Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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LEOPOLD MOZART AN LORENZ HAGENAUER IN SALZBURG MÜNCHEN, 22. NOVEMBER 1766
[... (Schluss der Abschrift des Briefes vom 10. November 1766)] _________________41___\hfill München den 22. Novb: ______________________________________________\hfill 1766. Nun bin ich selbst ungedultig. Bis ietzt war der Wolfgangerl unbässlich, nun ist er gestern das erste mahl aus=gegangen, und heute hat der Churfürst Musick, wo wir uns einfinden müssen. Die Ungedult, von der ich Meldung mache, rühret von dem recht beschwerlichen Ge=brauch her, den man am hiesigen Hofe hat, die Leute hipsch lange aufzuhal=ten. Ich kann sie versicheren, daß ich mich beÿ S:r Durchleucht gar nicht hätte sehen lassen, wenn ich es mit Wohlan=ständigkeit hätte thun können. Allein; da seiner durchleucht beÿ unserer vori=gen durchreise uns mit ausdrücklichen worten gemeldet, daß wir ihn beÿ un=serer Rückreise besuchen sollen; da über das meine Kinder in einem gros=sen theil Europens so viel aufsehen ge=macht; wie wollen sie, daß wir S:r durchleucht hätten vorbeÿgehen sollen? Mein Entschluss ist nun allezeit der näm=liche; kommenden Montag oder läng=stens Diensttage hier abzureisen, den er=sten Tag bis nach Altenötting, und den zweÿten nur bis nach Laufen zu gehen. Sollte ich aber gezwungen seÿn noch etwas mehrers zu verweilen, so wird es ja |: wenn Gott will :| über ein paar täge nicht aus=tragen. den kommenden Erchtage den 25.t werden sie den letzten Brief von mir erhalten, der ihnen das gewisse mel=den wird, und daraus sie hoffentlich se=hen werden, daß wir schon beÿ dem Em=pfang desselben auf der Reise sind; wenigst wünsche ich es mit eben so viel ______________________________________Ungedult Ungedult, als sie selbst. _____Sie schreiben mir also für diesmal nicht mehr. – – ich hofe, mit der Hilfe Gottes, daß dieß mein vorletzter und künftiger mein dermal letzter Brief seÿn soll. Wer Vernunft hat wird nie=mahls glauben, daß ich irgendwo pour passer le tems sitzen bleibe, und mit einer ganzen Familie aus spaß mein geld verzehre. _____Wir empfehlen uns ihnen und ihren samentlich angehörigen, meinen und un=sern gemeinschaftlichen Freunden, und bin der alte. _____Das übrige, was sie mir gemeldtet ist alles wohl gethann: nur bitte sie dahin zu sorgen, daß entzwischen mein Flügl gestimmt, und wenn eine oder andere Seite gesprungen, daß solche in der näm=lichen Dicke NB: aufgezogen, und das abgebrochene Theil mir zur Einsicht aufbehalten wird. Ich schmeichle mir, daß herr Adlgasser oder Herr Spitzeder mir die Gefähligkeit erweisen werden, dafür Sorge zu haben. Übrigens soll nichts geändert, und sonderlich von den taugenten oder von dem Dockerl we=der was abgeschnitten, noch zugesetzt, son=dern alles in Statu quo gelassen wer=den. Der P: Jesuit, so in mei=nem Zimmer war, und auf dem Flügl spillen wollte, empfehlet sich ihnen. \newpage _____für Sie alleine! Warum ich dem Egedacher allein nicht traue, und bitte, daß h: Adlgasser oder h: Schitzeder dabeÿ bleiben möchte, wen der flügl in ordnung gebracht wird, habe grundliche Ursach, und ich habe eine abscheuliche Niederträchtigkeit von denselben auf der Reise ent=deket, darüber sie sich gewis verwundern werd. übrigens kann ich Ihnen nicht bergen, daß, je näher ich Salzburg kome, je mehr komen mir schon kindische Schwäzereÿen zu Ohren. mit welchen ich wünschte verschonet zu bleiben. ich war einige Jahre | gott lob | von solchen possen ruhig und Freÿ, und will es noch fernes seÿn. Sonderlich wird von unsern Empfang an hofe sehr wunderlich gesproch. Ich versichre Sie, daß dieß mir gar fremde komen, und von einer wunderlichen Wirkung seÿn würde, die mancher nicht vermuthen würde, denn nach grossen Ehren sind Grobheit absolute nicht zu verkoch. [... (Teilabschrift des Briefes vom 10. November 1766)]