Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart
Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Salzburg
Austria
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Los Altos
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Morgenstern
Anja
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Kelnreiter
Franz
technical supervisor, data modelling
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Wissenschaftliche Abteilung. Digitale Mozart-Edition
Ulrich Leisinger
Digitale Mozart-Edition
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LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA VON BERCHTOLD ZU SONNENBURG IN ST. GILGEN
SALZBURG, 4. JANUAR 1787
____________________________________________________________________________\hfill Salzb d 4t Jener
Der Leopoldl hat schon lange das lauffende____________________________\hfill 1787
Katherl und ist dabeÿ Lustig, gesund und________
Wohlauf.
Komend 15 Jener wird der Gr: Franz Lodron |: d welsche Lodron :|
welcher das Majorat d Secondo=genitor bekomt, nach Wien
reisen um seine Braut, die Gräfin Wallstein, Schwester des
Domherrn, abzuhohlen, wo er dan hier Hofmarschall wird.
der Gr: Nicklas, dermaliger OberstCamerer wird ihn die
Wohnung u Tafel geb, da er ohnhin nach dess Tod sein Erbe
ist.
Gestern u heut habe der neuen Gräfin Lodron die erst Lection
gegeben, – sie ist gar nicht ungeschickt. Zur Comtesse
Louise werde dieser Täg erst geh, – da wir noch kein Clavier
haben. – die Wirthschaft im Lodronisch Hause sieht dermal
aus, als wen der junge Poppen den Antrag machte, sich
in einem paar Jahr mit einem Sequester bedien zu lass.
täglich sind 12 Person beÿ der Officiertafel die Fress
u Sauff, was der Brief vermag. – Er war einige Zeit
unbässlich mit Drüesen am Hals, die aufgebroch sind;
kaum ist er etwas besser, so ist er gestern in d Nacht,
mit dem Kamerdiener u Secretaire, auf 9 od 10 täge
nach Gmündt abgereisst, ob man ihms gleich misrath
hatte. – Es soll von hier aus ein Weeg schnur gerade
nach Triest gemacht werd zum Vortheil der Hand=lung, da die Briefe p: so weit Umweg mach musst.
der h: Reitter ist auf 3 Monate zum ausmess hinein.
h: Hafner Edler von Inbachshausen hat seine Hofstatt
erhöhet, da er sein bedient, den er vom Gutscher
zum Laquai promoviert hatte, itzt gar zu seinem
Kamerdiener gemacht mit 40 f monatl: gehalt,
das übrige hat er ohnehin alles umsonst: der Gutscher aber
ist nun zum Bedient avanciert, und der Gutscher vom Gr: Platz
hat die Stelle des h: von Imbachshausisch Leibkutschers erhalten.
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Alle Leute in diesem Hause sind glücklich, nur der h. HausPatron
nicht, der oft zum sterb melankolisch ist. seine Pferde werd
vor gut Täg Krank, den wen er nur auf aig fährt, so
lasst er den Postmeister einspan.
Beÿ d Hofmusik geht es itzt ganz ruhig her, da
nicht der geringste Streitt vorfällt, wo vorhero unter
den Welsch imer Händl war.
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Das Geld für h: Oberschreiber hab der Fr: Sattlerin selbst
eingehändigt, die es auch selbst mit hinausnahm, da sie,
wie sie mir sagte, in einem paar Tage hinausreis werde.
Das Geld hab samt dem Brief vom Both empfang.
wie auch die Fische, wovor ich dank sage. Ihr müsst aber nicht
glaub, daß ich euch dessweg die Nachricht gab, daß ich wied
anfange fastenspeisen zu essen; ich schriebs nur, damit ihr
wisst, daß ich die Kräutersuppe aufgehört habe, und daß ich nicht ganz
Luterisch geword, dan ich bin ohnehin ein ganz erstaunlicher
Scrupulant. – ich denke aber die Doctores werd mit mir zank,
wen sie hör, daß mich die Winde so sehr auf der Brusst und unter
den Rippen drücken, daß oft grosse Schmerz habe. – Spazier kan
man itzt auch nicht geh! –
Hier sende die Pillulen, – dan gebe mir auch die Ehre euch
mit 3 Limoni aufzuwarten.
Ich schlafe nicht mehr im kalt Zimer, sond hab mir ein Bett=statt herabtrag lass, und schlafe in unserm Tafelzimer.
Ihr werdet wohl ganz natürlich die kalt Zimer geforcht hab,
und dessweg nicht herein gekom seÿn. allein ich vergas es euch
zu schreib, daß ich dafür Mittl gefund habe. Ihr könt ganz
bequem im hintern Zimer schlaff, wo ich ehemals schlief, welches
nicht nur leicht zu heitzen ist, sond auch 2 gehaitzte Zimer
neben sich hat, näml: wo d Heinrich, – und wo d Leopoldl ist.
_____________________________________________________________________________________________spirituose
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das Kind machte euch auch wenig Unruhe, indem er gut schläft,
und nicht weint. da ist auch mein grosser Kasten zu eurem
gebrauch p p: – also ist weg d Kälte keine Ausrede geltend.
Der Wolfg: war beÿ mir das neue Jahr zu wünsch. Ich fragte ihm,
ob er lieber hier, od in St: Gilg wäre? – Ò mein Gott, sagte er,
wie frohe bin ich, daß ich hier bin; ich kan Gott nicht genug danken,
und der Mama, daß sie es so betrieb hat. Hier kan ich doch etwas
lernen. was hätte ich draussen gelernet? Hier sehe ich andere brave
Bueb, die viel schon gelernet hab. draussen hab ja nichts als
Baurenbueb gesehen. – ich fragte ihn im spaß, wie viel er schon
Schilling bekom habe? – da riss er das Maul auf u lachte, –
eÿ beÿleibe nicht! – aber wie viel Patzen? fragte ich: zweÿ Patz
sagte er, habe bekom, weil nicht fleisig gelernt habe, und unter
dem Gebett laut gelacht und ande auch zum lach gebracht habe.
Er sieht gut aus und ist recht schön zusamgebutzt.
____________________Der Heinrich empfehlt sich!
____________________Ich küsse euch beÿde von Herz
____________________grüsse die Kind und bin
____________________ewig euer redlicher Vatter
___________________________________\hfill Mozart mp
Der Leopoldl, der recht Lustig ist, nichts als Mo, Mo, schreit
so oft er eine Schüssl sieht, weil er die Merren |: gelbe Rüb :|
am allerliebst isst, schickt euch busserl. Er sagt deutlich A, und
b. und so lerne ich ihm die Buchstab im spaß aussprech, nicht nach
der Ordnung, sond ich versuche es, welcher Buchstabe ihm am
leichtest zu sprech komt. Wen man von Gott spricht, u nur fragt,
hast du schon gebethet? so zeigt er gleich auf das grosse Crucifix
ober d Thür, und fangt an zu beth bla, bla, bla! p:
Nun addio! die Nandl u Tresel Küss die Hände fürs neue Jahr,
ich grüsse die Lenerl.
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beÿ den Solveggi wird nach den Buchstab a b c d
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e f g., a ais. b. h. c cis des. d. dis es.
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e, f, fis ges. g. gis, ges p: p:
Wo aber d Bass darunter geschrieb stehet. lasse nur
lauter A sing.
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