Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart
Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Salzburg
Austria
The Packard Humanities Institute
Los Altos
California, USA
Morgenstern
Anja
text encoding, text editing
Kelnreiter
Franz
technical supervisor, data modelling
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Wissenschaftliche Abteilung. Digitale Mozart-Edition
Ulrich Leisinger
Digitale Mozart-Edition
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2016-6
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A-Sm
A-Sm: Internationale Stiftung Mozarteum, Bibliotheca Mozartiana. Salzburg (AUT)
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LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA VON BERCHTOLD ZU SONNENBURG IN ST. GILGEN
SALZBURG, 18. JANUAR 1787
________________________________________________________________________________\hfill Salzb d 18t Jener
Der Leopoldl ist gesund!______________________________________________________________\hfill 1787
Ich werde aber eine schlechte Schrift, oder wenigst langsam
mahlen, weil eb an d recht Hand beÿm Gelenke eine kleine
Geschwulst und Schmerz habe, folglich mit dem Handschue an
der Hand schreibe. – Eben itzt, da dieses mir vorschrieb,
weil Morg der Both komt, ich aber mein Plagtag habe, heut
nicht zum Weiser gieng, folglich ein bisg Zeit habe, – eben itzt
um 3 uhr komt die Glasträgerin, und bringt die Schachtl
und Regendach, und will in einer Stund wieder fort, um
den Stockfisch, den die Tresel kauff soll, auf morg hinaus
zu bringen – Die Tresel ist schon fort um zu sehen,
ob sie heute schon ein gewässerten Stockfisch bekomt, dan
auch wegen kerzen; da itzt gewisse Täge sind, wo die
kerzen verkauft werd, so weis nicht, ob sie was bekom
wird, – u so in eÿle. Limoni wird sie 4 kauff, da
mans unter 3 Xr nicht bekomt.
auf der ersten Redoutt war 116 Person, da der Erzb:
dort Souppierte, 30 billets austheilte, und die Edlknab p:
hineingeh ließ. – die 2te u 3te werde den Heinrich
hineingeh lassen, und hab gemacht, daß ihm sein h: Vatter
sein Venet: Mantl und spizbajutte von Münch schickte;
auch ließ ihm eine weis attlassene Veste mit golden
Atlasbördch, zum roth Rock mach, das ihm sein h: Vatter
zum neu Jahr schenkte.
Strinasachi wollte verflossn Montag wied
nach München zurück mit d ordinari, bath um ein Brief,
den er abhohl wollte. – es wurde abend, und er kam nicht.
Ohngefehr kam Preyman, u sagte, daß Strina: nicht
fortreis, sond um 32 f monatl: bleibe, da er vor imer
auf 500 f bestand. – Nun wissen wir, daß er auf 3 Jahr
angenom ist. In 3 Jahr kan er sich viel verbessern.
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am Sontag werd wir erst seh, wer dirrigier wird, da
itzt nichts, als 2 mahl quartett gemacht wurden
die sie wechselweis spielten.
Eb kam die Tresel, und ich hab also eingepakt:
________3 ℔ Stockfisch à 9 X_____________________27 X
________4 ℔ kerzen, allerleÿ wie wirs
________bekom hab à 14 X_____________________56
________6 Limoni à 2 X 12________________________15
__________________________________________________
_______________________________________________________1 f 38 X
________das übrige von der
________Baumwollspinerin
________der ich auf 2 mahl wied
________bezahlt hab_________________________________16 X
_______________________________________________
_______________________________________________________1 f 54 Xr
Das ists, was euch schicke.
Nun ists 1 Viertl nach 4 uhr, – nun mag die
glastragerin kom! ich bin fertig. um 5 uhr
gehe zum H: Hefter, wo wir zum 2t mahl
die Liebhaber Comoedie seh werd, die vorgestern
geseh hatt. Hauptactrice die Weiser Nanerl
Hauptacteur. h: Zezi d Zeziwaberl Bruder,
der eine vortreffliche Abdankung machte. dan
die übrig ein Schepfertochter, der Prezeptor Hueber
beÿm Hefter. der grössere Kerschbau- mersohn, der
Hefterknab, und ein Kaufmansdiener.
Sie mach es, für Leute, die keine Unterweisung hatt,
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recht sehr gut, und es ist eine Freude zu seh, wie
junge Leute, auch vom Burgerstand, itzt sich so geschickt
mach, und an vernünftiger u nützlicher Unterhaltung
Vergnüg find.
Nun Lebt gesund ich küsse euch beÿde von Herz
grüsse die kind u bin ewig euer redlicher Vatter
__________________________________________________\hfill Mozart mp
Das übrige, was mir beyfällt, u Zeit zum schreib bleibt,
mit dem Both. – Etwas werde bericht müssen,
das dem h: Sohn nicht angenehm seÿn wird, da
ich weis, wie sehr er manchmahl zu tief in den oecono=miegeist versenkt ist. aber, lieber Gott! 12 f jährl:
weniger od mehr, – wen man nur gesund und offenes
Leibs ist. Addio!
________d Heinrich empfehlt sich.
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