Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart
Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Salzburg
Austria
The Packard Humanities Institute
Los Altos
California, USA
Morgenstern
Anja
text encoding, text editing
Kelnreiter
Franz
technical supervisor, data modelling
Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
Wissenschaftliche Abteilung. Digitale Mozart-Edition
Ulrich Leisinger
Digitale Mozart-Edition
[https://dme.mozarteum.at]
2014-6
CC BY-NC-SA 4.0
https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=1669
Privatbesitz
last file update: Wed May 11 14:48:05 2022
WOLFGANG AMADÉ MOZART AN CONSTANZE MOZART IN WIEN
LEIPZIG, 16. MAI 1789
____________________________________________________________________________________\hfill Leiptzig den 16:t Maÿ
_________________Allerliebstes, bestes Herzensweibchen! – _____________________\hfill 1789 –
Wie? – noch in Leiptzig! – Mein lezter vom 8:t oder 9:ten sagte dir zwar daß
ich in der Nacht um 2 uhr schon wieder abreisen würde, allein, das viele bitten
meiner freunde bewog mich leiptzig | wegen des fehlers einer oder zweÿer Personen :| nicht zu
affrontiren, sondern dienstags den 12:ten eine Academie zu geben. – diese war von
Seiten des beÿfalls und der Ehre glänzend genug, desto mägerer aber die Ein=nahme betreffend; Duscheck welche Sich hier befindet sang darinn; – die Neumanschen
aus Dresden sind auch alle hier; – das vergnügen so lange wie möglich in gesellschaft
dieser lieben braven leute |: die sich dir alle bestens empfehlen :| zu seÿn, verzögerte
bisher noch meine abreise; – gestern wollte ich weg, konnte aber keine Pferde kriegen
– heute eben so; – denn alles will nun eben izt abreisen, und die anzahl
der Reisenden ist ausserordentlich gros; – Morgen aber früh 5 uhr geht es los; –
– Meine liebe! – Mir ist sehr leid, und halb und halb doch fast lieb, daß du
dich in den nemlichen falle befindest, in welchem ich mich befand; doch Nein! – ich
wünschte daß du dich in dieser lage nie befunden hättest, und hoffe Sicher
daß, da ich dieses schreibe, du gewis wenigstens einen von meinen briefen
in händen haben wirst, – wo das herkomen mag, das weis gott! –
ich habe deinen brief vom 13:t april, den 21:t in leipzig erhalten; – dann
ohne briefe 17 tage in Potsdam zugebracht; – den 8:t Maÿ erhielt ich
erst dein schreiben vom 24:t april, und sonst gar keines, ausgenomen
gestern eines vom 5:t May; – ich meinerseits schrieb dir den 22:t april
von Leipzig, den 28:t vom Potsdam, den 5:t May, wieder vom Potsdam,
den 9:t vom Leipzig, und nun den 16:t – das sonderbarste ist daß wir
uns eben zur nemlichen zeit in der nemlichen trauerigen lage befanden;
ich ängstigte mich vom 24:t april bis 8:t May, und nach deinem brief zu urtheilen
war eben dies auch die zeit deiner bekümernüss; – Nun hoffe ich aber wirst
du es schon überstanden haben, und überhaupt ist mein trost, daß wir bald
nicht mehr der briefe werden benöthiget seÿn, sondern uns bald mündlich Sprechen
und küssen, und an unser herzen werden drücken können. – ich schrieb dir in
meinem lezten daß du mir nicht mehr schreiben sollst; – es ist auch das sicherste;
Nun bitte ich dich aber mir auf diesen brief zu antworten, aber ihn
nach Prag an Duscheck zu adressiren; du must ein förmliches Couvert
darüber machen, und ihn darin ersuchen den brief bis auf meine Ankunft
dahin aufzubewahren; – ich werde wohl wenigstens 8 täge müssen
in Berlin zubringen; – auf diese art werde wohl vor 5:t oder
6:t Juny nicht in Wienn seÿn können; – also in 10 oder 12 tagen
nach empfang dieses briefes; – noch eines wegen ausbleibung der briefe;
ich habe auch am 28:t aprill an unsern lieben freund Puchberg geschrieben
– ich bitte dich mache ihm 1000 Empfehlungen, und danksagungen in
meinem Namen. – daß Schmidt krank war wusste ich gar nicht;
dies wird vermuthlich in dem briefe gestanden haben, den ich nicht er=halten habe. – Ich danke dir recht sehr für den bericht von der
Seidelmannschen
Oper; – freylich wäre es besser wenn er Maasmann hiesse; wenn du
ihn aber von Person kenntest, wie ich, so würdest du ihn wonicht bluzer=Mann doch wenigstens ZimentMann heissen; – lebe wohl, liebes
Weibchen, erfülle alle meine bitten so ich in meinen briefen an dich
that, denn liebe, wahre, ächte liebe war der bewegrund hiezu – und
liebe mich so wie ich dich liebe; – ich bin Ewig
____________________________________________________________\hfill dein einzig wahrer freund und
____________________________________________________________________________________\hfill getreuer gatte
__________________________________________________________________\hfill W: A: Mozart mp
___Anm.
Seidel oder Seitel, Seitl
Maaß,
Bluzer (Pluzer),
Zimment (Cement),
sind oesterreichsche Benennungen von Trinkmaaßen und Trinkgefäßen.