Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart
Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Salzburg
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Digitale Mozart-Edition
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LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA VON BERCHTOLD ZU SONNENBURG IN ST. GILGEN
SALZBURG, 26. JANUAR 1787
_______________________________________________________________________\hfill Salzb: d 26t
Der Leopoldl ist gesund!_________________________________\hfill Jener 1787
h: Brud vom Strobl war mit seinem Sohne u dem Wolfg:
beÿ mir, ich gab eb dem Verwaltersepperl Lection, und
musste hinach gleich ausgeh, – er wird euch gesagt hab, daß
er den Leopoldl eb antraf, da man ihm ein ands Hemd
anlegte, folglich hat er ihn an seinem ganzen Leib geseh.
So bald er Mittags u abends ave Maria leuten hört, und
die Nandl solches nicht gleich beobachtet, so fangt er gleich
bla – bla – bla – zu schreÿen an und hebt die Hände zum
Gebett zusam p: und schaut zum Crucifix hinauf.
Heinrich spielt die erste Violin, u Strinasachi ist beÿ
der zweÿte. Man sagt aber d Erzb: seÿe in Correspon=denz weg einem, der die Stelle des Brunetti vertrett
solle, er soll Orlandi heiss, aber nur auf ein Jahr zur
Probe kom. d Erzb: trauet denoch nicht mehr recht.
Strinasachi ist auf 2 Jahre angenom.
Weg d Münchner reise kom imer Briefe, ob ich gleich schon ge=schrieb habe, daß der [Heinrich] schwerlich wird abkom kön, und
wen auch, so würde ich, nach Umständ meiner Gesundheit, ihn
vielleicht allein hinauf schicken. Nun steht zu erwarten
ob die Erlaubniß zu erhalt ist, welches noch vor dem
Lichtmeß Tage sich aufklär muß: den um die opera nur
einmahl zu seh, lohnt es sich der Mühe nicht, da mans das
erste mahl nicht alles ausnehm kan, u da am Fasching=Montage schon einige Jahre hindurch die opera nicht mehr
gegeb wird, so müsste die Reise schon den 3t unter=nom werd, um die opera den 5t u 12t zu seh.
Meine Gesundheit ist, nachdem schon fast 3 ℔ Sago gefress
vieles besser, – nur komt es darauf an, daß mich
Warm halte, welches mit filzschue, fussack und Heu,
dan ein duzend Hemd und Leibl, kleider u Wildschur
gescheh kan, – auch würde niemals ohne Rath des
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Dr Barisani, u anders nicht als in einem geschlossen gut
Gläserwag die Reise unternehm. komende Woche
wird euch mein Brief mit dem Both sag, ob ich weg
oder noch da bin.
Der Erzb: hat die Sponsalia aufgehob. – und gestern
sind die Lotterien Einsätzung auf grimigste ver=both word, – beÿdes ist Heilsam u vernünftig u
freuet mich.
Ich wünschte daß auch Faro=spiel aufgehob wurde.
am dienstag hat die Bank über 1000 f verlor, d
neue ViceJägermeister u Major Dücker, und wer imer
dabeÿ etwa interesiert ist macht abscheuliche Gesichter.
ich ließ den Heinrich auf den Ball geh, u schlief ruhig.
es war 130 Person. Bischof Schrattenbach gewahn 100 duggatt.
Am Montag hat mein Schneid Ferdinand Balle auf
d Trinkstube Hochzeit mit d Köchin des h: Pflegers
von Hallein.
Nachts um 10 uhr:
Als heute um 2 uhr, ehe ich ausgieng, den Brief samt dem Geld
erhielt, u durchlas, wunderte ich mich sehr, daß kein Wort
vom h: Brud vom Strobl darin stand. Ich hoffe doch er wird
die dir zugehörig u ihm übergeben Sonaten vom Clementi dir
eingehändiget haben? – – das opfer in die Congregation
werde mit dem meinig selbst auf den Altar legen od aigentlich
in den korb. das übrige geld 1 f 54 X ist richtig. Für den
Holzbeÿtrag danke anstatt des Leopoldl, den wäre er nicht da,
so würde der ofen in diesem Zimer warhaftig niemals ein
Feuer empfund hab, – der Leopoldl wird aber auch mit
aufgehoben Händ sein andächtiges bla – bla – dafür mach;
und beÿ der andauerden Kälte ists noch ein Glück, daß weg
dem Schlittweg doch noch Holz in die Statt komt, da ich es anfangs
vom Wasser zu bekom suchen musste.
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Meine Metzgerin ließ mir schon entbieth, daß, wen ich ein gutes
fleisch hab wollte, ich solches um 7 Xr bezahl müsste. beÿm Ma=gister nehm sie auch das fleisch da, u bezahlen es wirkl: um 7 Xr,
da er will, daß die Knab ihr gutes Essen hab soll. Ich aber
bleibe noch beÿ d 6 X:r, den ich esse kaum ein kleines bröckl
dermahl, – Heinrich ist nicht so heickl, u weg den 2 Menschern
will ichs nicht theurer zahlen, absondlich wen wir nach Münch geh
sollt. Ich will also die Sache noch abwart.
Die Comoedie der jung kaufleute hieß, die Kinder Liebe.
ein zwar gedrucktes, aber unbekanntes Stück in 2 Aufzüg.
Wegen der Rechnung werde mit dem h: Magister sprech. übrigens,
da h: Stroblverwalter beÿm Magister war, wie er mir sagte, so
wird er wohl auch gesagt hab, was er mit ihm gesproch hat.
h: Duschek ist in Prag zurückgeblieb. der gute Man!
dein Brud wird vermutlich beÿ ihm wohn.
Nun hat auch so gar die Baumwolle aufgeschlag, sie woll das
℔ Cyprische Baumwolle itzt um 1 f geb, – da dem Leopoldl grössere
Strümpfl muß strick lass, so bekam aus Gefälligkeit beÿm
Hagenauer das halbe ℔ um 29 Xr, und man drohet, daß auch Zuker
u Coffé aufschlag werde.
Saltz wird man, wie höre, schwerlich bekom, bis nicht das Wasser off
ist, folgl: bis Mitte der Fasten. Man hat heuer nicht alles
nach Baÿern liefern kön, weg Grösse, u dan weg kleine des
Wassers. Ich selbst werde bald Salz kauff müssen.
Nun küsse euch beÿde von Herzen. bin gerührt, daß d h: Sohn
doch einsieht, daß das Sprichwort falsch ist, wen man sagt:
ein Kind, ist kein kind, – und ich wünsche nur, daß mir
Gott noch so lange das Leben verleihet, daß ich ihm durch
thätige Unterweisung nützlich seÿn kan. amen! grüsse die
Kinder u bin, wie allzeit euer redlicher Vatter
____________________________________________________________\hfill Mozart mp
Der Leopold lasst euch küss.
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Weg dem Haarausgeh weis ich nichts zu rath, werde aber nach=fragen. – Vielleicht stehet ein Mittl im Granatapfl, so viel
ich weis habt ihr das Buch selbst.
Die Nandl u Tresel küss die Hände, ich grüsse die Lenerl.
Dem h: v D'ypold werd wir schon gratulier, u d
der Leopoldl wird ihm schreib. er hält schön still
und hat die grösste Freude, wen man ihm die Hand
führt.
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