Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA VON BERCHTOLD ZU SONNENBURG IN ST. GILGEN SALZBURG, 8. DEZEMBER 1786
_____________________________________________________________________________________________\hfill Salzb: d 8t Decemb: Der Leopoldl ist gesund u lustig!__________________________________________________________\hfill 1786. Da der Mond beÿm Aufgeh diese Täge abends in sein Zimer scheint, so ver=langt er alle Augenblick zum Fenster u schreÿt: Man, Man. Das Verwunderlichste ist, daß er niemals beÿ d Nacht ins bette bisst, und wen er vorn beÿ mir im Zimer ist, so sagt er ah, ah, und hält, bis ihn die Nandl in sein Zimer hinüber trägt. Der both brachte den Brief, aber keine Brachse, die im Brief steht. nur, damit du es weist, den ich darf, so lange die Kräutersuppe nehme, keine Fastenspeisen essen, die Doctores hatt mirs ausdrücklich verbott. ich esse Mittag u Nachts nichts anders als Reis od gersten=schleim Suppe, und ein halbes Händl, od etwas Lämeres od kalbfleisch mit Andifi brühe. Ich befinde mich auch nach u nach merklich besser, und das war die Ursache, daß nicht hinaus kam, da ich diese vor=geschriebene Mittl ordentlich fortbrauch muß, bis meine Gesundheit wied, mit Gottes Hilfe, vester ist. Es würde für dich auch nichts vor=träglicheres seÿn, als der ganze Andifi, nicht klein geschnitt, sondern das ganze grüne kraut in fleischbrühe gesott, wie eine ande grüne speis. ich finde es sehr gut, u gesund; es ist meine Leibspeise. – alle saure sach sind mir verbott. der alte Dr Barisani isst den Andifi auch täglich als eine vortreffliche Blutreinigung, um sich vom Anstoß des Podagra zu verwahr. Weg den Flecken zum Schlafrock ist mit den Schneidern nichts zu mach. er antwortete, daß er, das bisch, was er übrig hatte, hergegeb habe; – weiters habe er nichts: hiemit Holla! Wen man so was kauft, wo es nach der Hand etwas auszubessern giebt, muß man imer nach dem gleich eine Ehle für sich besonds nehm, weil man den näml: Zeug gewis nicht mehr hab kan, und weg einer ausbesserung der ganze Schlafrock nicht kan weg=geworff od ein ander Harlekinfleck hinauf gesetzt werd; ich machte es wenigst so gar mit Zeug u Tüchern so, daß beÿ Tüchern etwa noch ein drittl od 4 theil für mich nahm, ohne daß es der Schneider wusste. Beÿm Brunetti ist an keine Besserung zu gedenk: od die Abzehrung od d Brand wird das Ende seÿn: heute Nacht hatte er grosse Hitz u phantasierte. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 kaum war vor 8 Täg d Both weg, so brachte man mir die Nachricht, daß d Erzb: noch 14 täge ausbleib werde, u so ists auch. kein Mensch weis, warum? – – Nun geht die Rede es soll 2 od 3 Orchester=geiger, 1 Violongeiger, ein Bassist, u 2 Trompeter, die er aufgenom mit komend Dilligence d 13t: hier eintreff. Wir werd es seh. – daß der Bassist aufgenom word, zeigt beyliegender sehr unlesbarer Brief von deinem Brud. woraus du auch abnehm wirst, daß ihn mein Antwort ganz beruhiget hat, u daß er auf dem Casin 4 Adventaccademi giebt. Das hin und herschick d wasche hat mir niemals in Kopf woll: allein, ich wollte es nicht widersprech und musste vernünftiger weis urtheil der h: Sohn werde überhaupts ein accord mit dem Both treff, der von keinem gross Belang seÿn wird, den sonst kan fürs Both=Lohn die wasche hier gewasch werd, wen mans nach dem Gewicht bezahl wollte. – etwa weg Aus=besserung? – – oho! dafür wird hier auch durch die Jungf: Miedl gesorgt. – – daß aber die leere Schachtl schwer seÿn soll, –  darüber muß eine auch kranke kuhe lach, d wir itzt um die Statt keine mehr hab, Gott seys gedankt! ich hatte die Schachtl verwunsch, weil sie mir Mühe und gute Worte kosstete bis sie mir gemacht wurde, obendrein wars theuer, weils durch 4 Person gieng. werde den Conto schon darüber mach. Unterdessen ists ein Stoff darüber zu reden. Vorig Sontag sprach mit d Gräfin Lodron, h: Dom=dechant kam auch dazu. – 2 tag darauf kam sie ums Kind und gebahr also ein Aborterl. Sie befindet sich besser. ist eine schöne liebe Dame, hat etwas in d Bildung von den Kaÿs: Prinzessin. h: Egedacher hatte mir schon zu meinem Namenstag weg der Sonaten geschrieben, die du noch hast: ich vergas imer darauf dir es zu melden; sie müssen also das erste seÿn, was du schreibst, wegen Heinrichssach hat es keine Eÿle, den er hat erst itzt DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 wider ande Sonat vom Clementi aus Münch bekom, die ganz entsetzlich schwer sind, u er genug daran zu exercier hat. Heinrich empfehlt sich. Die Anstalt mit den kerzen musst itzt so abgeändt werd, daß unt beÿ den Fleischbänk 2 Hütten gemacht word, wo zweÿ Saifensied zu gleich verkauff, damit die Leute eher etwas bekomn, und nicht halbe Täge hinsteh müss um hinzu zu kom, und sich um 1 od 2 kerz dringen und durchrauff müssen. So giengs beÿm Schmalz noch ärger auf der Wag zu, wo das um 15 Xr verkauft wurde, u ein junges Mädl fast todt gedruckt word, daß mans nach Hause trag musste. – wen du mir ein kleines Stöckchen Schmalz schicken willst, ists mir Lieb, – etwas hab auch von d Wag bekom. schreibe nur, was es kostet. Ich vergas damals dir zu schreib, daß wir den Stroh=sack selbst hätt mach könn, da du weist, daß einmahl ein Stuck solche grobe Leinwand gekauft habe, od hab spin lass. Stroh werd wir schon bekom; obs gleich ganz gewis ist, daß man das Stroh nicht so leicht be=komt u obendrein Theuer bezahl muß.\newpage Bettlstroh u Miststroh will ich nicht. – Nun lebt gesund, ich küsse euch von Herzen grüsse die Kinder u bin ewig euer redlicher Vatter ______________________________________________\hfill Mozart mp das Baumwollgarn werde besorg. der Leopoldl küsst euch. die Nandl u Tresel küssen die Hände, ich grüsse die Lenerl. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Heute reiset h: Landschaft Bauverwalter Steiger nach Wien u Hungarn, wegen Getraid u vielleicht auch weg 4 füssig Oxen. A Madame Madame de Sonenbourg à St: Gilgen DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881