Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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LEOPOLD MOZART AN MARIA ANNA VON BERCHTOLD ZU SONNENBURG IN ST. GILGEN SALZBURG, 16. MÄRZ 1787
___________________________________________________________________________________\hfill Salzb. d 16t Merz 1787 Der Leopoldl ist gesund u Wohl! Der Both wird euch wohl gleich die Neuigkeit, die ich ihm sagte, schon mündlich berichtet hab, daß h: Stattrichter in Lauff alda Pfleger geword, –  h: Bruder von Deissendorf aber Stattrichter geword ist. ergo Prætor Civitatis. Gott seÿ gelobt! das war zum Wahltage resolviert! am wahltage selbst kam er gleich herein, – hatte nach der Tafel beÿm Fürst audienz, nachdem er auch beÿm h: HofCanzler war. Nach 5 uhr war er schon beÿ mir, – und um 6 uhr gieng er mit mir ins Theater. Eben heut war er den ganzen Nachmittag beÿ mir und bath mich euch solches zu schreib, da er viel umzulauff hatte, u morg, so bald er nach Hause komt sich am Fuß aderlass muß, weil er heut Nacht nicht schlaff konnte, und heut noch eine Mixtur nehm muß: er sieht auch wirkl: nicht so gut aus, als er am Mitwoche aussahe. Sein dermahliger neuer Pfleger von Lauff ist auch hier, – beÿ dem er heut speisste. Vermutlich wird der dermalige Mitterschreiber in Lauff, als Ober=schreiber nach Deissendorf kom. das umständlichere wird er dem h: Sohn schon berichten. – Übrigens ist h: Canonicus ad Nives Prehauser, und auch h: Markreitter Consistorialrath geword. Es soll sich eine neue Haÿrath anspin. der Aloysi Merhofer ist aus den Bergwerk in Geschäft hier. Er ist mit des h: Zahl=meisters Mss:lle Schwägerin bekannt word. wen keine Hof=hinderniß dazwisch komt, so wird sich das Mädl nicht viel besinen, da dieser Merhofer ein schöner, junger und wirklich Artiger Man ist, der ihr gefahl muß. Die ehemalige Kamerjungfer der neu Gräfin von Lodron, und die Neudlinger Tochter sind der Stof d Geschichte. Als die Gräfin im Fasching nach Gratz reisete, ließ sie die Kamerjungfer hier u nahm nur das Stubenmensch mit. – Schrieb hinach, u dankte sie ab, weil sie eine riechende Fistel in d Nase hat. ihr Vatter war, ehe die quarda robba aufgehob war, Oberschneider Greck, nun Kamerportier. das ande Mädl hatte die Erlaubniß ins Lodronische Hauß zu geh um beÿ den 2 Kamerjungfern, der Gräfin, u der Comtesse Louise zu practicier. auf einmahl war sie beÿde weg, wurd aber von d 2 Vättern eingehohlt. sie war in Gesellschaft, zwener Komoediant, um nicht alleine zu reisen. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Der krume graf Lodronische Verwalter ist in Pension gesetzt, mit einig hundert guld als Verwalter des Marianisch Collegii p: der Gr: Momolo hat ein neu aus Kärnt aufgenom, der gar auf Stelzen geh soll. Morgen geht h: v Schidenhof nach Werffen zur Installation. sein Schwiegervatter ist zum sterb. Heut hörte ich nun, daß es auch meine Menscher weg der Fr v Amand wiss. – die Kind sind beÿ d Alterdingerin. Am Mittwoch hat d Magistrat sich wirkl: Ehre gemacht. Es war das Theater u die Beleuchtung, ohne Ausstellung, herrlich angeordnet. – die Musik war gut, – aber nicht Theatermässig. das Orchester war mit gut Leut verseh, u gieng vortrefflich. Die Installation werd d h: Pfleger u h: Stattrichter mit einander im Monat Maÿ geb, u zwar in d Pflege, wo sie alles mit einand kauff werd, h: Pfleger es aber von sein Leut wird koch lass, um alle ohnnötige Köst zu erspar. Hier schicke das Büechl, – bitte es mir mit dem Bothen wieder zurück zu schick. auch folgt das Kleid. der Buffant wird wohl d rechte seÿn. Ich danke für das überschickte Schmaltz, u bitte um Vergebung daß mich dort nicht bedankt habe, ich hatte solche Eÿle um die Glastragerin abzufertig, und alles geschickt zu pack. Ich danke auch für die Fische, – mir thut es leid, daß ich euch dess beraubt habe. dermahl darft ihr mir keine schick, da ich imer fleischspeis ess muß, nur Frösche in d fleisch=suppen esse ich. übrigens sind alle meine Suppen, Gersten=schleim, Reiß, Haberkernsuppen p: etwas Rindfleisch,meres u feines kalbfleisch, sonst würd mich die Winde ums Leb bringen. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881
_________________________________f___X 6 gerst à 6 X______„ – „36„ die schwarz Bandl____„ -1„ – „ die breit weisen_______„ – „26„ Schmale weise___________— „ — „12„ 2 bartwische______________„ – „16„ 2 Schuebürst____________„ – „10„ Für 13 Loth der Seidenspinerin___________„ – „32„ _______________________________ _______________________________3 f 12 Xr Am wahltag des Fürst war Leute genug im Theater, die Frauenzimer um in ihrem Aufbutze parade zu mach. Und da die Subscription für eine ganze Familie nur ein duggatt ist, und beÿ 50 Subscribiert hab; auch wen eine Familie nur 3 Person bringt, so sind es schon 150 Person. wie viele kom mit 5, 6 u mehr Person? – – Nur das Barisanische Hauß, wo der Vatter auch komt. h: Hofrath Hermes komt mit 6. v Kleinmaÿr u Steinhauser mit 4. &c: &c:
Die M:dme Schlaucka steht schon auf. Die h: Schwäger vom Hafner darff sich nicht zu sehr freu; sie sind keine NothErb, er kan testier, wie er will. Der alte Gilowsky hat vom Erzb: nichts zu fürcht, er weis wohl, daß d alte Man nichts dafür kan. An den Schwestern mags seiner Zeit ausgeh. Der h: Brud von Deissendorf war beÿm Wolfgangerl, – er erzehlte mir, daß unter and d h: Magister ihm gesagt hätte, er habe den Wolfg: einmahl gefragt, ob er den zu Hause weg sein Lügen u spizbiebereÿ nicht seÿe bestraft word? – – seine Antwort war: der Papa hat allzeit die Schuld auf die Menscher u die Mama gelegt, u sie ausgezankt. Vom Wolfg: Mozart hab noch kein Buchstab, ob ihm gleich nach Wien geschrieb habe. Vielleicht komt morg einer. Auf die Frage od das Fortepiano d Gredl schon fortgeschickt ist, must ich lach. das wäre artig! da unterdess schon ein anders für den jung Gr: Baumgart hi- nauf ist, das auch beÿ uns stand. und itzt wirkl: ein andes zu uns kom wird, das auch nach Münch gehört, u bereits fertig ist. In Lintz solltet ihr kein Fortepiano find? das wäre unglaublich. Der alte Gr: thun hatte eins vom Stein. das wird nach Böhm seÿn. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881 Briefe nach Lintz weis ich euch keine zu geb, als an den h: Bischof od allenfals auch an h: Roser, dem ich ein offenes Attestat gab, daß er als Kapellmeister der tauglichste wäre. Er schrieb mir auch ein Danksagungsschreib, wo er mir Nachricht gab, daß h: Bischof u Capitl alle Achtung für mein Zeugniß geäussert hätt, nur wäre noch dermahl keine Einrichtung getroff. kürzlich laß ich aber in den Zeitung daß die Domkirche in Lintz mit h: Roser als Capellmeister seÿe verseh word. Nun küsse euch von Herzen, grüsse die Kind u bin wie allzeit euer redlicher Vatter ____________________________________________\hfill Mozart mp Heinrich empfehlt sich. die Nandl u Tresel küss die Hände, ich grüsse die Lenerl. DOM=MUSICK=VEREINU.MOZARTEUM INTERNATIONALESTIFTUNG:„MOZARTEUM”1881