchgestrichen. Die Zahl wird von Helwich in gotischen Ziffern unterhalb eines leeren Wappens wiederholt. Vgl. die vorhergehende Nr. 173. Helwich, Syntagma 317. Stumpf, Grabsteine 21 (1927) (nach Helwich). 7349 408 di034mz03k0017505 di034-0175 0 Laubenheim, Evang. Pfarrkirche (aus Kl. Ravengiersburg?) 1491-01-01 1491-12-31 1491AAA0000000A3 1491 3 Glocke mit Meister- und Namensinschrift. Erste Glocke von links im Glockenstuhl der in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erbauten Saalkirche (ehemals St. Matthäus)1); sie stammt vielleicht aus Kloster Ravengiersburg2) (Rhein-Hunsrück-Kreis). Kleine Glocke mit einzeiliger Schulterumschrift zwischen einfachen Rundstegen, als Worttrenner dienen buchstabengroße Rauten. Schlagrand ausgezackt. H. ca. 50, Dm. 60, Bu. 2 cm. Gotische Minuskel. + maria · haeisena) · ich · clas · fona) · enen · gos · mich · m · cccc · lxxxxi Knittelvers. Für die sonst unbestätigte Hunsrücker Herkunft der Glocke spricht die gut dokumentierte Tätigkeit des Glockengießers Clas(z) von (van) Enen im Raum zwischen Trier und Koblenz3). Die aufgrund der Namensgleichheit vorgeschlagene Identifizierung mit dem gleichzeitigen Glockengießer Clasz van Echternach läßt sich neuesten Untersuchungen4) zufolge nicht aufrechterhalten. Sic! Falls es sich bei den Jahreszahlen auf dem Mittelpfosten einer ehemaligen, nicht mehr auffindbaren Holzempore (nach Lehfeldt im Jahr 1881 in Privatbesitz) um Bauzahlen handeln sollte, wurde die Kirche in den Jahren 1607, 1695 („MDCVC“), 1763 und 1808 renoviert. So Kdm. – Die Glocke wurde 1942 ins Hamburger Glockenlager abgeliefert, nach Kriegsende jedoch wieder zurückgebracht. Vgl. Walter, Glockenkunde 711. Gegen Renard, Glocken 63, künftig Poettgen, der zwei verschiedene Meistersiegel dieser Glockengießer nachweisen kann (freundlicher Hinweis vom 14. Juli 1992) und künftig DI Stadt Trier zu 1475. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 309. Zimmermann, Glocken 35. Kdm. 215. Schloßparkmuseum Bad Kreuznach, Inv. Nr. Gl 2, 1-2 (Abklatsch). Liste der Glocken 4. 7351 408 di034mz03k0017603 di034-0176 0 Bad Kreuznach, Schloßparkmuseum 1492-01-01 1492-12-31 1492AAA0000000A3 1492 4 Wappenstein mit Beischrift Cunos III. von Winnenburg und Beilstein. Sie befindet sich auf einem bis 1938 bzw. 19641) im ehemaligen Dienheimer Hof (Mannheimer Str. 6) in der hofseitigen Außenwand2) eingelassenen Wappenstein, der mittlerweile ins Magazin des Schloßparkmuseums gebracht wurde. Hochrechteckige Platte aus weißgelbem, teilweise rötlichem Sandstein mit einer innen umlaufenden, von durchgesteckten Stäben begleiteten Hohlkehle, darin die fragmentarische Inschrift. Das gesamte Feld wird von einem reliefierten, teilweise auf den Schriftbereich übergreifenden Vollwappen eingenommen; zwischen der Helmzier ist die großformatige Jahreszahl eingehauen. Im oberen und unteren Bereich bestoßen und verwittert, dadurch erheblicher Schriftverlust. Erg. nach Zimmermann. H. 85, B. 60, Bu. 3,5 cm. Gotische Minuskel. [C(vno)]a) v(on) wine(n)berg / [v(nd) z(v)] / bilstein (et)b) c(etera) // 1492c) Winnenburg und Beilstein. Die Beziehungen des vornehmlich an der Mosel begüterten, 1463 erstmals genannten Freiherrn Cuno III.3), einziger Sohn Johanns II(I). von Winnenburg und Beilstein und seiner Frau Irmgard Vogt von Hunolstein, zu Kreuznach sind unklar; vermutlich erhielt Cuno den nachmaligen Dienheimer Hof in seiner Eigenschaft als kurpfälzischer Lehensmann. Cuno verstarb 1524 und wurde in der Familiengrablege Kloster Engelport (Lkrs. Cochem-Zell) beigesetzt. C wird in den Nachzeichnungen als gleichstrichiges, offenes Majuskel-C mit einer nach (wie beim folgenden v) rechts oben hochgesetzten Raute als Kürzungszeichen wiedergegeben. Laut Nachzeichnung wohl tachygraphisches Zeichen in Form einer 7. Aufgrund einer kreisförmigen Beschädigung der 9 bisher stets als 1402 gelesen und entsprechend nachgezeichnet. Vgl. Zimmermann, Kunstwerke 1 (1964) 4. Nicht, wie von Ruser/Dellwing noch jüngst angegeben, „am Erker des Hauses“; dort befanden sich wohl die Wappen der Herren von Dienheim (vgl. Foto LfD und Zimmermann, Wappenstein), die im Jahre 1563 anstelle des alten einen neuen Adelshof errichteten (vgl. Nr. 316 II). Der vorliegende Wappenstein wurde wohl schon damals als Spolie mitübernommen. Vgl. zum Folgenden ausführlich Wunnenberg, Geschichte 125ff. mit Taf. S. 104, sowie Möller, Stammtafeln AF II Taf. LXXXIII und Kdm. Cochem 792f. LfD, Fotoarchiv (Aufnahme um 1900, ohne Neg.-Nr.). Zimmermann, Wappenstein (mit Nachzeichnung). Geib, Hist. Topographie I 32 (mit Nachzeichnung). Kdm. 99 mit Abb. 60 (Nachzeichnung). 7356 408 di034mz03k0017701 di034-0177 2 Bad Kreuznach-Planig 1492-01-01 1585-12-31 1585BAA8508AABA3 1492/1507/1585 1 Jahreszahlen auf verschiedenen, zum Teil verlorenen Inschriftenträgern im seit 1969/70 nach Bad Kreuznach eingemeindeten Dorf Planig. I. Bauzahl „am Scheitel des Portalgewändes“ der heutigen evangelischen Pfarrkirche, verloren1). Nach Foto LfD. 1492 II. Jahreszahl auf einem Sakramentsschrein, innen eingelassen in die Nordwand des Chors. Über einer hochrechteckigen, vergitterten Öffnung ein bekrönender, mit Fialen versehener Maßwerkgiebel, darüber die Jahreszahl. Im Maßwerk zwei Masken und ein Vogel, auf den Fialen je eine Halbfigur. Sandstein, jüngst farbig gefaßt. H. 150, B. 66, Z. 7 cm. 1 5 0 7a) · III. Jahreszahl auf einem Stein. Erstmals chronikalisch erwähnt2) anläßlich der 1714 erfolgten Restaurierung des damaligen, nach Kreuznach führenden Tores, verloren. Ausführung unbekannt. Nach Wörner. 1585 Von der Vorgängerkirche des 12. Jahrhunderts3) existiert noch der im Jahr 18184) aufgestockte Turm an der Nordseite der wohl von 1492 bis 15105) neuerbauten Kirche. Seit 1294 war die ehemals dem hl. Gordian geweihte Kirche dem Benediktinerkloster St. Jakob vor Mainz inkorporiert. Die Ortsherrschaft hatten die Herren von Lewenstein zu Randeck inne, die 1567 die Reformation durchführten. Das Kreuznacher Tor ist spurlos verschwunden. 1 in Form einer römischen I mit i-Punkt. Lipps will sie noch 1991 an dieser Stelle gesehen haben. Es handelt sich um die von Wörner auszugsweise mitgeteilte Planiger Chronik (mit Nachrichten von 16881738) des Planiger Pfarrers Gebhart, dem zufolge im Jahr 1585 die damalige „porta als alt und ruinös abgetragen und 20 Schritte weiter hinaus gesetzt worden“ (zit. nach Wörner 642). Vgl. Nr. 4 aus der 1.H.12.Jh. Bauzahl mit Initialen über der straßenseitigen, dreifach gekuppelten Schallarkade. Vgl. dazu Wörner 640ff. – Nach Brilmayer, Rheinhessen 395, wurde der Chor 1507, das Schiff 1496 erbaut; nach Wörner und Dehio Schiff 1492 und Chor 1507; nach Ruser/Dellwing Schiff 1507 und Chor 1492; nach Lipps Schiff 1492 und Chor um 1507. Wörner, Planig 14 (1879,3) 641f. LfD, Fotoarchiv Neg.-Nr. KB 81-4-40. Dehio Rheinland-Pfalz 827 (I-II). Ruser/Dellwing, Bad Kreuznach 270 (I-II). Lipps, Entdeckungsreisen 55 (I-II). 500 Jahre (1492-1992) Evangelische Auferstehungskirche Planig. Jubiläumsschrift. Hrsg. von der Evang. Kirchengemeinde Planig. PfaffenSchwabenheim 1992, 14 (I), 13 (II mit Abb. S. 10). 7358 408 di034mz03k0017809 di034-0178 1 Meisenheim, Schloßkirche 1494-01-01 1494-12-31 1494AAA0000000A3 1494 0 Grabplatte der Ursula von Rüdesheim geb. Boos von Waldeck. Lag ehemals im Boden in der Nähe des Chors neben der 1766 entfernten Steinkanzel1), wohl seit damals verschollen2). Es dürfte sich um eine einfache, mit vier Wappen versehene Platte gehandelt haben. Nach Helwich3). Anno Domini m · cccc · xciiii · sexto die post festum exaltationis sanctae crucis obiit honesta domina Ursula de Waldeck relicta domicelli Melchior de Rüdesheim cuius anima requiescat in pace amen. Im Jahr des Herrn 1494 am sechsten Tag nach dem Fest der Erhöhung des heiligen Kreuzes (19. September) starb die ehrenhafte Frau Ursula von Waldeck, Witwe des Edelknappen Melchior von Rüdesheim, deren Seele in Frieden ruhen möge, Amen. Wappen4): Rüdesheim (mit den Lilien), Wachenheim; Boos von Waldeck, Lewenstein. Die wohl 1466 geborene Ursula war die einzige Tochter aus der Ehe des Simon I. Boos von Waldeck5) mit Katharina von Lewenstein. Anläßlich ihrer Heirat mit Melchior von Rüdesheim6) im Jahr 1482 erhielt sie aus der Mitgift ihrer Mutter einen Anteil der Burg Martinstein an der Nahe. Über ihre mit dem berühmten Haudegen Johann Hilchen von Lorch7) verheiratete Tochter Dorothea bzw. über ihre Enkelin Maria gelangte dieser Besitz letztlich an die Vogt von Hunolstein8). Als Bezeichnung ihres Familienstandes würde man statt relicta eher uxor erwarten, da ihr Ehemann lange nach ihr erst im Jahr 15389) verstarb. Angaben nach einem handschriftlichen Vermerk von Helwichs Hand auf dem Zettel mit den Abschriften; die Platte lag neben der ihres Vaters (s. Anm. 3). – Zur gotischen Kanzel vgl. Kdm. 246 und 252. Die Grabplatte wird in der verlorenen Handschrift 33 von 1776 (vgl. Nr. 227 von 1503 Anm. 1) nicht mehr erwähnt und dürfte deshalb den damaligen inneren Umbauten (1766-1770) zum Opfer gefallen sein. Die bisher unbeachtete Grabinschrift wurde zusammen mit der ihres Vaters in einer verläßlichen Abschrift von unbekannter Hand auf einem Zettel überliefert, den Helwich mit der Bemerkung „Diese beiden grabsteine liegen nebeneinander zu Meisenheim gegen der Cantzel in der großen Kirchen“ seinem ersten Band Opus genealogicum beiklebte. Die genealogisch stimmigen Wappenangaben folgen einer zweiten, regestenartig verkürzten Überlieferung der Grabinschrift in Helwichs Op. gen. I fol. 268v. Vgl. seine verlorene Grabinschrift Nr. 222 von 1502, sowie Möller, Stammtafeln AF I Taf. XXX und XXXX. Vgl. ebd. Taf. XXXII. Sein 1550 errichtetes Grabdenkmal befindet sich in Lorch, vgl. dazu künftig DI Rheingau-Taunus-Kreis. Vgl. Nr. 287 (kurz nach 1540). Vgl. Mertens, Züsch 114. Helwich, Op. gen. I fol. 291v. 7359 408 di034mz03k0017909 di034-0179 0 Niederhausen, Evang. Pfarrkirche 1494-01-01 1494-12-31 1494AAA0000000A3 1494 7 Glocke mit datierter Spruchinschrift. Vom Aufgang her gesehen erste Glocke im romanischen Turm der bereits 1254 erwähnten1), ehemaligen Wallfahrtskirche St. Mechthildis. Die Glocke wurde 1942 abgeliefert und kehrte nach dem Krieg aus dem Hamburger Glockenlager (Nr. 22/15/250 C) unbeschädigt zurück. Mittelgroße Glocke mit einzeiliger Spruchinschrift (A) zwischen einfachen Rundstegen, auf dem Mantel ein einzelnes Relief der thronenden Muttergottes mit dem Kind im Arm, sowie gegenüberliegend nebeneinander zwei weitere Reliefs, einmal mit der Kreuzigung, zum andern ein Pilgerzeichen, vermutlich mit dem Bildtyp Maria im Rosenhag2). Darunter auf dem Wolm in kleiner Schrift ohne Begrenzungslinien die Datumsinschrift (B). Als Worttrenner beider Inschriften dienen paragraphenförmig durchgezogene Rauten. Anläßlich der Ablieferung wurde von der Umschrift und den Reliefs ein Papierabklatsch angefertigt. Gewicht 1000 kg, Schlagton fis‘(?)3). H. 100 (o. Kr.), Dm. 115, Bu. 4 (A), 2 (B) cm. Gotische Minuskel. A · benedictv(m) · sit · dvlce · nome(n) · d(omi)ni4) · ih(es)v · chr(ist)ia) · et · gloriosissime · virg(in)is · mariab) · B · anno · d(omi)ni · m · cccc · xciiii Gelobt sei der süße Name des Herrn Jesus Christus und der der glorreichsten Jungfrau Maria. Die exakt gearbeitete Minuskel fällt durch die stark rückgebildeten Längen auf, die zum Teil – wie beim l – nur noch als kleine Stummel ausgeführt sind. Der in dieser Form singuläre Glockenspruch läßt sich in einer Variante erstmals 14625) auf einer Glocke nachweisen. Wie bei zahlreichen Glocken des Bearbeitungsgebietes6) wurden auch hier zwei Reliefs (Muttergottes und Kreuzigung) in veränderter Form wiederverwendet, die aus der Werkstatt des im 14. Jahrhundert tätigen Magisters Sifride bzw. seiner Nachfolger stammen. Befund xpi mit Kürzungszeichen. Sic! für mariae. Vgl. Seibrich, Entwicklung 132. Vgl. dazu LCI 3, 568. – Das durch vier deutlich sichtbare Ösen charakterisierte Pilgerzeichen wird unten durch eine nicht mehr lesbare Schriftleiste beschlossen, die über den Herkunfts- und damit auch den Wallfahrtsort Auskunft gegeben hätte. Die von Poettgen aufgrund der großen Ähnlichkeit (mit Fragezeichen) vorgeschlagene Identifizierung mit dem Eberhardsklausener Pilgerzeichen (vgl. Nr. 142 von 1469) dürfte wegen der unterschiedlichen Bekrönungen (dort Kielbogen, hier Spitzgiebel) nicht zutreffen. Angaben nach Poettgen. Anklänge an Iob 1,21. Vgl. dazu Walter, Glockenkunde 252f. Vgl. Nr. 32 von 1341 und die entsprechenden Registereinträge. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 314. Zimmermann, Glocken 35. Schloßparkmuseum Bad Kreuznach, Inv.Nr. Gl 3, 1-7 (Abklatsch). Liste der Glocken 7. Poettgen, Magister Sifride 48. 7362 408 di034mz03k0018002 di034-0180 1 Sponheim, ehem. Abtshaus 1494-01-01 1494-12-31 1494AAA0000000A3 1494 0 Spruchinschriften des Humanisten Konrad Celtis und des Abtes Johannes Trithemius an den Wänden des 1494 neu erbauten und zu unbekannter Zeit abgebrochenen Abtshauses1) des Klosters Sponheim, verloren. Die wohl eigenhändig ausgeführten Epigramme befanden sich an verschiedenen Stellen in dem mit weiteren griechischen, lateinischen und hebräischen Versen und Sentenzen ausgemalten „conclavi Trithemiano“2). Den sich darauf beziehenden ersten Spruch (A) schrieb („ista adscripsit“) Celtis, der zweite (B), ebenfalls von ihm verfaßte („his adscriptis“), befand sich unter seinem farbig ausgeführten Bildnis, den abschließenden dritten Spruch (C) setzte der Abt Trithemius hinzu. Die Ausführung der jeweiligen Anfangszeile in kapitalen Buchstaben scheint im Kloster Sponheim zu dieser Zeit nicht ausgeschlossen zu sein3). Nach Freher. A CONRADVS CELTIS PROTVCIUS Poëta: Aspice versiculos hospes venerabilis istos, Trithemius posuit quos tribus ecce notis: Ille vetustatis cultor, quantus vel amator Linguarum, paries scriptus vtrumqu(e) docet. B CONRADVS CELTIS PROTVCIUS Poeta Laureatus, haec cecinit anno Domini 1494 cum esset hic. Ad futurum Abbatem. Quisque futurus sis Abbas, haec carmina nostra Mente rogo memori voluerea) saepe velis. Esto pius, clemens, et relligionisb) amator; Trithemiumque meum, consulo, disce sequi. C IOHANNES TRITHEMIVS ABBAS AD SVCCESSOREM. Aspice, doctorum posui monumenta virorum, Et quicquid multum vos decorare potest. Hortor et admoneo, vestigia nostra sequaris, Post me venturus qui mea tecta reges. Konrad Celtis Protucius4), Dichter: Betrachte diese Verse, verehrungswürdiger Gastfreund, die Trithemius hier in drei Schriften angebracht hat: welch ein Bewahrer des Altertums und welch ein Liebhaber der Sprachen er war, beides lehrt die beschriebene Wand. Konrad Celtis Protucius, gekrönter Dichter, schrieb dies im Jahr des Herrn 1494 nieder, als er hier gewesen war. An den künftigen Abt. Wer auch immer du künftig Abt sein magst, ich bitte, du wollest oft diese unsere Verse im Gedächtnis bewegen. Fromm sollst Du sein, mild und ein Liebhaber des Glaubens. Ich rate Dir, lerne meinem Trithemius zu folgen. Abt Johannes Trithemius an seinen Nachfolger. Schau hin, ich habe Denkmäler (Denksprüche) gelehrter Männer und (damit) alles, was Euch sehr zur Zierde gereichen kann, (hier) angebracht. Ich ermuntere und ermahne Dich, der Du nach mir kommen und mein Haus lenken wirst, unseren Spuren zu folgen. Distichen. Die Datierung dieser ungewöhnlichen Epigramme ergibt sich aus der eindeutigen Angabe in Inschrift (B), die wohl auf einen Besuch Conrad Celtis‘ am 17. September 1494 bei dem ihm befreundeten Trithemius5) zurückzuführen ist. Obwohl die Bemerkungen in den Inschriften darauf hindeuten, daß die kunstvollen Sprüche von beiden Männern persönlich auf die Wände der Abtswohnung geschrieben wurden, ist dennoch nicht auszuschließen, daß sie lediglich die Vorlagen lieferten und die Ausführung anderen Händen überließen6). Bei dem erwähnten, mit Inschriften geschmückten Zimmer des Trithemius, handelte es sich vermutlich um seine im Abtshaus untergebrachte, von den Zeitgenossen hochgerühmte Bibliothek7), die sich schnell zum vielbenutzten Treffpunkt8) interessierter Gäste, humanistischer Gelehrter und hochgestellter Persönlichkeiten entwickelte. Die auch im Epigramm (A) bewunderte Dreisprachigkeit bezog sich dabei nicht nur auf Inhalt und Aussehen der zahlreichen Inschriften, sondern auch auf das der ausgesuchten Bücher und seltenen Handschriften. Die beiden wohlmeinenden, an den künftigen Nachfolger des Abtes gerichteten Sprüche (B, C) erfüllten ihren Zweck nicht. Trithemius wurde während einer Reise im Jahr 15059) von einem Aufruhr, den ihm mißgünstig gesonnene Mönche seines Klosters angezettelt hatten, überrascht und dadurch innerlich so erschüttert, daß er Sponheim nicht mehr aufsuchte und schließlich resignierte. Als Ersatz wurde er im darauffolgenden Jahr zum Abt des Würzburger Schottenklosters berufen. So für volvere. Verdoppelung wegen des Versmaßes. Vgl. dazu die folgende Nr. 181 von 1494? Anm. 8. Vgl. Freher. – Der Wortlaut dieser in „elegantibus litteris“, teils in roter, teils in schwarzer Farbe ausgeführten Inschriften ist nicht überliefert; es handelte sich u.a. um Zitate aus den meist dichterischen Werken von Sedulius, Juvencus, Fortunatus, Hildebert von Lavardin, Petrus Riga und Galterus Insulanus (vgl. zu ihnen die Art. im Tusculum-Lexikon griechischer und lateinischer Autoren des Altertums und des Mittelalters, hg. von W. Buchwald, München 31982). Vgl. die folgende Nr. 181. Diese Namensform war bisher lexikalisch nicht nachzuweisen. Laut ADB 4 (1876) 83 soll es sich hierbei um die gräzisierte Form seines latinisierten Familiennamens ‘Pickel‘ (d.i. Meißel) handeln. – Celtis wurde 1487 als erster Deutscher von Kaiser Friedrich III. zum Dichter gekrönt und empfing den erstmals verliehenen philosophischen Doktorhut; vgl. dazu J. Aschbach, Die früheren Wanderjahre des Conrad Celtes und die Anfänge der von ihm errichteten gelehrten Sodalitäten, in: SB d. Phil.-Hist. Cl. d. Kaiserl. Ak. d. Wiss. 60 (1868) 75-150, hier v.a. 79f. und 141ff. Vgl. die entsprechenden Hinweise in dem an ihn gerichteten Brief des Trithemius vom 11. April 1495 (vgl. Rupprich, Briefwechsel 145ff.) und die Angabe bei Fleischer 25. – Beide waren prominente Mitglieder einer von Celtis 1491 ins Leben gerufenen humanistischen Gelehrtengesellschaft, der sogenannten sodalitas litteraria rhenana; vgl. dazu M. Matz, Konrad Celtis und die rheinische Gelehrtengesellschaft. Beitrag zur Geschichte des Humanismus in Deutschland (Programm des Kgl. humanistischen Gymnasiums Ludwigshafen a.Rh. für das Schuljahr 1902/03). Ludwigshafen 1903. Celtis verfaßte gelegentlich Oden und Epigramme, die von seinen Freunden auch als begleitende Texte für Wandbilder verwendet wurden; vgl. Rupprich, Briefwechsel 148ff. – Hartfelder nimmt (C) wohl zu Unrecht in die Sammlung seiner Epigramme auf. So bezeichnet sie der Maastrichter Matthäus Herbenus in einem in Sponheim verfaßten Brief überschwenglich als eine Akademie, in der man von den Wänden mehr Gelehrsamkeit ablesen könne, als aus vielen anderen verstaubten und mit wertlosen Büchern gefüllten Bibliotheken (vgl. Freher I 121). – Zu Bestand und Schicksal dieser im Jahr 1505 etwa 2000 Bände umfassenden Bibliothek vgl. E.G. Vogel, Die Bibliothek der Benedictinerabtei Sponheim, in: Serapeum 3 (1842) 312-328, sowie Lehmann, Trithemius 8ff. und Arnold 56ff. Vgl. zum Personenkreis ausführlich Arnold 74ff. Vgl. dazu seine eigene, bewegende Schilderung im Chr. Sponh. 422ff. Freher, Trithemii...opera historica I fol. 6v. Ziegelbauer, Historia 268 (A). K. Hartfelder (Hg.), Fünf Bücher Epigramme von Konrad Celtes. Berlin 1881, V 81 (B), 82 (C). Schneegans, Trithemius 88 Anm. 2. Silbernagl, Trithemius 17 Anm. 11 (A, übers.). Kdm. 392 (B, C). H.-H. Fleischer, Dietrich Gresemund der Jüngere. Ein Beitrag zur Geschichte des Humanismus in Mainz (Beiträge zur Geschichte der Universität Mainz 8). Wiesbaden 1967, 27 (C). Arnold, Trithemius 19. 7368 408 di034mz03k0018100 di034-0181 0 Sponheim, Klostergebäude 1494-01-01 1494-12-31 1494AAA0000000B3 1494? 1 Bibelspruch in hebräischer und griechischer Sprache auf einem Bauglied. Es stammt wohl aus dem 1494 von Abt Johannes Trithemius „ad orientalem monasterii“1) neu errichteten Abtshaus und wurde als Eckquader in die Südostecke des neuzeitlichen, sich vermutlich an gleicher Stelle befindlichen ehemaligen Pfarrhauses (heute Wohnhaus) eingelassen. Sturzartiges Bauglied aus gelblichem Sandstein mit einer nicht ganz symmetrischen rechtwinkligen Aussparung an der Unterseite. Der einzeiligen hebräischen Fassung des Bibelspruches folgt ihre zweizeilige griechische Übersetzung2) in kapitalen Buchstabenformen. H. 33, B. 106, Bu. 3,5 cm. Hebräische Quadratschrift, Griechische Schrift. : זֶה הַשַׁעַר לַיְהוֹהַ צַדִיקִים יָבאֹוּ בוֹ [ : ] ‏אָמֵך : 3) ΑΥΤΗ Η ΠΥΛΗ ΤΟY Κ(ΥΡΙΟ)Υ ΔΙΚΑΙΟΙ ΕΙΣΕΛΕΥΣΟΝΤΑΙ / ΕΙΣ / ΑΥΤΗΝ4) Das ist das Tor des Herrn; die Gerechten werden in dieses hinein gehen. Die Existenz der ungewöhnlichen bilinguen Inschrift5) an dieser Stelle läßt sich nur durch die Wirksamkeit des gelehrten Sponheimer Abtes Johannes Trithemius6) erklären, dem es Ende des 15. Jahrhunderts gelang, das zuvor eher unbedeutende Benediktiner-Kloster für eine kurze Zeit zu einem Zentrum des deutschen Frühhumanismus7) zu machen. Da Trithemius die Wände seiner 1494 neu erbauten Abtswohnung8) u.a. auch mit hebräischen, griechischen und lateinischen Sprüchen9) ausmalen ließ, ist zu vermuten, daß auch dieser signifikante zweisprachige Bibelspruch dort Verwendung fand – vielleicht als Türsturz über dem Eingang zur kleinen Hauskapelle10) des Abtes. Trithemius schöpfte seine Kenntnis der griechischen Schrift kaum aus der erst durch Hartmann Schedel (1440-1517) nach Deutschland vermittelten antiken Epigraphik11), vielmehr orientiert sich die von ihm gewählte äußere Form des griechischen Teils der Inschrift an der durch den Humanismus vermittelten ‘modernen‘ Schrift seiner Zeit, der Kapitalis12): Die wohlproportionierten Buchstaben sind mit feinen, gleichstrichigen Linien in nahezu reinen, regelmäßigen Kapitalformen gebildet. Die in der altgriechischen Steinschrift spät und zudem selten vorkommende zweibauchige Form des E und das ihr fremde, weil mit Nodus am Balken versehene c verweisen zudem auf Formen der frühhumanistischen Kapitalis. Die Inschrift erweist sich somit auch als ein Beispiel für einen interessanten Aspekt zeitgenössischer Ambivalenz: Die Antike wird einerseits in ihr gemäßen, andererseits in ihr eigentlich fremden Formen13) rezipiert. Auffällig ist schließlich der Akkusativ εἰς αὐτήν, der sich in den wesentlichen Handschriften der Septuaginta14) nicht findet; vielmehr ist diese spezielle Stelle mit dem Dativ ἐν αὐτῆ überliefert15). Da das mit εἰς präfigierte Verbum in der griechischen Bibel üblicherweise jedoch mit Akkusativ konstruiert wird, bezeugt die von Trithemius vorgenommene Abweichung von der Vorlage dessen lebendige Kenntnis der altgriechischen Sprache. Trithemius, Chron. Spon. 405. Dres. Luise und Klaus Hallof, Berlin, verdanke ich die entscheidenden Ausführungen zu dem sich mit dem griechischen Teil der Inschrift beschäftigenden Kommentar; weitere hilfreiche Hinweise gaben die Herren Prof. Dr. Dr. Otto Böcher, Mainz und Dr. Albrecht Beutel, Tübingen. Die Transkription des hebräischen Teils besorgte freundlicherweise Frau Martina Strehlen, LfD Mainz. Ps. 118,20; erweitert um ein dort nicht vorkommendes Amen. Dto., in der Septuaginta Ps. 117,20. Vgl. DI 12 (Heidelberg) Nr. 565 mit dem selben Zitat, allerdings in hebräisch und lateinisch. Vgl. Nr. 170 von 1487. Vgl. dazu zuletzt N.L. Brann, The Abbot Trithemius (1462-1516). The Renaissance of monastic humanism (Studies in the history of christian thought 24). Leiden 1981. Zu unbekannter Zeit (wohl 19. Jh.) abgerissen; den äußeren Zustand um 1645 zeigt ein detailgetreuer Merianstich (vgl. Kdm. 382). Vgl. die vorhergehende Nr. 180. Wie Anm. 1. Die altgriechische Steinschrift war dem mittelalterlichen Abendland weitgehend unbekannt. Erst über Kopien des berühmten Reisenden Cyriacus von Ancona (1391-1457), dessen Kollektaneen Schedel exzerpierte, gelangte die Kenntnis antiker griechischer Inschriften in der zweiten Hälfte des 15. Jh. in die Kreise der deutschen Humanisten. Vergleichbar mit der bereits 1488 in Kapitalis ausgeführten Stifter- und Widmungsinschrift des Wormser Bischofs Johann Kämmerer von Worms gen. Dalberg (vgl. DI 29, Worms, Nr. 316); einem auch mit Trithemius in Verbindung stehenden Frühhumanisten. – Zum Gegenbeispiel einer 1493 ausgeführten griechischen Inschrift, deren Buchstaben zwar kapital, aber „stark vom klassischen Ideal“ abweichend gearbeitet wurden, vgl. ebd. Nr. 331. Vgl. dazu DI 33 (Stadt Jena) Kap. 3,2. Vgl. A. Rahlfs (Hg.), Septuaginta. Vetus Testamentum Graecum. Bd. 10, Göttingen 21967, 286. Daher die Übersetzung bei Luther: „Die Gerechten werden da hin ein gehen“ und in der ökumenischen Einheitsübersetzung „nur Gerechte treten hier ein“. Schneegans, Trithemius 89 Anm. 1 (erw.). Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 336f. (erw.). Schneegans, Kreuznach 115 (übers.). Kdm. 395 (erw.). 7369 408 di034mz03k0018208 di034-0182 0 Biebelsheim, Evang. Kirche 1496-01-01 1669-12-31 1669BAA8504AABA3 1496/1669 3 Jahreszahlen in- und außerhalb der ehemaligen Martinskirche. I. Jahreszahl auf der rechten Hälfte eines reliefierten Schriftbandes im kielbogenartigen Sturz des äußeren, heute vermauerten Südportals. Sandstein, dick mit gelber Farbe überstrichen. H. 10, B. 50 cm. 1 4 9 6a) II. Jahreszahl an drei dem Kirchenschiff zugewandten Wangen der aus sechs Achteckseiten bestehenden, aus Sandstein gefertigten Kanzel. Ziffern golden gefaßt. H. 98 (Wange), B. 48 (Wange), Z. 7,5-8,5 cm. 1 / 6 / 69 Die elegant geschwungen ausgeführte Jahreszahl von 1496 bezeichnet einen Bauabschnitt der vom Benediktiner-Kloster St. Jakobsberg vor Mainz1) inkorporierten Kirche des zur Grafschaft Daun-Falkenstein gehörenden Ortes. Dehio liest 1486. Vgl. dazu Gerten, Chronik 75ff. Dehio Rheinland-Pfalz 106. Krumm, Kleinode 154. Lipps, Entdeckungsreisen 73. 7370 408 di034mz03k0018306 di034-0183 0 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1496-01-01 1496-12-31 1496AAA0000000A3 1496 6 Grabplatte eines unbekannten Geistlichen. Bereits vor dem Jahr 18861) am heutigen Standort als vierter Stein von Osten außen in die Südwand des Chors eingelassen. Große, fragmentarische Sandsteinplatte mit Umschrift auf breiter Leiste, im vertieften Mittelfeld schwach reliefierte Figur eines Geistlichen mit Birett2) und talarartigem, faltenreichem Gewand, in der rechten Hand einen Kelch vor der Brust haltend. In den oberen Ecken zwei Wappen. Nahezu vollständig verwittert, rechte obere Ecke abgebrochen und wieder befestigt, untere Leiste fehlt. Die Platte wurde durch die im Jahre 19103) im unteren Viertel eingehauenen Lüftungskanäle zusätzlich verunstaltet. Nach Foto. H. 185, B. 119, Bu. 6 cm. Gotische Minuskel. Anno d(omi)ni m cccc xcvia) / [.....b) / ..... / .. cuius a]nima requiescat [in] pace amen unbekannt (lindenartiger Baum mit kugelförmigen Blättern); unkenntlich. Bei dem Verstorbenen kann es sich weniger um einen Abt4), als vielmehr um einen der drei Geistlichen5) der damaligen Kreuznacher Stadtpfarrkirche gehandelt haben. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 307 und Kdm. 71 überliefern lediglich die Jahreszahl 1492. Zu Beginn der Leiste sind noch einige Buchstabenreste erkennbar. So Lehfeldt (wie Anm. a). Ob die von dem Birett ausgehenden geschwungenen Linien als eigentlich zu einer Mitra gehörenden Pendilien (vgl. Bock, Gewänder II 165) oder als angedeutete Architekturumrahmungen zu deuten sind, muß vorerst offen bleiben. Vgl. Häuser/Renard, Wiederherstellungsarbeiten 31. So Lehfeldt (wie Anm. a). Vgl. Rosenkranz, Geschichte 10f. Schloßparkmuseum Bad Kreuznach, Fotosammlung (ohne Neg.-Nr., Aufnahme vor 1910). 7371 408 di034mz03k0018404 di034-0184 1 Bad Kreuznach, ehem. Franziskaner-Klosterkirche 1496-01-01 1496-12-31 1496AAA0000000A3 1496 0 Grabplatte für den Franziskaner Heinrich Baltz aus Sobernheim. Lag noch 1660 im Boden des südlichen Seitenschiffs etwas entfernt von der zum Friedhof führenden Pforte und verschwand vermutlich während des Neubaus der Klosterkirche nach 1700. Große Platte („grandis lapis“) mit eingehauenem Kelch, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Bürvenich. anno d(omi)ni m cccc lxxxxvi obiit r(everendus) d(ominus) Henric(us) Baltza) de Sobernheim sacerdos cuius a(n)i(m)a req(ui)escat in pace. Im Jahr des Herrn 1496 starb der ehrwürdige Herr Heinrich Baltz aus Sobernheim, Priester, dessen Seele in Frieden ruhen möge. Bei dem im Nekrolog1) des Klosters nicht erwähnten Verstorbenen handelt es sich um das erste bekannte Begräbnis eines Franziskaners in der erst 1484 geweihten Klosterkirche. Klein liest Balte. Vgl. P. Schlager (Hg.), Necrologium provinciale Argentinae fratrum minorum observantium (1426-1541), in: Analecta Franciscana VI (1913) 286f. Bürvenich, Annales 426. Stein, Kloster 99 (erw.). 7372 408 di034mz03k0018502 di034-0185 0 Pleitersheim, Evang. Kirche 1496-01-01 1496-12-31 1496AAA0000000A3 1496 1 Jahreszahl im Scheitelstein des spitzbogigen Südportals. Rot übermalt. H. 23, B. 45, Z. 10 cm. 14 96a) Da die kleine, dem Augustiner-Chorherrenstift Pfaffen-Schwabenheim inkorporierte Dorfkirche erst in ihrer im Jahr 1498 ausgestellten Konsekrationsurkunde als „neu errichtet“1) bezeichnet wird, dürfte es sich bei der Jahreszahl um einen Hinweis auf die bis dahin fertiggestellten Teile handeln. Darunter steht eine weitere Jahreszahl 1758 mit den Initialen RF. Vgl. Jakob 5f. – Zugleich wurde eine heute verlorene Glocke geweiht. Jakob, Pleitersheim 4. Arens, Wandmalereien. Spang, Fresken 69. Denkmalpflege 4 (1954) 159. Gerten, Chronik 146. Sobel, Nothelferdarstellungen 299. Lipps, Entdeckungsreisen 199. 7374 408 di034mz03k0018600 di034-0186 1 Bad Kreuznach, Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus 1497-01-01 1497-12-31 1497AAA0000000A3 1497 0 Grabdenkmal für die Edelfrau Anna von Rüdesheim geb. von Alben gen. (von) Sultzbach, noch 1614 in der Klosterkirche der Karmeliter überliefert, verloren. Ein Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno d(omi)ni 1497a) obiit domicella Anna Alben legittimab) Ry(nfridi) c(uius) a(nima) r(equiescat) i(n) p(ace) Im Jahr des Herrn 1497 starb die Edelfrau Anna Alben, Ehefrau des Rynfried. Deren Seele möge in Frieden ruhen. Alben gen. (von) Sultzbach. Anna war eine Tochter Rudolfs von Alben gen. von Sultzbach1), verheiratet in erster Ehe mit Peter Sunder von Senheim, in zweiter mit dem kurpfälzischen Amtmann Reinfried von Rüdesheim2), neben dem sie auch bestattet3) wurde. Vermutlich entstammt ein bisher unbekannter Sohn4) dieser ansonsten kinderlosen Ehe. Arabische Ziffern in gotischer Schreibweise. Anschließend folgt iam dic(ti) („ehgedachten“), das wohl von Helwich eingefügt wurde und sich vermutlich auf den vorherigen Eintrag der Grabinschrift ihres Mannes in seinem Manuskript bezieht. Vgl. dazu Oidtman und Möller, Stammtafeln AF I Taf. XXXII, der sie allerdings als die 1491 verstorbene „Enchin Tochter Rudolfs von Alben gen. Sulzbach“ bezeichnet. Laut Meyer, Beiträge 77 konnten dem urkundlich gut bezeugten Rudolf bisher lediglich Töchter mit den Namen Ermengard und Margareta nachgewiesen werden. Vgl. Nr. 165 von 1485. So die Notiz bei Helwich, Op. gen. VI fol. 227. Vgl. Nr. 264 von 1525. Helwich, Syntagma 318. Roth, Syntagma 3 (1884) 72. Oidtman, Rüdesheim 272. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 21 (alle nach Helwich). 7375 408 di034mz03k0018708 di034-0187 1 Niederhausen, Evang. Pfarrkirche 1497-01-01 1497-12-31 1497AAA0000000A3 1497 3 Glocke mit datierter Spruchinschrift. Sie wurde im Jahr 1942 aus der 1254 erstmals genannten, ehemaligen Wallfahrtskirche St. Mechthildis1) ins Hamburger Glockenlager (Nr. 22/15/251 C) verbracht und konnte dort nach dem Krieg nicht mehr aufgefunden werden. Vor der Ablieferung fertigte man einen Papierabklatsch sowie ein Foto an. Mittelgroße Glocke mit einzeiliger Schulterumschrift zwischen einfachen Rundstegen, auf der Flanke je ein Relief der thronenden Muttergottes mit dem Kind im Arm sowie einer Kreuzigung mit Maria und Johannes. Als Worttrenner dienen paragraphenförmig durchgezogene Rauten. Gewicht 550 kg, Schlagton a‘(?)2). Nach Abklatsch und Foto. H. 100 (o. Kr.), Dm. 93, Bu. 3,5 cm. Gotische Minuskel. o · rex · glorie · criste · veni · cvm · pace · anno · d(omi)ni · m · cccc · xcviia) Wie bei ihrer wenige Jahre zuvor gegossenen Schwesterglocke3) wurden auch hier für die beiden Reliefs alte Model aus der Werkstatt der Nachfolger Magisters Sifride4) verwendet, aus deren Vorläufer wohl auch die dritte und älteste Glocke5) der Kirche stammt. Bisherige Lesung durchgängig m · cccc · xciiii. Vgl. dazu Seibrich, Entwicklung 132. Angaben nach Poettgen, sonst nach Karteiblatt Deutsches Glockenarchiv Nürnberg. Vgl. Nr. 179 von 1494. Vgl. Nr. 32 von 1341 und die entsprechenden Registereinträge. Vgl. Nr. 87 aus der 2.H.14.Jh. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 314. Zimmermann, Glocken 35. Kdm. 315. Schloßparkmuseum Bad Kreuznach, Inv.Nr. Gl 4,1-3 (Abklatsch). Liste der Glocken 6. Germanisches Nationalmuseum Nürnberg, Deutsches Glockenarchiv, Karteiblatt und Foto Neg.-Nr. 4141. Poettgen, Magister Sifride 48. 7377 408 di034mz03k0018806 di034-0188 1 Bad Kreuznach, Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus 1498-01-01 1498-12-31 1498AAA0000000A3 1498 0 Grabinschrift für Lamprecht Faust von Stromberg und seine beide Ehefrauen Schonetta von Oberstein und Susanne von Dalheim, noch 1614 in der ehemaligen Klosterkirche der Karmeliter „in eodem saxo“ überliefert, verloren. Drei Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno domini m cccc xcviii vff dunstaga) nach Triu(m) Regum starb [der] vest Lamprecht Faust von Stromberg. 1418b) starb die ersam frauw Schonet von Oberstein vnnd in anno 1444c) starb die ersam Susan von Dalheim beide sein ehlich hausfrauw deren selen gott gnadt. 9. Januar 1498. Faust von Stromberg; Oberstein (mit dem Löwen); Dalheim (Sparrenbalken). Der Verstorbene1) war der jüngste Sohn aus der Ehe Lamberts Faust von Stromberg mit Johanna von Bettenburg. Aufgrund der Helwich‘schen Notiz und dem Wortlaut der Inschrift kann kein Zweifel daran bestehen, daß die Grabschriften der beiden Ehefrauen Lamprechts erst anläßlich seines Todes verfaßt worden sind. Falls die Todesdaten stimmen, muß seine erste Frau, Tochter Sifrids von Oberstein und der Hebela von Meckenheim2) sehr früh und er selbst in hohem Alter verstorben sein. Die Abstammung seiner zweiten Frau ist unbekannt. Wohl für Dienstag. In arabischen Ziffern gotischer Schreibweise. Ebenso; Roth, Stumpf und Kdm. 84 lesen 1424. Vgl. zum Folgenden Gerlach, Stromberg 19f. und Nr. 61 von 1374 Anm. 3. Vgl. Möller, Stammtafeln AF III Taf. CXXII. Helwich, Syntagma 317. Roth, Syntagma 3 (1884) 72. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 21 (beide nach Helwich). 7379 408 di034mz03k0018906 di034-0189 0 Biebelsheim, Evang. Kirche 1498-01-01 1498-12-31 1498AAA0000000A3 1498 5 Stifterinschrift der Eheleute Hans von Sorgenloch und Getze Gelthusen an der südlichen Außenwand des Chores. Von einem profiliertem Rahmen gefaßte, hochrechteckige Nische, darin ein unterlebensgroßes, seit 19841) in der Kirche verwahrtes Vesperbild2) aus gelbem Sandstein. Über der Nische auf einem Balken zwei reliefierte Wappen, darunter die vierzeilige Inschrift. Der durch ein Foto aus den vierziger Jahren des 20. Jh. gut überlieferte Text sowie das rechte Wappen sind inzwischen äußerst stark verwittert. Erg. nach Foto LfD. H. 200, B. 97, Bu. 7 cm. Gotische Minuskel. anno · 1 · 4 · 9 · 8 · ha(n)t · de(r) · vest · ha(n)s [vo(n) sor/ge(n)l]och · vnd · ge[tz ·] gelthvs(eri)n · el[vde · disz · w/erck ·] de(m) · almichtige(n)a) · zv · lob · mach[e(n) · la/sze(n) · de(nen) · got · barm]herzig · sin · wol[le · ame(n)] Sorgenloch gen. Gensfleisch (Bettler3)) mit Wanderstab in der Rechten, Almosenschale in der Linken, wehendem Umhang und Gugel, das Feld bestreut mit sieben Kreuzchen); Gelthusen von der jungen Aben (3 übereinander gestellte Jagdhörner). Die sorgfältig und auffallend schlank gearbeitete Minuskel weist noch Reste der ehemaligen Füllung mit einer schwarzen Masse auf. Die „etwas steif und hart“4) wirkende Pietà fand in der kunstgeschichtlichen Literatur noch keine Beachtung, dürfte aber aufgrund der Herkunft der Stifter aus dem Mainzer Stadtpatriziat5) einer dortigen Werkstatt zuzurechnen sein. Die Stiftung dieses Andachtsbildes für die damals gerade fertiggestellte Biebelsheimer Kirche6) dürfte sich wohl daraus erklären, daß der vermutlich in Bodenheim bei Mainz wohnende Johann von Sorgenloch zu dieser Zeit unter anderem auch als Amtmann in den benachbarten kurmainzischen Ämtern Nieder-Olm und Neu-Bamberg fungierte. Über seine Mutter Odilgen Gensfleisch gen. Gutenberg war Johann ein entfernter Neffe des berühmten Buchdruckers. Nach dem Tod seiner Frau Getze Gelthausen (vor 1506) heiratete er ein zweites Mal, starb im Jahr 1513 und wurde im Mainzer Zisterzienserinnen-Kloster Dalheim7) begraben. Sic! Vgl. Denkmalpflege 1984, 162. Zum heutigen Zustand vgl. die Abb. bei Nikitsch. – Die Plastik zeigt den von Leiden und Tod gezeichneten Leichnam Christi auf dem Schoß seiner trauernden, mit Haube und faltenreichem Gewand bekleideten Mutter. Typisch für das 15. Jh. ist die fast waagerecht nach vorn gedrehte, vorweisende Haltung des Körpers (vgl. dazu LCI 4, 455). Vgl. dazu Heinemann. So Spang. Vgl. zum Folgenden Gustav Freiherr Schenk zu Schweinsberg, Genealogie des Mainzer Geschlechts Gänsfleisch, in: FS zum fünfhundertjährigen Geburtstage von Johann Gutenberg, hg. von O. Hartwig. Mainz 1900, v.a. 92 und 105ff. sowie dort die Stammtafel Nr. II. Vgl. Nr. 182 von 1496. Vgl. DI 2 (Mainz) Nr. 1095 (mit Abb.). LfD, Fotoarchiv, Neg.-Nr. 23185 (Nachlaß Spang). F. Spang, Biebelsheim und sein altes Vesperbild, in: Kath. Kirchenkalender der Pfarreien des Dekanates Bingen 27 (1947) 35 (mit Abb.). G. Heinemann, Naheländischer Beiklang zum Gutenberg-Gedenken. Ein Gensfleisch-Wappen des Hans von Sörgenloch an der Biebelsheimer Kirche, in: NK (1954) 95 (mit Abb. S. 94). Gerten, Chronik mit Abb. S. 78. Nikitsch, Zeugen mit Abb. S. 25. Lipps, Entdeckungsreisen 74. 7380 408 di034mz03k0019007 di034-0190 1 Pleitersheim, Evang. Kirche 1498-01-01 1498-12-31 1498AAA0000000B3 1498? 0 Namensbeischrift eines Heiligen auf einem 1942 entdeckten und 1951 endgültig freigelegten und wiederhergestellten Wandgemälde1) der kleinen Dorfkirche. Die rotgerahmten Wandmalereien nehmen die obere Hälfte der geraden Ostwand und die jeweils anschließenden Teile der Süd- und Nordwand ein. In der Ostwandmitte2) ist eine Kreuzigungsgruppe zu sehen, umgeben von den Einzelfiguren der 14 Nothelfer. Der hl. Blasius erscheint als erste Figur auf der Nordseite rechts oben, die zugehörige Beischrift soll sich rechts von ihm auf der linken Ostseite neben dem Nimbus des hl. Cyriakus befunden haben3). Die auf älteren Fotos noch gut lesbare Inschrift ist heute nicht mehr zu erkennen. Nach Foto LfD. blasivs Trotz guter ikonographischer Gründe einer Datierung nach der Mitte des 15. Jahrhunderts4), dürften die Fresken zwischen 1496 und 14985), dem Jahr der Kirchweihe, entstanden sein. Der Auftraggeber6) war wohl das benachbarte, als Bauherr fungierende Augustiner-Chorherrenstift Pfaffen-Schwabenheim oder Kloster Eberbach im Rheingau als Patronatsherr. Der seit Mitte des 15. Jahrhunderts von Franken ausgehende Nothelferkult fand in der Nordpfalz7) nur geringe Verbreitung. Vgl. dazu Denkmalpflege und Arens, pass. Vgl. dazu ausführlich Jakob 6ff. und Sobel 299f. So die schlüssige Zuordnung von Sobel 300 gegen die ältere Literatur, die Cyriacus mit Blasius identifiziert. So Arens. Vgl. Nr. 182 von 1496. Vgl. dazu Gerten, Chronik 146. Vgl. dazu B. Schnabel, Die Verehrung der vierzehn Nothelfer in der Pfalz, in: NG 65 (1985) Nr. 2, 25-32; 66 (1986) Nr. 4, 73-80; 67 (1987) Nr. 4, 82ff. LfD, Fotoarchiv Inv.-Nr. 51/1051. Arens, Wandmalereien 345f. (erw.) – Denkmalpflege 4 (1951/52) 159-61 (erw.). Jakob, Pleitersheim 6 (erw.). Spang, Fresken 69 (Abb.). Glatz, Wandmalereien 308 (erw.). Sobel, Nothelferdarstellungen 300 (erw.). 7382 408 di034mz03k0019106 di034-0191 0 Bad Kreuznach-Winzenheim, Kath. Kirche (aus Vorgängerkirche der Kath. Pfarrkirche Bretzenheim) 1451-01-01 1500-12-31 1500ABD0000000A3 2.H.15.Jh. 5 Taufstein mit Namensinschriften der vier Evangelisten, ehemals vor dem Liebfrauenaltar des Vorgängerbaus1) der 1789 neu errichteten katholischen Pfarrkirche Mariä Geburt zu Bretzenheim. Der Taufstein wurde nach 1589 außen vor die Kirche gesetzt, später nach Winzenheim gebracht und in einem Garten vergraben, dort 1842 wiederaufgefunden und in die 1819 erbaute katholische Kirche St. Peter überführt und im westlichen Vorraum aufgestellt. Achtseitige, ehemals mit einem runden Kupferbecken2) versehene Kuppa aus weißgelbem Sandstein mit profilierter Randzone, die einzelnen Felder abwechselnd mit flachreliefierten Evangelistensymbolen und krautigem Ast- bzw. Blattwerk gefüllt3). Die Beischriften befinden sich buchstabenweise weit auseinandergezogen auf den von den Figuren ausgehenden, stark gewundenen Spruchbändern. Insgesamt gut erhalten, kleinere Schäden am Rand. Der gedrungene Taufsteinsockel ist neu. H. 60 (Kuppa), Dm. 110, Bu. 3 cm. Gotische Minuskel. s(anctvs) matevs // s(anctvs) lucasa) // s(anctvs) marcvs // s(anctvs) iohannes Der durch den damaligen Bretzenheimer Ortsherren Graf Emich von Daun-Falkenstein4) zweckentfremdete Taufstein stellt den letzten erhaltenen, mit Inschriften versehenen, spätgotischen Vertreter seiner Art5) im Bearbeitungsgebiet dar, dessen Bedeutung durch die etwas derb ausgeführten Reliefs kaum geschmälert wird. Hinter dem l ein dreiecksförmiges Zeichen. Vgl. dazu und zum Folgenden Heldmann, Bretzenheim 22 und Kdm. 437. Er fand als Futterkessel in einem gräflichen Viehstall Verwendung; vgl. Heldmann ebd. Dadurch könnte er dem unter Wormser Einfluß geprägten Astwerk-Typus (vgl. DI 29, Worms Nr. 307) zuzurechnen sein, dagegen kaum dem von Mainz abhängigen Maßwerk-Typus, vgl. dazu ausführlich O. Böcher, Spätgotische Taufsteine des Kreises Alzey, in: Alzeyer Geschichtsbll. 3 (1966) pass. Vgl. Heldmann, Bretzenheim 22. Vgl. zum ebenfalls spätgotischen, allerdings unbeschrifteten Sobernheimer Taufstein K. Otte, Taufsteine im Raum der rheinischen Kirche, in: MEKgR 32 (1983) 201f und zum Frei-Laubersheimer Exemplar Böcher (wie Anm. 3) 51ff. Kdm. Abb. 327. Ruser/Dellwing, Bad Kreuznach 279 (Abb.). 7384 408 di034mz03k0019205 di034-0192 1 Eckenroth, Evang. Kirche 1451-01-01 1500-12-31 1500ABD0000000A3 2.H.15.Jh. 0 Glocke mit Spruchinschrift; Verlust vermutlich aufgrund der Glockenabgabe1) des 2. Weltkrieges. Text in „schlecht gegossener Minuskelinschrift“. Nach Kdm. Dm. 49,5 cm. Gotische Minuskel. hilf got den luden2) amen Die Datierung orientiert sich an der vergleichbaren, erhaltenen Glocke in St. Johannisberg3), die als Glockenspruch diese nur vereinzelt nachzuweisende Bitte um Hilfe für die Leidenden trägt. In der Liste der Glocken von 1942 wird ihre Inschrift noch überliefert, zudem wird sie in der Kreishandwerkerliste unter der Leitziffer 15/22/175 B aufgeführt, mehr als ihr Gewicht (60 kg) wird dort jedoch nicht verzeichnet; freundliche Mitteilung von Frau Deckelnick, Germanisches Nationalmuseum Nürnberg (Deutsches Glockenarchiv), vom Dezember 1989. Wohl mit „Leidenden“ zu übersetzen. Vgl. Nr. 194. Zimmermann, Glocken 35. Kdm. 166. Liste der Glocken (1942) 2. 7385 408 di034mz03k0019304 di034-0193 1 Hahnenbach, ehem. Simultankapelle 1451-01-01 1500-12-31 1500ABD0000000A3 2.H.15.Jh. 0 Glocke mit Spruchinschrift, im Juli 1917 zu Kriegszwecken abgeliefert und eingeschmolzen1). Vermutlich kleine Glocke mit einzeiliger Umschrift zwischen einfachen Rundstegen, als Worttrenner dienen Rosetten. Vor der Vernichtung der Glocke wurde von der Inschrift ein Abklatsch angefertigt2). Nach Abklatsch. Bu. 2,5 cm. Gotische Minuskel. o · rex · glorie · veni · cvm · pace Die kurze Inschrift zeigt ein bemerkenswertes, auf die Ablösung der gotischen Minuskel durch die Fraktur hinweisendes mandelförmiges o. Der Spruch stellt einen im späten Mittelalter vor allem auf Glocken weitverbreiteten Friedensruf dar3). Die Glocke stammt aus der im 14. Jahrhundert erbauten, im Jahr 1627 renovierten4) und 1882 aufgrund der Überschwemmung von 18755) wegen Einsturzgefahr abgerissenen, simultan genutzten ehemaligen Nikolauskapelle. Bis zu ihrem Ende fand sie als Gemeindeglocke im Back-, Spritzen- und Kelterhaus Verwendung6). Vgl. Klein, Chronik Hahnenbach, 162. An ihrer Stelle wurde 1927 eine neue Glocke gegossen (ebd. 247), die heute in der evang. Kapelle hängt (ebd. 382f.). Schloßparkmuseum Bad Kreuznach; vgl. Einleitung XL Anm. 126. Vgl. Walter, Glockenkunde 162ff. Nach Lehfeldt, der die alte Kirche noch gesehen zu haben scheint, befand sich diese (heute verlorene) Jahreszahl über den „spätestgothischen Fenstern“ eingehauen. Eine zweite, noch erhaltene Glocke von 1548 erhielt die evang. Kirchengemeinde, vgl. Nr. 294. Vgl. die Berichte in: Die Wassersnoth in Kirn, auf dem Hunsrücken und an der Mosel in der Nacht vom 4. zum 5. August 1875. Kreuznach 1875, 11 sowie Klein, Chronik Hahnenbach 45f. und 69f. Vgl. Klein, Chronik Hahnenbach, 74f. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 347. Schloßparkmuseum Bad Kreuznach, Inv.-Nr. Gl 5, 1-2 (Abklatsch). 7389 408 di034mz03k0019403 di034-0194 0 St. Johannisberg, Evang. Kirche 1451-01-01 1500-12-31 1500ABD0000000A3 2.H.15.Jh. 3 Glocke mit Spruchinschrift. Noch vor wenigen Jahren im Glockenstuhl, jetzt auf dem Fußboden vor dem linken Chorpfeiler (Plan Nr. 5). Einzeilige Schulterumschrift zwischen einfachen Rundstegen. Als Worttrenner dienen Sternchen. Gewicht1) 70 kg. H. (m. Kr.) 55, Dm. 48, Bu. 3 cm. Gotische Minuskel. + hilf · got · den · liden2) · amen · Auffallend ist die Bildung des t mit gespaltenem Oberteil und beiderseits durchgezogenem Mittelbalken, dessen senkrecht nach unten verlängerte Enden hakenförmig auslaufen. Datierung nach Sprach- und Schriftformen. Dieser seltene Spruch mit der Bitte um Hilfe konnte bislang nur auf einer Glocke aus Heyweiler3) und der verlorenen aus Eckenroth4) nachgewiesen werden. Nach Verzeichnis 81, das im übrigen als Gußjahr 1450 angibt. Wohl mit „Leidenden“ zu übersetzen. Vgl. Kdm. Rhein-Hunsrück-Kreis 1, 393. Vgl. Nr. 192. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 326 (verderbt). Zimmermann, Glocken 35. Kdm. 341. Fröhlich/Zimmermann, Stiftskirche 27. 7390 408 di034mz03k0019502 di034-0195 0 Odernheim am Glan (aus Kl. Disibodenberg) 1451-01-01 1500-12-31 1500ABD0000000A3 2.H.15.Jh. 0 Glocke mit Bibelspruch. Sie hängt fast unzugänglich im kleinen Dachreiter des Rathauses. Die Glocke wurde im Jahr 1612 zusammen mit zwei weiteren Exemplaren1) dem benachbarten, im Jahr 1559 aufgehobenen Zisterzienserkloster Disibodenberg entnommen und der reformierten Kirche in Odernheim zur Verfügung gestellt2). Nach einigen Standortwechseln innerhalb des Ortes gelangte die gut erhaltene Glocke an ihren heutigen Platz3). Kleine Glocke mit einzeiliger Umschrift zwischen einfachen Rundstegen, darunter ein Rundbogenfries mit hängenden Blüten. Auf der Flanke befinden sich gegenüberliegend zwei etwa 6 cm hohe Reliefs mit dem Gekreuzigten. Als Worttrenner dienen Sternchen und paragraphenförmig durchgezogene Rauten. H. 57, Dm. 74, Bu. 3 cm. Gotische Minuskel. ·a) ave · maria ·b) gratia · plena · dominvs · tecvmc)4) Der auf mittelalterlichen Glocken weitverbreitete Mariengruß5) ist gleichzeitig ein Zeichen der vorrangig in Zisterzienserklöstern geübten Marienverehrung. Die von Kraus vorgeschlagene, eine frühe Entstehung suggerierende Datierung „kaum vor 1370“ ist mit Sicherheit wesentlich zu früh angesetzt; zudem stammt die bisher älteste, sicher datierte Glocke des Bearbeitungsgebietes mit gotischer Minuskel aus dem Jahr 1428. Sowohl die Gestaltung der Zierelemente als auch das mandelförmige o in dominus legen eher die hier vorgenommene Datierung in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts nahe. Zudem erscheint eine Verwandtschaft der unsignierten und undatierten Glocke mit der ebenfalls vom Kloster Disibodenberg stammenden, von Meister Jacob Ott aus Kreuznach gegossenen Glocke von 1454 nicht ausgeschlossen, da sie ebenfalls die entsprechenden Zierelemente (vor allem den Christuskopf zu Beginn der Inschrift) aufweist. Textbeginn nach einem reliefierten Medaillon mit wohl nimbierten Antlitz Christi (vera ikon); vgl. dazu Nr. 129 von 1454. Dieser Worttrenner ist singulär als Blüte gestaltet. m aus den Einzelbuchstaben i und n gebildet. Vgl. Nr. 69 von 1387 mit Anm. 1. – Zum Jahr 1556 werden zudem zwei weitere, in den beiden Tortürmen hängende Glocken erwähnt, vgl. dazu Schworm, Odernheim am Glan und Disibodenberg 149. Vorausgegangen waren zahlreiche Bittgesuche seitens der Odernheimer an die pfalz-zweibrückische Herrschaft; vgl. zu diesen Vorgängen ausführlich Schworm, Odernheim am Glan und Disibodenberg 171ff. Vgl. ebd. 175f. Lc. 1,28. Mit deutlichem Schwerpunkt im 15. Jh., vgl. die lange Liste bei Walter, Glockenkunde 174f. Kraus, Pfälzische Glockenkunde 2 (1895) 13. Schworm, Glocken 11. Schworm, Odernheim am Glan und Disibodenberg 176. 7392 408 di034mz03k0019601 di034-0196 0 Winterburg, Evang. Kirche 1451-01-01 1500-12-31 1500ABD0000000A3 2.H.15.Jh. 4 Glocke mit Bibelspruch. Hängt im Glockenstuhl der anstelle einer alten Margarethen-Kapelle 1784 neu erbauten Pfarrkirche. Kleine Glocke mit einzeiliger Umschrift zwischen einfachen Rundstegen, darunter ein Rundbogenfries mit eingelegtem Maßwerk und hängenden Blüten. Auf dem Mantel kleines Relief eines feuerspeienden Drachen1). Die Henkel sind mit Kordeln verziert. Als Worttrenner dienen Rauten und Kreuzchen. Gewicht2) 100 kg. H. 45 (o. Kr.), Dm. 55, Bu. 2,5 cm. Gotische Minuskel. + ave maria + gracia · plena3) · kommen vsa) Da der marianische Gruß bereits seit dem 13. Jahrhundert4) auf Glocken nachweisbar ist, richtet sich die Datierung nach der Glockenzier und der gut entwickelten Minuskel. Der Drache ist auch das Symbol der hl. Margaretha (von Antiochien)5) und könnte somit auf das entsprechende Patrozinium der 1388 erstmals erwähnten und 1776 abgerissenen Vorgängerkirche hinweisen. Lehfeldt liest commenvs, Zimmermann commenus, Kdm. komme uns; Jörg Poettgen, Overath, nimmt dagegen in Fortführung des Bibelspruches ein verderbtes dominvs [tecvm] an; freundlicher Hinweis vom 11. Mai 1992. Umzeichnung bei Zimmermann 36. Angabe nach Verzeichnis 81. Lc. 1,28. Vgl. die zahlreichen Nachweise bei Walter, Glockenkunde 174ff. Vgl. LCI 7, 494ff. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 345. Zimmermann, Glocken 35. Kdm. 345. Liste der Glocken (1942) 9. Beiträge zur Heimatkunde des Amtes Winterburg, der „hinteren Grafschaft Sponheim“ und der amtszugehörigen Gemeinden, hg. von der AG der Lehrer an den Volksschulen des Amtes Winterburg. Masch.schr. Arbeit o.O., o.J. (um 1956), 38. H. Finzel, Die Kirchenglocken der evangelischen Pfarrei Winterburg, in: GuH v. 22. März 1992 (Nr. 12) 8 mit Abb. 7394 408 di034mz03k0019700 di034-0197 0 Gebroth, Evang. Kirche 1451-01-01 1500-12-31 1500ABD0000000A3 2.H.15.Jh. 2 Meßkelch mit Namensinschrift. Silbervergoldeter Kelch1) mit glatter Kuppa und einem mit vertieft gearbeitetem Maßwerk verzierten Nodus, darauf fünf rautenförmige Rotuli mit einzelnen, leicht erhaben gestalteten Buchstaben. Auf der (später hinzugefügten?) runden Fußplatte graviertes Weihekreuz. H. 19, Dm. 9,5 (unten), 12 (oben), Bu. 0,8 cm. Gotische Minuskel, erhaben. m a r i a Die Namensinschrift dürfte sich auf das Marienpatrozinium der im 14. Jahrhundert erstmals genannten und 1426 als Pfarrkirche2) bezeichneten Vorgängerkirche beziehen. Die heutige Kirche wurde in den Jahren 1905/06 errichtet. In einem 1785 angefertigten Verzeichnis der Gebrother vasa sacra erstmals erwähnt, vgl. J. Polke, Die Aufzeichnungen des Pfarrers Carl Ludwig Born (1785-1792) über die Pfarrei Gebroth, in: MEKgR 32 (1983) 97. Vgl. Seibrich, Entwicklung 175f. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 293. Kdm. 169. 7395 408 di034mz03k0019809 di034-0198 0 Waldböckelheim, Marienpforter Hof 1401-01-01 1500-12-31 1500ABE0000000A3 15.Jh. 4 Grabplattenfragment aus dem ehemaligen Wilhelmitenkloster Marienpfort; um 1567 zerschnitten und als Sockel des obersten Fensters in den damals neu errichteten Treppenturm verbaut, bisher unbekannt (Plan Nr. 49). Teil einer grauweißen Sandsteinplatte mit Umschrift zwischen Linien. H. 86, B. 26, Bu. 5 cm. Gotische Minuskel. [.....] · cuius · anima · requie[scat · in ...] Bei dem Fragment handelt es sich um ein Teil der linken Leiste mit dem üblichen Segenswunsch. 7396 408 di034mz03k0019905 di034-0199 0 Waldböckelheim, Marienpforter Hof 1401-01-01 1500-12-31 1500ABE0000000A3 15.Jh. 4 Grabplattenfragment aus dem ehemaligen Wilhelmitenkloster Marienpfort; um 1567 zerschnitten und als oberste Stufe im damals erbauten Treppenturm verwendet, bisher unbekannt (Plan Nr. 48). Oberer Teil einer Sandsteinplatte mit Umschrift zwischen Linien, rechte Leiste verdeckt, linke beschnitten, im Mittelfeld schildförmige Vertiefung für einen Wappeneinsatz aus Metall. Stark abgetreten. H. 170, B. 55, Bu. 6 cm. Gotische Minuskel. + Anno · d(omi)ni · m [...] unkenntlich. Die aufwendige Gestaltung des verlorenen Wappens läßt auf einen sozial höher stehenden Verstorbenen schließen. 7397 408 di034mz03k0020002 di034-0200 0 Waldböckelheim, Marienpforter Hof 1401-01-01 1500-12-31 1500ABE0000000A3 15.Jh. 0 Grabplattenfragment aus dem ehemaligen Wilhelmitenkloster Marienpfort; um 1567 zerschnitten und als Stufe im damals erbauten Treppenturm verwendet, bisher unbekannt (Plan Nr. 28). Teil einer Sandsteinplatte mit Umschrift zwischen Linien, sehr abgetreten. H. 170, B. 51, Bu. 5,5 cm. Gotische Minuskel. [.....] d(i)c(t)i vlrici militis de [.....]a) i(n) pa[ce] Bei dem Fragment handelt es sich um die linke Seite der Grabplatte mit einem großen Teil der linken Leiste. Trifft die vorliegende, wegen der starken Beschädigungen eher hypothetische Lesung zu, war die Grabinschrift für eine adelige Frau oder Witwe gedacht, die mit einem Ulrich genannten Ritter verheiratet war. Die noch sichtbaren Buchstabenreste lassen keine sinnvolle Ergänzung zu. 7400 408 di034mz03k0020100 di034-0201 0 Waldböckelheim, Marienpforter Hof 1401-01-01 1500-12-31 1500ABE0000000A3 15.Jh. 1 Fragment einer Grabplatte für einen Ritter Wolf von Sponheim aus dem ehemaligen Wilhelmitenkloster Marienpfort; um 1567 zerschnitten und als Stufe im damals errichteten Treppenturm verbaut (Plan Nr. 22). Teil einer Sandsteinplatte mit Umschrift zwischen Linien, die größtenteils von der darüberliegenden Stufe verdeckt wird. Als Worttrenner dienen große Quadrangeln. H. 195, B. 53, Bu. 6 cm. Gotische Minuskel. [.....] · miles · wolff · de · sp(onheim) [.....] Die Wolf von Sponheim, denen das Wilhelmitenkloster als bevorzugte Begräbnisstätte diente, waren natürliche Nachkommen der Grafen von Sponheim1). Vgl. Möller, Stammtafeln NF II 98. Kdm. 411. 7401 408 di034mz03k0020208 di034-0202 0 Waldböckelheim, Marienpforter Hof 1401-01-01 1500-12-31 1500ABE0000000A3 15.Jh. 1 Grabplattenfragment aus dem ehemaligen Wilhelmitenkloster Marienpfort; um 1567 zerschnitten und als Stufe im damals errichteten Treppenturm verbaut, bisher unbekannt (Plan Nr. 18). Nicht näher zu bestimmender Teil einer Sandsteinplatte mit Umschrift zwischen Linien und leerem Mittelfeld, stark abgetreten. Der kleine Rest der schwer lesbaren Inschrift wird von der darüberliegenden Stufe zum Teil verdeckt. H. 190, B. 49 cm. Gotische Minuskel. [.....] · wallheym [.....] Die Lesung des nicht identifizierten Orts- oder Personennamens ist unsicher. 7403 408 di034mz03k0020306 di034-0203 0 Waldböckelheim, Marienpforter Hof 1401-01-01 1500-12-31 1500ABE0000000A3 15.Jh. 1 Grabplattenfragment aus dem ehemaligen Wilhelmitenkloster Marienpfort; um 1567 zerschnitten und als Stufe im damals errichteten Treppenturm verbaut, bisher unbekannt (Plan Nr. 17). Teil einer Sandsteinplatte mit Umschrift zwischen Linien, die zum großen Teil von der darüberliegenden Stufe verdeckt wird. Mittelfeld abgetreten. H. 180, B. 43, Bu. 6,5 cm. Gotische Minuskel. [.....]risa) · obiit · [.....]b) Bei dem Fragment handelt es sich wohl um die rechte Seite der Grabplatte. Genitivform eines entsprechend zu ergänzenden Monatsnamen. Noch erkennbar sind die unteren Teile einiger Buchstaben. 7404 408 di034mz03k0020404 di034-0204 0 Waldböckelheim, Marienpforter Hof 1401-01-01 1500-12-31 1500ABE0000000A3 15.Jh. 0 Grabplattenfragment aus dem ehemaligen Wilhelmitenkloster Marienpfort; um 1567 zerschnitten und als Stufe in den damals errichteten Treppenturm verbaut, bisher unbekannt (Plan Nr. 13). Teil einer Sandsteinplatte mit Umschrift zwischen Linien, stark abgetreten. H. 176, B. 47, Bu. 7 cm. Gotische Minuskel. [..... ....]a) de · [.....]a) Einzelne Buchstabenreste erkennbar. 7406 408 di034mz03k0020502 di034-0205 0 Waldböckelheim, Marienpforter Hof 1401-01-01 1500-12-31 1500ABE0000000A3 15.Jh. 2 Fragmente einer Grabplatte für eine Edelfrau aus dem ehemaligen Wilhelmitenkloster Marienpfort; um 1567 zerschnitten und als Stufen in den damals errichteten Treppenturm verbaut, bisher unbekannt. Stark abgetretene Teile einer großen Platte aus Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, im Mittelfeld in Ritzzeichnung unter Maßwerk weibliche Figur in langem, faltenreichen Gewand. Fragment I (Plan Nr. 5) zeigt die rechte, Fragment II (Plan Nr. 4) die linke Seite mit abgetretener, unkenntlicher Inschrift. H. 174, B. 74, Bu. 6,5 cm. Gotische Minuskel. [.....]a) · vxo[r ...] Aufgrund der Ritzzeichnung gibt es an der Zusammengehörigkeit beider Fragmente keinen Zweifel. Buchstabenreste erkennbar. 7407 408 di034mz03k0020600 di034-0206 1 Oberhausen bei Kirn, Evang. Kirche 1401-01-01 1500-12-31 1500ABE0000000A3 15.Jh. 0 Kelch mit Spruchinschrift. Noch 1886 erwähnt, bei Kdm. nicht mehr aufgeführt, heutiger Verbleib unbekannt1). Die Inschrift befand sich unter dem Sechspaßfuß des spätgotischen, am Knauf mit Würfelchen versehenen Meßkelches aus vergoldetem Silber. Schrift wohl gotische Minuskel. Nach Lehfeldt. o fili dei miserere mei2) O Sohn Gottes erbarme dich meiner. Knittelvers. Die biblische Vorlage „Jesu, fili David“ wurde (wegen des Reimes?) zu o fili dei abgeändert. Freundliche Mitteilung von Herrn Pfarrer W. Wengenroth, Hennweiler. Wohl nach Lc. 18,38. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 315. 7412 408 di034mz03k0020708 di034-0207 0 Odernheim am Glan, Evang. Pfarrkirche (aus Kl. Disibodenberg) 1401-01-01 1500-12-31 1500ABE0000000A3 15.Jh. 4 Beischrift zur Markierung der „Länge Christi“. Eingehauen auf mehreren, nachträglich als Bausteine verwendeten Quadern an der Südseite der Kirche rechts neben dem Südportal. Die Steine stammen aus der Westfassade der Kirche des benachbarten Klosters Disibodenberg1), aus der sie im Jahr 1738 ausgebrochen und zum Neubau der damaligen reformierten Kirche verwendet wurden2). Der heutige Standort der Inschrift war bisher unbekannt. Insgesamt vier (bzw. fünf3) nebeneinander gesetzte, unterschiedlich breite Quader aus gelblichem Sandstein mit einer in der Mitte eingehauenen, die Länge Christi darstellenden Linie; darüber auf dem ersten, dritten und vierten (bzw. fünften) Quader die Inschrift. Die Buchstaben sind wohl noch mit dem alten Verputz gefüllt, der erst im Jahr 1907 von den Außenmauern der Kirche entfernt wurde4). H. 45, B. 284 (insg.), Bu. 6 cm. Gotische Minuskel. longi/tvdo / cristia) Die jeweils durch einen markanten, vertikalen Abschlußstrich begrenzte Linie mißt etwa 196 cm und steht damit im Widerspruch zu dem von Helwich verschlüsselt angegebenen Maß von 256 cm5). Das einst an der Klosterkirche der Zisterzienser angebrachte Längenmaß dürfte ursprünglich auf den im 14. Jahrhundert durch die Palästinapilger aufgekommenen Brauch zurückzuführen sein, in Jerusalem die Länge des Grabes Christi – wohl des „Grabtroges“ in der Seitenwand der kleinen Grabkammer in der Grabkapelle6) – zu messen, um damit in Form von entsprechend langen, beschrifteten, schmalen Papierbändern heil- und schutzbringende Amulette zu gewinnen7). Daneben existierten andere Traditionen, die die Körperlänge Christi u.a. nach einem erstmals 1157 erwähnten silbernen Reliquienkreuz8), nach dem Maß auf einer Säule einer Bologneser Kirche9) oder nach den Angaben des apokryphen Lentulusbriefes (wohl 13. Jh.)10) berechneten. Über die Funktion der heiligen Längen an sakralen Bauten, die neben Schutz, Hilfe und Verehrung vielleicht noch anderen Zwecken dienten11), ist wenig bekannt; sie finden sich vereinzelt in Pfarr-, Stifts- und Klosterkirchen sowohl in Stein gehauen12) als auch als Wandmalerei13) oder als Ölgemälde14). Eine direkte Verbindung zu den im Mittelalter weitverbreiteten, der Grabkapelle in Jerusalem nachgebildeten Heiliggrabbauten läßt sich wohl nicht herstellen15). Da sich die sekundären Längenangaben je nach Quelle stets zwischen 165 und 210 cm bewegen, dürfte sich Helwich bei seiner Umrechnung geirrt haben. Die tatsächliche Länge des jerusalemischen Grabtroges scheint 201 cm zu betragen16), überliefert sind jedoch auch Angaben17) zwischen 162 und 208 cm. Helwich überliefert christi und gibt die gesamte Inschrift in Großbuchstaben (gotischen Majuskeln!) wieder. Helwich notierte sich die ungewöhnliche Inschrift am 24. Oktober 1615 mit der Bemerkung „ad templi introitum linea lapidi incisa cernitur, cum hac inscriptione...“. Vgl. Schworm, Odernheim am Glan und Disibodenberg 169. – Ein Großteil der Kirche (und der Häuser des Ortes) wurde mit zugehauenen Steinen und geigneter Bauplastik aus dem Klosterbereich erbaut. Der vierte Quader weist nur anfänglich eine, wohl später nachgezogene Kerbe auf, scheint also nicht dazuzugehören; die eigentliche Linie läuft demnach über vier Quader. Wie Anm. 2. Helwich gibt am Rand seines Manuskriptes eine ca. 16 cm lange Linie wieder, die „decies sexies repetita“ wohl der originalen Länge entsprechen soll. Vgl. dazu G. Dalman, Das Grab Christi in Deutschland (Studien über christliche Denkmäler NF 14). Leipzig 1922, 24. Vgl. dazu ausführlich A. Jacoby, Heilige Längenmaße. Eine Untersuchung zur Geschichte der Amulette, in: Schweizerisches Archiv für Volkskunde 29 (1929) 1-17 und 181-216, zu einem hessischen Beispiel O. Stückrath, Die Länge Christi, in: Nassauische Heimatbll. 16 (1912) 58-60, zu einem pfälzischen A. Becker, Pfälzer Volkskunde. Bonn 1925, 132, sowie zusammenfassend LThK 6 (1961) Sp. 785 und jüngst die Bestandsaufnahme von G. Otruba, Die Bedeutung „heiliger Längen“ im Rahmen der Kulturgeschichte insbesondere des österreichischen Raumes, in: Österreichische Zs. für Volkskunde XLVI/95 (1992) 181-200. Vgl. Jacoby (wie Anm. 7) 187. Vgl. ebd. 181f. sowie Baudenkmale III Anm. S. 131. Vgl. RGG 4 (1960) 318 und zu einer entsprechenden Umsetzung auf einem Mitte des 17. Jh. angefertigten Ölgemälde mit einer ebenfalls verschlüsselten Größenangabe DI 7 (Naumburg) Nr. 338. Möglicherweise spielte die Länge des Grabes, bzw. die Körpergröße Christi eine (unbewußte?) Rolle bei der Anfertigung der Grabplatten; so weisen etwa die auf dem Disibodenberg gefundenen Exemplare des 14. Jh. im Durchschnitt eine Länge von etwas über zwei Meter auf. Besonders schön an der den südlichen Kreuzgangflügel bildenden Außenwand der Kirche des Zisterzienserklosters Bebenhausen bei Tübingen, wo im Jahr 1492 neben der Länge des Grabes Christi (200 cm) auch die der Muttergottes (173 cm) angebracht und mit ausführlichen Inschriften versehen wurde (vgl. die Abb. bei E. Paulus, Die Cistercienser-Abtei Bebenhausen. Stuttgart 1886, 135). – In die Pfarrkirche Maria Rain bei Klagenfurt integrierte man noch Ende des 17. Jh. eine Grabkapelle, die am Ausgang zum Kirchenschiff auf zwei Steinen die Inschrift Ecce homo mensura Christi aufweist (vgl. Dehio-Handbuch Kärnten, bearb. von E. Bacher u.a., Wien 21981, 374). So in der Liebfrauenkirche zu Oberwesel an einem Pfeiler des Mittelschiffs mit der gemalten Beischrift Diß ist die lengde vnsers her(r)n ih(es)u chr(ist)i aus dem Ende des 15. Jh. (Freundliche Mitteilung von Frau Susanne Kern, Mainz, die demnächst ihre Dissertation über ‘Wandmalerei im Mittelrheingebiet‘ vorlegen wird). Ähnlich wie im vorliegenden Fall wird auf einem Ende des 16. Jh. angefertigten Ölbild in der Kirche zu Golmsdorf bei Jena (vgl. O. Mühlmann, Seltene Funde und Forschungen eines Denkmalpflegers. Nürnberg 1977, 52 mit Abb. 7) die Größenangabe verschlüsselt geboten: über einem 18,7 cm langen Stab steht die Inschrift Seine Lenge ist dieser Linien zehen. In der ehem. Zisterzienserabtei Neuberg in der Steiermark wird ein weiteres, um 1700 angefertigtes, „realistisches“ Ölgemälde des Leichnams Christi aufbewahrt, das laut Inschrift seine „wahre Länge“ wiedergibt (vgl. dazu Jacoby (wie Anm. 7) 187f.). Wie Anm. 6, pass. Ebd. 90. Vgl. Otruba (wie Anm. 7) 184. Helwich, Syntagma 442. Roth, Syntagma Sp. 10. L. v. Eltester, Cistercienser-Kloster Disibodenberg a.d. Nahe (LHAK 700, 30 Nr. 927). Kraus, Christliche Inschriften II Nr. 279. Baudenkmale III 131. Stanzl, Klosterruine 42. 7413 408 di034mz03k0020806 di034-0208 0 Hennweiler, Evang. Pfarrkirche 1401-01-01 1500-12-31 1500ABE0000000A3 15.Jh. 3 Namensbeischriften der vier Evangelisten im Gewöbe der Turmhalle (ehemals Chor der Stiftskirche), freigelegt und gesichert anläßlich der Renovierung der Kirche in den Jahren 1968-711). Die vier Kappen des Kreuzgewölbes sind mit Sternen, Rankenwerk und Blumen ausgemalt, darin jeweils ein Evangelistensymbol mit den beschrifteten, lebhaft geschwungenen Spruchbändern (eigentlich die Evangelien versinnbildlichenden Schriftrollen), insgesamt stark verblaßt. Gotische Minuskel, gemalt. [s]anct[us matheus]2) · sanctus iohannes · · s[anctus] · lucas · sanct[u]s marcus · Die Darstellung der Evangelistensymbole (Engel, Adler, Stier, Löwe) folgt den biblischen Visionsberichten, besonders Off. 4, 6-11; die Reihenfolge orientiert sich an der Rangordnung der Evangelisten3). Da die Ausschmückung der Chorgewölbe mit diesen Symbolen vornehmlich im Spätmittelalter weit verbreitet war und die teilweise nur noch schwach erkennbare Schrift keine typischen Datierungsmerkmale aufweist, läßt sich eine genauere zeitliche Einordnung nicht vornehmen. Vgl. Denkmalpflege 1974, 98. – Laut NN., Funde wurde bereits 1928 ein weiteres, die Kreuzigung Christi darstellendes Wandgemälde aufgedeckt und anschließend vernichtet. Vgl. dazu den Hinweis von Metternich, Instandsetzung 177. Von Osten her im Uhrzeigersinn aufgeführt. Vgl. LCI I (1968) 696ff. Füllmann/Ziemer, Hennweiler Abb. S. 15 (Detail). 7415 408 di034mz03k0020906 di034-0209 0 Hennweiler, Evang. Pfarrkirche 1401-01-01 1500-12-31 1500ABE0000000A3 15.Jh. 1 Glocke mit gereimter Bitt- und Weiheinschrift. Schwer zugängliche, oberste hintere Glocke im Glockenstuhl mit einzeiliger Schulterumschrift zwischen einfachen Rundstegen. Als Worttrenner dienen kunstvoll gestaltete vegetabile und ornamentale Symbole, die Kronenhenkel sind mit Kordeln geschmückt. Von der Inschrift existiert ein Abklatsch1). H. (o. Kr.) ca. 70, Dm. ca. 78 cm. Gotische Minuskel. o · rex · gloriose2) · poli · stephanitasa) · linqvere · noli · qvibvs · voce · pia · vota · sv(m) · stepha(n)ia · O ruhmreicher König des Himmels, verlasse die Stephaniten nicht, durch3) die ich, Stephania, mit frommen Klang geweiht wurde. Paarreime. Der aus zwei dreihebigen Paarreimen bestehende Text zeigt als Besonderheit ein mandelförmiges o. Die eigenwillige Inschrift dürfte sich auf die dem hl. Stephan geweihte, im Jahr 1790 abgebrochene Vorgängerkirche des 13. Jahrhunderts beziehen. Da jedoch ihr Turm erhalten blieb, befindet sich die Glocke wohl noch an ihrem ursprünglichen Standort3). Je nach Übersetzung sind mit stephanites die gesamte Gemeinde4) der Stephans-Kirche bzw. die seit 1332 eingesetzten vier Stiftsherren5) gemeint, die auch für den individuellen Text der Inschrift verantwortlich gewesen sein dürften. Gebräuchliche denominale Ableitung aus dem latinisierten griechischen Eigennamen ‘Stephanus‘ – die Stephaniten; freundlicher Hinweis von Dres. Luise und Klaus Hallof, Berlin. Schloßparkmuseum Bad Kreuznach; vgl. Einleitung XL Anm. 126 Inschriftenbeginn in Anlehnung an den im späten Mittelalter weit verbreiteten Glockenspruch „o rex glorie veni cum pace“; vgl. dazu ausführlich Walter, Glockenkunde 162ff. Möglich wäre auch die Übersetzung „für“. Vgl. die zweite Glocke von 1428 (Nr. 113). Im Gerichtssiegel des Ortes erscheint der hl. Stephan, vgl. Kdm. 179 und Füllmann/Ziemer, Hennweiler 20 (Abb.). Vgl. Seibrich, Entwicklung 215. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 297. Ohlmann, Hennweiler Nr. 3 (nach Lehfeldt). Kdm. 182. Liste der Glocken (1942) 3. Schloßparkmuseum Bad Kreuznach, Inv. Nr. Gl 6, 1-3 (Abklatsch). 7417 408 di034mz03k0021009 di034-0210 0 Frei-Laubersheim, Kath. Pfarrkirche St. Mauritius 1401-01-01 1500-12-31 1500ABE0000000A3 15.Jh. 1 Glocke mit Bibelparaphrase. Nördliche Glocke im noch erhaltenen Westturm der 1790 abgerissenen romanischen Kirche1), bisher unpubliziert. Große Glocke mit einzeiliger Schulterumschrift zwischen Kordelstegen, darunter über jeweils einem Sternchen Relief des Gekreuzigten und gegenüberliegend das der Muttergottes mit Kind. Als Worttrenner der stark verschmutzten Glocke dienen Sternchen. H. ca. 100 (o. Kr.), Dm. ca. 100, Bu. 3 cm. Gotische Minuskel. · osanna · filio · david · benedictvs · qvi · venit · in · nomine · domini · gloria · in · eccelisa)2) Hosanna dem Sohne Davids! Gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn, Ehre in der Höhe. Der Jesus Christus verherrlichende, wohl aus drei unterschiedlichen Bibelstellen komponierte Spruch ließ sich bisher als Inschriftentext auf Glocken nicht nachweisen. Sic! für excelsis. Vgl. dazu Gersten, Chronik 93ff. Dem Text liegen drei Evangelistenstellen zugrunde: Mt. 21,9 / Mc. 11,10 / Lc. 19,38. 7418 408 di034mz03k0021107 di034-0211 1 Simmertal, Evang. Kirche 1401-01-01 1500-12-31 1500ABE0000000B3 15.Jh.? 0 Namensinschrift auf einem silbervergoldeten, etwa 500 Gramm schweren Kelch. Im Zuge der Metallabgabe 1943 abgeliefert und wohl eingeschmolzen1). Aussehen unbekannt. Nach Archiv. maria Die Datierung dieses bisher unbeachtet gebliebenen Kelches orientiert sich an vergleichbaren, in gotischer Minuskel gearbeiteten Inschriften in diesem Zeitraum2) und an der sicher zu früh angesetzten Einordung um „1400?“ durch den letzten Augenzeugen. Laut eines anläßlich der kriegsbedingten „Metallabgabe“ am 22. Januar 1943 durch den damaligen Pfarrer Spier aufgestellten Inventars der Kirche (Pfarrarchiv 71/1-5). – Die Spur dieses Kelches läßt sich anhand weiterer Inventare aus dem 19. Jh. (ebd. 91-1, fol. 1r) bis ins Jahr 1735 verfolgen (ebd. 91-2). Dort wird zudem ein heute ebenfalls nicht mehr vorhandenes, „klein silbernes inwendig übergüldetes Hostien=Schusselgen bezeichnet mit den Buchstaben I. K.“ erwähnt. Ferner erscheint im Kirchenbesitz eine große, wohl 1924 umgegossene Glocke aus dem Jahr 1501, allerdings ohne die vermutlich vorhandene Inschrift zu überliefern (ebd. 71/1-3-2). Vgl. etwa Nr. 197. Archiv der Evangelischen Kirchengemeinde Simmertal, 71/1-5. 7420 408 di034mz03k0021205 di034-0212 0 Bretzenheim, sog. Eremitage (Antoniusklause) 1043-01-01 1500-12-31 1500BBE8957AABB3 (1043)/15.Jh.? 0 Jahreszahl mit Namensinschrift auf einer Reliquienkasette. Aufgefunden am 14. September 1716 im „sepulchro sacrarii“ eines „lange Zeith verborgen gelegene(n) Althar(s) ... in deme ersten auff der linken Seithen im Felsen eingehawene(n) gegen Sonn=Aufgang lauffenden Bogen“1) der seit dem Jahr 15672) durch einen Erdrutsch verschütteten Felsenkapelle der Einsiedelei, vermutlich bereits lange vor 19283) verschollen. Das kleine, aus Blei gefertigte Kästchen war in den Altar eingelegt und wurde dort von einem „viereckigen mit Creutzlein marquierte(n)“4) Stein verschlossen. Die Jahreszahl war oben auf dem mit mehreren Weihekreuzchen versehenen Deckel des Bleikästchens gleichmäßig „eingeschnitten“, unten am Boden konnte man von außen die ebenfalls eingravierte Namensinschrift lesen. Bei der Öffnung des Kästchens fanden sich im Innern „fünff klein stücklein hl. Gebeine und ein Anzeichen etlicher mehreren species, welcher aber wie ein nasser Staub oder asch geschienen“ vor. Nach Wagner5). Gotische Minuskel. · mo · xliiio · // Petrus Franz de Hedesheim Bei korrekter Überlieferung bietet sich als Auflösung der Jahreszahl das Jahr 1043 an. Da sich dieser Befund jedoch weder mit der Schriftart noch mit der beigeschrieben Namensform in Übereinstimmung bringen läßt, ist davon auszugehen, daß Zahl und Inschrift in dem für die gotische Minuskel charakteristischen Zeitraum, also wohl im 15. Jahrhundert, angebracht worden waren. Über Petrus Franz von (bzw. aus) Heddesheim, den mutmaßlichen Verfasser oder Auftraggeber der Inschriften, ist nichts bekannt. Es dürfte sich also um eine nachgetragene Memorialinschrift handeln, die auf ein älteres, damals bekanntes Weihedatum des Altars Bezug genommen haben könnte, wobei das Bleikästchen mit den Reliquien durchaus aus dieser Zeit stammen kann. Dies wird auch durch die gut bezeugte Lage des Kästchens unterstützt, das „vorn an dem Althar neben an der seithe, woe (!) die Evangelia pflegen gelesen zu werden“6) eingelassen war – eine im Früh- und Hochmittelalter für das sogenannte Reliquiengrab (sepulcrum)7) typische Stelle vermutlich links an der Front des Altarstipes. Obgleich die zu Beginn des 18. Jahrhunderts reaktivierte Einsiedelei8) erstmals im 15. Jahrhundert als „stipendium St(anct)i Antonii“9) erwähnt wird, kann aufgrund von Ausgrabungen10) davon ausgegangen werden, daß sich an diesem versteckten Platz im Guldenbachtal zumindest eine romanische Felsenkapelle mit einem im oberen Teil gemauerten Altar als Vorgängerbau11) befunden hat. Dies harmoniert zudem mit der erstmaligen Nennung Bretzenheims12) im Jahr 1057 als Grundbesitz des Erzbistums Köln. Zitat bei Wagner 47 nach einer von dem damaligen Gräflich-Velen‘schen Amtsverwalter Johann Georg Streitt in den zwanziger Jahren des 18. Jh. eigenhändig verfaßten „Nachricht über die alhier zu Bretzenheim befindliche, dem hl. Vatter und Einsiedlern Anthonio dedicierten Einsiedelkapelle, und was sich nach und nach allda zugetragen“ (S. 43-59). Zum Aussehen der Einsiedelei in dieser Zeit vgl. die Abb. bei Schneegans, Beschreibung (nach) S. 362. So Wagner 37 nach einer chronikalischen Notiz eines Mönchs aus dem Mainzer Kloster St. Jakob zum Jahr 1716. Das Kästchen wurde gleich nach seiner Entdeckung „nach Bretzenheimb zur Kirchen in Verwahrsamb“ gegeben, konnte aber dort bereits von Wagner nicht mehr aufgefunden werden (vgl. ebd. 49 und 61). Folgende Zitate nach Wagner (wie Anm. 1) 40f. Wagner 41, dort Abb. einer nach der Auffindung des Bleikästchens angefertigten Zeichnung. Ebd. 48. Vgl. dazu Braun, Altar 586ff. und Reinle, Ausstattung 11. – Für das ursprüngliche Alter des Altars spricht zudem seine mit fünf Kreuzchen (vgl. Wagner 48) versehene Mensa, vgl. RDK I 423. Vgl. dazu ausführlich Wagner und Kilian. Vgl. Seibrich, Entwicklung 48. Vgl. Wagner 71f. und Kdm. 139. Die noch von F. Como, Die Kurmainzer Eremiten-Kongregation und die Präses-Eremitage in Gimbach/ Taunus, in: AmrhKg 9 (1957) 141 vertretene Ansicht einer römerzeitlichen („Mithras“) Tradition bzw. einer iroschottischen Missionstätigkeit beruht trotz eines benachbarten römischen Kastells auf reiner, wohl auf die Arbeit von Wagner zurückgehender Spekulation. Vgl. dazu ausführlich Heldmann, Bretzenheim 1ff. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 292 (erw.). F. Kern, Die Eremitage bei Bretzenheim. Hs. vom 27. Juli 1894 (Heimatwiss. Bibl. Bad Kreuznach) fol. 2 (teilw.). Kilian, Eremitage bei Bretzenheim 23 (teilw.). Kilian, Eremitage (teilw.). Wagner, Eremitage 41 und 49. Kilian, Felsenklause 2 (teilw.). Kdm. 139 (erw.). Seibrich, Entwicklung 48 Anm. 46. Rheinische Heimatpflege NF 29 (1992,3) 202 (erw.). 7421 408 di034mz03k0021303 di034-0213 0 Niederhausen, Evang. Pfarrkirche 1490-01-01 1510-12-31 1500AAD0000000B3 um 1500? 5 Wandmalerei mit Kreuztitulus und Namensbeischriften in der früheren Turmkapelle und heutigen Sakristei der 1254 erstmals genannten, ehemaligen Wallfahrtskirche St. Mechthild1). Entdeckt im Jahre 19242), wurden sie letztmals in den Jahren 1968 und 1979/803) restauriert. Die in etwa quadratische, spätmittelalterliche Kapelle4) ist floral, vor allem aber mit unbeschrifteten Szenen aus der Barbara-, der Martins- und (vielleicht) der Valentinslegende ausgemalt. Die Südwand über dem Durchgang zum Chor ist mit einer Kreuzigungsgruppe vor einer Landschaft geschmückt. Unter dem Kreuz mit Titulus (A) kniet das mit Namensbeischriften (B) gekennzeichnete, jeweils einen Rosenkranz in den gefalteten Händen haltende Stifterpaar. Links der Mann in einem braunen, kuttenartigen Gewand, rechts die Frau in grauer Kleidung mit weißem Kopftuch. H5). 192, B. 212, Bu. 3 (A), 2,5-3 (B) cm. Gotische Minuskel (A), Schreibschriftliche Kursive (B). A [i(esus)] n(azarenus) r(ex)a) i(udeorum)6) B Peter Lembach // Anna Da die rot aufgemalten Namensbeischriften weder in gotischer Minuskel noch in Fraktur geschrieben sind und auch kaum noch zeittypische, (spät)gotische Elemente enthalten, dürften sie später nachgetragen worden sein. Die Datierung der Kreuzigungsszene richtet sich daher vor allem nach bau- und kunstgeschichtlichen Kriterien7) und auch auf einen urkundlichen Hinweis, nach dem ein gewisser, vielleicht mit dem Stifterpaar verwandter Konrad von Limpach8), Schultheiß zu Niederhausen, im Jahr 1503 100 Gulden für eine ewige Messe auf den Antoniusaltar stiftete. Slotta sieht in dem sonst unbekannten Stifter einen vermögenden Bergmann und bezieht die restliche, unbeschriftete Ausmalung der Kapelle auf den Bergbau am benachbarten Lemberg. Anfangsbuchstabe verschrieben zu n. Vgl. Seibrich, Entwicklung 132. Vgl. Clemen, Gotische Monumentalmalereien 437. Vgl. Denkmalpflege 1968-73, 124 und ebd. 1979-81, 249. Vgl. zum Folgenden ausführlich Slotta 150ff. und Glatz, Wandmalereien 293f. Die Angaben beziehen sich auf die bemalte Fläche. Io. 19,19. Vgl. Glatz, Wandmalereien 294 und zum Folgenden Kdm. 313ff. Eine Verbindung zu dem 1556 erstmals erwähnten Peter (II.) von Limbach, dem letzten Abt des Klosters Disibodenberg und späteren Pfarrer von Odernheim (vgl. dazu Schworm, Odernheim und Disibodenberg 270ff.), läßt sich aufgrund der Ikonographie wohl kaum herstellen. Kdm. 314. Landkreis Bad Kreuznach Abb. S. 136. Pampus, Wandmalereien 5. R. Slotta, Die Bergbau-Denkmäler am Lemberg, in: Der Anschnitt. Zs. f. Kunst und Kultur im Bergbau 30 (1978) 159 Abb. 12. Lipps, Entdeckungsreisen mit Abb. 39. 7423 408 di034mz03k0021401 di034-0214 0 Sobernheim, Evang. Pfarrkirche 1451-01-01 1550-12-31 1550BBB8500BDBA3 2.H.15./1.H.16.Jh. 0 Grabplatte einer unbekannten Person, in der westlichen Turmhalle als zugeschnittene Spolie im Boden verlegt1). Kleines, abgetretenes, bisher unbeachtetes Fragment aus gelbem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien und Inschrift im Mittelfeld, von der nur noch einzelne Hasten erkennbar sind. H. 61 (frg.), B. 54 (frg.), Bu. 8 cm. Gotische Minuskel. [... tr]initatis · ist ·a) / vers[torben ...]b) Falls die Ergänzung zutreffen sollte, trat der Tod am oder in der Woche nach dem Sonntag nach Pfingsten ein. Worttrenner als Kreuz gebildet. Möglich auch vers[chieden]. An gleicher Stelle liegt eine zweites, in der Südwestecke ein drittes Fragment mit ähnlichen Maßen, auf denen nur noch einzelne gotische Minuskelreste sichtbar sind. 7424 408 di034mz03k0021509 di034-0215 1 Bad Kreuznach, ehem. Franziskaner-Klosterkirche 1500-01-01 1500-12-31 1500AAA0000000A3 1500 0 Grabinschrift für Anna Marschall von Waldeck zu Iben geb. Schenk von Schmidtburg. Noch 1614 „ante chorum“ der damals als Hospital genutzten Klosterkirche überliefert, verschwand sie wohl nach 1700 im Verlauf des Neubaus der Klosteranlage. Zwei Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno d(omi)ni m ccccc vff S. Marc(us)taga) des hl. Apostels vnd Euangelisten ist verschiedten die ersam frauw Anna von Schmidtburg der G(ott) g(nad). 25. April 1500. Marschall von Waldeck zu Iben; Schenk von Schmidtburg. Anna1), einzige Tochter Friedrichs Schenk von Schmidtburg und seiner Frau Ulke von Wiltberg, war seit 1457 mit Philipp Brenner von Lewenstein zu Randeck verheiratet, seit 1468 in zweiter Ehe mit Philipp Marschall von Waldeck zu Iben2), kurmainzischer Amtmann zu Reichenstein. Erstaunlicherweise fanden ihre beiden Ehen keinen Niederschlag im Text der Grabinschrift. Zunächst Martinustag, mittlerer Teil des Wortes gestrichen und verbessert. Vgl. zum Folgenden Möller, Stammtafeln NF I Taf. XXII und Zwiebelberg, Freiherrn von Schmidburg 10f. Verstorben 1495, begraben in St. Martin zu Bingen; vgl. Möller AF I Taf. XXXXI und Helwich 292. Helwich, Syntagma 321. Roth, Syntagma 3 (1884) 73. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 21 (beide nach Helwich). 7425 408 di034mz03k0021607 di034-0216 2 Mandel, Kath. Kapelle St. Antonius 1490-01-01 1510-12-31 1500AAD0000000A3 um 1500 2 Kreuztitulus auf einer Kasel. Wohl aus der mittelalterlichen, um 1825 abgerissenen Pfarrkirche1) stammend, wurde das Meßgewand in die 1897 neuerbaute katholische Kapelle übernommen und erst vor 1980 von dem damaligen Pfarrer an den Kunsthandel verkauft2). Heutiger Standort unbekannt. Mehrfach überarbeitetes Meßgewand mit einem großen, aufgenähten Kreuz, das auf Goldgrund die Kreuzigungsszene zeigt. An den Kreuzesenden befinden sich zudem biblische Figuren mit ihren Attributen: oben der segnende Gottvater, links Petrus, rechts Paulus, unten Maria und Johannes und als Abschluß in der vermutlich beschnittenen Verlängerung der hl. Laurentius. Nach Kdm. und Foto LfD. Frühhumanistische Kapitalis. I(ESVS) · N(AZARENVS) · R(EX) · I(VDAEORVM)3) Die Datierung richtet sich zum einen nach der für den vorgeschlagenen Zeitraum typischen Schrift, zum anderen nach der für die Phase von 1490 bis 1510 charakteristischen Form des gespaltenen Vollbartes4) bei Christus, Gottvater und den Aposteln. Die Kasel soll von den damaligen Ortsherren5), den Herren von Koppenstein gestiftet worden sein. Vgl. Seibrich, Entwicklung 122ff. Freundliche Mitteilung von Frau Maria Weber, Küsterin in Mandel, vom 25. Juni 1991. Io. 19,19. Vgl. RDK I (1937) 1474 mit Abb. 8. So Kdm. Kdm. 222 (erw.). LfD Mainz, Fotoarchiv, Neg.-Nr. 21494. 7426 408 di034mz03k0021705 di034-0217 0 Trier, Dom- und Diözesanmuseum (aus Hergenfeld) 1490-01-01 1510-12-31 1500AAD0000000A3 um 1500 3 Buchstabeninschrift auf einer noch 1886 in der katholischen Martinskapelle in Hergenfeld nachgewiesenen Altarpredella, spätestens seit 1935 in Trier (Inventar-Nr. M 47). Der langgezogene Unterbau aus Nadelholz zeigt in Ölmalerei den segnenden Christus mit Reichsapfel zwischen den mit Nimben und ihren Attributen versehenen zwölf Aposteln. Die in weiß und rot aufgemalte Inschrift befindet sich auf dem mit einem hängenden Kreuzblumenfries geschmückten Halssaum des Rockes Christi. H. 36,5, B. 208,5, Bu. 0,6 cm. Frühhumanistische Kapitalis. R · AETDMFLNRAH Die auf den ersten Blick kaum ins Auge fallende Gewandsauminschrift besteht aus einer wohl sinnlosen Buchstabenfolge, die eine echte Inschrift vortäuschen oder ihr zumindest einen „geheimnisvollen Charakter“1) verleihen sollte. Die vorgenommene Datierung orientiert sich zum einen an der langgestreckten Schrift mit ihrer typischen Formensprache der Jahrhundertwende (A mit weit ausladendem Deckbalken, zweibogiges E, M mit hochgezogenem Mittelteil, R mit weit geschwungener Cauda), zum andern an der kunstgeschichtlichen Einordnung. Während Lehfeldt das Bild noch einer kölnischen Schule („handwerklich, aber gemüthvoll“) zuweist, bringen es Kdm. wohl zurecht mit einem ähnlich komponierten, als mittelrheinische Arbeit im Jahr 1506 entstandenen Altarretabel des Nikolausaltars2) der Liebfrauenkirche zu Oberwesel in Verbindung. Vermutlich diente auch die Hergenfelder Predella als auf der Altarmensa aufsitzender Unterbau3) eines mit klappbaren Flügeln versehenen Altarbildes. Vgl. W. Arnold, Gemälde-Inschriften, in: Pantheon 34 (1976) 119 und zu der im frühen 16. Jh. verschwindenden Gattung Kloos, Epigraphik 45ff. Vgl. Dehio Rheinland-Pfalz 774. Vgl. dazu Braun, Altar 2, 348ff. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 297. Kdm. 182 mit Abb. 127. 7427 408 di034mz03k0021803 di034-0218 0 Burgsponheim, Evang. Kirche 1490-01-01 1510-12-31 1500AAD0000000A3 um 1500 1 Namensinschriften auf einem Meßkelch, der wohl aus der bereits 1674 zerstörten Vorgängerkapelle des 16. Jahrhunderts stammen dürfte. Silbervergoldeter Kelch mit einfacher Kuppa, über dem flach-ovalen, mit Rosetten besetzten Nodus auf jeweils sechs Feldern Inschrift (A), darunter (B). Auf dem Sechspaßfuß ein eingraviertes Weihekreuz mit Inschrift (C). Dasselbe unbeschriftet auf der zugehörigen Patene. H. 19, Dm. (Fuß) 14,5, Bu. 1 (A, B), 0,4 cm (C). Frühhumanistische Kapitalis. A IHESVS B S(ANCTA) MARIA C IH(ESV)Sa) Die vorgenommene Datierung richtet sich neben der kunstgeschichtlichen Einordnung des Kelches vornehmlich nach dem charakteristischen Buchstabenbestand der doppelstrichig eingravierten, frühhumanistischen Kapitalis: zweibogiges E, Ausbuchtung am Mittelbalken des H, I mit Nodus und M mit hochgezogenem Mittelteil. Das eigentlich entbehrliche S(ANCTA) scheint mit der Notwendigkeit zusammenzuhängen, insgesamt sechs vorgegebene Schriftfelder füllen zu müssen. Griechisch-lateinische Mischform, daher bei H (gleich griechischem Eta) denkbare Ergänzung auch I(ESV)S, hier analog zu Inschrift (A); vgl. dazu Traube, Nomina Sacra 151 und 156ff. Kdm. 140. Gillmann, Kirche 479 (Abb.). 7428 408 di034mz03k0021903 di034-0219 0 Laubenheim, Evang. Pfarrkirche 1490-01-01 1510-12-31 1500AAD0000000A3 um 1500 3 Glocke mit Meister- und Spruchinschrift. Zweite Glocke1) von links im Glockenstuhl der in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts erbauten Saalkirche (ehemals St. Matthäus). Große Glocke mit einzeiliger Schulterumschrift zwischen einfachen Rundstegen, oben von einem Eichenlaubfries, unten von einem Rundbogenfries mit eingelegtem Maßwerk und daran hängenden Weintrauben begleitet. Als Worttrenner dienen paragraphenförmig durchgezogene Rauten. Das Textende wird durch eine Rosette angezeigt. Gewicht2) ca. 900 kg. H. ca. 90 (o. Kr.), Dm. 105, Bu. 3 cm. Frühhumanistische Kapitalis. · IN · DER · IRa) · GATTESb) · LVDEN · ICH · WIGANT · KALWORT · VON · BVZBACH · GOSc) · MICH · Knittelvers. Die vorgenommene Datierung orientiert sich hauptsächlich an der Schrift mit ihren zeittypischen Buchstabenformen wie zweibogiges E und den halbrunden Ausbuchtungen an der Schräghaste des stets spiegelverkehrten N wie am Balken des H. Unterstützend kommt hinzu, daß „Kalwort vigandus, civis in butzbach“ wohl im Jahr 15003) eine weitere, bis zu ihrem Umguß 1873 in Ockstadt bei Friedberg (Wetterau-Kreis) hängende Glocke zugeschrieben werden kann, wie auch eine dritte (verlorene) Glocke in Strinz-Margarethä4). Zudem sind für die Jahre 1481 bis 1511 mehrere Glocken aus der Werkstatt eines Ludwig Kalwirt (auch Kaluert) in Butzbach5) (Wetterau-Kreis) bekannt, bei dem es sich um einen nahen Verwandten (vielleicht den Bruder) unseres Glockengießers gehandelt haben dürfte. Sic! Sic! S spiegelverkehrt. S spiegelverkehrt. Vgl. Nr. 175 von 1491. Vgl. Verzeichnis 81. Walter, Glockenkunde 790 (nach J.B. Rady, Chronik von Ockstadt. Friedberg 1893, 203 od. 213) gibt das Jahr 1400 an. Da Ludwig Kalwort jedoch erstmals 1472 als neu aufgenommener Kannengießer in Butzbach nachweisbar ist, dürfte es sich hier um einen Überlieferungsfehler handeln. Vgl. dazu künftig DI Rheingau-Taunus-Kreis. Vgl. E. Johann, Handwerk in Butzbach. Eine Dokumentation zur Handwerksgeschichte und Katalog der Abteilung III des Butzbacher Museums. Butzbach 1983, 24. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 309. Zimmermann, Glocken 35. Kdm. 215f. Liste der Glocken 4. 7431 408 di034mz03k0022006 di034-0220 0 Disibodenberg, Kreuzgang 1500-01-01 1525-12-31 1500AAF0000000A3 kurz nach 1500 2 Grabplatte des Pfarrers Heinrich Esbach von Monzingen. Am nördlichen Ende des Ostflügels in den Boden eingelassen (Plan Nr. 21), aufgefunden bei den Ausgrabungen im Sommer 1985. Verhältnismäßig kleine, schmale Platte aus gelbem Sandstein mit einer durch eine eingehauene Linie vom Mittelfeld abgegrenzten Umschrift. Darin oben ein großes, reliefiertes Wappen, darunter ein das Feld ausfüllendes, schlankes, eingeritztes Stabkreuz mit Nodus und angespitztem Fuß1). Das rechte obere Eck ist stark beschädigt, das fehlende linke untere Ecke konnte in einem ehemaligen Depot aufgefunden werden. Von der Grabplatte wurde ein Abguß hergestellt2). H. 156, B. 61, Bu. 6 cm. Gotische Minuskel. +a) · anno · dom(in)i · / mvc [...]i k(a)l(endas)b) aug(usti) obiit d(omi)n(u)s · henric(us) esbach · de · / monczgi(n)c) · pleba(nus) / · in ·d) odernheim · reqviescat · in · pace · amen Juli, kurz nach 1500. Esbach, Heinrich (rechts Priesterkelch mit Hostie, links Rindsschädel über einem Andreaskreuz). Die unregelmäßig gehauene Minuskel weist einige eigenwillige Formen auf, die vermutlich aus der Unbeholfenheit des Steinmetzen zu erklären sind. Auffallend ist zunächst die für die Minuskel ganz unübliche Gestaltung aller Buchstabenelemente in gleichmäßiger Strichstärke. Ferner wird das flach gedeckte g (wie auch das p) trotz ausgeprägter Unterlänge auf gleiche Höhe mit den umgebenden Buchstaben (bei augusti) gebracht, an anderer Stelle jedoch – wie etwa bei h und q – mit deutlicher, bis an die untere Begrenzungslinie reichender Unterlänge versehen (so bei monczingen). Die vorgenommene Datierung stützt sich vornehmlich auf die Gestaltung der Jahreszahl mit hochgestelltem Multiplikator, wie sie kurz nach der Jahrhundertwende gern für m ccccc verwendet wurde3). Zur Familie des Verstorbenen ist bislang nichts bekannt. Während das Stabkreuz sowie der Meßkelch mit der Hostie auf seinen geistlichen Stand als Pleban hinweisen4), versinnbildlicht der Rindsschädel wohl seine bürgerliche Herkunft aus einer Monzinger Familie. Da im Kloster Disibodenberg bislang lediglich zwei Bestattungen aus dem frühen 15. und keine aus dem 16. Jahrhundert bekannt geworden sind5), stellt diese Grabplatte eine bemerkenswerte Ausnahme dar. Textbeginn nach einem Tatzenkreuz im Kreis. Kürzung mit waagerechtem Strich durch die obere Haste des l. So die zeitgenössische Schreibung für monc(t)zingen, vgl. entsprechend Nr. 228 von 1504. Dieser Worttrenner ist im Unterschied zu den paragraphenförmig ausgezogenen Rauten als hakenkreuzförmig ausgezogene Raute gestaltet. Vgl. zum Typ Azzola/Bormuth, Steinkreuz 67ff. Die Kopie wurde an einer Wand der Marienkapelle befestigt; vgl. zum Vorgang Nikitsch, Abguß. Vgl. etwa DI 16 (Rhein-Neckar-Kreis 2) Nr. 91 von 1502, DI 20 (Karlsruhe) Nr. 126 von 1500 und DI 22 (Enzkreis) Nr. 158 von 1510. Vgl. zur Odernheimer Plebanie Schworm, Disibodenberg 28. Vgl. Nrr. 101f. Nikitsch, Bemerkungen 27f. mit Abb. 9 und 10. Nikitsch, Quellen 224. Stanzl, Klosterruine 84 Abb. 71. 7433 408 di034mz03k0022104 di034-0221 1 Waldböckelheim, Kath. Pfarrkirche St. Bartholomäus 1502-01-01 1502-12-31 1502AAA0000000A3 1502 0 Grabinschrift für die Edelfrau Johannita von Nackenheim. Noch 1615 „in sacello ... extra templum“, also in einer außerhalb der ehemaligen romanischen Kirche gelegenen (sonst unbekannten) Kapelle überliefert, fand das Grabdenkmal vermutlich anläßlich des Baus der heutigen Kirche 1833-351) als Fundamentstein Verwendung2). Zwei Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno domini m ccccca) ii v k(a)l(endas) Februarii obiit honesta Johannita domicella de Nackheim 28. Januar 1502. Nackenheim3); unbekannt (ein aufwärts gerichteter Pfeil). Die sonst nicht nachgewiesene Verstorbene4) stammt aus einer sich nach dem rheinhessischen Nackenheim5) nennenden Adelsfamilien, die in Waldböckelheim begütert waren. Bei dem nicht identifizierten Wappen handelt es sich wohl um das ihres unbekannten Ehemannes. Roth (und nach ihm Kdm.) überliefern aufgrund eines Lesefehlers aus Helwich fälschlich MCCCCII bzw. 1402. Vgl. Caspary, Waldböckelheim pass. Vgl. Hahn, Geschichte 83 Anm. 1. Die von Helwich über das Wappen gesetzte Beischrift „Nackheim“ transkribiert Roth fälschlich mit „Welsheim“. Gensicke, Rittergeschlechter 11-13, identifiziert sie aufgrund der ihm wohl nicht bewußten Roth‘schen Verschreibung irrtümlich mit einer 1380 bis 1395 urkundlich nachweisbaren Schonetta (Johanetta), der Frau Friedrichs von Nackenheim und Mutter der 1439 in Kreuznach begrabenen Margaretha (vgl. Nr. 119). Helwich überliefert dagegen sowohl im Syntagma als auch im Opus genealogicum (I, 28) dieselben, eindeutigen Todesdaten. Nicht – wie DI 23 (Oppenheim) Nr. 135 anmerkt – nach dem nordpfälzischen Ort Nack; vgl. dazu H. Lettermann, Wappensammlung, in: Heimatjb. Alzey 8 (1968) 100. Helwich, Syntagma 448. Roth, Syntagma 1 (1883). 7436 408 di034mz03k0022202 di034-0222 1 Meisenheim, Schloßkirche 1502-01-01 1502-12-31 1502AAA0000000A3 1502 0 Grabplatte des Ritters Simon I. Boos von Waldeck. Ehemals im Boden in der Nähe des Chors neben der 1766 abgerissenen Steinkanzel1), wohl seit damals verschollen. Ausführung unbekannt. Nach Helwich2). Anno d(omi)ni M · Vc · II · vff nechst · Dorstag vor Pfingsten ist gestorben der vest Simon Boes von Waldeck dem Gott gnedig vnd barmhertzig sei 12. Mai 15023). Der Verstorbene war der einzige Sohn aus der Ehe des kurtrierischen Erbamtmanns Johann VIII. Boos von Waldeck mit Anna von Schöneck4). Durch seine Heirat mit Katharina von Lewenstein im Jahr 14645) gelangte er in den Besitz eines Teils der Burg Martinstein an der Nahe. Zudem erhielt er (als Mitglied der ehemaligen Ganerbenschaft) im Jahr 1480 die 1456 zerstörte Burg Montfort6) mit Zubehör als pfalz-zweibrückisches Erblehen zugesprochen, das er zur Erbauung des sogenannten Montforter Hofes7) am Fuße der Burg nutzte. Zusammen mit seiner Tochter Ursula, die neben ihm bestattet wurde, begründete er die Grablege8) des naheländischen Zweigs der Boos von Waldeck in der Meisenheimer Schloßkirche. Vgl. zur Überlieferung des Standorts die Angaben zur verlorenen Grabplatte seiner Tochter Ursula Nr. 178 von 1494. Vgl. zur Überlieferung der Inschrift ebd. Anm. 3. Die Auflösung der Datumsangabe wird durch eine latinisierte, regestenartig verkürzte Überlieferung „die Jovis ante Pentecosten“ bei Helwich fol. 268 unterstützt. Vgl. Möller, Stammtafel AF I Taf. XXXX und ihre verlorene Grabplatte von 1461 in der Nikolauskirche zu Kreuznach. Vgl. ebd. Taf. XXX. Vgl. F.L. Arnold, Ganerben-Burg Montfort, in: Pfälzer Heimat 5 (1954) 129f. Vgl. auch Nr. 433 von 1601. Vgl. dazu Einleitung XXII. Helwich, Op. gen. I fol. 291v. 7444 408 di034mz03k0022300 di034-0223 1 Sponheim, ehem. Sommerrefektorium 1502-01-01 1502-12-31 1502AAA0000000A3 1502 0 Wandmalereien mit beigefügten Gedenkinschriften der ersten 24 Äbte des Klosters. Auf Veranlassung des 25. Abtes Johannes Trithemius wurden im Jahr 1502 damit die Wände des alten Sommerrefektoriums1) geschmückt. Lediglich die ersten dreizehn „annoch leßlich(en)“2) Inschriften (A bis M) konnten 1667 von einem verläßlichen Augenzeugen gerade noch rechtzeitig („quantum legi potuerunt“) abgeschrieben werden, da sie wegen eines Dachschadens Gefahr liefen – wie bereits mit den restlichen geschehen – „gäntzlich abgewaschen und außgelöscht“ zu werden. Diese aufgemalten „geschichtliche(n) Nachricht(en)“ waren als Beischriften Teil einer umfänglichen Wandmalerei, die die mit ihren Wappen versehenen Äbte in figürlichen Darstellungen („figuribus et nominibus ... cum armis suis“ bzw. „imaginibus“) zeigte. Trotz dieser Angaben kann die genaue Ausführung jedoch nicht exakt erschlossen werden. Die Textgestalt folgt der Vorlage. Nach Hofmann. A Wilhelmusa)3), Abbas hujus loci, Anno Domini 1124. Praefuit annis 27. mensibus 9 diebus 24. etb) obiit Anno 1151. optime fecit. B Craffto4), ex Comitibus de Spanheim, Abbas Secundus, praefuit annis 24. Mensibus 2. diebus 5. et obiit Anno 1175. [...]c) Junij, qui bene praefuit, et multa bona fecit. C Adalgerus5), ex Moguntia natus, Abbas 3. praefuit Annis 6. mensibus 10. diebus 9.d) moritur Anno Domini 1181. 6. Nonas Julij: bene rexit, et multa bona fecit. D Baldemarus6), ex Crucenach oriundus, Abbas 4. praefuit Annis 22. mensibus 9. diebus 12. obiit Anno Domini [.........]e). E Rubertus7) Thuringus, Abbas 5. praefuit Annis 24 mensibus [..]f) et moritur anno Domini 1213. 17. Kal(endas) Septembris: vir bonus. F Schwanusg)8) de Sponheim, Abbas 6. praefuit annis 39. mensibus 3. et moritur anno Domini 1252. 4. Kal(endas). Decembris: feliciter et optime fecit. G Johannes9) ex Schonberg, Abbas 7. praefuit annis 12. mensibus 4. diebus 21. et obijt anno Domini 1264. 11. Kal(endas) Maji: bene praefuit. H Petrus10) ex Moguntia, Abbas 8. qui Ecclesiam in Genzingen alienavit, praefuit annis 25. mensibus 4. et obijt 1240.h) 6. Nonas Maji: primus pecculium indulsit. I Johannes11) ex Sobernheim, Abbas 9. praefuit annis 7. mensibus 11. et moritur anno Domini 1298. 5. Kal(endas) April(is). homo bonus, qui peculium Monachis denuo interdixit. J Lutelibusi)12) ex [...]j) Abbas 10. praefuit annis [...]k) mensibus [...]l) et obiit Anno 1309. 3. Kal(endas) Octobris: homo prudens et bonus, bene et satis utiliter praefuit. K Wilicho13), ex Comitibus de Westerburg, Abbas 11. praefuit annis 23m). mensibus 5. diebus 24.n) et obijt anno 1337. 16. Kal(endas) Aprilis. L Henricus14) ex Crucenach, Abbas 12. praefuit annis 2. mense 1. diebus 6. et moritur anno 1340. 6. Kal(endas) Maji: qui reditus divisit, bene rexit, peculium indulsit. M Wilicho15), ex Sponheim, Abbas 13. praefuit ann(o) [...]o) mensibus 3 et moritur anno Domini 1341. 8. Idus Augusti: qui multa bona de patrimonio suo contulit. (A) Wilhelm (d.i. Bernhelm), Abt dieses Klosters im Jahr des Herrn 1124; stand ihm 27 Jahre, 9 Monate, 14 Tage vor und starb im Jahr 1151. Er hat alles aufs Beste gemacht. (B) Craffto, aus dem Geschlecht der Grafen von Sponheim, der zweite Abt, stand dem Kloster 24 Jahre, 2 Monate, 5 Tage vor und starb im Jahr 1175 [am 5. Tag vor den Kalenden] des Juni (28. Mai); er hat gut regiert und bewirkte viel Gutes. (C) Adelgerus, gebürtig aus Mainz, der dritte Abt, stand dem Kloster 6 Jahre, 10 Monate, 9 Tage vor und verstarb im Jahr des Herrn 1181 am 6. Tag vor den Nonen des Juli (2. Juli); er regierte gut und erwies dem Kloster viele Wohltaten. (D) Baldemarus, aus Kreuznach stammend, der vierte Abt, stand dem Kloster 22 (17) Jahre, 9 (2) Monate, 12 (17) Tage vor und starb im Jahr des Herrn [1199 am 10. Tag vor den Kalenden des Juni (23. Mai)...]. (E) Rupert aus Thüringen, der fünfte Abt, stand dem Kloster 24 Jahre, (2) Monate [...] vor und verstarb im Jahr des Herrn 1213, am 17. Tag vor den Kalenden des Septembers (16. August): ein rechtschaffener Mann. (F) Schwan (d.i. Ivan bzw. Juan) von Sponheim, der sechste Abt, stand dem Kloster 39 Jahre, 3 Monate vor und verstarb im Jahr des Herrn 1252, am 4. Tag vor den Kalenden des Dezembers (28. November): er hat mit glücklicher Hand und aufs Beste regiert. (G) Johann von Schönberg, der siebte Abt, stand dem Kloster 12 Jahre, 4 Monate, 21 Tage vor und starb im Jahr des Herrn 1264 am 11. Tag vor den Kalenden des Mai (21. April): er hat gut regiert. (H) Petrus von Mainz, der achte Abt, welcher die Kirche in Gensingen in fremde Hände gab, stand dem Kloster 25 Jahre, 4 Monate vor und starb im Jahr des Herrn 1290 am 6. Tag vor den Nonen des Mai (2. Mai): er gestattete als erster den persönlichen Besitz. (I) Johannes von Sobernheim, der neunte Abt, stand dem Kloster 7 Jahre, 11 Monate vor und verstarb im Jahr des Herrn 1298, am 5. Tag vor den Kalenden des April (28. März). Ein guter Mensch, der den persönlichen Besitz der Mönche aufs Neue untersagte. (J) Dietlieb aus [Trier], der zehnte Abt, stand dem Kloster [10] Jahre, [6] Monate vor und starb im Jahr 1309, am 3. Tag vor den Kalenden des Oktober (29. September): ein kluger und guter Mensch, der gut und mit genügendem Nutzen regierte. (K) Wilicho aus dem Haus der Grafen von Westerburg, der elfte Abt, stand dem Kloster 27 Jahre, 5 Monate, 4 Tage vor und starb im Jahr 1337, am 16. Tag vor den Kalenden des April (17. März). (L) Heinrich aus Kreuznach, der zwölfte Abt, stand dem Kloster 2 Jahre, 1 Monat, 6 Tage vor und starb im Jahr 1340, am 6. Tag vor den Kalenden des Mai (26. April): welcher die Einkünfte teilte, gut regierte und den persönlichen Besitz gestattete. (M) Wilicho von Sponheim, der dreizehnte Abt, stand dem Kloster [ein] Jahr, 3 Monate vor und verstarb im Jahr des Herrn 1341, am achten Tag vor den Iden des August (6. August): welcher viele Güter aus seinem väterlichen Vermögen dem Kloster zukommen ließ. Die jeweils nach gleichem Muster (Name, Herkunft, Regierungszeit, Todesdatum, kurze Charakteristik bzw. Taten) abgefaßten Inschriften wurden wohl von Trithemius selbst konzipiert16), da sie zum Teil wörtlich auf den entsprechenden Stellen seiner Sponheimischen Klosterchronik17) basieren, die er in 15jähriger Arbeit „ex monumentis veterum“18) zusammengestellt hatte. Allerdings wird in den vorliegenden Inschriften – wohl aufgrund ihres öffentlichen Charakters – das dort zu den einzelnen Äbten durchaus auch negativ Geäußerte des öfteren verschwiegen. Ausnahmen sind lediglich tief in das klösterliche Leben einschneidende Ereignisse wie die Gewährung mönchischen Eigentums oder der Verlust einer dem Kloster inkorporierten Kirche. Die von Trithemius initiierte Ausmalung des Sommerrefektoriums entsprang nicht nur seinem humanistischen Geschichtsbewußtsein, sondern sollte sicher auch den Sponheimer Mönchen zur Erbauung und Belehrung dienen. Wohl verschrieben für Bernhelmus. Alle hier und in den folgenden Inschriften ausgeschriebenen et sind in der Vorlage als Minuskel-Ligaturen et wiedergegeben. Nach Trithemius, Chr. Sponh. 255 wäre zu ergänzen 5. Kal(endas). Nach ebd. 255 wären die Angaben in mense 1. diebus 3. zu verbessern. Nach ebd. 257 wäre zumindest 1199. 10. Kal(endas) Junij zu ergänzen und die Zeitangaben in annis 17. mensibus 2. diebus 17. zu verbessern. Nach ebd. 259 wäre 2. zu ergänzen. Wohl verschrieben für Ivanus. Nach Trithemius, Chron. Sponh. 293 verschrieben für 1290. Wohl verschrieben für Dietlieb. Nach Trithemius, Chr. Sponh. 298 stammte er aus Trier, daher wäre wohl ex civitate Trevirensi zu ergänzen. Nach ebd. 297 wäre 10. zu ergänzen. Nach ebd. wäre 6. zu ergänzen. Nach ebd. 302 betrug die Regierungszeit 27 Jahre. Nach ebd. wäre in diebus 4. zu verbessern. Nach ebd. wäre 1. zu ergänzen. Vgl. Trithemius, Chr. Sponh. 416. – Das Sommerrefektorium wurde, ebenso wie der Großteil der restlichen Klostergebäude, zu unbekannter Zeit (wohl im 18. Jh.) abgerissen. (d.h. noch lesbaren). – Zitate nach Hofmann 125f. und 184. Vgl. seine erste, postume Grabinschrift Nr. 7 von 1175 und Nr. 623 aus dem 17. Jh. Vgl. Nr. 624. Er wurde im Mönchschor vor den Stufen zum Presbyterium begraben; vgl. Trithemius, Chr. Sponh. 257ff. Er fand im Kreuzgang vor dem Zugang zur Kirche sein Grab; vgl. ebd. 259. Rupert war vor seiner Wahl zum Abt Prior des Klosters, begraben wurde er wie Abt Adelgerus vor den Stufen des Presbyteriums; vgl. ebd. 265. Nach Trithemius, Chr. Sponh. 265, soll er der (sonst unbekannte) Sohn eines Ritters Gottfried von Sponheim gewesen sein; vgl. dazu Möller, Stammtafeln NF II Taf. I und Mötsch, Sponheim 96. Begraben wurde er im Kreuzgang des Klosters. Johannes (I.) entstammte vermutlich dem Geschlecht der Schönberg auf Wesel bzw. vor dem Saane (vgl. dazu Möller, Stammtafeln AF I 92ff.). Er wurde wie die Äbte Adelger und Rupert mitten im Mönchschor vor den Stufen des Preybyteriums bestattet; vgl. Trithemius, Chr. Sponh. 279. Petrus war vor seiner umstrittenen Wahl zum Abt Keller und Prior des Klosters; er tauschte 1265 mit dem Mainzer Erzbischof die Kirche zu Gensingen (Lkrs. Mainz-Bingen) gegen die Pfarrkirche des Dorfes Sponheim (vgl. Chr. Sponh. 286) und leistete durch die.Aufteilung der Klostereinkünfte in einzelne „praesentias“ der Vernachlässigung des gemeinsam geführten Lebens Vorschub. Er wurde wie Abt Baldemar im Kreuzgang vor dem Zugang zur Kirche begraben; vgl. Trithemius, Chr. Sponh. 293. Im Gegensatz zur inschriftlichen Aussage spricht Trithemius in seinem Chr. Sponh. 297 ausdrücklich davon, daß Abt Johannes (II.) die eingerissenen Nachlässigkeiten nicht bändigen konnte. Wie seine Vorgänger Adelger, Rupert und Johannes wurde auch er vor den Stufen des Presbyteriums bestattet. Nicht Johannes (II.), sondern sein Nachfolger Abt Dietlieb von Trier scheint (nach ebd. 298) versucht zu haben, die Klosterordnung wiederherzustellen. Begraben wurde er ebenfalls vor den Stufen des Presbyteriums. Willicho (I.) war der vierte Sohn aus der Ehe Heinrichs I. von Westernburg mit Agnes von Isenburg; die Verbindung zu Sponheim erfolgte vermutlich über seine Schwester Agnes, die mit Graf Heinrich I. von Sponheim-Tannenfels verheiratet war (vgl. Europ. Stammtafeln NF IV Taf. 30) – daher rührt wohl auch sein ihm von Trithemius irrtümlich zugesprochener Grafentitel. Bestattet wurde er ebenso wie seine direkten Vorgänger im Mönchschor vor den Stufen des Presbyteriums. Heinrich scheint im Gegensatz zur inschriftlichen Aussage alles andere als gut regiert zu haben, da ihn Trithemius in seiner Chronik u.a. als ungebildeten Idioten bezeichnet, unter dem die Klosterzucht völlig verkommen sei und der nur auf Betreiben seines in Sponheimer Diensten stehenden Vaters zur Abtswürde gelangt sei. Er fand sein Grab im Kirchenschiff vor dem Hl.-Kreuz- Altar. Willicho (II.) war kein Mitglied des Grafenhauses, sondern entstammte nach Trithemius der in ihren Diensten stehenden Burgmannenfamilie der Bruder von Sponheim, die das Kloster auf sein Betreiben hin mit bedeutenden Schenkungen bedachte. Vermutlich geht auch die nach 1517-21 erfolgte Ausmalung des Sommerrefektoriums des schwäbischen Benediktinerklosters Hirsau auf seine Anregung zurück, zumindest dienten seine historiographischen Werke als Textgrundlage. Es handelte sich hierbei um ein weitaus umfänglicheres, der Bedeutung des Klosters entsprechendes Programm mit beschrifteten figürlichen Darstellungen der Stifter, der Äbte, der heiligen oder zu geistlichen Würden gelangten Koventualen und einiger berühmter Mönche und Gelehrter (vgl. hierzu DI 30, Calw, Einleitung XXIV Anm. 51 mit Hinweis auf eine gesonderte Edition; vorläufig R. Neumüllers-Klauser, Abt Johannes Parsimonius von Hirsau und sein Inventar der Ausstattung des Klosters im 16. Jh., in: Der Landkreis Calw. Ein Jahrbuch. Bd. 8. Calw 1990, 89ff.). Vgl. zu ihrem wohl überwiegend glaubwürdigen Inhalt Velten, Chronik IVff. Trithemius, Chr. Sponh. 237. Hofmann, Ehren=Säul 184-187 7448 408 di034mz03k0022408 di034-0224 0 Sobernheim, Evang. Pfarrkirche (aus Pferdsfeld) 1502-01-01 1502-12-31 1502AAA0000000A3 1502 3 Meßkelch mit Namensinschrift und Jahreszahl. Einst im Besitz der evangelischen Kirche zu Pferdsfeld, gelangte der Kelch im Zuge der 1979 erfolgten Auflösung und Eingemeindung des Ortes nach Sobernheim in die Hände der dortigen evangelischen Kirchengemeinde1). Silbervergoldeter Kelch mit sechsseitigem Schaft, an dessen Nodus acht runde Rotuli sitzen, zwei mit Blüten, die restlichen buchstabenweise mit der erhaben ausgeführten Inschrift (A) versehen. Auf dem gerundeten Fuß ist über einem Tatzenkreuz die Jahreszahl (B) eingraviert. Die dazugehörige, inschriftenlose Patene zeigt dasselbe Kreuz. H. 19,5, Dm. 10,5 (Kuppa), 12,5 (Fuß), Bu. 0,7 cm. Gotische Minuskel, erhaben. A · i h e · s v s B 1502 Grund und Auftraggeber der Stiftung für die damalige Pfarkirche sind nicht bekannt. Beide liturgischen Geräte waren seit 1560 im Besitz der Kirche zu Pferdsfeld2). Vgl. dazu ausführlich: Pferdsfeld eine Dorfgeschichte (hg. von der Stadtverwaltung Sobernheim). Idar-Oberstein 1983, pass. Inventarium der kirchen pfertzfeldt (...) inventarisirt (...) Anno 60 den 4ten Februarii (LHAK 33, 4837 fol. 117). Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 315. Kdm. 322. 7449 408 di034mz03k0022506 di034-0225 2 Bad Kreuznach, Gemarkung 1502-01-01 1602-12-31 1602BAA8498AABA3 1502-1602 0 Grenzsteine der alten Gemarkung der Stadt Kreuznach. Überliefert in einem von dem damaligen Stadtschreiber Ludwig Senden verfaßten und mit Nachträgen versehenen Protokoll1), das auf einer am 15. und 17. Juni 1597 vom Rat der Stadt unternommenen Grenzbegehung basierte. Die dort gemachten Angaben wurden im Jahr 1972 durch H. Hommer2) gründlich überprüft. I. Kleiner Quader mit beschädigtem Kopf an der Grenze zu Hackenheim. Auf der Südseite befindet sich ein Kreuz, auf der Westseite ein Wappen mit Beischrift und der 1597 überlieferten, heute wohl nicht mehr sichtbaren Jahreszahl („kehrt das Wappen zum Spreidell mit der Jahrzahl“). Nach Hommer Nr. 52 (mit Nachzeichnung) und Geib S. 9 Nr. 23 (Zitat). H. 52, B. 32, T. 11 cm. Kapitalis. C(REVTZ)N(ACH) / [1502] Kreuznach. II. Grenzstein mit Wappen und Jahreszahl. Ehemals „am hintersten Cronenberg“ an der Grenze zu Hargesheim, bereits im Protokoll von 1597 unter Verweis auf ein 1563 angelegtes „Stein Register“ nicht mehr sicher identifiziert3). Nach Geib S. 7 Nr. 27. 1560 Wappen Kreuznach. III. Grenzstein mit beschädigtem Kopf an der Grenze zur damaligen Gemeinde Ebernburg. Ehemals „schöner hoher Stein ... mit einem erhabenen Wappen“, heute nur noch Inschrift auf der Nordseite sichtbar. Nach Hommer Nr. 26 (mit Nachzeichnung) und Geib S. 9 Nr. 44 (Zitat). H. 65, B. 35, T. 32 cm. F / 147 / 1567 IV. Grenzstein mit Wappen, Jahreszahl und einem kreuzförmigen Zeichen auf dem Kopf. Nachgewiesen 1597 „uff dem Schäferplacken“ an der Grenze zu Altenbamberg, verloren. Nach Geib S. 9 Nr. 42. 1567 Wappen Kreuznach. V. Grenzstein mit Wappen und Jahreszahl. Nachgewiesen 1597 am „Catharinenwaldt“ an der Grenze zu Hackenheim, verloren. Nach Geib S. 9 Nr. 26. 1594 Wappen Kreuznach. VI. Großer Quader mit flachem Kopf und kreuzförmiger Weisung an der Grenze zu Freilaubersheim; auf der Westseite Wappen mit Jahreszahl. Nach Hommer Nr. 37 (mit Nachzeichnung)4) und Geib S. 9 H. 70, B. 35, T. 18 cm. 1598 Wappen Kreuznach. VII. Grenzstein mit kreuzförmiger Weisung an der Grenze zu Hackenheim. Auf der Ostseite kreuzförmiges Zeichen, auf der Südseite Kreuznacher Wappen mit der heute verlöschten Jahreszahl (A), auf der Westseite Flurbezeichnung (B). Nach hommer Nr. 48 (mit Umzeichnung) und Gebi S. 9 Nr. 24. H. 70, B. 28, T. 21 cm. A [1602] B G Ha) Wappen Kreuznach. Auflösung vermutlich G(EMARKUNG) H(ARGESHEIM). Ediert von K. Geib in Hist. Topographie II (1937) 5-10 (nach StAK A VII, 1-2). H. Hommer, Grenzsteine pass. mit Skizzen des Grenzverlaufs und den eingetragenen Standorten der weit über hundert von ihm aufgefundenen Grenzsteine. Entspricht vermutlich Hommer Nr. 71. Vgl. auch H. Hommer, Ortswappen von Kreuznach und Umgebung auf alten Grenzsteinen, in: KHbll. 7 (1978) 4. 7451 408 di034mz03k0022604 di034-0226 1 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1497-01-01 1503-12-31 1503BAA8503AABA3 (1497)/1503 0 Grabplatte für Meinhard III. von Koppenstein und seine Frau Eva Kindel von Schmidtburg. Im Jahr 1614 durch Helwich „in ecclesia parochiali“ glaubwürdig1) überliefert, wurde sie 1751 teilweise abgezeichnet und noch 18392) an diesem Standort erwähnt; verloren. Laut der Nachzeichnung handelte es sich um eine hochrechteckige Grabplatte mit Umschrift zwischen Linien, im Mittelfeld befand sich unter zwei sich zuneigenden Wappen das Abbild des Verstorbenen „in Küraß in Bettender gestalt mit gebogenen Knien auf einem Helm ruhend“3). Links oben im Uhrzeigersinn Textbeginn für die Inschrift des Mannes, gegen den Uhrzeigersinn für die der Ehefrau; auf der unteren Leiste waren bereits 1751 „die buchstaben abgestoßen“4). Text nach Helwich, Schriftformen5) nach Wickenburg. Kapitalis, gotische Minuskel (?). ANNO D(OMI)NI XVc DREYa) IAR / IST DER VEST MEINHART VON COPPENSTEINb) MIT TODTc) VERSCHIEDEN VFF JOHANNIS DECOLLATIONIS / Anno xcviid) vff Freitag nach Corporis Christie) Eva von Schmidtburg sein ehlich gemahl derf) beider gott gnat. 29. August 1503; 4. Juni 1497. Kindel von Schmidtburg; Koppenstein. Die Überlieferung dieser Grabplatte wies manche Rätsel auf, die nun wohl zum großen Teil als geklärt gelten können. Dennoch ist im Gegensatz zur vorgenommenen Datierung – auch aufgrund der unterschiedlich überlieferten Schriftformen – grundsätzlich nicht auszuschließen, daß das Grabdenkmal bereits nach dem Tod der Ehefrau angefertigt wurde, da sich ihr Wappen auf der heraldisch rechten, vornehmeren Seite der Platte befindet. Die Inschrift und das Abbild ihres Mannes könnten dann anläßlich seines Todes nachgetragen worden sein. Die hier vorgenommene Datierung geht jedoch vom Gegenteil aus, da letzteres kaum anzunehmen sein dürfte und alle anderen Indizien für die umgekehrte Vorgehensweise sprechen. Die Mitte des 14. Jahrhunderts6) erstmals auftretenden Herren von Koppenstein waren vermutlich uneheliche (aber legitimierte und geförderte) Nachkommen der Grafen von Sponheim mit Sitz in Kirchberg (Rhein-Hunsrück-Kreis) und Mandel7). Meinhart III. war eines von sechs Kindern aus der Ehe Meinharts II. von Koppenstein mit Christine Schliderer von Lachen. Er fungierte als Amtmann zu Kreuznach und war seit 1453 mit Eva, Tochter des Nikolaus Kindel von Schmidtburg und der Anna Knebel von Katzenelnbogen verheiratet, die einen Hof und ein Haus zu Kreuznach mit in die Ehe brachte8). Von ihren vier Kindern wurde Meinhart IV.9) ebenfalls in der Kreuznacher Pfarrkirche beigesetzt. Wickenburg überliefert wohl in Verkennung des hochgestellten Multiplikators M DIV IAR. Ders. liest COPPENSTEY(N). Ders. liest DOT. Sic! Ders. überliefert ch(ris)ti in der Form xti. Ders. liest de(r). Im Gegensatz zu Helwich (vgl. auch Op. gen. IV fol. 253v: „ligen beÿde in der Pfarrkirch zu Creütznach begraben“), zu den von ihm abhängigen Autoren (vgl. Einleitung XXIII Anm. 55), zum Würdtweinschen Epitaphienbuch und zu den Acta Academiae I 29 wird der Standort dieser (und zwei weiterer) Grabdenkmäler von Wickenburg und den ihm Folgenden für das Benediktinerkloster Sponheim überliefert (Schneegans und Kdm. führen die Inschrift unkommentiert an beiden Standorten auf). Daß es sich hierbei um eine Verwechslung des Standorts handelt, legt einmal die gut bezeugte Überlieferung nahe, zum andern weisen auch die beiden anderen Inschriften (vgl. Nr. 582 von 1672 und Nr. 603 von 1688) eindeutig nach Kreuznach. Den letzten Beweis liefert schließlich der von Wickenburg ebenfalls für Sponheim überlieferte Grabstein des Carl von Rochow (†1736, vgl. Kdm. 393), der sich heute noch im Original an der Westseite der jetzigen evang. Pauluskirche in Bad Kreuznach befindet. Vgl. Schneegans 167. So Wickenburg. Ebd. – ein Zeichen für die damals wohl schon länger in senkrechter Stellung angebrachte Platte. Bei Helwich, der die vollständige Inschrift überliefert, gibt es allerdings keinen Hinweis auf diesen Textverlauf. Wohl mit Versalien versehene gotische Minuskel für die Frau, Kapitalis für den Mann. Vgl. zum Folgenden Rhein. Antiquarius II 17 191ff., Möller, Stammtafeln NF II Taf. LXI und Zwiebelberg, Koppenstein 147ff. Vgl. die Registereinträge zu Koppenstein. Vgl. Geib, Hist. Topographie I 28f. und H.P. Meyer, Koppenstein (Schriften des Hunsrücker Geschichtsvereins 1). Simmern 1963, 49f. Vgl. Nr. 284 von 1537. Helwich, Syntagma 314. Wickenburg, Thesaurus Palatinus I 302 (mit teilw. Umzeichnung). Würdtweinsches Epitaphienbuch 302 (teilw.) – Andreae, Crucenacum Palatinum 77. Schneegans, Beschreibung 343. Roth, Syntagma 2 (1884) 44 (nach Helwich). Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 20 (nach Helwich). Kdm. 73 (erw.) und 392. 7452 408 di034mz03k0022702 di034-0227 1 Meisenheim, Schloßkirche 1503-01-01 1503-12-31 1503AAA0000000A3 1503 0 Grabinschrift für die Mutter des Petrus von Wolfstein, Komtur der Meisenheimer Johanniterkommende. Noch 1776 im Kirchenschiff nachgewiesen1), wurde sie vermutlich bei einer der im 19. Jahrhundert durchgeführten Restaurierungen2) entfernt, Ausführung unbekannt. Nach Heintz, Schloßkirche. Anno Domini 1503 in die S(anc)tae Elisabethae obiit mater Petri de Wolfsteyna). 19. November 1503. Die sich seit 1479 im Bau befindliche Johanniterkirche wurde im Jahr 1503 durch den Mainzer Erzbischof geweiht3); damit dürfte es sich bei der vorliegenden Bestattung um eines der ersten „regulären“ Begräbnisse im Langhaus gehandelt haben4). Die mindestens mit vier Ordenspriestern ausgestattete Kommende5) wurde 1321 von (Herren-)Sulzbach (Lkrs. Kusel) nach Meisenheim verlegt; der vermutlich aus Wolfstein (Lkrs. Kusel) stammende Petrus ist ab 14916) als ihr Komtur nachweisbar. Kdm. liest (wohl nach der Handschrift) Wolftceijm und bezieht die Inschrift irrtümlich auf den namentlich Genannten selbst. Nach obiit ist wohl ein Frauenname zu ergänzen. Die in der Literatur bis 1935 (Kdm.) gelegentlich zitierte, bislang allerdings nicht wieder aufgefundene Hs. 33 aus dem evang. Pfarrarchiv in Meisenheim (jetzt insgesamt als Depositum im AdEKiR, freundliche Mitteilung von Frau E. Rothe, 18. August 1988) wurde 1776 vermutlich anläßlich der Überführung einiger Särge der Pfalz-Zweibrücker Fürstenfamilie aus der Schloßkapelle in Birkenfeld nach Meisenheim angelegt (vgl. dazu Nikitsch, Fürstengruft 3); zu dieser Zeit dürfte man auch die Inschriften der 40, schon damals zum Teil nur noch fragmentarisch vorhandenen Grabdenkmäler im Schiff der Schloßkirche abgeschrieben haben. Bei den mir im Verlauf der letzten Jahre bekannt gewordenen Archivalien „Specification“ von 1767, „Copia Epitaphiorum“ und „Copia derer Inscriptionen“ vom 7. Juli 1776 handelt es sich nicht um die gesuchte Handschrift; sie verzeichnen lediglich einige Inschriften der Epitaphien in der Grabkapelle und die Sarginschriften aus Stephans- und Ludwigsgruft. Daher war eine Überprüfung der von Heintz und Kdm. ausgiebig benützten Hs. 33 nicht möglich. Vgl. Coerper, Nachrichten 86ff. Vgl. die Bauinschrift Nr. 153 von 1479 und Fischer, Kirchenbaukunst 180. Vor ihr wurde 1489 Herzog Ludwig I. von Pfalz-Zweibrücken – der Erbauer der Kirche – beigesetzt, allerdings in der Gruft der Grabkapelle; dazu kamen im Bereich des Chores zwei Angehörige der Boos von Waldeck (vgl. Nr. 178 von 1494 und Nr. 222 von 1502). Vgl. Rödel, Großpriorat 249ff. und ders., Johanniter-Kommende pass. – Ende des 15. Jh. zählte die begüterte Priesterkomturei acht Mitglieder; ihren Sitz hatte sie unterhalb der Schloßkirche, im wohl „ältesten Fachwerkbau im Nahegebiet“ (heute Amtsgasse 12), vgl. dazu Lurz, Meisenheim 89f. Vgl. Lehmann, Zweibrücken 217. – H. Gauch, Frühgeschichte, Namen und Wappen von Wolfstein, in: Westricher Hbll. 6 (1975) 46f. bezeichnet ihn als den letzten Sproß einer im 14. Jh. bezeugten Adelsfamilie, der wohl auch der 1490 als Schultheiß zu Sobernheim erwähnte Jakob von Wolfstein angehörte (vgl. dazu Rhein. Antiquarius II 18, 2). Heintz, Schloßkirche 274. Kdm. 266. 7455 408 di034mz03k0022800 di034-0228 0 Weiler bei Monzingen, Gemarkung 1504-01-01 1504-12-31 1504AAA0000000A3 1504 2 I. Grenzstein mit Ortsnamen und Jahreszahl an der Gemarkungsgrenze1) zu Monzingen. Gerade stehender Quader aus gelbweißem Sandstein mit flachem Kopf und dreifacher Weisung, bisher unpubliziert. Auf der Südostseite (A) und der Nordwestseite (B) jeweils zweizeilige, durch Linien eingefaßte Inschrift. Verwittert und bestoßen, ein Eck ist abgeschlagen. H. 36, B. 28, Bu. 6 cm. Gotische Minuskel mit Versalien. A Anno · xvc iv / WylrE B [A]nno · xvc iv / Montzgin II. Grenzstein mit Ortsnamen und Jahreszahl an der Gemarkungsgrenze zu Monzingen. Gerade stehender Quader aus gelbweißem Sandstein mit flachem Kopf und winkelförmiger Weisung, bisher unpubliziert. Auf der Westseite zweizeilige Inschrift (A) zwischen Linien mit Numerierungsvermerk, auf der Ostseite (B) zweizeilige Inschrift zwischen Linien. Stark verwittert und bestoßen, die Ecken beschädigt. H. 37, B. 25, Bu. 7-10 cm. Gotische Minuskel mit Versalien. A [A]nno · x[vc iv] / Wyl[re] / Na) XXII B [Anno ·] x[vc iv] / Montzgin Die beiden Grenzsteine fallen nicht nur durch das (hier als auffällige Zierform verwendete) unzial geschlossene Majuskel-M, die Handhabung des Datums mit hochgestelltem Multiplikator und die eigenwillige Form der ausgeschriebenen Ortsnamen2) auf, sie sind zudem die bisher ältesten bekannten sicher datierten Grenzsteine des Bearbeitungsgebietes. Sie kennzeichnen (wohl noch heute) durch ihre sichtbar eingehauene Weisung einen signifikanten Teil des Grenzverlaufs zwischen dem zu dieser Zeit von vier ritterlichen Familien beherrschten Ort Weiler3) und dem zu Kurmainz gehörenden Monzingen. Spiegelverkehrt. Die Kenntnis beider Grenzsteine verdanke ich einem freundlichen Hinweis von Frau Gisela Didt (Daxweiler), die zusammen mit Herrn Jean Rickel (Weiler bei Monzingen) bei der Bearbeitung vor Ort behilflich war. Beide Steine sollen gehoben und an der evangelischen Kirche des Ortes aufgestellt werden. Vgl. die fast gleichlautende Schreibung für Monzingen bei Nr. 228 (kurz nach 1500). Vgl. dazu Kdm. 424f. und Ordnung des Fleckens Weyler, in: Hbl. Kirn 4 (1924) 2. 7457 408 di034mz03k0022900 di034-0229 1 Bad Kreuznach, ehem. Franziskaner-Klosterkirche 1505-01-01 1505-12-31 1505AAA0000000A3 1505 0 Grabdenkmal für Hartmann von Albig. Noch im Jahr 1614 „ante chorum“ der zu dieser Zeit als Hospital genutzten Klosterkirche mit fragmentarischer Inschrift überliefert, wohl nach 1700 während des Neubaus der Klosteranlage verschwunden. Zwei Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno domini xvcv Vff [...]a) starb der Vest Hartman Von Albich dem gott gnadt. Albig (von zwei Sternchen begleiteter schräglinker Balken); Lewenstein. Hartmann von Albig entstammt einem sich nach dem bei Alzey gelegenen Dorf1) nennenden Adelsgeschlecht. Verheiratet war er mit der später neben ihm bestatteten Adelheid von Lewenstein2). Durch vier Auslassungspunkte gekennzeichnete Lücke. Vgl. Brilmayer, Rheinhessen 18. Vgl. Nr. 252 von 1518. Helwich, Syntagma 321. Roth, Syntagma 3 (1884) 73. Stumpf, Grabsteine 7 1927) Nr. 21. (beide nach Helwich). 7458 408 di034mz03k0023003 di034-0230 0 Monzingen, Evang. Pfarrkirche 1505-01-01 1505-12-31 1505AAA0000000A3 1505 4 Glocke mit Namens-, Spruch- und Meisterinschrift. Sie wurde während des 2. Weltkrieges ins Hamburger Glockenlager verbracht, dann rückgeführt und als hintere Glocke eines dreiteiligen Geläutes1) in der Glockenstube des Südwestturmes aufgehängt. Auf der Schulter einzeilige Inschrift zwischen Rundstegen, darunter zwei Reliefs: Muttergottes mit Kind im Strahlenkranz und hl. Martin mit der Mantelteilung. Als Worttrenner dienen kleine Wiederkreuze. Gewicht 650 kg2), Schlagton d3). H. ca. 90 (o. Kr.), Dm. ca. 100, Bu. 3 cm. Gotische Minuskel. · sant · martins · glock · heis · ich · in · vnser · lieben · fravwen · er · lvd · ich · peter · zor · glocke(n) · zo · spier · Anno · dom(ini) · m · ccccc · v Knittelvers. Hinter spier würde man als erklärende Fortsetzung des Knittelreimes das sonst übliche „gos mich“ erwarten; darauf mußte hier wohl aus Platzgründen verzichtet werden. Der Name der Glocke bezieht sich vermutlich auf das Martinspatrozinium der Kirche, die Widmung an die Muttergottes auf einen ihr geweihten Altar4). Die am Schlagrand leicht beschädigte Glocke mit ihrer etwas unsauber gearbeiteten Minuskel zählt zu den letzten der insgesamt zwölf nachweisbaren Glocken (1470 bis 1507) aus der Werkstatt des bekannten Speyrer Glockengießers Peter zur Glocken5), der auch öfters für Kurmainz, der damaligen Monzinger Ortsherrschaft, tätig war. Vgl. Nr. 127 von 1450 und Nr. 243 von 1512. So Verzeichnis 81. So Kdm.; vermutlich handelt es sich jedoch um g‘ (freundlicher Hinweis von Herrn Jörg Poettgen, Overath). Vgl. Vogt, Geschichte Monzingen 55. Vgl. dazu Fritzen 36ff. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 312. Kdm. 299. Liste der Glocken 5. Fritzen, Glockenkunst 37. 7461 408 di034mz03k0023101 di034-0231 0 Monzingen 1505-01-01 1517-12-31 1700BBE8495AABA3 1505-17.Jh. 7 Jahreszahlen. Meist in Verbindung mit Initialen, Wappen und Steinmetzzeichen an und in verschiedenen Gebäuden der Altstadt und der evangelischen Pfarrkirche, teils verloren, teils neu aufgefunden. I. Jahreszahl; weit auseinandergezogen im Sturz des vermauerten äußeren Zugangs an der Ostwand der Nordkapelle, seit der Renovierung 1978 rot überstrichen. 1 [5] 0 5 II. Jahreszahl mit Hausmonogramm; 1978 ohne nähere Angabe als „in einer Mauer“ verbaute Spolie erwähnt, nicht aufgefunden. Nach Karbach. 1514 III. Initialen an der oberen Leiste des straßenseitigen, von Konsolsteinen mit dem Profil eines flachen Kielbogens getragenen Erkers des Hauses Hauptstr. 74, bisher unbeachtet. In seinem Mittelfeld befindet sich eine großformatige Jahreszahl, die von einer mit einer Hausmarke gefüllten Rollwerkkartusche geteilt wird. Rechts darüber ist ein Steinmetzzeichen (Nr. 14)1) eingehauen. Bei dem massiven, zweigeschossigen Putzbau soll es sich um den ehemaligen Erbbestandsshof des Augustiner-Chorherrenstifts Ravengiersburg handeln2), der wohl 1574 neu erbaut und 18353) im Erdgeschoß umgestaltet wurde. Farbfassung von 1985/864). Kapitalis. M S V J // 15 74 Hausmarke: unbekannt (unter einem von zwei Sternchen begleiteten Vierkopfschaft Initialen5) I R, darunter P: I Pf, darunter B P). IV. Jahreszahl mit Steinmetzzeichen (Nr. 46) am rundbogigen, mit Bandwerk und Löwenkopf verzierten Kellertor des wohl 1974 widerrechtlich abgerissenen Hauses (Hauptstr.) Nr. 1706), verloren. Nach Kdm. 1614 V. Jahreszahl auf einem ehemaligen Holzpfeiler der Empore der evang. Pfarrkirche, 1881 in Privatbesitz nachgewiesen, Verbleib unbekannt. Nach Lehfeldt. 1657 VI. Initialen zwischen einem Engelskopf auf dem Sturz der zugemauerten Tür links des heutigen Eingangs zum Haus Hauptstr. 60, bisher unbeachtet. Datierung 17. Jahrhundert nach der baugeschichtlichen Zuordnung7). H. 32, B. 80 (Sturz), Bu. 9 cm. Kapitalis. I E Vergleichbar mit einem Steinmetzzeichen (Nr. 25) am 1589 erbauten Alt‘schen Haus in Monzingen, vgl. Nr. 373 Vgl. Karbach 71. Laut der im Türsturz angebrachten Inschrift: 18 H(EINRICH) P(ETER) W(EBER) 35. Vgl. Denkmalpflege 1985/86, 212. Kdm. überliefert fälschlich P.F.P.F.B.P. Vgl. H. Caspary, Denkmalpflege im ländlichen Raum – das Beispiel Monzingen, in: Freckmann/Vogt, Monzingen (s.d.) 116f. Vgl. Freckmann 110. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 310 (V). Kdm. 296, 300 (I, III, IV). Karbach, Monzingen 72 (II). Freckmann, Architektur 97 mit Umzeichnung im Anhang (III). Freckmann/Vogt, Monzingen an der Nahe 18 (III, teilw.). 7463 408 di034mz03k0023209 di034-0232 0 Löllbach, Evang. Kirche 1505-01-01 1663-12-31 1663BAA8495AABA3 1505/1663 2 Jahreszahlen auf einem teilvergoldeten Silberkelch mit Sechspaßfuß und sechs runden, mit Rosetten verzierten Rotuli an dem mit herabhängendem Blattkranz geschmückten Knauf. Der Schaft ist mit graviertem Maßwerk überzogen. Eine Jahreszahl befindet sich am hochgezogenen Schaft des Fußes über einem Weihekreuz, die andere liegt gegenüber und umgibt eine mit einem S versehene Hausmarke, darüber ein kleines Kreuz. Der gut gearbeitete Meßkelch wird zur Zeit im evangelischen Pfarrhaus zu Hundsbach verwahrt. H. 17,5, Dm. 12,5, Z. 0,5 cm. 1505 / 16 63 Die erste Jahreszahl könnte auf die Stiftung des Kelches anläßlich des Neubaus des spätgotischen Chores und der damit verbundenen Erhöhung des romanischen Turmes1) kurz nach 1500 hinweisen; die zweite wohl auf eine Erneuerung des Kelches selbst. Die beiden alten Glocken wurden 1864 – ohne ihre Inschriften zu überliefern – zugunsten einer heute noch vorhandenen, neuen Glocke eingeschmolzen. Zu zwei weiteren, sogenannten Ostglocken von 1685 und 1687, vgl. Einleitung LVI. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 453. Kdm. 219. 7464 408 di034mz03k0023307 di034-0233 0 Biebelsheim, Evang. Kirche 1506-01-01 1506-12-31 1506AAA0000000A3 1506 1 Jahreszahl auf der Rückenlehne einer Kirchenbank. Aufgestellt innen an der Südseite des dreiseitig geschlossenen Chors der um 14961) erbauten Kirche. Zu unbekannter Zeit umgearbeitete, hellgrau überstrichene Holzbank2) mit stark profilierten seitlichen Hochwangen, die mit flachgeschnitzten pflanzlichen Ornamenten3) verziert sind. Die Bekrönung der Rückwand besteht aus einem Zinnenkranz, darunter folgt in einer Zeile die erhaben ausgeführte Inschrift. Als Worttrenner dienen buchstabengroße Quadrangeln mit leicht ausgezogenen Enden. H. 136 (Rückwand), B. 182, Bu. 5 cm. Frühhumanistische Kapitalis, erhaben. ANNO · DOMINI · M · CCCCC · VND · VI · Die originalen Teile der unsignierten Kirchenbank4) können mit Sicherheit dem aus Niederbayern stammenden Meister Erhart Falckener und seiner am Mittelrhein tätigen Werkstatt zugeschrieben werden. Aufgrund der pflanzlichen Motive und vor allem wegen der besonderen, aus der Technik der Flachschnitzerei resultierenden und daher nicht ganz dem Kanon der frühhumanistischen Kapitalis entsprechenden Schriftformen ergeben sich deutliche Übereinstimmungen etwa mit dem Laiengestühl der St. Valentinuskirche in Kiedrich5): spitzes A mit überstehendem Deck- und gebrochenem Mittelbalken, I mit wulstigem Nodus, M mit herabgezogenem Mittelteil, O mit beiderseitiger Bogenschwellung und zum Teil verschobener Achse, sowie das für Falckener typische V mit den dreiecksförmig (bei den meisten anderen Buchstaben schwalbenschwanzförmig) auslaufenden Hasten. Sollte es sich bei der Kirchenbank6) um ein Teil der ursprünglichen Ausstattung der Kirche des zur Grafschaft Daun-Falkenstein7) gehörenden Ortes handeln, könnte dies mit der Nähe zum Wohnsitz des Meisters in Gau-Odernheim zusamenhängen. Vgl. Nr. 182 von 1496. Nach Sobel 130 wurden Sitzbank und Rückwand neu angefertigt. Nach ebd. 40 zeigt die äußere Ostwange „Solanaceenmotive mit weichen Blättern und großen Blüten“, die innere „reduzierte Ranken ohne naturalistisches Gepräge“, während die äußere Westwange leer und die innere „mit stilisierten Ranken versehen (ist), die mit Distelblüten besetzt“ sind. Vgl. zum Folgenden ausführlich ebd. 5ff. und 39f. Vgl. ebd. 17ff. und die vollständige Edition der Inschriften künftig in DI Rheingau-Taunus-Kreis. Sobel 40 weist überzeugend darauf hin, daß es sich bei der Bank eher um einen „Herrschaftssitz“ als um einen Teil eines für eine kleine Kirche entbehrlichen Chorgestühls gehandelt habe. Vgl. dazu Gerster, Chronik 75ff. H. Sobel, Die Kirchenmöbel Erhart Falckeners und seiner Werkstatt mit besonderer Berücksichtigung der Flachschnitzerei (QuAmrhKg 36). Mainz 1980, 40 und 130 mit Abb. 38 und 39. Lipps, Entdeckungsreisen 73. 7467 408 di034mz03k0023405 di034-0234 1 Schweppenhausen, Kath. Kirche Hl. Kreuz 1506-01-01 1506-12-31 1506AAA0000000A3 1506 0 Glocke mit Spruchinschrift, vermutlich aufgrund der Glockenabgabe des 2. Weltkrieges verloren. Laut Kdm. war sie „mit mehreren sehr undeutlich geprägten Medaillen, eine davon mit dem von zwei Engeln gehaltenen hl. Rock“ versehen. Nach Kdm. Dm. 78 cm. O MARIA BIT VOR UNS DINE KEINTa) XVc VI PAX VOBISCUM Pilgerzeichen wurden als unheilabwehrende Zeichen an Glocken angebracht. Problematisch wird die zuverlässig überlieferte und für diese Zeit typische Datumsangabe mit hochgestelltem Multiplikator durch den Umstand, daß der bis dahin im Dom zu Trier in einem Reliquienschrein unzugänglich verwahrte Heilige Rock Christi erstmals im Jahr 1512 öffentlich gezeigt wurde1), somit konnten erst zu diesem Zeitpunkt Prägung und Vertrieb entsprechender Abzeichen2) einsetzen. Daher dürfte es sich bei diesem Motiv nicht um den Trierer Rock, vielmehr um das Gewand Mariens3) gehandelt haben, wie es als Aachener Heiltum4) bei den großen Wallfahrten gezeigt wurde. Im Gegensatz zu den durchgehend gleichförmigen Darstellungen des Trierer Rocks im 16. Jahrhundert5) kann zudem der Typ des von Personen hochgehaltenen Gewandes so nur für Aachen6) nachgewiesen werden – allerdings scheint es sich dabei nicht um Engel, sondern um Kleriker zu handeln. Schließlich würde diese Identifizierung gut mit dem Glockenspruch harmonieren. (=Kinder); Zimmermann liest KLINT. Vgl. dazu LThK 8 (1963) 1348ff. Vgl. H.-J. Kann, Drei unedierte Heiligrock-Devotionalien aus Trierer Funden, in: Kurtrierisches Jb. 27 (1987) 61. Vgl. zum Folgenden Köster, Wallfahrtsmedaillen 38f. und zum 1238 fertiggestellten Marienschrein DI 31 (Aachener Dom) Nr. 35. Vgl. dazu Hagen, Wallfahrtsmedaillen 75ff. Vgl. Nr. 243 von 1513. Vgl. Nr. 148 von 1475. Zimmermann, Glocken 35. Kdm. 349. Liste der Glocken 7. 7468 408 di034mz03k0023503 di034-0235 0 Frei-Laubersheim 1506-01-01 1604-12-31 1604BAA8494AABA3 1506/1571/1604 0 Jahreszahlen an zwei Gebäuden des alten Ortskernes. I. Jahreszahlen auf einem straßenseitigen (unteren?), mittlerweile jedoch überstrichenen Balken (A) und im Sturz des Kellerportals (B) des Hauses Fronpforte 7. Nach Mathes (A) und Lipps (B). A 1506 B 1571 II. Jahreszahl im Sturz eines profilierten Doppelfensters, giebelseitig im Obergeschoß des Hauses Rathausstr. 16. Sandstein, gelb überstrichen, Ziffern schwarz ausgezogen. Z. ca. 8 cm. 1 6 0 4 Der reiche Bestand an weiteren, noch erhaltenen frühneuzeitlichen Häusern zeigt die damalige Bedeutung des Ortes. Das giebelseitig zur Straße stehende, 1719 als „Hauß bey dem blan“ bezeichnete Fachwerkhaus1) an der Fronpforte wurde unter Einbeziehung älterer Teile im Jahr 1726 umgebaut, bzw. neu errichtet. Obergeschoß und Giebel sind mit sogenannten Wilden Männern und nasenbesetzten Streben versehen. Das Haus in der Rathausstraße steht an der Stelle eines Hofgutes des ehemaligen Nonnenklosters Altenmünster bei Mainz. Vgl. zum Folgenden Mathes und Lipps 107ff. Mathes, Flurnamen 116 (I A mit Abb. des Hauses). Dehio Rheinland-Pfalz 287 (II). Krumm, Kleinode 154 (II). Lipps, Entdeckungsreisen 107f. (I B, II). 7472 408 di034mz03k0023601 di034-0236 1 Meisenheim, Schloßkirche 1506-01-01 1506-12-31 1506AAA0000000B3 1506? 0 Grabdenkmal für Peter Ueber (Weber?). Noch 1776 zumindest fragmentarisch im Kirchenschiff zu sehen, wurde es vermutlich während der Renovierungen des 19. Jahrhunderts entfernt. Ausführung unbekannt. Nach Heintz, Schloßkirche. Conjugi dulciss(imo) parentique uxor pos(uit). Die Gattin hat es dem geliebten Mann und Vater errichtet. Neben dem Teil mit der Stiftungsinschrift überliefert Heintz – auf Grundlage der verlorenen Handschrift 331) – lediglich Namen und Todesdatum (15. Juni 1506) des weiter nicht bekannten Verstorbenen. Das für diese Zeit ganz ungewöhnliche Formular weist jedoch eher in die zweite Hälfte des 16. bzw. erste Hälfte des 17. Jahrhunderts und macht so einen Überlieferungsfehler für 1606 wahrscheinlich. Vgl. dazu Nr. 227 von 1503 mit Anm. 1. Heintz, Schloßkirche 274. Kdm. 266 (erw.). 7476 408 di034mz03k0023709 di034-0237 1 Pfaffen-Schwabenheim, ehem. Stiftskirche der Augustinerchorherren 1507-01-01 1507-12-31 1507AAA0000000A3 1507 0 Grabdenkmal für den ersten Reformprior Hermann Battenburck. Noch 1614 als „in medio“ (des Chores) befindlich bezeichnet, verloren1). Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno d(omi)ni millesimo · ccccc · vii · decimo tertio kal(endas) Aprilis obiit venerabilis p(ate)r Herman(us) Battenburck prim(us) prior in reformatione hui(us) monasterii. Im Jahr des Herrn 1507, (am) 13. (Tag vor den) Kalenden des April (20. März), starb der ehrwürdige Vater Hermann Battenburck, erster Prior während der Reform dieses Klosters. Die Augustiner-Chorherren2) des 1130 vom Sponheimer Grafenhaus gegründeten Stiftes hatten das Recht, aus ihrer Mitte einen Propst zu wählen3). Wohl aus ökonomischen Gründen sollte ihre Zahl seit 1229 auf höchstens 18 Mitglieder beschränkt bleiben. Dem Niedergang der Gemeinschaft im 15. Jahrhundert – dem Konvent gehörten schließlich nur noch fünf Stiftsherren an – begegnete der Mainzer Erzbischof im Jahr 14684) durch die Unterstellung des Stiftes unter die Windesheimer Reform-Kongregation des Augustinerordens und durch die Ernennung eines auswärtigen Priors anstelle des bisherigen Propstes. Im Jahr 1473 wird Hermann Battenburck erstmals urkundlich als Prior des Stiftes erwähnt, in der internen Überlieferung5) gilt er jedoch als der erste. Nicht zuletzt seiner langen Tätigkeit dürfte es zu verdanken sein, daß das Stift im Jahr 1521 bereits wieder 19 Chorherren und 26 Laienbrüder zählte. Diese Inschrift war 1751 vermutlich nicht mehr vorhanden, vgl. dazu Anm. 5. Vgl. zum Folgenden Gerten, Chronik 132ff. Vgl. MUB I Nr. 567. Vgl. zum Folgenden Fasig, Kopialbuch 11f. (1939). Wickenburg, Thesaurus Palatinus I 294 überlieferte im Jahr 1751 Inschriften für die ersten sieben Reformprioren (†1507/09 bis 1652), darunter auch eine nicht nur von der vorliegenden im Todesdatum abweichende Inschrift für den Verstorbenen: Hermanus De Battenburg primus praepositus Pfaffenschwabenheimensis, postquam An(no) 1468 Venit Sub Congregatione Windesheimensi, restituit Rem Domesticam, et introduxit Disciplinam Religiosam Obÿt An(no) 1509. Dieser und die anderen Texte enstanden wohl als Memorial-Inschriften im Zuge der Neubesiedlung des 1566 aufgehobenen Stiftes in der 1. Hälfte des 18. Jh. – Wie eigene Nachforschungen ergaben, handelt es sich dabei um aufgemalte Untertitel großformatiger Porträt-Ölbilder, die bis zum Beginn unseres Jh. in der Sakristei des ehemaligen Stiftes hingen (vgl. die Abb. im Jahresbericht der Denkmalpflege im Großherzogtum Hessen II, 1912, Taf. 43,3) und von denen einige später als Leihgabe dem Trappistenkloster, dem heutigem Kloster der Missions-Benediktiner auf dem Jakobsberg zu Ockenheim (Lkrs. Mainz-Bingen) übergeben wurden (vgl. dazu Der Jakobsberg. Berg – Wallfahrt – Kloster. Beiträge zur Geschichte des Gau-Algesheimer Raumes 7. St. Ottilien 1983, 251). Bilder wie Inschriften sind bislang unpubliziert. Helwich, Syntagma 323. Scriba, Grabdenkmähler 328. Wagner, Stifte II 40 (beide nach Helwich). 7477 408 di034mz03k0023807 di034-0238 0 Bad Münster am Stein-Ebernburg, Evang. Johannes-Kirche (sog. Wehrkirche; aus Kreuznach, Franziskaner-Kloster) 1507-01-01 1507-12-31 1507AAA0000000A3 1507 3 Grabplatte für Margareta von Sickingen geb. Puller von Hohenburg. Als Fragment im ehemaligen Eingang an der Südwand des Turms vermauert, bislang nur aus kopialer Überlieferung1) bekannt. Ursprünglich im Chor der Franziskaner-Klosterkirche zu Kreuznach, wurde die Platte im Jahr 1584 unter Hinterlassung einer entsprechenden Inschrift2) in die damalige Pfarrkirche zu Ebernburg überführt und konnte dort3) noch 1660 nachgewiesen werden. Fragmentarisches Mittelstück einer ehemals großen Sandsteinplatte mit Umschrift auf profilierter Leiste, im vertieften Feld in Halbrelief ausgeführte Figur der Verstorbenen mit Schleier und langem, faltenreichen Gewand, in den gefalteten Händen ein herabhängender Rosenkranz. Vermutlich befanden sich in den oberen Ecken zwei bronzene Ahnenwappen. Als Worttrenner dienen paragraphenförmig durchgezogene Rauten. Erg. nach Helwich. H. 109 (frg.), B. 108, Bu. 9 cm. Gotische Minuskel. [Anno xvc vii obiit no]bili[s] d(omi)n(a) · mar[g]reta · nouis[sima prosapiae suae de Hoenberck Schwickeri de Sickinge]n · milit(is) · legiti(m)a · c(uius) · a(n)i(m)a · req(uiescat) · i(n) [p(ace)] Im Jahr 1507 starb die edle Frau Margareta, Letzte ihres Geschlechts von Hohenburg, Ehefrau des Ritters Schweikhard von Sickingen, deren Seele in Frieden ruhen möge. Sickingen; Puller von Hohenburg. Die wenigen erhaltenen Buchstaben zeigen eine sorgfältig gehauene, zwar durch i-Punkte und Kürzungsschnörkel etwas verspielt wirkende, jedoch der qualitätvoll gearbeiten, figürlichen Darstellung angemessene Schrift. Margareta4) war eine von zwei reich begüterten Erbtöchtern aus der zweiten Ehe Wirichs III. Puller von Hohenburg mit Gertrud Boos von Waldeck. Vor dem Januar 1466 heiratete sie – wohl aufgrund bereits bestehender familiärer Beziehungen – Schweikhard VIII. von Sickingen, der mittels der Ansprüche aus ihrem Erbe und dem ihrer Mutter den von seinem Vater Reinhard VIII.5) begonnenen Ausbau seiner Herrschaft mit dem Zentrum Ebernburg fortsetzen konnte. Dort wurde am 2. März 1481 sein einziger Sohn und Nachfolger Franz von Sickingen6), der spätere kaiserliche Rat und Feldhauptmann geboren. Der 1488 in den Reichsfreiherrenstand erhobene Schweikhard wurde von Kurfürst Philipp von der Pfalz mit hohen Ämtern betraut, erhielt 1495 auf seiner Pilgerreise zum heiligen Grab in Jerusalem den Ritterschlag und starb 1505 während des bayerisch-pfälzischen Krieges in Landshut. Margareta wurde neben ihrer Schwiegermutter7) in der Sickingen‘schen Grablege im Franziskaner-Kloster zu Kreuznach beigesetzt. Die bisherige Literatur (u.a. Jung, Ebernburg 22; Mielke, Grabinschriften 129; Dehio Rheinland-Pfalz 231; Lipps, Entdeckungsreisen 65) bezeichnete das sich wohl seit der „Kirchenrenovation“ von 1805 (vgl. Baudenkmale V 17) an dieser Stelle befindende Fragment stets als ‘Reliefbildnis einer betenden Nonne um 1480‘. Vgl. Nr. 355 von 1584. So Bürvenich, Annales 426; dagegen nach Helwich in der Schloßkapelle der Ebernburg, vgl. dazu Nr. 143 von 1472. Vgl. zum Folgenden Möller, Stammtafeln AF II Taf. LXIX und LXXVII sowie ausführlich Kehrer, Sickingen 129 (1981) 123ff. Vgl. Nr. 143 von 1472 und Dotzauer, Burgenterritorium 170. Vgl. Nr. 245 von 1515 und Nr. 255 von 1519. Vgl. Nr. 159 von 1483. Helwich, Syntagma 451. Roth, Syntagma 2 (1884) 41. 7478 408 di034mz03k0023907 di034-0239 0 Hennweiler, Evang. Pfarrkirche 1509-01-01 1509-12-31 1509AAA0000000A3 1509 2 Grabplatte des Edelknappen Johann VI. (bzw. V.) von Steinkallenfels zu Bundenbach1). Während den 1968-71 durchgeführten Renovierungsarbeiten erstmals vollständig freigelegt2) und an der Südseite des Durchganges von der Turmhalle zum Schiff in die Wand eingelassen. Große Platte aus weißlichem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, im Mittelfeld ein prachtvoll reliefiertes Vollwappen. Linke untere Leiste leicht beschädigt. H. 204, B. 104, Bu. 7 cm. Gotische Minuskel mit Frakturelementen. Anno · domini · xvca) · ix · / tercia · die · post · Wer(e)nhardib) · Obiit · Robustus · / Domicellus · Johannes · / de · Steink(al)dtfels · Cui(us) · animac) · req(ui)escat · In · pace · amen · Im Jahr des Herrn 1509, am dritten Tag nach (dem Fest des hl.) Bernhard (23. August) starb der feste Edelknappe Johann von Steinkallenfels, dessen Seele in Frieden ruhen möge. Amen. Steinkallenfels. Die sorgfältig gearbeitete Schrift zeigt typische Merkmale der späten gotischen Minuskel: Jahreszahl mit hochgestelltem Multiplikator, zahlreiche frakturähnliche Versalien, Hasten mit geschweiften Spitzen und caudenartigen auslaufenden Zierstrichen, i mit Punkt, u mit übergeschriebenen Häkchen, Siculi als Kürzungszeichen sowie hakenkreuzförmig ausgezogene Rauten als Worttrenner. Der im Jahr 14463) erstmals urkundlich erwähnte Johann VI. war in erster Ehe mit Anna von Cronberg, in zweiter mit Margaretha von Allenbach verheiratet. Zur gemeinsamen Nutzung der sich seit 1415 im Besitz der Familie befindenden Herrschaft Bundenbach (Großbundenbach, Lkrs. Pirmasens) mit seiner Schwester Anna verpflichtet, nahm er pfalz-zweibrückische Dienste an und erscheint etwa 1493 als Oberamtmann auf Schloß Veldenz (Lkrs. Bernkastel-Wittlich). Der Grund für seine Bestattung in der damaligen Stiftskirche zu Hennweiler könnte mit der 1380 verfügten „ewiglichen“ Seelgerätstiftung seines Urgroßvaters Johannes III. (†1389) zusammenhängen4). Zudem hatte das Kloster Disibodenberg, in dem sich die frühen Steinkallenfelser bevorzugt bestatten ließen5), als Begräbnisstätte an Attraktivität verloren. Schließlich richtete sein Sohn Johann VII. (†1537) das Erbbegräbnis dieser Linie in der Pfarrkirche zu Großbundenbach ein6). Dehio Rheinland-Pfalz 362 liest 1589. Bei Grotefend, Taschenbuch 109 nachgewiesene Form für Bernhardi. i wohl im linken Schaft des m. Die unterschiedliche Zählung rührt daher, daß Conrad, Steinkallenfelser Adel 7 (1960) 2 im Gegensatz zu Europ. Stammtafeln NF XI Taf. 31 seine Abfolge mit dem vermeintlich unsicheren Johann, Burggraf zu Böckelheim (†1309) beginnen läßt. Möller, Stammtafeln AF III Taf. CXXIV verzichtet dagegen auf eine Numerierung. Die folgenden Einordnungen richten sich nach der Conrad‘schen Genealogie. Freundliche Mitteilung von Herrn Pfarrer W. Wengenroth, Hennweiler. – Die Grabplatte wurde nach dem Abbruch des mittelalterlichen Kirchenschiffs um 1790 in den damals hergestellten Durchgang des stehengebliebenen Chores zum (neuen) Langhaus in die Südseite der Türeinfassung derart vermauert, daß nur der linke Teil des Steines sichtbar war; vgl. dazu Ohlmann, Hennweiler und zur Situation den Plan bei Kdm. 179. Vgl. zum Folgenden die in Anm. 1 genannten Titel. Vgl. Ohlmann, Steinkallenfelser Kopialbuch Nr. 10, 39. Vgl. die Registereinträge. Vgl. Kdm. Stadt und ehemaliger Landkreis Zweibrücken II, 2, 525ff. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 297. Ohlmann, Hennweiler Nr. 5, 18. Kdm. 180 (alle teilw.). 7479 408 di034mz03k0024000 di034-0240 2 Meisenheim 1509-01-01 1687-12-31 1687BAA8491AABA3 1509-1687 10 Bau- und Jahreszahlen, zum Teil in Verbindung mit Initialen oder Wappen an und in verschiedenen Gebäuden des Schloßbezirks und der Altstadt, wohl teilweise als Spolien verwendet. I. Jahreszahl mit zwei (nicht überlieferten) Wappen im Sturz eines aufwendig konstruierten Rundbogenportals1). Ursprünglich entweder Teil der ehemaligen Kirchenmauer2) oder ein späterer Zugang zum sogenannten Stephansstock3), wurde das Portal zu einem unbekannten Zeitpunkt in die Nordseite des 1614 errichteten Magdalenenbaus4) eingelassen. Noch um 1900 an diesem Standort nachgewiesen, heute verloren. Nach Lehfeldt. 1509 II. Jahreszahl auf einem von zwei Wappen flankierten Schild. Es handelt sich wohl um einen Hinweis auf Auftraggeber und Fertigstellung des sogenannten, ehemals westlich der Schloßkirche gelegenen Steinernen Stocks5), der als Wirtschaftsgebäude noch unter dem mit Margaretha von Hohenlohe verheirateten Herzog Alexander von Pfalz-Zweibrücken (†1514) errichtet wurde. Der Wappenschild befand sich ursprünglich in diesem 1881/82 abgerissenen Bauwerk, läßt sich jedoch bereits um 1727 über dem im Speisesaal befindlichen Kamin6) des 1614 errichteten Magdalenenbaus7) nachweisen; heute verloren. Nach Sundahl. 1515 Wappen Pfalz-Zweibrücken, Hohenlohe. III. Unter der auf einem Schild eingehauenen Jahreszahl (ehemals) zwei Wappen an dem einen Balken tragenden Konsolstein an der rechten Ecke des Hauses Untergasse 19. Das linke Wappen wurde bei einem Umbau des Fachwerkhauses8) in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts abgehauen, um Platz für den Fensterladen zu schaffen. Aufgrund der erhaltenen Jahreszahl ist dieses Haus das älteste noch bestehende, inschriftlich datierte in Meisenheim. Vermutlich wurde es von dem 1514 bis 1533 in Meisenheim nachweisbaren, zeitweilig als Amtmann tätigen Philipp von Gundheim erbaut, der wohl mit einer von Botzheim verheiratet war9). H. ca. 40, B. ca. 30, Z. ca. 8 cm. 1529 Wappen verloren (Gundheim?); Botzheim. IV. Auf einer Kartusche erhaben gearbeitete Jahreszahl über dem mittleren Drillingsfenster des Erkers am Haus Obergasse 310). Die (möglicherweise neu angefertigte) Jahreszahl bezeichnet wohl das Erbauungsdatum des sich seit 1580 im Besitz der Herren von Kellenbach11) befindenden und nach ihnen genannten Adelshofs. 1530 V. Jahreszahl in großen, teils arabischen, teils römischen Ziffern doppellinig eingeschnitten in die Ostseite eines hölzernen Segmentbogens des kleinen, ehemals eine beschriftete Glocke tragenden Dachreiters des Alten Rathauses12) (Untergasse 23). H. 14, B. 43, Z. 7-10 cm. 1 6 0 · II ·b) VI. Jahreszahl mit Initialen auf einem geschnitzten Fachwerkbalken im Speicher des Hauses Am Klenkertor 313). Vermutlich bezieht sich die Zahl auf die Errichtung des Hauses. Nach Lurz. 1604 M G VII. Jahreszahl mit Initialen im profilierten Fenstersturz des Erdgeschoßes links der Eingangstür des Hauses Obergasse 3114), rot überstrichen. Die Inschrift bezieht sich auf den Umbau des vermutlich spätgotischen Hauses durch den Weißgerber Jonas Preyel, der es bereits im Jahr 1580 für 305 Gulden erworben hatte. Preyel war 1585 Gemeinde-, 1599, 1606 und in der zweiten Hälfte des Jahres 1611 Gerichtsbürgermeister in Meisenheim15). Mit seiner Ehefrau Maria, die das Haus 1632 weiterverkaufte, hatte er zwei Söhne und zwei Töchter; er selbst verstarb im Jahr 161516). Kapitalis. J(ONAS) P 16 12 R(EYEL) VIII. Jahreszahl im Giebel des dreistöckigen Hauses Am Klenkertor 26, kurz nach 1937 während der Freilegung des Fachwerks ans Licht gekommen17). Die wohl nach originalem Befund neu aufgemalte Inschrift dürfte sich auf die Fertigstellung des Wohnhauses beziehen. Kapitalis. [A(NNO) D(OMINI) 1618] IX. Jahreszahl mit Initialen an der Wendeltreppe des im Jahr 158018) errichteten Erweiterungsbaues des Alten Rathauses (Untergasse 23). Die steinerne Spindel wird durch eine Säule mit Blattkapitell gestützt, auf dessen Abakus das Baujahr eingehauen wurde; heute dick mit roter Farbe überstrichen. Zwischen den Jahreszahlen befindet sich ein kaum erkennbares Steinmetzzeichen (Nr. 49). Die wohl aus Stabilitätsgründen nachträglich eingezogene Säule dürfte lang vor ihrer damaligen Verwendung entstanden sein19). H. 20 (Kapitell), B. 25, Bu. 4,5 cm. Kapitalis. 1652a) / WL · WB X. Jahreszahl mit dazwischen liegendem Steinmetzzeichen (Nr. 52) im Fenstersturz der Nordseite des Hauses Obergasse 4 (sogenannte Ritterherberge)20). Die wohl bei einer jüngst erfolgten Renovierung freigelegte, bisher unbekannte Bauzahl dürfte sich auf einen Umbau des aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts stammenden, nördlichen Gebäudeteils beziehen. 16 68 XI. Jahreszahl im Sturz eines Drillingsfensters an der Hofseite des Hauses Obergasse 2621). Die auf einen Umbau hinweisende Bauzahl befindet sich im erhöhten Mittelteil, seitlich je ein leerer Wappenschild. Der ehemalige Adelshof führte seinen Namen nach dem Adelsgeschlecht der Boos von Waldeck22), die ihn seit 1422 als Lehen besaßen. Zur Zeit des Umbaus wurde der Hof von Philipp Balthasar Boos von Waldeck23) bewohnt, der mit Anna Margaretha geb. Zandt von Merl verheiratet war – dementsprechend dürften auch die Wappenschilde gestaltet worden sein24). 1669 XII. Bauzahl im profilierten Türsturz der Rückseite des zweigeschossigen Hauses Wagnergasse 825). Die Zahl dürfte das Baudatum der späteren Meisenheimer Poststation angeben. Nach Lurz. 1671 XIII. Jahreszahl an der geschnitzen Holztür des Westportals der katholischen Pfarrkirche St. Antonius26). Die Zahl befindet sich hälftig auf je einem Flügel des aufwendig gearbeiteten Barockportals, das zur ehemaligen Kirche des 1684 gegründeten Franziskanerklosters führte. Z. 7 cm. 16 / 87 Vermutlich gab es in Meisenheim weit mehr als die hier aufgeführten Bauzahlen, da durch Abriß, Verwitterung oder Renovierung nicht zu unterschätzende Verluste eingetreten sein dürften. So befindet sich etwa über dem Renaissanceportal des Treppenturms am sogenannten Thayn‘schen Haus (Untergasse 54) eine völlig verwitterte zweizonige Tafel, deren einstiger Inhalt nie erfaßt wurde. Das gleiche gilt für eine Schrifttafel, die während der jüngst erfolgten Renovierung am Haus Rapportierplatz 7 an Licht kam und ohne weitere Beachtung gleich wieder unter Putz gelegt wurde27). Die von Lurz erwähnte Jahreszahl 1658 mit Initialen28) ist in 1758 zu korrigieren. Lurz 240 und Lipps 177 lesen 1642. Sic! II als römische Ziffern mit i-Punkt Genaue Beschreibung bei Lehfeldt. So Kdm. 274. So Lehfeldt und Heintz, vgl. auch Nr. 134 von 1459. Vgl. dazu die Nrr. 477f. von 1614. Vgl. zur Baugeschichte ausführlich Lurz 206f. (mit Abb.). So Sundahl. Vgl. dazu die Nrr. 477f. von 1614. Vgl. zur Baugeschichte ausführlich Lurz 237f. – Die farbige Fassung stammt von der letzten Renovierung des Hauses 1985/86, vgl. Denkmalpflege 209. So Anthes 23. Vgl. zur Baugeschichte ausführlich Lurz 142f. Vgl. Nr. 384 von 1591 und Nr. 392 von 1593. Vgl. Lurz 239f. sowie Nr. 149 von 1475, Nr. 348 von 1580 und unten Nr. IX Vgl. zur Baugeschichte ausführlich Lurz 60. Vgl. zum Folgenden Lurz 162f. Vgl. Meyer, Bürgermeister 148f. Vgl. ders., Beethregister 344 und ders., Catalogus 107. So Lurz 71. Vgl. Nr. 348. Vgl. Spille 51. Vgl. Lurz 143f. Vgl. ebd. 160f. Vgl. Nr. 178 von 1494 und die entsprechenden Registereinträge. – Der Hof blieb bis 1769 im Besitz der Familie. Sohn des Johann Philipp Boos von Waldeck (zu Montfort), vgl. Nr. 522 von 1632. Vgl. die Rekonstruktion bei Anthes 12. Vgl. zur Baugeschichte ausführlich Lurz 268f. Vgl. ebd. 62f. Vgl. ebd. 170. Vgl. ebd. 235. Sundahl, Oratio 12 mit Anm. *** (II). Lehfeldt, Kunst- und Baudenkmäler 463 (I). Heintz, Schloßkirche 182 (I). Sundahl, Festrede (übers. von Wernigk) 23 (II). Kdm. 268ff. (I-IV, VII, IX, XI, XIII). Anthes, Rundgang (II-IV, XI, XIII). Spille, Rathäuser 51 (IX). M. Lurz, Türen und Möbel aus der Schmidt-Werkstatt, in: G.F. Anthes/M. Lurz (Hgg.), Meisenheim. Studien zu Natur, Geschichte und Kunst II (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach 18). Bad Kreuznach 1984, 151 mit Abb. (XIII). Denkmalpflege 1985/86, 209f. (III, XIV). Buß, Residenz (II). Lurz, Meisenheim (III-IX, XI-XIII). Anthes, Boos von Waldeck 10 (XI). Lipps, Entdeckungsreisen 165ff. (IV, IX, XI, XIII mit Abb.). 7481 408 di034mz03k0024108 di034-0241 1 Sobernheim, Evang. Pfarrkirche 1512-01-01 1512-12-31 1512AAA0000000A3 1512 0 Grabinschrift für den Junker Caspar Cratz von Scharfenstein. Noch um 1765 kopial überliefert, heute verloren. Ausführung unbekannt. Nach Würdtw. Epitaphienbuch. Anno mccccxiia) auf freytag nach Sanct Bartholomai Tag ist gestorben der Ehrenveste junckherr Casper Cratz von Scharfenstein dem gnadb). 29. August 1512. Der Verstorbene war ein Sohn aus der Ehe Heinrichs (II.) Cratz von Scharfenstein mit Margarethe von Sötern1). Zusammen mit seiner Frau Agnes, Tochter Adams von Schönburg auf Wesel2) bewohnte er in Sobernheim ein Haus „bei der Tränke am Graßwege“3); wohl ein Hinweis auf den Zusammenhang seines Geschlechts4) mit den Ende des 15. Jahrhunderts ausgestorbenen Herren von Graseweg. Von ihren vier Kindern5) setzte ihr ebenfalls in der Pfarrkirche begrabener Sohn Philipp6) die Sobernheimer Linie der Familie fort. Da der Verstorbene noch am Freitag nach Christi Himmelfahrt 1512 urkundlich nachweisbar ist (LHAK 642, Urk. Nr. 80), wohl verschrieben für mcccccxii; Helwich, Op. gen. I fol. 471v überliefert allerdings 1513, Wickenburg 1511. Wickenburg liest dem Gott genädig wolle seÿn. Stammtafel bei Helwich, Op. gen. I fol. 480. Vgl. Möller, Stammtafeln AF 1 Taf. XXXV. LHAK (wie Anm. a). Vgl. Nr. 68 von 1387 und Nr. 421 von (1449)/2.H.16.Jh.? Vgl. Nr. 277 von 1534; ihre erste Tochter Ursula war mit Johannes von Dienheim verheiratet (vgl. Nr. 329 von 1570), ihre zweite Tochter Margaretha mit Simon II. Boos von Waldeck, somit Mutter Simons III. (vgl. Nr. 309 von 1553). Vgl. Nr. 328 von 1570. Wickenburg, Thesaurus Palatinus I 191. Würdtweinsches Epitaphienbuch 317. Kdm. 363. 7485 408 di034mz03k0024206 di034-0242 0 Monzingen, Evang. Pfarrkirche 1512-01-01 1512-12-31 1512AAA0000000A3 1512 5 Glocke mit Namens-, Spruch- und Meisterinschrift. Sie kam 1942 ins Hamburger Glockenlager, wurde nach Kriegsende zurückgebracht und hängt heute wieder als mittlere von drei Glocken1) in der Glockenstube des Südwestturmes. Große Glocke mit zweizeiliger Umschrift zwischen Rundstegen, darunter ein Rundbogenfries mit hängenden Kreuzblüten, zudem am Schlagrand ein Blätterfries. Auf der Flanke sind zwei sich gegenüberliegende Reliefs angebracht: zum einen eine großformatige, stehende Maria mit dem Kind im Arm, zum andern wohl ein kleines Gießerzeichen, das im Oberteil die Kreuzigung mit Maria und Johannes zeigt. Der Textbeginn wird durch eine über den oberen Rundsteg gesetzte, kleine weisende Hand angezeigt, das Textende durch eine Viererkombination Sternchen/Blümchen. Als Worttrenner dienen Sternchen. Gewicht 1500 kg2), Schlagton h. H. (o. Kr.) ca. 100, Dm. ca. 128, Bu. 3,3 cm. Frühhumanistische Kapitalis. · MARIA · GLOCK · HEIS · ICH · IN · SANT · MARTHINVS · VND · ERASMVS · EER · LAVD · ICH · BOES · WETTER / ·a) VERDREIB · ICH · MEISTER · HANS · ZV · FRANCKFORT · GOS · MICH · ANNO · DOMINI · M · Vc · XII · IAR · · · · Knittelverse. Die kunstvoll ausgebildete, sorgfältig geformte Schrift zeigt die charakteristischen Merkmale der frühhumanistischen Kapitalis wie D mit leicht nach innen gebogener Haste, zweibogiges E, H mit halbrunder Ausbuchtung am Balken, I mit Nodus, schlankes M mit sich nach oben verjüngendem, hochgezogenem Mittelteil sowie N und Z durchgehend spiegelverkehrt mit halbrunder Ausbuchtung an der Schräghaste. Die Namen Maria und Erasmus beziehen sich wohl auf deren geweihte Altäre in der Kirche3), Martin auf das Patrozinium4). Die mit zeittypischen Knittelversen versehene Glocke stammt aus der Werkstatt des bekannten Frankfurter Glockengießers und städtischen Büchsenmeisters Hans von Winterberg, dem zwischen 1500 und 1514 insgesamt 17 Glocken nachzuweisen sind5). Zeilenwechsel durch ein großes Blümchen angezeigt. Vgl. Nr. 127 von 1450 und Nr. 230 von 1505. So Verzeichnis 81. Der Erasmus-Altar wird 1437 erstmals urkundlich erwähnt (LHAK 642, 46). Vgl. Vogt, Geschichte Monzingen 55. Vgl. dazu Bund, Frankfurter Glockengießer 174-177. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 312. Zimmermann, Glocken 35. Geib, Nahetal 53. Kdm. 299. Liste der Glocken 5. 1200 Jahre Monzingen 57. 7487 408 di034mz03k0024304 di034-0243 0 Bretzenheim, Kath. Pfarrkirche Mariä Geburt 1513-01-01 1513-12-31 1513AAA0000000A3 1513 7 Glocke mit Meister- und Spruchinschrift sowie Namensbeischriften der Evangelisten. Ehemals im Turm des Vorgängerbaus1) der 1789 neuerbauten Kirche, heute (wohl aufgrund einer Beschädigung) abgenommen und im Friedhof vor der Leichenhalle öffentlich zugänglich aufgestellt. Große Glocke mit reich profilierter Haube; abgesetzt auf der Schulter die Meisterinschrift, darunter die Spruchinschrift zwischen doppelten Rundstegen, gefolgt von einem Rundbogenfries mit hängenden Kreuzblüten. Auf der Flanke in jeder Himmelsrichtung je ein reliefiertes, mit einem winzigen beschrifteten Spruchband (B) versehenes, vierpaßförmiges Evangelistensymbol; zusätzlich über dem des Evangelisten Johannes ein Relief der Muttergottes mit dem Kind im Arm. Der Beginn der Spruchinschrift wird durch eine Wallfahrtsmedaille (Dm. 28 mm) mit der Darstellung des hl. Rockes2), begleitet von Würfel und Messer, markiert. Als Worttrenner dienen (teils paragraphenförmige) kleine Rauten. Gewicht etwa 1600 kg.3) H. (o. Kr.) 110, Dm. 140, Bu. 3 (A), 0,5 (B) cm. Frühhumanistische Kapitalis (A), Gotische Minuskel (B). A HANSa) · FISCHER · ZV · BING · GOYSb) · MICH // · EN · EGO · CAMPANAc) · NVNQVAM · PRONVNCCIOb) · VANA · DEFVNCTOS · PLANGO · VIVOS · VOCO · FVLGVRAQ(VE)d) · FRANGO · AN(N)O · · 50e) · 13 B s(anctus) · iohanes // s(anctus) · marc(us) // [s(anctus) · lucas] // s(anctus) · matheus Ich bin die Glocke, niemals läute ich umsonst, die Toten beklage ich, die Lebenden rufe ich und die Blitze breche ich. Im Jahr 1513. Zwei leoninische Hexameter, zweisilbig rein. Die ausgesprochen flächig gestaltete Kapitalis besticht durch ihre zeittypischen Buchstabenformen: A mit überstehendem, leicht geknicktem Deckbalken, zweibogiges E, I und N mit halbkreisförmigen Ausbuchtungen, leicht mandelförmiges O. Der wohl seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts nachweisbare, von J. Gerson (†1429) literarisch bearbeitete, im Mittelalter und der Frühen Neuzeit in vielen Variationen weit verbreitete Glockenspruch4) weist auf die wichtigsten Bestimmungen der Glocke hin. Dem im benachbarten Bingen beheimateten Glockengießer Hans Fischer5) können in der Zeit von 1505 bis 1525 fünf weitere Glocken zugeschrieben werden. Singulär dürfte allerdings die Verwendung der kleinen, münzenartigen Medaille mit der Darstellung des ‘ungenähten‘ Rockes Christi6) sein. Es handelt sich hier um eines der frühesten bekannten Wallfahrtsandenken, das auf die erstmalige öffentliche Ausstellung der kostbaren, seit 1192 im Hochaltar des Trierer Doms eingemauerten Reliquie im Jahre 1512 zurückzuführen ist. Da Würfel und Messer im gleichen Behältnis wie der Rock aufgefunden wurden, gehörten sie auch ikonographisch zu den festen Beigaben. Das Marienrelief könnte sich auf das Patrozinium der Pfarrkirche7) beziehen, die seit 1424 dem Zisterzienserkloster Arnsburg in der Wetterau inkorporiert war. Dieses und alle folgenden N spiegelverkehrt. Sic! Dieses und das folgende M aus zwei nebeneinander gestellten spiegelverkehrten N gebildet. Spiegelverkehrtes P als Q verwendet. – Durch das QVE hat der Hexameter einen Halbfuß zuviel. 5 spiegelverkehrt, 0 wohl als Ziffer, nicht als Buchstabe geschrieben, da eindeutig kleiner als die vorhergehenden O. Möglicherweise handelt es sich um einen mißglückten Reflex auf die zu dieser Zeit üblichen Abkürzungen für 1500 wie 15c oder MCv. Eine der ursprünglich vier Glocken der alten Kirche wurde nach 1589 auf den Hof Schneeberg verbracht, vgl. Heldmann, Bretzenheim 22. Ausführliche Beschreibung bei Köster 41f. und Hagen, Wallfahrtsmedaillen 201. Angabe nach Verzeichnis 81. Vgl. Otte, Glockenkunde 126ff. und Walter, Glockenkunde 185ff. Vgl. Fritzen, Glockengießer II 74. – Die wohl anzunehmenden verwandtschaftlichen Verbindungen mit dem in Frankfurt tätigen Geschütz- und Glockengießer Stefan A. von Bingen (vgl. Nr. 254 von 1519) sind noch ungeklärt. Vgl. zum Folgenden Köster 38ff. und jüngst F. Ronig, Der heilige Rock zu Trier. Eine kurze Zusammenfassung seiner Geschichte, seiner Bedeutung und der Wallfahrten, in: Zwischen Andacht und Andenken. Kleinodien religiöser Kunst und Wallfahrtsandenken aus Trierer Sammlungen. Katalog Trier 1992, 117-136. Vgl. Seibrich, Entwicklung 46f. Rhein. Antiquarius II 16, 266. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 284. Zimmermann, Glocken 35. Kdm. 137 mit Abb. 87. A.Ph. Brück, Von Binger Glocken und Glockengießern, in: Katholischer Kirchenkalender Bingen 25 (1941) 25. Liste der Glocken 1. Köster, Wallfahrtsmedaillen Abb. 9 auf Taf. III (Hl. Rock). 7489 408 di034mz03k0024402 di034-0244 1 Sponheim, ehem. Sommerrefektorium 1513-01-01 1513-12-31 1513AAA0000000B3 1513? 0 Spruchinschrift. Angebracht unter einem mit einer Jahreszahl versehenen Bild des Abtes und Humanisten Johannes Trithemius, das noch um 1730 als „apud Spanheimenses“ erwähnt wurde; Ausführung unbekannt. Nach Legipontius. Pansophiaea) splendor magnus Trithemius Abbas, Hoc vero vultu conspiciendus erat: Ast animi dotes, curas, vastosq(ue) labores, Quae porro scripsit te monumenta docent. 1513. Der große Abt Trithemius, Glanz der Allwissenheit – er war von dieser Gestalt anzuschauen; aber die Werke, die er darüberhinaus schrieb, zeigen dir dagegen seine Geistesgaben, Sorgen und gewaltigen Mühen. Zwei Distichen. Der von Legipontius1) überlieferte Standort verdient insofern eine gewisse Glaubwürdigkeit, als Trithemius (†1516) selbst im Jahr 1502 das alte Sommerrefektorium mit den Bildnissen seiner 24 Vorgänger ausschmücken ließ2) – sein eigenes Bild3) hätte also die Abtsreihe stimmig komplettiert. Auch die gewählte Form des Epigramms lehnt sich an bereits vorhandene Sponheimer Vorbilder4) an. Dagegen erhebt sich allerdings die Frage, warum ausgerechnet der Sponheimer Abt Nikolaus von Remich (†1526) ein mit rühmenden Versen versehenes Bild seines von ihm bekämpften und schließlich im Jahr 1505 vertriebenen Vorgängers5) anfertigen lassen sollte. Denkbar wäre also auch eine Datierung in spätere Zeit6), als man sich im gegenreformatorischen Sponheim wieder gern an den berühmten Abt und die mit ihm verbundene Glanzzeit des Klosters erinnerte. Dies würde zudem eine sonst dunkle Bemerkung von Legipontius7) erklären, daß eben dieses Bild sowohl im Schottenkloster St. Jakob in Regensburg, als auch (sogar zweimal) im gleichnamigen Schottenkloster zu Würzburg vorgefunden werde. Das Bild könnte sich also auch ursprünglich in Würzburg befunden haben und später auf Verlangen der Sponheimer (und Regensburger) Mönche kopiert worden sein. In diesem Fall müßte man das Bild wohl in die dreißiger Jahre des 17. Jahrhunderts8) datieren. Griech.: Allweisheit. Vgl. zu ihm Nr. 9 Anm. 1. – Der gelehrte Benediktiner (†1758) sammelte – wohl veranlaßt durch seine zeitweilige Funktion als „Sponhemii parrochum ... administrator“ – die verstreuten Schriften des Trithemius und wollte sie ab 1747 in einer auf zwölf Bänden geplanten (jedoch nicht realisierten) Gesamtausgabe veröffentlichen. Der erste Band sollte mit einem Stich nach dem Sponheimer Bild und der vorliegenden Inschrift eröffnet werden; vgl. dazu Legipontius fol. 204ff. und fol. 298ff., sowie Roth, 298ff. Vgl. Nr. 223 von 1502. Zu weiteren (porträtähnlichen), teilweise mit Inschriften versehenen Bildwerken zählte auch ein Tafelbild mit der Darstellung der Muttergottes mit dem Jesukind und dem davor knienden Abt Trithemius und dem Spruchband Ora pro Johanne Tritemio Sancta Maria Virgo 1513. Das Andachtsbild soll sich ehemals im Würzburger Schottenkloster (fehlt in DI 27, Würzburg) befunden haben, dem Trithemius seit seiner Sponheimer Resignation im Jahr 1505 als Abt vorstand. Es gelangte dann über die Würzburger Neumünsterkirche in Privatbesitz, kam von da in ein Berliner Museum und soll sich heute in St. Petersburg befinden (vgl. dazu ausführlich Lehmann, Trithemius 5ff. und Arnold, Trithemius 278f.). Vgl. Nr. 180 von 1494 und das dort erwähnte mit einem Epigramm versehene Bildnis seines Freundes Konrad Celtis. Er wurde schließlich Abt des Würzburger Schottenklosters; vgl. dazu seine eigene Schilderung im Chr. Sponh. 422ff. und Arnold, Trithemius 201ff. Vgl. den Kommentar Nr. 625 aus dem 17. Jh.? – Zudem ist nicht auszuschließen, daß die in Anm. 3 erwähnte Jahreszahl durch ein Versehen in der Überlieferung mit der vorliegenden Inschrift in Verbindung gebracht wurde. „Eadem effigies habetur in monasterio s. jacobi Ratisbonae et bis in s. jacobis Herbipolensi coenobio vis(itur) in choro et in R(e)v(ere)ndi d(omi)ni Abbatis habitaculo...“ (fol. 204, marginal). Vgl. Nr. 622 aus dem 17.Jh.? Legipontius, Vita et Apologia fol. 204 und 298. Ziegelbauer, Historia 332. Silbernagl, Trithemius 232 Anm. 19. Roth, Studien 298f. 7491 408 di034mz03k0024500 di034-0245 1 Bad Münster am Stein-Ebernburg, Evang. Johannes-Kirche (sog. Wehrkirche; aus Kreuznach, Franziskaner-Kloster) 1515-01-01 1515-12-31 1515AAA0000000A3 1515 0 Grabdenkmal für Hedwig von Sickingen geb. von Flersheim. Ursprünglich im Chor der Franziskaner-Klosterkirche zu Kreuznach, wurde es im Jahr 1584 unter Hinterlassung einer entsprechenden Inschrift1) in die damalige Pfarrkirche zu Ebernburg überführt und konnte dort2) noch 1660 nachgewiesen werden; verloren. Grabdenkmal mit einer bronzenen Figur („epitaphium cum effigie aenea“), die einen Rosenkranz in den Händen hielt3); dabei vier Wappen. Nach Helwich. Anno d(omi)ni m d xv die nona mensis Januarii catholice obiit d(omi)na Heydwig ex prosapia de Flersheim legitima validi Francisci de Sickingen armigeri c(uius) a(nima) r(equiescat) i(n) p(ace) a(men). Im Jahr des Herrn 1515 am 9. Tag des Monats Januar verstarb rechtgläubig Frau Hedwig aus dem Geschlecht von Flersheim, Ehefrau des mächtigen Kriegers4) Franz von Sickingen, deren Seele in Frieden ruhen möge Amen. Puller von Hohenburg, Sickingen; Flersheim, Kranch von Kirchheim. Hedwig5) war eine Tochter des kurpfälzischen Amtmanns Hans von Flersheim und seiner Frau Ottilia Kranch von Kirchheim. Im Jahr 1499 heiratete sie den auf der Ebernburg residierenden, später so berühmt-berüchtigten Franz von Sickingen6). Die zahlreichen Kinder dieser Ehe setzten trotz des unglücklichen Schicksals ihres Vaters7) das Geschlecht der Sickingen in mehreren Linien bis in die Neuzeit8) fort. Hedwig wurde als letzte (vorreformatorische) Angehörige der pfälzischen Linie der Sickingen in der Grablege der Familie im Franziskaner-Kloster zu Kreuznach an der Seite ihrer Schwiegermutter9) beigesetzt. Ihr aufwendiges Grabdenkmal unterstreicht den bereits 1515 erreichten Rang ihres Ehemannes. Vgl. Nr. 355 von 1584. So Bürvenich, Annales 426, dagegen nach Helwich in der Schloßkapelle der Ebernburg; vgl. dazu Nr. 143 von 1472. So Bürvenich ebd. („statua eius aenea ... rosarium in manibus“). Eigentlich Knappe oder Junker; ein Hinweis auf den ritterschaftlichen Stand des Ehemannes. Vgl. dazu Möller, Stammtafeln NF I Taf. XVII und zum Folgenden ausführlich Waltz, Flersheimer Chronik 52ff. sowie Kehrer, Sickingen 129 (1981) 135ff. Gefallen 1523 bei der Belagerung seiner Burg Nanstein; vgl. zu seinem Grabdenkmal in Landstuhl Kdm. Kaiserslautern 278 m. Abb. 191. Vgl. zu ihm umfassend nach wie vor Ulmann, Sickingen pass. und zuletzt Benz, Sickingen-Bildnisse 11ff. sowie Nr. 255 von 1519. Vgl. Europ. Stammtafeln NF XI Taf. 68. Vgl. Nr. 238 von 1507. Helwich, Syntagma 451. Roth, Syntagma 2 (1884) 41. 7493 408 di034mz03k0024608 di034-0246 0 Dörrebach, Kath. Pfarrkirche Maria Himmelfahrt 1515-01-01 1515-12-31 1515AAA0000000A3 1515 1 Bauinschrift mit Steinmetzzeichen (Nr. 2) auf einem reliefierten Band an einer Rippe der kreuzgewölbten Sakristei. Als Worttrenner dienen kleine Dreiecke (Zahl) und paragraphenförmig durchgezogene Rauten. Kapitalis. · AN(N)Oa) · SALVTIS · 1 · 5 · 1 · 5b) · Die Jahreszahl bezeichnet die Fertigstellung der an den romanischen Kirchturm1) angebauten Sakristei. Das heutige Kirchenschiff wurde neu errichtet und im Jahr 17582) eingeweiht. N spiegelverkehrt. Sommer liest 1491. Vgl. zur Geschichte Seibrich, Entwicklung 48ff. Vgl. dazu Dünhof, Geschichte 61. Kdm. 162 mit Abb. 108. Sommer, Dörrebach 108. Lipps, Entdeckungsreisen 96. 7496 408 di034mz03k0024706 di034-0247 1 Bad Kreuznach, ehem. Franziskanerklosterkirche 1515-01-01 1515-12-31 1515AAA0000000B3 1515? 0 Namens- bzw. Wappenbeischrift auf einem kleinem Wappenstein („in saxo paruo sunt insignia“). Noch 1614 an der Stelle des einstigen Hochaltares der damals als Hospital genutzten Klosterkirche überliefert, verschwand er vermutlich nach 1700 während des Neubaus der Klosteranlage. Ein Wappen, Schrift wohl gotische Minuskel1). Nach Helwich. Flersheim. Flersheim. Die Funktion dieses Steines ist unklar; da der Text aber vollständig überliefert zu sein scheint, dürfte eine Verwendung als Grabplatte wohl auszuschließen sein. Vermutlich hängt die Errichtung dieses Steines mit dem Begräbnis der am 9. Januar 1515 verstorbenen Hedwig von Flersheim2), der Gemahlin Franz von Sickingens, im Chor der Franziskaner-Klosterkirche zusammen. Aufgrund der Nachzeichnung von Helwich. Vgl. Nr. 245 von 1515. Helwich, Syntagma 320. Roth, Syntagma 3 (1884) 73. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) 21. 7497 408 di034mz03k0024804 di034-0248 0 Becherbach bei Kirn, Evang. Pfarrkirche 1515-01-01 1515-12-31 1515AAA0000000B3 1515? 4 Grabplatte eines unbekannten Geistlichen. Ehemals in der romanischen Turmhalle (heute Sakristei), wurde er vermutlich während der Renovierung der 1783-86 neu erbauten Kirche in den Jahren 1911-13 als zweiter Stein links vom östlichen Aufgang zum Kirchhof innen an der Mauer befestigt1). Schmale Platte aus porösem, weißem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien. Im vertieften Mittelfeld unter dreiteilig gefülltem Kielbogen reliefierte Figur in langem, bis zu den Fußspitzen reichendem Gewand mit Birett und gefalteten Händen. Die bisher nicht beachtete Platte ist insgesamt stark verwittert, die Figur fast vollständig zerstört und die Schrift nur ansatzweise lesbar. H. 180, B. 95, Bu. 6 cm. Gotische Minuskel. An(n)o · mc 15a) · vf · [....] · santb) · / [..... / ..... / .....] Das Fehlen von Wappen und die Gestaltung der Figur weisen auf den geistlichen Stand des Verstorbenen hin; es dürfte sich daher um einen vorreformatorischen Pfarrer aus dem Zeitraum zwischen 1464 und 1557 handeln, aus dem bisher kein entsprechender Name überliefert ist2). Lesung unsicher. Sic! Vgl. den Hinweis bei Renard, Becherbach 9. Vgl. Franzmann, Becherbach 106f. 7498 408 di034mz03k0024904 di034-0249 0 Neu-Bamberg 1516-01-01 1588-12-31 1588BAA8484AABA3 1516/1588 3 Jahreszahlen im Bereich der Evang. Pfarrkirche und des Ortskernes. I. Jahreszahl im Scheitelstein des ehemaligen, mit einem Steinmetzzeichen (Nr. 3) versehenen, steinernen Altarbaldachins in der Nordostecke des Schiffes der evangelischen Pfarrkirche; dient jetzt der Gefallenenehrung. · 1 · 5 16a) · II. Jahreszahl – zu Seiten eines Metzgerbeils – auf einem mit breiter Leiste versehenen Quaderstein, (als Spolie?) in die Rückfront des Hauses Amtsgasse 1 eingelassen, bisher unbeachtet. Stark verwittert. H. 26, B. 75, Z. 7-8 cm. 15 88 Die mit Ziercauden versehene Jahreszahl (I) dokumentiert die Errichtung eines spätgotischen Altarüberbaus in der mittelalterlichen Pfarrkirche St. Georg des untergegangenen Ortes Sarlesheim1). Die zweite Jahreszahl verweist auf die noch vereinzelt vorhandene frühneuzeitliche Substanz des spätestens seit 12852) nachweisbaren, raugräflichen Ortes. Nach dem endgültigen Übergang an Kurmainz Ende des 17. Jahrhunderts erlebte Neu-Bamberg einen Aufschwung, der sich noch heute durch zahlreiche Inschriften und Jahreszahlen des 18. Jahrhunderts3) bemerkbar macht. 5 mit nach links gekehrtem Fähnchen; daher liest Michel 1416. Vgl. dazu Gerten, Chronik 149f. Vgl. Böhn, Beiträge 171. Vgl. die Zusammenstellung bei Lipps 185f. W. Michel, Neu-Bamberg, in: Behrens, Rheinhessen (s.d.) 57. Dehio Rheinland-Pfalz 718. Krumm, Kleinode 157. Lipps, Entdeckungsreisen 185 (alle I). 7499 408 di034mz03k0025007 di034-0250 0 Windesheim, Evang. Kirche 1517-01-01 1517-12-31 1517AAA0000000A3 1517 2 Bauinschrift im mit sich überkreuzende Stäben versehenen, rechteckig überhöhten Scheitelstein des Nordportals; vorliniert, rote Fassung neu. H. 15, B. 95, Bu. 6 cm. Kapitalis. ANNO D(OMI)NI XVc XVIIa) JARRb) · Die schreibschriftlich beeinflußten Buchstaben sind ungelenk und jeweils unterschiedlich ausgeführt. Die Bauinschrift bezieht sich auf den durch die wild- und rheingräflichen Ortsherren veranlaßten Neubau1) der 1504 zerstörten Vorgängerkirche des 12. Jahrhunderts, von der lediglich der romanische Westturm erhalten blieb. Zweites I lang nach unten ausgezogen. Sic! Vgl. dazu A. Memmesheimer, Zur älteren Geschichte der lutherischen Gemeinde Windesheim, in: MEKgR 33 (1984) 1ff. – Aus dieser Zeit stammt auch die erst 1966/67 freigelegte, mit (inschriftslosen) Malereien geschmückte, flache Bretterdecke des spätgotischen Saalbaus; vgl. Denkmalpflge 1965/67, 53f. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 344. Kdm. 431 mit Abb. 321 (Umzeichnung). Lipps, Entdeckungsreisen 264. 7506 408 di034mz03k0025105 di034-0251 2 Merxheim 1517-01-01 1626-12-31 1626BAA8483AABA3 1517 bis 1626 9 Jahreszahlen an verschiedenen Häusern und bäuerlichen Anwesen im Bereich des alten, im Jahr 1870 größtenteils abgebrannten Dorfkernes1); teilweise als Spolien verwendet. I. Jahreszahl auf „der hinteren Seite“ eines „plumpen Hauses mit kleinen Fenstern“ in der Großen Gasse, nicht aufgefunden. Nach Schlickum. 1517 II. Jahreszahl auf dem straßenseitigen Erker des 1779 umgebauten und 1989 renovierten Rathauses2) (Großstr. 32). Rechteckiger Renaissance-Erker aus farbig gefaßtem Sandstein auf geschweifter Stütze mit dreiteiligem Fenster, darunter Masken- und Rankenschmuck, darüber die rot gefaßte Jahreszahl zwischen paragraphenförmig ausgezogenen Worttrennern, daneben ein Steinmetzzeichen (Nr. 8). · 1 · 5 · 50 ·a) III. Jahreszahl im giebelförmig gestalteten Fenstersturz links neben dem dreiseitig vorspringenden Treppenturm des Hauses Großstr. 28. Das Fenster wurde 1783 verändert und jüngst farbig gefaßt. 1 · 5 · 72 IV. Jahreszahl (A) mit darüber eingehauener Hausmarke auf einem giebelförmigen Werkstein aus gelbem Sandstein, entdeckt im Sommer 1989 bei der durchgreifenden Renovierung des Hauses Bachstr. 17 (ehemaliges Pfarrhaus). Der Stein fand sich bei einem weiteren, mit einem Steinmetzzeichen (Nr. 19) versehenen Fragment (B) aus gelblichem Sandstein in einer mit Spolien verfüllten, alten Reparaturstelle im Bereich des ehemaligen Rechteckerkers3). H. 30 (A), 27 (B), B. 38 (A), 20 (B), Z. 8-10 (A) cm. A 1574 Hausmarke: unbekannt (geteiltes Schildchen zwischen zwei ringförmigen Zeichen). B [1]57[.] V. Jahreszahl mit Wappen auf einem als Spolie verwendeten Türsturz am Rückgebäude des Hauses Weidenweg 4 (sogenannte Villa Estrella); stammt wohl aus dem 1870 abgebrannten Burghaus „Nürnberger“. Der reliefierte Wappenstein aus porösem, gelblichem Sandstein ist kunstvoll aufgebaut: in der Mitte des vertieften, querrechteckigen Feldes zwei erhabene Wappen, die von der hälftig geteilten Jahreszahl umgeben und wiederum von zwei sitzenden Eulen flankiert werden. Daneben sind Reste des früheren, sich nach unten fortsetzenden, hochrechteckig kassettierten Türgewändes zu sehen. Rechte Hälfte stark verwittert. H. 30, B. 142, Z. 10 cm. · 1 · 5 / 7 · 5b) Wappen Braunsberg/Brohl4) (im quadrierten Schild im ersten und dritten Feld drei Rauten nebeneinander, im zweiten und vierten Feld sechzehn 4:4:4:4 gestellte Kugeln); leer (unbearbeitet?). VI. Jahreszahl im giebelförmigen Aufsatz des ornamentierten, aus gelblichem Sandstein gearbeiteten Türgewändes des Hauses Hauptstr. 22. In der Mitte das von der hälftig geteilten Jahreszahl umgebene, erhaben gearbeitete Wappen, darüber ein Steinmetzzeichen (Nr. 29). Den Brand von 1870 haben zudem zwei große, ebenfalls von dem stattlichen Anwesen der Erbauungszeit stammende, mit Tierköpfen, Blattranken und Bandwerk verzierte, als Hofeinfahrt dienende Doppelbögen überstanden. Die beeindruckende Renaissance-Architektur ist stark verwittert und steht vor dem Verfall. Erg. nach Kdm. H. 93, B. 140, Z. 12 cm. 1 [5] / 9 2 Wappen unkenntlich. VII. Jahreszahl zwischen einem mit Initialen und Hauszeichen versehenen, erhaben gearbeiteten Wappen auf einem Türsturz am Haus Hauptstr. 32; wohl als Spolie verbaut. Sandstein, farbige Fassung neu. H. 45, B. 138, Z. 8 cm. 16 / 22 Wappen unbekannt (unter Initialen H:B eine mit vier Schaftnasen und einem Haken an der hinteren Mittelkreuzsprosse versehene Kopfkreuzsprosse). VIII. Jahreszahl auf der „steinernen Umrahmung der inneren Tür“ des alten, sogenannten Fleck‘schen Hauses in der Bruchgasse; nicht gefunden. Nach Schlickum. 1623 IX. Grenzstein. Vermutlich aus der Merxheimer Gemarkung, wurde er an der Ostwand des Rathausanbaus (Großstr. 32) aufgestellt; bisher unbeachtet. Quader aus gelblich-rotem Sandstein mit rundem Kopf, im Feld erhabenes Wappen, darüber Jahreszahl, darunter einzelner kapitaler Buchstabe. Insgesamt stark verwittert. H. 42, B. 25, Z. 5,5, Bu. 5 cm. 1626 // W Wappen unkenntlich. Ursprünglich Teil der Raugrafschaft, gelangte der Ort Mitte des 14. Jahrhunderts als reichsunmittelbarer Besitz an die ortsansässigen Edelherren von Merxheim und hundert Jahre später im Erbgang zur einen Hälfte an die Vögte von Hunolstein5), zur anderen nacheinander an verschiedene Geschlechter, darunter auch – wie die Inschrift (V) zeigt – an die Herren von Braunsberg6). Diese residierten in einem von Gräben umgebenen und mitten im Ort gelegenen, siebenstöckigen Burghaus, dem später so genannten „Nürnberger“7), das nach dem Brand von 1870 vollständig abgerissen wurde. Die rege Bautätigkeit in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bezeugt den damaligen Wohlstand des Ortes. 0 kleingeschrieben. – Kdm., Dehio und Spille lesen 1570. Schlickum liest 1576. Vernichtet wurden innerhalb von drei Stunden rund 120 Häuser und Scheunen; vgl. dazu J.F.M., Zur Geschichte des Dorfes Merxheim/Nahe, in: FS zum 40-jährigen Bestehen der Freiw. Feuerwehr Merxheim (1976) 21f. und J. Fickinger, Aus der Geschichte von Merxheim, in: NK (1980) 89. Nach Schlickum 13 befand sich im Innern des Rathauses ein an der Wand des großen Sitzungssaales angebrachtes Bild mit der Darstellung eines „aus dem Feuer lebend emporsteigenden Phönix mit der Jahreszahl 15..“. Laut Füllmann/Vogt 187 kam das Wandgemälde 1978 wieder zum Vorschein. Freundliche Mitteilung von Frau Klages, Merxheim. – Das gleiche Steinmetzzeichen findet sich mehrmals auch auf den alten Tür- und Fenstergewänden des Hauses. Durch diesen Fund dürfte erstmals das genaue Erbauungsjahr des bis 1740 als Pfarrhaus genutzten Anwesens (vgl. Schlickum 13 und zu den Resultaten der jüngsten Renovierung ausführlich Freckmann, Schneckenstiegen 230ff.) feststehen. Von Schlickum 15 fälschlich als das der Vögte von Hunolstein identifiziert. Vgl. auch Nr. 287 (kurz nach 1540). Seit 1486 zugleich Herren von Brohl, erloschen 1625 (vgl. Gruber, Wappenbilder 23). – 1575 lag die Teilherrschaft in den Händen des Wilhelm von Braunsberg, verheiratet mit Anna von Winneburg, bzw. in zweiter Ehe mit Magdalena Gräfin von Manderscheid (vgl. Toepfer, UB Hunolstein II 460). Abb. bei Kdm. 289. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 464 (V). Schlickum, Merxheim pass. (I, V, VI, IX). Bindseil, Glocken 35 (II). Kdm. 291f. (II, III, V, VI). Krumm, Denkmalschutz 197 (mit Abb.) (II). NK 1980, 197 (mit Abb.) (II). Spille, Rathäuser 198 (mit Abb. 364) (II). Dehio Rheinland-Pfalz 668 (II, V, VI, VII). Verbandsgemeinde Sobernheim 87 (II) und 92 (VI) mit Abb. NK (1990) 57 (II). Lipps, Entdeckungsreisen 180 (II). Füllmann/Vogt, Merxheim 100 und 175 (mit Abb.) (II), 15 (mit Abb.) (VI). 7511 408 di034mz03k0025203 di034-0252 1 Bad Kreuznach, ehem. Franziskaner-Klosterkirche 1518-01-01 1518-12-31 1518AAA0000000A3 1518 0 Grabdenkmal für Adelheid von Albig geb. von Lewenstein. Noch 1614 „ante chorum“ der zu dieser Zeit als Hospital genutzten Klosterkirche überliefert, verschwand es vermutlich während des Neubaus der Klosteranlage nach 1700. Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno xva) · xviii starb die ersam frauw Adelheit von Löwenstein ein ehlich gemahl Hardman von Albich desb) gott gnadt. Adelheid1) war eine von zwei Töchtern2) des Frank von Lewenstein (aus der pfälzischen Hauptlinie) und seiner Frau Schonett von Heimersdorf. Verheiratet war sie mit Hartmann von Albig3), neben dem sie auch bestattet wurde. Es fehlt an dieser Stelle das bei dieser Datierungsart sonst übliche hochgestellte c für c(entum). Sic! Vgl. zum Folgenden Möller, Stammtafeln AF I Taf. XXX. Ihre Schwester Katharina heiratete Simon I. Boos von Waldeck, vgl. Nr. 222 von 1502. Vgl. Nr. 229 von 1505. – Da Helwich beide Inschriften aufeinanderfolgend überliefert und für Adelheid ungewöhnlicherweise keine Wappen verzeichnet, könnte ihre Grabinschrift auch auf der mit den Ehewappen versehenen Grabplatte ihres Mannes gestanden haben. Helwich, Syntagma 321. Roth, Syntagma 3 (1884) 73. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) 21. 7512 408 di034mz03k0025301 di034-0253 1 Kellenbach 1518-01-01 1518-12-31 1518AAA0000000A3 1518 0 Jahreszahl am Haus Hauptstr. Nr. 11, beim Umbau des Hauses im Jahre 1972 entfernt1). Oberhalb der Haustür wohl in den Türsturz gehauene Jahreszahl mit farbig gefaßtem Wappen. Nach Kdm. 1 · 5 · 18 · J(AHR) Allenbach (rot-blau geschacht mit Freiviertel, darin eine Lilie)2). Das älteste (datierte) Haus des Ortes schloß an das bereits schon früher abgegangene Hofgut der Herren von Kellenbach an3). Seine Errichtung dürfte mit der Heirat Daniels von Kellenbach4) mit Amalie von Allenbach zusammenhängen, deren Familie als Ganerben auf der benachbarten Burg Steinkallenfels saßen5). So Kdm. – Laut Auskunft der Anwohner vom 5. August 1987 wurde der Wappenstein lediglich zugegipst. Mittlerweile dürfte das Haus jedoch abgerissen worden sein (Sommer 1989). Es dürfte sich um eine jüngere Farbfassung gehandelt haben, die eigentliche Tinktur war rot-weiß; vgl. Gruber, Wappenbilder 7. Vgl. Kdm. sowie das Foto einer Zeichnung (LHAK 700, 74 Nr. 1), die das Anwesen um das Jahr 1600 zeigen soll (Foto im LfD Mainz, Fotoarchiv Inv.-Nr. 69/12810). Vgl. seine Grabplatte Nr. 311 von 1554. Vgl. Conrad, Steinkallenfelser Adel 2 (1962) 1. – Die erst 1603 ausgestorbenen Herren von Allenbach waren, wie das Wappen zeigt, außereheliche Nachkommen der Grafen von Sponheim; vgl. Möller, Stammtafeln NF I 4 und 6 sowie Conrad, Allenbach pass. Kdm. Rhein-Hunsrück-Kreis 1, 509. 7515 408 di034mz03k0025409 di034-0254 1 Bad Münster am Stein-Ebernburg, Burg Ebernburg 1519-01-01 1519-12-31 1519AAA0000000A3 1519 0 Spruch- und Meisterinschrift auf einer „Nachtigall“ genannten Kanone; erstmals erwähnt in einer im Juni 1523 anläßlich der Eroberung der Ebernburg angelegten Liste1) des landgräflich-hessischen Beuteanteils an den 36 Geschützen Franz von Sickingens. Noch 1546 in der hessischen Festung Rüsselsheim nachgewiesen, geriet die Kanone im Verlauf des Schmalkaldischen Krieges in die Hände Kaiser Karls V. und wurde vermutlich nach Spanien verschifft. Das Geschütz2) war wohl über 70 Zentner schwer, 14,5 Schuh lang und verschoß bei einem Durchmesser von 17 cm 32pfündige Eisenkugeln. Nach einer im Jahr 1552 angefertigten Nachzeichnung3) war etwa in der Mitte des mit profilierten Stäben und Blattornament verzierten Laufes die Meisterinschrift (A) zu sehen und unten am Bodenstück war die Jahreszahl (B) vor der dreizeiligen Spruchinschrift (C) angebracht. Dazwischen befand sich eine Abbildung des vor einem Kruzifix knienden Franz von Assisi, begleitet von zwei ebenfalls knienden Figuren – wohl den Stiftern – und darüber acht4) halbkreisförmig angeordneten Ahnenwappen. Nach Beck (d.i. Discvrso, Wolfenbütteler Exemplar; Abb.). Kapitalis. A MEISTER STEFFAN ZV FRANKFORTa) B 1519 C EIN NACHTIGAL BIN ICH GENANTb) LIPLICH VND SCHON IST MEIN GESANG WEN ICH SING DEM IST DIE ZEIT LANCKc). Knittelvers. Sickingen, Puller von Hohenburg, Sien, Nackenheim5); Flersheim, Kranch von Kirchheim, Engaß? (ein Balken)6), Randeck?7). Durch die Ahnenwappen sind die Stifterfiguren als Franz von Sickingen und seine bereits 1515 verstorbene Gemahlin Hedwig von Flersheim8) zu identifizieren. Von den Zeitgenossen wurde die „Nachtigall“ als sein „größtes(s) und schönste(s) Stück“9) bezeichnet. Der ironische Knittelvers unterstreicht zusätzlich ihre Wirkung. Der hauptsächlich als Glockengießer10) und städtischer Büchsenmeister tätige Meister Stephan (von Bingen) zu Frankfurt soll neben der „Nachtigall“ noch ein weiteres (inschriftenloses) Geschütz11) für Franz von Sickingen gegossen haben. Im Gegensatz zu der späteren, von seinem Stiefsohn Simon Göbel ebenfalls für die Ebernburg gegossenen Kanone, handelt es sich bei dem hier verwendeten Namen nicht um eine Phantasie-, sondern um eine Gattungsbezeichnung12): Nachtigallen (Duplikana) und die etwas kürzeren Singerinnen (Triplikana) gehörten zur Kategorie der Mauerbrecher und damit zum schweren Gerät, bei dem Rohr und Lafette getrennt transportiert werden mußten. Discvrso (Frankfurter Exemplar) überliefert Martin (sic!) Steffen zv franckfurtt, Spalatin, Gärtner und Leydhecker den Zusatz goß mich. Spalatin, Münch, Gärtner, Leydhecker und Lehmann überliefern abweichend Die Nachtigall heiß ich. Discvrso (Frankfurter Exemplar) überliefert wen ich sing dem Zeitt ist lang, Spalatin, Münch, Gärtner und Leydhecker Wem ich sing, dem wird die Zeit lang, Lehmann Wem ich sing, dem wird die Zeit nit lang, Beck und Wehr dagegen Wem ich sing dem ist die Zeit langk. Publiziert bei Polke, Ende 168f. – Vgl. zum Folgenden auch Nr. 259 von 1522. Angaben nach Spalatin und Beck; vgl. auch Nr. 259 Anm. 5. Discvrso (Wolfenbütteler Exemplar), nach Beck. – Vgl. dagegen die in Wappen und Text abweichende Fassung des Frankfurter Exemplars (Nr. 56), erstmals abgebildet bei Bund, Glockengießer 179 Abb. 33, mit der von dems. ohne nähere Begründung vorgenommenen Datierung „1518“. Vgl. zu beiden Fassungen Beck 431f. Discvrso (Frankfurter Exemplar) überliefert nur 6 Wappen. Nach der Ahnenreihe auf dem Grabdenkmal Franz von Sickingens zu Landstuhl (vgl. Kdm. Kaiserslautern 278 mit Abb. 191) müßte die Abfolge der Wappen lauten: Sickingen, Sien, Landschad von Steinach, Nackenheim. Discvrso (Frankfurter Exemplar) überliefert hier einen Balken; vgl. zu ihrer Ahnenreihe Möller, Stammtafeln NF I Taf. XVII. Wappenbild undeutlich. Vgl. Nr. 245 von 1515. So Wehr (nach einer damaligen Teilungsurkunde). Vgl. zu ihm ausführlich Bund, Glockengießer 177ff. und Nr. 259 von 1522. So Bund, Glockengießer 177 mit Abb. 32 S. 179 (nach Discvrso, Frankfurter Exemplar Nr. 77). Vgl. zum Folgenden die Systematik in: Das Bayerland 3 (1892) Nr. 27 S. 323. Spalatin, Leben 184. Discvrso (Wolfenbütteler Exemplar) Abb. nach S. 432 (nach Beck). Discvrso (Frankfurter Exemplar) Nr. 56 mit Abb. Münch, Franz von Sickingen I 314. Gärtner, Schlösser I 74. Leydhecker, Artillerie 548. Lehmann, Burgen IV 319. Schneegans, Ebernburg 74. Schneegans, Nahetal 164 bzw. 195. Beck, Artillerie (nach Discvrso, Wolfenbütteler Exemplar) 436 mit Abb. Wehr, Rüsselsheim 69. Sturmfels, Rüsselsheim 75. Dotzauer, Burgenterritorium 172. 7517 408 di034mz03k0025507 di034-0255 0 Bad Wildungen, Museum Schloß Friedrichstein (aus Bad Münster am Stein-Ebernburg, Burg Ebernburg) 1519-01-01 1519-12-31 1519AAA0000000A3 1519 6 Spruchinschriften verbunden mit einer Stifterinschrift Franz von Sickingens auf dem sogenannten Sickingen-Becher. Erstmals erwähnt in einem wohl im Juni 1523 anläßlich der Eroberung der Ebernburg angelegten Inventar1) des landgräflich-hessischen Beuteanteils an „Ebernburgisch Silbergeschirr“. Acht in beliebiger Reihenfolge2) ineinander stapelbare, teilvergoldete Silberbecher mit rundem Fuß, oben bedeckt von einem wappentragenden, floral verzierten Knaufdeckel. Die kurzen Texte (I bis VII) sind als Umschriften zwischen Doppellinien in den oberen Rand der einzelnen Becher eingraviert und erwecken so im Ensemble den falschen Eindruck einer fortlaufenden Inschrift. Der letzte, mit geflügelten Putten geschmückte Becher mit der Stifterinschrift (VIII) dient als Fußstück. Sämtliche Becher sind mit einem Beschauzeichen (Speyer) versehen. Der Textbeginn wird jeweils durch eine doppelt paragraphenförmig ausgezogene Raute markiert, als Worttrenner sind kleine Sternchen eingeritzt. H.3) 26,3 (gesamt), 6,2 (Becher), Dm. 9 (oben), 7,5 (unten), Bu. 0,7 cm. Kapitalis. I · AD · FINEM · VBI · PERVENERIS · NE · VELIS · REVERTI4) II · · CONSILIVM · SALVTARE · NON · SPETIOSVM · SVADENDVM · EST ·a) III · ARCTVM · ANVLVM · NE · GESTATO · IGNEM · GLADIO · NE · FODITO5) IV · MORS · FOEDA · IN · FVGA · IN · VICTORIA · GLORIOSA V · IN · EXTREMO · MALO · AVDENDVM · ATqVEb) · AGENDVM · NON · CONSVLTANTANDVMc) · EST VI GLADIVM · ACVTVM · AVERTAS · TV · TE · CONSVLE VII · CONSILIO · DVO · MAXIME · CONTRARIA · SVNT · FESTINACIO · ET · IRA6) VIII · EX · MILITIA · PARTIS · FRANCISCVS · DE · SICKINGEN · ME · FIERI · FECIT · 1519 (I) Sobald du an ein Ziel gelangt bist, wolle nicht wieder umkehren. (II) Ein nutzbringender, kein schönfärbender Rat soll gegeben werden. (III) Einen (zu) engen Ring sollst du nicht tragen (und) das Feuer nicht mit dem Schwert bekämpfen. (IV) Schmählich ist der Tod auf der Flucht, ruhmvoll beim Siege. (V) In der äußersten Not muß man kühn sein und handeln, nicht beratschlagen. (VI) Ein scharfes (gezücktes) Schwert wehrst du (nur) ab, wenn du (dein eigener) Ratgeber bist. (VII) Zwei (Dinge) sind einem Ratschlag am meisten abträglich: Ungeduld und Zorn. (VIII) Aus dem, was im Kriegsdienst erbeutet, hat mich 1519 Franz von Sickingen machen lassen. Sickingen. Franz7) wurde 1481 als einziger Sohn Schweikhards VIII. von Sickingen und seiner Frau Margareta geb. Puller von Hohenburg8) auf der Ebernburg geboren und trat – seit 1499 mit Hedwig von Flersheim9) verheiratet – im Jahr 1505 sein Erbe an. Durch zahlreiche Fehden, Überfälle und Kriegszüge in wechselnden Diensten zu Reichtum und Ansehen gelangt, befand er sich im Jahr 1519 nach den erfolgreichen Zügen gegen den Landgrafen von Hessen und den Herzog von Württemberg wohl auf der Höhe seiner Macht. Die zum Teil in der auf antike Traditionen zurückgehenden Spruchliteratur des Humanismus wurzelnden Sprüche10) enthalten neben allgemeinen Maximen hauptsächlich Stellen, die sich auf die Rolle des Ratgebers beziehen; vielleicht insgesamt ein Reflex auf die am 25. Oktober 1519 erfolgte Ernennung Franz von Sickingens zum kaiserlichen Rat. Der in seiner Art einmalige Silberbecher wurde wohl in einer Speyrer Werkstatt11) angefertigt und stellt den letzten erhaltenen Rest der ehemals reichen Ausstattung12) der Ebernburg dar, unter der sich als mögliche Inschriftenträger (u.a.) weitere profane und sakrale Gebrauchsgegenstände, Handwaffen und Geschütze13), Möbel, Kleider, Schmuck, Fahnen und „große gewirkte Tücher“ befanden. Neben der Markierung des Textbeginns finden sich hier zusätzlich zwei Trennzeichen in Form kleiner Kreise. q inmitten der Kapitalschrift als auf die Zeile gestellte Minuskel. Sic! für CONSVLTANDVM. Vgl. dazu Polke 182 (das Inventar befindet sich nach ebd. im StA Marburg, Bestand 3 Nr. 99, hier fol. 166). Der Becher wird in späteren hessischen Inventaren immer wieder erwähnt (vgl. von Drach 7); die heutige Inventar-Nr. lautet B II. 18. – Bereits 1552 wurden sieben der acht Inschriften im „Wend Unmuth“ (s.u.), einem zeitgenössischen Unterhaltungsbuch publiziert und in beigefügten Knittelversen frei übersetzt. Vgl. dazu die Abb. bei Pflugk-Hartung mit der Reihenfolge VII, I, V, IV, II, III, VI, VIII sowie Böcher und Polke mit der Reihenfolge VIII, III, VI, VII, V, I, II, IV. Der Sickingen-Becher war zur Zeit der Abfassung des Katalogartikels als Leihgabe Teil einer Ausstellung in Marburg bzw. auf der Wartburg und konnte daher vom Bearbeiter nicht im Original untersucht werden. Die Beschreibung und die Wiedergabe des Textes erfolgt nach Fotos, die – wie die Maßangaben – den freundlichen Bemühungen von Herrn Dr. Schmidberger (Bad Wildungen, Museum Schloß Friedrichstein, Militär- und Jagdabteilung der Staatlichen Museen Kassel) zu verdanken sind. Nachgewiesen bei Walther, Proverbia Nr. 34433, wohl aus Plutarch stammend; vgl. die ähnlichen deutschen Fassungen bei Wander, Sprichwörter-Lexikon I 814 und 818. Es handelt sich um zwei separate Sprüche: Der erste Teil in deutscher Fassung nachgewiesen bei Wander, Sprichwörter-Lexikon III 1689 und in lateinischer bei Walther, Proverbia 34880 mit dem Hinweis auf dessen Herkunft aus den Schriften des Erasmus; der zweite Teil in der Form „ignem ne gladio fodito“ stammt aus Horaz, Sat. 2,3 276 und geht letztlich auf ein griechisches Sprichwort zurück. Bei Walther, Proverbia Nr. 35667g nachgewiesen in der Form „consilii duo sunt hostes: ira et festinatio“; vgl. auch eine sinngemäße deutsche Fassung bei Wander, Sprichwörter-Lexikon V 604. Vgl. zum Folg. immer noch Ulmann, Franz von Sickingen pass. Vgl. Nr. 238 von 1507. Vgl. Nr. 245 von 1515. Für Hinweise zur literarischen Überlieferung und für hilfreiche Vorschläge zur Übersetzung danke ich Dres. Luise und Klaus Hallof, Berlin. So aufgrund des Beschauzeichens (drei Türme) erstmals von Drach 9 (mit Umzeichnung). Vgl. dazu ausführlich Polke pass. Vgl. Nr. 254 von 1519 und Nr. 259 von 1522. H.W. Kirchoff, Wend Unmuth. Das Vierde Buch. Darinnen zwey hundert, Ein vnd Siebentzig höffliche, züchtige, vnd ausserlesene Historien, Schimpffreden vnd Gleichnuß begrieffen ... Frankfurt am Main 1552, Nrr. 110-117 (I-VI, VIII) (Angabe nach von Drach). C.A. v. Drach, Aeltere Silberarbeiten in den Königlichen Sammlungen zu Cassel. Mit urkundlichen Nachrichten und einem Anhang: Der Hessen=Casselsche Silberschatz zu Anfang des siebenzehnten Jahrhunderts und seine späteren Schicksale. Marburg 1888, 7-9 mit Abb. Taf. III Nr. 18. J. v. Pflugk-Hartung (Hg.), Im Morgenrot der Reformation. Basel 51924, Abb. nach S. 592. Böcher, Architektur mit Abb. 5. Polke, Ende 174 mit Abb. (Kat.) Martin Luther und die Reformation in Deutschland. Ausstellung zum 500. Geburtstag Martin Luthers. Frankfurt am Main 1983, 206 mit Abb. 263. Böcher, Ebernburg mit Abb. 23. Böcher, Baugeschichte mit Abb. 9. (Katalog) Hessen und Thüringen – Von den Anfängen bis zur Reformation. (o.O.) 1992, 280 (erw.). 7518 408 di034mz03k0025605 di034-0256 0 Wallhausen, Kath. Pfarrkirche St. Lorenz 1519-01-01 1519-12-31 1519AAA0000000A3 1519 4 Grabplatte des Gordianus Dorckheymer. Ehemals im Kirchhof aufgestellt, jetzt in den vierten westlichen Stützbogen der schloßseitigen Mauer des Kirchhofs eingelassen. Kleine Platte aus weißgelbem Sandstein mit Umschrift auf erhöhter Leiste. Im Mittelfeld befindet sich die flachreliefierte Figur des Verstorbenen in Gebetshaltung mit niedrigem Birett und langem, faltenreichem Talar, dessen aufgeschlitzte Ärmel schleppenartig als schmale, knöchellange Stoffstreifen ausgebildet sind. Die untere Leiste fehlt völlig, weiterer Schriftverlust durch starke Verwitterung. Erg. nach Kdm. H. 130 (frgm.), B. 77, Bu. 4 cm. Gotische Minuskel mit Versalien. Anno D(omi)ni · [m ·] d · xix / [iar .....]tag · starb [... / ..... / Gordianus D]orckheymer · Vo(n) · Binge(n) · de(m) · [gott gen]ada) Bei dem sonst unbekannten Verstorbenen könnte es sich aufgrund der Kleidung sowohl um einen Geistlichen1) als auch um einen gelehrten Laien2) gehandelt haben. Die noch erkennbare lange Haartracht, das Fehlen eindeutiger Epitheta und die Abfassung der Grabinschrift in deutscher Sprache lassen eher auf einen im Dienst der Kämmerer von Worms gen. von Dalberg stehenden, aus dem nahegelegenen Bingen stammenden, höheren Beamten schließen. Kdm. überliefert anschließend ein nicht nachweisbares Ame(n), das vermutlich aus der nochmaligen irrtümlichen Lesung des beschädigten Anno resultierte. Die Kirche verfügte neben einer reich dotierten, meist mit einem Adeligen besetzten Pfarrstelle über drei weitere, gut ausgestattete Stellen für Altaristen; vgl. dazu Seibrich, Dalberg 28. Vgl. dazu Bock, Gewänder II 351. Kdm. 417. 7520 408 di034mz03k0025703 di034-0257 0 St. Johannisberg, Evang. Kirche 1521-01-01 1521-12-31 1521AAA0000000A3 1521 4 Epitaph des Wild- und Rheingrafen Philipp auf einem Sockel an der Nordwand des Chors (Nr. 9); Architekturteile aus gelblich-weißem Sandstein, Figuren aus Tuff. Der Verstorbene steht in voller Rüstung auf einem kleinen Löwen, um den Hals eine Ordenskette, das ausdrucksvolle Gesicht leicht nach rechts geneigt. Um die rechte Hand trägt er einen Rosenkranz, die linke hält das Schwert. Die nahezu vollrunde, mit einer leichten Drehung gearbeitete Figur befindet sich in einer Nische, deren freistehende Säulen einen mit Rankenwerk, drei Vasen und zwei Putten bekrönten Muschelaufsatz tragen, dem wiederum ein mit Maßwerk gefüllter Kielbogen vorgeblendet ist. In der Sockelzone ist eine querrechteckige, profilgerahmte Tafel (tabula ansata) mit fünfzeiliger Inschrift angebracht, an ihren Schmalseiten je ein Wappen. Zwei weitere Wappen werden von den beiden Putten gehalten. Spuren der alten (?) goldfarbenen Bemalung finden sich an einigen Architekturteilen, den Gesichtspartien, an der Rüstung und an dem Löwen. Ergänzt wurden neben der mittleren Bekrönungsvase Hände, Schwert, Dolch, Halskette und Rosenkranz1). H. ca. 310, B. 122, Bu. 3 cm. Kapitalis. DECESSIT · EX · HAC · LVCE · GENEROSVS · / PHILIPPVS · SILVESTRIS · RHENI · AC · IN · SALM / COMES · D(OMI)N(V)S · IN · VINSTI(N)GEN · PRAESTA(N)TISSI(MVS) · / ANNO · M · Vc · XXI · DIE · ME(N)S(IS) · AVGVSTI · XXVII · / EIVS · A(N)I(M)A · PACE · FRVATVR · AETERNA · A(MEN) · Aus dieser Welt schied der edle Philipp, Wild- und Rheingraf und Graf zu Salm, Herr in Vinstingen, ein ganz hervorragender (Mann), im Jahr 1521, am 27. Tag des Monats August. Seine Seele möge ewigen Frieden genießen. Amen. Wild- und Rheingrafen, Salm; Mörs-Saarwerden, Finstingen. Die erstmals im Bearbeitungsgebiet mit deutlicher Linksschrägenverstärkung versehene Kapitalis füllt in der Manier der scriptura continua den zur Verfügung stehenden Raum gleichmäßig aus und vermittelt so einen auffallend geschlossenen, an klassisch-römische Vorbilder erinnernden Eindruck. Zudem unterstützen langgezogene, feinstrichige Linien als Kürzungszeichen, dreiecksförmige Worttrenner sowie die nur leicht geschwungene Cauda des R diesen Befund. Die an dem Grabdenkmal angebrachten Wappen dokumentieren nicht nur die Ahnen des Verstorbenen, sondern gleichzeitig auch die aus mehreren kognatischen Erbgängen resultierende, erhebliche Vergrößerung der Wild- und Rheingrafschaft um Gebiete in Lothringen, den Vogesen und der oberen Saar2). Allerdings wurde die Herrschaft 1515 (real 1520) zwischen dem Verstorbenen und seinem jüngeren Bruder Johann VII. (†1531) geteilt3). Der 1492 geborene, seit 1514 mit Antoinette, der Tochter des Grafen Ferdinand von Neufchâtel verheiratete Philipp begründete die jüngere Linie zu Dhaun4), von der die heute noch blühenden Geschlechter Salm-Salm und Salm-Horstmar abstammen. Da er während eines im kaiserlichen Auftrag unternommenen Feldzugs nach Frankreich in Luxemburg plötzlich verstarb, dürfte die Fertigstellung seines Epitaphs eher für das Jahr 1522 anzunehmen sein. In seinem letzten Willen bestimmte er die Stiftskirche St. Johannisberg zu seiner Begräbnisstätte und setzte 300 Gulden für die Begehung seiner „ewigen jargezeit“5) aus. Das sorgfältig durchgearbeitete Grabdenkmal fand als „eines der bedeutendsten Werke der deutschen Frührenaissance“6) in der kunstgeschichtlichen Forschung große Beachtung, nicht zuletzt deshalb, weil es wahrscheinlich einem kongenialen Schüler aus der Werkstatt des 1519 verstorbenen Kurmainzer Bildhauers Hans Backoffen7) zugewiesen werden kann8). Vgl. Hensler 51. Vgl. Rhein. Antiquarius II 19, 20 und die genealogische Abfolge bei Möller, Stammtafeln NF I Taf. XXXVII sowie das vereinigte Wappen von 1526 (Nr. 265) auf Schloß Dhaun. Vgl. den Teilungsvertrag bei W. Fabricius (Hg.), Güter-Verzeichnisse und Weistümer der Wild- und Rheingrafen, in: Trierisches Archiv (Ergänzungsheft XII) Trier 1911, 35-56, Dotzauer, Wild- und Rheingrafen 2 sowie dessen Epitaph in der evang. Pfarrkirche zu Kirn (Nr. 273). Vgl. Europ. Stammtafeln NF IV Taf. 97 und 98. – Unter seiner kurzen Regierung wurden erhebliche bauliche Veränderungen an Schloß Dhaun vorgenommen, so etwa der obere Torbau (vgl. Nr. 265 von 1526). Vgl. sein erhaltenes Testament im FSSA Anholt, Archiv Dhaun, Tit. I D Nr. 510 (vom 17. August 1521). So Kahle 43. Vgl. zu ihm DI 2 (Mainz) Nr. 1128 und jüngst die Diss. von Goeltzer, Der „Fall Hans Backoffen“. Aufgrund eigenständiger Formen- und Kompositionsmerkmale unternahm zuerst Kahle den Versuch, den von ihr so genannten „Meister von St. Johannisberg“ von anderen Backoffen-Schülern zu unterscheiden und ihm weitere Arbeiten in Oberwesel, Mainz und Groß-Steinheim (Main) zuzuschreiben. Demgegenüber identifizierte ihn neuerdings Lühmann-Schmid 42ff. aufgrund eingehender Formenvergleiche (u.a.) mit signierten Grabdenkmälern in Kronberg (Taunus) mit dem als Nachfolger Backoffens angesehenen Mainzer Bildhauer Peter Schro. Kremer, Kurzgefaßte Geschichte 105 Anm. 16. Schneider, Notizen I (nach Eintrag 1465). Schneider, Geschichte 257. Rhein. Antiquarius II 19, 25. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 324. Hensler, Wiederherstellung mit Abb. Kautzsch, Backoffen mit Abb. 58. Sponsel, Flötner-Studien mit Abb. 5. Zimmermann, Nahegebiet mit Abb. 21. Zimmermann, Grabdenkmäler mit Abb. 23. Kdm. 334 mit Abb. 247 und 248. Kahle, Studien mit Abb. 11. NN., Stiftskirche 111. Schellack, Kirchen 22 (1965). Fröhlich/Zimmermann, Stiftskirche 8 mit Abb. Lühmann-Schmid, Peter Schro mit Abb. 36. Zerfaß/Ziemer, Hochstetten-Dhaun mit Abb. S. 85. 7522 408 di034mz03k0025801 di034-0258 1 Sponheim, ehem. Klosterkirche 1521-01-01 1521-12-31 1521AAA0000000A3 1521 0 Glocke mit Spruch-, Namens- und Meisterinschrift. Noch im Jahr 1669 „oben in dem Thurm“ nachgewiesen, heute verloren. Die Ausführung der „schwer(ge)wichtige(n) und sehr grosse(n) Glock“ ist unbekannt. Nach Hofmann. Maria=Glock heiß ich, zu Gottes Ehr leut ich, Sanct Anna bin ich, Simon zu Franckfurt goß mich Anno 1521a). Knittelverse. Der eigentliche Glockenname dürfte sich auf das Marienpatrozinium der Klosterkirche beziehen, die Erwähnung der hl. Anna dagegen auf den ihr geweihten Altar in der Sakristei des Klosters, den der damalige Abt Johannes Trithemius 1484 zu seinem Amtsantritt1) gestiftet hatte. Während seiner Regierungszeit wurden in den Jahren 1484, 1487 und 1502 insgesamt vier Glocken2) gegossen, von denen sich nicht eine erhalten hat. Bei dem Glockengießer handelt es sich vermutlich um den zeitweiligen Frankfurter Büchsenmeister Simon Göbel3), dessen verwitwete Mutter Margarethe die städtische Gießhütte betrieb. Kdm 395 erwähnt die Glocke mit der Jahrezahl 1502. Vgl. Trithemius, Chron. Sponh. (zum Jahr 1484). Vgl. ebd. sowie 398 und 416. Vgl. zu ihm ausführlich Bund, Frankfurter Glockengießer 179ff. sowie die folgende Nr. 259. Hofmann, Ehren=Säul 124. Lucae, Graffen-Saal 601. 7523 408 di034mz03k0025901 di034-0259 1 Bad Münster am Stein-Ebernburg, Burg Ebernburg 1522-01-01 1522-12-31 1522AAA0000000A3 1522 0 Spruch-, Meister- und Namensinschrift auf einer „Hahn“ genannten Kanone; erstmals erwähnt in einer im Juni 1523 anläßlich der Eroberung der Ebernburg angelegten Liste1) des landgräflich-hessischen Beuteanteils an den 36 Geschützen Franz von Sickingens. Noch 1546 in der hessischen Festung Rüsselsheim2) nachgewiesen, geriet die Kanone im Verlauf des Schmalkaldischen Krieges in die Hände Kaiser Karls V.3) und wurde vermutlich nach Spanien verschifft4). Das zur Gattung der Großen Falkaunen zählende Geschütz5) war wohl 11 Schuh lang und verschoß bei einem Durchmesser von 11 cm achtpfündige Eisenkugeln. Laut einer 1552 angefertigten Nachzeichnung6) trug die Kanone an der Mündung die Inschrift (A), auf dem Bodenstück das Sickingen‘sche Vollwappen, darunter die Spruchinschrift (B), gefolgt von der Meisterinschrift (C). Nach Discvrso (Frankfurter Exemplar)7). Kapitalis. A DAS WALDTa) GOD B ICH HEIS DER HAN NAR DER MICH VORN DRAN C SIMON GOS MICH Knittelvers. Sickingen. Bei dem bereits 1521 in Sponheim8) als Glockengießer nachweisbaren Meister handelt es sich wohl um Simon Göbel, der im Herbst 1522 die Nachfolge seines Stiefvaters, des Glockengießers und städtischen Büchsenmeisters Stephan (von Bingen) zu Frankfurt9) antrat. Die vorgenommene Datierung richtet sich nach der im Wolfenbütteler Exemplar des Discvrso überlieferten Jahreszahl und der Tatsache, daß Simon bei der Bewerbung um dieses Amt10) ein von Franz von Sickingen ausgestelltes Empfehlungsschreiben an den Frankfurter Rat vorweisen konnte – der Guß der Kanone11) für die von Sickingen fortifikatorisch ausgebaute Ebernburg12) war also bereits erledigt. Die Bezeichnung der einzelnen Feuerwaffen mit Namen unterschiedlichster Art resultiert entweder aus der Zugehörigkeit zu einer der zahlreichen Geschützgattungen13) oder entspringt – wie im vorliegenden Fall – wohl der Laune des Auftraggebers. Münch und Gärtner überliefern wollt. Erstmals vollständig publiziert bei Polke, Ende 168f. So Wehr. Die hessischen Festungen wurden geschleift und die Geschütze eingezogen, in Rüsselsheim begann man damit am 27. Juli 1547; vgl. dazu L. Voltz, Die kaiserliche Kommission des Grafen Reinhard zu Solms in Hessen, in: Philipp der Großmütige (s.d.) 40f. Ob die von R. Kopp, Das Geschick zweier Kanonen, in: Nordpfälzer Gbll. 8 (1909) 64 geäußerte Ansicht zutrifft, „Hahn“ und „Nachtigall“ (vgl. Nr. 254 von 1519) seien über England wieder nach Hessen bzw. nach Mainz zurückgekehrt und dort um 1807 vermutlich umgegossen worden, muß mangels nachprüfbarer Belege offen bleiben. Angaben nach Spalatin, der den Bericht über die Belagerung der Ebernburg um 1526 abfaßte. – Die zuletzt von Dotzauer verbreitete Nachricht, „Hahn“ und „Nachtigall“ seien im Schöfferschen Livius vom September 1523 (StBMz, Sign. Ink. A 174c, wohl fol. XCv) abgebildet, trifft nicht zu. Vgl. dazu auch H. Knaus, Sickingen im Schöfferschen Livius, in: Gutenberg Jb. 1952, 82-95 und W. Reiniger, Sickingens Ebernburg in der Publizistik 1520-1523, in: Ebernburg-Hefte 24 (1990) 16ff. Es handelt sich um das sogenannte Geschützbuch Kaiser Karls V. mit dem Titel „Discvrso del Artilleria del Imperator Carolo V.“ (vollständig im Literaturverzeichnis); vgl. dazu ausführlich Beck 431f. Spalatin brachte wohl die Inschrift dieser Kanone mit der von 1519 (Nr. 254) durcheinander und überliefert völlig abweichend Deß walt Gott / Meister Steffan zu Frankfordt goß mich / Ich heiß der Hahn / Im Lager bin ich allzeit vorn dran. Beck (nach Discvrso, Wolfenbütteler Exemplar) liest Das walt Got / Ich heis der Han / Im Hadern bin ich forn dran / 1522 / Simon gos mich, während auf der dort beigegebenen Abb. DAS VALT GOT / ICH HEIS DER HAN / IM HADER BIN ICH / FORN DRAN 1522 / SIMON GOS MICH zu lesen ist. Vgl. die vorhergehende Nr. 258. Stephan hatte bereits 1519 eine Kanone für Franz von Sickingen gegossen, vgl. Nr. 254. Vgl. dazu Bund, Glockengießer 179f. Schon wegen des Wappens kann die Kanone keinesfalls für Landgraf Philipp von Hessen gegossen worden sein, so – ohne Begründung – Bund, Glockengießer 182. Vgl. dazu Böcher, Architektur 136ff. Vgl. die Liste bei W. Boeheim, Handbuch der Waffenkunde. Leipzig 1890, 439f. sowie die Systematik in: Das Bayerland 3 (1892) Nr. 27 S. 323. Spalatin, Leben 184. Discvrso (Frankfurter Exemplar) Nr. 72 mit Abb. (vgl. auch oben Anm. 7) – Münch, Franz von Sickingen I 315. Gärtner, Schlösser I 74. Leydhecker, Artillerie 549. Lehmann, Burgen IV 319. Schneegans, Ebernburg 74f. Schneegans, Nahetal 164 bzw. 196. Beck, Artillerie 436 mit Abb. (nach Discvrso, Wolfenbütteler Exemplar). Wehr, Rüsselsheim 69. Sturmfels, Rüsselsheim 75. Dotzauer, Burgenterritorium 172. 7524 408 di034mz03k0026004 di034-0260 0 Bad Münster am Stein-Ebernburg 1523-01-01 1523-05-31 1523AAA0000000A3 vor Juni 1523 7 Grabplatte eines unbekannten Adeligen. Sie lag bis 1972/73 innen im Boden links vor dem Altar1), kam dann nach außen an die Wand des nördlichen Seitenschiffs und befindet sich seit 1992 innen an der Nordwand des Chors; bisher unveröffentlicht. Platte aus weißgelbem Sandstein mit Umschrift, vom Mittelfeld durch eine einfache Linie getrennt. Darin unter einem dreiteiligen, bandartigen Rundbogen seitlich kniende, männliche Figur mit einem Rosenkranz in den gefalteten Händen, angetan mit einer Mütze und einem geschlitzten oder gefältelten Leibrock, daran hängend das Schwert. Vollwappen im rechten unteren Eck. Unter dem Knie ein Steinmetzzeichen (Nr. 4). Rechte Hälfte stark abgetreten, Schriftleisten teilweise bestoßen, in der Mitte geflickte, waagrechte Bruchstelle. H. 165, B. 93, Bu. 6 cm. Gotische Minuskel mit Versalien und frakturähnlichen Elementen. Annoa) · domin[i ..... / . . . . . /] gest[or]ben der · er(n) · vest · bat[../ .....]benh(eim) ·dem · got · genedig · Seib) · ame(n) unbekannt (Adler). Die bisher vorgeschlagene Datierung „um 1540“ erscheint deutlich zu spät angesetzt. Die gotische Grundstruktur der Kleinbuchstaben, verfremdet sowohl mit atypischen Versalien2) als auch mit schreibschriftlichen Elementen (g mit stufenförmig ausgezogener Unterlänge) weist wie die Bekleidung generell in die Zeit um 1500. Zudem stellt gerade die kurhutartige Form der Mütze eine neue modische Entwicklung3) des beginnenden 16. Jahrhunderts dar. Auch Formular und Rosenkranz deuten noch auf die vorreformatorische Zeit. Der unbekannte Verstorbene dürfte somit in den Kreis der mit Schweikhard VIII.4) und seinen Sohn Franz von Sickingen5) verbundenen Adeligen gehört haben, der mit der Zerstörung der Ebernburg im Juni 1523 sein Ende fand. A in Form eines gleichstrichigen T mit gespaltenem unterem Hastenende, o korrigiert aus d. Rundes S in Form einer gleichstrichigen Versalie. So Mielke. Vgl. Einleitung L I. Vgl. dazu Köhler, Tracht 46. Vgl. Nr. 238 von 1507. Vgl. Nr. 255 von 1519. Mielke, Grabinschriften 129 (erw.). 7525 408 di034mz03k0026102 di034-0261 1 Bad Münster am Stein-Ebernburg 1523-01-01 1523-05-31 1523AAA0000000A3 vor Juni 1523 0 Bibelsprüche auf zwei gleich gearbeiteten Werksteinen. Erstmals 1874 bzw. 1917 als Spolien in der hofseitigen Längsfront des 1848/50 in den Ruinen der Ebernburg neuerbauten Gasthauses nachgewiesen, verloren. Unter einem profilierten Muschelaufsatz rechteckige Tafel aus Sandstein mit vierzeiliger Inschrift (I), in gleicher Höhe eingemauert – mit zerstörtem Muschelaufsatz – Inschrift (II). Nach Kohl, Bildhauerwerke (Foto). H. ca. 40, B. ca. 50 cm. Kapitalis. I DER · HER · HAT · MICH / NIT · GELASSEN · SEIN / DIERN · VERMAYLI/ GET · WERDEN1) II DER · HER · VNSZER / GOT · HAT · IN · GESCHL/AGEN · DVRCH · DIE / HANDT · DES · WYBS2) Die in Form und Inhalt aufeinander bezogenen, von Schrift und Ausführung her der Renaissance verpflichteten Inschriftensteine gehörten wohl zum Interieur der von Schweikhard VIII.3) und seinem Sohn Franz von Sickingen4) ausgebauten Ebernburg. Die vorgenommene Datierung ergibt sich einerseits durch die nachweisbare Verwendung einer hochdeutschen Bibelübersetzung von 1475/76 und andererseits durch die Zerstörung der Ebernburg im Juni 1523. In Inschrift (I) liegt somit der sehr seltene Fall einer wörtlichen Zitierung eines deutschen, vorlutherischen Bibeldruckes5) vor; bei Inschrift (II) handelt es sich wohl um eine individuelle, weder in den vorlutherischen noch lutherischen Bibeln nachweisbare Übersetzung des lateinischen Textes. Der heute schwer verständliche Sinn der Bibelsprüche erschließt sich nur durch den Zusammenhang der alttestamentarischen Ereignisse: Als Judith den Juden das von ihr abgeschlagene Haupt des zudringlichen Holofernes vorzeigt, begründet sie ihr Tun mit dem Willen Gottes, der es eben nicht zugelassen habe, daß „ancillam suam coinquinari“ (Vulgata), seine Magd vermayliget6), „verunreiniget“ (Luther) worden sei. Jud. 13,20. Jud. 16,7. Vgl. dazu Nr. 238 von 1507. Vgl. Nr. 255 von 1519. Nach freundlicher Mitteilung von Frau Dr. Christine Wulf, Göttingen, wurde als Vorlage zweifellos die 1475/76 bei Günter Zainer in Augsburg gedruckte Biblia germanica verwendet. Die von Kohl, Inschriften, als Quelle angegebene Nürnberger Koberger-Bibel von 1483 übernahm hingegen lediglich den Text der erwähnten Zainer-Bibel. Vgl. dazu W. Eichenberger/H. Wendtland, Deutsche Bibeln vor Luther. Die Buchkunst der achtzehn deutschen Bibeln zwischen 1466 und 1522. Hamburg 1977, 29ff. „vermeilen, vermeiligen“ swv. „beflecken, beschädigen“; vgl. M. Lexer, Mittelhochdeutsches Wörterbuch. Bd. II Leipzig 1878, 176. Friedlaender, Grabschriften 371 (A). Kohl, Inschriften 112. Kohl, Bildhauerwerke 64f. mit Abb. 1 (A) und 2 (B). 7527 408 di034mz03k0026200 di034-0262 0 Norheim, Kath. Pfarrkirche Heiligkreuz 1523-01-01 1523-12-31 1523AAA0000000A3 1523 3 Glocke mit Namens-, Spruch- und Meisterinschrift. Mittlere Glocke im Glockenstuhl des romanischen Ostturms der 1864 neuerbauten Kirche. Große Glocke mit einzeiliger Schulterinschrift zwischen Rundstäben, oben umgeben von einem stehenden Fries aus sich überschneidenden Bögen, an den Enden (stilisierte) Kreuzblüten. Als Worttrenner dienen fast buchstabengroße, mit Rosetten geschmückte Quadrangeln. Unsauberer Guß. Gewicht 800 kg1), Schlagton fis. H. 95 (o. Kr.), Dm. 112, Bu. 3,5 cm. Gotische Minuskel. · in · gotes · ere · lvden · ich · martinvs · heiss · ich · boisa) · wetter · vordribea) · ich · ditterich · von · priem · goes · mich · m · vc · xxiii Knittelverse. Der sich nach seinem Herkunftsort Prüm (Lkrs. Bitburg-Prüm) nennende Meister hieß eigentlich Dietrich Wolff2) und gehörte einer im Trierer Umland arbeitenden Glockengießerfamilie an. Im Zeitraum von 1508 bis 1555 sind ihm wohl über 35 Glockengüsse3) nachzuweisen. Der mit dem weitverbreiteten Glockenspruch4) kombinierte Name der Glocke bezieht sich wohl auf das ehemalige Martinspatrozinium5) der mittelalterlichen Kirche. Mit dieser Glocke endet die lange Reihe der Minuskel-Glocken im Bearbeitungsgebiet. Sic! Angabe nach Verzeichnis 82. Vgl. zu ihm Wiegand, Glockenkunde 48 und vor allem P. Neu, Ein mißlungener Glockenguß zu Trier 1515, in: LVjBll. 12 (1966) 51f. Die erstmals von Otte, Glockenkunde 186 (ohne Inschrift) für Meisenheim angeführte Glocke des Meisters aus dem Jahr 1526 ließ sich nirgends nachweisen und dürfte daher auf einer Verwechslung beruhen. Vgl. Walter, Glockenkunde 185ff. Vgl. dazu Seibrich, Entwicklung 129ff. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 315. Zimmermann, Glocken 35. Kdm. 317. Liste der Glocken 7. Piroth, Norheim 47. 7528 408 di034mz03k0026308 di034-0263 0 Fürfeld, Evang. Pfarrkirche 1524-01-01 1524-12-31 1524AAA0000000A3 1524 1 Grabplatte bzw. Epitaph des Wolf Marschall von Waldeck zu Iben. Innen in die Ostwand der 1776 errichteten Pfarrkirche1) eingelassen, übernommen aus dem kurz zuvor abgebrochenen, mittelalterlichen Vorgängerbau. Große Platte aus gelblichem Sandstein mit vorlinierter Umschrift auf breiter Leiste, die sich oben im Mittelfeld auf der Stirn einer auf angedeuteten Säulen ruhenden Muschelnische fortsetzt. Darin steht die in Halbrelief gearbeitete Figur des Verstorbenen in Prunkrüstung, das mit einer Haube bedeckte Haupt leicht geneigt, den Helm zu Füßen. Die rechte Hand hält den Kommandostab, die linke ruht am Schwert. Die Ecken der Leiste sind mit vier medaillonartig vertieften Ahnenwappen besetzt. Abgesehen von einer waagerechten, geflickten Bruchstelle ist das Denkmal gut erhalten. Ergänzt wurden einige unwesentliche Teile; die im allgemeinen erheblich vorspringende Schampartie wurde wohl schon früh abgearbeitet. Geringe Spuren einer früheren Bemalung sind vorhanden. H. 212, B. 97, Bu. 7,5 cm. Kapitalis. AN(N)O · D(OMI)NI / M · D · XXIIII · IAR · VFF · SA(N)T · ANTHO(N)IVS · ABE(N)T · STARBa) / DER · ERVETSb) / VOLF · MARSCHALCKc) · VO(N) · VALDECK · DEM · // · GOT · GENEDICH · SEIId) · AME[N]e) 17. Januar 1524. Marschall von Waldeck zu Iben, Udenheim (schräglinker Balken, belegt mit 3 Sparren); Dalsheim (drei 2:1 gestellte Pelikane, begleitet von 7 Steinen), Wilch von Alzey. Die Schrift zeigt die Formen einer nahezu reinen, an der römischen Antike orientierten Kapitalis. Der Einsatz der Linksschrägenverstärkung, die Verwendung von Siculi als Kürzungszeichen und die dreiecksförmigen Worttrenner unterstützen diesen Eindruck. Besonders auffällig ist der Austausch des „unklassischen“ Buchstabens W durch V. Ob das Grabdenkmal als liegende Grabplatte oder als senkrecht angebrachtes Epitaph gedacht war, läßt sich kaum entscheiden, da sich hier die wesentlichen Elemente beider Typen in einem Denkmal vereinigen. Der vermutlich in der Werkstatt des bedeutenden Backoffen-Schülers Peter Schro arbeitende Bildhauer wird erstmals von Lühmann-Schmid2) mit dem auch in Wallhausen, Guldental und später noch einmal in Fürfeld3) tätigen Meister Johannes Wagner aus Mainz identifiziert. Ihre vorwiegend aufgrund der „zeitmodischen“ Kopfbedeckung um 1530 angesetzte Spätdatierung dieses ganz der Renaissance verpflichteten „frühe(n), noch nicht ganz eigenständige(n) Werk(es)“ ließe sich allerdings nur dann rechtfertigen, wenn man mit der von ihr hypothetisch rekonstruierten Biographie Wagners4) übereinstimmt. Das seit 1362 auf der benachbarten (Wasser-)Burg Iben sitzende Geschlecht der Marschall von Waldeck5) übte zusammen mit anderen adeligen Familien die Ortsherrschaft über Fürfeld aus. Der Verstorbene war ein Sohn aus der Ehe Johanns Marschall von Waldeck zu Iben mit Margarethe von Dalsheim6). Väterlicherseits war Irmela Wilch von Alzey seine Großmutter, Helmburg von Udenheim seine Urgroßmutter. Der wohl bereits nach wenigen Ehejahren verstorbene Wolf war mit Elisabeth von Elter7) verheiratet, die zwar als seine Witwe eine zweite Ehe einging, erheblich später verstarb und dennoch neben ihm begraben wurde. R klein in den unteren Bogen des B eingestellt. Sic! Für ERNVEST. H dem C klein eingeschrieben. Sic! Letzter Buchstabe fehlt, ohne Kürzungszeichen. Vgl. dazu Steitz, Fürfeld 145f. Vgl. dazu und zum Folgenden Lühmann-Schmidt 97. Vgl. Nrr. 274 von 1531, 276 von 1533 und 293 von 1547. Vgl. dazu die gewichtigen biographischen Bedenken (erste gesicherte urkundliche Nennung im Jahr 1560!) von Heinzelmann, Randnotizen 51. Vgl. dazu Möller, Stammtafeln AF I Taf. XXXXI und ausführlich Brück, Fürfeld pass. – Die Linie zu Iben wurde durch Emmerich Roist begründet, einem Sohn der im Kloster Disibodenberg begrabenen Hebela Marschall von Waldeck (vgl. Nr. 101 von 1401). Verstorben 1494, vgl. künftig DI Rheingau-Taunus-Kreis. Vgl. Nr. 293 von 1547. Jakob, Fürfeld 28. Jakob, Iben 14. Bumann, Iben 50f. Steitz, Fürfeld mit Abb. 1 S. 144. R. Dölling, Die Fürfelder Kirchen, in: 200 Jahre Pfarrkirchen in Fürfeld. 1776-1976. Bad Kreuznach 1976, Abb. S. 15. Lühmann-Schmidt, Peter Schro mit Abb. auf Taf. 28a. Gerten, Chronik 101. 7529 408 di034mz03k0026406 di034-0264 1 Bad Kreuznach, Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus 1525-01-01 1525-12-31 1525AAA0000000A3 1525 0 Grabinschrift für einen männlichen Angehörigen derer von Rüdesheim. Noch 1614 fragmentarisch in der ehemaligen Klosterkirche der Karmeliter überliefert, verloren. Ein Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno domini 1525 vff des vii tag des Jeners starb der ehrnvest [...]a) von Rudesh(eim) dem gott genedig vnnd barmhertzig seÿ Rüdesheim (mit den Lilien). Der Verstorbene wird in den vorliegenden Genealogien1) nicht erwähnt; vermutlich handelt es sich aufgrund seines Begräbnisplatzes um einen unbekannten Sohn aus der Ehe2) Reinfrieds von Rüdesheim mit Anna (von) Alben gen. (von) Sultzbach. Fehlstelle von Helwich durch drei Auslassungspunkte markiert. Vgl. Möller, Stammtafeln AF I Taf. XXXIIf. Vgl. Nr. 165 von 1485 und Nr. 186 von 1497. Helwich, Syntagma 319. Roth, Syntagma 3 (1884) 72. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 21 (beide nach Helwich). 7530 408 di034mz03k0026504 di034-0265 0 Hochstetten-Dhaun, Schloß Dhaun 1526-01-01 1526-12-31 1526AAA0000000A3 1526 2 Jahreszahl auf einem Wappenstein. Als Pechnase erkerartig vorragend, sitzt er in etwa sechs Meter Höhe über dem Eingang des oberen Torbaus. Unter verschlungenem, fast vollplastischem Astwerk befindet sich die erhabene Jahreszahl, davon abgesetzt im vertieften Feld zwei aus Sandstein gearbeitete, zum Teil ergänzte Vollwappen der Erbauer mit Steinmetzzeichen (Nr. 5) auf der unteren Leiste. Z. ca. 15-20 cm. 15 / 26 Wild- und Rheingrafen (im quadrierten Schild im ersten und vierten Feld ein steigender Leopard, im zweiten und dritten ein steigender Löwe, im gespaltenen und halb geteilten Herzschild rechts drei 2:1 gestellte steigende Löwen, links oben zwei Salme, unten ein Balken); Neufchâtel (im quadrierten Schild im ersten und vierten Feld ein rechter Schrägbalken, im zweiten und dritten Feld ein Adler). Die mit Schnörkeln verzierte Jahreszahl weist auf die Fertigstellung der umfangreichen Erweiterungsbauten hin, die Wild- und Rheingraf Philipp (†1521)1) als Stifter der jüngeren Linie Dhaun nach seiner 1514 erfolgten Heirat mit der Gräfin Antoinette von Neufchâtel und der anschließenden Teilung der Grafschaft beginnen ließ. Vgl. sein Epitaph in St. Johannisberg Nr. 257. Rhein. Antiquarius II 19, 247. Schneider, Notizen II (nach Eintrag 1526; mit Zeichnung). Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 289. Schneegans, Kreuznach 94. Röhrig, Schloß Dhaun 25. Kdm. 159 mit Abb. 105. Fröhlich/Zimmermann, Dhaun 9 mit Abb. Schellack/Wagner, Burgen mit Abb. 12. Kunst und Kultur in Rheinland-Pfalz. Bd. 1: Burgen und Schlösser. Bad Neuenahr-Ahrweiler 1981, 141 mit Abb. Schellack, Entwicklung mit Abb. Schellack/Wagner, Hunsrück mit Taf. 88 – Brinken, Kirn mit Abb. 18. Anhäuser, Hunsrück und Naheland 292 mit Abb. 94. 7531 408 di034mz03k0026602 di034-0266 0 Kirn, Burg Kyrburg 1526-01-01 1526-12-31 1526AAA0000000A3 1526 2 Jahreszahlen am sogenannten Pulverturm an der Südecke der Ruine. In großer Höhe in das Gesims eines vorkragenden, zweiteiligen Konsolstückes aus Sandstein eingehauen, darunter Narrenfratze mit Eselsohren. Insgesamt stark verwittert. Gotische Minuskel. · m · vc · xxvi · 15[+]26a) Unter dem im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts regierenden Wild- und Rheingrafen Johann VII.1) wurde der 1128 bzw. 1242 erstmals genannte Hauptsitz des Geschlechts erheblich vergrößert und umgestaltet. Die Inschrift stellt mangels anderer Quellen eines der wenigen sicheren Zeugnisse zur Baugeschichte der mehrmals geschleiften und wieder aufgebauten, 1734 endgültig zerstörten Anlage dar2). + ergänzt nach Kdm. Vgl. Nr. 273 von 1531. Vgl. Kdm 206ff. mit den Abb. 153-155 und Ohlmann, Kirn 237ff. – Erst in den letzten Jahren wurde die Ruine tiefgreifend saniert; vgl. Denkmalpflege 1985/86, 180f. Kdm. 210. Lipps, Entdeckungsreisen 138. 7532 408 di034mz03k0026700 di034-0267 1 Bad Münster am Stein-Ebernburg, Burg Ebernburg (aus Rümmelsheim, Burg Layen) 1528-01-01 1528-12-31 1528AAA0000000A3 1528 0 Namensinschriften des Philipp Ulner von Dieburg und seiner Frau Katharina von Venningen. Sie befanden sich auf einem um 1850 in den „Schloßtrümmern“ von Burg Layen aufgefundenen „Kamingesims“1), das wohl kurz danach auf die Ebernburg verkauft und dort „über dem mittleren Felde auf der Nordseite des Restaurations=Saales“2) in die Wand eingelassen wurde; es verschwand nach 19453). Der aufwendig in Halbrelief gearbeitete Kaminaufsatz zeigte ein von einem wilden Mann gehaltenes Ehewappen vor einer auf zwei Konsolen ruhenden Muschelnische und in den darüberliegenden Zwickeln – verbunden durch eine Granatapfelschnur – links die unbekleidete Halbfigur eines weiblichen Wappenhalters, rechts sein männliches Pendant4). Die ehemals wohl in der freien, rechteckig ausgesparten Zone unter der Muschelnische angebrachte Inschrift5) dürfte anläßlich des Verkaufs entfernt worden sein. Nach Schneider (Text) und Baudenkmale (Beschreibung nach Foto). Philippus Ul(n)era) v(on) Diepurg, C. Katharina von Vehingenb) MDXXVIII. Ulner von Dieburg, Forstmeister von Gelnhausen; Venningen, Sternfels. Burg Layen6) gehörte zur Grafschaft (Sponheim-)Bolanden, von der sie als Ganerbenburg mit zeitweise bis zu sechs Ritterfamilien besetzt wurde. Die aus dem Odenwald stammenden Ulner von Dieburg hatten Lehensbesitz in den angrenzenden Dörfern Rümmelsheim und Dorsheim; zudem waren sie seit 1499 mit einem Viertel7) an der Ortsherrschaft zu Rümmelsheim selbst beteiligt. Die vorliegende Inschrift belegt die wohl bis zum Jahr 1535 andauernde Bautätigkeit8) des Ehepaares an einem großen, innerhalb der Burg gelegenen, Anfang des 19. Jahrhunderts abgerissenen Hofhaus. Philipp war ein Sohn aus der Ehe Ulrichs von Dieburg mit Dorothea Forstmeister von Gelnhausen9); seine Frau Katharina10) die Tochter des mit einer Frau von Sternfels verheirateten Johann Hippolit von Venningen. Philipp fungierte in kurpfälzischen Diensten11) als Kammermeister und Oberamtmann zu Daun. Er verstarb im Jahr 1556 und wurde im Ulner‘schen Erbbegräbnis in der Laurentiuskirche zu Weinheim (Rhein-Neckar-Kreis) beigesetzt12). Seine bereits 1538 verschiedene Frau Katharina erhielt dort eine nachträglich angefertigte Gedächtnisinschrift auf der Grabplatte ihres einzigen Sohnes Thomas (†1563)13). Der Kaminaufsatz wird der Werkstatt des Trierer Meisters Jakob Kern (oder Kerre)14) zugeschrieben. Zeitgenössische Schreibung auch „Uller“ (wie Anm. 8). Falsch überliefert für Venningen. So Schneider. Vgl. Baudenkmale V 13 mit Fig. 20 und zum Standort Nr. 282 von 1535. So Böcher mit Hinweis auf erfolglose Suchaktionen. Schneider (und ihm folgend Kdm.) beschrieb dieses „schön gemeiselte Bildwerk“ irrtümlich als Darstellung der „Judith mit einem Holefernes Haupte in der Hand“. So Schneider. Vgl. Fabricius, Erläuterungen VI 183ff. Vgl. dazu Seibrich, Entwicklung 38. Vgl. Nr. 267 von 1528 und Nr. 282 von 1535. Vgl. zu ihrem gemeinsamen Grabdenkmal DI 16 (Rhein-Neckar Kreis II) Nr. 99 mit Abb. Vgl. dazu Möller, Stammtafeln AF I Taf. XXXVII. Vgl. Krebs, Dienerbücher 132. Vgl. zu seinem aufwendigen Grabdenkmal DI 16 (Rhein-Neckar Kreis II) Nr. 122 mit Abb. Vgl. ebd. Nr. 125. So Zimmermann, Nahegebiet 29 und Kahle, Studien 74f.; zum Meister vgl. Nr. 273 von 1531 mit den Anm. 7 und 8. Schneider, Ganerbschlösser 279 Anm. 68. Baudenkmale V mit Fig. 20. Kdm. mit Abb. 17. Böcher, Wappen 926 (Abb.). 7533 408 di034mz03k0026808 di034-0268 0 Waldböckelheim, Schloßstr. 5 1529-01-01 1529-12-31 1529AAA0000000A3 1529 0 Wappenstein mit Jahreszahl und Initialen. Heute etwa in 3 m Höhe als Spolie in die Wand des Hauses Schloßstr. 5 eingelassen, ehemals „am (zugemauerten) Rundbogenportal“ des 18841) abgerissenen, aus Stein erbauten Burghauses ‘Altes Schloß‘. Gut erhaltener, hochrechteckiger Sandstein mit Inschrift auf oberer Leiste, im abgetreppten Feld farbig gefaßtes Wappen. H. ca. 80, B. ca. 60 cm. Kapitalis. + 1529 W(ILHELM VON) S(CHWALBACH) Schwalbach (im quadrierten Schild auf Feld 1 und 4 ein schrägrechter Balken, darin drei fliegende Schwalben, auf Feld 2 und 3 vier Balken). Über das wohl aus dem Rheingau stammende Geschlecht ist wenig bekannt2), die Beziehungen zu Waldböckelheim sind noch ungeklärt. Vermutlich stand der mit Agnes, Tochter des Friedrich von Schönberg auf Wesel3) verheiratete Wilhelm (†1536) in Diensten des kurpfälzischen Amtes Böckelheim. Bei den beiden 1597 verstorbenen und ebenfalls in Waldböckelheim begrabenen Frauen Maria und Martha4), könnte es sich um Tochter und Schwiegertochter gehandelt haben. Die 1359 erstmals erwähnte Hofstatt5) diente den auf der benachbarten Burg Böckelheim amtierenden Amtleuten und ihren Familien als Wohnsitz. Vgl. Lehfeldt und NN., Aus Waldboeckelheim‘s Vergangenheit. Sobernheim 1891, 7. Vgl. die Grabinschriften des 16. Jh. bei Helwich, Syntagma 169, 242, 301 und 416ff. – Aufgrund der Ahnenwappen auf der Grabplatte seiner mutmaßlichen Tochter Martha (vgl. Nr. 403 von 1597) war sein (vielleicht gleichnamiger) Vater mit einer namentlich nicht bekannten Tochter des in Waldböckelheim begüterten Ehepaars Gelfrich von Nackenheim und Getza Ulner von Sponheim verheiratet; vgl. dazu Gensicke, Rittergeschlechter 20f. Vgl. Möller, Stammtafeln AF I Taf. XXXV. – Im rechten Seitenflügel des Burghauses befand sich (nach Lehfeldt) ein weiterer Stein, der die Wappen des Ehepaars zeigte und heute im benachbarten Haus als Spolie eingelassen ist. Vgl. Nrr. 402f. von 1597. Vgl. dazu H. Hehner, Das Waldböckelheimer „Schloß“, in: NK (1990) 103f. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 340. Kdm. 408. 7534 408 di034mz03k0026908 di034-0269 1 Hochstetten-Dhaun, ehem. Schloßkapelle St. Georg 1529-01-01 1529-12-31 1529AAA0000000A3 1529 7 Spruchinschrift auf einer hölzernen Seitenwange des alten Gestühls der Schloßkapelle. Überliefert auf einem schlechten Foto, bzw. heute in Privatbesitz1). Die zwanzigzeilige, bisher unbeachtete Inschrift ist in ein hochrechteckiges Eichenbrett geschnitzt, das in eine innen längsseitig profilierte, 7 cm dicke Balkenumrandung eingelegt ist2). Nach Foto. H. 95 (ges.), B. 48 (ges.) cm. Kapitalis mit Minuskeln. S(ANKT) MAT(HEVS) · AM 2[3] / WE EVCh · SCHR/IffTGELER/TEN VND Ph/ARISEER IR / hEVChLER / DIE IR DE/R WITWEN / hEVSER fRE/SST VND W/ENDET [LANG GEBET FVR] / DARVMB / WERDET IR D/ESTO MER / VERDAMN/VS EMP/fANG/EN3) / 1529 Soweit auf dem Foto erkennbar, macht die tief eingeschnittene Schrift einen eher unregelmäßigen Eindruck, auffallend ist die Verwendung von Minuskelbuchstaben für F und H. Von dem Gestühl der alten Kapelle, über deren Aussehen und Ausstattung weiter nichts bekannt ist4), sind noch vier weitere Wangen fotografisch überliefert, eine davon mit Inschrift5). Der reformatorisch anmutende Spruch mit dem Vorwurf der Diskrepanz zwischen Reden und Tun dürfte wohl eher ein Zeugnis der Zeitstimmung sein, als ein bewußtes Zeichen protestantischer Gesinnung. Hinzukommt, daß die Wild- und Rheingrafen dem Luthertum zwar von Anfang an wohlwollend gegenüberstanden, in ihrer Herrschaft jedoch die Reformation erst nach dem Augsburger Religionsfrieden von 1555 endgültig durchführten6). Die Gestühlwangen wurden erstmals 1886 von Lehfeldt als Teil einer historischen Sammlung im Rittersaal von Schloß Dhaun erwähnt. Der Verfasser der Kdm. sah sie noch 1935 in einem Dhauner Gasthof ausgestellt, von dort aus gelangten sie nach dem Krieg als private Leihgabe wieder auf Schloß Dhaun, wo sie 1967 inventarisiert und fotografiert wurden. Die Sammlung wurde aus persönlichen Gründen 1976 aufgelöst und in der Familie des Besitzers verteilt (freundliche Mitteilung von Hermann Neess, Hochstetten-Dhaun, vom 01. Juni 1987; vgl. auch W. Franck/U. Klein: Chronik der Gemeinde Dhaun. Masch.schr. Arbeit o.O. 1983, 316, 360 und 363). In der Sammlung dürfte sich auch der von Lehfeldt 291 erwähnte Krug mit der Jahreszahl 1586 und dem Jülich-Kleve-Berg‘schen Wappen befunden haben. Maße nach Schellack. Mt. 23,14. Die abgegangene Kapelle im Obergeschoß des Südwestflügels wurde in ihren wesentlichen Teilen erst nach 1659 errichtet, vgl. Fröhlich/Zimmermann, Dhaun 11 und H. Fröhlich, Die Einweihung der Hofkapelle auf Schloß Dhaun am 1. Jan. 1661. In: MEKgR 6 (1957) 53. Vgl. die folgende Nr. 270. Bgl. Back, Kirchen II 79ff. und Fröhlich/Zimmermann, Dhaun 19f. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 290 (erw.). Kdm. 161 (erw.). Schellack, Kirchen 23 (1965) 15f. (erw.). Inventar Dhaun Nr. 126 (Foto). 7535 408 di034mz03k0027001 di034-0270 1 Hochstetten-Dhaun, ehem. Schloßkapelle St. Georg 1529-01-01 1529-12-31 1529AAA0000000B3 1529? 8 Spruchinschrift auf einer hölzernen Seitenwange des alten Gestühls der Schloßkapelle. Überliefert auf einem schlechten Foto, bzw. heute in Privatbesitz1). Auf einem hochrechteckigen Eichenbrett, das in eine profilierte, 7 cm dicke Balkenumrandung eingelegt ist2), befindet sich eine erhaben gearbeitete Standfigur eines trommelnden Landsknechts mit Barett und Degen. Darüber schwebt ein mehrfach gewundenes Spruchband mit der eingeschnitzten Inschrift. Nach Foto. H. 95 (ges.), B. 48 cm. (ges.) Kapitalis. HERa) · HERb) / IN · DIE ORDN/VNG Die Datierung orientiert sich zwar aufgrund der Überlieferung an der vorhergehenden Gestühlswange, verkennt aber nicht den völlig andersartigen Charakter der vorliegenden Kapitalis mit ihren großformatigen, zum Teil mit Zierelementen versehenen Buchstaben wie unziales D, H mit ausgebuchtetem Balken und I mit Nodus. Da die Darstellung ein Motiv aus dem Soldatenleben behandelt und es sich bei dem Spruch um einen zeitgenössischen Schlachtruf zu handeln scheint3), könnte man auf eine Zweitverwendung der Holzplatte als Teil des Gestühls der alten Schloßkapelle schließen4). Andererseits sind weitere vier fotografisch überlieferte Seitenwangen technisch gleich gestaltet und erwecken nicht den Eindruck einer späteren Überarbeitung, zeigen aber mit einer Ausnahme gleichfalls keine eigentlich zu erwartenden religiösen Themen5). Lehfeldt liest HERR. Lehfeldt liest HIER. Wie die vorhergehende Nr. 269 von 1529 Anm. 1. Maße nach Schellack. Vgl. Schneider, Geschichte 124. Wie die vorhergehende Nr. 269 von 1529 Anm. 4. Zwei Platten tragen lediglich kunstvoll ineinander verschlungenes Rankenwerk, die dritte zeigt unter zwei gekreuzten Blumen einen Querpfeife spielenden, marschierenden Landsknecht und die vierte einen 1529 (s.d) angefertigten, zwanzigzeiligen Bibelspruch (Beschreibung nach Foto Inventar Dhaun, alle Platten sind erhaben gearbeitet und aus Eichenholz). – Ob der trommelnde bzw. pfeifende Landsknecht in Bezug zu einer Hiobszene gesetzt werden kann, muß offen bleiben. Vgl. dazu in Bezug auf das wohl kurz nach 1500 von Albrecht Dürer geschaffene Altarbild „Pfeifer und Trommler“ I. Hiller/H. Vey, Katalog der deutschen und niederländischen Gemälde bis 1550 (mit Ausnahme der Kölner Malerei) im Wallraf-Richartz-Museum und im Kunstgewerbemuseum der Stadt Köln (Kataloge des Wallraf-Richartz-Museums V). Köln 1969, 51. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 291. Schellack, Kirchen 23 (1965) 16. Inventar Dhaun Nr. 126 (Foto). 7536 408 di034mz03k0027109 di034-0271 2 Rümmelsheim, Burg Layen 1530-01-01 1534-12-31 1534BAA8470AABA3 1530/1534 2 Jahreszahlen im Bereich der ehemaligen Burg Layen (jetzt Schloßgut Diel). Zum einen über dem Eingang eines tonnengewölbten Kellers (I), bei einem Umbau Anfang der siebziger Jahren ausgebaut und seitdem verschwunden1); zum andern in einem mit sich überschneidendem Stabwerk versehenen Türsturz (II) in der straßenseitigen Giebelwand eines in den Grundmauern vielleicht noch zeitgenössischen Wirtschaftsgebäudes, dabei Steinmetzzeichen (Nr. 6). Gelber Sandstein, Farbgebung (rot-blau) neu. Nach Kdm. (I). I 1530a) Z. ca. 8 cm. II · 1 · 5 · 3 · 4 · Die Jahreszahlen könnten sich auf die zu Beginn des 19. Jahrhunderts niedergelegte große Hofanlage beziehen, die der kurpfälzische Kammermeister und Oberamtmann Philipp Ulner von Dieburg2) in den Jahren 1528 bis 1535 errichten ließ. Kdm. verwechselt die beiden Jahreszahlen. Freundliche Mitteilung von Herrn A. Diel am 14. August 1987. Vgl. zu ihm Nr. 267 von 1528. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 322. Kdm. 329. Dehio Rheinland-Pfalz 883. 7540 408 di034mz03k0027207 di034-0272 0 Hennweiler, Evang. Pfarrkirche 1531-01-01 1531-12-31 1531AAA0000000A3 1531 1 Grabplatte des Ritters Heinrich II. von Schwarzenberg. Innen an der Nordseite der Turmhalle (ehemaliger Chor der Stiftskirche) senkrecht in die Wand eingelassen. Große Platte aus gelblichem Sandstein mit Umschrift auf schwach erhöhter Leiste. Im Mittelfeld vor Muschelnische ein monumentales, vorzüglich gearbeitetes, reliefiertes Vollwappen, in den oberen Zwickeln je eine Blume. Auf einer Leiste unter dem Wappen eine kaum mehr lesbare Beischrift. Durch aufsteigende Nässe verursachte, erhebliche Beschädigungen im unteren Viertel, sonst gut erhalten. Erg. nach Lehfeldt. H. 212, B. 103, Bu. 7 cm. Kapitalis. IM · IAIREa) · M · D · XXXIb) · DE(N) · / FVNFFTEN · TAG · DES · MO(N)ETSa) · IVLII · STARB · DER · [EDLE] / VND · E[RENVESTE] HER · HENRI/CH · VO(N) · SCHWARCZE(N)BERG · RITTER · DE(M) · GOT · GENODEc) Schwarzenberg (zu Wartenstein). (Wappen-)Beischrift (?): [.....]T · [.]OIR · [.....]d). Die geradezu „klassische“ Gestaltung der Renaissance-Kapitalis mit Linksschrägenverstärkung, zum Teil gerader Cauda des R, der Verwendung von Siculi und dreiecksförmigen Worttrennern verrät eine geübte Hand; die Arbeit wird nicht umsonst dem Schülerkreis des Trierer Meisters Jakob Kern zugeschrieben1). Die ursprünglich aus der gleichnamigen Burg bei Wadern (Lkrs. Merzig) stammenden Herren von Schwarzenberg2) saßen seit 1414 bis zu ihrem Aussterben im Jahre 1583 als Ganerben und Vögte der Ämter Hahnenbach und Hennweiler auf Burg Wartenstein im Hahnenbachtal3). Der Verstorbene, Sohn des 1462 zum Amtmann auf Wartenstein ernannten Heinrich I. von Schwarzenberg4) war mit der ebenfalls in der damaligen Stiftskirche begrabenenen Katharina5), Erbtochter des Johann Mohr von Sötern6) verheiratet. Heinrich II. fungierte seit 1494 als Amtmann des Herzogs Alexander von Pfalz-Zweibrücken in Meisenheim7), unternahm 1495 in dessen Gefolge eine Pilgerfahrt nach Jerusalem und wurde dort zum Ritter geschlagen. Am Pfälzisch-Bayerischen Erbfolgekrieg (1504-07) nahm er als militärischer Führer des pfalz-zweibrückischen Aufgebotes teil und erlangte durch die Plünderung und Zerstörung zahlreicher naheländischen Dörfer, Kirchen und Klöster (darunter Sponheim, Disibodenberg und vor allem Marienpfort) traurige Berühmtheit. Im Jahr 1522 wurde Heinrich II. als Vertrauensmann des Ritterkantons Nahe-Hunsrück in das Führungsgremium des von Franz von Sickingen gegründeten Landauer Bundes gewählt, einer gegen hochadelige und geistliche Fürsten gerichteten, reichsritterschaftlichen Schutzorganisation. Ausgelöst durch den mißglückten Zug des Jahres 1523 auf Trier, an dem er als Freund und Kampfgefährte Sickingens teilnahm, wurde im Gegenzug seine eigene Burg eingeäschert. Zeit seines Lebens scheint er der Ritterwürde entscheidenden Wert beigemessen zu haben; nicht nur seinen zahlreichen Beglaubigungen, sondern auch seiner Grabinschrift ließ er diese Standesbezeichnung ausdrücklich beifügen. Sic! Dehio liest 1565. E als Kleinbuchstabe dem D eingeschrieben. Über OIR Kürzungszeichen für US. – Kdm. liest ... ST. HOIR(US)?. – Der fragmentarische Zustand dieser Stelle läßt eine schlüssige Deutung kaum zu, zumal das R auch als B gelesen werden könnte. Vgl. Zimmermann, Nahegebiet 29 sowie Nr. 273 von 1531 mit Anm. 7f. Vgl. Füllmann, Hennweiler 49. Nicht auf Burg Heinzenberg, wie noch Lehfeldt mitteilt; vgl. dazu umfassend Ohlmann, Wartenstein pass. – Vgl. das fragmentarische Epitaph seines Enkels Ludwig Nr. 354 von 1583. Vgl. Ohlmann, Wartenstein 17 (1937) Nr. 12, 46. Vgl. Nr. 317 von 1562. Vgl. Möller, Stammtafeln NF II Taf. LXXXIV. Vgl. zum Folgenden Ohlmann, Hennweiler Nr. 5. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler, 296. Ohlmann, Hennweiler Nr. 5. Kdm. 180. Dehio Rheinland-Pfalz (erw.). Vogt, Kirn-Land mit Abb. S. 213. Füllmann/Ziemer, Hennweiler mit Abb. S. 15. 7541 408 di034mz03k0027305 di034-0273 0 Kirn, Evang. Pfarrkirche 1531-01-01 1531-12-31 1531AAA0000000A3 1531 3 Epitaph des Wild- und Rheingrafen Johann VII. Ehemals rechts hinter dem früheren Hochaltar an der rückwärtigen Chorwand1), seit der Renovierung der Kirche in den Jahren 1890-94 am heutigen Platz in etwa vier Meter Höhe in die Südwand des Chors eingelassen2). Die jüngst farbig gefaßte Säulenädikula trägt als oberen Abschluß einen halbrunden, von einer Flammenvase bekrönten Aufsatz, der im Zentrum das um die Helmzier verstümmelte Hauptwappen zeigt. Unter der von zwei Wappen flankierten Gebälkzone steht der Verstorbene in voller Rüstung vor einer flachen Muschelnische auf einem kauernden Löwen, den linken Fuß leicht vorgestellt. Das Haupt ist unbedeckt, die erhobene Rechte hielt ursprünglich wohl einen Feldherrenstab, die Linke ruht auf dem vorgesetzten Schwert. Die Postamente der Säulen sind mit zwei weiteren Ahnenwappen versehen. In der Sockelzone des Epitaphs befindet sich die vierzeilige Inschrift auf einer querrechteckigen, von Ranken umspielten Schrifttafel. Die Architekturteile sind wohl aus Sandstein gearbeitet, die Figur dagegen aus Tuffstein. H. ca. 450, B. ca. 180 cm. Kapitalis. GENEROS(VS) · ET · INSIGNIS · TV(M) · MAIORV(M) · IMAGINIB(VS) · TV(M) · HEROIC(IS) / DOTIB(VS) · QVIB(VS) · TOTI · NOBILITATI · NOT(VS) · D(OMI)N(VS) · IOAN(ES) · RHENI · CO(MES) · A / STEY(N) · SILVES(TRIS) · CO(MES) · I(N) · THAV(N) · ET · KIRB(VRG) · CO(MES) · DE · SALMYa) · D(OMI)N(VS) · I(N) · VI(N)STING(EN) / FATO · FV(N)CT(VS) · E(ST) · XI · DECE(M)B(RIS) · A(NNO) · M · D · XXXI · C(VIVS) · A(N)I(M)A · SA(N)CTEa) · QESCATb) Der edle, sowohl durch die Reihe seiner Vorfahren als auch durch seine Heldentaten, durch die er im gesamten Adel bekannt ist, ausgezeichnete Herr Johannes, Rheingraf vom (Rheingrafen-) Stein, Wildgraf in Dhaun und Kyrburg, Graf von Salm, Herr in Finstingen, starb am 11. Dezember im Jahre 1531. Seine Seele möge in heiligem (Frieden) ruhen. Wild- und Rheingrafen; Wild- und Rheingrafen, Salm; Isenburg-Büdingen, Finstingen. Die mit Gold auf braunem Grund ausgemalte Schrift ist sorgfältig gearbeitet und fällt durch die zahlreichen, abwechslungsreich gestalteten Kürzungen und Kürzungszeichen auf3). Wie die an dem Epitaph seines zehn Jahre zuvor verstorbenen Bruders Philipp4) in St. Johannisberg angebrachten Wappen, weisen auch die seines Grabdenkmals auf den erheblichen Gebietszuwachs der Wild- und Rheingafschaft hin. Durch die 1520 zwischen beiden Brüdern erfolgte Teilung der Herrschaft, wurde der seit 1515 mit Anna von Isenburg-Büdingen verheiratete Johann VII. zum Stifter der eigenständigen, bis in 18. Jahrhundert blühenden Linie (Salm-)Kyrburg5). Obwohl man aufgrund der offensichtlichen Ähnlichkeit der Grabdenkmäler beider Brüder auf eine gleiche Hand aus dem Umkreis der Werkstatt des Mainzer Bildhauers Backoffen6) schließen könnte, dürfte es sich doch um zwei verschiedene Meister handeln. Demnach scheint das vorliegende Epitaph ein allenfalls durch das St. Johannisberger Vorbild beeinflußtes Alterswerk des Trierer Meisters Jakob Kerre (oder Kern)7) gewesen zu sein, der im ersten Drittel des 16. Jahrhunderts bedeutende Bildwerke im Koblenzer und Trierer Raum anfertigte8). Sic! Sic! Kdm. liest QUIESCA. Vgl. Kdm. 193 mit Abb. 137 (Zustand vor der Renovierung). Vgl. Clemen, Restauration 28. Siculi als Zeichen für kontraktive, aus kleinen Dreiecken bestehende Doppelpunkte als Hinweis für suspensive Kürzungen und unterschiedlich geformte, hochgestellte Häkchen als Ersatz für ausgelassene Endungen. Vgl. Nr. 257 von 1521. Vgl. Europ. Stammtafeln NF IV Taf. 105. Vgl. Strübing 63 und Zimmermann, Grabdenkmäler 24. Vgl. zur unsicheren Identifikation H. Brucker, Jakob Kern, der Meister des Grabmals von Herzog Johann I., in: HHbll. 3 (1963) Nr. 4, 2-5 und zusammenfassend Lühmann-Schmidt, Peter Schro 4 mit Anm. 12. Darunter das 1522 datierte und von ihm signierte Grabdenkmal für Herzog Johann I. von Pfalz-Simmern in der evang. Pfarrkirche zu Simmern (vgl. Kdm. Rhein-Hunsrück-Kreis 1, 969f. mit Abb. 894); vgl. die Liste der Werke Meister Jakobs bei Zimmermann, Nahegebiet 25-28, die von Kahle 74f. um die seiner Werkstatt ergänzt werden. Dabei auch der Hinweis auf den Ebernburger Wappenstein von 1535 (Nr. 282). Der Meister scheint auch als Medailleur tätig gewesen zu sein, vgl. O. Gessert, Meister Jakob, in: Archiv für Medaillen- und Plaketten-Kunde IV (1923/24) 146-148. Würdtweinsches Epitaphienbuch 308. Kremer, Kurzgefaßte Geschichte 113 Anm. 14. Schneider, Notizen II (nach Eintrag 1500). Schneider, Geschichte 231. Rhein. Antiquarius II 19, 84. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 301. E. Strübing, Der Mainzer Bildhauer Dietrich Schro und sein Kreis, in: MzZs 15-16 (1920-21) 62-69 mit Abb. 1. Zimmermann, Nahegebiet mit Abb. 18. Zimmermann, Grabdenkmäler mit Abb. S. 24. Kdm. 197 mit Taf. VII. Kahle, Studien mit Abb. 23. Peitz, Kirche 18 (übers.). Cauer, Kirn mit Abb. S. 15. 7547 408 di034mz03k0027403 di034-0274 0 Wallhausen, Schloß 1531-01-01 1531-12-31 1531AAA0000000A3 1531 7 Epitaph für Dieter VI. Kämmerer von Worms gen. von Dalberg und seine Frau Anna geb. von Helmstatt. Ehemals „extra ecclesiam in coemiterio“1), seit 1959 teils in die Ostwand der Tordurchfahrt des Salm-Salm‘schen Schlosses vermauert (I), teils in einem rückwärtigen Wirtschaftsgebäude (II) verwahrt. Im Mittelfeld der großen Platte (I) aus rötlichem Sandstein ist unter einer quastenbesetzten Granatapfelschnur das sich zuwendende Ehepaar lebensgroß dargestellt: links der Mann in ritterlicher Rüstung mit einem Kommandostab in der Rechten und der Linken am Schwert, zu Füßen sein Helm; daneben seine Frau in langem, fein gefälteltem Gewand, die Hände zum Gebet erhoben. In den Eckmedaillons je ein Wappen mit zugehörigen Beischriften auf den oberen und unteren Leisten, zwischen den Köpfen ein gerade noch lesbarer Rest einer zweizeiligen Namensbeischrift (A). Etwas unterhalb der Mitte der seitlichen, floral verzierten Leisten je ein kleines Täfelchen mit einem erhaben ausgeführten Künstlermonogramm (B1) links und der Jahreszahl der Herstellung (B2) rechts. Der zugehörige, querrechteckige Sockel (II) trägt im vertieften Mittelfeld die achtzeilige Grabinschrift, die in der Mitte durch zwei senkrechte Linien in die für den Mann links (C1) und die für die Frau rechts (C2) abgeteilt wird. Flankiert wird diese Inschrift von je zwei weiteren, mit Beischriften versehenen Ahnenwappen. Das insgesamt stark verwitterte und beschädigte Epitaph wurde einst auch noch als Spolie verwendet, wie einige auf beiden Teilen rechteckig ausgehauene Vertiefungen zeigen. Erg. nach Kdm. (B) und Helwich (C). H. 235 (I), 55 (II), B. 120 (I), 137 (II), Bu. 2,5 (A), 2 (B), 4 cm (C). Fraktur (A), Kapitalis (B, C). A Dieth[er v(on) D]ah(l) · / b(er)g B1 I(OHANN) W(AGNER) B(ILDHAVER)a) B2 1531 C1 VF · MITWOCH · VF · SANT · / APOLONIEN · TAG · ANNO · / 1530 · STARB · DER · EDEL · / VND · ERNVEST · DITTER · / KEMMERER · VON · WORMS · / GENANDT · VON · DALBERGb) / DEM · GOT · GNEDIG · SEIN · / · WÖL · AMEN · C2 VF · FREIDTAG · NACH · / BARTHOLOMEY · [A..]c) / ANNO [1528 STA]RB · / DIE · ED[ELE VND TUG]ENT/SAME · FR[AW ANN]A · GE=/BORN · VON ·HELMSTAD / DER · GOT · GNEDIG · SEIN / WOL · AMEN 9. Februar 1530; 28. August 1528. Kämmerer von Worms gen. von Dalberg, Greiffenclau zu Vollrads, Langenau, Helmstatt; Helmstatt, Pallant, Felsberg, Flersheim. Wappenbeischriften: DALBERG, [LAN]G(EN)NAW2), [.....], HELMSTAD; [HELMST]AT, FELS[BERG3)], [.....], F[LERSHEIM]. Das repräsentative Grabdenkmal wurde bisher den „Oppenheimer Ausläufern der Backoffenschule“4) zugerechnet; erst neuere Untersuchungen konnten aufgrund der korrekten Lesung der Signatur den Meister mit dem in Mainz ansässigen Bildhauer Johann Wagner5) identifizieren, einem Mitglied der Werkstatt des Backoffenschülers Peter Schro. Durch die beigefügte Jahreszahl ergibt sich ein Zeitraum von mindestens einem Jahr zwischen Todesfall und Fertigstellung des Epitaphs. Wallhausen lag seit 13656) im Zentrum einer kleinen Herrschaft der Kämmerer von Worms, zu der auch die namengebende Burg Dalberg gehörte. Der Verstorbene7) war eines von elf Kindern aus der Ehe des kurpfälzischen Hofmarschalls Wolf II. Kämmerer von Worms gen. von Dalberg mit Gertrud von Greiffenclau zu Vollrads8). Wohl 1468 in Oppenheim9) geboren, heiratete er 1495 Anna, einzige Tochter Johanns von Helmstatt-Dürrcastel und seiner Frau Gertrud von Pallant10). Zwischen 1490 und 1500 baute er die Burg Dalberg11) aus, beteiligte sich als Feldhauptmann auf Seiten der Bauern im Bauernkrieg und stand überdies dem reformatorisch gesonnenen Kreis um Franz von Sickingen nahe. Ein Sohn und ein Enkel12) des Ehepaars wurden ebenfalls in der Kirche zu Wallhausen begraben. Kdm. liest mit Fragezeichen versehenes F.B.. – Die aufgelöste Schreibung der Berufsangabe ist hypothetisch. G wegen Platzmangel kleiner geschrieben hochgestellt. Folgen wenige noch sichtbare Hasten, die Kdm. als TAG liest; möglich wäre eher eine gekürzte Form von ABEND. So Helwich, vgl. auch die Abb. bei Kdm. Beischrift an dieser Stelle falsch, müßte laut Wappen Greiffenclau zu Vollrads heißen; Langenau bezieht sich auf das darunter angebrachte Wappen seiner Großmutter Adelheid. Beischrift an dieser Stelle falsch, müßte laut Wappen Pallant heißen; Felsberg bezieht sich auf das darunter angebrachte Wappen ihrer Großmutter Anna. Vgl. Kautzsch, Backoffen 62f., Kdm. und DI 23 (Oppenheim) Nrr. 137 und 145. Vgl. dazu ausführlich Lühmann-Schmidt 92ff. – Allerdings ist der Bildhauer erst 1560 erstmals urkundlich nachzuweisen; vgl. dazu Heinzelmann, Randnotizen 51. Vgl. dazu Seibrich, Dalberg 27ff. Vgl. zum Folgenden Möller, Stammtafeln AF II Taf. LXVI. Vgl. zu ihrem gemeinsamen Epitaph DI 23 (Oppenheim) Nr. 104. So Bollinger, Familien 38. – Nach seinem Ableben erhielt er in der dortigen Katharinenkirche, der eigentlichen Grablege seiner Familie, einen (heute verlorenen) Totenschild mit einer zu seinem Epitaph fast identischen Inschrift; vgl. DI 23 (Oppenheim) Nr. 147. Vgl. Möller, Stammtafeln AF III Taf. CXXXIV. Vgl. zum Folgenden Seibrich, Dalberg 32 und Bollinger, Familien 38f. Vgl. Nr. 337 von 1574, Nr. 401 von 1596 und Nr. 456a von 1607. Helwich, Syntagma 439. Würdtweinsches Epitaphienbuch 268. Roth, Syntagma 3 (1884) 74. Kdm. 418 mit Abb. 309. Lühmann-Schmitt, Peter Schro mit Abb. Taf. 27a-b. 7548 408 di034mz03k0027501 di034-0275 2 Bad Münster am Stein-Ebernburg 1531-01-01 1591-12-31 1591BAA8469AABA3 1531-1591 5 Jahreszahlen, zum Teil in Verbindung mit figürlichen Darstellungen und Wappen an und in verschiedenen Bauwerken der ehemals eigenständigen Orte Münster am Stein und Ebernburg. I. Jahreszahl an einem unbekannten Bauwerk, überliefert durch eine verlorene Inschrift1). Nach Kohl. [1]531 II. Jahreszahl am Treppenturm des Hauses Burgstr. 13. Der traufseitige, zweigeschossige Putzbau mit großem Torbogen diente seit 1771 als kurpfälzisches Unteramtshaus. Nach Lipps. 1556 III. Jahreszahl mit dazwischen liegender, reliefierter Brezel auf einem Werkstein. Links oben vom Eingang des heutigen Hauses Burgstr. 19 wohl als Spolie in die Wand eingelassen, stammt vermutlich von dem ehemals an dieser Stelle stehenden Ebernburger Bann-Backhaus. H. 27, B. 50, Z. 7 cm. 15 61 IV. Jahreszahl mit Kreuz. Im Scheitelstein des Turmportals der 1434 erstmals erwähnten, ehemaligen Pfarrkirche (sogenannte Alte Kirche)2) des Ortsteils Bad Münster am Stein (Nahestr. 25). Roter Sandstein. Die Jahreszahl wurde anläßlich einer Renovierung des heute als evangelisches Gemeindehaus genutzten Gebäudes nachgearbeitet bzw. neu geschlagen. Z. 13 cm. 15 + 62 V. Jahreszahl in einem Fenstersturz. Hoch oben im Ostgiebel des heutigen Hauses Sickingen auf der Ebernburg, vermutlich als Spolie bei der Errichtung des Gebäudes 1848/503) verbaut, Herkunft unbekannt. Reich profilierter Sturz mit zwei reliefierten Wappenschilden in der Mitte, umgeben von der Jahreszahl. · 1 · 5 8 · 1 · Wappen Schenk von Schmidtburg; unbekannt (ovaler Ring mit Fortsätzen?). Als Träger des Wappens kommt in der fraglichen Zeit nur der mit Anna von Seckendorf4) verheiratete Kreuznacher Oberamtmann Nikolaus II. Schenk von Schmidtburg5) in Frage. Als Datierungshilfe6) zur Baugeschichte der Ebernburg kann diese Spolie somit kaum herangezogen werden. VI. Jahreszahl auf einem querrechteckigen Werkstein aus rotem Sandstein. Als Spolie oben in die Außenwand des Hauses Franz-von-Sickingen-Str. 16 vermauert, bisher unbeachtet. Als Worttrenner dienen paragraphenförmig ausgezogene Rauten. 1 · 5 · 9 · 1a) VII. Jahreszahl auf einem Wappenstein mit profilierter Oberkante. Als Spolie neben dem südöstlichen Eingang außen in die Wand der 1969-71 neuerbauten Gaststätte7) auf der Ebernburg eingemauert, bisher unbeachtet. Rechts oben beschädigt, dadurch Schriftverlust. H. 35, B. 52, Z. 4 cm. 16 [..] Wappen Sickingen; Heddesdorf. Die letzten beiden Wappen beziehen sich auf die im Jahr 1610 geschlossene, zweite Ehe Johann Schweikhards d.J. von Sickingen-Ebernburg8) mit der 1590 geborenen, bis 1649 urkundlich nachweisbaren Margareta von Heddesdorf. Folgt die altertümelnd gestaltete Jahreszahl 1949. Vgl. Nr. 626 von 17./18.Jh. Vgl. Nr. 156 von 1481. Vgl. dazu Nr. 267 von 1528 und Nr. 282 von 1535. – Aufgrund der hier erstmals behandelten Wappen dürfte eine Herkunft aus der Ebernburg selbst unwahrscheinlich sein; hinzu kommt, daß zu dieser Zeit Johann Schweikhard d.Ä. von Sickingen-Ebernburg erneuernd tätig war (vgl. Nr. 386 von 1592). Zumindest ähnelt das hier vorliegende Wappen dem bei Siebmacher, Wappen-Buch I 101 (Seckendorf) abgebildeten. Vgl. Nr. 412 von 1599. So Böcher. Vgl. dazu Böcher, Ebernburg 3. Vgl. Europ. Stammtafeln NF XI Taf. 66 und Nr. 481 von 1615. Kohl, Bildhauerwerke 66 (I). Kdm. 111 (IV). Böcher, Architektur 140 (V, nur Jz.). Dehio Rheinland-Pfalz 232 (II, V). Böcher, Ebernburg 10 (V, nur Jz.). Böcher, Baugeschichte (V, nur Jz.). Lipps, Entdeckungsreisen 66 (II). 7549 408 di034mz03k0027609 di034-0276 0 Guldental-Heddesheim, Evang. Pfarrkirche 1533-01-01 1533-12-31 1533AAA0000000A3 1533 2 Grabplatte bzw. Epitaph für Peter von Wachenheim und seine Frau Agnes von Leyen, senkrecht in die südöstliche Kirchenwand eingelassen. Große, mit vier Wappen in den Ecken versehene Platte aus Sandstein mit Umschrift auf breiter Leiste, die sich im vertieften Mittelfeld auf einer schwach reliefierten, mit einer granatapfelartigen Fruchtgirlande behängten und von einem Rundbogen umfaßten Muschelnische fortsetzt. Davor steht das sich leicht zuwendende Ehepaar in adeliger Kleidung; er barhäuptig mit Kommandostab in der Rechten und der Linken am Schwert, sie in langem, faltenreichen Gewand mit Haube und Rosenkranz in den gefalteten Händen. Die Figuren wurden wohl um 1800 durch französische Truppen1) im Kopf- und Brustbereich stark beschädigt, zudem erhielten sie in neuerer Zeit einen dicken rötlichen Farbaufstrich. Die Kante der rechten Hälfte liegt unter Putz. H. 250, B. 120, Bu. 6-7 cm. Kapitalis. AN(N)O · D(OMI)NI · M · D · XXXIII · VFF / DE(N) · 13 · TAG · AVGVS(TI) · IST · GESTOR(BEN) · DER · ERE(N)FEST · PETER · VO(N) · WACHE(N)HEY(M) · / DE(M) · GOT · G(N)AD · AN(N)O · 1 · 5 〈..〉 · VFF · / DE(N) · 〈..〉 · TAG · 〈.....〉 · IST · GESTOR(BEN) · DIE · EDLE · FRAW · AG(N)ES · GEBOR(NE)= // VO(N) · LEYN · DER · G(OTT GNAD) Wachenheim (Balken, darüber ein senkrechter Pfeil), Gundheim (Vogelfuß in mit Steinen bestreutem Feld); Leyen (Sparren, begleitet von zehn 3:3:4 gestellten Schindeln), Heusenstamm. Dieses in Schrift und Ausführung ganz hervorragend gestaltete Renaissancedenkmal2) wurde bislang der Werkstatt des Meisters Jakob, bzw. der des Meisters L. S.3) zugeschrieben. Neueren Untersuchungen4) zufolge handelt es sich wohl um eine späte Arbeit des Mainzer Bildhauers Johannes Wagner, einem Mitglied der Werkstatt des Backoffenschülers Peter Schro. Wie die freigelassenen, unbearbeiteten Stellen zeigen, wurde die Grabplatte anläßlich des Todes des Ehemanns angefertigt. Die Todesdaten der Ehefrau wurden nicht mehr nachgetragen. Das auf der benachbarten Burg Leyen sitzende Geschlecht von Leyen hatte wild- und rheingräflichen Lehensbesitz und später auch die Vogtei zu Heddesheim5) inne. So Weinmann, Heddesheim 14. Vgl. zum nicht eindeutig klassifizierbaren Typ Nr. 263 von 1524 und Nr. 272 von 1531. Vgl. Zimmermann, Nahegebiet 29 und Kahle, Studien 38. Vgl. Lühmann-Schmidt, Peter Schro 94. Vgl. Seibrich, Entwicklung 83f. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 294f. Kdm. 175 (mit Abb.). 7550 408 di034mz03k0027707 di034-0277 1 Sobernheim, Evang. Pfarrkirche 1534-01-01 1534-12-31 1534AAA0000000A3 1534 0 Grabinschrift für Samuel (das ist Heinrich IV.) Cratz von Scharfenstein. Noch 1751 kopial nachgewiesen, heute verloren. Ausführung unbekannt. Nach Wickenburg. Anno D(omi)ni 1534 den 18. Octobris starb der edle und mannhaffte Samuel Cratz von Scharfenstein seines Alters 28. Jahr, dem Gott genade. Vergleicht man die verlorene Grabinschrift mit einer verläßlichen genealogischen Notiz bei Helwich1), beruht der von Wickenburg überlieferte Vornamen des Verstorbenen wohl auf einem offensichtlichen Irrtum. Es handelt sich bei ihm nicht um einen sonst unbekannten Samuel, vielmehr um Heinrich (IV.), dem wohl ältesten Sohn aus der Ehe Caspars Cratz von Scharfenstein2) mit Agnes von Schöneberg. Im Gegensatz zu der seines Bruders Philipp3), blieb seine Ehe mit Christina von Flersheim4) kinderlos. Helwich, Op. gen. I fol. 437v: „Henrich Cratz von Scharpffenstein ... ist gestorben anno 1534 den 18. Octob. seines alters 28 Jahr, ligt zu Sobernheim begraben“. Vgl. seine verlorene Grabinschrift Nr. 241 von 1512. Vgl. seine verlorene Grabinschrift Nr. 328 von 1570. Vgl. Möller, Stammtafeln NF I Taf. XVII. – Sie verheiratete sich in zweiter Ehe mit Georg Oswald von Frankenstein. Wickenburg, Thesaurus Palatinus I 192. Kdm. 363. 7551 408 di034mz03k0027805 di034-0278 1 Bad Kreuznach, Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus 1534-01-01 1534-12-31 1534AAA0000000A3 1534 0 Grabinschrift für Otto Humbracht (Hombrecht) von Schönberg auf Wesel (Stamm III). Noch 1614 in der ehemaligen Klosterkirche der Karmeliter nachgewiesen, heute verloren. Ein Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno d(omi)ni 1534 vff Dinstag nach Martini starb der ernuest Otto Hombrecht von Schonenbergk der Letste des stamb dem gott gnadt. 17. November 1534. Schönberg auf Wesel (Stamm III). Der Verstorbene1) war einer von zwei Söhnen Wilhelm Humbrachts von Schönberg auf Wesel (Stamm III) und Adelheids von Allenbach. Noch 1509 als minderjährig bezeichnet, heiratete er um 1521 Adelheid, Tochter Wolfs XIII. von Lewenstein. Da das Ehepaar kinderlos2) blieb, erlosch mit ihm die Humbracht‘sche Linie der Schönberg auf Wesel. Vgl. zum Folgenden Möller, Stammtafeln AF I Taf. XXX und XXXIV. Die Herkunft eines noch 1597 genannten „Dietrich Homburg von Schonenberg“ ist ungewiß, vgl. ebd. S. 97. Helwich, Syntagma 315. Roth, Syntagma 3 (1884) 71. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 21 (beide nach Helwich). 7552 408 di034mz03k0027905 di034-0279 1 Rümmelsheim, Kath. Kirche St. Lorenz 1485-01-01 1535-12-31 1535AAB0000000B3 vor 1535? 0 Initialen auf einem mit Wappen versehenen, „spätgothisch(en)“ Kelch, wohl bereits vor 19351) verloren. Nach Lehfeldt. F. P(hilipp) V(lner) V(on) D(ieburg) Ulner von Dieburg? Sowohl die Datierung als auch die hier erstmals vorgenommene Auflösung der Initialen erhält ihre Plausibilität durch den als Ganerben auf Burg Layen sitzenden adeligen Stifter, der dort zusammen mit seiner Frau zwischen 15282) und 15353) als Bauherr nachzuweisen ist. Vermutlich war der Kelch für die dortige, mindestens seit 1420 nachweisbare Burgkapelle4) bestimmt; die im Ort bestehende Kapelle wird erst 1573 als Pfarrkirche bezeichnet. Kdm. 327ff. verzeichnet den Kelch nicht mehr; auch bei der kath. Pfarrei Rümmelsheim ist über seinen Verbleib nichts bekannt (freundliche Mitteilung von Herrn Pfarrer Kassler, Langenlonsheim, vom 31. August 1987). Vgl. Nr. 267 mit ausführlichen biographischen Angaben. Vgl. Nr. 282. Vgl. dazu Seibrich, Entwicklung 38f. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 322. 7553 408 di034mz03k0028008 di034-0280 1 Sobernheim, Evang. Kirche 1535-01-01 1535-12-31 1535AAA0000000A3 1535 0 Grabinschrift für Johann von Lewenstein (zu Randeck). Noch um 1765 kopial überliefert, heute verloren. Ausführung unbekannt. Nach Wickenburg. Anno D(omi)ni 1535a) an St. Dorotheen-Tag starb der ehrenveste Johann von Lewenstein, dem Gott gnädig und barmhertzig seÿe. 6. Februar 1535. Johann1) war der dritte Sohn aus der Ehe Emmerichs X. von Lewenstein (zu Randeck) mit Elsgin Hubenrisser. Noch 1480 urkundlich als minderjährig aufgeführt, heiratete er 1502 Margarethe von Guntheim. Mit ihren gemeinsamen drei Töchtern starb die sogenannte ältere oder Brenner‘sche Linie zu Randeck im Mannesstamm aus. Das Würdtw. Epitaphienbuch überliefert fälschlich M CCCC VIIII. Vgl. zum folgenden Möller, Stammtafeln AF 1 Taf. XXX. Wickenburg, Thesaurus Palatinus I 132. Würdtweinsches Epitaphienbuch 317. Kdm. 363. 7554 408 di034mz03k0028106 di034-0281 2 Sobernheim, Rathaus 1535-01-01 1535-12-31 1535AAA0000000A3 1535 1 Bauinschrift im neuzeitlichen Giebel der dem Marktplatz zugewandten Fassade des ehemals in spätgotischen Formen errichteten Sobernheimer Rathauses. In einer rundbogigen Säulenädikula ein wappenhaltender Löwe mit einem übergestülpten, von einem sitzenden Löwen bekrönten Spangenhelm1), darunter eine scheinbar an den Basen aufgehängte Tafel mit Inschrift (A). Da das Rathaus zu Beginn des 19. Jahrhunderts verändert, in den Jahren 1861-63 wegen Baufälligkeit vollständig abgebrochen und unter teilweiser Verwendung der alten Teile neu erbaut wurde2), konnte der heute stark verwitterte Wappenstein erst 1879 an der heutigen Stelle der Fassade angebracht werden3). Zudem befand sich – der Überlieferung zufolge – eine weitere Inschrift (B) gemeinsam mit dem Mainzer Wappen in den Innenseiten der Türflügel des Rathauses eingeschnitten („foribus aedificii interioribus insculpta“); diese Inschrift und das Wappen dürften während einer der oben genannten Umbaumaßnahmen verloren gegangen sein. Nach Fuchs (B). H. ca. 100, B. ca. 80 cm. Kapitalis. A AN(N)O · M · D · XXXVa) · IAR B Cum pietate Deum summum reuerenter adora Atque Magistratum cum pietate timeb). Bete den höchsten Gott andächtig mit Ehrfurcht an und fürchte ebenso mit Ehrfurcht die Obrigkeit. Distichon. Kurpfalz4) (getrennt auf drei 2:1 gestellten Schilden); Mainz. Der Erzbischof von Mainz war bis zur Eroberung Sobernheims im Jahre 1471 durch den pfälzischen Kurfürsten Friedrich I. Herr der Stadt, daran sollte wohl sein abgegangenes (von einem Vorgängerbau übernommenes?) Wappen erinnern. Während Inschrift (A) mit dem die neue Ortsherrschaft unter dem pfälzischen Kurfürsten Ludwig V. anzeigenden Wappen wohl die Fertigstellung des Rathauses dokumentiert, verknüpft die als Distichon gestaltete Inschrift (B) göttliche und weltliche Autorität und fordert zur beiderseitigen Verehrung auf. Fuchs und (auf ihn fußend) Andreae überliefert fälschlich MDXCIX (für 1599?), Schneegans 1552. Rhein. Antiquarius ersetzt kommentarlos time durch cole, vermutlich um das wohl damals als zu stark empfundene „fürchte“ durch „verehre“ wiederzugeben. Vgl. zu dieser seltenen Sonderform die ähnlich gefertigte Wappentafel am Frauenzimmerbau des Heidelberger Schlosses von ca. 1520-30; freundlicher Hinweis von Frau Dr. Anneliese Seeliger-Zeiss, Heidelberg. Vgl. dazu ausführlich Freckmann, Architektur 185ff. und die Gegenüberstellung bei Spille Abb. 336 und 337. Die früheste Ansicht des Rathauses aus der Zeit um 1835 (vgl. Kdm. 369 mit Abb. 273) zeigt im mehrgeschossigen Giebel eine große Uhr; nach der Angabe bei Fuchs war der Wappenstein ehemals gut sichtbar außen an der Maßwerkbrüstung des ersten Obergeschosses angebracht gewesen („in solario“). Dafür spricht auch eine vom damaligen Meisenheimer Baumeister Krausch um 1850 angefertigte Zeichnung der alten Balustrade, die genau in der Mitte ein ausgespartes, leicht erhöhtes hochrechteckiges Feld zeigt (Abb. bei Freckmann, Architektur 188). Nach dem Abriß des Rathauses wurde der damals noch Spuren der urprünglichen Bemalung aufweisende Wappenstein entfernt und auf dem Kirchhof deponiert, bis er auf Ersuchen der kgl. preußischen Bezirksregierung wegen seiner historischen und kunstgeschichtlichen Bedeutung an die heutige Stelle versetzt wurde (vgl. dazu den entsprechenden Brief im LHAK). Die beiden oberen Schilde zeigen den pfälzischen Löwen und die bayerischen Rauten, der untere verwitterte Schild war wohl ledig und stand für das Kurpfälzer Reichsvikariat bzw. das Reichsrichteramt; vgl. dazu grundlegend H. Drös, Heidelberger Wappenbuch (Buchreihe der Stadt Heidelberg II). Heidelberg 1991, 374ff. Fuchs, Oratio 9 Anm. 5*. Abhandlungen fol 49 und 52 (B). Andreae, Crucenacum Palatinum 57. Rhein. Antiquarius II 18, 224. LHAK 642, 727 Nr. 9,5 (mit Zeichnung). Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 332 (A, erw.) – Schneegans, Kreuznach 87 (A, nur Jz.). Kdm. 370. Vogt, Sobernheim mit Abb. S. 2. Freckmann u.a., Sobernheim (Anhang mit Abb.). Spille, Rathäuser 223 (A, erw.). 7556 408 di034mz03k0028204 di034-0282 1 Bad Münster am Stein-Ebernburg, Burg Ebernburg (aus Rümmelsheim, Burg Layen) 1535-01-01 1535-12-31 1535AAA0000000A3 1535 0 Bauinschrift des Philipp Ulner von Dieburg und seiner Frau Katharina von Venningen auf einem Wappenstein. Dieser wurde wohl kurz nach 18501) aus der zerstörten Burg Layen auf die Ebernburg verkauft und dort „auf der Ostseite im Giebel des Restaurationsgebäudes“ eingemauert; er verschwand nach 19452). Der wohl aus Tuff gefertigte, reliefierte Wappenstein zeigte unter einem auf zwei Säulchen ruhenden, die Inschrift tragenden Bogen einen vor eine (umgedrehte) Muschelnische gestellten, beide Ehewappen haltenden Putto. Nach Baudenkmale (Abb.). Kapitalis. ANNO · D(OMI)NI · M · D · XXXV · Ulner von Dieburg; Venningen. Ebenfalls von Burg Layen stammt ein vom selben Ehepaar in Auftrag gegebener Kaminaufsatz3). Beide Inschriftenträger wurden wohl im Zuge der Mittelalterromantik des 19. Jahrhunderts als schmückende Spolien für das in den Jahren 1838/40 im neugotischen Stil in den Ruinen der Ebernburg erbauten Gasthauses (heute Haus Sickingen) verwendet. Der vorliegende Wappenstein wird der Werkstatt des Trierer Meisters Jakob Kerre (oder Kern)4) zugeschrieben. Vgl. zum Folgenden Baudenkmale V 13. So Böcher mit Hinweis auf erfolglose Suchaktionen; vermutlich ist er 1945 untergegangen. Vgl. Nr. 267 von 1528 mit ausführlichen Angaben zur Biographie des Ehepaares. So Zimmermann, Nahegebiet 29 und Kahle, Studien 74f.; zum Meister und seiner Schule vgl. Nr. 273 von 1531 mit den Anm. 7 und 8. Baudenkmale V Fig. 20. Böcher, Wappen 926 (Abb.). 7557 408 di034mz03k0028302 di034-0283 1 Mandel, Evang. Pfarrkirche 1537-01-01 1537-12-31 1537AAA0000000A3 1537 0 Grabinschrift für Johann von Koppenstein (der Junge). Noch 1751 in der mittelalterlichen Vorgängerkirche überliefert, verschwand er vermutlich im Gefolge des 1829/30 erfolgten Neubaus der damaligen Simultankirche. Ausführung unbekannt. Nach Wickenburg. Anno Domini 1537 uff St. Agnesen tag Starb der Ehrenveste Hans von Koppenstein der Jung dem Gott gnade. 21. Januar 1537. Das wohl von den Grafen von Sponheim zur linken Hand abstammende, weitverzweigte Geschlecht derer von Koppenstein1) war spätestens seit der Mitte des 15. Jahrhunderts in Mandel begütert2) und erhielt 1543 von den Kämmerern von Worms gen. von Dalberg „das Dorf und Gericht Mannenthal“3) als Mannlehen zugesprochen. Der seit 1502 urkundlich nachweisbare Johann d.J. war der älteste Sohn des mit Gertrud von Rüdesheim verheirateten Walrab VII. von Koppenstein4) aus der älteren Kirchberger Linie. Vgl. den Kommentar zu Nr. 226 von 1503. Vgl. Guthmann, Mandel 2f. und Zwiebelberg, Koppenstein 148. Vgl. die normalisierte Urkunde bei Meyer, Koppenstein 2. Vgl. Möller, Stammtafeln NF Taf. LXI und Zwiebelberg, Koppenstein 149 (dort fälschlich als VIII. bezeichnet). Wickenburg, Thesaurus Palatinus II 123. Kdm. 221. 7558 408 di034mz03k0028400 di034-0284 1 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1537-01-01 1537-12-31 1537AAA0000000A3 1537 0 Grabinschrift für Meinhart IV. von Koppenstein (der Alte). Noch 1614 überliefert, dann verschwunden. Ein Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Vff freitag nach Assensionisa) d(omi)ni a(nn)o 1537 ist der Ernuest Meinhardt von Coppenstein der Alt von dißer Welt verschieden, dem gott gnedig woll seÿn. 11. Mai 1537. Koppenstein. Der im Unterschied zu seinem Vater Meinhard III. von Koppenstein1) so genannte Verstorbene war pfalz-simmernscher bzw. badischer Oberamtmann2) zu Kreuznach. Das Erbe teilten sich die hinterbliebenen Geschwister3). Meinhart war in erster Ehe4) mit Agnes von Walbrunn, in zweiter mit Amely von Reiffenberg verheiratet. Sic! Vgl. Nr. 226 von 1503. Vgl. Rhein. Antiquarius II 17 199 und C. Velten, Das älteste Ratsbuch der Stadt Kreuznach 1509 bis 1555, in: MWGF 17 (1955) 115. Vgl. die Teilungsverträge bei Schulz, Inventar 113-117. Vgl. Möller, Stammtafeln NF II Taf. LXI und Zwiebelberg, Koppenstein 148. Helwich, Syntagma 314. Roth, Syntagma 2 (1884) 44 (nach Helwich). Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 20 (nach Helwich). Kdm. 73 (erw.). 7559 408 di034mz03k0028508 di034-0285 2 Odernheim am Glan 1538-01-01 1575-12-31 1575BAA8462AABA3 1538-1575 4 Jahreszahlen1) in Verbindung mit Hausmarken oder Steinmetzzeichen an und in verschiedenen Häusern des einst zum Herzogtum Pfalz-Zweibrücken gehörenden Ortes, teilweise verloren. I. Jahreszahl mit dazwischen angebrachtem Steinmetzzeichen (Nr. 7) im Fenstersturz eines mittlerweile abgerissenen Hauses in der Hauptstraße (ehemals Nr. 94); seitdem verschollen. Nach LfD. 1 · 5 3 · 8 II. Jahreszahl am Wirtschaftsgebäude des mittlerweile abgerissenen Hauses Hauptstr. Nr. 34; seitdem verschollen. Nach Dehio. 15642) III. Jahreszahlen im Innern des Hauses Gigertstr. 1 (sogenanntes ehemaliges pfalz-zweibrückisches Schlößchen). (A) auf der linken Hälfte des profilierten Portalsturzes am Eingang zum Treppenturm, (B) hälftig auf zwei Seiten des sechseckigen Abschlußsteines der Wendeltreppe, dabei Steinmetzzeichen (Nr. 10). Beide Zahlen sind überstrichen, (A) zudem stark verwittert. Das gut erhaltene Haus wurde noch unter Herzog Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken erbaut und diente seiner ältesten Tochter, der Pfalzgräfin Christina3) in den Jahren 1591-1619 als Wohnsitz. A 1567 B 15 / 67 · IV. Jahreszahl auf einem profiliertem Türsturz aus gelbem Sandstein über dem ehemaligen Eingang des Hauses Ransengasse 12a. Bereits als Fragment geborgen beim Abriß des Anwesens, bisher unbekannt4). In der Mitte der Jahreszahl auf einem Wappenschild von Initialen umgebene, stark verwitterte Hausmarke. H. 40, B. 145, Bu. 7 cm. 15 75 Hausmarke: Vordere Kopfendsprosse mit hinterer Fußstrebe, flankiert von den Initialen [.]Ka) Von dem ersten Buchstaben ist nurmehr der Unterteil einer Haste sichtbar. Ein in die straßenseitige Mauer des Anwesens Rehborner Str. 51 als Spolie eingelassener Stein trägt zwar unter einer zweizeiligen Inschrift eine Jahreszahl, die wie 1405 in gotischen Ziffern aussieht. Sie ist jedoch – auch unter Berücksichtigung der unverständlichen, in einer wackeligen Kapitalis gehauenen Buchstabenfolge – als 1805 zu lesen, da man zu Beginn des 19. Jh. die 8 in Form einer auf den Kopf gestellten 4 geschrieben hat. Laut freundlicher Auskunft des Besitzers G. Wecker vom 12. August 1987, soll die abgegangene Jahreszahl mit 16 begonnen haben. Vgl. Nr. 496 von 1619. Freundlicher Hinweis des Herrn Ortsbürgermeisters i.R. K. Wenz. K. Schworm, Zweibrückische Wittelsbacher im Banne des Disibodenbergs, in: NG 1928, 35 (III). Dehio Rheinland-Pfalz 784 (II). LfD, Planarchiv Nr. 1060 (I). 7560 408 di034mz03k0028606 di034-0286 0 Bad Kreuznach, Schloßparkmuseum (aus Schöneberg) 1539-01-01 1539-12-31 1539AAA0000000A3 1539 1 Jahreszahl auf dem Scheitelstein eines profilierten Portal- oder Torbogens aus dem ehemaligen Burghaus der Herren von Schöneberg in Schöneberg. Der Stein kam vor 1935 ins frühere Karl-Geib-Museum und nach dessen Schließung 1986 an den heutigen Standort. Unter der eingehauenen Jahreszahl zwei erhaben gearbeitete, sich zuneigende Wappen, dazwischen ein fast unkenntliches Steinmetzzeichen (Nr. 8). Die Spolie aus rotem Sandstein wurde auf der Rückseite in Zweitverwendung trogartig ausgehöhlt. Erg. nach Kdm. H. 57, B. 84, Z. 8 cm. · 1[5]39 · Schöneberg vor dem Sane; Kämmerer von Worms gen. von Dalberg. Die Jahreszahl bezeichnet wohl die Erbauungszeit des Burghauses der Mitte des 12. Jahrhunderts erstmals auftretenden Herren von Schöneberg vor dem Sane1). Bei dem Bauherrn handelt es sich wohl um den kurpfälzischen Marschall Dieter von Schöneberg2), der mit Anna, Tochter Wolfs IV. (des Schwarzen) Kämmerer von Worms gen. von Dalberg3) verheiratet war. Die spätere Verwendung des Scheitelsteins als Futtertrog hängt vermutlich mit dem 1686 erfolgten „Schöneberger Schloß=Neubau“4) zusammen. Vgl. dazu Möller, Stammtafeln AF I 92, Seibrich Entwicklung 80ff. und die Registereinträge. Früherer kurpfälzischer Burggraf zu Alzey und Amtmann zu Stromberg, verstorben 1542; vgl. Krebs, Dienerbücher 118 und Battenberg, Dalberger Urkunden I 273 und II 128. Verstorben 1549; vgl. DI 29 (Worms) Nr. 443 und Möller, Stammtafeln AF I Taf. LXVI. Vgl. Fischer, Ahnen 48. Kdm. 346. Steindenkmäler Nr. 122. NN., Spuren 79. Lipps, Entdeckungsreisen 210. 7563 408 di034mz03k0028704 di034-0287 1 Merxheim, Evang. Pfarrkirche 1540-01-01 1565-12-31 1561BAA8460AFBA3 (1561)/kurz nach 1540? 0 Grabinschriften für Adam III. Vogt von Hunolstein (A) und seine Ehefrau Maria geb. Hilchen von Lorch (B). Ehemals innen an einem „sehr schön gearbeitet(en)“1), südlich der Kanzel angebrachten Grabdenkmal, das beide „in Lebensgröße betend ausgehauen“ zeigte, ihn „in voller Rüstung, sie in geistlicher Tracht, umgeben von 16 Wappenschildern“2); vermutlich untergegangen beim großen Dorfbrand am 24. Juli 18703). Nach Schneider. A Als man Zahlt nach Christi vnsers Erlösers geburt MDXL. den 26. Julij starb der Edell vnd Ernvest Adam Vogt zu Hunolstein, dem sey gott genedig vnd verlihe Ime ein fröliche vfferstehung. B Im Jar Christi MDLXI. den 5. Octobris verschiedt die Edell vnd dugenthaffte Fraw Maria Vogtin zu Hunolstein geborne Hilgen von Lorch der Almechtig gott gebe Ir ein selige Vfferstehung. Die Familie der Vogt von Hunolstein (zu Züsch) kam bereits in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts durch eine Erbtochter in den Besitz der Herrschaften Martinstein und Merxheim4). Der Verstorbene war der älteste Sohn aus der Ehe Adams II. Vogt von Hunolstein mit Elisabeth von Ratsamhausen (Tochter Egenolfs II. v. R. und der Margaretha von Leoncourt)5). Seine Frau war die einzige Tochter des berühmten Johann Hilchen von Lorch und dessen Frau Dorothea von Rüdesheim6) (Tochter des Melchior v. R. und der Ursula Boos von Waldeck). Neben anderen, waren zumindest die Wappen dieser Ahnen Teil des Grabdenkmals, bei dem es sich der Funktion nach um ein Epitaph gehandelt haben dürfte. Die Hochzeit7) des Paares fand Ende 1529 statt, zum Witwensitz wurde Merxheim bestimmt. Adam scheint auf Schloß Homburg/Saar einem Giftmord zum Opfer gefallen zu sein und konnte nur unter Schwierigkeiten nach Merxheim in die Familiengruft überführt werden. Maria blieb als Ortsherrin in Merxheim, führte zusammen mit der Braunsbergischen Mitherrschaft8) die Reformation ein und wandelte 1554 eine Altarstiftung in eine Schulmeisterstelle um. Mit ihrem Sohn Johann VI. pflanzte sich die Linie bis in die Gegenwart fort9). Da es nur schwer vorstellbar ist, daß das aufwendig gestaltete Grabdenkmal erst zwanzig Jahre nach dem Tod des Ehemannes hergestellt wurde, ist anzunehmen, daß es gleich nach dem Tode des Ehemanns von der Witwe in Auftrag gegeben und daß ihre Grabinschrift (bzw. ihre Sterbedaten) nachträglich eingefügt worden ist. So Schneider. So die Beschreibung durch Vogt von Hunolstein gen. Steinkallenfels, Abriß 23. Vgl. Nr. 251 von 1517 mit Anm. 1 und zur Überlieferung Nr. 546 von 1648 mit Anm. 2. Die sie bis 1817 innehatten, vgl. (wie Anm. 2) 18. Vgl. Möller, Stammtafeln AF II Taf. XCI und zur Abstammung Mertens, Züsch 104ff. Vgl. Möller, Stammtafeln AF I Taf. XXXII, Helwich, Syntagma 457 und das von der Verstorbenen im Jahr 1550 gestiftete Grabdenkmal des Vaters in der Lorcher Pfarrkirche (vgl. Mertens, Züsch 122 und künftig DI Rheingau-Taunus-Kreis). Vgl. zum wechselvollen Lebensweg des Ehepaars ausführlich Mertens, Züsch 104-140. Vgl. Nr. 251 V von 1575. Vgl. die genealogische Tafel bei Mertens, Züsch 709. Schneider, Martinstein 52 Anm. b. 7565 408 di034mz03k0028802 di034-0288 1 Merxheim, Evang. Kirche 1541-01-01 1541-12-31 1541AAA0000000A3 1541 0 Glocke mit Namensinschrift (?) in der ehemals romanischen, im Jahr 1504 spätgotisch erneuerten Kirche; beim großen Dorfbrand am 24. Juli 1870 im Turm geschmolzen1). Ausführung unbekannt. Nach Schlickum. Osanna [...] 1541 Neben der Jahreszahl wurde nur der Anfang der Inschrift überliefert, die vermutlich zu Osanna heissen ich ..., bzw. zu Osanna vocor ... zu ergänzen wäre2). 18 Zentner alter Glockenspeise wurden für den 1873 erfolgten Neuguß dreier Glocken beigesteuert; vgl. Schlickum 31 und 52 sowie Bindseil 30. Vgl. die Beispiele bei Walter, Glockenkunde pass. Schlickum, Merxheim 31. Bindseil, Glocken 28. 7569 408 di034mz03k0028902 di034-0289 2 Hüffelsheim, Ort und Evang. Pfarrkirche 1542-01-01 1611-12-31 1611BAA8458AABA3 1542?-1611 9 Jahreszahlen. Zum Teil mit Wappen und Steinmetzzeichen versehen an verschiedenen Stellen des Ortskerns, des alten Rathauses und der evangelischen Pfarrkirche, teilweise verloren. I. Jahreszahl, eingehauen in einen Kamin im Obergeschoß des Rathauses, verschwunden bei den nach 19791) erfolgten Umbaumaßnahmen. Nach Polke, Rathaus. 1542a) II. Jahreszahl mit Wappen und Steinmetzzeichen (Nr. 34) auf dem balkenförmigen Unterteil einer Muschelnische, die als Aufsatz des reich mit Band- und Stabwerk sowie mit vier Löwenhäuptern verzierten Portals des Rathaustreppenturms dient. Nach dem Umbau von 1979 wurde sie 1982 durch eine originalgetreue Kopie ersetzt. Nach Foto LfD (um 1970). 1 · 5 9 · 5b) Wappen Boos von Waldeck. III. Jahreszahl (A) auf dem mit zwei großen Blüten verzierten Sturz des baufälligen Brunnens im Hof des Anwesens Fröschengasse 8; Jahreszahl (B) auf dem glatten Türsturz der gegenüberliegenden, ehemaligen Scheune. Beide Jahreszahlen waren bisher nicht bekannt2). H. 22 (A) 25 (B), B. 118 (A) 145 (B), Z. 4-7 (A) 7 (B) cm. A 1596 B 15 96c) IV. Jahreszahl mit Wappen und Steinmetzzeichen (Nr. 45) im profilierten, mit Rosetten geschmückten Türsturz des ehemaligen Zugangs eines damals bereits an das Rathaus angebauten Backhauses, seit dem 1979 erfolgten Umbau an anderer Stelle im Durchgang des Rathauses eingefügt. Der weitgehend noch originale Türsturz aus gelbem Sandstein wurde sorgfältig restauriert, das Gewände jedoch neu angefertigt. H. 42,5 (Sturz), B. 146, Z. 4,5 cm. 16 08 Wappen Boos von Waldeck. V. Jahreszahl im Sturz des zweigeteilten Schallfensters der Südseite des Turmes der evangelischen Pfarrkirche. Die Ziffern wurden während der Renovierung des Jahres 19873) schwarz nachgezogen. 1611 Die Bauherren des Rathauses waren die in Meisenheim und auf dem nahegelegenen Montforter Hof sitzenden Boos von Waldeck, die den Ort seit 14264) von den Wild- und Rheingrafen zu Lehen trugen. Die verschiedenen Jahreszahlen bezeichnen die aufeinander folgenden Bau- bzw. Umbauphasen des Hüffelsheimer Rathauses, das als freistehender, zweigeschossiger Fachwerkbau mit offenem, ehemals als Straßendurchfahrt dienendem Untergeschoß5) errichtet wurde. Wegen der daraus resultierenden Behinderungen wurde das gesamte Rathaus Ende der siebziger Jahre abgetragen, um 90 Grad gedreht und wieder aufgebaut6). Im Dachreiter befindet sich eine Glocke7). Die wohl seit frühmittelalterlicher Zeit bestehende, um 1200 erstmals urkundlich erwähnte Lambertus-Kirche8) erfuhr mehrere Um- und Neubauten; Reste der romanischen und gotischen Vorgängerkirche sind mit Sicherheit nachzuweisen. Die vorliegende Jahreszahl bezieht sich hauptsächlich auf den Neubau des Westturms, das Langhaus wurde erst im Jahre 1706 angefügt. Die Jahreszahl wurde erstmals von Kdm. 187 (davon abhängig Spille 183) mit der Lesung 1582 überliefert. Nach einer freundlichen Mitteilung von Herrn Pfarrer Johannes Polke, Hüffelsheim, vom 21. Juli 1987, der die Inschrift noch vor 1976 sah, war jedoch die 8 eindeutig in Form einer gotischen Vier gestaltet. Da diese abweichende Lesung zudem durch architektonische und urkundliche Befunde unterstüzt wird (vgl. ders., Rathaus), wird ihr hier der Vorzug gegeben. Der erste Worttrenner besteht aus dem Steinmetzzeichen. 9 wohl spiegelverkehrt. Vgl. dazu ausführlich Polke, Rathaus pass. Freundlicher Hinweis von Herrn Pfarrer Johannes Polke, Hüffelsheim. Vgl. dazu Polke, Kirche 10. Vgl. Kdm. 184. Vgl. zu diesem für diese Zeit ungewöhnlichen Typ Spille 96. Vgl. die Abb. bei Polke, Rathaus. Vgl. Nr. 565 von 1661. Vgl. dazu Seibrich, Entwicklung 125ff. und ausführlich Polke, Kirche 8ff. mit Skizzen zum früheren Aussehen. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 298 (II). Renard, Instandsetzungsarbeiten 38 (II). Kdm. 186f. (I,II,IV) mit Abb. LfD Mainz, Fotoarchiv Neg.-Nr. 632/21 (II), Neg.-Nr. 632/27 (IV). J. Polke, Das alte Hüffelsheimer Rathaus. Ein geschichtlicher Rückblick, in: KHbll. 9-10 (1983) 33-36 und 40 (I,II,IV). Spille, Rathäuser 183 (I,II,IV) mit Abb. 186f. Polke, Kirche 8 (u.ö.) mit Abb. (V). Lipps, Entdeckungsreisen 128 (V). 7570 408 di034mz03k0029003 di034-0290 1 Bad Kreuznach, ehem. Franziskaner-Kloster 1544-01-01 1544-12-31 1544AAA0000000A3 1544 0 Grabdenkmal für einen unbekannten Franziskaner. Noch 1660 im Boden des Südflügels des Klosterkreuzgangs nachgewiesen, verschwand es vermutlich während des nach 1700 erfolgten Neubaus des Klosters. Kleiner Stein mit damals bereits unleserlicher Umschrift, überliefert sind lediglich die Jahreszahl und ein eingehauener Kelch. Nach Bürvenich. 1544 Aufgrund des Priesterkelches dürfte es sich bei dem Verstorbenen um einen Franziskanerpater gehandelt haben. Bürvenich, Annales 426. Stein, Kloster 99 (erw.). 7572 408 di034mz03k0029102 di034-0291 1 Kirn, Evang. Pfarrkirche 1544-01-01 1569-12-31 1544AAF0000000A3 kurz nach 1544 0 Fahne mit gereimter Inschrift zur Erinnerung an die Kriegstaten des Wild- und Rheingrafen Philipp Franz1), ehemals hoch oben in einem Eck des Chors befestigt2). Wohl noch um 1784 in der evangelischen Pfarrkirche nachgewiesen, heute verloren, Ausführung unbekannt. Nach Dhaunische Anmerckungen. Als man Taussend Fünf Hundert Jahr Schreib und Viertzig Vier gehalten war Ein Reichs=Tag zu Speyer3) in der Stadt Da die Kayserlich Majestät Thät sammlen ein viel grosser Heer Zu streiten beyd zu Land und Meer Wider den König in Franckreich An Macht und Gewalt ihm nicht ungleich Beyderseits viel der Helden waren Im Krieg geübet sehr viel Jahren Dem Kayser dient ein Grafe gut Von Fürstenberg4) und der wohlgemuth Georg von Regensperg5) genannt Das Fuß=Volck ihme sambter Hand Befohlen wurd vom Kayser bald Den Reißigen ward fürgestalt Moritz Hertzog in Sachsenland6) Und Marggraf Albrecht7) weit bekandt Ein jeder acht hat seiner Schantz Unter diesen war Philipp Frantz Ein Wild= und Rhein=Graf Wohlgebohren Vom Obersten Feld=Herrn erkohren Vor andern viel in diesem Zug Daß er diß Renn=Fahn Gräflich trug Ein tapffrer Mann schöner Gestalt War erst XXVI. Jahr alt Da ihm diß Fahn vertrauet ward Lutzenburg ward belagert hart Ergab sich wieder in diesem Krieg Der Kayser erhält auch den Sieg Für Lesne und für Sandesier8) Es kostet aber viel Männer theuer Und da man schier bey Paris kam Und der Frantzoß den Ernst vernahm Des Kaysers und der Teutschen Macht Alßbald nach einem Frieden tracht Derselb darnach bestättigt frey Wie lang er aber gehalten sey Unterlaß ich zu zeigen an Und gebe hiermit zu verstahn Daß Philips Frantz der Grafe gut Vor andern hat gewagt sein Blut In diesem Krieg beyd Tag und Nacht Sich Gräflich gehalten unverzagt Solch diß Panier dir zeiget an Das Er mit Ehren hat bracht davon Und hie zu Kyrn hat stellen lahn. Der Barmhertzige und Gütige Gott Erhalt den Frommen Grafen gut Daß Er im Frieden lange lebe Und Ihm nachmahls den Himmel gebe Amen. Knittelverse, paargereimt. Die in ihrer Art seltene Inschrift9) ist wohl der zeitgenössischen Reimchronistik10) verbunden und dürfte eigens für diese „alte Rheingräffliche Kriegs= und Gedächtnüß=Fahnen“ angefertigt worden sein. Der unbekannte Verfasser sollte wohl dem lesekundigen Kirchgänger die Taten seines Herrn auf eine zwar herausgehobene, dennoch leicht faßbare Art vermitteln: daher die ungewöhnliche Präsentation in paargereimten, meist vierhebigen (etwas holprigen) deutschen Knittelversen. Die Datierung dieses sicher durch die überlieferte Schreibsprache des beginnenden 18. Jahrhunderts leicht verfremdeten Textes richtet sich nach den inschriftlich genannten Fakten. Die 52zeilige Inschrift bezieht sich auf den vierten und letzten Feldzug Kaiser Karls V. gegen König Franz I. von Frankreich in den Jahren 1542-1544. Während sein jüngerer Bruder, der Wild- und Rheingraf Johann Philipp auf französischer Seite kämpfte11), nahm Philipp Franz als Bannerträger des kaiserlichen Heeres an der Einnahme von Luxemburg, Lesne und St. Dizier teil und kehrte nach dem Frieden von Crépy (18. September 1544) auf die heimatliche Kyrburg zurück. Die demonstrative Zurschaustellung der um die vorliegende Inschrift erweiterten Kriegsfahne und das damit verbundene öffentliche Bekenntnis zur kaiserlichen Sache könnte mit dem bald nach Kriegsende kursierenden Gerücht zusammenhängen, Philipp Franz hätte sich – wie sein deswegen inzwischen in Reichsacht lebender Bruder Johann Philipp12) – in französische Dienste begeben13). Vgl. zu ihm den Kommentar zu seiner verlorenen Grabinschrift Nr. 315 von 1561. Die Fahne wurde 1719 im Verlauf konfessioneller Streitigkeiten vom damaligen katholischen Pfarrer entfernt (so General-Ablehnung 67f.) und später von den Protestanten „mit Lebens-Gefahr“ wieder aufgesteckt (vgl. Speculum Veritatis fol. Nv). 20. Februar bis 10. Juni 1544. Graf Wilhelm von Fürstenberg, vgl. zu ihm Barthold 342ff. Georg von Reckerode, Ritter, vgl. ebd. 343. Herzog und Kurfürst Moritz von Sachsen (†1553). Albrecht Alcibiades Markgraf von Brandenburg-Kulmbach (†1557). St. Dizier, Dép. Haute-Marne. Eine der wenigen bekannten, inhaltlich wie formal vergleichbaren Gegenstücke stellt die nach 1462 anläßlich der Schlacht von Seckenheim angefertigte, vielzeilige (ebenfalls verlorene) Fahneninschrift für Hans von Gemmingen dar, vgl. DI 16 (Rhein-Neckar-Kreis II) Nr. 236. Im Grunde sind in deutscher Sprache verfaßte Reimchroniken ihrer Gattung nach dem späten Mittelalter zugehörig und treten im 16. Jahrhundert fast ganz hinter die Prosachronistik zurück, vgl. den Überblick bei K. Goedecke, Grundrisz zur Geschichte der deutschen Dichtung 2: Das Reformationszeitalter. Dresden21886, 323ff. Vgl. zu ihm Nr. 367 von 1586/87, Anm. 12. Vgl. Roos 82. Vgl. Schneider 137. Dhaunische Anmerckungen 31f. Roos, Nachrichten 4-6. Barthold, Philipp Franz (Z. 1-7, 9-10, 20-26, 33-36 und 40-Schluß). Schneider, Geschichte 164 (Z. 41-Schluß). Rhein. Antiquarius II 19, 31f. (wie Barthold). Schneegans, Nahetal 21878, 294f. und 31889, 237f. (jeweils Z. 41-Schluß). Offermanns, Kirn 47 (wie Barthold). 7573 408 di034mz03k0029201 di034-0292 1 Bad Kreuznach, ehem. Franziskaner-Kloster 1546-01-01 1546-12-31 1546AAA0000000A3 1546 0 Grabdenkmal für einen unbekannten Franziskaner. Noch 1660 im Boden des Südflügels des Klosterkreuzgangs nachgewiesen, verschwand es vermutlich während des nach 1700 erfolgten Neubaus des Klosters. Kleiner Stein mit damals bereits unleserlicher Inschrift, überliefert sind lediglich die Jahreszahl und ein eingehauener Kelch. Nach Bürvenich. 1546 Aufgrund des Priesterkelches dürfte es sich bei dem Verstorbenen um einen Franziskaner-Pater gehandelt haben. Bürvenich, Annales 426. Stein, Kloster 99 (erw.). 7574 408 di034mz03k0029300 di034-0293 0 Fürfeld, Evang. Pfarrkirche 1547-01-01 1547-12-31 1547AAA0000000A3 1547 1 Grabplatte bzw. Epitaph mit Grab- und Stifterinschrift für Elisabeth Landschad von Steinach, geb. von Elter (d‘Autel), verw. Marschall von Waldeck zu Iben. Innen in die Ostwand der 1776 neu erbauten Pfarrkirche1) eingelassen, zuvor wohl in der niedergelegten mittelalterlichen Vorgängerkirche St. Ägidius. Große Platte aus gelblichem Sandstein mit doppelter Umschrift auf breiter Leiste, in den Ecken vier medaillonförmig vertiefte Ahnenwappen. Im Mittelfeld ist die Verstorbene als reliefierte Standfigur mit gefalteten Händen unter einem auf Säulen ruhenden Rundbogen dargestellt, bekleidet mit einem reich gefälteltem, hochgeschlossenen Kleid und einem gemusterten, pelzverbrämten Mantel. Ihr leicht zur Seite geneigter Kopf trägt eine Haube, ihre Füße umspielen ein Hündchen und ein kleiner Löwe. Schrift- und Wappenverlust durch die völlig beschädigte, jetzt (ohne Ergänzung) wiederhergestellte untere Leiste. Erkennbar sind Reste einer früheren Bemalung. Erg. nach Jakob, Fürfeld. H. 216, B. 102, Bu. 5 cm. Kapitalis. ANNO · DOMINIa) / · 1 · 5 · 4 · 7 · STARB · DIE · EDEILb) · VND TVGENTHAFT · / [FRAW ELISABETH] / LANDSCHAEDINc) · WITWE · GEBORNE · VO(N)d) · ELTER · DERe) · GOTTf) · GNADg) A(M)E(N) // DIESE(N)h) · STEIN · / HAT · LASSEN · HAWEN · DERe) · EDELL · VND · EHRNVEST · / [PHILIPPS MARSCHALK] / VO(N)d) · WALDECKi) · GENA(N)Tk) · VO(N)d) · VBEN · ERBMARSCHALCK Elter, verloren; Gondersdorf2) (zwei mit drei und zwei Kugeln belegte Balken), verloren. Gegen die bisherige Zuschreibung dieser qualitätvollen Grabplatte zum Werk des sogenannten Meisters von Sickingen3) wird sie von Lühmann-Schmidt4) erstmals dem Mainzer Bildhauer Johannes Wagner zugesprochen, der bereits die Grabplatte für den ersten Ehemann5) der Verstorbenen angefertigt haben soll. Wie auch immer – ganz offensichtlich scheint das Grabdenkmal geradezu als Pendant ihres etwa 20 Jahre zuvor geschaffenen Gegenübers konzipiert worden zu sein6), wenn auch in der ebenso exzellent ausgeführten Kapitalis erhebliche Unterschiede zu bemerken sind: Die zuvor nur vereinzelt auftretende Tendenz zu Buchstabenverbindungen hat sich bei der späteren Platte voll entwickelt, die Buchstaben haben nun zum Teil kleine Deckstriche erhalten, zudem erscheint das W nun an dem ihm zustehenden Platz. Wie bei dem Grabdenkmal ihres Ehemannes ist auch hier der typologische Konflikt bemerkenswert, der durch die Verwendung von wesentlichen Elementen hervorgerufen wird, die einmal der Grabplatte, zum andern dem Epitaph zuzurechnen sind. Elisabeth7) war die älteste Tochter Johanns von Elter-Körich und seiner Frau Elisabeth von Gondersdorf. In erster Ehe war sie mit dem frühzeitig verstorbenen Wolf Marschall von Waldeck zu Iben8) verheiratet, in zweiter Ehe wohl mit dem zwischen 1533 und 1542 verstorbenen Ulrich VIII. Landschad von Steinach9). Ihren Lebensabend dürfte sie bei dem Stifter ihres Grabdenkmals, ihrem einzigen Sohn aus erster Ehe, Philipp Melchior (†1553)10) verbracht haben, mit dem die männliche Linie der Marschall von Waldeck zu Iben ausstarb. Über dessen sechs Töchter gelangte das umfangreiche Erbe an den einheimischen Adel11). Beide I wegen Platzmangel kleiner geschrieben und hochgestellt. Sic! Verschrieben wohl für EDELL. H dem C eingeschrieben. O dem V klein überschrieben. E dem D eingeschrieben und ligiert. O dem G eingeschrieben. D wegen Platzmangel kleiner geschrieben und hochgestellt. I dem D eingeschrieben. D dem L, K dem C eingeschrieben. E dem G eingeschrieben. Vgl. dazu Steitz, Fürfeld 143f. Vgl. auch Helwich, Syntagma 77. So erstmals Kahle, Studien 87 und zuletzt noch Steitz, Fürfeld 143 und Dehio Rheinland-Pfalz 297. – Vgl. zu dieser (Heidelberger) Werkstatt ausführlich DI 20 (Karlsruhe) S. XXVf. Lühmann-Schmidt 97. Vgl. dazu Nr. 263 von 1524. Abgesehen davon, daß sich die Ehegatten – bei entsprechender Aufstellung der Denkmale – einander zuwenden, sind die weiteren formalen Gemeinsamkeiten geradezu augenfällig. Vgl. Möller, Stammtafeln AF III Taf. CX. Wie Anm. 5. R. Irschlinger, Die Aufzeichnungen des Hans Ulrich Landschad von Steinach über sein Geschlecht, in: ZGO NF 47 (1933) 244 mit Anm. 1, hat überzeugend nachgewiesen, daß der in den Stammtafeln von Helwich, Humbracht und Möller überlieferte, sonst unbekannte Ehemann „Johann Landschad von Steinach“ auf einer Verwechslung beruht. Vgl. Möller, Stammtafeln AF I Taf. XXXXI. Vgl. etwa Nr. 384 von 1591 und Nr. 392 von 1593. Jakob, Fürfeld 28. Jakob, Iben 15. Bumann, Iben 51f. Lühmann-Schmid, Peter Schro mit Abb. Taf. 28b. Steitz, Fürfeld 144 Abb. 2. 7575 408 di034mz03k0029409 di034-0294 0 Hahnenbach, Evang. Kapelle 1548-01-01 1548-12-31 1548AAA0000000A3 1548 0 Glocke mit Meister- und Namensinschrift. Sie hing bis 1882 in der damals abgerissenen Vorgängerkirche des 14. Jahrhunderts1), dann als Gemeindeglocke im Turm des Back-, Spritzen- und Kelterhauses, zeitweise an einem freistehenden, hölzernen Glockentürmchen2) und schließlich in der 1932/33 neu errichteten katholischen Kapelle. Heute hängt sie im schwer zugänglichen Glockenstuhl der 1948/49 neu erbauten Kapelle3). Kleine Glocke mit zweizeiliger, durch doppelte Rundstege getrennten Inschrift, darüber ein auffälliger Fries (wilder Mann mit Blumengirlanden, begleitet von einem Eierstab). Der Textbeginn der zweiten Zeile wird durch drei aufeinanderfolgende Reliefs auf Plaketten markiert: Muttergottes mit Kind, Mariä Verkündigung, Anbetung der hl. drei Könige. Als Worttrenner dienen Rosetten. Die Glocke befindet sich in einem guten Zustand. H. ca. 50 (o. Kr.), Dm. ca. 61, Bu. 2 cm. Kapitalis. + S(AN)C(T)Aa) IOHANNVSa) · HEISCHENa) · ICH · GREGORIVS · VAN · TRIER / GOVSb) · MICH · ANNO · 1548 Knittelvers. Sämtliche N der gut gearbeiteten, hier erstmals im Bearbeitungsgebiet auf Glocken verwendeten Kapitalis erscheinen spiegelverkehrt. Der zweizeilige Knittelvers kombiniert den Namen der Glocke und den des Gießers – ein beliebtes Verfahren des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit. Die vorliegende Johannesglocke stammt aus der Werkstatt des bekannten Glockengießers Gregor von Trier, der bis 1574 zahlreiche Glocken auch im Mittelrheingebiet anfertigte4). Der zunächst in Aachen5) ansässige Meister wurde bereits 1541 in die Schmiedezunft zu Lüttich aufgenommen und dort 1546 als Glockengießer genannt. Sic! Sic! Vor diesem Wort befinden sich die drei Reliefs. Vgl. Lehfeldt 346. – Eine weitere Glocke aus der 2. Hälfte des 15. Jh. wurde 1917 eingeschmolzen, vgl. Nr. 193. Vgl. die im Jahr 1930 angefertigten Fotos im LfD Mainz, Fotoarchiv Neg.-Nrr. 16015-16018. Vgl. Klein, Chronik Hahnenbach, 374 und 382 sowie H.-W. Ziemer, Vor 50 Jahren: Einsegnung der kath. Kapelle in Hahnenbach. In: NK (1982) 96. Darunter auch im Jahr 1565 eine weitere Johannesglocke für die kath. Pfarrkirche in Lorch; vgl. künftig DI Rheingau-Taunus-Kreis und die Listen bei Walter und Wiegand, Glockenkunde 51. Freundlicher Hinweis von Herrn Jörg Poettgen vom 20. April 1992; vgl. dazu auch Dorgelo, Klokkengieters 8f. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 347. Walter, Glockenkunde 889 (erw.). 7576 408 di034mz03k0029508 di034-0295 0 Niederhausen, Evang. Pfarrhaus 1549-01-01 1549-12-31 1549AAA0000000A3 1549 1 Jahreszahl auf dem Türsturz des ehemaligen evangelischen Pfarrhauses. Noch 1935 im Pfarrhof nachgewiesen, ist der Stein heute als Spolie über der Tür eines Nebengebäudes eingelassen. Von Stäben gerahmter Türsturz aus gelbem Sandstein mit zwei unter einem Kielbogen vereinigten Rundbögen, in den Zwickeln je eine Hälfte der Jahreszahl. H. 50, B. 162, Z. 10 cm. · 1 · 5 · / · 49 · Die Jahreszahl dürfte sich auf einen Neubau des wohl im 19. Jahrhundert abgerissenen Pfarrhauses beziehen. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 314. Kdm. 316. Dehio Rheinland-Pfalz 741. 7577 408 di034mz03k0029607 di034-0296 0 Odernheim am Glan 1549-01-01 1549-12-31 1549AAA0000000A3 1549 1 Tafel mit Namensinschrift des Pfarrers Matthias Schol(l) am Haus Ransengasse 9. Links neben der Tür in die Wand eingelassen1), bisher unveröffentlicht. Tafel aus Sandstein mit nach innen abgeschrägten Leisten, oben im Mittelfeld Jahreszahl, darunter erhabenes, von der Inschrift umgebenes Wappen. Dick mit weißer Farbe überstrichen. H. 30, B. 40, Bu. ca. 8 cm. Kapitalis. 1 · 5 · 4 · 9 / M(ATHIS) S//Chola) M. Schol(l) (über einem rundarmigen Kreuz Initialen M S). Der wohl um 1523 geborene Matthias Schol(l)2) amtierte in den Jahren 1548 bis 1558 im nahegelegenen Obermoschel (Donnersbergkreis) als Pfarrer und siedelte anschließend nach Odernheim über. Wie jedoch die eindeutig lesbare Jahreszahl ausweist, scheint er dieses Haus schon zuvor besessen zu haben3). Von seinen theologischen Aktivitäten zeugt die 1548 erfolgte Übergabe eines Glaubensbekenntnisses an den Herzog von Pfalz-Zweibrücken und das 1555 angefertigte Gutachten über die herzoglich württembergische Kirchenordnung4). 1566 wurde er von dem Meisenheimer Amtmann Thayn verdächtigt, Anhänger des Calvinismus und „mit derselben Lehren hochbefleckt und vergiftet“ zu sein. Aus diesem Grund stand er im Mittelpunkt einer längeren, brieflich geführten Auseinandersetzung mit dem Amtmann und der zweibrückischen Kanzlei, deren Vorladungen er sich allerdings immer wieder durch den Verweis auf seine „Leibesschwachheit“ entziehen konnte. Sic! Zeitgenössische Schreibweisen seines Namens auch „Mathes“ bzw. „Matheß Scholl“. Laut Auskunft des Hausbesitzers vom 12.08.1987 soll sich die Inschriftentafel am ursprünglichen Standort befinden. Vgl. zum Folgenden G. Biundo, Pfarrer Matthias Scholl in Odernheim als „Sektierer“, in: BllpfKg 5 (1929) 182-185. Vermutlich war es alter Familienbesitz, da in einem um 1500 angelegten Weinbeedbuch bereits ein „Mathis Scholl“ erwähnt wird, bei dem es sich um den Vater handeln könnte; vgl. dazu Schworm, Odernheim am Glan und Disibodenberg 138. Vgl. Biundo, Geistliche 419. 7578 408 di034mz03k0029706 di034-0297 0 Meisenheim, Marktgasse 5-7 1526-01-01 1550-12-31 1550ABA0000000B3 2.V.16.Jh.? 3 Spruchinschrift auf einem Tür- oder Fenstersturz. Vermutlich als Spolie innen in die gemeinsame Erdgeschoßwand der beiden in der heutigen Form wohl erst im 17. Jahrhundert errichteten Häuser verbaut (heute innere Westwand der Garage des ehemaligen Hauses Marktgasse 7). Ehemals unter Putz, wurde sie bei Renovierungsarbeiten zu Beginn der siebziger Jahre von dem heutigen Besitzer entdeckt und später freigelegt1). Zweigeteilter, profilierter Sturz aus gelblichem Sandstein mit schwarz gefaßter Inschrift auf der oberen Leiste, die sich nach rechts auf einem kleinen zugehörigen Quader zweizeilig fortsetzt. Buchstabenverlust durch zwei Dübellöcher. H. 16, B. 165, Bu. 4 cm. Kapitalis. MIN[C]H · VNDa) · PFAFEN · HABEN · 2 GOT · DEN · BAPST · HIE · DEN // TEIVEL / DORT Knittelvers. Dieser dem katholischen Klerus extrem feindlich gesonnene Vers dürfte aufgrund von Schriftform (reine Kapitalformen, Nodus an der Haste des D bei DORT) und Inhalt in das zweite Viertel des 16. Jahrhunderts zu datieren sein. Dem guten Erhaltungszustand nach befand sich die Inschrift stets im Inneren des damaligen Hauses. Sollte sich der Spruch – abgesehen von seiner allgemein reformationszeitlichen Polemik – auf Meisenheimer Verhältnisse beziehen, könnte er auf die sechs Ordenspriester der dortigen Johanniter-Kommende anspielen2), die neben der Meisenheimer Schloß- und Pfarrkirche auch die Kirchen und Kapellen der umliegenden Orte zu versehen hatten. Allerdings sind gerade bei dieser Kommende bereits seit 1526 starke reformatorische Tendenzen zu beobachten, die von der pfalz-zweibrückischen Landesherrschaft zurückhaltend geduldet wurden. Lurz liest MIN · HVND. Freundlicher Hinweis von Herrn H.-J. Kottwitz, Meisenheim. Vgl. zum Folgenden Rödel, Johanniter-Kommende 141f. Lurz, Meisenheim 127. 7579 408 di034mz03k0029805 di034-0298 0 Hennweiler, Evang. Pfarrkirche 1501-01-01 1550-12-31 1550ABB0000000A3 1.H.16.Jh. 3 Wandmalerei mit Meisterinschrift im Giebel der Nordwand der Turmhalle (ehemaliger Chor der Stiftskirche). Dargestellt ist die Steinigung des hl. Stephanus nach dem seit dem 12. Jahrhundert verbindlichen Schema1): Vor einer Stadtlandschaft (Jerusalem) kniet der Erzmärtyrer mit gefalteten Händen, im Gebet zur Erscheinung Gottes (Gottvater und Christus) hinaufschauend, umgeben von vier ihn steinigenden Schergen. Die bisher unbeachtete, fragmentarische Inschrift befindet sich im linken unteren Eck. Die „lapidatio St. Stephani in alter Malerei“ war als „insignia catholica antiqua“ noch 1757 sichtbar2), wurde nach Auflösung des Simultaneums übertüncht, 1908 durch C. Deibel aus Schmidthachenbach bei Renovierungsarbeiten freigelegt3) und in den Jahren 1954 bzw. 1968 bis 1971 wiederum restauriert4). Bu. 2,5-5 cm. Fraktur. Georg La[..]a) Die Darstellung bezieht sich auf das Patrozinium der dem hl. Stephanus geweihten, um 1790 niedergelegten Vorgängerkirche. Der Turm mit der als Chor der ehemaligen Stiftskirche dienenden Turmkapelle blieb vom Abriß verschont5). Die Datierung orientiert sich neben der schrift-, kunstund religionsgeschichtlichen Einordnung auch an der Anfang des 16. Jahrhunderts erfolgten tiefgreifenden Umgestaltung des wohl romanischen Chorturms, der damals seinen auffälligen Helm mit vier verschieferten Ecktürmchen erhielt6). Über den bislang unbeachteten Maler ist nichts bekannt. Es folgten ein bis zwei Buchstaben; möglich wäre eine (unsichere) Ergänzung zu Lau, Lad oder vielleicht auch Lang. Vgl. LCI 8 (1976), 402. – Die Szene bezieht sich auf Ap. 7,58. Laut einem Bericht des Wartensteiner Amtmannes Renauld, vgl. Ohlmann, Hennweiler Nr. 3. Vgl. ebd. Vgl. Denkmalpflege 1974, 98 und Ziemer, Hennweiler 82. Vgl. Ohlmann, Hennweiler Nr. 3 sowie die Glockeninschriften Nr. 113 und Nr. 209. Vgl. Kdm. 179. 7580 408 di034mz03k0029901 di034-0299 1 Weitersborn, Evang. Kapelle 1501-01-01 1550-12-31 1550ABB0000000A3 1.H.16.Jh. 0 Altarantependium mit Namensinschrift, noch 1886 nachgewiesen, heute verschollen. Wohl aus der ehemaligen St. Antonius-Kapelle stammendes Tuch mit aufgestickten Tieren (abwechselnd Reiher und Katzen) und einem Kreuz, dessen beide Arme mit dem Namen der Gottesmutter versehen waren. Nach Lehfeldt. maria / maria Da Lehfeldt die Inschrift in Kleinbuchstaben überliefert, dürfte es sich bei der Schrift um gotische Minuskel gehandelt haben. Die von ihm vorgenommene Datierung ins 16. Jahrhundert könnte wohl auf die vorreformatorische Zeit1) eingeengt werden, da der Ort zur 1555 reformierten Wild- und Rheingrafschaft2) zählte. Die Tierfiguren gehören – falls richtig gedeutet – nicht der Mariensymbolik an. Vgl. auch RDK I 455f. und zur Art des Altarschmucks Braun, Altar 2, 31ff. Vgl. dazu Seibrich, Entwicklung 222ff. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 344. 7582 408 di034mz03k0030008 di034-0300 1 Kirn, Evang. Pfarrkirche 1550-01-01 1550-12-31 1550AAA0000000A3 1550 0 Jahreszahl in kapitalen Lettern auf einem Bauglied, noch um 1850 „über dem Thorbau an der Westseite der Kirche“ nachgewiesen. Vermutlich während der Niederlegung und des anschließenden Neubaus des Kirchenschiffs in den Jahren 1890-941) abgegangen. Ausführung und Aussehen unbekannt. Nach Schneider. MDL. Die baugeschichtlich bisher nicht bekannte Jahreszahl dürfte die Fertigstellung eines noch auf einer alten Abbildung2) erkennbaren torartigen Anbaus an das alte gotische Kirchenschiff bezeichnen. Vgl. Clemen, Restauration 27f. Vgl. Kdm. 191 mit Abb. 135. Schneider, Notizen II (nach Eintrag 1561). 7590 408 di034mz03k0030106 di034-0301 1 Sponheim, ehem. Kloster 1550-01-01 1550-12-31 1550AAA0000000A3 1550 1 Bauinschrift des Abtes Johannes VII. gen. Re. Eingehauen über dem Eingang zum Dormitorium („ad ostium dormitorii incisa“), wohl mit dem Abbruch der Klosteranlage1) verschwunden. Nach Legipontius. Joannes Re abbas A(nno) MDL. Die bisher unbeachtete Inschrift bezieht sich wohl auf eine unter dem 29. (und vorletzten) Abt2) durchgeführte Instandsetzung des Dormitoriums. Vgl. Nr. 181 von 1494? Anm. 8. Gewählt im Jahr 1547, verstorben 1559, Nachfolger wurde Jakob Spiera; vgl. dazu Schneegans, Trithemius 274 und Nr. 440 von 1603. Legipontius, Continuatio fol. 8v. 7591 408 di034mz03k0030204 di034-0302 2 Bad Münster am Stein-Ebernburg, Gemarkung 1550-01-01 1682-12-31 1682BAA8450AABA3 1550-1682 0 Grenzsteine der alten Gemarkung des ehemaligen „adlichen Gerichts Ebernburg“. Zum größten Teil überliefert in einem 1737 in das Gerichtsbuch übertragenen Protokoll1) einer am 15. Mai 1638 unternommenen Grenzbegehung. I. „Hoher dreyeckiger“ Grenzstein mit zwei Wappen und einer Jahreszahl an der Grenze zu Feilbingert. Nach Schmidt 98 (Nr. 33). 1550 Sickingen; Kronberg. II. „Großer hoher viereckter“ Grenzstein mit Wappen und Jahreszahl an der Grenze zu Kreuznach. Nach Schmidt 97 (Nr. 6). 1567 Wappen Kreuznach. III. Grenzstein mit Wappen und Jahreszahl an der Grenze zu Altenbamberg. Nach Schmidt 97 (Nr. 8). 1567 Wappen Kronberg. IV. Viereckiger Grenzstein mit Wappen und Jahreszahl an der Grenze zu Kreuznach. Nach Schmidt 97 (Nr. 3). 1575 Wappen Kreuznach. V. Grenzstein mit flachem Kopf, Wappen, Jahreszahl und Beischriften an der Grenze zu Altenbamberg; auf der Nordseite Wappen mit Beischrift (A), auf der Ostseite Jahreszahl mit Beischrift (B), auf der Südseite Beischrift (C). Nach Hommer, Grenzsteine Nr. C (mit Nachzeichnung S. 16). H. 35, B. 28, T. 26 cm. Kapitalis. A G(EMARCKUNG) E(BERNBURG) / S(ICKINGEN) B 1598 / N(UMMERO) 5 C K(RONBERGER) W(ALD) / 26 VI. Grenzstein mit Wappen, Jahreszahl und Beischriften an der Grenze zu Altenbamberg; auf der Nordseite Flurnamen mit Beischrift (A), auf der Ostseite Jahreszahl (B), auf der Südseite Flurnamen mit Beischrift (C). Nach Hommer, Grenzsteine Nr. D. H. 40, B. 36, T. 23 cm. Kapitalis. A N(UMMERO) 3 / G(EMARCKUNG) E(BERNBURG) B 1598 C K(RONBERGER) W(ALD) N(UMMERO) 29 VII. Grenzstein mit flachem Kopf, Wappen, Jahreszahl und Beischrift an der Grenze zu Altenbamberg; auf der Nordseite Jahreszahl mit Beischrift (A), auf der Ostseite Kronberger Wappen, auf der Westseite Wappen mit Beischrift (B). Nach H. Hommer (erfaßt am 12. November 1972 für die Kartei der Pfälz. AG für Grenz- und Flurdenkmäler, mit Nachzeichnung) H. 45, B. 28, T. 23 cm. Kapitalis. A 1598 / 148 B G(EMARCKUNG) E(BERNBURG) Wappen Kronberg; Sickingen. VIII. Zehn gleich ausgeführte Grenzsteine2) jeweils mit Jahreszahl und zwei Wappen an der Grenze zu Altenbamberg. Nach Schmidt 97f. (Nrr. 13-16, 18-19, 29-32). 1598 Wappen Sickingen; Kronberg. IX. Grenzstein mit Jahreszahl und zwei Wappen an der Grenze zu Altenbamberg. Nach Schmidt 98 (Nr. 25). 1605 Wappen Sickingen; Kronberg. X. „Hoher gehauener Sandstein“ mit Jahreszahl und zwei Wappen an der Grenze zu Altenbamberg. Nach Schmidt 97 (Nr. 12). 1631 Wappen Sickingen; Kronberg. XI. Grenzstein mit flachem Kopf, Jahreszahl, Wappen und Beischriften an der Grenze zu Altenbamberg. Auf der Nordseite das Sickinger Wappen mit Flurnamen und Beischrift (A), auf der Südseite Jahreszahl mit dem Kronberger Wappen, Flurnamen und Beischrift (B). Nach Hommer, Grenzstein Nr. E (mit Nachzeichnung) und Rösch, Grenzstein 19 mit Abb. 6 (B). H. 72, B. 33, T. 34 cm.H. 55, B. 29, T. 25 cm. Kapitalis. A N(UMMERO) 2 / G(EMARCKUNG) E(BERNBURG) B 1651 / K(RONBERGER) W(ALD) / N(UMMER)O 30 Wappen Sickingen; Kronberg. XII. Grenzstein mit flachem Kopf, Jahreszahl, Wappen und Beischriften an der Grenze zu Altenbamberg; auf der Nordseite das Sickinger Wappen mit Beischrift (A), auf der Ostseite Jahreszahl (B), auf der Südseite das Kronberger Wappen. Nach H. Hommer (erfaßt am 4. Juli 1974 für die Kartei der Pfälz. AG für Grenz- und Flurdenkmäler, mit Nachzeichnung) H. 55, B. 29, T. 25 cm. Kapitalis. A G(EMARKUNG) E(BERNBURG) / N(UMMERO) 145 B 1682 Wappen Sickingen; Kronberg. Die sickingische Herrschaft Ebernburg grenzte im Nordosten an den Kreuznacher Stadtwald und im Süden an das zur Altenbaumburg gehörende Gebiet, das sich seit 1501 als kurpfälzisches Lehen3) in den Händen der Herren von Kronberg befand. Ediert durch Schmidt, Grenzsteine 96-99; eine teilweise Überprüfung führte H. Hommer durch. Vermutlich gehören die drei zuvor aufgeführten Grenzsteine (V-VII) in diese Reihe. Vgl. R. Biermeier, Altenbaumburg. Stammburg der Raugrafen (Schriftenreihe des Verkehrs- und Kulturvereins Altenbamberg 3). Bad Münster am Stein-Ebernburg (o.J.) S. 28. 7592 408 di034mz03k0030302 di034-0303 0 Bad Münster am Stein-Ebernburg, Burg Ebernburg 1540-01-01 1560-12-31 1550AAD0000000B3 um 1550? 1 Spruchinschrift auf einem Werkstein. Erstmals 1874 „in den Ruinen der Ebernburg“, noch 1917 in der „Nordostgiebelwand des Wirtschaftsgebäudes“ überliefert, war der Stein zwischenzeitlich verschollen, kam dann während der Renovierungsarbeiten 1979/81 wieder zum Vorschein1) und wurde in etwa 3,20 Meter Höhe innen in die Nordwand des damals neuerbauten Torturms eingelassen. Fast quadratische Tafel aus gelblichem Sandstein mit sechszeiliger Inschrift im erhöhten Feld, linke obere Ecke fehlt. H. 35, B. 32, Bu. 4,5 cm. Kapitalis. [..]Na) · WART · / I[C]H · HIE · VE/ST VND STET / WEIS AB WER / MIR · ZV · NA/HE · GEHT · Knittelvers. Der sich mit großen, gleichstrichigen Buchstaben (H mit Ausbuchtung am Balken) an einen fiktiven Leser wendende Spruch befand sich vermutlich an einem nach der Zerstörung von 1523 nach 1542 bzw. um 1550 durch Franz Konrad von Sickingen2) erneuerten Batterietürme oder an der neuerbauten Nordost-Bastei der Ebernburg3), deren wehrhafter Charakter dadurch unterstrichen werden sollte. Kohl ergänzt zu SEIN; Böcher, Ebernburg zu NVN bzw. ders., Baugeschichte zu [DEI]N; Baudenkmale überliefern die ersten beiden Zeilen falsch mit Halt Wacht allhie vest und stet. So Böcher. Vgl. zu ihm Nr. 330 von 1570. So Böcher. Vgl. dazu ausführlich ders., Architektur, 140ff. Friedlaender, Grabschriften 370. Baudenkmale V, 13. Kohl, Inschriften 111 mit Abb. 62. Böcher, Ebernburg 19 mit Abb. 29. Böcher, Baugeschichte 17 mit Abb. 10. 7593 408 di034mz03k0030400 di034-0304 1 Bad Münster am Stein-Ebernburg, Burg Ebernburg 1540-01-01 1560-12-31 1550AAD0000000B3 um 1550? 0 Spruchinschrift auf einem erstmals 1874 „in den Ruinen der Ebernburg“ überlieferten, dann 1887 gegenüber dem Schloßbrunnen aufgestellten Fragment aus Sandstein, vermutlich einer Schießscharte. Letztmals 1917 nachgewiesen, verloren. Erhalten hatte sich damals ein mit sechs Zeilen beschrifteter Block, an den sich links noch vier scharfkantige Hohlkehlen anschlossen, deren gedachte Fortsetzung wohl ein senkrecht gestelltes, offenes Oval ergeben würde. Nach Kohl (Foto). H. 42, B. 55, Bu. 3-4 cm. Kapitalis. DO[C]H · BE[G]ER / ICH · NIEMADSa) · / VBELS · ZV · THONb) · / ZVR · NOTH · WI/RDT · MIR · DER / HERR · BEISTAN · Die vorgenommene Datierung orientiert sich an der Einordnung des vorhergehenden, thematisch verwandten Spruches1). Dem mit Assonanz statt wirklichem Reim gebildeten Spruch könnten noch einige Zeilen2) vorangegangen sein. Bei dem Inschriftenträger dürfte es sich aufgrund der Form um den vorderen Abschluß einer Schießscharte gehandelt haben, die über oder neben einem Außentor angebracht war. Sic! Friedlaender überliefert niemands. Baudenkmale überliefern than. Schneegans bezeichnet ihn als Devise Franz von Sickingens. Dagegen stehen auf seiner 1521 geprägten Gedenkmedaille und auf einem mit seinem Bildnis versehenen Kupferstich die Devisen „Allein Gott die Er -Lieb den gemeinen Nucz – Beschirm die Gerechtigkeit“ (vgl. Kohl 110 und Benz, Sickingen-Bildnisse 15). Vgl. dazu die auf reiner Spekulation beruhenden Vorschläge von Kohl. W. Alexis, Die Ebernburg, in: Morgenbl. f. gebildete Leser (1848) 1005ff. Friedlaender, Grabschriften 370. Schneegans, Kreuznach 61. Baudenkmale V 13. Kohl, Inschriften 110 mit Abb. 63. 7594 408 di034mz03k0030508 di034-0305 2 Meisenheim, Gemarkung 1551-01-01 1682-12-31 1682BAA8449AABA3 1551-1682 21 Grenzsteine der alten Gemarkung der Stadt Meisenheim. Sie sind großteils überliefert in einem erhaltenen, im Jahr 1608 anstelle eines vermutlich vollgeschriebenen Vorgängerbuches angelegten Verzeichnisses der „Gemarckstein“1), das Begehungsprotokolle der Jahre 1608 und 1612 überliefert, mit Zusätzen der Kontrollgänge von 1615, 1617, 1682 und des 18. Jahrhunderts. Der letzte Eintrag stammt vom 9. Mai 1789. Die Grenzsteine wurden, um eine verbindliche Reihenfolge zu erhalten, bei dem Grenzumgang des Jahres 1612 fortlaufend „mit Ziefers nummeriert“2); im folgenden Katalog werden diese Zahlen stets durch den Vermerk „eingehauene Ziffer“ charakterisiert. Eine Überprüfung der noch vorhandenen alten Grenzsteine wurde bei einer am 10. August 1987 unternommenen Begehung eines großen Teils der alten Gemarkungsgrenze durch den Bearbeiter durchgeführt3). Die (ehemaligen) Standorte der Grenzsteine sind auf der von Anthes angefertigten Karte überblicksartig eingezeichnet4). Die Maßangaben richten sich nach dem überlieferten bzw. angetroffenen Zustand. I. Grenzstein mit Jahreszahl und eingehauener Ziffer (Steinbuch 189, Stein Nr. 1); Ausführung vermutlich wie die folgenden, die Grenze zu Rehborn markierenden Grenzsteine des gleichen Jahres, heute verloren. 1551 / 1 II. Großer, stark hängender Sandsteinquader mit flachem Kopf und ohne Weisung; auf der Südseite von einer Linie umrahmte, tief eingehauene Inschrift (A) mit Ortsnamen und durch eine weitere Linie abgesetzte Jahreszahl, darunter ein möglicherweise später nachgetragener Flurname mit Zahl; auf der Ostseite wohl ebenfalls später eingehauene Zahl (B); auf der Nordseite von Linien eingefaßter Ortsname (C). Dieser Grenzstein wurde bei der Begehung des Jahres 1612 „auß Übersehen nit nummeriert“ (Steinbuch 191, Stein Nr. 2). H. 89, B. 23, T. 18,5, Bu. 5,5-7 cm. Kapitalis. A MEISE/NHE[IM] / · 1 · 5 · 5 · 1 / B(AV) W(ALDT) / N 1[7] B 94 C REB/ORN III. Großer, wenig hängender Sandsteinquader mit flachem Kopf, ohne Weisung und eingehauener Ziffer 2; Ausführung und Verteilung der Inschriften wie Nr. II (Steinbuch 191, Stein Nr. 3). H. 74, B. 23,5, T. 19, Bu. 5,5-7 cm. Kapitalis. A MEISE/NHEIM / · 1 · 5 · 5 · 1 / B(AV) W(ALDT) / N 18 B 2 / 93 C REB/ORN IV. Großer, geradestehender Sandsteinquader mit flachem Kopf, ohne Weisung und eingehauener Ziffer 3; Ausführung und Verteilung der Inschriften wie Nr. II (Steinbuch 191, Stein Nr. 4). Dieser gut erhaltene Grenzstein wurde 1970 von G.F. Anthes für die Kartei der Pfälzischen AG für Grenzund Flurdenkmäler erfaßt. H. 72, B. 23, T. 19, Bu. 5,5-7 cm. Kapitalis. A MEISE/NHEIM / · 1 · 5 · 5 · 1 / B(AV) W(ALDT) / N 19 B ·3 / 92 C REB/ORN V. Großer, geradestehender Sandsteinquader mit flachem Kopf, ohne Weisung und eingehauener Ziffer 4; Ausführung und Verteilung der Inschriften wie Nr. II (Steinbuch 191, Stein Nr. 5). Erfassung wie Nr. IV. Die Ecken des Kopfes sind abgehauen, Südostseite stark verwittert. H. 58, B. 24, T. 17, Bu. 5,5-7 cm. Kapitalis. A MEISE/NHEIM / · 1 · 5 · 5 · 1 / B(AV) W(ALDT) N 20 B 4 / 91 C REB/ORN VI. Grenzstein mit Jahreszahl und eingehauener Ziffer (Steinbuch 191, Stein Nr. 6) an der Grenze zu Rehborn; Ausführung vermutlich wie Nr. II und folgende, heute verloren. 1551 / 5 VII. Großer, stark hängender Sandsteinquader mit flachem Kopf, ohne Weisung und eingehauener Ziffer 6 (Steinbuch 191, Stein Nr. 7); Ausführung und Verteilung der Inschriften wie Nr. II. Noch 1981 am Standort (Foto im StA Meisenheim bzw. bei der Inschriften-Kommission der Akademie der Wissenschaften, Mainz), verloren. Text analog Nr IIff. und Foto A MEISE/NHEIM / · 1 · 5 · 5 · 1 / [B(AV) W(ALDT) N 22] B [6 / 89] C [REB/ORN] VIII. Großer, geradestehender Sandsteinquader mit flachem, leicht beschädigtem Kopf und eingehauener Ziffer 52 (Steinbuch 208, Stein Nr. 55); Ausführung und Verteilung der Inschriften wie Nr. II. Noch in jüngster Zeit am Standort (Überlieferung wie Nr. VII), heute verloren. Nach Foto. A MEISE/NHEIM / · 1 · 5 · 5 · 1 B 101 / 52 C REB/ORN IX. Grenzstein mit Jahreszahl und eingehauener Ziffer (Steinbuch 208, Stein Nr. 56) an der Grenze zu Rehborn; Ausführung wohl wie Nr. II und die Steine des gleichen Jahres, heute verloren. 1551 / 53 X. Großer, geradestehender Sandsteinquader mit flachem Kopf, Weisung und eingehauener Ziffer 54 (Steinbuch 208, Stein Nr. 57); Ausführung und Verteilung der Inschriften wie Nr. II, Erfassung (1972) wie Nr. IV. Leichte Abwitterung auf der Ostseite. H. 79, B. 25, T. 21, Bu. 6 cm. Kapitalis. A MEISE/NHEIM / · 1 · 5 · 5 · 1 B 54 / 99 C REB/ORN XI. Grenzstein mit Jahreszahl und eingehauener Ziffer (Steinbuch 192, Stein Nr. 11) an der Grenze zu Callbach, heute verloren. 1565 / 10 XII. Grenzstein mit Jahreszahl und eingehauener Ziffer (Steinbuch 192, Stein Nr. 10) an der Grenze zu Callbach, heute verloren. 1566 / 9 XIII. Kleiner, geradestehender Sandsteinquader mit flachem, leicht beschädigtem Kopf und Weisung. Auf der Südostseite Inschrift (A) mit Ortsnamen und eingehauener Ziffer (Steinbuch 198, Stein Nr. 30), auf der Südwestseite Jahreszahl (B), auf der Nordwestseite in einem Kreis Ortsname (C). Dieser an der Gemarkung zu Desloch stehende Grenzstein wurde 1977 von K. Dick erfaßt (vgl. Stein Nr. IV); Abb. bei Freckmann, Denkmäler 51. Nach Dick und Freckmann. H. 25, B. 27, T. 20 cm. Kapitalis. A MEISEN/HEIM / 29 B 1569 C D(ESLOCH) XIV. Grenzstein mit Jahreszahl, winkelförmiger Weisung und eingehauener Ziffer (Steinbuch 200, Stein Nr. 38) an der Grenze zu Desloch, heute verloren. 1569 / 35 XV. Grenzstein mit Jahreszahl, winkelförmiger Weisung und eingehauener Ziffer (Steinbuch 203, Stein Nr. 39) an der Grenze zu Desloch, bereits 1617 als „abgeschlagen“ bezeichnet, heute verloren. 1569 / 36 XVI. Grenzstein mit Jahreszahl und eingehauener Ziffer (Steinbuch 203, Stein Nr. 40) an der Grenze zu Desloch, heute verloren. 1569 / 37 XVII. Geradestehender Quader mit flachem, leicht beschädigtem Kopf an der Gemarkungsgrenze zu Desloch. Dreiseitig beschriftet mit zwei Ortsnamen und Jahreszahl (A), wohl gekürztem Flurnamen (B) mit eingehauener Ziffer (Steinbuch 203, Stein Nr. 41) und dem von einem Winkel begleiteten Ortsnamen (C). Dieser Stein wurde 1977 von K. Dick erfaßt (vgl. Stein Nr. IV); noch in jüngster Zeit am Standort (Foto im StA Meisenheim bzw. bei der Inschriften-Kommission der Akademie der Wissenschaften, Mainz), verloren. Nach Foto. A MEIS[EN]/HEIM / RAVMBA/CH / 1569 B HHP / 38 C D(ESLO)C(H) XVIII. Grenzstein mit Jahreszahl, winkelförmiger Weisung und eingehauener Ziffer (Steinbuch 203, Stein Nr. 42) an der Grenze zu Desloch, wurde im Jahr 1682 „von neuem gesetzt“ und mit der entsprechenden Jahreszahl versehen, heute verloren. 1569 / 39 / 1682 XIX. Grenzstein mit Jahreszahl, winkelförmiger Weisung und eingehauener Ziffer (Steinbuch 203, Stein Nr. 43) an der Grenze zu Desloch, heute verloren. 1569 / 40 XX. Kleiner, geradestehender Quader mit flachem Kopf an der Gemarkungsgrenze zu Desloch. Ausführung wie Nr. XVII, jedoch ohne Jahreszahl (Steinbuch 203, Stein Nr. 44). Noch in jüngster Zeit am Standort (Foto im StA Meisenheim bzw. bei der Inschriften-Kommission der Akademie der Wissenschaften, Mainz), heute verloren. Nach Foto. A MEISE[N]/HEIM / RAVMB/ACH B HHP / 41 C D(ESLO)C(H) XXI. Kleiner, geradestehender Quader mit flachem, leicht beschädigtem Kopf an der Grenze zu Desloch. Ausführung wie Nr. XVII, jedoch ohne Jahreszahl (Steinbuch 203, Stein Nr. 45). Überlieferung wie Nr. XX, heute verloren. Nach Foto. A MEISEN/HIMa) / RAVMB/ACH B HHP / 42 C D(ESLO)C(H) XXII. Grenzstein mit Jahreszahl, eingehauener Ziffer (Steinbuch 203, Stein Nr. 56) und wohl gekürztem Flurnamen an der Gemarkungsgrenze zu Desloch und Lauschied; Ausführung vermutlich wie Nr. XVIIff., heute verloren. 1569 / HHP / 43 XXIII. „Langer“ Grenzstein mit Jahreszahl und eingehauener Ziffer (Steinbuch 198, Stein Nr. 27) an der Gemarkungsgrenze zu Breitenheim, heute verloren. 1577 / 26 XXIV. Grenzstein mit Ortsnamen, Jahreszahl und eingehauener Ziffer (Steinbuch 206, Stein Nr. 52) an der Gemarkungsgrenze zu Rehborn, heute verloren. MEISENHEIM / REBORN / 1579 / 49 XXV. Grenzstein mit Jahreszahl und eingehauener Ziffer (Steinbuch 194, Stein Nr. 25) an der Grenze zu Odenbach (Lkrs. Kusel), wurde 1731 wegen einer Grenzstreitigkeit „gehoben“ und vermutlich durch einen neuen ersetzt, heute verloren. 1583 / 24 XXVI. Grenzstein mit Jahreszahl und eingehauener Ziffer (Steinbuch 194, Stein Nr. 22) an der Grenze zu Odenbach (Lkrs. Kusel), wurde 1680 durch einen neuen Stein ersetzt (vgl. Nr. XXXVII), heute verloren. 1585 / 21 XXVII. Grenzstein mit Jahreszahl und eingehauener Ziffer (Steinbuch 198, Stein Nr. 26) an der Grenze zu Breitenheim, heute verloren. 1595 / 25 XXVIII. Kleiner, wenig hängender Quader mit flachem Kopf und Weisung an der Grenze zu Breitenheim und Desloch (Steinbuch 198, Stein Nr. 29). An der Ostseite Inschrift (A) mit Ortsname und Jahreszahl, an der Südseite eingehauene Ziffer (B), an der Westseite Ortsname (C). Dieser Grenzstein wurde 1977 von K. Dick erfaßt (vgl. Stein Nr. IV). Nach Dick. H. 35, B. 33, T. 15 cm. Kapitalis. A [MEISEN]/HEIM / 1595 B 28 C BREIDE/NAW XXIX. Mittelgroßer, wenig hängender Quader mit flachem Kopf und Weisung an der Grenze zu Breitenheim und Desloch (Steinbuch 198, Stein Nr. 29)5). Ausführung und Erfassung wie Nr. XXVIII. Nach Dick. H. 50, B. 26, T. 15 cm. Kapitalis. A PFALZ / MEISEN/HEIM / 1595 B 28 C BREID/ENAW XXX. Kleiner, geradestehender Quader mit flachem Kopf und ohne Weisung an der Grenze zu Odenbach (Lkrs. Kusel). Auf der Südwestseite umrahmte Jahreszahl (A), auf der Nordwestseite Zahl (B), auf der Nordostseite umrahmte Jahreszahl (C). Dieser im Steinbuch von 1612 nicht erwähnte Grenzstein wurde 1977 von K. Dick erfaßt (vgl. Stein Nr. IV). Nach Dick. H. 30, B. 37, T. 30 cm. A 1596 B 63 C 1596 XXXI. Grenzstein mit Jahreszahl, winkelförmiger Weisung und eingehauener Ziffer (Steinbuch 200, Stein Nr. 37) an der Grenze zu Desloch, heute verloren. 1602 / 34 XXXII. Grenzstein mit Jahreszahl und eingehauener Ziffer (Steinbuch 206, Stein Nr. 53)6) an der Grenze zu Rehborn, heute verloren. 1603 / 50 XXXIII. Vor 1612 gesetzter Grenzstein mit winkelförmiger Weisung, Abkürzung eines Flurnamens und eingehauener Ziffer (Steinbuch 198, Stein Nr. 31) an der Grenze zu Desloch, noch 1778 versetzt, heute verloren. HHP / 30 XXXIV. Vor 1612 gesetzter Grenzstein mit dem „in alten Buchstaben gehauenen“ Namen eines Adelsgeschlechts7) und eingehauener Ziffer (Steinbuch 206, Stein Nr. 50) an der Grenze zu Abtweiler, bereits 1784 zerbrochen und durch einen neuen ersetzt, heute verloren. LEWENSTEIN / 47 XXXV. Grenzstein mit Jahreszahl und eingehauener Ziffer (Steinbuch 194, Stein Nr. 21) an der Gemarkungsgrenze zu Odenbach (Lkrs. Kusel), heute verloren. 1613 / 20 XXXVI. Grenzstein mit Jahreszahl und bei der Neusetzung eingehauener Ziffer, die wohl von dem Vorgängerstein übernommen wurde (Steinbuch 194, Stein Nr. 23); Standort an der Grenze zu Odenbach (Lkrs. Kusel), heute verloren. 1654 / 22 XXXVII. Großer, geradestehender Quader mit flachem Kopf und ohne Weisung, wurde anstelle eines Vorgängersteines von 1585 (vgl. Nr. XXVI) am 4. Juli 1680 „durch hiesige Statt und Odenbacher Gericht“ neu gesetzt (Steinbuch 194, Stein Nr. 22). Auf der Südwestseite Inschrift (A) mit nach 1815 zugefügter Territorialbezeichnung, Ortsnamen und Jahreszahl; auf der Nordwestseite Zahl (B); auf der Nordostseite Inschrift (C) mit nach 1815 zugefügter Territorialbezeichnung, Ortsnamen und Jahreszahl; auf der Südostseite vom Vorgängerstein übernommene Ziffer (D). Der die Grenze zwischen Odenbach (Lkrs. Kusel) und Meisenheim, später die zwischen den Königreichen Preußen und Bayern und heute die zwischen den Landkreisen Kusel und Bad Kreuznach markierende Stein wurde 1977 von K. Dick erfaßt (vgl. Nr. IV). Nach Dick. H. 70. B. 28, T. 21 cm. Kapitalis. A K(ÖNIGREICH) B(AYERN) / GLAN/ODENN/BACH / 1680 B 67 C K(ÖNIGREICH) P(REUSSEN) / MEIS/EN/HEIM / 1680 D 21 Die Meisenheimer Grenzbegehung erfolgte jedes Jahr am 25. Mai, neben dem gesamten Stadtrat nahmen auch die Vertreter derjenigen Gemeinden teil, mit denen die Stadt eine gemeinsame Grenze hatte. Die Überprüfung der Grenzsteine erfolgte gemeinsam, Änderungen jeder Art wurden im Protokoll vermerkt. Sic! Das in Leder gebundene, 156 Seiten umfassende Exemplar wird im StA Meisenheim unter der Signatur Abt. 63 Nr. 1 verwahrt; es trägt folgenden Titel: „Der Stadt Meisenheim Bann-, Grentz-, Erben-, Bach- und Waydgangs-Steinbuch nach denen Begangnüssen anfangend 1608“. Die darin fol. 34ff. aufgezeichnete, „Vff Vrbani Anno 1612 (...) durch Schultheiß, Bürgermeister undt Rhate“ unternommene Grenzbegehung wurde 1983 von Anthes, Steinbuch 189-208 ediert. Vgl. Anthes, Steinbuch 189. – Im Steinbuch erwähnte Grenzsteine, die lediglich diese Ziffern in Verbindung mit Wappen oder verschiedenartigen Grenzzeichen aufweisen, werden im folgenden Katalog nicht berücksichtigt, da diese Ziffern auch auf nach 1689 angefertigte Grenzsteine übernommen werden konnten (vgl. etwa die Nrr. XXXVI und XXXVII). Diese (durchaus mühevolle) Überprüfung wäre ohne die freundliche Unterstützung des Meisenheimer Stadtarchivars Günter F. Anthes nicht möglich gewesen, der den Bearbeiter begleitete und ihm die Standorte der wenigen noch erhaltenen, meist versteckt liegenden Steine zugänglich machte. Anthes, Steinbuch 196f. Dieser und der vorhergehende Grenzstein stehen beieinander und tragen laut der Skizze von Dick jeweils die gleiche Nummer. Möglicherweise wurde einer von beiden – unter Übernahme der alten Inschriften – 1714 neu gesetzt (so Steinbuch). Das Steinbuch vermerkt dazu: „Nota: Es liegt auch noch ein alter Stein darbei, so Anno 1579 gesetzt worden“. Möglicherweise wurde der Grenzstein bereits im Jahre 1507 angefertigt und gesetzt, als Johann von Lewenstein mit dem bei Abtweiler gelegenen „Henne dem Dörfgen“ belehnt wurde; vgl. dazu Fabricius, Erläuterungen 318 und Nr. 494 von 1618. 7595 408 di034mz03k0030606 di034-0306 1 Spabrücken, Kath. Pfarrkirche 1551-01-01 1551-12-31 1551AAA0000000A3 1551 0 Grabinschrift für Peter von Leyen. Noch um 1765 in der mehrfach umgebauten Franziskaner-Wallfahrtskirche1) nachgewiesen. Ausführung unbekannt. Nach Würdtw. Epitaphienbuch. Im Jahr MDLI uff des heiligen Creutzerhöhung Tag des morgends um fünff uhren ist verschieden der Edel und Ernvest Peter von Leien deren Seelena) Gott ewiglich gnedig sei amen. 14. September 1551. Da sowohl die Antoniuskapelle auf Burg Argenschwang, seit 1406 Erblehen und wohl auch Sitz eines Zweiges der Familie von Leyen2) als auch die Martinskapelle3) im damaligen Ort Husen (heute Argenschwang) kein Begräbnisrecht hatten, wurde der Verstorbene in der benachbarten Pfarrkirche begraben. Peter von Leyen4) wird 1533 als Hofmeister bei den Herzögen von Pfalz-Simmern genannt und fungierte 1539 wohl auch als deren Amtmann zu Winterburg. Zusammen mit seiner Frau Anna von Dienheim erbaute er den sogenannten Leyen‘schen Hof in Kreuznach5). Sic! Vielleicht deutet der Plural auf die nicht überlieferte Grabinschrift seiner Ehefrau hin. Vgl. Kdm. 376. Vgl. Seibrich, Entwicklung 120 und Nr. 569 von 1665. Vgl. Nr. 432 von 1601. Vgl. zu ihm Rhein. Antiquarius II 16, 129 (mit dem Todesjahr 1552). Vgl. Nr. 307 von 1553. Würdtweinsches Epitaphienbuch 267. 7596 408 di034mz03k0030704 di034-0307 0 Bad Kreuznach, Hochstr. 45 1553-01-01 1553-12-31 1553AAA0000000A3 1553 2 Wappenstein mit Jahreszahl aus dem ehemaligen Leyen‘schen Burghaus bzw. Hof. Vermutlich seit dessen Abriß1) im Jahre 1784 in die Front des damaligen, heute als städtisches Verwaltungsgebäude genutzen Hintergebäudes eingelassen. Querrechteckiger, jüngst farbig gefaßter Sandstein; im vertieften Feld unter einem die Jahreszahl tragenden Flatterband ein beide Wappen haltender, wilder Mann. H. 61, B. 75, Z. 6 cm. · 1 · · 5 · 5 · · 3 · Leyen; Dienheim. Der in Diensten der Herzöge von Pfalz-Simmern stehende Peter von Leyen und seine Frau Anna von Dienheim2) erbauten ihr neues Domizil wohl an der gleichen Stelle des sich schon 14063) im Besitz derer von Leyen befindlichen Burghauses. Falls die überlieferten Daten stimmen, erlebte der bereits 1551 verstorbene und in Spabrücken bestattete Bauherr4) die Fertigstellung seines Hauses nicht mehr. Vgl. dazu ausführlich Geib 38ff. mit einer vor der Zerstörung angefertigten Umzeichnung der Vorderseite des mittlerweile Brambach‘schen, dann Weyher‘schen und schließlich Fürstlich Bretzenheim‘schen Hofes. Die damals neuerbaute Barockanlage wurde 1972 im Zuge der Stadtsanierung niedergerissen, vgl. dazu Senner, Stadtgeschichte (mit Aufnahmen beider Situationen). Vgl. Rick, Dienheim 155. Sie war eine Schwester des kurpfälzischen Oberamtmanns Johann von Dienheim, vgl. Nr. 329 von 1570. Vgl. die Belege bei Lehmann, Spanheim II 182f. Vgl. Nr. 306 von 1551 und Nr. 569 von 1665. Geib, Hist. Topographie I 39 (mit Abb.). Kdm. 104. Zimmermann, Kunstwerke 2 (1964) 7 (Nachzeichnung). NK (1979) mit Abb. S. 20. Ruser/Dellwing, Bad Kreuznach mit Abb. S. 114. Lipps, Entdeckungsreisen 22. 7597 408 di034mz03k0030802 di034-0308 0 Meisenheim, Schloßkirche 1553-01-01 1553-12-31 1553AAA0000000A3 1553 1 Grabplatte des pfalz-zweibrückischen Rates Simon III. Boos von Waldeck. Ursprünglich als Deckplatte seines Grabes rechts vor dem Chor im Boden der Kirche1), mittlerweile aufrecht an der Westwand der südlichen Seitenkapelle. Große, nach unten hin leicht konisch zulaufende Platte aus graugelbem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien; im Mittelfeld kunstvoll skulptiertes Vollwappen, umgeben von einem oben dreigeteilten, mit Akanthusblättern geschmückten Rundbogen, darüber eine querrechteckig eingetiefte, jedoch unbearbeitete Zone. Das linke obere Eck der Platte fehlt. H. 199, B. 102 (oben) 94 (unten), Bu. 6,5 cm. Kapitalis. [A]NNO 1553 · DIE 16 AVGVSTIa) / MORTVVS EST · VIR NOBILITATE ET VIRTVTE CLARVS / SIMON BOS · A · WALDECK · / CONSILIARIVS INCLITI DVCIS PALATINI WOLFGANGI · ETb) C(ETERA) Im Jahr 1553, am 16. August, verstarb der durch Adel und Tapferkeit berühmte Mann Simon Boos von Waldeck, Rat des erlauchten Herzogs der Pfalz, Wolfgang etc. Boos von Waldeck. Die exzellent gehauene Kapitalis unterstreicht durch ihre fast durchgehend in scriptura continua gehaltene Wortfolge den ausgewogenen Charakter der Grabplatte. Wohl wegen seiner militärischen Verdienste wurde dem Verstorbenen zusätzlich zu der vorliegenden Grabplatte ein zweites, jetzt aber figürliches Grabdenkmal mit einer in gebundener Rede versehenen Grabinschrift errichtet2). T aus Platzmangel kleiner geschrieben. ET in Form eines tachygraphischen Zeichens. – Die Kürzung verweist wohl auf die zahlreichen Titel des Herzogs, vgl. dazu Nr. 340. Vgl. Helwich, Op. gen. I fol. 268 und Heintz. – Lehfeldt (1886) erwähnt die Platte noch nicht. Vgl. folgende Nr. 309. Heintz, Schloßkirche 255. Kdm. 262. Fröhlich/Zimmermann, Schloßkirche 68 (übers.). Drescher, Schloßkirche 34 (übers.). Pies, Waldeck 225. Anthes, Boos von Waldeck 27 7598 408 di034mz03k0030902 di034-0309 0 Meisenheim, Schloßkirche 1553-01-01 1578-12-31 1553AAF0000000A3 kurz nach 1553 1 Epitaph für den pfalz-zweibrückischen Rat Simon III. Boos von Waldeck, im Schiff an der Ostwand der südlichen Seitenkapelle. Zwischen zwei Gesimsen mit aufgesetzter Muschel und umrahmenden Akanthusblättern Rollwerktafel mit achtzeiliger Inschrift. Darunter befindet sich die lebensgroße, flachreliefierte Figur des Verstorbenen frontal in voller Rüstung, offenem Visier und gefalteten Händen auf einer profilierten Platte mit je vier unbezeichneten Vollwappen auf den nach außen abgeschrägten Pilastern. Das Gesicht dürfte porträtähnliche Züge zeigen. Den Abschluß des aus graugelbem Sandstein bestehenden Grabdenkmals bildet ein 60 cm hoher, (dazugehöriger?) profilierter Sockel. H. 420 (mit Sockel), B. 130, Bu. 5 cm. Kapitalis. HOS NVMERAT PROAVOS VETERI DE STIRPE CREATOS, ORTVS AB ANTIQVA NOBILITATE SIMON, SED DECVS HOC, INGENS VIRTVS ORNABAT IN IPSO, ILLVSTRI SEMPER CONCOMITATA FIDE. DA PRECOR ALME DEVS STIRPE VT NASCANTVR AB ILLA PLVRES QVI SIMILI TE PIETATE COLANT ET QVI VIRTVTIS VERA ORNAMENTA SEQVANTVR HAC ORNENTQ(VE) SVAM NOBILITATE DOMVM. Diese aus altehrwürdigem Stamm Entsprossenen zählt zu seinen Ahnen Simon, (selbst) aus altem Adel entsprungen; aber diesen Schatz verzierte in ihm selbst eine außerordentliche Tugend, die stets begleitet wurde von hervorragendem Glauben. Gib, so flehe ich, gütiger Gott, daß aus diesem Geschlecht noch viele geboren werden, die dich in ähnlicher Frömmigkeit verehren und die dem wahren Schmuck der Tugend folgen und durch diesen Adel ihrem Haus zur Zierde gereichen. Vier Distichen. Boos von Waldeck, Marschall von Waldeck zu Iben1), Lewenstein, Schenk von Schmidtburg; Cratz von Scharfenstein, Schönburg auf Wesel, Sötern, Wallbrunn. Die zum Teil in scriptura continua gehaltene Inschrift besteht aus vier lateinischen, mit leicht überhöhten Anfangsbuchstaben versehenen Distichen. Durch eine bewußte Sperrung in der ersten Zeile entsteht ein Binnenreim, der diese Stelle hervorhebt und auch formal auf die inhaltliche Verbindung zwischen Inschrift und Ahnenwappen aufmerksam macht. Die von der gleichnamigen Burg im Baybachtal (Hunsrück) stammenden Boos von Waldeck bewohnten in Meisenheim einen der schönsten Adelshöfe (Obergasse 26)2). Simon III.3) wurde 1526 geboren, als erstes von insgesamt 18 Kindern aus der zweiten Ehe des kurfürstlich-trierischen und kurfürstlich-pfälzischen Amtmanns und Ritters Simon II. Boos von Waldeck (†1561) mit Margaretha Katharina Cratz von Scharfenstein4). Simon III. amtierte als Pfalz-Zweibrücker Rat mit Wohnsitz in Meisenheim. 1553 nahm er am Feldzug Kaiser Karls V. gegen Frankreich teil und fiel am 16. August während der erfolglosen Belagerung von Metz5). Da Simon III. zeitlebens unverheiratet blieb, dokumentieren die acht Ahnenwappen vier Generationen seiner elterlichen Vorfahren6). Den Meisenheimer Zweig der Familie setzte sein ebenfalls in der Schloßkirche beigesetzter Bruder Anton7) fort. Die Datierung dieses wohl von seinem Vater in Auftrag gegebenen, für einen ritterschaftlichen Adeligen ungewöhnlichen und beeindruckenden, ganz der Renaissance verpflichteten Grabdenkmals, richtet sich nach den Todesdaten des Verstorbenen, die sich auf seiner ebenfalls erhaltenen, einfachen Grabplatte befinden8). Kdm. identifiziert es fälschlich mit Rüdesheim (bei Bad Kreuznach). Vgl. zur Baugeschichte Nr. 240 XI von 1669 und Anthes 10ff. Vgl. dazu und zum Folgenden Anthes 15 und 22ff. – Die Angaben bei Pies, Waldeck 222ff. und Stammtafel V/2 beruhen auf Verwechslungen und sind daher falsch. Tochter des in Sobernheim begrabenen Caspar Cratz von Scharfenstein, vgl. Nr. 241 von 1512. Vgl. Humbracht, Zierde Taf. 125. Vgl. Nr. 222 von 1502 und die Aufschlüsselung der ersten drei Generationen bei Anthes 25. Erhalten haben sich Grabplatte und Totenschild, vgl. Nrr. 360f. von 1585. Vgl. die vorhergehende Nr. 308. Wickenburg, Thesaurus Palatinus II 6 (Zeichnung). Crollius, Denkmahl 19, Anm. **. Heintz, Grabmäler Nr. 101. Heintz, Schloßkirche 254. Kdm. 263 und Taf. XI. Fröhlich/Zimmermann, Schloßkirche 66 (übers.) mit Abb. 12. Drescher, Schloßkirche 34 (übers.). Pies, Waldeck 225. Anthes, Boos von Waldeck 23. 7599 408 di034mz03k0031005 di034-0310 0 Kirn, Evang. Pfarrkirche 1554-01-01 1554-12-31 1554AAA0000000A3 1554 1 Grabplatte des Kirner Schultheißen Hans Schroeder. Vermutlich seit der Renovierung der Kirche 1890-941) in der Turmhalle links vom Eingang senkrecht an der Wand befestigt. Große, schmale Platte aus Kalkstein mit Umschrift zwischen Linien, die sich im oberen Mittelfeld in zwei Zeilen fortsetzt. Darunter eingetieft das von den Initialen des Verstorbenen umgebene Wappen. Im verbleibenden Feld fügte man 1589 eine weitere Grabinschrift2) samt Wappen hinzu. Der Stein wurde mit olivgrüner Farbe dick überstrichen, die linke Leiste ist erheblich beschädigt. H. 190, B. 80, Bu. 7 cm. Kapitalis. ANNO · M · D LIIII / VF · SONTAG QVASI · MODO · GENITI · STARB / DER · ERNHAFT / HANS · SCHROEDERa) [SC]HV[L]THEIS · ZV · KIRN · // DEM · GOT · GNE/DIG · SEI · AMEN 1. April 1554. Schroeder (im zehnmal geteilten Feld ein schrägrechter Fluß). Wappenbeischrift: · H · / · S Die in großen Buchstaben eingehauene Schrift zeigt als Zierformen halbkreisförmige Ausbuchtungen beim Balken des H und bei I. Der 1542 als wild- und rheingräflich-kyrburgischer Rat3) genannte (Ober)Schultheiß war den 14 das Ortsgericht bildenden Kirner Schöffen als Vertreter der wild- und rheingräflichen Ortsherrschaft vorgesetzt und hatte somit die einflußreichste und wichtigste Stellung in der Stadt inne. Er leitete die Gerichtssitzungen, vereidigte die Bürgermeister und die anderen Gemeindebeamten, stellte Urkunden aus, sorgte für die öffentliche Sicherheit und hatte die Aufsicht über das Rechnungswesen der Gemeinde4). Bei dem 1596 bis 1613 amtierenden, gleichnamigen Kirner Oberschultheißen5) könnte es sich um seinen Sohn gehandelt haben. E klein dem O eingeschrieben. Vgl. Clemen, Restauration 27f. Vgl. Nr. 371. Vgl. Penningroth, Beiträge Nr. 11. Vgl. dazu etwa C. Velten, Recht und Gericht im alten Kreuznach, in: KHbll. 1 (1956) 4 und v.a. Ohlmann, Kirn 203ff. Vgl. Ohlmann, Kirn 205. Kdm. 200. Peitz, Kirche 20. 7600 408 di034mz03k0031103 di034-0311 0 Kellenbach, Evang. Pfarrkirche 1554-01-01 1554-12-31 1554AAA0000000A3 1554 1 Grabplatte des Daniel von Kellenbach. Ehemals im Fußboden, wurde sie im Jahr 1953 anläßlich der Renovierung der Kirche freigelegt1) und links vom Chorbogen plan in die Wand eingelassen. Schmale Platte aus weißlichem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien; im Mittelfeld reliefiertes, von vier kleineren Wappen begleitetes Vollwappen, umgeben von einem oben dreigeteilten, mit Blattwerk geschmückten Rundbogen. Die Platte ist abgetreten, das rechte obere Eck gebrochen und geflickt. H. 188, B. 75, Bu. 5,5 cm. Kapitalis. ANNO D(OMI)NI · 1554 · DEN / 24 TAG MAII · IST DER EDEL VND ERENVEST DANIEL / VON KELLENBACH / AVS DISER WELT VERSCHIDEN DER SELEN GOT GENADE · Kellenbach; Kellenbach, Helfenstein2); Allenbach, Morsheim. Die Herren von Kellenbach werden aufgrund ihrer frühen Verwandtschaft als 5. Stamm dem weitverzweigten Geschlecht derer von Steinkallenfels zugerechnet, mit denen sie das gleiche Wappenbild führen3). Die Familie scheint vom 13. Jahrhundert an bis weit in die frühe Neuzeit hinein ihren Sitz in dem namengebenden Ort gehabt zu haben; sie ließ die dem hl. Vitus geweihte Kirche erbauen4) und hatte Teil am Kellenbacher Hochgericht. Daniel von Kellenbach war seit 1518 mit Amalie, einer Tochter aus der zweiten Ehe des Konrad von Allenbach mit Anna von Morsheim5) verheiratet und dürfte mit ihr ein aus diesem Anlaß neu errichtetes Haus in der Nähe des Kellenbacher Hofgutes bezogen haben6). Noch im Jahr 1549 gab er das Dorf Weitersborn seinem Vetter Friedrich von Lewenstein (zu Steinkallenfels) zu Lehen7). Simon, eines der fünf Kinder des Ehepaars, nahm in Meisenheim pfalz-zweibrückische Dienste an, erwarb dort den daraufhin sogenannten Kellenbacher Hof8) und wurde – wie auch sein jüngerer Bruder Gerhard9) – in der dortigen Schloßkirche begraben10). Nach Kdm. An diesen Platz gehört eigentlich das Wappen seiner Mutter Elisabeth von Sirck (mit drei Muscheln belegter Schrägbalken), nicht das hier gewählte seiner Großmutter Maria von Helfenstein. Der Grund dieser Abweichung könnte darin liegen, daß seine Mutter in erster Ehe mit Frank von der Leyen verheiratet war; vgl. Möller, Stammtafeln AF III Taf. CXXV. Vgl. ausführlich Conrad, Steinkallenfelser Adel 11 (1961) 3ff. Vgl. die Glockeninschrift Nr. 122 von 1442. – 1765 wurde zwischen Turm und Chor eine neues Langhaus eingeschoben, vgl. Metternich, Instandsetzung 113. Vgl. Conrad, Allenbach 150f. Vgl. Nr. 253 mit Jahreszahl und dem bisher ungedeuteten Wappen der Ehefrau. Vgl. zu ihm Nr. 363 von 1586. Vgl. Nr. 240 IV von 1530. Vgl. Nr. 384 von 1591. Vgl. zu seinem verschwundenen Grabdenkmal von 1600 Helwich, Op. gen. IV fol. 326 und Heintz, Schloßkirche 271. Kdm. Rhein-Hunsrück-Kreis 1, 505. 7601 408 di034mz03k0031201 di034-0312 1 Bad Kreuznach, ehem. Franziskaner-Kloster 1554-01-01 1554-12-31 1554AAA0000000A3 1554 0 Grabdenkmal für einen unbekannten Franziskaner. Noch 1660 im Boden des Südflügels des Klosterkreuzgangs nachgewiesen, vermutlich verschwunden während des nach 1700 erfolgten Klosterneubaus. Kleiner Stein mit damals bereits unleserlicher Umschrift, eindeutig überliefert sind lediglich die Jahreszahl und ein eingehauener Kelch. Nach Bürvenich. 1554 Aufgrund des Priesterkelches dürfte es sich bei dem Verstorbenen um einen Franziskanerpater gehandelt haben. Bürvenich bietet eine sich vermutlich auf einen Nekrologeintrag gründende Identifizierung1) mit Philipp Hitzfeld an, dem im gleichen Jahr zu Kreuznach verstorbenen Vize-Guardian des Limburger Franziskanerklosters. „in 3o [lapido] 1554 quo obÿt Cucenaci 29 Julÿ v(enerabilis) p(ater) Philippus Hitzfeldiae Vice Guardian(us) Limpurgensis“. Bürvenich, Annales 426. Stein, Kloster 100 (nach Bürvenich). 7602 408 di034mz03k0031309 di034-0313 0 Meisenheim, Schloßkirche 1557-01-01 1557-12-31 1557AAA0000000A3 1557 2 Epitaph für das Freifräulein Margarethe von Schwarzenberg, befestigt an der Westwand des nördlichen Seitenschiffs. Hochrechteckige, farbig gefaßte Holztafel mit profiliertem, oben dachartig überstehendem Rahmen, darin innen die gemalte Inschrift (A). Das gesamte Mittelfeld ist ebenfalls gemalt und zeigt eine ovale, von einem Perlstab begleitete Rollwerkkartusche mit 26zeiliger Inschrift (B), wobei die oberen und unteren Zwickel von je einem mit Blüte, Fruchtgehänge und Weintrauben flankiertem Ahnenwappen gefüllt werden. Abgesehen von Holzwürmerbefall und einigen senkrecht verlaufenden Rissen befindet sich das Epitaph in einem guten Zustand, der wohl auf die bis 1892 andauernde Verwahrung in einer geschlossenen Kammer der Kirche zurückzuführen ist1). H. 125, B. 68, Bu. 2-4 cm. Fraktur. A d(er) Christlich abscheidt frewli(n) Margrethe(n) vo(n) Schwartze(n)burg B Mitwochs / den 13 tag Octobris Nach Chr=/isti geburt vnsers liebe(n) herre(n) vn(d) heilandts / · 1 · 5 · 5 7 · Ist d(as) wolgeborne frewli(n) Margareta freÿin / zu schwarze(n)burg In rechter warer bekantnus vnd / Anruffung des suns gottes vnsers liebe(n) herre(n) vnd getre=/we(n) seligmachers vnsers herre(n) Jesu christi Vngeuerlich ein / virteil stundt vor acht vhren nach mittag Als sie Zuuor sambs=/tags de(n) · 9 · tag ernents Monats vor de(n) hoffprediger Zu Meise(n)heim / vnd ander vil mer christliche(n) perschone(n) Ire bekantdnus des glaubens / gethon vnd darauff mit grosse begirde(n) vnd andacht das hochwirdig / Sacrament des leibs vnd bluts Christi enfangen auch die gantze ze=/it Irer schwacheit das creutz ir von gott auff gelegt mit grosser / gedult willigklich gedragen vnd gott den herre(n) offtmals vmb ei(n) / seligs stundlin vnd gnedige(n) abschidt von diser welt vnerschrocke(n) / gebetten Gantz sanfft vnd still gleich eine(r) schlaffenden In dem / herre(n) Christo auß dem Jamertal vngezweiffelter hoffnung / In die ewig freudt vnd seligkeit verscheiden vnd volgens / den 15 Octobris In die pfarkirchen zu Meisenheim / Ehrlich begraben vnd zum erdtrich bestatt worden / Ir alter ist 19 Jar 〈..〉 monat 〈..〉 tag Der / Almechtig Gott woll ir vnd vns / Allen miteinander vmb seines / sons Jesu Christi willen / ein fröelich Aufferstehung / verleihenn Schwarzenberg (siebenmal schräglinks geteilt), Grafen von Castell; Guttenberg (Rose), von der Thann (nach rechts gekrümmte Forelle). Die elegant gemalten Buchstaben zeigen neben den für die entwickelte Fraktur charakteristischen verschnörkelten Ober- und Unterlängen die konsequent durchgeführte mandelförmige Gestaltung von d und o sowie das ebenfalls typische einstöckige a. Die Verstorbene gehört trotz des ähnlichen Wappens nicht zum naheländischen Geschlecht der Schwarzenberg zu Wartenstein2), sondern entstammt vielmehr der fränkischen Großfamilie Seinsheim-Schwarzenberg. Dieses Geschlecht3) spaltete sich in zahlreiche Linien auf, wurde 1429 in den Freiherren-, 1566 in den Reichsgrafen- und 1670 in den Fürstenstand erhoben. Margarethe war die letztgeborene Tochter des brandenburgisch-ansbachischen Amtmannes Wolfgang von Schwarzenberg und seiner Frau Osanna von Guttenberg4). Wie ihre Schwester Amalie am kurpfälzischen Hof in Heidelberg, dürfte auch sie sich als Hoffräulein an der Zweibrücker bzw. Meisenheimer Residenz des Herzogs Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken und seiner Frau Anna5) aufgehalten haben. Die Inschrift gewährt einen guten Einblick in die religiöse Organisation der letzten Lebenstage einer jungen protestantischen Adeligen, der nach langer Krankheit ein erwünschter, sanfft(er) Tod6) beschieden war. Hofprediger war zu dieser Zeit Georg Codonius. Vgl. Heintz, Schloßkirche 253. So ebd. 262. – Die einheimischen Schwarzenberg hatten ihr Erbbegräbnis in Hennweiler (vgl. die Registereinträge) und führten im Gegensatz zum Wappen der Verstorbenen in gold zwei schwarze Balken. Vgl. dazu ausführlich Fugger, E. Graf von, Die Seinsheims und ihre Zeit. Eine Familien- und Kulturgeschichte von 1155-1890. München 1893, sowie Europ. Stammtafeln NF V Taf. 103-120. Vgl. Europ. Stammtafeln NF V Taf. 112. Vgl. ihr gemeinsames Epitaph Nr. 340. Vgl. zum gefürchteten Gegenteil R. Mohr, Der unverhoffte Tod. Theologie- und kulturgeschichtliche Untersuchungen zu außergewöhnlichen Todesfällen in Leichenpredigten (Marburger Personalschriften-Forschungen 5). Marburg 1982. Heintz, Grabmäler Nr. 104. Heintz, Schloßkirche 261f. C. Pöhlmann, Das Grabdenkmal der Margarethe von Schwarzenberg in der Schloßkirche zu Meisenheim, in: Westpfälzer Gbll. XIX (1917) 43f. Kdm. 263. Fröhlich/Zimmermann, Schloßkirche 68f. 7603 408 di034mz03k0031407 di034-0314 1 Kirn, Evang. Kirche 1560-01-01 1560-12-31 1560AAA0000000A3 1560 0 Grabplatte für Petrus Siegel, erster protestantischer Pfarrer von Kirn. Die Platte lag ursprünglich im Chor der ehemaligen Stiftskirche, wurde bei der Einführung des Simultaneums 1684 von dem durch die Katholiken eingebauten Hochaltar teilweise verdeckt und wohl 1752 bzw. erst bei der grundlegenden Renovierung der Kirche 1890-94 beseitigt1). Ausführung und Aussehen unbekannt2). Nach Religions-Beschwehrden. Hoc saxo tegitur R(everendus) in Christo Pater, ac D(ominus) Dominus Petrus Siegel, qui cum duos et triginta annos, huic Ecclesiae, quantumvis frementibus adversariis, Evangelium Christi pure sincereque, neglectis hominum figmentis, tradisset, ex hac aerumnosa vita, immortalia percepturus praemia, decessit anno Salutis MDLXXVa) Octobris; aetatis suae LXXV. Von diesem Stein wird der ehrwürdige Vater in Christo und Herr, Herr Petrus Siegel bedeckt, der, nachdem er 32 Jahre lang an dieser Kirche – so sehr seine Gegner auch tobten – das Evangelium Christi rein und unverfälscht nach Ausmerzung aller menschlicher Zutaten gepredigt hatte, aus diesem jammervollen Leben geschieden ist, um den unsterblichen Lohn zu empfangen, im Jahre des Heils 1560, den 15. Oktober, im 75. Jahre seines Lebens. Die Pfarrkirche in Kirn wurde 1467 auf Wunsch der Wild- und Rheingrafen Gerhard3) und Johann IV.4) in den Rang eines Stifts mit anfänglich vier Kanonikern erhoben, später um einen Kaplan und einen Pfarrer auf sechs Stellen erweitert5). Der (nach Ausweis seiner Grabinschrift) 1485 in Kirn wohl als Sohn eines Bäckers geborene Siegel bezog am 13. Oktober 1518 die Universität zu Wittenberg6), wurde 1521 von den Wild- und Rheingrafen erfolglos für die Pfarrstelle im damaligen Münster am Stein vorgeschlagen und ist dann erst wieder in den Jahren 1536, 1538, 1542 und 1548 als Spitalmeister und ehemaliger Konventsbruder, schließlich als Pfarrer in Kirn urkundlich nachweisbar7). Jedenfalls ging der Verstorbene schon lange vor der offiziellen Einführung der Reformation im Jahre 1555 seiner in der Inschrift genannten Tätigkeit als (verheirateter) protestantischer Geistlicher nach8) – ein von ihm an einen Wild- und Rheingrafen geschriebener (undatierter) Brief kündigt jedenfalls mutig seinen entsprechenden vorzeitigen Gesinnungswechsel an, „ob es deren (Gnaden) gewellig (gefällig) oder nit“9). Mit den sich ihm widersetzenden Gegnern dürften wohl vor allem die sich noch in Amt und Würden befindlichen, um ihre Pfründe bangenden Stiftsherrn gemeint sein. Die vorgenommene, vom überlieferten Text abweichende Datierung richtet sich nach Penningroth, der anhand einer in Kirner Gerichtsprotokollen festgehaltenen Erbschaftsklage überzeugend nachgewiesen hat, daß Siegel vor 1561 verstorben sein mußte. Glaser, Penningroth, Peitz und Ohlmann geben das Jahr 1752 an; vgl. dagegen Schneiders Notiz aus dem Jahre 1854 („der heutige Hochaltar der Katholiken bedeckt mit seinem Fuße den Grabstein“) und zusammenfassend Kdm. 197 mit Abb. 137, die den Zustand des katholischen Chors noch vor Lösung des Simultaneums 1891 zeigt. Religions-Beschwehrden bringen den Text nach einer vom kaiserlichen Notar Gisbert Lamers beglaubigten und lediglich die Ortsangabe vorausschickenden Abschrift, die im Verlauf konfessioneller Streitigkeiten als Beweis für den protestantischen Charakter der Kirner Pfarrkirche angeführt wurde. Vgl. seine Tumbendeckplatte Nr. 145 von 1474 in der evang. Kirche in Kirn. Vgl. seine verlorene Grabinschrift Nr. 150 von 1476. Vgl. Schneider 165f. und Kdm. 194f. Vgl. W. Rotscheidt, Rheinländer in der Matrikel der Universität Wittenberg, in: MRKg 24 (1930) 25. Aus diesen Angaben kann auf seinen früheren Stand als Mönch geschlossen und sein mit 33 Jahren verhältnismäßig später Studienbeginn erklärt werden. Vgl. Zimmermann, Gemeinde 10, sowie Penningroth, Ohlmann und Peitz 4. Er dürfte sich um 1525 mit einer ebenfalls aus Kirn stammenden Frau namens Gertrud verheiratet haben, mit der er einen Sohn Wendel hatte. Laut Inschrift müßte er seit 1528 als Pfarrer tätig gewesen sein. Vgl. die Auszüge bei Schneider 166f. und die Paraphrase des Briefes bei Back, Kirche II 83. Religions-Beschwehrden fol. f. Schneider, Notizen II (nach Eintrag 1559). Schneider, Nachrichten 232. -Rhein. Antiquarius II 19, 260. Offermanns, Kirn 29 (übers.). Glaser, Pfarrer-Verzeichnis 26. Penningroth, Beiträge Nr. 13. Ders., Pfarrergeschichte 49. M. Ohlmann, Beiträge zur Geschichte der Kirner Kirche bis zur Reformation, in: Hbl. Kirn 14 (1924) Nr. 11. Kdm. 197. Ohlmann, Kirn 93. Peitz, Kirche 4f. 7604 408 di034mz03k0031505 di034-0315 1 Kirn, Evang. Pfarrkirche 1561-01-01 1561-12-31 1561AAA0000000A3 1561 0 Grabinschrift für den Wild- und Rheingrafen Philipp Franz, schon vor 1765 bzw. 1784 verloren1). Laut der überlieferten Inschrift war der umfangreiche Text auf einer sich über dem Grab befindlichen Säule angebracht. Nach Roos. Epithavium Generosi Comitis D(omini) Philippi Francisci Rheingraviia). Anno M: D: LXI. 3 calendarum Febr(uarii) obiit Naumburgi Thuringiae in Amplissimo S(acri) R(omani) Imperii Electorum ac principum conventu generosus comes Philippus Franciscus Rhingravius[,] Dunam 3 Idus Februarii advectus, et postridie ad columnam hic bassim sepulturae datus, virium pietate ac virtutum, tum plurimarum rerum nisu clarus, vernacula et gallica lingua facundus, comes liberalis, maximeque humanus, corporis statura, viribus, forma, moribusque heroicis pro caeteris conspicuus, non solum a plebei et equestris ordinis hominibus, verum totius etiam germaniaeb) principibus potentissimisque sui seculi regibus plurimum adamatus. Verum Dei cultum ac veram Evangelii doctrinam primus in patriam revocavit, suisque restituit, gentibus et praematura morte ereptus, ingentem tactum perpetuumque sui desiderium reliquit. Superstites habuit generosae indolis summaeque spei liberos Margaretham2), Salomen Elisabetham3), Joannem Philippum4), Fridericum5), Albertum6), Christophorum7) et Adolphum8), sororem et Margaretham comitissam ab Erpach9), prudentissimam, honestissimam atque sanctissimam, fratrem germanum Joannem Philippum10) Rhingravium equestris apud gallosc) ordinis ducem clarissimum, qui ob res in bello praeclare gestas nomen sibi in universam Europam immortale peperit, atque ipsius adeo Germaniae dans et omamend), tum is tanto amore fideque hos ex fratre nepotes in tutelam suam recepit, ut non tam amisisse parentem dici potuerinte), pia et summa observantia coluerint, ipsorumque patri clarissimo hoc monumentum pietatis erga eum posuerunt. Epitaph des edlen Grafen, Herrn Philipp Franz, Rheingraf. Im Jahre 1561, am dritten Tag vor den Kalenden des Februar (30. Januar) starb zu Naumburg in Thüringen während der glanzvollen Versammlung der Kurfürsten und Fürsten des Heiligen Römischen Reiches der edle Graf Philipp Franz, Rheingraf; er wurde am dritten Tag vor den Iden des Februar (11. Februar) nach Dhaun zurückgebracht und tags darauf zu Füßen dieser Säule dem Grab übergeben. Berühmt durch die Frömmigkeit seiner Stärke und Tapferkeit, ebenso wie durch seine Inangriffnahme sehr vieler Dinge, redegewandt in seiner eigenen wie in der französischen Sprache, ein hochherziger und zutiefst menschlicher Fürst, an körperlicher Statur, Stärke, Gestalt und Sitten vor den übrigen Helden bedeutend; nicht nur von den Menschen des plebejischen und des Ritterstandes hochgeliebt, sondern ebenso von den Fürsten ganz Deutschlands und den mächtigsten Königen seiner Zeit. Er hat die wahre Verehrung Gottes und die wahre Lehre des Evangeliums als erster in das Vaterland zurückgerufen und sie für seine Untertanen wiederhergestellt, und durch einen allzu frühen Tod hinweggerafft, hinterließ bei ihnen eine überaus große Trauer und ein ewiges Verlangen nach ihm. Er hatte Kinder von edler Anlage und großer Hoffnung, die ihn überlebten, nämlich Margaretha, Salome Elisabeth, Johann Philipp, Friedrich, Albert, Christoph und Adolph. (Ihn überlebte auch) seine weise, überaus ehrenhafte und hochehrwürdige Schwester Margaretha, Gräfin von Erbach und sein leiblicher Bruder, der Rheingraf Johann Philipp, der hochberühmte Führer bei der französischen Reiterei, der seinen Namen durch glänzend vollbrachte Kriegstaten im gesamten Europa unsterblich machte, wobei er auch noch zusätzlich eine Zierde Deutschlands selbst abgab, als er (nämlich) seine Neffen brüderlicherseits mit solcher Liebe und Treue in seine Vormundschaft nahm, daß von ihnen kaum gesagt werden konnte, sie hätten ihren Vater verloren, (sondern) daß sie (vielmehr) ihn (den Bruder) mit frommer und höchster Achtung verehrten; und dem hochberühmtem Vater derselben setzten sie dieses Denkmal aus Frömmigkeit. Der 1518 geborene, älteste Sohn des Wild- und Rheingrafen Philipp11), Stifter der Linie zu Dhaun, heiratete zwanzigjährig die Grafentochter Maria Ägyptiaca von Öttingen12). Mit seinem inschriftlich genannten Bruder Johann Philipp13) einigte er sich über die Aufteilung der Herrschaft mit dem bemerkenswerten Nebeneffekt, daß beide Grafen während des Feldzugs Karls V. nach Frankreich 1542-44 auf verschiedenen Seiten kämpften14). Wohl wegen seiner Treue zu Kaiser und Reich schloß sich Philipp Franz, der auch Kurpfalz, Kurtrier und Pfalz-Zweibrücken als Geheimer Rat zur Verfügung stand, trotz Drängen der befreundeten Fürsten nicht dem Schmalkaldischen Bund an, unternahm vielmehr in dieser kritischen Zeit mehrere Reisen nach England und begab sich in dortige Dienste15). Erst nach Abschluß des Augsburger Religionsfriedens von 1555 bekannte er sich offen zur protestantischen Sache und führte in seinen Ländern die Reformation durch. Sein plötzlicher Tod auf dem Naumburger Fürstentag (20. Januar bis 8. Februar 1561) wurde wohl durch einen Schlaganfall verursacht16). Der Leichnam wurde in Naumburg eine Zeitlang öffentlich aufgebahrt, dann nach Schloß Dhaun überführt und schließlich in „Kirn in der Pfarrkirch zur Erde bestattet“17). Laut Inschrift stifteten seine Geschwister Johann Philipp und Margaretha das ungewöhnliche Grabdenkmal. Bei dem ersten Satz dürfte es sich um die Überschrift der Roos‘schen Vorlage (vgl. Anm. 1) handeln; die eigentliche Inschrift begann dann erst mit Anno. – Für hilfreiche Hinweise zu Kommentar und Übersetzung danke ich Dr. phil. habil. Ernst-Dieter Hehl, Mainz, sowie Dres. Luise und Klaus Hallof, Berlin. Sic! für germaniae. Sic! für gallos. Sic! wohl für ornamen. Im Folgenden fehlt das zu non tam gehörende quam. Bereits das um 1765 angelegte Würdtweinsche Epitaphienbuch verzeichnet dieses Grabdenkmal nicht mehr. Roos, der damalige wild- und rheingräfliche Archivar, gibt als seine Quelle ihm abschriftlich vorliegende „Prozeß=Acten“ an, „worinn (auf dessen Ruhestätte gesetzte Lobschrift) glaubwürdig aufbehalten ist“ (S. 54). 1540-1600, verheiratet mit Johann Gerhard Graf von Manderscheid-Blankenheim. 1540-1579, verheiratet mit Sebastian von Daun-Oberstein. Ihre Schwester Salome verstarb früh, vgl. Rhein. Antiquarius II 19, 61. 1545-1569, Oberst in französischen Diensten, verheiratet mit Diane de Dompmartin. Nach seinem Tod wurde er nach St. Johannisberg überführt und dort beigesetzt, ohne daß sich von ihm ein Grabdenkmal erhalten hätte; vgl. Roos, Landesrechnungen 16f. 1547-1608, Oberst in französischen Diensten, setzte durch seine drei Ehen mit Franziska Gräfin zu Salm, Anna Emilie von Nassau-Weilburg und Sibylle Juliane von Isenburg-Birstein die Linie fort. Geb. am 01. Februar 1553. Stifter der Linie zu Grumbach, vgl. sein Epitaph Nr. 367 von 1586/87 in St. Johannisberg. Stifter der jüngeren Linie zu Dhaun, vgl. seine Grabplatte Nr. 451 von 1606 in St. Johannisberg. 1521-1576, verheiratet mit Graf Eberhard XIV. von Erbach. Vgl. zu ihren Grabdenkmälern Nikitsch, Begräbnisstätte 113 mit Taf. 13 und 120 mit Taf. 26. 1520-1566, vgl. zu ihm Nr. 367 von 1586/87 mit Anm. 12. Vgl. sein Epitaph Nr. 257 von 1521 in St. Johannisberg. Vgl. Europ. Stammtafeln NF IV Taf. 98. Er sollte unverheiratet bleiben und eine wissenschaftliche Laufbahn einschlagen, nahm aber rasch französische Dienste an; vgl. oben Anm. 10 und H. Schnell, Wild- und Rheingraf Johann Philipp der Ältere – Biographische Notizen, in: MrhL 15 (1966) 312-315. Vgl. dazu ausführlich Nr. 291 von kurz nach 1544. Vgl. seinen diesbezüglichen Briefwechsel mit König Eduard VI. von England bei Roos 27-32 und 57-62 (mit der ausdrücklichen Vereinbarung, keinesfalls gegen Kaiser und Reich ziehen zu wollen). Vgl. Rhein. Antiquarius II 19, 63. Laut einem am 7. Februar 1561 von den wild- und rheingräflichen Sekretären ausgestellten Benachrichtigungsschreiben über den erfolgten Tod und die sich anschließenden Modalitäten der Begräbnisfeierlichkeiten; vgl. dazu Roos 71f. Roos, Nachrichten 55f. Barthold, Philipp Franz 415 (virium - facundus). Rhein. Antiquarius II 19, 64 (wie Barthold). 7605 408 di034mz03k0031603 di034-0316 2 Bad Kreuznach 1561-01-01 1671-12-31 1671BAA8439AABA3 1561-1671 9 Jahreszahlen. Zum Teil in Verbindung mit Handwerker- und Hauszeichen, Initialen oder Wappen an und in verschiedenen Bauwerken der historischen Altstadt, wohl teilweise als Spolien verwendet. I. Jahreszahl im Sturz des nordseitigen, wohl von Anfang an als Spolie verwendeten, aus rotem Sandstein bestehenden (heute vermauerten) Rundbogenportals des 18621) anstelle des 1698/1701 bzw. 1739 neuerbauten Turmes der 1968 bis auf den Turm abgerissenen, ehemaligen lutherischen Wilhelmskirche (Turmstraße). Herkunft der Spolie unbekannt. 15 61 II. Jahreszahl auf dem farbig gefaßten Gebälk des Zugangs zum Erker, innen im ersten Stock des Hauses Mannheimer Str. 6 (ehemaliger Dienheimer Hof). Querrechteckig vertiefte, zweigeteilte Zone, darin hälftig die außen von je einem Wappen flankierte Jahreszahl. Die Zahl bezeichnet wohl die Fertigstellung des anstelle eines Vorgängerbaus2) durch die Herren von Dienheim errichteten Hofes. H. 30, B. 180, Z. 5,5 cm. 15 63 Wappen Stadt Kreuznach; Stadt Kreuznach. III. Jahreszahl auf einer Wendeltreppe im Innern des Hauses Alte Poststr. 15 (ehemaliges Volxheimer‘sches Burghaus). Das wohl von Bernhard Volxheimer3) erbaute Fachwerkhaus verdankt sein heutiges pittoreskes Aussehen einem grundlegenden Umbau des Jahres 1711. Nach Lipps. 1581 IV. Jahreszahl mit Handwerkerzeichen auf einem dick mit Farbe überstrichenen Scheitelstein, eingelassen als Spolie über der rechten Tür im zweiten Stock des ehemaligen Karl-Geib-Museums4); bisher unbeachtet, Herkunft unbekannt. H. 20, B. 70, Z. 15 cm. 15 90 Handwerkerzeichen: Dachdeckerhammer5), darüber schräglinks ein Bootshaken. V. Jahreszahl im steinernen Sturz des rundbogigen Kellereingangs des im Obergeschoß erst 1754 errichteten Fachwerkhauses Magister-Faust-Gasse 47 (sogenanntes Faust-Haus), dick mit Farbe überstrichen. H. 53, B. 150, Z. 10 cm. 1590 VI. Jahreszahl im Sturz des mit geriefelten Pilastern und plastischen Rosetten verzierten Portals des einstigen Burghauses Zum Brandenburg6) (ehemals Hochstr. 49). Das Gebäude wurde im Sommer 1976 wegen „angeblicher Einsturzgefahr“7) bis auf den Treppenturm, die Fassade und einen Teil der Ostseite8) abgerissen. Die restlichen Teile wurden 1982 abgebrochen und bis zu einer „eventuellen Wiederverwendung“ im Freilichtmuseum Sobernheim eingelagert. Der Name des Hauses rührt von seinem ersten urkundlich nachweisbaren Bewohner Valentin Brandenburger her, der es 1538 als Burglehen erhielt. 1596a) VII. Jahreszahl im Scheitelstein des straßenseitigen Torbogens des Hauses Magister-Faust-Gasse 25 (ehemaliger Eltzer Hof); 1983 freigelegt9) und gelb gefaßt, bisher unbeachtet. Jahreszahl des 16. Jahrhunderts fast unkenntlich ausgehauen, darunter eine zweite, neuzeitliche, mit Initialen versehene Jahreszahl. Der 1393 erstmals genannte Eltzer Hof10) kam 1715 durch Heirat an die Freiherren von Plittersdorf und wurde in der Folgezeit mehrfach umgebaut. Z. ca. 10 cm. 15[..]b) / IC 1804c) VIII. Jahreszahl über dem Eingang des ehemals freistehenden Hauses Hochstr. 30 (heute Gasthaus). Zweigeschossiges, giebelständiges Fachwerkhaus mit massivem Erdgeschoß; eines der wenigen erhaltenen Bürgerhäuser der Stadt und ältestes noch stehendes Haus dieser Straße. Nach Ruser/Dellwing. 1601 IX. Jahreszahl außen auf einem Quader eines nordseitigen Strebepfeilers zum vierseitigen Treppenturm der katholischen Pfarrkirche St. Nikolaus, darunter in imitierendem Duktus Jahreszahlen der neuzeitlichen Wiederherstellung11), unzugänglich. Die tief eingehauene Jahreszahl bezeichnet wohl den Abschluß einiger ab 1601 begonnener Baumaßnahmen12). 1605 / 1898-1904 X. Jahreszahl auf der mittleren von sechs Schießscharten der Kreuznacher Stadtmauer13) zwischen Zwingelbrücke und Kauzenburg. Die Zahl bezeichnet wohl die zweite von drei Bauphasen dieses Teils der Stadtbefestigung. Weißgelber Sandstein, stark verwittert. 16 09 XI. Jahreszahl. Auf einem mit einer ehemals bemalten Löwenfratze geschmückten Konsolstein, (als Spolie?) hoch oben in die Eckfront des Hauses Mannheimer Str. 1214) (ehemals „Gottschalk des Juden Haus“ bzw. Lewensteiner Hof) eingelassen. Das im 30jährigen Krieg teilweise zerstörte und im 18. Jahrhundert stark veränderte Burghaus heißt nach seinem 1390 verstorbenen ersten Besitzer15); 1534 erhielt es der frühere pfalz-simmernsche Oberamtmann Johann Brenner von Lewenstein als Wohnhaus zugewiesen. 16 17d) XII. Jahreszahl „über dem Hoftor“ des Hauses Hospitalsgasse 4 und 6 (ehem. Kronberger Hof); noch 1984 erwähnt, nicht mehr aufgefunden. Das gut erhaltene, zweigeschossige Burghaus16) war bis 1685 im Besitz der Herren von Kronberg, die es von den Beyer von Bellenhofen erworben hatten. Nach Kdm. 1660 XIII. Jahreszahl auf dem Scheitelstein des rundbogigen, profilierten Kellereingangs auf der Rückseite des Hauses Hochstr. 44 (Gutenberg-Druckerei). Der Keller gehört zur linken Hälfte des aus zwei eigenständigen Fachwerkhäusern zusammengewachsenen Anwesens. Nach Ruser/Dellwing. 1668 XIV. Jahreszahl mit dazwischen liegender, von einer Kartusche umgebener Hausmarke auf dem Türsturz des zweigeschossigen Hauses Mannheimer Straße 6217). Obergeschoß verputztes Fachwerk, Dach 18. Jahrhundert. H. 15, B. 140, Z. 10 cm. 16 71 Hausmarke: Initialen? HH Geib überliefert fälschlich 1526. Möglicherweise ist noch eine liegende Acht zu erkennen, die man entweder als zwei Nullen für 1500 oder als dritte Ziffer der Jahreszahl interpretieren könnte. 8 in Form einer auf dem Kopf stehenden gotischen Vier, eine im 18. Jh. beliebte Variante. – Denkmalpflege 1982/83 und Lipps lesen irrtümlich 1604, Ruser/Dellwing 1604?. Lipps liest 1612. Vgl. zur komplizierten Baugeschichte Kdm. 89f. und Ruser/Dellwing 44. Vgl. Nr. 176 von 1492. Vgl. dazu Geib 56f. und Ruser/Dellwing 52f. (mit Abb. des Hauses). Der Stein soll nach Schließung des Museums Ende 1986 ins neue Schloßparkmuseum überführt werden. Vgl. dazu F.K. Azzola, Dachdeckerhämmer als Zeichen an den beiden Frankenberger Kirchen, in: Der Dachdeckermeister 42 (1989) 45ff. Vgl. dazu Geib 26f. und ausführlich Freckmann 224ff. So Emmerling 16 mit Ansicht des Hauses kurz vor dem Abriß. Vgl. dazu Senner, Stadtgeschichte 1ff. sowie ders., Epilog und Freckmann 224ff. (Zitat) mit Ansichten nach dem Abriß. Vgl. Denkmalpflege 1982/83, 212. Vgl. dazu Geib 33f., Kdm. 98 und Ruser/Dellwing 146 (mit Abb.). Vgl. Renard, Wiederherstellung pass. Vgl. Kdm. 76f. Vgl. zur Stadtbefestigung ausführlich Geib 230ff., hier 258f. Vgl. zum Folgenden Geib 35ff. Vgl. zur Person A. Lewin, Gottschalk von Kreuznach, in: KHbll. 10 (1930) Nr. 3. Vgl. dazu Geib 29ff. und Ruser/Dellwing 123 (Abb.). Vgl. dazu Ruser/Dellwing 156 (mit Abb. des Hauses). Zimmermann, Wappenstein (II). Vogts, Bürgerhaus 135 (II). Geib, Hist. Topographie I (II, VI, X, XI, XII, XIII [Abb.]). Kdm. 96ff. (II, V, VI, IX, XII). Zimmermann, Kunstwerke (VI). Emmerling, Bad Kreuznach 19 (VI). Brubach, St. Nikolaus (IX). Dehio Rheinland-Pfalz 66ff. (I, II, VI). M. Senner, Epilog auf ein Kreuznacher Baudenkmal. Die letzten Tage des Hauses „Zum Brandenburg“, in: KHbll. 7 (1986) 1ff. (VI). Ruser/Dellwing, Bad Kreuznach (II, V, VII, VIII, X, XIII, XIV). Dotzauer, Verfassung mit Abb. S. 67 (VI). Lipps, Entdeckungsreisen (II, III, V, VII, XI, XIII). Freckmann, Schneckenstiegen 224 (VI). 7606 408 di034mz03k0031701 di034-0317 0 Hennweiler, Evang. Pfarrkirche 1562-01-01 1562-12-31 1562AAA0000000A3 1562 1 Grabplatte der Katharina von Schwarzenberg, geb. Mohr von Sötern. Früher innen in die Nordwand der Turmhalle (ehemals Chor der Stiftskirche) eingelassen1), wohl anläßlich der Renovierung der Kirche 1968-71 herausgenommen und an gleicher Stelle waagerecht vor die Grabplatte ihres Mannes gelegt2). Verhältnismäßig kleine, schmale Platte aus gelblichem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, die sich in einer Zeile im oberen Mittelfeld fortsetzt, darunter Jahreszahl. Das Mittelfeld wird von der in Ritzzeichnung ausgeführten Darstellung der Verstorbenen mit Schleier, langem Gewand und gefalteten Händen ausgefüllt. In den oberen Ecken befinden sich zwei kleine Wappen. Das untere Drittel und die linke Leiste sind stark beschädigt. H. 181, B. 85. Bu. 4-6 cm. Kapitalis. AVFF · HEVTE · DON/NERSTAGa) · DEN · 14 · HORNV(N)G · IST · DIE · EDLE · TVGENT/[SAME .... ...... / .....b) SÖT]ERN · WITWE · ZV · SCHVART[ZEN]BVRG AVS // DEISERc) · WELT · GESCHE(DEN) / 15 62 14. Februar 1562. Mohr von Sötern; Elter (d‘Autel). Die flüchtig und relativ kunstlos gearbeitete Kapitalis zeigt neben den zahlreichen Ligaturen als Besonderheit ein offenes D mit einem weit hinter das obere Hastenende gezogenen Bogen. Die Identifizierung der Verstorbenen richtet sich nach den Schriftresten und der Interpretation des Textes, vor allem aber nach den beiden erhaltenen Wappen, die ihre Ehe unberücksichtigt lassen und sich allein auf ihre Herkunft beziehen. Vermutlich hängt diese Anordnung mit ihrer langen, über 30jährigen Witwenzeit zusammen. Katharina war die älteste Tochter aus der zweiten Ehe des Johannes Mohr von Sötern mit Elisabeth von Elter3). Verheiratet war sie mit dem pfalz-zweibrückischen Hauptmann Heinrich II. von Schwarzenberg (†1531) mit Sitz auf Wartenstein4), neben dem sie auch begraben wurde. Ihr einziger Sohn Johannes und ihr Enkel Ludwig wurden ebenfalls in der Stiftskirche beigesetzt5), ihre Tochter Elisabeth war mit Nikolaus (I.) Schenk von Schmidtburg6) verheiratet. TA-Ligatur ohne Deckbalken bei T. Zu ergänzen wäre wohl FRAW KATHARINA / MOHRIN VON. Sic! Vgl. Kdm. 181 mit Abb. 126. Vgl. Nr. 272 von 1531. Vgl. Möller, Stammtafeln AF III, Taf. LX und NF II, Taf. LXXIV. Wie Anm. 2. Vgl. Nr. 319 von 1565 und Nr. 354 von 1583. Vgl. Nr. 412 von 1599. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 296. Ohlmann, Hennweiler Nr. 5. Kdm. 180 mit Abb. 126. 7607 408 di034mz03k0031809 di034-0318 0 Schöneberg, Kath. Gemeindehaus 1562-01-01 1568-12-31 1568BAA8438AABA3 1562/1568 6 Jahreszahl (I) auf dem Scheitelstein eines Torbogens unbekannter Herkunft, liegt zur Zeit (Sommer 1990) unbeachtet auf dem Parkplatz neben dem Friedhof. Ein weiterer Stein mit Wappen und Jahreszahl (II) befand sich ehemals über dem Türsturz der 1895 abgerissenen Vorgängerkirche und wurde 1990 innen neben dem Eingang des neuerbauten katholischen Gemeindehauses an der Wand befestigt. Querrechteckiger Sandstein mit stark profilierten Ober- und Unterkanten, im Feld zentriert auf einem Schildchen die erhaben gearbeitete Jahreszahl, umgeben von je zwei reliefierten, identischen Ehewappen. H. 52 (I) 44 (II), B. 35 (I) 191 (II), Z. 6-9 (I) 5-6 cm (II). I 1562 II 1568 Schwalbach, Schöneberg vor dem Saane; Schwalbach, Schöneberg vor dem Saane. Die genaue Herkunft des bisher unbekannten Scheitelsteins konnte nicht ermittelt werden1), vielleicht stammt er von dem in der 30er Jahren des 16. Jahrhunderts errichteten Burghaus der Herren von Schöneberg (vor dem Saane). Der Wappenstein hingegen verweist auf einen Um- oder Neubau der alten Kirche2) durch den kurpfälzischen Oberamtmann Johann Valentin von Schöneberg3) und seine Frau Martha von Schwalbach4); eine Maßnahme, die wohl durch die in Schöneberg erst 1568 durchgeführte Reformation veranlaßt wurde. Freundliche Mitteilung von Herrn Ortsbürgermeister F. Paul (†) vom 14. September 1987; vgl. auch Nr. 286 von 1539. Vgl. zu ihrem früheren Standort A. Memmesheimer, Die Kirchhöfe in Schöneberg und Hergenfeld, in: KHbll. 4 (1963) 13ff. Seine Brüder waren der Trierer Erzbischof Johann VII. und der Wormser Bischof Georg von Schöneberg, vgl. Brück, Fürfeld 168. Vgl. ihre verlorene Grabplatte Nr. 403 von 1597 in Waldböckelheim. Kdm. 346 (II). M. Essner, Aus der Geschichte von Schöneberg, in: Pfarrfest in Schöneberg am 6., 7. und 8. Oktober 1978. Schöneberg 1978, 7 (II). NN., Spuren 79 (II). Lipps, Entdeckungsreisen 210 (II). 7608 408 di034mz03k0031909 di034-0319 0 Hennweiler, Evang. Pfarrkirche 1565-01-01 1565-12-31 1565AAA0000000A3 1565 3 Grabplatte des Junkers Johannes III. von Schwarzenberg. Sie befand sich früher innen an der Nordwand der Turmhalle1) (ehemaliger Chor der Vorgängerkirche), wurde wohl anläßlich der Renovierung 1968-71 freigelegt und rechts neben dem heutigen Turmeingang in die Wand eingelassen. Große Platte aus Kalkstein. Im oberen Mittelfeld unter einem Rundbogen reliefiertes Vollwappen, darunter zwischen vorgeritzten Linien achtzeilige Inschrift auf einer Rollwerktafel. Das linke untere Eck ist leicht verwittert. H. 205, B. 95, Bu. 3,5 cm. Kapitalis. ANNO 1565a) DEN 17 / APRILIS STARB DER EDEL / VND ERENVESTERb) / IVNCKER IOHAN VON / SCHWARTZENBVRG / DER SELEN GOT / GENEDIG SEI / AMEN. Schwarzenberg (zu Wartenstein). Die sorgfältig gearbeitete Kapitalis zeigt teilweise erhöhte Versalien und durchgehend I mit Punkt. Johann III. war der einzige Sohn Heinrichs II. von Schwarzenberg2) und seiner Frau Katharina Mohr von Sötern3). Er war mit der ebenfalls in der ehemaligen Stiftskirche begrabenen Margarete von Haraucourt4) verheiratet. Mit ihrem gemeinsamen Sohn Ludwig5) starb die Linie der Schwarzenberg auf Wartenstein im Mannesstamm aus. Johann III.6) nahm wie sein Vater pfalz-zweibrückische Dienste an und war seit 1531 als Amtmann der Herrschaft Wartenstein, seit 1540 als Amtmann und Rat Herzog Wolfgangs von Pfalz-Zweibrücken tätig. Zu seiner Zeit besaßen die Herren von Schwarzenberg bereits eine Hälfte der Burg Wartenstein7). Im Jahr 1557 wird Johann III. als Baumeister der Ganerbenburg Steinkallenfels erwähnt. Ziemer liest 1505. Sic! Vgl. Kdm. 181 mit teilw. Abb. 126. Vgl. Nr. 272 von 1531. Vgl. Nr. 317 von 1562. Vgl. Nr. 327 von 1570. Vgl. sein fragmentarisches Epitaph Nr. 354 von 1583. Vgl. zum folgenden Ohlmann. Vgl. Ohlmann, Wartenstein 18 (1938) Nr. 1. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 296. Ohlmann, Hennweiler Nr. 5. Kdm. 180. Ziemer, Hennweiler 82. Füllmann, Hennweiler mit Abb. S. 58. 7609 408 di034mz03k0032002 di034-0320 2 Weinsheim 1565-01-01 1597-12-31 1597BAA8435AABA3 1565-1597 5 Jahreszahlen zum Teil mit Initialen, Wappen und Steinmetzzeichen an verschiedenen Häusern im Bereich des alten Ortskerns, teilweise als Spolien verwendet. I. Jahreszahl an einem mit Satteldach versehenen, 1937/38 vollständig abgebrochenen Bruchsteinbau1) (ehemaliges Haus Nr. 127), nicht mehr aufgefunden. Nach Kdm. 1565 II. Jahreszahlen mit unterschiedlichen Steinmetzzeichen am ehemaligen Rathaus (Backesgasse 2); einmal im Sturz eines Zwillingsfensters zur Backesgasse (A, mit Stmz. Nr. 16), dann auf einem schwarzumrandeten Werkstein in der giebelständigen Hausseite zur Kirchgasse (B, mit Stmz. Nr. 17), schließlich im Sturz eines Zwillingsfensters der Südseite (C, mit Stmz. Nr. 18). Das Rathaus wurde in den Jahren 1981/82 und 1985/86 renoviert2), die Ziffern und Steinmetzzeichen dabei schwarz nachgezogen. A 15 76a) B 1576 C 15 76 III. Jahreszahl auf einem wohl als Spolie verwendeten Werkstein in der straßenseitigen Wand des Hauses Kreuznacher Str. 25; Sandstein, weiß überstrichen, Ziffern schwarz nachgezogen. H. 19, B. 46, Z. 7 cm. 1586 IV. Jahreszahl auf einem längsrechteckigen, mit profiliertem Rand versehenen Werkstein aus gelblichem Sandstein, neben dem großen Tor des Hauses Kirchgasse 5 als Spolie eingebaut; stammt wohl aus der benachbarten, „am Bach“ gelegenen, mit Fachwerk ausgestatteten „schöne(n) Hofanlage“3), über deren Tor ein Schild mit Hausmarke und der gleichen Jahreszahl angebracht war. H. 22, B. 114, Z. 8,5 cm. · 1 · 5 · 9 · 6 V. Initialen mit Jahreszahl, Wappen und Steinmetzzeichen (Nr. 36) auf dem Türsturz des ehemaligen Gemeindebackhauses (Backesgasse 2), jüngst (wie II.) renoviert und rot gefaßt. Reich profilierter Sturz aus gelbem Sandstein mit Blüten in den Zwickeln, auf der Stirn das halbplastisch gearbeitete Ortswappen umgeben von der Jahreszahl, dem Steinmetzzeichen und einem Spitz- und Paarweck, darüber die Initialen. H. 42 (Türsturz), B. 172, Bu. 6,5, Z. 8-11 cm. Kapitalis. M H 15 97 N H Wappen: Weinsheim (über einer Schrotleiter4) Weinrebe mit zwei Trauben, darunter ein erhaben ausgeführtes W). Schon die erhaltenen Jahreszahlen zeugen von der Bedeutung und dem Wohlstand des ehemals sponheimischen und später kurpfälzisch-badischen Dorfes5), in dem sich verschiedene Freihöfe und -güter zahlreicher Adeliger befanden. Kdm. überliefert irrtümlich 1670. Vgl. FS 1972, 29. Vgl. dazu ausführlich FS 1986. (Kirchgasse 1) Kdm. 429. Die in der Regel verwendete Bezeichnung „Weinleiter“ (vgl. etwa DI 16, Rhein-Neckarkreis II, Nr. 10 u.ö.) für dieses historische, zum Transport von Weinfässern dienende Handwerksgerät ist mißverständlich; freundlicher Hinweis von Prof. Dr. F.K. Azzola, Trebur, mit Verweis auf K. Ossendorf, Schröter – Weinlader – Weinrufer. Erinnerungen an ausgestorbene Weinhandelsberufe (Schriften zur Weingeschichte 62). Wiesbaden 1982. Vgl. Kdm. 427f. und Seibrich, Entwicklung 103ff. Kdm. 428f. (I, IV, V). FS 1200 Jahre Weinsheim. Bad Kreuznach 1972, 27 (V) (Abb.). Dehio Rheinland-Pfalz 1120 (II, V). Unser Rathaus, unser Backes. FS zur Einweihung der beiden historischen Gebäude nach der Renovierung im Jahre 1986. Staudernheim 1986 (mehrfache Abb. II und V). Lipps, Entdeckungsreisen 262 (V). 7610 408 di034mz03k0032100 di034-0321 1 Bad Kreuznach, ehem. Franziskaner-Kloster 1566-01-01 1566-12-31 1566AAA0000000A3 1566 0 Grabplatte („lapis cum ... epigraphe“) für den Regularkanoniker Walram von Trarbach. Noch 1660 im Boden des Südflügels des Klosterkreuzgangs nachgewiesen, verschwand sie vermutlich während des um 1700 erfolgten Neubaus des Klosters. Ausführung unbekannt. Nach Bürvenich. a(nn)o d(omi)ni 1566 ipso die Zeverini E(pisco)pi obÿt dilect(us) frater [..]a) Walram(us) de Trarbach p(ro)fess(us) in Rebersburg ord(inis) canonicoru(m) regulariu(m) cui(us) a(n)i(m)a req(uiescat) in p(ace). Im Jahr des Herrn 1566, am Tag des Bischofs Zephyrinos (26. August)1) starb (unser) geliebter Bruder (..) Walram von Trarbach, Profeß des Ordens der regulierten Chorherren in Rebersburg (Ravengiersburg), dessen Seele in Frieden ruhen möge. Die Deutung des Klosternamens wird neben der Ähnlichkeit in der Schreibweise (1335 etwa „Rebingersperg“, später auch „Reberspurg“)2) auch dadurch plausibel, daß das 1074 gegründete Chorherrenstift Ravengiersburg (Rhein-Hunsrück-Kreis) neben Pfaffen-Schwabenheim die einzige Institution dieser Art in der näheren Umgebung bildete. Da das Stift 1564 bzw. 1566 aufgelöst wurde, dürfte der sonst unbekannte, wohl aus dem unweit gelegenen Trarbach (Lkrs. Bernkastel-Wittlich) stammende Verstorbene Zuflucht in dem erst 1568 aufgehobenen Franziskaner-Kloster zu Kreuznach gesucht haben. Zwei unleserliche Buchstaben, vielleicht Kürzung für in Christo. Die sonst ganz unübliche Datierung nach dem Todestag des (Papstes, nicht Bischofs) Zephyrinos ist eine Eigentümlichkeit des Franziskanerordens; vgl. Grotefend, Zeitrechnung II,2 S. 39. Vgl. C. Meyer, Die Augustiner-Kloster-Kirche zu Ravengiersburg (Beiträge zur Bauwissenschaft 12). Berlin 1909, 3 und Kdm. Rhein-Hunsrück-Kreis 1, 729ff. Bürvenich, Annales 426. 7611 408 di034mz03k0032208 di034-0322 0 Norheim 1566-01-01 1618-12-31 1618BAA8434AABA3 1566/1618 0 Jahreszahlen zum Teil mit Initialen an verschiedenen Standorten des alten Ortskernes. I. Jahreszahl mit darunter eingehauenen Initialen im Sturz des Kellerportals eines Anwesens in der Rotenfelser Straße. Schrift weiß ausgezogen. Nach Piroth. Kapitalis. 1566 / E W Ma) II. Jahreszahl auf einem Sandsteinquader. Wird heute als Spolie (Auflager des Mühlrades) in „Krugers Mühle“ (Mühlenstr. 3) verwendet; stammt wohl aus der ehemaligen Bannmühle des Dorfes. Nach Piroth. · 1618 · Norheim gehörte seit 1440 als kurpfälzisches Lehen zur Herrschaft Sickingen1). Die herrschaftliche Bannmühle wird im Jahr 1471 erstmals urkundlich erwähnt2). W oben durch einen mit drei Dreiecken über den Hastenenden versehenen Längsstrich geschlossen. Ob dieser Buchstabe wirklich als „doppelter Drudenfuß“ (so Piroth 16) anzusprechen ist, muß dahin gestellt bleiben. Vgl. Fabricius, Erläuterungen II 447f. Vgl. zur Geschichte der Norheimer Mühlen Piroth 47f. J. Piroth, 1200 Jahre Weindorf Norheim. Ein Beitrag zur Geschichte Norheims. Norheim 1966, 16 (mit Abb.) (I), 48 (II). 7612 408 di034mz03k0032306 di034-0323 2 Waldböckelheim, Marienpforter Hof 1566-01-01 1589-12-31 1589BAA8434AABA3 1566-1589 1 Jahreszahlen. Auf unterschiedlichen Inschriftenträgern im Bereich des Marienpforter Hofes, teils erhalten und als Spolien verwendet, teils verloren. I. Erhaben ausgeführte Jahreszahl auf einem ornamental verzierten Scheitelstein aus gelblichem Sandstein, als Spolie hoch in die äußere Südwand des (von der Hofeinfahrt her gesehenen) linken Geräteschuppens eingelassen. Bisher unbeachtet. 1566 II. Jahreszahl mit Ehewappen im Portal zum Treppenturm. Im Giebel des meisterhaft ausgeführten Renaissanceportals die eingehauene Bauzahl auf einer Kartusche, darunter zwischen floral verzierten Pilastern die beiden Vollwappen der Erbauer Philipp Cratz von Scharfenstein und seiner Frau Anna von Schöneberg (vor dem Sane). Stark verwittert, Restaurierung dringend erforderlich. Z. 5 cm. 1 · 5 · 6 · 7 · Wappen Cratz von Scharfenstein; Schöneberg (vor dem Sane). III. Jahreszahl mit Wappen „ober dem 3ten Thürgestell“ (?), so noch um 1850 überliefert, mittlerweile verloren. Nach Schneider. 1586 Wappen Cratz von Scharfenstein. IV. Jahreszahl außen zwischen den beiden Schießscharten an der linken Turmseite, noch um 1850 überliefert, heute unkenntlich. Nach Schneider. 1589 Das wohl Anfang des 13. Jahrhunderts1) in einem versteckten Seitental der Nahe gegründete Wilhelmitenkloster wurde 1559 durch Kurpfalz aufgehoben und 1564 an den in Sobernheim ansässigen Amtmann Philipp Cratz von Scharfenstein2) und seine Frau Anna von Schöneberg (vor dem Sane) verkauft. Das Ehepaar ließ die Klostergebäude zum großen Teil niederlegen und an gleicher Stelle eine kleine, schloßartige Anlage3) errichten (Haus Schmidt, die heutige rechte Hofhälfte). Für die 48 Stufen und sonstigen Gebäudeteile des 1567 erbauten Treppenturms verwandten sie zu diesem Zweck zurechtgeschnittene, alte Grabplatten des Klosters4). In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ging der Hof an Wilhelm Friedrich von Schellart5) über. Vgl. zum folgenden Kdm. 411. Vgl. Nr. 328 von 1570. Die baugeschichtliche und archäologische Erforschung des gesamten ehemaligen Klosterbereichs und seiner späteren Bauten steht noch aus. Vgl. die detaillierten Pläne des Treppenturms im Anhang. Vgl. Nr. 598 von 1685. Schneider, Notizen II (nach Eintrag 1567) (II-IV; Skizze). Hahn, Geschichte 62 (II; erw.). Kdm. 410 (II; Umzeichnung). Lipps, Entdeckungsreisen 251 (II). NK (1993) 238 (II; Abb.) 7613 408 di034mz03k0032404 di034-0324 1 Bad Münster am Stein-Ebernburg, ehem. Burgkapelle? 1562-01-01 1566-12-31 1566BAA8438AABB3 (1562)/1566? 0 Grabdenkmal („epitaphium cum effigiebus“) für Schweikhard IX. von Sickingen (A), seine zweite Frau Margareta geb. von Landsberg (B) und seinen Sohn Johann Adam (C). Noch im Jahr 1615 „in sacello arcis Ebernburg“ nachgewiesen, verloren. Vermutlich mit Schrifttafeln versehenes, figürliches Denkmal, wohl Epitaph mit acht Ahnenwappen. Nach Helwich. A Als man zalt nach Christi vnsers erlösers geburt M D LXII vff Allerheiligen tag ist im hern Christo entschlaffen der Edel vndt Ehrnuest Schweickart von Sickingen seines alters LXII Jahr gott seÿ ihm genedig. B Im Jahr nach Christi geburt M D LXVI den xiiii Julÿ verschied die edel vnd tugenthafft fraw Margreta von Sicking(en) geborne von Lanßperg ihres alters LXII Jar deren gott genadt vnd gebe ihr ein fröliche vfferstehung. C Anno M D 38 den 25 Julÿ ist Hanß Adam von Sickingen zu Hohen Königsberg geborn vnd am 9.a). hernach den 3. Augusti von der welt abgeschieden. Flersheim, Sickingen, Kranch von Kirchheim, Puller von Hohenburg; Landsberg, Bock von Gerstheim, Than1), Bock von Gerstheim2). Schweikhard IX.3), geboren am 4. November 1500 auf der Ebernburg als ältester Sohn Franz von Sickingens und der Hedwig von Flersheim4), war in erster Ehe mit Anna von Handschuhsheim (†1539) verheiratet. 1543 verehelichte er sich zum zweiten Mal mit Margareta, Witwe des Philipp von Guntheim und Tochter des kaiserlichen Rats Jacob von Landsberg und seiner Frau Veronika von Sternfels. Schweikhard fungierte zuvor als kurpfälzischer Burggraf zu Alzey. Das Ehepaar residierte sowohl zu Schallodenbach/Pfalz als auch auf der Hohkönigsburg im Elsaß (Dép. Bas-Rhin). Bis auf den dort kurz nach der Geburt verstorbenen Sohn Johann Adam aus erster Ehe hatte der zu Schallodenbach verschiedene Schweikhard keine weiteren männlichen Nachkommen; das Erbe fiel seinem Bruder Franz Konrad5) zu. Da die Burgkapelle der Ebernburg kein Begräbnisrecht6) besaß, wurde das Ehepaar wohl in der Ebernburger Pfarrkirche begraben. An welchem Standort sich das Denkmal mit der Memorialinschrift für Johann Adam tatsächlich befand und ob es anläßlich des Todes des Ehemannes oder der Ehefrau geschaffen wurde, kann nicht mehr sicher entschieden werden. Die fehlerhafte Ahnenprobe der Ehefrau spricht wohl für die Herstellung des Grabdenkmals nach ihrem Tod. Zu ergänzen wäre Tag. Drei 2:1 gestellte Adler (Thann); vgl. Siebmacher, Wappen-Buch II 105. Beide von Helwich mit „Bock von Gerstheim“ überschriebene Wappenschilde sind leer. Vermutlich handelt es sich bei der Ahnenprobe der Ehefrau um eine Verwechslung mit den Ahnen Bock und Thann ihres mit ihrem Vater gleichnamigen Cousins Jacob von Landsberg; vgl. dazu Kindler von Knobloch, Geschlechterbuch II S. 452f. Vgl. zum Folgenden Europ. Stammtafeln NF XI Taf. 64. Vgl. Nr. 245 von 1515. Vgl. Nr. 330 von 1570. Vgl. Rung, Schloßkapelle 4 (1905). Helwich, Syntagma 449. Roth, Syntagma 2 (1884) 41. Mielke, Grabinschriften 129 (beide nach Helwich). 7614 408 di034mz03k0032502 di034-0325 2 Bad Kreuznach-Bosenheim 1567-01-01 1642-12-31 1642BAA8433AABA3 1567-1642 2 Jahreszahlen. Zum Teil mit Wappen und Steinmetzzeichen auf verschiedenen Inschriftenträgern in der ehemals eigenständigen, seit 1969/70 nach Bad Kreuznach eingemeindeten Gemeinde. I. Jahreszahl auf einem ehemaligen Fenstersturz einer im Jahr 1903 abgebrannten Scheune; seit damals im Haus Hackenheimer Str. 2 (ehemalige Bäckerei mit Tanzsaal) als Spolie verbaut. Nach Lipps. 1567 II. Jahreszahl mit Wappen im Sturz des straßenseitigen Doppelfensters des Hauses Rheinhessenstr. 54. Hellbraun gefaßtes Fenster aus Sandstein mit reich profiliertem, mit Rosetten und Masken versehenem Gewände; zentriert zwischen der Jahreszahl erhaben gearbeitetes Wappen mit Initialen und Haus- oder Steinmetzzeichen (Nr. 23), ein zweites (Nr. 24) auf der Basis des Mittelpfostens. Z. ca. 5 cm. Kapitalis. 15 87 Wappen unbekannt (Initialen H S, darunter Haus- oder Steinmetzzeichen). III. Jahreszahl auf einem querrechteckigen Sandsteinquader; in der Mitte der schwarz gefaßten Zahl Steinmetzzeichen (Nr. 27), wohl als Spolie in die Giebelseite der Scheune Ecke Karl-Sack-Straße/ Kirchberg eingelassen, bisher unbeachtet. H. 10, B. ca. 60, Z. ca. 5 cm. 15 90 IV. Jahreszahl mit eingestellten Initialen auf dem profilierten Türsturz des Zugangs zu einem kleinen Hof im Haus Karl-Sack-Str. 3. Zweigeschossiger Putzbau mit massivem Erdgeschoß und Fenstern der Renaissancezeit. H. 38, B. 140, Z. 6-10 cm. 1 · I · 6 · 1 · A · 7a) V. Jahreszahl im Haus Rheinhessenstr. 104. Kleiner, zweigeschossiger, giebelständiger Putzbau mit Satteldach. Nach Ruser/Dellwing. 1642 A ohne Mittelbalken. W. Sitzius, Aus der Geschichte von Bosenheim, in: KHbll. 2 (1956) 1 (Abb.) (II). Ruser/Dellwing, Bad Kreuznach 258ff. (I, II [mit Abb.], IV, V). Lipps, Entdeckungsreisen 53 (I). 7615 408 di034mz03k0032600 di034-0326 2 Hochstetten-Dhaun (Ortsteil Hochstädten) 1567-01-01 1652-12-31 1652BAA8433AABA3 1567/1652 0 Jahreszahlen aus dem Ortskern des früheren, seit der Kreisreform 1969/70 eingemeindeten Ortes Hochstädten. I. Jahreszahl in den Zwickeln des bogenförmigen, mit Rosetten, Blüten und einer flachen Muschelnische versehenen Türsturzes am Hause Hauptstr. 41. Der gelbliche Sandstein wurde jüngst in braun und ocker farbig gefaßt. H. 35, B. 145, Z. 6 cm.. 15/67 II. Jahreszahl auf einem Stein aus einem Haus „neben der Kirche“1), Ausführung unbekannt, verloren. 1652 Das Haus gehörte um 1900 der Familie Leopold Eßling, vgl. Klein 3. Klein, Chronik Hochstädten pass. 7616 408 di034mz03k0032708 di034-0327 0 Hennweiler, Evang. Pfarrkirche 1570-01-01 1570-12-31 1570AAA0000000A3 1570 3 Grabplatte der Margarete von Schwarzenberg, geb. Haraucourt. Sie befand sich früher innen an der Nordwand der Turmhalle (ehemaliger Chor der Vorgängerkirche)1), wurde wohl anläßlich der Renovierung der Kirche 1968-71 herausgenommen und waagerecht vor die Südwand der Turmhalle gelegt. Große Platte aus weißlichem Sandstein mit Umschrift auf leicht erhöhter Leiste, die sich im oberen Mittelfeld in einer Zeile fortsetzt. Darunter ein kunstvoll gearbeitetes Vollwappen vor einem mit einer Muschelnische gefüllten Rundbogen, darüber in den Zwickeln je eine Blüte. Abgesehen von geringem Moosbefall und dem fast völlig verwitterten unteren Viertel befindet sich der Stein in einem guten Zustand. H. 210, B. 95, Bu. 4 cm. Fraktur. Auf · heutte · den · xv · Janua/rii · An(n)o · 1 · 5 · 7 · 0 · Ist · in · Gott · verScheiden · d[ie ..... / .....]amea) · Fraw [..... / ...]b) Harankart · widtwe · von · Schwartzeburgk · der · Selen ·c) // Gott · Gnedig · Sey · Amen Haraucourt (Kreuz, im linken Obereck ein steigender Löwe). Die meisten Kleinbuchstaben entsprechen noch dem Formenkanon der gotischen Minuskel; lediglich die Versalien, einzelne Buchstaben wie f und h sowie die meist leicht gebogenen, nicht mehr gebrochenen Hastenenden weisen auf die zeitgemäße Fraktur. Margarete war eine Tochter des in Lothringen begüterten Jacob von Haraucourt und seiner Frau Margarete von Dalheim2). Sie war verheiratet mit dem ebenfalls in der Stiftskirche begrabenen, fünf Jahre zuvor verstorbenen pfalz-zweibrückischen Amtmann und herzoglichen Rat Johannes von Schwarzenberg3). Mit ihrem gemeinsamen Sohn Ludwig4) erlosch die Linie Schwarzenberg zu Wartenstein im Mannesstamm. Zu ergänzen wäre nach den zeitgenössischen Epitheta dieser Schicht, etwa denen ihrer Schwiegermutter Katharina (vgl. Nr. 317 von 1562), mit d[ie edle / tugends]ame. Zu ergänzen wäre aufgrund der einzigen genealogisch stimmigen Möglichkeit [Margarete / von]. Wort- bzw. Zeilentrenner in Form dreier senkrecht angeordneter Rauten. Vgl. Kdm. 181 mit Abb. 126. Vgl. Möller, Stammtafeln AF III Taf. XCII. Vgl. Nr. 319 von 1565. Vgl. sein verlorenes Epitaph Nr. 354 von 1583. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 296. Ohlmann, Hennweiler Nr. 5. Kdm. 180. 7617 408 di034mz03k0032806 di034-0328 1 Sobernheim, Evang. Pfarrkirche 1570-01-01 1570-12-31 1570AAA0000000A3 1570 0 Grabinschrift für den Amtmann Philipp Cratz von Scharfenstein. Noch um 1765 kopial überliefert, heute verloren. Ausführung unbekannt. Nach Würdtw. Epitaphienbuch. Anno 1570 den 9ten Aug(usti)a) ist gestorben und allhier begraben der Edel und Ehrenvestb) Philipp Cratz von Scharffenstein Ambtmann zu Kestlaun dero Seel Gott genad. Der Verstorbene, Sohn des Caspar Cratz von Scharfenstein1) und seiner Frau Agnes von Schönburg auf Wesel, war zeitweise „churf(ürst)l(ich) Trÿrischer ambtmann zu Coblentz, Boppard, Drarbach und Enkirch, nachmals zu Castelaun“2). Laut der Grabinschrift seiner 1570 in der evangelischen Pfarrkirche zu Kastellaun (Rhein-Hunsrück-Kreis) begrabenen Tochter Agnes3), war er mit Anna von Schöneberg (vor dem Sane) verheiratet. In Sobernheim renovierte er 1563 das kurpfälzische Burghaus4) und erwarb im folgenden Jahr zusammen mit seiner Frau das ehemalige Wilhelmitenkloster Marienpfort5), das er in ein Hofgut umwandelte. Beigesetzt wurde er in der Sobernheimer Pfarrkirche, da sich dort die Grablege seiner Familie befand6). Von den zahlreichen Nachkommen7) des Ehepaars ist vor allem der 1604 verstorbene Philipp Cratz von Scharfenstein8) zu nennen, der als Propst des Mainzer Domstifts und Bischof zu Worms zu hohen geistlichen Würden gelangte. Wickenburg überliefert irrtümlich 1520 den 8ten Aug(usti). Ebd. ohne Epitheta. Vgl. Nr. 241 von 1512. Helwich, Op. gen. I fol. 472v. Das erhaltene Epitaph dürfte 1574 in der Werkstatt des Johann von Trarbach in Simmern hergestellt worden sein, vgl. Kdm. Rhein-Hunsrück-Kreis 1, 444. Vgl. Nr. 161 IV von 1484. Vgl. Nr. 323 II von 1566. Vgl. Einleitung XXXVIII. Vgl. die genealogische Tafel bei Helwich, Op. gen. I fol. 480. – Mit seinem 1590 in Sobernheim verstorbenen und ebenfalls in der Pfarrkirche begrabenen Sohn Johann Heinrich (vgl. Nr. 375) scheint die männliche Seite der Sobernheimer Linie der Cratz von Scharfenstein ausgestorben zu sein. Vgl. zu seinen fünf (!) unterschiedlichen Totengedächtnismalen im Mainzer und Wormser Dom DI 2 (Mainz) Nrr. 541-544a und DI 29 (Worms) Nr. 610. Wickenburg, Thesaurus Palatinus I 192. Würdtweinsches Epitaphienbuch 317. Kdm. 363. 7618 408 di034mz03k0032906 di034-0329 1 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1570-01-01 1570-12-31 1570AAA0000000A3 1570 0 Grabdenkmal für Johann von Dienheim. Noch 1614 im Chor1) der damaligen Stadtpfarrkirche nachgewiesen, verloren. Ein Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno d(omi)ni M D 70a) den 30 Septembers ist der edel vnnd ernuest Johan von Dienheim Churfurstlicher Radt in gott entschlaffen. Dienheim. Johann2) wurde am 22. Oktober 1508 als Sohn des kaiserlichen Hofmeisters und Rats Paul Wiegand von Dienheim und seiner ersten Frau Anna von Eltz3) geboren. Am 5. Oktober 1529 heiratete er in Sobernheim die dort ansässige Ursula, Tochter des Caspar Cratz von Scharfenstein4), mit der er insgesamt 16 Kinder5) hatte. Johann diente dem Kurfürsten von der Pfalz als Rat und Großhofmeister6) und fungierte in den fünfziger Jahren als dessen Oberamtmann7) in Kreuznach. Vermutlich geht auf ihn der 1563 erfolgte Neubau8) des Dienheimer Hofes zurück. Sic! So Helwich, Op. gen. I fol. 472v. Vgl. zum Folgenden Humbracht, Zierde, Taf. 17. Vgl. zu ihr Roth, Eltz 152f. und DI 23 (Oppenheim) Nr. 131. Vgl. Nr. 241 von 1512. Vgl. die Memorialinschrift Nr. 353 von nach 1581. So Humbracht. Vgl. Widder, Beschreibung 21 und Krebs, Dienerbücher Nr. 485. Vgl. Nr. 316 II. Helwich, Syntagma 312. Roth, Syntagma 2 (1884) 43. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 20 (beide nach Helwich). 7619 408 di034mz03k0033009 di034-0330 1 Bad Münster am Stein-Ebernburg, ehem. Burgkapelle 1570-01-01 1570-12-31 1570AAA0000000A3 1570 0 Memorialinschriften für Lucia von Sickingen geb. von Andlau und Alberta von Sickingen geb. von Millendonk, dabei Vermerk des Stifters Franz Konrad von Sickingen. Vermutlich als Glasmalerei1) noch 1615 „in sacello arcis Ebernburg ... in fenestris“ überliefert, verloren. Drei Wappen. Nach Helwich. Frantz Conradt von Sickingen 1570.a) Lucia von Sickingen geborne von Andlo ist in gott Christlichen verschieden den 28. Aprilis A(nn)o 1547.b) Aluerta von Sickingen geborne von Müllendunck ist in gott seliglich verschieden den 24. September A(nn)o 1564. Sickingen; Andlau; leer2). Nach dem Tode seines älteren Bruders Schweikhard IX.3) gebot der 1511 als jüngster Sohn Franz von Sickingens und seiner Frau Hedwig von Flersheim4) geborene Franz Konrad5) allein über die weitverstreuten sickingischen Besitzungen. Eins der Zentren blieb nach wie vor die nach der Zerstörung von 1523 wieder aufgebaute Ebernburg, deren Burgkapelle bzw. zugehörige Pfarrkirche im Lauf der Zeit mit unterschiedlichen Denkmälern6) einiger Angehöriger des Hauses ausgestattet wurde. Nach der 1542 erfolgten Rehabilitierung seiner Familie übte Franz Konrad als gewählter Ritterhauptmann links des Rheins, kurpfälzischer Obermarschall und Statthalter der Oberpfalz sowie als kaiserlicher Reichshof- und Kriegsrat bedeutende Ämter aus. Die zahlreichen Nachkommen seiner ersten Ehe mit der aus dem Elsaß stammenden (in Sickingen/ Kraichgau begrabenen) Lucia von Andlau7) setzten das Geschlecht in mehreren Linien fort8). Seine 1556 geschlossene zweite Ehe mit der verwitweten Alberta von Millendonk9) blieb kinderlos. Vermutlich sind die vorliegenden, von ihm gestifteten Glasscheiben im Zusammenhang mit seinem am 16. November 1570 gefertigten Testament10) zu sehen. Franz Konrad starb am 7. Mai 1574, sein Begräbnisort ist unbekannt. Folgt wohl von Helwich stammender Zusatz „Vxor eius I.“. Ebenso „Vxor eius II.“. Keinesfalls – so die Deutung von Mielke – als Bestattungen in „Wandnischen“. Helwich überliefert für Alberta von Millendonk lediglich einen leeren Wappenschild ohne Beischrift. Vgl. Nr. 324 von 1566?. Vgl. Nr. 245 von 1515. Vgl. zu ihm Benz, Sickingen-Bildnisse 19ff. Vgl. dazu Einleitung XXXVIII. †1547, vgl. zu ihrem Epitaph DI 20 (Karlsruhe) Nr. 190. Vgl. Europ. Stammtafeln NF XI Taf. 64. Tochter Dietrichs I. und der Agnes von Drachenfels, verheiratet in erster Ehe mit Philipp Dietrich von Braunsberg zu Burgbrohl; vgl. ebd. NF VII Taf. 161. – Sie wurde in einem Sarg in der von Franz Konrad um 1562 eingerichteten Gruft in der damaligen Marienkapelle zu Landstuhl (Krs. Kaiserslautern) beigesetzt und erhielt zudem ein weiteres Grabdenkmal; vgl. dazu H. Budenbender, Die Sickinger-Gruft zu Landstuhl, in: Pfälzer Heimat 13 (1962,1) 14. Vgl. dazu Benz, Sickingen-Bildnisse 22. – Sein durch die Stiftung dokumentiertes historisch-genealogisches Interesse zeigt sich auch daran, daß er schon früh eine Kopie der Flersheimer Chronik vom Verfasser selbst zugeeignet bekam, vgl. dazu Waltz, Flersheimer Chronik XVIIIf. Helwich, Syntagma 449. Roth, Syntagma 2 (1884) 41. Mielke, Grabinschriften 129f. (beide nach Helwich). 7620 408 di034mz03k0033107 di034-0331 0 Kirn, Evang. Pfarrkirche 1571-01-01 1571-12-31 1571AAA0000000A3 1571 2 Epitaph für die wild- und rheingräflichen Kinder Hans Jakob und Georg Philipp. Ursprünglich rechts hinter dem ehemaligen Hochaltar an der rückwärtigen Chorwand befestigt1), wurde es anläßlich der Renovierung der Kirche 1890/94 am heutigen Platz in etwa drei Meter Höhe in die Südwand des Chors eingelassen2). Das wohl aus Tuffstein gefertigte, farbig gefaßte Wanddenkmal ist vierzonig aufgebaut: Als Bekrönung dient ein Rundmedaillon mit dem väterlichen Vollwappen, darunter befindet sich eine Rollwerktafel mit dem fünfzeiligen Bibelspruch (A). Ein weiterer (B) findet sich in einer Zeile auf der Gebälkzone. Im Mittelteil stehen die beiden Kinder in langen verzierten Kitteln mit gefalteten Händen unter zwei auf Pilastern ruhenden Blendbögen. Die beiden seitlich vorgesetzten, mit Todessymbolen verzierten Pfeiler tragen je zwei Ahnenwappen. Den Sockel des Denkmals bildet eine große, von Voluten flankierte Rollwerktafel mit der in vier Segmente gegliederten Inschrift (C1-C4). H. ca. 200, B. ca. 150 cm. Fraktur. A Lasset die Kindlein zu mir kom(m)en vnd wehret / Ihnen nicht, Den solcher ist das Reich Gottes. / Warlich ich sage euch, wer das reich gottes nicht / empfehet als ein kindlei(n), der wirdt nicht hinein / kome(n). Vnd er hertzet vnd segnet sie. Mar. X3). B Wer ein solches Kindt aufnimpt in meine(m) name(n), der ni(m)pt mich auff. Matt. 184). C1 Der Wolgebornen Hern, Hern Otto, Wildt vnd Rheingraue, Graue zu Salm, vnnd / frawen Otilia, Wildt vnd Rheingrauin, Grauin zu Salm, / vnd Frawen zu Vinstingen, Geborne Grauin zu Nassaw, zu Sarbrucken, vnd zu / Sarwerden, Eheliche geborne Junge Herlein, seindt Im Hernn / seligklich endtschlaffen, wie hernach volget. C2 Anno d(omi)ni · 1571 · den · 2 · Martii, / verschiedt das Wolgeborn Herleinn, / Hanß Jacob, Wildt vnd Rheingraf & / Seines alters · 2 · Jhar 5 · Monat · 2 · tag. C3 Anno Christi · 1571 · den · 15 · Martii, endt=/schlieff im Hern, das Wolgeborn Herleinn, / Georg Philips, Wildt vnd Rheingraf & / Seines alters · 6 · Monat · vnd · 22 · tage C4 Alhie erwartendt der frolichen aufferstehung, vnd zukunfft des hern. Wild- und Rheingrafen, Wild- und Rheingrafen, Hohenlohe-Waldenburg; Nassau-Weilburg, Salm5). Die auf braunem Grund golden gefaßte Fraktur zeigt in (A) und (C) von der schreibschriftlichen Kursive beeinflußte, zum Teil mit üppigen Schnörkeln versehene Buchstabenformen. Die verstorbenen Kleinkinder entstammen der seit 1553 durch ihren Vater Otto I. wieder vereinigten Kyrburger Linie der Wild- und Rheingrafen6), dem einzigen überlebenden Sohn aus der Ehe Johanns VII. mit der ebenfalls in der Kirner Kirche begrabenen Gräfin Anna von Hohenlohe-Waldenburg7). Mit seiner Ehefrau Ottilia Gräfin von Nassau-Weilburg, hatte Otto I. insgesamt sieben Töchter und sechs Söhne, von denen lediglich die beiden hier Begrabenen früh verstarben. Wie im Falle des späteren Kinderepitaphs von St.Johannisberg8) rechnet man den unbekannten Meister dieser Arbeit der Werkstatt des Trierer Bildhauers Johann von Trarbach zu, einige Indizien scheinen zudem für die Hand seines Schülers Hans Ruprecht Hoffmann zu sprechen9). Vgl. Kdm. 193 mit Abb. 137, die den Zustand vor der Renovierung zeigt. Vgl. Clemen, Restauration 28. Mk. 10,14. Mt. 18,5. Wohl fälschlich für Isenburg-Büdingen. Vgl. Europ. Stammtafeln NF IV Taf. 105. Vgl. ihr monumentales Epitaph Nr. 394 von 1594. Vgl. Nr. 410 von 1599. Vgl. Strübing, Johann von Trarbach 108f. und Zimmermann, Nahegebiet 32. Schneider, Geschichte 231 (teilw.). Rhein. Antiquarius II 19, 86 (teilw.). Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 301 (teilw.). Kdm. 198 mit Abb. 140. Peitz, Kirche 19. 7621 408 di034mz03k0033205 di034-0332 0 Odernheim am Glan 1572-01-01 1572-12-31 1572AAA0000000A3 1572 1 Bauinschrift mit Initialen. Über dem Fenster links der Eingangstür des Hauses Pfarrgasse 6, bisher unbeachtet. Zwischen Zeilen eingehauene Inschrift auf einem quaderförmigen Fenstersturz aus gelbem Sandstein, über der oberen Zeile Steinmetzzeichen (Nr. 12). Das Fenster wurde in neuerer Zeit verändert, wobei der Sturz zwar am alten Platz verblieb1), jedoch unter Textverlust überarbeitet wurde. Der damals angebrachten seitlichen Strichscharrierung fielen die auf Schilden sitzenden Initialen zum Opfer. Die Schrift wurde nachgehauen. Erg. nach Foto von 1923/242). H. 23,5 (frg.), B. 88, Bu. 9 cm. Kapitalis. [H] ANNO · DO(MI)NI · 15 · 72 [N]a) Die im Planarchiv des LfD verwahrte Zeichnung des Sturzes überliefert fälschlich 1522 und die Initiale M statt N. Freundliche Auskunft der Hauseigentümerin vom 12. August 1987. Im Besitz ders. LfD Planarchiv, Lade O, Nr. 1060. 7622 408 di034mz03k0033303 di034-0333 1 Sobernheim, Priorhof 1572-01-01 1589-12-31 1589BAA8428AABA3 1572-1589 0 Bauinschrift und zwei Jahreszahlen am Priorhof. Teilweise noch um 1935 vorhanden, verschwanden letztere wohl erst nach der 1978-82 erfolgten durchgreifenden Renovierung1). An einer unbekannten Stelle („aedificio adposita“) des aus Bruchsteinen errichteten, dreigeschossigen Giebelbaus eine achtzeilige Versinschrift (A), noch 1732 kopial überliefert. Links neben dem jüngst rekonstruierten Renaissanceportal der Südseite war noch 1935 ein verstümmeltes Wappen mit Jahreszahl (B) zu sehen2), heute nur noch als völlig verwittertes Fragment vorhanden. An dem 1935 noch vorhandenen Ziehbrunnen im Hof des Anwesens war die Jahreszahl (C) eingehauen. Aussehen und Ausführung aller Inschriften unbekannt. Nach Fuchs (A) und Kdm. (B, C). A SEPTEM CVM DENIS ANNIS, NVMMERVMa) PVTO PARVUM, EXIERANT, MEA CVM VISCERA FLAMMA RAPIT. POST SED IOHANNES SEXTO ME SCHNECKIVS ANNO EMIT IN TANTAM FECIT ABIRE DOMVM. SECHTZIG SIEBEN DER MINDER ZAHL BRANDT DIESER HOEFF GANTZ VBERAHL, SECHS IAHR DARNACH HAT MICH BEREITT IOHANN SCHNECK MIT SOLCHER HERRLICHKEIT. B 1572 C 1589 Als siebzig Jahre, die ich als die mindere Zahl rechne, vergangen waren, verzehrte die Flamme mein Inneres. Aber danach hat mich Johannes Schneck im sechsten Jahr gekauft und mich zu einem so großen Haus verwandelt. Zwei Distichen; Knittelverse. Die ersten vier Zeilen der lateinischen Inschrift sind in zwei Distichen gehalten, die durch die beiden folgenden Knittelverse zumindest sinngemäß in deutscher Sprache wiedergegeben werden. Allerdings wird das Jahr des Unglücks unterschiedlich überliefert. Die Datierung nach der Minderzahl, bei der nur die Zehner und Einer angegeben werden, ist eine Eigenart des 16. Jahrhunderts. Die Bauinschrift berichtet von einem 1567 bzw. 1570 völlig abgebrannten Vorgängerbau, bei dem es sich um den mittelalterlichen Wirtschaftshof des nahegelegenen Wilhemitenklosters Marienpfort3) gehandelt hat – daher der Name des stattlichen Anwesens. Bei dem Erbauer des heute noch im Kern erhaltenen, mit hohen Giebeln, Treppenturm und Standerker ausgestatteten Priorhofes, handelt es sich um den 1592 verstorbenen Johann Schneck, der dreizehn Jahre lang Schultheiß in Sobernheim war. Das 1572 angebrachte Wappen dürfte sein eigenes gewesen sein, wie es auf seinem erhaltenen Epitaph zu sehen ist4). Neben der Erweiterung des Anwesens durch einen Brunnen wurde 1609 an der Westseite ein mit Inschriften versehener Dreieckerker5) angefügt. Sic! Vgl. dazu Caspary, Denkmalpflege 172f. mit Plänen im Anhang. Dem dürfte das von Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 333 erwähnte zerschlagene Wappen mit Jahreszahl 1572 entsprochen haben. Vgl. Kdm. 410f. und die zahlreichen Einträge im Register. Vgl. Nr. 385 von 1592 in der evang. Pfarrkirche. Vgl. Nr. 464 von 1609. Fuchs, Oratio 9 Anm. ++ (A). Andreae, Crucenacum Palatinum 57 (A). LHAK 700, 30 Nr. 749 (Umschlag Sobernheim), Abschrift um 1850. Rhein. Antiquarius II 18, 109. Kdm. 371. 7623 408 di034mz03k0033401 di034-0334 1 Meisenheim, Schloßkirche 1573-01-01 1573-12-31 1573AAA0000000A3 1573 0 Grabdenkmal für den Amtmann Philipp Wolfgang von Sulz. Noch 1776 als Fragment im Kirchenschiff nachgewiesen, wurde es vermutlich bei einer der im 19. Jahrhundert durchgeführten Restaurierungen entfernt1), Ausführung unbekannt. Sicher überliefert ist nur der Schluß der Grabinschrift. Nach Heintz, Schloßkirche. [.....] cujus anima requiescat in pace Der am 23. Juli Verstorbene war Pfalz-Zweibrücker Amtmann in Meisenheim, seine Familie stammte wohl aus dem elsässischen Sulz unterm Wald (Soultz-sous-Forêts, Dép. Bas-Rhin)2). Vgl. Heintz, Schloßkirche 271 und Nr. 227 von 1503 mit Anm. 1. Name, Stand und Todesdatum nach Heintz, ebd. 275, wohl aufgrund der (bislang nicht wieder aufgefundenen) Hs. 33 von 1776. Heintz, Schloßkirche 275. 7624 408 di034mz03k0033509 di034-0335 0 Bad Kreuznach, Poststr. 21 1573-01-01 1573-12-31 1573AAA0000000A3 1573 1 Spruchinschrift mit Jahreszahl im hofseitigen Türsturz des Treppenturms des ehemaligen Burghauses bzw. Adelshofes „Zum Braunshorn“. Fragmentarisch erhaltene, schwarz gefaßte Inschrift auf der oberen breiten Leiste des mit durchgesteckten Stäben und Eckrosetten verzierten Sturzes, darunter die großformatige Jahreszahl zwischen einem mit Buchstaben bezeichneten, sonst aber unkenntlichen Wappenschild. Stark verwittert. Nach Kdm. und Foto1). Kapitalis. [· PAX · INTRANTIBVS · ET · EX]EVNTIBVS · · 1 · 5 · // · 7 · 3 · Friede denen, die eintreten und denen, die hinausgehen! unkenntlich; Wappenbeischrift: V Ba). Der hier in leicht abgewandelter Form vorliegende Spruch2) ist im 16. Jahrhundert3) häufig an Häusern nachzuweisen. Das wohl zuerst den 1362 ausgestorbenen Herren von Braunshorn4) gehörende Anwesen wurde im Jahr 15555) zwischen Wild- und Rheingraf Jacob und Johann von Dienheim getauscht. Da dieser bereits 15706) verstorben war, dürfte der mit gedrehter Spindeltreppe, rundbogiger Toreinfahrt, massivem Erdgeschoß und in den Obergeschossen in Fachwerk ausgeführte Neubau des Hauses von den Erben bzw. den nachfolgenden Besitzern7) veranlaßt worden sein. Nach Foto. Da der Hof gegenwärtig als (unzugänglicher) Hundezwinger genutzt wird, erfolgt die Lesung nach dem Foto. „Pax intrantibus salus exeuntibus“, vgl. DI 16 (Rhein-Neckar-Kreis II) Nr. 154 und DI 20 (Großkreis Karlsruhe) 307. Vgl. Schaefer, Hausinschriften 39. Vgl. Kdm. Cochem 792. Vgl. Geib. Vgl. Nr. 329 von 1570. Zu Beginn des 17. Jh. in Händen der Fam. Lorum, dann Geyer u.a., auf die die weiteren Umbauten (vgl. Ruser/Dellwing, Bad Kreuznach 186) zurückzuführen sein dürften. Geib, Hist. Topographie I 28. Kdm. 99. LfD Mainz, Fotoarchiv, Neg.-Nr. 809-24 (B. Escherich, Oktober 1972). Lipps, Entdeckungsreisen 37 (teilw.). 7625 408 di034mz03k0033607 di034-0336 0 Burgsponheim 1573-01-01 1573-12-31 1573AAA0000000A3 1573 4 Grenzsteine mit Beischriften, Wappen und Jahreszahlen aus dem Bereich der heutigen Burgsponheimer Gemarkung, bisher unbekannt. I. Grenzstein mit Jahreszahl und Wappen. Er wurde im Jahr 1987/88 aus dem Ellerbach (Gemarkung Sponheim) geborgen und an den heutigen Standort1) im Hof des Hauses Hauptstr. 39 (Erbacher Hof) versetzt. Dreieckiger Stein aus gelblichem Sandstein mit flachem Kopf und eingeritzter Weisung. Auf der (heute) südöstlichen Seite unter Jahreszahl (A) Wappen, auf der nordöstlichen unter Wappen eingehauene Jahreszahl (B), desgleichen auf der nordwestlichen Seite, ergänzt durch einen wohl neuzeitlichen Numerierungsvermerk (C). Als Worttrenner dienen paragraphenförmig durchgezogene Rauten. Leicht verwittert und bestoßen. H. 38, B. 36, Z. 5 cm. A [1] · 5 · 7 [· 3] B 1 · 5 · 7 · 3 C S C / N(UMME)R / 78 / 15 · 73 Sponheim (A); Kurpfalz (getrennt auf drei 2:1 gestellten Schildchen)2). II. Grenzstein mit Namensbeischrift, Jahreszahl und Wappen. Er wurde im August 1991 wegen Diebstahlsgefahr3) von seinem damaligen Standort an der heutigen Gemarkungsgrenze zu Sponheim entfernt und am Dorfplatz von Burgsponheim neu aufgestellt. Gut erhaltener Quader aus gelblichem Sandstein mit flachem Kopf, ohne Weisung. Auf der heute westlichen Seite unter der Jahreszahl (A) ein reliefiertes Wappen, gegenüberliegend zwei nebeneinander stehende Wappen, darüber Initialen, darunter eine weitere Jahreszahl (B). Wappen und Initialen wurden von einem später eingehauenen, wohl neuzeitlichen Numerierungsvermerk (C) teilweise beschädigt. Als Worttrenner dienen paragraphenförmig durchgezogene Rauten. H. 39, B. 19, Bu. 6 cm. Kapitalis. A 1 · 5 · 73 B F(RIEDRICH) · P(FALTZ) · G(RAF) · P(HILIPP) · M(ARKGRAF) · Z(V) · B(ADEN)a) / 1 · 5 · 73 C S C N(UMME)R 85 / SP(ONHEIM) Wappen Sponheim (A); Kurpfalz; Baden(-Sponheim). Die Wappen auf den beiden zusammengehörigen Grenzsteinen erklären sich durch das in dieser Art seit 1559 bestehende kurpfälzisch-badische Kondominat4) über die ehemalige Vordere Grafschaft Sponheim. Die Initialen bei (II) beziehen sich auf die damaligen gemeinschaftlichen Ortsherren Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz und Markgraf Philipp II. von Baden-Baden. Die Namensergänzungen sind aufgrund der möglichen zeitgenössischen Varianten hypothetisch; vgl. etwa DI 12 (Heidelberg) Nrr. 299 und 340. Freundlicher Hinweis von Herrn K. Kaufmann, Burgsponheim. Oben der pfälzische Löwe und die bayerischen Rauten, unten der Reichsapfel. Freundliche Mitteilung von Herrn Ortsbürgermeister Walla. Vgl. Dotzauer, Kondominium pass. 7626 408 di034mz03k0033705 di034-0337 1 Wallhausen, Kath. Pfarrkirche St. Lorenz 1574-01-01 1574-12-31 1574AAA0000000A3 1574 0 Grabdenkmal für Friedrich III. Kämmerer von Worms gen. von Dalberg. Noch 1615 als „extra ecclesiam in coemiterio“ überliefert, ging es wohl während der zahlreichen folgenden Umbaumaßnahmen1) verloren. Vier Wappen, sonstige Ausführung unbekannt2). Nach Helwich. Im Jahr 1574 den 21. Februarÿ ist in gott seliglich entschlaffen der edel vnd ehrnuest Friderich Kemmerer von Wormbs genant von Dalberg seines alters 74 jahr dem godt genadt. Kämmerer von Worms gen. von Dalberg, Greiffenclau zu Vollrads; Helmstatt, Pallant. Der in hohem Alter Verstorbene war der einzige Sohn aus der Ehe Dieters VI. Kämmerer von Worms gen. von Dalberg mit Anna von Helmstatt3). Als Amtmann zu Oppenheim heiratete er 15294) bzw. 15365) Anna (†1564)6), Tochter des kurpfälzischen Hofrichters Ludwig von Fleckenstein. Die insgesamt zehn Kinder dieser Ehe – darunter auch der ebenfalls in Wallhausen begrabene Johann VIII.7) – setzten das Geschlecht der Kämmerer bis in das 20. Jahrhundert fort. Vgl. dazu Kdm. 416f. Ausweislich der Wappen, die nur seine eigene Familie betreffen, dürfte es sich um ein Einzeldenkmal gehandelt haben. Vgl. deren gemeinsames, sich in Wallhausen befindliches Epitaph Nr. 274 von 1531. So Bollinger, Familien 42. So Battenberg, Dalberger Urkunden 3, Anhang Taf. VI. Vgl. Möller, Stammtafeln AF I Taf. XXV. Vgl. Nr. 456a von 1607. Helwich, Syntagma 439. Ockart, Darstellung fol. 142v. Roth, Syntagma 3 (1884) 74. Kdm. 418. 7627 408 di034mz03k0033803 di034-0338 0 Becherbach bei Kirn, Evang. Pfarrkirche 1574-01-01 1574-12-31 1574AAA0000000A3 1574 3 Fragmentarische Grabplatte einer männlichen Person, bisher unbeachtet. Während der Renovierungsarbeiten 1973/74 mit der Oberseite nach unten im Kirchenschiff aufgefunden1), jetzt außen an die westliche Mauer des Kirchhofs gelehnt. Schmale Platte aus Kalkstein mit Umschrift (A) zwischen Linien, die sich in einer Zeile im oberen Mittelfeld fortsetzt und wohl durch ein mit Initialen verbundenes Steinmetzzeichen (Nr. 13) abgeschlossen wird. Ein dazugehöriges keilförmiges Fragment mit Inschrift (B) wurde unpassend am Ende der rechten Leiste eingefügt. Das untere Drittel der leicht bestoßenen und bemoosten Platte fehlt. H. 122 (A), 20 (B), B. 85 (A), 17 (B), Bu. 8 cm. Kapitalis. A AN(N)O 1574 · 14 / MARTŸ PIVS AC DO[CTVS ... / .......... / .....]Ba) FIDELIS, EX HAC VITA EX=//CESSIT / IK B VIR Der großformatige, feinstrichige Schriftduktus zeigt neben deutlichen schreibschriftlichen Einflüssen eine unruhige Hand, die auf einen wenig geübten Steinmetz schließen läßt. Die Epitheta pius, doctus? und fidelis legen nahe, daß es sich bei dem Verstorbenen um einen Geistlichen gehandelt hat; in Frage käme der letzte katholische und zugleich erste evangelische Pfarrer Becherbachs namens Jakob, dessen Biographie sonst völlig im Dunkeln liegt2). Folgt ein Doppelpunkt als Kürzungszeichen. Freundlicher Hinweis von Herrn Siegel, Küster der evang. Kirche Becherbach. – Zur Renovierung vgl. Mayer, Becherbach 8ff. 1556/57 wurde Becherbach reformiert; Nachfolger von Pfarrer Jakob (erw. 1557 und später) waren Johannes Hast (erw. vor 1578) und Konrad Mögenius (1587-1595); vgl. dazu Lentze, Becherbach 26 und Franzmann, Becherbach 107. 7628 408 di034mz03k0033903 di034-0339 0 Dörrebach, Kath. Pfarrkirche Maria Himmelfahrt 1575-01-01 1575-12-31 1575AAA0000000A3 1575 2 Grabplatte eines Unbekannten (vermutlich des Johann Wolf von Sponheim). Ehemals innen im Boden vor dem sich links vom Chor befindlichen Marienaltar1), wurde sie 1970 gehoben und außen an der Stirnseite des Chors an der Wand befestigt. Nur noch fragmentarisch erhaltene, bisher unbeachtete Platte aus gelbem Sandstein mit stark abgetretener Umschrift auf profilierter Leiste, im vertieften Mittelfeld sechs völlig unkenntliche Wappen; linke Leiste beschnitten. H. 192, B. 97, Bu. 5 cm. Kapitalis. [..... NA]CH · CH/RISTI · GEBVRT · 1575 · DEN · 28 · IVNI · IST · IN · GOT · ENTSCHLAFFEN [.....] Allem Anschein nach handelt es sich bei dem Verstorbenen um ein Mitglied der Familie der Wolf von Sponheim2), seit Beginn des 16. Jahrhunderts Inhaber der Ortsherrschaft in Dörrebach und Seibersbach. Die Identifizierung des Verstorbenen mit dem in Dörrebach sitzenden Johann Wolf von Sponheim, Sohn Adams und seiner Frau Maria geb. von Koppenstein, ergibt sich aus den von Helwich und Möller mitgeteilten Daten3). Zusammen mit seiner Frau Maria Schenk von Schmidtburg4) begründete er die Linie Wolf von Sponheim zu Dörrebach. Er verstarb im Alter von 48 Jahren. Vgl. den Hinweis bei Sommer, Dörrebach 108. Vgl. zum Folgenden Dünhof, Geschichte 17 und Conrad, Wolf von Sponheim 39. Helwich, Op. gen. VII fol. 97v und Möller, Stammtafeln NF II Taf. LXII. Vgl. Zwiebelberg, Freiherrn von Schmidburg 14. Laut Helwich (ebd.) starb sie als Hofmeisterin der Landgräfin zu Braubach im Jahr 1595 und wurde ebenfalls in Dörrebach begraben. 7629 408 di034mz03k0034006 di034-0340 0 Meisenheim, Schloßkirche 1569-01-01 1591-12-31 1591BAA8431AABA3 (1569)/1575/1591 7 Epitaph für Herzog Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken und seine Frau Anna geb. Landgräfin von Hessen. Das Grabdenkmal befindet sich an der Nordwand der Grabkapelle auf einem Unterbau aus Sandstein (dabei Steinmetzzeichen Nr. 15). Mehrzonige, monumentale Pfeilerädikula aus Tuffstein1), die zahlreichen Schrifttafeln aus Schiefer. Als Bekrönung dient eine die Liebe symbolisierende Figur, darunter zwischen zwei liegenden Löwen ein Rundmedaillon mit der Darstellung der Auferstehung und Himmelfahrt Christi, auf dessen Rand zwischen Linien umlaufend der schwarz gefaßte Bibelspruch (A). Es folgt ein mit Totenkopf und Todeswerkzeugen versehener Fries, darunter ein halbrundes, die erhabene Inschrift (B) tragendes Relief mit dem von Engeln umgebenen, segnenden Gottvater und der den Heiligen Geist versinnbildlichenden Taube; seitlich davon die beiden in Kartuschen gefaßten, von den Figuren Glaube und Hoffnung bekrönten Hauptwappen. Der Mittelteil wird von zwei freistehenden, je vier weitere Ahnenwappen tragenden Pfeilern, den dahinterliegenden Wandpfeilern mit zugehörigen Wappenbeischriften und einem verkröpften Gebälk mit Bauinschrift (C) gebildet. In dem so geschaffenen Raum kniet das adelige Ehepaar betend unter dem mit Titulus (D) versehenen Kruzifix; links Herzog Wolfgang in Prunkrüstung, über ihm der von einem Perlstab umrahmte, sechszeilige Bibelspruch (E) in einer Rollwerktafel, rechts Herzogin Anna in langem Gewand und Haube, über ihr der entsprechend gestaltete Bibelspruch (F). Zwischen ihnen sind auf dem mit Kleeblatt und Eidechse versehenen Boden (freibeweglich) Helm und Handschuhe des Herzogs, sowie ein Totenschädel niedergelegt. Der gesamte Architekturrahmen ist mit Reliefschmuck aus Baldachine tragenden Hermen, Genien, Fruchtgehängen und Rollwerk reich verziert. Der Sockel des Denkmals trägt zwei große, mit Rollwerk, Engelsköpfen und Todessymbolen umrahmte Tafeln mit den 15- bzw. 16zeiligen Hauptinschriften (G) und (H), die von einer die Gerechtigkeit darstellenden Figur abgeteilt werden. Beide Tafeln sind zudem mit zahlreichen Namens-Kritzeleien vorwiegend des 19. Jahrhunderts bedeckt. Der das Grabmonument umrahmende, schwarz gemalte Trauerrand ist wohl zeitgenössisch, er wurde während einer Renovierung der Grabkapelle Ende des 19. Jahrhunderts freigelegt und bei einer weiteren Erneuerung im Jahr 1953 wiederhergestellt2). Das von dem Simmerner Bildhauer Johann von Trarbach konzipierte und auch angefertigte Grabdenkmal war – wie eine großformatige Zeichnung zeigt – noch um 1750 vollständig erhalten3), wurde dann aber im Jahr 1795 von den damals in Meisenheim lagernden französischen Revolutionstruppen „auf schmähliche Weise verstümmelt“4) und erst Ende des 19. Jahrhunderts unter Verwendung von aufgefundenen Bruchstücken „mit peinlichster Genauigkeit“5) wiederhergestellt. Wegen Verlust wurden aus Weiberner Tuffstein folgende Teile neu angefertigt: die Figur der Hoffnung, Köpfe und Oberkörper beider Personen (mit Hilfe zeitgenössischer Porträts!), die Beine des Gekreuzigten, die abgeschlagenen Wappen an den Pilastern sowie zahlreiche Details der vielfach zerstoßenen Flachornamentik. H. 670, B. 300, Bu. 1,5-6 (E-H) cm. Kapitalis (A, C, D, G, H), Fraktur (B, E, F und Wappenbeischriften). A ·a) ICHb) BIN DIE AVFFERSTEHV(N)G VND DAS LEBE(N), WERb) AN MICH GLAVBT DER WIRDT LEBE(N), OB ER GLEICH STVRBE6) B Diss ist mein lieber Sohn, an welchem Ich wolgefallen habe den solt ihr hören. Math. 3. 17.7) C AN(N)O / 1575 D I(ESVS) N(AZARENVS) R(EX) I(VDEORVM)8) E Ich weiss das mein Erlöser lebet, vnd / er würdt mich hernach auss der Erden / auffwecken. Vnd werde darnach mit / dieser meiner haut vmgeben werden / vnd werde in meinem fleisch Gott / sehen. IOB. CAP: XIX.9) F Also hatt Gott die Weltt geliebet, / das er seinen eingebornen Shon / gabe, auff das alle die an In glau=/ben nicht verloren werden, son=/der das Ewig leben haben. / IOAN: CAP: III.10) G WOLFGANGVS PALA(TINVS)c) RHENI, LVDO(VICI) PALA(TINI) ET D(OMINAE) ELIZABETHAERVPERTI IMP(ERATORIS) RO(MANORUM) ATNEP(OS) PRINCEPS IVSTICIA FORTITVD(INE) ET LIBERALITA(TE) INCLŸT(VS) / PROVINCIAS SVAS OPT(IMIS) LEGIB(VS) ET HONESTISS(IMA) DISCIPLINA AN(NOS) XXVI REXIT. PVRA(M) / EVANGE(LII) DOCTRINA(M) TEMPORE PERICVLOSISS(IMO) CONFESSVS ET TVTATVS EST. / ECCLE(SIAS) SVAS IDOLATRIA PAPISTICA ET ALIIS SECTIS ABOLITIS, RECTE DO=/CERI CVRAVIT. SCHOLAS LAVING(AE) ET HORNBACH(I) CONSTITVIT. MAX(IMILIANO) II IMP(ERATORI) / RO(MANORVM) CONTRA SOLIMANV(M) TVRCAM, CVM F(ILIO) D(OMINO) PHILIP(PO) LVDO(VICO) SVIS IN HV(N)GARIA / STIPENDIIS MILITAVIT. VALIDVM GERMA(NVM) EXERCITVM IN GALLIA(M) VLTRA / LIGERIM DVXIT, ET RELIGIO(NIS) NOMINE AFFLICTIS OPEM, ET TVRBATO / REGNO PACEM ATTVLIT. QVA IN EXPEDITIO(NE) APVD LEMOVICES IN PAGO / NESSIN FEBRI MORTALEM HANC VITAM PIE FINIVIT, III. ID(VS) IVNII, AN(NO) M. / D. LXIX. CVM VIXISSET AN(NOS) XLIII MEN(SES) VIII. D(IES) XXII.11) CVIVS CORPVS MOES=/TISS(IMAE) CONIVGIS D(OMINAE) ANNAE, ET F(ILIORVM) D(OMINORVM)d) PHILIP(PI) LVDO(VICI) ET IOHAN(NIS) PIETATE, EX GALL(IA) TERRA MARIQ(VE) DEPORTATVM ET IN HOC D(OMINI) LVDO(VICI) PROAVI SE=/PVLCH(RVM) ILLATVM EST, IX CAL(ENDAS) OCTOBRIS AN(NO) M. D. LXXI. H ANNA PALA(TINA)e) RHENI · PHILIP(PI) SEN(IORIS) LANDGRA(VII) HASS(IAE) ET CHRISTINAE · / DVCIS SAXO(NIAE) F(ILIA) · NATA CASSEL · ANNO CHRISTI · MDXXIX · DIE XXV · / OCTO(BRIS) PRINCEPS PIETATE · CASTITATEf) ET BENEFICENTIA · IN PAVPERES · IN=/CLYTA · CVM MARITO SVO WOLFGANGO PALA(TINO) RHENI · XXIIII · ANNIS IN CONIV=/GIO VIXIT · V · FILIOS ET · VIII · FILIAS ENIXA · HORVM · X · AD MATVRAM · AETATEM · / PIE EDVCAVIT · ET DE · VI · EORVM CONIVGIO ET NVMEROSA PROLE LAETATA EST RE=/LIQ(VI)S PARTIM IN INFANTIA MORTVIS · PARTIM ADHVC INNVPTIS · POST MARITI OBI=/ TVM · XXII ANNOS IN VIDVITATE HONORIFICE TRANSEGIT · PAVPERES HV=/IVS LOCI SICVT ET NEOBVRGI AC BIPONTI · LIBERALITER DOTAVIT TAN=/DEM AETATEg) ET ANNIS CONSVMTA · CONSCRIPTO TESTAMENTO · PIE IN / CHRISTO IN HVIVS LOCI ARCE OBDORMIVIT ANNO DOM(INI) M D XCI · DIE / X · MEN(SES) IVLII · CVM VIXISSET IN HVIVS MVNDI AERVMNIS ANNOS LXI · MEN(SES) / VIII · DIES XV12) · CVIVS CORPVS · MOESTISSIMORVM LIBERORVM ET NEPOTVM PIE=/ TATE · IN HOC SEPVLCHRVM AD MARITVM EST COLLOCATVM · CVM OM=/NIBVS IN CHRISTVM CREDENTIBVS · LAETAM RESVRECTIONEM MOR=/TVORVM · AD VITAM AETERNAM EXPECTANS · AMEN · Wolfgang, Pfalzgraf bei Rhein, Sohn des Pfalzgrafen Ludwig und der Frau Elisabeth Landgräfin von Hessen, Ururgroßenkel des römischen Kaisers Ruprecht; ein Fürst, berühmt durch Gerechtigkeit, Tapferkeit und edle Gesinnung, regierte seine Länder 26 Jahre lang nach den besten Gesetzen und ehrenhaftesten Grundsätzen. Er bekannte sich auch in gefährlichster Zeit zur reinen Lehre des Evangeliums, schützte seine Kirchen vor papistischem Götzendienst, vertrieb aus ihnen auch andere Sekten und sorgte so für die rechte Lehre. Er errichtete die Schulen zu Lauingen und Hornbach und kämpfte unter dem römischen Kaiser Maximilian II. mit seinem Sohn, Herrn Philipp Ludwig, auf eigene Kosten in Ungarn gegen den Türken Süleymann. Er führte ein gewaltiges deutsches Heer nach Frankreich bis über die Loire und brachte den um des Glaubens willen Bedrängten Hilfe und dem gepeinigten Reich den Frieden. Bei diesem Feldzug beendete er im Dorf Nexon bei Limoges durch ein Fieber fromm dieses vergängliche Leben an den 3. Iden des Juni (11. Juni) im Jahr 1569, nachdem er 43 Jahre, 8 Monate und 22 Tage gelebt hatte. Sein Leichnam wurde durch die Frömmigkeit der höchstbetrübten Gattin Frau Anna und ihrer Söhne Philipp Ludwig und Johann aus Frankreich über Land und Meer überführt und in der Gruft seines Urgroßvaters Ludwig bestattet, an den 9. Kalenden des Oktobers (23. September), im Jahr 1571. Anna, Pfalzgräfin bei Rhein, Tochter des Landgrafen Philipp des Älteren von Hessen und der Herzogin Christine von Sachsen, wurde zu Kassel geboren im Jahre Christi 1529, am 25. Oktober. Sie war eine wegen ihrer Frömmigkeit, Sittenreinheit und Wohltätigkeit den Armen gegenüber berühmte Fürstin. Mit ihrem Gemahl Wolfgang, Pfalzgraf bei Rhein, hat sie 24 Jahre lang in der Ehe gelebt und dabei fünf Söhne und acht Töchter geboren. Zehn von ihnen erzog sie fromm, bis sie erwachsen waren, und wurde durch die Vermählung von sechs derselben und ihre zahlreiche Nachkommenschaft erfreut; die restlichen starben zum Teil im Kindesalter, zum Teil sind sie bis jetzt unvermählt geblieben. Nach dem Tode ihres Gatten verbrachte sie 22 Jahre lang in ehrenvoller Witwenschaft. Die Armen dieses Ortes, wie auch die in Neuburg und Zweibrücken hat sie freigiebig beschenkt. Zuletzt ist sie – nach der Abfassung eines Testamentes – durch Alter und Jahre erschöpft fromm in Christus im Schloß dieses Ortes entschlafen im Jahre des Herrn 1591, am 10. Tag des Monats Juli, nachdem sie in diesem Jammertal 61 Jahre, 8 Monate und 15 Tage verbracht hatte. Ihr Leichnam wurde von den höchstbetrübten Kindern und Enkeln in dieser Gruft bei ihrem Gatten bestattet, wo sie mit allen an Christus Glaubenden eine fröhliche Auferstehung von den Toten zum ewigen Leben erwartet. Amen. Pfalz-Zweibrücken, Hessen (Landgrafen). Wappen mit Wappenbeischriften: Hohe(n)=/lohe, Hessen, Sachs=/sen, Brau(n)=schweig; Hessen, Pfaltz, Meckel(n)=burg, Poln.13) Die Entstehung und Datierung des künstlerisch weit über Meisenheim hinaus wirkenden Grabdenkmals14) wird neben der Inschrift (C) durch weitere zeitgenössische Quellen gut dokumentiert15). Ende 1571 erhielt Johann von Trarbach, ein begehrter Bildhauer an den rheinischen Fürstenhöfen der Renaissancezeit16), nach Vorlage einiger Entwürfe, von den Söhnen des Verstorbenen den Auftrag zu diesem imposanten Monument. Seine in Simmern/Hunsrück tätige Werkstatt arbeitete mehrere Jahre daran und wurde dafür mit insgesamt 510 Gulden entlohnt. Das fertige Epitaph wurde im Sommer 1575 als erstes Grabdenkmal in der Grabkapelle der Schloßkirche aufgestellt17). Die Inschrift (H) für die Herzogin Anna kann aus inhaltlichen und formalen Gründen allerdings erst nach ihrem Tode im Jahr 1591 angefertigt und an die dafür vorgesehene Stelle eingesetzt worden sein; vermutlich befand sich dort bis dahin eine einfache Tafel mit ihrem Namen18). Trotz oberflächlicher Gemeinsamkeiten weisen daher beide, in einer schönen vergoldeten Kapitalis gehaltenen Hauptinschriften erhebliche Unterschiede auf. Während die mit willkürlich erhöhten Anfangsbuchstaben ausgestattete, vorlinierte Inschrift (G) für Herzog Wolfgang durch zahlreiche Kürzungen auffällt, gleichzeitig jedoch auf Ligaturen und Worttrenner verzichtet, zeichnet sich die Inschrift für seine Frau durch eine gleichmäßigere Schriftgestaltung mit wesentlich weniger Kürzungen aus, in der sowohl rautenförmige Worttrenner als auch Ligaturen und einzelne Schmuckformen ihren Platz finden. Der am 26. September 1526 als Nachkomme des deutschen Königs (nicht Kaisers) Ruprecht von der Pfalz (†1410) und einziger Sohn des Herzogs Ludwig II. von Pfalz-Zweibrücken und seiner Frau Landgräfin Elisabeth von Hessen in Zweibrücken geborene Wolfgang19) übernahm dort 1544, im Alter von 18 Jahren, die Regierung des Herzogtums. Am 8. März des folgenden Jahres heiratete er in Kassel Landgräfin Anna von Hessen, Tochter des hessischen Reformators Philipp des Großmütigen. Im Ehevertrag wurde das Meisenheimer Schloß zu ihrem Witwensitz bestimmt. Aus der Ehe gingen acht Töchter und fünf Söhne hervor, deren Nachkommen die späteren königlichen Häuser von Schweden und Bayern bildeten. Möglich wurde diese Aufsplitterung in fünf Linien durch die erheblichen territorialen Zugewinne (wie das Herzogtum Neuburg in Bayern und die Hälfte der hinteren Grafschaft Sponheim), die Wolfgang durch Kauf, Erbgang und Schenkung erhielt. Wie aus der Inschrift hervorgeht, führte der wohl bedeutendste pfalz-zweibrückische Regent nach anfänglichem Zögern in seiner Herrschaft die Reformation durch, hob nach 1555 die Klöster – darunter Disibodenberg – auf, und bestimmte ihre Einkünfte zur Gründung und Unterhaltung von Kirchen und Schulen. Neben den „höheren“ Schulen (scholae illustres) in Lauingen (Lkrs. Dillingen) und Hornbach (ehemaliges Benediktinerkloster, Lkrs. Pirmasens), die zur Heranbildung des akademischen Nachwuchses für Staat und Kirche dienten, gründete Wolfgang weitere vier Lateinschulen, eine davon in Meisenheim. Am gleichen Ort restituierte er ab 1564 die alte Münze20), die mit Silber aus einheimischen Bergwerken versorgt wurde. In seine letzte Lebenszeit fallen die beiden inschriftlich erwähnten Feldzüge. Im Jahr 1566 eilte er Kaiser Maximilian II. mit seinem ältesten Sohn Philipp Ludwig21) und 300 Reitern gegen die Türken zu Hilfe und machte den kurzen Kriegszug bis zu Ende mit. Im zweiten Feldzug22) hatte sich Herzog Wolfgang gegen Bezahlung verpflichtet, die sich im Religionskrieg mit dem französischen König befindenden Hugenotten mit 6000 Reitern und drei Regimentern zu verstärken. Am 20. Februar 1569 brach unter seiner Führung das mittlerweile auf 8200 Reiter und 8500 Infanteristen angewachsene Heer von Bergzabern aus ins Elsaß auf, über Mühlhausen und die Vogesen gelangte man unter ständigen Scharmützeln an die Loire, wo am 21. Mai die Stadt La Charité eingenommen wurde. Wohl durch die Anstrengungen des Marsches hatte sich bei Wolfgang ein inneres Leiden verschlimmert, das bereits zu Beginn des Feldzuges aufgetreten war. Am 11. Juni 1569, gegen sieben Uhr abends, erlag der Herzog in einer Scheune des heutigen Ortes Nexon bei Limoges (Dép. Haute-Vienne) seiner Krankheit. Der Leichnam wurde tags darauf geöffnet und einbalsamiert, wobei die Eingeweide in der Dorfkirche zu Nexon beigesetzt wurden. Der Körper wurde in einen von Holz umschlossenen Bleisarg gelegt und in der Hugenottenkirche des benachbarten Angoulême begraben. Über der Begräbnisstätte brachte man eine lateinisch abgefaßte Inschrift mit Namen, Titel, Wappen sowie dem Wahlspruch des Verstorbenen Vive memor leti (lebe immer eingedenk des Todes) an. Da die Stadt im späteren Friedensschluß an den König von Frankreich fallen sollte, entfernten die Hugenotten den Sarg noch rechtzeitig aus der Kirche und brachten ihn in ihre in der Nähe des Atlantik gelegene Stadt Cognac. Unterdessen wurden von der Witwe und den Söhnen Herzog Wolfgangs zahlreiche Schreiben an die Hugenotten gerichtet mit der Bitte, den Sarg mit den sterblichen Überresten nach Meisenheim überführen zu können. Man dachte an den Seeweg, da wegen des vorhergegangenen Feldzugs „der Zweybrückische Nam noch bey ettlichen sehr gehast“23) sei und man deshalb im Falle des Landwegs um die Sicherheit des Transports fürchtete. Nach langen, von den beiden zweibrückischen Abgesandten, den herzoglichen Räten Schwebel und Wolff vor Ort geführten Verhandlungen, brachte man am 8. Juni 1571 den Sarg von Cognac nach La Rochelle und verlud ihn am 4. Juli – wegen abergläubischer Befürchtungen der Besatzung als Kaufmannsgut getarnt – auf ein Schiff mit Lübeck als Bestimmungsort. Die Seefahrt verlief nicht ungefährlich: Zunächst wurde das Schiff durch einen Sturm an die spanische Küste verschlagen, im Kanal und in der Nordsee von englischen und norwegischen Freibeutern attackiert und erreichte endlich am 11. August 1571 den Zielhafen. In einem feierlichen Zug, der überall auf seinem Weg mit fürstlichen Ehren empfangen und geleitet wurde, kam der Sarg über Lüneburg, Braunschweig, Kassel und Hofheim (Taunus) am 21. September auf der pfalz-zweibrückischen Burg (Moschel-)Landsburg an. Zwei Tage später wurde der von einem Kasten aus Eichenholz umschlossene bleierne Sarg in einer feierlichen Trauerprozession24) in die Schloßkirche nach Meisenheim überführt, „in das gewölb“ unter der Grabkapelle „uff einem Diel“ gestellt und damit endgültig „zur Erd bestattet“. Alle geschilderten Maßnahmen standen jedoch im Gegensatz zu den von Herzog Wolfgang testamentarisch getroffenen Verfügungen25). Für den Fall seines Todes in der Fremde hatte er nämlich bestimmt, daß man seinen „toden Körper nicht weit über Land führen (solle), sondern an den ... Ort bestatten, da andere Christgläubig auch ruhen“. Zudem legte er ausdrücklich Wert darauf, daß man seinen Leichnam nicht – wie bei Fürsten üblich – zerschneide und einbalsamiere; schließlich ermahnte er seine Nachkommen, sie mögen bei der Gestaltung seines Epitaphs „allen Pracht und Ueberfluss hindansetzen“. Textbeginn nach Rosette. Anfangsbuchstabe erhöht. Eigentlich COMES PALATINVS RHENI; vgl Nr.438 von 1602. Befund FF. DD. Eigentlich COMITISSA PALATINA RHENI. E als Kleinbuchstabe geschrieben. Anfangs-A ohne Balken. Es handelt sich um einen feinkörnigen, weichen, weißen Stein, der wohl aus den Steinbrüchen bei Weibern (Lkrs. Bad Neuenahr-Ahrweiler) gewonnen wurde (vgl. Lucas/Clemen, Instandsetzung 41) und der ausführenden Werkstatt als bevorzugtes Material diente. – Vgl. zum Steinmetzzeichen Anm. 16. Vgl. dazu Lucas/Clemen, Instandsetzung 40f. Vgl. die sorgfältig ausgeführte Skizze bei Wickenburg. So Coerper, Nachrichten 87. Vgl. Lucas/Clemen, Instandsetzung 41 und den Zustand vor der Renovierung bei Eid. – Die beiden verstümmelten Originalköpfe werden heute in der sogenannten Fürstenloge der Schloßkirche aufbewahrt. Joh. 11,25. Mt. 3,17, dort allerdings ohne den letzten Satzteil, vollständig – wie in der Inschrift – bei Mt. 17,5. Io. 19,19. Job 19,25f. Joh. 3,16. Hier hat sich der Verfasser (bei dem es sich um den pfalz-zweibrückischen Rat und späteren Kanzler Schwebel gehandelt haben dürfte; vgl. Crollius 116) der Inschrift verrechnet; unter Berücksichtigung seines Geburtsdatums müßte diese Stelle richtig heißen ANN(OS) XLII MEN(SES) VIII D(IES) XVI. Wie Anm. 11: ANNOS LX MEN(SES) VIII DIES XVII. Die Wappen und die Täfelchen mit den Beischriften wurden bei der Wiederherstellung des Grabdenkmals offensichtlich falsch angeordnet. Die richtige Abfolge, wie sie auch Wickenburg verzeichnet, lautet für Wolfgang: Pfalz-Zweibrücken, Hessen, Hohenlohe, Braunschweig; für Anna: Hessen, Sachsen, Mecklenburg, Polen. Enge Beziehungen bestehen zu dem etwa gleichzeitig in Arbeit genommenen Epitaph für den Markgrafen Philibert von Baden und seiner Gemahlin Mechthild in der Pfarrkirche zu Baden-Baden (vgl. Strübing, Johann von Trarbach 21ff. und 33); dem Epitaph für den Wild- und Rheingrafen Johann Christoph und seine Frau Dorothea in St. Johannisberg diente es sogar als direktes Vorbild (vgl. Nr. 367 von 1586/87). Vgl. die Zusammenstellung bei Strübing 33ff. und bei Kdm. 256. Vgl. zu ihm zuletzt die Studien von Kirsch und Brucker. – Seit der Arbeit von H. Fröhlich, Die Abstammung des Bildhauers Johann von Trarbach (1530-1586), in: Jb. für Geschichte und Kunst des Mittelrheins 14 (1962) 32 (mit falsch verstandener Berufung auf Kdm. 257) gilt in der gesamten späteren Literatur das oben erwähnte Steinmetzzeichen (Nr. 15) als das Johann von Trarbachs. Abgesehen davon, daß das Zeichen an dem wohl von lokalen Handwerkern oder höchstens von der Trarbach-Werkstatt hergestellten Sockel, nicht aber am eigentlichen Epitaph angebracht wurde, führen Bildhauer in der Regel keine Steinmetzzeichen sondern eine meist aus ihren Initialen zusammengesetzte Signatur. Zwar signierte Johann von Trarbach seine Werke nicht, versah jedoch seine Arbeitsverträge mit einem die Initialen I.V.T führenden Siegel; vgl. dazu A. Klemm, Württembergische Baumeister und Bildhauer bis ums Jahr 1750, in: Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgeschichte V (1882) 166 (freundlicher Hinweis von Dr. Falk Krebs, Seeheim-Jugenheim). Vgl. den Brief Herzog Johanns von Pfalz-Zweibrücken vom 27. Juni 1575 an seinen Landschreiber Friedrich von Steinkallenfels in Meisenheim (LHAK 24, 1561 S. 1). Bei dem schon erwähnten wild- und rheingräflichen Epitaph von 1586/87 (vgl. Anm. 14) setzte die Trarbachische Werkstatt – da die bereits figürlich dargestellte Ehefrau noch lebte – an die gleiche Stelle eine wohl vorläufige Namensinschrift. Vgl. zum Folgenden die genealogische Tafel bei Europ. Stammtafeln NF I Taf. 29. – Herzog Wolfgang fand in der historiographischen Literatur große Beachtung, vgl. die Angaben bei Menzel, Wolfgang von Zweibrücken, ADB 44 (1898) 76-87 und zuletzt die Angaben bei W. Koch, Die Entstehung des Testaments Herzog Wolfgangs von Pfalz-Zweibrücken und sein Entwurf von Kanzler Dr. Ulrich Sitzinger, in: MHVP 63 (1965) 95-129. Vgl. dazu ausführlich Eid, Münze pass. Begründer der Linie Pfalz-Neuburg, vgl. Europ. Stammtafeln NF I Taf. 30 und zum Feldzug Koch, Kriegskosten 76ff. Unter der Gefolgschaft des Herzogs befand sich auch sein Rat und Vertrauter, Lic. jur. Johann Wolff (vgl. zu ihm D. Groh: Lizentiat der Rechte J. W. Ein Beitrag zur Biographie eines pfälzischen Diplomaten und Historiographen aus der zweiten Hälfte des 16. Jh. Zweibrücken 1926), der den Feldzug und die letzten Stunden des Verstorbenen in seinem Tagebuch ausführlich beschrieben hat (Druck bei Schlichtegroll, Herzog Wolfgang 71ff.). Vgl. zum Feldzug auch J.H. Bachmann, Herzog Wolfgangs zu Zweybrücken Kriegs= Verrichtungen, Mannheim 1769, sowie Koch, Kriegskosten 84ff. und den Plan bei Molitor, Residenzstadt nach S. 222. Wolff hat als maßgeblich Beteiligter am 15. Mai 1572 eine „Relation über die Herausführung des Körpers des H. Wolfgang aus Frankreich nach Meisenheim“ verfaßt (ebenfalls bei Schlichtegroll, Herzog Wolfgang 88ff. abgedruckt; Zitat S. 93), in der die abenteuerlichen Umstände dieser Aktion in allen Einzelheiten geschildert werden. Der damalige Schultheiß von Meisenheim war sowohl bei der Trauerfeier als auch bei der Bestattung des Sarges in die Gruft zugegen und hat darüber einen Augenzeugenbericht hinterlassen (Zitate nach dem Abdruck bei Molitor, Residenzstadt 237, Anm. 2). Zit. nach Koch (wie Anm. 19) 101f. (nach dem Druck des Testaments bei J.J. Moser, Patriotisches Archiv für Deutschland, Bd. X. Mannheim und Leipzig 1789). Registratur der Clöster Offenbach und Disibodenberg (LHAK 24, 1781; Ende 16. Jh.) 309 (H). Pantaleon Candidus, Epitaphia antiqua et recentia, hominum, qui in s. literis celebrantur: regem item et principum, theologorum, doctorum et aliorum clarorum virorum: tum mulierum, infantem et variorum casum, Straßburg 1600, 72f. (G). Pareus, Historia 196f. (G, H). Wickenburg, Thesaurus Palatinus II 6 -7r (Zeichnung) – Crollius, Denkmahl 114f. (G, H). K., Meisenheim (G). Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler, 459f. (teilw.). Heintz, Begräbnisse Nr. 150f. Eid, Fürstengruft 544 (Abb.). Geiler, Grabstätten 20 (teilw.). Heintz, Schloßkirche 237-241. Erinnerung an Meisenheim. Meisenheim 1905 (Abb.). Ph. Hassinger, Pfalzgraf Wolfgang. Herzog von Zweibrücken 1516-1569. Ein Lebensbild zur 350sten Wiederkehr seines Todestages. Meisenheim 1920, 24ff. mit Abb. S. 22. Strübing, Johann von Trarbach 33-37 (erw.). C. von Gienanth, Meisenheim am Glan, in: Rheinische Hbll. 3 (1926) 521 (Abb.). K. Müller (Hg.), Der Regierungsbezirk Koblenz. Berlin-Halensee 1929, 218 (Abb.). Rodewald, Johann von Trarbach, in: Hbll. Kirn 11 (1931) Nr. 4, 14 (Abb.). Kdm. 256-258 mit Taf. X. C. Pfitzner, Denkmalpflege im Dienste alter rheinischer Grabmalkunst, in: MWGF 10 (1938) 105 (Abb.). Schaffner, Meisenheim 36f. (erw.). A. Martin, Historischer Rundgang durch das tausendjährige Meisenheim, o.O. o.J. (kurz nach 1949) 11 (A). Gillmann, Kirche, Abb. 25. Fröhlich/Zimmermann, Schloßkirche 32ff. (übers.) mit Abb. 9. W. Mathern, Johann von Trarbach, in: NK (1961) 123 (Abb.). W. Kirsch, Johann von Trarbach - Bildhauer zu Simmern, in: MWGF 26 (1973) 64 (Abb.). Drescher, Schloßkirche 27ff. (übers.) mit Abb. 9. Brucker, Handzeichnung 53 (Abb.). Meisenheim am Glan. Ein Gang durch Jahrhunderte, hg. v.d. Sparkasse Bad Kreuznach, Bad Kreuznach 1974 (Abb.). Christoffel, Herzöge 55 (Abb.). Freckmann, Meisenheim 14 (Abb). Brucker, Johann von Trarbach 309 (Abb.). Dölling, Eigenarten (Abb.). Anhäuser, Hunsrück und Naheland, Abb. 93. Lurz, Meisenheim 201 (Abb.) 7630 408 di034mz03k0034104 di034-0341 0 Meisenheim, Schloßkirche 1577-01-01 1577-12-31 1577AAA0000000A3 1577 1 Epitaph der Pfalzgräfin Anna von Pfalz-Zweibrücken, rechts neben dem Grabdenkmal ihrer Eltern1) an der Nordwand der Grabkapelle befestigt. Großes, dreiteiliges Grabdenkmal aus Tuffstein2), die zahlreichen Schrifttafeln aus Schiefer. Als Bekrönung des oberen Teils dient die Figur des auferstandenen Christus über einer Tafel mit vierzeiligem Bibelspruch (A); darunter ein halbrund geschlossenes Hochrelief mit der Taufe Christi, das von den beiden großen elterlichen Wappen in Rollwerkkartuschen flankiert wird. Der von zwei Pilastern gebildete Mittelteil zeigt im Gesims in einer Rollwerktafel den fünzeiligen Bibelspruch (B), darunter auf einer hochrechteckigen Tafel die vorlinierte Hauptinschrift (C) in 21 Zeilen (davon die letzten fünf Zeilen zentriert und mit Arabesken verziert). Die Pilaster werden von jeweils vier weiteren Ahnenwappen und den zugehörigen Beischriften bedeckt. Den Abschluß bildet die Sockelzone mit einer Spruchinschrift, kombiniert mit einem Bibelspruch (D), darunter eine (überarbeitete) Kartusche mit Todessymbolen und einer Sanduhr. Die auf der Linie sitzenden Worttrenner mischen sich mit Satzzeichen. Der das gut erhaltene Grabdenkmal umgebende schwarze, vermutlich zeitgenössische Trauerrand wurde anläßlich der Renovierung der Grabkapelle Ende des 19. Jahrhunderts freigelegt3) und wohl bei einer weiteren Erneuerung nach 1953 wiederhergestellt4). Die untere Hälfte der Tafel (C) ist mit Namens-Kritzeleien des 18. und 19. Jahrhunderts bedeckt. H. ca. 440, B. 175, Bu. 2-6 cm. Fraktur und Kapitalis. A Ich bin die vfferstehung vnnd / das leben, wer an mich glaubt, / der würt leben ob er gleich stürbe / IOANNIS · XI · CAPIT(EL) ·5) B Meine schaf hören meine stim, vnd Ich kenne sie, vnd sie volgen mir / vnd Ich geb Inen das ewig leben, vnd sie werden nimmermehr / vmkommen, vnd niemandt würdt sie aus meiner handt reissen, / der Vatter der sie mir geben hat, ist grösser dan alles, vnd niemandt / würdt sie aus meines Vatters handt reissen · IOAN(NIS) · 10 · CAPIT(EL) ·6) C Die Durchleuchtig Hochgeborn Fürstin vnd Freülin Freülin / Anna, Pfaltzgreuin bei Rhein, Hertzogin in Bairn, Greuin / zu Veldentz vnd Spahnheim, ist in diese Weldt gebornn / zu Amberg, den · 2 · Junii ANNO · 1554a) · hat mit Gottes / gnediger hilff vnd gnaden, in warem glauben auch tugent/licher zucht vnd gehorsam gelebt, biss vff den · 13 · NOVE(M)B(RIS) / ANNO · 1576b) · vnd ist Ihr gantzes alter gewessen · 22 · / Ihar · 5 · Monat · 24 · tage, an welchem tag sie Ihr leben, in / Christlichem glauben vnd bekantnus, mit rheu Irer / sünden, vnd gewisser hoffnung vergebung derselben, vff=/erstehung des fleisch, vnd eines ewigen lebens, durch den / verdienst vnsers seligmachers Ihesu Christi, selig hat be/schlossen, vnd sich willig im willen gottes, mit gedult / vnd anruffung zu Gott, ergeben. Ist alhie zu Meisen=/heim, in Ihrer hochloblichen vorältern grab, Christlich / zur erden bestatt, den · 18 · NOVEMBRIS · ANNO / · 1576 · welcher der Almechtig Gott, am / Jüngsten tag, mit allen so an In glau=/benn, ein selig frölich vfferstehung / wöll verleihen, zum Ewigen / leben, AMEN · D O · Jhesus dir leb Ich, dir sterb Ich, Dein bin Ich / Todt vnd lebendig, / Selig sindt die Todten, die in dem hern sterben, von / nuh an &c) in der Offenbar(ung) Johan(nis) am · 14 ·7) Pfalz-Zweibrücken; Hessen (Landgrafen)8). Wappen und Wappenbeischriften: Pfaltz ·, Hessen ·, Hohenlohe ·, Brau(n)schweig ·; Hessen ·, Sachssen ·, Meckelnburg ·, Polnn · Die sorgfältig gearbeitete, golden gefaßte Fraktur wird durch wenige in Kapitalis gehaltene Wörter unterbrochen, die auf diese Art die Datumsangaben und Zitatnachweise hervorheben. Anna war das vierte Kind und die zweite Tochter aus der Ehe Herzog Wolfgangs von Pfalz-Zweibrücken mit der Landgräfin Anna von Hessen9). Ihr Geburtsort erklärt sich durch die zeitweilige Residenz ihres Vaters in Amberg10), der von dort 1551 bis 1557 im Auftrag des pfälzischen Kurfürsten Friedrich die Oberpfalz verwaltete. Die Verstorbene blieb zeitlebens unverheiratet und scheint sich in ihren letzten Lebensjahren vornehmlich am Neuburger Hof ihres Bruders, des Pfalzgrafen Philipp Ludwig aufgehalten zu haben. Von einer schweren Krankheit gezeichnet, wird sie von dort am 18. September 1576 nach Meisenheim an den Witwensitz ihrer Mutter gebracht, um sich dort von ihrem Leiden zu erholen. Trotz aller ärztlicher Bemühungen stirbt sie am 13. November um neun Uhr abends und wird zwei Tage später morgens um acht Uhr in der pfalz-zweibrückischen Familiengruft neben ihrem Vater beigesetzt. Über die Entstehung ihres vergleichsweise schlichten Epitaphs sind wir durch einen erhaltenen zeitgenössischen Briefwechsel außergewöhnlich gut unterrichtet11): Zunächst wird der Bildhauer und Schultheiß von Simmern, Johann von Trarbach, der bereits das große Grabdenkmal ihrer Eltern angefertigt und im Jahr 1575 in der Meisenheimer Grabkapelle aufgestellt hatte, von Herzog Johann I. von Pfalz-Zweibrücken mit der Herstellung mehrerer „Visierungen“ (Entwürfe) beauftragt. Anfang 1577 legt der Meister dann zwei unterschiedliche Handzeichnungen vor, wobei sich Herzogin Anna, die Mutter der Verstorbenen, für das „epitaphium ... mit der tauffung Christi“ ausspricht und gleichzeitig die Auswahl der „darin gehörende(n) sprüch“ trifft. Als Standort des Denkmals schlägt der Bildhauer den (heutigen) Platz „neben dem kleinen thürlin im chörle“ vor. Das Epitaph wird in der Simmerner Werkstatt hergestellt, von dort aus nach Meisenheim transportiert und im September 1577 an dem vorgesehenen Ort an der Wand befestigt. Der Bildhauer erhielt dafür – einschließlich seiner Arbeit „die schrifften zu vergulden“ – neben einem halben Fuder Wein insgesamt 150 Gulden, die von der Mutter der Verstorbenen bezahlt wurden12). Die Zahl 4 wurde auf einem rechteckig ausgeschnittenen Plättchen eingepaßt. Zahl 7 wie Anm a. Entsprechendes Zeichen für et. Vgl. Nr. 340. Aus den Steinbrüchen bei Weibern, vgl. ebd. Anm. 1. Vgl. dazu Lucas/Clemen, Instandsetzung 40f. Vgl. dazu W. Bornheim gen. Schilling, Meisenheim, in: JbGKMrh 6/7 (1954/55) 224f. Joh. 11,25. Joh. 10,27-29. Off. 14,13. Dieses Wappen wurde neu angefertigt; das alte befindet sich heute – mehrfach geflickt – in der sogenannten Fürstenloge der Schloßkirche. Vgl. Europ. Stammtafeln NF I Taf. 29. Vgl. Heintz, Schloßkirche 189. – Dort wurde auch ihre ältere Schwester Christina geboren, deren Epitaph sich ebenfalls in der Grabkapelle befindet; vgl. Nr. 496 von 1619. Vgl. zum Folgenden die Miszelle von Sponheimer, der die betreffenden Akten der Landschreiberei zu Meisenheim und des Geheimen Hausarchivs zu München auswertete. Ein Teil der originalen Korrespondenz findet sich im LHAK unter der Signatur 24, 1561 S. 5-14. Vgl. Strübing 49. Pareus, Historia 200 (C). Wickenburg, Thesaurus Palatinus II 2 -3r (Zeichnung). Crollius, Denkmahl 120 (C). Copia Epitaphiorum Meisenheim fol. 115r-v (A, B, D). Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 460f. (teilw.). Heintz, Begräbnisse Nr. 151f. Geiler, Grabstätten 21f. (teilw.). Heintz, Schloßkirche 241ff. Strübing, Johann von Trarbach 48-51 (erw.). Sponheimer, Ein Briefwechsel über das Epitaph der Pfalzgräfin Anna von Pfalz-Zweibrücken, in: Trierer Zs. 7 (1932) 62-66 mit Abb. 1. Kdm. 258f. mit Abb. 183. Fröhlich/Zimmermann, Schloßkirche 43ff. mit Abb. 10. Drescher, Schloßkirche 30 (erw.). Freckmann, Meisenheim 15 (erw.) mit Abb. 16. Brucker, Johann von Trarbach 305 (Abb.). Lurz, Meisenheim 201 (Abb.). 7631 408 di034mz03k0034202 di034-0342 0 Guldental-Waldhilbersheim, Große Kirchgasse 1 1577-01-01 1577-12-31 1577AAA0000000A3 1577 1 Jahreszahl auf einem Wappenstein. Im Jahr 1979 freigelegt und restauriert1), befindet sich der bis dahin unbekannte Stein in etwa 2,50 m Höhe links neben der Hofeinfahrt in der straßenseitigen Hauswand eingelassen. Querrechteckige Sandsteintafel mit zwei einfachen Wappen im vertieften Mittelfeld, in den unteren Zwischenräumen Blüten(teile). Jahreszahl tief eingehauen im Schildhaupt des linken Wappens. Farbfassung neu. H. 33, B. 60, Z. 5 cm. 1577 Wolfskehl; Stump von Waldeck. Die Allianzwappen beziehen sich auf die Ehe des Hans Moritz Stump von Waldeck (†1583 als Letzter seines Geschlechts)2) mit Margarethe von Wolfskehl (in der Wetterau). Die Stump von Waldeck besaßen bereits seit dem 12. Jahrhundert bzw. seit 14083) erhebliche Güter und Rechte im damaligen Hilbersheim. Vermutlich bezeichnet die Jahreszahl einen Erweiterungsbau ihres Hofgutes. Vgl. Denkmalpflege 1979-81, 222. Vgl. Möller, Stammtafeln AF 1 Taf. S. 114. Vgl. Seibrich, Entwicklung 86f. – Der damalige Lehensempfänger war übrigens der in Kreuznach begrabene Ritter Hermann Stump von Waldeck, vgl. Nr. 106 von 1412. 7632 408 di034mz03k0034300 di034-0343 1 Heimweiler 1578-01-01 1626-12-31 1626BAA8422AABA3 1578/1618/1626 0 Jahreszahlen zum Teil mit Initialen im früher eigenständigen Ort Krebsweiler1). I. Jahreszahl im Fenstersturz eines unbekannten Hauses2). Ausführung unbekannt. Nach Lentze. 1578 II. Jahreszahlen mit Initialen im Sturzbogen des Ende der siebziger Jahre abgerissenen Hauses Nr. 283). Ausführung unbekannt. Nach Kdm. 1618 I. W. 1626 Krebsweiler und Heimberg wurden im Zuge der Kreisreform 1969/70 zu der neuen Gemeinde Heimweiler zusammengeschlossen, vgl. dazu NK (1981) 206f. Nach Lentze zu Beginn unseres Jahrhunderts im Besitz eines Herrn Friedrich Dröscher. Heute Anwesen Hauptstr. 3; Angaben nach freundlicher Auskunft des heutigen Besitzers. Lentze, Becherbach 167. Kdm. 212. 7633 408 di034mz03k0034408 di034-0344 2 Meddersheim 1578-01-01 1615-12-31 1615BAA8422AABA3 1578-1615 2 Jahreszahlen zum Teil in Verbindung mit Initialen, Wappen und Steinmetzzeichen an Häusern im Bereich des alten Dorfkernes. I. Jahreszahl auf einem giebelförmigen Werkstein aus gelbem Sandstein, als Spolie in die straßenseitige Mauer des Hauses Hintergasse 2 eingelassen; bisher unbeachtet. H. 34, B. 31. Z. 10 cm. 1578 II. Jahreszahl über der Tür eines nach 1935 abgerissenen, stattlichen Anwesens (Tordurchfahrt, Treppenturm) mit der früheren Nummer 63-641) (Hohlgasse 1), heute verloren. Nach Kdm. 1580 III. Jahreszahl mit Steinmetzzeichen (Nr. 28) über dem mit Weinlaubfries geschmückten Kellereingang des Hauses mit der früheren Nr. 38 (Sobernheimer Str. 8). Laut Auskunft einer Bewohnerin in den sechziger Jahren dieses Jahrhunderts beim teilweisen Abbruch, bzw. Umbau des mit einer Tordurchfahrt versehenen Anwesens verschwunden. Nach Kdm. 1590 IV. Jahreszahl in den Zwickeln des profilierten Türsturzes am Treppenturm des zweistöckigen Anwesens Naheweinstr. 48 (ehemaliger wild- und rheingräflicher Hof, Hausnr. 118), wohl erst im Verlauf der nach 1976 durchgeführten Umbaumaßnahmen verschwunden2). Nach Foto LfD. 1592 V. Initialen in einem redenden Wappen mit Steinmetzzeichen (Nr. 40). Seitenteil eines Fensters des 1602 erbauten und in den fünfziger Jahren dieses Jahrhunderts abgerissenen Hauses mit der früheren Nr. 115 (Hintergasse 9). Der farbig gefaßte Sandstein wurde geborgen und im Vorgarten des heutigen Anwesens aufgestellt. H. 80, B. 45, Bu. 5 cm. Kapitalis. I R(EIDENBACH)3) Wappen Reidenbach (Reiter auf Pferd). VI. Jahreszahlen auf einer farbig gefaßten, dick überstrichenen Tafel, die neben dem linken Treppenaufgang in die Wand des Hauses Hohlgasse Nr. 3 eingelassen ist; bisher unbeachtet. Unter den beiden gerahmten Jahreszahlen, die von gespreizten Händen an Schnüren gehalten werden, in Kartusche Darstellung einer stehenden Muttergottes mit Kind und Szepter. Die Jahreszahlen bezeugen nachdrücklich den Wohlstand und die damit verbundene Bautätigkeit des sich seit der Mitte des 14. Jahrhunderts in wild- und rheingräflichem Besitz befindenden Ortes4). H. 54, B. 35, Z. 2,5-4 cm. 1615 / 1615 Wie in vielen kleineren Orten war es auch in Meddersheim üblich, die Häuser ohne Nennung des Straßennamens nach einer bestimmten Reihenfolge durchzunumerieren; erst zu Beginn der siebziger Jahre unseres Jahrhunderts erfolgte die straßenweise Durchzählung. – Für die freundliche Hilfe bei der Identifizierung der alten Häuser danke ich Herrn Ortsbürgermeister H. Hilkene. Ein im Jahr 1976 angefertigtes Foto zeigt noch den intakten Eingangsbereich; vgl. LfD Mainz. Datierung und Auflösung nach Kdm.; wohl aufgrund des eindeutigen Wappens und der zahlreichen zeitgenössischen Nennungen des somit hier erstmals genannten Familiennamens (vgl. auch Nr. 467 von 1609 und Nr. 593 von 1681), der sich bis heute in Meddersheim erhalten hat (vgl. Müller, Alt-Meddersheim Nr. 11). Vgl. zur Geschichte des Dorfes Vogt, Meddersheim 29-42 und Füllmann, Meddersheim, pass. Kdm. 235 (II, III, IV, V). LfD Mainz, Fotoarchiv, Neg.-Nr. E 207/17- 20 (IV). 7634 408 di034mz03k0034506 di034-0345 1 Weiler bei Monzingen, Evang. Kirche 1579-01-01 1579-12-31 1579AAA0000000A3 1579 0 Glocke mit Spruch- und Meisterinschrift. Sie wurde 1921 für 13493 französische Francs1) an die Evangelische Kirchengemeinde St. Wendel im Saarland verkauft und dort am 17. Februar 1938 unter textlicher Beibehaltung der alten Inschrift umgegossen. Dabei wurde die Inschrift allerdings in modernen kapitalen Buchstaben ausgeführt2). Das Aussehen der alten Glocke ist unbekannt. Schrift wohl Kapitalis, Gewicht 240 kg, Schlagton b. Nach Lehfeldt. O HERE IESV CHRIST KEIN ANDER MEIDELLERa) IST · I.P.M.b) PETER VAN TRIER BOVRGER ZO AICHc) HATT MICH GEGOSSEN ANNO 1579 Knittelvers. Der gut bezeugte Meister3) wurde in den zwanziger Jahren zu Aachen geboren, arbeitete als Glokkengießer und erhielt als Mitglied der dortigen Kupfermeister-Zunft das Bürgerrecht. Der meist gemeinsam mit seinem Bruder Heinrich arbeitende Peter von Trier ist 1570 bis 1585 mit zahlreichen Glocken im nördlichen Rheinland nachweisbar. Der sonst auf Glocken unübliche, reformatorische Kernspruch wendet sich in einem Knittelvers gegen die Anrufung der Heiligen als Mittler zwischen Mensch und Gott. Sic! verballhornt für ‘Mittler‘. I.P.M. bis 1579 fehlt bei Gillmann, Kirche. Aachen. Laut den diesbezüglichen Unterlagen im Evang. Gemeindearchiv St. Wendel; Herrn Pfarrer Köpke gebührt herzlicher Dank für seine Hilfe. Diese Glocke wurde im 2. Weltkrieg nicht abgeliefert und hängt heute noch in der evang. Kirche St. Wendel. Unten auf dem äußeren Schlagring trägt sie folgende Inschrift Nach dem Original von B in A umgegossen durch den Glockengiesser Mabillon in Saarburg im Jahre 1938 für die Evang. Kirchengemeinde St. Wendel N. 4783. Vgl. zum Folgenden Macco, Aachener Wappen II 197, Walter 890f. und ausführlich Dorgelo, Klokkengieters 9ff. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 344. A. Schüller, Glocken vom Hochwalde, in: Trierische Chronik 9 (1913) 130. Walter, Glockenkunde 327. Gillmann, Glockenweihe 7. Zimmermann, Glocken 36. Kdm. 426. Liste der Glocken (1942) 9. Gillmann, Kirche 478. 7635 408 di034mz03k0034604 di034-0346 0 Bad Kreuznach-Planig, Evang. Pfarrkirche 1579-01-01 1579-12-31 1579AAA0000000A3 1579 2 Glocke mit Spruch- und Meisterinschrift, linke Glocke im Turm1) der ursprünglich romanischen Kirche. Kleine Glocke mit einzeiliger Schulterumschrift zwischen einem profilierten Stegbündel, oben begleitet von einem stehenden Lilienfries. Auf dem Wolm fünf Zierstege. H. ca. 55, Dm. ca. 68, Bu. 1,8 cm. Kapitalis. + DES HERNa) WORT BLIFTb) IN EWICHEITb)2) IOHAN VON TRIER GVSb) MICH ANNO 1579 Der seit 1510 auf Glocken nachweisbare Bibelspruch3) wurde später zum Wahlspruch der lutherischen Reformation4); deshalb könnte man ihn hier bewußt als Kennzeichen der erst seit 15675) zum Luthertum reformierten Gemeinde in Planig eingesetzt haben. Johann III. von Trier6) gehört zu einer weitverbreiteten, seit etwa 1480 in Aachen ansässigen Glokkengießerfamilie. 1559 erscheint er dort als Angehöriger der Kupferschläger-Zunft. Er verstarb zu Beginn des 17. Jahrhunderts. N durchgehend retrograd. Sic! Vgl. dazu Nr. 177. 1 Pe. 1,25. Vgl. Walter, Glockenkunde 295. Vgl. etwa DI 25 (Ludwigsburg) Nr. 276 und künftig die zahlreichen Belege in DI Lkrs. Jena. Vgl. Wörner, Planig 14 (1879) 642ff. Vgl. dazu Dorgelo, Klokkengieters 7f. sowie Walter, Glockenkunde 889f. und Wiegand, Glockenkunde 51. Brilmayer, Rheinhessen 395. 7636 408 di034mz03k0034702 di034-0347 0 Altenbamberg 1580-01-01 1580-12-31 1580AAA0000000A3 1580 1 Jahreszahl auf einem (ehemaligen) Scheitelstein über der modernen Tür des Hauses Burgstr. 27; im Jahr 1985 vom Besitzer freigelegt und farbig neu gefaßt. H. 20, B. 60, Z. 12 cm. 1580 Das kleine Anwesen gehört zu einem fast vollständig erhaltenen Ensemble frühneuzeitlicher, meist unter Putz liegender Häuser längs der Burgstraße, die ihre Existenz der einstmals als Stammsitz der Raugrafen bedeutenden Alten Baumburg1) verdanken. Vgl. dazu Baudenkmale I 209ff. 7637 408 di034mz03k0034800 di034-0348 1 Meisenheim, Untergasse 23 (Rathaus) 1580-01-01 1580-12-31 1580AAA0000000A3 1580 2 Bauinschrift zwischen dem zum Treppenturm führenden Renaissanceportal und einem zweiteiligen Fenster innen in der hinteren rechten Ecke der dreischiffigen Halle des Erdgeschosses. Zu einem unbekannten Zeitpunkt neu angefertigte1), schmucklose, querrechteckige Tafel aus gelbem Sandstein mit schwarz ausgemalter Inschrift in sieben Zeilen. Vermutlich wurde die Platte zusammen mit dem rundbogigen, mit vorgesetzten Säulen versehenen Portal in den Jahren 1979/80 renoviert2). Die Kapitelle tragen ein Steinmetzzeichen (Nr. 20). Nach der Kopie. H. 60, B. 115, Bu. 5 cm. Kapitalis. ANNO 1580 IST DIS ARBEIT / GEMACHT WORDEN UND IST / LASERUS FABER GERICHT / SCHULTHEIS GEWESEN UND / HANS WINSWEILER / GERICHT / BURGERMEISTER GEWESEN / UND HANS LINTZ SEIN GESELL Obwohl Inhalt und Schreibweise der vorliegenden Inschrift ohne weiteres mit vergleichbaren Inschriften des angegebenen Zeitraums übereinstimmen, gilt dies jedoch keinesfalls für die Schriftform. Sie legt vielmehr den Verdacht nahe, daß es sich hier um eine zu einem unbekannten Zeitpunkt (vermutlich zu Beginn unseres Jahrhunderts) angefertigte und wohl wieder am alten Standort eingesetzte Kopie handeln dürfte3). Da dieser Vorgang anscheinend nicht aktenkundig wurde, galt die vorliegende Bauinschrift bisher durchgängig als zeitgenössische Produktion. Die genaue Analyse einiger Buchstabenformen zeigt jedoch eindeutig ihren anachronistischen Charakter: Ende des 16. Jahrhunderts ist der Gebrauch des runden U in kapitalen Schriften völlig unüblich4), zu erwarten wäre dagegen durchgehende V-Schreibung; W wird in dieser Zeit gewöhnlich aus zwei ineinander verschränkten, nicht aneinander gesetzten V gebildet; das B zeigt zwei untypische symmetrische Bögen; das R weist eine vollkommen gestreckte statt eine gebogene Cauda auf; das Mittelteil des M ist symmetrisch nach unten gezogen; zudem zeigt die Jahreszahl ebenfalls völlig untypische, reduzierte Formen. Insgesamt ist die Schrift für die Zeit kurz vor 1600 zu glatt, zu konstruiert und ohne die kleinsten Unregelmäßigkeiten gearbeitet, die man sonst bei vergleichbaren zeitgenössischen Inschriften beobachten kann. Außerdem fehlen zeittypische Phänomene wie Ligaturen, Schmuckformen (spiegelverkehrtes N, Ausbuchtungen bei H, I oder N, erhöhte Anfangsbuchstaben) oder Worttrenner bzw. Satzzeichen. Die Bauinschrift bezieht sich auf eine mit der Errichtung des Portals zusammenhängende Erweiterung des 1517 als neu bezeichneten Rathauses5) um ein kunstvoll gestaltetes, von innen in das Obergeschoß führendes Treppenhaus6). Die drei genannten Personen gehörten zum kleinen Kreis ratsfähiger Meisenheimer Familien. Der Gerichtsschultheiß war ein von der Herrschaft eingesetzter, wohl länger amtierender Beamter – ganz im Gegensatz zu den beiden Bürgermeistern, die jährlich am 6. Dezember neu gewählt wurden. Der Gerichtsbürgermeister leitete die Sitzungen des Stadtrats und war eher für die hoheitlichen Aufgaben, der in der vorliegenden Inschrift GESELL genannte Gemeindebürgermeister für die Verwaltungsgeschäfte zuständig. Lazarus Faber wurde um 1529 als einer von drei Söhnen des Nikolaus Faber7), eines ehemaligen Johanniters und ab 1523 ersten reformatorischen Geistlichen der Stadt geboren. Von Beruf Glaser in Meisenheim, fungierte Faber in den Jahren 1563/64 zunächst als Gemeindebürgermeister, bevor er 1575 zum Stadtschultheiß ernannt wurde. Er war dreimal verheiratet und starb am 2. August 1615 im hohen Alter von 82 Jahren. Hans Winsweiler d.J.8), ein Sohn Hans Winsweilers d.Ä. und seiner Frau, einer geborenen Engel, war 1574 mit Margaretha, Tochter des Heinrich Schreiner verheiratet. Er selbst arbeitete als Wollweber und Tuchhändler und amtierte in den Jahren 1573, 1580 und 1589 als Gerichtsbürgermeister. Hans Lintz9) war ein Sohn aus der Ehe des Melchior und der Elisabeth Lintz, die ihm 1610 das elterliche Haus übergab. Von Beruf Hutmacher, erscheint er 1587 als Gerichtsbürgermeister, in der selben Funktion vielleicht auch noch in den Jahren 1595, 1602, 1609 und 161510). Vgl. den Kommentar. Vgl. Denkmalpflege 1979-1981, 242. In Meisenheim wurden nach 1910 einige alte Bauinschriften auf der Grundlage der überlieferten Texte neu angefertigt, vgl. Nr. 153 von 1479 und Nr. 477 von 1614 mit Anm. 3. – Ein wohl vor 1940 vom Eingang des Rathauses aus aufgenommenes Foto der Halle zeigt zudem die in großen Ziffern an die Westwand des Erdgeschosses gemalte, heute verschwundene Jahreszahl 1580. Dies war allerdings eine eindeutige Neuschöpfung, da ein früheres Foto den noch unrenovierten Zustand der Halle ohne die Jahreszahl zeigt (LfD Mainz, Fotoarchiv, Bestand Meisenheim, ohne Neg.-Nr.). Rundes U erscheint im Bearbeitungsgebiet einmal vereinzelt im Jahr 1608 (Nr. 462), dann erst wieder aber 1651 (Nr. 551). Vgl. Kdm. 274; der Meister der Schloßkirche, Philipp von Gmünd gen. Hühnermenger scheint auch diesen Bau entworfen zu haben. Vgl. Nr. 240 X von 1652 und Spille 51. Vgl. zum Folgenden Zimmermann, Beiträge 323 und Meyer, Beiträge 284ff. Vgl. die Angaben bei Meyer, Bürgermeister 1571, 148, ders., Beethregister 1580, 72 und ders., Catalogus 110 sowie Anthes, Einwohner 68. Vgl. die Angaben bei Meyer, Bürgermeister 1571, 148f. und Anthes, Einwohner 68. In den Steuerregistern erscheinen im fraglichen Zeitraum zwei Personen mit diesem Namen; vgl. Meyer, Beethregister 1580, 66, sowie Beethregister 1606, 347. Im Verzeichnis der Pfarrangehörigen von 1609 wird ein Hans Lintz, Ratsverwandter, mit Ehefrau Elisabeth und drei Mädchen aufgeführt; vgl. Meyer, Catalogus 108. Kdm. 275. Schaffner, Meisenheim 443. Spille, Rathäuser 363 (Abb.) – Lurz, Meisenheim 240. Lipps, Entdeckungsreisen 177. 7638 408 di034mz03k0034900 di034-0349 0 Mandel, Kath. Kapelle St. Antonius 1581-01-01 1581-12-31 1581AAA0000000A3 1581 1 Grabplatte für Michael von Koppenstein. Sie wurde erstmals 1751 in der damaligen mittelalterlichen Kirche nachgewiesen, verschwand vermutlich während des 1829/30 erfolgten Neubaus der nachfolgenden Simultankirche und wurde erst Anfang der 50er Jahre dieses Jahrhunderts1) vor der 1897 erbauten katholischen Kapelle St. Antonius als Fragment wieder aufgefunden. Ehemals große Platte aus gelblichem Sandstein mit Umschrift auf erhöhter Leiste, im Mittelfeld unter drei 2:1 gestellten, reliefierten Ahnenwappen des Verstorbenen die beiden Ehewappen in einem Medaillon. Das untere Drittel der Platte fehlt, die linke Leiste ist abgearbeitet, schräglinks verlaufender Riß. Erg. nach Wickenburg. H. 124, B. 85. Bu. 6 cm. Fraktur. [A]nno · d(omi)ni · 1 · 5 · [81a) den xxi] / Janvarii · zwischen · xi · vnd xij · vhrn [starb der Edle vnd Ehren Veste Michael von Koppenstein dem Gott gnädig seÿe seines alters 83 Jahr] Koppenstein; Venningen; Mauchenheimer von Zweibrücken, Gundheim (von fünf Schindeln begleitetes Vogelbein2); Kindel von Schmidtburg3). Michael4) war einer von zwei Söhnen aus der Ehe Philipps IV. von Koppenstein mit Anna, Tochter des Bernhard Mauchenheimer von Zweibrücken mit Anna von Gundheim. Seit Mai 15295) war er mit Veronika, Tochter Konrads von Venningen und seiner Frau Maria von Hirschhorn verheiratet. Michael von Koppenstein fungierte von 1531 bis 1543 als kurpfälzischer Oberamtmann zu Kreuznach, darauf bis 1565 als (nassauischer?) Amtmann zu Dill (Dillenburg, Lahn-Dill-Kreis). Seinen Lebensabend dürfte er auf seinem Besitztum zu Mandel6) verbracht haben. Helwich, Op. gen. IV fol. 379v überliefert das gleiche Todesjahr, Möller und Zwiebelberg (wie Anm. 4) dagegen das Jahr 1584. Freundliche Auskunft von Frau Maria Weber, Küsterin in Mandel, vom 25. Juni 1991. Vgl. dazu die Ahnenprobe seines 1599 verstorbenen Sohnes Heinrich Walrab von Koppenstein bei Helwich, Syntagma 367. Wappen der Großmutter väterlicherseits. Vgl. zum Folgenden Möller, Stammtafeln NF II Taf. LXI und Zwiebelberg, Koppenstein 148f. Vgl. den detaillierten Heiratsvertrag bei Schulz, Inventar 85f. Vgl. dazu Nr. 283 von 1537. – Seine mit seinem Sohn Bernhard in zweiter Ehe verheiratete Schwiegertochter Anna Waldecker von Kaimt (†1607) wurde ebenfalls in Mandel begraben; vgl. auch Nr. 369 von 1587. Wickenburg, Thesaurus Palatinus II 123. Kdm. 221. Lipps, Entdeckungsreisen 155 (teilw.). 7639 408 di034mz03k0035003 di034-0350 0 Bad Kreuznach, Schloßparkmuseum 1581-01-01 1581-12-31 1581AAA0000000A3 1581 2 Jahreszahl auf einem Portalsturz unbekannter Herkunft. Zur Zeit noch im Magazin des ehemaligen Karl-Geib-Museums in eine Kellerwand eingelassen1), bisher unbeachtet. Innen gerundeter Scheitelstein aus rotem Sandstein mit begleitenden durchgesteckten Stäben; über der Jahreszahl ein Steinmetzzeichen (Nr. 21), darunter kleines Wappen mit Hausmarke (?) und Initialen. H. 32, B. 84 cm. Kapitalis. 1 5 8 1 unbekannt (Hausmarke?, umgeben von den Buchstaben I und P). Der sorgfältig gearbeitete Stein stammt wohl aus einem der zahlreichen Kreuznacher Burghäuser bzw. Adelshöfe. Der Stein soll demnächst ins neue Schloßparkmuseum überführt werden. 7640 408 di034mz03k0035101 di034-0351 2 Daubach, Gemarkung 1581-01-01 1581-12-31 1581AAA0000000A3 1581 0 Grenzstein mit Jahreszahl und Wappen. Im Jahr 1977 vermutlich an der Gemarkungsgrenze Daubach-Nußbaum erstmals erfaßt1), nicht aufgefunden. Geradestehender Quader mit flachem Kopf und ohne Weisung; auf der Südseite Jahreszahl (A), darunter Wappen, auf der Nordseite ein einzelner Buchstabe (B). Nach Hommer. H. 44, B. 28 cm. A 1581 B B Mainz (Erzbistum; achtspeichiges Rad). Der Stein wurde am 17. März 1977 von Hermann Hommer für die Kartei der Pfälz. AG für Grenz- und Flurdenkmäler aufgenommen und abgezeichnet. 7641 408 di034mz03k0035209 di034-0352 1 Weiler bei Monzingen, Evang. Kirche 1581-01-01 1581-12-31 1581AAA0000000A3 1581 0 Jahreszahl in den Schallarkaden des wohl im 13. Jahrhundert errichteten Nordturms der Kirche. Erstmals 1886 und noch 1984 überliefert, jedoch nicht mehr aufgefunden. Ausführung unbekannt. Nach Lehfeldt. 1581 Schiff und Chor der Kirche stammen vermutlich aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts; die Jahreszahl bezieht sich wohl auf eine Renovierungsmaßnahme. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 343. Gillmann, Glockenweihe 7. Dehio Rheinland-Pfalz 1116. 7642 408 di034mz03k0035307 di034-0353 1 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1570-01-01 1606-12-31 1581BAF8430AABA3 (1570)/nach 1581 0 Epitaph (?) für Johann von Dienheim und seine Familie. Noch 1614 in der damaligen Stadtpfarrkirche nachgewiesen, verloren. Zwei Wappen, sonstiges Aussehen unbekannt. Nach Helwich. Anno d(omi)ni 1570 den 30 Nouembrisa) starb der edel vnnd ehrnuest Johan von Dienheim churfurstlicher Pfalz Oberamptman zu Creutznach. Vrsula von Dienheim geborne Crätzin. Filiib). Gerhardt, Friderich geistlich, Weigandt, Sÿbert, Ebert Bischoff zu Speÿer, Jo(h)an geistlich, Peter, Jo(hann)es Henric(us) geistlich, Paul(us) Wigant, Seibert, Caspar, Hans Frid(erich). Filiaeb). Agnes, Margreth, Agnes, Clara. Dienheim, Cratz von Scharfenstein. Der in kurpfälzischen Diensten stehende Johann von Dienheim erhielt bereits anläßlich seines Todes eine Grabinschrift1), vermutlich auf einer Grabplatte. Form und Anordnung des vorliegenden Textes lassen demgegenüber auf ein (gemaltes?) Epitaph als Inschriftenträger schließen, auf dem die gesamte Familie (vielleicht kniend als Beterreihe?) abgebildet und mit Namensbeischriften versehen war. Die Datierung ergibt sich aus dem angegeben Stand des Sohnes Eberhard, Domherr zu Worms, Propst zu Weißenburg und seit dem 20. September 1581 Bischof von Speyer2). Auch über das Schicksal der weiteren Familienmitglieder sind wir gut unterrichtet3). Seine Gemahlin Ursula, Tochter Caspars Cratz von Scharfenstein4) übersiedelte nach dem Tod ihres Mannes (wohl zu ihrem Sohn) nach Speyer, verstarb dort 1584 im Alter von 75 Jahren und wurde im Domkreuzgang5) begraben. Einige ihrer Söhne schlugen die geistliche Laufbahn ein: So war der 1547 jung verstorbene Friedrich Kanoniker am Wormser Dom6), der 1573 verstorbene Johann der Jüngere Stiftsherr am Mainzer Dom und an St. Alban7), der 1607 verstorbene Johann Heinrich Domkapitular zu Mainz8), dann Domsänger zu Speyer, Propst zu Erfurt und Rektor zu Ottersweiler. Über ihre weiteren Söhne Gerhard und Caspar ist nichts bekannt, vermutlich verstarben sie früh – ebenso wie deren in der hier vorliegenden Inschrift nicht erwähnter Bruder Tiburtius. Paul Wiegand hingegen habe sich – so Humbracht – „überstudirt“. Hans Friedrich (†1582) war mit Maria Jacobe von Hattstein verheiratet, Wiegand (†1609) mit Cordula von Streitberg, der bereits 1597 verstorbene Seifried (Seibert)9), kurpfälzischer Amtmann zu Bacharach, nacheinander mit Maria von Koppenstein, Regina von Fleckenstein und Maria Elisabeth Knebel von Katzenelnbogen – er soll 1565 seinen mit Agatha von Reifenberg verheirateten Bruder Peter erstochen haben. Über die vier Töchter ist nichts bekannt, vermutlich starb eine der beiden gleichnamigen Schwestern noch im Kindbett. Wohl irrtümlich für „Septembris“; vgl. seine Grabinschrift Nr. 329 von 1570. Vermutlich Zusatz von Helwich. Vgl. Nr. 329 von 1570. Vgl. zu ihm ausführlich F.X. Remling, Geschichte der Bischöfe von Speyer 2, Mainz 1854, 397f. Vgl. zum Folgenden Humbracht, Zierde Taf. 17. Vgl. Nr. 241 von 1512. Vgl. die Notiz bei Helwich Op. gen. I fol. 472v und den Text ihres von ihrem Sohn Eberhard gestifteten Grabdenkmals bei Remling (wie Anm. 2) 435 Anm. 131 und zu einer weiteren Grabinschrift Kunstdenkmäler der Pfalz, Stadt und Bezirksamt Speyer, bearb. v. B.H. Röttger (Die Kunstdenkmäler von Bayern VI,3). München 1934, 405. Vgl. DI 29 (Worms) Nr. 436. Vgl. DI 2 (Mainz) Nr. 474. Vgl. ebd. Nr. 520. Der Name taucht zweimal auf, vermutlich eine Verwechslung mit dem fehlenden Tiburtius. Helwich, Syntagma 313f. Roth, Syntagma 2 (1884) 44. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 20 (beide nach Helwich). 7643 408 di034mz03k0035405 di034-0354 1 Hennweiler, Evang. Pfarrkirche 1583-01-01 1583-12-31 1583AAA0000000A3 1583 1 Fragmente vom gemeinsamen Grabdenkmal Ludwigs von Schwarzenberg und seiner Frau Schönette von Landsberg. Ehemals innen im Chor der Vorgängerkirche, dann als Fragment in der südlichen Rundbogennische der jetzigen Turmhalle1) nachgewiesen, wurde es wohl anläßlich der Renovierung der Kirche in den Jahren 1968-71 ins damalige Mittelrheinische Landesmuseum nach Mainz2) überführt, dort ist es jedoch nicht mehr auffindbar3). Den Beschreibungen (Ohlmann und Kdm.) zufolge handelte es sich um die Reste eines monumentalen Epitaphs mit zwei (vermutlich vor einem Kreuz) einander zugekehrt knienden Figuren, von denen sich Teile des Körpers, der Knie, der Köpfe und der Arme erhalten hatten. Der Architekturrahmen wies anscheinend insgesamt acht quadratische Vertiefungen für Schiefertäfelchen mit Ahnennamen auf, von denen vier bzw. fünf kopial überliefert sind (C). Eine weitere Tafel war mit einem Bibelspruch beschriftet (A). Zudem befand sich – laut einer vom damaligen pfalz-zweibrückischen Amtsschreiber Kobbeus im Jahr 1756 beglaubigten Abschrift – an dem Grabdenkmal eine bereits vor 1886 bzw. 1926 verlorene, „steinerne Leye (=Schiefertafel), worin die ... Inscription mit goldenen Buchstaben eingehauen gewesen“ (B). Eine zweite, „an die Nebenseite dieses Epitaphii, unter das Bildniß der Schwarzenburgischen Freyfrau gehörigen“ Tafel mit einer weiteren Grabinschrift konnte bereits vor 1756 nicht mehr aufgefunden werden4). Das bedeutende Grabdenkmal scheint während der französischen Besetzung der Rheinlande Anfang des 19. Jahrhunderts zerstört worden zu sein5). Nach Kdm. (A und C), Schreiben (B) und Ohlmann (C). A Also hat Gott die Welt geliebet6) B Hier ruhe ich Ludwig Lobesan, Von Schwartzenburg ein Edler Stamm, Gott hats also geordnet zwar, Daß ich der lezt des Nahmens war, Gerechtigkeit hab ich geübt, Den Fried und Ruhe allzeit geliebt, Daher rühmt mich der Adel hoch, Mein Volck nent mich ein Vatter noch, Funffzig Fünff Jahr hab Jch vollendt, Meine Seel nahm Gott in seine Händ. C [Schwarzenberg]a), Sotternb), Elterc), [Utingen]; [Haraucourt], Dalhemd), Hüfelene), Lenuncourtf) Knittelverse. Die verlorene Grabinschrift besteht aus fünf deutschen, paargereimten Knittelversen, ein Typ, der sich im Bearbeitungsgebiet nur vereinzelt nachweisen läßt7). Ludwig wurde um 1528 als einziger Sohn des ebenfalls in der Stiftskirche begrabenen Johann von Schwarzenberg (zu Wartenstein)8) und seiner Frau Margarete von Haraucourt9) geboren. Er war mit Schönette von Landsberg verheiratet. Burg Wartenstein scheint dem Ehepaar nicht mehr als Wohnsitz gedient zu haben – erwähnt werden dort nur noch die von Ludwig eingesetzten Amtleute10). Mit ihm starb die Linie Schwarzenberg zu Wartenstein aus; nach einigen Querelen mit Kurtrier gelangte der Besitz über seine Erbtochter Ursula an seinen Schwiegersohn Johann von Warsberg, Herr zu Rheineck11). Da die Wappenbeischriften die Vorfahren seines Vaters und seiner Mutter, jedoch nicht die seiner Frau nennen, scheint das vermutlich von dem Simmerner Bildhauer Johann von Trarbach12) bzw. seinem Schüler Hans Trapp13) angefertigte Grabdenkmal nur für ihn errichtet worden zu sein. Die gemeinsame Darstellung mit seiner wohl später verstorbenen und nicht unbedingt am gleichen Ort beigesetzten Gemahlin entspricht der zu dieser Zeit typischen Form des Adelsepitaphs14). Die rekonstruierte Anordnung der Tafeln mit den teilweise erschlossenen Ahnennamen richtet sich nach der zuverlässigen genealogischen Überlieferung bei Möller, Stammtafeln AF III, Taf. XCII und den zeittypischen Gewohnheiten. Ohlmann bezeichnet die Familiennamen zwar als „in gotischer Schrift“ ausgeführt, meint aber wohl die ähnlich aussehende Frakturschrift. Ohlmann überliefert Sötern. d‘Autel, vgl. Nr. 317 von 1562. Ohlmann überliefert Dalheim. Dieser Name wurde bisher nicht identifiziert, könnte folglich mit dem folgenden ausgetauscht werden. Nur bei Ohlmann überliefert. – Vgl. Anm e. Das Grabdenkmal stand ursprünglich zentral im Chor der Kirche, wurde dann durch den Einbau eines Hochaltars durch die Katholiken verdeckt, wobei die beschrifteten Tafeln des Epitaphs im Verlauf der Hennweiler Religionsstreitigkeiten von dem damaligen Pfarrer Molitor vor 1737 abgenommen und versteckt wurden; vgl. dazu ausführlich Schreiben 106. Vgl. Dehio Rheinland-Pfalz 362. Freundliche Mitteilung von Herrn Dr. Horst Reber, Landesmuseum Mainz. Zit. nach Schreiben 106 und 128. So Ohlmann. Joh. 3,16. Vgl. Nr. 575 von 1668. Vgl. Nr. 319 von 1565. Vgl. Nr. 327 von 1570. Vgl. Ohlmann, Wartenstein 18 (1938) Nr. 3, S. 11. Vgl. dazu P. Wey, Das Geschlecht der Freiherren v. Warsberg im trierisch-lothringischen Raum, in: Archiv für Sippenforschung 43 (1977) H. 68, 235ff. – Die Herren von Warsberg(-Dorth) befinden sich bis heute im Besitz der Burg; vgl. R. Karbach, Schloß Wartenstein – eine stolze Vergangenheit und eine traurige Gegenwart, in: HHbll. 24 (1984) Nr. 60, 356ff. So Zimmermann, Nahegebiet 31. – Vgl. zum Künstler Nr. 367 von 1586/87 mit Anm. 17. So Müller-Dietrich, Neue Funde 102. – Vgl. zum Künstler Nr. 367 von 1586/87 mit Anm. 21. Vgl. ebd. den ähnlichen Fall; allerdings werden hier die Ahnen der Ehefrau aufgeführt. Schreiben 128. Ohlmann, Hennweiler Nr. 6. Kdm. 180. Nikitsch, Inschriftenüberlieferung 385. 7644 408 di034mz03k0035503 di034-0355 1 Bad Kreuznach, ehem. Franziskaner-Klosterkirche 1584-01-01 1584-12-31 1584AAA0000000A3 1584 0 Grabdenkmal mit einer Translationsinschrift des Johann Schweikhard d.Ä. von Sickingen, verbunden mit drei Memorialinschriften für seine Ahnfrauen Schonette von Sickingen geb. von Sien, Margaretha von Sickingen geb. Puller von Hohenburg und Hedwig von Sickingen geb. von Flersheim. Noch 1660 neben dem Altar in der Nordwand des Chors („in fornice“)1) nachgewiesen, verschwand es vermutlich nach dem nach 1700 erfolgten Neubau der Klosteranlage. Es handelte sich um drei einzelne, von links nach rechts senkrecht in die Wand eingelassene Steine mit den eingehauenen Memorialinschriften (B), (C) und (D), eingerahmt von der erklärenden Umschrift (A). Jeder Stein war mit vier Ahnenwappen versehen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. A Anno 1584 · 13 · Nouembrisa) Ließ der Edel vnnd Vest Johan Schweikart von Sickingen den higedachten Edlen seinen lieben ahn, Vhran vnnd Ober Vhran Frauwenb) begrabenen ihre Epitaphia außheben vnnd in der pfar Kirchen zu Ebernburgk auffrichten. Welchen gott ein froliche aufferstehung verleihe Amen. B Hi Ligt frauw Schonet von Seen des Edlen vnnd Ernuesten Rheinhartes von Sickingen eheliche gemalin so rhulich verschiedten an dem heiligen iahrs tag anno Christi M · vierhundert achtzig drei der selen der frid Gottes ewiglich Rhuw seÿ Amen. 1. Januar 1483. Landschad von Steinach, Sickingen; Sien, Nackenheim. C Im Jahr nach der geburt Christi 1507 ist verschieden die Edle vnnd tugentsame Frauw Margretha von Sickingen ihres geschlechts von Hoenburgk des erfaren Kriegsmanns herrn Schweickartes von Sickingen ritters, der Churf(ürstlichen) Pfaltz großhoffmeister, ehegemahlin, der sehlen gott d(er) almechtig vnnd gütig gott die ewige rhue vnnd freudt gebe Amen. Wappen Sien, Sickingen; Puller von Hohenburg, Boos von Waldeck. D Im Jar nach der geburt Christi 1515 des 9. Januarii ist in Gott seliglich verschieden die Edle vnnd tugentsame frau Hetwigin geborne von flerßheim des dapfern vnnd gewaltigen Kriegshelden Francisci von Sickingen Kaiser Caroli des funften Rath, Kemmerers vnnd Obristen eheliche gemahl welcher seelen gott die ewige rhue gebe Amen. Wappen Puller von Hohenburg, Sickingen; Flersheim, Kranch von Kirchheim2). Johann Schweikhard d.Ä. von Sickingen3), ein Enkel Franz von Sickingens (†1523), begründete mit seiner Gemahlin Beatrix von Lützelburg4) im Jahr 1575 die Seitenlinie Sickingen zu Ebernburg. Vermutlich ist die inschriftlich festgehaltene, nur hier bezeugte Überführung der aufwendig gearbeiteten Grabdenkmäler5) seiner drei Ahnfrauen (Großmutter, Urgroßmutter, Ururgroßmutter) aus der (vorreformatorischen) Sickingen‘schen Grablege6) im Chor der Franziskanerkloster-Kirche zu Kreuznach in die Pfarrkirche zu Ebernburg7) in diesem Zusammenhang zu sehen. Zudem war das Kloster bereits seit 1568 aufgehoben und fand nun als bürgerliches Hospital Verwendung. Da die Gebeine der Verstorbenen im Jahre 1584 offenbar nicht mit erhoben wurden, dienten die damals neu angefertigten Platten zusammen mit ihren jetzt in deutscher Sprache und im Stil der Zeit gehaltenen Inschriften als direkte Stellvertreter. Die überführten originalen Grabdenkmäler waren 1615 und 1660 in der Ebernburger Kirche noch vorhanden; davon erhalten hat sich lediglich ein Fragment der Grabplatte der Margaretha von Sickingen. Datum fehlt bei Bürvenich. Bei Bürvenich steht an dieser Stelle Frawen zimhern allhie zu St. Wolfgang begraben ihre ... So Bürvenich 425. Nur Beischrift ohne Wappenzeichnung. Vgl. zum Folgenden Europ. Stammtafeln NF XI Taf. 63, 64 und 66. Vgl. Nr. 469 von 1610. Vgl. Nrr. 159, 238 und 245. Vgl. zu den Sickingen als Gönner des Franziskaner-Klosters Stein, Franziskaner-Kloster 41. – Eine späte, singuläre Bestattung vor dem vorliegenden Grabdenkmal ist für das Jahr 1644 für ein namenloses Töchterchen des katholisch gewordenen Johann Arnolds von Sickingen zu Ebernburg überliefert, vgl. Bürvenich 426f. Nach Helwich befanden sich die Denkmäler in der Burgkapelle der Ebernburg, vgl. Nr. 143 von 1472. Helwich, Syntagma 219f. Bürvenich, Annales 425f. Herpers, Descriptio 246 (erw. nach Bürvenich). Roth, Syntagma 3 (1884) Sp. 73 (nach Helwich). Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 21 (nach Helwich). Stein, Kloster 99 (nach Bürvenich). 7645 408 di034mz03k0035601 di034-0356 0 Bad Kreuznach, Kath. Pfarrkirche St. Nikolaus 1584-01-01 1584-12-31 1584AAA0000000A3 1584 2 Fasten- oder Hungertuch (velum quadragesimale) mit gestickter, bisher unbeachteter Spruchinschrift, vier Wappen und zwei Jahreszahlen. Weiße Leinwand aus zwei gleich großen, längs zusammengenähten Bahnen, oben mit fünf Schlingen zur Befestigung an einer Querstange versehen. Oben und unten sind die Jahreszahlen (A) und (C) aufgestickt. In der Mitte befindet sich ein großes, ockerfarbenes Medaillon im rosettenbesetzten Lorbeerkranz mit der Darstellung Jesus‘ mit der Samariterin am Jakobsbrunnen und der Inschrift (B), umgeben von vier weiteren Medaillons mit personifizierten Darstellungen der vier Tugenden Glaube, Liebe, Hoffnung, Gerechtigkeit. Seitlich zwei Posaunen blasende Putti, in den vier äußeren Ecken je zwei identische, mit Initialen versehene Wappen. Abgesehen von kleineren Flickstellen gut erhalten. H. 197, B. 134, Bu. 2, Z. 7,5 cm. Kapitalis. A · 1584 · B AQVA VITAE CHRISTVS1) C · 1584 · unbekannt (Bienenkorb auf Dreiberg?, darüber Initialen I V); unbekannt (Kreuz auf Dreiberg?, darüber Initialen S G). Da das Kreuznacher Karmeliterkloster 1564 aufgehoben wurde und bis Ende des 17. Jahrhunderts teils als reformiertes Gymnasium, teils als simultane Pfarrkirche diente, muß man wohl fast davon ausgehen, daß das vorliegende Fastentuch nach 1623 von den das Kloster wiederbesiedelnden Mönchen mitgebracht wurde. Die Verwendung von Fastentüchern2) kam um die Jahrtausendwende auf, diente in der vierzigtägigen Fastenzeit vor Ostern (bis zum Abend vor Gründonnerstag) ursprünglich zur Verhüllung des Altarraumes und hatte – neben symbolischen und didaktischen Funktionen – wohl auch für die (früh)mittelalterliche Bußpraxis Bedeutung. Die großen, vorhangartigen Tücher wurden von Luther als „gauckelwerck“3) abgeschafft und blieben in nachreformatorischer Zeit lediglich in (ländlichen) katholischen Gegenden in Gebrauch, wo sie – nun verkleinert und höher bzw. vor den Altar gehängt – in der Hauptsache nur noch der äußeren Kennzeichnung der Fastenzeit dienten. Abgesehen von der auf Christus bezogenen Symbolik4) der Brunnenszene hat die Darstellung besonderen liturgischen Bezug zur Passionszeit, da am Freitag nach dem dritten Fastensonntag das Evangelium nach Johannes 4, 5-42 verlesen wird. Bei dem vorliegenden Exemplar dürfte es sich um das letzte erhaltene Fastentuch5) in Südwestdeutschland handeln. Bezieht sich auf Io. 4,1-38, hier wohl V. 10f. Vgl. zur Funktion ausführlich RDK VII 826 und Reinle, Ausstattung 243ff.; diese Tücher sind nicht zu verwechseln mit den kleineren Passionsvela zur Verhüllung der vasa sacra u.ä. Vgl. M. Luther, Werke. Kritische Gesamtausgabe Bd. 19. Weimar 1897, 112. Vgl. LCI IV 27f. Vgl. dagegen zu den gut erhaltenen Beständen im alpenländischen Raum R. Sörries, Die alpenländischen Fastentücher. Vergessene Zeugnisse volkstümlicher Frömmigkeit. Klagenfurt 1988 und im nordeutschen Raum P. Engelmeier, Westfälische Hungertücher vom 14. bis 19. Jahrhundert (Veröffentlichungen aus westfälischen Museen 4). Münster 1961 sowie DI 24 (Lüneburg) Nr. 5. Kdm. 82f. Buslay/Velten, St. Nikolaus 85. Brubach, St. Nikolaus 14 (alle A und C). 7646 408 di034mz03k0035709 di034-0357 0 Bad Münster am Stein-Ebernburg, Ebernburger Mühle 1584-01-01 1584-12-31 1584AAA0000000A3 1584 4 Jahreszahl und Initialen an einem Spitzbogenportal. Als Spolie verbaut in den heutigen Zugang eines modernen Wohnhauses im Areal der ehemaligen Ebernburger Mühle. Jahreszahl im Scheitel, am linken Bogensatz über einem Wappen die Initialen Johann Schweikhards d.Ä. von Sickingen-Ebernburg, am rechten die seiner Frau Beatrix. Verwittert und übermalt. H. 18, B. 158, Bu. 6-7 cm. Kapitalis. 1584 Sickingen; Lützelburg. Wappenbeischrift: H(ANS) S(CHWEIKHARD) V(ON) S(ICKINGEN); B(EATRIX) V(ON) S(ICKINGEN) / G(EBORNE) V(ON) L(VTZELBVRGK). Die am Ortsausgang Richtung Altenbamberg linkerhand an der Alsenz gelegene Bannmühle1) kam wohl bereits 1448 mit der Verpfändung eines Teils der Ebernburg an Reinhard von Sickingen2) in den Besitz der Familie. Der Ausbau der Mühle 1584 hängt vermutlich mit der Gründung der Linie Ebernburg-Sickingen durch Johann Schweikhard den Älteren und seiner Frau Beatrix von Lützelburg3) zusammen. Vgl. dazu ausführlich Henrich. Vgl. Nr. 143 von 1472. Vgl. Nr. 355 von 1584 und Nr. 469 von 1610. K. Henrich, Die Ebernburger Mühle im Alsenztal, in: Pfälzer Heimat 28 (1977,1) 57. Denkmalpflege 1979/81, 200. Denkmalpflege 1987/88, 106 (alle nur Jz.). Lipps, Entdeckungsreisen 66. 7647 408 di034mz03k0035807 di034-0358 0 Guldental-Heddesheim 1584-01-01 1584-12-31 1584AAA0000000A3 1584 2 Jahreszahl am Dorfbrunnen, unweit des Evangelischen Elisabethenstifts. Über rundem Trog zwei Pfeiler, darauf der Deckbalken mit der Jahreszahl, dazwischen auf einem Schildchen das Ortswappen. Die den Deckbalken stützenden Konsolen sind mit Blattwerk verziert und mit einem Steinmetzzeichen (Nr. 22) versehen. Bekrönt wird der aus Sandstein gefertigte Brunnen von einem Muschelaufsatz, dessen Neuanfertigung im Jahr 1978 ein weiteres Steinmetzzeichen1) zum Opfer fiel. H. 42, B. ca. 200 (jeweils des Balkens), Z. 13 cm. 1 5 84a) Heddesheim2) (Andreaskreuz). Der vermutlich von der damaligen Dorfbevölkerung gestiftete, sich seit 1910 außer Gebrauch befindliche Brunnen ist im weiten Umfeld der einzige erhaltene seiner Art. Lehfeldt liest 1587. Andeutungsweise auf der Zeichnung bei Kdm. erkennbar. Vgl. auch Nr. 588 von 1679. Lehfeldt, Kunst- und Baudenkmäler 295. Kdm. 177 mit Abb. 122. NK (1977) 43. Landkreis Bad Kreuznach, Abb. S. 147. Krumm, Denkmalschutz Abb. S. 199. Seil, Guldental 231 mit Abb. NK (1988) 96 (Abb.). Lipps, Entdeckungsreisen 112 mit Abb. 24. 7648 408 di034mz03k0035907 di034-0359 0 Waldlaubersheim, Haus Schloßhof 3 1584-01-01 1584-12-31 1584AAA0000000A3 1584 3 Jahreszahl mit Initialen des Meinhard I. von Schönburg auf Wesel. Sie sind auf dem in etwa drei Meter Höhe angebrachten Scheitelstein am straßenseitigen Torbogen des ehemaligen Amtshauses der Herren von Schönburg eingehauen. Wappenstein aus gelblichem Sandstein, darauf zwei von einer Jahreszahl hälftig flankierte Wappenschilde, darunter die in brauner Farbe neugefaßten Buchstaben. Kapitalis. 15 84 / M(EINHART) V(ON) S(CHONENBVRG)a) Schönburg auf Wesel (Stamm II b); Riedesel von Bellersheim (frontaler Eselskopf). Waldlaubersheim1) gehörte zur Herrschaft Kirchheim-Bolanden und war seit 1282 an das auf der gleichnamigen Burg (über dem heutigen Oberwesel) sitzende, weitverzweigte Geschlecht der Herren von Schönburg verliehen. Die beiden Wappen beziehen sich auf den Erbauer des zweigeschossigen, mit gemauerten Giebeln, Satteldach und hofseitigem Treppenturm versehenen Amtshauses, den kurpfälzischen Marschall und späteren französischen Generalfeldmarschall Meinhart I. von Schönburg auf Wesel2) (†1596, begraben in Bacharach) und seine Frau Dorothea Riedesel von Bellersheim. So vermutlich die zeitgenössische Schreibweise. Vgl. Fabricius, Erläuterungen 186ff. Vgl. Möller, Stammtafeln AF I Taf. XXXV. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 342. Kdm. 415. Dehio Rheinland-Pfalz 1107. 7649 408 di034mz03k0036000 di034-0360 0 Meisenheim, Schloßkirche 1585-01-01 1585-12-31 1585AAA0000000A3 1585 3 Grabplatte des Anton Boos von Waldeck (zu Montfort). Ursprünglich im Boden der Kirche „ante choru(m) a dextris“1), jetzt senkrecht an der Westwand der südlichen Seitenkapelle befestigt; aufgefunden im Jahre 1896 unter dem Kirchengestühl in der Nähe des heutigen Standortes2). Große Platte aus graugelbem Sandstein mit Umschrift (A) zwischen Linien, im Mittelfeld zwischen je zwei reliefierten, mit großen Initialen versehenen Ahnenwappen erhaben gearbeitete Tafel mit einem nach unten hin zentrierten Bibelspruch (B) in elf Zeilen. Das linke und rechte untere Eck fehlt, die rechte obere Ecke ist geflickt. Die Schrift war einst mit einer noch in Spuren vorhandenen rotschwarzen Masse ausgefüllt. H. 197, B. 98, Bu. 6 (A), 3,5 cm (B). Kapitalis. A ANNO DOMINI · 1 · 5 · 8 · 5 · DEN · 13 · / FEBRVARIa) · STARB · DER · EDEL · VND · VESTE · AN[THON BOOS / VON W]ALDEK · WELCHES S[EL] / GOT GNEDIG · V(N)D EI(N) FRÖLICH · AVFFERSTHEVNG V(ER)LEIE(N) WÖL B IOHA(NNIS) 3b) / ALSO HAT GOTTc) DER HERRE · / DIE WELT · GELIBETd) · DAS ER INe) / SEIINENf) · EINGEBORNEN SOH(N) / GAB · AVF DAS · ALLE DIE AN / IHN GLAVBEN · NICHT VER=/LOHREN WERDEN · SON=/DER DAS EWIG LEBEN / HABENN: AL MEIN / HOFFNVNGg) ZV / GOTT3) Boos von Waldeck, Boos von Waldeck; Boos von Waldeck, Cratz von Scharfenstein. Wappenbeischriften4): A(NTON) · B(OOS) · V(ON) · W(ALDECK), E(LISABETH) · B(OOSIN) · G(EBORNE) · B(OOSIN) · V(ON) · W(ALDECK); · S(IMON) · B(OOS) · V(ON) · W(ALDECK), · M(ARGARETHA) · K(ATHARINA)h) · G(EBORNE) · K(RATZIN) · V(ON) · S(CHARFENSTEIN) · Die feinstrichige, teilweise unbeholfen wirkende Kapitalis der Umschrift mit ihren schlanken, schmucklosen Buchstaben5) ist in scriptura continua abgefaßt, die als kleine Rauten gestalteten Worttrenner scheinen zur besseren Lesbarkeit des Textes nachträglich eingefügt worden zu sein. Dies und die offensichtlichen Fehler der zweiten Inschrift lassen auf einen ungeübten, vielleicht leseunkundigen Steinmetz schließen. Ungewöhnlich ist ferner die Anordnung der Wappen: Da es sich um die Grabplatte einer adeligen männlichen Person handelt6), würde man eigentlich (vom Betrachter aus gesehen) links oben das Wappen des Verstorbenen selbst und rechts oben das seiner Mutter erwarten – da er jedoch verheiratet war, befinden sich an diesem Platz die sich (aus heraldischer Courtoisie) zuneigenden Wappen des Verstorbenen und seiner Ehefrau. Demzufolge sollte dann aber links unten das Wappen seiner Mutter (nicht seines Vaters) erscheinen und rechts das seiner Schwiegermutter (nicht seiner eigenen Mutter). Anton war eines der zahlreichen Kinder7) aus der zweiten Ehe des kurfürstlich trierischen und kurpfälzischen Amtmannes und Ritters Simon II. Boos von Waldeck mit Margaretha Katharina Cratz von Scharfenstein. Am 24. Oktober 1565 heiratete er Elisabeth8), die zweite Tochter der entfernt verwandten, zur Linie der sogenannten Schwarz-Boos gehörenden Eheleute Balthasar Boos von Waldeck (zu Kobern) und Anna von Kettig. Anton bekam nach dem Tod seines Vaters im Jahre 1561 den am Fuß der Burgruine Montfort9) gelegenen Montforter Hof (bei Durchroth) zugesprochen, den er zusammen mit seiner Frau landwirtschaftlich nutzte. Durch mehrere Zukäufe und Tauschgeschäfte arrondierte er seinen Besitz. Im Jahr 1577 wurde er wegen ständigen Waldfrevels in den Gemarkungen der Gemeinden Obermoschel und Duchroth vor das Hofgericht Herzog Johanns I. von Pfalz-Zweibrücken bestellt und gemaßregelt. Den Hof erbte sein ebenfalls in der Schloßkirche begrabener Sohn Johann Philipp10). Anton erhielt zusätzlich zu seiner Grabplatte einen beschrifteten Totenschild, der sich ebenfalls in der Schloßkirche befindet11). Sic! Zentriert in deutlich kleineren Buchstaben. Zweites T ohne Deckstrich, wohl verhauen. Das Folgende fehlt bei Kdm. N aus einem bereits schwach eingehauenem E korrigiert. Sic! Erstes F aus einem bereits eingehauenem E korrigiert. Pies versieht den Namen mit einem Fragezeichen und löst die folgende Kürzung fälschlich mitG(ERTRUDE?) auf. So Helwich, Op. gen. I fol. 268. So Heintz. Joh. 3,16. – Der durch den Doppelpunkt abgesetzte Spruch gehört nicht zu der Bibelstelle; es könnte sich hierbei um die Devise des Verstorbenen handeln. In diesem speziellen Fall werden die Wappenbeischriften von links nach rechts aufgeführt; vgl. den Textkommentar. Einzige Zier sind sind die mit Nodi versehenen Balken beim H. Heintz geht aufgrund der Wappenkonstellation von der dem Befund gerade entgegengesetzten These aus, daß die Grabplatte für das Ehepaar bestimmt war. Vgl. zum Folgenden Anthes 15ff. Sie starb am 2. Februar 1601 im Alter von 62 Jahren und wurde ebenfalls in der Schloßkirche neben ihrem Gatten beigesetzt. Ihr mit vier Ahnenwappen (Boos von Waldeck, Rüdesheim; Kettig, Selbach gen. Loe) versehenes Grabdenkmal war 1776 noch fragmentarisch erhalten; vgl. Helwich, Op. gen. I fol. 268 und Heintz, Schloßkirche 272. Die Boos von Waldeck hatten die im Jahr 1456 zerstörte Burg bereits seit 1480 als pfalz-zweibrückisches Lehen inne; vgl. dazu Nr. 222 von 1502 und zum Folgenden ausführlich Herzog, Duchroth 200ff. Vgl. Nr. 522 von 1632. Vgl. folgende Nr. 361. Heintz, Schloßkirche 255f. Kdm. 263. Fröhlich/Zimmermann, Schloßkirche 67 (A). Drescher, Schloßkirche 35. Pies, Waldeck 230f. Anthes, Boos von Waldeck 29. 7650 408 di034mz03k0036108 di034-0361 0 Meisenheim, Schloßkirche 1585-01-01 1585-12-31 1585AAA0000000A3 1585 2 Totenschild des Anton Boos von Waldeck (zu Montfort), an zwei Haken an der Ostwand des nördlichen Seitenschiffs befestigt. Achteckiger Holzschild mit aufgemalter Inschrift auf der umlaufenden Randleiste; im abgekehlten, grün grundierten Feld ebenfalls aufgemaltes, farbig gefaßtes Vollwappen. Die schwarze Schrift dürfte auf der Grundlage der originalen Formen zu einem unbekannten Zeitpunkt etwas nachlässig nachgezogen worden sein1). H. 70, B. 70, Bu. 3 cm. Fraktur. anno · d(omi)ni · 15 · 85 · / den 13. Februarii / starb der / edel und veste / Anthon · Böeß / von Waldeckh / der Selen Gott / genad amen Der Verstorbene, dessen Grabplatte sich ebenfalls erhalten hat2), war einer der zahlreichen Söhne aus der zweiten Ehe des Ritters Simon II. Boos von Waldeck mit Margaretha Katharina Cratz von Scharfenstein. Kdm. setzt den Abschnitt von den bis veste in runde Klammern, könnte damit Schriftverlust oder Unleserlichkeit andeuten. Möglicherweise wurde nach dem Text seiner erhaltenen Grabplatte ergänzt. Vgl. die vorhergehende Nr. 360. Kdm. 263. Pies, Waldeck 232. Anthes, Boos von Waldeck 27. 7651 408 di034mz03k0036206 di034-0362 0 St. Johannisberg, Evang. Kirche 1585-01-01 1585-12-31 1585AAA0000000A3 1585 1 Grabplatte des Wild- und Rheingrafen Johann Christoph. Sie lag ursprünglich leicht erhöht vor dem großen Epitaph für ihn und seine Familie (Plan Nr. 10), wurde jedoch anläßlich der Renovierung der Kirche in den Jahren 1909/10 gehoben und auf einen Sockel senkrecht an die Südostwand des Chors gestellt (Plan Nr. 18)1). Große, zweizonige Platte aus gräulichem Sandstein, oben ein kreisrund eingetieftes, unkenntliches Vollwappen, darunter neunzeilige Inschrift in einer Rollwerktafel. Der Stein ist insgesamt stark abgetreten, von der schwarz ausgemalten Inschrift sind an den Rändern nur noch wenige Buchstaben erkennbar. Erg. nach seinem Epitaph von 1586/87. H. 196, B. 94, Bu. 4,5 cm. Kapitalis. A[NNO 1585 DINSTAG DE]N 3 / [AVGVSTI .......]Oa) / [...............]N / [...........HE]R[R] / H[ERR JOHAN CHR]IST[OF] / W[ILDT VND RHEI]NGRAF / G[RAFE ZV SAL]M · HER / Z[V VINSTINGE]N · SEI=/NES · A[LTERS I]M 30 IAR (wohl) Wild- und Rheingrafen. Die schlichte, textlich bisher nicht erfaßte Grabplatte des Frühverstorbenen2) weist auf seine reale Bestattung in der wild- und rheingräflichen Gruft der ehemaligen Stiftskirche hin3), während seine Frau Dorothea Gräfin von Mansfeld-Eisleben zusammen mit beiden Kindern zwar auf dem gemeinsamen Epitaph dargestellt, aber nicht in der Kirche begraben ist4). Mit Kürzungsstrich. Vgl. Nr. 367 von 1586/87 und Hensler, Wiederherstellung 50. – Die Abb. bei Fröhlich/Zimmermann sowie das Foto im LfD Mainz, Fotoarchiv, Neg.-Nr. HU 20533 zeigen noch den früheren Zustand. Vgl. zu seiner Biographie den Kommentar zu Nr. 367 von 1586/87. Vgl. Nr. 139 von 1465 mit Anm. 3. – Das Stift wurde 1559 in eine Superintendantur mit einer lutherischen Pfarrstelle umgewandelt; vgl. Fröhlich, Superintendenten 3ff. Vgl. Fröhlich/Zimmermann 10. Kdm. 335 (erw.). Fröhlich/Zimmermann, Stiftskirche 11 (erw.) mit Abb. 7652 408 di034mz03k0036304 di034-0363 0 Hennweiler, Evang. Pfarrkirche 1586-01-01 1586-12-31 1586AAA0000000A3 1586 1 Grabplatte des Friedrich von Lewenstein. Sie ist links neben dem heutigen Eingang zur Turmhalle (ehemaliger Chor der Vorgängerkirche) innen in die Wand eingelassen. Schmale, zweizonige Platte aus Kalkstein, im vertieften Mittelfeld oben ein reliefiertes Vollwappen umgeben von einem ovalen Rahmen aus Beschlagwerk, darunter zwischen vorgeritzten Linien neunzeilige Inschrift in einer Rollwerktafel. H. 190, B. 87, Bu. 4 cm. Kapitalis. ANNO · 1 · 5 · 8 · 6 · DEN · 24 · / SEPTEMBRIS · IST · DER · / EDEL · VND · VEST · FRIDERICH · / VON · LEWENSTEIN · IM · / HERREN · SELIGLICHEN · ENT/SCHLOFFEN · DEM · GOTT · / GNAT · SEINES · ALTERS · / VNGE · FERLICH · 80a) · IAR · / HOMO · BVLAb) Der Mensch – eine (Seifen)blase! Lewenstein (zu Steinkallenfels). Die etwas ungelenk gehauene Kapitalis mit ihren zeittypischen Formen (A mit gebrochenem Balken, H mit Nodus am Mittelbalken, I mit Punkt) erweckt trotz der eindeutigen Worttrenner den Eindruck, in scriptura continua abgefaßt worden zu sein. Die ansonsten sorgfältig ausgeführte Arbeit dürfte vermutlich dem in Simmern tätigen Bildhauer Hans Trapp zuzuschreiben sein1). Bei dem Verstorbenen handelt es sich um einen Nachkommen des Johann von Lewenstein (vermutlich aus der Bliescasteler Linie des aus der Nordpfalz stammenden Geschlechts)2), der zwischen 1410 und 1420 durch Einheirat in den Besitz eines Viertels der Burg Wartenstein kam3). Um 1462 scheinen die Lewensteiner diesen Anteil verkauft und sich auf ihren Besitz im Areal der benachbarten Ganerbenburg Steinkallenfels zurückgezogen zu haben, wo sie ein festes Haus, den sogenannten Lewensteiner Hof bewohnten4). Mit Hans Bernhard, dem einzigen Sohn des mehrmals als Baumeister (verantwortlicher Vertreter der Ganerbengemeinschaft) auf Steinkallenfels erwähnten Friedrich von Lewenstein starb diese Linie aus. Durch die Heirat seiner ebenfalls einzigen Tochter Sabine mit Johann Ballwin gelangte der Lewensteiner Besitz an die Ballwin von Zweibrücken5). Das bereits in der antiken Literatur nachweisbare6), auf mittelalterlichen Grabdenkmälern nur vereinzelt vorkommende7), bildkräftige Schlußwort will den Betrachter trotz oder gerade wegen des erreichten hohen Alters des Verstorbenen als „memento mori“ an die Kurzlebigkeit und Vergänglichkeit seiner Existenz erinnern. Über der Zahl ein (unnötiger) Siculus. Eigentlich BULLA; vgl. den Nachweis bei Henning, Nachtrag, in: Hbl. Kirn 7 (1927) Nr. 5. So Kdm. – Vgl. zu weiteren Arbeiten dieses Meisters Nr. 367 von 1586/87 mit Anm. 21. Vgl. Möller, Stammtafeln AF I Taf. XXX. – Stammsitz des weitverzweigten Geschlechts war die namensgebende Burg Lewenstein (heute Ruine; Gem. Niedermoschel, Donnersbergkreis). Vgl. Ohlmann, Wartenstein 17 (1937) Nr. 11. Zu dieser, genealogisch bisher nicht erfaßten Linie Lewenstein zu Steinkallenfels gehören die zwischen 1451 und 1507 mehrfach genannten Frank, Emmerich, Wilhelm, Simon, Conrad, Wolf, Samson und Johann Brenner von Lewenstein; vgl. die Nachweise bei Ohlmann, Steinkallenfelser Kopialbuch Nr. 5, 16, 19, 25, 69, 78, 98 und 100 sowie ders., Ganerbenburg 16f. Vgl. die Genealogie bei M. Ohlmann, Wie Philipp Wolf von Kellenbach zu Steinkallenfels erschossen wurde (11. Juni 1641), in: Hbl. Kirn 21 (1941) Nrr. 6-8. Varro, De re rustica 1,1,1 und Petronius, Satyrica 42,4. Vgl. DI 27 (Würzburg) Nr. 421 („Vita nostra bulla est“) und DI 29 (Worms) Nr. 530. Schneider, Martinstein 31 Anm. 10. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 296. Ohlmann, Hennweiler Nr. 6. -Kdm. 181. Ziemer, Hennweiler mit Abb. S. 82. Vogt, Kirn-Land mit Abb. S. 213. 7653 408 di034mz03k0036402 di034-0364 1 St. Johannisberg, Evang. Kirche 1586-01-01 1586-12-31 1586AAA0000000A3 1586 0 Grabdenkmal und Grabplatte für Hans von Bydum und Potsdorf. Das verlorene Denkmal war zumindest bis 1854 an der Empore der Kirche angebracht. Vermutlich handelte es sich um eine hölzerne Tafel (I), ein Epitaph oder ein Totenschild, da sich im Kirchenschiff eine zugehörige, „von den Kirchstühlen fast ganz zugedeckte“1), ebenfalls abgegangene Grabplatte befunden hatte, deren Inschrift (II) um 1850 nur noch ansatzweise zu entziffern war. Nach Schneider. I Anno 1586 ist in Gott entschlaffen der edel veste Hanns von Bydum und Potsdorf zu Dhaun, liegt allhier begraben, welchem Gott gnädig seye und ihm samt uns ein fröhlich Ufferstehung verleihen [...] II [...] 1586 zu Dhaun der edel [...] Der sonst unbekannte Verstorbene stand wohl in Diensten der Wild- und Rheingrafen zu Dhaun. Schneider, Notizen. Schneider, Notizen (unter dem Jahr 1465). Schneider, Geschichte 257f. (erw.). 7654 408 di034mz03k0036500 di034-0365 0 Warmsroth, Kath. Kapelle St. Pankraz 1586-01-01 1586-12-31 1586AAA0000000A3 1586 1 Bauinschrift auf einer Tafel über dem Westportal, in etwa vier Meter Höhe in die Außenwand eingelassen. Hochrechteckige Sandsteintafel mit der Bauinschrift (A) im unteren Feld, darüber ein reliefiertes Wappen mit einem später angebrachten, zweiten Renovierungsvermerk (B). Kapitalis. A RENOVATVM / · 1586 · B RESTAVRATVM / 17 18 Kämmerer von Worms gen. von Dalberg. Die wohl im 15. Jahrhundert errichtete und später mehrfach umgebaute kleine Kirche1) wurde im Jahr 1519 samt dem zugehörigen Hofgut2) von Dieter VI. Kämmerer von Worms gen. von Dalberg3) käuflich erworben. Bestattungen4) in der heute zu Warmsroth gehörenden Kapelle sind erst ab 1743 nachgewiesen. Vgl. zur Geschichte Seibrich, Entwicklung 62f. Vgl. dazu Nr. 555 von 1654/57. Vgl. zu ihm Nr. 274 von 1531. Vgl. dazu den Fundbericht von R. Weimar, Kapelle zu Wald-Erbach bereits 1000 Jahre alt, in: NK (1986) 80-83. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 341. Bopp, Wald-Erbach 1. Kdm. 421. A. Bopp, Wald-Erbach und seine Geschichte, in: NK (1957) 139. R. Weimar, Für 35.000.- DM wurde die Wald-Erbacher Kapelle restauriert, in: NK (1986) 84. Lipps, Entdeckungsreisen 258. 7655 408 di034mz03k0036608 di034-0366 0 Windesheim, Haus Lindenstr. 7 1586-01-01 1586-12-31 1586AAA0000000A3 1586 1 Jahreszahl auf einem rechteckigen Stein. Wohl als Spolie unterhalb des ersten Fachwerkgeschosses in die straßenseitige Hauswand eingelassen, bisher unbeachtet; Farbfassung neu. H. 16, B. 40, Z. 8 cm. 1 5 8 6 In dem ehemals zur Wild- und Rheingrafschaft gehörenden Ort1) haben sich zahlreiche, meist in späterer Zeit verputzte Fachwerkhäuser des 17. und 18. Jahrhunderts erhalten. Vgl. Fabricius, Erläuterungen 159f. 7656 408 di034mz03k0036706 di034-0367 0 St. Johannisberg, Evang. Kirche 1576-01-01 1597-12-31 1587BAA8414ADBA3 um 1586/87 10 Epitaph für den Wild- und Rheingrafen Johann Christoph, (bzw. Kenotaph für) seine Frau Dorothea von Mansfeld-Eisleben und ihre beiden Kinder. Auf einem Sockel an der Nordwand des Chors (Plan Nr. 10). Mehrzonige, monumentale Pfeilerädikula aus Tuffstein, die Schrifttafeln aus Schiefer. Als Bekrönung dient ein Rundmedaillon mit einem Relief der Auferstehung Christi und umlaufender Inschrift (A), darunter ein Fries mit Todeswerkzeugen und anschließend ein halbrundes Relief mit dem segnenden Gottvater in den Wolken und Inschrift (B) im Rahmen, seitlich davon zwei in Kartuschen gefaßte Hauptwappen und jeweils drei Ahnenwappen mit Beischriften. Im Mittelteil ist die gräfliche Familie kniend mit gefalteten Händen zu Füßen eines mit Titulus (C) versehenen Kruzifixus dargestellt: links der Vater in Prunkrüstung und niedergelegtem Helm, über ihm Bibelspruch (D) in einer Rollwerktafel, rechts die Mutter in langem Kleid mit Puffärmeln und Haube, über ihr in einer Rollwerktafel Bibelspruch (E). Zwischen ihnen befinden sich die beiden Kinder. Alle vier Personen tragen gefältelte Halskrausen. Der untere Teil des Denkmals wird von zwei großen, von Putten gehaltenen Rollwerktafeln mit den Inschriften (F) und (G) eingenommen. Hinter den reich ornamentierten, freistehenden Pfeilern, die auf der Vorderseite mit Baldachine tragenden Hermen verziert sind, verbergen sich Wandpilaster, an denen sich unter dem verkröpften Gesims jeweils fünf weitere Täfelchen mit Ahnennamen befinden. Das repräsentative Grabdenkmal wurde in den Jahren 1909/10 völlig auseinandergenommen, restauriert und wieder zusammengesetzt. Ergänzt wurden vor allem Hände, Arme und Füßen der Figuren1). Bei der Renovierung der Kirche 1947/48 wurde die interessante, zum Teil in das 16. und 17. Jahrhundert zurückgehende Silhouettenkontur in dunklem Grau nachgebessert2) H. 470 (Kdm.), B. 310, Bu. 2,5-11 (Fraktur), 2,5 cm (Kapitalis). Fraktur, Kapitalis (A, C). A ICH BIN DIE VFFERSTEHVNG VND DAS LEBE(N) WER AN MICH GLAVBT DER WIRDT LEBEN3) B Matt. 17: Diß ist mein lieber Sohn, an welchem Ich wolgefallen habe4) C I(ESVS) N(AZARENVS) R(EX) I(VDEORVM)5) D Ich weiß das mein Erlöser lebet, / vnd er wirdt mich hernach aus / der Erden aufwekken, vnd wer=/de darnach mit dieser meiner / haudt vmgebe(n) werde(n). IOB. 19 (Cap.)6) E Frewe dich nicht meine feindin / das ich darnider lige, ich werde / wider aufkommen Vnd so ich / im finstern sitze, So ist doch der / Herr mein liecht. MICH. 9. (Cap.)7) F Im Jar . 1585 . dinstag den . 3 . Augusti, früe vmb . 6 . / vhr, ist der Wolgeborn Graff vnd Herr, Herr Johan / Christoff, wildt vnd Rheingraff, Graue zu Salm, / vnd Herr zu Vinstingen, Kö(niglicher) Maÿ(estä)t in Franckreich / Camer Herr vnd Bestelt(er) (etc.)a) im Herrn Christo sanft vnd / Seliglich entschlaffen, Seines alters im . 30 . Jar, Dem / Gott, ein fröliche vfferstehung verleihen wölle, Amen. G Dorothea gebohrene / Gräfin von Mannsfeld. Wild- und Rheingrafen. Beischriften (mit Wappen) Ottingen, Hoenzollern, Truchsess. Beischriften (ohne Wappen) Bran=/den/burgk., 〈...〉8), Portu/=gal., Ver=/gÿ., Hon=/stin. Wappen Mansfeld. Beischriften (mit Wappen) Mansfeldt, Mansfeldt., Honstein. Beischriften (ohne Wappen): 〈...〉8), Solms, Bicken/bach, 〈...〉8), Mÿa=lon. Die in Gold gefaßten Buchstaben zeigen vor allem bei den mit großzügigen Zierstrichen, Schwüngen und Schleifen versehenen Versalien typische Frakturelemente. Der am 20. Oktober 1555 geborene Sohn des in der ehemaligen Stiftskirche zu Kirn begrabenen Wild- und Rheingrafen Philipp Franz9) heiratete 1581 nach Studienaufenthalten an den Universitäten in Straßburg, Paris und Padua10) Dorothea, die Tochter des Grafen Johann Georg von Mansfeld-Eisleben11). Sie hatten zusammen die beiden auf dem Epitaph dargestellten, aber nicht in der Kirche begrabenen Kinder Johann (†1630) und Adolf (†1626). Bereits 1574 wurde die Herrschaft Dhaun aufgeteilt; während sein ältester Bruder Johann Philipp (†1569)12) in kurpfälzische Dienste trat, sein ebenfalls in der ehemaligen Stiftskirche St. Johannisberg begrabener, jüngerer Bruder Adolf Heinrich (†1606) die Sonderlinie zu Dhaun stiftete, bildete Johann Christoph aus den Besitzungen Grumbach (Lkrs. Kusel) und Rheingrafenstein die eigenständige Linie zu Grumbach13). Die ausländischen Dienste des Verstorbenen erklären sich wohl aus den engen Beziehungen seines Onkels Johann Philipp d.Ä. zum französischen Königshof14). Seine erhaltene, schlichte Grabplatte15) dürfte kurz nach seinem Tod16) angefertigt worden sein. Da zudem das Bedürfnis nach einem repräsentativen Grabdenkmal bestand, beauftragte seine Witwe am 30. August 1585 den in dieser Zeit sehr gefragten Bildhauer Johann von Trarbach17) und seinen Meisterschüler Hans Trapp mit der Planung und Ausführung eines Denkmals für den Preis von 400 Gulden18). Nach ihrem ausdrücklichen Wunsch sollte es dem ebenfalls von Trarbach geschaffenen Grabdenkmal des Herzogs Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken in der Schloßkirche zu Meisenheim gleichen – daher die auffälligen Ubereinstimmungen19). Da der in Simmern/Hunsrück eine große Werkstatt unterhaltende Schultheis und Bildhauer bereits im November 1586 verstorben war20), dürfte die Fertigstellung des Epitaphs in den Händen seines Schülers Hans Trapp gelegen haben, dem noch weitere bedeutende Grabdenkmäler zugeschrieben werden können21). Die Datierung des Grabdenkmals orientiert sich an der vertraglich überlieferten Arbeitszeit von etwa 1 1/2 Jahren, die die Trarbachische Werkstatt für die 1570 erfolgte Fertigstellung des in Ausmaß und Motiv vergleichbaren Epitaphs für Johann Casimir von Hohenlohe in der Stiftskirche zu Öhringen benötigte22). Ob der über der Auftraggeberin angebrachte, ungewöhnliche Bibelspruch mehr als ihren Schmerz um den Verlust des Gatten zum Ausdruck bringen sollte, muß dahingestellt bleiben. Entsprechendes symbolisches Zeichen; zuvor wohl Rat zu ergänzen. Vgl. Hensler 50. Vgl. den ausführlichen Bericht der Landesdenkmalpflege im JbGKMrh 1 (1949) 13f. Joh. 11,25. Mt. 17, 5. Io. 19,19. Job 19,25f. Irrtümlich für Mi. 7,8. Die Tafel ist unbeschriftet. Vgl. Nr. 291 von 1544 sowie dessen verlorene Grabinschrift Nr. 315 von 1561. Vgl. Roos, Landesrechnungen 17f. und Schneider 143 und 154 mit Anm. 10. Vgl. Europ. Stammtafeln AF III Taf. 43. Vgl. zu seinem Grabdenkmal (lebensgroße Porträtfigur) in der Peterskirche zu Heidelberg DI 12 (Heidelberg) Nr. 316 und zuletzt A. Seeliger-Zeiss, Heidelberger Werke des Bildhauers Jeremias Schwartz aus Leonberg, in: Jb. der Staatlichen Kunstsammlungen in Baden-Württemberg 29 (1992) 117 mit Abb. 7. Vgl. Europ. Stammtafeln NF IV Taf. 102 sowie O. Karsch, Geschichte des Amtes Grumbach (Mitt. d. Vereins f. Heimatkunde im Landkreis Birkenfeld, Sonderheft 3). Birkenfeld 1959, 11ff. und zuletzt H. Keck, Die Wild-, Rhein- und Raugrafschaft Dhaun-Grumbach, in: Westricher Heimatbll. 16 (1985) 120ff. Er wurde u.a. 1546/47 als französischer Gesandter zu den Verhandlungen des Schmalkaldischen Bundes geschickt und nahm noch 1566 in gleicher Funktion am Reichstag zu Augsburg teil; vgl. zu ihm ausführlich Roos, Nachrichten 15 mit Anm. 11 sowie 73-91 und Nr. 315 von 1561 mit Anm. 13. Johann Philipp d.Ä. verstarb am 10. September des gleichen Jahres in einem französischen Kloster, wurde nach St. Johannisberg überführt und dort beigesetzt. Sein Grabdenkmal hat sich nicht erhalten. Vgl. Nr. 362 von 1585. Vgl. die zahlreichen erhaltenen Trauerbekundungen (FSSA Anholt, Archiv Dhaun, Tit. I D Nr. 518). Beeinflußt von niederländischen und trierischen Vorbildern, sowie von der Werkstatt des in der Nachfolge Backoffens stehenden Dietrich Schro in Mainz, arbeitete der Meister vornehmlich im Auftrag des pfalzgräflich-simmern‘schen Hofes und dank dessen Verbindungen im weiteren Rhein-Main-Neckar-Gebiet, vgl. dazu Rott, Kunst und Künstler 37-42 sowie umfassend Strübing pass., Fröhlich, Abstammung und zuletzt Brucker, Johann von Trarbach pass. Vgl. die Nachweise bei Kdm. 335 und Fröhlich/Zimmermann 12. – In dem ausführlichen Testament des Verstorbenen vom 29. Juli 1585 (FSSA Anholt, Archiv Dhaun, Tit. I D Nr. 516) findet sich keine verbindliche Anweisung zur Errichtung oder Gestaltung eines Grabdenkmales. Vgl. den Kommentar zu Nr. 340, sowie das gleichfalls von seiner Hand stammende Epitaph der Pfalzgräfin Anna in Meisenheim Nr. 341 von 1577. Seine verlorene Grabinschrift überliefert Brucker, Johann von Trarbach 305. Grabplatte für Friedrich von Lewenstein in Hennweiler (Nr. 363 von 1586); Epitaph für Anna von Koppenstein in der evang. Kirche in Guldental (vgl. Nr. 369 von 1587); Epitaph für Friedrich Schenk von Schmidburg und seine Frau von 1590 in der evang. Kirche in Gemünden (vgl. Kdm. Rhein-Hunsrück-Kreis 1, 325f. mit Abb. 267); Epitaph für den Wild- und Rheingrafen Johann Philipp in St. Johannisberg (vgl. Nr. 379 von 1591). Mit dem Tod von Hans Trapp scheint die bedeutende simmern‘sche Werkstatt ihre Tätigkeit eingestellt zu haben, vgl. Rott, Kunst und Künstler 41. Vgl. die Nachweise bei Brucker 52. Kremer, Kurzgefaßte Geschichte 126 Anm. 1 (nur F). Schneider, Notizen I (nach Eintrag 1465). Schneider, Geschichte 257. Rhein. Antiquarius II 19, 82. Lehfeldt, Kunst- und Baudenkmäler 323f. Hensler, Wiederherstellung 50 mit Abb. Strübing, Johann von Trarbach 82-84 (erw.). Zimmermann, Nahegebiet mit Abb. 22. Zimmermann, Grabdenkmäler mit Abb. S. 25. Kdm. 334f. mit Taf. XVI. NN., Aus der Geschichte der Rheingrafen von Grumbach, in: NK (1961) mit Abb. S. 87. NN., Stiftskirche 111. Brucker, Handzeichnung mit Abb. S. 55. Fröhlich/Zimmermann, Stiftskirche 10 mit Abb. Schellack/Wagner, Hunsrück mit Taf. 87 Dölling, Eigenarten mit Abb. 6. Anhäuser, Hunsrück und Naheland mit Abb. 95 (Detail). Zerfaß, Hochstetten-Dhaun mit Abb. S. 85. Lipps, Entdeckungsreisen mit Abb. S. 124. 7657 408 di034mz03k0036804 di034-0368 1 Wallhausen, Kath. Pfarrkirche St. Lorenz 1587-01-01 1587-12-31 1587AAA0000000A3 1587 0 Grabdenkmal für den Schöffen Peter Schäfer, noch 1935 in der Kirche nachgewiesen, heute verloren. Ausführung unbekannt. Nach Kdm. Anno d(omi)ni 1587 den 2 Iunii ist in Gott selig entschlafen der erngeacht Peter Schaefer Gericht Person hie zu Walhause(n) desen Seel Gott genade Wallhausen1) war Hauptort einer kleinen reichsunmittelbaren Herrschaft, seit dem Ende des 14. Jahrhunderts im Besitz der Kämmerer von Worms gen. von Dalberg. Der sonst unbekannte Verstorbene war Mitglied des Gerichts des Bezirks2), das sich aus dem herrschaftlichen Schultheißen und je drei Schöffen aus Dalberg und Wallhausen zusammensetzte. Vgl. zum Folgenden Seibrich, Dalberg 26ff. Vgl. dazu Graef, Ordnung und Weisthumb des Gerichts zu Walhaußen vom Jahre 1484, in: KHbll. 21 (1925). Kdm. 418. 7658 408 di034mz03k0036904 di034-0369 0 Guldental-Heddesheim, Evang. Pfarrkirche 1587-01-01 1587-12-31 1587AAA0000000A3 (1570) 1587 3 Epitaph der Anna von Koppenstein, geb. (Wolf) von Metternich(-Gracht), rechts vorne in die nördliche Kirchenwand eingelassen. Große, durch stark vorspringende Gesimse in vier Zonen gegliederte Ädikula aus Sandstein. Unter der nur noch fragmentarisch erhaltenen Bekrönung eine eierstabgerahmte Volutenkartusche mit siebenzeiligem Bibelspruch (A). Darunter die Standfigur der Verstorbenen unter einem von Pilastern getragenen Rundbogen und abschließend eine nahezu quadratische Beschlagwerkkartusche mit der eigentlichen Grabinschrift (B) in zehn Zeilen. Auf den rahmenden Pilastern befanden sich je vier Ahnenwappen mit entsprechenden Beischriften; erhalten haben sich noch zwei Wappen sowie eine zugehörige und zwei unabhängige Beischriften. Die fast vollplastisch gearbeitete Figur sowie die rechte Seite des Epitaphs wurde 1689 bzw. um 1800 durch französische Soldaten1) schwer beschädigt; zudem sind die Inschriften durch den modernen, überaus dick aufgetragenen Aufstrich mit roter Farbe kaum noch lesbar. H. ca. 290, B. 143, Bu. 2,5-4 cm. Fraktur. A Gott hat vns nit gesetzt zum zorn / sondern die seligkeit zu besitzen / durch vnsern herrn jesum chris/tum der fur vns gestorben ist: / Avff das wir wachhen oder schla/ ffen zugleich mit ihme leben sollen / 1. Thessa. 52) B Anno Domini 1570 den 8.a) / februarÿ vmb fünff vhr nach=/mittag ist in gott seliglichen endtsch/laffen die Edel [vnd Viel]b) Tugentreiche / Anna von Coppenstein Geborne von / metternich des edlen vnd Ernvesten / Bernharts von Coppensteins eheliche hausfraw gott verleihe ihr vnd allen / glaubigen Cristen eine froliche / Aufferstehung Ammenc). 1 · 5 · 87 unkenntlich (Metternich), Nickenich, unkenntlich, Bourscheidt (drei 2:1 gestellte Herzchen); unkenntlich (Metzenhausen), unkenntlich, unkenntlich, unkenntlich. Wappenbeischriften: Metternich, Nickenich, unkenntlich, unkenntlich; Metzenhausen, unkenntlich, unkenntlich. Da die Verstorbene in den vorliegenden Stammtafeln derer von Metternich3) nicht nachzuweisen ist, dürfte die von Helwich überlieferte Nachricht, Bernhard von Koppensteins erste Gemahlin sei eine geborene „Wölffin genandt Metternich“4) gewesen, jedoch kinderlos verstorben, glaubwürdig sein. Trotz des durch die erhaltene Wappenbeischrift erstmals nachweisbaren Konnubiums ihres Vaters Adam Wolf von Metternich-Gracht5) mit einer von Metzenhausen, ist die Rekonstruktion der verlorenen Wappen und Beischriften nahezu unmöglich. Die Diskrepanz zwischen Todesdatum und Fertigstellung des Epitaphs erklärt sich vermutlich aus dem Umstand, daß Bernhard von Koppenstein (†1621) seiner ersten, nach dreijähriger Ehe früh verstorbenen Frau ein standesgemäßes Denkmal setzen wollte, da er im Jahr 1586 ein zweites Mal heiratete6), den alten Wohnsitz auf dem bei Heddesheim gelegenen Schwanenfelder Hof verließ und auf seinem Eigenbesitz zu Mandel7) eine eigene Linie begründete. Das repräsentative Epitaph dürfte in der Werkstatt des simmern‘schen Bildhauers Johann von Trarbach entstanden8) bzw. seinem Meisterschüler Hans Trapp9) zuzuschreiben sein. Erste Zeile in größeren Buchstaben. Schriftverlust durch zwei rechteckige Vertiefungen, Ergänzungen hypothetisch. Sic! So Lehfeldt bzw. Weinmann. 1 Th. 5,9f. Vgl. Europ. Stammtafeln NF IV Taf. 48-54. Helwich, Op. gen. IV, fol. 380v. So Zwiebelberg, Koppenstein 149. Mit Anna Waldecker von Kaimt (†1607), begraben in Mandel; vgl. Möller, Stammtafeln NF II Taf. LXI. Vgl. Zwiebelberg, Koppenstein 147 und 150. So Zimmermann, Nahegebiet 32 und Kdm. 176. Vgl. zu ihm Nr. 367 von 1586/87 Anm. 21. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 295 (teilw.). Weinmann, Heddesheim 14 (teilw.). Kdm. 176f. 7659 408 di034mz03k0037007 di034-0370 1 Bad Kreuznach, Rheingräflicher Hof 1575-01-01 1588-12-31 1588BAA8425AABB3 (1575)/1588? 2 Bauinschrift des Wild- und Rheingrafen (zu Dhaun) Adolf Heinrich. Sie befand sich auf einem Wappenstein am ehemaligen Rheingräflichen Hof (und späteren Städtischen Hospital) in der Mühlenstraße, der im Zweiten Weltkrieg vollständig zerstört wurde1). Aufnahmen aus der Zeit um 1900 und von einer später durchgeführten Renovierung2) zeigen eine fast quadratische Sandsteintafel über dem Portal eines fünfseitig vorspringenden Treppenturms3), an den sich ein dazugehöriger, Ende des 18. Jahrhunderts umgebauter, zweigeschossiger Flügelbau lehnt. Im Feld zwei reliefierte Vollwappen, darüber in einer hälftig geteilten Kartusche eine Schiefertafel mit vierzeiliger Inschrift über dem linken und vermutlich im 20. Jahrhundert neu aufgemalter oder unsachgemäß überarbeiteter Jahreszahl über dem rechten Wappen. Nach Foto Schloßparkmuseum. Fraktur. Adolff Heinrich wild / Vnd Reingraue Graue / zu Salm Vnd Herr zu Vinstingena) &b) // 1575. Wild- und Rheingrafen (zu Dhaun); Nassau-Dillenburg. Den auf der rechten Naheseite, außerhalb der eigentlichen ‘Altstadt‘ gelegenen Hof ließ Adolf Heinrich kurz nach der 1574 erfolgten Teilung der Wild- und Rheingrafschaft4) erbauen, obwohl seinem Bruder Johann Christoph5) die an Kreuznach grenzende Herrschaft Rheingrafenstein zugefallen war. Da jedoch die Eheverhandlungen mit dem Vater seiner späteren Frau Juliane von Nassau-Dillenburg nicht vor 1581 einsetzten und erst 1588 zum gewünschten Erfolg führten6), dürfte der Wappenstein erst zu diesem Zeitpunkt ausgeführt worden sein. Die Jahreszahl könnte dagegen zu irgendeinem Zeitpunkt als Erinnerung an die Erbauungszeit und als Ersatz für eine verlorene oder nicht ausgeführte Inschrift angebracht worden sein – üblicherweise stünde an dieser Stelle der Name der Ehefrau. Der rheingräfliche Hof diente von 1785 an bis zu seiner Zerstörung im Jahre 1945 erst ganz, dann teilweise als städtisches Alten- und Pflegeheim, bzw. als Krankenhaus7). Lehfeldt liest Vindstingen. Entsprechendes Kürzel für et. Vgl. Zimmermann. – Der Nachfolgebau wurde 1968 abgerissen und durch das heutige Krankenhaus Marienwörth ersetzt (Vgl. Ruser/Dellwing, Bad Kreuznach 170). Auf der Stelle des alten Hofes steht nun das (gegenwärtig leerstehende) Polizeigebäude. Schloßparkmuseum Bad Kreuznach, Fotosammlung; Gesamtansicht im LfD Mainz, Fotoarchiv (beide ohne Neg.-Nr). Im Inneren des Turms befanden sich Wandmalereien und an der Spindel vier verschiedene Steinmetzzeichen aus der Erbauungszeit, vgl. die Abb. bei Geib und Kdm. Vgl. Europ. Stammtafeln NF IV, Taf. 98 und 104. Vgl. sein repräsentatives Epitaph Nr. 367 von 1586/87 in St. Johannisberg. Vgl. den Kommentar zu seiner einfachen Grabplatte Nr.451 von 1606 in St. Johannisberg. Vgl. dazu ausführlich H. Otte, Vom Gesundheitswesen in Altkreuznach, in: KHbll. 3 (1986) 9f. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 307. Bad Kreuznach, Schloßparkmuseum, Fotosammlung (ohne Neg.Nr.). Geib, Hist. Topographie I 43. Kdm. 99. Zimmermann, Kunstwerke 1 (1964) 4 (erw.). 7660 408 di034mz03k0037105 di034-0371 0 Kirn, Evang. Pfarrkirche 1589-01-01 1589-12-31 1589AAA0000000A3 1589 1 Grabinschrift für den Kirner Bürger und Gerichtsschöffen Hans Schneck. Zehnzeilige Inschrift mit sich anschließendem Wappen, in Zweitverwendung auf der Grabplatte des 1554 verstorbenen Hans Schröder. Bu. 4 cm. Kapitalis. ANNO D(OMI)NI · 1589 · / DEN 21 MONATSTAG / OCTOBRIS STARB DER / EHRSAM V[N]D VORNEM / HANS SCHNECK BVR/GER VND GERICHTS=/SCHOPF ALHIE ZV KIRN / SEINS ALTERS LVIII / IAR · DEM GOTT GNAD / AMEN Schneck (über Hirschgeweih Initialen H · S). Unter Vorsitz des von der wild- und rheingräflichen Herrschaft eingesetzten Schultheißen bildeten die vierzehn, sich aus der Bürgerschaft rekrutierenden Schöffen das eigentliche Stadtgericht1). Ob es sich bei dem Verstorbenen um einen Nachfahren des um die Jahrhundertmitte öfters genannten kyrburgischen Rates und Geheimschreibers Eustachius Schneck gehandelt hat, muß vorerst offen bleiben2). Ebenso ist seine aufgrund des ähnlichen Wappens anzunehmende verwandtschaftliche Beziehung zu dem 1592 verstorbenen Sobernheimer Schultheiß Johann Schneck3) ungeklärt. Vgl. zu dessen Funktion (am Beispiel Kreuznachs) Velten, Städtische Behörden 2 (1954) und v.a. Ohlmann, Kirn 34f. (Weistum) und 203ff. Vgl. Schneider, Nachrichten 163 und Back, Kirche 84f. Vgl. Nr. 385 von 1592. Kdm. 200. Peitz, Kirche 20. 7661 408 di034mz03k0037203 di034-0372 0 Sobernheim, Igelsbachstr. 8 1589-01-01 1589-12-31 1589AAA0000000A3 1589 2 Spruchinschrift mit Jahreszahl auf einem Wappenstein. Eingelassen über dem linken straßenseitigen Fenster des Erdgeschosses des ehemaligen Ehemhofes. Quadratischer Sandstein mit aufgesetztem Giebel, darin Jahreszahl (A), darunter auf der oberen und unteren Leiste Inschrift (B). Die linke und rechte Leiste sind mit Beschlagwerk verziert. Das gesamte Mittelfeld wird von einem reliefierten Allianzwappen mit zwei stark beschädigten Schilden eingenommen. Fraktur. A 1589 B Icha) Stehe all-tzeitt in gottes handt. Und bin der Ehem hoff genandt.b) Knittelvers. Ehem (zwei 1:1 gestellte Sterne); unkenntlich (drei 2:1 gestellte Kreuze?). Der weitverbreitete, zweizeilige Schutzspruch1) zeigt vor allem bei den Versalien ausladende Frakturschnörkel. Der dreigeschossige, giebelständige Adelshof mit repräsentativem, im Innern gelegenen Treppenturm wurde anstelle eines Vorgängerbaus2) von Siegmund (von) Ehem, dem 1580 nachweisbaren, kurpfälzischen Amtmann auf Schloß Böckelheim, errichtet3). Das aus Augsburg stammende, noch 1649 in Sobernheim nachweisbare Geschlecht4) starb wohl 1656 mit dem in schwedischen Diensten stehenden Reiteroberst Bernhard von Ehem5), vermutlich einem Nachkommen des Bauherrn, aus. Zwischen den ersten beiden Buchstaben ein kreuzförmiges Zeichen. Folgt ein einzelnes, beschädigtes Zeichen, vielleicht der Rest eines Steinmetzzeichens. Vgl. Schaefer, Hausinschriften 108. Im Besitz der Familie von Allenbach, vgl. Conrad, Allenbach 147. Vgl. Fligel, Oberamt Böckelheim 26. – Der Freibrief für den zu erbauenden Hof datiert (nach Kdm.) vom 21. Oktober 1588. Vgl. Nr. 549 von 1649. Vgl. den Hinweis bei Anthes, Meisenheim und Wittelsbach 52f. Rhein. Antiquarius II 18, 25. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 333. Kdm. 372. Lipps, Entdeckungsreisen 224. 7662 408 di034mz03k0037301 di034-0373 0 Monzingen, Haus Hauptstr. 59 1589-01-01 1658-12-31 1658BAA8411AABA3 1589/1658 3 Namensinschriften mit Jahreszahlen am sogenannten Alt‘schen Haus. Inschrift (A) befindet sich in dem mit einem Steinmetzzeichen (Nr. 25) versehenen Türsturz des westlichen Hauseingangs, Inschrift (B) in dem mit zwei Steinmetzzeichen (Nrr. 25 und 26) geschmückten Türsturz des südlichen Hauseingangs, die von einem Wappen geteilte Jahreszahl (C) in dem mit einem weiteren Steinmetzzeichen (Nr. 50) gekennzeichneten Scheitelstein des sich anschließenden Torbogens. Das dreigeschossige Fachwerkhaus wurde in den zwanziger Jahren sowie 1975-19781) gründlich restauriert. H2). 40 (A), 43 (B), B. 100 (A), 142 (B), Bu. 7 (A), 9– 13(B) cm. Kapitalis (A), Fraktur (B). A MATTHIAS · KNOR / · 15 · · 89 · B · Matthias · · KnorRa) · Anno / · 1 · · 5 · · 8 · · 9 · C 16 58 unbekannt (Vierkopfschaft mit ligierten Initialen V A R um den Fuß, Helmzier: über einer Blüte von zwei Sternchen begleitete Weberkarde?). Handwerkszeichen: unter einer schrägrechten Metzgeraxt ein Metzgerbeil. Dieses repräsentative, reich mit Fachwerk sowie ornamentalem und figürlichem Schmuck ausgestattete Gebäude3) zählt mit seinem mehrfach geschweiften Giebel, dem steinernen Treppenturm und seinem zweigeschossigen Erker zu den eindruckvollsten Bauwerken dieser Art im Nahegebiet. Die unterschiedlichen Schriftarten unterstreichen die Vielfalt der aufwendig gegliederten Fassade. Bei dem Bauherrn Matthias Knorr dürfte es sich um einen wohlhabenden Metzger gehandelt haben, zudem war er kurpfälzischer Schultheiß und übte mehrere kirchliche Ämter aus. Fraglich ist, ob der 16584) erfolgte Anbau noch den Nachkommen seines 1619 verstorbenen Sohnes Cullmann5) zuzuschreiben ist. Zweites R und das folgende A als im Maß der Kleinbuchstaben gehaltene Großbuchstaben. Vgl. dazu Th. Wildemann, Freilegung und Wiederherstellung von Fachwerkbauten in der Rheinprovinz seit Kriegsende, in: ZsrhVD 14 (1926) 47-59 und H. Caspary, Denkmalpflege in Fachwerkstädten – das Beispiel Monzingen, in: Denkmalpflege 1976-78, 107ff. Die folgenden Angaben beziehen sich auf die Maße des Türsturzes. Vgl. zum folgenden Freckmann, Architektur 99-104. Nicht „1624“, so Caspary (wie Anm. 1) 109 und Denkmalpflege 1982/83, 267. Vgl. Freckmann, Architektur 100. – Die abenteuerlichen Geschichten um die „Knorrs von Monzingen“ von Karl Hoffmann (NK 1960) 106ff. dürften der Phantasie des Autors entsprungen sein. Kdm. 300. K. Freckmann, Eine historische Untersuchung Monzingens, in: NK (1978) 87. Karbach, Monzingen 72. Freckmann, Architektur 99f., 104 und Zeichnungen im Anhang. Freckmann/Vogt, Monzingen an der Nahe 1991 (teilw.). 7663 408 di034mz03k0037409 di034-0374 0 Kirn, Evang. Pfarrkirche 1590-01-01 1590-12-31 1590AAA0000000A3 1590 1 Grabplatte der Gertrud NN. Sie wurde im November 1992 während der Arbeiten für eine Fußbodenheizung vor der Stirnseite des rechten Seitenschiffs in etwa einem halben Meter Tiefe1) aufgefunden, gehoben und an die Innenwand des Schiffs gestellt. Schmale Platte aus Kalkstein mit Umschrift zwischen Linien, die sich im oberen Mittelfeld in kleinerer Schrift in mindestens drei Zeilen fortsetzt. Schriftverlust durch abgetretene Stellen im oberen Fünftel, Ränder abgesplittert. H. 184, B. 83, Bu. 6,5 bzw. 4 cm. Kapitalis. ANNO DOMINI · 1 · 5 · 9 · 0 · / VF MITWOCH DEN IIII MONATSTAG FEBRVARII / STARB DIE EHRNTVGENT=/SAME FRAW GERTRAVT WEILAND VLRICH [.]A[.]TEN // [VER]LAS[SN]E [... / ..... / .....] 4. Februar 1590. Die ohne Worttrenner gleichstrichig eingehauene Kapitalis zeigt quadrangelförmige i-Punkte, einen Siculus über der in römischen Ziffern geschriebenen Vier und als Zier eine halbkreisförmige Ausbuchtung am Balken des H. Die Grabplatte befand sich vermutlich noch in situ auf dem Niveau des ehemaligen Kirchenbodens, der anläßlich des Neubaus des Kirchenschiffs in den Jahren 1891 bis 1893 (vgl. dazu Clemen, Restauration pass.) etwa um einen Meter (vgl. Peitz, Kirche 11) aufgeschüttet wurde. Die eigentliche, nicht umbaute Bestattung unter der Grabplatte wurde nicht untersucht. 7664 408 di034mz03k0037507 di034-0375 1 Sobernheim, Evang. Pfarrkirche 1590-01-01 1590-12-31 1590AAA0000000A3 1590 0 Grabinschrift für Johann Heinrich Cratz von Scharfenfenstein, noch um 1765 kopial überliefert, heute verloren. Ausführung unbekannt. Nach Würdtw. Epitaphienbuch. Anno Domini MDLXXXX starb der edel und ehrenvest Hansicha) Cratz von Scharfenstein dem Gott genad. Nach der genealogischen Tafel bei Helwich1) kann es sich bei dem ohne Nachkommen Verstorbenen nur um Johann Heinrich handeln, Sohn des Philipp Cratz von Scharfenstein2) und seiner FrauAnna von Schönberg (vor dem Sane). Helwich bemerkt zu ihm, er sei „wegen topernÿ (Tobsucht?) zu Sobernheim eingeschlossen vnd verwahrt“3) worden. Sein Bruder Philipp war Bischof von Worms4). Sic! Wohl zusammengezogen aus Hans Heinrich. Helwich, Op. gen. I fol. 480. Vgl. zu ihm Nr. 328 von 1570. Ebd. fol. 474. Vgl. DI 2 (Mainz) Nrr. 541ff. und DI 29 (Worms) Nr. 610. Würdtweinsches Epitaphienbuch 317. 7665 408 di034mz03k0037605 di034-0376 1 Fürfeld, Hof Iben 1590-01-01 1607-12-31 1607BAA8410AABA3 1590/1607 0 I. Jahreszahl am Renaissanceportal des spätestens seit 1883 „nicht mehr existierenden“1) achteckigen Treppenturms im ehemaligen Südwestflügel von Burg Iben. Bei Umbaumaßnahmen des 19. Jahrhunderts oder dem Brand des Jahres 19172) abgegangen, Ausführung unbekannt. Nach Schneider. 1590 II. Jahreszahl eines weiteren Renaissanceportals „welches jetzt in einen modernen Schuppen am heutigen Eingang in den Hof eingebaut ist“. Verloren (s.o.), Ausführung unbekannt. Nach Marx. 1607 Von der als Wasserburg konzipierten, mehrflügeligen Anlage hat sich neben geringen fortifikatorischen Resten nur noch der Chor einer wohl von Tempelherren Mitte des 13. Jahrhunderts erbauten frühgotischen Kapelle3) erhalten. Die Burg gelangte nach Auflösung des Ordens 1312 in die Hand verschiedener, sich nach ihr nennender Adeliger, darunter die Marschall von Waldeck4) und die von Kronberg5). Die verlorenen Jahreszahlen dokumentieren die Bautätigkeit des Ehepaars Elisabeth und Hartmut von Kronberg, der damaligen Besitzer und Ortsherren von Fürfeld, die in der Anlage noch weitere Gebäude6) errichten ließen. So Marx 5. Vgl. Bumann, Iben 50. Vgl. dazu (mit ausführlicher Bibliographie) R.H.L. Hamann-Maclean, Die Burgkapelle von Iben. Beiträge zum Problem des Naumburger Meisters II, in: Mainz und der Mittelrhein in der europäischen Kunstgeschichte (FS Fritz Volbach), hg. von F. Gerke. Mainz 1966, 233-72, sowie Fath, Baukunst 77-82 und zuletzt W. Jung, Die Kapelle auf dem Hofgut Iben/Rheinhessen, in: Lebendiges Rheinland-Pfalz 15 (1978) H. 4, 96-99. Vgl. Nr. 263 von 1524 und Nr. 293 von 1547. Vgl. Nr. 429 von 1600. Vgl. Nr. 466 von 1609. Schneider, Restaurationsarbeiten 84 (I). Marx, Iben 5 (I,II). Jakob, Iben 7 (Plan) und 14 (I). J.A. Schmidt-Krämer, Hof Iben birgt ein Juwel gotischer Baukunst, in: Rheinhessische Heimat 1, 6 (1959) 1 (I). 7666 408 di034mz03k0037703 di034-0377 1 Rehborn, Rathaus 1590-01-01 1590-12-31 1590AAA0000000A3 1590 0 Bauinschrift auf „einem besonderen Steine“, der unterhalb der oberen Fensterreihe an der nördlichen Giebelseite1) des 1590 errichteten, anschließend mehrmals umgebauten Rathauses2) eingelassen war. Die Inschrift wurde wohl noch um 1896 von dem damaligen Pfarrer der Gemeinde gesehen und überliefert, heute ist sie verschwunden. Schrift „in großen lateinischen Buchstaben“, vermutlich Kapitalis. Nach Rauch. ANNO 1590 IST SCHULDES UND IM GERICHD HANS MONFORD, HANS UNGERIG, WILHELM RAUF, MICHEL BECK, ANDES BENDER, HANS FABER, PETER LANDFRIED, HANS REIDBACH. Der Neubau des Jahres 1590 wurde notwendig3), da die Rehborner ihr bis dahin benutztes, altes Gemeindehaus verfallen ließen und sich in einem von der kirchlichen Obrigkeit als Zwischenlösung zur Verfügung gestellten „Kirchen Heußlein“ auf dem damals bei der Kirche gelegenen Friedhof mit „gefreß“ und „fullereien“ wohl auf Dauer einrichten wollten. Das wohnhausartige Rathaus wurde dann unter dem pfalz-zweibrückischen Schultheißen Hans Monford als zweigeschossiger, massiver Putzbau mit (teils abgeflachter) Eckquaderung4) und Krüppelwalmdach erbaut; die überlieferte Inschrift bietet den einzigen schriftlichen Hinweis auf die sieben sonst unbekannten, mit dem Bau verbundenen (Gerichts-) Schöffen und den Zeitpunkt seiner Fertigstellung. Vgl. die heutige Ansicht bei Spille, Rathäuser 391 Abb. 306. Dazu ausführlich Thielen. Vgl. zum Folgenden E. Christmann, Ratsversammlung und Gefräß auf dem Rehborner Kirchhof, in: Nordpfälzer Geschichtsverein 3 (1955) 66f. Dabei ein mit Inschrift versehener, plastischer Neidkopf, vgl. folgende Nr. 378 von 1590? Rauch, Pfarrbeschreibung 93. Thielen, Rehborner Rathaus 175. 7667 408 di034mz03k0037801 di034-0378 0 Rehborn, Rathaus 1590-01-01 1590-12-31 1590AAA0000000B3 1590? 1 Neidkopf mit Namensinschrift an einem Eckstein der Nordostseite des wohnhausartigen Rathauses1). Er befindet sich etwa in 270 cm Höhe im Übergang von der abgeflachten unteren Kante zur voll ausgebildeten Hausecke. Braungelb überstrichener, grob strukturierter, männlicher Kopf mit vollem Haupthaar und ausgestreckter Zunge, links darüber auf der Leiste des Quaders kleiner Rest der Inschrift. Ein um 1935 aufgenommenes Foto2) zeigt noch den Zustand nach der 1928/30 von Jakob Körper aus Rehborn vorgenommenen Überarbeitung3) mit der vollständigen Inschrift, den wesentlich plastischer ausgebildeten Kopf mit prallen Backen, mächtigem Schnurbart und dick gelocktem Stirnhaar. Der heutige fragmentarische Befund dürfte wohl auf die Instandsetzung des Jahres 1970 zurückgehen. Die Farbfassung stammt von der 1986/87 erfolgten Renovierung der Außenfassade. Erg. nach Foto. H. ca. 55, B. ca. 40, Bu. ca. 3 cm. Kapitalis. MI[CHELS · MAN.] Das erste Wort der Inschrift dürfte weniger den Personennamen meinen, sondern eher dem mittelalterlichen „michel“ in der Bedeutung „stark, groß“4) verbunden sein. Der Gebrauch dieses bereits vor der Mitte des 16. Jahrhunderts allmählich aussterbenden Wortes5) und die verwendete Kapitalis unterstützen die vorgenommene Datierung, die sich vor allem an der überlieferten Bauinschrift des Rathauses orientiert6). Der wohl mehrmals überarbeitete Kopf ist für eine kunstgeschichtliche Einordnung nur wenig tauglich. Neid- oder Grienköpfe7) sind als Bauplastik meist so plaziert, daß sie – wie im vorliegenden Fall – auf den eintretenden Besucher herabsehen können. Sie haben aufgrund ihres fratzenhaften Aussehens apotropäische Wirkung, sollen also Schaden in jeder Form abwehren. Der für diese Gattung typische zungenbleckende Männerkopf tritt oft als deutliches Symbol an die Stelle von sogenannten Neidinschriften, die nur den Lesekundigen verständlich waren. Der Rehborner Neidkopf dürfte zudem in Verbindung mit dem sich ehemals am Rathaus befindlichen Pranger gestanden haben8), indem er den dort Angeketteten und öffentlich zur Schau Gestellten sozusagen zum Spott die Zunge herausstreckte. Vgl. Spille 94. LfD Mainz, Fotoarchiv Neg.-Nr. 23/172 (Dr. Röttger). So Thielen. Vgl. Lexer, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch I Sp. 2133. Vgl. Grimm, Deutsches Wörterbuch 12 Sp. 2170. Vgl. vorhergehende Nr. 377 von 1590. Neidköpfe und Neidinschriften treten vornehmlich in ländlichen Gebieten auf; vgl. zum Folgenden ausführlich R. Mielke, Neidinschriften und Neidsymbole im Niederdeutschen, in: Niederdt. Zs. für Volkskunde 10 (1932) 51-69 und 178-195, hier v.a. 178ff., W. Wackerfuß, Die Neidköpfe des Odenwaldes. Schreckfratzen und Spottfiguren zwischen Neckar, Rhein, Main und Mud, in: Zur Kultur und Geschichte des Odenwaldes, Festgabe für Gotthilde Güterbock. Breuberg-Neustadt 21982, 199-218 sowie die Beispiele in DI 28 (Hameln) Nrr. 168f. So Thielen. Spille, Rathäuser mit Abb. 307. Thielen, Rehborn Abb. S. 105. Thielen, Rehborner Rathaus 176 mit Abb. 7668 408 di034mz03k0037901 di034-0379 0 St. Johannisberg, Evang. Kirche 1591-01-01 1591-12-31 1591AAA0000000A3 1591 3 Epitaph für das wild- und rheingräfliche Kind Johann Philipp. Das Grabdenkmal wurde anläßlich der Renovierung der Kirche 1909/10 von der Südostwand entfernt und hoch oben in die Westwand des Chors eingelassen1) (Plan Nr. 8). Mehrzonige Säulenädikula aus Tuffstein, die Schrifttafeln aus Schiefer. Bekleidet mit einem langem Kittel und einer gefältelten Halskrause steht der Verstorbene mit betend erhobenen Händen in einer flachen, mit geflügelten Engelsköpfen geschmückten Rundbogennische, die von zwei freistehenden, unten mit Engel-Reliefs versehenen Säulen eingerahmt wird. Auf dem Gebälk befindet sich der Bibelspruch (A), auf dem Gesims der Sockelzone der Bibelspruch (B). Den Abschluß bildet eine Rollwerkkartusche mit der sechszeiligen Inschrift (C). Ein ehemals wohl als Bekrönung angebrachtes Wappen fehlt. H. 160, B. 100, Bu. 2,5 (Versalien 4,5) cm. Fraktur. A Matth: XVIII · Der Vatter im Himel Will Nicht, / Das Jemand von dise Kleinen verloren Werde2) B Phil: 1 · Christus Ist mein Leben Sterben ist mein Gewinn3) C Anno · 1591 · den 19 Feb(ruarii) star[b] / Das woll Geborne Herrlein / Herrlein Joan Philipß Rein / Graue (etc)a) seines alters 2 Jar, / Weiner 6 Tag. Dessen selen / Gott gnadt Der Frühverstorbene war der erste Sohn aus der Ehe des ebenfalls in der Stiftskirche begrabenen Wild- und Rheingrafen Adolf Heinrich (†1606) mit Juliana Gräfin von Nassau-Dillenburg4). Aufgrund charakteristischer Architekturmotive und der auffälligen Übereinstimmung in der figürlichen Gestaltung des Verstorbenen mit den beiden Kindern an dem Epitaph für den Wild- und Rheingrafen Johann Christoph (†1586) dürfte die Arbeit dem Bildhauer Hans Trapp aus Simmern/ Hunsrück zuzuschreiben sein5). Entsprechendes symbolisches Zeichen. Vgl. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 324 und Hensler 51. Mt. 18,14 (erster Teil paraphrasiert). Phi. 1,21. Vgl. Europ. Stammtafeln NF IV Taf. 104. Zwei weitere Kinder, Anna Maria und Adolf, erhielten 1599 ein gemeinsames Epitaph (Nr. 410) im Chor. Vgl. Strübing, Johann von Trarbach 86f., Kdm. sowie den Kommentar zu Nr. 367 (1586/87) mit Anm. 21. Schneider, Geschichte 255f. Rhein. Antiquarius II 19, 244. Kdm. 335f. mit Abb. 249. NN., Stiftskirche 110 (teilw.). Fröhlich/Zimmermann, Stiftskirche 12f. 7669 408 di034mz03k0038004 di034-0380 0 Meisenheim, Schloßkirche 1591-01-01 1591-12-31 1591AAA0000000A3 1591 4 Epitaph des Ehepaares Daniel und Dorothea von Merlau geb. von Frauenberg, an zwei Haken an der nördlichen Westwand aufgehängt. Unter einem dachartig vorspringenden Gesims querrechteckige Doppeltafel aus farbig gefaßtem Holz, links in einem profiliertem Rahmen das aufgemalte Wappen des Ehemanns, außerhalb darüber und darunter Inschrift (A); rechts das Wappen seiner Ehefrau mit entsprechend angebrachten Inschriften (B), zusätzlich im Feld direkt unterhalb ihresWappens Grabinschrift (C) in fünf Zeilen. Die entsprechende Stelle beim Wappen des Ehemanns ist nicht ausgefüllt. Der profilierte Sockel ist mit Rollwerkornamentik verziert. Der gute Erhaltungszustand des Grabdenkmals ist wohl auf die bis 1892 andauernde Aufbewahrung in einer Kammer der Kirche zurückzuführen1). H. 110, B. 114, Bu. 2 (A, B), 1 cm (C). Fraktur (A, B), Kapitalis (C). A Daniel von Merlau / Amptma(n) zu Meisenheim B Dorothea von Frawenberg / Anno Domini 1591 · C DEN 5 MARTII ANNO 1591, IST GESTORBEN / DIE EDELE VNDT TVGENTSAME FRAW / DOROTHEA VON MERLAV, GEBORNE VON / FRAWENBERG, DIESER ZEIT AMPTMANS ZVE / MEISENHEI(M) EHLICHE HAVSFRAV, DER SELE(N) GOT GNAD. Merlau (in Rot ein gekrönter goldener Jungfrauen-Adler); Frauenberg (von silber und rot schräglinks geteilt). Die exakt ausgeführte, bei (A) und (B) in den jeweils unteren Zeilen nachempfundene Schrift ist golden auf schwarzen Grund gemalt, einige Anfangsbuchstaben bei (C) sind erhöht. Da lediglich die Grabinschrift für Dorothea von Merlau vorliegt, ist anzunehmen, daß das Holzepitaph anläßlich ihres Todes von dem überlebenden Ehemann in Auftrag gegeben wurde. Seine (unbekannten) Todesdaten wurden nicht mehr nachgetragen. Der Auftraggeber stammt aus dem Geschlecht der auf der gleichnamigen oberhessischen Burg sitzenden Herren von Merlau (Gem. Mücke, Vogelsbergkreis), die im 15. und 16. Jahrhundert vorwiegend als Amtmänner und Räte der Landgrafen von Hessen tätig waren2). Im Jahr 1566 wird Daniel erstmals als pfalz-zweibrückischer Amtmann auf Burg Lichtenberg erwähnt, 1571 als Vogt über die Herrschaft Falkenburg3) und am 1. Januar 1580 als Amtmann zu Meisenheim. Die Biographie seiner wohl aus dem Schwäbischen4) stammenden Ehefrau ist bislang unbekannt. Vgl. Heintz, Schloßkirche 253. Vgl. F. Luckhard, Das Archiv der Ritter von Mörlau zu Steinfurt an der Haun, in: Fuldaer Geschichtsbll. 40 (1964) 107-126, 151-170, 187-196 und Demandt, Personenstaat I 571ff. Vgl. Eid, in: MHVP XXI 89. Vgl. Siebmacher, Wappen-Buch I 113. Wickenburg, Thesaurus Palatinus II 12 (Zeichnung). Heintz, Grabmäler Nr. 105. Heintz, Schloßkirche 263. Kdm. 264. Fröhlich/Zimmermann, Schloßkirche 75. Drescher, Schloßkirche 36. 7670 408 di034mz03k0038102 di034-0381 1 Meisenheim, Schloßkirche 1591-01-01 1591-12-31 1591AAA0000000A3 1591 0 Grabdenkmal für Magdalena Margaretha von Botzheim, ehemals im Schiff der Kirche. Noch 1776 nachgewiesen1), scheint der „stark beschädigte Stein“2) vor 1958 wieder zum Vorschein gekommen zu sein; sein heutiger Aufbewahrungsort ist jedoch unbekannt. Nach Heintz, Schloßkirche. Anno 1591 den 8. Märtz ist in Gott verschieden Magdalena Margaretha des Edlen und Ehren Vesten Wilhelm von Botzheim Pfalzzweibrückschen Raths Töchterlin ihres Alters 6 Monat 14 Tag. Der Seeligen Gott Genad. Die aus dem heutigen Bootzheim3) bei Schlettstadt (Dép. Bas-Rhin) stammende Adelsfamilie stellte bereits im 14. Jahrhundert Räte und Schultheißen in den elsässischen Städten. In der frühen Neuzeit fungierten ihre Mitglieder vornehmlich als Beamte an den rheinischen Fürstenhöfen4); so erscheint der mit Maria Margaretha Braun von Kellenbach5) verheiratete Vater der Verstorbenen noch im Jahre 1600 als in Meisenheim sitzender Rat und Hofmeister der Herzöge von Pfalz-Zweibrücken6). Ihre Schwester Maria Juliana war mit dem kurpfälzischen Amtmann Friedrich von Castiglion7) verheiratet. Vgl. Heintz, Schloßkirche und Nr. 227 von 1503 mit Anm. 1. So Fröhlich/Zimmermann. Vgl. zum Folgenden Dotzauer, Botzheim pass. Vgl. zum Kreuznacher Zweig der Familie Nr. 395 von 1594 und Nr. 404 von 1597. Tochter des Gerhardt Braun von Kellenbach, vgl. Nr. 384 von 1591. Vgl. die mutmaßlichen Fragmente des Grabdenkmals der Eltern Nr. 506 von 1622. – Das Haus der Familie lag unmittelbar neben der Einfahrt in den Schloßbereich (heute Amtsgasse 10, vgl. Lurz, Meisenheim 10 und 87); vgl. auch Nr. 240 III von 1529. Vgl. Nr. 515 von 1626. Heintz, Schloßkirche 271. Kdm. 267 (erw.). Fröhlich/Zimmermann, Schloßkirche 67. 7671 408 di034mz03k0038200 di034-0382 0 Becherbach bei Kirn, Evang. Pfarrkirche 1591-01-01 1591-12-31 1591AAA0000000A3 1591 3 Grabplatte des kurpfälzischen Amtmannes Matthias (Peter) Flad, bisher unbeachtet. Im Kirchenschiff während der Renovierungsarbeiten der Jahre 1973/74 mit der Oberseite nach unten aufgefunden1), jetzt in zwei Teilen außen an die westliche Kirchhofsmauer gelehnt. Schmale Platte aus Kalkstein mit Umschrift zwischen Linien, die sich in kleinerer Schrift im oberen Mittelfeld in zwei Zeilen fortsetzt. Im Zentrum ein abgetretenes, flachreliefiertes Wappen mit abgearbeiteter Helmzier. Bis auf ein fehlendes Stück Mitte der rechten Leiste hat sich die Platte trotz beginnender Verwitterung und starken Moosbefalls verhältnismäßig gut erhalten; ihre (problemlose) Zusammenfügung und Aufstellung im Kircheninnern wäre wünschenswert. H. ca. 180 (gesamt), B. 92, Bu. 4-6 cm. Kapitalis. ANNO DOMINI · 1 · 5 · 9 · 1 · AVF · / MONTAG DEN 28 IVN[IVS ..... V]RN VORMITTAG VFF DEM SCHLOSa) / NAVMBVRG STARB DER / EHRNVEST MATTHIAS FLAD CHVR VND FVRSTLICHER PFALTZ // AMPTMAN [......]ST DEM / GOTT G[NEDIG .....] unkenntlich. Das kleine Unteramt Naumburg (neun Dörfer, zwei Höfe, eine Burg) gehörte bis 1437 zur Vorderen Grafschaft Sponheim und gelangte dann zu wechselnden Teilen an Kurpfalz, Baden und Pfalz-Simmern2). Seit 1550 residierten als Vertreter der Landesherrschaft ausschließlich kurpfälzische Amtmänner auf dem nahe Becherbach gelegenen Schloß3). Der Verstorbene, Sohn des Winterburger Amtmannes Johann Lorenz Flad (†1559)4), versah dort sein Amt wohl bereits seit 15705). Etwa eineinhalb Jahre nach seinem Tod heiratete seine Witwe Katharina den Schultheiß Hans Becker6) aus dem benachbarten Löllbach. Die letzten beiden Buchstaben wegen Platzmangel kleiner geschrieben. Freundlicher Hinweis von Herrn und Frau Siegel, Küster der evang. Kirche Becherbach. Vgl. dazu Dotzauer, Kondominium pass. Vgl. dazu Kdm. 115f. und K. Voigtländer, Schloß Naumburg bei Bärenbach an der Nahe, in: KHbll. 2 (1979) 1ff. Vgl. zur Familie Zimmermann, Beziehungen 226. Vgl. Krebs, Dienerbücher 50 sowie Franzmann, Becherbach 41ff. und Dotzauer, Kondominium 229. Vgl. die von Herzog Johann von Pfalz-Zweibrücken erteilte Genehmigung vom 2. November 1592 (LHAK 24, 1477). 7672 408 di034mz03k0038308 di034-0383 1 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1591-01-01 1591-12-31 1591AAA0000000A3 1591 0 Grabdenkmal für Christoph von Lewenstein (zu Randeck), noch 1614 in der damaligen Stadtpfarrkirche überliefert. Zwei Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno d(omi)ni 1591 den 24 Augstmontesa) starb der Edell vnnd Vest juncker Christoff von Lewenstein der sehl gott gnadt Amen. Lewenstein (zu Randeck); Hattstein. Der Verstorbene1) war der einzige Sohn Christophs von Lewenstein mit seiner Frau Margarethe von Hattstein. Mit ihm starb die letzte Linie des weitverzweigten, aus der Nordpfalz stammenden Geschlechts derer von Lewenstein aus. Sic! wohl für Augustmonats. Vgl. Möller, Stammtafeln AF I Taf. XXX. Helwich, Syntagma 310. Roth, Syntagma 2 (1884) 43. Stumpf, 7 (1927) Nr. 20 (beide nach Helwich). 7673 408 di034mz03k0038406 di034-0384 1 Meisenheim, Schloßkirche 1586-01-01 1591-12-31 1591BAA8414AABB3 (1586)/1591? 0 Epitaph des Gerhardt Braun von Kellenbach und seiner Gemahlin Elisabeth geb. Marschall von Waldeck zu Iben. Noch um 1900 als in der Nähe des Turmeingangs angebrachte, „schwarze Tafel mit eingelegten Buchstaben“1) überliefert, heute verloren. Gleiches gilt für eine zugehörige, mit acht Ahnenwappen versehene Grabplatte, die wohl im Boden „ante choru(m) a dextris“2) lag. Nach Heintz. Als Man Zalt Nach Christi Vnsers Erlösers Geburd 1591 Den 14 Juli Starb Der Edel Vnd Ehrenvest Gerhardt Braun von Kellenbach Vnd Den 27 Februarii Anno 1586 Die Edel Vnd Tugendreich Fraw Elisabeth Von Kellenbach Geborne Marschelkin Von Waldeck Genand Von Iben Sein Ehliche Hausfraw. Gott Geb Ihnen Vnd Vns Allen Ein Freidenreiche Aufferstehung. Amen. Gerhardt war der jüngste Sohn aus der Ehe des Daniel von Kellenbach3) mit Amalie von Allenbach, verheiratet mit Elisabeth, Tochter des Philipp Melchior Marschall von Waldeck zu Iben4). Vermutlich wohnte das Ehepaar im sogenannten Kellenbacher Hof in Meisenheim, den Simon von Kellenbach, sein älterer Bruder, im Jahr 1580 erworben hatte5). Maria Margaretha, eines ihrer vier Kinder, war seit 1589 mit dem pfalz-zweibrückischen Rat Wilhelm von Botzheim6) verheiratet. Nach dem Tod seiner Frau ging Gerhardt eine zweite, kinderlos gebliebene Ehe mit einer Vegelin von Dirmstein ein7). Da dieser Verbindung in der Grabinschrift nicht gedacht wird, könnte man auch annehmen, daß Grabplatte und Epitaph bereits 1586 anläßlich des Todes der Ehefrau angefertigt und die Todesdaten des Mannes 1591 nachgetragen wurden. So Heintz. So Helwich, Op. gen. IV fol. 326, der dort zwar nicht die Inschrift der Platte, dafür aber Sterbedaten und Ahnenwappen überliefert: „Kellenbach, Ellenbach (=Allenbach), Helfenstein, Morsheim; Waldeck (=Marschall von Waldeck zu Iben), Leyfried (von Heppenheim), Elter, unbekannt (Balken, begleitet von vier 3:1 gestellten Kugeln)“. Vgl. seine erhaltene Grabplatte Nr. 311 von 1554 in der Dorfkirche von Kellenbach im Soonwald. Vgl. Möller, Stammtafeln AF I Taf. XXXXI. – Ihre jüngere Schwester Waldtburg war mit seinem Neffen Sebastian Werner von Kellenbach verheiratet, vgl. ihr gemeinsames Epitaph Nr. 392 von 1593. Vgl. Nr. 240 IV von 1509. – Der am 2. April 1600 verstorbene Simon wurde nach Helwich, Op. gen. IV fol. 326 ebenfalls in der Schloßkirche „ante choru(m) a dextris“ begraben; vgl. zu seiner verlorenen Grabinschrift Heintz 271. Vgl. Nr. 506 von 1622. Vgl. die Stammtafel bei Conrad, Steinkallenfelser Adel 2 (1962) 1. Heintz, Grabmäler Nr. 105. Heintz, Schloßkirche 264. 7674 408 di034mz03k0038504 di034-0385 0 Sobernheim, Evang. Pfarrkirche 1592-01-01 1592-12-31 1592AAA0000000A3 1592 2 Epitaph für den Sobernheimer Schultheiß Johann Schneck. Früher an der Nordwand des Chores befestigt, wurde es 1960 anstelle der neugotischen Kanzel am rechten Chorpfeiler aufgestellt1). Monumentale, dreizonige Pilasterädikula aus hellem Sandstein: Unter dem mit einem Steinmetzzeichen (Nr. 30) versehenen Dreiecksgiebel ein seitlich mit Masken geschmückter Architrav, darauf der dreizeilige Bibelspruch (A). Darunter befindet sich eine große Platte mit Umschrift auf erhabener Leiste und zehnzeiliger, mit einem Spruch abschließender Versinschrift (B) im Mittelfeld; darüber das Vollwappen des Verstorbenen, darunter zwei kleine bezeichnete Ahnenwappen. Die Platte wird von zwei mit Beschlagwerk und Kompositkapitellen versehenen Pilastern flankiert. Auf ihren Basen sind weitere Steinmetzzeichen eingehauen (links Nr. 31, rechts Nr. 32). In der Sockelzone folgt abschließend die vierzeilige, leicht verwitterte Spruchinschrift (C) auf einer Rollwerktafel. Am Rahmen geringe Ausbesserungen. H. 350, B. 150, Bu. 3-5 cm. Kapitalis. A IOAN(NIS) XI. / ICH BIN DIE VFFERSTEHV(N)Ga) V(N)D DAS LEBENb). / WER AN MICH GLAVBETc) DER WIRD LEBEN.2) B ANNO 1 · 5 · 92 · DEN 15 MAR/TII, IST IM HERREN ENTSCHLAFEN DER ERNVEST VND ACHPAR / IOHAN SCHNECK SCHVLTHEISd) / ZV SOBERNHEIMd), WELCHEM GOT EIN FROLICH VFFERSTEHVNG V(ER)LEI // ALS MAN ZALT EINDAVSE(N)T IAR FVNFHVNDERT NEVNZIG · 2 · FVRWARe) IN GOT DEM HERN ENTSCHLAFE(N) ISTe) DER ER(N)VEST IOHAN SCHNECK EI(N) CHRISTe) ZV SOBERHEIMf) ER SCHVLTHEIS WAR BEINAH IN DAS DREIZEHEND IAR GOT WIRT IN VFFERWECKEN FEIN MIT ALLEN AVSERWOLTEN SEIN VND GEBEN IM DIE SELIGHKEIT SO VNS DVRCH CHRISTVf) ISf) BEREITd) // SELICH SEIND DIE DODTE(N) / DIE IM HERN STEBBE(N)g).3) C VOS QVI TRANSITIS / MEMORES NOSTRIh) QVOQ(VE)i) SIT(I)S / QVOD SVMVS HOC ERITIS / FVIMVS QVA(N)DOQ(VE) QVOD E(S)TISk). Ihr, die ihr vorübergeht, seid auch uns eingedenk. Was wir hier sind, werdet ihr sein; wir sind einst gewesen, was ihr seid. Knittelverse; zwei leoninische Hexameter, ein- und zweisilbig gereimt. Schneck (Hirschgeweih, Hz. zwei Arme, einen Knoten knüpfend); unbekannt (Eichenzweig, zwischen der Eichel mit A. K. bezeichnet); unbekannt (großes A mit Deckbalken und gebrochenem Mittelbalken, an den Seiten mit G. D. bezeichnet). Während der Bibelspruch (A) und die Umschrift in einer sorgfältig gearbeiteten Kapitalis abgefaßt sind, scheinen die beiden anderen Inschriften etwas ungelenk von anderer Hand gehauen worden zu sein – vermutlich sind damit die drei unterschiedlichen Steinmetzzeichen in Verbindung zu bringen. Das ganz der Renaissance-Architektur verpflichtete Epitaph, das sich im Grunde genommen aus einer Grabplatte und einem aufwendigen Architekturrahmen zusammensetzt, spiegelt eindrucksvoll das Selbstbewußtsein des höchsten herrschaftlichen Beamten der Stadt wieder. Standort, Wappen, der versifizierte Lebenslauf und auch der in gebundenem Latein abgefaßte memento-mori-Spruch erheben den langjährigen Schultheiß über seine Mitbürger. Ebenso Ausdruck seines Standes und seiner Vermögenslage ist das repräsentative Wohnhaus, das sich Johann Schneck bereits zu Beginn der siebziger Jahre mit dem sogenannten Priorhof4) erbauen ließ. Die Beziehung der beiden unteren Ahnenwappen zur sonst unbekannten Biographie des Verstorbenen bleibt vorerst unklar. Bei dem 1589 verstorbenen Kirner Schöffen Hans Schneck5) könnte es sich aufgrund der Wappenähnlichkeit um einen nahen Verwandten gehandelt haben. Beide E klein eingestellt. Das erste E klein eingestellt. A und T klein eingestellt. I klein eingestellt. Letzter Buchstabe in den Rand gehauen. Sic! Sic! Erstes E klein eingestellt. R klein eingestellt. O klein eingestellt. S klein eingestellt. Freundlicher Hinweis von H.E. Berkemann, Sobernheim. Joh. 11,24. Off. 14,13. Vgl. Nr. 333 von 1572. Vgl. Nr. 371 von 1589. Kdm. 362. 7675 408 di034mz03k0038602 di034-0386 1 Bad Münster am Stein-Ebernburg, Burg Ebernburg 1592-01-01 1592-12-31 1592AAA0000000A3 1592 1 Initialen und Jahreszahl auf einem Wappenstein. Erstmals 1874 erwähnt, befand er sich bis 1935 als vermauerte Spolie über der „hinteren Eingangsthüre des Restaurationsgebäudes“1), wurde 1935 ausgebaut und fiel dem Brand von 19452) zum Opfer. Nahezu quadratische Platte mit zwei reliefierten Vollwappen, darüber die Initialen, darunter zwischen Linien die Jahreszahl. Nach Baudenkmale (Foto). Kapitalis. H(ANS) · S(CHWEIKHARD) · VO(N)a) · S(ICKINGEN) · B(EATRIX) · VO(N)a) · S(ICKINGEN) · G(EBORNE) · VO(N)a) · L(VTZELBVRGK) · // 1592 Sickingen, Lützelburg. Das kunstvolle Ehewappen dürfte ein Hinweis auf die auch noch nach dem 1589 erfolgten Tod Johann Schweikhards d.Ä. andauernde Bautätigkeit3) seiner Witwe Beatrix von Lützelburg4) sein. O dem V klein eingeschrieben. So Baudenkmale. Vgl. dazu Böcher, Ebernburg 14f. Nach Baudenkmale fanden sich die Buchstaben H · S · V · S zudem noch mehrfach auf alten, in den Ruinen der Ebernburg aufgefundenen (und heute verlorenen) „Hausteinen“ vor; vgl. auch Nrr. 355 und 357 von 1584. Vgl. Nr. 469 von 1610. Friedlaender, Grabschriften 370. W. Frh. v. Lützelburg, Schloß Ebernburg, in: Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 24 (1877) 264. Baudenkmale V 13 mit Abb. 18. E. Heuser, Pfälzerland in der Vergangenheit. Neustadt a.d.H. 1922, Abb. S. 234. Böcher, Wappen mit Abb. S. 926. Böcher, Ebernburg 19 mit Abb. 27. 7676 408 di034mz03k0038700 di034-0387 2 Bretzenheim 1517-01-01 1592-12-31 1700BBE8408AABA3 1592-17.Jh. 11 Bau- und Jahreszahlen an verschiedenen Häusern des Ortes, am ehemaligen Schloß und an der sogenannten Eremitage; teilweise verloren oder als Spolien verwendet. I. Jahreszahl im Türsturz des achtseitigen Treppenturms eines früheren Adelshofes (Große Straße 12); vermutlich während der 1979-81 erfolgten Renovierung1) des aus Bruchsteinen gemauerten, großen Giebelhauses neu angefertigt und rot überstrichen. H. 50, B. 125, Z. 7 cm. 1 5 9 2 II. Jahreszahl im von durchgesteckten Stäben begleiteten Türsturz eines achtseitigen Treppenturmes; Teil des von dem damaligen Ortsherren Graf Emich von Daun-Falkenstein2) in den Jahren 1589 bis 1595 als Residenz neuerbauten Schlosses3), heute Kirchstraße 2. In der Mitte der rot gefaßten Zahl ein Steinmetzzeichen (Nr. 35). H. 36, B. 172, Z. 10 cm. 1 5 9 5 III. Jahreszahlen mit Steinmetzzeichen an der Felswand der 1567 durch einen Erdrutsch verschütteten Einsiedelei4), heute kaum mehr zu erkennen. Querrechteckige Vertiefung über einer Nische neben dem Treppenaufgang, darin links ein großes Steinmetzzeichen (Nr. 48) über einer kleinen Jahreszahl, rechts oben eine weitere, groß ausgeführte Jahreszahl. Bedeutung unbekannt. Nach Kilian, Eremitage bei Bretzenheim (Nachzeichnung). 1617 / 1616 IV. Initialen auf dem linken hofseitigen Fenstersturz des Hauses Große Straße 31. Sandstein, dick mit brauner Farbe überstrichen, bisher unbeachtet. Unter den einzelnen Buchstaben stehen die Ziffern einer Jahreszahl, getrennt in der Mitte von einem Hauszeichen oben und einem Steinmetzzeichen (Nr. 51) unten. Kapitalis. · H C · · W B · / 16 64 Hausmarke: unbekannt (hinten mit einer liegenden Acht versehener, kurzer Pfeil nach rechts über einer in römischen Großbuchstaben geschriebenen Neun). V. Jahreszahl mit Wappen auf einem Grenzstein. Ehemals wohl aus der Bretzenheimer Gemarkung5), heute im Hof des Hauses Binger Straße 11. Basaltquader mit flachem Kopf, darauf pfeilartige Weisung mit anschließender Numerierung, auf der einen Seite tief eingehauene Jahreszahl, auf der anderen erhabenes Wappen. H. 50, B. 26, Bu. 8 cm. Kapitalis. N 2 / 1677 Wappen Köln (Erzbistum). VI. Jahreszahlen auf einer als Eckstein verwendeten Spolie unbekannter Herkunft. Eingelassen als Deckstein in der Tormauer des Zugangs zum Friedhof links von der katholischen Kirche, bisher unbeachtet. Fragment aus gelblichem Sandstein, stark verwittert. H. ca. 38, B. ca. 72, Z. 9 cm. 16[..]a) / 18 23 / F 71b) Spätestens seit der Mitte des 11. Jahrhunderts gehörte die Herrschaft Bretzenheim (mit Winzenheim) dem Erzbistum Köln6), das es im Lauf der Zeit an verschiedene Lehensträger ausgab, darunter die Pfalzgrafen bei Rhein, die Herren von Falkenstein, die Grafen von Daun-Oberstein-Falkenstein und die Grafen von Velen. Bei der dritten Ziffer könnte es sich ebenfalls um eine 6 gehandelt haben. Inschrift steht auf dem Kopf. Vgl. Denkmalpflege. Vgl. dazu ausführlich Heldmann, Bretzenheim 22ff. Nach Kdm. heute noch zum Teil in einem Umbau des 18. Jh. enthalten. – Der Hinweis bei Dehio auf eine „unter dem Ostgiebel, Portal“ befindliche weitere Jahreszahl (1595) konnte nicht verifiziert werden. Vgl. dazu Nr. 212 aus dem 15.Jh. Vermutlich hängt die Anfertigung (u.a. auch) dieses Grenzsteines mit der Belehnung des Grafen Ferdinand Gottfried von Velen durch den Kölner Erzbischof Maximilian Heinrich im Jahre 1676 und seinem Erwerb neuer Güter zusammen; vgl. dazu Heldmann, Bretzenheim 41. Vgl. zum Folgenden ausführlich Heldmann, Bretzenheim pass. Kilian, Eremitage bei Bretzenheim 23 mit Abb. S. 25 (III). Kilian, Eremitage (III). Wagner, Eremitage 25f. (III). Kilian, Felsenklause (III). Kdm. 137f. (I, II). Denkmalpflege 1979-81, 207 (I). Dehio RheinlandPfalz 160 (I, II, V). Lipps, Entdeckungsreisen 84 (I, II, V). 7677 408 di034mz03k0038808 di034-0388 0 Guldental-Heddesheim, Evang. Pfarrkirche 1592-01-01 1592-12-31 1592AAA0000000A3 1592 4 Bauinschrift auf den unteren Leisten des reich profilierten Korbes der am rechten Chorpfeiler angelehnten, achtseitigen Kanzel. Sandstein, dick mit rötlicher Farbe überstrichen, Brüstung aus Holz. H. (einer Leiste) 5, B. (einer Leiste) 28, Bu. 3,5 cm. Kapitalis. EXTRVCTVS / EST HIC SVGGE/STVS · A(NN)O · 1592 // DIE 7. / JVLII Diese Kanzel wurde errichtet am 7. Juli 1592. Die 1242 erstmals erwähnte, später zu Kurpfalz gehörende Kirche1) wurde mehrfach aus- und umgebaut. Vgl. Kdm. 174f., Seibrich, Entwicklung 83f. und Nr. 436 von 1602. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 294. Kdm. 175. Seil, Guldental 216. 7678 408 di034mz03k0038908 di034-0389 0 Hargesheim 1592-01-01 1600-12-31 1600BAA8408AABA3 1592/1600 2 Jahreszahlen teilweise mit Wappen auf einem Türsturz (I) und einem Grenzstein (II). I. Jahreszahl im Fenstersturz des Oberlichtes der mit 1792 bezeichneten Eingangstür des Hauses Hunsrückstr. 4. Nach Jost. 1592 II. Grenzstein mit Wappen und Jahreszahl. Ehemals nördlich des heutigen Standorts im freien Gelände, seit 19781) im Garten des Hauses Lindenstr. 1 (ehemalige Baumdickermühle). Zweiseitig beschrifteter Quader aus gelblichem Sandstein mit flachen Kopf und ohne Weisung. H. 52, B. 27, Bu. 6 cm. Kapitalis. A 1600 B HHa) / 25 Wappen unbekannt (Kreuz auf Einberg, begleitet von einem C); unbekannt (unkenntlich, daneben ein B). Die schwarz nachgezogene Jahreszahl (I) bezeichnet das älteste Haus der Gemeinde. Bei den Wappen des zum kurpfälzisch-badischen Oberamt Kreuznach gehörenden Ortes dürfte es sich um lokale Kennzeichnungen der Grundbesitzer handeln. Vermutlich mit H(arges)H(eim) oder ähnlich aufzulösen. So H. Hommer, der den Stein am 21.10.1978 erstmals für die Kartei der Pfälz. AG für Grenz- und Flurdenkmäler erfaßte. LfD Mainz, Fotoarchiv Neg.-Nr. BK 26/17 (I). G. Jost, Hargesheim und seine Geschichte. Masch.schr. vervielfältigtes Typoskript, Hargesheim 1980, 46 mit Abb. 10 (I) und 11-12 (II). 7679 408 di034mz03k0039009 di034-0390 0 Raumbach, Kath. Kirche (aus Meisenheim, kath. Pfarrkirche) 1592-01-01 1592-12-31 1592AAA0000000A3 1592 4 Glocke mit Meister-, Spruch- und Stifterinschrift. Erstmals im Dachreiter der 1688 als Klosterkirche der Franziskaner geweihten katholischen Pfarrkirche St. Antonius von Padua in Meisenheim nachweisbar1), wurde sie 1963 an die damals neuerbaute katholische Kirche in Raumbach abgegeben; dort hängt sie heute als hintere Glocke im Turm2). Kleine Glocke mit dreizeiliger Umschrift (A) zwischen Rundstegen, auf der Flanke ein großes reliefiertes Wappen mit der zwischen Linien umlaufenden Stifterinschrift (B). Der Textbeginn und die Zeilenwechsel werden bei (A) durch weisende Händchen markiert, als Worttrenner dient in der ersten Zeile paarweise gruppiertes, kunstvoll stilisiertes Laubwerk. Schlagton cis. H. 45 (o. Kr.), Dm. 54, Bu. 1,5 cm. Kapitalis. A · CHRISTIAN · · KLAPE(R)BACH · · GOSS · · MICH · · · · ZV · · MEINTZ · / EINEN HELLEN KLANG HABE ICH WACKHER ZV SEIN ERMANE ICH WER VBER/HOREN WIERT MEINEN KLANG DER SEHE DAS ER NIT SCHLAF ZV LANG 1592a) B HERTZOG IOHANS PFALTZGRAF 1592 Knittelverse. Pfalz-Zweibrücken. Der gut bezeugte Christian Klapperbach d.Ä. wurde 1572 zum Büchsen- und Brunnenmeister des Erzstiftes Mainz bestellt3); zu seinem Tätigkeitsbereich gehörte wohl auch ein gelegentlicher Glockenguß4). Herzog Johann I. von Pfalz-Zweibrücken5) dürfte als Meisenheimer Stadtherr für die Finanzierung der Glocke aufgekommen sein, die aufgrund ihrer beiden originellen, das Leben der Bürger betreffenden Knittelverse ursprünglich wohl eher dem profanen Bereich zugedacht war und später unter den dann katholisch gewordenen Herzögen den sich erst Ende des 17. Jahrhunderts etablierenden Franziskanern übereignet wurde. Kdm. und Liste der Glocken überliefern fälschlich 1522. Vgl. Lurz, Meisenheim 62f. und Nr. 240 XIII. Die vordere, reich mit Inschriften und Reliefs versehene Glocke hat die gleiche Herkunft und wurde 1736 von J.J. Speck und P. Strobel gegossen (Text bei Kdm. 270). Vgl. den Wortlaut des Vertrages bei H. Schrohe, Aufsätze und Nachweise zur Mainzer Kunstgeschichte (Beiträge zur Geschichte der Stadt Mainz 2) Mainz 1912, 190-192. Bis zu seinem Tod 1596 sind ihm etwa zehn Glocken zuzuweisen, vgl. Fritzen, Glockengießer I 87f. Vgl. zu ihm Nr. 477 von 1614 mit Anm. 7. Kdm. 270. Liste der Glocken (1942) 5. 7680 408 di034mz03k0039108 di034-0391 0 Simmertal, Evang. Pfarrkirche 1593-01-01 1593-12-31 1593AAA0000000A3 1593 1 Grabplatte des wild- und rheingräflichen Rates Dominicus Keiser, bisher unbeachtet. 1978 anläßlich der Renovierung der 1730 neu errichteten Kirche im Chor aufgefunden, jetzt unter dem linken Emporenaufgang senkrecht an der Wand befestigt. Große, schmale Platte aus gelblichem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, die sich unter einem im oberen Mittelfeld eingetieften, stark abgetretenen Wappen mit einem Bibelspruch zweizeilig fortsetzt. Die von einem heftigen Schlag auf das untere Mittelfeld verursachten Bruchstellen sind notdürftig geflickt. H. 205, B. 75, Bu. 4,5 cm. Kapitalis. ANNO D(OMI)NI 15 · 93 / DEN 23 FEBRVARII IST IN GOT SELIG VERSCHIDE(N) DER ERNVEST / DOMINICVS KEISER / VO(N) HANBACH REINGRAVISCHER RAHT DESE(N) SELN GOT GENAD // CHRISTVS VITA / MORS LV[CR]VM1) Keiser (Blumenvase). Die sorgfältig gehauene Kapitalis weist bei einigen Wörtern erhöhte Versalien auf. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts vermehrten die die Ortsherrschaft im damaligen Simmern unter Dhaun ausübenden Wild- und Rheingrafen ihr Amtspersonal um die Stelle eines rechtskundigen Rates2), die der im Ort begüterte Verstorbene wohl in den letzten Jahres seines Lebens innehatte3). Zuvor übte der vermutlich aus Hahnenbach bei Kirn stammende Dominicus Keiser von 1572 bis 1586 das Amt eines dhaunischen Rentmeisters aus. Seine Söhne Johann Conrad und Reichardt (Caesar) traten als Rentmeister und Keller ebenfalls in die Dienste der Wild- und Rheingrafen zu Dhaun4). Die Grabplatte ist ein gutes Beispiel für die Vorliebe der bürgerlichen Beamten jener Zeit, durch Führen eines Wappens und durch die Beifügung des Herkunftsortes an ihren oft auch noch latinisierten Namen einen vornehmen (adeligen) Anschein zu erwecken5). Phil. 1,21 (verkürzt, vielleicht aus der Lutherbibel rückübersetzt). Vgl. dazu Schneider, Geschichte 162f. Vgl. etwa das wohl nach seinem Tod angelegte Verzeichnis der „Kirchengüther so Dominicus Keÿser zuhanden gehabt“ (Archiv der Evang. Kirchengemeinde Simmertal, 60). Vgl. Penningroth, Beiträge Nr. 11. Vgl. auch Nr. 489 von 1617. 7681 408 di034mz03k0039207 di034-0392 0 Meisenheim, Schloßkirche 1592-01-01 1593-12-31 1593BAA8408AABA3 (1592)/1593 2 Epitaph des Sebastian Werner von Kellenbach und seiner Frau Waldtburg geb. Marschall von Waldeck zu Iben, in ca. drei Meter Höhe an der Wand des südlichen Seitenschiffs befestigt. Die aus farbig bemaltem Holz gefertigte, dreizonige Pilasterädikula trägt als Bekrönung eine große, von Hermen gestützte, fast vollrunde Kartusche mit den beiden Vollwappen der Verstorbenen, darunter ein Schriftband (A) mit den zugehörigen Wappenbeischriften und in der Mitte die Jahreszahl der Herstellung des Epitaphs. An der profilierten Giebelzone hängen noch zwei Täfelchen mit weiteren Wappenbeischriften, die zugehörigen Wappen fehlen1). Im Mittelteil befindet sich zwischen den mit Beschlagwerk und seitlichen Voluten verzierten Pilastern die eigentliche Hauptinschrift (B), die sich aus der zehnzeiligen Grabinschrift, einem nach unten hin zentrierten fünfzeiligen Bibelvers und dem von seinem Meisterzeichen (Nr. 33) begleiteten Monogramm des Künstlers zusammensetzt. Den Abschluß des gut erhaltenen Epitaphs bildet ein kleiner, mit einer einzelnen Rosette geschmückter Volutensockel. Zwei bzw. vier Ahnenwappen und zwei Kartuschen mit Wappenbeischriften fehlen. Das Denkmal wurde bis 1892 in einer separaten Kammer der Kirche aufbewahrt2). H. 220, B. 105, Bu. ca. 3 cm. Fraktur, erhaben; Kapitalis, erhaben (Bibelspruch). A Kellenbach 1593a) Waldeck B Nach Christi vnsers Erlöesers ge=/burt 1592b) Den 23 Maÿc) starb / Der Edel vnnd Erenuest Sebastian Werner / von Kelle(n)bach. vnd den 18 Juniid) A(nn)o 1592 / Die Edel vnd Tugentreche) fraw Waldtburg / von Kellenbach, geborne Marschälckin von / Waldeck genant von Ibenn sein Ehlich · / Hausfraw · Gott verleihe in vnd uns · / Allen ein Fredenreichee) aufferstehung · / Amen AN · DIE · RÖMER · AM · 14 · CAP(ITEL) · LEBEN · MIR · / SO · LEBEN · MIR · DEM · HERREN · STERBEN · / MIRf) · DEM · HERREN · DARVM · MIR · LEBEN · / ODER · STERBEN · SO · SINDT · MIR / DES · HERREN3) / HF4) Kellenbach; Marschall von Waldeck zu Iben. Wappen [Kellenbach, Morsheim; Marschall von Waldeck zu Iben, Leyfried von Heppenheim]5). Wappenbeischriften: Leÿfart; Waldeck. Die kunstvoll aus dem Holz geschnittenen Buchstaben sind bei (A) vor einem weißen Hintergrund schwarz gehalten, bei (B) vor einem schwarzen Hintergrund golden gefaßt. Die Identität des wohl einheimischen Meisters ist unbekannt. Bei Sebastian Werner handelt es sich um den einzigen Sohn aus der zweiten Ehe des Simon von Kellenbach6) mit Katharina von Morsheim7). Der Verstorbene, Neffe des ebenfalls in der Schloßkirche begrabenen Gerhard Braun von Kellenbach8), war mit Waldtburg, Tochter des Philipp Melchior Marschall von Waldeck zu Iben und der Margaretha Leyfried von Heppenheim vermählt9). In erster Ehe war Waldtburg bereits mit Johann Ludwig von Morsheim, einem Angehörigen aus der Familie ihrer Schwiegermutter verheiratet gewesen. Die Ehe der beiden kurz hintereinander Verstorbenen blieb kinderlos. Die nur auf den ersten Blick verwirrend erscheinenden Verwandtschaftsverhältnisse geben einen guten Eindruck in das enge Beziehungsgeflecht der Adelsfamilien der Nordpfalz und des Naheraums. Wickenburg überliefert 1539. Zahl mit weiten Spatien. Heintz liest fälschlich 23. Juny. Zweites i lang ausgezogen; Heintz liest fälschlich 13. Juny. Sic! Es fehlt das sinnstiftende SO STERBEN MIR. Die um 1750 flüchtig angefertigte, bei weitem nicht alle Einzelheiten wiedergebende Skizze bei Wickenburg zeigt erstaunlicherweise einen männlichen Torso als Bekrönung des lediglich in der Umrahmung angedeuteten Wappenaufsatzes, zieht dann als weitere Abweichung die beiden Ehewappen auseinander und plaziert sie an den Enden der Giebelzone. Des weiteren überliefert die Zeichnung zwei heute verlorene Ahnenwappen in der Sockelzone: unten links Morsheim (zwei Balken bzw. vier Fäden), rechts Leyfried von Heppenheim (zwei gekreuzte Lilienszepter). Vermutlich entspricht diese Anordnung der Wappen (bis auf die Bekrönung) dem ursprünglichen Zustand. Aufgrund diesem mit den verwandtschaftlichen Verhältnissen übereinstimmenden Befund steht die erhaltene Kartusche mit der Wappenbeischrift Leÿfart am falschen Platz und müßte nach rechts unten versetzt werden. Vgl. Heintz, Schloßkirche 253. Rö. 14,8 (leicht gekürzt). Folgt Meisterzeichen. Nach Helwich, Op. gen. IV fol. 326 und Wickenburg. Er erwarb den sogenannten Kellenbacher Hof in Meisenheim (vgl. Nr. 240 IV); vgl. zu seiner verlorenen Grabinschrift Helwich, Op. gen. IV fol. 326 und Heintz 271. Gegen Conrad, Steinkallenfelser Adel 2 (1962) „Mayrin von Wonsheim“ die Angabe bei Fröhlich/Zimmermann 64, bestätigt durch das bei Wickenburg überlieferte Wappen. Vgl. Nr. 384 von 1591. – Gerhard war zudem mit ihrer älteren Schwester Elisabeth verheiratet. Die Identifizierung des nur bei Wickenburg überlieferten Wappens bereitet einige Schwierigkeiten, da es Gruber, Wappenbilder 55 einem von Heppenberg zuschreibt. Helwich, Syntagma 240 und 399 weist es hingegen auf dem (verlorenen) Grabdenkmal des 1553 als „der letst ... seines geschlechts“ verstorbenen Simon Leifried von Heppenheim in Guntersblum (Krs. Alzey-Worms) nach. Wickenburg, Thesaurus Palatinus II 7 (Zeichnung). Heintz, Grabmäler Nr. 105. Heintz, Schloßkirche 263f. Kdm. 264. Fröhlich/Zimmermann, Schloßkirche 65. 7682 408 di034mz03k0039306 di034-0393 0 Kirn 1593-01-01 1666-12-31 1666BAA8407AABA3 1593/1594/1666 3 Jahreszahlen an zwei verschiedenen Häusern des Ortes.Jahreszahlen an zwei verschiedenen Häusern des Ortes. I. Namensinschrift mit Jahreszahl am Haus Steinweg Nr. 8 (Haus Lagrange, heute Dominik-Apotheke). Die dreizeilige, weiß ausgemalte Inschrift befindet sich oben an dem mit einem geschnitzten Säulchen verzierten linken Eckständer des ersten Stockwerks. Wiederentdeckt 1957 bzw. 1962 anläßlich der Freilegung des bis dahin unter Putz liegenden Fachwerks1). Fraktur. Sebastian / Hausnena) / 1593 II. Jahreszahlen2). (A) beidseitig über dem Durchgang zum Hinterhaus des Anwesens Nahegasse 7 (Haus Jacobi) auf einem Türsturz auf den Putz gemalt; freigelegt bei der Renovierung des Hauses in den Jahren 1973/74, bisher unbeachtet. Bei den gleichen Arbeiten kam im Vorderhaus eine weitere, in einen Holzbalken eingeschnittene Jahreszahl (B) zum Vorschein. A 1594 / 1594 B 1666 Der in den Quellen stets Sebastian Hausen genannte Erbauer dieses beeindruckenden, am Marktplatz gelegenen Fachwerkhauses heiratete als Auswärtiger eine Tochter der Familie Schlosser, einer der wohlhabendsten Familien Kirns3). Von 1572 bis 1586 war er Schulmeister des Ortes, 1586/87 Bürgermeister und dann Präsenzschaffner (Verwalter der Kirchenkasse)4). Daß in Kirn gegen Ende des 16. Jahrhunderts wohl mehrere Häuser in dieser Art erbaut wurden, zeigt die zweite, kürzlich entdeckte Jahreszahl. Conrad und Heil lesen Hansben. – Die Lesung des n ist unsicher, da eine sinnentstellende Überarbeitung des Namens während der Restauration der Inschrift nicht auszuschließen ist. Vgl. Conrad und Heil. Die Angaben zu beiden Jahreszahlen verdanke ich einem freundlichen Hinweis von Herrrn Stadtarchivar Paul Hornemann, Kirn-Kallenfels. Die Jahreszahlen (II A) wurden abgenommen; ein Exemplar soll sich im Haus Jacobi, eines im Stadtarchiv Kirn befinden. Vgl. Cauer, Kirn 14. Vgl. Penningroth, Kirner Schultheißen und ders, Beiträge Nr. 13. O. Conrad, Ein Fachwerkhaus in Kirn vom Jahre 1593. In: KHbll. 5 (1962) 2f. (I) – G. Heil, Das schönste Juwel, in: Kirner Zeitung vom 28. Juni 1974 (I). 7683 408 di034mz03k0039405 di034-0394 0 Kirn, Evang. Pfarrkirche 1594-01-01 1594-12-31 1594AAA0000000A3 1594 5 Epitaph der verwitweten Gräfin Anna von Sayn. Die monumentale, rotbraun und türkis gefaßte, aus Tuffstein gearbeitete Pfeilerädikula stand ehemals im nordöstlichen Teil des Chors1) und wurde vermutlich anläßlich der Umgestaltung der Kirche in den Jahren 1890-94 an die Stirnseite des rechten Seitenschiffs versetzt2). Die Bekrönung bildet ein zwischen zwei Obelisken aufgespanntes Halbrund mit einer liegenden, auf einen Totenkopf gestützten Putte mit einem Stundenglas, darüber eine weibliche Figur mit Fackel. Unterhalb des Aufsatzes ein friesartiger, mit Ranken verzierter Zwischenteil mit dem von zwei Karyatiden flankierten, väterlichen Vollwappen. Im sich anschließenden Hauptgesims eine leere Schrifttafel zwischen einem Figurenfries. Darunter steht die vollrunde, statisch wirkende Figur der Verstorbenen mit einem Gebetbuch in den gefalteten Händen vor einer flachen, auf Pilastern ruhenden Rundbogenblende; in deren Zwickeln lehnen wiederum Putten. Auf den Vertikalen waren ehemals insgesamt zehn, inzwischen abgeschlagene Ahnenwappen mit Beischriften angebracht. Die reichprofilierte Sockelzone zeigt oben drei leere Felder, die von vier kleinformatigen Karyatiden begrenzt werden. Darunter befindet sich als Abschluß zwischen zwei Löwenhermen eine große Rollwerktafel mit der zweiteiligen Inschrift. H. ca. 800, B. ca. 220, Bu. 2 cm. Kapitalis, Fraktur. ANNO · DOMNIa) · 1 · 5 · 9 · 4 · IST · IN · GOTT · SELIGLICH · END=/ SCHLAFFEN · DEN · 2 · MARTŸb) · DIE · WOLGEBORNEc) · GRAE=/FFIN · VND · FRAVW · FRAVW · ANNA · GRAEFFIN · VND · FRAVW / ZV · SAŸNN · GERORNEa) · GRAEFFIN · VON · HOHENLOO · VND · / FRAVW · ZV · LANGENBVRG · SO · ERSTER · EHE · ANNO · / 1 · 5 · 4 · 0 · AN · IOHANNEN · WILDT · VND · REINGRAFEd) · GRAFFENe) / ZV · SALM · VND ·HERRN · ZV · WINSTINGENf) · VERHEVRHETa) · GE=/WESEN · IRN · Ga) · ALTER · STBENZIG · FINFFg) · IAR · DERN · GOTT · DER / ALMECHTIG · EIN · FRÖLICHE · AVFFERSTEHVNG · VERLEIHEN · WOLE · AMEN // Ichh) weiß das mein Erloesseri) lebet vnd er wirdt mich / hernacher auß der erden aufferweken vnd werde / darnach mitt diser meiner haudt vmb geben werden vnd / werde In meinem fleisch gott sehen den selben werde / Ich mir sehn vnd meine augen werden In schawen / vnd kein frembera) · hiob 19. v(ers) 25 26 u(nd) 27.3) Hohenlohe. Der auf dunkelbraunem Grund golden gefaßte Text zeigt eine auffällige Vielfalt an Buchstabenverbindungen, darunter eine ungewöhnliche EN Ligatur. Der Schriftwechsel mit Kapitalis für die eigentliche Grabinschrift und Fraktur für den Bibelspruch ist eine öfters zu beobachtende, zeitgenössische Vorliebe. Die als Tochter des Grafen Georg I. von Hohenlohe-Waldenburg geborene Anna heiratete 1540 den Wild- und Rheingrafen Johannes VIII., der wegen dieser (mit 18 Jahren) aus eigenem Antrieb geschlossenen Ehe mit der unbedeutenden lothringischen Herrschaft Mörchingen (Morhange, Dép. Moselle) abgefunden wurde. Trotz heftigsten Widerstandes gegen die Bevorzugung seines jüngeren Bruders Thomas entstanden so kurzfristig die Linien Kyrburg-Mörchingen und Kyrburg-Püttlingen4). Wenige Monate nach dem Tod Johannes VIII. im Jahre 1548 heiratete Anna in zweiter Ehe Graf Johann IX. zu Sayn, den sie ebenfalls überlebte5). Das repräsentative Grabdenkmal scheint aufgrund einiger charakteristischer Architektur- und Zierelemente in den Trierer Kreis um den Bildhauer Johann von Trarbach, bzw. in den seines Schülers Hans Ruprecht Hoffmann zu gehören6). Sic! T aus bereits eingehauenem C korrigiert. G aus bereits eingehauenem spiegelverkehrten G korrigiert. Das letzte E ist als Kleinbuchstabe nachgestellt, wurde wohl anläßlich der jüngsten Renovierung des Grabdenkmals aus falsch verstandenem grammatikalischem Interesse nicht mehr ausgemalt. EN wie Anm. d. W aus einem bereits eingehauenem V mittels einer eingefügten senkrechten Kerbe korrigiert; vgl. etwa die korrekte Ausführung dieses Buchstabens bei GEWESEN. Anfangs-F aus einem bereits eingehauenem V korrigiert. Frakturversalie über 3 Zeilen. e in o eingeschrieben. Vgl. Schneider, Notizen II und Lehfeldt 301. Vgl. Clemen, Restauration 28. Job 19, 25-27. Vgl. Rhein. Antiquarius II 19, 84f.. Vgl. Europ. Stammtafeln NF IV Taf. 105. – Zwei frühverstorbene Kinder ihres einzigen Sohnes Otto aus erster Ehe ruhen ebenfalls in der Kirner Kirche, vgl. Nr. 331 von 1571. Vgl. dazu ausführlich Zimmermann. Würdtweinsches Epitaphienbuch 308f. Schneider, Notizen II (nach Eintrag 1500). Schneider, Geschichte 231. Rhein. Antiquarius II 19, 85. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler (erw.). Zimmermann, Nahegebiet 32 (erw.) mit Abb. 19. Kdm. 198f. mit Abb. 141. Peitz, Kirche 19f. 7684 408 di034mz03k0039504 di034-0395 1 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1587-01-01 1594-12-31 1594BAA8413AABA3 (1587/1589)/1594 0 Grabinschriften für die drei Brüder Hans Georg, Hans Bernhard und Wilhelm Friedrich von Botzheim, noch 1614 in der damaligen Stadtpfarrkirche überliefert, verloren. Zwei Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno d(omi)ni 1587 den 4 Martii starb Hanß Georg, den 18 Februarii anno 89 Hanns Bernhart, vnnd den 17 Julii anno 94 Wilhelm Friderich, all des edlen vnnd vesten Johan Bernhard v(on) Botzheim churf(urstlicher) Pfalz Oberambtman alhie junge söhnlin, der almechtig gott wolle ihn ein frolig aufferstehung verleihen, Amen. Botzheim; Prechter1). Der 1552 in Straßburg2) als Sohn des ehemaligen pfalz-simmernschen Kanzlers und damaligen Straßburger Advokaten Dr. Bernhard von Botzheim geborene Johann Bernhard studierte nach Besuch des Straßburger Gymnasiums ab 1568 an den Universitäten in Tübingen, Orléans, Paris, Padua und wohl auch in Basel. Im Jahr 1581 heiratete er die Straßburger Ratsherrentochter Margarethe Prechter3) und erhielt kurz darauf die Stelle eines kurpfälzischen Oberamtmanns mit Sitz in Kreuznach. Das dort vermutlich im pfalz-simmernschen Hof4) residierende Ehepaar hatte neben den hier gemeinsam in einer Art Memorialinschrift gedachten drei jung verstorbenen Söhnen noch vier weitere, ebenfalls in der Stadtpfarrkirche begrabene Kinder5). Johann Bernhard und Margarethe von Botzheim zogen sich wohl nach 1597 ins elsässische Weißenburg zurück, verstarben dort 1609 bzw. 16246) und wurden in der evangelischen Bürgerkirche St. Johannis begraben. Ihr 1590 in Kreuznach geborener Sohn Johann Hartmann setzte diese Linie des weitverzweigten Geschlechts7) fort. Helwich überliefert ein geviertes Wappen, auf Platz 1 und 4 je viermal geteilt, Platz 2 und 3 leer. Korrekt wäre nach Kindler von Knobloch, Geschlechterbuch I 153 das durch die 1556 erfolgte Nobilitierung verbesserte Wappen mit den drei gegeneinander stoßenden Widderhörner auf Platz 1 und 4 und der Teilung auf den anderen Plätzen. Vgl. zum Folgenden die biographische Skizze von Dotzauer, Botzheim pass. Vgl. zur Familie Kindler von Knobloch, Geschlechterbuch I 152f. Vgl. Geib, Hist. Topographie I 44ff. Vgl. Nr. 404 von 1597. Vgl. ihre Grabinschriften bei Dotzauer, Botzheim 258. Vgl. die Stammtafel bei Kindler von Knobloch, Geschlechterbuch I 148f. – Sein Vetter Hans Jacob war kurpfälzischer Hofgerichtsrat und Schultheiß in Alzey, sein anderer Vetter Wilhelm Hofmeister und pfalzzweibrückischer Rat in Meisenheim (vgl. Nr. 506 von 1622?). Helwich, Syntagma 310. Roth, Syntagma 2 (1884) 43. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 20 (beide nach Helwich). 7685 408 di034mz03k0039603 di034-0396 0 Oberhausen bei Kirn, Evang. Kirche 1594-01-01 1594-12-31 1594AAA0000000A3 1594 1 Grabplatte für Elisabeth Baol. Aufgefunden anläßlich der Renovierung der Kirche im Jahr 19281), heute innen an der Westwand der Sakristei befestigt. Einfache Platte aus rötlichem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, die sich im oberen Mittelfeld in kleineren Buchstaben fünfzeilig fortsetzt. Im unteren Drittel wurde 1636 eine weitere Grabinschrift hinzugefügt. Das rechte untere Eck fehlt und wurde ergänzt, die Umschrift ist zum Teil abgewittert. H. 188, B. 92, Bu. 3,5-5,5 cm. Kapitalis. ANNO · DOMINI · 1 · 5 · 9 · 4 · / AVFF · MONTAG · DEN · 14 · OCTOBER · STARBTa) · DIE · E[HREN/TUG]ENT · SAMEb) · FRAW · / EHLISENBET ·HENRICH · BAOLc) · EHE · GEMAL · DER · GOTT · GNADEN // INNd) DEM BVCH DER WEIS/HEIT AM 3. CAPITTEL · DER GE/RECHTEN SELENe) SEINDTT / INf) GOTTES HANDT VNDT / KEIN QVALLg) REHRETTh) SIE AN2) Wie aus den Anmerkungen hervorgeht, deuten alle Anzeichen darauf hin, daß die Inschrift von einem ungeübten, vielleicht leseunkundigen Steinmetz eingehauen wurde. Über das Ehepaar ist bislang nichts bekannt. Ursprünglicher Befund START, B zwischen R und T als kleiner Buchstabe wohl nachträglich korrigierend eingefügt. NN. ergänzt zu EDEL UND TUGENDSAME, Kdm. liest nur TUGENTSAME; vgl. zur vorgelegten Ergänzung die gleichlautenden Epitheta bei nicht adeligen Frauen Nr. 431 von 1601, Nr. 532 von 1635 und Nr. 545 von 1635/44, sowie die nachgetragene Inschrift Nr. 534 von 1636 auf dieser Platte. Beschädigte Stelle, Kdm. liest BAQL (mit Fragezeichen). Sic! – Der folgende Bibelspruch fehlt bei NN. und Kdm. Das zweite E ohne Mittelbalken. I in ein fälschlich eingehauenes A (ohne Mittelbalken) plaziert. Q als Kleinbuchstabe auf die Zeile gestellt. Mittleres R aus fälschlich eingehauenem L korrigiert. Vgl. NN. – Eine weitere, von Ohlmann, Marienkirche, erwähnte „große Grabplatte aus dem 16. Jahrhundert an der rechten Seite des Langhauses“ mit teilweise freiliegender, nicht mitgeteilter Inschrift, ist verschwunden. Ws. 3,1. NN., Funde. Kdm. 319. 7686 408 di034mz03k0039702 di034-0397 1 Martinstein 1594-01-01 1602-12-31 1602BAA8406AABA3 1594-1602 0 Jahreszahlen mit Wappen, noch um 1935 überliefert. Sie befanden sich an drei verschiedenen, ehemals an der Hauptstraße stehenden Häusern des im Mittelalter nicht unbedeutenden Ortes1). Alle drei Häuser wurden um 1952/53 wegen Straßenverbreiterung2) abgerissen. I. Jahreszahl an einem steinernen Haus mit Erker (alte Nr. 28). Nach Kdm. (I und II). 1594 II. Jahreszahl, wohl über der zweiteiligen, mit geriefelten Pilastern versehenen Tür eines steinernen Hauses (alte Nr. 8), im Giebelaufsatz Wappen. 1598 Wappen unbekannt (Bretzel). III. Jahreszahl mit dazwischen liegendem Wappen im zweiteiligen Türsturz des traufseitigen, zweigeschossigen Hauses Nr. 9 (ehem. Haus Schnauber). Nach Foto Verbandsgemeinde. 1 · 6 // 0 · 2 · Wappen unkenntlich (ein Pfeil?). Vgl. dazu ausführlich Schneider, Martinstein pass. Vgl. dazu Verbandsgemeinde 63. Kdm. 223. Verbandsgemeinde Sobernheim 63 mit Abb. (Foto um 1920). 7687 408 di034mz03k0039801 di034-0398 2 Mandel, Ort und Gemarkung 1594-01-01 1700-12-31 1700BBE8406AABA3 1594/1627/17.Jh. 0 Jahreszahlen im Bereich des alten Ortskernes (I) und auf zwei Grenzsteinen (II und III) in der Gemarkung. I. Jahreszahl auf einem Werkstein über einem profilierten Rundbogen im Inneren des Hauses Alte Rathausstr. 4, ans Licht gekommen bei einer Renovierungsmaßnahme des Jahres 19851). Nach Denkmalpflege. 1594 II. Grenzstein mit Jahreszahl und Wappen westlich des Waldsportplatzes (Sponheim) an der Gemarkungsgrenze Mandel/Sponheim, erstmals im Jahr 1978 aufgenommen2). Gerade stehender Quader mit flachem Kopf und ohne Weisung; auf der Südseite Jahreszahl mit bezeichnetem Wappen (A), auf der Westseite Buchstaben und Ziffern (B), auf der Nordseite Wappen mit Ziffer (C). Nach Hommer. H. 44, B. 26, Z. 5,5 cm. Kapitalis. A 1627a) / SP(ONHEIM) B Mb) / R 49 C 31 Wappen (A) Sponheim; (C) Mandel? (über einer Wolfsangel Großbuchstabe M). III. Grenzstein mit Jahreszahl und eingeritzten Wappen südöstlich des Waldsportplatzes (Mandel) an der Gemarkungsgrenze Mandel/Weinsheim, bisher unbeachtet. Gerade stehender Quader mit flachem Kopf und ohne Weisung; auf der Nordseite fragmentarisch erhaltene Jahreszahl mit Wappen (A), auf der Südseite Ziffer mit Wappen (B). H. 50, B. 27, Z. 6,5 cm. Kapitalis. A 16[..] B 81 Wappen (A) Mandel(?) (über einer Wolfsangel Großbuchstabe M, rechts darunter ein kapitales E); (B) Weinsheim (über einer zweistufigen Schrotleiter Großbuchstabe W). Hommer liest 1677. Hommer liest A. Vgl. Denkmalpflege. Der Stein wurde am 7. Februar 1978 von H. Hommer für die Kartei der Pfälz. AG für Grenz- und Flurdenkmäler erfaßt. Denkmalpflege 1985/86, 203 (I). Lipps, Entdeckungsreisen (I). 7688 408 di034mz03k00398a2 di034-0398a 1 Becherbach, Ortsteil Gangloff, ehem. alte Kirche 1595-01-01 1595-12-31 1595AAA0000000A3 1595 0 Jahreszahl. Sie befand sich an der Kanzel der mittelalterlichen, im Jahre 1832 abgerissenen „alten Kirche“ des ehemals eigenständigen, 1969/70 mit dem benachbarten Becherbach zusammengeschlossenen Ortes Gangloff. Nach Schitter. 1595 Die Jahreszahl ist der einzige bekannte inschriftliche Hinweis auf die möglicherweise von Kloster Disibodenberg aus gegründete Kirche. W. Schitter, Becherbach, Gangloff und Roth. Chronik dreier Dörfer. Otterbach 1992, 164. 7689 408 di034mz03k0039907 di034-0399 0 Hennweiler, Evang. Pfarrkirche 1596-01-01 1596-12-31 1596AAA0000000A3 1596 2 Grabplatte des evangelischen Pfarrers Valerius Batholomae. Innen an der Südseite der Turmhalle (ehemaliger Chor der Vorgängerkirche) senkrecht an die Wand gestellt. Die Grabplatte wurde vor 1756 im Verlauf der Hennweiler Religionsstreitigkeiten „auf die Seite geschaft“ und durch die Grabplatte des damals bereits verstorbenen katholischen Pfarrers ersetzt1). Schmale Platte aus Kalkstein mit Umschrift zwischen Linien, die sich im Mittelfeld in sieben Zeilen fortsetzt; zwischen der 4. und 5. Zeile befindet sich das schwach reliefierte Wappen des Verstorbenen. Anschließend folgt ein Bibelspruch in drei Zeilen. Die vermutlich später nachgetragene Jahreszahl ist in die obere linke Schmalseite eingehauen. Der Stein befindet sich in einem schlechten Zustand, die Leisten sind großenteils verwittert und bemoost. Im oberen Drittel eine schräg verlaufende, geflickte Bruchstelle. H. 174, B. 69, Bu. 3-5,5 cm. Kapitalis. AN[NO .... D]EN 17 · FEBRV/ARIIa) · STARB · DER · WIRDIG · VND · WOLGELERTE · [HER]· V[ALER]/IVSb) · BATOLOMAEc) · [PF]AR/HERa) · ZV · HENWEILER · NACH · DEM ER IM H(EILIGEN) · PRAEDIG · AMPT · REINERd) · // VNVERFELSCHTERe) / AVGSPVRGSHER CON/FESSION · GELEHRET / · 5 · IAR · ZV KELLENBACHf) // VND · 40 · IAR ZV HEN/WEILER DEM GOTT / GNAD IN EWIGKEIT / CHRISTVS IST MEIN / LEBEN STERBEN / IST MEIN GEWIN2) // 1596 Batholomae (Initialen V B über einer Lilie). Erstaunlicherweise hat der wohl in hohem Alter Verstorbene trotz seiner angeblichen Tätigkeit als „Reformationspfarrer“ keine sonstigen biographisch verwertbaren Spuren hinterlassen. Die inschriftlich angegebene Dauer seiner Amtszeit kann so nicht stimmen, da in Kellenbach erst nach 1560 reformiert wurde3) und auch der Beginn seiner Tätigkeit in Hennweiler frühestens nach Auflösung des Stifts möglich war4). Da die Grabplatte 1756 im Mittelpunkt eines konfessionellen Streites stand, machen diese Ungereimtheiten mißtrauisch – eine denkbare, nachträgliche ‘Verbesserung‘ der angegeben Amtsjahre durch die Protestanten in dieser Zeit läßt sich allerdings am Stein nicht nachweisen. Fehlt bei Kdm. Kdm. liest VLRICUS. – Erg. nach Schreiben. Schreiben überliefert BATHOME. Kdm. liest SEINER. Wortende verwittert; dort HT bzw. TE erforderlich. Wohl wegen Platzmangel ist das H dem C als Kleinbuchstabe eingeschrieben. Vgl. dazu Schreiben 104 und 127 sowie Füllmann, Hennweiler 87ff. und ausführlich Nikitsch 382ff. Phi. 1,21. Vgl. Seibrich, Entwicklung 218. Die Reformation wurde 1560 durchgeführt, vgl. Ohlmann, Hennweiler Nr. 4 und Seibrich, Entwicklung 215. Schreiben 127 (mit Abb.). Kdm. 181. Nikitsch, Inschriftenüberlieferung 384. 7690 408 di034mz03k0040004 di034-0400 1 Wallhausen, Kath. Pfarrkirche St. Lorenz 1596-01-01 1596-12-31 1596AAA0000000A3 1596 0 Grabplatte der Katharina Kämmerer von Worms gen. von Dalberg, geb. Waldbott von Bassenheim. Die Platte lag einst vor ihrem Epitaph1) „extra ecclesiam in coemiterio“, seit unbekannter Zeit verloren. Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno d(omi)ni 1596 den 5. Augusti starb die edele vnd tugentsame fraw Catharina von Dalburg geborene Waltböttin von Bassenheim, ihres alters 52 jahr der gott genedig sein wöll amen. Da Helwich diese Inschrift im Gegensatz zu der ihres (ebenfalls verlorenen) Epitaphs ausdrücklich als „inscriptio tumuli“ bezeichnet, ist anzunehmen, daß es sich bei dem in Frage kommenden Inschriftenträger um ihre Grabplatte gehandelt hat. Vgl. die folgende Nr. 401. Helwich, Syntagma 439. Roth, Syntagma 3 (1884) 74. Kdm. 418f. 7791 408 di034mz03k0040102 di034-0401 1 Wallhausen, Kath. Pfarrkirche St. Lorenz 1596-01-01 1596-12-31 1596AAA0000000A3 1596 0 Epitaph für Katharina Kämmerer von Worms gen. von Dalberg, geb. Waldbott von Bassenheim (und ihren Ehemann Johann VIII. Kämmerer von Worms gen. von Dalberg?). Ehemals „extra ecclesiam in coemiterio“1), vermutlich bei einer der zahlreichen Umbaumaßnahmen2) verschwunden. Überliefert mit je acht seitlich angebrachten Ahnenwappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno d(omi)ni 1596 den 5. Augusti zwischen 10 vnd 11 vhr furmittag ist in Christo selig entschlaffen die edle vnd tugentreiche Catharina geborne Waltböttin von Bassenheim des edlen vnd vesten Johan Kemmerers von Wormbs genandt von Dalberg geliebte ehliche hausfraw ihres ehestandts im 31. vnd ihres alters im 52. Jahr welcher leib alhir ruhet gott der almechtige verleihe ihr ein frohliche vnd selige aufferstehung amen. Wappen3): Kämmerer von Worms gen. von Dalberg, Fleckenstein, Helmstatt, Ingelheim4), Greiffenclau zu Vollrads, Andlau, Pallant, Handschuhsheim; Waldbott von Bassenheim, Nesselrode, Greiffenclau zu Vollrads, Pallant, Drachenfels (ein geflügelter Drache), Bernsau, Eltz, Haußlett (leer). Die Wappenkonstellation deutet darauf hin, daß es sich bei dem verlorenen Grabdenkmal um ein anläßlich des Todes der Ehefrau für beide Eheleute angefertigtes, gemeinsames Epitaph mit figürlichen Darstellungen gehandelt hat, bei dem die entsprechende Inschrift für den überlebenden Ehemann bei seinem Tod nachgetragen werden sollte. Dies scheint jedoch – vermutlich wegen seiner zweiten Ehe – nicht mehr zur Ausführung gekommen zu sein. Dennoch überliefert Helwich zwei weitere Grabinschriften5) für das Ehepaar, die auf den jeweiligen Grabplatten gestanden haben dürften. Katharina war die älteste Tochter aus der Ehe des kurtrierischen Rates Anton Waldbott von Bassenheim6) mit Katharina von Nesselrode. Seit dem 27. November 1565 war sie mit Johann VIII. Kämmerer von Worms gen. von Dalberg (†1607) verheiratet. Über ihren Sohn Wolf Dietrich7) pflanzte sich das Geschlecht der Kämmerer bis in die Neuzeit fort. So Helwich. Vgl. dazu Kdm. 416f. Die originale Anordnung der Wappen ist durch die Überlieferung bei Helwich nicht mehr nachzuvollziehen; er selber numeriert sie in der für ihn richtigen Reihenfolge durch, da sie seiner Meinung nach „in Epitaphio falsch ... gesetzt“ waren. Bis auf eine Ausnahme (vgl. folgende Anm.) folgen wir seiner Umstellung. Genealogisch korrekt wäre Ingelheim (Großmutter) vor Helmstatt (Urgroßmutter). Vgl. die vorhergehende Nr. 400 und Nr. 456a von 1607. Vgl. Europ. Stammtafeln NF IV Taf. 162f. Vgl. Battenberg, Dalberger Urkunden 3, Anhang Taf. VIII. Helwich, Syntagma 438. Ockart, Darstellung 146. Roth, Syntagma 3 (1884) 74. Kdm. 418. 7792 408 di034mz03k0040200 di034-0402 1 Waldböckelheim, Kath. Pfarrkirche St. Bartholomäus 1597-01-01 1597-12-31 1597AAA0000000A3 1597 0 Grabplatte (?) für Maria von Schöneberg (vor dem Sane), verheiratete (?) von Schwalbach. Ehemals in der romanischen, 1832 abgerissenen Kirche1), wurde der Stein beim Bau der heutigen Kirche an gleicher Stelle als Fundamentstein verwendet2). Vier Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Im Jahr M. D. XCVII. den 19. Aprilis ist in gott verschieden die Edle Veste Jungfraw Maria wolgebornea) von Schönberg, der gott ein fröliche vfferstehung verleihe. Wappen3): Schöneberg vor dem Sane, Nickenich; Schwalbach, Schönberg auf Wesel (Stamm IIa). Die Verstorbene entstammt einem bereits Ende des 12. Jahrhunderts bezeugten Adelsgeschlecht4) mit Sitz im heutigen Schöneberg bei Stromberg. Folgt man der von Helwich geordneten Reihenfolge der Ahnenwappen, könnte sie mit einem unbekannten Sohn aus der Ehe des in Waldböckelheim residierenden Wilhelm von Schwalbach5) und seiner Frau Agnes geb. von Schönberg auf Wesel verheiratet gewesen sein. Die Bezeichnung Jungfraw steht dem nicht unbedingt entgegen6). Die Grabinschrift ist sowohl auf einem von Helwich vor Ort angefertigten Notizzettel als auch mit der Abweichnung geborne in seiner späteren Reinschrift überliefert (vgl. dazu Fuchs, Helwich 83f. mit Abb. 4). Vgl. dazu ausführlich Caspary, Waldböckelheim pass. Vgl. Hahn, Geschichte 83 Anm. 1. Die Wappen scheinen sich ursprünglich in einer anderen Anordnung befunden zu haben, die Helwich in seiner Abschrift umgestellt hat: „maiores eius inordinate ibidem sunt positi, et poni sunt debent hoc modo“. Vgl. dazu Nr. 286 von 1539 und die genealogische Übersicht bei Helwich, Op. gen. VII fol. 77 und fol. 91. Vgl. Nr. 286 von 1539. Vgl. Nr. 155 von 1481. Helwich, Syntagma 447 (Konzept), 448 (Reinschrift). Roth, Syntagma 1 (1883). 7793 408 di034mz03k0040308 di034-0403 1 Waldböckelheim, Kath. Pfarrkirche St. Bartholomäus 1597-01-01 1597-12-31 1597AAA0000000A3 1597 0 Grabplatte (?) der Martha von Schöneberg (vor dem Sane) geb. von Schwalbach. Ehemals in der romanischen, 1832 abgerissenen Kirche1), wurde der Stein bei Bau der heutigen Kirche an gleicher Stelle als Fundamentstein verwendet2). Vier Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Annoa) 1597. den 12. Maÿ starb die Edle vnd Tvgentsame fraw Martha geborne von Schwalbach weilant Veltenb) von Schönburg seligen witwe. Schwalbach, Nackenheim (geteilt und halbgespalten); Schönberg auf Wesel (Stamm IIb), Dienheim. Bei der Verstorbenen dürfte es sich aufgrund der Ahnenwappen um eine Tochter aus der Ehe des in Waldböckelheim residierenden Wilhelm von Schwalbach3) mit Agnes von Schönburg auf Wesel (Stamm IIb4)) gehandelt haben. Martha war seit 1550 mit dem kurpfälzischen Oberamtmann zu Stromberg Johann Valentin von Schöneberg (vor dem Sane) verheiratet5), mit dem sie 15686) die Kirche zu Schöneberg stiftete. Daß ihre Grabplatte nur mit den Wappen ihrer Eltern und deren Vorfahren versehen war, könnte ein Anzeichen dafür sein, daß sie ihren Mann weit überlebt und ihren Alterssitz im Haus ihres Bruders oder ihrer Schwägerin7) gehabt hatte. Vgl. zur Überlieferung die vorhergehende Nr. 402 von 1597 Anm. a; hier jedoch mit einigen Abweichungen in der Reinschrift: edle vnd tugentsame, weÿlant Hanß Velten und wittwe. Marginal mit Einfügungszeichen Jo(hann)es Valentinus fuit vocatur. Vgl. dazu Caspary, Waldböckelheim pass. Vgl. Hahn, Geschichte 83 Anm. 1. Vgl. zum hier auftauchenden Wappen Nackenheim Nr. 268 von 1529 mit Anm. 2. Tochter aus der ersten Ehe des Friedrich von Schönburg auf Wesel mit Agnes von Dienheim, vgl. Möller, Stammtafeln AF I Taf. XXXV. Vgl. Brück, Fürfeld 167. Vgl. Nr. 318 von 1568 und die genealogische Übersicht bei Helwich, Op. gen. VII fol. 77 und fol. 91. Vgl. vorhergehende Nr. 402 von 1597. Helwich, Syntagma 447 (Konzept und Reinschrift). Roth, Syntagma 1 (1883). 7794 408 di034mz03k0040406 di034-0404 1 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1597-01-01 1597-12-31 1597AAA0000000A3 1597 0 Grabinschrift für Juliane Margaretha von Botzheim, noch 1614 in der damaligen Stadtpfarrkirche überliefert, verloren. Ein Wappen, weitere Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno d(omi)ni eintausent funffhundert neuntzig vnnd sieben den sechs zehenden Augusti starb die edle vnnd tugendreiche Jungfrau Juliana Margretha von Botzheim, des edlen vnnd vesten Johan Bernhardt von Botzheim der Zeit Churfurstlicher Pfalz Oberambtman alhie ehliche Dochter ihres Alters im sechszehenten Iahr. Der Almechtig wolle ihr sampt ihren sechs auch alhie liegenden vnnd im Heren gleichfalß seliglich verstorb(enen) jungen Bruderlein vnnd allen Außerwelten an dem großen Tag des Heren ein fröliche Aufferstehung verleihen Amen. Botzheim. Die in jungen Jahren Verstorbene war die einzige Tochter aus der Ehe des aus Straßburg stammenden kurpfälzischen Oberamtmanns Johann Bernhard von Botzheim1) und der Margarethe Prechter. Drei von ihren sechs inschriftlich erwähnten, wohl neben ihr bestatteten Brüdern erhielten bereits 1594 ein eigenes Grabdenkmal2). Vgl. zu ihm Dotzauer, Botzheim. Vgl. Nr. 395 von 1594. Helwich, Syntagma 311. Roth, Syntagma 2 (1884) 43. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 20 (beide nach Helwich). 7795 408 di034mz03k0040504 di034-0405 0 Becherbach bei Kirn, Haus Oberdorf 14 1597-01-01 1597-12-31 1597AAA0000000A3 1597 2 Jahreszahl in einer wohl blechernen, einzipfeligen Standarten-Wetterfahne1) hoch oben am First des Hauses. Die letzte der vier ausgeschnittenen Zahlen fehlt mittlerweile, ist aber auf einer älteren Fotografie noch deutlich zu erkennen. Erg. nach Foto LfD Mainz. 159[7]a) Die Jahreszahl dieses im Original nur noch vereinzelt anzutreffenden Inschriftenträgers bezeichnet nicht unbedingt die Erbauungszeit2) des sich von der bäuerlichen Fachwerkbauweise abhebenden, mit einem Renaissancegiebel versehenen Steinhauses, sondern scheint sich vielmehr auf einen 1597 erfolgten Besitzerwechsel und einer damit verbundenen Erneuerung zu beziehen3). Lentze liest 1595. Vgl. zur Terminologie Kulick, Wetterfahnen 49f. So Kdm. und Dehio. Vgl. dazu ausführlich Franzmann 137ff. LfD Mainz, Fotoarchiv Neg.-Nr. E 52/5. Lentze, Becherbach 26. Kdm. 122. Franzmann, Becherbach 137. Dehio Rheinland-Pfalz 80. 7796 408 di034mz03k0040602 di034-0406 0 Sobernheim, Evang. Pfarrkirche 1598-01-01 1598-12-31 1598AAA0000000A3 1598 1 Epitaph für das Kind Otto Meinhard von Sponheim gen. Bacharach. Links neben dem Hauptportal in knapp zwei Meter Höhe in die Außenwand eingelassen. Kleine Platte aus gelbem Sandstein mit umlaufender Leiste, im vertieften Mittelfeld Rollwerktafel mit zehnzeiligem Bibelspruch und sich anschließender Grabinschrift, die sich auf den schmalen Leisten der Tafel fortsetzt. Oben und unten je zwei mit Beischriften versehene, reliefierte Ahnenwappen. Zwischen den unteren Wappen wohl zu einer späteren Zeit nachgetragene Initialen. Leichte Beschädigungen im Mittelfeld, beginnende Verwitterung. H. 105, B. 62, Bu. 2,5-3,5 cm. Kapitalis. · SAP(IENTIA) · 4 · / DER · GERECHTE · OB ER GL=/EICH · ZV · ZEŸTLICHa) · STI=/ERBET · IST · ER · DOCH · IN · / DER · RVHE · DENN · ER · GEFE=/LT · GOTT · WOLL · VND · IST · / IHM · LIEB · VND · WIRDT · /WEGGENO(M)MEN · AVSZb) · DEM / LEBE(N)c) · VNDER · DEN · SVNDER=/EN1) · ANO · 1 · 5 · 9 · 8 · // DEN · 28 · MARTI · STARBE · DIS · / SONLEIN OTTO ·MEINN/HART · VON · SPANHEIM · G(ENANDT) · / BACHRACH · D(EM) · GOTT · G(ENADE) · // G.L. Wappen mit Wappenbeischriften: · BACHRACH · SCHMITB(V)RGK; GRARVOTTd) · ALBEN · Die eigenwillige Verteilung des Textes und die etwas ungelenk eingehauenen Buchstaben lassen auf die Hand eines ungeübten Steinmetzen schließen. Die seit der Mitte des 14. Jahrhunderts in der Nahegegend nachweisbare Adelsfamilie2) residierte im 16. und 17. Jahrhundert im später sogenannten Steinkallenfelser Hof in Sobernheim. Der Frühverstorbene war der älteste Sohn aus der Ehe des Johann Caspar von Sponheim genannt Bacharach3) mit Elisabeth von Grorodt. Die einzige Tante des Verstorbenen wurde 1635 ebenfalls in der Pfarrkirche begraben4). I klein eingestellt. Z klein nachgestellt. Erstes E klein eingestellt. So für zeitgenössisch GRAERODT. Ws. 4,7 und 10. Vgl. Rhein. Antiquarius II 17, 92ff. und Nr. 161 II. Vgl. seine verlorene Grabplatte Nr. 471 von 1612. Vgl. Nr. 537 von 1636. Wickenburg, Thesaurus Palatinus I 192 (nur Umschrift). Würdtweinsches Epitaphienbuch 318 (nur Umschrift). Schneider, Notizen I, nach Eintrag um 1465 (Skizze). Kdm. 363. 7797 408 di034mz03k0040700 di034-0407 1 Kirn 1598-01-01 1598-12-31 1598AAA0000000A3 1598 0 Bauinschrift an der ehemals westlich der Stadt gelegenen, alten Hauptbrücke über die Nahe1). Aufgefunden im Jahre 1798 bei der Reparatur des durch ein vorhergegangenes Hochwasser erheblich beschädigten Bauwerkes, heute verloren. Aussehen und Ausführung der wohl als Spolie vermauerten Steintafel unbekannt. Nach Offermanns. Im Jahre Christi 1598 sind diese Brückenbogen verfertigt worden als Unterschultheis war Daniel Hohnwarta), Bürgermeister Culmann Laiedecker, Ulrich Simon, Weisgerber in Kyrn. Das bereits 1569 als Neue Brücke2) bezeichnete Bauwerk scheint schon damals durch eines der an der Nahe häufig auftretenden Hochwasser so stark beschädigt worden zu sein, daß im Jahr 1597 Schultheiß und Schöffen zu Kirn den Wild- und Rheingrafen Otto um Erlaubnis baten, zum beabsichtigten Neubau dieser Brücke im Sommer nächsten Jahres Steine aus den gräflichen Steingruben brechen zu dürfen – dies wurde bewilligt. Die Aufsicht über den Bau der Brücke wurde dem Weißgerber und früheren Bürgermeister Ulrich Schlosser übertragen, der nach Abschluß der Arbeiten eine detaillierte Baurechnung von über 365 Gulden vorlegen konnte. Magister Daniel Hohnwart/Schönwaldt stand als Nachfolger von Sebastian Hausen3) von 1584 bis 1593 als Rektor der Kirner Schule vor4), übte dann ab 1596 bis zu seinem Tod im Jahre 1613 sein herrschaftliches Amt als Oberschultheiß aus5) – hier überliefert die Inschrift die falsche Amtsbezeichnung. Culman Leyendecker führte als für zwei Jahre von den Schöffen gewählter Bürgermeister die Gemeinderechnung6), daher wird er in der Inschrift namentlich aufgeführt. Ulrich Simon stammte aus einer der bekannten Kirner Gerberfamilien7). Offensichtliche Verschreibung für Schönwaldt. Vgl. die Abb. der Brücke bei Ohlmann, Kirn 177 und Cauer, Kirn 46. – Die Brücke wurde wegen der neu errichteten Eisenbahnlinie am 29. Juli 1878 öffentlich versteigert und dann abgerissen, vgl. die Anzeige in der Kirner Zeitung vom 25. Juli 1878. Vgl. zum Folgenden Penningroth, Beiträge Nr. 4. Vgl. die Bauinschrift Nr. 393 von 1593. Vgl. Penningroth, Beiträge Nr. 13. Vgl. auch die Glockeninschrift Nr. 445 von 1604 mit der Amtsbezeichnung Schultheiß. – (Ehrenamtlicher und unbesoldeter) Unterschultheiß war noch 1598 Emmerichs Hen, ihm folgte bis 1613 Hans Diehl; vgl. dazu Penningroth, Kirner Schultheißen und zum Amt auch Nr. 310 von 1554. Vgl. Penningroth, Kirner Schultheißen. Vgl. Ohlmann, Seit wann ist die Familie Simon in Kirn ansässig?, in: Hbl. Kirn 14 (1934) Nr. 10. Offermanns, Kirn 107f. 7798 408 di034mz03k0040808 di034-0408 1 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1599-01-01 1599-12-31 1599AAA0000000A3 1599 0 Grabinschrift für Heinrich von Geispitzheim (Gabsheim), noch 1614 in der damaligen Stadtpfarrkirche nachgewiesen, verloren. Zwei Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno d(omi)ni MDXCIX den (..)a) Tag Aprilis zwischen i vnnd ii Vhren morgens ist der edel vnnd vest Henrich von Geispitzheim seliglich entschlaffen seines Alters LXVIII Jahr. Geispitzheim; Blick von Lichtenberg. Der Verstorbene führte seinen Namen nach dem heutigen rheinhessischen Ort Gabsheim1) (Lkrs. Alzey-Worms). Er fungierte als kurpfälzischer Amtmann2) zu Bolanden (Donnersbergkreis) und war in erster Ehe mit Maria von Koppenstein, in zweiter mit Anna Blick von Lichtenberg verheiratet. Ihr gemeinsamer Sohn Emmerich3) verstarb kurz nach dem Vater und wurde neben ihm begraben. Wohl unleserliche Stelle von Helwich durch zwei Auslassungspunkte gekennzeichnet. Vgl. Brilmayer, Rheinhessen 154f. Vgl. zum Folgenden Humbracht, Zierde Taf. 189. Vgl. die folgende Nr. 409 von 1599. Helwich, Syntagma 309. Roth, Syntagma 2 (1884) 42. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 20 (beide nach Helwich). 7799 408 di034mz03k0040908 di034-0409 1 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1599-01-01 1599-12-31 1599AAA0000000A3 1599 0 Grabinschrift für Emmerich von Geispitzheim (Gabsheim), noch 1614 in der damaligen Stadtpfarrkirche nachgewiesen, verloren. Zwei Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno d(omi)ni MDXCIX den XV Junii abens zwisch(en) IX vnnd X Vhren starb der edel junglich Emmrich von Geispitzheim seines Alters IX Jahr XVII Wochen V Tag. Geispitzheim; Blick von Lichtenberg. Aufgrund der Wappen handelt es sich bei den Eltern des Verstorbenen um Heinrich von Geispitzheim1) und Anna Blick von Lichtenberg. Das Kind wurde neben dem kurz zuvor verstorbenen Vater begraben. Vgl. die vorhergehende Nr. 409 von 1599. Helwich, Syntagma 309. Roth, Syntagma 2 (1884) 42. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 20 (beide nach Helwich). 7800 408 di034mz03k0041001 di034-0410 0 St. Johannisberg, Evang. Kirche 1599-01-01 1599-12-31 1599AAA0000000A3 1599 3 Epitaph für die wild- und rheingräflichen Kinder Anna Maria und Adolf. Anläßlich der Restaurierung der Kirche 1909/10 wurde das Denkmal vom ursprünglichen Platz links neben dem Kanzelaufgang hoch oben an die Ostwand des Chors zwischen die Fenster versetzt (Plan Nr. 13)1). Die aus Holz und Stuck gefertigte Säulenädikula trägt als Bekrönung einen durchbrochenen Giebel mit dem Podest für eine verlorene, wohl die Liebe versinnbildlichende Figur. Darunter die elterlichen Vollwappen, eingerahmt von den Glaube und Hoffnung symbolisiernden Figuren. Die sich anschließende, mit Masken geschmückte Gebälkzone trägt die in zwei dreizeilige Blöcke unterteilte Inschrift (A). Im Mittelteil, dessen Hintergrund die früheste bisher bekannte Ansicht von Schloß Dhaun in Flachrelief bietet2), stehen sich die Geschwister unter einem kleinen Kruzifix in einer Rundbogennische betend gegenüber, eingerahmt von ornamentierten Pilastern und vorgelegten freistehenden Säulen. Die Seitenteile bestehen aus mit Früchten behangenen Kartuschenstücken, auf denen zwei die Lebensfäden beider Kinder hochhaltende Putten sitzen. Die Sockelzone wird durch eine Tafel mit der vierzeiligen Inschrift (B) gebildet, darunter abschließend ein Ensemble aus Masken, Fruchtgehängen und einem auf einem Totenkopf sitzenden und ein Stundenglas haltenden Putto. Der linke Kartuschenflügel wurde bei der Versetzung des Epitaphs völlig neu angefertigt; vermutlich wurden bei dieser Gelegenheit auch Teile der Namenszeile überarbeitet oder ergänzt3). H. 310, B. 120 cm (nach Kdm.), Bu. ca. 5 cm. Kapitalis, erhaben. A FREWL(LEIN) · ANNA · MARIA / STARB · DEN · 27 AVGV(STI) / · ANNO · 1597 // HERRLEIN ADOLF · / STARB · DEN · 27 IVLY / A(NN)O · 1599 · D(ENEN) · GOT · GNADa) B MAT: 18 · ES · SEI · DAN · DAS · IHR · / VMB KEHRET · VND · WERDETb) · WIE · / DIE · KINDER · SO · KONT · IHR NIT / INS REICH GOTTES KOMMEN4) Wild- und Rheingrafen (zu Dhaun); Nassau-Dillenburg. Die teilweise etwas ungelenk aus dem Holz geschnittenen, schlichten kapitalen Buchstaben sind rot bemalt und heben sich so wirkungsvoll von dem weißen Untergrund ab. Die jung verstorbenen Geschwister entstammen der Ehe des Wild- und Rheingrafen Adolf Heinrich (†1606) mit Gräfin Juliane von Nassau-Dillenburg. Der Vater und sein zuvor verstorbener Bruder Johann Philipp (†1591) wurden ebenfalls in der ehemaligen Stiftskirche beigesetzt. Über die Trauerfeierlichkeiten bei dem Begräbnis beider Kinder unterrichtet das Tagebuch des damaligen Superintendenten und Dhauner Hofpredigers Albrecht von Hellbach. Demnach wurden die Kinder nicht in der Familiengruft unter dem Chor, sondern in einem Sarg innerhalb der Kirche beigesetzt5). Der Meister dieser „ausgezeichnete(n), anmutige(n) Arbeit“6) ist unbekannt, man rechnet ihn jedoch dem Umkreis des Trierer Bildhauers Hans Ruprecht Hoffmann zu7). Aus Platzmangel kleine, gedrängte Schreibweise. Zweites E klein eingestellt. Vgl. Lehfeldt, Bau-und Kunstdenkmäler 325 und Hensler, Wiederherstellung 51. Vgl. die Umzeichnung bei Kdm. 156 Abb. 103 und Fröhlich/Zimmermann, Dhaun 4. Schneider, Notizen, macht die erste Zeile nur durch Striche kenntlich und überliefert lediglich die Todesdaten; ders., Geschichte, setzt die Namen in Klammern. Mt. 18,3. Vgl. die Tagebuchauszüge bei Fröhlich/Zimmermann 14f. – Hellbach wurde ebenfalls in der Stiftskirche begraben, vgl. Nr. 482 von 1615. Kdm. 336. Zimmermann, 24 und Fröhlich/Zimmermann 14. Schneider, Notizen I (nach Eintrag 1465). Schneider, Geschichte 255. Rhein. Antiquarius II 19, 244. Zimmermann, Grabdenkmäler mit Abb. S. 25. Kdm. 336 mit Abb. 250. NN., Stiftskirche 109. Fröhlich/Zimmermann, Stiftskirche 13ff. mit Abb. 7801 408 di034mz03k0041109 di034-0411 1 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1599-01-01 1599-12-31 1599AAA0000000A3 1599 0 Grabinschrift für Anna Elisabeth von der Fels, noch 1614 in der damaligen Stadtpfarrkirche nachgewiesen, verloren. Ein Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno d(omi)ni 1599 den 2 Sep(tembris) starb die edle vnnd tugentsame Frau Anna Elysabeth von d(er) Felts ihres Alters 21 Jahr, der Gott gnadt, Amen. von der Fels. Anna Elisabeth entstammt einem luxemburgischen, sich vor allem im 16. Jahrhundert im Mittelrheingebiet ausbreitenden Geschlecht1). Möglicherweise handelt es sich bei der Verstorbenen um eine Tochter aus der zweiten Ehe Arnolds von der Fels mit Odilia von Kerpen2). Der Bezug zu Kreuznach wäre dann durch ihren Bruder Johann Jakob hergestellt, der mit der dort beheimateten Agnes von Leyen3) verheiratet war. Vgl. Möller, Stammtafeln NF I S. 46. Vgl. Europ. Stammtafeln NF VII Taf. 46 (dort wird in der fraglichen Zeit lediglich eine 1590 als verstorben gemeldete Elisabeth aufgeführt). Tochter Peters von Leyen und Annas von Dienheim, vgl. Möller, Stammtafeln NF II Taf. LXI und Nr. 306 von 1551. Helwich, Syntagma 311. Roth, Syntagma 2 (1884) 43. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 20 (beide nach Helwich). 7802 408 di034mz03k0041207 di034-0412 1 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1599-01-01 1599-12-31 1599AAA0000000A3 1599 0 Grabinschrift für Nikolaus II. Schenk von Schmidtburg, noch 1614 in der damaligen Stadtpfarrkirche nachgewiesen, verloren. Ein Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno d(omi)ni 1599 den 17 Octobris starb der edel vnnd vest Niclaß Schenck von Schmidtberg churf(ürstlich) pfaltzgräffischer Oberamptman zu Creutznach vnnd Maintzischer Radt seines Alters 65 Jahr dem Gott gnedig seÿ Amen. Schenk von Schmidtburg. Der Verstorbene1) war eines von 19 Kinder aus der Ehe des kurtrierischen Amtmanns Nikolaus I. Schenk von Schmidtburg mit Elisabeth, Tochter Heinrichs II. und Katharina von Schwarzenberg2). Seit 1556 wohl in zweiter, kinderloser Ehe mit Anna von Seckendorf verheiratet, trat er in kurpfälzische Dienste, war nacheinander Haushofmeister zu Arenberg, Vogt von Heidelberg, Amtmann zu Oppenheim, schließlich ab 1569 Oberamtmann zu Kreuznach und zudem kurmainzischer Rat. Vgl. zum Folgenden Zwiebelberg, Freiherrn von Schmidburg 11f. Vgl. ihre Grabplatten Nr. 272 von 1531 und Nr. 317 von 1562. Helwich, Syntagma 312. Roth, Syntagma 2 (1884) 43. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 20 (beide nach Helwich). 7803 408 di034mz03k0041305 di034-0413 1 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1599-01-01 1599-12-31 1599AAA0000000A3 1599 0 Grabinschrift für Johanneta Sibilla zu Eltz-Blieskastel-Wecklingen, noch 1614 rechts im Chor der damaligen Stadtpfarrkirche nachgewiesen, verloren. Vier Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Johanneta Sibilla von Eltz ist gestorben zu Creutznach den 16. Decembris a(nn)o d(omi)ni 1599 vnnd ligt alhie begraben war 5 Monat alt. Eltz, Nassau-Sporkenburg; Quadt von Landskron, Palant. Johanneta war eine der jüngeren Töchter des kurpfälzischen Oberamtmanns Johann zu Eltz-Blieskastel-Wecklingen1) und seiner Frau Susanne Quadt von Landskron. Das ungewöhnliche Formular läßt an ein epitaphähnliches Grabdenkmal an der Familiengrablege denken. Vgl. Nr. 465 von 1609. Helwich, Syntagma 308. Roth, Syntagma 2 (1884) 42. Roth, Eltz 396. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 20 (alle nach Helwich). 7804 408 di034mz03k0041403 di034-0414 0 Neu-Bamberg, Evang. Pfarrkirche 1599-01-01 1599-12-31 1599AAA0000000A3 1599 1 Grabplatte der Maria Elisabeth Beyer von Bellenhofen, geb. Knebel von Katzenelnbogen. Außen in der Vorhalle als erster Stein rechts vom Eingang in die Wand eingelassen, bisher unpubliziert. Farbig gefaßte Sandsteinplatte mit Umschrift (A) auf schmaler Leiste, im Mittelfeld die beiden Ehewappen in einem von einem Löwenmaul gehaltenen Lorbeerkranz, darunter in einer Tafel dreizeilige Spruchinschrift (B) und ein Fruchtgehänge. In den Ecken je ein mit einer Beischrift versehenes Ahnenwappen. H. 166, B. 90, Bu. 1,5-2,5 cm. Kapitalis. A A(NN)O · 1599 · DEN · 28 · DECEMBER · VERSCHIEDT · GOTT/SELIGLICH · IN · CHRISTIa) · DIE · EDLE · TVGENTREICHE · FRAVW · MARIA · ELISABECHTa) · BEIERIN · VON · BELLENHOFFEN / GEBORNE · KNEBLIN · VON · KACZENÖLLENBOCENa) / IN · KINDES · NÖTTEN · WELCHER · SELLEN · GOTT · GENATT · IHRES · ALTERS · 19 · IAR B ACH · HER · MIR · ARMEN · SINDERIN / WOLST · GNEDIG · VND · BARMHERC/=IG · SEIN Beyer von Bellenhofen; Knebel von Katzenelnbogen. Wappen mit Wappenbeischriften: KNOBELL · EHRNBERG ·; KAPPENSTEINb) · GRAENRODT · Die etwas außerhalb Neu-Bambergs im Friedhof liegende Kirche war im Mittelalter die dem hl. Georg geweihte Pfarrkirche des untergegangenen Ortes Sarlesheim1), jedoch zugleich zuständig für Burg und Dorf Neu-Bamberg. Bei der jung im Kindbett verstorbenen Maria Elisabeth dürfte es sich um eine Tochter aus der Ehe des Caspar Knebel von Katzenelnbogen mit Katharina von Erenberg2) gehandelt haben. Sie war mit dem ebenfalls in der Pfarrkirche begrabenen Georg Meinhard3) verheiratet, wohl einem Sohn des in Neu-Bamberg begüterten4) kurpfälzischen Oberamtmanns in Kreuznach Dr. Carsilius Beyer von Bellenhofen. Sic! Verschrieben für KOPPENSTEIN. Vgl. dazu Gerten, Chronik 149f. Vgl. Möller, Stammtafeln NF I, Taf. XXV. Vgl. Humbracht, Zierde Taf. 52 und Nr. 485 von 1616. Vgl. dazu Gerten, Chronik 126 und Velten, Weck- und Weinbuch 6. Würdtweinsches Epitaphienbuch 264 (teilw.). 7805 408 di034mz03k0041501 di034-0415 0 Dörrebach, Kath. Pfarrkirche Maria Himmelfahrt 1550-01-01 1600-12-31 1600ABA0000000A3 E.16.Jh. 2 Grabplatte eines Unbekannten. Ehemals innen im Boden vor dem links vom Chor stehenden Marienaltar1), seit 1970 außen an der Stirnseite des Chors an der Wand befestigt. Fragmentarisch erhaltene, bisher unbeachtete Platte aus gelbem Sandstein mit stark verwitterter Umschrift auf erhöhter Leiste. Im erheblich abgetretenen Mittelfeld großes Vollwappen im Kranz, begleitet von oben zwei, unten vier weiteren Ahnenwappen. Das obere Viertel der Platte fehlt, alle Wappen – bis auf die beiden unten rechts – sind unkenntlich. H. 176, B. 90, Bu. 5 cm. Kapitalis. [..... / ...] IN FRANCKFVRT SEI/NES ALTERS · 18 · IAHR IM HE[RRN] / SELIG ENTSCHLAFFEN [...] Steinkallenfels?; unbekannt (drei schräglinke Balken). Die vorgenommene Datierung richtet sich nach einer zweiten am Standort aufgefundenen, ähnlich gearbeiteten Platte von 15752). Vgl. den Hinweis bei Sommer, Dörrebach 108. Nr. 339. 7806 408 di034mz03k0041609 di034-0416 0 Bad Münster am Stein-Ebernburg Evang. Johanneskirche (sog. Wehrkirche) 1550-01-01 1600-12-31 1600ABA0000000B3 E.16.Jh.? 0 Grabplatte des evangelischen Predigers Stephan Lothes. Sie ist innen links neben der Treppe an der Südwand der Turmhalle befestigt, bisher unbeachtet. Große Platte aus Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, die sich im vertieften Mittelfeld in sechs Zeilen fortsetzt, anschließend ein mehrzeiliger Bibelspruch. Insgesamt stark abgetreten und bestoßen, rechte Leiste teilweise in der Wand, dadurch erheblicher Schriftverlust. H. 192, B. 83, Bu. 5 cm. Kapitalis. ANNO [D(OMI)NI] M [..... / . . . . .a) / .]TE HER STEPHAN / LOTHESb) PFARHER CHR[.....a)] // [...] DISER KIRCH/EN ERSTER EVANG/ELISCHERc) [...] PREDGER / 40 IAARd) LANG GE/WESEN SEINES / ALTERS 70 IARE / 2. TIMOTH. 4 / ICH HA[BE EIN]EN / [. . . . .]1) Obwohl die Anna-Kapelle auf der Ebernburg als Ort frühester reformatorischer Tätigkeit2) gilt, ist über die entsprechende Entwicklung der zugehörigen Pfarrei bis zum 30jährigen Krieg nahezu nichts bekannt. Da noch vor der Zerstörung der Ebernburg im Juni 1523 Johann Metzler als „Erzpriester und Pfarrherr im Tal zu Ebernburg“3) bezeichnet wird, dürfte es sich bei dem sonst nicht nachgewiesenen Stephan Lothes um dessen Nachfolger und ersten protestantischen Pfarrer gehandelt haben. Bezeichnend ist die hier verwendete Bibelstelle, die wenige Verse zuvor von der redlichen Ausübung des Amtes eines evangelischen Predigers handelt. Einzelne Buchstaben erkennbar. L unsicher. G/E jeweils auf dem Rand, I dem L klein eingestellt. Sic! 2 Ti. 4,7-8. Danach wäre der Text zu ergänzen, von dem im unteren Drittel nur noch einzelne Buchstaben am Zeilenanfang zu erkennen sind; Ausnahme sind das Ende bzw. der Beginn der letzten beiden erkennbaren Zeilen mit dem zum Bibelspruch gehörenden Wort [GERE]CH/TICH[KEIT]. Dort las am 25. Mai 1522 Johannes Oekolampadius die Messe erstmals in deutscher Sprache, teilte das Abendmahl in beiderlei Gestalt aus und hielt auch an Wochentagen eine kurze Predigt. Zitat nach einem Brief desselben bei Jung, Ebernburg 23. 7807 408 di034mz03k0041707 di034-0417 0 Fürfeld, Hof Iben 1551-01-01 1600-12-31 1600ABD0000000A3 2.H.16.Jh. 5 Initialen auf einem Werkstein. Spolie, außen in die Ostwand unterhalb des Chorfensters der frühgotischen Burgkapelle1) eingelassen. Querrechteckige Platte aus gelbem Sandstein mit vier zeilenweise zwischen vorgeritzten Linien stehenden Initialbuchstaben. Die erste und die letzte Zeile werden durch paragraphenförmig durchgezogene Quadrangeln beschlossen. H. 30, B. 51, Bu. 6,5 cm. Kapitalis. I C Va) W R · H W V K H W V B W E Z I · Die Datierung richtet sich nach den klaren Formen der sorgfältig gehauenen Kapitalis, der Verwendung des W und den nachweisbaren baulichen Aktivitäten auf Burg Iben2) Ende des 16. Jahrhunderts. Einen sicheren Hinweis, daß es sich bei der vorliegenden Inschrift nicht um Flurnamen3), sondern um bisher noch nicht entschlüsselte Initialen abgekürzter Personenamen der Besitzer bzw. Bewohner der Burg Iben4) handelt, gibt die auffällige Plazierung des V, das wohl jeweils mit V(ON), bzw. des Z I, das mit Z(V) I(BEN) aufzulösen sein dürfte. Darüber eine leichte Schlängellinie. Vgl. Nr. 376 von 1590 mit Anm. 1. Vgl. ebd. und Nr. 466 von 1609. So Jakob, Iben 12f. Vgl. dazu ausführlich Brück, Fürfeld pass. Schneider, Restaurationsarbeiten 86 (teilw.). Jakob, Fürfeld 100. Jakob, Iben 12. 7808 408 di034mz03k0041805 di034-0418 0 Guldental-Heddesheim, Evang. Pfarrkirche 1551-01-01 1600-12-31 1600ABD0000000A3 2.H.16.Jh. 3 Epitaph für eine unbekannte Adelsfamilie. Befestigt an der Nordostwand der mehrfach umgebauten Kirche. Das aus Tuffstein querrechteckig gearbeitete Grabdenkmal zeigt im oberen Mittelfeld eine ausgedehnte Burganlage1) in einer hügeligen Baumlandschaft, davor auf einer Wiese die kniende Adelsfamilie in zeitgenössischer Kleidung: rechts die Mutter mit drei Töchtern, links der Vater mit sieben Söhnen. Die einzige verbliebene Inschrift, ein Bibelspruch, befindet sich auf dem reich profilierten Gesims, das in der Mitte von einer jetzt leeren, ehemals für eine Inschriftentafel vorgesehenen Rollwerk-Kartusche unterbrochen wird. Auf den seitlichen Leisten waren je drei Wappen mit Beischriften angebracht. Nach unten hin wurde das Epitaph durch eine weitere Rollwerk-Kartusche mit einer heute ebenfalls verlorenen Inschrift abgeschlossen. In der Bildmitte soll sich ein nicht mehr nachweisbares Kruzifix befunden haben. Wie die beiden Inschriften, die Wappen und ihre Beischriften wurden auch alle Köpfe – bis auf drei männliche – um 1800 „durch die Franzosen demoliert“2). Zudem wurden zu unbekannter Zeit und aus unbekannten Gründen die dem Betrachter zugewandten Ärmel der im Vordergrund etwas größer dargestellten Eltern plan abgesägt. Ein mittlerweile aufgebrachter, überaus dicker rötlicher Anstrich3) verdeckt die Einzelheiten dieser höchst qualitätvollen Arbeit. H. 185, B. 210, Bu. 4 cm. Kapitalis. HER · LEHRE VNS BEDENCKE(N), DAS MIR STERB(EN) // MVSE(N) AVF DAS MIR KLVG WERDE(N) PS. X[C]4) Das für das Bearbeitungsgebiet singuläre Epitaph wurde bislang ohne Begründung in die Zeit um 1570-80 datiert5) und einer Mainzer Werkstatt zugeschrieben, hierbei unter Vorbehalt dem wenig bekannten Bildhauer Peter Osten6). Die Rechte und Besitzungen im alten Heddesheim7) waren als wild- und rheingräfliche bzw. pfalzgräfliche Lehen in den Händen einiger Adelfamilien, darunter derer von Koppenstein, von Eltz und von Leyen. In diesem Kreis dürften auch die Mitglieder der dargestellten Familie zu suchen sein. Die Gebäude konnten bislang nicht identifiziert werden. So Weinmann. Zwei vor dieser Verunstaltung aufgenommene Fotos (LfD, Fotoarchiv Neg.-Nrr. 16019 und 16020) vermitteln einen guten Eindruck von dem ursprünglichen Zustand. Ps. 90,12. Kdm. 175. Vgl. zu ihm ansatzweise H. Schrohe, Neue Aufsätze und Nachweise zur Mainzer Kunstgeschichte, in: MzZs 15/16 (1920/21) 66f. Vgl. dazu Fabricius 154f. und Seibrich, Entwicklung 83ff. Schneegans, Beschreibung 363. Weinmann, Heddesheim 14. Kdm. 176 Abb. 121. 7809 408 di034mz03k0041905 di034-0419 0 Monzingen, Franziskastr. 18 1551-01-01 1600-12-31 1600ABD0000000A3 2.H.16.Jh. 1 Rechtsinschrift auf einem Quaderstein, als Spolie in die Ostwand des Hauses Franziskastr. 18 eingemauert. Er stammt vermutlich aus dem Ende des 19. Jahrhunderts abgebrannten Vorgängerbau1). Weiß überstrichener Sandstein mit vierzeiliger Inschrift, oben durch ein aus kleinen Kreisen bestehendes Band begrenzt, rechter Rand beschädigt, unten rechts ein Steinmetzzeichen (Nr. 37). H. 44, B. 32, Bu. 8 cm. Kapitalis. DISER GE/BEL IST DE[R] / STAT HAL/BER Die Datierung dieser ungewöhnlichen, weil wohl öffentlich städtische Eigentumsverhältnisse dokumentierenden Inschrift richtet sich neben der Schrift- und Sprachform auch nach dem Steinmetzzeichen, das sich ähnlich an dem 1589 erbauten Alt‘schen Haus wiederfindet2). Denkbar ist auch, daß mit dieser Inschrift eine städtische Maßangabe, nämlich die Hälfte der erlaubten Giebelhöhe eines Hauses, angezeigt werden sollte. Laut freundlicher Auskunft der Bewohner des Hauses am 13. Juli 1990. Dagegen steht die Notiz bei Velten, der die Inschrift noch um 1911 im rathausseitigen Giebel eines Hauses in der parallel verlaufenden Barfußgasse eingemauert gesehen haben will. Vgl. Nr. 373. Velten, Beitrag 69. 7810 408 di034mz03k0042008 di034-0420 0 Meisenheim, Schloßkirche 1551-01-01 1600-12-31 1600ABD0000000B3 2.H.16.Jh.? 1 Epitaph einer unbekannten Person. Zu einem nicht mehr feststellbaren Zeitpunkt im ersten Obergeschoß des südlichen Seitenschiffs an der Nordwand des Raums unter der sogenannten Fürstenloge aufgestellt, bisher unbeachtet. Obere, vermutlich für eine Zweitverwendung sauber zurechtgeschnittene Hälfte eines hochrechteckigen Grabdenkmals aus gelblichem Sandstein. Im erhaltenen Mittelfeld Rollwerktafel mit einem fragmentarischen, gereimten Grabspruch in 26 Zeilen, in den oberen Ecken Reste ehemaliger Wappen. Starke Abtretungsspuren an den Rändern wohl von einer späteren Verwendung als Bodenplatte. Als Worttrenner dienen Kommata. H. 117 (frg.), B. 90 (frg.), Bu. 2,5-4,5 cm. Kapitalis. MIT, FREVD, BIN, ICH, DAHIN, GEFAHREN, ALS, MEINE, AVGEN, GESEHEN, HABEN, RECHT, DEN, HEILAND, HER, VOSERa), BEREIT, GLEICHEN, EWIGEN, LICHT, DER, CHRISTENHEIT, AN, DES, RVHE, ICH, INN, DIESER, GRVNNFTb), RVEHIG, AVF, MEINS, HEILAND, ZVKVNFT, EWIGEN, FREVD, INN, GVTER, RVWE, THET, ICH, MEIN, AVGEN, ZVE, ALSO, LEGT, MICH, SCHLAFFEN, IN, MEIN, GRAB, FROLICH, MEIN, HEVLANDTc), ICH, GESEHEN, HAB RECHT, SO, DVN, OB, VNZ, HAST, ZV, ENT,d) EIN, LICHT, DER, GANTZEN, CHRISTENHEIT, IST, ER, DAS, EWIG, LICHT, ALLEIN LEVCHTEN, ZV, DEM, EWIGEN, SCHEIN ES, WIRD, ISRAEL, DROB, HABEN, HERLIKEITe) INN, EWIGEN, LOB, VND, SELIGKEIT, NOCH, IST, ER, DIE, WARHEIT, VND, DAS, LEBEN ZVGLEICH, AVFERSTEHVNG, WIL, ER, GEBEN SO, AN, IN, GLEVBT, DER, LEBEN, WIRD, ZEITLICH, OB, ER, GLEICH, HIE, STIRBT HIE, LEBT, VND, GLEVBT, THVT, IM, DIE, EHR, WIRD, GEWISLICH, STERBEN, NIMMER, MEHR, AN, MEINEM, END, WAR, DIS, MEIN, TROST, RHVMLICH, LEBT, DER, MICH, HAT, ERLOST, ZV, DEM, ICH, IN, DER, NOT, VERTRAWT, ER, WIRD, MICH, WIDER, MIT, MEINER, HAVT, [.....] Die Anfangsbuchstaben der jeweils ersten Zeilen der in holprigen Knittelversen verfaßten und mit atypischen Kommata versehenen Inschrift sind deutlich erhöht wiedergegeben. Trotz der gut gehauenen Kapitalis lassen die unverständlichen Passagen an einen Steinmetz denken, der den vorgegebenen Text nicht lesen konnte. Die vorgenommene Datierung richtet sich vor allem nach der verwendeten Schreibsprache, den Schriftformen und der Einführung der Reformation zu Beginn der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts. Die ehemalige Wappenanordnung läßt auf das Begräbnis eines Adeligen schließen, die anklingenden Bibelstellen1) auf seine Zugehörigkeit zum Protestantismus. Vermutlich verhauen für ERLOSER. Verhauen für GRVFT. Komma bereits nach D. Für die ganze Zeile: Sic! Sic! So etwa Zeile 26 nach Job 19,26. 7811 408 di034mz03k0042106 di034-0421 1 Sobernheim, Evang. Pfarrkirche 1449-01-01 1600-12-31 1600BBD8551AABB3 (1449)/2.H.16.Jh.? 0 Grabinschrift für einen (Heinrich?) Cratz von Scharben (eher: Scharfenstein), noch 1751 fragmentarisch überliefert, heute verloren. Ausführung unbekannt. Nach Wickenburg. Anno Domini 1449 uf St. Johannis Tag nachmittags 3 uhr verschied der [...]a) Klas von Scharbenb). 24. Juni 1449. Ein männliches Mitglied der auf Burg Scharfenstein bei Kiedrich im Rheingau sitzenden Familie Cratz von Scharfenstein heiratete wohl Anfang des 15. Jahrhunderts in die in und um Sobernheim begüterte Familie von Graseweg1) ein und stiftete mit einer Erbtochter eine neue Linie2), der – falls die Identifizierung zutrifft – auch der Verstorbene zuzurechnen sein dürfte. Die Familie bewohnte den sogenannten Cratz‘schen Hof in der heutigen Herrengasse3) und hatte ihre Grablege in der Pfarrkirche4). Folgt man einer zeitlich früheren Überlieferung bei Helwich5), so verstarb im gleichen Jahr 1449 – allerdings am 8. September – ein seit 1430 in Sobernheim lebender und auch dort begrabener „Henrich Cratz von Scharpffenstein“, der mit der neben ihm bestatteten Irmgard von Metzenhausen6) verheiratet war. Daher liegt es auf der Hand, die bereits auf einer fragmentarischen Grabplatte beruhende Überlieferung bei Wickenburg wegen den dadurch anzunehmenden Abschreibefehlern zumindest in Frage zu stellen und eher der Notiz bei Helwich Glauben zu schenken. Da zudem für die Mitte des 15. Jahrhunderts die Angabe der Todesstunde in einer Grabinschrift ganz undenkbar7) ist, muß man wohl davon ausgehen, daß die Inschrift zu einem späteren Zeitpunkt angefertigt wurde, um möglicherweise dem ‘Stammvater‘ der Sobernheimer Linie des Geschlechts in ihrer Grablege einen Ersatz für ein vielleicht verlorenes Grabdenkmal zu verschaffen. Dabei ist die Möglichkeit eines Überlieferungsfehlers hinsichtlich der Jahreszahl freilich nicht außer acht zu lassen. Dagegen spricht allerdings, daß keiner der bekannten Sobernheimer Cratz von Scharfenstein an einem Johannestag verstorben ist. Textverlust durch drei Striche angedeutet. Klas wohl verlesen aus Cratz. – Kdm. ergänzt naheliegend zu Scharben(stein), dennoch würde man eher die zeitgenössische Schreibweise Scharppfenstein erwarten, vgl. auch die Varianten bei Helwich, Syntagma 264ff. Vgl. Nr. 68 von 1387. Vgl. Rhein. Antiquarius II 18, 26ff. und Salden-Lunkenheimer, Besitzungen 262f. Vgl. Nr. 161 IV von 1586. Vgl. die zahlreichen Registereinträge. Helwich, Op. gen. I fol. 471 (nur Ehe- und Sterbedaten). Vgl. ihre verlorene Grabinschrift Nr. 133 von 1458. Vgl. Einleitung XXXIII. Wickenburg, Thesaurus Palatinus I 191. Kdm. 363. 7812 408 di034mz03k0042204 di034-0422 0 Becherbach bei Kirn, Evang. Pfarrkirche 1501-01-01 1600-12-31 1600ABE0000000A3 16.Jh. 3 Fragment einer Grabplatte für eine verheiratete Finck, bisher unbeachtet. Wohl anläßlich der Instandsetzung der alten Kirchhofmauer 1911-131) außen im südlichen Teil als Spolie vermauert. Rechtes oder linkes unteres Eck einer rötlichen Sandsteinplatte mit Umschrift zwischen Linien. H. 50, B. 39, Bu. 7 cm. Kapitalis. [...] FINCKIN · / VXOR [...] Der Familienname der Verstorbenen erscheint in keinem der erhaltenen Einwohnerverzeichnisse Becherbachs2). Vgl. den Hinweis bei Renard, Becherbach 9. Vgl. die Listen bei Franzmann, Becherbach 43ff., 106f. und 171ff. 7813 408 di034mz03k0042302 di034-0423 0 Bad Kreuznach, Schloßparkmuseum 1501-01-01 1600-12-31 1600ABE0000000A3 16.Jh. 1 Spruchinschrift auf einem Fenstersturz (?) unbekannter Herkunft. Gegenwärtig noch im Magazin des ehemaligen Karl-Geib-Museums (Kreuzsstraße) in eine Kellerwand eingelassen1), bisher unbeachtet. Oberer, fragmentarischer Teil eines aus zwei sich durchdringenden Rundbögen gebildeten Renaissancefensters oder -portals mit Blüten in den Zwickeln, dabei ein Steinmetzzeichen (Nr. 38). Als schmückende Worttrenner dienen paragraphenförmig durchgezogene Quadrangeln. Mehrere Bruchstellen, linke Seite leicht verwittert. H. 55, B. 170, Bu. 6 cm. Kapitalis. · INTRA · FORTV̈NAMa) · DEBETb) · QV̈[I]SQ(VE)a)c) · MANEREd) · SV̈A(M)a) · Jeder soll in seinem Glücke bleiben. Die exzellent ausgeführte Schrift ist einerseits in für die frühe Kapitalis gebräuchlichen, fast gleichstrichig klaren Formen ausgeführt, zeigt vereinzelt mit dem Nodus an der Schräghaste des N auch entsprechende Zierformen, erzeugt aber andererseits ‘unklassische‘ Unruhe durch Ligaturen und differierende Buchstabengrößen. Der so in der Literatur noch nicht nachgewiesene (wie ein Hexameter beginnende) Spruch2) stammt wohl aus einem der vor allem in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts neu erbauten Kreuznacher Burghäuser bzw. Adelshöfe. V in kleiner Schreibweise, dazu zwei kleine Striche statt der sonst üblichen Punkte. Zweites E in kleiner Schreibweise. Zweites Q in kleiner Schreibweise. Die beiden letzten Buchstaben in kleiner Schreibweise; N mit Nodus. Der Stein soll demnächst ins neu eröffnete Schloßparkmuseum überführt werden. Vgl. Wander, Sprichwörter-Lexikon I, Stichwort ‘Glück‘. Sinngemäß geht er in die Richtung der in der 2. Hälfte des 17. Jh. erstmals aufgezeichneten Sprüche „Es soll sich jeder zu glück vnd vnglück schicken“ (vgl. ebd. Sp. 1745) bzw. neagtiv gewendet „Niemand soll sich seins glücks überheben“ (ebd. Sp. 1756). Steindenkmäler Nr. 116 (Foto). 7814 408 di034mz03k0042400 di034-0424 0 Monzingen, Rathausstraße 4 1501-01-01 1600-12-31 1600ABE0000000A3 16.Jh. 1 Spruchinschrift auf einem Quaderstein. Als fragmentarische Spolie auf dem Kopf stehend in das rechte Torgewände der Scheune Rathausstraße 4 vermauert, Herkunft unbekannt. Gelber Sandstein mit vierzeiliger Inschrift, deren Anfang fehlt. Oberfläche bestoßen. H. 46, B. 62, Bu. 7 cm. Kapitalis. MAN 15 [..] / MEHR GER/ECHTIGKE/IT DARANa) Die ehemals schwarz gefaßte Kapitalis ist zwar sorgfältig, aber unregelmäßig gehauen. Sinn und Verwendungszweck der großformatigen Inschrift sind unklar. Velten liest fälschlich dan ist mehr Gerechtigkeit nit daran und erklärt den Spruch als Manifestation eines Rechtsverhältnisses, Karbach überliefert lediglich MEHR GERECHTIGKEIT. Velten, Beitrag 69. Karbach, Monzingen 72. 7815 408 di034mz03k0042508 di034-0425 0 Disibodenberg, Disibodenberger Hof 1501-01-01 1600-12-31 1600ABE0000000B3 16.Jh.? 1 Grenzstein aus der ehemaligen Klostergemarkung, jetzt auf dem Disibodenberger Hof. Gut erhaltener Sandsteinquader mit einseitiger Beschriftung zwischen eingeritztem Abtsstab, oben ohne Weisung. H. 68,5, B. (unten) 23,5 (oben) 20, Bu. 6,5 cm. Kapitalis. H W Die beiden Buchstaben dürften die Abkürzung eines Flurnamens darstellen. Die Datierung ergibt sich aus der 1559 erfolgten Auflösung des Klosters1). Vgl. Polke, Aufhebung 231f. 7816 408 di034mz03k0042606 di034-0426 0 Meisenheim, Schloßkirche 1501-01-01 1600-12-31 1600ABE0000000B3 16.Jh.? 2 Bauinschrift. In 14 Zeilen auf einem hochrechteckigen, rotgeflämmten Sandstein mit rundem Kopf eingehauen, befestigt an der Ostwand der nördlichen Seitenkapelle. Herkunft des bislang unbeachteten Steines und Zeitpunkt seiner Aufstellung am heutigen Standort sind nicht bekannt. Ränder stark abgewittert, erheblicher Textverlust. H. 67, B. 47, Bu. 3,2 cm. Kapitalis. [.....a) / ...] D[..]E [..] KIRCH[.. / ..]RCHb) EIN ERBAR [.. / .]EINc) ZV DALHEIM [.. / ..]ITd) WARN HANS R[./..]RT · SCHVLTES · BAW/[MEI]STER ·ABER · CHRISTMA(N) / [...]TZe) VN(D) · HANS · DAVT / [E]RBAWET ·· WORDEN / FVR · SIE · VN(D) · IHRE · NA[CH]/KOMMEN · FEIN · DE[../..]BEN · HALTEN · IN[.. / ...]TEM · SCHEIN · B[... / .....] Die fragmentarische Inschrift für eine Kirche in Dalheim gibt trotz der vorgenommenen Ergänzungen einige Rätsel auf, wobei vor allem eine plausible Identifizierung des Ortsnamens1) und der sonst noch nicht nachgewiesenen Personen2) Mühe bereitet. Datierung nach Schrift- und Textgestalt. Die letzten Zeilen bildeten vielleicht einen Knittelvers. In der ersten Zeile stand die Jahreszahl; zu erkennen ist vielleicht der obere Teil der 1 und der 5. Vermutlich zu DVRCH zu ergänzen. Vermutlich zu GE/MEIN zu ergänzen. Vermutlich zu DER / ZEIT zu ergänzen. Vermutlich zu HEINTZ zu ergänzen. In der Umgebung von Meisenheim ist kein Ort dieses Namens bekannt, der nächste erscheint als mittelalterliche Wüstung bei Sponheim, bzw. als Name eines ehemaligen Klosters bei Mainz (vgl. Kaufmann, Ortsnamen 54f.). Das westlich von Zweibrücken gelegene Dalheim, das in der Vordereifel gelegene Dahlem (Lkrs. Bitburg-Prüm) und Dalheim bei Oppenheim (Lkrs. Mainz-Bingen) dürften wegen der Entfernung kaum als Herkunftsort in Frage kommen. Sämtliche Namen sind in dem von G.F. Anthes erstellten Namensregister zu den Regesten der Meisenheimer Protokollbücher 1493-1793 (Quellen zur Geschichte der Stadt und Verbandsgemeinde Meisenheim am Glan 11 [1988]) nicht nachzuweisen. 7817 408 di034mz03k0042704 di034-0427 1 Meisenheim, Schloßkirche 1501-01-01 1600-12-31 1600ABE0000000B3 16.Jh.? 0 Grabdenkmal für eine Gertruda, Frau eines Amtmannes in Meisenheim. Noch 1776 als Fragment im Schiff der Kirche nachgewiesen1), wurde es vermutlich bei einer der Restaurierungen des 19. Jahrhunderts entfernt2). Ausführung unbekannt. Nach Heintz, Schloßkirche. [...] Gertruda, hiesigen Amtmanns Frau [...]a) Kdm. stellen dieses Fragment neben das des pfalz-zweibrückischen Amtmannes Philipp Wolfgang von Sulz3). Kdm. überliefert wohl genauer (nach der verlorenen Handschrift 33 von 1776) Gertruda, hießigen Amtsmanns Frau. „Ein Stein, darauf noch zu lesen war“ (Heintz, Schloßkirche). Vgl. Coerper, Nachrichten 86ff., Heintz, Schloßkirche 271 und Nr. 227 von 1503 mit Anm. 1. Vgl. Nr. 334 von 1573. Heintz, Grabmäler Nr. 109. Heintz, Schloßkirche 273. Kdm. 266. 7818 408 di034mz03k0042802 di034-0428 1 Hochstetten-Dhaun (Ortsteil Hochstetten), Evang. Kirche 1501-01-01 1600-12-31 1600ABE0000000B3 16.Jh.? 0 Glocke mit Spruchinschrift aus der früheren Friedhofskapelle St. Margaretha. Kleinere Glocke eines aus zwei Glocken bestehenden Geläutes, das aufgrund eines Defekts im Jahr 1897 durch zwei Glocken aus Gußstahl ersetzt wurde1). Aussehen und Verbleib der Glocken ist unbekannt, vermutlich wurden sie eingeschmolzen. Nach Jüngst. in goddes namen amen amen Knittelvers. Die heutige evangelische Kirche in Hochstetten wurde 1864 erbaut und steht an der Stelle der ehemaligen Friedhofskapelle. Die Datierung des sonst noch nicht nachgewiesenen Knittelverses2) richtet sich nach der überlieferten sprachlichen Gestalt. Vgl. Jüngst 10 und 30 sowie H. Fett/U. Klein/W. Franck: Chronik der Gemeinde Hochstetten. Masch.schr. Arbeit, o.O. 1982/83, III. Die größere Glocke wies weder Jahreszahl noch Inschriften auf. Eine verlorene Glocke aus dem hessischen Kettenbach trug die Inschrift IN · GODIS · NAMEN, vgl. künftig DI Rheingau-Taunus-Kreis. Jüngst, Chronik 38. Kdm. 183. 7819 408 di034mz03k0042902 di034-0429 0 Fürfeld, Evang. Pfarrkirche 1599-01-01 1600-12-31 1600BAA8401AABA3 (1599)/1600 1 Epitaph für Daniel V. von Mudersbach und seine Ehefrau Ursula geb. von Greiffenclau zu Vollrads. Innen an der Westwand der 1776 anstelle des mittelalterlichen Vorgängerbaus1) neu erbauten Pfarrkirche. Große, reliefierte Platte aus gelblichem Sandstein, im rundbogigen Mittelfeld die beiden an einem Puttenkopf aufgehängten Ehewappen in einem mit Fruchtgehängen geschmückten Lorbeerkranz, auf den flankierenden Leisten je vier mit Beischriften versehene Ahnenwappen. Oben in einer vorlinierten Beschlagwerk-Kartusche die siebenzeilige Grabinschrift des Ehemanns (A), darunter im Mittelfeld zwei vorlinierte Bibelsprüche (B) und (C), abschließend in einer weiteren, im selben Stil gearbeiteten Beschlagwerk-Kartusche die Memorialinschrift (D) für die Ehefrau. H. 198, B. 98, Bu. 2 (A,D) 3 (B,C) cm. Kapitalis. A ANNO · DOMINI · 1600 · DEN · 4 · DAGK · IV̈NŸ ABENTS · / ZWISCHEN 6 · VNNDT · 7 · IST · DER · GESTRENG · / EDEL VND · VEST · DANIEL · VON ·MVDERSBACH / DER · LETSTE · SEINES · STAMMES · VNDT · NAMENS / ZV · VBEN · GANTZ · CHRISTLICH · VNNDT / SELIGICHENABa) · GESCHIDEN · GOTT · VERLEYHE / JME · EIN · FROLICHE · VFFERSTEHVNG · AMEN B PHILIP I · / ICH · BEGER AVFFGELOST / ZV · WERDEN VND BEŸ CHRISTOb) / ZV · SEIN2) C PHILIP I / CHRISTVS · IST MEIN · LEBEN / VNND STERBEN · IST · MEIN · GEWIN3) D AN(N)O · DO(MI)NI · 1599 · DEN · 30 TAG · NOVE(M)BRIS · ZV · 12 ·AVRENa) · IN / DER · NACHT · IST · DIE · EDLE · VND · TVGENTSAME · FRAW · VRSVLA / VON MVDERSBACH · GEBORNE · GREIFENKLAIN / VON · VOLRATHS · OBGEMELTES · VON · MVDERSBACHS / ELICHE · HAVSFRAW · ZV · HOLFELS · GANTZ / SFLICHc) · ABGESCHEIDEN · VND · GEHN · HOCHSTETEN · BEGRA/BEN · GOTT · VERLEYHE · IR · EIN · FRÖLCHa) · AVFFERSTEEVNG · AMEN Mudersbach; Greiffenclau zu Vollrads. Wappen mit Wappenbeischriften: MVDERSBACH, CRONEBERGK, SCHENCK4), LEYEN5); GREIFFENKLAV, SCHONBERGK6), BVCHES, DALBERGK. Das hervorragend gearbeitete (Doppel-)Epitaph fällt vornehmlich durch die gedrängte Schreibweise und die damit zusammenhängenden außergewöhnlichen Buchstabenverbindungen auf. Der im Jahr 1532 geborene Daniel7) war der einzig überlebende männliche Nachkomme aus der Ehe Wolfs von Mudersbach mit Eva, der Tochter Franks von Kronberg und seiner Frau Margarethe von der Leyen. Der damalige Sitz der Famile war die Burg Hohlenfels8) nahe Mudershausen (Rhein-Lahn-Kreis). Eigentlich für den geistlichen Stand bestimmt9), wurde Daniel am 22. August 1560 mit Ursula, einer Tochter aus der Ehe Richards von Greiffenclau zu Vollrads mit Anna von Schöneberg (vor dem Sane) verheiratet. Elisabeth10), die einzige Tochter aus dieser Ehe heiratete wiederum Hartmut XVI. von Kronberg, (Mit)Besitzer von Burg Iben und Ortsherr in Fürfeld. Vermutlich zog der alleinstehende Vater nach dem Tod seiner wohl in der Pfarrkirche St. Nikolaus im heutigen Hahnstätten (Rhein-Lahn-Kreis) beigesetzten Ehefrau zu Tochter und Schwiegersohn auf Burg Iben bei Fürfeld, wo er kurz darauf verstarb. Das wohl von den Hinterbliebenen in Auftrag gegebene Epitaph gedenkt beider Elternteile. Das umfangreiche Erbe des letzten Mudersbach gelangte über seine Tochter an die Familie von Kronberg. Sic! O wegen Platzmangel kleiner geschrieben. Sic! Verschrieben für SELICH. Vgl. dazu Steitz, Fürfeld 143ff. Phi. 1,23 (nach der Lutherbibel lautet der Vers: „Ich habe lust abzuscheiden / vnd bei Christo zu sein“). Phi. 1,21. Schenk von Schweinsberg. Von der Leyen. Schöneberg (vor dem Sane). Vgl. zum Folg. Möller, Stammtafeln NF II 92 mit Taf. LVI und Ronner, Kronberg 169. Vgl. dazu F. Luthmer (Bearb.), Die Bau- und Kunstdenkmäler des Regierungsbezirks Wiesbaden III (Lahngebiet). Frankfurt a.M. 1907, 262. Daniel wird noch 1557 als Domherr in Mainz aufgeführt; vgl. die Notiz im HStAW, Abt. 3004 Nr. A 162, S. 21 (freundlicher Hinweis meiner Kollegin Frau Dr. Yvonne Monsees). Wie sich allerdings seine Nennung als (zölibatärer) Mainzer „Domkapitularherr“ in einer Zeugenliste des Jahres 1598 mit seinem Ehestand vereinbaren läßt, ist noch ungeklärt; vgl. F.W. Sender, Georg Friedrich Greiffenclau von Vollrads 1573-1629 (QuAmrhKg 30). Mainz 1977, 15 mit Anm. 29. Vgl. Nr. 466 von 1609. Jakob, Fürfeld 34 (teilw.). Jakob, Iben 15 (teilw.). Ronner, Kronberg Abb. 166. 7820 408 di034mz03k0043005 di034-0430 1 Meisenheim, Schloßkirche 1600-01-01 1600-12-31 1600AAA0000000A3 1600 0 Sarg für Herzog Karl I. von Pfalz-Birkenfeld in der sogenannten Ludwigsgruft unter der Grabkapelle. Erstmals erwähnt anläßlich der Gruftöffnung des Jahres 17761), als man sowohl eine „zinnerne Lade, deren hölzerner Überzug vemodert“ war, als auch die zugehörige, „auf der Seite des Deckels rechter Hand“2) angebrachte kurze Inschrift entdeckte. Bei der am 6. August 1988 unternommenen Begehung der Gruft3) fand sich von diesem Sarg nichts mehr vor; möglicherweise ruhen seine Überreste in einer tieferen Schicht unter dem heutigen Niveau. Nach Crollius. Kapitalis4) H(ERZOG) CARL PFALTZGRAV(IVS) 1600 VI (DECEM)BR(IS)a) Die knappe Sarginschrift, bei der man noch ein O(BIIT) erwarten würde, hebt sich auffallend von den späteren, ausladend barocken Vertretern dieser Gattung ab5). Herzog Karl, der jüngste Sohn aus der Ehe Herzog Wolfgangs von Pfalz-Zweibrücken mit der Landgräfin Anna von Hessen und Stifter der Linie Birkenfeld, verstarb am 6. Dezember in der Burg seiner Residenz, wurde dann aber nach Meisenheim überführt und am 19. Dezember in diesem Sarg in der Gruft seiner Eltern beigesetzt. Wie sie erhielt auch er ein beeindruckendes Epitaph, das ihn in voller Lebensgröße zeigt6). Befund XBR. Wegen des Übergangs des Amtes Birkenfeld von Pfalz-Zweibrücken (evangelisch) an die Markgrafschaft Baden (katholisch) überführte man 1776 12 Särge der pfalzgräflichen Familie aus der Gruft der Schloßkirche zu Birkenfeld nach Meisenheim und verteilte sie auf die beiden fürstlichen Grüfte der dortigen Schloßkirche. Darunter befand sich auch der Sarg der Dorothea von Braunschweig (†1649), der Ehefrau Herzog Karls. Ihre Sarginschrift ist in der damals angefertigten Copia derer Inscriptionen Nr. 4 (gedruckt bei Heintz 200f.) enthalten. Beide Zitate nach Crollius 16 und 161, dem ein mir bisher nicht zugängliches „Verzeichnis der Särge, so in der Fürstlichen [bzw. in der] Kapellen=Gruft der Ev. Reformierten Kirche zu Meisenheim, den 8. Jul. 1776, noch vorgefunden worden“ (15), vorlag, das er zudem mit eigenen Zusätzen versehen hatte. Vgl. dazu ausführlich Nikitsch, Fürstengruft pass. Nach dem Druckbild der Überlieferung. Vgl. etwa Nr. 325 von 1633, Nr. 558 von 1657 und Nr. 586 von 1675. Vgl. Nr. 438 von 1602. Crollius, Denkmahl 161. Heintz, Schloßkirche 200. 7821 408 di034mz03k0043103 di034-0431 0 St. Johannisberg, Evang. Kirche 1601-01-01 1601-12-31 1601AAA0000000A3 1601 1 Grabplatte der Elisabeth von Helbach, geb. Kider. Aufgefunden im Kirchenschiff während der Renovierung der Kirche in den Jahren 1909/101), wurde sie rechts vom heutigen Eingang innen an der Nordwand des Turms befestigt (Plan Nr. 31). Große Platte aus weißgrauem Sandstein mit Umschrift (A) auf profilierter Leiste, oben im Mittelfeld ein reliefiertes Vollwappen im Lorbeerkranz, darunter neunzeiliger Bibelspruch (B) in einer hochrechteckigen Beschlagwerk-Kartusche. H. 211, B. 95, Bu. 4,5 cm. Fraktur, Kapitalis. A Anno · 1601 · Den 5 Julÿ / Starb Die Ehrntugentsame fraw Elisabeth kiderina) hern / Alberti von Helbach / Superintendenten alhir Ehelige hausfraw, deren Gott genade · B PSALMb) 90 / Vnser Leben weretc) / siebentzig Jar wensc) / hoch kumpt so sinds / achtzig Jar vnd wens / köstlich gewesen ist so / ists mühe vnd Arbeit / gewesen Denn es feh=/ret schnell dahin als / Flögen wir dauon2) Helbach (zwei aufrechtstehende, halbkreisförmig einander zugekehrte Fische, die eine Rosenblüte umschließen). Die sorgfältig gearbeitete Fraktur zeigt ungewöhnliche Anklänge an die gotische Minuskel und zeichnet sich zudem durch die schwungvolle Gestaltung der Versalien aus. Auffällig ist das kleine d mit gebrochener Haste und weit nach links gezogener Oberlänge. Die wohl aus Alzey3) stammende Verstorbene war die erste Frau des ebenfalls in der ehemaligen Stiftskirche begrabenen wild- und rheingräflichen Superintendenten und Dhauner Hofpredigers Albrecht von Helbach (†1615)4), dessen Tagebucheintrag vom 19. August 1597 ein bezeichnendes Licht auf ihren Charakter wirft: „Nachdem ein Kind uf Johannisberg peste gestorben, hat mein g(nädiger) H(err) mich uf Dhaun mit Weib und Gsind beschrieben. Und weil mein Weib von der Haushaltung nicht gewollt, ich allein dahin ziehen müssen“5). Kdm., Fröhlich und Fröhlich/Zimmermann lesen Kulerin. Anfangsbuchstabe erhöht. Folgen Zierschnörkel. Vgl. Hensler, Wiederherstellung 50. Ps. 90,10. Vgl. Fröhlich 67. Vgl. den Kommentar zu dem Fragment seiner vermutlichen Grabplatte Nr. 482. Zit. nach Fröhlich 93f. Kdm. 336. Fröhlich, Superintendenden 93. Fröhlich/Zimmermann, Stiftskirche 24. 7822 408 di034mz03k0043201 di034-0432 1 Argenschwang, ehem. Martinskapelle 1601-01-01 1601-12-31 1601AAA0000000A3 1601 0 Namensinschrift der Juliana Elisabetha von Leyen. Noch um 1765 in der ehemaligen, heute abgegangenen Kapelle zusammen mit einer zweiten Namensinschrift als „in antiquo lapidi inscripta“ überliefert. Ausführung unbekannt. Nach Würdtw. Epitaphienbuch. Juliana Elisabetha v(on) Leien 22. nov(embris) 1601. Die bisher namentlich nicht bekannte Martinskapelle1) war aller Wahrscheinlichkeit nach mit der unterhalb der Burg Argenschwang liegenden Kapelle des damaligen Ortes Hausen (heute Argenschwang) identisch, für die 1322 und 1418 Messen gestiftet wurden. Da diese Kapelle anscheinend kein Begräbnisrecht2) besaß, dürfte es sich bei der vorliegenden Namensinschrift weniger um eine Grabinschrift, als vielmehr um eine Bau,- Stifter- oder um eine Memorialinschrift handeln – die Familie von Leyen besaß Argenschwang seit 1406 als Erblehen3). Eine sinnvolle Verbindung der sonst nicht nachgewiesenen Juliana Elisabetha zum Namen der zweiten Inschrift4) konnte bislang noch nicht hergestellt werden. Vgl. dazu Seibrich, Entwicklung 119f. Vgl. Nr. 306 von 1551. Vgl. dazu Rhein. Antiquarius II 16, 120ff und Nr. 569 von 1665. Vgl. Nr. 559 von 1657. Würdtweinsches Epitaphienbuch 267. 7823 408 di034mz03k0043309 di034-0433 0 Duchroth, Montforter Hof 1601-01-01 1601-12-31 1601AAA0000000A3 1601 1 Bauzahl und zwei von einem Steinmetzzeichen (Nr. 39) getrennte Wappen auf einem profilierten, mit Rosetten verzierten Portalsturz gegenüber dem inneren Eingang zur heutigen Burgschenke. Stark verwitterter, dick übermalter Sandstein, linkes Wappen unkenntlich. H. 80, B. 146, Z. 6 cm. 16 01 unkenntlich; Boos von Waldeck. Der zu Füßen der 1456/57 geschleiften Ganerbenburg Montfort1) gelegene Montforter Hof gelangte Ende des 16. Jahrhunderts im Erbgang an Johann Philipp Boos von Waldeck2), der ihn wohl anläßlich seiner kurz bevorstehenden Heirat mit Anna Ursula von Kronberg im Stil der Zeit umbauen ließ. Bei dem unkenntlichen Wappen könnte es sich daher um das seiner künftigen Frau, aber auch um das seiner Mutter, einer geborenen von Kettig gehandelt haben. Offen bleibt, warum es auf der heraldisch rechten, bedeutenderen Seite angebracht wurde. Vgl. dazu W. Exner, Die Ganerbenburg Montfort. Mit Wappen und Stammtafel. Masch.schr. Typoskript 1938, sowie A. Ehrhard, Montfort. Ein Beitrag zur Erforschung des Nordpfälzer Rittergeschlechts, in: MHVP 78 (1980) 181ff. und zum archäologischen Aspekt zuletzt Wilke pass. Vgl. seine erhaltene Grabplatte Nr. 522 von 1632. Baudenkmale II 159. Wilke, Montfort 10 mit Abb. 4. Anhäuser, Hunsrück und Naheland 286. 7824 408 di034mz03k0043407 di034-0434 2 Reiffelbach, Gemarkung 1601-01-01 1601-12-31 1601AAA0000000A3 1601 0 Grenzstein mit Jahreszahl an der Gemarkungsgrenze Reiffelbach-Schmittweiler (Westseite des Lehenberges). 1975 erstmals erfaßt1), nicht mehr aufgefunden. Wenig hängender Quader mit flachem Kopf und ohne Weisung; auf der Südwestseite Jahreszahl, darüber Gemarkungszeichen, darunter Markierung. Nach Mack. H. 44, B. 19 cm. Kapitalis. 1601 / N · II Gemarkungszeichen: unbekannt (Dreizack). Der Stein wurde am 28. Dezember 1975 von Horst Mack für die Kartei der Pfälz. AG für Grenz- und Flurdenkmäler aufgenommen und abgezeichnet. 7825 408 di034mz03k0043505 di034-0435 1 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1602-01-01 1602-12-31 1602AAA0000000A3 1602 0 Grabinschrift für den Säugling Steffen Adolf von Utenhauf. Noch 1614 in der damaligen Stadtpfarrkirche überliefert, verloren. Zwei Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno d(omi)ni 1602 den 2. Martÿ starb zu Creutznach Steffen Adolf von Vtenhauf liget alhie begraben seines Alters 4 Monat. (leer); unbekannt (ein steigender Löwe). Der Verstorbene und seine Familie sind sonst nicht nachzuweisen; möglicherweise besteht ein Zusammenhang mit dem fränkischen Geschlecht von Uttenhofen1). Vgl. Siebmacher, Wappenbuch II 77. Helwich, Syntagma 325. Roth, Syntagma 2 (1884) 44. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 20 (beide nach Helwich). 7826 408 di034mz03k0043603 di034-0436 1 Guldental-Heddesheim, Evang. Pfarrkirche 1602-01-01 1602-12-31 1602AAA0000000A3 1602 0 Bauinschriften am unzugänglichen Turmkreuz. Erstmals überliefert1) anläßlich des Brandes der ehemals mittelalterlichen, mehrfach umgebauten Kirche am 7. Juli des Jahres 1709: Als das Kreuz vom Turm herabfiel „hat man in demselben sampt dessen Ring ... Schriften eingehauen gefunden“, außen in lateinischer (A), innen in deutscher Sprache (B) abgefaßt. Heute nicht mehr nachweisbar. Nach Weinmann. A totum hoc aedificium aedificari et fieri curavit anno 1602 Johannes Traut Wormatiensis, praefecturae Strombergensis collector et praetor in Labenheim. B Als Cleman Zimmermann fertig war allerding, macht Mates Schmitt diesen Ring. Im Jahr 1602 ließ Johannes Traut aus Worms, Steuereinnehmer des Oberamts Stromberg und Schultheiß in Laubenheim, dieses Gebäude insgesamt (neu) errichten und fertigstellen. Knittelvers. Die Bauinschriften beziehen sich auf die Neugestaltung des Turmhelms und auf das ihn bekrönende Kreuz2). Die ausführenden Personen sind sonst nirgends nachgewiesen. Heddesheim3) war reformiert und gehörte wie Laubenheim zum kurpfälzisch/simmern‘schen Oberamt Stromberg, dem zu dieser Zeit der kaiserliche Rat Johann Barthel von Obentraut (†1612)4) als Oberamtmann vorstand. Johannes Traut stammt wohl aus einer der ratsfähigen Wormser Familien5). In den gleichzeitigen Abrechnungsunterlagen über die Reparaturkosten des damaligen Pfarrers J.W. Niesener, vgl. Weinmann. Vgl. zur Turmspitze als Aufbewahrungsort von Nachrichten und Träger von Inschriften K. Bader, Turm- und Glockenbüchlein. Eine Wanderung durch deutsche Wächter- und Glockenstuben. Gießen 1903, 207f. Vgl. zum Folgenden Gerlach, Stromberg 29ff. Vgl. Krebs, Dienerbücher Nr. 1900. Vgl. dazu Verzeichnis der Mitglieder des Dreizehner Rats der Stadt Worms ..., in: Vom Rhein 9 (1910) 86. Weinmann, Heddesheim 19. 7827 408 di034mz03k0043701 di034-0437 0 Oberstreit 1602-01-01 1602-12-31 1602AAA0000000A3 1602 1 Jahreszahl mit Wappen in der Außenwand des Hauses Nahestraße 10; wurde aus dem 1936 abgerissenen Vorgängerhaus übernommen. Querrechteckige Sandsteintafel mit der Jahreszahl auf der oberen, breiten Leiste, im vertieften Feld zwei vermutlich abgearbeitete, ehemals flachreliefierte Wappen. H. 34, B. 39, Z. 5-7 cm. 1602 · Beide unkenntlich. Die Jahreszahl bezeugt wohl die durch ein Ehepaar veranlaßte Erbauung des Vorgängerhauses. 7828 408 di034mz03k0043809 di034-0438 0 Meisenheim, Schloßkirche 1600-01-01 1602-12-31 1602BAA8400AABA3 (1600)/1602 3 Epitaph für Herzog Karl I. von Pfalz-Birkenfeld, befestigt an der Südwand der Grabkapelle. Mehrzonige, monumentale Pilasterädikula aus weißgelbem Sandstein mit schwarz ausgemalten, Schiefer vortäuschenden Flächen für (verlorene?) Schrifttafeln. Unter der bekrönenden Figur der Gerechtigkeit kleine querrechteckige Fläche mit dem heute verlorenen Bibelspruch (A)1); darunter ein Hochrelief mit der Auferstehung Christi zwischen Säulen, oben abgeschlossen von einem ornamental verzierten, sarkophagartigen Zwischenstück und flankiert von den beiden großen Hauptwappen in Rollwerk-Kartuschen. Es folgt das mit Konsolen versehene Hauptgesims mit einer von Fruchtgehängen umwundenen, von zwei Genien gehaltenen Tafel, darauf Spruchinschrift (B) in drei Zeilen. Im Hauptteil befindet sich eine tiefe Nische mit muschelförmiger Halbkuppel, in der die lebensgroße Figur des Herzogs breitbeinig in voller, reich verzierter Prunkrüstung steht. In der rechten Hand hält er den in die Seite gestemmten Regentenstab, die linke ruht auf der Hüfte, der Helm ist niedergelegt. Um die Figur läuft ein mit Blumenvasen und Maskengehängen versehener Rahmen, dessen Zwickel von tücherspannenden Genien eingenommen werden. Die seitlichen Pilaster tragen je vier schwach reliefierte Wappen mit zugehörigen Beischriften in Rollwerk-Kartuschen. Unter der Figur befindet sich die zwanzigzeilige, von Fruchtgehängen umgebene Hauptinschrift (C), die von zwei großen Löwenköpfen flankiert wird. In der halbovalen, von zwei geflügelten Engelsköpfen begleiteten Sockelzone ist eine weitere Tafel mit der zweizeiligen Devise (D) des Verstorbenen angebracht, die von den Leidenswerkzeugen (arma Christi) eingefaßt wird: Hand mit Geldbeutel, Leiter und Lanze, Rock Christi mit Würfel, Hammer, Zange und Nägel, Laterne und Schwert, Stab mit Schwamm und Säule, Geiselwerkzeuge. Nach unten hin folgt noch ein Totenkopf mit gekreuzten Gebeinen über einer Sanduhr und eine bis zum Boden der Grabkapelle reichende, mit einer weiblichen Maske verzierte Stütze. Die Seitenteile des Epitaphs zeigen mit Voluten versehenes Beschlagwerk, in das oben ein weiblicher und ein männlicher Porträtkopf, unten zwei geflügelte Engelsköpfe mit Fruchtgehänge eingearbeitet wurden. Das Grabdenkmal wurde während der französischen Besetzung Meisenheims im Jahr 1795 im Gegensatz zu den übrigen Denkmälern der Grabkapelle nicht beschädigt, da die Franzosen Herzog Karl anscheinend für einen „grand général“ hielten2). Daher waren bei der Ende des 19. Jahrhunderts erfolgten Restaurierung nur kleinere Ergänzungen bestoßener Teile und fehlender Wappenschilde erforderlich; dabei wurde die erstaunlicherweise nicht eingehauene, sondern lediglich auf den schwarz gefaßten Sandstein aufgemalte Schrift frisch vergoldet3) – die wenigen, im Textkommentar aufgeführten Fehler dürften auf diese Maßnahme zurückzuführen sein. Die willkürlich (?) eingesetzten Worttrenner (Quadrangeln) befinden sich teils in halber Höhe, teils auf der Grundlinie. Ergänzt nach Wickenburg (A). H. ca. 810, B. 300, Bu. 3,5-4 cm. Kapitalis, gemalt. A [IVSTITIAa) EXALTAT / GENTEM4)] B SIb) CREDIMVS IESVM MORTVVM ESSE ET RESVRREXISSE · / ITA ETIAM ET DEVS EOS QVI OBDORMIERINT IN IE=/SV ADDVCET CVM EO · THESS: CAP: IIII5) · C CAROLVS DEI GRATIA COMES PALATINVS RHENI DVX BAVARIAE. COMES VEL=/DENTIAE ET SPONHEIMII. V. FILIVS WOLFGANGI COMITIS PALA=/TINI RHENI &c) C(ETERA) ET ANNAE LANDGRAVIAE HASSIAE &c) NATVS NE=/OBVRGI AD DANVBIVM. ANNO CHRISTI MDLX DIE IVd) SEPTE(M)=/BRISe) IN PIETATE ET BONIS MORIBVS AB INFANTIA EDVCATVS / IVVENILEM VITAM IN AVLIS PALATINA SAXONICA ET BRAN=/DENBVRGENSI TRANSEGIT · WILHELMI DVCIS BRAVNSCHW=/GENSISf) ET LVNENBVRGENSIS &c) C(ETERA) ET DOROTHEAE REGINAE DAN=/NIAE &c) C(ETERA) FILIAE DOROTEAE · MATRIMONIO IVNCTVS EX EA / TRES FILIOS ET VNAM FILIAM PROCREAVIT. ET SVPERSTITES / RELIQVIT COMITATVM SPONHEIMENSENf) XVI. ANNOS / PIE IVSTE PRVDENTER ET PACIFICE ADMINISTRAVIT. TAN=/DEM MORBO CORREPTVS. HANC MORTALEM VITAM CVM=g) / COELESTI ETAETERNA GLORIA · PER VERAM FIDEM IN CHRI/STVMh) COMMVTAVIT ET PIE OBIIT IN ARCE BIRCKENFELD / DIE VId) DECEMBRIS ANNO CHRISTI. M.D.C . INDE TRANSLA=/TVS EIVSDEM MENSIS DIE XVIII. HIC HONORIFICE SEPVL/TVSi) · LOETAM RESVRRECTIONEM A MORTVIS AD VITAM AE=/TERNAM CVM OMNIBVS IN CHRISTVM CREDENTIBVS EXPECTAT / M(OESTISSIMA) · C(ONIVX) · L(IBERI) · E(T) · F(RATRES) · F(IERI) · C(VRAVERVNT)6) · D(EO) · O(PTIMO) · M(AXIMO) · S(ACRVM) D SISb) SAPIENS ET SIS PATIENS. DICENDO. SILENDO · QVI SAPIT ET PATITVR. DENIQVE VICTOR ERIT · Gerechtigkeit erhöhet ein Volk. Wenn wir glauben, daß Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird ja auch Gott die, welche in Jesus entschlafen sind, mit sich (in den Himmel) führen. Karl, von Gottes Gnaden Pfalzgraf bei Rhein, Herzog in Bayern, Graf zu Veldenz und Sponheim, fünfter Sohn Wolfgangs, Pfalzgrafen bei Rhein usw., und der Anna, Landgräfin von Hessen usw., geboren zu Neuburg an der Donau im Jahre Christi 1560, am 4. September, wurde in Frömmigkeit und in guten Sitten von Kindheit an erzogen. Seine Jugendzeit verbrachte er am pfälzischen, sächsischen und brandenburgischen Fürstenhof. Vermählt mit Dorothea, Tochter des Herzogs Wilhelm von Braunschweig und Lüneburg usw., und der Dorothea, Königin von Dänemark, zeugte er mit ihr drei Söhne und eine Tochter, die ihn sämtlich überlebten. Die Grafschaft Sponheim regierte er 16 Jahre lang fromm, gerecht, klug und Frieden stiftend. Von einer Krankheit schließlich hinweggerafft, vertauschte er durch seinen wahren Glauben an Christus dieses vergängliche Leben mit der himmlischen und ewigen Herrlichkeit und verschied fromm auf der Burg Birkenfeld am 6. Dezember des Jahres Christi 1600. Von dort aus wurde er am 18. Tag desselben Monats überführt und hier ehrenvoll bestattet. Er erwartet mit allen an Christus Glaubenden eine fröhliche Auferstehung von den Toten zum ewigen Leben. Die tiefbetrübte Gattin, Kinder und Brüder haben dieses, dem besten und höchsten Gott geweihte (Denkmal) errichten lassen. Sei weise und geduldig im Reden und Schweigen; wer Weisheit hat und Geduld, wird zuletzt Sieger sein. Distichon. Pfalz-Zweibrücken; Hessen (Landgrafen). Wappen mit Wappenbeischriften: PFALTZ, HESSEN, HOHENLOHE, BRVNSCH/WEIG ·; HESSEN, SACHSEN, MECKELB/=VRG ·, POLEN · Die vom Todesdatum abweichende Datierung des Grabdenkmals ergibt sich aus den erhaltenen Dokumenten über die Vergabe des Auftrages7). Die von den Meistern Conrad Wolgemuth8), Lorenz Schorin aus Zweibrücken, Thomas Falleysen aus Homburg, Meister Niclas aus St. Johann bei Saarbrücken und einem ungenannten Straßburger Bildhauer vorgelegten Entwürfe genügten anscheinend den gestellten Anforderungen nicht und wurden verworfen. Nach weiteren Verhandlungen kam erst am 20. September 1601 ein Vertrag mit dem Bildhauer „Michell Henckhell“ aus Bergzabern zustande, der das Werk für 320 Gulden, 10 Ohm Wein und einer späteren Sonderzahlung von weiteren 40 Gulden anfertigte. Da ihm von Pfalz-Zweibrücker Seite während der Arbeit an dem Epitaph freie Behausung und eine Werkstatt zugesagt wurde, kann man davon ausgehen,daß das imposante Grabdenkmal – abweichend von den üblichen Gepflogenheiten9) – nicht im südpfälzischen Bergzabern, sondern in Meisenheim selbst im Laufe des Jahres 1602 entstanden ist. Karl wurde als vorletztes von insgesamt zehn Kinder in der bayerischen Nebenresidenz seiner Eltern geboren. Dem Testament seines Vaters10) folgend, trat er im Jahre 1584 die Herrschaft im pfälzischen Teil der Grafschaft Sponheim mit Sitz in Birkenfeld an. Am 12. Mai 1586 heiratete er die damals 16jährige Herzogstochter Dorothea von Braunschweig-Lüneburg11). Entgegen der martialischen Darstellung auf seinem Grabdenkmal scheint sich der Verstorbene eher den Wissenschaften und der Pflege des geselligen Lebens zugewandt zu haben: Der zügige Ausbau der mittelalterlichen Burg Birkenfeld zu einem modernen Schloß und eine (erhaltene) umfangreiche Bibliothek12) legen davon Zeugnis ab. Diese Lebenshaltung drückt sich auch in dem vorliegenden Distichon aus, das Karl als Devise und Besitzvermerk sowohl in seine Bücher schreiben, als auch als bildliches Symbol auf seine Münzen prägen ließ13). Warum der Verstorbene nicht in der Fürstengruft der Schloßkapelle zu Birkenfeld bestattet wurde, ist unbekannt. Die Grabinschrift seines in der Ludwigsgruft der Meisenheimer Grabkapelle bei seinen Eltern beigesetzten Sarges wurde überliefert14). Der Sarg seines 1669 verstorbenen Sohnes und Nachfolgers Georg Wilhelm wurde 1776 ebenfalls in die Ludwigsgruft überführt15). Die von Karl I. gestiftete Linie Pfalz-Birkenfeld erwies sich als äußerst langlebig und stellte im 19. Jahrhundert die bayerischen Könige16). Nach Lehfeldt; Wickenburg überliefert IVSTIA. Erhöhter Anfangsbuchstabe. et in Form eines entsprechenden Zeichens. Mit Kürzungsstrich. Kein Kürzungsstrich erkennbar. Sic! Trennungszeichen sinnlos, wohl durch Verwechslung aus der folgenden Zeile nach oben gesetzt; es gehört zu CHRI=/STVM. Trennungszeichen fehlt, s. Anm. g. Trennungszeichen fehlt. Auf der Zeichnung bei Wickenburg noch abgebildet und noch von Lehfeldt und Heintz textlich überliefert, fehlt die Inschrift auf der Abb. in den Kdm. So Heintz. Vgl. die Notiz von Lucas/Clemen, Instandsetzung 42. – Eingehauen sind lediglich die Wappenbeischriften. Inwieweit bei der Restaurierung der Schrift auf die originale Substanz zurückgegriffen werden konnte, läßt sich nicht mehr sicher entscheiden. Man kann allerdings kaum davon ausgehen, daß sich in der heute sichtbaren Schrift die Formen der Urfassung widerspiegeln. Prv. 14,34. I Th. 4,14. – Da der lateinische Text der Vulgata erheblich von dem inschriftlich gebotenen abweicht, dagegen eine Abhängigkeit von der Lutherbibel nicht zu verkennen ist, könnte es sich hier um eine Rückübersetzung aus derselben handeln. Drescher löst F(ECERVNT) C(OLLOCARI) auf. Vgl. zum Folgenden die Auswertung bei Heintz und Kdm. nach den erhaltenen Akten im HStAM, Geheimes Hausarchiv, Act. repos. Nr. 1647. Er führte die Werkstatt des Johann von Trarbach in Simmern weiter; vgl. Nrr. 477f. von 1614, Nr. 489 von 1617 und Nr. 496 von 1619 sowie die Zusammenstellung weiterer, bisher unbekannter Werke bei Brucker, Wolgemuth pass. Vgl. etwa Nr. 341 von 1577. Vgl. Nr. 340 von 1575/1591 Anm. 25. Vgl. zur Nachkommenschaft Europ. Stammtafeln NF I Taf. 32; die Heiratsdaten nach Rodewaldt, Das Birkenfelder Schloß 1584-1717. Leben und Treiben an einer kleinen Fürstenresidenz, Birkenfeld 1927, 17. Vgl. dazu ausführlich Rodewald (wie Anm. 11), v.a. 14ff. Die vornehmlich theologisch ausgerichtete Sammlung bildet den Grundstock der Bibliotheca Bipontina in Zweibrücken. Vgl. die vom Birkenfelder Hofprediger Codonius am 18. Dezember in Meisenheim gehaltene Leichenpredigt [Sechs christliche Trost und Leichenpredigten über dem tödtlichen Abgang (...) deß (...) Fürsten und Herrn, Herrn Carls (...) Lauingen 1601, fol. F iiiv] und Heintz 248 Anm. 2. Vgl. Nr. 430 von 1600. Vgl. dazu ausführlich Nikitsch, Fürstengruft 8-10 mit Edition der eingravierten Inschriften. Vgl. Europ. Stammtafeln NF I Taf. 32 und 34. Pareus, Historia 210 (C). Wickenburg, Thesaurus Palatinus II 8 -9. (Zeichnung). Crollius, Denkmahl 160f. (B, C, D). K., Meisenheim (D). Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 461f. (A, B, D). Heintz, Begräbnisse Nr. 155. Geiler, Grabstätten 20 (D). Heintz, Schloßkirche 248ff. Kdm. 259f. mit Abb. 184. Schaffner, Meisenheim 38 (D; übers.). Fröhlich/Zimmermann, Schloßkirche 57ff. (übers.) mit Abb. 11. Drescher, Schloßkirche 30f. (übers.) mit Abb. 10 (Detail). Freckmann, Meisenheim mit Abb. 17. Reiniger, Stadt- und Ortsansichten 352 (teilw.; Stich um 1890). 7829 408 di034mz03k0043909 di034-0439 0 Bad Kreuznach, Schloßparkmuseum 1603-01-01 1603-12-31 1603AAA0000000A3 1603 11 Zwei Stelen mit Gedenkinschriften an einen weiten Sprung des Kurfürsten Friedrich IV. von der Pfalz mit seinem Pferd (sogenannter Pfalzsprung). Urprünglich am Ort des Geschehens auf einer Wiese zwischen Kreuznach und Hackenheim aufgestellt1), gelangten sie um 1928 wegen Bauarbeiten2) (Siedlung Herlesweiden) in den Vorgarten des damaligen Heimat- und späteren Karl-Geib-Museums und nach dessen Schließung Ende 1986 an den heutigen Standort. Zwei unterschiedlich große, jedoch nahezu gleich gearbeitete, mit Ranken- und Beschlagwerk verzierte Sandsteinquader: Unter vierseitigem Giebelabschluß beginnen beide Steine (I und II) auf einer Seite mit der dreizeiligen Datumsangabe (A), fahren rechts auf der folgenden Seite mit der das Geschehen schildernden siebenzeiligen Inschrift (B) fort, bringen auf der dritten Seite die reliefierte Darstellung eines sich im Absprung befindlichen (bei I) bzw. eines aufsetzenden Pferdes (bei II) und auf der letzten Seite jeweils das kurpfälzische Wappen3). Die nicht beschriebenen Seiten der Sockelzone weisen Diamantquaderung auf. Beide Stelen sind erheblich verwittert, dadurch Schriftverlust. Erg. nach Wickenburg. H. 145 (I), 132 (II), B. 33 (A), 38 (B), Bu. 3 cm. Kapitalis. I A AN[NO] SALVTIS / M D [C] III / IIII [DIE M]ARTII I B FRIDERIC(VS) IIII: CO[M(ES)] / PALAT(INVS) ELECT(OR) / DVX BAVAR(IAE) ET C(ETERA). / [AB H]OC LAPIDE / [A]D INFERIOREM / [F]ORTVNANTE DE[O] / SALTAVIT EQVO II A ANN[O SA]LVTIS / M D [C I]II / [II]II DIE MARTI[I] II B FRIDERIC(VS) III[I:] / COM(ES) PALAT(INVS) / ELECT(OR) D[VX] / BAVAR(IAE) E[T C(ETERA)] / AD HVNC LAPI[DEM] / A SVPERIOR[E] / FORTVNANTE D[EO] / SALT[AV]IT EQVO (I A, I B) Im Jahr des Heils 1603 am 4. März sprang Friedrich IV., Pfalzgraf, Kurfürst, Herzog von Bayern usw., mit seinem Pferd von diesem Stein mit Gottes Hilfe zum weiter unten gelegenen. (II A, II B) Im Jahr des Heils 1603 am 4. März sprang Friedrich IV., Pfalzgraf, Kurfürst, Herzog von Bayern usw., mit Gottes Hilfe mit seinem Pferd zu diesem Stein vom weiter oben gelegenen aus. Kurpfalz; Kurpfalz. Die leicht nach rechts geneigte Kapitalis zeigt eigenwillig gestaltete Ligaturen. Bei dem überwundenen Hindernis4) dürfte es sich um einen zur Entwässerung der zwischen Kehrenberg und Galgenberg liegenden Wiesen und Äcker dienenden Graben gehandelt haben. Seine Breite wird noch um die Mitte des 18. Jahrhunderts mit 24 Rheinischen Fuß bzw. einer Nürnberger Ruthe und 4 Fuß angegeben (ca. 9 m). Der „summa spectantium admiratione“ ausgeführte Sprung des Landesherrn und die dadurch veranlaßte Aufstellung der originellen Denkmäler fand bereits 1607 als Flurname „am Pfalzgrafensprung“ bzw. in den folgenden Jahren als „ahm Sprung“ oder „ahm Pfaltzsprung“ seinen geschichtlichen Niederschlag. In der Nähe der heutigen, nach dem Ereignis genannten Straße „Pfalzsprung“, vgl. dazu und zum Folgenden Ruser/Dellwing, Bad Kreuznach 136, Geib sowie ders., Hist. Topographie II 101f. Als Ersatz für die Originale wurden zwei die entsprechenden Stellen markierenden Betonklötze mit nachgegossenen Bronzeinschriften aufgestellt, vgl. Geib und die Abb. bei NN. Laut der Skizze bei Wickenburg waren die Steine im Gelände so angeordnet, daß Stein I im Süden, Stein II im Norden stand und die jeweiligen Seiten mit den Inschriften A nach Osten, B nach Norden, die beiden Pferde nach Westen und die Wappen nach Süden zeigten. Vgl. zum Folgenden die Angaben bei Geib (wie Anm. 1) und Wickenburg (lat. Zitat). J.P. v. Ludewig/D.H. v. Finsterwald, ... Germania princeps ... Frankfurt und Leipzig 1746, 239f. Wickenburg, Thesaurus Palatinus I 296f. (Zeichnung mit Lageskizze). Andreae, Crucenacum Palatinum 171. Widder, Beschreibung 32. Schneegans, Beschreibung 280. Zeichnung von Stadtbaumeister Peter Engelmann, kurz nach 1850 (Bad Kreuznach, Schloßparkmuseum, Graphische Sammlung, ohne Sign.; freundlicher Hinweis von Herrn J.J. Reisek, Bad Kreuznach). Geib, Hist. Topographie I 120. NN., Der Pfalzsprung, in: NK (1964) 44. 7830 408 di034mz03k0044002 di034-0440 1 Sponheim, ehem. Kloster 1603-01-01 1603-12-31 1603AAA0000000A3 1603 0 Grabplatte für den 30. und letzten Abt des Klosters Sponheim Jakob Spiera und seine spätere Frau Beatrix. Im Jahr 1667 von einem Historiographen auf der Suche nach „Grab=Schrifften“1) auf dem Klosterfriedhof „mit Mooß bewachsen“ aufgefunden und erstmals bildlich überliefert, wurde der Stein während der Renovierung der Klosterkirche in den Jahren 1868-70 „aus Versehen von einem Arbeiter zerschlagen“2). Große Platte mit Umschrift zwischen Linien, Textbeginn linke Leiste oben, Textverlauf entgegen dem Uhrzeigersinn, in der Kopfleiste ein zweizeiliger Bibelspruch. Im Mittelfeld unter großem Wappen jeweils dreizeilig die in größeren Buchstaben ausgeführten Namen der Verstorbenen mit ihren Todesdaten. Nach Hofmann3). Kapitalis, Fraktur? (Bibelspruch). Rom. 8. Weder Tod noch Leben kana) uns von der / Liebe GOttes scheiden.4) // HIC EGO IACENSb) VLTIMVS HVIVS ECCLESIAEc) SPANH(EIMENSIS) ABBAS / ET PRIMVS HVIVS LOCI PASTOR / CVM CONIVGE CHARISSIMA BEATRICE REQVIESCO. // JACOBVS SPIERA / OBIIT ANNO M. DC. IIId). / 30. NOVEMB(RIS) / BEATRIX CONJUX / IPSIVS VERO ANNO M. D. XCVII. / 5. NOVEMB(RIS). Hier liege ich, der letzte Abt dieser Sponheimer Kirche und erster Pfarrer dieses Ortes, und ich ruhe zusammen mit der teuersten Gattin Beatrix. Jakob Spiera starb im Jahr 1603, am 30. November; Beatrix, seine Gattin aber im Jahr 1597, am 5. November. Sponheim. Kurz vor der Aufhebung des Klosters Sponheim5) bestand die klösterliche Gemeinschaft nur noch aus dem seit 1560 regierenden Abt Jakob Spiera6) und einem einzigen Konventualen. Gegen ein jährliches Gehalt auf Lebenszeit übergab der Abt das Kloster am 13. Februar 1565 den kurpfälzisch-badischen Kondominatsherren, und trat gleichzeitig sein neues Amt als erster protestantischer Pfarrer der Gemeinde Sponheim an. Noch vor 1568 verheiratete er sich mit Beatrix, einer ehemaligen (wohl vorletzten) Äbtissin des nahegelegenen, erst 1574 aufgehobenen Zisterzienserinnen-Klosters St. Katharinen bei Braunweiler. Aus dieser Ehe entstammten sieben Söhne und zwei Töchter, deren Nachkommenschaft sich bis heute in Sponheim und Umgebung nachweisen läßt. Die Funktion des Wappens ist unklar, vermutlich bezieht es sich auf das Kloster, den Ort oder die ehemalige Grafschaft Sponheim. Legipontius überliefert soll. Legipontius und Widder überliefern hier JACOBVS SPIRA. Legipontius sowie Widder (und die von ihm abhängigen) überliefern hier COLLEGII – wohl eine Ergänzung aufgrund einer angeblichen Ausmeiselung dieser und anderer Textstellen während der spanischen Wiederbesiedelung des Klosters im Jahr 1622 (vgl. dazu Krauthausen 173 Anm. 6); Hofmann dagegen erwähnt im Jahr 1667 keinerlei Beschädigungen. Legipontius und Widder überliefern hier 1605, letzterer mit dem ausdrücklichen Hinweis auf die seiner Meinung nach irrtümliche Lesung bei Hofmann. Hofmann 132. So Schneegans, Trithemius 276. – Die Grabplatte befand sich zwischenzeitlich (1839) außen am Eingang zur Kirche in die Mauer eingelassen, vgl. Schneegans, Beschreibung 343. Legipontius überliefert den Text mit Worttrennern (puncti elevati). Rö. 8,38f. (Paraphrase). Vgl. dazu Schneegans, Trithemius 274ff. und allg. Dotzauer, Kondominium 8ff. Vgl. zu ihm und zum Folgenden Krauthausen 169ff. Hofmann, Ehren=Säule 134 (Abb.). Lucae, Graffen=Saal 601. Legipontius, Continuatio fol. 10f. Widder, Beschreibung 4, 88. Schneegans, Beschreibung 343f. Rhein. Antiquarius II 16, 482. Schneegans, Nahetal 45. Schneegans, Trithemius 275f. Kdm. 392. U. Krauthausen, Jacobus Spira. Letzter Abt des Klosters Sponheim und erster protestantischer Pfarrer zu Sponheim und seine Nachkommenschaft – zugleich ein Beitrag zur Geschichte der Reformation und Gegenreformation in Sponheim, in: MWGF 28/7 (1978) 169-173 (mit Abb.). 7831 408 di034mz03k0044100 di034-0441 0 Frei-Laubersheim, Rathaus 1603-01-01 1603-12-31 1603AAA0000000A3 1603 3 Spruchinschrift mit (sich mehrmals wiederholender) Jahreszahl auf einem über dem straßenseitigen Portal des alten Rathauses eingelassenen Wappenstein. Unter stark vorkragendem Gebälk drei reliefierte Wappenschilde zwischen zwei mit Fruchtgehängen geschmückten Pilastern, darunter in einer ovalen Rollwerk-Kartusche dreizeilige, datierte Inschrift (A) zwischen Löwenköpfen. Als Worttrenner des golden gefaßten Spruches dienen Doppelpunkte. Die das Erbauungsdatum angebende Jahreszahl (B) findet sich – schwarz ausgezogen und teilweise mit unterschiedlichen Steinmetzzeichen versehen – noch insgesamt sechsmal über das gesamte Rathaus verteilt: im Türsturz neben der einläufigen Außentreppe (mit Stmz. Nr. 41), im Scheitelstein des Portals unter dem Wappenstein, über dem straßenseitigen Rundfenster (mit Stmz. Nr. 42), an der Eckkonsole des polygonen Fachwerkerkers (mit Stmz. Nr. 43), erhaben ausgeführt auf dem (dorischen) Kapitell der mächtigen Mittelsäule der Halle im Erdgeschoß (mit Stmz. Nr. 43) und ausgeschnitten in der (modernen?) Wetterfahne des kleinen Dachreiters. Das Rathaus wurde in den Jahren 1983-85 grundlegend renoviert1) und farbig neu gefaßt. Bu. ca. 6 cm. Kapitalis. A REGIER · MICH · HER / NACH · DEINEM · WILENa) / ANNO 1603 B 1603 Wappen2): Kurpfalz; Baden (Markgrafschaft); Sponheim. Frei-Laubersheim geriet als sponheimischer Besitz nach der Teilung von 1437 unter das kurpfälzisch-badische Kondominat3). Der auffällige Wappenstein spiegelt somit in augenfälliger Weise die damaligen Machtverhältnisse wieder: Kurpfalz kontrollierte 3/5 des Ortes, sein überproportional weit gestrecktes Wappen nimmt wohl auch deswegen die gesamte linke Hälfte des Wappensteins ein, Baden dagegen mit 2/5 lediglich den oberen Teil der rechten Hälfte. Die verbliebene Lücke schließt das (eigentlich unnötige) Wappen der ehemaligen Grafschaft Sponheim. Das kurpfälzische Übergewicht wird zudem durch die Inschrift selbst angezeigt, bei der es sich um den persönlichen Wahlspruch4) des damaligen pfälzischen Kurfürsten Friedrich IV. handelt. Wegen Platzmangels ist der letzte Buchstabe kleinformatig in den Rahmen eingehauen. Vgl. dazu Mathes 119ff. und Denkmalpflege 1984, 179. Ausführliche Beschreibung bei Menninger. Vgl. dazu Dotzauer, Kondominium pass. Der Wahlspruch Friedrichs IV. hieß wohl richtig „Regier mich Herr nach deinem Wort“ (vgl. DI 12, Heidelberg, Nr. 529); vielleicht hatte man bei der Abfassung noch die Devise seines Vorgängers Friedrichs III. „Herr nach deinem Willen“ im Ohr (vgl. ebd., Nr. 340). E. Fritsch, Freilaubersheim, in: Behrens, Rheinhessen (s.d.) 29. H. Bumann, Kreis Alzey (Heimatkunde vom Großherzogtum Hessen 15) Gießen (o.J.) 38. A. Menninger, Dorfgerichtssiegel rheinhessischer Gemeinden, in: MzZs 33 (1938) 52. Höfel, Rechtsaltertümer 30. Heimatjb. des Landkreises Alzey 3 (1963) 14 (Abb.). Gerten, Chronik 91 (mit Abb.). Mathes, Flurnamen 119 mit Abb. S. 120a. Spille, Rathäuser mit Abb. 107f. Krumm, Kleinode 154. Lipps, Entdeckungsreisen 106. 7832 408 di034mz03k0044208 di034-0442 1 Lettweiler, Gemarkung 1603-01-01 1603-12-31 1603AAA0000000A3 1603 0 Grenzstein mit Jahreszahl und Wappen, etwa 500 m südöstlich vom Schreckhof an der Gemarkungsgrenze Lettweiler-Rehborn. 1975 erstmals erfaßt1), nicht aufgefunden. Stark hängender Quader mit flachem Kopf und ohne Weisung; auf der Südwestseite erhaben gearbeitetes Wappen, darüber Initialen, darunter Jahreszahl. Nach Dick. H. 35, B. 27 cm. Kapitalis. W · V · B / / 1603 Unbekannt (Hochkreuz). Der Stein wurde am 5. Juni 1975 von Karl Dick für die Kartei der Pfälz. AG für Grenz- und Flurdenkmäler aufgenommen und abgezeichnet. 7833 408 di034mz03k0044306 di034-0443 0 Sobernheim, Freilichtmuseum (aus Staudernheim) 1603-01-01 1603-12-31 1603AAA0000000A3 1603 0 Jahreszahl am Torbalken einer um 1980 abgebrochenen und an den heutigen Standort zum Wiederaufbau verbrachten Scheune, ehemals im Hofbereich des Anwesens Hauptstr. 28. Nach Freckmann. 1603 Bei der bis zum Abbruch von modernen Wirtschaftsgebäuden umgebenen Scheune handelt es sich um einen der regional seltenen, vielleicht dreischiffigen Firstständerbauten. K. Freckmann/B. Schmidt, Firstständerbauten auf dem Hunsrück und an der mittleren Nahe, in: Eine Freundesgabe der Hausforschung für Rolf Robischon, hg. von U. Haas. Konz 1988, 73-97, hier 83-87 mit Abb., Nachzeichnung und Lageplan. 7834 408 di034mz03k0044404 di034-0444 1 Kirn, Evang. Pfarrkirche 1604-01-01 1604-12-31 1604AAA0000000A3 1604 0 Grabdenkmal für Katharina Barbel Meiher. Noch um 1850 bzw. vor 1886 auf dem ehemaligen Kirchof nachweisbar1), wurde es vermutlich im Zuge der Renovierung der Kirche 1890-94 entfernt und als Baumaterial verwendet2). Aussehen und Ausführung unbekannt. Nach Schneider. Anno 1604 den 27 Januar (starb)a) Katharina Barbel des Ehrenfesten und fornehmen Hans Meihers Müntzergesell eheliche Tochter Die den Wild- und Rheingrafen zu Kyrburg und Dhaun gemeinsame Kirner Münzstätte3) befand sich in der heutigen „Linken Hahnenbachstraße“ und arbeitete lediglich in dem kurzen Zeitraum zwischen 1594 und etwa 1612. Die genannten Personen sind sonst unbekannt; befremdlich wirken die einem Handwerksgesellen zugedachten Epitheta. Schneider setzt an die Stelle des Wortes ein †. Nach Schneider und Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 302, der auf insgesamt 17 (heute verlorene) Grabsteine hinweist, die außen an der Nordmauer der Kirche aufgestellt waren. Vgl. Peitz, Kirche 20. Vgl. zum Folgenden Ohlmann, Kirn 193ff. Schneider, Notizen II (nach Eintrag 1561). 7835 408 di034mz03k0044502 di034-0445 1 Kirn, Evang. Pfarrkirche 1604-01-01 1604-12-31 1604AAA0000000A3 1604 0 Glocke mit Meisterinschrift. Noch um 1850 als mittelgroße, östlich im Turm aufgehängte Glocke eines Dreiergeläutes nachweisbar, wurde sie am 1. April 1878 umgegossen1). Aussehen und Ausführung unbekannt. Nach Schneider. Bei Schulteisena) Daniel Schönwalt Kirchenschaffner Niclas Mauer Schloß Baumeister Martin Offenstein Gose diß Glock Caspar Rebpoun Anno MDCIIII. Der sonst unbekannte Meister goß im Jahr 1604 für die evangelische Kirchengemeinde noch zwei weitere Glocken2), deren Inschriften allerdings nicht überliefert sind. Der Vorgang fand in Kirn auf der sogenannten Schülerkiesel statt. Für den dort aufgebauten Schmelzofen, die Beschaffung der Glockenspeise, den Glockenguß und die Aufhängung der Glocken im Turm bezahlte die Kirchenkasse insgesamt 265 Gulden 15 Alben, davon erhielt der Glockengießer als eigentliches Honorar etwas mehr als 51 Gulden. Schönwaldt war Lehrer, Notar und von 1596 bis 1613 Oberschultheiß von Kirn3). Sein direkter Amtsnachfolger war bis zu seinem Tod im Jahre 1631 Niclas Mauer4), der frühere Rentmeister der Wild- und Rheingrafen zu Dhaun (1589-93), hier noch erwähnt in seiner Funktion als Verwalter des Kirchenvermögens4). Sic! Vgl. Schneider, sowie Nr. 99 aus dem 14.Jh. Vgl. zum folgenden Penningroth, Beiträge Nr. 6. Vgl. die Bauinschrift Nr. 407 von 1598. Vgl. Penningroth, Beiträge Nr. 11 und ders., Kirner Schultheißen. Schneider, Notizen II (nach Eintrag 1561). 7836 408 di034mz03k0044600 di034-0446 0 Oberhausen/Nahe, Evang. Kirche 1605-01-01 1605-12-31 1605AAA0000000A3 1605 2 Grabplatte des Blick-von-Lichtenbergischen Verwalters Sebastian Mayer. Sie wurde 1868 aus dem Schutt des Vorgängerbaus geborgen1) und innen in die Südwand der damals neu erbauten Kirche eingelassen. Große Platte aus weißgelbem Sandstein mit Umschrift (A) zwischen Linien; im oberen Mittelfeld neunzeiliges Grabgedicht (B), darunter in stabwerkgerahmter, mit kleinen Voluten versehener Tafel Bibelspruch (C) in sechs Zeilen. Die untere Leiste der Umschrift wird durch die Fußbodenplatte verdeckt, zudem ist die untere Hälfte der linken Leiste stark verwittert. H. ca. 204, B. 84, Bu. 4,5-13 cm. Fraktur. A Den 23 Mertz anno 1605a) / Ist in got selig entschlaffen Sebastian Mayerb) Burgerc) vnd Blickischer din/[er ..... seines] / alters 60 · Jar Warttendt einer Frolichen Auffersteheungd) · B Der Todt kompt gewiß = / ohn alles Sorgen · Die Stundt vnd orth Ist = / Vns verborgen · Welches bezeug · Ich Bastian · Der todt vff‘m weg mich griffe an · In Bingen starb ich - ligt mein leib Begraben hie - Warth ewiger / freydt · C Psalm 24 / Cap: / Die erde ist des herren / vnd was darinen ist · / der Erdtboden · vnd / waß Daruff Wohnet ·2) Knittelverse. Die etwas ungelenk gehauene, leicht gekünstelt wirkende Fraktur läßt bei einigen Buchstaben die individuelle Handschrift des lokalen Bildhauers erkennen: zweibogiges (!) großes und kleines p und zweibogiges rundes s mit gerader Haste. Der im Jahr 1545 geborene Sebastian3) war einer der beiden überlebenden Söhne aus der einer Seuche erlegenen Familie des Duchroth-Oberhausener Pfarrers Bernhard May(er); er scheint im Duchrother Schloß der Blick von Lichtenberg4) Aufnahme gefunden zu haben und trat später als Wirtschaftsverwalter in deren Dienste. Wohl auf einer im Auftrag seiner damals in Duchroth residierenden Herrin Maria Salome Blick von Lichtenberg5) unternommenen Geschäftsreise ereilte ihn in Bingen der inschriftlich in Knittelversen thematisierte, plötzliche Tod. Maria Salome ließ den Leichnam auf den gemeinsamen Friedhof nach Oberhausen/Nahe überführen und dürfte auch für die Anfertigung der Grabplatte gesorgt haben. Herzog überliefert fälschlich 1602. Ebd. May. Burger bis einschließlich einer fehlt bei Herzog. Sic! So Herzog, Kirchengemeinden 12. – Ansicht der gotischen Ruine bei E.Th. Engelmann, Kurze Geschichte und Beschreibung von Kreuznach und dem Nahethal. Als Wegweiser für Reisende und zur Kunde für Einheimische. Heidelberg 1831, nach S. 22 sowie bei Reininger, Stadt- und Ortsansichten 386. Ps. 24,1. Vgl. zum Folgenden Herzog, Kirchengemeinden 11f. Vgl. Nr. 610 aus dem 16./17.Jh. Vgl. Nr. 531 von vor 1635. Herzog, Duchroth 257 mit Umzeichnung 255. 7837 408 di034mz03k0044708 di034-0447 1 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1605-01-01 1605-12-31 1605AAA0000000A3 1605 0 Grabinschrift für Sophia Quadt von Landskron geb. von Palant. Noch 1614 rechts im Chor der damaligen Stadtpfarrkirche nachgewiesen, verloren. Vier Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Sophia Quadt von Landtscron Wittwe geborene von Pallant ist im Herrn entschlaffen zu Creutznach anno d(omi)ni M D C V ihres Alters wohl bedacht vnnd lebens satta) im LXXV. Jahr den XX Julÿ. Alpen, Palant; Krümmel, Prent1) (unter ledigem Schildhaupt drei Pfähle). Sophia2) wurde 1525 als Tochter Gerhards von Palant zu Flammersheim und seiner Frau Johanna Krümmel von Eynatten geboren. Mit zwanzig Jahren heiratete sie Lutter Quadt von Landskron3). Nach dessen Tod im Jahre 1586/87 dürfte sie zu ihrer Tochter Susanne, Ehefrau des später in Kreuznach residierenden kurpfälzischen Oberamtmannes Johann zu Eltz4) gezogen sein und wurde nach ihrem Ableben in der Kreuznacher Grablege dieser Familie beigesetzt. Das ungewöhnliche Formular läßt auf ein epitaphähnliches Grabdenkmal schließen. Die dort angebrachten Wappen zeugen von der niederrheinischen Herkunft ihrer Eltern. Roth liest lebens statt. So die Identifizierung von Helwich. Vgl. zum Folgenden Europ. Stammtafeln NF VIII Taf. 63f. Vgl. ebd. IV Taf. 83. Vgl. Nr. 465 von 1609. Helwich, Syntagma 309. Roth, Syntagma 2 (1884) 42. Roth, Eltz 395. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 20 (alle nach Helwich). 7838 408 di034mz03k0044806 di034-0448 1 Waldböckelheim, Gemarkung 1605-01-01 1605-12-31 1605AAA0000000A3 1605 0 Grenzstein mit Jahreszahl und Wappen an der Gemarkungsgrenze Waldböckelheim-Sponheim. 1977 erstmals erfaßt1), nicht aufgefunden. Geradestehender Quader mit flachem Kopf und ohne Weisung; auf der Nordseite Jahreszahl (A) mit Initialen und Wappen, auf der unbeschrifteten Südseite Wappen mit dem Mainzer Rad und auf der Ostseite vermutlich neuzeitliche Markierung (B). Starke Beschädigungen. Nach Hommer. H. 52, B. 30 cm. Kapitalis. A 1605a) / S Pb) B II B / 77 Kurpfalz2); Baden-Sponheim; Mainz (Erzbistum). Die Wappen erklären sich durch die damalige Zugehörigkeit des Amtes Böckelheim zu Kurpfalz, während die angrenzende Gemarkung Sponheim zum Amt Kreuznach gehörte, das seit 1447 als Teil der früheren Vorderen Grafschaft Sponheim3) unter pfälzisch-badischem Kondominat stand. Obere Hälfte der 5 als Kreuzeszeichen gebildet. Als Auflösungen bieten sich sowohl SP(ONHEIM) als auch S(PONHEIM) P(FALTZ) an. Der Stein wurde am 26. März 1977 von Hermann Hommer für die Kartei der Pfälz. AG für Grenz- und Flurdenkmäler aufgenommen und abgezeichnet. Die heraldisch rechte Seite unkenntlich, Reichsapfel und Rauten sind jedoch noch eindeutig erkennbar. Vgl. Dotzauer, Kondominium 258. 7839 408 di034mz03k0044906 di034-0449 0 Becherbach bei Kirn, Evang. Pfarrkirche 1605-01-01 1655-12-31 1605AAF0000000A3 nach 1605 4 Grabplatte des evangelischen Pfarrers Salomon Leo. Ehemals im Mittelgang des Kirchenschiffs, wurde sie wohl anläßlich der Renovierung der 1783-86 neu erbauten Kirche in den Jahren 1911-131) links vom östlichen Zugang zum Kirchhof innen plan in die Mauer eingelassen. Einfache, schmale Platte aus gelbem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, die sich im Mittelfeld in vier elegischen Distichen fortsetzt, die in der Regel jeweils drei Zeilen beanspruchen (die dritten Zeilen nach rechts ausgerichtet), mitunter aber auch in zwei gepreßt wurden2). Die untere Leiste fehlt vollständig, die rechte ist bis auf wenige Buchstabenreste abgetreten, das Mittelfeld verwittert zusehends. H. 168 (frg.), B. 85, Bu. 4-5,5 cm. Kapitalis mit Minuskeln. ANNO REPARATAE / PER[PETVAE SALVTISa) . . . ]Zb)[.. / . . . . . / ...E]CCLESIAE BECHERBACENSIS MINISTER // MOR[T]V[VS] HIC DORMIT / S[ALOMON]IS NOMINE / CLARVS / CVI LEOc) COGNOMEN / MISNIA QVEM GENVIT / AT NATALE SOLVM CHe(M)/NITZd) FVIT ET DEDIT arte(m)e) / AVXIT QVAM PAstO/RISe) MVNERE CIR[...]f) / O FERA MORS NESCIS / DOCTORI PARCERE ta(n)t[o]g) / HAVD MISERANS MA/TREM FILIOLOSQVE / THORI / FALCE TVA CHRISTI / SERVOS MODO LAE/DERE PERGE / REDDERE COGE/RIS QVOS TIBI SV/STVLERAS Im Jahr der Erneuerung (des ewigen Heils) (... starb ...), Diener der Kirche zu Becherbach. Hier ruht im Tode der berühmte (Mann) namens Salomo, der den Familiennamen Leo hatte; diesen hat Meißen (die Landschaft) geboren, aber sein Geburtsort war Chemnitz; dieses (Chemnitz) gab ihm die Wissenschaft, die (Kirn?) durch das Amt des Pastors noch mehrte. O harter Tod, der du nicht einen solchen Gelehrten zu schonen vermagst und nicht Erbarmen hast mit der Mutter und den kleinen Kindern aus der Ehe. Fahre nur fort, mit deiner Sichel die Diener Christi zu töten, du wirst doch gezwungen, alle die zurückzugeben, die du dir genommen hattest. Vier Distichen. Die schlichte Gestaltung der Grabplatte und die recht unsichere Ausführung der nicht sehr tief eingehauenen Inschrift deuten auf eine flüchtig angefertigte Arbeit hin. Dies steht im Gegensatz zu ihrem anspruchsvollen Inhalt mit der Aufteilung in Umschrift, Lebenslauf und Grabspruch. Der Verstorbene wurde bisher mit dem zwischen 1653 und 1656 als Pfarrer in Becherbach nachweisbaren Wilhelm Glarus oder Clarus verwechselt3). Es handelt sich jedoch in Wirklichkeit um den aus Chemnitz stammenden, 1598 „gratis“ an der Universität Heidelberg4) studierenden Salomon Leo, der sich 16055) als Becherbacher Pfarrer seinem Kellenbacher Amtskollegen als Taufpate zur Verfügung stellte. Vermutlich war er Nachfolger des bis 15956) in Becherbach nachweisbaren Pfarrers Konrad Mögenius. Da Salomon Leo in Kirn weder als Pfarrer noch als Kaplan tätig war7), dürfte der in der vorliegenden Inschrift vermutete Ortsname aus metrischen Gründen als bekannter, Becherbach benachbarter Ort gewählt worden sein. Vermutlich hängt der plötzliche Tod der gesamten Pfarrerfamilie mit einer damals grassierenden Seuche zusammen. Zu ergänzen wäre diese seltene Formel auch zu PER[ENNIS SALVTIS]; vgl. auch „Anno salutis nostrae reparatae“ als Titel des Merxheimer Sterberegisters von 1654 (Schlickum, Merxheim 36) und „Anno reparatae salutis“ in DI 33 (Stadt Jena) Nrr. 234 und 251. Möglich auch 2 als Ziffer. Kdm. liest VILIO und deutet irrtümlich – wie vor ihm Lentze – den Namen als „Wilhelm Clarus“. Sic! Kdm. liest CHEMNITZ. Wohl wegen Platzmangels wurden Minuskeln benutzt. Lesung unsicher. Hier wäre wohl als Ortsname an das benachbarte Kirn zu denken, also mit CIRA, CIRN oder CIRNVM zu ergänzen; die folgenden Zeichen sind nicht mehr zu entziffern. Kdm. lesen (metrisch unmöglich) CHRIST. Wie Anm. e; Lentze und Kdm. lesen CHRISTI. Vgl. dazu Renard, Becherbach 9. Wenn der Platz am Ende der Zeile nicht mehr reichte, wechselte der Bildhauer oder Steinmetz von der Kapitalis in eine Minuskelschrift. – Entscheidende Hinweise zur Lesung und Interpretation des Textes verdanke ich Dres. Luise und Klaus Hallof, Berlin. Vgl. Franzmann, Becherbach 107. Vgl. Toepke, Matrikel Heidelberg II, 195. Dies war der bisher einzige Nachweis zu seiner Person, vgl. den Nachtrag bei Lentze, Becherbach 167. Vgl. Nr. 338 von 1574. Vgl. dazu Glaser, Pfarrer-Verzeichnis. Lentze, Becherbach 44. Kdm. 121. 7840 408 di034mz03k0045009 di034-0450 0 Bad Kreuznach, Schloßparkmuseum 1606-01-01 1606-12-31 1606AAA0000000A3 1606 1 Grabplatte für den städtischen Amtsträger Hans Culman(beck). Gegenwärtig noch im Magazin des ehemaligen Karl-Geib-Museums in eine Kellerwand eingemauert1), bisher unbeachtet. Große Platte aus weißgelbem Sandstein mit drei umlaufenden Rundstäben als Randleiste. Im Mittelfeld 16zeilige, nach der ersten Zeile von einem reliefierten Wappen unterbrochene Grabinschrift mit Bibelspruch, abschließend Steinmetzzeichen (Nr. 44). Geringer Schriftverlust in der verwitterten linken unteren Hälfte. H. 190, B. 94, Bu. 6,5 cm. Kapitalis. ANNO · DOM(INI) · 1606 · // DEN · 10 · FEBRVARI · / STARB · DER · ERNHAFT / HER · HANS · CVLMANBECK / DES · RATHS · VND GERICHT/S · SHEFENa) · ALLHIE · ZV · CRV:/TZN[AC]H · DEM · GOTT · / EINE [· FRÖLI]CH · AVFFERSTEH:/VNGb) · [VER]LEIEN · WOLLE · AM/EN · SEI[N]ES · ALTERS · 84 · IAR / LVC: 2 · CAP · / HER · NVN · LAESESTVc) · D[EINEN ·] / DINER [· IN ·] FRIDE · FAREN · / W[IE · DV ·] GESAGT HATa) · DENME:/INE · [A]VGEN · HABENDEINE/N HEILANDT · GESEHEN2) · Culman(beck), Hans (zwischen drei 2:1 gestellten Blüten (?) ligierte Initialen HK. Die gleichstrichig eingehauene Kapitalis zeigt als Besonderheit3) D mit weit nach hinten über das obere Hastenende hinaus gezogenem Bogen. Die ohne Rücksicht auf Worttrennung vorgenommenen Ligaturen in den letzten Zeilen sind wohl auf den zur Neige gehenden Platz zurückzuführen. Laut Inschrift wurde Hans Culman(beck) im Jahr 1522 geboren, vielleicht als Sohn des 1547 als Ratsherrn erwähnten Niklas Culmann4). Zwischen 1560 und 16055) wird der Verstorbene durchgehend als Schöffe genannt, 1578 fungierte er als Bürgermeister, zudem von 1594 bis 1599 als Stadtbaumeister. Im Jahr 1602 übernahm er zusätzlich das Großzollamt. Seine protestantische Konfession vorausgesetzt, wurde er – wie andere städtische Amtspersonen auch – vermutlich in der damaligen Stadtpfarrkirche (und heutigen evangelischen Pauluskirche) begraben. Sic! Zweites F kleiner geschrieben. Lutherbibel: „LESSESTU“. Die Grabplatte soll demnächst in das neue Schloßparkmuseum überführt werden. Lk. 2,29-30. Vgl. auch Nr. 488 von vor 1617. Vgl. Velten, Weck- und Weinbuch 11. Der Verstorbene wird in den verschiedenen Listen stets als „Hans Culmann“ oder „Hans Culmann Beck“ bezeichnet. Da sein mutmaßlicher Vater wohl als „Schnurmacher“ tätig war, ist dies vielleicht ein Hinweis auf seinen ursprünglichen Beruf als Bäcker. Vgl. zum Folgenden Velten, Bürgerbuch 27, ders., Weck- und Weinbuch pass. und ders., Waldbuch 7. 7841 408 di034mz03k0045107 di034-0451 0 St. Johannisberg, Evang. Kirche 1606-01-01 1606-12-31 1606AAA0000000A3 1606 2 Grabplatte des Wild- und Rheingrafen (zu Dhaun) Adolf Heinrich. Sie wurde anläßlich der Renovierung der Kirche in den Jahren 1909/10 gehoben1) und innen an die Südwand des Chors gestellt (Plan Nr. 21). Große Platte aus weißgrauem Sandstein mit Umschrift (A) auf profilierter Leiste, im Mittelfeld unter reliefiertem Vollwappen Bibelspruch (B) in 14 Zeilen auf einer mit Beschlagwerk gerahmten Tafel2). Die Beschriftung der oberen linken Ecke ist fast vollständig abgewittert, die rechte untere Ecke wurde ergänzt. H. 220, B. 106, Bu. 3,5 cm. Fraktur und Kapitalis. A [.... ...... s]vndtaga) den 26 / Feb(ruarii) nachts zwische(n) 10. vnd 11. vhr(en) Starb der Wolgebor(ne) Graue vnd Herr. H(err) [Ad/o]lff Heinrich wildt vn(d) Reingr[aue] / Graue zu Sal(m), vndt Herr zu Vinstinge(n) seins alters 49 iar der sele[n Gott genad] B HIOB CAP · 19 · / Aber ich weiß daß mei(n) / erlöser lebt und er wirdt / mich hernach aus der erd=/en aufferwecken, Vnd wer=/de dar nach mit dieser / meiner Haut Vmbgebe(n) / Werden, Vnd werde in / meinem fleisch Gott / sehen, denselben werde / ich mir sehen, und / meine augen wer=/den ihn scawenb) vnd / kein frembter3). Wild- und Rheingrafen (zu Dhaun). Die exakt gehauene Frakturschrift zeigt durch ihre elegante Linienführung und die ungewöhnlichen Ligaturen ein bemerkenswert hohes Niveau in der Gestaltung der einzelnen Buchstaben. Der im Jahr 1557 als fünfter Sohn des Wild- und Rheingrafen Philipp Franz4) geborene Adolf Heinrich studierte wie sein ebenfalls in der Stiftskirche begrabener Bruder Johann Christoph (†1585)5) in seiner Jugendzeit in Padua, Straßburg und Paris; aufgrund der Teilung der Rheingrafschaft im Jahre 1574 (real 1588) stiftete er die jüngere Linie der Wild- und Rheingrafen zu Dhaun6). Nach seiner Rückkehr aus französischen Kriegsdiensten7) heiratete er im Frühsommer 1588 Juliane, Tochter des Grafen Johann des Älteren von Nassau-Dillenburg8). Weil Adolf lutherischen, Juliane aber reformierten Bekenntnisses war, wurde insgesamt sieben Jahre lang verhandelt, bis ein theologisch ausgeklügelter Ehevertrag zustande kam9). Vier ihrer insgesamt sieben Kinder verstarben früh, für Johann Philipp (†1591) und Anna Maria (†1597) bzw. Adolf (†1599) wurden in der ehemaligen Stiftskirche aufwendig gearbeitete Epitaphien errichtet10). Seine Nachfolge trat sein 1589 geborener, bis 1638 regierender Sohn Wolfgang Friedrich an11). Die vorgenommene Datierung richtet sich nach dem überlieferten Todesjahr des Verstorbenen12). Da die Wild- und Rheingrafen seit 1555 protestantisch waren, müßte an dieser Stelle gemäß altem Kalender als Wochentag Mittwoch genannt sein. Da der 26. Februar nach der Zählung neuen Stils auf einen Sonntag fiel, muß man bei der Abfassung der Grabinschrift eine Verwechslung der Kalender annehmen. Sic! Vgl. Hensler, Wiederherstellung 50. Geringe Farbspuren könnten auf eine ehemals rote Ausmalung der Buchstaben hinweisen. Job 19,25-27. – Die Leichenpredigt wurde in allen wild- und rheingräflichen Kirchen über Ws. 16,12 gehalten, vgl. Fröhlich, Superintendenten 91. Vgl. dessen verlorene Grabinschrift Nr. 315 von 1561. Vgl. Nr. 367 von 1586/87. Vgl. die genealogischen Übersichten bei Schneider, Geschichte 203 und Europ. Stammtafeln NF IV Taf. 104, sowie zur Geschichte dieser Herrschaft Jüngst, Chronik 16f. Vgl. Schneider, Geschichte 143 und 147. Vgl. Europ. Stammtafeln AF I Taf. 116. – 1619 heiratete sie in zweiter Ehe den Grafen Johann Albrecht I. von Solms-Braunfels und verstarb am 4. Oktober 1630. Vgl. auch ihr von eigener Hand verfaßtes Testament vom 1. August 1626 (FSSA Anholt, Archiv Dhaun, Tit. I D Nr. 531). Vgl. zu diesen mit großem religiösem Ernst geführten Verhandlungen die Studie von H. Fröhlich, Das Zustandekommen der lutherisch-reformierten „Mischehe“ zwischen dem Wild- und Rheingrafen Adolf Heinrich von Dhaun und der Gräfin Juliane von Nassau-Dillenburg, in: MRKg 26 (1932) 164-172. Vgl. die Nrr. 379 und 410. Vgl. Nr. 539. Vgl. Fröhlich, Superintendenten 91. – Die Beerdigung erfolgte am 16. März 1606 in der ehemaligen Stiftskirche. Kdm. 336. Fröhlich/Zimmermann, Stiftskirche 15. 7842 408 di034mz03k0045205 di034-0452 0 Sobernheim, Evang. Pfarrkirche 1606-01-01 1606-12-31 1606AAA0000000A3 1606 3 Grabplatte für das Kind Agnes Susanna Heus, innen in die Südwand des Chors eingelassen. Kleine, sich nach unten hin leicht verjüngende Platte aus Sandstein mit Umschrift (A) auf erhabener Leiste. Im vertieften Mittelfeld unter einer kleinen Rosette Wappen im Lorbeerkranz (daran Kordeln und Fruchtgehänge), darüber zwei reliefierte Ahnenwappen, darunter Beschlagwerktafel mit Bibelspruch (B) in sechs Zeilen. Fraglich ist, ob die wohl in den sechziger Jahren1) dieses Jahrhunderts großzügig aufgetragene Farbfassung originalem Befund entspricht. H. 105, B. 69 (oben) 60 (unten), Bu. 2-3 cm. Kapitalis. A AGNETI · SVSANNAE · HEVSIN / FILIOLAE · PERPVLCHRAE · DEO AC · SVIS CARIS(SIMAE) / PARENTES · MOESTI AMORIS / ERGO · H(OC) M(ONVMENTVM)a) · F(IERI) · F(ECERVNT) · ObIITb) PLACIdEb) XX MARTII · 1 · 6 0 · 6 · B · MARC(VS) · 10 · / LASSET · DIE · KINDLIN ·c) / ZV · MIR · KOM(M)EN ·c) / · DEN · DAS ·c) / HIMMELREICH / · IST · IHR ·c)2) Dem Töchterchen Agnes Susanna Heus, das Gott und ihren teuren Angehörigen wohlgefällig war, ließen die tief betrübten Eltern aus Liebe dieses Denkmal setzen. Sie starb sanft am 20. März 1606. Heus (auf damasziertem Schild mit seitwärts flatterndem Haar versehener Mädchenrumpf über unbekanntem Gerät); Maß (auf damaziertem Schild schrägrechtes Wellenband). Die Kapitalis der Umschrift zeigt durch die Behandlung einzelner Buchstaben (A mit gebrochenem Balken, O mandelförmig, einzelne Minuskeln) und durch die zahlreichen Ligaturen abwechslungsreiche, zeittypische Formen. Die sparsam eingesetze Symbolik verweist wohl auf das ewige Leben (Lorbeerkranz), den jungfräulichen Stand der Verstorbenen (Rosenblüte) und die Freuden im Paradies (Fruchtgehänge). Agnes Susanna war eine Tochter des damaligen Sobernheimer Pfarrers Johann Karl Heus und seiner Frau Anna Maß, von denen eine am Priorhof angebrachte Bau- und Spruchinschrift überliefert ist3). Befund HM. Sic! Zwei Trennstriche als Worttrenner. Vgl. Nr. 138 von 1463 Anm. 3. Mk. 10,14. Vgl. zur Familie den Kommentar zu Nr. 464 von 1609. Kdm. 362. 7843 408 di034mz03k0045303 di034-0453 1 Waldböckelheim, Kath. Pfarrkirche St. Bartholomäus 1606-01-01 1606-12-31 1606AAA0000000A3 1606 0 Grabplatte (?) des Christoph von Hammerstein. Ehemals in der romanischen, im Jahr 1832 abgerissenen Kirche1), wurde sie beim anschließenden Bau der heutigen Kirche als Fundamentstein verwendet2). Ein Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno 1606. den 26. tag Nouemb(ris) starb der Edel vnd Vest Christoffel von Hammerstein. Hammerstein (drei 2:1 gestellte dreilätzige Kirchenfähnchen). Christoph war eines von fünf Kindern aus der Ehe des kurpfälzischen Amtmannes auf Schloß Böckelheim Johann Werner von Hammerstein und seiner Frau Anna Martha geb. Wolf von Sponheim3). Er scheint früh verstorben zu sein. Mit seinem Bruder Friedrich Christoph (†1685), einem berühmten Reitergeneral im 30jährigen Krieg4), starb die rheinische Linie des Hauses Hammerstein aus. Vgl. dazu Caspary, Waldböckelheim pass. Vgl. Hahn, Geschichte 83 Anm. 1. Vgl. ihr gemeinsames Grabdenkmal in Stromberg Nr. 505 von 1622. Vgl. zu ihm ausführlich Zepp, Hammerstein pass. Helwich, Syntagma 446 (Konzept), 447 (Reinschrift). Roth, Syntagma 1 (1883). 7844 408 di034mz03k0045401 di034-0454 1 Roxheim, ehem. evang. Pfarrhaus 1606-01-01 1606-12-31 1606AAA0000000A3 1606 0 Spruchinschrift an dem ehemaligen, im Jahr 1752 abgerissenen „alten Pfarrhauß“. Sie ist überliefert durch einen Eintrag1) auf dem Innendeckel des 1746 begonnenen Roxheimer Kirchenbuchs. Nach Kirchenbuch. pastorIs MagnI qVIsqVIs hIC pasCIs oVILe haeC eXtrVCta tIbI teCta tVIsqVe sVbI. Der du, wer auch immer du bist, die Herde des großen Hirten hier weidest, gehe unter dieses Dach, errichtet für Dich und die Deinen. Chronodistichon. Die in dieser Zeit nur noch selten verwendete Art der Datierung2) ergibt aus den erhöhten Zahlzeichen das Erbauungsjahr des ehemaligen Pfarrhauses. Verfasser des wohl über der Eingangstür angebrachten Spruches war vermutlich der damalige, aus Holland stammende Pfarrer Jakob Oberkampf3), der von 1604 bis 1613 die reformierte Pfarrstelle bekleidete. Von der Hand des damaligen Pfarrers Johann Friederich Abegg, dem Vater des gleichnamigen, 1765 in Roxheim geborenen, späteren Heidelberger Universitätsprofessors und Reiseschriftstellers; vgl. dazu Brandenburg 26ff. und W. und J. Abegg (Hgg.), Reisetagebuch von 1798 von J.F. Abegg. Frankfurt 1987, 7. Vgl. RDK III (1954) 749ff. Vgl. zu ihm ausführlich Brandenburg 20f. Kirchenbuch der Evangelisch-Reformierten Gemeinde zu Roxheim ... angefangen den 13.1.1746 durch Johann Friedrich Abegg Heydelberga-Palatinum, Pfarrer dahier (Bad Kreuznach, Archiv des Evangelischen Kirchenkreises). A. Weigel, Inschriften, die es in sich haben, in: KHbll. 4 (1963) 15. H.-Chr. Brandenburg, Kirchengeschichte und Pfarrergeschichte von Roxheim, in: FS Roxheim (s.d.) 8. 7845 408 di034mz03k0045509 di034-0455 1 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1607-01-01 1607-12-31 1607AAA0000000A3 1607 0 Grabinschrift für Anna Sophia zu Eltz-Blieskastel-Wecklingen. Noch 1614 rechts im Chor der damaligen Stadtpfarrkirche überliefert, verloren. Vier Wappen, sonstiges Aussehen unbekannt. Nach Helwich. Jungfrauw Anna Sophia Dochter zu Eltz ist gestorben zu Creutznach vf dem Schloß den 23. Januarÿ ihres Alters im 19 Jahr anno d(omi)ni 1607 vnnd licht alhie begraben. Eltz, Nassau zu Sporkenburg; Quadt von Landskron, Palant. Anna Sophia war wohl die älteste Tochter aus der Ehe des in Kreuznach residierenden kurpfälzischen Oberamtmanns Johann von Eltz-Blieskastel-Wecklingen1) mit Susanne Quadt von Landskron. Sie verstarb auf Schloß Kauzenburg, dem Amtssitz ihres Vaters, und wurde wie ihre Geschwister in der Familiengrablege beigesetzt. Das ungewöhnliche Formular der Inschrift läßt an ein dort angebrachtes, epitaphähnliches Grabdenkmal denken. Vgl. Nr. 465 von 1609. Helwich, Syntagma 307. Roth, Syntagma 2 (1884) 42. Roth, Eltz 396. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 20 (alle nach Helwich). 7846 408 di034mz03k0045607 di034-0456 1 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1607-01-01 1607-12-31 1607AAA0000000A3 1607 0 Grabinschrift für Loysa Juliana zu Eltz-Blieskastel-Wecklingen. Noch 1614 rechts im Chor der damaligen Stadtpfarrkirche nachgewiesen, verloren. Vier Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Jungfrauw Loysa Juliana Dochter zu Eltz ist gestorben zu Creutznach vf dem Schloß den 30. Aprilis ihres Alters im 13. Jahr anno d(omi)ni 1607 vnnd licht alhie begraben. Eltz, Nassau zu Sporkenburg; Quadt von Landskron, Palant. Für Loysa Juliana gilt das Gleiche wie bei dem für ihre kurz zuvor verstorbene Schwester Anna Sophia1) Gesagten. Vgl. vorhergehende Nr. 455. Helwich, Syntagma 308. Roth, Syntagma 2 (1884) 42. Roth, Eltz 396. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 20 (alle nach Helwich). 7847 408 di034mz03k00456a9 di034-0456a 1 Wallhausen, Kath. Pfarrkirche St. Lorenz 1607-01-01 1607-12-31 1607AAA0000000A3 1607 0 Grabinschrift für Johann VIII. Kämmerer von Worms gen. von Dalberg. Sie dürfte sich einst im Boden vor dem 1596 (für sich und seine erste Ehefrau?) errichteten Epitaph1) „extra ecclesiam in coemiterio“ befunden haben; seit unbekannter Zeit verloren. Nach Helwich. Anno 1607 den 29. Julÿ starb der edel vnd veste Johan Kemmerer von Wormbs genand von Dalberg Meintzischer Rhat vnd Ambtman zu Lonstein seines alters .... dem gott genedig vnd barmhertzig sein woll, amen. Da Helwich diese Inschrift ausdrücklich als „inscriptio tumuli“ bezeichnet, liegt die Annahme nahe, daß es sich bei dem Inschriftenträger um die Grabplatte des Verstorbenen gehandelt hat. Der um 1540 geborene Johann VIII. war einer der sieben Söhne aus der Ehe Friedrichs III. Kämmerer von Worms gen. von Dalberg2) mit Anna von Fleckenstein. In erster Ehe3) war er mit der 1596 verstorbenen Katharina Waldbott von Bassenheim verheiratet, in zweiter mit Dorothea Riedesel von Bellersheim, der Witwe Meinhards von Schönberg auf Wesel. Dies mag wohl der Grund dafür gewesen sein, warum er nach seinem Tod keine eigene Inschrift an dem wohl eigentlich für sich und seine erste Ehefrau errichteten Epitaph erhielt. Johann VIII. amtierte als kurmainzischer Rat und Amtmann zu Lahnstein (Rhein-Lahn-Kreis). Vgl. Nr. 401 von 1596. Vgl. seine verlorene Grabinschrift Nr. 337 von 1574. Vgl. die Stammtafel bei Battenberg, Dalberger Urkunden, Anhang Taf. VIII. Helwich, Syntagma 439. Ockart, Darstellung fol. 148. Roth, Syntagma 3 (1884) 74. Kdm. 419. 7848 408 di034mz03k0045705 di034-0457 0 Bad Münster am Stein-Ebernburg, Evang. Johannes-Kirche (sog. Wehrkirche) 1607-01-01 1607-12-31 1607AAA0000000A3 1607 4 Grabplatte für Hans Meinhard von Sickingen-Ebernburg. Sie lag bis 1972/73 innen im Boden vor dem Altar1), kam dann außen an die Nordwand der Kirche und befindet sich jetzt wieder innen an der Nordwand des Chors. Große Sandsteinplatte mit Umschrift (A) auf erhöhter Leiste, im vertieften Feld mehrzeiliger Bibelspruch (B), darüber vertieft gearbeitetes, bezeichnetes Wappen des Verstorbenen sowie vier reliefierte, mit Helmzier und Beischriften versehene Ahnenwappen in den Ecken. Untere Partie leicht verwittert, Schriftverlust. H. 202, B. 87, Bu. 4,5 cm. Fraktur, Kapitalis (Beischriften). A An(n)o 1607. den 1. (Octo)brisa) / Vmb 2 vhrn nachmittag ist Von disser weltt Cristlich abge=/[schie]denb) Hans [Meinhar]t / vo(n) Sickingen welcher gebore(n) wardt An(n)o 1604. den 31. (Octo)brisa) B Sap: 4 · / Aber der Gerechte ob er glich / zu Zeittlich stirbt ist er doch in / der ruhe dann er gefeltt Gott / woll vnd ist ihm lieb vnd wirt / weg genomen auß dem Leben / Vnder den Sündern vnd wirt / h[in]geruckt daß die boßheit seine(n) / Verstand nit verkehre nachc) / falsche Lehre seine sele betriege2) Wappen mit Wappenbeischriften: H(ANS) M(EINHART) V(ON) S(ICKINGEN); H(ANS) S(CHWEIKHART) V(ON) S(ICKINGEN), B(EATRIX) V(ON) S(ICKINGEN) G(EBORNE) V(ON) L(V̈TZELBVRG); A(NNA) E(LISABETH) V(ON) S(ICKINGEN) G(EBORNE) V(ON) S(CHÖNBVRG AUF WESEL), D(OROTHEA) V(ON) S(CHÖNBVRG AVF WESEL) G(EBORNE) R(IEDESEL VON BELLERSHEIM). Die Grabplatte stammt wohl aus der gleichen Werkstatt wie die seiner Stiefschwester Anna Elisabeth3). Auffallend ist hier die vorzüglich gearbeitete Fraktur. Hans Meinhard4) war einer von drei früh verstorbenen Söhnen aus der ersten Ehe Johann Schweikhards d.J. von Sickingen-Ebernburg mit Anna Dorothea Elisabeth von Schönburg auf Wesel. Befund 8bris mit Kürzungsstrich. Mielke liest vb(er/gegange)n. Sic! für noch. So Mielke. Ws. 4,7 und 10-11. Vgl. Nr. 481 von 1615. Vgl. zum Folgenden Europ. Stammtaf. NF XI Taf. 66 und Möller, Stammtafeln AF I Taf. XXXV. Mielke, Grabinschriften 128. 7849 408 di034mz03k0045803 di034-0458 0 Sponheim, Klosterstr. 2 1607-01-01 1607-12-31 1607AAA0000000A3 1607 0 Jahreszahl. Eingehauen auf einem mit Rundstäben und Blüten versehenen, heute zugemauerten Türsturz am Haus Klosterstr. 2/Ecke Kreuznacher Straße, links von einem halbplastisch gearbeiteten Spitzweck, rechts von einem Paarweck eingerahmt. Der gelbe Sandstein wurde jüngst bläulich überstrichen, die Schrift schwarz gefaßt. H. 58, B. 166, Bu. 5-7 cm. Kapitalis. AN(N)O 16 · 07 Bei dem Gebäude handelt es sich um das im Jahr 1790 umgebaute ehemalige Bannbackhaus1) der Gemeinde. Vgl. Kdm. 395. 7850 408 di034mz03k0045903 di034-0459 0 St. Johannisberg, Evang. Kirche 1607-01-01 1607-12-31 1607AAA0000000A3 1607 3 Bibelspruch mit Bauzahl. Auf dem hölzernen Schalldeckel der sich am südlichen Chorpfeiler befindlichen Kanzel (Plan Nr. 24), bisher unbeachtet. Die in gelb auf schwarzen Grund gemalte, erhaben ausgeführte Umschrift verteilt sich von links nach rechts auf die sieben Gebälkfelder der profilierten, achteckigen Grundform. Bei der letzten Renovierung der Kirche kurz nach 1946 wurde der Schalldeckel auf etwa 440 cm Höhe abgesenkt1). H. (eines Feldes) ca. 10, B. (eines Feldes) ca. 50, Bu. 4-7 cm. Fraktur, erhaben. Luc(ae) 10. Wer / eüch höret / der höret mich / Wer eüch ver=/achtet der ver=/achtet mich / Anno · 1607 · ma)2). Der Einbau der einfachen, auf einer Säule ruhenden Kanzel erfolgte während der Amtszeit des Superintendenten Albert von Helbach3) und könnte im Zusammenhang mit den von Wild- und Rheingraf Adolf Heinrich veranlaßten Ausbesserungsarbeiten im Chor der Kirche stehen4). Der Sinn des singulären Buchstabens ist unklar. Vgl. den diesbezüglichen Bericht der Landesdenkmalpflege in: JbGKMrh 1 (1949) 137f. Lk. 10,16. Vgl. seine fragmentarische Grabplatte Nr. 482 von 1615. Vgl. Roos, Landesrechnungen 7f. 7851 408 di034mz03k0046006 di034-0460 0 Niederhausen, Evang. Pfarrkirche 1608-01-01 1608-12-31 1608AAA0000000A3 1608 2 Grabplatte für den Pfarrer Stephan Niger. Nach 1935 innen vor der östlichen Seite der Nordwand aufgefunden1), befindet sie sich heute an der gegenüberliegenden Stelle plan in die Südwand eingelassen. Schmale, bisher unbeachtete Platte aus rötlichem Sandstein mit Umschrift (A) zwischen Linien, die sich im oberen Mittelfeld zweizeilig fortsetzt. Darunter der Bibelspruch (B), gefolgt von dem eingetieften, mit seinen Initialen geschmückten Wappen des Verstorbenen und einem weiteren Bibelspruch (C) in einer mit einem Monogramm2) versehenen Beschlagwerk-Kartusche. Das Mittelfeld der mit einer Schutzfarbe bestrichenen Platte wird durch einen dreizeiligen Bittspruch (D) des Verstorbenen abgeschlossen. H. 160, B. 81, Bu. 4 cm. Kapitalis. A ANNO · 1608 · DEN · 18 · APRILIS · / ENTSCHLIF · IHM · HERN · DER · EHRWVRDIGa) · VND · WOLGELERTb) · / HERR · STEPHANVS · NIGER · 2[.] / IHAR · [......]IER · TREWER · KIRCHENDINER · ALHIER · WELCH=//EN · GOT · ERWECK · ZVR · EWIGEN · FREVDEN · AMEN B STERBEN · IST · MEIN · / GEWIN3) C DER · GERECHTEN / SEELEN · SEIND / IN · GOTES · HAND4) / HS D HER · GOT · ICH · TRAW · ALLEINc) · / AVF · DICH · DRVM · BITTE · ICH · / WOLST · BEWAREN · MICH · Reine Reime. Niger (ein Mohrenkopf mit Initialen S N). Geht man von der nachweislich zeitgenössisch synonymen Verwendung der Amtsbezeichnungen Pfarrer und Kirchendiener5) aus, handelte es sich bei Stephan Niger um den im November 15846) von den wild-und rheingräflichen Visitatoren befragten, damaligen Pfarrer von Hochstätten an der Alsenz. Geboren in Wimpfen am Neckar, besuchte er die Lateinschulen in Wimpfen, Amberg und Heidelberg und studierte dort 1571 bis 1573 Philosophie und Theologie. Seine erste Stelle erhielt er 1574 als Schulmeister in Kreuznach; ab 1577 versah er die Pfarrstelle in Hochstätten und dem benachbarten Filial Münster am Stein, bis er nach 1584 seinen endgültigen Platz in Niederhausen fand. Vermutlich einer seiner Söhne war mit Anna Drapp7) verheiratet, die ebenfalls in der ehemaligen Wallfahrtskirche zu Niederhausen begraben wurde. Beide Grabplatten wurden wohl von einem Bildhauer mit den Initialen HS angefertigt. V mit kleinem Deckstrich, wohl für VE. L vermutlich nachträglich klein eingefügt. I dto. Freundliche Mitteilung von Herrn Pfarrer H. Böhm, Niederhausen. Vermutlich handelt es sich um das Monogramm des Bildhauers. Phi. 1,21 (zweite Hälfte). Ws. 3,1. Vgl. dazu Fröhlich, Kirchenordnung 37f. und ders., Werden, Wirken und Leben des Wild- und Rheingräflichen Pfarrers um 1600 (Bilder aus der heimischen Vergangenheit 1). Birkenfeld 1925, 29. Vgl. zum Folgenden H. Fröhlich, Das Wild- und Rheingräfliche Visitationsprotokoll von 1584, in: MRKg 15 (1921) 192ff. und Zimmermann, Gemeinde 12. Vgl. die folgende Nr. 461. 7852 408 di034mz03k0046104 di034-0461 0 Niederhausen, Evang. Pfarrkirche 1608-01-01 1608-12-31 1608AAA0000000A3 1608 1 Grabplatte für Anna Niger geb. Drapp, innen neben der Kanzel plan in die nördliche Langhauswand eingelassen. Schmale, mit Farbe überstrichene Platte aus rötlichem Sandstein mit Umschrift (A) zwischen Linien, die sich im oberen Mittelfeld in zwei Zeilen fortsetzt. Darunter folgt ein neunzeiliger Bibelspruch (B), an den sich zwei mit Initialen gekennzeichnete Wappen, ein weiterer Bibelspruch (C) in einer mit Initialen1) versehenen Kartusche und ein letzter Bibelspruch (D) anschließen. H. 169, B. 81, Bu. 4 cm. Kapitalis. A ANNO · 1608 · DEN · 26 · IVLII · / VF · S(ANKT) · ANNA · TAG · ENTSCHLIF · IHM · HERN · DIE · TVGENTREICH · / GOTSELIGE · FRAW · ANNA · NIGRI/NIN · GEBORN · DRAPPIN · VON · ALTEN · SIMERN · DERN · SEEL · IN · // DER · HAND · GOTTES · IST · / AMEN B ICH · WEIS · DAS · MEIN · ERLO=/SER · LEBET · VND · ER · WIRD · / MICH ·HERNACH · AVS · DER · ER=/DEN · AVFWECKEN · VND · WER=/DE · DARNACH · MIT · DIESER · / MEINER · HAVT · VMBGEBEN · / WERDEN · VND · WERDE · IN · / MEINEM · FLEISCH · GOT · SE=/HEN2) C DER · TOD · SEINER / HEILIGEN · IST · / WERT · GEHAL=/TEN · FVR · DEM / HERNN3) / HS · S · D DER · HER · IST · MEIN · / THEIL4) Niger (Mohrenkopf mit den Initialen HH N); Drapp (ein mit vier Kugeln belegter, von drei 2:1 gestellten Rosenblüten begleiteter Sparren, dabei die Initialen A N). Die Verstorbene war mit einem Mitglied der Niederhäuser Pfarrersfamilie Niger verheiratet, vermutlich mit einem Sohn des kurz zuvor verstorbenen Stephan Niger5). Anna selbst stammte aus Simmern (Hunsrück) und war möglicherweise eine Tochter des dort in der Werkstatt Johann von Trarbachs tätigen Bildhauers Hans Trapp6). Monogramm des Bildhauers HS, der auch die Grabplatte ihres Mannes/Schwiegervaters fertigte. Job 19,25-27 (verkürzt). Ps. 116,15. Ps. 16,5 (verkürzt). Vgl. die vorhergehende Nr. 460. Vgl. zu ihm Nr. 367 von 1586/87 mit Anm. 21. Kdm. 315. 7853 408 di034mz03k0046202 di034-0462 0 Disibodenberg, Disibodenberger Hof 1608-01-01 1608-12-31 1608AAA0000000A3 1608 1 Bauinschrift an einem Wirtschaftsgebäude links vom heutigen Hofeingang. Dreizeilig (zweite und dritte Zeile eingerückt) in einen etwa in 1,50 m Höhe in die Wand eingelassenen, querrechteckigen Quader aus gelbem Sandstein eingemeißelt. Die Schrift war ehemals mit einer weißen Masse ausgefüllt. Die rechte Hälfte des Steins beginnt zu verwittern. H. 28, B. 165, Bu. 4 cm. Kapitalis. GEORG(IUS) KESSLER BIPONTINUS, OECONOM(US) S(ANCTI)a) DISI · /PODI MONTE ET FUNDI VILLAEQ(UE) H(IC) EMPHYTEVTESb) · / FIRIc) FECI A(NN)Od) AERAE CHRISTIANAE 1608e) · Ich, Georg Kessler aus Zweibrücken, Schaffner zum Berge des heiligen Disibod und Erbpächter des Gutes und des Hofes dahier, habe dieses (Gebäude) errichten lassen im Jahr 1608 der christlichen Zeitrechnung. Die ersten drei Wörter weisen stark erhöhte Versalien auf. Neben den zahlreichen Ligaturen und der ungewöhnlichen Datumsangabe ist der mehrmalige Wechsel von kapitalem und zweibogigem (eigentlich frühhumanistischem) E sowie die äußerst frühe Verwendung von rundem U in der Kapitalis bemerkenswert. Nach der Aufhebung des Klosters durch Herzog Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken 15591), wurde ein sogenannter Schaffner eingesetzt, der den gesamten Besitz zu verwalten und die Einkünfte nach Zweibrücken abzuführen hatte2). Georg Kessler wird 1604 zum Klosterschaffner ernannt3), nimmt 1606 das bisher separat verliehene Hofgut selbst in eine befristete Pacht und beantragt deshalb eine Verlegung seines bisherigen Wohnsitzes vom Kloster auf den tiefer gelegenen Hof, „damit ich uff mein Knecht, Mägd und Hirten ... ein besser Uffsehens habe“. Dort errichtet er im Verlauf des Jahres 1608 das neue, in der Inschrift erwähnte Hofhaus, stirbt aber noch im gleichen Jahr. Seine Erben lösten das Pachtverhältnis auf. Kürzung angezeigt durch ein kleines zweibogiges E, waagerecht mit Öffnung nach unten dem S überschrieben. Das eigentlich griechische, hier korrekt latinisierte Worte stammt aus der Sprache des römischen Rechts, wo sich ein eigener Abschnitt mit der Stellung des Erbpächters befaßt (vgl. Codex Iustinianus IV 66: „De iure emphyteutico“); freundlicher Hinweis von Dres. Luise und Klaus Hallof, Berlin. Sic! für fieri. o dem A überschrieben. Zahlen mit die Zeile füllenden Spatien. Vgl. Polke, Aufhebung 231f. Sie sollten dem Unterhalt der von Herzog Wolfgang gestifteten „Hohen Schule“ zu Hornbach dienen, vgl. dazu A. Neubauer, Die Schule zu Hornbach und ihre Entstehung. Zweibrücken 1909. Vgl. zum Folgenden Schworm, Disibodenberg 230f. Nikitsch, Entdeckung mit Abb. 13. Nikitsch, Quellen 223. 7857 408 di034mz03k0046300 di034-0463 0 St. Johannisberg, Evang. Kirche 1609-01-01 1609-12-31 1609AAA0000000A3 1609 1 Grabplatte des Kindes Abraham von Helbach. Aufgefunden im Schiff bei der Renovierung der Kirche in den Jahren 1909/101) und als dritter Stein rechts vom heutigen Eingang auf einen Sockel gestellt (Plan Nr. 29). Kleine Platte aus Kalkstein mit Umschrift (A) zwischen Linien, im Mittelfeld unter flachreliefiertem, mit Initialen versehenem Wappen Bibelspruch (B) in fünf Zeilen. Insgesamt leichte Verwitterungsspuren, linke Leiste stark beschädigt. H. 128, B. 69, Bu. 4,5 cm. Kapitalis. A ANNO · DOMINI · 1609 · / DEN · 28 · AVGVSTI · STARB · IN · GOTT · ABRAHAM · / VON · HELBACH · SEIN/ES · ALTERS · 2 [J]A[HR VND] XXXV · WOCHEN B SAP: 4 / WEIL · IHR · SEEL · GOT / WOLGEFELT · EILET · ER / MIT · IHNEN · AVS · DISE(M) / BÖSEN · LEBEN ·2) Helbach (mit Monogramm A V H). Abraham war eines von insgesamt vier Kindern des Superintendenten und Dhauner Hofpredigers Albrecht von Helbach3) und stammte aus dessen zweiter Ehe mit Ottilie, Tochter des pfälzischen Landschreibers Johann Bieger aus Kaiserslautern4). Ein ursprünglich in St. Johannisberg befindliches, auf Holz gemaltes Epitaph für den frühverstorbenen Sohn, dessen Inschrift nicht überliefert wurde, ist mittlerweile verloren bzw. in Privatbesitz5). Vgl. Hensler, Wiederherstellung 50. Ws. 4,14. Vgl. den Kommentar zu dem Rest seiner vermutlichen Grabplatte Nr. 482 von 1615. Die Hochzeit „mit der tugendsamen Jungfrauen Otilien“ fand am 24. November 1601, wenige Monate nach dem Tod seiner ersten Frau Elisabeth (vgl. Nr. 431) in Winterburg statt, vgl. seine diesbezüglichen Tagebuchnotizen bei Fröhlich. Eigentümlicherweise wird dieses Epitaph 1886 bei Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler weder unter dem Stichwort Dhaun, noch unter St. Johannisberg erwähnt. Dagegen bezeichnet es Kdm. 161 im Jahr 1935 als Teil einer sich damals in einem Dhauner Gasthaus befindlichen Privatsammlung. In einem 1967 angelegten Inventar wird das Epitaph nicht mehr aufgeführt. Vgl. zum noch ungeklärten Schicksal dieser Sammlung den Kommentar zu Nr. 269 Anm. 1. Kdm. 336. Fröhlich, Superintendenten 94. Fröhlich/Zimmermann, Stiftskirche 24. 7860 408 di034mz03k0046408 di034-0464 0 Sobernheim, Priorhof 1609-01-01 1609-12-31 1609AAA0000000A3 1609 11 Bau- und Spruchinschriften des Ehepaars Johann Carl und Anna Heus (Heiss) am dreieckig vorspringenden, auf einer halbrunden Konsole ruhenden Erker der Westseite. Beide, aus weißgelbem Sandstein bestehende Platten wurden im Verlauf der in den Jahren 1978-82 durchgeführten Renovierung des Anwesens1) aufgrund der starken witterungsbedingten Beschädigungen abgenommen und durch originalgetreue Kopien ersetzt. Von den beiden quadratischen2) Platten mit Vollwappen im mit Beschlagwerk unterlegten Mittelfeld und Umschriften auf den Leisten haben sich zahlreiche, im Magazin des heutigen Heimatmuseums im Priorhof verwahrte Bruchstücke erhalten: ein Großteil der Platte der linken Erkerseite mit Wappen und wenigen Buchstabenresten (A), dazu mehrere zersprungene Teile von der Platte der rechten Erkerseite mit einem kleinen Teil der Inschrift (B). Inschriftenbeginn jeweils linke Leiste unten. Erg. nach Lehfeldt. H. 128 (A), B. 93 (B), Bu. 3,5-4,5 cm. Kapitalis. A ANNO [MDCIX / ANNA MASAa) DE / MIINTZb) ELBERFELDENSIS] / TEc) · V[OLENTE · GAVDEBO]d) B [ANNO 1609 MENSE (OCTO)BRIS / JOANNES CAROLVS / HEISS AR]GENTINAS · ME · F(IERI) · F(ECIT) / [TEc) STANTE VIREBO PS. I] Im Jahr 1609. – Anna Maß aus Müngsten bei Elberfeld. – Wenn du es willst, werde ich mich freuen. – Im Jahr 1609, im Monat Oktober, ließ mich Johann Carl Heiss aus Straßburg errichten. – Wenn du (be)stehst, werde ich grünen, Psalm. 1. Maß; Heus. Die wenigen erhaltenen Buchstaben sind feinstrichig eingehauen, A zeigt einen gebrochenen Mittelbalken. Der bewegte Lebenslauf des Ehepaars ist gut dokumentiert3): Wohl um 1576/78 in Straßburg als Sohn des Stadtadvokaten Johann Michael Heus geboren, studierte Johann Carl Heus (auch in den Schreibweisen Heiß, Heyß, Heusius, Heisius) ab Mai 1597 in Heidelberg Theologie und amtierte bereits zwei Jahre später als Diakon der reformierten Gemeinde Monzingen. Dort vermählte er sich am 15. April 1599 mit Anna Maß, Tochter des wahrscheinlich aus Müngsten bei (Wuppertal-)Elberfeld stammenden, damals in Wöllstein (Lkrs. Alzey-Worms) tätigen Pfarrers Matthäus Maß. Anfang November 1603 trat Heus die Pfarrstelle in Sobernheim an, die er bis zum Sommer 1609 versah. In der Zwischenzeit wurde dem Ehepaar eine Tochter geboren, die 1606 verstarb und in der Pfarrkirche begraben wurde4). Aus welchem Grund Heus seine Pfarrstelle verließ, ist unbekannt, jedenfalls mußte es eine schnelle Entscheidung gewesen sein, da er bereits im Dezember 1609 als neuer Pfarrer im niederrheinischen Neviges (Lkrs. Düsseldorf-Mettmann), unweit der Heimatstadt seiner Frau, nachzuweisen ist. In der Folgezeit übte er noch in vier weiteren niederrheinischen Gemeinden sein Amt aus, bis er im September 1636 in Orsoy (Lkrs. Moers) verstarb und dort begraben wurde5). Es ist also fraglich, ob das Ehepaar die Fertigstellung des Erkers überhaupt noch erlebt hat. Der um 1572 erbaute Priorhof6) diente eigentlich dem herrschaftlichen Schultheiß und lokalen Adelsfamilien als Wohnsitz, das Ehepaar Heus scheint hier lediglich zeitweilig bis zur Fertigstellung des gegenüber der Pfarrkirche liegenden Pfarrhauses (Kirchstraße 9) gewohnt zu haben7). Worauf sich die außergewöhnlichen, nur entfernt an Bibelstellen8) anklingenden Sprüche bezogen haben, ist unbekannt, vermutlich handelte es sich um persönliche Devisen. Vielleicht verlesen für MAAS oder MASS. Müller und Kdm. emendieren jedenfalls fälschlich zu MARIA, diese Lesart wurde bedauerlicherweise von dem Kopisten der nachgehauenen Erkerplatten übernommen. So auch von Müller überliefert, Kdm. liest MVNTZ; gemeint ist wahrscheinlich das ca. 10 km südlich von Elberfeld gelegene, heute nach Remscheid eingemeindete Müngsten. Die untere Leiste ist nicht im umlaufenden Uhrzeigersinn, sondern (lesbar) von links nach rechts beschrieben. Diese Zeile ist auf einer Zeichnung im LfD überliefert, die vor der Abnahme angefertigt wurde. Vgl. dazu Caspary, Denkmalpflege 127f. mit Plänen im Anhang. Da die Platten in der Wand befestigt waren, sind sie in ihrer Gesamtheit querrechteckig, der bearbeitete und sichtbare Teil ist jedoch quadratisch. Vgl. zum Folgenden die Studie von H. Müllers, Johann Karl Heisius (Heusius), in: MrhKg 34 (1940) 86-90. Vgl. Nr. 452 von 1606. Vgl. G.B. Mertens, Geschichte der Stadt Orsoy und ihrer Umgegend nebst geschichtlichen Urkunden. Orsoy 1921, 212. Vgl. Nr. 333 von 1572. Freundliche Mitteilung von H.-E. Berkemann, Sobernheim. Die Stelle bezieht sich wohl auf Ps. 1,3. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 333. Müller, Nahekunde 175 Anm. 66. Kdm. 371. LfD, Planarchiv, Inv.-Nr. 16122/2 (vom August 1979). 7861 408 di034mz03k0046506 di034-0465 1 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1609-01-01 1609-12-31 1609AAA0000000A3 1609 0 Grabinschrift für Johann zu Eltz-Blieskastel-Wecklingen. Noch 1614 rechter Hand im Chor der damaligen Stadtpfarrkirche nachgewiesen, verloren. Vier Wappen, sonstiges Aussehen unbekannt. Nach Helwich. Anno 1609 vf den heiligen Cristes Vormittag vmb 10 Vhr starb der wohledel gestreng vnnd veste Johan zu Eltz churfurst(licher) Pfaltz Radt vnnd Oberambtman der Vorderen Graff(schaft) Sponheim. Gott gebe ihm ein frölich Aufferstehung Amen. 25. Dezember 1609. Lewenstein, Eltz; Nassau zu Sporkenburg, Schöneck (Hunsrück). Johann1) wurde 1553 als einer von zwei Söhnen des Philipp Jacob zu Eltz-Blieskastel-Wecklingen und der Anna von Nassau-Sporkenburg2) geboren. Nach seiner Heirat im Jahre 1586 mit Susanne Quadt von Landskron3) trat er in kurpfälzische Dienste4), wurde nacheinander Vogt zu Heidelberg, Amtmann zu Otzberg, Vogt und Amtmann zu Bretten und schließlich ab 1599 Rat und Oberamtmann der Vorderen Grafschaft Sponheim mit Sitz in Kreuznach. Die Familie residierte in dem wohl von ihr erbauten und nach ihr benannten Eltzer Hof5). Johann zu Eltz verfaßte kurz nach Amtsantritt6) eine umfangreiche Beschreibung seines Oberamts, des Soonwaldes7) und der Ämter Kirchberg, Koppenstein und Naumburg. Die von ihm begründete Linie zu Eltz-Kreuznach scheint trotz seiner zahlreichen verstorbenen Töchter8) bis zu Beginn des 18. Jahrhunderts9) in Kreuznach geblüht zu haben. Vgl. zum folgenden Europ. Stammtafeln NF VII Taf. 127 und Roth 394f. Vgl. Europ. Stammtafeln NF III/2 Taf. 264. Vgl. ebd. IV Taf. 84 und die Grabinschrift ihrer ebenfalls in der Stadtpfarrkirche beigesetzten Mutter Nr. 447 von 1605. – Nach dem Tod ihres Mannes ging Susanne eine zweite Ehe mit Stephan Quadt von Wickrath zu Kreuzberg (vgl. ebd. NF IV Taf. 75) ein; daher ist sie in Kreuznach nicht beigesetzt. Vgl. Krebs, Dienerbücher Nr. 614. Vgl. Nr. 316 VII sowie Geib, Hist. Topographie I 33ff. und die Abb. bei Ruser/Dellwing, Bad Kreuznach 147. Vgl. zum Folgenden ausführlich C. Velten, Johann zu Eltz. Kurpfälzischer Oberamtmann zu Kreuznach 1599-1609, in: NK (1964) 46ff. Vgl. C. Velten, Der Soonwald im Jahre 1601. Bearbeitung einer Beschreibung vom Kurpfälzischen Oberamtmann Johann zu Eltz und dem Badischen Landschreiber Gerhard Patrik zu Kreuznach. Bad Kreuznach 1966. Die 1598 verstorbene Tochter Anna Ursula wurde noch in Bretten begraben und erhielt zwei Grabdenkmäler (vgl. DI 20, Großkreis Karlsruhe, Nrr. 312f.), drei weitere Töchter wurden in Kreuznach in der Familiengrablege beigesetzt (vgl. die Registereinträge). Bei Möller, Stammtafeln AF I Taf. XXVI und bei Europ. Stammtafeln (wie Anm. 1) ohne Fortsetzung; dagegen wird noch zu Beginn des 18. Jh. eine Anna Regina zu Eltz (vgl. Geib [wie Anm. 5)] 34 und Kdm. 98) als Erbin des Hofes genannt. Helwich, Syntagma 308. Roth, Syntagma 2 (1884) 42. Roth, Eltz 395f. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 20 (alle nach Helwich). 7862 408 di034mz03k0046604 di034-0466 0 Fürfeld, Hof Iben 1609-01-01 1609-12-31 1609AAA0000000A3 1609 3 Bauinschrift der Elisabeth von Kronberg, geb. von Mudersbach, auf einem Wappenstein. Früher links oben neben der Toreinfahrt eines ehemaligen Wirtschaftsgebäudes (heute Haus Garnier), jetzt am gleichen Standort innen rechts neben der Haustür in die Wand eingelassen. Hochrechteckige Platte aus gelblichem Sandstein, oben im vertieften Feld großes Allianzwappen in Flachrelief, darunter die vierzeilig gereimte Inschrift. H. 105, B. 76, Bu. 4,5 cm. Fraktur. Elßbeth vonn Cronberg Wittibin Ein Gebornn Muderßbächerin Erbaweta) Diß Viehaußb) fürwahr Im Sechzehnhundert Neunte(n)b) Jahr · Knittelverse. geteilt von Kronberg und Mudersbach. Elisabeth war die einzige Tochter Daniels V. von Mudersbach und seiner Frau Ursula von Greiffenclau zu Vollrads1). Im Oktober des Jahres 1582 heiratete sie den auf Burg Iben2) sitzenden Hartmut XVI. von Kronberg, mit dem sie 15883) weiteren Besitz in Fürfeld erwarb. Der inschriftlich bezeugte Bau des Wirtschaftsgebäudes und der Verkauf der Stammburg ihrer Familie4) fällt in die Zeit kurz nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 16085) und ihrem eigenen Ableben am 17. April 1611. Bestattet wurde sie in Fürfeld, ohne daß sich eine Grabinschrift erhalten hätte. Kleines o dem w übergeschrieben. Kleines o dem u übergeschrieben. Vgl. ihr gemeinsames Epitaph Nr. 429 von 1600. Hof Iben und 3 Viertel des Dorfes Fürfeld kamen erst 1571 über die Erben der ausgestorbenen Marschall von Waldeck zu Iben (vgl. Nr. 263 von 1524 und Nr. 293 von 1547) an die von Kronberg; vgl. dazu Brück, Fürfeld 165ff. Vgl. den Kaufvertrag bei Jakob, Iben 15f. Vgl. Möller, Stammtafeln NF II, 92. Wie ihre Schwiegermutter wurde auch er in der Pfarrkirche zu Hahnstätten (Rhein-Lahn-Kreis) bestattet; vgl. dazu und zum Folgenden H. Gensicke, Zur Geschichte des nassauischen Adels. Die von Kronberg, in: Nassauische Annalen 98 (1987) 309. Schneider, Restaurationsarbeiten 86. Marx, Iben 5 Anm. 9. Schneegans, Kreuznach 73. Jakob, Fürfeld 34. Jakob, Iben 8. Bumann, Iben 52. F.J. Spang, Frühlingsfahrt nach Iben, in: Wandern und Schauen 11,4 (1931) 4. F.J. Spang, Die Kapelle in Hof Iben, in: NK (1959) 52. E. Schmidt, Heiratsmarkt/Pfingstmarkt auf Hof Iben, in: NK (1979) 99. J. und W. Ronner, Die Herren von Kronberg an Nahe, Neckar, Rhein und Main. Frankfurt a.M. 1980, 10 und Abb. 7. Gerten, Chronik 116. Ronner, Kronberg Abb. 148 7863 408 di034mz03k0046702 di034-0467 1 Meddersheim, Evang. Pfarrkirche 1609-01-01 1609-12-31 1609AAA0000000A3 1609 0 Glocke mit Meister- und Namensinschriften. Untergegangen beim großen Kirchenbrand des Jahres 19281), Ausführung unbekannt. Nach Kdm. Dm. 110 cm. GUSSEN MICH ANNO 1609 JOHANNES HEBLINGS UND PETER TRIER VON ACH, DA JOD BUS S. HANS SIMONI ADAMS HANS JAKOB SCHMIS UND NIKLAUS REIDENBACH. Offensichtlich war die Inschrift verderbt oder wurde von Kdm. ungenau bzw. unvollständig abgeschrieben. Zu erwarten gewesen wäre eine präzise Amtsbezeichnung der genannten Personen, etwa – analog zur Glocke von 1719 – Unterschultheiß und Gerichtsherren. So erscheint neben „Niklaus Reidenbach der Aldt“ ein „Niklaus Reidenbach der Junge“ als Gerichtsschöffe in einem Güterverzeichnis des Jahres 16182). Im gleichen Verzeichnis werden die Zinspflichtigen Hans Simon und Jacob Schmidt als verstorben bezeichnet3) und verschiedene Mitglieder der Familie Adam mehrmals erwähnt4). Möglicherweise führte der 1608 bis 1631 vor allem am Niederrhein als Glockengießer nachweisbare Johann Helling(s)5) die Aachener Werkstatt Johanns III. von Trier6) weiter, bis dessen Sohn Peter II. von Trier7) selbständig arbeitete. Mit der vorliegenden Inschrift werden beide Glockengießer erstmals erwähnt. Dem Brand fielen zwei weitere (inschriftlich bei Kdm. überlieferte) Glocken aus dem Jahre 1719 zum Opfer; eine dritte, im Rathaus hängende Glocke des gleichen Jahres soll sich heute als Leihgabe im Besitz von Dr. Reindell, Meddersheim, befinden. Vgl. dazu Füllmann, Meddersheim 163. Vgl. W. Müller, Alt-Meddersheim Nr.7. Vgl. ebd. Nr.9 und Nr.10. Vgl. ebd. Nr.10 und die Nr. 593 von 1681. Vgl. zu ihm Walter, Glockenkunde 765. Vgl. Nr. 345 von 1579. Freundliche Mitteilung von Herrn Jörg Poettgen, Overath, vom 20. April 1992. Kdm. 234. 7864 408 di034mz03k0046800 di034-0468 1 Waldböckelheim, Kath. Pfarrkirche St. Bartholomäus 1610-01-01 1610-12-31 1610AAA0000000A3 1610 0 Grabplatte (?) für Margretha von Hammerstein geb. Wreda zum Schelnstein. Ehemals in der romanischen, 1832 abgerissenen Kirche1), wurde sie beim anschließenden Bau der heutigen Kirche wohl als Fundamentstein verwendet2). Vier Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Im Jar 1610. den 6. Monats Januaria) starb die Edel vnd Ehrentugenthaffte Margretha von Hammerstein geborne von Wreda zum Schelnstein. Wreda zum Schelnstein (Kranz mit vier Rosen), unbekannt (schrägrechter Maueranker); unbekannt (Hund)3), unbekannt (geschachtes Andreaskreuz). Die Verstorbene gehörte zum familiären Umfeld des kurpfälzischen Amtmannes auf Schloß Böckelheim und Herrn zu Gollenfels Johann Werner von Hammerstein4). Zur Überlieferung vgl. Nr. 402 Anm. a; hier mit der Abweichnung monats Januarii in der Reinschrift. Vgl. dazu Caspary, Waldböckelheim pass. Vgl. Hahn, Geschichte 83 Anm. 1. Im Konzept setzte Helwich zu seiner Erinnerung in den leeren Wappenschild ein das Bild repräsentierendes „canis“ ein, das jedoch in der Reinschrift nicht zur Ausführung gelangte. Vgl. seine Grabplatte Nr. 505 von 1622 sowie Nr. 453 von 1606. Helwich, Syntagma 446 (Konzept), 447 (Reinschrift). Roth, Syntagma 1 (1883). 7865 408 di034mz03k0046900 di034-0469 0 Bad Münster am Stein-Ebernburg, Evang. Johannes-Kirche (sog. Wehrkirche) 1610-01-01 1610-12-31 1610AAA0000000A3 1610 1 Grabplatte für Beatrix von Sickingen-Ebernburg geb. von Lützelburg, außen rechts vom heutigen Eingang am Boden vor der Kirchenwand. Fragmentarisches Oberteil einer Platte aus gelblichem Sandstein mit Umschrift auf erhöhter Leiste, im vertieften Mittelfeld zwei Ahnenwappen mit Beischriften. Äußerst stark verwittert, lesbar nur noch der Beginn der Inschrift mit der linken Wappenbeischrift. Vermutlich dienten kleine Dreiecke als Worttrenner. H. 70 (frg.), B. 98 (frg.), Bu. 4 cm. Kapitalis. [A(N)N]O D(OMI)NI · 16[10 . . . . .] Wappen mit Wappenbeischriften: LVTZELBVRGK; [SICKINGEN]. Die Identifizierung der Verstorbenen bietet sich durch das in dieser Zeit nur einmal vorkommende Konnubium Sickingen/Lützelburg1) an. Beatrix war eine Tochter Bernhards von Lützelburg zu Saareck und seiner Frau Veronika von Landsberg, verheiratet seit 1575 mit Johann Schweikhard d.Ä. von Sickingen (†1589). Das Ehepaar begründete mit ihren zahlreichen Nachkommen die Linie Sickingen zu Ebernburg und veranlaßte 1584 die Überführung dreier aus dem Kreuznacher Franziskaner-Kloster stammender Grabdenkmäler2) ihrer Ahnen auf die Ebernburg. Vgl. zum Folgenden Europ. Stammtafeln NF XI Taf 64 und 66. Vgl. Nr. 355 von 1584. Mielke, Grabinschriften 129. 7866 408 di034mz03k0047003 di034-0470 0 Simmertal, Evang. Pfarrkirche 1611-01-01 1611-12-31 1611AAA0000000A3 1611 1 Grabplatte des lutherischen Pfarrers Sebastian Ärtzgräber, bisher unbeachtet. Sie wurde 1978 anläßlich der Renovierung der 1730 neu errichteten Kirche im Chor aufgefunden und als fünfter Stein links von der Kanzel an der Nordwand der Kirche aufgestellt. Große Platte aus weißlichem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien (A), die sich unter einem im oberen Mittelfeld eingetieften Vollwappen als Bibelspruch zweizeilig fortsetzt (B). Die linke und rechte Leiste sind teilweise stark abgetreten. H. 215, B. 104, Bu. 6 cm. Kapitalis. A ANNO D(OMI)NI 1611 DEN 1 FEBRV(ARII) IST / DER EHRWVRD VND WOLGELARD HERR M(AGISTER) SEBASTIAN ÄRTZGRÄBER VON AVRBACH AVS / DER OBERPFALTZ BVRDIG SEINES ALTERS / 36 VND PFARHERR ALHIE IN DEM 13 IAR IM HERN SELIG ABGESCHEIDEN DESSE(N) SEEL GOT GNAD B VITA MIHI · CHRITVSa) / MORS MIHI CERTA LVCRVM ·1) Ärtzgräber (auf einem schrägrechten Ast sitzender Adler (?) mit gereckten Schwingen). Die dicht gedrängte Kapitalis scheint von einer ungeübten Hand in den Stein gemeißelt worden zu sein. Ärtzgräber stammt aus dem oberpfälzischen Auerbach (Lkrs. Eschenbach) und war noch im März 1596 an der Universität Jena eingeschrieben2). Die von ihm bereits am 16. Oktober 1597 angetretene Pfarrstelle3) im damaligen Simmern unter Dhaun erhielt er durch die Vermittlung eines kurpfälzischen Beamten, der im Auftrag des Wild- und Rheingrafen Adolf Heinrich4) in der damals noch lutherischen Oberpfalz Ausschau nach einem geeigneten Superintendenten für St. Johannisberg halten sollte5). 1599 bittet Ärtzgräber den Wild- und Rheingrafen um die Erweiterung seiner Einkünfte um die der vakant gewordenen Pfarrei Martinstein, die jedoch im Jahr 1600 anderweitig neu besetzt wird6). Verheiratet war er mit Barbara Beck, die mit ihren Kindern noch 1613 urkundlich erwähnt wird7). Sic! Phil. 1,21. Vgl. Fröhlich, Superintendenten 69. Vgl. dazu seine erhaltene, erst am 20. Februar 1599 ausgestellte Bestallungsurkunde (Archiv der Evang. Kirchengemeinde Simmertal, 11-4,1 fol.1r. Vgl. seine Grabplatte Nr. 451 von 1606 in St. Johannisberg. Vgl. wie Anm. 2, 68f. Vgl. Jüngst, Chronik 24. Vgl. Penningroth, Pfarrer 120. 7867 408 di034mz03k0047101 di034-0471 1 Staudernheim, Evang. Kirche 1612-01-01 1612-12-31 1612AAA0000000A3 1612 1 Grabplatte (?) für Johann Caspar von Sponheim gen. Bacharach. Bereits am 24. Oktober 1615 von Helwich vor dem Altar der damaligen lutherischen Kirche liegend vorgefunden. Es dürfte sich um eine Grabplatte mit Umschrift und vier Ahnenwappen in den Ecken gehandelt haben, die vermutlich 1870 beim Neubau der heutigen Kirche verschwand. Nach Helwich. Anno domini 1612 den 9. Maÿ ist in gott seliglich entschlaffen der wohledel gestreng vnd vest Johan Caspar von Sponheim genant Bacharach, dem gott genadt. Sponheim gen. Bacharach, Sternfels; Schenk von Schmidtburg, Grorodt. Johann Caspar1) war der älteste Sohn aus der ersten Ehe des Johann Eberhard von Sponheim gen. Bacharach mit Elisabeth Schenk von Schmidtburg. Verheiratet war er mit Elisabeth, einer Tochter aus der Ehe des Rheingauer Viztums Philipp von Grorodt mit Elisabeth von Alben gen. Sultzbach2). Der erste Sohn dieser Ehe verschied im Kindesalter und wurde in der Sobernheimer Pfarrkirche begraben3). Die in Sobernheim residierenden Sponheim gen. Bacharach – seit Mitte des 14. Jahrhunderts Inhaber der von den Wild- und Rheingrafen verliehenen Gerichtsherrschaft in Staudernheim – starben mit dem zweiten Sohn Johann Christoph (†1621)4) im Mannesstamm aus; ihr Besitz ging über die weibliche Linie an die Familie von Kötteritz5). Vgl. zum Folg. Rhein. Antiquarius 92ff. und die Stammtafel bei Hassinger, Kötteritz 43. Nach einem Zusatz bei Helwich; vgl. auch Barthold C. Witte, Herrschaft und Land im Rheingau (Mainzer Abhandlungen zur mittleren und neueren Geschichte 3) Meisenheim 1959, 230. Nach Helwich, Op. gen. III fol. 239v wurde sie ebenfalls in Staudernheim begraben. Vgl. sein erhaltenes Epitaph Nr. 406 von 1598. Ebenfalls in Staudernheim begraben, die Inschrift wurde jedoch nicht überliefert; vgl. Hassinger, Kötteritz 43. Vgl. Nr. 537 von 1636. Helwich, Syntagma 446. Roth, Syntagma 1, 11 (nach Helwich). Rhein. Antiquarius II 17, 94 (fälschlich unter dem Standort Kl. Disibodenberg). 7868 408 di034mz03k0047209 di034-0472 0 Simmertal, Evang. Pfarrkirche 1612-01-01 1612-12-31 1612AAA0000000A3 1612 1 Grabplatte des pfalz-simmernschen Beamten Peter Fürck, bisher unbeachtet. Sie wurde 1978 bei der Renovierung der 1730 neu errichteten Kirche im Chor aufgefunden und unter dem rechten Emporenaufgang senkrecht an die Wand gestellt. Große Platte aus Kalkstein mit Umschrift zwischen Linien (A), die sich im Mittelfeld oberhalb zweier eingetieft reliefierter Wappen in einer Zeile fortsetzt. Unterhalb der stark abgetretenen Wappen ein Bibelspruch in sieben Zeilen (B). Einige Stellen der Leiste sind bis hin zum Schriftverlust abgetreten, das abgebrochene rechte untere Eck wurde wieder angefügt. H. 178, B. 83, Bu. 3 cm. Kapitalis. A ANNO · 1 · 6 · 1 · 2 · DEN · 26 · OCTOBER / STARB · DER · ERNVEST · VND · WOLGELERTE · PETER · FV̈RCK · PALTZ SIMER=/ISCHER · ALTER · [.....] · SEINE/S · LEBENS · 72 · IAR · DERN · SEELEN · GOT · EIN · FROLICHE ·VFERSTEHVNG · // VERLEŸE · AMEN · B PSALM · 90 · / VNSER · LEBEN · WEHRET · / SIEBENZIG · IAR · WENS · HOCH · / KOMPT · SO · SINDS · ACHZIG · / IAR · VND · WENS · KÖSTLICH · GE=/WESEN · IST · SO · IST · MV̈HE · VND / ARBEIT · GEWESEN ·1) Fürck (von drei ?Nägeln begleitete, schwebende Deichsel); unbekannt (über schrägrechtem Anker mit drei Sternen belegtes Schildhaupt). Der möglicherweise als Rat (dafür spricht der zur Verfügung stehende Raum sowie das Epitheton wolgelert) der Herzöge von Pfalz-Simmern tätig gewesene Fürck dürfte seinen Lebensabend im Hause seines Sohnes Reichart, des damaligen wild- und rheingräflichen Rentmeisters in Dhaun, verbracht haben2). Über den Verstorbenen ist sonst nichts bekannt. Ps. 90,10. Vgl. die Grabplatte seiner Schwiegertochter Juliane Nr. 532 von vor 1635. 7869 408 di034mz03k0047307 di034-0473 0 Staudernheim, Evang. Kirche 1612-01-01 1612-12-31 1612AAA0000000A3 1612 3 Initialen mit Jahreszahl auf einem vergoldetem Silberkelch mit becherartiger Kuppa, Sechspaßfuß und geflügelten Engelsköpfchen auf dem flachovalen Nodus. Auf dem Fuß ein graviertes Weihekreuz, daneben Beschauzeichen und in einem Schildchen die eingeritzten Initialen des Meisters1). Unter dem Fuß zweizeilige Inschrift. Als Worttrenner dienen kleine Kreuzchen. Der restaurierungsbedürftige Kelch wird im evangelischen Pfarrhaus aufbewahrt. Die zugehörige Patene ist ohne Inschrift. H. 18,5, Dm. 13,5, Bu. 0,5 cm. Kapitalis. LK // A · A / · 1 · 6 · 1 · 2 Beschauzeichen: Rad. Durch das Beschauzeichen läßt sich der sonst unbekannte Meister2) der Mainzer Goldschmiedezunft zuweisen. Der Kelch stellt sein einziges überliefertes Werk dar. Die Initialen vor der Jahreszahl könnten den Stifter bezeichnen. Umzeichnung bei Kdm. 438, I 15. Von Bösken als „Monogrammist IK oder LK“ bezeichnet. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 465. Kdm. 296. Bösken, Goldschmiedezunft 114 mit Abb. auf Taf. 3. 7870 408 di034mz03k0047405 di034-0474 0 Simmertal, Evang. Kirche 1613-01-01 1613-12-31 1613AAA0000000A3 1613 1 Epitaph des Pfarrersohnes Johann Nikolaus Schlosser, textlich bisher unbeachtet. Als erster Stein links von der Kanzel an der Nordwand der 1730 neu erbauten Kirche befestigt. Im dreieckigen Giebel vierzeiliger Bibelspruch (A), darunter eine fast quadratische, mit Beschlagwerk gerahmte Platte aus Kalkstein mit umlaufender Inschrift (B) auf den Leisten, die sich auf der breiten oberen Leiste in kleiner Schrift zweizeilig fortsetzt. Abschließend folgt ein mehrzeiliger Bibelspruch (C) auf dem mit Voluten versehenen Konsolstück. Im vertieften Mittelfeld ein reliefiertes Vollwappen im Lorbeerkranz. Das Grabdenkmal ist an den vorstehenden Teilen erheblich beschädigt, zudem Schriftverlust bei (C). H. 145, B. 84, Bu. 1,7-3,6 cm. Kapitalis. A DANIEL(IS) 3 / DER · GLAVBIGE · / WIRDT · NICHT · ZV · / SCHANDEN1) B HIER · LIGT BEGRABEN · IOH(ANNES) · NICO/LAII · SCHLOSSER · M(AGISTER) · IOH(ANNES) · SCHLOSSE[RS] / VON · KIRN · ITZT · PFARRERS ·a) / ZV · SIMMERN · SÖNLEIN · WELCHER / STARB · DEN · 7 · IVLII · A(NN)O · 1613 · SEINES · ALT/E[R]S · 19 · WOCHEN · 4 · TAG · DEM · GOTT · GNADE · C WIHR · LEBEN · ODER · / STERBEN · SO · SEIND / [WIR DES HERRN]2) Schlosser (männliche Figur mit Schlüssel in der ausgestreckten rechten und Schloß in der linken Hand). Der früh verstorbene Säugling3) war der erstgeborene Sohn des Pfarrers Johann Schlosser und seiner Frau Anna, Tochter des Postmeisters Velten Schauß aus Eckweiler, mit der er weitere sieben Kinder hatte. Johann, Sohn des Kirner Weißgerbers Ulrich Schlosser, immatrikulierte sich am 7. April 1608 an der Universität Gießen und folgte im Mai 1611 dem ebenfalls in der Kirche begrabenen Sebastian Ärtzgräber4) im Pfarramt. 1623 wurde er Pfarrer in Spabrücken, wo er (als letzter lutherischer Geistlicher) im Jahr 1626 starb. Da die Inschrift (B) auf den vier Leisten im Uhrzeigersinn umläuft, ist der Text auf der unteren Leiste zwangsläufig so angeordnet, daß er – wie bei der entsprechenden Stelle einer Grabplatte – eigentlich nur von innen zu lesen ist. Der Spruch ist kein wörtliches Zitat, sondern eine auf den Punkt gebrachte Zusammenfassung des 3. Kap. (Unversehrte Errettung dreier gläubiger Juden aus dem Feuerofen des Nebukadnezar). Rö. 14,8 (Paraphrase). Getauft am 24. Februar 1613. – Vgl. zum folgenden Penningroth, Pfarrer 120. Vgl. Nr. 470 von 1611. Kdm. 354 (erw.). 7871 408 di034mz03k0047503 di034-0475 1 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1613-01-01 1613-12-31 1613AAA0000000A3 1613 0 Grabinschrift für Johann Heinrich Schenk von Schmidtburg. Noch 1614 in der damaligen Stadtpfarrkirche nachgewiesen, verloren. Vier Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich. Anno 1613 den 22 Julii starb der wohledell gestreng vnnd vest Johan Henrich von Schmitbergk churfurstlicher trierischer Erbschenck seines Alters 57 Jar der selen Gott genadt Amen. Schwarzenberg (zu Wartenstein), Schenk von Schmidtburg; Dienheim, Stockheim. Der Verstorbene1) war der einzige Sohn aus der Ehe des (Ober)Amtmanns Friedrich Schenk von Schmidtburg mit Magdalena, Tochter Albrechts von Dienheim und der Klara von Stockheim. 1583 heiratete er Christina Elisabeth Vogt von Hunolstein, 1604 in zweiter Ehe Ursula von Brambach2). Johann Heinrich war kurtrierischer Erbschenk, Amtmann zu Birkenfeld und Baumeister auf Steinkallenfels. Sein Onkel Nikolaus (II.) Schenk von Schmidtburg3) wurde ebenfalls in der damaligen Stadtpfarrkirche begraben. Vgl. zum Folgenden Zwiebelberg, Freiherrn von Schmidburg 14f. Vgl. Nr. 511 von 1624. Vgl. Nr. 412 von 1599. Helwich, Syntagma 310. Roth, Syntagma 2 (1884) 42f. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 20 (beide nach Helwich). 7872 408 di034mz03k0047601 di034-0476 0 Sobernheim, Evang. Pfarrkirche 1613-01-01 1613-12-31 1613AAA0000000A3 1613 2 Epitaph für Cornelius Pankratius, Rektor der Sobernheimer Schule. In etwa sechs Meter Höhe in die Außenwand zwischen Hauptportal und Nordportal eingelassen, bisher unbeachtet und lediglich in einer Handschrift kopial überliefert. Einfache Pilasterädikula mit zwei die Initialen der Eheleute tragenden Wappen und der abgegangenen Jahreszahl (A) im Dreiecksgiebel, darunter im Architrav ehemals wohl Bibelspruch (B), daran anschließend im Mittelfeld elfzeilige Grabinschrift (C). Fast bis zur Unkenntlichkeit verwittert, nur noch geringer Buchstabenbestand. Erg. nach Schneider. H. ca. 200, B. ca. 150 cm. Kapitalis. A [1]613 B [Apoc. II / Esto fidelisa) usque ad mortem, et dabo tibi coronam vitae]1) C A(NN)O [MD]CXIIb) D[IE] / V OC[TOBRIS MORTVVS] / EST [VERA] FIDE [IN] / CH[RISTVM] RE[CTOR] / SCHOL[AE] HVIVS [SO]/BERN[HEIM(ENSIS) ET HIC CVM] / VI LIBE[RIS S]EPVLTVS / D(OMI)N(VS) [CO]RNELI/VS [PA]NCRA/[TI]VS Im Jahr 1612, am 5. Oktober, ist in wahrem Glauben in Christus verstorben und hier mit sechs Kindern begraben worden der Rektor der Sobernheimer Schule, Herr Cornelius Pancratius. Pankratius, Cornelius (fünfstrahliger Stern, dessen linker Strahl mit einem senkrechten Strich versehen ist, darüber C P); Pankratius, A. (achtstrahliger Stern, dessen oberer Strahl mit einem waagerechten Strich versehen ist, darüber A P). Die wenigen erhaltenen Buchstaben zeigen eine kunstvoll ausgeführte, in den letzten beiden Zeilen erhöhte Kapitalis. Die Jahreszahl bezieht sich auf die Fertigstellung des schlichten, vermutlich die Grablege der Familie markierenden Epitaphs. In Sobernheim ist seit 1530 eine Schule nachweisbar2), die wohl erst in der alten Beginenklause auf dem Kirchhof, dann in der Johanniter-Kommende untergebracht war. Ab 1578 wird zudem eine Lateinschule erwähnt. Da der Kopist nach fidelis ein pp. setzt, dürfte die Ergänzung nach der Vulgata gerechtfertigt sein. Schneider überliefert die Schreibweise 1612. Apc. 2,10. Vgl. Müller, Nahekunde 153 und Vogt, Sobernheim 48. Schneider, Notizen I, nach Eintrag „um 1465“. 7873 408 di034mz03k0047709 di034-0477 1 Meisenheim, Schloßbezirk 1614-01-01 1614-12-31 1614AAA0000000A3 1614 0 Bauinschrift. Ehemals angebracht an dem mit der Schmalseite rechtwinklig zur Schloßkirche ausgerichteten Gebäude in der Mitte der Gesamtanlage, dem nach seiner ersten Bewohnerin genannten „Magdalenen-Bau“ (heute Herzog-Wolfgang-Haus). Die Inschrift verschwand wohl 1826 während den von der neuen hessisch-homburgischen Herrschaft veranlaßten Umbaumaßnahmen1). Nach einer verläßlichen Beschreibung des Jahres 17272) handelte es sich um einen außen über den Fenstern des im ersten Stock gelegenen Speisesaales angebrachten Wappenstein mit in Goldbuchstaben ausgeführter Inschrift, wohl Kapitalis3). Nach Sundahl. VON GOTTES GNADEN MAGDALENA PFALTZ-GRAEVIN BEY RHEIN, HERTZOGIN IN BAYERN, GRAEVIN ZV VELDENTZ VND SPONHEIM etc. GEBOHRNE HERTZOGIN ZV GVLICH CLEVE VND BERGE, GRAEVIN VON DER MARCK VND RAVENSPERG, FRAVE ZV RAVENSTEIN etc. WITTWE. ANNO DOMINI MDCXIV. Der die Fertigstellung des Bauwerks anzeigende Wappenstein wurde von Meister Conrad Wohlgemuth aus Simmern angefertigt, dem in der Nachfolge Johann von Trarbachs stehenden Bildhauer des Epitaphs für die Pfalzgräfin Christine4). Magdalena war das dritte Kind aus der Ehe Herzog Wilhelms des Reichen von Jülich-Kleve-Berg mit Maria Erzherzogin von Österreich, der Tochter des römisch-deutschen Kaisers Ferdinand I.5). Am 4. Oktober 1579 heiratete sie in Bergzabern Herzog Johann I. von Pfalz-Zweibrücken, den zweitältesten Sohn und Nachfolger Herzog Wolfgangs6). Nach dem Tod ihres Gemahls7) bezog sie nach 1604 ihren Witwensitz in der Nebenresidenz zu Meisenheim, die damals hauptsächlich aus dem sogenannten Stephans-Stock und einigen Wirtschaftsgebäuden bestand8). Wohl aufgrund des daraus resultierenden Platzmangels, ließ sie zusammen mit ihrem Sohn Johann II.9) das mehrstökkige, mit Treppenturm und zwei Zwerchgiebeln versehene Gebäude erbauen, das sich trotz erheblicher Eingriffe des 19. Jahrhunderts im Kern als einziges der pfalz-zweibrückischen Schloßbauten bis heute erhalten hat. Magdalena bewohnte den von dem Zweibrücker Baumeister Hans Graulich 1612-14 entworfenen „Neve(n) Baw“ fast zwanzig Jahre lang, erlebte darin einen Großteil des 30jährigen Krieges. Sie starb 1633 im Alter von 80 Jahren als Letzte ihres Geschlechts und wurde in einem Sarg in der Ludwigsgruft der Meisenheimer Grabkapelle beigesetzt10). Zur wechselvollen Geschichte dieses schloßartigen Anwesens vgl. Rodewald, Das Herzog Wolfgang-Haus, Meisenheim am Glan 1935, Lurz 207ff. sowie den Lageplan bei Kdm. 271 mit Abb. 187. „supra fenestras inferioris atrii seu coenaculi posita, cum hac epigraphi (in griechischen Buchstaben) auratis expressa litteris“. – Eine bei Lurz 208 veröffentliche Skizze des Gebäudes aus dem Jahr 1714 (Nr. C) zeigt links neben dem Treppenturm an entsprechender Stelle ein kleines Quadrat, bei dem es sich um diesen Wappenstein handeln könnte. Analog der Angabe für den gleichzeitig gearbeiteten Wappenstein (Nr. 478) „latinis litteris“. Der dagegen in Fraktur gehaltene Text der heute an dieser Stelle angebrachten, wohl im Jahr 1910 entstandenen, 15zeiligen Schrifttafel (Vermerk am unteren Tafelrand: „Erneuert 1910“) mit oberem ovalem Abschluß orientiert sich zwar an der überlieferten Vorlage, verzichtet aber auf die Wiedergabe eines Wappens und wurde zudem mit dem überlieferten Text einer weiteren Bauinschrift des gleichen Jahres gekoppelt (vgl. folgende Nr. 478). Vgl. Kdm., die folgende Nummer und Nr. 496 von 1619. Vgl. Europ. Stammtafeln NF VI Taf. 17. Vgl. sein großes Grabdenkmal Nr. 340 von 1575. In der Alexanderkirche zu Zweibrücken befindet sich das für das Ehepaar nach 1611 fertiggestellte (mittlerweile stark zerstörte), gemeinsame Epitaph, das Raum für zwei (verlorene) Standfiguren bot. Unter dem für Magdalena vorgesehenen Platz fügte man nach ihrem Tod eine Tafel mit ihrer Grabinschrift bei (vgl. Kdm. Zweibrücken I 131ff. mit Abb. 78; Text bei Crollius, Denkmahl 123). Vgl. die verlorene Bauinschrift Nr. 134 von 1459. Vgl. die Bauinschrift Nr. 478 von 1614. Vgl. ihre Sarginschrift Nr. 525 von 1633. Sundahl, Oratio 13 mit Anm. 5*. Heintz, Begräbnisse Nr. 125. Heintz, Schloßkirche 203. Sundahl, Festrede (übers. von Wernigk) 23. Kdm. 274. Lurz, Meisenheim 208. Buß, Residenz 1. 7874 408 di034mz03k0047807 di034-0478 1 Meisenheim, Schloßbezirk 1614-01-01 1614-12-31 1614AAA0000000A3 1614 1 Bauinschrift am sogenannten „Magdalenenbau“, heute Herzog-Wolfgang-Haus. Noch im Jahr 1886 „verstümmelt“ vorhanden1), wohl endgültig untergegangen bei einer der zahlreichen folgenden Umbaumaßnahmen2). Nach einer verläßlichen Beschreibung aus dem Jahr 1726 handelte es sich um einen außen über der Eingangstür zum vierstöckigen Treppenturm angebrachten Wappenstein mit in Goldbuchstaben ausgeführter Inschrift, wohl Kapitalis3). Nach Sundahl. VON G(OTTES) G(NADEN) IOHANNES PFALTZ-GRAV BEY RHEIN IN BAYERN ZV GVLICH CLEVE VND BERG HERTZOG, GRAVE ZV VELDENTZ, SPONHEIM, DER MARCK VND RAVENSPERG, HERR ZV RAVENSTEIN, VND VON G(OTTES) G(NADEN) LOYSA GEBORNE PFALTZGRAEVIN BEY RHEIN HERTZOGIN IN BAYERN, etc. ANNO DOMINI MDCXIV. Pfalz-Zweibrücken?; Kurpfalz?. Der Wappenstein wurde – wie sein Pendant des gleichen Jahres – von dem Simmernschen Bildhauer Conrad Wolgemuth angefertigt4). Johann II. war der erste Sohn aus der Ehe des Herzogs Johann I. von Pfalz-Zweibrücken mit der Herzogin Magdalena von Jülich-Kleve-Berg5). Bezeichnenderweise nimmt er die Titel seiner Mutter in die vorliegende Bauinschrift auf, ordnet sie dem Rang nach und vermischt damit die mütterliche und väterliche Linie. Ursache und Zweck dieser bewußten Handlung war wohl die öffentliche Dokumentation der Pfalz-Zweibrücker Ansprüche im durch seine Mutter mitverursachten Jülich-Klevischen Erbfolgestreit. Seit 1612 war Johann in zweiter Ehe mit der Prinzessin Luise Juliane verheiratet, der Tochter des Kurfürsten Friedrich IV. von der Pfalz6). Johann II. errichtete den von dem Zweibrücker Baumeister Hans Graulich 1612-14 entworfenen Neubau als Alterssitz für seine Mutter Magdalena. Nach ihrem Tod 16337) diente das in der Mitte des damaligen Schloßbezirks gelegene Gebäude den Angehörigen des pfalz-zweibrückischen Hauses als Nebenresidenz, Zufluchtsort und Witwensitz. So Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 463. Vgl. zum Folgenden den ausführlichen Kommentar der vorhergehenden Nr. 477. „inscriptio latinis auratisque itidem litteris supra uestibuli ianuam, una cum insignibus Palatinis posita“. – Eine bei Lurz 208 veröffentlichte Skizze des Gebäudes aus dem Jahre 1714 (Nr. C) zeigt an entsprechender Stelle ein Quadrat, bei dem es sich um diesen Wappenstein handeln könnte. Genau an dieser Stelle befindet sich heute ein großes, neu angefertigtes pfalz-zweibrückisches Wappen, allerdings ohne Text. Dieser wurde auf eine wohl 1910 hergestellte Inschriftentafel übertragen und mit einer zweiten, ebenfalls überlieferten Bauinschrift vereinigt; vgl. dazu die vorherige Nr. 477 mit Anm. 3. Vgl. die vorhergehende Nr. 477. Vgl. Europ. Stammtafeln NF I Taf. 32. Vgl. ebd. Taf. 28. Vgl. ihre überlieferte Sarginschrift Nr. 525 von 1633. Sundahl, Oratio 13 mit Anm. **. Heintz, Begräbnisse Nr. 125. Heintz, Schloßkirche 203. Sundahl, Festrede (übers. von Wernigk) 23. Kdm. 274. Lurz, Meisenheim 208. Buß, Residenz 1. 7875 408 di034mz03k0047907 di034-0479 2 Sponheim, ehem. Kloster 1614-01-01 1626-12-31 1626BAA8386AABA3 1614/1626 1 Jahreszahlen im Bereich des ehemaligen Benediktinerklosters. Zum einen innen über einer Tür an der Westseite der Sakristei (I), zum andern im Sturz der von der nördlichen Chorseite zur Sakristei führenden Verbindungstür1) (II). Nach Kdm (I). H. 19 (II), B. 153 (II), Bu. 6 (II) cm. I 1614 II 1626 Nach der Aufhebung2) des Klosters im Jahr 1565 wurden die Güter von einem kurpfälzisch-badischen Schaffner verwaltet, bis – durch die spanische Eroberung der Pfalz im 30jährigen Krieg veranlaßt – im Jahr 1622 Benediktiner aus St. Martin in Köln das Kloster für etwa zehn Jahre wiederbesiedeln konnten. Die zweite Jahreszahl bezieht sich auf den Umbau der Sakristei unter ihrem ersten (nach alter Zählung 31.) Abt Remigius (Holz)Winkel. An den Gewänden dieser Tür befindet sich außerdem ein mit der Jahreszahl 1690 versehenes Monogramm F(RATER) E(LIAS) B(INGEL) L(ORICHIUM) (wiederholt in der Chorapsis), das auf die von ihm zusammen mit einigen Mönchen aus St. Jakob bei Mainz seit 1687 im Auftrag des Benediktinerordens erfolgreich betriebene Restitution des Klosters hinweist. Die Grabplatte des aus Lorch im Rheingau stammenden Paters (†1721) befindet sich gemeinsam mit einem großformatigen Andachtsbild in der Taufkapelle der heutigen Pfarrkirche; seinen Bestattungsort bezeichnet ein mit einem Kreuz und seinen Initialen versehener, in die westliche Kirchhofsmauer eingelassener Quader. Vgl. dazu Schneegans, Trithemius 274ff. Legipontius, Continuatio fol. 17 (II). Kdm. 390. 7876 408 di034mz03k0048000 di034-0480 0 Schweppenhausen, Kath. Kirche Hl. Kreuz 1615-01-01 1615-12-31 1615AAA0000000A3 1615 1 Grabplatte der Amalia von Ingelheim, geb. Langwerth von Simmern. Rechterhand im Chor der Kirche in die Wand eingelassen, bisher nur kopial überliefert. Gelb überstrichene Sandsteinplatte mit Umschrift auf erhabener Leiste, im vertieften Mittelfeld oben zwei kleine Wappen in Halbrelief. In der unteren Hälfte stark abgetreten, untere Leiste fehlt vollständig. Erg. nach Würdtw. Epitaphienbuch. H. 180, B. 90, Bu. 5,5 cm. Kapitalis. ANNO · DOM(INI) · 1615 · DEN · 13 · FEB/[RVARII · S]TARB · DIE · EDELL · V(N)D · VILDVG[ENTSAME · / AMALIA · VON · INGELHEIM · / GEBOHRNE GRÄF]FIN · VON · [S]IMMEREN · DERO · GOTT · GENAD · Ingelheim; Langwerth von Simmern. Amalia1), die einzige Tochter aus der Ehe des in Hattenheim/Rheingau sitzenden Hans Georg I. Langwerth von Simmern mit seiner Frau Eva von Schönborn, war spätestens seit 1590 mit Marsilius Gottfried von Ingelheim verheiratet. Ihr vier Jahre später verstorbener Ehemann wurde ebenfalls in Schweppenhausen beigesetzt2). Anselm Franz von Ingelheim (†1695), Nachkomme ihres gemeinsamen Sohnes Georg Hans, wurde im Jahr 1679 Kurfürst und Erzbischof von Mainz3). Vgl. zum Folgenden Heinrich Freiherr Langwerth von Simmern, Familiengeschichte der Freiherren Langwerth von Simmern. Hannover 1909, 77f. mit Stammtafel I im Anhang. Vgl. Nr. 497 von 1619. Vgl. zu seinem repräsentativen Grabdenkmal im Mainzer Dom Arens, Mainzer Inschriften I Nr. 1683. Würdtweinsches Epitaphienbuch 267. 7878 408 di034mz03k0048108 di034-0481 0 Bad Münster am Stein-Ebernburg, Evang. Johannes-Kirche (sog. Wehrkirche) 1615-01-01 1615-12-31 1615AAA0000000A3 1615 5 Grabplatte für Anna Elisabeth von Sickingen-Ebernburg. Sie lag bis 1972/73 innen im Boden vor dem Altar1), kam dann außen an die Nordwand der Kirche und befindet sich jetzt wieder innen an der Südseite des Chors. Große Sandsteinplatte mit vorlinierter Umschrift (A) auf erhöhter Leiste, im vertieften Feld nachgehauener Bibelspruch (B) in fünf Zeilen, darüber vertieft gearbeitetes, bezeichnetes Wappen der Verstorbenen, darunter Steinmetzzeichen (Nr. 47); zudem vier reliefierte, mit Helmzier und Beischriften versehene Ahnenwappen in den Ecken. Untere Hälfte und rechte Leiste stark verwittert, Schriftverlust. H. 195, B. 85, Bu. 4,5 cm. Kapitalis. A ANNO · 1615 · DEN IX MARTY / IST DVRCH [.....]RDERTa) WOR[.. / ..... / .....] · 1613 · GEBO[RN] WART DEN · 25 · JVLI GOT VERLEIH IHR RVH AMEN B DAS KIND IST / NIT GESTORBEN / SONDERN ES / SCHLAEFT / MAR. 5 V 392) Wappen mit Wappenbeischriften: A(NNA) E(LISABETH) V(ON) S(ICKINGEN); H(ANS) S(CHWEIKHARD) V(ON) S(ICKINGEN), B(EATRIX) V(ON) S(ICKINGEN) G(EBORNE) V(ON) L(VTZELBVRGK); M(ARGARETA) V(ON) S(ICKINGEN) G(EBORNE) V(ON) H(EDDESDORF), A(MALIA) [V(ON) H(EDDESDORF) G(EBORNE) V(ON) K(ESSELSTATT)]. Anna Elisabeth3) war eines von neun Kindern aus der 1610 geschlossenen, zweiten Ehe Johann Schweikhards d.J. von Sickingen-Ebernburg mit Margareta, Tochter des Johann Philipp von Heddesdorf und der Amalia von Kesselstatt. Die gut gearbeitete Grabplatte stammt wohl aus der selben Werkstatt wie diejenige ihres Stiefbruders Hans Meinhart4). Schriftverlust ca. 115 cm. – Mielke schlägt die phantasievolle Ergänzung (GEMÖ?)RDERT WORD(EN) vor. Anzunehmen ist jedoch eher [GOTT AVS DIESER WELT ABGEFO]RDERT WOR[DEN]. So Mielke 128. Mk. 5,39. Vgl. zum Folgenden Europ. Stammtafeln NF XI Taf. 66. Vgl. Nr. 457 von 1607. Mielke, Grabinschriften 128f. 7879 408 di034mz03k0048206 di034-0482 0 St. Johannisberg, Evang. Kirche 1615-01-01 1615-12-31 1615AAA0000000A3 1615 1 Fragment der vermutlichen Grabplatte des Superintendenten und Hofpredigers Albert von Helbach. Liegt gegenwärtig als Spolie im Fußboden vor dem linken Chorpfeiler (Plan Nr. 6). Erhalten hat sich ein bisher unbeachteter Teil der Schriftleiste. H. 65, B. 65, Bu. 4,5 cm. Kapitalis. [...] · HERR ALBERTVS VON [...] Als ausgesprochen kämpferischer Vertreter des Luthertums trat der aus Thüringen gebürtige von Helbach unermüdlich in Wort und Schrift für seine religiöse Überzeugung ein1). Wegen der Konfessionswechsel seiner jeweiligen Landesherren zum Calvinismus legte er 1584 sein Amt als kurpfälzischer Diakon in Alzey und 1596 seine Stelle als Hofkaplan des Herzogs Reichard von Pfalz-Simmern nieder, wurde aber noch Ende des gleichen Jahres von Wild- und Rheingraf Adolf Heinrich2) zum Pfarrherrn von St. Johannisberg und – damit verbunden – zum Hofprediger und Superintendenten der Herrschaft Dhaun ernannt. Der Konflikt mit der reformierten Ehefrau seines Herrn war damit vorgezeichnet. Bemerkenswert war der letztlich gescheiterte Versuch, durch eine von ihm vorgelegte Kirchenordnung die auseinanderstrebenden Linien des wild- und rheingräflichen Hauses zumindest in dieser Hinsicht zu einen3). Helbach war in erster Ehe mit Elisabeth Kider aus Alzey verheiratet4), in zweiter mit Ottilie Bieger aus Kaiserslautern; aus beiden Ehen hatte er insgesamt vier Kinder, erhalten hat sich die Grabplatte für seinen Sohn Abraham5). Helbach verstarb am 19. Februar 1615 und dürfte – wie die anderen Familienmitglieder – in der ehemaligen Stiftskirche beigesetzt worden sein6). Vgl. zum Folgenden die ausführliche biographische Skizze von Fröhlich, Superintendenten 65-104, dabei auch die Liste seiner Publikationen (er bediente sich dabei öfters seines gräzisierten Namens Photinopotamus). Vgl. Nr. 451 von 1606. Vgl. Fröhlich, Kirchenordnung pass. Vgl. Nr. 431 von 1601. Vgl. Nr. 463 von 1609. Vgl. Fröhlich, Superintendenten 94. 7880 408 di034mz03k0048304 di034-0483 0 Windesheim, Evang. Kirche 1615-01-01 1615-12-31 1615AAA0000000A3 1615 6 Grabplatte für einen kurpfälzischen Schultheißen zu Windesheim (und seine Frau?). Sie wurde vermutlich während der Renovierung der 1517 erbauten spätgotischen Saalkirche1) in den Jahren 1966/67 freigelegt2) und als Begrenzung des Fußweges außen an der Nordseite der Kirche waagerecht zu einem Viertel in den Boden eingelassen, bisher unbeachtet. Platte aus gelblichem Sandstein mit zweifach umlaufender Inschrift (A) auf breiter Leiste, im vertieften Mittelfeld unter Wappen im Lorbeerkranz 15zeiliger Bibelspruch (B). Äußerst stark verwittert. H. 165, B. 90 (erschlossen), Bu. 5,5 cm. Kapitalis. A ANNO · 1615 · DEN · [... / ..... / ..N]BACH · PFALTZa) · / SCHVLTESa) · ZV · WINDESHEIMb) · IM · 64 · IAHR · SEINESc) · ALTERSd) · VND · IM · 32 // IAHR · SEINES · D[... / .....] / MAINTZ · WONHAFT · / GEWESNe) · DENEN · GOTTf) · EIN · FRÖLICHg) · VFFERSTEHEN · VERLEIHE // AMEN B AM · C[APITEL ...] / ICH · WEIS · DAS / MEIN · ERLÖS[ER] / LEBTh) · DER · WV̈R[DE] / MICH · AVS · DER / E[RDEN] · WID[ER] / [AVF]ERWECK[EN] / [VND] · WER[DE] / [DA]RNA[CH MIT / DIESER MEI]NER · H[AVT] / VMGEBEN · W[ERDEN / VND] · WER[DE IN] / MEINEM · FL[EISCH] / GOTT · SEH[EN]3) unkenntlich4). Die Fürbitte weist darauf hin, daß die Grabinschrift für den Verstorbenen und seine Ehefrau abgefaßt war. Unter Berücksichtigung des fragmentarischen Wappens könnte man ihn mit Peter Moll5) identifizieren, der 1610 als Oberschultheiß und Amtsschreiber des kurpfälzischen Amtes Stromberg erwähnt wird. Da Kurpfalz lediglich ein Viertel6) an den Rechten des der Wild-und Rheingrafschaft angehörenden Ortes besaß, könnte der Verstorbene die Funktion eines kurpfälzischen Ortsschultheißen7) mitübernommen haben. T dem L eingeschrieben. – Mögliche Ergänzung zu PFALTZ(GRÄVLICHER). Spiegelverkehrtes S, I dem E eingestellt. Spiegelverkehrtes S. T dem L eingestellt, spiegelverkehrtes S. Sic! Zweites T eingestellt. I dem L eingestellt. E dem L eingestellt. Vgl. Nr. 250 von 1517. Vgl. Denkmalpflege 1965/67, 103 (Einbau eines neuen Fußbodens). Job 19,25. Links auf dem Wappenschild scheint ein P zu stehen, wohl als Anfangsbuchstabe des Vornamens des Verstorbenen. Vgl. Krebs, Dienerbücher 92. Vgl. dazu Seibrich, Entwicklung 79. Die Verquickung mehrerer Ämter ist nicht ungewöhnlich, vgl. Krebs, Dienerbücher 152ff. 7882 408 di034mz03k0048402 di034-0484 0 Duchroth, Dimrother Hof 1615-01-01 1615-12-31 1615AAA0000000A3 1615 2 Grenzstein mit Initialen, Wappen und Jahreszahl. Steht gegenwärtig im straßenseitigen Vorgarten des Hauptgebäudes1). Quader aus gelb-rotem Sandstein mit neuer farblicher Fassung, unterer Teil fehlt. H. 40, B. 25, T. 9, Bu. 4 cm. Kapitalis. H · I · P / / 1 6 1 5 Pfalz-Zweibrücken? (Rauten). Wie der Montforter Hof2) gehörte auch der südlich von Duchroth gelegene Dimrother Hof seit alters her zu Pfalz-Zweibrücken; beide Höfe werden erstmals 1407 urkundlich genannt3) und wurden wohl gemeinsam verliehen. Da es zu Beginn des 16. Jahrhunderts zu Grenzstreitigkeiten zwischen der Herrschaft, den angrenzenden Gemeinden und den Lehensträgern kam, könnte der vorliegende Stein zu denen gehören4), die anläßlich der 1613 erfolgten Einigung neu gesetzt wurden. Daher wäre es nicht undenkbar, die Initialen mit H(ERZOG) I(OHANN) P(FALZGRAF) (Johann II. von Pfalz-Zweibrücken5)) aufzulösen und das Wappen mit einem der Hauptbestandteile seines Wappens, den bayerischen Rauten, zu identifizieren. Erfaßt von K. Dick am 9. April 1980 für die Kartei der Pfälz. AG für Grenz- und Flurdenkmäler. Vgl. Nr. 433 von 1601. Vgl. Herzog, Duchroth 200. Das obere linke Eck eines zweiten Grenzsteines ist innen in die gartenseitige Mauer des Dimrother Hofes eingelassen, erkennbar sind noch die Buchstaben H · I und ein kleines Stück des Rautenwappens. Zudem befinden sich drei weitere Grenzsteine von 1740, 1762 und 1763 auf dem Hofgelände. Vgl. zu ihm Nr. 478 von 1614. 7883 408 di034mz03k0048500 di034-0485 0 Neu-Bamberg, Evang. Pfarrkirche 1616-01-01 1616-12-31 1616AAA0000000A3 1616 2 Grabplatte des Georg Meinhard Beyer von Bellenhofen. Außen in der Vorhalle als zweiter Stein rechts vom Eingang in die Wand eingelassen, bisher unbeachtet. Farbig gefaßte Sandsteinplatte mit Umschrift auf erhöhter Leiste, im abgetreppten Mittelfeld acht reliefierte, mit Beischriften versehene Ahnenwappen. Untere Leiste bestoßen. H. 211, B. 89, Bu. 2,5 (Beischriften), 4,5 cm. (Umschrift). Kapitalis. ANNO · 1616 · DEN · 6 · TAG · NOVEM/BRIS · IST · DER · WOHLEDLE · GESTRENG · VND · VEST · GEORG · MEINHARD · BEYER · VON / · BELLENHOVEN · S[EI]NES · ALTERS / · IHM · 40 · IHAR · SELICHLICH · ENTSCHLAFFEN · GOT · SEY · IHM · VND · VNS · GENEDIG · AMEN Wappen mit Wappenbeischriften: BELHOFFEN · RIDESHEIM1) · AHW2) · HVND VO(N) SEILHEIM3) ·; WALSTROMER4), BALDECK5), ALMBSHEIM6), PARTHEIM Der Verstorbene war vermutlich ein Sohn des kurpfälzischen Oberamtmanns in Kreuznach Dr. Carsilius Beyer von Bellenhofen7), der in Neu-Bamberg begütert war. Georg Meinhard war vielleicht mit der ebenfalls in der früheren Pfarrkirche des untergegangenen Ortes Sarlesheim bestatteten, früh verstorbenen Maria Elisabeth Knebel von Katzenelnbogen8) verheiratet. Die Beyer von Bellenhofen sind bis 1683 in Neu-Bamberg nachweisbar. Rüdesheim (im Schildhaupt ein schreitender Leopard, darunter sechs 3:2:1 gestellte Rosenblüten). Au? (im Schildhaupt ein schreitender Löwe, darunter Damaszierung). Hund von Saulheim. Zwei gekreuzte Lilienszepter. Springender Hund. Von Balken geteilt. – Vgl. Helwich, Syntagma 78 mit dem gleichen Wappen für die 1563 verstorbene „Elysabeth Reissin von Albsheim, die letzte des geschlechtes“; dort gold-silber, von blauem Balken geteilt. Vgl. zum Folgenden Gerten, Chronik 126 und 149f. Vgl. Nr. 414 von 1599. Würdtweinsches Epitaphienbuch 264 (erw.). 7884 408 di034mz03k0048608 di034-0486 0 Bad Kreuznach-Planig, Evang. Pfarrkirche 1616-01-01 1616-12-31 1616AAA0000000A3 1616 2 Glocke mit Bibelspruch und Meisterinschrift, rechts im Turm1) der ursprünglich romanischen Kirche. Reich verzierte Glocke mit zweizeiliger Schulterumschrift zwischen Rundstegen, darüber auf der Haube Friese aus geflügelten Engelköpfen und stehenden Lilien, darunter hängender Fries aus Frucht- und Blattwerk. Auf der oberen Flanke reliefiertes Gießerwappen unter dem Namen, in der Mitte Blütenfries, auf dem Wolm Zierstege, auf dem äußeren Rand des Schlagrings Rosetten und abschließend ein weiterer Blütenfries. Der jeweilige Textbeginn wird durch eine weisende Hand angezeigt, Worttrenner fehlen. Der im Jahr 1909 vom Kirchenvorstand gefaßte Plan, die (gut erhaltene) Glocke „unter der Bedingung, daß die Inschrift von der alten auf die neue übertragen werde“2) umzugießen, gelangte offensichtlich nicht zur Ausführung. H. ca. 65 (o. Kr.), Dm. ca. 82, Bu. 1,8 cm. Kapitalis. +a) ADIVTORIVM NOSTRVMb) IN NOMINE DOMINI QVI FECIT CELVM ET TERRAM3) // INc) NAMEN IESV CHRISTE FLOS ICH Md) IOANNES BRENTELT IN MENTZ GOS MICH ANNO 1616 Unsere Hilfe im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Knittelvers. Johannes Brentelt (von den Initialen I B begleitete Glocke mit Joch, darauf vier Sterne). Neben der aus dem Jahr 1579 ist dies die zweite (erhaltene) Glocke, die sich die lutherische Gemeinde Planigs mit dem auf Glocken sonst kaum nachweisbaren Bibelspruch4) anfertigen ließ. Trotz der vermeintlich eindeutigen Herkunftsbezeichnung handelt es sich bei Meister Brentelt5) um einen lothringischen Wandergießer6), der zwischen 1616 und 1618 sechs weitere Glocken im Rhein-Main-Gebiet goß; darunter eine (bis auf den fehlenden Bibelspruch) ganz ähnlich ausgeführte für St. Stephan7) in Mainz. Kreuz auf Sockel, davor eine weisende Hand. N durchgehend spiegelverkehrt. Sic! Davor eine weisende Hand. Wohl mit M(EISTER) aufzulösen. Vgl. Nr. 177 von 1492. Vgl. Jahresbericht der Denkmalpflege im Großherzogtum Hessen (1908-1911) II, Darmstadt 1912, 198. Ps. 124,8. Lediglich ein Nachweis bei Walter, Glockenkunde 431. Name u.a. auch in den Schreibweisen Brevtelt, Brutelt und Bertelt; vgl. Fritzen, Glockengießer I 89. Vgl. zu ihm K. Köster, Glocken und Glockenspiele von Lothringer Wandergießern in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts. Anmerkungen zu einer unveröffentlichten „Werkliste“ vom Jahre 1618, in: T. Breuer (Hg.), Lusus campanularum. Beiträge zur Glockenkunde. Sigrid Thurm zum 80. Geburtstag. München 1986, 49. Vgl. DI 2 (Mainz) Nr. 1447 mit Abb. und Nachzeichnung. Brilmayer, Rheinhessen 395. 7885 408 di034mz03k0048706 di034-0487 0 Bad Kreuznach, Schloßparkmuseum (aus Schloß Rheingrafenstein) 1616-01-01 1616-12-31 1616AAA0000000A3 1616 1 Jahreszahl an einem figürlichen Wappenhalter aus Eichenholz. Ehemals im „Neuen Tor“ des Schlosses1), befand er sich 1918 im späteren Bad Kreuznacher Karl-Geib-Museum und wird seit dessen Auflösung Ende 1986 am heutigen Standort aufbewahrt. Männliche Figur mit Barett, geknöpfter Jacke, Kniehose und breiten Schuhen, die linke Hand am Degen, die (abgebrochene) rechte den mit Initialen versehenen Wappenschild haltend. Darauf befindet sich im rechten oberen Eck die eingeschnittene, vom Wappen geteilte Jahreszahl. H. 65, B. 22, Z. 2, Bu. 3 cm. Kapitalis, erhaben. 1 616 Rieger? (in der unteren Hälfte ein separater, viermal geteilter Wappenschild mit einer Ente (?) im ersten Feld, darüber als Hausmarke eine in einer 4 endenden Stange, rechts daneben eine 1. Über der Stange ein Fisch, darunter die ligierten Initialen HRa). Das Wappen könnte (nach Kohl) auf einen Angehörigen der Familie Rieger hinweisen, die noch im 18. Jahrhundert als wild- und rheingräfliche Pächter den Salm- und Lachsfang in der unterhalb des Schlosses vorbeifließenden Nahe innehatten2). H mit Nodus am Balken. Vgl. den Plan bei Kohl Abb. 15. Vgl. dazu Cauer, Kirn 69ff. Kohl, Rheingrafenschloß 30 mit Abb. 13 S. 28. Kdm. 106. 7886 408 di034mz03k0048804 di034-0488 0 Bad Kreuznach, Schloßparkmuseum 1567-01-01 1617-12-31 1617AAB0000000A3 vor 1617 4 Grabplatte der drei Schwestern NN., Katharina und Klara Kiefer. Ehemals im Magazin des Bad Kreuznacher Karl-Geib-Museums, wurde sie nach dessen Schließung Ende 1986 an den heutigen Standort überführt, bisher unbeachtet. In vier beschädigten Teilen erhaltenes Fragment einer kleinen Platte aus gelbweißem Sandstein mit Umschrift auf profilierter Leiste, die sich im Mittelfeld unter zwei reliefierten Wappen in zwölf vorlinierten Zeilen fortsetzt. Etwa ein Viertel der rechten Längsseite wurde abgeschlagen, zudem fehlen Teile der linken Leiste. H. 130, B. 58, Bu. 5 (Umschrift), 3,5 cm. Kapitalis. ANNO · DOMIN[I .... / ..... ..... / ...]EN · KATHARI[/NA ... VN]D · DEN 17 FEBRVA[RII ...] KLARA D//ES · ERNHAFTENa) · F[R]IER[I]/CHb) · KIEFERS · DREY · EH[LI]/CHE · DOCHTER · DERE/N · SEELEN · GOTT E/IN · FROLICHE · AVFE/RSTHEVNG · VERL/EIHE · / PHIL: AM · I · CAP · / CHRISTVS · IST / MEIN · LEBEN S[T]/ERBEN · IST · ME[I]/N · GEWIN1) · Kiefer, Friedrich (links in eine Sechs auslaufender Vierkopfschaft mit den Initialen F K); unkenntlich. Die etwas ungelenk, aber markant eingehauene Kapitalis zeigt A mit gebrochenem Mittelbalken, M mit hochgezogenem Mittelteil, N fast durchgehend spiegelverkehrt, I mit einem dreiecksförmigenPunkt und das für diese Zeit in Kreuznach typische halboffene D mit oben weit über die Haste hinaus gezogenem Bogen2). Der einen Garten vor der Kilianspforte besitzende Friedrich Kiefer3) erscheint erstmals 1601 als Wachtmeister der Stadt Kreuznach und wird am 6. Februar 1617 als verstorben bezeichnet. Seine Töchter dürften wohl in oder bei der damaligen Stadtpfarrkirche (und heutigen evangelischen Pauluskirche) bestattet worden sein. R auf dem Kopf stehend. Sic! Phi. 1,21. Vgl. Nr. 450 von 1606; vermutlich wurden beide Platten von derselben Hand gefertigt. Vgl. zum Folgenden Velten, Bürgerbuch 85. 7887 408 di034mz03k0048904 di034-0489 0 Meisenheim, Schloßkirche 1617-01-01 1617-12-31 1617AAA0000000A3 1617 1 Epitaph des Säuglings Pfalzgraf Friedrich von Pfalz-Landsberg. Links vom großen Grabdenkmal des Herzogs Karl I. von Pfalz-Birkenfeld1) an der Südwand der Grabkapelle befestigt. Verhältnismäßig einfach gestaltete Pilasterädikula aus gelbgeädertem Kalkstein, die Schrifttafeln aus Schiefer. Die große 22zeilige Schrifttafel mit abgesetztem Bibelspruch in kleineren Buchstaben wird von Pilastern gerahmt, die je vier Wappen mit den zugehörigen Beischriften tragen. Als Bekrönung dienen zwei, von sitzenden Putten gehaltene Vollwappen. Die Sockelzone besteht aus Beschlagwerk, in der Mitte ein Totenkopf über Todeswerkzeugen. Die Seitenteile des gut erhaltenen Epitaphs verzieren weibliche, in Voluten eingespannte Hermen. Bei der Restaurierung des Grabdenkmals im Jahre 1896 scheinen nur unerhebliche Ergänzungen vorgenommen worden zu sein2). H. ca. 300, B. ca. 190, Bu. 2,5 cm. Kapitalis. FRIDERICVS PALATINVS RHENI, &a) FRIDERICI / CASIMIRI, PALAT(INI) RHENI, BAV(ARIAE) IVL(IAE) CLIV(IAE) MONT(IS) / DVCIS, COMITIS VELD(ENCIAE) SPONH(EIMII) &a) ET AMALIAE, / INCLYTAE PRINCIP(ISSAE) AVRAICAE, COMIT(ISSAE) NASSOV(IAE) &a) / FILIVS: NATVS EST IN ARCE LANDSPERG / ANN(O) CHR(IST)I MDCXVII · DIE IV. AVG(VSTI) POST / MEDIVM NOCTIS, PAVLO ANTE HORA(M) PRIMAM / POSTERO VERO DIE IN NO(M)I(N)E S(ANCTAE) TRINITATIS, / SVB HORA NOCTIS XII. BAPTIZATVS, CONTI=/NVOb) EIVSDEM DIEI HORA PRIMA POMERID(IANA) / EX HAC VITA DECESSIT · MEISENHEIMIA(M) / DEINDE VIII, DIE AVG(VSTI) TRANSLATVS, ET IN / HOC MONVMENTO PROAVORVM SVORVM, / LAVDATISSIMAE SEMPER MEMORIAE, HONORIFICEc) / SEPVLTVS EST, EXPECTANS APPARITIONEM / GLORIAE MAGNI DEI ET SERVATORIS NOSTRI / IESV CHR(IST)I: CVIVS VOCE EXCITATVS MAGNA / CVM POMPA ET MAIESTATE DEDVCETVR IN / SPLENDIDISSI(MAM) ET COELESTEM HIEROSOLYMAM, / ET CVM SALVATORE SVO IESV CHR(IST)O / REGNABIT AC VIVET IN AETERNVM ·d) / VENI · VENI · ETIAM VENI DOMINE IESV · APOC(ALYPSIS) XXII ·3) Friedrich, Pfalzgraf bei Rhein (usw.), Sohn des Friedrich Casimir, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog in Bayern, zu Jülich, Cleve und Berg, Graf zu Veldenz und Sponheim (usw.) und der erlauchten Fürstin Amalie von Oranien, Gräfin von Nassau (usw.). Geboren auf Burg Landsberg im Jahre Christi 1617 am 4. Tag des Augusts nach Mitternacht kurz vor der ersten Stunde, wurde er am folgenden Tag während der 12. Stunde der Nacht im Namen der heiligen Dreifaltigkeit getauft und schied alsbald in der ersten Stunde des Nachmittags des selben Tages aus dem Leben. Sodann wurde er am 8. Tag des Augusts nach Meisenheim überführt und in dieser Gruft seiner Vorfahren – fortwährend hochlöblichen Angedenkens – mit allen Ehren beigesetzt, wo er auf die Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Erretters Jesu Christi wartet. Durch dessen Stimme erweckt, wird er mit großer Pracht und Würde in das überaus herrliche und himmlische Jerusalem geführt werden und mit seinem Heiland Jesus Christus herrschen und leben in Ewigkeit. Komm, komm, ja komm, Herr Jesus! Pfalz-Zweibrücken; Nassau-Oranien. Wappen mit Wappenbeischriften: PFALTZ·, GV̈LICH·, HESSEN·, ÖSTER=/REICH·; VRANIEN / NASSAW·, BOVRBAN·, STOLBERG·, LOGNY· Die gut ausgeführte, golden gefaßte Kapitalis kennzeichnet die Personennamen und Wappenbeischriften mit erhöhten Anfangsbuchstaben. Auffallend ist die ungewöhnliche Handhabung der den langen Text gliedernden Zeichen: ‘punctus elevatus‘ wird nur einmal als Trennungszeichen, vereinzelt als Worttrenner4), in der Regel jedoch als Kürzungszeichen verwendet, Doppelpunkt steht anstelle des heutigen Punktes, Komma und doppelter Trennungsstrich dienen als Satzzeichen im heute geläufigen Sinn. Friedrich Casimir, der zweite Sohn Herzog Johanns I. von Pfalz-Zweibrücken erhielt das nach der gleichnamigen Burg (Burgruine Moschellandsberg, Donnersbergkreis) genannte Amt Landsberg zur Apanage und begründete nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1604 die neue, allerdings nur zwei Generationen blühende Linie Pfalz-Landsberg5). Das für ein kurz nach der Geburt verstorbenes Kind aufwendig und mit großer Sorgfalt hergestellte Epitaph erklärt sich vielleicht aus der auch in der Inschrift anklingenden Trauer der frisch verheirateten Eltern (∞ 24. Juli 1616)6) um ihren erstgeborenen Sohn. Die Beisetzung des Verstorbenen fand wohl in der Ludwigsgruft der Schloßkirche zu Meisenheim statt, in die später auch seine Mutter Amalia Antwerpiana7) überführt wurde. Die (zu Oppenheim gedruckte) Leichenpredigt hielt der Hofprediger Johann Schlechtius8). Als Bildhauer des Grabdenkmals kommt Meister Conrad Wolgemuth aus Simmern in Frage, der für die Meisenheimer Nebenresidenz der Pfalz-Zweibrücker bereits mehrere kleinere Arbeiten ausgeführt hatte9) und zwei Jahre später mit der Herstellung des Epitaphs für die Pfalzgräfin Christine10) betraut wurde. et in Form eines entsprechenden Symbols. Trennung durch ‘punctus elevatus‘ angezeigt. Zweites I klein eingestellt. Schlußzeichen in Form einer paragraphenförmig durchgezogenen Raute. Vgl. Nr. 438 von 1602. Vgl. Lucas/Clemen 41. Apc. 22,20; dort allerdings nur „Veni Domine Jesu“. Nach MDCXVII und DECESSIT, vgl. auch Anm. b. Vgl. dazu Anthes, Nachrichten pass. und die Nr. 553 von 1652 und Nr. 592 von 1681. Vgl. Europ. Stammtafeln NF I Taf. 32. Vgl. Nr. 558 von 1657; allerdings wurde sie – ohne ein oberirdisches Grabdenkmal zu erhalten – in einem Sarg in der sogenannten Stephansgruft beigesetzt. Vgl. Crollius, Denkmahl 17. Vgl. Nrr. 477f. von 1614 und zu weiteren Grabdenkmälern aus seiner Hand Brucker, Wohlgemuth pass. Vgl. Nr. 496 von 1619. Ioannis, Miscella 251f. Wickenburg, Thesaurus Palatinus II 9 - 10 (Zeichnung). Crollius, Denkmahl 137f. Copia Epitaphiorum Meisenheim fol. 115r-v. Heintz, Begräbnisse Nr. 154. Lucas/Clemen, Instandsetzung 38 (Zeichnung). Geiler, Grabstätten 22 (teilw.). Heintz, Schloßkirche 247. Kdm. 260f. Fröhlich/Zimmermann, Schloßkirche 52 (übers.). Drescher, Schloßkirche 31 (teilw.). 7888 408 di034mz03k00489a6 di034-0489a 0 Simmertal, Evang. Kirche 1617-01-01 1617-12-31 1617AAA0000000A3 1617 1 Grabplatte des wild- und rheingräflichen Oberkellers Johann Ruprecht, bisher unbeachtet. 1978 anläßlich der Renovierung der 1730 neu erbauten Kirche im Chor aufgefunden, jetzt als dritter Stein links von der Kanzel an der Nordwand befestigt. Große Platte aus Kalkstein mit Umschrift (A) zwischen Linien, die sich im oberen Mittelfeld in kleinerer Schrift in fünf Zeilen fortsetzt. Darunter kreisrund eingetieftes, reliefiertes Wappen, anschließend ein zehnzeiliger Bibelspruch (B). Abgesehen von einer horizontal unterhalb des Wappens verlaufenden, geflickten Bruchstelle ist die Platte gut erhalten. Die aus kleinen Dreiecken bestehenden Worttrenner sind unregelmäßig gesetzt. H. 180, B. 95, Bu. 6 (A), 3,5 (B) cm. Kapitalis. A ANNO · 16 · 17 · DEN · 23 · NO/VEMBRIS · ZWISCHEN · 1 · VND · 2 · VHR · IN · DER · NACHT · IST · DER · / EHRN · GEACHT IOHAN(NES) RVPRECHT / VON · KEMPENICH RHEINGR(ÄFLICHER) OBERKELLER · ZV DHAVN IN · // GOTT SELIG ENTSCHLAFFEN / DEM GOTT AM IV̈NGSTEN · / TAG · EIN FROLICHE VFFER/STEHVNG VERLEIEN / WOLLE AMEN B HIOB: AM 19 CAP: / ICH · WEIS DAS MEIN ERLOSER · LEBTa) / VND · ER · WIRDT · MICH · HERNACH AVS / DER ERDEN AVFFERWECKEN VND · / WERDE HERNACH MIT DIESSER / MEINER HAVT VMB GEBEN WERDEN / VND WERDE IN MEINEM · FLEISCH / GOTT · SEHEN VND MEINE · AVGEN / WERDEN IHNEN SCHAWEN VND / KEIN FREMBDER1) Ruprecht (Blüte auf spitzoval auslaufendem, mit einem Haken belegtem Objekt, darüber Initialen I R). Die feinstrichig gearbeitete Kapitalis zeigt neben den zahlreichen Ligaturen einige Zierformen wie den gebrochenen Balken beim A und vereinzelt einen Nodus am Balken des H. Der wohl aus Kempenich (Lkrs. Ahrweiler) stammende Ruprecht war spätestens seit 16032) als Oberkeller und Stellvertreter des Oberamtmanns der Wild- und Rheingrafen zu Dhaun für die Verwaltung ihrer Herrschaft zuständig. t wohl wegen Platzmangels als kapitaler Kleinbuchstabe. Job 19,25-27 (Anfang des V. 27 fehlt). Vgl. Penningroth, Beiträge Nr. 11. 7889 408 di034mz03k0049005 di034-0490 0 Meddersheim, Evang. Pfarrkirche 1617-01-01 1617-12-31 1617AAA0000000A3 1617 1 Epitaph für den Schulmeister, Gerichtsschreiber und Kirchenschaffner Johannes Lex d.Ä. An der linken Chorwand der mittelalterlichen, mehrmals umgebauten Kirche befestigt1). Schmucklose Schieferplatte mit 17zeiliger, golden gefaßter Inschrift im Mittelfeld, 1933 von privater Seite mit einem neuen Rahmen aus Sandstein2) und einem Wappen verunstaltet. H. 51, B. 40, Bu. 2 cm. Kapitalis. AN(N)O D(OMI)NI 1617 · AVFF DINSTAG DEN / 2 · DECEMBRIS ZWISCHEN · 12 · VND · 1 · / VHRE(N) NACHMITTAG IST IN GOTT SELIG=/LICHE(N)a) VERSCHIDEN DER EHRNHAFFT / VND VORNEME IOHANNES LEX, DER / AeLTERb) GEWESENER ALTER SCHVL=/MEISTER, GERICHTSCHREIBER, VND / KIRCHENSCHAFFNER ALHIE ZV ME=/ DERSHEIM, SEINES ALTERS · 70 · IAHR / VND LIGTa) IN DISEM CHOR BEGRABEN / GOTT GEBE IM EIN FROeLICHc) AVFFERSTE=/HVNG AMEN · PSALM(I) · 34 · / DER HERR ERLOeSETd) DIE SEEL SEINER KNECHTe) / VND ALLEf) DIE AVFF IN TRAWEN WERDEN / KEINE SCHVLDT HABE(N)3) · ESAIE · 45 · / WENDET EVCH ZV MIR · SO WERDET / IHR SELIGa) ALLER WELT ENDE4) · Die sorgfältig gehauene Kapitalis zeigt neben leicht erhöhten Versalien eigenwillig gestaltete Buchstabenverbindungen. Außer den inschriftlich genannten Daten ist zur weiteren Biographie5) des Verstorbenen nur wenig bekannt: Seine Ehefrau hieß Ursula, bei den in einem 1618 ausgestellten Güterverzeichnis genannten „Melchior und Johannes Lex, die gebruder“6) dürfte es sich wohl um seine Söhne gehandelt haben. Ein weiterer Nachkomme scheint der um die Jahrhundertmitte öfters als Pfarrer des benachbarten Merxheim genannte Magister Johann Adam Lex gewesen zu sein7). Die Berufsbezeichnung des Verstorbenen bietet den frühesten bisher bekannten Hinweis auf die Erteilung von Schulunterricht in Meddersheim. I als Kleinbuchstabe dem L eingeschrieben. e als Kleinbuchstabe dem A überschrieben. e als Kleinbuchstabe dem O überschrieben, i klein dem L eingeschrieben. O dem L klein eingeschrieben, darüber e als Kleinbuchstabe. Linke Haste des H dem C eingeschrieben. E klein dem L eingeschrieben. Vgl. dazu ausführlich Reinhold, Instandsetzung 117ff. Mit der Umschrift: DEN RAHMEN GAB DIE X U(ND) XI GENERATION 1933. Ps. 34,23. Jes. 45,22. Bei dem von Zimmermann, Beziehungen 227 als Vater angegebenen, 1523 in Meddersheim verstorbenen „Clesgin Lex“ dürfte es sich eher um seinen Großvater gehandelt haben. Vgl. Müller, Alt-Meddersheim Nr.8. Vgl. Schlickum, Merxheim 34. – Johann Adam war mit Sabine verheiratet, der Schwester des Kirner Pfarrers Andreas Faber, vgl. Nr. 498 von 1619. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 455 (erw.). Kdm. 233f. Füllmann, Meddersheim 51 (teilw.). 7891 408 di034mz03k0049104 di034-0491 0 Neu-Bamberg, Evang. Pfarrkirche 1617-01-01 1617-12-31 1617AAA0000000A3 1617 2 Grabplatte der Catharina Hyenerer geb. Theus. Außen in der Vorhalle links vom Eingang in die Wand eingelassen, bisher unbeachtet. Farbig gefaßte Sandsteinplatte mit Umschrift (A) auf erhöhter Leiste, im vertieften Mittelfeld oben mit Initialen bezeichnete Ehewappen im Lorbeerkranz, darunter ein Stundenglas und ein Totenkopf, umgeben vom Spruch (B). Den Abschluß bildet eine hochrechteckige Beschlagwerktafel mit Bibelspruch (C). Zwischen Lorbeerkranz und Stundenglas befindet sich zudem eine nachträglich eingeritzte Totengedächtnisinschrift1). H. 179, B. 81, Bu. 2 (C), 4 (A, B) cm. Kapitalis. A ANNO · 1617 · DEN · 23 · TAG · DECEM/BRIS · IST · DIE · EHREN · VND · VIEL · TVGENTSAME · FRAV · CATHARINA · HYENERERIN · GEBORNE / · THEVSIN · KELLERIN · VFF · NEVWEN / BAVMBERG · IHRES · ALTERS · 42 · IAHR · SELIGEN · IMM · HERREN · ENTSCHLAFFEN B MEMENTO · MORI · C ABER · ICH · WEIS · DAS · / MEIN · ERLÖSER · LEBT · VND · ER · / WIRD · MICH · HERNACH · AVS · DER · / ERD · AVFERWECKIENa) · VND · WERDE / · HERNACH · MIT · DISER · MEINER · / HAVT · VMBGEBEN · WERD[EN] · VND / WERDE · IN · MEINEM · FLEISCH · / GOT · SEHEN · DENb) · WERDE · ICH · / MIR · SEHEN · VND · SCHAVWEN · VND · / KEIN · FREMBDER · HIOB · AM · XIX2) Hynerer (Ochsenkopf mit Ring im Maul, darüber I H); Theus (nach unten gekehrter Unterarm, in der Faust zwei X-förmig angeordnete Schläuche (?), darüber C · D). Die um 1250 von den Raugrafen3) in der Nähe des (heute untergegangenen) Dorfes Sarlesheim erbaute „Novobeimburc“ diente dem Geschlecht als Sitz einer eigenen Linie. Ab der Mitte des 14. Jahrhunderts wurde die Burg an Kurmainz und an verschiedene Adelsfamilien verpfändet und verkauft. Die vermutlich mit einem J(ohann) Hyenerer verheiratete Catharina dürfte als Wirtschaftsverwalterin in Diensten der Grafen von Daun-Falkenstein oder der Herzöge von Pfalz-Simmern gestanden haben, die sich damals die Herrschaft über Burg und Siedlung Neu-Bamberg teilten. Sic! Wohl aus Platzmangel gekürzt, bei Luther heißt die Stelle: „Den selben werde ich mir sehen / vnd meine Augen werden jn schawen“. Vgl. Nr. 557 von 1656. Job 19,25-27. Vgl. zum Folgenden Gerten, Chronik 120ff. Würdtweinsches Epitaphienbuch 264 (erw.). 7893 408 di034mz03k0049203 di034-0492 0 Altenbamberg, Gemarkung 1617-01-01 1689-12-31 1689BAA8383AABA3 1617/1689 0 Grenzsteine mit Wappen, Flurnamen und Jahreszahlen an verschiedenen Stellen der Altenbamberger Gemarkung. I. Gerade stehender, sechseckiger Stein mit flachem Kopf und ohne Weisung, südöstlich des Wanderparkplatzes Schäferplacken1) am Zusammentreffen der Gemarkungsgrenzen von Altenbamberg, Frei-Laubersheim und Fürfeld; am 15. Juli 1991 nicht mehr aufgefunden. Auf der Nordseite Flurname mit Ziffern (A), auf der Südseite über Eck Jahreszahl (B), auf der Ost- bzw. Westseite Ortswappen von Frei-Laubersheim und Altenbamberg. Nach Hommer. H. 65, B. 26 cm. Kapitalis. A St(eigenberger) W(ald)a) / 421 / 3 B 1 F / 617b) Frei-Laubersheim (Ulmenzweig2) mit dreifingrigem Laubblatt); Altenbamberg? (kleine Krone, begleitet von vier Schindeln). II. Gerade stehender, fünfeckiger Stein mit flachem Kopf und kreuzförmiger Weisung, südöstlich des Wanderparkplatzes Schäferplacken3) an der Gemarkungsgrenze zu Frei-Laubersheim. Auf der Nordseite Jahreszahl (A), auf der Westseite über Eck Flurname mit Ziffer (B), auf der Ostseite Ortswappen. Leicht beschädigt. H. 55, B. 42, Bu. 7,5-10, Z. 6,5-9 cm. Kapitalis. A 1617 B St(eigenberger) W(ald)a) / 42 1/2 Wappen Frei-Laubersheim (s.o.). III. Gerade stehender Quader mit flachem Kopf und ohne Weisung, ostwestlich der Alsenzbrücke4) an der Gemarkungsgrenze zu Bad Münster am Stein-Ebernburg. Auf der Südseite unter Jahreszahl (A) Wappen Kronenberg, auf der Nordseite über Eck Wappen Sickingen, auf der Ostseite Namensinschrift (B). Nach Kartei. H. 70, B. 25 cm. Kapitalis. A 1689 B Hartsteinc) Wappen Kronberg; Sickingen. Die Wappen und Flurnamen dokumentieren die Vielfalt unterschiedlicher Herrschaftsrechte dieser Region. Auflösung nach Hommer, wohl in Anlehnung an den benachbarten Steigerhof, denkbar wäre auch die Variante ST(EIGER) W(ALD) (vgl. dazu Mathes, Flurnamen 138 oder auch ST(adt) W(ald). F ist vielleicht mit F(REI-LAUBERSHEIM) aufzulösen. Unter der Jahreszahl ist noch ein Buchstabe S oder die Ziffer 5 zu erkennen. Anfangsbuchstabe unsicher. Vgl. die Skizze bei Hommer 14, Kennbuchstabe P. Nach dem Gerichtssiegel von 1630, vgl. Mathes, Flurnamen 3 (Abb.), 14f. und 50. Vgl. Hommer 14, Kennbuchstabe O. Der Stein wurde am 23. November 1978 von Herrn Kriegsfeld für die Kartei der Pfälzischen AG für Grenzund Flurdenkmäler erfaßt. Hommer, Grenzsteine 15 mit Umzeichnung S. 16 (I-II). 7904 408 di034mz03k0049302 di034-0493 0 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1618-01-01 1618-12-31 1618AAA0000000A3 1618 12 Grabplatte der Freifrau Anna Sybilla von Winnenburg und Beilstein geb. Gräfin zu Ysenburg(-Birstein). Wohl seit den Renovierungen der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts1) am heutigen Standort außen als dritter Stein von Osten in die Südwand des Chors eingelassen. Große Platte aus gelbem Sandstein mit vielzeiliger fragmentarischer, von einem zentrierten Allianzwappen unterbrochener Grabinschrift im Mittelfeld. Als breite umlaufende Leisten dienen jeweils acht mit Beischriften versehene, väterliche und mütterliche Ahnenwappen, die oben von einem entsprechend beschrifteten, hochrechteckigen, klammerartig auslaufenden Täfelchen geschieden werden. Insgesamt fast bis zur Unkenntlichkeit verwitterte Grabplatte, die bereits durch die Anbringung von Lüftungskanälen im Jahre 19102) im unteren Viertel verunstaltet wurde. Die wappentragende untere Leiste fehlt. Erg. nach Foto. H. 188 (frg.), B. 113, Bu. 2 cm. Kapitalis. ANNO 16[18]a) DEN 7.a) AVGVSTI IST / IN DEM [HERN] MID NOCH BEI SICH / HABEN[DER LEIBS] FRVCT SELIKLICH / VERSCH[IDEN DIE W]OLGEBORNE / ANNA S[ŸBILLA] FREIFRAW ZV WIN/ENBERG VND BEIHLSTEI(N) GEBORNE / GREFIN [V(ON) ŸSEN]BVRG VND BV̈TI/ NGEN D[ER AL]MECHTIG W[OLLE] V(N)S / ALLEN [NEBEN] DEROSELBEN EIN / SELI[GES] STERBSTVNLEINb) VND // [EINE FROLICHE] AVFERST[EHVNG / VERLEIHEN AMEN] Wappen und Wappenbeischriften: [WINENBERG]; YSENBVRG / VND · [BVTINGEN] HER VATTERS AN[..] FRAW MVTERS [....] [YS]ENBVRG / [VND] · BVT[ING]E(N) Schwarzburg-Blankenburgf) (Schwarzburg-Blankenburg)c) Ysenburg-Ronneburgf) [NA]S[SAW] HONSTEI(N) · G [MANSFELD]Td) RINECKg) · G [.........]Ge) QV(E)RFORTh) / E · H · unkenntlich unkenntlich unkenntlich unkenntlich unkenntlich unkenntlich Die Verstorbene3) war eine Tochter aus der ersten Ehe Graf Ludwigs III. zu Ysenburg(-Birstein) mit Gräfin Anna Sybilla von Schwarzburg-Blankenburg. Am 11. Oktober des Jahres 16064) heiratete sie im elterlichen Schloß zu Birstein den an der Mosel begüterten Freiherrn Wilhelm von Winnenburg und Beilstein, der 1610 als Nachfolger des Johann von Eltz5) kurpfälzischer Oberamtmann zu Kreuznach6) wurde. Anna Sybilla dürfte in jungen Jahren verstorben sein. Die aufwendige, mit einem Allianz- und sechzehn Einzelwappen fünf Generationen ihrer elterlichen Vorfahren umfassende Ahnenprobe weist auf deren Herkunft aus dem hessisch-thüringischen Raum. Mit ihrem in zweiter Ehe mit Gräfin Magdalena von Sayn-Wittgenstein verheirateten Mann starb das alte Geschlecht der Winnenburg und Beilstein7) in männlicher Linie aus. Über der Zahl eine einfache Linie. Sic! Laut Stammtafel; Wappen und Beischrift unkenntlich. Ergänzt nach Stammtafel. Wappen und Beischrift unkenntlich. Beischrift unkenntlich. So für Rieneck. So für Querfurt. – Dieses Konnubium läßt sich in der Stammtafel Ysenburg/Schwarzburg nicht nachweisen; freundlicher Hinweis von Herrn Dr. K.-P. Decker, Fürstlich Ysenburg- und Büdingensches Archiv, Büdingen. Vgl. Einleitung XIX. Vgl. Häuser/Renard, Wiederherstellungsarbeiten 31. Vgl. zum Folgenden G. Simon, Die Geschichte des reichsständischen Hauses Ysenburg und Büdingen. Bd. 2, Frankfurt 1865, 287f., sowie Europ. Stammtafeln AF I Taf. 160 und AF V Taf. 58. Vgl. Wunnenberg, Geschichte 144 und Taf. S. 105. Vgl. Nr. 465 von 1609. Vgl. Velten, Weck- und Weinbuch 6. Vgl. Kdm. Cochem 792ff. Schloßparkmuseum Bad Kreuznach, Fotosammlung (ohne Neg.-Nr., Aufnahme vor 1910). Kdm. 71 (teilw.). 7905 408 di034mz03k0049401 di034-0494 1 Abtweiler/Staudernheim, Gemarkung 1618-01-01 1618-12-31 1618AAA0000000A3 1618 0 Grenzsteine mit Namen und Jahreszahl an der Gemarkungsgrenze der ehemaligen Siedlung Heene. Sie wurden am 25. September 1700 in einem Begehungsprotokoll als Nr. 1 und 2 aufgeführt1); waren noch 1977 am Standort2), heute vermutlich verschwunden3). I. Wenig hängender Quader mit flachem Kopf, ca. 400 m östlich der heutigen Siedlung Abtweiler-Hühnerhof. Auf der Westseite zweizeilige Inschrift (A), auf der Ostseite Jahreszahl über (leerem) Kreis (B). Ein entsprechender Kreis auf der Ostseite wurde ausgehauen. Nach Dick. H. 50, B. 23 cm. Kapitalis. A 1618 / HEHNa) B 1618 II. Stark hängender Quader mit flachem Kopf und Weisung, ca. 500 m nordöstlich der heutigen Siedlung Abtweiler-Hühnerhof. Auf der Westseite zweizeilige Inschrift, auf der Ostseite ein leerer Kreis. H. 45, B. 23 cm. Kapitalis. 16[1]8 / HEHNa) Die Siedlung4) wird bereits 1128 in einem Güterverzeichnis urkundlich als „Hegene“ erwähnt, doch bereits 1426 als „das wüste vergangene Dorf“, im 15. Jahrhundert jedoch nochmals als „Hene das dörfgin“5) bezeichnet. Südlich der Wüstung entstand in der Folgezeit ein damals „Hehner Hof“, heute „Hühnerhof“ genanntes landwirtschaftliches Anwesen, das in seiner gegenwärtigen Form zum großen Teil aus dem 18. Jahrhundert stammt6). N spiegelverkehrt. „Neue Besteinungs beschreibung zwischen Sobernheim und Höhnen de anno 1700“ (LHAK 642, 312). Bei dieser Gelegenheit wurden die Grenzsteine mit Buchstaben versehen, beide vorliegenden Steine erhielten A und B. Beide Grenzsteine wurden am 8. April 1977 von Karl Dick für die Kartei der Pfälz. AG für Grenz- und Flurdenkmäler erfaßt. Bei der (leider ergebnislosen) Suche nach diesen beiden Grenzsteinen am 25. Juli 1987 war mir in freundlicher Weise Herr Günther Dörr aus Abtweiler behilflich, der mich auf zwei weitere Hühnerhofer Grenzsteine des 18. Jh. aufmerksam machte (Fotos im Archiv der Inschriften-Kommission der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz). Vgl. zum Folg. Fabricius, Erläuterungen 318ff. und Kaufmann, Ortsnamen 109f. Vgl. Poittner, Wüstungen 66f. und 134. Beschriftete Grenzsteine aus dieser und späterer Zeit befinden sich östlich und südlich des Hofes; vgl. oben Anm. 2, die Abb. in der Allg. Zeitung Bad Kreuznach vom 17. Februar 1971, sowie E. Schmidt, Grenzsteine (mit Abb. 2) und Freckmann, Denkmäler 65 (mit Abb. 89 und 90). 7907 408 di034mz03k0049500 di034-0495 0 Löllbach/Medard, Gemarkung 1618-01-01 1618-12-31 1618AAA0000000A3 1618 4 Grenzstein. Etwa 1100 m südöstlich der Ortsmitte von Löllbach auf freiem Feld1). Geradestehender Sandsteinquader mit flachem Kopf und kreuzförmiger Weisung; auf der Südseite mit einer Marke versehene, dreizeilige Inschrift (A), auf der Nordseite zweizeilige Inschrift (B), ebenfalls mit einer Marke. Auf der Ostseite stark verwitterte Buchstabenreste. H. 50, B. 25, Bu. 6 cm. Kapitalis. A PFALT=/MEISENHEI(M) / 1618 B ICW / 1.6.18 Marken: A (Schrotleiter), B (Wolfsangel). Löllbach gehörte zum wild- und rheingräflichen Territorium, die angrenzende Gemarkung zu Pfalz-Zweibrücken mit der zeitweiligen Residenz Meisenheim2). Möglicherweise hängt die Steinsetzung mit einer Besitzveränderung zusammen, die im Jahr 1618 mit dem Zusammenschluß der benachbarten Kirchengemeinden von Löllbach und Kappeln (Lkrs. Kusel) erfolgt sein könnte3). Der Stein wurde am 2. Dez. 1979 von Horst Mack für die Kartei der Pfälz. AG für Grenz- und Flurdenkmäler erstmals erfaßt. Vgl. den Kommentar zu Nrr. 477f. von 1614. Vgl. Kdm. 218. 7912 408 di034mz03k0049609 di034-0496 0 Meisenheim, Schloßkirche 1619-01-01 1619-12-31 1619AAA0000000A3 1619 1 Epitaph der Pfalzgräfin Christina von Pfalz-Zweibrücken, links an der Ostwand der Grabkapelle befestigt. Mehrzonige Pilasterädikula aus Kalkstein, die zahlreichen vorlinierten Schrifttafeln aus Schiefer. Als Bekrönung dient eine runde, von drei Obelisken begleitete Kartusche mit dem Vollwappen der Verstorbenen, darunter Bibelspruch (A) in einer Rollwerktafel. Es folgt eine große Tafel mit der Hauptinschrift (B) in achtzehn Zeilen und, von einem schmalen Steg getrennt, der vierzeilige Bibelspruch (C). Die halbovale, mit einem schlafenden Putto geschmückte Sockelzone weist einen weiteren Bibelspruch (D) auf. Die rahmenden, unten in geflügelte Engelsköpfe auslaufenden Pilaster sind mit je vier Ahnenwappen und den zugehörigen Beischriften versehen. Die Seitenteile des gut erhaltenen Epitaphs werden durch Voluten gebildet, die mit geflügelten Engelsköpfen und Fruchtgehängen verziert sind. Bei der im Jahr 1896 durchgeführten Restaurierung des Grabdenkmals wurden nur kleinere Ergänzungen vorgenommen1). H. ca. 400, B. 190, Bu. 3,5 cm. Kapitalis. A CHRISTVS HAT DEM TODT DIE MACHT GENOMMEN, / VND DAS LEBE(N) VND EIN VNVERGENGLICH WESEN / ANS LICHT GEBRACHT DVRCH DAS EVANGELION / 2 · AD, THIMOTHAEVM · I · VER(S) · X ·2) B DIE DVRCHLEV̈CHTIGE HOCHGEBORNE / FV̈RSTIN · VND FREWLIN FRAWLIN / CHRISTINA PFALTZGREVIN BEY RHEI(N) · / HERTZOGIN IN BAŸERN, GRÄVIN ZV / VELDENTZ VND SPONHEIM, HERTZOG / WOLFFGANGS PFALTZGRAVEN BEŸ RHEI(N) &a) / VND FRAWEN ANNA LANDGREVI(N) ZV / HESSEN, TOCHTER, IST IN DIESE WELT / GEBORN ZV ZWAŸBRVCKEN DEN XXVIIII. / FEBRVARII ANNO M · D · XLVI · VND AVS / DERSELBEN VON GOTT ZV SICH IN DIE / HIMLISCHE FREWDE ABGEFORDERT / DEN XII. MARTII ANNO M · DC · XVIIII · IST / ALHIE ZV MEISENHEIM ZV IHREN / HOCHLÖBLICHEN VORELTERN VER=/SAMLET, VND IN DERSELBEN GRABE / CHRISTLICH ZVR ERDEN BESTATTET / DEN XXIII MARTII ANNO M · DC · XIX C GEHE HIN MEIN VOLCK IN EINE KAM(M)ER VND / SCHLEV̈S DIE THV̈R NACH DIR ZV VERBIRGE / DICH EIN KLEIN AVGENBLICK BIS DER ZORN / FV̈RV̈BERGEHE · ESAIE · XXVI ·3) D CHRISTVS IST MEIN LEBEN, VND STERBEN / IST MEIN GEWINN · ZVN PHILIPPERN AM I. VER(S) · XXI4) Pfalz-Zweibrücken. Wappen mit Wappenbeischriften: PFALTZ ·, HESSEN ·, HOHENLOCH, BRAUNSCHWEIG; HESSEN ·, SACHSEN ·, MECKLNBVRG, POLEN · Die Anfangsbuchstaben der gut gearbeiteten, golden gefaßten Kapitalis sind auf jeder einzelnen Schrifttafel leicht erhöht wiedergegeben. Neben den geläufigen, den Text gliedernden Zeichen wie Komma und Punkt wird vereinzelt auch noch der als kleine Raute gestaltete ‘punctus elevatus‘ als Trenner bei Zahlen und nach größeren Sinnabschnitten eingesetzt5). Die in der Sepulkralkunst des Bearbeitungsgebietes nur gelegentlich verwendeten Obelisken sind wohl als Herrschafts- und Ewigkeitssymbole zu verstehen6). Bei dem vorliegenden Epitaph handelt sich um das – neben den beiden verlorenen Wappensteinen am Schloß zu Meisenheim7) – einzige gesicherte größere Werk des aus Simmern stammenden und in Lauterecken tätigen Bildhauers Conrad Wohlgemuth8), der von der herzoglichen Familie für den Preis von 147 Gulden beauftragt wurde „dem verstorbenen Frewlin Christinae Pfalzgrauin Christseeligen angedenckens nach einem gemachten abriss ein Epitaphium zu verfertigen“9). Christina war das erste Kind aus der Ehe Herzog Wolfgangs von Pfalz-Zweibrücken und der Landgräfin Anna von Hessen10). Etwa um 1570 war sie mit Herzog Friedrich Kasimir von Teschen verlobt11). Vermutlich wegen seines Todes im folgenden Jahr dürfte es nicht zur Hochzeit gekommen sein; Christina blieb zeitlebens unvermählt. Ihr Vater erbaute ihr bereits 1567 ein (noch heute erhaltenes) Schlößchen in Odernheim am Glan12), das sie von 1591 an bis zu ihrem Tode bewohnte. Sie engagierte sich im karitativen Bereich, galt bald als „Fürsprecherin der Armen und Bedrängten“13) und wurde Taufpatin zahlreicher bedürftiger Kinder. Noch zu ihren Lebzeiten hatte sich Christina eine Grabstätte auf dem Friedhof der damaligen reformierten Kirche in Odernheim errichten lassen14), wurde aber nach ihrem Tod nach Meisenheim überführt und in der Ludwigsgruft bei ihren Eltern feierlich beigesetzt. Wie sehr sich Grabinschrift und „kirchlich-offizieller“ Sterbeeintrag textlich ähneln können, zeigen die entsprechenden Notizen im Meisenheimer Kirchenregister15): „1619. Die Durchleuchtige Hochgebohrne Fürstin und Fräulein, Fräulein Christina Pfaltz-Grävin bey Rhein (...) ist den 12. Mertz umb mittag vor 12 Uhr zu Odernheim im Herrn seelig entschlaffen und den 23. allhier zu Meisenheim christlicher und I. F. G. ziemlicher und gebührlicher ordnung nach in die Kirche begraben worden und zu dero Fräulein Vorfahren in das gewölb geleget worden“. Bei der 1988 durchgeführten Untersuchung der Gruft fand sich von ihrem Sarg nichts mehr vor16). et in Form eines entsprechenden Zeichens. Vgl. Lucas/Clemen, Instandsetzung 41. 2 Ti. 1,10. Jes. 26,20. Phi. 1,21. Vgl. auch den Kommentar zum Epitaph Nr. 489 von 1617, das wohl von dem gleichen Bildhauer angefertigt wurde. Vgl. LCI 3 Sp. 337 und 482f. Vgl. die Nrr. 477f. von 1614. Vgl. zu ihm Brucker, Wohlgemuth pass. Laut einer erhaltenen, detailliert aufgeschlüsselten Aufstellung belief sich die Gesamtsumme der Begräbniskosten auf insgesamt 1462 Gulden und 9 Batzen; vgl. Verzeichnuß aller außgaben (...) (LHAK 24, 1311) 4 und 6, sowie A. Herzog, Begräbniskosten für Prinzessin Christine von Zweibrücken, in: NG 44 (1964) 1921. Vgl. ihr gemeinsames Epitaph Nr. 340 von 1575/1591. Vgl. Schworm, Odernheim am Glan und Disibodenberg 68. Vgl. Nr. 285 III von 1567 und die Abb. bei Schworm (wie Anm. 11) 69. So Heintz 198. Die alte Kirche wurde 1830 endgültig abgerissen, nachdem bereits 1738 eine neue errichtet worden war; Teile ihres Portals scheinen von diesem sonst unbekannten Grabmal der Verstorbenen zu stammen; vgl. die Abb. bei Schworm (wie Anm. 11) 168. Zit. nach Sundahl, Oratio 21 (Anm.). Vgl. dazu ausführlich Nikitsch, Fürstengruft pass. Pareus, Historia 199 (B). Wickenburg, Thesaurus Palatinus II 12 - 13 (Zeichnung). Crollius, Denkmahl 119f. (B). Copia Epitaphiorum Meisenheim 115 (A, C, D). Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 461 (erw.). Heintz, Begräbnisse Nr. 153. Heintz, Schloßkirche 243f. Kdm. 261f. Fröhlich/Zimmermann, Schloßkirche 49f. 7915 408 di034mz03k0049708 di034-0497 1 Schweppenhausen, Kath. Kirche Hl. Kreuz 1619-01-01 1619-12-31 1619AAA0000000A3 1619 0 Grabinschrift für Marsilius Gottfried von Ingelheim. Noch um 1765 in der Kirche fragmentarisch nachgewiesen, Ausführung unbekannt. Nach Würdtw. Epitaphienbuch. Anno 1619 den 10ten Jul(ÿ) morgends zwischen 3 und 4 uhr hatt der allmächtige Gott den Wohledlen gestreng und vesten Marsilius Gottfried von Ingelheima) Die Herren von Ingelheim1) hatten als pfalz-, bzw. als wild- und rheingräfliche Lehensträger seit dem 14. Jahrhundert die alleinige Ortsherrschaft inne; die im Jahr 1515 errichtete, später mehrfach umgebaute Kapelle diente dem Schweppenhauser Zweig wohl als Erbbegräbnis. Der Verstorbene war in erster Ehe mit der ebenfalls in der Kirche beigesetzten Amalia geb. Langwerth von Simmern2) verheiratet, in zweiter Ehe mit Johanna Elisabeth von Wildberg3). Folgt ein Zeichen, wohl für etc. Zu ergänzen wäre allerdings ein synonymer Begriff für sterben wie etwa „aus dieser Welt abgefordert“ oder „zu sich genommen“. Vgl. dazu Fabricius, Erläuterungen 172f. und L. Lunkenheimer, Aus dem Gerichts- und Protokollbuch der Gemeinde Schweppenhausen von 1600 bis 1737, in: KHbll. 6 (1975) 3f. Vgl. Nr. 480 von 1615. Vgl. auch Nr. 518 von 1629. Würdtweinsches Epitaphienbuch 267. 7916 408 di034mz03k0049807 di034-0498 0 Kirn, Evang. Pfarrkirche 1619-01-01 1619-12-31 1619AAA0000000A3 1619 3 Grabplatte des Pfarrers Andreas Faber. Sie wurde im November 1992 während der Arbeiten für eine Fußbodenheizung vor der Stirnseite des linken Seitenschiffs in etwa einem halben Meter Tiefe1) aufgefunden, gehoben und an der Innenwand des Schiffs aufgestellt. Schmale Platte aus Kalkstein mit Umschrift (A) zwischen Linien, die sich im oberen Mittelfeld in zwei Zeilen fortsetzt. Darunter zwei reliefierte Wappen im Lorbeerkranz, umgeben von einem Perlstab; anschließend ein dreizeiliger Bibelspruch (B). Als Worttrenner dienen kleine Rauten. H. 201, B. 81, Bu. 4 (A), 3 (B) cm. Kapitalis (A), Fraktur (B). A ANNO · DOMINI · 1619 · DEN · 16 MARTI / ZWISCHEN · 9 · VND · 10 VHR AB[E]NTS · IST · IN · GOTT · SELIG · ENTSCHLAFFEN · DER · EHR/ WV̈RDIG · VND · WOLGELERTE · M(AGISTER) · / ANDREAS · FABER · VON · MARBVRG · GEWESENER · PFARHERR · ALHIE · IM · 7. IAR · SEINES · // ALTERS · IM · 46 · IAR [...] / GOTT · GENADE · [...] B Christus ist mein Leben / vnd sterben ist mein / Gewin · PHIL · I2) · Faber? (steigender Greif mit einer Axt in den Pranken); Stipp? (zwei gekreuzte zweizinkige Spieße, begleitet von drei Blumen). Der Verstorbene3) wurde 1573 in Eckelshausen (Lkrs. Marburg-Biedenkopf) als Sohn des dortigen Pfarrers Johann Faber und seiner Frau Justine Walther geboren. In den Jahren 1586 bis 1593 studierte er in Marburg, amtierte anschließend bis zu seiner Absetzung im Jahr 1605 als Pfarrer in verschiedenenen hessischen Gemeinden, dann in Reipoltskirchen (Lkrs. Kusel) und ab 1612 bis zu seinem Tod im benachbarten Kirn. Er war in kinderloser Ehe mit Katharina Stipp verheiratet. Vgl. dazu Nr. 374 Anm. 1. Phi. 1,21. Vgl. zum Folgenden Penningroth, Pfarrergeschichte 51. 7918 408 di034mz03k0049903 di034-0499 0 Altenbamberg, Gemarkung 1610-01-01 1619-12-31 1619BAA8390AABA3 zw. 1610 u. 1619 0 Steinkreuz mit Jahreszahl. Es steht nordöstlich des Wanderparkplatzes Schäferplacken1) an der Gemarkungsgrenze zwischen Frei-Laubersheim und Bad Kreuznach. Fragmentarisches Steinkreuz aus rotem Sandstein mit stark verwitterter Inschrift auf der östlichen Schaftseite, die sich ehemals wohl auf den abgeschlagenen, bzw. abgewitterten Kreuzarmen fortsetzte. Auf Vorder- und Rückseite befinden sich Wetzrillen und -mulden. H. 86, B. (mit Armen) 43, Bu. 7, Z. 9-10 cm. Kapitalis. AN/NOa) / 161[.]b) Das stark verstümmelte Steinkreuz dürfte als Erinnerungsmal zu werten sein, das im zweiten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts zum Gedächtnis an eine Untat errichtet worden sein könnte. Der lokalen Überlieferung2) nach bezeichnet es die Stelle, an der zur Zeit des 30jährigen Krieges ein Schäfer ermordet wurde. Beide N spiegelverkehrt. Die Inschrift wurde in den bisherigen Veröffentlichungen unterschiedlich gelesen: Höfel, Steinkreuze bzw. Rechtsaltertümer AN(no) 1661, Velten 1664, Rösch G H (mit der abwegigen Deutung Großherzogtum Hessen), Weinmann A. V. 1664, Mathes 1661 bzw. 1664 und Vogt A V 1664. – Die hier vorgenommene Lesung orientiert sich an dem Vorschlag von Schnabel, der erstmals beide Ziffern zurecht als Rest einer sich ehemals über die Kreuzesarme erstreckenden Jahreszahl interpretierte. Das Denkmal wurde Ende 1972 von Herrn Kriegsfeld für die Kartei der Pfälz. AG für Grenz- und Flurdenkmäler erfaßt. – Vgl. zum Standort die Skizze bei Hommer 14, Kennbuchstabe I. Vgl. Schnabel 33. O. Höfel, Die Steinkreuze Rheinhessens, in: Wormsgau II, 4 (1939) 267 (mit Abb.). Ders., Rechtsaltertümer Rheinhessens. Mit Ausnahme der rechtlichen Flurnamen und der Wüstungen. Würzburg 1940, 41f. mit Abb. 75. C. Velten, Ein Kreuz im Wald, in: NK (1965) 86 (mit Zeichnung). H.E. Rösch, Grenzsteine an der nördlichen Pfalzgrenze, in: NG 48 (1968) 19 (mit Abb.). Hommer, Grenzsteine mit Abb. S. 16. F. Weinmann, Steinkreuze und Bildstöcke in der Pfalz (Mitteilungsbll. der Deutschen Steinkreuzforschung) 29,1 (1973) 21. B. Schnabel, Steinkreuze in der Nordpfalz, in: NG 56,1 (1976) 33 mit Abb. 8. Mathes, Flurnamen, 100 und 130. W. Vogt, Wir stellen vor: Verbandsgemeinde Bad Münster am Stein-Ebernburg, in: NK (1991) 212. 7919 408 di034mz03k0050000 di034-0500 1 Boos, ehem. Pfarrhaus? 1619-01-01 1619-12-31 1619AAA0000000A3 1619 0 Jahreszahl über dem Hoftor des ehemaligen Pfarrhauses (?), nicht mehr aufgefunden. Nach Lehfeldt. 1619 Bei dem von Lehfeldt angesprochenen Gebäude („jetzt Körpersche Wirthschaft“) scheint es sich eher um den „am nördlichsten Ende des Dorfes“1) gelegenen, ehemaligen Marienpforter Klosterhof gehandelt zu haben. F. Werth, Geschichte des Dorfes Boos an der Nahe (Bilder aus der heimischen Vergangenheit 12) Birkenfeld/Nahe 1934, 34 und zum Klosterhof 39f. 7925 408 di034mz03k0050108 di034-0501 0 Dörrebach, Burg Gollenfels 1619-01-01 1619-12-31 1619AAA0000000A3 1619 1 Jahreszahl im Portal zum Treppenturm. Im Giebel des mit geriefelten Pilastern versehenen Renaissanceportals Blattwerk, in der Gebälkzone überdimensionaler, erhaben ausgeführter (wohl neuzeitlicher) Buchstabe (A), darunter im Portalsturz Jahreszahl (B). Insgesamt stark verwittert, Ziffern weit auseinandergezogen. H.1) 42, B. 150, Bu. 8 cm. Kapitalis. A W B A(NN)O · 1 6 1 9 Vom 14. bis ins 16. Jahrhundert war die oberhalb von Stromberg gelegene Burg im Lehensbesitz der Herren von Steinkallenfels, die sie im Jahr 1618 als Ruine für 2750 Gulden2) an Johann Werner von Hammerstein und seine Frau Anna Wolf von Sponheim3) verkauften. Die Bauzahl gibt wohl die im Jahr darauf erfolgte Fertigstellung der von ihnen in der Nähe der alten Burg neu errichteten, heute noch stehenden Gebäude4) an. Die Maße beziehen sich auf den Sturz. Vgl. Fischer, Ahnen 47 und Schmitt, Stromberg 107. Vgl. zu ihnen Nr. 505 von 1622. Vgl. die Pläne bei Kdm. Kdm. 164 mit Abb. 110. Lipps, Entdeckungsreisen 95 (teilw.). 7926 408 di034mz03k0050206 di034-0502 0 Bad Münster am Stein-Ebernburg, Evang. Johanneskirche (sog. Wehrkirche) 1619-01-01 1619-12-31 1619AAA0000000A3 1619 1 Memorienstein (?) für Angehörige des Hauses Sickingen. Innen links vom Eingang in die Westwand der Turmhalle eingelassen, bisher unbeachtet. Fragmentarischer Oberteil einer Sandsteinplatte mit Umschrift auf vertiefter, schwach profilierter Leiste. Im Mittelfeld Rest eines großen, mit Schriftbändern versehenen Hauptwappens im Lorbeerkranz, in den oberen Ecken zwei Wappen mit zusammenhängenden Schriftbändern, darauf Wappenbeischriften. Stark abgetreten und beschädigt, rechte Seite abgearbeitet. H. 142 (frg.), B. 140 (frg.), Bu. 6 cm. Kapitalis. [.... 1]619 · HAT · DER [... / . . . . . / . . . . . / ... IN G]OT · ENTSCHLAFFE(N) · GOT · GNAD [...] Wappen und Wappenbeischriften: Sickingen1); SICKING[EN]; ANDLA[W]. Die wenigen Schriftreste zeigen eine feinstrichig gearbeitete Kapitalis mit mandelförmigem O. Gegen die auf den ersten Blick eigentlich selbstverständliche Klassifikation des Inschriftenträgers als Grabplatte bzw. des Inschriftentyps als Grabinschrift sprechen gewichtige Gründe: Die vorliegende Wappenkonstellation kommt in dieser eindeutigen Kombination nur ein einziges Mal im Hause Sickingen2) vor und bezeichnet die erste Ehe Franz Konrads von Sickingen mit der 1547 verstorbenen Lucia von Andlau. Handelte es sich um eine Grabplatte, müßte sie entweder für den 1574 verstorbenen Franz Konrad selbst oder für einen seiner sechs Söhne aus erster Ehe angefertigt worden sein. Da jedoch deren Todesdaten sämtlich vor 1607 liegen, bleibt dies ausgeschlossen. Möglicherweise liefert die fragmentarische Anfangszeile durch ihr an dieser Stelle ganz ungewöhnliches Formular selbst einen Hinweis auf die Funktion der Platte. Da Franz Konrad an einem unbekannten Ort und seine Frau Lucia von Andlau in Sickingen3) selbst bestattet wurden, könnte ihr 1619 auf der Ebernburg residierender Enkel Johann Schweikhard d.J. einen grabplattenähnlichen Stein zum Gedächtnis an seinen Großvater bzw. an die Großeltern gestiftet, damit eine kuriose Maßnahme4) seines Vaters fortgesetzt und die Galerie seiner Vorfahren komplettiert haben. Über dem großen Mittelwappen ein dreifach gefaltetes Schriftband, auf dem am Ende des linken noch ein S und zu Beginn des rechten noch ein A zu erkennen ist. Vgl. zum Folgenden Europ. Stammtafeln NF XI Taf. 64 und 90. Vgl. DI 20 (Karlsruhe) Nr. 190. Vgl. Nr. 330 von 1570 und 355 von 1584. 7927 408 di034mz03k0050304 di034-0503 0 Bad Münster am Stein-Ebernburg, Evang. Gemeindehaus (ehem. Pfarrkirche, sog. Alte Kirche) 1619-01-01 1619-12-31 1619AAA0000000A3 1619 1 Quader mit unklarer dreizeiliger Inschrift. Er wurde wohl anläßlich des Abbruchs des Langhauses der ehemaligen Pfarrkirche in Bad Münster am Stein im Jahr 19101) aufgefunden und innen im ersten Stock des heutigen evangelischen Gemeindehauses (Nahestr. 21) als fragmentarische (?) Spolie unter den vermutlich nicht zugehörigen Resten eines einfachen Sakramentsschreins in die Wand2) eingelassen; bisher unbeachtet. Weißgelber Sandstein, rot überstrichen. H. 18, B. 33. Bu. ca. 4 cm. Frühbarocke Mischschrift. Oh · mir · eisen / icha) · ver · schon / 16 19 Der kurze, durch die dreiecksförmigen Worttrenner in eindeutige Abschnitte gegliederte Text ist von ungeübter Hand in einer seltsamen, kursive und kapitale Elemente enthaltenen Mischschrift abgefaßt. Der deutschen Schreibschrift entstammt die Mehrzahl der Buchstaben wie das kleine runde e, das h in der Art einer gestreckten Acht, das s in der Art einer gestürzten gotischen Vier3) sowie das hochgezogene v mit ovalem Abschlußkringel4). Kapitale Formen zeigen lediglich i mit dreiecksförmigem Punkt, m mit spitz zulaufenden Hasten und das durchgehend spiegelverkehrt geschriebene n. Die angeführten Vergleichsbeispiele lassen auf die Herkunft des Verfertigers der Inschrift aus einfachen Kreisen schließen. Folgt eine i-förmige Haste ohne Punkt, versehen mit einem kleinen Dreieck rechts der Mitte; vielleicht ein t. Vgl. zum Folgenden Zimmermann, Geschichte 8f. und Kdm. 111. Entspricht der ehemals äußeren Nordostwand des stehengebliebenen Kirchturms. In dieser Form auf einem 1577 von einem Steinmetzen angefertigten Grab-Scheibenkreuzstein nachgewiesen; vgl. dazu ausführlich J./F.K. Azzola, Mittelalterliche Scheibenkreuz-Grabsteine in Hessen (Hessische Forschungen zur geschichtlichen Landes- und Volkskunde 10) Kassel 1972, S. 52ff. mit Abb. 117. Ähnlich auf einem Grab-Kreuzstein des 1612 verstorbenen Jacob Schefter; vgl. dazu J./F.K. Azzola, Die nachmittelalterlichen Grab-Kreuzsteine des 17. Jahrhunderts in der Kirchenburg von Rohr bei Meiningen, in: Zs. d. Vereins f. Hessische Geschichte und Landeskunde 89 (1982/83) 84 mit Abb. 12. 7930 408 di034mz03k0050402 di034-0504 1 Kirn, Evang. Pfarrkirche 1621-01-01 1624-12-31 1624BAA8379AABA3 1621/(1624) 1 Grabdenkmal mit Wappen für den wild- und rheingräflichen Amtmann Georg Diether und seine Frau Anna Maria. Noch um 1850 bzw. vor 1886 auf dem ehemaligen Friedhof nachweisbar1). Vermutlich anläßlich der Renovierung der Kirche 1890-94 entfernt und als Baumaterial verwendet2). Aussehen und Ausführung unbekannt. Nach Schneider. Anno 1621 den 31 May ist in Gott selig entschlaffen der Ehrenveste herr Georg Dhitter Rheingr(äflicher) Amptmann uff Tronecken. Anno 1624 den 24 Jan(uar) [starb]a) Anna Maria geborene Waltherinn von Herborn des vorigen Wittve. Diether (2 gekreuzte Küferschlegel3), unten begleitet von 3 Sternen); Walther (bauchige Zinnkanne). Der Verstorbene diente seit 1587 den Wild- und Rheingrafen zu Kyrburg zunächst als Sekretär, dann ab 1596 als Amtmann der an der Mosel gelegenen wild- und rheingräflichen Herrschaft Dhronecken4). Seine Gemahlin dürfte eine Tochter des Bartholomäus Walther aus Herborn gewesen sein, der 1574 ebenfalls als Sekretär, dann von 1585 bis 1605 als Rat der Wild- und Rheingrafen zu Kyrburg erwähnt wird5). Ihr Sohn Georg Albert Diether wurde Amtmann auf der Kyrburg6). Ob das Grabdenkmal für beide Eheleute konzipiert war, doppelt verwendet wurde oder gar aus zwei selbständigen Teilen bestand, kann nicht mehr bestimmt werden. Schneider setzt an die Stelle des Wortes ein †. Nach Schneider und Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 302, der auf insgesamt 17 (heute verlorene) Grabsteine hinweist, die außen an der Nordmauer der Kirche aufgestellt waren. Vgl. Peitz, Kirche 20. Vgl. dazu ausführlich Azzola, Küferzeichen. Vgl. dazu Kdm. Bernkastel 173ff. Vgl. Penningroth, Beiträge Nr. 11. Vgl. seine Stiftung für die evang. Pfarrkirche Nr. 547 von 1648. Schneider, Notizen II (nach Eintrag 1561). 7935 408 di034mz03k0050500 di034-0505 0 Stromberg, Evang. Kirche 1622-01-01 1622-12-31 1622AAA0000000A3 1622 4 Grabplatte für den kurpfälzischen Amtmann Johann Werner von Hammerstein und seine Frau Anna Martha geb. Wolf von Sponheim. Vermutlich aus der niedergelegten Vorgängerkirche in die 1735 neuerbaute Kirche überführt und an der linken Seite der Vorhalle an der Wand befestigt. Rot überstrichene Platte aus Kalksandstein mit Umschrift (A) auf erhabener Leiste, im vertieften Mittelfeld unter reliefiertem Allianzwappen im Lorbeerkranz 16zeiliges Grabgedicht (B). Als Worttrenner dienen kleine Dreiecke. H. 166, B. 86, Bu. 2,5-4 cm. Kapitalis (A), Fraktur/Kapitalis (B). A A(NN)O · Ma) · DCXXIIb) · IM · SEPTEMbERc) · SEIND IN GOTT / ENTSCHLAFFEN · DER · WOHL · EDEL · GEBOHRNE · VND · GESTRENGE · IOHAN(N) · WERNER · VON HAMMERSTEINd) // gewesner kurpffaltziser Ambtman zu schlosbecklem // SEINES · ALTERS · 51 · IAHR · WIE AVCH · DIE · WOHLEDEL · GE=/BOHRNE · AN(N)A · MARTHA · SEINE · HAVSFRAW · GEBOHRNE · WOLFFINe) · VON · SPONHEIM IHRES · ALTERS 〈..〉 IAHR · DEREN · SEELENf) GOTT GNEDIG= / =SEYN WOLLEg) B Wann fromIgkeith) · ansehen · thut Witz · tugend ehr · vnd · tapffren · muthi) BEREDSAMKEIT VND HOHER · STAND NVR · HELFFEN · KÖNNT · IN · DIESEM · LAND Wieder · den · todt · so glauben wir der · herr · von · hamrstein · sei · noch · hier WAS · ABER · IEDOCH · SEVFFZEN · VIEL ER · HAT · ERLANGT · DAS · BESTE · ZIEL den · himmel · vnd · die · seeligkeit So sein erlöser hat bereit WOLT · IHR · MEIN · LIEBSTE · FOLGEN · NVHN ZVR · EWIGEN · FREID · VND · SELIGEN · RVH durch · Jesum · christ · der · wird euch geben aus · lauter · gnad · das · ewig leben VND · AVCH · DABEY · HERTZLICHE · FREWD DIE · BLEIBEN · SOLL · IN · EWIGKEIT Knittelverse. Hammerstein; Wolf von Sponheim. Die ungleichmäßig gehauene Ausführung der Schriftarten entspricht den holprigen Knittelversen, die paarweise abwechselnd in Fraktur und Kapitalis gestaltet sind, wobei die regellos gesetzten, eng an die Buchstaben gerückten Worttrenner den unruhigen Eindruck noch verstärken. Welchem Umstand1) der wohl aus dem Lippe‘schen stammende Johann Werner von Hammerstein seine Anstellung als kurpfälzischer Amtmann auf Schloß Böckelheim verdankte2), ist unbekannt. Jedenfalls erwarb er im Jahr 1618 von den Herren von Steinkallenfels die über Stromberg gelegene, zerstörte Burg Gollenfels3) und baute die heute noch stehenden Teile an gleicher Stelle wieder auf4). Trotz der ihm verbliebenen kurzen Zeitspanne bis zu seinem Tod scheint er sich in der Umgebung – nach Ausweis des originellen Grabgedichts5) – ein gewisses Ansehen erworben zu haben. Die ‘sola fide‘-Anspielung weist wohl auf seine Zugehörigkeit zur evangelischen Konfession. Aus seiner Ehe mit Anna Martha Wolf von Sponheim6) entstammten fünf Kinder, von denen drei früh verstarben und wohl noch in Waldböckelheim beigesetzt wurden7). Das Ehepaar erlag zur gleichen Zeit einer damals herrschenden Seuche, vermutlich der Pest. Mit ihrem jüngsten, ledig gebliebenen Sohn Friedrich Christoph (†1685), der im 30jährigen Krieg eine bedeutende Karriere als schwedischer Reitergeneral machte, starb die rheinische Linie der von Hammerstein aus. Minuskel-m in Größe der Kapitalis. D oben offen mit hinter die Haste geführten Bogen. Minuskel-b. Der nachfolgende Text bis schlosbecklem ist – wechselseitig durch ein + angezeigt – im Mittelfeld knapp über der unteren Leiste in Fraktur und auf dem Kopf stehend nachgetragen. Erstes F dem L eingeschrieben. Drittes E dem L eingeschrieben. GOTT bis WOLLE wegen Platzmangel in zwei Zeilen. i klein eingestellt. Gerlach (1897) liest abweichend Wenn fromm ihr bleibt und leben thut / Wird Tugend Ehr und tapferer Muth. Eine spätere Variante bringt „Wan Frömigkeit, ansehnlich Gut / Witz, Tugend, Ehr und Tapfermut“ (vgl. unten Anm. 5). Vgl. zum folgenden E. Frhr. von Hammerstein, Untersuchungen über die Geschichte und das Wappen des freiherrlich von Hammerstein‘schen Geschlechts, in: Der Deutsche Herold 7 (1876) 96f. und Zepp, Hammerstein pass. Seine beiden Brüder hatten ebenfalls hohe Positionen inne: Hans Adam war gräflich-lippischer Landdrost, Franz Günther kurpfälzischer Haushofmeister in Heidelberg. Vgl. Schmitt, Stromberg 107. Vgl. Nr. 501 von 1619. Möglicherweise handelt es sich um einen im 17. Jh. verbreiteten Typ, da sich das Gedicht – mit wenigen Abweichungen und unter Austausch des Namens – ebenfalls auf der Grabplatte des 1664 verstorbenen Wolfgang von Lewenstein befindet; vgl. dazu Stock, Die Grabdenkmäler der Kirche zu Oberndorf, in: Pfälzisches Museum 41 (1924) 15 mit Abb. S. 14. Tochter des Philipp Wolf von Sponheim aus seiner dritten Ehe mit Katharina Marschall von Waldeck zu Iben (vgl. Möller, Stammtafeln NF II Taf. LXII); verheiratet in erster Ehe mit Johann Dietrich von Allenbach. Vgl. Zepp, Hammerstein und Nr. 453 von 1606. A. Gerlach, Chronik von Schloss Gollenfels. Stromberg 1897 (Typoskript in der Heimatwissenschaftlichen Bibliothek Bad Kreuznach, Sign. HK 422) 4. Gerlach, Stromberg 66. Kdm. 400f. Zepp, Hammerstein 3 Anm. 7 (A). 7937 408 di034mz03k0050608 di034-0506 1 Meisenheim, Schloßkirche 1622-01-01 1622-12-31 1622AAA0000000B3 1622? 0 Grabdenkmal für ein Ehepaar aus der Familie von Botzheim. Noch 1776 fragmentarisch als „grosser Stein“ im Schiff der Kirche nachgewiesen, aus dem eine „männliche und eine weibliche Figur ... ausgehauen“ war, „erstere in Harnisch mit gezogenem Schwert“1). Vermutlich bei einer der im 19. Jahrhundert durchgeführten Restaurierungen entfernt2); überliefert ist nur ein minimaler Teil der Inschrift. Nach Heintz, Schloßkirche. [.....] von Botzheim [.....] Bei diesem verlorenen Fragment dürfte es sich um ein Epitaph für den nach 1557 geborenen und 1622 verstorbenen pfalz-zweibrückischen Rat, Hofmeister und Oberamtmann zu Neu-Castel Wilhelm von Botzheim3) und seiner Frau Maria Margaretha geb. Braun von Kellenbach4) gehandelt haben. Die hypothetische Zuschreibung wird durch den Umstand plausibel, daß deren früh verstorbene Tochter Magdalena Margaretha ebenfalls in der Schloßkirche bestattet worden war und zudem in der verlorenen Handschrift 33 von 1776 direkt vor ihnen aufgeführt wurde5). Das Ehepaar hatte insgesamt elf Kinder6), die die Meisenheimer Linie7) des Geschlechts bis in die Neuzeit fortsetzten. Vgl. Heintz, Schloßkirche und Nr. 227 von 1503 mit Anm. 1. Vgl. Coerper, Nachrichten 86ff. Vgl. zum Folgenden die Stammtafel bei Kindler von Knobloch, Geschlechterbuch I 148f. So auch Kdm. 266, allerdings mit anachronistischem Todesdatum 1506. Vgl. Nr. 381 von 1591. Vgl. Nr. 515 von 1626. Vgl. zur Kreuznacher Linie seines Vetters Johann Bernhard Nr. 395 von 1594. Heintz, Grabmäler Nr. 108. Heintz, Schloßkirche 271. 7939 408 di034mz03k0050706 di034-0507 1 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1623-01-01 1623-12-31 1623AAA0000000A3 1623 0 Grabinschrift für Philipp Ludwig von Dienheim. Ehemals „in fine“ der damaligen Stadtpfarrkirche, verloren. Zwei Wappen, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Helwich1). Den 16. Januarii anno 1623 starb der woledel vnd vest Philips Ludwig von Dienheim dem gott genadt. Dienheim; Greiffenclau zu Vollrads. Philipp Ludwig2) war einer von drei Söhnen aus der im Jahr 1603 geschlossenen Ehe des bischöflich-speyerischen Rats und Amtmanns zu Deidesheim Johann Eberhard von Dienheim3) mit Elisabeth Greiffenclau zu Vollrads. Mit dem in jungen Jahren Verstorbenen verliert sich die Spur der in Kreuznach sitzenden Mitglieder dieser Familie. Die Grabinschrift steht auf einem separaten Zettel, der von Helwich nachträglich zwischen Seite 117 und 118 eingeklebt wurde; im Register des Werkes taucht der Verstorbene allerdings nicht mehr auf (vgl. zur Arbeitsweise Fuchs, Helwich 89). Vgl. Humbracht, Zierde Taf. 17. Sohn des Johann Friedrich von Dienheim, vgl. Nr. 353 von 1581. Helwich, Syntagma 118. Stumpf, Grabsteine 7 (1927) Nr. 21 (nach Helwich). 7945 408 di034mz03k0050804 di034-0508 1 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1623-01-01 1632-12-31 1632BAA8377AABA3 1623?/1632 0 Grabdenkmal für den markgräflich-badischen Landschreiber Gerhard Patricius (Patrick) und seine Frau Katharina geb. Primm(iana). Noch 1751 im Chor der damaligen Stadtpfarrkirche nachgewiesen, verloren. Die Ausführung ist nicht überliefert. Der umfangreiche Text beginnt mit einem kurzen Sinnspruch, darauf folgen nacheinander ein einleitender Hexameter, die eigentliche Grabinschrift mit den Todesdaten, ein Grabgedicht in sechs Distichen und ein abschließender Spruch. Nach Wickenburg1). Proponit homo / Disponit deus2). Est quaedam generis virtutis gloria major. Epitaphium / Clariss(imorum) conjugum Gerhardi Patricii quaestoris provincialis Crucenacensis meritissimi et Catharinae Primmianae, quorum ille obiit anno Christi 1623 20. Aug(usti) aetatis 70, illa an(n)o Christi 32a) 24. Septemb(ris) aetatis 60. Ossa sub hoc tumulo, patriae patris3) ossa Gerhardi Patricii, placida morte soluta jacent. Extinxit fragilem mors nescia parcere vitam Corporis: extingui vivida fama nequit. Incubuit primis studio pietatis ab annis, Sanctae justitiae cura secunda fuit. Hisce gubernavit septem perb) lustra ministris Cum summis patriae laudibus imperium. Justitiae patuere fores hoc judice cunctis Propitioq(ue) bonis, terribilique malis: Jam digna fidi fruitur mercede laboris Aeternumq(ue) locis vivit in Elisiis. Virtus nec eripi / nec surripi potest / unquam. Der Mensch denkt, Gott lenkt. Es ist der Ruhm der Tugend wahrhaft größer als (der Ruhm) des Geschlechts. Epitaph der überaus berühmten Ehegatten Gerhard Patricius, des sehr verdienstvollen Landschreibers des Oberamts Kreuznach, und Katharina Primm(iana), von denen jener im Jahre Christi 1623 am 20. August verstorben ist, im Alter von 70 Jahren, jene im Jahr Christi (16)32, am 24. September, im Alter von 60 Jahren. Unter diesem Grabmal liegen die Gebeine des Gerhard Patricius, die Gebeine eines Vaters des Vaterlandes, erlöst durch einen sanften Tod. Der Tod hat das zerbrechliche Leben des Körpers – unfähig es zu schonen – ausgelöscht: Der weiterlebende Ruhm jedoch konnte nicht ausgelöscht werden. Von den ersten Jahren an hat er sich dem Streben nach Frömmigkeit gewidmet, seine zweite Sorge galt der heiligen Gerechtigkeit. Mit diesen (beiden) Helfern hat er sieben Lustren lang (35 Jahre) sein Amt mit höchstem Lob des Vaterlandes ausgeübt. Allen standen die Tore der Gerechtigkeit offen unter diesem Richter, der den Guten günstig, den Bösen schrecklich war: Schon genießt er den verdienten Lohn seiner getreulichen Arbeit und lebt ewig in den elysischen Gefilden. Die Tugend kann niemals entrissen noch heimlich weggenommen werden. Ein Hexameter, sechs Distichen. Der am 1. November 1552 geborene Gerhard Patrick4), erscheint erstmals 1570 als Schmied, dann 1586-1588 als Bürgermeister zu Trarbach. Von 1592 bzw. 1594 an amtierte er als markgräflich-badischer Landschreiber in Kreuznach, war damit zusammen mit dem ranggleichen kurpfälzischen Oberamtmann5) der höchste herrschaftliche Repräsentant der damals unter pfälzisch/badischem Kondominat stehenden Vorderen Grafschaft Sponheim. Seine Tätigkeit wurde im Herbst 1620 durch den Einmarsch kaiserlich-spanischer Truppen im Gefolge des 30jährigen Krieges abrupt beendet6). Nach seinen ersten beiden Trarbacher Ehen mit Maria Ernst und Margaretha von Eich heiratete er am 29. Januar 1600 in Kreuznach seine dritte Frau Katharina Primm. Vermutlich wurde das sicherlich aufwendig gestaltete, inhaltlich vor allem das Lob des Verstorbenen7) kündende Grabdenkmal noch zu seinen Lebzeiten bzw. anläßlich seines Todes für beide Ehegatten angefertigt. In diesem Fall wären die Todesdaten seiner später verstorbenen Ehefrau nachgetragen worden8). Sic! für 1632. Kdm. liest SEPTEMBER. Soweit ersichtlich, folgt die Anordnung des Textes der bei Wickenburg vorgenommenen Einteilung; Großund Kleinschreibung wurde hingegen normalisiert, Zeichensetzung vom Bearbeiter. – Für hilfreiche Hinweise zu Übersetzung und Kommentar danke ich Dres. Luise und Klaus Hallof, Berlin. Sprichwort, gebildet nach Prv. 16,9 (vgl. Büchmann, Geflügelte Worte 23 und Wander, Sprichwörter-Lexikon 3, 593) Der wohl etwas zu hoch gegriffene, eigentlich nur Regenten oder herausragenden Kriegern zustehende Titel „Vater des Vaterlandes“ (vgl. etwa DI 3, Burgenland, Nr. 127 und DI 20, Großkreis Karlsruhe, Nr. 344) erklärt sich durch die Stellung des Verstorbenen; zudem spielen die Verse 1 und 2 mit seinem Namen und dem antiken Titel eines ‘patricius‘. Vgl. zum Folgenden vor allem die maschinenschriftlich vervielfältigte Zusammenstellung von H. Kießling, Patrick aus Trarbach an der Mosel (Heimatwissenschaftliche Zentralbibliothek Bad Kreuznach, Sign. Ch 130) sowie Velten, Weck- und Weinbuch 8. – Das Geschlecht führte einen steigenden Löwen im Wappen, vgl. zu weiteren Grabdenkmälern der Großfamilie K. Armknecht, Denksteine in den Kirchen von Herrstein und Mörschied, in: Archiv für Sippenforschung 37 (1971) 241ff. Vgl. etwa Nr. 465 von 1609. Vgl. dazu Fritsch, Kreuznach 24ff. – Patrick verfaßte im Jahr 1620 einen ausführlichen „Bericht der belägerung vnd einnehmung der Statt Creutzenach“, den er seiner vorgesetzten Behörde übermittelte (GLA Karlsruhe, Sponheimer Kopialbuch Nr. 67/1079 fol. 149-154; Angabe nach der teilw. Kopie bei Kießling). Die Wertschätzung seiner selbst erworbenen, ihm nicht mehr zu nehmenden virtus ist Thema des einleitenden wie des abschließenden Spruchs. Dafür könnte die gekürzte Form der Jahreszahl in ihrem Todesdatum sprechen. Wickenburg, Thesaurus Palatinus I 293f. Kdm. 72 (nach Wickenburg). 7948 408 di034mz03k0050904 di034-0509 1 Bad Kreuznach, ehem. Franziskaner-Kloster 1624-01-01 1624-12-31 1624AAA0000000A3 1624 0 Grabplatte („lapis sepulchralis“) für den königlich spanischen commissarius Heinrich Benosi von Lützenburg. Noch 1660 im Schiff der seit 1623 wieder reaktivierten Klosterkirche nachgewiesen, verschwand sie vermutlich während des nach 1700 erfolgten Neubaus des Klosters. Ausführung unbekannt. Nach Bürvenich. Anno 1624 den 5 Nov(embris) ist selig in Gott geschieden der ehrenvestena) wohlachtbarena) Henrich Benosib) von Lützenburg, ihr[er] königl(ichen) May(estät) von Hispanien commissarius de Vinres. Der wohl aus Luxemburg stammende, sonst unbekannte Verstorbene gehörte vermutlich zum Personal der kaiserlich-spanischen Armee, die im Gefolge des 30jährigen Krieges im Herbst 16201) das protestantische Kreuznach eingenommen, besetzt und im Jahr 16232) das bis dahin als Bürgerspital genutzte Franziskaner-Kloster wieder reaktiviert hatte. Kreuznach wurde unter der Infantin Isabella von Spanien bzw. ihrem Generalgouverneur zum Regierungssitz der linksrheinischen Pfalz, wobei das Kloster in den folgenden Jahren einigen höher gestellten Angehörigen der spanischen Besatzungsmacht als Begräbnisstätte3) diente. Sic! Stein liest Bennosi. Vgl. dazu ausführlich Fritsch, Kreuznach 24ff. Vgl. dazu Stein, Franziskanerkloster 42f. Vgl. Einleitung XX. Bürvenich, Annales 427. Stein, Kloster 100 (teilw. nach Bürvenich). 7950 408 di034mz03k0051007 di034-0510 1 Meisenheim, Alter Friedhof (aus Schloßkirche?) 1624-01-01 1624-12-31 1624AAA0000000A3 1624 2 Epitaph des Pfalz-Zweibrücker Rates Dr. Johannes Sturtz. Wohl Teil eines ehemals größeren Ensembles in oder bei der Schloßkirche, wurde es vermutlich kurz nach 1825 in den Alten Friedhof überführt und dort als dritter Stein rechts vom Haupteingang innen in die Friedhofsmauer eingelassen1). Völlig schmucklose, fast quadratische Platte aus gelblichem Sandstein, die ganz von der 26zeiligen, gegen Ende hin zentrierten Inschrift ausgefüllt wird. Die gesamte Platte und vor allem ihr unteres Drittel sind stark verwittert. Das in seiner Art singuläre Grabdenkmal wurde im Sommer 1989 von Unbekannten gestohlen, der jetzige Standort ist nicht bekannt. Erg. nach Kdm. H. 110, B. 108, Bu. 2,5 cm. Kapitalis. IOHANNES STVRT[Z]IVS I(VRIS) V(TRIVSQVE) D(OCTOR)a) ET CONSILIARIVS BIPONTIV[S]b) / NATVS EST MEISEN[HE]MII ANNO DOMINI M. D. LII.c) PARENTIB[VS] / [JO]HANNE STVRTZIO, ET ANNA DE ALBEN, COGNOMENTO / SVLTZBCHd); IVVENIS PRIMO HORNBACI, DEINDE IN DIVERSI[S] / GERMANIAE, BVRGVNDIAE ET GALLIAE ACADEMIIS CVRSV / STVDIORVM SVORVM FELICITER PERACTO, A CELEBERRI(MO) / IVRIS CORYPHAEO, IACOBO CVIACIO, ANNO M. D. L. XXIXe) / BITVRIGIS VTRIVSQVE IVRIS DOCTOR RENVNTIATVS / STATIMQVE IN PATRIAM REVERSVS, A PRINCIPE / BIPONTINO IN NVMERVM CONSILIARIORVM ADSCITVSf) / ET SEQVENTI ANNO MARGARETAE SVEBELIAE / MATRIMONIO IVNCTVS EST EX QVA XII. GENVIT / LIBEROS, QVORVM OCTO CVM XX. NEPOTIBVS / NEPTIBVSQVE POST SE RELICTIS SVPERSTITIBV[S] / TANDEM SEPTVAGESIMVM SECVNDVM AGENS / ANNVM VITAE HVIVS [AE]RVMNOSAE SATVR EAM CVM / AETERNA BEATVD[INE] ANNO M. D. C. XX. IIII.g) DIE IX. / NOVEMBRIS LVBENS C[OMM]VTAVIT ET HIC IVXTA / PARENTES SVAM [CONIVG]EM FILIVM DANIELEM L(EGVM)h) / CANDIDATVM [FILIOLAM] MARGARETAM ET GENE/[ROS] JOH(ANNEM) G[EORGIVM KOE]NIG RECTOEMi) SCHOLAE / [ALCEANAE ET] CASPAREM BOELERVM ECCLESI[AE / MINISTRVM HVNC] POST ILLOS VERO ANTE SE [PIE / DEFVNCTOS HV]MATVS EST QVORVM OMNIVM / [ANIMAE REQVIESC]VNT IN CHRISTO VNICO / [SA]LVATORE NOSTRO. Johannes Sturtz, Doktor beider Rechte und zweibrückischer Rat, ist im Jahr des Herrn 1552 in Meisenheim geboren worden; seine Eltern waren Johannes Sturtz und Anna von Alben, mit Zunamen Sultzbach. Als junger Mann studierte er zuerst in Hornbach, dann an verschiedenen deutschen, burgundischen und französischen Universitäten. Nach erfolgreicher Beendigung seiner Studien, wurde er von dem berühmten Rechtsgelehrten Jakob Cuiacius im Jahr 1579 in Bourges zum Doktor beider Rechte promoviert. Danach kehrte er alsbald in sein Vaterland zurück, wo er von dem Herzog von (Pfalz-)Zweibrücken in dessen Ratskollegium berufen wurde. Im folgenden Jahr verehlichte er sich mit Margareta Schwebel, mit der er zwölf Kinder zeugte. Acht von ihnen hinterließen zwanzig Enkel und Enkelinnen als Nachkommenschaft. Als er schließlich im 72. Lebensjahr stand und satt von diesem mühseligen Leben war, vertauschte er es am 9. November des Jahres 1624 gern mit der ewigen Seligkeit und wurde hier neben seinen Eltern, seiner Gattin, seinem Sohn Daniel, Kandidat der Rechte, seinem Töchterchen Margareta und seinen Schwiegersöhnen Johann Georg König, dem Rektor der Schule zu Alzey, und Caspar Böler, Diener der Kirche, also nach jenen schon vor ihm Verstorbenen, fromm zur Erde bestattet. Alle ihre Seelen ruhen in Christus, unserem einzigen Erlöser. Die sorgfältig gehauene Kapitalis zeigt meist leicht erhöhte Anfangsbuchstaben bei Namen, Titeln und Zahlzeichen. I ist durchgehend mit einem Punkt überschrieben. Die aus dem südpfälzischen Bergzabern stammende Familie2) gelangte mit seinem Vater „Hannß“ Sturtz (verstorben zwischen 1581 und 1585) in pfalz-zweibrückischen Diensten nach Meisenheim; im Jahr 1560 fungierte er dort als herrschaftlicher Keller. Seine Mutter Anna (†1590) war eine Tochter aus der erst auf dem Sterbebett legalisierten Verbindung des Junkers Eberhard von Alben genannt von Sultzbach mit dessen Haushälterin Getze. Johannes kam am 31. Dezember 1552 als zweites von insgesamt vier Kindern zur Welt. Das Wohnhaus der Familie befand sich hinter dem Rathaus3). Im Alter von 15 Jahren erhielt Johannes Sturtz – wohl auf Betreiben seines einflußreichen Schwagers, des damaligen Generalsuperintendenten Pantaleon Candidus – ein pfalz-zweibrückisches Stipendium für das Hornbacher Gymnasium und seine weitere Ausbildung. Ende 1570 verließ er diese Schule, um an den Universitäten Wittenberg und Marburg „artes“ zu studieren; 1576 finden wir ihn als Student der Philosophie und Jurisprudenz an der Universität Köln. Die Kosten für seine nur aus der vorliegenden Inschrift bekannten Aufenthalte an den ausländischen Universitäten dürfte er aus eigenen Mitteln bestritten haben. Johannes wurde bereits am 1. November 1579 als pfalz-zweibrükkischer Rat bestellt, ohne die sonst übliche Zwischenstufe als Sekretär absolvieren zu müssen. Als Besoldung erhielt er hundert Gulden Jahresgehalt, sowie Sommerbekleidung und freie Verpflegung; nach zwölf Jahren wurde sie um ein Fuder Wein und sechs Malter Korn aufgebessert. Am 22. August 1580 verheiratete er sich in Bergzabern mit Margareta (†1621), Tochter des Kammerrats und Landschreibers Ruprecht Schwebel, einem Sohn des pfälzischen Reformators und Superintendenten zu Zweibrücken Johann Schwebel. Alle zwölf Kinder, von denen zwei früh verstarben, und ein Großteil ihrer Nachkommen sind archivalisch nachweisbar. Sturtz war mit besonderer Erlaubnis seines Fürsten auch privat als Jurist tätig und hatte daher und aus der Erbschaft seiner Mutter erhebliche Nebeneinkünfte, die ihn nicht nur in die Lage versetzten, seinen Herren Geld zu leihen, sondern auch seine fünf Söhne studieren zu lassen und seine fünf Töchter standesgemäß zu verheiraten. Wie aus der vorliegenden Inschrift hervorgeht, wurden bereits vor ihm im Sturtz‘schen Familiengrab sieben Familienangehörige bestattet: neben seinen Eltern und seiner Frau, sein im Jahr 1600 jung verstorbenes Töchterchen Margareta, sein 1593 geborener Sohn Daniel im Alter von 16 Jahren, sowie die beiden Ehemänner seiner Tochter Magdalena, der 1619 verstorbene Rektor der Alzeyer Schule Magister Johann Georg König und der vor 1624 verstorbene, nicht in Meisenheim amtierende Pfarrer Caspar Böler. Der in oder an der Schloßkirche gelegene Begräbnisort muß mit einem großzügig konzipierten Grabdenkmal versehen gewesen sein, an das die einfache Platte mit der den zeittypischen Lebenslauf enthaltenden Grabinschrift des Verstorbenen eingefügt wurde – trotz der damaligen Kriegszeit ist die für einen hohen Beamten erstaunlich schlichte Ausführung anders kaum zu erklären. Anfangsbuchstaben des Titels deutlich erhöht. Kdm. liest BIPONTINU(S). Zahlzeichen deutlich erhöht. Verhauen für SVLTZBACH. Erste drei Zahlzeichen deutlich erhöht. Kdm. liest ADSCRITUS. Erste beiden Zahlzeichen deutlich erhöht. Kürzung LL. Verhauen für RECTOREM. Im Jahr 1825 fand man beim Abbruch des bei der Kirche und wohl auf dem früheren Friedhof gelegenen Schulhauses eine „große Menge menschlicher Hirnschädel und Todtenknochen“, die in ein 1831 errichtetes Beinhäuschen auf dem damaligen städtischen Friedhof (an der heutigen Raumbacher Straße) beigesetzt wurden. Vermutlich nutzte man damals die Gelegenheit, einige Grabdenkmäler aus dem Bereich der Schloßkirche ebenfalls zu überführen (vgl. Nr. 606 von 1689 und Kdm. 285ff.) und sie in die neue Friedhofsmauer einzubauen; vgl. dazu ausführlich M. Lurz: Das Meisenheimer Beinhäuschen, in: LVjBll. 31 (1985) 71f. Vgl. zum Folgenden die aus zahlreichen archivalischen Studien gewonnenen, sorgfältig zusammengestellten Fakten bei Meyer 71-77 und 105-113. Heute Haus Rathausgasse 2, vgl. Lurz, Meisenheim 178. Kdm. 285. Meyer, Beiträge 74 (übers.). 7951 408 di034mz03k0051105 di034-0511 1 Weiler bei Monzingen, Evang. Kirche 1624-01-01 1624-12-31 1624AAA0000000A3 1624 0 Grabinschrift für Ursula Schenk von Schmidtburg geb. von Brambach. Noch 1851 fragmentarisch mitgeteilt, heute verloren1). Laut Überlieferung handelte es sich wohl um eine Grabplatte mit zwei Vollwappen im Mittelfeld und vier Ahnenwappen in den Ecken. Nach Schneider. Anno 1624 den 30. Novemb(ris) ist in Gott selig [.....] von Schmidburg geborne von Brombach ihres Alters 63 Jar der Gott Gnade wolle. Schenk von Schmidtburg, Brambach; Leyen, Brambach; Dienheim, Dirmstein2). Nachdem die Schenken von Schmidtburg im Jahr 1525 lediglich über ein Viertel des Dorfes Weiler verfügten3), dürfte es ihnen im 17. Jahrhundert ganz zugefallen sein. Die Verstorbene4), eine Tochter aus der Ehe Wilhelms von Brambach mit Maria Wais von Feuerbach, heiratete am 17. Juni 1604 den verwitweten Johann Heinrich Schenk von Schmidtburg5). Das Ehepaar blieb kinderlos. Bekannt ist zudem die Bestattung der vor 1631 verstorbenen Anna Catharina von Sponheim gen. Bacharach, die mit ihrem Stiefsohn Hans Friedrich verheiratet war; ihre Grabinschrift wurde von Schneider nicht überliefert. Die Namen und die Anordnung der Wappen entsprechen nicht der Genealogie: Auf der Frauenseite sollten die Wappen Wais von Fauerbach (Mutter) und Lerch von Dirmstein (Großmutter) gestanden haben, auf der Männerseite die von Dienheim (Mutter) und Schwarzenberg (Großmutter); vgl. dazu Möller, Stammtafeln AF I Taf. XXXIX und Zwiebelberg, Schmidburg 12-16. Vgl. Kdm. 425. Vgl. zum folgenden Zwiebelberg, Schmidburg 16. Vgl. Nr. 475 von 1613. Schneider, Ganerbschlösser 177 Anm. 39. Kdm. 426. 7954 408 di034mz03k0051203 di034-0512 0 Sobernheim, Haus zum Kleinen Erker 1601-01-01 1625-12-31 1625ABA0000000A3 1.V.17.Jh. 12 Spruchinschriften und Bauzahlen am Haus zum Kleinen Erker, eingebettet in das Häuserensemble Ecke Großstraße und Wilhelmstraße. Über einem rundbogigen, mit Sandsteinquadern im Diamantschnitt gesäumten Eingang reichgegliedertes, mit einem dreieckig vorspringenden Erker und drei Fenstern versehenes Obergeschoß. Auf dem gemeinsamen Sturz der beiden linken Fenster und dem Sturz des anschließenden Erkerfensters Inschrift (A), entsprechend rechts Inschrift (B). Unter der als Brüstung gestalteten Fensterzone ein mit Hermen und Fruchtgehängen geschmücktes Felderband mit zwei Beschlagwerktafeln; auf der linken mit Monogramm abschließende Inschrift (C) in fünf, auf der rechten Inschrift (D) in zwölf Zeilen. Auf der oberen Leiste der beiden Erkerplatten Inschrift (E), dabei im Mittelfeld der linken Platte ein mit Initialen bezeichnetes, reliefiertes Vollwappen, rechts lediglich ein leerer Wappenschild. Eine weitere Beschlagwerktafel mit achtzeiliger Inschrift (F) schließt sich an. Die in der Buchstabengröße stark variierenden Inschriften sind mit Goldfarbe ausgemalt. Auf dem Dach des mit zum Ensemble gehörenden Hauses Kurz (Wilhelmstr. 3) ehemals Wetterfahne mit Jahreszahl (G), im Keller Bauzahl (H). Nach Kdm. (G, H). Kapitalis. A DISS · HAVS · STEHET · IN · GOTTES · HANDT · ZVM · KLENENa) · / · ERCKER · ISITSb) · GENANT:1) B GOTT · GEB · A(LL)E(N) · DE(N) · SEGE(N) · SEIN · WELCHE · DA · GEHE(N) · AVS · VND · EIN ·2) C AEDFICANTEc) · DEO · FELI/CITERd) · OMNIAe) · CEDVNTf) · ILLIVSg) · AVXILIOh) · HAEC · STAT / BENE · STRVCTAi) · / · DOMVS ·3) NSRk) · D DERl) · A(N) · DIEm) · STRASSENn) · / BAWE(N) · WILLo) · DER · MVSS · SICH · LASSE(N)p) · / THADELN · VIEL · DOCH · THADELTq) · MA(N)CHER / DIESER · FRIST · DRAN · IHM · GARr) · NICHTSs) / GELEGENt) · IST · DAS · THVT · MA(N)CH · VNBE/SCHEIDE(N)u) · MANN · DER · IHME · SELBST · NICHT · / RHATE(N) · KANN ·4) E ALLEINv) · NVR · GOTTw) · DE(M) · HERN · DIEx) · EHR · V(N)D · SV(N)STE(N) · KEINE(M)y) · A(N)DER(N) · MEHR ·5) F WER · ANDRER · GNAD · NITz) · LEBEN · WILL · DER · MACHS · WIEaa) · ICH · / V(N)D · SCHWEIGEbb) · STILLcc) · OB · MIRSdd) · GLEICH · NICHT · VIELee) · NVTZT · DABEI · BIN · ICH · DOCH · MA(N)CHER · / SORGEN · FREI ·6) G 1614ff) H 1622 Wenn Gott baut, geht alles glücklich vonstatten; mit seiner Hilfe steht dieses wohl errichtete Haus. Distichon; Paarreime. unbekannt (im damaszierten Feld Rosenstiel mit drei Blüten, Hz: Männerrumpf mit einem Eichenzweig in der rechten und zwei Sternen in der linken Hand). Wappenbeischrift: N · / R · O. Der ornamentale und figürliche Schmuck sowie die zum Teil überaus kunstvoll ineinander verschlungenen Buchstaben (DE-Ligatur!) der bemerkenswerten, in dieser Art zum Teil sonst so nicht nachzuweisenden Sinnsprüche unterstützen den repräsentativen Charakter dieser möglicherweise nur als aufwendiger Zugang geplanten Spätrenaissance-Fassade7). Auftraggeber und Baumeister dieses Gebäudeteils sind unbekannt, eindeutig ist jedoch der Bezug zum 1609 um einen fast identischen Dreieckserker erweiterten Priorhof8). Dies und die gut überlieferten Jahreszahlen legen die vorgenommene Datierung nahe. Sic! Wohl verhauen für IST ES. I und A eingestellt. Erstes I in die Haste des L ligiert, zweites I eingestellt, R in TE-Ligatur ligiert und eingestellt. I in die rechte Haste des N ligiert. E eingestellt. Zweites L eingestellt, I in die linke Haste des V ligiert, S klein eingestellt. Erstes I in die Haste des L ligiert, zweites I und O eingestellt. R klein ligiert. Großes N mit kleinem S und R an der rechten Haste. R klein ligiert und eingestellt. I in den Bogen des D ligiert. T eingestellt. I in die Haste des ersten L ligiert, zweites L eingestellt. A eingestellt. T eingestellt. A und R durch einen Mittelbalken verbunden, vielleicht für GAHR. H mit Nodus. Mittleres E eingestellt. I in die Haste des D ligiert. Zweites L und E eingestellt. O eingestellt. I in die Haste des E ligiert. I in die linke Haste des N ligiert. I und T in die rechte Haste des N ligiert. I in die Haste des E ligiert. I und E in die rechte Haste des W ligiert. I in die Haste des ersten L ligiert, zweites L eingestellt. I und R in die rechte Haste des M ligiert. I in die Haste des E ligiert. Schneegans überliefert 1613. Vgl. Wander, Sprichwörter-Lexikon II 399 und Nr. 372 von 1589. Paargereimter Bibeltext, wohl nach Ps. 121,8. Distichon nach Ps. 126,1. Vgl. zum weit verbreiteten Typ dieser baukritischen Inschrift Schaefer 54-68 sowie Wander, Sprichwörter-Lexikon IV 894. Vgl. ebd. II 10. Paargereimter Vierzeiler (sogenannter Freidank-Typ), nicht bei Wander, Sprichwörter-Lexikon nachgewiesen. Die dahinterliegende Grundfläche beträgt teilweise nicht mehr als zwei Meter Tiefe, möglicherweise ist dies aber auch auf spätere Umbauten zurückzuführen; vgl. dazu Freckmann, Architektur 200. Vgl. Nr. 464 von 1609. Rhein. Antiquarius II 18, 206f. Deutsche Inschriften an Haus und Gerät. Berlin 41882, 25 (D). Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 332f. Schneegans, Kreuznach 87 (D, G). Schaefer, Hausinschriften 65 (D). Müller, Nahekunde 160 und 175. Geib, Nahetal 51 (D, F). Kdm. 373. NK (1980) 28 (Abb.). Lipps, Entdeckungsreisen (A, B). 7955 408 di034mz03k0051301 di034-0513 1 Bad Kreuznach, ehem. Franziskaner-Klosterkirche 1626-01-01 1626-12-31 1626AAA0000000A3 1626 0 Wappen- oder Totenschild (?) („insigne cum inscriptione“) für Philipp de Sylva. Noch 1660 auf der Nordseite des Chors der seit 1623 wieder reaktivierten Klosterkirche an der Wand hängend nachgewiesen, verschwand das Denkmal vermutlich während des nach 1700 erfolgten Neubaus des Klosters. Ausführung unbekannt. Nach Bürvenich. Anno 1626 23 Nov(embris) Philippus de Sylvaa) Philipp de Sylva war mit Sicherheit Angehöriger der spanischen Truppen, die im Verlauf des 30jährigen Krieges Kreuznach eingenommen hatten. Sollte es sich bei ihm um den Don Phelippe de Sylva1) gehandelt haben, der am 2. Januar 1629 durch die Infantin Isabella von Spanien zum Generalgoverneur der spanischen Pfalz (mit Sitz in Kreuznach) ernannt worden war, entfällt die durch Beschreibung und Formular sich anbietende Deutung des Inschriftenträgers als Totenschild. Herpers, Descriptio 246 überliefert zwar 1626 – 23. Nov(embris) nobilis et gratiosus d(omi)n(u)s Philippus de Sylva; da dessen Angaben jedoch nicht auf Autopsie sondern auf dem Manuskript von Bürvenich beruhen, sind diese Erweiterungen wohl als eigene Zusätze zu werten. Vgl. zum Folgenden Fritsch, Kreuznach 41. Bürvenich, Annales 427. Herpers, Descriptio 246. Stein, Kloster 100 (nach Herpers). 7956 408 di034mz03k0051409 di034-0514 1 Mandel, Evang. Pfarrkirche 1626-01-01 1626-12-31 1626AAA0000000A3 1626 0 Grabdenkmal für Johann Georg von Koppenstein. Noch 1751 in der mittelalterlichen Vorgängerkirche nachgewiesen, ging es vermutlich während des 1829/30 erfolgten Neubaus der damaligen Simultankirche verloren. Ausführung unbekannt. Nach Wickenburg. Anno 1626 den 24. Decemb(ris) Starb der wohl-Edel und gestrenge Johannes Conr(ad)a) von Koppenstein in Gott seliglich, dessen Seele gott genaden wolle, Amen. Der Verstorbene1) war eines von vier Kindern aus der zweiten Ehe2) (Hans) Bernhards von Koppenstein, Begründer der Linie Koppenstein zu Mandel, mit Anna Waldecker von Kaimt. Johann Georg war seit 1603 mit Magdalena Elisabeth, Tochter Heinrichs von Geispitzheim und Anna Blick von Lichtenberg verheiratet. Vermutlich erbauten sie im Jahr 1624 unterhalb der Pfarrkirche das heute noch bestehende Schloß3) in Mandel. Zwei Jahre später verstarben sie und „ligen beÿde zu Mandeln, da sie gewohnet, begraben“4). Von ihren neun Kindern bezog Johann Carl5) das von ihm und seiner Ehefrau renovierte oder umgebaute Schloß. Verschrieben für Georg. Vgl. zum Folgenden Möller, Stammtafeln NF II Taf. LXI und Zwiebelberg, Koppenstein 149f. Vgl. zu seiner ersten Ehe Nr. 369 von 1587. Vgl. Nr. 590 von 1680. So Helwich, Op. gen. IV fol. 383. Vgl. Nr. 597 von 1685. – Vier seiner früh verstorbenen Geschwister wurden ebenfalls in Mandel beigesetzt, vgl. Helwich, Op. gen. fol. 384v. Wickenburg, Thesaurus Palatinus II 123. Kdm. 221. 7957 408 di034mz03k0051507 di034-0515 0 Meisenheim, Schloßkirche 1626-01-01 1626-12-31 1626AAA0000000A3 1626 2 Epitaph für die Kinder des kurpfälzischen Amtmanns Friedrich von Castiglion. Mit Klammern an der Nordwand der nördlichen Seitenkapelle befestigt. Die Mitte des aus Tuffstein gearbeiteten Grabdenkmals besteht aus einer gerahmten, seitlich mit Voluten versehenen Schiefertafel mit eingehauener Inschrift (A) in 20 zentrierten Zeilen, die von einem auf die untere Leiste1) gemalten Bibelspruch (B) beschlossen wird. Die rechte und linke Leiste weisen eindeutige Befestigungsspuren für je zwei weitere, heute verlorene Ahnenwappen auf. Als Bekrönung und Sockel des ansonsten gut erhaltenen Epitaphs dienen mit jeweils zwei Vollwappen bestückte Rollwerk-Kartuschen. Erg. nach Kdm. (B). H. 140, B. 83, Bu. 3 (1. Zeile), 1,5 cm. Kapitalis. A IVSTVS VT PALMA FLOREBIT2) / ANNO CHRISTI M D C X X I I I I / SEIND IN GOTT SELIGLICHEN HIER ENTSCHLAFF(EN) / DE(N) 21 MART(II) IOHAN FRANTZ · SEINES ALTERS IM VIII / DE(N) 28 APRIL(IS) WILHELM HENRICH · SEINES ALTERS IM V / DE(N) 1 · SEPTEMBR(IS) IOHAN WERNER SEINES ALTERS IM III / IHAR / ITEM M D C XXV ZV SOBERNHEIM / DE(N) 1 · MARTII IOHAN(NA) MAR(IA) ELISABET · IHRES ALTERSa) IM III / IHAR / DES WOHLEDLEN GESTRENGEN FRIEDERICHEN VON / CASTIGLION FV̈RSTL(ICH) PFALTZ AMPTM(AN) AVF BÖCK(ELHEIM) / VND DER WOLEDLEN TVGENTSAMEN FRAWEN GVTAE / MARIEN VON CASTIGLION GEBORNER VO(N) BOTZHEIM / EHLIHEb) LIEBE KINDER / SISTE PATER LACHRŸMAS, MATER SVSPENDE QVERELAS: AD VITAM NOBIS MORS, VIA NOSTRA FVIT · EXILII SOCIOS QVOS MVNDVS FERRE NEQVIVIT, AETERNA HOS COELVM, PATRIA SVSCIPIET · ANNO M D C XXVI · B Q[V]I [S]EMI[NA]N[T I]N LACHRŸMIS I[N E]XVLTATI[O]NEc) METENT ·3) Der Gerechte wird grünen wie ein Palmbaum. – Stille, Vater, die Tränen, Mutter, hemme die Klagen! Unser Tod ist unser Weg zum Leben gewesen. Der Verbannung Gefährten, welche die Erde nicht zu tragen vermochte, die wird der Himmel aufnehmen als ewige Heimat. – Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Zwei Distichen. Castiglion (Löwe mit einem Bauwerk in der Pranke), Botzheim; unbekannt (5 zu einem Kreuz angeordnete Rauten, Hz ein Brackenrumpf), unbekannt (2 gekreuzte Schaufeln, Hz ein offener, beiderseits wie der Schild bezeichneter Flug). Die sorgfältig gearbeitete, golden ausgemalte Kapitalis zeigt als zeittypische Besonderheit das mit einem Punkt überschriebene I. Die Anfangsbuchstaben der beiden lateinischen, als Trostsprüche der verstorbenen Kinder an die trauernden Eltern abgefaßten Distichen, sind erhöht wiedergegeben. Über die Herkunft des Vaters ist bislang nichts bekannt4); die Mutter der Verstorbenen stammt aus dem Meisenheimer Zweig der im Elsaß beheimateten Familie; sie war eine Tochter des pfalz-zweibrückischen Hofmeisters und Rates Wilhelm von Botzheim5). Friedrich von Castiglion ist 1620 als höchster Beamter des kurpfälzischen Oberamtes Böckelheim mit Sitz auf Schloß Böckelheim nachweisbar6), 1622 als Amtmann zu Kirkel (Saarpfalzkreis) und 1627 wieder zu Böckelheim7). Im Verlauf des 30jährigen Krieges8) dürfte er sich mit seiner Familie von dort auf seine Besitzungen zu Meisenheim und Sobernheim zurückgezogen haben, da Amt und Schloß Böckelheim im gleichen Jahr von den spanischen Truppen der katholischen Liga eingenommen und bis 1630 besetzt wurden. Vermutlich sind die drei kleinen Söhne an der im Jahr 1624 in Meisenheim wütenden Pest gestorben9), er selbst wurde am 22. Februar 1627 in Sobernheim begraben10). R nachträglich klein und hochgestellt eingefügt. Sic! Kdm. liest OEXULTATIONE. Diese Leiste wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt verkehrt herum eingesetzt, so daß zum Teil bereits verblichene Inschrift heute auf dem Kopf steht. Ps. 92,13 (in deutlich größer geschriebenen Buchstaben). Ps. 126,5. Aufgrund des ähnlichen Wappens (im quadrierten Schild im ersten und vierten Feld Löwe mit einem Turm in der Pranke, im zweiten eine Schlange, im dritten drei Pfähle), könnte eine Verbindung zu den (italienischen?) Grafen Castiglioni bestehen; vgl. Siebmacher, Wappenbuch IV 4. Kneschke, Adels-Lexikon II 241 verzeichnet unter dem hier vorliegenden Wappen (präzisiert in: Löwe mit Castell in den Pranken) zwei unterschiedliche Familien, für die er einmal italienische, einmal französische Herkunft angibt. Vgl. Nr. 506 von 1622. – In diesem Fall würden sich die beiden unbekannten Wappen in der Sockelzone des vorliegenden Epitaphs auf die Ahnen Friedrichs von Castiglion beziehen, da Wilhelm mit einer Braun von Kellenbach verheiratet war. Kindler von Knobloch, Geschlechterbuch I 149 führt allerdings unter den elf Kindern des Ehepaars lediglich eine 1600 geborene, in erster Ehe mit Hippolyt von Castiglion verheiratete Tochter namens Maria Juliana an, die 1626 eine zweite Ehe mit Giovanni Tomaso de Rapallo einging. Vgl. Fligel, Oberamt Böckelheim 26f. So Anthes, Kasualien 547. Vgl. zum Folgenden Müller, Nahekunde 163. So Heintz 266. – Anthes, Kasualien 547 gibt für Johann Werner († 26. März 1624) und Johanna Maria Elisabeth († 10. Februar 1628 in Meisenheim) abweichende Todesdaten an. Daneben verzeichnet er einen weiteren, am 26. März 1624 zu Meisenheim verstorbenen, in der vorliegenden Inschrift nicht erwähnten Sohn. So Anthes, Kasualien 547. Heintz, Grabmäler Nr. 106. Heintz, Schloßkirche 265f. Kdm. 264. Fröhlich/Zimmermann, Schloßkirche 70f. (übers.). Drescher, Schloßkirche 37f. (übers.). 7958 408 di034mz03k0051605 di034-0516 1 Bad Kreuznach, ehem. Franziskaner-Klosterkirche 1627-01-01 1627-12-31 1627AAA0000000A3 1627 0 Epitaph in Form einer Tafel („tabula cum inscriptione“) für NN. von Berthold. Noch 1660 innen an der nördlichen Wand der seit 1623 wieder reaktivierten Klosterkirche „supra sede confessionate“ hängend nachgewiesen, vermutlich verschwunden während des nach 1700 erfolgten Neubaus des Klosters. Ausführung unbekannt. Nach Bürvenich. a(nn)o 1627 die 15 me(n)sis Julÿ obÿt praenob(ilis) d(omi)n(u)s de Berthold aet(atis) 26. Im Jahr 1627 am 15. Tag des Monats Juli starb der hochedle Herr von Berthold im Alter von 26 (Jahren). Der Bestattungsort1) des sonst unbekannten Verstorbenen legt seine Zugehörigkeit zu den zu dieser Zeit in Kreuznach einquartierten kaiserlich-spanischen Truppen nahe. Vgl. Nr. 509 von 1624. Bürvenich, Annales 427. 7959 408 di034mz03k0051703 di034-0517 1 Bad Kreuznach, ehem. Franziskaner-Klosterkirche 1627-01-01 1627-12-31 1627AAA0000000A3 1627 0 Grabdenkmal für Anna Tyrolff. Noch 1660 im Chor der seit 1623 wieder reaktivierten Klosterkirche nachgewiesen, verschwand es vermutlich während des nach 1700 erfolgten Neubaus des Klosters. Ausführung unbekannt. Nach Bürvenich. Virgo Anna Tyrolffina) filia d(omini) Jo(an)n(es) Jac(obus) Tyrolffb) sectretarÿ regiminis Hispanici q(uae) obÿt a(nn)o 1627 19 Julÿ aet(atis) 15. Jungfrau Anna Tyrolff, Tochter des Herrn Johann Jacob Tyrolff, des Sekretärs des spanischen Regierung, welche am 19. Juli im Jahr 1627 verstarb im Alter von 15 (Jahren). Da Bürvenich den vorliegenden Text im Anschluß an einen ebenfalls verlorenenen Wappenschild1) mit den Worten „p(ro)cul inde tumulatu(s) e(st)“ überliefert, könnte er den möglichen Inschriftenbeginn verändert oder unterdrückt haben2). Die Verstorbene war die Tochter eines sonst unbekannten Sekretärs der spanischen Regierung der Pfalz3), die im Gefolge der Eroberung Kreuznachs während des 30jährigen Krieges von 1623 bis 1632 ihren Sitz in Kreuznach hatte. Stein liest Tyrossin. Stein liest Tyrossi. Vgl. Nr. 513 von 1626. Vgl. auch Nr. 536 von 1636. Vgl. dazu Fritsch, Kreuznach 37ff. Bürvenich, Annales 427. Stein, Kloster 100 (nach Bürvenich). 7960 408 di034mz03k0051801 di034-0518 1 Schweppenhausen, Kath. Kirche Hl. Kreuz 1629-01-01 1629-12-31 1629AAA0000000A3 1629 0 Grabinschrift für Antonia von Wildberg. Noch um 1765 in der 1515 gestifteten, später mehrfach umgebauten Kirche nachgewiesen. Ausführung unbekannt. Nach Würdtw. Epitaphienbuch. Anno 1629 den 29ten Maÿ ist die wohledle und tugentsame Fraw Antonia gebohrne von Wildberg seelig im Herrn verschieden. Gott verleyhe ihr ein fröhliche Aufferstehung. Die Verstorbene war wohl mit Johanna Elisabeth von Wildberg verwandt, der zweiten Frau des Marsilius Gottfried von Ingelheim1), damaliger Ortsherr von Schweppenhausen. Vgl. Nr. 497 von 1619. Würdtweinsches Epitaphienbuch 267. 7961 408 di034mz03k0051901 di034-0519 1 Becherbach bei Kirn, Evang. Pfarrkirche 1629-01-01 1629-12-31 1629AAA0000000A3 1629 0 Jahreszahl. Noch 1775 auf einem katholischen „Altarstein“1) oder „steinernen Tisch“2) in einem Eck der damaligen reformierten Kirche erwähnt, heute verloren. Ausführung unbekannt. Nach Kdm. 1629 Die provozierende Errichtung eines Altars durch den katholischen Pfarrer des Nachbarortes Weierbach beleuchtet einen interessanten Aspekt der Becherbacher Kirchengeschichte3): Durch die anfänglichen Siege der katholischen Liga im 30jährigen Krieg ermutigt, versuchte die kleine katholische Gemeinde mit Rückendeckung der badischen Ortsherren, die 2/5 des Amtes Naumburg innehatten, ihre beschränkte Religionsfreiheit als Mitbenutzer der reformierten Kirche entscheidend zu erweitern. Erst 1706 wurde das Simultaneum offiziell eingeführt. So Kdm. (nach Oertel). So Lentze 81. Vgl. zum Folgenden Kdm. und Lentze pass. Lentze, Becherbach 46, 57 und 81. Kdm. 118 (beide nach Chr.G. Oertel, Corpus gravaminum Evangelicorum. Regensburg 1775, 1145ff.; diese Publikation war mir nicht zugänglich). 7962 408 di034mz03k0052004 di034-0520 0 Sobernheim, Evang. Pfarrkirche 1630-01-01 1630-12-31 1630AAA0000000A3 1630 3 Epitaph für den Amtsverwalter und Schaffner Andreas Gertenheyer. Außen am ersten Stützpfeiler links vom Hauptportal in die Wand eingelassen. Unter einer volutenartigen Bekrönung hochrechteckige Platte aus gelblichem Sandstein, im abgetreppten Mittelfeld unter zwei reliefierten Wappen hintereinander Grabinschrift, Bibelspruch und Stifterinschrift in insgesamt 17 Zeilen. Das gut erhaltene Grabdenkmal ist mit einer mittlerweile stark abblätternden Schutzfarbe überstrichen. H. 204, B. 88, Bu. 6 cm. Kapitalis. ANNO · 1630 · DEN · 14 MAY / IST IM HEREN ENTSCHLAFEN · / DER EHRNVEST · HER · ANDREASa) / GERTENHEYER · AMPTSVER=/WALTERb) VND SCHAFNER ALHIEc) / SEINERd) DIENSTEN IM SIEBENTEN / VND SEINESd) ALTERS IM 45 / JAHR · DESZENe) SEEL GOTT / GNADE · AMENN / ICH · WEIS · DAS · MEIN ERLÖSERf) / LEBTg) · DAS ICH WERD AVFER/STEHEh) VND WIEDERV(M)Bi) MITT / MEINERd) HAVT · V(M)BGEBEN WERDE / VND IN MEINE(M)d) FLEISCHg) WERDE / ICH GOTT SEHEN · HIOB · 191) / ANNA WEIRICHSk) CONIVXl) HOC / AMORISd) ETg)MEMORIAE FECIT Anna Weirichs, seine Gemahlin, ließ dieses (Denkmal) der Liebe und des Gedenkens errichten. Gertenheyer (Sturzsparrenkopfschaft, begleitet von Initialen A G); Weirichs (gebogener Sparren, oben von zwei Tauben, unten von einer Rose begleitet). Der sehr kompakt wirkende Text weist zahlreiche Ligaturen, eingestellte Buchstaben und unregelmäßig gesetzte Worttrenner auf. Gertenheyer stammt aus einer alteingesessenen Sobernheimer Familie. Er stand zur damaligen Zeit in pfalz-simmernschen Diensten und versah sein Amt in einer schwierigen Zeit, als die zum Oberamt Böckelheim gehörende Stadt von spanischen Truppen besetzt war (1620-30)2). AS eingestellt. S und T eingestellt. I gleichzeitig in die rechte Haste des H und die des E ligiert und insgesamt eingestellt. I eingestellt. S eingestellt. Ö eingestellt. E eingestellt. Sic! Mittleres E rund eingestellt. I in die Haste des E ligiert. I und S eingestellt. O eingestellt. Job 19,25f. Vgl. Müller, Sobernheim 163 und 176 mit Anm. 76. Kdm. 363. 7963 408 di034mz03k0052102 di034-0521 0 Lauschied 1631-01-01 1631-12-31 1631AAA0000000A3 1631 5 Spruchinschriften am Anwesen Abtweilerstr. 21 (ehemaliges Hofgut der Wolf von Sponheim). Wohl an ursprünglicher Stelle in etwa 260 cm Höhe aus der mittlerweile modernisierten und frisch verputzten Hauswand ausgespart. Der querrechteckige Inschriftenstein aus gelblichem, jetzt graublau überstrichenem Sandstein wird durch vier reliefierte Wappen in fünf vorlinierte Felder geteilt; im mittleren Feld stehen unter der Jahreszahl die Namen der Besitzer (C1 und C2), die links (A-B) und rechts (D-E) von mehrzeiligen Sprichwörten flankiert werden. Die beiden äußeren Wappen werden an ihren Enden von Initialen begleitet. Trotz einer Überdachung beginnt der originelle Inschriftenstein zu verwittern. H. 45, B. 290, Bu. 2,5-5 cm. Kapitalis. A LIEB GOTT VOR ALLEN DINga) SO WIRT DIRSb) NIT MISLINga)1) B VND / ARBEIT FLISIGc) BIS NIT FAVL ES FLEVGT DIRb) KEIN GBRAT/TENc) TAVB INS MAVLL ·2) C1 1 · 6 · 3 · 1 · / GEORG NI=/COLAS WE=/INANDT / WOLF(F) VO(N)d) SPONHEIMe) · C2 AN(N)A ELISABET / WOLFIN VO(N)d) SPO/NHEIM GE(BOHRNE)f) KNOB/LOCHIN VO(N)d) HAZ(BACH) D DAN / MORGENSg) FRVE VF ABNSc) SPAT / NIDER BRINGT VERLOREN GVTT / WIDER3) E DOCH / AN GOTTESh) SEGEN IST ALLES GELEGEN4) Knittelverse. (von links nach rechts) Koppenstein (dabei C / S), Wolf von Sponheim, Knobloch von Hatzbach (3 schrägrechts gestellte Rauten), Pack (viermal gespaltener Pfahl, dabei K / H). Die flach und in unregelmäßigen Formen eingehauene Kapitalis ist wegen des beschränkt zur Verfügung stehenden Raumes (zum Teil) ohne Wortzwischenräume ausgeführt und zeigt wohl auch deswegen die ungewöhnlichen Buchstabenverbindungen. Bei den in Knittelversen abgefaßten Sprichwörtern handelt es sich – mit einer Ausnahme (D) – um beliebte Haussprüche der frühen Neuzeit5). Der um 1635 verstorbene Georg Niclaus Weinandt war vermutlich der einzige Sohn aus der Ehe des Christian Wolf von Sponheim mit Anna Maria, Tochter des Diller Amtmanns Johann Philipp von Koppenstein6), die zu dieser Zeit zu Dörrebach bei Stromberg residierten. Er scheint sich zusammen mit seiner Frau Anna Elisabeth auf das Wolf von Sponheim‘sche Hofgut zu Lauschied zurückgezogen zu haben; die Familie war dort seit der Mitte des 14. Jahrhunderts mit der Hälfte des Ortes belehnt und übte die oberste Gerichtsbarkeit aus7). Die Spur ihres gemeinsamen Sohnes Philipp verliert sich in den Wirren des 30jährigen Krieges. Schreibschriftliches g mit ausgezogener Schleife, wohl auch als abschließender Zierbuchstabe gestaltet. I dem D eingeschrieben. Sic! O dem V klein überschrieben. O dem P klein eingeschrieben. E dem G klein eingeschrieben. O dem M klein eingeschrieben. S als Kleinbuchstabe angehängt. Sprichwort, so nicht bei Wander, Sprichwörter-Lexikon; vgl. aber DI 28 (Hameln) Nr. 59: „Vertraue Gott in allen dingen / so wird dir gar nichts misslingen“. Sprichwort, im zweiten Teil europaweit verbreitet, erstmals 1616 nachgewiesen; vgl. Wander, Sprichwörter-Lexikon I 121 Nr. 7 und IV 1042 Nr. 28. Sprichwort; bei Wander, Sprichwörter-Lexikon nicht nachgewiesen. Weitverbreitetes, in allen frühneuzeitlichen Sprichwörtersammlungen verzeichnetes Sprichwort, vgl. Wander, Sprichwörter-Lexikon II 2 Nr. 24 und DI 28 (Hameln) Nrr. 46, 135 und 142. Für freundliche Hinweise zur Identifizierung danke ich Frau Dr. Christine Wulf, Göttingen. Vgl. die Stammtafel bei Conrad 39. Vgl. ebd. 40 sowie das Lauschieder Weistum von 1541 bei Fabricius, Erläuterungen 322f. Kdm. 217. Conrad, Wolf von Sponheim 40 (erw.). Ph. Hassinger, Das Lehenshaus der Wolf von Sponheim in Lauschied. Hs. um 1927-30 (LHAK 700, 170 Nr. 7; Zeichnung). Lipps, Entdeckungsreisen 151. 7964 408 di034mz03k0052200 di034-0522 0 Meisenheim, Schloßkirche 1632-01-01 1632-12-31 1632AAA0000000A3 1632 4 Grabplatte des Freiherrn Johann Philipp Boos von Waldeck (zu Montfort). Senkrecht an der Nordwand der nördlichen Seitenkapelle befestigt. Große, gut erhaltene Platte aus Kalkstein mit schmaler Leiste. Im Mittelfeld unter geflügeltem Engelskopf an einem skulptierten Tuch aufgehängte Rollwerktafel mit zehnzeiligem Bibelspruch (A)1). Darunter zwei reliefierte Wappen im Lorbeerkranz, anschließend eine zweite Rollwerktafel mit der Grabinschrift in 15 Zeilen. Den seitlichen Rahmen bilden je acht skulptierte, mit Beischriften versehene Ahnenwappen. Reste einer früheren Bemalung (blau) sind noch zu erkennen. H. 245, B. 112, Bu. 3 cm. Kapitalis. A PSAL(M)a) 722) · / HERRa) WAN ICH NVR DICH / HAB SO FRAG ICH NICHTS / NACH HIMMEL VND ERDEN / WAN MIR GLEICH LEIB / VND SEEL VERSCHMACHT / SO BISTV DOCH GOTT / ALZEIT MEINES HERTZ=/ENS TROST VND / MEIN THEIL B ANNOa) DOMINI 1632 / DEN 28 APRILIS MOR=/GENS ZWISCHEN I VND / 2 VHREN IST DER WOL=/EDEL VND GESTRENG / IOHAN PHILIPSZ BOOS / VON WALDECK ZV MONT=/FORT ALHIE ZV MEISEN=/HEIM SELIGLICH IM HERN / ENTSCHLAFFEN SEINESb) / ALTERS IM 55. IAHR / DEME GOTT GNADE, / VND EIN FRÖLICHE / AVFFERSTEHVNG / VERLEIHE Boos von Waldeck; Kronberg. Wappen mit Wappenbeischriften BOOS V(ON) WALDECK BOOS V(ON) WALDECK CRATZ V(ON) SCHARFENSTE(IN) KETTIG VBEN3) RVDESHEIM SCHONENBERG WES(EL) SELBACH G(E)N(ANNT) LOE LOWENSTEIN INGELHEIM SCHENCK V(ON) SCHMI(DBVRG) SCHWARTZ(EN)BVRG SOTERN VLATTEN WALBRON4) BÖLLICH5) Die kräftig zwischen Linien eingehauene, ocker gefaßte Kapitalis zeigt einige typische zeitgenössische Merkmale: leichte Schwünge bei M, N und Z, sporenähnliche Zierstriche bei E, G, L und R, im Gegensatz zum oberen auffällig langer unterer Balken beim E, weit ausgezogene Cauda beim R, I mit Punkt. Die Anbringung der ehelichen Wappen und der zusätzlichen 16 Ahnenwappen, die fünf Generationen seiner elterlichen Vorfahren dokumentieren, sind wohl auch durch das starke genealogische Interesse des Verstorbenen begründet6). Johann Philipp wurde am 6. Juni 1577 als einziger Sohn des Anton Boos von Waldeck (zu Montfort) mit Elisabeth Boos von Waldeck geb. von Kettig7) geboren; daher erhielt er später als Erbe den von seinen Eltern bewirtschafteten Montforter Hof8). Im Jahr 1601 scheint er ihn gründlich umgebaut zu haben9) – vermutlich anläßlich seiner bevorstehenden Heirat mit Anna Ursula von Kronberg10) vom nahegelegenen Hof Iben bei Fürfeld. Johann Philipp fungierte als Erbamtmann zu Waldeck, dann nacheinander als kurfürstlich-trierischer Amtmann zu Wesel, zu Boppard und schließlich als kurfürstlich-pfälzischer Amtmann zu Meisenheim. Vermutlich verstarb er dort in dem der Großfamilie gehörenden Adelshof11); beerdigt wurde er jedoch erst am 9. Mai 163212). Das Ehepaar hatte sechs Töchter und vier Söhne, die die bis heute in verschiedenen Linien blühende Familie fortsetzten13). Anfangsbuchstabe erhöht. Letzter Buchstabe wegen Platzmangel kleiner geschrieben. Die um 1750 angefertigte Zeichnung bei Wickenburg zeigt abweichend als Bekrönung einen Totenkopf im Lorbeerkranz, darunter den Bibelspruch Job 19,25 (Ich weiß, daß mein Erlöser lebt ...). Hierbei muß es sich um ein Versehen Wickenburgs bzw. des ihm zuliefernden Kopisten gehandelt haben, da die vorliegende Grabplatte vollständig und unzerstört erhalten ist. Nach Luther-Bibel Ps. 73,25f.; hier Zählung nach griechisch-lateinischer Tradition, vgl. dazu LThK 8 (1963) 851. Marschall von Waldeck zu Iben. Korrigiert aus WALBORN. Bulich. Vgl. die Aufschlüsselung bei Anthes 32. – Johann Philipp stand in ausgedehntem Briefwechsel mit dem erzbischöflich-mainzischen Archivar G. Helwich, dem er fundierte Angaben zur Geschichte seines Geschlechts lieferte; einige erhaltene Briefe von 1623/24 sind in Helwichs Op. gen. I fol. 327ff. beigebunden. Vgl. die Stammtafel bei Anthes 17 sowie Grabplatte (Nr. 360) und Totenschild (Nr. 361) seines 1585 verstorbenen Vaters. Vgl. dazu und zum Folgenden Herzog, Duchroth 207ff. Vgl. Nr. 433. Geb. am 16. April 1585 als Tochter des Hartmut (XVI.) von Kronberg und der Elisabeth von Mudersbach, die als Fürfelder Ortsherren im Besitz des Hofes waren; vgl. die Bauinschrift Nr. 466 von 1609 und Ronner, Kronberg 152 mit Stammtafel V. Vgl. den Kommentar zu Nr. 240 XI von 1669. Vgl. Anthes 33. Vgl. die Stammtafeln bei Pies V/2 bis V/6. Wickenburg, Thesaurus Palatinus II 13 (Zeichnung). Heintz, Grabmäler Nr. 102. Heintz, Schloßkirche 256. Kdm. 264. Fröhlich/Zimmermann, Schloßkirche 71f. Drescher, Schloßkirche 38 (erw.). Pies, Waldeck 234. Anthes, Boos von Waldeck 31. Ronner, Kronberg Abb. 149/150. 7965 408 di034mz03k0052308 di034-0523 0 Sobernheim, Evang. Pfarrkirche 1632-01-01 1632-12-31 1632AAA0000000A3 1632 1 Epitaph für den Sobernheimer Unterschultheiß Johannes Schraun. Links vom westlichen Nordportal an der Außenwand befestigt. Unter einem von Voluten umgebenen Wappenaufsatz hochrechtekkige, ebenfalls von Voluten gerahmte Tafel aus weißgelbem Sandstein, darin im abgetreppten Mittelfeld mehrzeilige Inschrift, die sich in einer Zeile auf der unteren Leiste fortsetzt. In der Sockelzone ein weiteres, von Voluten umgebenes Wappen. Insgesamt sehr stark verwittert, erheblicher Textverlust, unteres Wappen unkenntlich. Erg. nach Kdm. H. 193, B. 95, Bu. 5 cm. Kapitalis. [ANNO 1]632 · DEN / [16. AV]GVSTI · STA[R]B [DER / EH]RNVE[ST HER JOHANN] / SCHRAVNa) V[NDERSCH]/VLTES [ALHIE SEINES / ALTE]RS [47 JAHRS / WELCHEM GOTT GN]AD / AP[OC.] C[...]b) / SELIG · SEIND [DIE] / TODTEN · DIE [IN DEM] / HERREN · ST[ERBEN / VO]N NVN · AN [JA DER] / GE[IST SPRICHT ...]1) // ALLE [......]c) Schraun (von einem S umgebenes Widersteckkreuz, begleitet von den Initialen I S); unkenntlich. Der zur damaligen Zeit in pfalz-simmern‘schen Diensten stehende Beamte scheint sich während des 30jährigen Krieges unter dem Hinweis auf die damals unter Vormundschaft stehende Regierung des Oberamts Böckelheim nachdrücklich (aber erfolglos) für eine Verschonung Sobernheims vor spanischer Besatzung eingesetzt zu haben2). Der Überlieferung nach wurde ihm dafür von den dankbaren Bürgern dieses Epitaph gestiftet3) – vielleicht stand der entsprechende Vermerk in der letzten Zeile der Inschrift. Kdm. liest SCHRAN. Kdm. überliefert bis zu dieser Stelle. Vermutlich mit HERNACH zu ergänzen. Off. 14,13. Vgl. Müller, Nahekunde 163 und den diesbezüglichen Bericht des Schultheißen im Rhein. Antiquarius II 18, 36f. So Fligel, Oberamt Böckelheim 44. Kdm. 363. 7966 408 di034mz03k0052406 di034-0524 0 Oberhausen bei Kirn, Evang. Kirche 1633-01-01 1633-12-31 1633AAA0000000A3 1633 2 Fragmentarische Grabplatte einer bürgerlichen (?) Frau M. S. Sie wurde vermutlich bei den Renovierungsarbeiten des Jahres 19281) aufgefunden und (verkehrt herum) innen an der Südwand der Sakristei befestigt. Obere Hälfte einer Grabplatte aus Kalkstein mit Umschrift zwischen Linien; im oberen Mittelfeld zwei schwach reliefierte Wappen, darunter kaum leserliche Reste (zwei Zeilen) einer weiteren Inschrift. Die linke Leiste ist stark abgetreten. H. 97, B. 90, Bu. 4 cm. Kapitalis, Fraktur. ANNO · 1 · 6 · 33 · DEN · 12 · MARTI · IST · IN · / GOTT · SELIG · ENT · SCHLAFFEN · DIE · TVGENT[...a) / ..... / ...]FRAW · DER · S(ELEN) · GOTT · GENADE · AMEN · I. S. (ein schrägrechter, vierlätziger Steg, darüber die Initialen I · S); M. S. (eine Greifenklaue (?), darüber die Initialen M · S). Bei dem wohl in Fraktur abgefaßten Inschriftenrest dürfte es sich um einen Bibelspruch gehandelt haben. Wohl mit TVGENTSAME oder TVGENTREICHE zu ergänzen. Das folgende fehlt bei Kdm. Vgl. Nr. 396 von 1594 und Nr. 585 von 1675. – Zum Jahr 1634 bzw. 1635 verzeichnet M. Ohlmann, Hausmarken und Handzeichen, in: Hbl. Kirn 2 (1922) Nr. 18, S.70 einen beim „Umbau des Hayschen Hauses“ in Oberhausen freigelegten Türsturz mit entsprechender Jahreszahl und Hausmarke (Vierkopfschaft mit Fußendsprosse) auf einem Renaissanceschild. Kdm. 319. 7967 408 di034mz03k0052504 di034-0525 1 Meisenheim, Schloßkirche 1633-01-01 1633-12-31 1633AAA0000000A3 1633 0 Sarg der Herzogin Magdalena von Pfalz-Zweibrücken geb. Fürstin von Jülich-Kleve-Berg in der sogenannten Ludwigsgruft unter der Grabkapelle. Erstmals erwähnt anläßlich der im Jahr 1776 erfolgten Gruftöffnung, als man den mit einer „Auffschrift“ versehenen „grose(n) zinnerne(n) Sarg“ vorfand1). Dem Druckbild nach war die Inschrift zentriert und wohl in einer Kursive abgefaßt. Bei der am 6. August 1988 unternommenen Begehung der Gruft2) war dieser Sarg nicht mehr sichtbar. Nach Crollius. Illustriss(ima) Princepsa) ac Domina / Magdalena / ex inclita stirpe Ducum Juliae, Cliviae et Berg / nata A(nno) Sal(utis) 1553 die 2 mens(is) Novembr(is) / ex eaque superstes eheu! ultima / an(no) 1633, die 30 mens(is) Jul(ii) / Coniux olim illustriss(imi) Princip(is) Dom(ini) / Joh(annis) Com(itis) Pal(atini) ad Rhenum Duc(is) Bavariae laudatiss(ima) / pia prudens beata / anno 1633. Die erlauchte Fürstin und Frau Magdalena aus dem berühmten Geschlecht der Herzöge von Jülich-Kleve-Berg, geboren im Jahre des Heils 1553 am 2. November und, ach! die letzte Überlebende dieses (Geschlechts starb) im Jahre 1633, am 30. Juli. Sie war einst die Gemahlin des erlauchten Fürsten, Herrn Johannes, Pfalzgrafen bei Rhein und Herzogs in Bayern, hochgelobt, fromm und klug, und ist nun selig im Jahre 1633. Magdalena3) war die dritte Tochter aus der Ehe Herzog Wilhelms des Reichen von Jülich-Kleve-Berg mit Maria Erzherzogin von Österreich, der Tochter Kaiser Ferdinands I. Die Hochzeit mit Johannes I., seit 1569 als Nachfolger seines Vaters4) regierender Herzog von Pfalz-Zweibrücken, wurde am 4. Oktober 1579 unter großen Festlichkeiten im südpfälzischen Bergzabern begangen5). Aufgrund dieser Verbindung führten einige Linien der Pfalzgrafen bei Rhein die niederrheinischen Titel der Verstorbenen. Magdalena hatte insgesamt zwölf Kinder6), darunter mit ihrem Sohn Johann Kasimir den späteren Vater des schwedischen Königs Karl X. Nach dem frühen Tod ihres Mannes im Jahr 1604 bezog sie als Witwensitz einen Teil des pfalz-zweibrückischen Schlosses in Meisenheim, ab 1614 wohnte sie in einem repräsentativen, eigens für sie errichteten Gebäude7). Die Verstorbene war in der Tat die letzte Angehörige des klevischen Herzogshauses. Nach dem Tod ihres Bruders Johann Wilhelm (†1609) erhob sie zusammen mit ihren damals noch lebenden Schwestern (bzw. deren Ehemännern) Ansprüche auf das bedeutende niederrheinische Erbe und war somit Mitverursacherin des erst 1672 endgültig beigelegten Jülich-Klevischen Erbfolgestreites. Magdalena scheint ihren Begräbnisplatz in der Ludwigsgruft der Schloßkirche selbst bestimmt zu haben, da es in ihrer Leichenpredigt heißt, die Herzogin sei dort „auf ihr begehren“ beigesetzt worden8). Sie erhielt in der Grabkapelle wohl deswegen kein eigenes Grabdenkmal, da nach dem Tod ihres Mannes bereits ein gemeinsames figürliches Epitaph in der Alexanderkirche zu Zweibrücken errichtet worden war, an dem dann 1633 nachträglich eine Tafel mit ihrer Grabinschrift angebracht wurde9). Wohl verschrieben für Principissa. Nach Crollius 15; vgl. dazu Nr. 430 von 1600 mit Anm. 1 und 2. Vgl. dazu ausführlich Nikitsch, Fürstengruft pass. Vgl. zu ihrer Vita die gedruckte Leichenpredigt ihres Hofpredigers G.C. Hanfeld, Eine christliche Erinnerung von den wahren Kennzeichen (...) unseres Ertzhirten: Bey zwoen christlichen Leichbegängnussen weyland der (...) Frawen Magdalena Pfalzgrävin bey Rhein (...) hochsel. Gedächtnuß (...). Zweibrücken 1633, 24-38. Vgl. das gemeinsame Epitaph seiner Eltern Nr. 340 von 1575/1591. Am Rande sei vermerkt, daß die Hochzeitsreise des jungen Paares wohl auch nach Straßburg führte, wo sie sich auf der Plattform des Münsters mit folgender Inschrift verewigten (nach Heintz 202): „15 M(agdalena) 79 / J(llumina) O(culos) M(eos) D(omine) Johannes Pfalzgraf“, der Ps. 13,4 (Erleuchte meine Augen, Herr!) entlehnten Devise des Herzogs. Vgl. Europ. Stammtafeln NF I Taf. 32. Dem nach ihr genannten Magdalenenbau; vgl. die Bauinschriften Nrr. 477f. von 1614. Zit. nach Sundahl, Oratio 14 mit Anm. **. Vgl. dazu Kdm. Zweibrücken 131ff. mit Abb. 78; Text bei Crollius 123. Crollius, Denkmahl 124 und 194. Heintz, Begräbnisse 124. Heintz, Schloßkirche 201. 7968 408 di034mz03k0052602 di034-0526 0 Monzingen, Evang. Pfarrkirche 1633-01-01 1633-12-31 1633AAA0000000A3 1633 1 Epitaph für den Bürger Tilman Stern und seine Ehefrau Johanna. Hoch über dem Eingang zur Sakristei in die Südwand des Schiffs eingelassen, textlich bisher unbekannt. Wohl 1978 in Brauntönen neu gefaßter Sandstein mit einer Bekrönung aus den mit Initialen bezeichneten Wappen der Verstorbenen und zwei Volutenbänder, darauf die überstrichenen Spruchinschriften (A1) links und (A2) rechts. Darunter Tafel mit 22zeiliger Grabinschrift samt Bibelspruch (C), auf dem oberen Rahmen ein weiterer Bibelspruch (B), unten (D), seitlich je ein geflügelter Engelskopf. In der Konsolzone Ohrmuschelwerk mit Totenkopf, aus dem vier Blumen wachsen. Kapitalis. A1 DES HERREN WILL GESCHEHE A2 NACH DIR HERR VERLANGET / MICH MEIN GOTT ICH HOFF AVF DICH B CHRISTVS IST MEI(N) LEBEN STERBEN MEIN GEWIN1) C ANNO M · D C XXX III · DEN · V · DECEMBRIS IST / DER EHRNVEST VORGEACHTE HERR THIL/MAN STERN BVRGER VND DES RATHS ZV / MONTZINGEN SEINES ALTERS IM LXII IAHR / CHRISTLICH IN GOTT ENTSCHLAFFEN / ALS DEN · IV · NOVEMBRIS ZVVOR DIE EHR= / VND TVGENTSAME FRAV IOHANNA SEINE / EHELIG HAVSFRAV, IM · LX · IAHR IHRES AL/TERS IHM SELIGLICH INS EWIGE LEBEN / VORGEGANGEN ERWARTEN BEIDE IN / IHREM RVHBETHLEIN SAMBT ALLEN / GLÄVBIGEN, DER FRÖLICHEN AVFER=/STEHVNG AMEN / IM EHESTAND HABEN SIE MITEINANDER / GELEBET XXXIX IAHR VND DARIN EILF / KINDER GEZEVGT DERN SIE NOCH III / NACH IHN HINDER LASSEN · PS(ALM) CXLVIII · / LOBET IHR HIMMEL DEN HERREN LO/BET IHN SONN VND MOND, LOBET / IHN ALLE LEVCHTENDE STERN2) / APOC. XIIII · D SELIG SEIND TODTEN DIE IN DEM HERREN STERBEN3) Stern, Tilman (Vierkopfschaft mit erhöhter Mittelkreuzsprosse und um den Fuß gewundenem S, begleitet von drei 2:1 gestellten Sternchen und den Initialen T S); Stern, Johanna (mit Göppelfuß und einem Dreieck versehener Vierkopfschaft, begleitet von den Initialen I S). Über die Verstorbenen und ihre Kinder, denen wohl die Errichtung des Epitaphs zu verdanken ist, ist sonst nichts bekannt. Vermutlich amtierte Tilman zeitweise als einer der quellenmäßig bisher noch nicht nachgewiesenen Monzinger Ratsherrn4). Die Vermutung liegt nahe, daß die dem Psalter entnommenen, bei vergleichbaren Grabinschriften ganz unüblichen Verse aufgrund ihrer augenscheinlichen Verbindung mit dem Familiennamen ausgewählt wurden. Phi. 1,21. Ps. 148, 1 und 3. Off. 14,13. Vgl. dazu C. Velten, Die Verwaltung der Stadt Monzingen im 17. Jahrhundert, in: Freckmann/Vogt, Monzingen (s.d.) 17. 7969 408 di034mz03k0052700 di034-0527 0 Hochstätten, Evang. Pfarrkirche 1633-01-01 1633-12-31 1633AAA0000000A3 1633 1 Jahreszahl. Eingehauen in die Längsseite der ehemaligen Altarplatte, die jetzt als Fundamentplatte des heutigen Altars dient; bisher unbeachtet. Sandstein, Ziffern schwarz ausgezogen. B. 100, L. 125, Z. 4,5 cm. 1633 Die Altarplatte stammmt wohl aus der mittelalterlichen Vorgängerkirche, deren Schiff 1772 niedergelegt und neu erbaut wurde. Erhalten hat sich zudem der vermutlich romanische Chorturm mit Resten seiner gotischen Innenausmalung1). Bei Glatz, Wandmalerei nicht erwähnt. – Gerade noch zu erkennen ist das Bildnis eines Mannes mit einem Schriftband in den Händen, darauf eine fast verlöschte Beischrift in gotischer Minuskel. 7970 408 di034mz03k0052808 di034-0528 1 Sobernheim, Evang. Pfarrkirche 1634-01-01 1634-12-31 1634AAA0000000A3 1634 0 Grabinschrift des Chosaeher aus Magdeburg, Berittener im schwedischen Heer. Noch 1751 kopial überliefert, heute verloren. Ausführung unbekannt. Nach Wickenburg. Hic Sepultus jacet Virtute nobilis Chosaeher, Magdeburgensis, Exercitus Regiae Majestatis Sueciae Equester, qui hic Mortem obiit Die Nono Novembris 1634. Hier liegt der durch Tapferkeit berühmte Chosaeher aus Magdeburg begraben, Berittener im Heer seiner Majestät des Königs von Schweden, der hier mit Tod abging am neunten Tag des Novembers 1634. Als kurpfälzisches Territorium1) zählte Sobernheim während des 30jährigen Krieges zu den Städten, die von der katholischen Liga eingenommen und lange Zeit besetzt wurden. Der Verstorbene dürfte zu den schwedischen Truppenverbänden gehört haben, die zu Beginn der dreißiger Jahre unter dem Kommando Herzog Bernhards von Weimar die Nahegegend kurzfristig wieder unter protestantischen Einfluß brachten. Vgl. zum Folgenden Fligel, Oberamt Böckelheim 43ff. und Müller, Nahekunde 163ff. Wickenburg, Thesaurus Palatinus I 192. Kdm. 363. 7971 408 di034mz03k0052908 di034-0529 0 Winterburg, Haus Soonwaldstr. 36 1634-01-01 1634-12-31 1634AAA0000000A3 1634 1 Türsturz mit Jahreszahl und Hauswappen. Als Spolie unbekannter Herkunft rechts vom Eingang des Pfarrhauses in die Wand eingelassen, bisher unbeachtet. Gelber Sandstein, Wappen leicht verwittert. H. 40, B. 128, Z. 10 cm. Kapitalis. 16 34 unbekannt (mit Initialen C G und einem weiteren, unkenntlichen Buchstaben versehenes Herz, belegt von einem unten gespaltenen Vierkopfschaft). Die Jahreszahl ist neben der Glocke aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts1) das einzige inschriftliche Zeugnis des ehemaligen Amtsstädtchens2) im Bearbeitungszeitraum. Vgl. Nr. 196. Vgl. K. Voigtländer, Neue Wege in alten Ruinen, in: KHbll. 4 (1976) 1ff. 7972 408 di034mz03k0053001 di034-0530 0 Bad Münster am Stein-Ebernburg, Evang. Johannes-Kirche (sog. Wehrkirche) 1634-01-01 1634-12-31 1634AAA0000000B3 1634? 3 Grabinschrift für Agnes, Ehefrau des Hans Drau. Außen in zwei unverputzte Ecksteine des Kirchturms eingehauen. Die Inschrift beginnt in vier Zeilen auf der Westseite in 210 cm Höhe (A) und setzt sich in drei Zeilen (B) auf der Südseite in 180 cm Höhe fort. Mit Ausnahme des Textbeginns wurde die Inschrift bei der Restaurierung der Kirche 1973/74 „neu geschlagen“1) und dadurch zum Teil verschlimmbessert. H. ca. 30, B. 65 (A), 56 (B), Bu. 3-6,5 cm. Kapitalis. A AN(N)O D(OMI)NI 34a) IST / AGNES HANS DRAVb) / HAUSFRAW IM / KINDBET VERSCH(IEDEN) B GOT GEB / DERc) SELEN / RVE. AMEN Auch unter Berücksichtigung der verunstaltenden Nachbesserungen läßt das eindeutige runde U kaum eine Ergänzung der Jahreszahl in (15)34 zu1); denkbar wäre eher noch (17)34. Ob die unsicher und ungelenk wirkende Ausführung der unproportionierten Buchstaben allein auf einen ungeübten Steinmetz oder auch auf die spätere Restaurierung zurückzuführen ist, muß offen bleiben. Die Anbringung von Grabinschriften an der meist dem Friedhof zugewandten Kirchenwand ist seit dem Mittelalter gebräuchlich. Die Personen sind sonst nicht nachweisbar. Folgt ein J-ähnlicher Buchstabe, der (nach Mielke) nachträglich 1973/74 eingefügt wurde, um das damals nicht mehr erkannte Datum durch eine sonst fehlende Altersangabe zu ersetzen. Noch erkennbares, originales D durch ein nachgehauenes F ersetzt. Rundes D. So Mielke. Jung, Ebernburg 21 (B). Mielke, Grabinschriften 130. 7973 408 di034mz03k0053109 di034-0531 1 Duchroth, Kirchstr. 1 1585-01-01 1635-01-31 1635AAB0000000A3 vor Febr. 1635 0 Initialen auf einer in der Scheune der Familie Walg (vermutlich Haus Kirchstr. 1) eingemauerten Spolie. Sie stammt wohl aus dem ehemals an gleicher Stelle stehenden, 1905 niedergebrannten „Schloß“ der Blick von Lichtenberg1); noch 1983 nachgewiesen, heute jedoch nicht mehr aufzufinden. Ausführung unbekannt. Nach Herzog. M(ARIA) S(ALOME) B(LICKIN VON) L(ICHTENBERG) Maria Salome2) war die einzige überlebende Tochter aus der Ehe des Hans Friedrich Blick von Lichtenberg und der Rosina von Wonsheim (beide 1564 früh verstorben), und somit Erbin des Duchrother Lehens3). Verheiratet war sie seit 1578 mit dem Pfalz-Zweibrücker Amtmann Wolfgang Blick von Lichtenberg (†1612), einem weitläufigen Verwandten. Bis zu ihrem Tod am 3. Februar 1635 bewirtschaftete sie mit ihrer Tochter Maria Magdalena das umfangreiche Hofgut, das sie, wie die Namensinschrift4) ausweist, wohl weiter ausgebaut haben dürfte. Vgl. dazu Herzog 45f. (mit Handskizze). Vgl. zum Folgenden ebd. 43f. sowie G. Helwich, Genealogia oder Geburtslini des uhralten adelichen Geschlechts der Blicken von Lichtenberg, in: ders., Op. gen. I 249. Vgl. Nr. 610 aus dem 16./17.Jh. Eine identische, heute ebenfalls verlorene Inschrift auf einem Türsturz scheint aus dem ehemaligen Kelterhaus der Hofanlage zu stammen, vgl. Herzog. Herzog, Duchroth 49. 7974 408 di034mz03k0053207 di034-0532 0 Simmertal, Evang. Pfarrkirche 1585-01-01 1635-12-31 1635AAB0000000A3 vor 1635 1 Grabplatte der Juliana Fürck, geb. Gros, bisher unbeachtet. 1978 bei der Renovierung der 1730 neu errichteten Kirche im Chorbereich aufgefunden, wurde sie als vierter Stein links von der Kanzel an der Nordwand der Kirche befestigt. Große, schmale Platte aus Kalkstein mit Umschrift (A) zwischen Linien, die sich im oberen Mittelfeld in zwei Zeilen fortsetzt. Anschließend zwei reliefierte Ehewappen, darunter vierzeiliger Bibelspruch (B). Die obere, sowie Teile der rechten und linken Leiste fehlen, der abgebrochene untere Teil der Platte wurde wieder angefügt. H. 176 (frg.), B. 85, Bu. 4 (A), 3,5 cm (B). Kapitalis (A), Fraktur (B). A [.................... / .....] NACH · MITTAG · STARB · DIE · EHRNTVGENTSAME · FRAW · IVLIANA · GROS/EN · DES · EHRNHAFFTEN · REICHA/RT · FVRCKEN · REINGR[EFLICHER RE]NTMEISTER · ZV DHAVN · EHELIGE · HAV[SFRAW // IH]RES · ALTERS · 22 · IAR · VND · 2 · M[O]/NAT DERN GOT GNADE AMEN · B SAPIENT(IA) 4: / Der Gerechte ob er gleich stirbea) / ist er doch in der Ruhe den ein vn=/befleckt Leben ist das rechte alter ·1) Fürck (von drei Nägeln (?) begleitete, mit Spitze versehene schwebende Deichsel); Gros (weibliche Büste mit Stirnband?). Die sorgfältig ausgeführte, feinstrichige Kapitalis zeigt als Zierform gelegentlich den gebrochenen Mittelbalken beim A und die buckelförmige Ausbuchtung bei dem des H. Die Verstorbene dürfte eine Tochter des 1582 bis 1605 als dhaunischer Kanzleiverwalter, Küchenschreiber und Verwalter der Hofküche genannten Ulrich Groß gewesen sein2). Verheiratet war sie mit Reichart, wohl einem Sohn des ebenfalls in der Kirche begrabenen Peter Fürck3). Als dem Finanzwesen vorstehender Rentmeister und Stellvertreter des Amtmanns gehörte Reichart spätestens ab 1609 zu den wichtigeren wild- und rheingräflichen Beamten. Zwischen 1625 und 1632 war er zudem als Kirner Gerichtsschreiber und Notar tätig, danach übernahm er für die letzten drei Jahre seines Lebens das verantwortungsvolle Amt eines Kirner Oberschultheißen4). Bei dem 1653 bis 1657 als Kirburgischen und 1663 als Meisenheimer Keller erwähnten Johann Niclaß dürfte es sich um ihren Sohn gehandelt haben5). e wegen Platzmangel als kaum sichtbarer Buchstabe unten rechts angefügt. Ws. 4, 7 und 9. – Dem schon verkürzten Bibelspruch fehlt im ersten Teil das sinnstiftende ob er gleich zu zeitlich stirbet. Vgl. Penningroth, Beiträge Nr. 11. Vgl. Nr. 472 von 1612. Vgl. Penningroth, Kirner Schultheißen. Wie Anm. 2. 7975 408 di034mz03k0053305 di034-0533 1 Kirn, Evang. Pfarrkirche 1635-01-01 1635-12-31 1635AAA0000000A3 1635 0 Grabdenkmal mit Wappen für die Tochter des Johann Kilburger. Noch um 1850 bzw. vor 1886 auf dem ehemaligen Friedhof nachweisbar1), vermutlich im Zuge der Renovierung der Kirche in den Jahren 1890-94 entfernt und als Baumaterial verwendet2). Aussehen und Ausführung unbekannt. Nach Schneider. Anno 1635 (starb)a) die Tochter des gevesenen Amptmannes zu Vinstingen Johann Kilburgers von Biedeburg. Kilburger (wohl drei sich kreuzende Kröseleisen3), unten von drei Kugeln oder Ringen begleitet). Die im Wasgau gelegene Herrschaft Finstingen (Fénétrange) gehörte seit dem Ende des 15. Jahrhunderts zur Wild- und Rheingrafschaft und wurde von beiden Hauptlinien gemeinschaftlichgenutzt4). Über die genannten, wohl aus Bitburg bei Trier stammenden Personen ist sonst nichts bekannt. Schneider setzt an die Stelle des Wortes ein †. Nach Schneider und Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 302, der auf insgesamt 17 (heute verlorene) Grabsteine verweist, die außen an der Nordmauer der Kirche aufgestellt waren. Vgl. Peitz, Kirche 20. Vgl. dazu Azzola, Glasmaler 150 mit Abb. 235. Vgl. dazu Schneider, Geschichte 97 mit Anm. 3 und 154 mit Anm. c. Schneider, Notizen II (nach Eintrag 1561). 7976 408 di034mz03k0053403 di034-0534 0 Oberhausen bei Kirn, Evang. Kirche 1636-01-01 1636-12-31 1636AAA0000000A3 1636 0 Grabinschrift für Margarethe Faber. Fünfzeilige Inschrift in Zweitverwendung auf der Grabplatte der 1594 verstorbenen Elisabeth Baol1). Textbeginn in Kapitalis. Bu. 3,5-6 cm. Kapitalis, Fraktur. AN(N)O 1636 · den 19 Feb(ruarii) ist in / Got S(elig) entschlaffen Margretha / des Ehrnhafften Johan(n)es Faber / Ampt Schultes alhier Ehe/liche Haußfraw. Johannes Faber wirkte als Schultheiß des zur Herrschaft Wartenstein gehörenden Amtes Hennweiler im sogenannten Ballwin‘schen Mordprozeß2) von 1641 mit und wird noch 1657 in dieser Funktion erwähnt3). Bei dem 1675 ebenfalls hier neben seinen beiden Frauen begrabenen Johann Schweikart Faber4) dürfte es sich um den Sohn des Ehepaars gehandelt haben. Vgl. Nr. 396. Vgl. M. Ohlmann, Wie Philipp Wolf von Kellenbach zu Steinkallenfels erschossen wurde (11. Juni 1641), in: Hbl. Kirn 21 (1941) Nr. 6-8, 10. Vgl. ders., Das Gericht Hennweiler, in: ebd. 3 (1923) Nr. 13, 50. Vgl. Nr. 585. NN., Funde. Kdm. 319. 7977 408 di034mz03k0053501 di034-0535 1 Bad Kreuznach, ehem. Franziskaner-Klosterkirche 1636-01-01 1636-12-31 1636AAA0000000A3 1636 0 Epitaph in Form einer Tafel („tabula cum inscriptione“) für Johanna Salome Roben geb. von Sponheim gen. Bacharach. Noch 1660 innen an der nördlichen Wand der seit 1623 bzw. nach 1635 wieder reaktivierten Klosterkirche „supra sede confessionate“ hängend nachgewiesen1), vermutlich verschwunden während des nach 1700 erfolgten Neubaus des Klosters. Ausführung unbekannt. Nach Bürvenich. A(nn)o 1636 die 18 Junÿ devixit nobilis d(omi)na Joanna Salome Roben, nata de Spanheim condicta Baccharacha). Die Verstorbene war vermutlich eine bisher nicht bekannte Tochter2) aus der Ehe des in Sobernheim sitzenden Johann Christoph von Sponheim gen. Bacharach mit Elisabeth von Dienheim. Da sie bei den Franziskanern beerdigt wurde3), dürfte sie mit einem Angehörigen der kaiserlichen Besatzungsmacht verheiratet gewesen sein. Sic! Angaben zu Grabdenkmal und Standort analog zu Nr. 516 von 1627. Vgl. dazu Rhein. Antiquarius II 17, 94f. Vgl. dazu Einleitung XX. Bürvenich, Annales 427. Herpers, Descriptio 246. Stein, Kloster 100 (beide nach Bürvenich). 7978 408 di034mz03k0053609 di034-0536 1 Bad Kreuznach, ehem. Franziskaner-Klosterkirche 1636-01-01 1636-12-31 1636AAA0000000A3 1636 0 Grabdenkmal für Franz Christoph von Daun-Falkenstein-Oberstein. Noch im Jahr 1660 im Chor der seit 1623 bzw. nach 1635 wieder reaktivierten Klosterkirche südlich des Hochaltars nachgewiesen, vermutlich verschwunden während des nach 1700 erfolgten Neubaus des Klosters. Wohl im Boden liegender Stein mit einer Bronze- oder Kupfertafel („cum lamina aenaea“), in der die Inschrift (zeilenweise?) eingegraben war. Nach Bürvenich. Ill(ustrissi)m(us) d(ominus) Franciscus Christophor(us) a Phuna) comes in Falckenstein, d(omi)n(us) in Oberstein, Bruch et Repoltzkirchenb), s(ui) Caes(arei) Mai(estatis) consiliari(us), cubiculari(us), et cataphractoru(m) colonell(us), ultim(us) de familia comitu(m) in Fackensteinc), singularis ordinis Seraphici fautor, qui a(nn)o 1636 ipso s(ui) p(atroni)d) Francisci festo in conflictu contra Suecos p(ro)pe Witstock in Saxonia occubuit cu(m) 7000 Caesareoru(m) et Saxonorum caesis, aet(atis) suae 33 anni. Der hochberühmte Herr Franz Christoph von Daun, Graf in Falkenstein, Herr in Oberstein, Bruch und Reipoldskirchen, seiner kaiserlichen Majestät Rat, Kammerdiener und Oberst der Panzerreiter, Letzter aus der Familie der Grafen in Falkenstein, ein außerordentlicher Gönner des seraphischen Ordens, der im Jahr 1636, gerade am Festtag seines Namenspatrons Franziskus (4. Oktober) in der Schlacht gegen die Schweden bei Wittstock in Sachsen sein Leben ließ, zusammen mit 7000 Gefallenen (aus den Reihen) der Kaiserlichen und der Sachsen; seines Alters 33 Jahre. Durch die gut überlieferte Charakterisierung des Inschriftenträgers handelt es sich bei dem vorliegenden Text eindeutig um eine Grabinschrift. Vermutlich wurde aber der Beginn der Inschrift vom Kopisten verändert, da er den Text nicht wie üblich mit dem Hinweis auf den Inschriftenträger, sondern auf den Bestattungsort einleitete „... in choro tumulatus est illustrissimus ...“. Franz Christoph war einer von drei Söhnen aus der Ehe des Philipp Franz von Daun-Falkenstein-Oberstein1) mit Elisabeth Altgräfin zu Salm-Reifferscheidt. Von seinem Vetter Emich erhielt er im Jahr 16272) erheblichen Anteil an der Ortsherrschaft im nahe bei Kreuznach gelegenen Bretzenheim. In Diensten Kaiser Ferdinands II. stehend, wurde er nach seinem gewaltsamen Tod in der Schlacht bei Wittstock3) – laut Bürvenich – nach Kreuznach ins Franziskaner-Kloster überführt und an der beschriebenen Stelle im Chor unter seinem Grabdenkmal beigesetzt. Dies war möglich, da Kreuznach zu dieser Zeit4) nicht mehr in schwedischen, sondern wieder in kaiserlich-spanischen Händen war. Da einer seiner Brüder bereits vor ihm gefallen war, der andere als Domherr in Köln fungierte, starb diese Linie im Mannesstamm aus; der Besitz fiel an die späteren Grafen von Daun-Falkenstein bzw. an die Grafen von Velen. So wohl fälschlich für Dhun oder Daun; Stein liest Plum. So für Reipoltzkirchen. So für Falckenstein. Denkbar auch die Auflösung s(ancti) p(atris). Vgl. Europ. Stammtafeln AF IV Taf. 137. Vgl. zu den lange Zeit umstrittenen Besitzverhältnissen Heldmann, Bretzenheim 26ff. Franz Christoph unterstanden 8 Kompanien. Nach der Schlacht soll er „durch viel Wunden ganz entstellt und unkenntlich ... mit den Gemeinen in eine Grube geworfen worden“ sein, vgl. R. Schmidt, Die Schlacht bei Wittstock. Ein Beitrag zur Geschichte des dreissigjährigen Krieges. Halle 1876, 61 und 79. Die Stärke des kaiserlich-sächsischen Heeres betrug insgesamt etwa 23000 Mann (ebd. 63), von denen nur etwa 5000 am Leben blieben (ebd. 78f.). Vgl. dazu ausführlich Fritsch, Kreuznach 82ff. Bürvenich, Annales 427. Herpers, Descriptio. Stein, Kloster 100 (beide teilw. nach Bürvenich). 7979 408 di034mz03k0053707 di034-0537 0 Sobernheim, Evang. Pfarrkirche 1635-01-01 1636-12-31 1636BAA8365AABA3 (1635)/1636 3 Epitaph der Catharina Elisabeth von Kötteritz geb. von Sponheim gen. Bacharach. Ehemals rechts vom Haupteingang in der Wand des Langhauses1), wurde es vermutlich nach der um 1900 erfolgten Renovierung2) in die Nordwand des Chors eingelassen. Dreiteiliges, in den sechziger Jahren3) farbig gefaßtes Grabdenkmal aus grauem Sandstein mit rundem Rollwerkaufsatz, darin zwei bezeichnete Ehewappen. Darunter Gesims mit dem hexametrischen Chronogramm (A) und anschließender hochrechteckiger Platte mit vorlinierter 17zeiliger Inschrift (B), eingerahmt von zwei mit bezeichneten Ahnenwappen belegten Pilastern. Den Abschluß bildet ein Volutensockel mit querovalem Medaillon, darin der dreizeilige Bibelspruch (C). H. 236, B. 98, Bu. 3-4,5 (A), 3-6 (B), 3-7 (C) cm. Kapitalis (A), Fraktur (B,C). A DA VIXISSE TIBI REX CHRISTE MORIQVE BEATE B Catharina Elisabeht von Köteritz, / Geborne von spanheim genand / Bacherach, geborn zu Sobernheÿ(m), / MDLXXII · den XXVII Januarÿ / verhairatet mit Herman von Köteritz / MDXC den XXII Iunÿ gezeugt 2 · / Söhne vnd zehen Töchtere davon / lebet noch Johan Henrich von Kot/eritz in der Ehe hat sie gelebt biß / MDCXXX den XXV Iunÿ Ist S(eliglich) / gestorben MDCXXXVa) den V DECEM(BRIS) / liegt alhier in Ihrer Eigen be=/ · grebnus beÿ Vieren Ihren / Toechternb) Anna Catharina / Maria Magdalena Christina / vnd Anna Elisabetha Gott / genade allen Amen. C Ich lieg vnd / schlaffe gantz / mit frieden.4) Gib mir, Christus, mein König, für dich gelebt zu haben und selig zu sterben. Chronogramm (Hexameter). Wappen mit Wappenbeischriften: KÖTERITZ, BACHERACH; BACHERACH, ST(E)RNFELS; ELLE(N)BACH, MONREAL Das in kapitalen Buchstaben ausgeführte Chronogramm verschlüsselt keineswegs das Todesdatum5), sondern vielmehr die Fertigstellung des Epitaphs im folgenden Jahr. Die Eltern der Verstorbenen waren die seit 1569 verheirateten Hans Melchior von Sponheim gen. Bacharach und Veronika von Allenbach6). Ihr 1557 in Regensburg geborener Ehemann Hermann von Kötteritz stammte aus einer in Meißen ansässigen Familie7) und stand zeitlebens in kurpfälzischen Diensten. Das Ehepaar erwarb im Januar 1593 ein Haus in Sobernheim8). Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1630 dürfte sie auf den von ihrem Vater ererbten Sobernheimer Besitz9), bzw. zu ihrem damals wohl in Sobernheim wohnenden Sohn Johann Heinrich10) gezogen sein. Über das Schicksal der restlichen sechs inschriftlich bezeugten Töchter ist nichts bekannt; ihr zweiter Sohn Johann Melchior scheint frühzeitig verstorben zu sein. Mit Catharina Elisabeth erlosch das über dreihundert Jahre lang in Sobernheim und Umgebung nachweisbare Geschlecht der Sponheim genannt Bacharach. C klein dem D überschrieben. e als kleines Häkchen dem o überschrieben. So Fligel und Lehfeldt (verwechselt das Geburtsjahr 1572 mit dem Todesdatum). Vgl. Clemen, Wiederherstellung 52. Laut Berkemann soll es sich um die wiederhergestellte „Originalfassung“ handeln; dagegen zeigt ein Foto aus dem Jahr 1927 keine erkennbaren Farbspuren (StA Meisenheim Abt. 84 Nr. 191); vgl. auch Nr. 138 von 1463 Anm. 3. Ps. 4,9. So Kdm. und Berkemann. Vgl. dazu Rhein. Antiquarius 94f. Vgl. zu ihr ausführlich Hassinger 27ff. LHAK 642, Urk. Nr. 105. Vgl. ebd. 43ff. Vgl. sein verlorenes Grabdenkmal Nr. 546 von 1648 in Merxheim. Würdtweinsches Epitaphienbuch 317. Fligel, Oberamt Böckelheim 29 (erw.). Rhein. Antiquarius II 17, 95. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 530 (erw.). Hassinger, Kötteritz 29. Kdm. 362. Berkemann, St. Matthias 8 (teilw.). Ders., Erinnern und Vergessen, 85 (teilw.). 7980 408 di034mz03k0053805 di034-0538 1 Bad Kreuznach, ehem. Franziskaner-Klosterkirche 1637-01-01 1637-12-31 1637AAA0000000A3 1637 0 Grabplatte für den markgräflich-badischen Oberstwachtmeister Ladislaus Botasky von Prussenowitz. Noch 1660 innen auf der Nordseite1) der seit 1623 bzw. nach 1635 wieder reaktivierten Klosterkirche nachgewiesen, vermutlich verschwunden während des nach 1700 erfolgten Neubaus des Klosters. Wohl im Boden liegende, mit einem Wappen versehene Grabplatte („lapis sepulchralis“) mit Umschrift (A) in deutscher Sprache, einer ausführlicheren (wohl zeilenweise abgesetzten) lateinischen Inschrift (B) im Mittelfeld und einem abschließenden Chronodistichon (C). Nach Bürvenich. A Anno 1637, 21 Junÿ ist im sturmb vor Seligenstadt vmbkommen vnd allhie begraben worden Ladislaus Botasky, Markgräfl(ich) Badischer wohlbestallter oberster Wachtmeister, req(uiescat) in pace. B A(nn)o 1637 die 21 Junÿa) hic iacet Ladislaus Botaski de Prusseno Witzb), supremus vigilaru(m) magister, que(m) Moraviac) nobile(m) genuit, Hungaria milite(m) nutrivit, Germania p(er) denos bisq(ue) trenosd) annos exercuit, Lutzenium immobile(m) vidit, Ratisbona vulnere fixit, Caesaris Lutra torme(n)to illa sumpetÿte), Seligenstadiu(m) heu! immature(m) globo sustulit; hic a(n)i(m)am deo, corpusq(ue) humo tradidit expectans vt veniat immutatio. Tu qui transis, perpende haec et preces funde: vale. C IVnIVs VnDenas bIs noCtes rIte fVgarat ah Vt BottaskII Mors properata VenIt. Im Jahr 1637 am 21. Juni. Hier liegt Ladislaus Botaski von Prussenowitz, Oberstwachtmeister, den Mähren als Edelmann hervorbrachte, den Ungarn als Soldat nährte, den Deutschland zehn und zweimal drei Jahre hindurch in Anspruch nahm, den Lützen unerschüttert sah, den Regensburg verwundete, dem jenes Kaiserslautern mit Folter zu Leibe ging, den Seligenstadt ach! allzu früh von dieser Welt nahm; hier übergab er seine Seele Gott, den Körper der Erde in Erwartung der kommenden Veränderung. Du, der du hier vorbeigehst, erwäge dies genau und verrichte die Gebete: lebe wohl! Der Juni hatte glücklich zweimal elf Nächte verscheucht, als ach! der zu frühe Tod des Botaski kam. Chronodistichon. Der nur aus der vorliegenden Inschrift bekannte Lebenslauf des Verstorbenen ist durch den 30jährigen Krieg geprägt: so nahm er – wohl in kaiserlichen Diensten stehend – etwa an der berühmten Schlacht bei Lützen in Sachsen teil (6. bis 16. November 1632). Ladislaus Botaski2) war zuletzt Befehlshaber einer von drei markgräflich-badischen Kompanien, die zu Beginn des Jahres 1637 ihr Winterquartier im damals kaiserlichen Kreuznach bezogen. Gleichzeitig wurde er von Markgraf Wilhelm von Baden zum Stadtkommandant ernannt. Kurz vor seinem Tod erließ er noch eine den Unterhalt seiner Truppen betreffende Verfügung3). Sein aufwendiges Begräbnis bei den Franziskanern dürfte darauf zurückzuführen sein, daß er einst von ihnen „ad fide(m) orthodoxa(m)“4) bekehrt wurde und sich seitdem als großer Wohltäter des Ordens auszeichnete. Möglicherweise stellt der für das Textverständnis nicht notwendige Beginn der Inschrift nur einen Reflex auf den Beginn der Umschrift dar. Sic! Stein liest Morania. Wohl verschrieben für ternos. So für suppetit. Die Angabe bei Bürvenich bezieht sich auf den Standort von Nr. 516 von 1627. Vgl. zum Folgenden Fritsch, Kreuznach 82. Unterzeichnet mit „Ladislaus Potatzschy“; vgl. ebd. 151f. So Bürvenich. Bürvenich, Annales 427. Herpers, Descriptio 246. Stein, Kloster 100 (beide teilw. Inschriften A und B nach Bürvenich, C fehlt). 7981 408 di034mz03k0053905 di034-0539 0 St. Johannisberg, Evang. Kirche 1638-01-01 1638-12-31 1638AAA0000000A3 1638 7 Epitaph für den Wild- und Rheingrafen (zu Dhaun) Wolfgang Friedrich, seine Frau Elisabeth geb. Gräfin zu Solms-Braunfels und einige ihrer frühverstorbenen Kinder. Ursprünglich hoch an der Westwand des Chors1), jetzt zwischen den Fenstern der Südseite des Langhauses an der Wand befestigt (Plan Nr. 25). Das ganz aus Holz hergestellte und durchgehend farbig bemalte, große Grabdenkmal zeigt im mit Obelisken besetzten Giebelfeld die Ehewappen der Verstorbenen im Lorbeerkranz, darunter in der Gebälkzone auf einer Tafel die dreizeilige Inschrift (A). Das obere Mittelfeld wird von der Darstellung der heiligen Dreifaltigkeit in den Wolken eingenommen, darunter kniet in einer hügeligen Landschaft die gesamte, über den Köpfen mit den Inschriften (D) namentlich bezeichnete wild- und rheingräfliche Familie. Links der männliche Teil mit einem Säugling, vier Söhnen und dem Vater, rechts der weibliche Teil mit der Mutter, drei Töchtern und ebenfalls einem Säugling. Den linken Hintergrund bildet eine Ansicht des noch unzerstörten Schlosses Dhaun, den rechten vermutlich die des Schlosses Braunfels2). Die Sockelzone wird durch eine Tafel mit dem vierzeiligen Bibelspruch (B) gebildet, darunter abschließend in einer Kartusche die Inschrift (C) in drei Zeilen. Das Epitaph wird beidseitig von jeweils acht Wappentafeln mit Beischriften begleitet. Die gelb auf schwarz gemalten Inschriften wurden zu unbekannter Zeit nachgezogen und sind daher gut zu erkennen. Die Farben insgesamt sind jedoch zum großen Teil stark verblaßt, die Namensinschriften kaum noch lesbar. Eine Restaurierung dieses auch in der weiteren Nachbarschaft in diesem Zeitraum nur noch vereinzelt nachweisbaren Denkmaltyps3) wäre dringend geboten. Namensbeischriften erg. nach Kdm. H. 400 (Kdm.), B. ca. 310, Bu. 2,5-4 cm. Fraktur, Kapitalis. A Anno 1638 in der Christnacht Starb der Hoch Woll/geborne graff und herr herr wolganga) Friederich wildt / vndt Reingraff graff zu Salm vndt herr zu Vinstingen. B ESA: 26 / Gehe hin mein volck in ein kammer undt Schleuß die thür / nach dir zu, verbirge dich ein klein augenblick bis der zorn / fürüber gehe4) C Anno: 1637 den 14 Augusti starb und ward den 24 auff / Johannesberg begraben die hochwolgeborne grävin und fra(u) fr(au) Elisabeth / wild und Rheingräuin zu Dhaun geborne grävin zu Solms D 〈.....〉b) / [Friedrich] / Hendr[ich Philipp] / Ernestus / Johan [Ludwig] / [Wolfgang Friedrich] // [Elisabe]th R(eingräfin) G(räfin) V(on) S(olms) / Anna Juliana R(eingräfin) / Amalia Margaretha R(eingräfin) / [Geb(oren)c) / Ludovic]a R(eingräfin) Wild- und Rheingrafen, Solms. Wappen mit Wappenbeischriften REINGRAFF[EN] SOLMS · BRA(VNFELS) SARWERDEN YSSENBVRG NEICASTEL NASSAV VERGY NASSAV SAR(BRV̈CKEN) ÖTTINGEN. HENNENBVRG TRVCHSES. BRAVNSCHWIG HOENZOLLER BRANDENBVRG BRANDENBVRG SACHSEN Der 1589 als zweiter Sohn des Wild- und Rheingrafen (zu Dhaun) Adolf Heinrich5) und der Gräfin Juliane von Nassau-Dillenburg geborene Wolfgang Friedrich trat erst nach einer längeren Regentschaft seiner Mutter die Nachfolge seines 1608 verstorbenen Vaters an. Das Jahr 1619 sah eine erstaunliche Doppelhochzeit: seine Mutter heiratete in zweiter Ehe den Grafen Johann Albrecht von Solms-Braunfels und Wolfgang Friedrich dessen Tochter Elisabeth, also seine Stiefschwester6). Wie aus dem Epitaph hervorgeht, hatten sie zusammen neun Kinder: die beiden Säuglinge sowie die Kleinkinder Friedrich, Heinrich Philipp und Ernst starben früh, der als Erwachsener dargestellte Johann Ludwig (†1673)7) setzte die Regierung fort; Anna Juliana heiratete Adolf, Wild- und Rheingraf zu Grumbach, Ludowica Georg August von Stubenberg und Amalia Margaretha trat in das Damenstift zu Gandersheim ein8). Wenige Wochen nach dem Tod seiner Frau ging Wolfgang Friedrich noch eine zweite (kurze) Ehe mit Johanna Gräfin von Hanau-Münzenberg ein. Die im Gegensatz zu allen anderen wild- und rheingräflichen Grabdenkmälern eher schlichte Ausführung als hölzernes Bildepitaph mit aufgemalten Inschriften dürfte – wie auch die Wahl des Bibelspruches – sowohl den Vorstellungen des Verstorbenen entsprochen haben9), als auch auf die schwierigen Verhältnisse während des 30jährigen Krieges zurückzuführen sein10). Sic! In der Reihenfolge von links nach rechts. Auflösung unsicher, vielleicht ein Hinweis auf die gerade erfolgte Geburt dieser als Wickelkind dargestellten und – da kein Name überliefert ist – sicherlich bald verstorbenen Tochter. Vgl. Schneider 257. Dies legt die Herkunft der Mutter nahe. Vgl. etwa das vor 1616 entstandene Holzepitaph in der Stadtkirche zu Michelstadt (Abb. bei Nikitsch, Begräbnisstätte, Nr. 43 Taf. 18). Jes. 26,20. Vgl. Nr. 451 von 1606, sowie die Epitaphe seiner Geschwister Johann Philipp Nr. 379 von 1591 und Anna Maria bzw. Adolf Nr. 410 von 1597/1599. Vgl. Europ. Stammtafeln AF III Taf. 142. Zusammen mit seiner Frau schenkte er 1660 zwei vergoldete Silberkannen der neuen Schloßkapelle in Dhaun, vgl. die Nrr. 563f. Vgl. Europ. Stammtafeln NF IV Taf. 104. – Amalia Margaretha stiftete ein bemerkenswertes Grabdenkmal für ihren 1668 verstorbenen Neffen Friedrich Philipp, Wild- und Rheingraf zu Dhaun (Nr. 575). In seinem eigenhändig verfaßten Testament verfügte er, daß er „zwar grävlich, ehrlich, doch ohne vberflussige pompa zur Erden bestattet“ werden wolle; vgl. FSSA Anholt, Archiv Dhaun, Tit. I D Nr. 534, fol. 1. Vgl. Schneider 183ff. Schneider, Notizen I (nach Eintrag 1465; nur C). Schneider, Geschichte 257 (nur C). Rhein. Antiquarius II 19, 35 (nur C). Kdm. 337. NN., Stiftskirche 111 (teilw.). Fröhlich/Zimmermann, Stiftskirche 16 (erw.). 7982 408 di034mz03k0054008 di034-0540 0 Meisenheim, Schloßkirche 1637-01-01 1638-12-31 1638BAA8363AABA3 (1637)/1638 1 Epitaph für den kurpfälzischen Rat Dr. Johann Friedrich Schlöer. Plan in die Nordseite des ersten nordwestlichen Pfeilers eingelassen. Kleine hochrechteckige, vorlinierte Schiefertafel mit 15zeiliger, rot gefaßter Inschrift und zwei aufgemalten Wappen in den unteren Ecken. Dazwischen zwei Wappenbeischriften in einer mit einem geflügelten Engelskopf, Fruchtgehänge und Rankenwerk versehenen Kartusche. Abgesehen von leichten Beschädigungen der Oberfläche guter Erhaltungszustand. H. 54, B. 48, Bu. 4 (1. Zeile), 2 cm. Kapitalis. D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO) S(ACRVM)a) / D(OMINO) IOHANNI FRIDERICO SCHLÖERO. LVTRAENSIb) / PALATINO. I(VRIS) V(TRIVSQVE) D(OCTORI) ANTIQVAE PIETAT(IS) VIRTVT(IS) ET / SAPIENTIAE VIRO. QVI AB ANNIS XXXVIII ELECT/ORALIS PALATIN(VS) CONSILIAR(IVS). MVLTIS LABORIB(VS) / ET NEGOTIIS MORBISQVE DEFATIG(ATVS) A(NN)Oc) MDCXXXVII / DIE XXI M(ENSIS) DECEMB(RIS) AET(ATIS) SVAE A(NN)Oc) LXVIII VITAM AERV=/MNOSAM ET OB EXILIVM QVOD CONSTANTIS=/SIMA IN DEVM PATRIAMQVEd) FIDE INTER FVNESTI / ET EXITIALIS BELLI CLADES ET CALAMITATES / PERTVLIT MISERAM PLACIDA ET QVIETA MORTE / AETERNAQVE PACE MVTAVIT. FILII FILIAEQVE ET / GENERI CHARISSIMO ET BENE MERITO PATRI MOERENT(ES) POSVERVNT. MEISEN=/HEIM. A(NN)Oc) SAL(VTIS) MDCXXXVIII. Dem besten höchsten Gott geweiht! Dem Herrn Johannes Friedrich Schlöer aus (Kaisers)Lautern in der Pfalz, Doktor beider Rechte, einem Mann von altbiederer Frömmigkeit, Tugend und Weisheit, der seit 38 Jahren als kurfürstlich pfälzischer Rat durch viele Arbeiten, Amtsgeschäfte und Krankheiten erschöpft, am 21. Dezember 1637 im Alter von 68 Jahren, sein mühseliges und – wegen der Verbannung, die er mit standhaftester Treue gegen Gott und Vaterland unter den Plagen und Verheerungen des unheilvollen und mörderischen Krieges ertrug, – erbärmliches Leben mit einem sanften und ruhigen Tod und dem ewigen Frieden vertauscht hat, dem geliebten und hochverdienten Vater haben seine tief betrübten Söhne, Töchter und Schwiegersöhne (dies Grabdenkmal) gesetzt. Meisenheim, im Jahr des Heils 1638. Wappen mit Wappenbeischriften: SCHLÖER (unter einem mit drei Schlehenzweigen (?) belegten Schildhaupt ein Schildhauptpfahl, Hz: ein wie der Schild bezeichneter offener Flug); TOVSSAIN (mit drei Vögeln belegter Schrägrechtsbalken, begleitet oben von einem Stern, unten von einem liegenden Halbmondgesicht; Hz: unkenntlich). Wie zahlreiche Mitglieder des seit der Mitte des 15. Jahrhunderts in Kaiserlautern nachweisbaren Burgmannengeschlechts Schlöer (auch Slore, Sloer, Schleer und zahlreiche weitere Formen)1), studierte auch Johann Friedrich, um 1569 geborener Sohn des pfalz-zweibrückischen Sekretärs und Landschreibers (1561/62 in Meisenheim) Johann Weigand Schlöer, in Heidelberg. Im Jahr 1586 wird er dort als kurfürstlicher Stipendiat verzeichnet, der am 20. Dezember 1589 zum magister artium promoviert wurde2). Seinen Doktortitel erwarb er sich an der Universität Genf, wo er sich am 29. Oktober 1594 immatrikuliert hatte. Laut Inschrift trat der Verstorbene im Jahr 1599 in kurfürstlich-pfälzische Dienste. Bereits am 2. Februar 1600 wird er vom Kurfürsten Friedrich IV. zum Rat ernannt und nach Amberg in der Oberpfalz versetzt. Im September des gleichen Jahres heiratete er Johanna, die Tochter des Heidelberger Professors und kurpfälzischen Hofpredigers Dr. Daniel Tossanus3). Auf eigenen Wunsch wurde er nach fünf Jahren wegen seiner „langwirigen Leibesschwachheit“ wieder nach Heidelberg versetzt und vorwiegend in der Verwaltung und im diplomatischen Dienst eingesetzt. So gehörte er der siebenköpfigen Gesandtschaft an, die die kurpfälzischen Interessen auf dem Regensburger Reichstag 1608 vertrat. Er befand sich ebenfalls unter den Delegierten, die Kurfürst Friedrich V. zur Kaiserwahl Ferdinands II. im August 1619 nach Frankfurt sandte4). Da Friedrich V. als gewählter böhmischer König der Reichsacht verfiel und seiner Herrschaft enthoben wurde, ist unsicher, wo und in welcher Funktion der kurfürstliche Rat Schlöer und seine Familie die Schrecken des 30jährigen Krieges erlebt haben. Jedenfalls wird er von der bayerischen Besatzungsmacht in Heidelberg als Kriegsverbrecher verfolgt, da er „unterschiedliche böse Consilia“ verfaßt habe. Kurz ist er als Exilant in Straßburg nachweisbar, dann 1625 bis etwa 1631 als Rat der Grafen von Hanau-Münzenberg und 1633 als Mitglied der Notregierung unter dem Administrator der Pfalz, Pfalzgraf Ludwig Philipp in Heidelberg. Nach der für die Kaiserlichen erfolgreichen Schlacht bei Nördlingen 1634 mußten die schwedischen Truppen die nur kurz gehaltene Stadt wieder räumen, die Regierung löste sich auf und Schlöer flüchtete mit seiner Familie ins vermeintlich sichere Meisenheim. Die schlichte Gestaltung seines Epitaphs ist ein deutlicher Reflex dieser Notzeit. Die inschriftlich genannten Stifter waren seine Söhne Friedrich, Christian und Johann Christoph, seine Töchter Maria Margaretha (verheiratet mit Dr. Georg Friedrich Pastoir) und Maria Elisabetha (verheiratet mit Dr. Johann Ludwig Mieg). Seine inschriftlich nicht mehr genannte Frau Johanna dürfte zu diesem Zeitpunkt schon verstorben gewesen sein. Anfangszeile in deutlich größeren Buchstaben. Anfangsbuchstaben dieser Zeile erhöht. O klein und hochgestellt. R ohne Cauda. Sie bewohnten zeitweise ein Burgmannenhaus im dortigen Schloß, vgl. dazu Th. Zink, Kaiserslautern in Vergangenheit und Gegenwart. Kaiserslautern 1914, 310 sowie zur Herkunft der Familie F. Braun/F. Rink, Bürgerbuch der Stadt Kaiserslautern 1597-1800 (Veröffentlichungen des Stadtarchivs Kaiserslautern 1) Kaiserslautern 1965, 370 und zum Folgenden vor allem die erschöpfende Studie von Stuck. Vgl. Toepke, Matrikel Heidelberg II 124 und 469. Sohn des Reformators von Mömpelgard (Montbéliard) Petrus Tossanus (Toussaint), daher die französische Schreibweise der Wappenbeischrift; vgl. dazu Tavernier, Die series pastorum der reformierten Gemeinde Neustadt a.H. 1578-1620, in: BllpfKg 4 (1928) 73f. Vgl. J.Ph. Abelinus, Theatrum Europaeum I. Frankfurt 1662, 167. Wickenburg, Thesaurus Palatinus II 12. Heintz, Grabmäler Nr. 106. Heintz, Schloßkirche 267. Kdm. 265. Fröhlich/Zimmermann, Schloßkirche 69f. (übers.). Drescher, Schloßkirche 36f. (übers.). K. Stuck, Die Schloer, Stämme Kaiserslautern und Kreuznach, in: PfRhFamkde 29 (1980) 403-415, hier 412 (übers.). 7983 408 di034mz03k0054106 di034-0541 0 Meisenheim, Schloßkirche 1638-01-01 1638-12-31 1638AAA0000000A3 1638 3 Grabplatte der pfalz-zweibrückischen Kammerjungfrau Catharina von Bernstein. Noch 1776 im Schiff der Kirche nachgewiesen1), Text bisher unpubliziert. Vermutlich zeitweilig vom Kirchengestühl überdeckt, kam der Stein in jüngerer Zeit wieder zum Vorschein und wurde kurz vor 19732) an seinem heutigen Standort in der nördlichen Seitenkapelle senkrecht an der Wand befestigt. Große Platte aus gelbgrauem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, die sich im oberen Mittelfeld dreizeilig fortsetzt. Darunter zwei reliefierte Vollwappen im Lorbeerkranz, gefolgt von einem abschließenden Grabgedicht in 14 Zeilen. Unregelmäßig auf die Zeile gesetzte Punkte dienen teilweise als Worttrenner. Rechtes oberes Eck leicht abgewittert, sonst gut erhalten. H. 205, B. 100, Bu. 4-6,5 cm. Kapitalis. DEN 31. IAN(VARII) ANNO .1639. IST IM HER/RN SEELIG ENTSCHLAFEN DER DVRCHLEVCHTIGSTEN FVRSTIN VND. FRAWEN. FRAW=/EN. LOVYSAE PFALTZGRAVIN. BEY RHEIN / WITTIBEN &a) CAMMERIVNGFRAW. DIE WOLEDELE VIELEHREN VND TVGENTREICHE. // IVNGFRAW CATHARINA VON / BERNSTEIN. IHRES ALTERS / IM 34 IAHR. // VON IVGENT STVND AL MEINE FREVDT ZVR ZVCHT GOTSFORCHT VFRICHTIGKEIT MEIN TREWES HERTZ SORG FLEISS VND MV̈H AVCH HÖCHSTEN EIFER SPATH VND FRV̈H HATT MEINE FVRSTIN WOL ERFAHRN BEY DIENSTEN VON ELFF GANTZEN IAHREN VND MVS DES ALLEN DIESER STEIN EIN IMMER WEHREND ZEVGNVS SEIN ZVM SPIEGEL ANDERN WIE MAN WOHL GOTT VND DER HERRSCHAFFT DIENEN SOLL DV LESER NETZE DIESE STELL MIT DEINER AVGEN WASSER QVELL DASS EBEN TREW VND DANCKBARKEIT AVFF DIE WEIS VON EINANDER SCHEID Knittelverse. Bernstein (ein Bär, Hz: ein Bärenrumpf); unbekannt (drei nach unten geöffnete, 2:1 gestellte Hufeisen, Hz: wie der Schild bezeichnete Büffelhörner). Die vorzüglich gehauene, teilweise ohne Wortzwischenräume gehaltene Kapitalis zeigt neben zahlreichen Ligaturen unsicheren Gebrauch im Setzen der Worttrennungszeichen. Das auf die besonderen Beziehungen der Verstorbenen zu ihrer Herrschaft anspielende Grabgedicht ist in originellen Knittelversen abgefaßt. Catharina von Bernstein stammt aus einer vermögenden, wohl auf Schloß Bärenstein bei Altenberg in Meißen sitzenden Familie3); ihren Dienst bei der seit 1635 verwitweten Herzogin Luise von Pfalz-Zweibrücken4) versah sie – laut Inschrift – seit 1628. Ob es sich bei dem zweiten Wappen um das ihrer Mutter oder das ihres Mannes gehandelt hat, konnte noch nicht eruiert werden5). Entsprechendes Zeichen für etc.. Vgl. Heintz, Schloßkirche 272 und Nr. 227 von 1503 mit Anm. 1. So Drescher, Schloßkirche 38. Vgl. Kneschke, Adels-Lexicon I 170f. – Ein Christoph von Bernstein wird 1588 als Hofmeister in Pfalz-Zweibrücker Diensten erwähnt (so Crollius, Commentarius 111f.), dem die Stadt Meisenheim noch 1626 ein Darlehen von 500 Gulden gewährt; vielleicht handelte es sich um ihren Vater. Vgl. ihre Sarginschrift Nr. 542 von 1640. 1644 erwirbt eine Ursula von Bernstein für 950 Gulden ein Haus in Meisenheim, wird aber erst 1645 in Meisenheim ansässig; vgl. Lurz, Meisenheim 18 und Anthes, Stadtratsprotokolle 571. Heintz, Grabmäler Nr. 109 (Grabgedicht in modernisierter Fassung nach der verlorenen Hs. 33 von 1776; vgl. dazu Nr. 227 Anm1). 7984 408 di034mz03k0054204 di034-0542 2 Meisenheim, Schloßkirche 1640-01-01 1640-12-31 1640AAA0000000A3 1640 0 Sarg der Herzogin Luise von Pfalz-Zweibrücken geb. Prinzessin von der Pfalz in der sogenannten Stephansgruft unter dem Mittelschiff der Kirche. Erstmals erwähnt anläßlich einer im Jahr 1767 erfolgten Begehung dieser Gruft, als man „rechter Hand aufm Boden“ eine bereits „gebrochene ... zinnerne Lade“ vorfand mit der „am Ende zum Theil verzehrte(n) Sargschrift“1). Die Stephansgruft wurde nach dem Einbau einer Fußbodenheizung in den siebziger Jahren mit Bodenplatten abgedeckt und ist seitdem unzugänglich2). Nach Specification. Luisaa) Com(itissa) Palat(ina) Rheni Principis Joh(annis) Com(itis) Palat(ini) Rhen(i)b) Ducis Bavariae Juliae, Cliviae et Montium (etc.) Conjux obiit a(nn)o 16.. den 15ten/ 16ten Octoberc) [...] Luise, Pfalzgräfin bei Rhein, Gemahlin des Fürsten Johannes, Pfalzgrafen bei Rhein, Herzogs in Bayern, zu Jülich, Kleve und Berg (usw.) starb im Jahr 16(40), am 15./16. Oktober (...). Bei dieser unvollständigen Inschrift fällt die eigenartige Form der doppelten Angabe des Todestages (eigentlich 18./28. April)3) auf, die auf die Ablehnung der gregorianischen Kalenderreform durch die Protestanten zurückzuführen ist, als aus Gründen der Datumsangleichung an die astronomischen Gegebenheiten zehn Tage aus dem Kalender wegfallen sollten. Da sich das protestantische Deutschland erst um 1700 dieser Regelung anschloß, gab man bis dahin aus einer gewissen Unsicherheit heraus gern beide möglichen Datierungsweisen an. Luise war die älteste Tochter aus der Ehe des Kurfürsten Friedrich IV. von der Pfalz mit Gräfin Luise Juliane von Nassau-Oranien4). 1614 heiratete sie im Alter von 18 Jahren Herzog Johann II. von Pfalz-Zweibrücken5). Zwei ihrer sieben Kinder wurden ebenfalls in Meisenheim beigesetzt6). Als ihr Mann 1635 im durch den 30jährigen Krieg verursachten Exil in Metz verstarb, kehrte Luise nach Meisenheim zurück und erreichte durch vielfältige persönliche Interventionen bei Graf Gallas, dem Kommandeur des kaiserlichen Heeres, daß die Stadt von Plünderung und Zerstörung verschont blieb7). Sie starb am 28. April 1640 nach kurzer Krankheit, tief betrauert von der Meisenheimer Bürgerschaft. Die noch im gleichen Jahr veröffentlichte „Trauer- und Trostpredigt“ hielt der Hofprediger Johann Hund8). Ursprünglich Luisa, von späterer Hand in Louisa verändert, dem folgen Crollius und Heintz in der VarianteLovisa. Der Pfalzgrafentitel fehlt bei Crollius. Jahreszahl von späterer Hand zu 1640 ergänzt, Tagesdaten übereinander geschrieben. – Bereits Crollius erkannte die wegen der verderbten Stelle offensichtlich falsche Lesung der Datumsangabe und verbesserte die handschriftliche Überlieferung nach der zuverlässigen Angabe aus der gedruckten Leichenpredigt der Verstorbenen an(no) 1640 d(ie) 18/28 apr(ilis) (vgl. Crollius 36 Anm.**). Nach Specification und Crollius 15 bzw. 129; vgl. dazu Nr. 430 von 1600 mit Anm. 1 und 2. Ein damals angefertigtes Farbfoto (vgl. Nr. 558 von 1657 mit Abb.), das mir freundlicherweise vom Meisenheimer Stadtarchivar Herrn G.F. Anthes zur Verfügung gestellt wurde, zeigt in einer Gesamtansicht insgesamt sieben gut erhaltene Särge, von denen lediglich zwei mit Sicherheit identifiziert werden konnten (vgl. Nr. 558 von 1657; bei dem anderen handelt es sich um den Sarg des 1671 verstorbenen, jedoch 1776 aus Birkenfeld überführten Herzogs Karl Otto von Pfalz-Birkenfeld, vgl. seine Sarginschrift bei Heintz 226f. und die Abb. bei Anthes, Meisenheim und Wittelsbach 48). Wie oben Anm. c. Vgl. Europ. Stammtafeln NF I Taf. 28. Vgl. ebd. Taf. 32. Vgl. Nr. 543 von 1641 und Nr. 581 von 1672. Vgl. dazu Heintz 205f. Wie oben Anm. c. Specification fol. 2. Copia Specification fol. 113v. Crollius, Denkmahl 129. Heintz, Begräbnisse Nr. 126. Heintz, Schloßkirche 205. 7985 408 di034mz03k0054302 di034-0543 2 Meisenheim, Schloßkirche 1641-01-01 1641-12-31 1641AAA0000000A3 1641 0 Sarg der Pfalzgräfin Anna Sibylla von Pfalz-Zweibrücken in der sogenannten Stephansgruft unter dem Mittelschiff der Kirche. Erstmals erwähnt bei einer im Jahre 1767 erfolgten Öffnung der Gruft als stark beschädigte zinnerne Lade „rechter hand aufm Boden“, deren Aufschrift nur noch teilweise lesbar war1). Seit dem Einbau einer Fußbodenheizung in den siebziger Jahren ist die Stephansgruft durch Bodenplatten verschlossen und damit unzugänglich2). Nach Specification. [Anna Sibylla]a) Serenissimorum Principum Johannis et Luisae Comitum Palatinorum Rheni Ducum Bavariae, Juliae, Cliviae, Montium, Comitum Veldenziae, Spohnhemiae, Marchiae et Bergae et Ravenspergi Dominorum in Ravensteinb) Biponti nata denc) 10ten/20ten Julii a(nn)o Christi MDCXII, Disteldorphii denata anno Domini 1641 denc) IXten Nov(embris)d). Christus vita mors lucrum3). Anna Sibylla, der erlauchten Fürsten Johannes und Luise, Pfalzgrafen bei Rhein, Herzöge in Bayern, zu Jülich, Kleve und Berg, Grafen von Veldenz, Sponheim, der Mark und Ravensberg, Herren zu Ravenstein (Tochter), geboren zu Zweibrücken im Jahre Christi 1612 (richtig: 1617) am 10./20. Juli, gestorben zu Düsseldorf im Jahre des Herrn 1641 am 9.(/19.) November. Christus ist mein Leben, Sterben mein Gewinn. Anna Sybilla war das fünfte Kind aus der zweiten Ehe des Herzogs Johann II. von Pfalz-Zweibrücken mit Luise von der Pfalz4). Nach der Zerstörung der Residenzstadt Zweibrücken5) im 30jährigen Krieg durch die kaiserlichen Truppen ging sie 1635 mit ihren Eltern ins Exil nach Metz. Als beide Elternteile gestorben waren, suchte sie bei ihrer älteren Schwester Katherina Elisabeth, die mit dem (wegen des Jülich-Klevischen Erbfolgestreites) in Düsseldorf residierenden Herzog Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg verheiratet war, Zuflucht. Dort starb sie im Alter von 24 Jahren; ihr Leichnam konnte erst am 1. April 1642 nach Meisenheim überführt und am 3. April in der Gruft neben ihrer Mutter beigesetzt werden. Identifiziert nach den Lebensdaten und ergänzt nach vergleichbaren, zeitüblichen Gepflogenheiten. Anschließend wäre filia zu erwarten. Sic! Bereits Crollius stellte die wohl aus der Beschädigung resultierende, verworrene handschriftliche Überlieferung der Geburts-und Sterbedaten in die richtige, auch hier vorgenommene Reihenfolge. Zur doppelten Datumsangabe (übereinander geschrieben und durch einen waagerechten Strich getrennt), die man auch für das Todesdatum annehmen kann (9./19.), vgl. Nr. 542 von 1640. So Specification und Crollius 15. Vgl. Nr. 542 von 1640 mit Anm. 2. Phil. 1,21 (verkürzt). Vgl. ihre Sarginschrift wie Anm. 2. Vgl. zum Folgenden Heintz 207. Specification fol. 2. Copia Specification fol. 114. Crollius, Denkmahl 131. Heintz, Begräbnisse Nr. 127. Heintz, Schloßkirche 206. 7986 408 di034mz03k0054400 di034-0544 0 Volxheim, Kath. Kirche 1641-01-01 1641-12-31 1641AAA0000000A3 1641 2 Glocke mit Stifter- und Meisterinschrift. Obere Glocke im Glockenstuhl der 1790 anstelle des Vorgängerbaus neuerbauten Kirche St. Matthäus. Kleine Glocke mit Stifterinschrift (A) zwischen Rundstegen, darunter ein großformatiger, hängender Fries aus Frucht- und Pflanzenwerk. Auf der Flanke befindet sich zudem eine Kartusche mit der vierzeiligen Meisterinschrift (B), auf der gegenüberliegenden Seite zwei Wappen mit Initialen. Als Worttrenner dienen kleine Rauten. Gewicht 57 kg. Dm. 47, Bu. 1,6 (A), 1 (B) cm. Kapitalis. A IOHAN · PHILIP · LIEB · KELLER · Z(V) · PRODSELDEN · VERWALTER · VF · COLLEN · B(ERG) B CHRISTIAN / KLAPPERBACH / IN MAINTZ GOSS / MICH A(NN)O 1641 Lieb (mit drei Sternen belegter Balken, darüber und darunter je eine von einem Halbkreis umgebene Rosette); unbekannt (Brackenrumpf). Wappenbeischriften: J(OHAN) P(HILIP) L(IEB), H. D. L(IEB) G(EBORNE) R. Wie den Inschriften zu entnehmen ist, dürfte die Glocke weder in Volxheim gegossen, noch ursprünglich für die dortige Kirche bestimmt gewesen sein. Angefertigt wurde sie anscheinend auf Veranlassung des auf der damaligen Burg Prozelten1) ansässigen Wirtschaftsverwalters Johann Philipp Lieb, dessen Familie zu dieser Zeit in Unterfranken mehrfach nachweisbar ist2). Zudem war der Stifter in gleicher Funktion auf der benachbarten Burg Kollenburg (bei Fechenbach, Lkrs. Miltenberg) tätig, die 1635 nach dem Aussterben der letzten Rüdt von Collenberg als erledigtes Lehen vom Mainzer Erzstift eingezogen wurde3). Aus diesem Umstand erklärt sich wohl der Gußauftrag an den Mainzer Glockengießer Christian Klapperbach d.J. (vor 1596 bis vor 1653), der im gleichen Jahr auch die größte der drei Uhrglocken für das benachbarte Aschaffenburger Schloß goß4). Entscheidend ist, daß der Guß dieser Glocke in seiner Mainzer Werkstatt und nicht vor Ort erfolgte. Daher könnte es durchaus sein, daß die vorliegende Glocke ebenso in Mainz gegossen wurde und möglicherweise nie ihren eigentlichen Bestimmungsort erreichte. Unbekannt ist, zu welchem Zeitpunkt die Glocke nach Volxheim überführt wurde. Jedenfalls erhielten die Katholiken gemäß dem das Simultaneum beendenden Teilungsvertrag5) aus dem Jahr 1786 die aus der 1769 eingestürzte Vorgängerkirche stammende kleine Glocke von 1641, die Reformierten erhielten dagegen die zweite, große Glocke zugesprochen, deren Schicksal nicht bekannt ist6). Ruine in der Nähe des heutigen Stadtprozelten, Lkrs. Marktheidenfeld; vgl. dazu A. Antonow, Burgen im Main-Viereck. Frankfurt 1987, 68-80. Vgl. DI 8 (Mosbach, Buchen, Miltenberg) Nrr. 370, 389, 395. Vgl. K. Bosl (Hg.), Bayern (Handbuch der historischen Stätten Deutschlands 7) Stuttgart 21974, 195 und 710. Vgl. Fritzen, Glockengießer I 90f. Vgl. dazu Hübner 30ff. Vielleicht handelte es sich um die noch von Brilmayer überlieferte, sich damals am gleichen Standort befindliche größere Glocke mit der Inschrift 1693 goss mich Caspar Roth in Mainz, die – wie ihre kleinere Schwester – während des Zweiten Weltkrieges abgeliefert werden mußte, jedoch im Gegensatz zu ihr nicht mehr zurückkehrte. Schrohe, Mainzer Kunstgeschichte 196 (erw.). Brilmayer, Rheinhessen 443 (B). R. Hübner, St. Matthäus Volxheim 1790-1990 (Vorgeschichte, Verlauf und Restaurierung), in: St. Matthäus Volxheim 1790-1990. FS aus Anlaß der 200 Jahrfeier, der Restaurierung und Renovierung. Bad Kreuznach 1990, 11-44 (B). 7987 408 di034mz03k0054508 di034-0545 0 Hennweiler, Evang. Pfarrkirche 1635-01-01 1644-12-31 1644BAA8365AABA3 (1635)/1644 1 Epitaph für Elisabeth, Frau des Hans Georg Brosius und (wohl nachträglich eingehauen) für den Kallenfelser Schöffen Bernhardt Brosius. Etwa in halber Höhe der südlichen Ostwand der Turmhalle (ehemals Chor der Vorgängerkirche) mit Eisenklammern an der Wand befestigt. Hochrechtekkige kleine Tafel aus Kalkstein mit umlaufenden, unten in Voluten endenden Leisten, darauf Inschrift (A). Im vertieften Mittelfeld oben ein kleines, reliefiertes Wappen, anfänglich umgeben von der elfzeiligen Inschrift (B). In der Mitte der oberen und unteren Leiste Ansätze von eingeritztem volutenartigen Ornament, das sich vermutlich auf heute verlorenen Architekturteilen fortsetzte. H. 68, B. 54, Bu. 3 (A), 2,5-4 (B) cm. Kapitalis (A), Fraktur (B). A ANNO · 1635 · DEN 1 FEBR(VARII) / IST · S(ELIG)a) · ENTSCHLAFEN · DER · EHRNHAFTE · BERN/HARDT BROSIVS GERIC/HTS PERSONb) · ZV KALLENFELSc) SEINES · ALTEESd) 49 IAR · B ANNO 1644 / dene) FEBR(VARII) / ist selig entschla=/fen die E(hren) Tugent=/ same Elisabetha Hanß Görg Brosiusen Gerichtsf) / Person Eheliche Hauß / Fraw, dern seelen Gott / genade Amen · / Christus ist mein leben vnd / sterben ist mein gewin · PHIL I1) · Brosius (Klammerkopfschaft, Mittelkreuzsprosse mit vorderer Fußstrebe, darüber Initialen H · G · B). Für die hier vorgelegte, scheinbar gegen die Regel verstoßende Abfolge in der Anbringung der Inschriften spricht vor allem das sich im Mittelfeld befindliche, mit Initialen versehene Wappen des Ehemanns der Verstorbenen und ihre dort zentral angebrachte Grabinschrift. Daß die Inschrift für Bernhardt Brosius trotz seines früheren Todesdatums höchstwahrscheinlich nachgetragen wurde, zeigt die Gestaltung der – im Gegensatz zur Fraktur – für Umschriften gut geeigneten Kapitalis, die sich zwangsläufig dem noch zur Verfügung stehendem Platz auf den schmalen Leisten anpassen mußte: Der Name des Verstorbenen steht nahezu unleserlich auf dem Kopf, zusammengedrängt und unfreiwillig getrennt durch daß erwähnte Ornament auf der unteren Leiste; vor allem aber folgt die in kleinen Buchstaben vorgenommene Schreibweise von PERSON einer wohl nach der Fertigstellung des ursprünglich konzipierten Epitaphs eingetretenen Beschädigung. Da beide sonst unbekannte Männer Schöffen des zur Burg Steinkallenfels gehörenden Dorfes Kallenfels bzw. des Gerichtsbezirks Hennweiler waren2) und der Übergang eines Amtes innerhalb der Familie oft die Regel war, dürfte es sich bei Bernhard um den Vater, bei Hans Georg um den Sohn und Auftraggeber des Epitaphs handeln. Vermutlich ist der Grund für die doppelte Verwendung des Denkmals in der Notzeit des 30jährigen Krieges zu suchen. Erg. nach der gleichlautenden Formel in Inschrift (B). Die drei letzten Buchstaben sind wegen einer Beschädigung deutlich kleiner geschrieben. Ortsname von Ritzlinien umrahmt. Sic! Zahl fehlt. s wegen Platzmangel kleiner geschrieben. Phi. 1,21. Seit dem Verkauf des Dorfes 1623 an die Herren von Warsberg gehörte der Flecken Kallenfels dem Amt Hennweiler an, vgl. M. Ohlmann, Hochgerichtsplätze und Galgenberge im Gebiet der mittleren Nahe, in: Hbl. Kirn 16 (1936) Nr. 1. M. Ohlmann, Hausmarken und Handzeichen, in: Hbl. Kirn 2 (1922) Nr. 18 (erw. mit teilw. Abb. des Wappens). Ohlmann, Hennweiler Nr. 3 (erw.). Kdm. 181. 7988 408 di034mz03k0054606 di034-0546 1 Merxheim, Evang. Pfarrkirche 1648-01-01 1648-12-31 1648AAA0000000A3 1648 1 Grabplatte des wild- und rheingräflichen Amtmanns und Rates Johann Heinrich von Kötteritz. Sie war ehemals innen an der Wand der Kirche befestigt und ging vermutlich beim großen Brand des Dorfes am 24. Juli 1870 unter1). Große einfache Platte2) mit Umschrift auf profiliertem Rahmen, die sich im Mittelfeld in zweimal vier Zeilen fortsetzt. In den Ecken die vier Ahnenwappen des Verstorbenen, in der Mitte in einem mit Blüten besetztem Medaillon die namentlich bezeichneten Ehewappen. Nach Zeichnung bzw. Foto im StA Meisenheim. Fraktur? Anno 1648 den 18ten Decembris ist im / Herrn entschlafen der Wohledelgebohrne gestrenge Johann Heinrich von / Kötteritz Rheingrafa) Dhaunischer Rath / und Amtmann seines Alters im dreÿ und fünfzigsten Jahr. // Johann Henricus a Kötteritz nobilitate pieta:/:te modestia juris et v linguarum peritia / Consilis ac meritis eximius bismaritus pri=/=mis nuptis cum Anna Salome de Elz. // Alteris cum Dorothea Ursula de Stein=/=Callenfels ex hac relicta filiola Juliana / Magdalena obit pie anno m. d. c. x. LVIII / die XVIII Decemb(ris) Der an Vortrefflichkeit, Frömmigkeit und aufrechter Gesinnung, durch Rat und Verdienste außerordentlich hervorragende Johann Heinrich Kötteritz, rechtsgelehrt und fünfer Sprachen kundig, war zweimal verheiratet, in erster Ehe mit Anna Salome von Eltz, in zweiter mit Dorothea Ursula von Steinkallenfels, aus der das Töchterlein Juliana Magdalena hinterblieb. Er starb fromm im Jahr 1648, am 18. Tag des Dezembers. Kötteritz, Pack; Sponheim gen. Bacharach, Allenbach. Wappen mit Wappenbeischriften: Johann Heinrich v(on) Kötteritz; Dorothea Ursula v(on) Stein Kallenfels. Die aus der Gegend um Meißen stammende Familie des Verstorbenen3) stand seit der Mitte des 16. Jahrhunderts in fremden Diensten: Sein mit Brigitta von Pack verheirateter Großvater Wolfgang war unter Herzog Wolfgang von Pfalz-Zweibrücken Kanzler des Fürstentums Pfalz-Neuburg, sein mit Katharina Elisabeth von Sponheim gen. Bacharach4) verheirateter Vater Hermann war zunächst am Hofe des Herzogs von Pfalz-Simmern tätig, fungierte dann als Rat bei den Pfalzgrafen von Veldenz-Lauterecken. Johann Heinrich von Kötteritz wurde 1595 geboren, verbrachte seine Jugendzeit am Hofe des Wild- und Rheingrafen Friedrich im lothringischen Nêufviller und nahm schließlich eine Stelle als Hofmeister bei dem Pfalzgrafen Karl-Ludwig von Veldenz-Lauterecken an. Zusammen mit ihm absolvierte er mehrere Reisen, bei denen er seine inschriftlich erwähnten Sprachkenntnisse (wohl französisch, spanisch, italienisch) vertiefen konnte. Da er sich mehrmals (allerdings vergeblich) um eine Anstellung beim Reichskammergericht in Speyer bemühte und ihn seine Grabinschrift als rechtskundig ausweist, dürfte er als vierte Sprache ausreichend Latein beherrscht haben. 1626 wurde er von den Grafen von Daun-Falkenstein „zu einem rath und amptman zu Oberstein angenommen“5), erhielt kleinere Liegenschaften zu Lehen und erwarb daneben im Lauf der Zeit nicht unbedeutenden Grundbesitz zwischen Sobernheim und Meisenheim. Nach 1636 wechselte er aus unbekannten Gründen seine Stellung und trat ebenfalls als Amtmann und Rat in die Dienste der Wild- und Rheingrafen, die ihm aufgrund der Sponheim-gen.-Bacharach‘schen Erbschaft6) 1638 nach langen Verhandlungen und gegen den Willen der Salm-Kyrburger Linie das Dorf Staudernheim als Erblehen übergaben7). Ein Angebot des Grafen Ernst Casimir zu Nassau-Saarbrücken über eine Oberamtmannsstelle in Weilburg scheint er ausgeschlagen zu haben8). Johann Heinrich war in erster, kinderloser Ehe mit der Erbtochter Anna Salome von Eltz-Wecklingen9) verheiratet, seit 1639 in zweiter Ehe mit der bereits verwitweten, in Meisenheim residierenden Dorothea Ursula von Steinkallenfels10). Mit seinem Tode erlosch bereits nach wenigen Generationen der linksrheinische Zweig derer von Kötteritz. Juliana Magdalena11), das einzige Kind dieser Verbindung, heiratete 1660 als vermögende Erbtochter ihren als Oberamtmann in Meisenheim tätigen Vetter Philipp Melchior von Steinkallenfels12). Da sich die Grabplatte des Verstorbenen nicht in einer Kirche seines Wohnsitzes in Sobernheim (bzw. später in Meisenheim) oder seines Amtssitzes in Dhaun befand, muß davon ausgegangen werden, daß ihn ein plötzlicher und unerwarteter Tod ereilte, als er sich auf einer Reise in Merxheim aufhielt13). Eine Überführung scheint nicht möglich gewesen zu sein. Wohl mit Rheingräflich aufzulösen. Vgl. dazu Nr. 251 von 1517 mit Anm. 1. Von den zahlreichen, sich ehemals in der Kirche befindlichen Grabdenkmälern (vgl. Nr. 287 von kurz nach 1540) wurden wenige Jahre vor dem Brand auf Veranlassung der Familie Vogt von Hunolstein Zeichnungen angefertigt, die in ihrem Archiv in Grassau/Obb. verwahrt werden sollen. Eine diesbezügliche Anfrage des Bearbeiters wurde von Otto Freiherr Vogt von Hunolstein gen. Steinkallenfels mit Schreiben vom 17.10.1987 dahingehend beantwortet, daß es ihm zur Zeit nicht möglich sei, Nachforschungen in seinem Archiv anzustellen. – Die vorliegende Beschreibung folgt daher einem vereinzelten Foto der damals angefertigten Originalzeichnung dieses Grabdenkmals, das vom Bearbeiter durch Zufall im Nachlaß des damaligen Meisenheimer Stadtarchivars Philipp Hassinger aufgefunden wurde. Hassinger benutzte oben genanntes Archiv in den Jahren 1924 und 1926. Vgl. zum folgenden Crollius, Commentarius 88-92 (Stammtafel) und die grundlegende Studie von Hassinger. Vgl. ihr erhaltenes Epitaph Nr. 537 von 1635 in der evang. Pfarrkirche zu Sobernheim. Vgl. seine Bestallungsurkunde (Hassinger 30f.), die einen guten Einblick in die Rechte, Pflichten und Bezüge eines damaligen Amtmannes erlaubt. Vgl. Nr. 471 von 1612. Vgl. den erst 1642 ausgestellten Lehensbrief, Druck bei Hassinger 34f. und in den Meisenheimer Hbll. 3 (1926) 45f. Vgl. Hassinger 37. Sie starb zwischen 1635 und 1639 und wurde in der Evang. Kirche zu Sobernheim begraben; ihr Grabdenkmal hat sich nicht erhalten. Vgl. ihr erhaltenes Epitaph Nr. 573 von 1667 in der Schloßkirche zu Meisenheim. Ihr mit zwanzig Ahnenwappen versehenes Epitaph von 1718 befindet sich neben dem ihrer Mutter (s.o.); Text der ausführlichen Inschrift bei Kdm. 266, Foto im Archiv der Inschriften-Kommission der Akademie der Wissenschaften, Mainz. Vgl. zu ihm die Studie von M. Ohlmann, Philipp Melchior von Steinkallenfels, in: HBl. Kirn 23 (1943) Nr. 1-5, 2ff. Im Jahr 1648 führte er Erbschaftsverhandlungen mit den Vögten von Hunolstein, den Ortsherren von Merxheim, vgl. Hassinger 36. StA Meisenheim Abt. 84 Nr. 191 (Foto). Hassinger, Kötteritz 36f. 7989 408 di034mz03k0054704 di034-0547 1 Kirn, Evang. Pfarrkirche 1648-01-01 1648-12-31 1648AAA0000000A3 1648 0 Tafel mit Stifterinschrift. Noch 1850 an der „Lehne“ der ehemaligen Kanzel nachgewiesen, heute verloren. Da der überlieferte Text aufgrund des Versmaßes zeilenweise abgesetzt ist und die Zeilenanfänge durch Großbuchstaben gekennzeichnet sind, handelte es sich um eine siebenzeilige Inschrift. Die sonstige Ausführung ist unbekannt. Nach Schneider. Georgius Albertus Diethera), praefectus in arce Kyrburg suggestum hunc certa trophea suib) Hominis et verbi divini ductus amore Exstruxit propriis sumtibus. Inde deic) Gloria sit patri, sit nato spiritusqued) Coelesti et populis inhabitata salus. Anno 1648. Georg Albert Diether, Amtmann auf Schloß Kyrburg, hat diese Kanzel – veranlaßt von seiner Liebe zu den Menschen und zum göttlichen Wort – als unverrückbares Zeichen ganz aus eigenen Mitteln errichtet. Daher sei Ehre dem Vater, dem Sohn und dem himmlischen Geist und das (dieser Kanzel) innewohnende Heil dem Volk. Im Jahr 1648. Drei Distichen. Der Verstorbene war wohl der Sohn des wild- und rheingräflichen Amtmannes auf Dhronecken Georg Diether und seiner Frau Anna Maria1). Georg Albert fungierte von 1637 bis 1653 als Amtmann und Vertreter der Wild- und Rheingrafen zu Kyrburg; die hier gemachte Stiftung einer Kanzel ist ein weiteres Zeichen für sein oft gerühmtes „warmes Herz für die Nöte der Bürger“2). Namen passen nicht ins Versmaß. So für deo. So für suo. Wohl verschrieben für das aus grammatikalischen und metrischen Gründen erforderliche spirituique. Vgl. ihre verlorenen Grabinschriften Nr. 504 von 1621. So Penningroth, Beiträge Nr. 11; vgl. auch Cauer, Kirn 40ff. Schneider, Notizen II (nach Eintrag 1500). 7990 408 di034mz03k0054802 di034-0548 1 Odernheim am Glan 1648-01-01 1648-12-31 1648AAA0000000A3 1648 1 Spruchinschrift des Johann Jörg Pindelwog. Sie befand sich an einem Türsturz des nach 1975 abgerissenen Anbaus am Hause Gigertsgasse 1 (ehemaliges Schlößchen), verloren1). An der Unterseite profilierter Sandstein mit vierzeiliger, bisher unbeachteter Inschrift zwischen zwei Fruchtdolden, stark verwittert. Von der ersten Zeile sind nur wenige Buchstaben erkennbar. Nach Foto LfD. [...R]EK · [...] · [...]VSL · AVF[....] / GOTT · NICHT · GIBT · SEIN · GVNST / [..]V · IOHAN IORG PINDELWOG / 16 48 Der Spruch dürfte sinngemäß zu „Der bauet umsunst, dem Gott nicht gibt sein Gunst“2) zu ergänzen sein. Der Bauherr, dessen ungewöhnlicher Name in Odernheim und Umgebung nicht nachzuweisen ist, könnte zu den aufbauwilligen Einwanderern gehört haben, die in der Zeit nach dem 30jährigen Krieg die Pfalz wieder bevölkerten3). Das Gebäude stand in einer heute nicht mehr erkennbaren Funktion zum sogenannten Wittelsbacher Schlößchen4). Überliefert auf einer am 17. April 1975 aufgenommenen Fotografie, jedoch ohne Standortangabe. Die Identifizierung erfolgte durch eine Abbildung bei Schworm, Odernheim am Glan und Disibodenberg 69, die das gesamte Ensemble vor dem Abriß zeigt (Inschrift dort nicht erkennbar). Vgl. etwa Nr. 590 von 1680. Vgl. Schworm, Odernheim am Glan und Disibodenberg 95ff. Vgl. Nr. 496 von 1619. LfD Mainz, Fotoarchiv Neg.-Nr. E 183/27 (Eiser). 7991 408 di034mz03k0054902 di034-0549 1 Sobernheim, Evang. Pfarrkirche 1649-01-01 1649-12-31 1649AAA0000000A3 1649 0 Grabinschrift für den Junker Johann Christoph von Ehem. Noch um 1765 kopial überliefert, heute verloren. Ausführung unbekannt. Nach Würdtw. Epitaphienbuch. Anno 1649 den 2ten Decembr(is) ist in Gott abgeschieden und allhier begraben der wohl edelgebohrne gestrenge und veste juncker Johann Christoph von Ehm seines alters 63 jahr dem gott eine fröhliche auferstehung verleihen will. Vermutlich war der sonst unbekannte Verstorbene ein Nachkomme des Siegmund von Ehem, der 1589 einen Adelshof in Sobernheim errichtete1). Vgl. die Spruchinschrift Nr. 372 von 1589. Würdtweinsches Epitaphienbuch 318. 7992 408 di034mz03k0055005 di034-0550 0 Odernheim am Glan 1601-01-01 1650-12-31 1650BBB8400BDBA3 2.H.16./1.H.17.Jh. 2 Bibelspruch am Haus Ransengasse 12, bisher unpubliziert. Fünfzeiliger Spruch in einem profilierten, sechseckigen Türaufsatz aus gelbem Sandstein; geringer Textverlust durch einige verputzte Flickstellen. H. ca. 100, B. 145, Bu. ca. 5 cm. Kapitalis. · PSALMVSa) · / CXXVII · NIa) D[E]VS AEDIFICET · FRVSTRA / DOMVS ILLA PARATVR · [Q]VA(M)b) VOLET HV(M)A(N)VS · CO(N)STITVISSEc) LABORd) Psalm 127: Wenn nicht Gott jenes Haus baute, das die menschliche Arbeit errichten will, wird es vergeblich erstellt. Distichon. Bei dieser schwierigen Inschrift fallen die ungewöhnlichen Ligaturen und Buchstabenverbindungen auf, die sich am ehesten mit denen einer Sobernheimer Hausinschrift aus dem 1. Viertel des 17. Jahrhunderts vergleichen lassen1). Zudem handelt es sich bei dem Text weder um ein wörtliches Bibelzitat, noch um eine denkbare Rückübersetzung aus der Lutherbibel, sondern um eine versifizierte Paraphrase der angegebenen Stelle aus dem Psalter („Nisi dominus aedificaverit domum, in vanum laboraverunt qui aedificant eam“)2). Der Bauherr des Hauses ist nicht bekannt. Anfangsbuchstabe erhöht. Stark beschädigte und wieder verputzte Stelle, von Q ist wohl noch das Endstück der Cauda zu sehen, der (notwendige) Kürzungsstrich über A ist hingegen nicht mehr sichtbar. Vorliegende Form aus metrischen Gründen, grammatikalisch richtig wäre CONSTITVERE. O klein eingeschrieben; die folgenden Buchstaben S, I, V und das zweite S in kleiner Schreibweise. A klein geschrieben, R in O eingeschrieben. Vgl. Nr. 512. Ps. 127,1. Schworm, Odernheim am Glan und Disibodenberg 164 (Abb.). 8133 408 di034mz03k0055103 di034-0551 0 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1651-01-01 1651-12-31 1651AAA0000000A3 1651 3 Epitaph für Catharina Charlotta Kneupel. Außen als erster Stein von Süden senkrecht in die Westwand des 1768/71 an Stelle des Vorgängerbaus neu errichteten Schiffs eingelassen, bisher unpubliziert. Kleine Platte aus gelblichem Sandstein mit profilierter Randleiste, im Mittelfeld unter reliefiertem Vollwappen 15zeilige Inschrift. Unteres rechtes Eck stark verwittert, dadurch Schriftverlust. Ergänzt nach Foto. H. 108, B. 59, Bu. 3-3,5 cm. Kapitalis. AN(N)O 1651 DEN 19 AVGVSTI / IST IN DEM HERRE(N) ENTSCLAF/FE(N)a) CATHARINA CHARLOTTA / KNEVPELI(N)b) HERRE(N) IOHANNc) IA/COB KNEVPELS IHRER FV̈RST/LICHE(N) DURCHLEUCHT DER / HERTZOGIN VON NEU/BURGd), FRAVWE(N) CATHARI[NA] / CHARLOTTA GEBORNE[N] / VNDT VERMÄHLTEN [PFALTZ]/GRÄVIN BEY RHEIN GE[WE]/SENE(R) SECRETARIVS [EHELI]/GES DOCHTER[LEIN] / IHRES ALTERS [.....] / SIEBEN MON[AT ...] Kneupel (über zwei Sternchen ein unten offenes Hufeisen). Die sich durch erhöhte Versalien, einige ungewöhnliche Ligaturen und den Verzicht auf Worttrenner auszeichnende Kapitalis zeigt zudem neben der üblichen V für U Schreibweise vereinzelt das auch in dieser Zeit noch seltene runde U. Die wohl in jungen Jahren Verstorbene war eine Tochter des ehemaligen herzoglichen Sekretärs1) und späteren Kreuznacher Oberschultheißen Johann Jakob Kneupel und seiner Frau Adelheid2). Er stand in Diensten der bereits am 21. März 1651 verschiedenen Herzogin Catharina Charlotta von Pfalz-Neuburg3). Sic! I klein eingestellt. A so in N ligiert, daß auch H und N ligiert sind. N erhöht, die Schräghaste bogenförmig nach hinten links verlängert. Er wird allerdings bei M. Henker, Zur Prosopographie der pfalz-neuburgischen Zentralbehörden im siebzehnten Jahrhundert. Diss. masch. München 1984, nicht aufgeführt. Vgl. ihr gemeinsames, neben dem ihrer Tochter angebrachtes Epitaph Nr. 552 von 1652-71. Tochter Herzog Johanns II. von Pfalz-Zweibrücken und zweite Frau Herzog Wolfgang Wilhelms von Pfalz-Neuburg, vgl. Europ. Stammtafeln NF I Taf. 30 und 32. Schloßparkmuseum Bad Kreuznach, Fotosammlung (ohne Neg.-Nr., Aufnahme vor 1910). 8134 408 di034mz03k0055201 di034-0552 0 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1652-01-01 1671-12-31 1671BAA8348AABA3 1652-1671 5 Epitaph für Johann Jacob Kneupel, seine Frau Adelheid und ihre beiden Kinder Johann Benjamin und Johann Philipp. Außen als zweiter Stein von Süden senkrecht in die Westwand des 1768/71 anstelle des Vorgängerbaus neu errichteten Schiffs eingelassen, bisher unpubliziert. Große, dreizonige Platte aus gelbgrauem Sandstein mit umlaufendem Bibelspruch (A) auf erhabener Leiste, im vertieften Mittelfeld oben zwei reliefierte Ahnenwappen im Lorbeerkranz, darunter in von zwei auf Pilastern ruhenden Rundbögen gebildeten Feldern die mehrzeiligen Grabinschriften (B1 mit Appendix B2) und (C), abschließend in einer querrechteckigen Rollwerktafel Grabinschriften (D). Zwischen den Wappen oben ein geflügeltes Stundenglas, unten ein geflügelter Engelskopf. Die aus kleinen Dreiecken bestehenden Worttrenner sitzen auf der Zeile. Schriftverlust durch fortschreitende Verwitterung der Leisten und der unteren Hälfte. Erg. nach Foto. H. 205, B. 96, Bu. 2,5-3,5 cm. Kapitalis. A [V]NSER · WANDEL · IST · IM · HIMMEL · VON / D[ANNEN] · WIER · AVCH · WARTEN · DE[.....]a) · IESV · CHRIST · [DES · H]ERN [WELCH]/ER · VNS[ERN ..... ..... / .....b) WIRD · D]AS · ER · ÄNLICH · WERDE · SEINEM ·VERKLERTEN · LEIBE · PHILIP AM 3 CAP1) B1 GEMELT=/ER · HERR = / OBERSCHVLT/HEIS · IST VER/SCHEIDENc) DEN / VII DECEM(BRIS) · NACH/MITTAG · ZWI/SCHEN · EIN · VND / ZWO · VHREN = / ANNO · DOMINI = / M · DLXVIId) = / SEINES ALTESc) / LXIII · IAHR · VND / VII · MONAT / B2 DEN 2 [SEPT(EMBRIS) / ANO · 1671 · I. / HERN · DISIB./DENBERGER]e) C DEN 4 IANV(ARII) / AN(NO) 1670 / IST OB/GEDACHTEN / HER[R]N OBER/SCHVLTHEIS/EN KNEVPELS / HAVSFRAW / ADELHEIT KNE/[VPELIN IHRES / ALTERS ... / .....] D DEN 13 · IVNI · 16522) · IST · IN · D/EM · HERREN · ENTSCHLAFEN / IOHANN · BENIAMINKNEVPELc) / SEINES · ALTERS · 4 MONAT [..] TAGf) / DEN · 27 · SEPTEMBER 165[. ...] IMf) / HERENg) · ENTSCHLAFEN · IOHAN[E]S / PHILIPVS · KNEVPEL · SEINES · ALTERSf) / 7 · IAHR 2 TAG · BEIDE IOHANN IACOBf) / KNEVPELS · OBERSCHVLTHEISENf) / ZV · CREVTZENACH LIBE SOHNLEINf) Kneupel; Hert?3) (drei 2:1 gestellte Blumen). Die Entstehung des Epitaphs und die zeitliche Abfolge der darauf wohl von verschiedenen Händen angebrachten Inschriften dürfte folgendermaßen verlaufen sein: Nachdem die Eltern bereits für ihre 1651 verstorbene Tochter Catharina Charlotta ein kleines Epitaph4) herstellen ließen, gaben sie anläßlich des Todes ihrer beiden anderen Kinder Johann Benjamin und Johann Philipp, die im Jahr darauf wohl kurz nacheinander verstorben waren, ein weiteres Grabdenkmal in Auftrag, das nun auch ausreichend Platz für die elterlichen Grabinschriften bieten sollte. So erklärt sich der für alle Familienmitglieder geltende, als Umschrift plazierte Bibelspruch (A), das den noch lebenden Vater voraussetzende Formular der Inschriften (D) und die nach dem erfolgten Tod beider Elternteile an dem dafür vorgesehen Platz unter ihren Wappen nachgetragenen Grabinschriften (B1) und (C). Die letzten vier Zeilen (B2) bleiben allerdings dunkel. Johann Jacob5) wurde im Jahr 1605 im saarländischen Nohfelden als jüngster Sohn des Kellers Johann Heinrich Kneupel geboren. Nach dem Besuch des herzoglich pfalz-zweibrückischen Gymnasiums zu Hornbach kam er 1625 als Präzeptor und Kammerdiener an den Hof Herzog Johanns II. von Pfalz-Zweibrücken, wechselte dann 1634 als Sekretär dessen mit Herzog Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg verheirateten Tochter Catharina Charlotta an den Düsseldorfer Hof. Nach deren Ableben 1651 ließ er sich in Kreuznach nieder und wurde dort im Juni 1652 zum Oberschultheiß der gemeinsamen kurpfälzisch-badischen Herrschaft berufen. Bis zu seinem Tod im Jahre 1667 war er als solcher Chef der Stadtverwaltung, des Stadtgerichts und der Polizei. Seine Frau Adelheid Hert6) dürfte er während der Düsseldorfer Zeit kennengelernt haben. Nach der Lutherbibel wäre „DES HEILANDS“ zu ergänzen. Nach ebd. wäre „NICHTIGEN LEIB VERKLEREN“ zu ergänzen. Sic! Wohl verschrieben für M · DCLXVII. Die letzten vier Zeilen dürften auf dem verbliebenen Platz nachgetragen worden sein. Trotz der sich anbietenden Ergänzung zu DISIBODENBERGER bleibt die Stelle rätselhaft. Letzte(r) Buchstabe(n) außerhalb der Tafel. Erster Buchstabe außerhalb der Tafel. Phi. 3,20-21. Laut Tagebuch (vgl. unten Anm. 5) kam Johann Benjamin am 1. Februar 1652 zur Welt und starb am 4. Juni des gleichen Jahres. Kdm. identifiziert mit „Kümmel?“. Vgl. Nr. 551 von 1651. Vgl. zum Folgenden P. Burkhardt, Kreuznach in den Jahren 1652-1666. Aus dem Tagebuch eines Oberschultheißen, in: KHbll. 2-3 (1959) 3f. – Dieser Artikel wertet teilweise die von Kneupel in Düsseldorf und Kreuznach geschriebenen Tagebücher aus, dabei wird jedoch meist der originale Text geboten. Der Verbleib beider Tagebücher ist unbekannt. So Kdm. 72. – Kneupel spricht in seinem Tagebuch (vgl. Anm. 5) ohne Namen zu nennen lediglich von seinem wohl aus Düren stammenden Schwiegervater. Schloßparkmuseum Bad Kreuznach, Fotosammlung (ohne Neg.-Nr., Aufnahme vor 1910). 8135 408 di034mz03k0055309 di034-0553 2 Meisenheim, Schloßkirche 1652-01-01 1652-12-31 1652AAA0000000A3 1652 0 Sarg des Pfalzgrafen Gustav Johann von Pfalz-Landsberg in der sogenannten Stephansgruft unter dem Mittelschiff der Kirche. Erstmals erwähnt als kleiner zinnerner Sarg (loculus) bei einer Öffnung der Gruft im Jahr 1767, damals unbeschädigt auf dem Boden stehend1). Nach dem Einbau einer Fußbodenheizung in den siebziger Jahren wurde die Gruft mit Bodenplatten bedeckt und ist seitdem unzugänglich. Ein damals aufgenommenes Foto2) zeigt in der linken Ecke der Gruft einen kleinen, mit Löwenköpfen verzierten Kindersarg, bei dem es sich um den des Verstorbenen handeln könnte. Nach Specification. Gustav Johann Pfalzgrafen bey Rhein, starb den 15ten Febr(uarii) 1652 seines Alters 1 Jahr 6 Wochen. Der Frühverstorbene kam am 11. Januar 1651 auf der Burg Landsberg (heute Ruine Moschellandsberg, Donnersbergkreis) als fünftes Kind aus der Verbindung des Herzogs Friedrich Ludwig von Pfalz-Landsberg, dem späteren Herzog von Pfalz-Zweibrücken, mit Juliana Magdalena, Tochter des Herzogs Johann II. von Pfalz-Zweibrücken3) zur Welt. Vgl. Specification und Crollius 15 und 141. Vgl. Nr. 542 von 1640 Anm. 2. Vgl. Europ. Stammtafeln NF I Taf. 32 (der Verstorbene wird dort nicht aufgeführt), den Kommentar zur Nr. 489 von 1617 und die Sarginschrift seiner Mutter Nr. 581 von 1672. Specification fol. 2v. Copia Specification fol. 114. Crollius, Denkmahl 141. Heintz, Begräbnisse Nr. 135. Heintz, Schloßkirche 214. 8136 408 di034mz03k0055407 di034-0554 0 Langenlonsheim, Evang. Kirche 1652-01-01 1652-12-31 1652AAA0000000A3 1652 2 Epitaph für Elisabeth Holsteges. Außen rechts neben dem Eingang in die nördliche Kirchwand eingelassen. Profilierte, querrechteckige Tafel aus gelblichem Sandstein, im vorlinierten Mittelfeld ein Bibelspruch, gefolgt von der eigentlichen, durch einen Schriftwechsel eingeleiteten Grabinschrift. Darüber ein halbrund gestreckter Aufsatz mit Vollwappen, sowie einem Totenkopf und einem geflügelten Stundenglas als Todessymbole. Beginnende Verwitterung im unteren Bereich. H. 80, B. 60, Bu. 2 (Fraktur), 2,5-3,5 cm (Kapitalis). Fraktur, Kapitalis. An die Röm(er) Cap(itel) 14 · v(ers) 7 / Den(n) vnser keiner lebet ihm selber, / vnd keiner stirbt ihm selber. leben / wir, so leben wir dem Herren : / sterben wir, so sterben wir dem Herr(en). / darumb, wir leben oder sterben, so sind / wir des Herren1), AN(N)O 1652. DE(N) 29. / MAY. IST IN GOTT SEELIG ENTSCHLAFFEN / Elisabeth Holsteges, ehliche dochter vo(n) / Gerhard Holsteges seliger, vnd Johan(n)a / vo(n) Rehne(n), ietzige Hausfraw von Peter / Kraus, ihres alters 18a) Jahr. Holsteges? (im gespaltenen Schild rechts drei Phiolen, links ein Laubbaum). Die vier inschriftlich genannten Personen sind in der Ortsgeschichte sonst nicht nachzuweisen2). Bei dem Wappen könnte es sich auch um ein Allianzwappen Holsteges/Rehnen handeln. 8 unsicher, bereits bei Kdm. mit Fragezeichen. Röm. 14,7f. Die Eintragungen in den Kirchenbüchern beginnen zudem erst ab 1632, vgl. dazu A. Rosenkranz, Die evangelische Gemeinde Langenlonsheim in schwerer Zeit, in: MEKgR 2 (1953) 122. Kdm. 213 (teilw.). 8137 408 di034mz03k0055505 di034-0555 0 Warmsroth, Schloß Walderbach 1654-01-01 1657-12-31 1657BAA8346AABA3 1654, 1657 0 Bauinschrift des Jean Mariot. Eingehauen in einen in der Hofmauer links neben dem inneren Schloßtor in etwa drei Meter Höhe eingelassenen Wappenstein. Hochrechteckige Tafel aus gelbem Sandstein mit einem reliefierten Vollwappen (A) in der Feldmitte, darüber die Jahreszahl, darunter die Namensinschrift. Untere Leiste stark verwittert, rechte Hälfte nahezu unkenntlich. An einer Außenmauer des Schloßes soll sich eine zweite Jahreszahl (B) befinden. Nach Kdm. (B). H. 72, B. 60, Bu. 6 (A) cm. Kapitalis. A AN(N)O 1654 / JEAN MARIOT [.....]a) B 1 · 6 · 5 · 7 · Mariot (im gespaltenen und rechts halb geteilten, oben gespaltenen Schild rechts oben ein schreitender Löwe, links ein Weinstock (?), unten drei 2:1 gestellte Sternchen, links ein gezacktes Kreuz). Der aus Lüttich stammende Jean Mariot erhielt das Hofgut Wald-Erbach (seit 1920 nach Warmsroth eingemeindet) und die zugehörige Kapelle1) von den Kämmerern von Worms gen. von Dalberg im Jahr 16502) zur Erbpacht. Wenige Jahre später erbaute er im Stil der Maas-Renaissance das zweieinhalbgeschossige Schloß mit abgewalmtem Satteldach und rechteckig vorspringendem Treppenturm auf der Rückseite. Falls die älteren Lesungen zutreffen, war Mariot mit Jeane aus Tornico oder Tormaso verheiratet. Denkbar wäre aber auch die Lesung in französischer Sprache né a Torn[...] für den dann daher gebürtigen Bauherrn. Die zweite Hälfte der Inschrift ist auf der Nachzeichnung in den Kdm. undeutlich überliefert. Rhein. Antiquarius liest Jean Mareot et Jeanne a Tornaco, Lehfeldt IEAN MARIOT IEANA A TORNICO, Bopp dagegen Jean Marioth et Jeanne a Tormaso, Kdm. schließlich JEAN MARIOT-JEAN(N)A A TORNICO. Vgl. Nr. 365 von 1586. Vgl. Bopp, Wald-Erbach. Rhein. Antiquarius II 9, 722. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 341. Bopp, Wald-Erbach fol. 1v. Kdm. 424 mit Abb. 315. Lipps, Entdeckungsreisen 257 (B). 8138 408 di034mz03k0055603 di034-0556 0 Simmertal, Evang. Pfarrkirche 1655-01-01 1655-12-31 1655AAA0000000B3 1655? 1 Grabplatte der Pfarrfrau Catharina Koch, geb. Dickes, bisher unbeachtet. 1978 anläßlich der Renovierung der 1730 neu errichteten Kirche im Chor aufgefunden, jetzt unter dem rechten Emporenaufgang senkrecht an der Wand befestigt. Große, schmale Platte aus Kalkstein mit Umschrift (A) zwischen Linien; im oberen Mittelfeld dreizeiliger Bibelspruch (B). Die linke Hälfte des Steines ist stark abgewittert. H. 177, B. 85, Bu. 5 (A), 3,5 cm (B). Kapitalis (A), Fraktur (B). A CATHARINA IOHANN KOCHEN / PFARERN ZV SIM(M)ERN EHELICHE HAVSFRAW, WARD BEGRABEN / DEN 24 · AVGVSTI AN(N)O · 1655a) /IHRES ALTERS 67 · IAHR · DERN GOTT GN[AD ...] B Christus ist mein Leben, / Sterben ist mein gewin · / PHILIP · I1) Die Initialen des Namens sind durch erhöhte Buchstaben hervorgehoben. Catharina war als Tochter2) des Kirner Schneiders Hans Dickes mit dem ebenfalls aus Kirn stammenden lutherischen Pfarrer Johann Koch3) verheiratet. Bis 1613 bzw. 1615 übte er dort das Amt eines Schulmeisters aus, wurde zuerst Kaplan, dann 1616 Pfarrer in Staudernheim und ab 1623 Pfarrer im damaligen Simmern unter Dhaun. Er starb am 13. November 16554), kurz nach dem Tod seiner Frau. Ihre beiden Töchter heirateten nach Dhaun und Merxheim. Zweite 5 unsicher. Phi. 1,21. Vgl. zum Folg. Penningroth, Pfarrer 120 und Ohlmann, Kirn 106. Sein von Kdm. unter Angabe des Todesdatums erwähntes, mittlerweile jedoch völlig verwittertes Epitaph befindet sich außen an der Nordseite der Kirche; vgl. auch den entsprechenden Hinweis bei Brendel, Geschichte 195. Kdm. überliefert 13. Oktober. 8139 408 di034mz03k0055701 di034-0557 0 Neu-Bamberg, Evang. Pfarrkirche 1656-01-01 1656-12-31 1656AAA0000000A3 1656 0 Grabinschrift für Michel Fart. Nachträglich auf die Grabplatte der Catharina Hyenerer1) eingeritzt, bisher unbeachtet. Von einer geschwungenen Schmucklinie eingefaßte, durch zwei kleine Kreuze kenntlich gemachte Totengedächtnisinschrift. Kapitalis, schreibschriftlich. MichEL + FART + 1656 Die flüchtig eingeritzte Inschrift stellt wohl einen Reflex auf die noch lange nach Ende des 30jährigen Krieges herrschende Misere dar, die gelegentlich zu solchen Notbehelfen führte. Vgl. Nr. 491 von 1617. 8140 408 di034mz03k0055809 di034-0558 2 Meisenheim, Schloßkirche 1657-01-01 1657-12-31 1657AAA0000000A3 1657 1 Sarg der Herzogin Amalia Antwerpiana von Pfalz-Landsberg geb. Herzogin von Nassau-Oranien in der sogenannten Stephansgruft unter dem Mittelschiff der Kirche. Erstmals erwähnt anläßlich einer Gruftöffnung des Jahres 1767. Damals stand die noch intakte „zinnerne Lade“ rechter Hand erhöht auf einem Balken1). Seit dem in den siebziger Jahren erfolgten Einbau einer Fußbodenheizung in die Kirche ist die Gruft mit Bodenplatten bedeckt und damit unzugänglich. Ein bei dieser Gelegenheit aufgenommenes Foto2) der Gesamtsituation zeigt ganz rechts außen auf dem Boden der Gruft einen spitzgiebeligen Sarg, auf dessen vorderer Schmalseite gerade noch eine mehrzeilige Inschrift (A) mit der abschließenden, größer geschriebenen Jahreszahl 1657 zu erkennen ist – damit dürfte es sich eindeutig um den leicht beschädigten Sarg der Verstorbenen handeln. Laut der kopialen Überlieferung war er zudem mit insgesamt fünf (wohl ausgeschriebenen) Bibelsprüchen (B, C, D, E, F) bedeckt. Nach Specification. A Amalia Albertinaa) Principis Wilhelm von Oranien Tochter von seiner 3ten Gemahlin, der Fürstin von Montpensier, gebohren zu Antwerben den 29ten nov(embris)/den 9ten Dec(embris)b) 1581, getaufft allda den 15ten/den 25ten febr(uarii) 1582. Verheurathet zu Zweÿbrücken, den 24ten Jun(ii)/4ten Jul(ii) 1616 mit Herzog Friedrich Casimir, residirenden Pfalzgrafen zu Landsberg, Wittib worden den 20ten/30ten Sept(embris) 1645. Zu Montforth im Herzogthum Burgund, und endlich in Gott seelig entschlaffen zu Landsberg den 18ten/28ten Sept(embris) 1657.3) B Evang(elium) Joh(annis) des IIte Cap(itel) v(ers) 5 et 264). C Prediger Salomonis das 12te Cap(itel) v(ers) 75). D Psalm 116 v(ers) 76). E Psalm 90 v(ers) 107). F Eccles(iasticus) 38). Die Inschrift gibt nur einen kleinen Eindruck vom bewegten Leben der Verstorbenen wieder: Geboren in Antwerpen9) als eine der zahlreichen Töchter des berühmten Fürsten Wilhelm von Oranien, Generalstatthalter der Niederlande, und seiner dritten Frau, der Herzogin Charlotte von Bourbon-Montpensier10), verbrachte sie – früh verwaist – ihre Jugendzeit bei ihrer älteren Schwester Luise Juliana am kurfürstlichen Hof in Heidelberg. 25jährig verheiratete sich Amalia Antwerpiana mit Friedrich Casimir, dem zweiten Sohn des Herzogs Johann von Pfalz-Zweibrücken und Stifter der nach dem Sitz auf Schloß Landsberg (heute Ruine Moschellandsberg, Donnersbergkreis) genannten, nur kurz blühenden Linie Pfalz-Landsberg11). Ihr früh verstorbener Sohn Friedrich wurde in der Ludwigsgruft der Meisenheimer Schloßkirche bestattet und erhielt ein Epitaph in der Grabkapelle12); ihr zweiter Sohn Friedrich Ludwig folgte 1645 in der Regierung und wurde nach seinem Tode in der Stephansgruft neben seiner Mutter beigesetzt13). Das Ehepaar14) flüchtete zu Beginn des 30jährigen Krieges vor den spanischen Truppen zunächst nach Straßburg, dann auf Schloß Montfort (bei Montbard, Dép. Côte-d‘Or) in Burgund, einem mütterlichen Erbteil der Herzogin. Den Leichnam ihres dort verstorbenen Mannes konnte sie erst im Jahr 1647 nach Zweibrücken in die Fürstengruft der dortigen Alexanderkirche überführen15). Sie selbst nahm ihren Wohnsitz wieder auf Schloß Landsberg bei ihrem Sohn Friedrich Ludwig. Erst fünf Jahre nach ihrem Tod wurde ihr Sarg in die Stephansgruft nach Meisenheim gebracht und dort beigesetzt. Von späterer Hand richtig in Antwerpiana verbessert. Diese und die folgenden Tagesdaten sind übereinander angeordnet; vgl. zur Doppeldatierung Nr. 542 von 1640. So Specification und Crollius 15. Vgl. dazu Nr. 542 von 1640 mit Anm. 2. Folgt wohl als Zusatz des Kopisten „Deßen Leichen Text warn“. Joh. 11,25f. Pr. 12,7. Ps. 116, 7. – Der Bibelspruch befand sich „hinter dem Sarg“. Ps. 90,10. – Der Bibelspruch befand sich „auf der einen Seite“. Wohl Ecl. 3,1. – Der Bibelspruch befand sich auf der anderen Seite. Ihren Beinamen erhielt sie aufgrund der Übernahme der Patenschaft durch den Rat der Stadt Antwerpen, vgl. Crollius 136. Vgl. Europ. Stammtafeln NF I Taf. 115. Vgl. ebd. Taf. 32 und Anthes, Nachrichten pass. Vgl. Nr. 489 von 1617. Vgl. Nr. 592 von 1681. Vgl. zum Folgenden Crollius 136. Vgl. Kdm. Zweibrücken 132f. mit Abb. 76 und 77. Specification fol. 1. Copia Specification fol. 113. Crollius, Denkmahl 137. Heintz, Begräbnisse Nr. 131 (A). Heintz, Schloßkirche 208f. 8141 408 di034mz03k0055909 di034-0559 1 Argenschwang, ehem. Martinskapelle 1657-01-01 1657-12-31 1657AAA0000000A3 1657 0 Namensinschrift des Ludwig Rudolf von Sickingen. Noch um 1765 in der ehemaligen, heute abgegangenen Kapelle zusammen mit einer zweiten Namensinschrift als „in antiquo lapidi inscripta“ überliefert. Ausführung unbekannt. Nach Würdtw. Epitaphienbuch. Ludovicus Rudolphus v(on) Sickingen 26. nov(embris) 1657. Der inschriftlich Genannte konnte bislang weder identifiziert1), noch eine nachvollziehbare Verbindung zum weiblichen Namen der zweiten Inschrift2) hergestellt werden. Er könnte in den pfälzischen Zweig der Sickingen IV gehören, in der Ludwig als Kombinationsname zu dieser Zeit öfters auftaucht; vgl. Europ. Stammtafeln NF XI Taf. 64. Vgl. Nr. 432 von 1601. Würdtweinsches Epitaphienbuch 267. 8142 408 di034mz03k0056002 di034-0560 0 Greifenstein, Deutsches Glockenmuseum (aus Kirn-Sulzbach) 1658-01-01 1658-12-31 1658AAA0000000A3 1658 2 Glocke mit Bibelspruch und Jahreszahl. Sie dürfte ehemals wohl in der 1537 erstmals erwähnten, 1692/1697 bis 1808 simultan genutzten Kapelle1) des seit 1969 nach Kirn eingemeindeten Ortes Kirn-Sulzbach2) gehangen haben. Vermutlich seit 1953 im Besitz der Glockengießerei Rincker (Sinn)3), jetzt als Leihgabe im Deutschen Glockenmuseum auf Burg Greifenstein (Lahn-Dill-Kreis). Kleine Glocke mit dreizeiliger Schulterinschrift zwischen einfachen Rundstegen. Die Buchstaben befinden sich auf rechteckigen Plättchen. Oberhalb des Wolms drei Rundstege. Die Glocke ist vom Schlagring bis zur Unterkante der Inschrift geborsten, die Gußausführung ist unsauber. H. (o. Kr.) 43, Dm. 53, Bu. 2,5 cm. Kapitalis. IM B(U)CH D(ER) WEISZHEI(T) A(M) · 5 · CAP(ITEL) ALS DANN WIRT / DER GERECHTE STEHEN MIT GROSZER FREW=/DIGKEIT4) ANNO 1658a) Die 8 ist aus zwei kleinen, übereinander gestellten o gebildet. – Der Rest der Zeile ist unbeschriftet. Die frühere und die weitere Besitzgeschichte ist bislang unklar. Verblieb die Glocke in der 1772 neuerbauten kath. Kirche oder in der alten 1808 bis 1869 von evangelischer Seite genutzten Kapelle? Hing sie nach deren Abbruch auf einem separat errichteten Glockenträger bis zum Neubau der evang. Kirche 1931? Vgl. zur Kirchengeschichte K.-H. Wesemann, 50-Jahrfeier der Evangelischen Kirche Kirn-Sulzbach, in: 50 Jahre Evangelische Kirche Kirn-Sulzbach, Kirn-Sulzbach 1981, 8-18 und Helfenstein 107ff. Vgl. J. Mohr, Zur Ortskunde von Kirn-Sulzbach, in: Hbl. Kirn 1 (1921) Nr. 5. Vgl. den Hinweis bei Wesemann (wie Anm. 1) 15. Ws. 5, 1 (erste Hälfte). Deutsches Glockenmuseum Burg Greifenstein, Nr. 1987/27 (Kartei). K. Helfenstein, Geschichte des Ortes Kirn-Sulzbach. Idar-Oberstein 1992, 121. 8151 408 di034mz03k0056100 di034-0561 0 Hennweiler, Evang. Pfarrkirche 1659-01-01 1659-12-31 1659AAA0000000A3 1659 1 Epitaph für die Pfarrerstochter Anna Elisabeth Corvinus. An der südlichen Westwand der Turmhalle (ehemaliger Chor der Vorgängerkirche) mit Eisenklammern an der Wand befestigt. Kleiner, giebelförmiger Kalkstein mit schwach reliefiertem Wappen in der oberen Zone, umgeben von dem dreizeiligen Bibelspruch (A). Darunter die von einem umlaufenden Eierstab gerahmte Inschrift (B) in 12 Zeilen. Ränder bestoßen, untere Zeilen stark verwittert, Schriftverlust. H. 68, B. 60, Bu. 2-3 (A), 2,5-5 cm (B). Fraktur mit Kapitalis. A MARC(VS)a) 10 · / Lasset die Kindlein Zu mir komen / Dann solcher ist das Reich Gottes1) B AN(N)O 1659 den 22 · Junÿ ist im Herren / eingeschlaffen ANNA ELISABETHA, des / Ehrwüdigenb) v(nd) wolgelehrten Herr(n) Johan(nes) / MICHAELIS CORVINI Pfarherrs zu Hen/weiller Töchterlein, ihres alters 2 · jahr, / vnd 5 · monat / Du Armes Würmlein hast genug, nach deinem alter außgestanden, eh als dein Seelchen seinen Flug, genom(m)en aus leibes banden, [...]t nun in dein Seelig leben, [.....]s [.................]ben, Kreuzreim. Corvinus (auf Zweig sitzender Rabe, darüber Initialen I · M · C). Auffällig ist die Verwendung von Satzzeichen sowie die Hervorhebung der Namen durch Schriftwechsel. Bei den sechs kreuzgereimten Versen am Ende der Inschrift könnte es sich um ein zeitgenössisches Lied handeln. Die erwähnten Personen sind ansonsten unbekannt2). A in kleiner Schrift übergeschrieben. Sic! Mk. 10,14. Ein wohl zur Verwandtschaft gehörender Johann Friedrich Corvinus war 1650-1696 Pfarrer in Winterburg; vgl. dazu W. Rothscheidt, Die evangelischen Pfarrer in Winterburg, in: MrhKg 27 (1933) 20. Kdm. 181. Ziemer, Hennweiler 83 (teilw.). 8153 408 di034mz03k0056208 di034-0562 1 Bad Kreuznach, ehem. Rathaus 1609-01-01 1659-12-31 1659AAB0000000A3 vor 1659 0 Spruchinschrift am Ratstisch („extat in tabula senatoria“) der Stadt Kreuznach. Spätestens in der Nacht zum 13. September 1849 beim Brand des um 1480 erbauten Rathauses1) am Eiermarkt untergegangen. Die Inschrift ist lediglich durch einen handschriftlichen Eintrag des damaligen Stadtschreibers im Protokollbuch des Rats der Stadt Kreuznach überliefert. Ausführung2) unbekannt. Nach Rathsprotocollum. Hastu Gewalt, so richte recht, das Gott ist Herra) vndt du sein knecht, Richt nicht nach eines mannes clag, hör fvr auch, was d(er) and(er) sag3). Knittelverse. Die Datierung der vermutlich um einiges älteren Inschrift richtet sich nach der 1658/59 erfolgten Berufung Franz Jacob Blankenbeyls4) zum Stadtschreiber der Stadt Kreuznach und dem von ihm am 8. August 1659 neu angelegten Protokollbuch. Der Spruch bezieht sich wohl auf die Tätigkeit des im Rathaus tagenden Stadtgerichts5), das sich aus 14 Schöffen und dem vorsitzenden Oberschultheißen zusammensetzte. Das Protokoll führte der jeweilige Stadtschreiber. Velten liest weil Gott dein Herr. Vgl. dazu (mit Abb.) Kdm. 92 und K. Geib, Das alte Rathaus auf dem Eiermarkt und das heutige Bankgebäude der Commerz- und Privatbank, in: KHbll. 11 (1931) Nrr. 9 und 24. Aufgrund des ex[s]tat könnte man sich die Inschrift in erhaben gearbeiteten Buchstaben ausgeführt vorstellen. Der letzen Zeile liegt die alte Rechtsauffassung „audiatur et altera pars“ zugrunde, vgl. D. Liebs, Lateinische Rechtsregeln und Rechtssprichwörter. München 41986, 32. Vgl. zu ihm Nr. 570 von 1666. Vgl. Velten, Recht und Gericht 2, 4 und 5 (1956). Statt Creutznach Rathsprotocollum, anfangend vom 8. Tag Augusti jahrs 1659, fol. 1 (StA Bad Kreuznach, Gr. 101, Nr. 16). Velten, Alt-Kreuznach 109. C. Velten, Entstehung und Inhalt der Verfassung der sponheimischen Stadt Kreuznach, nach den darüber vorliegenden Quellen bearbeitet. Bad Kreuznach 1964, 44. Dotzauer, Verfassung 58. 8156 408 di034mz03k0056306 di034-0563 0 Meisenheim, Schloßkirche (aus Hochstetten-Dhaun) 1660-01-01 1660-12-31 1660AAA0000000A3 1660 3 Stifterinschrift des Wild- und Rheingrafen Johann Ludwig. Eingraviert auf einer großen silbervergoldeten Abendmahlskanne aus der Georgskapelle auf Schloß Dhaun1), seit 1813 am heutigen Standort2). Der Deckel des elegant gearbeiteten Gefäßes trägt neben der neuzeitlichen Inschrift (D) einen Kranz aus flach getriebenen Tulpenblüten, auf dessen zentraler Blattrosette ein vollplastischer Pelikan mit seinen drei Jungen sitzt. Den Henkel bildet ein schlanker Putto-Rumpf, dessen Körper aus der früchtebesetzten, knorpeligen unteren Griffhälfte herausragt. Als Daumenrast dient eine kleine, doppelschwänzige Nixe. Die Vorderseite der leicht konisch gewölbten Kanne wird von einem eingravierten Vollwappen eingenommen, an dessen Unterseite sich die Jahreszahl (B) befindet. Aus der Helmzier wächst ein Kruzifix mit Inschrift (A), wobei das Blut aus den Handwunden Christi von zwei Engeln in Kelchen aufgefangen wird3). Um den hochgewölbten Fuß reihen sich ebenfalls getriebene Tulpenblüten, die durch dicht beblätterte Stiele verbunden sind. Der ursprüngliche Ort der eigentlichen Inschrift (C) ist nicht mehr festzustellen4), sie scheint anläßlich der Hellermannschen Stiftung (D) unkenntlich gemacht und – da sie noch von Kdm. gelesen werden konnte – nach 1935 endgültig abgeschliffen worden zu sein. Das Beschauzeichen am Hals zeigt das Mainzer Rad, die stark abgegriffene Meistermarke ein eingestempeltes IB im Schild. Nach Kdm. (C). H. 37,5, Dm. 18 (Fuß) 11,5 (Deckel), Bu. 0,3 (A) cm. Kapitalis. A I(ESUS) N(AZARENUS) R(EX) I(UDEORUM)5) B 16 / 60 C [DIESE KANDT VEREHRT IN DIE KIRCH LUDWIG WILD- UNT RHEINGRAVE RITTERa) 1660] D HERR · HEINRICH · CARL · HELLERMANN · ASSESSOR · VEREHRET · BEIDE · KANNEN · DER · REFORMIRTEN · KIRCHE · IN · MEISSENHEIM · 1812 · No1 Wild- und Rheingrafen (zu Dhaun). Der Zeit seines Lebens in hohen kaiserlichen Diensten stehende Stifter (†1673 in Wien)6) folgte 1638 seinem Vater Wolfgang Friedrich7) in der Regierung. 1649 heiratete er in zweiter Ehe die Gräfin Eva Dorothea von Hohenlohe-Waldenburg8), die 1660 ebenfalls eine Kanne für die Georgskapelle stiftete. Anlaß beider Schenkungen war wohl die zu Beginn des Jahres 1661 erfolgte Fertigstellung der heute abgegangenen Kapelle im Obergeschoß des Südwestflügels des Dhauner Schlosses9). Der bislang unbekannte Goldschmied wurde jüngst mit dem Mainzer Meister Johann Beck (1622?-1693) identifiziert10), der nach dem 30jährigen Krieg mit der vorliegenden Arbeit erstmals an neue, aus den Niederlanden stammende Ornamentformen anknüpfte. Folgt ein Fragezeichen als Hinweis auf unsichere Lesung. Der frühere Standort ist auf der zweiten, gleichzeitig geschenkten Kanne (vgl. folgende Nr. 564) vermerkt. Die Kanne wurde 1812 von dem Bergamtsasseor H.C. Hellermann in Dhaun ersteigert (vgl. Kdm. 252) und, wie die aus diesem Anlaß in kapitalen Buchstaben auf dem Deckelrand eingravierte Inschrift mitteilt, nach Meisenheim gebracht. Ein sicherer Hinweis auf die liturgische Verwendung des Gefäßes als Weinkanne. Vermutlich war sie analog zur zweiten Kanne auf der Unterseite des Fußes eingraviert. Io. 19,19. Vgl. Schneider, Geschichte 215ff. – Da der Verstorbene wegen der damaligen politischen und militärischen Wirren entgegen den wild- und rheingräflichen Gepflogenheiten nicht nach St. Johannisberg überführt werden konnte, dürfte ihm auch kein Grabdenkmal errichtet worden sein, wie er es noch 1664 testamentarisch festgelegt hatte (FSSA Anholt, Archiv Dhaun, Tit. I D Nr. 540, fol. 2). In einem eigenhändig verfaßten Kodizill vom 12. November 1669 verfügte er zusätzlich (ebd. Nr. 541, fol. 1v): „jedoch zuvor von gedachter verlassenen barschafft sol man mir ein ehrlich Epitavium zur gedegnus auffrichten lassen, welches doch ohne große Kosten, sondern vngefehr von solchem preis wie albereidt eines zu S. Johannesberg von Steinen stehet, sein solle, da man dan in Schrifften gedencken kann, wie vndt wo ich von anfang meiner jugendt gewessen“ (folgt eine ausführliche Aufzählung seiner Lebensstationen). Vgl. dessen gemaltes Holzepitaph in St. Johannisberg (Nr. 539), auf dem Johann Ludwig im Alter von 18 Jahren dargestellt ist. Vgl. Europ. Stammtafeln NF IV Taf. 104. Vgl. Nr. 269 von 1529 Anm. 4. Vgl. Bösken 28, 36 und 66. – Kdm. liest irrtümlich DP, weist aber auf die Mainzer Herkunft hin. Kdm. 252 mit Abb. 328 Nr. I 6 (nur Beschauzeichen). Bösken, Goldschmiedezunft 66 mit Abb. auf Taf. 5 b. 8157 408 di034mz03k0056404 di034-0564 0 Meisenheim, Schloßkirche (aus Hochstetten-Dhaun) 1660-01-01 1660-12-31 1660AAA0000000A3 1660 6 Stifterinschrift der Wild- und Rheingräfin Eva Dorothea, geb. Hohenlohe-Waldenburg auf einer silbervergoldeten Abendmahlskanne. Sie stammt laut Inschrift aus der Georgskapelle auf Schloß Dhaun und befindet sich seit 1813 am heutigen Standort1). Der mit Blüten- und Rankenwerk verzierte Deckel des Gefäßes trägt im Zentrum ein graviertes Wappen. Der geperlte, mit Voluten versehene Henkel endet in einem als Daumenrast dienenden Engelkopf. Der glatte Körper der Kanne ist reich mit eingraviertem Rollwerk und Blütenornament überzogen. Die ursprüngliche, gerade noch lesbare Inschrift (A) wurde wohl anläßlich der Hellermann‘schen Schenkung (B) fast ganz abgeschliffen; sie befindet sich in zwei Kreisen angeordnet auf der Unterseite des flachgewölbten Fußes. Dabei auch zwei Meistermarken (Beschauzeichen?) mit den eingestempelten Buchstaben FK und HP. H. 23, Dm. 15 (Fuß), 10 (Deckel), Bu. 0,5 cm. Kapitalis. A EVA DOROTHE · WILD VND RHEINGRAEVIN · DONIRT · DISE · KAND · SAMET · DER · SCHACHTEL · IN · DIE · NEVE / · SCHLOSCAPELL · ZV · DHAVN · IM · IAHR · 1660 · B DIESE ABENDMAHLSKANNE · Nro 1 · VND DIE Nro 2 · WVRDEN ZVR REFORMIRTEN KIRCHE x / x DAHIER VEREHRET · VON · HEINRICH CARL HELLERMANN · ASSESSOR / MEISSENHEIM AM 22ten IVLI 1812 · / Nro 2a) Hohenlohe-Waldenburg. Die 1624 als Tochter des Grafen Philipp Heinrich von Hohenlohe-Waldenburg geborene Stifterin war mit dem Wild- und Rheingrafen zu Dhaun Johann Ludwig verheiratet, der anläßlich der Fertigstellung der Schloßkapelle ebenfalls eine sich heute in Meisenheim befindliche Abendmahlskanne schenkte2). Der Goldschmied dieser vorzüglichen Arbeit ist bislang unbekannt, wird aber von Kdm. einer Heilbronner Werkstatt zugeschrieben. Nr. wird am Halsrand wiederholt. Diese Kanne wurde 1812 zusammen mit einer zweiten (Anm. 2) von H.C. Hellermann in Dhaun ersteigert (vgl. Kdm. 252) und, wie die aus diesem Anlaß in kapitalen Buchstaben eingravierte Inschrift mitteilt, nach Meisenheim gebracht. Vgl. den Kommentar zur vorhergehenden Nr. 563. Kdm. 253 mit Abb. 328 Nr. I 5 (nur Meistermarke). 8158 408 di034mz03k0056502 di034-0565 0 Hüffelsheim, Rathaus 1661-01-01 1661-12-31 1661AAA0000000A3 1661 2 Glocke mit Meisterinschrift. Links oben im Dachreiter des alten Rathauses. Kleine Glocke mit einzeiliger Schulterumschrift zwischen doppelten Rundstegen, als Worttrenner dienen neben einfachen auch Doppelpunkte. Dm. 53, Bu. 1,5 cm. Kapitalis. · PETER · SPECK · ZV · MENZTa) · GOSS · MICH · · 1661 · Auftraggeber der einfachen Gemeindeglocke waren vermutlich die Hüffelsheimer Ortsherren Boos von Waldeck1). Dem zum Kreis der Mainzer Glockengießerfamilie Klapperbach zählenden Peter Speck2) sind in den Jahren 1651 bis 1666 insgesamt 17 Glocken nachzuweisen. Sic! Vgl. Nr. 289 von 1542. Vgl. zu ihm Fritzen, Glockengießer I 91f. Kdm. 187. Liste der Glocken 3. 8159 408 di034mz03k0056600 di034-0566 0 Stromberg, Evang. Kirche 1661-01-01 1661-12-31 1661AAA0000000A3 1661 2 Meßkelch mit Stifterinschrift des Ehepaars Anna und Friedrich Chunius (Hundius?), sowie Meistermarke des Gabriel Sturm. Kleiner, versilberter Kelch mit becherartiger Kuppa, umgekehrt birnenförmigem Nodus und gewölbter Fußplatte, darauf die Meistermarke. Die Inschrift ist umlaufend auf dem inneren Rand des Fußes eingraviert. H. 19,2, Dm. 9,4 (unten), 8,9 (oben), Bu. 0,3 cm. Kapitalis. GS // FREDERICH · CHVNIVSa) · VND · SEIN · HAVSFRAV · ANNA · VEREHREN · DESEN · BECHER · IN DIE · KIRCH · STRVMBERG · ANNO · 1661b) Bei dem Stifter1) könnte es sich um den von 1683 bis 1692 in Stromberg amtierenden evangelischen Pfarrer Johann Friedrich Hundius gehandelt haben, wohl einen Sohn oder Verwandten des dort bis 1668 wirksamen Pfarrers Martin Hundius. Der Kelch wird dem am 18. Februar 1669 im Alter von 63 Jahren verstorbenen Kreuznacher Goldschmied („auch gewesener Rats- und Gerichtsverwandter“) Gabriel Sturm2) zugeschrieben. N spiegelverkehrt. Folgt eine abschließende Zierranke. Vgl. zum folgenden A. Rosenkranz, Stromberg, in: MEKgR 6 (1957) 140f. So W. Scheffler, Goldschmiede Rheinland-Westfalens. Daten, Werke, Zeichen. Berlin-New York 1973, 706. Kdm. 400. Reformatio. 400 Jahre Evangelisches Leben im Rheinland (Ausstellungskatalog). Köln 1965, Nr. 524. 8161 408 di034mz03k0056708 di034-0567 0 Hochstetten-Dhaun (Ortsteil Dhaun), Evang. Kirche 1664-01-01 1664-12-31 1664AAA0000000A3 1664 0 Glocke mit Spruch- und Meisterinschrift, im Glockenstuhl. Einzeilige Schulterumschrift zwischen Lilien- und Blütenrankenfries. Als Worttrenner dienen Rosetten. H. (m. Kr.) 56, Dm. 55, Bu. 2 cm. Kapitalis. +a) IM · NAMEN · IESV · FLOS · ICH · IACOB · CROMELb) · GOS · MICH · ANNO · 1664 Der Buchstabenbestand der sorgfältig gearbeiteten Glocke zeichnet sich durch die durchgehende Verwendung des spiegelverkehrten N aus, A zeigt einen gebrochenen Balken. Dem vornehmlich im Rheinland tätigen Glockengießer lassen sich im Zeitraum von 1653 bis 1669 fünf weitere Glocken nachweisen1). Der Knittelvers scheint einer zeitgenössischen Vorliebe der Jahrhundertmitte zu folgen2). Textbeginn nach Sternchen. Kdm. und Schellack lesen GROMEL. Vgl. Walter, Glockenkunde 715 und Renard, Glocken 69. Vgl. die entsprechenden Glockeninschriften von 1646, 1647, und 1648 bei Walter, Glockenkunde 358ff. Jüngst, Chronik 38. Kdm. 155. Schellack, Kirchen 16. Lipps, Entdeckungsreisen 124. 8162 408 di034mz03k0056806 di034-0568 2 Meisenheim, Schloßkirche 1665-01-01 1665-12-31 1665AAA0000000A3 1665 0 Sarg des Pfalzgrafen Johannes von Pfalz-Zweibrücken(-Landsberg) in der sogenannten Stephansgruft unter dem Mittelschiff der Kirche. Erstmals erwähnt bei einer Gruftöffnung des Jahres 1767 als auf dem Boden stehender Sarg1). Nach dem Einbau einer Fußbodenheizung in den siebziger Jahren wurde die Gruft mit Bodenplatten bedeckt und ist seitdem unzugänglich2). Nach Specification. Johannes Comes Palatinus Serenissimorum Principum Friderici Ludovici et Julianae Magdalenae Comitum Palatinorum Filius natus Meisenhemii dena) 1ten Febr(uarii) 1663, ibidem denatus dena) 25ten Jan(uarii) 1665. Johannes, Pfalzgraf, Sohn der erlauchten Fürsten und Pfalzgrafen Friedrich Ludwig und Juliana Magdalena, ist geboren zu Meisenheim am 1. Februar 1663 und daselbst gestorben am 25. Januar 1665. Das Geburtsdatum des Frühverstorbenen richtet sich noch nach der Zählung alten Stils, daher gibt Copia Specification den 11. Februar an. Johannes war ein spät geborener Sohn aus der Ehe des Herzogs Friedrich Ludwig von Pfalz-Landsberg (seit 1661 Herzog von Pfalz-Zweibrücken) und seiner Frau Julia Magdalena, Tochter des Herzogs Johanns II. von Pfalz-Zweibrücken3). Taufpaten des jungen Prinzen waren sein Großonkel König Karl XI. von Schweden und die Landstände des Herzogtums Zweibrücken4). Seine Mutter und sein jüngerer Bruder Gustav Johann wurden ebenfalls in der Stephangsgruft beigesetzt5). Sic! So Specification. Ein damals angefertigtes Foto (vgl. dazu Nr. 542 von 1640 mit Anm. 2) zeigt einen intakten und einen beschädigten Kindersarg. Vgl. Europ. Stammtafeln NF I Taf. 32 (der Verstorbene wird dort nicht verzeichnet). So Heintz. Vgl. Nr. 553 von 1652 und Nr. 581 von 1672. Specification fol. 2v. Copia Specification fol. 114v. Crollius, Denkmahl 145. Heintz, Begräbnisse Nr. 136. Heintz, Schloßkirche 216. 8163 408 di034mz03k0056906 di034-0569 0 Argenschwang, ehem. Pfarrhaus 1665-01-01 1665-12-31 1665AAA0000000A3 1665 1 Wappenstein mit Initialen und Jahreszahl. Eingelassen im gemauerten Erdgeschoß zwischen den straßenseitigen Fenstern des Fachwerkhauses Am Ehrenmal 1 (ehemaliges lutherisches Pfarrhaus); freigelegt bei Renovierungsarbeiten in den Jahren 1979/801). Gut erhaltene hochrechteckige Tafel aus rötlichem Sandstein, im abgekehlten Feld zwei stark reliefierte, von einer gemeinsamen Adelskrone umfangene Wappen, darüber in den Ecken die Initialen in Kapitalis, darunter die Jahresangabe in Fraktur. H. 66, B. 53, Bu. 3,5-5 cm. Kapitalis, Fraktur. E(BERHARD) V(ON) L(EYEN) // M(ARIA) E(LISABETHA) V(ON) L(EYEN) / G(EBOHRNE) V(ÖGTIN) Z(V) H(VNOLSTEIN) // Anno · 1665 · Leyen; Vogt von Hunolstein. Auffallend ist der Wechsel von zweibogigem und kapitalem E. Burg und Dorf Argenschwang (ursprünglicher Name Hausen) gehörten seit 1406 der an der unteren Nahe begüterten Familie von Leyen2). Die Inschrift bezieht sich auf die durch Eberhard von Leyen veranlaßte Errichtung der lutherischen Pfarrei im Jahre 16633), nennt daher das stiftende Ehepaar sowie den Zeitpunkt der Fertigstellung des zugehörigen Pfarrhauses. Eberhard4), entfernter Nachkomme Peters von Leyen5), kaiserlicher Oberstleutnant und Hauptmann des Ritterkantons Niederrhein, war seit 1646 mit Maria Elisabeth, Tochter des Johann Adam Vogt von Hunolstein verheiratet. Falls es sich bei der auffälligen Krone um die Darstellung einer sogenannten Freiherrenkrone handeln sollte, könnte dies ein vorweggenommener Hinweis auf die 14. Mai 1670 erfolgte Erhebung des Stifters und seiner Brüder in den Reichsfreiherrenstand6) sein. Vgl. Denkmalpflege 1979/80, 196. Vgl. Seibrich, Entwicklung 120 und Rhein. Antiquarius II 16, 120ff. Vgl. LHAK Abt. 33 Nr. 4189. Vgl. zum Folgenden Mertens, Züsch 209, die Stammtafel 3 im Anhang und Kdm. 53. Vgl. Nr. 306 von 1551. Vgl. Rhein. Antiquarius II 16, 129. 8166 408 di034mz03k0057009 di034-0570 0 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1666-01-01 1666-12-31 1666AAA0000000A3 1666 11 Grabplatte für Franz Jacob Blankenbeyl, seinen Sohn Johann Jacob und seine Tochter Johanna Catharina Elisabetha. Sie wurde vermutlich während der Renovierungen der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts1) als erster Stein von Osten außen in die Südwand des Chors eingelassen. Große Platte aus rotweißem Sandstein mit Umschrift auf profilierter Leiste, die sich im vertieften Mittelfeld unter einem reliefierten Vollwappen im Lorbeerkranz vielzeilig fortsetzt; anschließend folgen zwei Bibelsprüche. Insgesamt stark verwittert und bestoßen, im unteren Viertel durch die Anbringung von Lüftungskanälen bereits im Jahr 19102) verunstaltet. Untere Leiste fehlt. Die dreiecksförmigen Worttrenner sitzen auf der Linie. Erg. nach Foto. H. 186, B. 95, Bu. 3-4,5 (Umschrift) cm. Kapitalis. ANNO · 1666 · DEN · 18 · OCTOBR(IS) · IST / IM · HERREN · SELIG · ENTSCHLAFEN · [HER]R · FRANTZ · IA[COB / ..... .....]a) / ZV · CREV[TZENACH ...AE]TAT(IS) · 57 · IAHR [...] // ZVVOR · DEN · 1 · DISSES = / STARB · SELIG · SEIN · LIEBES = / SOHNLEIN · IOHANN · IACOB / AET(ATIS) · IM · 7 · IAHR · 12 MONAT / VND · MIT · DEM · VATTER / IST · BEGRABEN · SEIN · LIE/[BES · TO]CHTERLEIN · IOHAN/[NA · CA]THARINA · ELISABE/[TH · AE]T(ATIS) · IM · 3 · IAHR / PSALM · XXXIV · / [DER · GER]ECHTE · MVS = / [....]b) [· LEIDEN · AB]ER · DER · HERR / [HILFT · IM ·] AVS · DEM · ALLEMc)3) / II · COR · V · / WIR · WISSEN · SO · VNSER / IRD[ISCH · HA]VS · DISER[· HVT]/TE[N · ZV]BROCHEN [· WIRT] / DAS [· WIR] · EINEN · B[AW · HA/BEN · VON · GOTT · ERBAVET / EIN · HAVS · NICHT · MIT ... / ..... / .....]d)4) Blankenbeyl (ein schräglinker zweilätziger Steg, darüber ein Stern). Franz Jacob Blankenbeyl5) wurde 1658/59 gegen den Widerstand des badischen Oberamtmanns vom Rat der Stadt Kreuznach zu ihrem Syndicus, Stadtschreiber und Waisenvogt berufen. Die Voraussetzung dazu war sein Stand als – wie er sich selbst bezeichnete – „iuris consultus“, Licentiat der Rechte und admittierter öffentlicher Advokatus. Aufgrund anhaltender Querelen mit dem Rat wurde er Anfang des Jahres 1665 aus dem Dienst entlassen und arbeitete seitdem als freier Anwalt. Kdm. ergänzt hier aufgrund des Kirchenbuches BLANCKENBEIL GEWESENER STADTSYNDICUS. Nach der Lutherbibel wäre hier VIEL zu ergänzen. Sic! Nach der Lutherbibel wäre hier HENDEN GEMACHT / DAS EWIG IST IM HIMEL zu ergänzen. Vgl. Einleitung XIX. Vgl. Häuser/Renard, Wiederherstellungsarbeiten 31. Ps. 34,20. 2 Kr. 5,1. So die zeitgenössische Schreibweise; vgl. dazu und zum Folgenden C. Velten, Der Kreuznacher Stadtschreiber Blanckenbeyl, in: KHbll. 2 (1959) 1 sowie Nr. 562 von vor 1659. Schloßparkmuseum Bad Kreuznach, Fotosammlung (ohne Neg.-Nr., Aufnahme vor 1910). Kdm. 71 (teilw.). 8168 408 di034mz03k0057107 di034-0571 0 Niederhausen, Evang. Pfarrkirche 1666-01-01 1666-12-31 1666AAA0000000A3 1666 3 Buchstabenfolge mit Jahreszahl. Auf einem querrechteckigen Bruchstein aus Sandstein als Spolie in die innere Friedhofsmauer gegenüber der Nordseite des Langhauses vermauert, bisher unbeachtet. Herkunft unbekannt. H. 14, B. 32, Bu. 3-4 cm. Kapitalis. EMa) + SIM · FI · D / 1666 Die vorläufig nicht aufzulösende Buchstabenfolge orientiert sich an der unregelmäßigen Kante des nur grob behauenen Steines. Das Kreuz könnte auf eine Verwendung als Totengedächtnisinschrift verweisen. Da der Buchstabe im Gegensatz zum folgenden M mit hochgezogenem Mittelteil aus zwei auf den Kopf gestellten V gebildet wurde, könnte es sich damit auch um ein auf den Kopf gestelltes W handeln. 8170 408 di034mz03k0057205 di034-0572 2 Niederhausen, Evang. Pfarrkirche 1501-01-01 1700-12-31 1700BBE8400BEBB3 1666/16.-17.Jh.? 1 Jahreszahl und eine Buchstabenfolge an der Außenseite der ehemaligen Wallfahrtskirche St. Mechthildis. Die Jahreszahl (A) war auf der Nordseite des Langhauses in den Putz geritzt, wurde 1960 bei der Erneuerung der Kirche überstrichen1). Die kaum lesbare Buchstabenfolge (B) befindet sich – dick mit gelber Farbe überstrichen – in etwa 170 cm Höhe in einem Quader der Nordwestecke der Sakristei eingehauen. Als Worttrenner dient ein kleines o. Bu. 4 cm. Kapitalis. A 1666 B CWFhTMa) · FT Der schlechte Zustand der zweiten Inschrift erlaubt keine Aussagen zu ihrer Bestimmung. Eckiges C und rundes h unsicher. Freundliche Mitteilung von Herrn Pfarrer H. Böhm, Niederhausen, vom 22. August 1986. 8171 408 di034mz03k0057303 di034-0573 0 Meisenheim, Schloßkirche 1666-01-01 1667-12-31 1667BAA8334AABA3 (1666)/1667 3 Epitaph für Dorothea Ursula von Kötteritz geb. von Steinkallenfels und ihre Enkelin Juliana Magdalena von Steinkallenfels. Erster Stein von Osten an der Wand des nördlichen Seitenschiffs. Einfache Platte aus graugelbem Sandstein mit einer aus schuppenartig aufeinandergelegten Scheiben verzierten Leiste und den zwei Ehewappen als Bekrönung. Im Mittelfeld 17zeilige, zentrierte Inschrift, nach zwei Zeilen unterbrochen von einem reliefierten, persönlichen Ehewappen der Verstorbenen, das von jeweils zwei namentlich bezeichneten Ahnenwappen begleitet wird. 1893 wurde ein früher aufgetragener Kalkanstrich entfernt und der Text schwarz nachgezogen1). H. 250, B. 100, Bu. 4,5 cm. Fraktur. Dieser Stein Heget die Traurige Ehren / Gedechtnus // Frauen Dorothee Vrsulen von Kötteritz / Geborner Von SteinCallenfels / Welche / In dem Jahr 1608 den 14 Jenner gebohren / 1631 Ahn Christoff vona) Grorodt vnd wiede=/rumb in dem Jahr 1639 ahn Hanß / Henrich von Kötteritz verheurathet / Endlich alhier Zu Meisenheim den 26 / Maÿ 1666 durch ein seeliges Endt / aus dieser welt Versetzet worden / Vnd neben Ihrem Encklin Julianen Magdale/nen von SteinCallenfels So den 24 Jan(uarii) / des Jahrs 1666 gebohren Ihr den 18 Maÿ 1667 gefolget / Hier Vnden Ruhet Steinkallenfels, Kötteritz; Kötteritz, Dorothea Ursula (gespalten von Grorodt, Steinkallenfels, Kötteritz). Wappen mit Beischriften: Von Stein/Callenfels, Der Koppenstein; Von Ehrin/traut, Freÿ von Theren. Die Schrift ist in einer sorgfältig gearbeiteten Fraktur gehalten. Das große Allianzwappen besteht aus einer ungewöhnlichen Kombination aus dem Geburtswappen der Verstorbenen, den Wappen ihrer beiden Ehemänner sowie einem Kronenreif als Helmzier. Dorothea Ursula war die älteste Tochter aus der zweiten Ehe des Melchior von Steinkallenfels mit Elisabeth von Ehrentraut2). Mit 23 Jahren heiratete sie ihren ersten Mann Christoph von Grorodt (auch Graerodt oder Graurodt) aus der bei (Wiesbaden-)Frauenstein ansässigen Familie der ersten Frau ihres Vaters. Nach seinem Tod und auch nach der Heirat mit ihrem zweiten Mann Johann Heinrich von Kötteritz3) wohnte sie weiter im sogenannten Grorodter Hof4) zu Meisenheim. In diesem Hause zog sie ihren früh verwaisten Neffen Philipp Melchior von Steinkallenfels5) auf, der im Jahr 1660 als Pfalz-Zweibrücker Oberamtmann ihre einzige Tochter Juliana Magdalena6) heiratete und damit in den Besitz des umfangreichen Grorodt‘schen und Kötteritz‘schen Erbes gelangte. Die Beisetzung ihrer Enkelin Juliana Magdalena ins gemeinsame Grab weist auf den Zeitpunkt der Fertigstellung des Epitaphs. In winzigen Buchstaben wohl nachträglich oben eingefügt. So Heintz, Grabdenkmäler Nr. 102. Bei dieser Aktion kamen auch Reste einer früheren Bemalung zum Vorschein. Vgl. zu dieser eigenen Linie Steinkallenfels-Steinkallenfels Conrad, Steinkallenfelser Adel 5 (1961). Vgl. sein verlorenes Grabdenkmal Nr. 546 von 1648 in Merxheim. Der spätere sogenannte Hunolsteiner Hof (Amtsgasse 13), vgl. dazu Lurz, Meisenheim 90. Vgl. zu ihm ausführlich M. Ohlmann, Philipp Melchior von Steinkallenfels, in: Hbl. Kirn 23 (1943) Nr. 1-5, 2ff. Ihr eindrucksvolles Epitaph von 1718 befindet sich neben dem ihrer Mutter in der Schloßkirche zu Meisenheim, vgl. Kdm. 266 (Text) und Abb. 262a. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 462 (erw.). Heintz, Grabmäler Nr. 104. Heintz, Schloßkirche 260. Kdm. 265. Fröhlich/Zimmermann, Schloßkirche 74f. 8175 408 di034mz03k0057401 di034-0574 1 Weinsheim, Kirchgasse 1 1667-01-01 1667-12-31 1667AAA0000000A3 1667 0 Namens- bzw. Bauinschrift. In einer Kartusche auf einem senkrechten Balken im Obergeschoß des zweistöckigen Fachwerkhauses Kirchgasse 1, heute nicht mehr lesbar. Schrift wohl Kapitalis. Nach Lipps. ABRAHAM HEINRICH STEPHAN 1667 Sollte die mündliche Überlieferung1) zutreffen, dürfte es sich bei der Inschrift um einen Hinweis auf eine Umbaumaßnahme des damaligen Eigentümers an der wohl 1596 errichteten Hofanlage2) handeln. Lipps ediert „nach Angaben der Besitzer“. Vgl. Nr. 320 IV von 1596. Lipps, Entdeckungsreisen 262. 8183 408 di034mz03k0057509 di034-0575 0 St. Johannisberg, Evang. Kirche 1668-01-01 1668-12-31 1668AAA0000000A3 1668 4 Epitaph mit Grab- und Stifterinschrift des Wild- und Rheingrafen (zu Dhaun) Friedrich Philipp. Innen an der Südseite des Chors an der Wand befestigt (Plan Nr. 22). Großes Grabdenkmal aus weißgelbem Sandstein mit auffälligen braunen Einsprengseln; als Aufsatz dient sein mit Kriegsstükken umgebenes und von einem Totenkopf bekröntes Vollwappen. Darunter ist der Verstorbene als Standfigur in zeitgenössischer Prunkrüstung dargestellt, den linken Fuß vorgesetzt, die Linke in die Seite gestützt, in der Rechten den Kommandostab, den Helm zu Füßen. Über seinem Haupt schweben zwei aus den Wolken kommende, eine Krone haltende Hände. Die fast vollplastisch gearbeitete Figur wird von lorbeerumwundenen Säulen und weit ausladenden schneckenförmig gerollten Seitenteilen umrahmt. Die Stifterinschrift (A) läuft auf dem hervorspringenden profilierten Gesims der Sockelzone um, darunter schließt sich eine querovale, von Voluten umgebene Kartusche mit der gereimten Inschrift (B) in acht Zeilen an. Das Epitaph ist gut erhalten, ergänzt wurde lediglich die Nasenpartie1); Augen und Lippen sind leicht getönt. H. ca. 380, B. 135, Bu. 2-3 cm. Kapitalis. A DIS HATT Z(U) EHR(EN) SET/ZEN LASSE(N), IHRM IM 24 / IAHR · ALT(EN) / A(NN)Oa) · 1668 · IN GOTT VERSCHIDENE(N) H(E)RN VETT(ER) DES HERN / VATT(ER) / SCHWEST(ER) AMALIA MARG(ARETHA) FR(AU) / W(ILDGRÄFIN) · Z(U) · D(HAUN) · V(ND) · K(YRBURG) · RH(EIN)GR(ÄFIN) Z(UM) STEIN · B FRIDRICH PHILIPS RHEINGRAFF GENA(N)T WAR ICH Z(UM) STEIN WILDGRAFF Z(U) DHAU(N), KYRB(URG) UND WAS ES SONST MAG SEIN HATTb) RUHM UND EHR ERLANGT DURCH MEINEHNE WAFFEN DAS ICH MAIOR Z(U) PFERD MEIN KNECHTEN GAB ZU SCHAFFEN DIE SPANIEN MIR VERTRAUT HÄTT GOTT GEFRIST MEI(N) LEBE(N) SO WAR MEIN MUTH BEREIT NACH GRÖSSER EHR Z(U) STREBE(N) VERRÄTHERISCHER FEIND DRANG ABER ZU MIR EIN DAS ICH ENTSEELET LIG RUEH UNTER DIESE(M) STEIN Knittelverse. Wild- und Rheingrafen (zu Dhaun). Beide Inschriften sind unregelmäßig mit erhöhten Versalien versehen; auffällig sind zudem die zahlreichen Buchstabenverbindungen, die wohl auf den beschränkten Platz zurückzuführen sind. Daher sind auch die vier Knittelverse ohne größere Wortzwischenräume abgefaßt. Die beiden Herrschaftsbeinamen Stein (für Rheingrafenstein) und Kyrburg entsprechen nicht den tatsächlichen Verhältnissen und dürften des Reimes wegen aufgenommen worden sein. Wie aus der Stifterinschrift hervorgeht, wurde das Grabdenkmal von der Wild- und Rheingräfin Amalia Margaretha (†1674)2), der als Stiftsdame in Gandersheim lebenden Tante des Verstorbenen, in Auftrag gegeben. Der unbekannte Bildhauer soll dem Kreis um den Mainzer Meister Arnold Harnisch nahestehen3). Friedrich Philipp wurde am 24. Oktober 1644 als ältester Sohn aus der ersten Ehe des Wild- und Rheingrafen Johann Ludwig mit Elisabeth, Wild- und Rheingräfin zu Salm4) geboren. Schon früh für die militärische Laufbahn bestimmt, hielt er sich zunächst zusammen mit seinem Bruder Johann Philipp (†1693)5) studienhalber im damals spanischen Brüssel auf, wurde dann Hauptmann des Fürstbischofs von Münster und avancierte schließlich zum Obristwachtmeister im spanischen Regiment Miricourt in den Niederlanden. Er fand seinen frühen Tod am 26. Oktober 1668, als er während eines Heimataufenthaltes von marodierenden kurpfälzischen Soldaten bei Simmern unter Dhaun (heute Simmertal) ermordet wurde, indem er „nicht allein zur linken Brust zum Arm eingeschossen, sondern auch einen Stich uff die Brust zum Magen bekommen“6). Letzter Buchstabe klein hochgestellt. Folgt oben rechts Auslassungszeichen. Vgl. Hensler. Auf dem gemalten Epitaph ihrer Eltern, des Wild- und Rheingrafen Wolfgang Friedrich und seiner Frau Elisabeth von Solms-Braunfels (vgl. Nr. 539 von 1638) ist sie als namentlich bezeichnetes Kleinkind abgebildet. Kdm. 338. – Von dem 1666 bis 1684 nachweislich in Mainz arbeitenden Bildhauer und seiner Werkstatt sind zahlreiche Grabdenkmäler im Mainzer Dom überliefert, vgl. Arens, Mainzer Inschriften I Nr. 1626 u.a. (weitere Nachweise ebd. II, Reg.). Vgl. Europ. Stammtafeln NF IV Taf. 104. Die Grabplatte (mittlerweile senkrecht an der Ostwand des Chors) für ihn und seine Frau sowie ihr aufwendiges Epitaph befinden sich ebenfalls in St. Johannisberg. Vgl. Kdm. 338 mit Taf. XVII sowie die Anm. 3 zu Nr. 139 von 1465. Eintrag im Kirchenbuch durch den damaligen Pfarrer, zit. nach Ohlmann. – Vgl. zum Lebenslauf und zur Todesursache ausführlich Schneider 220f. (wohl nach einer Leichenpredigt). Schneider, Notizen I (nach Eintrag 1465; teilw.). Schneider, Geschichte 255 (teilw.). Rhein. Antiquarius II 19, 140 (teilw.). Hensler, Wiederherstellung 51 (teilw.). M. Ohlmann, Der Tod des Rheingrafen Friedrich Philipp von Dhaun 1668, in: Hbl. Kirn 8 (1928) Nr. 9. Kdm. 337 mit Abb. 251. Brendel, Geschichte 300. Schellack, Burgen 11 (1962) (teilw.). Schellack, Kirchen 22 (1965). NN., Stiftskirche 109. Fröhlich/Zimmermann, Stiftskirche 17f. mit Abb. 8184 408 di034mz03k0057607 di034-0576 0 St. Johannisberg, Evang. Kirche 1669-01-01 1669-12-31 1669AAA0000000A3 1669 1 Grabplatte der Judith Margarethe Hufeisen, geb. Riese. An der Nordseite des Schiffs neben dem westlichen Chorpfeiler an der Wand befestigt (Plan Nr. 3), aufgefunden bei der Renovierung der Kirche in den Jahren 1909/101). Schmale Platte aus grauem Sandstein, gerahmt von einer eingehauenen Linie. Im Feld in kapitalen Buchstaben namentlich bezeichnetes, flach reliefiertes Allianzwappen im Lorbeerkranz, darüber Bibelspruch, darunter zehnzeilige Grabinschrift. Die untere, unbeschriftete Leiste fehlt. H. 117, B. 88, Bu. 3 cm (Fraktur), 3,5-5 cm (Kapitalis). Fraktur/Kapitalis. Hiob am 19. / Ich weiß das mein Erlöser lebet (et cetera)2) // Hier ligt begraben die Edel Ehr: v(nd) Tugendsame / Fraw Judichaa) Margretha Rießin Her(r) Heinrich / Wilhelm Huffeißens Reingre(flichen) Keller v(nd) Co(mm)e(n)da(n)te(n) / zu Dhaun Eheliche Frau, mit welchen Sie 3 Ki(n)der / als Henrich Anthon Philip Sophi v(nd) Johann Carl / Anthon gezeuget, v(nd) den 1. MARTŸ 1669 morgens / vmb 3: vhr ihres alters in 32. iahr in Kinds=/nöthten im Herrn seligl(ich) verschieden, deren / Gott ein Fröliche aufferstehung verlein wolle. / Amen. Wappenbeischrift: I(UDITHA) · M(ARGARETHA) · G(EBORENE) · RIESIN. Wappen: rechts geteilt, oben Lilie, unten schreitender Löwe; links ein stehender Landsknecht (Riese?) mit aufgerichteter Lanze in der Rechten). Die Familie Riese wurde später geadelt und brachte zahlreiche wild- und rheingräfliche Beamte hervor3). Außer den in der Inschrift mitgeteilten Nachrichten ist über die aufgeführten Personen nichts bekannt. Sic! Vgl. Hensler, Wiederherstellung 50. Kürzung durch entsprechendes Zeichen. – Job 19,25. Vgl. Fröhlich/Zimmermann. Kdm. 338. Fröhlich/Zimmermann, Stiftskirche 19f. 8185 408 di034mz03k0057705 di034-0577 0 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1670-01-01 1670-12-31 1670AAA0000000A3 1670 3 Epitaph für Ulrich Stricker. Außen auf einem Sockel am nördlichen vorgesetzten Pfeiler der Westwand des 1768/71 anstelle des Vorgängerbaus neu errichteten Schiffs. Hochrechteckiges Fragment aus gelblichem Sandstein mit noch erhaltener 13zeiliger Grabinschrift im Spiegel, bekrönt von einem mit einem Wappen im Lorbeerkranz und zwei begleitenden Rosetten versehenen, volutenartigen Aufsatz. Stark verwittert und bestoßen, die untere Hälfte fehlt. Ergänzt nach Foto und Kdm. H. 91 (frgm.), B. 72, Bu. 2,5-3,5 cm. Kapitalis. [AN(N)O] 1670 DEN 26 TAG = / MAI IST IM [HE]RREN SELIG / ENTS[CHL]AFFEN HERR VL/RICH S[TRI]CKER FV̈RSTL(ICH) / PFALTZ [SIMMR]ISCHER GE/WESEN[ER] MVNDSCHENCK / VNDa) H[OFSA]TTLER BVRTIG / ZV HEIT[ERWASI]GEN IN DER / GRAFSC[HAFT CVSEL] SEIN[ES] / ALTERS 43 IAR [...]b) Stricker? (Sattlerhammer)1). Vermutlich gehörte der sonst unbekannte Verstorbene zum Gefolge des seit 1670 im pfalz-simmern‘schen Fürstenhof2) zu Kreuznach residierenden Ludwig Heinrich, des zweiten Sohnes von Herzog Ludwig Philipp von Pfalz-Simmern. Die folgenden Ergänzungen nach Kdm. In den folgenden drei Zeilen sind noch einzelne Buchstabenreste zu erkennen. Ein sehr seltenes Exemplar dieses ausgesprochen schlanken, schmalstieligen Sattlerhammers hat sich im Hohaus-Museum der Stadt Lauterbach (Vogelsbergkreis) erhalten; freundlicher Hinweis von Herrn Prof. Dr. F.K. Azzola, Trebur – Zum sonst gebräuchlichen Sattel als Zeichen dieses Berufsstandes vgl. die Beispiele bei F.K. Azzola, Der verschollene Grabstein des Giessener Ratsfreundes und Sattlers Johann Kemper, 1579, vom alten Friedhof, in: Mitt. des Oberhess. Geschichtsvereins NF 75 (1990) 187-190. Vgl. dazu Geib, Hist. Topographie I 44ff. Schloßparkmuseum Bad Kreuznach, Fotosammlung (ohne Neg.-Nr., Aufnahme vor 1910). Kdm. 72. 8186 408 di034mz03k0057803 di034-0578 0 Argenschwang, ehem. alte Schule 1670-01-01 1670-12-31 1670AAA0000000A3 1670 1 Glocke mit Meisterinschrift. Sie hing ursprünglich in der Antoniuskapelle der 1793 zerstörten Burg Argenschwang, dann bis 1930 im Dachreiter des damals neuen Rathauses; jetzt hängt sie fast unzugänglich im Dachstuhl der alten Schule (Soonwaldstr. 21)1). Kleine Glocke mit einzeiliger Umschrift zwischen von Perlenstäben begleiteten Rundstegen, umgeben oben von einem kleinen Blütenfries, unten von einem größeren aus Fruchtgehängen. Am unteren Rand leicht ausgeschlagen. H. 35, Dm. 35, Bu. 1 cm. Kapitalis. GEORG SCHELCHSHORN AVF EHRNBREIDTSTEIN GOSS MICH 1670 Der um die Mitte des Jahrhunderts in Regensburg nachweisbare, aus einer bekannten Gießerfamilie stammende Meister2) war wohl seit den sechziger Jahren bis mindestens 1672 auf der Koblenz gegenüberliegenden, kurtrierischen Festung Ehrenbreitstein als Stück- und Glockengießer tätig. Freundliche Mitteilung von Herrn Ortsbürgermeister Kipp. Vgl. Walter, Glockenkunde 865 und Kdm. Stadt Koblenz 500. Kdm. 51. 8187 408 di034mz03k0057903 di034-0579 0 Niederhausen, Evang. Pfarrkirche 1671-01-01 1671-12-31 1671AAA0000000A3 1671 1 Grabplatte für mehrere Kinder der Niederhäuser Pfarrersfamilie Gelan(en). Sie wurde 1918/19 aus dem Friedhof in die Kirche überführt und unter der Westempore in die Nordwand der Kirche eingelassen1), bisher unbeachtet. Kleine Platte aus rötlichem Sandstein mit zeilenweiser Inschrift im Feld, nicht als Umschrift zwischen den vorgezeichneten Linien. Stark verwittert, dadurch erheblicher Textverlust. H. 96, B. 62, Bu. 3 cm. Kapitalis. SELIG SEIND DIE TODTEN DIE IN / DEM HEREN STERBEN VON / NVN AN APOC · 14.13 ·2) / SO SEIND GESTORB(E)N DES PFA/RERS ALHIR FRANTZ / RVPERT GELANEN / VND SINER EHEFRAVEN / CHARLOTEN JVLIANEN / [EHELI]CHE KINDER / [...] MARIA 2 IAR / [.....]a) / 1671 Trotz ihrer unsicher gearbeiteten Ausführung zeigt die Inschrift eine erstaunliche Vielfalt an Ligaturen. Der aus einer Pfarrersfamilie stammende Franz Ruprecht Gelan(en)3) war im Jahr 1669 Verwalter der Superintendentur Meisenheim, ansonsten bis zu seinem Tod am 31. März 1708 Pfarrer in Niederhausen. Im Siegel führte er einen steigenden Löwen. Es folgen fünf weitere Zeilen mit einzelnen kaum noch erkennbaren Zahl- und Buchstabenfragmenten. Freundliche Mitteilung von Herrn Pfarrer H. Böhm vom 22. August 1986. Off. 14,13. Vgl. dazu Zimmermann, Beiträge 324 und ders., Wappen 28. 8188 408 di034mz03k0058006 di034-0580 2 Meisenheim, Schloßkirche 1672-01-01 1672-12-31 1672AAA0000000A3 1672 0 Sarg der Pfalzgräfin Luisa Magdalena von Pfalz-Zweibrücken(-Landsberg) in der sogenannten Stephansgruft unter dem Mittelschiff der Kirche. Erstmals erwähnt anläßlich einer im Jahr 1767 erfolgten Gruftöffnung als auf dem Boden stehender Sarg1). Nach dem Einbau einer Fußbodenheizung in den siebziger Jahren wurde die Gruft mit Bodenplatten bedeckt und ist seither unzugänglich2). Nach Specification. Des durchlauchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Fried(erici) Ludov(ici)a) Pfalzgrafen beÿ Rhein, in Bayern, Jülchb) und Cleve und Berg Hertzog, 2te Tochter, Princessin Luisa Magdalena, Pfalzgrafin, gebohren den 7ten Junii 1654, gestorben den 11ten Febr(uarii) 1672, also im 18ten ihres Alters. Der nachfolgende Trostspruch ist ihr jederzeit am tröstlichsten gewesen. Apocal(ypsis) am 14. Cap(itel): Selig sind die [Todten die] in dem H(errn) sterben3). Rechnet man die frühverstorbenen Kinder mit4), war Luisa Magdalena nicht die zweite, sondern bereits die vierte Tochter aus der Ehe des Herzogs Friedrich Ludwig von Pfalz-Landsberg (seit 1661 Herzog von Pfalz-Zweibrücken) mit Julia Magdalena, Erbochter des Herzogs Johanns II. von Pfalz-Zweibrücken5). Aufgrund der handschriftlichen Überlieferung latinisiert ergänzt. Sic! So Specification. Vgl. dazu Nr. 542 von 1640 mit Anm. 2. Off. 14,13. Vgl. die Angaben bei Crollius 140ff. Vgl. Europ. Stammtafeln NF I Taf. 32 und die folgende Nr. 581 mit ihrer Sarginschrift. Specification fol. 2v. Copia Specification fol. 114r-v. Crollius, Denkmahl 142. Heintz, Begräbnis Nr. 135. Heintz, Schloßkirche 214. 8189 408 di034mz03k0058104 di034-0581 2 Meisenheim, Schloßkirche 1672-01-01 1672-12-31 1672AAA0000000A3 1672 0 Sarg für die Herzogin Juliana Magdalena von Pfalz-Zweibrücken(-Landsberg) geb. Pfalz-Zweibrücken in der sogenannten Stephansgruft unter dem Mittelschiff der Kirche. Erstmals erwähnt anläßlich einer Gruftöffnung im Jahre 1767 als vollständig erhaltene „zinnerne Lade“, oben in der Gruft auf einem Balken stehend1). Seit dem in den siebziger Jahren erfolgten Einbau einer Fußbodenheizung in die Kirche ist die Gruft mit Bodenplatten bedeckt und damit unzugänglich2). Nach Specification. Die durchlauchtigste Fürstin und Frau, Frau Juliana Magdalena, Pfalzgräfin beÿ Rhein, in Baÿern, zu Jülcha), Cleva) und Berg Herzogin, Gräfin zu Veldenz, Spohnheim, der Mark und Ravensperg, Frau zu Ravenstein, weyl(and) Herzogen Johannis des 2ten regierenden Herzogen des Fürstenthums Zweybr(ücke)n jüngste Tochter, gebohren den 23ten appril 1621, verheurathet den 17ten Nov(embris) 1645 an Herzog Friedrich Ludwig, Pfalzgrafen zu Landsberg, nunmehro aber seit dem Jahr 1661 gleichfalß regierenden Hertzogen zu Zweybrücken, gestorben den 15ten Martii 1672, also im 51ten Jahr ihres Alters. Dero tröstl(icher) Spruch ware gewessen aus dem 73ten Psalmen, vers 25 et 263). Juliana Magdalena war die jüngste Tochter aus der zweiten Ehe des Herzogs Johann II. von PfalzZweibrücken mit der Kurfürstentochter Luise von der Pfalz4). Aus ihrer Ehe mit ihrem Cousin, Herzog Friedrich Ludwig von Pfalz-Zweibrücken(-Landsberg) hatte sie insgesamt dreizehn Kinder; zwei von ihnen wurden in der Meisenheimer Ludwigsgruft5) und sechs weitere neben ihr in der Stephansgruft beigesetzt6). Durch den 1661 erfolgten Tod ihres Bruders Herzog Friedrich von Pfalz-Zweibrücken, fiel das Herzogtum Pfalz-Zweibrücken an ihren Ehemann7), der später ebenfalls in der Stephansgruft beigesetzt wurde. Sic! So Specification und Crollius 15. Vgl. Nr. 542 von 1640 mit Anm. 2. Ps. 73, 25 und 26. – Der Bibelspruch war nach Crollius 132 „oben auf dem Dekel gestochen“, war also ausgeschrieben. Vgl. ihre Sarginschrift (wie Anm. 2). Vgl. die Nr. 583 von 1673 und Nr. 586 von 1675. Vgl. dazu Crollius 140ff. – Von zwei Söhnen sind Sarginschriften überliefert, vgl. Nr. 553 von 1652 und Nr. 568 von 1665. Vgl. Europ. Stammtafeln NF I Taf. 32 und seine Sarginschrift Nr. 592 von 1681. Specification fol. 1v-2. Copia Specification fol. 113v. Crollius, Denkmahl 140. Heintz, Begräbnisse Nr. 134. Heintz, Schloßkirche 212f. 8190 408 di034mz03k0058202 di034-0582 1 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1672-01-01 1672-12-31 1672AAA0000000A3 1672 0 Grabinschrift für Friedrich Casimir Römer und Memorialinschrift für seine Frau Johanna, seinen Sohn Karl, seine Tochter Anna Juliana Euphrosina und seinen Enkel Johann Richard. Im Jahr 1751 erstmals irrtümlich für Sponheim überliefert1), verloren. Ausführung unbekannt. Nach Wickenburg. Siste cursum viator et respice tummulum amplissimi quondam consiliarii palatini Simerensis domini Friderici Casimiri Roemesia), cui nasci in ducatu Bipontino anno M: D: CXI, denasci autem in hoc comitatu Sponheimensi anno MDCLXXII contigit. Recondit hic tumulus etiam coniugem eius Johannam, Carolum filiolum, filiam Annam Julianam Euphrosinam et nepotem Johannem Recharduma), quorum omnium memoriam hic habes. Abi nunc et cogita mortem. O! Fortuna viris invida fortibus quam non aequa bonis praemia dividis. Halte ein, Wanderer und betrachte das Grabmal dieses hochangesehenen Herren und einstmaligen pfalz-simmern‘schen Rates Friedrich Casimir Römer, geboren im Herzogtum Zweibrücken im Jahre 1611, verstorben aber in dieser Grafschaft Sponheim im Jahre 1672. Dieses Grabmal bewahrt auch seine Gemahlin Johanna, sein Söhnlein Karl, seine Tochter Anna Juliana Euphrosina und seinen Enkel Johann Richard, deren aller du hier gedenkst. Geh nun weiter und bedenke den Tod. Oh! Mißgünstiges Schicksal, das du den tapferen wie guten Männern nicht den gerechten Lohn zuteilst. Zwei Asklepiadeen. Der Verstorbene amtierte seit 1663 als pfalz-simmern‘scher Rat und „Cammermeister“3) in Kreuznach. Das wohl an der Außenseite der Kirche angebrachte Grabdenkmal kennzeichnete die Grablege der Familie. Sic! Vgl. dazu Nr. 226 von 1497/1503 Anm. 1. Zeichensetzung sowie Groß-und Kleinschreibung normalisiert. Vgl. Velten, Weck- und Weinbuch 7. Wickenburg, Thesaurus Palatinus I 302. Andreae, Crucenacum Palatinum 78. Schneegans, Beschreibung 343. Kdm. 392f. (alle nach Wickenburg mit falscher Ortsangabe). 8192 408 di034mz03k0058300 di034-0583 2 Meisenheim, Schloßkirche 1673-01-01 1673-12-31 1673AAA0000000A3 1673 0 Sarg des Pfalzgrafen Carl Casimir von Pfalz-Zweibrücken(-Landsberg) in der sogenannten Ludwigsgruft unter der Grabkapelle. Erstmals erwähnt anläßlich einer Gruftöffnung im Jahre 17761). Nach der Überlieferung handelt es sich um einen Sarg mit dem Chronodistichon (A) auf der abgeflachten Oberseite, der Grabinschrift (B) auf der rechten und den beiden Bibelsprüchen (C) auf der linken abgeschrägten Seite. Bei der am 6. August 1988 unternommenen Begehung der Gruft2), konnte der Sarg nicht mehr identifiziert werden. Nach Crollius (A, B) und Heintz (C). A CaroLVs haC prInCeps reCVbat CasIMIrVs In Vrna, qVae LVX? eX astrIs heV breVIs Ista fVit! B Der durchleuchtigste Fürst und Herr, Herzog Carl Casimir, Pfalzgraf bei Rhein, in Bayern, zu Jülch, Cleve und Berg Herzog, Graf zu Veldenz, Sponheim, der Mark und Ravensburg, Herr zu Ravenstein, geb. in dem Schloß Landsberg an(no) MDCLVIII den XXVII Tag July, zu Heidelberg an den Kinderblatern gestorben, an(no) MDCLXXIII den XIV Sept(embris). C Der Mensch ist in seinem Leben wie Gras, er blühet wie eine Blume auf dem Felde. Wenn der Wind darüber geht, so ist sie nimmer da, und ihre Stätte kennet sie nicht mehr. Psalm CIII v(ers) 15. 16.3) Die bestimmten Jahre sind gekommen und ich gehe hin des Weges, den ich nicht wieder kommen werde. Mein Odem ist schwach und meine Tage sind abgekürzet, das Grab ist da. Hiob XVII v(ers) 1.4) Prinz Carl Casimir ruht in dieser Urne; welch ein Licht? Ach, für kurz nur war es von den Sternen gekommen! Chronodistichon. Der im jugendlichen Alter Verstorbene war das elfte von insgesamt dreizehn Kindern aus der Ehe des Herzogs Friedrich Ludwig von Pfalz-Zweibrücken(-Landsberg) mit Juliana Magdalena, der Tochter des Herzogs Johann II. von Pfalz-Zweibrücken5). Das Chronodistichon, das bereits in einer anläßlich des Todes zusammengestellten Sammlung von Trauergedichten verwendet wurde6), gibt neben dem Todesjahr vielleicht auch einen symbolischen Hinweis auf die erfolgreichen, durch die tödliche Krankheit des Prinzen jäh beendeten Studien an der Universität Heidelberg7). Wenige Tage nach seinem Tod, am 19. September, fand in Heidelberg in Anwesenheit des kurpfälzischen Hofes und der „ganzen Universität“ der Trauergottesdienst statt; die Leiche wurde anschließend in einer feierlichen Prozession an den Neckar auf ein Schiff gebracht und nach Meisenheim überführt8). Warum man ihn nicht bei seinen Geschwistern und seiner Mutter9) in der Stephansgruft beisetzte, bleibt offen. So Crollius 16; vgl. dazu Nr. 542 von 1640 mit Anm. 1f. Vgl. dazu ausführlich Nikitsch, Fürstengruft pass. Ps. 103,15f. Job 16,22 und 17,1. Vgl. Europ. Stammtafeln NF I Taf. 32. Verfasser war Joh. Ludwig Weckmann, vgl. Lob= und Trauerblumen 49. Toepke, Matrikel Heidelberg II 579 führt ihn nicht auf, vermerkt aber ausdrücklich, daß „in den Jahren ... 1670-72 sehr wenig aufgezeichnet“ wurde. Der gesamte Vorgang wurde in der bereits erwähnten, 78 Seiten umfassenden und mit Abbildungen versehenen Druckschrift (s.u.) festgehalten; vgl. auch die Fragmente aus einer Sammlung ihn betreffender Epicedia im LHAK 24, 29. Vgl. ihre Sarginschrift Nr. 581 von 1672. Allstäts grünende Lob= und Trauerblumen wo mit des Durchleuchtigsten Fürsten ... Carl Casimirs ... Hochseelig= und Christ=löblichen Andenckens ... Hochfürstliche Leiche zur letzten Ehre bestreuet und gezieret worden. Zweibrücken 1674, 49 (A). Crollius, Denkmahl 143. Geiler, Grabstätten 19 (A). Heintz, Begräbnisse Nr. 135. Heintz, Schloßkirche 215. 8194 408 di034mz03k0058408 di034-0584 0 Bad Kreuznach, Schloßparkmuseum 1673-01-01 1673-12-31 1673AAA0000000A3 1673 1 Grabkreuz für Johann Friedrich von Recke. Ehemals im Magazin des Bad Kreuznacher Karl-Geib-Museums, wurde es nach dessen Schließung Ende 1986 an den heutigen Standort überführt; bisher unpubliziert. Fragment aus gelbweißem Sandstein mit runden Armenden und noch erhaltener 6zeiliger Grabinschrift im profilierten Feld. Bestoßen, die untere Hälfte fehlt. H. 38 (frgm.), B. 45, Bu. 2,5 cm. Kapitalis. ANNO / 1673 DEN / 15 NOVEM[(BRIS)] / STARB · DER · WOLEDLE / HER · IOHN · FRIDERICH VO(N) / RECKE AVS CHVR=/[.....] N ist durchgehend mit geschwungener Schräghaste versehen. Der sonst unbekannte Verstorbene dürfte zu den in Kreuznach tätigen badischen oder kurpfälzischen Amtspersonen gezählt haben. Vermutlich war er wie diese in oder an der damaligen Stadtpfarrkirche (heutige evang. Pauluskirche) begraben. 8195 408 di034mz03k0058506 di034-0585 0 Oberhausen bei Kirn, Evang. Kirche 1675-01-01 1675-12-31 1675AAA0000000A3 1675 1 Grabplatte für den Schultheißen Johannes Schweikart Faber und seine beiden Ehefrauen Anna Katharina geb. Franck und Anna Katharina geb. Rosbach. Aufgefunden während der Renovierungsarbeiten des Jahres 19281) und innen an der Nordwand der Sakristei befestigt. Schmale Platte aus rötlichem Sandstein mit profiliertem Rand und 18zeiliger Inschrift im Mittelfeld. Darunter ein reliefierter Totenkopf und ein von Girlanden umgebenes Wappen. Die Ränder sind bestoßen, die untere Hälfte der Platte ist stark verwittert. H. 166, B. 70, Bu. 2,5-3,5 cm. Kapitalis. ANNO · 1675 · DEN · 9 · TAG · MARZI / STARB · DER · EHRN · VESTE · VOR · ACHT · BAHRE · / HER · IOHANN · SCHWEICKHART · FABER / GEWESENER · HENWEILLER · AMBT / SCHOLTISZ · VND · LIGT · ALHIE · BEGRABEN / MIT · SEINEN · BEITTEN · WEIBERN · DIE / ERSTE · DIE EHRENTVGENTSAME · FRA=/VW · ANNA CKATHRINA · DES · / EHRWIRTIGEN · WOLGLEHRTEN / HERREN · HANSZ · PETER / FRANCKEN · GEWESZEN · PFAHRHE=/RREN · ZV · MEDTERSCHEIM · EHELEIB/LCHEa) TOCHTER ENEa) GEBORNE FRANCKIN / SEINE ZWEITE FRAV FRAV / ANNA CKATERRINA GEBORNE / / ROSBACHIN DES HEREN CONRAT ROSBACa) / GEWESNER PARHER ZV GEBROTT / EHLEIBLIGE DOCHTERR Faber (Fußendsprosse, begleitet von Initialen I F und S F). Die feinstrichig eingehauene Kapitalis verrät trotz der zahlreichen Ligaturen die Hand eines wenig geübten, aufgrund der auffälligen Verschreibungen vielleicht leseunkundigen Steinmetzen. Typisch für die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts ist die geschwungene Schräghaste des N. Allem Anschein nach war der Verstorbene ein Sohn des ebenfalls in der Kirche begrabenen Ehepaars Margarethe und Johannes Faber2). Johann Schweikart dürfte die Nachfolge seines Vaters angetreten haben, da er 1659 erstmals als Schultheiß des Amtes Hennweiler3) erwähnt wird. Über seine zwei Ehefrauen, beide Pfarrertöchter aus der weiteren Umgebung, sind bislang keine zusätzlichen biographischen Daten bekannt. Aus den Ehen gingen mindestens die beiden Söhne Johannes Valentin und Philipp hervor, letzterer fungierte um 1694 für kurze Zeit als Lehrer in Hennweiler4). Sic! Vgl. NN. Vgl. Nr. 534 von 1636. Seit 1583 im Besitz der Herren von Warsberg zu Wartenstein (vgl. Nr. 354 Anm. 11) umfaßte das Amt in der Hauptsache die Dörfer Hennweiler, Oberhausen, Heinzenberg, Kallenfels sowie Guntzelnberg und Rode (letztere untergegangen), vgl. dazu Ohlmann, Wartenstein 18 (1938) Nr. 1. Vgl. die Nachweise bei NN. NN., Fundbericht, in: Hbl. Kirn 8 (1928) Nr. 11, 44. Kdm. 319f. 8196 408 di034mz03k0058604 di034-0586 0 Meisenheim, Schloßkirche 1675-01-01 1675-12-31 1675AAA0000000A3 1675 4 Sarg des Pfalzgrafen Wilhelm Ludwig von Pfalz-Zweibrücken(-Landsberg) in der sogenannten Ludwigsgruft unter der Grabkapelle. Erstmals erwähnt anläßlich einer Gruftöffnung des Jahres 17761), wieder aufgefunden bei der am 6. August 1988 unternommenen Öffnung und Begehung der Gruft2). Erster, sich am nördlichen Ende der Gruft befindlicher Sarg mit je einem Löwenkopf an den Schmalseiten und je drei Löwenköpfen an den Längsseiten. Durch ihre Mäuler sind Ringe gezogen. Auf der abgeflachten Oberseite befindet sich das vierzeilige, ein bisher unbekanntes Chronogramm enthaltende Grabgedicht (A), auf der linken abgeschrägten Seite die zentrierte, nach unten hin verjüngend zulaufende Grabinschrift (B) und auf der rechten der sechszeilige Bibelspruch (C). Der wohl aus Blei3) bestehende Sarg wurde an der rechten Unterseite gewaltsam beschädigt, der Oberteil mit den Inschriften blieb intakt. H. ca. 50, B. 70, L. 192, Bu. 1,5-2 cm. Kapitalis. A WILHELMI CINERES LVDOVICI PRINCIPIS ARCTAT HAEC VRNA AT MELIOR PARSa) CORPORIS ASTRA PETIVIT OCTO ET VICENOS EXTENDIT STAMEN IN ANNOS IN VITA ET FAMA DONIS ET CONIVGEb) FELIX B DER DVRCHLEIGTIGSTE FÜRST VND HERR HERZOG WILHELM LVDWIGc) PFALTZGRAF BEŸ RHEIN / IN BEŸERN ZV GÜLCH CLEVE VND BERG HERZOG GRAF ZV VELDENTZ SPONHEIM DER MARCK VND / RAVENSPVRG HERR ZV RAVENSTEIN IST AVF DISE WELT GEBOHREN AUF DEM SCHLOS LANDSBERG IN DEM / IAHR TAUSENDT SECHSHUNDERT VIERZIG ACHT DEN 13-23d) TAG DES MONATHS FEBRVARY ZU MEŸSENHEIM ABER / SEELIG IN DEM HERREN ENTSCHLAFEN ANNO EIN TAVSEND SECHS HVNDERT SIEBENZIG FÜNF DEN EIN VNDT DREŸSIGSTEN AVGUSTŸ C PHILIPP: 1: V(ERS) 21: · 22 ET 23 / CHRISTVS IST MEIN LEBEN VND STERBEN IST MEIN GEWINN / SINTEMAHL ABER IM FLEISCH LEBEN DIENET MEHR FRVCHT ZU SCHAFFEN / SO WEIS ICH NICHT WELCHES ICH ERWEHLEN SOLL DANN ES LIEGT MIR BEŸDES HART AN / ICH HABE LUST ABZVSCHEŸDEN VND BEŸ CHRISTO ZV SEIN / WELCHES AVCH VIEL BESSER WERE4) Die Asche des Fürsten Wilhelm Ludwig birgt diese Urne, der bessere Teil seines Körpers jedoch ist zu den Sternen geeilt. Bis ins 28. Jahr dehnte sich sein Lebensfaden aus; im Leben war er glücklich durch seinen Ruhm, seine Gaben und seine Gattin. Vier Hexameter, der letzte als Chronogramm. Die Versalien der in das weiche Metall doppelstrichig eingeritzten Kapitalis sind meist erhöht gestaltet; daneben erscheinen nur wenige Zierformen wie Ausbuchtungen am Balken des H, gebrochener Mittelbalken beim A und gelegentlich eingerollte Ziercauden bei der Haste des D. Das (berichtigte) Chronogramm in der letzten Zeile des Grabgedichts ergibt das Todesjahr 1675. Der Verstorbene war das zweite von insgesamt dreizehn Kindern aus der Ehe des Herzogs Friedrich Ludwig von Pfalz-Zweibrücken(-Landsberg) mit Juliana Magdalena, Tochter des Herzogs Johann II. von Pfalz-Zweibrücken5). Mit 14 Jahren6) unternahm er von Heidelberg aus eine Bildungsreise nach den Niederlanden, kehrte 1665 nach Meisenheim zurück und heiratete am 14. November 1672 in der Schloßkirche die Pfalzgräfin Carola Friederike, Tochter Herzog Friedrichs von Pfalz-Zweibrücken. Alle Kinder dieser Verbindung starben früh. Wilhelm Ludwig wurde nicht bei seiner Mutter, sondern neben seinem jüngeren Bruder Carl Casimir7) beigesetzt. S mit einem hochgesetzten (unnötigen) Kringel. Um in der Summe das korrekte Todesjahr zu ergeben, hätte das C ebenfalls erhöht geschrieben werden müssen. Name durchgehend in deutlich überhöhten Buchstaben. Die Zahlen stehen übereinander und sind durch einen waagerechten Strich voneinander getrennt. Zur Doppeldatierung vgl. Nr. 542 von 1640. Vgl. Crollius 16 und 146. Vgl. dazu ausführlich Nikitsch pass. Freundlicher Hinweis von Dr. Gerd Weisgerber, Deutsches Bergbau-Museum Bochum, Forschungsinstitut für Montangeschichte, vom 26. Juni 1989. Phi. 1,21-23. Vgl. Europ. Stammtafeln NF 1 Taf. 32 und die Sarginschriften seiner Eltern Nr. 581 von 1672 und Nr. 592 von 1681. Vgl. zum Folgenden Crollius 141. – Über seine Reise und seine Hochzeit erschienen zwei sich damit befassende Druckschriften, vgl. ebd. Anm. * und * *. Vgl. Nr. 583 von 1673. Crollius, Denkmahl 146. Heintz, Begräbnisse Nr. 134. Geiler, Grabstätten 19 (A). Heintz, Schloßkirche 213. Nikitsch, Fürstengruft 6ff. mit Abb. 3 und 4. 8197 408 di034mz03k0058702 di034-0587 1 Kirn, Evang. Pfarrkirche 1675-01-01 1675-12-31 1675AAA0000000A3 1675 0 Grabdenkmal für den Hufschmied Hans Kühn. Noch um 1850 bzw. vor 1886 auf dem ehemaligen Friedhof nachweisbar1), wurde es vermutlich anläßlich der Wiederherstellung der Kirche in den Jahren 1890-94 entfernt und als Baumaterial verwendet2). Aussehen und Ausführung unbekannt. Nach Schneider. 1675, den 17 Sept(ember) (starb)a) Hans N. Kühn von Birkenf(eld) huffschmid auff Kürb(urg) so Er Einen Todt-Stich Unschuldig von Einem Soldaten Empfing Seines Alters 26 Jahr. Der aus dem benachbarten Birkenfeld stammende, sonst nicht nachgewiesene Hofbedienstete der Wild- und Rheingrafen zu Kyrburg ließ wohl im Verlauf des Holländischen Krieges (1672-78) sein Leben, als sich abwechselnd französische und spanisch-kaiserliche Truppen in Kirn einquartierten3). Schneider setzt anstelle des Wortes ein †. Nach Schneider und Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 302, der auf insgesamt 17 (heute verlorene) Grabsteine aufmerksam macht, die außen an der Nordmauer der Kirche aufgestellt waren. Vgl. Peitz, Kirche 20. Vgl. Cauer, Kirn 52f. Schneider, Notizen II (nach Eintrag 1561). 8198 408 di034mz03k0058800 di034-0588 0 Guldental-Heddesheim, Evang. Pfarrkirche 1679-01-01 1679-12-31 1679AAA0000000A3 1679 5 Besitzanzeigende Inschrift. Eingraviert auf einem silbernen Kelch mit rundem, hochgewölbtem Fuß, eiförmigem Nodus und glatter Kuppa; die Umschrift verläuft auf dem oberen äußeren Rand, dazwischen befindet sich das von zwei Ranken begleitete Ortswappen. H. 22,5, Dm. 10,8 (unten), Bu. 0,5 cm. Kapitalis mit erhöhten Versalien. HEDDESHEIMER · KIRCHENKELCH · ANNO · 1679 Heddesheim. Die wohl durch die reformierte Gemeinde veranlaßte Stiftung des Kelches erfolgte während der Amtszeit (1663-1687) des Pfarrers Johann Crusius1). Vgl. Weinmann, Heddesheim 17 und A. Rosenkranz, Aus dem Leben der reformierten Gemeinde Heddesheim am Guldenbach, in: MEKgR 3 (1953) 105ff. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 295. Kdm. 176. Seil, Guldental 216. 8200 408 di034mz03k0058900 di034-0589 0 Gebroth, Evang. Kirche 1680-01-01 1680-12-31 1680AAA0000000A3 1680 4 Grabplatte für Anna Christina Maul und eine zweite, unbekannte Frau. Früher wohl in der im 14. Jahrhundert erstmals erwähnten, dann kurz nach 1568 neu erbauten ehemaligen Marienkirche1); seit dem Bau der heutigen, in den Jahren 1905/06 errichteten Kirche dort außen in die Südwand eingelassen, bisher unbeachtet. Die vorzüglich gearbeitete Grabplatte aus gelblichem Sandstein weist neben abgewitterten Stellen zahlreiche Risse und weitere erhebliche Beschädigungen, darunter tiefe Hiebspuren auf, die von einer in der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 (sogenannte Reichskristallnacht) von Einheimischen durchgeführten Aktion stammen sollen2). Große Platte mit Umschrift (A) zwischen gekerbter Borte auf erhabener Leiste; im vertieften, mit stilisierten Lilien in den Ecken versehenen Mittelfeld unter ausgehauenem Wappen im rosettenbesteckten Ehrenkranz3) mehrere Bibelsprüche (B) und abschließend in einer Kartusche der neunzeilige Grabspruch (C). Erheblicher Schriftverlust. H. 175, B. 78, Bu. 2,5 (A), 4 cm (B, C). Kapitalis. A ANFFa) · DISEM · KIRCHOF · RVHEN · IN · GOTT · [DIE] / EDLE(N) · WEIBER · ANNA · CHRIS[T]INA · MAVLIN · GEBORN · A(NN)O · [.....] LI [....] R [........] T · A(NN)O 1[/............] XII · GEBO/REN · ZV · MERXHEIM · A(NN)O · 42 · SELIG · GESTORBEN · IM · [.....] A(NN)O · 1679 · AVFF · SAMSTAG [......] · B DA [............]b) / GEHEN WARVM [BIN ICH] / SCHWANGER WORDEN · GEN[...]4) / DAS WEIB WIRD SELIG · / DVRCH KINDER ZEIGEN TIM 2[..]5) / · I(M) · FRAVEN[T]EXT · 1 K · 42 · V · I6) / WIE D[.....]SCH · S[...]ETE[.]c) / K[..]RAVEN · TE · ROM 8 V · 18 ·7) / WIR · WISSEN · DAS · DENEN · / DIE · GO[TT · L]IBEN · ALL DIN[G]d) / NAC · RVE · [..]R[..]ES · AL[...] C SCHLAFFT · / · IHR · [........]BEN · / SCH[....]EILGE / LEI[........]SIT · V · / [..]ICH[............ / ..]S[.]HE[.....]F L[....]IEL · / [..]TE[..]NSCH[.....]T · / IN · GVTER · RVH · / ANNO 1680 unkenntlich. Die nicht ganz regelmäßige gehauene Kapitalis zeigt durchgehend N mit geschwungener Schräghaste. Folgt man den (wenig gebräuchlichen) Bibelsprüchen, scheinen beide sonst unbekannte Frauen im Kindbett verstorben und auf dem ehemaligen Kirchhof begraben worden zu sein. Die Grabplatte dürfte sich dann von vornherein außen vor der Kirche befunden haben. Sic! Wohl verschrieben für AVFF. Einzelne Buchstaben sind noch zu erkennen, die sich allerdings nicht mit dem Anfang des Bibelspruchs DA MIRS ALSO SOLT GEHEN... in Einklang bringen lassen. Folgt eine Haste mit einem Kürzungs- oder Zierschnörkel. Die Fortsetzung des Bibelspruchs würde lauten ... ALLE DING ZVM BESTEN DIENEN, DIE NACH DEM FVRSATZ BERVFFEN SIND; dies läßt sich jedoch mit den folgenden erkennbaren Buchstaben nicht in Übereinstimmung bringen. Vgl. dazu F. Back, Die Pfarrei Gebroth, 1560-1620, in: MRKg 7 (1913) 207f. und Seibrich, Entwicklung 175f. Freundliche Mitteilung des Küsters der evang. Kirche Gebroth, vom 6. August 1987. Innerhalb des Kranzes sind einige Buchstabenreste zu erkennen, die wohl zur Wappenbeischrift gehörten. Nach 1 M. 25,22. Nach 1 Ti. 2,15. Diese Angabe konnte bisher noch nicht identifiziert werden. Irrtümlich für Rö. 8,28. 8202 408 di034mz03k0060104 di034-0601 1 Meisenheim, Schloßkirche 1686-01-01 1686-12-31 1686AAA0000000A3 1686 0 Grabdenkmal für Catharina und Bartholomäus Wernigk, noch 1776 als Fragment im Schiff der Kirche nachweisbar1. Vermutlich bei einer der im 19. Jahrhundert durchgeführten Restaurierungen entfernt2), Ausführung unbekannt. Überliefert ist nur ein kleiner Teil der Inschrift. Nach Heintz, Schloßkirche. Illic spirituum patria est sedesque bonorum Illuc contendunt animae post funera justae. Dort ist die Heimat der guten Seelen und Wohnsitz der Guten, dorthin streben nach ihrem Tod die gerechten Seelen. Zwei leoninische Hexameter. Die beiden Hexameter weisen auf das Paradies hin. Bartholomäus Wernigk stand zeitlebens in pfalz-zweibrückischen Diensten3): 1637-1648 war er Burgvogt in Meisenheim, 1649 fürstlicher Sekretär, 1665 Rat und ab 1671 Präsident des Zweibrükker Oberkonsistoriums. Mit seiner Frau Catharina, einer geborenen du Communy, hatte er einen einzigen Sohn Friedrich Bartholomäus, späterer Lizentiat und Amtmann zu Meisenheim. Dieser scheint zusammen mit seiner Frau Johanna, einer geborenen Colliet du Vivier, und ihren beiden Söhnen das Grabdenkmal für seine Eltern gestiftet zu haben. Die Datierung richtet sich nach den überlieferten Todesdaten: Catharina verstarb am 24. September 1684 im Alter von 70, ihr Mann am 9. Januar 1686 im Alter von 75 Jahren. Vgl. Heintz, Schloßkirche und Nr. 227 von 1503 mit Anm. 1. Vgl. Coerper, Nachrichten 86ff. Angaben nach Sundahl, Festrede (übers. von Wernigk) 32 und Kdm. 267, wohl nach dem (in der unauffindbaren Hs. 33 überlieferten) Text der verlorenen Grabinschrift. Heintz, Schloßkirche 273. 8205 408 di034mz03k0060202 di034-0602 0 Burgsponheim 1687-01-01 1687-12-31 1687AAA0000000A3 1687 1 Bauzahl. Links und rechts des Scheitelsteins eines runden, auf Konsolen ruhenden Portalbogens mit neuer Farbfassung, eingelassen in die Südseite des Hauses Hauptstr. 52. Der auffallend große Scheitelstein ist mit einem Steinmetzzeichen (Nr. 53) versehen und trägt ein von einem geflügelten Engelchen bekröntes, erhaben ausgeführtes Handwerkerwappen; das Portal ist vermauert. Z. ca. 5 cm. 16 / 87 Hans Brückner (unter Initialen H B Zirkel, Winkelmaß, Zweispitz, Spitzfläche und Meißel1). Wohl selbst ausführender Erbauer des Portals war der Burgsponheimer Steinhauer- und Maurermeister Johannes Brückner. Seiner gut erhaltenen Grabplatte2) zufolge war er 15 Jahre lang mit Anna Gertraut verheiratet, zeugte mit ihr fünf Söhne und drei Töchter und verstarb am 9. April 1699 im Alter von 41 Jahren. Vgl. zu den berufstypischen Werkzeugen F.K. Azzola, Handwerkszeichen auf der Grabplatte eines Steinmetzen und Werkmeisters, in: Steinmetz und Bildhauer 99 (1983) 372-378. Im Boden der Taufkapelle der katholischen Kirche Sponheim (ehem. Benediktiner-Kloster), mittlerer Stein (mit identischem Wappen im Lorbeerkranz) in der ersten südlichen Reihe. Kdm. 141. 8206 408 di034mz03k0060300 di034-0603 1 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1688-01-01 1688-12-31 1688AAA0000000A3 1688 0 Grabinschrift für Charlotta von Damm geb. von Rammingen. Im Jahr 1751 erstmals irrtümlich für Sponheim überliefert1), verloren. Ausführung unbekannt. Nach Wickenburg. Anno 1688 tena) 18. Febr(uarius) starb die wolgebohrne Frau Charlotta von Damm, gebohrene Paul von Rammingen, welche 1614 gebohren und am Pfaltz-Simmerischen Hoff beÿ der Durchleucht[(igen)] Frau von (....)b) Brandenburg und Oranien 47 Jahr Ober=Hoffmeisterin geweßen, ihres Alters 74 Jahr. Charlotta von Damm stand entweder in Diensten der mit Herzog Ludwig Philipp von Pfalz-Simmern2) verheirateten Marie Eleonore geb. Prinzessin von Brandenburg, oder in Diensten der mit ihrem Sohn Ludwig Heinrich verheirateten Marie geb. Prinzessin von Oranien. Da ihre Grabinschrift wohl noch zur Lebenszeit ihrer Herrin entstand, dürfte es sich eher um die seit 1670 in Kreuznach residierende3) und am 20. März 1688 verstorbene Maria von Oranien gehandelt haben. In diesem Fall rührte der dann irrtümlich verwendete Name Brandenburg entweder von ihrer Schwiegermutter oder von ihrer mit dem Großen Kurfürsten verheirateten Schwester Luise Henriette her. Sic! Vier Auslassungstriche; Andreae und Kdm. ergänzen unangemerkt „Maria Eleonora gebohrne von“. Vgl. dazu Nr. 226 von 1497/1503 mit Anm. 1. Vgl. zum Folgenden Europ. Stammtafeln NF I Taf. 28. Vgl. dazu Geib, Hist. Topographie I 45ff. und zu ihrer Sarginschrift in Simmern Rodewald, Grüfte 38f. Wickenburg, Thesaurus Palatinus I 303. Andreae, Crucenacum Palatinum 78. Kdm. 393 (beide nach Wickenburg). 8207 408 di034mz03k0060408 di034-0604 0 Meisenheim, Schloßkirche 1688-01-01 1688-12-31 1688AAA0000000A3 1688 2 Epitaph des Epitaph des Capidain Lievtenants Carl Ludwig Schmidtmann. Plan in die südöstliche Stirnseite des Mittelschiffs zwischen Chor und Grabkapelle eingelassen. Kleine, hochrechteckige Platte aus graugelbem Sandstein mit einem umlaufenden, Mitte links des ovalen Rahmens beginnenden Bibelspruch, der sich im vertieften Mittelfeld in einer Zeile fortsetzt. Die eigentliche Grabinschrift folgt in sechzehn vorlinierten Zeilen unter einem reliefierten Vollwappen. Die Zwickel werden durch reliefierte Blüten ausgefüllt. Geringer Schriftverlust durch kleine Beschädigungen. H. 113, B. 67,5, Bu. 2-2,5 cm. Kapitalis. ·a) ICH HAB EIN GVTEN KAMPF GEKÄ[M]PFET MEINEN LAVFF VOLENDET ICH HAB GLAVBEN GEHALTEN HINFORT IST MIR BEIGELEGT DIE KRON DER GERECHTIGKEIT1) // 2 · TIM(OTHEVM) / IV CAP(ITEL) / GEDECHT/NVSb) / HERREN CARL LVDWIG SCHMIT=/MANS HERREN IOHAN DANIEL / SCHMIDTMANNS HIESIGEN / PFARRERS VND INSPECKTORES / IN GOTT RVHENDEN LIEBEN / SOHNS GEWESENEN CAPIDAIN LIEVTENANTS VNDER DEM / LÖBLICHEN SCHWEIZER REGI=/MENT VON SALIS WELCHER / GEBORN ZV ALSENZ ANNO / MDC LVII VND CHRISTLICH / VER SCHIEDEN ALHIER / DEN X SEBTEMBERc) / A[NN]O CHRISTI M DC LXXXVIII Schmidtmann (Männerrumpf mit Schwert in der erhobenen rechten und Hammer in der linken Hand, Hz: wie der Schild). Carl Ludwig war der älteste Sohn aus der ersten Ehe des Pfarrers und Superintendenten Johann Daniel Schmidtmann2) mit Maria Magdalena Faber, Tochter des pfalz-zweibrückischen Hoftrompeters Johann Faber3). Zur Zeit der Geburt war sein Vater Pfarrer und pfalz-landsbergischer Hofprediger in Alsenz (Donnersbergkreis). Der Verstorbene absolvierte erst die Meisenheimer Lateinschule4) und wandte sich dann der Militärlaufbahn5) zu. Dabei dürfte ihm sein Onkel Johann Jakob von Schmidtmann behilflich gewesen sein, der als geadelter Oberstleutnant im inschriftlich erwähnten Salis‘schen Regiment diente. Als Offizier dieses in französischen Diensten stehenden, Schweizer Kavallerie-Regiments erkrankte Carl Ludwig während eines Heimatbesuchs an Wassersucht und starb daran im Alter von dreißig Jahren und acht Monaten. Während das Wappen auf dem als Pendant gestalteten Epitaph seines Vaters noch unmißverständlich „redet“ (Männerrumpf mit Hammer in der erhobenen Rechten), modifizierte es der Sohn entsprechend seines kriegerischen Berufsstandes; passend dazu auch der Bibelspruch. Textbeginn durch eine Raute Mitte der linken Leiste angezeigt. Buchstaben leicht erhöht. Sic! 2 Ti. 4,7f. Vgl. zu ihm den ausführlichen Lebenslauf auf seinem erhaltenen Epitaph von 1696, das linkerhand an das seines Sohnes angefügt wurde (vgl. Abb. 263; Text und deutsche Übersetzung Heintz 269f.). Vgl. Zimmermann, Beiträge 325. Er war Primus der Abitursklasse von 1677, erhalten hat sich sein lateinischer Abitursaufsatz; vgl. Drescher, Schloßkirche 34. Vgl. zum Folgenden Fröhlich/Zimmermann 64 und die familiengeschichtlichen Notizen seines Bruders Johann Daniel, abgedruckt in: H. Theobald, Johann Daniel Schmidtmann‘s Selbstbiographie. Mit Einleitung und Anmerkungen von H.Th., in: Mannheimer Geschichtsbll. VI (1905) 75-85 und 153-159, hier 78f. Heintz, Grabmäler Nr. 107. Heintz, Schloßkirche 268. Kdm. 265. Fröhlich/Zimmermann, Schloßkirche 63f. Drescher, Schloßkirche (erw.). 8208 408 di034mz03k0060506 di034-0605 0 Schöneberg, Haus Schloßstr. 4 1688-01-01 1688-12-31 1688AAA0000000A3 1688 2 Bauinschrift der Eheleute Johann Philipp und Maria Eva Blum. 15zeilig in das rot bemalte Holz des linken straßenseitigen Eckbalkens eingeschnitten, Schrift zentriert und weiß gefaßt. Die Traufseite des Balkens zeigt als Schmuck einen zweihenkligen, mit blühenden Pflanzen besetzten Blumentopf1). Kapitalis. 1688 / HABEN / IOH(A)N(NE)Sa) / PHILIP/PVS / BLV(M)a) / VND / MARIA / EVA / BLVM/IN / EHLEVT / DAS HAVS / GEBAVT / ZV GOTTES / EHR Als Johann Philipp Blum2) im Jahr 1695 zum Schöffen des Ortsgerichts Schöneberg bestellt wurde, hatte er bereits zwei Töchter und einen Sohn. Seinem auch durch das aufwendige Fachwerkhaus dokumentierten sozialen Status entspricht sein zumindest 1712 ausgeübtes Amt als gräflich-ingelheimischer Schultheiß. Keine Kürzungszeichen erkennbar. Wohl eine Anspielung auf den Familiennamen. Vgl. zum Folgenden die bei Fischer, Ahnen 49ff. zusammengestellten Materialien. Lipps, Entdeckungsreisen 209. 8209 408 di034mz03k0060604 di034-0606 0 Meisenheim, Schloßkirche 1689-01-01 1689-12-31 1689AAA0000000A3 1689 3 Epitaph des königlich schwedischen Rates Johannes Heintzenberg. Das Denkmal wurde vermutlich kurz nach 1825 aus dem Bereich der Schloßkirche in den heutigen Alten Friedhof1) gebracht und war dort bis 1992 als zweiter Stein rechts vom Haupteingang innen an die Friedhofsmauer gelehnt. Seit Herbst 1992 befindet es sich außen an der Nordseite der Schloßkirche auf dem Boden liegend. Große, gut erhaltene Platte aus weißlichem Sandstein mit umlaufender abgeflachter Leiste und skulptiertem Vollwappen im abgetreppten oberen Mittelfeld. Die 29zeilige, zentriert eingehauene Inschrift beginnt mit der ersten Zeile auf der oberen Leiste, gruppiert sich dann mit den folgenden vier Zeilen um die Helmzier des Wappens und bedeckt im weiteren Verlauf das restliche Mittelfeld. H. 144, B. 76, Bu. 1,5-3,5 cm. Kapitalis. D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO)a) / S(ACRVM) / IN MEMORIAM DEFVNCTI / VIRI NOBILISSI(MI) EXCELLENT(ISSIMI) / ET CONSULT(ISSIMI) / D(OMI)NI. IOHANNIS HEINTZENBERGII / ANNO O(RBIS) R(EDEMPTI)b) MDCXXXVII D(IE) XXVII FERBRUAR(II) / CORONAE MONTII IN LUCEM NATI. / QUI ARBORIS INSTAR. FRUCTUS TULIT DULCES / PIETATIS. SOLERTIAE. CURAE. VIRTUTUM HONOR(IS) / ECCLESIAE. CURIAE. OECONOMIAE. / PRIMOc) IN COMITAT(E) HANOICO MUNTZENBERG(O) / POST IN DUCATU PALANTINO=BIPONTINOd). / CUIUS SEREN(ISSIMAE) ADMINISTRATRICI D(OMI)NAE VIDUAE / A POTENTISSIMO SUECORUM REGE / CONSILIARIUS POSTREMO SUBORDINATUS MERIT(VS) / MAGNIS. PARVIS. NOBILIBUS IGNOBILIBUS. / SINGULIS. OMNIBUS. / AMORIS SINGULARISSIMI UTRI(QUE) CONIUGI / NEC NON STORGAEe) SINCERAE PATERNAE / PROLI AB UTRA(QUE)f) LECTISSIMAE FILIIS / FILIABUS AFFINIBUS AMICIS. / CRUCIS ONERE PRESSAg) PALMA2) HAECCE TANDEM / ANN(O) MDCLXXXIX D(IE) XXVI APRIL(IS) AETATIS / ANNO LII.h) MORBI ET MORTIS ICTIBUS COR=/ REPTA. HEU. IMMATURE DEFLORUIT SED / NON OPPRESSA. VICIT. VIVIT. VIRET. FLORET. / MEMORIA HAEC EPITAPH(IVM) A PROLE HEINTZENB(ERGIO) / ERECTA ET ORNATA EST. Dem besten größten Gott geweiht! Zur Erinnerung an den Verstorbenen, den hochedlen, hervorragenden und hochgelehrten Mann Johannes Heintzenberg, der im Jahr seit der Erlösung der Welt 1637, am 27. Tag des Februars, in Kronberg das Licht der Welt erblickte und gleich einem Baum süße Früchte trug: nämlich der Frömmigkeit, Klugheit, Sorge, Tugend und Ehre für Kirche, Rathaus, Verwaltung. Er hat sich zuerst in der Grafschaft Hanau-Münzenberg, danach im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, dessen erlauchter Statthalterin und Herrin Witwe er vom großmächtigen König der Schweden als Rat beigeordnet wurde, um Groß und Klein, Edel und Unedel, Einzelne und Alle verdient gemacht. Er war von einzigartigster Liebe zu seinen beiden Gattinnen, von aufrichtiger väterlicher Zuneigung für die überaus treffliche Nachkommenschaft von beiden (Gattinnen), für die Söhne, Töchter, Verwandten und Freunde. Von der Last des Kreuzes niedergedrückt, wurde diese Palme schließlich im Jahr des Herrn 1689, am 26. Tag des April im Alter von 52 Jahren von den Schlägen der Krankheit und des Todes niedergeworfen und verwelkte ach! vorzeitig, aber sie wurde nicht vernichtet. Sie hat gesiegt, sie lebt, sie grünt, sie blüht. Dieses Gedächtnismal wurde als Epitaph von der Heintzenbergischen Nachkommenschaft errichtet und ausgestaltet. Heintzenberg (Balken, oben von zwei Sternen, unten von zwei aneinander stoßenden Schragen begleitet, Hz: zwei Büffelhörner). Die fast durchgehende Verwendung der runden Form des vokalischen U statt des an diesen Stellen früher üblichen V zeigt einen gewissen Abschluß der Entwicklung in der Verwendung dieses Buchstabens an. Dagegen sind die unregelmäßig gesetzten Punkte noch nicht als Satzzeichen, sondern als Worttrenner zu verstehen. Kürzungen werden durch Doppelpunkte kenntlich gemacht. Der die Vorzüge des Verstorbenen fast hymnisch preisende Text dieses Epitaphs ist rhetorisch außergewöhnlich gut durchgebildet, wie es etwa an den vielgliedrigen Phrasen, dem Kasuswechsel (PIETA- TIS...OCONOMIAE) und der ungewöhnlichen Wortwahl abzulesen ist. Mit dem Tode von Herzog Friedrich Ludwig von Pfalz-Zweibrücken-Landsberg im Jahre 16813) fiel das Herzogtum an die Seitenlinie Pfalz-Kleeburg, die seit 1654 die Könige von Schweden stellte. Daher wurde Meisenheim für einige Jahrzehnte Sitz der schwedischen Verwaltung. In den achtziger Jahren fungierte als schwedischer Statthalter Herzog Christian II. von Pfalz-Birkenfeld-Bischweiler und als Präsident der Oberamtmann Melchior von Steinkallenfels. Da die Gemahlin des Herzogs bereits 1683, er selbst jedoch erst 1717 verstarb, dürfte es sich bei der inschriftlich genannten Herzoginwitwe nicht um sie, vielmehr um Carola Friederike (†1712)4) gehandelt haben, die ihrerseits ab 1692-97 als schwedische Statthalterin eingesetzt wurde. Sie war seit 1672 mit dem bereits drei Jahre später verstorbenen Pfalz-Zweibrücker Erbprinzen Wilhelm Ludwig5) verheiratet gewesen. Der pfalz-zweibrückische und spätere königlich schwedische Rat und Kammerrichter Johannes Heintzenberger6) war – neben der einen, inschriftlich erwähnten Ehe – mit Adelheid We(i)bel verheiratet, mit der er vier Söhne und zwei Töchter hatte. Fünf Jahre nach seinem Tod ging sie mit dem königlich schwedischen Regierungsrat Reinhard Sturtz7) eine zweite Ehe ein. Erste Zeile in deutlich größeren Buchstaben. – Für hilfreiche Hinweise zu Übersetzung und Kommentar danke ich Frau Dr. Ute Ecker, Mainz, sowie Dres. Luise und Klaus Hallof, Berlin. Zur Auflösung vgl. DI 33 (Stadt Jena) Nr. 81. Kdm. liest ANIMO. Sic! Zugrunde liegt das korrekt übertragene griechische Wort in der lateinischen Form storga = Liebe. Kdm. liest PROLIAE UTRA. Kdm. liest ONEB(?)EFRESSA. Den gesamten folgenden Text überliefert Kdm. nicht mehr. Vgl. dazu Nr. 510 von 1624 mit Anm. 1. Wohl nach Ps. 92,13. Vgl. seine Sarginschrift Nr. 592. Vgl. zu ihr ausführlich Heintz, Schloßkirche 217ff.; ihr 1721 angefertigtes Epitaph befindet sich in der Grabkapelle der Meisenheimer Schloßkirche (Kdm. 262 mit Abb. auf Taf. XI). Vgl. seine erhaltene Sarginschrift Nr. 586 von 1675. Vgl. zur Person Anthes, Kasualien 779. Ein Enkel des Dr. Johann Sturtz, vgl. Nr. 510 von 1624 und Meyer, Beiträge 113. Kdm. 285 (teilw.). 8210 408 di034mz03k0060702 di034-0607 0 Sommerloch, Kath. Kapelle 1689-01-01 1689-12-31 1689AAA0000000A3 1689 2 Grabkreuz des Kleinkindes Johannes Nikolaus Weber. Ehemals auf dem Kirchhof der 1586 erbauten Vorgängerkapelle1), ist es heute an der Außenwand der im Jahr 1789 errichteten Kapelle St. Ägidius befestigt; bislang unbeachtet. Fragmentarisches Grabkreuz aus gelblichem Sandstein mit kleeblattförmigen Armenden und 13zeiliger, über die gesamte Front verlaufender Inschrift. Möglicher Textverlust durch den fehlenden, ehemals wohl volutenförmig2) ausgeführten Sockel. Rückseite völlig abgewittert. H. 82, B. 62, Bu. 3 cm. Kapitalis. ANNO / 1 · 6 · 8 · 9 · DEN · 4 · / MARTIVS / IST · IN · GOTT / DEM · HER=/ REN · SELIG · ENT · SCH/LAF(F)EN · IOHANNES · NICOL=/AVS · WEBER · GEWESENES / SÖHNLEIN · CHRISTIANI / WEBERS / SEINES / ALTERS / BEŸ · 3 · IAR Über den Verstorbenen und seine Eltern ist nichts bekannt. Vermutlich gehörten sie dem seit der 16243) durch die Ortsherren (Kämmerer von Worms gen. von Dalberg) durchgeführten Gegenreformation in Sommerloch wieder eingeführten katholischen Bekenntnis an. Die Familie stellte im Jahr 1701 den Schultheißen zu Sommerloch. Vgl. dazu K. Eckes, 1789 – die sanfte Revolution in Sommerloch, in: NK (1990) 157ff. Vgl. dazu das erhaltene Grabkreuz von 1733 aus Hergenfeld bei Freckmann, Denkmäler 41 Abb. 55. Vgl. zum Folgenden Kdm. 375 und K. Eckes, Zur Geschichte des Dorfes Sommerloch und seiner Kirche, in: FS 200 Jahre St. Ägidius, Sommerloch 1789-1989, 9ff. 8214 408 di034mz03k0060800 di034-0608 0 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1551-01-01 1700-12-31 1700BBE8400BDBA3 2.H.16./17.Jh. 1 Grabplatte für Angehörige der Familie Würth. In zwei zusammenhängenden Teilen innen an der südlichen Westwand der heutigen Pauluskapelle befestigt. Fundumstände unbekannt, bisher unpubliziert. Rechtes oberes Stück einer fragmentarischen, mit Steinfarbe überstrichenen Sandsteinplatte mit Umschrift auf profilierter Leiste, die sich im Mittelfeld unter einem reliefierten Vollwappen in mindestens fünf vorlinierten Zeilen fortsetzt. H. 73, B. 56, Bu. 5 cm. Kapitalis. [..... / ...] · WVRTHa) · F[... / ..... // ...]ONb) · SPINA · GE/[... .]REIc) · TOCHTER / [...]H · ZWO · ELEO/[d)...]D · IOHANNA · AM / [...] · EREN ·e) Würth? (drei Hermelinschwänzchen?). Trotz der Besonderheit eines oben und unten spitz zulaufenden O läßt die Ausführung dieser wohl für eine verstorbene Person der Familie Würth und ihre Töchter Eleonore und Johanna angefertigten Grabplatte keine nähere Datierung zu, zumal mehrere Mitglieder dieser Familie1) von 1539 bis 1664 als Ratsherren und Bürgermeister der Stadt Kreuznach nachweisbar sind. V wohl mit zwei kleinen, übereinanderstehenden Pünktchen im Innern. Die linke Bruchkante würde die Ergänzung zu VON erlauben. DREI? ELEONORE? Folgt ein Abschlußkringel. Vgl. zum Folgenden Velten, Weck- und Weinbuch 10, 14, 18 und 20. 8215 408 di034mz03k0060900 di034-0609 0 Altenbamberg, Evang. Kirche 1501-01-01 1700-12-31 1700BBE8400BEBA3 16./17.Jh. 5 Fragmente eines Grabdenkmals aus Sandstein. Als schmückendes Beiwerk willkürlich vermauert in ein neuzeitliches Grabdenkmal auf dem Friedhof gegenüber dem Eingang der evangelischen Kirche, bisher unbeachtet. Neben einzelnen mit Zierarchitektur und unkenntlichen Wappen versehenen Bruchstücken lassen sich noch vier kleine verwertbare Teile unterscheiden: zwei Stücke der Schriftleiste (A und B), eine fragmentarische Wappenbeischrift (C) sowie ein erhaltenes Wappen. Bu. 2 (A, B), 1,5-2 (C) cm. Kapitalis (C), Fraktur (A, B). A [...]uterspa[...] B [...]bu[...] C D[..] MVT[...] / NA[.....] unbekannt (von einem Faden begleiteter schrägrechter Balken, darüber eine Lilienhaspel). Das Grabdenkmal stammt wohl aus dem Vorgängerbau der 1821-231) neuerbauten Kirche. Vgl. Lipps, Entdeckungsreisen 6. 8216 408 di034mz03k0061003 di034-0610 0 Duchroth, Haus Kirchstr. 1 1501-01-01 1700-12-31 1700BBE8400BEBA3 16./17.Jh. 1 Namens- oder Bauinschrift auf einer Tafel. Als Spolie in die Nordwand des 1910 erbauten Hauses Kirchstr. 1 eingelassen. Stammt vermutlich aus dem früher an gleicher Stelle stehenden, 1905 vollständig abgebrannten „Schloß“ der Blick von Lichtenberg1). Zweiteiliges, bisher unbeachtetes Fragment einer querrechteckigen Tafel aus gelblichem Sandstein mit mehrzeiliger Inschrift im abgekehlten Mittelfeld. Erkennbar sind noch wenige Buchstaben der letzten drei Zeilen, die rechte Hälfte ist fast völlig verwittert. H. 30, B. 34, Bu. 4 cm. Kapitalis. [.....] / BLICK [...] / · EL[.]IT · Das sich nach ihrem Sitz auf Burg Lichtenberg2) (Lkrs. Kusel) nennende Adelsgeschlecht kam Mitte des 15. Jahrhunderts über eine Erbtochter3) in den Besitz des pfalz-zweibrückischen Lehens Duchroth-Oberhausen, das die Familie Ende des 15. Jahrhunderts noch zur Hälfte innehatte. Das sogenannte Schloß war einer überlieferten Zeichnung nach eher ein mit einem Treppenturm versehenes, herrschaftliches Wohnhaus mit einem zugehörigen Fronhof. Dort dürfte sich – neben anderen4) – auch die vorliegende fragmentarische Inschrift befunden haben, die bislang noch nicht sinnvoll ergänzt werden konnte. Vgl. Herzog, Duchroth 45f. mit einer Handskizze. Vgl. dazu NN. Vgl. zum Folgenden Herzog, Duchroth 41ff. Vgl. Nr. 531 von vor 1635. 8217 408 di034mz03k0061101 di034-0611 0 Windesheim, Evang. Pfarrkirche 1501-01-01 1700-12-31 1700BBE8400BEBA3 16./17.Jh. 4 Grabplatte für einen Unbekannten, bisher unbeachtet. Sie wurde wohl 1966/67 während der Renovierung der 15171) erbauten spätgotischen Saalkirche freigelegt2) und dann willkürlich als Abgrenzung des Fußweges außen an der Nordmauer der Kirche etwa zur Hälfte waagerecht in den Boden eingelassen. Platte aus gelblichem Sandstein mit einem Bibelspruch als Umschrift auf erhöhter Leiste, im vertieften Mittelfeld vielzeilige Grabinschrift, von der nur noch wenige unzusammenhängende Buchstabenreste (wohl Fraktur) sichtbar sind. Oben rechts Rest eines Wappens (?), unten ein Totenkopf. Äußerst stark verwittert. H. 170, B. 46 (Frg.), Bu. 4 cm. Kapitalis, Fraktur?. [CHRISTVS IST MEIN] / · LEBEN · VND · STERBEN · IST · MEIN · GEWIN3): DEN TAG / [..... / ..... /] Vgl. Nr. 250 von 1517. Vgl. dazu Denkmalpflege 1965/67, 103 (Einbau eines Fußbodens). Phi. 1,21. 8218 408 di034mz03k0061209 di034-0612 0 St. Johannisberg, Evang. Kirche 1501-01-01 1700-12-31 1700BBE8400BEBB3 16./17.Jh.? 1 Fragment einer Grabplatte. Als Fußbodenplatte im südöstlichen Chorbereich wiederverwendet (Plan Nr. 16). Eckstück aus Sandstein mit Umschrift zwischen Linien. H. 47,5, B. 38, Bu. 5,5 cm. Kapitalis. [...] · VND · EH/R [...] 8219 408 di034mz03k0059001 di034-0590 0 Mandel, Schloß 1680-01-01 1680-12-31 1680AAA0000000A3 1680 4 Bau- und Namensinschriften auf einem Wappenstein. Eingelassen über dem Portal des Treppenturms des im Jahre 16241) erbauten Schlosses derer von Koppenstein, jüngst renoviert und farbig gefaßt. Quadratische Platte aus Sandstein, umgeben von zwei sich mit den Wurzeln umschlingenden, halbplastisch gearbeiteten Baumstämmen, im Mittelfeld zwei eheliche Vollwappen, darüber die jeweilige Namensbeischrift (A) und die Jahreszahl (B), darunter je ein mehrzeiliger Spruch (C). H. 90, B. 90, Bu. 2,5 cm. Kapitalis. A JOHANN CAROLL VON / KOPPENSTEIN // AGNES CATHRINA KOPPEN=/STEIN GEBOR(NE) V(ON) HOETHEa) B · 16 · // · 80 · C WO GOTT ZVM HAVS / NICHT GIBT SEIN GVNST DA IST ALLE MVEH VND / ARBEIT VMSONST2) // WER GOTT VERTRAVT HAT WOHL GEBAVT IN DEM HIMMEL VND / AVF ERDEN3) Knittelverse. Koppenstein; Hoethe (senkrecht gestellter Maueranker). Johann Carl wurde um 1625 als letztes von neun Kindern der Ehe Johann Georgs von Koppenstein4) mit Elisabeth von Geispitzheim geboren. Zusammen mit seiner Frau Agnes Katharina, Tochter5) des Nikolaus von Hoethe und der Margarethe von Clodt führte er – laut den vorliegenden Inschriften – an dem von seinen Eltern erbauten Schloß nicht näher bekannte Baumaßnahmen durch. Er starb 16856) und wurde in Mandel begraben. Folgt ein kreuzförmiges Zeichen, danach ein E. Belegt durch zwei Bauzahlen: einmal (überarbeitet oder neu angefertigt?) ·1·6·2·4· eingehauen auf dem Scheitelstein des Portals des Treppenturms, zum andern fragmentarisch auf dem Scheitelstein der benachbarten Kellertür 1 6 [2] 4 (erg. nach Lehfeldt). Vgl. Wander, Sprichwörter-Lexikon II 98. Vgl. ebd. 90. Vgl. Nr. 514 von 1626. Vgl. Zwiebelberg, Koppenstein 150 und zur aus Westfalen stammenden Familie Fröhlich, Johann Ludwig 4. Vgl. Nr. 597 von 1685. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 309. Kdm. 222. Guthmann, Mandel 3. NK (1984) Abb. S. 211. Lipps, Entdeckungsreisen 156. 8220 408 di034mz03k0059100 di034-0591 0 Monzingen, Haus Hauptstr. 63 1680-01-01 1680-12-31 1680AAA0000000A3 1680 2 Namensinschrift mit Jahreszahlen und Wappen an dem giebelständigen, dreigeschossigen, mit Fachwerk versehenen Eckhaus. Die sich um ein von Initialen begleitetes Wappen gruppierende Inschrift (A) befindet sich am untersten Balken des breiten Rechteckerkers; die von einem unkenntlichen Wappen geteilte, gelb überstrichene Inschrift (B) ist in den Sturz des im 19. Jahrhundert von der Front- an die Traufseite versetzten1), mit geflügelten Engelsköpfen und Fratzen verzierten Pilasterportals eingehauen. Schrift (A) 1985/86 weiß gefaßt2). H. 55 (B), B. 150 (B), Bu. 5 cm (B). Fraktur (A), Kapitalis (B). A 16 · Johan · con · · radt · Schardt · 80 Schardt (oben mit vier Schnörkeln verziertes Herz, innen Initiale C, seitlich Initialen J S). B ANNO · 1 · 6 · 8 · 0 · Wappen unkenntlich. Die etwas ungelenk wirkende Schrift zeigt bei der Fraktur die typischen, in Schnörkel auslaufenden Buchstabenenden. Über den Bauherrn des gut erhaltenen, nur im Wohnbereich dekorativ gestalteten Fachwerks ist nichts bekannt. So Freckmann 106. Vgl. Denkmalpflege 1985/86, 212. Freckmann, Architektur 105 mit Umzeichnungen im Anhang. 8221 408 di034mz03k0061307 di034-0613 0 Kellenbach, Evang. Pfarrkirche 1651-01-01 1700-12-31 1700ABD0000000A3 2.H.17.Jh. 4 Grabplatte für Anna Margareta von Kellenbach, geb. von Esch. Ehemals im Fußboden der Kirche, 1953 anläßlich der Renovierung freigelegt, gehoben und außen rechts neben dem Südportal an die Wand gestellt1). Schmale Platte aus gelblichem Sandstein mit Umschrift auf erhöhter Leiste, im Mittelfeld von Girlanden umgebenes, reliefiertes Allianzwappen, darüber Initialen. Die Platte ist insgesamt stark abgetreten und verwittert. H. 175, B. 87, Bu. 3,5-5 cm. Kapitalis. [..............] IST DIE / HOCH WOHL ETLE GEOHRNEa) FRAVW AN[N]A MARGARETA VON KELEBACHb) GEB[OHR]NE V(ON) / ESCH DE[M] H[ERRN .... EN]TSCHLAFE(N) / IHRES ALTERS [......c)] MONAT DEREN SEHLEN GOTT [.......] Kellenbach-Esch (im gespaltenen Schild rechts ein schreitender Leopard über einer vierblättrigen Blüte, links ein wachsender Löwe über Eisenhutfeh). Wappenbeischrift: I(OHANN) · S(CHWEIKART) · V(ON) K(ELLENBACH) A(NNA) · M(ARGARETA) · V(ON) E(SCH) Der noch erkennbare Text zeigt eine feinstrichig gehauene Kapitalis, die durchgehend mit erhöhten Versalien ausgestattet ist. Die in der Grablege der Herren von Kellenbach2) ruhende Anna Margareta gibt zunächst einige genealogische Rätsel auf: In den Stammtafeln3) derer von Kellenbach war im 17. Jahrhundert bislang nur eine mit einem Philipp Heinrich verheiratete Anna Elisabeth von Esch zu finden. Allerdings weist dessen älterer Bruder die passenden Initialen auf; jedoch war bisher zwar der Name seiner Tochter Charlotte, nicht aber der seiner Gemahlin überliefert. Man wird also kaum fehlgehen, wenn man von einer Doppelhochzeit ausgeht und die Verstorbene als Schwester der Anna Elisabeth und als bisher unbekannte Ehefrau des in Kellenbach sitzenden, 1707 verstorbenen Johann Schweikart von Kellenbach4) identifiziert. Bei der Blüte in seinem Wappen dürfte es sich um ein persönliches Beizeichen handeln. Sic! GEB[OHRNE] bis einschl. IHRES fehlt bei Kdm. Kdm. lesen hier fälschlich „541“, was zu der haltlosen Datierung „um Mitte 16. Jh.“ führte. Nach Kdm. Vgl. Nr. 311 von 1554. Vgl. zum Folg. Conrad, Steinkallenfelser Adel 2 (1962) 1. Vgl. zu ihm ebd. S. 2. Kdm. Rhein-Hunsrück-Kreis 1, 505. 8222 408 di034mz03k0061405 di034-0614 0 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1601-01-01 1700-12-31 1700ABE0000000A3 17.Jh. 4 Fragment der Grabplatte des Abraham Zinckrev. Sie wird im rechten Seitenraum vor der heutigen Pauluskapelle in drei zusammensetzbaren Teilen aufbewahrt. Fundumstände unbekannt, bisher unpubliziert. Rechtes unteres Eck aus gelbgrauem Sandstein mit Umschrift zwischen Linien, die sich im vertieften Mittelfeld mit einem mehrzeiligen Bibelspruch fortsetzt. H. 66, B. 56, Bu. 5 cm. Kapitalis. [..... / ..... A]BRAHAM ZINCKREVEN / BVRGER VNDa) [..... / ..... // ..... / TODTE]Nb) DIE / [IN DEM HE]RREN STER/[BEN VO]N NVN AN1) Der Verstorbene ließ sich in Kreuznach bisher nicht nachweisen; ein familiärer Zusammenhang mit dem sonst gut bekannten, meist in kurpfälzischen Diensten stehenden Geschlecht2) ist jedoch anzunehmen. N in kleiner Schreibweise. Möglicherweise folgt als nächster Buchstabe noch ein H. Nach der Lutherbibel wäre als Anfang „SELIG SIND DIE“ zu ergänzen. Off. 14,13. Vgl. zu seinem prominentesten, teilweise auch in Kreuznach als Landschreiber tätigen Vertreter P. Burghardt, Geschrieben in Planig anno 1627. Zwei Briefe des Humanisten und Spruchdichters Julius Wilhelm Zinckgref, in: KHbll. 9 (1960) 3f. und H. Brucker, Julius Wilhelm Zincgref (1591-1635). Zu seinem 350. Todestag, in: HHbll. 25 (1985) Nr. 64, 163-168 sowie DI 12 (Heidelberg) Nr. 603. 8223 408 di034mz03k0061503 di034-0615 0 Sobernheim, Evang. Pfarrkirche 1601-01-01 1700-12-31 1700ABE0000000A3 17.Jh. 1 Fragment einer Grabplatte. Es wird innen in der nördlichen Eingangshalle aufbewahrt, bisher unbeachtet. Erhalten hat sich lediglich das linke obere Eck einer Platte aus hellem Sandstein mit Umschrift auf erhöhter Leiste und andeutungsweise erkennbarer Fortführung im vertieften Mittelfeld. Bu. 5,5 cm. Kapitalis. A(NN)O · 16[... / ... / ..] HA=//[...] Die Verwendung des mandelförmigen O könnte in die 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts weisen. 8224 408 di034mz03k0061601 di034-0616 0 Sobernheim, Evang. Pfarrkirche 1601-01-01 1700-12-31 1700ABE0000000A3 17.Jh. 1 Fragment eines Epitaphs. Rechts oben über dem nordseitigen Turmportal als Spolie außen in die Wand eingelassen, bisher unbeachtet. Erhalten hat sich lediglich die ornamental verzierte Sockelzone mit einer Beschlagwerktafel, darin vierzeiliger Bibelspruch. Stark verwittert, nur noch geringe Buchstabenreste sichtbar. Kapitalis. [... / ...] / TODEN DIE [IM] / HERREN · STERBE(N)1) Off. 14,13. 8225 408 di034mz03k0061709 di034-0617 0 Bad Kreuznach, Schloßparkmuseum 1601-01-01 1700-12-31 1700ABE0000000B3 17.Jh.? 1 Gewichtsstein mit Inschrift. Ehemals im Magazin des Bad Kreuznacher Karl-Geib-Museums, seit dessen Auflösung Ende 1986 am heutigen Standort, bisher unbeachtet. Zylinderförmiger, sich oben und unten leicht verjüngender gelbweißer Sandstein mit einer dreizeiligen Inschrift auf einer Seite. In die Oberseite ist eine eiserne Öse eingelassen, die Unterseite ist beschädigt. Gewicht ca. 25 kg (geschätzt). H. 40, Dm. 20, Umfang 73, Bu. 4,5 cm. Kapitalis. CTF · LL · / PHa) · VS · / MA TSb) · Die Datierung orientiert sich an der gleichstrichig ausgeführten Kapitalis mit ihren eher in das 17. Jahrhundert weisenden Formen wie A mit gebrochenem Balken und M mit hochgezogenem Mittelteil. Die wohl lateinische Inschrift beinhaltet vermutlich einen stark gekürzten Gewichtsoder Eigentumsvermerk. Möglicherweise diente der Stein als Eichgewicht, Uhrgewicht oder überhaupt als Gegengewicht etwa eines Flaschenzugs. Folgt ein Zeichen in Form einer 1 in gotischer Schreibweise. TS ineinander geschrieben. 8226 408 di034mz03k0059209 di034-0592 2 Meisenheim, Schloßkirche 1681-01-01 1681-12-31 1681AAA0000000A3 1681 0 Sarg für Herzog Friedrich Ludwig von Pfalz-Zweibrücken(-Landsberg) in der sogenannten Stephansgruft unter dem Mittelschiff der Kirche. Erstmals erwähnt anläßlich einer Gruftöffnung im Jahre 1767 als unbeschädigte, oben in der Gruft auf einem Balken stehende „zinnerne Lade“1). Seit dem in den siebziger Jahren erfolgten Einbau einer Fußbodenheizung in die Kirche ist die Gruft mit Bodenplatten bedeckt und damit unzugänglich2). Die zitierte Bibelstelle war wohl ausgeschrieben. Nach Specification. Serenissimus Princeps et Dominus Fridericus Ludovicus, Comes Palatinus ad Rhenum, Dux Bavariae, Juliae, Cliviae et Montium, Comes Veldenziae, Spohnhemii, Marchiae et Ravenspergi, Dominus in Ravenstein, natus Heÿdelbergae 17ten Oct(obris) a(nn)o Domini 1619, in Regimen Ducatus Bipontini successit a(nn)o 1661 mense Julio, denatus Landsbergae anno Domini 1681 die octav(us)a) Apprilis, hora sexta matutina, aetatis a(nn)is 61, mensibus 5, Diebus 14. Nehemia Capitel 8 Vers 103). Der erlauchte Fürst und Herr Friedrich Ludwig, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog in Bayern, zu Jülich, Kleve und Berg, Graf zu Veldenz, Sponheim, der Mark und Ravensberg, Herr zu Ravenstein, wurde geboren in Heidelberg am 17. Oktober im Jahre des Herrn 1619. Die Regierung des Herzogtums Zweibrücken übernahm er im Juli 1661. Er verschied zu Landsberg im Jahr des Herrn 1681 am 8. (richtig 1./11.) April, morgens um sechs Uhr, im Alter von 61 Jahren, 5 Monaten, 14 Tagen. Friedrich Ludwig war der zweite (und letzte) Sohn4) aus der Ehe des Herzogs Friedrich Casimir, Stifter der Seitenlinie Pfalz-Landsberg5) mit Amalia Antwerpiana von Nassau-Oranien6). Zusammen7) mit seinen Eltern flüchtete er im 30jährigen Krieg auf das mütterliche Schloß Montfort in Burgund. Nach dem Tod seines Vaters 1645 folgte er in der Regierung, trat sie aber erst nach der Rückkehr aus Burgund im Jahr 1647 an. Zuvor hatte er sich mit Juliana Magdalena, der Erbtochter seines Onkels, Herzog Johann II. von Pfalz-Zweibrücken verheiratet. Da Herzog Friedrich von Pfalz-Zweibrücken, dessen Sohn und Nachfolger, im Jahr 1661 ohne männliche Erben verstarb, fiel das Fürstentum an Friedrich Ludwig. Doch auch er blieb ohne leiblichen Nachfolger: sämtliche 13 Kinder aus seiner ersten Ehe verstarben vor ihm. Nach dem Tode seiner Gemahlin 16728) heiratete Friedrich Ludwig noch im selben Jahr ihre Kammerjungfer Maria Elisabetha Hepp aus Meisenheim9). Aus dieser morganatischen Ehe gingen die (nicht erbberechtigten) Freiherrn von Fürstenwährter hervor10). Dem kleinen Land verblieben nur wenige Jahre der Erholung von den erheblichen Belastungen der vorhergegangenen Kriege. Bereits ab 1673 fielen wieder französische Truppen in die Pfalz ein. Friedrich Ludwig wich mit seinem Hof von Zweibrücken, das 1677 fast vollständig zerstört wurde, wechselweise nach Meisenheim und auf Schloß Landsberg aus (heute Ruine Moschellandsberg, Donnersbergkreis). Nur ein Jahr nach dem Frieden von Nymwegen 1679 erschienen französische Gesandte der Reunionskammern beim Herzog und forderten ihn auf, Beweise für die Rechtmäßigkeit seines Besitzes vorzulegen. Da er sich dem verweigerte, marschierten wiederum französische Truppen in Zweibrücken ein; Friedrich Ludwig wurde seines Herzogtums enthoben und mußte sich auf seinen alten Sitz Landsberg zurückziehen, wo er kurz darauf verstarb. Er wurde nach Meisenheim überführt und neben seiner ersten Frau in der Stephansgruft beigesetzt. Das Zahlwort wurde von späterer Hand durchgestrichen und durch eine I für primus ersetzt, dem folgen Crollius und Heintz; Keiper (wie Anm. 10) 55 gibt in der Zählweise des neuen Stils den 11. April an. So Specification und Crollius 15. Vgl. Nr. 542 von 1640 mit Anm. 2. Ne. 8,10. Sein 1617 geborener Bruder Friedrich starb gleich nach der Geburt, vgl. dessen Epitaph Nr. 489 in der Grabkapelle. Vgl. dazu ausführlich Anthes, Nachrichten pass. Vgl. Europ. Stammtafeln NF I Taf. 32 und die Sarginschrift seiner Mutter Nr. 558 von 1657. Vgl. zum Folgenden Crollius 140f. und Heintz 210ff. Vgl. ihre Sarginschrift Nr. 581. Sie war die Tochter des Tuchscherers Hans Peter Hepp. – Da Herzog Friedrich Ludwig noch zu Lebzeiten angeordnet hatte, daß sie in der Nähe seines eigenen Grabes, der Stephansgruft, bestattet werden sollte, wurde ihr Sarg nach ihrem Tode im Jahr 1721 zwischen Chor und Schiff der Schloßkirche beigesetzt. Ihre „unmittelbar am Lettner“ in den Boden eingelassene „Sargplatte“ war noch 1892 zu sehen (so Eid, Fürstengruft 545). Laut Heintz 212 fand man beim Einbau einer Heizung im gleichen Jahr an dieser Stelle Reste einer weiblichen Leiche. Die fünf Kinder aus dieser Ehe führten zunächst den Namen Fürstenwärther Burgsassen zu Odenbach, wurden aber 1711 in den Freiherrenstand erhoben und starben erst 1905 aus; vgl. dazu J. Keiper, Die Freiherren von Fürstenwärther, B.z.O., in: MHVP 36 (1916) 49-88, v.a. 55ff. Specification fol. 1v. Copia Specification fol. 113r-v. Crollius, Denkmahl 139. Heintz, Schloßkirche 210. 8227 408 di034mz03k0061807 di034-0618 0 Bad Kreuznach, Evang. Pauluskirche 1601-01-01 1700-12-31 1700ABE0000000B3 17.Jh.? 5 Grabplatte einer unbekannten Person. Wohl seit den Renovierungen der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts1) als zweiter Stein von Osten außen in die Südwand des Chors eingelassen, bisher unpubliziert. Große, stark beschädigte Platte aus gelblichem Sandstein mit schwach reliefiertem Wappen im oberen Mittelfeld, darunter nebeneinander zwei erhaben gearbeitete Objekte und anschließend eine mehrzeilige, nur noch im Ansatz erhaltene Inschrift. Die Umschrift ist völlig abgewittert. Bereits früh verunstaltet durch die Anbringung von Lüftungskanälen im Jahr 19102). H. 187, B. 95, Bu. 3 cm. Kapitalis. SISTE GRA[DVM .....]a) Halte deinen Schritt an, (Wanderer/Fremder...) unbekannt (schrägrechte Leiste, oben von einem Ring, unten von drei hintereinander stehenden menschlichen Figuren begleitet; Helmzier: ein Vogel). Analog den anderen, ähnlich gefertigten Grabdenkmälern an der Außenseite der Kirche dürfte auch der/die unbekannte Verstorbene den Angehörigen der städtischen oder herrschaftlichen Verwaltung zuzurechenen sein. Das linke Objekt ist wohl das Arbeitsteil eines Glaserhammers3). Der abstrahierenden Form des Wappens zufolge, könnte die Platte auch in das beginnende 18. Jahrhundert datiert werden. Hier könnte VIATOR (vgl. DI 29, Worms, Nr. 722) oder auch HOSPES (vgl. DI 23, Oppenheim, Nr. 267) folgen. – Rudimentär sind noch einige Buchstaben auf verschiedenen Zeilen zu erkennen. Vgl. Einleitung XIX. Vgl. Häuser/Renard, Wiederherstellungsarbeiten 31. Vgl. dazu Azzola, Glasmaler 151 mit Abb. 237-39. Schloßparkmuseum Bad Kreuznach, Fotosammlung (ohne Neg.-Nr., Aufnahme vor 1910). 8228 408 di034mz03k0061907 di034-0619 0 Bad Kreuznach, Schloßparkmuseum 1601-01-01 1700-12-31 1700ABE0000000B3 17.Jh.? 2 Initialen auf einem Ofenfuß1). Ehemals im Magazin des Karl-Geib-Museums2), seit dessen Schließung Ende 1986 am heutigen Standort. Ofenfußstein aus weißgelbem Sandstein, in der Mitte von erhabenen Initialen begleitetes Handwerkerzeichen, seitlich (an den überstehenden Teilen abgeschlagene) Voluten. H. 36, B. 49, Bu. 4 cm. Kapitalis, erhaben. · I · P · K · unbekannt (zwei gekreuzte Reithaken, darüber ein Küferschlegel). Aufgrund der Handwerkerzeichen3) dürfte das bisher als „Torstein“4) bezeichnete Werkstück einem Kreuznacher Küfer als Stützvorrichtung5) seines Ofens gedient haben. Eine Datierung ins frühe 18. Jahrhundert ist nicht auszuschließen. Identifizierung aufgrund eines freundlichen Hinweises von Prof. Dr. F.K. Azzola, Trebur. Er soll laut dem oben aufgemalten Vermerk aus dem Haus Rüdesheimer Str. 20 (oder 26) stammen. Vgl. dazu ausführlich Azzola, Küferzeichen. So Nahegau. Vgl. zur Funktion von der Driesch, Handbuch 16 mit Abb. 13. Nahegau 67 (Abb.). 8229 408 di034mz03k0059308 di034-0593 0 Meddersheim, Haus Sobernheimer Str. Nr.5 1681-01-01 1681-12-31 1681AAA0000000A3 1681 2 Bauinschrift des Ehepaars Hans Adam und Sabina Reidenbach über dem profilierten oberen Türrahmen des Hauses. Halbkreisförmiger, von zwei großen Voluten begleiteter Aufsatz aus farbig gefaßtem Sandstein mit Inschrift auf der umlaufenden Leiste; im Mittelfeld unter Putto Allianzwappen mit Initialen und Wappen, daneben je eine Maske mit einem Fruchtgehänge um den Hals. Kapitalis. DIES HAVS LIES BAVHEN HANS ADAM ADAMIa) VND SABINA REITENBACHIN BEITE EHLEITTE / ANNO 1681 Adam (zwischen H und A Schaft mit Kopf- und Fußkreuzsprosse); Reidenbach (zwischen S und R Stern über Hufeisen)1). Die Familien Adam und Reidenbach gehörten zu den alteingessesenen Ortsgeschlechtern2), deren Nachkommen sich bis in die Gegenwart fortgepflanzt haben3). Bei dem Haus handelt es sich um einen stattlichen zweigeschossigen, im Jahr 1725 veränderten Bau4), in dem im 18. und 19. Jahrhundert die Gastwirtschaft „Zum Schwan“ betrieben wurde5). Wiederholung des Namens wohl durch einen Fehler des Steinmetzen. Vgl. dagegen das redende Wappen bei Nr. 344 V von 1602. Vgl. Nr. 467 von 1609. Vgl. Müller, Alt-Meddersheim Nr.11. So Kdm. So Füllmann. Kdm. 235. Vogt, Meddersheim Abb. S. 35. Füllmann, Meddersheim 59 mit Abb. 8231 408 di034mz03k0062000 di034-0620 0 Fürfeld, Haus Bennstr. 12 1601-01-01 1700-12-31 1700ABE0000000B3 17.Jh.? 1 Hausinschrift auf einem Wappenstein. In etwa sechs Meter Höhe als Spolie im hofseitigen Obergeschoß des 18221) erbauten Hauses Bennstr. 12 eingelassen; ehemals an einem Torbogen des an gleicher Stelle stehenden Vorgängerhauses. Die Inschrift gruppiert sich in fünf unregelmäßigen Zeilen um das schrägrechte Wappenbild. Bu. ca. 3 cm. Kapitalis. HOCH/FREŸHERRLI/CHER BOSIS/CHER / HOFF Boos von Waldeck. Die in Meisenheim und auf dem benachbarten Montforter Hof sitzenden Boos von Waldeck2) waren seit Mitte des 15. Jahrhunderts in Fürfeld begütert. Durch Heirat3) gelangten sie Ende dieses Jahrhunderts in den Besitz eines Viertels der Ortsherrschaft, das sie erst 1704 an die Herren von Kerpen verkauften. Die vorsichtige Datierung der Inschrift ergibt sich vor allem aus der Bezeichnung HOCHFREŸHERRLICH, die die offiziell erst 16984) erfolgte Erhebung (allerdings des böhmischen Zweiges der Familie) in den Freiherrenstand voraussetzt. Dagegen steht die bereits seit 15415) nachgewiesene Existenz des Adelshofes in Fürfeld und die kaum erst ins 18. Jahrhundert zu setzende Kapitalis. Vgl. Jakob. Vgl. zum Folgenden Steitz, Fürfeld 37f. und Brück, Fürfeld 165f. Vgl. Anthes, Boos von Waldeck 15. Vgl. ebd. 2. – Für eine ‘großzügige‘ Handhabung von Titeln spricht der Umstand, daß die in Archivalien des späten 16. und 17. Jh. meist „Herren“ oder „Junker“ genannten Boos von Waldeck noch 1702 einfach „Herren“ genannt werden konnten, vgl. die Urkunden bei Anthes, ebd. 33ff. Vgl. ebd. 7. Jakob, Fürfeld 32. J. Buman, Fürfeld, in: Behrens, Rheinhessen (s.d.) 35. Gerten, Chronik 101. 8232 408 di034mz03k0062108 di034-0621 0 St. Johannisberg, Evang. Kirche 1601-01-01 1700-12-31 1700ABE0000000B3 17.Jh.? 1 Fragment einer Grabplatte. Im südlichen Chorbereich als Fußbodenplatte wiederverwendet (Plan Nr. 20). Erhalten hat sich lediglich ein kleiner, stark abgetretener Rest aus gelbweißem Sandstein mit Inschrift zwischen Linien. H. 69, B. 31, Bu. 4 cm. Kapitalis. [...]O · IAR · IV[...] Die wenigen Buchstaben erlauben keine schlüssige Deutung des Textes. 8233 408 di034mz03k0062206 di034-0622 1 Sponheim, ehem. Kloster 1601-01-01 1700-12-31 1700ABE0000000B3 17.Jh.? 0 Gedächtnisinschrift der (hl.) Jutta (von Sponheim). Mehrzeilig auf einem gemalten Bild oder Bildwerk „sub effigie“ angebracht. 1751 erstmals „in monasterio“ überliefert, wohl seit Aufhebung des Klosters 1802 verloren; Ausführung unbekannt. Nach Wickenburg. S(anc)ta Juta ordinis S(anc)ti Benedicti Soror Meginhardi Comitis, Fundatoris Sponheimensis / in Monte S(anc)ti Disibodii Magistra S(anc)tae Hildegardis virginis et postea Abbatissae in Monte S(anc)ti Ruperti prope Bingam / quae S(anct)a Juta multis etiam in vita miraculis claruit / inter coetera aquam mutavit in Vinum / et Liquidas Clania) Fluminis undas Siccob) pede cum pluries pertransivit / unde et non Sine Magna opinione Sanctitatis ex hoc mundo transiit. Anno 1136 II. Calend(as) Januarÿc). Die heilige Jutta vom Orden des heiligen Benedikt, Schwester des Grafen Meginhard, Gründers des Klosters Sponheim; auf dem Berg des heiligen Disibod Lehrerin der heiligen Jungfrau Hildegard und späterer Äbtissin auf dem bei Bingen gelegenen Berg des heiligen Rupert. Diese heilige Jutta wurde in ihrem Leben auch durch viele Wunder berühmt; unter anderem hat sie Wasser in Wein verwandelt und oftmals trockenen Fußes die Fluten des Glanflusses überschritten, so daß sie nicht ohne den großen Ruf der Heiligkeit aus dieser Welt gegangen ist, im Jahre 1136, am 2. Tag vor den Kalenden des Januar (31. Dezember). Wie ein Textvergleich1) zeigt, basiert die Inschrift zumindest in ihrer zweiten Hälfte mehr oder weniger genau auf einer Stelle der 1492 von dem damaligen Abt Johann Trithemius begonnenen und 1506/09 im Manuskript abgeschlossenen Sponheimer Klosterchronik2), die erst 1601 durch Freher zum Druck befördert wurde. Da vorerst nicht entschieden werden kann, welcher Überlieferung die erstmals 1751 zusammen mit drei weiteren vergleichbaren Inschriften3) erwähnte Bildbeischrift zugrunde liegt, ist ihre Entstehung einem größeren Zeitraum zuzuweisen. Dennoch ergeben sich aus der Klostergeschichte einige Anhaltspunkte für eine genauere Einordnung: Abgesehen von der verbleibenden Zeit bis zur Säkularisation des Klosters 1564/654), kommen vornehmlich die Jahre 1622-32 und 1643-1652 in Frage, als das Kloster im Zuge des 30jährigen Krieges von Benediktinern aus St. Martin in Köln zeitweise wieder in Besitz5) genommen wurde – möglicherweise wollte man durch die Berufung auf die Tradition den umstrittenen Anspruch auf das Kloster unterstützen und sichern. Gleiches gilt sicherlich auch für die Zeit nach 1687, als das verfallene Kloster unter französischem Einfluß reaktiviert und unter Pater Elias Bingel6) aus St. Jakob in Mainz wiederbesiedelt wurde. Daher ist auch eine mögliche Entstehung der Inschrift im beginnenden 18. Jahrhundert nicht auszuschließen. Die wohl 1092 geborene Jutta7) entstammte der Verbindung Graf Stephans von Sponheim (dem eigentlichen Gründer des Klosters) mit Sophie (von Formbach). Ihr Bruder Me(g)inhard von Sponheim setzte das Werk des Vaters fort. Laut Trithemius8) trat Jutta 1112 als Meisterin in die Frauenklause des Klosters Disibodenberg ein und wurde nach ihrem Tod an bevorzugter Stelle „iuxta maius altare versus meridiem“ begraben9). Zur Nachfolgerin der nur regional verehrten Heiligen wurde ihre damals noch weitgehend unbekannte Schülerin Hildegard von Bingen10) bestimmt. Andreae liest clari. Sicco bis pertransivit fehlt ebd. Die Annales Sancti Disibodi 25 und ihre Vita (wie Anm. 7, S. 184) überliefern dagegen als Todestag „XI Kalendis Ianuarii“, also den 22. Dezember 1136. „... Iutta multis in hac vita miraculis claruit: aquam inter caetera mutauit in vinum, et liquidas Glani fluminis vndas sicco pede compluries pertransiuit, vnde non sine magnae opinione sanctitatis ec hoc mundo transiuit ad coelum ...“ (Trithemius, Chr. Sponh. 248). Autograph in der Univ.-Bibl. Würzburg Sign. M.ch.f. 126, fol. 4-124. Vgl. die folgenden Nrr. Die Rezeptionsgeschichte des Chronicon Sponheimense ist noch nicht untersucht; es kann daher nicht ausgeschlossen werden, daß in Sponheim selbst eine der zahlreichen Abschriften aufbewahrt wurde (vgl. dazu Arnold, Trithemius 242). Vgl. dazu und zum Folg. Schneegans, Trithemius 276ff. Vgl. Nr. 479 von 1614 Anm. 1. Vgl. zu ihr Mötsch, Sponheim 75 und die Stammtafel S. 96 sowie zu ihrer jüngst aufgefundenen, 1137 unter dem Disibodenberger Abt Adelhun entstandenen Vita F. Staab, Reform und Reformgruppen im Erzbistum Mainz. Vom ‘Libellus de Willigisi consuetudinibus‘ zur ‘Vita domnae Juttae inclusae‘, in: St. Weinfurter (Hg.), Reformidee und Reformpolitik im spätsalisch-frühstaufischen Reich (QuAmrhKg 68). Mainz 1992, 163-166 mit Anhang II. Chr. Sponh. 247. Die seit 1985 auch im Südchor der Klosterkirche durchgeführten Untersuchungen vorliegender „unerklärliche(r) Mauerkanten“ ergaben wohl wegen früherer Raubgrabungen keinen sicheren Hinweis auf ihre Grabesstätte; vgl. Stanzl, Klosterruine 29ff. Vgl. zu ihr Nr. 8 aus dem 4.V.12. Jh. Wickenburg, Thesaurus Palatinus I 186. Andreae, Crucenacum Palatinum 79. Kdm. 391. 8234 408 di034mz03k0062304 di034-0623 1 Sponheim, Klostergebäude 1601-01-01 1700-12-31 1700ABE0000000B3 17.Jh.? 0 Gedächtnisinschrift für Bernhelm, erster Abt des Benediktinerklosters Sponheim. Mehrzeilig unter seinem gemalten Bild oder Bildwerk angebracht. 1751 erstmals „in monasterio“ überliefert, vermutlich seit Aufhebung des Klosters 18021) verloren. Text wohl zentriert, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Wickenburg. Bernhelmus / Abbas huius Sponheimensis Monasterii / antea monachus ad S(anc)tum Albanum Moguntiae / tunc ordinis S(anc)ti Benedicti cum aliis Quinque ex S(anc)to Albano et Sex / item ex Monasterio S(anc)ti Jacobi moguntiae Fratribus / huc missus / quibus Meginhardus Comes De Sponheim / Fundator huius Monasterii ipsum Monasterium cum ecclesia / et omnibus appertinentibus in perpetuam possesionem tradidit / fuitq(ue) Bernhelmus primus Abbas hic institutus Anno 1124. praefuit Annis 26. Laudabilissime [/] Sub quo Crafto Filius Meginhardi Comitis Fundatoris huius monasterii monachus Factus / Ei in Abbatia Successit. Bernhelm, Abt dieses Klosters Sponheim, vorher Mönch im Mainzer (Kloster) St. Alban, damals noch dem Benediktiner-Orden zugehörig, wurde mit fünf anderen Brüdern aus St. Alban und ebenfalls sechs aus dem Kloster St. Jakob hierher gesandt. Denen übergab Graf Meginhard von Sponheim, der Gründer dieses Klosters, das Kloster selbst mit der Kirche und allem, was dazu gehört, als ewigen Besitz. Und Bernhelm wurde hier als erster Abt im Jahre 1124 eingesetzt und stand (dem Kloster) 26 Jahre lang auf das Löblichste vor. Unter ihm wurde Crafto, Sohn Graf Meginhards, Gründer dieses Klosters, Mönch (und) folgte ihm im Abbatiat nach. Obwohl es sich hier im Gegensatz zur vorhergehenden, wohl gleichzeitig entstandenen Gedächtnisinschrift für die (heilige) Jutta von Sponheim nicht um eine direkte Übernahme des Textes aus dem von Abt Johann Trithemius verfaßten Chronicon Sponheimense handelt, ist eine zum Teil wörtliche Abhängigkeit von der dort ausführlich behandelten Geschichte der Klostergründung und den dort zitierten Urkunden2) nicht zu verkennen. Für eine genauere Einordnung dieser und der vorhergehenden Inschrift ist zudem die Stelle tunc ordinis S(anc)ti Benedicti (bei Trithemius noch ohne Zusatz „coenobi S. Albani“) aufschlußreich, die wohl auf die im Jahr 1552 erfolgte Zerstörung3) des Klosters St. Alban anspielt und somit die oben begründete Datierung4) noch wahrscheinlicher macht. Die Gedächtnisinschrift steht nicht im Zusammenhang mit der durch Trithemius im Jahr 1502 veranlaßten Ausmalung des Sommerrefektoriums mit den beschrifteten Bildnissen seiner 24 Vorgänger5), sondern ist Teil eines eigenständigen Bild(er)programms6), mit dem die zeitweise das Kloster wiederbesiedelnden Mönche des 17. Jahrhunderts wohl ihre Legitimation unter Beweis stellen wollten. Damals wurde das noch vorhandene Inventar des Klosters versteigert; vgl. Schneegans, Trithemius 283f. Vgl. Trithemius, Chr. Sponh. 237ff., v.a. 242 und Nr. 7 von 1175?. Vgl. Kdm. Mainz II,1 S. 8. Vgl. die vorhergehende Nr. 622. – Damit scheint auch eine denkbare Entstehung der Inschriften im 16. Jh. ausgeschlossen zu sein. Vgl. Nr. 223 von 1502. Vgl. Nrr. 622ff. Wickenburg, Thesaurus Palatinus I 183. Andreae, Crucenacum Palatinum 73f. Kdm. 392. 8235 408 di034mz03k0059407 di034-0594 1 Spabrücken, Kath. Pfarrkirche 1682-01-01 1682-12-31 1682AAA0000000A3 1682 0 Jahreszahlen. Am Türbalken (A) der vor dem Chor gelegenen Sakristei der Kirche des ehemaligen Franziskanerklosters und gleichlautend an dem Gewölbe (B) eines Klosterkellers. Jahreszahl (A) nicht aufgefunden. Nach Kdm. (A), Weber (B). A 1682 B 1682 Die Jahreszahlen bezeichnen wohl den Beginn der Bautätigkeiten anläßlich der 1680/81 erfolgten Übergabe der früheren Wallfahrtskirche durch die Kämmerer von Worms gen. von Dalberg an die Franziskaner aus Kreuznach1). Die heutige barocke Klosteranlage wurde erst in den Jahren 1721 und 1731-46 erstellt. Vgl. dazu ausführlich K. Eckes, Dokumentation zur Klostergründung und zum Kirchenbau in Spabrücken. Ein Beitrag zur Heimatgeschichte, in: Kirche und Kloster Spabrücken. Chronik 1483-1986, hg. vom Kath. Pfarramt Spabrücken-Schöneberg. Bad Kreuznach 1986, 5-51. Kdm. 378. P. Weber, Wallfahrt nach Spabrücken. Geschichte der Wallfahrt und der Kirche. Spabrücken 1977, 7 und 10. Lipps, Entdeckungsreisen 231. 8236 408 di034mz03k0062402 di034-0624 1 Sponheim, Klostergebäude 1601-01-01 1700-12-31 1700ABE0000000B3 17.Jh.? 0 Gedächtnisinschrift für Craffto, zweiter Abt des Benediktinerklosters Sponheim. Mehrzeilig unter seinem gemalten Bild oder Bildwerk („sub effigie“) angebracht. 1751 erstmals „in monasterio“ überliefert, vermutlich seit Aufhebung des Klosters 18021) verloren. Text wohl zentriert, sonstige Ausführung unbekannt. Nach Wickenburg. Crafto abbas Secundus Sponheimensis / Filius Meginhardi Comitis / Fundatoris / et monachus hujus Sponheimensis Monasterii / unanimi Consensu Fratrum in Abbatem electus Anno 1151. praefuit / Annis 24. et plurima bona huic Monasterio praestitit / in eodem Sepulchro cum Bernhelmo praedecessore Suo / in medio Ecclesiae Sepultus / Cui Anselmus ex S(anc)to Jacobo cum primis huc missus, postea prior hujus monasterii hos Versiculos inscripsit. Abbates Clari / quibus accdita) huc tumulari Ambo Deo Chari / Sunt modo pace pari. Crafto, zweiter Abt und Mönch dieses Klosters Sponheim, Sohn des Klostergründers Graf Meginhard, wurde mit einhelliger Zustimmung der Brüder zum Abt gewählt im Jahr 1151. Er stand dem Kloster 24 Jahre vor und erwies ihm zahlreiche Wohltaten. Er wurde zusammen mit seinem Vorgänger Bernhelm in ein und demselben Grab in der Mitte der Kirche bestattet. Für diesen schrieb Anselmus, der mit den ersten (Mönchen) aus dem Kloster St. Jacob hierher gesandt wurde, der spätere Prior dieses Klosters, diese Verse: Hochangesehen sind die Äbte, denen es bestimmt war, hier beerdigt zu werden; beide sind sie Gott teuer und sind gleicherweise im Frieden. Distichon unisonum. Wie den vorhergehenden Gedächtnisinschriften2) liegen auch dieser Bild(nis)beischrift entsprechend paraphrasierte Stellen3) aus dem Chronicon Sponheimense des Abtes Johann Trithemius zugrunde. Die einzige substantielle Abweichung besteht in der Standortangabe der gemeinsamen Begräbnisstätte, die dort mit „in medio chori“ überliefert wird. Merkwürdigerweise wird die bereits von Trithemius in seiner Klosterchronik tradierte Grabinschrift4) für beide Äbte hier noch einmal präsentiert, vielleicht ein Hinweis auf ihren mittlerweile eingetretenen Verlust. Verschrieben für accidit. Vgl. dazu Schneegans, Trithemius 288. Vgl. Nrr. 622ff. und die dortigen Erläuterungen zu Datierung und Motivation. Trithemius, Chr. Sponh. 252-255. Vgl. zur Grabinschrift beider Äbte Nr. 7 von 1175? und ihre Gedächtnisinschriften Nr. 223 A und B von 1502. Wickenburg, Thesaurus Palatinus I 184. Andreae, Crucenacum Palatinum 74. Kdm. 392. 8237 408 di034mz03k0062500 di034-0625 1 Sponheim, Klostergebäude 1601-01-01 1700-12-31 1700ABE0000000B3 17.Jh.? 0 Gedächtnisinschrift für Johann Trithemius, 25. Abt des Klosters Sponheim. Mehrzeilig unterhalb seines gemalten Bildes oder Bildwerkes („sub effigie“) angebracht. Erstmals 1752 „in monasterio“ überliefert, vermutlich seit der endgültigen Aufhebung des Klosters 18021) verloren. Schrift wohl Kapitalis2), sonstige Ausführung unbekannt. Nach Wickenburg. Effigies Johannis Trithemii / qui fuit 25.a) Abbas hujus Monasterii Sponheimensis / miraculum Doctrinae et Scientarum Sui aevi / in Latinis graecis / et Hebraicis et omni Scibili / Cujus Fama ipse etiam Philippus Comes palatinus Rheni / et Dux Bavariae inclitus / cum Ludovico ac Ruperto Filiis Suis / Christophorus quoq(ue) Marchio Badensis huc in Sponheim Venerunt gratia Trithemium alloquendi / et Visendi Monasterium Simul et Bibliothecam / qua hic in germania nulla ei similis fuit / Etiam Maximiliano Regi Roman(orum) / Joachimo Marchioni Brandenburg(ensi) et pluribus aliis principibus Charissimus / qui et intuitu Ejus multa huic Monasterio bona Contulere. Mortuus est 1516. Abbild des Johannes Trithemius, der der 25. Abt dieses Klosters Sponheim war. In seiner Zeit ein Wunder der Gelehrsamkeit und der Wissenschaften, im Lateinischen, Griechischen und Hebräischen und in allem sonstigen Wissenswerten. Von dessen Ruf (angezogen) kamen selbst der berühmte Philipp, Pfalzgraf bei Rhein und Herzog von Bayern, mit seinen Söhnen Ludwig und Rupert sowie der badische Markgraf Christopher hierher nach Sponheim, um Trithemius zu sprechen und das Kloster und die Bibliothek zu besichtigen, die hier in Deutschland ihresgleichen suchte; auch er war dem römischen König Maximilian, dem brandenburgischen Markgrafen Joachim und vielen hochangesehenen Fürsten sehr teuer, die auf seine Veranlassung hin diesem Kloster zahlreiche Wohltaten erwiesen. Er starb 1516. Betrachtet man abschließend alle vier wohl gleichzeitig aus den gleichen historisierenden Gründen entstandenen Inschriften3), so sind auch einigen Stellen der vorliegende Bild(nis)beischrift nahezu wörtlich dem Chronicon Sponheimense entnommen („Philippus comes Palatinus Rheni et Dux Bauariae, cum Ludouico ac Ruperto filijs suis huc venit ad Sponheim, gratia Trithemium alloquendi, et visendi monasterium simul et libros“)4), andere pharaphrasieren die dort geschilderten Ereignisse. Der Todesvermerk stammt aus einer anderen Quelle. Schon deswegen kann das Bild keinesfalls im Zusammenhang mit der 1502 von Trithemius initiierten Ausschmückung des Sommerrefektoriums mit den Bildnissen seiner Vorgänger5) entstanden sein. Die Besuche und Zuwendungen der genannten Fürsten6) sind wie der Ruhm seiner Bibliothek7) sicher bezeugt. Ganz offensichtlich erinnerten sich die wiedereingesetzten Benediktiner des 17. Jahrhunderts gern an den berühmten Abt8) und die große Zeit ihres Klosters, ohne sich zu vergegenwärtigen, daß er -gerade wegen seiner humanistischen Aktivitäten – im Jahr 1505 durch den eigenen Konvent vertrieben wurde, seine Bibliothek im Stich lassen mußte und schließlich als Abt eines fremden, unbedeutenden Klosters endete. Andreae überliefert XXV. Vgl. dazu Schneegans, Trithemius 283f. Andreae 248 bezeichnet sie 1784 als in „maiusculis litteris“ ausgeführt. Vgl. dazu ausführlich Nrr. 622ff. Trithemius, Chr. Sponh. 415. So Arnold; vgl. dazu Nr. 223 von 1502. Vgl. dazu umfasend Arnold, Trithemius 74-102. – Kurfürst Philipp von der Pfalz und seine Söhne wie auch Markgraf Christoph III. von Baden besuchten das Kloster im Jahr 1501 (vgl. Trithemius, Chr. Sponh. 413ff.). Vgl. Nr. 180 von 1494. Vgl. die Nrr. 170 von 1487, 180 von 1494, 181 von 1494?, 223 von 1502 und 244 von 1513?. Wickenburg, Thesaurus Palatinus I 185. Andreae, Crucenacum Palatinum 248. Schneegans, Beschreibung 340f. (übers.). Kdm. 391. Arnold, Trithemius 20 Anm. 60 (teilw.). 8238 408 di034mz03k0062608 di034-0626 1 Bad Münster am Stein-Ebernburg, Burgstr. 16? 1601-01-01 1800-12-31 1800BBE8300BEBB3 17./18.Jh.? 0 Hinweisinschrift auf einer Sandsteinplatte. Erstmals 1919 als im ehemaligen Haus Karl Rapp (Burgstr. 16?)1) vermauerte Spolie nachgewiesen, verloren. Die Platte stammte aus einem kurz vor 1919 abgebrannten Haus „neben der ziemlich alten Pfarrerwohnung“. Rechteckige Platte mit siebenzeiliger Inschrift, erste Zeile mit erhöhten Buchstaben. Nach Kohl. H. 50, B. 80 cm. Kapitalis. WIE H/IE OBEN / ARIZALa) · A(NNO) · / 531b) CLAR/LICHc) · AV/SWEISTc) · V/NVERLETZTd) Die Datierung folgt der Einschätzung von Kohl, die Form der Buchstaben deuteten in die „Zeit des 17. und 18. Jahrhunderts“. Laut seinen Überlegungen könnte es sich bei dieser etwas dunklen Inschrift um einen anläßlich eines Neubaus angefertigten Hinweis auf eine über der Platte stehende, sich auf einem Balken oder Türsturz befindende Jahreszahl 15312) gehandelt haben. Möglicherweise bezog sie sich auf Reste des Vorgängerbaus oder etwa auf eine Heiligenfigur, auf deren Alter der Hausbesitzer stolz hinweisen wollte. Wohl verschrieben für IARZAL. Wohl für (1)531. I klein hochgestellt. Zweites E und zweites T klein hochgestellt. Falls die Identifizierung zutrifft, waren die folgenden Besitzer die Familien Gauch, Lahm und Pollack. Vgl. Nr. 275 I von 1531. Kohl, Bildhauerwerke 66 (mit Nachzeichnung). 8239 408 di034mz03k0059506 di034-0595 1 Hüffelsheim, Evang. Pfarrkirche 1683-01-01 1683-12-31 1683AAA0000000A3 1683 1 Glocke mit Namens-, Spruch- und Meisterinschrift. Ehemals im 1611 neuerbauten Glockenturm1) der damaligen lutherischen Kirche, wurde sie am 20. Oktober 19422) zu Kriegszwecken abgenommen, ins Hamburger Glockenlager verbracht und fiel dort in den letzten Kriegstagen einem Bombenangriff zum Opfer. Die Glocke wurde nach der Ablieferung fotografiert und beschrieben3), außerdem wurde von der Schulterzone ein Abklatsch4) genommen. Große Glocke mit schmalem stilisiertem Blütenfries um die Schulter, darunter die von dem Ortssiegel unterbrochene, zweizeilige Umschrift zwischen einfachen Rundstegen, abgeschlossen von einem weiteren Steg. Als Worttrenner dienen buchstabengroße Sternchen. Gewicht 500 kg. Beschreibung nach Foto, Text nach Abklatsch. H. 98, Dm. 96, Bu. 1,5 cm. Kapitalis. · S(ANCTVS) · LAMBERTVSa) · PATRONVS · S(ANCTA) · MARIA · HEISSCHb) · ICH · DEN · GESVNDEN · RVFF · ICH · DIE · TODEN · BESCHREI · ICH · DAS · WETTER · DVRCHS · / GEBETc) · VERTREIB · ICH · HENRICVS · PISTORIVS · DER · ZEIT · PFARRER · IN · HIFFELSHEIM · MATTHIAS · CROMMEL · VON · TRIER · GOS · MICH · ANNO · 1683 Knittelverse. Der weitverbreitete Glockenspruch findet sich in ähnlicher Form auf der im selben Jahr vom gleichen Meister für das benachbarte Mandel gegossenen Glocke5). Das Siegel wird durch den beigegeben Namen erklärt: der hl. Lambert (von Maastricht) war Patron der mittelalterlichen Kirche6) und wurde anscheinend – trotz Reformation – auch von der lutherischen Gemeinde weiter in Ehren gehalten. Der Glockenname hingegen dürfte sich auf eine denkbare Marienkapelle oder auf den urkundlich nachgewiesenen Marienaltar7) der Vorgängerkirche bezogen haben, der beim Neubau des Kirchenschiffes im Jahr 1706 abgerissen wurde. Auftraggeber der Glocke war sicherlich die lutherische Gemeinde mit ihrem Pfarrer Heinrich Pistorius8), der als Nachfolger seines Vaters von 1658 bis zu seinem Tod 1703 sein Amt in Hüffelsheim ausübte. Zwischen den Buchstaben M und B befindet sich das Orts- und Gerichtssiegel von Hüffelsheim, das den hl. Lambertus in bischöflichem Ornat zeigt, in der rechten Hand den mit einer (Sieges)Fahne versehen Bischofsstab, in der linken vermutlich einen Kelch. Zu Füßen befindet sich auf einem Schild das Wappen der Boos von Waldeck. Die Umschrift ist undeutlich, dürfte aber (nach der Abb. eines Siegels von 1653 bei Polke, Kirche 18) folgendermaßen gelautet haben: „GERICHTS(IEGEL) · ZV · HIFFELSHEIM“. Sic! Vor dem Wort eine kleine weisende Hand als Markierung des Zeilenwechsels. Vgl. Nr. 289 V von 1611. Vgl. zum Folgenden Polke 103. Karteikarte mit Foto im DGA Nürnberg, Leitziffer der Glocke 22/15/180 B. Verwahrt im Schloßparkmuseum Bad Kreuznach. Vgl. auch den Kommentar zu Nr. 567 von 1664. Vgl. dazu Seibrich, Entwicklung 125ff. Vgl. die Nachweise bei Polke 9 und 17. Vgl. zu ihm W. Zimmermann, Zur Pfarrerliste der lutherischen Gemeinde Hüffelsheim, in: MRKg 1 (1952) 143f. – Vater und Sohn wurden in der Hüffelsheimer Kirche begraben, ihre Grabinschriften wurden jedoch nicht überliefert; vgl. dazu Polke 65. Zimmermann, Glocken 35. Kdm. 186. Schloßparkmuseum Bad Kreuznach, Inv.-Nr. Gl 7, 1-3 (Abklatsch). Liste der Glocken 3. Deutsches Glockenarchiv Nürnberg, Kartei, Neg.-Nr. 4207 (Foto). Polke, Kirche 102. 8241 408 di034mz03k0059605 di034-0596 1 Mandel, Evang. Pfarrkirche 1683-01-01 1683-12-31 1683AAA0000000A3 1683 0 Glocke mit Spruch- und Meisterinschrift. Ehemals im mittelalterlichen Vorgängerbau1) der heutigen, 1829/30 erbauten Kirche wurde sie bereits 1756 erstmals kopial überliefert2); seit unbekannter Zeit verschollen. Aussehen unbekannt, Schrift wohl Kapitalis. Nach Simon. DEN GESUNDEN RUF ICH DIE DOTTEN BEKLAGE ICH DAS GEWITTER FERTREIBE ICH O REX GLORIAa) JESU CHRISTE MATHIAS GROMMEL VON TRIER GOß MICH MANDALa) IM JAHRE 1683 DURCH HILLFFEa) FROMMER CHRISTEN GEBETT Knittelverse. Der im Mittelalter und der frühen Neuzeit weit verbreitete Glockenspruch3) findet sich in abgewandelter Form auch auf einer zweiten, im gleichen Jahr für Hüffelsheim gegossenen Glocke4) des Trierer Glockengießers Matthias Grommel (auch Cromel oder Cremmel)5), dem in den Jahren 1676 bis 1706 mindestens 16 Glocken zuzuschreiben sind. Sic! Vgl. dazu Seibrich, Entwicklung 122ff. Die seit 1714 simultan genutzte Kirche wurde (nach Simon) wohl um 1825 abgerissen. In dem in diesem Jahr begonnenen katholischen Kirchenbuch, vgl. Simon, Mandel 16 (1922). Vgl. dazu Nr. 243 von 1513. Vgl. die vorhergehende Nr. 595. Vgl. zu ihm Wiegand, Glockenkunde 52 und Nr. 567 von 1664. Simon, Mandel 17 (1922). Kdm. 221. 8242 408 di034mz03k0059704 di034-0597 0 Mandel, Evang. Pfarrkirche 1685-01-01 1685-12-31 1685AAA0000000A3 1685 2 Zwei Fragmente von der Grabplatte (?) des Johann Carl von Koppenstein (?). Noch 1751 im mittelalterlichen Vorgängerbau der damaligen, in den Jahren 1829/30 errichteten Simultankirche unbeschädigt nachgewiesen, wurden die Fragmente vermutlich während der Baumaßnahmen als Spolien in die dem Kirchenportal schräg gegenüberliegenden Seite der Kirchenmauer eingelassen. Ehemals große Platte aus rötlichem Sandstein mit Umschrift auf erhöhter Leiste; im Mittelfeld von bezeichneten Ahnenwappen begleitete vielzeilige Inschrift (wohl Bibelsprüche). Das erste Fragment (1) besteht aus einem kleinen Stück der oberen Leiste und drei Zeilen aus dem Mittelfeld, das zweite (2) aus einem Stück der linken Leiste mit einem auf einer hakenförmigen Leiste beschrifteten Ahnenwappen und wenigen untereinanderstehenden Buchstaben aus dem Mittelfeld. Die bisher unbeachteten Fragmente sind unzusammenhängend. Erg. nach Wickenburg1). H. 20,5 (1), 32 (2), B. 23 (1), 32 (2), Bu. 2,5-5 cm. Kapitalis. [ANNO 168]5a) · DEN · 4 [MAY STARB DER REICHS- HOCHWOHLGEBOHRNE UND GESTRENGE HERR JOHANN CARL VON KOPPENSTEIN SEINES ALTERS IM 6]0 IAHR D[ESSEN SEELE GOTT GENADE] // [...CA]P · ICH · HABE · WO[HL GANTZE / MONDEN] VERGEBLICH · G[EARBEITET / VN]D · ELEN[DER NACHT SIND MIR VIEL WORDENb)]2) Wappen mit Wappenbeischrift: SCHWALB/ACH (drei schrägrechts gestellte Ringe). Die gesamte Rekonstruktion der Grabinschrift bleibt aufgrund der zusammenhanglosen Fragmente hypothetisch. Für die vorgeschlagene Identifizierung spricht neben der auffälligen Übereinstimmung im Todesdatum und in der Altersangabe auch das erhaltene Ahnenwappen. Geht man von einer in dieser Zeit durchaus üblichen Ahnenprobe über vier Generationen (zweimal vier Wappen aus, ergibt sich für den Verstorbenen folgende genealogische Situation3): Eltern waren Hans Georg von Koppenstein und Magdalena Elisabeth von Geispitzheim4), deren Mutter war Anna geborene Blick von Lichtenberg; sein Großvater Bernhard war mit Anna Waldecker von Kaimt5) verheiratet, deren Mutter wiederum war Margarethe geborene von Schwalbach. Es handelt sich also bei dem erhaltenen Wappen um das der Urgroßmutter väterlicherseits des Verstorbenen, das auf seiner Grabplatte weit links unten gestanden haben dürfte. Johann Carl residierte mit seiner Frau Agnes Catharina von Hoethe auf dem von ihnen renovierten Schloß6) zu Mandel. Von ihren vier Kinder wurde der 1725 verstorbene7) Johann Ludwig ebenfalls in Mandel begraben. Zwiebelberg, Koppenstein 150 überliefert fälschlich 1695 als Todesjahr; vgl. dazu Fröhlich, Johann Ludwig 4. Ohne daß man sie zuordnen kann, sind auf dem Fragment (2) zu erkennen die Buchstaben S[...] / M[...] / W[...] / V[...]; es folgt mindestens noch eine weitere Zeile. Wickenburg überliefert lediglich die Umschrift. Job 7,3. Vgl. zum Folgenden Möller, Stammtafeln NF II Taf. LXI, O. Conrad, Ergänzung der Möllerschen Stammtafel des Adelsgeschlechts von Koppenstein, in: HHbll. 8 (1968) 246ff. und Zwiebelberg, Koppenstein 149f. Vgl. Nr. 514 von 1626. Vgl. Nr. 369 von 1587 mit Anm. 6. Vgl. Nr. 590 von 1680. Inschrift bei Wickenburg 124. – Vgl. zu ihm ausführlich Fröhlich, Johann Ludwig pass. (Leichenpredigt). Wickenburg, Thesaurus Palatinus II 123. Kdm. 221. 8243 408 di034mz03k0059803 di034-0598 0 Sobernheim, Kath. Pfarrkirche St. Matthäus (aus ehem. Johanniter-Kapelle) 1685-01-01 1685-12-31 1685AAA0000000A3 1685 1 Grabplatte des kurmainzischen Obristleutnants Wilhelm Friedrich von Schellart. Ehemals an der Nordwand des Chors der früheren Johanniter-Kapelle1), wurde sie 1903 in die neu erbaute katholische Pfarrkirche überführt und dort außen in die Nordwand der Vorhalle eingelassen. Große Platte aus weißgelbem Sandstein mit breiter Leiste, auf der oben, in der Mitte und unten je zwei Wappen mit ihren zugehörigen Beischriften angeordnet sind. In der Mitte der oberen Leiste ein geflügelter Engelskopf, unten ein Stundenglas. Im vertieften Mittelfeld unter einem Vollwappen im Lorbeerkranz 13zeilige, gegen Ende hin zentriert auslaufende Grabinschrift. Leicht verwittert, größerer Textverlust bei den Wappenbeischriften. Auflösung und Ergänzung der Beischriften nach Würdtw. Epitaphienbuch und Kdm. H. 223, B. 105, Bu. 3,5-5 cm. Kapitalis. ANNOa) · 1685 · DEN · 19 · AVG(V)STb) / IST · IN · GOTT · SELIG · ENT · SCHL=/AFFEN · DER · WOHLGEBOHRNE / HERR · H(ERR) WILHELM · FRIEDRICHc) / VON · SCHELLARTd) · CHVRFV̈RST=/LICH MAŸNTZISCHER KRIEGS/RATHc) · VND · OBRISTLEVTENA=/NT · SEINES · ALTERS · 44 · IAHR · / 6 · MONATH · 15 · TAG · / DESSEN · SEEL · GOTT · / EWIG · WOLLE · / ERFREWEN / AMEN Wappen mit Wappenbeischriften: Schellart (3 Malteserkreuzchen begleitet von drei 2:1 gestellten Lilien, Hz: 3 Lilien); IOH(ANN) (CHRIS)TOPHe) V(ON) SCHELLAR[T], [IO]H(ANN) FRI(EDRICH) V(ON) SCHELLART, G: AD:f) BRAV[N V(ON) SCHMID]BERG; AN(NA) M(ARIA) BR(AVNIN) V(ON) SCHMIDBERGg), AN(NA) LACHINh) V(ON) WAMBACH (schräglinker Balken, belegt mit 3 Kugeln, Hz: 2 Bockshörner), [IVLIANA V(ON) E..]L[I..] (Balken, darüber ein lediger Steg). Der wohl aus einer Mainzer Familie2) stammende Verstorbene erwarb in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts von den Cratz von Scharfenstein den in der Nähe von Sobernheim gelegenen Marienpforter Hof und setzte sich dort zur Ruhe3). Schellart war verheiratet und hatte eine Tochter namens Anna Maria Barbara. Erste Zeile erhöht. S und T klein in G eingestellt. I in die Haste des E ligiert. Balken bei H fehlt. Kürzung durch „griechischen“ Buchstaben X angezeigt. Vielleicht mit G(VSTAV) AD(OLF) aufzulösen. I in die linke Haste des M ligiert. I in der ligierten Haste von H und N. Vgl. Fligel, Oberamt Böckelheim 30. Die Familiengrablege befand sich in der Augustinerkirche zu Mainz, vgl. Arens, Mainzer Inschriften II Nr. 1939. Vgl. Nr. 323 von 1566 und Kdm. 411. Würdtweinsches Epitaphienbuch 318f. Rhein. Antiquarius II 18, 34 (ohne Wappenbeischriften). Kdm. 366. Kneib, Pfarrgemeinde 23. 8244 408 di034mz03k0059909 di034-0599 0 Kellenbach, Evang. Kirche 1685-01-01 1685-12-31 1685AAA0000000A3 1685 1 Abendmahlkanne mit Jahreszahl und Initialen des bisher unbekannten Stifters. Hohe, kegelstumpfförmige Kanne aus Zinn (?) mit dreizeiliger, eingeritzter Inschrift auf der Stirnseite. Auf der Unterseite des geschwungenen Griffes eine Maske, darüber eine Stempelmarke, im Boden eine fünfblättrige Blüte. Ein zugehöriger, kreisrunder Teller trägt keine Inschrift. H. 34, Dm. 14, Bu. ca. 0,5 cm. Kapitalis. KELEN · BACH / 1685 / J(OHANN) C(ASIMIR)a) B(EUTHER) Stempelmarke: Kreuz in Kartusche, darüber ein I. Nach eigenen Angaben wurde der Stifter 1640 in Zweibrücken geboren und studierte 1662 bis 1666 in Basel Theologie1). Bereits 1667 amtierte er als lutherischer Pfarrer in Barbelroth (Lkrs. Südliche Weinstraße), dann seit 1677 in Winden (Lkrs. Germersheim) und später in Bergzabern, von wo er 1685 durch die anrückenden französischen Truppen vertrieben wurde2). Im gleichen Jahr nahm er seine Tätigkeit in Kellenbach3) und im benachbarten Gemünden auf – wohl aus diesem Anlaß stiftete er die beiden erhaltenen Abendmahlsgeräte. Aber auch hier trieb ihn der Französische Erbfolgekrieg nach vier Jahren aus Amt und Dorf; als sein Nachfolger wurde ein katholischer Priester eingesetzt4). Beuther wich mit Frau und drei Kindern als Pfarrer des Niersteiner Filials Schwabsburg nach Rheinhessen aus, fungierte zuletzt als Inspektor in Oppenheim und starb dort 16945). Kdm. liest B. Vgl. J. Zimmermann, Zum Pfarrerregister der Gemeinde Kellenbach, in: MrhKg 15 (1921) 176. Vgl. H. Gramm, Die Pfarrer in Kellenbach, in: ebd. 41. Vgl. H. Gramm, Pfarrer Johann Casimir Beuther, in: BllpfKg 6 (1930) 59f. Vgl. A. Rosenkranz, Die Herren von Kellenbach und ihre Gemeinde, in: MrhKg 36 (1942) 34. Wie Anm. 2. Lehfeldt, Bau- und Kunstdenkmäler 660. Kdm. Rhein-Hunsrück-Kreis 1 505 mit Abb. 451. 8245 408 di034mz03k0060006 di034-0600 0 Pfaffen-Schwabenheim, Haus Mühlengasse 10 1685-01-01 1685-12-31 1685AAA0000000A3 1685 1 Namensinschrift mit Jahreszahl. Eingeschnitten in den unteren Fensterbalken des Drillingsfensters im traufseitigen Obergeschoß des Fachwerkhauses, bisher unpubliziert. Frisch renoviert, Schrift weiß gefaßt. Als Worttrenner dienen Doppelpunkte. Kapitalis. 16 · HANS · IACOB · HOENN · 85 · Die mit großen Buchstaben ins Holz eingeschnittene Inschrift zeigt charakteristische Formen der späten Kapitalis wie Doppelpunkte als Worttrenner, kleine Zierstriche an den Buchstabenenden, H mit gebrochenem Balken und N mit geschwungener Schräghaste. Bei dem sonst nicht nachweisbaren Hans Jacob Hoenn handelt es sich wohl um den Bauherren des mit einem fränkischen Erker versehenen, repräsentativen Fachwerkhauses. Dehio Rheinland-Pfalz 818 (Jz). 12664 408 di034mz03k00407a6 di034-0407a 0 Boos, Kellereistr. 1 (Martinshof) 1598-01-01 1598-12-31 1598AAA0000000A3 1598 2 Jahreszahl im Sturz über der Kellertür, darunter ein Steinmetzzeichen. Heller Sandstein. H. 22, B. 138 cm. ◦ 1 ◦ 5 ◦ 9 ◦ 8 Bei dem heute als Freizeitheim dienenden Bauernhof handelt es sich im Kern um den bereits 1128 erstmals erwähnten Wirtschaftshof des nahegelegenen Klosters Disibodenberg1). Der tonnengewölbte Keller mit stichbogigem Abgang wurde allerdings erst nach Auflösung des Klosters unter pfalz-zweibrückischer Herrschaft erbaut. Damaliger Pächter des Gutes war die Familie Zimmermann. Vgl. zur Geschichte des Klosterguts Werth, Boos 16ff. 12667 408 di034mz03k00362a5 di034-0362a 0 Langenlonsheim, Naheweinstr. 122 1585-01-01 1585-12-31 1585AAA0000000A3 1585 0 Jahreszahl am Türsturz über dem rundbogigen Kellereingang. Nach Lipps. 1 5 8 5 Bei dem mehrfach umgebauten Fachwerkhaus, Teil einer etwas zurückgesetzt liegenden Hofanlage, handelt es sich um das älteste mit einer Jahreszahl bezeichnete Haus in Langenlonsheim, das meist Häuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert aufweist. Lipps, Entdeckungsreisen 148. GDKE, Verzeichnis 46. 12665 408 di034mz03k00001a7 di034-0001a 0 Disibodenberg, Klostermuseum 1051-01-01 1150-12-31 1150BBB8900BDBB3 2. H. 11./1. H. 12. Jh.? 3 Fragment eines Inschriftensteines, vom Bearbeiter im Sommer 2000 inmitten eines großen Steinhaufens im großen Klosterkeller aufgefunden1). Es handelt sich um einen kleinen querrechteckigen Quader aus hellem Sandstein mit einer dreizeilig eingehauenen Inschrift. Aufgrund der erhaltenen glatten Kanten handelt es sich wohl um die rechte obere Ecke eines größeren Inschriftensteines. H. 12,5, B. 18,5, T. 9,5, Bu. 2,5-3,5 cm. Frühe romanische Majuskel. [---] ◦ S(AN)C(T)A ◦ PA[. / ---]TRAR[Ia) / ---]SA ◦ V ◦ S[. / ---] Die streng linear gestaltete Schrift weist durchgehend kapital ausgeführte Buchstaben auf, unter denen das spitze A mit beidseitig überstehendem Deckbalken sowie die gerade Cauda des R besonders auffällig sind. Eine ausgesprochene Seltenheit stellt das T dar, bei dem es sich um eine sehr frühe Form des runden T handelt, bei dem der Schaft zwar noch gerade und nicht bogenförmig gestaltet2), dafür aber ausgezogen und einwärts gebogen ist. Als Worttrenner dienen auf Zeilenmitte gesetzte halbkugelig vertiefte Punkte. Aufgrund der wenigen erhaltenen Buchstaben und des geringen Textes ist der Stein allein nach epigraphischen Kriterien nur schwer zu datieren, zumal es sich um kein besonders qualitätvoll ausgeführtes Stück handelt; so sind etwa die ungelenk eingehauenen Buchstaben unterschiedlich groß und halten nicht die Linie. Da sich die Inschrift bisher jedem sinnvollen Deutungsversuch entzogen hat, kann inhaltlich nur soviel festgestellt werden, dass es sich bei dem Text mit Sicherheit um kein übliches Formular handelt, eine Inschrift aus dem Bereich des Totengedenkens also kaum in Frage kommt. Hinsichtlich der Datierung legen die bislang im Bestand der „Deutschen Inschriften“ publizierten (oft mit Fragezeichen datierten) Vergleichsbeispiele3) eine grobe Datierung ins 10. und 11. Jahrhundert nahe, dennoch ist auch eine spätere Entstehung nicht ganz auszuschließen. Geht man allerdings davon aus, dass während der Bauzeit der benediktinischen Klosterkirche auf dem Disibodenberg in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts nicht allzu viele Inschriften entstanden sind, die – soweit heute noch erhalten – zudem einen anderen Schriftduktus aufweisen4), sprechen die angeführten Indizien letztlich dafür, dieses Fragment doch in die Zeit vor 1100 zu setzen. Damit hätten wir das erste inschriftliche Zeugnis für eine noch wenig erforschte Zeit vor uns, als auf dem Disibodenberg das von Erzbischof Willigis um 1000 gegründete Kanonikerstift seine große Wirksamkeit entfaltete. Oberer Teil des Balkens fehlt, vermutlich ein I. Der Inschriftenstein ist bereits auf einem historischen Foto zu sehen, dass sich im Besitz von Herrn Manfred Geib, Odernheim, befindet. Herrn Geib danke ich herzlich für diesen Hinweis sowie für die Überlassung einer Kopie des Fotos, Brief vom 27. Juni 2004. – Der Stein befindet sich zur Zeit als Leihgabe im Archiv der Mainzer Inschriften-Arbeitsstelle. Vgl. etwa DI 71.1 (Stadt Trier) Nr. 71 mit Abb. 48, vom Bearbeiter „Anfang 11. Jh. - vor 1016“ datiert. Herzlicher Dank gebührt unserer damaligen wissenschaftlichen Hilfskraft Katharina Haberkorn, die diese Suche am Beispiel des spitzen A mit Deckbalken engagiert durchgeführt hat. Vgl. dazu oben Einleitung Kap. 5.1. Nikitsch, Begräbnisstätte 123 mit Abb. 10. 12666 408 di034mz03k00484a5 di034-0484a 0 Kirn-Sulzbach, Evangelische Kirche 1615-01-01 1931-12-31 1931BAA8385AABA3 (1931) 1615 3 Bau- und Renovierungsinschrift auf einer hochrechteckigen Tafel aus Sandstein, aufgefunden auf dem Grundstück der Fam. Hahn1), links vom Altar der 1931 neu erbauten Evang. Kirche in die Wand eingelassen. Hochrechteckige Tafel aus farbig gefassten Sandstein; Inschrift (A) beginnt oben auf dem profilierten Rand mit der Jahreszahl und setzt sich in neun Zeilen im vertieften Feld fort, gefolgt von der elfzeiligen Inschrift (B), die vermutlich 1931 angefügt wurde2). Gut erhalten. H. 98, B. 40 Z. 6, Bu. 3 cm. Kapitalis. A 1 ◦ 6 ◦ 1 ◦ 5 // IST ◦ DISE ◦ CANTZEL ◦ / ERBAVT ◦ VND ◦ DIESE ◦ / KIRCH ◦ RENOVIRT / ALS ◦ PFARHER ◦ M(AGISTER) ◦ AND(REAS) / FABER ◦ VND ◦ SCHVL(TES) / NICOLAS ◦ SARTOR / VND ◦ WILH(ELM) IVNG / KIRCHENIVRAT / GEWESEN ◦ B OBIGE INSCHRIFT REDET / VON DER 1808 DEN EVAN=/GELISCHEN ZUGETEILTEN / SIMULTANKIRCHE DIE / 1845 AVF ABBRUCH VER=KAUFT WURDE ◦ ERBAUT / IST DIESE KAPELLE ALS / C. ZELLER PFARRER / VND FR. DRÖSCHER / SCHÖFFE WAREN // 1 ◦ 9 ◦ 3 ◦ 1 Die in Größe und Form uneinheitlich ausgeführte Schrift weist kräftige Serifen, dreiecksförmige Punkte über I und zahlreiche Buchstabenverbindungen auf. Als Worttrenner dienen Dreiecke. Die verschollene Kanzel gehörte zur Ausstattung der 1537 erstmals erwähnten, seit der Reformation bis 1772 simultan genutzten Kapelle3), die 1823 wegen Baufälligkeit geschlossen und schließlich 1845 abgerissen wurde. Ebenfalls zur früheren Ausstattung gehörte eine 1658 gegossene, gegenwärtig im Deutschen Glockenmuseum aufbewahrte Glocke4). Die heutige Kirche wurde im Jahr 1931 errichtet. So Münscher. An den Leisten sind an entsprechender Stelle Bearbeitungsspuren zu sehen, die auf diese sehr sorgfältig durchgeführte Ergänzung hinweisen. Vgl. dazu ebd. 72f. Vgl. oben Nr. 560. A. Münscher, Kreis Birkenfeld. Masch.schr. Ms. 1955 S. 74 (LfD Mainz) (A). 12668 408 di034mz03k00569a0 di034-0569a 0 Laubenheim, Naheweinstr. 38 1665-01-01 1665-12-31 1665AAA0000000A3 1665 0 Jahreszahl am Türsturz des tonnengewölbten Kellers. 1 6 6 5 Bei der hakenförig angelegten Hofanlage mit barockem Fachwerkhaus, Scheune und Kellern1) dürfte es sich um einen ehemaligen Klosterhof handeln. Laut GDKE, Verzeichnis befinden sich weitere zwei (mit Fragezeichen gekennzeichnete) Jahreszahlen 1560 und 1610 im Bereich der Keller. GDKE, Verzeichnis S. 47. 12669 408 di034mz03k00584a1 di034-0584a 0 Bad Sobernheim (aus Merxheim?) 1649-01-01 1673-12-31 1673BAA8351AABA3 zwischen 1649 und 1673 4 Tafel mit Bauinschrift sowie ein vermutlich zugehöriger fragmentarischer Wappenstein. Beide Steine wurden zusammen im Dezember 1996 bei Umbauarbeiten im Haus Hauptstr. 4 in Merxheim als verbaute Spolien aufgefunden1). Bei der Inschriftentafel handelt es sich um eine verhältnismäßig dünne Sandsteinplatte mit neunzeiliger, schwarz gefasster Inschrift, die oben rechts mit Ornamenten verziert ist. Die Platte weist an den Längsseiten zwei Dübellöcher auf und ist unten beschnitten, daher rührt ein Textverlust von unbekannter Länge. Von dem neuzeitlich bemalten Wappenstein hat sich ein großer Teil der unteren Hälfte erhalten. H. 57,5, B. 63, T. 7,5 , Bu. 4,5 cm. Kapitalis. IOHAN ◦ LVDWIG ◦ WILD ◦ / VND ◦ RHINGRAVE ◦ GRAVE ◦ / ZV ◦ SALM ◦ HERR ◦ ZV ◦ / VINSTINGEN ◦ RITTER ◦ / VND ◦ SEIN ◦ EHLIG GE/MAHL EVA DOROTEA WILD / VND RHEINGRAEVIN GEBORN=/NE GRAEVIN VON HOHENLO / HABEN DIESE DREI BOGEN [-----] Wild- und Rheingrafen (zu Dhaun). Die etwas unsicher ausgeführte Schrift weist durch ihre zahlreichen Buchstabenverbindungen sowie durch das mit einem Dreieck überschriebene I zeittypische Formen auf. Als Worttrenner dienen zunächst zwei übereinander gesetzte Dreiecke, die von einfachen abgelöst werden und auf die dann gegen Ende der Inschrift schließlich ganz verzichtet wird. Der auf Schloss Dhaun residierende, zeitlebens in hohen (auch kaiserlichen) Diensten stehende Wild- und Rheingraf Johann Ludwig2) folgte seinem 1638 verstorbenen Vater Wolfgang Friedrich3) im Alter von 18 Jahren in der Regierung nach. Seit 1643 mit Wild- und Rheingräfin Elisabeth zu Dhaun und Neuviller vermählt, heiratete er 1649 in zweiter Ehe Eva Dorothea4), Tochter des Grafen Philipp Heinrich von Hohenlohe-Waldenburg. Das Ehepaar stiftete im Jahr 1660 zwei erhaltene Abendmahlskannen5) für die Georgskapelle auf Schloß Dhaun. Wie aus der letzten erhaltenen Zeile der Inschrift hervorgeht, bezieht sich der Text auf die Errichtung eines Bauwerks mit drei Bögen, unter dem man vermutlich eine dreibogige Brücke6) verstehen darf. Die Inschrift dürfte daher mit Stiftungsvermerk und Jahreszahl zu ergänzen sein, etwa : „HABEN DIESE DREI BOGEN / [AVFRICHTEN LASSEN IM JAHR / DES HERRN 16..]“. Um welche Brücke es sich dabei gehandelt haben könnte, ist unklar. Vielleicht bezog sich die Inschrift auf eine größere Brücke über einen Dorfbach oder auch auf einen kleineren Übergang über die Nahe. Wie auch immer – das Bauwerk dürfte jedenfalls nicht in seinem Fundort Merxheim, das damals von verschiedenen Kleinadelsfamilien beherrscht wurde, sondern eher in der Gemarkung des benachbarten Meddersheim gestanden haben, wo die Wild- und Rheingrafen zu dieser Zeit die Ortsherrschaft7) innehatten. Falls es sich dabei tatsächlich um eine Brücke gehandelt haben sollte, dann sicher nicht um die gut bezeugte, zwischen Meddersheim und Sobernheim gelegene Steinbrücke8) über die Nahe, die um 1423 neben einer Furt erbaut worden war. Seitdem die Nahe nach einem schweren Hochwasser im Jahr 1627 ihr Bett verändert hatte und an der Brücke vorbeifloss, stand sie bis zu ihrem Abriss 1876 unverändert und funktionslos in den Wiesen. Freundliche Mitteilung von Herrn Steinmetzmeister Johann Plützer, Bad Sobernheim, Brief vom 28. Dezember 1996. – Die Fundstücke wurden damals von Fam. Fuchs in Bad Sobernheim, Soonwaldstr. 124 verwahrt. Johann Ludwig fungierte u. a. als Oberst in spanischen Diensten, als Generalmajor des Bischofs zu Münster und als kaiserlicher Generalwachtmeister; vgl. zu ihm ausführlich Schneider, Geschichte 215ff. Auf seinem in der Stiftskirche zu St. Johannisberg vorhandenen Epitaph ist Johann Ludwig als junger Mann abgebildet; vgl. unten Nr. 539. Vgl. dazu Europ. Stammtafeln NF IV Taf. 104. Beide Kannen haben sich erhalten und befinden sich in der Evang. Schlosskirche zu Meisenheim; vgl. unten Nrn. 563f. Eine heute verschollene Inschrift an der alten Hauptbrücke über die Nahe bei Kirn lautete: Im Jahre Christi 1598 sind diese Brückenbogen verfertigt worden (...), vgl. unten Nr. 407. Vgl. dazu Füllmann, Meddersheim 33ff. Vgl. zum Folgenden Kdm. Kreuznach 374 und Vogt, Sobernheim 42. 12670 408 di034mz03k00373a7 di034-0373a 0 Nußbaum, Im Winkel 12 (Nußbaumer Schlößchen) 1589-01-01 1589-12-31 1589AAA0000000A3 1589 3 Jahreszahl im Sturz eines Portals aus Sandstein. Der mit oben einer Eierstableiste geschmückte Rahmen wurde zu unbekannter Zeit in Zweitverwendung als Eingang zu einer Räucherkammer verwendet1). H. 190, B. 180, Z. 13-16 cm. 1 5 8 9 In Nußbaum läßt sich seit dem 14. Jahrhundert eine Burg nachweisen, die um 1589 umgebaut und dann „Schloß“ genannt wurde. Aus dieser Zeit stammt das Portal und wohl auch das Fragment einer Schildhalter-Skulptur, die bei der 1995 durchgeführten Renovierung des 1789 stark barockisierten Anwesens zutage kam. Aus den Resten des Wappens ist zu schließen, dass es sich um das Wappen der Anna von Monreal handelt, die mit Velten von Allenbach verheiratet war, Mutter jenes Hans Dietrich von Allenbach, der um 1589 die Burg umbauen ließ. Die Skulptur zeigt eine gewisse Verwandtschaft mit den Putten vom Grabdenkmal des Wild- und Rheingrafen Johann Christoph im benachbarten St. Johannisberg2), das Hans Trapp zugeschrieben wird3). Eine weitere, noch nicht entzifferte Inschrift, bei der es sich wohl ebenfalls um eine Jahreszahl handelt, befindet sich oben rechts eingehauen. – Freundliche Hinweise von Patricia Sensch, Schreiben vom 4. September 2013. Vgl. unten Nr. 367. Den ersten Hinweis auf die bislang unbeachtete Inschrift sowie weitere Informationen verdanke ich der Freundlichkeit von Herrn Dr. Udo Krauthausen, Mainz, Brief vom 17. Februar 1996. 12671 408 di034mz03k00289a5 di034-0289a 1 Pfaffen-Schwabenheim, Kloster (Nebengebäude an der Hauptstraße) 1542-01-01 1542-12-31 1542AAA0000000A3 1542 2 Jahreszahl im Scheitelstein am Tor eines Wirtschaftsgebäudes des Klosters. Sandstein, Ziffern (modern) golden gefasst. H. 25, B. 46, Z. 12 cm. 1 5 4 2 Alle vier Ziffern sind auffällig gerundet. Die Errichtung eines Wirtschaftsgebäudes im Jahr 1542 dokumentiert die zweite Blüte des Klosters im Gefolge des Anschlusses an die Windesheimer Reform-Kongregation1). Vgl. dazu Custodis, Pfaffen-Schwabenheim 5. 12672 408 di034mz03k00222a6 di034-0222a 1 Sponheim, ehem. Klosterkirche 1502-01-01 1502-12-31 1502AAA0000000A3 1502 0 Glocke mit Stifterinschrift des Abtes Johannes Trithemius, die vermutlich im Jahr 1707 durch einen Blitzschlag bzw. Turmbrand zerstört wurde1). Nach Seibrich. Ioannes Trithemius abbas sponheimensis me fieri fecit 1502 mense Augusto Johannes Trithemius, Abt in Sponheim, ließ mich im August 1502 herstellen. Während der Regierungszeit des berühmten Sponheimer Abtes wurden zwei weitere Glocken gegossen, die sich ebenfalls nicht erhalten haben, ebenso wie eine dritte Glocke aus dem Jahr 15212). So Seibrich. Vgl. dazu Nr. 258. Seibrich, Gründungen 36 (ohne Angabe der Belegstelle). 12673 408 di034mz03k00339a1 di034-0339a 0 Staudernheim, Schulstr. 2 1575-01-01 1575-12-31 1575AAA0000000A3 1575 2 Ehemaliger Scheitelstein eines Torbogens, heute als Spolie in die Hauswand eingelassen. Leicht bogenförmiger Stein aus rotem Sandstein mit Jahreszahl (A), darunter Initialen (B), in der Mitte ein reliefiertes Wappen. Kapitalis A 1 5 // 7 5 B S L // S [.] unbekannt1). Sollte die Spolie aus Staudernheim stammen, stellt sie das älteste noch erhaltene inschriftliche Zeugnis des Ortes dar. Vermutlich gehörte der Stein zu einem großen (inzwischen abgerissenen) Torbogen, der sich rechts an die heutige, mit der Jahreszahl 1712 bezeichnete Pforte2) anschloss. Ein Hobel, darunter zwei blütenartige Gebilde. Freundlicher Hinweis von Herrn Steinmetzmeister Johann Plützer, Bad Sobernheim, Brief vom 10. September 1990, mit beigefügter Rekonstruktionszeichnung.