Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart
Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Salzburg
Austria
The Packard Humanities Institute
Los Altos
California, USA
Morgenstern
Anja
text encoding, text editing
Kelnreiter
Franz
technical supervisor, data modelling
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Wissenschaftliche Abteilung. Digitale Mozart-Edition
Ulrich Leisinger
Digitale Mozart-Edition
[https://dme.mozarteum.at]
2016-6
CC BY-NC-SA 4.0
https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=1590
A-Sm
A-Sm: Internationale Stiftung Mozarteum, Bibliotheca Mozartiana. Salzburg (AUT)
last file update: Wed May 11 14:48:05 2022
LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA VON BERCHTOLD ZU SONNENBURG IN ST. GILGEN
SALZBURG, 12. JANUAR 1787
____Der Leopoldl ist gesund!________________________\hfill Salzb: d 12t Jener
__________________________________________________________________________________________[1787]
Für den Hasen danke ich euch. konnte d Glasträgerin
nur das Tuch u einige Baumwolle mitgeb, dafür 8 Xr
bezahlt habe. das ewige Erinern weg den Socken! beÿde
Socken für den Wolfg: u die Nanerl sind zugleich gekauft,
und zugleich beÿm Magister behandelt u bezahlt word. Ich
konnte ja gewis nicht mit einem paar Strimpf vom Bub
im Sack |: zum Muster d grösse :| in den Läden herumlauff; –
und beym Magister handeln sie gewis Wohlfeiler als ich.
übrigens traf den Magister da dessweg dort war nicht zu
Hause an. Imer kan nicht hinlauff. Montag, Mitwoch,
Freytag gehe um 10 uhr zur Gräfin Lodron, um 11 uhr
zur Com- tesse, um 12 uhr ins Kapellhaus. um 2 uhr
zum Weiser, und von dort zum Hagenauer. dan
nach Hause, Nim den Sago. – alsdan ins Theater.
Dienstag, Donerstag u Samstag um 10 uhr zur Gräfin,
um 11 uhr zur Comtesse. Nach 1 uhr komt d Sepperl,
nach 2 uhr gehe zum Weiser. Ich muß die Zeit stehl
ein Brief nach Münch od Wien od sonst wohin zu schreib.
Dein Bruder Wird itzt mit seiner Frau bereits in Prag
seÿn, den er schrieb mir daß er verflossen Montag
dahin abreisen werde. seine opera Le Nozze di Figaro
sind mit so grossen Beyfahl alda aufgeführt word, daß
das Orchester, und eine Gesellschaft grosser kener und
Liebhaber im EinladungsBriefe zu geschrieb, und eine Poesie
die über ihn gemacht word zugeschickt hab.
Ich habs von deinem Brud u Gr: Starmberg hat es von
Prag bekom. mit nächstem Bothentag werde es euch
schicken. Md:me Duscheck gehet nach Berlin, und die
Rede, daß dein Brud nach Engelland reisen wird,
bestättigt sich noch imer von Wien, von Prag u
von Münch aus.
DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM
INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881
Die Marchand: empfehl sich, – d Fisch ist gut hinauf gekom.
er wird selbst an euch schreib.
Den Vicarius Prex habe mit keinem Auge gesehen.
er hat also priesterlich gelog. der Laudon ist nicht
mit dem Gr: Lodron nach Gmünd: also abermal eine
Lüge! – der Hofmarchal ist nicht verseh word: – also
abermal eine Lüge! p: p:
Der h: Domdechant u die 3 Bischöffe hab in d Abwesen=heit des Fürst Geselschaft geselschaft gegeb.
da sie hört, daß der Erzb: auch in ihre Gessellschaft kom
wollte, so ist Sontags beÿ Hof, dienstag u donerstag
beÿ den 4 benannt wechselweis Gesellschaft, und diese
Veränderung ist zur beliebig Abwechselung d ganz
Noblesse lieber. die übrig Tage ist Theater.
\newpage Der Brud der Violinspielerin Strinasachi ist hier,
hat am hl: 3 könig Tag ein Concert gespielt. spielt
schön u nett, aber still wie eine None. sein Schwester
spielt ohnendlich besser. überdas ist er sehr schlecht im
Tempo: doch weil er erst 23 Jahr alt ist, so höre, daß
er angenom wird, in Hofnung, daß man ihn, so wie
es mit Brunetti u and gescheh ist, hier hobeln u aus=bessern wird. – das übrige werde, was vorfällt,
bericht, auch ande Umstände, die itzt nicht so geschwind
niederzuschreib an d Zeit habe.
h: Preÿman hat Hofnung auch vielleicht aufgenom zu werden,
wenigst such wir es alle zu betreib.
h: Marchand schickte mir die gedruckte Nachricht von dem
Concert, das ein musikalischer Hans North im Theater in Münch gab.
Heinrich hat es abgeschrieb, damit ihrs zum ewigen Gedächtniß
behalt könnt. das Theater war zum erdrucken und zusambrech
voll, und das Publikum war geäffet, da man, samt dem
gedruckt Zettl, mit aller Einbildungskraft nicht wusste, woran
man ware. Die Leute lacht, – u einige flucht für ihr Geld!
INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881
Dieses schreibe itzt vorm Schlaff geh. – Da das Melodrama Ariadne
auf Naxos vom orchester so schlecht aufgeführt wurde, so hat der
Erzb: dem Felder erlaubt, daß heut die Medea d Heinrich
dirrigier darfte. – Es gieng auch wirkl: die Musik im rechten
wahr Tempo und Feuer, dan mit allem Forte und feinst piano
vortreflich zusam.
Heute hatte ich auch mit meinem Verdrus die Amandin das erste
mahl geg mich nenen gehört, u das erste mahl von ihr gesproch,
da ein Hofrath im Theater mir in Geheim sagte, daß es
ihn sehr wundere, daß der h: Schwiegersohn die Amandin habe
hereinreisen lass, da doch der Hofraths Auftrag dahin gegang,
ein wachtbares Aug auf sie zu hab, und nicht zuzugeb, daß sie
sich vom Strobl entferne ohne vorhergegangen Bericht an die
Comission od |: was weis ich, an Hofrath. mir scheint bemerkt zu hab,
daß man es ahnden wird: den, wie vernahm, so hat sie gleich um die
Fr: Zezin hereingeschickt, daß man ihr ihr Bub u eine Tochter hinaus
bring soll, – sie wollte zum Gr: Wolfegg lauff, – ihn um protection
bitt und, weis Gott, was für Weitläuftigkeit u Poss. Ich wünsche
daß ihr euch aus d Schlinge ziehet, den sie ist durch ihre unverschämte
Handlung u Reden als eine wahre Närrin anerkant, u man wird,
wie höre, alles thun, um die kind von d Verführung zu retten.
Nun lebt gesund, es ist über 11 uhr, ich muß mich auszieh u schlaff geh,
ich küsse euch von Herz, grüsse die Kind u bin ewig euer redlicher
__________________________________________\hfill Vatter Mozart mp
_______________________________Der Heinrich, und h: von D'yppold empfehl sich.
______________________________der Leopoldl ist gesund u Lustig, und kan, wen er
______________________________sich anhalt kan, freÿ aufsteh. ich versichere
_______________________________euch, ihr würdet lach, wen ihr ihn seh werdet,
_______________________________wen er zu nachts nicht schlaff geh will, dan sage
_____________________________ich, daß mich in sein Bett lege, und gehe hin; – dan
____________________________eÿlt er und schiebt mich weg, und wen er dan liegt, so
lacht er vor freud, daß er mich übervortheilt hat.
wir hatt, und sonderlich heute, eine erstaunliche Kälte, ich hab
den ganzen Tag keine warme Hand. die Nandl u Tresel küssen
die Hände, u ich grüsse die Lenerl.
DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM
INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881
Die Buglichte, krumhalsichte elende
gr Thun Freul: ist gestorb.
A Madame
Madame de Sonenbourg
à
St: Gilgen
DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM
INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881