Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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2020-02 CC BY-NC-SA 4.0 https://dme.mozarteum.at/DME/briefe/letter.php?mid=670 Verbleib unbekannt (Vorlage: Abschrift um 1768 in D-B) last file update: Wed May 11 14:48:06 2022
LEOPOLD MOZART AN LORENZ HAGENAUER IN SALZBURG LYON, 16. AUGUST 1766
______________________38 _________________________________\hfill Lyon 16. Aôut 1766. _____Monsieur! _____Erschröcken sie nicht, daß ich ihnen aus Lyon schreibe: Beÿ dem Empfang dieses wissen wir, mit der Hilfe Gottes, schon lange wie Geneve und die genever=Sackuhren aussehen; denn in 2. oder 3. Tägen gehen wir von hier dahin ab. Wir sind von Paris nach DyonDijon in Burgund gegangen, wo wir 14. Täge waren. Es geschache solches wegen dem Prinzen von CondèCondé, der uns dahin engagiert wegen der Versammlung der Staaten von Bur=gund, welches alle 3. Jahre nur geschiehet. Ich wollte ihnen noch vor unserer Abreise aus Paris schreiben: allein es war um=möglich; wenn es vor einer Reise auf die letzte hingehet, dann giebt es all=zeit am meisten zu thun. Haben Sie die 2. Coffre, und den mit wax-durch überzogenen Verschlag, den ich den Ban=quiers Popelier und Eberts in Paris behän=diget, empfangen? ist es noch nicht in ihren Händen, so muß es bald anlangen, denn ich habe es den 9.t Julij um 5. Uhr abends übergeben, und gegen 8. Uhr haben wir mit 6. Postpferd Paris verlassen. Ich habe nicht unterlassen ihre und der ihrigen Gesundheit aus einem – – – nein, aus mehr Gläsern Burgunder zu drincken; denn sie wissen, daß ich ein grimmiger Sauffer bin. Ô wie oft wünschte ich den=ienigen Wein, den man uns zum über=fluße antrug, nach Salzburg in den Kel=ler eines guten Freundes wünschen zu kön=nen. Auf das wenigste habe ich nun den Brunnen selbst in Augenschein ge=nommen, woraus man den guten Bur=gunder Wein schöpfet, und kommt uns ein Lust an einen zu drincken, so kostet es nichts, als einen kleinen Brief, so ist er da! Ich hätte fast lust ein Vässel so 240. Bou=tellien hält zu bestellen. Und wenn sie Lyoner-waaren wollen; so weis ich nun auch, wo man sich hinwenden muß; ich habe mir diese 3. Wochen Bekannt=schaft und Freunde genug gemacht. Mei=ner Frau, meiner Tochter und dem Meister Wolfgang habenhabe neue Kleider hier machen lassen, und auf mich habe ich auch nicht vergessen: die Seiden waaren sind zwar dermahl etwas theuer; allein man muß doch nicht umsonst in Lyon gewesen seÿn. In geneve werden wir wohl 14. Täge wenigst bleiben, dann gehen wir über LusaneLausane und Bern durch die Schweitz hinaus. Ob wir aber rechter Hand über ZürckZürch, oder lincker=hand über Basel hinausgehen, weis ich nicht. Von da gehen wir geraden weg über Ulm nach DischingenTischingen zu S:r Durchleucht Fürst Taxis, so, wie wir es mit Mr: Becke, den wir in Paris ange=troffen, abgeredet, und der auch da seÿn wird. Dann hoffe S:e Durchleucht den Bischoff von Augsburg, oder in Dillingen oder in Augsburg anzutreffen, und nach einem kleinen Compliment, so wir S:r Durchleucht dem Churfürsten in Baÿrn und Herzog Clemens machen werden, der Frau Hagenauerin zu ihrem Nah=mens Tage Glück zu wünschen. Aber alles mit der Hilfe Gottes! – – Nun wissen sie; wenn wir beÿläufftig ein=treffen wollen. Denn was hätte es auch genützet, wenn wir um ein Monat, od auch 2. eher zu kommen von Paris nach Strassburg geloffen, und unser Geld ver=zehret hätten, ohne was einzunehmen, und dan wären wir doch zu einer Zeit in Salzburg eingetroffen, wo seine Hochfürstl: Gnaden gemeiniglich Salzburg zu ver=lassen, und einige Reisen zu machen pflegen._________________________________Man Man hat uns sehr zugesetzt uns zu be=reden, ietzt nach den französischen See= Häfen Marseille, Bourdeaux &c, zu reisen; und halten sie es etwa nicht für einen Heldenmüthigen und gross=müthigen Entschluß sich zu überwünden, den Weeg nach Turin, der uns vor der Nase liegt, vorbeÿ zu gehen? hätte uns nicht die natürliche Laage, unsere Umstände, der allgemeine Zuruff aller Menschen, und unser eigenes interesse, und ReisBegierde verführen sollen, ge=rade der Nasen nach, nach Italien zu gehen, und im frühe Jahre nach gesehe=ner Festivitet der Ascensa in Venedig durch das Tyroll nach hause zu kehren? ist nicht ietzt noch die Zeit, wo die Ju=gend der Kinder alles in Verwunderung setzet? Allein der Entschluss ist nun schon gefasst, ich habe versprochen nach Hause zu gehen, und ich werde auch mein Ver=prechen halten. Ich bitte sie, lassen sie mir einen Gläserkasten machen, so, daß er dort Platz hat, wo sonst der grosse Lehnsessl, neben dem Ofen stehet. Er darf folglich nicht gar gross seÿn. Übrigens wird er etwa wie der ihrige. Ferner bitte an das kleine Comot Kästl gute Schlösser ma=chen zu lassen, denn es ist kein Schloss daran. Wollen sie mir auf gegen=wärtiges antworten, so bitte es nur nach geneve zu addressiren, wie folgt: à Mr: Mozart chez Mr Huber à Geneve. Meine Frau ersuchet sie nebst ihrer empfehlung sie möchten ein Bettstatt machen lassen, so, wie dasie=nige ist, welches in Cabinet stehet. al=lein es darf nur ganz weis bleiben, weil es für mein Mädl gehöret, und wir alsdann erst Vorhäng oder Ver=kleidung werden, darüber machen las=sen. Wenn es nur ausgedrocknet gut Holz ist. Oder es mag auch braun an=gestrichen seÿn; Es ist eins. Wir empfehlen uns ihnen, ihrem ganzem Hause, und allen unserm guten Freun=den. ich muß schlüssen die Post gehet ab. ich bin immer der alte. Ich weis daß sie damit Verlieb neh=men, daß wir an dero NahmensFest ihnen in Gedancken gratulirt haben. Es bleibt beÿ dem alten.