Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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2016-6 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=1577 A-Sm A-Sm: Internationale Stiftung Mozarteum, Bibliotheca Mozartiana. Salzburg (AUT) last file update: Wed May 11 14:48:05 2022
LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA VON BERCHTOLD ZU SONNENBURG IN ST. GILGEN SALZBURG, 1. UND 2. DEZEMBER 1786
___________________________________________________________________________\hfill Salzb: d 1 Decemb: _____Der Leopoldl ist gesund!_____________________________________________________\hfill 1786 Wir hätt hier einige Täge vermutlich angenehm hab könn, wen [nicht] der dicke Nebl, wodurch man oft kaum auf 12 Schritte seh konnte, das Wetter traurig gemacht hätte. Es veranderte sich dan in Neblstaub – Regen, u itzt Schnee, d, wie er fällt, koth ist. Die Saifensieder müssen itzt allzeit die kerzen von Unslicht, das ihn aus der Vorratsniederlag obrigkeitlich abgegeb wird, in den Laden, nach dem es gerichtlich abgewog ist, ein=liefern, und da werd die Kerz, von Nachmittag 1 uhr bis abends in gegenwart eines Schreibers, d den käufer p: auf=schreibt gewog u verkauft, wobeÿ zweÿ Amtsdiener ausser dem Lad steh, um Ordnung zu erhalt, da das Gedränge d Dienstmägde natürl: ohnbeschreiblich ist. – und so wird beÿ allen Saiffensiedern imer abgewechselt. das verhindert freÿlich vieles, da es Vorkäuffer gab od Vorkäufferin, die es dan theuerer ausser der Statt verkaufft, u verschickt. Man muß also sich itzt begnügen die Hausnothwendigkeit zu bekom, bis es anders wird. Wegen der Viehekrankheit ist es seit einig Täg etwas Still geword. – Gott gebe, daß es so stille bleibt. Die 42 Stück, die h: B: Mozl verlohr, fand Dr: Joseph Ba=risani, als er in die Ställe kam, fast bis auf den Bauch in Dreck u Unflat steh, weil aus übertriebner Wirtschaft und Mangel der theuren Unterstreu die Säu=berung der Ställe vernachläsiget wurde. Die Pflege Mittersill hat das Unglück von zwenen aus=geschlag zu werd. h: v Pichl hatte gründliche Ursach, unter welchen auch die war, daß er, als er da in Praxi stand, imer sehr krank war, und dessweg den Ort verlies. h: Pfleger von Goldegg aber, d freylich um nichts angehalt, hat es auch verbeth. Man sagte mir, es wäre Capprice, weil er sich eine ande Pfleg einbildet, wo er die Erledigung abwarten will. Also muß h: Prex auch noch den Schub abwart. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Brunetti Lebt noch hat abwechselnde Täge zwisch Blutbrech und scheinbarer Erleuchterung: der Regimentsfeldscherer Hübner will einige Hofnung nicht ganz aufgeb, – der junge Barisani war, so viel weis, in d gröst Gefahr auch dazu geruff; und, auch seit dem einige mahl da. – Ich gieb d Sache wenig gute Hofnung, der gu-\newpage te Man hatte den ganz Somer schon diese erschröckl: Hussten, – wenig Athem, und musste langsam geh, auch beÿ d Nacht imer aufsitz: u doch trank er, wid allen Verboth, Wein. Gott erhalte ihn noch für seine Frau u seine zweÿ Kinder. Hier ist d Unterschriebne Schneid Conto. Vom Unterfutter hat er keine Fleck; folglich, da er dieses sagt, kan nicht darüber mit ihm streitt. Die Schachtl habe der jungfer Miedl eingehändiget, wie auch die Schachtel mit d Wäsche. ich habe 3 Schlüssl dazu mach lass, aus Vorsicht, wen der, beÿm Magister, verlohr würde, so wäre doch noch einer beÿ mir zu find: auch könntet ihr für mich herein, oder ich für euch hinaus etwas hineinzuleg hab, – dan könnte der Both die Schachtl zu mir bring, ich solche öffn, u dan durch die Tresel gleich zum Magister schicken. Diese Schachtel hat mehr Handgriffe gebraucht, um sie recht zu mach, als man, da man nur davon spricht, sich einbildet. Die waxleinwand kan nicht aufgeleimt werden, weil die Leinwand öhlgetränkt ist, folgl: kein Leim halt. Es musste also Schloss, bänder u Leinwand vorsichtig aufgenagelt werd um die Schachtl nicht zu zerspreng. beÿm Buchbinder ließ ichs ausfüttern. es ist also alles säuberlich gemacht, nur geht es anfangs sehr hart auf und zu, da ohnehin alle Schachteln nicht gleich schlüssen. man muß es vorn, sondheitl: auch am recht Egg, hineindrück, damit d Deckel zu geht. die waxleinwand gehet über den Deckel etwas herunter, und beÿm aufmach muß die waxleinwand zum deckl eingebog werd, um sie samt dem Deckl zu fassen u nicht abzureissen. das schlössl beist nicht tief ein u geht leicht, u ist gleich offen. Theure Schachtl! DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Münchner Neuigkeit könnt ihr hier selbst lesen. bitte den Brief gelegentlich zuruck. Nun gute Nacht! ich küsse euch beÿde von Herz, grüsse die Kinder und bin ewig euer redlicher Vatter _______________________________________________________________________\hfill Mozart mp Samstag Morgens. Danke für die überschickt 2 Händl. damit die schachtl nicht leer ist schicke euch ein paar Limoni, den Kindern etliche ayerweckl u ein paar Semel, damit ihr seht wie gros sie sind. Die Freul: Louise Lodron, des Gr: Momolo schwester, die beÿm general gr: Franz Arco war, ist itzt beÿ ihrem Brud hier, sie spielte, wie du weist, als ich sie, da d general hier war, lehrte, recht gut. Nun soll sie so gar einige Zeit ohne Clavier gewesen seÿn, wie wirkl: kein zugerichtes Clavier auch itzt im Lodron: Pallast ist. Vermutlich werde ichs über den Hals be=kom, u zwar beyde, den die Gräfin will auch lern. Der Heinrich empfehlt sich, weg seiner darfst du mit dem Abschreib nicht eÿlen. der Verwalter Sepperl möchte, wie ich gemerkt habe, das Dorfdeputiert Büchl zurück hab, weil er, wen ers spielt, nicht mehr recht auswendig kan. dessweg hat es aber denoch keine Eÿle. Wen die Nanerl alle Täge zur übung im Schreib, ein halbe Seite abgeschrieb hätte, so wäre es wohlgethan gewesen. Die Nandl u Tresel küssen die Hände. der Leopoldl ist wohlauf und küsst euch, ich grüsse die Lenerl. Heut ist ein schöner Tag, aber koth bis über die Fusknöchl. Morgen wird d Erzb: erwartet! DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881