Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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2016-1 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=1574 A-Sm A-Sm: Internationale Stiftung Mozarteum, Bibliotheca Mozartiana. Salzburg (AUT) last file update: Wed May 11 14:48:05 2022
LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA VON BERCHTOLD ZU SONNENBURG IN ST. GILGEN SALZBURG, 20. NOVEMBER 1786
__________________________________________________________\hfill Salzb d 20t Nov: 1786 Der Leopoldl ist gesund! Da nicht weis wen mir die Glasträgerin über den Hals kömt, u gleich wied davon lauff will, die Montäge, Mitwoch und Freytäge just die Täge sind, wo den ganz Nachmittag von 12 uhr Mittags an sehr zu thun habe, so will ein paar Worte vorschreib. Das neueste ist, daß der Obersch: Prex endlich Stattrichter zu Radstatt geword, welches, so bald es h: HofCanzl: von Wien erhalt, dem Dr: Prex hat zu wiss gemacht. Ob nun d vorige Stattrichter gestorb, oder promoviert word, ist mir unbekant. Vermuthlich sind mit dieser Hochf: Resolution noch ande an h: HofCanzler gekom. Unterdess hoffe der h: Sohn wird sein Gemüth samt dir in Ruhe gesetzt hab, und wünsche, daß ihr mehr euch der göttlich Vorsehung überlass werdet, die besser als wir einfältige Geschäpfe weis, was – und wie uns dies und jenes, das wir nicht voraus einseh, für unser und unser Kinder Seelenheil nothwendig ist. Gewisse Sach kan ich ohnmöglich zusam reimen. warum? – weil alles ohne gründlich Bedacht und Plan gesproch ist. – zum Beweise. Der h: Sohn sagte öfter, wen ich 600 f in d Statt hätte, würde ich meine Pflege resigniern. – ja so gar – – – Wen mir einer 300 f jährlich giebt, trette ich ihm die Pflege ab. Und nun wird in aller Eÿle, in einem Vormittage, nach abgelegter Beicht p: der Schritt weg Neumark gemacht; mit allem Eyfer gemacht, – nachdem B: Motzl und h: Pfleger von Deissendorf die NB anmerkung macht, daß Neumark wenig trage, denoch zum HofCanzler gegang, beÿ dem d h: Sohn NB niemals vorhero ware, die Bitt=schrift nachmittag geschrieb, u mir zur behändigung übertrag. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 und nun, wen auch Neumark nur 900 f trag sollte, da doch höre, daß mans auf 1000 bringt, – was trägt den itzt St: Gilgen? – – – – wen sie mit 600 f, od gar mit 300 f absent in d Statt leb wollt, – was hab sie also sich über Neumark zu beschwer, – od lebt man in Salzb: wohlfeiler, als in Neumark, wo sie noch woh=nung p: freÿ sind? – müsste die Wanderung nach Salzb: nicht eb auch gescheh, wie nach Neu=mark? – und kan ich die übrig Unköst beÿ An=trettung d Pflege nicht hereinbring, wen ich 900 f jährl: einehme, da in d Statt mit 600 f, ja so gar mit 300 f mich begnüg wollte? – – übrigens tragt der Hirsch noch alles auf den Hörnern, und ist also ohnnötig sich darum zu bekümern. alles dieses schreibe, weil mir leicht einbild kan, da meine Leute kene, daß von Zeit zu Zeit über diese Materie ohnnötige, und verdrüss=liche Gedank u Red vorfall werd: da doch, wens gescheh sollte, den Anordnung Gottes niemand widersteh kan. Nun kam um 5 uhr abends von mein Verrichtung nach Hause, unterdessen war die Glastragerin da, und wird heut noch zum Thor hinaus. also muß es kurz machen, sie wird gleich erscheinen. den Fisch werde bestellen, d Joseph Barisani hat müssen ins Gebürg reisen, weg d Viehe Krankheit, die um die Statt regiert, um im Gebürg nachzu seh, damit auch dort nicht etwas ausbricht. Es ist hier ein erstaunlicher Lerm, die Doctores u ande musst aller Ort Visitier, und ohne Beschau d Verständig darf kein Viehe, das ist Oxen u kühe geschlag und verkauft werd. Hier schicke euch 6 ℔ kerzen, die nach u nach für euch erbettelt habe: und von d Eberlin DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Waberl, die sich empfehlt, bücher genug. Sollte es mir möglich seÿn, theils weg Wetter und Weeg, theils weg meiner Ge=sundheit, die itzt viel besser ist, hi- naus zu kom, so werde ohngefähr beÿ euch seÿn, da wirkl: vieles zu red hätte. Die Socken für den Wolfg: hat die Jungf: Miedl beÿm h: Magister gekauft. – ich hatte wahrlich noch nicht Zeit für die Nanerl welche zu kauff: – es ist auch itzt noch so kalt nicht. mit dem Both werde sie schick. der Wolfg: lernet sicher in einer woche hier mehr, als in St: Gilg in einem Monate. das weis ich gewis. Heinrich empfehlt sich u dankt weg d Ariad: auf Naxos p. Wegen d Scheer, die mir mangelt, hatte ich niemals ein Gedank auf dich, es war eine Spiritosa inventione des h: Sohns. weil ich sagte, daß von d selb Zeit an, als du hier warst, u die Hubernanerl imer die Scheer beym Nähen im Menscher=zimer hatte, solche nicht mehr zu find ist. ich, u wir alle gedenk, daß es die Person hat, die öfter als ich ein Faden abzuschneid hat. Nun küsse dich u den h: Sohn von Herzen, grüsse die kind und bin ewig euer redlicher Vatter ________________________________________________________________\hfill Mozart mp Der lustige Leopoldl, der bla bla bla in Büchern lieset, küsst euch. die Nandl u Tresel küssen die Hande, und ich grüsse die Lenerl. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 _____________freuet