Digitale Edition der Briefe und Dokument der Familie Mozart Digital Edition of Letters and Documents from the Mozart Family Internationale Stiftung Mozarteum Salzburg
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WOLFGANG AMADÉ MOZART AN CONSTANZE MOZART IN BADEN BEI WIEN WIEN, 12. JUNI 1791
_______________Liebstes, bestes Weibchen! ______Warum habe ich denn gestern Abends keinen Brief bekommen? damit ich länger des Baades wegen in Aengsten leben muß? – dieses und noch etwas verdarb mir den ganzen gestrigen Tag; – ich war Vormittag bei N. N. und er versprach mir Parole d'honneur zwischen 12 und 1 Uhr zu mir zu kommen, um alles in Ordnung zu bringen. Ich konnte also deßwegen nicht bey Puchberg speisen, sondern mußte warten, – ich wartete – es schlug halb 3 Uhr, – er kam nicht, ich schrieb also ein Billet und schickte das Mensch zu seinem Vater, – ich gieng unterdessen zur ungarischen Krone, weil es überall zu spät war – sogar da mußte ich alleine essen, weil die Gäste alle schon fort waren – in den Aengsten, die ich Deinetwegen hatte und dem Unwillen des N. N. wegen, kannst Du Dir mein Mittagessen vorstellen, – hätte ich doch nur eine Seele gehabt zu einem kleinen Trost. – Für mich ist es gar nicht gut alleine zu seyn, wenn ich etwas im Kopf habe, – um halb 4 Uhr war ich schon wieder zu Hause – das Mensch war noch nicht zurück – ich wartete – wartete – um halb 7 Uhr kam sie mit einem Billet. – Warten ist gewiß allezeit unangenehm – aber noch viel unangenehmer wenn die Folge davon der Erwartung nicht entspricht – ich las lauter Entschuldigungen, daß er noch nichts bestimmtes hätte erfahren können, und lauter Betheuerungen, daß er mich gewiß nicht vergessen und ganz gewiß Wort halten würde, – ich gieng dann um mich aufzuheitern zum Kasperl in die neue Oper der Fagottist, die so viel Lärm macht – aber gar nichts daran ist. – Im Vorbeigehen sah ich nach ob nicht Löbel im Kaffeehause sey – aber auch nicht. – Zu Nacht esse ich (um nur nicht alleine zu seyn) wieder bey der Krone, – da hatte ich doch wenigstens Gelegenheit zu reden – gieng dann gleich zu Bette – um 5 Uhr früh war ich wieder auf – zog mich gleich an – gieng zu Montecuculi – diesen traf ich – dann zu N. N. der war aber schon ausgeflogen – mir ist nur leid daß ich unverrichteter Sache wegen Dir nicht heute früh schreiben konnte – ich hätte Dir gerne geschrieben! – ______Nun gehe ich hinaus zu den Rehbergischen, zur großen Freundschaftstafel hätte ich es nicht so feyerlich versprochen und wäre es nicht so äußerst unhöflich auszubleiben, so würde ich auch da nicht hinausgehen – doch was würde es mir auch nützen? – nun fahre ich auf Morgen weg von hier und zu Dir hinaus! – wenn nur meine Sachen in Ordnung wären! – wer wird nun anstatt meiner den N. N. stupfen? – wird er nicht gestupft, so wird er kalt – ich war nun alle Morgen bey ihm sonst würde er nicht einmal das gethan haben, – ich bitte Dich gehe heute nicht auf die Casino wenn auch die Schwingenschu hinaus kommen sollte. – Spare es bis ich bey Dir bin. – Wenn ich nur\newpage schon Nachricht von Dir hätte! – nun ist es halb 11 Uhr und um 12 Uhr wird schon gespeist! – nun schlägt es 11 Uhr! – nun kann ich nicht mehr warten! – Adieu liebes Weibchen, liebe mich wie ich Dich, ich küsse Dich 2000mal in Gedanken. ______Sonntag______________________________________________________________________________________\hfill Ewig Dein _____________________________________________________________________________________________________________________________\hfill Mozart.